Albanien
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Ferne Nachbarn: Albanien FERNE NACHBARN: ALBANIEN Inhalt Die Österreichische Ostzusammenarbeit (OOZA) ......................................... 3 Allgemeine Informationen zum Land.............................................................. 4 Wirtschaftliche Daten...................................................................................... 5 Geschichte Albaniens .................................................................................... 7 Infos zu OEZA Projekten in Albanien.............................................................. 10 Didaktische Tipps ........................................................................................... 11 Weiterführende Links, Organisationen, Medien von BAOBAB....................... 13 Ferne Nachbarn: Albanien Die österreichische Ostzusammenarbeit (OOZA) Die ORF/3sat Dokumentarreihe „Ferne Nachbarn“ Die Dokumentationsreihe „Ferne Nachbarn“ wurde von ORF/3sat in Kooperation mit der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit (OEZA) produziert. Sie beinhaltet Dokumentationen über die Schwerpunkt- und Kooperationsländer der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit. Neben geschichtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten werden ausgewählte Projekte der Österreichischen Entwicklungs- bzw. Ostzusammenarbeit im jeweiligen Land vorgestellt. Österreich hat auf Grund seiner geopolitischen Lage ein großes Interesse an Stabilität und einer raschen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung der Mittel- und Osteuropäischen Länder/ MOEL (1) und der Neuen Unabhängigen Staaten/ NUS (2) sowie an deren Integration in die Weltwirtschaft. Voraussetzung dafür ist ein erfolgreicher Transformationsprozess, der – ungeachtet der bereits erzielten Reformerfolge – in vielen Ländern länger als ursprünglich angenommen dauern wird und der die finanzielle Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und damit auch Österreichs erfordert. Die Ostzusammenarbeit ist den Zielen der österreichischen Entwicklungspolitik verpflichtet: Armutsbekämpfung, Sicherung des Friedens und der menschlichen Sicherheit und Erhaltung der Umwelt und der natürlichen Ressourcen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Förderung der nachhaltigen, sozial ausgewogenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in den Partnerländern. In Südosteuropa agiert die Ostzusammenarbeit stets im Kontext der europäischen Integration und unterstützt die erklärte Zielsetzung aller Regierungen und der Bevölkerung dieser Region, den Transformationsprozess mit der vollen Integration in die EU-Strukturen abzuschließen. Die Prinzipien der österreichischen Entwicklungspolitik – Partnerschaft und Eigenverantwortung, Integration in das soziale Umfeld, Gleichstellung von Frauen und Männern und Rücksicht auf Bedürfnisse von Kindern und Menschen mit Behinderung – leiten die Tätigkeit der Ostzusammenarbeit. Der Schwerpunkt der Österreichischen Ostzusammenarbeit liegt in Südosteuropa. In den vergangenen Jahren flossen im Durchschnitt mehr als 90 % der Fördermittel in diese Region. Die Herausforderung in Südosteuropa besteht darin, die Länder bei ihren Bemühungen um EU-Integration, Transformation und langfristigen Frieden zu unterstützen. In inhaltlicher Hinsicht wird dem Bereich Wirtschaft und Beschäftigung zusätzlich zu den Bereichen Bildung und Umwelt, Wasser und Energie in den Jahren 2004– 2006 verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet werden. 3 FERNE NACHBARN: ALBANIEN Allgemeine Informationen zum Land 1 Ländername: Republik Albanien Fläche: 28.748 km2 Bevölkerung: 3.087.159 EinwohnerInnen Hauptstadt: Tirana (geschätzt 523.150 Ew.) Landessprache: Albanisch (Shqip) Religionen/Kirchen: Religionsverbot Ende 1990 aufgehoben. Bis zu 70 % der Bevölkerung sind Moslems; 20 % griechisch-orthodox; 10 % katholisch Nationalfeiertag: 28. und 29. November (Proklamation der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich 1912; Ende italienisch-deutscher Besetzung 1944) Unabhängigkeit: 28.11.1912 ausgerufen, am 29.07.1913 von den europäischen Mächten anerkannt Regierungsform: Parlamentarische Republik Parlament: Versammlung der Republik, eine Kammer, 140 Sitze Regierungsparteien: Sozialistische Partei (SP) in Koalition mit der Sozialdemokratischen Partei (SDP), Demokratischen Allianz (DA), Agrarpartei, Partei zum Schutz der Menschenrechte (PBDNJ) sowie der Partei der sozialen Demokratie Oppositionsparteien: Parteienbündnis „Union für den Sieg“ und Neue Demokratische Partei (NDP) Gewerkschaften: Die kommunistische Einheitsgewerkschaft ist in der SP-nahen „Konföderation der Gewerkschaften Albaniens“ (KSSH) aufgegangen. Die „Union unabhängiger Gewerkschaften Albaniens“ (BSPSH) steht der DP nahe Verwaltungsstruktur: Albanien ist in 12 Präfekturen, 36 Bezirke, 74 Städte und 310 Gemeinden aufgegliedert. Die Bürgermeister sowie die Gemeindeund Bezirksräte werden direkt gewählt; die Präfekten vom Ministerrat ernannt. Mitgliedschaft in int. Org.: Vereinte Nationen und Sonderorganisationen sowie OSZE, IWF, Weltbank, WTO, EBRD, NATO-„Partnerschaft für den Frieden“, EAPC, Schwarzmeer-Kooperationsrat. Die Mitgliedschaft (seit November 1992) in der Islamischen Konferenz (OIC) wird nicht aktiv wahrgenommen. Seit 10.07.95 Mitglied des Europarats Wichtigste Medien: Öffentlich-rechtliche TV und Rundfunkanstalt: Radiotelevizioni Shqiptar-RTVSH Staatliche Nachrichtenagentur ATA Lokale und landesweite private TV- und Rundfunksender: TOP CHANNEL; TVA; KLAN; VIZION, CLUB FM, TOP Größte unabhängige Tageszeitung „Shekulli“, daneben „Korrieri“, „Koha Jone“, „Gazeta Shqiptare“ Albanien liegt am westlichen Rand der Balkanhalbinsel zwischen Jugoslawien (Montenegro und Kosovo) im Norden, Mazedonien im Osten, Griechenland (Korfu) im Süden. Das Klima ist an der Adriaküste mediterran und im östlichen Gebirge kontinental, besonders im Winter hohe Niederschläge (ca. 1.300 mm) WWW.NATIONALGEOGRAPHIC.COM 1) Stand: März 2004 4 FERNE NACHBARN: ALBANIEN Wirtschaftliche Daten Bruttosozialprodukt: 4,7 Mrd. USD (IWF 2002) BSP pro Kopf: 1.514 USD (IWF 2002) Pro-Kopf-Einkommen (2003): 1.942 USD Wirtschaftswachstum (2003): 6 % (beruht jedoch zum großen Teil auf Überweisungen der internationalen Geber und der Auslandsalbaner sowie auf Bautätigkeit zwecks Geldwäsche aus illegalen Einkommen) Inflationsrate (2003): 2,4 % (2002: 5,3 %) Haushaltsdefizit (2003): 5,6 % des BIP In den 13 Jahren seit dem Zusammenbruch des staatlichen Zentralismus in Albanien 1991 konnten deutliche Fortschritte beim Aufbau marktwirtschaftlicher Strukturen erreicht werden. Unterstützt durch ein 1992 zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (WB) eingeleitetes Reformprogramm wurden die Preise liberalisiert, Kleinbetriebe in allen Sektoren privatisiert und die Währung (Lek) konvertibel gemacht. Das BIP-Wachstum verzeichnete beachtliche Zuwachsraten; die Währung blieb stabil. Die EU hat Ende Jänner 2003 Verhandlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit Albanien aufgenommen. Die Privatisierung der ehemaligen Staatsbetriebe ist weitgehend abgeschlossen. Die Sparkasse „Savings Bank of Albania“ wurde Ende 2003 an die österreichische Raiffeisenbank für 126 Mio. USD verkauft. Der Festnetzanbieter AlbTelekom hat 2004 eine Lizenz als Mobilfunkanbieter erhalten. 2005 soll der Telekommunikationssektor liberalisiert werden, damit würde das Festnetzmonopol der AlbTelekom aufgelöst werden. 40 % der Anteile der staatlichen Versicherungsgesellschaft INSIG wurden zur Vorbereitung auf die Privatisierung an EBWE und IFC übertragen, die restlichen 60 % sollen in ein bis zwei Jahren durch internationale Ausschreibungen angeboten werden. Das Investitionsklima im Lande ist schwierig: Eine schwache Verwaltung und Justiz sind oft nicht fähig und gelegentlich nicht willens, die – häufig wechselnden – Rechtsvorschriften anzuwenden. Im Konfliktfall ist Rechtsschutz durch die Justiz kaum zu erreichen. Die Landwirtschaft hat mit 24,7 % nach wie vor einen bedeutenden Anteil am BIP, den Löwenanteil hält der Dienstleistungssektor mit 46 %, gefolgt von der Bauwirtschaft mit 9,1 %; in der Industrie wurden 10,2 % erwirtschaftet, im Transportsektor 10,0 %. 80 % des BIP stammen aus dem Privatsektor. Die zahlreichen Infrastrukturprojekte machten in den vergangenen Jahren Fortschritte. Der Ausbau der Fernstraßen hat die Fahrtzeiten im Lande inzwi- schen beträchtlich reduziert. Die anhaltende Energiekrise verschärft die Wettbewerbsbedingungen erheblich. Da die Wasserversorgung mangelhaft ist, stellt die Erneuerung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung eine Priorität der Arbeit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und anderer internationaler Geber dar. Industrie und Bergbau funktionieren nur noch auf sehr bescheidenem Niveau. Von den Investitionen in das chinesische Stahlwerk in Elbasan, die Chemiefabrik in Lac, die Ölförderung bei Ballsh sowie die Chromförderung in Elbasan und Bulqiza sind nur noch Industrieruinen übrig geblieben. Der Privatsektor beschäftigt 80 % der Erwerbstätigen, davon, mit abnehmender Tendenz, 70 % in der Landwirtschaft. Arbeitsplätze (meist ungelernter Arbeitskräfte) entstehen im Bau- und Transportwesen. Mindestanforderungen an Arbeitssicherheit werden – insbesondere im Baugewerbe – nicht eingehalten. Die Löhne sind in Albanien niedrig. Der Mindestmonatslohn betrug 96 USD im Jahr 2003, der Durchschnittslohn im öffentlichen Sektor wurde von 170 USD (2002) auf 200 USD angehoben. Die Investitionsquote betrug im Jahr 2003 in Albanien 18 %, wobei 5 % auf öffentliche und 13 % auf private Investitionen entfielen. Mehr als die Hälfte der öffentlichen Investitionen kam aus dem Ausland. Ausländische Direktinvestitionen betrugen 2003 lediglich 178 Mio. USD. Nach wie vor sind ausländische Geber – Weltbank, EU, Italien und Deutschland (KfW) – die größten Investoren im Lande. Die Krankenhäuser und Gesundheitszentren des Landes werden von der Weltbank in Kooperation mit der WHO, der EU, Italien und einer Reihe von Nichtregierungsorganisationen (NRO) rehabilitiert. Albanien wurde 1988 von dem zur OECD gehörenden DAC (Development Assistance Committee) als Entwicklungsland anerkannt, seit 1991 gehört Albanien dem IWF, Weltbank und EBRD an und wurde im September 2000 in die WTO aufgenommen. Das Land ist Mitglied der Schwarzmeerkooperation. Mit der EU besteht seit dem 26. Oktober 1992 ein Handels- und Kooperationsabkommen, Verhandlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen wurden am 31.01.2003 aufgenommen. Über die Schaffung bilateraler regionaler Freihandelszonen wird mit Unterstützung des Stabilitätspaktes verhandelt; die Abkommen mit der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (FYRoM), Moldavien, Rumänien und Kroatien sind bereits in Kraft. 5 FERNE NACHBARN: ALBANIEN Soziale Situation Albanien ist eines der ärmsten Länder Europas; der Lebensstandard der Bevölkerung ist niedrig. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebte 1999 unter dem Existenzminimum. Die Regierung gewährt allen Arbeitnehmenden und ihren Familien Renten, freie medizinische Versorgung, Arbeitslosenhilfe, bezahlten Urlaub und weitere Sozialleistungen. Die medizinische Versorgung ist in manchen Gebieten unzureichend. Es wurden Maßnahmen getroffen, die den Mangel an medizinischen Fachkräften und Einrichtungen beheben sollen. In der Hauptstadt Tirana verbringen viele arbeitslose Männer ihre Zeit damit, ein paar Lek2 als Geldwechsler zu verdienen. Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 20 % Prozent, Experten schätzen die tatsächliche Zahl auf das Doppelte. Das von den Kommunisten und ihrem Führer Enver Hoxha vom Rest der Welt total isolierte Volk musste auf seinem Weg in den Westen schwere Rückschläge hinnehmen. 1997 verloren Hunderttausende in dubiosen Anlegerfirmen einen Großteil ihrer Ersparnisse. Es kam zu schweren Unruhen und politischen Krisen. Ein weiteres soziales Problem stellt die Kinderarbeit dar. Für italienische Schuhfabriken werden Kinder in Albanien zu Hungerlöhnen eingesetzt. So bekommt ein neunjähriges Kind für das Annähen einer Schuhsohle knapp 6 Eurocents ausbezahlt. Max. 7 Paar kann es pro Tag annähen, der Lohn dafür reicht etwa für 1 1/2 Liter Milch. Verkauft werden die Mokassins von der süditalienischen Firma Filanto aus Lecce pro Paar um einen durchschnittlichen Verkaufspreis von € 70,–. Etwa 12 Mio. Paar werden pro Jahr weltweit verkauft. Albanien hat großen Reformbedarf, wie z. B. die vollständige Herstellung der Rechtsstaatlichkeit, die Bekämpfung der Korruption und der organisierten Kriminalität, die Stärkung der staatlichen Verwaltungsstrukturen sowie zahlreiche Reformen im wirtschaftlichen Bereich. Im Bereich der Bekämpfung der organisierten Kriminalität konnte Albanien jedoch bereits beachtliche Erfolge verbuchen. Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus hat sich Albanien stark verändert. Die einsetzende Landflucht ließ die Städte explosionsartig wachsen. Die meisten dieser BewohnerInnen aus ländlichen Gebieten lassen sich in kaum entwickelten Stadtrand-Gebieten nieder. Das Geld für die Errichtung illegaler Häuser kommt meist von Familienangehörigen aus dem Ausland. 2 Währung Albaniens 6 FERNE NACHBARN: ALBANIEN Geschichtlicher Überblick Altertum: Im 1. Jahrtausend vor Christus war Albanien vom illyrischen Volk besiedelt. Ab 627 v.Chr. gab es griechische Stadtgründungen, ab 30 v.Chr. römische Kolonien, später war es eine bedeutende römische Provinz. Mittelalter: Albanien wurde Teil des Oströmischen Reichs: im Jahr 1078 erstmalige Erwähnung des Namens Albanien, 1085 von Normannen erobert, um 1345 ist Albanien für mehrere Jahre unter serbischen Herrschaft. Türkenzeit: beginnt mit der Schlacht von Savra am 18. September 1385. Ab 1501 wird ganz Albanien osmanisch. Viele Albaner flüchten nach Italien (Arbereschen), während andere zum Islam übertreten. Im Jahre 1912 bricht der 1. Balkankrieg gegen die Türkei aus. Unabhängigkeit: am 28. November 1912 in Vlora. Am 31. Juli 1913 folgt der Beschluss der Londoner Botschaftskonferenz, Albanien zu einem unabhängigen Fürstentum zu machen mit der Folge einer „willkürlichen“ Festlegung der Grenzen Albaniens, womit rund ein Drittel der Albaner unter fremde Herrschaft fallen. Am17. Dezember 1920 wird Albanien in den Völkerbund aufgenommen. Zwischenkriegszeit: Albanien erlebt verschiedene Regierungen, Umstürze, Einmärsche fremder Truppen bis schließlich am 31. Jänner 1925 Ahmed Zogu Staatspräsident wird. Am 1. September 1928 wird Zogu König der Albaner. Am 7. April 1939 besetzt Italien Albanien praktisch widerstandslos. Zogu flüchtet mit Frau und Sohn Leka. Am 12. April 1939 beginnt die Personalunion mit Italien, König Viktor Emanuel III. wird König Albaniens. Zweiter Weltkrieg: Die Italiener schaffen ein Groß-Albanien mit Kosova und anderen Regionen. 1942 wird die Nationale Befreiungsfront gegründet. Nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 besetzen die Deutschen Albanien. Im Herbst 1944 ziehen sich die deutschen Truppen vom Balkan zurück und verlassen 1944 das Land. Am 28. November 1944 findet der Einzug der Regierung unter Enver Hoxha in Tirana statt. Sozialistische Zeit: beginnt am 2. Dezember 1945 mit Wahlen. Am 11. Jänner 1946 wird die Volksrepublik ausgerufen. Am 29. Juni 1948 bricht Albanien mit Jugoslawien unter Tito. 1955 folgt die Aufnahme Albaniens in die UNO und den Warschauer Pakt, aus dem es 1968 wieder austritt. 1961 bricht die UdSSR mit Albanien, das sich zuvor China „angeschlossen“ hatte. 1967 wird Albanien zum ersten deklarierten atheistischen Staat der Welt. Nach starken wirtschaftlichen Krisen und ersten Protesten kam es 1990 zu ersten Reformen wie z. B. die Wiederherstellung der Religionsfreiheit oder die Zulassung von wenigen Nutztieren für Bauern. Am 2. Juli 1990 fliehen Demonstrierende in die Botschaften westlicher Länder, in Tirana kommt es im Dezember zu StudentInnenunruhen. Am 31. März 1991 gibt es erste freie Wahlen. Die kommunistische Partei siegt gegen die schlecht organisierte demokratische Opposition. Ramiz Alia wird zum Präsidenten gewählt. Es kommt im Sommer zu weiterer Massenflucht mit Schiffen nach Italien. Krisen, Demonstrationen und Hunger sind die Folgen. 7 FERNE NACHBARN: ALBANIEN Aktuelle politische Lage Die Neuwahlen am 22. März 1992 enden mit einem Sieg der Demokratischen Partei. Sali Berisha wird am 9. April Staatspräsident. Es folgt die Transformation zur Marktwirtschaft. 1995/96 kommt es zu einem scheinbaren wirtschaftlichen Aufschwung, die Zahlen täuschen aber. Ende 1996 gehen Firmen, denen die albanische Bevölkerung gegen hohe Zinsversprechen Geld geliehen haben, bankrott. Die Regierung wird 1997 beschuldigt, von den Pyramidenfirmen profitiert und sich begünstigt zu haben, nachdem klar geworden ist, dass beinahe alle Anlagen verloren sind. Proteste, Streiks und Demonstrationen, die von der Regierung gewaltsam unterdrückt werden, folgen. Im März 1997 verliert die Polizei die Kontrolle, das Parlament verhängt den Ausnahmezustand. Berisha lässt sich erneut zum Präsidenten wählen. Die Situation eskaliert zunehmend bis 1997 in ganz Albanien Anarchie vorherrscht. Es gibt keinen eigentlichen Staat mehr. In der Folge evakuieren Amerikaner, Italiener und Deutsche mit Hubschraubern und Schiffen. Immer mehr Albaner flüchten. 1997 kommt es zu vorgezogene Neuwahlen, bei der die Sozialistische Partei gewinnt. Im Frühling 1999 strömen vertriebene kosovarische Flüchtlinge aus Serbien nach Albanien. Die relative, allerdings noch nicht sehr gefestigte politische Stabilität und der im Frühjahr 2002 wiederaufgenommene Dialog zwischen den Parteien ermöglicht die reibungslose Wahl eines neuen Präsidenten (Alfred Moisiu). Die regierende sozialistische Partei (PS) muss sich hauptsächlich mit parteiinternen Problemen beschäftigen und kann die Reformen nicht mit dem notwendigen Druck vorantreiben. Die Verbindungen der organisierten Kriminalität zu höchsten Regierungsstellen wird von der EU, die aufgrund der mangelnden Reformen ein für 2004 vorgesehenes Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen (SAA) noch nicht abgeschlossen hat, heftig kritisiert und auch in den albanischen Medien aufgezeigt. Die notwendige Bewusstseinsbildung und Verantwortung bei den politischen „Würdeträgern“ ist bis heute sehr schwach ausgeprägt. Dies hat vor allem mit der parteipolitischen Besetzung von Staatsämtern auf allen Ebenen und der unzulänglichen strafrechtlichen Verfolgung dieser Taten durch die zuständigen Behörden zu tun. Nicht an den dafür notwendigen Gesetzen mangelt es, sondern einzig an der konsequenten Umsetzung. Auch sind die Möglichkeiten der Verfassung (1998), insbesondere der parlamentarischen Untersuchungsausschüsse, noch zu wenig ausgeschöpft, was zu einem Vertrauensverlust in der Bevölkerung führt. 8 Als Gegenbewegung dazu bilden sich immer mehr Nicht-Regierungs-Organisationen (NRO), die auch zur Ausbildung einer albanischen Zivilgesellschaft aktiv beitragen und mittlerweile in einigen Bereichen der Politik und Verwaltung (z. B. Bekämpfung der Korruption und des Amtsmissbrauchs, der organisierten Kriminalität, der Armut und der Umweltverschmutzung) Mitspracherecht haben. Alle politischen und wirtschaftlichen Kräfte in Europa sind sich bewusst, dass Albanien nicht nur wirtschaftlich, sondern auch durch politische Zeichen und konkrete Angebote geholfen werden muss. Auf dem Gipfel von Thessaloniki im Juni 2003 bieten daher die Staatsund Regierungschefs der EU u. a. auch Albanien die Perspektive einer EU-Mitgliedschaft an. Allerdings kommen auch im Jahr 2004 die Reformen in Albanien nur begrenzt voran. Bevölkerung Albanien ist ethnisch eines der homogensten Länder der Welt, die Bevölkerung besteht zu rund 98 % aus AlbanerInnen, die Nachfahren der Illyrer sind. Die Illyrer, ein indogermanisches Volk, besiedelten dieses Gebiet im Altertum. Zu den zahlenmäßig stärksten Minderheiten zählen Griechen, Makedonier, Roma, Serben und Bulgaren. FERNE NACHBARN: ALBANIEN Die Albaner gliedern sich in zwei Hauptgruppen: die Gegen und die Tosken. Die ungefähre Grenze zwischen den Verbreitungsgebieten beider Gruppen bildet der Shkumbin, ein Fluss, der das zentrale Albanien von Ost nach West durchquert; die Gegen bewohnen vor allem das Gebiet nördlich, die Tosken überwiegend das Gebiet südlich des Flusses. Die Volksgruppen unterscheiden sich geringfügig in ihren Dialekten und Sitten. Die Gesamtbevölkerung Albaniens beträgt etwa 3,54 Millionen (2004). Einige hunderttausend AlbanerInnen leben in Griechenland, etwa 500.000 in der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien und fast zwei Millionen in anderen Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawien, vor allem in Serbien (Kosovo) und Montenegro. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte die albanische Bevölkerung überwiegend in ländlichen Gegenden. Ab den fünfziger Jahren vollzog sich ein rascher Urbanisierungsprozess. Ungefähr 44 % der Bevölkerung leben mittlerweile in Städten (2002). Die mittlere Lebenserwartung liegt für Frauen bei 80 Jahren, für Männer bei 74,4 Jahren (2004). Position der Frauen Die Lebensbedingungen der Frauen in Albanien sind sehr hart. Besonders im Norden bestehen frauenfeindliche Clan-Gesetze und diskriminierende Haltungen gegenüber Frauen – oft werden Frauen wie Hunde behandelt, Zwangsheirat, Verkauf an Männer durch ihre eigenen Brüder oder sogar Ehemänner. Auf Grund der schlechten wirtschaftlichen und sozialen Lage der Frauen werden sie leicht Opfer von Menschenhandel. Dass der Handel mit Frauen fast ungehindert funktioniert, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Menschenhändler vielerorts im Schutze der lokalen Polizei agieren können und äußerst gute Kontakte zu den Behörden pflegen. In Albanien wurde ein regelrechtes Prostitutionskartell aufgebaut, das rege Geschäftsbeziehungen zu anderen kriminellen Vereinigung aufrecht erhält und seine Aktivitäten stetig ausweiten kann. So existieren in diesem Land regelrechte Lager, wo Mädchen vergewaltigt und abgerichtet werden, bis ihr Wille völlig gebrochen ist. Frauen, die versuchen Widerstand zu leisten, werden durch Verbrennungen, Elektroschocks und Abschneiden von Gliedmaßen gefoltert. Detaillierte Zahlen über die Ausmaße des Prostitutionshandels existieren kaum. Kultur/Bildung/Religion Während der 400-jährigen osmanischen Herrschaft wurden die albanische Sprache und Kultur unterdrückt. Der Unterricht in albanischer Sprache war bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht erlaubt. Nachdem die Kommunisten an die Macht kamen, wurde die albanische Kultur zuerst durch sowjetische, dann durch chinesische Vorbilder beeinflusst. In Albanien vollzog sich Mitte der sechziger Jahre eine Kulturrevolution, und viele westliche Einflüsse wurden eliminiert. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems und 40 Jahren fast völliger Isolation war der Nachholbedarf Albaniens im kulturellen Bereich besonders groß. Trotz knapper öffentlicher Mittel gelang es, Einrichtungen wie Theater, Oper, Museen, Bibliotheken und Kulturhäuser weiter arbeiten zu lassen. Mit internationaler Förderung und Unterstützung konnten zunächst im Schul- und Hochschulbereich bedeutende Verbesserungen erzielt werden. Nachdem die Folgen des Kosovo-Krieges abgeklungen sind, hat sich auch das kulturelle Leben wieder belebt, ist aber nach wie vor stark auf private Initiativen und Sponsoring sowie internationale Förderung und Kooperation angewiesen. In der Hauptstadt Tirana hat sich mittlerweile eine recht vielfältige Kulturszene etabliert. Mehrere Hochschulen wurden zu Universitäten aufgestuft, so dass jetzt 8 Universitäten mit zum Teil eingeschränktem Lehrangebot bestehen (nur drei davon entsprechen halbwegs internationalem Standard). Lehrbücher sind weiterhin knapp. Eine inhaltliche Erneuerung fehlt weiterhin vielfach. 1967 schaffte die albanische Regierung alle religiösen Einrichtungen ab. Das Recht auf Religionsfreiheit wurde offiziell erst ab 1990 wieder gewährt. Schätzungen zufolge sind etwa 70 % der Bevölkerung Muslime, 20 % griechisch-orthodoxe und 10 % römisch-katholische ChristInnen. Quellen: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/ laender_ausgabe_html?type_id=14&land_id=3 http://www.aussenministerium.at/oeza http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/bt.html www.erdkunde-online.de/ www.nationalgeographic.com Der Standard, 11.02.1998 www.free.pages.at/inkulant/texte_frauenhandel.htm http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761561564/Albanien.html http://www.europa-digital.de/laender/alb/nat_pol/weg2.shtml 9 FERNE NACHBARN: ALBANIEN Allgemeine Informationen zu OEZA-Projekten in Albanien Trinkwasser- und Abwasserprojekte sowie die Erhöhung des Umweltbewusstseins gehören zu den Schwerpunkten des österreichischen Engagements in Südosteuropa. Im Rahmen der Ostzusammenarbeit hat das österreichische Außenministerium in Albanien einen Schwerpunkt zur nachhaltigen Verbesserung der Wasserversorgung gesetzt. In allen Ländern Südosteuropas besteht ein großer Bedarf an Energieversorgung auf Basis regenerativer Energie sowie in der Effizienzsteigerung bestehender Flussund Staukraftwerke, worin Österreich im Rahmen der Ostzusammenarbeit seine hohe Kompetenz in den Bereichen Wasserenergie und Umweltpolitik voll zum Einsatz bringt. Frauenzentrum in Tirana: Das in einem Hinterhof residierende Frauenzentrum Tirana soll zur Entwicklung der demokratischen Kultur beitragen. Diese von der Österreichischen Ostzusammenarbeit unterstützte gemeinnützige Einrichtung hat sich zum Ziel gesetzt, die Position der Frauen in der albanischen Politik zu stärken. Von den 140 Parlamentsabgeordneten sind lediglich 8 Frauen. Das Zentrum unterstützt Frauen aller politischen Richtungen mit Fortbildungskursen sowie Kontakten zu Frauenorganisationen in Österreich und Europa. Hier arbeiten die Frauen über alle politischen Grenzen hinweg zusammen. Wasserversorgung in Shkodra: Shkodra ist mit gut 100.000 BewohnerInnen die zweitgrößte Stadt Albaniens und seit jeher Zentrum der Opposition. Während der kommunistischen Zeit litt deshalb Shkodra unter besonders starker Unterdrückung und bis heute fühlen sich die ShkodranerInnen von der Zentralregierung benachteiligt. Die größten Probleme hat die Stadt mit der Wasser- und Stromversorgung. Die veralteten Pumpstationen des Wasserwerks Shkodra und die wichtigsten Rohrleitungen wurden im Rahmen der OEZA erneuert und damit den BewohnerInnen von Shkodra 24 Stunden am Tag Wasser garantiert. Wasserprojekt am Fluss Drin: Die Stromversorgung Albaniens ist nach wie vor katastrophal. Bis 1995 war Albanien Stromexporteur. Die drei Wasserkraftwerke am Drin sowie zwei am MatFluss produzieren fast 80 % der Energieerzeugung. Seit jedoch der Verbrauch rasant angestiegen ist und etliche alte Kraftwerke saniert werden müssen, ist Albanien gezwungen, Strom teuer zu importieren. 10 Das oberste Kraftwerk der Drin-Kaskaden in Fierza wird auch im Rahmen des Drin-Projektes revitalisiert. Im Auftrag des albanischen Energieversorgers KESH werden im Rahmen der OEZA an allen Kraftwerksanlagen Turbinen und veraltete Elektroanlagen komplett erneuert. Stadtentwicklung in Durres: Im Rahmen der Ostzusammenarbeit unterstützt Österreich die Arbeit der gemeinnützigen albanischen Organisation Co-PLAN in einem Stadtviertel in Durres. Diese Stadt liegt 40 km westlich von Tirana und ist der wichtigste Seehafen Albaniens. In einem ganzheitlichen Projektansatz gemeinsam mit den BewohnerInnen wird ein Plan für die dringendsten infrastrukturellen Maßnamen wie Legalisierung der Grundstücke, auf denen sich die Menschen illegal niedergelassen haben, die Legalisierung der Stromversorgung und die Kanalisation entwickelt. Tourismus: Die Bergstraßen an den Ausläufern des Epirus im Süden sind die schönsten touristischen Abschnitte der fast 500 km langen Küste des Landes. Viele kleine Hotels und Pensionen sind dort in den letzten Jahren entstanden und zahlreiche albanische Familien, die im Ausland leben, verbringen neuerdings ihren Sommerurlaub an den albanischen Stränden. Österreich unterstützt diese Entwicklung mit Lehrpersonal an den lokalen Tourismusschulen. Quellen: http://www.3sat.de http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/ nachbarn/45604/index.html http://www.aussenministerium.at/oeza FERNE NACHBARN: ALBANIEN Didaktische Tipps Allgemeine Lernziele Durch diese Dokumentation gewinnen SchülerInnen einen Einblick in das Land Albanien. Die SchülerInnen lernen Möglichkeiten und Chancen für eine gelungene Ostzusammenarbeit kennen. Die SchülerInnen setzen sich mit Themen wie Frauenrechte, Zugang der Frauen zu Politik, Energiegewinnung, Tourismus, Landflucht, Abwanderung von Arbeitskräften, Korruptionsbekämpfung, Umwelt und postkommunistisches Erbe in einem Land, das lange Zeit vom Westen abgeschlossen war, auseinander und vergleichen dies mit ihrer eigenen Situation und Lebenserfahrung. Unterrichtsfächer, in denen das Video eingesetzt werden kann: Geographie und Wirtschaftskunde, Politische Bildung, Geschichte Baustein 1: Was bedeutet Entwicklung? Um die Diskussion zum Entwicklungsbegriff anzuregen, sind im Folgenden einige (gekürzte) Zieldefinitionen angeführt: „Der wirkliche Reichtum eines Staates sind seine Menschen. Ziel aller Entwicklung ist es ein Umfeld zu schaffen, das die Menschen in die Lage versetzt ein langes, gesundes und kreatives Leben zu führen.“ (aus der Einleitung des ersten UNDP-Berichts über die menschliche Entwicklung 1990) „Die sechs Dimensionen von Entwicklung heißen ökonomisches Wachstum, Arbeit, Gerechtigkeit, Partizipation, Eigenständigkeit und ökologische Nachhaltigkeit.“ (aus: Entwicklung neu denken. Bielefeld 1997) „Menschen können nicht entwickelt werden, sie können sich nur selbst entwickeln.“ (Julius Nyerere, ehem. Staatspräsident von Tansania) Für Albanien besteht das wichtigste langfristige Ziel der Entwicklung in einer Annäherung an die Europäische Union. Durch Eröffnung der Perspektive des Abschlusses eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens mit der EU konnten die heftigen internen politischen Auseinandersetzungen überwunden werden. (BMaA Österreich) Vor der Filmvorführung werden die Definitionen besprochen und ihre unterschiedlichen Zugänge zum Begriff „Entwicklung“ erläutert. Nachdem der Film gemeinsam gesehen wurde, kann die Rolle der Österreichischen Ostzusammenarbeit (ÖOZA) in Albanien auf die zuvor diskutierten Entwicklungsdefinitionen beleuchtet werden. Wie unterstützt die ÖOZA den Entwicklungsprozess in Albanien? Welche Bereiche werden speziell gefördert und warum gerade diese Bereiche? Inwiefern tragen die Projekte zur Weiterentwicklung des Landes bei? Baustein 2: Stadterneuerung Kurze Einführung vor dem Video: Was wissen wir über Albanien? Woran denken wir spontan, wenn wir „Albanien“ hören? Kennen wir Menschen aus Albanien, die in unserer Nähe wohnen, leben, mit uns zur Schule gehen? Die SchülerInnen schauen das Video über Albanien an und erörtern in einem kurzen Gespräch danach die wichtigsten Themen der Dokumentation: Welche wichtigen Bereiche werden in Albanien von der ÖOZA unterstützt? Was hat mich am Video am meisten beeindruckt und warum? Welche neuen Erkenntnisse hat mir diese Dokumentation gebracht? In der nachfolgenden Stunde wird zum Thema „Stadterneuerung“ wie folgt weitergearbeitet: Jede/r SchülerIn bekommt eine Kopiervorlage (siehe unten). In Kleingruppen erarbeiten (4–5 Personen pro Gruppe) sie folgende Fragen: Welchen Argumenten können wir bei Edi Rama und welchen Argumenten bei Fatos Lubonja zustimmen? Was bedeutet für uns eine gelungene Stadtentwicklung? Was wären die wichtigsten drei Projekte, wenn wir eine zerstörte Stadt entwickeln und erneuern müssten? Mit welchen Argumenten begründen wir das? Die Ergebnisse der Kleingruppen werden im Plenum vorgestellt und diskutiert. 11 FERNE NACHBARN: ALBANIEN Kopiervorlage Baustein 3: Was bedeutet Wasser für das tägliche Leben? Der Bürgermeister von Tirana Edi Rama, früher Maler, Kunstprofessor und Kulturminister, über sein Farbenprojekt und die „broken window-Theorie“: „Das bunte Anmalen der Häuser und Fassaden ist keine kosmetische Operation, auch keine künstlerische Geste. Es ist ein anderes Instrument für die Veränderung und ein Katalysator, um die Menschen aus dem langen grauen Schlaf aufzuwecken. Wie ich sagte, es ist dies keine künstlerische Aktion, sondern ein politischer Akt. Zu Beginn gab es viele Diskussionen, inzwischen habe ich festgestellt, dass die Mehrheit der Bevölkerung sehr glücklich über diese Veränderungen ist. Gleichzeitig hat dieser Eingriff geholfen, dass Tirana langsam erwacht und ein neues Image erhält. Ich bin von der ‚broken window-Theorie‘, die grob verkürzt besagt, dass jedes eingeschlagene Fenster, das nicht repariert wird, weitere Zerstörung nach sich zieht, zutiefst überzeugt, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie unterschiedlich sich dieselben Menschen in verschiedenen Umgebungen verhalten. Wenn sie unseren Fluss ansehen, dort wo wir Gras und Bäume gepflanzt haben, finden sie ganz selten weggeworfenen Abfall. Dort, wo das Gras endet und die nicht renovierten Teile beginnen, finden sie allen Mist. Es war als hätten wir unsere Berliner Mauer abgerissen, eine Umweltwand zwischen zwei Kulturen und Lebensformen. Ich bin ganz überzeugt, dass man durch das Pflanzen von Bäumen mehr erreicht als durch das Aufstellen von Polizei. Es ist besser 100 Bäume zu haben als 100 Polizisten.“ In einer Stunde wird das Video angeschaut und in einem anschließenden kurzen Gespräch die wichtigsten Themen, die in der Dokumentation angesprochen wurden, aufgezeigt. Die SchülerInnen erzählen spontan, was sie am Video am meisten beeindruckt hat und warum bzw. welche neue Erkenntnisse ihnen die Dokumentation gebracht hat. Der Schriftsteller und Kritiker Fatos Lubonja, saß unter Enver Hodja 18 Jahre im Gefängnis, gilt als das politische Gewissen des neuen Albanien: „Ich gehöre zu den Kritikern des Bürgermeisters. Ich bin nicht sehr optimistisch, was seine Arbeit betrifft. Ich weiß die ausländischen Besucher sind meist begeistert über die bunten Fassaden auf den Boulevards und Hauptstraßen. Ich hingegen, als jemand, der hier lebt, bin weniger begeistert. Ich sehe darin eine Boulevardisierung und nicht eine Urbanisierung Tiranas. Wenn man hinter die Fassaden schaut, entdeckt man, dass es keinen Bebauungsplan gibt, die Menschen bauen überall illegal. Dies ist die europäische Fassade für die Mafia, die dahinter ohne jede Regulierung große Wohnblocks baut.“ 12 Die SchülerInnen machen gemeinsam ein Brainstorming, wofür sie Wasser im Laufe einer Woche brauchen und halten dies als Ergebnisse fest (auf Papier, Tafel). Danach diskutieren sie na Hand folgender Fragen: Wie sieht die Wasserversorgung in den österreichischen Städten aus? (ev. Internetrecherche oder Zahlenmaterial der öffentlichen stellen) Wenn bei uns das Wasser nur begrenzt zur Verfügung stehen würde, worauf könnten wir am ehesten verzichten? Welche Maßnahmen müssten Stadtverantwortliche treffen, wenn Wasser plötzlich knapp werden würde? Die SchülerInnen versuchen gemeinsam eine Liste von Regeln aufstellen, die an alle StadtbewohnerInnen verteilt wird! Als Aufgabe könnten die SchülerInnen dazu eingeladen werden, den eigenen jährlichen Wasserverbrauch und dessen Kosten von den Eltern zu erfragen und für die nächste Stunde mitzubringen. FERNE NACHBARN: ALBANIEN Weiterführende Links, Organisationen, Medien von BAOBAB Links Albanien http://www.aussenministerium.at/oeza http://www.osteuropa-infoseite.de/albanien.htm http://www.albanien.ch/ http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/ http://www.countrywatch.com/cw_country.asp? vcountry=2 http://www.undp.org http://www.eldis.org/country (ELDIS-Länderinformationen) Links Entwicklungszusammenarbeit www.aussenministerium.at/oeza Die Österreichische Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit (OEZA) hilft mit, die Armut zu verringern. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Friedens und zur Erhaltung natürlicher Lebensräume im Süden und in unmittelbarer Nachbarschaft. Die OEZA konzentriert ihre Mittel für bilaterale Programme und Projekte auf Partnerländer in sechs Schlüsselregionen: Ostafrika, Südliches Afrika, Westafrika, Himalaya-Hindukusch, Zentralamerika und Südosteuropa. www.care.at CARE Österreich CARE setzt in seiner Arbeit an den Ursachen der Armut an. Gemeinsam mit den betroffenen Menschen und Gemeinden entwickelt CARE Lösungen für die dringendsten Probleme, um die Lebenssituation der Menschen nachhaltig zu verbessern. Dabei arbeitet CARE mit internationalen und lokalen PartnerInnen und Institutionen zusammen. Mitbestimmung, Nachhaltigkeit und Menschenrechte sind wichtige Prinzipien von CARE, die sowohl in der Planung, Durchführung und Evaluation der Projekte umgesetzt werden. Diese finden sich auch in der Vision, in der Mission und in den Projektrichtlinien von CARE wieder. www.eza3welt.at Importorganisation für Fairen Handel Die EZA Dritte Welt GesmbH ist die größte Importorganisation für fairen Handel in Österreich und wurde 1975 von der holländischen Fair-Handels-Organisation SOS-Wereldwinkels (jetzt FTO) gegründet. Als Importorganisation für fairen Handel orientiert sich die EZA am Grundsatz „Handel statt Hilfe“. In diesem Sinne sieht es die EZA als ihre Aufgabe, die Produktions- und Lebensbedingungen in den so genannten Ländern der Dritten Welt durch die Vermarktung von fair gehandelten Produkten zu fördern. www.fairtrade.at Fairtrade (ehemals Transfair) Österreich FAIRTRADE ist eine gemeinnützige Initiative, die von zahlreichen Trägerorganisationen (unter anderen Caritas, WWF, Unicef, Dreikönigsaktion, Care), der Europäischen Kommission und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium unterstützt wird. Seit 1993 können VerbraucherInnen fair gehandelten Kaffee und viele andere Produkte mit dem Fairtrade-Gütesiegel kaufen. Das Gütesiegel signalisiert, dass die Produkte aus sozialverträglichem Anbau und Handel stammen. Importeure, Röster und Händler kaufen den Kaffee (bzw. andere Produkte) zu den Bedingungen des Fairen Handels. Fairtrade überwacht und kontrolliert die Einhaltung der Bedingungen. www.frauensolidaritaet.org Frauensolidarität Die Frauensolidarität ist in der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika engagiert. Der Verein Frauensolidarität ist seit 1982 aktiv und engagiert sich für vor allem auch für Frauenrechte. In ihrer Informationsarbeit in Österreich verbindet die Frauensolidarität feministische und entwicklungspolitische Konzepte. www.hilfswerk.at Österreichisches Hilfswerk Das Österreichische Hilfswerk ist ein wirtschaftlich geführtes, gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen. Es unterstützt Menschen bei der Bewältigung ihrer persönlichen Lebenssituation. International leistet das Österreichische Hilfswerk humanitäre Hilfe in der Entwicklungszusammenarbeit. www.horizont3000.at Horizont3000 Die Österreichische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit ist eine entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation, die sich auf die Begleitung und Durchführung von Programmen und Projekten der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) sowie auf die Durchführung von Personaleinsätzen spezialisiert hat. Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying ergänzen diese beiden Kernbereiche. www.koo.at Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz Die Koordinierungsstelle fördert und koordiniert das weltkirchliche und entwicklungspolitische Engagement der Katholischen Kirche in Österreich. Sie will zur Bewusstseinsbildung und zum solidarischen Handeln der Menschen in Österreich beitragen. Sie vertritt die entwicklungspolitischen und weltkirchlichen Anliegen und Grundsätze der Katholischen Kirche gegenüber den Trägern der wirtschaftlichen und politischen Verantwortung – vor allem in Österreich. Die Mitgliedsorganisationen arbeiten in der Koordinierungsstelle in den Bereichen Grundsatzarbeit, Projektpolitik, Bildungs- sowie Öffentlichkeitsarbeit und Anwaltschaft zusammen. 13 FERNE NACHBARN: ALBANIEN www.nordsued.at Österreichisches Nord-Süd-Institut Das Österreichische Nord-Süd-Institut für Entwicklungszusammenarbeit führt Programme und Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Südlichen Afrika, in Zentralamerika und in Palästina sowie ein Sonderprogramm für Flüchtlinge in der Westsahara durch. Links Unterrichtsmaterial www.oefse.at Österreichische Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe Die Österreichische Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe – ÖFSE – ist die größte österreichische Informationsvermittlungsstelle zu Fragen der Entwicklungsländer, der Entwicklungszusammenarbeit und der Entwicklungspolitik. Die ÖFSE wurde 1967 gegründet. Gemeinsam mit http://www.eza.at/ betreibt die ÖFSE Datenbanken, mit denen Projekte und Programme der EZA des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten, Sektion VII, wissenschaftliche Literatur und Medien sowie Organisationsdaten abgerufen werden können. Darüber hinaus verfügt die ÖFSE auch über eine Bibliothek. Zu den Publikationen der ÖFSE gehören u. a. die Länderprofile. www.erdkunde-online.de Erdkunde Online Online-Informationsplattform zu den Ländern dieser Welt, Grundlagen der Geographie, Weltkulturerben, etc. In allen möglichen Facetten wird ausführlich über jedes Land der Welt informiert. www.oneworld.at Oneworld Österreich OneWorld.at Österreich ist ein offener digitaler Raum für Fragen der internationalen Entwicklung, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit. Interessierte und zu interessierende Menschen aus dem Bildungsbereich, den Medien, der internationalen Wirtschaft werden angesprochen. Nicht nur die traditionelle entwicklungspolitische Szene wird erreicht, sondern auch neue, bisher wenig erschlossene Zielgruppen. Durch OneWorld.at erfährt die/der LeserIn nicht nur mehr über entwicklungspolitische Inhalte und Themen, sondern erhält auch eine umfassende Information über Events, Aktionen, Kampagnen, News und Organisationen aus dem Bereich der Entwicklungspolitik. www.weltlaeden.at Arbeitsgemeinschaft Weltläden Die Arbeitsgemeinschaft Weltläden ist die Dachorganisation von rund 60 österreichischen Weltladen-Vereinen. Sie wurde 1982 von zwölf Dritte-Welt-Läden mit dem Ziel gegründet, die Kooperation zwischen den Weltladen-Gruppen zu verbessern, ihre Interessen vor allem gegenüber den Importeuren fair gehandelter Produkte zu vertreten und in der Öffentlichkeit entwicklungspolitische Zusammenhänge aufzuzeigen. 14 www.dadalos-d.org/deutsch UNESCO Bildungsserver Dadalos Hier werden Informations- und Unterrichtsmaterialien aus dem Bereich der politischen Bildung und Friedenserziehung zur Verfügung gestellt. Besonders empfohlen für den Unterricht Bücher: FRÜH S., DERUNGS K. (2003): Die Schwarze Frau Zürich: Unionsverlag, 269 S. Göttliche Ahnfrau, schwarze Erdmutter, Schicksalsfrau: Für viele ist sie eine spirituelle Entdeckung geworden. Das Buch zeigt, dass sie nicht nur als schwarze Madonna eine christliche Gestalt ist, sondern dass ihre Wurzeln viel weiter zurück, in die matriarchale Mythologie reichen. Die Verehrung der Schwarzen Frau hat sich als Überlieferung in Mythen und Märchen bis heute erhalten. Dort begegnet sie uns in mannigfacher Gestalt: als alte weise Frau, als Herrin des Waldes und der Tiere, als schwarze Prinzessin oder als Prüferin und Helferin. Caritas Europa (2002): Bericht über die Armut in Europa 2001 Brüssel: Caritas Europa, 108 S.; Ill. FERNE NACHBARN: ALBANIEN Schweizerische Friedensstiftung, Institut für Konfliktforschung, Bern (2001): Frauen an den Krisenherd Bern: Schweizerische Friedensstiftung, Institut für Konfliktlösung, 88S. + 96S. (Working Paper/Schweizerische Friedensstiftung, 31) In franz.: Les femmes au coeur de la crise: La contribution des femmes à la résolution civile des conflits FR Dieser zweisprachige Tagungsband ist die Dokumentation der gleichnamigen Tagung, die am 28.1.2000 in Bern stattfand. Thematisiert werden u. a. die Arbeit der OSZE-Missionen, deren politisches Selbstverständnis und Arbeitsweise am Beispiel der Estlandmission (Hanne Birckenbach) sowie die Frage, wie Frauen in großen Friedensprojekten und bei deren Umsetzung durch die OSZE berücksichtigt werden (Beatrix Attinger), weiters die Tätigkeit von WILPF am Beispiel eines Entmilitarisierungsprojektes in Albanien (Michaela Told), das unterschiedliche Friedensverständnis von Frauen im Kontext des Kosova/o nach den NATOBombardierungen (Annette Hug) sowie die Notwendigkeit ziviler Konfliktbearbeitung bzgl. der flüchtlingspolitischen Problematik (Anni Lanz). Weitere Beiträge von Ellen Bernhard, Marianne Schmid-Thurnherr, Therese Frösch, Pia Hollenstein, Rosemarie Zapfl-Helbling und Maren Haartje. Zeitung: Steinbichler, U. (1998): Menschenrechtsartikel in Zeitungen Wien: Zeitung in der Schule, 14 S., Kopien Alter: 14–18 Jahre Am Beispiel „Kosovo-Flüchtlinge“ wird der Artikel 1 der „Allg. Erklärung der Menschenrechte“ zum Thema „Menschenwürde“ für den Unterricht aufbereitet. Didaktische Anregungen (Wahrnehmen, Verstehen, Handeln, Kraft schöpfen) können mit Hilfe von Zeitungsartikeln, welche die Kosovo-Kämpfe als Schwerpunkt haben, umgesetzt werden RALSER, M. [HrsgIn] (2002): Kein Land zum Bleiben. Auf der Flucht durch und nach Österreich. Siebzehn Porträts Innsbruck: Studien Verl., 79 S. Alter: 14–18J. Dieses Buch erzählt die Geschichten von 17 Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern, die freiwillig oder gezwungen auf der Suche nach einem Land zum Überleben nach Österreich gekommen sind. Doch hier landen sie meist in Flüchtlingslagern, Schubhaft oder leben illegalisiert in den Städten. Die Geschichten – angelegt zwischen Porträt, Reportage und Erzählung – sind aus biografisch-narrativen Interviews gewonnen und legen teils alltägliche, teils ungewöhnliche und bizarre Ausschnitte vom Leben auf der Flucht frei. Dardan G., Steiner I. (1997): Albanien. Archaisch, Orientalisch, Europäisch Wien: Promedia-Verlag, 285 S. Für Albanien prägend ist das archaische Haus, umgeben von den Wahrzeichen der drei widerstreitenden Religionen: dem Minarett, dem katholischen und den orthodoxen Kirchenturm. Vom illyrischen Mythos über das unvollendet gebliebene Werk Skanderbegs, von der Wiedergeburtsbewegung >Rilindja< bis zum stalinistischen Modernisierungsversuch des >Onkel Enver< ziehen die beiden Autorinnen einen historischen Bogen, der Kontinuitäten und Brüche der albanischen Geschichte herausarbeitet. Nach der Lektüre dieses Buches bleibt Albanien jedenfalls kein unbekanntes Land mehr. IMPRESSUM: Herausgegeben von: BAOBAB Weltbilder – Medienstelle, A-1090 Wien, Berggasse 7, Tel.: +43-1-3193073, Fax: +43-1-3193073-290, E-Mail: service@BAOBAB.at, web: www.globaleducation.at Text: Heide Tebbich, Birgit Henökl-Mbwisi Gestaltung: Claudia Fritzenwanker ©BAOBAB, Wien/Oktober 2004 15