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JUGENDMAGAZIN DES HANDWERKS
1 | 2006
James Blunt
Beruf & Karriere
Medizin +
Gesundheit
Die Gründe für eine Ausbildung im Handwerk sind vielfältig. Gleiches gilt
für die Chancen und beruflichen Perspektiven. Ob auch für dich was
dabei ist? Was dich dort erwartet? handfest weiterblättern.
Das Heft im Heft
Schlittenschön: Tischler auf der Piste
Schulenschlau: Ein Turm für die Berufswahl
Schnitzenscharf: Den Wikingern auf der Spur
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Unterstützt von Hertha BSC B
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w w w. h a n d f e s t - o n l i n e . d e
I N H A LT
1 | 2006
Engelchenpfleger – Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege (FJD)
Von der Faszination historischer Gemäuer, modernen Techniken und dem Wissen der
alten Meister.
Seite 8
Turmbau zu Essen
Die beste Vorbereitung auf eine berufliche Ausbildung: die Praxis! In eindrucksvoller Zechenkulisse lernen Schüler Pünktlichkeit und Pausen.
Seite 12
Medizin + Gesundheit
Künstler, Techniker, Designer, Typberater, Psychologe … und alles was die handwerkliche Medizin noch zu bieten hat … Berufe, die viel verlangen und noch mehr
zurückgeben!
Seite 15
Auf den Spuren der Wikinger
Im Land der Elche und Sagen: Holzbildhauerin Doreen Wehrhold zieht es nach
Norwegen. Zum Lernen und Genießen, Erleben und Träumen.
Seite 28
06 Service
28 Arbeiten im Ausland
08 Aktiv
Auf den Spuren der Wikinger
Engelchenpfleger – Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege 32 Karriere
12 Schule
Das Geschick der Schlittenbauer
Turmbau zu Essen
36 Musik
15 Beruf & Karriere - Das Heft im Heft
James Blunt
Medizin + Gesundheit
37 Gewinne + Rätsel
38 Vorschau
Bewegende Technik
03
Lust auf Holz?
Ausbildung im
Handwerk!
Mach´ was draus!
Berufs- und Karriereinfos:
www.handfest-online.de | www.zdh.de |
www.dbsv.de | www.drechsler.org | www.zvparkett.de | www.zdb.de | www.bauberufe.net |
www.tischler.de | www.bv-rollladen.de |
www.kuefer.org | www.biv-steinmetz.de
„Eine schnelle, gut lesbare und mit Statements
aus der Praxis versehene
Übersicht gibt der Ratgeber Berufsstart in der
Gesundheitsbranche.“
Badische Zeitung,
3. Mai 2005
Berufe mit Zukunft
Berufsstart in der
Gesundheitsbranche
Ausbildung in Pflege, Labor,
Handwerk und Büro
Rainer Hölmer,
Rainer Rodewald
Kaum ein Beschäftigungsfeld bietet so unterschiedliche Möglichkeiten wie das
Gesundheitswesen: Ob kaufmännischen Tätigkeiten, Handwerk, Labor, Pflege
oder Beratung, die Gesundheitsbranche bietet für jede/n etwas: Von Arzthelfer/in
bis Zahntechniker/in werden 35 bundesweit einheitlich geregelte Ausbildungsgänge beschrieben, etwa je zur Hälfte dual bzw. schulisch. Auch Fragen zu erforderlicher Vorbildung, Vergütung, Bewer-bungsmöglichkeiten und Karrierewege
werden beantwortet.
Bielefeld 2005, 123 Seiten, 9,90 €
ISBN 3-7639-3261-5
Best.-Nr. 60.01.559
Ihre Bestellmöglichkeiten: W. Bertelsmann Verlag, Postfach 10 06 33, 33506 Bielefeld
Tel.: (05 21) 9 11 01-11, Fax: (05 21) 9 11 01-19, E-Mail: wbv@wbv.de, Internet: www.wbv.de
06
Service
Natalie Obert (24) aus Villingen, Siegerin
im Steinmetz-Handwerk ‚Die gute Form’,
Ausbildungsbetrieb: Bernhard HirschbeckNiessen, Nürnberg
„An meinem Gesellenstück, einer
Garderobe aus Kalkstein, habe ich
etwa eine Woche gearbeitet. Als
Vorlage hatte ich die Form eines
Elefantenrüssels im Kopf. Daran
habe ich mich orientiert und versucht, mich bei meiner Arbeit
diesem Bild Stück für Stück zu
nähern. Dass ich mit der
Gestaltungslösung einen ersten
Preis gewinnen könnte, hätte ich
niemals gedacht. Umso mehr
habe ich mich gefreut, als ich
den Brief von der Jury erhielt,
dass mein Gesellenstück ausgezeichnet wurde.“
Best of
Handwerk (1)
Von Augenoptik bis Zweiradmechanik. Wer nach erfolgreichem Abschluss seiner
Handwerksausbildung zu den Besten gehört, kann seine Fähigkeiten im Rahmen des
Leistungswettbewerbs der Handwerksjugend unter Beweis stellen. Frisch gebackene
Gesellinnen und Gesellen zeigen in Form von Arbeitsproben oder mit ihren Gesellenstücken,
die von einer unabhängigen Jury bewertet werden, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sie
in ihrer Ausbildung erlangt haben. Und die Besten von ihnen kommen ganz nach oben. Sie
erlangen den Bundessieg im Leistungswettbewerb oder zeigen im Bereich ‚Die gute Form’,
dass auch jede Menge gestalterisches Talent in ihnen steckt.
Einige von ihnen haben wir im Wettbewerb begleitet und sie mit Siegerlächeln auf der
Abschlussfeier im November in Düsseldorf wieder getroffen.
„Für den Steinmetz-Beruf braucht
man vor allem Ausdauer und sollte zäh sein. Denn, bevor es an
die Umsetzung der eigenen Ideen
und Entwürfe geht, müssen jede
Menge theoretische und praktische Grundlagen erlernt werden.
Schließlich ist der Steinmetz
zuallererst ein Handwerksberuf.
Eine meisterhafte Kunst wird erst
daraus, wenn man sich mit jeder
Menge Erfahrung und dem richtigen Talent ans Werk macht. Nur
so lässt sich Perfektion erreichen.
Der Weg dahin ist lang und nur
mit Geduld zu bestehen. Daher
geben auch die meisten schneller
auf, als sie angefangen haben.
Ich selbst absolviere gerade eine
Fortbildung zur Steinbildhauerin.
Danach würde ich gerne ins
Ausland. Denn weltweit gibt es
unzählige Techniken und
Möglichkeiten. Ein paar davon
möchte ich kennen lernen. Und
wenn ich zurück bin, wer weiß,
vielleicht mach ich dann noch
den Meister.“
www.biv-steinmetz.de
Franziska Hasse (20) aus Düsseldorf,
Bundessiegerin im Herrenschneiderhandwerk,
ausgebildet von Heinz-Josef Radermacher,
Düsseldorf
„Der PLW-Sieg auf Bundesebene
kam für mich absolut überraschend. Ich habe mich riesig
gefreut. Auch das PLWSiegerstipendium kommt absolut
passend. Ich möchte nämlich
einen Schnittkurs besuchen und
gleichzeitig spiele ich mit dem
Gedanken, die Meisterschule zu
absolvieren. Denn im
Schneiderhandwerk lernt man das
Meiste erst nach der Ausbildung.
Die Möglichkeiten im
Schneiderhandwerk sind einfach
zu groß, als dass man sie in kurzer Zeit beherrschen könnte.“
www.bundesverband-massschneider.de
Stellvertretend für die Sieger im
Leistungswettbewerb der
Handwerksjugend hielt Franziska
Hasse (20) vor prominentem
Publikum eine berührende
Abschlussrede.
Weiter auf Seite 10
Leistungswettbewerb der Handwerksjugend Einer der größten Berufswettbewerbe in Europa. Jährlich treten in den Ausbildungsberufen des
Handwerks diejenigen gegeneinander an, die zu den Besten ihres Jahrganges gehören. Zunächst regional im Innungs- und Kammerbezirk, dann landesweit und
schließlich auf bundesweiter Ebene zeigen die jungen Handwerkerinnen und Handwerker, mit welcher Perfektion sie ihren Beruf beherrschen. Und wer sich mit
Leidenschaft und Engagement unter den Besten durchsetzt, erhält nicht nur eine Urkunde, sondern gleichfalls ein Stipendium im Wert von 5.000 EURO. Ein Einsatz,
der sich lohnt. Hinzu kommt, dass ein Sieg im Leistungswettbewerb, hervorragende Karrierechancen garantiert. Denn, die Auszeichnung beweist: in seinem Beruf
gehört man zum ‚Best of Handwerk’! Mehr zum Wettbewerb, den Siegern und zur Teilnahme: www.zdh.de (Zentralverband des Deutschen Handwerks, Stiftung
für Begabtenförderung im Handwerk e.V.).
07
08
Aktiv
Engelchenpfleger
für ein Jahr
Jugendliche helfen
beim Erhalt
von Denkmälern
von Bernd Lorenz
Weiblich, Abi, engagiert. Beim Freiwilligen Jahr in der
Denkmalpflege (FJD) arbeiten viele junge Damen in einem
Betrieb oder Architekturbüro. Junge Menschen finden so oftmals den passenden Handwerksberuf für sich.
Foto: Edgar Schöpal
Hjördis Naarmann hat ein Faible für Patina. Schon als kleines
Mädchen haben ihre Eltern sie in Kirchen und Museen mitgenommen.
Die Faszination, die historische Gemäuer und alte Meister ausüben,
ist über die Jahre geblieben. „Meine Wohnung habe ich mit altmodischen Möbeln eingerichtet“, sagt die 21-Jährige. Nun überlegt die
junge Essenerin, wie sie ihren Hang zur Vergangenheit und die
Fachhochschulreife in eine berufliche Zukunft ummünzen kann.
Seit 1. September hilft Claudia Aldenhoven ihr dabei. Bei der Malermeisterin und Restauratorin im Handwerk absolviert Naarmann ein
Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege. Dabei sollen sich junge
Menschen in Handwerksbetrieben, Architekturbüros, Museen oder
Behörden mit theoretischen und praktischen Fragen der Denkmalpflege auseinander setzen. Was auf ihre Praktikantin in den kommenden zwölf Monaten zukommen wird, hat Aldenhoven schon in groben
Zügen ausgearbeitet. „Sie wird Schablonen sortieren und zum
Einscannen vorbereiten, ein bisschen vergolden, historische Farben
mischen und Abgüsse von Stuck-Engelchen machen.“
Um den theoretischen und organisatorischen Part des FJD in Nordrhein-Westfalen kümmert sich Eva Wissing. Die Leiterin der Jugendbauhütte Duisburg/Raesfeld stellt das Fortbildungsprogramm für die
Jugendlichen zusammen. In sieben Seminarwochen werden ihnen
etwa an der Akademie des Handwerks auf Schloss Raesfeld das Bauen
mit Naturmaterialien, Stilkunde und Bauphysik näher gebracht.
Zudem wählt Wissing die Betriebe, Organisationen und Vereine aus, in
denen die Jugendlichen zwischen 18 und 26 Jahren ihr Freiwilliges
Jahr in der Denkmalpflege absolvieren. „Wir haben einen festen
Stamm von Einsatzstellen, mit denen wir schon längere Zeit
zusammenarbeiten. „Dazu gehören etwa die Dombauhütte oder der
Archäologische Park in Xanten. Ihre 24 Freiwilligen kann sie auf
knapp 20 Einsatzstellen verteilen. Ein Drittel davon sind Unternehmen aus dem Handwerk.
An die teilnehmenden Betriebe stellt Wissing einige Ansprüche. Sie
müssen in der Denkmalpflege tätig sein, eine entsprechende Qualifizierung wie den Restaurator im Handwerk nachweisen können und
sicherstellen, dass ihre Praktikanten ausreichend zu tun haben. Ganz
wichtig: „Die Ausbilder müssen Freude daran haben, ihr Wissen weiterzugeben.“
Denn: „Die Jugendlichen sind alle hoch motiviert und mit großem
Eifer und Freude bei der Sache“, hat Dr. Norbert Heinen beobachtet.
Er ist bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als Projektleiter für
alle Jugendbauhütten in Deutschland zuständig. Rund drei Viertel der
Jugendlichen bewerben sich mit ihrem Abiturzeugnis um eine FJDStelle. Die Mehrzahl der freiwilligen Denkmalpfleger ist weiblich.
Jährlich absolvieren 160 bis 200 junge Menschen das FJD. „Die Zahl
ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, da wir sukzessive
neue Jugendbauhütten eröffnet haben“, erklärt Heinen. Acht sind es
bis dato, sechs davon allein in den neuen Bundesländern. Ob es noch
mehr werden, hänge entscheidend von der zur Verfügungstellung
öffentlicher Mittel ab. Für eine Jugendbauhüte veranschlagt die
Deutsche Stiftung Denkmalschutz jährlich zwischen 250.000 bis
300.000 Euro. Die Hälfte der Kosten muss sie tragen.
Für Handwerksbetriebe kann es sich lohnen, eine Einsatzstelle für ein
Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege zur Verfügung zu stellen. Der
Grund: Die meist gut qualifizierten und motivierten Jugendlichen
befinden sich in der Berufswahlorientierung. „Wir sehen die Jugendbauhütten als eine sehr gute Möglichkeit für das Handwerk, an qualifizierte und motivierte Bewerber zu kommen, die auch schon praktische Fertigkeiten und theoretische Kenntnisse mitbringen“, ist Heinen
überzeugt.
Was alte Techniken für Claudia Aldenhoven bedeuten, vermittelt sie
nicht nur über den Kopf und die Hände. „Bei Hjördis möchte ich das
Herz und den Bauch ansprechen“, so die Malermeisterin und Restauratorin im Handwerk. Sie will ihrer Praktikantin die Begeisterung für
das handwerkliche Arbeiten mit und an historischen Materialien nahe
bringen. „Sonst stehen irgendwann nicht nur alte Gebäude, sondern
auch die historischen Techniken unter Denkmalschutz.“
Fakten zum Freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege
Die Jugendbauhütte ist ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd). Das heißt:
Die praktische Arbeit wird von den ijgd durchgeführt. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.ijgd.de.
Das FJD beginnt im September. Die Jugendlichen müssen keine besonderen Schulabschlüsse mitbringen. Das FJD ist nicht mit einer Ausbildung gleichzusetzen. Streng genommen ist auch der Begriff „Praktikum“ falsch, „obwohl in vielen Einsatzstellen von Praktikanten gesprochen wird“, erklärt Eva Wissing. Der
Unterschied: Ein Freiwilligendienst ist gesetzlich geregelt. Dadurch können die jungen Menschen ein Taschen- und Verpflegungsgeld, eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung, Bildungsangebote und Urlaub beanspruchen. Das Taschengeld und die sozialversicherungsrechtliche Absicherung übernimmt die
Jugendbauhütte.
Unternehmen, die einen Platz für ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege zur Verfügung stellen wollen, können sich entweder an die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz oder die einzelnen Jugendbauhütten wenden. Die Betriebe müssen monatlich einen Einsatzstellenbeitrag von 175 bis 200 Euro pro Teilnehmer
zahlen.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist zu erreichen unter Tel.: 0228 / 9 57 38-0 oder per E-Mail unter info@denkmalschutz.de. Kontakt aufnehmen zu Eva
Wissing kann man unter Tel.: 0203 / 39 34 29 04 oder per E-Mail unter fjd.nrw@ijgd.de. Die Jugendbauhütte in Görlitz (Sachsen) ist zu erreichen unter Tel.:
0 35 81 / 76 40 90 oder per E-Mail unter fjd.gr@ijgd.de.
Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, kann seine Spende auf das Konto Jugendbauhütten bei der Commerzbank Bonn, Kontonummer 30 55 55 505,
Bankleitzahl 380 400 07, überweisen.
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10
Aktiv
Volker Burgers (20)
aus Neuss, Bundessieger
Fernmeldeanlagenelektronik,
Ausbildungsbetrieb:
TELBA AG, Düsseldorf
Best of
Handwerk (2)
„Die Leidenschaft für Elektronik
habe ich wohl von meinem Vater.
Er ist Elektromeister und hat
mich bereits früh mit Elektronik
und Elektrotechnik gefüttert.
Siegeschancen im Bundes-PLW
habe ich mir dennoch kaum ausgerechnet. Zu stark war die
Konkurrenz. Hinzu kam, dass ich
beim Bundeswettbewerb eine
Aufgabe aus der Mechanik lösen
musste. Ein Themenfeld, das mir
so gar nicht liegt. Umso mehr war
ich dann erstaunt, als es hieß,
ich sei Bundessieger.
Wie’s bei mir weitergeht? Erst mal
auf die Schulbank. Ich möchte
den FH-Abschluss nachholen, um
dann möglichst Informations- und
Kommunikationselektronik zu studieren. Und wer weiß, vielleicht
hilft mir dabei auch das, was früher zu meinen Leibgerichten
gehörte: Die Elektronik und
Elektrotechnik ;-)“
www.zveh.de
Stefanie Becker (24) aus Witten, Bundessiegerin im GoldschmiedeHandwerk und Auszeichnung bei ‚Die gute Form’, Ausbildungsbetrieb:
Peter Quickels, Bochum
Matthias Kohn (20) aus Schwelm, Bundessieger Steinbildhauer,
Auszeichnung bei ‚Die Gute Form’, Ausbildungsbetrieb: Steinbildhauerei
Kessler, Schwelm
Hohler Armreif aus Gelbgold mit zwei Konterscharnieren und
Abdeckungsplatten
„Der PLW-Sieg ist für mich die schönste Bestätigung,
den perfekten Beruf gefunden zu haben. Ich bin nicht
nur glücklich, sondern auch ein wenig stolz. Schließlich habe ich mit meinem Gesellenstück alles gewonnen, was man damit erreichen kann. Und das, obwohl
ich in der Gesellenprüfung die größten Zweifel hatte,
den Armreif in der vorgegebenen Zeit überhaupt fertig stellen zu können. Aber ich hatte Glück und es
passte in allerletzter Minute alles zusammen: Die Zeit
und die Einzelteile des Armreifs. Mit dem Stipendium
möchte ich einen Fassakurs absolvieren. Denn das
gekonnte Einfassen kostbarer Edel- und Halbedelsteine ist eine Kunst für sich und für mich die nächste
spannende Herausforderung.“
„Wer sich heute für den
Beruf des Goldschmiedes
entscheidet, sollte vor
allem eines mitbringen:
Leidenschaft! Denn obwohl man täglich mit
großen
Kostbarkeiten
umgeht, die Aussichten
auf schnellen Reichtum
sind eher gering.“
www.zv-gold.com
„Die größte Herausforderung als Steinbildhauer
besteht für mich darin, aus einem Rohstein etwas
Lebendiges entstehen zu lassen. Daher habe ich mit
dem Gesellenstück das Ziel verfolgt, den eigenen seelischen Leidzustand darzustellen - Zerrissenheit. Die
größte und für mich bislang schwierigste Herausforderung. Vor allem deshalb, weil ein langer Entstehungsprozess abläuft. Und dabei sieht man erst ganz
zum Schluss, ob einem das gelungen ist, was man vorher im Kopf hatte. Bei mir war es eben die Umsetzung
von dem, was mich zu der Zeit am meisten beschäftigt hat: Zerrissenheit.
Der PLW-Sieg und die Auszeichnung im Bereich ‚Die
gute Form’ sind für mich eine schöne Bestätigung
dafür, dass es mir gelungen ist, die Aufgabe künstlerisch und handwerklich präzise zu meistern. Ein gutes
Gefühl.“
www.biv-steinmetz.de
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12
Schule
Text: Stefan Rensch
Fotos: Katja Früh
Wie Schüler die
Restauration lernen
und warum ein
historischer
Förderturm nach
einer Festung
im Krimkrieg
benannt wurde
Pfarrer können manchmal ganz anders
sein, als man sie sich gemeinhin so
vorstellt. Sie können in Jeans gekleidet
daherkommen und zwei Stunden lang
reden ohne einmal das Wort „Gott“ oder
„Bibel“ in den Mund zu nehmen. Sie
können wundervollen tiefschwarzen
Kaffee servieren und Menschen mit
Freundlichkeit berühren. Sie können
sich ärgern und freuen, können mit
ihren Armen die Welt erklären und kindergroße Augen machen. Sie können
sein wie Willi Overbeck (59), evangelischer Pfarrer in Altenessen und
Vorsitzender der Zeche Carl. Ein
Eisbrecher, wie Gerhard Schröder zu seinen besten Tagen: „Nein“, sagt Willi
Overbeck zur Begrüßung, „Sie können
ihren Wagen ruhig vor der
Feuerwehrausfahrt parken. Wenn die
einen Einsatz haben, fahren die Sie einfach um.“
Hallo MTV –
auch Handwerker
machen eine
gute Figur:
v.l.n.r.
Artjom Sidor,
Yavaz Oztürk und
Gordon Engels
Abläufe lernen
Willi Overbeck ist nicht nur für die Zeche Carl
aktiv, er ist auch Mitbegründer der Altenessener Handwerkerinitiative (AHI), ein eingetragener Verein, der in Kooperation mit der
Arbeitsagentur Jugendliche motivieren und in
das Berufsleben integrieren möchte. Ein
Projekt dieser Initiative ist die Schülerwerkstatt, die es seit drei Jahren gibt und an der
sich 15 Schulen beteiligt haben. Mittlerweile
konnten über 300 Schüler in den verschiedensten Bereichen ihr handwerkliches Geschick
erproben. In Gruppen werden sie eine Woche
lang vorbereitet und dann heißt es zwei
Wochen lang richtig arbeiten, mit Gesellen
und Meistern, mit Pausen und Pünktlichkeit.
„Die Schülerwerkstatt ist dazu da, dass sich
die Schüler orientieren können, dass sie
Arbeitsabläufe und den Arbeitsalltag kennen
lernen“, sagt Hauptschullehrer („Ich unterrichte alles!“) Ralf Frunzke (48). Möglich
gemacht hat die Schülerwerkstatt auch eine
größere finanzielle Spritze der Kruppstiftung
und in den nächsten Jahren, so hoffen die
Beteiligten, werden über 1000 Schüler davon
profitieren.
Wie eine Festung
Hand anlegen konnten einige Schüler an der
wohl schönsten Restaurierung der Stadt, an
dem Malakowturm in der Zeche Carl. Benannt
wurde er nach dem Fort Malakow, einer Festung, die 1855 im Krimkrieg belagert wurde
und sich mit ihrer massiven Bauart tapfer
hielt. Nur ein Jahr später baute man in Essen
an einem Förderturm, der mit seinen 1,20
Meter dicken Backsteinwänden ähnlich massiv
war und taufte ihn auf den Namen Malakow.
Obgleich der konkrete Bezug zum Bergbau
sehr vage und auch die Ähnlichkeit eher
gering ist: das Fort hatte runde und deutlich
niedrigere Türme. Heute gibt es noch 14 dieser ungestümen Bauten im ganzen Ruhrgebiet, „doch der hier in Essen“, sagt Willi
Overbeck ganz bescheiden, „ist der älteste“.
Noch ist der älteste Malakowturm eine richtige Baustelle, mit halogener Notbeleuchtung
und ächzenden Brettern, die als Gehwege halten müssen. Einzelne Backsteine haben der
Witterung der letzten Jahrzehnte nicht standhalten können und müssen ausgebessert oder
ausgetauscht werden. Von überall scheinen sie
herzukommen, die Arbeiter mit ihren Helmen
und Händen, die vor Schwielen keinen Respekt mehr haben und überall wird gesägt,
gehämmert und gespachtelt, der Turm soll ja
auch mal fertig werden. Die Renovierung wird
fast 3 Millionen Euro kosten. Geld, das zu 80
Was die Verpackungskünstler
Christo in New York und Berlin
mit allerhand Brimborium
inszenieren, ist in Essen
kaum der Rede wert
13
14
Schule
Prozent aus Fördergeldern des Landes und zu
20 Prozent aus Mitteln der Stadt kommt.
Später dann soll das Bürgerfernsehen hier einziehen, Studios, Ateliers und Proberäume
geschaffen und ein Zentrum für Medienkompetenz eingerichtet werden. „Daran mitzuarbeiten“, sagt Reinhard Erlach (53), Anleiter
der Schülerwerkstatt, „hat auch für viele
Jugendliche etwas mit Stolz zu tun.“ Und
dann erzählt Reinhard Erlach von einem
„stadtbekannten Rowdy, der hier ganz anders
war, seine Rolle nicht mehr ausfüllen musste
und die Arbeit eines Glasstuckateurs lernte.
Eine Glasscheibe hat er dann auch mit in die
Schule und nach Hause genommen und allen
Verwandten und Freunden gezeigt.“ „Ja, ja,“,
Die drei von der
Baustelle: v.l.n.r.
Ralf Frunzke,
Reinhard Erlach und
Willi Overbeck
sagt Willi Overbeck dann, „wir wollen, dass die
Schüler die Berufe erleben lernen, dass sie ein
Gefühl dafür bekommen, um dann auch zu
sagen, ja, das macht mir Spaß.“ Wenngleich
Reinhard Erlach philosophisch korrekt anfügt:
„Erfolg ist auch zu wissen, was man nicht
will.“
HipHop oder Schreiner
Das sieht Artjom Sidor (15) ganz ähnlich, dem
die Arbeit zwar gut gefallen hat, der aber doch
lieber HipHop-Produzent werden möchte. So
mit Eminem und Snoop Dogg – den konkreten
Blick hat Artjom Sidor zweifelsohne schon.
Gordon Engels (15) hingegen stellt gleich mal
und ganz flugs klar: „Nee, ich will nicht reich
und berühmt werden, ist doch sonst langweilig.“ Gordon Engels möchte lieber KfzMechatroniker oder Tischler werden, da ist er
sich noch nicht ganz sicher. Auch Yavaz Öztürk
(15) hat die Arbeit mit Blechen, das Löten
und das Mitwirken an so einem alten Gemäuer
Spaß gemacht und bringt seine Ziele sehr
direkt auf den Punkt: „Hauptsache ich habe
ein Haus, einen Wagen und eine vernünftige
Frau.“ Doch zuvor weiß auch Willi Overbeck,
gilt es, die Jugendlichen in den Arbeitsmarkt
hineinzubekommen. Die Erfahrungen, die sie
am Malakowturm sammeln konnten, sind da
schon mehr als ein erster Schritt. Und so lange
die Kirche derlei ambitionierte Pfarrer in ihren
Reihen weiß, muss man sich zumindest um
deren Wege keine Sorgen machen. „Kommen
Sie gut nach Hause“, sagt Willi Overbeck zum
Abschied, „null Problemo“, wie der HipHoper
antworten würde, die Feuerwehr hatte ja keinen Einsatz.
Im Web:
www.zechecarl.de
www.schule-wirtschaft-arbeitsmarkt.de
Beruf & Karriere
Medizin +
Gesundheit
Die Gründe für eine Ausbildung im Handwerk sind vielfältig. Gleiches gilt
für die Chancen und beruflichen Perspektiven. Ob auch für dich was
dabei ist? Was dich dort erwartet? handfest weiterblättern.
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Beruf & Karriere
Zahntechniker/in
Tschüss Zahnlücke
Zahntechniker/in
Ob mit Wachs, Gips, High-Tech-Kunststoffen, Goldlegierungen oder
Spezial-Keramiken – als Zahntechniker kommt man mit allerhand
Materialien in Berührung. Und die Aufgabe besteht darin, diese so
unterschiedlichen Stoffe fachgerecht zu verarbeiten und richtig einzusetzen. Neben der handwerklichen Fähigkeit sind Zahntechniker aber
auch Kreative, die mit Brücken, Implantaten oder Prothesen individuelle Lösungen suchen und finden müssen. Die Anforderungen für
diesen anspruchsvollen Beruf sind vielfältig: Die Grundrechenarten
sollte man beherrschen, ein gutes Tastempfinden und Fingergeschick-
lichkeit sind ebenso erforderlich wie ein sehr gutes Seh- und
Farbunterscheidungsvermögen, um die Materialien an die unterschiedlichen Zahnfarben der Patienten anzupassen. In der Zukunft wird auch
in diesem Beruf immer mehr der Computer zum Einsatz kommen, z.B.
beim Design von Kronen am Bildschirm. Wer also Kopf- und Handarbeit
kombinieren kann, hat als Zahntechniker beste Chancen, Patienten
wieder gut aussehen, kauen und lachen zu lassen. Und krisensicher ist
dieser Beruf natürlich auch, denn Zahnlücken gibt es immer.
Infos zur Berufsausbildung bietet auch die Broschüre „Zahntechniker/
Zahntechnikerin“. Sie gibt einen Überblick über die Vielseitigkeit des
Berufes, die Geschichte der Zahntechnik und die bestehenden Anforderungen. Zusätzlich verschaffen ein Interview mit einem Auszubildenden und ein Blick in das Labor ein realistisches Bild vom Beruf
des Zahntechnikers.
Die Broschüre gibt’s kostenfrei bei der Zahntechniker-Innung
Düsseldorf unter 0211-430760.
Profil
Zahntechniker/in Für ein blendendes Lächeln +++ Was du brauchst? medizinisches Interesse, Sinn
für Sauberkeit und Hygiene, gute Konzentrationsfähigkeit, naturwissenschaftliche Kenntnisse, Kommunikationsfähigkeit,
ästhetisches Empfinden +++ Wer bildet aus? zahntechnische Laboratorien, Zahnarztpraxen, Zahnkliniken +++ Nach
der Ausbildung? Zahntechnikermeister, Qualifizierungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten durch die Teilnahme an
Weiterbildungslehrgängen, bspw. zu Themen wie: Zahntechnik allgemein, Totalprothetik, Partielle Prothetik, Modellguss,
Kieferorthopädie in der Zahntechnik +++ Studiengänge? Medizintechnik, Zahnmedizin, Physikalische Technik +++
Karrierewege? Spezialisierung als Keramik-, Kunststoff-, Modellguss- und Brückentechniker oder in der Implantologie,
Laborleiter, Gründer oder Teilhaber eines Betriebs des Zahntechnikerhandwerks +++ WWW? www.vdzi.de
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18
Beruf & Karriere
Augenoptiker/in
„Doch, doch, da unten ist noch eine Reihe.“ Wer beim Augenarzt diesen Satz zu hören bekommt, wird in der Regel sofort zum
Augenoptiker geschickt. Dieser hat dann die Aufgabe, zusammen mit
dem Kunden das Dilemma zu beheben. Wurden früher noch Brillen als
Nasenfahrrad mit Bauklötzen bezeichnet, sind sie heute dank modernster Technik zu individuellen Markenzeichen geworden. Manche
Brillen sieht man kaum noch, andere sind extravagant im DesignerRausch und im Allgemeinen wird Brillenträgern so etwas wie
Intelligenz nachgesagt. Mit Kontaktlinsen haben Augenoptiker
selbstverständlich auch zu tun, genauso wie mit Mikroskopen, Linsen
und Ferngläsern. Und wie bei fast allen handwerklichen Berufen mit
einem medizinischen Hintergrund hat auch der Augenoptiker immer
mit Menschen zu tun. Er ist heute nicht nur Techniker, Physiker und
Handwerker, sondern auch Designer, Typberater und Kaufmann in
einer Person. Beraten, ermitteln, auswählen, prüfen, messen, zentrieren, einpassen und instand halten sind die Vokabeln, die er lernen muss – langweilig ist anders.
Neue Bachelor- und Masterstudiengänge für die Augenoptik/
Optometrie seit Beginn des Wintersemesters 2005/06
Augenoptikergesellen mit allgemeiner Hochschulreife oder Fachhochschulreife können nun nach der „klassischen“ Ausbildung die an
drei Fachhochschulen in Aalen, Berlin und Jena eingeführten
Bachelor- und Masterstudiengänge durchlaufen. Ein Jahr später sollen die neuen Studiengänge auch an der Fachhochschule in
Braunschweig/Wolfenbüttel eingeführt werden. Das Studium mit
dem Bachelorabschluss für Augenoptiker dauert 7 Semester und trägt
den Titel „Bachelor of Science (B.S.c.)“. Es verleiht dem Absolventen
grundsätzlich die gleichen Berechtigungen wie das bisherige FHDiplom. Darauf aufbauend kann nach 3 weiteren Semestern der
Masterabschluss erreicht werden. Der Abschluss ist mit dem bisherigen Universitätsdiplom oder –magister vergleichbar.
Nähere Infos: Zentralverband der Augenoptiker, Gabriele Gerling,
0211/863235-0, presse@zva.de
Bitte scharf stellen
Augenoptiker/in
Profil
Augenoptiker/in Höchste Präzision mit Durchblick +++ Was du brauchst? Fingerfertigkeit, naturwissenschaftliche Begabung, technisches Verständnis, Sinn für Ästhetik, Einfühlungsvermögen +++ Wer bildet aus?
Betriebe des Augenoptikerhandwerks +++ Nach der Ausbildung? Augenoptikermeister, Techniker – Feinwerktechnik,
Techniker – Glastechnik +++ Studiengänge? Augenoptik, Photoingenieurwesen und Medientechnik, Feinwerktechnik
+++ Karrierewege? Betriebsleiter, Gründer oder Teilhaber eines Betriebes im Augenoptikerhandwerk +++ WWW? www.zva.de
Glasapparatebauer/in
So viel Durchblick
Glasapparatebauer/in
Ein anorganisches Schmelzprodukt, welches ohne Kristallisation
abkühlt und einen festen Zustand annimmt? Ein Produkt, das bei
einer Temperatur von ca. 1500°C hauptsächlich aus Quarzsand, Soda
und wenigen anderen Materialien entsteht? Nun, das ist Glas, ein
über 7000 Jahre alter Werkstoff, aus dem die Ägypter und Römer
nicht nur Alltags-, sondern auch imposante Kunstgegenstände fertigten. Wer sich für eine Ausbildung zum Glasapparatebauer entscheidet, wird in Handarbeit Glasapparate und Hohlgläser für die
Medizinforschung oder für die industrielle Verfahrenstechnik herstellen. Das können Einzelstücke, aber auch in Serie hergestellte
Produkte sein. Mit Gasbrennern wird gearbeitet, mit Vakuumanlagen
und Handgebläsen, um beispielsweise Reagenzgläser oder Destillationskolben in die gewünschte Form zu bringen. Wer brechen und
biegen, erhitzen und wendeln, polieren und versiegeln kann und
zudem noch mit einer Diamantsäge umzugehen weiß, hat ein vielseitiges Berufsleben vor sich. Nicht so gerne gesehen wird hingegen,
wer durch Glas rennt oder selbiges fallen lässt. Denn Scherben bringen bekanntlich einige Jahre Unglück.
Profil
Glasapparatebauer/in Vom Reagenzglas bis zum Ziergegenstand +++ Was du brauchst?
handwerkliches Geschick, künstlerische Begabung, technisches und mathematisches Verständnis, Interesse an Chemie
und Physik, Gefühl für Formgebung, zeichnerische Fähigkeiten +++ Wer bildet aus? Betriebe des Glasapparatebaus,
glastechnische Werkstätten, Glasbläsereien für chemisch-technische Spezialgläser +++ Nach der Ausbildung?
Glasbläser- und Glasapparatebauermeister, Techniker – Glastechnik, Gestalter Glas, REFA-Prozessorganisator
+++
Studiengänge? Werkstofftechnik, Product Engineering, Physikalische Technik +++ Karrierewege? Apparateglasschleifer,
Glasapparatejustierer, Qualitätskontrolleur, Gründung eines Betriebes im Bereich Glasapparatebau- und
Glasinstrumentenbau +++ WWW? www.vdg-ev.org, www.glaserhandwerk.de
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20
Beruf & Karriere
Orthopädiemechaniker/in und Bandagist/in
Mehr leben
Orthopädiemechaniker/in
und Bandagist/in
Kunststoff, Metall, Holz, Leder und Textilien sind die Materialen, mit
denen Orthopädiemechaniker und Bandagisten in Berührung kommen. Mit viel Geschick werden für körperlich behinderte Menschen
medizinisch-technische Konstruktionen wie künstliche Gliedmaßen,
Hilfsmittel für die Extremitäten und den Rumpf, Bandagen und individuelle Rehabilitationsmittel angefertigt. Dabei werden die neuesten technischen Entwicklungen und die Erkenntnisse der
Biomechanik berücksichtigt, um die orthopädischen Hilfsmittel an
die individuellen Bedürfnisse der Patienten anzupassen. Gearbeitet
wird in selbstständigen Werkstätten, in Sanitäts- oder Krankenhäusern mit eigener Werkstatt. Dieser Beruf verlangt aber nicht nur
handwerkliches Geschick und ein Interesse für Werkstoffkunde,
Anatomie und Pathologie. Um eine erfolgreiche Versorgung zu
gewährleisten, steht man mit Ärzten und Kunden gleichermaßen im
engen Kontakt, man ist Teil eines Rehabilitationsteams und auch in
der Beratung und in der Nachsorge gefordert. Dieser Beruf verlangt
viel, gibt aber noch mehr zurück.
Profil
Orthopädiemechaniker/in und Bandagist/in Hilfe durch Perfektion +++ Was du brauchst?
Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft, handwerkliches Geschick, schnelle Auffassungsgabe, optisches Vorstellungsvermögen, Kenntnisse in Mathematik und Physik +++ Wer bildet aus? Orthopädische Abteilungen in Krankenhäusern und
Heilstätten, Sanitätshäuser, Hersteller von orthopädischen Erzeugnissen und Bandagen, Groß- und Einzelhandel +++
Nach der Ausbildung? Orthopädietechnikermeister, Techniker – Medizintechnik +++ Studiengänge? Medizintechnik,
Orthopädie- und Rehatechnik, Biomedizinische Technik +++ Karrierewege? Werkstattleiter oder angestellter
Betriebsleiter in orthopädischen Werkstätten, z. B. von Spezialkliniken, Rehabilitationseinrichtungen und Sanitätshäusern, Gründer eines Betriebes im Orthopädietechnikerhandwerk +++ WWW? www.ot-forum.de
Klaus Becker
„
Bundesinnungsverband für
Orthopädie-Technik
Was sollten Jugendliche beachten, die in Ihrem Handwerk eine
Ausbildung absolvieren möchten? Was raten Sie Jugendlichen?
Grundsätzlich sollte der Bewerber über eine gute und schnelle
Auffassungsgabe und handwerkliches Geschick verfügen. Er muss
sich der Verantwortung bewusst sein, die dieser Beruf mit sich
bringt.
Da der Orthopädiemechaniker und Bandagist sowohl mit modernster
Technik konfrontiert wird als auch mit Menschen in Berührung
kommt, die auf seine Hilfe und sein Verständnis angewiesen sind,
sind technisches Interesse, körperliche Gewandtheit und psychologisches Einfühlungsvermögen gleichermaßen wichtig. Hilfreich bei der
Bewerbung um einen Ausbildungsplatz kann das Abitur oder ein
Abschluss einer Real- oder Handelsschule sein.
Wie sind die gegenwärtigen Aussichten auf eine Lehrstelle?
Das Fach ist auch nicht von den Sparmaßnahmen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes (GMG) verschont worden. Vor allen Dingen
die Einführung der Festbeträge in den Bereichen Kompressionsversorgung, Einlagen, Stoma und Inkontinenz bedeutet faktisch eine
deutliche Absenkung der Preise für die Unternehmen. Aber das
Handwerk ist immer und jederzeit an gutem Nachwuchs interessiert.
Ausbildungswillige Betriebe können über den Bundesinnungsverband
für Orthopädie-Technik oder die jeweilige Landesinnung bzw. den
Fachverband angefragt werden.
Welche Services bieten Sie Jugendlichen in der Berufswahlvorbereitung, um ihnen den Einstieg in Ihr Gewerbe zu erleichtern?
Ausführliche Infos zum Berufsbild des Orthopädiemechanikers und
Bandagisten gibt es in der Broschüre „Blätter zur Berufskunde“ (Nr.
1-II F 203, Stand 11/1998) der Bundesagentur für Arbeit. Bei der
Arbeitsagentur erhalten Interessierte eine Bestellkarte, mit der die
Broschüre kostenlos angefordert werden kann.
Die Bundesfachschule für Orthopädie-Technik veranstaltet Tage der
offenen Tür. Auf Wunsch werden auch Einzelberatungen durchgeführt. Mehr Infos bei: Bundesfachschule für Orthopädie-Technik,
Schliepstr. 6-8, 44135 Dortmund, E-Mail: zentrale@ot-bufa.de,
Internet: www.ot-bufa.de.
Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik gibt eine
Broschüre mit dem Titel „Der Mensch im Mittelpunkt“ , Ausbildung
zum Orthopädiemechaniker und Bandagisten, heraus, die unter folgender Anschrift angefordert werden kann: Bundesinnungsverband
für Orthopädie-Technik, Postfach 10 06 51, 44006 Dortmund, E-Mail:
info@ot-forum.de, Internet: www.ot-forum.de.
“
Hightech:
Tom Kipping,
Orthopädietechniker-Meister,
fertigt Prothesen
für Spitzenleistungen im
Behindertensport.
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Beruf & Karriere
Orthopädieschuhmacher/in
Besser gehen
Orthopädieschuhmacher/in
Noch nie gehört? Für Menschen, die nicht einfach in ein Schuhgeschäft gehen können, um sich ein paar Sneakers, Boots oder
Turnschuhe zu kaufen, sind Orthopädieschuhmacher so mit die wichtigste Adresse überhaupt. Denn wer eine Gehbehinderung hat, der
ist auf das fingerfertige Geschick dieser Spezialisten angewiesen, um
die Beeinträchtigung der Lebensqualität auszugleichen. Orthopädische Schuhe, Fußbandagen und -prothesen stellen Orthopädieschuhmacher her und sie reparieren diese auch. Überwiegend handelt
es sich bei den Schuhwerken um Einzelstücke, die individuell für den
Kunden abgemessen, angepasst und gefertigt werden. Dabei werden
zunächst jeweils ein Fußabdruck aus Gips oder Knetmasse her- und
Belastungspunkte festgestellt. Mit elektronischen Mess- und
Diagnosegeräten wird eine Bewegungsanalyse durchgeführt und
danach werden die so genannten Leisten angefertigt, um das Probegehen zu testen. Von der ersten Besprechung bis zum fertigen
Schuhwerk ist der Orthopädieschuhmacher stets in Kontakt mit seinem Kunden und dabei ist auch durchaus ein modisches Gespür sehr
hilfreich, denn der Kunde möchte natürlich, dass die Gehhilfe so
unauffällig und so modisch wie möglich ist.
Profil
Orthopädieschuhmacher/in Auf gesundem Fuß +++ Was du brauchst? Kontaktfreudigkeit, handwerkliches Geschick, technisches Verständnis, Sinn für Ästhetik +++ Wer bildet aus? Fachbetriebe des
Orthopädieschuhmacherhandwerks, Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen, Sanitätshäuser +++ Nach der Ausbildung?
Orthopädieschuhmachermeister, Techniker – Schuhtechnik (Betriebstechnik oder Modellgestaltung), Podologe,
Fachberater +++ Studiengänge? Orthopädie und Rehatechnik, Ledertechnik +++ Karrierewege? Werkstattleiter, Leiter
schuhorthopädischer Betriebsabteilungen, Existenzgründer mit einem Herstellungsbetrieb oder einer Reparaturwerkstatt
im Bereich des Orthopädieschuhmacherhandwerks +++ WWW? www.biv-os.de
Chirurgiemechaniker/in
In guten Händen
Chirurgiemechaniker/in
Wenn Dr. Heilmann „In aller Freundschaft“ am OP-Tisch steht, bei
einer riskanten Nierenoperation sich den Schweiß von der Stirn
wischt und zu Schwester Arzu sagt: „Zange“, dann kann er von Glück
reden, wenn diese Zange von einem Chirurgiemechaniker hergestellt
wurde. Doch nicht nur Zangen, auch Augenpinzetten, Zahnartspiegel,
Klammern, Tupfer und die ganzen anderen Präzisionsinstrumente, die
Ärzte und Schwestern in Kliniken und Praxen benötigen, werden von
dem Chirurgiemechaniker gefertigt und instand gehalten. Mit Edelmetallen, Kautschuk und Stahl wird mit der Hand, wie auch maschinell und teilweise auf Kundenwunsch maßgeschneidert. Das Polieren,
Schleifen, Glänzen und Schärfen gehören zu den wichtigsten
Aufgaben, denn Präzision auf allen Gebieten wird verlangt und geleistet. Das Zentrum der medizinisch-chirurgischen Instrumentenherstellung ist übrigens in der Region Tuttlingen, in Baden-Württemberg. Da gibt es zwar keine Sachsenklinik, aber sehr schön soll es da
auch sein.
Profil
Chirurgiemechaniker/in Instrumente für die Gesundheit +++ Was du brauchst? Fingerspitzengefühl, räumliches Vorstellungsvermögen, technisches und mathematisches Verständnis +++ Wer bildet aus? Betriebe
des Chirurgiemechanikerhandwerks, Herstellerbetriebe von medizintechnischen Geräten, Hersteller orthopädischer
Erzeugnisse +++ Nach der Ausbildung? Chirurgiemechanikermeister, Medizintechniker, Feinwerktechniker, REFATechniker, Konstrukteur
+++
Studiengang? Medizintechnik
+++
Karrierewege? Dentalchirurgiemechaniker,
Mechaniker für chirurgische Messer, Monteur in der Chirurgiemechanik, Chirurgiemechaniker in der Qualitätskontrolle,
Vorarbeiter, Gruppenleiter, Gründer eines Betriebes im Chirurgiemechanikerhandwerk +++ WWW? www.ot-forum.de
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Beruf & Karriere
Feinoptiker/in
Himmelskörper
Feinoptiker/in
Wer die Sterne mal richtig nah sehen möchte, der hat mit der
Berufswahl zum Feinoptiker beste Chancen. Stellen diese Filigrantechniker doch Linsen, Spiegel und Prismen für Fotoapparate, Projektoren, Mikroskope, Fernrohre oder medizinische Untersuchungsgeräte
her. Oder sie bauen einzelne Elemente zu optischen Systemen zusammen, die in der Halbleiterindustrie später für die Herstellung von
Computerchips benötigt werden. Glasschneider und Diamantsägen
sowie Schleif-, Polier- und Zentriermaschinen sind die wichtigen Arbeitsgeräte, um die Linsen, Prismen und anderen Bauelemente präzisionsgerecht zu fertigen. Dabei müssen sie sehr behutsam umgehen,
denn ein Hundertstel von einem Millimeter kann entscheidend sein.
Bei der Arbeit trägt der Feinoptiker Baumwollhandschuhe, da die
Werkstücke meist zwischen einem und 40 Millimeter groß und nicht
nur zerbrechlich, sondern auch staubempfindlich sind. Größtenteils
wird an elektronisch gesteuerten Maschinen gearbeitet, doch bei manchen Arbeitsgängen ist immer noch Handarbeit gefragt und ein gutes
Auge sowieso. Ein anspruchsvoller Beruf, aber wer die Sterne sehen
will ...
Profil
Feinoptiker/in Feinarbeit mit Ausdauer +++ Was du brauchst? technisches Verständnis, Gewissenhaftigkeit, Geduld, Interesse an Physik, Fingerfertigkeit, gute Konzentrationsfähigkeit +++ Wer bildet aus? Hersteller
von feinmechanischen Erzeugnissen, Instrumenten und Geräten +++ Nach der Ausbildung? Feinoptikermeister,
Feinwerktechniker, Techniker für Glastechnik +++ Studiengänge? Photoingenieurwesen und Medientechnik, Feinwerktechnik, Physik +++ Karrierewege? Verfahrensmechaniker für Brillenoptik, Qualitätskontrolleur, Technischer Verkaufsberater, Materialdisponent, Selbstständigkeit mit einer Werkstatt für optische Erzeugnisse, mit einem Optikfachgeschäft
oder Fachbetrieb für optische Projektionstechnik +++ WWW? www.zva.de
Hörgeräteakustiker/in
Na, hören Sie mal!
Hörgeräteakustiker/in
Der wohl schönste Moment im Berufsleben eines Hörgeräteakustikers
ist der Satz: „Ich kann wieder richtig hören.“ Denn obwohl dieser
Beruf insbesondere auf Technikbegabte eine große Anziehungskraft
ausübt, ist das Erlebnis, anderen wirklich helfen zu können, ein großes Extrabonbon. Wer sich für analoge und digitale Technik interessiert, bereits etwas von Feinjustierung und Richtmikrofon gehört und
in den Naturwissenschaften rumgestöbert hat, wird schon mal die
besten Chancen für ein Vorstellungsgespräch haben. Über 1600
junge Leute lernen dieses vielseitige Handwerk alleine in
Deutschland. Die Ausbildung beginnt mit einem Ausbildungsplatz in
einem der 3.000 Handwerksbetriebe. Während der dreijährigen Ausbildungszeit kommen alle Auszubildenden zur Bundesoffenen
Landesberufsschule und zur überbetrieblichen Ausbildung nach
Lübeck an die Akademie für Hörgeräte-Akustik. Nach der Gesellenprüfung ist die Fortbildung zum Meister möglich und wer die
Fachhochschulreife besitzt, kann danach auch Hörgeräteakustik studieren. Der neue Bachelor-Studiengang in Lübeck läuft über drei
Jahre und im Meisterkurs kann ein international anerkanntes Berufsdiplom erworben werden.
Profil
Hörgeräteakustiker/in Ganz Ohr +++ Was du brauchst? technisches Verständnis, handwerkliches
Geschick, Kontaktfreudigkeit, Einfühlungsvermögen, naturwissenschaftliche Begabung +++ Wer bildet aus? Betriebe
des Hörgeräteakustikerhandwerks, Hörgerätehersteller, Fachkliniken, Arztpraxen
+++
Nach der Ausbildung?
Hörgeräteakustikermeister, Techniker – Medizintechnik, Techniker – Elektrotechnik +++ Studiengänge? Medizintechnik,
Bioingenieurwesen, Elektrotechnik oder Medizin +++ Karrierewege? Betriebsleiter, Gründer oder Teilhaber eines
Betriebes im Hörgeräteakustikerhandwerk +++ WWW? www.biha.de
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Beruf & Karriere
Medizin +
Gesundheit
Augenoptiker/in
www.zva.de
Feinoptiker/in
www.zva.de
Chirurgiemechaniker/in
www.ot-forum.de
Glasapparatebauer/in
www.vdg-ev.org,
www.glaserhandwerk.de
Hörgeräteakustiker/in
www.biha.de
Orthopädiemechaniker/in
und Bandagist/in
www.ot-forum.de
Orthopädieschuhmacher/in
www.biv-os.de
Zahntechniker/in
www.vdzi.de
www.handfest-online.de
www.berufenet.de
www.zdh.de
www.bibb.de
Infos zu diesen und vielen anderen
Berufen des Handwerks.
… und los geht’s:
Das Vorstellungsgespräch meistern!
So steigen die Chancen beim Bewerbungsgespräch!
Die Berufsentscheidung ist
getroffen, die Bewerbungsphase
kocht und jeden Tag geht’s voller Spannung zum Briefkasten.
Und mit etwas Geduld,
der richtigen Strategie sowie
einer Portion Glück ist es dann
so weit – DIE EINLADUNG ZUM
VORSTELLUNGSGESPRÄCH ist da.
Was nun? Wie bereitet man sich
vor? Was sollte man mitbringen
und vor allem, welche Fehler
gilt es zu vermeiden? Fragen,
bei denen unsere Checkliste
hilft.
Sofort nach Erhalt der Einladung …
• Termin telefonisch bestätigen
• Termin in den persönlichen Kalender eintragen
• Auskünfte über den Betrieb einholen (z. B. Internet – Homepage
des Betriebs, Infobroschüren, Bekanntenkreis)
• Detaillierte Infos zum Ausbildungsberuf recherchieren. „Ich möchte Kfz-Mechatroniker werden, weil ich mich für Autos interessiere“, überzeugt im Bewerbungsgespräch meist nicht. Die konkreten
Ausbildungsinhalte sollte man kennen und parat haben. Tipp:
Ausbildungsordnung besorgen und genau nachlesen, wie die
Ausbildung abläuft und welche Tätigkeiten einen erwarten.
Drei bis fünf Tage vor dem Vorstellungsgespräch …
• Auswahl der passenden Kleidung. Diese sollte zu einem selbst und
dem Beruf passen. Overdressed und verkleidet ist genauso unpassend wie der aktuellste Hip-Hop-Look.
• Anreise planen (z.B. Verkehrsverbindungen heraussuchen)
• Nötige Materialien/Unterlagen zusammenstellen (Einladungsschreiben, Kopien der Bewerbungsunterlagen, Liste offener
Fragen, Anfahrtsskizze, Schreibzeug)
Am Tag vor dem Gespräch gilt es, alles noch einmal durchzusehen und
bereitzulegen. Nur so wird die Nacht vor dem „großen Tag“ eine ruhige
und erholsame.
Checklisten zum Vorstellungsgespräch
„Terminplanung vor dem Vorstellungsgespräch“
„Das nehme ich zum Vorstellungsgespräch mit“
unter www.handfest-online.de
Weitere Informationen:
www.berufswahl-tipps.de
www.bmwi.de
www.handwerkspower.de
www.ikk-spleens.de
www.machs-richtig.de
www.wassollwerden.de
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Arbeiten im Ausland
Auf den
Spuren der
Wikinger
Als Holzbildhauerin nach
Norwegen
Ins Land der Elche und
der Sagen, der minuskalten Winter und schneeverwehten Landschaften
zog es Doreen Wehrhold
aus Sömmerda. Doch
nicht nur all der Mythen
wegen war die Vorfreude
kaum mehr erträglich,
denn eines wollte sie
ganz besonders lernen:
den Drachenstil.
Text: Stefan Rensch | Fotos: Doreen Wehrhold
Einer von Doreens Falken
Der Hof Gildesvollen
Die Vorbereitung
Während ihrer Ausbildung zur Holzbildhauerin durfte Doreen Wehrhold
(24) mit zehn weiteren Lehrlingen für zwei Wochen nach Norwegen.
Feen und Kobolde hat sie zwar keine gesehen, doch: „Zusammen mit
norwegischen Schülern schnitzten wir in deren Schule an neuen Stilen
und lernten auf Exkursionen und kleineren Ausflügen die Schönheiten
des Landes kennen.“ Doch das reichte Doreen Wehrhold nicht, das Land
hatte sie bezaubert, sie wollte mehr. „Der Austausch war meine erste
wirkliche Begegnung mit Norwegen und dem Drachenstil. Ich hatte nur
Die Arbeit
In Ringebu/Gudbrandsdalen ist Doreen Wehrhold gelandet, einer kleinen Gemeinde mit 2800 Einwohnern, knapp 50 km nördlich von
Lillehammer gelegen. Ein Familienbetrieb namens „Tre og Tradisjon“
war ihre Arbeitsstätte. „Der Hof wird Gildesvollen genannt und ist ein
ehemaliger Gerichtshof aus dem Mittelalter, der in den 30ern als
Schulgebäude genutzt wurde. Er ist sehr idyllisch gelegen, am Hang
eines Berges, an dessen Fuß sich ein breiter Fluss durch das Tal windet.“ Freundlich wurde sie aufgenommen und obwohl sie nur einige
Norwegen | 386.958 km2 | 4.600.000 Einwohner | - Hauptstadt Oslo |
Das Königreich Norwegen ist eine parlamentarische Monarchie, dessen Staatsoberhaupt König Harald V ist. Weithin bekannt aus Film und Bunte sind
auch Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit. Norwegen grenzt im Osten an Schweden und im Nordosten an Finnland und Russland.
Über 90 % der Bevölkerung sind Norweger, zu denen auch die ca. 40.000 Saami (Lappen) und 10.000 Kvener (Finnen) zählen. Die Landessprache ist
Norwegisch, eine nordgermanische Sprache, die zum Teil auch aus dem Niederdeutschen ihre Ursprünge hat. Norwegen wurde etwa im 8. Jahrtausend
v. Chr. nach der letzten Eiszeit besiedelt und in der Zeit der Wikinger (800-1050) durch König Harald Hårfagre um das Jahr 900 geeint. Die Wikinger
besiedelten schließlich auch Island, Grönland und die Färöer Inseln. Einige der so genannten Nordmänner erreichten sogar Neufundland und die
Normandie in Frankreich. Heute ist Norwegen der siebtgrößte Erdölförderer der Welt, hat einen hohen Lebensstandard mit einem der höchsten ProKopf-Einkommen der Welt. Außerdem wird der Friedensnobelpreis durch das norwegische Nobelkomitee in Oslo verliehen.
Links | www.norwegen.no, Norwegen – die offizielle Seite in Deutschland | www.german-norwegian-youthweb.de, Deutsch-Norwegisches
Jugendnetzwerk | norwegen-freunde.com/index.shtml, Unabhängige Seite mit Norwegen-Forum, Fotos und Reiseberichten | www.dnfev.de, DeutschNorwegische Freundschaftsgesellschaft e.V. | www.sequa.de, Gemeinnützige Einrichtung der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Entwicklung und
beruflichen Qualifizierung im Ausland
einen Wunsch: diesen Schnitzstil erlernen.“ Und so ging sie nach ihrem
staatlichen Abschluss und mit Gesellenbrief in der Tasche für sieben
Monate gen Norden. Finanziert wurde das Langzeitpraktikum zu großen
Teilen von der SEQUA-Stiftung, die 5.000 Euro als Lebenshilfe bereitstellte. Die Stiftung hatte auch allerhand Infomaterialien zusammengestellt, Versicherungen wurden abgeschlossen, das Auto schließlich voll
gepackt und Abschied von Freunden und Verwandten genommen.
norwegische Wörter aus diversen Touristenführern aufgeschnappt
hatte, war die Kommunikation kein Problem, denn die Norweger sprechen zum größten Teil fließend Englisch. „Ich habe mich aber in
Norwegen für einen Sprachkurs angemeldet und nach einigen Wochen
lief es immer besser, bis das Englisch aus unseren Gesprächen schließlich ganz verschwunden war.“ Das war auch für den Arbeitsalltag eine
Erleichterung, wenn sie Fragen hatte, zum Arkanthus- oder ihrem
Ferienjob, Lofoten | Gudbrandstal | Grindwale, Walsafari | Wasserfall
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Arbeiten im Ausland
„Der Austausch war
meine erste wirkliche
Begegnung mit Norwegen
und dem Drachenstil.
Ich hatte
nur einen Wunsch: Doreen Wehrhold (24), Holzbildhauerin
diesen Schnitzstil erlernen.“
Das Geirangerfjord
Das erste Drachenrelief von Doreen!
Favoriten, dem Drachenstil. Und hier kennt sie sich mittlerweile bestens
aus: „Der Arkanthusstil ist ein reiner Pflanzenstil, den man noch aus der
Barock- oder Rokoko-Epoche kennt, wenngleich die norwegische
Variante viel ausgefeilter und genauer ist. Der Drachenstil hingegen ist
ein Mischstil aus Pflanzen- wie auch Tierornamenten. Die dargestellten
Tiere sind ineinander verschlungen und stark stilisiert, d.h., es lässt sich
nur schwer erraten, welches Tier da nun in den Schwanz des anderen
beißt. Dieser ‚Greiftierstil’ geht auf die Zeit der Wikinger zurück, die ihre
Schiffsrümpfe aber auch alltäglichen Gebrauchsgegenstände damit verzierten.“ Im Arkanthusstil hat Doreen Wehrhold Spiegelrahmen,
Butterstempel, Abendbrot- und Servierbretter geschnitzt. Und im
Berge, zu den Fjorden an der Westküste, hat Elche und Rentiere gesehen und sich einen weiteren Lebenstraum erfüllt: „Eine ‚Walsafari’, um
die Riesensäuger einmal nur in freier Wildbahn zu beobachten.“ Als
Vegetarierin war es für sie deshalb auch ein bisschen beklemmend, in
den Gefrierfächern der Supermärkte „Hvalbiff“, also Walfleisch, zu entdecken. Und dann gab es da noch die Geschichte mit der Elchkuh, die
man in Lillehammer gerne erzählt, die amüsant wenngleich auch ein
wenig tragisch ist: „In der Kinderbekleidungsabteilung eines
Einkaufszentrums hatte man plötzlich Besuch von einer Elchkuh, was
auch in Norwegen eher ungewöhnlich ist. Nachdem das Haus evakuiert
worden war, beendete ein Tierarzt mit einem Betäubungspfeil die
Die drei Falken | In den Bergen | Osebergschiff | Stabkirche Ringebu
Drachenstil konnte sie für einen norwegischen Kunden zwei
Kapitelllöwen und für eine englische Kundin drei Falken anfertigen.
Das Leben
In Norwegen, sagt Doreen Wehrhold, wird das Thema Freizeit sehr groß
geschrieben. Auf dem Land schließen die Geschäfte bis auf die
Kaufhallen schon um 16 Uhr. Die Einwohner hat sie als geduldig, verantwortungsbewusst und ehrlich kennen gelernt und gegenüber
Ausländern ist man grundsätzlich erst mal freundlich. „Es braucht aber
seine Zeit, um an diese Menschen heranzukommen. Im Gegensatz zu
Deutschland, wo aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte sich jeder in
irgendeiner Weise hervorzuheben versucht, wird in Norwegen das
Prinzip der Gleichheit gelebt. Jedermann, egal ob Politiker oder Bauer,
wird geduzt.“ Da Doreen Wehrhold sich sehr für das Handwerk der
Wikinger interessiert, fuhren ihre Arbeitgeber, die selbstverständlich
auch geduzt wurden, mit ihr nach Oslo. Dort konnte sie die beiden
berühmtesten Wikingerschiffe Skandinaviens, „Gokstad“ und „Oseberg“
besichtigen und im kulturhistorischen Museum in einer vergangenen
Zeitepoche schwelgen. Und natürlich hat Doreen Wehrhold auch die
landschaftlichen Schönheiten Norwegens entdeckt, sie reiste in die
Shoppingtour des Wildfangs. Anschließend musste das Tier aufgrund der
Verletzungen leider von der Polizei erlegt werden. Die Elchkuh kam nämlich nicht auf normalem Wege, sprich durch die Eingangstür, sie bevorzugte den schnellen Sprung durch die Schaufensterscheibe.“
Die Zukunft
Für Doreen Wehrhold war die Ausbildung ein Glücksfall und die
Philosophie, mit der ihr das Handwerk näher gebracht wurde, hat sie
mittlerweile verinnerlicht: „Wenn du dich für den Beruf des
Holzbildhauers entscheidest, dann sei dir einer Sache bewusst: Du wirst
nicht reich damit, aber glücklich.“ Die Erfahrungen, die sie in Norwegen
sammeln konnte, haben sie menschlich und beruflich geprägt. Ein skandinavisches Land als Wahlheimat kann sie sich auch sehr gut vorstellen,
da ihr die Menschen, das Klima, die Flora und Fauna zusagen. Doch sie
ist sich auch der Problematik bewusst,die mit solch einem Schritt einhergeht, sie hat Niederländer und Belgier in Norwegen kennen gelernt,
denen der Neuanfang in Skandinavien nicht geglückt ist, die durch
Arbeitslosigkeit und Geldmangel letzten Endes wieder zurück in ihre
Heimat mussten. „Doch eines ist sicher: Das war nicht mein letzter
Besuch in Norwegen.“
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Karriere
Text: Petra Plaum
Fotos: Christina Bleier
„Ich bin keiner,
der gerne mit
Papier raschelt,
ich bin ein
Macher!“
Auf seinem Rennrodel fürs Foto stillzusitzen,
fällt Friedrich Glogger sichtlich schwer. Das
High-End-Sportgerät ist schließlich dafür
geschaffen, mit über 50 km/h steile Hänge
hinunterzusausen, gelenkt von einem wendigen Rodler. „Das ist ein Leistungssport“, findet Friedrich Glogger, „der geht in die Knochen
und die Waden, das muss man richtig lernen“.
Dabei strahlt er vor Stolz: er beherrscht nicht
nur den Rennrodel, seine Firma hat ihn auch
hergestellt.
Das Unternehmen Gloco im schwäbischen
Lutzingen produziert vor allem Schlitten. Gut,
dass Firmenchef Friedrich Glogger schon immer
gern talwärts flitzte und auch bei Minusgraden
weder Mütze noch Handschuhe braucht, weil
ihm stets warm ist. Das allein reicht natürlich
nicht, um bis zu 60.000 Schlitten im Jahr zu
verkaufen, dazu hölzerne Spielsachen, Werbeartikel und Bollerwagen. Friedrich Glogger ist
Handwerker und Verkaufsprofi in einem: er
packte schon als Jugendlicher bei Gloco mit
an, denn sein Großvater Josef hatte den
Betrieb 1919 gegründet und legte Wert auf
Können und Charakter möglicher Nachfolger.
„Mein Opa sagte zu mir, Bub, du musst lernen,
Befehle zu kriegen“, erinnert sich Friedrich
Glogger. So lernte er mit 16 Holztechniker,
bewährte sich in der Firma, studierte ab Mitte
Zwanzig Betriebswirtschaftslehre und Holztechnik. „Ich bin keiner, der gerne mit Papier
Friedrich Glogger mit
einem ProfiRennrodel, aus stabiler Esche, lenkbar
und mit
Edelstahlkufen. Das
250 Euro teure
Gefährt erreicht
locker 50 km/h.
raschelt“, meint Friedrich Glogger heute, „ich
bin ein Macher“.
Als solcher schwärmt er vom Werkstoff Holz:
„Das fühlt sich so warm an, das ist so beständig!“ Gutes Holz einsetzen und die Umwelt
schützen, das hat er sich heute zur Aufgabe
gemacht. Die Buchen und Eschen, aus denen
seine Spiel- und Sportgeräte bestehen, stammen aus dem näheren Umland und aus nachhaltigem Anbau, für jeden gefällten Baum
wird ein neuer gepflanzt. „Alles andere wäre
ein Verbrechen an der Natur“, meint Friedrich
Glogger.
Sechs Menschen sorgen in der Werkshalle
dafür, dass aus dem Qualitätsholz widerstandsfähige Schlitten werden. Ab der ersten
Schneeflocke herrscht Hochsaison, und bei
Gloco wird gefräst, sortiert, zusammengefügt,
gehämmert, geprüft und gestapelt, was das
Zeug hält. Friedrich Glogger freut sich darüber,
dass viele seiner elf Mitarbeiter in Büro,
Vertrieb und Produktion seit etlichen Jahren
dazugehören. Wirtschaftlich lief es schon mal
besser, das gibt der Unternehmer zu, „aber
jetzt haben wir einen kleinen, feinen
Mitarbeiterstamm und jetzt bauen wir wieder
auf!“
Günstigen Plastikschlitten setzt der Schlittenmacher die Qualität und Langlebigkeit seiner
Schlittenbauer kommen ...
Um Schlitten zu bauen braucht man: handwerkliches Geschick, sollte mit Holz und
Metall umgehen können und im Idealfall
noch Interesse am Rodeln mitbringen.
Verschiedene Ausbildungsberufe sind möglich, z.B. Tischler und Wagner. Weitere
Infos:
HKH Bundesverband Holz u.
Kunststoff - Bundesinnungsverband
Tischler-/Schreinerhandwerk
Postfach 02 12 40
10123 Berlin
Fon: 0 30/3 08 82 32
Fax: 0 30/30 88 23 42
eMail: schreiner@tischler.org
www.tischler.de
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Service
Heißer Schlitten – bei
Friedrich Glogger ist
das wörtlich zu nehmen. Mit 40 hat er
sich die Freude am
Rodeln bewahrt, will
sie an andere weitergeben. An passenden
fahrbaren Untersätzen
für Groß und Klein,
mit Werbeaufdruck
oder klassisch naturfarben soll es nicht
mangeln.
Sägen, sortieren,
zusammenfügen,
hämmern – das
geht ratz-fatz. In
acht bis fünfzehn
Minuten ist ein
Schlitten fertig.
Gefährte entgegen. Einen prominenten Mitstreiter hat er inzwischen auch gefunden:
Marcus Grausam aus Rottach-Egern. Der Naturbahnrodelprofi gewann schon viele Rennen,
erst 2004 errang er einen Weltcupsieg im
Parallelrennen. Er betont: „So ein Schlitten
komplett aus Holz ist gut lenkbar und die
Technik kann jeder lernen“. Von „billig zusammengebauten Baumarktrodeln“ hält Marcus
Grausam wenig: „Lieber ein stabiler Rodel, der
hält ein Leben lang!“ Die Leidenschaft fürs
Rodeln und für Holz haben Marcus Grausam
und Friedrich Glogger gemeinsam, auch das
handwerkliche Können verbindet, denn Marcus
Grausam ist Schreiner. Der Profisportler baut
selbst rasante Rodel und vertreibt sie zum Teil
über Gloco. Eine weitere Zusammenarbeit ist
schon geplant: Kurse für Alt und Jung soll es
geben, damit der Sport auch abseits der bekannten Wintersportgebiete neue Freunde findet.
IMPRESSUM
Wer keinen Sport mag, dafür Schokolade und
Ferngucken, kommt an Friedrich Glogger ebenfalls nur schwer vorbei. In der „Sendung mit
der Maus“ waren seine Schlitten schon dabei,
zu beliebten Werbeträgern sind sie auch
geworden. Einer erinnert ganz in Blasslila an
eine beliebte Schokoladensorte. Und letzten
Winter kam ein Modell zum Film „Nussknacker
und Mäusekönig“ heraus – Fans dürfen sich
quasi auf dem Filmplakat niederlassen. „Nussknacker“ war in Deutschland nicht sonderlich
Herausgeber:
Deutscher Handwerkskammertag
Mohrenstr. 20/21
10117 Berlin
Redaktion:
Westdeutscher Handwerkskammertag
Sternwartstr. 27-29
40223 Düsseldorf
Reiner Nolten (V.i.S.d.P.)
Chefredakteur:
Rolf Göbels
Redakteure:
Stefan Rensch, Petra Plaum
Mitarbeiter(-innen) dieser Ausgabe:
Clemens Urbanek, Dr. Axel Fuhrmann, Carsten Haack,
Gerd Kistenfeger, Jörg Hamann, Ulrike Wittenbrink,
Andreas Fischer, Katja Früh, Christina Bleier,
Bernd Lorenz
Anzeigen & Vertrieb:
for mat medienagentur + verlag gmbh
0211/55 80 255
info@for-mat.de
Gestaltung und Lithografie:
for mat medienagentur + verlag gmbh
Markus Kossack
Druck:
VVA Düsseldorf
Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW)
erfolgreich, in anderen Ländern in aller Welt
läuft der Film erst noch an. Für Friedrich
Glogger war dieser Schlitten trotzdem jetzt
schon ein Gewinn, denn bei der Deutschlandpremiere in Stuttgart traf er die Stars Sophie
B. Hawkins und John Sutherland: „Wir haben
über eine halbe Stunde einfach so geredet, es
war ein Erlebnis!“
Wer Schlittenbauer lernen möchte, der
braucht laut Friedrich Glogger außer handwerklichem Geschick auch gute Kenntnisse in
Mathe und Physik: „Er muss wissen, welches
Material welche Gleiteigenschaften hat, wie
die Reibung ist, wie die Schwerkraft funktioniert.“ Eine Ausbildung zum Wagner oder
Tischler ist dann ein guter Einstieg. Um langfristig Erfolg zu haben, muss ein Schlittenbauer jedoch vor allem eins mitbringen: Herzblut. Dann, sagt Friedrich Glogger, wird er seinen Weg machen: „Handwerker hatten schon
immer das Geschick, Probleme zu lösen.“
Auflage:
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Bezugsabo 10,75 Euro p. a.
Erscheinung: sechsmal jährlich
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
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Papier: Recyclingpapier
handfest wurde in Nordrhein-Westfalen ermöglicht mit Mitteln:
Draußen ist es kalt, duster und ungemütlich. Weder die 100-Watt-Glühbirne noch der Verzehr von Schokolade können die
graue Stimmung beseitigen. Erfahre hier, wie du einfach und unkompliziert strahlend durch die kalte Jahreszeit kommst.
Fit im Winter
Nur keine Langeweile
Eins ist klar: Grundsätzlich ist der Winter viel trister und langweiliger als
der Sommer. Das liegt zum einen am schlechten Wetter. Wie eine
Gewitterwolke vor die Sonne schiebt es sich vor unsere gute Laune. Zum
anderen kann man bei schlechtem Wetter viel weniger unternehmen als
bei gutem. Niemand mag sich bei Minustemperaturen in den Park setzen oder bei einem Schneesturm eine Radtour machen. Hinzu kommt,
dass der Körper im Winter durch nasses und kaltes Wetter geschwächt
wird. Selten fühlt man sich so fit, dass man schneebedeckte
Tannenbäume ausreißen könnte. Wer sich trotzdem nicht langweilen
will, muss etwas für sich, seinen Spaß, seine Gesundheit und gegen das
schlechte Wetter tun.
Wer auch im Winter aktiv sein will, muss sich erst einmal selber wohl
fühlen. Hierzu beseitigt man am besten alle Schlechte-Laune-Auslöser
aus seiner Reichweite: Wer sich vor schlechtem Wetter versteckt, indem
er die Rollos herunterlässt, arbeitet gegen den Frohsinn. Denn egal, wie
es draußen aussieht – Tageslicht macht immer noch fröhlicher als das
Licht einer 100-Watt-Birne. Denn der menschliche Körper braucht
Tageslicht. Es setzt Vitamine und Glückshormone frei. Weiterhin sollte
man traurige Filme oder Musik vermeiden. Sieht und hört man nämlich
lustige Dinge, lacht man automatisch mit. Und gerade der Winter bietet
eine Menge Spielraum für Video- oder Gesellschaftsspieleabende mit seinen Freunden.
Bessere Laune im Winter
Ist der Winter aus dem Zimmer und dem Herzen verbannt, bleibt natürlich viel Platz für den Sommer. Schnell und einfach kann man ihn jederzeit in die eigenen vier Wände holen: Bunte, farbenfrohe Dekos wie
Stoffvorhänge in sommerlichem Gelb oder Orange können die Stimmung
heben. Aber auch Pflanzen, insbesondere Palmen, bringen den Sommer
im Handumdrehen in jedes Jugendzimmer. Für extravagantes
Beachfeeling kann man mit exotischen Stofftieren wie Äffchen,
Schlangen oder Tigern, die sich noch in jeder Kindererinnerungskiste in
Kellern oder auf Dachböden befinden, dekorieren. Aber auch alte
Surfbretter und Strandmatten im Zimmer machen den Winter vor der Tür
vergessen. Da Deko-Artikel meist nur saisonal erfreuen, sollte man für
sie nicht allzu viel Geld ausgeben. Günstiges, wie gebrauchte
Surfbretter, Stofftiere, Hängematten und vieles mehr bekommt man am
Besten bei Auktionshäusern im Web.
Summerfood im Winter
Der kalte Winter und die gängige Küche bringen gerade jetzt immer häufiger warmes, fettiges Essen auf den Tisch. Viele haben auch noch mit
den Folgen des allzu üppigen Essens über Weihnachten zu kämpfen.
Kein Wunder, dass man sich dann besonders schlapp und müde fühlt.
Durch leichte Kost kann man hier eine Menge wiedergutmachen und
etwas für das geschwächte winterliche Wohlbefinden tun. Zahlreiche
festliche und gesunde Gerichte zum Nachkochen findet man auf der
Homepage des Kult-Koches www.JamieOliver.com oder bei seinem
deutschen Kollegen www.tim-maelzer.de. Und obwohl es etwas unpassend erscheint: Anstatt mit einer Tasse Kakao, kann man es sich auch
mit einem leckeren Fruchtcocktail gemütlich machen. Dieser hebt die
Stimmung und enthält zusätzlich zahlreiche Vitamine zur Stärkung der
Abwehr-Kräfte und erinnert wunderbar an den Sommer.
Mehr„Gute Laune – Wintertipps“ gibt es unter www.ikk-spleens.de in der Rubrik HEALTH.
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Musik
Mit schnulzenfreien Balladen hat sich James Blunt innerhalb kürzester
Zeit eine beachtliche Fangemeinde in ganz Deutschland ersungen. Mit
schnörkellosen Songs und ohne jegliche Popstar-Allüren hat er es
innerhalb kürzester Zeit bis weit nach oben geschafft. Und ein Ende ist
nicht in Sicht. So wurde seine Single „High“ sogar zur Melodie einer
spektakulären Kampagne zum Auftakt der FIFA WM 2006 ausgewählt.
Musik war schon immer die große Leidenschaft von James Blunt. Auch
wenn es bei den Blunts zu Haus eher unmusikalisch zuging. Sein Vater
war ein karrierebewusster Berufssoldat, der überhaupt kein Verhältnis
zur Musik hatte - und da ist es umso bemerkenswerter, dass James
Blunt es allein aus seinem eigenen festen Willen heraus geschafft hat.
„Mein Dad war da eher praktisch veranlagt“, so James Blunt, „für ihn
war Musik nur Lärm ...“ An der Schule lernte er dann Klavier und es
stellte sich schnell heraus, dass er über mehr Talent als andere
verfügte. Queen und Dire Straits faszinierten ihn, und mit 14 lieh er
sich dann die Gitarre eines Freundes und spielte Nirvana-Songs nach.
Doch bevor er als Profimusiker durchstarten konnte, absolvierte er eine
Soldatenausbildung und verbrachte einige Jahre in Krisengebieten der
Welt - mit Einsätzen als Aufklärungsoffizier im Kosovo.
Derzeit tourt James Blunt noch durch Deutschland. Sein vorerst letztes
Deutschlandkonzert gibt der sympathische Brite am 29.01.2006 in
Hamburg.
James Blunt
2 Alben „back to bedlam“ sowie 2 Shirts
gibt’s im Heft zu gewinnen auf S. 37
Zum Hinhören und Davonträumen
„Ich habe mit 14 begonnen,
Songs zu schreiben ...“
Du darfst dich sicherlich zurzeit phantastisch fühlen, die Erfolge
deines Albums und deiner Single waren ja phänomenal. Hat sich
dein Leben in den letzten Jahren sehr verändert? Ich bin wirklich
sehr eingespannt. Ich bin jeden Tag in einem anderen Land, so viel,
dass ich euch nicht einmal sagen kann, in welchen fünf Ländern ich in
der letzten Woche war oder in welchen fünf Ländern ich in der nächsten Woche sein werde, aber das wirklich Großartige daran ist, dass ich
jeden Tag mit meiner Band arbeite und dass ich die Chance habe,
immer wieder vor neuem Publikum zu spielen.
Nach außen hin sieht es so aus, als sei dein Erfolg über Nacht
gekommen. Siehst du es selbst genauso? Das Album wurde schon im
Oktober 2004 veröffentlicht, daher ging alles eigentlich gar nicht so
schnell, wie die Leute vielleicht denken. Ich hatte damals einige freie
Tage. Drei Jahre vorher bin ich professioneller Musiker geworden. Ich
habe mit 14 begonnen, Songs zu schreiben und habe mit fünf Jahren
mein erstes Instrument gelernt. Insofern war es für mich schon ein langer Weg.
Zum Abschluss: Wenn du die Chance hättest mit irgendeinem Musiker zusammenzuarbeiten, egal ob tot oder lebendig, für wen würdest du dich entscheiden? Und wenn du dir irgendeinen Song für
eine Coverversion aussuchen dürftest, welcher würde das sein?
Mein Wunschpartner für eine Zusammenarbeit wäre Neil Young. Und
mein Lieblingscover habe ich schon aufgenommen: „Where is my mind“
von den Pixies.
www.jamesblunt.de | www.warnermusic.de
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back to bedlam
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Fragen beantworten, Zahlen addieren und die Lösung an: Redaktion
handfest, Drususstraße 13a, 40549 Düsseldorf,
per E-Mail an mail@handfest-online.de
Einsendeschluss ist der 24. Februar 2006.
Eigene Postanschrift und Gewinnwunsch nicht vergessen!
Schüler lernen beim Turmbau zu Essen ...
das Autofahren (0) | nichts (86) | das Handwerk kennen (111)
Doreen Wehrhold machte ihre Erfahrungen in Norwegen ...
als Wikingerfrau (147) | als Eisscholle (876) | als Holzbildhauerin (222)
Handwerker hatten schon immer das Geschick, ...
Berge zu versetzen (23) | Probleme zu lösen (333) | zu jonglieren (582)
Gewinner aus 6/2005
3 CD’s TOKIO HOTEL | S. Keilhauer | A. Hunold | M. Loorm | 3 Armbänder TOKIO HOTEL | K. Akgül | M. Frisulb | M. Hirtz | 20 IKK-spleens-Bags | K. Becker
| Z. Moughrabi | A. Sommer | D. Lepping | C. Kenner | J. Nagel | A. Richau | F. Musch | U. Maschofski | H. Trellenkamp | J. Artz | C. Grünter | T. Wieczorek |
A. Cakir | D. Beinhorn | A. Bollermann | K. Heiligtag | S. Windelband | N. Löffler | M. Berkemeier | 5 Prüfungsvorbereitung für Auszubildende | J. Ranker |
T. Schliefer | S. Fritz | I. Pieper | J. Strauß | 3 Berufsstart für Hauptschüler | N. Dogan | S. Weinand | S. Neidenberger | 5 Berufsstart für Realschüler |
S. Senol | K. Weinrich | K. Simon | D. Ennenbach | P. Löwe |
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Vorschau
Bewegende Technik
Zweiradmechanik
Kfz- Mechatronik
Karosserie- und
Fahrzeugbaumechanik
Mechanik für
Karosserieinstandhaltungstechnik
Mechanik für Land- und
Baumaschinen
Mechanik für Reifen- und
Vulkanisationstechnik
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