Reisejournal - Brauhotel Martinerhof

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Reisejournal - Brauhotel Martinerhof
Reise
Auf Schneeschuhen
der Sonne entgegen
Das Passeiertal – wo schon Ötzi und die Fußball-Weltmeister wanderten
TCRJ
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Das Wandern im Schnee ist auf den riesigen Plastikfüßen auch für Ungeübte einfach. So
lassen sich auch Hänge mit Tiefschnee leicht bewältigen.
Foto: Autor
Von Dirk Pille
St. Martin. Den Schnee muss
man suchen, die Sonne nicht. Im
Südtiroler Passeiertal strahlt sie
am Ende des Winters schon so
kräftig, das die ersten Blumen
blühen. Im nahen Kurort Meran
sitzen die Eltern und Kinder
zum Faschingsausklang bei über
20 Grad in der Sonne.
Rund um Espresso, Prosecco
und Kuchen erheben sich majestätische Berge – Dreitausender
am Stück. Schneebedeckt. Das
Passeiertal – zwischen Jaufenpass und Timmelsjoch gelegen –
bietet dem Touristen viel – Wandern, Skifahren, Historie und
auch kulinarische Genüsse.
Doch uns erwartet zunächst
ein wenig körperliche Herausforderung. Vom nur 600 Meter
hoch gelegenen St. Martin geht
es zahllose Kurven auf der berühmten
Timmelsjochstraße
weit nach oben. Der Pass auf
über 2400 m Höhe ist im Winter
gesperrt. Im Sommer fahren
Tausende – vor allem Motorradfahrer – über die Traumstraße
ins österreichische Ötztal.
Jetzt packt Walter die Schneeschuhe und die Stöcke aus. Auf
den riesigen Plastikfüßen sollen
wir den Berg hoch, wie einst die
Trapper im Wilden Westen.
Frauen müssen lernen, breitbeiniger zu gehen, Männern fällt es
leichter, meint Walter Pircher,
unser Wanderführer.
Der Südtiroler, einst talentierter alpiner Rennfahrer, ist inzwischen Rentner und führt für das
Hotel Martinerhof Touristen zu
den Schönheiten der Berge.
Die Schuhe sitzen fest und los
geht es zur 2000 Meter hoch gelegenen Goastalm. Eine Brotzeit
und heißer Tee sind im Rucksack verstaut. Das Wandern mit
Schneeschuhen ist einfach und
sicher. Die Metallkrallen beißen
sich in Eis und Schnee fest. Der
Aufstieg geht langsamer als mit
Wanderschuhen. Doch wir können auch mal über die tief verschneiten Wiesen abkürzen.
Man fühlt sich mit den Dingern
ein bisschen wie Jesus, der über
das Wasser laufen kann.
Walter lacht. Er freut sich,
wenn die Gäste die Anstrengung
genießen. Er zeigt auf zwei Gehöfte auf der anderen Seite des
Tales, die am Berg kleben. „Diese Leute kommen nur mit einer
Seilbahn herunter. Sie müssen
alles damit transportieren. Und
wenn das Wetter zu schlecht ist,
heißt es eben warten“, erzählt er.
Wir haben die Schneeschuhe.
Nach zwei Stunden sind wir
oben. Die Goastalm – zwei alte
Bauernhütten – liegt natürlich in
der Sonne. Ein paar Wanderer
bräunen sich schon halbnackt.
Schuhe aus und Brotzeit. Wandern macht hungrig.
Das Passeiertal ist ein wahres
Wanderparadies.
Hunderte
Routen gibt es. Viele beginnen
gleich im Tal oder wie für uns ein
paar Meter hinter dem dunklen
Tunnel an der Bergstraße. So
gingen wir tags zuvor zum beeindruckenden Stieber Wasserfall.
Nach einer Stunde treffen wir
auf einen Bergbauern. Wie weit
es denn noch sei bis zum Wasserfall, fragen wir. „Ich bin da
noch nie hingelaufen, vielleicht
eine Dreiviertelstunde“, lacht
der alte Mann.
Nach zwanzig Minuten sind
wir da. Fast 40 Meter tief stürzt
der Pfeldersbach in die Passer.
Gewandert wurde im Passei-
Über  Meter hoch geht es für die Wanderer in die
Berge am Timmelsjoch.
Foto: Walter Pircher
ertal schon seit Menschengedenken. Der berühmteste Unglücksfall war Ötzi. Deutsche
Touristen fanden die Mumie des
Steinzeitmannes 1991 am Tinsenjoch in den Ötztaler Alpen –
nur wenige Hundert Meter von
der Grenze auf italienischer Seite. Weshalb der wohl nach
einem Kampf verstorbene 5240Jährige nun in Bozen und nicht
in Innsbruck im Museum liegt.
Dort kann man sich Ötzi und
seine Geschichte anschauen.
Der berühmteste Tiroler ist
Andreas Hofer. Der Rebell
gegen die Fremdherrschaft von
Bayern und Franzosen stammt
aus St. Leonhard. Sein wildes
Leben ist im Museum des Sandwirts aufgezeichnet, wo Hofer
1767 geboren wurde. Napoleon
ließ den Revoluzzer 1810 in
Mantua erschießen.
Die letzten Berühmtheiten im
Passeiertal hießen Schweinsteiger, Lahm oder Neuer. Die DFBElf bereitete sich 2014 im kleinen Stadion von St. Martin auf
die WM vor. „Jetzt sind wir alle
ein bisschen Weltmeister“, lacht
Walter und gibt uns nach der
Schneeschuhtour ein Bier aus.
Passeierer fühlen sich wie
Fußball-Weltmeister
Der Martinerhof ist das erste
Brauhotel in Südtirol. Florian
Fontana hatte die Idee, naturbelassenes Bier direkt im Hotel zu
brauen. Überhaupt hat der bärtige Mann, der auch im Winter
kurze Lederhosen trägt, viele
Einfälle. „Ich schreibe sie immer
früh um vier nach dem Aufstehen auf Zettel und tue sie in eine
Truhe, die ich dann gelegentlich
mal durchkrame.“ So kam Fontana noch auf ein Weinhotel,
das er und seine Familie im Ort
betreiben. Doch im Frühjahr
will er etwas für Obdachlose
tun. „Sie haben mit Laurentius
den gleichen Schutzpatron wie
die Bierbrauer. Ich will einmal
im Monat für sie kochen“, sagt er
und blinzelt in die Sonne.
Die schien nur, als im letzten
Sommer Jogi Löw und seine
Männer in St. Martin für den
WM-Titel trainierten. Eine tolle
Werbung sei der Besuch der
DFB-Elf natürlich trotz des Regens gewesen, sagt Fontana.
Und die Sonne, die scheine
dann garantiert in diesem Sommer – wie immer im Passeiertal.
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