Grund und Boden - Alternative Bank Schweiz

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Grund und Boden - Alternative Bank Schweiz
AZB
P. P. / Journal
CH-4601 Olten
Zeitung für Geld und Geist // Nummer 4, 2008 // 26. November 2008
Postcode 1
Grund und Boden
Stöbern in den Ruinen
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SUBPRIME-KRISE
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ZERSTÖRTE LEBENSGRUNDLAGEN
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FRAUEN IN SÜDAFRIKA
Vielfältige Landkonflikte in Guatemala
Landarbeiterinnen ohne Schutz und Absicherung
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moneta #4 // 26. November 2008
EDITORIAL
Foto: Susanne Bobst
Foto: Yvonne Joos
einblick
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Boden ist wie Erdöl
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HAUPTTHEMA: GRUND UND BODEN
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FOTOS ZUM THEMA
von Regula Schaffer
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SUBPRIME-KRISE
Stöbern in den Ruinen
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ZERSTÖRTE LEBENSGRUNDLAGEN
Vielfältige Landkonflikte
in Guatemala
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LANDSCHAFTSINITIATIVE
Bodenschutz als Bevormundung?
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LEBENSRÄUME
Tierleben mitten in der Stadt
12
FRAUEN IN SÜDAFRIKA
Landarbeiterinnen
ohne Schutz und Absicherung
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OHNE EIGENTUM AN BODEN
Anarchos und Anthros
für einmal geeint
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ALTERNATIVEN ZU WOHNTRÄUMEN
Selbstverwaltung: Lust & Frust
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DENKANSTOSS
Ziel der Scham ist das Verschwinden
ABS-KREDITPORTRÄT
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BAURECHT ALS ALTERNATIVE
Im eigenen Haus – aber ohne
Bodenkauf
ABS-SEITEN
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Trotz Finanzkrise:
Die ABS ist sehr gut unterwegs
Umbau mit Hammerschlag eröffnet
18. ordentliche Generalversammlung
Langfristige Partnerschaften
statt beliebiges Sponsoring
KLEINANZEIGEN
PERSÖNLICH
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KEINE KOSTENWAHRHEIT
Einfamilienhäuser sind
unbezahlbarer Unsinn
«Wie zögernd und lustlos ändern sie den Massstab ihrer
wachsenden Städte, wie wehmütig, wie widerspenstig
und halbbatzig.» So lässt der Architekt Max Frisch seine
Hauptfigur im Klassiker «Stiller» die akribisch geplante,
aber ideell planlose Siedlungsentwicklung in der Schweiz
geisseln. Das war 1954.
Avantgardistische Architekturkreise porträtieren das
Land zwar inzwischen als städtisches Gebilde, durchsetzt von einigen Pärken. Doch in den Köpfen und in den
politischen Strukturen lebt die Dörfli-Schweiz weiter,
zelebriert in übersanierten Dorfkernen und Landhaus-Imitaten am Ortsrand. Das kostet Boden, viel Boden. Tatsächlich haben die Schweizerinnen und Schweizer in den
letzten fünfzig Jahren für Bauten und Anlagen mehr Boden
beansprucht als vorher in viertausend Jahren Siedlungsgeschichte. Es sei «der grösste aller Schildbürgerstreiche,
wie sie ihr knappes Land noch immer mit solchen Siedlungen verdörfern», wettert Stiller/Frisch.
Bodenverbrauch – das sind wir alle. Die Bauherrin,
der städtische Vielreisende, die stadtflüchtige Pendlerfamilie, die Bank, das Baugewerbe. Boden ist wie Erdöl: Alle
wissen um den enormen Verbrauch und um die Endlichkeit
der Ressource. Lokale Nahrungsproduktion und freier
Blick in die Landschaft bleiben zunehmend auf der Strecke.
Seien wir also realistisch und fordern als Grundlage für
die Zukunft das Unmögliche: die Befreiung des Bodens aus
spekulativem Privatbesitz. Gewässer, Luft, Boden – welch
schöner Dreiklang an öffentlichen Gütern wäre das.
Rico Kessler | rico.kessler@abs.ch
moneta
ZEITUNG FÜR GELD UND GEIST // NUMMER 4 // 26. NOVEMBER 2008
moneta erscheint mindestens vierteljährlich in deutscher und französischer Sprache. Geht an alle Mitglieder des HerausgeberInnen-Vereins moneta. Wiedergabe von Texten und eigenen Illustrationen nur unter
Quellenangabe und mit schriftlicher Zustimmung der Redaktion // Herausgeber HerausgeberInnen-Verein moneta // Redaktion René Hornung (Leitung), Aldo Clerici, Rico Kessler, Dominique Roten, Anna Sax,
Dominique Zimmermann // Layout und Produktion Clerici Partner, Zürich // Titelbild Regula Schaffer // Druck ROPRESS Genossenschaft, Zürich // Verlag und Redaktionsadresse moneta, Leberngasse 17, Postfach,
4601 Olten, Telefon 062 206 16 16, moneta@moneta.ch // Abonnemente Jahresabonnement Fr. 20.–, Förderabonnement Fr. 50.– // Auflage dieser Ausgabe 17 500 Ex. // Beilagen und Inserate Beilagen, die nicht
von der ABS selbst oder von moneta beigelegt werden, entsprechen bezahlten Inseraten – diese Einnahmen helfen uns, die Produktionskosten der Zeitung zu reduzieren.
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moneta #4 // 26. November 2008
Fotos: Regula Schaffer | regulaschaffer@gmx.ch
thema
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Stöbern in den Ruinen
SUBPRIME-KRISE__ Die
amerikanische Hypothekenkrise bringt viele Familien
in hoffnungslose Verzweiflung. Die Konkursverfahren sind radikal und je nach
Bundesstaat sehr kurzfristig. Ein Blick in den Alltag.
pfändung stünden. «Die selben Leute, die an
der (Kredit-)Front fahrlässig geschäftet haben, wollen nun von mir, dass ich ebenfalls
fahrlässig handle», sagte Tom Dart gegenüber
der Presse. Die Illinois Bankers Association
argumentierte demgegenüber, Dart sei wie jeder Sheriff vom Volk gewählt, um Gerichtsbeschlüsse zu vollstrecken und nicht um selber Richter zu spielen.
Trotz des pompösen Titels «Präsident des
Kreisvollzugsamtes» ist ein Sheriff in den
USA tatsächlich bloss Gerichtsdiener, der
unter anderem mit seinem Ausweisungsbefehl den traurigen Schlusspunkt zu Millionen
von privaten Hypothekenkrisen setzt. Wenn
Hausbesitzende ihre Hypotheken nicht bezahlen, erhalten sie in den USA eine Wiedergutmachungsfrist von mindestens einem
Monat, in manchen Bundesstaaten auch länger. Nach deren Ablauf sind die Banken berechtigt, ein Verpfändungsverfahren für das
Grundstück einzuleiten. In gewissen Bundesstaaten brauchen sie dazu ein Gerichtsurteil,
in anderen ist das Vorgehen bereits im Hypothekenvertrag festgelegt und geht zügig vor
sich. Zum Beispiel in meinem Heimatstaat
New Hampshire; hier beträgt die Frist zwischen überfälliger Hypothekenzahlung und
Zwangsversteigerung des Hauses lediglich etwa drei Monate. Und dem Schuldner wird
keine Wiedergutmachungsperiode gewährt.
Andere Bundesstaaten mit gerichtlicher Pfändung wie Maine, Kentucky oder New York
lassen sich für den gleichen Prozess mindestens sieben bis acht Monate Zeit (vgl. Kasten
«Die Zwangsvollstreckung»).
10 000 neue Pfändungsverfahren pro Tag
Nach Schätzungen des Branchenverbandes
Mortgage Bankers Association (MBA) sind nahezu zehn Prozent aller mit Hypotheken belasteten US-Hausbesitzerinnen und -besitzer
Foto: Keystone
//__Der Sheriff klopft an die Tür, «Zwangsräumung!». Ein Mann mittleren Alters öffnet,
überraschen tut ihn die Nachricht nicht. Er
bittet um einen Augenblick Geduld, damit er
ein paar Sachen zusammensuchen könne.
Dann geht er ins Schlafzimmer, setzt sich auf
den Bettrand, steckt die Pistole in den Mund
und drückt ab.
Manchmal ist der Alltag in der US-amerikanischen Subprime-Krise tatsächlich so dramatisch. In letzter Zeit häuften sich in den
US-Medien Schlagzeilen über Selbstmorde
wegen überfälliger Hypotheken. In Chicago
weigerte sich Polizeichef Tom Dart kurzentschlossen, unschuldige Opfer der Hypothekenkrise auszuweisen. Manche der Mieterinnen und Mieter, die auf die Strasse gestellt
würden, hätten ihre Mieten immer bezahlt
und wüssten oft nicht einmal, dass ihr Vermieter in Geldschwierigkeiten stecke und
ihre Wohnungen kurz vor der Zwangsver-
Häuser und Wohnungen räumen – Alltag in den USA. Vertriebene Bewohner deponieren aus Protest ihre Möbel vor dem Sitz von Fannie Mae.
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moneta #4 // 26. November 2008
thema
gegenwärtig entweder mit ihren Zahlungen
in Rückstand, oder es läuft bereits ein Verpfändungsverfahren gegen sie. Allein im dritten Quartal 2008 sind 2,75 Prozent aller Hypotheken gekündigt worden. Ende Oktober
wurden USA-weit gegen 10 000 Häuser beziehungsweise Familien pro Tag (!) neue Zwangsverpfändungen eingeleitet. Dabei bläst die
Krise nicht schön gleichmässig über das
Land. Es gibt sozusagen lokale Sturmzentren:
Kalifornien und Florida zum Beispiel machen
zusammen 18 Prozent der amerikanischen
Bevölkerung aus, aber 39 Prozent aller
Zwangsvollstreckungen finden in diesen zwei
Staaten statt. In Kalifornien enden rund ein
Drittel aller Subprime-Hypotheken mit der
Zwangsräumung.
In Florida hat sich die Zahl der Zwangsversteigerungen im Frühjahr 2008 auf rund
35 000 pro Monat erhöht. Eine surreale Situation sei das, sagt der Journalist Paul Reyes,
der seinem Vater seit zehn Jahren rund um
Tampa hilft, die von den Banken gepfändeten Immobilien für den Wiederverkauf vorzubereiten (seine Reportage «Bleak Houses»
ist nachzulesen in «Harper’s Magazine», Oktober 2008). Die Räumungsequipe seines Vaters arbeitet zurzeit auf Hochtouren. Denn
die meisten der ausgewiesenen Bewohnerinnen und Bewohner machen sich erst im letzten Moment davon, kurz bevor sie mit Polizeigewalt herausgeholt werden. Oft lassen
sie auf dieser überstürzten Flucht ihr halbes
Leben zurück: Säcke voller billigen Kinderspielzeuges, Kisten mit Fotoalben und Geburtstagskarten, defekte Fernseher und zerschlissene Sofas, schmutzige Wäsche und verdorbene Lebensmittel. In manchen der verlassenen Küchen quillt eine stinkende Masse
aus dem längst abgeschalteten Kühlschrank
und dient als Biotop für Ungeziefer. Die zurückgelassene Ware endet in der Kehrichtverbrennung, das verseuchte Haus wird gründlich desinfiziert – et voilà, das nächste
Hypothekenabenteuer mit einem nächsten
Schuldner oder der nächsten Schuldnerin
kann beginnen.
Manche der gepfändeten Häuser sind hingegen gespenstisch leer, wenn der Sheriff mit
seinem Ausweisungsbefehl kommt. Sie sind
gereinigt von allem Leben, das hier einmal
stattfand. Die Hypothekenbanken versuchen
eine solch saubere Lösung durch Bargeldanreize zu fördern. Wer das Haus rechtzeitig,
gereinigt und in gutem Zustand zurücklässt,
erhält bei der Schlüsselübergabe eine «Umzugsentschädigung» von 500 oder gar 1000
Dollar. Mit diesem Geld versuchen Banken
nicht bloss säumige oder putzfaule Ausgewiesene zu mehr Tatkraft zu motivieren. Sie
versuchen vor allem, die Rache der ehemaligen Hausbesitzerinnen und -besitzer zu beschwichtigen. Diese sind oft verbittert über
die Tricks und Kniffe der Kreditgeber – etwa
massiv ansteigende Zahlungen nach einer
verlockenden Einführungsphase – und über
den unberechenbaren Immobilienmarkt. In
hilfloser Wut zerschlagen manche von ihnen
Treppengeländer und Kochherde, reissen alle
elektrischen Einrichtungen und Rohrleitungen heraus, giessen Farbe und Maschinenöl
auf die Teppiche und lassen ihre Haustiere
zum Abschied ins ehemalige Wohnzimmer
pissen… Immobilienmakler schätzen, dass
etwa die Hälfte aller zwangsgepfändeten
Häuser in den USA bei der Übergabe «substanzielle Schäden» aufweisen.
Es rette sich, wer kann
Am andern Ende des emotionellen Spektrums, weit weg vom verzweifelten Selbstmörder oder von den rasenden Rächerinnen,
finden sich diejenigen Hauseigentümer, welche mit ihrer Realinvestition ebenso kühl
spielen oder zu spielen versuchen wie die
Banker an der Wall Street bis vor Kurzem
mit den Derivaten. In einer Radiosendung er-
zählte eine jüngere Frau kürzlich, wie der
Wert ihres Hauses dieses Jahr gesunken sei,
die Hypothekenzahlungen jedoch zugenommen hätten. Sie habe diese Situation mit
klarem Kopf analysiert und an einem bestimmten Punkt einfach die Schlüssel hingelegt. Jetzt könne sie, zwar mit schlechterer
persönlicher Bonität, aber sonst finanziell
ziemlich unversehrt an einem andern Ort
neu anfangen.
Diese letztgenannte Subprime-Variante
von sozialer Mobilität – ein individuelles
«Rette-sich-wer-kann» – hat aber, wie die
Ausweitung der Krise auf den Rest der Gesellschaft zeigt, auch im Land der unbegrenzten
Möglichkeiten keine Zukunft.__//
Lotta Suter | suter@tiac.net
Lotta Suter ist Journalistin und Buchautorin und lebt an der
amerikanischen Ostküste.
Die Zwangsvollstreckung
TAG 1
Am Ersten des Monats ist die Hypothek fällig. Der/die Schuldner/in verpasst das
Zahlungsdatum.
TAG 16 BIS 30
Eine Säumnisgebühr wird erhoben.
Die Kreditverwaltung der Hypothekenbank nimmt Kontakt mit dem/der Schuldner/in auf, um die Situation abzuklären.
TAG 45 BIS 60
Die Kreditverwaltung sendet eine Mahnung an den/die Hypothekargläubiger/in,
welche auf die Verletzung des Hypothekenvertrages hinweist.
Der/die Schuldner/in erhält 30 Tage, um die Situation zu berichtigen und die ausstehenden Zahlungen vorzunehmen.
TAG 90 BIS 105
Die Kreditverwaltung übergibt das fragliche Darlehen an die Pfändungsabteilung
(foreclosure department) der Hypothekenbank und stellt einen lokalen Rechtsvertreter
oder ein anderes Unternehmen an, um die Zwangsvollstreckung einzuleiten.
Abhängig davon, in welchem US-Bundesstaat das überschuldete Haus steht, wird
die Kreditverwaltung der Bank entweder eine offizielle Zwangsversteigerungsankündigung beim örtlichen Gericht deponieren oder die geplante Versteigerung in
der örtlichen Zeitung publizieren oder aber Anhörungen über den Fall beiwohnen
und die erforderlichen Akten beim Gericht einreichen.
TAG 150 BIS 415
Das Haus wird zwangsversteigert oder -verkauft. Jeder Bundesstaat hat dafür andere
Vorschriften – deshalb die Zeitdifferenz.
Schuldner/innen in Staaten mit gerichtlich angeordneten Zwangsvollstreckungen
oder in Staaten, in denen die Gläubiger ihr Eigentum via Gerichtssystem zurückfordern
müssen, haben fast ein Jahr, um die Geschäfte zu ordnen bevor das Haus verkauft wird.
In den aussergerichtlich operierenden Staaten sind es manchmal bloss zwei Monate.
NACH DEM ZWANGSVERKAUF
Nach dem Hausverkauf gewähren einige Bundesstaaten den Schuldnern eine «Wiedergutmachungsperiode», in welcher sie das Haus zurückkaufen können, falls sie das Geld
dazu haben. Andere Staaten weisen die ehemaligen Hausbesitzenden unmittelbar
nach der Auktion aus.
Quelle für den Zeitplan: www.bankrate.com
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Vielfältige Landkonflikte in Guatemala
ZERSTÖRTE LEBENSGRUNDLAGEN__In
Guatemala besitzen gerade mal zwei Prozent
der Bevölkerung 75 Prozent des Landes. Reformen wurden und werden
immer wieder gefordert, doch die Mächtigen haben Veränderungen im Agrarsektor bisher erfolgreich verhindert.
//__36 Jahre lang tobte im lateinamerikanischen Staat Guatemala ein Bürgerkrieg, der
rund 200 000 Menschen das Leben kostete.
Als im Dezember 1996 das Friedensabkommen unterzeichnet wurde, war die Hoffnung
der Bewohnerinnen und Bewohner gross,
doch der Euphorie folgte bald die Ernüchterung. Bis heute finden sich feudale wirtschaftliche und politische Strukturen, und die Bevölkerung leidet unter einem Gewaltregime.
Über 1600 ungelöste Landkonflikte gibt
es in Guatemala. Oft wegen Megaprojekten
für Tagebau-Minen oder für Elektrizitätswerke. Die Landbevölkerung, die von einer
einigermassen intakten Umwelt lebt, verliert
dadurch ihre kleinen Landstücke. Vor allem
die Goldminen hinterlassen grosse Schäden.
Bäche und Flüsse, deren Wasser Menschen
und Tiere nutzen, werden verschmutzt. Ganze Hügelzüge werden abgetragen und zur
Goldgewinnung mit hochgiftigem Zyanid
ausgewaschen. Zurück bleiben gefährliche
Abfälle und Berge gemahlenen Gesteins. Das
Wasser wird nicht nur verschmutzt, sondern
auch verbraucht: Die Mine Marlin in San Miguel Ixtahuacán beispielsweise verbraucht
250 000 Liter Wasser pro Stunde. Zum Ver8
gleich: Eine lokale Bauernfamilie braucht 30
Liter Wasser pro Tag. Ihr reicht der Stundenverbrauch der Mine für 22 Jahre.
Zwar verlangt die Konvention 169 der
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO),
dass die indigene Bevölkerung zu Grossprojekten auf ihrem Gebiet befragt werden muss,
doch dies geschieht in der Regel nicht. Dabei hat die guatemaltekische Regierung diese Konvention unterzeichnet. Zwar führten
zahlreiche Gemeinden Volksabstimmungen
zu geplanten Minenprojekten auf ihrem Gebiet durch, doch die Regierung ignoriert die
klaren Ergebnisse: Überall hat sich die Bevölkerung mit über 90 Prozent gegen die Minen
ausgesprochen.
Inzwischen haben sich die Betroffenen organisiert. So auch in San Miguel Ixtahuacán,
wo das kanadische Unternehmen Montana
Exploradora aus der Mine Marlin Gold und
Silber fördert. Doch der Kampf ist zermürbend. Wer sich gegen die Mine engagiert, wird
immer wieder belästigt, mit dem Tod bedroht,
angegriffen oder auch festgenommen. Die Behörden kriminalisieren den sozialen Protest.
Seit eineinhalb Jahren sind deshalb internationale Menschenrechtsorganisationen in
der Region von San Miguel Ixtahuacán tätig,
darunter auch Freiwillige von Peace Watch
Switzerland (PWS). Sie vermitteln der Bevölkerung ein wenig Sicherheit. Einer der Beobachter ist Jann Duri Bantli: «Unsere Anwesenheit soll den Betroffenen zeigen, dass es auch
in den Ursprungsländern der multinationalen Firmen, in diesem Fall in Kanada, Widerstand gibt», erklärt er seine Tätigkeit.
Mehrjähriger Protest um Finca
Neben Metallminen und Elektrizitätswerken
sind auch die missachteten Rechte der Landarbeiterinnen und Landarbeiter eine Ursache für die Konflikte. Die Situation verschärft
sich, weil der Staat Gewalt anwendet gegen
jene, die sich wehren. Ein Beispiel dafür ist
die Finca Nueva Linda im Departement Retalhuleu. Dort wurde im September 2003 der
Landarbeiter und Gemeindesprecher Hector
René Reyes Pérez entführt. Da die Entführung
nicht aufgeklärt wurde, haben Bewohnerinnen und Bewohner von 22 umliegenden Dörfern die Finca einen Monat später besetzt. Ein
knappes Jahr danach, im August 2004, räumten die Sicherheitskräfte die Finca mit Gewalt, wobei neun Zivilistinnen und Zivilisten
moneta #4 // 26. November 2008
Hartes Leben am Rande einer viel befahrenen Strasse: der Protest in Nueva Linda.
Über 1600 ungelöste Landkonflikte gibt es in Guatemala.
Oft wegen Megaprojekten für
Tagebau-Minen oder für Elektrizitätswerke.
sowie drei Polizisten umkamen. Über 40 Personen wurden verletzt und rund 300 Häuser
zerstört. Die Polizisten wurden für ihren exzessiven Gewalteinsatz bis heute nicht zur
Rechenschaft gezogen.
Aus Protest leben die Landarbeiterinnen
und Landarbeiter, die sich zur Bauernbewegung für Gerechtigkeit Nueva Linda zusam-
mengeschlossen haben, seither auf dem
schmalen Landstreifen zwischen der Finca
und der Strasse. Sie machen auf ihre Anliegen
aufmerksam und fordern Gerechtigkeit sowie
die Aufklärung der Entführung von Hector
Reyes und des Gewalteinsatzes. Dabei werden sie von Freiwilligen unter anderem von
Peace Watch Switzerland begleitet. Isabel
Lügstenmann, die ebenfalls für PWS in Guatemala war, schildert die bewundernswerte
Standhaftigkeit dieser Menschen: «Sie harren
unter schwierigsten Umständen am Rand der
stark befahrenen Strasse aus, um ihren Forderungen nach Gerechtigkeit Nachdruck zu
verleihen.» Die regelmässigen Besuche der
Freiwilligen internationaler Menschenrechtsorganisationen sollen diesen Menschen nebst
etwas Sicherheit auch die Gewissheit vermit-
teln, dass die Welt sie und ihre Situation nicht
vergisst: «Unsere Besuche wurden als moralische Unterstützung gewertet und geschätzt»,
ist Isabel Lügstenmann überzeugt.__//
Yvonne Joos | guatemala@peacewatch.ch
Die Autorin ist Projektkoordinatorin bei Peace Watch
Switzerland für Mexiko und Guatemala.
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Unsere Gesellschaft.
Unsere Zukunft?
Ausgebeutet und verarmt
Die Landbevölkerung in Guatemala leidet unter den Spätfolgen des Kolonialismus. Bis 1821 herrschten die Spanier über das Land, danach wurde Guatemala zur berühmt-berüchtigten Bananenrepublik: Riesige Kaffee- und Bananenplantagen entstanden, die von inländischen Grossgrundbesitzern und ausländischen Firmen wie der United Fruit Company (UFC) – der Vorgängerin der heutigen Chiquita – betrieben wurden.
Politisch war das Land instabil und oft von Diktatoren regiert. 1944 läutete ein Volksaufstand den demokratischen Frühling ein, der jedoch nur zehn Jahre dauerte: Als Präsident Jacobo
Arbenz mit einer Landreform begann, bei der die heimischen Grossgrundbesitzer, aber auch die
UFC mindestens teilweise enteignet werden sollten, wurde die Regierung mit Hilfe der USA und
der CIA 1954 gestürzt.
In den folgenden Jahrzehnten blieb das Land in der Hand einer Machtelite, die aus Grossgrundbesitzern, Militärs und zunehmend auch aus Industriellen bestand. Die Bevölkerungsmehrheit
litt unter Terror und den Todesschwadronen – erst 1996 wurde der 36-jährige Bürgerkrieg beendet.
Wahrheit
Sicherheit
5. Element
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Fotos: James Rodriguez
thema
Bodenschutz als Bevormundung?
Foto: Regula Schaffer
//__ Jede Sekunde wird in der Schweiz fast ein
Quadratmeter Land überbaut. Im Jahr sind es
2700 Hektaren – die Fläche des Brienzersees.
Strassen, Ferienhäuser, Lagerhallen brauchen
Platz. Vor allem aber die Einfamilienhäuser:
Laut Landschaftsinitiative werden jedes Jahr
12 000 neue gebaut. Das Land, auf dem sie
stehen, war grösstenteils Kulturland: Wiesen,
Felder, Obstgärten. Das sollte nicht nur Bauern und Bäuerinnen beunruhigen.
Die Landschaftsinitiative, die diesen Sommer eingereicht wurde, will diese Entwicklung stoppen (siehe Kasten). Zum Trägerverein der Initiative gehören die wichtigsten
Umweltverbände, Bio Suisse, die Grüne Partei und die Kleinbauern-Vereinigung.
«Es gibt in bäuerlichen Kreisen viel Sympathie für unsere Initiative», sagt Raimund
Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Der Schweizerische
Bauernverband (SBV) gehört dennoch nicht
zu den Trägerorganisationen. «Wir unterstützen die Stossrichtung», sagt SBV-Pressesprecher Urs Schneider. «Wir sind natürlich gar
nicht erfreut über den Kulturlandverlust. Aber
wir befürchten, dass bei einer Annahme der
Initiative der Spielraum für bauliche Erweiterungen auf den Höfen eingeschränkt würde.
Man kann die Landwirtschaft nicht immer
mehr liberalisieren und gleichzeitig alle Bautätigkeit verbieten, wenn Bauern etwa für
Agrotourismus mehr Platz brauchen», sagt der
Sprecher des Bauernverbandes.
Die 2007 beschlossene Teilrevision des
Raumplanungsgesetzes bringt den Bauernfamilien Erleichterungen beim Einrichten
von Nebenerwerbsbetrieben, beim Umbau
oder beim Erstellen von Biogasanlagen. Urs
Schneider fürchtet, dass ein Ja zur Initiative
– mit ihrer Betonung der Trennung von Bauund Nichtbaugebiet – diese Erleichterungen
rückgängig machen könnte. Davon könne
keine Rede sein, widerspricht Raimund Rodewald. «Uns geht es um die Einfamilienhäuser,
die Zweitwohnungen und die ausufernden
Gewerbezonen. Wir wollen damit nicht die
Bauern behindern.»
LANDSCHAFTSINITIATIVE__Die
Begrenzung der Bauzonen sollte ein Anliegen
der Bäuerinnen und Bauern sein. Doch der Bauernverband bleibt skeptisch
und unterstützt die Initiative zur Begrenzung der Bauzonen bisher nicht.
Doch die Idee der Initiantinnen und Initianten, die Bauzonen in gut erschlossene Lagen zu verschieben, ist aus bäuerlicher Sicht
nicht immer sinnvoll: Denn dort, am Rand
der Städte, liegt oft das beste Ackerland.
«Hier gibt es einen Konflikt, das stimmt», gibt
Rodewald zu. «Die guten Böden haben rechtlich-politisch einen zu geringen Stellenwert.
Ihr Schutz interessiert nur wenige, solange es
sich die Schweiz leisten kann, sich mit Importen zu ernähren.» Es könne keine Lösung
sein, gutes Ackerland im Mittelland einzuzonen und als Kompensation einen Steilhang
im Wallis auszuzonen, den sowieso niemand
wolle. «Über solche Fragen diskutieren wir
momentan mit der Vereinigung Industrie und
Landwirtschaft», so Rodewald. Diese Vereinigung setzt sich für den Schutz des Kulturlandes ein – und ist dabei nicht immer gleicher
Meinung mit den Umweltverbänden. Der Disput geht unter anderem um die Bedeutung
möglicher globaler Ernährungskrisen.
Die Landschaftsinitiative wolle Randregionen bevormunden. Diesen Vorwurf äusserte kürzlich ein Leserbriefschreiber im
«Schweizer Bauern». Auch hier widerspricht
Rodewald. «Ziel ist, dass eine Region die Bauentwicklung gemeinsam plant. Dann könnte
im Hauptort einer Region die Entwicklung
konzentriert werden, und die Nachbargemeinden, die auf Wachstum verzichten, würden entschädigt. Heute ist es für eine Gemeinde wegen der Entschädigungsforderungen der Landbesitzer nicht möglich, bestehende Baugebiete auszuzonen.» Der Kanton Thurgau habe schon seit fast zwanzig Jahren einen
Einzonungsstopp – allerdings bei sehr grossen
Baulandreserven.
Das Verschwinden der Landschaft macht
selten Schlagzeilen. «Anders als ein Pitbull,
der ein Kind totbeisst», meint Hans Weiss,
Schweizer Umweltschutz-Urgestein und Sprecher des Aktionskomitees Galmiz. Er bedauert die Politik des Bauernverbandes als «kurzfristig und opportunistisch». Dass der Boden
immer mehr zu einer Kapitalanlage werde,
sollte die Bauern am meisten beunruhigen,
«denn das treibt die Bodenpreise in die Höhe
und macht Landwirtschaft langfristig unmöglich.» Eigentlich – so Weiss – gehe die Initiative viel zu wenig weit: «Die bestehenden
Bauzonen sind schon viel zu gross. Eigentlich
müsste man die Siedlungsfläche einfrieren.»
Es stimmt: Auch wenn die Initiative angenommen wird, kann noch zwanzig Jahre
lang im gleichen Tempo weitergebaut werden, denn so gross sind die Bauzonen heute.
Doch die Annahme der Initiative könnte die
Geschwindigkeit drosseln.
Und bald kommt das neue Raumplanungsgesetz. Raimund Rodewald ist sich sicher, dass die Initiative zur Stärkung der
Raumplanung und des Bodenschutzes beitragen wird. «Dabei ist das jetzige Raumplanungsgesetz gar nicht so schlecht», betont
Hans Weiss. «Man müsste es nur umsetzen.»
PS: Vielleicht wird der Bauernverband die
Initiative im Abstimmungskampf doch noch
unterstützen: Ob er für ein Ja plädieren wird,
ist noch nicht beschlossen.__//
Bettina Dyttrich | bdyttrich@woz.ch
Die Autorin ist Redaktorin der «Wochenzeitung» (WOZ).
Landschaftsinitiative
Die Initiative will die Trennung des Baugebietes vom Nichtbaugebiet und den Schutz des Kulturlandes in der Verfassung verankern. Der Bund müsse die Siedlungsentwicklung nach innen fördern
und stärker auf die Raumplanung der Kantone Einfluss nehmen. Und – Kernstück der Vorlage – die
Gesamtfläche der Bauzonen wird für zwanzig Jahre eingefroren.
Auslöser der Initiative war der Fall Galmiz. Dort, in Galmiz, im Grossen Moos bei Murten,
wollte der US-amerikanische Pharmakonzern Amgen eine Fabrik mitten in die Landwirtschaftszone
stellen. Die Freiburger Regierung hatte diesen Standort – der jeder Raumplanung widersprach –
angeboten. Die Umweltverbände wehrten sich, und an einem Protestspaziergang nahmen über
2000 Leute teil. Amgen zog das Projekt schliesslich zurück.
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moneta #4 // 26. November 2008
thema
Tierleben mitten in der Stadt
braucht Platz, und der ist in der Schweiz
Foto: Moritz Grubenmann
LEBENSRÄUME__ Natur
Mangelware. Wildtiere gibt es trotzdem noch, und sie haben
ganz unterschiedliche Strategien, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Einige leben mitten in der Stadt.
//__«Natur pur» bezeichnet einen Zustand,
der in der Schweiz, vielleicht mit Ausnahme
des Hochgebirges, längst nicht mehr existiert. Dennoch hat der Mythos Natur Hochkonjunktur. Wir träumen von stillen Bergseen und endlosen Wäldern, während wir die
Landschaft mit Strassen, Parkplätzen, Lagerund Wohnhäusern, Seilbahnen und Skipisten
überziehen. Was an Grünraum übrig bleibt,
ist in aller Regel intensiv kultivierter, landoder forstwirtschaftlicher Kulturraum und
hat mit Wildnis wenig zu tun.
Die Menschen haben sich die Natur längst
zunutze gemacht. Blumenwiesen sind ein
solches Produkt der Bewirtschaftung. Inzwischen wird der Lebensraum vor allem für
Wildtiere zunehmend eingeengt und zerstückelt. Weniger «flexible» Arten sterben aus,
während andere sich in der von Menschen
geprägten Umgebung gut zurechtfinden. So
haben etwa die Graureiher entdeckt, dass
Kultur und Natur im «Dreieck»
Auf dem Areal zwischen Anker-, Zweier- und
Gartenhofstrasse in Zürich-Aussersihl hat
die Genossenschaft Dreieck vor zehn Jahren
damit begonnen, zerfallende Wohn- und
Gewerberäume zu sanieren und neu zu beleben. Heute bietet das Dreieck Platz für 150
Bewohnerinnen und Bewohner, 50 Gewerbetreibende und vielfältige kulturelle Projekte.
Im Dreieck leben nicht nur Menschen, sondern
auch unzählige extra gesetzte oder wilde
und verwilderte Pflanzen.
Darunter ein uralter Americano-Rebstock,
der während der Sanierung erhalten blieb,
Glyzinien, Efeu, Drei- und Fünflappiger Wilder
Wein, Kletterhortensie, Clematis, Rosen und
Pfeifenwinde.
Der Biologe Stefan Ineichen erkundet seit
Jahren die Natur im Dreieck. Seine Beobachtungen sind nachzulesen unter www.dasdreieck.ch,
dort «Kulturbox» anklicken.
Buchhinweis: Stefan Ineichen, Die wilden Tiere in der Stadt.
Zur Naturgeschichte der Stadt. Die Entwicklung städtischer
Lebensräume in Mitteleuropa, verfolgt am Beispiel von Zürich. Ewaldgut Verlag, Fr. 42.–
sich auch als Wildtier ein
Besuch im Zoo lohnt, weil
es sich dort komfortabel
wohnen und brüten lässt.
Grosse Mühe mit der Veränderung ihres Lebensraums bekunden hingegen
die standorttreuen Auerhühner, deren Lebensraum
sich auf alte, ruhige, lichte
und ungenutzte Mischwälder beschränkt: auf Plätze
in der Natur eben, wie sie
hierzulande kaum noch
existieren.
Erdkröten überleben bis jetzt in vielen Grünanlagen oder Wohnquartieren
mitten in Zürich.
Biber und Stadtkröten
Die Artenvielfalt ist allerdings kein Urzustand. Die Landwirtschaft hat vielen Tieren
sogar neue Lebensräume geschaffen. Doch
je intensiver die Nutzung geworden ist, je
mehr die Landschaft «ausgeräumt» wurde,
um grossen Maschinen Platz zu machen, desto rascher verschwinden diese Naturoasen
wieder. Heute werden deshalb neue Schutzräume angelegt, damit sich Tierpopulationen
hier ansiedeln können. An Flussläufen – an
der Aare bis hinein ins Stadtgebiet von Solothurn – vermehren sich die Biber inzwischen
so prächtig, dass sie bereits wieder für Unmut
sorgen, weil sie Bäume fällen, Staudämme
bauen und Spazierwege unterhöhlen. Ihre
Stadtoasen haben aber auch Füchse, Marder
und Amphibien gefunden – und vielleicht
sorgen bald schon Wildschweine, die bis in Einfamilienhausgebiete vorstossen, für Aufsehen.
Erstaunlich viele Erdkröten, aber auch
Bergmolche und Grasfrösche sind in feuchten Nächten in den Zürcher Wohnquartieren
rund um den Irchelpark und Käferberg auf
Futtersuche. Sie leben während des Jahres
versteckt in Hinterhöfen und Gärten und
wandern als «Explosionslaicher» im Frühling
an ihre immer gleichen Laichplätze und legen dabei bis zu zwei Kilometer zurück. Nur
sehr wenige Amphibien überleben allerdings
diese ausgedehnten Wanderungen, bedauert
Max Ruckstuhl, Leiter der Fachstelle Naturschutz von Grün Stadt Zürich: «Von 3000
Kaulquappen, die aus einem Laich geschlüpft
sind, werden höchstens eine oder zwei später
als erwachsene Erdkröten wieder am glei-
chen Ort laichen, die Übrigen werden gefressen, sterben im Winter, und einige werden
überfahren.»
Naturinseln genügen nicht allen
Wo die Menschen der Natur den Boden entziehen, macht sie sich vom Acker. Oder sie
taucht an unerwarteten Orten wieder auf,
etwa auf den Geleisefeldern des Zürcher
Hauptbahnhofes, wo inzwischen weit über
1000 Mauereidechsen und mehr als 500 verschiedene Pflanzenarten, darunter einige von
der Roten Liste der seltenen und bedrohten
Arten, zu Hause sind. Die Artenvielfalt zwischen den Geleisen wird heute geschützt, die
Naturinseln sind untereinander vernetzt.
Viele Tiere und Pflanzen sind erstaunliche Überlebenskünstler, die Natur überrascht
uns immer wieder an neuen Plätzen. «Try and
error» nennt es Max Ruckstuhl, wenn Libellen so lange herum fliegen, bis sie entweder
sterben oder tatsächlich auf einen geeigneten
Tümpel treffen, an dem sie sich niederlassen und vielleicht sogar vermehren können.
Trotzdem dürfen wir uns keine Illusionen
machen über die «Rückeroberung» der Stadt
durch die Natur. Viele Tiere und Pflanzen
werden für immer verschwinden oder sind
bereits verschwunden, weil es für sie auf der
intensiv genutzten Fläche keinen Platz mehr
gibt und weil einige versprengte, durch Verkehr und Bauten getrennte Naturinseln nicht
genügen, um ihr Überleben zu sichern.__//
Anna Sax | sax@oekonomin.ch
11
Landarbeiterinnen
ohne Schutz und Absicherung
FRAUEN IN SÜDAFRIKA__Die
Mehrheit der Frauen in Südafrika besitzt kein Land. Dies
ist eine Folge der patriarchalen Kultur und Struktur, die die Männer als Land.
besitzer bevorzugt. Die Situation ist aber auch eine Folge der Apartheid, die die
Landbevölkerung enteignet hatte. Mit schuld sind ausserdem ältere Strukturen wie Sklaverei und Kolonialismus. Generell besitzen Schwarze in Südafrika
bis heute nur selten Land.
Die Frauen sind das letzte Glied
der globalen Wertschöpfungskette, denn die Landbesitzer
streichen ihre Jobs zuerst, wenn
es darum geht, Kosten zu sparen.
//__In Südafrika machen Frauen 64 Prozent
der Landbevölkerung aus, doch nur ein Prozent dieser Frauen besitzt selber Land. Die
Provinz Westkap, international bekannt für
ihr Weinanbaugebiet und ihre Früchteproduktion, hat den höchsten Anteil an Erwerbstätigen in der Landwirtschaft. Schaut man
hier die Bevölkerungsstruktur etwas genauer
an, zeigt sich, dass die Frauen, die in der
Landwirtschaft arbeiten, meistens selber auf
einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen
sind. Sie sind – so die Statistik – meistens
schwarz und hatten kaum oder gar keinen
Zugang zur Schulbildung.
Innerhalb der landwirtschaftlichen Bevölkerungsgruppe stellt man eine klare Geschlechtertrennung fest. Landarbeit ist Männersache, Frauen werden als saisonale oder
temporäre Hilfskräfte angeheuert – zu einem
deutlich tieferen Lohn als ihre männlichen
Kollegen. Eine Untersuchung über Löhne in
der Landwirtschaft der Provinz Westkap 1
zeigt, dass Saisonarbeiterinnen nur zwischen
48 und 60 Rand pro Tag verdienen (rund 5
bis 7 Franken) und nicht mehr als 1200 Rand
pro Monat (= 136 Franken). Ihre soziale Absicherung ist nicht garantiert.
Die wirtschaftlichen und politischen Veränderungen in den Postapartheid-Jahren haben die Landbevölkerung nicht gestärkt. Die
Regierung hat Südafrikas Wirtschaft den globalen Märkten geöffnet und protektionistische Tarife abgeschafft. Um die Kosten zu
senken, begannen dann die Farmer ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer seltener fest anzustellen und wichen auf Gelegenheits- und Saisonbeschäftigung aus. Zwar
haben neue Gesetze 2 die Rechte der Arbeitnehmenden gestärkt und die Arbeitsverhältnisse klarer definiert, doch in der Praxis haben sich die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten weiter verschlechtert.
Immer mehr Landarbeiterinnen
Teilzeitbeschäftigung und Feminisierung –
immer mehr Frauen arbeiten als Hilfsarbeiterinnen in der Landwirtschaft – haben sich in
diesem Bereich immer weiter entwickelt und
Frauen machen heute die Masse der Landarbeitenden aus. Doch auch dies brachte den
Frauen keine substanziellen Vorteile: Bei Festanstellungen sind es weiterhin vor allem die
Männer, die einen Job bekommen. Frauen
haben als Saison- oder Teilzeitbeschäftigte
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moneta #4 // 26. November 2008
thema
Frauen organisieren sich
Mit Kampagnen versuchen die Organisationen der Landarbeiterinnen und -arbeiter gegen diese Zustände anzukämpfen. Oft sind
die Leute aber geografisch so isoliert, dass sie
kaum Kontaktmöglichkeiten haben. Obwohl
in Südafrika viele Nichtregierungsorganisationen (NGO) und weitere Vereinigungen im
Landwirtschaftssektor existieren, gibt es in
ihren Kampagnen und Programmen keine
klare genderausgerichtete, feministische Perspektive. Deshalb laufen die Betroffenen
Frauen Gefahr, mit ihren Bedürfnissen marginalisiert zu werden. Ihre Anliegen kommen
nicht auf die entwicklungspolitische Agenda.
Immerhin nimmt sich in der Provinz
Westkap «The Women on Farms Project»
(WFP), eine NGO-Organisation in Stellenbosch, seit 1996 des Themas an. WFP bietet
Unterstützung, wenn Landarbeiterinnen sich
organisieren wollen und hat selber Kooperativen aufgebaut. Die Frauen bekommen
Weiterbildungsmöglichkeiten im persönlichen und beruflichen Bereich. Ziel ist eine
nachhaltige Landwirtschaft, die ein sicheres
Einkommen generiert. In der Provinz Westkap gibt es auch die erste von Frauen geleitete soziale Bewegung mit gewerkschaftlicher
Ausrichtung mit dem Namen Sikhula Sonke.
Sie zählt inzwischen 3800 Mitglieder, mehrheitlich Frauen, die hier die Gelegenheit bekommen, sich für die eigenen Belange einzusetzen. «Als Landarbeiterinnen und Feministinnen brauchen wir die kollektive Aktion,
um Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen zu bekämpfen. Wir hoffen, dass unsere
Kinder einmal eine bessere Zukunft haben als
wir. Wenn dies nicht gelingt, wird der Teufelskreis der Armut nie durchbrochen», sagt
Wendy Pekeur, die Generalsekretärin von der
Gewerkschaft Sikhula Sonke.
Als dritte Organisation kämpft auch Alliance for Land and Agrarian Reform (ALARM)
für bessere Arbeitsbedingungen und gerechte
Löhne in der Landwirtschaft, gegen Zwangsräumungen, für die Rechte für Saisonarbeiter
und für Arbeitssicherheit. Und das Centre for
Rural Legal Studies and Lawyers for Human
Rights bietet Rechtsberatung an.
Heute, 14 Jahre nach der Gründung des
demokratischen Südafrika, bleibt die Stellung der Landarbeiterinnen schwach, und ihr
Kampf für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit dauert an.__//
Celeste Fortuin | celestef@polka.co.za
Celeste Fortuin ist Aktivistin und Beraterin in Gender- und
Entwicklungsfragen in Südafrika. Sie arbeitet zurzeit für
die gewerkschaftliche Organisation Sikhula Sonke und untersucht die Arbeitsbedingungen der Landarbeiterinnen
und die Möglichkeiten, die Frauen besser zu vernetzen.
1
Fortuin, C. & Webster, J. Report on Seasonal Workers
Wages. Commissioned by Women on Farms Project
and Sikhula Sonke Trade Union, November 2007
2
Labour Relations Act (1995), Extension of Security of Tenure
Act (1997), Basic Conditions of Employment Act (1997)
Foto: Keystone, Landov Naashon Zalk
kaum Zugang zur Krankheits- oder Mutterschaftsversicherung, und die Minimallöhne
liegen sehr tief. Die Frauen sind das letzte
Glied der globalen Wertschöpfungskette,
denn die Landbesitzer streichen ihre Jobs zuerst, wenn es darum geht, Kosten zu sparen.
Oft sind die Landarbeiterinnen geschlechterspezifischer Gewalt und wirtschaftlicher
Abhängigkeit ausgesetzt. Trotz vermehrten
Auftretens der HIV-Infektionen in ländlichen
Gebieten haben sie nur einen beschränkten
Zugang zum Gesundheitswesen. Wenn sie
krank werden, laufen sie Gefahr, Job und
Wohnung zu verlieren. Zwar müssen Wohnen und Arbeiten separat geregelt werden,
doch viele Landbesitzer verknüpfen die Verträge immer noch. Kommt dazu, dass ein
Mietvertrag für die Wohnung auf der Farm
meist nur mit dem Mann abgeschlossen wird.
Verliert er den Job oder wird er krank, muss
die ganze Familie um die Wohnung fürchten.
In Südafrikas Landwirtschaft arbeiten immer mehr Frauen, doch ihre Jobs sind nicht gesichert.
Erholung ist wertvoll.
Unsere naturreinen Bäder
sind es auch.
13
Anarchos und Anthros für einmal geeint
//__Es war in den Achtzigerjahren, als in Berlin Jugendliche etliche Häuser besetzten.
Nach einigem Hin und Her förderte der Senat
die Renovation von insgesamt 300 Wohnungen, die dann an die ehemaligen Besetzer zur
Selbstverwaltung übergeben wurden. Heute
sind dort Monatsmieten von 100 Euro für
ebenso viele Quadratmeter keine Seltenheit –
freiwillig zieht da keiner aus. Doch Selbstverwaltung soll nicht das Privileg von ein paar
wenigen bleiben. Um Kapital für weitere Projekte zu sammeln, wandte sich die anthroposophisch ausgerichtete Stiftung Trias an die
Bewohnerinnen und Bewohner damals geförderter Häuser mit der Bitte, neue Projekte
mitzufinanzieren. Das Echo ist bescheiden.
«Identifizierung keine Bedingung»
«Ein kleiner Anfang», räumt Sylvain Coiplet
ein, Vorsitzender des Vereins «Bewegung für
soziale Dreigliederung». Ziel der Bewegung
ist es, dass sich Kultur, Politik und Wirtschaft, aber auch Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit nach ihrer jeweils eigenen
Logik entwickeln und organisieren können.
Diese anthroposophisch geprägte Organisation veranstaltete Mitte Oktober in Berlin
eine Tagung zur Frage, wie Boden und Wohnen der Spekulation entzogen werden können. Die Stiftung Trias war eines der vorgestellten Beispiele. Ein anderes kommt aus
Freiburg im Breisgau, wo sich anarchistische
Kreise daran machen, Häuser legal zu besetzen: Das «Mietshäuser-Syndikat» beteiligt
sich über eine eigens gegründete GmbH an
selbst organisierten Hausprojekten.
Die «Bewegung für soziale Dreigliederung» hat Kontakte zur Basler Stiftung Edith
Maryon (SEM). Diese 1990 gegründete Institution «zur Förderung sozialer Wohn- und Arbeitsstätten» ist ebenfalls anthroposophisch
geprägt und verfügt heute über eine Bilanz-
INSERAT
OHNE EIGENTUM AN BODEN__Wohnen
und bauen, auch ohne dass einem das Grund-
stück gehört: Diese Idee vereint Anarchisten und Anthroposophen. Die deutsche «Bewegung für soziale Dreigliederung» stösst vielerorts auf Sympathie –
ähnliche Ziele verfolgt in der Schweiz die Stiftung Edith Maryon.
summe von 80 Mio. Franken und 60 Liegenschaften in der Schweiz, aber auch in Berlin.
«Für unsere Bewohner und die Nutzerinnen gibt es zwar keine Vorgaben, sich mit der
Anthroposophie zu identifizieren», betont
Geschäftsleiter Christoph Langscheid, doch
der Geist Rudolf Steiners stehe durchaus hinter der Idee, mit Grund und Boden nicht spekulativ, sondern als etwas Geliehenem umzugehen. Entsprechend werden Häuser nicht
verkauft, wenn die SEM sie gebaut oder saniert hat, sondern die Stiftung vermietet sie
nur oder übergibt sie im langjährigen Baurecht einem Besitzerverein. Ein weiteres Tätigkeitsfeld der Stiftung sind die Mietkautionen, von denen 500 Personen in prekären
Verhältnissen Gebrauch machen (vgl. Kreditporträt in moneta 1/2007).
Es existiere ein wachsendes Bevölkerungssegment, das sich auf das Experiment des
selbstvertwalteten Wohnens einlassen wolle,
meint Langscheid weiter. Rückschläge seien
allerdings nicht zu vermeiden, ebenso wenig
der Auszug einer Mietpartei, wenn die Absprache mit den Nachbarn oder die geteilte
Betreuung des Gartens zu mühsam werde.
Auch der Verzicht auf absolute Anonymität
bedürfe der Gewöhnung.
In Berlin ist die Stiftung Edith Maryon
heute bei neun Liegenschaften engagiert,
Prunkstücke sind ein 800 Hektaren grosser
biologisch-dynamisch bewirtschafteter Hof
und eine umgenutzte ehemalige Druckma-
schinenfabrik. «Noch immer ist Berlin ein
spannendes Pflaster für soziale Immobilienprojekte», so Langscheid, es gebe zahlreiche
Objekte, die man für neue Projekte dem Spekulationsmarkt entziehen könne.
Dass Anarchisten und Anthroposophen
gleichzeitig neue Wege suchen für den Umgang mit Immobilien und dem Boden, auf
dem sie stehen, das ist für Sylvain Coiplet
von der Bewegung für soziale Dreigliederung
unproblematisch. Doch sein Verein hat noch
zahlreiche weitere Anliegen. So soll etwa ein
Unternehmen nicht verkauft oder vererbt werden dürfen, sondern der abtretende Besitzer
soll einen fähigen Nachfolger auswählen.
Auch die Schule will man reformieren – mehr
in Richtung Projektentwicklung statt straffer
Fächeraufteilung. Selbst die Justiz möchte
der Kleinstverein nach anthroposophischem
Gedankengut ummodeln. Doch wenn man
sich in der Sache trifft, will man mit anderen
Freigeistern kooperieren: «Bei meiner früheren Tätigkeit, als ich Wehrdienstverweigerer
beriet, hatte ich viele Kontakte mit Anarchisten. Mit ihnen kann man bestens zusammenarbeiten.»__//
Pieter Poldervaart, poldervaart@kohlenberg.ch
www.dreigliederung.de
www.syndikat.org
www.grundlos-bodenlos.de
www.stiftung-trias.de
www.maryon.ch
Zertifikat soll Zersiedelung eindämmen
PLD Eine ganz andere Idee, wie Boden der Spekulation entzogen und damit die Zersiedelung ge-
stoppt werden kann, ist das Instrument der Flächennutzungszertifikate (FNZ), wie sie unter
anderem von der Umweltorganisation Pro Natura ins Gespräch gebracht werden. Basis der FNZ ist
als erster Schritt die Beschränkung der zur Bebauung freigegebenen Zonen. Danach versteigert
der Bund die FNZ, die frei handelbar sind. Neue Bauzonen können nur noch dann ausgeschieden werden, wenn der Bauwillige neben dem Boden auch über entsprechende FNZ verfügt. Damit
bleiben Neubauten zwar weiterhin möglich, sie sind jedoch jeweils mit einer Rückzonung
andernorts verbunden.
In den USA ist ein ähnliches Verfahren bereits in 30 verschiedenen Bundesstaaten Praxis.
Das Beispiel des Bezirks Montgomery (Maryland) im Grossraum Washington D.C. zeigt, dass FNZ
funktionieren: Seit deren Einführung verlangsamte sich die Umwandlung von Landwirtschaftsin Siedlungsfläche markant. In der Schweiz existiert zu FNZ eine Studie, die vorrechnet, dass der
Flächenverbrauch um bis zu 60 Prozent reduziert werden könnte.
14
moneta #4 // 26. November 2008
thema
Selbstverwaltung: Lust & Frust
ALTERNATIVEN ZU WOHNTRÄUMEN__ Wenn
Leute nicht ein eigenes Haus oder ein
übliches Mietverhältnis anstreben, wird es spannend und manchmal auch
spannungsreich. Denn sobald verschiedene Interessen ineinandergreifen, muss
verhandelt werden – und nicht nur über die Waschordnung.
//__Die «altbewährten» WGs wurden schon
Ende der 1960er-Jahre populär. Etliche
Wohnsiedlungen mit Selbstverwaltungen,
kombinierte Wohn- und Arbeitsformen sowie Zwischennutzungen von vorhandenem
Wohnraum oder Fabriken blühten in den
1980er-Jahren. Als Reaktion auf Isolation
und unangenehme Erfahrungen mit autoritären Hauswarten und/oder (Ver-)Mietenden
wird in Selbstverwaltungen die Verantwortung rund ums Wohnen selber getragen; damit soll auch Machtmissbrauch verhindert
werden.
Diese Wohnform bedeutet natürlich mehr
Aufwand als bei üblichen Mietverhältnissen
und kann allerlei Ämtlein und Sitzungen zur
Folge haben. Anne Burri, die 1988 das Konzept des selbstverwalteten Wohnmodells der
Siedlung «Im Davidsboden» in Basel entwickelt hatte, macht dort gerade eine Umfrage.
Erste Resultate zeigten, dass sich flexible Abmachungen besser bewährten als das sture
Festhalten an Strukturen. Letztere führten zu
mehr Diskussionen und zu mehr Problemen.
Heute scheine es nicht mehr zeitgemäss –
so Anne Burri – eine Selbstverwaltung streng
basisdemokratisch zu organisieren. Denkbar
wäre, dass eine Liegenschaftsverwaltung mehr
Aufgaben übernimmt, damit fürs Soziale
mehr Zeit bleibt. «Heutzutage überfordert es
gerade Leute mit Kindern, neben ihrer Arbeit
ständig noch mit Ämtlein rund um die Wohnung beschäftigt zu sein. Das führt zu einem
schlechten Gewissen bei jenen, die wenig
machen und zu Frust bei den anderen, die alles übernehmen», stellt Burri fest.
Geteiltes Wohneigentum
Für einen gemeinsamen Erwerb von Wohnliegenschaften existieren rechtlich nebst der
Gründung einer Genossenschaft zwei weitere Formen: das Stockwerkeigentum und das
Mit- oder Gesamteigentum. Zwar sei geteilter
Besitz anzustreben, doch Stockwerkeigentum
sei nicht unproblematisch, so Burri. «Meinungsverschiedenheiten über Sanierungen
sind oft der Grund für jahrelange Streitereien.
Aus dem Wohntraum wird dann ein Albtraum.» Geldfragen regeln die selbstverwalteten Wohnmodelle unterschiedlich: Es gibt
Siedlungen, die den Mietzins lohnabhängig
gestalten, etwa die Stiftung Habitat in Basel.
In verschiedenen Lebensphasen zeichnen
sich verschiedene Wohnbedürfnisse ab. Und
weil es vermehrt Patchwork-Familien gibt
und generell eine grössere Vielfalt beim Zusammenleben, kommen immer vielfältigere
Wohnformen auf, die auch auf flexiblere Arbeitsformen reagieren.
Durchmischung klappt nicht immer
Immer wieder werden Siedlungen gebaut,
welche eine Mischung aus Alters- und Familienwohnungen vorsehen, und oft sind es
Frauen, die gemeinschaftliche Wohnprojekte
fürs Alter ins Leben rufen. Die Durchmischung der Generationen kann ein Gewinn
sein. Allerdings müssen dafür die baulichen
Voraussetzungen geschaffen werden, sonst
sind Probleme vorprogrammiert. Das Beispiel «Marienhof» in Basel zeigt, wie Kinderlärm und die Jugendlichen im Hof für die
ältere Bewohnerschaft unerträglich werden.
Generell ist Lärm das grösste Problem im Zusammenleben. Allerdings gibt es auch gute Beispiele von generationenübergreifenden
Siedlungen, zum Beispiel in Ausserholligen
bei Bern. Dort haben sich nach Burris Einschätzung ruhigere und weniger ruhige Häuser formiert, ohne dass dies besonders geplant wurde. Eine MieterInnenbefragung im
Berner Quartier Ausserholligen ergab folgendes Statement: «Toll finde ich die Grosszügigkeit. Die ist in vielerlei Beziehungen da: Einmal baulich; (…). Dann der viele Raum um
die Häuser herum, das viele Grün. Grosszügig ist es auch bezüglich Bewohnern. Vielerlei Leute haben Platz: mit unterschiedlichen
Mentalitäten, unterschiedlichen ökonomischen Verhältnissen, Lebensstilen.»
Wer wohnt wie?
Schweizweit wohnen 56 Prozent der Bevölkerung in rund 3 Mio. Mietwohnungen. 35 Prozent
sind Haus- oder Wohneigentümer. Dazu kommen rund 1700 Wohnbaugenossenschaften mit
total 160 000 Genossenschaftswohnungen.
In der Statistik des Schweizerischen Verbandes
für Wohnungswesen finden sich zusätzlich
160 selbstverwaltete Haus- oder Wohnungsgemeinschaften mit 740 Wohnungen.
In den letzten Jahren entstanden verschiedenste Wohnmodelle, die geprägt sind
von Zeitdruck und Angst vor Isolation. So
gibt es in der Zürcher Überbauung «James»
Concièrge-Dienstleistungen. Diese können
von unterstützungsbedürftigen Menschen
ebenso beansprucht werden wie von Familien und Singles. Übers Intranet können Bewohnerinnen und Bewohner Kontakte pflegen und Dienstleistungen anfordern. Ein
Portier kümmert sich bei Abwesenheit um die
Post und die Haustiere. Hier leistet man sich
den Luxus der wohldosierten Geselligkeit.
Ein anderes Modell, das sich in Skandinavien bereits grosser Beliebtheit erfreut, könnte
auch bei uns bald Schule machen: getrennt lebende Paare mit Kindern finden eine optimale
Lösung, indem die Kinder immer am gleichen
Ort wohnen und die Elternteile abwechselnd
an diesem und einem Zweitort leben.
Ohne einen gewissen Idealismus und der
Vision, dass das Zusammenleben nicht auf
blosses Wohnen und auf die Kleinfamilie und
Singles beziehungsweise Paare reduziert bleiben muss, wird wenig ausprobiert. Und dies,
obwohl in Selbstverwaltungen klare Vorteile
ausgemacht werden können: offenere Beziehungs- und Familienstrukturen, gegenseitige
Hilfe bei der Kinderbetreuung, eine Umgebung mit Kindern für Kinderlose. Verschiedene Generationen können voneinander lernen, und physisch beeinträchtigte Menschen
sind besser integriert. Hier können Begegnungen stattfinden, und es gibt Raum für die
Erprobung neuer Lebensformen.__//
Dominique Zimmermann | dominique.a.z@bluewin.ch
Literatur/Links:
www.hindernisfrei-bauen.ch | Wohnen 9/2002 Friedensarbeit leisten. Streit unter Nachbarn – was können
Hauswarte und Verwaltungen tun?
ETH Wohnforum: www.wohnforum.arch.ethz.ch/publikationen/pub_uebersicht.html
www.svw.ch | www.stockwerk.ch | www.wohnstadt.ch
www.stiftung-habitat.ch/default.aspx?code=01
www.wohnforum.arch.ethz.ch/forschung/davidsboden.html
| WIR, die Siedlungszeitung im Davidsboden Nr. 12 /Oktober
2008 | Hochbauamt Stadt Bern Nr. 2 / 2001: Ausserholligen –
ein Quartier zum Leben. Siedlungssanierung 1996 –2001. |
www.wogeno.ch | Wegweisend wohnen. Gemeinnütziger Wohnungsbau im Kanton Zürich an der Schwelle zum
21. Jahrhundert. Hrsg: Christian Caduff und Jean-Pierre
Kuster, Zürich und Frankfurt 2000.
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moneta #4 // 26. November 2008
denkanstoss
Ziel der Scham ist das Verschwinden
In letzter Zeit ist viel von Nullen die Rede. Wie viele Nullen haben die
Milliarden, welche in die Finanzwelt gepumpt wurden? Es ist auch die
Rede von den Nullen, welche diese Nullen verursacht haben. Und den
Nullen, welche sie eingesackt haben.
Als «Nieten in Nadelstreifen» bezeichnete ein Buchtitel 1995 einen
Teil der Wirtschaftsmanager. Momentan ist auch dies wieder ein geflügeltes Wort neben «Zocker», «Crash-Clique» usw. Gemeint sind diese «Hexenmeister», welche «die unterirdischen Gewalten nicht mehr
zu beherrschen» vermögen, welche sie heraufbeschworen haben.1
Jetzt wird ins «freie Spiel des Marktes» eingegriffen, dessen unsichtbare Hand wird ersetzt durch die gut sichtbare Hand der Allgemeinheit, des Staates.
Die Gier der Manager wird verurteilt. Aber Gier gehört zum Kapitalismus wie Eiweiss und Dotter zum Ei. Soziales Denken und Handeln sind störende Nebengeräusche uneinsichtiger, weltfremder Philanthropen. Während eines Anlasses an der Hochschule St.Gallen mit
dem Thema Investment wurden Studenten nach ihrem Traumberuf
gefragt. Etliche wollen Banker werden, gaben unumwunden zu, dass
sie der hohe «Verdienst» locke. Die zukünftige Elite der Bonusfischer
und Profitmaximierer steht in der Warteschlange, bereits standesgemäss gestylt. Weckt das Hoffnung?
Auch «Kleinanleger» hechelten gierig hinter den Verlockungen
her, wollten auch Kasse machen. Und jammern jetzt, sie seien hereingelegt worden, vergessen ihre durch die eigene Gier vernebelte
Urteilsfähigkeit.
Realwirtschaft als Beute
Die Produktion wird von den Beutezügen der Finanzwelt unter Druck
gesetzt. Kurzfristig müssen Höchstrenditen erzielt und in Quartalsberichten ausgewiesen werden. Ob dabei Produktionsstätten und damit Arbeitsplätze flöten gehen, spielt keine Rolle, denn die Gewinne
sind bereits eingesackt. Das ist das «freie Spiel des Marktes», das sind
die vielbeschworenen «Selbstregulierungskräfte».
Wenn ich als Kleinstunternehmer eine Eigenkapitalrendite von
wenigen Prozenten erwirtschaften kann, bin ich zufrieden. Aber bei
diesen Leuten stehe ich als Versager da, denn für sie sind Eigenkapitalrenditen von 15, 20 oder mehr Prozent anzustreben. Alles andere
gilt als unrentabel. Einer gab mir am Telefon den Rat, alles zu verkaufen und das Geld in ihre Finanzprodukte zu «investieren», das bringe
mehr als arbeiten.
Die Bankleute sollten sich schämen, sagte eine alte Frau im Tram
zu ihrer Begleiterin. Scham? Warum denn? Sie haben zwar weltweit
Unternehmen an den Rand des Ruins getrieben. Aber sie haben es geschafft, Regierungen aus dem Busch zu klopfen und diese in die
Staatskassen greifen zu lassen, um ihnen mit gigantischen Summen
unter die Arme zu greifen. Das ist doch eine Leistung! Und das sollte
doch mit weiteren Boni belohnt werden! Sie sind offensichtlich wichtiger als jene, welche diese Werte wirklich geschaffen haben durch reale Arbeit, nicht durch Spekulationen und Casinowetten.
Gedopte Sportler müssen Medaillen und Gelder zurückgeben, was
auch sie mit Lügen und faulen Ausreden verhindern wollen. Sie haben keine Gnade zu erwarten, weil sie die Siege durch Betrug errungen haben. Zudem kassieren sie noch ein zweijähriges Berufsverbot.
Sie sind halt Sportler, eigenverantwortlich, keine Banker.
1 Zitat aus dem «Kommunistischen
Manifest» von Marx und Engels
2 Als erste Kantonalbank machte
schon am 21.10.08 im «cash» Werbung für ‹BKB-Swiss Financials
Tracker› mit dem Hinweis, sie hätten Staatsgarantie. Und: «Dank
den schnellen Massnahmen und
Rettungspaketen ist eine Erholung dieser angeschlagenen Bran-
Wetten, dass schon bald wieder die nadelgestreifte Arroganz herrschen wird? Dass alles versucht wird, die errungenen Privilegien zu
behalten (diverse Steuererleichterungen, Abschaffung der Erbschaftssteuer usw.), erschlichen mit Hilfe der von ihr geschmierten Politik
und der Medien, auch über Volksabstimmungen mit Slogans, welche
die Wirklichkeit auf den Kopf stellen.
Wird es ihnen gelingen, einen Teil der versprochenen Kohle auch
wirklich abzusaugen oder abzuschöpfen, das eigene Versagen von der
Allgemeinheit ausbaden zu lassen? Damit es für sie weitergehe wie bisher – vielleicht etwas vorsichtiger, bescheidener.2 Sie werden weiter
versuchen, mit fremdem Geld ihre Wettcasinos aufrechtzuerhalten.
Es wird nach wie vor gepredigt, wir müssten einfach akzeptieren,
dass diese Leute so hohe «Löhne» beziehen, weil sonst nicht die Besten zu bekommen seien. Offenbar waren die Besten am Ruder. Und
haben tatsächlich das Beste herausgeholt – für sich.
Ein Leben lang oder einen Monat arbeiten?
UBS-Boss Kurer erzählte, dass er bloss noch 10 Millionen «verdienen»
werde, ein paar Tage später noch 2 Millionen, kein Bonus. Haben wir
uns inzwischen an diese Riesen«löhne» gewöhnt, so dass uns diese
Nachricht geradezu als Botschaft grosser Bescheidenheit vorkommt?
Aber jetzt soll sich alles ändern, Bezüge und Boni sollen «internationalen Standards» entsprechen. Etwa dem US-amerikanischen wie
bisher? Mir sind auch diese bescheidenen Millionenbezüge sozusagen im Hals stecken geblieben. Deshalb habe ich bei der AHV meine
Lohnbezüge über 45 Jahre Arbeit ausdrucken lassen. Ich habe in meinem bisherigen Arbeitsleben 2 548 749 Franken Lohn bezogen. Wenn
ich die Millionen-Jahres«gehälter» von Ospel oder Vasella nehme,
dann mussten diese, um auf meinen Lebensverdienst zu kommen,
bloss einen Monat lang arbeiten. Der bescheidene Herr Kurer mit nur
2 Millionen muss etwas mehr als ein Jahr den Bürosessel beschweren.
Hoffentlich hält er diese Diskriminierung aus und muss nicht zum
Psychiater, welche laut «Tages-Anzeiger» vom 11.10.08 einen enormen
Zulauf von Bankern verzeichnen. Vielleicht können sie dort ihrer
Scham Ausdruck verleihen. Es genügt, wenn sie sich auf die Couch legen anstatt öffentlich voller Scham in Grund und Boden zu versinken.
Diese Leute haben doch nur gemacht, was beispielsweise Wirtschaftsprofessor Borner nach wie vor predigt: Manager sollen sich auf
den Profit konzentrieren und nicht mit Gutmenschelei Zeit und Geld
verlieren. Der Markt regle alles, auch die Selbstverantwortung. 3
Werden jetzt mehr Menschen als bisher wachgerüttelt, wird soziales und nachhaltiges Handeln aktuell und gesellschaftsfähig? Oder
wird sobald als möglich wieder das Lied der Privatisierung und Profitmaximierung gesungen? Schliesslich hat «unsere» UBS ihre «Risikopositionen aus ihrer Bilanz durch Transaktion mit der schweizerischen Nationalbank entfernt». 4 Bald wird das herumstreunende oder
abwartende Finanzkapital nach neuer Beute suchen. Zum Beispiel
nach Rohstoffen, Lebensmitteln und anderem? Kündigt sich der
Niedergang des heutigen kapitalistischen Systems an? Oder wird die
hohle Hand des Kapitals bald weitere Rettungsaktionen anpeilen?
Geht das Marx’sche Gespenst wieder um, diesmal nicht nur in Europa, sondern weltweit? Oder bleibt es ein Gespenst, das wieder verschwindet, sobald es heller wird?
Aldo Clerici | aldo.clerici@clerici-partner.ch
che in Sicht. Steigen Sie jetzt
ein . . . » Alles unter ihrem Motto
«fair banking». Andere Kantonalbanken sind dieser Argumentation inzwischen gefolgt.
3 «Rundschau», Schweizer Fernsehen, 8.10.08
4 UBS-Website, News vom 16.10.08
Der Titel ist ein Zitat von Léo
Wurmser: die Maske der Scham;
gefunden durch googeln.
17
kreditporträt
Im eigenen Haus – aber ohne Bodenkauf
18
BAURECHT ALS ALTERNATIVE__Im
eigenen Haus wohnen, ohne den Boden zu be-
sitzen, das ist für den Liegenschaftenentwickler und Treuhänder Niklaus Schär
ein gangbarer Weg. Seine ausgeklügelten Finanzierungsmodelle eignen
sich für die Nutzung von Industriebrachen ebenso wie für Wohnüberbauungen –
die ABS hilft mit.
Solidaritätsbeitrag von voraussichtlich 80
Franken pro Monat zahlen. Kann eine Partei
nur bescheidene Mittel aufbringen oder sich
nicht einkaufen, muss der Baurechtszins mit
einer Annuität zur Tilgung des Kaufwertes
bezahlt werden.
Klare Abmachungen helfen
Für eine Miteigentümerinnengemeinschaft
brauche es aber auch klare Verträge, betont
Schär. Damit werden die Alltags-, Verwaltungs- und Finanzierungsfragen geregelt. Zudem sind im Grundbuch die gemeinschaftlich genutzten Flächen und die zu jedem
Haus gehörenden Sondernutzungen eingetragen. Das schafft Klarheit, ohne dass Zäune
nötig werden. In den Überbauungen wird angestrebt, dass sich die Familien für einen
gemeinsamen Spielplatz zusammentun oder
dass Waschküchen gemeinsam genutzt werden. Zieht jemand aus, muss der oder die
Nachfolger/in diese Regelungen übernehmen.
Das Modell scheint bloss auf den ersten
Blick kompliziert. Es leuchtet nach ein paar
Erklärungen rasch ein und hat Erfolg. Vor allem Familien, die der Anthroposophie nahestehen, sind davon überzeugt. Die Ökosiedlung von Schafisheim liegt gleich neben der
Steiner-Schule. Schule und Siedlung profitieren voneinander: Die Kinder haben kurze
Wege, die Schule wieder mehr Schüler. Bereits
ist eine weitere Siedlung nach Schärs Modell
in Planung. In Dornach, ebenfalls in Nachbarschaft zur Steiner-Schule, wird bald der
erste Spatenstich getan. Dort baut die neu gegründete Genossenschaft Sofie Stinde – sie
trägt den Namen einer der engagierten Frauen im Umfeld Rudolf Steiners.
Und die Seidenfärberei Colora, mit der
alles angefangen hat? Sie zählt heute mehr als
ein Dutzend Mitarbeitende, es geht ihr gut. Inzwischen werden jährlich zwei modische Saisonkollektionen hergestellt, und in der neuen
Überbauung «Innenstadt» in Langenthal wurde eben ein eigener Laden eröffnet. Rund die
Hälfte der Mitarbeitenden sind übrigens Mitbesitzer. Schär hat die Anteile verschenkt und
dies aus den Erträgen finanziert. «Die Firma
soll massgeblich denen gehören, die für sie arbeiten», so sein Grundsatz.
Gewachsen ist – teils dank gemeinsamer
Aktivitäten – auch die CoOpera-Sammelstiftung. Sie ist heute auch eine Beteiligungsund Immobiliengesellschaft, eine Leasinggesellschaft, ein Liquiditätsverbund und eine
Arbeitsgemeinschaft. Und viele dieser Netzwerke sind mit der ABS verbunden.__//
René Hornung | hornung@pressebuero-sg.ch
www.colora.ch, www.coopera.ch
Foto: zvg
//__Niklaus Schär hat seine beruflichen Erfahrungen zuerst in der Textilindustrie gemacht:
Vor über 20 Jahren hat er für seine kleine Seidenfärberei Colora Seta AG eine Produktionsstätte gesucht und sich in Huttwil in einer
alten Möbelfabrik eingemietet. Einige Jahre
später ergab sich die Gelegenheit, das Areal zu
kaufen. Der Kontakt zur ABS war rasch geschaffen «und die Bank hat damals den Kauf überhaupt erst ermöglicht», blickt Schär zurück.
Nach dem Kauf galt es, neue Nutzerinnen
und Nutzer für das Areal zu suchen, die Brache zu «entwickeln», wie es in der Fachsprache heisst. Und das machte Niklaus Schär
immer mehr Spass. Liegenschaftenentwicklungen sind inzwischen zu seinem «zweiten
Standbein geworden», wie er feststellt. Rund
um die Colora AG ist in den letzten Jahren ein
bunt gemischtes Konglomerat entstanden,
Gewerbebetriebe, aber auch Wohnungen.
Niklaus Schär ging aber nie den konventionellen Weg. Für ihn war immer klar, «dass
wir den Boden nicht wie eine beliebige Ware
handeln können». Boden lässt sich nicht vermehren «und alle Menschen haben ein Recht
darauf, auf einem kleinen Stückchen Boden
zu leben und es so zu bebauen, dass sie sich
ernähren können», so seine aus der Anthroposophie stammende Überzeugung. Die üblichen Besitzverhältnisse und die daraus resultierende Spekulation lehnt er ab. In den
Ländern des Südens, namentlich in Südamerika, seien die Auswirkungen sogar «brutal».
Dort sind die Grossgrundbesitzer übermächtig. Viel Land liegt brach, die landlosen Familien dürfen es nicht einmal bearbeiten.
Auf die Schweiz und in den Alltag umgemünzt, sagt Niklaus Schär: «Es reicht,
wenn die Nutzung geregelt ist, man muss den
Boden nicht besitzen.» Deshalb suchte er den
Kontakt nicht nur mit der ABS, sondern auch
mit der Sammelstiftung «CoOpera», die das
Geld ihrer Pensionskassen-Versicherten nicht
an der Börse, sondern in die Realwirtschaft
investiert. Die Zusammenarbeit bewährt sich
inzwischen sehr gut.
Die Projekte sind differenziert und den
jeweiligen Gegebenheiten entsprechend finanziert. In der Ökosiedlung «Mülleracher»
in Schafisheim, in der Schär auch selbst
wohnt, blieb der Boden im Besitz der Stiftung. Die Hausbesitzer haben «nur» ein Nutzungseigentum. Das Land wird damit de facto unverkäuflich. Der jeweilige Anteil am
Boden für das eigene Haus wurde – so eine
Partei über genügend Mittel verfügte – mit
einer Einmalzahlung abgegolten. Die Folge:
Während einer definierten Zeit – hier während 26 Jahren – muss kein Baurechtszins
mehr bezahlt werden. Nach Ablauf dieser
26 Jahre werden die Parteien wieder einen
Huttwil: einst eine Möbelfabrik, heute Wohnhaus und Seidenfärberei.
moneta #4 // 26. November 2008
abs-seite
Welche Baukultur
finanziert die ABS?
Die Geschäfte der ABS sind von der aktuellen Finanzmarktkrise nicht betroffen. Das hat Gründe: Erstens
ist die ABS konsequent in der Realwirtschaft tätig.
Zweitens vergibt sie Kredite nur in der Schweiz und
nur an KundInnen, die sie gut kennt. Und drittens
kann die ABS ihre Kredite vollständig aus den ihr anvertrauten Spargeldern finanzieren. Sie ist also nicht
auf Kredite von anderen Banken angewiesen.
In den Gründungsjahren der ABS war
die Finanzierung von selbstgenutztem Wohneigentum tabu. Weder der
Neubau noch die Eigentumswohnung in der Stadt oder die Übernahme des elterlichen Wohnhauses
konnte über die ABS finanziert werden. Diese Politik war für immer
mehr ABS-KundInnen nicht nachvollziehbar. Die ABS entwickelte daraufhin die ABS-Hypothek mit Immobilienrating. Dieses Produkt verknüpft die Bedürfnisse der ABS-Kundschaft mit den ökologischen und
sozialen Zielen der ABS, indem es besonders nachhaltiges Bauen mit
günstigen Konditionen fördert. «Nachhaltig» heisst dabei nicht einfach
«niedriger Energieverbrauch». Vielmehr werden auch Faktoren wie
die Verfügbarkeit von öffentlichen
Verkehrsmitteln, die Wirtschaftlichkeit, der Bodenverbrauch oder
die flexible Nutzbarkeit der Liegenschaft gewichtet. Das Schwergewicht der Immobilienfinanzierungen liegt bei der ABS weiterhin bei
gemeinschaftlich genutzten Wohnbauten. Per Ende Juni 2008 waren
71,3 % der von der ABS ausgeliehenen
Gelder im Immobilienbereich angelegt. Davon flossen 40,9 % in Mietobjekte (vor allem Genossenschaften), 17 % in Einfamilienhäuser,
7,3 % in Eigentumswohnungen und
6,1 % in Geschäftsliegenschaften.
80 % des von der ABS finanzierten
selbstgenutzten Wohneigentums
erfüllt die Nachhaltigkeitsanforderungen der ABS-Hypothek.
Das Interesse am Geschäftsmodell der ABS ist in
diesen Tagen gross. In der Woche nach Bekanntgabe des Stützungspaketes für die UBS gelangten
täglich zwei bis drei Medien an die ABS, um sich
nach deren Lage zu erkundigen. Auch ein vermehrter Zugang von NeukundInnen zeichnet
sich für dieses Jahr ab. Allerdings wird die ABS
nicht dermassen überrannt, wie das dem Vernehmen nach bei Raiffeisen- und Kantonalbanken
oder der Postfinance der Fall ist. Ganz offensichtlich suchen viele verunsicherte KundInnen
eine konkrete geografische Nähe, die die ABS
bisher nicht flächendeckend bieten kann. Das
massvolle Wachstum der ABS hat den Vorteil,
dass sie praktisch alle ihr zufliessenden Gelder in
Form von Krediten weitergeben kann.
Wie sicher sind die ABS-Einlagen?
Die ABS-Geschäftsleitung rechnet weiterhin mit
einem erfreulichen Geschäftsverlauf. Auch für
den Fall einer Rezession ist die ABS mit ihren
soliden Reserven und ihrem realwirtschaftlich
orientierten Geschäftsmodell gut gerüstet. Sollte der unwahrscheinliche, aber theoretisch mögliche Fall eintreffen, dass die Schweizer Banken
reihenweise zusammenbrechen, wird auch die
ABS als Teil des Finanzsystems nicht verschont
bleiben. Alle Einlagen bei der ABS sind im gleichen Ausmass abgesichert wie bei jeder anderen
Schweizer Bank (30 000 Franken pro Kundin
und Kunde für Sparguthaben und Kassenobligationen).
Immerhin: Kapitalismusdiskussion
Die ABS floriert, die UBS floppt. Auf billige Schadenfreude verzichtet die ABS dennoch. Es gibt zu
viele Menschen, die in ihrem konkreten Alltag
schmerzlich von den Auswirkungen des CasinoKapitalismus betroffen sind. Erstaunlich bleibt
die breite politische Zustimmung zu staatlichen
Rettungsmassnahmen für die UBS bei gleichzeitiger Abwesenheit fast jeglicher Diskussion über
ethische Aspekte der UBS-Geschäftspolitik. Die
Symptomdiskussion über Boni verdeckt mehr,
als sie klärt. «Right or wrong, my bank!», scheint
die Devise zu sein, wenn sich sogar der Präsident
einer ansonsten gesellschaftskritischen Partei
wenige Tage vor Bekanntwerden der UBS-Milliardenspritze in den Medien fröhlich zu seinem
UBS-Konto bekennt. Als Bankkundinnen und
-kunden tragen wir alle Verantwortung für das
Tun und Lassen der Schweizer Banken. Es ist unser Geld, mit dem die SpekulantInnen spielen.
Wir haben also die Banken, die wir verdienen.
Das ist vielleicht der positive Aspekt der Finanzmarktkrise: Viele Menschen denken heute über
Geld, Wirtschaft und Verantwortung neu nach.
Und manche ziehen sogar Konsequenzen.
Dieser Text ist mit Redaktionsschluss 12. November 2008 entstanden. Wenn Sie ihn lesen, haben sich manche Aspekte möglicherweise bereits wieder verändert. Auf Vermutungen über die Zukunft verzichten wir ausdrücklich. An ExpertInnen-Orakeln und
Konjunkturprognosen, die heute gut klingen und sich morgen
als falsch erweisen, ist ja kein Mangel. Eine aktuelle Einschätzung
der ABS finden Sie jederzeit auf www.abs.ch oder können diese
unter 062 206 16 16 bestellen.
ABS zahlt für Einlagensicherung
Die Einlagensicherung der Schweizer Banken ist keine staatliche, sondern eine private Einrichtung. Die Beteiligung ist aber für alle Schweizer Banken obligatorisch. Die Sicherung von Guthaben bis zum Höchstbetrag von 30 000 Franken pro Kundin oder Kunde erstreckt sich also auch auf die ABS. Umgekehrt muss
sich die ABS auch an Garantieleistungen beteiligen, die sich aus dem Zusammenbruch anderer Banken
ergeben. In der aktuellen Finanzmarktkrise ist das bisher ein Mal geschehen. Per 20. Oktober 2008 musste
die ABS 44 219.15 Franken für die durch den Zusammenbruch der Kaupthing Bank Luxembourg SA geschädigte Kundschaft bezahlen (pikanterweise auf ein Konto bei der UBS). Die Kaupthing Bank hatte (seit
Juli 2008) eine Zweigniederlassung in Genf. Der Beitrag der ABS bemisst sich nach der Höhe der bei
ihr angelegten, gesicherten Gelder. Falls nach der Liquidation der Kauphting Bank noch Geld vorhanden ist,
könnte theoretisch eine Rückvergütung erfolgen.
Müsste nach dem Zusammenbruch grösserer Banken die volle Summe der Einlagensicherung von 4
Milliarden Franken ausgeschöpft werden, entstünden für die ABS Kosten in der Höhe von rund sechs Millionen Franken. Diese sind durch Reserven und Rückstellungen abgesichert. Die zurzeit politisch populäre
Forderung nach einer Erhöhung der Einlagensicherung wirft gerade für kleine Banken wie die ABS die Frage
auf, wie denn die dafür erforderlichen Rückstellungen finanziert werden sollen.
Foto: ABS/Sébastien Volery
Trotz Finanzkrise: Die ABS ist sehr gut unterwegs
Von der ABS finanziert: Genossenschaftliches
Wohnen in der Siedlung Les Voirets, GrandSaconnex GE.
19
abs-seite
Umbau mit Hammerschlag eröffnet
Einige kräftige Hammerschläge, und die (präparierte) Wand stürzte ein – symbolisch eröffneten
GL-Mitglied Etienne Bonvin und VR-Präsident
Eric Nussbaumer am 19. September 2008 den Umbau des ehemaligen Walter-Verlages in Olten
zum neuen ABS-Hauptsitz. Und legten dieses ambitiöse Projekt gleich in bewährte Frauenhände:
Ilse Sewer, seit 15 Jahren Bauleiterin der Metron AG,
hat bei der Erweiterung und Erneuerung des
Behandlungstraktes im Stadtspital Triemli (Zürich)
reiche Erfahrungen mit komplexen Umbauprojekten gesammelt. Spürbare Vorfreude auf den
handfesten Umbau und den absehbaren Umzug
der ABS prägte den zwanglosen Baustellen-Apéro
mit Wurst, Wein und Bier.
Die Mauer fällt – Etienne
Bonvin und Eric
Nussbaumer haben
zugeschlagen.
Fotos: Sabina Bobst
Oltens Stadtpräsident
Ernst Zingg erinnert sich
an den früheren WalterVerlag.
Ilse Sewer, Metron AG,
leitet den Umbau.
www.abs.ch
Die Alternative Bank ABS ist eine durchgehend sozial und ökologisch ausgerichtete Alltagsbank.
Vor achtzehn Jahren gegründet, hat sie heute 22 000 Kundinnen und Kunden in der ganzen Schweiz und 72 Mitarbeitende
in Olten und Lausanne. Die Bilanzsumme beträgt 825 Millionen Franken.
Mitwirkung im Verwaltungsrat der Alternativen Bank ABS
Für die Mitwirkung im Verwaltungsrat suchen wir ab Mai 2009
ein bis zwei im Wirtschaftsleben von Unternehmen oder im
Bankfach erfahrene Persönlichkeiten, welche die weitere Entwicklung unseres Unternehmens mitgestalten wollen. Es wird
Ihr Auftrag sein, über strategische Massnahmen mitzubestimmen, die Oberaufsicht zu wahren und Ihre speziellen Kenntnisse im Kredit- oder Prüfungsausschuss des Verwaltungsrates
und in die Verwaltungsratsarbeit unserer Bank einzubringen.
Sie denken generalistisch, kommunizieren offen, haben rasch
den Überblick und sind klar im strategischen Denken. Sie
20
haben Erfahrung in der Banken- oder Finanzbranche oder bringen Führungserfahrung und Verständnis für die Funktionsweise und Entwicklungsschritte eines KMU mit. Sie verknüpfen
Ethik und Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichem Handeln und
verstehen Argumente auch auf Französisch.
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktnahme oder die Zusendung
Ihrer Kurzbewerbung an den Präsidenten des Verwaltungsrates, Eric Nussbaumer (eric.nussbaumer@abs.ch). Er beantwortet Ihnen auch gerne Ihre weiteren Fragen. Die Bewerbungsfrist endet am 20. Dezember 2008.
moneta #4 // 26. November 2008
abs-seite
Kontaktadressen
Alternative Bank ABS
Vorankündigung
18. ordentliche Generalversammlung
der Alternativen Bank ABS
Samstag, 16. Mai 2009, Winterthur
Die Generalversammlung 2009 findet erstmals
in der ABS-Geschichte in Winterthur statt. Als
Veranstaltungsort wurde das Hotel «Banana
City» gleich beim Bahnhof ausgewählt. Der Hotelname ist keine modische Marketing-Kreation.
Er nimmt Bezug auf die gekrümmte Form des
markanten ehemaligen VOLG-Lagergebäudes,
das im Volksmund «Banane» heisst. Wo einst
Äpfel, Rüebli und Randen gelagert wurden, erwarten am 16. Mai 2009 Verwaltungsrat, GL und
Team der ABS die AktionärInnen zu vielfältigen
Begegnungen und Gesprächen. Die ABS-GV findet nachmittags statt und endet mit einem reichhaltigen Apéro.
Die Aktionärinnen und Aktionäre erhalten rechtzeitig eine persönliche Einladung mit Talon zur
Anforderung der Unterlagen mit einer Zutrittskarte und einer Vollmacht für eine allfällige Vertretung. Die Einladung zur Generalversammlung
mit der detaillierten Tagesordnung wird am
18. April 2009 verschickt. Aktionärinnen und Aktionäre werden auf die folgenden statutarischen
Fristen hingewiesen:
Leberngasse 17
4601 Olten
Tel. 062 206 16 16
contact@abs.ch
www.abs.ch
Montag bis Freitag
Telefon: 8 – 17 Uhr
Schalter: 9 – 12 Uhr, 14 – 16.30 Uhr
– Kandidatinnen und Kandidaten, die von Seiten der Aktionärinnen und Aktionäre an der
Generalversammlung zur Wahl in die Ämter
vorgeschlagen werden möchten, müssen dem
Verwaltungsrat bis spätestens am 16. März
2009 (Poststempel) gemeldet werden.
Kandidaturen, die nach dem 16. März 2009 gemeldet werden, können nur berücksichtigt
werden, wenn sie vom Verwaltungsrat vorgeschlagen werden.
– Anträge aus dem Aktionariat müssen ebenfalls bis am 16. März 2009 (Poststempel)
schriftlich dem Verwaltungsrat eingereicht
werden. Traktandiert werden können ausschliesslich Angelegenheiten, die gemäss Art.
9 der ABS-Statuten in die Zuständigkeit der
Generalversammlung fallen.
Ihre Fragen zur ABS-Generalversammlung beantworten wir Ihnen gerne. Sie erreichen uns mit
E-Mail unter gv-ag@abs.ch, per Post (Alternative
Bank ABS, Postfach, 4601 Olten) oder telefonisch
auf 061 206 16 16.
Ökologische Partnerschaft der ABS
mit den Industriellen Betrieben Genf
Die Industriellen Betriebe Genf (Services Industriels de Genève, SIG) beliefern die Genferinnen
und Genfer mit Wasser, Strom und Wärme. Die
SIG haben sich ehrgeizige Umweltziele gesetzt.
Sie wollen bis 2011 in ihrem Verteilgebiet den
Stromkonsum pro Kopf auf den Stand von 1990
und den gesamten CO2 -Ausstoss (ohne Mobilität) um 5 Prozent senken. Dazu hat das öffentlich-rechtliche Unternehmen das Projekt Eco21
gestartet. 21 Millionen Franken investieren die
SIG bis 2011 in Anreize für Energieeffizienzmassnahmen. Sowohl Privatpersonen wie auch
Firmen werden darin beraten und unterstützt,
solche Massnahmen zu realisieren. Dabei übernehmen die SIG den technischen Teil der Abklärungen. Für die Beurteilung der finanziellen
Hauptsitz Olten
Aspekte und die Gesamtfinanzierung der Projekte suchte die SIG geeignete Banken, die bereit
sind, ökologische Leistungen mit attraktiven
Konditionen zu honorieren. Klar, dass die ABS
Interesse gezeigt hat. Dominique Roten, Leiter
der ABS-Vertretung in Lausanne: «Die Stossrichtung von Eco21 passt ausgezeichnet zur ABS. Ich
denke, mit unserer breiten Erfahrung in ökologischen Finanzierungen können wir einen Beitrag
zum Erfolg des Programms leisten.» Die ABS wird
im Rahmen von Eco21 vergünstigte Firmenkredite für Investitionen in alternative Energien anbieten und hat eine entsprechende Vereinbarung
mit den SIG unterzeichnet.
www.eco21.ch
Kontaktstelle ABS
Kontaktstelle Zürich
Limmatstrasse 275
8005 Zürich
Tel. 043 344 87 00
zuerich@abs.ch
Montag bis Freitag
9 bis 12 Uhr, 13.30 bis 17 Uhr
Öffnungszeiten
über die Feiertage
In der Weihnachtswoche bleibt die
Bank ab Mittwoch, 24. Dezember,
12 Uhr, bis Freitag, 26. Dezember, geschlossen. In der Neujahrswoche
ist die Bank vom Mittwoch, 31. Dezember, 12 Uhr, bis Freitag, 2. Januar
2009, geschlossen. Die Mitarbeitenden der ABS wünschen dem Aktionariat und allen Kundinnen
und Kunden friedliche, heitere Feiertage und einen guten Jahreswechsel.
Korrigendum
Kreditliste
Durch ein Versehen sind in der Liste
der bewilligten Neugelder der ABS
zwei falsche Beträge publiziert worden. Der Kredit «Büttiker Ariane,
Starrkirch-Wil, Wohnfinanzierung für
Personal», beträgt korrekt 290 000
Franken (nicht 215 701 Franken). Der
Kredit «Günzburger Eric, Zgraggen
Thomas und Baltisberger Monika,
Gelterkinden, Wohngemeinschaft»,
beträgt korrekt 435 000 Franken
(nicht 300 496 Franken). Damit steigt
der Gesamtbetrag der im ersten
Halbjahr 2008 bewilligten Neugelder
auf 93 671 178 Franken.
21
abs-seite
Bis 15. Dezember
auf das ABS 3-Vorsorgekonto einzahlen!
Wenn Sie diese Zeilen lesen, bleibt
Ihnen nur noch wenig Zeit, vor
dem Jahreswechsel eine Einzahlung
auf Ihr ABS 3-Vorsorgekonto vorzunehmen. Wir bitten Sie, einen allfälligen Vergütungsauftrag bald
abzuschicken.
Für das Jahr 2008 gelten folgende
Maximalbeiträge für die Säule 3a:
– 6365 Franken für Erwerbstätige,
die einer Pensionskasse angeschlossen sind
oder
– 20 % des AHV-pflichtigen Einkommens, jedoch maximal 31 824
Franken für Erwerbstätige,
welche keiner Pensionskasse
angehören
Damit Ihre Einzahlung für das Steuerjahr 2008 in Abzug gebracht werden
kann, muss sie bis spätestens
29. Dezember 2008 bei uns eingetroffen sein. Da der Zahlungsverkehr in verschiedenen Banken
und bei der Post vor Jahresende häufig mehr Zeit beansprucht, empfehlen wir Ihnen, Ihre Überweisung
bis spätestens 15. Dezember 2008
zu tätigen.
Langfristige Partnerschaften statt beliebiges Sponsoring
Dutzende von Sponsoringgesuchen gehen jährlich bei der ABS ein. Viele Gesuche kommen von
Organisationen und Personen, die der Bank nahestehen oder betreffen Aktivitäten, die gut zu
ihrer Ausrichtung passen würden. Die ABS strebt
eine Gleichbehandlung aller GesuchstellerInnen
an. Viele erhalten deshalb ungefähr dieselbe Antwort, die da lautet: Die ABS verzichtet auf Gewinnmaximierung. Was andere Banken einnehmen und dann für Sponsoring wieder ausgeben,
fliesst bei uns direkt in Förderkredite, nachhaltiges Handeln und den Innovationsfonds. Wir
streben im Einzelfall verbindliche längerfristige
Partnerschaften in zentralen Bereichen unserer
Tätigkeit an. Beispiele dafür sind aktuell der
Hausverein Schweiz und die Aktion Finanzplatz
Schweiz. Der Hausverein, die Organisation für
ökologisch und sozial bewusste HausbesitzerInnen, hat 2008 auch dank der Hilfe der ABS massiv an Mitgliedern zugelegt. Die ABS hat zwei
Ausgaben der Vereinszeitschrift «casanostra» finanziert. Im Gegenzug steht ihr eine Kolumne in
der Zeitschrift zu, und sie wird als Partnerin des
Hausvereins präsentiert (Website, Veranstaltungen). Beim gemeinsamen Auftritt an der diesjährigen Messe «Bauen und Modernisieren» in Zürich kam auch der Mehrwert der gemeinsamen
Beratung für KundInnen und Mitglieder klar zum
Tragen. «Ökologisch und sozial wohnen und vermieten, nachhaltig finanzieren» könnte als Titel
und Programm dieser Zusammenarbeit gelten,
die auch 2009 weitergeführt wird.
Wo eine längerfristige Partnerschaft aus thematischen oder finanziellen Gründen nicht in
Frage kommt, unterstützt die ABS soziale, kulturelle und ökologische Aktivitäten mit einem
eigenen Werbeauftritt. Massgeblich ist dabei die
jeweilige Marketing-Jahresplanung samt Budget.
Solche Werbeauftritte waren 2008 unter anderem möglich am Poverty Requiem der Hilfsorganisation Interteam in Luzern/Malters, an den
Energiesalons von Hochparterre/Atelier Bob Gysin in Zürich, auf der Kinder-Hörspiel-CD «Die
faire Banane» der terrafair, im Projekt Ecoquartier in Lausanne, beim Schweizerischen Verband
für Wohnungswesen, im Projekt «Filme für die
Erde».
Die ABS hat 2008 die Herausgabe von «casanostra»
unterstützt.
ABS-AktionärIn werden – jetzt erst recht!
Einzahlungen
zum Jahresende
Schriftliche Zahlungsaufträge, die bis
Ende 2008 erledigt sein sollen, müssen spätestens am 23. Dezember bei
der ABS eintreffen. Bitte beachten
Sie, dass auch die Post über die Feiertage stark belastet ist – eine frühzeitige Aufgabe Ihres Zahlungsauftrages erspart Ärger und Unsicherheiten.
Kleininserate
Informationen zu den Kleininseraten
erhalten Sie auf www.abs.ch ->
moneta oder Tel. 062 206 16 16.
Ihr Kleininserat schalten Sie am
einfachsten mit E-Mail an moneta@
moneta.ch oder mit Fax an 062
206 16 17 oder mit dem Talon auf
www.abs.ch -> moneta
22
Das Aktienkapital der ABS hat in den letzten Jahren erfreulich und kontinuierlich zugenommen.
Mit einem Aktienkapital von heute 42,7 Millionen Franken ist die Bank gut gerüstet für alle
geltenden gesetzlichen Auflagen zur Eigenkapitalunterlegung. Um sich auch in Zukunft
weiterentwickeln zu können, ist die ABS auf ein
entsprechendes Wachstum ihrer Eigenmittel angewiesen.
Die ABS ist – wie jede Bank – verpflichtet,
ihre Geschäftstätigkeiten, abgestuft nach Risiken, mit Eigenmitteln zu hinterlegen, also abzusichern. Dadurch gewährleistet sie laufend die
Umsetzung ihrer ökologisch und sozial orientierten Kreditpolitik. Mehr Eigenmittel schaffen
und gewährleisten für die ABS Spielraum. Jede
Aktionärin, jeder Aktionär investiert also in die
Handlungsfreiheit der ABS.
Die ABS-Aktie ist kein Spekulationspapier. Sie
wird nur über die Bank gehandelt. Statutengemäss kann keine Aktionärin, kein Aktionär mehr
als 3 Prozent aller Aktien im Aktienregister eintragen lassen. So gewährleistet die ABS maximale Aktionariatsdemokratie. Die heute so heiss
diskutierten Forderungen nach Transparenz bei
den Management-Löhnen hat sie übrigens längst
freiwillig erfüllt. Alle Bezüge von Verwaltungsrat
und Geschäftsleitung sind im jährlichen Geschäftsbericht nachzulesen. Boni kennt die ABS
ohnehin nicht.
Der innere Wert der ABS-Aktie hat sich in den
vergangenen Jahren stetig erhöht und beträgt
heute für die B-Aktie 1278 Franken (Stand 30. Juni 2008). Der Ausgabepreis der B-Aktie für das
Jahr 2008 beträgt gemäss Beschluss des Verwaltungsrates 1200 Franken. Bei gleich bleibendem
Geschäftsgang kann davon ausgegangen werden, dass der Ausgabepreis im nächsten Jahr entsprechend erhöht und dem inneren Wert der Aktie angepasst wird.
Bis Ende 2008 haben Sie die Möglichkeit, sich
ABS-Aktien der Kategorie B zum attraktiven Preis
von CHF 1212.– (Ausgabepreis inkl. Umsatzabgabe) zu sichern.
Sie können unseren Zeichnungsschein und den
Emissionsprospekt telefonisch unter 062 206 16 16
anfordern, bei contact@abs.ch bestellen oder auf
www.abs.ch > Infos>pdfs lesen und herunterladen.
moneta #4 // 26. November 2008
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Tel. 0041 52 222 40 04,
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7. Jan. 09: ... und das Ziel?
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Foto: zvg
persönlich
Einfamilienhäuser sind
unbezahlbarer Unsinn
KEINE KOSTENWAHRHEIT__ Müssten
die Einfamilienhausbesitzerinnen und
-besitzer die vollen Erschliessungs- und die Transportkosten, die sie verursachen, selber bezahlen, könnte sich kaum jemand mehr ein «Hüsli»
auf der grünen Wiese leisten. Dies sagt «Stadtwanderer» und «Hochparterre»Gründer Benedikt Loderer im moneta-Interview.
vor allem der Transportkosten sind die Einfamilienhäuser Unsinn, und sie wären unbezahlbar, wenn die Eigentümer die vollen Kosten übernehmen müssten.
moneta: Benedikt Loderer, Sie sind unter den
Architektur-Fachjournalisten wohl der engagierteste Kämpfer gegen die «Hüslipest».
Warum hängen die Leute eigentlich an ihren
Einfamilienhäusern?
Benedikt Loderer: Viele haben die Vorstellung,
dass sie mit dem Hausbau eine Dynastie begründen. Sie wollen den Kindern später mal
etwas hinterlassen. Schafft der Schweizer das
nicht, hat er versagt. Dabei wissen wir längst,
dass die Kinder diese Hüsli später so schnell
wie möglich los haben wollen. Dann gibt es
natürlich auch wirtschaftliche Gründe: Heute flüchten alle in Sachwerte, raus aus der
Börse. Mit einem Haus gehört man ausserdem zu den Inflationsgewinnern, denn dessen Wert steigt ja ständig – jedenfalls bis
gestern. Und schliesslich ermöglicht unser
System auch Steuerersparnisse.
Dennoch: In der Schweiz wohnen zwei Drittel
der Bevölkerung zur Miete, sind also gar keine
Grundeigentümerinnen oder -eigentümer.
Ist die Problematik wirklich so ausgeprägt?
Selbstverständlich haben wir nicht die gleichen Probleme wie die USA oder England, wo
sich eine Bevölkerung von lauter Kleinspekulanten entwickelt hat. Wir sind immer noch
eine Nation von Kleinsparern. Aber aus Sicht
des Landverbrauchs, der Erschliessungs- und
Viele Hauseigentümer weisen darauf hin, dass
sie im neuen Minergie-Eigenheim doch
wesentlich ökologischer wohnen als in der alten
Blockwohnung.
Das ist alles nur Abwehrzauber. Klar, das
neue Haus ist super isoliert, wird mit Erdsonde und Wärmepumpe beheizt, produziert
eigenen Strom – und das eine der beiden
Autos in der Garage ist ein Hybridmodell.
Aber: In der Garage stehen eben doch zwei
Autos, und eines muss ein repräsentatives
sein, schliesslich gehört das zum Status. Und
zwei Autos brauchts, weil man sonst nirgends
hinkommt. Wenn man nur endlich all die
Transportkosten korrekt rechnen würde!
Warum werden Einfamilienhausquartiere
eigentlich heute nicht nachverdichtet?
Solange die Erbauer-Generation in den Häusern wohnt, will niemand ein Mehrfamilienhaus nebenan. Noch immer gilt als idealer
Wohnort das Haus von Rotkäppchens Grossmutter: Weit und breit niemand, allein am
Waldrand, völlig ruhig – aber doch Bahnstation und Autobahnanschluss nebenan. Und
im Alter muss die Apotheke mit den «Finken»
erreichbar sein. – Wenn dann die «Hüsli» einmal vererbt sind, dann gibt es allerdings die
Chance der Nachverdichtung. Die Erben sind
oft bereit, Landreserven zu versilbern.
Noch immer gilt als idealer Wohnort das Haus von Rotkäppchens
Grossmutter: Weit und breit niemand, allein am Waldrand, völlig
ruhig – aber doch Bahnstation und Autobahnanschluss nebenan.
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Neu Bauen ist ja nur möglich, weil die Bauern
Land verkaufen. Was sagen Sie den Bauern?
Wir haben ja keine wirklichen Bauern mehr,
die – wie früher – das Land für die Nahrungsmittelproduktion «verteidigen». Heute wartet der Bauland-Bauer nur darauf, sein Land
verkaufen und den Beruf an den Nagel hängen zu können. Die Zersiedelung wird zwar
von allen kritisiert – fürs eigene Hüsli beansprucht dann aber doch jede und jeder eine
Ausnahme.
Die jüngste Volksinitiative will die Bauzonen
aber beschränken . . .
. . . schön und gut, aber die Initiative bevorzugt die Grundeigentümer. Solange es keine
Überbauungspflicht für eingezonte Grundstücke gibt, erreichen wir nie die nötige Dichte und werden weiterhin draussen am Rand
auf der grünen Wiese bauen. Heute müsste
man Bauzonen abtauschen können – doch
mehr als vage Expertendiskussionen gibt es
dazu noch nicht.
Werden wir dereinst Einfamilienhausbrachen
haben, wie wir heute Industriebrachen kennen?
In den weit von den Ortszentren entfernten
Siedlungen ist das durchaus vorstellbar.
Interview: René Hornung, hornung@pressebuero-sg.ch
Benedikt Loderer
*1945, hat nach einer Hochbauzeichnerlehre an
der ETH das Architekturstudium abgeschlossen.
Als «Stadtwanderer» schreibt er seit Jahren
über Planung und Städtebau. Er ist Mitgründer
von «Hochparterre», dem Magazin für Architektur und Design. Loderer ist kürzlich von einer
Altstadtwohnung in Zürich in ein Altstadthaus
nach Biel-Bienne umgezogen.
loderer@hochparterre.ch
moneta #4 // 26. November 2008