Das Prag Karl IV. 700 Jahre

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Das Prag Karl IV. 700 Jahre
Das Prag Karl IV.
700 Jahre
Als alle Wege nach
Prag führten
Titel: Das Prag Karl IV. – 700 Jahre
Als alle Wege nach Prag führten
Text: Prague City Tourism, Petr Kučera
Photo: Prague City Tourism, Luděk Sládek
Kartenmaterial: IPR Praha
Grafische Gestaltung und Satz: Dynamo design, s.r.o.
Druck: Agentura Bravissimo
Gesamtauflage: 25 000 Exemplare
Prag 2016
Unverkäuflich
Prague City Tourism
Arbesovo nám. 70/4 / Praha 5 / 150 00 / CZ
www.prague.eu
www.charlesivinprague.com
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Inhalt
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Willkommen im Prag Karl IV.
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Das Leben Karl IV. in Daten
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Bedeutende Veranstaltungen in Prag zum 700. Geburtstag
Karl IV.
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Prager Burg und Umgebung
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Innenstadt-Karte
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Prager Brücke Karls IV.
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Altstadt
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Neustadt und Vyšehrad
Willkommen im Prag Karl IV.
Willkommen im Prag
Karl IV.
Der Reiz und der Zauber Prags mögen einem Besucher so zufällig
erscheinen wie ein reizendes Gesicht. Aber ganz so ist es nicht.
Man könnte sogar sagen, Prag ist Prag dank eines Mannes – dem
böhmischen König und Kaiser des römischen Reiches, Karl des
IV., der hier im Jahre 1316 geboren wurde. Unter seiner Herrschaft
ist Prag zu einer Residenz des Kaiserreiches geworden, auf die
sich die Aufmerksamkeit ganz Europas richtete. Lernen Sie das
umfangreiche Erbe kennen, welches diese außerordentliche
Persönlichkeit der böhmischen und europäischen Geschichte in
Prag hinterlassen hat. Sie haben die einmalige Gelegenheit, es
anlässlich seines 700. Geburtstages zu erleben.
Gebildeter Europäer und ergebener Christ
Karl IV. (1316–1378), böhmischer König und Kaiser des Römischen
Reiches, gehörte zu den größten europäischen Staatsmännern. Seine
ausgeprägte Persönlichkeit vereinigte sich zu einer Reihe scheinbarer
Gegensätze. Als ehrgeiziger Herrscher, ausgezeichneter Diplomat und
Kunstmäzen war er zugleich pragmatischer Realist. Er war auch ein
wirklicher Europäer, dem die deutsche, französische und italienische
Kultur eigen war.
Mütterlicherseits Přemyslide, väterlicherseits Luxemburger. Die
Familienwurzeln Karls IV. reichen zum Anfang der Přemyslidendynastie
in Böhmen, zu den ersten französischen Königen und sogar bis zu Karl
dem Großen zurück, der an der Spitze des mittelalterlichen Römischen
Reiches stand.
Willkommen im Prag Karl IV.
Letztendlich berief ihn der Vater Johann nach Norditalien, damit er in
dem intrigenreichen Milieu die Interessen der Luxemburger verteidigt.
Hier konnte er sein militärisches Geschick, den Umgang mit Waffen,
das Reiten und militärische Taktik ausprobieren.
Diplomat und Kaiser
Politische Erfolge feierte Karl vor allem, nachdem er König des heiligen
römischen Reiches geworden war. Ständig bewies er, dass Diplomatie
und politische Verhandlung seine starken Seiten sind. Oft griff er
in Konfliktsituationen ein, behielt dabei den Überblick und zeigte
Kompromissbereitschaft. Oft bediente er sich der Heiratspolitik.
Viele Umstände beeinflussten das Leben in Europa. Zu den wichtigsten
gehörte die Rückkehr des Papsttums von Rom nach Avignon. Da
Karl dies für ungeeignet hielt, machte er es zu seiner Aufgabe, den
Papst nach Rom zurückzuholen. Er selbst hatte im April 1355 in der
ewigen Stadt die Krone des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches
angenommen, womit er formal auch zum ersten Mann der damaligen
Welt wurde.
Das durch den Kriegskonflikt mit England geschwächte Frankreich, das
mit der Reconquista ringende Spanien oder das vorerst noch schwache
Moskauer Fürstentum konnten das Vorhaben Karls bezüglich des
Reichs nicht gefährden. Die Stabilität des Reiches stellte er durch
Kodifizierung des Reichsgesetzes in Form eines Gesetzbuches unter
dem Namen Goldene Bulla Karls IV. sicher. Ähnlich achtete er auf
Wirtschaftsprosperität, Bildung und Kulturentwicklung. Karl IV. schuf
eine gute Grundlage für die gemeinsame Entwicklung Europas und
bleibt bis heute eine inspirative Persönlichkeit.
Karl IV. wurde am 14. Mai 1316 in Prag geboren. Damals war im
Bewusstsein der Europäer Europa das Zentrum der Welt. Von der
Existenz des amerikanischen Kontinents ahnte noch niemand.
Vorübergehend mächtigstes Land war Frankreich. Eben dort begann
im Alter von sieben Jahren Karls Erziehung. Er taucht alleine am
französischen königlichen Hof auf, wo Karl IV., der Schöne, herrschte.
Er verfügte über eigene Erzieher, sodass sich ihm plötzlich der
Weg zu umfangreicher Bildung, aber auch zu wichtigen politischen
und persönlichen Kontakten öffnete. Er war zum Beispiel mit
dem künftigen Papst Klement dem IV. befreundet. Nicht weniger
bedeutsam war, dass er aus Paris seine erste Ehefrau, die geliebte
Blanca aus dem aufsteigenden königlichen Geschlecht Valois,
mitbrachte.
Die allgemeine Vorbereitung fürs Leben fand in Luxemburg auf
dem familieneigenen Herrschaftsgut statt, wo sich der autoritative
Großonkel Balduin, Erzbischof von Trier, des heranwachsenden
Thronfolgers annahm. Karl lernte weiterhin die Kunst des Herrschens,
vervollkommnete seine Sprachkenntnisse. Eine Selbstverständlichkeit
war das Meistern der Hofetikette und der ritterlichen Tugenden.
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Das Leben Karl IV. in Daten
Das Leben Karl IV. in Daten
Das Leben Karl IV. in Daten
1310Zugang der Luxemburger zum böhmischen Thron
Eheschließung von Elisabeth von Böhmen und Johann
von Luxemburg
1311Krönung von Johann von Luxemburg zum böhmischen
König
14. 5. 1316Karl IV. wird geboren
30. 5. 1316auf den traditionellen Namen der böhmischen
Königsgeschlechts Wenzel getauft
1323zur Erziehung nach Frankreich geschickt
1323 – 1330Aufenthalt am französischen königlichen Hof,
bei der Firmung nahm er den Namen seines Paten,
des französischen Königs Karl, an
Verlobung und Heirat mit Blanca von Valois, der
Cousine des französischen Königs
1330 – 1331Aufenthalt und Erziehung in Luxemburg
1331nach Norditalien zu seinem Vater berufen, um die
norditalienische Machtgrundlage der Luxemburger
bilden zu helfen
1331 – 1333Aufenthalt in Italien
Versuch der mailändischen Familie Visconti, Karl zu
vergiften
das erste Treffen Karls mit seinem jüngeren Bruder
Johann Heinrich
Karl zum Nachfolger Johann Luxemburgers in
Norditalien genannt
Karl gründete die Festung Monte carlo
25. 11. 1332Schlacht bei San Felice, Karl zum Ritter geschlagen
1333Niederlassung in der Prager Altstadt
1334Karl erhält von seinem Vater den Titel eines
mährischen Markgrafen; Seine Frau Blanca von Valois
folgt Karl nach Böhmen
1335Machtkampf der Luxemburger mit Kaiser Ludwig dem
IV. Bayer um Tirol
1337Karls abenteuerlicher Zug über Ungarn, Kroatien und
die Adriatische See nach Tirol, Krieg um die Lombardei
1337 – 1339Zwietracht zwischen Karl und Johann (Sohn und
Vater) in der Frage der Machtstellung im Böhmischen
Königreich, Karl ist Regent für Tirol, um seinem Bruder
Johann Heinrich zu helfen
11. 6. 1341der böhmische Landtag hatte den Markgrafen Karl
als künftigen böhmischen König angenommen und
bestätigt
1341trotz der Bemühungen der Luxemburger verlor Johann
Heinrich die Herrschaft über Tirol und die Erbschaft
Heinrichs von Kärnten; Karl versucht im Jahre 1347,
Tirol zurückerobern, war aber erfolglos
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1342Pierre Roger neuer Papst Clemens VI.
1344Prager Bistum zum Erzbistum erhoben
1344 – 1346politischer Kampf der Luxemburger um römische Krone
für Karl IV.
11. 7. 1346Wahl Karl IV. zum König des Heiligen Römischen
Reiches
26. 11. 1346Krönung zum König des Heiligen Römischen Reiches
in Bonn
2. 9. 1347Böhmische Königskrönung in Prag, Anfertigung
der Wenzelskrone, Verfassung der königlichen
Krönungsordnung
Oktober 1347Triumphaler Einzug Karl IV. ins Reich
8. 3. 1348Gründung der Prager Neustadt
7. 4. 1348Gründung der Universität (der gegenwärtigen
Karlsuniversität)
März 1349verwitweter Karl IV. schließt Ehe mit Anna von der Pfalz
Karl IV. beseitigt Opposition im Reich
25. 7. 1349Krönung zum römischen König in Aachen
27. 5. 1353der zweifache Witwer Karl IV. schließt die Ehe mit Anna
von Schweidnitz
6. 1. 1355Krönung mit lombardischer Krone in Mailand
5. 4. 1355Kaiserliche Krönung in Rom
1355, 1356Verabschiedung und Annahme des Reichsgesetzes
Goldene Bulle Karls IV.
9. 7. 1357Karl IV. legt den Grundstein der steinernen Brücke
(heute Karlsbrücke)
26. 2. 1361in Nürnberg wird der lang erwartete Sohn Wenzel
geboren
21. 5. 1363Ehe mit Elisabeth von Pommern
Mai 1365Besuch von Avignon, Bemühung den Papst Urban V.
zur Rückkehr nach Rom zu bewegen
4. 6. 1365Krönung in Arles
14. 2. 1368Sigismund von Luxemburg geboren
Oktober 1368zweiter Zug nach Rom, Unterstützung des Papstes bei
Übersiedlung nach Rom
1370Verfügungsgewalt über die Mark Brandenburg
10. 6. 1376Sohn Wenzel zum König des Heiligen Römischen
Reiches gewählt
1377/1378diplomatische Reise nach Frankreich
29. 11. 1378Karl IV. stirbt in Prag
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Bedeutende Veranstaltungen in Prag zum 700. Geburtstag Karl IV.
Bedeutende
Veranstaltungen in Prag
zum 700. Geburtstag Karl IV.
Das ganze Jahr 2016 über wird eine Reihe von interessanten
Ausstellungen, Konzerten, Festivals und Feiern stattfinden,
deren gemeinsames Thema das Leben und die Zeit Karls IV., des
böhmischen Königs und Kaisers des Heiligen Römischen Reiches
ist, seit dessen Geburt im Mai 700 Jahre vergangen sein werden.
Das wichtigste Ausstellungsprojekt
Kaiser Karl IV. 1316–2016
15. Mai – 25. September / Nationalgalerie in Prag – WaldsteinReithalle, Karolinum /
Die Bayrisch-tschechische Landesausstellung stellt Karl IV. als
außerordentliche Persönlichkeit der europäischen Politik- und
Kulturgeschichte vor, als frommen, gebildeten, zielbewussten und
umsichtigen Herrscher, der nicht zögerte, zur Durchsetzung seiner
Ziele eine breite Palette diplomatischer Mittel einzusetzen. Ziel
der Exposition ist es u.a., das Porträt Karl IV. unverzerrt und ohne
ideologische Vorurteile zu zeigen, und der Öffentlichkeit ein plastisches
Porträt dieser historischen Persönlichkeit mit ihren positiven und
negativen Seiten vorzustellen. Einer der unverwechselbaren Züge
der Herrscherkonzeption Karls war die pragmatische Anwendung
der bildenden Kunst und Architektur zur Erhebung der kaiserlichen
Majestät. In die Geschichte trat Karl IV. als einer der großzügigsten
Mäzenen und Gründer auf, und gleichzeitig als einer der
meistabgebildeten Herrscher in der Geschichte des Mittelalters.
Die Persönlichkeit Karl IV. wird vor dem Hintergrund breiter, zeitnaher,
kultureller und geschichtlicher Zusammenhänge, z.B. die klimatischen
Veränderungen, Missernten, Pestepidemien, Judenpogrome und
Finanzkrisen im 14. Jahrhundert, dargestellt. Und in eben diesen,
auffallend aktuellen, historischen Kontext wird der bewundernswerte
Aufschwung der Kunst und Architektur Karls gesetzt. War das Leben
auf dem kaiserlichen Hof derart von der nicht immer befriedigenden
Realität des Alltages in der Vorburg getrennt? Woher kamen
die finanziellen Mittel für so eine großartige und kostspielige
Repräsentation? Wie gelang die Beschaffung der heiligen Gebeine
und welche Rolle spielte die Kunst im Dienste der Reichspolitik
Karls? Auf diese Fragen versucht die Ausstellung mithilfe von 140
Exponaten aus allen künstlerischen und kunstgewerblichen Fächern,
aus vielen europäischen und amerikanischen Museen, Kirchen- und
Privatsammlungen geliehenen kultur-historischen Dokumenten und
Archivalien eine Antwort zu geben. Eines der wichtigsten Exponate der
Ausstellung wird die Krönungskrone sein, mit der Karl IV. zum Kaiser
des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde. Diese Krone wird zum
ersten Mal auf tschechischem Boden zu sehen sein. Und zum ersten
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Bedeutende Veranstaltungen in Prag zum 700. Geburtstag Karl IV.
Mal verlassen den Wiener Stephansdom auch zwei Statuen Rudolfs IV.
von Habsburg und seiner Frau, der Tochter Karls IV.
Ausstellungen auf der Prager Burg
Zepter und Krone
15. Mai – 28. September 2016 / Prager Burg – Kaiserlicher
Pferdestall /
Zentrale Ausstellung zur Jubiläumsfeier Karls IV. auf der Prager Burg.
Hauptexponat wird die außerordentlich und selbstständig ausgestellte
böhmische Königskrone sein. Zum ersten Mal in der neuzeitlichen
Geschichte wird sie statt mit den bekannten und alle fünf Jahre
ausgestellten Renaissance-Kleinodien (Reichsapfel und Zepter) mit
gotischen Insignien, die zu Zeiten Karls zur Krone gehörten und deren
künstlerische Repliken für diese Ausstellung speziell angefertigt
werden, ausgestellt.
Die Krone des Königreichs
15. Mai – 28. September 2016 / Prager Burg – Kaiserlicher Reitstall /
Die Exposition wird symbolisch das innere und äußere Triforium
der Kathedrale des hl. Veit, Wenzel und Adalbert in Form einer
vereinfachten Raumnachgestaltung zugänglich machen. Das Triforium
ist ein Gang an der inneren und äußeren Seite des Hauptschiffes der
Kathedrale, der meist beschützt wird und der Öffentlichkeit nicht
zugänglich ist.
In der narrativen Exposition finden die Besucher auch Grabgewänder
aus der königlichen Gruft. Unter anderem werden hier die königlichen
Büsten so dargestellt, wie sie ursprünglich gedacht waren – mit
Vergoldung, Polychromie und Verzierungen.
Krone ohne König
15. Mai – 28. September 2016 / Prager Burg – Alter Königspalast /
In die neuzeitliche Geschichte führt die Besucher die Exposition
Krone ohne König, die in den romanischen Kellerräumen des Alten
Königspalastes stattfinden wird, dort, wo die Kleinodien während
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Bedeutende Veranstaltungen in Prag zum 700. Geburtstag Karl IV.
des 2. Weltkrieges eingemauert waren. Sie stellt die Geschichte der
wertvollsten nationalen Reliquie im dramatischen 20. Jahrhundert
vor – von der Entstehung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 bis zum
Jahre 1968.
Krone der Mutter der Städte
15. Mai – 28. September 2016 / Prager Burg –Theresianischer Flügel
des Alten Königspalastes /
Die Ausstellung befasst sich mit der Kathedrale als ersten Bau im
Lande. Vorgestellt wird die Tätigkeit des Dombauvereines und Porträts
seiner bedeutenden Mitglieder. Ausgestellt werden auch Fotografien
vom Weiterbau im 19. und 20. Jahrhundert sowie einige Objekte aus
dieser Bauphase der Kathedrale.
Krone auf der Hand
15. Mai – 28. September 2016 / Prager Burg – Palast Rosenberg /
Nicht nur in die Zeit der Herrschaft des Karl IV. führt die Besucher
die Ausstellung, welche den Prager Groschen als ewige Münze des
Böhmischen Königreiches darstellen wird. Die Ausstellung behandelt
die Geschichte der Silberverarbeitung und der Technik des Vergoldens.
Der Besucher erfährt unter andrem, welchen Wert eine Münze hatte
und was man dafür kaufen konnte.
Architektur für die Krone
15. Mai – 10. Oktober 2016 / Prager Burg – Kloster des hl. Georgs /
Die interaktive, vor allem für Kinder bestimmte, Ausstellung stellt die
Architektur zu Zeiten Karl IV. vor. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem
internationalen Bildkunst- und Architekturprojekt Verspielter Architekt
(Hravý architekt) ausgerichtet, dessen Ziel darin besteht, Kindern die
historische Architektur ihrer Stadt näherzubringen, ihnen zu erklären,
was architektonisches Erbe ist und warum es wichtig ist, sich dafür zu
interessieren und es zu pflegen.
Vom 15. bis 29. Mai werden im Vladislav-Saal der Prager Burg die
böhmischen Krönungsjuwelen ausgestellt.
Weitere Veranstaltungen
Ritterfeiern auf der Prager Burg
Juli und August 2016 / Prager Burg – Hirschgraben /
Ritterwochenenden in der wunderschönen Umgebung des oberen
Teils des Hirschgrabens stellen das Leben der mittelalterlichen Ritter
und den Ablauf von Ritterturnieren dar, wie sie in der Zeit Karl des IV.
stattfanden.
Das Turmmysterium
Ab 1. April 2016 / Museum der Hauptstadt Prag – Altstädter
Brückenturm /
Hauptexponat der neuen Dauerausstellung bleibt der Turm selbst,
sein Interieur, seine Kellerräume, das Treppenhaus, der Dachstuhl
und vor allem der Wandelgang mit seiner bezaubernden Aussicht.
Der Altstädter Brückenturm gehört zu den imposantesten gotischen
Bauwerken in Prag. Gemeinsam mit der Brücke ließ Karl IV. ihn nach
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Bedeutende Veranstaltungen in Prag zum 700. Geburtstag Karl IV.
Plänen von Petr Parléř erbauen. Der Turm war sogar als Triumphbogen
konzipiert worden, durch den die böhmischen Könige auf ihrem
Krönungsweg in die Kathedrale des hl. Veit, Wenzel und Adalbert auf
der Prager Burg schreiten. Die Symbolik des ganzen Bauwerkes und
ihrer Verzierung sind ein wichtiges Kulturphänomen in der Geschichte
der Prager mittelalterlichen Architektur, weshalb die neue Ausstellung
diese Seite akzentuiert und die Zusammenhänge zwischen der
Bauausführung des Turms und der künstlerischen Ausdrucksweise
im Kontext des zeitgenössischen Empfindens betont. Die Exposition
präsentiert die geschichtlichen Zusammenhänge des Bestehens
des Turms selbst, der Karlsbrücke und der nächsten Umgebung
und widmet sich auch den Umständen des Entstehens beider
Sehenswürdigkeiten.
Civitas Carolina oder die Baukunst zu Zeiten Karls IV.
13. Mai 2016 – 8. Januar 2017 / Technisches Nationalmuseum /
Im großen Ausstellungssaal wird die Baukunst zu Zeiten des großen
Baubooms unter der Regierung Karls IV. vorgestellt. Präsentiert
wird eine Reihe zeitgenössischer Bauelemente und -verfahren,
z. B. die funktionstüchtige Nachbildung eines mittelalterlichen Krans
mit Muskelkraftantrieb, der auf Grundlage einer Abbildung in der
Bibel Wenzels IV. konstruiert wurde. Außerdem gibt es eine voll
funktionstüchtige Nachbildung einer gotischen Ramme, die zum
Eintreiben von Holzpfählen als Baugründung oder beim Brückenbau
verwendet wurde.
Feierlicher Gottesdienst zu Ehren Karls IV.
14. Mai 2016 / Prager Burg – St.-Veits-Dom (Kathedrale des hl. Veit,
Wenzel und Adalbert) /
Am Tag des 700. Geburtsjubiläum Karls IV. wird eine „Messa
pontificale“ (Pontifikale Messe) abgehalten, da er sich für den
geistlichen Aufschwung der böhmischen Länder eingesetzt hatte. An
der Messe nehmen führende Vertreter des Staates, der Kirchen und
ausländische Gäste teil.
Der Hold dem Karl IV.
17. Mai 2016 / Prager Burg – St.-Veits-Dom (Kathedrale des hl. Veit,
Wenzel und Adalbert) /
Die Tschechische Philharmonie wird mit einem Konzert im Veitsdom
an das Jubiläum Karls IV. erinnern. Das Programm wurde so konzipiert,
dass der große Herrscher ehrwürdig, majestätisch und trotzdem
gefühlvoll gefeiert wird. Unter dem Taktstock von Jiří Bělohlávek,
dem Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie, erklingen eine
Komposition von Petr Eben mit dem aussagekräftigen Titel Der Hold
dem Karl IV., das symphonische Gedicht Praga von Josef Suk und Te
Deum von Antonín Dvořák.
Geschichte der Karlsuniversität
Bis 31. Dezember 2017 / Karolinum /
Die Ausstellung in den weitläufigen Kellerräumen des Karolinums
wurde anlässlich des 667. Jubiläums der Gründung der Karlsuniversität
eröffnet. Vorgestellt werden hier beispielsweise die Gründungsurkunde
der Universität, eine Kopie des Universitätssiegels, das Zepter sowie
auch Artefakte entsprechend historischer Meilensteine: Die Geschichte
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Bedeutende Veranstaltungen in Prag zum 700. Geburtstag Karl IV.
der Institution wurde durch die Josephinischen Reformen, die Teilung
der Universität in eine tschechische und eine deutsche Universität,
die Entstehung der Tschechoslowakei oder den Zusammenbruch des
kommunistischen Regimes geprägt.
Die Exposition ist gemäß der Entwicklung der Universität in mehrere
Teile bezüglich Utraquistische Universität, Karl-Ferdinands-Universität
und gegenwärtige Karls-Universität gegliedert. Erinnert wird auch
an bedeutende Persönlichkeiten, die mit der Universität verbunden
waren, u.a. an den Biologen und Physiologen Jan Evangelista Purkyně,
den ruhmreichen Physiker Albert Einstein oder den Nobelpreisträger
für Chemie Jaroslav Heyrovský.
Prager Frühling 2016: Tiburtina Ensemble
18. Mai 2016 / Nationalgalerie in Prag – Kloster der hl. Agnes von
Böhmen /
Das Frauenvokalensemble Tiburtina wird gemeinsam mit dem
Schweizer Kontratenor Terry Weye mit einem Programm auftreten, das
den Untertitel Verehrung der Jungfrau Maria im 14. Jahrhundert trägt.
Den Kernpunkt bildet die berühmte Messe de Nostre Dame (Messe für
Jungfrau Maria) des mittelalterlichen Giganten Guillaum de Machaut
(ca. 1300–1377), dessen Person stark mit den böhmischen Ländern
verbunden ist. Dieser Komponist war ab 1323 ganze 17 Jahre lang als
Sekretär im Dienste des böhmischen Königs Johann von Luxemburg
tätig. Sein Werk ergänzt im Programm einstimmige Mariengesänge
aus böhmischen Quellen aus Zeiten Karls IV.
Prager Frühling 2016: Graindelavoix
19. Mai 2016 / Emmauskloster /
Das belgische Ensemble Graindelavoix führt die Zypriotische Vesper
auf – Vokalmusikstücke aus einer Turiner Handschrift vom Ende des
14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die die Tradition des
gotischen Chorals mit der Tradition des byzantinischen Gesangs und
der katholischen Kirche Maroniten (auf dem Gebiet des heutigen
Libanon) verbinden. Diese Musik erklingt symbolisch im Komplex des
Emmausklosters, wo Karl IV. die Liturgie in Altkirchenslawisch abhalten
ließ.
Komponiertes Musikprogramm zur Luxemburger Thematik
11. Mai 2016 / Altstädterring /
Konzert zu Ehren Karls IV. in der Version des Symphonieorchesters der
Hauptstadt Prag FOK.
Prager Burg und Umgebung
Prager Burg und Umgebung /1/
Prag wurde unter der Regierung Karls IV. zur kaiserlichen
Residenz. Deren wichtigster Bestandteil war die Prager Burg,
die sich auf felsigen Ausläufern oberhalb der Moldau erstreckt.
Selbstverständlich widmete der Herrscher seine Aufmerksamkeit
vor allem dieser Lokalität. Die Erfahrungen aus der Jugend, die am
französischen Königlichen Hof, in italienischen Herrschaftsguten
oder im stattlichen erzbischöflichen Trier verbrachten Jahre führten
bei Karl zu dem Bedürfnis, an einem sicheren Ort, aber gleichzeitig
in angenehmer Umgebung, zu sein, umgeben von Schönheit und
Reichtum. Das Macht- und Politikzentrum des Heiligen Römischen
Reiches musste den Anforderungen ehrwürdiger Repräsentation
genügen und ankommende Besucher erstaunen.
III. Hof der Prager Burg
In Prags Panorama nimmt die Burg eine dominante Stellung ein.
Den wichtigsten historischen Teil stellt der III. Burghof dar, der von
den Bauten des Alten Königspalastes, der Allerheiligen-Kapelle,
dem Schwarzen Turm, aber auch von Resten einer mittelalterlichen
Ringmauer umrahmt ist. Das Leben des kaiserlichen Hofes war eben
hier konzentriert. Diplomaten, Künstler, Handwerker und Botschafter
aus Reichsstädten fanden „ihren König“ oft für Diskussionen
zugänglich. Gleichzeitig achtete der Herrscher auf seine einzigartige
Stellung und verlangte Gehorsam. Karl IV. schaffte es, in der Burg auf
vollkommene Weise weltliche und kirchliche Macht miteinander zu
verbinden. Die Silhouette der gotischen Kathedrale des heiligen Veits,
Wenzels und Adalbert ist des Beweis.
St.-Veits-Dom (Kathedrale des hl. Veits, Wenzels und Adalberts)
Auf den ersten Blick spiegelt die monumentale Gestaltung der
Kathedrale die geistliche Bedeutung für die böhmische Staatlichkeit
wieder. Sie wurde zum Ort der Krönung der böhmischen Könige
und Königinnen, aber auch zum geeignetsten Aufbewahrungsort
der neu angefertigten Wenzelskrone und anderer Kleinode. Die
Grundsteinlegung am vormaligen Standort einer Rotunde und
Basilika im Jahre 1344 erfolgte hier nicht zufällig. Sie hing eng mit der
Aufwertung des Prager Bistums zu einem Erzbistum zusammen –
einer der bedeutenden politischen Erfolge Karls.
Krönungsfeiern
3. und 4. 9. 2016 / Vyšehrad, Altstädterring und weitere Orte im
historischen Zentrum /
Rekonstruktion der Krönung Karls IV. zum böhmischen König und
Blanca von Valois zur böhmischen Königin; Krönungszug durch Prag;
ritterliches Mahl und Ritterturnier.
Weitere fortlaufend ergänzte und aktualisierte Informationen finden
Sie unter www.charlesivinprague.com.
Änderungen vorbehalten
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Prager Burg und Umgebung
Die Inspiration durch die französische Gotik ist klar sichtbar. Der erste
Baumeister Matthias von Arras baute den Chor mit dem Kapellenkranz.
Dann setzte Petr Parléř das Werk fort und errichtete das Kultzentrum
des Doms – die Wenzelskapelle, weiter das Goldene Tor (Zlatá brána)
und einen Teil des Hauptturms. Jahrhundertelang blieb dann der Dom
ein Provisorium. Was zu Zeiten Karls begonnen hatte, wurde erst im
20. Jahrhundert definitiv fertiggestellt.
Zu den wertvollsten Teilen der Kathedrale gehört das Goldene Tor
– der festliche Zugang zum Dom vom III. Schlosshof aus, verziert
mit originellen Mosaiken vom Letzten Gericht mit einer einmaligen
Abbildung des Kaisers Karl IV. und seiner Ehefrau Elisabeth von
Pommern. Ein weiteres Porträt des Herrschers finden wir in der
Wenzlskappelle. Die wunderschöne Verzierung und das andersartige
Architekturkonzept unterstreichen die Ausnahmestellung dieses
Ortes über dem Grab des bedeutendsten Landespatrons, des hl.
Wenzel. Einen Bestandteil der ursprünglichen Verzierung aus dem
14. Jahrhundert bilden in der Kapelle die Wände mit gehämmertem
Blattgold, Halbedelsteinen und Malereien des Passionzyklus. Später
wurden Szenen aus dem Leben des hl. Wenzel hinzugefügt, die dem
Meister des Leitmeritzer Altars zugeschrieben werden.
Der dreischiffige Chor ist modern, entspricht aber den ursprünglichen
mittelalterlichen Plänen. In den Kapellen um den Chor ließ
Karl IV. als ehrwürdige Ruhstätten für die přemyslidischen Vorfahren
gotische Gräber bauen. Büsten der Mitglieder der königlichen Familie,
einschließlich des Kaisers, sind Teil des Innen-Wandelganges des
Domes, des sog. Triforiums. Die unterirdische Königsgruft birgt die
Gebeine Karls IV. und weiterer böhmischer Könige.
Prager Burg und Umgebung
Die hohe Qualität der Kunstgegenstände, die Kostspieligkeit der
Ausführung, das alles zeugt von der Persönlichkeit Karls IV. Unter
den wertvollsten Objekten stechen das Goldene Reliquienkreuz, das
Wappen des heiligen Georg, eine Onyx-Schüssel und der Reliquienturm
der hl. Katharina hervor. Ursprünglicher Bestandteil des Domschatzes
waren auch die Krönungsjuwelen, die zu Ehren des hl. Wenzel
angefertigt worden waren. Verpassen Sie nicht die Gelegenheit, diesen
kostbaren Schatz mit eigenen Augen zu sehen. Er befindet sich in der
Heiligen Kreuzkapelle auf dem zweiten Hof.
Alter Königspalast
Der Kaiser hatte in enger Nachbarschaft zur Kathedrale einen eigenen
Hof und einen Palast. Als er dauerhaft nach Prag übersiedelte, war
die Situation auf der Prager Burg nicht ideal. Der ursprüngliche
Palastbau aus dem frühen Mittelalter entsprach bei Weitem nicht den
Anforderungen bezüglich Repräsentationszwecken und Lebensstil.
Vom umfangreichen Umbau ist nichts erhalten geblieben. Im Alten
Königspalast ist jedoch ein gotisches Stockwerk zu sehen, in dem
ursprünglich die Königin wohnen sollte. Obgleich der repräsentative
Gebäudeteil verschwunden ist und sich an seiner Stelle heute der
Vladislav-Saal befindet, kann man sich anhand einiger Details, wie den
Resten einer Erkerkapelle, Teilen gotischer Arkaden im Erdgeschoss
oder des Säulensaals eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen
machen.
Von der Monumentalität des Domes zeugen einige Maße: Länge 124
Meter, Breite des Querschiffes 60 Meter, Gewölbehöhe 33 Meter, der
Hauptturm reicht bis in eine Höhe von 96,5 Metern.
St.-Veits-Domschatz
Die einmalige Stellung des Domes unterstreicht auch das Bestehen
des St.-Veit-Domschatzes. Viele wertvolle Reliquiare mit Heiligen
Reliquien sind eben aus der Zeit Karls erhalten geblieben. Der Kaiser
war ein leidenschaftlicher Sammler. Vielleicht, weil er sich seiner
Sünden bewusst war, hatte er eine überspitzte Frömmigkeit gezeigt
und hatte keine Gelegenheit zum Erwerben von Gebeinen ausgelassen.
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Allerheiligenkapelle
Im Rahmen des Umbaus seiner Residenz hatte Karl auch die neue
Allerheiligenkapelle errichten lassen. Die intime Hofkapelle der
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Prager Burg und Umgebung
Herrscher, die einen exklusiven Privatraum des Königs darstellte,
wurde durch eine selbstständig stehende Kirche ersetzt, in der
Karl IV. im Jahre 1339 das Kolegiatsstift gründete. Die Parléř-Hütte
führte dann den Bau des anspruchsvollen hochgotischen Bauwerks
aus, das von Pariser Sainte Chapelle inspiriert war. Der Großbrand
auf Kleinseite und Hradschin im Jahre 1541 hatte das stattliche Werk
erheblich beschädigt, sodass wir heute nur Details des Originalbaus
bewundern können. Elisabeth von Habsburg, Schwester des Kaiser
Rudolf II. nahm sich des lange nicht reparierten Provisoriums an und
entschied sich zur Finanzierung einer teilweisen Reparatur.
St. Georg-Basilika
Auch weitere Bauten auf dem Gelände der Prager Burg entgingen
der Aufmerksamkeit Karl IV. nicht. Der Herrscher hatte sich
zwecks Pflege der Tradition und angesichts der Bedeutung des
Přemyslidengeschlechts, zu dem er sich stolz bekannte, entschieden,
die Kapelle der hl. Ludmilla über dem Grab der ersten Schutzpatronin
des böhmischen Staates in der Basilika des hl. Georgs umzubauen.
Wieder war es die Parléř-Hütte, die mit der Umsetzung beauftragt
wurde. Das neue gotische Stockwerk der Kapelle und ihr Gewölbe, das
Grabmal mit der liegenden Gestalt der Heiligen oder die Wandgemälde
belegen die hohe Qualität des Kunstwerks.
Prager Brücke Karls IV.
stellte wie die Kleinere Prager Stadt einen wichtigen Zugangsweg
und Handelsplatz der kaiserlichen Residenz dar. Unweit befand sich
das Prämonstratenser-Kloster in Strahov. Karel IV. entschied sich,
dieses zu erweitern, es besser abzusichern und auch die unmittelbare
Residenzumgebung besser auszustatten. Aus diesem Grunde
vergrößerte er die Fläche der Vorburg, verband sie mit dem PetřínHügel und ließ um den Gipfel des Petřín-Hügels zum Fluss hin die
sgn. Hungermauer /2/ errichten. Weswegen Hungermauer? Die
Pläner-Ringmauer sollte die Wehrfähigkeit der Stadt und der Residenz
vergrößern. Sie wurde in der Zeit, als in Böhmen eine Hungersnot
herrschte, gebaut. Der Sage nach sicherte Karl so für den Unterhalt
eines Teils der Armen der Stadt, die auf dem Bau Arbeit fanden.
Die Kleinseitner Vorburg bildete dank des Sitzes des Erzbischofs
bzw. des Stifts der Ritter des hl. Johann in Jerusalem (Kirche der
Jungfrau Maria unter der Kette) /3/ eine wichtige Machtbasis
Karls IV. Für die Entwicklung der Stadt war es aber notwendig, beide
Moldauufer miteinander zu verbinden. Auch diese Aufgabe meisterte
Karl bravourös.
Prager Brücke Karls IV.
Alte Burgvogtei mit Schwarzem Turm
Es gibt noch einen Ort auf der Prager Burg, der eng mit der Person
des Königs Karl verbunden ist. Die Alte Burgvogtei, in der der junge
Herrscher die ersten Monate nach seiner Rückkehr nach Böhmen
verbrachte, insbesondere das Ende des Jahres 1333 und die Folgejahre.
Der Ort nahe des Schwarzen Turms wurde zu einem Provisorium und
einen Ersatz für den nicht bewohnbaren Königspalast. Mehr Festung
als bequeme Architektur bot er zwar keinen Luxus, war aber für Karl
das neue Zuhause.
Die Prager Burg bleibt mehr als tausend Jahre ein Symbol der
böhmischen Staatlichkeit. Die Regierung Karl IV. gehört in der
Geschichte zu den wichtigsten Perioden.
Hradschin und Kleinseite
Karl widmete seine Aufmerksamkeit nicht nur der Prager Burg. Auch
Hradschin und Vorburg, die heutige Kleinseite, waren Bestandteil
seiner urbanistischen Pläne. Das ursprüngliche Städtchen Hradschin
16
Das steinerne Herz Prags – die berühmte Brücke, für welche
Bildhauer die Statuengruppen schufen und Dichter ihre Gedichte
schrieben. Wir bummeln über die Brücke mit dem Gefühl, dass dies
schon viele berühmte Persönlichkeiten seit dem 14. Jahrhundert
getan haben und gleichzeitig mit der Hoffnung, dass dieses
architektonische Juwel Karls IV. auch in Zukunft erhalten bleibt.
Das wunderschöne Denkmal war an seinem Anfang nichts anderes
als ein wichtiger Verbindungspunkt der auf beiden Uferseiten
gelegenen Prager Vorburg. Den Bewohnern der Residenzstadt der
böhmischen Könige war sehr daran gelegen, den Fluss trockenen
Fußes zu überqueren. Die völlig verständliche Anforderung
gehörte, was die Lösung anging, nicht zu den Einfachsten.
Judit-Brücke
Wenn wir von den Furten, die das Flussbett durchquerten und auch
der hölzernen Brücke, die den Wetterlaunen nur schlecht standhalten
konnte, einmal absehen, verfügte Prag über seine erste echte, also
steinerne, Brücke bereits im 12. Jahrhundert. Die Idee zu ihrem Bau
17
Prager Brücke Karls IV.
stammte wahrscheinlich vom Prager Bischof Daniel, tatsächlicher
Förderer waren der Přemysliden-König Vladislav und vor allem seine
Frau Judith von Thüringen, deren Namen die Brücke trug. Der Bau
wurde im Jahre 1172 fertiggestellt und überdauerte bis zum großen
Hochwasser, das im Februar 1342 die Stadt „…mit der riesigen Menge
und Dicke des Eisganges…“ überraschte. Ab dieser Zeit musste die
Stadt mit einem problematischen Provisorium leben. Letztlich wurde
die neue Brücke gebaut.
Karlsbrücke /4/
Der böhmische König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war
sich sehr wohl bewusst, wie wichtig die Verbindung über den Fluss
ist. Am 9. Juli des Jahre 1357 wurde endlich der Grundstein zu dem
technisch außergewöhnlich anspruchsvollen Bau gelegt. Weshalb
war es nicht schon früher dazu gekommen? Vielleicht, weil es sich
um ein finanziell sehr aufwendiges Projekt handelte. Das böhmische
Königreich verschuldete sich deswegen für viele Jahre im Voraus.
Der Bau kam unter der Leitung von Petr Parléř erfolgreich voran. Der
junge Baumeister hatte sich bewährt. Zuerst musste er den Resten
der älteren Brücke ausweichen, weswegen der Fluss einige Meter
höher überbrückt wurde. Weil er den älteren Brückenbogen mit
seinem Turm am Kleinseitner Brückenende erhalten wollte, wurde
die Brücke in einem leichten Bogen gebaut. Ihre Länge beträgt 515,76
Meter und die Breite 9,5 Meter. Die Sandsteinbrücke besteht aus
16 Bögen, die nicht die gleiche Spannweite haben. Die Verankerung
der Pfeiler auf Mühlsteinen und Eichenrosten entsprach den
damaligen Möglichkeiten. Das Niveau, auf welchem Fußgänger die
Wasseroberfläche überquerten, war mit etwa 13 Metern einmalig.
Alle träumten von einem schönen und beständigen Bauwerk, das
aufgrund seiner Qualität allen Hochwassern standhalten wird.
Vielleicht entstand dadurch die Legende von den Eiern, die dem
Mörtel zugegeben wurden, um die Festigkeit der Brücke zu erhöhen.
Der Bau dauerte viele Jahre, wurde jedoch zu Karls Lebzeiten nicht
fertiggestellt. Trotzdem nutzte der Trauerzug des Königs und Kaisers,
der im Jahre 1378 die Brücke überqueren musste, das schon zum
größeren Teil fertige Werk.
Altstadt
Brückenturm, eines der schönsten Architekturdenkmäler des gotischen
Prags. Eben hier finden wir das bildhauerische Porträt Karls IV., der
mit seinem Sohn und seinem Nachfolger Wenzel etwas über das Tor
geneigt sitzt. Die wunderschönen Details deuten an, dass der ganze
Turmzugang ebenfalls von der Parléř-Bauhütte angefertigt wurde. Er
wurde in 80er Jahren des 14. Jahrhunderts vollendet.
Ein Spaziergang über die Karlsbrücke gehört zu den schönsten
Erlebnissen eines Pragbesuchs. Die ganze Stadt bietet sich von
hieraus dar. Kaum zu glauben, dass hier früher Autos und sogar
Straßenbahnen fuhren. Die Statuen, die von einzelnen Brückenpfeilen
herunterblicken, belegen, dass zu Zeiten des Gründers Karls IV. die
Brücke nur mit einer Plastik des gekreuzigten Christus geschmückt
war. Erst später wurden die Statuengruppen, deren meist barocke
Form auf die Zeit der Entstehung hinweist, aufgestellt.
Vergessen Sie nicht, sich eine Statue besonders gut anzuschauen. Sie
befindet sich auf der Altstädter Seite vor der Brücke und stellt den
ruhmreichen Koautor der Brücke Karl IV dar. /5/ Vielleicht möchten
Sie ihm Tribut zollen!
Altstadt
Die krummen und verwinkelten Gässchen der Altstadt lassen noch
heute erahnen, wie Prag zu Anfang der Herrschaft Karls IV. aussah.
Die Stadt war von festen Schanzen und einem Graben umringt,
verfügte über einen zentralen Marktplatz, einen Ungelt-Hof sowie
ein Rathaus, das die Stadtverwaltung repräsentierte. Eine feste
Grundlage für den Aufbau des Residenzsitzes. Man pflegte von der
Größeren Prager Stadt oder auch der Mater urbium zu sprechen –
der Mutter der Städte – wenn Sie so wollen.
Obgleich Karls urbanistische Vorhaben sehr umfangreich waren,
befasste er sich eingehend mit der Prager Altstadt. Er erweiterte
die Stadtrechte, sicherte die Bewohner gegen mögliche Schäden
ab, schützte ihre Geschäftsinteressen und half den hiesigen
Zünften. Mit der Universitätsgründung verhalf er der Altstadt zu
einer privilegierten Stellung.
Schutzherr der Brücke wurde nach sorgfältiger Auswahl der heilige
Veit, dessen Abbildung den repräsentativen Zugang zur Brücke
dominiert. So wie andere Gestalten schmückt er den Altstädter
18
Das Haus Zur steinernen Glocke /6/
Man schrieb das Jahr 1316, als in der Altstadt im Haus Zur steinernen
19
Altstadt
Glocke der künftige König und Kaiser Karl IV. geboren wurde.
Das wunderschöne Hauszeichen und die Details der gotischen
Fassade deuten an, dass der hier früher gelegene umfangreiche
Hof höchstwahrscheinlich der königlichen Familie gehörte. Ein
gewöhnliches Bürgerhaus würde wohl kaum eine so prachtvolle und
reich geschmückte Kapelle verbergen, wie wir sie im Erdgeschoss
finden. Ein eigener Brunnen, ein Innenhof, repräsentative Räume im
Turm des Hauses, all das zeugt von Einzigartigkeit des Ortes.
Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn /7/
Die dreischiffige Basilika mit zwei 80 Meter hohen Türmen ist eine
unübersehbare Dominante. Auch diese Kirche wurde zu großen
Teilen Mitte des 14. Jahrhunderts unter Beteiligung der höfischen
Bauhütte und mit aktiver Unterstützung von Kaiser Karl IV. errichtet.
Der interessante Name der Kirche ist vom Handelshof abgeleitet,
der zugleich Zollhaus war, bekannt auch als Teyn oder Ungelt. Der
hochgotische Bau wurde in der zweiten Etappe unter der Leitung
von Petr Parléř realisiert, was an vielen Details deutlich sichtbar
ist. Zum Beispiel die reich geschmückten Fenster, das Chor mit
seinem Gewölbe, aber vor allem Architektur und Dekoration des
großartigen, zur Teyngasse hin ausgerichteten, Nordportals erinnern
an die Handschrift von Parléř. Mit Reliefs verzierte Platten, die in
das Tympanon eingelassen sind, sind in der böhmischen Bildhauerei
einzigartig.
Altstadt
und Elisabeth, die im Konvent sogar die königliche Krönung feierten,
begonnen, aber erst im Jahre 1374 fertiggestellt. Die Bestätigung der
Bedeutung der Kirche kam dann im Zusammenhang mit dem Tod des
böhmischen Königs und des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches.
Denn eben hier wurde der Katafalk mit dem toten Körper Karls mit 500
brennenden Kerzen aufgebahrt. Hierher kamen die Leute, um ihres
Königs zu gedenken. Obgleich die Kirche nicht mehr ihre ursprüngliche
gotische Form hat, respektiert der Grundriss die dreischiffige Basilika
mit langgezogenem Chor. Der Klosterambit und der ehemalige
Sommerreflektar belegen das hohe Niveau und die künstlerische
Professionalität zu Zeiten Karls.
Das Haus U Štupartů /9/
Unweit der Kirche des hl. Jacobus stand früher der große Hof
U Štupartů, bekannt als Aufenthaltsort der königlichen Familie
und Karl selbst. Wahrscheinlich verbrachte der junge und politisch
ehrgeizige Thronnachfolger nach seiner Rückkehr im Jahre 1333
einige Monate hier und traf wichtige Entscheidungen.
Sie stellen das Leiden Christi, die Dornenkrone und seine Kreuzigung
dar. Auch im Interieur ist die Kirche eine Galerie von Kunstwerken, aus
denen Prags ältestes, mit Reliefgestalten der Apostel geschmücktes,
Zinn-Taufbecken, der steinerne Predigtstuhl und zwei gotische Sedilien
mit Konsolen in Form gekrönter Köpfe hervorstechen. Einmalige
Schnitzwerke sind die Kalvarienszene und die thronende Madonna
aus dem Jahre 1410. Auch wenn die Kirche später vielen Änderungen
unterzogen wurde, bleibt sie für immer mit der Zeit Karl IV. verbunden.
Kirche des hl. Jacobus und Minoritenkloster /8/
Ein weiterer, eindeutig mit Karl IV. verbundener, Ort ist der
Minoritenkonvent mit der Kirche des hl. Jacobus. Der hochgotische
Kirchenbau wurde zwar schon zu Lebzeiten von Karls Eltern, Johann
20
Reliquien und Kirche des St. Gallus /10/
Karl IV. war für seine Leidenschaft für das Sammeln von Reliquien und
deren pietätvolle Aufbewahrung in kunstvoll verarbeiteten Behältern
bekannt. Es gelang ihm auch, einen Teil der Schädel von St. Gallus zu
erwerben, und zwar direkt im Kloster St. Gallen in der Schweiz. Am
29. September 1353 übereichte Karl persönlich die Reliquie in einem
aus Silber und Gold gefertigten Reliquiar. Kein Wunder, dass er eine
Vorliebe für die Altstädter Kirche des St. Gallus hatte. Wir wissen, dass
er den gotischen Umbau veranlasste. Zudem feierte er an diesem Ort
seine Krönung, bei der ihm und seiner Frau Blanca von Valois am 2.
September 1347 endlich die Krone der böhmischen Könige überreicht
wurde.
Die Kapelle des Altstädter Rathauses /11/
Die Spur, die dem Prag zu Zeiten Karls folgt, führt uns diesmal in die
Mitte des Altstädter Rings. Der 70 Meter hohe Turm des Altstädter
Rathauses, an dem sich die berühmte Astronomische Uhr mit ihren
märchenhaften Figuren der 12 Apostel befindet, lässt sich nur schwer
übersehen. Der Rathausturm und dessen Marienkapelle mit dem
auf den großen Ringplatz gerichteten Erker sind wiederum ein Werk
der höfischen Hütte. Die Kapelle war ein untrennbarer Bestandteil
21
Altstadt
des Wölflin-Hauses, in dem sich, angeführt vom Bürgermeister, die
Schöffen trafen und über wichtige Probleme der Stadt entschieden.
Die Kapelle selbst entstand kurz nach Vollendung des Turms und
wurde im Jahre 1381 ausgeweiht. Der Raum besteht aus einem Schiff,
das in den Turm eingebaut ist, an welchen ein fünfseitiger, reich
verzierter Erker anschließt, der zu den schönsten Werken Petr Parléřs,
des Hofbaumeisters von Karl, zählt. Parléř hat unter anderem die
Ecke mit einer sehenswerten Statue der sog. Altstädter Madonna
verziert. Es handelt sich um ein hervorragendes Beispiel für das hohe
Niveau der böhmischen Bildhauerei am Ende des 14. Jahrhunderts, wie
übrigens auch weitere plastische Details mit Motiven menschlicher
Gesichter und Tiere.
Neustadt und Vyšehrad
Das wahre Symbol der Universität ist jedoch das Karolinum, also das
Karlskolleg, das in einem Haus entstand, welches ursprünglich dem
Münzmeister Rotlev gehörte. Die mittelalterliche, aus Rohziegeln
und Stein bestehende, Palastarchitektur mit erhaltenem Kreuzgang,
Erkerkapelle und weiteren gotischen Details, sucht weltweit ihres
Gleichen.
Und wie ging es weiter…
Das Interesse Karls am Aufschwung des Residenzsitzes endete
nicht an der bestehenden Stadtgrenze. Zwei große Bauwerke – die
„Krönungskirche“ der Kirche Maria-Schnee und das Kloster der
slawischen Benediktiner aus dem Jahre 1347 ließen erahnen, dass
die wichtigste Entscheidung des Königs erst kommen würde – eine
Stadt zu erschaffen, die an Größe und Bedeutung Christus‘ Jerusalem
ersetzt.
Neustadt und Vyšehrad –
Prag, die Metropole Europas
Kirche des hl. Ägidius /12/
Kaum zu übersehen ist ein weiteres Werk Karls, die Kirche des hl.
Ägidius. Sie überragt auch heute noch deutlich die Bebauung der
Altstadt. Man kann sich gut vorstellen, welchen Eindruck die Kirche
auf ihre Umgebung zu Zeiten Karls IV. gemacht haben musste, als der
gotische Bau des neu gegründeten Stiftkapitels entstand.
Das monumentale Hallendreischiff wurde anstelle einer älteren
romanischen Kirche errichtet und im Mai 1371 von Erzbischof Jan Očko
aus Vlašim unter Beiwohnung Karls IV. und seiner Frau sowie des
ganzen Hofes ausgeweiht.
Die Geschichte der Kirche ist mit interessanten Ereignissen verbunden.
Erwähnenswert ist, dass noch zu Karls Lebzeiten in der Kirche die
Predigten von Jan Milíč aus Kroměříž, dem bedeutendsten Prediger
der vorhussitischen Reformation, möglich waren. Ein Beleg für die
Großzügigkeit und geistliche Vielfalt Prags zu Zeiten Karls. Nach der
markanten Barockisierung des Interieurs verlor die Kirche ihre gotische
Form, von außen erinnert die Kirche dank einiger Details, wie dem
ursprünglichen gotischen Portal, hinsichtlich der Architektur immer
noch an das 14. Jahrhundert.
Karolinum – Karlsuniversität /13/
Zur Altstadt gehört noch eine wichtige Besonderheit – am 7. April 1348
wurde hier eine Bildungsstätte, also die Prager Universität, gegründet.
Zuerst war es kein Gebäude, sondern eine Institution, und zwar die
älteste nördlich der Alpen. Erst allmählich wurden hier auf dem Boden
der Altstadt vier Fakultäten gegründet: Rechtswissenschaften, Medizin,
Theologie und Artistenfakultät (alle sieben freien Künste).
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Das Vorhaben, die Prager Neustadt zu gründen, setzte Karl IV. erst
nach gründlicher Vorbereitung um. Die Gründungsurkunde wurde
am 8. März 1348 ausgestellt, und schon wenige Wochen später
erfolgte die Grundsteinlegung für die Neustädter Befestigung,
wobei der Herrscher und viele Gäste aus dem Reich anwesend
waren. Die gotische Befestigungsanlage, die sich einschließlich 24
Schutztürmen und 4 Stadttoren auf einer Länge von 3,5 Kilometern
erstreckt, wurde innerhalb von nur zwei Jahren fertiggestellt.
Die Neustadt stellt in Europa eine der größten mittelalterlichen
Siedlungen dar, die mit ihrer Großzügigkeit an antike
Stadtbauprinzipien anknüpfte, und zwar hundert Jahre, bevor
sie die italienische Renaissance hervorbrachte. Prag wurde dank
seiner Fläche, seiner verwaltungstechnischen und wirtschaftlichen
Grundlage und der Anzahl kirchlicher Bauten zur drittwichtigsten
Stadt Europas. Die Prinzipien der Neustadt-Gründung hatten
für Karl eine noch tiefere Bedeutung, denn sie stellten die
Materialisierung des himmlischen Jerusalems dar.
Himmlisches Jerusalem
Den Residenzsitz zu vergrößern, war für Karl IV. sicherlich wichtig, aber
noch wichtiger war der Versuch, ein neues Jerusalem zu erschaffen –
einen Ort, der von der mittelalterlichen Mystik als ideelle himmlische
Stadt beschrieben wird, in die alle Erlösten kommen. Diesem Vorhaben
entsprach die durchdachte Verteilung von Plätzen und sakralen Bauten
und deren einmalige Form. Die fünf Neustädter Kirchen stehen in
regelmäßigen Abständen, sodass sie von oben gesehen ein Kreuz
bilden, das die Stadt segnet. Auch die Einweihung der einzelnen
Kirchen, die Prag mit den wichtigen Reichsstädten verbindet, deutet
auf Karls Streben hin, Prag zu einer Metropole des Heiligen Römischen
Reiches und zu einem Zentrum der Machtausübung über die christliche
Welt zu machen. Die heilige Aureole der Neustadt wurde im Jahre 1350
mit dem Transport der Reichskleinodien nach Prag abgeschlossen.
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Neustadt und Vyšehrad
Die Juwelen wurden dann immer am ersten Sonntag nach dem
Karfreitag den Mengen der Gläubigen auf dem Neustädter Viehmarkt,
dem jetzigen Karlsplatz, gezeigt. Vielleicht entstand schon damals
die Idee, zu diesem Zweck eine außerordentlich prächtige Kapelle
des Gottesleibes zu errichten, auch wenn die Durchführung erst der
künftigen Generation zukam.
Maria-Schnee-Kirche /14/
Als Signal des künftigen Vorhabens der Stadtgründung entstand
das Karmeliterkloster mit der Kirche Maria-Schnee. Karl IV. hatte es
gemeinsam mit seiner Frau Blanca von Valois einen Tag nach der
berühmten Krönung zum böhmischen König gegründet, also am 3.
September 1347. Für den Bau der Kirche und der Klostergebäude trug
der Herrscher sowohl Grundstück als auch Bauholz bei. Er verwendete
nämlich Material, aus welchem die provisorischen Bauten für das
Krönungsmahl gebaut worden waren. Vom ursprünglichen Projekt
einer monumentalen Kirche, die eine Gesamtlänge von 100 Metern
haben sollte, wurde bis zum Jahre 1397 nur der Chor fertiggestellt,
der sich mit einer Höhe von 40 Metern über die Dächer der Neustadt
erhebt. Die Kirche sollte die Dominante der Prager Städte am rechten
Ufer sein, deren Verbindung Karl IV. anstrebte. Interessant war auch
die Einweihung, welche an die römische Basilika Santa Maria Maggiore
anknüpfte und so den Bund zwischen Prag und Rom symbolisierte.
Weitere Arbeiten an dem Bau wurden durch die Hussitenkriege
unterbrochen. Die Karmeliter kamen zwar später zurück, was die
Kirche aber nicht mehr retten konnte, da sie sich in einem sehr
schlechten Zustand befand. Die gegenwärtige Form stammt aus
dem 17. Jahrhundert, zu dessen Beginn Rudolf II. entschied, das
Kloster dem Franziskanerorden zu überlassen. Es gelang ihnen, die
heruntergekommene Kirche zu reparieren, ein neues Gewölbe zu
errichten und die Bedeutung der Kirche zu wiederherzustellen.
Kirche der Jungfrau Maria Na Slovanech /15/
Das Kloster der slawischen Benediktiner mit der Kirche der Jungfrau
Maria, hl. Hieronymus, Kyrill und Method, Adalbert und Prokop
hatte in Karls Prag eine sehr spezifische Stellung. Es wurde im
November 1347 als einziges Kloster mit slawischer Liturgie in der
westlichen Christenheit, und zwar „als Probe“ für die kroatischen
Mönche, gegründet, die Karl aus der Benediktinerabtei der Insel
Pašman bei Zadar hierher brachte. Sie hielten die römische Liturgie
24
Neustadt und Vyšehrad
auf Altslawisch ab, und in den Visionen Karls stellten sie die Brücke
zwischen dem westlichen und dem östlichen Christentum dar, deren
Wiedervereinigung er anstrebte.
Die prächtige, der Jungfrau Maria und den slawischen
Landesschutzheiligen geweihte, Kirche wurde am Ostermontag des
Jahres 1372 in Anwesenheit des Kaisers festlich ausgeweiht. Nach dem
Evangelium über Christus‘ Weg nach Emmaus und dem Treffen mit
den Jüngern, welches bei dieser Gelegenheit gelesen wurde, begann
man, das Kloster Emmaus zu nennen. Das Kloster wurde schnell zum
Zentrum der altslawischen Liturgie und überstand ohne Schaden auch
die Hussitenkriege.
Nicht alltäglich war aber auch die weitere Geschichte, die einerseits mit
der Periode der Beuroner Ausschmückung und andererseits mit den
Ereignissen des 2. Weltkrieges zusammenhängt, als die Kirche schwer
von alliierten Bomben beschädigt wurde. Die jetzige sehr interessante
Form ist Ergebnis einer umfangreichen Nachkriegsrekonstruktion.
Für europäische Verhältnisse einzigartig ist die Freskenverzierung des
Klosterambitus, der sog. Emmaus-Zyklus, der uns wieder in die Zeit
der Herrschaft Karls IV. zurückversetzt.
Kirche St. Maria Himmelfahrt und Kaiser Karl der Große am
Karlshof /16/
Die Augustiner Kanonie mit der Kirche St. Maria Himmelfahrt und
Kaiser Karl der Große wurde von Karl IV. im Jahre 1350 gegründet. Für
die Platzierung des Zentralbaus wurde ein idealer Ort gewählt, und
zwar am höchsten Punkt der Neustadt auf einem Berg gegenüber
Vyšehrad, der ehrenhalber den Name Karlshof – Mons Caroli
sancti (Karlov) erhielt. Die Weihung der Kirche verweist auf den
heiliggesprochenen Kaiser Karl den Großen, dem persönlichen und
Herrschervorbild Karls IV., zu dessen Verwandtschaft er sich bekannte.
Aufgrund dieses außerordentlichen Doms wurde Prag mit Aachen, der
Krönungsstadt der Könige des Heiligen Römischen Reiches, verglichen.
Die Kirche wurde nach dem Vorbild der Kirche, in welcher Karl IV. im
Jahre 1349 selbst die Krone der römischen Könige erhielt, gebaut.
Es dauerte ganze 27 Jahre, bis die Kirche größtenteils fertiggestellt
war und geweiht wurde. Die ursprüngliche Form des Domes ist
nur teilweise erhalten geblieben. Trotzdem handelt es sich um ein
beachtenswertes Werk aus den Zeiten Karls.
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Neustadt und Vyšehrad
Neustadt und Vyšehrad
Kirche Maria Na trávníčku /19/
Das Kloster des Bettelordens der Serviten, der Mariadiener, und
die Kirche der Maria Na trávníčku oder auch Maria Na Slupi wurden
von Karl IV. im Jahre 1360 gegründet. Der Legende nach soll es auf
Grundlage des Versprechens Karls IV. vor dem Bild der Jungfrau
Maria in dem Florentiner Servitenkloster als Dank für seine Genesung
entstanden sein. Karl IV. hatte zur Verehrung der Jungfrau Maria ein
besonderes Verhältnis, weswegen er ihr mehrere Dome weihte. Dieser
hier ist aufgrund seines quadratischen Grundrisses und seines Turms,
des schrägsten Turms in Prag, sehenswert. Obgleich es im Laufe
des 19. Jahrhunderts zu einem teilweisen Umbau im neogotischen
Stil kam, stellt der Bau immer noch ein wichtiges Beispiel für Karls
architektonisches und spirituelles Vorhaben dar.
Kirche der hl. Katharina /17/
Das Augustinerkloster mit der Kirche der hl. Katharina war ein weiterer
Dom des Neuen Jerusalems. Karl IV. hatte es im Jahre 1355 gegründet,
und wieder war die Weihung nicht zufällig. Die heilige Alexandrinische
Katharina wurde von Karl sehr verehrt. Der Herrscher glaubte, dass er
eben dank ihrer Fürsprache am 25. November 1332 in Norditalien in
der fast verlorenen Schlacht bei San Felice gesiegt hatte. Bei Gründung
der Prager Neustadt hatte er seine Schutzheilige nicht vergessen. Von
der ursprünglichen gotischen Kirche blieb nur der hohe Turm erhalten.
Sonst ist der überwiegend barocke Bau ein Werk des Architekten Kilian
Ignaz Dientzenhofer.
Kirche St. Apollinaris /18/
Zu den fünf wichtigsten Domen gehört auch die unübersehbare
Kirche auf dem Hügel Větrov. Sie wurde von Karl IV. im Jahre 1362
gemeinsam mit dem aus dem ostböhmischen Sadská übertragenen
Kolegiatskapitel gegründet. Die Weihung dem heiligen Apollinaris
verweist auf das italienische Ravenna, wo der Legende nach
Apollinaris der erste Bischof war. Die ihm geweihte Prager Kirche
bildet die spirituelle Verbindung mit Ravenna, dem Ort, an dem im
5. Jahrhundert die letzte Residenz der römischen Kaiser stand und
wo sich die Basilika di Sant` Apollinare in Classe, deren Architektur
das Vorbild für den Prager Dom lieferte, befindet.
Die Gründung der Neustadt beschränkte sich jedoch nicht nur
auf die schon erwähnte Symbolik. Ältere Pfarrgemeinden, die auf
den beschlagnahmten Grundstücken existierten, wurden respektiert
und angegliedert. Neu wurden zwei Pfarrkirchen gebaut, welche das
ungewöhnlich ausgedehnte Gelände in zwei Teile trennten.
Kirche des hl. Stephan /20/
Die Pfarrkirche im oberen Teil der Neustadt wurde in der 2. Hälfte des
14. Jahrhunderts gebaut und dem Ritterorden der Kreuzherren mit
dem roten Stern geweiht. Interessant ist, dass es sich um den einzigen
in Böhmen gegründeten Orden und noch dazu einen Männerorden
handelt, der von einer Frau gegründet wurde – der heiligen Agnes
von Böhmen. Auf dem Grundstück um die Kirche gab es früher unter
anderem auch einen Friedhof, den größten der Prager Neustadt.
Kirche des hl. Heinrichs und Kunigunde /21/
Die Pfarrkirche im unteren Teil der Neustadt wurde im Jahre 1351
vom Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz geweiht. Auch dieser
Dom befand sich in Verwaltung der Kreuzherren, von welchen Karl IV.
die meisten Grundstücke für die Stadtgründung erwarb. Die Kirche
wurde zu Ehren des heiliggesprochenen römischen kaiserlichen
Ehepaars Heinrichs II. und seiner Frau Kunigunde geweiht. Wieder
eine interessante Weihung, die diesmal nicht nur die kaiserliche
Tradition, aber auch die einzige Schutzheilige der Luxemburgdynastie
berücksichtigte.
Bedeutende Stellung hatten in der Neustadt auch Märkte.
Der Pferdemarkt (Wenzelsplatz), der Heumarkt und der Viehmarkt
(Karlsplatz) waren bezüglich ihrer großen Ausdehnung, im Falle des
Viehmarkts 8 Hektar, erstaunlich. Kein Wunder, dass gerade hier der
Bau des Rathauses vorgesehen war.
Neustädter Rathaus /22/
An der Entstehungszeit lässt sich erkennen, dass Karl IV. selbst den
Bau des Rathauses mit seinem mächtigen Eckturm als den Sitz einer
selbstständigen Stadtverwaltung unterstützt hatte. Das beweist die
hochgotische Architektur mit ihren ursprünglichen Gewölben, Säulen
und Überresten gotischer Wandmalereien. Es handelt sich um eines
der schönsten Interieure des mittelalterlichen Prags.
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Neustadt und Vyšehrad
Vyšehrad /23/
Die Königsburg spielte als ein mit dem ersten herrschenden
Přemyslidengeschlecht verbundener mythischer Ort der böhmischen
Geschichte in der Ideenkonzeption Karls eine wichtige Rolle.
Vyšehrad symbolisierte die Kontinuität und das Vermächtnis der
Přemyslidendynastie, an welche die Luxemburger auf dem Thron
anknüpften. Karls geliebte Mutter, Königin Elisabeth, starb hier
im Jahre 1330. Auch laut der neuen Krönungsordnung sollte jeder
antretende böhmische König hier am Vorabend der Krönung anhalten
und beten. Die Vyšehrader Akropole wurde in den 50er Jahren des
14. Jahrhunderts über die Schanzen mit der Neustadt verbunden.
Umgebaut wurde vor allem der Kapiteldom des hl. Peter und
Paul, dessen symbolischer Anschluss ans Kreuz des himmlischen
Jerusalems die Bedeutung des Ortes noch unterstrich.
„Was Augustus für Rom tat, hatte Karl IV. für die Hauptstadt Böhmens bewirkt.“
(Uberto Decembrio, 1399)
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Nationalgalerie Prag / Wallenstein-Reitschule / 15 / 5—25 / 9 / 2016
Kaiser Karl IV.
Mit Unterstützung von