swiss sport» 6/09

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swiss sport» 6/09
Nr. 6/09
Magazin von Swiss Olympic
Der «Tag X» – mit Vollgas zur Olympiamedaille // 12
Fokussiert auf dem Weg nach Vancouver: Roman Josi // 8
Lausanne, unsere olympische Hauptstadt // 24
I n h a lt
4
swiss spor t Nr. 6/09 |
F o k u s
21. Dezember 2009
V a n c o u v e r
4 |Vancouver, wir kommen: Das Swiss Olympic Team ist bereit
für die Olympischen Winterspiele 2010
8 | Der «Tag X» – was über Sieg und Niederlage entscheidet
12
16
s wi s s
26
ol y m p i c
12| F okussiert, jung, erfolgreich: Eishockey-Profi Roman Josi
14| Das Sportparlament ändert die Statuten: Neu werden im
Exekutivrat von Swiss Olympic auch die Athleten vertreten sein
16| W
ie Sportanlässe ökologisch sinnvoll durchgeführt werden können,
zeigen die Gewinner von ecosport.ch
18|Keine sexuellen Übergriffe im Sport – Ruth Siegenthaler vom
Schweizerischen Schiesssportverband erzählt von ihrer Präventionsarbeit
20|Fühle den Puls: Patrick Baumann über die digitale Revolution
im Sport
24| Sportpolitik: Erich Hanselmann hat das Wort
25| Was ist eigentlich… Ballon-Sport?
i m
g e s p r ä c h
26| Adolf Ogi, Alt-Bundesrat und Ehrenpräsident von Swiss Olympic,
über Sport, Erfolg und Olympia
28
p a n or a m a
28| Lausanne, Sitz des IOC und vieler internationaler Sportverbände
und Sportorganisationen, hat sich Olympia verschrieben
32| W
ie Schutzbrillen der SUVA die Augen der Indoor-Sportler schützen
können
i n
k ü r z e
33| Kurzmeldungen /«Schlusspfiff»
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Editori a l
Das letzte «swiss sport»
Die Dezember-Ausgabe des «swiss sport» steht im Zeichen der Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010: Die Kanadier, die den Olympischen
Spielen entgegenfiebern wie kaum je ein Austragungsland, haben die
Welt, lange bevor im Februar das olympische Feuer angezündet wird,
mit ihrer Freude angesteckt. Sie leben den «Olympic Spirit», sie lieben
den Sport, sie freuen sich auf Olympia. Und nicht nur auf die Olympischen Spiele, sondern auch auf die Paralympics, die im März folgen.
Auch wir freuen uns auf Vancouver! Was sich das Swiss Olympic Team
in Vancouver erhofft und wie es für Unsicherheitsfaktoren wie Verkehr
und Wetterkapriolen gerüstet ist, lesen Sie ab Seite 4.
Die Dezember-Ausgabe des «swiss sport» steht aber auch im Zeichen
der digitalen Revolution: Diese hat nicht nur den Sport und die olympische Welt erfasst (Artikel ab Seite 20), sondern auch Swiss Olympic.
Die Zukunft der Kommunikation liegt auch für uns im Web. Swiss Olympic will künftig die Vorteile der virtuellen Welt besser nutzen und die
Akzente vermehrt im Web setzen. Die Website www.swissolympic.ch
wird deshalb ausgebaut: mehr Information, mehr Hintergrund,
mehr Bilder, mehr Sportler, mehr Interaktion. Im Gegenzug wird das
Magazin «swiss sport» per Ende Jahr eingestellt: Die aktuelle Ausgabe,
die Sie in den Händen halten, wird die letzte sein.
Die Seele des «swiss sport» soll jedoch im Internet weiterleben: Nicht nur
die Reportagen und Hintergrundgeschichten rund um Olympia werden
künftig im Web publiziert, auch Rubriken wie etwa das «Im Gespräch»
werden nicht verloren gehen. Wir würden uns freuen, Sie weiterhin
zu unseren treuen Leserinnen und Lesern zählen zu dürfen: Besuchen Sie uns im Web und abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter auf www.swissolympic.ch/newsmail. Denn Olympia ist immer!
Geniessen Sie unser letztes Heft. Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung.
Manuela Ryter
Redaktorin «swiss sport»
PS. Auch in diesem Jahr hat Swiss Olympic keine Weihnachtskarten verschickt. Der eingesparte Betrag von 2500 Franken wurde an «cerebral»,
die Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind, überwiesen. Frohe Weihnachten!
i m p r e s s u m
swiss sport – Magazin von Swiss Olympic, Dezember 2009, Herausgeber Swiss Olympic Redaktionsadresse Swiss Olympic, Marketing, Haus des Sports, Postfach 606, CH-3000 Bern 22,
Telefon 031 359 71 11, Fax 031 359 71 71, E-Mail info@swissolympic.ch, Internet www.swissolympic.ch Redaktionsleitung und Koordination Manuela Ryter, Telefon 031 359 72 14,
manuela.ryter@swissolympic.ch Redaktionsteam Judith Conrad, Christoph Emch, Philipp Furrer, Martina Gasner, Christof Kaufmann, Manuela Ryter, Oliver Schörlin, Gabriella Wenger
Mitarbeit Patrick Baumann, Luzia Kunz, Adrian Weber Inserate Andrea Frei, Telefon 031 359 71 44, andrea.frei@swissolympic.ch Produktion und Layout printgraphic AG Bern Druck
und Vertrieb printgraphic AG Bern Auflage 9000 Ex. (7300 Ex. deutsch, 1700 Ex. französisch) Übersetzung TRADCOMM Patrick Pfister, Yves Jeannotat Erscheint 6 x jährlich Nachdruck
Der Nachdruck einzelner Artikel unter Quellenangabe ist erwünscht. Unter www.swissolympic.ch ist das PDF im Internet abrufbar Verteiler Verbände, Athletinnen und Athleten,
Trainer, Funktionäre, Gremien und Institutionen von Swiss Olympic, Partner, Sportredaktionen der Schweizer Medien.
Titelseite Evelyne Leu, Keystone / Dies ist die letzte Ausgabe des «swiss sport».
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▎Vorfreude auf Olympia: Andreas Küttel in einer
Trainingspause in Vancouver
Vancouver, wir kommen!
Selten war die Vorfreude auf die Olympischen Winterspiele so gross wie jetzt vor Vancouver 2010: Die
Olympia-Stadt hat es geschafft, die Welt mit ihrer
Leidenschaft für den Sport anzustecken. Text Manuela Ryter Bilder Swiss Olympic
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Perfekt organisierte Spiele, hochmoderne
Sportanlagen, eine wunderschöne Bergwelt, eine spannende Stadt und vor allem: Sportbegeisterung pur – das erwartet
uns an den Olympischen Winterspielen vom
12. bis 28. Februar 2010 in Vancouver. Die Kanadier haben die Welt jedoch schon lange,
bevor das olympische Feuer im Stadion angezündet wird, mit ihrer aussergewöhnlichen Passion für den Wintersport angesteckt.
Laut Erich Hanselmann, Chef de Mission des
Swiss Olympic Teams für Vancouver 2010,
hat Kanada eine positive Ausstrahlung und
übt eine besondere Anziehungskraft aus:
«Die Sportler geben alles, um in Vancouver
dabei zu sein. Alle wollen dorthin; Vancouver
ist ein Feuer, das in ihnen brennt.»
«Wir haben in jeder Disziplin gute Chancen»
Das Rennen um die hart umkämpften Olympia-Startplätze ist nun in vollem Gang. Und
die Latte ist hoch: Nur wer reelle Chancen
auf einen Rang in den Top 10 hat, fährt nach
Vancouver. In jeder Sportart ist klar definiert,
welche Ziele ein Athlet erreichen muss, um
die erste Selektionshürde zu schaffen. In einem zweiten Schritt werden die Athleten vom
Verband vorgeschlagen; den endgültigen Entscheid trifft der Selektionsausschuss von Swiss
Olympic. Die Selektion werde erst Ende Januar abgeschlossen sein, sagt Gian Gilli, der
dem Selektionsausschuss von Swiss Olympic
vorsteht und als «Head Coach» für alle sportlichen Belange rund um Vancouver 2010 zuständig ist.
Gilli erwartet, dass 130 bis 160 Schweizer Athleten die Selektionshürden schaffen werden.
Nach Turin 2006, mit 5 Goldmedaillen und
insgesamt 14 Medaillen, 24 Diplomen sowie Platz 8 im IOC-Nationenranking die erfolgreichsten Olympischen Winterspiele aus
Schweizer Sicht, sind die Erwartungen an das
Swiss Olympic Team gross. 14 Medaillen gelten
auch in Vancouver als Messlatte, wobei Gilli
relativiert: «Wir haben in fast jeder Disziplin
gute Chancen, es braucht jedoch immer auch
Glück.» Etwa, dass sich die Medaillenanwärter nicht in letzter Minute verletzten.
Schweizer hausen im Holzchalet
Swiss Olympic werde jedenfalls dafür sorgen,
den Athletinnen und Athleten bestmögliche
Rahmenbedingungen zu schaffen, sagt Gilli: «Sie sollen sich im olympischen Dorf zuhause fühlen, sich zurückziehen und erholen
können.» Dank der Betreuung und Logistik
durch Swiss Olympic, etwa der reibungslosen
Organisation von Transport und Verpflegung,
solle sich der Athlet «voll und ganz auf seine
Hauptaufgabe konzentrieren können: seine
Leistung am ‹Tag X›».
Brücken vom olympischen Dorf zu den Wettkampfstätten in Cypress Mountain im Norden
von Vancouver werden während den Spielen
zum Nadelöhr. Wird der Verkehr zusammenbrechen? Werden die Athleten rechtzeitig bei
den Sportanlagen sein? «Diese Fragen werden alle beschäftigen», sagt Hanselmann. Der
Transport zu den Sportanlagen liege zwar in
der Verantwortung des Kanadischen Organisationskomitees VANOC. Swiss Olympic habe
jedoch auch vorgesorgt: «Für die ServiceTeams haben wir Unterkünfte auf der anderen
Herzblut auch für Paralympics
Auch beim Swiss Paralympic Team, welches mit 15 bis 20 Athletinnen und Athleten nach
Kanada reisen wird, ist die Vorfreude auf Vancouver gross: «Vancouver wird uns hervorragend organisierte Wettkämpfe bieten, aber auch eine Bevölkerung, die den Sport
wirklich lebt», sagt Therese Müller, Sportverantwortliche von Swiss Paralympic. Und das
«Herzblut» gelte nicht nur den Olympischen Spielen, sondern auch den Paralympics
vom 12. bis 21. März 2010. «Man spürt, dass sich die Kanadier auch für die Paralympics
ernsthaft interessieren», sagt auch Veronika Roos, Generalsekretärin von Swiss Paralympic. Die Hoffnung sei deshalb gross, dass die Wettkämpfe gut besucht sein werden.
Vancouver scheine die Paralympics gleichberechtigt zu behandeln: «Für einmal steht das
Gemeinsame nicht nur auf dem Papier, sondern es wird gelebt.» So habe das Organisationskomitee VANOC beispielsweise ein Doppellogo gestaltet, welches die Stadt sowohl
während der Olympischen Spiele wie auch während der Paralympics zieren wird. «Es
freut uns sehr, diese wachsende Anerkennung zu spüren», sagt Roos. Eine Veränderung
zeichnet sich jedoch nicht nur beim Stellenwert der Paralympics ab, sondern auch bei
den Wettkämpfen: Mit 45 Nationen und 1350 Athletinnen und Athleten sind so viele Länder und Teilnehmer am Start wie noch nie. Und: «Die Konkurrenz wird immer stärker»,
sagt Müller. In immer mehr Ländern seien die Athleten heute Profis, «davon können
unsere Athleten nur träumen». (mry)
Die bis zu 300 Schweizer Athleten und Funktionäre – vom Trainer über die Service-Crew bis
hin zum Physiotherapeuten – werden in den
beiden olympischen Dörfern «optimal beherbergt sein», sagt Hanselmann, der sich vor
kurzem die Unterkünfte und Austragungsorte angesehen hat: «In Whistler werden die
Schweizer in schönen Holzchalets am Waldrand wohnen; in Vancouver im Glashaus mit
Sicht auf Downtown Vancouver.» Er sei auch
beeindruckt von den tollen Sportanlagen und
freue sich, dort die Olympischen Spiele erleben zu dürfen.
Angst vor Verkehrschaos…
Eine der grössten Unsicherheiten in Vancouver wird der Verkehr sein: Zwei vielbefahrene
▎Schöne Aussichten für das Swiss Olympic Team im olympischen Dorf in Vancouver.
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Seite der Brücke organisiert – so ist wenigstens gewährleistet, dass die Skis rechtzeitig
präpariert werden können.»
…und Angst vor Wetterkapriolen
Ein grosser Unsicherheitsfaktor ist in Kanada auch das Wetter: Da die Skigebiete sehr
tief liegen – die alpine Rennstrecke in Whistler liegt zwischen 800 und 2000 Metern über
Meer –, sind die Pisten grossen Temperaturschwankungen und Wetterkapriolen ausgesetzt: «Innerhalb von zwei Stunden kann es
Differenzen bis zu 10 Grad geben», sagt Matthias Baumberger vom Führungsteam der
Schweizer Delegation. Dies kann nicht nur
Wartezeiten zur Folge haben – die Temperaturschwankungen, aber auch Nebel, Regen
und Schneefälle können die Beschaffenheit
der Rennstrecken kurzfristig ändern: Während die ersten fünfzehn Fahrer vielleicht
noch eine harte Piste hatten, ist der Schnee
bei den folgenden fünfzehn Fahrern vielleicht
bereits weich. In solchen Situationen sei es
matchentscheidend, ob ein Ski richtig präpariert sei, sagt Baumberger. Damit die ServiceTeams der Skifahrer, Snowboarder, Langläufer
oder der Bobfahrer rechtzeitig reagieren können, erarbeitete Swiss Olympic mit Experten
des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und
Lawinenforschung SLF das Projekt «Snow»:
Die Forscher werden dem Servicepersonal von
drei Messstationen aus laufend Daten und
detaillierte Modelle liefern, die die Entwicklung von Wetter und Schnee aufzeigen.
▶
Wollen Sie wissen, was Simon Ammann,
«Head Coach» Gian Gilli oder das ServiceTeam von Didier Cuche im olympischen Dorf
erleben? Besuchen Sie unseren Blog: www.
swissolympic.ch/olympiablog
Vancouver-Begeisterung: auch in der Schweiz!
▎Das Swiss Olympic Team wird sich in Kanada
wohl fühlen: die Unterkunft der Schweizer
Delegation in Whistler (Bild mitte) und das
House of Switzerland in Vancouver (Bild
unten).
Die Vorfreude auf Vancouver wird nun auch
in der Schweiz immer stärker spürbar: Ein Teil
der offiziellen Olympia-Kollektion von Switcher
(Kleider), Künzli (Schuhe) und Fuchs Design
(Taschen), mit der die Schweizer Stars in Vancouver bekleidet sein werden, ist in verschiedenen Verkaufsstellen erhältlich (siehe www.
swissolympic.ch/collection). Und mit dem Online-Memory-Spiel «Olympory» hat man nicht
nur Spass, sondern entdeckt auch weniger bekannte Schweizer Athleten – vielleicht künftige
Olympiasieger in Vancouver 2010? Dank der finanziellen Unterstützung der Leading-Partner von Swiss Olympic gibt es über 1200 Preise
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neue Artikel unserer Olympioniken versteigert. Wie wäre es mit dem Kür-Kleid von
Sarah Meier, das sie während der EM 2008 trug? Oder mit dem Renndress von Ambrosi
Hoffmann? Während der Olympischen Spiele wird das Angebot laufend mit Artikeln aus
Vancouver erweitert. Steigern Sie mit und unterstützen Sie damit den Schweizer SportNachwuchs. (mry)
Facts and Figures
Vancouver 2010, 12. bis 28. Februar
2 Olympische Dörfer in Vancouver (Eissport, Snowboard, Ski Freestyle) und Whistler, 86 Wettbewerbe in 19 Sportarten, 5500 Athleten und Offizielle, 80 Nationen, 10 000 Medienschaffende,
davon rund 300 Schweizer Journalisten und Techniker, 1,8 Mio Zuschauer in den Stadien,
3 Mia TV-Zuschauer, 25 000 freiwillige Helfer
Paralympics 2010, 12. bis 21. März
5 Sportarten, 64 Medaillensätze, 1350 Athleten und Offizielle, 45 Nationen, 1000 Medienschaffende, 6000 freiwillige Helfer
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SWISS OLYMPIC TEAM VANCOUVER 2010
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fo k u s
▎Jubel nach gelungener Fahrt:
Daniela Meuli konnte in Turin
am «Tag X» ihre Bestleistung
abrufen.
Bereit für Gold am «Tag X»
Olympische Spiele sind der Höhepunkt jeder Sportlerkarriere. Viele Jahre
lang trainieren die Athletinnen und Athleten, um an Olympia ihr Bestes
zu geben. Einige wachsen über sich hinaus, andere scheitern. Was ist entscheidend, damit ein Athlet am «Tag X» seine Leistung abrufen kann?
Text Luzia Kunz Bilder Keystone
Startnummer 28 macht sich bereit, schüttelt die Beine,
atmet tief ein und aus, steckt die Stöcke in den Schnee
und wartet das Zeichen ab. Fünf, vier, drei, zwei, eins: Mit
dem Auslösen der Zeitmessung beginnt die Fahrt, welche
über Medaille und Niederlage entscheidet. Damit der Athlet seine Bestleistung genau in diesem Moment abrufen
kann, muss er optimal auf das Rennen vorbereitet sein.
Und diese Fähigkeit, am «Tag X» das Optimum abrufen
zu können, wird von unzähligen Faktoren beeinflusst. An
den Olympischen Winterspielen in Turin 2006 holten die
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Schweizer Athletinnen und Athleten 14 Medaillen; fünf
davon in Gold. Ein grosser Erfolg, den man in Vancouver
zu wiederholen hofft. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen die Athleten die bestmögliche Unterstützung, eine
optimale Vorbereitung und die richtige Einstellung. Dem
Zufall wird dabei (fast) nichts mehr überlassen.
Spezialsituation Olympia
«Die Olympischen Spiele gelten als wichtigster Wettkampf
für alle Spitzensportler», weiss Daniela Meuli, Snowboardolympiasiegerin im Parallel-Riesenslalom: «Die ganze Welt
richtet die Augen auf die Athleten; es herrschen ganz andere Umstände als an ‹normalen› Wettkämpfen.» Für den
Sportpsychologen Jörg Wetzel, der das Swiss Olympic Team
jeweils an den Olympischen Spielen betreut, stellen diese
gar eine spezielle Stresssituation dar. Nebst dem Gigantismus sowie der medialen und politischen Tragweite des
sportlichen Geschehens müsse der Athlet den Fokus auf
das Wesentliche aufrecht erhalten können. «Mein Tipp,
damit die Athleten diese Spezial-situation nicht unterschätzen: locker, positiv, aber auch klar und fokussiert an
die Spiele herangehen, ganz aufmerksam und flexibel. So
können sie sich einen entscheidenden Vorteil gegenüber
der Konkurrenz sichern.»
Viele Faktoren – ein Ziel
«Für mich stehen drei Faktoren im Vordergrund», sagt
Gian Gilli, Leiter Spitzensport und olympische Missionen
bei Swiss Olympic sowie «Head Coach» des Swiss Olympic
Team in Vancouver 2010: «Der Athlet muss – dank einem
länger dauernden Aufbauprozess – in Bestform sein und
er muss mental bereit sein, um seine Höchstleistung abrufen zu können. Zusätzlich hängt der Erfolg auch immer
von der Tagesform und den nicht beeinflussbaren Faktoren ab.» Damit diese Gegebenheiten, etwa das Wetter, die
Konkurrenten, das Medieninteresse oder die Nervosität,
den Athleten nicht aus der Ruhe bringen, brauche dieser
die nötige Gelassenheit, die Dinge aus einer gewissen Distanz zu betrachten, sagt Wetzel: «Es ist wichtig, sich auf
Unkontrollierbares einzustellen und dies zu lieben.» Für
ihn ist das Unvorhersehbare neben den Faktoren Erfahrung, persönliche Veranlagung, mentale Stärke, Antizipation der Situation und Selbstvertrauen essenziell.
Die richtige Einstellung
«Man gewinnt ein Rennen im Kopf», sagt Maya Pedersen,
Olympiasiegerin im Skeleton. Gian Gilli pflichtet ihr bei:
«Es passiert viel zwischen den Ohren; man muss sich auf
das Wesentliche konzentrieren können, da man je nach
Sportart nur einen Versuch, eine Minute oder noch weniger zur Verfügung hat, um seine Leistung zu erbringen.»
Auch Jörg Wetzel weiss, wie wichtig die Einstellung auf
die Olympischen Spiele ist, damit das Potenzial umgesetzt
werden kann: «Wenn ein Athlet die Einstellung hat, dass
er jetzt perfekt sein muss, ja keinen Fehler machen darf,
sich blamieren könnte, ein ganz wichtiger Botschafter für
sein Land ist, dann wirkt diese Situation sehr bedrohlich.
Viel besser ist es, die Olympischen Spiele als etwas Positives zu betrachten: Als eine Chance, sein Potenzial mit viel
Freude und Lust abrufen zu können.»
Nach vorne blicken
Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Athleten, die
scheitern, verlangen meist zu viel von sich selbst und
können sich nicht mehr auf die Leistung fokussieren. «In
diesen Momenten ist es wichtig, Emotionen zuzulassen,
eine Pause zu machen, zu analysieren und neue Pläne zu
schmieden», sagt Wetzel. Doch eine Niederlage schmerzt –
und noch viel mehr an den Olympischen Spielen. «In
erster Linie ist nach einem Misserfolg das engste Umfeld
gefordert. Vertrauenspersonen wie Freunde, Familie und
Betreuer können mehr Einfluss nehmen als wir», erklärt
Gilli. Swiss Olympic sei hierfür zu weit weg von den Athleten. Der Dachverband des Schweizer Sports kann jedoch
mit den Selektionskriterien entscheidende Schranken setzen, um allfällige Misserfolge zu verhindern. Die Anforderungen sind hoch und wer die Kriterien erfüllt, hat schon
viel gewonnen. «Eine Top-Ten-Klassierung bedeutet bereits Erfolg und die Medaillen sind die i-Pünktchen», sagt
Gilli.
Vancouver – es kann gesiegt werden
«Für die nächsten Olympischen Spiele sind wir im mentalen Bereich gut gerüstet», sagt Wetzel. Sowohl Betreuer
wie auch Athleten wissen durch Fachgruppen und Merkblätter, was auf sie zu kommt. «In Vancouver wird ein
spezieller Sportspirit und eine einmalige Stimmung herrschen», sagt Gilli und wünscht sich, dass sich die Athletinnen und Athleten nicht davon ablenken lassen, sondern sich auf ihre Bestleistung konzentrieren werden und
diese auch abrufen können. Alles ist und alle sind bereit
für Gold am «Tag X».
▎Das Rennen wird im Kopf gewonnen: Tanja Frieden auf Siegesfahrt in Turin.
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Am «Tag X» geht es um alles. Vier der insgesamt fünf Schweizer Olympiasiegerinnen
und Olympiasieger von Turin 2006 verraten ihr Erfolgsgeheimnis:
Philipp Schoch (rechts), Snowboard (neben ihm sein Bruder und
Bronzemedaillengewinner Simon Schoch)
«In Turin war ich körperlich und mental gut auf die Spiele vorbereitet und ging die Rennen locker an. Diese Strategie werde ich auch in
Vancouver anzuwenden versuchen. Es ist eine grosse Ehre, an den
Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen und ich rate jedem, trotz
der besonderen Situation locker zu bleiben und Ruhe zu bewahren.»
Evelyne Leu, Ski Freestyle
«Ich habe mich sehr lange im Voraus und sehr intensiv auf die Olympischen Spiele in Turin eingestellt. Ich habe diesen speziellen Wettkampf
schon Monate vorher durchgespielt und an meinem Selbstvertrauen
gearbeitet. In meiner Sportart hängt eigentlich alles von der mentalen
Fähigkeit ab. Für einen perfekten Sprung muss man hundertprozentig bereit sein. Wenn der Wille und der Glaube an den Sieg stimmen,
dann ist alles möglich.»
Daniela Meuli, Snowboard
«Ich habe mich über Jahre intensiv auf Turin vorbereitet und hatte
meinen persönlichen ‹Siegesplan›, den ich x-fach an Wettkämpfen
und im Training getestet und angepasst habe. Ich war bereit, unter
dem speziellen Umstand Olympia mein Können abzurufen. Ein entscheidender Punkt war zudem, dass ich an den Olympischen Spielen
nichts Neues ausprobiert, sondern meine Gewohnheiten beibehalten
habe.»
Maya Pedersen (rechts), Skeleton (neben ihr SnowboardcrossOlympiasiegerin Tanja Frieden)
«In der Vorbereitung für Turin bin ich die Strecke in Cesena bereits
mehrere 100 Male mental abgefahren. Athletisch und fahrerisch war
alles auf den ‹Tag X› geplant, damit ich mich am Wettkampf auf die
Fahrt konzentrieren konnte. Ohne mentale Stärke ist es nicht möglich,
einen Wettkampf zu gewinnen. Hierzu ist es wichtig, dass man nicht an
unbeeinflussbare Faktoren wie das Wetter oder die Konkurrenz denkt,
das wäre nur Zeit- und Energieverschwendung. Um ein Rennen zu gewinnen, muss ich mich wohl fühlen und mit Freude fahren. Deshalb
werde ich auch in Vancouver versuchen, mit Spass und Lockerheit an
den Start zu gehen. Dann sind die schnellen Zeiten möglich.»
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Auf dem Weg
nach Nordamerika
Mit erst 19 Jahren hat der Eishockey-Spieler Roman Josi schon grosse Ziele: Er will
in der National Hockey League spielen und an den Olympischen Spielen 2010 in
Vancouver dabei sein. Dem scheint nichts im Weg zu stehen.
Text Christoph Emch Bilder Keystone
Es gibt vielleicht schwierigere Momente im Leben eines
jungen Spitzensportlers, als wenn man allseits mit Lob
überhäuft wird. Und dennoch gibt es genügend Beispiele
von früh hochgejubelten Talenten, die später kaum noch
für Furore sorgen konnten. Roman Josi ist 19 Jahre alt und
hat Talent. Er ist Stammspieler in der ersten VerteidigerReihe des Schlittschuhclubs Bern (SCB) und Stammspieler
in der Nationalmannschaft. Und Roman Josi wird derzeit
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mit Lob überhäuft. Beim jungen Berner deutet aber vieles
darauf hin, dass das auch in Zukunft so bleiben wird.
Trotz NHL-Draft in Bern
Die ersten Gehversuche auf dem Eis startete Josi als Vierjähriger. Unweit vom Eishockeystadion des SCB, in der
Berner Vorortgemeinde Ostermundigen aufgewachsen,
stellte sich die Frage, bei welchem Verein er spielen würde,
▎Roman Josi, Stammspieler des SCB und der Nationalmannschaft, blickt mit Freude in die Zukunft.
nie. Das sollte sich auch in den folgenden 15 Jahren nicht
ändern. «Ich möchte in keinem anderen Verein in der
Schweiz spielen», sagt Josi, der eigentlich bereits einem
anderen Verein angehört – bloss ist das kein Schweizer
Verein. Die Nashville Predators aus der stärksten Hockeyliga der Welt, der nordamerikanischen National Hockey
League (NHL), haben Josi im vergangenen Jahr in der
zweiten Runde des Drafts, der jährlichen Talent-Lotterie
(«to draft» Englisch für «ziehen»), gezogen. Er aber zog es
vor, ein weiteres Jahr beim Hauptstadt-Club zu bleiben,
um sich weiterzuentwickeln. «Die NHL ist mein Ziel für die
kommende Saison, vorerst will ich mit dem SCB in der National League A angreifen» – ein weitsichtiger Entscheid
für einen damals knapp Volljährigen.
Eishockey statt KV-Lehre
Josi sagt, der damalige SCB-Trainer John van Boxmeer
habe ihn in der Zeit rund um den Draft sehr gut beraten
und auch seine Familie habe ihm vor dem Entschluss geholfen. «Aber letztendlich habe ich selbst den Entscheid
gefällt.» Darauf legt Josi Wert. Er lässt sich beraten, holt
sich Tipps in seinem privaten und im professionellen Umfeld, aber die Verantwortung für das, was er tut, übernimmt er. Im selben Jahr beschloss er denn auch, seine
KV-Lehre auf halbem Weg abzubrechen, um sich voll seiner Sport-Karriere widmen zu können. «Ich war zu jener
Zeit wegen des Drafts viel in den USA und wenig im Büro.
Auf Dauer war es einfach sinnvoller, dass ich mich auf das
eine konzentriere.»
Die Bestätigung dafür sollte er bald erhalten: Noch im
Dezember desselben Jahres wurde Josi als bester Spieler
der U20-Weltmeisterschaft ausgezeichnet. Bereits einen
Monat später erhielt er zum ersten Mal ein Aufgebot für
die A-Nationalmannschaft und stand an der Heim-WM
im Mai bei allen Spielen auf dem Eis. Nun ist er der Shootingstar der nationalen Eishockey-Szene. Zu beunruhigen
scheint ihn dies nicht. «Es ist sehr schön, wenn die Medien positiv über meine Leistungen berichten. Ich nehme
es zwar wahr, hake das aber schnell ab und konzentriere
mich auf den Sport.» Und man kann kaum anders, als
ihm glauben. Zu besonnen wirkt er, zu fokussiert auf seine
Leistung. Und er scheint auch in diesen turbulenten Zeiten
sich selbst geblieben zu sein. Josi lebt zuhause bei seinen
Eltern, er hat eine Freundin und trifft sich regelmässig
auch mit Freunden aus seiner Schulzeit. Der grossgewachsene Verteidiger wirkt anständig, ohne langweilig zu sein.
Er hat Schalk, wenn er spricht, ohne auszuschweifen.
Vancouver im Blickfeld
Josi weiss auch, dass er bisher Glück hatte. «Ich hatte nie
mit schwerwiegenden Verletzungen zu kämpfen.» Sollte
das im Hinblick auf die kommenden Monate so bleiben,
dann ist fest damit zu rechnen, dass Josi an den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver Teil des Schweizer
Teams sein wird. «Vancouver ist natürlich ein Ziel von mir,
aber der Konkurrenzkampf um die begehrten Plätze in
einer der Verteidigungslinien ist in vollem Gang», sagt
er. Für Josi wäre es nicht bloss eine Möglichkeit, sich in
Nordamerika zu präsentieren, vielmehr sieht er die He-
rausforderung, gegen die besten Spieler der Welt anzutreten. Einen Hauch von Olympia konnte Josi bereits 2007
erleben, als er am European Youth Olympic Festival (EYOF)
in Jaca, Spanien, mit dem Schweizer Team die Bronzemedaille gewann.
Fokus auf den Club-Alltag
Ablenken lässt er sich von Olympia-Träumen dennoch
nicht. «Im Moment liegt mein Fokus ganz klar auf dem SC
Bern.» Da hat er Woche für Woche die Gelegenheit, sein
Können unter Beweis zu stellen. Ein Können, das ihn –
so sind sich fast ausnahmslos alle Experten im Schweizer
Eishockey einig – sehr weit bringen wird. «Ich muss noch
Fortschritte im körperlichen Bereich, aber auch im Spiel
auf dem Eis machen», sagt Josi selbst. Sein Umfeld dazu
stimmt: «Meine Familie und meine Freundin unterstützen
mich, wo es nur geht; die Stimmung im Team ist super
und mein Verein bietet mir optimale sportliche Rahmenbedingungen.»
Dass er keine Eintagsfliege ist, dafür gibt es genügend Indizien. Und es fällt auf, dass Josi selbst keinen Druck verspürt, anderen etwas beweisen zu müssen. Muss er auch
nicht, er tut es einfach.
«Ich möchte in keinem
anderen Verein spielen»
▎Vancouver als Ziel, «doch der Konkurrenzkampf ist in vollem Gang».
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Athleten neu im
Exekutivrat vertreten
Neu werden zwei Athletenvertreter im Exekutivrat von Swiss Olympic sitzen –
die Versammlung des Sportparlaments hat einer betreffenden Statutenänderung zugestimmt. Gewählt wurden Thomas Lambert und Roger Cadosch.
Text Sportinformation/Swiss Olympic Bilder Swiss Olympic
«Die Athletinnen und Athleten müssen künftig noch stärker im Zentrum unseres Wirkens stehen», sagte Jörg Schild,
Präsident von Swiss Olympic, an der 13. Versammlung des
Sportparlaments vom 6. November 2009. Dies bedeute
auch, dass die Athleten vermehrt Rechte und Mitsprachemöglichkeiten haben müssten, so Schild. Die Delegierten
der Mitgliedverbände, von denen 70 von insgesamt 82 in
Ittigen vertreten waren, folgten dem Aufruf des Präsidenten: Sie genehmigten eine Statutenänderung, welche
dazu führt, dass künftig je ein Vertreter einer olympi-
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schen und einer nichtolympischen Sportart im Exekutivrat
von Swiss Olympic sitzen wird. Die Einbindung von aktiven Sportlern in die Leitungsgremien ist ein erklärtes Ziel
des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wie Urs
Lacotte, der Schweizer Generaldirektor des IOC, in seiner
Grussbotschaft in Ittigen erklärte.
«Ich bin topmotiviert»
Per Akklamation in den Exekutivrat gewählt wurden anschliessend Thomas Lambert (25), Ski-Freestyle-Athlet
▎Thomas Lambert (Ski-Freestyle, links) und
Roger Cadosch (Minigolf) werden künftig die
Athleten im Exekutivrat von Swiss Olympic
vertreten.
und Volkswirtschafter, und Roger Cadosch (39), MinigolfSpitzensportler und Rechtsanwalt. Beide sind Mitglieder
der Athletes Commission von Swiss Olympic und waren
von dieser zur Wahl vorgeschlagen worden. «Ich bin topmotiviert, mich im Exekutivrat von Swiss Olympic für die
Anliegen der Athleten einzusetzen», sagte Lambert und
dankte Jörg Schild, dass er die Vertretung der Athleten
im Exekutivrat «angerissen» hatte. Cadosch erklärte: «Wir
von der Athletes Commission sind überzeugt, dass wir im
Exekutivrat einen substanziellen Beitrag leisten können.»
Jahresrechnung und Budget ohne Gegenstimme angenommen
Die Jahresrechnung war bereits im September an einer
eigens einberufenen Präsidentenkonferenz intensiv diskutiert worden, weil an die Verbände zuviel Geld überwiesen worden war und folglich der Verlust um 1,2 Millionen
Franken höher ausfiel als budgetiert. Am Sportparlament
wurde die Rechnung nun mit einer einzigen Stimmenthaltung durchgewinkt. Einige Wortmeldungen löste das
Budget für 2010 aus. Swiss Cycling und Swiss Swimming
forderten gleich hohe Beiträge wie 2008, als Swiss Olympic
1,8 Millionen mehr als budgetiert in den Leistungssport
investiert hatte. Das Ziel einer ausgeglichenen Vierjahres-Rechnung bildete jedoch ein starkes Gegenargument.
Mit 356 Ja-Stimmen bei 51 Enthaltungen wurde auch das
Budget 2010 genehmigt.
Ehrung für Alt-Bundesrat Samuel Schmid
Jörg Schild forderte in seiner Präsidial-Ansprache mehr
Unterstützung durch den Staat. Eine Meldung nach der
Regierungsbildung in Deutschland habe ihn beeindruckt:
«Die Regierung will den Spitzensport auf hohem Niveau
fördern, die Bewerbung für Olympische Winterspiele unterstützen und die Forschung zur Bekämpfung des Dopings gezielt fördern.» Ein solches Bekenntnis gehöre in
der Schweiz in den Bereich der Utopie, so Schild. Was die
Sicherheit im Sport angeht, forderte er mehr Einigkeit.
«Was mich zurzeit stört, ist die Tatsache, dass diesbezüglich ein Jeder und eine Jede etwas tut und dies auch
gleich im Alleingang öffentlich verkündet.» Wichtige Fragen gehörten vorerst unter allen Involvierten besprochen
«Wir werden einen substanziellen
Beitrag leisten»
und anschliessend gemeinsam kommuniziert, so Schild.
Mit der Idee des «Runden Tischs zur Bekämpfung von Gewalt im Sport» hatte der frühere Bundesrat Samuel Schmid
während seiner Amtszeit in diesem Sinn einen Grundstein
gelegt. Schmid wurde mit einem Jahr Verspätung für die
Ehrenmitgliedschaft von Swiss Olympic gefeiert, nachdem
er im vergangenen Jahr dem Sportparlament nicht hatte
beiwohnen können.
Sport ist gefährdet
Marc-André Giger, der CEO von Swiss Olympic, rief die Bedeutung der aktuellen Projekte «Lotterien» und «Mehrwertsteuer» für den Sport in Erinnerung. Die Initiative
«Für Glücksspiele im Dienste des Gemeinwohls» erbrachte
über 170 000 Unterschriften und kommt voraussichtlich im
Jahr 2011 zur Abstimmung. Auch im Bereich der Mehrwertsteuer sei erst ein Teilerfolg errungen. Die geplante Einführung des Einheitssatzes von 6,1 Prozent «wäre das Ende
des Sports in der Schweiz, so wie wir ihn heute kennen».
design • sportswear • prints • stickerei
Swiss Olympic Collection 2010
VANCOUVER – Design by FUCHS
▎Swiss Olympic-Präsident Jörg Schild (rechts) feiert Alt-Bundesrat
www.fuchs-design.ch
Samuel Schmid für die Ehrenmitgliedschaft von Swiss Olympic.
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▎Gewinnerin von ecosport.ch ist die Natur.
Nachhaltigkeit
als Trendsportart
ÖV statt Privatauto, Recycling- statt Verbrennungsanlage, aufräumen statt liegenlassen: Schweizer Veranstalter setzen bei Sportevents immer mehr Massnahmen
zum Schutz von Umwelt und Mensch um – ganz bewusst und gezielt. ecosport.ch,
das Umweltprogramm von Swiss Olympic, zeichnete die besten Massnahmen 2009
aus. Nachahmen ist erlaubt.
Text Martina Gasner Bilder Keystone, Swiss Olympic (S. 17)
«Gute» Schweizer Sportevents sind heute nicht einfach nur
gut organisiert, sondern auch nachhaltig – für Mensch,
Natur und Umwelt. Dieser Trend spiegelt sich im Interesse
an ecosport.ch, dem Umweltprogramm von Swiss Olympic. Auf der Web-Plattform profitieren kleine und grosse Sportveranstalter von nützlichen Tipps und Hinweisen.
Christoph Joho, Marketingchef von Weltklasse Zürich, zieht
gar noch mehr Nutzen aus ecosport.ch: «Die Plattform ist
für mich ein kreativer Ideenpool, wo ich mich von neuen
Ideen meiner Sporteventkollegen inspirieren lassen und
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auch immer wieder etwas abschauen kann. Der Austausch
untereinander und der Vergleich miteinander bringen uns
punkto Umweltmassnahmen alle ein Stück vorwärts.»
Mobilität als wichtiger Faktor
Der Transport von Menschen und Gütern an Sportveranstaltungen beispielsweise kann viel CO2 verbrauchen. Eine
relativ simple Idee, die jedoch grosse Wirkung zeigt, ist
die Zusammenarbeit mit öffentlichen Verkehrsunternehmen, um ein Kombiticket anbieten zu können. Im
«Sportveranstalter haben eine
grosse Verantwortung»
Start- oder Eintrittsgeld ist dabei ein grosser Teil oder
oft auch das gesamte Ticket für den öffentlichen Verkehr integriert. Die Umsetzung verlangt von den Organisatoren nachhaltiges Denken und Verhandlungsgeschick, von den Teilnehmern und Zuschauern teilweise
ein bisschen mehr Zeitaufwand und Muskelkraft. Doch
die Kombitickets werden dank deren Akzeptanz bei allen
Beteiligten langsam, aber sicher zu einem festen Bestandteil jeder grösseren Sportveranstaltung, doch sind
es noch lange nicht genug. Die Jury von ecosport.ch,
die jedes Jahr die besten Massnahmen von Sportveranstaltern auszeichnet, hat bei der Prämierung 2009 denn
auch alle Veranstalter mit einem schweizweit gültigen
Kombiticket-Angebot berücksichtigt, um die Wirkung zu
verstärken. So kam auch der Schweizer Frauenlauf Bern
für sein Kombiticket-Angebot zu Ehren. Catherine Imhof, Projektleiterin Schweizer Frauenlauf Bern von Ryffel
Running, sagt: «Der Preis ist für uns eine wichtige Bestätigung, denn damit sehen wir, dass unsere Bemühungen
von aussen wahrgenommen und honoriert werden.»
Beim Abfall nicht wegschauen
Die Schweiz gilt zwar als sauberes Land, doch auch hierzulande sammeln sich nach Grossveranstaltungen grosse Abfallberge an. Und auch bei diesem Punkt kann ein
Sportveranstalter der Umwelt und dem Austragungsort
einen grossen Gefallen tun. Ein Beispiel: Während der
Tour de France im Sommer 2009 türmten sich nach der
Ankunft des Trosses auf dem französischen Mont Ventoux
weit verstreut rund 20 Tonnen (!) Abfall. In und um das
schweizerische Verbier, in diesem Jahr ebenfalls Etappenort, tummelten sich rund 100 000 Radsport-Begeisterte und es drohte ein ähnliches Abfall-Chaos. Doch nur
wenige Stunden nach Zielankunft präsentierte sich Verbier bereits wieder sauber, alle negativen «Spuren» des
Grossanlasses waren beseitigt. Auch in diesem Fall haben
die Veranstalter mit einem Umweltkonzept und mit einer
guten Zusammenarbeit mit den Behörden bewiesen, dass
ein Sportanlass die Natur und Umwelt nicht unnötig und
lange belasten muss.
Eigentlich selbstverständlich
Simon Hirter, OK-Präsident der ICF Kajak Freestyle WM
Thun, bringt den Öko-Trend im Sport auf den Punkt:
«Eigentlich müssten heutzutage alle Sportveranstalter
bei ecosport.ch dabei sein, denn sie alle haben eine
grosse Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt. Aber ein solches Programm funktioniert eben
nur richtig, wenn alle freiwillig und aus Überzeugung
dabei sind.» Nicht nur diejenigen Veranstalter mit
grossem Budget sind gefordert, auch «Kleine» können sich mit einfachen, aber wirkungsvollen Ideen
profilieren, wie ein Blick auf die Gewinnerliste der
Auszeichnung von ecosport.ch 2009 zeigt. Wer sich
für etwas engagiert, kann ein Vorbild sein – ganz im
Sinne des Sports, die Natur dankt.
ecosport.ch – die Gewinner 2009
ecosport.ch ist die nationale Umweltplattform für Sportveranstalter zur Verbesserung der Umweltperformance. Das Programm
unter der Leitung von Swiss Olympic wird getragen von den Bundesämtern BAFU, BASPO, ARE und BFE. Weitere Informationen
unter www.ecosport.ch. Jährlich vergibt ecosport.ch maximal
30 000 Franken Preisgeld an Sportveranstalter aus der ganzen
Schweiz, die überzeugende Massnahmen und Ideen zum Schutz
von Umwelt und Mensch umgesetzt haben. Im Rahmen des responsability.forum.schweiz wurden im November in Luzern aus
den insgesamt rund 70 eingereichten Massnahmen folgende elf
Sportveranstalter ausgezeichnet (alphabetisch geordnet):
aeschi.bewegt Abfall-Vermeidung
GP Fricktal – Osterlauf Verkauf regionaler Produkte; Mehrweg und PET-Flaschen.
ICF Kajak Freestyle World Championship Thun WWF-Energiepodium «Wie grün ist die Wasserkraft wirklich?», Projekt «Riverwatch»; Einbindung von öffentlichem Verkehr.
Kajak-Junioren-WM Buochs – Wildwasser-Abfahrt Zentrale
Unterkunft zwischen Start- und Zielort, Shuttlebetrieb.
Lucerne Marathon Klimaneutral.
OL-Weltcupfinale /PostFinance Sprint / Zürcher OL Verkehrsfreie
Innenstadt, Kombiticket, Ökostrom.
Ruderwelt Luzern Konsequenter Landschaftsschutz in Natur schutzgebiet.
Schweizer Frauenlauf Bern Voll integriertes Kombiticket.
Swiss Walking Event Solothurn Voll integriertes Kombiticket.
Verbier – Etappenort Tour de France Zwei Ökologiekommissi onen, konsequentes Abfallmanagement-System.
Weltklasse Zürich Kombiticket, Deckung des Stadion-Strom bedarfs durch Solarstrom.
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«Kinder müssen
geschützt werden»
Sexuelle Übergriffe im Sport vermeiden – das ist das Ziel des Programms von Swiss Olympic. Der Schweizerische Schiesssportverband
(SSV) ist einer der Verbände, die in den Vereinen Kontaktpersonen
zur Prävention von sexuellen Übergriffen ausbilden. Treibende Kraft
im SSV ist Ruth Siegenthaler, Leiterin der Bereiche Ausbildung, Nachwuchsförderung und Richter. Sie zeigt auf, wie Präventionsarbeit in
Verbänden aufgebaut wird.
Interview Oliver Schörlin Bilder Kurt Schorer, zvg (S. 19)
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▎Ein jugendlicher Sportschütze im Training. Im
Kampf gegen sexuelle Übergriffe gilt der Schweizerische Schiesssportverband als Vorreiter.
Sexuelle Übergriffe im Sport sind nach wie vor ein Tabuthema. Weshalb braucht es in Vereinen Kontaktpersonen,
die sich diesem Thema annehmen?
Kinder müssen geschützt werden und zwar in jeder Sportart. Diese Verantwortung wollen wir, der SSV, wahrnehmen. Prävention ist immer besser als Intervention.
Wie gross ist die Problematik der sexuellen Übergriffe im
Schiesssport?
Ich schätze ungefähr gleich gross wie in jeder anderen
Sportart. Jedoch wollen wir etwas tun, bevor etwas passiert.
Was sind für Sie die wichtigsten Aufgaben einer Kontaktperson?
Eine Kontaktperson sollte die Problematik von sexuellen
Übergriffen an Jugendlichen aufgreifen und im Verein immer wieder neu thematisieren. Aktive Prävention ist sehr
wichtig. Ideal ist, wenn sie es schafft, in einem Verein
eine Art Beschwerdekultur einzuführen. Diese Person sollte ausserdem über Zivilcourage verfügen und im Notfall
konsequent handeln. Ich denke, es braucht für diese Aufgabe ein gewisses Mass an Lebenserfahrung.
Der SSV hat vor einem Jahr zum ersten Mal Kontaktpersonen ausgebildet. Wie kam es dazu?
Wir sensibilisieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
von Trainerausbildungen im Bereich von sexuellen Übergriffen gegenüber Jugendlichen schon seit 2004. Vor zwei
Jahren haben Urs Jenny, ein Polizist, und ich ein Präventions- und Interventionskonzept erarbeitet. Danach
haben wir im Verband Präventionsverantwortliche für die
verschiedenen Sprachregionen bestimmt, die unter anderem auch die Ausbildungen von Kontaktpersonen koordinieren, planen und steuern.
Wie wurden Sie in Ihrer Arbeit vom Verband unterstützt?
Ich stiess eigentlich nur auf offene Ohren und wurde von
allen Beteiligten sehr gut unterstützt. Der Verband unterstützte das Projekt von Anfang an auch in finanzieller
Hinsicht. Den Inhalt der Ausbildungskurse haben wir selber zusammengestellt. Wir haben uns mit Informationen
von J+S, der Fachstelle für sexuelle Ausbeutung mira und
unseren bestehenden Trainerausbildungen eingedeckt
und alles unseren eigenen sportartspezifischen Bedürfnissen angepasst.
Wie viele Vereine im SSV haben heute eine Kontaktperson eingesetzt?
Zum heutigen Zeitpunkt haben wir zirka hundert Kontaktpersonen ausgebildet. Selbst nach einem Jahr stehen wir
immer noch am Anfang. Kürzlich haben wir die kantona-
len Nachwuchs- und Ausbildungschefs zu Kontaktpersonen ausgebildet, damit diese wiederum in ihren Kantonen
diese Ausbildung organisieren und durchführen.
▎Ruth Siegenthaler
Was raten Sie Verbänden, die in dieser Arbeit noch ganz
am Anfang stehen?
Viele Wege führen nach Rom, ein Erfolgsrezept habe ich
nicht. Ich empfehle aber, das Thema in einem Projekt anzugehen. Zudem benötigt die Thematik auch Zeit, damit
sie sich im Verband und in den Vereinen verankern kann.
Vielleicht braucht es auch einen gewissen Druck vom Verband.
«Wir wollen etwas tun,
bevor etwas passiert»
Wie sieht Ihr persönliches Fazit nach zwei Jahren aus
und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt. Das Thema
polarisiert, was teilweise auch zu Diskussionen geführt
hat. Trotzdem sind wir immer drangeblieben. Ich wünsche mir, dass sich alle Sportverbände dazu bekennen
und es vor lauter Prävention nie mehr einen sexuellen
Übergriff geben wird. Ich weiss, dass es trotz aller Prävention vorkommen kann und dass dieser Wunsch leider
nicht realisierbar ist. Aber wenn nur ein paar Fälle verhindert werden können, hat sich die Arbeit gelohnt. Es wäre
schön, wenn die Leute mehr Mut aufbringen würden, um
über das Thema zu sprechen – auch in anderen Verbänden und Sportarten.
Die Kontaktperson im Verein
«Keine sexuellen Übergriffe im Sport», das Präventionsprogramm von Swiss Olympic, empfiehlt zur
Prävention vor sexuellen Übergriffen im Verein acht
Massnahmen. Eine davon ist die Bestimmung einer Kontaktperson, an die sich Betroffene wenden
können. Die neue Broschüre «Die Kontaktperson im
Verein» soll Kontaktpersonen in den Vereinen in ihrer Funktion anleiten und unterstützen.
|W
eitere Informationen zum Thema finden Sie im
«Ratgeber gegen sexuelle Übergriffe und Ausbeutung im Sport» von Swiss Olympic oder im Internet
auf www.spiritofsport.ch und www.schau-hin.ch.
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▎Sportliche Betätigung dank digitaler Revolution: Mit dem interaktiven Video-Wettbewerb «The Best of Us Challenge» animiert
das IOC alle Sportbegeisterten, die Stars – von Rafael Nadal bis zu Ivo Rüthemann – herauszufordern: www.olympic.org.
Fühle den Puls Prenez le pouls Tastare il polso Tucc a il puls Fühle den Puls Prenez le pouls Tastare il polso Tucc a il puls
Die digitale Revolution und
die olympische Bewegung
Kaum jemand kann sich heute vorstellen, ohne iPhone, Blackberry oder sonstiges
Mobiltelefon unterwegs und ständig erreichbar zu sein, oder aber jederzeit selbst
telefonieren beziehungsweise im Internet nach Informationen suchen zu können.
Marktforschungen zeigen, dass Ergebnisse und Bilder von Sportwettkämpfen zu
den am meisten abgefragten Informationen der Nutzer digitaler Kommunikationsgeräte zählen. Für die olympische Bewegung und den Sport ist dies Herausforderung und Chance zugleich.
Text Patrick Baumann* Bilder IOC, Keystone (S. 22)
Wie die industrielle Revolution vor rund 200 Jahren bringt
heute die digitale Revolution tiefgreifende technologische
Änderungen mit sich und reicht in alle Bereiche unseres
Lebens hinein. Auch der Sport ist von diesen Änderungen
betroffen.
Besonders deutlich wird dies an der Art und Weise, mit der
Bilder von Sportereignissen rund um die Welt veröffentlicht
werden, sowie an den vielfältigen Möglichkeiten, die es uns
erlauben, diese Ereignisse jederzeit und überall zu «kon-
20
s w i s s s p or t N r. 6 /0 9
sumieren». Zusätzlich zu den Sportseiten der Printmedien
steht uns ein wahres Überangebot an digitalen Fernsehprogrammen zur Verfügung. Zählt man die im Internet bereitgestellten Übertragungen und Videoclips und die SMSNachrichten hinzu, wird deutlich, um wieviel grösser unsere
Auswahl und Informationswege heute sind.
Der Sport hält tagtäglich neue Ergebnisse, Berichte und
Überraschungen bereit. Seine Inhalte eignen sich hervorragend für eine zielgerichtete und wiederholte Verbrei-
▶
f ü hl e
d e n
p u l s
bringt. «Wir müssen sicherstellen, dass sich die iPod- und
iPhone-Generation ein- und nicht abschaltet», sagte Sir
Martin Sorrell, Chef der Medien- und Kommunikationsagentur WPP, am Kongress des IOC in Kopenhagen.
Die Diskussionen in Kopenhagen erbrachten eine Reihe
von Feststellungen:
tung, und gerade diese benötigen die neuen Medien, um
ihr Zielpublikum zu erreichen. Der Sport besitzt dadurch
eine hohe Anziehungskraft und bietet all jenen, die in diesem oder für diesen Bereich arbeiten, vielseitige Chancen.
Die Feststellungen des Olympischen Kongresses
Der Olympische Kongress im Oktober 2009 in Kopenhagen
hat sich der der digitalen Revolution als zentralem Thema
angenommen. Die olympische Bewegung und ihre Mitglieder haben dabei vor allem die Auswirkungen dieser Entwicklung auf ihre verschiedenen Aktivitäten untersucht.
Sie kamen zum Schluss, dass die Strategien und Ansätze in
Zukunft die enormen Perspektiven und Änderungen berücksichtigen müssen, die die digitale Revolution mit sich
Fühle den Puls Prenez le pouls Tastare il polso Tucc a il puls Fühle den Puls •Heute sind rund 1,7 Milliarden Menschen «online».
4 Milliarden Menschen sind im Besitz eines Mobiltelefons – ein riesiges Potenzial.
•Jeden Tag entstehen neue Technologien und Informationsplattformen und werden von der jungen, mit
Computern aufgewachsenen Generation, den «digital
natives», genutzt.
•Der schnelle Austausch von Informationen und Meinungen
und die spontane Bereitstellung von Texten und Bildern
via Twitter, Facebook oder anderen Internetportalen ist Teil
einer neuen Lebensweise, eine Notwendigkeit. Auf diesen
Portalen wird alles umgehend analysiert und diskutiert,
kritisiert oder befürwortet.
•Die Ausgaben für traditionelle Sportwerbung sind immer
noch beachtlich (44 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009),
verzeichnen jedoch erstmals einen langsameren Aufwärtstrend. Der Anteil von Online-Werbung wächst dagegen in einem beeindruckenden Rhythmus. Diese Entwicklung zeugt von steigendem Interesse grosser Marken
an diesen Technologien und deren Nutzern.
•Die Sportwelt erneuert sich tendenziell nicht gern. Das betrifft die Art und Weise der Selbstdarstellung ebenso wie
den Verkauf von Rechten oder die Bereitstellung von Inhalten an ein möglichst breites Publikum.
•Das Durchschnittsalter von Zuschauern traditioneller
Fernsehsender steigt an.
(Fortsetzung auf Seite 22)
Prenez le pouls Tastare il polso Tucc a il puls
Der 13. Olympische Kongress – letzter Teil der Serie im «swiss sport»
Der Olympische Kongress, an dem das Internationale Olympische Komitee (IOC) jeweils mit den Nationalen Olympischen
Komitees und den internationalen Sportverbänden zusammenkommt, findet alle 10
bis 15 Jahre statt. Er soll die Weiterentwicklung der olympischen Bewegung sicherstellen. Am 13. Olympischen Kongress vom
3. bis 5. Oktober 2009 in Kopenhagen wurde
über folgende fünf Themen diskutiert: die
Athleten, Olympische Spiele, die Strukturen
der olympischen Bewegung, Olympismus
und Jugend und die digitale Revolution.
Als Grundlage der Diskussion dienten gegen 2000 Anregungen und Vorschläge, die
im Vorfeld des Kongresses unter dem Motto
«Fühle den Puls» eingereicht worden waren. Der Kongress verabschiedete schliesslich eine Deklaration mit 66 Empfehlungen
zum Thema «Die olympische Bewegung in
der Gesellschaft». Darin wird in erster Linie
die Wichtigkeit der Jugendlichen und der
Athleten betont. Die Empfehlungen sollen
dazu beitragen, junge Menschen dem Sport
näher zu bringen, die Athleten besser zu
schützen und die Vorteile der digitalen Re-
volution zugunsten des Sports zu nutzen.
Die Empfehlungen können hier heruntergeladen werden: www.olympic.org>The
IOC>Congress>Read the full text of the recommendations.
Damit endet auch die Serie «Fühle den Puls».
Wir haben darin die Themen des Olympischen Kongresses aufgenommen und Fragen
aufgeworfen, mit denen sich Swiss Olympic
täglich beschäftigt. Die bereits erschienen
Artikel finden Sie unter www.swissolympic.ch/
swisssport. (mry)
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•Für eine Sportorganisation (Vereine, Verbände, Nationale
Olympische Komitees, IOC, usw.) bedeuten die erforderlichen Technologien für den Sprung ins digitale Zeitalter
enorme Investitionen.
•Trotz der oben genannten Zahlen besteht weltweit eine
grosse Diskrepanz bei der Einführung digitaler Technologien. Im Allgemeinen fehlt es noch an dem erforderlichen
Know-how für das richtige Verständnis der Vielfalt und
Chancen, welche die digitalen Technologien bereit halten.
Dynamische Erneuerung durch digitale Technologien
Neben den acht Empfehlungen im Beschluss des Olympischen Kongresses erscheinen die folgenden drei Schlussfolgerungen als wesentlich und unumgänglich:
▎Patrick Baumann
spricht in Kopenhagen über die
digitale Revolution
1) Die digitale Revolution stellt für die olympische Bewegung und den Sport eine Chance dar. Sie nicht zu berücksichtigen, würde bedeuten, den Anschluss an die künftige
Generation von Fans und Sportlern zu verlieren. Sie stellt
somit eine wichtige Herausforderung für die olympische
Bewegung, die Partner aus der Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft dar.
Auf die olympische Bewegung besitzt dies zahlreiche Auswirkung: Das olympische Programm und alle Sportarten
müssen sich erneuern und sich an das Publikum der Zukunft anpassen, sowohl in Bezug auf die Verbreitung von
Bildern wie auch auf die Sportreglemente. Das IOC hat ein
System zur Revision der Sportarten und die Olympischen
Jugendspiele eingeführt, aus Volleyball hat sich Beachvolleyball entwickelt, im Radsport wurde die Disziplin BMX
integriert und Basketball wird an den Jugendspielen in
Singapur 2010 mit Mini-Mannschaften von drei Spielern
ausgetragen.
Darüber hinaus müssen die wirtschaftlichen, rechtlichen,
technischen und sonstigen Barrieren abgeschafft werden, die der jungen Generation den einfachen Zugang zu
Sportbildern mit Hilfe der neuen Technologien erschweren
(«Let the children play»).
2) Die digitale Revolution ist nicht nur auf das Internet
beschränkt: Digitale Technologien wirken sich auf sämtliche Aspekte einer Sportorganisation aus. Sie betrifft nicht
▎Die digitale Revolution
war eines von fünf
Themen, die am Olympischen Kongress in
Kopenhagen diskutiert
wurden.
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nur die Aktualisierung einer Internetseite mittels «Streaming», sondern auch die Art und Weise, wie wir Dinge verwalten, Beziehungen knüpfen und die Kontakte zu
und zwischen den Mitgliedern einer Organisation verbessern, wie das Personal arbeitet und wie Informationen
produziert, umgewandelt und verbreitet werden. Das gilt
für eine grosse Organisation wie das IOC ebenso wie für
einen kleinen Schweizer Sportverein.
3) Die digitalen Technologien sind dabei nicht das eigentliche Ziel: Im Bereich des Sports besteht das zentrale Anliegen in der Strategie, die sie eröffnen und nicht in ihrer
Rentabilität. In diesem Zusammenhang mag daran erinnert sein, wie der amerikanische Präsident Obama diese
Technologien für seine Wahlkampagne nutzte.
Die Suche nach neuen Wegen einer effizienten Kommunikation ist für die Vermittlung der Werte der olympischen
Bewegung und der einzelnen Sportarten von grösster
Wichtigkeit, ganz besonders in Bezug auf ein junges Publikum, dem es immer schwerer fällt, sich längere Zeit
auf eine Tätigkeit zu konzentrieren oder einfach nur eine
körperliche Aktivität auszuüben. Sollte sich der Einsatz
von digitalen Technologien darüber hinaus auch als wirtschaftlich rentabel erweisen – sei es, weil sie ein effizienteres und damit kostengünstigeres Arbeiten erlauben, sei
es, weil dies Partner zu neuen Investitionen anregt –, ist
dies umso erfreulicher.
*P
atrick Baumann ist Generalsekretär des Internationalen Basketballverbandes (FIBA), Mitglied des IOC und
Mitglied des Exekutivrats von Swiss Olympic.
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▶
s p ort p oliti k
Das olympische Feuer
brennt!
Das olympische Feuer ist in Kanada unterwegs und wird zeitgerecht zur Eröffnungsfeier der
Olympischen Spiele 2010 in Vancouver ankommen. Dieses Feuer brennt aber auch in den
Herzen unserer Athletinnen und Athleten, die in Vancouver am Start sein werden, um dort
ihre persönliche Höchstleistung zu erreichen. Sie haben bereits einen langen Vorbereitungsweg hinter sich, begleitet vom Traum, an den Olympischen Spielen Erfolg zu haben. Der
unbändige Glaube an einen Erfolg in Vancouver zeichnet unsere Sportlerinnen und Sportler
aus. Viele haben «unmögliche Hindernisse» überwunden und sich mit eindrücklichen Leistungen zurückgemeldet. Der Weg war geprägt von Erfolgen und Misserfolgen, vielleicht sogar
von Verletzungen. Nun folgt der Endspurt bis zur Eröffnungsfeier am 12. Februar 2010.
Von Teamchefs, Trainern und Athleten sorgfältig durchdachte Vorbereitungswege führen nach
Vancouver, Cypress Mountain oder nach Whistler. Diese Wege wurden massgeschneidert für
die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Sportdisziplinen und boten teilweise
auch Raum für individuelle Lösungen. Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Konsequenz diese
Wege begangen wurden. Verschiedene Sonderanstrengungen wurden unternommen. Hier
eine (unvollständige) Aufzählung:
•In Saas Fee und Zermatt wurden für die alpinen Skifahrer spezielle Gletschertrainingspisten
gebaut. Die Boardercrosser und Skicrosser verfügten für ihre Vorbereitungen in Saas Fee über
eine weltweit einzigartige Trainingspiste.
•Die Bobfahrer mit einem neu entwickelten «CITIUS-Bob» konnten in Andermatt eine von der
Armee speziell gebauten Anschiebe-Trainingsbahn nutzen, die exakt den Neigungswinkeln
in Whistler entspricht.
•Die Langläufer erfuhren in Magglingen eine gezielte wissenschaftliche Unterstützung kombiniert mit einem modernen Rollski-Laufband.
•Um für die Wetterkapriolen in Whistler und Cypress Mountain gerüstet zu sein, wurde das
Projekt «Snow» ins Leben gerufen. Wetterspezialisten des Eidgenössischen Instituts für
Schnee- und Lawinenforschung werden vor Ort direkt mit unseren Wachsspezialisten zusammenarbeiten.
•Die Broschüre «Basics for Sucess» hat den Athletinnen und Athleten geholfen, sich gezielt
vorzubereiten. Verschiedenste Bereiche wie etwa die Vorbeugung gegen Infekte, mentale
Aspekte, Jetlag oder die Planung der Höchstleistung werden darin behandelt.
Zusammenfassend dürfen wir feststellen: Wir sind bereit für die Herausforderung Vancouver!
Olympische Spiele haben ihr eigenes Gesicht und ihre eigene Geschichte. Wir können die
Erfolgsgeschichte unserer Mission von Turin nicht einfach wiederholen, aber wir werden alles
geben, um eine neue Geschichte mit eindrücklichen Leistungen zu schreiben. Das Glück können wir dabei nicht erzwingen, aber wir haben uns mit hohem Engagement so vorbereitet,
dass uns das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen hold sein müsste.
Zum Schluss möchte ich auch all denjenigen alles Gute wünschen, die ihr Ziel Vancouver nicht
erreicht haben. Auch ihnen gebührt unsere Anerkennung und ich hoffe, dass sie trotzdem auf
eine wertvolle Zeit zurückblicken können.
Erich Hanselmann
Chef de Mission Vancouver 2010
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Was ist eigentlich…
▎Das Rennen der Ballone. Bild: zvg
Ballon-Sport?
1 | M
artin Messner, Sie sind Präsident des Schweizerischen Ballonverbandes.
Erklären Sie uns Ihre Sportart in wenigen Sätzen.
Ballonfahren ist eine 200 Jahre alte traditionelle Luftsportart, die dem Mensch als
erste die Möglichkeit des Mitfliegens erlaubte. Der Ballon bewegt sich mit dem
Wind und kann nur über Höhenänderungen gesteuert werden. An Ballon-Wettkämpfen müssen die Teams auf mehreren Fahrten verschiedene Aufgaben lösen.
Bei der «Fuchsjagd» beispielsweise verfolgen sie einen Fuchsballon und setzen
möglichst nah am von diesem ausgelegten Zielkreuz einen Marker ab. Die sportliche Herausforderung ist immer die Koordination zwischen der Distanz der Fahrt
und des präzis gewählten Landeortes.
2 | W
as für eine Ausrüstung braucht es, um Ballon-Sport zu betreiben, und
wie viel kostet sie?
Grundsätzlich braucht es einen Heissluft- oder Gasballon. Der Heissluftballon besteht aus einer Ballonhülle, einem Korb, Brenner und Propan-Gastanks. Eine solche Ausrüstung kostet rund 50- bis 100 000 Franken, je nach Grösse des Ballons. Im
Normalfall werden die Investitionen von einem Ballonsport­verein getragen.
3 | W
ie viele Menschen betreiben Ballon-Sport in der Schweiz und wie viele
Vereine gibt es?
Wir haben derzeit in der Schweiz rund 400 Ballonpiloten und 42 Ballongrup­pen,
wobei 20 bis 30 Teams Wettkampfsport betreiben.
4 | Was macht einen erfolgreichen Ballon-Sportler aus?
Ballonfahren ist Sport und Passion in einem. Ein erfolgreicher Ballonsportler sollte
neben sehr viel Ballonfahrpraxis vor allem Wind und Wetter gut einschätzen können und mit der Navigation vertraut sein. Dazu kommt sehr viel Wettkampfpraxis
an nationalen und internationalen Wettbewerben.
5 | Was macht Ballon-Sport zur schönsten Sportart der Welt?
Ballonfahren ist eine ruhige, beschauliche Art, sich in der Luft fortzubewe­gen.
Dieser Sport kann ganzjährig betrieben werden und erlaubt, in grosse Höhen
aufzusteigen, womit er einen majestätischen Rundblick auf die jeweilige Gegend
offeriert. Nur wer mitgefahren ist kennt die Schönheiten des Ballonsportes.
| Für mehr Informationen: www.sbav.ch
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25
i m
g e s p r ä c h
«Aus dem Herz
muss es kommen»
«OGI – Offen, nicht genial, aber Gut und Integer» – so
beschrieb Adolf Ogi, Alt-Bundesrat und Ehrenpräsident
von Swiss Olympic, einst seine «Marke» als Nationalratskandidat. Wie nur ganz wenige Leute hat der heute
67-Jährige die Schweizer sowie die internationale Sportwelt in fast allen Facetten bewegt und mitgestaltet. Interview Philipp Furrer Bilder Philipp Furrer, Keystone (S. 27)
Herr Ogi, sowohl im Sport wie auch in der Politik wurden Sie stets am Erfolg gemessen. Was bedeutet Erfolg
für Sie?
Erfolg heisst Ziele erreichen. Je höher das Ziel gesteckt
war, desto schöner ist der Erfolg. Die NEAT ist so ein Beispiel. Es gab damals sehr viele Widerstände auf allen Ebenen zu bekämpfen und technologisch war es auch ein
unglaublich kompliziertes politisches Projekt. Es galt zu
überzeugen, zu motivieren und durchzustehen. Die NEAT
ist bedeutend mehr als zwei lange Tunnels mit je einem
Ein- und Ausgang. Die touristischen Zahlen für das Oberwallis zeigen, dass dank der NEAT am Lötschberg heute bis zu 20 Prozent mehr Touristen zu verzeichnen sind.
Ein hohes Ziel wurde trotz Widerständen erreicht und der
Erfolg ist nachweisbar. Im Sport ist die Aufgabenstellung
und der Weg zur Zielerreichung nicht gleich, aber auch im
26
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Sport muss in erster Linie überzeugt und motiviert werden
können.
Was war Ihr grösster Erfolg?
Es ist immer gefährlich, vom eigenen Erfolg zu sprechen.
Das wird oftmals missverstanden. Im Sport waren natürlich die Leistungen in Sapporo 1972 nach den medaillenlosen Winterspielen von Innsbruck 1964 ein grosser Erfolg.
Als Bundesrat habe ich hoffentlich auch einiges bewirken
und gestalten können. Ich habe aber – wie nicht anders möglich – auch Misserfolge eingefahren. Erfolge und
Misserfolge liegen oft sehr nahe beieinander. Bei allem,
was ich tue, ist es mir wichtig, den Auftrag zu erfüllen und
in erster Linie zu gestalten und nicht einfach nur zu verwalten. Ich habe immer versucht, die Aufgaben nach dem
Grundsatz «Believe in what you do, do what you believe
in» anzugehen.
Und was war ihre grösste Niederlage?
Nicht eine Niederlage, aber das Schlimmste, was ich miterlebte, war der Tod meines Sohnes. Daneben wird alles
andere klein und bedeutungslos. Klar wäre ich gerne ins
IOC gewählt worden. Ich hätte mit meiner jahrelangen
Erfahrung in den Bereichen des Sports, der Politik und
der UNO gerne mitgeholfen, die olympische Bewegung
weiterzuentwickeln.
Adolf Ogi
Geburtsdatum
Geburtsort
Hobbys 18. Juli 1942
Kandersteg (BE)
Skifahren, Bergsteigen
Golfen
Stichworte Peking und Sotschi: Die Olympischen Spiele
werden immer grösser und kommerzieller. Wie stehen
Sie zu dieser Entwicklung?
Ich werte nicht den einzelnen Entscheid. Die Bewegung,
die Richtung werte ich. Ich finde schon, dass das IOC eine
ungeheuer wichtige Aufgabe und eine entsprechend grosse
Verantwortung trägt. Die olympische Bewegung darf nicht
zu einer Geldmaschine werden. Pierre de Coubertin beabsichtigte etwas anderes und das ist immer noch gültig und
zu beachten. Heute reisen die Präsidenten der Welt an
die IOC-Kongresse, um Einfluss zu nehmen. In Anbetracht
von diesem hohen Aufmerksamkeitsgrad muss sich das
IOC immer wieder rechtfertigen, transparent handeln und
sich jeden Tag das Vertrauen der Welt erarbeiten.
Die Olympia-Kandidatur für Sion 2006 scheiterte damals. Sollte es immer noch ein Ziel sein, die Spiele in
die Schweiz zu holen?
Winterspiele müssten immer noch ein Thema in der
Schweiz bleiben. Wir waren gute Verlierer im 2006 und
hätten damals ganz sicher vorteilhafte Winterspiele organisiert. Die Entwicklung ist aber schon sehr rasant. Das
Ganze ist natürlich auch davon abhängig, in welche Richtung sich das IOC bewegt. Stehen weiterhin Grossstädte
wie Turin, Vancouver und München oder Sommerkurorte
wie Sotschi im Vordergrund, dann wird es schwierig für
die Schweiz. Insbesondere auch, weil der Schweizer in
erster Linie viele Probleme sieht. Finanzen sind sofort das
erste Thema, und dann muss bei uns immer alles perfekt
sein. Das macht es nicht einfacher. Winterspiele kosten
nicht nur, sie bringen einem Land auch einen Ertrag, und
zwar nicht nur einen wirtschaftlichen. Chancen werden in
der Regel vom Schweizer zu wenig positiv gewichtet. Die
Schweiz aber hat nur eine Möglichkeit, wenn ein solches
«Ich hatte sehr viel Glück
in meinem Leben»
Projekt ohne Wenn und Aber von unten bis oben – vor
allem auch von den politischen Behörden – konsequent
und zielorientiert mitgetragen wird. Sie sind jetzt 67 Jahre alt, was möchten Sie noch bewegen?
Ich schätze es sehr, endlich auch mehr Zeit für mich zu
haben. Die letzten Jahre waren immer reichlich mit Arbeit
ausgefüllt und jetzt darf ich es mit 67 ein wenig ruhiger
nehmen. Ich mache nur noch dort mit, wo man mich
will, und engagiere mich in verschiedenen Stiftungen wie
beispielsweise Right to play, Swisscor oder SCORT, wo es
darum geht, insbesondere benachteiligten Kindern über
die sportliche Erziehung zu helfen.
Sie sind in der Bevölkerung immer noch sehr beliebt
und bekannt. Was macht den Ogi aus?
Ich hatte sicher viel Glück in meinem Leben. Bei einigen
neuen Aufgaben hat man mich einfach ins Wasser geworfen und als Bergler nicht gefragt, ob ich schwimmen
kann. Aber ich habe die Herausforderungen immer angenommen. Vielleicht hat man auch gemerkt, dass sich der
Ogi Mühe gibt, sich einsetzt und ehrlich Lösungen sucht.
Intuition und das «Gschpüri» haben immer eine wichtige
Rolle gespielt, um den Auftrag zu erfüllen. Aber man kann
ein Ziel nie alleine erreichen, es braucht immer ein motiviertes und begeisterungsfähiges Team. Und schliesslich
muss alles, was man tut, das Herz berühren, so dass die
Seele nach oben kommt.
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27
p a n or a m a
▎Edel, glänzend, stolz: der Sitz des IOC in Lausanne.
Lausanne, capitale
olympique
In Lausanne dreht sich alles um den Sport. Seit Pierre de Coubertin in den
Kriegswirren 1915 den Sitz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)
von Paris in die Stadt am Lac Léman verlegte, siedelten sich hier viele internationale Sportorganisationen an. Und es werden immer mehr.
Text Manuela Ryter Bilder IOC/Stéphane Romeu (S.28), IOC/C. Leutenegger (S.29), zvg (S.30)
Nebenan auf dem Campingplatz sitzen einige Unverdrossene unter den Dächern ihrer Vorzelte und schauen dem Regen zu. Ein Jogger läuft achtlos an dem edlen, bescheiden
pompösen Gebäude vorbei, in dessen schwarzen Scheiben sich die Bäume spiegeln. Der Eingang ähnelt einem
Triumphbogen, auf dem die fünf ineinander verschlungenen olympischen Ringe prangen: Hier, im Lausanner Parc
Bourget, wunderschön am Lac Léman gelegen, ist der Sitz
des Internationalen Olympischen Komitees, gleich neben
dem Château de Vidy, wo IOC-Präsident Jacques Rogge
seine Büros hat. Edel, glänzend, stolz. Irgendwie will der
Bau, in dem sich ein Teil der IOC-Administration befindet, nicht so ganz in die sonst etwas biedere Ufergegend
passen – viel eher würde man das mächtige IOC in einem
schicken Quartier in Paris oder Barcelona erwarten.
28
s w i s s s p or t N r. 6 /0 9
Sicherheit und Freiheit für Olympia
Dass sich eine Organisation wie das IOC in einer kleinen
Stadt wie Lausanne befindet, ist einzigartig – ein Glücksfall für die Stadt. Der Baron Pierre de Coubertin, der die
Olympischen Spiele wiedererweckt und 1894 das IOC gegründet hat, wollte, dass «der Olympismus in der unabhängigen und stolzen Atmosphäre, die man hier atmet,
die Sicherheit der Freiheit findet, die er für seine Entwicklung braucht». Olympia sollte seinen Sitz in einem
neutralen Land haben, dies entsprach den humanistischen Vorstellungen de Coubertins. Nach längeren Verhandlungen stellte ihm die Stadt 1915, als im Rest von
Europa der Erste Weltkrieg tobte, im Casino de Montbenon
einen Raum zur Verfügung. 1922 durften de Coubertin und
sein kleines IOC-Team in die Villa Mon-Repos in Vidy um-
«Was Genf für die internationalen Organisationen, ist Lausanne für den Sport»
ziehen. Seit 1968 ist der Hauptsitz des IOC im Château de
Vidy, das wie auch die vorherigen Liegenschaften dem IOC
bis heute kostenlos zur Verfügung gestellt wird. 1986 baute das IOC gleich daneben ein weiteres Gebäude für die
rasant wachsende Administration. Heute beschäftigt es in
Lausanne rund 400 Mitarbeitende.
In der fast 100-jährigen Liaison zwischen Lausanne und
Olympia gab es jedoch nicht nur gute Zeiten und das IOC
diskutierte mehr als einmal, in eine andere Stadt zu ziehen. Es brauchte mehrere Anläufe, bis die Schweiz das
IOC als internationale Organisation anerkannte und bis
Lausanne, Kandidatin für die Olympischen Sommerspiele
1960, den Wert Olympias erkannte. Erst mit IOC-Präsident
Juan Antonio Samaranch, der wie de Coubertin seinen
Wohnsitz nach Lausanne verlegte, wurde die Zusammenarbeit zwischen der Stadtbehörde und dem IOC in den
80er-Jahren enger. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das
IOC mächtiger und – dank den Einnahmen durch den Verkauf der TV-Rechte – immer reicher wurde. Diese Entwicklung ist bis heute ungebremst, wobei über 90 Prozent
der Einnahmen des IOC zurück in den Sport und die Olympischen Spiele fliessen.
Das Gedächtnis Olympias
Im «Parc olympique», von dem man über den Genfersee
bis zu den Bergen blickt, sprinten Schüler die steinernen
Treppen hoch, einer nach dem anderen, der Turnlehrer
feuert sie an und stoppt die Zeit. Ein idealer, motivierender
Ort für eine Turnstunde: Von allen Seiten werden die Nachwuchssportler in diesem Park an die olympischen Werte
erinnert. Vor dem Olympischen Museum rennt Emil Zátopek in Bronze gegossen seine letzten Meter, daneben ziert
ein Quadratmeter Barcelona den Rasen. Dieses Museum
ist das Gedächtnis Olympias. Hier werden de Coubertins
Schriften gehortet. Oder antike Fundgegenstände, die
von den Heldentaten der nackten Athleten Griechenlands
erzählen. Hier wird Geschichte erzählt von einer Gesellschaft, die mit Sporthelden nationale Identitäten schuf –
das Erfolgsrezept der Olympischen Spiele. Hier leben die
Helden von Sapporo, Seoul und Salt Lake City weiter.
Dieses Museum, für das de Coubertin zeitlebens Dokumente und Schätze gesammelt hat, dient nicht nur Sportwissenschaftlern und Historikern als wertvolles Archiv
für ihre Studien rund um Olympia; das Museum ist auch
die Basis für viele Ausstellungen – insbesondere vor und
während den Olympischen Spielen – in der ganzen Welt,
mit dem Ziel, die olympischen Werte bekannter zu machen: Die Wanderausstellung zu «Beijing 2008» wurde in
China über zwei Millionen Mal besucht. «Es ist die Mission
des Museums, den Olympismus zu fördern und ein breites
Publikum für die olympischen Werte zu sensibilisieren»,
sagt Anne Chevalley, Leiterin für Kultur und Erziehung des
Olympischen Museums, «die olympische Bewegung besteht nicht nur aus den Spielen.»
Gravitationszentrum der Sportwelt
Mit rund 200 000 Besuchern pro Jahr ist das Museum, das
Teil des IOC ist, auch eines der meistbesuchten Museen der
Schweiz. Spätestens seit seiner Eröffnung 1993 ist Olympia
aus Lausanne nicht mehr wegzudenken. Grund genug für
das IOC, sich bei der Stadt zu revanchieren: 1994, 71 Jahre
nach der Niederlassung des IOC in Lausanne, verlieh Samaranch der Stadt den Titel «Lausanne, capitale olympique». Ein Titel, der zum Markenzeichen von Lausanne
wurde. «Der Titel ist von grossem Wert für uns und für
die Schweiz», sagt Patrice Iseli, Leiter des Sportamts der
Stadt Lausanne, «es gibt nur eine olympische Hauptstadt
in der Welt, und das ist Lausanne.» Erst mit diesem Titel
habe auch die Bevölkerung den Wert des IOC für Lausanne
erkannt. Lausanne machte den Sport zur Politik und tut
bis heute alles, damit das «Gravitationszentrum der Welt
des Sports», wie Iseli das IOC nennt, nicht von einer anderen Stadt abgeworben wird. Der Titel ist jedoch auch
finanziell attraktiv für die Stadt: Eine Studie der Lausanner Sportakademie AISTS hat 2008 ergeben, dass Lausanne
und die Region jährlich rund 100 Millionen Franken durch
den Sport einnehmen. Das Interesse der Stadt ist deshalb
gross, dem IOC und den Verbänden weiterhin gute Konditionen zu bieten. So müssen neue Verbände beispielsweise in den ersten zwei Jahren keine Mieten bezahlen.
Und Lausanne kämpfte lange, dass die internationalen
Sportverbände in der Schweiz auch in Zukunft von den
Steuern befreit bleiben.
Die Schweiz habe die Bedeutung des Sports noch nicht
genügend erkannt, sagt Iseli. Er wünsche sich vom Bund
grundsätzlich «mehr Wertschätzung für Lausanne als
▎ Das Olympische Museum steht zurzeit voll im Zeichen von Vancouver.
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p a n or a m a
▎Das «Maison du Sport International» beherbergt internationale Sportverbände, -organisationen und mit dem Sport liierte Firmen.
olympische Hauptstadt und mehr Unterstützung dabei,
den Verbänden und Organisatoren von Sport-Grossanlässen gute Bedingungen zu bieten». Denn viele Welt- und
Europameisterschaften sowie andere grosse Sportevents
und -kongresse finden in Lausanne statt – trotz der wachsenden internationalen Konkurrenz. Und im Sommer 2011
wird in Lausanne der wohl grösste Sportevent der Schweiz
stattfinden: die Gymnaestrada, an der über 20 000 Athleten erwartet werden.
Austausch innerhalb der olympischen Familie
Was Genf für die internationalen Organisationen, ist Lausanne heute für den Sport. Über 30 europäische und internationale Verbände und Sportorganisationen haben
sich am Arc Léman angesiedelt, angezogen vom IOC (siehe
Kasten S. 31). Auch etliche internationale Sportorganisationen, beispielsweise das Internationale Sportschiedsgericht (TAS) sind in Lausanne, und mit den verschiedenen
Akademien wie etwa der AISTS hielt auch die Sportwissenschaft in Lausanne Einzug, die nebenbei genügend
Mitarbeiter-Nachwuchs für die Verbände und Organisationen ausbildet.
Um den Austausch innerhalb der «olympischen Familie»
zu vereinfachen und Synergien besser nutzen zu können,
baute die Stadt Lausanne gemeinsam mit dem Kanton
Waadt und dem IOC vor drei Jahren das «Maison du Sport
International» (MSI), keine 15 Gehminuten vom IOC entfernt. Diese drei weissen Hochhäuser sind ein Konzentrat der internationalen Sportwelt. Vom Ruderverband,
Boxverband und Kanuverband über die Welt-AntidopingAgentur WADA bis hin zur Sportmarketing-Agentur «IEC
in Sports» haben sich hier insgesamt sieben internationale Sportverbände, elf Sportorganisationen und elf Firmen, die in der Sportwelt tätig sind, eingemietet. Hier
werden Kopierer und Kaffeemaschinen geteilt, Netzwerke aufgebaut und neue Projekte angedacht. Die Büros des MSI sind beliebt, jedes Jahr verlegen neue internationale Verbände und Sportorganisationen ihren Sitz
samt Mitarbeitenden von den Metropolen der Welt nach
Lausanne – zuletzt zog im vergangenen Sommer SportAccord /AGFIS, die Dachorganisation der internationalen
Sportverbände, von Monaco ins «Maison du Sport». Anna
Hellmann von SportAccord ist begeistert vom MSI: «Das
Netzwerk ist super, wir arbeiten sehr häufig mit den an-
30
s w i s s s p or t N r. 6 /0 9
deren Verbänden zusammen, das erleichtert unsere Arbeit enorm.» Alles sei offen, kreativ und unkompliziert,
und das «auf allen Ebenen». Kleinere Verbände können
im MSI bereits möblierte Büros mieten und die Infrastruktur benutzen. Zurzeit ist das vierte Hochhaus im Bau,
die entstehende Bürofläche ist bereits vermietet und die
Warteliste lang. «Immer mehr Verbände, die nicht in der
Schweiz sind, realisieren, wie wichtig es ist, in der Nähe
des IOC und der anderen Verbände zu sein», sagt Danielle
Honegger von der Stadt Lausanne, die das MSI verwaltet.
Olympia ist allgegenwärtig
Noch hat es in der Schweiz nicht jeder gemerkt, doch in
Lausanne ist es unübersehbar: Ob an der malerischen
Uferpromenade in Ouchy, die zum Olympischen Museum führt, in den Gassen der hübschen Altstadt und auf
den Strassen, auf denen die schwarzen IOC-Autos nicht zu
übersehen sind, oder am Bahnhof, wo die olympischen
Ringe in grossen Lettern prangen: Olympia ist in Lausanne
allgegenwärtig. Einzig auf die Olympischen Spiele wartete
die Stadt bislang vergebens.
Nachhaltiges Vancouver im
Olympischen Museum
Das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in Vancouver
2010 (VANOC) will nicht die gigantischsten Spiele aller Zeiten organisieren, sondern die ökologischsten und sozial nachhaltigsten.
Wie es dies erreichen will, zeigt die neue Ausstellung im Olympischen Museum in Lausanne: Sie stellt die verschiedenen Austragungsstätten der nächsten Olympischen Spiele vor und zeigt visuell
auf, mit welchen Massnahmen Nachhaltigkeit und Umweltschutz
garantiert werden sollen. Beispielsweise, wie bereits bestehende
Sportstätten und Gebäude umgenutzt wurden. Wie die Bobahn
gekühlt wird und wo Wald gerodet werden musste. Oder wie die
indianische Bevölkerung mit Jugendarbeitsprogrammen einbezogen wurde. Insbesondere der Kunst der kanadischen Urbevölkerung widmet die Ausstellung einen grossen Teil, so sind unter anderem Masken und Totempfähle zu sehen. Weitere Informationen
unter www.olympic.org.
Internationale Sportverbände
in Lausanne und der Region
Danke
•Baseball: International Baseball Federation (IBAF)
•Bob: Fédération Internationale de Bobsleigh et de
Tobogganing (FIBT)
•Bogenschiessen: Fédération Internationale de Tir à
l’Arc (FITA)
•Boxen: Association Internationale de Boxe (aiba)
•Bridge: World Bridge Federation (WBF)
•Eislauf: International Skating Union (ISU)
•Fechten: Fédération Internationale d’Escrime (FIE)
•Fliegen: Fédération Aéronautique Internationale (FAI)
•Fussball: Union des Associations Européennes de
Football (UEFA)
•Golf: Association Européenne de Golf (AEG)
•Kanu: International Canoe Federation (ICF)
•Kunstturnen: Union Européenne de Gymnastique (UEG)
und Fédération Internationale de Gymnastique (FIG)
•Leichtathletik: European Athletic Association (EAA)
•Motorrad: Fédération Internationale de Motocyclisme
(FIM)
•Rad: Union Cycliste Internationale (UCI)
•Reiten: Fédération Equestre Internationale (FEI)
•Rudern: Fédération Internationale des Sociétés
d’Aviron (FISA)
•Schwimmen: Fédération Internationale de Natation
(Fina)
•Tischtennis: International Table Tennis Federation (ITTF)
•Unihockey: Fédération Internationale de Hockey (FIH)
•Volleyball: Fédération Internationale de Volleyball (FIVB)
•Wrestling: Fédération Internationale des Luttes Associées (FILA)
Internationale Sportorganisationen in Lausanne
•Académie Internationale des Sciencs et Techniques
du Sport (aists)
•Association Internationale de la Presse Sportive (AIPS)
•Association of Summer Olympic International Federations (asoif)
•Association of the International Olympic Winter
Sports Federations (aiowf)
•Association Olympique Internationale pour la Recherche Médico-Sportive (AIORMS)
•Comité International Pierre de Coubertin (CIPC)
•Fédération Internationale de Chiropratique du Sport
(FICS)
•Fédération Internationale de Mémorabilia (FIMO)
•Fédération Internationale de Numismatique Olympique (FINO)
•Fédération Internationale de Philatélie Olympique (FIPO)
•International Committee of Sports for the Deaf (CISS)
•International Masters Games Association
•International Olympic Committee (IOC)
•International Olympic Truce Foundation (IOFT)
•Olympisches Museum
•Solidarité Olympique
•SportAccord/AGFIS
•Tribunal Arbitral du Sport (TAS)
•World Antidoping Agency, European Office (WADA)
•World Federation of the Sporting Goods Industry (wfsgi)
•World Series Boxing (WSB)
Swiss Olympic dankt den Partnern
für die gute Zusammen­arbeit:
National Supporter
Leading Partners
Official Partners
Suppliers
www.swissolympic.ch/partner
p a n or a m a
▎Eine Brille soll die Augen der Indoor-Sportler schützen.
Augenschutz im Unihockey punktet
Lediglich drei Prozent aller Sportunfälle passieren im Unihockey. Gerade Augenverletzungen können aber gravierende Folgen haben. Um solche Unfälle zu vermeiden, entwickelte swiss unihockey zusammen mit der Suva eine Schutzbrille,
neu auch mit Sehkorrektur.
Text Luzia Kunz Bild Powerplay
Unihockey gehört zu den ungefährlichen
Sportarten, wie die Unfallstatistiken der Suva
zeigen. Gerade Augenverletzungen sind unter den Spielerinnen und Spielern jedoch
gefürchtet, da sie gravierende Folgen haben
können. Nach einer Anfrage seitens der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) setzten
sich deshalb die Verantwortlichen von swiss
unihockey und der Suva im Jahr 2006 zusammen, um das Problem des Augenschutzes anzugehen. Gemeinsam entwickelten sie eine
Schutzbrille und starteten eine Präventionskampagne. Seither erfreut sich die Schutzbrille immer grösserer Beliebtheit – und doch
bewegt sich der Prozentsatz brillentragender
Spieler immer noch unter einem Zehntel.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
«Der Mensch hat nur zwei Augen und diese gilt
es mit den bestmöglichen Mitteln zu schützen», sagt Mark Wolf, Fachleiter Unihockey bei
swiss unihockey. Claudio Casparis von der Suva
ergänzt: «Beim Sport sind Schutzbrillen, die
speziell auf die Bedürfnisse einer Sportart ab-
32
sw i s s s p or t N r. 6 /0 9
gestimmt sind, sehr wichtig für die Unfallverhütung.» Die Statistiken unterstreichen seine
Aussagen: 65 Prozent der Gesichtsverletzungen gehen ins Auge; vor einigen Jahren musste ein Nationalspieler den Sport gar aufgeben,
nachdem er bei einem Unfall 80 Prozent seiner Sehfähigkeit verloren hatte. «Gemeinsam
mit der Suva versuchen wir, Spielerinnen und
Spieler darauf aufmerksam zu machen, dass
sie mit einer Schutzbrille ihr Augenlicht nachhaltig schützen können. Das Problem ist nicht
die Häufigkeit der Verletzungen, sondern die
schwerwiegenden Auswirkungen», sagt Wolf.
Casparis ergänzt: «Indem wir den Athleten
die Risiken aufzeigen, ihnen die Möglichkeit
anbieten, sich mit einer Probebrille von der
Schutzwirkung zu überzeugen, sowie mit Vorbildern auf Topniveau, versuchen wir skeptische Spieler zu überzeugen.»
Mehr als ein Accessoire
«Jeder, der ohne Brille spielt, setzt sich einem
Risiko aus», sagt Nati-Captain Matthias Hofbauer, der seit einer leichten Augenverletzung im
Jahr 2004 stets eine Schutzbrille trägt. Er erzählt:
«In den letzten vier Monaten Meisterschaftsbetrieb habe ich von drei Unfällen auf Topniveau
gehört, welche mit Schutzbrillen hätten vermieden werden können.» Er selber habe in den
letzten fünf Jahren dank Augenschutz einigen
Verletzungen entgehen können. «Man muss
sich zwar Zeit geben, um sich an das Tragen zu
gewöhnen. Es lohnt sich jedoch allemal», sagt
Hofbauer überzeugt. Dank der neuesten Möglichkeit, die Schutzbrille der individuellen Sehfähigkeit anzupassen, steht auch Spielerinnen
und Spielern mit einer Sehschwäche nichts mehr
im Weg, um ihre Augen zu schützen. Für weitere Informationen: wolf@swiss-unihockey.ch
oder claudio.casparis@suva.ch
▶ Nicht nur in der Halle – auch bei OutdoorSportarten gewährleisten Spezialbrillen Schutz
und optimale Sicht: Vier Modelle der SwissOlympic-Brille für Biker, Läufer, Schnee- und
Wassersportler sind in den Optiker-Geschäften
des Swiss Olympic Official Partners Dynoptic
erhältlich: www.dynoptic.ch.
i n
k ü r z e
Personalia
Das Haus des Sports ist um eine Organisation reicher: Ende November hat die Stiftung
Schweizer Sporthilfe ihre Zelte in Zürich abgebrochen und ist nach Ittigen gezogen. Am
1. Dezember 2009 hat die Geschäftsstelle der
Sporthilfe ihre Tätigkeit im Haus des Sports offiziell aufgenommen. Somit ist die 2007 beschlossene Integration der Sporthilfe zu seiner
Stifterin Swiss Olympic nun auch räumlich vollzogen. Die Stiftung Schweizer Sporthilfe bleibt
trotz dieser Umstrukturierung eine eigenständige Organisation. Geschäftsführerin Catrin Wetzel zählt auf ein junges, dynamisches
Team, welches sich tatkräftig für die Förderung
leistungsorientierter Schweizer Nachwuchstalente einsetzt, damit diese ihren Traum vom
Spitzensport eines Tages verwirklichen können. Das Westschweizer Büro der Sporthilfe in
Genf mit Xavier Blanc bleibt bestehen. Für die
Sporthilfe sind in Ittigen neben Catrin Wetzel folgende Mitarbeitende im Einsatz: Bruno Cavelti (Fundraising), Rita Morf (Fundraising), Melanie Hakios (Fundraising), Matthias
Marending (Praktikant Fundraising), Marcel
Brönnimann (Kommunikation), Madlaina
Schaad (Praktikantin Kommunikation), Martina Gasner (Medien) Daniel Kasser (Events),
Fabian Kupferschmid (Praktikant Events), Monika Zürcher (Mitgliederservice und Administration) und Josiane Stern (Mitgliederservice).
Swiss Olympic
10 000 Sportlerinnen und Sportler verpflichten sich zu rauchfreiem Sport
Die Gewinner des Wettbewerbs «Sport rauchfrei» 2009 stehen fest: Zehn Vereine aus der
ganzen Schweiz erhalten je 5000 Franken in
ihre Vereinskasse, weiteren 50 Vereinen und
Teams wurde an der Preisverleihung in Ittigen
ein Preis übergeben. Insgesamt gab es beim
Wettbewerb von «cool and clean», dem Präventionsprogramm von Swiss Olympic, über
100 000 Franken Preisgeld zu gewinnen. Mitmachen konnten alle Vereine und Teams, deren Mitglieder sich mit ihrer Unterschrift auf
dem Ehrenkodex für einen Sport ohne Tabak
einsetzen. Vereine hatten für eine Teilnah-
▎Das Team der Stiftung Schweizer Sporthilfe (von links): Bruno Cavelti,
Matthias Marending, Melanie Hakios, Daniel Kasser, Martina Gasner,
Edith Zgraggen (nicht mehr für die Sporthilfe tätig), Madlaina Schaad,
Fabian Kupferschmid, Catrin Wetzel, Rita Morf, Marcel Brönnimann
und Josiane Stern. Es fehlen Monika Zürcher und Xavier Blanc.
me ihre Statuten mit einem entsprechenden
Artikel und Anhang zu ergänzen. Es machten
58 Vereine und 696 Teams mit, insgesamt
9549 Sportlerinnen und Sportler. Die Anmeldung für den Wettbewerb 2010 ist ab sofort
möglich unter www.sportrauchfrei.ch.
Neurowissenschaften an Trainerherbsttagung
«Technik lernen: Neue Ansätze und Best practice» lautete das Thema der Swiss Olympic Trainerherbsttagung am Bundesamt für Sport in
Magglingen im November. Zu den Referenten
gehörten auch Olympia-Headcoach Gian Gilli
und der designierte Eishockey-Nationaltrainer
Sean Simpson. An der Tagung wurden neurowissenschaftliche Studien vorgestellt, die bestätigen, dass die Technik im Sport bereits im frühen Kindesalter gelernt werden muss. Wie das
erfolgreiche Techniklernen in der Praxis vor sich
geht, wurde in den Ateliers von Trainern und
Athleten aus verschiedenen Sportarten vorgestellt. So erhielten die Fachleute einen breiten
Überblick über die verschiedenen Methoden,
die zu Topleistungen und Erfolgen führen.
Wann die Schweiz
in Vancouver die
erste Goldmedaille
holt, wissen wir
(noch) nicht.
Terminplan
Datum
Anlass
2010
12.02.2010Olympische Winterspiele Vancouver (–28.02.2010)
Alle anderen Sporttermine finden Sie
in unserem Sportkalender:
www.swissolympic.ch/sportkalender
12.03.2010Paralympics Vancouver (–21.03.2010)
23.03.2010Konferenz Leistungssport und Schule / Ausbildung, Ittigen b. Bern
05.05.2010Forum Chef Leistungssport 2010, St. Moritz (–06.05.2010)
09.07.2010
Gigathlon 2010 (–11.07.2010)
14.08.2010Olympische Sommerspiele der Jugend Singapur (–26.08.2010)
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i n
k ü r z e
Ausbildung Swiss Olympic 2009
Leitung
Sprache
Ort
Dauer
Datum
Diplom in Sportmanagement
VMI/Swiss Olympic/BASPO/IDHEAP
d
diverse
20 Tage
24.01.–15.10.2010
Vereinsmanagement-Ausbildung (VMA) (bestehend aus 6 Einzelmodulen)
Zürcher Kantonalverband für Sport ZKS
d
diverse
6 Tage
Service cantonal des sports Neuchâtel
f
Colombier
6 Tage
Schweizer Paraplegiker-Vereinigung
d
Nottwil
6 Tage
Sportamt Baselland
d
Pratteln
6 Tage
30.01.–06.11.2010
30.04.–12.06.2010
11.09.2010-26.03.2011
06.11.2010–27.03.2011
Trainerbildungs- und Weiterbildungsseminare Die Kurse sind ausgeschrieben unter www.baspo.ch/trainerbildung > Bildungsangebot > Weiterbildung
Web-Tool «VereinsManagement» – 1000 praktische Tipps für die Vereinsarbeit: www.swissolympic.ch/Vereinsmanagement
Weitere Informationen zu den Kursen finden Sie unter www.swissolympic.ch/ausbildung
18 neue Sportmanagerinnen und -manager
Im Oktober haben 18 Teilnehmende erfolg-reich den zweiten Zertifikatslehrgang
in Sportmanagement des Swiss Sport Management Center (SSMC) abgeschlossen. In
drei Modulen wurden sie in das Freiburger
Management-Modell für Non-Profit-Organisationen eingeführt. Themen waren unter
anderem Marketing, Finanz- und Ressourcenmanagement sowie Organisationslehre –
alles relevante Aufgabenbereiche im täglichen Vereins- und Verbandsgeschäft. Ende
Januar startet mit dem Lehrgang «Diplom in
Sportmanagement» erneut die zweite Stufe
der SSMC Sportmanagerausbildung. Mehr Informationen unter www.ssmc.ch.
Gigathlon 2010 findet in Thun statt
Nun ist es raus: Der Gigathlon vom 9. bis
11. Juli 2010 findet im Berner Oberland statt. Die
Gigathlon-Zeltstadt wird auf dem Waffenplatz
Thun stehen. Von dort legen die 4700 Gigathleten an zwei Wettkampftagen über 430 Kilometer zurück und überwinden 7200 Höhenmeter. Die Strecke führt am Samstag von Thun
durchs Emmental über die Lüderenalp zum
Lungernsee und über den Brünigpass zurück
zum Waffenplatz Thun. Am Sonntag starten die
Gigathleten im Thunersee, danach führt sie die
Reise zum Greyerzersee, über den Jaunpass ins
Simmental und durchs Diemtigtal zurück nach
Thun. Das Motto des Gigathlon lautet «catch
the sun». Die Startplätze waren auch dieses
Mal innert weniger Stunden ausverkauft. Mehr
Informationen unter www.gigathlon.ch.
Olympisches
Drei Städte wollen Olympische Winterspiele
2018
München, Annecy (Frankreich) und Pyeongchang (Korea) haben sich um die Ausrichtung
der Olympischen Winterspiele 2018 beworben. München, Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1972, möchte die erste Stadt werden, in der sowohl Winter- wie
34
s w i s s s p or t N r. 6 /0 9
auch Sommerspiele stattfinden. Pyeongchang
kandidiert bereits zum dritten aufeinanderfolgenden Mal. Wegen des ungeschriebenen
Gesetzes, dass die Winterspiele nicht zwei Mal
hintereinander auf dem gleichen Kontinent
stattfinden, gilt Pyeongchang als Favoritin
unter den drei Städten. Die Wahl findet am
6. Juli 2011 im südafrikanischen Durban statt.
Golf und Rugby werden olympisch
Nach einem Jahrhundert Abwesenheit geben
Golf und 7er-Rugby ihr olympisches Comeback:
2016 in Rio de Janeiro sowie 2020 wird in den
beiden Sportarten um Olympia-Gold gespielt.
Dies entschied die 121. IOC-Vollversammlung
in Kopenhagen nach hitziger Debatte. Damit
wird das Programm der Sommerspiele 2016
auf 28 Sportarten ausgeweitet. Rugby wurde
mit 81 Ja-Stimmen um einiges deutlicher an-
Schlusspfiff
genommen als Golf, das bei 63 Ja-Stimmen
27 Gegenstimmen erhielt. Keinen olympischen
Status erhielten in Kopenhagen Squash, Karate, Inlineskating, Baseball und Softball.
Allgemeines
Solidaritätsarmband der Sporthilfe
Die Schweizer Sporthilfe lanciert ein Solidaritätsarmband, mit dem alle Sportbegeisterten
zeigen können, dass ihnen die Zukunft des
Schweizer Sports am Herzen liegt. Das rote
Armband steht für das Potenzial des Schweizer
Sportnachwuchses, für Sport als Lebensschule,
für sportliche Werte wie Fairness, Ehrlichkeit,
Respekt und Leistungsbereitschaft. Das Armband kostet 5 Franken, der Erlös kommt den
rund 2500 Schweizer Nachwuchshoffnungen
aus mehr als 50 Sportarten zugute. Bestellt
wird es unter info@sporthilfe.ch.
Olympia ist immer:
www.swissolympic.ch
Wir kennen Olympia: Ob News oder Hintergrundinformationen – alles zu den
Olympischen Spielen und unseren «Top Athletes» sowie spezifische Unterlagen
für Verbände und Athleten finden Sie auf www.swissolympic.ch.
Wir leben Olympia: Im Swiss Olympic Team-Blog plaudern unsere Olympioniken
aus dem Nähkästchen. Betreuer, Trainerinnen und Sportfachleute erzählen von
ihrer Olympiavorbereitung und werden direkt aus Vancouver berichten. Aktuell
und pointiert, mit vielen Fotos und Videos. Auch Ihre Meinung ist gefragt:
www.swissolympic.ch/olympiablog
Wir erzählen Olympia: Unser Newsmail bringt jeden Monat spannende Geschichten und Porträts aus der olympischen Welt und informiert kurz und bündig über
aktuelle Themen und Projekte von Swiss Olympic. Lesen Sie mit:
www.swissolympic.ch/newsmail
OLYMPI
Verschiedene Sprachen – eine Idee.
Diverses langues – une idée.
Tante lingue – un’idea.
Pliras linguas – ina idea.
Many languages – one idea.
www.srgssrideesuisse.ch