Ausgabe 4 / 2009 Fachliche Mitteilungen für fliegende
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Ausgabe 4 / 2009 Fachliche Mitteilungen für fliegende
Flugsicherheit Ausgabe 4 / 2009 Foto Guido Sonnenberg • Bildbearbeitung www.schaltwerk.eu Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände Bundeswehr Flugsicherheit Ausgabe 4 / 2009 Heft 4 Dezember 2009 - 46. Jahrgang Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände In this issue: Flugsicherheit written by LtCol Paul Sutherland, German Armed Forces Flight Safety Directorate „Learning the hard way“, Oberstleutnant (Lt Col) Heribert Mennen, Bundeswehr Flight Safety Center The deadly history of aviation accidents in the VFR, low-level, high-speed military flight regime teach us that the axiom “See and Be Seen” alone cannot be trusted to guarantee flight safety. The demands of the high-speed, low-level flight environment can often overwhelm an aircrews’ perception and reaction skills. Additional technology and avionic aids, from the ground or onboard, can be used to improve flight safety. An F-104 case study from 1970. Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände “A Safety-Pin provides safety ... until it is removed!” (Ein Sicherungsstift gibt Sicherheit...), Hauptmann Uwe König While performing routine maintenance, a young mechanic removes a landing-gear safety-pin because it is painfully poking him in the back. As the work progresses and hydraulic power is about to be applied, an experienced and alert supervisor notices the missing safety-pin and intervenes before the gear retracts and crushes the young mechanic. A lesson in common-sense basics, and sticking to the work cards! Titelfoto: Guido Sonnenberg Bildbearbeitung www.schaltwerk.de „Flugsicherheit“, Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände der Bundeswehr Herausgeber: Luftwaffenamt General Flugsicherheit in der Bundeswehr Redaktion: Hauptmann Klemens Löb, Tel.: 02203- 9083124 Luftwaffenkaserne 501/07 Postfach 906110 51127 Köln redaktionflugsicherheit@bundeswehr.org klemensloeb@bundeswehr.org Gestaltung: Hauptmann Klemens Löb GenFlSichhBw Erscheinen: dreimonatlich Manuskripteinsendungen sind direkt an die Schriftleitung zu richten. Vom Verfasser gekennzeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Schriftleitung oder des Herausgebers dar. Es werden nur Beiträge abgedruckt, deren Verfasser mit einer weiteren Veröffentlichung einverstanden sind. Weiterveröffentlichungen in Flugsicherheitspublikationen (mit Autoren- und Quellenangaben) sind daher möglich und erwünscht. Druck: Heimbüchel & Köllen corporate publishing GbR 10117 Berlin International Military Flight Safety Conference in India, October 2009 („Indien”), Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, Bundeswehr Flight Safety Center Editorial 1 Learning the hard way ... 2 Ein Sicherheitsstift gibt Sicherheit 6 Das schwierige Thema „Maßnahmen“ 7 Bravo - gut gemacht! 9 Internationale Flight Safety Conference Indien 10 Fachtagung Flugsicherheit 2009 11 Sycamore 12 Hauptmann M. 19 Who‘s in charge? 22 Sprechen Sie mit mir? 28 Nachtrag Gesamtrettungssysteme 31 Personalien 32 In this issue ... 33 “Preventive Measures” (“Maßnahmen ...”), Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, Bundeswehr Flight Safety Center The very first page of the governing regulation clearly requires: “The primary Flight Safety duty is to undertake all necessary measures to prevent aircraft accidents and incidents.” In reality, however, “incident” recommendations and preventive measures rarely receive the same scrutiny as those of major accidents. Investing more diligent effort in incident investigation and preventive recommendations could boost our safety culture immensely. “Well Done!”, (“Bravo – gut gemacht!“), Sergeant Manuel Almoslöchner An attentive Sergeant, performing a 50-hour inspection on the engine of Bo-105 helicopter, notices a flaw on an adjacent steering component of the aircraft (even though it was not a part of the engine‘s periodic Tech-Order inspection). His further investigation of that flaw uncovers an even more dangerously developing mechanical discrepancy that could have led to potentially catastrophic consequences. Diligence, initiative and a conscientious attitude lead to prevention. “German Armed Forces Flight Safety Conference”, (“Fachtagung Flugsicherheit“), Mr. Piotter and Lt Col Schewe (retired) Two civilian flight safety representatives of „Cockpit“, the union of professional pilots in Germany, attended the German Armed Forces Annual Flight Safety Conference in September, 2009. They presented briefings and exchanged valuable experiences and lessons-learned with their military counterparts. They share their assessment of the value of the conference. „The Sycamore“, („Die Sycamore”), Karl-Heinz Weiss, Chief Master Sergeant (retired) The history of the Search-and-Rescue (SAR) mission in the German Air Force and Navy begins with the venerable Bristol 171 Mk-52 “Sycamore” helicopter. From its first successful rescue in August of 1959, until its retirement in May 1969, the sturdy and reliable Sycamore conducted over 2500 SAR operations. “Captain M.: The quite different FOD story...”, Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, Bundeswehr Flight Safety Center An East German pilot unwittingly brings a little guest along with him into the cockpit for a scramble alert launch. A test of the old “Maintain aircraft control” principle ensues. “Who’s in Charge?”, Karl-Heinz Weiss, Chief Master Sergeant (retired) The answer: nobody was in charge of the Fiat G91 trainer jet as it flew into Austrian airspace and crashed on April 7th, 1971. The pilot, canopy and ejection seat had already left the aircraft and returned to mother earth in the vicinity of Munich. But organizational leadership had also failed to take charge and provide adequate flying continuity to a pilot heavily over-burdened by far too many additional duties and not enough hours in the day to maintain proficiency in all of them. “You talking to me?” (“Sprechen Sie mit mir?“), Gibbs and Schmidt Lack of communication (including required work documentation) between two maintenance shifts results in the crash of a commuter aircraft and the deaths of all onboard. Communication skills are a key CRM training objective, and communication errors (such as „selective perception“ – when the receiver only hears/sees what he wants to hear/see based on his own needs, experience, motivations, etc...) can be deadly! Feedback is crucial to ensuring that the accurate meaning of the message has gotten through as it was intended. Editorial Was wir verlieren, wenn wir alles offenbaren Erster Absatz mit freundlicher Genehmigung von Bestsellerautor Ulrich Wickert Eine der letzten Bastionen des Privaten fiel mit dem Abschied von der Telefonzelle. Zugegeben – Telefonzellen rochen muffig und waren meist schmuddelig, aber sie waren Fluchtorte. Wenn man die Glastür schloss, blieb die Welt draußen und das Gesagte geheim. Das ist vorbei. Man flirtet, streitet, flucht, lügt und palavert öffentlich. Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen beschwert sich in seinem Essay „I just called to say I love you“ darüber, dass wir im gesamten öffentlichen Raum inzwischen mit Menschen konfrontiert sind, die ihre Gefühle in Mobiltelefone rufen, so laut, dass es unmöglich ist, sie zu überhören. „Kollege – wie recht Sie haben.“ „Schatzi, ich hab‘ dich lieb“ – auf dem Flughafen, im ICE, in der SBahn. Und mal ehrlich: Der, dem es mit solch einem Satz ernst ist, würde doch zumindest versuchen, ihn leise auszusprechen. Oder noch unangenehmer: Man wird Ohrenzeuge, wie der Nebenmann seinem Urologen die delikatesten Beschwerden schildert. Auf schüchternen Protest erntet man verständnislose Blicke. Diskretion war gestern – Wohnzimmer ist überall. Dabei stört mich vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der diese Leute ihre Empfindungen über mein Wohlbefinden stellen. Denn Privatsphäre bedeutet ja nicht allein, mein Privatleben vor anderen Leuten zu verbergen. Es bedeutet auch, nicht in anderer Leute Privatleben hineingezogen zu werden. ... Beim Lesen des ausgezeichneten Beitrages, den ich an dieser Stelle unterbrechen möchte, fand ich direkt eine gedankliche Brücke zur Bundeswehr und zur Flugsicherheit. Zum einen ist ein so „offenes“ Verhalten unter Kameraden im Dienstbetrieb mit bestimmten Dienstangelegenheiten wünschenswert. Wie oft habe ich mich bei Zwischenfall- und Unfalluntersuchungen gefragt: Warum wusste niemand von dem Entstehen der Situation, dem Fehlverhalten über einen längeren Zeitraum, dem fragwürdigen Management, der Unzufriedenheit bestimmter Personengruppen etc. Wenn es den Menschen leicht fällt, so offen über private Dinge zu sprechen, warum funktioniert dies nicht immer bei Arbeiten und Abläufen, die Kommunikation erfordern bzw. voraussetzen. Mit einer positiven Einstellung und offenen Augen aktiv am Flugdienst teilnehmen, das bedeutet ebenfalls bei erkannten kritischen Momenten mitteilsam zu sein. Zum anderen „belästige“ ich mit dem Gespräch meine Mitmenschen und Vorgesetzten, die mit dem Wissen um den Sachstand ebenfalls im Boot sitzen, somit auch Verantwortung zu übernehmen haben. Denken Sie mal darüber nach. Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Leider ist es uns nicht gelungen, dieses flugunfallfrei abzuschließen. Trotzdem möchte ich mich bei Ihnen für die erbrachte Flugsicherheitsarbeit der vergangenen Monate bedanken, da ich bei den Flugsicherheitsinspizierungen und Informationsbesuchen gesehen habe, was an Positivem geleistet wurde. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein schönes, besinnliches und erholsames Weihnachtsfest sowie einen guten Start ins neue Jahr. In Vertretung Ahrens Oberst 1 Flugsicherheit Learning the hard way: von Oberstleutnant Heribert Mennen, GenFlSichhBw Erfahrungen aus Flugunfällen in der Vergangenheit zeigen, dass im Sichtflugbetrieb und hier insbesondere bei Tiefflügen von schnell fliegenden militärischen Kampfflugzeugen das Prinzip „Sehen und gesehen werden“ alleine einen Flugunfall nicht unter allen Umständen verhindern kann, da der Mensch in seiner Wahrnehmungsund Reaktionsfähigkeit oftmals überfordert ist. Die Flugsicherheit kann nur durch zusätzliche technische Hilfe am Boden und/oder im Luftfahrzeug gewährleistet werden. 2 Diese war und ist jedoch nicht immer in der notwendigen Ausprägung vorhanden. Besonders in den Anfangsjahren der Bundeswehr hielt der Ausbau von Infrastruktur und Organisation nicht Schritt mit den Möglichkeiten von neu eingeführten, komplexen Waffensystemen wie zum Beispiel F-104G. Aufgrund der Vielzahl der fliegenden Waffensysteme, die zu Hochzeiten des Ost-West-Konflikts insbesondere den unteren Luftraum der Bundesrepublik Deutschland saturierten, wäre dies je- doch unbedingt erforderlich gewesen. Die vorhandenen Mängel und Lücken im System mussten teuer bezahlt werden, der Blutzoll beim Fliegenden Personal – und teilweise auch in der Zivilbevölkerung – war leider hoch. An einen für die betroffenen Verbandsangehörigen besonders tragischen Fall wird nachfolgend erinnert. Im Frühjahr 1970 stießen die beiden Rottenführer zweier unabhängig voneinander operierenden Rotten F-104G aus der gleichen Staffel 16 NM südlich 360° Auftrag Beide Rotten hatten den Auftrag, einen Radarnavigationsflug durchzuführen. Die Luftfahrzeugführer (LFF) mussten dabei mit Hilfe des Bordradars eine Flugroute im niedrigen Höhenband ohne jegliche Bodensicht befliegen. Hierzu wurden eigens angefertigte „Radar Prediction Charts“ (Radarvorhersagekarten) benutzt. Diese Flüge waren nur zulässig in doppelsitzigen TF-104G (ein LFF beobachtet dabei den Luftraum) oder in einsitzen F-104G, wenn diese von einem Sicherheitsbeobachter in einem zweiten Luftfahrzeug begleitet wurden. Aufgrund der Wetterlage am Unfalltag mussten IFR-VFR-IFR-Flüge durchgeführt werden, da Abflugverfahren und Rückkehr zum Platz nur unter IMC geflogen werden konnte. Der Radarnavigationsflug sollte 1.000 Fuß über der geschlossenen Wolkendecke durchgeführt werden (VFR-Teil des Flugplans). Flugverlauf Flugvorbereitung, Start und Flug verliefen bei beiden Rotten zunächst wie geplant, sieht man von einer fünfminütigen Startverzögerung bei der Rotte mit dem Rufzeichen GATE 26 ab. Die andere Rotte nutzte das Rufzeichen GATE 55. Der Start erfolgte um 13.25 bzw. 13.40 Uhr Ortszeit. Nach dem Erreichen von VMC schlossen die Rotten in 1.000 Fuß über den Wolken den ersten IFR-Teil und setzten den Radarnavigationsflug unter VFR fort. Ehe GATE 26 gegen 14.26 Uhr Ortszeit den letzten Wendepunkt erreichte, nahm der Rottenführer Kontakt mit der Bezirkskontrollstelle (Area Control Center, ACC) auf und holte die Erlaubnis ein, den IFRTeil für den Anflug am Heimatplatz mit dem örtlichen GCA durchzuführen. Danach drehte er nach links, um einen nördlichen Kurs Richtung Heimatplatz einzunehmen, reduzierte die Geschwindigkeit auf 280 Knoten und nahm Kontakt zu GCA auf. Die Flughöhe betrug 5.500 Fuß MSL. Der bis zu diesem Zeitpunkt für die Luftraumbeobachtung zuständige Rottenflieger flog ca. 150 Fuß, 30 Grad nach links versetzt und war im Begriff, auf den Rottenführer aufzuschließen, um beim Eintauchen in die Wolken in Position zu sein. Der Flugweg führte die Rotte ca. 1 km östlich von einem Wendepunkt vorbei, den die andere Rotte (GATE 55) aus Nordwesten kommend zur gleichen Zeit anflog. Diese hatte ihren Radarnavigationsflug zur Hälfte durchgeführt und näherte sich dem Unfallort mit einer Geschwindigkeit von ca. 450 Knoten. GATE 55 hatte die Geschwaderfrequenz (Kanal 13) aufgeschaltet. Der als Sicherheitsbeobachter fungierende Rottenflieger flog in einer Position ca. 500 Fuß nach rechts hinten versetzt. GATE 26 wurde vom GCA des Heimatflugplatzes um 14.27:50 Uhr Ortszeit in einer Entfernung von 17 NM identifiziert. 15 Sekunden später kam von GCA die Warnung: „Traffic 1 NM dead ahead“. Der Rottenführer schaute sofort von den Instrumenten hoch und sah unmittelbar vor sich etwas nach links versetzt eine F-104 auf sich zukommen. Er zog am Steuerknüp- X 14 4° Bild von der PIZ LwA des Heimatplatzes in ca. 5.000 Fuß MSL zusammen. Ein Luftfahrzeugführer wurde getötet, während sich der andere mit dem Schleudersitz retten konnte. Beide Luftfahrzeuge wurden zerstört; dabei entstand Umweltschaden. pel, aber gleich darauf kam es zum Zusammenstoß. Es gab einen starken Schlag und er wurde im Cockpit hin und her geschleudert. Beim zweiten Versuch glückte ihm die Betätigung des Schleudersitzes. Er landete leicht verletzt in einem Wald unweit der Absturzstelle seines Luftfahrzeuges. Der andere Luftfahrzeugführer (GATE 55 A) wurde beim Zusammenstoß tödlich verletzt. Beide Luftfahrzeuge explodierten in der Luft. 3 Feststellungen Der Unfall ereignete sich bei guter Sicht. Im Abschlussbericht werden folgende Gründe genannt, warum keiner der vier beteiligten Luftfahrzeugführer die Gefahr eines Zusammenstoßes rechtzeitig erkannte: 1.Die Luftfahrzeuge befanden sich fast auf Gegenkurs, die Silhouetten waren daher sehr klein und die Bewegung der entgegenkommenden Flugzeuge war für den jeweiligen Beobachter kaum wahrnehmbar. 2.Die Annäherungsgeschwindigkeit lag im Überschallbereich und es stand daher selbst bei frühzeitigem Erkennen kaum Zeit für ein Ausweichmanöver zur Verfügung. 3.Der Rottenführer GATE 55 konzentrierte sich auftragsgemäß auf sein Radargerät und nicht auf die Luftraumbeobachtung. 4.Der Rottenflieger GATE 55 war durch die in etwa 2-Uhr-Position stehende Sonne in der Sicht behindert und konzentrierte außerdem seine Aufmerksamkeit auf den Luftraum links vom Flugzeug, weil er nach Passieren des Wendepunktes laut Flugplan eine Kurve in diese Richtung erwartete. 5.Der Rottenführer GATE 26 hatte zwar nach Kontaktaufnahme mit GCA die Beobachtung des Luftraumes verantwortlich übernommen, musste sich aber zusätzlich auf seine Instrumente konzentrieren, da das radargeführte Durchstoßverfahren im Blindflug unmittelbar bevorstand. 6.Der Rottenflieger GATE 26 konnte sich in den entscheidenden Minuten vor dem Zusammenstoß nicht auf die Beobachtung des Luftraumes konzentrieren, weil er seinen Formationsabstand vor dem zu erwartenden Eintauchen in die Wolken zum engen Verbandsflug verringern musste. Obwohl nicht in ursächlichem Zusammenhang mit dem Unfall stehend 4 Bild aus der Flugunfallakte Flugsicherheit war es den Untersuchern unverständlich, dass zwei Rotten aus einer Staffel etwa zur gleichen Zeit sich mehrfach kreuzende Flugstrecken beflogen. Dieses deutlich erkennbare Flugsicherheitsrisiko müsste sich ihrer Meinung nach auf Verbandsebene durch Koordinierung des Einsatzes ausschalten lassen. Bei der Untersuchung des Unfalls wurde ferner festgestellt, dass das am Heimatplatz zur Verfügung stehende Rundsuchradargerät ASR-P lediglich bedingt einsatzbereit war. Die Originalanlage des Verbandes einschließlich IFF (letzteres war seit Februar 1969 defekt) war im August 1969 zu einer routinemäßigen Industrieüberholung abgebaut worden. Mit Wiederinbetriebnahme wurde für Anfang April 1970 gerechnet. Für die Dauer der Überholungsarbeiten an der eigenen Anlage hatte der Verband eine Kreislaufanlage mit einem Behelfsbetriebswagen erhalten. Da bei einer Flugvermessung im August 1969 teilweise zur Erfassung des Flugzeuges höher als vorgesehen geflogen werden musste, die Zielleuchtstärke vielfach auf ein Minimum zurückging und die geforderte Mindestreichweite von 40 NM nicht erzielt wurde, war die Anlage mit der Klassifizierung „LIMITED“ freigegeben worden. Eine sichere Radarerfassung und Führung der Luftfahrzeuge in Flughöhen um 5.000 Fuß MSL war, begrenzt durch die Leistung des Senders, erst in Entfernungen zwischen 15 und 20 NM möglich. Im Süden des Platzes, im Wesentlichen zwischen den Radialen 170 und 225, wurden durch Geländeerhebungen sogenannte „Blind Spot Areas“ hervorgerufen, welche die Radarführung erschwerten oder unterbrachen. Die Möglichkeit, Luftfahrzeuge auch in diesen „Primärradarecho-Blindgebieten“ durch Sekundärradarantworten sichtbar zu machen, war nicht gegeben, weil die Kreislaufanlage nicht mit IFF/SIF ausgerüstet war. Der Abschlußbericht besagt, dass der Unfall bei Vorhandensein eines voll einsatzfähigen Radargerätes mit IFF/SIF-Teil und bordseitig eingeschalteten IFF/SIF-Geräten vermutlich hätte vermieden werden können. Ursachenfestlegung Durch den „Inspizienten Flugsicherheit in der Bundeswehr“ wurden im Abschlussbericht folgende Ursachen in ihrer zeitlichen Reihenfolge festgelegt: 1. Faktor: Umwelt – Flugplatz – Infrastruktur Die Radaranlage des Flugplatzes XXX weist Blindgebiete auf. Ein betriebsklares IFF/SIF-Abfragegerät war nicht vorhanden. 2. Faktor: Personal – Luftfahrzeugführer Die beteiligten Luftfahrzeugführer haben die entgegenkommende Rotte nicht rechtzeitig gesehen. Unter der Rubrik „Hinweise, Empfehlungen, Forderungen“ wurde ausgeführt: 1.Es wird darauf hingewiesen, dass - die Ausrüstung aller Bundeswehrplätze mit einem IFF/SIF-Abfragegerät nicht vor 1972 abgeschlossen sein wird und dieser Termin nicht beschleunigt werden kann, da das vorgesehene Gerät Typ 1990 sich noch in der Erprobung befindet. Lt. Schreiben InFüDst, Az 41-15-10 vom 13.02.1970, sind zzt. auf 8 Jet-Einsatzplätzen keine SIF-Geräte vorhanden; - neun Monate vor dem Unfall das IFF-Abfragegerät der GCA-Anlage XXX unklar wurde und es nicht möglich war, in einem Zeitraum von sechs Monaten, d. h. bis zur Abgabe des gesamten Radargerätes zur Überholung, das für die Reparatur benötigte Ersatzteil zu beschaffen. 2.Es wird gefordert, dass - das Befliegen mehrerer sich kreuzender vorgeplanter Radarstrecken in gleicher Flughöhe zur ungefähr gleichen Zeit durch die geschwaderinterne Einsatzplanung ausgeschlossen wird; - ausgefallene IFF/SIF-Abfragegeräte und GCA-Anlagen vorrangig mit Ersatzteilen versorgt werden. Es ist im Sinne der Flugsicherheit nicht vertretbar, wenn ein vorhandenes IFF-Abfragegerät über den Zeitraum von einem halben Jahr wegen fehlender Ersatzteile nicht genutzt werden kann; Bild aus der Flugunfallakte - die Flugplätze bei Abgabe von Radargeräten zur Überholung mit einem gleichwertigen Ersatzgerät ausgestattet werden; - bei Neubeschaffung von Radaranlagen Kreislaufgeräte zum Austausch mit eingeplant werden. Soweit zum offiziellen Untersuchungsbericht und den damaligen Folgerungen. Als Konsequenz dieses Unfalls wurden die verbandsinternen Tiefflugstrecken überarbeitet, um Überschneidungen soweit wie möglich zu eliminieren. Ferner wurde die Ausrüstung der örtlichen Flugsicherung an den Bundeswehrplätzen verbessert, wenngleich sich die Einführung der deutlich leistungsfähigeren Rundsuchradaranlage ASR-910 mit integriertem IFF/SIF1910 noch bis zum Jahr 1979 hinzog. Auf diese Anlage stützt sich die örtliche militärische Flugsicherung der Bundeswehr auch heute noch. Inzwischen sind deutliche, altersbedingte Verfügbarkeits- und Leistungseinschränkungen vorhanden. Sie soll deshalb beginnend ab 2010 durch die ersten Seriengeräte des neuen Flugsicherungsradarsystem ASR-S ersetzt werden. In Bezug auf die Durchführung von Tiefflügen gab es keine grundsätzlichen Änderungen. Vielmehr wurde versucht, den Luftfahrzeugführern zu verdeutlichen, dass sie für die Beobachtung des Luftraumes und zur Vermeidung von Zusammenstößen verantwortlich sind, wann immer die Wetterbedingungen dies zulassen, d.h. auch unter Radarführung. Diese Regel ist auch heute unverändert gültig. 5 Flugsicherheit Ein Sicherungsstift gibt Sicherheit wenn er an der richtigen Stelle angebracht ist! – Text und Bilder von Hauptmann Uwe König, Technische Gruppe FlgAusbZ Lw Stabsfeldwebel Dieter Hölzl Eine defekte Tonnenmutter des rechten Aufbockbeschlages sollte am Luftfahrzeug TORNADO gewechselt werden. Der Mechaniker versuchte diese Mutter vom Hauptfahrwerkschacht aus ausfindig zu machen, wobei er mit seinem Rücken auf der Hauptfahrwerk-Knickstrebe und dem dort sitzenden Sicherungsstift lag. Da der Sicherungsstift schmerzhaft in seinen Rücken drückte, entfernte der Mechaniker den Sicherungsstift, legte ihn auf seinen Werkzeugwagen und fuhr mit seiner Arbeit auf der ungesicherten Knickstrebe fort. Das Luftfahrzeug war nicht aufgebockt, da das Anbringen des Auf6 bockbeschlages wegen der defekten Tonnenmutter nicht möglich war. Der gezogene Sicherungsstift ist in diesem Zustand unbedenklich, weil das Gewicht des Luftfahrzeuges auf dem Fahrwerk ruht und ein Einknicken des Fahrwerkes nur gegen dieses Gewicht erfolgen kann. Nachdem festgestellt wurde, dass die Tonnenmutter so nicht zu erreichen war, wurde der Fachbereich Hydraulik angewiesen, den Hauptfahrwerk-Betätigungszylinder und dessen Arbeitsleitungen auszubauen. Das hat auf die Stabilität des Luftfahrzeuges keine Auswirkung, da das Fahrwerk von der Knickstrebe gehalten wird. Zum Ausbau des Betätigungszylinders wird die Kolbenstange vom Fahrwerk-Federbein getrennt und eingefahren. Dazu wurde das Ventilsteuergerät an das HauptfahrwerkUmsteuerventil angeschlossen und auf „Einfahren“ gestellt. Nun sollte Hydraulik-Druck aufgebaut werden, um die Kolbenstange einzufahren. Das Hauptfahrwerk-Umsteuerventil steuert jedoch nicht nur den Hauptfahrwerk-Betätigungszylinder, sondern unter anderem auch den Knickstrebenbetätigungszylinder, der vom Siche- rungsstift gehalten wird, um ein Einknicken der Knickstrebe zu verhindern. Das Versäumnis des Mechanikers, den Sicherungsstift wieder in die Knickstrebe zu stecken, hätte in diesem Augenblick zum Einknicken des Hauptfahrwerks geführt und der Mechaniker wäre unter dem Gewicht des Luftfahrzeuges eingeklemmt worden. Der zufällig in diesem Moment anwesende Mechanikermeister des Fachbereiches Hydraulik erkannte die drohende Gefahr und unterbrach sofort das unmittelbar bevorstehende Anlegen des Hydraulikdruckes. Ein nachträgliches Aufarbeiten dieser Situation zeigte auf, dass ein großer Teil der zumeist jüngeren Mechaniker irrtümlich glaubte, das Hauptfahrwerk könne am Boden unter der Last des Luftfahrzeuges nicht eingefahren werden. Es erfolgte eine Unterrichtung aller Mechaniker über die Zusammenhänge am Hauptfahrwerk bezogen auf die Wirkungsweise beim Fahren des Hauptfahrwerk-Betätigungszylinders mittels Ventilsteuergerät und die Gefährdungen durch nicht korrekt angebrachte Sicherungsstifte in diesem Bereich. Das schwierige Thema „Maßnahmen“ oder wie gehen wir mit Zwischenfällen um? von Oberstleutnant Jörg Behnke, GenFlSichhBw Eine gute Flugsicherheitsarbeit … was ist das überhaupt? Schon auf der ersten Seite unserer Vorschrift, der 19/6, wird unmittelbar erklärt: Flugsicherheitsarbeit soll alle Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen und Zwischenfällen mit Luftfahrzeugen am Boden und in der Luft umfassen. Dabei werden die Sicherheit des Luftverkehrs zu gewährleisten, Gefahren von der Öffentlichkeit fernzuhalten und personelle und materielle Ressourcen der Bundeswehr zu erhalten als Ziele formuliert. Flugsicherheitsarbeit hat also zwei Funktionen. Zum einen geht es um die Erhöhung der Sicherheit und zum anderen um den Erhalt unserer Res- sourcen. Direkt im nächsten Unterpunkt verweist die Vorschrift auf die Notwendigkeit, dass Vorkommnisse, die zur Beeinträchtigung der Flugsicherheit geführt haben oder hätten führen können, gemeldet, analysiert und bewertet werden müssen. Das ist die Grundlage für eine präventive Flugsicherheitsarbeit. Der Umgang mit unseren Zwischenfällen und Unfällen oder möglichen Gefahrenpotenzialen ist also das grundlegende Instrument der Flugsicherheitsarbeit. Grundlegend in dem Sinne, dass dies zum einen in einer modernen Flight Safety Culture eben nur ein Instrument in einem großen und weit aus breit gefächerten Kanon von Möglichkeiten, die Flugsicherheit zu erhöhen, darstellt. Zum anderen grundlegend, weil es aber immer noch am unmittelbarsten den Flugbetrieb beeinflusst. Maßnahmen wirken immer noch am schnellsten. Sie packen das erkannte Problem am direktesten an. Doch wo stehen wir mit unserer gelebten Philosophie der Maßnahmenfestlegung? Wir müssen sicherlich zwischen den Ergebnissen einer Flugunfalluntersuchung, bei der eine Reihe von Experten mitwirken, und einer reinen Zwischenfalluntersuchung, bei welcher der FSO Einzelkämpfer ist, unterscheiden. Doch in der Mehrheit der Zwischenfallberichte kommen wir noch nicht einmal andeutungsweise an die das Problem packenden Maßnahmen heran. Wie oft liest man: Das defekte Bauteil wurde gewechselt. Nach beanstandungsloser Funktionsüberprüfung am Boden und in der Luft wurde das Luftfahrzeug wieder zum Flugbetrieb freigegeben. Das Personal wurde belehrt. Was sagt uns das? Da wurde ein Defekt gefunden. Dieser wurde durch Wechsel des betroffenen Bauteils eliminiert, ohne dabei auf die eigentliche Ursache für den Ausfall einzugehen … und dass das Luftfahrzeug wieder einsatzfähig gemacht wurde setze ich voraus. Ebenso, dass das Personal über diesen Zwischenfall in Kenntnis gesetzt wurde, sehe ich mehr als Bestandteil einer Flugsicherheitskultur eines Verbandes als dass es eine extra „Maßnahme“ wert sein sollte! Im Wissen, dass ich es in meinen ersten Jahren als FSO genauso formuliert habe, stelle ich dennoch die Frage: Hilft uns eine Maßnahme dieser Art weiter? Maßnahmen, international als Recommendations oder Empfehlungen bezeichnet, setzen immer eine erkannte Ursache für eine Störung im Ablauf des Flugbetriebes voraus. Diese Störung gilt es zu lokalisieren und in ihren Ursachen aufzuklären. Der bloße Verweis auf einen Defekt beschreibt nur den Zustand und ist demnach zu wenig. Festgelegte Maßnahmen sind umso einfacher umsetzbar, je besser die Ursache analysiert und argumentativ aufgearbeitet wurde. Es ist deshalb sozusagen Pflicht, Ursachen verständ7 Flugsicherheit lich an den Mann zu bringen. Denn Ursachen, die in ihrer Eindeutigkeit und vielleicht auch manchmal in ihrer Formulierung nicht den eigentlichen Sinn transportieren können, werden sich eher negativ als konstruktiv auf den Flugbetrieb auswirken. Gleiches gilt für die geforderten oder auch empfohlenen Maßnahmen. Eine Maßnahme ist nicht nur eine reine Festlegung, sie ist eine Verpflichtung. Dabei wirkt sie auf drei Ebenen: Erstens: Die Maßnahme muss natürlich ihrer institutionellen Pflicht Genüge tun. Laut ZDV 19/6 ist diese das Ergebnis der Untersuchungsarbeit. Konsequenzen für eine Unfallverhütungsarbeit muss aus dieser direkt ableitbar sein. Zweitens: Mit einer Maßnahme ist auch eine gewisse moralische Verpflichtung verbunden. Der Dienstherr ist seinen Unterstellten gegenüber verpflichtet Bedingungen zu schaffen, die einen sicheren Flugbetrieb gewährleisten. Auch ist er aus seiner per Gesetz auferlegten Pflicht aufgefordert, diese permanent zu kontrollieren, zu bewerten und der Lage anzupassen. Operational Risk Management ist in diesem Sinne daher keine neuzeitliche Erfindung und schon gar keine GoodWill-Aktion, sondern Pflicht und moralische Verpflichtung eines jeden, der für die Organisation und Durchführung des Flugbetriebs verantwortlich zeichnet. Die moralische Verpflichtung wirkt dabei in zwei Richtungen. Einerseits von oben nach unten, indem für den Flugbetrieb Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine sichere Flugdurchführung gewährleisten. Andererseits aber auch von unten nach oben, indem alle, die in den Flugbetrieb eingebunden sind, ihren Vorgesetzten gegenüber moralisch (und auch per Vorschrift) verpflichtet sind, Mängel und Missstände, die die Flugsicherheit gefährden können, zu melden. Insofern reduziert sich die Maßnahme nicht nur auf einen auf der letzten Seite eines Unfallberichtes 8 aufgeführten Unterpunkt. Maßnahmen umfassen alle den Flugbetrieb in seiner Form abändernde Inputs, die helfen, die auf die Flugsicherheit wirkenden negativen Elemente zu lokalisieren und zu neutralisieren. Drittens: Ich sehe da allerdings auch noch eine (und ich weiß um die Umstrittenheit dieses Begriffs, nutze ihn aber dennoch) Ehrenkodex-Komponente. Die Sicherheit des Flugbetriebes geht uns alle an, muss uns allen zur Herzenssache werden. Daher ist es nach einer vorgefundenen Störung im Flugbetrieb die getroffene Maßnahme, die uns alle in unserem Drang nach einer höchstmöglichsten Flugsicherheit wichtig erscheinen sollte. Doch wie können wir das umsetzen? Maßnahmen sind dann am einfachsten umsetzbar, wenn diese für den Beteiligten direkt nachvollziehbar, messbar und sowohl für den Einzelnen wie auch für die Allgemeinheit in ihrem Feedback spürbar werden. Der Effekt einer Maßnahme muss sichtbar sein. Nur wenn der positive Einfluss auf den Flugbetrieb spürbar wird, das Feedback für den Einzelnen oder auch die Gruppe positiv sichtbar ist, es sich etwas verbessert, erfüllt die Maßnahme ihren Zweck bzw. ihre Verpflichtung. Feedback ist dabei eine nicht zu unterschätzende Größe. Positives Feedback motiviert und schafft Vertrauen. Es generiert Verständnis und auch Vertrauen in die Bedeutung einer hohen Flugsicherheit. Natürlich haben die von uns resultierend aus unserem Bild über den Flugbetrieb abgeleiteten Maßnahmen auch verschiedene Ansprüche zu erfüllen. Sie müssen in sich selbst berechenbar, zugleich aber auch effektiv im Gesamtsystem sein. Eine Maßnahme reduziert sich selbst in ihrer Wirksamkeit, wenn diese zwar den einen Missstand aufhebt, andere in ihrer Wirkung die Rahmenbedingungen negativ beeinflusst. Hier ist neben einem sauber durchgeführten Risk Management auch Entscheidungskonsequenz gefragt. Anlässlich einer Flugvorführung einer Mirage 2000 ergab sich die Problematik, dass es für den Display Piloten gefährlich ist, das Display mit einer Mindesthöhe von 500 ft zu fliegen: Da dieser für alle Displays des laufenden Jahres vorgesehen und abgestellt war und er diese immer mit 200 ft Mindesthöhe trainierte und vorführte, war das Anheben der Mindesthöhe mit all seinen Konsequenzen für das gesamte Display für ihn gefühlt gefährlicher. Letztendlich wurde das Display natürlich unter Beachtung der für die Luftwaffe vorgeschriebenen Minimumhöhe von 500 ft in Absprache mit dem Piloten durchgeführt, aber war das wirklich SAFE? Wäre der Verzicht auf diese Displays dann nicht SAFER gewesen? Diese Betrachtung bringt uns zu einem anderen Aspekt der Maßnahmenbewertung. Um die Wirksamkeit einer Maßnahme tatsächlich einschätzen zu können, muss der Betrachter willens und fähig sein, Perspektiven zu wechseln. Innere Bereitschaft dazu ist vorausgesetzt. Die Fragen „Wie kommt die Maßnahme an?“, „Wie kann die Maßnahme den vorgefundenen Missstand eliminieren?“ und „Wie fügt sich diese ins Gesamtbild ein?“ sind Gradmesser für die Effektivität der Maßnahme selbst. Dies ist umso bedeutsamer, da eine Maßnahme auch demotivierend und in einigen Fällen sogar beleidigend wirken kann. Die nach einem individuellen Fehler angehobenen Limits könnten auch als Generalverurteilung für alle wirken. Getreu dem Motto, wenn da einer von der Straße wegen überhöhter Geschwindigkeit abgekommen ist, können wir das insofern verhindern, indem wir das Tempolimit generell auf 80 km/h heruntersetzen. Keiner fragt, warum er als erfahrener Autofahrer so schnell an dieser Stelle war; was ihn womöglich in seinem normalen Handlungsablauf beim Durchfahren der Kurve beeinflusst und abgelenkt hat. Unter dem Einfluss der modernen Unfallursachenuntersuchung stehend, werten wir das als nur ein Indiz dafür, dass das System noch nicht in der Lage oder nicht willens ist, zu den wahren Ursachen vorzustoßen. Ein auf dem modernen Verständnis über Human Error basierendes Safety Management System hinterfragt, versteht und bewertet dagegen primär den menschlichen Aspekt und nicht nur die Auswirkungen. Diese sind sekundär. Wichtig ist es, die Ursachen für unser Fehlverhalten zu eruieren. Genau hier findet sich auch die Stellschraube, mit der die Prozesse neu justiert werden müssen. Hier setzt die Maßnahme an. Erst dann wirkt diese risikominimierend, da sie verstanden und nachvollziehbar für jeden Einzelnen ist. Erst dann, durch ihre Art und ihren Angriffspunkt, wirkt sie auch motivierend. Auch wenn ich dafür Verständnis habe, dass die Möglichkeiten für eine vollständige Zwischenfalluntersuchung für den FSO begrenzt sind, kann ich mir vorstellen, dass die festgelegte Maßnahme im beschriebenen Fall auch lauten könnte: - Analyse: Es wurde ein Defekt in einem Bauteil festgestellt. Dieses Bauteil hatte gemäß Risikobewertung durch XXX eine Lebensdauer von 400 Stunden. Der Defekt trat aber bereits schon nach 300 Stunden auf. - Maßnahme: Nach Bewertung der Ursachen für den Defekt im Bauteil wird XXX zu einer erneuten Risikobewertung des betroffenen Bauteils aufgefordert. Das Ergebnis ist dem Verband zu melden. Hilft uns diese Art der Maßnahme weiter? Feedback erwünscht! Bravo gut gemacht! Oberfeldwebel Manuel Almoslöchner, 1./LfzTAbt 252, hatte den Auftrag, am Hauptgetriebe einer Bo-105 eine 50-Stunden-Kontrolle durchzuführen. Beim Durchführen des Inspektionspunktes „Befestigungsflansch des Stützrohres des Getriebeoberteils auf Risse kontrollieren“ bemerkte er am Stützrohr an einer Stelle, die durch Steuerstangen halb verdeckt und kaum einsehbar ist, eine kleine Scheuerstelle. Die Kontrolle des Stützrohres selber, insbesondere an dieser Stelle, gehört nicht zu den Inspektionspunkten der 50-Stunden-Kontrolle gem. GAF T.O. 1H-Bo-105-6. OFw Almoslöchner veranlasste eine Sichtprüfung mit Endoskopiegerät. Dabei wurde festgestellt, dass die von ihm entdeckte Scheuerstelle nur ein Teil einer größeren Beschädigung war. Das Luftfahrzeug wurde gesperrt und das Getriebe wurde abgebaut. Nach dem Zerlegen zeigte sich, dass ein Sicherungsbolzen des Stützrohres der Taumelscheibe, welches auf dem Stützrohr des Getriebeoberteils läuft, nach innen gewandert war und sich in das Stützrohr des Getriebeoberteils eingearbeitet hatte. Ohne die Aufmerksamkeit von OFw Almoslöchner wäre dieser Schaden mindestens für weitere 50 Flugstunden bis zur nächsten 50-StundenKontrolle des Hauptgetriebes unentdeckt geblieben und hätte langfristig möglicherweise zu Einschränkungen in der Steuerung des Hubschraubers geführt. 9 Flugsicherheit IFSCON 2009 International Flight Safety Conference Indian Air Force von Oberstleutnant Jörg Behnke, GenFlSichhBw „Wohin?“, hörte ich mich fragend rufen, nachdem mein Dezernatsleiter mir verkündete: „Du gehst nach Indien!“ Eine Teilnahme an einer Internationalen Konferenz zum Thema Flugsicherheit war angesagt. Bislang stand Indien noch nicht auf meinem Reiseplan, doch der bloße Name weckte bei mir bereits die Reiselust. Indien klang nach fremdartiger Kultur, Abenteuer, viel Curry und jeder Menge Menschen. Die Indische Luftwaffe hatte die Abteilung Flugsicherheit der Bundeswehr als Vertreter der Bundeswehr eingeladen. Diese derzeit viertgrößte Luftwaffe der Welt steht gegenwärtig am Beginn einer umfassenden technologischen Modernisierung. Vielleicht ist es sogar die den Zahlen nach größte und der Bandbreite an Luftfahrzeugen nach auch anspruchvollste Modernisierung einer bereits schon heute ungewöhnlichen Luftwaffe. Immerhin besitzt sie mit Flugzeugen wie SU-35 Flanker, MiG-29 Fulcrum, Mirage 2000, MiG-21 Bizon, Jaguar und MiG23 Flogger schon jetzt eine Vielfalt an Luftfahrzeugen, die nicht nur verschiedene Generationen und verschiedene Hersteller, sondern auch verschiedene Philosophien repräsentieren. Einher mit der nunmehr sehr ehrgeizig in Angriff genommenen Modernisierung des Flugzeugbestandes geht auch das Bestreben der Indischen 10 Luftwaffe, sich selbst in der eigenen Ausrichtung zu modernisieren. Darin inbegriffen ist auch die Flugsicherheitsorganisation der Indischen Luftwaffe. Der Direktor General (Inspection and Safety) Air Marshal T S Randhawa VM Flight umschrieb die Bedeutung der Flugsicherheit im Rahmen der Begrüßung der Kongressteilnehmer mit den Worten: Safety is an ongoing concern for all organisations and personnel involved in aviation. Significant progress has been made in the filed of Flight Safety with new methods and techniques developed for aircraft accident prevention and investigation. Aviation safety is treated as a management function, concentrating more on associated humans than on machines. Different air forces, world over, are trying out novel approaches to aircraft accident prevention and learning constantly. Und genau das war der Anspruch, den der Kongress an sich selbst stellte. Im Vordergrund stand das Lernen voneinander. Gestaffelt in vier verschiedenen Themenbereichen wurde ein Mix an Vorträgen der Indischen Luftwaffe und der internationalen Gäste geboten. Themenbereiche waren: - Operations- and Flight Safety, - Enviromental and organsational issues, - Maintenance and Flight safety, - Aero Medical and Flight Safety. Insbesondere die Beiträge der internationalen Gastredner wurden, so schien es mir, förmlich aufgesogen. Die sich jeweils anschließenden Podiumsdiskussionen unterstrichen dies deutlich. Noch bedeutender für mich waren aber die informellen Pausengespräche. Wo hat man schon mal die Gelegenheit, mit Vertretern von Flugsicherheitsorganisationen Australiens, Singapurs, Thailands, Russlands oder auch mit Geschwader FSO´s der Indischen Luftwaffe ins Gespräch zu kommen? Persönlich war es für mich sehr aufschlussreich und sehr interessant, einen Einblick in deren Flugsicherheitsarbeit zu bekommen. Die hohe Bedeutung, die das Gastland Indien dieser internationalen Plattform beimaß, wurde zum Ende der Konferenz besonders deutlich. Der indische Verteidigungsminister ließ es sich nicht nehmen, persönlich die Konferenz zu beenden und diese als einen gute Möglichkeit für den internationalen Erfahrungsaustausch zu würdigen. Als Fazit bleibt eine unvergessliche Reise in eine andere Welt. Das Thema Flugsicherheit ist grenzüberschreitend, oder wie der Titel der Konferenz lautete: „Flight Safety – an universal language“. Natürlich gibt es im Detail Differenzen, aber im Generellen gesehen stehen viele Luftwaffen vor fast identischen Problemen, niedrige, aber dennoch auf diesem Level leider stagnierende Flugunfallzahlen, die die bisherigen Denkweisen, bezogen auf die Flugunfallverhütung, scheinbar ausgereizt haben. Eine grundlegende Modernisierung bei gleichzeitiger Erweiterung des Einsatzspektrums gepaart mit der Erkenntnis, dass diese Modernisierung auch neue philosophische Ansätze in vielen Facetten bedarf, sind uns, so mein persönliches Fazit, nicht so fremd wie das Land Indien selbst. Bild von XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX Fachtagung Flugsicherheit VC-Vertreter im Austausch mit der Bundeswehr von Jens Piotter und Christoph Schewe Vom 07. bis 10. September 2009 fand beim Taktischen Ausbildungskommando der Luftwaffe in Decimomannu, Sardinien, die diesjährige Fachtagung für Flugsicherheitsoffiziere der Bundeswehr unter der Leitung von Herrn Brigadegeneral Lothar Schmidt statt. Die Flugsicherheitsoffiziere (FSO) sind vergleichbar mit den Flugsicherheitsabteilungen der zivilen Flugbetriebe. Jedem fliegenden Verband werden ihrer Größe entsprechend FSOs zugeteilt. Es ist ihre Aufgabe, in Zusammenarbeit mit dem General Flugsicherheit in der Bundeswehr Zwischenfälle und gegebenenfalls auch Unfälle zu untersuchen sowie die Flugsicherheit in den Staffeln und Geschwadern auf allen Ebenen zu verbessern. Dies schließt sowohl die Bereiche fliegendes Personal, Technik, Bodenpersonal und Infrastruktur am Flughafen als auch den täglichen Flugbetrieb ein. „Der Austausch untereinander bringt viele Vorteile, und was für das SFO Jens Piotter LCAG MD 11 Leiter VC-Arbeitsgruppe „Accident Analysis & Prevention“ Rad gilt, trifft genauso für das Fliegen zu. Es muss nicht immer wieder neu erfunden werden!“ Dass dieser breit gefächerte Verantwortungsbereich nicht losgelöst vom zivilen Flugverkehr betrachtet und betreut werden kann, stellte die Themenliste der Tagung eindrucksvoll unter Beweis. Vortragende kamen aus den Bereichen Rechtsberaterzentrum der Luftwaffe, EADS, der Technischen Untersuchungssteile Manching, der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), Medizin und Psychologie sowie der Vereinigung Cockpit (VC) oder waren Unfalluntersuchungsexperten der Royal Air Force. Christoph Schewe, Leiter Berufspolitik der VC, nutzte als Oberstleutnant der Reserve die Einladung in Form einer Wehrübung, um die berufspolitische Ausrichtung und Struktur der VC vorzustellen. Jens Piotter als Leiter der AG Accident Analysis and Prevention ging in seinem Vortrag auf die Besonderheiten von Zwischenfällen und Unfällen in Nicht-NATO-Ländern ein. Im Rahmen der Tagung konnten wir immer wieder feststellen, dass man voneinander viel lernen kann. Besonders deutlich wurde dies in den Bereichen Winterflugbetrieb, TCAS, Krisenmanagement und Flugphysiologie sowie Organisation des Flugbetriebs, und selbstverständlich auch in Bezug auf Flugunfall- und Zwischenfalluntersuchung. Der Austausch untereinander Christoph Schewe Leiter Berufspolitik bringt viele Vorteile, und was für das Rad gilt, trifft genauso für das Fliegen zu. Es muss nicht immer wieder neu erfunden werden! Dies ist derselbe tragende Gedanke, der vor einigen Jahren zur Etablierung des Deutschen Flight Safety Forums durch die VC in Zusammenarbeit mit dem General Flugsicherheit, der BFU und der Deutschen Flugsicherung (DFS) geführt hatte, und das zivile Pendant zur Fachtagung Flugsicherheit der Bundeswehr unter den Flight Safety Piloten der deutschen Airlines darstellt. Und auch die Planung und Betreuung durch das Organisationsteam muss sich hinter den Business und First ClassProdukten der Verkehrsfliegerei und dem professionellen Eventmanagement keinesfalls verstecken. „Das Flight Safety Forum stellt unter den Flight Safety Piloten der deutschen Airlines das zivile Pendant zur Fachtagung Flugsicherheit der Bundeswehr dar.“ 11 Flugsicherheit Die Sycamore von Oberstabsfelwebel d. R. Karl-Heinz Weiss, GenFlSichhBw Zurecht kann man feststellen, dass der Aufbau des Such- und Rettungsdienstes bei der Luftwaffe und den Marinefliegern untrennbar mit dem ersten Rettungshubschrauber der Bundeswehr, der Bristol Typ 171 Sycamore Mk 52, verbunden ist. Als zweitgrößter Nutzer hinter der Royal Air Force erhielt die Bundeswehr 50 Maschinen. 12 Schon in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann der in Wien geborene Raoul Hafner mit der Entwicklung eines leistungsfähigen und zuverlässigen Hubschraubers. Er realisierte bei seinen Arbeiten sehr schnell, dass nicht der Auftrieb, sondern eine effektive und einfache Steuerung das Wichtigste bei der Entwicklung gebrauchfähiger Hubschrauber sein würde. Deshalb konstruierte er die sogenannte „Spinnensteuerung“, die sowohl die kollektive wie periodische Rotorblattverstellung übernahm und in einem hohlen Rotormast geführt wurde. Er wandte auch erstmalig das Konzept von Torsionsstäben in den hohlen Rotorblattarmen an. Diese nahmen die Zentrifugalkräfte auf und trugen dadurch merklich zur Reduzierung der Steuerkräfte bei. Dadurch zeigte sich bei diesem Rotorsystem eine bewundernswerte Beweglichkeit. Als mit dem nahen Kriegsende das Interesse der Militärs am Autogiro erlahmte, bekam Hafner das Angebot, für die Helicopter Division der Bristol Aeroplane Company zu arbeiten. Er nahm das Angebot an. Ihm wurde der Posten des Chefkonstrukteurs für Hubschrauber übertragen bei Übernahme seiner Firma mit allen Patenten. Unverzüglich begannen Hafner und sein kleines Team mit den Studien für einen viersitzigen einmotorigen Hubschrauber. Dem Projekt gab man die Bezeichnung Bristol Typ 171. Als Triebwerk war der allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung stehende Alvis Leonides Sternmotor vorgesehen. So mussten die ersten Prototypen mit dem 450 PS leistenden Pratt&Whitney R-985 Wasp Junior ausgerüstet werden. 1946 informierte das britische Kriegsministerium das Luftfahrtminis- Bild von der PIZ LwA terium darüber, dass man drei Klassen von Hubschraubern für den Einsatz in den Streitkräften benötigen würde: - einen zweisitzigen Beobachtungsund Verbindungshubschrauber, - einen acht- bis zehnsitzigen Mehrzweckhubschrauber und - einen Transporthubschrauber mit 10 to Tragfähigkeit. Daraufhin bewarb sich die Fa. Bristol mit dem Typ 171, der jetzt den Namen Sycamore wegen der Ähnlichkeit des Rumpfes mit einem Ahornsamen trug. Wegen knapper Haushaltsmittel wurde aber die Förderung durch die Beschaffungsbehörden eingestellt. Die Fa. Bristol entschied sich, das Programm aus eigenen Kräften voranzutreiben. Am 27. Juli 1947 erfolgte der Erstflug. Im Anschluss daran machte man mehrere kurze Flüge, einige davon mit Passagieren. Am 20. Januar 1949 wurde der zweite Prototyp in Brize Norton den Ambulanzdiensten der britischen Streitkräfte vorgeführt und dabei Vorschläge für die Verwundetenevakuierung diskutiert. Der Prototyp 171 Mk 2 war als erster Sycamore mit dem Alvis Leonides Motor, der eine Leistung von 520 PS hatte, ausgerüstet. Wie die erste – jetzt Mk 1 genannte – Version hatte die Mk 2 zwei Türen und Platz für zwei Passagiere auf den Rücksitzen. Die Erfahrungen, die man mit den bisherigen Versionen gemacht hatte, flossen in die 171 Mk 3 ein, von denen 50 Exemplare für die Rettungsdienste der britischen Streitkräfte gebaut wurden. So wurde die Rumpfnase verkürzt, was zu einer besseren Sicht nach unten führte. Die Kabinenbreite wurde um circa 20 Zentimeter vergrößert, sodass nun drei Personen auf den hinteren Sitzen Platz nehmen konnten. Um einen sicheren Übergang aus dem Schwebeflug zur Autorotation zu gewährleisten, wurde größter Wert auf die Fähigkeit des Rotors gelegt, genügend kinetische Energie zu speichern. So wurden Landungen aus geringer Höhe mit abgestelltem Antrieb mit einer zu der Zeit seltenen Selbstverständlichkeit demonstriert. Später wurden sie ein wesentlicher Teil der Pilotenausbildung. Von dieser Version wurden aus dem zweiten Los auch drei Maschinen an die australische Navy geliefert. Der vorletzte Hubschrauber dieses Loses diente dem Hersteller als Demonstrationsmodell für die Version MK 4, die ein höheres Fahrwerk hatte und – um den amerikanischen Standards zu entsprechen – der Sitz des Piloten wurde von links nach rechts versetzt. Diese Version wurde von der Royal Air Force (RAF) als HR 14 für verschiedene Zwecke verwendet, in großer Stückzahl gebaut und ging im April 1953 bei der RAF in Linton-onOuse in den Truppendienst. Nachdem die Bundesrepublik Deutschland (BRD) der International Civil Aviation Organization (ICAO) beigetreten war, war sie verpflichtet, einen Luftrettungsdienst aufzustellen. Diese Aufgabe wurde dann der Bundeswehr übertragen. Dieser Such- und Rettungsdienst (SAR) diente – und dient immer noch – sowohl dem militärischen wie auch dem zivilen Bereich. Dazu wurden bei der Luftwaffe die Luftrettungsstaffeln und bei der Marine eine Seenotrettungsstaffel – gleichzeitig mit den SAR-Leitstellen Münster und Glücksburg – aufgestellt. Die Rettungsflieger konnten auf die Erfahrungen der Royal Air Force und US Air Force (USAF) aufbauen, die bis dahin den SAR-Dienst für die BRD gestellt hatten. Die Bundeswehr bestellte 50 Bristol 171 der Basisversion Mk 4 für den Einsatz bei der Luftwaffe und Marine. Seitens der Firma Bristol erhielt diese Version die Bezeichnung Mk 52. Die ersten zwei der in Auftrag gegebenen Maschinen starteten unter der FühBild von der PIZ LwA 13 Flugsicherheit rung von Werkspiloten am 31. Mai 1957 zum Überführungsflug nach Faßberg. Zu diesem Zeitpunkt waren die ersten deutschen Piloten bereits zur Umschulung bei Bristol eingetroffen. Die fliegerische Schulung fand auf der mit Doppelsteuer ausgerüsteten Werksmaschine statt. Anschließend wurden die dritte und vierte Sycamore nach Faßberg überflogen. Die restlichen Maschinen für die Luftwaffe kamen in den nächsten Monaten bis Ende 1959 zur Auslieferung. Der Einsatz der Sycamore erfolgte in der Luftwaffe bei der Flugzeugführerschule (FFS) „S“ auf dem Fliegerhorst Memmingen, die am 10. Juli 1956 in Dienst gestellt wurde. Hier wurden die Hubschrauberführer, Verbindungsflugzeugführer und Transportflugzeugführer für die gesamte Bundeswehr ausgebildet. Dort fand auch die Instrumentenflugausbildung für all diese Flugzeugtypen statt. Insgesamt wurden neun Flugzeugtypen geflogen. Die Ausbildungsgruppe wurde zu Beginn des Jahres 1958 neu formiert und bestand aus drei Ausbildungsstaffeln: - P-149 D Piaggio und Dornier DO-27, - Mehrmotorige Ausbildung auf Noratlas und Pembroke und - Hubschrauberausbildung. Da der Fliegerhorst aus allen Nähten platzte, verlegte die Flugzeugführerschule „S“ nach Norden. Die Transporter verlegten nach Wunstorf, die Verbindungsflugzeuge nach Diepholz und die Ausbildungs-, Wartungsstaffel und Teile der Instandsetzungsstaffel des Hubschrauberbereiches verlegten Ende des Jahres nach Faßberg und firmierten dort als Ausbildungsgruppe (AusbGrp) „C“ der FFS „S“. Das dort aufgestellte Jagdbombergeschwader 34 nahm dafür den für den F-84F-Betrieb besser geeigneten Fliegerhorst Memmingen in Beschlag. Die Ausbildung der Rettungs-Hubschrauberführer sah in jener Zeit folgende Abschnitte vor: - 25 Stunden Auswahlschulung auf 14 dem Flächenflugzeug Piper L-18, - 100 Stunden Hubschrauber-Grundausbildung auf Bell 47 (H-13), davon 25 Stunden Gebirgsflugausbildung bei der 1. Luftrettungs- und Verbindungsstaffel in Fürstenfeldbruck, - 70 Stunden Typenschulung Bristol 171 Sycamore, - 20 Stunden Spezialausbildung auf Bristol 171 Sycamore und - 90 Stunden Such- und Rettungsausbildung. Hubschrauberführer und Luftretter erhielten nach ihrer getrennt verlaufenden Ausbildung anschließend ihre SAR (Search and Rescue)-Ausbildung. Überlandsflüge, Kleinorientierung und Schlechtwetterflug, Suchaufgaben, Windenbedienung (Winching), Instrumentenflug und Alarm- und Einsatzübungen waren die Schwerpunkte dieser Ausbildung. Im Sommer 1963 wurde die Sycamore-Ausbildung bei der AusbGrp „C“ der FFS „S“ mit der Versetzung der Hubschrauber zu den Luftrettungsund Verbindungsstaffeln 2 und 3 beendet. Am 1. April 1959 wurde die 1. Luftrettungsstaffel in Faßberg in Dienst gestellt. Sie nahm den Flugbetrieb ab dem 1. August 1959 auf. Der erste SAR-Einsatz erfolgte am 26. August 1959. Im Oktober 1959 wurde diese Staffel der Luftwaffengruppe Nord (LwGrp N) in Münster unterstellt. Gleichzeitig erfolgte die Übernahme von Verbindungsflugzeugen Do-27 und die Umbenennung in 3. Luftrettung- und Verbindungsstaffel (LRetVerbStff). Die volle Einsatzbereitschaft dieser Staffel wurde am 1. Mai 1960 hergestellt. Im Januar 1961 wurden die Außenstellen (SAR-Kommandos/ SAR-Kdo’s) in Ahlhorn und Nörvenich mit je zwei Hubschraubern und drei Hubschrauberbesatzungen in Dienst gestellt. Mit den SAR-Bereitschaften in Faßberg, Ahlhorn und Nörvenich konnte jeder Punkt der Länder NordrheinWestfalen, Niedersachsen, Bremen und Hamburg innerhalb einer Flugstunde erreicht werden. Die Nordseeküste westlich der Elbemündung gehörte auch zum Einsatzbereich. Flüge über See durften nur bis zu einer Entfernung von 25 NM durchgeführt werden. Im Januar 1963 erfolgte die Verlegung dieser Staffel auf den Fliegerhorst Ahlhorn, wo sie am 1. April 1965 in 3. Hubschrauber-Rettungsstaffel umbenannt wurde. Mit der Eingliederung in das neue Hubschraubertransportgeschwader (HTG) 64 Ende 1967 endete die Selbstständigkeit dieser Staffel, die fortan als 3./HTG 64 geführt wurde, aber wenigstens am Standort Ahlhorn bleiben konnte. Die Aufstellung der 2. LRetVerbStff erfolgte im Herbst 1959 aus Teilen der FFS „S“ in Faßberg. Im August 1960 verlegte diese Staffel an den neuen Standort Lechfeld und wurde der LwGrp S unterstellt. Zur besseren Abdeckung des Einsatzgebietes unterhielt die Staffel SAR-Kommandos in Pferdsfeld, Karlsruhe und später in Manching. Der Einsatzschwerpunkt am Standort Lechfeld lag eindeutig im Bereich der Bergrettung. Zur Ausbildung der Hubschrauberführer richtete die Staffel eigene Gebirgsflugausbildungsstätten zunächst in Steibis im Oberallgäu, später in Ettenberg ein. Im Rahmen dieser Ausbildung konnten die Hubschrauber und ihre Besatzungen auch für Einsätze der Bergwacht und den Forstbehörden (z.B. Wildfütterung im Winter) genutzt werden. Am 1. April 1965 wurde die Staffel in 2. Hubschrauber-Rettungsstaffel umbenannt. Im Herbst 1966 erfolgte die Verlegung der Staffel auf den Fliegerhorst Penzing bei Landsberg/Lech. Dort bildete sie mit den Resten der Flugzeugführerschule (FFS) „A“ und der aus Fürstenfeldbruck verlegten 1. Hubschrauberlehr- und Versuchsstaffel das neue HTG 64. Im Januar 1958 wurde durch das BMVg der Marine befohlen, eine Seenotrettungsstaffel aufzustellen. Dazu waren als Erstausstattung „Amphibi- enflugzeuge von Typ Grumman Albatros, Sycamore-Hubschrauber und Flugsicherungsboote vorgesehen. Nach der Ausbildung der ersten Hubschrauberbesatzungen bei der FFS „S“ in Memmingen und in Begleitung eines britischen Fluglehrers wurden die ersten vier Hubschrauber für die Marine nach Deutschland auf den Marinefliegerhorst Kiel-Holtenau überführt. Ab Ende 1958 wurde an Werktagen eine SAR-Bereitschaft auf dem Marinefliegerhorst Schleswig und ab Oktober 1961 bei Bedarf auf dem Fliegerhorst Husum und auf Sylt gehalten. Im Juli 1959 wurde aus der Seenotstaffel die Marine-Dienst- und Seenotgruppe mit zwei fliegenden Staffeln aufgestellt. Zum 1. Oktober 1963 erfolgte die Umbenennung in Marinefliegergeschwader (MFG) 5. Insgesamt zwölf Sycamore wurden bei der Marine geflogen. Im Laufe des Jahres 1965 erfolgte die schrittweise Übernahme des SAR- und Seenotrettungsdienstes durch die Sikorsky H-34. Die offizielle Außerdienststellung der Sycamore bei der Marine erfolgte am 30. Mai 1967 durch Abgabe der Hubschrauber an die Luftwaffe. Durch die Staffel wurden 8886.30 Flugstunden mit der Sycamore erflogen. Bei der Luftwaffe erfolgte mit der Aufnahme der SAR-Bereitschaft auf allen SAR-Kommandos durch das Nachfolgemodell Bell UH-1D die offizielle Außerdienststellung der letzten Bristol 171 Sycamore am 13. Mai 1969 beim Hubschraubertransportgeschwader (HTG) 64 auf dem Fliegerhorst Penzing bei Landsberg/Lech. Mit diesem Lfz-Muster wurden bei der Luftwaffe in 12 Jahren 62.000 Flugstunden erflogen und 2.500 SAR-Einsätze durchgeführt. Während ihrer Einsatzzeit in der Bundeswehr ereigneten sich 13 schwere Flugunfälle. Drei Piloten fanden den Tod und mehrere Besatzungsmitglieder wurden verletzt. Die meisten Vorkommnisse ereigneten sich durch Bodenberührung mit dem Bild aus der Flugunfallakte Heckausleger und dem Heckrotor bei Autorotationslandungen und überwiegend während der Ausbildung. Da das Triebwerk sehr empfindlich auf schnelle Gaszufuhr reagierte, kam es sehr oft beim Übergang vom Flare in die waagerechte Fluglage zu einem Leistungseinbruch des Motors, was dann unweigerlich zu der Bodenberührung und damit zur Beschädigung des Hubschraubers führte, die aber meistens glimpflich abliefen. Durch die geringe Motorleistung und das Verhalten bei der Gaszufuhr war der Einsatz im Gebirge und bei der Bergrettung sehr riskant. So kam es im Mai 1958 bei einem Gebirgs-Ausbildungsflug zu einem Unfall, bei dem zwar der Hubschrauber zerstört wurde, die Hubschrauberbesatzung aber verletzt das Wrack aus eigener Kraft verlassen konnte. Die Besatzung führte über der tiefsten Stelle eine 20°-Kurve nach rechts durch, als sie eine Motorstörung wahrnahm. Durch das sofortige Absinken der Rotordrehzahl verlor der Hubschrauber an Fahrt und Auftrieb. Ein weiteres Steigen oder horizontales Geradeausfliegen war wegen der Geländeverhältnisse nicht mehr möglich. Der Fluglehrer entschloss sich deshalb 15 Flugsicherheit Bild aus der Flugunfallakte zu einer Autorotation in dem hinten unter ihm liegenden RetterschwangerTal. Bedingt durch die Steiglage des Hubschraubers, den Verlust der Vorwärtsgeschwindigkeit und der Drehung während der Kurve in das Tal, verlor der Hubschrauber so schnell an Höhe, dass dem Hubschrauberführer nur noch eine Landung im Bett des Baches unterhalb eines Wasserfalls möglich erschien. Noch vor der Landung wurde der Rotor durch Baumberührung zerstört. Der Rumpf des Hubschraubers fiel auf einen ansteigenden Hang, überschlug sich dort und kippte dann auf die linke Seite ins Bachbett. 16 Tragisch verlief ein Unfall, der sich im Februar 1963 im Rahmen des Eisnotdienstes für die ostfriesischen Inseln auf der Insel Langeoog ereignete. Bei diesem Flug hatte die Hubschrauberbesatzung den Auftrag, eine Wöchnerin mit ihrem Säugling von Wittmundhafen zurück nach Langeoog zu fliegen. Der Flug verlief ohne Probleme. Der Hubschrauber wurde von einem zum Be-/Entladekommando gehörenden Arbeiter auf den für den Eisnotdienst errichteten und abgesperrten Landeplatz eingewiesen. Nach dem Absetzen drosselte der Hubschrauberführer die Rotordrehzahl, während der Luft- retter ausstieg, um zusammen mit dem Einweiser der Passagierin beim Aussteigen behilflich zu sein. Der „Landesbeauftragte für Flugsicherheit“ (Flugleiter) der Inselgemeinde, der ebenfalls am Hubschrauber war, wollte zwei Kinder, die sich dem Landeplatz genähert hatten, aus der unmittelbaren Umgebung der Maschine entfernen. Dabei ging er von hinten rechts um den Hubschrauber herum. Nachdem er den Heckrotor schon passiert hatte, rutschte er auf dem stark vereisten Schnee aus, fiel rückwärts in den sich drehenden Heckrotor und wurde von den Heckrotorblättern tödlich getroffen. Glück hatte ein Opfer spielender Fallschirmjäger bei einer Übung auf dem Riegsee bei Murnau. Bei dieser Übung waren von der Hubschrauberbesatzung bereits acht Fallschirmjäger aus dem See im „Single-Lift-Verfahren“ aus dem Wasser geborgen und am Seeufer abgesetzt worden. Beim letzten Anflug flog der Hubschrauberführer gegen den Wind (040/4) mit 20-30 KIAS etwa 8 bis 10 m über der Wasseroberfläche. Während des Endanfluges verringerte er die Fahrt und gab auch noch Höhe auf, als sich der Hubschrauber mit dem Heckteil nach unten bewegte und um die Hochachse steuerlos wurde. Als ein Rotorblatt Wasserberührung erhielt, schlugen die beiden anderen so in die Hubschrauberzelle ein, dass das Rumpfzwischenstück durchschlagen wurde. Der Hubschrauber versank im Wasser und wurde später aus 15 m Tiefe geborgen. Die Hubschrauberbesatzung konnte sich selbst befreien und zur Wasseroberfläche auftauchen. Der zu bergende Soldat kam mit dem Schrecken davon. Durch herumfliegende Rotorteile wurde ein am Ufer stehender Sanitätssoldat verletzt. Dieser Unfall wurde durch Materialfehler an zwei Auslassventilen verursacht, wodurch die Triebwerksleistung beim Abfangen nicht mehr ausreichte. Trotz eines Öldruckabfalls beim vorherge- henden Flug startete der Hubschrauberführer zu diesem Einsatz. Diese Beanstandung hatte er auch nicht in das Bord- und Wartungsbuch eingetragen. Glück hatte auch eine Hubschrauberbesatzung, die sich im März 1965 während der Gebirgsflugweiterbildung auf dem Rückweg zum Lastaufnahmeplatz befand. Etwa 300 m vor dem im Tal gelegenen Landeplatz in ca. 60 m Höhe mit 45 kts Vorwärtsfahrt begann der Hubschrauber nach einem Schlag am Heck plötzlich sich nach links um die Hochachse zu drehen und stark zu schütteln. Gleichzeitig sah die Besatzung ein dunkles Bruchstück nach vorne wegfliegen und registrierte sofort einen Heckrotorfehler. Da ein Fahrtaufholen für eine Autorotationslandung wegen der geringen Flughöhe nicht mehr möglich war und sich die Maschine unter starkem Schütteln immer mehr in allen Richtungen aufschaukelte, entschloss sich die Hubschrauberbesatzung zu einer sofortigen Landung. Es gelang ihr in guter Zusammenarbeit, den sich taumelnd drehenden Hubschrauber im weiteren Sinkflug waagerecht zu halten. Ungefähr 30° aus der ursprünglichen Landerichtung versetzt, schlug er schließlich hart – fast in Dreipunktlage – auf einen Schnee bedeckten Berghang auf. Der Hubschrauber wurde dabei schwer beschädigt, die Besatzung blieb unverletzt. Der Unfall wurde durch den Bruch eines Schaftrohres verursacht. Dadurch schlug die Dämpfungsflosse um und beschädigte die Heckrotorblätter derart an den Blattwurzeln, dass sie abbrachen. Das Schaftrohr wies eine einwandfrei festgestellte Altbruchstelle auf, die während der üblichen Wartungsarbeiten bei der Staffel nicht festgestellt werden konnte. Verursacht wurde dieser Bruch durch einen Splint, der nach dem Wechsel des Hauptrotorgetriebes bei der Betreuungsfirma mit Wucht eingeschlagen wurde, was den schleichenden Bruch des Schaftrohres ausgelöst hat. Bild aus der Flugunfallakte Im Rahmen des TCTP sollte eine Hubschrauberbesatzung im Mai 1965 hoist operations durchführen. Dazu sollte auf dem Gelände der ESSO-Raffinerie in Karlsruhe-Knielingen ein 16 m langes, 2“ starkes und 75 kg schweres Messrohr in einen Kugeltank von 20 m Höhe gesenkt werden. Mit den am 5 m ausgefahrenen Windenseil hängenden Messrohr wurde die Einbauposition auf dem Tank angeflogen. Dort begann das Messrohr zu schaukeln. Um das Pendeln des Rohres zu beenden, fuhr der Luftretter das Windenseil bis auf 2 m ein. Bei den weiteren Kor- rekturen sank der Hubschrauber, das Messrohr geriet in den Hauptrotorkreis und brachte den Hubschrauber zum Absturz. Dabei wurde die Hubschrauberbesatzung getötet. Im Februar 1966 kehrte eine Hubschrauberbesatzung nach einem Flug im Rahmen des TCTP zum Flugplatz zurück. 1 NM nördlich des Platzes erbat sie vom Kontrollturm die Freigabe für eine Autorotation am Platz. Nach dem Absetzen auf der Startbahn hob der Hubschrauberführer den Hubschrauber wieder ab und schwebte in etwa 5 m Höhe gegen den Wind schiebend 17 Flugsicherheit Bild aus der Flugunfallakte im Langsamflug zum Abstellplatz, der etwa 100 m entfernt war. Auf halber Strecke bemerkte die Hubschrauberbesatzung einen kurzen, dumpfen Schlag und unmittelbar danach ein Leck im Kraftstofftank. Der Hubschrauberführer setzte die Maschine augenblicklich ab und verließ sofort mit der übrigen Besatzung den nun brennenden Hubschrauber. Die alarmierte Flugplatzfeuerwehr traf kurz darauf am Unfallort ein. Die Löscharbeit wurde durch ein nicht funktionierendes Ventil einer Stickstoffflasche verzögert. So wurde der Hubschrauber durch die Feuereinwirkung zerstört. Ein Besatzungsmitglied erlitt leichte Brandverletzungen. Verursacht wurde dieser Unfall durch den Bruch des Lüfterrades. Durch die Zentrifugalkraft wurden Lüfterradschaufeln durch das hintere Brandschott und den oberen Kraftstoffbehälter geschlagen. Der auslaufende Kraftstoff entzündete sich an der Auspuffanlage und setzte den Hubschrauber in Brand. 18 Im Dezember 1966 startete eine Sycamore zu einem Übungsflug. Nach zwei Windenmanövern stieg die Besatzung auf 3.000 Fuß Höhe. Ca. 8 NM nördlich des Platzes nahm der Hubschrauberführer wieder Kurs auf den Flugplatz mit der Absicht, dort eine Übungsrotation durchzuführen. Nach dem Einleiten der Autorotation in ca. 2.500 Fuß Höhe vernahm die Besatzung einen starken Schlag mit nachfolgendem Schütteln. Gleichzeitig stellte der Hubschrauberführer fest, dass die Maschine um die Hochachse steuerlos wurde und die Bedienung der Pedale keinerlei Wirkung zeigte. Der Versuch in den Wind zu drehen und auf der Landebahn zu landen, misslang. Der Hubschrauberführer führte daher eine Landung mit Rückenwind durch, ohne das Triebwerk abzustellen. Der Hubschrauber wurde glatt aufgesetzt, rollte noch ca. 30 m und kippte kurz vor dem Stillstand auf die linke Seite. Die Besatzung verließ unverletzt die Maschine. Der Hubschrauber wurde schwer beschädigt. Das Umkippen war darauf zurückzuführen, dass das rechte Rad des Hauptfahrwerkes auf einen Feldstein auflief, wobei weitere erhebliche Beschädigungen auftraten. Herausragend und erwähnenswert war der Einsatz fast aller Sycamore bei der Flutkatastrophe im Februar 1962 in Hamburg. Trotz der geringen Motorleistung und seines damit verbundenen nicht einfachen Einsatzes im Gebirge wurde die Sycamore von den diesen Typ fliegenden Hubschrauberbesatzungen geschätzt. Sie hielten diese Maschine unter den damaligen Luftfahrzeugen für äußerst zuverlässiges Muster. Literatur- und Quellenhinweise: F-40 Flugzeuge der Bundeswehr Umfangreiche Internet-Recherche Hauptmann M. Die etwas andere FOD-Geschichte Captain M... von Oberstleutnant Jörg Behnke, GenFlSichhBw The quite different FOD story … Dies ist zunächst einmal eine „There I was-Story“, die sich auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, also schon vor einigen Jahren zugetragen hat. Und obwohl ich es nicht selbst erlebt habe, ist sie es aus zweierlei Gründen wert, erzählt zu werden. Zum einen, weil sie nicht nur einfach gut ist, sondern, wie bei diesen Geschichten auch gewollt, auch jeder etwas daraus lernen kann. Zum anderen aber auch, weil sie in ihrer Komik und in ihrer Dramatik zugleich für jeden, der ein Cockpit seinen Arbeitsplatz nennen darf oder durfte, nachvollziehbar ist. Natürlich hat diese Geschichte den sogenannten „10-Prozent-Test“ hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts bestanden. Sie ist wirklich so passiert. Der Vorfall fiel zwar nicht – heute würden wir sagen, in irgendeine Zwischenfall- oder gar Unfall-Kategorie – Potential dafür aber hatte sie allemal genug. Um es auch gleich vorwegzunehmen: Es wurde auch nie irgendein Bericht darüber erstellt. Ehrlich gesagt hat es aber auch keines offiziellen Berichts bedurft – die Geschichte machte bei der anderen deutschen Luftwaffe schneller die Runde, als es ein Bericht je hätte machen können. Es geschah an einem heißen Sommertag irgendwo tief im Osten Deutschlands. Die Geschwaderübung dauerte schon einige Tage und nahezu alle waren zu diesem Zeitpunkt erschöpft. So war es nichts Ungewöhnliches in einer „Kampf“-Pause ein kurzes „Gefechtsnickerchen“ direkt hinter dem Shelter zu halten. Genau dies tat Hauptmann M., wie wir ihn hier einmal nennen wollen. Er war einer der Luftfahrzeugführer der Staffel, die an diesem Tag für einen Abfangeinsatz in der Stratosphäre eingeteilt waren. Aus diesem Grund trug er eine Spezial-Fliegerkombination. Der dazugehörende Helm lag neben ihm im Gras. Diese ganze Spezial-Fliegerausrüstung benötigt der Flugzeugführer, um einen plötzlichen Druckabfall in einer Höhe oberhalb 50.000 Fuß zu überleben. Jeder, der einmal einen U-2-Piloten in vollständiger Ausrüstung gesehen hat, weiß, wovon ich hier rede. So lag also besagter Hauptmann im Schutze seines Flugzeugshelters in tiefem Schlaf, als ihn plötzlich der laute Ton des Signalhorn aufschreckte. Alarmstart! Er wachte auf, schnappte seinen Helm und sprang in sein Cockpit. Triebwerk anlassen, Systeme überprüfen, zur Startbahn rollen, starten – all das tat er, so schnell er konnte. Er lag gut im Zeitplan. Alles lief gut und so fühlte er sich auch. Das Wetter war ganz passabel und, noch ein kurzer Check, alle Systeme funktionierten ordnungsgemäß – eigentlich konnte nichts schief gehen. First of all, this is a kind of a „There I was“ story out of the middle ‚80s‘ and it is a story from the other side of the Iron Curtain. Although it doesn‘t deal with a personal story of my own flying experiences, it is really funny, it is worth speaking about and it contains some „lessons learned“ for anybody. Also, of course, be sure that this story has passed the 10%-rule, because it really happened. It is true. Although the happening didn‘t qualify as a Class C, E or whatever kind of mishap, it could have easily become one. It also was never given any kind of report, but honestly speaking, it never needed an official report because this story ran quicker through the Air Force than any mishap report ever had done. It happened on a hot summer day somewhere in East Germany. A wing exercise had been ongoing for a couple of days and almost everybody was exhausted at that stage. So, it was not unusual to take a short „combat“ nap in the „battle“ breaks, if the alert status allowed it. And so Captain M., as we will call him, did just that. He was one of the squadron pilots who were scheduled to fly an intercept mission in the stratosphere on this day. That‘s why he was wearing a special flight suit, and had a special helmet lying beside him in the grass. All that special flight gear is required to give the pilot a chance to survive a rapid decompression in altitudes above 50.000 feet. Everybody who has seen a fully equipped U-2 pilot knows what I‘m talking about here. 19 Flugsicherheit Wie gesagt: eigentlich! Kaum gestartet, überkam ihn schon so ein eigenartiges Gefühl. Zuerst war es nur ein kurzer Eindruck, kaum mehr als eine Einbildung. Aber es kam wieder und wieder. Da! Da war er wieder, der Schatten, der sich von links nach rechts und zurück bewegte. Manchmal war es nur ein schwarzer Strich in Verbindung mit einer sanften Berührung seines Gesichts. Er wollte sich kratzen, da es kitzelte, aber bei geschlossenem Helm war das natürlich nicht möglich. Einen Augenblick lang dachte er über mögliche Ursachen nach. Manchmal fühlte es sich an, als ob ein Schweißtropfen über seine Nase lief. Aber was war mit den schwarzen Schatten? Fast schon verzweifelt versuchte er eine Antwort darauf zu finden, als plötzlich seine Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt wurde, das sich im Abstand von weniger als ein bis zwei Zentimetern direkt vor seinen Augen befand. Dieses Etwas war eine Maus! Ja, da war eine Maus! Instinktiv schloss er seinen Mund. All seine Alpträume wurden urplötzlich wahr. Eine Maus als blinder Passagier. Und damitnicht genug, sie flog auch noch mit ihm in seinem Helm und, der Gedanke kam ihm ebenso plötzlich, es gab keine Möglichkeit, sie zu fangen. Am Boden verfolgte der Jägerleitoffizier den Flugweg von Hauptmann M’s MiG, als ein Funkspruch einging. Er versuchte, ihn zu verstehen, aber es gelang ihm nicht. Es hörte sich an wie „Ich habe eine ... aus im ...“ – mehr verstand er nicht. „Wenn doch schon jeder weiß, dass der Funk nicht der Beste ist, kann man doch wenigstens erwarten, dass die Piloten die Zähne auseinandermachen beim Sprechen“, schoss es dem Jägerleitoffizier vorwurfsvoll durch den Kopf. 20 So bat er Hauptmann M, die letzte Meldung zu wiederholen. Aber erneut war es ihm nicht möglich herauszufinden, was der Pilot ihm mitteilen wollte. Und so musste er ihn, wobei er langsam nervös wurde, noch einmal laut und energisch bitten, seine Meldung zu wiederholen. Jetzt endlich kam die Meldung, kristallklar, laut und sehr, sehr schnell. „Ich habe eine Maus im Helm!“ Mehr musste auch nicht gesagt werden. Das reichte völlig aus, um sich in Sekundenbruchteilen ein Bild von der Lage im Cockpit, oder besser gesagt, von der Lage im Helm des Piloten zu machen. Unnötig zu sagen, dass dies dann auch die letzte Meldung von Hauptmann M. war. Er brach den Einsatz sofort ab, flog ohne jeden weiteren Funkspruch zurück zum Flugplatz und landete sein Luftfahrzeug sehr schnell. Sobald er die Landebahn verlassen hatte, ©Zeichnung von StFw Ingo Paul Dierkes But on this day, Capt. M. was in a deep sleep behind his aircraft shelter as the next scramble alerted him. He woke up, grabbed his helmet and jumped into his cockpit. Starting the engine, checking the systems, taxiing to the runway, takeoff; he did all this as quickly as he could. He was on schedule, and felt in very good shape. The weather was also pretty good and all the aircraft systems were working very well; nothing could be going wrong. Yes, it could! At first it was only a short impression; not much more than an illusion. But it came again and again. Then it was like a shadow, moving from left to right and vice versa. Sometimes it was almost a black line, in connection with a gentle touch on his face. He wanted to scratch his skin, because it was tickling, but due to the closed helmet that was impossible. sprang er aus dem Cockpit, zog den For a while he thought about possible verdammten Helm vom Kopf und reasons. Sometimes it felt like a drop warf ihn fort. of sweat was running down his nose; Neben all den sicher sehr komisch it was comparable to that. But what anmutenden Aspekten rund um die- about the black shadows? se Geschichte gibt es natürlich auch Capt. M. was trying to find an aneiniges, was uns zum Nachdenken swer to his question, when suddenly anregen sollte. Zuallererst bleibt da he focused on a thing which was less der Hinweis darauf, dass es die per- than an inch from his eyes. sönliche Pflicht eines jeden ist, auf The thing, he discovered, was a seine Ausrüstung aufzupassen. Da ist mouse. Yes, there was a mouse. Imaber noch mehr. Jeder, der mit der Si- mediately, he closed his mouth, with tuation in einem Cockpit vertraut ist, all his nightmares coming true. This kann sich nur unschwer vorstellen, damned mouse was flying with him. It wie kritisch diese Situation war, und was flying with him inside his helmet, wie gefährlich sie hätte werden kön- and there was no way to catch it. He nen. Der Luftfahrzeugführer behielt knew that at once. die Kontrolle über sein Luftfahrzeug. Meanwhile, the Ground Control „Maintain Aircraft Control!“…diesen Intercept controller was monitoring so oft gehörten Spruch beherzithe flight path gte er. of Captain Ebenso wie das „Analyze the situation“, und auch das „Take propper action!“ wurden situationsgerecht angewandt. Er hat in dieser Notsituation das Wesentliche vom Unwesentlichen getrennt. Wichtig war, das Flugzeug sicher zu landen. Dafür hat er die ihm nach seiner Analyse klein erscheinenden Probleme über Bord geworfen. Halt … hat er nicht! Vielleicht ist der Spruch hier nicht so richtig passend, denn normalerweise zählen wir eine Maus wohl zu den eher kleineren Pro©Zeichnung von StFw Ingo Paul Dierkes blemen. M.‘s aircraft as he got a radio call. He was trying to understand it, but he couldn‘t. It was something like „I have a ..ous.. in the ...“ but no more. So he asked him to say the last transmission again. But again, there was no way to discover what the pilot wanted to inform him about. And so, getting a little nervous, he had to call him again, to ask him to repeat his call. Now there came the transmission, crystalclear, loud and very, very quick. „I have a mouse in my helmet!“ This was enough to create, in a split-second, a picture of the situation in the cockpit, or better yet in the pilot‘s helmet. Needless to say, that was also the last call of Capt. M. He aborted the mission immediately, flew back to the base without any radio call, and landed the aircraft very quickly. As soon as he left the runway, he jumped out of the cockpit, pulled off the damned helmet and threw it away. After all the funny stuff around that story there is of course also something we should think about: Taking care of your flight gear isn‘t the whole story. Everybody who is familiar with the situation in a cockpit can imagine how critical this situation was, and how it could have deteriorated. But the pilot kept this aircraft in controlled flight. That‘s the point. Don‘t think too long about a problem, if there‘s something you need to concentrate on - like flying the aircraft. Maintain control of the essentials, especially of the aircraft. A proper action could also be, to say nothing; to avoid any radio call. That means, take your time, and think about the basics. Concentrate on the main thing - survival. Don‘t get concerned with minor problems. And a mouse is a tiny one. But sometimes it could also create you a new nickname, like „Captain Mouse“. 21 Flugsicherheit Who‘s in Charge? von Oberstabsfeldwebel d. R. Karl-Heinz Weiss, GenFlSichhBw Das nachfolgend geschilderte Vorkommnis konnte sich nur ereignen, weil durch einen Geräteausfall der vorgesehene Trainer für den Einsatz ausfiel, ein anderer Trainer nicht zur Verfügung stand und die Nachschulung dadurch gleich bei Step 2 des Ausbildungsabschnittes begann. Ohne diesen Geräteausfall wäre es nie zu dem Unfall gekommen. Er zeigt aber auch, welche Auswirkungen das Überhandnehmen einer/von Nebentätigkeit(en) hat. 22 Am Vormittag des 7. April 1971 sollte eine aus einem Fluglehrer und einem Flugschüler bestehende Luftfahrzeugbesatzung (LFB) der Waffenschule 50 (WaSLw 50) einen Formationsflug mit der doppelsitzigen FIAT G 91 T/3 durchführen. Der Flugschüler befand sich im Nachschulungsprogramm für die G 91. Es war der achte Flug innerhalb des Programms und der erste Flug in diesem Ausbildungsabschnitt und gemäß dem Nachschulungsprogramm der WaSLw 50 mit der T/3 zu fliegen. Bei den bis dahin durchgeführten Flügen und bis zum Eintritt des Ereignisses wurden dem Flugschüler von den eingesetzten Fluglehrern gute fliegerische Leistungen attestiert. Der 34-jährige Fluglehrer hatte insgesamt 2.076 Flugstunden, davon 1.577 auf dem Waffensystem FIAT G 91. In den vorangegangenen 90 Tagen hatte er fast 55 Flugstunden und in den vorangegangenen 30 Tagen 34 Flugstunden geflogen. Seinen letzten Flug vor dem Unfall hatte er am Vortag durchgeführt. Der 28-jährige Flugschüler hatte insgesamt 539 Flugstunden, davon 151 auf dem Waffensystem FIAT G 91. In der Zeit vom 3. Mai 1969 bis zum 2. Mai 1970 hatte er 15 Stunden auf der T/3 und knapp 8 Stunden auf der R/3 und in der Zeit vom 3. Mai 1970 bis zum 7. April 1971 14 Stunden auf der T/3 und 23 Stunden auf der R/3 geflogen. In den vorangegangenen 90 Tagen hatte er 9 Stunden und in den vorangegangenen 30 Tagen 8 Flugstunden geflogen. Seinen letzten Flug vor dem Unfall hatte er am 23. April absolviert. Die Nachschulung wurde erforderlich, da ihm der MFS wegen Nichterfüllung der Mindestforderung (Flugstunden) gemäß der ZDv 19/11 entzogen wurde. Der Flugschüler war Angehöriger der theoretischen Ausbildungsgruppe der I./WaSLw 50, in Nebenfunktion als Navigationslehrer und daneben noch in der Ausbildung für PHI und TCN für angehende G 91-Piloten tätig. Dazu gesellte sich noch seit dem Frühjahr 1970 die Ausbildung der Kampfbeobachter (KBO) für das in der Einführung befindliche Waffensystem RF4E Phantom II. Die KBO-Ausbildung brachte nicht nur reine Unterrichtstä- Bild von der PIZ LwA tigkeit mit sich, sondern in einem sehr hohen Maße auch die Tätigkeit in der Noratlas (Hörsaalflugzeug) als Navigationslehrer. Diese Zeit ging für die Erhaltung seines MFS verloren. Zusätzlich kamen noch weitere Nebenfunktionen. Als einziger der KBO-Ausbilder hatte er die PHI-Ausbildung für die aus den Staaten kommenden Flugzeugführer und Scheinerhaltern durchzuführen. Außerdem musste er noch Unterricht über die Syp-820-Anlage geben, womit ganze Tage für seine Scheinerhaltung verloren gingen. Obwohl er diesen Missstand seinem Vorgesetzten vorgetragen hatte, sagte dieser, dass man Prioritäten setzen müsse und die Ausbildung vorrangig sei. Er war eigentlich nur daran interessiert, die fliegerische Ausbildung der KBO voranzutreiben und die FLOATChart unbedingt einzuhalten. Deshalb musste der besagte Flugschüler praktisch ständig für den fliegenden Hörsaal zur Verfügung zu stehen. Als die Luftfahrzeugbesatzung kurz vor der Nummer 1 Position auf die Startfreigabe wartete, leuchtete das Generatorwarnlicht der T/3 auf. Der Generator ließ sich nicht mehr „resetten“. Deshalb konnte der Flug nicht angetreten werden. Die Besatzung rollte das Flugzeug zum Abstellplatz zurück. Weil kein Doppelsitzer mehr zur Verfügung stand, wurde – abweichend vom Nachschulprogramm und weil der Nachschüler bei den vorausgegangenen Flügen gute fliegerische Leistungen gezeigt hatte – die Luftfahrzeugbesatzung gegen 12:00 Uhr zu einem Formationsflug mit zwei Flugzeugen der Einsitzervariante G 91 R/3 eingeteilt. Ab 12:30 Uhr wurde ein ausführliches Briefing durchgeführt. Nach der Zuteilung der Flugzeuge begab sich die LFB gegen 13:10 Uhr zu den Maschinen. Wenig später rollten sie zum Start und führten vorher in der Nummer 1 Position den „run-up“ durch. Nach der Freigabe durch den Kontrollturm starteten sie, bedingt durch den Pistenzustand, einzeln auf der südlichen Startbahnhälfte. Während des Steigfluges wurde ein „Re-join“ durchgeführt. Anschließend stieg die Rotte auf ca. 15.000 Fuß in Richtung Ingolstadt und flog die für einen solchen Übungsflug vorgesehenen Manöver durch, und zwar: Positionswechsel links und rechts, Geschwindigkeitsbremsen aus und ein, Kurven mit verschiedenen Querlagen, Langsamflug mit Fahrwerk und Landeklappen ausgefahrenen, Formation auflösen und durch „Re-join“ wieder herstellen. Zu diesem Zeitpunkt waren sie ca. 25 Minuten in der Luft. Jetzt gab der Fluglehrer über Funk die Anweisung „Stay loose“. Dies sagte er nicht, weil er den Eindruck hatte, der Flugschüler sei überfordert, sondern er machte das routinemäßig. Bis zu diesem Zeitpunkt zeigte der Flugschüler sehr gute Leistungen. Er flog gerade in der Art wie die taktische Nummer 4 in einer Viererformation. Jetzt begann der Fluglehrer eine Linkskurve mit einer Kurvenbelastung von zwei bis drei g und rund 40 Grad Schräglage und wechselte dabei die Höhe zwischen etwa 12.000 und 15.000 Fuß. Er rollte aus und startete das gleiche Manöver noch einmal. Beim Übergang zum Steigflug fiel der Rottenflieger etwas nach unten ab. Durch Erhöhung der Triebwerksleistung versuchte er in die ursprüngliche Position aufzuschließen. Kurz darauf bemerkte er aus einer überhöhten Position, dass er relativ schnell auf das Führungsflugzeug aufschloss. Aus dieser Lage glaubte er nicht mehr, wie üblich, zur Außenseite der Kurve abdrehen zu können, ohne in eine noch gefährlichere Situation zu kommen. Er entschloss sich daher, seine Maschine über das Führungsflugzeug zur Innenseite der Kurve zu ziehen. Dabei kam es zu einem Zusammenstoß. Er stieß 23 Flugsicherheit mit dem linken Kraftstoffzusatzbehälter seines Flugzeuges gegen das Kabinendach der anderen Maschine. Der Treibstoff aus dem dabei beschädigten Außentank ergoss sich daraufhin über den Flugzeugführer in das Cockpit der Führungsmaschine. Der Fluglehrer erinnerte sich: „Ich verspürte einen harten Schlag auf den Kopf, bei dem mir der Helm vom Kopf gerissen wurde. Glassplitter flogen in das Cockpit und ich wurde mit Treibstoff übergossen. Ich war benommen und sah kurzfristig nichts mehr. In diesem Moment wollte ich mit beiden Händen nach dem Abzugsgriff des Schleudersitzes greifen. Dies gelang mir jedoch nur mit der rechten Hand. Ich weiß nicht, warum ich die linke Hand nicht nach oben brachte. Richtig zur Besinnung kam ich erst wieder, als ich am Rettungsschirm hing und feststellte, dass ich nicht mehr allzu hoch über dem Erdboden war. Jetzt wollte ich die „After-bail-out procedure = Maske, Weste, Feder, Kit“ durchführen. Die Maske war nicht mehr vorhanden (wahrscheinlich lag sie zusammen mit dem Helm in Cockpit), die Weste hatte ich nicht, da wir über Land mit dem Schultergurt flogen, die Feder konnte ich entfernen und das „Survival-Kit“ löste ich erst, als sicher war, dass ich nicht im Wald landen würde. Als ich nun etwas Zeit hatte, suchte ich am Boden nach meinem Flugzeug, doch ich konnte nirgends einen Aufschlagbrand entdecken. Unter mir sah ich zuerst eine Eisenbahnlinie und dann eine Hochspannungsleitung und hoffte, nicht darauf zu landen. Als ich sicher darüber hinweg war, sah ich einen kleinen Weiher und dachte mir, wenn du jetzt da hinein fällst, ertrinkst du. Bei einem späteren Besuch der Absturzstelle erzählte mir der Besitzer, dass ich mindestens bis zu den Knien im Morast des Fischweihers stecken geblieben wäre. Die Landung erfolgte dann etwa 200 Meter von diesem Teich entfernt auf einem Acker. Nach dem Lösen des Schirmes stellte 24 ich fest, dass ich nicht nur selbst bis auf die Haut nass war und ganz schön nach Treibstoff stank, sondern auch der Schirm, das Survival-Kit und alles, was daran hing.“ Der am Rettungsschirm hängende Flugzeugführer wurde von einer Rotte G 91 der WaSLw 50 gesichtet. Der in dieser Formation befindliche Rottenflieger erinnert sich an das Ereignis: „Mein Fluglehrer riss plötzlich seine Gina (FIAT G 91 R/3) steil hoch, stieg senkrecht in den Himmel und fuhr gleichzeitig die Bremsklappen aus. Relativ dicht hinter ihm hatte ich alle Mühe meine Position zu halten. Obwohl ich mich schon ein Jahr an der Waffenschule der Luftwaffe 50 in der taktischen Ausbildung zum Aufklärer- und Jagdbomberflugzeugführer befand, war mir so ein Manöver völlig neu. Wir hatten gerade erst die Führungsposition (Lead) in der Formation gewechselt, nachdem ich im Rahmen einer Ausbildungsmission zuvor ein Ziel im Schwarzwald aufgeklärt und ein anderes angegriffen hatte. Im Nacken immer mein Fluglehrer. So kurz vor unserem Heimatplatz wollte er mir wohl eine Auszeit gönnen oder ganz einfach selber leaden. Er hatte inzwischen das Tiefflugband in 500 Fuß verlassen und eine Höhe von über 10.000 Fuß erreicht. Ich hing in Gedanken immer noch dem abrupten Manöver meines Fluglehrers nach, da hatte er schon die nächste Überraschung für mich bereit. „Schauen Sie mal nach oben, in 10 Uhr hängt einer am Fallschirm“. Tatsächlich, weißer Fallschirm, rote Kombi, das musste einer von uns sein. Aus dem rechten Augenwinkel sah ich eine Gina, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Ich wusste auch gleich warum. Das Dach fehlte und auch der Schleudersitz. Dieses Cabriolet flog in 15.000 Fuß Höhe in Richtung Bayerische Landeshauptstadt. Als Münchner war ich natürlich besorgt, hatte aber keine Zeit mehr, mir darüber Gedanken zu machen. Denn mein Fluglehrer begann nun den Schirm zu umkreisen und ich wollte mich nicht abhängen lassen. Gleich darauf wechselten wir auf die Frequenz von Donau Tower, dem Kontrollturm des Jagdgeschwaders 74 in Neuburg an der Donau. Hier beschrieb er kurz die Lage und bat um die Entsendung eines Rettungshubschraubers. Wir umkreisten weiter den Schirm, aber die rote Kombi bewegte sich kein Stück. Unsere Sorge wuchs, wir wussten immer noch nicht, in welchem Zustand der Pilot war. Es erschien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis der Schirm sich endlich dem Boden näherte. Je nach Perspektive hatte ich mal den Eindruck, er würde in ein großes Waldgebiet fallen, dann wieder auf eine Wiese, dann auf einen Acker oder auf einen einzeln stehenden großen Baum niedergehen. Endlich setzte er auf einem Acker auf. In der Nähe arbeitete ein Landwirt. Mit großer Erleichterung konnten wir erkennen, dass der Pilot seinen Schirm aufsammelte und der Bauer auf ihn zuging. Mein Fluglehrer meldete die gute Nachricht umgehend an Donau Tower und nach einer letzten Positionsangabe für den SAR-Hubschrauber machten wir uns schleunigst vom Acker, denn unser Sprit wurde langsam immer knapper.“ Was weiter nach der Landung geschah schilderte der Flugzeugführer wie folgt: „Ich sah auf dem Feld nebenan einen Landwirt mit seinem Traktor. Als er mich in meiner orangefarbenen Fliegerkombi, mit dem Schirm und Kit unter dem Arm sah, fragte er mich sofort: ‚Wo kimmst denn du her?’ Ich sagte ihm, dass ich mit einem anderen Flugzeug zusammen gestoßen sei, worauf er feststellte: ‚Gell, bist mit’m Starfighter gfahr’n!’ Nach der Erklärung, dass ich nicht mit’m Starfighter gfahr’n sei, fragte ich ihn: ‚Wo bin ich denn hier?’ Der Bauer antwortete: ‚In Schillhofen!’ Ich wollte das etwas genauer wissen, da ich Schillhofen damals noch nicht kannte, und fragte: ‚Wo ist denn Schillhofen?’ Darauf der Bauer: ‚Bei Röhrmoos!’ Ich fragte: ‚Und wo ist Röhrmoos?’ Darauf zeigte der Bauer in Richtung Nordosten und sagte: ‚Da dreant (da drüben)!’ (Röhrmoos liegt ca. 10 km nördlich von Dachau an der Bahnstrecke München Ingolstadt). Jetzt kam der Schwiegersohn, der auf dem Feld nebenan gearbeitet hatte, und brachte mich zu seinem Hof. Von hier aus rief ich den Einsatzoffizier meiner Staffel an und erfuhr, dass mich der Flugschüler gerammt hatte, der bei der zweiten Kurve zurückfiel und beim Wiederaufschließen über mein Flugzeug kam und mir mit dem Außentank das Kabinendach einschlug. Dabei wurde der Tank aufgerissen und der Treibstoff, es dürften zu diesem Zeitpunkt noch ca. 200 Liter gewesen sein, kam zu mir ins Cockpit. Ein Hubschrauber, der sich gerade in der Luft befand, wurde umdirigiert und schon 15 Minuten später war ich auf dem Weg zum Fliegerhorst Fürstenfeldbruck.“ Hier war zwischenzeitlich das zweite Flugzeug durch den Rottenflieger ohne weitere Beanstandungen gelandet worden. Lediglich der eingedrückte und geplatzte hintere Teil des linken Kraftstoffzusatzbehälters wies auf den Unfall hin. Beim Rettungsausschuss wurde das IFF/SIF-System der G 91 automatisch auf Notsignal geschaltet. So konnte das führerlose Flugzeug durch die Radarüberwachung genau verfolgt werden. Es flog zuerst kurz in Richtung München, ging dann auf Richtung Nord, wo es östlich an Augsburg und Donauwörth und nordwestlich am Weißenburg vorbeizog. Kurz vor Nürnberg drehte das Flugzeug nach rechts in Richtung Osten und dann noch weiter nach Südosten, wobei es an Regensburg, Deggendorf und Passau vorbei flog. Inzwischen wurde beim Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau die Alarmrotte mit zwei F-104G Starfighter alarmiert. Diese flog auch hinter dem führerlosen Flugzeug her, bekam aber keine Abschusserlaubnis Bild aus der Flugunfallakte und musste, als die G 91 in die Grenzsicherheitszone (ADIZ) zur damaligen Tschechoslowakei eindrang, abdrehen. Die G 91 behielt jetzt den Südostkurs bei, kratzte die Grenze zur CSSR an und drang in den Luftraum von Österreich ein. An diesem Nachmittag arbeitete ein Bauer auf seinem Feld in Biberbach, einem kleinen Dorf zwischen Linz und Amstetten. Er war es, der das Ende der G 91 miterlebte. Er sah das Flugzeug gegen 15:30 Uhr auf sich zukommen und beobachtete, wie die Maschine auf dem Acker seines Nachbarn abstürzte und in dem sehr weichen Erdreich verschwand. Bei der Untersuchung des Flugzeugführers/Fluglehrers durch den Leiter der Sanitätsstaffel in Fürstenfeld25 Flugsicherheit bruck wurden folgende Verletzungen festgestellt: Eine Beule am rechten Hinterkopf, der Kinnriemen hatte die Haut am Hals und unter dem Kinn abgezogen, im rechten Ohr war JP-4, es war angeschwollen (und für mehrere Jahre nicht einsehbar) und am rechten Oberarm hatte er einen ca. drei Zentimeter langen Schnitt, der sehr langsam heilte. Außerdem hatte er für ein paar Tage, bedingt durch den Ausschussknall, einen Dauerton von tausend Hertz im rechten Ohr. Es gab allerdings noch einen weiteren Verletzten: Der Stellvertreter des Flugsicherheitsoffiziers wurde bei der Suche nach dem Schleudersitz von einer Kreuzotter gebissen. Doch auch dieser konnte durch das Fachpersonal der Sanitätsstaffel gerettet werden. Nach der Untersuchung konnte der Flugzeugführer sich unter der Dusche vom JP-4 befreien. Anschließend ging er zum Kommandeur der Waffenschule – gerade als der den Inspekteur der Luftwaffe in der Leitung hatte. Der wollte natürlich wissen, wo denn das Flugzeug sei. Er konnte es ihm nicht sagen, da es sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Luft befand. Die Luftwaffe schickte schon zwei Tage später ein Bergungskommando unter der Leitung des Flugsicherheitsstabsoffiziers der WaSLw 50 zur Absturzstelle. Da Österreich zu diesem Zeitpunkt noch strikt neutral war und um politische Komplikationen zu vermeiden, musste sich dieses Kommando als einer Schrottfirma angehörig ausgeben. Man suchte bis zu einer Tiefe von ungefähr 15 Metern nach dem Flugzeug, fand aber nur ein paar kleine Trümmer. Deshalb entschied man sich, den Rest der G 91 in der Erde zu lassen und das Loch zuzuschütten. Der Besitzer des Ackers stellte später Schadenersatzansprüche in Höhe von 30.000 Schilling. Der größere Teil des Schadens wurde allerdings nicht durch das abgestürzte Flugzeug verursacht, sondern durch den Massenansturm niederösterreichischer Trophäensammler. 26 Die Regierung in Wien erwog einen Einfuhrzoll für das Flugzeug zu erheben, da sie der Meinung war, dass die FIAT G 91 R/3 beim Überschreiten der österreichischen Grenze noch voll funktionsfähig war und deshalb den vollen Wert von 1,7 Millionen Mark darstellte. Dies wurde aber später nicht weiter verfolgt. Dazu war auf der Seite 18 der Ausgabe 17/1971 des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ vom 19.04.1971 zu lesen: FREIWILLIGE VERNICHTUNG Bonn soll für einen in Österreich abgestürzten Bundeswehr-Düsenaufklärer Zoll bezahlen. Grund: Durch „das Überfliegen der österreichischen Staatsgrenze ohne Bewilligung“ wurde „der Tatbestand der widerrechtlichen Einbringung“ (gemeint: Einfuhr) erfüllt – so argumentieren zumindest Beamte des Zollbezirks Amstetten, in deren Amtsbereich die bundesdeutsche Fiat G 91 R/3 am 7. April auf einem Feld zerschellte, nachdem der Pilot bei Fürstenfeldbruck (Bayern) nach einer Kollision aussteigen musste und die führerlose Maschine im ZickZack-Kurs über 300 Kilometer weitergeflogen war. Als Abgaben-Bemessungsgrundlage muss nach Meinung der Amstettener Zöllner der Neuwert des Flugzeugs von 1,7 Millionen Mark gelten, weil die FIAT G 91 R/3 ja im Moment der „Einbringung“ noch völlig intakt gewesen sei und sich erst Minuten später in einen Schrotthaufen verwandelt habe. Falls Wien tatsächlich Zollgebühren verlangen sollte, bliebe Bonn nur der Versuch, den Absturz in eine „freiwillige Vernichtung“ umzudeuten, denn: Österreichs Zollvorschriften lassen die Befreiung von den Abgaben zu, falls der Importeur die Ware selbst vernichtet. Als Verursacher dieses Unfalls wurde durch den Unfalluntersuchungsausschuss der Flugschüler bestimmt. Er soll, in dem Bestreben, seine ihm zugewiesene Position zu dem nach links oben wegziehenden Führungs- flugzeug beizubehalten, die Triebwerksleistung erhöht und den Zug am Steuerknüppel verstärkt haben. In der Folge schloss sein Flugzeug relativ schnell auf das Führungsflugzeug auf und geriet in eine überhöhte, sich mit dem Führungsflugzeug kreuzende Flugbahn. Er entschloss sich – entgegen der sonst üblichen Methode in solchen Situation, nämlich zur Außenseite der Kurve auszubrechen – über das Führungsflugzeug zur Innenseite der Kurve zu wechseln. Als Begründung dafür gab er an, dass er aufgrund der überhöhten Position bei einem Abdrehen zur Außenseite der Kurve das Führungsflugzeug aus den Augen verloren hätte und dies als eine größere Gefahrensituation ansah. Der Unfalluntersuchungsausschuss schlug vor, den Flugschüler nur dann in einer weiteren fliegerischen Verwendung zu belassen, wenn ein regelmäßiger fliegerischer Einsatz gewährleistet wird. Er war der Ansicht, dass, sofern ein regelmäßiger fliegerischer Einsatz gesichert sei, eine derartige Fehleinschätzung in Zukunft auszuschließen sei. In seiner Stellungnahme über die Vorschläge des Untersuchungsausschusses stellte der Kommandeur der Waffenschule fest: „Eine Erhöhung des fliegerischen Einsatzes des Flugzeugführers unter gleichzeitiger Herauslösung aus seinem Aufgabengebiet bzw. unter Verminderung derzeitiger Aufgaben ist nicht denkbar. Er ist aufgrund seiner guten theoretischen Leistungen als Navigationslehrer in der Kampfbeobachterausbildung RF-4E eingesetzt. Sein Verbleib ist aus personellen Gründen dringend erforderlich. Ich schlage daher vor, ihn in der derzeitigen Tätigkeit als Navigationslehrer zu belassen, jedoch von einem weiteren fliegerischen Einsatz als Flugzeugführer abzusehen. Als Anschlussverwendung kann eine Tätigkeit als Kampfbeobachter in einem RF-4E-Einsatzverband vorgesehen werden.“ Der General Flugsicherheit in der Bundeswehr stimmte in seiner abschließenden Stellungnahme den Ergebnissen der Unfalluntersuchung zu und empfahl: Es wird empfohlen, den betroffenen Flugzeugführer nur dann auf Jet weiterzuschulen, wenn sichergestellt werden kann, dass er die geforderten Flugzeiten erfüllen kann. Der weitere Werdegang des Flugschülers ist dem Verfasser nicht bekannt. Vordergründig war es nur eine MidAir-Collision. Wenn man aber genauer hinschaut, ist schon weit im Vorfeld ein organisatorisches Fehlverhalten seitens höherer Kommandobehörden und der Verbandsführung bis hinunter auf die Staffelebene zu erkennen. Hier wurde ein Offizier, in dessen fliegerische Ausbildung viel Geld investiert wurde, dem gute fliegerische Leistungen attestiert wurden, der aber auch gute Lehrerfolge bei der theoretischen Ausbildung von Flugschülern und in der Kampfbeobachterausbildung erzielte, demontiert. Aus heutiger Sicht würde auch das Fehlverhalten des Flugschülers als Unfallursache festgelegt. Allerdings bekämen auch die vorgesetzten Kommandobehörden und die Vorgesetzten im Verband ihr Fett weg. Sie hatten es versäumt, sich rechtzeitig auf das höhere Ausbildungsaufkommen einzustellen, weitere Navigationslehrer auszubilden und die Last der Ausbildung auf mehr Schultern zu verteilen. Was lernen wir aus diesem Vorfall? Nebentätigkeiten müssen sein. Allerdings müssen sie gleichmäßig verteilt sein. Der Umfang der Nebentätigkeit darf kein solches Ausmaß annehmen, dass es zulasten des fliegerischen Leistungsstandes eines Flugzeugführers geht. Bilder von der PIZ LwA Quellennachweis: Unfallakte http://www.fursty.org/historie/geschichten http://www.jabog49.de/warstories/unbemanntegina.pdf http://wissen.spiegel.de/wissen/archiv 27 Flugsicherheit e i S m n i e t h m c i e r r ? p S Von Maj Oscar Gibbs und MSgt Douglas Schmidt, 435 AMDS/HPTT Ramstein AB, GE mit freundlicher Genehmigung FSM Ein routinemäßig durchgeführter Nahverkehrsflug war pünktlich und verlief ohne Zwischenfälle. Auf dem zweiten Streckenabschnitt kam es jedoch beim Sinkflug durch 11.800 Fuß MSL zu einem Abkippen des Luftfahrzeugs. Die Ermittlungen ergaben, dass die Triebwerke bis zu diesem Moment keine Auffälligkeiten zeigten. 28 Augenzeugen, die das Unglück beobachteten, berichteten von einem Zerlegen des Luftfahrzeugs im Flug, begleitet von Feuer, Brüchen am Tragflügel, hochdrehenden und stotternden Triebwerken und Flachtrudeln. Das Luftfahrzeug schlug aufrecht mit dem Flügel in Horizontallage auf dem Boden auf. Alle Personen an Bord kamen dabei ums Leben. Das NTSB (National Transportation Safety Board) fand heraus, dass sich die Höhenflosse, in diesem Fall ein T-Leitwerk, vom Rumpf löste und es nachfolgend aufgrund der hohen aerodynamischen Belastung zu Brüchen in der Struktur kam. Man entdeckte, dass 47 Schraubverbindungen an der Oberseite der Vorderkanten-Baugruppe des T-Leitwerks fehlten. Sie wurden in der vorhergehenden Nacht bei planmäßigen Wartungsarbeiten an den Gummischlauchenteisern der Höhenflosse entfernt. Zwei Mechaniker der Abendschicht entfernten die meisten Schrauben an You talking’ to me? A routine commuter flight was on time and without incident. However, during a second-leg descent through 11.800 MSL, a sudden pitch over occurred. Investigation revealed that the engines were operating normally until that time. Eyewitnesses to the airplane‘s final moments described an inflight breakup and fire, wing failures, the sounds of engines revving and sputtering, and a flat spin. The aircraft impacted the ground upright in a wings level attitude. All persons onboard were killed. The NTSB discovered that the horizontal stabilizer, or T-tail, separated from the fuselage causing subsequent aerodynamic loading failures to the remaining structure. Forty-seven screw fasteners were discovered missing from the upper surface of the T-tail’s leading edge assembly. They had been removed during routine maintenance on the horizontal stabilizer de-ice boots the night before. Bild aus der US-Air Force Photo Gallery der Unterseite der rechten Vorderkante und teilweise den dort angebrachten Gummischlauchenteiser. Ein Prüfer half den beiden Mechanikern, indem er auf das T-Leitwerk kletterte, um die Schrauben der rechten wie auch linken Oberseite zu entfernen. Er legte die noch brauchbaren Schrauben in eine Tüte und entsorgte die restlichen. Die Schrauben an der linken Unterseite wurden nicht entfernt. Nachdem die dritte Schicht die Arbeiten übernommen hatte, wurde schließlich die rechte VorderkantenBaugruppe entfernt und ein neuer Gummischlauchenteiser angeklebt. Die gesamte Aufgabe war ursprünglich der dritten Schicht zugeteilt worden. Der Leiter der zweiten Schicht entschied sich jedoch dafür, bereits während seiner Schicht mit den Arbeiten zu beginnen, um die Arbeitsbelastung für die dritte Schicht zu vermindern. Da jedoch der Kartensatz der dritten Schicht zugeteilt war, entschied sich der Leiter der zweiten Schicht, die Arbeitskarten nicht an seine Mechaniker auszugeben. Daraus folgte, dass auf der Rückseite der M-602-Arbeitskarten keine Eintragungen gemacht wurden, die die dritte Schicht über die begonnenen Arbeiten an der linken wie auch rechten Seite der Höhenflosse informiert hätten. Ebensowenig wurden der Leiter der dritten Schicht und seine Mechaniker mündlich über das Entfernen der Schrauben an der Oberseite der linken Baugruppe informiert. Vor kurzem hielt ich ein Briefing, das ein Übungsvideo zur Vorstellung des Themas „Selektive Wahrnehmung“ enthielt. Ich fragte die Teilnehmer, ob ihnen irgendetwas Ungewöhnliches in dem Video aufgefallen sei, was einige von ihnen verneinten. Als ich das Ungewöhnliche in dem Video beschrieb, zeigte sich ein Pilot, der zuvor angab, es bemerkt zu haben, überrascht. Da stellt sich die nächste Frage, warum er vergaß, es ursprünglich bemerkt zu haben, wenn dies gar nicht zutraf? Lag es vielleicht daran, dass es fast jeder um ihn herum gesehen hatte und er sich einfach nicht die Blöße geben wollte? Vielleicht war es so, was jedoch kein sehr guter Grund ist („mit dem Strom zu schwimmen“). Das hier Entscheidende ist, zu sagen, wenn etwas nicht verstanden oder wahrgenommen wurde. Es ist unbedingt erforderlich, dies den anderen CrewMitgliedern mitzuteilen. Wir alle neigen dazu anzunehmen, dass für uns offensichtlich anomale Geschehnisse auch von den anderen „gesehen“ werden. Leider kann diese Annahme tödliche Folgen haben. Wir müssen über Probleme sprechen, wenn sie sich ergeben. Die Vielzahl der Kanäle, durch die Informationen fließen, erhöht die Möglichkeit der Verfälschung bei der Übertragung oder des völligen Verlustes der Information. Der erste Schritt bezüglich guter Kommunikation ist, nie anzunehmen, dass der Empfänger die übermittelte Nachricht versteht, nur weil sie für einen selbst offensichtlich ist. Diese Erkenntnis führt zum Verstehen und der Anwendung von Crew Resource Management (CRM). CRM ermöglicht es Luftwaffenangehörigen, ihre Leistungen durch Wissen und Fertigkeiten direkt in ihrem Anwendungsbereich zu verbessern. Die CRM-Ausbildung ist eine Schlüsselkomponente einer gemeinsamen Anstrengung zur Identifizierung und Bewältigung von Zuständen, die zu Fehlern führen. Die Ziele von CRM sind die Maximierung von Einsatzwirksamkeit und Kampfkraft, der Schutz und die Erhaltung des Personals der US-Luftwaffe und der materiellen Hilfsmittel, die Entwicklung von Fertigkeiten, um fehlerträchtige Zustände zu erkennen und darauf zu reagieren, und das Leistungsvermögen der Crew bezüglich ihrer CRM-Fertigkeiten zu entwickeln. Zu den grundlegenden CRM-Fertigkeiten gehört, sicherzustellen, dass Two evening shift mechanics removed most of the screws on the bottom right leading edge and partially removed its de-ice boot. An inspector assisted the mechanics by climbing on top of the T-tail to remove the screws on both of the upper right and left sides. He placed the useable screws in a bag, and discarded the rest. The bottom left side screws were not removed. Following a change over to the third shift, the right leading edge assembly was eventually removed and a new de-ice boot was bonded onto it. The entire task had originally been assigned to the third shift, but the second shift supervisor elected to start the work to assist the third shift with their workload. However, because the card package was assigned to the third shift, the second shift supervisor decided not to issue the work cards to his mechanics. As a result, no entries were made on the reverse side of the M-602 work cards that would have informed the third shift that work had been started on both the left and right stabilizer. The third shift maintenance supervisor and mechanics also were not verbally informed of the removal of the left side assembly’s upper screws. Recently, I presented a briefing that included a video demonstrating “selective percep tion”. I asked the audience if they had noticed anything unusual in the video, to which a few answered negatively. When I described what was unusual, one pilot who had previously indicated he had noticed it, looked surprised. Next question-why did he say he had originally noticed it when he didn ‘t?Was it because everyone around him had seen it and he didn’t want to be the odd man out? Maybe, but not a good reason to “go along with the crowd”. Bottom line, if you don’t get it-say so. It’s imperative to communicate that to the rest of the crew. We all have a tendency to assume that others will “see” abnormalities 29 Flugsicherheit jeder für den Einsatz auf dem gleichen Stand ist. Es ist wesentlich, die Bedeutung der Informationsgewinnung und der daraus folgenden sachkundigen Entscheidungsfindung hervorzuheben. Ebenso wichtig ist es, auf die Rückmeldeschleife zu achten, um sicherzustellen, dass die Information richtig empfangen wurde. Die Rückmeldeschleife verstärkt den Prozess zwischen Verschlüsselung, Kanal und Entschlüsselung. Der „Entschlüsselungs“-Block verdeutlicht die Tendenz zu „selektiver Wahrnehmung“ durch ihre Crew. Zu selektiver Wahrnehmung kommt es dann, wenn der Empfänger die Nachricht basierend auf seinen Bedürfnissen, Beweggründen, Erfahrungen, Hintergründen und anderen persönlichen Eigenschaften sieht oder hört. Der Empfänger entschlüsselt die Nachricht nicht so wie sie verschlüsselt oder übermittelt wurde. Präzise Kommunikation besteht nicht nur aus der Übertragung von Informationen, sondern auch aus dem genauen Verstehen der Nachricht. Einfache Kommunikation von einer Schicht-Crew zur nächsten ist von entscheidender Bedeutung, um Fehler zu vermeiden, die tödliche Folgen haben können. Nehmen Sie niemals an, dass Ihre Zuhörerschaft versteht, was Sie mit Ihrem Tun oder Ihren Worten vermitteln wollen. Nutzen Sie die Rückmeldeschleife, um sicherzustellen, dass Ihre Nachricht auch richtig empfangen wurde. 30 that we think are obvious. Unfortunately, this assumption can have deadly results. We need to communicate issues as they arise. The multiple channels that information passes through amplify the opportunity for miscommunication, or missed communication. The first step in good communication is never assuming the receiver understands the message you are conveying just because it is obvious to you. This leads to understanding and utilizing Crew Resource Management (CRM). CRM provides airmen with performance-enhancing knowledge and skills directly applicable to their roles. CRM training is a key component of a combined effort to identify and manage the conditions that lead to error. The goals of CRM are to maximize operational effectiveness and combat capability; to preserve Air Force personnel and material resources; to develop skills in recognizing and responding to conditions that lead to error; and to develop crew proficiency in CRM skills. Basic CRM skills include ensuring that everyone is on the same page for the mission. It is vital to stress the signifi- cance of gathering information and making a knowledgeable decision. It is also critical to pay attention to the feedback loop (see diagram ), to ensure the communication was received accurately. The feedback loop emphasizes the process between encode, channel and decode. The “decode” segment highlights the tendency towards “selective perception” by your crew. Selective perception is when the receiver sees or hears based on their needs, motivations, experiences, background and other personal characteristics. The receiver does not decode the message as it was encoded or channeled. Accurate communication is not only the transfer of information, but also the accurate understanding of the message. The simple communication of one shift crew to the next is vital to avoiding errors that can have a fatal outcome. Never assume that your audience understands what your actions or words are meant to convey. Use the feedback loop to ensure your message was accurately received. Bild aus der US Air Force Photo Gallery Nachtrag zum Beitrag Gesamtrettungssysteme aus der Flugsicherheit in der Bundeswehr 03-2009 Aufgrund von falscher Handhabung bzw. Missachtung der eindeutigen Sicherheitshinweise ereignete sich ein Zwischenfall am Flughafen Frankfurt. Die folgenden Zeitungsberichte verdeutlichen die möglichen Gefahren, die bei nicht sachgemäßem Umgang der leistungsfähigen Rettungssysteme entstehen können. Frankfurter Flughafen (FAZ) Explosion in Postzentrum – ein Verletzter Das Briefzentrum mit seinen knapp 400 Beschäftigten wurde nach der Explosion umgehend geräumt. Bei einer Explosion im Internationalen Briefzentrum am Frankfurter Flughafen ist am Montag ein Zollbeamter leicht verletzt worden. Beim routinemäßigen Öffnen eines Päckchens habe außerdem ein Postmitarbeiter einen Schock erlitten. Wie die Frankfurter Polizei berichtete, war zunächst unklar, welcher Gegenstand den Vorfall verursachte. Es sei bisher auch nicht bekannt, woher das Päcken kam und an wen es adressiert war. Die Polizei wollte auch nicht von einer Explosion sprechen, sondern von einer „Verpuffung“, die vielfältige Ursachen haben könne. Es gebe auch keine Schäden am Gebäude. In die Ermittlungen vor Ort wurden auch Sprengstoffexperten eingeschaltet. Der Zöllner erlitt laut Polizei eine Verletzung an der Hand. Er wurde ambulant im Krankenhaus behandelt. Das Briefzentrum, in dem zum Zeitpunkt des Vorfalls rund 380 Postmitarbeiter und elf Zollbeamte arbeiteten, wurde umgehend geräumt. Das Postzentrum am Flughafen ist der deutsche Knotenpunkt für sämtliche Lieferungen von und nach Deutschland. Insgesamt sind hier nach Angaben der Post rund 1.700 Mitarbeiter beschäftigt. Sie verteilen täglich im Durchschnitt 2,3 Millionen Briefe, 7.000 Pakete und 18.000 Päckchen. Rund 70 Beschäftigte des Zolls kontrollieren im Schicht-Betrieb stichprobenartig Brief- und Warensendungen, zum Beispiel auf Verstöße gegen die Zollbestimmungen oder Schmuggel von Rauschgift und Medikamenten. Frankfurter Flughafen (Die Welt) Sprengkapsel für Fallschirm löste Explosion aus Die Verpuffung im internationalen Postzentrum am Frankfurter Flughafen, bei der zwei Menschen leicht verletzt wurden, ist vermutlich aufgeklärt. Die Explosion wurde wahrscheinlich durch pyrotechnische Teile ausgelöst, die bei Ultraleichtflugzeugen für das Aufspannen des Rettungsfallschirms sorgen sollen. Das Päckchen aus Costa Rica enthielt die Sprengkapsel eines Fallschirms, wie die Polizei in Frankfurt mitteilte. Beim Öffnen des Pakets durch Zollbeamte sei die Kapsel am Montagnachmittag explodiert, sagte Pressesprecher Karlheinz Wagner. Bei der Verpuffung erlitt ein 48 Jahre alter Zollbeamter leichte Verbrennungen, Schnittwunden an der rechten Hand und ein Knalltrauma. Ein 53-jähriger Postbediensteter trug ebenfalls ein Knalltrauma davon. Beide wurden in einem Krankenhaus ambulant behandelt und konnten noch am Montag entlassen werden. Die zwei Zollbeamten und der Postbedienstete hatten das Paket routinemäßig in einem kleinen separaten Raum im internationalen Postzentrum kontrolliert. Es war für eine Fachfirma in Deutschland bestimmt. Die Kripo ermittelt nun, ob die Sendung ordnungsgemäß gekennzeichnet und verpackt war. Wenn dies nicht der Fall gewesen sei, läge ein Straftatbestand vor, sagte Wagner. 31 Flugsicherheit Wir verabschieden ... Oberstleutnant Karl-Friedrich Eppler begann seine Laufbahn innerhalb der Bundeswehr 1978 im LAR Roth. Vor der fliegerischen Ausbildung in den Staaten absolvierte er seinen Offizierlehrgang an der OSLw in Fürstenfeldbruck. Als Waffensystemoffizier auf dem Waffensystem F-4F kam er 1981 nach Deutschland zurück, wo er zuerst in der 1. Jagdstaffel des JG 71 „R“ in Wittmund und anschließend in der 2. Staffel des JaboG 36 „W“ in Rheine Erfahrungen im Cockpit sammelte. Zur Krönung seiner fliegerischen Laufbahn durchlief er 1987 die Waffenlehrerausbildung in Kalifornien. Danach war er für ein Jahr im Ausbildungsschwarm Bremen beim LTG 62 tätig, bevor er von 1990 bis 1991 seine erste Stabsverwendung als A3b beim Kdo 3. LwDiv in Kalkar erlebte. Von 1991 bis 1995 folgten Verwendungen als EStOffz 1. und Staffelkapitän 2. Jagdstaffel JG 72 „W“ in Rheine. Dem Ruf der Hardthöhe folgend war er von 1995 bis 1996 Referent im BMVG P IV 2, gefolgt von einer dreijährigen Auslandsverwendung als Staffelkapitän in der AusbStff F-4 Holloman AFB/NM USA. Zurück in Deutschland wurden seine guten Sprachkenntnisse als Chief Defensive OPS HQ AIRNORTH in Ramstein genutzt. Die nächste Station in seiner Laufbahn war die Verwendung als stellvertretender Kommandeur Flg Grp JG 71 „R“. Es folgte eine Verwendung als Dozent an der FüAk Bw in Hamburg und danach im Luftwaffenamt als Dezernatsleiter b bei der Abteilung FlSichhBw. Oberstleutnant Eppler hat uns zum 01.11.2009 in Richtung FüL III 4 verlassen, um hier die Aufgaben als Referent „Grundsatz Flugbetrieb“ zu übernehmen. Dafür wünschen wir ihm allzeit viel Erfolg. Der gelernte Elektroanlageninstallateur / Energieanlagenelektroniker Hauptmann Michael Waldmann ist seit 1984 bei der Bundeswehr. Nach der Grundausbildung in Frankenberg/Eder wurde er zum 4./Inst Btl 2 nach Fuldatal versetzt, wo er sich vom Funkgerätemechaniker zum stv. InstZugFhr (inkl. Ausbildung zum Industriemeister Elektrotechnik / Nachrichtentechnik) qualifizierte. Nach einer Versetzung zum 3./Inst Btl 220 im September 1993 erfolgte der Laufbahnwechsel und die Ausbildung zum OffzMilFD (Technikerausbildung Kommunikationstechnik in Feldafing und Offizierschule des Heeres in Hannover). Mit der Versetzung zur Drohnenbatterie 12 in Hardheim wurde er als InstOffz Elo/Zugführer des Inst Zug Drohne CL289 eingesetzt. In dieser Funktion war er während des Kosovo-Krieges 1999 für 4,5 Monate im Einsatz. Im Folgejahr war er mit dem Ulfz-System LUNA im Kosovo. Im Januar 2002 folgte die Versetzung zum LwA Abt FlSichhBw Dez d als LfzEloOffz auf den neu geschaffenen Dienstposten. Seitdem bestand für GenFlSichhBw die grundsätzliche Möglichkeit, Flugunfälle mit ULfz gem ZDv 19/6 zu untersuchen. In den vergangenen acht Jahren in der Abteilung nahm er an ca. 30 Flugsicherheitsinformationsbesuchen / -Inspizierungen teil. Sein Aufgabengebiet umfasste die Bewertung der Vorschriften für den Flugbetrieb mit ULfz unter Beachtung der vorhandenen Heeres- und Lw-Vorschriften, die Erstellung von grundsätzlichen Vorgaben und Vorschriften für den Flugbetrieb, der Zwischenfall- und Flugunfalluntersuchung bzw. der Standardisierung aufzugreifen und die Schaffung von Grundlagen für die Flugsicherheitsarbeit im Bereich der Verbände mit ULfz des Heeres zu etablieren. Hauptmann Waldmann wird nun zur TSL/FSHT LehrGrp A IV.Insp nach Eschweiler versetzt, um als Hörsaalleiter und Leiter der Ausbildungswerkstatt für Schlüsselgeräte/ SATCOM tätig zu sein. Vielen Dank für die geleistete Arbeit in der Abteilung und für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg. Wir begrüßen ... Oberstleutnant (Dipl.Päd.) Thorsten Denkmann ist der Nachfolger von Oberstleutnant Eppler. Er trat 1985 in die Bundeswehr ein und absolvierte seine Grundausbildung in Ulmen, um danach seinen Grundwehrdienst beim Stab LTG 61 in Penzing abzuleisten. Als Wiedereinsteller nahm er an dem OffzLehrg OA TrpDst an der OSLw in Fürstenfeldbruck teil. Nach anschließender Ausbildung bei der FlBtrbStff LTG 61 in Penzing studierte er dreieinhalb Jahre an der UniBw in München (Pädagogikstudium). Ab 1992 begann seine fliegerische Ausbildung bei der 9./OSLw in Fürstenfeldbruck, danach durchlief er die Waffensystemausbildung in Mather AFB, USA. Bis 2000 war er als WaSystOffz F-4F in der 2./JG 71 „R“, Wittmund aktiv, davon die letzten beiden Jahre als Einsatzstabsoffizier. Darauf folgend wurde er drei Jahre als Staffelkapitän in der 1. Jagdstaffel des JG 71 „R“ eingesetzt. Es schloss sich eine Verwendung als Lehrstabsoffizier an der Sprachenschule in Hürth und die Teilnahme am internationalen Generalstabs-/Admiralstabsdienst an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg an. Nach seiner internationalen Verwendung als Adjutant DCOM bei CC AIR HQ in Ramstein war er als Kommandeur FlgGrp JG 71 „R“ in Wittmund tätig, bevor er dann zum Luftwaffenamt AbtFlSichhBw in Köln kam. In seiner neuen Verwendung als Dezernatsleiter b wünschen wir ihm alles Gute und einen gelungenen Start. Oberleutnant Stefan Galonska ist seit 1993 in der Bundeswehr. Nach der Ausbildung zum RadarMechUffz GREEN ARCHER beim 3./Instandsetzungsbataillon 110 in Wesel und zum RadarMechFw LÜR beim 4./Instandsetzungsbataillon 7 in Borken folgte im Sommer 2000 die Ernennung zum BS. Mit der Zulassung zum OffzMilFD war sein Standort Feldafing für zwei Jahre, um die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker für Elektrotechnik abzuschließen. Nach einem Truppenpraktikum und dem Besuch der Offizierschule in Dresden folgte die Verwendung als Zugführer InstZg Drohnen CL 289 in Stadtallendorf. Hier blieb er auch nach der Umgliederung bis zur Auflösung der letzten Drohnenbatterie und ist seit dem 31.Dezember 2009 als Nachfolger von Hauptmann Waldmann der Ansprechpartner bei General Flugsicherheit im Dezernat d für die Technik unbemannter Luftfahrzeuge. Für die neue Verwendung in Köln wünschen wir viel Freude und Erfolg. 32 Flugsicherheit Ausgabe 4 / 2009 Heft 4 Dezember 2009 - 46. Jahrgang Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände In this issue: Flugsicherheit written by LtCol Paul Sutherland, German Armed Forces Flight Safety Directorate „Learning the hard way“, Oberstleutnant (Lt Col) Heribert Mennen, Bundeswehr Flight Safety Center The deadly history of aviation accidents in the VFR, low-level, high-speed military flight regime teach us that the axiom “See and Be Seen” alone cannot be trusted to guarantee flight safety. The demands of the high-speed, low-level flight environment can often overwhelm an aircrews’ perception and reaction skills. Additional technology and avionic aids, from the ground or onboard, can be used to improve flight safety. An F-104 case study from 1970. Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände “A Safety-Pin provides safety ... until it is removed!” (Ein Sicherungsstift gibt Sicherheit...), Hauptmann Uwe König While performing routine maintenance, a young mechanic removes a landing-gear safety-pin because it is painfully poking him in the back. As the work progresses and hydraulic power is about to be applied, an experienced and alert supervisor notices the missing safety-pin and intervenes before the gear retracts and crushes the young mechanic. A lesson in common-sense basics, and sticking to the work cards! Titelfoto: Guido Sonnenberg Bildbearbeitung www.schaltwerk.de „Flugsicherheit“, Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände der Bundeswehr Herausgeber: Luftwaffenamt General Flugsicherheit in der Bundeswehr Redaktion: Hauptmann Klemens Löb, Tel.: 02203- 9083124 Luftwaffenkaserne 501/07 Postfach 906110 51127 Köln redaktionflugsicherheit@bundeswehr.org klemensloeb@bundeswehr.org Gestaltung: Hauptmann Klemens Löb GenFlSichhBw Erscheinen: dreimonatlich Manuskripteinsendungen sind direkt an die Schriftleitung zu richten. Vom Verfasser gekennzeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Schriftleitung oder des Herausgebers dar. Es werden nur Beiträge abgedruckt, deren Verfasser mit einer weiteren Veröffentlichung einverstanden sind. Weiterveröffentlichungen in Flugsicherheitspublikationen (mit Autoren- und Quellenangaben) sind daher möglich und erwünscht. Druck: Heimbüchel & Köllen corporate publishing GbR 10117 Berlin International Military Flight Safety Conference in India, October 2009 („Indien”), Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, Bundeswehr Flight Safety Center Editorial 1 Learning the hard way ... 2 Ein Sicherheitsstift gibt Sicherheit 6 Das schwierige Thema „Maßnahmen“ 7 Bravo - gut gemacht! 9 Internationale Flight Safety Conference Indien 10 Fachtagung Flugsicherheit 2009 11 Sycamore 12 Hauptmann M. 19 Who‘s in charge? 22 Sprechen Sie mit mir? 28 Nachtrag Gesamtrettungssysteme 31 Personalien 32 In this issue ... 33 “Preventive Measures” (“Maßnahmen ...”), Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, Bundeswehr Flight Safety Center The very first page of the governing regulation clearly requires: “The primary Flight Safety duty is to undertake all necessary measures to prevent aircraft accidents and incidents.” In reality, however, “incident” recommendations and preventive measures rarely receive the same scrutiny as those of major accidents. Investing more diligent effort in incident investigation and preventive recommendations could boost our safety culture immensely. “Well Done!”, (“Bravo – gut gemacht!“), Sergeant Manuel Almoslöchner An attentive Sergeant, performing a 50-hour inspection on the engine of Bo-105 helicopter, notices a flaw on an adjacent steering component of the aircraft (even though it was not a part of the engine‘s periodic Tech-Order inspection). His further investigation of that flaw uncovers an even more dangerously developing mechanical discrepancy that could have led to potentially catastrophic consequences. Diligence, initiative and a conscientious attitude lead to prevention. “German Armed Forces Flight Safety Conference”, (“Fachtagung Flugsicherheit“), Mr. Piotter and Lt Col Schewe (retired) Two civilian flight safety representatives of „Cockpit“, the union of professional pilots in Germany, attended the German Armed Forces Annual Flight Safety Conference in September, 2009. They presented briefings and exchanged valuable experiences and lessons-learned with their military counterparts. They share their assessment of the value of the conference. „The Sycamore“, („Die Sycamore”), Karl-Heinz Weiss, Chief Master Sergeant (retired) The history of the Search-and-Rescue (SAR) mission in the German Air Force and Navy begins with the venerable Bristol 171 Mk-52 “Sycamore” helicopter. From its first successful rescue in August of 1959, until its retirement in May 1969, the sturdy and reliable Sycamore conducted over 2500 SAR operations. “Captain M.: The quite different FOD story...”, Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, Bundeswehr Flight Safety Center An East German pilot unwittingly brings a little guest along with him into the cockpit for a scramble alert launch. A test of the old “Maintain aircraft control” principle ensues. “Who’s in Charge?”, Karl-Heinz Weiss, Chief Master Sergeant (retired) The answer: nobody was in charge of the Fiat G91 trainer jet as it flew into Austrian airspace and crashed on April 7th, 1971. The pilot, canopy and ejection seat had already left the aircraft and returned to mother earth in the vicinity of Munich. But organizational leadership had also failed to take charge and provide adequate flying continuity to a pilot heavily over-burdened by far too many additional duties and not enough hours in the day to maintain proficiency in all of them. “You talking to me?” (“Sprechen Sie mit mir?“), Gibbs and Schmidt Lack of communication (including required work documentation) between two maintenance shifts results in the crash of a commuter aircraft and the deaths of all onboard. Communication skills are a key CRM training objective, and communication errors (such as „selective perception“ – when the receiver only hears/sees what he wants to hear/see based on his own needs, experience, motivations, etc...) can be deadly! Feedback is crucial to ensuring that the accurate meaning of the message has gotten through as it was intended. Flugsicherheit Ausgabe 4 / 2009 Foto Guido Sonnenberg • Bildbearbeitung www.schaltwerk.eu Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände Bundeswehr