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50 Jahre jung
NR. 38
B E R L I N , 24 . S E P T E M B E R 2 0 07
D 8 51 2
ddp
42. JAHRG.
Re p o rta ge Die Führungsakademie
der Bundeswehr in Hamburg feiert
Geburtstag. Susanne Lichte hat Daten und Fakten über diese Bildungseinrichtung gesammelt. Seiten 8/9
Ausgekeilt
Shukria Barakzai, Frauenrechtlerin und Abgeordnete im Unterhaus (Wolesi Jirga) in Afghanistan, verfolgte
am vergangenen Donnerstag im Bundestag die Debatte um das ISAF-Mandat.
Mit Mehrheit
Bundestag Erste Debatte über das neue ISAF-Mandat. Am 12. Oktober Abstimmung.
St re i t k r ä f te Mehr als zehn Jahre
war sie das Medium der Soldaten in
Bosnien-Herzegowina – die Feldzeitung „Der Keiler“. Nun übernimmt
„Maz&More“.
S e i te 11
Im Doppelpack
Sp o rt Sie sind Hauptgefreiter und
Obergefreiter, sie sind Zwillinge und
treiben denselben Sport: Stefanie
und Franziska Hildebrand wollen im
Biathlon ganz nach vorn. S e i te 14
E
s waren nur 75 Minuten, die
für die Debatte und erste
Lesung um die Fortführung
des ISAF-Mandates, jetzt gekoppelt
mit dem „Tornado“-Mandat und
mit einer Personalobergrenze von
3500 Soldaten festgelegt, den Abgeordneten des Bundestages an
Zeit zur Verfügung standen. Aber
es waren 75 Minuten, die dem
Betrachter der Diskussion fokussiert die Meinungsunterschiede zu
dem Thema quer durch die Fraktionen vor Augen führte.
Eins scheint dennoch sicher:
Die Abstimmung am 12. Oktober
wird eine klare Mehrheit im Parlament finden. CDU/CSU, SPD und
FDP signalisierten ihre Zustimmung, Grüne/Bündnis 90 werden
sich wahrscheinlich mehrheitlich
enthalten und Die Linke wird
gegen das Mandat stimmen.
Verteidigungsminister Franz
Josef Jung sagte in der Debatte am
vergangenen Donnerstag, dass
Deutschland weiter zu seiner Verantwortung für Afghanistan und
seine Menschen stehen müsse.
„Wir haben dieses Land von der
Terrorherrschaft der Taliban
befreit“, nun gehe es darum, die
Errungenschaften des zivilen Wiederaufbaus langfristig abzusichern, „diesen Weg des Erfolges
müssen wir weitergehen.“
Jung erinnerte ferner daran,
dass Sicherheit und Wiederaufbau
sich gegenseitig bedingten. Er
sagte, es sei auch im Interesse der
Sicherheit der deutschen Bürger,
dass Afghanistan nicht wieder
„Ausbildungszentrum für den
Terrorismus werde“. Der Minister
betonte, dass die Anstrengungen
für die Ausbildung der afghani-
schen Sicherheitskräfte deutlich
erhöht werden sollen, damit das
Land schneller für seine eigene
Sicherheit sorgen könne.
Außenminister Frank-Walter
Steinmeier warb für eine klare
Zustimmung des Bundestages,
um den Soldaten jene breite
Zustimmung zu signalisieren,
die ein solcher Einsatz brauche.
Für die FDP begrüßte Birgit
Homburger die Zusammenlegung
der Mandate. Aber sie forderte
genauso wie Fritz Kuhn von
Grüne/Bündnis 90 einen Strategiewechsel hin zu mehr zivilem Engagement.
Für Die Linke untermauerte
Gregor Gysi die Ablehnung seiner
Fraktion unter anderem mit dem
Hinweis auf Umfragen: Zwei Drittel der Deutschen seien für einen
Abzug.
(dibu/spa/ck)
aktuell
2
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die Zwei
_das zitat _editorial
„Fahr an der
Staatskanzlei
und an der
Parteizentrale
stolz vorbei.
Du wirst sehen,
es tut nicht
weh.“
Der frühere CSU-Chef
Theo Waigel in einem offenen
Brief an Ministerpräsident
und CSU-Chef Edmund Stoiber
über die Zeit nach dessen
Abgang aus der Politik.
G
leich doppelten Grund zum Feiern hatte Militärgeneralvikar Walter Wakenhut. Zum einen beging der Priester
am vergangenen Montag seinen 65. Geburtstag. Zum
anderen erwartete den Prälat eine ganz besondere Überraschung: Papst Benedikt XVI. ernannte Wakenhut zum Apostolischen Protonotar. Militärbischof Walter Mixa überreichte im
Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten in der Berliner JuliusLeber-Kaserne dem Jubilar die entsprechende Urkunde aus
Rom. Dieser Ehrentitel ist die höchste päpstliche Auszeichnung an einen Priester überhaupt. Eine Anerkennung für Wakenhuts Verdienste, nicht nur, aber vor allem, auf dem
Gebiet der Militärseelsorge. Seine unaufgeregte und konsequente Art, vor allem aber
seine Nähe zu den Soldaten trage zum Erfolg der Militärseelsorge bei, formulierte der
Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, beim Empfang. Militärdekan Stefan Scheifele betonte, dass Militärgeneralvikar Wakenhut als Vorgesetzter
auch immer Mitbruder geblieben sei. In dieses Bild passt, dass der Leiter des Militärbischofsamtes nach der Auszeichnung so angesprochen
werden möchte wie zuvor. Dabei stünde ihm statt der
Anrede „Herr Prälat“ der Zusatz „Hochwürdigster Herr
Prälat“ zu. Sehr alltagstaugliche Entscheidung findet
Litzinger
Bild der Woche
Das Heeresmusikkorps 10 aus Ulm lässt das Rathaus von Sigmaringen in einem ganz besonderen musikalischen Licht erscheinen.
Bundeswehrverwaltung
Territoriale Wehrverwaltung
Die Kreiswehrersatzämter bilden
die Schnittstelle zwischen der
Bundeswehr und den jungen
Wehrpflichtigen. Die Kreiswehrersatzämter werden neu geordnet,
um auch weiterhin moderne, wirtschaftlich arbeitende und bürgerfreundliche Ämter bereitzustellen.
Ganzheitlicher Ansatz
Ihre Zahl wird bis 2010 auf 52
reduziert. Zusätzlich werden sieben Musterungszentren gebildet.
Ko n g r e s s Verteidigungsminister zur sicherheitspolitischen Zukunft der EU.
D
3
Im Weißbuch
geblättert...
Hilgers
Wie prompt der Sanitätsdienst der
Bundeswehr auf aktuelle Herausforderungen reagieren kann, davon
konnte sich Bundespräsident Horst
Köhler (r.) in der vergangenen Woche
beim Besuch des Kommandos
Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst
in Leer überzeugen. In dem Verband,
gerade wenige Wochen alt, sind nun
alle zelt- und containergestützten Behandlungseinrichtungen sowie Elemente des Verwundetentransports
für alle Optionen der Eingreifkräfte
des Sanitätsdienstes gebündelt. (eb)
aktuell
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tig die Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen NATO und Europäischer Union sowie die
Frage nach der Entwicklung gemeinsamer militärischer Fähigkeiten auf der Agenda der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Auf die aktuelle Mandatsdiskussion im Hinblick auf die Operation „Enduring Freedom“
(OEF) ging Jung ebenfalls ein. Er verteidigte OEF
mit den Worten: „So lange es terroristische Aktivitäten gibt, so lange muss es Terrorbekämpfung
geben.“ Die Sicherheitslage in Afghanistan habe
sich verschärft, auch im von der Bundeswehr
kontrollierten Norden.
Der Minister sprach sich erneut dagegen aus,
deutsche Soldaten in den umkämpften Süden
Afghanistans zu schicken: „Wir haben einen
klaren Auftrag für den Norden.“ Im Süden und
Osten seien 30 000 Soldaten anderer Nationen
eingesetzt. Man dürfe den Norden nicht vernachlässigen, mahnte er.
(eb/dibu)
dpa/pa
er 6. Europäische Verteidigungskongress,
veranstaltet von der „Behörden Spiegel“Gruppe, führte in der vergangenen
Woche im Berliner Congress Zentrum internationale Experten aus Politik, Industrie und Militär
zusammen. Verteidigungsminister Franz Josef
Jung nutzte seinen Auftritt, um insbesondere auf
die Zukunft der europäischen Sicherheits- und
Verteidigungspolitik vor dem Hintergrund der
Erfahrungen aus der zurückliegenden deutschen
Ratspräsidentschaft einzugehen.
Von herausragender Bedeutung, so der Minister, sei die Stärkung der sicherheitspolitischen
Handlungsfähigkeit der Europäischen Union.
Dabei sei entscheidend, das militärische Engagement der Mitgliedstaaten in einen ganzheitlichen Ansatz einzubetten, der auch ein umfassendes und langfristiges wirtschaftliches und
politisches Engagement in den Krisenregionen
umfasse. Darüber hinaus stünden auch zukünf-
Damit bleibt die Präsenz in der
Fläche erhalten.
Die Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik ist
die höchste zentrale Bildungseinrichtung der Bundeswehrverwaltung mit jährlich rund 10 000
Lehrgangsteilnehmerinnen und
-teilnehmern.
Das Bundessprachenamt bildet
jährlich über 17 000 Angehörige
der Streitkräfte und der Wehrverwaltung, Mitarbeiter des Bundes
und der Länder sowie Personal
aus befreundeten Nationen in
über 40 Sprachen aus und bietet
Übersetzungen und Dolmetscherleistungen für den gesamten
Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung.
Die Fachhochschule des Bundes
für öffentliche Verwaltung – Fachbereich Bundeswehrverwaltung –
bildet die künftigen Beamtinnen
und Beamten des gehobenen
nichttechnischen Verwaltungsdienstes aus, die Bundeswehrverwaltungsschulen die künftigen
Beamtinnen und Beamten des
mittleren technischen und nichttechnischen Dienstes. Bundeswehrfachschulen vermitteln insbesondere Schulabschlüsse für
Soldaten auf Zeit zur Verbesserung ihres Wiedereinstiegs in das
Für Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat die Stärkung der sicherheitspolitischen Handlungsfähigkeit
der EU eine herausragende Bedeutung.
zivile Berufsleben nach Dienst(wird fortgesetzt)
zeitende.
4 aktuell
Familienbande
Moskau. Der russische Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow
hat seinen Rücktritt eingereicht.
Regierungschef Viktor Subkow –
Serdjukows Schwiegervater –
sagte am vergangenen Dienstag,
die Entscheidung sei nach einem
Gespräch gemeinsam getroffen
worden. Hinter dem Rücktritt
stünden die engen Familienbande. Serdjukow ist mit Subkows Tochter verheiratet.
(pez)
Zugespitzte Lage
Nairobi. In den west- und
ostafrikanischen Flutgebieten
spitzt sich die Lage durch Mangel
an Nahrungsmitteln und wachsende Seuchengefahr weiter zu.
Nach einem Bericht des Welternährungsprogramms WFP vom
vergangenen Mittwoch sind in
dem Staatengürtel von Mauretanien bis Kenia mindestens
1,5 Millionen Menschen von den
Überschwemmungen durch
schwere Regenfälle direkt betroffen. Allein im Sudan gebe es eine
halbe Million Flutopfer, 200 000
von ihnen seien obdachlos. (cgt)
Grauwinkel
Kabul. Der Führer des deutschen „Tornado“-Kontingentes in
Mazar-e-Sharif, Oberst Thorsten
Poschwatta, hat den Einsatz der
Aufklärungsjets als unverzichtbar für den Erfolg von ISAF und
afghanischer Armee bezeichnet.
Die Jets haben seit Beginn der
„Tornado“-Mission im April mehr
als 4000 Fotos gemacht und über
900 Stunden in der Luft verbracht.
(cy/dibu)
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Mit gewohnt spitzem Stift gingen in der vergangenen
Woche die Berichterstatter des Haushaltsausschusses
des Deutschen Bundestages für den Einzelplan 14 durch
das Ziffernwerk des Verteidigungshaushaltes. Alexander
Bonde (Grüne), Gesine Lötzsch (Linke), Jürgen Koppelin
(FDP), Johannes Kahrs (SPD), Susanne Jaffke (CDU) und
Bartholomäus Kalb (CSU) (v.l.) taten dies im Berliner
Bendlerblock, wo sich neben Verteidigungsminister
Franz Josef Jung (r.) die gesamte politische, administrative und militärische Führungsspitze des Ministeriums
den Fragen der Abgeordneten stellte. Der Haushalt für
das Jahr 2008 ist mit 29,3 Milliarden Euro veranschlagt.
Das bedeutet eine Steigerung gegenüber 2007 um 3,2
Prozent.
(dibu)
Vor Veränderungen
B ü n d n i s NATO Response Force wird aller Voraussicht nach verkleinert.
D
ie „Schnelle Eingreiftruppe“ der NATO wird
aller Voraussicht nach
verkleinert. Es gibt derzeit Probleme der 26 Bündnis-Staaten,
genügend Soldaten und Material
bereitzustellen. NATO-Sprecher
James Appathurai sagte am vergangenen Mittwoch in Brüssel,
hohe Militärs berieten bereits
über eine Veränderung des Konzepts der NATO Response Force
(NRF). Grund dafür sei der
„Druck der Anforderungen“, der
auf den Streitkräften des Nord-
atlantikpaktes laste. Es sei derzeit
nicht möglich, die Sollstärke der
Eingreiftruppe von 25 000 Soldaten aufrecht zu erhalten. Alleine
in Afghanistan seien 40 000
NATO-Soldaten sowie zusätzlich
18 000 US-Soldaten im Einsatz.
„Die NRF steht unter dem
Druck der Anforderungen des
real existierenden Lebens“, sagte
der Sprecher. Beim Beschluss
zur Gründung der Truppe vor
vier Jahren seien die erheblichen
Belastungen durch Einsätze in
Afghanistan und Kosovo sowie
zusätzliche Anforderungen an
einzelne Mitgliedsländer durch
Einsätze beispielsweise in Darfur,
Kongo oder Tschad nicht absehbar gewesen.
Nach Angaben aus dem Hauptquartier der NATO in Mons sind
derzeit nur etwa 17 500 Soldaten
für die NRF gemeldet. Der NATOSprecher sagte, es gebe vor allem
bei wichtigem Gerät wie Hubschraubern und Transportflugzeugen Mängel. „Und wir stehen
unter erheblichem Finanzdruck“,
ergänzte er.
(eb)
Rütters
Unverzichtbar
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Mit Serenade
München. Dem bayerischen
Ministerpräsidenten Edmund
Stoiber wird zum Abschied eine
besondere Ehre zuteil: Verteidigungsminister Franz Josef Jung
verabschiedet ihn am 2. Oktober
mit einem Empfang in München
und einer „feierlichen Serenade“
im Hofgarten der Münchner Residenz. Stoiber tritt zum 30. September nach 14 Jahren Amtszeit
als Ministerpräsident zurück. (dh)
Im Berliner Bendlerblock verabschiedete vergangene
Woche Verteidigungsminister Franz Josef Jung Konteradmiral Christoph Diehl, Generalmajor Rolf Baumgärtel,
Generalmajor Justus Gräbner, Brigadegeneral Jochen
Schneider, Generalarzt Lutz Bandekow und Brigadegeneral Victor von Wilcken (v.l.) in den Ruhestand.
Danach beförderte der Minister Generalleutnant Karl-
Heinz Lather, die Brigadegenerale Gert Wessels, Thomas Wollny, Gerhard Stelz, Werner Freers, Karl Müllner,
Flottillenadmiral Georg von Maltzan, Oberstarzt Frank
Schindelhauer, Flottenarzt Rainer Pinnow, Oberst Franz
Golks, Oberst Helmut Schoepe und Oberst i.G. HansWerner Wiermann in die jeweils nächsthöheren Dienstgrade.
(dibu)
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Herbstwechsel
Pe s o n a l ia Zum 1. Oktober 2007 werden folgende Veränderungen in militärischen Spitzenstellen wirksam:
 BMVg
Brigadegeneral Werner Freers,
Stabsabteilungsleiter im Führungsstab der Streitkräfte, Bonn,
wird Chef des Stabes im Führungsstab des Heeres, Bonn.
Ihm folgt Flottillenadmiral Heinrich Lange, Kommandeur Marineschule Mürwik, Flensburg.
Oberst i.G. Hans-Werner Wiermann, 2. Stellvertretender Stabsabteilungsleiter im Führungsstab
der Streitkräfte, Bonn, wird
1. Stellvertretender Stabsabteilungsleiter in diesem Führungsstab.
Brigadegeneral Erich Staudacher, Stellvertretender Befehlshaber Wehrbereichskommando
IV/Landeskommando Bayern,
München, wird Stellvertreter des
Chef des Stabes im Führungsstab
der Streitkräfte, Bonn.
 SKB
Oberst i.G. Christian Westphal,
Verbindungsoffizier beim Bundespräsidenten, Berlin.
deur und Chef des Stabes im
Heerestruppenkommando, Koblenz, tritt in den Ruhestand.
 Heer
 Luftwaffe
Generalmajor Rolf Baumgärtel, Stellvertretender Kommandierender General I. Deutsch/Niederländisches Korps, Münster,
tritt in den Ruhestand. Ihm folgt
Generalmajor Volker Wieker,
Chef des Stabes im Führungsstab
des Heeres, Bonn.
Brigadegeneral Georg Nachtsheim, Abteilungsleiter und General Ausbildung im Heer im Heeresamt, Köln, wird Chief of Staff
im Stab Eurokorps, Straßburg.
Sein Nachfolger wird Brigadegeneral Walter Spindler, Deputy
Chief of Staff Operations im Stab
Eurokorps, Straßburg.
Brigadegeneral Josef Dieter
Blotz, Kommandeur Panzergrenadierbrigade 30, Ellwangen, wird
General Infanterie und Kommandeur Infanterieschule, Hammelburg.
Oberst i.G. Andreas Berg,
Arbeitsbereichsleiter im Planungsstab, Berlin, wird Kommandeur Deutsch-Französische Brigade, Müllheim.
Brigadegeneral Jochen Schneider, Stellvertretender Komman-
Generalleutnant Hans-Joachim
Schubert, Kommandeur Kommando Operative Führung der
Luftstreitkräfte, Kalkar, tritt in
den Ruhestand. Sein Nachfolger
wird Generalmajor Friedrich
Wilhelm Ploeger, Kommandeur
Kommando 2. Luftwaffendivision, Birkenfeld. Diesem wiederum folgt Brigadegeneral Karl
Müllner, Stellvertretender Stabsabteilungsleiter im Führungsstab
der Streitkräfte, Bonn.
 Marine
Kapitän zur See Jürgen
Mannhardt, Chef des Stabes Einsatzflottille 1, Kiel, wird Kommandeur Marineschule Mürwik,
Flensburg.
 ZSanDstBw
Generalarzt Lutz Bandekow,
Kommandeur Sanitätskommando
III, Weißenfels, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird
Oberstarzt Michael Tempel, Kommandeur Regionale Sanitätseinrichtungen im Sanitätskommando II, Diez.
(mip)
Rütters
General Rainer Schuwirth,
Chief of Staff SHAPE, tritt in den
Ruhestand. Sein Nachfolger wird
Generalleutnant Karl-Heinz
Lather, Commander Component
Command-Land Headquarters
Heidelberg. Diesem wiederum
folgt Generalleutnant Roland
Kather, Commander Headquarters KFOR, Pristina.
Konteradmiral Christoph
Diehl, Amtschef Streitkräfteamt,
Bonn, tritt in den Ruhestand.
Ihm folgt Brigadegeneral Thomas
Wollny, Stellvertreter des Chef
des Stabes im Führungsstab der
Streitkräfte, Bonn.
Generalmajor Justus Gräbner,
Befehlshaber Wehrbereichskommando IV/Landeskommando Bayern, München, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Brigadegeneral Gert Wessels, Unterabteilungsleiter in der Abteilung
Rüstung, Bonn.
Brigadegeneral Horst-Heinrich
Brauß, Head Civil/Military Cell
European Union Military Staff,
Brüssel, wird Deputy Assistant
Secretary General for Policy
and Planning, Defence Policy
and Planning Division im Internationalen Stab der NATO, Brüssel.
Brigadegeneral Johann Berger,
General Infanterie und Kommandeur Infanterieschule, Hammelburg, wird Stellvertretender
Befehlshaber Wehrbereichskommando IV/Landeskommando
Bayern, München.
Brigadegeneral Victor von
Wilcken, Kommandeur Standortkommando Berlin, tritt in den
Ruhestand. Sein Nachfolger wird
Mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedeten vergangene Woche Verteidigungsminister Franz Josef Jung (r.) und der Generalinspekteur der Bundeswehr,
General Wolfgang Schneiderhan (l.), Generalleutnant Hans-Joachim Schubert in den Ruhestand. Zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Verwaltung und den Streitkräften vefolgten die Zeremonie im Berliner Bendlerblock. Schubert führte zuletzt das Kommando Operative Führung Luftstreitkräfte in Kalkar.
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Stolz auf die Demokratie
E
ine der rasantesten Entwicklungen nicht nur in
wirtschaftpolitischen Kategorien hat die größte Demokratie
der Welt, die Republik Indien, in
den vergangenen 60 Jahren ihres
Bestehens zu verzeichnen. Auch
in der Sicherheitspolitik setzt Indien neuerdings andere Akzente.
So nahm das Land Anfang September an einem gemeinsamen
Seemanöver mit den USA, Australien, Japan und Singapur in
der Bucht von Bengalen teil. Eine
Woche lang übten dort 20 000
Marinesoldaten mit 25 Kriegsschiffen, darunter auch ein indischer Flugzeugträger.
Anlass genug für die KonradAdenauer-Stiftung in Berlin, dem
indischen Finanzminister Shri
Palaniappan Chidambaram ein
Forum zum Thema „60 Jahre
Unabhängigkeit Indiens: von
Reformen im Innern zu weltpolitischer Verantwortung“ zu bieten.
Chidabaram nannte es den
größten Erfolg für sein Land, dass
es in den Jahren seines Bestehens gelungen sei, ein demokra-
tisch verfasster Staat zu bleiben.
Trotz aller Hungersnöte, extremer Armut, Kriege und Verfassungskrisen seien die konstitutionellen Grundlagen, auf denen
Indien steht, nicht erschüttert
worden.
Heute nehme Indien eine
Rolle als globaler Akteur wahr.
Sein Land sei in der Vergangenheit wie in der Gegenwart als
friedensstiftende Kraft aktiv und
stelle sich den Herausforderungen, die sich auf den Gebieten
der Energiesicherung, des Klimawandels, der Proliferation von
Massenvernichtungswaffen,
der Cyber-Kriminalität und des
internationalen Terrorismus
ergeben.
Chidabaram hob die Bedeutung der internationalen Einrichtungen, wie beispielsweise
die Vereinten Nationen, hervor,
die zu wichtigen Akteuren geworden seien, einen Konsens zwischen den entwickelten und sich
entwickelnden Staaten herzustellen. Diese beiden Kategorien
seien nicht mehr zwangsläufig
dpa/pa
I n dien 60 Jahre Republik und als Global Player aktiv. Indischer Finanzminister bei der KAS.
Verbindung von Tradition und Moderne: Indien ist längst, nicht nur ökonomisch, ein Global Player geworden.
sich widersprechende Kategorien. Die Schwellenländer seien
aufgefordert zu beweisen, dass
sie bereit sind, mehr Verantwortung innerhalb der globalen Institutionen zu übernehmen. Dagegen müssten die Staaten der ers-
ten Welt akzeptieren, dass diese
Einrichtungen nicht dafür bereit
stehen, eine alte Weltordnung zu
erhalten. Sie sollten ihren Platz
finden in einer fairen und gerechten Weltordnung. Indien werde
seinen Teil dazu beitragen. (dibu)
Ein Festakt in Potsdam
Bundeswehr Das Militärgeschichtliche Forschungsamt feiert sein 50-jähriges Bestehen.
M
it einem Festakt beging
in der vergangenen
Woche das Militärgeschichtliche Forschungsamt in
Potsdam sein 50-jähriges Bestehen. Der Festakt, bei dem Verteidigungsminister Franz Josef
Jung die zentrale Rede hielt,
war eingebunden in die 48. Internationale Tagung für Militärgeschichte zum Thema „Perspektiven der Militärgeschichte. Raum,
Gewalt und Repräsentation in
historischer Forschung und Bildung“.
Mit den Worten „Wer nicht
weiß, woher er kommt, kann
auch nicht wissen, wohin er
geht“, betonte der Minister die
Bedeutung des Militärgeschichtlichen Forschungsamts als wichtige Voraussetzung für Entscheidungen in Gesellschaft und Politik. Ein ebenso wichtiger Schwerpunkt des Amts sei die Erforschung der Bundeswehr, da diese
als Armee der Einheit einen großen Beitrag zur inneren Wiedervereinigung Deutschlands geleistet habe.
Die Soldaten des Wachbataillons standen mit Fackeln Spalier,
als die Gäste des Festaktes
anschließend die Treppen zum
Freigelände hinunterschritten,
wo das Stabsmusikkorps der
Bundeswehr zur Serenade aufspielte. Repräsentanten aus Politik, Wissenschaft und Streitkräften verfolgten die Zeremonie.
Nach der Begrüßung durch den
Amtschef des Militärgeschichtlichen Forschungsamts, Oberst
Hans Ehlert, sprachen der Innenminister des Landes Brandenburg, Jörg Schönbohm, der Oberbürgermeister der Stadt Potsdam,
Jann Jakobs, sowie der Vizepräsi-
dent der Universität Potsdam,
Dieter Wagner, Grußworte zum
Jubiläum.
Das MFGA wurde im Jahre
1957 gegründet. Die Publikationen des Hauses umfassen fast
500 Titel und stehen Soldaten,
der Wissenschaft und Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Palette
reicht hierbei von Lern- und
Lehrunterlagen für die politische
Bildung in der Bundeswehr bis
zur Herausgabe der „Militärgeschichtlichen Zeitschrift“, des
führenden Fachorgans im
deutschsprachigem Raum. (uts)
G E S E L L S C H A F T
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aktuell
7
Das Universum im Blick
F o ru m Studiengesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik thematisiert Nutzung des Weltraumes.
R
und 300 Gäste folgten in
der vergangenen Woche
der Einladung der Studiengesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik zum
Forum „Nutzung des Weltraums“
nach Bad Godesberg. Auf dem
Forum wurden die Chancen und
Risiken der Weltraumnutzung in
der gegenwärtigen Form, aber
auch mit Blick in die Zukunft thematisiert.
Der Vorsitzende der Deutschen
Gesellschaft für Wehrtechnik,
Vizeadmiral a.D. Hans Frank,
freute sich nicht nur, dass er als
Vortragender Fachleute aus der
Bundeswehr, der Wirtschaft, den
Verbänden, der Wissenschaft und
der Politik begrüßen, sondern für
die Dinnerspeech am Abend des
ersten Tages den deutschen
Astronauten Oberst Thomas Reiter gewinnen konnte.
Reiter gab den Zuhörern interessante Einblicke in seine acht
Monate zurückliegende Mission
auf der Internationalen Raumstation (ISS). Eine der Höhepunkte
an Bord der ISS war für ihn sein
so genannter Weltraumspaziergang, der allerdings kein Spaziergang war, denn die Vorbereitungen hierfür dauerten mehrere
Tage. „Zum Glück herrscht im
Weltraum Schwerelosigkeit,
doch die Unförmigkeit des Anzugs ist immer wieder gewöhnungsbedürftig“, so Reiter.
Für die Teilnehmer des zweitägigen Forums war die Ansprache
des Stellvertreters des Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Heinz Marzi, einer der Höhepunkte. Als Keynote Sprecher
verdeutlichte er, dass die Thematik aufgrund ihrer übergreifenden Relevanz nicht auf militärische Aspekte allein reduziert
werden dürfe und daher für das
Forum ein breit gefasster Ansatz gewählt wurde. So kann die
„Sicherheit für Deutschland nur
in einem ganzheitlichen und
Moehrle
von Frank Pflüger und Jacques Moehrle
Das Thema sei nicht nur auf militärische Aspekte zu reduzieren, so der Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Heinz Marzi.
effektorientierten Ansatz in verraumnutzung entsprechend einzunetzten sicherheitspolitischen
bringen“, betonte er. Auch sei die
Strukturen gewährleistet werden“ Bundeswehr mit Systemen wie
so Marzi weiter. Unter dem GeSAR-Lupe (SAR = Synthetic Apersichtspunkt „Dual-Use“, zeigte er
ture Radar) bereits Weltraumdie übergreifenden Nutzungsmög- nutzer und die Luftwaffe nehme
lichkeiten sowohl für eine zivile
innerhalb des Streitkräfteverbunals auch eine
des als Komsicherheitspetenzträger
und verteidiLuft- und
gungsreleWeltraum
vante Nutzung
eine fachkunauf, der in viedige Rolle
len Bereichen
ein. Weitereine Verknüphin verwies
fung von zivier auf die
len mit sichernotwendige
heits- und
Fähigkeit
verteidigungszur Erstellung
relevanten
eines WeltAnwendungen
raumlageermöglicht.
bildes.
“
„DeutschDen Ausland besitzt
führungen
bereits ein
von Marzi
Generalleutnant Heinz Marzi.
hohes Potenfolgten Vorzial interträge, mit
national anerdenen die
kannter Kompetenzübergreifende Relevanz der Weltträger. Darum ist es essentiell,
raumnutzung für Staat und Gesich in die Belange und den Aufsellschaft aus unterschiedlichen
bau einer europäischen WeltBlickrichtungen beleuchtet
„Deutschland besitzt
bereits ein hohes
Potenzial
international
anerkannter
Kompetenzträger.
wurde. Dabei wurde durch die
Vortragenden ein Bogen gespannt
von der Wirtschafts- und Industriepolitik über die rechtlichen
Aspekte der Weltraumnutzung
bis hin zu den fachbezogenen Initiativen auf europäischer Ebene.
Einer der Schwerpunkte des
zweiten Tages war der Erfahrungsaustausch zum SAR-Lupe
Projekt sowie die Ausführungen
unterschiedlicher Teilnehmer zur
Aufbauarbeit für einen militärischen Satellitenbetrieb.
In diesem Zusammenhang
wurden die Zuhörer über Bereiche wie die GeoInfo-Unterstützung, die Raketenfrühwarnung
und die Satellitenkommunikation
der Bundeswehr sowie die lasergestützte Datenübertragung informiert. Die Vertreter der Wirtschaft trugen zu den Aspekten
und Möglichkeiten der Bedarfsdeckung seitens der Industrie
vor. Hier standen Themen wie
satellitengestützte Fernerkundung, Mikrosatelliten für zeitlich
begrenzte Aufgaben und die
Satelliten TerraSAR-X sowie TanDEM-X als Dual-Use-Systeme im
Mittelpunkt der Ausführungen.
Aber auch die Rolle des EU-Satellitenzentrums und die Notwendigkeit eines Weltraumlagezentrums
wurden diskutiert.
Als Fazit stellte Brigadegeneral
Jochen Both, Stabsabteilungsleiter III im Führungsstab Luftwaffe
des Verteidigungsministeriums,
fest, dass eine strategische Positionierung im Sinne des nationalen
Interesses unabdingbar ist. „Die
Luftwaffe steht mit ihren vorhandenen Kräften und Mitteln als
Kompetenzträger bereit, um sich
auf der Basis konzeptioneller
Grundlagen zielgerichtet in die
Weiterentwicklung dieses Themenfeldes einzubringen“, so Both.
Er attestierte Wirtschaft und wissenschaftlichen Instituten ausgeprägtes Know-how, das es zusammenzuführen gelte.
8
aktuell
aktuell
R E P O R T A G E
9
Schulbank für Offiziere aus aller Welt
J u b i l ä u m Eine internationale Gästeschar feiert den 50-jährigen Geburtstag der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Lehrgangsteilnehmer kommen aus mehr als 100 Ländern.
I
teln. Sie ist die Alma Mater für Offiziere aller
Ebenen und aus aller Welt.
Wie eng ihre internationalen Kontakte
sind, zeigt allein ein Rückblick auf die Besuchstermine in diesem Jahr: Zu Gast waren
unter anderem der britische General David J.
Richards, der über seine Erfahrungen als
Kommandeur im ISAF-Einsatz in Afghanistan
berichtete, die argentinische Verteidigungsministerin Nilda Garré, der international
anerkannte Sicherheitsexperte David Harris
vom American Jewish Committee in New
York sowie Delegationen aus Österreich, der
Türkei und aus Afrika.
Seit ihrer Gründung 1957 stand die Ausbildung an der Akademie für Offiziere aus
den NATO-Staaten offen. Schnell wurde das
Angebot wegen hoher Nachfrage ausgebaut
und ab 1962 begann die Führungsakademie
mit der Ausbildung von Heeresoffizieren
auch aus befreundeten Nicht-NATO-Staaten.
Mit dem weltpolitischen Umbruch zu Beginn
der 90er Jahre stieg auch der Anteil der Lehrgangsteilnehmer aus Ost-Europa stark an.
Schließlich entwickelte sich daraus der heutige Lehrgang für den Generalstabs- und
Admiralstabsdienst mit internationaler Beteiligung, kurz: LGAI.
„Heute kann die Akademie mit Stolz auf
Lehrgangsteilnehmer aus über einhundert
Nationen verweisen“, sagt der Kommandeur
der Führungsakademie, Generalmajor WolfDieter Löser. Über 2000 Offiziere aus aller
Peter (2)
hre schmucken, farbigen Uniformen
fallen sofort ins Auge. Beim Festakt zum
50-jährigen Bestehen der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAk) am vergangenen Montag in Hamburg, tummeln sich neben
hochrangigen deutschen Militärs auch viele
Offiziere aus dem Ausland. Sie kommen beispielsweise aus Afrika, Großbritannien,
Spanien, Mazedonien oder Slowenien. Diese
internationale Gästeschar ist kein Zufall.
Vielmehr drückt sie das Selbstverständnis
der Akademie aus, eine Ausbildungsstätte
für Offiziere in aller Welt zu sein.
„Ihre Leistung überzeugt“, bescheinigt
Bundespräsident Horst Köhler der Führungsakademie in seiner Festrede. Der hier ausgebildete Offizier sei im Zweifel der bessere
Soldat, so der Bundespräsident weiter, „weil
er sich besser in der Welt orientieren kann,
weil er offener für neue Eindrücke ist (..),
und weil er historisches Bewusstsein und
also Respekt vor fremden Kulturen hat, (..)
und weil er unduldsamer gegen Unrecht
und Gemeinheit wird.“ Diese Aussage gilt für
den deutschen Stabsoffizier genauso wie für
den Soldaten aus einem anderen Teil der
Welt.
Die Führungsakademie ist seit 50 Jahren
die höchste militärische Ausbildungseinrichtung der Streitkräfte und hat sich von je her
zum Ziel gesetzt, dem Führungspersonal militärisches Können einerseits und eine wissenschaftliche Bildung andererseits zu vermit-
Bundespräsident Horst Köhler (l.) hielt die Festrede zum 50. Geburtstag der Führungsakademie.
Lichte
von Susanne Lichte
Markenzeichen Internationalität: Offiziere aus aller Welt kommen zur Ausbildung an die Führungsakademie.
Welt absolvierten den Lehrgang inzwischen
erfolgreich. Viele von ihnen erreichten nach
dem Abschluss Spitzenverwendungen in
ihrer Heimat. Die Nachfrage ist groß. Auch
weil die Ausbildung die Fähigkeiten der
Armeen stärkt, in multinationalen Stäben
mitzuwirken.
„Wir senden jedes Jahr ein bis zwei Offiziere hierher nach Hamburg“, sagt der mazedonische Verteidigungsattaché, Oberst i.G.
Goranco Koteski. Dies sei eine wichtige
Vorbereitung für die von Mazedonien angestrebte Aufnahme in die NATO. Slowenien
ist bereits NATO-Mitglied und entsendet
ebenfalls regelmäßig Offiziere. Hauptmann
Ludwig Ozvald beendet im nächsten Monat
seinen zweijährigen Deutschland-Aufenthalt.
Dann wird er vermutlich selbst als Dozent an
der slowenischen Führungsakademie lehren
und sein Wissen weitergeben.
„Das ist eine Investition in die Zukunft“,
sagt Oberst i.G. Arnold Teicht. Er ist der Leiter des LGAI und hat im August den neuen
Lehrgang mit 71 Teilnehmern übernommen.
Die meisten Offiziere sind im Rang eines
Majors oder Oberstleutnants, haben Truppenund Einsatzerfahrung und sind sehr gut ausgebildet. Sie kommen aus China, Pakistan,
Indien, dem Balkan und aus Afrika. „Aus
aller Herren Länder“, sagt Teicht und klingt
ein bisschen stolz, wenn er erzählt, dass „sie
alle hier an einem Tisch sitzen und zusammen lernen, reden und lachen.“ Toleranz und
multikulturelles Verständnis gehören zu den
wesentlichen Lernzielen des Lehrgangs.
Mit dabei sind auch 20 deutsche Offiziere.
Sie lernen mit und helfen gleichzeitig bei der
Betreuung ihrer ausländischen Kommilitonen. „Unsere Gäste brauchen natürlich ein
bisschen Hilfe, schließlich ist Deutschland
den meisten völlig fremd.“
Der Lehrgang gliedert sich in zwei Heeres-,
einen Luftwaffen- und einen Marine-Hörsaal.
Es gibt aber auch teilstreitkräftegemeinsame
Ausbildungsanteile. Die Ausbildung gilt als
anspruchsvoll. Sie orientiert sich grundsätzlich am nationalen Generalstabslehrgang.
Neben dem Unterricht mit Vorlesungen,
Seminaren, Gruppen- und Stabsarbeit gehören auch Schulungsreisen zum Programm.
Die Lehrgangsteilnehmer sollen möglichst
viel über Geschichte, Kultur und Wirtschaft
und natürlich die Streitkräfte ihres Gastlandes erfahren. „Wir sind gerade unterwegs
und besuchen das Heer“, sagt Teicht. Eine
Woche lang führt er die Offiziere quer durch
die Republik zu Standorten der Pioniere, der
ABC-Abwehrtrupps und der Fallschirmjäger.
Später stehen dann selbstverständlich auch
Besuche bei der Luftwaffe und der Marine
sowie gemeinsame Übungen auf dem Programm. „Wir wollen ihnen praktische Einsichten in den Aufbau und das Konzept der
Bundeswehr vermitteln.“ Das umfasse auch
die Prinzipien der Inneren Führung, das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform und „den
nicht immer einfachen Prozess der Transformation“, sagt Teicht.
„Unsere Unterrichtssprache ist Deutsch“,
erklärt er. Alle Lehrgangsteilnehmer haben
einen Sprachkurs beim Bundessprachenamt
in Hürth absolviert. „Manche haben dort ein
Jahr lang studiert.“ Die Sprache sei das wichtigste Mittel zur Integration.
Während der Ausbildung in Hamburg sind
die Offiziere entweder in Appartements auf
dem Gelände der FüAk oder in angemieteten
Wohnungen untergebracht. Für die Verpflegung sorgt die Kantine der Akademie. „Dabei
werden religiöse und nationale Besonderheiten weitgehend berücksichtigt.“ Zurzeit ist
Ramadan und dafür stellt die Akademie den
islamischen Offizieren auch Gebetsräume
zur Verfügung. „Die Religionsfreiheit ist ein
hohes Gut“, so Teicht. 15 Teilnehmer seines
Lehrgangs sind mit ihren Familien nach
Deutschland gekommen. Der Oberst begrüßt das. „Allein durch den Schulbesuch
der Kinder knüpfen sie besonders schnell
Kontakte“, berichtet er.
Alles in allem sei der Lehrgang LGAI ein
echtes Unikat, sagt Teicht. „Dieses Angebot
einer Generalstabsausbildung im internationalen Rahmen ist weltweit einzigartig.“ Der
Lehrgang genieße einen sehr guten Ruf und
habe eine enorme Außenwirkung, berichtet
der 53-jährige. „Wenn wir zusammen im Zug
reisen und die Fahrgäste die bunten Uniformen der Offiziere aus China, Afrika oder Südamerika sehen, entwickeln sich interessante
Gespräche.“ Das sei ein wichtiges Etikett für
die Führungsakademie.
Darin waren sich auch die Redner und
Gäste der Jubiläumsfeier der FüAk einig. Dass
diese Ausbildung weiterhin so dynamisch
und erfolgreich umgesetzt wird, wünschte
sich der Generalinspekteur, General Wolfgang
Schneiderhan. Er gratulierte mit einem herzlichen „Weiter so!“. Der Bundesminister der
Verteidigung, Franz Josef Jung, würdigte die
hohe Qualität der Ausbildung. „Davon profitiert die gesamte Bundeswehr.“ Das bestätigte
Generalleutnant Karlheinz Viereck. Der Kommandeur des Einsatzführungskommandos
der Bundeswehr weiß den Wert der internationalen Ausbildung aus persönlicher Erfahrung zu schätzen: „In allen Erdteilen treffe
ich auf Menschen, die hier ihre Ausbildung
genossen haben.“ Das schaffe Vertrauen und
Verständnis, was bei der Zusammenarbeit
in multinationalen Stäben von großer Bedeutung sei. „Man versteht sich“, resümiert er.
Eine internationale Gästeschar bestimmte den Festakt in der Hansestadt.
aktuell
S T R E I T K R Ä F T E
M O N TA G , 24 . S E P T E M B E R 2 0 0 7
Am Haken
Bundeswehr
Helfer in der Not
„ E l e p h a n t R e c ov e ry “ 88 Soldaten üben im
ostfriesischen Jever die Bergung von Kampfflugzeugen.
E
Im Golf von Aden hat die Fregatte „Köln“ ein mit mehr als 100 Menschen voll
besetztes Flüchtlingsboot notversorgt. Die Fregatte – im Zeichen von Enduring
Freedom in dieser Region – hatte das Boot während seines Überwachungsauftrages entdeckt. Die Flüchtlinge mit dem Ziel Jemen waren mehrere Tage ohne
Wasser und Nahrungsmittel auf hoher See unterwegs. Per Speedboot versorgte
die Besatzung zunächst die Flüchtlinge mit dem Wichtigsten und informierte die
jemenitische Küstenwache. Bei der Seeraumüberwachung am Horn von Afrika
und der arabischen Halbinsel geht es um den Schutz und die Überwachung der
Seeverbindungslinien, um mögliche terroristische Nachschubwege für Waffen
und Munition zu unterbinden. Dies geschieht unter anderem durch Beobachtung und Dokumentation des Schiffsverkehrs.
(eb)
Kunze
In neuem Gewand
in „Tornado“
am Haken –
dies ist auch
für erfahrenes Luftwaffen-Instandsetzungspersonal ein
außergewöhnlicher
Anblick. Bei der
Übung „Elephant
Recovery“ hatten
88 Soldaten kürzNotwendige Vorarbeiten: Abstützen des Jets mit
lich die GelegenHilfe vom Holzbalken.
heit, bei der Bergung eines Kampfjets mit anzupacken. Denn
nen Gegengewicht ausbalanciert
bereits zum dritten Mal veranwerden. Mehrere Soldaten steistaltete die Luftwaffeninstandgen anschließend auf den „Torhaltungsgruppe 21 aus dem ostnado“, um das „Aircraft Recovery
friesischen Jever die Bergung
Sling“ (ARS) zu montieren. Das
von Großluftfahrzeugen und
ARS wird umgangssprachlich
Kampfflugzeugen.
„Heißgeschirr“ genannt und ist
Die erste Bergecrew um Bergefür die Bergung von KampfflugOffizier Hauptmann Oliver Lück
zeugen mit einem Kran von
macht sich gleich an die Arbeit.
großer Bedeutung. Damit der Jet
Ein „Tornado“ mit eingeknicktem
beim Anheben durch den Kran
Hauptfahrwerk an der linken
nicht außer Kontrolle gerät, müsSeite muss wieder in seine richsen jeweils zwei Soldaten an drei
tige Position gebracht werden.
Seilen ziehen, um das BergungsDas Team startet unverzüglich
manöver bei windigen Bedingunmit den Bergungsmaßnahmen
gen zu sichern.
und stabilisiert zunächst das
Im Anschluss schafft es die
Flugzeug auf der eingeknickten
Crew, das Fahrwerk wieder in
Seite mit Holzblöcken.
die richtige Position zu bringen,
Dann kommt der V-ATF100-5
so dass der „Tornado“ wieder zu
zum Einsatz. Hierbei handelt es
Boden gelassen werden kann. Als
sich um einen Kran, der maximal
der Jet wieder auf seinen eigenen
100 Tonnen Last aufnehmen
Rädern steht, sind alle zufrieden.
kann. Vor der Bergung muss der
Die Bergungsmaßnahmen waren
Kran allerdings noch mit 25 Tonein voller Erfolg.
(ath)
Diese „Transall“ sowie ein Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D präentieren sich
zum 50. Geburtstag des Transportgeschwaders 61 (LTG) in Penzing mit einer
Sonderlackierung. Die Idee für die Entwürfe der Sonderlackierungen stammt
von Walter Maurer, einem führenden Designer aus dem bayerischen Raum.
Die auf beiden Luftfahrzeugen am hinteren Rumpfteil platzierte Grafik stellt
stilisiert einen interkulturellen Dialog dar. Die Grafik unterstreicht damit die Bedeutung von Toleranz, Verständnis und Respekt für das friedliche Zusammenleben von Menschen. Sie wirbt für Integration und richtet sich gegen Rassismus,
Ignoranz und Gewalt. Die Aussage dieser künstlerischen Darstellung fügt sich
nahtlos in den Kontext der Prinzipien des Teams Luftwaffe ein. Zu sehen sind
die Sonderlackierungen beim Tag der offenen Tür des LTG 61 am 29. September auf dem Fliegerhorst Landesberg.
(mk/bri)
Fast geschafft: Der 100-Tonnen-Kran richtet den „Tornado“ wieder auf.
Bicker (2)
10
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S T R E I T K R Ä F T E
Der letzte Keiler
B o s n i e n - H e r zegowina Nach 555 Ausgaben stellt die Feldzeitung ihr Erscheinen ein.
Mehr als zehn Jahre infomierte die Redaktion über den Einsatz auf dem Balkan.
N
ach genau 555 Ausgaben
hat die erste deutsche
Feldzeitung seit Beginn
der Auslandseinsätze der
Bundeswehr Mitte
September
ihr Erscheinen eingestellt. Mehr
als zehn
Jahre berichtete der
Keiler über
den Alltag
der Soldaten und zivilen Mitarbeiter in
den deutschen Feldlagern in
Bosnien„Keiler“ Nr. 1.
Herzegowina. „Der
‚Keiler‘ war all die Jahre immer
ein wichtiges Mittel der Information und der Truppenbetreuung“, sagt Fregattenkapitän Ingo
Neuwirth, der Leiter des Presseund Informationszentrums im
Feldlager Rajlovac in Sarajewo.
„Die Feldzeitung war aber auch
ein Medium, durch das sich die
Daheimgebliebenen über den Einsatz informieren konnten“, so der
Marineoffizier, dem die Redaktion
der Feldzeitung untersteht. Ein
Teil der Auflage wurde deshalb
unter anderem an Mitglieder des
Deutschen Bundestages und an
die Familienbetreuungszentren
verschickt. Im Intranet war der
Keiler für alle Angehörigen der
Bundeswehr online zu lesen.
„Für viele Soldaten war der Montag immer ein besonderer Tag.
Erst haben sie den ‚Keiler‘ selbst
gelesen. Dann haben sie ihn zu
ihren Familien nach Hause
geschickt“, berichtet Neuwirth.
Die erste Ausgabe des Keiler
erschien am 27. Januar 1997,
noch mit dem Untertitel „Bundeswehr-Feldzeitung für Soldaten in
Bosnien-Herzegowina und Kroatien“.
Damals
gab es
einen Wettbewerb
um den
Namen.
Gewonnen
hat Der
Keiler.
Pate war
der gleichnamige
Minenräumpanzer der
Bundeswehr. Zur
Namensgebung hieß
es in der
ersten Ausgabe: „Zu
und Plätzen gewichen. „Als Anerkennung für die Leistung der
Gründungsväter und um zu zeigen, was sich in den letzten zehn
Jahren alles verändert hat, hat
die Redaktion das Titelblatt der
ersten Ausgabe der letzten Ausgabe vorangestellt“, erklärt der
letzte Chefredakteur der Feldlager-Zeitung, Hauptmann Christian Hirsch.
Die Einstellung des Keiler
ist eine Folge der veränderten
sicherheitspolitischen Lage in
Bosnien-Herzegowina. „Aufgrund
der positiven Entwicklungen der
letzten Jahre hat die Europäische
Union beschlossen, die militärische Präsenz im Land stufenweise zu reduzieren“, sagt
Oberst Rudolf Giegeling, der
Kommandeur des 8. Deutschen
Einsatzkontingentes EUFOR.
„Auch die deutschen Truppen
werden so weit reduziert, dass
es immer weniger Keiler-Leser
im Land
Ehren und
gibt.
als AnerDeshalb
kennung
wurde
für die
entschiegroßartige
den, die
Arbeit der
FeldPioniere,
zeitung
als stete
einzuMahnung
stellen.“
für die fortDie
während
Berichterim Boden
stattung
schlumüber das
mernde
Leben und
MinengeWirken der
fahr, als
deutschen
Synonym
Soldaten
für hart
in Bosnienarbeiten,
Herzegomalochen,
wina überwas wohl
nimmt
Die 555. und letzte Ausgabe des „Keiler“.
alle Soldazukünftig
ten tun.“
die SchwesDie Schlagzeile auf der ersten
ter-Feldzeitung des Keiler im
Titelseite war „Schlammschlacht
Kosovo, Maz & More. Sie trägt
von ‚Rajlomatsch’ gewonnen“.
fortan den Untertitel „FeldzeiDer Schlamm im Feldlager
tung der Bundeswehr für den
Rajlovac ist längst festen Straßen
Balkan“.
(eb)
aktuell
11
_aktion
Die Bundeswehr-Nationalmannschaft spielte kürzlich
in einem Benefizspiel gegen
den Fußball-Zweitligisten Alemannia Aachen und vorlor
mit 0:4. Zu dem Gewinnern
gehörten das BundeswehrSozialwerk und der Verein
„Herzkrankes Kind Aachen“.
Diese Vereine teilen sich
die rund 5000 Euro, die
durch Eintrittsgelder und
Spenden zusammen kamen.
Das Spiel galt gleichzeitig
als Test für die Militär-Kicker,
die Mitte Oktober bei den
CISM-Weltspielen in Indien
antreten werden.
_verwaltung
Mit einem großen Familienfest feierten die Mitarbeiter
des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung
(BWB) gemeinsam mit ihren
Angehörigen und ehemaligen
Mitarbeitern das 50-jährige
Bestehen der Behörde. In
seiner Ansprache wies Präsident Detlev Petry auf die
Bedeutung der Dienststelle
für die Bundeswehr hin: „Die
Ausrüstung der Streitkräfte
mit funktionsbereitem und
betriebssicherem Wehrmaterial zu wirtschaftlichen
Bedingungen ist die Hauptaufgabe unseres Amtes“.
Petry führte aus, dass die
steigende Anzahl von Auslandseinsätzen der Bundeswehr nicht nur die Truppe
belaste, sondern auch an
das Wehrmaterial und damit
an das BWB ganz neue Anforderungen stellten.
_verlosung
Guido Ellerkamp, Christoph
Heyer und Sylvia Reitze,
so heißen die glücklichen
Gewinner der DVD-Box
„Highlander“, die wir in
„aktuell“ Ausgabe 32, Seite 15,
verlost haben. Die Pakete
sind den Gewinnern bereits
auf postalischem Wege zugesandt worden.
12
aktuell
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Im Schatten der Kanzlerin
Po litik Im Bundeskanzleramt unterstützt die Gruppe 22, zu der auch fünf Soldaten gehören,
die Bundeskanzlerin in militärischen sowie in sicherheits- und verteidigungspolitischen Fragen.
von Florian Althans
heits- und militärpolitischem Bezug.
Zwei Referate
teilen sich die
umfangreichen
Aufgaben. Das
Referat 221
befasst sich im
Schwerpunkt mit
dem Thema Rüstung. Entgegen
landläufiger Meinung geht es
dabei aber nicht
nur um Panzer,
Flugzeuge oder
Schiffe für die
Bundeswehr. „Die
Aufgabe erweitert sich angeImmer in der Nähe: Oberst i.G. Erich Vad (M.) begleitet Bundeskanzlerin Angela
sichts des neuen
Merkel, hier im Gespräch mit Flottillenadmiral Karl-Wilhelm Bollow, beim TrupAufgabenspektrums der Bundes- penbesuch im Libanon.
wehr und dem
daraus folgenden Wandel in der wehrtechniInneren Führung“, erklärt der stellvertreschen Industrie. Sicherheitstechnik gewinnt
tende Referatsleiter, Oberstleutnant i.G. Raineben der Wehrtechnik mehr und mehr an
ner Konrad. Wichtig sei es, ein Gespür für
Gewicht“, stellt der Referatsleiter, FregattenThemen zu entwickeln, die für die politische
kapitän Jens Dombert, fest. „Darüber hinaus
Leitung des Hauses relevant sind oder
beschäftigt sich unser Referat mit allen
werden könnten. Bei der ThemenvorbereiFragen der Wehrverwaltung und natürlich
tung stützt sich das Referat auf die Expertise
des Verteidigungshaushaltes.“
in den Fachreferaten des VerteidigungsminisÜber die Begleitung geplanter Rüstungsteriums oder des Auswärtigen Amts und zieht
vorhaben der Streitkräfte hinaus, werden
auch wissenschaftliche Analysen der SWP
Fragen zur wehrtechnischen Industrie untersowie anderer Institute zu Rate.
sucht sowie Entscheidungen zu RüstungsAuch bei der Vorbereitung und Durchexporten vorbereitet. Die Mitarbeiter führen
führung von Konferenzen im Kanzleramt zur
Informationen, vor allem aus dem AuswärtiAbstimmung der Regierungspolitik in NATO
gen Amt sowie den Bundesministerien für
und EU wirkt das Referat 222 mit. Ferner
Wirtschaft und Technologie, der Verteidigung, steht es in regelmäßigem Kontakt mit der
für wirtschaftliche Entwicklung und des
Bundesakademie für Sicherheitspolitik im
Innern und der Industrie zusammen, um der
Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow. Hier
Bundeskanzlerin für ihre Entscheidung im
wird Führungskräften unter anderem der
BSR das erforderliche Gesamtbild zu erstelBegriff „vernetzte Sicherheit“ näher gebracht,
len.
der für die Verzahnung der im BSR tagenden
Auch das Referat 222 hat ein umfangreisicherheitsrelevanten Ressorts steht.
ches Aufgabengebiet. „Wir sind zuständig für
Zumindest einem Vergleich hält die Arbeit
die sicherheits- und militärpolitischen Theder Gruppe 22 mit dem militärischen Alltag
men im Rahmen von NATO und europäischer
in der Bundeswehr in jedem Falle stand: ohne
Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie
Lagefeststellung, Auswertung des Auftrags
für das gesamte Spektrum Bundeswehr, über
und Absicht der übergeordneten Führung
die Auslandseinsätze bis hin zu Fragen der
geht bei der Vielzahl der Aufgaben nichts.
BPA
P
olitische Behörden und militärische
Einrichtungen haben mehr gemeinsam,
als man denkt. „Die Anforderungen an
einen Spähtruppführer unterscheiden sich
bisweilen nicht von denen an einen Gruppenleiter auf dem politischen Parkett“, meint
Oberst i.G. Erich Vad, Leiter der Gruppe 22
im Bundeskanzleramt. „Es gibt keine absolute
Sicherheit, keine festen linken und rechten
Grenzen, man ist oft auf Erfahrung und Intuition angewiesen und muss sich auch der Risiken seines Auftrages stets bewusst sein.“ Der
Leiter ist gefordert, aufgrund fundierter, persönlicher, auch ressortübergreifend gewonnener Einschätzungen politische Entscheidungen
vorzubereiten und bis an die Grenzen der
Kompromissfähigkeit zu gehen, wenn fundamentale Interessen der Bundeswehr zu schützen sind. Nichts anderes tun militärische Führer in der Truppe, so Vad.
Die Gruppe 22 berät mit fünf Generalstabsoffizieren und drei zivilen Mitarbeiterinnen
als Teil der außenpolitischen Abteilung des
Bundeskanzleramtes die Bundeskanzlerin,
den Chef des Bundeskanzleramtes und den
Abteilungsleiter in sicherheits- und militärpolitischen sowie rein militärischen Fragen.
Die Expertise der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche ist hier präsent. Um diese
verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen, halten der Leiter der Gruppe und sein Team stets
enge Verbindung zur politischen Leitung und
militärischen Führung des Verteidigungsministeriums, zu anderen Ministerien, den Planungsstäben, aber natürlich auch zu den Bundestagsfraktionen, den im Bundestag vertretenen Parteien oder den „Think Tanks“ in der
Hauptstadt wie beispielsweise der Stiftung
Wissenschaft und Politik (SWP).
Doch neben der Beratung hat die Gruppe
noch zahlreiche weitere Aufgaben zu erfüllen. Sie bereitet die Sitzungen des Bundessicherheitsrates (BSR) vor, begleitet Entscheidungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr bis zur Behandlung im Bundeskabinett
und gleicht die Interessen der an sicherheitspolitischen Entscheidungen beteiligten Ressorts mit den von der Bundeskanzlerin gesetzten politischen Richtlinien ab. In Abstimmung mit den Teilstreitkräften bzw. militärischen Organisationsbereichen schlägt Vad
der Bundeskanzlerin auch Truppenbesuche
vor und begleitet sie auf Reisen mit sicher-
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aktuell
S T R E I T K R Ä F T E
Zukunftsweisend
Wi e d e r a u f b a u Der Verein „Die Bundeswehr hilft Kindern in der Dritten
privat
Welt“ unterstützt auch Schulprojekte im afghanischen Mazar-e-Sharif.
Dach über dem Kopf: Diese afghanischen Mädchen freuen sich auf den Schulunterricht.
K
inder sind die Zukunft eines jeden
Landes. Das gilt insbesondere für ein
Land wie Afghanistan, das Jahrzehnte
lang unter den Auswirkungen von Krieg und
Bürgerkrieg gelitten hat. Seit dem Engagement der NATO im Jahr 2002 wird der
Wiederaufbau der Infrastruktur im Land am
Hindukusch forciert. Hieran beteiligt sich
auch der Verein „Die Bundeswehr hilft Kindern in der Dritten Welt“.
Nachdem kürzlich mit Hilfe des gemeinnützigen Vereins die Quizilbad-Schule seiner
Bestimmung übergeben wurde, arbeitet der
Verein nun an der Sanierung der Ala Chapan
Schule am Stadtrand von Mazar-e-Sharif.
Hier am rasch wachsenden Stadtrand der
nord-afghanischen Metropole werden rund
1900 Mädchen und Jungen von etwa 50 Lehrern in einem Drei-Schichtdienst unterrichtet,
doch es fehlt vor allem an einer funktionstüchtigen Infrastruktur. Aufgrund der hohen
Schülerzahlen werden neben dem alten
Schulgebäude auch ehemalige russische Zelte
genutzt, die wohl nur noch einen Sommer
halten werden. Die Schule platzt aus allen
Nähten.
Die Bausubstanz des Hauptgebäudes ist in
einem schlechten Zustand. Undichte Decken,
überall Feuchtigkeit mit Schimmelbildung
in den Räumen. Mit Hilfe von Wolldecken
versucht man, die Decke etwas abzudichten,
doch die Bedingungen sind für die Kinder
gesundheitsgefährdend. Sanierungsmaßnahmen wären nicht zweckdienlich und auch zu
teuer. Ein Neubau soll für Abhilfe sorgen.
Der Verein „Die Bundeswehr hilft Kindern
in der Dritten Welt“ hat entschieden, diesen
Neubau finanziell zu unterstützen. Die Bauplanung für die Errichtung eines Gebäudes
mit sechs Klassenräumen ist mittlerweile
abgeschlossen und so angelegt, dass Erweiterungen durch weitere Anbauten möglich
sind. Bei der Baumaßnahme wird zudem darauf geachtet, dass der alte Baumbestand als
Schattenspender auf dem Schulhof erhalten
bleibt.
Einen Großteil der benötigten Gelder hat
der Verein aus den Einnahmen eines Benefizkonzertes sowie Mittel anderer Organisationen aufgebracht. Daher soll der Baubeginn
wegen des nahenden Winters so schnell wie
möglich erfolgen. Bislang fehlen dem Verein
immer noch die finanziellen Mittel, um die
Sanitäreinrichtungen zu sanieren.
Denn gerade funktionstüchtige Sanitäreinrichtungen sowie Mauern als Schutz um die
Schule herum sind für Eltern eine wichtige
Voraussetzung, um ihre Mädchen zur Schule
gehen zu lassen. Weiterhin verfügt die Schule
über drei Brunnen auf dem Gelände, doch
hiervon sind nur zwei funktionstüchtig.
Sport wird an der Schule groß geschrieben. Daher hat der Hilfsverein in Zusammenarbeit mit dem deutschen – in Mazar-e-Sharif
stationierten – CIMIC-Verband im vergangenen Jahr ein zentral gelegenes Volleyballfeld
eingerichtet und an die Schulleitung übergeben.
(eb/bri)
13
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Ehrgeiz im Doppelpack
biathlon Sportliche Zwillinge in Uniform trainieren für die Juniorenweltmeisterschaft 2008 in Ruhpolding.
von Kathrin Möbius und Doreen Ullmann
rer, der sie unterstützt. So wurden sie auf die
Unterstützung innerhalb der Bundeswehr aufmerksam. Bei der Sportfördergruppe in Oberhof fanden die Zeitsoldatinnen auf zwei Jahre
ideale Bedingungen. Nachwuchstrainer Sendel, selbst ein erfahrener und erfolgreicher
Biathlet, betreut sie seit ihrem Eintritt in die
Bundeswehr. „Da haben wir zwei hoffnungsvolle junge Talente“, betont er.
In der Zeit der Grundausbildung waren die
Zwillinge dann das erste Mal in ihrem Leben
getrennt. Für Stefanie begann der Dienst bei
der Bundeswehr ein halbes Jahr eher. „Es war
einmal eine ganz neue Erfahrung, denn bis
dahin haben wir alles zusammen gemacht“,
erinnert sie sich.
In Oberhof teilen die Zwillinge wieder ein
Zimmer und unternehmen auch sonst fast
alle Aktivitäten gemeinsam. „Man spornt sich
im Training und im Wettkampf gegenseitig an
und wenn es bei einem selbst mal nicht so
gut läuft, kann man sich wenigstens für die
Schwester freuen oder sich halt gegenseitig
trösten“, sind sich die Nachwuchstalente
einig. Parallel haben sie ein Fernstudium im
Bereich „Internationales Management“ begonnen, um sich neben dem Sport ein zweites
Standbein zu schaffen.
Im Frühjahr 2008 steht dann der erste Teil
des Feldwebelanwärterlehrgangs an. Wenn
alles gut läuft, möchten die Zwillinge länger
bei der Bundeswehr bleiben.
Der Bundestrainer der deutschen DamenNationalmannschaft, Uwe Müßiggang, jedenfalls hat bei den Wettkämpfen den Nachwuchs immer im Blick. Er möchte die jungen
Athletinnen aber nicht unter Druck setzen.
Wenn die derzeitige Entwicklung stetig voranschreitet, könnte man in drei Jahren mit den
beiden rechnen, so seine vorsichtige Prognose. Bis dahin sollen sie sich unbeobachtet
und in Ruhe dem Training widmen. Jedoch
wissen die Sportsoldatinnen, dass die Türe
zum Nationalteam offen steht, wenn die Leistungen stimmen.
„Wir freuen uns auf die nächsten Wettkämpfe und werden versuchen unsere Patzer
wettzumachen“, so die Hildebrandts.
Möbius
A
n ihrer intensiven Vorbereitung lag es
nicht. Die Nerven waren vielmehr
schuld, dass die beiden Biathletinnen,
Hauptgefreiter Stefanie Hildebrand und ihre
Zwillingsschwester, Obergefreiter Franziska,
nicht so richtig zufrieden waren mit ihren
Platzierungen bei den Deutschen Meisterschaften im Sommerbiathlon. „Sie setzen sich
selber zu sehr unter Druck“, resümierte ihr
Trainer, Hauptfeldwebel Peter Sendel. Mehr
als 8000 Zuschauer verfolgten das Spektakel
am vorvergangenen Wochenende in Oberhof.
Eine Kulisse, vor der die beiden Schwestern
noch nie zuvor gelaufen waren. „Im Training
lief immer alles super“, haderten sie nach
dem Zieleinlauf vor allem mit dem Schießergebnis. Im Sprint belegte Franziska Hildebrand den 26. Platz von 43 Teilnehmerinnen,
ihre Schwester folgte auf Rang 28. In der
Verfolgung klappte es dann besser: Franziska
belegte den 14., Stefanie den 19. Platz.
Doch den Kopf in den Sand stecken, das
kommt nicht in Frage. Die beiden gehören
zur Nachwuchstrainingsgruppe von Sendel
und hier zu den besten Athletinnen. Sie
arbeiten auf die Juniorenweltmeisterschaft
2008 vor heimischem Publikum in Ruhpolding hin.
Die beiden Nachwuchstalente aus Köthen
(Sachsen-Anhalt) fingen erst verhältnismäßig
spät mit dem Leistungssport an. „Schuld“
daran sei die Oma gewesen. Sie schenkte
der Familie zu Weihnachten Langlaufski.
Die Wochenenden im Winter verbrachten die
Mädchen seit ihrem zwölften Lebensjahr
immer im Harz.
Mit 15 Jahren traten die Zwillinge in ihrem
Heimatort einem Skisportverein bei und
begannen mit intensivem Training. Obwohl
ihr Heimatort nicht gerade ein Wintersportzentrum ist, wurden sie auf den Biathlonsport
aufmerksam. Ihre Karriere begann auf InlineSkates und mit einem Luftgewehr. Trainiert
von Papa Wolfgang verbesserten sich ihre
Leistungen stetig, ein Wechsel zum Wintersportverein Clausthal-Zellerfeld folgte und
der Aufstieg in den C-Kader gelang.
Nach bestandenem Abitur wollten die beiden Schwestern Biathlon zusammen weiterbetreiben. Inzwischen stellten sich auch
Erfolge ein: Stefanie wurde Juniorenweltmeisterin mit der Staffel und Franziska deutsche
Juniorenmeisterin. Um den Sport weiter
betreiben zu können, suchten sie einen Förde-
Volle Konzentration vor dem Start bei den Deutschen Meisterschaften im Sommerbiathlon: Hauptgefreiter Stefanie Hildebrandt (M.) und ihre Zwillingsschwester, Obergefreiter Franziska Hildebrandt (l.).
aktuell
U N T E R H A L T U N G
M O N TA G , 24 . S E P T E M B E R 2 0 0 7
Schrullige Charaktere
B u c h t i p p Capus erzählt die abenteuerliche Geschichte von drei Werftarbeitern.
von Enneke Siedler
A
lexander Capus Roman „Eine Frage der
Zeit“ entführt den Leser nach Afrika.
Der historische Tatsachenroman beginnt
zunächst in Deutschland, genauer im Emsland auf
der Papenburger Meyer-Werft, wo heute noch die
großen Kreuzfahrtschiffe vom Stapel laufen.
Genau dort wird im November 1913 der Dampfer
„Graf Goetzen“ getauft, der im Auftrag von Kaiser
Wilhelm II. zum Tanganjikasee, südlich des Kilimandscharo, in die deutsche Kolonie Ostafrikas
verschifft werden soll. Dafür wird der Dampfer in
seine Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt und
mit Schiff und Bahn dorthin transportiert.
Drei gewissenhafte Papenburger Werftarbeiter,
Rüter, Tellmann und Wendt, begleiten die „Graf
Goetzen“ nach Afrika, wo sie von ihnen wieder
zusammengebaut werden soll. Mit der Aussicht
auf guten Verdienst lassen sie sich verzaubern von
der exotischen Kulisse, lernen aber auch die Brutalität des kolonialen Alltags kennen.
Zur gleichen Zeit wird der britische Offizier
Spicer Simson von Winston Churchill beauftragt,
zwei Kanonenboote über Land durch halb Afrika
zu schleppen, um die Deutschen zu besiegen.
Dieser Teil der Geschichte diente übrigens einst
als Vorlage für einen anderen Roman, der dann
mit Humphrey Bogart mit dem Titel „African
Queen“ verfilmt wurde.
Bevor es zur entscheidenden Schlacht kommen
kann, entwickeln sich intellektuelle philosophische Diskussionen mit den Massai über Karl Marx,
die, als Bürger der
deutschen Kolonie,
deutsch bzw. mit
schwäbischem und
kölschem Dialekt sprechen.
Als der Erste Weltkrieg ausbricht, wird
der Dampfer zum
Kriegsschiff – Deutsche und Briten liegen
sich mittlerweile an
den Seeufern gegenüber. Die drei deutschen Bootsbauer werden kurzerhand zu Soldaten
erklärt und in militärische Aktionen auf dem Tanganjikasee verwickelt.
Dieser Roman wimmelt von liebenswerten,
schrulligen Charakteren, die gewöhnliche Menschen sind, aber ungewöhnliche Dinge tun. Die
Kunst des Autors besteht darin, die Fakten mit fiktiven, sehr eigenwilligen Figuren, aufzuladen. Heraus kommt eine spannende und stimmig komponierte Geschichte. Capus versteht es, mit feinsinnigem Humor und großer Sympathie für seine
Figuren ein kleines Stück Weltgeschichte höchst
unterhaltsam zu erzählen. Fazit: Ein Roman, den
man so schnell nicht vergisst.
Alex Capus: Eine Frage der Zeit. Roman. München, 2007. 300 Seiten. 19.95 Euro; ISBN 978-3-81350272-5.
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_sammlung
Warum
spricht man
von einer
„Milchmädchenrechnung“, wie
kam es zum
„Begraben
des Kriegsbeiles“ oder woher kommt der
Ausdruck „sich ins Zeug legen?“
Von wem stammt eigentlich das
Zitat „Alle großen Männer sind
bescheiden“? Aufklärung bringt
„Das große Buch der Zitate und
Redewendungen”: Das fast 900
Seiten starke Sammelwerk erläutert in Form von kurzen,
allgemein verständlichen Texten
Bedeutung und Gebrauch der
Zitate und Wendungen und
erklärt deren Herkunft aus dem
literarischen, volkskundlichen
oder geschichtlichen Kontext.
Das Werk wendet sich an alle
sprachlich Interessierten, die
Redensarten und geflügelte
Worte besser verstehen und richtig anwenden wollen. Das jetzt
in 2., überarbeiteter und aktualisierter Auflage vorliegende Buch
enthält auch eine CD-ROM. (ha)
Duden: Das große Buch der
Zitate und Redewendungen.
Dudenverlag Mannheim, Leipzig,
Wien, Zürich, 2007. 896 Seiten;
39,95 Euro; ISBN 9783411718023.
_buchtipps
Wortgeschichte
Redensarten
Rechtschreibung
Was das Eisbein mit Immanuel
Kant zu tun hat oder wieso
Kerbhölzer auch schon einmal
aus Knochen bestehen konnten, erfährt der Leser hier.
Die vergnüglich-kritische und unterhaltsam
zu lesende Aufklärung stammt vom Autor
Theo Stemmler. Er schöpft Geschichten
über Herkunft, Bedeutung und Gebrauch
zentraler deutscher Wörter rund um die
Themen „Mensch und Familie”, „Essen und
Trinken” und „Geistiges Leben”. Geeignet
für alle, die sich für Sprach- und Kulturgeschichte interessieren!
Duden – Wie das Eisbein ins Lexikon kam.
Dudenverlag Mannheim, Leipzig, Wien,
Zürich, 2007. 256 Seiten; 9,95 Euro.
ISBN: 978-3-411-72291-4.
Wer immer „nur Bahnhof versteht”, wenn es um die „Gretchenfrage” geht, sollte nicht
gleich „die Flinte ins Korn
werfen”, sondern einfach mal
nachschlagen, „wo Barthel den Most holt”!
Das Duden-Taschenbuch „Redensarten” –
jetzt in 2., überarbeiteter und ergänzter Auflage erschienen – erläutert Herkunft und
Bedeutung von mehr als 1100 Redewendungen. Im Mittelpunkt stehen unterhaltsame
und verständliche Erklärungen sowie
wissenswerte Informationen zu tagtäglich
gebrauchten Redensarten.
Duden – Redensarten. Herkunft und Bedeutung. Dudenverlag Mannheim, Leipzig, Wien,
Zürich, 2007. 336 Seiten; 9,95 Euro.
ISBN: 978-3-411-70502-3.
Zu welcher Wortart zählt „manche”? Woran erkennt man Konjunktivformen? Worin unterscheidet sich ein Adjektiv von
einem Adverb? Welche Schreibweise ist korrekt:: „Aquisition” oder „Akquisition”, „anullieren” oder „annullieren”?
Wann setzt man ein Komma, wann nicht?
Hauptthemen sind die wichtigsten Regeln
der deutschen Rechtschreibung und Zeichensetzung, die Grundlagen der deutschen
Grammatik sowie die häufigsten sprachlichen Stolpersteine und wie man sie
umgeht.
Duden: Rechtschreibung und Grammatik –
leicht gemacht. Dudenverlag Mannheim,
Leipzig, Wien, Zürich 2007. 240 Seiten;
9,95 Euro. ISBN 978-3-411-72971-5.
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aktuell
P E R S O N A L B O G E N
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Ingetraut Ermler
Wen oder was bewundern Sie am Meisten?
Natur und Schöpfung.
Was würden Sie als Erstes tun, wenn Sie Bundeskanzlerin wären?
Die Bürger motivieren, das Land mit mir gemeinsam
zu gestalten.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Meine Begabungen nutzen und einbringen.
I
ch wollte immer politisch auf dem Laufenden
sein“, sagt Ingetraut Ermler. Ihren Wissensdurst
hat die 78-Jährige vor 30 Jahren zum Leitmotiv
gemacht und die Initiative „Damen-Info“ bei der Bundeswehr gegründet. Gemeinsam mit Oberst HansGeorg Marohl, Kommandeur des damaligen Schweren Panzerregiments 80 in Hilden, lud sie 1977 erstmals Frauen zu einer Informationsveranstaltung ein.
Bis heute organisiert sie Vorträge und Diskussionen
zur Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. „Wir sind
unabhängig und politisch neutral“, betont sie. Die
Bundeswehr weiß ihr ehrenamtliches Engagement zu
schätzen. 1988 wurde sie dafür mit dem Ehrenkreuz
der Bundeswehr in Gold ausgezeichnet; 1992 erhielt
sie das Verdienstkreuz am Bande. Die JubiläumsEhrung durch das Verteidigungsministerium am
„Tag der offenen Tür“ in Berlin nahm Ingetraut Ermler
als Ansporn „zum Weitermachen“, lacht sie.
(sl)
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Mein Beruf war Vorstandssekretärin – Journalistin hätte mir
auch gefallen.
Bei welcher Gelegenheit können Sie leidenschaftlich werden?
Ich habe keine ausgeprägte Leidenschaft.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Werte erhalten und nutzen.
Mit wem möchten Sie gerne einmal einen Abend verbringen?
Mit guten Freunden und Gesprächen.
Wer sind Ihre Helden der Wirklichkeit?
Menschen mit Zivilcourage auf allen Gebieten.
Was war Ihr größter Fehler in der Vergangenheit?
Aus Fehlern kann man lernen.
Was wäre das größte Unglück für Sie?
Sicherheit und Frieden zu verlieren.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Geduld und Verständnis, Zuhören können.
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Ich bin so wie ich bin und eigentlich zufrieden mit mir.
Wo möchten Sie am Liebsten leben?
In keinem anderen Land.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Mit offenen Augen durch das Leben gehen.