`S?`olfgang Hagen Die Entropie der Fotografie. Skizzen zu einer
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`S?`olfgang Hagen Die Entropie der Fotografie. Skizzen zu einer
'S?'olfgang Hagen Die Entropieder Fotografie. Skizzenzu einerGenealosie der digital-elektronischen Bildaufieichnung lichen Tages ihr Bild we$en wirdd..Legein ttxphainomena, das Erscheinende sammeln, wird dadurch nicht einfacher. An Personmkann man sichrächn, die Unbildzn desZtfalb aberma/l man hlnunterwürgen.l '\7as seit Ende der achtziger Jahre2 unteodigitaler Fotografien0rmiert, vermischt oft genug bis zur Unkenntlichkeit - man mag auch sagene tlopitcb - dtei umfangreiche und historisch ungleich ältere V4ssensgebieteineinandet: Imageptocesixg (mathematischeBildverarbeitungstechniken), Computergrafh (Techniken der algorithmischen Bild-Erzeugung) vÄ ebhtonische Signabpeicherung (}{albleiter-lcco-Technik). Das umfassendeFeld der digitalen Bildproduktion diftale Fotograf.ezu nennen macht alle Katzen grau. Unter dem Süchwort Fotografe nach det Fotografe erliegt sie gleich ganz der Ohnmacht jener kuhurkritischeo Ausflüchte, die vor allem den Fltchtenden trifft. JedervorschnelleIntegrarionsversuchdes Digitalen unter das Schema der Forografie untergräbt ihre brüchig gewordeneIdentität noch einmal, suaft ihre VissensgeschichteLügen und erschüttert die dokumentarische, archivalische,journalisdsche, forensische,kulturelle und künstlerische Position der Fotoqrafie nur noch mehr. Um zu versrehen, wa' Bildfälscheram BildsÄirm von ,PhotoshopNu aufden Titelseiten der oBildrM<täglich tun, reichen Alliterationen und Metaphoriken aus fotografie-historischerSicht nicht aus. Ganz praktisch gefragt, was hat Fotogtaferrz durch digitale Bildproduktion verloren?Venig, vielleicht hier und da gar gewonnen r FriedrichNierAche,S,tztlicherYerhe. Klniche St'diedßgab. i" 5 Ei"zzlbänder, Bd.z,München: dw re88, S.2r8. ,EinekuneGeschichre z Vgl.JedsSchrörer, derdigitalen Fotograne., in: \rolfgang Hesseu. \folfgmg laworek(Hg.), Verwandlungn dafth Li.ht. Fotog"fetenin Mwea ü Arch;oend Bibliorra,Qez, Esslingen: Museumsverband Baden-wür$ehbergzoor.Ichdanke für seine hilfreiche Marerialzusamnensrellung JensSchrörer und seine unveaichtbaren 194 Arregungen. 19t (an Geschwindigkeit z.B.).3 -'Vas aber hat sie verloren, kulturhisrorisch und in bezug auf die Episteme des Wissen?So gut wie alles. Ein paradigmatischerBezug ist zerbrochen,der der Fotografiemehr als ein Jahrhundert lang zur Instanz eines Vissens und damit zum kulturgeschichtlichen Durchbruch verhalf. Von Anfang an war Foto'$0issenschaft, gra6e gefördert und geforderr von einer der sie umgekehrt lange Zit unersetzlichwurde. In den neuen Wissensfeldern des Bildlichen, geprägt von der Epistemologie der Quanrenmechanik und des Computers, hat diese alte Funktion der Fotografie seit etwa zwei Jahrzehnten im wesentlichen ausgedienr.aIn Rahmen dieserneuen Epistemologie,genauer:im Kontext der Halbleiterphysik, wurde schon ein Jahrzehnt zuvor die Fotografie neu defrniert, als quantenmechanischerPhotovoltaik-Effekt. Digitale Foto-Chips erzeugen,kurz gesagt,aus Licht Strom. Aber ihre Entwicklung geschah ohne Bezug aufdie Fotografie,nahezt xebexbei,völlig rnbild' lich, als Auswurf r-rndtechnischer czt oz, eines Wissens,zu dessen Genealogiedie folgenden Anmerkungen beitragenwollen. Die Enrhtillung 1ä'ar dennderAufrufzumBündnis zwischen Fotoerafre undVissen im zweifachen Jubel ihre' ersrenAuftritts zu übeÄören?' E' waren nicht Künstler, Instrumentenmacheroder Bastler,die die Fotoera6e in die lY'eltsctzten.sonderndie europäischenVi.senschafrseliren.die ftihrenden ihrer Zeit. Kein Geringerer a1sder Doyen der französischen Wissenschaft,FrangoisJean Dominique Arago, Observatoriumsdirektor, Parlamentarier und Sel<tettu der Acadcmie d,esScience\ präsentierteauf der montäglichen Sitzung des T.Januart839 in aller Ausführlichkeit erstmalsdie Fotografien Daguerres.Daguerre sagte dernichtdigitalfotografierre. DasSpiel1äuftnoch,unddie I KeinSportforogral hatschonBilder. Redakt;on der Forogralie, die Milcophysikder 4 Die letzregroi3e\fissenschafabution "ctoud". ,bubble.-und,,ditrusionephorography., schließr Mnredersoerlelre. Vgl. PererGalison,lzagr a"d Logic.A MdtetidlCubuftofMi opb'ic', Chicasol UniverityofChicago Press 1997, S.tt9ff inspirien. Vsl. Herra\üoll ,Die 5 HenaVolß ArrwonhatdenAurorwesendich Augenmerapher der Forografie., in: ClausPias,['nedien]'.1. neuevorrraege zur medienkukur, We'mar:Verlasund Datenbank tur Geisrewissenschafren 2ooo, S.1or-21r. rg6 kein \X/orr. Diese ,sensationnoforderte rVilliam Henry Fox Tälbot, Mitglied der Royal Society und Exparlamentarier,heraus. Zweieinhalb Vochen später ließ er seine eigeneErfrndung, die 'photogenischen ZeichnungennT, durch Londons größte physikalische Bedhmtheit, närnlich den Chefdet Royal Insintion, Michael Faraday, im weiten Rund der dorrigenBibliorhekprdsenrieren.8 Diese Doppel-Enthülluz3e der Fotografrebrachte gleich die erste Unbill tiber sie, und zwar einen wissenschaftspolitischen Srreit, der dann in die Fotografiegeschichre wanderre,wo er bis heute fortreicht. olü(/hatis this thing we call phorography?"ro Und wer har es wann und wie und wo und warum enwickeh, erfunden od€r entdeckr? Varen es wirklich die FranzosenDaguerre (der Maler) und Ni€pce (der Physiker von Chälon), wie Arago dekretierte?\?aren es nicht vielmehr die Engländer Dary (der Chemiker) und Talbot (der MuldVissenschaftler und Literat), wie Talbot esbehauptete?Oder waren es - teils gem€insam mit ihnen, teils früher, teils später, Henry Brougham, Elizabeth Fulhame, Tom Wedgwood, Anthooy Carlisle, Humphry Dary, Eugene Hubeft, JamesWattles, Hercules Florence, fuchard Habersham, Philipp Hoffmeister, Friedrich Gerber, John Draper, Vernon Heath, Hippolyte Bayard oder Jos6 Ramos Zapetti?r I - Der Aplomb d.er doppeften Enthül&rzg der Fotografie hatte offenbar den Effekt, wie wir den Synopsen Geollrey Batchens enrnehmen können, die Fragenach ihrem Ursprung von Beginn an zu verdecken. Anderthalb Jahrhunderte fotograEehistorischerAusforschungder (alchemisris.hen?tr) Anfängeiiner Chemie der Salze. 6 Villiäm HenryFoxtlbo\ ThePmcilof Ndturclß++-+61,NewYork:Da Capo Drawins, 7 \riliam HenryFoxTalbor,"SomeAccounrof theAJt of Photogenic o! rheP.ocess by whichNaruralObjecrs maybemadeto Delineare Themselves withourrheAid of rheArrisr'sPencil.ReadbeforerheRoyalSociery, Januaryrr, r8rs., in, Beaumont Newha]l,, Photogra?lJt E 'q' andlursdr, London:Secker& !{/arburg r98o,S.,}ll. 8 Villiam HenryFoxTalbor,,EarlyResearches in Phorography. in: Mike h8771, V\veaeer HenrJF6 Ihhot. SebctedlVrß a"d B;bltagrdphJ, Oxford: Clio Press 1992,5.4t. 9 Tel5otsBegtitrdi'clo'urc,yü. T^lho\ ThePü.il ofNdturc. ro GeoffreyBarchen,Buning unh De'i/e. The Conce?tioiof Photogaphr,Cambridg€, Mass.:MIrPress 1997, S.17. r Ebd.,S.8012 Für FrizotsThesevon Ni€pces,Glauben andieAlchenie. fehlenall. hisrorischen Belege.Vgl. Michel Frizor (Hg.), Neu. Ge'thichteder Forrsdc, Köln: Könemün 1 9 9 8S, . 2 0 . 197 Chloride und Nitride im achtzehnten und der disparaten Effekte der Camera obscura im siebzehntenund sechzehntenJahrhundert landeten schließlich immer wieder im Gernsheimsc/ten Paradox: Bedenktman,daß im Anschlußan die Experimente von Schulze(r7u5) die Kenntnissowohlder chcmischen wie der oprischenPrinzipiendcr Photogra, phieberensweitverbreirer waren,[...] bleibtderUmstand,daßdiePhotogra, phie nichr früher erfrLnden wurde,ein großesGeheimnisihrer Geschichte 1...1Offensichdichisr eskeinemausder großenZahl der KünstlerdessiebzehnrenJahrhunderts, die eine Cameraobscuraüblicherweise benurzten, eingefallen zu versuchen, ihr Bild aufDauerzu fixieren.'3 Geoffrey Batchen, auf dessenebensoumfassendewie empfindsame Fotografregeschichte wir für Einzelheiten verweisen,verschiebtden Horizont diesesParadoxesam Ende auch nur um ein paar wenige Bogensekunden. Mein Ansarzdagegen ist [...], die rradirionelleStory,die anläßlichder Einführungder Forografie aufdem Markt um r8;9 inrner wiedcrrezitiertwird, zu verschieben und sic durch eine anderezu ersetzen, nämlichdurch die diskursiveFormation ei nesBegehrcru zufotografcren[desiretophotograph]im europäischen epistemologischen FeLddes spätenachcehntenund frühen ra neunzehnten Jahrhunderrs. Aber führt nichr die 'diskursive Formation des Begehrenszu fotografrerenuaus dem epistemologischenFeld um rSoo ersr recht in allertiefste Unbilden hinein? Nämlich in die des Begehrensselbst?Vas wäre,wenn der Begrilfdes Begehrens- definitiv ausdem epistemologischen Feld um rgoo stammend sich vielmehr, wie Benjamin a1s einer derersten (und nach ihm Barthes,Lacanu.va.) vermutete,dem 'Optisch-Unbewußten ul5 der Fotografieverdankt statt umgekehrt? 'Vie soli aber dann in dem überkomplexenFeld einer bereitsbrüchig gewordenen romantischen Naturwissenschaft,in welchem die Fotografle enthtilh wird, der Einsarz des Begehrenszu situieren sein? Außer für eine schüttere Metaphysik anthropologischerVorstellun, gen über die Fotografie isr nichts gewonnen, wenn man epistemologische Felder der Vissenschaftsgeschichte beliebig überblender.Gar rl HelmutGernsheim, Ihc Oligiß of Phorosnphr, London:Thames& Hudson r98,,S.6. rq Ygl. Batcha, Runing tu;h De'irc,S.\8o. rr \ralrerBcnjan;n,,KleineGeschichrc derPhorographie. [r9rr],in, de.s.,Giraz wbe Sch/ifen. B.i.zr, Fnnklurra.M.:Suhrkamp r97,.S.168-18r: l7r. r98 von einel:;:desireto digitizatiok, von einefi Begehren nach dem Digiralen, zu reden, wäre von platter Bewußtseinsphysiknicht weit entfernt. Erwartung 'S(ir halten mit drei Statemenrsdagegen,die allesamt noch einmal denJanuar r839ins Visier nehmen. Statementeins betrifft dashistorische Paradox Helmut Gernsheims von der dispamtel Kopräsenz zweier Techniken (Chemie/Oprik) über fast ein Jahrhundert hin, deren Verbindungszeitpunkt r8;9 ex post unvordenklich erscheint. DiesesParadoxlöst sich prozedural,wenn wir den Begriffdes Medien-Aprioris einsetzenund mit ihm die These, daß technischeMedien, nachdem sie existieren, phänomenologisch und eplstemologisch unhintergehbarsind, weil sie in situ- eine phänomenologischund epistemologisch unvordenkliche Intervention, Epoche und Z:isur vollziehen.16Man mag sagen,daß technischenMedien von der Fotografie über die Telegrafrebis hin zum Radio und dem Computer - ihr unvordenklicher Anfang, als reellesParadox und Paradox des Reellenzugleich, an den Füßen klebt.'7 Sie sind uepisremische Dinge". r3 \X/eltplar Fotogralie (beispielsweise) ergebenein epistemischesGemisch mit Entropiegewinn, das durch keine Arbeit des historischenBeobachtersmehr entmischt werden kann (2.B. als \X/elt minus Fotograhe).Strukturell und im Sinne Foucaults,der sich auf Nietzsche bezieht, folgt ein soicher medienbezogener AprioriBegriff, wie alle aus seiner bekanntlich transzendentalenGattung, einem dekonstruktiven Begriffvon Vernunft: ,\Vie die Vernunft in die Welt gekommen ist? Wie billig, auf eine unvernünftige \fleise, 16 Es war Harold Adans Innh, der diesesParadoxder Medien-Apriorirär alsersrer "Mankind consrandybeingcaughtin his owDriäps- language konsrarierre: and systemsdevelopedaod most dimcult ro brcak down [...].. (lIa.old A. Innr, TheldeaFib of Hanlzl Adan /a26, Toronto; UnjversiryofToronro Pres ,98o, ,7 Vgl. Volfgang Hagen,'Zur medialenGeneälogie der Elekrrizirär",in: Rudolf Mtesch (Hg.),Konnn;hatiox. Metlien.Macht,Frankfurta.M.: Suhrkanpreee, S . r 3 3r 7 i : r 6 9 l I 18 Im S;nneHaneJörs Rhe;nbersesDcfilirion einesErperiheiülsysr€ms.Vsl. HanwJörg Rheinbergcr,l-rp4;nd1i DilftMz. Sch f. zur GetchichteEittnischt D;zgr, Marburg a.d. Lahn: Basilisken'Presse 1992,S.45f Zun Verhalrnisvon Experimentund Mrdien vgl-Hagen,'Zur mcdialcnGeneälogieddElekrrizi!ä!,,. durch einen Zufall. Man wird ihn errarhen müssen, wie ein Rithsel.nr9 Statement zwei nimmt Statement eins ernst - das 'Rithselu und stellt die Frage konkreter, wie die Enthüllung der Fotografie einhergeht mit intendierten und/oder vollzogenen Inrerventionen in die Epistemologie.der sie 'ich verdankt.bie Wissenschafr. zunächst die französisch-nationale,behaupter, ,daß die von Dasuerre entdeckten Reakrionsmittel die Fortschritte einer der,.{/isseischaften {tirdern werden, welche am meisren den menschlichen Geist ehren. Mit ihrer Hilfe wird der Physiker in Zukunftu2o ... koloniale Beute machen, Hieroglyphen archivieren und Geometrien von ohöchsrerhabenen,unzugänglichen Stellen von Gebäudenumessen etc. Die kommende Leitfunktion der neten {eistehrenden Ylissenlchafi namen\ Physik(nach Coujombs und AmpäresElekrrizirätsgesetzen,Fresnels\Tellenbeweisdes Lichts und der Vollendunq der analyrischen Mechanikdurch Laplaceund Lagrancher .rehr fui Arago außer Frage. FotograFesoll ihr Medium werden - sie wurde es. Aber in Paris 1839weiß diese Physik von der Fotografre selbst noch nichts. "Die Arr der Veränderung,welcher der Rüclatand des Lavendelölsdurch die Einwirkung des Lichts erleider [...] ist uns noch unbekanlt.n2l Statement drei nimmt Statement zwei und korrigiert es von EngIand aus.Drei Täge nach tlbots Ausstellungin FaradaysBibliothek schreibt einer der bedeutendstenPhysiko-Chemiker Englands, der Astronorn John Herschel, seinem Freund Talbot (und nicht nur ihm) über das Problem der Forografie,das zunächst und zuerst ein Problem des Namens sei. ,Ihr \X/orr ,photogenic, 1...] vermirtelt durch sich selbst keine Hinweise und ist fern ab jeder Analosie zur Litho- und Chalcographie..'/Ein zarrer,aber kein beiläufifer Hinweis.Abgesehen dauon.daß alsoersrseirJohn HerschelForografre Fotografieheißt.folgr die Inrervenrioneinemstrategischen Oirdnungsdenkeneiner Epistemologieim Umbruch: ,Eine korrekte Not9 Vsl N;evrche,Srinlnhe werk4Bd.), S.it6. ,o Frangois Arago,Dz' Drs,ennryp odo dieErfndangdz!Dasaefte, dienitteb da Cdneft ob'ct a asd desSoareanihrcthopsauf Fkrhen ltnls5telzh Lichtb;Uat zu fuiere". Bscbti.bn ron dm bedhmzh Pht'iher A/ago, aus dem Französischen übe6.v einemdeu$chenPhysiker, Sru$gaft| Scheible's Buchhandlungrsrg. S.zo. zr Ebd., S.rq. 21 Heß.hel an tlbor am d. z. r8r9. (Ch.lcognph),= Kupfertich.) Vgl. Geotrrey Batchen,,The Naming of Photography.,A Masso€ Meraphori(,tn Hi'tory of Photasrapht,q . lg., Nt. t, t9%, S. ra-1L: ).6. 200 menklatur ist schon für sich gesehenzweifellos ein wichtiger Bestandteilder'ü/issenschaft, weil sieuns davor bewahrt, in der'Wildnis des Besonderenverlorenzugehenund dadurch in unauf:löslicheVerwirrung zu geraren.(?3Auih Herschel kennt die Ader der immer noch herrschendenromantischen Naturphilosophie, die buntesten Namen für die diuergenresrenSa(henzu 6n den:'HeliografelNilpcet. Skiagrafe (Talbot\, Dagueneotypie, Kahtypie etc. Die Vissenschaft um r84o ist mit Herschel, aber nicht nur mit ihm, auf der Kippe, sich endlichaussol.hen BenennLrnsswildni'sen der Narurromanrik zu befreien. Sie weiß: oWäre die Sprache ein gerreuesAbbild der Natur, eine perfekte Daguerreog?ie aller ihrer Formen, dann wäre ein solches Vorgehen entschuldbar.uta W.il aber die Sprache der \(issenschaft von Zeichnungen der Natur eben nicht profitiert, braucht der indultive Empitiket dlefundamentale Klasifhation aon Fahtm. Daut gehörennicht nur die ursprünglich elektrizitätstheoretischen BegriFe für das fotografrsche Positia ur,d,Negatiu2t , die ebenfalls von Herschel geprägtwurden26, sondern auch die Klarheit, die schon der Name Fotoqrafre benennt: daß es um ein Aufschreibesystemfür das Licht gelt. Statement drei besagtim Kern, daß die Vissenschaft, die an der Front ihrer Zeit steht, einen wohldefinierten Erwartungswert mit Fotografieverbinderund neiß. wassierr: nämlichnichr so sehrdie Aufschreibung mit Licht, wie Aragos photogrammerrischeVisionen es vorhersehen,sondern vielmehr die Aufschreibune von Lichr als Explorationdes Licht'. als SpekLroskopie. Nichr nui dieseUmdeutung bezeugt den Vorsprung der englischen Physik um r84o.27Bereits sechs\Tochen nach d.erEnthüllunsinlandon liest Herschelim März t839 vor der Royal Socicty ein Paper, in dem es um die subtile spektroskopischeFrage geht, ob Fotografie möglicherweiseAu0<lä21 JohnF.V/. Herschel, A hel;niaary Dncoav o" theSta.4,of Natlnt Phibtapht Universiry oFChicaso Press re87,S.zr. h83ol.Chicägo: za Herchel,zit.nachBarchen, ,TheNan;ngofPhorosraphy., S.,6. 2t Benjamin Fmnklin,Sraa$gründer der usA und zu seinerZeirhochberühnre. (Ernndung Theoretiker de.Eleküizirär desBlirableircß u.a.),harreun rTtodie Beg.itre pasit;r\id segdtir für d;eunle^chiedlichen Ladungsa.ren elnseführr. 26 Vgl. GünrherBurtmann,lohnHerrhcl.LebewbiAei,te'Mtufoß.heß. Stü$anl V,i$enschaftliche Verlassgesellschäfr r96t.S.16r,undBarchen, ,TheNeningof ". S.Jr. Phorogruph) 27 Dazugenerell Maurice C.osland u. Crosbie Smirh,"TheTransmission of Physics from France to Britain. r8oa-r84o", 9 . J g . , 1 9 7 8 .S .! 6 r . i Hinalical Strd;et in the Physical Sciexces. rung über die seit r8r7 bekannten Fraunhoferschen Linie, im Lichtspektrum geben könnte. "Solch ein Spekoum, wenn man es 1...] sorgfältigmit chemischenReagentienuntersucht,sollte Bändereiner defizienten \Virkungsweise [bands of dzfcient action] zeigen - wie die, die Fraunhofer im Sonnenspekrrumentdeckt hat [...].o28 OntologiedesLichrs Herschels Hoffnungoffenbart, daßund wie die englische Physik Fotografre alseinMediumversteht. Forografie sollnichtnur mittels Licht abbilden, sondern Licht (als chemischesAqens) messen.Die Fraunhoferrchen Linien ("bandsof deficienractioin.,.; sind schwrrze Linien im farbigen Spektrum des Sonnenlichts, die schon Joseph Fraunhoferbeschrieb und mir Buchsraben & , , D, Ä 6 ... markieire. Er fand, daß ihre spektraleLage und Zahl vom Lichrspender(Sonne oder Fixstern) abhängig waren. Sie lagen wie 6xe Mesmarken ibet das jeweilige Spektrum verreilt, egal, welchesBrechungsmedium er verwendete.29Kerzen und andere brennende Stoffe zeisten seltsam vergleichbare Srreifen.abernicht in Schwarz.sondernin \üeiß.John Herschel, der das fotogranert, gehr zwar von Fresnels(r8r9) erwiese'Wellenexisrenz ner des Lichts aus, aber versteht Lichr zugleich (und immer noch) korpuskular.nämlich al' rhemiral rays.die mir den Silberchloriden u.a. reagieren.3oHerschel hdt im anschwellenden Gegenstrom zu der von ihm selbst befiirderten rü/issenschaftzeitlebens (zu Recht) daran fest, daß eine 'ü/ellenrheorieallein die Linien im Licht des Fernrohrmachersaus Benediktbeurennicht werde erklä28 JohnF.\( He6chel,"Noreon theAn of Photography or theApplication of rhe Chemical Raysof Lighrro thePurposes of Picrorial Represenrarion{, in: Larry Schaai'SirJohnHemcheltrstg Roy'lSocieryPape.on Phorogräphy", in:,?,jr,0, ofPhotosaphr, ). ls.,Bd.t, r97e.S.t7-6a.t9. 29 AlsoaucheinM4,4für Brechungsmedienl Vgl. Guenther D. Roth,Jotph wn FhuitoJa.Haüdu-h.,.ratuh.t A+adlni.nißrnd.Srurrsrlr\vi.,en..häi li(he Vedagsgesellschafr 1976,S.y9tr HenchelharFnunhofer r84 srud;enhalber in München besuchr.DieseR€isewar Ailaß für die erstef.eundschaftliche Begeg, nu.g Heßchelsmit Talbor. Darausrsuhierr ein Tgt TalborsG8r6), d€r die spekualanalysevon Flamnen zum Gegenstandhat. Vst. Lary l. Scn^an,our of the Shddra! Heßhel Thlbot ad tbe Inuerriot of Photograpfu New Haven u. i,ndon: YaleUdiveßiryPressr99:, S.r u.:,. lo Diese Zwi$erlage diskurierr ausführlich Jed Z. BvhwaJd. The Ri'e of the Wa'e Theo/r of Light. Oprnal Theoryan.l Erpe/inent in the Ea/4 Ninetee,th C?kh.ry, Chicago:UniveßiryofChicagoP.ess1989,S.29off to, len können.3r Sind Lichtwellen aber chemischerNatut und dafür sprach ja aus Herschels Sicht einiges, dann hätte man auf einer belichteten Fotografie die Fraunhofer-Linien gleichsam wie auf einem chemischen Reagenz-Papier(oder Reagenzglas)eingeätzt und könne ihre Zusammensetzungendlich analysierenund vielleicht verstehen, Ein genialerGedanke.Mit diesemArsatz profrliertJohn Herschel Fotografie als das ontologische Medium einer Physik des Lichts. Nicht mit dem. wassiereig(.sondernin dem.wassieisr.soll Fotogra6e die \Tahrheirüber das Lichr enrhüllen.Uberdeurlichisr damir, mit welchernAnspruch die Fotografievon Anbeginn an in ihr epistemologisches Entstehungsfeld intervenierr. Deudich ist aber auch, wie die Fotografie mit der Doppeldeutigkeit diesesAnspruchs sich zugleich überfrachtet. Denn kein fotogra6schesLichtbild wird je das Wesendessenzeigen,was es zeigt. Gleichwohl aber liegt in der epistemologischenHerkunft der Fotografie genau dieses Versprechen. Zahllose Beispiele aus der Fotografiegeschichtedes 19.Jahrhunderts weisen in diesen sichtbaren Spalt des Unsichtbaren. auf diesesRech aufEinsichrl2. wo eine über)ogene.phantasmagorische Ontologie und die präzise,experimentelleEntdeckung des physikalisch Anschreibbarensich oft genug unentscheidbarüberlappen.Die SpannedieserdoppeldeutigenepistemischenSpur der Fotografie ist ebensoreichhaltig wie heterogen.Sie reicht von HerschelsSpektralforografien(1842),DuchennesMuskelstudien (r8yz.)über Feddersens Iunkenfotos (r8y8),MoitessiersMikrofotografe (1866),Crookes Gespensterfotografren(1872),Galtons eugenischenPorträa (r878), Bertillons Ubersichtstafeln (1878), Mareys Chronofotografie (1882), Londes PathologiesrudienG88t), Machs Projektilaufnahmen (r888), Zehnders Ganzkörperröntgenbild (1896)bis hin zu Baraducspsychikonischer Fotografie (r896) und den erstenNebelkammerfotosvon A.lphateilchenim Jahrer9rz. fü. die Idenrinzierungvon Srotrenvor Vgl. 1 Herschelschlugdie Sp€küalanalyse Karoly Sinoni, Kuburgerhbhk da Phrsih. Von&h Anfikgen bi' reeo, nbeß. y. Khn Christoph,Thun: Deutschr99t, S.187. 12 Marie-Frantoise Plissert, Bedott Peetersu. JacquesDenida, Rrht auf Eiunht. Mit einerLek!ürev Jacques Denida,über. y Michael\0erzel,Craz:Böhlaur98t. Linien des Lichts HerschelsVersuchefreilich blieben erfolglos.33Linien im Spektrum des Lichts, für die Herschel 1839die Fotograie als chemischesExploratiorisreagenzhernehmen will, führen uns - als ein unauflösliches Rätsel der neuzeitlichen Physik3a - direkt ir d,en Nß des lYeltbildcs von rgrJ hinein. Der Riß der Quantenphysik spaltet die Physik von ihrer langenTiadition ab, eine Naturlehre zu sein. Es sind genau die von Herschelfokussierren Linien,die mitten hincinftihrenlndiesen Gewaltakt einer Zäsur, den die Quantenphysik Niels Bohrs macht. Siewird in der Konsequenznicht nur die Spektrallinienä la Fraunhofer ad acta legen, sondern mit ihnen zugleich die Schönheir einer onrologischer Kontinuität von Welt und Natur Binnen weniger Iafirzehntewird sie. wie wir im folgendennachzeichnen werd-en, einer ausgefeiltenQuantenmechanik den Platz einräumen, die ab 1948in Amerika die induscielle Entwicklung schaltbarerHalbleiterElemenreermöglicht. lr ist die Quanrenmichanikder Halbleirerphysik, die seither jedes Gerär unseresAlltags behenscltt, aber ebenso auch alle Waffenarten. Die Quantenmechanik ist diejenige Elementarwissenschaft , mittels derendie Herzstückealler unsererComputer gelertigt werden. Als \(issenschafr vom Bau der Cirpr beheirschr die Quantenmechanik die Welt. Daß mit quantenmechanischer Halbleiterphysik.en passanr.im Jahrer97o auch der Key.frame der digitalen Fotografre,nämlich das ccD-Elemenr, €nrwickelt wurd€, markiert nur eine kleine Etappe aufeinem SiegeszugdieserTechnoIogie, dessenEnde weiterhin unabsehbarbleibt. Ihren Anfang nahm diesesneueVissen der fhysik mir Fraunhofers und Her,chel'-Linien des Lichts. Allerdings mußten, im'Vissen der Physik, aus den dxnhlenLinlen des Sonnenspektrums zwächst helle, oder noch gerüne\ eleme tare Linien werden. Den entscheidendenSchritt in diese Richtung ermit de.forochemischen x Hcßchelhatsichnocheinmalr8aound,8azaustuhrlich Spektralanalyse auseinandergeseur. DefNachweis derFr:unhoferchen Linienals Zonenchemischer Inakrivirär eßrAlexandrc EdmondBecquerel r8ar. selang Becquerel besch.ieb r8l9ertmalsaneinemelekrrolyrischen Mediumdenforovolmischen Efekt,derert in derHalbleirerhnchung um r94oseinebefriedisende cfuhr.semsohnAnroineHenrienrdeckre r8e6dieRadioakrivirär äschleibmc gleichermäßen bedeußanisr der Umsrand,daßauchdie Etek, 34 Medientheoretisch trizirär (und di€ Theorieihre. EFekte)ein solcherin der Episremeder deuzeirlichen Physik lange Zeit zaa4li;slicho Cegensrand6lieb. 204 brachteGustav Kirchhofs Beobachtungvon 1859,,daß in dem Spektrum einer Kerzenflamme zwel helle Llnlen auftreten. die mit den beiden dunhlen Linien D des Sonnenspectrumszusammenfallen.(3t Vo /a//e an der StelledunklerLinlen im Soektrum auftauchten (und umgekchrr),mußre ein direkrer Zu'ammenhang besrehen.Also schickte Kirchhoff durch eine Flamme aus brennendem Lithiumchlorid zunächst keines, darauf aber taghellesSonnenlicht. Ohne zeigredas Flammenlichi.durch ein Prirma gebroSonnenstrahlen chen, eine belle Lirie im Spektrum (wo im Sonnenspektrum *dze zu 6nden war). ,Bei größerer Stärke des Sonnenlichts aber tritt an ihrer Stelleeine dunkle Linie aul [...] Enfernt man die Flamme, so verschwindet die Linie, so weit ich habe sehen können, völlig.n36 DieseshandgemachteinfacheExperiment einer Physik, die noch mit bloßem Auge forschte, hat die klassischeSpektralanalysewissen' schaftlich besründet und die Astronomie revolutioniert. Kirchhoff?oQert nämlich, waszu folgern war: Aufder Sonnewird (unter andetem) Lithiumchlorid verbrannt, dessen(helle) Spekrrallinien nur durch eines vetdttnkeft (absoüiett) werden können: durch Lithiumchlorid. Aus Fraunhofers dunklen Linien waren ietzt elementare Linien geworden, die Linienspektren eines jeden Elemenrs, wenn es Licht ausstrahltoder äquivalent resorbiert.Daraus ließ sich physikgedanklichein ideeller Körper konstruieren, der alle Frequenzen zugleich abstrahlt und resorbiert. Kirchhoffs tcbwdrzer Körper wurde zum gedanklichenAusgangspunkt Plancks zur Bestimmung 'Wirkungsquantums des im Jahr r9oo. Ein halbesJahrhundert spektralanabtischer Definition der chemischenElemente ging dem voraus. Seither weiß die Wissenschaftnicht nur, wie es, sondern was von den Sternen funkelt. Der Katalog der Spektrallinien,Kirchhoffs Sannenhatalogwrdder nahezu aller irdischen Elemente warcn bereits rgrl weitgehend erschlossen.Schon dreißigJahre zuvor harre beispielsweise der Baseler GymnasiallehrerJohannJakob BalmernichtnurdieAnzahl,sondern auch eine Formel für die Abfolge der Spektrallinien des einfachsten und ersten chemischenElements, des Wasserstofls,empirisch angeschrieben.Aber weder ihre Existenznoch ihre Regelmäßigkeitkonnte bis r9r3 jemand erklären. Bohr unternahm es als erster.Spektrale Kirchhof,, UeberdieFraunhofertchen Linien"lr8r9l,in: Roberr BuDsen 31 Gustav u. GunavKirchhofl Chenische AulyscdurchSpecnalbeobathmget Abha tuxgennbetEnüsion u"dAb'r?r;,, o.O.r996,S.r-5:I {Reprinrl. 'UeberdieFraunhofer'schen Linien.,S.4. ,6 Vgl.KirchhoF, Lrnlen wurclen rutn erperimenrumrzrri der euanr.rrphv,ik. der l'hysrkder acom.rren Teilcherr Das allererstc atomare Gilchen, auf das die Linien des Lichts ^ fo-rtan zurückgeführt werden sollren, war 16 Jahre vor Bohr von LJ. Thnmson experimentell nachgeuiesen rvorden.lm llimmerrrrlcn 5rrahldcr Krrhodenröhrerdem V61j;uL, rller un.ererBild,chirmeT fand cr das Elektron, ein negativgeladenesrarpzsrelmit eiler eindeu, ttgen.rbcr äul((r.r geringenVas,e. zweiraurenJm;l leichreralr da, l e i c h r e sbr ei . - d a h i nrg r r tr b c l a n n r cA r o m g e ui . h r . F r n c i n d e u r i g . u b .rromarerBeFund.drei Jahrevor der Jahrhundcrrwendc.thom",onr M i r a r b e i r eE r r n c , r R u r h e r l o r df a r d r o r r J a . p o , i r i v eC e q e n , r ü c L . den \chwe'en Aromkern. AJle,d;, geschahi n {,imbridge. E"nghnd der.rmmrr no.h führendenPhy,iknarionde, Lpo.he. Lirnn-eire,e" Mrl muJ((ed;' Arom-Modelj. bevorzugrc,rpekulation,obiekr der vikroriani'cherrPhysik seir den .pären"t,oer ,.", . "rrli.*f.rri.. 1"t oen weroen. k 1 1 i e r z r ' c h o ni n d i e f u . h r u r r g d e , . e nw.l , a u . h h e u r en o . h .,D1' J( hul\rofl r\r. Kurherlordliel( unr den Nuhlcusein Llekrronkrei,en, rvie Newton die Erde um die Sonne kreisen sah. So wie diese be_ kanntlich nichc in die Sonne stairzr,weil Gravitation und Umlaufgc,chuindigkeitsich rrr.gleichen,,oll d.r, Elektron(_eJ.angeroeen vom Nuklcu' { re). nichr in ihn ,rürren.weil ,eineumloufend"e Mir,e und Ladung sich die 1X/aage halten?Niels Bohr, aus Däncmark frisch promoriert nachCambridgege[ornmen.harreu ie vicleandere, auch K u r h e r l o r d..e i n eZ u e i f i l . f i n l l e k r r o n i , r k e i n eF r d e .r o n d e l n gibr. beuegr. Srrahlungab. bcispiel,ueis< ein Magnerfcld.5o "rrrhjind \ e r l ö r ee \ . a u l , \ e i n eBr a h n . E n e r g u i en J s r ü r z r e b e nd o c h .r p i r a l i . i e _ rend, ins Vcrderben und damir ins rüZehenende des Universums. So konnten die Dinge nicht aussehen,so konncedasAtom nicht _ sein. oAller Unsinn hebt sich auflu Bohr löst des ProblerndrLrchein ,\X/undcro,wenn man den \7otcn Albert Einsteins glauben darhl3 Er rnachte in aller Allgemeinheit zwei schlichte,A.nnahmen: I Die prlnz;p;ellcnAnn.rhmensind: G) Dali dasdynamische Gleichgervicht desSystemsln seincnstarionärcnZuständendiskutien werdcnkann mir Hilte gewohnlicher Mechanik,währendderwechselvon Sysremen zwischen verschiedenen srationären ZusrändcnnichraufdicserBasisbeh:ndeltwerden kann.(z) Daß .rufdicsenletzterenVorgangdie Emissioneinerhomogenen Srrahlungfolgt, füruelchcdasVerfiilrnisvon Frequenz und Energiegcgeben ist durchdie Plancksche Thcorie.r' Diesezwei Postulatestchenan der Gcburtsstätteder Quanrenphysik von r913,geeignet,eine bis dahin - rveitgehend- geschlossene episremische \X/clt aus den Angeln zu hebcn. Statr einer Lehrstundc in Atomphysik richren wir dasAugenmerk aufdicse ersren\(orte einer neuen \(/issenschaft."oBohr spricht nicht so sehr von ,Bahncnu des Elektrons um den Kern als vielmehr von ,Zuständenu. Elekrronen nehmen in einem 'Sysrem( orbitale Zustände ao, genauer: Llnterschiedlich energiereicheorbitelc Zustände, noch genauer: unrerschiedlich mögliche energiereicheorbitale Zusrände. Nach den Gesetz€nder )gewöhnlicheIn] Mechanik" (umlaufende Masse gleicht Arziehungskraft aus)sind siestabil. Die Sacheaber har einen Haken, denn: Sowie Elektlonen in Bcwegung sind, strahlen sic, geben sie Strahlung ab. Dics war seit r1373ein unrLmstößlichesGrundgesetz der Elektrodynamik. Niemand aus der Forschergemeinschaitder Physikervon rgrl konnte an diesemGrundgesetzernsthaft zweifeln. Mar von Laue, der ebeo ais erster enpirisch bewiesenhatte (r9rz), daß Röntgcnstrahlen nichts anderesais elekrromagnetische.üIellen sind, protesriertedenn auch scharf: ,Das ist Unsino, die Ma:<well, eßch;cnEnNrcin,r'ic einWunder- undcßcheinr 18 BohßDoppel-Posruh' mif 17 ExaktseirThomsonsAufsarz,On VoficxAroN" (rs67). 206 auchheurenoch .ls e;n \{(rndcr. Diesisrdie höchstcMusikaliräraufdeh Gebicr desCcdankens."(Zir. DachEtuilio Scsrc.,;x,.y'tc, Ph)liIa Md itr. E,tdnIMsts. Vohdt, fiU?d?, Ki)tpü" z,.lc, ed*', Mi\i.hcn: piper r997,S.1e5.) t9 N;ets Bohr, 'On dre ConsürurioDofAroms and Makcule!,, iD: ph;L'ophral M d K n z i f t , 6 . l g .N , t . 2 6 ,h l i r 9 r r ,S .L ! 5 , 7 . 4o Der sonstscheueBohr harreRuthüford das l,ape.gegcbcn,der Ku'ungcn vor schhre.Bohr fuhr daraufhinsoförrnachClü!bridgeundvefteid;grein cnrervijltig ungewohnren vchemrnzjedescinzelnewdr. schen Gleichungen gelten unter allen Umständen, ein Elektron auf einer Kreisbahn muss strahlen.(41 Bohr weiß auch, was von Laue weiß, und hdlt gleichwohl am "Unrinn" fest. Und das war ja nichr der einzige,.Unrinn"l !üie beispielsweise sollen wir ein Sysremüberhauprisehen-, das nichr srrailr. si(h also nichr zu erkennengibr? Abir auch von außenisr nichtszu machen-wie soll man in ein Systemhineinleuchten.wenn daseinzige,was leuchret, nämlich Licht, qeradeherauskommensoll? Nichr mehr und nichr weniger: fu gehr Bohr.- und hier ist die Parallelezu Herschel überdeutlich - um die Erkläruns des Lichts, Lichc besrehr.so die Annahme. au. Spektrallinienu.r-r.hi.d.nrt., glühenderSroffe.Um diesenLinien aufdie Spur zu kommen. beginnt Bohr mir dem einfachsten allerAtome, dim Wassersroll!(/rsserstoffhar einen Kern, ein Elektron, und viele Spektrallinien,aufgereiht an der Zahlenkette der Balmer-Formel. .Wenn es Bohr nin gelänge, mittels anderar bekannter Zahlen, zum Beispiel der Zahlen von Masse und Ladung eines Elektrons, und einer weiteren dwlerek bekannten Zahl, zum Beispieldem PlanckschenVirkungsquantum /, die Balmer-Formel neu herzuleiten?Wenn das gelängelund sei es mit verwegenen,ja unsinnigen Grundannahmen, sollie sich dann am Ende sagenlassen:,Aller Unsinn hebt sich auflu?a2 - daseinzige.das ernsrhafre Für diese\Neuableirungs.Ziel physi, ker beerndruckenkonnre - konsrruierrBohr -Arnahme (r)". Mir ihr gerät das.Sy-stem" in Bewegung. Jetzt wechselt [passin@das bislang statischeSystemelementElektron seine Zustanäe mii bere_ chenbaren Folgen. Bohrs Elektron strahlt, wenn es vom Zusrand mehr Energie in den Zustand ueniger Energte wechselt. Vie es das tut, bleibt auch li.ir Bohr ein Ratsel.Aber "b yetzt.,nd bis aufden heurigen Tag wird das Elektron-Photon,Spiel \vechsehuirhung hei_ ßen. 'ü/as aber bedeut et Mehr oder \Yenigerf In der ogewohnlicie[n] Mechanik" gäbe esvi ele mehr oder weniger energiereilhe , Zuständeu (Bahnen) des Elektrons um den Kern, weil Masse,Ladung (= Aurziehung im Absrandsquadratr und Radiu.:lr konrinuierlicheGrc;ßen existieren.Es gäbein der normalen Wdc der Mechanik desHimmels und der Erde sogarunendlich viele. Doch Bohr zielt daraufab, - ein weiteresMal - nicht in der Velt des Normalen zu sein. Als Schlüsselfür den Zustandssprungeines Elektrons , z. B. von ,(, bugetcbnhe 4r Zir. nachSimonyi, dt phytih,S.ql7. 41 Daniel Paul S.htebe\ De"ftaüldighen n eine, Netu */4*et a . M . : U l k r e i n1 9 7 1S, . 1 1 a . 208 hqorl, Frankfuff - nahmBohrdieZahllaus PlancksTheorie mehtzr aenigerErergte vonl9oo.dasVirkungsquanrum mir demVerr 6.ssto J1loule/sec, sowieEinsteinsBeweisvon r9oy,daßdieEnergieeinesLicht-Quanrs gleichder Planckschen Konstantemal seinerFrequenz war.Soverankerteder jungeBohr seinvöllig neuesphysikalisches Modell tief in einerdamalsneuenPhysik.PlancksTheorie besagte, daßFrequenzen (vonHertz'Radiowellen im SpektrumdesEleküomagnetischen über dassichtbareLicht bis hin zu den Röntgenstrahlen) nicht jeden beliebigenWert annehmenkönnen,sondernnur einendurchll teilbaren.In BohrsAtom-Modellsind es/l und seinVielfaches,nach dessen\7ert die Elektronenspringez.Mittels dieser'Verte mußten jetzt nat xochdielenigen energetischen Zuständeangeschrieben werden, deren Differenz(= Elektronen-Sprzzg-Abstrahlung) die Frequ€nzeinerBalmerschen \ü'asserstoff-Linie ergab.al Bewunderungund Anerkennungfolgten. Epistemologisch betrachtet,lagdas Vundervon BohrsBeweisin der kompromißlosen Schärfe, mit derergleicheineSerietieferEinschnitre in dasbisherige .ü[issenzog.Es schienen, so paradoxesklingt, klareErgebnisse auf Kostenvonunlösbaren Problemen gewonnenzusein,dievonBeginn an vor allemauchBohr sahund die bis heuteunler dem Stichwor! Qxannm philosopfueineimmer noch virulenteDebattenachsich Entropien Die größteepistemologische HiobsbotschaftofferierteBohr selbst. Como 1927,ein großerPhysikerkongreß diskuderrwurden die stabilenZuständedesorbitalenKern-Elektron-Svstems. Bohr: ,Gemäßdem Quanren-PosruJa r iscjedeBeobachrung unmöglich, und, vor allem,verlierendie Begriffevon Raumund Zeit ihrenunmittelbarenSinn.n45Mit einemVort: Ein um ein Atom kreisendes oder 43 Die Eirzehenen in Sandro Petruccioii, ,4raro, Mttaphor, a Patatuxej Nieb Rohr and the Constrction of d Neu Pb'b', Carr,bridge: Cambridge Univesiry Prcssr99t, S.60ff aa Vgl. z.B. Md Jammer. ThePhib'o?4 ofQuhtrn Md.rz,l.r, New York: wiley re74, und zulerzr Roland Onnes, Qrantuh phtk'opb. Un.lettandirg aud InE/?/et;q Co"t nporarySc;ete, Princeton,N.1., PrincetonUnivesity Pre$ 1999. and the RecentDevelopnentofAtomic 45 Niels Bohr, 'The Quantum Postulare Theory-, in: deß., Collzaedl(oths. Bd.6, Amsterdam:Norrh-Holländ 1972, r 4; 8 . S.r48-r18 in seinem System zuständlich-srabilesElektron existiert nicht, nach keinen Maßstäben eines neuzeitlich physikalisch denkbaren Seins, ftir welche gilr, daß nicht existiert,was nicht beobachrbarist. Hinzu kommt, daß erst jenes Ereignis, das aber per definitionem nicht zu diesem Systempaßt, nämlich ein nicht-ableitbarer Zustandswechsel im System, seine (unrnögliche) Existenz oflenbart. Von Anfang an lagdarin. sehrviel grundsätzlicher gedachr,der r9r7 bereirsgesiiherte Befund der HeisenbergschenUnschärfe-Relation.a6Oriund Signal (lmpuls, Strahlung) des Elektrons sind unbesdmmr, und zwar wenigstens um den Faktor h/zn, also genau um den Betrag, den Bohr für die Rechnung seiner Zusrandswechselin Arspruch nahm. Schlimmernoch. Bohr lügt ro:- hinzu: -Es gibr hier keine Frage nach Kausalitätin dem genöhnlichenSinn deiWortes.-aDie neue Physik postuliert unbeobachtbareZustände einer unbesrimmren \Techselwirkung, für die keine Kausalität exisrier. Für eine auf Beobachtbarkeit und Meßbarkeir gegründerePhysik war dieserStand der Dinge schlechthin unannehmbar. Meßbar soll sein, was sich ausschließt: enrweder Ort oder lmpuls, entweder Velle oder leilchenerc.] Bohr, Heisenbergund andereh.rrren.ichbereits alrf das Komplementaritäts-Prinzip irständigt, ein narurphilosophischesAxiom im RückgriffaufKierkegaard und andere,dasmehrfach paradoxaleAusgangslagendann, und nur dann, für gültighält, wenn ihre ausschließendenBedingungen einander exakt komplementär slnd. Auch das blieb zumal für die jüngeren Physiker und Mathematiker der Forscherorganisationum rgzy - ein mehr als unbefriedigen-vor der.fa.t meraphysiccher Erldärungsweg. Viel sinnvollererschien. allem der nichrdeutschen Physikwelt, was der \Tiener Physiker Erwin SchrödingerAnfrng 1926mir seinenhochkomplexenWellengleichungen posflrlierte, nämlich das Ziel, die Quantexhypothesen des SystemsBohr tlait seiner Systemmechani* mathematisch wieder zu vereinen. Schrödingers Quantenmechanik de6nierte qleichsam dasgesamre unbesrimmre Geschehen im Arom nreg,insofeiner esaJs harmonischschwingendeMarerie-\lellenanschr-ieb. sch,,ringende \Tahrscheinlichkeitsfunktionena3, deren definierbare überlaserungseigenschaftendie Spekrrallinien des Varsersroffaromsebenio befriedigend erklärten wie Bohrs dichotomische und komplementäre Setzungen.Einsteins Gemurmel, daß Gott nicht würfle, hatte schon bei Bohr nicht verschlagen.Erst recht nicht gegen Schrödingers Wahrscheinlichkeitswellendes Atoms. Immer noch 1927, in Como, hielt man Einstein entgegen, was er Gott vorzuschreiben habe,wie der die \üelt regiere? Freilich, am Problem der Meßbarkeit tauchten auch in Schrödingers Quanrenmechanik einige ernste Probleme auf. SratistischeVerfahren wie die seinen mußten, wenn mathematisch konsistenr, hohen Axiomatisierungsansprüchengenügen. Ein blutjunger Mathematike! später ein wichtiger Berater im Konstruktionsteam der A- und H-Bomben und in dieser EieenschaftAutor des bis heute gültigen Archestrukts des Computersl namensJohn von Neumann, nahm sich dieser Aufgabe mit vierundzwanzig Jahren an.ae Die Schrödinger-GleichungendesAtoms, so von Neumann, stellen,ähnlich Bohrs stabilen Systemzuständen,)wie in einer klassischenBewegungsgleichung den durch Beobachtung unbehelligten Vorgangu dar, owobei man die Vorgängebeliebig in die Zukunft und Vergangenheit vor- und zurückrechnen kann.u5oFür Bohrs Problem, daß man ins stabileUnbekannte desAtoms nicht hineinsehenkann, fand von Neumann die lösung, mit diesem Unbekannten sehr wohl zu rechnen,und zwar, indem man Wahrscheinlichkeitund Thermodynamik eines solchen Systemsfest im Griff behalt. Von Neumann zei$e, daß für dererminisrischreversibleProzeßzuständesolcher Systeme (S, S', ...) ,Erwartungswerten definiert werden können, und beschrieb die >automatischenVeränderungennseiner Zustände rg. dieOriginalitat seiner a6 \reshalbBoh.Heisenberg E,rdt.hu4svo^ Be}innan ^b, splach.Vgl. RichardRhodes, DicAtanbanbeod$dieGe'chnhkdss. Schöpf,ngt'4gcJ, Nördlinsen, Greno1988, S.r2t. and rheRecenr 47 Vgl. Bohr,,The QuanrunPosrulate Developmenr of Aromic Theory",S.r48. bombenbauervon los Alamosvgl. wolfgangHagen.'Dd,Los AlänosProblem,. Zur HerkunfrdesCompurers",in: GereonSievernich, T Hügel-BiAeruadZeichen da 2r.ldhfiMkft'8d.6, Benid: HeDschel2ooo,S.6t-69. to Bernulf Kanitscheider, Im Inne dzr Natul. Philonphie uxd nodzrne P\sik. Darmsradr:Wissenschaftliche Buchgesellschafr 1996,S.ror. 2lo t9z6deutete MaxBorndie Schrödinger'Gleichungen probabilistisch 48 Genauer; underhieltdefü.retadenNobelpreis. quantum mechaniq isafornalismrhatJohnvonNeumann a9 'wha! todayiscall€d in his dasical book rmnslated into Englishx theMathenatial [...] prcsenred ,Copernicus Fou"datioßof QadntunMechanict.,. Ygl RichardH. Schlagel, ThroughQuantumMech^ ics",i deß.,Fron Mtth toModün Mitu1l.A S dJ of the Otig;nsatul G/outhof *ieatifc Thought.Vol. z, New York; Laog1996, S.477. VonNeumanns Bucherschien aufdeursch rerz,seine Arbenen andiescn Grundhgungnbegannen r9:7. - Zu seinerprägerdenRollein TeamderArom- ,rü/ennS in reinemZustandeg befindlichist, so enrwickeltessich nach der zeitabhängigen Schrödingerschen Differentialgleichung strengkausalund die Enrwicklungist [...] in allenTeilenreversibel.ntl tü/ennnun ein Meßgerätin den automatischen Lauf der Dinge eingreift,,erfolgt ein unstetigetakausaler, irreversibler, stochasrischer übergangdesQuantensystems in einenneuenZusrand, wobei dieserProzeßnicht durch die Schrödinger-Gleichung beschriebenwird.ut2 Oder in von Neumanns\ü'orten:osobaldaber eine in tp nicht scharfeGröße a gemessen wird, spaltet [dasSystem sich,V. H.l in unendlichvieleanderereineZuständeauf(denEigenfunkrionendesOperarorsvon .l ensprechend):und dieserSchiitt ist irreversibel."53 bamir wird, vom Meßprozeßund vom Beobachter. in dasSysrem der -auromarischen Viränderungen" intelligenr (mit oErinnerungn5a, wie von Neumannsagr)und zugleichmir cesantheircn",in: n Johnvon Neumann,,Thernodynamikquantenmechanischer dets., ColbctedWorls, YoL r, Oxford: Perganon Pres 196j,,S. zt6-zt4t r39. 1r Vgl. Kanirscheider,1z lnE,n ds NattL S.roL. Gesamtheiten", S.aq. ' Vgl. Neumann,"Thermodynamikquanrcnmechanischer i+ Die fundarnenmlerhermodynamischeUrndeuruns der Quantenrnechadk als enrropie-freie Probabilisrik enrwickelte von Neumann augenscheinlichzusammen mir seinemJugendfrcundLeo Szildd Gpäterbeidevereinrin d€r Keingruppe des Atornbombenbaus in Los Alanog. szilard stelhejedenfallsreirgleichdie rhermodynamischen Betrachtung€n an, auf die von N€umun sich beziehr.'L. Szilardhrrin einerim D.uckebenndlichen AJbeir(L. Szilard,,überdie Etrnopieverminderung;o €;nen rhermodynam;schen Sysrenbei Eingr;ffenintelligenre. wesen! i Ze;tscbt;f fh Plry"h, Bd. fi, 1929,S.8ao-8t6) gezeisr,welche Eigenschaftendes,MNellschen Dämons,essind,die ihn zu entropioermindernden Handlungenbefähigen,und wie dieselbenrhermodynmischzu kompensieren sind. Es komnr, wie dorr dargele$wird, hauprsächlich aufdie Gabeds 'Erinnqß d". Vgl. Neumann,"Thamodynamik quanrenmechüischer cesamrhei, ren", S. :.aa. Vgl. auch John yon Nermana, Matbemtische Gnndhsn dzr Qent anecbani&,Betli Sptinger 1912,S. r97t Erinnerung isr, im Sinfl€ d€r ThermodynamikSzilards,ein enrop;scher(d.h. hier und im folgerdetrimne.: En$opie vemehrender) Prozeß. Von Neumann drehr genaLrhier den Spi€ß um: Wenn EriDnerung(2.B.: wo isr €in Teilchen,und was isr eitr Energiewerr) selb$ "un, scharf.bleibruod alleinin einenwahrscheinlich}cirsrheorerischen,Wissen. liest {einem "\Yisen von de. Unbe(rimmrhei'von Orr und lmpul' de' Teilchenil. dannkompensiefrgenau dieses,Vissen"denvordemdurchgenaue,Erinnerung. verbrauchr€n\rärm€berng. In denDcrundlaser"erläurertvonNeumanndi€sen Punkr khr ausführlich:'Die nornale kla$is€h-rhernodynmische überlegung verläufr so: Man n€hme einen Beh:ifter vom Volurn L in desen r€ch.er H:itfte (Volurn l4z, durch eine Zwischenwandvon der uderen Hälfte getrennr) sich M v o l e l ü l € b e 6 n d e n1. . . . 1, / i e h e nw t r t . . . 1d i e Z w i , c h e n $ a nedi ; f r c h h i n ä u s , 5 0 ditrundieffds Ga in die freielinke Hälftehinein,d Volum wächsrauf y- d.h. die Enriopi€ nimmr um M * ln r zu, ohne daß ngendeineKompensarion ge212 Entropie, d. h. mit Abbau von Struktur, eingegriFen. Das war die Ausgangslagedes Problems. Entropie, dieserklassischeBegriff, der die Verlaußrichung eines Värmeprozessesbeschrieb,wurde von von Neumann quantenmechanischzum Maß der Ungewißheit über denAusgang einesExperiments umgedeutet. Dleser impact reiner Mathematik im System der Quantenmechanik ist von epistemologisch weitreichender Bedeutung, Bohrs süikre Veigerung, !üahrscheinlichkeitsformalismen überhaupt als physikalisches Denken zuzulassen, mag als eine a.lteuropäische \(eigerung weitsichdg gewesensein.5t De facto aber sind solche Enrropie produzierende,Abbau von Strukur erwirkenwürde.Der Prozeßi$ somnnrevesibel,die Entropiehat im taufe der schaFen (nämlichbe;der einfachen mechan;schen zeitlichen EnwicklungdesSystems - Die Ditrlsion)zugenomnen. \flarumergibrunsere Theorie"ichßA-hnliches? Verh:itmise werden amklarsren, wennmanM= r serzr, tureinsoiches Ein-Molekül-Gas giltdieThermodynamiL nochimmerundesist richdg,daßseine Entropie um t ln : zunimmr,wennseinVolun verdoppelt wnd.Jedochist dieser Unterschied I in z nursolangewirklichda,alsman"om Molekülwirklichnicht nehrweiß,alsdaßessichim Volun 7/z bzw.vbefindet.t...1In VolumTisr wieim Volun v/2, fallsmanweiß,in welcher H:ilftedes dieEntropie dieselbe Behalrers sichdasMolekül be6nder. WennrnanalsodasMolekülvorderDiftsion genau kannte(on undInpuls),soknn mantur jedenMomentnachderDifusionberechnen, ob essichin der rechtenoderlinken H:ilfte befindet,d. h. die "D. r. uir habenuuet v4sengegendie Enüopiehar gar nichr zugenomm€n." Entopleabnahne b h z eingeta"rr. lH€ryorhebung, v. H.l ,Bloßwennein€m lediglichdiemrkroskopische hgabe zurVertugungsteht,daßdu Volumvorher //z war,nimmtdie Entropiebei der Ditrusionwirklichzu.. Vgl. Neumann, MathenattcheGnndlagmder Qaantennechan;h, S.zrzi cenau hier hebrder von Neumannschc"psychophysischeParallelismu* ,daß esmöslich seiDmuß, den in \fahrheit außerphysikalischenVorgng der subjektiver Appeneprion so zu beschniben,alsob er in der physiLalischen \felr stanFinde-d.h. ihrcn Teilen physikrlischeVorgängein der objektiven Umwelt, im gwöhnlichen Raume,zuzuoldnen" (vgl. ebd., S.r2t - in so erwd wie da -B,/ußtsein e6, ntimli.h in ein intellegibelkonsruietes Sysremder Wahrscheinli€hkeitskalkille. Quanten-Thermodynanik auf einen FaktooWissen" zu srürzen, wie von Neunann es hier tut, har jene nachhaltige Bewegungin der Quantenphysik begründer, die man gcmcinhin mit ,Bewußtseinsphysik. apostrophien. (Vgl. Janner, ThePhilonpfu ofQlaatun M.chann', S.a74n, u. Kanißcheider12 lzdn dzr Natrl5.99tr.) Aber auch unser Hinweis (s.u.) auf BridgmansThesewn & Papietand'Bbistif' Vahrscheinlichkeit hat hier in von Neumanns quanrenmechanischerEntropi€Kompensation desVisens, ihrenUnprung. BeiBridgmanfüha diesallerdings zu einer der Bmßrseinsphlsik entgegengeserzten Bewegung,nämlich zum sl.ikten der ;nsoferneinerBewußrseinsphysik äqtrivalenr isr. Operationalismus, y; 'Shy and difident like a theologystudent"nannteSchrödinger Bohr.Vgl. Schlagel, Copnnß Thnssh qurnn Mechanit, S. 478. 2rt de, lnstabilität erzeugendeSystemeaufBasis der Quantenmechanik im zwanzigstenJahrhundert technologisch in einem überwältigeoden Maße zur Entfaltung gekommen, nicht so sehr über EurÄpa, aber über die USA. Seirherscheinen,inzwischenwelrweit, dem entropischen Drang der Expansion von Mikrophysik-Technologien (und nichts anderes revolutionierr unsere \fek in immer kürzeren Entwicklungszyklen) keine Grenzen geserzt. Von Neumann, der allen Philosophen und Theorerikern srersaus dem Wege ging, ganzevier Bücher schrieb und ein paar Durzend Hände voll Aufsäue, har diesen Nukleus des modernen $üissensrnämlich die Entropietheseder quantenmechanis(hen Experimentation. aJsjungerMann rein innermathematisch aufgefunden. Kurz darauf emigrierte er in die USA und stellte forran seine eigene Wissenschaftin den überwiegend militärischen Dienst der Enwick-lung solcher atom.u-enrropischen Technologienwie der Atombombe, des Compurers, der Kybernetik, '\Tirtschaftsmathemadk, der der Atomenergie, der .Vetter- und Kl! ma-Kontroilenund der Theorieendlicher,ielbsrsreuernder Auromaten. Von Neumann wußre am besten, daß die Problematik und die Macht quantenmechanischkonsrruierter Technologien nicht in ihren technischen \Tirkungen, in ihrern impact, sondern in ihrer Episteme,in ihrem Wissensryp,liegen.oKönnen wir die Technologie überlebenln- fragt er im Titel einer seinerletzten ölfentlichen Reden (r9yy): ,Es ist keine einzelne, perverseZersrörungslusteiner einzelnen Erfindung, die die Gefahr erzeugt.TechnologischeMacht, technologische Leistungsfähigkeit als solche ist eine ambivalente Errungenschaft.Ihre Gefahr ist intrinsisch.u56 Allerdings - und diese komplemenräre Wendung ist entscheidend: Die entropische Dimension der Quaxten-Episteme ist mit (makrophysikalischen) Insrabilirären.inrrin'ischerbeFahr. mit indill'erentenKontrollproblemen und odestruction<aufder Ebene der Quantenmechaaik z icht gleichztsetzrn. Dort nämlich wird, im Gegenteil, Entropie als Maß desAbbaus von Struktur systemischausgegrenzt, genauergesagt:herausgerechnet.Innerhalb der Quantenmechanik dient Entropie als wohlkalkuliertes und gut berechenbares Maß für die Unkenntnis darüber, wieweit ein für eine beliebiee Messung präparierrer Zustand vom reincn Zrusrendabweichr. Dies geschiehtso, daß messendeund gemesseneSysremeprinzipiell den t6 John von Neumann,,Can We SurviveTechnolo$/?",i S.ro4-tr9r trt. 214 dets.,Wo*t 8d. 6, gleichenoperativenAulbau erfahren.und noch genauerso, daß rekursiveingeführL werdenkönir.",.nd. öp.r"ror.n in gemessene Zusammensetzen zweierSysteme, [en.57 Ersr beim unabhängigen alsobeim Mischen,und bei zuf:illigenStörungennimmt Entropie Abet dem ist wohldefiniert zu enrsprechen,indem die Dichtemauizes der Eigenwerte (= erwarteten Meßwerte), in entsprechende . Operatoren umgesetzt, nach geeigneten N?iherungsverfahren für pe. riodische und nichtperiodische, also zeitlich begrenzte Störungen gure Lösungen frnden.'8 Bei allen überlegungen zur Entlopie ging esvon Neumann ausschließlichdarum, die komplexen Bedingungen vollsdndig zu klären, u tel denenJiehom?ensierbar ist.Dasberlhmte Gegenbeispielvon SchrödingersKatze, die in einem geschlossenen Kasten sitzt und vom unvorhersagbaren Zrfall eines radioafttiven tilchens entweder getötet würde oder nicht (Tür auf, und sie ist immerhdb tot oder halb lebendig rct oder lebendig), also glelclrLsam wdre, trigt nicht. In der Quantenwelt existieren Katzen-Systeme dieserArt auszwei Gründen nicht: Erstenssiltseitvon Neumann der Mes;ngen immrr Messungen Grundsarz.daß quantenmechanische mit gekoppeltenOpetutoten u dMeßwerten sind; das Meß-System Katze aber, tot odet lzbend.ig,ist abgekoppelt.te Zweitens sind quantenmechanischeMessungenimmer Messungenvon ZusBnds-Serien und nicht von Individualzuständen. QuantenmechanischeMeßprozesseerzwingendamit ein Spiel mit den Matrizen und Operatoren der - messenden und gemessenenSpteme, die ihrerseitswieder definierten Vahrscheinlichkeitsfunktionen gehorchen. \i'eil Entropien bei allem Ordnungsverlust nicht Eigenschaften auch diese quasi-rekursiven,statistisch-süaregischen desMeßsystemszerstören(und das tun sie nicht!), ist jede Entropie t7 DiePointe det Mathenat*chex Oundkger da Quantennechanih von Netlmanns liesr in ihr€In IGpitel vl. z. ,Zusamnengesetzte Sysrene.. Dorr wird gezeigt, wie es quantenmathemarisch konsistent gelingt, durch geignete Ausrausch- und Einseaverfahren "dr Meßinstrunent,, in "das eigendich zu beobachtende Mathenatische Gnxdlagen det QraneaSystem" zu überfijlren. (V{. Netnnn, ncchanik, s.zzstr.) erläutertin, Udo Schen,QzaaVgl. die,Goldenetugel der Quanrenm€chanik", tennechaxih.Einc Einfibnng nit Arutndngen aufAnme, Mobküle uad Fettbi*pra Sungan: Teubner1999,S.zr7ff 19 ,Ve seethat this reducrion is not presentin the treatmeot ofthe completephysical system(mea.sured system+ appamtus)and arisesbecausewe chooseto direct our :ttertion to rhe mexurcd sysremonly - it doesnot correspondto any physiel proces in narure." In: Brian Harcld B:-ansden,Int odrcrion to Qaant'n MechaBegriFvonzare. zln, Hrlow: lnngman rt89, S.68I,mit einemoperationalen f 215 prinzipiell wieder ausgleichbar.Volkswirtschaftlerirn Har.rptstudium werden hicr sof-orteine deutlichc Isonrorphiemit den späteren,heute klassischgewordenen von Neumannschen Grundannahmen seiner wirrschafrsrnathemarischcnSpiel-Theorie erkennen. Sie basiert auf dcn gleichen Voraussetzungenrvie von Neumanns Quantenmathemarik.oo Entropie, Värmevcllusr, Srrukrurverlust, Uosicherheit, Instabilität, lrreversibilität - alles das ist in quantenmechanischenWissen operativ verkapseh und ausgeglichen.QuantenmechanischcEntro, pien sind unüberrragbar; sie gclten nür int?rn, verrechenb:rrzLLgunsten von Gleichgewicht und Srabilität des Outpurs eineswiederum quantenmechanischen Systems. DieBedeutungdermathematischen Crundlegungen von Neunanns liegr also gerade nicht im Mall an Unsicherheit, sondern an Sicherheit, die er ftrndieren konnre. So, und nur so, konntcn Kalkiile des Atomaren episremologischzur beherrschcndenDomäne des Vissens werden. Ihre Episteme gründet sich aufeinem arrtarkenC)perarionalismus,der, in den drcißiger J:rhrcn ausgebaut,seit den vierziger Jahren dic wissenschaftlichen Fundamentc elementarerFestkörpcrphysiksichert, und das har uns seitherall die Erfolgebeschert,die wir kennen."l ,Solid statephysicso sind über Radarforschung, Atombombenbau, Halbleiter-, Raumfahrt-, Werkstoffenrwicklung, Radio-, TV- und Computerindusrrien usw. zu einer Arc Kerntechnologie moderner Zivilisationen geworden, also umweltprägend rvie kaum andere zuvor. Ihr episternischerlirrzel jedoch, der Operationalismuscler Quantenme, chanik, macht sie zv blacle6ox, episremologischabgedichtet, uniibertraebar aufdie Welrdirnension ihrer \X/irkungen und daher autark gegenüberjcglicher Umwelt schlechthin. Zu solchen Umwehen, quantenmechanischuncrreichbar, rechnen selbstredendauch Philosophie, Mctaphvsik und Vernunft. Man lesenur Pcrcy\M Bridgman, 6o ,Thc rcrlüelies on the equiv.lcDcc ofrhe rwo fundrncnral openus in the nro ficlds, mmcl1. thecxpectedvaluc in ccooorlicsand rhe dcnsirv marrix in quarmm physics. This conrcidercecrn bc rraced back to tlt conriburions of!on Neunrantr nr borh disciplines.. (l.uca LaDrbcrriDi. Qtzrtun Mcchanns dal Matbena*at E.otun;6 Arc Isonorphit loh lon Nu,,i,, Br*-Ler Physict i,d Eb,o"tic,, B o b g n a : U n i v c r s i t ad e g l i S r u d i er o o o , S . r . ) \ i / o b e i , e x p e c l e dv . l u c . , d e r , F - R a F rurgs\rcn., b.r.its .ls zenrrale Karcgoric ir: dsr &ühen quaDrcnme.han;chen Nlarhcmarikcn von Ncunranns c|)cnso fungicrr. 6r Neber einigen andercD Fund.menulseb;eren dcs modcnei vi$ens wic Quin. " r r r r m ' r r o r. r h ,o r i , . , c , . m r n r . r , l - n" i . . , u . ' . zr6 erklärter Pate der Halbleiterforschung und des Radikrlen tivismus zugleich62, in cinem Text von 19z9: Konstruk- \flir haben cincn Punkt erreichr, rvo das Visscn auf GLund seiner Narur s t e h e nb l e i b e nm u l t : J e n s e i r sd i e s e sP L r n k t e h s o r r j c d c L l c d e u m n g. r u t . [ . . . ] Die\ftlt ist nichteine \üeh der Vcmunft, dievom menschlichenGcist crlaßr werden kann, sondern rvährendwir immer ticfcr und tiefer eindringen, rviLd das grundlcgcndc Gesetzvon Ursache und Virkung, von dcm wir ged.rcht hanen, daß es eine Formel isr, zu dercu Unterschrift rvir sog.rrGom zlingen könnten, bedeutungslos.Die \(elt isr nichr wirklich verniintiig oder versrlindlich; sie enrwickek dicse !,igenschaftin immer zunehmenrtclem Nlalle ent, wenn wir vorn Relch des sehr Klcincn hinaLrlsreieenzum Reiche dcl Dinge unserertäglichen Erfahrung; ersrhier konncn rviL möglicherweiseauf ein Versrändnishoffcn, das ftr alle praktnchen Zwcckc ausLeichr,aber nicht Chips Der Schritt von einer relativ abstrakt-marhemarischenBcgründung der Quantenmechanik in die konkrece technologisch-industlielle rWeltder Halbleiterforschung, der die digitalc Fotografie ihr wesent liches \ierkzeug verdankt (nämlich den CcD-Chip, dcr Licht in Elektronen uerwandel), isr nicht mehr weit. Bcrcits r93r hatten quantenmechenischeGleichungssvsterneeine solche Stufe dcr Konkreti, sierungerreicht, daß es mir ihnen bercitsgut möglich war, die Materialstrukturen halbleitender Metdle, also Silizium, Cermanium, Kupferoxyde u.a., in bczug auf Stromflüsseund -dichtc, Ladungen, Gleichrichter-Eigenschaftenetc. nrathematisch zu beschreiben.6a Dies geschahunter T.uhillenahmekonkreter, aber eben srrikr operationaler Modelle. Das wichtigste war das bis heute noch gcbräuchliche Bänder-Modell, nach dem Metall-Elekrronen in den Gitrern von Halbleiter-Molckülcn sich wie aufvoneinander gctrennten, teils 6z Von Foemtcrund ClascßteidbekundenBridsnransbcsrimmerdenEinHuß.rtl.! rj,,rr'j;o: He;n?von loersrcf u. linsr voD (;laseßfell, Vt u, ,,! üt';,.loj. Einel,atobiosnpbi..tcsndi|al., Ko/ßti' trtiu;tnx', I Ieidclbcrg:Can Auer syse m e 1 9 9 9S. . 4 6 f f 6l Percy\V. Bridgman,,Ds neue\\/ekbilddcr Wßseoschali,,, in: der., /,/yrlal*ia Foßchrng 1,.1 Sozidk Vernn@nng. G.ddIn u6 Prylr/J, Irankli,rr d. M.: H u m b o l d r1 9 r aS , .tt ;: 491 64 A. H. Vilsor,;lhc Thcorl ol ElecrronicScmi-Conducton",i1t:P/opdng al' the Rolrl So.;ery ofLonlü., RcibcA, Bd.r]], Nr 8,2, r. okober re1r,S.45!-,19r. zr7 ae*opfen, tellsbefahtbaren Bahnen sollten bewegen können. Experimentell waren vordem schon ein Jahrhundert lang, lange vor den ersten Radio-Detektoren von rgo6, zahlreicheEffekte an halbleitenden Materialien beobachret worden, auch die stromerzeugende Lichtempfi ndlichkeir des Selensbeisoielsweise.os Aber noch r93r ergaben auch dii besten Herstellungsverfahren immer noch ein weitgehend unrcines, mit fremden Elemenren verschmutztes Silizium. In der technischen Praxis war damit wenie anzu6ngen.Cenau hier enrFalrere nun die Quanrenmechanikihre '!7irkung. Mit ihren mathematisch-physikalischen \Terkzeugen ließen sich nun Modelle enwickeln, die die bis dahin vollie diffuse und unklareSiruarionsolcherVerunreinigungen aufldärrenund die bislang bestenfalls durch ttial and enor rea\isietbaren Effekte in Halbleitern in erster Näherung besserbeschrieben, Modell aber hieß, im Sinne des opaken Bridgmen-Operarionalismus,Papier-und Bleistif-Modell66, ohne iegLichenBild- oder Abbild-Bezug zu irgendeiner physikalischenReilitat.u' Cleichwohl folgten damaiswie h"eure aus operationalen Modellen und ihren quantenmechanischenFormeln Botschaften,ja Befehlean die realephysikalische\iüelt.Aus der neuen Mathematik der Halbleiter ergab sich jeut eine Flut von Kenngrößen für die geforderte riüerksroffreinheit der Materialien. Chemo-Techniker hatten fortan zu wissen, daß ohne Herstellung einesReinheirsgrade< von über q9olomir Silizium,Germanium unä 6i Für alleHalbleiter-Fans hie. die Reihe:r8r Faraday: ThermoeleltrikvonSilbersul6den; 1839 Becquerel: Photovoltaik vonEleknolyten; r87 Smith:Phoro,IGndultivnät von Sel€n;1874Braun:Gleichichtereffekt;r9o4 Bose/Dunwoody/ Aurrin/Pierce: Rrdiowellen-Derehoren auf Ba'nvonBlei.ulfid. S;likon-Karbid. Tellurium,Siliziun; r9zofr Grondahl/Geiger/Imge: Kupfer-Oxyd-Gleichrichter und Phorozellen. Vgl. c. L. Personu. \X/alterH. Bmttain,,History of Semiconductor Research", i Plrceding of theIRE,Bd. 41,Hefi 2, t9tt, 5.1794-18c,6l 1794t. 66 PercyV\x{Bridgnan,,Der zweneHauprsarz derWärmdehre",in: des.,physihatirhe Foßchu"gnd Sozklr Verannroltung. G.dühenei,res Phyihat S.9Hr7 | 96. 67 Bridgman hatr93r- im SinnedervonNeurnannsch€n vö[is Quanrenmechanik zu Rechr rufdie tundmentaleRelnrerpretarion d€rklasischenStatisrildurch den,wcllennechanischen Srandpunkthingewiesen: rEinigedert...1logischen Schwierigkeiten derklsischenStatistik werden, wieichglaube, durchdieAnmhm€ des wellennechanischen Srandpu*ta übeMunden werden, nach dern die \rairscheinlichkeit eine Ureig€nschaftder Elemenrede, Modells isr und zl'rraar dcn Zusamnenaiben einogroßen Teihhenzahl/enh;m. t...I Dies twndl zu ein€rn gewisen Grad eine Niederlage der klasischen Sradstik nach sich ziehen, deren Zweck.s wat, z! akläftn, warum viele physikalischeElemente den Regelnder Vahrscheinlichkeit gehorchen."ftI. ebd.,S.r7.) 218 Lab-Cheß Kelly. Man leuchtetemit einer Tischlampedarüber die Stromanzeige schlugaus.68 Modell-Bildungen in der Quantenmechaniksind von rein operanaler Bildlichkeit. Und sie sind esnicht deswegen,weil von NeuQuantenmechanikeinfach nur bilderlos wäre. Das ist sie völlig. Si€ läuft, wie erw?ihnt, in sogenanntenHilbertab, in der N-Dimensionalirät eines Raums, der von orthoVektoren aufgespannt wird, bewehrt mit zahlreichen Axioüber Operator-Funktionen und deren Kornmurativität etc., die vollst:indig jeder Vorstellbarkeir entziehen, Um aber ersatzweise strikt operationaleBildlichkeit umzustellen,die keinenAnspruch auf physika.lischeRealität erhebt, ist epistemologischein geesArgum€nt nötig, eine Kopplung, die Bridgman nie verhat. Damit Operationalismvsfi,mhtionien,muß die absolute desmarhematischenRaums,den die Lemmata der besetzen, mit der kalkulierbaren Nicht-Enrropie statistischenVerfahren äquivalent sein. oZum Beispiel zeigt : Analyse des Begriffs ,rVahrscheinlichkeit,u,sagt Bridgman, essichhier im hohenGradeum einen,Papier-und-Bleistift. handelt*.6e Nur dso, wenn das epistemischeKernstück der nmathemadk, der Begriff der \Yahrscheixlichhelr, keine oder hohm GradekeineReferenz zur Natur mehr hat (Neumann saqte: raz übergeht) und also bestenfallsmit Hilfe einer entspre- präpariertenNatur via Papierund Bleistift Kenngrößen,Ererte e!c. generiert (unter Herausrechnung der dabei entEntropien), dann können an genau dieseStellemit Leich68 Michael Riordan u. Lillian Hoddeson, Crysal Fite. The Birth ofthe l{ornation ,49r,New York: No.ron 1997,S.88.In du CaueryMagnerror,eine englische ' Enrwicklung für 9-cm-Radavell€n, wren empfangssdtigab r94o Krisrall-Derekoren eingebaur (Ebd., S.9 9f.) DieseSlückltcheFüBtng von Hälbl€irer-Kri€gsfor, schungim Radarsektorund Enrwicklung der Qudtenmechanik hat Valrer Bratrain, ncben Shockley und BardeenNobelprekaager der Transistorentwicklung, ausdrücklichzugestanden.Vgl. Vafter Houser Brartain, ,Oberflächeneigenschaften von Halblenern-,in: PlryihalkchcBlatu Bd.\,19t7,S.417-469:457. 69 Percy\t: Bridgmm, " OperationaleAnalyse-, in: d*., PllsikalischeForchung und SozialcVranauormng Gedanhetein6 Pllrs;k6s, S.t-ztt 16. tigkeit noperationale Realitätenn treten. Auf diesem stralegischen Spiel herausrechenbarerEntropien, das auf \ü(ahrscheinlichkeitskalkülen ohne Naturäquivalenz basiert, gründet die Episteme der herrschenden Festkörperphysik. \fir können damit bruchlos übereehen zun CCD-Element der digital-elektronischenFotografie, und zwar mit Hilfe der Bibel aller Halbleiterforscher,zehn Jahrenach jenem 6. März r94o geschrieben, als in den Bell-Labs der erste,fast reine Siliziumstab aufdem Tisch Iag. Wir lesen die erstenSätz€aus l?illiam ShockleysStandardwerk der Halbleiterphysik Electrons and Holes in Semiconductots (tnd schicken voraus, daß Shockley einer der drei nobelpreisgekrönten 'Iiansistors Entwickler des von 1948 war; /zr Theoretiker, strategische Kopf und Leiter des erfolgreichstenTechnologie-EntwicklungsProjekts aller Zeiten): Das Loch - oder dasDe6zit, das durch ein Elektronhervorgerufen wird, das ausder Valenrbandsrruktur einesHalbleitersentfernrwurde- ist der Hauprgrundfür die ExisrenzdiesesBuches.t...1 Vom theoretischen Standpunkr ausgesehen, isr dasLoch dieAbsrraktioneinersehrviel komplexeren Situationund um dieseAbstraktionaufeinemlogischen\(eg zu erreichen, isr unvermeidlicherweise eineweitausdetailliertere quantenmechanische BeDagegen, vomexperimentellen trachtungerforderlich. Standpunktaus,kann die ExistenzdesLochsund damit von Eleknonenalsposiriveund negative Trägervon Strom,direkt gefolgertwerdenausden experimentellen Techniken der Transisror-Elektronik, sodaß Löcherund Elekrroneneineim Sinne desBridgmantchen Vortes operationale Realitäterlangen.T0 Gibt es Löcher vrd damit sleichsam ,elschluundcne Elehtro en im Silizirm? Ns operational realiqt sicher, als physikalische Realität wohl eher nicht. Das ganze Bild geht aus von einem rein quantenmechanisch konstruierten Wahrscheinlichkeits-Volkenband aus Elektronen, die in einem Valenzband flotieren, welchesgleichwohl die einzelnenAtome des Silizium-Kristalls fest zusammenhält.Fallen LichtPhotonen aufdieses Kristall, so werden aus diesem (nur operational gedachten I Yalenzlsandei nzelne Elektronen herau'geschia gen, d ie dann durch die Kristallgitter hindurchmigrieren bis hin zu einem höherenergetischen(eher virtuellen) Leitungsband, in welchem die Elektronen dann wie in einem Flußbett zu fließen besinnen. Dieser Elektronenfluß bewirkt den elektrischen Strom - da, Silizium be7o Willim Shockley,Ebcttoasaad Holesin Smitu"duttoß. Vith Ap?liatio/ß to Tidktitor Ebcfton;ct,Hnrington: 2ZO Krieger 1976,S. ü. glnnt zu leiten. Dort aber, wo die Elektronen herauskommen, wo sie herausgeschlagen wurden (durch Lichtphotonen), enrslehr ein ,Loch". Diese Lächer tragen ebenfallszum Srromfluß bei, indem sie gleichfalls durch die Valenzgirter ins Leitungsband migrieren und dann in entgegengesetzter Sr'omrichtttng f ietlen. Vie aber können Löcher fließen?Vielleicht wie Blasenim lü?asser, aber das wäre das falscheBild! Shockley kann sich die Sacheauch nicht recht denken und greift zu einem neuen operarionalisdschen Bild: ,Man mag sich das Loch, das sich durch das Kristall bewegt, als einen positiv geladenenPartikel denken mit ganz denselbenAttributen wie ein freies Elektron mit Ausnahme des Vorzeichensseiner Ladung..Tr Elektronen sind, das war seir Thomsons Entdeckung bekannr.Parrikeloder Mikroreilchenmir negariverLadung. Shoc[ley weiß selbstredendauch, daß ein Elektron niemals posirive Ladung-habenkann und daß posiriv geladeneTeilchen ,in der Natur- ' nur alsKernteilchen(Proronen)exisrieren, .rlsowederin Elekrronen noch ihren Löchern stecken,sondern im Atomkern. Außer es wären antimarerielle Positronen (da.s Gegenstückeir,es Elektrons in der Artirnaterie, das positive ladung hat), doch dann würden im Silizium Materie und Antimaterie zusammenqemischt,und alles würde augenblickszersrrallen.Quantenmechanische Bilder haben eine strikt operationale Realität, keine natürliche, zuweilen auch keine physikalische.Vas ihren \(ert nicht mindert, was ihren Erfolg nicht schmälert,was die rechnologischunerserzlichen Quanrensprüngeder Halbleiterindustrien nicht diskreditiert und jeden damit verbundenen zivilisatorischen Fortschritt ebenso nicht. Auf ihnen gründer der Erfolg, mit dem das Wissen (und Unwissen) operiert, das dieserForschritt in sich träst. Fast im Vorübergehen haben wir schon erfahren, wie unser gesuchter Foto-Chip CCD funkrioniert. Wir lassenalle weiteren Einzelheiten weg (Dotierung, P-N-Überginge etc,\, nehmen den Stand der Technik aus dem Jahr z.ooound sagengleichfallsoperativ epistemologisch: Photonen, also Licht, schlagenin winzige, zellenfiirmig nebeneinanderangeordneteHalbleiter-Gitter ein, die so groß (= so winzig klein) wie ein Bild-Pixel sind, das hinterher auf dem BildS.,,. 7t Vgl.ebd., gibresin derEpisremologie dernodernenPhysikkein;a /zr 72 Strenggenommen ,Der BegriFder Nrtar Vsl. Perer Mirtelstaedr, Naur in dermodernen Physik., ft dqs.,Die,Sp/zcbe d2/Pb'ih. Aufdtzeun.i Vaüäge,Mannheim: Vissenschafts veflag 1972, J. n-zo. schirmoderDruckererscheint.In diesemwinzigenArealbringt der LichteinschlagElektronen dazu, in ein anderesEnergie-Niveauzu migrieren,wo siemittelseinerausgetüftelten Schaltungslogik gesammelt werden. Dort verbleibendie aus Licht erzeugtenElektronen, Püel für Püel, wie in winziger Elzknoneneinarz. Ein weitererSchaltungstrick verfrachtet die Eimer an den Rand des Chips, wo ihr Inhalt (Elektronen)ausgezäbla d..h. ladungsm?ßig gemessen wird, DieseMeßwertekönnendann (müssennicht) diqitalin Bitmuster (= Zahlen)umgesezrwerden,CCD ist die Abktiizung von Chargc CoupledDeuice,was nicht den Vorgang des Herausschlagens von ElektronendurchPhoronenbeschreibt, sonderndenschaltungstechnisch hochgetakreten Tiansporrder einzelnenElektroneneiÄer an den RanddesChips. Auch das erkannte - was \lfunder - der Ouantenmathemayon N€umann zuerst und verfaßte aufgrund seiner Mitarbeit Protogp des ersten rein elektronisch geschalteten Rechners tC das berühmte Dray' vom Juni 1945, das die Grund-Architek- allerbis heue gängigenComputerbeschreibt, John von Neumannrir? Epistemefür sichi Ja,weil er überwiegend) mathematisch-posirivistische Texte schrieb und ansonstenschwieg.T5Nein, insofern seine eigene uns z€igt, wie er die von ihm mitbegründete der proliferiert wissenwollte. Im Januar als noch Krieg war, er aber schon wußte, daß elektronische (Computer)technischrealisierbar seinwerden,isresvon jener'Vissenscha{is-Diszider den Gründungskongreß in Princeton cetonorganisien, oreanisien.die die sich sichspäter soätertrj', l<rbernetih ernetik nennen nennen wirdwitd. interdisziplinäre Organisation und ihren späteren ideologischen Das Digitale, das Manichäische Man sieht sofon: Das Digitah an det digiralenFotografieist dasam lVichtige.Esgeschieht wenigsten am RanddesChips,dort, wo der ganzeQuantenmechafismusbeteitsgehufmist, Digitalisierung,also Abtastungvon Frequenzwerten via Fourier-Tiansformation, ist im Grundesoalr wie JosephFouriersentsprechendes Buch,dasr8zzin Parisveröffentlichtwurde.73Fourierbeschreibt inGnitesimale Akte der Integration, die voll und ganz zur Epistemeder analtischen Mechanikund damit ins neunzehnte Jahrhundertgehören.Nicht die Digiralisierung ist die Revolurion desz*anzigsren Jahrhunderrs, sonderndie Quantenmechanik, die ihre technischeImplementierung ersrermöglichrhar-4- und damirauch diedigitaleFotografre. Erstseitesschnellste, allemenschlichen Sinneszeiren unrerschrcirende Schaltelemente gibt, zunächstRöhren,dann Tiansistoren, dann integrierte Schaltkreiseauf winzigstem,nur quantenphysikalischbeschreibbaren Halbleiter-Raum, steht Digiralisierungauf der TägesFo'nüie\ Thöoie A'ab'tiqk 7t Jean-Baptisrc-Joseph dz h Chabar, Pajns:Flnin Di- auch die Inforna7a Daß ausdem quanrenmechmischen tionsrhorie (Abrasrth€oremerc.) als zweite Revolution des lalrhundens hervorg€hr, läßt sich geradean ihrem E rropie-K"lkül gur rigen, dasnämlich nir dem der Quantenmechanik logischäquivalenrist. ,Quanrun theoryh* led, for our purposes,ro a new asociarionofenergy and information [...]" - sagtNoben Wiener zu Rechr. Vgl. Notbertvlercr, Th. Hunan Ue of Hunan Beings.Clbet"etus d"d So.ieq\2., nbe:tr'rbenere Aufl., New York: Doubledry r91a, S.{f 222 überließer gerneseinemFreundausfrühen COrringer(HilZicenlu - NorbertWiener.Der hisrorische und epistemologiPrätextder Kybernecik aberwar und ist die Quanrenmechanik von Neumannschen Grundlegung. Kybernetik \fienerc hat bekanntlich zahlreiche andere Natur- Sozialwissenschaftsbereiche inspiriert,wennnicht garepistemoschumgestülpt.!?ichtigeKonzepte, soderkybernetische Begriff Evolution,wirken ausdieserTiaditionbis heutefort. Sowie in die Entropie desMeßDrozesses durch lzrirz werden kann, wird jetzt kybernetischein Begriff von .\Vir ution gedacht,der der Entropie widersrehr. erwähnennut jnngetet Z,eit, das operativ konstruktivistischeSystemNiklas in dessenKommunikationstheorie der Beeriff der hlolu- fundamentalist. Er wird, so alsseiGesellschaft ein VahrscheinClouder EprsLemeder Quan,enmechaniI i!r j1. drß no,maicMeiJe Qurnrcn- mthemtik nur Quantennathemadks vemtehen.Von Neumann v€rmied €s zcidebcns,mit Philosophen od€r Mera-Theoretikern anderer Couleur auch nur ein \üon zu wechseln.Daß hier, im Sinne der Fotografie,ein Versuchder Grazzt b.ßehft;ttng g*4gt wnd, wild bei icbtisen Quürenmathematikern wohl nur müdcs tächeln ernten. Die Episreme der Quanrenmechanik manifesdert si€h, nicht zu v€rgessen,h fakrncher Technologieprois, faldscher wissens€hafrspoliti[, in einer Polirik ohne Autor, ohne Subjekr, in €incr Ai "Stlategie desReal€nirn Sinne Baudrillards (vsl. Jean Baud.illard, .as,nie da Reah, Berlin: Merue S.;rfi) oderbesser Lacans. J. Hei,Jns,loh "on Ndnam Tcchnobg;aoft;fe and nu'r, znd Norbett Wima. Ftom Matbcnatic' Cambridge, Ma$.: Mrr Pressr98o, S. zot ta the lichkeitsraum wie das Atomare, probabilistisch gefaßt. Luhmanns oGrundauss€e ist: daß Evolution geringe Entstehungswahrscheinlichkeit in hohe Erhaltungswahrscheinlichkeittransformiert. Dies ist nur eine andere Formulierung der geläufigeren Frage, wie aus Entropie (rrotz des Entropiesarzes)Negentropie entstehenkann.u77 Nichts anderes geschieht prinzipiell in der Quantenmechanik. In ihr wird Wissen gegen Entropie uenechnet, wle bei Luhmann, qua konstruktivistischer Evolution, aus Entrcpie Negentropie entstehen soll. Es war der Mathematiker Viener selbst, der um den entscheidenden epistemologischen Fallstrick der Kybernetik, nämlich das Problem der Entropie, noch am genauestenwußre. Die lqbernetische Maschine,wie der lebendigeOrganismusauch,ist [...] eineGerätschafr, die lokal und temporärder generellen Zunahmeder Entropie zu widerstehen scheint. Vegen ihrer F:ihigkeit, Entscheidungenzu treffen,kannsieum sichherumeinelokaleZonevon Organisation erzeugen, in einer\Veltalso,derene€nerelle Tendenzdarinbestehtsieabzubauen.Ts Unverkennbar,die ,lokale Zone der Organisarion<(= En116p1s-Verminderung),die einekybernedsche Maschinesoll produzieren können, ist ein metaphorischer Schritt über die Quantenmechanik im ergerenSinn hinaus.rWienermachtim Kern genaudas,wasBridgmansopakerOperationalismus strikt untersagte: Er projiziertdie aufdie reale,physikalische Velt. Hier beginnen Quantenmechanik die Quantenmechanik und die ausihr heworgehenden Maschinen ein Leben- im l<Tbernerischen Sinn. Und weil nun der Schritt aus dem mikrophysikalisch Realenin die malaophysikalischeRealitat vollzogenist, muß rX/iener diesemLebengegendie Entropie,diesem LebendigenselnerMaschilen, einen neuenNamengeben.Es soll ein Lebensein ausder Kraft der manickAischen Ennopie. Der !/issenschaftler arbeitetstersan der Entdeckung der Ordnungund Organisation desUniversums, undspielr alsoeinSpielgegen denarchaischen Feind, die Desorganisation. Ist diesesTeullische manich?iischoder augusti. Ist esdie Gegenkraftgegendie Ordnung oder ist esdie völlige Abwe: von Ordnunsselbst?7e den quantenmechanischen Wissenschaftskontext, wie wir ihn et haben,bliebedieseseltsame Unterscheidung eineraugusrin von einermanichäischen Entropieobskur So aberlegt sie Fingerauf ein fundamenmles Problem,dessenSchwierigkeit 'Wiener selbstzu einer Offensivemit teuflischenMitteln \Vie nämlichkann man überhaupteineEnrropiedenken, mit Mitteln des !?issenszu widerstehenisti \üie wäre -jenseia Quantenmechanik - eine Entropie zu versrehen, gegen die ein verrechnet werden kann? Wiener versucht es. um das ouanErbe in seiner Kybernetik zu retten, mit folgender so wie sie in der Natur qeschieht, also der einfache von Ordrung, beispielsweise der schlichteZrfall von Mate(ein Glas zerspringt,wie am Ende von StanleyKubricks zoor), '!?iener, ,Der augustinische ist augustinisch. Teufelist dumm. ein durchausschwieriges Spiel,aberer isr durch unsere so gründlichzu besiegenwie vordem durch ein paar von Veihwasser.<8oDeshalb also, weil sie so dumm waren ihr augustinischerGegner, hatten die Menschen des mechanin Zeitalters, weil $Teihwasserja nicht viel hal6 jahrhundertelang dummen Schweiß gegen die alles niederreißende Gndenz der (= Entropie) zu vergießen.Mit der Kybernerik aber,nach dem Nmodell der Quantenmechanik gedacht, entsteht ein neues ein neuerFeind,eine neueEntropieund mir ihr ein Programmder Rettung. manichäischeTeufel spielt eine Art Pokerspielgegenuns und versreht bestensdarauf zu bluffen; was, wie von Neumatn in seinerTheon of ar erkJärt,nichr nur daraufabzieh,uns zu befdhiqen,durch BluF ?; sondern mehr noch daraufabzieltzu verhindern, daß die andereSeite aufderBasiseinerGewißheit,daßwir nicht bluffenwerden.Verelichen diesem Manichäischen, das von einer raffinierten Bosheit getragen wird, derauzustinische tufel einfachnur dumm."' 77 Niklas Luhmun, ,,.r Ge'ell'.haf '|a Ge'dl'ctaf. z Bde, Frankfurr a. M.: Suhrkanp 1997,S.4r4( 78 Vgl. Wiener, TheHunan U'eofH na" A',tgr, S.r4. Das Buch exisrierr in zwei AuflagenG9ro, rgta).\riener hat die hier zidenez.Auflasekompterrüberarbeirer u n d e , s rh i e rd i e U n ( e ' " c h e i d u n e8 i n e rm r n i L h i i s c h euno n. ; n * , u g * , i n " . t * EnrroPGemgearberrer. 224 Diese ebenso neu wie willkürlich definierten, doppelten Übel der 79 Ebd.,S.t4. 80 Ebd.,S.x. 8r Ebd.,S.lr. 22' Entropie in Vieners Kybernetik geben weniger einen Hinweis auf die Epistemeals aufdie Ideologemeder quantenmechanischenTechnologien in unserer lfelt. Die manichäischeEnrropie ist, wie die quantenmechanischevon N€umanns, spieltheoretischgedacht.Aber Viener übergeht den operationalistischen Vorbehalt Bridgmans, nämlich daß die Logik und das Vissen der Quantenmechanik auf sie beschränkt bleiben müssen, kommentarlos. \Vir erfahren statt dessen,daß das lgber \etlsche Leben nicht gegen den .lummen Zerfall opponiert, sondern gegen einer. hlugen und wissexdex,tämhch rr'telligeot spielenden.Es hat einen intelligenten Feind zum Gegner- uns selbst. Wir sind die anderen, und dieseanderen sind wir, isomorph verrechnet in einem (bislang so) bösartigen Spiel. \Wenn aber die 'Welt der Automaten, der wir äquivalent sind, zum Zuge käme, so könnte das Spiel, das das unsere ist, erfolgreich zum Sieg kommen. Zum Sieg aber weniger iber die natürliche, die dumme, die gütige Entropie des augustinischenTodes als vielmehr zum Sieg über uns selbst,über das teuflisch-manichäischeMenschenspiel,daswir selbst sind. Nur Automaten können uns retten. Das lst der ganzßKernel der Fikrion der kybernetischen{uromaren.die. wie PererCalisonr luzide Analyse gezei$ hat, auf einer oOntologie des Feindes. basiert.32Indem daslal \nd. der tndere, wtr und die anderen,vollständig und isomorph in einen totalen Wahrscheinlichkeitsraumgesperrt sind, wie Moleküle in einer abgedichtetenTherme, ist jeder Spielzug gegen einen, der nicht mitspielt (nicht kann, nicht will), ein Al<t der Vernichtung einesFeindesdes Systems.Die Hypostasierungdes quanrenmechanischenEntropiekalküls (das \Tiener mit dem Hinweis aufvon Neumanns Spieltheorie nur schwach überdeckt) führt hier zu einer opaken Ideologie einer Macht (der Automaten, der Medien), die sich in manichäischeOffenbarungsfeldzügeversteigeo muß, um gegenüber allem und jedem ihre Spielregelndurchzuset- 8r PererGalison,,Die OnrologiedesFeindes.Norben \(iener und die Vision der Kybernerik.,in: Hanrlörg Rheinberger u.a.(Hg.),&tLne dat Wi$."' R.püv"td' r9e7,S.28I-114. t;ot', Co.Ieruag,Sp,/, Benin:Alademie-Vedas 226 \Tissenund Erinnerung Der technologistischeManichäismus \Tieners wurde, wie Galison auch am Beispiel von Lyotards condition postmodcrne gezeigt har81, zu einem wichtigen Prätext postmodernistischerKonzeptionen der letzten Jahrhunderthälfte.Offenbar braucht das abgesperrteWissen im Quantenmechanischendringend supplementären Ersatz. rVeil seine Lxpansion z. B. in den compurergestütztenMedien nicht mechanisch, sondern in lYissens'Prozessen(hette: Vissens-Gerlbchafi vor sichgehr.:ind der Unreilb.rrkeir deslVissenswegengroßem;räphorologische Operatorens4 der Entwicklung naheliegend.Irgendwie spürenwir Forrschrirr und Evolution, wissenaber nicht, was das ist, und denken es uns. Viener denkt einen solchen Diskurs und nenlrt thn |$beft?erih. \Vir Heutigen denken im Cyberspace,tmzingelt von oirtuellen tX/eben,aluf dem \Yeg in die information sociery, \Vir haben uns, global-vernetzt, in \X/isexs-Sytemen zu bewegen von denen die digitale Fotografie, ihre Verfahrensweiseund ihre Anwendung, nur ein Teil ist. Seit Quantenmechanik die Medientechnologien dominiert (inzwischen.ia alle!), ist das 'ü/issenwieder bei den (Un)1X/issendenangekommen. Entweder wir lassendie Finger davon, oder wir sind sofortAxuender tunddamit aufunvermeidliche \7eise zur Afirmation der inrrinsisch verborgenen Spielzüge der Anwendungeng€zwungen.Schon um überhaupt mitspielen zu können, müssenwir Metaphorologien bauen, weil wir die Spielzüge anders nicht einmal erinnern würden. Daran führt, jenseits eines opaten Operationalismusvom Bridgman-Typ, kein Vegvorbei. Die Frage ist nur, ob amrmative Metaphorologien dx einzige ]y'issen enthalten, das uns zu wissen bleibt. Strikte Quantenmechanikerwerden uns selbstdieseFragebestrei, ten. wcil es zu ihrem Operarionalismus kein Jenseirsge6en kann. Vissenschaftshistorischsind sie sogar im Recht. Denn, wenn auch nur versteckt in einer Anmerkung nachzulesen:Von Neumanns Grundkalkäl die Verrechenbarke-itvon Entrooie tnd \YissenauLf Vereinnahmung Quanten-Niveau schloßjede makrodimensionale explizic.nämlich marhemarisch. aus.3\\Wennabergilt. daß die Vei83 Ygl.ebd.,S.lrlt 8,+Mit Dankan GeorgChrisroph Tholen,desenAufsatz,Meraphorologie der Medien.(in: Za'urek,Bd.r, 2oor,S.rlai6r) d;ese Arbeireinenwichdq€n An8r ,D.h., wir habenunscrVissengegen dieEnrropieabnahme t ln 2 einserauschk, 227 rechnung von lfissen gegendas entropischeSein der makrophysikalischen lVelt nur quantenmathematisch,d.h. nur in mikrophysikalischer Unbes(immbarkeir. möglich irr. andererseirs aber ginau mir ihr, mit quantenmathematischerVerrechnung des $Tissins gegen Entropie, Technologien (der Automation, der Medien) expandieren (sie expandieren im Vissen, aber nicht mit Visen) -, dann sitzen wir in einer Falle, die am besten mit der Lacanschenübersetzune des rogiro ergorzlrl zu besrhreiben \\äre: Enrweder wir sind nichi, (entziehenuns derAuromarion, den Medien), od,erwir uissennichtt (operierenmit ihnen).36 Nur deshalb aber schon Quantenmechanik für ein \Tissen zu erklären, das philosophisch und epistemologisch nicht neutal wäre, sondern böse uerborgeneVariabbn enrhielte, die der Menschheit Schadenantun, kime dem Unsinn einer nesativen Kvbernedk und Ber," ußr'einsphlsik gleich.Und auch nichr isr in diesemgegensich selbst-abgesperrren Wissen.spieleo ipso schon das Unbewußream Werkö oder schlummernandereverborgeneSeinsquellen für ein und von Neunann e.läure.r "daß rnan sich dieses'\fli$en, auch n;chr un weniser J . e i n e l o m p e n s i e r e n d eE n t r o p i e u n a h m e , äI n : v e r . c h " f t e nk J n n - a j t e e m ( i n - i \ , a I n : d e r r h e r m o d y n r m i , . h e\ e r . d e r K e n n , n i . , w e t .h e . " o n z " e i A j i e r u r v e n besrehr. - Alle Versuche, den oben beschriebenen Prozeß dann du.chzuführen. wenn man nichrweiil, in welcher Hälfrcsich das Molekül befindet,la$en sich ak unstichhahis mchwe;sen, obwohl sie u.U. zu rechr komplizienenAutomaten-Me, chanismen tuhren." (Vgl. Netnann, Matbenatisrhe Grandkge" det esask"ne.rrr#, S.,6r.) Ve.nudich hace von Ncunann so erwas wie eine rhermodynamische U,tbestinntheit im Sinn, die sich abef nichr lals eine Atr Nantkonsuatel ausÄihren ließ.Am Ende seinesl-ebenshar er sich dann nahezu aüsschiießlichmir Automatentheorien beschaftigt. 86 l-acan sagr in seinem einzigen nediabt, nämlich im Rädio vorserragenen Texr r97o: "Lesen wir das rogtr,, indem wir es übe6erzen gemäß derFormel, die Lrcan von der Boschäft in Unb*ußten gibt; das herßt atso: ,Enrweder du bi$ nichr. ode! du denl$r flicht,, adressiert ans Vissen. Ver zögerte zu wählen?( lacques La.An, Radiophon;.. T.h"i"|n, l.y/eifiei Quadriga 1988, S.19. Es drän$ sich in unserem Zusammenhang die Vernurung aul daß auch hcais Konapr de, Unbewußen, im Sprechplozeß gefessekwie ein tuales, das sreß sich setbsr an den Füßen k1ebr,se;n Medienapriori ;n der Episrerneder Quantenmechanik hene, nänJich in einem von allen anderen abgesperten, unereichbaren Vissensryp 87 \renngleich es schwer angeheizt wird durcl ds Sp;el d€r kybe.nerischen "Türen.. Vsl. Jacques Lacan, D6 /., h det Theotb Ftud nd i" da Technik der Lyhoau/y< Olren: Walter r98o, S.4o9l 2t8 kommendes Neues.88Die \Tissenschaftshistorieund die Quantenphlsik selbsthaben sich ausreichendlange und überzeugendgenug damit beschäftigt, die Frage der uetborgenen Variablen ars d,er 'fy'elt zu schaffen.Es gibt sie nicht. Es bleibr dabei, daß das \7issen, auch das quantenmechaoische,unreilbar ist. Es kann aber auch nicht, wie Bridgrnan vorschlug, eine $/issensspaltunggeben, nämlich ein \üissen diesseits und ein Unwissen jenseits eiter Grenze dts K/einen. (o'Vir haben einen Punkt erreicht, wo das rX/issenaufGrund seiner Natur stehen bleiben muß: jenseitsdiesesPunktes hört jede Bedeutung aulu)89 Eine solche Grenze des \7issens, an der Grenze der Mikrophysik desAtomaren angekommen, bliebe 1a unbestimmt(bestenfalls:in der Relation der Uuchärfe Heisenbergs)und damit ein Zirkelschluß. Gleichwohl, die Welt der Quantenmechanik sperrr das \?issen, mit dem sie operiert und ihre Systemeexpandierr, zugleich ab.9o Weil aus dem bloßen Funktionieren ihrei Technolosien nicht erkennbarist. wel.he. Vi,sen die Quanrenmechanikoperariuuerrechzerund welchesnicht, wird die Bahn frei für die wildesten Metaphorologien über den Darwi itmuJ dieser"fechnologienerund die 'Evolution der Medienoe2, die sich der Quantenmechanik verdanken. Bridgmans Pragmatismus(,Die Velt ist nicht wirklich vernünftig [...]; sie entwickelt dieseEigenschaft[...] erst, wenn wir vom Reich des sehr Kleinen hinaufsteigen zum Reiche der Dinge unserer täglichen Erfahrungu)e3ist ein Beispiel,die verzweifeltenBemühungen des modernen Konstruktivismus um eine logische Suingeoz ihrer 88 Z. B. ein 'Ltben im Nerz.,wo esdie ,Homepagey sibr "alsmeraphorische \rohnung desSelbsr".Vgl. ShertyTwrlTe,Lebenin Netz.I.lentität;n Zeitend"s 1,t/,"', Reinbek beiHanburg:Rowohk1998, S.4?r. 89 Bridgnan,"Du neue\rel$ild",S.ae. qo Mcluhan war einer der eßted, der - im Konr* der Medien deselectticase- a$ dre,enEllekrder r1aftr. Jso oer Abge,penrheireine\ wi$en( übe' d,e Medien. nachdrücklich hingewiesenh3r. Vsl. Ma6hall McI-U}'an, Unda*atuling Media. TheE teat;aatafMas,London:tuk 1984,S.46fi aufdie Tchnologien und die 9r "Der DaMinscheKampfhar sichhinäusvedagerr kukurellcnEinrichrudgendesMenschen."(Norben Bolz,"Mediendoturionund humaneKompens*ion", in,JonarhanF;scher(Hg.), Med;eskonpeknz in Informationwiuhet, M'jnchen: Ficher 1996,S.26.) nochnehl Medie'.. (rJavs 92,Je mehrMedienenßtehen,umsoschnellerenatehen Merren,,Evolution der Kommunikarion",in: deß.u.a. (Hs.), Die Viklichheit dc, Medien. Eiß Ei"fihtury i, die Kanna ihatioßtui"eß.haf, Opladent Wesr deutscher Verlagr99a,S.5r.) 9l Bridsnan, ,Da neue\üehbild., S.to. z29 iülf:,:'$"#:frä:#f"häU:tFI;#k*r ffitrJiä:illi$##.:-,';**=trn,** ",:,.-,'d;;;;;;:,;ä. v,o Umkehrschluß, daß jedes\7issen, das quantenmechanischeSysteme insgesamtsteuern wollte, in ihrer Ausbreitung und Expansion beispielsweise, eine Episteme der Erzz nerung irnplementieren maf, deren Entropie quantenmechanischselbst ganz unausgleichbarbleibt. - kann immer Erinnerung - immer auch eine Arbeit desVergessens nur durch eine weitere Arbeit der Erinnerung selbst ausgeglichen werden, also durch nichts Quantenmechanisches. ;:lT,l:iä:1ff ::"J' ff.y;; ;ft *;*,:#r;h'id*i*:ir#,#l,n:,Tr,r:::,^ä# DigitaleForografie man andem Zull":öi."-'.',ä]':ä:;::'fftr1,'J: ä,o:-''"*, daß jFr.:rf:":r* ffi*;*jk*ürfr',ffi ??üh{':,:["i:i:i 'ilö.:ä', -,.., y:;";;;f;.ö ä::'ü:.,""i:il*T:ff: j'j:ü15:j EinVissenüberdigitaleFotografie alsForografie ist alsokeinelogi- sche Unmöglichkeit. \Vir wissen, uie es geht (mit CCDs Licht in digitale Pixel verwandelo und mit ihnen rechnen, was berechenbar ist); und wissen, toas sie ist. Nämlich ein, im Sinne des V/issens, vollständig reversibler Prozeß ohne inneren E rinnerungswert. Digital können wir beliebig Bilder herstellen,überlagern,vermischen,frakt isieren, dithern etc., ohne auch nur ein Pixel in diesem Prozeß zu verlieren. Im Digitalen reicht der Undo-Bttton, um alleswiederherzustellen, wie es war Nicht einmal anschauenmüssen wir unsere Pixelbits,wir verpackensiein ein Soundfile und wandeln ihre Daten in Masih im CageschenSinn. Das geschäheebensoverlustfrei wie eio Bildherstellungsprozeßund wäre diesem vollständig äquivalent. ,Oöje,cts are not recorztedin this system as much as they are rende- ffi.t",lmüT.ff Hl]ä:n*;;,\;l.l:"y:i';[T].*: "iä,il :.a[:$illil*l iiöj i-,i,:'J:ä.:;;lT,i.i; jä:.:"?fl ä;ä;il;l?i$'q::'j:lll.Jll":I ff;.:* fr['ä!"Yi,i-;:#ilrr',::#*{l.*:Jj::i:'*|ilt ;::ty,iiJä:.::,::ffi :',":'::fi _.:,.,ä#ä:"i::*j*i:* "' Hinter dem Digitalen der digiralen Fotografresteckt die quantenmechanische Epi.remeeines lausche,von!wissengegenEnrropie.08 Die.e Aquivalenzgilr nur. wie zu sehenwar.'renn ausdie:emWissen erixnetndes rü./issen(und das Vergessen) ausgeschlossenwird. rVohlgemerkt, das isr kein Ausschluß von außen, sondern von innen her. DerAusschluß arlzzarndznund uer{erendezWissensmacht die innere Funktion einer quantenmechanisch-epistemischen \fissensproze, ; i;::in];:i.,,1;.t1,.;.,ü::,,iffil f11.";;[1'5::s r_i"ü:tj l3if-*;ru iiliil{iit}lii:ii *tt*t* " . nem rhe,m.Jvr,m \chen sv. Y:;;.iii,,,',,'J,1:.,i;:;::ru::ll1:;l: "" *:T. #ii;,r$ä*'** niff :.,1* llr*tiilrj rä::::i']il:f ein en€rserkcher P.ozeßund kanndeshaibnicht aa."dlichlaufen.Vet. Charles H . B c n n e u, . R o l fL d n d d u e rG , ' u n d s ä r z l L hDeh y \ i k r l i 5 ( hCe, e n z e nb e i mR e . h nen . int .pe*ftua d", W*n,.hai. Hefio, ,|,8:\.\.94.rca: ß4. 97 Tinorhy Druckrey,"Froh Dadaro DigiräI.Mooragein rheTivenrierhCenrury(, in: Michael Sand, Msrruotphr*. Phongrapfu ir the Electrcni Ase, New yo\k Aperture1994,S.4-7:7. 98 "Vir haben unserVissen gegendie Enropieabnahmek ln I eingetauscht." E b d . ,S . 7 . t#:;:t":;t;*Hä;l"ur:*l?;],".:'"i: 230 dur aus, der gleichwohl ihr Nicht-!?issen, also Eiwarulg, stetsan ihrer Ferseldebt. Dieses Nicht-Vissen im -üissen de. oi"nten-.chanischenEpistemeexrslrl alsonur alsNegation.Zwisihen dieiraler und analog-chemischer ForograFeziehr-dieeuan tenmecha"nik erneurenzFqua Enrropre.qua lemperarur.durch Verlusran Srruk_ rur. durch Abbau von Redundrnz.durch Verfall,durch den Tod. Aber sieziehrdieseCrenzedurch Negationder Enrropie.der Tempe_ ratur-. Srrukrur-.Redundanzverluste, - durch die Nieation desi.,_ des. Das versrärkt, negariv wie positiv, jenen immer schon ambivalen, ten Aspekt der technischenStill-Bildlichkeit, den Roland Barthesin seinemphänomenologischenBlick auf die Fotografie,die ungewisse Kunstn genannt hat, 'vergleichbar einer \X/issenschaft von dä ,desi_ rablen, Ianziehendenloder,haissablen. [absroßenden]Köroern (man soltte d;rauf verfallen.eine sol.he zu begründenr..nd Geschwächt,weil negarivversrärkr,wird d€r Ort, an dlm die Fotoerafie zu einem_unüberserzbaren. unübertragbaren Zeichenwird. zu einem uncodierbaren"punclum...daswedersein Zeichennoch seinenNa_ men findet.r00 Dieses Ungewisse,die Uncodierbarkeit eines ,blin_ den Feldesn,in welchem oalles,was sich innerhalb des Rahmens abspielt, vollständig [sdrbt]nror, hat nämlich mir Enrropie zu run. Es isr gleichsamerwas.das mir dem Bild, daser zeigr.stiibr und in dieser erstorbeoen Struktur wie ein Mahnmal ersärren läßr. Die ForograFe. sagrBarrhesluzideBeobachtung. -isr daslebendieeBild von erwasTorem-.102lhr unbewegres Bild verschrankrdas lRealemir dem "Lebendigen,.r0l Genau diesesVrx chränhungbezeu}r ihre Entropie: die 'Zeir [wird] zermalmt..r AIs sei esdasletzte Mal- oLa chambreclaireuist rggo erschienen, daß man die Fotografiebannen müssein ihrem Sein, fixiert Barrhes seinen Gegenstand: ,Das Noema der Photographie ist schlicht, ba, nal, hat keine Tiefe: ,Es ist sogewesen.u,1o5 Diese phänornenoloeie ist prekär, das weiß auch Barthes.An der Schwellezur Einführuis 99 Bmhes, Rolüd, Dle ,./ä rdnner Bene*arye" su/ photugn?Lb, ntrüs. y. D i e r r i ( hL e u b ef.E n k f u ( a . M . : S u h r k , m pr o s o : . r r t E b d . ,s . 6 6 . E b d . ,s . 8 8 i E b d . ,S . 8 9 . Ebd.,S.106. Ebd.,s. 126. 212 diftalet Ptozedwrenin die Fotografie, um r98o, muß Barthes noch einmal in die historischenTiefen der (Al)Chemie steiqen,um seine Thesevon der noemarisch"norwendigrealenIn]Sache-. die vor dem Objektiv plaziert warnl06, zu rctten: Denn derSinngehalt des" B-ist+o-gewesen. ist ersrvondemTagean möglich geworden, da [...] die EnrdeckungderLichrempfindlichkeicvonSilbersalzen eserlaubte,die von einemabgestuft beleuchtercn Objekt zurückgeworfenen Lichtstrahlen[...] festzuhahen. desverschwundenen [...] Die Photographie \üesensberührtmich wie dasLicht einesSterns.[...] Der seliebteKoroer wird durchdie Vermitrlung eine"kovb:renMeLalls. de' Sihen rDenkÄal und verschwenderische Fülie) unsrerblich;und die Vorstelluneließesich nachuagen. daßdie.e'Verall." ie alleMerallederAJchemie. lebindigisr.rnDas Licht der Sterne und die Messung des Lichts. Schon Herschel hatte die ldee, an der Fotografre das Licht selbst, also nicht das zurückgeworfene,zu messen.Im r9. Jahrhundert bleibt esdabei, daß dies nicht gelingt und man sich mit der Phänomenologiedes Lichts, einer Art mess€nden t/rrnerang seir'er fotografisch-chemischen Entropien, behelfen muß. Chemische Forografien sind hoch-entropisch, ein zersprungenesGlas ist nichts dagegen.Unmöglich, einen bereits belichteten Film wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.Nicht also am Refetentendes Bildes, sondern an der Irreversibilität belichteten Materials hafiet das oEs-ist-so-eewesenu der Fotografie. ein Srrukrurverlusr, firierr durch die ,Enrw-icldung" des Bildes. Dieser entropischeStrukturverlust - und nichts sonsr schafft die Arbitrarität des fotografischenZeichens,die die übertragung eines Infa-r&issensrjs über die fotografierte \?eh, den Tiansport all dieser codierten, zeichengestütztenBilder aur dller Weh, Typisierungen, Katalogisierungen, Fetischismen und Klischees sichert und erlaubt. Eine Arbirrarität auf Zeit, denn irgendwannroe vergilbrjedcschemischeLichrbild oder wanderraufdÄ Mrill. Digitale Fotografiedagegenisr vollständig reversibelund deshalb nicht-arbiträr. Das beginnt mit dem Halbleiterchip, der Lichrphotonen in berechenbaren\üechselwirkungsquerschnittenin Elektronenladung wandelt. Abgespeichert oder nichr, augenblicks später ist der Chip wieder rasrttet,€ine geeignereVorspannungs-Schaftung erledigt das, und bereit ftir den nächstenSr/r@ Halbleiterfotografie 106 Ebd..S.86. roz Ebd..S.or. ro8 Ebd.,S.18. ro9 wennnichrimmerwieder tubeitin seineKonservierung gesrcckr wird. ist in Wahrheit eine Messung des Lichts, also das realisierte ldeal Herschels. Deshalb hat die digirale auch die chemische Fotografie weitgehend aus der Asrronomi-everdrängt.110Quantenmecha-nisch isr eine Lichtausbeute zu haben, die jede mögliche chemische LichtSpeicherung um ein Vielfaches übersteigt. Und hat überdies nicht nur Licht, sondern auch hochenergetischePhoronen wie Rönrgenstrahlung etc. meßbar gemachr. Digitale Fotografie ist Messung des Lichts, auf Quantenraumgröße verdichter, deren Meßwerte sich zu einem Puzzlenamens Bild fügen lassenoder zu etwasanderem.Eine Messung ergibt niemals das Zeichen des Dinges, sondern nur sein Maß, einen Signalwen, eine Zahl. Deswegen kann digitale Fotografie auch keinen Zeichenprozeß,oa signing of signsu,wie Batchen in Anschluß an Peirceund Derrida vorschlägt,generieren.rrr Analoge Fotografie war/ist die unwiderrufliche Einschreibung einer Entropie am Material, erzeugt durch Belichrung, Da unsereAugen schlecht messen,aber gut trügen, dachten wit wir sähen- uns. Im fotografisch-entropischen Spiegel d,er (Jnloxa eirer itreyersiblen Prozedur sahen wir uns Sterbliche, die Maäzalo/r'e unseresSeins und erblickten - unsere Geschichte. Kein Paradox: ,DasselbeJahrhundert hat die Geschichteund die Photographieerfunden.nrr2 Digitale Medien und ihre quantenmechanischenEpistemerechnen ausihren ProzedurenEntropien heraus,erzeugenBilder einer selbsueferentiell Dkonstruierten Realität< eineruunerreichbaren \üeltu. I 13 diesseits rl 234 Vgl. Srwe B. HNell, Handbooh ofccD astonory, Ctnbtidgq Canbridge Unjveß;tyPrcss2ooo. "In orherwo.ds.rheve.y Peirciansemiodq upon which phorographytanälogi, c2l srabiliry is founded would have us rewrire photography d a signing ofsigns, recognizingrhar ir is ar rhe sane rime a /Arlploce$.. (Vgl Brrchen, Bul"ing onh De'ne,S.2tt.) B^t hensVenuch,die digiraleForografie gleichsam in einem Kreisprozeßnir den Anfängen der Forografie,näml;ch den Arkinschen photogmmmen,oder mit AmselschenReprodukdonsfoogmnen zu idenrifizi€r€n, nbeneugr nichr rechr.Ann ^ Atkins Algen-contact?inrr sind kein " collapse"des Verhäknissesvon Original und Reproduktion, sondernseinematerialeVerechie, bung. Siewürden es nicht emöglichen,Forografieals Sound prorsieren zu larsen. (Vgl. Geo6rey Batchen, ,Photogeni6(, in: H;'tory of Photogalhr, D. J g . ,N i r , 1 9 9 8S. . 1 8 - 2 6 : 2 a . ) Barües, Db helh Kanwr S.toa. "Die ThesedesoperarivenKon$rukdvishusi...1 b€srreirer nichq daßesReali tär gibr. Aber sie serzr\(/ek nichr als Gegensrand, sondern[...] als Horizont voraus.Also alsuereichbar Und deshalbbleibtkeineandereMöslichkeitalsl Reaiirrrzu kon*ruieren. rNiklu Luhm:nn. Di. R.ahd d"r M6,.nncdic4, z.Aufl., Opladen:Vetdeursch€rVerlag1996,S.r8.) deren sie Abbau an Sruktur hinterlassen,ohne daß es davon noch Bilder gäbe. So wenig wie - in den weltweiten Nachrichten von den Opfern der Golfkriege. Es ist ein aziraz tlicher Abl:'aw,wenn auch von einem enderenTyp des !0issensalsder uns gewohnte.Entgegnet 'Wissen, werden kann dem nur mit das nicht noch einmal die internen Strukturen von Technologien parodiert. Für moderne Zivilisationen, die sich nahezuausschließlichaufdisitale Kommunikationsund Wahrnehmungstechnologien gründen.Lr deshalbnichrswichriger als eine gut begründere,strikt verabredeteMedienpolitik. Auf Etinnentng, Dokrmentation und Wahrheit der Bilder ist nicht mehr zu bauen. Ihrc Selbsnefere tialität rcchnet Einnerungen heraus wie aus den Bildern der digitalen Fotografieihre Geschichte.Halten wir, um uns zu sehen, weiterhin an Bildern fest, so werden wir irren. 'Wollen wir aber irren, so wäre zu wissen,daß das nur Nicht-Betrogene besserkönnen. r14 14 "l-esnon'dupes-€rren*.Titel deszr. Seminamvon Jacques Lacan,,973-74. ParadigmaFotografie Fotokritik am Ende des fotografischenZeitalters Band I Herausgegeben von Herta W'olf Seit den r96oerJahren,dem Jahrzehnt,in dem sich dasfotografscheZeitabet seinemEnde zuneigte, erschieneine Melz-ahlgrundlegendertheoretischer Tixte, die den Statusfotogra6scherBilder reflektierten.Im erstenBand der Anthologie werden zentraleBeiträgezur Diskussionder Fotognfie als paradigmatischen,appantiven Mediums, rnit dessenHilfe der Logik des Index gezollteBilder erstellt werden, großteils zum erstenMal auf deutschvorgestellt. Ob in Sigmrlnd FreudsTheoretisierungd€sFetischs,in \falter Benjavon Kunsnverkenoder in Andr€ mins Thesenüber die Reproduzierbarkeic Malraui Darstellung eines nichr mehr auf ein materiellesGebäude beschränktenMuseums,immer fungiert das Fotografischeals rRichterstuhlr (\C Benjamin) künstlerischerund kultureller Praktiken- nicht zuletzt der Nobilitierung desMediums in der sogenanntenkünsderischenFotografle. Hcrta \7olf ist Professorinfür Geschichteund Theotie der Fotogranean der UniversitätEssen. Suhrkamp Die Herausgbe von ParadignaFotografe. Fotohritihan EndzdzsfotogafschenZehales wurdevon der Alfried Krupp von Bohlenund Halbach-Stiftung in Essenund von derAbteilungII/l der Kunstsektionim Bundeskanzleramt der Reoublik Osrerreicheeftirdert. Inhalt Herta \?olf. Einleitung .. Von der Cameraobscurazur Camelalucida: dasapparativeParadigmader Fotografre zj JoelSnyder,DasBild desSehens - D e rF o t o a p p a i a. .t . . . . . . . . . . . . . . 6o S a r aK h o f m a nF, r e u d Crary,Die Modernisierung desSehens.......,.. 67 Jonarhan Roland Barthes,Über Fotografie.Interview mit Angelo Schwarz(1977)und Guy Mandery(1979) 82 Herta \?olf, Das,wasich sehe,ist gewesen. Zu Roland Barthes'Die hellcKammer 89 MargaretIversen,Wasist eine Fotografie? ro8 Von denanalogenzu den digitalenBildern Biblio8mfisch€Informarion D.r Deußch€nBibliorlek Dic Deusche Bibliothekvemichn€t diesePubliktion in der D.uMhen NationatbibliosBfi e . hrip://drb.ddb.de su-hrkamptdchenbüchüsenschaft I'98 Ersrc Aunag. ,oo, O Suhrkamp Verlag lrankfurt m Main 2oo2 Allc Rechre volb€haften, inrbsond.!€ da der Ubeßtzung, d* ötr€ndichen Volt6gs sowie d€r Ubertragung durch Rundtunk und Fernsehen, auch€inalnd Teilc. K.in T.il d6 Verkß darfin i€endeine! Fom (durch FotosEGc, Milsofim oder andere Verfählen) ohne schrililiche G€nehmigung dcs Vcrlage reproduzi..t od.r unter V.Menduns dekr@nische. Slstcme veBrbeitet,v€piclfältigt oddverbreiret weden. Satzünd Reproduktio.r Bibliomnia GmbH, Frelfrrr am Miin Dtuck: Nomos Verlassge*llschaft, Badcn-Badcn Printedin Geinany Umshlag nach Ensüden von will)' Flecknau uld RolfStaudr ISBN ]'r8'29r98'X t 4 t 6 - 0 7 0 6 o t HuberrDemisch, FünfAnmerkungen zu einer Phänomenologie desfotogranschen Bildes 135 RosalindKrauss,Anmerkungenzum IndexiTeil r , . . . . . . . . r40 PeterLunenfeld,DigitaleFotografie. DasdubitativeBild .. . rt8 FriedrichKicler, Compu.ergrafik. Einehalbrechnische Einführung 178 VolfgangHagen,Die Entropieder Fotografie. Skizzenzu einerGenealogie der digital-elekrronischen BildauFeichnung .9t Die Nobilitierungder Fotografie zur Kunst Die FotografiealsEigentum JohnTägg,EineRechcrealität. vor demGesetz 239 Allan Sekula,Der Handelmit Fotografien 255 ChristopherPhillips,Der fuchtersruhlder Fotografre. . . . . . 291 AbigailSolomon-Codeau. Tunnelblick 334