Naturwissenschaften, Technologie, Ökologie und Warenlehre (HAK)
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Naturwissenschaften, Technologie, Ökologie und Warenlehre (HAK)
Schulartenspezifischer Bildungsstandard in der Berufsbildung Handelsakademie (HAK) Kompetenzmodell, Deskriptoren und ausgewählte Unterrichtsbeispiele Naturwissenschaften, Technologie, Ökologie und Warenlehre 13. Schulstufe (Dezember 2014) www.bildungsstandards.berufsbildendeschulen.at Diesem Kompetenzmodell liegt das Kompetenzmodell der Naturwissenschaftlichen Bildungsstandards für die Berufsbildenden Höhere Schulen zu Grunde. Es wurde durch die für die Technologie, Ökologie und Warenlehre typischen Inhalte ergänzt. Arbeitsgruppe „Bildungsstandards in der Berufsbildung – Naturwissenschaften“ (Erich Faissner, Wolfgang Haupt, Brigitte Koliander, Karin Kyek, Otto Lang, Angelika Schiechl-Pöhacker) Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 2 INHALT VORWORT DER STEUERGRUPPE .............................................................................. 4 1. DAS KOMPETENZMODELL .................................................................................... 6 1.1 Der Beitrag der Naturwissenschaften (BIO, CH, PH) zur Bildung .................................................... 6 1.2 Das dreidimensionale Kompetenzmodell (NAWI) ................................................................................ 8 1.2.1 Dimension Handlungskompetenz ……………………………………………………………………… 9 1.2.2 Inhaltsdimension ………………………………………………………………………………………...10 1.2.2.1 Inhaltsdimension Biologie ............................................................................................... 12 1.2.2.2 Inhaltsdimension Chemie ................................................................................................ 13 1.2.2.3 Inhaltsdimension Physik .................................................................................................. 14 1.2.2.4 Inhaltsdimension Technologie und Warenlehre .............................................................. 15 1.2.3 Dimension Anforderungsniveau: ………………………………………………………………………15 1.3 Die Vernetzung der 3 Dimensionen ........................................................................................................ 16 2. DESKRIPTOREN FÜR ALLGEMEINE NATURWISSENSCHAFTLICHE KOMPETENZEN .......................................................................................................... 19 2.1 Bereich A: Beobachten und erfassen .................................................................................................... 19 2.2 Bereich B: Untersuchen und bearbeiten ............................................................................................... 19 2.3 Bereich C: Bewerten und anwenden ...................................................................................................... 20 3. KOMMENTIERTE AUFGABENBEISPIELE ............................................................. 20 13. ANHANG: KOMPETENZMODELLE IN DEN NATURWISSENSCHAFTEN .......... 67 14. ANHANG: MANAGEMENTKOMPETENZ DURCH WARENWISSENSCHAFT .... 73 VORWORT DER STEUERGRUPPE 1 Vielfalt und Qualität der Berufsbildung Die Bildungssysteme in den Mitgliedstaaten der EU weisen vor allem im Bereich der Berufsbildung eine beachtliche Vielfalt auf. Diese Vielfalt ist auch ein Erfolgsfaktor für eine immer mehr von innovativen Produkten geprägten Wirtschaft. Die Vielfalt der Bildungswege fördert unterschiedliche Denk- und Handlungsansätze und schafft ein Potential an Qualifikationen, das zu originellen Problemlösungen befähigt. Dieses Potential kann in einem europäischen Bildungs- und Arbeitsmarkt aber nur wirksam werden, wenn die vielfältigen Qualifikationen transparent gemacht und ihrem Wert entsprechend anerkannt werden. Die Anerkennung und Verwertbarkeit erworbener Qualifikationen beruht zu einem wesentlichen Teil auf dem Vertrauen in die Qualität der einzelnen Bildungsanbieter. Das Bekenntnis zu einer nachhaltigen Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität von Bildungsprozessen, die im Besonderen eine transparente Darstellung von Lernergebnissen einschließt, steht daher auch im Mittelpunkt der großen bildungspolitischen Themen der Gegenwart, wie der Schaffung eines nationalen und europaweiten Qualifikationsrahmens (NQR bzw. EQF) sowie eines europäischen Leistungspunktesystems (ECVET)1. 2 Transparente Darstellung von Lernergebnissen Die Bildungsstandards der österreichischen Berufsbildung verstehen sich als Beitrag zur transparenten Darstellung von Lernergebnissen; sie unterstützen die entsprechenden Initiativen auf der europäischen Ebene, in dem sie eine bessere Vergleichbarkeit und Bewertung von Bildungsabschlüssen ermöglichen. Bildungsstandards sind zugleich ein integraler Bestandteil der Qualitätsinitiative QIBB; sie setzen am Kernprozess „Unterricht“ an und beschreiben zentrale fachliche und fachübergreifende Ziele auf der Grundlage von so genannten Kompetenzmodellen. Besondere Bedeutung kommt dabei der nachhaltigen Sicherung von Lernergebnissen zu. Bildungsstandards tragen ferner zur Weiterentwicklung des Bildungssystems bei; durch Formulierung von gemeinsamen Zielvorstellungen wird die österreichweite Umsetzung von Ausbildungsprofilen unterstützt; Systemrückmeldungen in standardisierter Form geben die Möglichkeit, Auskunft über die Erreichung der vorgegebenen Lernergebnisse zu erhalten und in der Folge steuernd auf das System einzuwirken. Es gehört zur guten Praxis in der Entwicklung von Bildungsstandards, von einem überschaubaren Kompetenzbegriff aus zu gehen. Zu diesem Zwecke wird der im Allgemeinen recht komplexe Kompetenzbegriff über ein sogenanntes Kompetenzmodell auf Grunddimensionen zurückgeführt. Zu den Grunddimensionen zählen die „Inhaltsdimension“ sowie die „Handlungsdimension“. Die Inhaltdimension weist die für einen Gegenstand oder eine Fachrichtung relevanten Themenbereiche aus. Mit der Handlungsdimension wird die im jeweiligen Gegenstand oder in der jeweiligen Fachrichtung zu erbringende kognitive Leistung zum Ausdruck gebracht und z.B. durch die Stufen Wiedergeben, Verstehen, Anwenden, Analysieren und Entwickeln abgebildet. Ergänzend zur kognitiven Leistungsdimension finden auch persönliche und soziale Kompetenzen aus dem jeweiligen Berufsfeld Berücksichtigung, d.h. die verwendeten Kompetenzmodelle umfassen neben fachübergreifenden Wissen und Fertigkeiten auch personale Kompetenzen. Man gelangt so zu einem Kompetenzverständnis, das dem im Europäischen Qualifikationsrahmen verwendeten Ansatz grundsätzlich entspricht2. 3 Die Bildungsstandards für die Berufsbildung 1 Nationaler Qualifikationsrahmen NQR, Europäischer Qualifikationsrahmen EQF, Europäisches System zur Übertragung, Akkumulierung und Anerkennung von Lernleistungen im Bereich der Berufsbildung ECVET. 2 Indikatoren des EQF: Kenntnisse, Fertigkeiten, persönliche und fachliche Kompetenz (Selbstständigkeit und Verantwortung, Lernkompetenz, Kommunikationskompetenz und soziale Kompetenz, fachliche und berufliche Kompetenz) Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 4 Bei deren Erarbeitung von bundesweit gültigen Standards für die Berufsbildung wurde auf bereits bestehenden Entwicklungen aufgebaut. So orientierten sich die Bildungsstandards in Deutsch und Englisch am Europäischen Sprachenreferenzrahmen, die Bildungsstandards für Angewandte Mathematik lehnen sich an in der Fachdidaktik anerkannte Strukturen (u.a. aus dem Bereich der Allgemeinbildung) an. Im Bereich der fachübergreifenden Bildung wurde die Standardentwicklung auch für die Gebiete „Wirtschaft“, „Naturwissenschaften“ und „Informatik“ in Angriff genommen. Die große Herausforderung stellen aber die Standards für die berufliche Fachbildung dar. Anders als in den bisher angeführten Bereichen, die jeweils einem (z.B. Angewandte Mathematik) oder einigen Unterrichtsgegenständen (z.B. Naturwissenschaften) entsprechen, zielen die Standards für die berufliche Fachbildung auf das Berufsfeld eines Bildungsganges ab. Diese Standards haben daher die Kernbereiche aller fachbezogenen Unterrichtsgegenstände zu berücksichtigen, die in ihrer Gesamtheit auf die fachlichen Erfordernisse des Berufsfeldes abgestimmt sind, für das der Lehrplan ausbildet. Hier betreten wir Neuland, denn es gibt weder auf der nationalen noch auf der internationalen Ebene Ansätze, die auf die Situation der österreichischen Berufsbildung adaptiert werden könnten. Auch in der beruflichen Fachbildung gelangen zweidimensionale Kompetenzmodelle zur Anwendung. Die inhaltlichen und kognitiven Anforderungen werden durch so genannte Deskriptoren zum Ausdruck gebracht, d.h. durch Umschreibungen der Anforderungen in Form von Zielen oder Themenvorgaben. Zusätzliche Erläuterungen und Klarstellungen vermitteln die beigefügten prototypischen Aufgaben. Diese haben den Charakter von Unterrichtsbeispielen. Das Kompetenzmodell, die Deskriptoren und die prototypischen Aufgaben sind die Instrumente, die für die Darstellung der Standards in der Berufsbildung verwendet werden. Der Prozess Standardentwicklung ist in Phasen angelegt. Phase 1 betrifft die Erstellung des Kompetenzmodells und die Formulierung der zu erreichenden Ziele in Form von Deskriptoren. In den Fachgebieten Deutsch, Angewandte Mathematik, Englisch, Informatik, Wirtschaft und Naturwissenschaften sind die Bildungsstandards (also die Kompetenzmodelle, die Deskriptoren und die prototypischen Aufgaben) bereits entwickelt und ausformuliert. Die Standards für die berufliche Fachbildung werden derzeit erarbeitet und sollen bis zum Ende des Schuljahres 2006/07 fertig gestellt sein. Wichtig ist, dass die Standards zunächst nur auf die Abschlussqualifikation abzielen, also auf die 13. Schulstufe hin formuliert sind. Mit der Konzentration auf diese Schnittstelle sollen optimale Übergänge ins Berufsleben oder zu weiterführenden Studien unterstützt werden. In Phase 2 werden die Unterrichtsbeispiele ausgearbeitet. Unterrichtsbeispiele stellen in sich geschlossene Aufgaben dar, die in den Unterricht eingebaut werden können. Bei Erarbeitung der Beispiele wird bewusst nicht auf die Testung geachtet. Die Beispiele eignen sich zur Anregung im Unterricht, zur Orientierung, aber auch zur Selbstevaluation. Hier sollen sie zur Verbesserung der Unterrichtsqualität beitragen. Transparenz und Vergleichbarkeit der Lernergebnisse sind wichtige Qualitätsindikatoren. In Phase 2 sind alle Schulen eingeladen, die Standards möglichst breit zu diskutieren, sie in den Unterricht einzubeziehen (standardbezogener Unterricht) und die Erfahrungen an die Arbeitsgruppen rückzumelden. Für die Steuergruppe: Ursula Fritz, Josef Lackner, Werner Timischl Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 5 1. Das Kompetenzmodell Wie gut können Schülerinnen und Schüler an den berufsbildenden Sekundarstufen naturwissenschaftliche Phänomene beobachten, untersuchen, bewerten und anwenden? Sind sie in der Lage, populärwissenschaftliche Berichte zu verstehen? Können sie Belege und Folgerungen interpretieren und von Meinungen ohne wissenschaftlichen Hintergrund unterscheiden? Darauf versuchen die Bildungsstandards in den Naturwissenschaften eine deutlichere Antwort zu geben, als dies bisher im berufsbildenden Schulwesen der Fall war. Die Formulierung eines Kompetenzmodells soll hier mehr Klarheit schaffen und Übersicht vermitteln. In Anlehnung an die Definition von Weinert (2001, S. 27f.) verstehen wir unter Kompetenzen „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“. Die SchülerInnen sollen: - Fähigkeiten und Fertigkeiten nutzen auf Wissen zurückgreifen bzw. beschaffen Motivation aufbauen zentrale Zusammenhänge verstehen lösungsorientierte Handlungsdimensionen entwickeln Erfahrungen sammeln 1.1 Der Beitrag der Naturwissenschaften (BIO, CH, PH, TÖW) zur Bildung Unterrichtsgegenstände können heute nicht mehr nur dadurch gerechtfertigt werden, dass sie traditionell schon immer Bestandteil des Fächerkanons waren. Jedes Fach hat nachzuweisen, welchen Beitrag es zur Bildung der jungen Menschen liefert. Die eingesetzte Arbeitsgruppe aus Lehrenden aller berufsbildenden Schulformen hat sich nach längerer Diskussion entschlossen, die Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie integrativ zu betrachten, d.h. Gemeinsamkeiten in der Struktur zu betonen und interdisziplinäre Bezüge mitzudenken. Dies entspricht dem Trend vieler internationaler und europäischen Projekte (z.B. dem OECD – PISA – Framework Naturwissenschaften – siehe Anhang). Viele wichtige Forschungsgebiete sind heute prinzipiell disziplinübergreifend angelegt – von der europäischen Raumfahrt bis zu Arbeiten mit nanotechnischen Entwicklungen. Dabei wurden zwei Schwierigkeiten bewusst in Kauf genommen: Die recht unterschiedlichen Lehrplanstrukturen der naturwissenschaftlichen Fächer im berufsbildenden höheren Schulwesen führen dazu, dass gemeinsame Lehrinhalte für alle Schulformen nicht in allen Bereichen gefunden werden konnten; außerdem begünstigt die disziplinorientierte LehrerAusbildung an den Universitäten die gewünschte Vernetzung der Fächer derzeit nicht. Unsere Gesellschaft wird durch Naturwissenschaft und Technik in allen Bereichen geprägt. Durch ein Wechselspiel zwischen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Anwendungen werden Fortschritte auf vielen Gebieten bewirkt, so z.B. in der Medizin, der Biound Gentechnologie, der Umwelt- und Energietechnik, der Nanotechnologie bzw. der Informationstechnologie. Die Entwicklung der Naturwissenschaften und der Technologie birgt jedoch auch Risiken. Diese müssen erkannt und bewertet werden. Dazu ist Wissen in den naturwissenschaftlichen Fächern notwendig. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 6 Naturwissenschaftliche Bildung ist ein wesentlicher Bestandteil der Allgemeinbildung. Sie ermöglicht eine aktive Teilnahme an gesellschaftlicher Kommunikation und Meinungsbildung über technische Entwicklung und naturwissenschaftliche Forschung. Ziele der naturwissenschaftlichen Grundbildung sind: Phänomene erfahrbar zu machen, die Sprache und die Entwicklung der Naturwissenschaften zu verstehen, die Erkenntnisse der Naturwissenschaften zu kommunizieren, sich mit den speziellen naturwissenschaftlichen Methoden der Erkenntnisgewinnung und ihren Grenzen auseinanderzusetzen und die erworbenen naturwissenschaftlichen Kompetenzen im Leben vorteilhaft für sich und andere zu verwenden. Dazu gehört das naturwissenschaftliche Arbeiten, das eine Betrachtung der Welt in analytischer und rationaler Weise ermöglicht. Naturwissenschaftliche Grundbildung soll weiters eine Orientierung für naturwissenschaftlich-technische Berufsfelder geben und Grundlagen für anschlussfähiges, berufsbezogenes Lernen schaffen. Der Beitrag des Faches Biologie liegt in der Auseinandersetzung mit dem Lebendigen. „Lebendige Natur“ bildet sich in verschiedenen Systemen ab, so z. B. in der Zelle, im Organismus, im Ökosystem und der Biosphäre sowie in deren Wechselwirkungen und in ihrer Geschichte. Biologische Systeme zu verstehen erfordert zwischen den verschiedenen Systemen gedanklich zu wechseln und unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Im Biologieunterricht kann multiperspektivisches und systemisches Denken entwickelt werden. In der angewandten Biologie ist auch das Erkennen des Lebensmittel- und Warencharakters biologischer Produkte für das umweltbewusste Denken im Alltag wichtig. Dies liefert die Grundlage für ein gesundheitsbewusstes und umweltverträgliches Handeln in individueller als auch in gesellschaftlicher Verantwortung. Für ein aktives Teilhaben fördert der Biologieunterricht die Kompetenzen Kommunizieren und Bewerten. Die Chemie liefert Erkenntnisse über den Aufbau und die Herstellung von Stoffen sowie für den sachgerechten Umgang mit ihnen. Sie untersucht und beschreibt die stoffliche Welt. Dabei berücksichtigt sie im Besonderen die chemische Reaktion als Einheit aus Stoff- und Energieumwandlung durch Teilchen- und Strukturveränderungen und Umbau chemischer Bindungen. Durch den Chemieunterricht sollen die Schülerinnen und Schüler Phänomene der Lebenswelt auf der Grundlage ihrer Kenntnisse über Stoffe und chemische Reaktionen erklären, bewerten, Entscheidungen treffen, Urteile fällen und dabei kommunizieren können. Sie erkennen die Bedeutung der Wissenschaft Chemie, der chemischen Industrie und chemierelevanter Berufe für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Sie sollen für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen sensibilisiert werden unter Berücksichtigung eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Chemikalien und Gerätschaften aus Haushalt, Labor und Umwelt sowie des sicherheitsbewussten Experimentierens. Auf Grundlage ihrer chemischen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten nutzen die SchülerInnen insbesondere das Experiment als Methode zum Erkenntnisgewinn. Darüber hinaus ziehen sie Kompetenzen aus anderen Fächern heran und erfahren die Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis. Die SchülerInnen verknüpfen experimentelle Ergebnisse mit Modellvorstellungen und erlangen im Teilchenbereich ein tieferes Verständnis der chemischen Reaktionen und der Stoffeigenschaften. Die Physik stellt eine wichtige Grundlage für das Verstehen natürlicher Phänomene und die Erklärung und Beurteilung von Entwicklungen und technischen Systemen dar. Der Physikunterricht fördert durch Inhalte und Methoden die für das Fach typischen Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 7 Herangehensweisen an Aufgaben und Probleme sowie die Entwicklung einer spezifischen Weltsicht. Physik ermöglicht Weltbegegnung durch Modellierung von Phänomenen und die Vorhersage der Ergebnisse von Wirkungszusammenhängen. Dabei spielen die strukturierte und formalisierte Beschreibung von Phänomenen als auch die Erarbeitung ihrer wesentlichen physikalischen Eigenschaften eine Rolle. Im Physikunterricht soll eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Themen und ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen gelegt, ein Beitrag zu anderen Fächern geleistet und ein anschlussfähiges Orientierungswissen gegeben werden. Der Fachbereich Warenlehre ist ein Unikat der kaufmännischen berufsbildenden mittleren und höheren Schulen auf Basis naturwissenschaftlicher Grundbildung, die wissenschaftlich mit Inhalten der Human-, Politik-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften verbunden wird. Die interdisziplinäre Betrachtung von Waren fördert das für die Entscheidungskompetenz in Wirtschaft orientierten Berufen und Studien nötige Einschätzungsvermögen von Gesamtsituationen. Dabei ist vor allem der Zusammenhang der Naturwissenschaften mit Management und Technik von Bedeutung. Waren sind sowohl im Kontext mit ihrer Herkunft aus der Natur und ihrer Auswirkung auf sie, als auch hinsichtlich ihres Natur-, Tausch-, Markt- und Nutzwertes sowie ihrer gesellschaftlichen Bedeutung bezüglich Ethik und Image zu sehen. Die Betrachtung von Waren im ökologischen Produktlebenszyklus fördert durch ihren interdisziplinären Ansatz den Erwerb ganzheitlichen Denkens und eröffnet Perspektiven zu Analogieschlüssen zwischen Natur und Wirtschaft durch Umsetzen von Systemtheorie und Biokybernetik. Diese Sicht macht Abläufe in Natur und Wirtschaft als Kreisprozesse bewusst. Die unterrichtliche Behandlung von Waren als Produkte angewandter Naturwissenschaften und Objekte sozialen und wirtschaftlichen Interesses liefert wertvolle Beiträge zur Persönlichkeitsbildung. Warenlehreunterricht baut nicht nur auf angewandter Naturwissenschaft auf, sondern führt auch auf sie zurück, da der mathetische Bezug von Waren das Verständnis naturwissenschaftlicher Gesetze anhand exemplarischer Beispiele wesentlich erleichtert. Die ganzheitliche Behandlung von Waren spiegelt gesellschaftliche Werthaltungen wie Ethik oder z.B. über Ökodesign oder Ressourcenlehre Nachhaltigkeit wieder. Die wissenschaftliche Betrachtung schließt den Kontext mit gesellschaftlichen und ökologischen Entwicklungen der Gesellschaft ein, die sich z.B. an Marken für Produkte zeigt. Für die Preisbildung ist ein Mix aus Struktur-, Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften von Waren maßgeblich. 1.2 Das dreidimensionale Kompetenzmodell (NAWI) Das Kompetenzmodell umfasst eine Handlungsdimension, eine Inhaltsdimension und beschreibt zwei unterschiedliche Niveaustufen auf diesen beiden Dimensionen. Bei den beiden fachlichen Teildimensionen sind folgende Dimensionen zu unterscheiden: Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 8 Anforderungsniveau Niveau 2 Niveau 1 inhaltliche Dimension Beobachten (A) & Erfassen Untersuchen (B) & Bearbeiten Bewerten (C) & Anwenden Handlungskompetenz Allgemeine naturwissenschaftliche Kompetenzen (naturwissenschaftliche Handlungskompetenz) Hierbei handelt es sich um ein dreistufiges Modell, das sich an der Vorgehensweise beim naturwissenschaftlichen Arbeiten orientiert. Durch die Unterteilung in Kompetenzklassen werden charakteristische Handlungsbereiche spezifiziert, die eine logische Abfolge erkennen lassen. Inhaltsbezogene Dimension (aufgegliedert nach Biologie, Chemie und Physik) Aus der Heterogenität der drei naturwissenschaftlichen Disziplinen ergab sich die Notwendigkeit die Inhaltsebene in 3 Teilbereiche (nach den Fächern Biologie, Chemie und Physik) zu gliedern. Die angeführten Kompetenzklassen entsprechen den im Lehrplan enthaltenen Inhaltsbereichen. Die dritte Dimension beschreibt die unterschiedlichen Anspruchsniveaus: Anforderungsniveau Durch die beiden Kompetenzstufen sollen kognitive Leistungen mit unterschiedlichem Anspruchsniveau spezifiziert werden. Das Erreichen einer Kompetenzstufe sagt etwas über die Fähigkeit aus, mit einfacheren oder komplexeren Sachverhalten umgehen zu können. Bei der fächerübergreifenden Behandlung von drei naturwissenschaftlichen Disziplinen geht es dabei auch um die Zuordnung von Fragestellungen zu einzelnen Fachgebieten interdisziplinäre Lösungsansätze. 1.2.1 Dimension Handlungskompetenz Ausgangspunkt zur Bestimmung der Kompetenzbereiche ist die in 1.1 beschriebene naturwissenschaftliche Arbeitsweise. Daraus ergeben sich die drei im Folgenden angeführten Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 9 Allgemeinen naturwissenschaftlichen Kompetenzen: A. B. C. Beobachten und Erfassen Untersuchen und Bearbeiten Bewerten und Anwenden Sie können wie folgt beschrieben werden: A Beobachten & Umfasst die Kompetenz, Vorgänge und Erscheinungsformen der Natur zu beobachten, gegebenenfalls durch Formeln und Erfassen: Symbole zu beschreiben und sich in der entsprechenden Fachsprache auszudrücken. Dazu gehören das Einordnen, Darstellen und Erläutern dieser Phänomene mit Hilfe von Basiskonzepten, Fakten und Prinzipien. B Untersuchen & Umfasst die Kompetenz, Vorgänge und Erscheinungsformen in Natur und Umwelt mit fachspezifischen Methoden zu Bearbeiten: untersuchen, zu analysieren und auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen. Dazu gehören das Stellen geeigneter Untersuchungsfragen, die Informationsbeschaffung und die Modell- und Hypothesenbildung. Daraus ergibt sich die begründete Auswahl von Bearbeitungsmethoden (z. B. Fallstudien, Experimente, Messungen und Berechnungen). C Bewerten Anwenden: & Umfasst die Kompetenz Daten, Fakten und Ergebnisse bezüglich ihrer Aussage und Konsequenzen zu bewerten, zu dokumentieren, zu präsentieren und anzuwenden. Dazu gehören die begründete Auswahl von Bewertungskriterien und das Erkennen der Gültigkeitsgrenzen und Anwendungsbereiche naturwissenschaftlicher Aussagen und Prognosen. Entsprechend der zu Grunde liegenden Kompetenzdefinition von Weinert geht es auch um den Aufbau von Motivation und Handlungsbereitschaft, woraus sich eine förderliche Anwendbarkeit im persönlichen und gesellschaftlichen Handlungsbereich ergibt. Die angeführten Kompetenzbereiche gehen von allgemeinen, fächerübergreifenden naturwissenschaftlichen Denkweisen aus, sind jedoch für jedes einzelne Unterrichtsfach in typischer Weise umzusetzen. Die angeführten Kompetenzbereiche beschreiben Handlungen, die für die Bearbeitung und Nutzung der inhaltlichen Teilbereiche aus Biologie, Chemie und Physik erforderlich sind. 1.2.2 Inhaltsdimension Die im jeweiligen Fach angegebenen Dimensionsklassen spiegeln die wesentlichen Inhaltsbereiche der Lehrpläne der verschiedenen berufsbildenden Schultypen wider. Da darüber hinaus das Erkennen von Zusammenhängen über die Grenzen des einzelnen Unterrichtsfaches hinweg für die Entwicklung von naturwissenschaftlichen Kompetenzen notwendig ist, wurden für jedes Unterrichtsfach dieselben vier Dimensionsklassen festgelegt. Dabei handelt es sich um grundlegende Basiskonzepte, durch die Phänomene naturwissenschaftlich beschrieben und geordnet werden können. Die Strukturierung und Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 10 Systematisierung der Inhalte wird damit erleichtert und der Erwerb eines grundlegenden, vernetzten Wissens ermöglicht. Allgemeine inhaltliche Dimension: 1 Stoffe, Teilchen und Strukturen 2 Wechselwirkungen 3 Entwicklungen und Prozesse 4 Systeme Zusätzlich war es notwendig für Biologie, Chemie und Physik unterschiedliche inhaltliche Dimensionen zu formulieren und innerhalb dieser „Teildimensionen“ eine inhaltliche thematische Auswahlmöglichkeit zu schaffen, um den unterschiedlichen Ansprüchen der einzelnen Berufsbildenden Schultypen gerecht zu werden. Wesentlich erscheint es, durch die dargelegte Rahmenstruktur eine Zuordnung und Vernetzung der einzelnen Fachinhalte zu ermöglichen, auch wenn der inhaltliche Abdeckungsgrad je Schultype unterschiedlich sein wird. Inhaltliche Dimension Biologie: 1.1-bio Vom Molekül zur Zelle zum Organismus 1.2-bio Arbeitsweise der Biologie 2.1-bio Stoffwechsel & Steuer- und Regelmechanismen 2.2-bio Humanökologie 3.1-bio Vererbung und Evolution 3.2-bio Bio- und Lebensmitteltechnologie 4.1-bio Zelle als System 4.2-bio Ökologie Inhaltliche Dimension Chemie: 1.1-ch Aufbau der Materie 1.2-ch Arbeitsweise der Chemie 2.1-ch Chemische Bindungen 2.2-ch Chemische Reaktionen 3.1-ch Chemische Technologie 3.2-ch Chemie und Gesellschaft 4.1-ch Periodensystem der Elemente 4.2-ch Chemische Grundlagen der Ökologie Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 11 Inhaltliche Dimension Physik: 1.1-ph Eigenschaften der Materie 1.2-ph Arbeitsweise der Physik 2.1-ph Wechselwirkungsarten 2.2-ph Wellen und Materie 3.1-ph Physikalische Weltbilder 3.2-ph Physik und Gesellschaft 4.1-ph Erhaltungsgrößen in Systemen 4.2-ph Raum und Zeit Inhaltliche Dimension Technologie und Warenlehre: 1.1-twl anorganische Waren 1.2-twl organische Waren 2.1-twl Ware und Ökologie 2.2-twl Ware und Technologie 3.1-twl Technologische Prozesse 3.2-twl Lebenszyklus von Waren 4.1-twl Ökologisches Wirtschaften 4.2-twl Ware, Technologie und Gesellschaft 1.2.2.1 Inhaltsdimension Biologie Zu den inhaltlichen Dimensionen wurden „Teildimensionen“ formuliert (1.1-bio, etc.). Um eine inhaltlich - thematische Auswahlmöglichkeit zu schaffen, wurden dazu Beispiele angegeben. 1 Stoffe, Teilchen und Strukturen 1.1-bio Vom Molekül zur Zelle zum Organismus Biomoleküle, RNA, DNA; Viren, Zelle (Prokarionten, Eukarionten) , Organellen, Gewebe und Organe; Bau und Funktion von Organsystemen; Pilze, Algen 1.2-bio Arbeitsweisen der Biologie Bildgebende Verfahren, Zellkulturen, systematische Einteilung 2 Wechselwirkungen 2.1-bio Stoffwechsel & Steuer- und Regelmechanismen Baustoffwechsel, Nährstoffe; Energiestoffwechsel, Fotosynthese, Zellatmung, Gärung; Hormonsystem, Nerven- und Sinnessystem, Muskulatur, Immunsystem, Proteinsynthese. 2.2-bio Humanökologie Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 12 Lernbiologie, Sexualhygiene, Psychohygiene, Ergonomie, Ernährung, Drogen 3 Entwicklungen und Prozesse 3.1-bio Vererbung und Evolution klassische Genetik, Tier- und Pflanzenzucht; Molekulargenetik, Mutation, Meiose, Befruchtung, Erbkrankheiten; Evolutionstheorie 3.2-bio Biotechnologie Gentechnik, Stammzellen, Klonen 4 Systeme 4.1-bio Zelle als System Diffusion, Osmose, Organellen; Mitose 4.2-bio Ökologie abiotische und biotische Faktoren, Ökosysteme, Stoffkreisläufe, Nachhaltigkeit, Umweltschutz 1.2.2.2 Inhaltsdimension Chemie Zu den inhaltlichen Dimensionen wurden „Teildimensionen“ formuliert (1.1-ch, etc.). Um eine inhaltlich - thematische Auswahlmöglichkeit zu schaffen, wurden dazu Beispiele angegeben. 1 Stoffe, Teilchen und Strukturen 1.1-ch Aufbau der Materie Atome, Atommodelle; Moleküle, Organische Moleküle, Makromoleküle; Reinstoff/Gemenge, Elemente/Verbindung, Aggregatzustände, Kristalle 1.2-ch Arbeitsweisen der Chemie chemisch-physikalische Größen, Formelschreibweise und Nomenklatur, physikalische Trennverfahren, Analyse – Synthese; Sicherheit im Umgang mit gefährlichen Stoffen 2 Wechselwirkungen 2.1-ch Chemische Bindungen Atombindung, Ionenbindung, Metallbindungen, Wasserstoffbrückenbindungen, Van der Waals Kräfte 2.2-ch Chemische Reaktionen Reaktionsgleichungen und Stöchiometrie, Chemisches Gleichgewicht, Endotherme / exotherme Reaktionen, Katalyse; Protolysereaktionen, Redoxreaktionen, Spannungsreihe, galvanische Elemente; Fotosynthese, Atmung, Gärung 3 Entwicklungen und Prozesse 3.1-ch Chemische Technologie anorganische und organische Grund- und Alltagsstoffe: Düngemittel, Erzeugnisse der Petrochemie, Kunststoffe, Farbstoffe, Metallgewinnung, Katalysatoren, Waschmittel; 3.2-ch Chemie und Gesellschaft Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 13 Geschichte der Chemie, Entwicklung der Atommodelle, vom Phänomen zum Modell 4 Systeme 4.1-ch Periodensystem der Elemente Ordnungszahl, Massenzahl, Nuklide, Isotope 4.2-ch Chemische Grundlagen der Ökologie Luft, Wasser, Boden, Stoffkreisläufe; Umweltprobleme: Ozonproblematik, Treibhauseffekt 1.2.2.3 Inhaltsdimension Physik Zu den inhaltlichen Kompetenzen wurden „Teilkompetenzen“ formuliert (1.1-ph, etc.). Um eine inhaltlich - thematische Auswahlmöglichkeit zu schaffen, wurden dazu Beispiele angegeben. 1 Stoffe, Teilchen und Strukturen 1.1-ph Eigenschaften der Materie Aggregatzustände, Temperatur, Wärme Elektrische Leitfähigkeit, Stromkreise 1.2-ph Arbeitsweise der Physik Internationales Einheitensystem: Grundgrößen, abgeleitete Größen, Vorsilben; Größenordnungen; vom Experiment zur Theorie 2 Wechselwirkungen 2.1-ph Wechselwirkungsarten Kräfte und ihre Wirkungen: Newtonsche Axiome, Reibung, Federkraft, statischer und dynamischer Auftrieb, elektrostatische Kraft, Magnetismus; Vereinheitlichung der Kräfte, Standardmodell 2.2-ph Wellen und Materie Ionisierende Strahlung (Radioaktive Strahlung) Elektromagnetische Wellen (elektromagnetisches Spektrum) Mechanische Wellen: Schall Interaktionen Materie und Wellen: Reflexion, Emission, Absorption, Beugung, Brechung Interaktionen Wellen mit Wellen: Interferenz 3 Entwicklungen und Prozesse 3.1-ph Physikalische Weltbilder Atommodelle; geozentrisches und heliozentrisches Weltbild, Urknalltheorie; Von der klassischen zur modernen Physik 3.2-ph Physik und Gesellschaft Energiebereitstellung, Wirkungsgrade; Verarbeitung, Übertragung und Speicherung von Informationen 4 Systeme 4.1-ph Erhaltungsgrößen in Systemen Energieformen, Energieerhaltung, Energieumwandlung; weitere Erhaltungsgrößen 4.2-ph Raum und Zeit Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 14 Bezugssysteme: Translation, Rotation; Relativitätstheorie; Feldbegriff 1.2.2.4 Inhaltsdimension Technologie und Warenlehre Zu den inhaltlichen Dimensionen wurden „Teildimensionen“ formuliert (1.1-twl, etc.). Um eine thematische Auswahlmöglichkeit zu schaffen, wurden dazu Beispiele angegeben. 1 Stoffe, Teilchen und Strukturen 1.1-twl anorganische Waren Metalle, Schmuck- und Edelsteine, Glas- und Tonwaren, Baustoffe. 1.2-twl organische Waren Lebens- und Genussmittel, Textilien, Kunststoffe. 2 Wechselwirkungen 2.1-twl Ware und Ökologie Erneuerbare Energieträger, Landwirtschaft, Wasser. 2.2-twl Ware und Technologie Nahrungsmittelindustrie, Abfallwirtschaft, Energiewirtschaft. 3 Entwicklungen und Prozesse 3.1-twl Technologische Prozesse Aktuelle Forschungsbereiche, z.B. Informationstechnologie, Biotechnologie, Solartechnologie, Brennstoffzelle, Nanotechnologie, Lebensmitteltechnologie. 3.2-twl Lebenszyklus von Waren Rohstoff, Produktion, Transport, Handel, Nutzung, Entsorgung. 4 Systeme 4.1-twl Ökologisches Wirtschaften Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit, Globalisierung Energiebilanzen, Ökobilanzen, Ökomanagement. 4.2-twl Ware, Technologie und Gesellschaft Werte von Waren (z.B. Ästhetik, Prestige), Warenethik (z.B. Fair Trade, artgerechte Tierhaltung), Mobilität, Automatisierung, Bevölkerungsentwicklung. 1.2.3 Dimension Anforderungsniveau: Das Anforderungsniveau beschreibt Anforderungsstufen mit mehr oder weniger komplexen Denkprozessen. Im Gegensatz zu den bei Prüfungen und Tests überprüften und im laufenden Lernprozess erworbenen kurzfristigen Kompetenzen beschreiben Standards langfristige Kompetenzen die bis zum Ende der Ausbildung erworben werden sollen. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 15 Es besteht Einigkeit darüber, dass langfristige Kompetenzen, wie sie mit Standards angesprochen werden, ein wesentlich niedriges Anforderungsniveau aufweisen als kurzfristig erworbene Kompetenzen im Rahmen einer Prüfung oder eines Tests. In diesem Modell werden zwei Anforderungsniveaus definiert: Niveau 1: Naturwissenschaftliche Sachverhalte, Methoden und Anwendungen reproduzieren: Niveau 2: Naturwissenschaftliche Sachverhalte und Methoden, auch interdisziplinär zu transferieren und auf neue Sachverhalte anwenden: Das Anforderungsniveau 1 umfasst die Fähigkeiten und Methoden, - einfache naturwissenschaftliche Sachverhalte zu reproduzieren, - einfache Experimente und Arbeitsweisen nachzuvollziehen bzw. zu beschreiben, - Auswirkungen von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu benennen, - einfache Kontexte aus naturwissenschaftlicher Sicht zu erläutern. - Informationsbeschaffung zu naturwissenschaftlichen Sachverhalten Das Anforderungsniveau 2 umfasst die Fähigkeiten und Methoden, - umfangreiche und über die Fächergrenzen zusammenhängende naturwissenschaftliche Sachverhalte zu analysieren, - naturwissenschaftliche Sachverhalte zu kombinieren und Analogieschlüsse zu ziehen, - naturwissenschaftliche Sachverhalte zu reflektieren und zu bewerten, - Phänomene in einen naturwissenschaftlichen Kontext einzuordnen, - auf Basiskonzepte zurückzugreifen, Wissen selbstständig zu erwerben und auf naturwissenschaftliche Sachverhalte im Kontext anzuwenden, - interdisziplinäre Experimente zu planen, durchzuführen, sowie gewonnene Beobachtungen und Daten auszuwerten. Vom Anforderungsniveau zu unterscheiden ist der Begriff der persönlich Fassbarkeit, der eher individuumsbezogen gesehen werden muss, also von der Vorbildung der einzelnen Schülerin / des einzelnen Schülers beeinflusst wird. 1.3 Die Vernetzung der 3 Dimensionen Naturwissenschaftliche Grundbildung zeigt sich erst dann, wenn allgemeine naturwissenschaftliche Kompetenzen und Inhaltsdimensionen vernetzt miteinander auftreten, das heißt, wenn Schülerinnen und Schüler in wechselnden Situationen allgemeine Handlungskompetenzen aktivieren und dabei auf Inhalte zurückgreifen können. Gesellschaftliche Bildung wird durch Vernetzung natur-, sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Inhaltsdimensionen offenbar. So können Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Situationen auf Inhalte zurückgreifen um Handlungskompetenz zu zeigen. Je nach gestellter Aufgabe geschieht dies auf zwei unterschiedlichen Anforderungsniveaus. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 16 Die Vernetzung der Handlungskompetenz und der inhaltlichen Dimension wird in der folgenden Grafik dargestellt. Die Realisierung einer solchen Verknüpfung in Form von Aufgaben kann in verschiedenen Anforderungsniveaus erfolgen. Anforderungsniveau Niveau 2 Niveau 1 inhaltliche Dimension Beobachten (A) & Erfassen Untersuchen (B) & Bearbeiten Bewerten (C) & Anwenden Handlungskompetenz Die Verknüpfung der Dimensionen wird in der Form von „Deskriptoren“, also verbalisierte Kompetenzanforderungen, dargestellt. Ein Deskriptorcode für naturwissenschaftliche Standards hätte folgendes Aussehen: NAWI-1.22-A.1-ch (Inhalt 1.2, Anforderung 2, Handlung A.1, Chemie) Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 17 In den Feldern einer Matrix werden beispielhaft solche Verknüpfungen dargestellt: Inhaltliche naturwissenschaftliche Dimension Stoffe, Teilchen und Strukturen Wechselwirkungen Entwicklungen & Prozesse Systeme 2 3 4 1 Naturwissenschaftliche Handlungskompetenz Beobachten & Erfassen A Deskriptor (1.1-A-bio) Niveau 1 Analysieren & Bearbeiten B Deskriptor (4.2-A-ch) Niveau 1 Deskriptor (2.1-B-ph) Niveau 2 Bewerten & Anwenden Deskriptor (3.2-C-ch) Niveau 2 C Beispiele für vernetzte Kompetenzen: (1) Stoffe Teilchen und Strukturen: Zelle (1.1-A-bio): Die Schülerinnen / die Schüler erfassen anhand einer Abbildung die Bestandteile einer Zelle. Sie ordnen den Zellorganellen ihre jeweiligen Funktionen zu. (2) Wechselwirkungen: Steuer- und Regelmechanismen: Auge (2.1-B-bio): Die Schülerinnen / die Schüler analysieren den Aufbau des Auges sowie die Korrektur der Altersweitsichtigkeit mittels vorgesetzter Linse (Brille). Daraus leiten Sie die Erklärung für die Altersweitsichtigkeit ab und formulieren die Begründung in allgemein verständlichen Worten. (3) Entwicklungen und Prozesse: Biotechnologie (3.2-C-bio): Die Schülerinnen / die Schüler beantworten die Frage: „Welche sachlichen Gründe sprechen Ihrer Meinung nach eher für einen Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft und welche eher dagegen? Gehen Sie dabei auf ökologische und ökonomische Fragen ein!“ nach dem intensiven Studium einer thematisch passenden Internetseite. (4) System: Ökologie, Ökosystem (4.2-A-bio): Die Schülerinnen / die Schüler ermitteln aus einem Text die Umweltfaktoren, die Einfluss auf das Leben der Sardelle haben und ordnen diese den abiotischen sowie biotischen Faktoren zu. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 18 Zwecks besserer Lesbarkeit werden in den folgenden Kapiteln zunächst Standards für die naturwissenschaftlichen Handlungskompetenzen formuliert. Die Standards für die inhaltsbezogene Dimension sind schon ausführlich im Kapitel 1.2.2 beschrieben worden. Die Vernetzung sowie die Zuordnung zu den Anforderungsniveaus erfolgen dann bei den prototypischen Aufgaben, die erst eine leistungsmäßige Erfassung und Messung der Erreichbarkeit der Standards ermöglichen. 2 Deskriptoren für allgemeine naturwissenschaftliche Kompetenzen Im Gegensatz zum Lehrplan, der in Form einer Inputsteuerung vorgibt, was Schülerinnen und Schüler lernen sollen, beschreiben die Deskriptoren des Standardmodells, was Schülerinnen und Schüler zu bestimmten Zeitpunkten ihres Bildungsweges können sollen. Daher werden hier aus der Perspektive der Schülerin /des Schülers („Ich kann...“) Deskriptoren für die Handlungs- oder Methodenkompetenz angeführt: 2.1 Bereich A: Beobachten und erfassen A.1 Ich kann Vorgänge und Erscheinungsformen der Natur beobachten und naturwissenschaftliche Zusammenhänge erfassen. A.2 Ich kann Vorgänge und Erscheinungsformen in Natur und Umwelt systematisch Basiskonzepten oder Prinzipien zuordnen und in der entsprechenden Fachsprache beschreiben. A.3 Ich kann Vorgänge und Erscheinungsformen der Natur mit Hilfe von Formeln, Größen und Einheiten beschreiben. A.4 Ich kann Vorgänge und Erscheinungsformen der Natur mit Hilfe von einfachen Gesetzmäßigkeiten beschreiben, darstellen und erläutern. A.5 Ich kann die Bedeutung naturwissenschaftlicher Vorgänge für Wirtschaft, Technik und Umwelt erfassen und verstehen. A.6 Ich kann anhand ausgewählter Beispiele technologische Prozesse und den Lebenszyklus von Waren erklären. A.7 Ich kann ökologische, technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte von Waren erfassen und in der entsprechenden Fachsprache beschreiben. 2.2 Bereich B: Untersuchen und bearbeiten B.1 Ich kann aus unterschiedlichen Medien fachspezifische Informationen beschaffen. B.2 Ich kann naturwissenschaftliche Fragestellungen analysieren und Untersuchungsfragen stellen. B.3 Ich kann mögliche Untersuchungsmethoden nennen, Lösungsansätze formulieren und mögliche Untersuchungsergebnisse vorab abschätzen. B.4 Ich kann einfache naturwissenschaftliche Untersuchungen planen, typische naturwissenschaftliche Arbeitsmethoden anwenden und entsprechende Ergebnisse erhalten. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 19 B.5 Ich kann gewonnene Ergebnisse interpretieren und dokumentieren. B.6 Ich kann durch Untersuchen von Warenproben mit Hilfe einfacher Methoden deren Eigenschaften und Qualitäten ermitteln. B.7 Ich kann das Marktangebot von Waren aus Sicht des Handels und als Konsument/in zielgerichtet untersuchen. 2.3 Bereich C: Bewerten und anwenden C.1 Ich kann gewonnene Ergebnisse der Naturwissenschaften mit gültigen wissenschaftlichen sowie aktuellen kulturell-gesellschaftlichen Kriterien bewerten. C.2 Ich kann die Verlässlichkeit einer Aussage hinterfragen und Gültigkeitsgrenzen von naturwissenschaftlichen Aussagen und Prognosen erkennen. C.3 Ich kann die Konsequenzen von naturwissenschaftlichen Aussagen abschätzen und Schlussfolgerungen daraus ziehen. C.4 Ich kann die förderliche Anwendung von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Prognosen für mich sowie für die Gesellschaft (Wirtschaft, Umwelt und Technik) erkennen und diese beschreiben. C.5 Ich kann naturwissenschaftliche Inhalte präsentieren sowie persönliche Standpunkte darlegen und begründen. C.6 Ich kann die Wirkung technologischer Prozesse abschätzen und mein persönliches Handeln danach ausrichten. C.7 Ich kann den Lebenszyklus, die Qualität und die Werte von Waren analysieren, diese Resultate als Entscheidungsgrundlage verwenden und begründen. 3 Kommentierte Aufgabenbeispiele Auch im Bereich der prototypischen Aufgabenbeispiele erscheint es sinnvoll eine Aufgliederung nach den vier Fachbereichen in kommentierte Aufgabenbeispiele Biologie, kommentierte Aufgabenbeispiele Chemie und kommentierte Aufgabenbeispiele Physik kommentierte Aufgabenbeispiele Technologie und Warenlehre durchzuführen. Im Folgenden finden Sie exemplarische Beispiele aus allen naturwissenschaftlichen Fachbereichen. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 20 Beispiel Biologie: Mauna Loa Ökologie (auszugsweise) Material 1: Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, Mess-Station Mauna Loa Observatorium, Hawaii: Material 2: Die Mess-Station Mauna Loa Observatorium auf Hawaii liegt auf einem Vulkanberg und gilt als idealer Messort, denn die Insel befindet sich in großer Entfernung zu den Kontinenten, auf denen in ganz unterschiedlicher Weise große Ausstöße von Kohlenstoffdioxid erfolgen. Solche große CO2-Quellen stellen beispielsweise die Kohlekraftwerke und der Verkehr in den Industrienationen dar. Auch durch Brandrodungen in tropischen Wäldern wird viel CO 2 freigesetzt. Bedeutsam ist auch die Größe der Kontinente. So ist die Landmasse der Nordhalbkugel größer als die der Südhalbkugel. Auf der Nordhalbkugel wird auch deshalb mehr CO2 freigesetzt als auf der Südhalbkugel, weil dort mehr Menschen leben. Die Messwerte von Mauna Loa zeigen zuverlässig Änderungen der Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der unteren Atmosphäre. Sie spiegeln in erster Linie die atmosphärischen Veränderungen der Nordhalbkugel wider, in zweiter die der gesamten Erdatmosphäre. Die Durchmischung mit der Atmosphäre der Südhalbkugel über den Äquator erfolgt verhältnismäßig langsam. Aufgabenstellung: 1. 1959 begannen Forscher auf Hawaii die CO2Konzentrationen der Erdatmosphäre zu messen (siehe Material 1). Diskutieren Sie in der Kleingruppe die jährlichen Schwankungen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre mit Ihren Kenntnissen zu Fotosynthese und Atmung sowie der hohen Besiedlungsdichte in der Nordhalbkugel und erklären Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 21 Sie diese in Stichworten: 2. Außer den zu verzeichnenden Schwankungen innerhalb eines Jahres ist auch ein Anstieg der CO2-Konzentration von Jahr zu Jahr zu messen. Nennen Sie Gründe für den kontinuierlichen Anstieg. Zuordnung Kompetenzmodell Fragen Handlungskompetenz Inhaltsdimension Anforderungsniveau Frage 1: Schwankungen der CO2Konzentration A.5 C.3 2.1-bio 4.2-bio 2 Frage 2: Anstieg der CO2-Konzentration von Jahr zu Jahr A.5 C.3 2.1-bio 4.2-bio 2 Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 22 Beispiel Chemie: COCA-COLA (auszugsweise) Material 1: Coca-Cola ist der als Warenzeichen eingetragene Name für ein koffeinund kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk. Es ist die weltweit erste und umsatzstärkste Cola-Marke. Inhaber ist The Coca-Cola Company aus Atlanta in den USA, der größte Softdrinkhersteller weltweit. Offizielle Zutatenliste Auf den Etiketten der Cola sind folgende Zutaten in absteigender Reihenfolge angegeben: Coca-Cola Coca-Cola Light: Wasser Zucker Kohlensäure Lebensmittelfarbstoff E 150d (Zuckerkulör) Wasser Kohlensäure Lebensmittelfarbstoff E 150d (Zuckerkulör) Süßstoffe E 950, E 951, E 952 (Natriumcyclamat, Acesulfam-K, Aspartam (enthält Phenylalanin)) Säuerungsmittel: E 338 (Phosphorsäure) und E 330 (Zitronensäure) Aroma Koffein Säuerungsmittel: E 338 (Phosphorsäure) Aroma Koffein 100 ml Coca Cola enthalten 10 g Zucker und 10 mg Koffein. 100 ml Coca Cola Light enthält 10 mg Koffein Aufgabenstellung: 1. In welchen Zutaten unterscheiden sich Coca-Cola und Coca-Cola Light? 2. Welcher der Inhaltsstoffe beider Cola-Getränke ist für die „prickelnde Wirkung“ verantwortlich: O Wasser O Süßstoffe O Aroma O Zucker O Phosphorsäure O Koffein O Kohlensäure O Zitronensäure O Zuckerkulör 3. Der Hauptunterschied zwischen Coca Cola und Coca Cola Light besteht im Kaloriengehalt, deshalb die Bezeichnung Coca-Cola Light für die kalorienreduzierte Variante. Die folgende Abbildung eines Experimentes mit 2 Colaflaschen in Wasser zeigt, dass die Bezeichnung „Leicht“ auch wörtlich genommen werden kann. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 23 Welche physikalisch-chemische Größe beschreibt das Ergebnis dieses Experimentes? 4. Folgende Messergebnisse wurden bei der Untersuchung zweier Cola-Proben gewonnen: Probe Volumen [l] Masse [kg] ……………… Coca-Cola 0,33 0,366 Coca-Cola Light 0,33 0,348 …………………………[…....] …………………………[…....] Ermitteln Sie aus den gegebenen Messergebnissen für beide Proben die physikalischchemische Größe aus Frage 3 und geben sie die Einheit an. 5. Erläutern Sie in eigenen Worten die Abbildung aus Frage 3 und die ermittelten physikalisch-chemischen Größen aus Frage 4. 6. Begründen Sie mithilfe einer Internetrecherche die Schädlichkeit von übermäßigem Colagenuss. Verwenden Sie eine Suchmaschine (z.B.: Google) und die Suchbegriffe Coca-Cola, light, Gesundheit, schädlich. Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Coca-Cola, Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 24 Zuordnung Kompetenzmodell Fragen Handlungskompetenz Inhaltsdimension Anforderungsniveau Frage 1: Zutaten A.1 1.1-ch, 3.1-ch 1 Frage 2: Prickelnde Wirkung A.2 1.1-ch 3.1-ch 1 Frage 3: Physikalisch-chemische Größe A.5 1.2-ch 1.2-ph 2 Frage 4: Physikalisch-chemische Größe ermitteln A.3 1.2-ch 2 Frage 5: Erläutern A.4 1.1-ch 1.2-ch 2 Frage 6:Internetrecherche B.1 C.3 1.2-ch 3.2-ch 2 Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 25 Beispiel Physik : Sicherheit beim Auto (auszugsweise) Material 1: Noch immer gibt es „Gurtenmuffel“ unter den Autofahrer/innen. Dabei sind selbst kräftige Männer bei einer niederen Geschwindigkeit von ca. 12 – 15 km/h nicht in der Lage, sich bei einem Aufprall mit den Händen am Lenkrad abzustützen. Sie "knallen" in den Sicherheitsgurt, der eine Verletzung verhindern kann. Der Gurt verhindert bei Aufprallunfällen mit nicht zu hoher Geschwindigkeit das Schlimmste. Die Autokonstrukteure haben sich zum Schutz der Insassen neben dem Sicherheitsgurt jedoch noch mehr einfallen lassen: Die Front eines Wagens besteht nicht mehr aus starren, massiven Bauteilen, sondern sie ist so gebaut, dass sie sich beim Zusammenstoß "zusammenknautschen" kann. Die Knautschzone bewirkt, dass die Insassen nicht mehr auf einer Strecke von wenigen Zentimetern von z.B. 50 km/h auf 0 km/h abgebremst werden. Es steht so eine größere "Bremsstrecke" zur Verfügung. Dadurch wird die einwirkende Bremskraft gemindert. Durch den Sicherheitsgurt wird der Rumpf am Sitz angeschnallt und dieser wird mit Hilfe der Knautschzone verlangsamt abgebremst. Damit ist der Körperrumpf bei nicht zu hohen Aufprallgeschwindigkeiten abgesichert - der Kopf jedoch nicht, da dieser nicht angeschnallt ist. Aufgrund seiner Trägheit bewegt sich der Kopf beim Aufprall fast ungehindert weiter. So kann es zur Überdehnung der Bänder und Muskeln am Hals kommen und schließlich wird die Halswirbelsäule und nach dem Aufprall am Lenkrad der Kopf schlimm verletzt. Einen großen Fortschritt zur Vermeidung der Unfallfolgen beim Frontalzusammenstoß brachte die Einführung des Airbag. Durch einen elektrischen Impuls wird ein Treibgas entzündet, der im Lenkrad zusammengefaltete Nylonsack füllt sich in einigen Millisekunden und reißt das Lenkradpolster auf. Dadurch steht eine weiche und große Aufprallfläche für den Kopf zur Verfügung. Trotz dieser Sicherheitsmaßnahmen und weiteren technischen Neuerungen (z.B. Abknicken der Lenksäule u.ä.) führen Auffahrunfälle mit mehr als 80 km/h immer noch zu erheblichen und oft tödlichen Verletzungen. Sie haben vergessen sich anzuschnallen, und Ihr Auto prallt mit Tempo 80 frontal gegen einen dicken Baum. Unfallforscher haben Ihre letzte Lebenssekunde rekonstruiert. Der Countdown der letzten Sekunde in Ihrem Leben läuft ab: 1,0 Sekunden 0,9 Sekunden 0,8 Die Bremsen haben blockiert. Sie sind starr vor Schreck. Es gibt kein Ausweichen mehr. Mit weißen Knöcheln umklammern Sie das Lenkrad, Die vordere Stoßstange und der Kühlergrill werden zermalmt. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 26 Sekunden 0,6 Mit 80 km/h rast Ihr Körper nach vorn. Sie wiegen jetzt mehr als drei Tonnen Sekunden und werden mit 20-facher Schwerkraft aus dem Sitz gehoben. Ihre Beine brechen am Kniegelenk. 0,5 Ihr Körper löst sich aus dem Sitz, der Rumpf ist starr aufgerichtet, die Sekunden gebrochenen Kniegelenke werden gegen das Armaturenbrett gepresst. Umhüllung und Stahlfassung des Lenkrades biegen sich unter Ihren Händen. 0,4 60 Zentimeter des Autobugs sind total deformiert. Der Körper rast weiter mit 80 Sekunden km/h; fast eine halbe Tonne schwer, stößt in das Hindernis. 0,3 Ihre Hände, in Todesangst starr verkrallt, biegen das Lenkrad fast vertikal, die Sekunden Gelenke und Unterarme brechen. Durch die andauernde Schwerkraft werden Sie von der Lenksäule durchbohrt, Stahlsplitter dringen in den Brustkorb, reißen Löcher, in die Lunge und zerfetzen die inneren Arterien. Blut dringt in die Lungenflügel. 0,2 Ihre Füße werden aus den Schuhen gerissen das Bremspedal bricht ab, das Sekunden Fahrgestell knickt in der Mitte ein, Bolzen lösen sich, Schrauben reißen, ab, Ihr Kopf kracht gegen die Windschutzscheibe, Sie haben nicht einmal mehr die Zeit, zu schreien. 0,1 Das Auto krümmt sich, die Sitze haben sich aus der Verankerung gelöst, Sekunden schnellen nach vorn und pressen Ihren Brustkorb unbarmherzig gegen die gesplitterte Lenksäule. Blut schießt aus Ihrem Mund. Durch den Schock bleibt Ihr Herz stehen. 0,0 Sie leben nicht mehr! Sekunden Aufgabenstellung 1: Versuchen Sie mit einem Partner/ einer Partnerin die folgenden Fragen zu beantworten: Frage 1: Warum bieten Sicherheitsgurt und Knautschzone beim Auto einen gewissen Schutz bei Frontalzusammenstößen? Frage 3: Erklären sie, warum der Sicherheitsgurt bei Frontalzusammenstößen für den Kopf des Fahrers zu wenig Schutz bietet, wohl aber der Airbag. Frage 4: Warum muss man sich bei einem Auto, das mit Airbag ausgestattet ist, trotzdem anschnallen? Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 27 Zuordnung Kompetenzmodell Fragen Handlungskompetenz Inhaltsdimension Anforderungsniveau Frage 1 C.3 2.1-ph 2 Frage 3: C.3 2.1-ph 2 Frage 4: C.3 2.1-ph 2 Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 28 Titel Inhaltsdimensionen Themenbereiche Schokolade - Genuss ohne "Wenn und ABER" 1.2-twl Organische Waren 2.1-bio Stoffwechsel 2.2-twl Nahrungsmittelindustrie 3.2-twl Lebenszyklus von Waren 4.1-twl Ökologisches Wirtschaften 4.2-twl Werte von Waren/Warenethik Deskriptoren der Thema 1: Schokolade als Genussmittel Handlungskompetenzen Aufgabe 1.1: Produktion von Schokolade A1, A.6 Aufgabe 1.2: Ist Schokolade gesund? B.1, C.1, C.7 Aufgabe 1.3: Schokoladequalität B.5, B.6, B.7, C.7 Thema 2: Kakao als Handelsware Aufgabe 2.1: Lebensmittelcheck A.6, B.4, B.7 Aufgabe 2.2: Kakao am Weltmarkt B.1, B.5, B.7 Thema 3: Schokolade und Nachhaltigkeit Aufgabe 3.1: Produktkette von Schokolade A.6, C.4 Aufgabe 3.2: Diskussion: Thema "Nachhaltigkeit" B.1, B.7, C.7 Aufgabe 3.3: Schokoladenspiel - Diskussion "Globalisierung und fairer Handel" A.7, C.7 Zeitbedarf/Empfehlung 3 - 4 Unterrichtseinheiten für 12. - 13. Schulstufe Material/Medienbedarf Angabe bei den jeweiligen Arbeitsaufgaben www.schokolade-abc.de [23.2.2014] Quellen http://www.schokomaps.com/schokolade-richtig-verkosten/ [23.2.2014] Bildquellen http://www.infozentrum-schoko.de/kakao-anbau-und-verarbeitung.html [22.2.2014] http://www.theobroma-cacao.de/nc/aktuelles/aktuelle-meldungen [23.2.2014] http://doku.cac.at/arbeitsblaetter_schokospiel.pdf [20.2.2014] http://www.klimabuendnis.at/start.asp?ID=108274&b=374 [10.2.2014] http://www.zotter.at/de/das-ist-zotter/bio-fair-green/fair.html [23.2.2014] 1 http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cacao_pods_-_Project_Gutenberg_eText_16035.jpg [20.2.2014] 2 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Cocoa_fruit_exposed.jpg?uselang=de [23.2.2014] 3 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/85/Schokolade_Halbfabrikat.jpg?uselang=de [23.2.2014] 4 http://www.konsument.at/cs/Satellite?pagename=Konsument/MagazinArtikel/Detail&cid=318888360993[23.2.2014] 5 http://www.icco.org/about-us/about-the-icco.html [22.2.2014] Thema 1: Schokolade als Genussmittel Material 1.1: Der tropische, immergrüne, aus Südamerika stammende Kakaobaum trägt die Blüten und Früchte direkt am Stamm oder auf dicken Ästen. Im Inneren der gelbroten Beerenfrüchte befinden sich bis zu 60 Samen. Von der Ernte der Kakaobohnen bis zur Schokolade ist es ein langer Weg. Aufgabe 1.1: Produktion von Schokolade Erstellen Sie in Partner/innenarbeit ein Fließschema des Ernte- und Produktionsvorgangs von Schokolade mit Hilfe von Informationen aus Büchern oder dem Internet (in Verbindung mit "youtube-clips"). Kakaobaum Ernte Entfleischen ......... Material 1.2: Kakaobohnen stellen aufgrund ihres hohen Fettgehaltes sowohl ein Genuss- als auch ein Nahrungsmittel dar. Der Hauptbestandteil der Samen ist mit 50% die Kakaobutter. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 29 Ein weiterer wichtiger Inhaltsstoff ist das Alkaloid Theobromin (bis 2%), das ähnlich wie das Koffein aufgebaut ist und auch ähnlich anregend wirkt. Kakao enthält auch geringe Mengen Koffein, Gerbstoffe und das Aromastoffgemisch Kakaorot. Man unterscheidet 3 Schokoladegrundtypen: Bitterschokolade (Kakaomasse 60%, kaum Kakaobutter, Zucker 40%), Vollmilchschokolade (Kakaomasse 30%, Kakaobutter 10%, Milchpulver 25%, Zucker 35%) und Weiße Schokolade (Kakaobutter 30%, Milchpulver 5%, Zucker 65%). Aufgabe 1.2: Lesen Sie den Auszug des Zeitungsartikels "Kakao schützt vor Karies" kritisch durch und geben Sie als Ernährungsberater/in eine kurze, fundierte Stellungnahme, in Form einer kurzen Rede, zum "gesunden Schokoladekonsum" ab. "Schon länger ist bekannt, dass der Genuss von Kakao der Gesundheit förderlich ist. Das im Kakao enthaltene Epicatechin etwa soll das Risiko für Zivilisationskrankheiten deutlich senken. Weiters steckt im Kakao eine Substanz, die sich wachstumsfördernd auf Hautzellen auswirkt und damit die Wundheilung unterstützt, Hautschäden therapiert, Falten vorbeugt und das Risiko von Magengeschwüren verringert. Die Substanz heißt Cocoheal. Kakao hat derart viele Antioxidantien, dass 50 Gramm Schokolade 15 Gläsern Orangensaft oder sechs reifen Äpfeln entspricht. Kakao fördert das gute Cholesterin im Körper und durchblutet das Gehirn. Jetzt wurde ein weiteres Geheimnis der Kakaobohne enthüllt: Sie schützt vor Karies. In einer Studie wurde die Wirkung der Kakao-Polyphenole auf Bakterien im Mund getestet. Dabei fand man heraus, dass diese Kakao-Polyphenole den Stoffwechsel dieser Bakterien empfindlich stören, was die Entwicklung von Karies bremst. Zudem hindert der Kakao die Bakterien daran, Säuren zu bilden, die den Zahnschmelz angreifen. Im Kakao stecken außerdem die Stimmungsaufheller Serotonin, Tryptophan und Phenylethylamin." Material 1.3: Schokolade und Qualität Auf Grund der großen Schokoladenvielfalt und der unterschiedlichen Vorlieben hat jeder wahrscheinlich eigene Schokoladen-Favoriten. Dennoch gibt es auch ein paar objektive Kriterien, welche qualitativ hochwertige Schokoladen von minderwertigen unterscheiden. Neben Geruch und Aussehen spielt vor allem der Geschmack eine wichtige Rolle. Mögliche Bewertungskriterien: Qualitativ hochwertige Schokolade hat einen harten, knackenden Bruch und gerade, glatte, saubere Bruchstellen Farbe/Glanz: glatt, fettig, seidig, fleckenlos Geruch: nehmen Sie ein Stück kurz zwischen zwei Finger und atmen Sie den Schokoladengeruch beim Schmelzen ein) 400 Aromen sind möglich; zB karamellartig, fruchtig, nussig Zugesetzte Aromen wie Vanille, Salz, Malz.... Säure, Bitterkeit (kein hervorstechender Kakakogeschmack) Süßegrad Konsistenz: glatt, cremig, zäh (klebt am Gaumen) Aufgabe 1.3: Verkostung von Schokolade Bilden Sie Kleingruppen und wählen Sie für die Verkostung von Schokolade 3-5 Sorten mit unterschiedlichem Kakaoanteil (50% und 70% Bitterschokolade, Milchschokolade etc). Erstellen Sie zur Einschätzung der Schokoladequalität eine selbstgefertigte Tabelle mit einer Auswahl der oben angeführten Bewertungskriterien und "Los geht`s mit dem Genießen!" Blindverkostung: mögliche Variante als Challenge für die feinsten Geschmacksnerven. Thema 2: Kakao als Handelsware Material 2.1: Schokoladeprodukte zählen mit Kakaopulver und Kakao-Schnellgetränken warenkundlich zu den Kakaoprodukten. Unter Schokoladeprodukte im engeren Sinn werden alle Arten von Schokoladen, sowie Pralinen und Schokoladekonfekt, Hohlformen und Figuren, weiters Schokoriegel und Fettglasurmassen, verstanden. Um sich in der Fülle von Produkten zurecht zu finden und um rechtliche und gesundheitliche Kriterien abschätzen zu können, braucht es zielgerichtete Informationen für Konsumentinnen und Konsumenten. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 30 Der Verein für Konsumenteninformation führt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit fortlaufend Lebensmittelchecks auch zu Schokoladeprodukten durch und veröffentlicht diese in der Zeitschrift "Konsument". Folgender Artikel aus dem Heft vom Januar 2014 ist hier als Beispiel angeführt: http://www.konsument.at/cs/Satellite?pagename=Konsument/MagazinArtikel/Detail&cid=318888360993[23.2.2014] "Weihnachtskugeln mit Alkohol - Was Konsumenten alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Pralinen in einer für Kinder attraktiven Verpackung, die unter anderem mit Alkohol zubereitet sind." Das ist das Problem: Weihnachten ist schon wieder vorbei. Jetzt werden die Reste der Festtagsnaschereien nach und nach genüsslich verputzt. Die Weihnachtskugeln von Reber sind nett verpackt. In einem großteils durchsichtigen Säckchen stecken sechs Pralinen, die einzeln in Folie mit Weihnachtsmann-Motiv eingewickelt sind. Bei so verpackter Schokolade greifen Kinder besonders gerne zu. Hinweis auf Alkohol: Von Reber Weihnachtskugeln sollten kleine Schokoladetiger allerdings die Finger lassen. Denn aus der Zutatenliste geht hervor, dass in diesen Pralinen Alkohol steckt. Und der ist selbst in geringen Mengen nichts für Kinder, weil sie nicht an seinen Geschmack gewöhnt werden sollen. ... nur kleingedruckt in der Zutatenliste: Wird ein Produkt – so wie Reber Weihnachtskugeln – mit Alkohol zubereitet, dann sollte auf der Verpackung groß und deutlich auf den Alkoholgehalt hingewiesen werden. Es ist zwar rechtlich in Ordnung, Alkohol ausschließlich in der Zutatenliste anzuführen, aber konsumentenfreundlich ist es nicht. Zumal die in der Regel klein gedruckten Zutatenlisten oft nur mit Mühe zu entziffern sind." Aufgabe 2.1: Lebensmittelcheck Besorgen Sie sich verschiedene Ausgaben der Zeitschrift "Konsument" oder gehen Sie auf die Homepage "konsument.at". Wählen Sie mindestens 2 Artikel zum Thema "Schokoladeprodukte" aus, fassen Sie die Inhalte auf einem Plakat zusammen und ergänzen Sie diese mit entsprechenden Produktinformationen bzw. Zutatenlisten und planen Sie auch eine eigene Untersuchung. Material 2.2: Kakao am Weltmarkt Man unterscheidet den empfindlichen aber Aromareichen Edelkakao (Criollo und Trinitario) und den ertragreichen Konsumkakao (Forastero, 80% der Welternte). Kakao ist eines der wichtigsten Handelsprodukte der ganz großen Weltmärkte. Größtenteils wird dieser in der Elfenbeinküste angebaut; etwa rund 36% des weltweit gehandelten Rohkakaos kommt von dort. Folgende Tabellen stammen aus dem monatlich erscheinenden "Cocoa market review" einer führenden internationalen, britischen Kakaoorganisation "http://www.icco.org [23.2.2014]" und zeigen die Produktionszahlen weltweit. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 31 Aufgabe 2.3: Kakao am Weltmarkt Verfassen Sie einen "Daily Report" zur "Cocoa Statistics", wenn möglich in Englisch, indem Sie die Lage und Entwicklung am Weltmarkt zusammenfassend darstellen. Als Hilfe kann die Homepage der ICCO dienen. http://www.icco.org/about-us/about-the-icco.html [23.2.2014] Thema 3: Schokolade und Nachhaltigkeit Zu den Stichworten "Nachhaltig leben - ethischer Konsum im Alltag" ergeben sich grundsätzliche Fragen zum eigenen Lebensstil und damit zur Nachhaltigkeit von Schokolade bzw. zu nachhaltigem Schokoladekonsum. Susanne Wolf hat diesen Titel für ihr neues Buch gewählt und es soll hier stellvertretend für viele gute Bücher angeführt werden. Susanne Wolf: "Durch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag zu einer „besseren“ Welt zu leisten, ist der Wunsch vieler Konsumenten. Umfragen besagen, dass über die Hälfte der Verbraucher an nachhaltigem Konsum interessiert sind – allerdings geben nur zehn Prozent der Befragten an, dass sie dieses Anliegen auch in der Praxis umsetzen. Der Verbraucher hat häufig das Gefühl, als Einzelner nichts ändern zu können.... - Lebensmittel: fair und natürlich - Lifestyle: modisch, aber ökologisch - Mobilität, Tourismus, Freizeit - Nachhaltigkeit im Haushalt - Abfall vermeiden, Ressourcen schonen - Trend: gemeinsam nutzen statt besitzen" Produktkette (Lebensweg eines Produkts) 1. Gewinnung Rohstoffe 2. Produktion Produktrecycling 3. Handel (Transport) 5. Entsorgung 4. Nutzung Materialrecycling Aufgabe 3.1: Produktkette von Schokolade Erstellen Sie in Kleingruppen laut der allgemeinen Produktkette auf einem Plakat eine spezielle Produktkette von Schokolade. Überlegen Sie gemeinsam, wodurch sich diese bei einer Fairtrade-Schokolade unterscheiden könnte. Ergänzen Sie diese Vorschläge mit einer weiteren Farbe auf Ihrem Plakat. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 32 Aufgabe 3.2: Diskussion zum Thema "Nachhaltigkeit" Diskutieren Sie in Kleingruppen folgende Fragen: Welche Kriterien spielen, neben den ökologischen, eine Rolle zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Produkten? Woran kann man erkennen, ob ein Produkt umweltfreundlich, wirtschaftlich und sozial gerecht ist? Wie kann ein Verbraucher nachhaltig konsumieren? Beziehen Sie die Kakao Map des erfolgreichen, nachhaltigen Unternehmens "Zotter" (http://www.zotter.at/de/das-ist-zotter/bio-fair-green/fair.html [23.2.2014]) und die folgende Stellungnahme des Schweizer Schokoladeunternehmens Halba mit ein. ((http://chocolatshalba.ch/de/startseite.html [23.2.2014]) Josef Zotter: „Als kakaoverarbeitender Betrieb tragen wir Verantwortung für die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bauern in der Dritten Welt. Der faire Handel ist die Chance für die Kleinbauern und PlantagenarbeiterInnen in den Anbauländern. Sie können sich von den schwankenden Weltmarktpreisen emanzipieren und eine gesicherte und selbstbestimmte Existenz aufbauen, in der Kinderarbeit und Ausbeutung der Umwelt Fremdwörter sind.“ Firma Chocolats Halba: "Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung sind, dass nicht alle Rohstoffhändler die Beschaffungsrichtlinien unterzeichnen wollen. Teilweise ist die politische Lage in Kakaobeschaffungsländern nicht sehr stabil. Mehrkosten und Mehraufwand, Zertifizierungen der Aufforstungsprojekte für international anerkannte Co2-Kompensationszertifikate/ FSC..." http://kmu.kompass-nachhaltigkeit.ch/fileadmin/documents/Praxisbeispiele/Praxisbeispiel_Chocolats_Halba_20111129.pdf Aufgabe 3.3: Schokoladenspiel - Diskussion "Globalisierung und fairer Handel" Bilden Sie eine Gruppe mit mindestens 5 Personen (oder entsprechenden Kleingruppen). Wählen Sie eine/n Spielleiter/in und verteilen Sie folgende Rollenspielkarten: Chef/in einer Schokoladenfirma, Kakaokleinbauer/-bäuerin, Kakaoplantagenbesitzer/in, Großhandelskaufmann/-kauffrau, Verpackungsindustriearbeiter/in A) Verteilen Sie die 72 Stückchen der 3 Tafeln einer herkömmlichen Schokolade laut Tabelle A. 1 Tafel 6 x 4 Stück = 24 x3 = 72 gesamt 72 Stückchen (4 Cent/Stückchen) 22 Stückchen 29,2 Stückchen A) "Herkömmliche Schokolade" 3 Tafeln zu 100g kosten € 0,95 x3 = 2,85 € Handel (Börse, Großhandel, Verkauf) Schokoladenfirma (weitere Zutaten, Verarbeitung) Verpackung (billiges Stanniolpapier innen) Plantagenbesitzer/in Kakao-Kleinbauer/-Kleinbäuerin 22 Stückchen 14,2 Stückchen 4,2 Stückchen = 6% Sind alle in der Gruppe mit ihren eigenen Anteilen zufrieden? Wenn "Nein", sollen die einzelnen Akteure/gruppen in einer Art Rollenspiel eine gerechtere Verteilung aushandeln und die Stückchen entsprechend verteilen. Diskutieren Sie darüber, welche Kriterien bei einer gerechten Verteilung zu berücksichtigen sind. Notieren Sie in der Tabelle eine mögliche, gerechtere Verteilung, auf die Sie sich geeinigt haben. (Verdecken Sie vorerst die Tabelle B) B) Verteilen Sie nun die 72 Stücken der 3 Tafeln der Fairtrade Schokolade laut Tabelle B. Inwiefern entspricht die Tabelle B Ihren zuvor ausgehandelten Angaben? B) "Fairtrade Schokolade" 3 Tafeln zu 100g je € 2,79 x3 = 8,37 € Handel (EZA, Fracht, Zoll, Importabwicklung, Fairtrade-Lizenzgebühr, Versicherung, Vertrieb) Weltläden Schokoladenfirma Verpackung (recyclebares Papier innen) Kakao-Kleinbauer/-Kleinbäuerin Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 33 1 Tafel 6 x 4 Stück = 24 x3 = 72 gesamt 72 Stückchen (12 Cent/Stückchen) 20 Stückchen 7 Stückchen 25,5 Stückchen 3,5 Stückchen 16 Stückchen = 22,2% Zuordnung Kompetenzmodell: "Schokolade -Genuss ohne "Wenn und Aber" Handlungskompetenzen InhaltsKomplexität dimensionen sA Fragen/Arbeitsaufgaben stufe B C Thema1: Schokolade als Genussmittel Thema 2: Kakao als Handelsware Thema 3: Schokolade und Nachhaltigkeit Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc A.1, A.6, B.1, B.5, B.6, B.7, C.1, C.7 A.6, B.1, B.4, B.5, B.7 A.6, A.7, B.4, C.4, C.7 34 1.2-twl, 2.1bio 2.2-twl, 3.2twl, 4.1-twl, 4.2twl Niveau 1, 2 Niveau 1, 2 Niveau 2 Biotechnologie Titel der Aufgabe Themenbereich(e) Biotechnologie 1 Stoffe, Teilchen und Strukturen 1.1-bio Vom Molekül zur Zelle zum Organismus 1.2-bio Arbeitsweisen der Biologie 2 Wechselwirkungen 2.2-ph Wellen und Materie 3 Entwicklungen und Prozesse 3.2-bio Bio- und Lebensmitteltechnologie 3.1-twl Technologie und Gesellschaft Relevante(r) Deskriptor(en) Zeitbedarf, Länge (Wörter) Material- und Medienbedarf Besondere Bemerkungen, Hinweise zur Durchführung 4 Systeme 4.2-twl Ware, Technologie und Gesellschaft s. Anhang (nach Aufgabe 6) 40 Minuten Wenn es Internetzugang gibt, kann man auf das Austeilen der vier Texte (Material 2 – 5) verzichten und nur entsprechende Links angegeben. Achtung: Die Links sollten vor der Durchführung der Aufgabe überprüft werden (Vermeidung „toter Links“) Lösungsvorschlag: Aufgabe 1a Zu den Mikroorganismen zählen die Prokaryota (Bakterien und Archaeen) und einige Gruppen der Eukaryota (tierische und pflanzliche Geißelträger = Flagellaten, z.B. Euglena), Wurzelfüßer (z. B. Amöben), Sporentierchen (z.B. Erreger der Malaria) und Wimpertierchen (z.B. Pantoffeltierchen), sowie viele Vertreter der Algen (z. B. Chlorella) und Pilze (z.B. Penicilium). Aufgabe 1b Beim Lichtmikroskop verwendet man sichtbares Licht zur Erzeugung des Bildes. Bedingt durch die Wellenlänge von sichtbarem Licht (400 nm bis 800 nm) vergrößert es höchstens bis etwa 2 000 x. Mit einem Lichtmikroskop kann man auch lebende Mikroorganismen betrachten. Das Bild entsteht durch Lichtbrechung mit Hilfe verschiedener Linsen … Das Elektronenmikroskop verwendet Elektronen zur Erzeugung des Bildes. Da die Elektronenstrahlen eine weitaus kleinere Wellenlänge als Licht haben (etwa 0,1 nm), können viel höhere Auflösungen erreicht werden. Die Proben müssen meistens im Vakuum untersucht werden, deshalb können meistens nur tote Mikroorganismen untersucht werden. Das Elektronenmikroskop vergrößert bis zu 200 000 x. Anstelle von Linsen werden starke Elektromagnete verwendet … Aufgabe 1c Das Lichtmikroskop wird zu einer ersten, schnellen Untersuchung von Proben verwendet, z. B. von Bakterien. Mit dem Elektronenmikroskop können auch sehr kleine Strukturen nachgewiesen werden, z. B. Viren. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 35 Aufgabe 2 Bakterien: Das Nährmedium enthält anorganische Nährstoffe, organische Nährstoffe und Wasser. Es ist kein Licht erforderlich, die beste Temperatur für Bakterienwachstum beträgt je nach Bakterienart zwischen 25° und 37 °C. Sauerstoff muss (außer bei anaeroben Bakterien) zur Verfügung stehen. Pilze (z. B. Hefen): Die Bedürfnisse von Pilzen gleichen denen von Bakterien. Allerdings werden antibakteriell wirksame Hilfsstoffe zugesetzt. Algen: Organische Nährstoffe müssen nicht zugesetzt werden, da die Algen Photosynthese betreiben, allerdings ist dafür Licht erforderlich. Tierische Einzeller: Da es sich hier meistens um bestimmte Parasiten handelt, müssen bestimmte Wirtszellen zugeführt werden. Viren: Da Viren keinen eigenen Stoffwechsel haben, lassen sie sich nur in einer Kultur der Wirtszellen vermehren. Aufgabe 3 LAG-Phase = Phase 1, LOG-Phase = Phase 2, Stationäre Phase = Phase 3 und Sterbephase = Phase 4. Aufgabe 4 Einfache Berechnung mit der Formel: N(x) = N0 2 x N(x) = Bakterienzahl nach x Teilungsschritten N0 = Bakterienzahl am Anfang der LOG - Phase X = Anzahl der Teilungsschritte N(x) = 1000 2 N(x) = 1414,2 0,5 Genau das gleiche Resultat erzielt man bei Anwendung der Wachstums Formel N(t) = N0 et = Wachstumskonstante, t = Zeit Aufgabe 5 Die Mikrobiologie betreibt Grundlagenforschung, die aber zahlreiche praktischen Nutzanwendungen hat, z. B. Untersuchung von Krankheitserregern, Produktion von Lebensmitteln oder Produktion von Heilmitteln. Es ergibt sich ein fließender Übergang zur Biotechnologie, die sich mit der technischen und kommerziellen Nutzbarmachung mikrobiologischer und biochemischer Vorgänge beschäftigt. Aufgabe 6a Es handelt sich um tierische Einzeller Aufgabe 6b Die Polymerase-Kettenreaktion ist eine Methode, bei der DNA außerhalb einer Zelle vervielfältigt wird. Aufgabe 6c Kein Lösungsvorschlag: hier soll nur geprüft werden ob eine eigene Meinung geäußert wird (kein Abschreiben der Texte), ob wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Gründe angeführt werden und ob die Meinungen sachlich begründet werden. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 36 a) Material 1: 4 Abbildungen zur Mikrobiologie Abb. 1: Stammbaum der Lebewesen (stark vereinfacht) Abb. 2: Strahlengang im Lichtmikroskop Abb. 3 Strahlengang im Elektronenmikroskop Abb. 4: Darstellung von Lebewesen mit Hilfe verschiedener Geräte Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 37 b) Material 2: Bakterienkultur 1 Definition Unter einer Bakterienkultur versteht man die Anzüchtung von Bakterien (z.B. aus einem Abstrich) in einem Kulturmedium zum Zwecke der Vermehrung und ggf. anschließenden Bestimmung der Erreger. 2 Durchführung der Anlegung 2.1 Probeentnahme Zunächst erfolgt die Gewinnung von Bakterien aus dem Ort der Infektion (z.B. Sputum, Blut). Es ist wichtig, dass die Probe in einem Gefäß transportiert wird, das Vermehrung und Absterben der Bakterien unterbindet, und dass die Probe rasch untersucht wird. 2.2 Anlegen der Kultur Anschließend werden die Bakterien auf ein festes oder flüssiges Nährmedium gebracht, das Pepton*), Serum, eine Pufferlösung und Kohlenstoff enthält. Soll die Kultur auf spezifische Resistenzen untersucht werden, wird ein Antibiotikum hinzugegeben. Handelt es sich um humanpathogene Bakterien, werden diese bei einer Temperatur von 37°C inkubiert. 2.3 Auftrennen der Bakterien Da auf einer Platte meist mehrere Bakterienkolonien wachsen, ist eine Auftrennung der Kolonien für die spätere Untersuchung unerlässlich. Dies geschieht zum Beispiel mittels des Dreiösenausstriches. 2.4 Bestimmung der Bakterien Nachdem die Bakterien aufgetrennt wurden, werden diese weiter untersucht. Dies kann mit bloßem Auge erfolgen (Bestimmung der Wachstumsform) oder auch durch Gramfärbung, spezifische Reaktionen und Untersuchung von Bedingungen, die für das Wachstum nötig sind (z.B. Aminosäuren). 2.5 Antibiogramm Das Antibiogramm dient dazu, das Antibiotikum mit der besten Wirkung zu finden. Dazu tränkt man Filzplättchen mit Antibiotika und bringt diese auf die Platte mit den Bakterien auf. Nach dem Ausmaß der Wachstumshemmung in der Umgebung des Antibiotikumplättchens kann eine Resistenzbestimmung erfolgen. *) Pepton ist Gemisch aus Peptiden und Aminosäuren, dient als organische Kohlenstoffquelle Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Bakterienkultur (abgerufen am 2. April 2014) Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 38 c) Material 3: Wachstumsphasen einer Bakterienkultur 1 Definition Unter den Wachstumsphasen einer Bakterienkultur versteht man die vier Phasen, die Bakterien während ihres Wachstums durchlaufen. 2 Phasen Nachdem man eine Bakterienkultur angelegt hat, kommt es zu einer Vermehrung der Bakterien. 2.1 Lag-Phase *) Nach Aufbringen der Bakterien auf das Nährmedium erfolgt zunächst eine Anpassung der Bakterien an die neuen Lebensbedingungen. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass die Bakterien zunächst Enzyme herstellen, um die angebotenen Substrate nutzen zu können. Während dieser Phase wächst die Kultur nur sehr langsam. 2.2 Log-Phase **) In dieser Phase haben sich die Bakterien optimal an ihr Nährmedium angepasst und können sich daher mit ihrer maximalen Teilungsrate vermehren. Die Vermehrung erfolgt exponentiell. In dieser Phase nimmt die Generationszeit ihren kleinsten Wert an. 2.3 Stationäre Phase Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass die im Nährmedium vorhandenen Nährstoffe immer weiter verbraucht werden. Die Bakterien geben Endprodukte ihres Stoffwechsels an ihre Umgebung ab; diese können toxisch sein. In dieser Phase liegen Vermehrung und Absterben im Gleichgewicht. 2.4 Sterbephase Diese Phase folgt bei vielen Bakterien auf die stationäre Phase, da die Nährstoffe des Nährmediums schließlich kaum noch vorhanden sind und es häufig zu einer Anreicherung von toxischen Stoffwechselprodukten kommt. Eventuelle Sporenbildung bei Clostridien- und Bacillusarten. *) Lag von engl. to lag – verlangsamen (auch Latenzphase genannt) **) Log von Logarithmus Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Wachstumsphasen_einer_Bakterienkultur (abgerufen am 2. April 2014) Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 39 d) Material 4: PCR – Polymerase Kettenreaktion Lebensretter aus dem Labor - Von Kathrin Wanke Biotechnologen forschen an den neuesten Impfstoffen. Mit deren Hilfe könnte einmal Tausenden Menschen geholfen werden. Wenn Detlef Oswald daran arbeitet, Leben zu retten, sieht das ein wenig aus, als spiele er Scrabble am Computer: TTTTCCATAG GCTCCGCCC - Hunderte solcher Letternfolgen flimmern in Spalten über seinen Bildschirm, einige schwarz, andere rot, blau, grün. Oswald kopiert, fügt ein, löscht. So entwirft der Biotechnologe DNA-Moleküle: A, T, G und C sind Basen, die in verschiedenen Kombinationen Aminosäuren kodieren. Sie legen so fest, in welcher Reihenfolge sich diese zu Eiweißen verbinden - den Grundbausteinen jeder Zelle. Gene zu verändern und zu vervielfältigen gehört zum Alltag von Biotechnologen wie Oswald. Seit einigen Monaten forscht der 42-Jährige für das Berliner Unternehmen Mologen an einem Impfstoff aus bakterieller DNA, der vor Leishmaniose schützen soll. Leishmanien sind Parasiten, die von infizierten Sandmücken übertragen werden und jedes Jahr etwa zwei Millionen Menschen krank machen - vor allem in Bangladesch, Indien, Nepal, Äthiopien, Brasilien und im Sudan. Ein Viertel der Betroffenen leidet an der tödlichen LeishmanioseForm: Der Erreger befällt ihre Organe, 50 000 Menschen sterben pro Jahr an inneren Blutungen oder weiteren Infektionen. Damit sich das ändert, steht Oswald täglich im Labor. Die von ihm designten Moleküle sollen in menschliche Zellkerne eindringen, damit dort Antikörper gegen Leishmanien gebildet werden. Der Impfstoff, für den er mit Kollegen aus der ganzen Welt zusammenarbeitet, ist ein typisches Produkt der Biotechnologen: Sie erforschen mit Methoden der Molekularbiologie komplexe Organismen wie Pflanzen, Tiere und Menschen, aber auch Einzeller wie Bakterien oder noch kleinere Teile, etwa Moleküle. Die Erkenntnisse werden in neue Verfahren und Produkte umgesetzt. Vier Fünftel der etwa 10 000 Biotechnologen, die in deutschen Unternehmen beschäftigt sind, arbeiten wie Oswald in der sogenannten Roten Biotechnologie, sie entwickeln Medikamente oder eben Impfstoffe. Ohne Oswald und seine Kollegen wäre eine neue Vakzine heute kaum noch denkbar. Derzeit werden gentechnisch hergestellte Impfstoffe unter anderem gegen Genitalherpes, Malaria und Tuberkulose geprüft. Quelle: http://www.academics.at/wissenschaft/lebensretter_aus_dem_labor_36166.html (abgerufen am 26.05.2012, 19h19) Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 40 Material 5: Impfstoff gegen Malaria Tödlicher Alltag in Afrika: Dorfbewohner in Sambia kämpfen mit Moskito-Netzen gegen Malaria Die Krankheit beginnt häufig mit einem Moskitostich. Die ersten Symptome sind in der Regel Gliederschmerzen, Durchfall und Schüttelfrost: Für mehr als 600.000 Menschen, die sich jedes Jahr in Afrika mit der Malaria infizieren, endet die Tropenkrankheit tödlich. Die große Mehrheit der Opfer sind Kinder im Alter bis zu fünf Jahren. Jetzt erwartet der britische Pharmakonzern Glaxo Smith Kline (GSK) einen Durchbruch im Kampf gegen Malaria: Nach vielversprechenden Tests solle im kommenden Jahr zum ersten Mal ein Impfstoff gegen die Krankheit zur Genehmigung angemeldet werden. Das kündigte GSK am Dienstag im südafrikanischen Durban an. Der Medikamentenhersteller hat rund drei Jahrzehnte an der Entwicklung des Wirkstoffs namens RTS,S gearbeitet. Andrew Witty, der Vorstandschef von GSK, bezeichnete die in Durban vorgestellten Testergebnisse als „sehr ermutigend“. Auch wenn es Hinweise darauf gebe, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs im Zeitablauf nachlasse, zeige sich doch ein „eindrucksvoller“ Rückgang der MalariaErkrankungen, sagte der Pharmamanager. Die klinische Studie zur Wirksamkeit von RTS,S umfasste 15.000 Kinder in sieben afrikanischen Ländern. Die Zahl der Malaria-Erkrankungen bei den Kindern sei durch das Mittel um fast die Hälfte gesunken, teilte GSK mit. Weitere Tests sind geplant. Falls der Pharmakonzern von der Europäischen Medikamenten-Aufsichtsbehörde EMA die Zulassung für den Impfstoff bekommen sollte, könnte die Weltgesundheitsorganisation WHO voraussichtlich 2015 den Einsatz von RTS,S empfehlen. Ein Allheilmittel ist der Impfstoff zwar nicht, er sei aber eine wichtige neue Waffe im Kampf gegen die tückische Krankheit neben Moskitonetzen und anderen Mitteln, sagte Halidou Tinto, der Leiter der klinischen Studie zur Wirksamkeit von RTS,S. Die Entwicklung des Malariaimpfstoffs war auch wirtschaftlich eine große Herausforderung. Trotz der vielen Krankheitsfälle ist die aufwendige Entwicklung von solchen Mitteln für private Pharmakonzerne finanziell wenig lohnend, weil den Betroffenen das Geld fehlt, um diese Medikamente zu bezahlen. GSK hat nach eigenen Angaben bisher 350 Millionen Dollar (257 Millionen Euro) in die den Impfstoff investiert und rechnet mit weiteren eigenen Kosten von 260 Millionen Dollar. „Wir wollen daran allerdings nicht groß verdienen“ hatte Unternehmenschef Witty 2011 in einem Gespräch mit dieser Zeitung versichert. „Es ist sinnlos, einen Malariaimpfstoff zu entwickeln und ihn dann so teuer zu machen, dass ihn sich niemand in Afrika leisten kann.“ Aus Imagegründen seien die hohen Entwicklungskosten dennoch für private Unternehmen zu rechtfertigen, glaubt der Pharmamanager. „Natürlich wollen Aktionäre Geld sehen, aber sie wollen auch Unternehmen besitzen, die ein hohes Ansehen genießen“, sagte der Brite. Es komme in Gesprächen mit Großinvestoren häufig vor, dass diese genauso viele Fragen zu ethischen Verantwortung von Unternehmen wie zur Geschäftsentwicklung stellten. GSK war in den vergangenen Jahren immer wieder in Skandale verwickelt: 2012 musste der Konzern in den Vereinigten Staaten eine Rekordstrafe von 3 Milliarden Dollar wegen illegaler Vertriebsmethoden bezahlen. In China laufen gegen GSK weitreichende Ermittlungen wegen des Verdachts auf Korruption. Maßgeblich unterstützt wurde die Entwicklung des Malaria-Impfstoffs RTS,S vom amerikanischen Milliardär und Microsoft-Gründer Bill Gates. Seine Bill & Melinda Gates Stiftung hat mehr als 200 Millionen Dollar für das Vorhaben bereitgestellt. Gates hat in der Vergangenheit kritisiert, es werde „mehr Geld für die Entwicklung von Haarwuchsmitteln ausgegeben, als dafür, Mittel gegen Malaria zu finden“. Der Philanthrop Gates stiftete das Geld der Path Malaria Vaccine Initiative (MVI), einer nicht gewinnorientierten Organisation zum Kampf gegen Malaria. Der Pharmakonzern GSK kooperiert mit der Gates-Stiftung und MVI bei der Entwicklung und Erprobung des neuen Impfstoffs. Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/glaxo-smith-kline-impfstoff-gegen-malaria12609130.html (abgerufen am 8. April 2014) Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 41 e) AUFGABENSTELLUNG 1. Aufgabe: a) Beschreiben Sie an Hand von Abb. 1 (Material 1), welche Gruppen von Organismen zu den Mikro-organismen gezählt werden und geben Sie dazu jeweils Beispiele an. ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ b) Vergleichen Sie die Funktionsweise der beiden dargestellten Mikroskope (Material 1, Abb. 2 und Abb. 3). ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ c) Ordnen Sie mit Hilfe von Abb. 4 (Material 1) diese beiden Untersuchungsmethoden (Lichtmikroskop bzw. Elektronenmikroskop) verschiedenen Organismengruppen zu. ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 2. Aufgabe: Lesen Sie den Text über „Bakterienkultur“ (Material 2) und überlegen Sie, wie man die genannten Kulturmethoden auf andere Mikroorganismen übertragen könnte. Bakterien: __________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Pilze (z. B. Hefen): ___________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Algen: _____________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Tierische Einzeller: ___________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Viren: ______________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 42 3. Aufgabe: Lesen Sie den Text „Wachstumsphasen einer Bakterienkultur“ (Material 3) und ordnen Sie die vier Phasen des Wachstums den Abschnitten der folgenden Grafik zu: LAG-Phase = ________________ LOG-Phase = ________________ Stationäre Phase = ________________ Sterbephase = ________________ 4. Aufgabe: In einer Kultur befinden sich zu Beginn des exponentiellen Wachstums 1000 Bakterien. Die Anzahl der Bakterien verdoppelt sich jede Stunde. Ergänzen Sie die folgende Tabelle und tragen Sie alle Werte in das Diagramm ein. Zeit (in h) Bakterienanzahl 0 1 2 3 Ermitteln Sie rechnerisch bzw. mit Hilfe der Grafik die Bakterienanzahl nach einer halben Stunde: Nach 0,5 Stunden befinden sich __________ Bakterien in der Kultur. 5. Aufgabe: Erläutern Sie die Beziehung von Mikrobiologie und Biotechnologie. ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 43 6. Aufgabe: Lesen Sie den Text über die die Methode der Polymerase-Kettenreaktion (englisch Polymerase Chain Reaction, PCR; Material 4) und den Text über einen „Impfstoff gegen Malaria“ (Material 4) und beantworten Sie die folgenden Fragen: a) Zu welchen Gruppen der Mikroorganismen gehören die in den Texten erwähnten Erreger? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ b) Erläutern Sie die Methode der Polymerase-Kettenreaktion (englisch Polymerase Chain Reaction, PCR). ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ c) Warum gibt es heute gegen sehr viele Tropenkrankheiten keinen ausreichenden Schutz? Finden Sie dazu wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Gründe (vgl. Material 5). ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 44 Zuordnung Kompetenzmodell Aufgabenstellung 1. Handlungskompetenz A A2 3. 4. B 1.1-bio 1.2-bio 2.2-ph B1 2. Inhaltsdimension B1 Komplexitätsstufe C Niveau 1 Niveau 2 B3 1.1-bio 1.2-bio 3.2-bio B5 3.1-twl Niveau 1 3.1-twl Niveau 2 1.2-bio 3.1-twl Niveau 1 1.1-bio 3.2-bio 3.1-twl 4.2-twl Niveau 2 A3 A4 5. 6. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc B1 B2 B1 B2 C4 C6 45 „Brennstoffzelle“ Quellen http://www.auto-service.de/aktuell/genfer-autosalon/27924-hyundai-intrado-innovativeswasserstoff-auto-feiert-premiere-genf.html [23,2,2014] http://de.wikipedia.org/wiki/Brennstoffzelle http://www.thema-energie.de/flash/bsz.html http://www.thema-energie.de/article/show_article.cfm?id=2934 http://www.erneuerbare-energien.de/inhalt/6544/ Inhaltsdimensionen 2.1-twl Ware und Ökologie Erneuerbare Energieträger 2.2-ch Chemische Reaktionen Redoxreaktionen 2.2-twl Ware und Technologie Energiewirtschaft 3.1-twl Technologische Prozesse Aktuelle Forschungsbereiche, z.B. Brennstoffzelle 4.1-ph Erhaltungsgrößen in Systemen Energieumwandlung A.2 Ich kann Vorgänge und Erscheinungsformen in Natur und Umwelt systematisch Basiskonzepten oder Prinzipien zuordnen und in der entsprechenden Fachsprache beschreiben. A.6 Ich kann anhand ausgewählter Beispiele technologische Prozesse und den Lebenszyklus von Waren erklären. B.1 Ich kann aus unterschiedlichen Medien fachspezifische Informationen beschaffen. C.2 Ich kann die Verlässlichkeit einer Aussage hinterfragen und Gültigkeitsgrenzen von naturwissenschaftlichen Aussagen und Prognosen erkennen. C.6 Themenfelder Reife- und Diplomprüfung Zeitbedarf Ich kann die Wirkung technologischer Prozesse abschätzen und mein persönliches Handeln danach abstimmen Technologie und ihre Folgen 40 Minuten Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 46 3.1.1 AUFGABENSTELLUNG „Brennstoffzelle“ Material 1 4 Wasserstoffauto Toyota FCV soll unter 80.000 Euro kosten Das Wasserstoffauto Toyota FCV soll ein familientauglicher Viertürer werden – mit einem Verkaufspreis von “unter 80.000 Euro“ und bereits im Jahr 2015 auf den Markt kommen. Das erklärte Toyota-Pressesprecher Dirk Breuer vergangene Woche in Hamburg und kündigte an, dass man über die letzten Jahre hinweg die Brennstoffzelle weit effizienter gemacht und den kritisierten Platinanteil verringert habe. Die überarbeitete Brennstoffzelle des kommenden Toyota FCV ll werde demnach mehr als 100 kW leisten, da der Wirkungsgrad auf 65 Prozent erhöht werden konnte. In der Garage kann der Wagen daher laut Toyota sogar als Notstromaggregat für das ganze Haus genutzt werden: Mit einer Wasserstofffüllung lasse sich genügend Strom für etwa eine Woche erzeugen, der problemlos ins Hausnetz eingespeist werden kann. Die Antriebseinheit besteht aus einem Elektromotor, zwei Hochdruck-Wasserstofftanks, dem sogenannten Stack für die Energieumwandlung sowie einer Pufferbatterie, wie sie schon jetzt in Hybridautos zum Einsatz kommt. Die Reichweite des Fahrzeugs liege bei den versprochenen 500 Kilometern, das Tanken dauere drei Minuten. http://www.auto-service.de/aktuell/genfer-autosalon/27924-hyundai-intrado-innovativeswasserstoff-auto-feiert-premiere-genf.html [23.2.2014] Elektroautos sind im Kommen. Elektromotoren sind leise, man kann mit ihnen gut beschleunigen, sie erzeugen keine Abgase. Das Problem beim Einsatz von Elektromotoren ist, dass sich elektrischer Strom nicht direkt speichern lässt. Man muss die elektrische Energie in eine andere Energieform umwandeln, wenn man die Energie speichern möchte. Am besten bildet man damit energiereiche chemische Bindungen („chemische Energie“), aus denen später wieder elektrische Energie zurück gewonnen werden kann. Die geschieht heute vielfach mit leistungsfähigen Akkus. Bei der Suche nach neuen Speichermöglichkeiten rückt unter anderem Wasserstoff in den Blick. Er bietet eine Reihe von Vorteilen: Er lässt sich abgasfrei in Strom umwandeln, lässt sich in Tanks speichern und ist dann in Häusern und in Fahrzeugen universell anwendbar. Aufgabenstellung 1 Erklären Sie anhand des Artikels, warum es sich beim Wasserstoffauto Toyota FCV um eine Innovation am Automarkt handelt! Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 47 Material 2: Aufbau und Funktionsweise einer Brennstoffzelle (Schematische Darstellung der Funktion einer PEMFC-/DMFC-(/PAFC-)Brennstoffzelle) Quelle der Abbildung: http://de.wikipedia.org/wiki/Brennstoffzelle Aufgabenstellung 2 a) Lesen Sie aus der Grafik heraus, welche Stoffe zugeführt werden und welche Stoffe als Reaktionsprodukt entstehen b) Erläutern Sie, was die Aufgabe solch einer Brennstoffzelle ist! Material 3: Aus einem chemischen Energieträger kann man über den Umweg der Verbrennung (Wärmekraftmaschine) elektrische Energie erzeugen. Dabei entstehen thermische und mechanische Energie als Zwischenstufen, was stets zu Verlusten in einem solchen Prozess führt. Das Prinzip der Brennstoffzelle ist, die chemische Energie von Wasserstoff und Sauerstoff direkt in elektrische Energie umzuwandeln. Aufgabenstellung 3 a) Nennen Sie den Energieerhaltungssatz und zählen Sie wichtige Energieformen auf! b) Ergänzen Sie in der untenstehenden Abbildung in beiden Feldern die entsprechenden Energieformen! Energieumwandlung durch die Brennstoffzelle Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 48 Material 4 Der Brennstoff der Brennstoffzelle Die Bereitstellung von Wasserstoff als Brennstoff ist keine einfache Angelegenheit. Wasserstoff existiert auf der Erde nur in Verbindungen, er muss unter Energieaufwand aus diesen Verbindungen gewonnen werden. Die bekannteste Verbindung des Wasserstoffs ist das Wasser. Es kann durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt werden. Für die Elektrolyse benötigt man elektrische Energie. Im Sinne einer nachhaltigen Nutzung von Ressourcen ist es wichtig, dass zur Bereitstellung elektrischer Energie erneuerbare Energieträger genutzt werden. Aufgabenstellung 4: Vergleichen Sie verschiedene erneuerbare Energieträger in Hinblick auf die Bereitstellung von elektrischer Energie! Material 5 Wasser als Brennstoff? In dem Abenteuerroman „Die geheimnisvolle Insel“ von Jules Verne treffen die Helden auf den alternden Kapitän Nemo in seinem Unterwasserboot „Nautilus“. In diesem Roman lässt Jules Verne den amerikanischen Ingenieur Cyrus Smith sagen: „Ich glaube, dass Wasser eines Tages als Brennstoff dienen wird.“ Aufgabenstellung 5 Kann man aus naturwissenschaftlicher Sicht bei den Vorgängen in der Brennstoffzelle von „Wasser als Brennstoff“ sprechen? Begründen Sie Ihre Überlegung! Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 49 Zuordnung Kompetenzmodell Fragen Handlungskompetenz Aufgabenstellung 1: Artikel Aufgabenstellung 2: Funktionsprinzip Inhaltsdimension Anforderungsniveau C1 3.1-twl 1 A.2, A.6, B.1 2.2-ch 3.1-twl 1,2 4.1-ph 2.2-twl 3.1-twl Aufgabenstellung 3: Energieumwandlung A.2 Aufgabenstellung 4: alternative Energieträger C.6 2.1-twl 3.1-twl 2 Aufgabenstellung 5: Brennstoff C.2 2.1-twl 3.1-twl 2 Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 50 1 Titel der Aufgabe Umwelttechnologie – Beispiel Kläranlage Themenbereich(e) 2.1-twl Ware und Ökologie 2.2-twl Ware und Technologie 3.1-twl Technologische Prozesse Quellen http://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/hauptklaeranlage/abwas serreinigung/ http://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/hauptklaeranlage/umwelt hinweise/ http://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/hauptklaeranlage/zahlen/ http://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/hauptklaeranlage/reinigu ngswerte/ http://www.sonaqua.de/index.php/wasser-erleben/for-kids/miniklaeranlage-selber-bauen.html Relevante(r) Deskriptor(en) Zeitbedarf Siehe dazu Anhang der Aufgabe Material- und Medienbedarf Besondere Bemerkungen, Hinweise zur Durchführung ausgedruckte Arbeitsblätter, Materialien für Versuch, eventuell Internetzugang; Material für Plakatherstellung Partnerarbeit: Antworten müssen von jedem/er Schüler/Schülerin einzeln festgehalten werden.. 3 Unterrichtseinheiten Lösungsvorschlag siehe Anhang Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 51 Beispiel Umwelttechnologie - Kläranlage Aus Trinkwasser wird durch die unterschiedlichsten Verwendungszwecke (vom Duschen bis zum Betätigen der WC-Spülung) Abwasser, welches mit Feststoffen und gelösten Inhaltsstoffen - vor allem Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorverbindungen – verunreinigt ist. Da ungereinigtes Abwasser für jedes Gewässer - trotz der natürlichen Selbstreinigungskraft - eine Belastung darstellt, ist die Behandlung von Abwässern in Kläranlagen ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz. Material 1– Bauanleitung für eine einfache mechanische Kläranlage http://www.sonaqua.de/index.php/wasser-erleben/for-kids/mini-klaeranlage-selberbauen.html Versuchsmaterial: 4 Joghurtbecher mit einem Loch im Boden Kieselsteine, Grober Sand, Feiner Sand, Filtertüte; Becherglas, pH-Wert-Indikatorstreifen. Teststoffe: Schmutzwasser, Geschirrspülwasser Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 52 Material 2: Informationsmaterial - Funktionsweise einer Kläranlage http://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/hauptklaeranlage/abwasserreinigung Text-Kopie vom 22.04.2014 Abwasserreinigung In Simmering, an einem der topographisch tiefst gelegenen Punkte Wiens nahe der Mündung des Donaukanals in die Donau, liegt die Hauptkläranlage der Stadt Wien. Hier werden die gesamten kommunalen Abwässer Wiens gereinigt. An Tagen mit Trockenwetter sind das mehr als 500.000 m³. Diese Menge entspricht der Wasserführung eines mittleren Flusses. Das Abwasser durchströmt in etwa 20 Stunden die mechanische und die beiden biologischen Reinigungsstufen der Anlage, bevor es geklärt in den Donaukanal und weiter in die Donau abläuft. Mechanische Reinigung Schneckenpumpwerk Das über die Hauptsammelkanäle zufließende Abwasser wird im Schotterfang von den mineralischen Grobstoffen, wie Schotter und Kies befreit. Sechs Schneckenpumpen heben das Abwasser auf das Niveau der Anlage, das es nun im natürlichen Gefälle durchfließen kann. In der Rechenanlage werden mit den Feinrechen die Schwimm- und Schwebstoffe abgeschieden. Das Rechengut wird nach der Entwässerung in geschlossenen Containern zur Entsorgung gebracht. Im nachfolgenden Sandfang setzen sich feinere Feststoffe, Sand und Asche ab. Die letzte Stufe der mechanischen Reinigung des Abwassers erfolgt in den Vorklärbecken, auf die es durch die Zulaufgerinne aufgeteilt wird. Durch Verringerung der Fließgeschwindigkeit setzen sich die im Abwasser verbliebenen Schwebstoffe als Primärschlamm am Boden der Becken ab. Dieser Schlamm wird durch Räumer in Sammelrinnen geschoben und zu den Eindickern gepumpt. Durch die mechanische Reinigung des Abwassers lassen sich bereits bis zu 30 % der Schmutzstoffe entfernen. Schotterfang Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc Rechenanlage Sandfang 53 Vorklärung Biologische Reinigung Belebungsbecken 1. Stufe Mikroorganismen Zwischenklärung Die folgende biologische Reinigung entspricht dem Vorbild der biologischen Selbstreinigung natürlicher Gewässer. In den Belebungsbecken bauen Mikroorganismen, die als „Belebtschlamm“ bezeichnet werden, die gelösten, vornehmlich organischen Verunreinigungen ab. Der für den Abbauprozess benötigte Sauerstoff wird durch Kreiselbelüfter eingetragen. Die Phosphatfällung mit Eisen(III)sulfat erfolgt durch Zudosierung in den Belebungsbecken. In den Zwischenklärbecken erfolgt die Trennung des Belebtschlammes vom vorgereinigten Abwasser. Die Mikroorganismen setzen sich mitsamt dem aufgenommenen Schmutz als Belebtschlamm ab. Ein Teil des Schlammes (Rücklaufschlamm) wird in die Belebungsbecken rückgeführt, um die Anreicherung mit Mikroorganismen zu beschleunigen und den Abbauprozess intakt zu halten. Der Überschussschlamm wird in die Eindicker gepumpt. Das Abwasser fließt über die Zahnschwellen aus den Zwischenklärbecken in ein Gerinne, welches in die zweite biologische Reinigungsstufe führt. In den Jahren 2000 bis 2005 wurde die Hauptkläranlage Wien massiv ausgebaut. Die Erweiterung erfolgte dabei durch die Errichtung einer zweiten biologischen Reinigungsstufe zur Stickstoffelimination (Nitrifikation und Denitrifikation). Unter Anwendung der neuesten Technik wird seither mit einer erhöhten Reinigungsleistung ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz in Wien geleistet. Der Ablauf der ersten Belebungsstufe und der Rücklaufschlamm aus der zweiten Belebungsstufe werden dem Zwischenpumpwerk zugeleitet, von wo Abwasser und Schlamm mit Propellertauchmotorpumpen in ein gemeinsames – mit Mischelementen ausgestattetes – Gerinne gepumpt werden. Wegen der Aufteilung des Abwasserstroms nach der Vorklärung erfolgt auch in diesem Bereich eine Phosphatfällung mit Eisen(III)sulfat. Im Verteilbauwerk wird der Abwasserstrom gleichmäßig auf die 15 Belebungsbecken der zweiten biologischen Reinigungsstufe aufgeteilt, die baulich in drei Blöcke zusammengefasst sind. Jedes Belebungsbecken der zweiten Stufe besteht aus drei Beckenkaskaden. Die erste Kaskade bildet dabei ein vorgeschaltetes, unbelüftetes Denitrifikationsbecken, dem zwei nacheinander durchflossene Umlaufbecken (Kaskade 2 und 3) nachgeschaltet sind, in denen eine simultane Nitrifikation und Denitrifikation erfolgt. Propeller-Rührwerke sorgen für eine gleichmäßige Strömung und Durchmischung im Belebungsbecken. Die Belebungsbecken sind mit feinblasigen Tiefenbelüftern ausgestattet und es ist möglich, das belüftete Volumen an die Belebung 2. Stufe Temperatur und die Schmutzfracht anzupassen. An jedes Belebungsbecken schließt eine Entgasungszone an, aus dem das zugehörige Nachklärbecken beschickt wird. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 54 Nachklärung In den 15 runden Nachklärbecken erfolgt die Trennung des gereinigten Abwassers vom Belebtschlamm. Jedes Nachklärbecken ist mit Doppelräumern und getauchten Ablaufrohren ausgestattet und weist einen Durchmesser von 64 m auf. Ein Teil des Schlammes wird in die Belebungsbecken rückgeführt (Rücklaufschlamm), um die Anreicherung mit Mikroorganismen zu beschleunigen und den Abbauprozess intakt zu halten. Der Überschussschlamm wird in die Eindicker gepumpt. Der Ablauf der Nachklärung fließt nach Passieren der laufenden Kontrolle im Analysenbauwerk über das Auslaufgerinne in den Donaukanal. Ein Teil des nitrathältigen Ablaufes wird bei Trockenwetter in die erste Stufe zurückgeführt, um die dortigen Denitrifikationskapazitäten zu nutzen. Klärschlammbehandlung Schlammeindicker In den Klärschlammeindickern werden Primärund Überschussschlamm gemeinsam unter Einfluss der Schwerkraft auf einen Trockensubstanzgehalt von ca. 4 % eingedickt und anschließend unterirdisch in das Werk Simmeringer Haide der Wien Energie Fernwärme zur Schlammbehandlung gepumpt. Nach Entwässerung in Zentrifugen wird der Klärschlamm in Wirbelschichtöfen bei 850°C verbrannt. Reinigung der Abluft Um Geruchsbelästigung zu vermeiden, wurden Schotterfang, Schneckenpumpen, Sandfang und Klärschlammeindicker sowie die Schlammrinnen abgedeckt. Die Entlüftung dieser Anlage erfolgt über Biofilter. Fachbegriffe: Nitrifikation Unter Nitrifikation versteht man den Abbau von Stickstoffverbindungen im Abwasser unter Einsatz von Sauerstoff. Bakterien der Gattungen Nitrosomonas und Nitrobacter wandeln Ammonium zu Nitratverbindungen um. Denitrifikation Unter Denitrifikation versteht man den Abbau von Stickstoffverbindungen im Abwasser unter Ausnutzung der im Abwasser vorhandenen leicht abbaubaren Kohlenstoffverbindungen ohne zusätzliche Sauerstoffeintrag. Gelöste NOx-Verbindungen werden bakteriell abgebaut. Dabei veratmen die Bakterien den Sauerstoff, der dabei freiwerdende Stickstoff wird an die Atmosphäre abgegeben. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 55 Material 3 http://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/hauptklaeranlage/reinigungswerte/ Glossar 1. AEV Die Bezeichnung 1. AEV steht für die „1. Abwasseremissionsverordnung für kommunales Abwasser“. Der Mindestwirkungsgrad bezieht sich auf das Jahresmittel, der Grenzwert auf die maximal zulässige Ablaufkonzentration im geklärten Abwasser. BSB5 BSB5 steht für den biochemischen Sauerstoffbedarf in 5 Tagen. Dabei handelt es sich um eine Kenngröße für den Gehalt an biologisch abbaubaren Wasserinhaltsstoffen: Der biochemische Sauerstoffbedarf ist die Masse an gelöstem molekularen Sauerstoff, die von Mikroorganismen beim oxidativen Abbau (aber auch Umbau) organischer Inhaltsstoffe (Kohlenstoffverbindungen) des Wassers unter definierten Bedingungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (5 Tage) benötigt wird. Der BSB5 wird in mgO2/l (Wasser) angegeben. CSB CSB steht für Chemischer Sauerstoffbedarf. Der CSB ist eine Kenngröße für den Gehalt an sauerstoffzehrenden Wasserinhaltsstoffen. Der chemische Sauerstoffbedarf ist der bei der chemischen Oxidation von organischen Wasserinhaltsstoffen unter genormten Bedingungen ermittelte Verbrauch an Kaliumdichromat, anzugeben als Sauerstoffäquivalent in mg/l Wasser. TOC TOC steht für Total Organic Carbon, also den gesamten organisch gebundenen Kohlenstoff. Zusammen mit dem chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) ist TOC eine wichtige Kenngröße für die Belastung eines Gewässers mit organischen Stoffen. Angabe in mg C/l (Wasser). Nges Nges steht für Gesamt-Stickstoff. Der Gesamt-Stickstoff ist ein Summenparameter, der sich aus dem organischen Stickstoffanteil (Harnstoff, Peptide, Proteine) und dem anorganischen Stickstoffanteil (Ammonium-Stickstoff und Nitrat-Stickstoff) zusammensetzt. NH4-N NH4-N steht für Ammonium-Stickstoff. Der Ammonium-Stickstoff ist eine anorganische Stickstoffverbindung, die u.a. beim biologischen Abbau organischer Stickstoffverbindungen (z.B. Eiweiß) entsteht. Der Ammonium-Stickstoff wird in mg N/l (Abwasser) angegeben. Pges Pges steht für Gesamt-Phosphor. Der Gesamt-Phosphor ist ein Summenparameter, der sich aus gelöstem anorganischen Phosphor (Orthophosphat) und gelöstem bzw. ungelöstem organischen Phosphor zusammensetzt. Der Gesamt-Phosphor wird in mg P/l (Abwasser) angegeben. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 56 Material 4 - Datenblatt Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 57 Aufgabenstellungen Arbeitsauftrag 1 – Partner/innenarbeit Bauanleitung: Bauen Sie gemeinsam mit Hilfe der beiliegenden Materialien einen Mini-Kläranlagenturm, siehe Abbildung. Versuch 1: Schütten Sie zuerst das "Schmutzwasser " (z.B. mit Gartenerde verunreinigt, Teichwasser...) in die MiniKläranlage. Überprüfen Sie das aufgefangene Wasser im Becherglas (Färbung, Trübung, Geruch), schütteln Sie die Probe, messen Sie den pH-Wert. Notieren Sie ihre Ergebnisse. _________________________________________ _________________________________________ Versuch 2: Schütten Sie die Geschirrspülmittellösung in die MiniKläranlage. Überprüfen Sie das aufgefangene Wasser im Becherglas (Färbung, Trübung, Geruch), schütteln Sie die Probe, messen Ssie den pH-Wert. Notieren Sie ihre Ergebnisse. __________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________ Vergleichen und interpretieren Sie ihre Ergebnisse von Versuch 1 und 2. __________________________________________________________________ __________________________________________________________________ Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 58 Arbeitsauftrag 2 - Partner/innenarbeit a) Trinkwasserverbrauch Jeder Österreicher, jede Österreicherin benötigt ca. 130 Liter Trinkwasser pro Tag. Es stellt sich dabei die Frage für welche Bereiche wird wie viel Trinkwasser verbraucht. Kreuzen Sie in der Tabelle die Spalte mit der ihrer Meinung nach richtigen Verteilung an und begründen Sie Ihre Entscheidung: a) b) c) d) Duschen, Baden 44 l 50 l 70 l 60 l WC-Spülung 40 l 20 l 10 l 30 l Wäsche waschen 15 l 10 l 20 l 10 l Körperpflege (Hände waschen, Zähne putzen,..) Fenster putzen, Boden wischen, … 9l 5l 10 l 8l 8l 15l 5l 9l Geschirr spülen 6l 10 l 5l 3l Blumen gießen 5l 10 l 5l 7l Kochen, trinken 3l 10 l 5l 3l 130 l 130 l 130 l 130 l Begründung: b) „WC und Kanalsystem sind kein Mistkübel!“ Viele im Haushalt anfallende Abfälle werden leider immer noch über die Kanalisation entsorgt, wodurch Kanalrohre verstopft werden können und diese spätestens in der Kläranlage mit großem Aufwand entfernt werden müssen. Überlegen Sie, wie Abfälle sachgerecht entsorgt werden können. Beziehen Sie Ihre Alltagserfahrungen ein bzw. suchen Sie sich Informationen im Internet. Erstellen Sie gemeinsam ein Plakat in dem Sie die wichtigsten Umwelthinweise zur sachgerechten Entsorgung von Abfällen darstellen und präsentieren. Zum Beispiel: So entsorgen Sie richtig: Hygieneartikel (Windeln, Binden, Tampons, Kondome) gehören in den Hausmüll! Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 59 Arbeitsauftrag 3 - Einzelarbeit a) In der nachfolgenden Tabelle sind die Bestandteile einer Kläranlage und ihre Aufgaben durcheinander geraten. Ordnen Sie diese wieder richtig zusammen. b) Bringen Sie die Bestandteile der Kläranlage aus dieser Tabelle in die richtige Reihenfolge. (Nummerierung von 1 bis 7). Nr. Bestandteil Vorklärbecken Rechenanlagen Nachklärbecken Analysebauwerk Schotterfang Belebungsbecken Sandfang Aufgabe Der Fein- bzw. Belebtschlamm kann sich hier absetzen und wird vom gereinigten Abwasser getrennt. Durch die Stababstände von ca. 6 mm wird ein Großteil der Fest- und Schwebstoffe aufgefangen. Mit modernster Mess- und Analysetechnik wird das Abwasser vor dem Verlassen der Kläranlage überprüft. Entfernung von Schotter und Streugut, ca. 10 bis 15 t Feststoffe pro Woche, Schutz vor Beschädigung der Anlage. Durch die Zufuhr von Frischluft werden ideale Bedingungen für Mikroorganismen (Einzeller, Bakterien) geschaffen, dadurch „fressen“ sie organische Abfälle und reduzieren den Kohlenstoffund Stickstoffgehalt des Abwassers. Durch eine langsame Fließgeschwindigkeit von 10 cm/s werden feinste mineralische und organische Teilchen entfernt. Die Fließgeschwindigkeit des Abwassers beträgt nur mehr 2 cm/s, dadurch können flockige Abwasserbestandteile zu Boden sinken, aber auch Zigarettenfilter, Blütenpollen u.a. schwimmender Reste werden von der Oberfläche abgeschöpft. c) Beantworten Sie die nachfolgenden Fragen mit Hilfe des beiliegenden Textes über die Hauptkläranlage Simmering (Material 2) 1. Welche Bestandteile einer Kläranlage werden unter dem Begriff mechanische Reinigung zusammengefasst? 2. Warum wird das gesammelte Abwasser durch die Schneckenpumpen angehoben? 3. Welchen Entsorgungsweg nehmen die durch die mechanische Reinigung abgetrennten Feststoffe? 4. Welcher Reinigungsgrad wird am Ende der mechanischen Reinigung erreicht? Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 60 5. Wie wird der biologische Vorgang bezeichnet, welcher in der biologischen Reinigung einer Kläranlage imitiert und optimiert wird? 6. Warum wurde die Hauptkläranlage Wien Simmering in den Jahren 2000 bis 2005 stark ausgebaut und um die 2. biologische Reinigungsstufe erweitert? 7. Wodurch unterscheidet sich die biologische Reinigung der Stufe 1 von der Stufe 2? 8. Denitrifikation und Nitrifikation sind zwei besonders wichtige Abbauvorgange von Stickstoffverbindungen. Wodurch unterscheiden sich die beiden biochemischen Abbauvorgänge? Nitrifikation= Denitrifikation = 9. Wie wird der entwässerte und eingedickte Klärschlamm entsorgt? Arbeitsauftrag 4 - Einzelarbeit Um die Reinigungsleistung einer Kläranlage zu ermitteln, werden laufend Abwassertechnische Daten erhoben. Dabei werden häufig viele Abkürzungen verwendet. a) Formulieren Sie aus dem beiliegenden Glossar (Material 3) eine kurze und einfache Erklärung für die wichtigsten Abkürzungen: BSB5 = ________________________________________________________________ CSB = ________________________________________________________________ TOC = _________________________________________________________________ b) Vergleichen Sie die einzelnen Parameter der Reinigungswerte der letzten Kalenderjahre (Material 4 - Datenblatt) und interpretieren Sie diese Messergebnisse. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 61 Zuordnung Kompetenzmodell Fragen Handlungskompetenz A Arbeitsauftrag1 A.1 B.4 B.5 Arbeitsauftrag2 C.1 C.5 Arbeitsauftrag3 Arbeitsauftrag4 B.1 A.4 B.1, B.5 C.6 Kommentare Zeitbedarf: 3 UE Die Unterlagen sind für den Unterrichtsgebrauch bestimmt. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 62 Inhaltsdimension B 2.1-twl 2.2-twl 3.1-twl 2.1-twl 2.2-twl 3.1-twl 2.1-twl 2.2-twl 3.1-twl 2.1-twl 2.2-twl 3.1-twl Anforderungsniveau C 1 2 1 2 Lösung: Arbeitsauftrag 1 feste Verunreinigungen aus dem Schutzwasser werden durch die mechanische Reinigungsstufen entfernt, Einfluss auf Färbung, Trübung, Geruch, feststellbar keine Veränderung des pH-Wertes, kein Abbau des Spülmittels dafür ist die biologische Reinigung notwendig. Lösung: Arbeitsauftrag 2 a) Schätzfrage: Antwort a) ist richtig! b) Plakat: Umwelthinweise So entsorgen Sie richtig: Hygieneartikel (Windeln, Binden, Tampons, Kondome) gehören in den Hausmüll! Zigarettenkippen und Katzenstreu gehören in den Hausmüll! Speisereste, Lebensmittel und andere Bioabfälle gehören in die Biotonne. Farben- und Lackreste sind Sondermüll/Problemstoffe. Textilien (Putzlappen, Strumpfhosen, etc.) sind Restmüll. Reste von Medikamenten gehören zur Problemstoffsammlung. Besondere Hinweise Beachten Sie die Dosierhinweise von Wasch- und Reinigungsmitteln. Informieren Sie sich über die Wasserhärte ihres Trinkwassers. Verwenden Sie möglichst wenig scharfe Putzmittel und informieren Sie sich über umweltverträgliche Putzmittel. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 63 Lösung: Arbeitsauftrag 3 a) In der nachfolgenden Tabelle sind die Bestandteile einer Kläranlage und ihre Aufgaben durcheinander geraten. Ordnen Sie diese wieder richtig zusammen. b) Bringen Sie die Bestandteile der Kläranlage aus der obigen Tabelle in die richtige Reihenfolge (Nummerierung von 1 bis 7). Bestandteil Nachklärbecken (6) Rechenanlagen (2) Analysenbauwerk (7) Schotterfang (1) Belebungsbecken (5) Sandfang (3) Vorklärbecken (4) Aufgabe Der Fein- bzw. Belebtschlamm kann sich hier absetzen und wird vom gereinigten Abwasser getrennt. Durch die Stababstände von 6 mm wird ein Großteil der Fest- und Schwebstoffe aufgefangen. Mit modernster Mess- und Analysetechnik wird das Abwasser vor dem Verlassen der Kläranlage überprüft. Entfernung von Schotter und Streugut, ca. 10 bis 15 t Feststoffe pro Woche, Schutz vor Beschädigung der Anlage. Durch die Zufuhr von Frischluft werden ideale Bedingungen für Mikroorganismen (Einzeller, Bakterien) geschaffen, dadurch „fressen“ sie organische Abfälle und reduzieren den Kohlenstoff- und Stickstoffgehalt des Abwassers. Durch eine langsame Fließgeschwindigkeit von 10 cm/s werden feinste mineralische und organische Teilchen entfernt. Die Fließgeschwindigkeit des Abwassers beträgt nur mehr 2 cm/s, dadurch können flockige Abwasserbestandteile zu Boden sinken, aber auch Zigarettenfilter, Blütenpollen u.a. schwimmender Reste werden von der Oberfläche abgeschöpft. c) Beantworten Sie die nachfolgenden Fragen mit Hilfe des beiliegenden Textes: 1. Welche Bestandteile einer Kläranlage werden unter dem Begriff mechanische Reinigung zusammengefasst? Schotterfang, (Schneckenpumpen), Rechenanlagen, Sandfang, Vorklärbecken 2. Warum wird das gesammelte Abwasser durch die Schneckenpumpen angehoben? Die weiteren Reinigungsschritte erfolgen dadurch im freien Gefälle. 3. Welchen Entsorgungsweg nehmen die durch die mechanische Reinigung abgetrennten Feststoffe? Sie werden entwässert, getrocknet und verbrannt (Fernwärme) 4. Welcher Reinigungsgrad wird am Ende der mechanischen Reinigung erreicht? 30% der Abfälle wurden abgetrennt. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 64 5. 6. 7. 8. 9. Wie wird der biologische Vorgang bezeichnet, welcher in der biologischen Reinigung einer Kläranlage imitiert und optimiert wird? biologische Selbstreinigung Warum wurde die Hauptkläranlage Wien Simmering in den Jahren 2000 bis 2005 stark ausgebaut und um die 2. biologische Reinigungsstufe erweitert? höhere Gesamtreiniungsleistung, verbesserter Stickstoffabbau, verbesserter Umweltschutz Wodurch unterscheidet sich die biologische Reinigung der Stufe 1 von der Stufe 2? biologische Stufe 1: v.a. Entfernung von Kohlenstoff (ca. 80%); Stickstoff nur ca. 35%; Fällung von Phosphor biologische Stufe 2: v.a. Entfernung von Stickstoff durch Nitrifikation und Denitrifikation. Denitrifikation und Nitrifikation sind zwei besonders wichtige Abbauvorgange von Stickstoffverbindungen. Wodurch unterscheiden sich die beiden biochemischen Abbauvorgänge? Nitrifikation = Abbau von Stickstoffverbindungen im Abwasser unter Einsatz von Sauerstoff. Bakterien (Nitrosomonas, Nitrobacter) bauen Ammonium zu NitratVerbindungen um. Denitrifikation = Abbau von Stickstoffverbindungen im Abwasser unter Ausnutzung der im Abwasser vorhandenen leicht abbaubaren Kohlenstoffverbindungen ohne zusätzliche Sauerstoffeintrag. Gelöste NOx-Verbindungen werden bakteriell abgebaut. Dabei veratmen die Bakterien den Sauerstoff, der dabei freiwerdende Stickstoff wird an die Atmosphäre abgegeben. Wie wird der entwässerte und eingedickte Klärschlamm entsorgt? Er wird in Wirbelschichtöfen bei ca. 850°C verbrannt. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 65 Lösung: Arbeitsauftrag 4 Um die Reinigungsleistung einer Kläranlage zu ermitteln, werden laufend Abwassertechnische Daten erhoben. Dabei werden häufig viele Abkürzungen verwendet. a) Formulieren Sie aus dem beiliegenden Glossar eine kurze und einfache Erklärung für die wichtigsten Abkürzungen: BSB5 = Mikroben benötigen zum Abbau von organischen Verschmutzungen Sauerstoff, ihr Bedarf bezogen auf 5 Tage wird durch den BSB 5 Wert angegeben. CSB = bedeutet chemischer Sauerstoffbedarf; er gibt Auskunft über den gesamten Sauerstoffbedarf, der zur Reinigung des Abwassers von organischen Inhaltsstoffen notwendig ist. TOC = ist der Sammelbegriff für den gesamten organisch gebundenen Kohlenstoff. b) Vergleichen sie die einzelnen Parameter der Reinigungswerte der letzten Kalenderjahre und interpretieren sie diese Messergebnisse. zum Beispiel: Die Reinigungsleistung der Kläranlage ist immer besser als bei den einzelnen Wirkungsgraden (BSB5, CSB,..) lt. 1.AEV gefordert. Die Ablaufkonzentration von NH4-N liegt mit den Werten 0,59 (2013) bzw. 0,83 (2012) weit unter dem erlaubten Wert von5. Der Gesamtphosphorgehalt im Abwasser liegt unter dem erlaubten Grenzwert von 1. etc. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 66 5 Anhang: Kompetenzmodelle in den Naturwissenschaften Um die Überlegungen zum Kompetenzmodell gut abzusichern, werden Ansätze in unterschiedlichen Projektzusammenhängen aus fachdidaktischer Sicht im Überblick präsentiert. Wie gut können SchülerInnen naturwissenschaftliche Phänomene untersuchen, beschreiben, erklären oder vorhersagen? Sind sie in der Lage, populärwissenschaftliche Berichte zu verstehen? Können sie Belege und Folgerungen interpretieren und von Meinungen ohne wissenschaftlichen Hintergrund unterscheiden? Mit den folgenden Betrachtungen sollen Kompetenzmodelle von naturwissenschaftlichen Grundbildungen verglichen werden. Der Vergleich festigt einen Zugang zum gewählten Kompetenzmodell für die Bildungsstandards. Das PISA-Framework Diese Fragen versucht PISA unter dem Titel „Scientific Literacy“ (Naturwissenschaftliche Grundkompetenz) zu beantworten. Die OECD hat als wirtschaftsvergleichende supranationale Institution Interesse daran, dass sich Jugendliche in einer naturwissenschaftlich geprägten Welt mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Einflüssen zurechtfinden und diese auch mitgestalten können. Die Aufgaben zielen also auf breites allgemeines Interesse ab, wo man mit den Ergebnissen und Berichten wissenschaftlicher Arbeit umgehen können soll und entsprechend journalistisch aufbereitete Botschaften und „Geschichten“ auf der Grundlage von Basiswissen einschätzten können soll. Sie haben nichts mit Spezialinteressen zu tun und benötigen kein Spezialwissen. Im PISA-Framework wird die naturwissenschaftliche Grundkompetenz folgendermaßen beschrieben „Scientific literacy use scientific knowledge to identify questions and to draw evidence-based conclusions, understand and help make decisions of the natural world and the changes made to it through human activity…(OECD, 2003, S133). „Naturwissenschaftskompetenz ist die Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu verstehen und zu treffen, die die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an ihr vorgenommenen Veränderungen betreffen“. Die Aufgaben stammen aus den Fachgebieten der Physik, Chemie, Biologie, Erdwissenschaften und Weltraumwissenschaften. In Österreich werden diese Belange in Gegenständen Physik, Chemie, Biologie und Umweltkunde sowie Geographie unterrichtet; nicht unbedingt in allen Schultypen und auch in den allgemein bildenden Lehrplänen mit Lücken. Daher werden bei PISA ausgewählte Themen aus Physik, Chemie, Biologie sowie Erd- und Weltraumwissenschaften in längeren Texten in lebensnahe Probleme verpackt, zu deren Lösung naturwissenschaftliche Kenntnisse benötigt werden. Für die Wahl der Inhalte wurden als erste Beschreibung der gesamten Domäne folgende Kriterien erstellt: Relevanz und Nützlichkeit in alltäglichen Situationen Bedeutung für die Lebensverhältnisse im nächsten Jahrzehnt Verknüpfung mit ausgewählten naturwissenschaftlichen Prozessen. Folgende Themen zum Testen von Grundkompetenzen werden angeführt (in der Klammer sind Unterbereiche ohne Anspruch der Vollständigkeit): Struktur und Eigenschaften von Materie (thermische und elektrische Eigenschaften); Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 67 Atmosphärische Änderungen (Strahlung, Transmission, Druck); Chemische und physikalische Änderungen; Energieumwandlung (Energieerhaltung, Photosynthese); Kräfte und Bewegung (Kräfte im (Un)gleichgewicht, Kinematik, Dynamik); Formen und Funktionen (Zelle, Skelett, Anpassung); Humanbiologie (Gesundheit, Hygiene, Ernährung); Physiologische Änderungen (Hormone, Elektrolyse, Neuronen); Biodiversität (Arten, Gene, Evolution); Genetische Kontrolle (Dominanz, Vererbung); Ökosysteme (Nahrungsketten, Nachhaltigkeit); Die Erde im Universum (Sonnensystem, tägliche und saisonale Änderungen); Physische Geographie (Kontinentaldrift, Wetter). Diese Themen werden als naturwissenschaftliches Wissen und als wesentliche Konzepte für eine Grundkompetenz festgelegt. Viele Bereiche fehlen – auf die exemplarische Behandlung wird immer wieder hingewiesen. Da Wissen weniger im Vordergrund steht als das Verstehen dieser naturwissenschaftlichen Prozesse (zweite Beschreibungsform der Domäne), also das Beurteilen und Interpretieren von wissenschaftlichen Belegen, wurden folgende Prozesse ausgewählt: Beschreiben, Erklären und Vorhersagen von wissenschaftlichen Phänomenen; Verstehen von Untersuchungen Interpretieren von Belegen und Folgerungen. Hauptaugenmerk wird weniger auf die Fähigkeit gelegt, naturwissenschaftliche Belege zu produzieren, sondern eben referierte Belege beurteilen und interpretieren und die Anlage von Untersuchungen verstehen zu können. Hier gibt es eine große Spannweite von Schwierigkeitsstufen; durch Kalibrierungen werden nur Fragenkategorien gewählt, die dem Niveau von 15-Jährigen SchülerInnen entsprechen. Alle Aufgaben und Fragestellungen sind in einen realitätsnahen Kontext eingebettet (dritte Beschreibung der Domäne – Situationen und Kontext), der aus dem Unterricht, aber auch von Lernsituationen außerhalb der Schule angewendet werden soll. Folgende Situationen wurden in folgende Anwendungsgebiete integriert: Wissenschaft im Bereich Leben und Gesundheit: Gesundheit, Krankheit und Ernährung; Erhaltung der biologischen Arten, Wechselwirkung zwischen physikalischen und biologischen Systemen; zugehöriges PISA-Beispiel: Semmelweis Tagebuch) Wissenschaft im Bereich Erde und Umwelt: Umweltverschmutzung, Bodenbewirtschaftung und Erosion, Wetter und Klima; zugehörige PISA-Beispiele: Tageslicht, Klimaänderung) Wissenschaft im Bereich Technologie: Biotechnologie, Verwendung von Materialien, Vermeidung von Abfällen, Energienutzung, Transport; zugehörige PISA-Beispiele: Klonen, Mais). Gerade für eine internationale Untersuchung ist die Wahrung der Balance, bei Fragestellungen kein Land und keinen Kulturkreis zu begünstigen, sehr wichtig. Bildungsstandards in Deutschland Laut dem BRD-KMK-Beschluss über Bildungsstandards (16.12.2004) ermöglicht „naturwissenschaftliche Bildung dem Individuum eine aktive Teilhabe an gesellschaftlicher Kommunikation und Meinungsbildung über technische Entwicklung und naturwissenschaftliche Forschung und ist deshalb wesentlicher Bestandteil von Allgemeinbildung. Dabei geht es bei naturwissenschaftlicher Grundbildung um die Zielsetzung, Phänomene erfahrbar zu machen, die Sprache und Historie von Naturwissenschaften zu verstehen, ihre Ergebnisse zu kommunizieren und sich mit ihren spezifischen Methoden der Erkenntnisgewinnung und deren Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 68 Grenzen auseinander zu setzen. Dazu gehört das theorie- und hypothesengeleitete naturwissenschaftliche Arbeiten, das eine analytische und rationale Betrachtung der Welt ermöglicht. Darüber hinaus bietet naturwissenschaftliche Grundbildung eine Orientierung für entsprechende Berufsfelder und schafft Grundlagen für anschlussfähiges berufsbezogenes Lernen“; soweit der Text über Grundkompetenzen, der in der Folge nach den Fächern Biologie, Chemie und Physik gegliedert wird. Als Kompetenzbereiche des Faches Biologie werden Fachwissen (Lebewesen, biologische Phänomene, begriffe, Prinzipien, Fakten kennen und den Basiskonzepten zuordnen), Erkenntnisgewinnung (Beobachten, Vergleichen, Experimentieren, Modelle nutzen und Arbeitstechniken anwenden), Kommunikation (Informationen erschließen und austauschen) und Bewertung (biologische Sachverhalte in verschiedenen Kontexten erkennen und bewerten) unterschieden. Als Basiskonzepte werden System, Struktur, Funktion und Entwicklung angeführt. Die Handlungsdimension bezieht sich auf grundlegende Elemente der Erkenntnisgewinnung. Also auf experimentelles und theoretisches Arbeiten, auf Kommunikation und auf die Bewertung und Anwendung biologischer Sachverhalte in fachlichen und gesellschaftlichen Kontexten. Als Kompetenzbereiche der Chemie wird bei derselben Einteilung wie oben auf chemische Phänomene und Sachverhalte in verschiedenen Kontexten Wert gelegt. Die Handlungsdimensionen sind gleich formuliert. Die Kompetenzbereiche der Chemie und Physik taucht beim Fachwissen der Begriff „Gesetzmäßigkeiten“ deutlich auf; beim Fachwissen wird in der Physik zwischen den Kapiteln „Materie“, „Wechselwirkung“, „System“ und „Energie“ unterschieden. Die zentrale Stellung des Experimentes in beiden Fächern wird immer wieder betont. Für die Chemie ist ein „Bildungsplan Gymnasium“ definiert, der neben den oben angeführten Darstellungen auf Wechselwirkungen zu Chemie als Kulturleistung und auch auf den Erwerb allgemeiner Kompetenzen wie Geduld, Genauigkeit, Sorgfalt und Ausdauer Bezug nimmt. Ein sehr hübscher Satz aus den Leitgedanken: „Für die Chemie ist das Denken auf zwei Ebene, der Ebene der Phänomene (Stoffe, Beobachtungen, Eigenschaften) und der Ebene der Modelle (Teilchen, Deutungen, Strukturen) typisch. (..) Um die teilweise komplexen Zusammenhänge zu vermitteln, bedarf es einer guten Strukturierung (des Lehrstoffes) und oftmals einer sorgfältig gewählten didaktischen Reduktion“ (Hervorhebungen durch den Autor). Standards beim IMST (1) -Projekt Im Rahmen des österreichischen Entwicklungsprojektes Innovations in Math, Science and Technology Teaching“ wurde ein Grundbildungskonzept entwickelt, also ebenfalls eine Darstellung von grundlegenden Konzepten der Naturwissenschaften (und der Mathematik). Als Leitlinien für die Auswahl von Inhalten werden folgende Leitlinien angeführt: „Weltverständnis“, also fundamentale Ideen, Basiskonzepte und Grundvorstellungen; „Kulturelles Erbe“, d.h. geschichtliche Zusammenhänge, Kulturerbe, gesellschaftlicher Hintergrund; „Alltagsbewältigung“ meint die Bedeutung der Themen für sich und das Umfeld; „Gesellschaftsrelevanz“ bedeutet Vorbereitung für öffentliche Diskussionen und Meinungsbildung; „Wissenschaftsverständnis“ geht davon aus, Vorwissen für spätere Studien mit höherer Abstraktion und Modellbildung zu erlangen und „Berufliche Orientierung und Studienfähigkeit“ soll der Orientierung in der Berufswelt, aber auch der Beschäftigungsfähigkeit dienen. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 69 Alle diese Inhalte sollen methodisch von einem gemäßigt konstruktivistischen Ansatz ausgehen und am Vorwissen der SchülerInnen anknüpfen. Alltagsvorstellungen, Interessen und Gefühle fließen mit Unterstützung entsprechender Methoden (Brainstorming, Concept mapping) in die Aufbereitung der Inhalte ein. Es soll dabei anwendungsbezogen und authentisch, erfahrungsgeleitet, in unterschiedlichen Kontexten und im sozialen Umfeld gearbeitet werden. Instruktion kann unterstützend verwendet werden; hier spielen auch neue Medien ihre Rolle. Krainer (2005) geht in seiner Stellungnahme zu den nationalen Bildungsstandards von einer neuen Prüfungskultur aus und sieht gerade in der Entkopplung von der derzeitigen Leistungsbeurteilung eine Chance auf Vielfalt und Verständigung zwischen den parallel laufenden Vereinbarungskulturen. Bildungsstandards können, wenn sie auf die Unterrichtsentwicklung belebend wirken, eine „Vision von Bildungsprozessen“ ausmachen. Was sagt die „alte“ Reformpädagogik? In seinem pädagogischen Büchlein „Verstehen lernen“ hat der leider 1988 verstorbene Martin Wagenschein der Projektkultur mit der Triade „Entdecken-Denken-Verstehen“ (oder genetischsokratisch-exemplarisch) ein Denkmal gesetzt. Er zeigt am Beispiel des naturwissenschaftlichen Lernens eine „Annäherung an das genetische Lehren“. Verstehen heißt dabei selber einsehen, „wie es kommt“. 1. Regel: Nicht immer erst das Selbstverständliche, Einfache (und Langweilige) sondern oft erst etwas Erstaunliches, etwas Kompliziertes und Problematisches vor den Schülern ausbreiten; dann: in dem Erstaunlichen als produktives Denken ein Verständliches und Gewohntes erkennen lassen, auf dem es „beruht“ (einen „alten Bekannten“ wieder erkennen). 2. Regel: Erst das Naturphänomen, dann das Laborphänomen. 3. Regel: Erst „qualitativ“, dann „quantitativ“. 4. Regel: Erst das Phänomen aufnehmen, dann die Modellvorstellung oder Theorie erarbeiten; 5. Regel: Erst die Entdeckung, dann die Erfindung oder: erst der fertige (noch durchschaubare) Apparat, dann das „Ausgraben“ des „Natürlichen“ in ihm. 6. Regel: Erst den Einzelfall anwesend sein lassen und mit dem einfachsten, seiner Besonderheit zugewandten Denkmitteln verstehen; dann: ihn, falls nötig, nach allgemeinen Regulativen entscheiden. 7. Regel: Erst die Muttersprache, dann die Fachsprache anwenden (die Muttersprache ist die Sprache des Verstehens, die Fachsprache besiegelt das Ergebnis im letzten Arbeitsgang. 8. Regel: Nicht erst die Schnellen gewinnen, dann die Langsamen nachschleppen. Sondern: Erst die Langsamen, dann die Schnellen (Tutorprinzip). 9. Erst die Mädchen, dann die Burschen (die Mädchen dafür sorgen lassen, dass die Burschen die Abstraktion nicht abspalten statt sie anwachsen zu lassen). Es wäre schön, wenn diese didaktische und pädagogische Weisheit auch bei der Umsetzung der Bildungsstandards in prototypische Beispiele im Hinterkopf bliebe. Aktuelle Fragestellungen Einer der Motoren didaktischer Entwicklungen in den Naturwissenschaften ist die Umsetzung gemäßigt konstruktivistischer Ideen. Aus der Perspektive naturwissenschaftsdidaktischer Lehr-Lernforschung votieren Duit und Möller (2000) für eine "inklusive konstruktivistische Sicht Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 70 von Lernen" und einen moderat konstruktivistischen Ansatz, der klassische Lerntheorien des Konzeptwechsels (conceptual change) mit sozial-konstruktivistischen Positionen (z.B. kollaborative Wissenskonstruktion in kooperativen Lerngruppen) und Theorien der situierten Kognition verknüpft. Nach Möller (2000) lässt sich der Lernprozess in einem moderat konstruktivistisch orientierten Unterricht durch folgende Lernformen kennzeichnen: Eigenaktives konstruktives Lernen, situatives Lernen, soziales und kooperatives Lernen, selbstgesteuertes und unterstütztes Lernen. Dabei spielen nicht nur kognitive Aspekte, sondern auch die Vorerfahrungen („Präkonzepte“) und Interessen der Lernenden, emotionale Kontexte und die persönliche Identifikation mit den Lerninhalten eine Rolle. Inhaltlich muss sich der Unterricht an komplexen, lebens- und berufsnahen, ganzheitlich zu betrachtenden Problembereichen orientieren. Wesentlich ist auch der Umgang mit Prüfungsvorgängen in den Naturwissenschaften, der durch ein Projekt des Programms „IMST (=Innovationen machen Schulen top) besonders befördert wurde (Koenne et al. 2008). Das Programm Prüfungskultur geht davon aus, dass die Art der Leistungsfeststellung wesentlich bestimmt, wie und welche Inhalte von den SchülerInnen behalten werden. Innovativer Unterricht muss auch auf die Prüfungskultur einwirken, um die Bildungsziele der Gegenwart erfüllen zu können. Die bestehende Prüfungskultur soll reflektiert und alternative Prüfungsmodelle sollen diskutiert werden. Das Programm vernetzt Lehrer/innen, die sich mit Prüfungskultur beschäftigten. Das Projekt Prüfungskultur und die Fortbildungsveranstaltungen werden wissenschaftlich begleitet und evaluiert. In mehrtägigen Seminaren werden interessierte Lehrer/innen zur Reflexion der bestehenden Prüfungskultur motiviert. Sie setzen sich mit Bildungszielen auseinander, diskutieren Kompetenz-Modelle (z. B. PISA-Framework) und erproben neue und alternative Prüfungsformen. Adressat/innen sind Lehrer/innen in naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik. Was zeigt dieser Vergleich? Auch unterschiedliche Vorstellungen von Grundkompetenzen laufen in den Naturwissenschaften immer auf ähnliche Deutungsmuster bezüglich Inhalt und Methoden hinaus. Die inhaltliche und methodische Dimension des praktizierten Kompetenzmodells sind gut abgesichert, die Dimension der Anforderungsniveaus bildet sich eher implizit ab (PISAFramework: Spannweite der Schwierigkeitsstufen; Bildungsplan Gymnasium: Denken auf „zwei Ebenen in der Chemie“; IMST: unterschiedlich „konstruktivistisch“ ausgeprägte Lernszenarien; Wagenschein: Kompliziertes und Einfaches; „erst qualitativ, dann quantitativ“). Das PISA-Framework zeigt einen modernen polyglotten Ansatz, der auch in unterschiedlichen Lebens- und Lernkulturen bestehen muss. Er wirkt dort am stärksten, wo ein klares Gerüst Ausgangspunkt für messbare Aufgabenbeispiele sein muss. Die moderne lebensweltlichen Zugänge des PISA-Frameworks lassen die anderen Ansätze inhaltlich alt oder zumindest strikt (fach)kanonisiert aussehen. Am Framework wird man also nicht vorbeikommen, wenn man Bildungsstandards für die Naturwissenschaften finden will. Nicht zuletzt zeigen der PISA-Framework-Ansatz und das genetische Lernen von Martin Wagenschein eine Betrachtung der Naturwissenschaften in ihrer Gesamtheit mit all den interdisziplinären Bezügen, die auch die heutige Arbeits- und Forschungswelt eindeutig prägen. Dass dies noch lange keine gemeinsamen Fächer in den Lehrplänen bedeutet, ist eine Sache. Ein andere aber auch, dass eine Darstellung und gemeinsame Erarbeitung ohne fächerübergreifende Bezüge und eine gemeinsame Nomenklatur heute nicht mehr möglich sein soll. Das Naturwissenschafts-Bildungsstandardprojekt wird diese fächerübergreifende Anlage in jeder Hinsicht ernst nehmen, aber keine „Fächerzusammenlegungen“ propagieren. Ob die Ausgangssituation immer in einer langen, fast essayistischen Darstellung beschrieben werden muss (und damit den geduldigen „Lesern“ entgegenkommt), oder auch in kurzen Faktendarstellungen oder qualitativen inhaltlichen Bezügen (Proportionen, reziproke Verläufe, Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 71 Abschätzung von Größenordnungen, u.a.) verlaufen kann, soll offen gelassen werden. Exemplarische Beispiele zu den Bildungsstandards können eine „österreichische Färbung“ haben, d.h. auch biologisches, chemisches und physikalischen Grundwissen im Kernstoffbereich voraussetzen, ohne vorher eine ganze Geschichte erzählen zu müssen. Jedenfalls ergibt sich aus den inhaltlichen Darstellungen fast zwanglos ein graphisch darstellbares Modell der gewünschten Kompetenzen von SchülerInnen. Dies wird, mit einem gemeinsamen Gerüst für alle drei Naturwissenschaften, mit einer hohen Stringenz umzusetzen sein. Literaturnachweise: Weinert, F.E.: Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In: Weinert, F.E. (Hrsg.): Leistungsmessung in Schulen. Weinheim und Basel 2001, S. 17-31 Literaturbezüge für den Anhang: OECD, Schülerleistungen im internationalen Vergleich – naturwissenschaftliche Grundbildung, OECDPublikation, 2003. Ständige Konferenz der Kultusminister in der BRD, Bildungsstandards für den mittleren Schulabschluss, Beschluss der KMK, 16.12.2004 Bildungsstandards für Chemie, Bildungsplan Gymnasium, KMK - Bonn 2003. IMST-S1, ein dynamisches Konzept für die mathematisch-naturwissenschaftliche Grundbildung – Handreichung für die Praxis, Klagenfurt, 25.8.2003 Krainer K., Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards, in: Journal für Schulentwicklung 4/2004, Innsbruck. Wagenschein M., Verstehen lernen, Weinheim und Basel 1968, Beltz-Verlag. Duit, R. , Konzeptwechsel und Lernen in den Naturwissenschaften in einem mehrperspektivischen Ansatz. In: Duit, R. & Rhöneck, C.v. (Hrsg.): Ergebnisse fachdidaktischer und psychologischer LehrLern-Forschung. Kiel: IPN, S. 77-103, 2000. Möller, K.: Lehr-Lernprozessforschung im naturwissenschaftlich-technischen Bereich des Sachunterrichts. In: Duit, R. & Rhöneck, C.v. (Hrsg.): Ergebnisse fachdidaktischer und psychologischer Lehr-Lern-Forschung. Kiel: IPN, S. 131-156, 2000. Koenne C. et al, Prüfungskultur –Leistung und Bewertung (in) der Schule, IUS-Klagenfurt, 2008. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 72 6 Anhang: Managementkompetenz durch Warenwissenschaft Warenwissenschaft als Basis für marktwirtschaftliches und wissenschaftliches Warenmanagement Die Zielsetzung der Warenlehre in Handelsakademie, Aufbaulehrgang und anderen Sonderformen höherer kaufmännischen BMHS besteht im Gegensatz zur Handelsschule in der Vernetzung von Bildungsinhalten auf wissenschaftlicher Ebene. Absolventen dieser Schultypen sollen Assessmentfähigkeit für interdisziplinäre Problemstellungen in Wirtschaft orientierten Berufen und Studien durch sinnerfassende Verknüpfung von Warenkenntnissen aus Natur-, Wirtschaft- und Sozialwissenschaften erwerben. Interdisziplinarität ist Kernpunkt einer neu orientierten Umweltforschung, die einerseits eine soziale Naturwissenschaft, andererseits auch naturbezogene Wirtschafts-, Sozial- und Humanwissenschaft fordert (Hobbensiefken, 1991). Im Sinne des fachphilosophischen Ansatzes vom abschließenden Unterrichtsgegenstand „Technologie, Ökologie, Warenlehre“ ist der Begriff „Naturwissenschaften“ im Sinne einer angewandten Wissenschaft breiter gefasst zu sehen. Die Verknüpfung von Technologie, Ökologie, Warenlehre ist ein Konstrukt ganzheitlichen Denkens. Sie ist eine Umsetzung der Systemtheorie, nach der Strukturen und Funktionen verschiedener Systeme analog sind (Ulrich und Probst, 1988). Dieses Gedankengut führt zur Biokybernetik, die Steuermechanismen der Natur hinterfragt, welche durch Abstraktion vom Ökosystem in das Wirtschaftssystem übertragen werden können (Vester, 1999). Dies inkludiert vor allem den Bereich von Technik und Technologie, der alle Disziplinen der Naturwissenschaft betrifft: Die Produktion von Lebensmittelzusätzen wie Vitamin C oder Zitronensäure bildet Beispiele der Biotechnologie ab, die als Begriff selbst erklärend ist. Wasserstofftechnologie gilt für die Technik als Zukunft weisende chemische Technologie. Dies gilt analog für die Solartechnologie als physikalische Technologie. Mit der Umwelttechnologie hat sich mittlerweile ein großer Wirtschaftszweig auf Basis der Ökologie etabliert. In jedem Fall geht es letztlich immer um Management: Darunter versteht man die Umwandlung von Ressourcen in Nutzen (Spur, 1998, S. 84). Damit wird Warenwissen zu einer essentiellen Voraussetzung unternehmerischer Tätigkeit. Der Zweck von Unternehmen besteht im Nutzen für den Kunden. Der Gewinn ist die Kenngröße für die Effektivität und Effizienz des Unternehmens. Darunter versteht man das Richtige bzw. das Richtige richtig tun (Malik, 2005, S. 148 - 149). Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 73 Waren als Objekte der Wissenschaft Ein Objekt der Wissenschaft muss wissenschaftlich fundiert definiert werden. Der Begriff „Ware“ geht auf den indogermanischen Wortstamm „war“ zurück. Er bezog sich zunächst auf Rinder und wurde in weiterer Folge auf gehandelte Sklaven (waru) sowie verpackte Sachen (lat. vasa) bezogen. Alle Bezugsbegriffe wurden im damaligen Verständnis im weitesten Sinn als Werkzeuge angesprochen. Der Warenbegriff liefert auch die Basis für den englischen Begriff „ware“: Das Verlangen nach Vieh (lat. pecus) begründet den Begriff „Vermögen“ (lat. pecunia) und ist eine der Ursachen für Kriege (Kiridus-Göller und Seifert, 2012). Ware ist aufgrund ihrer Betrachtung aus der Sicht von Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaft vieldeutig und daher wissenschaftstheoretisch als Begriff zu analysieren (Kutzelnigg, 1965). Die Ökologie ist als breit verstandene Disziplin mehr denn je eine Brückenwissenschaft. Soziokulturelle, technoökonomische und politisch-gesellschaftliche Faktoren fließen neben Natur bezogenen Aspekten in den Begriff „Umwelt“ ein. Das Einfließen dieser Faktoren ist in jeder Ware abgebildet (Buchmayr, 1990). Waren sind im Interesse von Lebenserhaltung und –qualität aus biologischer Sicht Mittel zur Bedürfnisbefriedigung. Aus Sicht der Wirtschaft sind sie Mittel zum Erwerb von Geld mit entsprechendem Gegenwert. Aus gesellschaftssozialer Sicht sind Waren Mittel zur Versorgung der Bevölkerung über den Handel. Waren lassen sich daher gesamtwissenschaftlich definieren: Waren sind Mittel zur Bedürfnisbefriedigung, die Gegenstände des Handels sein können und Tauschwert für Geld besitzen (Kiridus-Göller, 1997). In Abstimmung auf den Produktlebenszyklus durchlaufen Waren nicht nur verschiedene Phasen sondern auch Wertstufen: Den Ressourcen an der Basis ist Naturwert zuzuordnen. In der Produktionsphase erhalten sie durch Technologie und Technik Gebrauchswert. Mit dem Verkauf bzw. Kauf der Ware hat sie Tauschwert. In der Konsumphase erfährt sie Nutzwert (Göller, 1990) Von zentraler Bedeutung ist der biologische Aspekt der Warenlehre: Sie ist so alt wie die Menschheit. Der Mensch musste sich immer schon in der Auseinandersetzung mit der Umwelt um Mittel zum Leben bemühen (Kapp, 1978, Sachsse, 1978). Die Zielsetzung der Ware ist jedoch aufgrund von Entwicklungen in allen wissenschaftlichen Bezugsfeldern dem Wandel unterworfen: Die Warenwelt ist demnach das evolutionäre Ergebnis sozialökologischer Prozesse (Kiridus-Göller, 2012). In diesem Sinn spricht man heute zB von Markenwaren, die als Statussymbole gelten: Darunter versteht man standardisierbare Erzeugnisse, die in der Regel als Warenzeichen eingetragene Marken sind. Dementsprechend sind bei den Konsumenten Marken für Kleidung, Schuhe, Taschen, Uhren etc. bekannt. Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 74 Waren sind auch Indikatoren für die parallelen Entwicklungen von Natur, Wirtschaft und Gesellschaft: Im Sinne der Agenda 21 kommt der Ware große Bedeutung als Objekt der Nachhaltigkeitswissenschaft zu, deren Ziel die Lösung existentieller Probleme der Weltgesellschaft und des Ökosystems „Erde“ ist. Die Arbeitsweise der sehr jungen Wissenschaft basiert auf den Dialog vieler Disziplinen der Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Kates, Clark et al., 2001) Waren stehen stets im Zusammenhang mit Ökologie, da im Produktlebenszyklus schon die Gewinnung der Rohstoffe Auswirkungen auf die Umwelt hat, was auch die Entsorgung gebrauchter Waren betrifft. Eine höhere Stufe des Zusammenhangs besteht seit der Entwicklung von Ökodesign, das gerade die beiden genannten Phasen vom Warenzyklus berücksichtigt. Wieder- und Weiterverwendung sowie Langlebigkeit von Waren drücken ihre Nachhaltigkeit aus (Tischner, 2002). Waren verdeutlichen mehr als andere wirtschaftliche Indikatoren die ökologischen Grenzen der Wirtschaft. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum ist nur durch Gewinnoptimierung und nicht –maximierung zu erreichen. Dies kann man besonders gut an Produkten, die auf Recyclingbasis hergestellt werden, nachvollziehen wie zB bei Papier, wo die Stoffbilanz hinsichtlich Ressourcenschonung, die Reduktion der Produktionsmittel und des Energieeinsatzes eine deutliche Sprache spricht (O’Riordan, 1996). Waren als zentrale Gegenstände der Bioökonomie Der Handel mit Waren ist ein Teilbereich der Ökonomie. Die Biologie ist als deren Grundlage anzusehen. Sie ist auch Ursache der Komplexität von Wirtschaft (Marshall, 2006). Das Prinzip der Wirtschaftlichkeit ist Voraussetzung für die Existenz aller Lebewesen, zu der auch die Versorgung mit Waren zählt (Riedl, 1975). Diese Grundsätzlichkeit verdeutlicht sich angesichts der Globalisierung des Handels mit Waren, dessen Abstimmung auf die Verträglichkeit für das „Raumschiff Erde“ unabdingbare Voraussetzung für Nachhaltigkeit ist (Boulding, 1966). Die fundamentale Aufgabe der Wirtschaft ist das Sicherstellen der Lebensgrundlagen vom Menschen, was nicht zuletzt durch Waren geschieht (Ulrich, 1997). Waren sind Kommunikationsgegenstände, die über den Handel den Menschen verschiedene Botschaften vermitteln: Sie dienen als Attraktoren von Viabilität als Mittel zum Leben und zur Bedürfnisbefriedigung. Waren sind ein Weg der Kommunikation. Der Handel mit ihnen hat zur Internationalisierung, der Errichtung von Handelswegen wie der Seidenstraße, der Entwicklung von Handelssprachen wie Englisch und Spanisch sowie internationalen Vereinbarungen wie dem GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) beigetragen (Lungershausen, 2002). So sind Waren in Wirtschaft und Natur eingebettet. Die Bioökonomie vernetzt die Waren- und Managementlehre. Die Viabilität verbindet die Ökonomie der Natur mit der Natur der Ökonomie (Kiridus-Göller, 2008). Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 75 Anders ausgedrückt ist Warenlehre ohne Verknüpfung mit Umweltmanagement undenkbar (Seifert, 2012). Die Natur der Ökonomie drückt sich in Eigenschaften von Waren aus, über die eine Information für den Konsumenten relevant ist (zB Textilien, Schoenheit, 2005): Sucheigenschaften Preis Mode Passform Erfahrungseigenschaften Pflege Verarbeitung Haltbarkeit Vertrauenseigenschaften Gesundheit Umweltverträglichkeit Corporal Social Responding Die Streuung der Produkteigenschaften zeigt, dass sich Konsumprodukte mittlerweile oft über anderes als ihre Materialeigenschaft definieren (Ullrich, 2012). Die Wirtschaft ist in ihrer Gesamtheit Entwicklungen unterworfen. Eine derartige Evolution zeigt sich auch in der Bioökonomie von Waren über Produktionsstrategien von Unternehmen, Marken und Warenmärkte (Springinsfeld, 2000). Basis der wirtschaftlichen Evolution ist die Natur: Der wirtschaftende Mensch (homo oeconomicus) ist in ökologische Kreisläufe einbezogen, die den evolutionären Wandel von Waren ermöglichen (Gowdy, 2004). Damit besteht ein Zusammenhang zwischen der Bioökonomie der Waren und der biologischen Evolutionstheorie, die sich ziemlich mit den Erkenntnissen der jungen Wissenschaft der Evolutionsökonomie deckt (Kiridus-Göller, 2012, Pillath, 2002). In der bioökonomischen Evolution von Waren ist auch die Einführung des 2. Thermodynamischen Hauptsatzes in die Ökonomie zu berücksichtigen (Georgescu-Roegen, 1971). Die Produktion von Waren ist als Leistung von Lebewesen dem Prinzip der Entropie unterworfen: Es bestehen begrenzte Ressourcen, die über Kreisläufe nicht erneuerbar sind (Wuketits, 2012). Die Analogie zwischen biologischer und ökonomischer Evolution besteht deshalb, weil Geld nach dem gleichen biologischen Prinzipien Produkte herstellende Unternehmen erzeugt wie Gene lebende Organismen hervorbringen (Merö, 2009). Der Erfolg der Evolution bedarf jedoch eines entsprechenden Managements, das auf einen kulturellen Wandel zu einer lebensdienlichen Ökonomie orientiert ist (Malik, 2008). Der Zusammenhang von Waren und Technologie Für diesen Kontext ist die Differenzierung der Begriffe „Technik“ und „Technologie“ sehr wesentlich. Die Technologie bezieht sich auf das Hintergrundwissen und Verständnis für Produktionsvorgänge bei der Herstellung von Waren. Sie ist das Know-How bzw. sinnbildlich die für den Vorgang nötige Software. Die Technik setzt die Technologie durch Herstellung der Ware um. Technik ist eine der ursprünglichsten Erfindungen von Lebewesen (Vester, 2004). Viele Definitionen von Technologie machen die Ware zum zentralen Gegenstand, ohne sie namentlich zu nennen. So bezeichnete sie Georg Friedrich Lamprecht (1760-1820) als Wissenschaft, welche die Art und Weise lehrt, rohe Produkte der Natur durch menschliche Kunst zu den Bedürfnissen des Lebens zu bearbeiten (Timm, 1964). Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 76 Die Definition, wonach Technologie als Lehre von der künstlichen Umwandlung in Gegenstände des physischen Gebrauchs gilt, ist trotz ihres Alters allgegenwärtig (Karmarsch, 1872). Der Zusammenhang von Technologie und Management wurde erst in den vergangenen Jahrzehnten hergestellt, da Management auch eine junge Wissenschaft ist. Es gibt viele Anknüpfungspunkte zwischen beiden Wissenschaften. An einer dieser Schnittstellen steht die Ware, die eine Umwandlung von Rohstoffen in Produkte des Gebrauchs darstellt (Spur, 1998). Die Umsetzung von Technik bedeutet immer Eingriffe in die Natur. Die für Waren bedeutsamen Techniken der chemischen Industrie sowie der Gentechnik haben eine mathematischexperimentelle Basis. Das losgelöste Betrachten von Phänomenen von den technologischen Folgewirkungen bedeutet jedoch in diesem Zusammenhang eine Manipulation der Natur und keine nachhaltige Sichtweise, welche die Basis des Überlebens bildet (Von Gleich, 1989) Literaturnachweise: HOBBENSIEFKEN, G., Ökologieorientierte Volkswirtschaftslehre, Oldenbourg Verlag München 1991 ULRICH, H. et PROBST, G., Anleitung zum ganzheitlichem Denken und Handeln, Haupt BernStuttgart 1988 VESTER, F., Die Kunst, vernetzt zu denken, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1999 SPUR, G., Technologie & Management, Zum Selbstverständnis der Technikwissenschaft, München-Wien Carl Hanser Verlag 1998, S. 84 MALIK, F., Das A und O des Handwerks, Bd1, Frankfurt/Main, F.A.Z Institut 2005, S, 147 ff KIRIDUS-GÖLLER, R., Evolution-Ware-Ökonomie, Bioökonomische Grundlagen zur Warenlehre, Oekom München 2012 BUCHMAYR, R., Die Entwicklung des Unterrichtsgegenstandes Biologie-Warenkunde an der HAK unter dem Einfluss sich verändernder gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Gegebenheiten, Schriftenreihe Institut Technologie und Warenwirtschaftslehre, WU Wien Band 1, Wien 1990 GÖLLER, R., Einführung in die Warenlehre, PIB Wien, Schriftenreihe zur Lehrerfortbildung im berufsbildenden Schulwesen Heft 119, 1990 KUTZELNIGG, A., Terminologie der Warenkategorien, Verlag Franz Nowack, Frankfurt, 1965 KIRIDUS-GÖLLER, R., Die Ware aus Sicht der Biologie. Wissenschaftstheoretische Untersuchung für eine integrative Didaktik zwischen Biologie und Warenlehre, Dissertation der Universität Salzburg 1997 KAPP, E., Grundlinien einer Philosophie der Technik. Photomechanischer Neudruck der 1. Aufl. Braunschweig 1877, Düsseldorf: Stern-Verlag Janssen & Co 1978 Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 77 SACHSSE, H., Anthropologie der Technik. Ein Beitrag zur Stellung des Menschen in der Welt. Braunschweig: Viewey 1978 KATES, R., CLARK W. et. Al, Sustainability Science, Science 292: 641/642 (2001) TISCHNER, U., Ökologie und Warenwelt – Gegensatz oder Synergie, Der Ware Sein und Schein, Verlag Europa Lehrmittel Nourney, Haan-Gruiten, 2002, S. 115-136 O’RIORDAN, T., Umweltwissenschaften und Umweltmanagement, Springer Berlin-HeidelbergNew York 1996 MARSHALL, A., “Pinciples of Economics” 1890, Preface to the Eight Edition, Abridged Edition, New York, Cosimo Classics 2006 RIEDL, R., Die Ordnung des Lebendigen, Systembedingung der Evolution, Verlag Paul Parey Hamburg-Berlin 1975, S. 99 BOULDING, K., Environmental Quality in a Growing Economy, Resources for the Future. Baltimore: John Hopkins Press 1966, pp 3-14 ULRICH, P., Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie. HauptVerlag Berlin-Stuttgart-Wien 1997 LUNGERSHAUSEN, H., Kommunikation durch Waren, Der Ware Sein und Schein, Verlag Europa Lehrmittel Nourney, Haan-Gruiten 2002, S. 75-90 KIRIDUS-GÖLLER, R. Viabilität, der bioökonomische Gewinn , bioskop, ZS der Austrian Biologist Association, 11. Jg, Heft 1, 2008, S. 25-28 SEIFERT, E., Bio-ökonomische Implikationen für eine zukunftsfähige Warenlehre, EvolutionWare-Ökonomie, Ökom München, 2012, S. 71-94 SCHOENHEIT, I., Die verborgenen Qualitäten der Waren – Transparenz über Produktion und Wertschöpfungsketten durch vergleichende Unternehmenstests, Warenethik und Berufsmoral im Handel, Schriftenreihe der Deutschen Stiftung für Warenlehre Band 2, Essen 2005 ULLRICH, W., Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur?, Fischer Taschenbuchverlag, 5. Auflage, Frankfurt 2012 SPRINGINSFELD, L., Unternehmen- Marke–Macht, Menschen, Märkte, Meinungen. 50 Jahre Fessel-Gfk. , Wien: Edition Atelier 2000, S. 77-122 GOWDY, J., Evolution of Economics, Handbook of Evolution, Bd 1: The Evolution of Human societies & cultures, Wiley-VCH, Weinheim 2004 PILLATH, H., Grundriss der Evolutionsökonomik, W. Fink, Müchen 2002 GEORGESCU-ROEGEN, N., The Entropy Law and the Economic Process. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press 1971 WUKETITS, F., Bioökonomie, Naturwissenschaftliche Rundschau, 65. Jg, Heft 8, 2012 MERÖ, L, Die Biologie des Geldes. Darwin und der Ursprung der Ökonomie, Reimbek bei Hamburg: Rohwolt 2009 Kompetenzmodell_NAWITÖWL.doc 78 MALIK F, Strategie des Managements komplexer Systeme. Ein Beitrag zur ManagementKybernetik evolutionärer Systeme, 10. Aufl, Bern-Stuttgart-Wien Haupt 2008 VESTER, F., Biokybernetik und der Weg zur Nachhaltigkeit, Schriftenreihe „forum“ Nr. 10.; Management Zentrum St. Gallen 2004, S. 14 TIMM, A., Kleine Geschichte der Technologie, Urban Bücher Bd. 78, W. 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