Nur das Richtige.
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Nur das Richtige.
mAteriAles Anselm Kiefer -%-/2!") ,)! DenKen !NSELM+IEFERÂ)CHHALTEALLE)NDIENINMEINER(AND±Y CMXCM'ALERIE#LAIREFONTAINE %INE!USSTELLUNG VOM)++' -ITKO)VANOV7EGEZU$IR&OTO7ERNER"AUMANN Danziger Freiheit 1 (am Deutschen Eck) D-56068 Koblenz · Tel: 0261-304040 www.ludwigmuseum.org · info@ludwigmuseum.org Editorial Text: Julika Nehb Translation: Brian Poole Das Ornament als künstlerisches und kunst geschichtliches Phänomen ist ein schönes Beispiel dafür, wie der Zeitgeist mit Trends umgeht. Auf einen Trend folgt bekanntlich stets der Gegentrend. Der Wiener Architekt Adolf Loos entlud seinen Frust angesichts des Hypes um florale Schnörkel an Fassaden und Möbeln in seinem berühmten Aufsatz „Ornament und Verbrechen“. Wenn die Debatten wieder abgekühlt sind, ist auf eine Wiederholung des Trends zu einem späteren Zeitpunkt Verlass. The ornament as an artistic and an art-historical phenomenon is a good example of how the spirit of the age deals with trends. One trend is always displaced by another, as we all know. The Viennese architect Adolf Loos unleashed his frustration at all the hype surrounding floral curlicues in print, on façades and on furniture in his famous essay on “Ornament and Crime” (1908). Once the debates have cooled down, you can count on the trend repeating itself at a later date. Dass die Sehnsucht nach dem rein Dekorativen, Schmückenden, Unfunktionalen immer wieder kehrt, beweist ein Blick auf die kunstferne Welt des Sports: Logo und Design der FussballEuropameisterschaft 2012 ergehen sich in fantasie vollen Blumenranken, aus denen Fußbälle und sogar kleine Stadien knospen. One need only glance at the art-foreign world of sports to know that the longing for the purely decorative, for the adornment, and the nonfunctional, always returns. The logo and the design of the European Soccer Championship in 2012 are awash in rich fantasies of floral tendrils from which soccer balls and even tiny stadiums appear to blossom. Über das Ornament haben wir mit Markus Brüderlin, Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg, gesprochen – er zeigte 2001 in der Fondation Beyeler die Ausstellung „Ornament und Abstraktion“. In Wolfsburg ist aktuell Ornamentgrafik zu sehen. Ob es sich bei der kommenden Ausstellung in der Galerie Alexander Levy um Ornamentales, Surreales oder etwas völlig anderes handelt, kann man ab 21. Juli überprüfen. Die aktuelle Show von Felix Kiessling hat mit solchen Kategorien nichts zu tun, ist aber nicht minder reizvoll. Hierzu und über den Werdegang des erst 28 Jahre alten Galeristen lesen Sie im Galerieprofil. Ein vergnügliches Gespräch fand zwischen der Kunstsammlerin Patrizia Sandretto Re Rebaudengo, dem Kurator Francesco Bonami und Jan Kage statt, in dem es unter anderem um die Auswirkungen der italienischen Politik auf die dortige Museums landschaft ging. Ihre KUNST Magazin Redaktion We spoke with Markus Brüderlin, the Director of the art Museum in Wolfsburg. He showed the exhibition “Ornament and Abstraction” at the Fondation Beyerler in 2001; currently the exhibition “Ornament” is being shown in Wolfsburg. We will only know in August whether the upcoming exhibition at the Galerie Alexander Levy will deal with the ornamental, with the surreal, or with something entirely different. The current exhibition of works by Felix Kiessling has nothing to do with such categories, and yet it is still very stimulating. On this topic and on the development of the 28-year-old gallerist see our “Gallery Profile”. A pleasant conversation recently took place between the art collector Patrizia Sandretto Re Rebaudengo, the curator Francesco Bonami, and Jan Kage; among the topics touched upon were the effects of Italian politics upon the local museums. Your KUNST Magazin Team Cover: Dana Widawski: Putin mit seinem Beichtvater Tichon (Ausschnitt), Original 1,0 x 3,0 m, Schablonendruck, Acryl auf Leinwand, 2009 Courtesy: Dana Widawski und Gilla Lörcher/Contemporary Art, Berlin Das Werk war in der Ausstellung „Arts & Morris“ vom 28.1.–16.3.2012 in der Galerie Gilla Lörcher in Berlin zu sehen und wird ab dem 24.8. in der Städtischen Galerie in Schwabach ausgestellt. Bitte beachten Sie dazu den Ausstellungshinweis auf S. 23 Diesen Monat auf www.kunst-magazin.de 9. Juli 2012 Ornament und Moderne Die architektonische Moderne brachte die Kritik am Ornament mit sich. In der Publikation „Ornament und Moderne“ werden erstmals die Diskurse um Architektur und Ornament untersucht, wie sie in den Jahren 1850 bis 1930 in Deutschland geführt wurden. Inhalt Content 16. Juli 2012 Ornament und Obsession Die Skulpturen von Elmar Trenkwalder erinnern in ihrer mit Ornamenten überladenen Struktur an indische Tempel oder an die Architektur von Barock und Rokoko. Die Kunsthalle Krems zeigt seine Arbeiten ab Juli in einer Einzelausstellung. Elmar Trenkwalder, WVZ 233 - S 2010, Ton, glasiert (14-teilig), 270 x 135 x 135 cm © Archiv Trenkwalder, Innsbruck: I-VIII 26. Juli 2012 Wangechi Mutu Unter dem Titel „Solch ungeahnte Tiefen“ präsentiert die staatliche Kunsthalle Baden Baden neue Werke der aus Kenia stammenden Künstlerin Wangechi Mutu. Ihre Collagen sind bevölkert von Chimären aus Menschen, Maschinen, Tieren und Pflanzen. Wangechi Mutu, The Birth, 2011 Mixed media collage 30.8x22.2cm,121/8x83/4in Courtesy the Artist and Victoria Miro Gallery, London. © Wangechi Mutu 3. August 2012 The World Ornament Sourcebook Das englischsprachige Nachschlagewerk vereint über 1500 Motive aus aller Welt. Die Spanne der Ornamente reicht vom Alten Ägypten und dem Römischen Reich bis in das frühe 19. Jahrhundert. Über das Ornament Interview mit Prof. Dr. Markus Brüderlin 6 Galerieprofil: Alexander Levy: Offene Türen Gallery Profile: Alexander Levy: Open Doors Julika Nehb 12 Internationales Sammlergespräch: Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami Conversations with Collectors: Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami Interview: Jan Kage 16 Buchvorstellungen Book reviews 20 Ausstellungshinweise Gallery Announcements 23 Neues Kunst-Highlight im Herbst: Berlin Art Week 42 Impressum Imprint 42 13. August 2012 Charline von Heyl: Now or Else Charline von Heyl schafft Bilder, deren Mischung aus großen dynamischen Figuren und feinen grafischen Strukturen, lebhaften und gedeckten Farben Spannung erzeugt. Die Kunsthalle Nürnberg richtet in Zusammenarbeit mit der TATE Liverpool die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin aus. Charline von Heyl Woman #2 2009 Acrylic, oil, & charcoal on linen 2083 x 1981 mm © Charline von Heyl 23. August 2012 Bridget Riley Die britische Künstlerin Bridget Riley wird im Juli mit dem 12. Rubenspreis der Stadt Siegen ausgezeichnet. Das Museum für Gegenwartskunst Siegen zeigt aus diesem Anlass eine Ausstellung mit Werken der Op-Art-Künstlerin, die seit den 1980er Jahren entstanden sind. Bridget Riley, Two Reds with Violet, 2008 © 2012 Bridget Riley / courtesy Karsten Schubert, London Bildnachweis VG Bild-Kunst 2012: Ameret, Florian Baudrexel, Susan Donath, Hermann Glöckner, Christian Hahn, Anton Henning, Volker Henze, Birgit Huebner, Mischa Kuball, Roy Lichtenstein, Hartmut Neumann, Jens Rusch, Frank Stella, Dana Widawski, Dieter Zimmermann Über das Ornament Interview: Prof. Dr. Markus Brüderlin Text: Katharina Helwig Zur Zeit ist im Kunstmuseum Wolfsburg die Ausstellung „Ornament. Ausblick auf die Moderne. Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi“ zu sehen. Sie leitet die große Frank Stella-Retrospektive im Herbst ein. Für Markus Brüderlin, Direktor des Museums, ist die Beschäftigung mit der Ornamentgeschichte ein Lebensthema geworden. Sie haben 2001 in der Fondation Beyeler die viel beachtete Ausstellung „Ornament und Abstraktion“ kuratiert und darin das Ornament in verschiedenen Kulturen und seine Manifestation in der modernen und zeitgenössischen Kunst untersucht. Wie verhalten sich Ornament und Abstraktion zueinander? Die Geschichte der abstrakten Kunst ist im Grunde die Fortsetzung der Geschichte des Ornaments mit anderen Mitteln und in einem anderen Kontext. Vor der sogenannten modernen Kunst hat die Ornamentik in allen Kulturen und durch alle Zeiten hindurch das Reich des Ungegenständlichen beherbergt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das Ornament aufgrund der Krise der Dekoration im Bereich der angewandten Kunst immer obsoleter und emigrierte sozusagen in die Hochkunst, in die gerade abstrakt werdende Kunst. Zunächst wirkte es dort wie ein blinder Passagier. Doch das ganze Wissen, das es über Jahrtausende über die Formmöglichkeiten des Ungegenständlichen, und die Fähigkeit, Sinn zu bergen, angesammelt hat wird für die Entfaltung der abstrakten Kunst immer THEMA wichtiger. Das kann man daran erkennen, dass die abstrakte Kunst im Verlaufe ihrer Entwicklung immer wieder „ornamental“ ausblüht. Das war bei Frantisek Kupka beispielsweise in seiner Art Déco-Phase, das war in der Abstraction Création Ende der 1920erJahre der Fall – Henri Matisse brauchen wir gar nicht speziell zu erwähnen – und ganz offensichtlich wird es dann seit den 1980er-Jahren. Seit dieser Zeit kann abstrakte Malerei nicht mehr ohne den Begriff des Ornaments diskutiert werden. Sogar Gerhard Richters informelle Abstraktion mündet heute in der „Chance Ornament“, so betitelte kein geringerer als Benjamin Buchloh im Februar seinen Artikel über Richter im Artforum. Die abstrakten Künstler mussten sich gegen den Vorwurf verteidigen, sie würden „Ornamentkunst“ machen. Weil die ersten Schöpfungen der Abstrakten so offensichtlich mit dem damals schlechtbeleumundeten Ornament korrespondierten, wehrten sich die Pioniere geradezu hysterisch gegen den Ornamentverdacht. Kandinsky qualifizierte es als nur “äußere Form” ab. Dabei war er fasziniert von den ornamentierten Bauernhäusern im nordrussischen Gouvernement Wologda, das er als Anthropologe 1889 bereist hatte. Als er in den 1890er-Jahren nach München kam stieß er auf den Jugendstil und über die Jugendstillinie und deren Stückelung - nicht über den Kubismus - gelangte er schließlich zusammen mit seiner Beschäftigung mit spirituellen Theorien und der Musik zur Abstraktion. THEMA Interessant ist der Fall Mondrian. Ihn mit und Ornamentik in Verbindung zu bringen, ist nach wie vor ein Tabu in der Fachwelt. Doch bisher konnte man noch nicht schlüssig zeigen, wie er 1917–18 aus der Sackgasse, in die ihn der Kubismus geführt hat, wieder herausfand. Da ist es aufschlussreich, mal auf die Strukturgesetzlichkeiten der Arabeske zu blicken. Werner Busch hat wunderbar aufgezeigt, wie das Arabeskenornament die Bildstruktur bei dem Romantiker Philipp Otto Runge im 19. Jahrhundert zu beherrschen beginnt und von Runge ist der Weg nicht weit zu Mondrian und seinen reifen Stil des Neoplastizismus. Der Tscheche Kupka, der sich u.a. mit arabischer Philosophie und Ästhetik beschäftigte, hat bereits 1911/12 in Paris seine linearen arabesken Bilder gemalt. Mondrian konnte sie bereits 1912 in Paris im Salon des Indépendents sehen, an dem er ebenfalls teilgenommen hatte. Der vielgepriesene „Heilsweg Kubismus“ war für viele eine Sackgasse. THEMA Man muss sich mal vergegenwärtigen, das nicht alle Abstrakten über den Kubismus zur Abstraktion kamen, aber praktisch alle eine Jugenstilphase durchliefen. Kandinsky ist das beste Beispiel. Und dann wird einem auch die Rolle des Ostens, die Rolle Wiens und Münchens für die Grundlegung der modernen Kunst gegenüber dem vermeintlichen Zentrum Paris deutlich. Das ist eine große Geschichte, die noch gar nicht ganz aufgearbeitet ist. Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt aktuell die Ausstellung “Ornament. Ausblick auf die Moderne. Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi“ sozusagen als Vorspiel zur großen Retrospektive von Frank Stella. Was verbindet etwa Dürers Knoten mit Stellas großformatigen Bildern? Was hier zu sehen ist, ist natürlich nur ein Kapitel aus dieser „Großen Geschichte Ornament und Abstraktion“. In Bezug zu unserer großen Stella- Retrospektive ist die Ausstellung mit Ornamentgrafik vom 15. bis 18. Jahrhundert nur eine „Prälude“. Den Einstieg bilden Dürers Holzschnitte der „Knoten“, und wenn man dann ab August Frank Stellas Einstieg damals Ende der 1950er-Jahre in die New Yorker Szene, seine „Black Paintings“, sehen wird, ist der Zusammenhang evident. Die schwarzen Holzschnitte mit den endlosen Schnüren haben etwas minimalistisch Klares, sind aber gleichzeitig labyrinthisch. Genauso wirkt die schwarze Streifenmalerei von Stella, die ihn übrigens zum Vater der Minimal Art machte. Dürers Knotenbilder sind auch Sinnbilder für das Problemlösen an sich, etwa wie man sinnvoll eine Fläche mit einer einzigen rhythmischen Linie bewältigt. Stella setzt die Streifen ein, um das Verhältnis von Figur und Grund auszuloten und um herauszufinden, was Malerei eigentlich ist. Da gibt es viel Gemeinsames. Das ist aber nur ein punktueller Aspekt. Richtig spannend wird es, wenn wir Stellas weitere Entwicklung verfolgen. Nach wie vor ist seine Abkehr von der Logik der Avantgarde, die vom Gegenständlichen zum Minimalistischen führte, ein großes Rätsel für die Kunsttheorie. Stellas Weg führt vom Minimalismus zum Maximalismus, wenn man heute seine opulenten, barocken Metallreliefs betrachtet. Der Amerikaner hat sich in den 1980erJahren während eines Romaufenthaltes tatsächlich ausführlich mit barocker Malerei, mit Rubens usw. beschäftigt und daraus angeblich neue Impulse für die Erneuerung der abstrakten Malerei gewonnen. Wenn man aber nun Stellas Arbeiten hinsichtlich vormoderner Kunst untersucht, so landet man unweigerlich nicht bei der Hochkunst, sondern bei der Ornamentgrafik, und deren Entwicklung von Dürer bis zum Rokoko entspricht der Stukturentwicklung bei Stella. Es ist frappant: Nach den Dürerknoten kommt im 16. Jahrhundert die antike „Ornamentgroteske“ ins Spiel, und deren komplexe Konstruktionen zwischen Fläche THEMA und Raum entspricht der Entwicklung der Bilder von Frank Stella von seinen flachen „Black Paintings“ bis zu seinen Reliefs in den späten 1960er-Jahren. Dann kommt bei Stella der Ausstieg in den Raum und der findet sein Pendant in der Weiterentwicklung der Ornamentgroteske hin zur realplastischen Forme Rocaille im Rokoko. Es gibt den Witz, dass wenn ein Amerikaner sich mit Barock beschäftigt dabei immer Rokoko rauskommt! Spaß beiseite. Stellas Weg vom Minimalismus zum Maximalismus findet in der Ornamentgeschichte vom 15. bis zum 18. Jahrhundert seine Entsprechung. Ja, in seinem Werk fließen in gewisser Weise die Geschichte der gerade mal 100 Jahre alten Abstraktion und die des Ornaments zusammen. Welche Funktion hatte das Ornament, bevor die abstrakte Kunst neue Möglichkeiten eröffnete, das Nicht-Darstellbare, das Numinose, ins Bild zu bringen? Das Ornament war sozusagen die Abstraktion avant la lettre und es wurde dann durch Loos mit einem Bann-Fluch belegt, weil es sich als rein Schmückendes über alles drübergelegt hat. Der Dekorationsschwulst des Historismus hat dazu beigetragen, dass es notwendig wurde, diese einseitige Verwendung des Ornaments radikal aus der Formensprache der Moderne zunächst einmal auszuscheiden. Das war notwendig. Aber wenn man jetzt aus der historischen Distanz heraus das Ornament als eine weit über das Hinzugefügte, bloß Schmückende hinausreichende Gestaltungskategorie wahrnimmt, so werden auch ihre inhaltlichen Fähigkeiten, die das Mimetische eben nicht haben kann, deutlich. Denken wir an die Darstellung überindividueller Zusammenhänge, denken wir an die Sichtbarmachung des Unsichtbaren. Die gegenständliche Kunst der Renaissance und des Barock musste zur Darstellung des Allgemeinen einen unglaublichen Apparat an Symbolen und Allegorien entwickeln. Wenn man die Bildwerke in Kirchen und Palästen und heute in den Museen verstehen will, muss man zur Entschlüsselung ja dicke Lexika dabei haben. Ornament hat seit jeher Sinnzusammenhänge versinnlicht, wie sie später die Abstraktion ins Bild setzte. Albrecht Dürer nach Leonardo da Vinci: Knoten mit oblongem Schild (ohne Monogramm), Holzschnitt, nach 1507, 28,9 x 23,7 cm Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig Foto: Claus Cordes, Bildarchiv Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig 10 THEMA Philip Taaffe zeigte 2008, auch in Wolfsburg, die Ausstellung „Das Leben der Formen“. Sind florale, vegetabile Ornamentformen vom Original in der Natur abstrahiert, oder gibt es ein paralleles Leben der Form, das unabhängig von der Natur und intellektuellen Ursprungs ist? Das war eine der großen Erkenntnisse des Wiener Kunsthistorikers Alois Riegl und später von Worringer, dass es jenseits des Zwanges zur Nachahmung einen schöpferischen Impuls gibt, der ungegenständ-liche wie auch gegenständliche Formen nicht aus der Natur, sondern rein aus dem immanenten „Leben der For men“ entstehen lässt. „La vie des formes“, den Begriff hat Henri Focillon im späten 19. Jahrhundert geprägt. Das korinthische Kapitell mit seiner scheinbar natu ralistischen Blattform des Akanthus ist eben nicht, wie es die Legende des Architekten Kallimachos im alten Athen schildert, aus der Imitation eines geflochtenen Korbes, um den der Bärenklau, ein Unkraut übrigens, sich windet, entstanden, sondern aus der Umformung früherer flächiger Ornamentformen wie etwa dem ägyptischen Lotus und der altgriechischen Palmette. Das scheint banal, aber wenn wir uns vergegenwär tigen, welche Schwierigkeiten die Leute heute noch mit der Abstraktion und mit der Unterscheidung zur sogenannten konkreten Kunst haben, dann erkennt man, welche Möglichkeiten im Studium der Orna mentgeschichte liegen, beispielsweise das Werk von Frank Stella besser zu verstehen, abgesehen davon, dass heute allerorten das Ornament eine neue Renais sance feiert – leider Gottes manchmal als oberflächliches Styling. Kann man sagen, der Mensch braucht das Ornament? Ja, aber nicht als Dekoration, oder als sentimentale Kompensation gegenüber der vermeintlich strengen Ästhetik der Moderne, sondern als ästhetisches Instrument der Orientierung. Im Ornament ist ein reiches ästhetisches Wissen eingelagert, das hilft, sich jenseits des visuellen Overkills und jenseits des Hyperrealen, dem wir im medial zugerüsteten Alltag ausgesetzt sind, zu orientieren. Prof. Dr. Markus Brüderlin, geboren 1958. Studium der Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Philosophie und Germanistik in Wien und Wuppertal. Promotion zum Thema „Die Bedeutung des Ornaments für die abstrakte Kunst des 20. Jahrhunderts“. Tätigkeit als Ausstellungsmacher und Publizist zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, Design und Architektur. Von 1994 bis 1996 Kunstkurator des österreichischen Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Gründer des Kunstraums Wien und der Zeitschrift Springer. Lange Jahre leitender Kurator der Fondation Beyeler in Riehen/Basel. Seite 6: Frank Stella: The Grand Armada (IRS, No. 6, 1X), 1989 Aluminiumrelief, bemalt, fünfteilig, 315 x 186,5 x 99 cm Fondation Beyeler, Riehen/Basel Foto: Robert Bayer, Basel Seite 8: Agostino di Musi gen. Veneziano: Groteske kolorierter Kupferstich, 1530–1535, 136 x 196 mm Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig Foto: Claus Cordes Bildarchiv Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig Seite 9: Hans Sebald Beham: Teil einer Tapete: Satyr und Nymphe mit Vögeln, zwei Holzschnitte, 1520–1525, jeweils 574 x 408 mm Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig Foto: Claus Cordes Bildarchiv Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig THEMA 11 Galerieprofil Alexander Levy: Offene Türen Gallery Profile Alexander Levy: Open Doors Text: Julika Nehb 12 GALERIEPROFIL Translation: Brian Poole Ein schmaler Aluminiumstab ragt aus der Fassade der Rudi-Dutschke-Straße 26 – etwa einen Meter lang, schräg nach oben, auf der Höhe des ersten Geschosses. Ein zufällig nach oben geworfener Blick gibt Rätsel auf. Was soll das? Wo kommt dieser Stab her? Auf der Suche nach seinem Ursprung kann architektonische Schlamperei schnell ausgeschlossen werden: Er sticht aus den Räumen der Galerie des jungen Hamburgers Alexander Levy heraus. Bis zum 14.7. läuft hier die Ausstellung „Tür und Stern“. Dort hat der 31-jährige Berliner Künstler Felix Kiessling in seiner Arbeit „Superstern“ drei identische, mehrere Meter lange Aluminiumstäbe in einem Vektorkreuz zusammengeführt. Sie weisen in sechs Richtungen und beschreiben mehrere denkbare unendliche Räume. Der Künstler legt gewohnte Erfahrungswerte und Denkmuster offen – wie etwa die Vorstellung von Raum: oben und unten, drinnen und draußen, vier Wände, und am besten ist alles schön rechtwinklig? Durch eine einfache, aber wirkungsvolle Manipulation kippt Kiessling diese Konventionen um. Der „Superstern“ hat sein Zentrum nicht im Mittelpunkt des Raums, und die Aluminiumstäbe – Sinnbild dieses Koordinatensystems – verlaufen eben gerade nicht parallel zu den Raumkanten des Gebäudes. Sie verlaufen diagonal und nehmen keine Rücksicht auf künstliche Begrenzungen. Einer piekst von oben schräg nach unten durch eine Trennwand und den Fußboden, ein anderer durchbohrt einfach eben mal die Fassade. Kiessling setzt seinen formal reduzierten, spielerischen Ansatz in drei weiteren Arbeiten fort. In zwölf kleinformatigen Fotografien inszeniert er durch ungewöhnlich platzierte AluminiumVektoren außergewöhnliche Blickwinkel. Diesmal nicht in geschlossenen künstlichen Räumen, sondern in der freien Landschaft, in Frankreich, Spanien oder im Brandenburgischen. Auf einer Fotografie scheint es, „als wäre dem Meer der Stöpsel gezogen worden“, wie Galerist Alexander Levy formuliert. Sehr abstrakt wird es bei einer Wandarbeit, die das Planetensystem beschreibt und an die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft erinnert. Von hier aus fällt der Blick auf die vielleicht imposanteste Arbeit der Ausstellung: 22 Altbautüren, die Kiessling aus Berliner Bauruinen zusammengetragen hat und nun in einem weiteren Raum präsentiert. Die meisten lehnen an der Wand, teilweise voreinander gestapelt, manche schweben, an unsichtbaren Fäden aufgehängt. Während die anderen Arbeiten das abstrakt-physikalische Gedankenspiel über die verschiedenen Möglichkeiten, Räume zu denken, eher formal behandeln, verdichtet Kiessling mit der mit „Tür und Vektor“ betitelten Arbeit sein Thema durch die zeitliche Dimension auch historisch: Welche Räume öffneten diese Türen? Was spielte sich in ihnen ab? Wurden manche von ihnen wütend zugeworfen, und wenn ja, warum? A small aluminium bar juts out from the façade of the building at 26 Rudi-Dutschke Strasse. It’s about a metre long, extending upwards at the height of the first floor. Those who happen to look up at it find it puzzling. What’s that all about? What’s the bar doing there? A closer look reveals that it can’t be the result of an architectural muddle. It juts out of the rooms of the gallery operated by Alexander Levy, who hails from Hamburg. Here the exhibition “Tür und Stern” (“Door and Star”) will be running until the 14th of July. In his work “Superstar” the 31-year-old Berlin artist Felix Kiessling has constructed a vector intersection using three identical aluminium bars of several metres’ length. They point in six different directions and describe a number of possible infinite spaces. The artist uncovers our habitual empirical values and thought patterns—among them the perception of space. We are accustomed to expect a top and bottom, an inside and out, and four walls, all typically right-angled. But with a simple yet effective manipulation, Kiessling topples these conventions. The “Superstar” has its centre in the middle of the room. The aluminium bars—the image of a system of coordinates—do not run parallel to the contours of the building. Rather, they run diagonally to them, and thus pay no heed to artificial limitations: one bar stabs downward from above, passing through a dividing wall and the floor; another simply bores its way through the façade. Kiessling continues his formally reduced and playful method in three other works. In 12 small format photographs he stages highly exceptional angles using oddly positioned aluminium vectors, this time not in closed artificial space but in the open outdoor landscape of France, Spain and Brandenburg. In one photograph it seems “as though the plug had been taken out of the ocean,” says the gallerist Alexander Levy. A very abstract mural work depicts the planetary system, reminding one of the limitations of human imagination. From thence our glance falls upon the perhaps most imposing work at the exhibition: Kiessling has collected 22 anti-bellum doors from Berlin’s construction ruins; now they are being presented in another room at the gallery. Most of them are leaning against the wall, some doors are leaning against others, and still others float in the air, suspended by invisible threads. Whereas the other works treat rather formally the abstract physical play of thoughts concerning the various ways of conceiving of space, in the work entitled “Door and Vector” Kiessling concretises his theme by adding a historical dimension to the temporal one. What rooms do these doors open to? What has transpired behind them? Have some of them been slammed shut in anger; and, if so, why? “Space is a continuously changing simultaneity of earlier histories.” This is a thought that Kiessling’s door work closely approaches. The notion was advanced by Olafour Eliasson, director of the Institute for Space GALERIEPROFIL 13 „Raum ist eine sich ständig verändernde Gleichzeitig keit von bisherigen Geschichten“. Das ist ein Gedanke, der Kiesslings Türenwerk ziemlich nahekommt. Er stammt von Olafur Eliasson, der eine Professur an der UdK Berlin innehat und in diesem Kontext das Institut für Raumexperimente leitet, eine staatlich geförderte Exzellenzinitiative, die die Verbindungen von bildender Kunst, Wissenschaft, Architektur und Technologie erforscht und das Experiment zur Methode erklärt hat. Kiessling ist dort Student. Seine Experimentierfreude hat zu einer leisen, leichten Ausstellung geführt, die erhellt, wie wir Tag für Tag die Welt wahrnehmen, wie wir sie erklärbar machen. „Es fasziniert mich, dass er mit wenigen Mitteln so viel bei mir auslösen kann,“ sagt Alexander Levy. Der 28Jährige hat eine Vorliebe für Kunst, die schlicht und klar daherkommt und dabei hintersinnig und sensibel ist. Neue Ansätze, das Experimentelle, Forschende interessieren ihn. „Und das Thema Wahrnehmung spielt eine ganz große Rolle.“ Mit der viel beachteten Soloshow „Punishment 1“ von Julius von Bismarck eröffnete Alexander Levy im Januar 2012 unter seinem vollen Namen.1 „Als ich mein Elternhaus verließ, wollte ich erst mal etwas anderes machen“, erzählt Levy. Sein Vater, der Hamburger Galerist Thomas Levy, ist mit den Schwerpunkten Pop-Art und Surrealismus seit über 40 Jahren eine etablierte Größe am Kunstmarkt – er verwaltet den Nachlass von Meret Oppenheim und vertritt u. a. Daniel Spoerri, Mel Ramos, Peter Blake und Allen Jones. Alexander Levy studierte jedoch zunächst Medienmanagement und arbeitete bei einem internationalen Musikkonzern. Dort sehnte er sich nach dem engen Kontakt zur Kunst und den Künstlern zurück, den er von zu Hause gewohnt war. Die Kunst, die bisher für ihn selbstverständlich war, interessierte ihn nun ernsthaft: Er begann intensiv die Literatur der Kunstgeschichte zu studieren und seinen Vater zu Museumseröffnungen und Messen zu begleiten. „Dabei habe ich unglaublich viel gesehen. Das war sehr wichtig für mich.“ 2009 eröffnete die Galerie LEVY BERLIN, die zunächst als Dependance des Hamburger Standorts gedacht war und sich durch die Förderung jüngerer Kunst abgrenzen sollte. Der neue Name ist daher nicht als Bruch mit dem Vater misszuverstehen. Mit der Zeit hat Alexander Levy angefangen, mit neuen Künstlern zu arbeiten, die mit dem Hamburger Programm nur noch wenig gemeinsam haben. „Die eigene Galerie zu gründen, war ab einem bestimmten Zeitpunkt ein wichtiger Schritt für mich. Mit der Berliner Galerie habe ich ein neues Programm entwickelt, das dann auch dementsprechend nach vollziehbar sein muss.“ Mittlerweile vertritt Levy sechs Künstler, neben Kiessling und Bismarck sind das Lorenz Estermann, Gereon Krebber, Daniel Mohr und Thorsten Passfeld. Aus dieser Auswahl erschließt sich bereits ein eigenständiges Programm. Die meisten Künstler sind in Levys Alter. Das 14 GALERIEPROFIL Experiments (Berlin), a state supported “initiative of excellence” that studies the connections between the fine arts, the sciences, architecture, and technology, and that has declared the experiment to be its method. Kiessling is a student here. His joy in experimenting has led to a quiet and uncomplicated exhibition that enlightens how, day in and day out, we perceive the world, and how we make it explainable. “I am fascinated by how he can have such a large effect upon me with so few materials,” says Alexander Levy. The 28-year-old has a predilection for art that has the allure of being plain and clear, and yet also deep and sensitive. New approaches, as well as things that are experimental and the inquisitive, intrigue him. “And the theme of perception plays a very large role.” In January 2012 Alexander Levy opened his gallery under his full name with the highly regarded solo exhibition “Punishment 1” by Julius Bismarck. “When I left the home my parents raised me in I at first wanted to do something different,” Levy notes. For over 40 years his father Thomas Levy has been operating a well-established gallery in Hamburg focusing on pop art and surrealism; he manages the estate of Meret Oppenheim and represents Daniel Spoerri, Mel Ramos, Peter Blake and Allen Jones, among others. Alexander Levy studied media management and worked at an international music label. There he longed to regain the close contact with art and artists to which he was accustomed at home. Art—hitherto something he had taken for granted—now seriously Verhältnis ist freundschaftlich. Ihm ist wichtig, Künstler aus derselben Generation zu begleiten: „Der Austausch ist einfach ein anderer.“ Bevor es auf Messen geht, konzentriert er sich dieses Jahr erst mal auf die Galeriearbeit. Noch mehr Künstler werden hinzukommen, auch internationale. Wie z. B. die in New York lebende Spanierin Vicky Uslé. Ab dem 21.7. zeigt sie surreale Architekturträumereien in zarten Pastelltönen, kraftvoll akzentuiert. Links: Vicky Uslé: No title, 2012. Öl auf Papier, 150cm x 100cm Oben: Felix Kiessling: Superstern, 2012. Aluminium. Größe variiert. Seite 12: Felix Kiessling: Tür und Vektor, 2012, 22 Türen, Acrylgarn, Größe variiert. alexander levy Rudi-Dutschke-Str. 26, 10969 Berlin-Kreuzberg Di–Sa 11–18h www.alexanderlevy.net bis 14.7.: Felix Kiessling: Tür und Stern 21.7.–7.9.: Vicky Uslé 1 Für die Ausstellung unternahm Julius von Bismarck eine gedankli che Reise in vorchristliche Zeiten: Nachdem ein Unwetter zwei seiner Brücken zerstört hatte, bestrafte der persische König Xerxes das Meer mit 300 Peitschenhieben. Von Bismarck nahm sich daran ein Beispiel, reiste um die Welt und peitschte die Natur (die das Spektakel recht gelassen hinnahm) an den unterschiedlichsten Orten aus. Das Ganze wurde in Fotografien und einem Videofilm festgehalten. interested him. He began to study the literature on art history and to accompany his father to museum openings and art fairs. “On those occasions I saw an incredible amount of art. That was very important to me.” In 2009 he opened the gallery LEVY BERLIN, first conceived of as a branch of the Hamburg gallery that would distinguish itself by supporting young art. The new name should not thus be misunderstood as a break with his father. In time Alexander Levy began to work with new artists who have little in common with the Hamburg programme. “Founding my own gallery was, at some point, an important step for me to take. At the Berlin gallery I have developed my own programme—a programme that has to have a corresponding consistency. Levy presently represents six artists: Lorenz Estermann, Gereon Krebber, Daniel Mohr and Thorsten Passfeld, as well as Kiessling and Bismarck. From this selection one can already notice the independent programme. Most of the artists are in Levy’s age group. They are on friendly terms with each other. For Levy it is important to accompany artists of his generation. “The conversations are simply different.” Before going to art fairs he has opted to concentrate this year upon his gallery work. Other artists will soon be added, among them international artists: the upcoming exhibition of the New York based Spanish artist Vicky Uslé, for example. Here surreal architectural dreams on paper, powerfully accentuated in delicate pastel tones, will be shown. GALERIEPROFIL 15 Internationales Sammlergespräch Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami Conversations with Collectors: Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami weilt hat – nichts hat mich wirklich angesprochen. Ich habe mich aber schon immer gefragt, was hinter der Kunst steckt. Ich wollte an den Entwicklung sprozessen im Hintergrund teilhaben. 1992 fuhr ich mit einem befreundeten Kunstsammler nach Lon don. Wir besuchten Galerien, und ich lernte viele Künstler kennen. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit großartigen Menschen zu unterhalten, habe einfach sehr viel gelernt. Dieses Erlebnis hat mich wirklich verändert. Damals fing ich an, britische Kunst zu sammeln. Gleichzeitig wuchs mein Interesse an zeit genössischer italienischer Kunst und auch an Kunst von Frauen. Wie hast du Francesco kennengelernt, und seit wann arbeitet ihr zusammen? F.B.: Das war ein Zufall. 1995 organisierte ich eine Fotografieausstellung in Venedig und hatte Schwierigkeiten, ein paar Rechnungen zu bezahlen. Jedenfalls dachte ich, dass meine Probleme durch Geld verursacht wurden – ich hatte ja keine Ahnung, dass mit Patrizia die Schwierigkeiten erst anfingen! Wir wurden einander vorgestellt, und seither arbeiten wir zusammen. P.S.R.R.: Wir sind fast immer zusammen und diskutieren sehr viel. Francesco ist ein fantastischer Mensch. Unsere Gespräche sind das Fundament für die Sammlung. Als ich anfing zu sammeln, wurde mir sehr schnell klar, dass das Kaufen allein mich nicht ausfüllen würde. Ich wollte den Kontakt zu den Künstlern. Wie muss man sich eure Zusammenarbeit vorstellen? F.B.: Nun ja, Patrizia entscheidet, denn sie muss ja auch bezahlen. Ich sage ihr, was eine gute Arbeit ist, und sie kauft es dann. In der Regel kaufen wir, weil uns etwas gefällt, und nicht weil berühmte Namen mit der Arbeit verbunden sind. Übersetzung: Julika Nehb Text: Julika Nehb, Elisabeth Braunshier, Annabell Manz Patrizia Sandretto Re Rebaudengo sammelt seit den frühen 1990er-Jahren zeitgenössische Kunst und gründete 1995 die Stiftung „Fondazione Sandretto Re Rebaudengo“ in Turin, deren Präsidentin sie ist. Künstlerischer Leiter der Stiftung ist Francesco Bonami, der u. a. 2003 die Sektion Visual Arts der Biennale von Venedig leitete. Das Gespräch wurde von Jan Kage moderiert und fand am 27.4. im me Collectors Room/Stiftung Olbricht statt. Patrizia Sandretto Re Rebaudengo has been collecting contemporary art since the early 1990s. In 1995 she founded the “Fondazione Sandretto Re Rebaudengo” and she serves as its president. The artistic director of the foundation is Francesco Bonami, who also directed the section of Visual Arts at the Biennale in Venice in 2003. The Conversation was moderated by Jan Kage and took place on the 27th of April at the ‘me’ Collectors Room of the Olbricht Founation. Patrizia, du hast vor über 20 Jahren angefangen, Kunst zu sammeln. Heute bist du Kunstmäzenin, du unterstützt junge Künstler, du kooperierst mit internationalen Museen. Was war der Auslöser für deinen Wunsch, Kunst zu sammeln? P.S.R.R.: Es bereitet mir einfach sehr viel Freude! In meiner Kindheit war ich umgeben von der Porzel lansammlung meiner Mutter, die mich aber gelang Patrizia, you started to collect art more than 20 years ago. Today, you are a patron of the arts. You support young artists, and you collaborate with international museums. What sparked your desire to collect art? P.S.R.R.: I started to collect contemporary art because of the joy it gave me. I grew up surrounded by my mother’s collection of porcelain figurines. The porcelain was always boring to me because it did not talk to me. I was always 16 SAMMLERGESPRÄCH Was ist das Geheimnis einer guten Sammlung? Der Spiegel deines persönlichen Geschmacks? Oder gibt es eine bestimmte Haltung, nach der du suchst? F.B.: Eine gute Sammlung ist mit einer guten Ausstellung vergleichbar. Man sollte sich nicht darüber Sorgen machen, ob man richtig liegt oder politisch korrekt ist. Man muss sich mit seiner Sammlung identifizieren können. P.S.R.R.: Genau. Ich folge meinem Instinkt und hoffe einfach, dass meine Entscheidungen Sinn machen. Ich habe noch nie ein Kunstwerk gekauft, weil ich dachte, dass das fantastisch in meinem Wohnzimmer aussehen würde! Der Austausch mit den Künstlern und zwischen Francesco und mir ist mir unglaublich wichtig. Zeitgenössische Kunst ist mein Leben – ich kann mir nicht vorstellen, ohne meine Sammlung oder meine Kunst zu sein. Was war das erste Kunstwerk, das du gekauft hast, und wie nimmst du es heute wahr? curious about what is behind the art. I wanted to get involved, and I really wanted to participate. In 1992, I went to London with a friend of mine who is also a collector. We visited some galleries and I met a lot of artists. I had so many great conversations and just learned so much – it really changed my mind. That was when I started to collect British art. But I also grew interested in contemporary Italian art, and got involved with women’s art. How did you meet Francesco, and since when are the two of you working together? F.B.: We met by chance. In 1995 I was organizing a photography exhibition in Venice, where I had some trouble paying the bills. Well, at least I thought that the trouble was money. I did not know that the trouble would be Patrizia! Somebody introduced us, and that was the beginning of our relationship. Since then we have been doing shows together. P.S.R.R.: We never separate. We are discussing things all the time. Francesco is fantastic. By talking and discussing we created and still create the collection. When I started to collect, just buying art was not enough for me. I wanted to be more involved with the artists. How do you work together? F.B.: Well, Patrizia has to make the final decisions, because she has to pay. So I tell her that something is a good work and she buys it. We mostly buy works because we like them rather than just because of some famous names. What is the secret behind a good collection? Is it just a reflection of personal taste? Is there a certain kind of attitude you look for? F.B.: A good collection is like a good exhibition. You should not worry about being right or politically correct. You have to identify with your collection. P.S.R.R: Yes. I follow my instinct and I just hope that it makes sense. I never bought a work of art because it would look fantastic in my living room. The dialogue with the artists and the exchange between Francesco and me is so important to me. Contemporary art is my life. I can not imagine living without my collection or my artists. What was the first piece of art that you bought, and how do you perceive it now? P.S.R.R.: The first pieces I bought were two works from Anish Kapoor. And I bought two works by Tony Cragg. One is in my home. And one was by Allen McCollum, which is now in my dining room. I really enjoy living with my art. (Question from the audience) Does it make sense to buy art in places other than London, New York or Berlin? F.B.: You can buy art anywhere you want. But there is definitely the tendency today to buy art as an investment, and there is a lot of speculation. So mostly, people buy in markets that have a strong infrastructure. I mean you buy German cars and not Uzbekistan cars. SAMMLERGESPRÄCH 17 P.S.R.R.: Das waren je zwei Arbeiten von Anish Kapoor und zwei Skulpturen von Tony Cragg. Eine davon habe ich bei mir zu Hause. Eine Arbeit von Allen McCollum befindet sich in meinem Esszimmer – ich genieße es, mit meiner Kunst zusammenzuleben. (Frage aus dem Publikum): Ist es sinnvoll, Kunst außerhalb von London, New York oder Berlin zu kaufen? F.B.: Grundsätzlich kann man Kunst kaufen, wo man will. Aber heutzutage sind sicherlich Tendenzen zu beobachten, Kunst als Investition zu erwerben, es wird sehr viel spekuliert. Daher kaufen die Leute auch hauptsächlich auf Märkten mit entsprechender Infrastruktur. Autos kauft man ja auch eher in Deutschland und nicht in Usbekistan. Letztlich muss man das natürlich selbst entscheiden. Was ich sagen will: Wenn es um Kunst geht, verhält es sich genauso. Vor 20 Jahren waren die Sammler sehr bemüht, dem Trend voraus zu sein. Heute hingegen sind sie sehr verunsichert. Also bitten sie Experten um deren Einschätzung, oder sie richten sich einfach nach dem Preis. Aber ganz ehrlich: Kein Kurator, kein Sammler, kein Kritiker, kein Museum ist mächtig genug, um einem Künstler Ruhm und Erfolg zu garantieren. Viele Menschen verbinden die Kunstwelt mit mafiösen Strukturen, die das beeinflussen könnten, aber das ist ein Missverständnis. Es gibt schlicht und einfach keine Gewissheit, keine Möglichkeit, irgendetwas in dieser Hinsicht vorauszusagen. Der Fall der Young British Artists ist in diesem Zusammenhang sehr interessant: Niemand weiß, wie viel Saatchi bereits ausgegeben hatte, bevor er so wahnsinnig erfolgreich wurde. Er hatte eben einfach sehr, sehr viel Glück, zu dieser Zeit an diesem Ort zu sein, genauso wie die Künstler sich glücklich schätzen können, dass sie Saatchi hatten. Dann erschien zeitgleich noch ein neues Magazin. All das hat dazu beigetragen, dass die Situation sich überhaupt so entwickeln konnte. In der Fondazione stellen wir jedes Jahr einen Künstler aus, einfach um ihn zu entdecken. Es ist sehr spannend, Risiken einzugehen, und es ist toll, die Möglichkeit zu haben, Fehler zu machen. Patrizia, macht es dich stolz, deine Kunst in verschie denen Museen zu sehen? P.S.R.R.: Meiner Meinung nach müssen Privatsammlungen der Öffentlichkeit zugänglich sein. Ich habe von Anfang an meine Sammlung nicht nur in meinen Privaträumen oder der Stiftung gezeigt, sondern weltweit. Früher wusste ich nichts von zeitgenössischer Kunst, und inzwischen kann ich meine Sammlung teilen, später auch hinterlassen – das ist sehr wichtig für mich. Daneben liegt mir die Förderung junger italienischer Kunst sehr am Herzen. Ein Teil unseres Ausstellungsprogramms beinhaltet eine viermonatige kuratorische Ausbildung vor Ort. Wir laden junge Kuratoren ein, durch Italien zu reisen, Künstler in 18 SAMMLERGESPRÄCH Well, it is up to you. What I’m trying to say is that it is the same thing with art. 20 years ago, collectors were trying to stay ahead of the game, and so they bought art works that nobody else was interested in. Today there is a lot of insecurity. So the collectors ask for other people’s opinions, or they buy art works because they are very expensive. But honestly: There is no curator, no collector, no art critic, no museum that can make an artist successful or famous. There is this misunderstanding; people think the art world is some kind of mafia. But there is no certainty at all, there is no way to predict for sure who is going to be successful. Regarding the Young British Artists, that was an interesting case: Nobody knows how much Saatchi really bought before he became so successful. He was very very lucky just to be there at that moment. And the artists were very lucky to have Saatchi at that moment. And there was also a new magazine coming out. All these forces contributed to make for a very strong situation. In the Fondazione, we present a new artist every year, just to discover them. To us, it is very interesting to take such risks, and it is great to have the possibility to make a mistake. Patrizia, does it make you proud to see art works that belong to you in other museums? P.S.R.R.: I think a collection must be shared. From the beginning, I decided to share and to show the collection. And not just in my private space, not only at the Fondazione, but all over the world. It is fantastic. At the beginning I did not understand anything about contemporary art. Now I have the opportunity to share ihren Ateliers zu besuchen und anschließend in der Fondazione auszustellen. Solche Projekte stellen wichtige Beziehungen her, was sehr wichtig in der Museumsarbeit ist. Als du anfingst zu sammeln, gab es weder italienische Kunstmagazine noch eine besonders ausgeprägte Kunstszene in Italien. Hat sich die Situation inzwischen verändert? P.S.R.R.: Definitiv. Es gibt aktuell eine bedeutende Generation junger italienischer Künstler, die sehr professionell sind und starke Positionen vertreten. F.B.: Das Problem ist ihre Umgebung. Es gibt keine vergleichbare kulturelle Infrastruktur wie in Deutschland. Die Politik bestimmt alles – die kulturelle Situation ist ein Desaster, der Kunsthandel kompliziert. Wir haben zwar ein beeindruckendes Netzwerk an kleineren Sammlern, aber eben keine „Kunsthallen“ oder „Kunstvereine“. Die Künstler in Italien haben keine Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Vielen Dank für das Gespräch! Links: Die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin Foto: Maurizio Elia Oben: Ausstellungsansicht “Underneath the Street, the Beach” Seite 16: Francesco Bonami, Patrizia Sandretto Re Rebaudengo, Jan Kage Foto: Daisy Loewl www.fsrr.org my collection, to leave my collection behind – this is very important to me. But I also focus on supporting young artists and we dedicate a part of our exhibition programme and special projects to young Italian artists by organizing an international curatorial residency programme for young curators every year. We invite them to travel across Italy to meet young Italian artists, to visit their studios and, at the end of a four-month research period, they curate and present their own exhibition of a selection of the artists that they met durign their residency, which is presented at the Fondazione in Turin. This is another way to establish relations, and for a museum it is very important to be able to organize these kinds of projects. Patrizia, when you started collecting, there were no art magazines in Italy, there wasn’t a particularly strong art scene. Has the situation now changed? P.S.R.R.: Yes, definitely. There is a huge generation of young Italian artists right now, and they work very professionally; they have very strong positions and attitudes. F.B.: The problem is what surrounds them. We don’t have a comparable infrastructure with museums like in Germany. Everything is ruled by politics – and the state of public cultural infrastructure is a disaster. Selling art is thus very complicted. We do have an amazing network of small collectors, but we don’t have “Kunsthallen” or “Kunstvereine”. The artists have no opportunity to expose themselves to the public. Patrizia, Francesco. thank you very much for the interview! SAMMLERGESPRÄCH 19 Das Ornament: Freund oder Feind? Ornamente als Ordnung des Sichtbaren 1908 verfasste der Wiener Architekt Adolf Loos das Pamphlet „Ornament und Verbrechen“, eines der wichtigsten Statements über den Nutzen des Ornaments in Kunst, Design und Architektur. Loos spricht sich darin ganz nach dem Motto „form follows function“ gegen die Verkünstelung von Gebrauchsgegenständen und für deren individuellen Nutzen aus. Als scharfer Kritiker der Wiener Werkstätte stieß Loos zunächst auf regen Widerstand, wurde mit seinen wegweisenden Gedanken dann aber zum Pionier der Moderne. In diesem Sammelband wurde 2010 erstmals das gesamte publizistische Werk zusammengefasst. Die Reduzierung der Ornamente auf ihre dekorative Eigenschaft verschleiert ihre unterschwellige Funktion als Bildordnung. In Hinblick auf seine mannigfachen historischen und kulturellen Artikulierungsformen unterstützt das Ornamentale das bildliche Gefüge im Kunstwerk. Ornamente bilden demnach nicht ab, sondern strukturieren Sichtbarkeit. Die Publikation gliedert sich in die Spannungsfelder Motiv, Modus und Bild. Mithilfe exemplarischer Analysen, die von mittelalterlichen Codizes bis zur Fotografie reichen, wird das Thema in komplexer Weise untersucht. Adolf Opel (Hg.): Adolf Loos. Gesammelte Schriften. Lesethek Verlag, Wien 2010. Dt., 816 S., Hardcover, 34,90 €. ISBN: 978-3-99100-015-0 Vera Beyer, Christian Spies (Hg.): Ornament. Motiv – Modus – Bild. Wilhelm Fink Verlag, München 2012. Dt., 410 S., Hardcover, 59 €. ISBN: 978-3-7705-5172-9 Arabische „Ornamente“ als Grafikdesign 650 kg Liebesperlen als Ornament Das Buch behandelt die Entwicklung der Ornamenthaftigkeit der arabi schen Schrift, die mit dem Bilderverbot im Islam einherging und eine anspruchsvolle arabische Kalligrafie hervorbrachte. Der auf Schriftzeichen basierende arabische Formenkanon bietet durch sein ornamentales Muster viele Vorlagen für das heutige Grafikdesign. Die gestalterische Emanzipation im arabischen und persischen Raum erlebt derzeit ein regelrechtes Revival dieser Schriftzüge. Als Design, Graffiti, Street Art oder Plakat sorgt das ornamentale Schriftbild für abwechslungsreiche Motive. Mit der Arbeit „Hundreds and thousands III“ ging Mariella Mosler mit ungewöhnlichen Materialien an die Thematik des Ornaments heran. In der Kunsthalle Gießen breitete sich für die Zeit der Präsentation ein Bodenmosaik aus unzähligen farbigen Liebesperlen aus. Der so entstandene Farbrausch kontrastierte mit der akribischen Anordnung der Zuckerperlen und sorgte für einen schmuckvollen Raumeindruck. Die vorliegende Publikation erschien als Katalog zur Ausstellung. Ben Wittner, Sascha Thoma (Hg.): Arabesque 2: Graphic Design from the Arab World and Persia. Gestalten Verlag, Berlin 2012. Engl., 204 S., zahlreiche farb. Abb., Hardcover, 44 €. ISBN: 978-3-89955-330-7. Ute Riese (Hg.): Mariella Mosler. Semiglot. Kerber Verlag, Bielefeld 2012. Dt./engl., 60 farb. Abb., Hardcover, 25 €. ISBN 978-3-86678-687-5 Ornamentik in der sakralen Baukunst Die Funktion des Ornaments Wer reckt nicht den Kopf gen Himmel, wenn er unter einem meisterhaften Gewölbe sakraler Architektur steht? Der Fotograf Florian Monheim wid met sich genau diesem Blickwinkel: Beim genaueren Hinsehen stößt man zunächst auf meisterhafte Ornamentik, bevor sich das eigentliche Motiv erschließt. Durch die architektonischen Neuerungen in der mittelalterlichen Baukunst treten vielfältige Strukturen zutage. Zusammen mit der Farbigkeit der Gewölbe und der Lichtregie im Kirchenschiff enthüllen Monheims Fotografien den ornamentalen Schmuck, der mit der Baukunst einhergeht. Die Einführung des Ornaments als grafisches Element im 20. Jahrhundert enthüllt dessen Funktion als Vermittler u. a. zwischen Architektur und reinem Dekor. Moussavi und Kubo widerlegen die Vorstellung vom Ornament als einem unselbstständigen Element der Architektur und verweisen in Fallbeispielen auf unterschiedliche Tiefendimensionen, die eine Interaktion des Erscheinungsbildes und seiner Wirkung darstellen. Es entsteht eine innere Ordnung zwischen Ornament und Material, deren Ausdruck zeitgenössisch interpretiert wird. Zahlreiche Illustrationen veranschaulichen Aufrisse und Querschnitte mit großem Detailreichtum. Florian Monheim: Gewölbe des Himmels. Collection Rolf Heyne Verlag, München 2012. Dt., 208 S., 190 Abb., Hartcover mit Schutzumschlag, 98 €. ISBN: 978389910475-2 Farshid Moussavi, Michael Kubo: Die Funktion des Ornaments. Actar Verlag, Barcelona 2008. Dt., 192 S., 166 Abb., Softcover, 23 €. ISBN: 978-84-96954-32-8 Fabian Marcaccio Some USA Stories »Einzigartig in Qualität und Vielfalt.« www.kremer-pigmente.de 20 Der Künstler Fabian Marcaccio bewegt sich zwischen den Gattungen. Von der Malerei – für ihn stets Ausgangspunkt – holt er auf verschiedene Weise in den realen Raum aus bis hin zu monumentalen Installationen oder Werken mit skulpturalen Dimensionen. In jüngster Zeit beschäftigt sich Marcaccio verstärkt mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. In „Some USA Stories“ setzt er sich mit der dunklen Seite der jüngsten amerikanischen Geschichte auseinander. www.kerberverlag.com 22 x 26 cm, 144 Seiten, 2 S/W- und 105 farbige Abbildungen, Hardcover, gebunden Deutsch | Englisch isbn 978-3-86678-735-3 1 36,– 21 Museum für Gegenwartskunst Siegen www.mgk-siegen.de BridGet riley Dana Widawski – Schablonendrucke Die Künstlerin Dana Widawski (*1973) zitiert in ihren Arbeiten klassische Ornamente aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen. Sie erweitert und verfremdet diese Strukturen mit zeitgenössischen Abbildungen von Menschen und Gegenständen, die sie schablonenartig, vexierbildhaft und sich wiederholend in den Rhythmus des Ornaments einfügt. Dabei erzeugt die farbliche und formale Komposition aus diesen gegensätzlichen Elementen eine dichte visuelle Einheit, die auf den ersten Blick rein dekorhaft erscheint. Auf den zweiten Blick konterkarieren die Eigenwilligkeit der gewählten Themen und das Zusammenspiel von Ornament und Bild die handwerklich aufwendige Ästhetik des klassischen Schablonendrucks. Es eröffnet sich eine irritierende und zutiefst ironische Ebene, die gesellschaftliche Klischees und Paradoxien aufgreift und infrage stellt. 12. ruBenSpreiS 1.7.– der Stadt SieGen 11.11.2012 Sonntag, 12.08.2012 11h - 14h Zahnarztpraxis Friedenau Dr. Ursula Süßbier Schwalbacher Str. 6 12161 Berlin KM_Anzeige150x52_DQ.indd 1 ∆ Martin Jepp Fotografie ≤ Ernst Baumeister Skulptur Dana Widawski: Kraft der Anziehung, 2011, Schablonendruck auf Baumwollnessel, 100 x 150 cm, Überarbeitung des Dessins „Brother Rabbit“ (1882) von William Morris, Foto: Dieter Düvelmeyer Städtische Galerie Schwabach Königsplatz 29a, 9116 Schwabach/Bayern Opening: 24.8., 25.8.–16.9., Do/Fr 11–18h, Sa/So 11–14h www.kuenstlerbund-schwabach.de 15.06.12 18:23 sem;colon: Bachelor-Ausstellung Die letzten Nägel verschwinden in den Wänden, Bilder werden geradegerückt. Hektisches Treppauf-Trep pab. Kabel werden gesichert. Kinoräume abgedunkelt. Monitore poliert. Staubsauger weggeräumt. Nur noch wenige Momente, bis sich die Türen dem Publikum öffnen und Blitzlichtgewitter und neugierige Blicke versprüht werden. Das Herz schlägt bis zum Hals. Ein Studium geht zu Ende – etwas Neues beginnt. Präsen tiert werden 33 Abschlussarbeiten aus den Studi engängen Fotografie, Kommunikationsdesign, Motion Design und Interaction Design des Sommersemesters 2012. Am 28. und 29.7. findet ein Rundgang durch die Ausstellung statt. Kunst braucht nicht viel. Nur das Richtige. ManageMent iM KunstMarKt Weiterbildung Mit ZertifiKat für galeristen und firMengründer iM KunstMarKt 10. sePteMber - 27. nOVeMber 2012 Weitere infOrMatiOnen: Weiterbildungszentrum der Freien universität berlin ulrika Poock, tel: 030 / 838 514 77 mail: ulrika.Poock@Fu-berlin.de Tomaso Baldessarini: sem;colon, 2012, Fotografie 22 Berliner Technische Kunsthochschule Bernburger Str. 24–25, 10963 Berlin-Kreuzberg Opening: 27.7., 19h, 28.7.–6.8., tgl. 15–19h www.btk-fh/ausstellung AUSSTELLUNGEN 23 Gert & Uwe Tobias: DRESDENER HOMMAGE I 2012, farbiger Holzschnitt auf Leinwand, 200 x 168 cm Foto: Alistair Overbruck, Köln Courtesy: cfa Berlin Gert & Uwe Tobias – Dresdener Paraphrasen A Balkan Tale Der Reiz des Ausstellungsprojektes „Gert & Uwe Tobias – Dresdener Paraphrasen“ im KupferstichKabinett des Residenzschlosses Dresden besteht darin, dass die jungen und renommierten Künstler brüder erstmals weltweit unverwechselbare Meister werke der Grafik vergangener Jahrhunderte als Inspirationsquellen ausgewählt haben und diese in eigens für Dresden geschaffenen Holzschnitten, Collagen und Schreibmaschinenzeichnungen zeit gemäß interpretieren und aktualisieren. So entsteht ein einzigartiger Kulturtransfer zwischen historisch nobilitierten Exponaten und einer aktuellen Position der internationalen Gegenwartskunst. Das Projekt „A Balkan Tale“ möchte einen interkulturellen Dialog über die Geschichte des Balkans anregen und zur Bewahrung und Sichtbarmachung des kulturellen Erbes der Region beitragen. Das multimediale Programm be-steht aus einer Fotoausstellung mit Werken von fünf jungen, schon bekannten Künstlern aus Athen, Belgrad, Skopje, Tirana und Prizren. Ihre Arbeiten zeigen 50 Bauwerke aus osmanischer Zeit auf dem Balkan und beschreiben die kulturelle Geschichte vom 14. bis zum 20. Jahrhundert. Die Werke sind in fünf Themen gegliedert: Eroberung, Glaube und Gebet, Zusammenleben, Modernisierungen, Vergessen und Erinnern. Ivan Blazhev: Aladža-Moschee, Tetovo, 2011 C-Print, 75 x 50 cm, Privatbesitz © Ivan Blazhev Hermann Glöckner: Gold, im Lichte wechselnd, Seite A 1935, Tafelkörper, ganzflächig mit goldenem Papier kaschiert, Collage aus aufgelegten Glanzund Krepppapieren, Kanten Gold, Ecken abgerundet 49,6 x 35 x 0,3 cm Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr.: C 1969-56 Ornament – Ausblick auf die Moderne Das Kunstmuseum Wolfsburg ist bekannt für Ausflüge in die klassischen und frühen Perioden der Moderne inner halb seiner thematischen Ausstellungen. Diesmal wagt das Haus mit dem Ornamentstich einen Sprung darüber hinaus. Angefangen mit Dürers Knoten-Serie, vereint die Ausstellung rund 100 druckgrafische Blätter und einige ornamentierte Gegenstände aus dem 15. bis zum 18. Jahrhundert. Die Geschichte des Ornaments und seine Entwicklung zur Kunstform machen die Aktualität des Ornamentalen insbesondere in der zeitgenössischen Kunst deutlich. Zu sehen sind u. a. Holzschnitte, Kupfer stiche und Radierungen von Dürer bis Piranesi. Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Residenzschloss Dresden 22.6.–17.9., Mi–Mo 10–18h, Eintritt: 10 €, erm. 7,50 € www.skd.museum Georg Baselitz. Romantiker kaputt Georg Baselitz: S.-Bild, 1965 Öl auf Leinwand Sammlung GAG © Georg Baselitz Foto: Elke Walford, Hamburg Georg Baselitz: Ein neuer Typ 1965, Gouache, Kohle, Bleistift Sammlung GAG © Georg Baselitz Foto: Fotodienst Wolfson, Hamburg 24 AUSSTELLUNGEN Kunstsammlungen Chemnitz Theaterplatz 1, 09111 Chemnitz bis 2.9., Di–Fr 11–18h, Eintritt: 6 €, erm. 4 € www.kunstsammlungen-chemnitz.de Baselitz, 1938 als Georg Kern im sächsischen Deutsch baselitz geboren, gehört längst zu den Giganten der deutschen Gegenwartskunst. Die Ausstellung zeigt Werke aus der deutschen Privatsammlung GAG, die den Werdegang des Künstlers seit Mitte der 1960erJahre bis in die Gegenwart sammelnd begleitet. Es sind Werkkomplexe zu sehen, die verdeutlichen, wie sehr sich bereits der junge Baselitz radikale Fragen nach der eigenen Identität stellte, was ihn zum ungewöhnlichen Gebrauch tradierter künstlerischer Techniken, Motive und Kompositionen veranlasste und was schließlich dazu führte, dass er das Bild im Wortsinn auf den Kopf stellte. So wird das Bild für Baselitz zum Kampfplatz um Identität, Wirklichkeit und die Kunst. Stiftung Moritzburg, Ausstellungshalle Nordflügel Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale) Opening: 21.7., 15h, 22.7.–7.10. Di 10–19h, Mi–So 10–18h www.kunstmuseum-moritzburg.de Agostino di Musi (gen. Veneziano): Groteske, 1530–1535 kolorierter Kupferstich, 13,6 x 19,6 cm, Herzog-Anton-UlrichMuseum Braunschweig, Foto: Claus Cordes Bildarchiv Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig Kunstmuseum Wolfsburg Hollerplatz 1, 38440 Wolfsburg bis 6.1.2013, Di 11–20h, Mi–So 11–18h, Eintritt: 8 €, erm. 4 € www.kunstmuseum-wolfsburg.de Schätze des Glaubens Die bekanntesten Zeugnisse mittelalterlicher Kirchen kunst aus dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Dom-Museum Hildesheim sind zu Gast im Bode-Museum. Während der Umbau arbeiten beider Häuser werden die schönsten Objekte in einer einmaligen Zusammenführung sakraler Schatzkunst dem Publikum präsentiert. Den Besucher erwarten zahl reiche Höhepunkte der europäischen Kunstgeschichte von der Spätantike bis zur Spätgotik. Bernwardinische Silbergüsse, farbige Schmelzarbeiten sowie Hildesheimer Emaillekunst fungieren als Zeugnisse tiefen Glaubens und hoher Kunstfertigkeit. Reliquiar in Bursenform aus dem Schatz des Stiftes St. Dionysius zu Enger/Herford, Frankenreich, 3. Viertel 8. Jh. (?), Goldund Silberblech, vergoldet, Steinbesatz, Perlen, Zelleinlagen, Zellenschmelz auf Gold; Eichenholzkern © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Arne Psille Bode-Museum Am Kupfergraben 1, 10178 Berlin-Mitte bis 1.4., tgl. 10–18h, Do 10–22h www.smb.museum AUSSTELLUNGEN 25 Mischa Kuball – public preposition/fieses Licht Lichtinstallationen Mischa Kuball (*1959) gehört zu den wenigen deut schen Künstlern, die unabhängig von den Moden des Kunstmarktes seit mehr als 20 Jahren ihr ganz eigenes Werk hervorbringen. Sein Schaffen umfasst ein vielschichtiges Œuvre, in dessen Zentrum immer das Medium Licht steht. „public preposition“ ist ein künstlerisches Format der temporären Intervention an öffentlichen Gebäuden in öffentlichen Räumen, bisher realisiert in Venedig (2009), Marfa, Texas (2009), Toronto (2011), Bern (2011) und seit Mai 2012 im Schloss Wolfsburg wie auch in der Städtischen Galerie Wolfsburg. Neben der Projektion „public preposition No. 5/fieses Licht“ präsentiert Kuball in den Ausstellungsräumen die Lichtinstallationen „Licht/Luft“, „Fieses Licht“ und „Echo“. Armin Göhringer Die aus einem Block gehauenen, schematischen Holz figuren von Armin Göhringer bewegen sich zwischen Fragilität und Stabilität. Göhringer sieht sich trotz seiner raumgreifenden Skulpturen eher als Maler und Zeichner. So gesehen können seine Arbeiten als „Raumzeichnungen“ beschrieben werden. Die feingliedrige Formensprache mit schmalen Stützen, die aus dem großen Block hervortreten, lassen den Zeichner in ihm erkennen. Die meist schwarz bemalten Skulpturen erinnern mit ihren Pfeilern und geworfenen Schatten oftmals an Scherenschnitte. Armin Göhringer: o. T., Holz geschwärzt, 185 x 25 x 26 cm Courtesy: galerie gerken galerie gerken Auguststr. 49, 10119 Berlin-Mitte bis 19.7., Di–Sa 11–18h www.galerie-gerken.de Florian Baudrexel Mischa Kuball: public preposition No. 5/fieses Licht, 1995/2012 Unikatfotografie auf Diasec, Leuchtkasten 100 x 70 cm (Detail aus Installationsansicht) © Courtesy: Städtische Galerie Wolfsburg, Fotograf: W. Heimermann Florian Baudrexel (*1968) entwickelte für seine Einzel ausstellung im Erdgeschossraum des Kunstvereins zwei unterschiedliche Raumkonzepte: einen Raum der Leere und einen Raum der Fülle. Der Übergang zwischen beiden ist angelehnt an ein menschliches Gesicht, durch dessen Mund die Besucher wie Luft ein- und ausströmen. Die Ausstellung ist im Ganzen als Skulptur konzipiert: Der Künstler arbeitet am Modell, und seine kleinformatigen Skulpturen erinnern wiederum an Modelle. Alles ist gestaltet, hat seinen Zweck, trägt Unmengen an Überlegungen in sich, und dennoch ist nur weniges durchdacht. Und damit auch nur halb gestaltet. Städtische Galerie Wolfsburg Schlossstr. 8, 38448 Wolfsburg bis 2.9., Di 13–20h, Mi–Fr 10–17h, So 11–18h www.staedtische-galerie-wolfsburg.de Gabriel Orozco – Asterisms Gabriel Orozco: Sandstars, 2012, 1.188 found objects, including wood, metal, glass, paper, plastic, Styrofoam, rock, rope, rubber, and other materials, and 13 photographic grids, framed, each comprising 99 chromogenic prints Found objects: overall dimensions vary with installation; photographs: each print 10.2 x 15.2 cm, each grid 123.2 x 147.3 x 5.1 cm Objects being collected for Sandstars (2012) on Isla Arena, Baja California Sur, Mexico © Gabriel Orozco, 2012 26 AUSSTELLUNGEN „Asterisms“, das 18. Projekt in der Reihe von Auftragsarbeiten des Deutsche Guggenheim, ist eine zweiteilige, aus Objekten und Fotografien bestehende Installation von Gabriel Orozco. Für dieses Werk hat der Künstler Tausende von weggeworfenen Gegenständen an zwei Orten gesammelt: auf einem Sportplatz nahe seiner Wohnung in New York und in Baja California Sur. Dort, an der Küste Mexikos, türmen sich in einer geschützten Biosphäre Berge von Industrieabfällen auf, die aus dem gesamten Pazifik angeschwemmt wurden. Die Ausstellung „Asterisms“ stellt diese zwei komplexen Installationen, die provokant zwischen Makro- und Mikroebene oszillieren, einander gegenüber und greift dabei einige typische Themen aus Orozcos Werk auf – poetische Begegnungen mit alltäglichen Materialien, die Präsenz von Erosionsspuren und die stets gegenwärtige Spannung zwischen Natur und Kultur. „Asterisms“ verdeutlicht und intensiviert Orozcos subtile Betrachtung der Welt im Rahmen seiner eigenwilligen Systeme. Deutsche Guggenheim Unter den Linden 13/15, 10117 Berlin-Mitte 6.7.–21.10., tgl. 10–20h, Eintritt: 4 €, erm. 3 € www.deutsche-guggenheim.de Florian Baudrexel: Gelächter von Innen, 2009 Gips, Styropor, 51 x 35 x 50,5 cm, Courtesy: Linn Lühn, Düsseldorf Der Kunstverein, seit 1817. Klosterwall 23, 20095 Hamburg bis 2.9., Di–So 12–18h www.kunstverein.de Patricia Waller – Broken Heroes Patricia Waller setzt sich in ihrer neuen Serie “Broken Heroes” kritisch mit dem Starkult unserer Gesellschaft auseinander, wobei der Star, der Promi oder das Idol als zeitgenössischer Ersatz für den Helden dient. Wie gewohnt bestechen Wallers gehäkelte Figuren durch bissige Ironie und schwarzen Humor: So haben wir diese Helden noch nie gesehen – Ernie, als versoffener Penner mit gelbem Quietsche-Entchen, hat seine besten Tage längst hinter sich, Spiderman hat sich in seinem eigenen Netz verfangen und Spongebob, als Selbstmordattentäter mit um den Körper geschnalltem Sprengstoff, droht uns alle in die Luft zu jagen. Patricia Waller: Superman, 2010 Wolle, Styropor, Draht, 120 x 60 x 50 cm Galerie Deschler Auguststr. 61, 10117 Berlin-Mitte Bis 1.9., Di–Fr 11–18h, Sa 12–18h www.deschler-berlin.de AUSSTELLUNGEN 27 Alfredo Jaar The way it is. Eine Ästhetik des Widerstands ODIOUS – Die Bildhauergruppe Vor 30 Jahren formierte sich an der Berliner Hochschule der Künste aus den Klassen von David Evison und Bernhard Heiliger die Bildhauergruppe ODIOUS. Sie wurde in der westdeutschen Kunstszene u. a. durch den Kritiker Heinz Ohff bekannt gemacht. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1982 und 1989 im Sinne der Historisierung eines Phänomens, doch beleuchtet sie auch das gegenwärtige Schaffen der ehemaligen Mitglieder der Bildhauergruppe. Zu ODIOUS zählten die Künstler Gisela von Bruchhausen (*1940), Klaus Duschat (*1955), Klaus H. Hartmann (*1955), Gustav Reinhardt (*1950), Hartmut Stielow (*1957) und David Lee Thompson (*1951). Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst zeigt in Kooperation mit der Berlinischen Galerie und der Alten Nationalgalerie die deutschlandweit erste Retrospektive des international renommierten Künstlers Alfredo Jaar (*1956, Santiago de Chile). Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) Oranienstr. 25, 10999 Berlin-Kreuzberg bis 19.8., tgl. 12–19h, Do–Sa 12–20h, Eintritt frei www.ngbk.de Die Gruppe ODIOUS 1987 vor ihrem ehemaligen Atelier am Humboldthafen, Foto: Peter Fischer-Piel Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124–128, 10969 Berlin-Kreuzberg bis 17.9., Mi–Mo 10–18h, Eintritt: 8 €, erm. 5 € www.berlinischegalerie.de Alfredo Jaar: A New World, 1990 © Alfredo Jaar Sammlung Berlinische Galerie, Berlin Kenneth van Sickle – Photo Recall In dem über 50-jährigen Schaffen des New Yorker Foto grafen und Filmemachers Kenneth van Sickle (*1932) entstand ein Werk von seltener Intensität. Seine Arbeiten sind geprägt von atmosphärischen Aufnahmen von New York, Paris sowie von der ewigen Boheme. In der Präsentation, die in enger Zusammenarbeit mit dem Fotografen entstand, werden alle Arbeiten ebenbürtig nebeneinander gezeigt. Vom Jazz beeinflusste SchwarzWeiß-Aufnahmen der 50er-Jahre stehen Fotomontagen der 70er-Jahre und aktuellen Farbaufnahmen gegenüber. Hieraus entwickelt sich eine durch den Zeitstrom geprägte Einheit. Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin Bodestr. 1–3, 10178 Berlin-Mitte bis 16.9., Di–So 10–18h, Do 10–22h, Eintritt: 8 €, erm. 4 € www.smb.museum/smb/standorte Christoph Lukas – Körper/Geist, Geist/Körper „Wenn man davon ausgeht, dass alles in dieser Welt einer Matrix entspringt, so kann man das grobe Raster meiner Arbeiten als eine Analogie zu dieser begreifen.“ Christoph Lukas zeigt erstmals in der Galerie SCHWALBE54 in Frankfurt großformatige Arbeiten, die, im Leuchtrahmen oder als Dia projiziert, ihren Ursprung in kleinen Fotografien haben, aufgenommen mit einer alten Handykamera. Christoph Lukas vergrößert die grob gerasterten Arbeiten mittels Interpolation und intensiviert lediglich die bestehenden Kontraste und Farben etwas, ohne das Original durch Filter und Retusche zu verändern. Die so durch die Kamera abgebildeten Realitäten überschreiten die Grenze zur Abstraktion, für die Augen sonst Un sichtbares wird im Bild sichtbar. Es öffnen sich die Pforten zu einer anderen Welt, die gerade in der Ekstase den Körper entgrenzen und durchlässig machen, ihn einen alles verbindenden Geist spüren lassen. Ergänzt wird die Schau durch kleinformatige Licht objekte, die geistige Welten hinter zentimeterdickem Acrylglas neu erfahrbar machen. Christoph Lukas: 2010-01-06 Bild (22) brb RD 28 AUSSTELLUNGEN SCHWALBE54 – Raum für Kunst Schwalbacher Str. 54, 60326 Frankfurt am Main/Gallus Opening: 5.7., 19h, 6.7.–2.9., Do 14–19h und nach Vereinbarung, www.schwalbe54.de Georg-Kolbe-Museum Sensburger Allee 25, 14055 Berlin-Wilmersdorf bis 19.8., Di–So 10–18h, www.georg-kolbe-museum.de Kenneth van Sickle zone B Brunnenstr. 149, 10115 Berlin-Mitte bis 15.8., Di–Do 9–16h und nach Vereinbarung 01704 - 63 09 53, www.zone-b.info Seher Shah – Radiant Lines Die Ausstellung „Radiant Lines“, angelehnt an die Konzeption der Villa Radieuse von Le Corbusier, zeigt Zeichnungen, Drucke und Foto-Leuchtkästen der Künst lerin Seher Shah. Sie beschäftigt sich darin mit den Eigenschaften brutalistischer Architektur im Verhältnis zur Landschaft. Dazu zersetzt Shah u. a. in einer Arbeit Raster von Fassaden in ihre strukturellen Teile und erweitert diese durch gezeichnete geometrische Elemente. In der Serie „Mammoth. Aerial Landscape Proposals“ projiziert sie diese Technik auf Luftaufnahmen von Landschaften. Sie zeigt damit die Auswirkungen von sachlich konzipierten urbanen Orten auf unseren Lebensraum. Seher Shah: Mammoth. Aerial Landscape Proposals untitled 11 2012, 21 Archival digital prints, alle 33 x 44,5 cm, Edition: 5 Nature Morte Weydingerstr. 6, 10178 Berlin-Mitte bis 28.7., Di–Sa 11–18h www.naturemorte.com AUSSTELLUNGEN 29 Weiterbilder – Accrochage TransformationCity Die Galerie ROOT am Savignyplatz eröffnet mit der Sommergruppenausstellung „weiterbilder“ ihr neues Ausstellungskonzept für die nächsten zwei Jahre. Neben den bereits bekannten Künstlerinnen und Künstlern Bornemann, Buß, Erbacher, Fahmy, Ginkel, Hosterbach, Primm, Rauss, Schieber, Schmelzer, Schubert, von Arnim, Wendt, Wöllmann werden auch die neuen Mitglieder der Galerie Barbara Gerasch, Sabrina Kratz, Dörte LützelWalz und Anja Sieber präsentiert. Zur Ausstellung erscheint der zweite Gruppenkatalog mit allen Künstlerinnen und Künstlern der Galerie. Gibt es noch die Vorstellung von „Stadt“ als physisch fest gefügtem Körper? Hat die virtuelle „Urbanität“ des Internets die Wahrnehmung von Stadt verändert? Das Stadtbild in der Kunst brachte immer die Teilhabe der Künstler am städtischen Alltag zum Ausdruck – und damit ihre Identität. Die Arbeiten von Josephine Behlke, Tina Beifuss, Anne Duk Hee Jordan, Jonas Hofrichter, Christiane Klatt, Robert Lange, Wiebke Loeper, Daniel Schüßler, Johanna Silbermann, Cameron Tauschke und Artúr van Balen befassen sich mit aktuellen Veränderungsprozessen in Lebens- und Stadträumen sowie der mentalen Repräsentation der Umwelt. ROOT am Savignyplatz – Produzentengalerie für Malerei Carmerstr. 11, 10623 Berlin-Charlottenburg Opening: 14.6., 19h, 15.6.–04. 8., Finissage: 5.8., 12–17h, Di–Sa 14–19h www.root-galerie.de Entang Wiharso: Untold Stories, Arndt Berlin Foto: Bernd Borchardt TransformationCity © Galerie cubus-m Entang Wiharso – Untold stories Manish Nai – Compact Innerhalb der ersten Einzelausstellung in Deutschland spricht der indonesische Künstler Entang Wiharso mit Gemälden, Skulpturen und Reliefen die politi schen Hintergründe seines Heimatlandes an. Der Ausstellungstitel ist dem gleichnamigen Buch von Pak Harto entlehnt, in welchem der Autor durch Anekdoten und persönliche Erfahrungen ein versöhnlicheres Bild vom autoritären Regime des ehemaligen Präsidenten Suharto zu entwerfen versucht. Wiharso setzt sich mit diesen Darstellungen auseinander und antwortet mit seinen Werken kritisch auf die Statements des Buches, um diese als falsch zu entlarven. Die erste Einzelausstellung von Manish Nai gewährt einen Einblick in das aktuelle Werk des in Mumbai lebenden Künstlers. Mithilfe minimalistisch-abstrakter Formensprache werden alltägliche Materialien in Blöcke gepresst und teilweise mit Bindemittel durchtränkt, wodurch feste Formen entstehen. Die einfachen Materialien der Werke stehen im Gegensatz zur tradi tionellen und zeitgenössischen indischen Bildsprache. Das Nonfigurale ermöglicht einen fokussierten Blick auf Strukturen und Oberflächen, gleichzeitig haftet den Objekten eine Geschichte an. Galerie Arndt Potsdamer Str. 96, 10785 Berlin-Schöneberg bis 8.9., Di–Sa 11–18h www.arndtberlin.com Galerie Gebr. Lehmann Lindenstr. 35, 10969 Berlin-Kreuzberg 22.6.–31.7., Di–Sa 11–18h www.galerie-gebr-lehmann.de Manish Nai: o. T., 2012 gebrauchte Kleidung, 19 x 19 x 19 cm powerFlower Blütenzauber in der zeitgenössischen Kunst Group Exhibition Die in Delhi geborene Reena Kallat präsentiert in der aktuellen Ausstellung aus Stempeln zusammengesetzte Installationen, die an ein riesiges Spinnennetz erinnern. Die Stempel selbst verweisen durch ihre spezifischen Farben auf die Farben unterschiedlicher Nationalflaggen und geben somit Hinweise auf ihre Herkunft. Der mexikanische Künstler Bosco Sodi schafft unter Einsatz ungewöhnlicher Materialien eine Mischung aus Skulptur und Malerei. Durch seinen besonderen Umgang mit der Farbe und die verschiedenen Trocknungsprozesse entstehen überraschende Objekte. Kuratiert von Tilman und Gabriele Osterwold Alexander, Altindere, Armleder, Beckley, Bosse, Crewdson, Feldmann, Flöther, Florschuetz, Güdemann, Hörl, Holl, Hopper, Khedoori, Lafontaine, Letinsky, Lin, Longo, Martin, Masuyama, Matthies, Mosler, Murakami, Netzhammer, Oberkofler, Oursler, Petrovsky, Pöllot, Quinn, Rehberger, Rohrer, Salle, Scharf, Schröter, Schütte, Simons, Stimm, Sturtevant, Taras, Tillmans, Fischli/Weiss, Wetterauer Stefan Rohrer: Miniatus Floridus, 2012, Auto, Stahl, Lack 30 AUSSTELLUNGEN Galerie cubus-m, Pohlstr. 75, 10785 Berlin-Tiergarten bis 4.8., Mi–Fr 14–19h, Sa 11–19h and by appt. www.cubus-m.com ABTART Rembrandtstr. 18, 70567 Stuttgart bis 11.8., Di–Fr 14–19h, Sa 10–13h 0711 - 63 34 30 20, www.abtart.com Zwei Skulpturen von Bosco Sodi, Videos und Siebdrucke von Huang Ran, Foto: Uwe Walter, Berlin Courtesy: Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin Galerie EIGEN + ART Lab Auguststr. 11–13, 10117 Berlin-Mitte bis 25.8., Di–So 10–18h www.eigen-art.com AUSSTELLUNGEN 31 FRIEDERISIKO Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg zeigt, wie und warum Friedrich „der Große“ wurde und was ihn immer noch so erscheinen lässt. Unter dem Leitmotiv „Friederisiko“ sollen seine Ideen, sein Denken und Handeln zeitgemäß, inspirierend und provokant aus dem authentischen Repräsentationsort des Königs entwickelt und dargestellt werden, frei von ideologischem Ballast. Im Mittelpunkt steht die Persönlichkeit Friedrichs. In zwölf Themenbereichen, elf davon im Schloss und der zwölfte im Park Sanssouci, tritt der „private“ Friedrich genauso auf wie der Staatsmann, Feldherr und begnadete Selbstdarsteller. Anton Graff: Friedrich der Große 1781, 62 x 51,5 cm, Schloss Sanssouci. Foto: Jörg P. Anders © Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg Der südkoreanische Künstler Ukn Lee (*1963) schafft Werke auf Leinwand und Seide, die das Getümmel von Menschen unserer Zeit im öffentlichen Raum zeigen. Ihre Plastizität resultiert aus der Perspektive mehrerer Arbeitsebenen. Aus der heutigen Situation heraus entstanden Bilder von durcheinanderschwirrenden Flugzeugen und Menschen Ukn Lee: fliegen-fliegen-fliegen, 2012 Öl auf Leinwand, 100 x 120 cm Zehn in Berlin lebende Künstler beschäftigen sich mit der Rolle von Religion und Tradition in ihrer Kunst. Die Ausstellung vereint dabei KünstlerInnen, die sich mit den drei monotheistischen Religionen Islam, Christentum und Judentum befassen bzw. von diesen geprägt wurden. Ausgehend von einer jeweils sehr persönlichen Auseinandersetzung, entsteht ein interreligiöser Dialog, der sowohl konfliktbeladen ist als auch vom friedlichen Nebeneinander der Religionen zeugt. Rund 80 Arbeiten aus Fotografie, Malerei, Video und Installation thematisieren die Ästhetik der Religion und stellen bewusst kunsthistorische Bezüge her. Dieter Zimmermanns 2002 begonnene Serie „Der Grübelzwang“ besteht aus über 620 Leinwänden in der Einheitsgröße von 40 x 50 cm. Jede Leinwand wird wiederum in 3 x 4 Ausschnitte unterteilt, wobei in den 12 Bildfeldern Alltagsdinge, Traumsequenzen oder Szenen auf dem Land dargestellt werden. Ein gewaltiger Farbteppich spannt sich wie ein unendlich wimmelnder Bilderkosmos im Ausstellungsraum M 1 auf. Dieter Zimmermann: Der Grübelzwang. Nr. 436, 2007, Acryl, Öl auf Leinwand, 40 x 50 cm, Repro: Thomas Kläber Blick in den ersten Raum der Galerie 32 AUSSTELLUNGEN Ephraim-Palais | Stadtmuseum Berlin, Poststr. 16, 10178 Berlin bis 28.10., Di u. Do–So 10–18h, Mi 12–20h, 030 - 240 02-162 www.stadtmuseum.de, www.facebook/BERLINmacher.de Galerie Horst Dietrich, Giesebrechtstr. 19, 10629 Berlin-Charlottenburg bis 28.7., Mi–Fr 14–19h, Sa 11–15h und nach Vereinbarung www.GalerieDietrich.de Claudia Kallscheuer – Heiter bis glücklich Das Sticken und Nähen ist Claudia Kallscheuers zentrales künstlerisches Ausdrucksmittel. Es ermöglicht ihr, Kleinigkeiten im Wert hervorzuheben – Werte, die wir meist nicht mehr beachten. Einfaches und Belangloses entrückt sie durch das Schreiben an der Nähmaschine. Prozesshaft, wiederholend, verknüpft mit dem kalkulierten Chaos der hängenden Fäden. BERLINmacher 775 Porträts – ein Netzwerk BERLINmacher, Raumskulptur, Foto: Michael Setzpfandt © Stiftung Stadtmuseum Berlin Kunstmuseum Dieselkraftwerk, Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus bis 26.8., Di–So 10–18h www.museum-dkw.de Alexandra Huber – Malerei und Zeichnung Die Galerie Dietrich gewährt einen Einblick in das schier unerschöpfliche Werk der Künstlerin, die, von der Art Brut geprägt, alltägliche Begegnungen und Motive in poetische oder augenzwinkernde Szenen verwandelt und sie mit charmanten Sinnsprüchen versieht: Eine heitere Conditio humana, die sie auf großformatige Leinwände, kleine tagebuchartige Papierarbeiten, Stelen und hölzerne Diptychen malt, ritzt und collagiert. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien Mariannenplatz 2, 10997 Berlin-Kreuzberg Opening: 29.6., 19h, 30.6.–19.8., tgl. 12–19h www.kunstraumkreuzberg.de In der Sonderausstellung zum diesjährigen Stadtjubiläum erwarten die Besucher 775 „Berlinmacher“. 75 historische Biografien verdichten sich zu einem assoziativen Netz werk. So verbindet den Studentenführer Rudi Dutschke die Liebe zur Debatte mit der Salonière Henriette Herz, sein Charisma mit dem Philosophen Friedrich Schleiermacher und der Hang zum öffentlichen Protest mit der DDR-Rockmusikerin Tamara Danz. Diese Szeno grafie verrät viel über die Berliner und auch darüber, was diese Stadt so einzigartig macht. Eine begehbare Installation von 700 heutigen Berlinern erweitert die Schau um die aktuelle Sicht. Gefördert durch: Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin. Galerie am Rathaus, Wartburgstr. 15, 10825 Berlin-Schöneberg bis 7.9., Di u. Do/Fr 15–18h www.galerieamrathaus.de Dieter Zimmermann – Der Grübelzwang Neues Palais im Park Sanssouci, Potsdam bis 28.10., Informationen und Online-Ticketverkauf unter www.friederisiko.de Reise nach Jerusalem Iwajla Klinke: Guideo, 2012 Ukn Lee – Die Welt fliegt nach Berlin Claudia Kallscheuer: Wetterbericht (Ausschnitt), 2012, Nessel, Stickerei 170 x 110 cm, Foto: Fürcho GmbH mianki Gallery, Kalckreuthstr. 15, 10777 Berlin-Schöneberg Opening: 21.6., 19–24h, 22.6.–18.8., Di–Fr 15–19h, Sa 11–16h 030 - 36 43 27 08, www.mianki.com Birgit Huebner – see dance singing In den Fotocollagen, Installationen und Performances der Düsseldorfer Künstlerin steht der Körper als Mittler zwischen Innen und Außen im Zentrum. Dabei kombiniert Huebner poetisch-humorvoll eigenes Bildmaterial, sodass die Vorgänge des Tanzens, Singens und Dirigierens verfremdet und absurd wirken und die isolierten Körperteile ein surreales Eigenleben zu führen scheinen. Birgit Huebner: aus der Serie „Füße“, 2010 Collage auf Papier, 50 x 70 cm Galerie Funke, Willibald-Alexis-Str. 14, 10965 Berlin-Kreuzberg Opening: 14.7., 18h, 15.7.–4.8., Mi–Fr 13–18h, Sa 12–15h and by appt. www.galeriefunke.de AUSSTELLUNGEN 33 Neue Linien. Neuerwerbungen grafischer Kunst für die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages Zwei eigens für die Ausstellung konzipierte Installa tionen von Brigitte Waldach und Franca Bartholomäi führen die Spannbreite zeitgenössischer Grafik vor Au gen, die Vielfalt der Formate und Techniken, die sich auch in den neuerworbenen Grafiken von Stephanie Backes, Sabine Banovic, Franca Bartholomäi, Matthias Beckmann, Lucie Beppler, Karoline Bröckel, Juliane Ebner, Katharina Hinsberg, Georg Jappe, Edgar Knob loch, Brigitte Waldach und Sonja Weber offenbart. Kulturtransfers #4 Kubus oder Kuppel. Moschee – Perspektiven einer Bauaufgabe Für die Architektur von Moscheen gibt es zwar Traditionen und Bezüge, jedoch nur wenige ästhetische Gestaltungsvorschriften. Die Bauaufgabe kann immer wieder neu erdacht, erfunden, erbaut und von Künstlern in ihren Installationen, Objekten und Fotografien hinterfragt werden. Die Ausstellung stellt Gestaltungsentwürfe unter verschiedenen Aspekten vor. Azra Aksamija: aus der Serie „Dirndlmoschee“, 2005 © Azra Akamija Nataly Hocke – Leitkultur Bis zum 9. September im Kunst-Raum des Deutschen Bundestages www.kunst-im-bundestag.de Rebecca Horns Meisterschülerin schafft Metaphern zu menschlichen Befind lichkeiten und Sehnsuchtsprojektionen: Aus Fundstücken und „armen“ Materialien baut sie klug durchdachte Installationen und Objektkästen – in die Welt entlassen sind das freie, vieldeutige Bühnenwelten. Mit einem Augenzwinkern setzt die Künstlerin den Begriff „Leitkultur“ mit dem roten (Leit-)Faden ihres eigenen Kunstkosmos gleich. Annemirl Bauer – In meinem eigenen Lande. Annemirl Bauer (1939–1989) war Malerin in Ost berlin. Sie bezahlte ihre unbeugsame Haltung mit Ausgrenzung und Bespitzelung. Die Ausstellung im Mauer-Mahnmal würdigt sie als Malerin und Dissi dentin. Detail aus der Raumzeichnung „nervös“ für den Kunst-Raum des Deutschen Bundestages © Brigitte Waldach Nataly Hocke: Handabzug, 2011/12 Detailansicht vom Objekt und Galerie-Fotografie-Edition GEDOK Berlin 2012 – LebensSICHTEN Ingeborg Leuthold: Frau mit rotem Hut, 1992/93 Susan Donath: Status, 2011 34 AUSSTELLUNGEN Niels Sievers: Antistar, 2012, Öl, Sprühfarbe auf Leinwand, 200 x 150 cm © Niels Sievers DAS VERBORGENE MUSEUM Schlüterstr. 70, 10625 Berlin-Charlottenburg Opening: 12.8., 17h, 13.8.–23.9., Finissage: 23.9., 15h Do/Fr 15–19h, Sa/So 12–16h S-Bahn: Savignyplatz, Bus: M49, X34: Kantstraße/Schlüterstraße Tel: 030 - 313 36 56, www.dasverborgenemuseum.de Info: GEDOK Berlin, Tel./Fax 030 - 441 39 05 info@GEDOK-berlin.de, www.GEDOK-berlin.de C & K unterwegs, zu Gast in der Guardini Galerie, Askanischer Platz 4 10963 Berlin-Kreuzberg, Opening: 27.7., 19–21h, Finissage: 25.8., 21.30h: J. Gies, Saxophon-Performance; Di–Fr 14–19h, Sa 12–18h and by appt. 0172 - 184 33 11, www.facebook.com/CundKunterwegs Hartmut Neumann – Mit und neben der Natur Hartmut Neumann konstruiert Natur, die sich aus erkennbaren Tieren und Pflanzen zusammensetzt und doch fremdartig erscheint. Nachdem er diese Arrangements fotografiert hat, werden sie wieder zerstört. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden Arbeiten, die sich mit dem Thema des Kosmos befassen. Dabei bildet Neumanns Sicht auf die Natur den Bezugsrahmen zu den Arbeiten von Alfred Ehrhardt. Jenny Brockmann/Hannelore Buschkötter/Susan Donath/Antoni Droht/Barbara Jedermann/ Anneliese Konrat-Stalschus/Ingeborg Leuthold/ Ursula Tietz/Eva-Marie Treppe/Margot Trierweiler/ Anna Simone Wallinger Kuratiert von: Erika Großmann und Monika Bühr Eröffnungsrede: Dr. Birgit Möckel Musik: Adelheid Krause-Pichler – Querflöte Die Ausstellung wird ergänzt durch Lesungen. Semjon Contemporary, Schröderstr. 1, 10115 Berlin-Mitte bis 28.7., Di–Sa 13–19h, Sommerpause: 31.7.–6.9. 030 - 784 12 91, www. semjoncontemporary.com Dies ist die Nacht, die tausend Tagen Trotz kann sagen Die Nacht als eigenwilliger Erkenntnis- und Wahrnehmungsraum ist Thema dieser Ausstellung. Präsentiert werden Malerei der Künstler N. Sievers und S. Drühl, großformatige Zeichnungen von L. Bruce, Porzellane und Sootografien von M. R. Fischer und Skulpturen von R. Thomas mit einem performativen Eingriff am Eröffnungsabend. Verlängert bis zum 31.8. im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages www.mauer-mahnmal.de Die älteste und die jüngste Generation bildender Künstlerinnen der GEDOK Berlin zeigen ihre Sicht auf Vergangenheit und Gegenwart in Werken der Malerei, Grafik, Bildhauerei, Fotografie und Bildweberei: ifa-Galerie Berlin, Linienstr. 139/140, 10115 Berlin-Mitte 27.7.–30.9., Di–So 14–19h www.ifa.de Hartmut Neumann: Kosmos 2, 2011 Pigmentdruck auf Barytpapier 112 x 100 cm © the artist Alfred Ehrhardt Stiftung, Auguststr. 75, 10117 Berlin-Mitte Opening: 20.7., 19h, 21.7.–7.10., Di–So 11–18h, Do bis 21h www.alfred-ehrhardt-stiftung.de Ralph Gibson Die über 60 Fotografien umfassende Einzelausstellung gewährt Einblick in das fotografische Schaffenswerk von Ralph Gibson aus über vier Jahrzehnten – von mystisch-surrealen Werken aus der weltbekannten Serie „The Somnambulist“ über Fotografien aus den Bildstrecken „Deja-Vu“ und „Days at Sea“ bis hin zu neuen Aktfotografien der jüngsten Vergangenheit. Ralph Gibson: Untitled, 2008 © Ralph Gibson CAMERA WORK, Kantstr. 149, 10623 Berlin-Charlottenburg bis 4.8., Di–Sa 11–18h www.camerawork.de AUSSTELLUNGEN 35 Roy Lichtenstein: Modern Painting with Wedge, 1967 Öl auf Magna auf Leinwand, 87 x 125 cm Foto: Kunsthalle Weishaupt, Ulm Luigi Ghirri: Atelier Morandi, Grizzana, 1989/90 C-Print, 43 x 50,5 cm, DZ BANK Kunstsammlung © Eredi di Luigi Ghirri/Courtesy: Sammlung DZ Bank und siebenhaar art projects, Königstein/Ts. Selim’s Family Groupshot, 2012 © Daniel & Geo Fuchs 36 AUSSTELLUNGEN Das Raster in der Kunst nach 1945 Damien Hirst Die Ausstellung nähert sich der Bedeutung und Rezeption des Rasters in der Kunst nach 1945. Die zentralen Fragen, die sich die teilnehmenden Künstler dabei stellen, betreffen v. a. Rationalität und Farbverteilung innerhalb regelmäßiger Strukturen. Aber auch die Fehlstelle oder die bewusste Asymmetrie innerhalb reglementierter Formen spielen in einem Teil der Ausstellung eine Rolle. In der Pop-Art geriet zudem das Punktraster und die damit verbundene Reproduzierbarkeit durch den Druck in den Fokus. Ebenso beschäftigen sich zeitgenössische Künstler mit der „Rasterfahndung“, dabei oftmals vor aktuellem oder politischem Hintergrund. Parallel zur ersten umfassenden Retrospektive von Hirsts kontrovers diskutiertem Werk in der Londoner Tate Modern zeigt die Galerie von Céline und Heiner Bastian als vorläufig bundesweit einziger Ausstellungsraum ebenfalls einen bedeutenden Überblick zum Werk des Künstlers: Bilder und Skulpturen, bei denen die Oberfläche der Wirklichkeit wie auch ihre scheinbare Schönheit als Vergänglichkeit erscheinen. Eine der Grunderfahrungen in diesen Werken ist die Absurdität und Leere unseres Lebens, der kalte, nüchterne Zweifel, der wie ein klinischer Befund die Conditio humana durchzieht. Hirsts wesentliche Frage der Kunst lautet: „Was sehen wir am Ende der empirischen Betrachtung?“ Kunstmuseum Stuttgart Kleiner Schlossplatz 13, 70173 Stuttgart bis 7.10., Di–So 10–18h, Mi u. Fr bis 21h www.kunstmuseum-stuttgart.de Damien Hirst: Placet Berlin Charity Spin, 2010 Schmetterlinge, Acrylfarbe auf Zeichenkarton Ø 71 cm © Damien Hirst and Science Ltd./DACS Galerie Céline & Heiner Bastian Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin-Mitte bis 28.7., Mi–Fr 11–18h, Sa 11–16h Malerei in Fotografie – Strategien der Aneignung Anton Henning – Chapardages, Style & Volupté Wie die Fotografie die Malerei revolutionierte, wurde bereits in unzähligen Publikationen und Ausstellungen genauestens erörtert. Das Städel-Museum richtet den Blick in die entgegengesetzte Richtung und untersucht den Einfluss der Malerei auf die Fotografie. Die Herangehensweise ist dabei völlig anders und spannt den Bogen von der inszenierten Fotografie über malerisch bearbeitete Aufnahmen bis hin zur fotografischen Aneignung der Kunstgeschichte. Die Frankfurter Institution präsentiert Werke aus ihrer eigenen umfassenden Sammlung, die von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart reichen. Anton Henning zeigt in seiner bis zum 28.7. verlängerten Einzelausstellung bei upstairs neue Arbeiten, die als Reaktion auf ein ebenfalls präsentiertes Gemälde von Géricault entstanden. Von diesem Aktbild ausgehend unternimmt Henning einen Rundgang durch die neuere Kunstgeschichte, untersucht dabei die Möglichkeiten der Malerei und ihrer Rezeption sowie die Grenzen von Originalität und Stil. Städel Museum Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main 27.6.–23.9., Di u. Fr–So 10–18h, Mi/Do 10–21h Eintritt: 12 €, erm. 10 €, www.staedelmuseum.de Anton Henning: Interieur No. 509, 2012 Acryl und Foto-Print auf Leinwand, 188,5 x 220,5 cm © Anton Henning, Foto: Jörg von Bruchhausen upstairs berlin Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin-Mitte bis 28.7., Mi–Fr 11–18h, Sa 11–16h www.upstairs–berlin.com Art & Toys – Collection Selim Varol Indianische Moderne – Kunst aus Nordamerika Der Sammler Selim Varol sammelt seit seiner Kindheit Toys und besitzt mit rund 15.000 Figuren eine der größten dieser Sammlungen Europas. Einen weiteren Sammlungsschwerpunkt bilden Arbeiten von Künstlern, die ihren Ursprung in der Street Art und im „PopSurrealismus“ haben. Kennzeichnend für alle Werke sind die enge Verknüpfung zwischen Kunst und Alltag sowie ihr oft humorvoller oder subversiver Charakter. Etwa 90 Werke – Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus der Sammlung des Ethnologischen Museums – gewähren einen ungewöhnlichen Einblick in die indianische Kunst des späten 20. Jahrhunderts aus den USA und Kanada. Im Zentrum steht die kontinuierliche Entwicklung dieser Kunst in den vergangenen 40 Jahren, der „Indianischen Moderne“, die in Deutschland trotz der traditionellen Bewunderung für die indianische Kultur nur wenig bekannt geworden ist. Zahlreiche innovative Werke zeigen die tägliche Auseinandersetzung mit den sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten innerhalb der nordamerikanischen multiethnischen Gesellschaft. me Collectors Room Berlin/Stiftung Olbricht Auguststr. 68, 10117 Berlin-Mitte bis 16.9., Di–So 12–18h www.me-berlin.com Harry Fonseca: Coyote-Cigarstore Indian, 1985 Acryl auf Leinwand, 121 x 81 cm Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin Lahnstr. 8, 14195 Berlin-Dahlem bis 27.10., Mo–Fr 10–18h, Sa/So 11–18h, www.smb.museum AUSSTELLUNGEN 37 Simon Czapla: Lady of the Ocean, 2011 Acryl auf Baumwolle,130 x 100 cm Ateliereinblicke 2012 – Simon Czapla Deutsche Wohnen AG – GEHAG Forum Der Maler Simon Czapla ist Gast der EnBW-Aus stellungsserie „Ateliereinblicke 2012“. Die großforma tigen, bunten Bilder Czaplas sind eine eigenständige Mischung aus hyperrealistischer Malerei, die an barocke Meister erinnert, und Popart-Elementen. Menschenund Tiergestalten, häufig auch Mischwesen, stehen im Zentrum der Bilder. Die miteinander kombinierten Bildelemente entstammen dem visuellen Gedächtnis des Künstlers und spiegeln persönliche, ironische, kuriose und manchmal auch provokante Kommentare auf die Lebensverhältnisse. Ann Besiers Gemälde thematisieren die Bedeutung von Tieren in der mythologischen Welt des Menschen und stecken voller zivilisationskritischer Rätsel. Sven Reiles Werkzyklus trägt den Titel „Phobos“. Die Arbeiten zeigen Teile des Universums. Auf dunklen Hintergrund setzt Reile Planeten oder deren Teilansichten. Die Oberflächen mit ihren Kraterlandschaften erinnern an den menschlichen Schädel. Thomas Reimanns Skulpturen aus Stein sind klassisch und streng in ihrer formalen Gestaltung. Bewusst lässt er Reste des unbehauenen Blocks stehen, die einen spannenden Kontrast zur skulpturalen Arbeit bilden. EnBW Showroom Berlin Schiffbauerdamm 1, 10117 Berlin-Mitte 20.7.–31.10., Mo–Fr 11–19h, Sa 11–16h, Eintritt frei www.enbw.com Deutsche Wohnen AG – GEHAG Forum Mecklenburgische Str. 57, 14197 Berlin bis 12.9., Mo–Fr 9–19h www.deutsche-wohnen.com Ann Besier: TÄTER-OPFER-RETTER, 2011 Acryl, Goldbronze, Seidenblumen auf Leinwand, 140 x 100 cm Christian Hahn – HEUREKA Special Guest: Judith Walgenbach Frank Jakobowski und Betty Feix – Die andere Spur Betty Feix malt und schreibt mit heftiger Geste auf Leinwand und Papier. Frank Jakobowski baut eigenwillige Modelle aus Holz und Pappe und gewährt einen Einblick in seine Welt. Beide Künstler gehören zur Künstlergruppe „Blumenfisch“ der VIA Werkstätten GmbH. Frank Jakobowski stellt erstmals seine Werke öffentlich aus. Faszinierende Räume, dynamisierte Bildstrukturen und ein überbordendes Repertoire an Motiven, Szenen und Figuren charakterisieren die Bildwelten des Hamburger Malers Christian Hahn. Sie geben den Blick auf verstörende Szenarien frei, zeigen rätselhafte Figuren bei undurchschaubaren Handlungen und eröffnen verwirrende Perspektiven. Judith Walgenbachs plastische Arbeiten und Fotografien sind zwischen Kunst und Wissenschaft angesiedelt und erforschen neue Formen der Wissensgenerierung. Christian Hahn: Genetic Solution, 2009 Öl auf Leinwand, 250 x 230 cm Natela Iankoshvili: Autumn in Akhtala, 1976 Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, Courtesy: Galerie Kornfeld, Berlin 38 AUSSTELLUNGEN Zitadelle, Bastion Kronprinz Am Juliusturm 64, 13599 Berlin-Spandau bis 2.9., tgl. 10–17h (auch an Feiertagen) www.zitadelle-spandau.de Betty Feix: John und Betty unter Bäumen, 2011 Mischtechnik, 100 x 100 cm Galerie ART CRU Berlin, im Kunsthof Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin-Mitte Opening: 31.7., 19h, 1.8.–15.9., Di–Sa 12–18h and by appt. 030 - 24 35 73 14, www.art-cru.de Iankoshvili trans.formation.identität – Zwischenräume Die ausnahmslos gegenständlichen Gemälde von Natela Iankoshvili (1918–2007) zeichnen sich durch eine einzigartige Farbstärke und Leuchtkraft aus. Kräftige, mit wenigen breiten Pinselstrichen sicher umrissene Formen auf schwarzem Grund verbinden sich zu ele ganten, ausdrucksstarken Porträts und farbsprühenden Landschaften. In der Einzelausstellung sind ausgewählte Gemälde und grafische Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffensphasen der vielfach ausgezeichneten georgi schen Künstlerin (u. a. mit dem Shota-Rustaveli-Preis, dem höchsten Kunstpreis Georgiens) erstmalig in Deutschland zu sehen. In den präsentierten Installationen, Videos und Foto grafien hinterfragen die französischen KünstlerInnen Sandra Riche, Nicolas Rossi und Mehryl Levisse die Transformation des eigenen Ichs und projizieren ihre Erkenntnisse auf die Kunstwerke. Die von Andrea Lehner kuratierte Ausstellung führt den Betrachter zu seinen imaginären Zwischenräumen und regt Fragen nach der kulturellen Identität und nationalen Zugehörigkeit an. Galerie Kornfeld Fasanenstr. 26, 10719 Berlin-Charlottenburg bis 8.9., Di–Sa 11–18h, www.galeriekornfeld.com Mehryl Levisse: La capitulation du traversin, 2011 Farbfotografie, 67 x 100 cm Kunsthaus sans titre Französische Str. 18, 14467 Potsdam bis 8.7., Do–So 15–19h and by appt. 0178 - 694 83 91, www.sans-titre.de AUSSTELLUNGEN 39 Antony Gormley – Horizon Field Hamburg „Horizon Field Hamburg“ ist ein technisch hochkom plexer „fliegender Teppich“, der in Reaktion auf die Bewegungen und Aktivitäten der Menschen, die sich auf ihm befinden, in Schwingung gerät. Der Besucher wird hier selbst zum Teil des Kunstwerkes. Die riesige Plattform schwebt 7,5 Meter über dem Boden der leeren, fast 4.000 m2 großen Deichtorhalle. Bis zu 100 Besucher können sich gleichzeitig auf dieser einmaligen schwarzen, spiegelnden Oberfläche aufhalten und dort Raum, Zeit und die Interaktion mit anderen Menschen auf unvergleichliche Art erfahren. Antony Gormley: Horizon Field Hamburg (Rendering) 2012 © Antony Gormley Studio Mutter Berlin – Stadt der Träume und Enttäuschungen, der Illusion und harten Realität. Sie versinnbildlicht das moderne Leben und den Moloch, der Einzelne verschlingen kann. Zwei Berliner Maler zeigen ihre Blaupause eines Berlin, wie sie es erleben und sehen. C. D. Aschaffenburg: Schlangenbader, 2012 Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm © C. D. Aschaffenburg Interessierte Besucherinnen und Besucher können sich drei Tage lang Einblick in das Schaffen der Studierenden aller Kunst-Disziplinen verschaffen. In Ateliers, Probebühnen, Fluren, Werkstätten und Studios an verschiedenen Standorten sind Arbeiten aus der ganzen Bandbreite der Künste zu sehen. Die Fakultäten präsentieren sich in den Bereichen Bildende Kunst, Design, Mode, Architektur, Experimentelle Mediengestaltung, Bühnenbild, Visuelle Kommunikation, Schauspiel, Musiktheater, Tanz und Klangkunst. Auch der UdK-Buchshop, dessen Gestaltung jedes Jahr von den Studierenden neu konzipiert wird, ist für Besucher geöffnet. dorisberlin, Nollendorfstr. 15, 10777 Berlin-Schöneberg Opening: 10.8., 18h, 11.8.–8.9., Di–Fr 15–19h, Sa 11–16h and by appt., 030 - 97 86 83 24, www.dorisberlin.com Festhalle: Roman Lipski und Thomas Hillig 10.7.–4.8. only by appt. Erregende Zwiesprache: Henze und Peuckert Der mögliche Tumult der Farben wird gebändigt durch die ausholende Geste des Malers. Mehr geniale Ahnung als kalte Kalkulation verleiht den Bildern Volker Henzes ein Energiefeld, das kraftvoll strahlt. Seine expressiven Leinwände stehen zu den schweigsamen Papierarbeiten von Sabine Peuckert in erregender Zwiesprache. Die beiden Berliner Künstler vermitteln Zusammenklang im Gegensatz. Deichtorhallen Hamburg Deichtorstr. 1–2, 20095 Hamburg bis 9.9., Di–So 11–18h, 1. Do im Monat 11–21h, Eintritt frei www.deichtorhallen.de Rundgang 12 – Tage der offenen Tür an der Universität der Künste Berlin Josephin Ritschel: o. T., 2012, Bleistift und Buntstift © UdK Berlin City Sights – Kathrin Rank und C. D. Aschaffenburg Volker Henze: Bedingung-D.K. Acryl/Öl auf Leinwand, 165 x 125 cm Galerie Ei, Göhrener Str. 14, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg Opening: 4.7., 19h, 5.7.–1.9., Mi–Fr 15–19h, Sa 12–16h www.galerie-ei.de Highway 5 „Kunst aus Kalifornien“ lautet das Motto der Sommerausstellung, die mit Farbstudien aus gefundenem, geschweißtem Metall von David Buckingham aus Los Angeles und Papiercollagen von Rex Ray aus San Francisco aufwartet. David Buckingham: Colorstudy, 2012 geschnittenes, geschweißtes, gefundenes Metall, 76 x 76 x 7,6 cm UdK-Rundgang vom 13. bis zum 15.7. Eintritt frei, Programm aller Ausstellungsorte unter www.udk-berlin.de, rundgang@udk-berlin.de Kit Schulte Contemporary Art, Winterfeldtstr. 35, 10781 Berlin-Schöneberg Opening: 27.7., 19h, 28.7.–25.8., Mi–Fr 14–16h, Sa 12–16h ab 1.7.: Fr/Sa 15–19h and by appt., www.kitschulte.com Ameret – Sommerwind Fahnen, Texte, Lesung in Zusammenarbeit mit Marga Schoeller Bücherstube. In der Fahneninstallation geht es um Menschen, Sommergefühle, Licht, Schatten, Fülle, Leere und Texte. Freimaurerische Motive in der Kunst Die Sprache der Symbole Was sagt uns die Symbolik der Freimaurer? Ausgehend davon, „dass man nur sieht, was man weiß“ (Goethe), nähern sich die in der Gruppenausstellung vertretenen Künstler in ihren Gemälden und Zeichnungen dieser Thematik. Wie unterschiedlich die Symbolik der Frei maurer aufgefasst werden kann, wird u. a. in Jens Ruschs Arbeiten, der sich mit den sichtbaren Metaphern und unsichtbaren Relationen auseinandergesetzt hat, deutlich, wohingegen Eva Bur am Orde bewusst wie auch unbewusst die sichtbare Symbolik dieser Materie in ihren Arbeiten versinnbildlicht und die Ausdruckskraft der Symbole damit verstärkt. Jens Rusch: Vanitas 40 AUSSTELLUNGEN GALERIE FINE ART, 04109 Leipzig, Katharinenstr. 1–3, 1. OG Opening: 3.8., 19.30h, 4.8.–28.9., Mo–Fr 11–18h and by appt. 0151 - 17 26 75 12, www.galerie-fine-art.net Familienfest, 150 x 320 cm Acryl auf Fahnenseide Temporary Gallery Berlin (tgb), Mommsenstr. 42, 10629 Berlin-Charlottenburg 25.7.–24.8., Mi–Fr 14–18h, Sa 13–15h www.temporary-gallery-berlin.com miss painting – Katja Brinkmann, Franziska Holstein, Kristina Schuldt, Anne Vorbeck Vier Malerinnen – vier Positionen. Der nicht versiegenden Sehnsucht nach Malerei auf der Spur, thematisiert diese Ausstellung unterschiedliche künstlerische Haltungen und Auseinandersetzungen mit den grundlegenden Aspekten der Malerei. Kristina Schuldt: Paris, 2011, Öl und Eitempera auf Leinwand, 105 x 147 cm Galerie|Kunsthaus Erfurt, Michaelisstr. 34, 99084 Erfurt Opening: 13.7., 20h, 14.7.–25.8., Di–Fr 12–18h, Sa 12–16h www.kunsthaus-erfurt.de AUSSTELLUNGEN 41 Neues Kunst-Highlight im Herbst: Berlin Art Week Berlin Art Week – die Initiatoren: v.l.n.r.: Christian Boros, Moritz van Dülmen, Marius Babias, Christina Weiss, Silke Neumann, Kristian Jarmuschek, Sybille von Obernitz, Karin Rebbert, Thomas Köhler, André Schmitz, Udo Kittelmann, Gabriele Horn, Alexander Schröder Credit: Jens Jeske/Berlin Art Week Vom 11. bis zum 16. September findet erstmalig die Berlin Art Week statt – neue kulturelle Plattform und Ersatz für das abgesagte Art Forum. Der Berliner Herbst soll damit ein fester Termin im nationalen und internationalen Kunstkalender bleiben und „ein neues Gesicht“ erhalten. Dafür werden zukünftig an einem Strang ziehen: die Kunstmesse Preview und die abc, Nationalgalerie, n.b.k., Berlinische Galerie, NGBK, KW Contemporary, die Senatoren für Kultur und Wirtschaft sowie eine Vielzahl Berliner Galerien. Die Messen abc und Preview wollen ihre Profile weiter schärfen: So wird die abc in der Station Berlin neben Einzelpositionen zeitgenössischer Künstler auch Interventionen und Vorträge zeigen, die von ‚Artist Space’ New York organisiert wurden. In Zusammen arbeit mit der NGBK, der Alten Nationalgalerie und dem Berliner Künstlerprogramm wird die Berlinische Galerie unter anderem die Ausstellung „Alfredo Jaar – The way it is“ zeigen. Mit der ersten institutionellen Ausstellung von Arno Brandlhuber legt der Neue Berliner Kunstverein den Schwerpunkt auf Architektur und Stadtentwicklung. Weiterhin präsentieren die Institutionen u. a. Ausstellungen von Paul McCarthy, Cy Twombly, Wael Shawky und Agathe Fleury. www.berlinartweek.de Impressum | Imprint KUNST Magazin / KUNST Verlag, Berlin Wrangelstr. 21, 10997 Berlin Tel.: 030 - 61 20 23 24 und 030 - 43 92 58 29 Fax: 030 - 61 20 23 17 und 030 - 43 91 70 59 info@kunstmagazin.de | ISSN 1862 - 7382 Herausgeberin: Jennifer Becker (v. i. S. d. P.) Chefredakteurin: Katharina Helwig Chefin vom Dienst: Julika Nehb Redaktion & Texte: Elisabeth Braunshier, Stefanie Frassek, Isabella Hammer, Annabell Manz, Martha Papok, Agathe Power, Anne Schlag, Eileen Seifert, Steffi Weiss Gastautoren in dieser Ausgabe: Übersetzungen: Brian Poole Lektorat: Dagmar Tränkle Grafik: Matej Košir 42 Onlineredaktion: Julia Schmitz Webdesign: Marius Bruns, www.robinson-cursor.de Druck: Druckerei Conrad GmbH, www.druckereiconrad.de Distribution: DHL GoGreen – wir versenden klimaneutral, Deutsche Post Pressevertrieb Erscheinungsweise: 40 000 Exemplare, 10-mal im Jahr, Doppelausgaben: Jul./Aug. und Dez./Jan. Es gelten die Mediadaten 2012.2 Alle Ausstellungshinweise im KUNST Magazin sind für Galerien, Museen und Ausstellungshäuser kostenpflichtig. Eine tagesaktuelle Übersicht zu allen Veranstaltungen im KUNST Kontext in Deutschland finden Sie im Kalender auf www.kunstmagazin.de 43 www.berlinartweek.de 44