Nur das Richtige.

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Nur das Richtige.
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Danziger Freiheit 1 (am Deutschen Eck)
D-56068 Koblenz · Tel: 0261-304040
www.ludwigmuseum.org · info@ludwigmuseum.org
Editorial
Text: Julika Nehb
Translation: Brian Poole
Das Ornament als künstlerisches und kunst­
geschichtliches Phänomen ist ein schönes Beispiel
dafür, wie der Zeitgeist mit Trends umgeht. Auf
einen Trend folgt bekanntlich stets der Gegentrend.
Der Wiener Architekt Adolf Loos entlud seinen
Frust angesichts des Hypes um florale Schnörkel an
Fassaden und Möbeln in seinem berühmten Aufsatz
„Ornament und Verbrechen“. Wenn die Debatten
wieder abgekühlt sind, ist auf eine Wiederholung des
Trends zu einem späteren Zeitpunkt Verlass.
The ornament as an artistic and an art-historical
phenomenon is a good example of how the spirit
of the age deals with trends. One trend is always
displaced by another, as we all know. The Viennese
architect Adolf Loos unleashed his frustration at
all the hype surrounding floral curlicues in print,
on façades and on furniture in his famous essay on
“Ornament and Crime” (1908). Once the debates
have cooled down, you can count on the trend
repeating itself at a later date.
Dass die Sehnsucht nach dem rein Dekorativen,
Schmückenden, Unfunktionalen immer wieder­
kehrt, beweist ein Blick auf die kunstferne
Welt des Sports: Logo und Design der FussballEuropameisterschaft 2012 ergehen sich in fantasie­
vollen Blumenranken, aus denen Fußbälle und
sogar kleine Stadien knospen.
One need only glance at the art-foreign world
of sports to know that the longing for the
purely decorative, for the adornment, and the
nonfunctional, always returns. The logo and the
design of the European Soccer Championship in
2012 are awash in rich fantasies of floral tendrils
from which soccer balls and even tiny stadiums
appear to blossom.
Über das Ornament haben wir mit Markus
Brüderlin, Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg,
gesprochen – er zeigte 2001 in der Fondation Beyeler
die Ausstellung „Ornament und Abstraktion“. In
Wolfsburg ist aktuell Ornamentgrafik zu sehen.
Ob es sich bei der kommenden Ausstellung in der
Galerie Alexander Levy um Ornamentales, Surreales
oder etwas völlig anderes handelt, kann man ab
21. Juli überprüfen. Die aktuelle Show von Felix
Kiessling hat mit solchen Kategorien nichts zu tun,
ist aber nicht minder reizvoll. Hierzu und über den
Werdegang des erst 28 Jahre alten Galeristen lesen
Sie im Galerieprofil.
Ein vergnügliches Gespräch fand zwischen der
Kunstsammlerin Patrizia Sandretto Re Rebaudengo,
dem Kurator Francesco Bonami und Jan Kage statt,
in dem es unter anderem um die Auswirkungen
der italienischen Politik auf die dortige Museums­
landschaft ging.
Ihre KUNST Magazin Redaktion
We spoke with Markus Brüderlin, the Director
of the art Museum in Wolfsburg. He showed the
exhibition “Ornament and Abstraction” at the
Fondation Beyerler in 2001; currently the exhibition
“Ornament” is being shown in Wolfsburg.
We will only know in August whether the upcoming
exhibition at the Galerie Alexander Levy will deal
with the ornamental, with the surreal, or with
something entirely different. The current exhibition
of works by Felix Kiessling has nothing to do with
such categories, and yet it is still very stimulating. On
this topic and on the development of the 28-year-old
gallerist see our “Gallery Profile”.
A pleasant conversation recently took place between
the art collector Patrizia Sandretto Re Rebaudengo,
the curator Francesco Bonami, and Jan Kage; among
the topics touched upon were the effects of Italian
politics upon the local museums.
Your KUNST Magazin Team
Cover: Dana Widawski: Putin mit seinem Beichtvater Tichon (Ausschnitt),
Original 1,0 x 3,0 m, Schablonendruck, Acryl auf Leinwand, 2009
Courtesy: Dana Widawski und Gilla Lörcher/Contemporary Art, Berlin
Das Werk war in der Ausstellung „Arts & Morris“ vom 28.1.–16.3.2012
in der Galerie Gilla Lörcher in Berlin zu sehen und wird ab dem 24.8.
in der Städtischen Galerie in Schwabach ausgestellt. Bitte beachten Sie
dazu den Ausstellungshinweis auf S. 23
Diesen Monat auf www.kunst-magazin.de
9. Juli 2012
Ornament und Moderne
Die architektonische Moderne brachte die Kritik am Ornament mit sich. In der
Publikation „Ornament und Moderne“ werden erstmals die Diskurse um Architektur
und Ornament untersucht, wie sie in den Jahren 1850 bis 1930 in Deutschland
geführt wurden.
Inhalt
Content
16. Juli 2012
Ornament und Obsession
Die Skulpturen von Elmar Trenkwalder erinnern in ihrer mit Ornamenten
überladenen Struktur an indische Tempel oder an die Architektur von Barock und
Rokoko. Die Kunsthalle Krems zeigt seine Arbeiten ab Juli in einer Einzelausstellung.
Elmar Trenkwalder, WVZ 233 - S 2010, Ton, glasiert (14-teilig), 270 x 135 x 135 cm
© Archiv Trenkwalder, Innsbruck: I-VIII
26. Juli 2012
Wangechi Mutu
Unter dem Titel „Solch ungeahnte Tiefen“ präsentiert die staatliche Kunsthalle Baden
Baden neue Werke der aus Kenia stammenden Künstlerin Wangechi Mutu. Ihre
Collagen sind bevölkert von Chimären aus Menschen, Maschinen, Tieren und Pflanzen.
Wangechi Mutu, The Birth, 2011 Mixed media collage 30.8x22.2cm,121/8x83/4in
Courtesy the Artist and Victoria Miro Gallery, London. © Wangechi Mutu
3. August 2012
The World Ornament Sourcebook
Das englischsprachige Nachschlagewerk vereint über 1500 Motive aus aller Welt. Die
Spanne der Ornamente reicht vom Alten Ägypten und dem Römischen Reich bis in
das frühe 19. Jahrhundert.
Über das Ornament
Interview mit Prof. Dr. Markus Brüderlin
6
Galerieprofil: Alexander Levy: Offene Türen
Gallery Profile: Alexander Levy: Open Doors
Julika Nehb
12
Internationales Sammlergespräch:
Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami
Conversations with Collectors:
Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami
Interview: Jan Kage
16
Buchvorstellungen
Book reviews
20
Ausstellungshinweise
Gallery Announcements
23
Neues Kunst-Highlight im Herbst: Berlin Art Week
42
Impressum
Imprint
42
13. August 2012
Charline von Heyl: Now or Else
Charline von Heyl schafft Bilder, deren Mischung aus großen dynamischen Figuren
und feinen grafischen Strukturen, lebhaften und gedeckten Farben Spannung erzeugt.
Die Kunsthalle Nürnberg richtet in Zusammenarbeit mit der TATE Liverpool die erste
institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin aus.
Charline von Heyl Woman #2 2009 Acrylic, oil, & charcoal on linen 2083 x 1981 mm
© Charline von Heyl
23. August 2012
Bridget Riley
Die britische Künstlerin Bridget Riley wird im Juli mit dem 12. Rubenspreis der Stadt
Siegen ausgezeichnet. Das Museum für Gegenwartskunst Siegen zeigt aus diesem
Anlass eine Ausstellung mit Werken der Op-Art-Künstlerin, die seit den 1980er Jahren
entstanden sind.
Bridget Riley, Two Reds with Violet, 2008 © 2012 Bridget Riley / courtesy Karsten Schubert, London
Bildnachweis
VG Bild-Kunst 2012:
Ameret, Florian Baudrexel, Susan Donath, Hermann Glöckner, Christian
Hahn, Anton Henning, Volker Henze, Birgit Huebner, Mischa Kuball,
Roy Lichtenstein, Hartmut Neumann, Jens Rusch, Frank Stella, Dana
Widawski, Dieter Zimmermann
Über das Ornament
Interview: Prof. Dr. Markus Brüderlin
Text: Katharina Helwig
Zur Zeit ist im Kunstmuseum Wolfsburg die Ausstellung „Ornament. Ausblick auf die Moderne.
Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi“ zu sehen. Sie
leitet die große Frank Stella-Retrospektive im Herbst
ein. Für Markus Brüderlin, Direktor des Museums,
ist die Beschäftigung mit der Ornamentgeschichte
ein Lebensthema geworden.
Sie haben 2001 in der Fondation Beyeler die viel
beachtete Ausstellung „Ornament und Abstraktion“
kuratiert und darin das Ornament in verschiedenen Kulturen und seine Manifestation in der
modernen und zeitgenössischen Kunst untersucht.
Wie verhalten sich Ornament und Abstraktion
zueinander?
Die Geschichte der abstrakten Kunst ist im Grunde
die Fortsetzung der Geschichte des Ornaments mit
anderen Mitteln und in einem anderen Kontext.
Vor der sogenannten modernen Kunst hat die
Ornamentik in allen Kulturen und durch alle
Zeiten hindurch das Reich des Ungegenständlichen
beherbergt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde
das Ornament aufgrund der Krise der Dekoration
im Bereich der angewandten Kunst immer obsoleter
und emigrierte sozusagen in die Hochkunst, in
die gerade abstrakt werdende Kunst. Zunächst
wirkte es dort wie ein blinder Passagier. Doch das
ganze Wissen, das es über Jahrtausende über die
Formmöglichkeiten des Ungegenständlichen, und
die Fähigkeit, Sinn zu bergen, angesammelt hat
wird für die Entfaltung der abstrakten Kunst immer
THEMA
wichtiger. Das kann man daran erkennen, dass die
abstrakte Kunst im Verlaufe ihrer Entwicklung immer
wieder „ornamental“ ausblüht. Das war bei Frantisek
Kupka beispielsweise in seiner Art Déco-Phase, das
war in der Abstraction Création Ende der 1920erJahre der Fall – Henri Matisse brauchen wir gar
nicht speziell zu erwähnen – und ganz offensichtlich
wird es dann seit den 1980er-Jahren. Seit dieser Zeit
kann abstrakte Malerei nicht mehr ohne den Begriff
des Ornaments diskutiert werden. Sogar Gerhard
Richters informelle Abstraktion mündet heute in der
„Chance Ornament“, so betitelte kein geringerer als
Benjamin Buchloh im Februar seinen Artikel über
Richter im Artforum.
Die abstrakten Künstler mussten sich gegen den
Vorwurf verteidigen, sie würden „Ornamentkunst“
machen.
Weil die ersten Schöpfungen der Abstrakten so
offensichtlich mit dem damals schlechtbeleumundeten Ornament korrespondierten, wehrten
sich die Pioniere geradezu hysterisch gegen den
Ornamentverdacht. Kandinsky qualifizierte es als
nur “äußere Form” ab. Dabei war er fasziniert von den
ornamentierten Bauernhäusern im nordrussischen
Gouvernement Wologda, das er als Anthropologe
1889 bereist hatte. Als er in den 1890er-Jahren nach
München kam stieß er auf den Jugendstil und über
die Jugendstillinie und deren Stückelung - nicht über
den Kubismus - gelangte er schließlich zusammen
mit seiner Beschäftigung mit spirituellen Theorien
und der Musik zur Abstraktion.
THEMA
Interessant ist der Fall Mondrian. Ihn mit und
Ornamentik in Verbindung zu bringen, ist nach wie
vor ein Tabu in der Fachwelt. Doch bisher konnte
man noch nicht schlüssig zeigen, wie er 1917–18
aus der Sackgasse, in die ihn der Kubismus geführt
hat, wieder herausfand. Da ist es aufschlussreich,
mal auf die Strukturgesetzlichkeiten der Arabeske
zu blicken. Werner Busch hat wunderbar aufgezeigt,
wie das Arabeskenornament die Bildstruktur bei dem
Romantiker Philipp Otto Runge im 19. Jahrhundert
zu beherrschen beginnt und von Runge ist der Weg
nicht weit zu Mondrian und seinen reifen Stil des
Neoplastizismus. Der Tscheche Kupka, der sich u.a.
mit arabischer Philosophie und Ästhetik beschäftigte,
hat bereits 1911/12 in Paris seine linearen arabesken
Bilder gemalt. Mondrian konnte sie bereits 1912 in
Paris im Salon des Indépendents sehen, an dem er
ebenfalls teilgenommen hatte. Der vielgepriesene
„Heilsweg Kubismus“ war für viele eine Sackgasse.
THEMA
Man muss sich mal vergegenwärtigen, das nicht
alle Abstrakten über den Kubismus zur Abstraktion
kamen, aber praktisch alle eine Jugenstilphase
durchliefen. Kandinsky ist das beste Beispiel. Und
dann wird einem auch die Rolle des Ostens, die
Rolle Wiens und Münchens für die Grundlegung
der modernen Kunst gegenüber dem vermeintlichen
Zentrum Paris deutlich. Das ist eine große Geschichte,
die noch gar nicht ganz aufgearbeitet ist.
Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt aktuell die
Ausstellung “Ornament. Ausblick auf die Moderne.
Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi“ sozusagen
als Vorspiel zur großen Retrospektive von Frank
Stella. Was verbindet etwa Dürers Knoten mit
Stellas großformatigen Bildern?
Was hier zu sehen ist, ist natürlich nur ein Kapitel
aus dieser „Großen Geschichte Ornament und
Abstraktion“. In Bezug zu unserer großen Stella-
Retrospektive ist die Ausstellung mit Ornamentgrafik
vom 15. bis 18. Jahrhundert nur eine „Prälude“. Den
Einstieg bilden Dürers Holzschnitte der „Knoten“,
und wenn man dann ab August Frank Stellas
Einstieg damals Ende der 1950er-Jahre in die New
Yorker Szene, seine „Black Paintings“, sehen wird,
ist der Zusammenhang evident. Die schwarzen
Holzschnitte mit den endlosen Schnüren haben
etwas minimalistisch Klares, sind aber gleichzeitig
labyrinthisch. Genauso wirkt die schwarze Streifenmalerei von Stella, die ihn übrigens zum Vater der
Minimal Art machte. Dürers Knotenbilder sind auch
Sinnbilder für das Problemlösen an sich, etwa wie man
sinnvoll eine Fläche mit einer einzigen rhythmischen
Linie bewältigt. Stella setzt die Streifen ein, um das
Verhältnis von Figur und Grund auszuloten und um
herauszufinden, was Malerei eigentlich ist. Da gibt es
viel Gemeinsames. Das ist aber nur ein punktueller
Aspekt. Richtig spannend wird es, wenn wir Stellas
weitere Entwicklung verfolgen. Nach wie vor ist
seine Abkehr von der Logik der Avantgarde, die vom
Gegenständlichen zum Minimalistischen führte,
ein großes Rätsel für die Kunsttheorie. Stellas Weg
führt vom Minimalismus zum Maximalismus, wenn
man heute seine opulenten, barocken Metallreliefs
betrachtet. Der Amerikaner hat sich in den 1980erJahren während eines Romaufenthaltes tatsächlich
ausführlich mit barocker Malerei, mit Rubens usw.
beschäftigt und daraus angeblich neue Impulse für die
Erneuerung der abstrakten Malerei gewonnen. Wenn
man aber nun Stellas Arbeiten hinsichtlich vormoderner Kunst untersucht, so landet man unweigerlich nicht
bei der Hochkunst, sondern bei der Ornamentgrafik,
und deren Entwicklung von Dürer bis zum Rokoko
entspricht der Stukturentwicklung bei Stella. Es
ist frappant: Nach den Dürerknoten kommt im 16.
Jahrhundert die antike „Ornamentgroteske“ ins Spiel,
und deren komplexe Konstruktionen zwischen Fläche
THEMA
und Raum entspricht der Entwicklung der Bilder von
Frank Stella von seinen flachen „Black Paintings“ bis
zu seinen Reliefs in den späten 1960er-Jahren. Dann
kommt bei Stella der Ausstieg in den Raum und der
findet sein Pendant in der Weiterentwicklung der
Ornamentgroteske hin zur realplastischen Forme
Rocaille im Rokoko. Es gibt den Witz, dass wenn
ein Amerikaner sich mit Barock beschäftigt dabei
immer Rokoko rauskommt! Spaß beiseite. Stellas
Weg vom Minimalismus zum Maximalismus findet
in der Ornamentgeschichte vom 15. bis zum 18.
Jahrhundert seine Entsprechung. Ja, in seinem
Werk fließen in gewisser Weise die Geschichte der
gerade mal 100 Jahre alten Abstraktion und die des
Ornaments zusammen.
Welche Funktion hatte das Ornament, bevor die
abstrakte Kunst neue Möglichkeiten eröffnete,
das Nicht-Darstellbare, das Numinose, ins Bild zu
bringen?
Das Ornament war sozusagen die Abstraktion avant
la lettre und es wurde dann durch Loos mit einem
Bann-Fluch belegt, weil es sich als rein Schmückendes
über alles drübergelegt hat. Der Dekorationsschwulst
des Historismus hat dazu beigetragen, dass es
notwendig wurde, diese einseitige Verwendung
des Ornaments radikal aus der Formensprache der
Moderne zunächst einmal auszuscheiden. Das war
notwendig. Aber wenn man jetzt aus der historischen
Distanz heraus das Ornament als eine weit über das
Hinzugefügte, bloß Schmückende hinausreichende
Gestaltungskategorie wahrnimmt, so werden auch
ihre inhaltlichen Fähigkeiten, die das Mimetische
eben nicht haben kann, deutlich. Denken wir an
die Darstellung überindividueller Zusammenhänge,
denken wir an die Sichtbarmachung des Unsichtbaren.
Die gegenständliche Kunst der Renaissance und des
Barock musste zur Darstellung des Allgemeinen
einen unglaublichen Apparat an Symbolen und
Allegorien entwickeln. Wenn man die Bildwerke
in Kirchen und Palästen und heute in den Museen
verstehen will, muss man zur Entschlüsselung ja
dicke Lexika dabei haben. Ornament hat seit jeher
Sinnzusammenhänge versinnlicht, wie sie später die
Abstraktion ins Bild setzte.
Albrecht Dürer nach Leonardo da Vinci: Knoten mit oblongem Schild
(ohne Monogramm), Holzschnitt, nach 1507, 28,9 x 23,7 cm
Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Foto: Claus Cordes,
Bildarchiv Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
10
THEMA
Philip Taaffe zeigte 2008, auch in Wolfsburg, die
Ausstellung „Das Leben der Formen“. Sind florale,
vegetabile Ornamentformen vom Original in der
Natur abstrahiert, oder gibt es ein paralleles Leben
der Form, das unabhängig von der Natur und
intellektuellen Ursprungs ist?
Das war eine der großen Erkenntnisse des Wiener
Kunsthistorikers Alois Riegl und später von Worringer,
dass es jenseits des Zwanges zur Nachahmung einen
schöpferischen Impuls gibt, der ungegenständ-liche
wie auch gegenständliche Formen nicht aus der Natur,
sondern rein aus dem immanenten „Leben der For­
men“ entstehen lässt. „La vie des formes“, den Begriff
hat Henri Focillon im späten 19. Jahrhundert geprägt.
Das korinthische Kapitell mit seiner scheinbar natu­
ralistischen Blattform des Akanthus ist eben nicht, wie
es die Legende des Architekten Kallimachos im alten
Athen schildert, aus der Imitation eines geflochtenen
Korbes, um den der Bärenklau, ein Unkraut übrigens,
sich windet, entstanden, sondern aus der Umformung
früherer flächiger Ornamentformen wie etwa dem
ägyptischen Lotus und der altgriechischen Palmette.
Das scheint banal, aber wenn wir uns vergegenwär­
tigen, welche Schwierigkeiten die Leute heute noch
mit der Abstraktion und mit der Unterscheidung zur
sogenannten konkreten Kunst haben, dann erkennt
man, welche Möglichkeiten im Studium der Orna­
mentgeschichte liegen, beispielsweise das Werk von
Frank Stella besser zu verstehen, abgesehen davon,
dass heute allerorten das Ornament eine neue Renais­
sance feiert – leider Gottes manchmal als oberflächliches Styling.
Kann man sagen, der Mensch braucht das
Ornament?
Ja, aber nicht als Dekoration, oder als sentimentale
Kompensation gegenüber der vermeintlich strengen
Ästhetik der Moderne, sondern als ästhetisches
Instrument der Orientierung. Im Ornament ist ein
reiches ästhetisches Wissen eingelagert, das hilft,
sich jenseits des visuellen Overkills und jenseits des
Hyperrealen, dem wir im medial zugerüsteten Alltag
ausgesetzt sind, zu orientieren.
Prof. Dr. Markus Brüderlin, geboren 1958. Studium
der Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Philosophie und
Germanistik in Wien und Wuppertal. Promotion zum Thema
„Die Bedeutung des Ornaments für die abstrakte Kunst
des 20. Jahrhunderts“. Tätigkeit als Ausstellungsmacher
und Publizist zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts,
Design und Architektur. Von 1994 bis 1996 Kunstkurator
des österreichischen Bundesministers für Wissenschaft,
Forschung und Kunst. Gründer des Kunstraums Wien und
der Zeitschrift Springer. Lange Jahre leitender Kurator der
Fondation Beyeler in Riehen/Basel.
Seite 6: Frank Stella: The Grand Armada (IRS, No. 6, 1X), 1989
Aluminiumrelief, bemalt, fünfteilig, 315 x 186,5 x 99 cm
Fondation Beyeler, Riehen/Basel
Foto: Robert Bayer, Basel
Seite 8: Agostino di Musi gen. Veneziano: Groteske
kolorierter Kupferstich, 1530–1535, 136 x 196 mm
Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Foto: Claus Cordes
Bildarchiv Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Seite 9: Hans Sebald Beham: Teil einer Tapete: Satyr und Nymphe mit
Vögeln, zwei Holzschnitte, 1520–1525, jeweils 574 x 408 mm
Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Foto: Claus Cordes
Bildarchiv Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
THEMA
11
Galerieprofil Alexander Levy: Offene Türen
Gallery Profile Alexander Levy: Open Doors
Text: Julika Nehb
12
GALERIEPROFIL
Translation: Brian Poole
Ein schmaler Aluminiumstab ragt aus der Fassade
der Rudi-Dutschke-Straße 26 – etwa einen Meter
lang, schräg nach oben, auf der Höhe des ersten
Geschosses. Ein zufällig nach oben geworfener Blick
gibt Rätsel auf. Was soll das? Wo kommt dieser Stab
her? Auf der Suche nach seinem Ursprung kann
architektonische Schlamperei schnell ausgeschlossen
werden: Er sticht aus den Räumen der Galerie des
jungen Hamburgers Alexander Levy heraus. Bis zum
14.7. läuft hier die Ausstellung „Tür und Stern“.
Dort hat der 31-jährige Berliner Künstler Felix
Kiessling in seiner Arbeit „Superstern“ drei
identische, mehrere Meter lange Aluminiumstäbe
in einem Vektorkreuz zusammengeführt. Sie weisen
in sechs Richtungen und beschreiben mehrere
denkbare unendliche Räume. Der Künstler legt
gewohnte Erfahrungswerte und Denkmuster offen
– wie etwa die Vorstellung von Raum: oben und
unten, drinnen und draußen, vier Wände, und am
besten ist alles schön rechtwinklig? Durch eine
einfache, aber wirkungsvolle Manipulation kippt
Kiessling diese Konventionen um. Der „Superstern“
hat sein Zentrum nicht im Mittelpunkt des
Raums, und die Aluminiumstäbe – Sinnbild dieses
Koordinatensystems – verlaufen eben gerade nicht
parallel zu den Raumkanten des Gebäudes. Sie
verlaufen diagonal und nehmen keine Rücksicht
auf künstliche Begrenzungen. Einer piekst von oben
schräg nach unten durch eine Trennwand und den
Fußboden, ein anderer durchbohrt einfach eben mal
die Fassade.
Kiessling
setzt
seinen
formal
reduzierten,
spielerischen Ansatz in drei weiteren Arbeiten fort.
In zwölf kleinformatigen Fotografien inszeniert
er durch ungewöhnlich platzierte AluminiumVektoren außer­gewöhnliche Blickwinkel. Diesmal
nicht in geschlossenen künstlichen Räumen, sondern
in der freien Landschaft, in Frankreich, Spanien
oder im Brandenburgischen. Auf einer Fotografie
scheint es, „als wäre dem Meer der Stöpsel gezogen
worden“, wie Galerist Alexander Levy formuliert.
Sehr abstrakt wird es bei einer Wandarbeit, die das
Planetensystem beschreibt und an die Grenzen der
menschlichen Vorstellungskraft erinnert. Von hier
aus fällt der Blick auf die vielleicht imposanteste
Arbeit der Ausstellung: 22 Altbautüren, die Kiessling
aus Berliner Bauruinen zusammengetragen hat
und nun in einem weiteren Raum präsentiert. Die
meisten lehnen an der Wand, teilweise voreinander
gestapelt, manche schweben, an unsichtbaren
Fäden aufgehängt. Während die anderen Arbeiten
das abstrakt-physikalische Gedankenspiel über die
verschiedenen Möglichkeiten, Räume zu denken,
eher formal behandeln, verdichtet Kiessling mit der
mit „Tür und Vektor“ betitelten Arbeit sein Thema
durch die zeitliche Dimension auch historisch:
Welche Räume öffneten diese Türen? Was spielte
sich in ihnen ab? Wurden manche von ihnen wütend
zugeworfen, und wenn ja, warum?
A small aluminium bar juts out from the façade of
the building at 26 Rudi-Dutschke Strasse. It’s about
a metre long, extending upwards at the height of
the first floor. Those who happen to look up at it
find it puzzling. What’s that all about? What’s the
bar doing there? A closer look reveals that it can’t
be the result of an architectural muddle. It juts out
of the rooms of the gallery operated by Alexander
Levy, who hails from Hamburg. Here the exhibition
“Tür und Stern” (“Door and Star”) will be running
until the 14th of July.
In his work “Superstar” the 31-year-old Berlin artist
Felix Kiessling has constructed a vector intersection
using three identical aluminium bars of several metres’
length. They point in six different directions and
describe a number of possible infinite spaces. The artist
uncovers our habitual empirical values and thought
patterns—among them the perception of space. We are
accustomed to expect a top and bottom, an inside and
out, and four walls, all typically right-angled. But with
a simple yet effective manipulation, Kiessling topples
these conventions. The “Superstar” has its centre in the
middle of the room. The aluminium bars—the image
of a system of coordinates—do not run parallel to the
contours of the building. Rather, they run diagonally
to them, and thus pay no heed to artificial limitations:
one bar stabs downward from above, passing through
a dividing wall and the floor; another simply bores its
way through the façade.
Kiessling continues his formally reduced and playful
method in three other works. In 12 small format
photographs he stages highly exceptional angles
using oddly positioned aluminium vectors, this time
not in closed artificial space but in the open outdoor
landscape of France, Spain and Brandenburg. In one
photograph it seems “as though the plug had been
taken out of the ocean,” says the gallerist Alexander
Levy. A very abstract mural work depicts the
planetary system, reminding one of the limitations
of human imagination. From thence our glance
falls upon the perhaps most imposing work at the
exhibition: Kiessling has collected 22 anti-bellum
doors from Berlin’s construction ruins; now they are
being presented in another room at the gallery. Most
of them are leaning against the wall, some doors are
leaning against others, and still others float in the air,
suspended by invisible threads. Whereas the other
works treat rather formally the abstract physical play
of thoughts concerning the various ways of conceiving
of space, in the work entitled “Door and Vector”
Kiessling concretises his theme by adding a historical
dimension to the temporal one. What rooms do these
doors open to? What has transpired behind them?
Have some of them been slammed shut in anger; and,
if so, why?
“Space is a continuously changing simultaneity of
earlier histories.” This is a thought that Kiessling’s door
work closely approaches. The notion was advanced by
Olafour Eliasson, director of the Institute for Space
GALERIEPROFIL
13
„Raum ist eine sich ständig verändernde Gleich­zeitig­
keit von bisherigen Geschichten“. Das ist ein Gedanke,
der Kiesslings Türenwerk ziemlich nahekommt. Er
stammt von Olafur Eliasson, der eine Professur an
der UdK Berlin innehat und in diesem Kontext das
Institut für Raumexperimente leitet, eine staatlich
geförderte Exzellenzinitiative, die die Verbindungen
von bildender Kunst, Wissenschaft, Architektur
und Technologie erforscht und das Experiment zur
Methode erklärt hat. Kiessling ist dort Student. Seine
Experimentierfreude hat zu einer leisen, leichten
Ausstellung geführt, die erhellt, wie wir Tag für Tag
die Welt wahrnehmen, wie wir sie erklärbar machen.
„Es fasziniert mich, dass er mit wenigen Mitteln so viel
bei mir auslösen kann,“ sagt Alexander Levy. Der 28Jährige hat eine Vorliebe für Kunst, die schlicht und
klar daherkommt und dabei hintersinnig und sensibel
ist. Neue Ansätze, das Experimentelle, Forschende
interessieren ihn. „Und das Thema Wahrnehmung
spielt eine ganz große Rolle.“
Mit der viel beachteten Soloshow „Punishment 1“
von Julius von Bismarck eröffnete Alexander Levy
im Januar 2012 unter seinem vollen Namen.1 „Als
ich mein Elternhaus verließ, wollte ich erst mal
etwas anderes machen“, erzählt Levy. Sein Vater,
der Hamburger Galerist Thomas Levy, ist mit den
Schwerpunkten Pop-Art und Surrealismus seit über
40 Jahren eine etablierte Größe am Kunstmarkt – er
verwaltet den Nachlass von Meret Oppenheim und
vertritt u. a. Daniel Spoerri, Mel Ramos, Peter Blake
und Allen Jones. Alexander Levy studierte jedoch
zunächst Medienmanagement und arbeitete bei
einem internationalen Musikkonzern. Dort sehnte
er sich nach dem engen Kontakt zur Kunst und den
Künstlern zurück, den er von zu Hause gewohnt war.
Die Kunst, die bisher für ihn selbstverständlich war,
interessierte ihn nun ernsthaft: Er begann intensiv
die Literatur der Kunstgeschichte zu studieren und
seinen Vater zu Museumseröffnungen und Messen zu
begleiten. „Dabei habe ich unglaublich viel gesehen.
Das war sehr wichtig für mich.“ 2009 eröffnete die
Galerie LEVY BERLIN, die zunächst als Dependance
des Hamburger Standorts gedacht war und sich durch
die Förderung jüngerer Kunst abgrenzen sollte. Der
neue Name ist daher nicht als Bruch mit dem Vater
misszuverstehen.
Mit der Zeit hat Alexander Levy angefangen, mit
neuen Künstlern zu arbeiten, die mit dem Hamburger
Programm nur noch wenig gemeinsam haben. „Die
eigene Galerie zu gründen, war ab einem bestimmten
Zeitpunkt ein wichtiger Schritt für mich. Mit der
Berliner Galerie habe ich ein neues Programm
entwickelt, das dann auch dementsprechend nach­
voll­ziehbar sein muss.“ Mittlerweile vertritt Levy
sechs Künstler, neben Kiessling und Bismarck sind
das Lorenz Estermann, Gereon Krebber, Daniel
Mohr und Thorsten Passfeld. Aus dieser Auswahl
erschließt sich bereits ein eigenständiges Programm.
Die meisten Künstler sind in Levys Alter. Das
14
GALERIEPROFIL
Experiments (Berlin), a state supported “initiative of
excellence” that studies the connections between the
fine arts, the sciences, architecture, and technology,
and that has declared the experiment to be its method.
Kiessling is a student here. His joy in experimenting
has led to a quiet and uncomplicated exhibition that
enlightens how, day in and day out, we perceive the
world, and how we make it explainable.
“I am fascinated by how he can have such a large effect
upon me with so few materials,” says Alexander Levy.
The 28-year-old has a predilection for art that has the
allure of being plain and clear, and yet also deep and
sensitive. New approaches, as well as things that are
experimental and the inquisitive, intrigue him. “And
the theme of perception plays a very large role.”
In January 2012 Alexander Levy opened his gallery
under his full name with the highly regarded solo
exhibition “Punishment 1” by Julius Bismarck. “When I
left the home my parents raised me in I at first wanted
to do something different,” Levy notes. For over 40
years his father Thomas Levy has been operating a
well-established gallery in Hamburg focusing on pop
art and surrealism; he manages the estate of Meret
Oppenheim and represents Daniel Spoerri, Mel
Ramos, Peter Blake and Allen Jones, among others.
Alexander Levy studied media management and
worked at an international music label. There he
longed to regain the close contact with art and artists
to which he was accustomed at home. Art—hitherto
something he had taken for granted—now seriously
Verhältnis ist freundschaftlich. Ihm ist wichtig,
Künstler aus derselben Generation zu begleiten:
„Der Austausch ist einfach ein anderer.“ Bevor es auf
Messen geht, konzentriert er sich dieses Jahr erst mal
auf die Galeriearbeit. Noch mehr Künstler werden
hinzukommen, auch internationale. Wie z. B. die in
New York lebende Spanierin Vicky Uslé. Ab dem
21.7. zeigt sie surreale Architekturträumereien in
zarten Pastelltönen, kraftvoll akzentuiert.
Links: Vicky Uslé: No title, 2012. Öl auf Papier, 150cm x 100cm
Oben: Felix Kiessling: Superstern, 2012. Aluminium. Größe variiert.
Seite 12: Felix Kiessling: Tür und Vektor, 2012, 22 Türen, Acrylgarn,
Größe variiert.
alexander levy
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bis 14.7.: Felix Kiessling: Tür und Stern
21.7.–7.9.: Vicky Uslé
1 Für die Ausstellung unternahm Julius von Bismarck eine gedankli­
che Reise in vorchristliche Zeiten: Nachdem ein Unwetter zwei seiner
Brücken zerstört hatte, bestrafte der persische König Xerxes das Meer
mit 300 Peitschenhieben. Von Bismarck nahm sich daran ein Beispiel,
reiste um die Welt und peitschte die Natur (die das Spektakel recht
gelassen hinnahm) an den unterschiedlichsten Orten aus. Das Ganze
wurde in Fotografien und einem Videofilm festgehalten.
interested him. He began to study the literature on
art history and to accompany his father to museum
openings and art fairs. “On those occasions I saw an
incredible amount of art. That was very important to
me.” In 2009 he opened the gallery LEVY BERLIN,
first conceived of as a branch of the Hamburg gallery
that would distinguish itself by supporting young art.
The new name should not thus be misunderstood as
a break with his father. In time Alexander Levy began
to work with new artists who have little in common
with the Hamburg programme. “Founding my own
gallery was, at some point, an important step for me
to take. At the Berlin gallery I have developed my
own programme—a programme that has to have a
corresponding consistency. Levy presently represents
six artists: Lorenz Estermann, Gereon Krebber, Daniel
Mohr and Thorsten Passfeld, as well as Kiessling and
Bismarck. From this selection one can already notice
the independent programme. Most of the artists are
in Levy’s age group. They are on friendly terms with
each other. For Levy it is important to accompany
artists of his generation. “The conversations are simply
different.” Before going to art fairs he has opted to
concentrate this year upon his gallery work. Other
artists will soon be added, among them international
artists: the upcoming exhibition of the New York
based Spanish artist Vicky Uslé, for example. Here
surreal architectural dreams on paper, powerfully
accentuated in delicate pastel tones, will be shown.
GALERIEPROFIL
15
Internationales Sammlergespräch
Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami
Conversations with Collectors:
Patrizia Sandretto Re Rebaudengo & Francesco Bonami
weilt hat – nichts hat mich wirklich angesprochen.
Ich habe mich aber schon immer gefragt, was hinter
der Kunst steckt. Ich wollte an den Entwicklung­
sprozessen im Hintergrund teilhaben. 1992 fuhr ich
mit einem befreundeten Kunstsammler nach Lon­
don. Wir besuchten Galerien, und ich lernte viele
Künstler kennen. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit
großartigen Menschen zu unterhalten, habe einfach
sehr viel gelernt. Dieses Erlebnis hat mich wirklich
verändert. Damals fing ich an, britische Kunst zu
sammeln. Gleichzeitig wuchs mein Interesse an zeit­
genössischer italienischer Kunst und auch an Kunst
von Frauen.
Wie hast du Francesco kennengelernt, und seit wann
arbeitet ihr zusammen?
F.B.: Das war ein Zufall. 1995 organisierte ich
eine Fotografieausstellung in Venedig und hatte
Schwierigkeiten, ein paar Rechnungen zu bezahlen.
Jedenfalls dachte ich, dass meine Probleme durch
Geld verursacht wurden – ich hatte ja keine Ahnung,
dass mit Patrizia die Schwierigkeiten erst anfingen!
Wir wurden einander vorgestellt, und seither
arbeiten wir zusammen.
P.S.R.R.: Wir sind fast immer zusammen und
diskutieren sehr viel. Francesco ist ein fantastischer
Mensch. Unsere Gespräche sind das Fundament für
die Sammlung. Als ich anfing zu sammeln, wurde
mir sehr schnell klar, dass das Kaufen allein mich
nicht ausfüllen würde. Ich wollte den Kontakt zu
den Künstlern.
Wie muss man sich eure Zusammenarbeit vorstellen?
F.B.: Nun ja, Patrizia entscheidet, denn sie muss ja
auch bezahlen. Ich sage ihr, was eine gute Arbeit ist,
und sie kauft es dann. In der Regel kaufen wir, weil
uns etwas gefällt, und nicht weil berühmte Namen
mit der Arbeit verbunden sind.
Übersetzung: Julika Nehb
Text: Julika Nehb, Elisabeth Braunshier,
Annabell Manz
Patrizia Sandretto Re Rebaudengo sammelt seit den
frühen 1990er-Jahren zeitgenössische Kunst und
gründete 1995 die Stiftung „Fondazione Sandretto
Re Rebaudengo“ in Turin, deren Präsidentin sie ist.
Künstlerischer Leiter der Stiftung ist Francesco
Bonami, der u. a. 2003 die Sektion Visual Arts der
Biennale von Venedig leitete. Das Gespräch wurde
von Jan Kage moderiert und fand am 27.4. im me
Collectors Room/Stiftung Olbricht statt.
Patrizia Sandretto Re Rebaudengo has been collecting
contemporary art since the early 1990s. In 1995 she
founded the “Fondazione Sandretto Re Rebaudengo”
and she serves as its president. The artistic director of the
foundation is Francesco Bonami, who also directed the
section of Visual Arts at the Biennale in Venice in 2003.
The Conversation was moderated by Jan Kage and took
place on the 27th of April at the ‘me’ Collectors Room
of the Olbricht Founation.
Patrizia, du hast vor über 20 Jahren angefangen,
Kunst zu sammeln. Heute bist du Kunstmäzenin, du
unterstützt junge Künstler, du kooperierst mit internationalen Museen. Was war der Auslöser für deinen
Wunsch, Kunst zu sammeln?
P.S.R.R.: Es bereitet mir einfach sehr viel Freude! In
meiner Kindheit war ich umgeben von der Porzel­
lansammlung meiner Mutter, die mich aber gelang­
Patrizia, you started to collect art more than 20 years
ago. Today, you are a patron of the arts. You support
young artists, and you collaborate with international
museums. What sparked your desire to collect art?
P.S.R.R.: I started to collect contemporary art because of
the joy it gave me. I grew up surrounded by my mother’s
collection of porcelain figurines. The porcelain was always
boring to me because it did not talk to me. I was always
16
SAMMLERGESPRÄCH
Was ist das Geheimnis einer guten Sammlung? Der
Spiegel deines persönlichen Geschmacks? Oder gibt
es eine bestimmte Haltung, nach der du suchst?
F.B.: Eine gute Sammlung ist mit einer guten
Ausstellung vergleichbar. Man sollte sich nicht
darüber Sorgen machen, ob man richtig liegt oder
politisch korrekt ist. Man muss sich mit seiner
Sammlung identifizieren können.
P.S.R.R.: Genau. Ich folge meinem Instinkt und hoffe
einfach, dass meine Entscheidungen Sinn machen.
Ich habe noch nie ein Kunstwerk gekauft, weil ich
dachte, dass das fantastisch in meinem Wohnzimmer
aussehen würde! Der Austausch mit den Künstlern
und zwischen Francesco und mir ist mir unglaublich
wichtig. Zeitgenössische Kunst ist mein Leben – ich
kann mir nicht vorstellen, ohne meine Sammlung
oder meine Kunst zu sein.
Was war das erste Kunstwerk, das du gekauft hast,
und wie nimmst du es heute wahr?
curious about what is behind the art. I wanted to get
involved, and I really wanted to participate. In 1992, I went
to London with a friend of mine who is also a collector. We
visited some galleries and I met a lot of artists. I had so
many great conversations and just learned so much – it
really changed my mind. That was when I started to collect
British art. But I also grew interested in contemporary
Italian art, and got involved with women’s art.
How did you meet Francesco, and since when are the
two of you working together?
F.B.: We met by chance. In 1995 I was organizing a
photography exhibition in Venice, where I had some
trouble paying the bills. Well, at least I thought that
the trouble was money. I did not know that the trouble
would be Patrizia! Somebody introduced us, and that
was the beginning of our relationship. Since then we
have been doing shows together.
P.S.R.R.: We never separate. We are discussing things all
the time. Francesco is fantastic. By talking and discussing
we created and still create the collection. When I started
to collect, just buying art was not enough for me. I
wanted to be more involved with the artists.
How do you work together?
F.B.: Well, Patrizia has to make the final decisions,
because she has to pay. So I tell her that something
is a good work and she buys it. We mostly buy works
because we like them rather than just because of some
famous names.
What is the secret behind a good collection? Is it just
a reflection of personal taste? Is there a certain kind of
attitude you look for?
F.B.: A good collection is like a good exhibition. You
should not worry about being right or politically correct.
You have to identify with your collection.
P.S.R.R: Yes. I follow my instinct and I just hope that
it makes sense. I never bought a work of art because it
would look fantastic in my living room. The dialogue with
the artists and the exchange between Francesco and me is
so important to me. Contemporary art is my life. I can not
imagine living without my collection or my artists.
What was the first piece of art that you bought, and
how do you perceive it now?
P.S.R.R.: The first pieces I bought were two works from
Anish Kapoor. And I bought two works by Tony Cragg.
One is in my home. And one was by Allen McCollum,
which is now in my dining room. I really enjoy living
with my art.
(Question from the audience) Does it make sense to buy
art in places other than London, New York or Berlin?
F.B.: You can buy art anywhere you want. But there
is definitely the tendency today to buy art as an
investment, and there is a lot of speculation. So mostly,
people buy in markets that have a strong infrastructure.
I mean you buy German cars and not Uzbekistan cars.
SAMMLERGESPRÄCH
17
P.S.R.R.: Das waren je zwei Arbeiten von Anish
Kapoor und zwei Skulpturen von Tony Cragg.
Eine davon habe ich bei mir zu Hause. Eine Arbeit
von Allen McCollum befindet sich in meinem
Esszimmer – ich genieße es, mit meiner Kunst
zusammenzuleben.
(Frage aus dem Publikum): Ist es sinnvoll, Kunst
außerhalb von London, New York oder Berlin zu
kaufen?
F.B.: Grundsätzlich kann man Kunst kaufen, wo man
will. Aber heutzutage sind sicherlich Tendenzen zu
beobachten, Kunst als Investition zu erwerben, es
wird sehr viel spekuliert. Daher kaufen die Leute
auch hauptsächlich auf Märkten mit entsprechender
Infrastruktur. Autos kauft man ja auch eher in
Deutschland und nicht in Usbekistan. Letztlich muss
man das natürlich selbst entscheiden. Was ich sagen
will: Wenn es um Kunst geht, verhält es sich genauso.
Vor 20 Jahren waren die Sammler sehr bemüht, dem
Trend voraus zu sein. Heute hingegen sind sie sehr
verunsichert. Also bitten sie Experten um deren
Einschätzung, oder sie richten sich einfach nach dem
Preis. Aber ganz ehrlich: Kein Kurator, kein Sammler,
kein Kritiker, kein Museum ist mächtig genug, um
einem Künstler Ruhm und Erfolg zu garantieren. Viele
Menschen verbinden die Kunstwelt mit mafiösen
Strukturen, die das beeinflussen könnten, aber das
ist ein Missverständnis. Es gibt schlicht und einfach
keine Gewissheit, keine Möglichkeit, irgendetwas in
dieser Hinsicht vorauszusagen. Der Fall der Young
British Artists ist in diesem Zusammenhang sehr
interessant: Niemand weiß, wie viel Saatchi bereits
ausgegeben hatte, bevor er so wahnsinnig erfolgreich
wurde. Er hatte eben einfach sehr, sehr viel Glück,
zu dieser Zeit an diesem Ort zu sein, genauso wie
die Künstler sich glücklich schätzen können, dass sie
Saatchi hatten. Dann erschien zeitgleich noch ein
neues Magazin. All das hat dazu beigetragen, dass die
Situation sich überhaupt so entwickeln konnte. In der
Fondazione stellen wir jedes Jahr einen Künstler aus,
einfach um ihn zu entdecken. Es ist sehr spannend,
Risiken einzugehen, und es ist toll, die Möglichkeit
zu haben, Fehler zu machen.
Patrizia, macht es dich stolz, deine Kunst in verschie­
denen Museen zu sehen?
P.S.R.R.: Meiner Meinung nach müssen Privatsammlungen der Öffentlichkeit zugänglich sein. Ich habe
von Anfang an meine Sammlung nicht nur in meinen
Privaträumen oder der Stiftung gezeigt, sondern
weltweit. Früher wusste ich nichts von zeitgenössischer
Kunst, und inzwischen kann ich meine Sammlung
teilen, später auch hinterlassen – das ist sehr wichtig
für mich. Daneben liegt mir die Förderung junger
italienischer Kunst sehr am Herzen. Ein Teil unseres
Ausstellungsprogramms beinhaltet eine viermonatige
kuratorische Ausbildung vor Ort. Wir laden junge
Kuratoren ein, durch Italien zu reisen, Künstler in
18
SAMMLERGESPRÄCH
Well, it is up to you. What I’m trying to say is that it is
the same thing with art. 20 years ago, collectors were
trying to stay ahead of the game, and so they bought
art works that nobody else was interested in. Today
there is a lot of insecurity. So the collectors ask for other
people’s opinions, or they buy art works because they
are very expensive. But honestly: There is no curator, no
collector, no art critic, no museum that can make an artist
successful or famous. There is this misunderstanding;
people think the art world is some kind of mafia. But
there is no certainty at all, there is no way to predict for
sure who is going to be successful. Regarding the Young
British Artists, that was an interesting case: Nobody
knows how much Saatchi really bought before he
became so successful. He was very very lucky just to be
there at that moment. And the artists were very lucky to
have Saatchi at that moment. And there was also a new
magazine coming out. All these forces contributed to
make for a very strong situation. In the Fondazione, we
present a new artist every year, just to discover them. To
us, it is very interesting to take such risks, and it is great
to have the possibility to make a mistake.
Patrizia, does it make you proud to see art works that
belong to you in other museums?
P.S.R.R.: I think a collection must be shared. From
the beginning, I decided to share and to show the
collection. And not just in my private space, not only
at the Fondazione, but all over the world. It is fantastic.
At the beginning I did not understand anything about
contemporary art. Now I have the opportunity to share
ihren Ateliers zu besuchen und anschließend in der
Fondazione auszustellen. Solche Projekte stellen
wichtige Beziehungen her, was sehr wichtig in der
Museumsarbeit ist.
Als du anfingst zu sammeln, gab es weder
italienische Kunstmagazine noch eine besonders
ausgeprägte Kunstszene in Italien. Hat sich die
Situation inzwischen verändert?
P.S.R.R.: Definitiv. Es gibt aktuell eine bedeutende
Generation junger italienischer Künstler, die sehr
professionell sind und starke Positionen vertreten.
F.B.: Das Problem ist ihre Umgebung. Es gibt
keine vergleichbare kulturelle Infrastruktur wie
in Deutschland. Die Politik bestimmt alles – die
kulturelle Situation ist ein Desaster, der Kunsthandel
kompliziert. Wir haben zwar ein beeindruckendes
Netzwerk an kleineren Sammlern, aber eben keine
„Kunsthallen“ oder „Kunstvereine“. Die Künstler
in Italien haben keine Möglichkeit, sich der
Öffentlichkeit zu präsentieren.
Vielen Dank für das Gespräch!
Links: Die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin
Foto: Maurizio Elia
Oben: Ausstellungsansicht “Underneath the Street, the Beach”
Seite 16: Francesco Bonami, Patrizia Sandretto Re Rebaudengo, Jan Kage
Foto: Daisy Loewl
www.fsrr.org
my collection, to leave my collection behind – this is very
important to me. But I also focus on supporting young
artists and we dedicate a part of our exhibition programme
and special projects to young Italian artists by organizing
an international curatorial residency programme for
young curators every year. We invite them to travel across
Italy to meet young Italian artists, to visit their studios
and, at the end of a four-month research period, they
curate and present their own exhibition of a selection of
the artists that they met durign their residency, which
is presented at the Fondazione in Turin. This is another
way to establish relations, and for a museum it is very
important to be able to organize these kinds of projects.
Patrizia, when you started collecting, there were no art
magazines in Italy, there wasn’t a particularly strong art
scene. Has the situation now changed?
P.S.R.R.: Yes, definitely. There is a huge generation of
young Italian artists right now, and they work very professionally; they have very strong positions and attitudes.
F.B.: The problem is what surrounds them. We don’t
have a comparable infrastructure with museums like in
Germany. Everything is ruled by politics – and the state
of public cultural infrastructure is a disaster. Selling art is
thus very complicted. We do have an amazing network
of small collectors, but we don’t have “Kunsthallen”
or “Kunstvereine”. The artists have no opportunity to
expose themselves to the public.
Patrizia, Francesco. thank you very much for the
interview!
SAMMLERGESPRÄCH
19
Das Ornament: Freund oder Feind?
Ornamente als Ordnung des Sichtbaren
1908 verfasste der Wiener Architekt Adolf Loos das Pamphlet „Ornament
und Verbrechen“, eines der wichtigsten Statements über den Nutzen des
Ornaments in Kunst, Design und Architektur. Loos spricht sich darin
ganz nach dem Motto „form follows function“ gegen die Verkünstelung
von Gebrauchsgegenständen und für deren individuellen Nutzen aus. Als
scharfer Kritiker der Wiener Werkstätte stieß Loos zunächst auf regen
Widerstand, wurde mit seinen wegweisenden Gedanken dann aber zum
Pionier der Moderne. In diesem Sammelband wurde 2010 erstmals das
gesamte publizistische Werk zusammengefasst.
Die Reduzierung der Ornamente auf ihre dekorative Eigenschaft
verschleiert ihre unterschwellige Funktion als Bildordnung. In Hinblick
auf seine mannigfachen historischen und kulturellen Artikulierungsformen
unterstützt das Ornamentale das bildliche Gefüge im Kunstwerk.
Ornamente bilden demnach nicht ab, sondern strukturieren Sichtbarkeit.
Die Publikation gliedert sich in die Spannungsfelder Motiv, Modus und Bild.
Mithilfe exemplarischer Analysen, die von mittelalterlichen Codizes bis
zur Fotografie reichen, wird das Thema in komplexer Weise untersucht.
Adolf Opel (Hg.): Adolf Loos. Gesammelte Schriften. Lesethek Verlag, Wien 2010.
Dt., 816 S., Hardcover, 34,90 €. ISBN: 978-3-99100-015-0
Vera Beyer, Christian Spies (Hg.): Ornament. Motiv – Modus – Bild. Wilhelm Fink
Verlag, München 2012. Dt., 410 S., Hardcover, 59 €. ISBN: 978-3-7705-5172-9
Arabische „Ornamente“ als Grafikdesign
650 kg Liebesperlen als Ornament
Das Buch behandelt die Entwicklung der Ornamenthaftigkeit der arabi­
schen Schrift, die mit dem Bilderverbot im Islam einherging und eine
anspruchsvolle arabische Kalligrafie hervorbrachte. Der auf Schriftzeichen
basierende arabische Formenkanon bietet durch sein ornamentales Muster
viele Vorlagen für das heutige Grafikdesign. Die gestalterische Emanzipation
im arabischen und persischen Raum erlebt derzeit ein regelrechtes Revival
dieser Schriftzüge. Als Design, Graffiti, Street Art oder Plakat sorgt das
ornamentale Schriftbild für abwechslungsreiche Motive.
Mit der Arbeit „Hundreds and thousands III“ ging Mariella Mosler mit
ungewöhnlichen Materialien an die Thematik des Ornaments heran.
In der Kunsthalle Gießen breitete sich für die Zeit der Präsentation ein
Bodenmosaik aus unzähligen farbigen Liebesperlen aus. Der so ent­stan­dene
Farbrausch kontrastierte mit der akribischen Anordnung der Zuckerperlen
und sorgte für einen schmuckvollen Raumeindruck. Die vorliegende
Publikation erschien als Katalog zur Ausstellung.
Ben Wittner, Sascha Thoma (Hg.): Arabesque 2: Graphic Design from the Arab
World and Persia. Gestalten Verlag, Berlin 2012. Engl., 204 S., zahlreiche farb. Abb.,
Hardcover, 44 €. ISBN: 978-3-89955-330-7.
Ute Riese (Hg.): Mariella Mosler. Semiglot. Kerber Verlag, Bielefeld 2012. Dt./engl.,
60 farb. Abb., Hardcover, 25 €. ISBN 978-3-86678-687-5
Ornamentik in der sakralen Baukunst
Die Funktion des Ornaments
Wer reckt nicht den Kopf gen Himmel, wenn er unter einem meisterhaften
Gewölbe sakraler Architektur steht? Der Fotograf Florian Monheim wid­
met sich genau diesem Blickwinkel: Beim genaueren Hinsehen stößt man
zunächst auf meisterhafte Ornamentik, bevor sich das eigentliche Motiv
erschließt. Durch die architektonischen Neuerungen in der mittelalterlichen
Baukunst treten vielfältige Strukturen zutage. Zusammen mit der Farbigkeit
der Gewölbe und der Lichtregie im Kirchenschiff enthüllen Monheims
Fotografien den ornamentalen Schmuck, der mit der Baukunst einhergeht.
Die Einführung des Ornaments als grafisches Element im 20. Jahrhundert
enthüllt dessen Funktion als Vermittler u. a. zwischen Architektur und
reinem Dekor. Moussavi und Kubo widerlegen die Vorstellung vom
Ornament als einem unselbstständigen Element der Architektur und
verweisen in Fallbeispielen auf unterschiedliche Tiefendimensionen, die
eine Interaktion des Erscheinungsbildes und seiner Wirkung darstellen. Es
entsteht eine innere Ordnung zwischen Ornament und Material, deren
Ausdruck zeitgenössisch interpretiert wird. Zahlreiche Illustrationen
veranschaulichen Aufrisse und Querschnitte mit großem Detailreichtum.
Florian Monheim: Gewölbe des Himmels. Collection Rolf Heyne Verlag, München
2012. Dt., 208 S., 190 Abb., Hartcover mit Schutzumschlag, 98 €. ISBN: 978389910475-2
Farshid Moussavi, Michael Kubo: Die Funktion des Ornaments. Actar Verlag,
Barcelona 2008. Dt., 192 S., 166 Abb., Softcover, 23 €. ISBN: 978-84-96954-32-8
Fabian Marcaccio
Some USA Stories
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20
Der Künstler Fabian Marcaccio bewegt sich zwischen
den Gattungen. Von der Malerei – für ihn stets Ausgangspunkt – holt er auf verschiedene Weise in den
realen Raum aus bis hin zu monumentalen Installationen oder Werken mit skulpturalen Dimensionen. In
jüngster Zeit beschäftigt sich Marcaccio verstärkt mit
aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. In „Some
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jüngsten amerikanischen Geschichte auseinander.
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Museum für
Gegenwartskunst
Siegen
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BridGet
riley
Dana Widawski – Schablonendrucke
Die Künstlerin Dana Widawski (*1973) zitiert in ihren
Arbeiten klassische Ornamente aus unterschiedlichen
Kulturen und Epochen. Sie erweitert und verfremdet
diese Strukturen mit zeitgenössischen Abbildungen von
Menschen und Gegenständen, die sie schablonenartig,
vexierbildhaft und sich wiederholend in den Rhythmus
des Ornaments einfügt. Dabei erzeugt die farbliche
und formale Komposition aus diesen gegensätzlichen
Elementen eine dichte visuelle Einheit, die auf den
ersten Blick rein dekorhaft erscheint. Auf den zweiten
Blick konterkarieren die Eigenwilligkeit der gewählten
Themen und das Zusammenspiel von Ornament
und Bild die handwerklich aufwendige Ästhetik
des klassischen Schablonendrucks. Es eröffnet sich
eine irritierende und zutiefst ironische Ebene, die
gesellschaftliche Klischees und Paradoxien aufgreift
und infrage stellt.
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15.06.12 18:23
sem;colon: Bachelor-Ausstellung
Die letzten Nägel verschwinden in den Wänden, Bilder
werden geradegerückt. Hektisches Treppauf-Trep­
pab. Kabel werden gesichert. Kinoräume abgedunkelt.
Monitore poliert. Staubsauger weggeräumt. Nur noch
wenige Momente, bis sich die Türen dem Publikum
öffnen und Blitzlichtgewitter und neugierige Blicke
versprüht werden. Das Herz schlägt bis zum Hals. Ein
Studium geht zu Ende – etwas Neues beginnt. Präsen­
tiert werden 33 Abschlussarbeiten aus den Studi­
engängen Fotografie, Kommunikationsdesign, Motion
Design und Interaction Design des Sommersemesters
2012. Am 28. und 29.7. findet ein Rundgang durch die
Ausstellung statt.
Kunst braucht nicht viel.
Nur das Richtige.
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mail: ulrika.Poock@Fu-berlin.de
Tomaso Baldessarini: sem;colon, 2012, Fotografie
22
Berliner Technische Kunsthochschule
Bernburger Str. 24–25, 10963 Berlin-Kreuzberg
Opening: 27.7., 19h, 28.7.–6.8., tgl. 15–19h
www.btk-fh/ausstellung
AUSSTELLUNGEN
23
Gert & Uwe Tobias:
DRESDENER HOMMAGE I
2012, farbiger Holzschnitt auf
Leinwand, 200 x 168 cm
Foto: Alistair Overbruck, Köln
Courtesy: cfa Berlin
Gert & Uwe Tobias – Dresdener Paraphrasen
A Balkan Tale
Der Reiz des Ausstellungsprojektes „Gert & Uwe
Tobias – Dresdener Paraphrasen“ im KupferstichKabinett des Residenzschlosses Dresden besteht
darin, dass die jungen und renommierten Künstler­
brüder erstmals weltweit unverwechselbare Meister­
werke der Grafik vergangener Jahrhunderte als
Inspirationsquellen ausgewählt haben und diese in
eigens für Dresden geschaffenen Holzschnitten,
Collagen und Schreibmaschinenzeichnungen zeit­
gemäß interpretieren und aktualisieren. So entsteht
ein einzigartiger Kulturtransfer zwischen historisch
nobilitierten Exponaten und einer aktuellen Position
der internationalen Gegenwartskunst.
Das Projekt „A Balkan Tale“ möchte einen interkulturellen Dialog über die Geschichte des Balkans anregen und
zur Bewahrung und Sichtbarmachung des kulturellen
Erbes der Region beitragen. Das multimediale Programm
be-steht aus einer Fotoausstellung mit Werken von fünf
jungen, schon bekannten Künstlern aus Athen, Belgrad,
Skopje, Tirana und Prizren. Ihre Arbeiten zeigen 50
Bauwerke aus osmanischer Zeit auf dem Balkan und
beschreiben die kulturelle Geschichte vom 14. bis
zum 20. Jahrhundert. Die Werke sind in fünf Themen
gegliedert: Eroberung, Glaube und Gebet, Zusammenleben, Modernisierungen, Vergessen und Erinnern.
Ivan Blazhev: Aladža-Moschee, Tetovo, 2011
C-Print, 75 x 50 cm, Privatbesitz © Ivan Blazhev
Hermann Glöckner: Gold,
im Lichte wechselnd, Seite A
1935, Tafelkörper, ganzflächig
mit goldenem Papier kaschiert,
Collage aus aufgelegten Glanzund Krepppapieren, Kanten
Gold, Ecken abgerundet
49,6 x 35 x 0,3 cm
Kupferstich-Kabinett,
Inv.-Nr.: C 1969-56
Ornament – Ausblick auf die Moderne
Das Kunstmuseum Wolfsburg ist bekannt für Ausflüge in
die klassischen und frühen Perioden der Moderne inner­
halb seiner thematischen Ausstellungen. Diesmal wagt
das Haus mit dem Ornamentstich einen Sprung darüber
hinaus. Angefangen mit Dürers Knoten-Serie, vereint die
Ausstellung rund 100 druckgrafische Blätter und einige
ornamentierte Gegenstände aus dem 15. bis zum 18.
Jahrhundert. Die Geschichte des Ornaments und seine
Entwicklung zur Kunstform machen die Aktualität des
Ornamentalen insbesondere in der zeitgenössischen
Kunst deutlich. Zu sehen sind u. a. Holzschnitte, Kupfer­
stiche und Radierungen von Dürer bis Piranesi.
Kupferstich-Kabinett der Staatlichen
Kunstsammlungen Dresden im Residenzschloss Dresden
22.6.–17.9., Mi–Mo 10–18h, Eintritt: 10 €, erm. 7,50 €
www.skd.museum
Georg Baselitz. Romantiker kaputt
Georg Baselitz: S.-Bild, 1965
Öl auf Leinwand
Sammlung GAG
© Georg Baselitz
Foto: Elke Walford, Hamburg
Georg Baselitz: Ein neuer Typ
1965, Gouache, Kohle, Bleistift
Sammlung GAG
© Georg Baselitz
Foto: Fotodienst
Wolfson, Hamburg
24
AUSSTELLUNGEN
Kunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1, 09111 Chemnitz
bis 2.9., Di–Fr 11–18h, Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.kunstsammlungen-chemnitz.de
Baselitz, 1938 als Georg Kern im sächsischen Deutsch­
baselitz geboren, gehört längst zu den Giganten der
deutschen Gegenwartskunst. Die Ausstellung zeigt
Werke aus der deutschen Privatsammlung GAG, die
den Werdegang des Künstlers seit Mitte der 1960erJahre bis in die Gegenwart sammelnd begleitet. Es
sind Werkkomplexe zu sehen, die verdeutlichen, wie
sehr sich bereits der junge Baselitz radikale Fragen
nach der eigenen Identität stellte, was ihn zum
ungewöhnlichen Gebrauch tradierter künstlerischer
Techniken, Motive und Kompositionen veranlasste
und was schließlich dazu führte, dass er das Bild im
Wortsinn auf den Kopf stellte. So wird das Bild für
Baselitz zum Kampfplatz um Identität, Wirklichkeit
und die Kunst.
Stiftung Moritzburg, Ausstellungshalle Nordflügel
Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)
Opening: 21.7., 15h, 22.7.–7.10.
Di 10–19h, Mi–So 10–18h
www.kunstmuseum-moritzburg.de
Agostino di Musi (gen. Veneziano): Groteske, 1530–1535
kolorierter Kupferstich, 13,6 x 19,6 cm, Herzog-Anton-UlrichMuseum Braunschweig, Foto: Claus Cordes
Bildarchiv Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1, 38440 Wolfsburg
bis 6.1.2013, Di 11–20h, Mi–So 11–18h, Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.kunstmuseum-wolfsburg.de
Schätze des Glaubens
Die bekanntesten Zeugnisse mittelalterlicher Kirchen­
kunst aus dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen
Museen zu Berlin und dem Dom-Museum Hildesheim
sind zu Gast im Bode-Museum. Während der Umbau­
arbeiten beider Häuser werden die schönsten Objekte in
einer einmaligen Zusammenführung sakraler Schatzkunst
dem Publikum präsentiert. Den Besucher erwarten zahl­
reiche Höhepunkte der europäischen ­ Kunstgeschichte
von der Spätantike bis zur Spätgotik. Bernwardinische
Silbergüsse, farbige Schmelzarbeiten sowie Hildesheimer
Emaillekunst fungieren als Zeugnisse tiefen Glaubens
und hoher Kunstfertigkeit.
Reliquiar in Bursenform aus dem Schatz des Stiftes St. Dionysius
zu Enger/Herford, Frankenreich, 3. Viertel 8. Jh. (?), Goldund Silberblech, vergoldet, Steinbesatz, Perlen, Zelleinlagen,
Zellenschmelz auf Gold; Eichenholzkern © Staatliche Museen zu
Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Arne Psille
Bode-Museum
Am Kupfergraben 1, 10178 Berlin-Mitte
bis 1.4., tgl. 10–18h, Do 10–22h
www.smb.museum
AUSSTELLUNGEN
25
Mischa Kuball – public preposition/fieses Licht
Lichtinstallationen
Mischa Kuball (*1959) gehört zu den wenigen deut­
schen Künstlern, die unabhängig von den Moden
des Kunstmarktes seit mehr als 20 Jahren ihr ganz
eigenes Werk hervorbringen. Sein Schaffen umfasst
ein vielschichtiges Œuvre, in dessen Zentrum immer
das Medium Licht steht. „public preposition“ ist ein
künstlerisches Format der temporären Intervention
an öffentlichen Gebäuden in öffentlichen Räumen,
bisher realisiert in Venedig (2009), Marfa, Texas
(2009), Toronto (2011), Bern (2011) und seit Mai
2012 im Schloss Wolfsburg wie auch in der Städtischen
Galerie Wolfsburg. Neben der Projektion „public
preposition No. 5/fieses Licht“ präsentiert Kuball
in den Ausstellungsräumen die Lichtinstallationen
„Licht/Luft“, „Fieses Licht“ und „Echo“.
Armin Göhringer
Die aus einem Block gehauenen, schematischen Holz­
figuren von Armin Göhringer bewegen sich zwischen
Fragilität und Stabilität. Göhringer sieht sich trotz
seiner raumgreifenden Skulpturen eher als Maler und
Zeichner. So gesehen können seine Arbeiten als „Raumzeichnungen“ beschrieben werden. Die feingliedrige
Formensprache mit schmalen Stützen, die aus dem
großen Block hervortreten, lassen den Zeichner in ihm
erkennen. Die meist schwarz bemalten Skulpturen
erinnern mit ihren Pfeilern und geworfenen Schatten
oftmals an Scherenschnitte.
Armin Göhringer: o. T., Holz geschwärzt, 185 x 25 x 26 cm
Courtesy: galerie gerken
galerie gerken
Auguststr. 49, 10119 Berlin-Mitte
bis 19.7., Di–Sa 11–18h
www.galerie-gerken.de
Florian Baudrexel
Mischa Kuball: public preposition No. 5/fieses Licht, 1995/2012
Unikatfotografie auf Diasec, Leuchtkasten
100 x 70 cm (Detail aus Installationsansicht)
© Courtesy: Städtische Galerie Wolfsburg, Fotograf: W. Heimermann
Florian Baudrexel (*1968) entwickelte für seine Einzel­
ausstellung im Erdgeschossraum des Kunstvereins zwei
unterschiedliche Raumkonzepte: einen Raum der Leere
und einen Raum der Fülle. Der Übergang zwischen
beiden ist angelehnt an ein menschliches Gesicht,
durch dessen Mund die Besucher wie Luft ein- und
ausströmen. Die Ausstellung ist im Ganzen als Skulptur
konzipiert: Der Künstler arbeitet am Modell, und
seine kleinformatigen Skulpturen erinnern wiederum
an Modelle. Alles ist gestaltet, hat seinen Zweck, trägt
Unmengen an Überlegungen in sich, und dennoch ist nur
weniges durchdacht. Und damit auch nur halb gestaltet.
Städtische Galerie Wolfsburg
Schlossstr. 8, 38448 Wolfsburg
bis 2.9., Di 13–20h, Mi–Fr 10–17h, So 11–18h
www.staedtische-galerie-wolfsburg.de
Gabriel Orozco – Asterisms
Gabriel Orozco: Sandstars, 2012, 1.188 found objects, including wood,
metal, glass, paper, plastic, Styrofoam, rock, rope, rubber, and other
materials, and 13 photographic grids, framed,
each comprising 99 chromogenic prints
Found objects: overall dimensions vary with installation; photographs:
each print 10.2 x 15.2 cm, each grid 123.2 x 147.3 x 5.1 cm
Objects being collected for Sandstars (2012) on Isla Arena, Baja
California Sur, Mexico
© Gabriel Orozco, 2012
26
AUSSTELLUNGEN
„Asterisms“, das 18. Projekt in der Reihe von Auftragsarbeiten des Deutsche Guggenheim, ist eine
zweiteilige, aus Objekten und Fotografien bestehende Installation von Gabriel Orozco. Für dieses
Werk hat der Künstler Tausende von weggeworfenen
Gegenständen an zwei Orten gesammelt: auf einem
Sportplatz nahe seiner Wohnung in New York und
in Baja California Sur. Dort, an der Küste Mexikos,
türmen sich in einer geschützten Biosphäre Berge
von Industrieabfällen auf, die aus dem gesamten
Pazifik angeschwemmt wurden.
Die Ausstellung „Asterisms“ stellt diese zwei
komplexen Installationen, die provokant zwischen
Makro- und Mikroebene oszillieren, einander
gegenüber und greift dabei einige typische Themen
aus Orozcos Werk auf – poetische Begegnungen
mit alltäglichen Materialien, die Präsenz von
Erosionsspuren und die stets gegenwärtige Spannung
zwischen Natur und Kultur. „Asterisms“ verdeutlicht
und intensiviert Orozcos subtile Betrachtung der
Welt im Rahmen seiner eigenwilligen Systeme.
Deutsche Guggenheim
Unter den Linden 13/15, 10117 Berlin-Mitte
6.7.–21.10., tgl. 10–20h, Eintritt: 4 €, erm. 3 €
www.deutsche-guggenheim.de
Florian Baudrexel: Gelächter von Innen, 2009
Gips, Styropor, 51 x 35 x 50,5 cm, Courtesy: Linn Lühn, Düsseldorf
Der Kunstverein, seit 1817.
Klosterwall 23, 20095 Hamburg
bis 2.9., Di–So 12–18h
www.kunstverein.de
Patricia Waller – Broken Heroes
Patricia Waller setzt sich in ihrer neuen Serie “Broken
Heroes” kritisch mit dem Starkult unserer Gesellschaft
auseinander, wobei der Star, der Promi oder das Idol
als zeitgenössischer Ersatz für den Helden dient. Wie
gewohnt bestechen Wallers gehäkelte Figuren durch
bissige Ironie und schwarzen Humor: So haben wir diese
Helden noch nie gesehen – Ernie, als versoffener Penner
mit gelbem Quietsche-Entchen, hat seine besten Tage
längst hinter sich, Spiderman hat sich in seinem eigenen
Netz verfangen und Spongebob, als Selbstmordattentäter
mit um den Körper geschnalltem Sprengstoff, droht uns
alle in die Luft zu jagen.
Patricia Waller: Superman, 2010
Wolle, Styropor, Draht, 120 x 60 x 50 cm
Galerie Deschler
Auguststr. 61, 10117 Berlin-Mitte
Bis 1.9., Di–Fr 11–18h, Sa 12–18h
www.deschler-berlin.de
AUSSTELLUNGEN
27
Alfredo Jaar
The way it is. Eine Ästhetik des Widerstands
ODIOUS – Die Bildhauergruppe
Vor 30 Jahren formierte sich an der Berliner Hochschule
der Künste aus den Klassen von David Evison und
Bernhard Heiliger die Bildhauergruppe ODIOUS. Sie
wurde in der westdeutschen Kunstszene u. a. durch den
Kritiker Heinz Ohff bekannt gemacht. Die Ausstellung
konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1982 und
1989 im Sinne der Historisierung eines Phänomens,
doch beleuchtet sie auch das gegenwärtige Schaffen
der ehemaligen Mitglieder der Bildhauergruppe. Zu
ODIOUS zählten die Künstler Gisela von Bruchhausen
(*1940), Klaus Duschat (*1955), Klaus H. Hartmann
(*1955), Gustav Reinhardt (*1950), Hartmut Stielow
(*1957) und David Lee Thompson (*1951).
Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst zeigt in
Kooperation mit der Berlinischen Galerie und der
Alten Nationalgalerie die deutschlandweit erste
Retrospektive des international renommierten
Künstlers Alfredo Jaar (*1956, Santiago de Chile).
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK)
Oranienstr. 25, 10999 Berlin-Kreuzberg
bis 19.8., tgl. 12–19h, Do–Sa 12–20h, Eintritt frei
www.ngbk.de
Die Gruppe ODIOUS 1987 vor ihrem ehemaligen Atelier am
Humboldthafen, Foto: Peter Fischer-Piel
Berlinische Galerie
Alte Jakobstr. 124–128, 10969 Berlin-Kreuzberg
bis 17.9., Mi–Mo 10–18h, Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.berlinischegalerie.de
Alfredo Jaar: A New World, 1990
© Alfredo Jaar
Sammlung Berlinische Galerie, Berlin
Kenneth van Sickle – Photo Recall
In dem über 50-jährigen Schaffen des New Yorker Foto­
grafen und Filmemachers Kenneth van Sickle (*1932)
entstand ein Werk von seltener Intensität. Seine Arbeiten
sind geprägt von atmosphärischen Aufnahmen von
New York, Paris sowie von der ewigen Boheme. In der
Präsentation, die in enger Zusammenarbeit mit dem
Fotografen entstand, werden alle Arbeiten ebenbürtig
nebeneinander gezeigt. Vom Jazz beeinflusste SchwarzWeiß-Aufnahmen der 50er-Jahre stehen Fotomontagen
der 70er-Jahre und aktuellen Farbaufnahmen gegenüber.
Hieraus entwickelt sich eine durch den Zeitstrom
geprägte Einheit.
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Bodestr. 1–3, 10178 Berlin-Mitte
bis 16.9., Di–So 10–18h, Do 10–22h, Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.smb.museum/smb/standorte
Christoph Lukas – Körper/Geist, Geist/Körper
„Wenn man davon ausgeht, dass alles in dieser Welt
einer Matrix entspringt, so kann man das grobe Raster
meiner Arbeiten als eine Analogie zu dieser begreifen.“
Christoph Lukas zeigt erstmals in der Galerie
SCHWALBE54 in Frankfurt großformatige Arbeiten,
die, im Leuchtrahmen oder als Dia projiziert, ihren
Ursprung in kleinen Fotografien haben, aufgenommen
mit einer alten Handykamera. Christoph Lukas
vergrößert die grob gerasterten Arbeiten mittels
Interpolation und intensiviert lediglich die bestehenden
Kontraste und Farben etwas, ohne das Original durch
Filter und Retusche zu verändern. Die so durch die
Kamera abgebildeten Realitäten überschreiten die
Grenze zur Abstraktion, für die Augen sonst Un­
sichtbares wird im Bild sichtbar. Es öffnen sich die
Pforten zu einer anderen Welt, die gerade in der Ekstase
den Körper entgrenzen und durchlässig machen, ihn
einen alles verbindenden Geist spüren lassen.
Ergänzt wird die Schau durch kleinformatige Licht­
objekte, die geistige Welten hinter zentimeterdickem
Acrylglas neu erfahrbar machen.
Christoph Lukas: 2010-01-06 Bild (22) brb RD
28
AUSSTELLUNGEN
SCHWALBE54 – Raum für Kunst
Schwalbacher Str. 54, 60326 Frankfurt am Main/Gallus
Opening: 5.7., 19h, 6.7.–2.9., Do 14–19h und nach
Vereinbarung, www.schwalbe54.de
Georg-Kolbe-Museum
Sensburger Allee 25, 14055 Berlin-Wilmersdorf
bis 19.8., Di–So 10–18h, www.georg-kolbe-museum.de
Kenneth van Sickle
zone B
Brunnenstr. 149, 10115 Berlin-Mitte
bis 15.8., Di–Do 9–16h und nach Vereinbarung
01704 - 63 09 53, www.zone-b.info
Seher Shah – Radiant Lines
Die Ausstellung „Radiant Lines“, angelehnt an die
Konzep­tion der Villa Radieuse von Le Corbusier, zeigt
Zeichnungen, Drucke und Foto-Leuchtkästen der Künst­
lerin Seher Shah. Sie beschäftigt sich darin mit den
Eigenschaften brutalistischer Architektur im Verhältnis zur
Landschaft. Dazu zersetzt Shah u. a. in einer Arbeit Raster
von Fassaden in ihre strukturellen Teile und erweitert diese
durch gezeichnete geometrische Elemente. In der Serie
„Mammoth. Aerial Landscape Proposals“ projiziert sie
diese Technik auf Luftaufnahmen von Landschaften. Sie
zeigt damit die Auswirkungen von sachlich konzipierten
urbanen Orten auf unseren Lebensraum.
Seher Shah: Mammoth. Aerial Landscape Proposals untitled 11
2012, 21 Archival digital prints, alle 33 x 44,5 cm, Edition: 5
Nature Morte
Weydingerstr. 6, 10178 Berlin-Mitte
bis 28.7., Di–Sa 11–18h
www.naturemorte.com
AUSSTELLUNGEN
29
Weiterbilder – Accrochage
TransformationCity
Die Galerie ROOT am Savignyplatz eröffnet mit der
Sommergruppenausstellung „weiterbilder“ ihr neues
Ausstellungskonzept für die nächsten zwei Jahre. Neben
den bereits bekannten Künstlerinnen und Künstlern
Bornemann, Buß, Erbacher, Fahmy, Ginkel, Hosterbach,
Primm, Rauss, Schieber, Schmelzer, Schubert, von Arnim,
Wendt, Wöllmann werden auch die neuen Mitglieder der
Galerie Barbara Gerasch, Sabrina Kratz, Dörte LützelWalz und Anja Sieber präsentiert.
Zur Ausstellung erscheint der zweite Gruppenkatalog
mit allen Künstlerinnen und Künstlern der Galerie.
Gibt es noch die Vorstellung von „Stadt“ als physisch
fest gefügtem Körper? Hat die virtuelle „Urbanität“ des
Internets die Wahrnehmung von Stadt verändert?
Das Stadtbild in der Kunst brachte immer die Teilhabe
der Künstler am städtischen Alltag zum Ausdruck – und
damit ihre Identität. Die Arbeiten von Josephine Behlke,
Tina Beifuss, Anne Duk Hee Jordan, Jonas Hofrichter,
Christiane Klatt, Robert Lange, Wiebke Loeper, Daniel
Schüßler, Johanna Silbermann, Cameron Tauschke
und Artúr van Balen befassen sich mit aktuellen
Veränderungsprozessen in Lebens- und Stadträumen
sowie der mentalen Repräsentation der Umwelt.
ROOT am Savignyplatz – Produzentengalerie für Malerei
Carmerstr. 11, 10623 Berlin-Charlottenburg
Opening: 14.6., 19h, 15.6.–04. 8., Finissage: 5.8., 12–17h, Di–Sa 14–19h
www.root-galerie.de
Entang Wiharso: Untold Stories, Arndt Berlin
Foto: Bernd Borchardt
TransformationCity © Galerie cubus-m
Entang Wiharso – Untold stories
Manish Nai – Compact
Innerhalb der ersten Einzelausstellung in Deutschland
spricht der indonesische Künstler Entang Wiharso
mit Gemälden, Skulpturen und Reliefen die politi­
schen Hintergründe seines Heimatlandes an. Der
Ausstellungstitel ist dem gleichnamigen Buch von Pak
Harto entlehnt, in welchem der Autor durch Anekdoten
und persönliche Erfahrungen ein versöhnlicheres Bild
vom autoritären Regime des ehemaligen Präsidenten
Suharto zu entwerfen versucht. Wiharso setzt sich mit
diesen Darstellungen auseinander und antwortet mit
seinen Werken kritisch auf die Statements des Buches,
um diese als falsch zu entlarven.
Die erste Einzelausstellung von Manish Nai gewährt
einen Einblick in das aktuelle Werk des in Mumbai
lebenden Künstlers. Mithilfe minimalistisch-abstrakter
Formensprache werden alltägliche Materialien in Blöcke
gepresst und teilweise mit Bindemittel durchtränkt,
wodurch feste Formen entstehen. Die einfachen
Materi­alien der Werke stehen im Gegensatz zur tradi­
tionellen und zeitgenössischen indischen Bildsprache.
Das Nonfigurale ermöglicht einen fokussierten Blick
auf Strukturen und Oberflächen, gleichzeitig haftet den
Objekten eine Geschichte an.
Galerie Arndt
Potsdamer Str. 96, 10785 Berlin-Schöneberg
bis 8.9., Di–Sa 11–18h
www.arndtberlin.com
Galerie Gebr. Lehmann
Lindenstr. 35, 10969 Berlin-Kreuzberg
22.6.–31.7., Di–Sa 11–18h
www.galerie-gebr-lehmann.de
Manish Nai: o. T., 2012
gebrauchte Kleidung, 19 x 19 x 19 cm
powerFlower
Blütenzauber in der zeitgenössischen Kunst
Group Exhibition
Die in Delhi geborene Reena Kallat präsentiert in der
aktuellen Ausstellung aus Stempeln zusammengesetzte
Installationen, die an ein riesiges Spinnennetz erinnern.
Die Stempel selbst verweisen durch ihre spezifischen
Farben auf die Farben unterschiedlicher Nationalflaggen
und geben somit Hinweise auf ihre Herkunft. Der
mexikanische Künstler Bosco Sodi schafft unter Einsatz
ungewöhnlicher Materialien eine Mischung aus Skulptur
und Malerei. Durch seinen besonderen Umgang mit
der Farbe und die verschiedenen Trocknungsprozesse
entstehen überraschende Objekte.
Kuratiert von Tilman und Gabriele Osterwold
Alexander, Altindere, Armleder, Beckley, Bosse,
Crewdson, Feldmann, Flöther, Florschuetz, Güdemann,
Hörl, Holl, Hopper, Khedoori, Lafontaine, Letinsky, Lin,
Longo, Martin, Masuyama, Matthies, Mosler, Murakami,
Netzhammer, Oberkofler, Oursler, Petrovsky, Pöllot,
Quinn, Rehberger, Rohrer, Salle, Scharf, Schröter,
Schütte, Simons, Stimm, Sturtevant, Taras, Tillmans,
Fischli/Weiss, Wetterauer
Stefan Rohrer: Miniatus Floridus, 2012, Auto, Stahl, Lack
30
AUSSTELLUNGEN
Galerie cubus-m, Pohlstr. 75, 10785 Berlin-Tiergarten
bis 4.8., Mi–Fr 14–19h, Sa 11–19h and by appt.
www.cubus-m.com
ABTART
Rembrandtstr. 18, 70567 Stuttgart
bis 11.8., Di–Fr 14–19h, Sa 10–13h
0711 - 63 34 30 20, www.abtart.com
Zwei Skulpturen von Bosco Sodi, Videos und Siebdrucke von
Huang Ran, Foto: Uwe Walter, Berlin
Courtesy: Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin
Galerie EIGEN + ART Lab
Auguststr. 11–13, 10117 Berlin-Mitte
bis 25.8., Di–So 10–18h
www.eigen-art.com
AUSSTELLUNGEN
31
FRIEDERISIKO
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg zeigt, wie und warum Friedrich „der Große“
wurde und was ihn immer noch so erscheinen lässt.
Unter dem Leitmotiv „Friederisiko“ sollen seine Ideen,
sein Denken und Handeln zeitgemäß, inspirierend und
provokant aus dem authentischen Repräsentationsort
des Königs entwickelt und dargestellt werden, frei
von ideologischem Ballast. Im Mittelpunkt steht die
Persönlichkeit Friedrichs. In zwölf Themenbereichen, elf
davon im Schloss und der zwölfte im Park Sanssouci, tritt
der „private“ Friedrich genauso auf wie der Staatsmann,
Feldherr und begnadete Selbstdarsteller.
Anton Graff: Friedrich der Große
1781, 62 x 51,5 cm, Schloss Sanssouci. Foto: Jörg P. Anders
© Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg
Der südkoreanische Künstler Ukn Lee (*1963) schafft Werke auf Leinwand
und Seide, die das Getümmel von Menschen unserer Zeit im öffentlichen
Raum zeigen. Ihre Plastizität resultiert aus der Perspektive mehrerer
Arbeitsebenen. Aus der heutigen Situation heraus entstanden Bilder von
durcheinanderschwirrenden Flugzeugen und Menschen
Ukn Lee: fliegen-fliegen-fliegen, 2012
Öl auf Leinwand, 100 x 120 cm
Zehn in Berlin lebende Künstler beschäftigen sich mit
der Rolle von Religion und Tradition in ihrer Kunst. Die
Ausstellung vereint dabei KünstlerInnen, die sich mit den
drei monotheistischen Religionen Islam, Christentum
und Judentum befassen bzw. von diesen geprägt
wurden. Ausgehend von einer jeweils sehr persönlichen
Auseinandersetzung, entsteht ein interreligiöser Dialog,
der sowohl konfliktbeladen ist als auch vom friedlichen
Nebeneinander der Religionen zeugt.
Rund 80 Arbeiten aus Fotografie, Malerei, Video und
Installation thematisieren die Ästhetik der Religion und
stellen bewusst kunsthistorische Bezüge her.
Dieter Zimmermanns 2002 begonnene Serie „Der Grübelzwang“ besteht
aus über 620 Leinwänden in der Einheitsgröße von 40 x 50 cm. Jede
Leinwand wird wiederum in 3 x 4 Ausschnitte unterteilt, wobei in den
12 Bildfeldern Alltagsdinge, Traumsequenzen oder Szenen auf dem
Land dargestellt werden. Ein gewaltiger Farbteppich spannt sich wie ein
unendlich wimmelnder Bilderkosmos im Ausstellungsraum M 1 auf.
Dieter Zimmermann: Der Grübelzwang.
Nr. 436, 2007, Acryl, Öl auf Leinwand,
40 x 50 cm, Repro: Thomas Kläber
Blick in den ersten Raum der Galerie
32
AUSSTELLUNGEN
Ephraim-Palais | Stadtmuseum Berlin, Poststr. 16, 10178 Berlin
bis 28.10., Di u. Do–So 10–18h, Mi 12–20h, 030 - 240 02-162
www.stadtmuseum.de, www.facebook/BERLINmacher.de
Galerie Horst Dietrich, Giesebrechtstr. 19, 10629 Berlin-Charlottenburg
bis 28.7., Mi–Fr 14–19h, Sa 11–15h und nach Vereinbarung
www.GalerieDietrich.de
Claudia Kallscheuer – Heiter bis glücklich
Das Sticken und Nähen ist Claudia Kallscheuers zentrales künstlerisches
Ausdrucksmittel. Es ermöglicht ihr, Kleinigkeiten im Wert hervorzuheben
– Werte, die wir meist nicht mehr beachten. Einfaches und Belangloses entrückt sie durch das Schreiben an der Nähmaschine. Prozesshaft, wiederholend, verknüpft mit dem kalkulierten Chaos der hängenden Fäden.
BERLINmacher 775 Porträts – ein Netzwerk
BERLINmacher, Raumskulptur,
Foto: Michael Setzpfandt
© Stiftung Stadtmuseum Berlin
Kunstmuseum Dieselkraftwerk, Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus
bis 26.8., Di–So 10–18h
www.museum-dkw.de
Alexandra Huber – Malerei und Zeichnung
Die Galerie Dietrich gewährt einen Einblick in das schier unerschöpfliche
Werk der Künstlerin, die, von der Art Brut geprägt, alltägliche Begegnungen
und Motive in poetische oder augenzwinkernde Szenen verwandelt und
sie mit charmanten Sinnsprüchen versieht: Eine heitere Conditio humana,
die sie auf großformatige Leinwände, kleine tagebuchartige Papierarbeiten,
Stelen und hölzerne Diptychen malt, ritzt und collagiert.
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin-Kreuzberg
Opening: 29.6., 19h, 30.6.–19.8., tgl. 12–19h
www.kunstraumkreuzberg.de
In der Sonderausstellung zum diesjährigen Stadtjubiläum
erwarten die Besucher 775 „Berlinmacher“. 75 historische
Biografien verdichten sich zu einem assoziativen Netz­
werk. So verbindet den Studentenführer Rudi Dutschke
die Liebe zur Debatte mit der Salonière Henriette
Herz, sein Charisma mit dem Philosophen Friedrich
Schleiermacher und der Hang zum öffentlichen Protest
mit der DDR-Rockmusikerin Tamara Danz. Diese Szeno­
grafie verrät viel über die Berliner und auch darüber,
was diese Stadt so einzigartig macht. Eine begehbare
Installation von 700 heutigen Berlinern erweitert die
Schau um die aktuelle Sicht. Gefördert durch: Stiftung
Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Galerie am Rathaus, Wartburgstr. 15, 10825 Berlin-Schöneberg
bis 7.9., Di u. Do/Fr 15–18h
www.galerieamrathaus.de
Dieter Zimmermann – Der Grübelzwang
Neues Palais im Park Sanssouci, Potsdam
bis 28.10., Informationen und Online-Ticketverkauf unter
www.friederisiko.de
Reise nach Jerusalem
Iwajla Klinke: Guideo, 2012
Ukn Lee – Die Welt fliegt nach Berlin
Claudia Kallscheuer: Wetterbericht
(Ausschnitt), 2012, Nessel, Stickerei
170 x 110 cm, Foto: Fürcho GmbH
mianki Gallery, Kalckreuthstr. 15, 10777 Berlin-Schöneberg
Opening: 21.6., 19–24h, 22.6.–18.8., Di–Fr 15–19h, Sa 11–16h
030 - 36 43 27 08, www.mianki.com
Birgit Huebner – see dance singing
In den Fotocollagen, Installationen und Performances der Düsseldorfer
Künstlerin steht der Körper als Mittler zwischen Innen und Außen
im Zentrum. Dabei kombiniert Huebner poetisch-humorvoll eigenes
Bildmaterial, sodass die Vorgänge des Tanzens, Singens und Dirigierens
verfremdet und absurd wirken und die isolierten Körperteile ein surreales
Eigenleben zu führen scheinen.
Birgit Huebner: aus der Serie „Füße“, 2010
Collage auf Papier, 50 x 70 cm
Galerie Funke, Willibald-Alexis-Str. 14, 10965 Berlin-Kreuzberg
Opening: 14.7., 18h, 15.7.–4.8., Mi–Fr 13–18h, Sa 12–15h and by appt.
www.galeriefunke.de
AUSSTELLUNGEN
33
Neue Linien. Neuerwerbungen grafischer Kunst für
die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages
Zwei eigens für die Ausstellung konzipierte Installa­
tionen von Brigitte Waldach und Franca Bartholomäi
führen die Spannbreite zeitgenössischer Grafik vor Au­
gen, die Vielfalt der Formate und Techniken, die sich
auch in den neuerworbenen Grafiken von Stephanie
Backes, Sabine Banovic, Franca Bartholomäi, Matthias
Beckmann, Lucie Beppler, Karoline Bröckel, Juliane
Ebner, Katharina Hinsberg, Georg Jappe, Edgar Knob­
loch, Brigitte Waldach und Sonja Weber offenbart.
Kulturtransfers #4
Kubus oder Kuppel. Moschee – Perspektiven einer Bauaufgabe
Für die Architektur von Moscheen gibt es zwar Traditionen und Bezüge,
jedoch nur wenige ästhetische Gestaltungsvorschriften. Die Bauaufgabe
kann immer wieder neu erdacht, erfunden, erbaut und von Künstlern in
ihren Installationen, Objekten und Fotografien hinterfragt werden. Die
Ausstellung stellt Gestaltungsentwürfe unter verschiedenen Aspekten vor.
Azra Aksamija: aus der Serie
„Dirndlmoschee“, 2005 © Azra Akamija
Nataly Hocke – Leitkultur
Bis zum 9. September im
Kunst-Raum des Deutschen Bundestages
www.kunst-im-bundestag.de
Rebecca Horns Meisterschülerin schafft Metaphern zu menschlichen Befind­
lichkeiten und Sehnsuchtsprojektionen: Aus Fundstücken und „armen“
Materialien baut sie klug durchdachte Installationen und Objektkästen
– in die Welt entlassen sind das freie, vieldeutige Bühnenwelten. Mit einem
Augenzwinkern setzt die Künstlerin den Begriff „Leitkultur“ mit dem roten
(Leit-)Faden ihres eigenen Kunstkosmos gleich.
Annemirl Bauer – In meinem eigenen Lande.
Annemirl Bauer (1939–1989) war Malerin in Ost­
berlin. Sie bezahlte ihre unbeugsame Haltung mit
Ausgrenzung und Bespitzelung. Die Ausstellung im
­Mauer-Mahnmal würdigt sie als Malerin und Dissi­
dentin.
Detail aus der Raumzeichnung „nervös“ für
den Kunst-Raum des Deutschen Bundestages
© Brigitte Waldach
Nataly Hocke: Handabzug, 2011/12
Detailansicht vom Objekt und
Galerie-Fotografie-Edition
GEDOK Berlin 2012 – LebensSICHTEN
Ingeborg Leuthold: Frau mit
rotem Hut, 1992/93
Susan Donath: Status, 2011
34
AUSSTELLUNGEN
Niels Sievers: Antistar, 2012, Öl, Sprühfarbe
auf Leinwand, 200 x 150 cm © Niels Sievers
DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstr. 70, 10625 Berlin-Charlottenburg
Opening: 12.8., 17h, 13.8.–23.9., Finissage: 23.9., 15h
Do/Fr 15–19h, Sa/So 12–16h
S-Bahn: Savignyplatz, Bus: M49, X34: Kantstraße/Schlüterstraße
Tel: 030 - 313 36 56, www.dasverborgenemuseum.de
Info: GEDOK Berlin, Tel./Fax 030 - 441 39 05
info@GEDOK-berlin.de, www.GEDOK-berlin.de
C & K unterwegs, zu Gast in der Guardini Galerie, Askanischer Platz 4
10963 Berlin-Kreuzberg, Opening: 27.7., 19–21h, Finissage: 25.8., 21.30h:
J. Gies, Saxophon-Performance; Di–Fr 14–19h, Sa 12–18h and by appt.
0172 - 184 33 11, www.facebook.com/CundKunterwegs
Hartmut Neumann – Mit und neben der Natur
Hartmut Neumann konstruiert Natur, die sich aus erkennbaren Tieren
und Pflanzen zusammensetzt und doch fremdartig erscheint. Nachdem
er diese Arrangements fotografiert hat, werden sie wieder zerstört. Einen
Schwerpunkt der Ausstellung bilden Arbeiten, die sich mit dem Thema
des Kosmos befassen. Dabei bildet Neumanns Sicht auf die Natur den
Bezugsrahmen zu den Arbeiten von Alfred Ehrhardt.
Jenny Brockmann/Hannelore Buschkötter/Susan
Donath/Antoni
Droht/Barbara
Jedermann/
Anneliese Konrat-Stalschus/Ingeborg Leuthold/
Ursula Tietz/Eva-Marie Treppe/Margot Trierweiler/
Anna Simone Wallinger
Kuratiert von: Erika Großmann und Monika Bühr
Eröffnungsrede: Dr. Birgit Möckel
Musik: Adelheid Krause-Pichler – Querflöte
Die Ausstellung wird ergänzt durch Lesungen.
Semjon Contemporary, Schröderstr. 1, 10115 Berlin-Mitte
bis 28.7., Di–Sa 13–19h, Sommerpause: 31.7.–6.9.
030 - 784 12 91, www. semjoncontemporary.com
Dies ist die Nacht, die tausend Tagen Trotz kann sagen
Die Nacht als eigenwilliger Erkenntnis- und Wahrnehmungsraum ist
Thema dieser Ausstellung. Präsentiert werden Malerei der Künstler N.
Sievers und S. Drühl, großformatige Zeichnungen von L. Bruce, Porzellane
und Sootografien von M. R. Fischer und Skulpturen von R. Thomas mit
einem performativen Eingriff am Eröffnungsabend.
Verlängert bis zum 31.8. im
Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages
www.mauer-mahnmal.de
Die älteste und die jüngste Generation bildender
Künstlerinnen der GEDOK Berlin zeigen ihre
Sicht auf Vergangenheit und Gegenwart in Werken
der Malerei, Grafik, Bildhauerei, Fotografie und
Bildweberei:
ifa-Galerie Berlin, Linienstr. 139/140, 10115 Berlin-Mitte
27.7.–30.9., Di–So 14–19h
www.ifa.de
Hartmut Neumann: Kosmos 2, 2011
Pigmentdruck auf Barytpapier
112 x 100 cm © the artist
Alfred Ehrhardt Stiftung, Auguststr. 75, 10117 Berlin-Mitte
Opening: 20.7., 19h, 21.7.–7.10., Di–So 11–18h, Do bis 21h
www.alfred-ehrhardt-stiftung.de
Ralph Gibson
Die über 60 Fotografien umfassende Einzelausstellung gewährt Einblick
in das fotografische Schaffenswerk von Ralph Gibson aus über vier
Jahrzehnten – von mystisch-surrealen Werken aus der weltbekannten Serie
„The Somnambulist“ über Fotografien aus den Bildstrecken „Deja-Vu“ und
„Days at Sea“ bis hin zu neuen Aktfotografien der jüngsten Vergangenheit.
Ralph Gibson: Untitled, 2008
© Ralph Gibson
CAMERA WORK, Kantstr. 149, 10623 Berlin-Charlottenburg
bis 4.8., Di–Sa 11–18h
www.camerawork.de
AUSSTELLUNGEN
35
Roy Lichtenstein: Modern Painting with Wedge, 1967
Öl auf Magna auf Leinwand, 87 x 125 cm
Foto: Kunsthalle Weishaupt, Ulm
Luigi Ghirri: Atelier Morandi, Grizzana, 1989/90
C-Print, 43 x 50,5 cm, DZ BANK Kunstsammlung
© Eredi di Luigi Ghirri/Courtesy: Sammlung DZ Bank und
siebenhaar art projects, Königstein/Ts.
Selim’s Family Groupshot, 2012
© Daniel & Geo Fuchs
36
AUSSTELLUNGEN
Das Raster in der Kunst nach 1945
Damien Hirst
Die Ausstellung nähert sich der Bedeutung und Rezeption
des Rasters in der Kunst nach 1945. Die zentralen Fragen,
die sich die teilnehmenden Künstler dabei stellen,
betreffen v. a. Rationalität und Farbverteilung innerhalb
regelmäßiger Strukturen. Aber auch die Fehlstelle oder
die bewusste Asymmetrie innerhalb reglementierter
Formen spielen in einem Teil der Ausstellung eine Rolle.
In der Pop-Art geriet zudem das Punktraster und die
damit verbundene Reproduzierbarkeit durch den Druck
in den Fokus. Ebenso beschäftigen sich zeitgenössische
Künstler mit der „Rasterfahndung“, dabei oftmals vor
aktuellem oder politischem Hintergrund.
Parallel zur ersten umfassenden Retrospektive von Hirsts
kontrovers diskutiertem Werk in der Londoner Tate
Modern zeigt die Galerie von Céline und Heiner Bastian
als vorläufig bundesweit einziger Ausstellungsraum
ebenfalls einen bedeutenden Überblick zum Werk
des Künstlers: Bilder und Skulpturen, bei denen die
Oberfläche der Wirklichkeit wie auch ihre scheinbare
Schönheit als Vergänglichkeit erscheinen. Eine der
Grunderfahrungen in diesen Werken ist die Absurdität
und Leere unseres Lebens, der kalte, nüchterne Zweifel,
der wie ein klinischer Befund die Conditio humana
durchzieht. Hirsts wesentliche Frage der Kunst lautet:
„Was sehen wir am Ende der empirischen Betrachtung?“
Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schlossplatz 13, 70173 Stuttgart
bis 7.10., Di–So 10–18h, Mi u. Fr bis 21h
www.kunstmuseum-stuttgart.de
Damien Hirst: Placet Berlin Charity Spin, 2010
Schmetterlinge, Acrylfarbe auf Zeichenkarton
Ø 71 cm © Damien Hirst and Science Ltd./DACS
Galerie Céline & Heiner Bastian
Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin-Mitte
bis 28.7., Mi–Fr 11–18h, Sa 11–16h
Malerei in Fotografie – Strategien der Aneignung
Anton Henning – Chapardages, Style & Volupté
Wie die Fotografie die Malerei revolutionierte, wurde
bereits in unzähligen Publikationen und Ausstellungen
genauestens erörtert. Das Städel-Museum richtet den
Blick in die entgegengesetzte Richtung und untersucht
den Einfluss der Malerei auf die Fotografie. Die
Herangehensweise ist dabei völlig anders und spannt den
Bogen von der inszenierten Fotografie über malerisch
bearbeitete Aufnahmen bis hin zur fotografischen
Aneignung der Kunstgeschichte. Die Frankfurter
Institution präsentiert Werke aus ihrer eigenen
umfassenden Sammlung, die von den 1960er-Jahren bis
in die Gegenwart reichen.
Anton Henning zeigt in seiner bis zum 28.7. verlängerten
Einzelausstellung bei upstairs neue Arbeiten, die als
Reaktion auf ein ebenfalls präsentiertes Gemälde von
Géricault entstanden. Von diesem Aktbild ausgehend
unternimmt Henning einen Rundgang durch die neuere
Kunstgeschichte, untersucht dabei die Möglichkeiten
der Malerei und ihrer Rezeption sowie die Grenzen von
Originalität und Stil.
Städel Museum
Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main
27.6.–23.9., Di u. Fr–So 10–18h, Mi/Do 10–21h
Eintritt: 12 €, erm. 10 €, www.staedelmuseum.de
Anton Henning: Interieur No. 509, 2012
Acryl und Foto-Print auf Leinwand, 188,5 x 220,5 cm
© Anton Henning, Foto: Jörg von Bruchhausen
upstairs berlin
Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin-Mitte
bis 28.7., Mi–Fr 11–18h, Sa 11–16h
www.upstairs–berlin.com
Art & Toys – Collection Selim Varol
Indianische Moderne – Kunst aus Nordamerika
Der Sammler Selim Varol sammelt seit seiner Kindheit
Toys und besitzt mit rund 15.000 Figuren eine der
größten dieser Sammlungen Europas. Einen weiteren
Sammlungsschwerpunkt bilden Arbeiten von Künstlern,
die ihren Ursprung in der Street Art und im „PopSurrealismus“ haben. Kennzeichnend für alle Werke sind
die enge Verknüpfung zwischen Kunst und Alltag sowie
ihr oft humorvoller oder subversiver Charakter.
Etwa 90 Werke – Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus
der Sammlung des Ethnologischen Museums – gewähren
einen ungewöhnlichen Einblick in die indianische Kunst
des späten 20. Jahrhunderts aus den USA und Kanada.
Im Zentrum steht die kontinuierliche Entwicklung
dieser Kunst in den vergangenen 40 Jahren, der
„Indianischen Moderne“, die in Deutschland trotz der
traditionellen Bewunderung für die indianische Kultur
nur wenig bekannt geworden ist. Zahlreiche innovative
Werke zeigen die tägliche Auseinandersetzung mit den
sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Gegebenheiten innerhalb der nordamerikanischen
multiethnischen Gesellschaft.
me Collectors Room Berlin/Stiftung Olbricht
Auguststr. 68, 10117 Berlin-Mitte
bis 16.9., Di–So 12–18h
www.me-berlin.com
Harry Fonseca: Coyote-Cigarstore Indian, 1985
Acryl auf Leinwand, 121 x 81 cm
Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Lahnstr. 8, 14195 Berlin-Dahlem
bis 27.10., Mo–Fr 10–18h, Sa/So 11–18h, www.smb.museum
AUSSTELLUNGEN
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Simon Czapla: Lady of the Ocean, 2011
Acryl auf Baumwolle,130 x 100 cm
Ateliereinblicke 2012 – Simon Czapla
Deutsche Wohnen AG – GEHAG Forum
Der Maler Simon Czapla ist Gast der EnBW-Aus­
stellungsserie „Ateliereinblicke 2012“. Die großfor­ma­
tigen, bunten Bilder Czaplas sind eine eigenständige
Mischung aus hyperrealistischer Malerei, die an barocke
Meister erinnert, und Popart-Elementen. Menschenund ­ Tiergestalten, häufig auch Mischwesen, stehen im
Zentrum der Bilder. Die miteinander kombinierten
Bildelemente entstammen dem visuellen Gedächtnis des
Künstlers und spiegeln persönliche, ironische, kuriose
und manchmal auch provokante Kommentare auf die
Lebensverhältnisse.
Ann Besiers Gemälde thematisieren die Bedeutung von
Tieren in der mythologischen Welt des Menschen und
stecken voller zivilisationskritischer Rätsel.
Sven Reiles Werkzyklus trägt den Titel „Phobos“. Die
Arbeiten zeigen Teile des Universums. Auf dunklen
Hintergrund setzt Reile Planeten oder deren Teilansichten.
Die Oberflächen mit ihren Kraterlandschaften erinnern
an den menschlichen Schädel.
Thomas Reimanns Skulpturen aus Stein sind klassisch
und streng in ihrer formalen Gestaltung. Bewusst lässt
er Reste des unbehauenen Blocks stehen, die einen
spannenden Kontrast zur skulpturalen Arbeit bilden.
EnBW Showroom Berlin
Schiffbauerdamm 1, 10117 Berlin-Mitte
20.7.–31.10., Mo–Fr 11–19h, Sa 11–16h, Eintritt frei
www.enbw.com
Deutsche Wohnen AG – GEHAG Forum
Mecklenburgische Str. 57, 14197 Berlin
bis 12.9., Mo–Fr 9–19h
www.deutsche-wohnen.com
Ann Besier: TÄTER-OPFER-RETTER, 2011
Acryl, Goldbronze, Seidenblumen auf Leinwand, 140 x 100 cm
Christian Hahn – HEUREKA
Special Guest: Judith Walgenbach
Frank Jakobowski und Betty Feix – Die andere Spur
Betty Feix malt und schreibt mit heftiger Geste auf
Leinwand und Papier. Frank Jakobowski baut eigenwillige
Modelle aus Holz und Pappe und gewährt einen Einblick
in seine Welt. Beide Künstler gehören zur Künstlergruppe
„Blumenfisch“ der VIA Werkstätten GmbH. Frank
Jakobowski stellt erstmals seine Werke öffentlich aus.
Faszinierende Räume, dynamisierte Bildstrukturen und
ein überbordendes Repertoire an Motiven, Szenen und
Figuren charakterisieren die Bildwelten des Hamburger
Malers Christian Hahn. Sie geben den Blick auf
verstö­rende Szenarien frei, zeigen rätselhafte Figuren
bei undurchschaubaren Handlungen und eröffnen
verwirrende Perspektiven. Judith Walgenbachs plastische
Arbeiten und Fotografien sind zwischen Kunst und
Wissenschaft angesiedelt und erforschen neue Formen
der Wissensgenerierung.
Christian Hahn: Genetic Solution, 2009
Öl auf Leinwand, 250 x 230 cm
Natela Iankoshvili: Autumn in Akhtala, 1976
Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, Courtesy: Galerie Kornfeld, Berlin
38
AUSSTELLUNGEN
Zitadelle, Bastion Kronprinz
Am Juliusturm 64, 13599 Berlin-Spandau
bis 2.9., tgl. 10–17h (auch an Feiertagen)
www.zitadelle-spandau.de
Betty Feix: John und Betty unter Bäumen, 2011
Mischtechnik, 100 x 100 cm
Galerie ART CRU Berlin, im Kunsthof
Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin-Mitte
Opening: 31.7., 19h, 1.8.–15.9., Di–Sa 12–18h and by appt.
030 - 24 35 73 14, www.art-cru.de
Iankoshvili
trans.formation.identität – Zwischenräume
Die ausnahmslos gegenständlichen Gemälde von Natela
Iankoshvili (1918–2007) zeichnen sich durch eine
einzig­artige Farbstärke und Leuchtkraft aus. Kräftige,
mit wenigen breiten Pinselstrichen sicher umrissene
Formen auf schwarzem Grund verbinden sich zu ­ ele­
ganten, ausdrucksstarken Porträts und farbsprühenden
Landschaften. In der Einzelausstellung sind ausgewählte
Gemälde und grafische Arbeiten aus unterschiedlichen
Schaffensphasen der vielfach ausgezeichneten ­ geor­gi­
schen Künstlerin (u. a. mit dem Shota-Rustaveli-Preis,
dem höchsten Kunstpreis Georgiens) erstmalig in
Deutsch­land zu sehen.
In den präsentierten Installationen, Videos und Foto­
grafien hinterfragen die französischen KünstlerInnen
Sandra Riche, Nicolas Rossi und Mehryl Levisse die
Transformation des eigenen Ichs und projizieren ihre
Erkenntnisse auf die Kunstwerke. Die von Andrea Lehner
kuratierte Ausstellung führt den Betrachter zu seinen
imaginären Zwischenräumen und regt Fragen nach der
kulturellen Identität und nationalen Zugehörigkeit an.
Galerie Kornfeld
Fasanenstr. 26, 10719 Berlin-Charlottenburg
bis 8.9., Di–Sa 11–18h, www.galeriekornfeld.com
Mehryl Levisse: La capitulation du traversin, 2011
Farbfotografie, 67 x 100 cm
Kunsthaus sans titre
Französische Str. 18, 14467 Potsdam
bis 8.7., Do–So 15–19h and by appt.
0178 - 694 83 91, www.sans-titre.de
AUSSTELLUNGEN
39
Antony Gormley – Horizon Field Hamburg
„Horizon Field Hamburg“ ist ein technisch hoch­kom­
plexer „fliegender Teppich“, der in Reaktion auf die
Bewegungen und Aktivitäten der Menschen, die sich
auf ihm befinden, in Schwingung gerät. Der Besucher
wird hier selbst zum Teil des Kunstwerkes. Die riesige
Plattform schwebt 7,5 Meter über dem Boden der
leeren, fast 4.000 m2 großen Deichtorhalle. Bis zu 100
Besucher können sich gleichzeitig auf dieser einmaligen
schwarzen, spiegelnden Oberfläche aufhalten und dort
Raum, Zeit und die Interaktion mit anderen Menschen
auf unvergleichliche Art erfahren.
Antony Gormley: Horizon Field Hamburg (Rendering) 2012
© Antony Gormley Studio
Mutter Berlin – Stadt der Träume und Enttäuschungen, der Illusion und
harten Realität. Sie versinnbildlicht das moderne Leben und den Moloch,
der Einzelne verschlingen kann. Zwei Berliner Maler zeigen ihre Blaupause
eines Berlin, wie sie es erleben und sehen.
C. D. Aschaffenburg: Schlangenbader, 2012
Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm
© C. D. Aschaffenburg
Interessierte Besucherinnen und Besucher können sich drei
Tage lang Einblick in das Schaffen der Studierenden aller
Kunst-Disziplinen verschaffen. In Ateliers, Probebühnen,
Fluren, Werkstätten und Studios an verschiedenen
Stand­orten sind Arbeiten aus der ganzen Bandbreite der
Künste zu sehen. Die Fakultäten präsentieren sich in den
Bereichen Bildende Kunst, Design, Mode, Architektur,
Experimentelle Mediengestaltung, Bühnenbild, Visuelle
Kommunikation, Schauspiel, Musiktheater, Tanz und
Klangkunst. Auch der UdK-Buchshop, dessen Gestaltung
jedes Jahr von den Studierenden neu konzipiert wird, ist
für Besucher geöffnet.
dorisberlin, Nollendorfstr. 15, 10777 Berlin-Schöneberg
Opening: 10.8., 18h, 11.8.–8.9., Di–Fr 15–19h, Sa 11–16h
and by appt., 030 - 97 86 83 24, www.dorisberlin.com
Festhalle: Roman Lipski und Thomas Hillig
10.7.–4.8. only by appt.
Erregende Zwiesprache: Henze und Peuckert
Der mögliche Tumult der Farben wird gebändigt durch die ausholende
Geste des Malers. Mehr geniale Ahnung als kalte Kalkulation verleiht
den Bildern Volker Henzes ein Energiefeld, das kraftvoll strahlt. Seine
expressiven Leinwände stehen zu den schweigsamen Papierarbeiten von
Sabine Peuckert in erregender Zwiesprache. Die beiden Berliner Künstler
vermitteln Zusammenklang im Gegensatz.
Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstr. 1–2, 20095 Hamburg
bis 9.9., Di–So 11–18h, 1. Do im Monat 11–21h, Eintritt frei
www.deichtorhallen.de
Rundgang 12 – Tage der offenen Tür an der
Universität der Künste Berlin
Josephin Ritschel: o. T., 2012, Bleistift und Buntstift © UdK Berlin
City Sights – Kathrin Rank und C. D. Aschaffenburg
Volker Henze: Bedingung-D.K.
Acryl/Öl auf Leinwand, 165 x 125 cm
Galerie Ei, Göhrener Str. 14, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg
Opening: 4.7., 19h, 5.7.–1.9., Mi–Fr 15–19h, Sa 12–16h
www.galerie-ei.de
Highway 5
„Kunst aus Kalifornien“ lautet das Motto der Sommerausstellung, die mit
Farbstudien aus gefundenem, geschweißtem Metall von David Buckingham
aus Los Angeles und Papiercollagen von Rex Ray aus San Francisco
aufwartet.
David Buckingham: Colorstudy, 2012
geschnittenes, geschweißtes,
gefundenes Metall, 76 x 76 x 7,6 cm
UdK-Rundgang vom 13. bis zum 15.7.
Eintritt frei, Programm aller Ausstellungsorte unter
www.udk-berlin.de, rundgang@udk-berlin.de
Kit Schulte Contemporary Art, Winterfeldtstr. 35, 10781 Berlin-Schöneberg
Opening: 27.7., 19h, 28.7.–25.8., Mi–Fr 14–16h, Sa 12–16h
ab 1.7.: Fr/Sa 15–19h and by appt., www.kitschulte.com
Ameret – Sommerwind
Fahnen, Texte, Lesung in Zusammenarbeit mit Marga Schoeller Bücherstube.
In der Fahneninstallation geht es um Menschen, Sommergefühle, Licht,
Schatten, Fülle, Leere und Texte.
Freimaurerische Motive in der Kunst
Die Sprache der Symbole
Was sagt uns die Symbolik der Freimaurer? Ausgehend
davon, „dass man nur sieht, was man weiß“ (Goethe),
nähern sich die in der Gruppenausstellung vertretenen
Künstler in ihren Gemälden und Zeichnungen dieser
Thematik. Wie unterschiedlich die Symbolik der Frei­
maurer aufgefasst werden kann, wird u. a. in Jens
Ruschs Arbeiten, der sich mit den sichtbaren Metaphern
und unsichtbaren Relationen auseinandergesetzt hat,
deutlich, wohingegen Eva Bur am Orde bewusst wie
auch unbewusst die sichtbare Symbolik dieser Materie in
ihren Arbeiten versinnbildlicht und die Ausdruckskraft
der Symbole damit verstärkt.
Jens Rusch: Vanitas
40
AUSSTELLUNGEN
GALERIE FINE ART, 04109 Leipzig, Katharinenstr. 1–3, 1. OG
Opening: 3.8., 19.30h, 4.8.–28.9., Mo–Fr 11–18h and by appt.
0151 - 17 26 75 12, www.galerie-fine-art.net
Familienfest, 150 x 320 cm
Acryl auf Fahnenseide
Temporary Gallery Berlin (tgb), Mommsenstr. 42, 10629 Berlin-Charlottenburg
25.7.–24.8., Mi–Fr 14–18h, Sa 13–15h
www.temporary-gallery-berlin.com
miss painting –
Katja Brinkmann, Franziska Holstein, Kristina Schuldt, Anne Vorbeck
Vier Malerinnen – vier Positionen. Der nicht versiegenden Sehnsucht
nach Malerei auf der Spur, thematisiert diese Ausstellung unterschiedliche
künstlerische Haltungen und Auseinandersetzungen mit den grundlegenden
Aspekten der Malerei.
Kristina Schuldt: Paris, 2011, Öl und
Eitempera auf Leinwand, 105 x 147 cm
Galerie|Kunsthaus Erfurt, Michaelisstr. 34, 99084 Erfurt
Opening: 13.7., 20h, 14.7.–25.8., Di–Fr 12–18h, Sa 12–16h
www.kunsthaus-erfurt.de
AUSSTELLUNGEN
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Neues Kunst-Highlight im Herbst: Berlin Art Week
Berlin Art Week – die Initiatoren:
v.l.n.r.: Christian Boros, Moritz
van Dülmen, Marius Babias,
Christina Weiss, Silke Neumann,
Kristian Jarmuschek, Sybille
von Obernitz, Karin Rebbert,
Thomas Köhler, André Schmitz,
Udo Kittelmann, Gabriele Horn,
Alexander Schröder
Credit: Jens Jeske/Berlin Art Week
Vom 11. bis zum 16. September findet erstmalig die
Berlin Art Week statt – neue kulturelle Plattform
und Ersatz für das abgesagte Art Forum. Der Berliner
Herbst soll damit ein fester Termin im nationalen und
internationalen Kunstkalender bleiben und „ein neues
Gesicht“ erhalten. Dafür werden zukünftig an einem
Strang ziehen: die Kunstmesse Preview und die abc,
Nationalgalerie, n.b.k., Berlinische Galerie, NGBK,
KW Contemporary, die Senatoren für Kultur und
Wirtschaft sowie eine Vielzahl Berliner Galerien.
Die Messen abc und Preview wollen ihre Profile
weiter schärfen: So wird die abc in der Station Berlin
neben Einzelpositionen zeitgenössischer Künstler auch
Interventionen und Vorträge zeigen, die von ‚Artist
Space’ New York organisiert wurden. In Zusammen­
arbeit mit der NGBK, der Alten Nationalgalerie und
dem Berliner Künstlerprogramm wird die Berlinische
Galerie unter anderem die Ausstellung „Alfredo Jaar
– The way it is“ zeigen. Mit der ersten institutionellen
Ausstellung von Arno Brandlhuber legt der Neue
Berliner Kunstverein den Schwerpunkt auf Architektur
und Stadtentwicklung. Weiterhin präsentieren die
Institutionen u. a. Ausstellungen von Paul McCarthy,
Cy Twombly, Wael Shawky und Agathe Fleury.
www.berlinartweek.de
Impressum | Imprint
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Chefredakteurin: Katharina Helwig
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Redaktion & Texte: Elisabeth Braunshier, Stefanie Frassek,
Isabella Hammer, Annabell Manz, Martha Papok, Agathe
Power, Anne Schlag, Eileen Seifert, Steffi Weiss
Gastautoren in dieser Ausgabe:
Übersetzungen: Brian Poole
Lektorat: Dagmar Tränkle
Grafik: Matej Košir
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Onlineredaktion: Julia Schmitz
Webdesign: Marius Bruns, www.robinson-cursor.de
Druck: Druckerei Conrad GmbH, www.druckereiconrad.de
Distribution: DHL GoGreen – wir versenden klimaneutral,
Deutsche Post Pressevertrieb
Erscheinungsweise: 40 000 Exemplare, 10-mal im Jahr,
Doppelausgaben: Jul./Aug. und Dez./Jan. Es gelten die
Mediadaten 2012.2
Alle Ausstellungshinweise im KUNST Magazin sind für
Galerien, Museen und Ausstellungshäuser kostenpflichtig.
Eine tagesaktuelle Übersicht zu allen Veranstaltungen im
KUNST Kontext in Deutschland finden Sie im Kalender auf
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www.berlinartweek.de
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