Hässliche Schweiz

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Hässliche Schweiz
8
Freitag, 22.2.2013
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Woche 8
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3. Jahrgang
5.–
Aus der Community:
«Wetten, der Typ
heisst Vasella ;-)»
blacksheep zu «Glückspilz
gewinnt über 75 Millionen
Franken bei EuroMillions»,
tageswoche.ch/+bdfrd
Zeitung aus Basel
tageswoche.ch
Foto: Stefan Bohrer/Bearbeitung: Nils Fisch
Hässliche Schweiz
Es ist höchste Zeit, die Verschandelung
des Landes zu stoppen, Seite 6
TagesWoche
Zeitung aus Basel
Gerbergasse 30
4001 Basel
Tel. 061 561 61 61
Masslose Manager Die Saläre der Topkader steigen immer weiter –
mehr «Aktionärsdemokratie» wird daran nichts ändern, Seite 16
Totes Basel Der Filmemacher Stephan Laur über die «wilden»
1980er-Jahre, Freiräume und die Wut der Jungen, Seite 22
Der Agent: Ex-CIA-Mann Tony Mendez erzählt, wie sich die in «Argo»
verfilmte Befreiungsaktion in Teheran wirklich abspielte, Seite 36
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Editorial
22. Februar 2013
Aus Gras wird Beton
von Remo Leupin, Co-Redaktionsleiter
Die Horrorvision einer verschandelten
Landschaft hing vor 40 Jahren in fast jedem
Schulzimmer. Staunend betrachteten wir
Kinder die sieben aufklappbaren Zeichnungen von Jörg Müllers Bildmappe «Alle Jahre
wieder saust der Presslufthammer nieder».
Mit detektivischem Eifer fahndeten wir
auf den Bildern nach den baulichen Veränderungen, die ein Dorf allmählich in eine
Betonwüste ver wandelten – und realisierten
nicht, dass die ersten Vorboten der gezeichneten Anti-Utopie direkt vor unserer Haustüre auftauchten.
Ich verbrachte meine Kindheit in Muttenz,
einer Gemeinde, die in den 1970er-Jahren
einen markanten Wachstumsschub erfuhr,
vor allem im Gebiet zwischen dem Bahnhof
und der St. Jakobs-Strasse. Hier gingen
meine Freunde und ich zur Schule. Vis-à-vis
von unserem Wohnblock weideten Schafe,
unser Schulweg, eine kleine Schotterstrasse,
führte mitten durch Mais- und Kornfelder.
Wenn ich heute meinen ehemaligen Schulweg entlang gehe, sehe ich: Häuschen reiht
sich an Häuschen, Carport an Carport,
Vorgarten an Vorgarten … Wie Muttenz ging
es vielen Gemeinden in den «Speckgürteln»
rund um die grossen Städte. Der Landhunger
ist riesig, die Agglomerationen fressen sich
immer tiefer ins Land hinein.
Solcher Raubbau dürfte eigentlich nicht
sein. Seit 1969 verpflichtet die Bundesverfassung Kantone und Gemeinden zum «haushälterischen Umgang mit dem Boden», und
seit 1980 existiert ein Raumplanungsgesetz,
das der «Verhüslisierung» der Schweiz
Schranken setzen soll. Ohne Erfolg.
Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes, über das wir am 3. März abstimmen, will der Bund die weitere Zersiedelung
bremsen. Ob das gelingt, ist fraglich. Denn
selbst bei einer Annahme der Vorlage bliebe
die Entscheidungshoheit, wo künftig was
gebaut wird, weiterhin bei den Kantonen
und Gemeinden – und die kümmern sich
vielerorts lieber um neue Steuerzahler als
um den Schutz der Landschaft.
Remo Leupin
Kampf um
die Heimat
Lesen Sie die
Titelgeschichte
ab Seite 6 –
und diskutieren
Sie mit auf
tageswoche.ch
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Gesehen
von Tom Künzli
Tom Künzli
ist als Illustrator
für verschiedene
Zeitungen und
Zeitschriften tätig.
Der 38-Jährige
wohnt in Bern.
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TagesWoche 8
Lesen Sie uns auch online:
Die TagesWoche berichtet täglich
aktuell im Web. Das sind die
Schwerpunkte der kommenden Tage:
sich der FCB auf keinen Fall leisten.
Unsere Sportredaktoren sind vor Ort,
berichten live auf tageswoche.ch und
auf Twitter mit Hashtag #rotblaulive
Spitzenkampf im Joggeli:
Am Sonntag um 16 Uhr trifft der FCB
auf Tabellenführer GC. Vier Punkte
trennen die beiden Teams derzeit im
Meisterrennen, eine Niederlage darf
Sphärisches aus dem Norden:
Am Sonntag gastieren Sigur Ros in
der Basler St. Jakobshalle. Die Isländer
wurden mit ihrem sphärischen Sound
weltbekannt. Zur Einstimmung bringen
wir eine Liste mit sieben sphärischen
Songs von nordischen Bands.
Der Fasnachtsrückblick:
Die «drey scheenschte Dääg» sind
vorbei, der Kater ist ausgeschlafen.
Was gäbe es da Schöneres, als alles
in Ruhe nochmals Revue passieren zu
lassen? Alle Highlights finden Sie
unter www.3tageswoche.ch
3
Persönlich
22. Februar 2013
Gefordert:
Edith Zemp
Alle Jahre
wieder
Damit die riesige
Victoriaseerose
im Sommer blüht,
ist im Winter viel
Vorarbeit nötig.
Bevor die Victoriaseerose gepflanzt
werden kann, gilt
es, das Becken
von ausgesetzten
Fischen zu befreien.
Foto: Nils Fisch
B
asel hat seit 1898 ein schweizweites Unikum: das
Victoria-Haus im botanischen Garten der Uni. Darin
beheimatet ein kreisrundes Becken mit acht Metern
Durchmesser und eine riesige Victoriaseerose. Jedes
ihrer Schwimmblätter hat zwei Meter Durchmesser
und trüge locker ein Kind. Im Zentrum des Acht-MeterBeckens wird alljährlich eine Pflanze dieser Art gepflanzt, die sich über den Sommer gewaltig ausbreitet.
Nächste Woche wird das Becken vorbereitet.
Dafür steigt die zuständige Gärtnerin Edith Zemp
in ihre Fischerhose. Um an den Pflanztopf für ihren
Setzling zu gelangen, muss Zemp vor Dienstschluss
fünf Stöpsel im Victoria-Becken ziehen. 25 000 Liter
Wasser laufen über Nacht gemächlich ab. Das langsame Tempo ist wichtig, sonst bildet sich ein Strudel, der
die Fische mitreisst. Die aber sind Zemps unverzichtbare Mitarbeiter. Sie fressen unerwünschte Algen.
Am nächsten Morgen steigen Zemp und fünf Kollegen ins Becken. Sie fischen die gut hundert Fadenfische und einen fünfmal so grossen Schwarm Guppys
ab und machen dann den Frühjahrsputz im Becken.
TagesWoche 8
Beim Abfischen kann Zemp gleich unerwünschte
Fische aus dem Becken befördern. Regelmässig kommen Fischbesitzer auf die Idee, ihre zu gross gewordenen oder zu vermehrungsfreudigen Fische im scheinbar wohnlichen Becken auszusetzen. Zemp: «Wir
hatten schon unterarmlange Welse. Goldfische finden
wir ständig.» Im Becken bleiben können sie nicht. «Die
Barschartigen graben die Pflanzen aus», berichtet die
Gärtnerin. Einmal wurde gar der Victoria-Setzling abgerupft. Goldfische finden im Aussenteich des botanischen Gartens Asyl, bis sie von Interessenten abgeholt
werden. Den Exoten ist es dort zu kalt, sie müssen in
die Fischauffangstation in Zürich.
Ist das Becken gereinigt, tauschen die Gärtner die
Erde für die Victoriaseerose aus und tragen 600 Liter
Spezialmischung aus Lauberde, Quarzsand, Lehm und
getrocknetem Kuhmist ins Becken. Die Pflanze selbst
wird erst um Ostern herum gesetzt, wenn die Blätter
an der Unterseite Stacheln ausgebildet haben, die vorwitzige Fische abhalten. Alexandra von Ascheraden
tageswoche.ch/+bdenx
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Inhalt
REGION
Malenas Welt
Warum der «Hello Kitty»-Kitsch den Fortbestand der Menschheit bedroht
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Foto: Stefan Bohrer
Auch das noch
Marco «Pippi» Streller bietet grossen Sport – auch im Cliquenkeller …
15
Masslose Manager
Die Löhne der hiesigen Topkader gleichen sich immer mehr US-Salären an
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Es wird eng im Land:
Pro Sekunde wird in der
Schweiz ein Quadratmeter
Land überbaut – mit dem
neuen Raumplanungsgesetz
will Bundesbern die
Verschandelung der Schweiz
bremsen, Seite 6
INTERVIEW
TagesWoche: Wie beurteilen
Sie die emotionale Debatte
rund um die Villa Rosenau?
Stephan Laur: Ich kenne
die Villa nicht. Was ich aber
feststelle: Die Bewegung stand
nie im Zentrum.
TagesWoche: Woran liegt
das?
Stephan Laur: Es gibt heute
keine grosse Bewegung mehr,
nur noch Splittergruppen.
TagesWoche: Ehemalige
Bewegte werfen den heutigen
Jungen vor, nur noch zu konsumieren und rumzuhängen.
Stephan Laur: Solche Aussagen finde ich schwierig. Ich
arbeite viel mit Jugendlichen
und habe nicht das Gefühl,
dass sie keine Visionen haben.
Das Interview mit dem
Filme- und Theatermacher
Stephan Laur ab Seite 22
So wählen Sie den Richtigen
Nussbaumer, Weber, Schafroth: Wer eignet sich am besten als Regierungsrat?
18
SCHWEIZ
Eine Frau und ihre Mission
FDP-Generalsekretärin Christine Esseiva eckt mit ihrer progressiven Haltung an
20
Keine Panik, Männer!
Der Familienartikel schickt keine einzige Frau gegen ihren Willen zur Arbeit
21
DIALOG
Stimmen aus der Community
«Man hätte den Bär
in Basel am Claraoder Barfüsserplatz
aussetzen können
statt ihn zu töten.»
othbuc zu «Es gab keinen Grund, M13
zu töten», tageswoche.ch/+bdggn
«Yokos Gesang
ist die berechtigte
Rache Japans
für Hiroshima.»
Fritz Hochhuth zu «Oh, Yoko!»,
tageswoche.ch/+bdeen
KULTUR
FasnachtsFotiautomat:
Suchen Sie Ihr
Bild! Seite 28
DIALOG
Wochendebatte: Fehlen Freiräume für Junge in Basel?
SP-Grossrätin Salome Hofer gegen Roland Stark, Ex-Präsident SP Basel-Stadt
27
ONLINE
«Problembär» M13
Für die Wildtierexpertin des Schweizer Tierschutzes war der Abschuss unnötig
30
SPORT
Wiener Schnapsidee
Politiker wollen die Sommerspiele in die österreichische Hauptstadt holen
32
Das Geheul um Olympia
Statt nutzlose Analysen zu erstellen, sollte man lieber das Volk befragen
35
KULTUR
«Ich bin pensioniert, aber ich merke es nicht»
Franz Hohler wird 70 – ein Gespräch über Humor und das Älterwerden
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Foto: Getty Images
WOCHENTHEMA
22. Februar 2013
Der Mann, der «Argo»
erfand: Ben Afflecks Film
ist der grosse Favorit für die
Oscar-Verleihung. Ex-CIAAgent Tony Mendez erzählt,
was sich damals in Teheran
wirklich abspielte, Seite 36
AGENDA
Wochenstopp: Der Burghof
bringt mit dem «Between the
Beats»-Festival gehobenen Pop
nach Lörrach, Seite 40
Kultwerk: «Les vacances
de Monsieur Hulot» von
Jacques Tati bietet Slapstick
bis zur Trance, Seite 44
Wochenendlich in
Antwerpen: Museen, Pubs,
Galerien und Shops liegen
in der belgischen Hafenstadt
Tür an Tür, Seite 45
Leserbriefe, Impressum,
Seite 26
Bestattungen, Seite 14
Foto: Nils Fisch
TagesWoche 8
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Wochenthema
22. Februar 2013
M
«Und also wuchern
unsere Städte, wie’s halt
kommt, geschwürartig,
dabei sehr hygienisch.»
Max Frisch (1911–1991), Autor und Architekt
TagesWoche 8
ax Frisch hat es schon vor über
fünfzig Jahren gewusst:
«Und also wuchern unsere Städte, wie’s halt
kommt, geschwürartig, dabei sehr hygienisch;
man fährt eine halbe Stunde lang mit einem blanken Trolleybus und sieht das Erstaunliche, dass die
Vergrösserung unserer Städte zwar unaufhaltsam
stattfindet, aber keineswegs zum Ausdruck kommt.
Es geht einfach weiter, Serie um Serie, wie die Vergrösserung einer Kaninchenfarm. Fährt man weiter, zeigt sich, dass das schweizerische Mittelland
aufgehört hat, eine Landschaft zu sein; es ist nicht
Stadt, auch nicht Dorf. Es ist ein Jammer und ein
Werk unserer Generation.»
Es war «Die Zeit», die den Aufsatz von Max
Frisch «Achtung: die Schweiz» vor ein paar Wochen
ausgrub und in den Kontext der wohl wichtigsten
Schweizer Abstimmung der letzten zwanzig Jahre
stellte. Ja, die Abzocker-Initiative ist emotionaler,
ja, die Familien-Initiative heftiger umkämpft. Und
ja, die Abstimmung über das revidierte Raumplanungsgesetz (RPG) ist nicht, was wir «aufregend»
nennen würden.
Aber im Gegensatz zur Abzocker-Initiative, die
nicht über ihren symbolhaften Gehalt hinaus
kommt, und zum Familienartikel, dessen Konsequenzen nach einem Ja erst noch definiert werden müssen, ist das neue Raumplanungsgesetz ein
letzter Versuch zu retten, was noch zu retten ist,
und dort Einfluss zu nehmen, wo uns souveränitätsverblendeten Schweizern überhaupt noch
Einfluss bleibt: bei der Gestaltung unseres kleinen
Lebensraums.
Frisch, der seinen Aufsatz gemeinsam mit Lucius
Burckhardt, Markus Kutter und den Architekten
Rolf Gutmann und Theo Manz herausgab, diagnostizierte die Haltung des gemeinen Schweizers bereits 1955: «Also überzieht sich das Land weiterhin
mit Industriebauten und Siedlungen, als hätten
wir ja Land genug.»
Doch sein Aufruf zur Tat verhallte im Baulärm
der Bau-Industrie. Fährt man heute entlang der
beiden Hauptachsen durch die Schweiz, ist der
Blick aus dem Fenster schwer auszuhalten. Von
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Wochenthema
Kampf
um die
Heimat
Das neue
Raumplanungsgesetz ist
der letzte Versuch
zu retten, was
noch zu retten ist.
Von Philipp Loser, Fotos: Stefan Bohrer
22. Februar 2013
St. Gallen bis nach Genf, von Basel bis ins Tessin:
Wir haben unser Land zugebaut. Und dazu muss
man nicht einmal das vielzitierte Bild vom Walensee bemühen, dessen Fläche einmal pro Jahr in der
Schweiz verbaut wird. Es reicht, wenn man aus
dem Zugfenster schaut und die Kamera laufen
lässt, so wie das unser Fotograf Stefan Bohrer gemacht hat. Er hat die Schweiz einmal von links
nach rechts und einmal von oben nach unten
durchquert. Das eindrückliche Resultat sehen Sie
auf tageswoche.ch
Masslose Kantone
Einen ersten Versuch, die Schweiz vor sich selber zu
retten, unternahmen die Behörden Ende der
1970er-Jahre, als das erste Raumplanungsgesetz in
Kraft gesetzt wurde. Damals schon wurde festgelegt, dass Bauzonen den Bedarf der nächsten
15 Jahre nicht übersteigen sollten. Nur hielten sich
leider nicht alle daran: In den Kantonen wird das
Bauland sehr unterschiedlich bewirtschaftet.
Heute verfügt die Schweiz über Bauzonen in
einer Grösse von rund 230 000 Hektaren. Davon ist
ein Fünftel nicht genutzt. In gewissen Teilen des
Landes (vor allem touristischen und ländlichen
Gebieten) existieren brachliegende Bauzonen für
die nächsten 50 Jahre. In anderen Teilen des Landes (vor allem in städtischen Gebieten) hat man
heute schon zu wenig Land.
Das weiss man schon länger. Aber es brauchte
«Galmiz» (siehe Seite 10) und eine Drohgebärde der
Umweltschutzverbände in Form der Landschafts-Initiative, um die eidgenössischen Behörden zum Handeln zu bewegen. Die Initiative hätte die
Gesamtfläche der Schweizer Bauzonen für die nächsten 20 Jahre eingefroren – und sie wäre nicht
chancenlos gewesen. Das ist spätestens seit der überraschenden Annahme der Zweitwohnungs-Initiative
auch dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) klar geworden.
Also wurde ein strenger indirekter Gegenentwurf
zur Landschafts-Initiative geschaffen; so streng,
dass die Initianten zu einem «bedingten Rückzug»
Wochenthema
ihrer Vorlage bewegt werden konnten. Heisst: Über
die Initiative wird nur bei einem Nein zur Revision
abgestimmt.
Ist es schon zu spät?
Aber: Reicht das? Ist es nicht schon zu spät? Besuch
bei Daniel Wachter in Ittigen bei Bern. Das Büro des
Leiters für Nachhaltige Entwicklung im Bundesamt
für Raumentwicklung (ARE) befindet sich in einem
imposanten Verwaltungsbau des Uvek. Wie ein zu
gross geratenes Schiff aus Holz und Stahl thront das
Gebäude neben der Pendlerlinie nach Bern und neben einem ausgesprochen hässlichen Wohnbau aus
den 1970er-Jahren.
Ob es schon zu spät ist, will Wachter, knapp 50,
runde Brille, wenig Haare, schlauer Blick, nicht
sagen. Aber: «Wenn wir so weitermachen wie bisher,
bekommt die Schweiz ein zunehmend grösseres Problem.» Austariert sei die Vorlage, «fachlich, rechtlich
und politisch», sagt Wachter. Von einem «Diktat aus
Bern», wie das die Gegner immer wieder behaupteten, könne keine Rede sein. Es stimme zwar schon,
dass die Aufsichts- und Kontrollkompetenzen des
Bundes gestärkt würden, aber die Kernkompetenz –
wo was gebaut wird – bleibe auf der Stufe der Kantone und Gemeinden.
Bei einem Nein zur Vorlage würde man auf dem
bestehenden Gesetz sitzen bleiben – auf «jenem Gesetz, das die Zersiedelung nicht genügend bremsen
konnte», ergänzt Daniel Wachter. Ein Nein zur Vorlage hätte aber nicht nur Auswirkungen auf den
Umgang mit dem Boden. Schlimmer noch wäre das
politische Signal. Ein Nein zum revidierten Raumplanungsgesetz wäre ein Ja zum Status quo, ein Ja zu
«weiter wie bisher».
Wachter verweist auf positive Entwicklungen wie
in Schlieren, wo ein bis vor Kurzem wenig attraktiver
Raum «ganz im Sinne des neuen Gesetzes» in den
letzten Jahren nachhaltig aufgewertet wurde. Ver-
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22. Februar 2013
dichtet, besser geplant, attraktiver gebaut. Und er
verweist auf tiefere Kosten für den Steuerzahler,
wenn nicht jede noch so peripher gelegene Bauzone
von der öffentlichen Hand erschlossen werden muss.
Wachters Rolle in diesem Abstimmungskampf
wird von der Gegenseite nicht goutiert. «Der Sonntag» titelte: «Bundesbeamter ‹stört› Pressekonferenz: Gewerbeverband wendet sich empört an Bundesrätin Leuthard». Es war in der Tat kein
gewöhnlicher Auftritt von Wachter am 10. Januar,
dem Start der Gegenkampagne des Schweizerischen
Gewerbeverbands, der das Referendum gegen das
Gesetz ergriffen hatte.
Geschlagene 45 Minuten mühten sich die sechs
Vertreter auf dem Podium durch ihre mehr oder minder identischen Redetexte. Brandmarkten das «Diktat aus Bern», die «Horrormieten», die linken Vorstellungen eines richtigen Lebens, die latente
Autofeindlichkeit, die «staatlichen Enteignungen»,
die Utopie des verdichteten Bauens, die «Regulierungsflut», das Ende des Föderalismus «as we know
it» und die angeblich unvermeidlichen Steuererhöhungen, die ein Ja zum revidierten Raumplanungsgesetz am 3. März zur Folge hätten.
Jean-François Rime gab sich besonders fest Mühe.
Der Sägereibesitzer aus Bulle, SVP-Nationalrat und
Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands,
kämpfte sich auf Deutsch durch sein Referat (man
wird so halt besser gehört im Medienzentrum des
Bundeshauses) und beantwortete auch die ersten
Fragen der Journalisten tapfer auf Deutsch.
Bis ganz zum Ende der Präsentation. Dann hatte
Rime genug. Explosionsartig und ziemlich erbost
liess er einen Schwall Französisch auf Daniel Wachter niedergehen, der aus der eher trockenen Veranstaltung zum Auftakt der Abstimmungskampagne
der RPG-Gegner einen lebhaften Schlagabtausch gemacht hatte. «Sie liefern uns keine Zahlen! Das ist
doch keine Kommunikation!», rief Rime. Wachter
wiederholte darauf sein Statement ein zweites Mal:
«Sie operieren mit Zahlen, die fälschlicherweise dem
ARE zugeordnet werden, aber nicht von uns stammen. Und ich bitte Sie, die falsch vermerkte Karte mit
diesen Zahlen nicht zu verwenden.» Einen Teufel
werde er tun, sagte Rime sinngemäss und erteilte das
Wort wieder den Journalisten. «Das hier ist kein Ort
für politische Debatten!»
Die Folge des Intermezzos war der angesprochene Brief an Doris Leuthard. Auf deren Reaktion angesprochen, sagt Wachter, dass die Intervention
nicht politisch gewesen, sondern zur Klärung des
Sachverhaltes erfolgt sei. «Mir ging es nur darum,
fälschlicherweise uns zugeschriebene Zahlen richtig zu verorten.»
Die Gegner schimpfen
über «Regulierungsflut»
und schüren die Angst
vor «Horrormieten».
Nötig geworden war die Richtigstellung aus dem
Blickwinkel von Wachter und seinen Leuten im ARE
wegen einer Karte, die der Walliser Gewerbeverband
erstellt hatte und die den Journalisten an der Medienkonferenz abgegeben wurde. Auf der Karte wurde
mit Berufung auf Zahlen des ARE eine Fläche von
18 800 Hektaren Bauland ausgewiesen, die nach
einem Ja zum RPG ausgezont werden müssten. Der
Gewerbeverband rechnete diese 18 800 Hektaren auf
die verschiedenen Kantone hoch und wollte damit zeigen, wie teuer das RPG die Kantone zu stehen kommen könnte: rund 37 Milliarden Franken, wie Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler sagte.
«Das sind keine plausiblen Zahlen», entgegnet das
ARE und weist darauf hin, dass ein Kanton nach dem
anderen die Zahlen als falsch zurückgewiesen habe.
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22. Februar 2013
Das will das Gesetz
Die Revision des Raumplanungsgesetzes umfasst drei Kernelemente:
Die Kantone werden weiterhin
verpflichtet, ihre Bauland-Reserven am Bedarf für die kommenden
15 Jahre auszurichten. Neu wird
aber ein Richtplan nicht mehr genehmigt, wenn er über die 15 Jahre
hinausgeht.
Neue Bauzonen sind immer noch
möglich. Die Besitzer von neu eingezontem Land müssen bei einem
Verkauf oder einer Überbauung
aber mindestens 20 Prozent ihres
Gewinns als Mehrwertabgabe
wieder abliefern. Diese wird mit
der Grundstückgewinnsteuer verrechnet, ist also kostenneutral.
Mit dieser Mehrwertabgabe
(die die Kantone Basel-Stadt und
Neuenburg bereits kennen) werden
unter anderem Landbesitzer
entschädigt, die ihr Bauland wegen
einer Auszonung verlieren und
darum finanzielle Einbussen
erleiden.
Nach der Abstimmung haben die
Kantone fünf Jahre Zeit, um ihre
Richtpläne an das neue Gesetz anzupassen. Bis zur Genehmigung des
neuen Richtplans dürfen die Bauzonen nicht vergrössert werden. Danach
werden die Nutzungspläne der Gemeinden bereinigt, und erst dann findet eine Auszonung des überschüssigen Baulandes statt. Der Bundesrat
rechnet mit einer Dauer des Prozesses von rund 20 Jahren.
s
s
s
Eine vom ARE in Auftrag gegebene Studie von 2007
gibt grobe Anhaltspunkte zum Auszonungsbedarf.
Da seither weiter Land verbaut wurde und die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung und damit zum
künftigen Bedarf kräftig nach oben korrigiert wurden, dürften daraus keine voreiligen Schlüsse gezogen werden, heisst es beim ARE.
Die parzellengenaue Festlegung des Auszonungsbedarfs kann erst erfolgen – so will es das neue
Gesetz –, sobald Bund und Kantone technische Richtlinien für die Bauzonenbemessung erarbeitet und die
Kantone ihre Richtpläne angepasst haben (das ist
eine Schwäche der Vorlage, wie auch «Die Zeit» festgestellt hat). Von Auszonungen werden voraussichtlich vier bis sechs Kantone betroffen sein, schreibt
das ARE, «keineswegs aber stark wachsende Kantone wie Genf oder Zürich, wie die Gegner wider besseren Wissens behaupten».
Es geht um Milliarden
Die nicht näher absehbaren Kosten sind nicht die
einzigen Argumente, die die Gegner gegen das revidierte RPG anführen. Sie befürchten eine Erhöhung
der Mieten, sie befürchten ein «Diktat aus Bern»,
sie befürchten eine Staatsintervention, wo keine
Staatsintervention nötig sei. Die Revision sei «missraten», «komplex» und «unanwendbar».
«Alles Märchen!», sagt Jacqueline Badran. Nein,
sie ruft es eher. Die SP-Nationalrätin ist ernsthaft
erbost über den Gewerbeverband und seine Taktik
im Abstimmungskampf. Badran sitzt in einem Büro
im Mediencenter des Bundeshauses, trinkt einen
Kaffee, raucht eine Muratti.
Es ist die Woche nach dem vielgelobten Porträt
im «Magazin» des «Tages-Anzeigers», und Badran
oszilliert irgendwo zwischen der Verwunderung
über ihr mediales Ich (und die vielen Reaktionen
darauf) und ihrem Ärger über den Gewerbeverband. Sie kommt von der Medienkonferenz des Pro-
Komitees, wo sie vorgerechnet hat, was ihrer Meinung nach der wahre Grund für das Referendum
ist: Geld. «Mit dem Gesetz werden in den nächsten
Jahren zwei Milliarden Franken für Erschliessungskosten ausgegeben. Ohne Gesetz werden es
fünf Milliarden sein. Die Tiefbau-Industrie kämpft
um die drei Milliarden Differenz.»
Walliser Sonderlösung
Badran argumentiert aber nicht nur mit Zahlen (die
sie aus einer älteren Studie von Pro Natura hat), sie
argumentiert auch mit dem Herz. «Hier geht es um
die Seele der Schweiz. Unser Land, unseren Boden,
unsere Heimat.» Wenn man jetzt nicht eine Trendwende einleite, sei es zu spät. Unverschämt findet sie,
wie der Gewerbeverband die Angst vor hohen Mieten
missbrauche, um die Bauwirtschaft zu protegieren.
Unverschämt findet sie auch das Wallis, jener
Kanton, in dem in den vergangenen 30 Jahren am
meisten Schindluder mit dem bestehenden Raumplanungsgesetz betrieben und am meisten zusätzliches Bauland eingezont wurde. Wobei – unverschämt ist das falsche Wort. «Das Wallis wird
einmal mehr eine Sonderlösung erhalten. Und wissen Sie was: Es ist mir wurscht. Sollen Sie doch am
Ast sägen, auf dem sie sitzen. Sollen sie doch alles
zupflastern und zuschauen, wie das Bündnerland
floriert. Schaut euch doch Verbier an. Da geht doch
kein Reicher mehr hin! Das ist eine zweit-, eine
drittklassige Destination!»
Vieles dreht sich in diesem Abstimmungskampf
um das Wallis. Kein anderer Kanton wehrt sich
hartnäckiger und geschlossener gegen das neue
Gesetz. Selbst die SP hat die Nein-Parole gefasst.
Im Bahnhofsbuffet von Brig sitzt Brigitte Wolf
und muss lachen. So sei es nun mal hier, nichts
Neues hinter dem Lötschberg. Wolf ist die Präsidentin der Grünen Oberwallis und damit Präsidentin
der einzigen Partei im Wallis (die Grünen Unter-
«Hier geht es um die
Seele der Schweiz. Unser
Land, unseren Boden,
unsere Heimat.»
Jacqueline Badran, SP-Nationalrätin
9
Wochenthema
wallis sind da mitgedacht), die sich für das neue
Raumplanungsgesetz einsetzt. «Alles andere wäre
nicht glaubwürdig», sagt Wolf und dann, zur SP, «es
stehen halt Wahlen an. Die SP hat etwas zu verlieren. Wir als junge Partei mit nur wenigen Sitzen im
Parlament nicht. Wir können nur gewinnen: an Profil!» Aus der ganzen Deutschschweiz habe sie schon
Anrufe erhalten, die Aufmerksamkeit sei enorm.
Ihr Kampf ist im Wallis ein aussichtsloser, das
weiss Wolf. «Aber jemand muss der schweigenden
Minderheit eine Stimme geben. Und diese Minderheit gibt es.» 20, vielleicht sogar 30 Prozent werden
am 3. März Ja stimmen.
Nirgendwo in der
Schweiz wurde mehr
Bauland eingezont
als im Wallis.
Das auch öffentlich zu sagen, trauen sich nur die
wenigsten. Wolf hat neun Walliserinnen und Walliser in Inseraten des «Walliser Boten» gefunden, die
für ein Ja zum Raumplanungsgesetz werben. Es seien aber die üblichen Verdächtigen, Oppositiönler
seit Jahren. Keine neuen Gesichter.
Für neuen Widerstand ist die Situation im Wallis
einfach zu verkachelt. Verschiedene Faktoren haben
dazu geführt, dass hier über die Jahre so viel Bauland eingezont wurde wie in keinem anderen Kanton (pro Kopf gibt es 572 Quadratmeter Bauzone,
gegenüber 309 Quadratmetern im Schweizer
Durchschnitt): der Tourismusboom in den 1960erund 1970er-Jahren beispielsweise, das spezielle
Erbrecht und die Tradition des Bodeneigentums.
«Im ländlichen Wallis hat jede Familie ein bisschen Land. Da haben die Gemeindeversammlungen
TagesWoche 8
22. Februar 2013
und die Gemeinderäte schon geschaut, dass der Boden der richtigen Leute eingezont und damit zum
Bauland wurde.»
Als 1980 das erste Raumplanungsgesetz in Kraft
gesetzt wurde, reagierten die Walliser wie sie oft
reagieren: bockig. In Graubünden, wo vor Inkrafttreten des Gesetzes ähnliche Bautendenzen zu beobachten waren, handelten die Behörden. «Sie setzten das Gesetz um. Die Bündner haben die Bauzonen
in den letzten zehn Jahren um 1000 Hektaren verkleinert. Ihnen bereitet das neue Gesetz deshalb
kaum Probleme», sagt Wolf, die bis 1995 in Chur
lebte und danach der Liebe wegen ins Wallis zügelte (eine Zugezogene!).
Das Wallis hingegen beharrt auf seinem teuren
Boden. Zu viele Familien sind abhängig von ihrem
Erbe, zu viele Hypotheken wären ohne teures Bauland nicht mehr zu halten, zu viel Geld steht auf
dem Spiel. Darum getrauen sich nur wenige, sich
gegen die erdrückende Mehrheit zu stellen. Befeuert
wird diese Mehrheit auch von höchster Stelle: Die
Regierung orientierte nicht nur die Medien in corpore, sie gibt im Abstimmungskampf auch Steuergelder aus.
Letzte Woche erschien im «Walliser Boten» eine
ganze Inserateseite, auf welcher der Staatsrat vor
der Revision warnte, die «verwirrend», «komplex»
und «unanwendbar» sei. Die Grünen haben scharf
dagegen protestiert. Wolf erzählt das ungläubig lachend, gelöst. Und dann zieht auch sie noch einmal
den grossen Bogen. Sie hatte ihr naturschützerisches Erweckungserlebnis als rund Zehnjährige.
Es war Ende der 1970er-Jahre, der Aufsatz von
Max Frisch war auch schon über 20 Jahre alt, als sie
in einem «WWF-Magazin» las, dass in der Schweiz
pro Sekunde ein Quadratmeter Boden verbaut werde.
«Heute ist es immer noch so», sagt Wolf, «aber ich
habe die berechtigte Hoffnung, dass ich es noch erlebe, wenn es nur noch ein halber Quadratmeter ist.»
tageswoche.ch/+bdfqi
Galmiz hat die Schweizer
Planungspolitik wiederbelebt
Es brauchte ein politisches Erdbeben, um
die Umweltverbände aus ihrer Lähmung
zu wecken. Im Herbst 2004 wurde
bekannt, dass die Freiburger Kantonsregierung bei Galmiz im Berner Seeland,
mitten im grössten zusammenhängenden
Landwirtschaftsgebiet der Schweiz,
dem US-Pharmakonzern Amgen auf
Kantonsland eine Industriezone von
550 000 Quadratmetern einrichten wollte.
Im klaren Widerspruch zum kantonalen
Richtplan peitschten Regierung, Gemeindebehörden und Grosser Rat in kürzester
Zeit die nötigen Umzonungen durch. Und
der damalige Freiburger Bundesrat und
Wirtschaftsminister Josef Deiss sorgte
dafür, dass die Bundesbehörden sich
nicht querlegten. Angesichts des Versprechens, es würden 1200 Arbeitsplätze
geschaffen, getrauten sich auch Umweltund Landschaftsschutzverbände nicht,
Einsprache zu erheben.
Während Behörden um die Gunst des
Industriegiganten buhlten, wuchs in der
Öffentlichkeit Widerstand. Mit einem
«verheerenden Präjudiz» werde da die
helvetische Landschaft zu einem «Steinbruch kurzfristiger Interessen» gemacht,
sagte der ehemalige Geschäftsleiter der
Stiftung Landschaftsschutz Hans Weiss.
Im April 2005 demonstrierten in Galmiz
mehrere Tausend Bürgerinnen und Bürger.
Ob dieser Widerstand eine Rolle spielte,
ist nicht zu eruieren: 2006 gab der Konzern bekannt, man baue im irischen York.
Für die Landschaft blieb der Industriestandort-Kampf folgenlos. Das Gelände
ist wieder in der Agrarzone. Aber die
Schweizer Planungspolitik hat Galmiz
wachgerüttelt. In der Folge haben
Umweltverbände mit der LandschaftsInitiative Druck aufgesetzt und die Bundesbehörden zum Handeln gezwungen.
Richard Aschinger
tageswoche.ch/+bdfqe
22. Februar 2013
Wochenthema
Beton statt Pläne
an der Ergolz
Der Talboden ist zugepflastert, nun
wuchern die Wohnquartiere die Hänge
hoch. Von Urs Buess
E
igentlich hatten wir vereinbart,
vom Aussichtsturm auf dem Schleifenberg bei Liestal ins Ergolztal hinunterzublicken und von dort zu
schauen, wie der Siedlungsraum da
unten in den letzten Jahrzehnten auswucherte. Einen besseren Ausblick
über das Tal als von diesem Turm hat
man sonst nirgends. Man sieht von
der Stadt Basel über die Rheinebene,
wo sich Muttenz, Schweizerhalle und
Pratteln ausgebreitet haben, sieht
über Frenkendorf/Füllinsdorf, Liestal, Lausen bis Itingen. Wer die Strecke mit dem Zug durchfährt, hat gar
keinen Überblick. Er sieht nur Gebäude, Wohnblöcke, Ein-, Mehrfamilienhäuser, Strassen, Schienen, Industriebauten, Lagerhallen, Tunnels …
Viele unterschiedliche Grautöne,
manchmal weisse Fassadenflächen,
ein paar Farbtupfer.
Nun, aus dem Anschauungsunterricht auf dem Schleifenbergturm wurde nichts. Der Nebel dort oben hing tief
und dicht. Dominique Salathé (48), Architekt und Dozent für Masterkurse an
der Fachhochschule Muttenz mit Spezialgebiet «Haus – Siedlung – Landschaft», nahm es gelassen. Statt die
Konsequenzen der heute mangelhaf-
ten Raumplanung von hoch oben zu
überblicken, sagte er, könne man bei
diesem Wetter gerade so gut und auf
ebenso eindrückliche Weise Anschauungsmaterial mitten im besiedelten
Raum betrachten. Wir fuhren nach
Frenken- respektive Füllinsdorf – genauer gesagt: an die Rheinstrasse, welche die Gemeindegrenze zwischen den
beiden Dörfern bildet.
Die Rheinstrasse ist die am meisten
befahrene Kantonsstrasse im Baselbiet. Sie ist derart überlastet, dass der
Kanton 1995 beschloss, eine Umfahrungsstrasse von Pratteln nach Liestal
zu bauen. Die Bauarbeiten sind zurzeit
erst im Gang, die Strasse ist also noch
nicht entlastet. Vereinzelte verwahrloste Häuser – wer wohnt hier schon
freiwillig! – aus unterschiedlichsten
Entstehungsjahren säumen diese
Strasse, vor allem aber gesichtslose
und auch futuristisch anmutende Gewerbebauten, Garagen, Tankstellen,
Abstellflächen für Bauunternehmen,
mal ein McDonald’s, dann unverhofft
die Rückseite eines nach Frenkendorf
hin gerichteten Grossverteilers … Ein
Unort, diese Gemeindegrenze, auf der
die Rheinstrasse täglich über 38 000
Autos durchschleust.
«Überall im Ergolztal
stellt man fest, dass
die Überbauung ausser
Kontrolle geraten ist.»
Dominique Salathé, sabarchitekten
«Hier», sagt Dominique Salathé,
«kehren sich zwei Gemeinden den
Rücken zu. Es scheint sie nicht zu
interessieren, was da hinter ihnen wuchert.» Unter seiner Leitung haben
Studierende der Fachhochschule die
Entwicklung im Ergolztal analysiert.
«Überall im Ergolztal ist festzustellen
– nicht nur hier zwischen Frenkendorf
und Füllinsdorf, aber hier besonders
augenfällig –, dass die Überbauung im
Talboden ausser Kontrolle geraten ist.
Die Gemeinden haben es längst aufgegeben, hier ordnend einzugreifen.
Stattdessen konzentrieren sie sich darauf, die Talhänge links und rechts einzuzonen und zu erschliessen.»
Bis hinauf nach Lausen, Itingen,
Sissach, Böckten und Gelterkinden ist
das so, und wenn das Raumplanungsgesetz abgelehnt wird, dürfte sich der
Siedlungsbrei weiterhin so die Hänge
hinauf ausbreiten. Wird das Gesetz angenommen, bedeutet das noch lange
nicht Baustopp, aber: Die bedenkenlose Erweiterung der Bauzonen wird
erschwert. Die Gemeinden müssen
sich überlegen, wie sie das vorhandene
Siedlungs- und Gewerbegebiet besser
nutzen. Mehr noch: Sie müssen zusammenarbeiten, denn am meisten
Potenzial liegt oft in ihren Randgebieten. Dort, wo sie nicht so hinschauen,
weil sie wie die Rheinstrasse-Gegend
zwischen Frenken- und Füllinsdorf
eben in ihrem Rücken liegen. Etwas
lärmig, schmutzig, schmuddelig.
Illusion vom Landleben
Gerade hier an diesem zurzeit eher ungemütlichen Ort sähe Dominique Salathé grosse Chancen, etwas Beispielhaftes in Planung zu nehmen.
Voraussichtlich bereits im nächsten
Jahr wird die Umfahrung Pratteln–
Liestal eröffnet. Auf einen Schlag fällt
der weitaus grösste Teil der täglichen
38 000-Fahrzeug-Lawine weg. «Nun
11
Wochenthema
22. Februar 2013
E
inmal mehr sind Familien, Mittelstand und Gewerbe die Verlierer», behauptet das Komitee gegen das am
3. März zur Abstimmung gelangende
Raumplanungsgesetz. In Zeiten von Abzockerei und Sparpaketen zählen Gegner auf Angst und Frust der Mieter und
Eigenheimbesitzer, obwohl die umstrittenen Punkte die meisten Einwohner
der Schweiz gar nicht ernsthaft treffen.
Die Vorschrift etwa, dass Gemeinden
mit viel zu grossen Bauzonen diese auf
die Grösse des geschätzten Bedarfs von
15 Jahren reduzieren müssen, trifft erheblich den Kanton Waadt und massiv
das Wallis, wo man, wenn die Vorlage
angenommen wird, für die neue Vorschrift sicher eine schlaue Schlupflochpraxis fände.
Blick vom Aussichtsturm auf dem Liestaler Schleifenberg
auf die überbaute Talebene der Ergolz. Foto: Stefan Bohrer
bräuchte es dringend einen Entwicklungsplan, wie sich das Siedlungspotenzial hier entfalten kann. Einen
Plan, bei dem beide Gemeinden mitarbeiten müssten, aber auch profitieren könnten. Zugebaut ist das meiste ja schon, nun
müssten die freien Räume optimal genutzt werden. Man muss sich von der Illusion verabschieden, man lebe hier auf
dem Land. Die städtische Struktur ist an-
Die Schweiz –
eine grosse Stadt
mit Grünflächen
dazwischen?
gelegt, entsprechend drängt sich eine
städtische Architektur auf – keine Einund Zweifamilienhäuser, sondern grosszügige Siedlungen.»
Auf die Frage, wo es in der Schweiz
schon ähnliche, erfolgreiche Projekte
gebe, antwortet Salathé: «Lausanne
West». Dort haben sich neun Agglomerationsgemeinden zusammengetan, um
ihre knappen Landreserven optimal zu
nutzen und mit einer gemeinsamen Planung überbaute Gebiete aufzuwerten.
Für diese Bemühungen erhielt Lausanne
West 2011 den Wakker-Preis des Schweizer Heimatschutzes.
«Lausanne West ist für die Schweiz
ein Pionierprojekt», sagt Salathé. Entstanden ist es, weil die Notwendigkeit,
haushälterisch mit dem Land umzugehen, dort durch die faktische Bodenknappheit am Genfersee gegeben war.
Und vielleicht auch durch den Umstand,
dass man sich in den neun Gemeinden
längst von der Illusion verabschiedet
hatte, auf dem Land zu leben. Sondern
im «Stadtland Schweiz», wie es die liberale Denkfabrik Avenir Suisse in einer
Studie des letzten Jahres ausdrückte.
Die Schweiz als grosse Stadt mit Grünflächen dazwischen. Das ist übrigens kei-
TagesWoche 8
ne wahnsinnig neue Vorstellung. Nicht
nur der Schriftsteller und Architekt Max
Frisch hat diese Idee 1955 formuliert
(Seite 6). Dominique Salathé zitiert JeanJacques Rousseau, der vor 250 Jahren
schrieb: «Die ganze Schweiz ist wie eine
grosse Stadt in (...) einzelne Viertel aufgeteilt. (...) Es gibt Viertel, die mehr oder
weniger bewohnt sind, aber alle sind so
weit bewohnt, dass man immer das Gefühl hat, in einer Stadt zu sein.»
Die Schweiz ein «Stadtland»? Eine
Vorstellung, an die wir uns vielleicht erst
noch gewöhnen müssen. Schaut man sich
das auf dem Schleifenberg-Aussichtsturm ein paar Tage nach dem Gespräch
mit Dominique Salathé aufgenommene
Panorma an (in der Online-Version dieses Artikels), kann man zwar zur Auffassung kommen, es habe auf den Hügeln
links und rechts des Ergolztals noch genügend unbebaute Flächen. Begibt man
sich aber hinunter in die Talebene und
sieht, wie in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Landschaft mit unkoordiniert hingestellten Bauten und Strassen
umgestaltet wurde, dann vergeht einem
die Lust, da leben zu wollen. Und man
wünscht sich, dass – wie es das neue
Raumplanungsgesetz verlangt – die Gemeinden die Planung in die Hände nehmen. «Siedlungen müssen Teil der Landschaft werden», sagt Dominique Salathé.
tageswoche.ch/+bdfoe
Zeitreisen mit swisstopo
In der Online-Fassung dieses Artikels finden Sie neben dem
Ergolztal-Video auch sogenannte «swisstopo-Zeitreisen»,
welche das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo)
erstellt hat (tageswoche.ch/+bdfoe). Ersichtlich wird dabei,
wie sich die Gebiete Frenkendorf/Füllinsdorf, Zunzgen–
Sissach oder Altmarkt–Lausen–Itingen zwischen 1938 und
2011 verändert haben. Es ist auch möglich, die Überbauung
irgendeines anderen Gebiets der Schweiz nachzuvollziehen.
Auf der Zeitlandkarte Sissach lässt sich sogar bis ins Jahr
1680 zurückblicken.
Aus dem Fonds der
Mehrwertabgabe
finanziert Basel
öffentliche Anlagen.
Oder die bekämpfte Mehrwertabgabe:
Sie soll die durch Planungsmassnahmen
(Einzonungen,
Ausnahmebewilligungen) entstehenden Wertgewinne teilweise abschöpfen. So schlimm kann sie
nicht sein, wird sie im Kanton BaselStadt doch seit rund 35 Jahren erfolgreich praktiziert. 1977 wurde sie mit
einer Quartier planung an der Gartenstrasse, die privaten Eigentümern gesteigerte Nutzung ihrer Liegenschaften
brachte, vom Volk bewilligt.
In den letzten zehn Jahren sind aus
der Basler Mehrwertabgabe im Schnitt
fünf Millionen Franken pro Jahr in einen
Fonds geflossen, aus dem der Bau öffentlicher Anlagen gefördert wird. Das geltende Bundesrecht schreibt zwar seit
1980 eine Mehrwertabschöpfung vor.
Aber mit Ausnahme von Basel und Neuenburg haben das die Kantone ignoriert.
Die alten Fronten
Im Streit um die Mehrwertabgabe
kämpfen heute ungefähr die gleichen
Kreise um ihre Interessen, die schon
1975 das Referendum gegen das erste
Raumplanungsgesetz ergriffen und dessen Ablehnung erreicht haben. Allen voran der Schweizerische Gewerbeverband, mit dabei der Baumeisterverband,
der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft. Der Hauseigentümerverband hat 2012 beim Referendum formell nicht mitgemacht, wirbt jetzt aber
wieder für ein Nein. Da geht es vor allem
um das Geschäft und um Liegenschaftsrenditen. Unterstützung finden diese
Interessengruppen bei rechtsbürgerlichen Gruppen und auch von der SVP, die
1975 noch dafür war.
Wie vor 35 Jahren zeigt sich in der
Debatte ein Stadt-Land-Graben. In Zentren, wo man dicht wohnt und fährt,
12
Wochenthema
In Basel
funktioniert
die Abgabe
seit 1977
«Horror-Mieten», «massive
Zwangsabgaben» und
Plattenbaumonster hinter
dem Bundeshaus: Auf
Abstimmungsplakaten
schwingen die Gegner des
neuen Raumplanungsgesetzes
wieder die grobe Keule.
Von Richard Aschinger
22. Februar 2013
schätzt man den Wert einer Planung, die
öffentliche Interessen schützt und im
komplexen Spiel der Aktivitäten von
Grundeigentümern, Mietern, Gewerbetreibenden und Pendlern Güter abwägt
und Grenzen setzt. Weiter weg von Städten, vor allem im Berggebiet, wo viele einen Fleck Boden besitzen und träumen,
dass irgendwann sie oder ihre Enkel dort
wohnen oder Land verkaufen könnten,
steht Eigentumsfreiheit für Glück. Planer
sind ein Ärgernis. In der Abstimmung
über das erste Raumplanungsgesetz wurden die befürwortenden Agglomerationen mit 654 233 Nein zu 624 13413 Ja
knapp überstimmt. Die beiden Basel und
der Kanton Zürich stimmten klar Ja, das
Wallis lehnte mit 29 496 Nein gegen 6 877
Ja überwältigend ab.
Abgabe gegen Entschädigung
Die im neuen Raumplanungsgesetz vorgeschriebene Kombination beschränkter
Bauzonen mit einer Mehrwertabgabe
verspricht in der künftigen Bauentwicklung finanzierbaren Gestaltungsraum.
Zonenpläne bestimmen, wo wie intensiv
und wo nicht gebaut werden darf. Wer
durch planerische Nutzungssteigerung
Wertgewinn erzielt, zahlt eine Mehrwertabgabe von minimal 20 Prozent. Die
Abgabe ist das Gegenstück zum Recht
auf Entschädigung, wenn ein nach heuti-
gem Recht in absehbarer Zeit überbaubares Grundstück ausgezont wird.
Raumplanung in der direkten Demokratie ist ein heikles Unterfangen. Auch
Massnahmen, die sich um grösste Rücksicht auf Eigentümer, Kantone und Gemeinden bemühen, laufen Gefahr, von
Interessengruppen blockiert zu werden.
Aber das Beispiel Grossbritannien zeigt,
dass starke Regierungen da nicht weiterhelfen.
Mit dem Versprechen, nach dem
Krieg eine gerechtere Welt aufzubauen,
setzte eine linke Labour-Regierung mit
dem Town and Country Planning Act
von 1948 radikale Änderungen in Kraft:
Grundeigentümern liess man nur die
bestehenden Nutzungsrechte. Weitergehende Baurechte waren neu vom Staat
zu kaufen. Das System sollte Spekulation unterbinden, Infrastruktur finanzieren und die Bauentwicklung umfassend planbar machen.
Das funktionierte von Anfang an nicht.
Grundeigentümer verkauften nicht mehr,
weil sie voraussahen, dass die nächste
konservative Regierung ihr amputiertes
Eigentum wiederherstellen würde. Die
Preise stiegen, und 1953 hoben die Tories
das Gesetz auf. 1967 versuchte es die
nächste Labour-Regierung mit einem
verwässerten Gesetz. 1971 haben die Konservativen das System beerdigt.
tageswoche.ch/+bdfqe
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13
Bestattungen
22. Februar 2013
Bestattungs-Anzeigen
Basel-Stadt und Region
BASEL
Balmer-Ulli, Paula Aline, geb.
1920, von Mühleberg BE (Feierabendstrasse 1). Wurde bestattet.
Blattner-Ulrich, Walter, geb.
1925, von Bottmingen BL (Flughafenstrasse 4). Wurde bestattet.
Condon-Spatz, Anthony, geb.
1926, aus dem Vereinigten
Königreich (Zürcherstrasse 143).
Wurde bestattet.
Flückiger, Adelheid, geb. 1923,
von Basel BS (Holeestrasse 119).
Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Flury, Margarete Emma, geb.
1929, von Grenchen SO (Mittlere
Strasse 15). Trauerfeier Freitag,
22. Januar, 11.15 Uhr, Friedhof am
Hörnli.
Freuler, Alexandra Claudine,
geb. 1970, von Basel BS (Austrasse 51). Trauerfeier Mittwoch,
27. Februar, 14 Uhr, Gottesacker
Riehen.
Gross-Mayer, Peter, geb. 1922,
von Basel BS (Oetlingerstrasse 5).
Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Gschwind, Theodor Joseph
Alexander, geb. 1924, von Basel
BS (Ensisheimerstrasse 11).
Wurde bestattet.
Hiltbrand, Heinz, geb. 1941, von
Därstetten BE (Luzernerring 92).
Wurde bestattet.
Hochstrasser, Frieda, geb. 1925,
von Basel BS (St.-Johanns-Ring
122). Trauerfeier Donnerstag,
28. Februar, 14.15 Uhr, Friedhof
am Hörnli.
Höhener-Häusle, Konrad, geb.
1928, von Basel BS (Allschwilerstrasse 51). Trauerfeier Montag,
25. Februar, 14.15 Uhr, Friedhof am
Hörnli.
Hofstetter-Grossen, Klara,
geb. 1928, von Benken SG (Burgfelderstrasse 188). Trauerfeier
Donnerstag, 28. Februar,
14.45 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Huppuch, Ruth Erika, geb. 1924,
von Basel BS (St.-Jakobs-Strasse 395). Trauerfeier Dienstag,
26. Februar, 14.45 Uhr, Friedhof
am Hörnli.
Jaggi, Rudolf, geb. 1935, von Basel BS (Gundeldingerstrasse 125).
Beisetzung Freitag, 22. Februar,
10 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Kämpf-Hajdu, Sarolta, geb.
1941, von Sigriswil BE (Rebgasse 16 ). Trauerfeier Freitag, 1. März,
13.15 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Peter-Fuss, Marlise, geb. 1925,
von Basel BS (Breisacherstrasse 26). Trauerfeier Freitag,
22. Februar, 14.45 Uhr, Friedhof
am Hörnli.
Pittori-Koos, Liliane Amandine,
geb. 1934, von Sessa TI (Leimenstrasse 67). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Reimann-Moser, Adelheid Pia,
geb. 1930, von Basel BS (Bäumlihofstrasse 147). Wurde bestattet.
Offizieller Notfalldienst
Basel-Stadt und BaselLandschaft
061 261 15 15
Notrufzentrale 24 Stunden
Ärzte, Zahnärzte, kostenlose
medizinische Beratung der
Stiftung MNZ
Ritschard-Zimber, Esther, geb.
1937, von Basel BS (Riehenstrasse 256). Trauerfeier Donnerstag,
28. Februar, 15 Uhr, St. Theodorskirche Basel.
Rochat-Martinelli, Adelina
Maria, geb. 1917, von L’Abbaye VD
(Mülhauserstrasse 35). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
061 263 75 75
Rudin-Witt, Felix, geb. 1915, von
Basel BS (Missionsstrasse 20).
Trauerfeier Donnerstag, 28. Februar, 15 Uhr, Kapelle AdullamStiftung, Basel.
Basel, Petersgraben 3.
Jede Nacht: Mo–Fr ab 17 Uhr,
Sa ab 16 Uhr, Sonn- und Feiertage durchgehend offen.
Ruf, André Markus, geb. 1955,
von Basel BS und Murgenthal AG
(Sennheimerstrasse 50). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Tierärzte-Notruf:
Rusch-Zöpfel, Magdalena
Maria, geb. 1922, von Appenzell
AI (Klingentalstrasse 58). Trauerfeier Mittwoch, 27. Februar, 14 Uhr,
Kapelle Wesley-Haus.
Notfalltransporte:
144
Notfall-Apotheke:
0900 99 33 99
(Fr. 1.80/Min. für Anrufe ab
Festnetz)
Öffnungszeiten der Friedhöfe Hörnli und Wolf:
Sommerzeit: 7.00–19.30 Uhr
Winterzeit: 8.00–17.30 Uhr
TagesWoche 8
Schaub-Hisam, Tom, geb. 1935,
von Zunzgen BL (Redingstrasse 12). Trauerfeier im engsten
Familienkreis.
Schäublin-Candolfi, Yolanda
Daisy, geb. 1930, von Basel BS
und Comologno TI (Ingelsteinweg
7). Trauerfeier Freitag, 22. Februar, 15 Uhr, Heiliggeist-Kirche.
Beisetzung im engsten Familienkreis.
Scherrer-Wild, Marcel Godefroy, geb. 1927, von Laufen BL
(Hochbergerstrasse 12). Trauerfeier Freitag, 1. März, 15.15 Uhr,
Friedhof am Hörnli.
Schmid-Roffler, Alice Luzia,
geb. 1925, von Basel BS und
Grüsch GR (Socinstrasse 30).
Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Schneeberger-Schaub, Hedwig
Frieda, geb. 1928, von Basel BS
(Florastrasse 3). Trauerfeier
Mittwoch, 27. Februar, 13.45 Uhr,
Friedhof am Hörnli.
Schwendenmann, Liv Torunn,
geb. 1963, von Norwegen (Elsässerstrasse 38). Trauerfeier im
engsten Familienkreis.
Schwob-Seydoux, Janine
Henriette, geb. 1933, von Basel
BS (St.-Johanns-Ring 50). Wurde
bestattet.
Udvari-Kerner, Niklaus, geb.
1927, von Basel BS (Meret Oppenheim-Strasse 62). Trauerfeier
Mittwoch, 27. Februar, 15 Uhr,
Friedhof am Hörnli.
Ursig-Prader, Dora, geb. 1937,
von Versam GR (Holeestrasse 119). Trauerfeier Freitag,
22. Februar, 15.45 Uhr, Friedhof
am Hörnli.
Viefers, Elli, geb. 1926, von Basel
BS (Beim Goldenen Löwen 11).
Wurde bestattet.
Wyss-Pierre, Colette Madeleine Friedel, geb. 1928, von
Basel BS (Neuhausstrasse 47).
Trauerfeier Dienstag, 26. Februar,
10.45 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Christen-Aebischer, Lydia,
geb. 1924, von Thürnen BL (Feldstrasse 50). Trauerfeier und
Beisetzung Montag, 25. Februar,
14 Uhr. Besammlung Kapelle
Friedhof Allschwil.
Graf-Saurer, Heidi, geb. 1935,
von Lauterbrunnen BE (Muesmattweg 33). Wurde bestattet.
Müller-Spenlé, Heidy, geb. 1931,
von Niederdorf BL (Bettenstrasse 62 a). Trauerfeier Montag,
25. Februar, 14 Uhr, Antoniuskirche, Basel.
ARLESHEIM
Jann-Gisin, Ruth Lydia, geb.
1920, von Zürich ZH und Ennetbürgen NW (Hollenweg 45).
Bestattung Freitag, 22. Februar,
14 Uhr, Friedhof Bromhübel,
anschliessend Trauerfeier in der
ev.-ref. Kirche Arlesheim.
BIRSFELDEN
Huggler-Berger, Anita Theresia,
geb. 1940, von Wikon LU, Basel
BS und Unterseen BE (Hardstrasse 71). Abdankung Freitag,
22. Februar, 14 Uhr. Besammlung
Friedhof Birsfelden.
MUTTENZ
Borer-Schüpbach, Rolf, geb.
1936, von Basel BS und Erschwil
SO (Käppeliweg 52). Trauerfeier
Montag, 25. Februar, 14 Uhr,
Abdankungsraum Friedhof
Muttenz.
Goumaz-Steiner, Ulrich Jan,
geb. 1943, von Nesslau-Krummenau, Nesslau SG (Germanenweg 3, mit Aufenthalt im APH
Käppeli). Wurde bestattet.
Langauer-Coldewey, Albert,
geb. 1923, von Muttenz BL (Obrechtstrasse 4). Wurde bestattet.
Mattmüller-Bader, Lotty, geb.
1928, von Basel BS (Birsfelderstrasse 51). Wurde bestattet.
Sauter-Baschong, Hanna, geb.
1924, von Basel BS (Hauptstrasse
38). Wurde bestattet.
Zanini-Volpe, Angelo, geb. 1932,
aus Italien (Kilchmattstrasse 3).
Trauerfeier Mittwoch, 27. Februar,
13.30 Uhr, röm.-kath. Kirche
Muttenz, anschliessend Bestattung auf dem Friedhof Muttenz.
ORMALINGEN
Kammermann-Molitor, Magdalena, geb. 1931, von Romoos LU
(Sonnenbergstrasse 14).
Abdankung Freitag, 22. Februar,
15.30 Uhr. Besammlung auf dem
Friedhof Birsfelden.
Schreiber-Gass, Marta, geb.
1923, von Rünenberg BL (Zentrum Ergolz, Hauptstrasse 165).
Wurde bestattet.
Schödler-Culetto, Luise Angelina, geb. 1921, von Villigen AG (Birseckstrasse 10). Wurde bestattet.
Bruderer-Hutchinson, Mary,
geb. 1914, von Speicher AR
(Dumphaldenweg 10). Abdankung
und Beisetzung im engsten
Familienkreis.
Zoller, Walter, geb. 1931, von
Widnau SG (Birseckstrasse 15).
Wurde bestattet.
PRATTELN
REINACH
BOTTMINGEN
Hoffmann-Burckhardt, Beatrix
Jenny, geb. 1932, von Basel BS
(Zehntenfreistrasse 36). Abdankung Montag, 25. Februar, 14 Uhr,
ev.-ref. Kirche Bottmingen.
RIEHEN
Brügger, Hanspeter, geb. 1941,
von Graben BE (Inzlingerstrasse 50). Trauerfeier Dienstag,
26. Februar, 14.30 Uhr, Altersheim
Wendelin, Inzlingerstrasse 50,
Riehen.
DIEGTEN
AESCH
MÜNCHENSTEIN
Plüss-Schmidlin, Max Walter,
geb. 1925, von Aesch BL und
Duggingen BL (Lindenweg 2).
Bestattung Montag, 25. Februar,
14 Uhr. Besammlung kath. Kirche.
ALLSCHWIL
Esen-Lobsiger, Elfie, geb. 1933,
von Basel BS und Münchenstein
BL (Pumpwerkstrasse 3).
Abdankung und Bestattung
Montag, 25. Februar, 11 Uhr,
ref. Dorfkirche, Kirchgasse 2,
Münchenstein Dorf.
Bigler-Christen, Jeannette,
geb. 1918, von Basel BS (Aufenthalt im APH Schärmtanne,
3655 Sigriswil). Trauerfeier und
Beisetzung Freitag, 22. Februar,
14 Uhr. Besammlung Kapelle
Friedhof Allschwil.
Reichart-Marchetti, Rudolf,
geb. 1936, aus Österreich (Reinacherstrasse 43), Abdankung
und Urnenbestattung Mittwoch,
27. Februar, 14 Uhr, ref. Dorfkirche, Kirchgasse 2, Münchenstein Dorf.
Rieder-Gass, Karl, geb. 1925, von
Rothenfluh BL (Hauptstrasse 12).
Beisetzung und Abdankungsfeier
Dienstag, 26. Februar, 14.30 Uhr.
Besammlung auf dem Friedhof.
Krebs-Schneiter, Irmgard, geb.
1922, von Noflen BE (Habshagstrasse 6). Wurde bestattet.
Rätz-Schmid, Paul, geb. 1927,
von Messen SO (Alemannenstrasse 5). Trauerfeier und
Urnenbeisetzung Donnerstag,
28. Februar, 14 Uhr. Friedhof
Fiechten, Reinach.
Stöcklin-Hirt, Kurt, geb. 1957,
von Aesch BL (Dachsweg 11).
Beisetzung im engsten Familienkreis.
RICKENBACH
Schaub, Sina, geb. 2000, von
Rickenbach BL (Breitestrasse 11).
Wurde bestattet.
Todesanzeigen
und Danksagungen:
Lukas Ritter, Tel. 061 561 61 51
lukas.ritter@neuemedienbasel.ch
14
Region
Oh, Yoko!
Zu Frau Lennons
Achtzigstem
Auch das noch
Kleine Geste
des grossen Pippi
Blogposting der Woche
von Tara Hill
Von Malena Ruder
Yoko Ono hat
John Lennons
Tod nicht
ausgeschlachtet.
Streller als lebendiger Helgen im Basiliskenkeller. Foto: Philipp Loser
Tara Hill
ist Kulturredaktorin
der TagesWoche, Musik- und Clubkennerin
und bricht diese Lanze für Yoko im Blog
«Listomania».
TagesWoche 8
Hallo Katze!
Die japanische Comicfigur
«Hello Kitty» stillt das
Niedlichkeitsbedürfnis –
das könnte für die Menschheit
gefährlich werden.
Es gibt Gründe, warum man Yoko
Ono lieben (oder zumindest mögen)
sollte. Mit ihr endete der Mythos von
der «Frau an seiner Seite»: Plötzlich
war da eine Dame, die unverfroren
selber aktiv war. John Lennon verliebte sich laut eigener Aussage auf
den ersten Blick in Yoko, als er eine
ihrer Kunstausstellungen besuchte.
Bekannt wurde Yoko Ono in den
1960er-Jahren durch eine Reihe radikaler Performances.
Die Behauptung, Yoko Ono habe
John Lennon musikalisch «verdorben», ist absurd. Im Gegenteil: Viele
von Lennons besten Liedern waren
klar von Yoko inspiriert. «Jealous
Guy» etwa, sein musikalisches Eingeständnis seiner Eifersucht. Kaum
eine Antikriegsaktion erreichte ähnliches Interesse wie Onos und Lennons zweiwöchiges «Bed-in»: Im
Bett empfingen Yoko und John 1969
Journalisten und Politiker zu Debatten über den Unsinn des Vietnamkrieges.
Wie ernst Ono den Zeitgeist der
«freien Liebe» nahm, zeigte sie, als
John 1973 wegen einer Ehe- und
Identitätskrise vorübergehend von
New York nach L.A. zog. Nach eineinhalb Jahren kehrte Lennon reumütig
zurück. Für immer. Den grössten Beweis für ihre tiefgreifende Gesinnung
als Botschafterin des Weltfriedens
erbrachte Ono posthum. Statt den
Tod Lennons auszuschlachten, hielt
sie friedliche Gedenkfeiern ab.
Und selbst wenn Yoko die Beatles
auseinandergebracht hätte: Was
wäre besser gewesen für die «erfolgreichste Band aller Zeiten», als auf
dem Karriere-Höhepunkt aufzuhören? tageswoche.ch/+bdeen
Malenas Welt
Wir wollen hier nicht ins Detail gehen, aber aus der frühen Phase
des Fussballers Marco Streller kursieren abenteuerliche Geschichten. Fussballer- und Bubenzeugs halt, mit Frauen und Discos und
grossen Autos. Dann wurde er Captain des FCB und sagte im
Fernsehen Sätze wie «Ich bin persönlich gereift». Fussballer- und
Bubenphrasen halt, dachten wir und freuten uns trotzdem über
jedes seiner Tore (wie in seiner frühen Phase übrigens auch).
Aber dann war Fasnacht, und vor dem Basiliskenkeller im
Imbergässlein stauten sich die Passiven. Herangehumpelt kam
Marco «Pippi» Streller mit familiärer Entourage, und das Hallo
war entsprechend. «Pippi! Kumm füre! Wie gohts em Kny?»
Streller überholte die Schlange, gab Auskunft über die Innereien
seines Knies und posierte mit den Weisswein-gestärkten Mitfünzigerinnen von der Bedienung.
Die Kellnerinnen bekamen rote Backen, glasige Augen (gut,
die hatten sie schon vorher) und waren wild entschlossen, jeden
Passiven eigenhändig aus dem Keller zu schmeissen, um sofort
Platz für Streller und sein Knie und seine Familie zu machen. Aber
nicht mit Pippi: Er humpelte brav zurück ans Ende der Schlange.
Der Rest: ein Abräumer. Sprechchöre im Keller und ein verschmitzt lächelnder Streller, der sich auch nicht zu schade war, bei
einem Schnitzelbank als lebendiger Helgen zu posieren (und das
mit seinem Knie!).
Was wir auch immer von Marco Streller gedacht haben mögen
– es war ungerechtfertigt. Das war grosser Sport im Basiliskenkeller. Von Philipp Loser
tageswoche.ch/+bdfob
Damit Menschen und Tiere ihre
Nachkommen gut behandeln, hat
die Natur das Kindchenschema erfunden: Kindliche Proportionen wie eine
hohe Stirn, grosse Augen und eine
kleine Nase wecken unsere Beschützerinstinkte. So hat es auch die
Comic-Katze «Hello Kitty» mit
dickem Kopf, Knopfaugen und Knopfnase geschafft, eines der berühmtesten Tiere weltweit zu werden: neben
Spielzeug, Kleidung, Schmuck, Geschirr und Süssigkeiten hat sie sogar
eine eigene Airline. Und all das hat
die Katze bekommen, weil sie so süss
ist – Gender-Menschen stehen ob der
Mieze die Haare zu Berge, gleich
Barbie ist sie etwas, das nicht alle
kleinen Mädchen haben dürfen. (Ob
Jungen auch wollen, aber sich nicht
zu fragen trauen, ist nicht bekannt.)
Erwachsene Frauen kaufen sich
die Sachen einfach selbst – zum Teil
vielleicht als Trotzreaktion auf frühere elterliche Verweigerung, als das
Sackgeld noch nicht für einen «Hello
Kitty»-Bademantel reichte, hauptsächlich aber, weil ihnen das niedliche Tier gefällt, egal ob sie 7 oder 37
sind. Nun stellt sich die Frage, ob
der Geburtenrückgang in westlichen
Gesellschaften der japanischen Katze
anzulasten ist (sie ist übrigens fast
40 Jahre alt, müsste die biologische
Uhr also auch schon ticken hören),
da Frauen ihr Niedlichkeitsbedürfnis
nun über «Kitty» stillen, anstatt Babys zu bekommen. Andererseits wäre
ein Kind ja ein guter Grund, noch viel
mehr «Hello Kitty»-Dinge zu kaufen:
Ein glänzender Luftballon etwa
sprengt das Verständnis der meisten
Menschen, was infantilen Geschmack
angeht. Mit einem Alibi-Kind an der
Hand ist das kein Problem.
tageswoche.ch/+bdfqa
Wer eine Airline hat, hat natürlich auch
eine Zeitung: Das «Hello Kitty Magazine»
erscheint 12 x jährlich und enthält ein
Geschenk, Rezepte, Spiel- und Bastelanleitungen sowie Tipps für ein besseres Leben, 6.40 Fr.; www.hellokitty.ch
15
R EG IO N
W
Die
Masslosen
Der verheimlichte «goldene Fallschirm»
für Daniel Vasella sorgte für einen
Eklat vor der Generalversammlung
der Novartis. Auch andere Schweizer
Topkader verdienen überrissen viel –
das wird mehr «Aktionärsdemokratie»
nicht ändern. Von Gerd Löhrer
TagesWoche 8
er viel leistet, soll auch gut
verdienen. Darüber sind sich wohl alle
einig, vom rigidesten Neoliberalen bis
zum nicht minder rigiden Systemkritiker. Die Frage ist nur: Was genau bedeutet «viel leisten»? Und was bedeutet
«gut verdienen»?
Als bekannt wurde, dass Daniel Vasella nach seinem Abgang von Novartis
sechs Jahre lang je 12 Millionen Franken allein dafür bekommen sollte, dass
er nicht für ein Konkurrenzunternehmen tätig wird, war die Doppelfrage beantwortet: etwas nicht zu tun, ist nicht
«viel leisten», und 12 Millionen im Jahr
ist viel mehr als «gut verdienen».
Ob das für Daniel Vasella selber die
richtige Antwort ist, steht dahin – auch
wenn er auf die 72 Millionen Franken
verzichtet hat. Aufgrund der Selbstverständlichkeit, mit der er in seiner
aktiven Zeit zweistellige Millionensaläre einstrich, liesse sich eher darauf
schliessen, dass er einen solchen Betrag für völlig berechtigt hält.
Sein Blickwinkel ist ein amerikanischer. In den USA ist ein Konkurrenzverbot für ausscheidende Topkader
durchaus üblich. Nur steht es bei den
meisten CEOs bereits im Arbeits-
16
Region
22. Februar 2013
Die Saläre hiesiger
Manager nähern sich
immer mehr jenen
ihrer US-Kollegen an.
Das sind die fünf
Topverdiener der Schweiz
(Jahressalär 2011):
1. Joseph Jimenez,
CEO Novartis:
15,93 Millionen Franken
2. Daniel Vasella,
VR-Präsident Novartis:
13,07 Millionen Franken
3. Severin Schwan,
CEO Roche:
13 Millionen Franken
4. Paul Bulcke,
VR-Delegierter
und CEO Nestlé:
11,58 Millionen Franken
5. Ernst Tanner,
VR-Präsident und
CEO Lindt & Sprüngli:
10,31 Millionen Franken
Bild: Nils Fisch
vertrag und bedarf keiner besonders
ausgewiesenen Vergütung. Dafür sind
Abgangsentschädigungen gang und
gäbe. Rekordhalter in dieser Beziehung war Jack Welch, der sich seinen
Abschied von General Electric mit
417 Millionen Dollar vergolden liess.
Kollegen aus Vasellas Branche mussten sich mit deutlich weniger zufrieden geben – mit rund der Hälfte.
Selbst wenn man Vasellas Pensionskassenkapital in seine ursprünglich geplante Abgangsentschädigung
mit hinein rechnet (dieses ist nämlich
in den US-Vergleichszahlen ebenfalls
enthalten), war er im Vergleich zu den
US-Kollegen massvoll – auch wenn er
selbst dort zur Spitzengruppe zählen
würde.
Auch bei vielen anderen Schweizer
Topmanagern gelten US-Massstäbe,
wie ein Blick in die Salärstatistik des
Jahres 2011 zeigt. Neben Vasella mit
seinem Präsidenten-Salär von 13,07
Millionen Franken, bilden sein CEONachfolger Joe Jimenez, Roche-CEO
Severin Schwan, Nestlé-Delegierter
Paul Bulcke und Lindt & Sprüngli-Chef
Ernst Tanner mit jeweils zweistelligen
Millionenbeträgen die Top 5 der Liste.
TagesWoche 8
Weitere 35 Spitzenverdiener beziehen
zwischen 9,5 Millionen (Franz Humer,
Roche) und 2,5 Millionen Franken
(Martin Strobel, Bâloise).
Die Banker, sonst in erster Linie für
überrissene Saläre gescholten, sind nur
mit zwei Exemplaren unter den Top 10
vertreten: Robert McCann (UBS, Chef
der Vermögensverwaltung USA) und
Josef Ackermann (damals noch CEO
der Deutschen Bank). Für sie war das
Jahr 2011 wegen der Finanzkrise ein
eher bescheidenes. Insgesamt aber zeigen die Salärstatistiken, dass Schweizer Topkader den amerikanischen
nacheifern und sie in etlichen Bereichen bereits übertroffen haben.
Toplöhne steigen immer weiter
Die Einkommenstendenz ist also
aufsteigend – auch in den «Nieder ungen» der Topverdiener. Die Zahl
der Einkommens-Millionäre in der
Schweiz hat sich in nur einem Jahrzehnt mehr als verfünffacht. Es sind
jetzt gegen 3000.
Vielen Schweizern wird es unbehaglich, wenn sie die unmässigen Bezüge von Topleuten aus der Wirtschaft
zur Kenntnis nehmen und dazu die
Tatsache, dass diese unentwegt stärker
steigen als die Durchschnittslöhne.
«Mehr als eine Million im Monat, so
viel kann man gar nicht ‹verdienen›»,
ist eine weit verbreitete Meinung, «das
hat mit Leistung nichts mehr zu tun.»
Zudem wächst die Befürchtung, dass
das Auseinanderdriften von oben und
unten in der Lohnhierarchie den inneren Zusammenhalt der Schweiz gefährdet – denn immerhin versteht sich
diese Gesellschaft auch mehr als 700
Jahre nach dem Rütli-Schwur immer
noch als Eidgenossenschaft, als «einig
Volk von Brüdern».
Bis vor wenigen Jahren war dies tatsächlich Schweizer Konsens. In der
kleinräumigen, föderal bestimmten
Wirtschaftsstruktur hielten sich auch
die Unternehmer an den unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag, wonach
alle in ihrer Existenz gesichert und keiner sich über die anderen zu sehr erheben sollte. Auch wenn es selbstverständlich immer «die da oben» und
«wir da unten» gab.
Natürlich verdienten die alten
Granden der Schweizer Wirtschaft –
von Polit-Unternehmer Ulrich Bremi
über die Banker Robert Holzach und
Nikolaus Senn bis zu den Chemiepatrons Louis von Planta und Alex
Krauer – mehr als das Fussvolk in ihren Firmen. Von den unternehmerischen Saftwurzeln wie Otto Ineichen
und Nicolas Hayek ganz zu schweigen.
Weil diese Unternehmer aber immer
das richtige Mass trafen, wurden sie
akzeptiert und respektiert, auch wenn
sich Gewerkschaften und Medien zuweilen heftig mit ihnen stritten.
Abgelöst wurde dieser Unternehmer
der sozialverträglichen Art durch den
globalen, ausschliesslich auf greifbare
(will heissen: zählbare) Ergebnisse orientierten Manager, der die zählbaren
Ergebnisse auch für sich selber realisieren will – also auch die eigenen Bezüge zu maximieren versucht. Das mag
für die Unternehmen sogar nutzbringend sein, gesellschaftlich nachhaltig
ist es nicht, und wirklich kontrollierbar
ist es je länger, je weniger.
Kein Wunder also, dass Thomas
Minder mit seiner Abzocker-Initiative,
der Bundesrat mit dem Gegenvorschlag
dazu, die Jungsozialisten mit der
1:12-Initiative, die Gewerkschaften mit
der Forderung nach einem Mindestlohn dem gesellschaftlichen Auflösungsprozess Einhalt zu gebieten ver-
Die «Aktionärsdemokratie» ist
ein Widerspruch
in sich.
suchen. Sie bauen alle auf gesetzliche
Rahmenbedingungen, die die Spielregeln in Firmen verändern sollen.
Abzocker-Initiative und Gegenvorschlag betrachten die Aktionäre eines
Unternehmens als wirkungsvollste
handelnde Personen und wollen denen
mehr Kompetenzen verschaffen. Die
Juso-Initiative setzt auf eine klare gesetzliche Schranke: Der Oberste darf
nicht mehr als das Zwölffache der Unteren verdienen.
Ob die «Aktionärsdemokratie» das
Übel beseitigen kann, ist zweifelhaft.
Schon der Begriff «Aktionärsdemokratie» ist ein Widerspruch in sich. In
der Demokratie gilt «one man, one
vote» – ein Mensch, eine Stimme. An
der GV der Novartis können alle persönlich anwesenden Aktionäre (es
dürften über 2000 sein) einstimmig
votieren – sie würden nur einen verschwindend kleinen Anteil an Stimmen auf sich vereinigen. Denn die
«Aktionärsdemokratie» ist eine «Aktiendemokratie». Je mehr Aktien jemand besitzt, umso mehr Stimmrechte
kann er ausüben – also fast so wie beim
historischen Drei-Klassen-Wahlrecht
Otto von Bismarcks. Das führt dazu,
dass die institutionellen Anleger, also
Fonds, Vermögensverwalter, Pensionskassen, Versicherungen in jedem Fall
die überwältigende Mehrheit der Aktienstimmen auf sich vereinigen.
Grosse haben schon abgestimmt
Den Ton geben dabei die «Institutionellen» aus Amerika an. Und die
haben ihre Stimme meist schon Tage
vor der GV elektronisch deponiert.
Selbst Dominique Biedermann mit
seiner Ethos-Stiftung, die das Aktienvermögen von mehr als 120 Pensionskassen verwaltet, könnte am Resultat
nichts ändern, denn er vertritt an der
Novartis-GV nur einen kleinen einstelligen Prozentanteil.
Die GV ist also wahrscheinlich
schon vor der Begrüssung durch den
scheidenden Präsidenten gelaufen. Weder wird dem Verwaltungsrat die Décharge verweigert werden, noch wird
die neue Vergütungsregelung abgelehnt, die mehr Leistungsbezug verordnet, ohne freilich Obergrenzen zu
definieren, noch wird die interimistische Einsetzung von Ulrich Lehner als
VR-Präsident bis zum Herbst zurückgewiesen. Kurz: Der Verwaltungsrat
wird sich wie immer und wie in allen
grossen Publikumsgesellschaften auf
der ganzen Linie durchsetzen. Sein
Präsident wird keine rauschende Abschiedsparty erleben. Er dürfte vielmehr böse Worte zu hören bekommen.
Und dabei wird es dann auch bleiben.
tageswoche.ch/+bdggj
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17
Region
22. Februar 2013
So wählen Sie
den richtigen
Regierungsrat
Das Baselbiet braucht Veränderung,
klar. Bloss: mit wem? Eine kleine
Wahlhilfe. Von Michael Rockenbach
und Amir Mustedanagić
10
9
8
7
6
5
Mehr Macht für die Gemeinden, weniger für den Kanton:
Gerhard Schafroth will eine grundlegende Veränderung im
Baselbiet. Und mehr Effizienz, allenfalls auch dank Gemeindefusionen. Für ebenso prüfenswert hält er einen Zusammenschluss der beiden Basel – ohne grosse Euphorie allerdings. Alles zusammen ergibt Veränderungswille Faktor 8–9.
Mehr Kompetenzen für die Gemeinden, mehr Zusammenarbeit unter den Gemeinden: Das möchte auch Thomas
Weber bewirken, wenn auch möglichst behutsam. Für einen
SVPler gibt er sich aber schon recht mutig, wenn er offen
Gemeindefusionen das Wort spricht. Unser Lohn dafür: eine 7.
4
3
2
1
Eine Fusion der beiden Basel hält Eric Nussbaumer für
eine sehr interessante Idee. Das zeigt seinen Veränderungswillen. Sobald es um die Strukturen im weiterhin
bestehenden Baselland geht, äussert er sich aber doch
recht ausweichend. Das gibt Abzug – auf Faktor 6.
D
iesmal muss das Baselbiet die
richtige Wahl treffen. Unbedingt.
Sonst kommt dieser Kanton wohl auch
in den nächsten Jahren nicht aus der
Krise. Doch wer ist die richtige Wahl
bei der Suche nach einem Nachfolger
für den abtretenden Finanzdirektor
Adrian Ballmer (FDP)? Thomas Weber (SVP), der Kandidat der Bürgerlichen? Eric Nussbaumer (SP), die linke Alternative? Oder vielleicht doch
Gerhard Schafroth (GLP), der umtriebige Mann der Mitte?
Dieser Frage ging die TagesWoche
in den vergangenen Wochen nach –
mit einer Reise durchs Baselbiet, die
zeigen sollte, was dem Kanton und seinen Menschen tatsächlich fehlt. Und
Schafroth will viel, auch in diesem Bereich.
Einen Ausbau der Tramverbindungen, neue
Angebote (Kleinbusse auf Abruf, Car Sharing), Mobility Pricing etc. Das ist Faktor 10.
was sie brauchen. Wir gingen dabei in
möglichst unterschiedliche Gebiete,
linke und rechte, arme und reiche,
baselfreundliche und stadtkritische.
Oder besser gesagt: Wir kamen nicht
nur in verschiedene Dörfer, sondern in
fast schon verschiedene Welten.
Etwas verbindet aber sie alle: der
Wunsch nach tiefgreifenden Veränderungen – nicht nur, was die derzeit
prekäre finanzielle Situation anbelangt. Nein, die Gemeinden wollen
mehr Gestaltungsspielraum, mehr
Unabhängigkeit von Liestal und mehr
Verständnis auch vonseiten der kantonalen Behörden und der Regierung.
Daneben bekamen wir sehr viel
konkrete Anregungen zu hören, die
10
9
8
Nussbaumer setzt auf ÖV und – national –
auf Mobility Pricing. Patenrezepte für die
regionalen Verkehrsprobleme hat er keine.
Unter dem Strich ergibt das Faktor 6.
Weber ist zwar offen gegenüber neuen
Modellen wie Mobility Pricing. Gleichzeitig
will er ein überkommenes Milliardenprojekt
wie die Südumfahrung noch immer nicht
aufgeben. Das gibt Abzug – auf Faktor 4.
7
6
5
4
3
VERKEHR
ZUSAMMENARBEIT
Erklärung zur Skala
in der Grafik
Die Baselbieterinnen und Baselbieter
wollen Veränderungen. Also haben wir
versucht festzustellen, wie gross der
Veränderungswille der drei Kandidaten
in den wichtigsten Fragen ist.
Faktor 0 bedeutet: null Interesse am
Thema und an Veränderungen.
Faktor 5: zufrieden mit der heutigen Situation und den aktuellen Entwicklungen.
Faktor 10: revolutionär.
Das Ganze ist ernst gemeint – und auch
etwas spielerisch. Gerne nehmen wir
auch Widerspruch entgegen – online zum
Beispiel in unserer Kommentarspalte.
Mehr Wettbewerb auf allen Schulstufen.
Das ist Schafroths Ziel. Dafür brauche es klar
vorgegebene und klar messbare Bildungsziele. Veränderungsfaktor: 8, mindestens.
Laut Weber sind die Schulen zu wenig effizient. Dafür gebe es zu viele Reformen und
Doppelspurigkeiten im Hochschulbereich.
Das würde er gerne ändern – Faktor 6.
Nussbaumer scheint zufrieden zu sein mit
den vielen Entwicklungen im Bildungsbereich. Sparmassnahmen lehnt er ab.
Veränderungsfaktor: 5.
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
TagesWoche 8
BILDUNG
WIRTSCHAFT
Nussbaumer, Schafroth, Weber – alle drei
würden die Baselbieter Wirtschaftsoffensive
gerne vorantreiben und sind auch bereit,
die dafür nötigen Investitionen zu bewilligen.
Etwas anderes wäre in dem wirtschaftlich
wie finanziell maroden angeschlagenen Kanton auch gar nicht verantwortlich. Dennoch
kommt die aktuelle Regierung mit der
Wirtschaftsoffensive nur schleppend voran.
Die Neuen scheinen noch etwas mehr
Veränderungswillen zu haben. Faktor 7–8,
was uns bereits derart freut, dass wir
allen drei gleich noch einen Punkt schenken
und das Ganze aufrunden.
Eine 9 also – auch zur Ermutigung.
Region
22. Februar 2013
wir an die drei Kandidaten weiterleiteten. Aufgrund ihrer Antworten
versuchen wir nun aufzuzeigen, wie
gross der Gestaltungswille der Kandidaten tatsächlich ist. Und welcher der
drei dank seiner Persönlichkeit und
seinen Beziehungen auch tatsächlich
in der Lage ist, die angestrebten Veränderungen umzusetzen.
Schafroth: vorne – und hinten
Das Ergebnis ist eindeutig: Der Grünliberale Gerhard Schafroth erwies sich
klar als Reformfreudigster (in den Bereichen Bildung, Energie, Finanzen,
Wirtschaft, Verkehr und Zusammenarbeit bringt er es mit seinem Verände-
10
9
8
7
6
5
4
rungswillen im Durchschnitt auf den
Faktor 8,6; mehr zur Skala, siehe unten links). Offen gegenüber Neuerungen sind allerdings auch seine beiden
Kontrahenten: Nussbaumer bringt es
auf 6,9,Weber auf 6,4.
Ein anderes Bild ergibt sich bei der
Reformkraft, ermittelt anhand der
Bereiche Persönlicheit und Beziehungen. Hier schneidet Schafroth (3,3 im
Schnitt) deutlich schlechter ab als
Weber (6,5) und Nussbaumer (8,6).
Ein Ergebnis, das nicht nur für den
fast schon hyperaktiven Schafroth
eine Enttäuschung sein wird, sondern
auch für den freundlichen Weber. Abstriche musste der SVPler aber in Kauf
nehmen, weil er im Wahlkampf eher
Nur die webersche SVP möchte noch immer
Atomkraftwerke bauen, sagt Nussbaumer.
Er selbst will das Gegenteil. Die Energiewende. Und zwar mit aller Kraft und Faktor 9–10.
Schafroth ist zwar kein leidenschaftlicher
Energiepolitiker wie Nussbaumer. Sein Ziel
aber ist das gleiche. Weg von Atom, hin zu
Erneuerbaren – mit Faktor 7.
Weber äussert sich nur vorsichtig zum
Thema – ist skeptisch gegenüber der Atomtechnologie wie ganz allgemein gegen Denkverbote. Ergibt: Faktor 5 – höchstens.
3
2
vage blieb. Und weil er genau jene
Kräfte hinter sich hat, die die finanzielle Misere in den letzten Jahren angerichtet haben: der bürgerliche Machtapparat inklusive Wirtschaftskammer.
Das macht Weber etwas verdächtig,
ebenso wie der Schlingerkurs seiner
Partei. Bis vor Kurzem lästerte die
Baselbieter SVP noch über alle anderen Parteien. Dann kündigte Ballmer
seinen Rücktritt an. Nun spannen die
Bürgerlichen wieder zusammen. Aus
inhaltlichen Gründen? Kaum. Eher,
weil es im Baselbiet wieder einmal um
einen wichtigen Posten geht. Wir konzentrieren uns hier dagegen auf die
drängendsten inhaltlichen Fragen.
Reisen Sie mit
durchs Baselbiet
Sechs Stationen hatten wir auf
unserer Reise durchs Baselbiet –
und unzählige interessante
Begegnungen. Die einzelnen
Artikel können online bei uns
nachgelesen werden – ebenso
wie die detaillierten Antworten
der drei Kandidaten auf die drängendsten Fragen aus den Baselbieter Dörfern. Alles weitere unter
tageswoche.ch/+bcqpg
tageswoche.ch/+bdgjc
Nussbaumer hat Profil, wie man bei ihm schon auf den ersten Blick
erkennt. Vom FC Landrat her ist zudem bekannt, dass er auch ganz
schön böse werden kann. Ebenso entschlossen kann «Bad Eric»
auch in der Politik auftreten. Eine gute Mischung. In Zahlen ausgedrückt: Veränderungskraft Faktor 9+.
10
Weber hat Charme und Witz, er ist offen für neue Ideen und andere
Ideen, und er verspricht, sich als Regierungsrat sehr viel klarer
auszudrücken als die aktuelle Regierung in ihren teilweise recht
verschwurbelten Verlautbarungen. Im Wahlkampf blieb allerdings
auch er eher vage: eine 8 – höchstens.
7
Schafroth hat viele interessante Ideen, er ist aufsässig und kann
einem auch mal auf die Nerven gehen. Eigentlich die perfekte Voraussetzung, so träge wie die Regierung in den letzten Jahren war.
Dann gibt es allerdings auch noch Schafroths andere Seite: unberechenbar, stur und manchmal auch unbedacht. So wird er die angestrebten Veränderungen nicht durchbringen. Faktor 3–4 – leider.
1
Die drei
Kandidaten:
9
8
6
Eric Nussbaumer
(SP, 52),
Thomas Weber
(SVP, 55)
5
4
3
2
Gerhard Schafroth
(GLP, 55)
Fotos: Michael
Würtenberg, freshfocus
1
ENERGIE
PERSÖNLICHKEIT
BEZIEHUNGEN
10
9
8
7
FINANZEN
Viele Ideen hat Schafroth selbstverständlich auch im Finanzbereich, seinem Spezialgebiet. Die Effizienz zu steigern und
die Kosten zu senken, das sind seine Ziele auf allen kantonalen
und kommunalen Ebenen – unter anderem mit einem neuen
Finanzausgleich. Veränderungsfaktor 9.
6
5
4
3
2
1
10
9
8
7
Sparen hat auch für Weber oberste Priorität. Mittel- bis langfristig möchte er zudem die guten Steuerzahler entlasten, damit
Baselland im Steuerwettbewerb der Kantone wieder besser
dasteht. Das ist zwar nicht unbedingt ein neues Rezept,
verspricht aber eine Veränderung. Darum: Faktor 7–8.
6
Nussbaumer gibt sich ebenfalls entschlossen, was das
strukturelle Defizit beziehungsweise dessen Tilgung anbelangt. Überhaupt kein Thema sind für ihn zum jetzigen Zeitpunkt dagegen Steuersenkungen. Insgesamt: Faktor 6.
3
5
4
2
1
Mit dem Einzug Nussbaumers erhielte das Baselbiet erstmals seit Jahrzehnten eine links-grüne Regierungsmehrheit.
Das könnte zu einer Blockade führen, befürchten gewisse
Beobachter mit Verweis auf die bürgerliche Parlamentsmehrheit. Wir denken lieber positiv, hoffen auf eine neue
Dynamik und vergeben hier eine 8.
10
9
8
7
Weber verspricht einen Wandel. Hinter ihm stehen aber genau
jene Kräfte, welche die Krise verursacht haben: das Machtkartell
der Bürgerlichen namens BüZa (Bürgerliche Zusammenarbeit)
und die Wirtschaftskammer. Das muss einen spürbaren Abzug
geben, auch wenn Weber sehr integer wirkt – auf Faktor 5.
Politisch steht Schafroth ziemlich alleine da. Unterstützt wird
er nicht einmal von der CVP und der ebenso treulosen BDP,
denen die Postenschacher-Maschinerie BüZa nun plötzlich
doch wieder wichtiger ist als die erst kürzlich erfundene politische Mitte. Auf dieser Basis würde es Schafroth auch als
Regierungsrat schwer haben. Sehr schwer sogar: Faktor 3.
6
5
4
3
2
1
19
SC HWE IZ
A
usgerechnet. Ausgerechnet die
mit ihren Brüsten. Was meint die
denn? Zuerst blank ziehen und danach
andere belehren?
Claudine Esseiva (34), Generalsekretärin der FDP-Frauen, wird die Geister nicht mehr los. Genauer: Sie wird
den Balken nicht mehr los, mit dem sie
vor zwei Jahren auf einem Plakat ihr
Décolleté verhüllte.
Nach der ersten Episode, der Kritik
der Präsidentin der FDP-Frauen Carmen Walker Späh an den nackten
Brüsten in einer Werbung für die
Flumserberge, schrieb die NZZ: «Haben die FDP-Frauen bessere Argumente? Claudine Esseiva, die sich mit
nackten Tatsachen für den Nationalrat
empfahl, wurde jedenfalls nicht gewählt.»
Esseiva schrieb in der «Weltwoche»
zurück: «Der Unterschied zwischen
Sexismus und selbstbestimmter Koketterie mit der eigenen weiblichen
Sexualität scheint nicht überall geläufig zu sein.»
Die mit dem Balken
Nach der zweiten Episode, der Verortung der deutschen Aufschrei-Debatte
in der Schweiz (auch hier war Esseiva
massgeblich beteiligt), war die Reaktion noch giftiger. Ausgerechnet. Ausgerechnet die.
«Nicht mehr oben ohne» stand vor
zwei Jahren über dem Balken auf dem
Plakat und sollte auf den Mangel an
weiblichen Führungskräften in der
Wirtschaft aufmerksam machen. An
diesem Mangel hat sich seither nichts
geändert, geblieben ist die Themenführerschaft der FDP-Frauen für mehr
Frauen auf der Chefetage und ein Bild:
Claudine Esseiva mit verschränkten
Armen über der Brust. An diesem Bild
wird sie immer noch gemessen.
Darum die Frage: «Warum müssen
ausgerechnet Sie sich über Sexismus
im Bundeshaus und in Fernsehwerbung beklagen? Und das nach diesem
Plakat?»
«Haben Sie denn meinen Text in
der ‹Weltwoche› nicht gelesen?», fragt
Esseiva leicht genervt. Sie sitzt im
Café der Buchhandlung Stauffacher in
Bern und hat das Büro nicht ganz hinter sich gelassen. Ihr iPhone klingelt
TagesWoche 8
«Man muss mich
nicht gerne haben.
Aber man muss
mich respektieren.»
Claudine Esseiva,
Generalsekretärin
der FDP-Frauen.
Foto: 13photo
Der
andere
Freisinn
Claudine Esseiva, Generalsekretärin
der freisinnigen Frauen, gibt der
progressiven FDP alter Schule eine
Stimme. Von Philipp Loser
oft, verschiedene Töne künden eingehende Nachrichten an. Es war ein langer Tag, die Abstimmungen sind ja
bald, viele wollen etwas von ihr.
Und das ist der entscheidende
Punkt an der Balken-Geschichte –
heute interessiert die Öffentlichkeit
nicht mehr nur der von Esseiva
betonte Unterschied zwischen selbstbestimmter Sexualität (dem Obenohne-Bild) und dem Sexismus alter
Männer. Heute interessiert Esseiva
selbst. Sie hat die Aufmerksamkeit,
die ihr (und den FDP-Frauen) das
Balken-Bild seit zwei Jahren beschert,
dazu genutzt, eine Stimme der FDP
zu werden.
Es ist jene Stimme des progressiven Freisinns alter Schule, die beim
aktuellen Rechtskurs der Partei und
ihrem Präsidenten Philipp Müller immer öfter unterzugehen droht. «Verschiedene Meinungen gab es schon
immer in der FDP», sagt Esseiva, «die
Meinungsvielfalt gehört zur liberalen
Streitkultur. Christian Wanner hat
mir einmal gesagt, damit eine Partei
fliegen könne, brauche sie einen linken und einen rechten Flügel.» Sie
empfinde Respekt für beide Seiten.
Ob dieser Respekt beidseitig ist,
darf bezweifelt werden. Präsident
Müller will mit dem Hinweis, Esseiva
sei eine Angestellte des Generalsekretariats, keine Stellung zu ihren politischen Ideen nehmen.
An einem Traum gekratzt
Ja, Esseiva hat sich mit ihrem Beitrag
zur Sexismus-Debatte und ihrem
Engagement für ein Ja bei der Abstimmung über den Familienartikel in
der eigenen Partei keine Freunde
gemacht. Die Reaktionen seien heftig
gewesen – auf beiden Seiten, sagt sie,
«aber damit muss man rechnen, wenn
man sich traut, ein heikles Thema zu
benennen».
Heikel ist das Thema, weil Esseiva
wagt, an einem kleinbürgerlichen
Traum zu kratzen. Dem Traum von
der glücklichen Kleinfamilie und dem
damit (nicht laut ausgesprochenen)
verbundenen Rollenmuster. Die Frau
zu Hause bei Herd und Kind, der
Mann im Büro. Erschreckend sei, wie
viele junge Männer diese Vorstellung
20
Schweiz
22. Februar 2013
Warum es den Familienartikel braucht
Ein notwendiger Schritt
hin zur Gleichstellung
eines guten Lebens unter alten Vorzeichen immer noch in sich trügen.
«Darum braucht es Feministinnen
wie mich.» Um «Awareness» zu schaffen, wie sie sagt. Um darauf hinzuweisen, dass auch ein Mann wie Bastien
Girod vor nicht allzu langer Zeit nackt
für ein Wahlplakat posierte, was aber
heute niemanden mehr zu stören
Claudine Esseiva
hat sich innerhalb
der FDP viele
Feinde gemacht.
scheint. Dass Frauen mit viel Energie
(Feu sacré!) gerne als hysterisch hingestellt würden. Dass die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern – eine
alte Forderung der FDP-Frauen –
heute noch ein unerfüllter Wunsch
sei. Dass wir immer noch alte Bilder
und alte Argumente pflegen. «Bei der
Einführung der AHV und der Einführung des Frauenstimmrechts haben
die Gegner genau gleich getönt wie
heute bei der Einführung des
Familienartikels.»
Claudine Esseiva schaut jetzt nicht
mehr auf ihr Telefon, sie hat sich ins
Feuer geredet. «Man muss mich nicht
gerne haben. Aber man muss mich
respektieren», sagt sie, und im nächsten Moment, «aber natürlich ist das
nicht immer einfach.» Der Vorwurf
der Karrieregeilheit, die Flüstereien
wegen des Balken-Bilds, die abschätzigen Blicke. «Das geht nicht spurlos
vorbei.»
Es gibt aber auch andere Stimmen.
Vor einem Jahr hat sie sich im «Sonntagsblick» dazu bekannt, abgetrieben
zu haben. Sie hat daraufhin berührende Briefe von älteren Damen erhalten, auch aus dem tiefkatholischen
Freiburg. «So etwas gibt mir Kraft für
ein ganzes Jahr.»
Und auch innerhalb der Partei
erhält sie Unterstützung. Beispielsweise vom Solothurner Regierungsrat
Christian Wanner. Er sagt: «Ich finde
die Frau super. Solche Leute tun der
FDP gut.»
tageswoche.ch/+bdfnr
TagesWoche 8
Von Monika Zech
G
leich vorneweg: Dem Familienartikel
soll und kann man am 3. März ruhig zustimmen. Weder liefert man damit unsere Kinder
dem Staat aus, noch werden dadurch automatisch Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe
ausgelöst. Was die Gegner des Familienartikels im Abstimmungskampf ins Feld führen,
kann man nur als Humbug bezeichnen.
Einige, die sich so eifrig in die Schlacht gegen
den «Krippenvater Staat» werfen – wie etwa
die Kleinkindererzieherin und SVP-Nationalrätin Nadja Pieren – kennen vielleicht tatsächlich den Unterschied zwischen einem
Ver fassungsartikel und einem Gesetz nicht.
Die Anführer der Nein-Kampagne hingegen, die wissen sehr wohl, dass ein Ja zum
Familienartikel erst ein Signal, ein Bekenntnis ist. Ein Bekenntnis zur Lebensrealität der
heutigen Familien wohlgemerkt.
Abstruse Argumente damals wie heute
Zur Erinnerung: Nach mehreren Jahrzehnten
Kampf der Frauen für mehr Rechte stimmte
1981 endlich das Schweizer Volk einem neuen
Artikel in der Bundesverfassung zu, demzufolge künftig Mann und Frau gleichberechtigt sein sollten. Die Argumente der Gegner
waren damals so abstrus wie jene von heute.
«Gleichmacherei» riefen sie, Frauen dürften
keine Frauen mehr sein. Ausserdem warnten
sie vor einer Prozessflut, die die Unternehmen Abermillionen kosten würde.
Selbstverständlich sollte der Gleichstellungsartikel nicht bloss ein frommer Wunsch
bleiben, sondern etwas bewirken. Im Gegensatz zum bewusst sehr offen formulierten
Familienartikel «verpflichtete» dieser die
«Gesetzgebungsorgane von Bund, Kantonen
und Gemeinden, nicht nur die formale, sondern auch die faktische Gleichstellung zu verwirklichen». So richteten die Kantone nach
und nach Gleichstellungsbüros ein, die sich für
die Umsetzung des Artikels kümmern sollten.
Ja, das kostete etwas. Es kam auch vereinzelt
zu Lohnklagen, aber fast alle betrafen Arbeitsverhältnisse bei der öffentlichen Hand.
Alles in allem bewegte sich nicht viel in
Sachen Gleichstellung, die Revolution blieb
aus. Die Frauen verwandelten sich nicht in
Männer. Es dauerte auch ganze 15 Jahre,
bis 1996 endlich das Bundesgesetz über die
Gleichstellung von Mann und Frau in Kraft
trat. Mit einem unmissverständlichen Diskriminierungsverbot im Bereich der Erwerbsarbeit, unter anderem bei der Entlöhnung
und Beförderung.
Und heute, wo stehen wir im Jahr 2013?
Gemäss Statistik verdienen die Frauen im
Schnitt immer noch rund 20 Prozent weniger
als die Männer. Wir diskutieren heftig über
Frauenquoten in Führungsetagen, weil dort
der Frauenanteil immer noch marginal ist.
Das alles ist jedoch weder Zufall noch so,
weil die Frauen eben von Natur aus lieber
Chef im Haushalt sind. Ihnen bleibt oft keine
Der Familienartikel
schickt keine
einzige Frau gegen ihren
Willen ins Büro.
andere Wahl. Noch immer ist es so, dass
mehrheitlich die Frauen mit der Erwerbstätigkeit zurückstecken, wenn Kinder da sind.
Wenn sie das so wollen, ist das vollkommen
in Ordnung. Der Familienartikel schickt keine einzige Frau gegen ihren Willen ins Büro,
der Staat entreisst keinen Eltern die Kinder
und steckt sie zwangsweise in eine Krippe. Es
gibt aber immer mehr Mütter und Väter, die
zu einem Familienmodell gezwungen werden,
das sie nicht leben wollen oder können: weil
es a) nicht genug Betreuungsplätze für ihre
Kinder gibt, weil b) er immer noch mehr verdient und auch bessere Aufstiegsmöglichkeiten hat als sie, und weil c) Teilzeitpensen für
Männer immer noch rar sind.
Um diese Frauen und Männer – um deren
Wahlmöglichkeiten zu verbessern – geht es
im Familienartikel. In einem ersten Schritt.
Denn wie diese sogenannte Förderung der
Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit von den Kantonen umgesetzt werden soll,
ist noch völlig offen und muss zuerst vom
Parlament in einem Bundesgesetz geregelt
und allenfalls vom Volk befürwortet werden.
Die Gegner des Familienartikels haben also
noch alle Zeit der Welt, ihre Geschütze gegen
Krippen und Tagesschulen abzufeuern.
1981 wurde die Gleichstellung von Mann
und Frau in der Bundesverfassung festgeschrieben, erreicht haben wir sie 32 Jahre
später immer noch nicht. Der Familienartikel
ist nur ein weiterer, notwendiger Schritt, um
der Gleichstellung näher zu kommen.
tageswoche.ch/+bdfnq
21
I NTE RVI EW
TagesWoche 8
22
Interview
22. Februar 2013
«Basel war eine
brave, tote Stadt»
D
Der Filme- und
Theatermacher
Stephan Laur über
die Villa Rosenau,
seine «wilde Zeit»
als Hausbesetzer
in den 1980erJahren und die
Bedeutung von
Freiräumen für
Junge.
Von Remo Leupin,
Yen Duong,
Fotos: Nils Fisch
«Ohne die ‹Alte
Stadtgärtnerei› wäre ich
nicht dort, wo ich heute
bin»: Der Basler Filme- und
Theatermacher Stephan
Laur glaubt auch heute noch
an die Freiraumbewegung.
TagesWoche 8
as Sudhaus auf dem Areal
der ehemaligen Warteck-Brauerei, das
Unternehmen Mitte, die einstigen Zwischennutzungen auf dem Bell-Areal, in
der Stückfärberei oder in der Schlotterbeck-Garage beim Bahnhof – all dies
wäre in Basel nicht entstanden ohne
jene Handvoll Jugendlicher, die zu Beginn der 1980er-Jahre für mehr Freiräume auf die Strasse gegangen waren.
Der Filme- und Theatermacher Stephan Laur gehörte zu den Basler Freiraum-Aktivisten der ersten Stunde. Im
Gespräch zieht der 49-Jährige schonungslos Bilanz über das Scheitern der
Hausbesetzer- und Punkbewegung im
Basler AJZ von 1981, das im Drogensumpf endete – und er erklärt, weshalb
die Wiederauferstehung der Freiraumbewegung vor 25 Jahren auf dem Areal
der «Alten Stadtgärtnerei» glückte.
Laur hat sich in den letzten Jahren
einen Namen mit Film- und Theaterprojekten von und mit Menschen in besonderen Lebenslagen gemacht. So arbeitete er etwa mit krebskranken
Kindern und Jugendlichen, Migranten
und Drogenabhängigen.
Derzeit arbeitet Laur an einem Film
über den «Waldplatz»: ein Projekt der
kantonalen Tagesstätten, das Schwerstund Mehrfachbehinderten ein würdevolles Leben ermöglicht. Sobald die Finanzierung gesichert ist, will er mit
dem Verein «Fokus Leben» ein Filmund Theaterprojekt mit jungen Menschen starten, die an Anorexie und Bulimie leiden. «All diese Arbeiten sowie
meine partizipative Vorgehensweise gehen auf meine Anfänge in den 1980erJahren zurück», sagt Laur, «ohne die
‹Alte Stadtgärtnerei› wäre ich nicht
dort, wo ich heute bin.»
Herr Laur, Sie sind dreifacher Familienvater, Dokumentarfilmer
und Theaterschaffender – eine
erstaunlich bürgerliche Karriere
für einen einstigen Besetzer.
Als bürgerlich würde ich meine Karriere nicht gerade bezeichnen. Vieles,
was ich heute als Kulturschaffender
mache, hat seinen direkten Ursprung
in der Freiraumbewegung.
Was war denn so prägend?
Die Kreativität und das Engagement.
Plötzlich hatte man die Möglichkeit,
etwas zu machen, zu gestalten. Ich
machte schon als Jugendlicher Theater. Aber in der ab 1986 besetzten «Alten Stadtgärtnerei» beim St.-JohannsTor konnte ich aus dem Vollen
schöpfen.
Wie sah das Basel Ihrer Jugendzeit aus?
Mit 14 bewegte ich mich in der Punkszene; wir trafen uns meistens im
«Rialto» oder ab und zu im MigrosRestaurant. Stellen Sie sich das mal
vor! Damals war Basel wirklich eine
sehr verknorzte, brave, tote Stadt.
Ausgehmöglichkeiten gab es für uns
kaum. Es gab etwa drei Beizen, wo
man nach 24 Uhr noch hingehen
konnte. Dort liess man uns aber
meistens nicht rein. Zudem gab es am
Mittwochnachmittag die «DrämmliDisco» im Sommercasino und einmal
im Monat eine Grossdisco namens
«Elec». Es gab kaum Angebote für
junge Leute. Wer ausgehen wollte, landete bei den Alkoholikern in dubiosen
Kleinbasler Bars oder im Drogenmilieu – was sich für viele meiner Generation als tödliche Kombination erwies.
Wie wurden Sie eigentlich damals
«radikalisiert» und zum Punk?
Zum Punk wurde ich, nachdem ich
einen Dokumentarfilm über die britische Musikszene gesehen hatte. Ich
war elektrisiert von der Musik und den
Leuten. Schon zuvor bewegte ich mich
in der alternativen Szene. Meine
beiden älteren Brüder waren in der
68er-Bewegung aktiv. Ich bewunderte sie, ging in den 1970er-Jahren
mit ihnen aus und lernte die letzten
Ausläufer der Hippie-Zeit kennen.
Dabei hatte ich wie viele meiner
Altersgenossen das Gefühl, das Tolle
dieser Bewegung verpasst zu haben.
Wir sehnten uns förmlich danach,
dass endlich irgendetwas passierte.
Die meisten Bewegten der
1980er-Jahre hatten einen
bildungsbürgerlichen Hintergrund: War es eine «Revolution
der Wohlstandsverwahrlosten»?
Mein Vater war Buchbinder – ich
würde das nicht gerade als bildungsbürgerlich bezeichnen, er war einfach sehr belesen. Aber Sie haben
recht: Die meisten entstammten stabilen Familienverhältnissen.
Sie waren Sänger von Basels
erster Punkband Vandal-Ex: Wo
traten Sie damals auf?
Den ersten Auftritt hatten wir auf
dem Petersplatz an einem illegalen
Fest, die AJZ-Bewegung war da
schon im Gange. Später durften wir
in einem besetzten Haus der Jugendorganisation der Progressiven Organisationen Basel (POB) auftreten.
Man musste die Orte wirklich
suchen damals.
In den POB fand die 1980er-Jahre-Bewegung eine parlamentarische Fürsprecherin – was nicht
von allen Bewegten goutiert
wurde. Wie war Ihr Verhältnis
zu den POB?
Zum Teil hatten wir direkte Beziehungen zu POB-Leuten, da diese ja
die Einzigen waren, die uns unterstützten. Meine Ansicht damals war
allerdings, dass sich unsere Anliegen
nicht institutionell regeln lassen
würden.
In einem Ihrer damaligen Liedtexte heisst es «S’isch kai Schpass
uff dr Gass, Basel isch en abgschlaffts Kaff». Kurz darauf,
1981, besetzten Sie das Postgebäude an der Hochstrasse und
gründeten ein AJZ.
(lacht) Es war fast eine generalstabsmässig geplante Aktion. Irgendjemand meinte, es gebe ein leeres
Gebäude an der Hochstrasse. Dann
entwarfen wir einen Plan, wie wir
die Polizei austricksen konnten, die
uns ständig auf den Fersen war …
Und wie sah dieser Plan aus?
An einer Demo gaben wir vor, zum
Sommercasino gehen zu wollen.
Irgendwann rannten wir Richtung
Hochstrasse los und nahmen das
alte Postgebäude in Beschlag.
War Ihnen klar, worauf Sie sich
einliessen?
Überhaupt nicht. Wir hatten nur
ein grosses Bedürfnis: Freiraum.
Wir waren damals wirklich naiv,
niemand konnte mit der Situation
umgehen. Schnell wurden wir überrannt, was auch dazu führte, dass
die ganze Drogenszene und der
Gundeli-Strich teilweise im AJZ
23
Interview
22. Februar 2013
lieber im Kleinen verändere – in
meinem familiären und in meinem
beruflichen Umfeld.
Wie beurteilen Sie die emotionale Debatte rund um die Villa
Rosenau, in der sich bis vor
Kurzem Freiraum-Aktivisten
verschanzt hatten?
Ich kenne die Villa Rosenau nicht.
Was ich aber aus der Distanz feststelle: Die Bewegung stand nie im Zentrum. Die ehemalige Stadtgärtnerei
war in den 1980er-Jahren ein extremes Thema in der Stadt, die Villa Rosenau heute aber nicht.
landeten. Das Haus war der Hauptumschlagplatz für sämtliche Drogen.
Wir liefen völlig ins Messer.
Inwiefern?
Drogen- und Jugendszene kamen
zusammen – man konnte regelrecht
mitverfolgen, wie einer nach dem
anderen draufging …
Ein paar Jahre nach dem gescheiterten AJZ startete 1986 auf
dem Areal der ehemaligen Stadtgärtnerei beim St.-Johanns-Tor
ein anderes Freiraumprojekt.
Was machten Sie dort besser als
im AJZ?
Die «Stadtgärtnerei» war für die
Bewegung ein viel grösserer Erfolg
als das AJZ, weil es uns hier gelang,
etwas Positives zu erschaffen. Das
AJZ hatte vor allem destruktive Kräfte freigesetzt und auch viele Opfer
produziert. In der «Stadtgärtnerei»
behielten die Macher das Heft in der
Hand und bestimmten massgeblich,
was gemacht wurde und was nicht.
In einem gewissen Sinn begannen
wir, pragmatisch und professioneller
zu handeln. Ganz entscheidend war
auch, dass in der «Stadtgärtnerei»
Leute aus vielen Schichten und
Szenen zusammenkamen. Das Ganze
war viel breiter abgestützt und
weniger anarchistisch. Die gelebte
Kultur stand hier im Zentrum und
nicht Politik.
Was sich dann auch in der Volksabstimmung vom 8. Mai 1988
widerspiegelte, als sich 44 Prozent für die «Alte Stadtgärtnerei» als «permanentes Provisorium» aussprachen.
Das Ergebnis war sicher auch das
Resultat unseres Abstimmungskampfes, den wir sehr akribisch vorbereitet und konsequent durchgezogen
hatten. Wir produzierten zum Beispiel eine Abstimmungszeitung, die
an jede Haushaltung in Basel verteilt
wurde. Es war kein Propagandablatt,
sondern eine sehr kreativ und witzig
gemachte Postille, die den Leuten viel
Freude bereitete.
TagesWoche 8
Stephan Laur
Stephan Laur, 49, schlug sich nach der Schule mit Gelegenheitsjobs
durch, studierte zwischen 1986 und 1988 Publizistik an der Schule
für angewandte Linguistik in Zürich und arbeitete zwischen 1989 und
1991 als Journalist. 1993 drehte Laur seinen ersten Dok-Film:
«Klatschmohn – aus dem Leben mit Heroin». Kurz darauf erschienen
weitere Filme: «Solange wir noch atmen – das ganz normale Leben
mit Aids» (1996), «Schneller Dezember» (1998).
Nach diversen Film- und Theaterprojekten in Deutschland arbeitet
Laur seit drei Jahren wieder vermehrt in Basel, wo er unter anderem
einen Film über das Leben im Waisenhaus, ein Theaterprojekt zum
Thema Migration und einen Film mit einer Klasse der Schule für Brückenangebote realisierte. Nebst seinen Film- und Theaterprojekten
gibt er seit Jahren Qi-Gong-Unterricht. Stephan Laur ist Vater von
drei Kindern im Teenager- und Erwachsenenalter.
Einen weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung
machte die Bewegung Anfang der
1990er-Jahre in der Schlotterbeck-Garage. Erstmals wurde
kein Haus besetzt, sondern ein
Zwischennutzungs-Deal abgeschlossen – was in der Besetzerszene als Verrat gedeutet wurde.
Wie war Ihre Position?
Ich konnte mich damals weder für
die eine noch für die andere Frak tion
erwärmen. Ich glaube, dass es damals vielen Leuten so ging. Die
polarisierenden Stimmen wurden
wahrscheinlich einfach besser gehört,
weil sie lauter waren … Für mich war
diese Diskussion sehr theoretisch
und viel zu ideologisch.
Was denken Sie, wenn Sie heute
Orte wie die «Mitte» oder das
«Sudhaus» besuchen, die aus der
«Schlot terbeck»-Bewegung
herausgewachsen sind?
(lacht) Ich bin hier Gast.
Es sind keine Orte des Aufbruchs mehr, sondern Institutionen wie viele andere auch.
Das ist sicher so. Ich nehme diese
Orte aber trotzdem als Bereicherung
wahr. Wo gibt es denn Restaurants
wie zum Beispiel die «Mitte», wo man
am Mittwochnachmittag mit den
Kindern herumhängen kann?
Mit Markus Ritter, einem der
Drahtzieher der «Stadtgärtnerei» und des «Schlotterbeck»Projekts, ist die Kulturraumbewegung inzwischen ganz
oben angelangt: Heute ist Ritter
Berater von Regierungspräsident
Guy Morin. Die Revolutionäre
von einst wurden gezähmt …
Das sehe ich nicht so. Ich glaube,
dass in Basel heute ein anderer Geist
spürbar ist als in den 1980er-Jahren.
Das sehen gewisse Junge wie
etwa die Szene der ehemaligen
Villa-Rosenau-Besetzer nicht so.
Man bleibt ja nicht Revolutionär auf
immer und ewig. All jene Leute aus
der 1980er-Bewegung, die heute politisch oder wirtschaftlich Einfluss auf
die Gesellschaft ausüben, mussten
sich arrangieren. Wer gesellschaftlich
etwas verändern will, verstrickt sich
automatisch in Widersprüche.
Sie gingen einen anderen Weg.
Für mich war es immer wichtig,
selbstbestimmt und selbstständig arbeiten zu können. Grossprojekte oder
Parteiarbeit waren nie mein Ding. Ich
bemerkte schon bald, dass ich Dinge
Woran liegt das?
Die Möglichkeiten für junge Leute
haben sich fundamental verändert.
Man kann heute fast rund um die
Uhr feiern. Es gibt heute keine grosse
Bewegung von zornigen jungen Menschen mehr, nur noch vereinzelte
Splittergruppen.
Ehemalige Bewegte werfen den
heutigen Jungen vor, nur noch
zu konsumieren und rumzuhängen. Können Sie die Kritik nachvollziehen?
Solche Aussagen finde ich schwierig.
Wir ärgerten uns damals über solche
Klischees – und plötzlich gehört man
selber zu den Alten und hat das Gefühl, über die Jungen urteilen zu
können. Ich arbeite viel mit Jugendlichen zusammen und habe nicht das
Gefühl, dass sie keine Visionen haben. Diese sind vielleicht nicht mehr
ganz so klar definiert wie früher.
Wie meinen Sie das?
Die Gesellschaft ist nicht mehr so
verkrustet, miefig und bünzlig wie
damals. Wir wussten ganz klar,
wogegen wir kämpfen wollten.
Gibt es deshalb seit der Räumung der «Alten Stadtgärtnerei»
vor 25 Jahren keine ernstzunehmende Subkulturszene oder
Bewegung mehr in Basel?
Genau beurteilen kann ich das nicht,
ich gehe jedoch davon aus. Ich finde
es heute schwieriger zu sagen, woran
die Welt oder Basel krankt. Vielleicht
hat das auch mit dem Alter zu tun.
Wenn Sie heute Jugendlicher
wären – wären Sie dann in der
Villa Rosenau anzutreffen
gewesen?
Keine Ahnung. Ich wurde von der
spezifischen Situation in den 1980erJahren geprägt. Was mich heute als
Jugendlicher beschäftigen würde,
kann ich nicht sagen. Hätten wir
damals genügend Probekeller und
Orte zum Abhängen gehabt, wäre
mein Leben vielleicht auch anders
verlaufen.
Bis vor Kurzem gab es das n/tAreal, das mit dem Treiben in
der «Alten Stadtgärtnerei» ver-
24
Interview
22. Februar 2013
gleichbar war. Heute gibt es
keinen solchen Freiraum mehr.
Bedauern Sie das?
Ich konnte das Geschehen auf dem
n/t-Areal nicht so genau mitverfolgen, weil ich zu der Zeit beruflich vor
allem in Deutschland tätig war.
Grundsätzlich glaube ich aber schon,
dass jede Stadt Freiräume braucht,
wo Leute ihr Umfeld kreativ mitgestalten und sich selber definieren
können. Genau an solchen Orten
kann Neues entstehen, das positiv in
die Gesellschaft zurückstrahlt. Ich
glaube aber nicht, dass es Aufgabe
des Staates ist, solche Orte zu organisieren: Dann werden diese Räume zu
etablierten Orten wie die Kaserne
und eben nicht zu Freiräumen.
Genau diese Forderung war
aber kürzlich vonseiten der heutigen Kulturraum-Aktivisten zu
hören – dass der Staat Freiräume ermöglichen solle.
Ich glaube, dass das ein Widerspruch
in sich ist. Das ist dasselbe wie die
offiziellen Spraywände, die die Stadt
für Junge organisiert hat – solche
behördlich bewilligten Wände bringen
eine junge Kreativszene nicht wirklich
weiter. Jugendliches Mitteilungsbedürfnis kann man nicht organisieren, denn es lebt davon, dass es nicht
die offiziellen Kanäle benutzt, die die
Gesellschaft bereitstellt. Was die
Fehlen Freiräume
für Junge in Basel?
In der Wochendebatte zum
Thema Freiräume (auf Seite 27)
diskutiert SP-Grossrätin Salome
Hofer mit dem ehemaligen Basler
SP-Präsidenten Roland Stark.
Mitdiskutieren und abstimmen auf
tageswoche.ch/wochendebatte
«Jede Stadt
braucht Freiräume,
wo Leute ihr Umfeld
kreativ gestalten
und sich selber
definieren können.»
Gesellschaft tun kann, ist, vernünftig
auf solche Bedürfnisse zu reagieren –
was ja in den 1980er-Jahren nicht immer der Fall war. Und leider auch heute nicht, wenn man bedenkt, wie mit
der Villa Rosenau, ihren Bewohnern
und deren Besitz umgegangen wurde.
Sie glauben also, dass sich
heute etwas zum Besseren
gekehrt hat?
Ganz klar! Damals hätten uns aufgebrachte Bürger ja am liebsten den
Kopf abgeschnitten. Die Forderung
«Ab nach Moskau!» war noch das
Netteste, was man uns wünschte.
Im Fall der Villa Rosenau regte sich
dagegen nur noch sein sehr kleiner
Teil der Bevölkerung wirklich auf.
Leider sind diese engstirnigen Menschen oft auch die Lautesten, weshalb
man am besten nicht hinhört.
Wo verkehren eigentlich
Ihre drei Kinder?
Wenn ich das wüsste! Meine älteste
Tochter, die 21-jährig ist, verkehrt
eher in alternativen Kreisen. Die
beiden anderen Kinder sind noch zu
jung, um auszugehen.
Vermutlich führt Ihre Tochter
aber nicht so ein wildes Leben
wie Sie damals in diesem Alter.
Zum Glück nicht!
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25
Dialog
22. Februar 2013
Reaktionen aus der Community
«Trotz Verzicht auf 72 Millionen erhält
Vasella kaum Applaus»,
tageswoche.ch/+bdfnn
«Der Fitzcarraldo aus dem Baselbiet»,
tageswoche.ch/+bcwxh
Sparen statt forschen
Neue Sprachregelung
Statt nach neuen Energiequellen zu
forschen, sollten wir nicht besser
beim Verbrauch sparen? In den
Die Unwörter-Polizei meldet: «Die
Begriffe ‹Abgangsentschädigung›
und ‹Konkurrenzverbot› wurden mit
sofortiger Wirkung deklassiert und
sind in Wirtschaftskreisen nicht mehr
zu verwenden. Wir empfehlen bis auf
Weiteres den allwettertauglichen
Begriff ‹Entschädigung für Beratertätigkeit›. Hinweis fürs Volch: Diese
Entschädigung untersteht immerhin
en ein Faktor im täglichen Konsumverhalten. Dies hat damals Anschub
zu umweltfreundlicherer Produktion
geleistet. Wir sollten anfangen, uns
über unseren täglichen Energiekonsum bewusst zu werden und zu
hinterfragen, ob wir all diese Energie
fressenden Dinge brauchen.
Herrat Schedler
Beiträge sind zu bezahlen.»
H J Martens
«Darf das Volk alles?»,
tageswoche.ch/+bdbjy
«D Frau Fasnacht in Frangge und
Räppli», tageswoche.ch/+bdcii
Vorher prüfen
Kaum Alternativen
Das Parlament fällt selbstverständlich politische Urteile und kommt
der Funktion, unsinnige Initiativen
frühzeitig abzublocken oder zu
revidieren, nicht genügend nach.
Das haben mehrere völkerrechtlich
problematische Initiativen gezeigt.
Braucht es also nicht eine neue
Institution, ein Verfassungsgericht,
welches Initiativen auf ihre rechtliche Durchsetzung überprüft, bevor
in teuren Abstimmungskämpfen
böses Blut vergossen und letztendlich auch Hetze gegen das Völkerrecht per se gemacht wird?
R Abed
Als langjähriger Sujet-Obmann einer
«Traditionsclique» kann ich nur
sagen: Versuchen Sie einmal, ein
Kostüme termin- und budgetgerecht
liefern kann! Als unsere «ewige»
Schneiderin mit 75 vor ein paar
Jahren ihr Atelier aufgab, begann für
uns eine Odyssee von Atelier zu Atelier – mal klappte es organisatorisch
nicht, mal stimmte die Qualität
nicht. Ein Ende der Irrfahrt ist nicht
abzusehen. Da liegt der Einkauf im
Ausland als Alternative nahe.
Graviton
Leserkommentar der Woche
von Carine Dessemontet zu «Ist Taxi fahren in
Basel zu teuer?», tageswoche.ch/+bdcvw
«Mister Tattoo wird Anarchist»,
tageswoche.ch/+bdaom
Blödes Geplänkel
Interviews sollten nicht nur als
Plattform für den Befragten dienen.
Etwas kritischeres Hinterfragen
stünde Ihrer Zeitung gut an. Ich
verstehe ja das Hickhack auch nicht.
Und als Bewohner der Florastrasse
geht mir die Veranstaltung ordentlich auf den … Aber wenn ich dort
sprache wegen dem möglichen Kasernenabbruch ebenso blöde wie das
Geplänkel von Anita Lachenmeier.
Konrad Rutishauser
TagesWoche
3. Jahrgang, Ausgabe Nr. 8
WEMF-beglaubigte Auflage:
22 580 Exemplare
Gerbergasse 30, 4001 Basel
Kooperation:
«La Cité» (Genf),
«The Guardian» (London),
«Der Freitag» (Berlin)
Herausgeber
Neue Medien Basel AG
Redaktion
Tel. 061 561 61 61
redaktion@tageswoche.ch
TagesWoche 8
«Im wilden Nordwesten»,
tageswoche.ch/+bdbjq
Wenn man bedenkt, dass ein Taxifahrer nicht nur ein
Chauffeur ist, sondern auch ein Gesellschafter, dass er nicht nur
die Strassen der Stadt und Umgebung kennen muss, sondern
auch mit fremden Sprachen umgehen können muss, dann ist der
erwähnte Durchschnittslohn ein Hohn. Ein Hohn für den Kunden ist aber immer noch der Preis. Kürzlich bezahlte ich für eine
dreiminütige Fahrt 13 Franken. Hätte ich diese Strecke vielleicht
sollen? Für die Strecke Bahnhof SBB–Oekolampad bezahlte ich
wage ich nicht zu denken. Der Preis ist es, welcher für mich nicht
stimmt, nicht die Dienstleistung.
Abo-Service:
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Redaktion
David Bauer,
Renato Beck, Yen Duong,
Karen N. Gerig,
Tara Hill, Christoph Kieslich,
Valentin Kimstedt (Praktikant), Matieu Klee,
Marc Krebs, Philipp Loser,
Amir Mustedanagić,
Matthias Oppliger,
Florian Raz,
Michael Rockenbach,
Martina Rutschmann,
Peter Sennhauser,
Dani Winter, Monika Zech
Bildredaktion
Nils Fisch,
Hans-Jörg Walter
Korrektorat
Noëmi Kern,
Martin Stohler,
Dominique Thommen
Roggenburg wird nicht
von Clans regiert
In Ihrem Bericht wurden die Busverbindungen von Roggenburg nach
Delémont unterschlagen. In Roggenburg regieren keine Clans. Was Sie
vielleicht verwechselt haben, ist, dass
es in Roggenburg eine Burgerkorporation gibt, in der nur noch die
Geschlechter Jacquemai und Walther
vertreten sind. Ihre Aufgabe besteht
darin, 56 ha Kulturland zu verpachten
sowie 137 ha Wald zu bewirtschaften
und eine Kiesgrube zu betreiben.
RoWaRog
Layout/Grafik
Petra Geissmann,
Daniel Holliger,
Carla Secci
Anzeigen
Kurt Ackermann
(Leiter Werbemarkt),
Cornelia Breij,
Tobias Gees,
Lukas Ritter
Druck
Zehnder Druck AG, Wil
Abonnemente
Die TagesWoche erscheint
täglich online und jeweils am
Freitag als Wochenzeitung.
1 Jahr: CHF 220.–
(50 Ausgaben);
2 Jahre: CHF 420.–
(100 Ausgaben);
Ausland-Abos auf Anfrage.
Alle Abo-Preise verstehen
sich inklusive
2,5 Prozent Mehrwertsteuer
und Versandkosten
in der Schweiz.
26
Dialog
22. Februar 2013
JA
NEIN
Die Wochendebatte
«Mit Schlagworten
bewirtschaftet»
Foto: Hans-Jörg Walter
«Es braucht nicht
normierte Räume»
Salome Hofer
SP-Grossrätin Basel-Stadt
I
n Basel haben viele Gruppen verschiedene Raumbedürfnisse und
fordern diese auf unterschiedlichste
Art und Weise ein. Dass es in der
Freiraumdebatte ausschliesslich um
Jugendliche geht, hat damit zu tun,
dass diese lauter schreien und ihre
Freiräume im öffentlichen Raum
einfordern – nicht in definierten
Räumen, in Restaurants, im Stadttheater oder an kommerziellen
Veranstaltungsorten.
Deshalb sollte sich aus meiner
Sicht die Debatte um Freiräume
nicht darum drehen, wessen
Bedürfnis sie sind und ob man
Anrecht auf solche Freiräume hat
– das sollte in einer offenen Stadt,
wie es Basel gerne sein möchte,
unbestritten sein.
Vielmehr muss beantwortet werden, wo Freiräume für Junge geöffnet werden können und wie wir mit
dem beschränkten Raum, den unser
Kanton zur Verfügung hat, umgehen
wollen. In der Stadtplanung muss es
auch Platz für nicht definierte, nicht
genormte Räume haben. Hier muss
die Politik Antworten geben. Die
Eroberung (und Nutzung) solcher
Räume dagegen ist ein Prozess, der
von jenen Leuten ausgehen muss,
die solche Räume beanspruchen.
Der Kanton muss sich offen
zeigen für die Gestaltung von brachliegenden und vorübergehend ungenutzten Flächen – denn solche
Kulturräume sind ein Bedürfnis der
Jugendlichen. Doch wie überall ist
auch hier der Dialog entscheidend:
Wo wenig öffentlicher Raum zur
Ver fügung steht, schränkt jede
öffentliche Nutzung der einen
Gruppe die Möglichkeiten aller
anderen ein.
Die Basler Jugend braucht
Freiräume und sucht diese im
öffentlichen Raum. Noch nicht
verplante Räume könnten dieses
Problem in Basel entschärfen und
den bereits stark beanspruchten
öffentlichen Raum auf Plätzen, in
Parks und am Rheinbord mit
Flächen in den Industriezonen
und am Stadtrand ergänzen.
TagesWoche 8
Fehlen
Freiräume
für Junge
in Basel?
Mit dem Ende des n/t-Areals, wo sich in den letzten zehn
Jahren auf rund zwei Hektaren Freifläche ein reges Partyleben
entwickelt hatte, und den Querelen um die Villa-RosenauAktivisten wurde die Freiraumdebatte erneut angekurbelt.
Braucht es heute überhaupt noch solche Freiflächen in Basel?
Ist es Aufgabe des Staates, für solche Räume zu sorgen? Die
Befürworter führen ins Feld, dass sich die Stadtentwicklungsdiskussion zu einseitig um neuen Wohnraum, Shoppingcenter
Zonen- und Überbauungspläne drehe. Dass Freiflächen «ohne
Konsumzwang» wichtig seien für die kulturelle Vielfalt und dass
von solchen Biotopen wichtige gesellschaftliche Impulse ausgingen. Die Gegner betonen, dass das Kultur-, Bar- und Clubleben seit Beginn der 1990er-Jahre markant gewachsen sei und
es noch nie so viele Ausgehmöglichkeiten gab wie heute. Was
meinen Sie? Diskutieren Sie mit auf tageswoche.ch/wochendebatte
Ist Taxifahren in Basel zu teuer?
Die Wochendebatte vom 15. Februar 2013:
Zu viele, zu schlecht verdienende Taxifahrer: Die Diskussion über die TaxiQualität am Rheinknie hat deutlich gemacht (auch dank Wortmeldungen von
Insidern), dass die Chauffeure ein hartes Brot haben. Allerdings scheint nur ein
kleiner Teil von ihnen Angestellte zu sein und wenn, dann nicht von grossen
Unternehmen mit 100 Autos. Die Lösungsansätze von Basel-Tourismus-Direktor
Daniel Egloff (der Markt und die Bestimmungen werden es regeln) und seinem
Gegner Roman Künzler (Mindestlöhne für Fahrer gemäss Forderung Unia) wurden
um Ideen ergänzt wie Kurzstrecken-Tarif, generelle Preissenkung (mit überproportionaler Umsatzsteigerung) oder Zulassungsbeschränkungen. Zwei Drittel
der Diskussionsteilnehmer sind der Meinung, die Basler Taxis seien zu teuer.
Roland Stark
Ehemaliger Präsident SP Basel-Stadt
D
as Thema «Freiräume für Jugendliche» wird von Politikerinnen und
Politikern aus allen ideologischen
Lagern mit plumpen Schlagworten
bewirtschaftet. Ein ideales Tummelfeld für Schwarz-Weiss-Malerinnen,
leider auch für gewisse Medien. In der
Realität stehen sich aber nicht «gute
Freiheitshelden» und «böse Chaoten»
gegenüber. Es gibt eben Fragen, die
sich nicht mit einem undifferenzierten Ja oder Nein beantworten lassen.
Schon der Begriff «Freiraum»
kann unterschiedlich definiert werden: Sind hier allgemein verbindliche
Regeln und demokratisch beschlossene Gesetze nicht mehr anwendbar,
wird gar das Gewaltmonopol des
Staates durch das Faustrecht ersetzt?
Oder sollen dort Jugendliche ausreichend Entfaltungsmöglichkeiten für
sinnvolle, altersgemässe Aktivitäten
unbehelligt von übertriebener staatlicher Willkür und schikanöser Bevormundung finden?
Unserer Gesellschaft droht
Gefahr von zwei Seiten: Einerseits
durch überbordende polizeiliche
Kontroll- und Repressionsmassnahmen, anderseits aber vermehrt
durch partikuläre Kräfte, welche die
Freiheitsrechte einseitig, gelegentlich auch gewalttätig, zu ihren Gunsten gegen die Interessen der Allgemeinheit durchzwängen wollen.
Auf Basels engen 37 Quadratkilometern prallen die verschiedensten
Bedürfnisse aufeinander. Die politische Kunst besteht darin, die aussterbende Tugend «Rücksicht auf
das Gemeinwohl» gegen den egoistischen Individualismus durchzusetzen. Ein klassisches linkes Kernanliegen. Verhältnismässig natürlich,
aber entschlossen. Mit Verbotskultur, Prangerjustiz oder Polizeistaat
darf dies nicht verwechselt werden.
Freiräume sind selbstverständlich ein legitimes Anliegen, genauso
wie etwa das Recht auf Ruhe und
Sicherheit. Aber auch für die Jugend
gilt: nicht überall, nicht immer,
nicht sofort, nicht in rechtsfreien
Zonen, nicht auf Kosten des gesellschaftlichen Friedens.
27
Bildstoff: Der Fasnachts-Fotiautomat war der Renner während der
«drey scheenschte Dääg» auf tageswoche.ch. Exakt 8524-mal wurde
der Auslösesensor an der Scheibe unseres Büros am Rümelinsplatz
gedrückt. Abdrucken können wir leider nur einen kleinen Teil – finden Sie
Ihr Bild auf tageswoche.ch/fasnachtsfotiautomat
TagesWoche 8
Bildstoff im Web
Aussergewöhnliche Bildserien,
-techniken und -geschichten
von Amateuren und Profis:
jede Woche im TagesWocheFotoblog «Bildstoff».
Vorschläge willkommen via
bildstoff@tageswoche.ch
29
O N LI N E
Omniticker
Alle unsere Artikel, alle Agentur-News
sowie selektionierte Tweets und Links
zu Beiträgen von Medien aus aller
Welt: Der TagesWoche-Omniticker
hält Sie immer auf dem Laufenden.
tageswoche.ch/omniticker
Einsame Wolf Die Präsidentin der
Oberwalliser Grünen, Brigitte Wolf,
kämpft für das Raumplanungsgesetz
und gegen den Walliser Mainstream.
tageswoche.ch/+bdeoe
Neuer Coach Die Birsfelder Basketballer haben einen neuen Trainer: Bis
Saisonende steht Marko Simic bei
den Starwings an der Seitenlinie.
tageswoche.ch/+bdfqg
Stille Reserven Schweizer Kunst ist
mehr als Hodler und Giacometti.
Das zeigt das Aargauer Kunsthaus in
seiner aktuellen Ausstellung.
tageswoche.ch/+bddno
Schweizer Blechsträhne Die SkiWM in Schladming ist Geschichte. Für
die Schweizer eine zum Vergessen.
tageswoche.ch/+bdehw
Schwerer Schlag Nach dem 17:25
gegen GC Amicitia Zürich stehen die
Handballer des RTV Basel vor dem
Abstieg in die NLB.
tageswoche.ch/+bddpz
Geld fürs Laufental Im letzten Teil
unserer Fragerunde äussern sich die
Baselbieter Regierungskandidaten zu
ihren Investitionsplänen.
tageswoche.ch/+bddpi
Kreiselkunst im Visier In BadenWürttemberg soll Kunst aus Verkehrskreiseln verschwinden. In der
Schweiz sieht man das gelassener.
tageswoche.ch/+bdchb
Polit-Polteri Remo Oser, Gemeinderat in Röschenz, attackiert in einem
Inserat den Regierungskandidaten
der SVP, Thomas Weber.
tageswoche.ch/+bddnb
Schiff rockt weiter Entgegen früherer Ankündigungen und zur allseitigen
Überraschung lanciert «Das Schiff»
ein neues Konzertprogramm.
tageswoche.ch/+bdchz
TagesWoche 8
Braunbär-Abschuss
«Es gab keinen Grund,
M13 zu töten»
Von Monika Zech
K
aum aus dem Winterschlaf
erwacht, wurde der Bär M13 im
Puschlav abgeschossen. Die Behörden bezeichnen den Abschuss als
«unausweichlich». Der Bär sei am
Tag Menschen gefolgt und habe sich
nicht vergrämen lassen. TierschutzOrganisationen sind empört. Sara
Wehrli, Wildtierexpertin beim
Schweizer Tierschutz STS, sagt,
weshalb der Abschuss falsch war.
Frau Wehrli, der Bär M13 hat im
Puschlav durch seinen Anblick
ein Mädchen erschreckt. Von
einem Angriff oder aggressivem
Verhalten ist nichts bekannt.
Genügt das, um ihn als Risikobären zu klassifizieren und zu
töten?
Sara Wehrli: Eigentlich nicht. Wenn
man die Definition Risikobär, wie es
das «Konzept Bär» festhält, konse-
quent anwenden würde, dann hätte
man den Bären nicht zum Abschuss
freigeben dürfen. Es gab keinen
Grund, M13 zu töten. Aber die
Behörden waren offensichtlich im
Dilemma: Der Druck seitens der
Bevölkerung wurde zuletzt immer
grösser. Wäre irgendwann tatsächlich etwas passiert, hätte man den
Behörden natürlich Nichtstun
vorgeworfen.
Artikel des Tages
14. bis 20. Februar 2013
14
Banggomat: Schnitzelbänke
zu reimen ist ein Kinderspiel
– mit dem Banggomat der
TagesWoche.
15
Kleine Fluchten: Teil zwei
unserer Reportage aus dem
«wilden Nordwesten»: Es ist
Fasnacht in Roggenburg.
16
Taxi-Debatte: Taxifahren ist
in Basel ein teurer Spass. Bei
den Fahrern reicht der Lohn
trotzdem kaum zum Leben.
17
Zwangspause: Der FC Basel
schlägt Lausanne auswärts
mit 2:1. Marco Streller verletzt
sich und fällt für Wochen aus.
30
14. Dezember 2012
ist das Risiko eines Angriffs eher
gering.
Aus den USA oder aus Kanada
weiss man, dass dort Bären den
Menschen sehr nahe kommen,
etwa auf Campingplätzen. Von Attacken ist jedoch selten die Rede.
Das hat verschiedene Gründe: Zum
einen ist dort das Bewusstsein und
die Akzeptanz, dass Bären da sind,
viel stärker als bei uns. Dementsprechend wissen die Menschen auch,
wie sie sich einem Bären gegenüber
zu verhalten haben. Zum anderen
sind auch viele Massnahmen getroffen worden, die den Bären die
Nahrungssuche nahe bei den Menschen erschweren. So sind etwa die
Abfalleimer extrem gut gesichert,
und überall gibt es Hinweise, wie
Lebensmittel entsorgt werden sollen,
damit Bären nicht angelockt werden.
Der Braunbär M13
im April 2012 in der
Nähe von Scuol.
Foto: Mario Riatsch
Sara Wehrli
Nun hat man M13 also als
Risikobären eingestuft. Was
wäre denn das Risiko gewesen?
Die Gefahr bei einem Bären, der
den Menschen nahe kommt, löst
eigentlich wiederum der Mensch aus.
Wenn dieser sich falsch verhält, den
Bären zum Beispiel erschreckt, kann
das beim Tier Kampf- oder Jagdverhalten auslösen. Wenn man ruhig
bleibt und sich langsam entfernt,
Im Konzept Bär heisst es, das
Einfangen und Umsiedeln eines
Problem- oder Risikobären sei
nicht vorgesehen. Weshalb nicht?
In Amerika wird das tatsächlich gemacht, wenn ein Bär problematisch
wird. Dann wird er narkotisiert und
in einem menschenleeren Gebiet wieder ausgesetzt. Aber die Schweiz ist
ein sehr kleines und dicht besiedeltes
Land. Zudem kann ein Bär an einem
Tag locker 50 Kilometer zurücklegen,
wäre also je nachdem schnell wieder
in der Nähe von Menschen.
Dann hat also der Bär in der
Schweiz keine Chance. Früher
oder später wird jeder abgeschossen, weil er zu wenig
menschenscheu ist. M13 ist
ja nicht der erste …
Momentan scheint das leider so. Wir
sind aber klar der Meinung, mit geeigneten Massnahmen und Bewusstseinsschulung der Bevölkerung sollte es
möglich sein, dass auch in der Schweiz
Bären einen Platz haben. Andere
Länder machen es vor. Und nicht nur
grosse wie Kanada oder Russland.
Wir könnten beispielsweise schauen,
wie es das etwa gleich grosse Slowenien
macht. Dort leben viele Bären – und
Probleme gibt es kaum.
tageswoche.ch/+bdgfc
Leserreaktionen
«Solange der Mensch
ganz allgemein meint, er sei
die ‹Krönung der Natur›,
solange wird alles, was
stärker erscheint,
mit Angst betrachtet und
unnachgiebig verfolgt.»
Peter Heuberger
«Ich erschrecke, wenn ein
Velo von hinten auftaucht,
ich schrecke zusammen,
wenn am 1. August aus allen
Rohren Raketen abgefeuert
werden, mir bleibt fast das
Herz stehen, wenn ich arbeite
und das Telefon klingelt.
Soll man diese ‹Risiken› alle
abschiessen?»
rejeanne
«Schade, dass man keine
Alternative zum Abschuss
gefunden hat. Aber um ehrlich
zu sein, kann ich mir selbst
keine sinnvolle Alternative
vorstellen.»
mcolombi
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Die Fasnacht 2013
auf tageswoche.ch
Lassen Sie die «drey scheenschte Dääg» Revue passieren:
Fasnachtsblog:
3tageswoche.ch
Bilder vom Chienbäse:
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Bilder vom Morgestraich:
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Das Kalenderarchiv mit allen Artikeln des Tages
finden Sie unter tageswoche.ch/#kalenderarchiv
Der Fasnachtsmontag:
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Die Laternenausstellung:
tageswoche.ch/+bdfpg
«Es gab
keinen Grund
M13 zu töten»
Wirtin der
Papiermühle
gibt auf
19
18
Vorwärts, marsch! Mit dem
Morgestraich startet die
Basler Fasnacht. Das schöne
Wetter zieht die Massen an.
TagesWoche 8
Millionenverzicht: Daniel
Vasella, abtretender Präsident
von Novartis, verzichtet auf
seine Abgangsentschädigung.
20
Abgeschossen: Kaum aus
dem Winterschlaf erwacht,
wird der Braunbär M13 im
Puschlav abgeschossen.
Die Kinderfasnacht:
tageswoche.ch/+bdfpw
Fasnacht in Zeitlupe:
tageswoche.ch/+bdfof
Schnitzelbänke, 1. Teil:
tageswoche.ch/+bdepw
Schnitzelbänke, 2. Teil:
tageswoche.ch/+bdfpd
31
SPORT
Wien und
die Schnapsidee
Der Wiener
Bürgermeister fragt
das Volk, ob es eine
Bewerbung um
die Olympischen
Sommerspiele
2028 befürwortet.
Doch dieses
Volk traut der
österreichischen
Politik nach vielen
Korruptionsfällen
derzeit nicht über
den Weg. Und zu
teuer ist Olympia
den meisten
sowieso.
Von Fritz Neumann
TagesWoche 8
G
erne und oft stellt man sich in
Wien, wenn auch nicht im Ernst, die
Frage, wieso denn der Rathausplatz so
sauber sei. Weil der Bürgermeister täglich mit einem Fetzen drübergeht, so
lautet die Antwort. Der «Fetzen» steht
in diesem Zusammenhang und im
Wiener Dialekt weniger für das Putztuch denn für einen ordentlichen
Rausch, und er geht beileibe nicht auf
den aktuellen Bürgermeister Michael
Häupl zurück, sondern auf einen Vorgänger seines Vorgängers. Freilich hat
auch Häupl nicht wirklich gegen das etwaige Vorurteil angekämpft, seine letzte Amtszeit trat er mit den Worten an:
«Man bringe den Spritzwein!»
So müssen sich Wiener Bürgermeister quasi seit Menschengedenken
damit abfinden, dass ihre Vorschläge
auf Weinlaunen zurückgeführt oder
gar als Schnapsideen verunglimpft
werden. Von einer solchen Schnapsidee reden derzeit nicht wenige, weil
der Bürgermeister in einer Befragung
vom 7. bis 9. März von den Stadtbewohnern wissen will, ob sie eine
Bewerbung um die Olympischen Spiele
2028 befürworten würden.
Eine Stadthalle – und sonst?
Allein angesichts der tristen Sportstätten-Situation in der Metropole
schüttelten viele Wiener den Kopf. Die
Stadt verfügt derzeit, mit Ausnahme
ihrer 55 Jahre alten Stadthalle, über
keine einzige Olympia-taugliche Anlage. Häupl, dessen Sozialdemokratische Partei (SPÖ) die Stadt nicht mehr
alleine, sondern seit 2010 gemeinsam
mit den Grünen regiert, lässt dieses
Argument nicht gelten. Gerade Olympische Spiele, sagt er, könnten wichtige Impulse liefern für die sportliche
Infrastruktur.
Freilich muss sich der Bürgermeister den Vorwurf gefallen lassen, im
Vorfeld der Volksbefragung kein Wort
über mögliche Kosten verloren zu haben. Einer seiner Parteifreunde räumte kürzlich ein, dass allein die Kosten
einer Bewerbung im hohen zweistelligen Euromillionenbereich liegen würden. Geht man davon aus, dass sich
viele Austragungsorte mehrmals bewerben mussten, um den Zuschlag
zu erhalten, kommt eine MillionenDreistelligkeit heraus. Doch auch
die Tatsache, dass das Budget der
Spiele 2012 in London letztlich knapp
15 Milliarden Euro ausgemacht hat,
wischt die Wiener SPÖ vorerst weg.
In Wien, sagte der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch, würden
jedenfalls weniger Kosten anfallen als
in London.
Allein die Volksbefragung Anfang
März schlägt mit sieben Millionen
Euro zu Buche. Immerhin geht es nicht
nur um Olympia, sondern vor allem
um das sogenannte Parkpickerl, also
Über die Kosten
der Kandidatur
wird kein
Wort verloren.
die Kostenpflichtigkeit für Autoabstellplätze. Da das Parkpickerl in
weiten Teilen Wiens längst eingeführt
ist, bestand die Gefahr einer äusserst
niedrigen Beteiligung. So wurde Olympia in den Katalog hineingenommen,
diese Frage sollte immerhin polarisieren. Das Ergebnis bleibt für die SPÖ
jedenfalls unverbindlich – muss es
auch bleiben, schliesslich würde eine
Olympia-Austragung nicht allein Wien,
sondern einen guten Teil Österreichs
und somit auch das Bundesbudget betreffen. Am Ende würde wohl kein Weg
an einer landesweiten Volksbefragung
vorbeiführen.
Spitzensport ist kein Anliegen
In weltweiten Rankings zur Lebensqualität schneidet Wien stets hervorragend ab. Wien ist sicher, das soziale
Gefälle ist vergleichsweise gering, das
Freizeitangebot ist riesig, auch in
breitensportlicher Hinsicht. Kaum
eine andere Millionenstadt bietet so
viele und leicht erreichbare Möglichkeiten zu joggen, zu schwimmen oder
Rad zu fahren. Der Spitzensport ist
die Kehrseite der Medaille, wobei das
Bild in diesem Zusammenhang das
falsche ist, wie sich im Vorjahr in
London zeigte, wo Österreich nämlich
ohne Medaille geblieben ist.
Zwei vierte Plätze bei den Sommerspielen 2012 waren das Nonplusultra,
und das kam nicht von ungefähr.
Sportliche Erfolge sind den Österreichern, insbesondere den Wienern,
kein echtes Anliegen. Eine einzige
Ausnahme gibt es natürlich, den Skisport, das nationale Heiligtum. Hier
fährt und springt das Land der Welt
etwas vor, und wenn das wie in den
32
Sport
ersten Tagen der gerade zu Ende gegangenen Ski-WM in Schladming einmal nicht gelingt, dann schrillen die
Alarmglocken.
Ansonsten schrillt gar nichts. Auch
dann nicht, wenn der Schweizer GianFranco Kasper, Präsident des internationalen Skiverbands FIS, die Frage
nach dem Sinn möglichst vieler Nationen an der Ski-WM kürzlich mit der
süffisanten Gegenfrage beantwortete:
«Macht es Sinn, Österreich zu Olympischen Sommerspielen einzuladen?»
Das Londoner Debakel hat in
Österreich zu einer Diskussion über
den Schulsport und die Turnstunden-
TagesWoche 8
22. Februar 2013
Anzahl geführt, die im Laufe der Jahre
immer mehr abgenommen hat. Alle
grossen Sporteinrichtungen lancierten eine Unterschriftenaktion unter
dem Titel «Die tägliche Turnstunde».
Alle Parteien waren dafür, alle Abgeordneten unterschrieben. Doch
umgesetzt wird gar nichts, weil sich
die tägliche Turnstunde nach Angaben des Unterrichtsministeriums
nicht finanzieren lässt.
Wien und Winterspiele
Auch der mächtige Skiverband (ÖSV)
und sein Präsident Peter Schröcks-
nadel haben sich starkgemacht für
mehr Schulsport, auch sie müssen
wohl ihre diesbezügliche Ohnmacht
zur Kenntnis nehmen. Schröcksnadel
war es auch, der die Wiener OlympiaDebatte weitergetrieben hat. In der
Tageszeitung «Der Standard» äusserte
er seine Verwunderung über die Frage
nach den Sommerspielen. «Wien hätte
sehr viel bessere Chancen auf Winterspiele als auf Sommerspiele. Wirklich
gute Chancen», erklärte Schröcksnadel.
«Für Sommerspiele ist Wien zu klein.
Die Infrastruktur fehlt.»
Aber Wien im Winter? Schröcksnadel sieht kaum ein Problem. Die Kos-
So stellen sich die von der
Olympia-Idee befeuerten
Wiener Spiele in ihrer Stadt
vor: Wie beim grossen
Reitturnier (hier Rodrigo
Pessoa) im September 2012
vor dem Rathaus.
Foto: Imago/Eibner
33
Sport
22. Februar 2013
schon vier Zug- oder Autostunden
entfernt liegt. Ein ähnliches Problem
indes hätten Sommerspiele mit den
Segelbewerben, die wohl auch nicht
auf einem See im Salzkammergut,
sondern an der oberen Adria stattfinden müssten. Jedenfalls versteht
Schröcksnadel nicht, dass man, wenn
man schon das Volk zu Olympia
befragt, den Winter unter den Tisch
fallen lässt.
Schröcksnadel ist auch Vizepräsident des Olympischen Komitees in
Österreich (ÖOC), sein Wort hat
Gewicht. Bei den Wienern allerdings
ist er sehr flott abgeblitzt, sie wollen
unbedingt nur am Sommer festhalten. «Von Sommerspielen hätte Wien
viel mehr», sagt Stadtrat Oxonitsch.
«Winterspiele haben eine wesentlich
eingeschränktere Wirksamkeit, sind
allein für den US-Markt weit nicht so
interessant.»
Ein Stadion in
Kärnten zeugt als
Mahnmal von der
Euro 2008.
Der Herr Bürgermeister
gibt sich die Ehre: Der
Olympia-begeisterte
Michael Häupl und Gattin
(rechts) beim Wiener
Opernball Anfang
Februar. Foto: Keystone
TagesWoche 8
ten wären geringer, man müsste nicht
unzählige neue Hallen errichten oder
ausbauen, sondern einige wenige. Ausserdem habe sich Salzburg zweimal
erfolglos um Winterspiele beworben
(2010 und 2014), das könne die Chancen auf einen IOC-Zuschlag nur mehren. Natürlich würde Wien auch die
Winterspiele nicht alleine veranstalten, zumindest das Nachbarbundesland Niederösterreich müsste helfen.
Dort gibt es geeignete Skipisten, sagt
Schröcksnadel, dem übrigens ein Teil
dieser Skipisten gehört.
Der ÖSV-Präsident könnte sich
vorstellen, dass man in der näheren
Wiener Umgebung auch Skisprungschanzen errichtet. Die Rodelbewerbe
müsste man auslagern, wohl nach
Innsbruck, das 1964 und 1976 Olympia-Schauplatz war, aber von Wien
Unter dem Strich bleibt, aus der
Ferne gesehen, dass Graubünden im
Fall des Falles nicht fürchten muss,
Wien könnte sich eines Winters als
Olympia-Konkurrenz entpuppen.
Letztlich wird sich vielleicht alles,
wie man in Wien sagt, als «Bahö»
(Wirbel) um nichts oder um nicht
viel herausstellen. Natürlich wirbt
mittler weile auch der eine oder
andere Spitzensportler beim Wiener
Volke um olympische Begeisterung.
Die Spiele wären, sagt etwa Markus
Rogan, «eine tolle Sache für Wien».
Der Rückenschwimmer Rogan war
im vergangenen Jahrzehnt der wohl
populärste Sommersportler des
Landes, 2004 doppelter OlympiaZweiter. Doch gerade Rogan ist kein
schlechtes Beispiel für Österreichs
Umgang mit dem Spitzensport, er hat
Zeit seiner Karriere kaum in Wien,
sondern fast ausschliesslich im Ausland trainiert.
Wiens Kompetenz: Kongresse
In Wien gab es früher eine einzige
Schwimmhalle mit einem olympischen 50-Meter-Becken, das Stadthallenbad. Es hätte nach jahrelanger
Sanierung vor mehr als einem Jahr
wieder öffnen sollen, ist aber nach wie
vor geschlossen. Man war bei einer
Überprüfung auf undichte Stellen
gestossen, nun reden die Wiener von
einem «Tröpferlbad».
Die gerne betonte Kompetenz für
Grossveranstaltungen bezieht sich in
Wien auf Kongresse, Messen und Festivals. Bürgermeister Häupl selbst hat
die gemeinsam mit der Schweiz veranstaltete Fussball-Euro 2008 ins Feld
geführt, die ja «auch gut gelungen» sei.
Dabei übersieht Häupl die Tatsache,
dass die EM in Sachen Sportanlagen
dem Land fast nichts gebracht hat.
Wien hatte es versäumt, ein neues,
modernes Stadion zu errichten und hat
stattdessen das alte, zigmal renovierte
Stadion im Prater ein weiteres Mal
aufgemöbelt. Jenes Stadion, das auf
Betreiben des später verunglückten
Landeshauptmanns Jörg Haider in der
fussballerischen Wüste Klagenfurt
errichtet wurde, kostet heute Unsummen in der Erhaltung, ohne dass es
ordentlich genutzt wird.
Apropos Kärnten. Dort im Speziellen, aber auch generell in Österreich
jagte in jüngerer Vergangenheit ein
Korruptionsskandal den nächsten.
Einige der betroffenen Politiker,
Manager und Lobbyisten sind mittlerweile rechtskräftig verurteilt, anderen
ist die Justiz auf den Fersen. Zuletzt
wurde der frühere ÖVP-Innenminister
und Europa-Parlamentarier Ernst
Strasser in erster Instanz wegen
Bestechlichkeit zu einer vierjährigen
Haftstrafe verdonnert, das Urteil ist
nicht rechtskräftig. Strasser war britischen Boulevardjournalisten der
«Sunday Times» auf den Leim
gegangen, die ihm Geld für ihnen
genehme Anträge im EU-Parlament
anboten. Strassers Rechtfertigung, er
sei nur zum Schein auf das Angebot
eingestiegen, um Hintermänner auszuforschen, stiess beim Richter auf
verschlossene Ohren.
Die unübliche Volksbefragung
Fälle wie dieser haben die Branche in
Verruf gebracht. Herr und Frau Österreicher trauen den Politikern, von
denen sie vertreten werden, immer
weniger über den Weg. Das hat dazu
geführt, dass zuletzt immer öfter das
Volk befragt wird, ein in Österreich
eigentlich gar nicht übliches Vorgehen. Man orientiert sich quasi an
den Schweizer Nachbarn. Zuletzt waren Häupl und die SPÖ mit ihrem Vorschlag eingefahren, die Wehrpflicht
abzuschaffen und stattdessen ein Berufsheer zu installieren. Die Volksbefragung dazu ging deutlich gegen das
Berufsheer aus.
Nun, in der Olympiafrage winkt
Häupl die nächste Abfuhr, und abermals droht eine geringe Beteiligung.
Das Ergebnis könnte letztlich auch als
Wiener Sportverdrossenheit interpretiert werden. Damit hätte man dem
Sport einen Bärendienst erwiesen
und dringend nötige Investitionen
wieder einmal auf die lange Bank geschoben.
tageswoche.ch/+bdfnt
34
Sport
22. Februar 2013
Die Schweiz und Olympia in Graubünden
Heult doch!
Von Christoph Kieslich
J
etzt also die Frauen. Laut der
jüngsten Umfrage wird am 3. März
die Olympia-Kandidatur 2022
sowieso beerdigt, und die Frauen
werden den Sargnagel einschlagen.
Nur jede dritte Bündnerin, hat
das Meinungsforschungsinstitut
Demoscope ermittelt, will ein Ja
einlegen. Olympiafreundlicher gesinnt sind die Männer, von denen
49 Prozent für den Mega-Event
stimmen wollen.
Der erste olympische Wettbewerb
in der Disziplin «Wie überzeuge ich
ein skeptisches Publikum vom Sinn
und Nutzen» läuft also mehr schlecht
als recht. Die Olympia-Befürworter
sind ungefähr auf dem Stand der alpinen Skirennfahrer: Die Hoffnung
stirbt zuletzt.
Die Gegner haben, so scheint es,
mit ihren Argumenten Oberwasser. Und das ist auch nicht besonders schwer, denn dass eine so
gewaltige Veranstaltung wie Winterspiele Unsummen von Geld verschlingt, Ressourcen kostet, die
Umwelt belastet, ist ja keine neue,
exklusive Erkenntnis, die gerade in
der Schweiz und in Graubünden
gewonnen wird.
Das IOC steht nicht Schlange
Kennzeichnend für den Stand der
Debatte ist zum einen, dass die Kritiker mit dem Finger auf das Internationale Olympische Komitee
zeigen, dieses in Lausanne ansässige
Monstrum globaler Sportpolitik.
Das IOC sahnt den Reibach ab und
lässt die Ausrichterländer auf einem
Kostenberg sitzen, heisst es gerne
sehr verkürzt. Das kennen wir, seit
die Schweiz gemeinsam mit Österreich die Fussball-Europameister-
TagesWoche 8
schaft 2008 beherbergt hat. Auch
damals wurde alles, was die Europäische Fussballunion Uefa mit ihren
Knebelverträgen bestimmte, zum
Aufreger.
Es ist doch so: Weder Uefa noch
IOC stehen bei der Schweiz Schlange,
um ihre Veranstaltungen anzutragen.
Es ist umgekehrt. Aber in diesem
Land herrscht die Haltung, die sich
bei Politikern von links bis rechts
durchzieht, dass man zwar schon
mitspielen, aber, bitteschön, selbst
die Spielregeln bestimmen möchte.
Denen kann man nur entgegnen:
Heult doch!
Die ewigen Versprechungen
Dabei hätte es die Schweiz und mithin diese Politiker als einziges Land
auf dieser grossen weiten Welt in der
Hand, die Dachverbände an die Kandare zu nehmen. Mit einer höheren
Besteuerung, mit der Vorgabe, sich
entsprechend ihrer Grösse nicht
mehr als Verein, sondern als Wirtschaftsunternehmen zu organisieren,
mit schärferen Gesetzen, die der
Korruption entgegenwirken.
Der Graubündner Kampagne
gebricht es in anderen Punkten.
Wenn es um Olympische Spiele
geht, werden stets die alten Zöpfe
geflochten. Es sind immer die gleichen Wertschöpfungsgeschichten, die
aufgetischt werden: Die Infrastruktur
wird modernisiert, Wirtschaft und
Tourismus werden gefördert und natürlich wird Nachhaltigkeit erzeugt.
Dabei zeigen nicht zuletzt die
Lehren aus Lillehammer 1994, Spiele, die am ehesten mit den geplanten
in Graubünden zu vergleichen sind,
dass man sich grosse Versprechungen
schenken kann. Die Arbeitslosenquote der Region um Lillehammer
sank vorübergehend, um, nachdem
die Karawane weitergezogen war,
wieder den vorherigen Stand zu erreichen.
Und die Wirkung auf den norwegischen Tourismus ist ernüchternd:
Steigende Zahlen in Lillehammer
gingen auf Kosten anderer Regionen;
es kam höchstens zu einer Verschiebung, und unter dem Strich war es
für die Tourismusbranche des Landes ein Nullsummenspiel. Das Blaue,
das im Vorfeld von Olympia oder
Fussball-WM vom Himmel versprochen wird, nennt eine Studie des
Western Norway Research Institute
schlicht «Experten-Prostitution».
Die Schweiz hätte es
in der Hand, die
Dachorganisationen
des Sports an die
Kandare zu nehmen.
Und für Winterspiele in Graubünden liegt ja auch noch einiges im Ungefähren. Um nur ein Beispiel zu
nennen: Im Budget geht man von
430 Millionen Franken aus, die nationale Sponsoren ins Kässchen zahlen. Dieser Ansatz wird als «vorsichtig» taxiert und steht drei Zahlen
gegenüber: Zum heutigen Kurs umgerechnet kamen 2010 in Vancouver
635 Millionen zusammen, vier Jahre zuvor in Turin 321 Millionen
und 2002 in Salt Lake
City 456 Millionen – in
kaum vergleichbaren
Märkten.
Worüber all die
Budgets und Prognosen und Verheissungen nichts aussagen,
ist der Effekt, den solche
Grossveranstaltungen durchaus
bei den Menschen im Ausrichterland
auslösen können. Die Portugiesen
waren 2004, als sie noch als das
«Armenhaus der EU» galten, stolz
darauf, wie prima sie die Europameisterschaft hinbekommen haben.
Auch wenn die öffentliche Hand bei
der Finanzierung der Fussballsause
an ihre Grenzen ging.
Wollen wir uns das leisten?
Deshalb wäre es doch ehrlicher, das
Volk zu fragen, statt verquaste Nachhaltigskeitsdebatten zu lancieren:
Wollen wir uns eine Megaparty in den
Bündner Alpen gönnen und dafür
mindestens 2,5 Milliarden Franken
ausgeben? Leisten könnte sich das
unser Land. Und weil diese Frage die
gesamte Schweiz betrifft, gehört sie
nicht nur kantonal zur Abstimmung.
Aber vielleicht erübrigt sich jede weitere Auseinandersetzung mit dem
Thema nach dem 3. März.
tageswoche.ch/+bdgfk
35
KU LTU R
In echt mit Brille und
inzwischen grauem Haar:
Tony Mendez vor dem
Plakat mit seinem
Film-Alter-Ego, gespielt
von Ben Affleck.
D
Foto: Getty Images
as Ende sieht nach billiger
Action aus: Iranische Revolutionswächter jagen einer Swissair-Maschine
auf der Piste des Teheraner Flughafens nach und holen sie beinahe
ein, als der Jet abhebt und seine
Passagiere, darunter sechs US-Diplomaten und einen CIA-Agenten, in
Sicherheit bringt. Doch alles ist wahr.
Die Geschichte hinter dem Hollywood-Blockbuster «Argo», der für
sieben Oscars nominiert wurde, sei
sogar noch spannender gewesen,
erinnert sich Tony Mendez, der echte
US-Geheimdienstagent, der damals
in der Maschine sass. «Meine Lieblingsszene im Film ist der Moment,
als das Flugzeug abhebt», sagt Mendez. «Ich habe das alles durchgemacht, und das im Film nochmals zu
sehen – das ist ziemlich gut.»
Wovor Mendez, der Agent, damals
allerdings noch grössere Angst hatte
als vor den Revolutionsgarden am Boden, waren die iranischen Militärflugzeuge. «Wir machten uns mehr Sorgen
über die F4-Kampfjets. Auch als wir
schon in der Luft waren, hätten sie uns
wieder herunterholen können», erzählt der heute 72-Jährige.
Lange Zeit war diese Geschichte
völlig unbekannt. Erst in den 1990erJahren entschied der damalige
US-Präsident Bill Clinton, die CIA-
TagesWoche 8
Geheimakte über die abenteuerliche
Befreiungsaktion der amerikanischen
Diplomaten während der islamischen
Revolution im Iran für die Öffentlichkeit freizugeben. Militante Demonstranten hatten im November 1979 die
US-Botschaft in Teheran gestürmt
und an die 70 Diplomaten als Geiseln
genommen; 444 Tage sollte das Drama dauern. Aber nicht alle US-Diplomaten waren in der Hand der Geiselnehmer. Vier Männer und zwei Frauen
konnten im allgemeinen Durcheinander in die kanadische Botschaft flüchten. Mendez holte sie nach mehreren
Wochen mit einem Trick heraus. Daraus wurde dann «Argo». HollywoodStar Ben Affleck übernahm die Regie
und auch die Hauptrolle des CIAAgenten Tony Mendez.
Erfundene Geschichte
Mendez führte die iranischen Behörden mit einer erfundenen Geschichte
hinters Licht. Den sechs US-Diplomaten, die sich in der kanadischen
Botschaft versteckt hielten, verschaffte er falsche Identitäten. Filmemacher
seien sie, die nach Teheran gekommen
waren, um nach einem Drehort für ihr
neues Projekt «Argo» zu suchen.
Anders als sein glamouröses Hollywood-Double Affleck ist der wahre
CIA-Agent ein kleiner unauffälliger
Mann mit weissem Bart und grosser
Brille. Unlängst sass er ein wenig verloren in einer Ecke der schicken
Lounge Bar L2 im Washingtoner
Stadtteil Georgetown. Schwarzes
T-Shirt, schwarze Lederjacke, Jeans.
Um ihn herum plauschten Diplomaten mit Ex-Geheimdienstlern, Cocktailgläser in der Hand. Die österreichische Botschaft hatte gemeinsam
mit dem Washingtoner Spionagemuseum zu einem bunten Abend geladen. Mendez hat das Spionagemuseum
mitgegründet.
Über «Argo» erzählt Tony Mendez
gern, und wie überhaupt alles anfing.
Er ist ein typischer CIA-Agent, ein
Mann mit einem Doppelleben. Landschaftsmaler war sein Beruf, bevor er
zum Geheimdienst ging, und heute
malt er wieder bei sich zu Hause in den
Blue-Ridge-Bergen im Westen von
Maryland. Kein guter Beruf, um zu
überleben, erzählt er. «Du kannst dich
zu Tode hungern, wenn du nur bildender Künstler bist», sagt er.
Eines Tages sah er dieses Inserat:
Die US-Marine sucht Künstler für Jobs
im Ausland. «Das Inserat verriet nichts
Genaues über die Arbeit, aber ein
Künstler hat immer Hunger, also meldete ich mich.» Man lud ihn zum Vorstellungsgespräch ein – in ein Motel-
Zimmer am Rand von Denver. Sein
Gesprächspartner gab gleich zu, dass
er vom US-Geheimdienst sei und Leute wie Mendez brauche. «Wir suchten
Urkundenfälscher, jemanden mit den
Handfertigkeiten und den Augen, die
er hatte», erklärt Jonna, Tonys Frau.
Sie hat auch bei der CIA gearbeitet, als
Tarnungs-Chefin in der technischen
Abteilung.
«Argo» war so
ein Fall, aber bei
Weitem nicht sein
kompliziertester.
Als Künstler aufzutreten sei eine
gute Tarnung gewesen, erinnert sich
Mendez. «Ich konnte meine Wasserfarben für eine Geheimmission einpacken und hatte gleich eine gute Erklärung, wieso ich all diese Werkzeuge
im Koffer mit mir herumschleppe.»
25 Jahre arbeitete er insgesamt bei
der CIA, eine Zeitlang als Abteilungsleiter des Büros für falsche Identitäten. «Ich hatte mehrere Hundert
Menschen unter mir, und an jedem
beliebigen Tag mussten wir etwa
36
Kultur
22. Februar 2013
In geheimer
Mission
Tony Mendez,
ehemaliger CIAAgent, erinnert
sich an «Argo»
Von Julia Damianova
15 000 falsche Identitäten aufrechterhalten», erzählte er. Die Mitarbeiter
waren nicht nur Künstler, es gab auch
Chemiker, die mit Papier oder Tinte
arbeiteten. Jedes Mal, wenn irgendwo
auf der Welt ein US-Agent aufgedeckt
wurde oder abgezogen werden musste, war ihre Aufgabe, die nötigen falschen Dokumente zu beschaffen, um
die Person aus dem jeweiligen Land
herauszuholen.
«Im Hauptquartier des Warschauer
Paktes gab es einen General und drei
Oberst-Offiziere», erinnert sich Mendez an einen Fall. «Der General bestellte die drei zu sich und sagte ihnen:
‹Einer von uns in diesem Raum hier ist
ein Verräter. Wenn wir diesen Raum
verlassen, wird jeder rund um die Uhr
überwacht›.» Dem CIA-Agenten gelang es, eine Warnung abzusetzen.
Nach zehn Jahren im Land mussten er
und seine Familie mit zwei Söhnen
Knall auf Fall ausreisen. Mendez und
seine Leute hatten alle Dokumente sofort parat, inklusive aktueller Passbilder. «Wir haben einige sehr wichtige
Beiträge zum Sieg im Kalten Krieg geleistet», sagt er heute stolz.
Ein anderes Mal musste er nach
Kabul, um bei der dortigen US-Botschaft drei Personen mit angeblich
russischen Diplomatenpässen zu treffen. «Die mussten bis zum Morgen-
TagesWoche 8
CIA im Fokus
Ben Afflecks «Argo» gilt derzeit als
stärkster Favorit für die Oscars, die
diesen Sonntag in Los Angeles verliehen werden. Ein zweiter aktueller
Kinofilm, der sich mit der CIA beschäftigt und sich Chancen auf einen Oscar ausrechnen kann, ist Kathryn Bigelows «Zero Dark Thirty»,
der die Suche nach Osama bin Laden und seine anschliessende Tötung in der Operation «Neptune’s
Spear» schildert. Bigelows Werk beleuchtet jedoch stärker (und kritischer) die heute aktuelle Terrorbekämpfung, während «Argo» ein
historisches Einzelschicksal nachzeichnet.
Mit der TV-Serie «Homeland», die
kürzlich auch hierzulande angelaufen ist, ist die CIA auch im Fernsehen zum vieldiskutierten Thema geworden. Im Gegensatz zu «Argo»
und «Zero Dark Thirty» beruht
«Homeland» nicht auf tatsächlichen
Gegebenheiten, sondern beleuchtet die fiktive Geschichte von CIAAgentin Carrie Mathison und ihrem
verwirrenden Kampf mit sich selber,
vermeintlichen islamistischen Terroristen und der schwierig gewordenen Definition von Gut und Böse.
grauen verschwinden. Ich kam via
Japan und Hongkong und machte von
Samstag bis Montag alles fertig», erzählt Mendez. Als er die drei dann traf
und sich ihre Dokumente ansah, stellte sich heraus, dass sie keine Diplomaten waren, sondern normale Reisende.
«Also musste ich ein Visum fabrizieren.
Sie mussten ja Stempel in ihren Pässen haben, nicht wahr? Also musste
ich sicher gehen, dass ich so etwas
nachmachen kann, die richtigen Farben benutze zum Beispiel, und dann
habe ich das per Hand nachgezeichnet
– mit einem Zahnstocher.»
Wirksame Tarnungen
Erfinden ist das eine, die betroffenen
Menschen daran glauben lassen das
andere. «Argo» war so ein Fall, aber
bei Weitem nicht sein kompliziertester, sagt Mendez. Ein paar Monate zuvor musste er einen anderen gefährdeten Mann nach Hause bringen. «Ich
musste eine sehr gute Tarnung für ihn
konstruieren», sagt Mendez. Trotzdem habe der Mann Angst gehabt. «Er
war sich nicht sicher, ob er das durchziehen kann. Ich brachte ihn zum
Flughafen, und dort fragte er mich:
‹Hast du Zyanid? Sollte man mich fassen, möchte ich mir das Leben nehmen›», erinnert sich der Ex-Agent.
Das Schwierigste am Fall «Argo»
war, die Vorgesetzten zu überzeugen,
seinen Plan zu unterstützen, erzählt
Mendez. «Das Problem war, dass
sich niemand auf irgendeinen Plan
einigen konnte. Da Kanada die sechs
Diplomaten versteckt hatte, gab es
viele Ausschüsse, der Geheimdienst
überwachte den Fall, und auch das
Weisse Haus war involviert. Meine
Aufgabe war, eine Idee zu präsentieren, der alle Parteien zustimmen
würden. Es war eine unmögliche
Aufgabe, also schlug ich etwas wirklich Verrücktes vor.»
So kam er auf die Idee, für die sechs
Amerikaner kanadische Pässe zu
fälschen und sie als Filmemacher auszugeben. Seine Vorgesetzten hatten
Angst vor den Konsequenzen, falls der
Plan schiefgehen würde, erinnert sich
Mendez. «Sie waren auch etwas wütend, weil ich den Plan zuerst den Kanadiern vorgestellt hatte, bevor ich
mit der CIA darüber sprach», sagt
Mendez. Er war auch nicht sicher, ob
alle sechs Diplomaten mitmachen
würden. Doch dann kam das Happy
End. «Als wir endlich den iranischen
Luftraum verliessen, jubelten alle im
Flugzeug. Und nicht nur wir. Auch alle
anderen waren damals froh, aus Iran
wegzukommen.»
tageswoche.ch/+bdfpb
37
Kultur
22. Februar 2013
«Das Totemügerli ist
meine halbe AHV»
A
m 1. März wird Franz
Hohler, einer der bedeutendsten
Schweizer Sprachkünstler und
Humoristen, 70 Jahre alt. Urs
Widmer sagte über ihn, er sei «ein
fantasiegesegneter Realist», Emil
Steinberger meint: «Gäbe es Franz
Hohler nicht, müssten wir uns
dringend mit der Aufgabe beschäftigen, ihn zu erfinden.»
Zum runden Geburtstag beschenkt uns Hohler mit zwei Publikationen: Das Buch «Der Geisterfahrer»
(Luchterhand) vereint die gesammelten Erzählungen der letzten 40 Jahre,
das Hörbuch «Der neue Berg» (Christoph Merian Verlag) enthält die ungekürzte zwölfstündige Lesung im Theater Teufelhof Basel, eine Trouvaille aus
dem Jahr 1989. Wir sassen dem unermüdlichen, charismatischen Sprachschelm in seinem Haus in ZürichOerlikon bei einem Glas schwarzen
Rauchtees gegenüber.
Franz Hohler, am 1. März werden Sie 70 Jahre alt und feiern
dies mit einer Buchvernissage.
Ist das ein Geburtstag, wie Sie
ihn sich wünschen?
Es hat sich so ergeben. Ich finde es
eine schöne Vorstellung, dass ich an
meinem Geburtstag sagen kann:
Voilà, das sind meine gesammelten
Erzählungen. Früher, als ich noch
mit Bühnenprogrammen aufgetreten
«Die Fantasie ist mir
nun seit der Kindheit
eine treue Begleiterin
geblieben.»
bin, habe ich sehr häufig ensuite
Gastspiele gegeben und zwei, drei
Wochen am Stück gespielt. Da war
der 1. März oft darunter. Es ist für
mich also kein Novum, am Geburtstag aufzutreten. Es wird aber sicher
auch ein privates Fest geben.
Sie sagten mal, die Fantasie sei
für Sie eine Art menschliches
Organ. Wann haben Sie dieses
an sich entdeckt?
In der Kindheit. Dann ist das Fantasieorgan viel stärker ausgeprägt
als im Erwachsenenalter. Mir ist es
ein Anliegen, dieses Organ nicht
verkümmern zu lassen, sondern es
zu erhalten und zu pflegen, ihm
Sorge zu tragen und sich mit ihm
TagesWoche 8
it 70 b
Ist auch m
Foto: Aut
zu beschäftigen … Kinder müssen
ja erst in die Wirklichkeit eingeschult werden. Müssen lernen, dass
ein Fisch schwimmt, dass ein Vogel
fliegt, dass ein Auto fährt und auch
gefährlich sein kann etc. Die Wirklichkeit, könnte man sagen, wird ein
Stück weit zu einer Konkurrentin für
die Fantasie und verdrängt sie allmählich; weil man lernt, dass man
sich im Leben behaupten muss,
wenn es seine realen Ansprüche an
einen stellt. Gleichzeitig sind ohne
Fantasie keine Fortschritte möglich,
keine Erfindungen. Die Fantasie ist
rnst noch
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haben: Fra
nz Hohler.
omat
ja auch die Welt, die wir sehen, wenn
wir die Augen schliessen. Die Neugier, welche die Fantasie stets begleitet, hat für mich übrigens auch
Organcharakter. Sie belebt den Vitalitätshaushalt des Menschen, sie
ernährt ihn mit etwas sehr Wesentlichem, nämlich mit Denk- und
Vorstellungskraft.
Ist Ihr Schaffen ein Beitrag
an die Rückschulung der
Erwachsenen in die Fantasie?
Besser könnte ich es nicht ausdrücken, eine Rückschulung, ja (lacht
vergnügt). Aber Sie haben ja eigentlich gefragt, wann ich auf die Fantasie aufmerksam geworden bin. Sobald ich lesen konnte, fing ich auch
an, zu schreiben. Als Kantonsschüler
schickte ich dann Geschichten und
Reiseberichte ans «Oltner Tagblatt»
und wurde prompt ermuntert, weitere Texte zu schreiben. Es war eine
wichtige Feststellung für mich, dass
man mitmachen und dabei sein
kann, indem man schreibt. Die Fantasie ist mir nun seit der Kindheit
eine treue Begleiterin geblieben.
Wobei ich nicht weiss, ob ich mehr
38
Kultur
22. Februar 2013
Franz Hohler wird 70. Wir haben uns mit dem Jubilar über Fantasie
und Humor unterhalten. Und ihn gefragt, wofür er heute noch auf die Strasse
gehen würde. Interview: Simone Lappert
Fantasie habe als andere. Ich glaube,
es geht mehr darum, sie überhaupt
zu benutzen. Auch mir fällt bei
Weitem nicht für jedes Problem eine
fantasievolle Lösung ein.
Sie wurden Kabarettist, Satiriker, Musiker, Kinderbuchautor,
Lyriker, Romanautor – überschlägt sich Ihre Fantasie
zuweilen? Gibt es Ideen, die Sie
zurücklassen müssen?
Nein, eigentlich nicht. Ich mache
gerne verschiedene Dinge. Im Sport
wäre ich wohl am ehesten ein
Zehnkämpfer, und in der Medizin
wäre ich lieber Allgemeinpraktiker
als Spezialist. Es belebt meine
Arbeit, mich in verschiedenen
Formen zu versuchen. Nicht immer
nur das zu machen, was man schon
kann, trägt dazu bei, nicht in Routine zu verfallen.
Welches Ereignis mit Sprache ist
Ihnen besonders in Erinnerung
geblieben?
(Überlegt sehr lange) Ich bin vor langer Zeit in Israel aufgetreten, mit einem Bühnenprogramm in Deutsch.
Das war in den 1970er-Jahren, als
noch viele Leute dort lebten, denen
die Flucht vor dem Holocaust gelungen war. Es war eine Zeit, in der
deutsche Künstler kaum nach Israel
gereist sind. Die Berührungsangst
mit Deutschland war immer noch
gewaltig. Gleichzeitig war Deutsch
für diese Menschen im Publikum
eine vertraute Sprache, in der sie gerne wieder einmal etwas hörten. Ich
war aber mit einem Bühnenmeister
konfrontiert, der weder Deutsch
noch Englisch sprach. Also versuchte
ich es mit Französisch und Italienisch, da ich kein Hebräisch konnte.
Am Schluss habe ich ihn gefragt, ob
er Jiddisch spreche. Ja, sagte er,
Jiddisch, natürlich! Woraufhin wir
uns in Jiddisch und Schweizerdeutsch unterhalten haben. Zwei
Sprachen, die sich so nahe sind, dass
man wie ins Nachbarhaus hinüberrufen kann, und es kommt etwas zurück. Das war ein schönes Erlebnis
für mich, diese Verbundenheit zu
spüren über Sprache.
Gibt es auch Momente, in denen
Sie an der Sprache verzweifeln?
Für den Autoren, der die Sprache als
Hauptausdrucksmittel benutzt, hat
sie zuweilen ihre Tücken, wenn man
etwa an Übersetzungen denkt. Geschichten sind ja sehr fragile Gebil-
TagesWoche 8
de. Ein Übersetzer muss jede Spannung erfassen können, die auf eine
Pointe zuläuft oder eine überraschende Wendung. Wenn diese Feinfühligkeit in einer Übersetzung
fehlt, fängt man als Autor an, die
Musiker zu beneiden, die Tänzer,
Pantomimen. Sie sprechen eine
Weltsprache. Auch die bildende
Kunst, alles, was sich zwischen Malerei, Skulptur und Installation bewegt, ist eine Weltsprache.
Sie sprechen die Musik als Weltsprache an. Sie selbst sind ja
auch Musiker und treten mit
dem Cello Ihres Grossvaters auf.
Was bedeutet Ihnen dieses
Instrument? Und was bedeutet
Ihnen die Musik für Ihr Schreiben, Ihr Fantasieren?
Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem Musik eine Selbstverständlichkeit war. Meine Mutter
war eine sehr gute Geigerin. Als
Kind, beim Einschlafen, habe ich
immer sehr gemocht, wenn meine
Mutter unten noch Geige spielte. Das
löste in mir ein Gefühl von Geborgenheit aus. Die Musik ist für mich
eine Art Muttersprache. Es war auch
immer klar, dass ich ein Instrument
lernen würde. Als meine Mutter mir
sagte, es gäbe noch das Cello vom
Grossvater, habe ich mich als Zehnjähriger sofort für dieses Instrument
entschieden. Mein Grossvater, der
eine sehr schwere Jugend gehabt
hatte, wollte, als die Familie da war,
etwas für sich selbst tun. Er beschloss, ein Instrument zu lernen,
und hat sich beim Geigenbauer ein
Cello bauen lassen. Als er aber damit
in die Stunde ging, sagte ihm der
Lehrer, seine Hände seien zu klein
für die Griffe, er werde nie den kleinen Finger weit genug abspreizen
können. Ich spiele heute noch auf
diesem Cello, hatte nie ein anderes.
Und manchmal habe ich das Gefühl,
ich könne etwas verwirklichen, was
mein Grossvater gerne gemacht
hätte; ein bisschen spiele und singe
ich immer auch für ihn.
Ihr Schaffen ist auch von linkspolitischem Engagement geprägt. Immer wieder haben Sie
aufbegehrt: gegen die Atomkraft, die verschärften Asylgesetze oder die Engstir nigkeit des
Kulturbetriebs. Wofür würden
Sie heute auf die Strasse gehen?
Das letzte Mal war ich vor einem
Jahr auf einer Veranstaltung von
Occupy Paradeplatz in Gedenken an
Fukushima. Da bin ich als Restrisiko
aufgetreten. Aber es zieht mich heute sicherlich weniger auf die Strasse
als früher. Es ist wohl irgendetwas
zwischen Altersschwäche und
Altersweisheit, wenn ich denke:
das muss jetzt nicht unbedingt sein,
das sollen die Jüngeren machen.
Ich schliesse es nicht aus, auf die
Strasse zu gehen, aber ich kann
nicht voraussagen, wofür oder wogegen. Wenn man mal einen Namen
hat, wird man sehr oft um Unterstützung gebeten. Aber wenn ich
mich zu einer bestimmten politischen Situation äussere, verlange ich
von mir qualifizierte Antworten;
das heisst, ich muss mich mit einem
«Vor einem Jahr
trat ich in Gedenken
an Fukushima auf –
als Restrisiko.»
Problem so auseinandersetzen,
dass es mir möglich ist, fundiert zu
argumentieren. Das kann und will
ich nicht mehr immer leisten.
Hat sich demnach die Haltung
hinter Ihrem Schreiben über
die Jahre verändert?
Zu der Zeit als ich noch Bühnenprogramme und satirische Fernsehsendungen gemacht habe, richteten
meine Texte den Scheinwerfer eher
auf Gegenwartsprobleme. Mittlerweile ist dieser Aspekt ein wenig in
den Hintergrund getreten.
Viele Ihrer früheren Texte sind
immer noch sehr beliebt. Ich
zum Beispiel kannte das «Totemügerli» noch vor Ihrem Namen. Werden Sie dieser Klassiker manchmal überdrüssig?
Nein, ich habe immer noch grossen
Spass daran, das «Totemügerli» vorzutragen. Aber ich möchte natürlich
nicht darauf reduziert werden. Ich
hätte nie gedacht, dass diese zwei
Süffel, der «Schöppelimunggi» und
der «Houderebäseler» so gut arbeiten für mich. Das «Totemügerli» ist
meine halbe AHV (lacht)!
Nicht nur das «Totemügerli»,
fast alle Ihre Texte suchen das
Unvertraute im Alltag, die dunklen Flecken am Bildrand der
Wahrnehmung. Und trotzdem
schaffen Sie es, diesen hintergründigen Ernst mit einer Leichtigkeit zugänglich zu machen.
Ich bin an einem Humor interessiert,
bei dem ein Schatten mitläuft. Oberflächenhumor interessiert mich
nicht. Es geht mir immer um den
ganzen Menschen. Wenn man traurig ist, soll man traurig sein. Es ist
nur dann schwer, wenn man von
einem Teil des Lebens überwältigt
wird, etwa, wenn man in eine
Depression gerät. Ich will nicht
sagen, dass die Depression mir nicht
vertraut wäre. Aber es ist mir auch
die Gegenkraft vertraut.
Viele der Auf begehrenden der
1960er-Jahre sind Bünzli
geworden. Wie gelingt es Ihnen,
das zu vermeiden?
(Lacht) Sie finden also, ich sei kein
Bünzli geworden! Das ist doch schön
zu hören, gerade von der jüngeren
Generation! Ich entdecke diese Züge
allerdings auch an mir. Ein zunehmendes Bedürfnis aufzuräumen zum
Beispiel. Ich bin sehr gerne in der
Küche. Nach einer Einladung mag
ich es, abzuwaschen und die Dinge
an ihren Platz zurückzulegen, freue
mich an der schönen Ordnung in der
Besteckschublade ... Generell ist es
auch gefährlich, wenn man, wie ich,
34 Jahre lang am selben Ort lebt,
und dann noch unter guten Bedingungen, in einem schönen Haus; die
Perspektive kann einseitig werden.
Deshalb bin ich immer gerne gereist,
auch dorthin, wo die Bedingungen
weniger gut sind: «Dene, wos guet
geit, giengs besser, giengs dene
besser, wos weniger guet geit.» Man
neigt dazu, den Status quo festzuhalten. Das sind die Gefahren.
Da droht der Bünzli.
Haben Sie je daran gedacht, mit
dem Schreiben aufzuhören?
Bis jetzt nicht, nein. Einfach, weil
mir immer wieder etwas eingefallen
ist. Wir leben ja in einem System, in
dem man sich mit 65 Jahren aus
dem Arbeitsleben verabschiedet. Für
die einen kann das eine grosse Erleichterung sein, für andere wiederum gar keine Freude. Ich bin im
AHV-Alter, eigentlich pensioniert,
aber ich merke es nicht. Schreiben
ist auch ein Laster. Und ein Laster
legt man halt nie ganz ab.
Lesen Sie online das ganze Gespräch
in ungekürzter Fassung:
tageswoche.ch/+bdggd
39
AG E N DA
Was läuft wo?
Täglich aufdatierte Kulturagenda mit Veranstaltungen
aus der ganzen Schweiz –
auf tageswoche.ch
FREITAG
22.2.2013
AUSSTELLUNGEN
Anatomisches Museum
der Universität Basel
Wirbelsäule
Pestalozzistr. 20, Basel
Antikenmuseum Basel
und Sammlung Ludwig
Petra. Wunder in der Wüste
St. Alban-Graben 5, Basel
Balzer Art Projects
Subversive Narratives –
Exposing the Raw Side
Riehentorstr. 14, Basel
Cartoonmuseum Basel
Comics Deluxe!
St. Alban-Vorstadt 28, Basel
Galerie Art & Context
Martin J. Meier & Filipa Peixero
Allschwilerstr. 101, Basel
Galerie Carzaniga
Gruppe 33 – Hommage an Otto Abt
Gemsberg 8, Basel
Galerie Gisèle Linder
Serge Hasenböhler
Elisabethenstr. 54, Basel
Galerie Hilt (Freie Strasse)
Otmar Alt & Zoppe Voskuhl
Freie Str. 88, Basel
Galerie Karin Sutter
Black and White – Forbidden Fruit
Rebgasse 27, Basel
Galerie Mäder
Ursula Pfister
Claragraben 45, Basel
Gallery for Urban Art
Damien Comment
Müllheimerstr. 144, Basel
Graf & Schelble Galerie
Max Diel
Spalenvorstadt 14, Basel
Historisches Museum
Basel, Barfüsserkirche
Schuldig
Barfüsserplatz, Basel
Wochenstopp
Between the Beats
Anzeige
Der Burghof Lörrach geht mit dem dreitägigen Festival für
Musik jenseits des Mainstreams neue Wege. Von Tara Hill
Pop hat es bei Kritikern nicht einfach:
Von den einen als minderwertige Massenmusik gescholten, rufen die anderen in der
Jagd nach dem letzten Schrei gerne allzu
vorschnell den Tod eines Genres oder den
neusten «Hype» aus – und verheizen dabei
oft unverfroren blutjunge Talente.
Doch was ist Pop eigentlich? Und gibt es
überhaupt so etwas wie einen Underground
in der am meisten auf Kommerz ausgerichteten aller Musiksparten? Diese Fragen
haben sich auch die Macher des «Between
the Beats»-Festivals gestellt, das erstmals
im Burghof Lörrach stattfindet. An drei
Abenden soll hier keine Massenkonfektion,
sondern «frische, urbane und moderne
Popmusik» präsentiert werden.
Dabei will sich das OK laut Pressetext
«bewusst im grossen Teich dieser Musikrichtung bedienen» und verdeutlichen,
«dass Indie mit all seinen Facetten ständig
Teil der Popmusik ist und dabei angstfrei
immer wieder kluge Anleihen in verwandten Stilen wie Jazz und Elektro sucht».
Was das konkret heisst, zeigt ein Blick ins
Line-up von «Between the Beats»: So wird
zum Auftakt am Donnerstag die irische
Nachwuchshoffnung Wallis Bird auf der
Bühne des Burghofs stehen: Eine SingerSongwriterin, deren Folk-Rock mit der für
das Land bereits klassisch anmutenden
Authentizität in der Tradition irischer
Liedermacher steht, die aber gleichzeitig
mit ihrem vielseitigen Gesang und allerlei
postmodernen musikalischen Anleihen
auch von Grossstadtbewohnern ins Herz
geschlossen wird.
Unterstützt wird Bird am Eröffnungsabend von der schottischen Indie-Folk-
Band Meursault, die sich nach der Hauptfigur aus Camus’ existenzialistischem
Literaturklassiker «L’ étranger» benannt
haben, sowie vom schwedischen Blueser
Daniel Norgren.
Eine klare Vorliebe für Liedermacher
aus dem hohen Norden oder von der Insel
scheint auch an den beiden weiteren Festivalabenden durch: So treffen am Freitag
das intermediale Londoner Künstlerkollektiv Breton, das eine perfekte Symbiose aus
Sound, Timing, Rhythmus und Visuals anstrebt, auf das dänische Synthiepop-Wunder Asbjörn, der letztes Jahr bereits am
Montreux Jazz Festival mit seinen unkonventionellen Songskizzen zwischen Charts
und Avantgarde zu begeistern vermochte.
Mit Vimes und Sizarr sind am selben Abend
aber auch zwei deutsche Nachwuchsformationen mit von der Partie. Der Samstag
steht mit den Blogosphäre-Lieblingen Esben and the Witch sowie dem Manchester
Trio The Whip wiederum klar in der Tradition britischen Indie-Pops. Unterstützt werden die zwei hippen Combos zusätzlich von
der aufstrebenden Dresdner Truppe Garda.
Trotz aller Kontraste soll das Festival
laut Pressetext stets zweierlei ausstrahlen:
«Abwechslung und Klasse». Mit dem in
dieser Form in der Region wohl einzigartigen Line-up hat es dazu bereits den ersten
Schritt getan. Es wäre dem Burghof zu
wünschen, dass genügend Fans anspruchsvoller Popmusik nach Lörrach finden.
tageswoche.ch/+bdgih
«Between the Beats»-Festival
Burghof, Lörrach. Do, 28.2. bis Sa, 2.3.
www.between-the-beats.de
Museum der Kulturen
Expeditionen / Geben und
Nehmen – Die Ökonomie
des Göttlichen / Pilgern
Münsterplatz 20, Basel
Museum für Gegenwartskunst
Tell It to My Heart: with Julie Ault
St. Alban-Rheinweg 60, Basel
Naturhistorisches Museum Basel
Wildlife Photographer of the Year
Augustinergasse 2, Basel
Nicolas Krupp Contemporary Art
Markus Müller
Rosentalstr. 28, Basel
Quartiertreffpunkt LoLa
Pidi Zumstein
Lothringerstrasse 63, Basel
R5 Galerie für Junge Kunst
Marceline Schmid-Berlinger
Rheinsprung 5, Basel
S AM – Schweizerisches
Architekturmuseum
Bildbau / Schweizer Architektur
im Fokus der Fotografie
Steinenberg 7, Basel
Schwarzwaldallee
Stefan Karrer / Philomène Hoël
Schwarzwaldallee 305, Basel
Spielzeug Welten Museum
Faltwelt
Steinenvorstadt 1, Basel
Historisches Museum Basel:
Haus zum Kirschgarten
Scheich Ibrahims Traum
Elisabethenstr. 27/29, Basel
Stampa
Marcel Odenbach / Bruce Nauman
Spalenberg 2, Basel
John Schmid Galerie
David Favrod
St. Alban-Anlage 67, Basel
Universitäre Psychiatrische
Kliniken Basel
Gezeiten – Taktstock des Lebens
Wilhelm Klein-Strasse 27, Basel
Kunsthalle Basel
Mandla Reuter / Mathieu Kleyebe
Abonnenc / Vanessa Safavi
Steinenberg 7, Basel
Von Bartha Garage
John Wood / Paul Harrison
Kannenfeldplatz 6, Basel
Kunstmuseum Basel
Porträtzeichnungen des
15. und 16. Jahrhunderts
St. Alban-Graben 16, Basel
dock: aktuelle Kunst aus Basel
29, 5 qm – Ausstellungsprojekt
der Hochschule für Gestaltung
und Kunst Basel
Klybeckstrasse 29, Basel
Laleh June Galerie
Kelly McCallum / Christine Boillat
Picassoplatz 4, Basel
Museum Tinguely
Kuttlebutzer – Jean Tinguely /
Tinguely@Tinguely
Paul Sacher-Anlage 2, Basel
TagesWoche 8
Kunsthalle Palazzo
Simulcast
Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal
Irische Tradition mit postmodernen Anleihen: die Singer-Songwriterin Wallis Bird. Foto: zVg
Museum.BL
Bschiss!
Zeughausplatz 28, Liestal
40
Agenda
22. Februar 2013
Kreuzworträtsel
Haus für elektronische
Künste Basel
Digital Art Works.
The Challenges of Conservation
Oslostr. 10, Münchenstein
ARTspaceSWITZERLAND
Stefan Rudin
Habich-Dietschy-Str. 18, Rheinfelden
Fondation Beyeler
Ferdinand Hodler
Baselstr. 101, Riehen
Galerie Henze &
Ketterer & Triebold
Eduard Bargheer
Wettsteinstr. 4, Riehen
Galerie Schöneck
Christo und Jeanne-Claude
Burgstrasse 63, Riehen
Spielzeugmuseum Riehen
Kabinettstücke 38: Die bunte
Eisenbahnwelt des Herrn Lerch
Baselstr. 34, Riehen
THEATER
We Will Rock You
Musical Theater,
Feldbergstr. 151, Basel.
19.30 Uhr
POP/ROCK
Hermetic Delight
DJ Captain Electric
Cafe Bar Agora, Feldbergstr. 51,
Basel.
23 Uhr
Saturnalia Temple, Attic,
Cult of Blood
Restaurant Hirscheneck,
Lindenberg 23, Basel.
21.30 Uhr
Waggonkonzert
Vendredi Soir Swing
Aktienmühle, Gärtnerstrasse 46,
Basel.
20.30 Uhr
Auflösung des Kreuzworträtsels in der nächsten Ausgabe. Lösungswort der letzten Ausgabe: BAERIN
PARTY
SUDOKU
BIMARU
So lösen Sie das Sudoku:
Füllen Sie die leeren Felder
mit den Zahlen von 1 bis 9.
Dabei darf jede Zahl in jeder
Zeile, jeder Spalte und
in jedem der neun 3 x 3-Blöcke
nur ein Mal vorkommen.
Viel Spass beim Tüfteln!
So lösen Sie Bimaru: Die Zahl bei
jeder Spalte oder Zeile bestimmt,
wie viele Felder durch Schiffe
besetzt sind. Diese dürfen sich
nicht berühren, auch nicht
diagonal, und müssen vollständig
von Wasser umgeben sein,
sofern sie nicht an Land liegen.
Auflösungen von
SUDOKU und BIMARU
in TagesWoche 7
Conceptis Puzzles
8 5
08010000587
1
3 7
2
6
1
4
8 6
1
Conceptis Puzzles
TagesWoche 8
8
7
4
6
5
9
1
3
2
1
3
2
5
7
8
9
4
6
4
5
9
3
6
1
7
2
8
7
8
6
4
9
2
3
1
5
3
4
7
9
8
5
2
6
1
9
1
5
2
4
6
8
7
3
2
6
8
7
1
3
4
5
9
06010037598
2
1
1
5 2
0
2
4
7
3
06010037599
5
0
3
2
2
0
3
1
2
2
Bandura Night
Breakbeats, Electro, Funk
Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
Basel.
23 Uhr
Be Together – Gays & Friends
Electro, House
DJs Juiceppe, Skilly, Gianni Calipari,
She DJ Mary
Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr
Disco-Swing Party
African
DJ Pietro
Allegra, Aeschengraben 31,
Basel.
21 Uhr
Edgar Edit
Open Format
Acqua-Lounge, Binningerstr. 14,
Basel.
22 Uhr
3
6
9
5
2
1
8
3
7
6
9
4
2
2 8
7
4
8
1 3
6
9
3
1
2
4
5
8
7
5
9
2
Ausnahmslos mit Vinyl
Cargo Kultur Bar, St. JohannsRheinweg 46, Basel.
21.30 Uhr
08010000586
Housekult
DJ Jorge Martin S.
Kult Basel, Steinentorstr. 35,
Basel.
23 Uhr
Music Love, Love Music
Charts, Hip-Hop, House, Mash Up
DJ A. Rodriguez
Excellent Clubbing Lounge,
Binningerstr. 7, Basel.
22 Uhr
Nic
Urban
Obsession Club, Clarastr. 45,
Basel.
23 Uhr
41
Agenda
22. Februar 2013
FREITAG
22.2.2013
On Fire Nights
Dancehall, Reggae
DJ On Fire Sound
Band: Citylock Sound
Kuppel, Binningerstr. 14, Basel.22 Uhr
One Night with Marcos Del Sol
DJs Gin Tonic Soundsystems,
Alan Lector
Borderline, Hagenaustr. 29,
Basel.
23 Uhr
R & B Deluxe by DJ Soulchild
Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 22 Uhr
Velvets Crazy Night
Dancehall, Hip-Hop, Mash Up
DJs Philly, K. Evans
Velvet Basel, Steinentorstr. 35,
Basel.
23 Uhr
Viva La Mentha
Café Hammer, Hammerstr 133,
Basel.
20 Uhr
X–Plosion (Ü16)
Charts, Hip-Hop, House, Mash Up
DJs Alex Costanzo, Jay P., Mbc, Milo,
Rednight, Nick Berola, Nico G., Deep
Bass, Gino G., MC Zako
Singerhaus, Am Marktplatz 34,
Basel.
22 Uhr
I Love Friday
80s, 90s, Mash Up, Partytunes
DJs Intrafic, Fazer, Caipi, Fix,
MC X-Large
Sprisse Club, Netzibodenstr. 23,
Pratteln.
21 Uhr
JAZZ/KLASSIK
Leibspeise
Spinatlasagne
Aus aktuellem Anlass servieren uns Tenger & Leuzinger
eine Lasagne ganz ohne Pferde- und anderes Fleisch.
Der Skandal um Pferdefleisch in der
Lasagne, der zurzeit in den Medien ausgeschlachtet wird, zeigt einmal mehr, dass
man wenn immer möglich auf Fertigprodukte verzichten sollte. Die Produktionsketten sind kaum mehr nachvollziehbar.
Hoffen wir, dass solche Ereignisse uns
Konsumenten je länger, je mehr wieder
zum Verzehr von Fleischerzeugnissen aus
der Region zurückbringen.
Für alle, die wieder einmal ganz auf
Fleisch, jedoch nicht auf eine schmackhafte Lasagne verzichten möchten, haben
wir aus unserer Montagsplausch-Rezeptdatenbank eine adäquate Alternative ausgegraben.
Spinatlasagne für vier Personen:
1 kg frischen Spinat gut waschen und abtropfen. In einer grossen Pfanne in etwas
Olivenöl oder Butter eine fein gehackte
Zwiebel sowie zwei gepresste Knoblauchzehen anziehen. Den Spinat dazugeben
und alles dämpfen, bis der Spinat in sich
zusammenfällt. In einer Pfanne 5 dl Rahm
und 250 g Mascarpone aufkochen und
etwas einkochen lassen. Mit Salz, Pfeffer
und Muskat kräftig würzen. Eine Gratinform mit etwas Butter einfetten.
Den Boden der Form mit weissen
Lasagneblättern auslegen. Nun abwechselnd die Lasagne mit dem Spinat, der
Mascarpone-Sauce und den Teigblättern
schichten. Mit einer Schicht Pastablätter
beenden. Wenn vorhanden, die restliche
Mascarpone-Sauce und etwas Parmesan
darüber verteilen. Im vorgeheizten Ofen
bei ca. 200 Grad in der Mitte des Ofens
20 Minuten gratinieren.
Was sind eure Pferdefleisch-Alternativen?
Wir freuen uns auf eure kreativen Ideen
im Blog:
tageswoche.ch/+bdgfu
Gabriel Tengers und Benjamin
Leuzingers «Montagsplausch» finden Sie
unter blogs.tageswoche.ch
Muba
Messe Basel, Messeplatz 25,
Basel.
10.00 Uhr
Louis Kahn – Architekt oder
Künstlergenie? Nathaniel
Kahn, Stanislaus von Moos
Opening Talk
Vitra Design Museum, CharlesEames-Str. 1, Weil am Rhein. 17 Uhr
SAMSTAG
23.2.2013
AUSSTELLUNGEN
Antikenmuseum Basel
und Sammlung Ludwig
Petra. Wunder in der Wüste
St. Alban-Graben 5, Basel
Balzer Art Projects
Subversive Narratives –
Exposing the Raw Side
Riehentorstr. 14, Basel
Galerie Gisèle Linder
Serge Hasenböhler
Elisabethenstr. 54, Basel
Galerie Hilt (Freie Strasse)
Otmar Alt & Zoppe Voskuhl
Freie Str. 88, Basel
Galerie Karin Sutter
Black and White – Forbidden Fruit
Rebgasse 27, Basel
21.45 Uhr
Gidon Kremer mit
Kremerata Baltica
Katharinenkirche, Laufen. 19.30 Uhr
Galerie Mäder
Ursula Pfister
Claragraben 45, Basel
Gallery for Urban Art
Damien Comment
Müllheimerstr. 144, Basel
20 Uhr
New Harlem Ramblers
Schützen Kulturkeller,
Bahnhofstr. 19, Rheinfelden. 20 Uhr
Da vermisst keiner das Fleisch: Spinatlasagne at its best. Foto: Tenger & Leuzinger
Anzeigen
%*% ( % ( ( ( % &+ '+&
*( ( (#((%((%
(
+" '& !! !! s ))) Graf & Schelble Galerie
Max Diel
Spalenvorstadt 14, Basel
Hebel_121
Matthew Tyson
Hebelstrasse 121, Basel
Historisches Museum
Basel, Barfüsserkirche
Schuldig – Verbrechen.
Strafen. Menschen.
Barfüsserplatz, Basel
TagesWoche 8
Der Prozess –
The Trial (nach Franz Kafka)
Filmabend
Internetcafé Planet13,
Klybeckstr. 60, Basel.
20 Uhr
Galerie Carzaniga
Gruppe 33 – Hommage an Otto Abt
Gemsberg 8, Basel
Tobias Preisig – 1. Set
In Transit
The Bird’s Eye Jazz Club,
Kohlenberg 20, Basel.
20.30 Uhr
Gilles Vonsattel
Gilles Vonsattel: Piano.
Klavier-Werke von Poulenc,
Debussy, Ravel u.a.
Burghof, Herrenstr. 5,
Lörrach.
Bikebergsteigen
Harald Philipp
Stadtcasino, Steinenberg 14,
Basel.
19.30 Uhr
Cartoonmuseum Basel
Comics Deluxe!
St. Alban-Vorstadt 28, Basel
Orgelspiel zum Feierabend
Fasnachtsorgelspiel:
Susanne Doll (Orgel) und
Anita Schönenberger (Klarinette)
Leonhardskirche,
Leonhardskirchplatz, Basel. 18.15 Uhr
Tobias Preisig – 2. Set
In Transit
The Bird’s Eye Jazz Club,
Kohlenberg 20, Basel.
DIVERSES
Basler Ferienmesse
Messe Basel, Messeplatz 25,
Basel.
10 Uhr
Historisches Museum Basel:
Haus zum Kirschgarten
Scheich Ibrahims Traum
Elisabethenstr. 27/29, Basel
John Schmid Galerie
David Favrod
St. Alban-Anlage 67, Basel
42
Agenda
Kunsthalle Basel
Mandla Reuter / Mathieu
Kleyebe Abonnenc – Songs for
a Mad King / Vanessa Safavi
Steinenberg 7, Basel
Kunstmuseum Basel
Porträtzeichnungen des
15. und 16. Jahrhunderts
St. Alban-Graben 16, Basel
Laleh June Galerie
Kelly McCallum / Christine Boillat
Picassoplatz 4, Basel
Museum Tinguely
Kuttlebutzer – Jean Tinguely /
Tinguely@Tinguely
Paul Sacher-Anlage 2, Basel
Museum der Kulturen
Expeditionen. Und die Welt im
Gepäck / Geben und Nehmen – Die
Ökonomie des Göttlichen / Pilgern
Münsterplatz 20, Basel
Museum für Gegenwartskunst
Tell It to My Heart: with Julie Ault
St. Alban-Rheinweg 60, Basel
Naturhistorisches Museum Basel
Wildlife Photographer of the Year
Augustinergasse 2, Basel
Nicolas Krupp Contemporary Art
Markus Müller
Rosentalstr. 28, Basel
R5 Galerie für Junge Kunst
Marceline Schmid-Berlinger
Rheinsprung 5, Basel
S AM – Schweizerisches
Architekturmuseum
Bildbau / Schweizer Architektur
im Fokus der Fotografie
Steinenberg 7, Basel
Spielzeug Welten Museum
Faltwelt
Steinenvorstadt 1, Basel
Stampa
Marcel Odenbach / Bruce Nauman
Spalenberg 2, Basel
Universitäre Psychiatrische
Kliniken Basel
Gezeiten – Taktstock des Lebens
Wilhelm Klein-Strasse 27, Basel
Von Bartha Garage
John Wood / Paul Harrison
Kannenfeldplatz 6, Basel
Kunsthalle Palazzo
Simulcast
Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal
Anzeige
22. Februar 2013
Museum.BL
Bschiss! Wie wir einander
auf den Leim gehen
Zeughausplatz 28, Liestal
Care Hand
Open Format
Acqua-Lounge, Binningerstr. 14,
Basel.
22 Uhr
Dreiländermuseum
Inspiration 2013 / Zu Tisch im
Elsass, in Baden und der Schweiz
Basler Str. 143, Lörrach
Fidelio – Bass Nights 6
Dubstep
Restaurant Hirscheneck,
Lindenberg 23, Basel.
23 Uhr
"%%
"
Haus für elektronische
Künste Basel
Digital Art Works.
The Challenges of Conservation
Oslostr. 10, Münchenstein
House Flavours
House, Minimal
DJs Jorge Martin S., Bruno Seven
Kult Basel, Steinentorstr. 35,
Basel.
23 Uhr
'"% & % ( ' ' ( # ( (
ARTspaceSWITZERLAND
Stefan Rudin
Habich-Dietschy-Str. 18, Rheinfelden
I Love Singerhaus
House
DJs Diego Vendossa, Tiorted
Singerhaus, Am Marktplatz 34,
Basel.
23 Uhr
Fondation Beyeler
Ferdinand Hodler
Baselstr. 101, Riehen
Kehruus
Volkshaus, Rebgasse 12,
Basel.
Galerie Schöneck
Christo und Jeanne-Claude
Burgstrasse 63, Riehen
Spielzeugmuseum Riehen
Kabinettstücke 38: Die bunte
Eisenbahnwelt des Herrn Lerch
Baselstr. 34, Riehen
THEATER
15 Uhr
We Will Rock You
Musical Theater, Feldbergstr. 151, Basel. 14.30 & 19.30 Uhr
POP/ROCK
Devastating Enemy
Metal
Support: Arcturon, Coilcry,
Suborned
Sommercasino, Münchensteinstr. 1,
Basel.
19.30 Uhr
Marius & Die Jagdkapelle
Kinderkonzert
Theater Arlecchino, Amer–
bachstrasse 14, Basel.
14.30 Uhr
Zwei vom Stern, Juhana Iivonen
Pop
Café Hammer, Hammerstr 133,
Basel.
20 Uhr
Black Tiger feat. Makale
Raporters & Band
Rap
Biomill, Delsbergerstrasse 177,
Laufen.
21 Uhr
D-A-D
Rock
Z7, Kraftwerkstr. 4, Pratteln. 20 Uhr
Undervillage
CD Release
Galery, Rütiweg 9, Pratteln.
21 Uhr
PARTY
A Night of Fame
80s, Charts, House, Partytunes
Fame, Clarastr. 2, Basel.
22 Uhr
Antz in the Pantz
Funk, Soul
DJs Pun & Soulinus, Beats On Tap,
Uniqu, Rainer, Etienne
Kaserne, Klybeckstr. 1b, Basel. 23 Uhr
Bologna zu Besuch in Basel
DJ Farrapo
Cargo Kultur Bar, St. Johanns–
Rheinweg 46, Basel.
21.30 Uhr
TagesWoche 8
' $(# (( ',( $/3 75†807
HLQ 'RUI LP +¸KHQUDXVFK
Jumpoff
Hip-Hop, R&B
DJs Tray, Pfund 500, Chronic
Kuppel, Binningerstr. 14, Basel.22 Uhr
Galerie Henze &
Ketterer & Triebold
Eduard Bargheer
Wettsteinstr. 4, Riehen
Der fliegende Teppich
Basler Kindertheater,
Schützengraben 9, Basel.
Anzeigen
I¾U DOOH DE -DKUHQ
OHW]WH
9RUVWHOOXQJHQ
20 Uhr
Kissenschlacht
Open Format
Excellent Clubbing Lounge,
Binningerstr. 7, Basel.
22 Uhr
La Fiesta Española,
Live Act Elena Vicini
Salsa
DJ Pablo
Allegra, Aeschengraben 31,
Basel.
22 Uhr
Latino Night DJ Flow
Hip-Hop, Latin, Merengue
Dancing Plaza Club,
Riehenring 45, Basel.
22 Uhr
ZZZYRUVWDGWWKHDWHUEDVHOFK
Luciano’s B-Day Bash
House, Techno
DJs Andrea Oliva, Gianni Calipari,
Ricardo Villalobos
Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr
Maxim’s Birthday mit Basti Grub
Acid, House, Minimal, Techno
DJs Basti Grub., Paul Dakboog,
Don Dario, Max + Moritz, Andrew
The Grand, Grobi, Lazy Tale, Manu
Manou, Kellerkind, Oliver Sylo
Borderline, Hagenaustr. 29,
Basel.
23 Uhr
Party Breaker
Dancehall, Hip-Hop, Mash Up
DJs Soulchild, Kuz, Mouss MC
Velvet Basel, Steinentorstr. 35,
Basel.
23 Uhr
Poppin
Partytunes
DJ LukJlite
Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr
Riddim District
Dancehall, Reggae
DJs Irie Shottaz, Series Selecta, Flex
Movements, G.C. Sound, Magic Tuts
SUD, Burgweg 7, Basel.
22 Uhr
Saturday Night Tunes
House, R & B
The Venue, Steinenvorstadt 58,
Basel.
22 Uhr
TangoRouge
Union, Klybeckstr. 95, Basel.
21 Uhr
Tanzschrank
Electro
DJs Daniel Dexter, Danielson, Mio
Martini, Pepe, Oliver Aden, Luiz Cruz
FAKT – Kunst und Musik,
Viaduktstrasse 10, Basel.
23 Uhr
That’s Amore Opening Party 2013
Partytunes
DJs Claudio Carrera, Sandro S.,
Davidon, Max Celli, Philly
Bar Rouge, Messeplatz 10,
Basel.
22 Uhr
Weindegustierkurse im Unternehmen Mitte Basel
& Biohotel Ucliva Graubünden
Die Kunst des Degustierens
Was sind Weinfehler – Wie entstehen sie – Wie erkenne ich sie
Ein Lernziel in diesem Kurs ist selbständig die Weinqualität zu
erkennen ohne das übliche Weinrating & Ranking.
Trinken Sie gegen den Trend, Vertrauen Sie Ihrem eigenen
Geschmack.
Basel Gerbergasse 30, Unternehmen Mitte
18.30 – 21.00 Uhr
13.03.2013 – 03.04.2013 – 08.05.2013 –05.06.2013
Telefon 061- 701 94 76,
info@weindegustierkurse.ch,
www.Weindegustierkurse.ch
Biohotel Ucliva, 7158 Waltensburg
Samstag den 16.03.2013, 17.00 – 20.00 Uhr
Anmeldung
info.@ucliva.ch, www.ucliva.ch
Telefon 81 941 22 42
43
Agenda
22. Februar 2013
SAMSTAG,
23.2.2013
Vendredi Soir Swing
Jazz, Swing
Cafe Bar Agora, Feldbergstr. 51,
Basel.
21 Uhr
Kultwerk #68
Monsieur Hulot
We Love Hip-Hop
Urban
Obsession Club, Clarastr. 45,
Basel.
23 Uhr
Vor 60 Jahren schickte Jacques Tati sein Alter Ego
Monsieur Hulot in die «Vacances». Von Valentin Kimstedt
clubDer200
Electro, House, Techno
DJs Marek Hemmann,
Herzschwester, Chris Air
Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
Basel.
23 Uhr
Antikenmuseum Basel
und Sammlung Ludwig
Petra. Wunder in der Wüste
St. Alban-Graben 5, Basel
Cartoonmuseum Basel
Comics Deluxe!
St. Alban-Vorstadt 28, Basel
JAZZ/KLASSIK
Historisches Museum
Basel, Barfüsserkirche
Schuldig – Verbrechen.
Strafen. Menschen.
Barfüsserplatz, Basel
Tobias Preisig – 1. und 2. Set
In Transit
The Bird’s Eye Jazz Club, Kohlen–
berg 20, Basel.
20.30/21.45 Uhr
Comitée-Schnitzelbängg
Theater Basel, Theaterstr. 7,
Basel.
Bevor er schliesslich allein dasitzt, darf Monsieur Hulot auch austeilen. Foto: cinetext
19 Uhr
Fondue am Feuer
Winterzeit – Fonduezeit
Aktienmühle, Gärtnerstrasse 46,
Basel.
19 Uhr
Muba
Messe Basel, Messeplatz 25,
Basel.
10.00 Uhr
Burghof Slam
«Singer & Songwriter» mit
Thomas Lautenknecht u.a.
Burghof, Herrenstr. 5,
Lörrach.
Anzeige
TagesWoche 8
20 Uhr
SOnnTAG
24.2.2013
AUSSTELLUNGEN
Party Total
80s, 90s, Mash Up, Partytunes
DJs Caipi, Fix, Intrafic, Fazer,
MC X-Large
Sprisse Club, Netzibodenstr. 23,
Pratteln.
21 Uhr
Basler Ferienmesse
Messe Basel, Messeplatz 25,
Basel.
10 Uhr
My Architect – Nathaniel Kahn
Film
Vitra Design Museum, Charles–
Eames-Str. 1, Weil am Rhein. 17 Uhr
Anatomisches Museum
der Universität Basel
Wirbelsäule: Wunderwerk
oder Fehlkonstruktion?
Pestalozzistr. 20, Basel
Random
Drum’n’Bass, Dubstep
DJs Octane, DLr
Sommercasino, Münchensteinstr. 1,
Basel.
23 Uhr
DIVERSES
Lassen Sie Ihren Garten
erscheinen –
Lichtverwendung im Garten
Workshop, Leitung:
Ulrich Muchenberger
Plantago GmbH, Tramstrasse 64,
Münchenstein.
10 Uhr
Ein Einzelgänger geht baden: Der
schlacksige Urlauber Monsieur Hulot lässt
keine Gelegenheit verstreichen, etwas zu
vermasseln. So sehr scheint er von seinem
Ungeschick ausgefüllt, dass er nicht mal ein
vernünftiges Wort mit den anderen Feriengästen sprechen kann. Ohnehin ist er meistens damit beschäftigt, die unverkennbare
Tabakpfeife im Mund zu führen. In einer
Zeit, da Filme längst in Dialog und Farbe
produziert werden, lehnt sich Jacques Tati
an den Stummfilm der Slapstickpioniere
Buster Keaton und Charlie Chaplin an. Ein
Film, der sich aus der Zeit nimmt?
Schaut man den Film heute an, überkommen einen vor allem Erinnerungen
an schönere Tage. In einem Badeort liegt
vis-à-vis vom Meer das kleine Hôtel de la
Plage. Am bezaubernden Strand eine
Handvoll Gäste, auf der staubigen Küstenstrasse nicht Verkehr, sondern Passanten.
Man will den Ort besser nicht heute sehen.
Und nun kommt Monsieur Hulot im
klapprigen Auto, ellenlang, mit Hochwasserhosen und dem unmöglichen Hut. Der
Schattenriss seiner Körperhaltung kann es
an Eigensinnigkeit mit Karl Valentin aufnehmen. Hulot tritt auf aus einer anderen
Zeit. Und ja, es ist möglich, ausnahmslos
jeden Handgriff in eine Katastrophe zu
überführen. Kein Koffer wird getragen,
ohne dass Hulot mit der Tür ins Haus
stolpert. Jedes gespannte Seil, das nach
einem Unfall ruft, wird erhört. An diesen
katastrophalen Verkettungen hat Tati
minutiös gearbeitet.
Über den Überlegungen, wie aus einem
simplen Gegenstand ein unüberwindbares
Slapstick hindernis werden kann, vergin-
gen bis zum fertigen Film auch mal Jahre.
Seine Filmografie kann man dementsprechend an zwei Händen abzählen.
Die damit entstandene Zuverlässigkeit,
mit der die Slapstickszenen aufeinanderfolgen, führt in eine Art Trance. Je unwahrscheinlicher, dass Herrn Hulot irgendetwas
gelingt, desto unwahrscheinlicher, dass er
in der kleinen Feriengesellschaft im Hôtel
de la Plage einen Fuss in die Tür kriegt.
Dass irgendeine Begegnung normal verläuft. Mit jeder verfehlten Aufmerksamkeit
rückt sich der glücklose Charmeur weiter
ins Abseits. Als die Ferien dann aus sind,
will ihm zum Abschied kaum einer die
Hand reichen. Ein einziger Gast, ein stiller
Beobachter, gibt ihm seine Adresse, im
Flüsterton: ein Einsamer dem Einsamen.
Hulot, der traurige Clown, gehört in jede
Zeit, da er selber aus der Zeit gefallen ist.
tageswoche.ch/+bdfqf
In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk
vor, das in keiner Sammlung fehlen sollte.
Jacques Tati
Mit Pfeife, ohne Melone, dafür mit Charme.
Tati, 1907 im heutigen Yvelines (F) geboren, erfindet mit Monsieur Hulot seine Lebensrolle. Als die aufwendige
Produktion «Playtime»
(1967) floppt, geht
er bankrott und
zieht sich langsam
aus dem Filmgeschäft zurück. Er
stirbt 1982 in
Paris.
Kunsthalle Basel
Mandla Reuter / Mathieu
Kleyebe Abonnenc – Songs for
a Mad King / Vanessa Safavi
Steinenberg 7, Basel
Kunstmuseum Basel
Porträtzeichnungen des
15. und 16. Jahrhunderts
St. Alban-Graben 16, Basel
Museum Tinguely
Kuttlebutzer – Jean Tinguely /
Tinguely@Tinguely
Paul Sacher-Anlage 2, Basel
Museum der Kulturen
Expeditionen. Und die Welt im
Gepäck / Geben und Nehmen – Die
Ökonomie des Göttlichen / Pilgern
Münsterplatz 20, Basel
Museum für Gegenwartskunst
Tell It to My Heart: with Julie Ault
St. Alban-Rheinweg 60, Basel
Naturhistorisches Museum Basel
Wildlife Photographer of the Year
Augustinergasse 2, Basel
S AM – Schweizerisches
Architekturmuseum
Bildbau / Schweizer Architektur
im Fokus der Fotografie
Steinenberg 7, Basel
Spielzeug Welten Museum
Faltwelt
Steinenvorstadt 1, Basel
Universitäre Psychiatrische
Kliniken Basel
Gezeiten – Taktstock des Lebens
Wilhelm Klein-Strasse 27, Basel
Kunsthalle Palazzo
Simulcast
Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal
Museum.BL
Bschiss! Wie wir einander
auf den Leim gehen
Zeughausplatz 28, Liestal
Dreiländermuseum
Inspiration 2013 / Zu Tisch im
Elsass, in Baden und der Schweiz
Basler Str. 143, Lörrach
44
Agenda
22. Februar 2013
Haus für elektronische
Künste Basel
Digital Art Works.
The Challenges of Conservation
Oslostr. 10, Münchenstein
ARTspaceSWITZERLAND
Stefan Rudin
Habich-Dietschy-Str. 18, Rheinfelden
Fondation Beyeler
Ferdinand Hodler
Baselstr. 101, Riehen
Wochenendlich in
Antwerpen
Pfeift der Wind eisig um die Ohren, bleibt reichlich Zeit zum
Shoppen, Essen und Bier verkosten. Von Matthias Oppliger
Galerie Mollwo
Martin Cleis
Gartengasse 10, Riehen
Galerie Schöneck
Christo und Jeanne-Claude
Burgstrasse 63, Riehen
Basler Ferienmesse
Messe Basel, Messeplatz 25,
Basel.
10 Uhr
CEM
Das alevitische Kulturzentrum lädt
zu seiner religiösen und sozialen
Versammlung «Cem» ein.
Union, Klybeckstr. 95, Basel. 13 Uhr
THEATER
Biografie. Ein Spiel
Theater Basel
Schauspielhaus, Steinentorstr. 7,
Basel.
19 Uhr
Der fliegende Teppich
Basler Kindertheater,
Schützengraben 9, Basel.
15 Uhr
Velofahren und Filterkaffee: Beides macht man in Antwerpen mit Stil. Fotos: Matthias Oppliger
Die Alp träumt
Vorstadttheater,
St. Alban-Vorstadt 12, Basel.
11 Uhr
MordsGeschichten
Basler Marionetten Theater,
Münsterplatz 8, Basel.
17 Uhr
Städtetrips im Winter – nur etwas für
Masochisten? Von wegen! Endlich benötigt
man keine Ausreden, um nur von Café zu
Shop zu Bar zu schlendern. Was die belgische Hafenstadt Antwerpen betrifft, so
lässt sich ihr Geist auch beim Spaziergang
zwischen Cupcake und Café einfangen.
Dazu kommt ein für Shopping-Aficionados
unschlagbares Argument: «Wintersolden»
– Ausverkauf!
Architektonisch bietet die Altstadt alles,
neben Prachtshäusern im Jugendstil stehen Zweckbauten aus rotbraunem Backstein. Kirche und Pub befinden sich Tür an
Tür. Da und dort hat sich auch ein zeitgenössischer Architekt verewigt. Etwa im
Hafen, wo das MAS (Museum aan de
Stroom, Entwurf: Neutelings/Riedijk) in
die Höhe ragt. Der Besuch lohnt sich auch
für Reisende ohne Interesse an Architektur oder Kunst, denn nirgendwo ist die
Aussicht auf die ganze Stadt besser als
vom Dach des MAS. Nach dem Spaziergang zum Hafen und zurück in die Stadt
ist der Zeitpunkt gekommen, endlich den
leiblichen Genüssen zu huldigen.
Die (wohl) weltbesten Pommes frites
gibt es in den schmuddeligen «Fritures» zu
haben. Neben den frittierten Kartoffelstäbchen rühmen sich die Belgier vor allem des Bieres wegen. Bier ist hier eine
ernste Sache, bierernst. Eine kleine Webrecherche vor dem Beizenbesuch sei jedem
empfohlen, der die Bardame nicht bloss
mit grossen (Touristen-)Augen anschauen
will. Das Angebot ist von erschlagender
Vielfalt, die Möglichkeiten, sich falsch zu
entscheiden, entsprechend zahlreich. Zum
nachmittäglichen Bier passt übrigens eine
«Porte Kaas», Gouda-Käsehäppchen mit
Cornichons und Silberzwiebeln (nein, gesund ist das nicht).
In Antwerpen mag man es rustikal, in
vielen Pubs herrscht Mittelalterstimmung,
dunkles Holz, steile Treppen, verwinkelte
We Will Rock You
Musical Theater,
Feldbergstr. 151, Basel.
14.30 Uhr
POP/ROCK
Die Rache der Talentierten
Open Stage Night.
Präsentiert von Florian Klein
SUD, Burgweg 7, Basel.
20 Uhr
Marius & die Jagdkapelle
Kinderkonzert
Theater Arlecchino,
Amerbachstrasse 14, Basel.
11 Uhr
Sigur Rós
Support: Blanck Mass
St. Jakobshalle,
Brüglingerstr. 19-21, Basel. 19.30 Uhr
PARTY
Latino Night DJ Flow
Hip-Hop, Latin, Merengue
Dancing Plaza Club,
Riehenring 45, Basel.
22 Uhr
Open Stage Night
Open Format
SUD, Burgweg 7, Basel.
20 Uhr
Untragbar –
Die Homobar am Sonntag
Restaurant Hirscheneck,
Lindenberg 23, Basel.
21 Uhr
JAZZ/KLASSIK
Connaissez-vous
Aglaia Graf (Klavier), Thomas WickyStamm (Viloline), Emanuel Graf
(Violoncello). Zyklus «Schubertiade»;
Werke von Franz Schubert,
Ignaz Moscheles
Dorfkirche, Kirchplatz 5,
Riehen.
17 Uhr
TagesWoche 8
VORTRAG/LESUNG
Geschichten unterm
Sternenhimmel
«Prinz Pfifferling» von Babette Cole,
Hilde Schulz; Ruth Weber, Erzählerin
und Susanne Doll an der Orgel
Kirchgemeinde Basel West,
Schönenbuchstr. 9, Basel.
11 Uhr
DIVERSES
Spielzeugmuseum Riehen
Kabinettstücke 38: Die bunte
Eisenbahnwelt des Herrn Lerch
Baselstr. 34, Riehen
Rumpelstilzchen
Märchenbühne Fauteuil
Theater Fauteuil, Spalenberg 12,
Basel.
15 Uhr
TANZ
Eugen Onegin
Ballett Basel
Theater Basel, Theaterstr. 7,
Basel.
18.30 Uhr
Räume. Die Wände zieren allerlei Werkzeug, Waffen, sakrale Kultgegenstände.
Zum Auslüften zwischen den Bieren und
um den Appetit anzukurbeln, empfiehlt
sich ein kleiner Marsch dem Fluss entlang
ins «Zuid». Dort, im Süden der Stadt, hat es
die herrlichsten Jugendstilhäuser, von verspielt bis kitschig, von herausgeputzt bis
baufällig. Zudem versammeln sich in der
«Klosterstraat» viele schöne Brockenhäuser, Antiquitätenläden und SecondhandShops. So eine ausgestopfte Stockente wäre
doch durchaus dekorativ? Oder dieses
altertümliche Navigationsinstrument?
Nachdem man diese Käufe entweder
getätigt oder erfolgreich umschifft hat, gilt
es, ein Restaurant für das Abendessen zu
wählen. Am besten bei einem Bier. Wer
Fisch will (und das sollte man), geht in die
«Fiskebar» oder ins «Hungry Henrietta»,
wer Steak bevorzugt, ist im «Ulcke van
Zurich» an der richtigen Adresse, flämische Spezialitäten werden im «Lids»
serviert. Nichts wärmt das Gemüt nach
einem anstrengenden Shopping- und Bierdegustierausflug besser als ein grosser
Teller «Stofjes» (in Bier langsam gegartes
Rindfleisch) mit Pommes. Goed, bedankt.
Führung
Historisches Museum Basel,
Barfüsserkirche, Barfüsserplatz,
Basel.
11.15 Uhr
Führung
Niedlich, nützlich, natürlich?
Fotohistorische Beispiele der
Tierfotografie im Vergleich
Naturhistorisches Museum Basel,
Augustinergasse 2, Basel.
14 Uhr
Guided Tour
Historisches Museum Basel: Haus
zum Kirschgarten, Elisabethenstr.
27/29, Basel.
11.15 Uhr
Muba
Messe Basel, Messeplatz 25,
Basel.
10.00 Uhr
Tatort Abend
Café Hammer, Hammerstr 133,
Basel.
20 Uhr
Unser Südwesten –
Intime Einblicke in die Natur
Multivisions-Show von Fotografen
der Gdt Südbaden
Burghof, Herrenstr. 5, Lörrach. 18 Uhr
Öffentliche Führung
Haus für elektronische Künste Basel,
Oslostr. 10, Münchenstein.
15 Uhr
Anzeige
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Anzapfen: Das «Homey», solide Bierauswahl, solide Preise.
Anschauen: Der Hafen. Rundfahrt oder
Spaziergang – beides lohnt sich.
Ausspannen: Im «Normo» lässt sich
frisch gerösteter Kaffee geniessen.
Anschaffen: Viele kleine Läden gibt es
an der Lombardenvest.
Weitere Fotos und Adressen sowie eine
übersichtliche Karte finden Sie online
auf tageswoche.ch, indem Sie den
grünen Webcode im Suchfeld eingeben.
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Agenda
22. Februar 2013
Monumental: Die Aufnahme des noch nicht fertiggestellten Parlamentsgebäudes in Dhaka entstand 1972 im Anflug aus der Balair-Maschine heraus.
Aus dem Fotoarchiv
von Kurt Wyss
Unerwartete
Begegnung
Das Parlamentsgebäude von
Louis Khan in Dhaka ist Symbol
für den Aufbruch Bangladeschs
in die Unabhängigkeit. Werke
von Khan sind aktuell im Vitra
Design Museum zu sehen.
Von Georg Kreis
TagesWoche 8
W
arum hat Kurt Wyss dieses «Ding»
fotografiert? Er hat es – noch – nicht gekannt,
wie es ihm Januar 1972 beim Anflug in die
Augen sprang. Der Fotograf war mit einer
Maschine der Balair unterwegs, um als Medien-Observer festzustellen, ob und wie die
Hilfsgüter ankamen, die für die kriegsgeplagten Bangladeschi gesammelt worden waren.
Hilfsgüter – ich erinnere mich: Die Anteilnahme am Massenelend des von Bangladesch
geführten Unabhängigkeitskampfs war – wenigstens in den USA und in Westeuropa – gross.
George Harrison und sein Freund Ravi Shankar spielten am 1. August 1971 im New Yorker
Madison Square Garden zwei Benefizkonzerte,
an denen 40 000 begeisterte Zuhörer teilnahmen. Ravi Shankar und Ali Akbar Khan – der
eine auf der Sitar, der andere auf der Sarod –
stellten damals dem Westen noch wenig bekannte Musik vor. Neben George Harrison nahmen viele andere Popgrössen teil, von Ringo
Star bis Bob Dylan. Selbstverständlich kaufte
ich die mehrteilige Apple-Edition dieses PopPolit-Konzerts – so viel zur Anteilnahme.
Am Boden erfuhr Wyss auch mehr über den
sonderbaren Bau und lernte sogar seinen
Schöpfer kennen: Louis Kahn, der zu Beginn
der 1960er-Jahre vor Le Corbusier und Alvar
Aalto den Zuschlag bekam. Bei Baubeginn,
1962, hatte Dhaka nur den Status einer zweiten Hauptstadt.
Bangladesch erlebte in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts zwei Unabhängigkeiten:
eine 1947 als Ostteil Pakistans vom Britischen
Empire und 1971 eben als eigenes Land losgelöst von Pakistan. Dhaka, in dessen näherem
Radius heute mehr Menschen leben als in der
Schweiz (ca. 13 Millionen), wurde zur Hauptstadt. Das Gebäude wurde erst 1983 – also elf
Jahre nach der vorliegenden Aufnahme – fertig. Architekt Kahn erlebte die Vollendung
nicht mehr. Er starb 1974 mit 73 Jahren in New
York an einem Herzschlag.
Das Kahn-Gebäude ist heute teilweise von
Wasser umgeben, davon gibt es im Überschwemmungsland Bangladesch viel. Die ersten Skizzen für das monumentale Werk soll
Kahn an Ort und Stelle von einer Barke aus gemacht haben. Architektur ist schön und gut.
Noch wichtiger ist aber, was in den Gehäusen
gemacht wird, seien es Schulen, Theater oder
Parlamente. Wie in vielen Fällen sind uns die
Erscheinungsbilder der Repräsentationsbauten geläufiger als ihre innere Substanz.
Architektur ist schön
und gut. Wichtiger ist,
was in den Gehäusen
gemacht wird.
Am Freitag, 22. Februar, wird um 19 Uhr im
Vitra Design Museum in Weil eine LouisKahn-Ausstellung eröffnet. Ihr Titel «The Power of Architecture». Die erste Retrospektive
seit zwei Jahrzehnten soll mit einer bisher
noch nie präsentierten Vielfalt an Modellen,
Originalzeichnungen, Fotos und Filmen aufwarten.
tageswoche.ch/+bdenb
46
Agenda
Basel
CAPITOL
Steinenvorstadt 36, kitag.com
A Good Day to Die Hard [16/14 J]
15.00/17.30/20.00 E/d/f
Django Unchained [16/14 J]
15.00/20.00 E/d/f
KULT.KINO ATELIER
Theaterstr. 7, kultkino.ch
Clara und das Geheimnis
der Bären [8/6 J]
Fr/Sa/Mo-Mi 12.10 D
More Than Honey [10/8 J]
12.30/17.30 OV/d
Vergiss mein nicht [10/8 J]
13.50/19.15 D
Jagten – The Hunt [16/14 J]
Fr/Sa/Mo-Mi 14.00 Fr/Sa/Mo/Mi 18.15/20.45
So 15.00/19.30 Di 18.30/21.15 Dän/d/f
Di 18.30 Podium mit drei Experten
Blancanieves [16/14 J]
14.30 Stumm mit sp/d/f Zw’titel
Oh Boy [12/10 J]
15.45/21.15 D
Searching for Sugar Man [10/8 J]
Fr 16.30 Sa-Di 17.00 Mi 16.45 E/d
Una noche [14/12 J]
Fr/Sa/Mo-Mi 16.30 Fr 20.30 Sa-Mi 21.00
So 17.30 Sp/d/f
Fr 20.30 Live Musik + kubanische Tanzshow!
The Angels’ Share [14/12 J]
Fr 18.15 Sa-Di 18.45 E/d/f
Hyde Park on Hudson [12/10 J]
Sa/Di 12.10 E/d/f
Sagrada [12/10 J]
So 10.45 Ov/d
Carmen – Opera
So 11.00 Ov
Hiver nomade [10/8 J]
So 11.15 F/d
Romeo & Julia / Remix
Mi 18.30
Anschl. Diskussion mit Catherine Brunet,
Béatrice Goetz, Irena Müller-Brozovic
22. Februar 2013
KULT.KINO CAMERA
PATHÉ KÜCHLIN
REX
Rebgasse 1, kultkino.ch
Steinenvorstadt 55, pathe.ch
Steinenvorstadt 29, kitag.com
Hannah Arendt [12/10 J]
Fr/Sa/Mo/Di 16.00
Fr/Sa/Mo-Mi 18.15/20.45
So 16.30/19.45 D/E/d
Verliebte Feinde [14/12 J]
Fr/Sa/Mo-Mi 16.15/18.30 Sa 13.45
So 12.15/17.00 Dialekt/d
So 17.00 anschl. mit Regisseur-Gespräch
Post Tenebras Lux [16/14 J]
Fr/Sa/Di 20.30 So 19.00 Sp/d/f
Das bessere Leben
ist anderswo [14/12 J]
Sa 11.45 So 15.00 Ov/d
Adieu Berthe [12/10 J]
Sa 14.15 So 14.30 F/d
Amour [14/12 J]
So 12.30 F/d
In the Fog – V Tumane [18/18 J]
Mo/Mi 20.30 Ov/d/f
Zauberlaterne
Mi 14.00/16.00 D
Parker [16/14 J]
17.30/20.00/22.30 Fr/Sa 01.00
Mo/Di 14.30 D
Silver Linings Playbook [14/12 J]
13.00 So 10.40 E/d/f
Gangster Squad [16/14 J]
13.00 Fr/Sa 23.20 So 10.30 E/d/f
Findet Nemo – 3D [8/6 J]
Fr-So/Mi 13.00/15.15 So 10.45 D
Kokowääh 2 [8/6 J]
13.00/15.30/18.10/20.45 So 10.30 D
Flight [14/12 J]
13.00/15.45/21.00 D
Warm Bodies [14/12 J]
13.10/15.20/19.40 Fr/Di 17.30 Fr 00.15
Sa-Mo/Mi 21.50 So 10.45 D Fr/Di 21.50
Sa-Mo/Mi 17.30 Sa 00.15 E/d/f
Die Hüter des Lichts – 3D [8/5 J]
Fr-So/Mi 13.15 So 11.00 D
Django Unchained [16/14 J]
Fr/Di 13.20 Fr 23.20 Sa-Mo/Mi 16.40
Sa/So/Mi 20.00 E/d/f Fr/Di 16.40
Fr/Mo/Di 20.00 Sa-Mo/Mi 13.20 Sa 23.20 D
Stirb langsam –
Ein guter Tag zum Sterben [16/14 J]
15.20/18.50 Fr/Di 17.30/21.50
Fr/Sa 00.30 Sa-Mo/Mi 19.40 Sa 00.01
Mo/Di 13.15 D Fr/Di 19.40 Fr 00.01
Sa-Mo/Mi 17.30/21.50 E/d/f
The Hypnotist [16/14 J]
Fr/Mo/Di 15.20 Fr/Di 20.45 Fr 23.30
Sa/So/Mi 18.00 D Fr/Mo/Di 18.00
Sa/So/Mi 15.20 Sa-Mo/Mi 20.45 Sa 23.30 E/d/f
Lincoln [14/12 J]
15.40/21.10 So 10.00 E/d/f
Schlussmacher [12/10 J]
18.40 So 10.40 D
Zero Dark Thirty [16/14 J]
Fr/Sa 23.45 E/d/f
Les Misérables [12/10 J]
13.30/17.00/20.30 E/d/f
Kokowääh 2 [8/6 J]
Fr-Di 14.30 Fr-Mo/Mi 18.00 D
Life of Pi – 3D [12/10 J]
Fr-Mo/Mi 21.00 Di 17.15 E/d/f
Swisscom Carte Bleue Night:
The Impossible [12/10 J]
Di 20.30 E/d/f
Bim Bam Bino: Hanni & Nanni 2 [6/6 J]
Mi 14.30 D
KULT.KINO CLUB
Marktplatz 34, kultkino.ch
Quartet [10/8 J]
16.15/18.30/20.45 E/d/f
NEUES KINO
Klybeckstr. 247, neueskinobasel.ch
Takva
Fr 21.00 Ov/d
PATHÉ ELDORADO
Steinenvorstadt 67, pathe.ch
Like Someone in Love [12/10 J]
Fr/Mo-Mi 12.15 Ov
The Master [16/14 J]
Fr/Mo-Mi 12.30/20.30
Sa/So 13.00/21.00 E/d/f
Les Misérables [12/10 J]
Fr/Mo-Mi 14.30/17.45/21.00 Fr 00.15
Sa/So 14.00/17.15/20.30 Sa 23.45 E/d/f
Argo [15/12 J]
Fr/Mo-Mi 15.30/18.00 Fr 23.20
Sa/So 16.00/18.30 Sa 23.45 E/d/f
PATHÉ PLAZA
Steinentorstr. 8, pathe.ch
Fünf Freunde 2 [6/4 J]
Fr-So/Mi 13.15/15.30 D
Life of Pi – 3D [12/9 J]
Fr/Di 17.30 E/d/f Sa-Mo/Mi 17.30 D
Der Hobbit – 3D [14/11 J]
20.15 Mo/Di 14.00 E/d/f
STADTKINO
Klostergasse 5, stadtkinobasel.ch
L’argent [16/14 J]
Fr 15.15 Mi 21.00 F/d/e
Vivan las Antipodas [8/6 J]
Fr 17.30 Ov/d
McCabe & Mrs. Miller [16/14 J]
Fr 20.00 E/d/f
Une femme douce
Fr 22.15 Sa 20.00 F
Where the Condors Fly
Sa 15.15 Mi 18.30 E/d
Fahrenheit 451 [12/10 J]
Sa 17.30 E/d
Quatre nuits d’un rêveur
Sa 22.15 Mo 21.00 F/finn/swe/e
Mouchette [16/14 J]
So 13.30 F/e
Miss Mary [16/16 J]
So 15.15 Sp/E/e
Procès de Jeanne d’Arc [12/10 J]
So 17.30 F/d/e
Don’t Look Now [16/14 J]
So 20.00 E/d/f
Lancelot du lac [16/14 J]
Mo 18.30 F/e
Synecdoche, New York
Di 20.00 E/d
STUDIO CENTRAL
Gerbergasse 16, kitag.com
The Master [16/14 J]
14.00/20.00 E/d/f
Flight [14/12 J]
17.00 E/d/f
Frick
MONTI
Kaistenbergstr. 5, fricks-monti.ch
Kokowääh 2 [8/6 J]
Fr-So/Mi 17.00 D
Les Misérables [12/10 J]
Fr-Mo/Mi 20.15 E/d/f
Fünf Freunde 2 [6/4 J]
Sa/So/Mi 15.00 D
More Than Honey [10/8 J]
So 10.30 Ov
Liestal
ORIS
Kanonengasse 15, oris-liestal.ch
Kokowääh 2 [8/6 J]
18.00 Sa/So/Mi 15.30 D
Stirb langsam –
Ein guter Tag zum Sterben [16/14 J]
20.30 D
Das Geheimnis der Feenflügel [6 J]
Sa/So/Mi 13.30 D
SPUTNIK
Poststr. 2, palazzo.ch
Fünf Freunde 2 [6/4 J]
Fr/Sa/Mi 15.00 So 13.30 D
Quartet [10/8 J]
Fr/Sa 18.00 E/d/f
Renoir [10/8 J]
20.15 F/d
More Than Honey [10 J]
So 15.45 Ov
Vergiss mein nicht [10/8 J]
So-Mi 18.00 D
Sissach
PALACE
Felsenstrasse 3a, palacesissach.ch
Das Geheimnis der Feenflügel [6/4 J]
Fr-So 13.30 D
Findet Nemo – 3D [8/6 J]
Fr-So/Mi 15.30 D
Lincoln [14/12 J]
Fr-Mo 17.30 D
Les Misérables [12/10 J]
20.30 E/d/f
More Than Honey [9/7 J]
So 10.30 Ov/d
Anzeige
TagesWoche 8
47