Alt und Neu - Bauen im Bestand
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Alt und Neu - Bauen im Bestand
Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz 03+04/10 steeldoc Alt und Neu Bauen im Bestand Inhalt Editorial 3 Einführung Alt und Neu – Bauen im Bestand 4 Theater 11, Zürich Skulpturale Stahlkiste 18 Caixa Forum, Madrid Wohlgeformte Raumerweiterung 24 Collège des Bernardins, Paris Mit Leichtigkeit in die Neuzeit 30 Kunstmuseum Moritzburg, Halle Lichte Landschaft über alten Mauern 36 Andel’s Hotel, Lodz Grandhotel mit industriellem Charme 42 Attika-Loft, Genf Luxuriöser Adlerhorst 48 Impressum 51 Kompetenz im Stahlbau Das Stahlbau Zentrum Schweiz ist das Schweizer Kom petenz-Forum für den Stahlbau. Als Fachorganisation v ereint das SZS die wichtigsten stahlverarbeitenden Betriebe, Zulieferfirmen und Planungsbüros der Schweiz und erreicht mit seinen Aktionen mehr als 8000 Architek tinnen, Bauplaner, Entscheidungsträger und Institutionen. Das SZS informiert das Fachpublikum, fördert die Forschung, Entwicklung und Zusammenarbeit im Stahlbau, pflegt internationale Verbindungen und unterstützt die Aus- und Weiterbildung von Fachleuten. Seine Mitglieder profitieren von einem breiten Leistungsangebot zu günstigen Konditionen. www.szs.ch Stahlbau Zentrum Schweiz Centre suisse de la construction métallique Centro svizzero per la costruzione in acciaio Editorial Bauen im Bestand ist in der heutigen Architektur praktisch zu einer neuen Disziplin geworden. Während die Pioniere der Moderne in der Nachkriegszeit freie Hand hatten für den Bau von Wohnungen und Indus trie, ist auch diese Bausubstanz mittlerweile in die Jahre gekommen. Die fortschrittbegeisterten Architekten der 70er und 80er Jahre machten mit der historischen Bausubstanz kurzen Prozess. In dieser Zeit wurden viele Bauten und Ensembles in den Städten abgerissen, die man heute mit Sicherheit erhalten würde. Die Denkmalpflege geht seither mit Städteplanern und Stadtarchitekten Hand in Hand. Der Überdruss von der teilweise gesichtslosen modernen Architektur hat uns die Augen für den ästhetischen Wert des Bestandes geöffnet – und insbesondere für das Zusammenspiel von Alt und Neu. Ein weiterer Faktor für die Bedeutung des Bauens im Bestand ist das Bedürfnis nach Verdichtung der Städte. Mit dem Bevölkerungswachstum gewinnt der städtische Boden an Wert, und die Bauzonenordnung erlaubt vielerorts die Aufstockung der bestehenden Gebäude. Zu neuen Stadtgebieten werden ehemalige Industriezonen – und damit steht Bausubstanz für eine neue Nutzung zur Verfügung, welche die Dimen sionen der herkömmlichen Parameter weit übertrifft und Planer vor ganz neue Aufgaben stellt. Die Grundlage für die Entwicklung von gebautem Raum ist für Architek ten und Ingenieure heute stärker an die Bedingungen des bestehenden Umfeldes gebunden. Damit ergeben sich auch neue Herausforderungen an die Planung. Einmal muss die vorhandene Substanz untersucht werden, insbesondere unter dem Aspekt der Tauglichkeit für eine neue Nutzung oder der zusätzlichen statischen Belastung. Das geforderte Raumprogramm muss in die vorhandene Substanz eingebunden werden, und schliesslich stellt sich dem Planer immer wieder die Aufgabe, zwischen Erhalten und Ersetzen das richtige Mass zu finden. Der Baustoff Stahl leistet für diese neuen Aufgaben einen wertvollen Bei trag. Sein geringes Gewicht, seine Flexibilität und die modulierbare Anwendung bieten mannigfache Lösungen für schwierige Bauvorhaben in komplexen Strukturen – sei es zur Verstärkung bestehender Trag systeme oder für leichte Ein- oder Aufbauten, die sich vom Bestand auch formal abheben. Das vorliegende Steeldoc ist eine umfangreiche Doppelnummer zu diesem Thema und schafft zuerst einen Überblick über die Anwendung von Stahl beim Renovieren, Ergänzen und Erweitern von Altbauten. Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch «Featuring Steel», das der Verlag Detail zusammen mit Arcelor Mittal herausgegeben hat. Wir haben diesen Artikel überarbeitet und vom Englischen ins Deutsche und Französische übertragen. Anschliessend dokumentieren wir anhand von sechs gebauten Beispielen die Palette der Anwendungsmöglichkeiten von Stahl beim Bauen im Bestand. Wir legen dabei den Fokus wie immer auf die konstruktiven Lösungen und zeigen im Detail, wie Alt und Neu zusammenkommen. Wir wünschen viel Inspiration und Anschauungsfreude beim Studium von Steeldoc. Evelyn C. Frisch 3 Einführung Alt und Neu – Bauen im Bestand Pierre Engel, Tomà Berlanda, Andrea Bruno, Feder ico Mazzolani Der Baustoff Stahl leistet für Umbau und Renovation einen wertvollen Beitrag. Sein geringes Gewicht, seine Flexibilität und die modulierbare Anwendung bieten mannigfache Lösungen für schwierige Bauvorhaben in komplexen Strukturen – zur Verstärkung bestehender Tragsysteme oder für leichte Ein- oder Aufbauten. 1 Das Bewusstsein für den Wert historischer Bau substanz erwachte in Frankreich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Architekten Viollet-le-Duc. Dieser wurde mit der Restaurierung mittelalterlicher Sakralbauten beauftragt und leistete damit seinen Bei trag zur ersten Restaurierungsbewegung in Frank reich. Erst in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts ebnete jedoch der detailversessene italienische Archi tekt Carlo Scarpa der Restaurierung historischer Bauten den Weg zur öffentlichen Anerkennung, wie etwa mit der Renovation des Castelvecchio in Verona. Mit der Sanierung der Grande Halle im Park von La Villette in Paris haben die Architekten Reichen und Robert einen neuen Standard gesetzt, wie die Aus 2 stellung «Créer dans le créé» (Bauen im Bestand) 1986 im Centre Georges Pompidou in Paris anschaulich gezeigt hat. [1] Architektur in bestehenden Strukturen Es begann eine neue Ära in der Architektur, in welcher der Stahl eine wichtige Rolle spielte. Seither findet man in London, Paris, Rom, Tokio, Berlin, Madrid und New York zahlreiche Beispiele von Stahlbauarchi tektur innerhalb bestehender Bauten. Zuerst noch zögerlich, haben sich zahlreiche bekannte Architekten allmählich dieser Methode bemächtigt und bewiesen, dass die Bauerneuerung in den letzten dreissig Jahren zu einer eigenen Disziplin geworden ist. Die Gründe für diese Entwicklung sind wirtschaftlicher, struk tureller und kultureller Natur. Im Gegensatz zu einer Zeit, in der man es vorzog, das Bestehende ganz abzureissen, arbeiten die Planer heute gerne im Bestand und wenden immer komplexere Techniken für unterschiedlichste Nutzungen an: für Museen, Hotels, Bürobauten, Wohnbauten, Läden, Bahnhöfe, Flug häfen, Stadien. Diese Praktik wurde so geläufig, dass sie heute 45 bis 60 Prozent des Baumarkts ausmacht. Eine detaillierte Übersicht über den Stand der Technik dieser Methoden zeigt Tabelle 5. [2] Beim Bauen im Bestand ist die Haltung des Architekten bezüglich Materialien und vorgefundener Gebäude struktur massgebend. Der Architekt darf dieser Substanz gegenüber keine Hemmungen haben und sie ohne Vorurteile betrachten. Nur so kann er dessen Einzigartigkeit erkennen. Dies ist einem rein theo retischen und dogmatischen Ansatz vorzuziehen. Eine gewisse Risikobereitschaft kann durchaus wünschens wert sein, immer unter Berücksichtigung der klar etablierten Regeln bezüglich der Reversibilität und zeitlichen Zugehörigkeit der bestehenden Bauten. Das Zeitgenössische soll in dialektischer Form präsent sein, erkennbar an den Materialien und Technologien. Nur so entsteht bei der Sanierung lebendige, archi tektonisch wertvolle Bausubstanz. Das endgültige Ziel ist immer die Wiederherstellung der materiellen Konsistenz eines Gebäudes oder Monuments, um seine Geschichte und Bedeutung in unserer Gesellschaft am Leben zu erhalten. Ob es 4 steeldoc 03+04/10 3 1 2 3 4 5 4 Umbau des Pavillon de l’Arsenal, Paris 1988, Reichen & Robert Bibliothek der Universität Eichstätt, Eichstätt (D) 1996, Karl Frey Tragender Stahlträger, Castelvecchio, Verona (I) 1964, Carlo Scarpa Museu do Chiado, Lissabon (P) 1994, Jean-Michel Wilmotte Übersichtstabelle über die Einsatzmöglichkeiten von Stahl bei Gebäudesanierungen 5 Massnahme Ort der Massnahme Hauptsächliche Intervention* Geeignete Stahlprodukte 1. H inzufügen oder konsolidieren von Fundamenten, provisorische oder permanente Trockenlegung. Fundationen oder Böden unter oder in der Nähe eines bestehenden Gebäudes, die verstärkt oder temporär gegen das Eindringen von Wasser geschützt werden müssen (Bauwerke im Wasser). 1 bis 10 Sorgfältige Analyse des tragenden Untergrunds, vom Umfeld der Fundation und von den Ereignissen nach der Erstellung. HP Pfähle, Spundpfähle, Gestängerohre, Profilstahl IPE, HE, PRS, oder Vollstahlprofile. 2. Lokale Verstärkung von Tragwerkselementen. Träger, Stützen und bestehende Böden aus Holz, Stahl, Stahlbeton oder vorgespanntem Beton; Mauern in Backstein oder Stahlbeton. 1 bis 5 Tragende Elemente verstärken, um die Beanspruchungen und Deformationen unter den neuen Belastungsparametern zu reduzieren. Alle Walzprofile, Blechträger, Rohre kalt und warmgewalzt, Platten aus Weichstahl oder Edelstahl. 3. Bauaufstockungen, Erstellen von zusätzlichen Stockwerken. Aufbauten auf einem bestehenden Gebäude zur Vergrösserung der Nutzfläche. 1 bis 10 Die neuen Lasten über die bestehende Struktur oder über neue Stahlstützen ableiten. Praktisch wie Neubauten: alle leichten und flexiblen Lösungen in Stahl kommen zur Anwendung. 4. Erweiterung durch Nebenanstellen von zusätzlichen Bauten. Neubauten neben einem bestehenden Gebäude zur Vergrösserung der Nutzfläche. 1 bis 2 Die Verbindung und die Abdichtung zwischen den neuen und den bestehenden Bauteilen gewährleisten. Praktisch wie Neubauten: alle leichten und flexiblen Lösungen in Stahl kommen zur Anwendung. 5. Fassadenerhaltung bei gleichzeitiger Erneuerung des Innern. Aussenwände geschützter Bauten mit Interventionen zur Konsolidierung der Fassaden und für den Neuausbau des Innern. 1 bis 5 Die Stabilität der Fassade während der Bauarbeiten gewährleisten und Lösungen finden für die Böden und internen Tragstrukturen. Gerüste, Abstützungen aus Profilen, Träger, Stützen und Böden für die neue Tragstruktur. 6. Massnahmen gegen Setzungen und Verbesserung der Erdbebensicherheit. Zu verstärkende Tragwerke in Erdbebenzonen oder setzungsgefährdete Terrains unter Berücksichtigung neuer oder ausserordentlicher Gegebenheiten. 1 bis 10 Tragstrukturen den seismischen Anforderungen oder den Setzungen des Bodens anpassen durch Anbringen von Verstärkungs- und/oder Stabilisierungselementen. Walzprofile oder Blechträger, Stützen, Träger und/oder Böden in Mischkonstruktion, mit der ursprünglichen Tragstruktur verbunden. 7. Behebung von Korrosionsschäden und Anpassungen an die Brandschutznormen Statische Elemente, die korrodiert und/ oder neuerdings brandgefährdet sind in Folge einer neuen Nutzung oder eines neuen Brandfallszenarios. 1 bis 6 Korrosionsgrad beurteilen, um die statischen Elemente entsprechend zu behandeln. Die neuen Brandschutzanforderungen definieren. Systeme für Korrosionsschutz, aufgespritzte Produkte, Brandschutzfarben, Verstärkungsprofile in Vollstahl. 8. Renovation der Gebäudehüllen: Fassaden und Dächer. Fassaden und Dächer bestehender Gebäude, bei denen die Renovation der Aussenhülle notwendig ist, um die ursprüngliche Schutzfunktion wieder herzustellen und deren Effizienz zu erhöhen. 1 bis 6 Eine neue ästhetische Hülle ausarbeiten, die sich mit dem Bestehenden verträgt sowie mit den Anforderungen an die akustische und thermische Isolation. Produkte aus dünnem Stahl, verkleidete Produkte oder solche aus Edelstahl, Isolation. 9. Erstellen grossflächiger Verglasungen als Ergänzung bestehender Bauten. Nutzung von Restflächen wie Gebäudeinnenhöfe oder von Flächen, die durch Dachausbauten generiert wurden. 1 bis 7 Übertragung der Lasten auf die bestehende Struktur studieren, die Abdichtungsanschlüsse und die Entwässerung der Glasflächen. Walzprofile oder Blechprofile aus Stahl oder Edelstahl, Profilbleche. * Schwierigkeitsgrad von 1 bis 10, 1 = niedrigste, 10 = höchste Stufe 5 Einführung 6 7 8 6a 6b sich um eine einfache neue Fassade oder eine tiefgrei fende Neugestaltung der bestehenden Gebäudestruktur handelt, tragende Elemente spielen dabei immer eine wichtige Rolle. Weil Stahl ein Recyclingmaterial erster Güte ist und zudem leicht und modular, eignet es sich unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit in hohem Masse für die Ergänzung und Verstärkung von bestehender Bausubstanz. Beitrag zur Nachhaltigkeit Stahl eignet sich zwar für Prestigeobjekte, bei denen er als Zeichen einer neuen Epoche stark auftritt, aber genau so für zahlreiche bescheidenere Sanierungsauf gaben. Die Geisteshaltung, die den heutigen Renovatio nen zugrunde liegt, hat sich parallel mit dem Umwelt bewusstsein der Gesellschaft entwickelt. Denn der Erhalt einer gewachsenen Bausubstanz ist ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Bauwesen. Im Allgemeinen beginnt die Einleitung zum Thema Nachhaltigkeit mit Zitaten des Brundtland-Berichts, der nachhaltige Entwicklung als Entwicklung definiert, «die den gegenwärtigen Bedarf einer Gesellschaft zu decken vermag, ohne gleichzeitig späteren Generatio nen die Möglichkeit zur Deckung des ihren zu verbau en». [3] Nachhaltige Entwicklung ist also nur möglich, wenn sie Umweltbewusstsein, soziale Gerechtigkeit und ökonomische Effizienz miteinander vereint. Folg lich unterliegt jedes realisierte Gebäude dem Zyklus: Bauen – Nutzen – Abreissen und Rezyklieren. Wie öko logisch es ist, bestimmt die Summe der während dieses Kreislaufs verursachten Umweltbelastungen. Unter diesen Umständen bietet die Sanierung offensichtliche Vorteile: die bestehenden Bausubstanz wird erhalten und verursacht keine Belastungen durch deren Ersatz. 7a 6 Verschiedene Möglichkeiten von vertikalen Erweiterungen a Direkt aufgesetzt, ohne zusätzliche Stützen b Zusätzliche Geschosse mit zusätzlichen Stützen und Fundamenten Renovation des Couvent des Bernardins, Paris 2008, Jean-Michel Wilmotte a Erstellungsphase der neuen Stahlkonstruktion b Das Innere nach der Renovation c Aussenansicht Istituto di Riposo per la Vecchiaia, Turin (I) 1981, Andrea Bruno a Gesamtübersicht b Fassade der Erweiterung Warum eignet sich Stahl für Sanierungen? Umnutzungen und Umbauten sowie der intelligente Schutz und Erhalt von bestehenden, oft historischen, Bauten haben im Laufe der Zeit immer wieder gezeigt, welch wichtige Rolle der Stahl dabei spielt. Die Verwendung von Stahl für Konsolidierungen und statische Sanierungen bietet offensichtliche Vorteile: • Stahltragwerke werden im Werk vorfabriziert und können vor dem Transport probemontiert werden, sodass sie sich auf der Baustelle einfach verschrau ben lassen. • Die Wiederverwendbarkeit, ein Grundmerkmal von Stahl, wird noch grösser beim Einsatz von ver schraubten Verbindungen, sei es für temporäre oder für dauerhafte Konstruktionen. • Dank dem günstigen Verhältnis von Belastbarkeit zu Gewicht entstehen leichte Konstruktionen, was Transport und Aufbau vereinfacht sowie die Zusatz belastung minimiert. • Die kleinen Querschnitte der Konstruktionselemen te sind eine natürliche Folge der hohen statischen Effizienz von Stahl und vereinfachen den Ersatz bestehender und die Integration neuer verstärken der Elemente in vorhandene Konstruktionen. 7b steeldoc 03+04/10 8a • Die ansprechende Ästhetik von Stahl wird dort zu einem fundamentalen Thema, wo die statische Syner gie von alten und neuen Materialien mit einer auf Kontrasten basierenden Architektur kombiniert wird. • Einfache Montage wird immer geschätzt, vor allem dann, wenn schnelles Einschreiten dringend notwendig ist, um den Verfall zu stoppen oder die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. • Die gute Verfügbarkeit und die grosse Auswahl an Stahlprodukten auf dem Markt erfüllen alle plane rischen und konstruktiven Bedürfnisse. Die zur Verfügung stehenden Materialien reichen von den konventionellen Walzprofilen über Bleche für die Herstellung von geschweissten Blechträgern bis zu Lochstegsträgern oder galvanisierten oder farb beschichteten Trapezblechen. ein Vielfaches an Raumgewinn. In Toronto beispiels weise wurde ein sechsgeschosiges Haus aus Beton um insgesamt acht Geschosse erweitert. In Beton wären nur vier zusätzliche Geschosse möglich gewesen. Die Hauptschwierigkeit von vertikalen Erweiterungen ist das Übertragen des zusätzlichen Gewichts der Neubauteile auf die bestehende Tragkonstruktion. Die neuen Lasten müssen über das vorhandene Tragwerk in die Fundamente abgetragen werden. In vielen Fällen kann die Aufstockung nicht einfach aufgesetzt werden, da das bestehende Tragwerk und/oder die Fundamente keine weiteren Lasten übernehmen können. Dann muss ein Konzept mit zusätzlichen Stützen und Fundamenten gewählt werden (Abb. 6). In diesen Fällen kommen die Qualitäten des Stahlbaus voll zum Tragen, Dank seinem relativ leichten Gewicht und dem guten Verhältnis Belastbarkeit/Gewicht. Muss ein Gebäude statisch verstärkt werden, können die notwendigen Massnahmen in vier Kategorien eingeteilt werden: 1. Absicherung 2. Reparatur 3. Verstärkung 4. Restrukturierung Sonderlösungen sind oft erforderlich, wenn die beste hende Konstruktion keine weiteren Lasten aufneh men kann. Dies war der Fall beim Jolly Hotel in Caserta (Italien), das ursprünglich aus drei Gebäuden bestand: aus zwei sechsstöckigen Stahlbetonbauten und einem mittleren dreistöckigen Gebäude aus Mauerwerk. Dieses sollte in der Höhe den andern angepasst werden. Da der Zustand der gemauerten Aussenwände selbst mit Konsolidierungsarbeiten die Aufstockung um drei Etagen nicht zuliess, entschied man sich für eine Lösung mit Stahl. 1. Vertikale Erweiterung bestehender Bauten Die Aufstockung von Gebäuden ist eine der geläufigs ten Massnahmen zur Verdichtung in Städten. Die Leichtigkeit und schlanke Abmessung von Stahltrag werken erlaubt bei Aufstockungen unter Umständen 7c 8b 7 Einführung 9 10 11 Chapelle des Brigittines, Brüssel 1981, Andrea Bruno a Konzeptskizze b Sicht auf neue und alte Fassade Palazzo Carignano, Turin 1992, Andrea Bruno a Oblicht im Innenhof, der Punkt mit der maximalen Lastkonzentration fällt mit dem Punkt des Lichteinfalls in das Untergeschoss zusammen. b Querschnitt durch den Palazzo Carignano mit dem unterirdischen Konferenzsaal Las Arenas, Barcelona 2007, Richard Rogers Partnership 9a Fünf Portalrahmen, in welche die drei neuen Böden eingehängt sind, wurden als sichtbare Tragkons truktion vor die Fassaden gestellt. Damit hat die Archi tektur der Gesamtanlage sehr gewonnen, und es entstand ein grosser ästhetischer Mehrwert. 2. Horizontale Erweiterung bestehender Bauten Bei dieser Art von Erweiterungen handelt es sich um das Zufügen neuer Volumen vor, neben oder hinter bestehende Gebäude. Hier spielen eher ästhetische als bautechnische Aspekte eine grosse Rolle, die unter schiedlichen Architektursprachen müssen in Überein stimmung gebracht werden. Stahlkonstruktionen bieten viel Freiheit und Flexibilität, was die Gebäude typologie und Form angeht. Dies verlangt vom Planer grossen Respekt vor der Authentizität der Konstruk tion und der Materialien, aber auch Rücksichtnahme auf die Geschichte des Gebäudes. Der Architekt entscheidet über das Endergebnis. 9b Ein Beispiel ist die von Andrea Bruno neulich reno vierte und erweiterte Chapelle des Brigittines (Abb. 9). Die im Jahr 1663 erbaute Kapelle steht an einer kritischen Stelle in einem in Entstehung begriffenen Quartier von Brüssel. Zwischen Bahnhof und dem Marolles-Viertel gelegen, wird sie von einem davor stehenden hohen Wohngebäude erdrückt. Dadurch verliert sie ihre ursprünglihe Monumentalität sowie ihren historischen und ästhetischen Wert. 1997 wurde aus der Kapelle ein Zentrum für die Bühnenkunst. 1999 entstand durch das neu ins Leben gerufene Brüsseler zeitgenössische Kunstzentrum für Bewe gung und Stimme das Bedürfnis nach mehr Platz. Es wurde ein Wettbewerb für eine Erweiterung ausge schrieben. Die Idee des Siegerprojektes basiert auf der poetischen Metapher des Verdoppelns: «Ich bin noch da – ich verdopple mich». Die Erweiterung kopiert die Umrisse und die Geometrie der alten Kapelle. Ihr leichtes Traggerüst kontras tiert mit der Masse des alten Gebäudes und verstärkt dessen Identität. Das neue Volumen erscheint wie ein vereinfachtes Bild der Kirche, da die fundamentalen konstruktiven Elemente systematisch wiederholt wur den. Ein drittes, skulpturales Element zwischen den beiden fungiert als Bindeglied zwischen der Materia lität der alten Fassade und ihrer modernen Negation. Dieser Zwischenraum ist der Ort, an dem man die Organisation des Gebäudes ablesen kann. Hier bilden ein am Dach aufgehängtes Treppenhaus und eine Rei he Aufzüge die Vertikalerschliessung für die unter schiedlich genutzten sieben Etagen. Das tragende Skelett besteht aus HEB-Portalrahmen, die das Achsmass der alten Kirche aufnehmen. Diese Rahmen tragen die Dach- und Fassadenvergla sungen, deren Pfosten in der Konstruktionsstärke der Aussenhaut verschwinden. Der Boden liegt direkt auf den aussteifenden Trägern. Damit kann auf eine Sekundärstruktur verzichtet werden, welche die Flexi bilität des Gebäudes verringert hätte. Die Fassadenverkleidung aus Cortenstahl erinnert an die dunkel braunen Backsteine und den Naturstein der Kapelle, ist aber eben ein zeitgenössisches Baumaterial. Eine grosse Glasfläche links vom Eingang spiegelt die benachbarte Kapelle und schafft ein ganz neues Bild. 8 steeldoc 03+04/10 10a 10b Die Verkleidung aus Cortenstahl beginnt an der rech ten Ecke und zieht sich rund um das Gebäude. Wie in einem Spiegel reproduziert sich das Bild des Beste henden auf der neuen Fassade, auf deren Metallober fläche mehrere Einschnitte ein subtiles Spiel von Schatten und Lichteffekten bewirken. Das Verdoppeln stellt die alte K irche in ein neues Bezugssystem, sie bekommt ein Double. Mit ihrer Zwillingsschwester verliert sie ihre ursprünglich sakrale Bedeutung gänz lich und wird auf ihre pure Form reduziert, auf ein nützliches und benutzbares Volumen, das die Grund lage für eine selbstbewusste Architekturgeste bildet. 3. Sanierung und Einbauten in bestehende Gebäude Der Hauptgrund für eine Sanierung besteht meist im Bedürfnis nach der Umnutzung eines Gebäudes. Strengere Sicherheitsvorschriften und der Wunsch, mehr Publikum aufnehmen zu können, bedingen oft eine grundsätzliche Erneuerung der Verkehrswege und Erschliessungen. Die Erfahrungen beim Ein- oder Hinzufügen von vertikalen Erschliessungselementen in bestehende Mauern haben die Vorteile der Stahl bauweise bewiesen: die Vorfertigungstechniken, das geringe Gewicht der Einzelteile, die statische Belastbarkeit sowie die ästhetischen Qualitäten. konzept ist einfach, aber auch gewagt. Vier starke Stahlbetonpfeiler in den Ecken eines Rechtecks von 40 m auf 42 m tragen vier periphere Stahlträger von 1,50 m Höhe (Abb. 10). Dies sind die einzigen tragenden Elemente der Deckenplatte, einer StahlBeton Verbundkonstruktion, deren vertikale Achsen mit vier kreisförmigen Oberlichtern auf der Hofebene übereinstimmen. Der Punkt mit der maximalen Lastkonzentration fällt so mit dem Punkt des Lichteinfalls in das Untergeschoss zusammen. Hier sind vier Stahlkugeln mit 60 cm Durchmesser plat ziert, als Verbindungselemente zwischen den horizon talen und vertikalen Tragwerkskomponenten. Sie unterstreichen die konzeptuelle Vorgehensweise im Grundriss und dessen Bezug zur geometrischen Strenge des Barockbaus. Zu den kürzlich realisierten grossen Umbauprojekten gehören die Las Arenas in Barcelona von Richard Rogers, wo die Arenafassade erhalten bleibt. Rogers fügt aber neu ein Unter geschoss hinzu, um die unterhalb der Arena gelegene Strasse direkt mit dem bestehenden Gebäude zu ver binden (Abb. 11). 11 Ein gutes Beispiel für die Sanierung bestehender Gbäude ist das Collège des Bernardins das von JeanMichel Wilmotte im Jahr 2008 renoviert wurde. Das Projekt beinhaltet eine völlig neue Dachkonstruktion in Stahl, mit welcher der Architekt die ursprüngliche, gotische Giebelsilhouette übernommen hat. An dieser Stahlkonstruktion hängen die Böden, die sich ober halb des alten Gewölbes befinden (siehe Abb. 7a bis 7c). Das Projekt wird in dieser Publikation auf Seite 30 im Detail vorgestellt. Der Anbau oder die Eingliederung von Stahlstruktu ren und stählernen Treppenhäusern ist eine Thema tik, die Andrea Bruno immer wieder aufnahm. So auch beim umfangreichen Restaurierungs- und Kon servierungsprojekt für den Palazzo Carignano. In die sem monumentalen Barockpalast im historischen Kern von Turin entstand ein grosser unterirdischer Saal für Konferenzen sowie für kulturelle und wissen schaftliche Anlässe der Institution. Das Tragwerks 9 Einführung a a 12 13 4. Statische Gebäudesicherung Die Gebäudesicherung ist die erste Stufe der Konsoli dierungsarbeiten bei Altbauten. Es handelt sich um temporäre Vorkehrungen, die angemessene Sicherheit für das Gebäude und für die Öffentlichkeit garantie ren, und zwar während der Übergangsphase, die allen definitiven Konsolidierungsmassnahmen vorangeht. Ein Absicherungssystem sollte reversibel sowie schnell und flexibel einsetzbar sein, auch bei engen Platzverhältnissen oder an schwer zugänglichen Orten. Die Haupteinsätze sind folgende: • Temporäre Sicherung von Fassaden für den Neubau eines Gebäudes zwischen zwei Altbauten durch Gerüste oder aufgehängte stabilisierende Raumfach werke. • Fassadensicherung, während der innere Teil eines Gebäudes abgerissen wird (Auskernung); die tragende Funktion kann temporär sein oder Teil der definitiven Struktur werden (z.B. vertikale Träger zur Fassadenversteifung). • Temporäre Fassadensicherung in durch Erdebeben verursachten Notsituationen mit Stahlgerüsten, die den Verkehr auf Strassenebene durchlassen. • Temporäre Überdachung, um den Bauplatz während der Umbauarbeiten vor Regen, Schnee oder anderen Wettereinflüssen zu schützen. 5. Permanente Strukturen Die Eigenschaften von Stahl können von Vorteil sein, wenn bestehenden Bauten neue tragende Elemente zugefügt werden. Seiner grossen Belastbarkeit und seines leichten Gewichts wegen ist Stahl dem Beton vorzuziehen. Verglichen mit anderen Baumaterialien, zum Beispiel Holz, hat Stahl eine höhere Lebens dauer, was sich langfristig als ökonomischer erweisen kann. Im Falle des Palazzo Mazzonis in Turin hatte die Materialwahl formalästhetische Gründe. Da es nicht möglich war, den Hof mit einem Geschoss für die neuen Funktionen zu unterkellern, wurde beschlos sen, den 11x17 m grossen Hof mit einer verglasten Stahlskelettkonstruktion zu überspannen. Gleichzeitig wurde das Innere umgebaut, um dort die Sammlung des neu gegründeten Museums für Orientale Kunst unterzubringen. Vier Reihen mit vier kreuzförmigen 10 Stützen tragen ein Gitter aus 20 cm hohen H-ProfilStahlträgern, unter die das Glasdach gehängt ist. Die schlanken Profile tragen zur Abstraktion der architektonischen Aussage bei. Die Verschraubung der Edelstahlelemente wurde bewusst sichtbar gelas sen, um die Konstruktionsweise zu zeigen. Umbauten konfrontieren Planer mit unterschiedlichsten Situationen. So kann man mit dem Problem konfron tiert werden, für ein römisches Amphitheater einen Zugang schaffen zu müssen, wie es in Tarragona der Fall war. Hier beschloss Andrea Bruno die mittelalter lichen Mauern aufzuschneiden. Ein schmaler Spalt zwischen Erde und Himmel markiert nun den Punkt, wo der Besucher durch die unterschiedlichen archä ologischen Schichten schreiten kann. Ein 12 m hohes Tor betont den neuen Durchgang zusätzlich. Der Stahlrahmen des Türblatts hat einen Kern aus Rohr profilen und sechs horizontale Ausleger mit einer feinen Bronzeverschalung. 6. Reparatur bestehender Strukturen Die zweite Stufe der Konsolidierungsarbeiten an bestehenden Bauten ist die Reparatur. Dazu gehört eine Reihe von Massnahmen zur Wiederherstellung der ursprünglichen statischen Effizienz. Im Gegensatz zur Absicherung handelt es sich bei der Reparatur um einen definitiven Eingriff, der notwendig wird, wenn Schäden festgestellt wurden, deren Ursache klar identifiziert werden konnte. Da die schädigenden Fak toren normalerweise über längere Zeit wirken, erfordern sie keine sofortige Intervention. Die Repara tur ist ein einfaches Mittel zur Wiederherstellung der statischen Integrität, das genügend Sicherheit bietet, ohne dass die von Wetter oder Alterung geschädigte Substanz mit zusätzlichen Elementen verstärkt werden muss. Für die Reparatur stehen zahlreiche Stahlsyste me zur Verfügung, mit denen sich das statische Ver halten von Mauerwerk, Stahlbeton und Holzkonstruk tionen verbessern lässt. Sie basieren auf technischen ad hoc Lösungen, die den jeweils spezifischen Anfor derungen angepasst sind und zu optimalen Resultaten führen (Abb. 12 und 13). steeldoc 03+04/10 14 16 12 /13 Reparatur und/oder Verstärkung einer Betonstütze mit Stahlelementen 14 Gebäudesicherung 15 Neu hinzugefügte Stahlkonstruktion für Lift und Treppenhaus, Museum Reina Sofia, Madrid 1990, Ian Ritchie Architects 16 Verbesserung der Erdbebensicherheit eines Stahlbetongebäudes in La Gaude (F), Quelle: Engel, Pierre: Réhabiliter, renforcer, transformer et rénover avec l’acier Art et technique de rénover les bâtiments avec l’acier. Paris 2010 7. Verstärkung bestehender Tragwerke Hier geht es darum, die Statik zu verbessern, um das Gebäude neuen funktionellen oder ökologischen Erfor dernissen anzupassen. Diese Art der Konsolidierungs arbeiten schafft keine grundlegenden Veränderungen innerhalb des statischen Konzepts, sondern integriert neue Elemente in das Vorhandene, ohne die Masse des Gebäudes und die Aussteifung wesentlich zu verän dern. Im Gegensatz zur einfachen Reparatur können Verstärkungen in unterschiedlichem Masse erfolgen, je nach erforderlicher zusätzlicher Belastbarkeit. Bezüglich Erdbebensicherung können die Verstär kungsmassnahmen in zwei Gruppen eingeteilt wer den: einfache Verbesserungs- und Anpassungsvorkeh rungen sowie Verbesserungen, die für eine erhöhte Sicherheit notwendig sind. Die Anpassung an die Erd bebensicherheit kann auch ein grundlegendes Neu überdenken des statischen Konzepts erfordern, mit einer kompletten Veränderung des seismischen Ver haltens. In einem solchen Fall muss die Massnahme vom konstruktiven Gesichtspunkt aus als Restruktu rierungsarbeit angesehen werden (Abb. 16). Verstärkung ist notwendig wenn: • Gebäude einer höheren Last standhalten müssen, was häufig der Fall ist, wenn Umnutzungen zu einer erhöhten Nutzlast führen. • bestehende Bauten sich in einer Gegend befinden, die kürzlich in eine neue Erdebebenrisikozone eingestuft wurde, weshalb sie strengeren seismischen Anforderungen entsprechen müssen. Erweiterte Erdbebensicherung ist notwendig, wenn: • eine Aufstockung erfolgt oder bei einer Volumenoder Flächenvergrösserung. • die Last durch veränderte Nutzlast erhöht wird. • Umbauten das statische Konzept grundlegend verändern. Die verschiedenen Stufen der Verstärkungsarbeiten, von der einfachen Verbesserung bis zur Erneuerung, können mit denselben technischen Systemen aus geführt werden wie die Reparatur, sie sind jedoch weitreichender. Oft werden bei Mauerwerk oder Stahl beton Aussteifungssysteme verwendet, um die Erdbeben 15 11 Einführung 17 Renovation des Palazzo Mazzonis, Turin 2008, Andrea Bruno 18 /19 Konsolidierungsmöglichkeiten für Holzkomponenten mithilfe von Stahl 20 Verstärkung im Bereich einer Maueröffnung 21 Caixa Forum, Madrid 2008, Herzog & de Meuron a Bestehendes Gebäude vor dem «chirurgischen Eingriff» b Aussenansicht nach Fertigstellung 17 sicherheit auf den neuesten Stand zu bringen. Inno vative Systeme stützen sich auf «Eccentric Bracing» (EB), «Buckling Restrained Bracing» (BRB) oder ver wenden Schubplatten mit genügender Plastizität. 8. Restrukturierung bestehender Bauten Die Umnutzung bestehender Gebäude stellt den häufigsten Konsolidierungsgrund für Altbauten dar. Sie führt oft zur teilweisen oder vollständigen Neu konzipierung der Erschliessungsfunktionen und der Volumetrie, unter Umständen gepaart mit weiteren Eingriffen wie einer radikalen Veränderung des stati schen Systems. Erhalten der Fassaden, Einfügen neuer Funktionen, Schaffen zusätzlicher Flächen und Entlastungen, dies sind die vier unterschiedlichen Arten von Restruktu rierungs-Massnahmen: • Erhalten der Fassaden mit teilweiser oder vollstän diger Auskernung des Gebäudeinnern und Einfügen neuer Tragstrukturen. • Einfügen von neuen Tragstrukturen oder -elemen ten in das bestehende Volumen. Zusätzliche Zwi schenetagen oder Halbgeschosse werden eingefügt, um die Nutzfläche innerhalb des bestehenden Volumens zu erhöhen. • Erweiterungen durch Vergrösserung des Gebäude volumens, um neuen Nutzungsanforderungen zu entsprechen (Abb. 15). 18 12 19 • Das Entlasten bedeutet im Gegensatz zur Aufsto ckung den Abriss von einem oder mehreren oberen Stockwerken, um die Krafteinwirkungen auf die Tragstruktur zu verringern. Dies kann auch durch Substitution erreicht werden, indem gewisse Materi alien durch leichtere ersetzt werden. Das Ersetzen von Böden oder Dachbindern aus Holz durch schlankere Stahlprofile und Trapezbleche ist sehr gebräuchlich. 9. Statische Konsolidierung mit Stahl Das Umbauen bestehender Gebäude und ihre Inte gration in neue Ensembles, klar erkennbar und rever sibel, stellt eine der häufigsten Aufgaben dar. Die Stahlbauweise besitzt das notwendige Potenzial für die geforderte Reversibilität der Massnahmen und lässt sich besonders gut mit historischen Materialien kombinieren, was zu harmonisch integrierten Trag systemen führt. Beschädigte Pfeiler aus Mauerwerk werden üblicher weise durch Stahlringe repariert (Abb. 12). Der seit liche Gegendruck, der durch die Stahlverstärkungen ausgeübt wird, erhöht die vertikale Tragfähigkeit beträchtlich. Im Fall von runden Stützen bestehen die Verstärkungen aus vertikalen, rechteckigen Stangen, die mit horizontalen Stahlringen gegen die Stützen gedrückt werden. Früher wurde die Vorspannung durch das Erhitzen der Ringe erreicht, die sich beim 20 steeldoc 03+04/10 21a Kühlungsprozess zusammenziehen und einen radi alen Druck auf die Stütze ausüben. Heute werden die Ringe mit einem Schraubsystem präzise vorgespannt. Im Fall von quadratischen oder rechteckigen Pfeilern werden Winkelprofile als vertikale Elemente an den Ecken verwendet. Diese können auf unterschiedliche Art miteinander verbunden werden: mit verschweiss ten Platten, mit U-Profilen oder durch horizontale, der Stütze angepasste Ringe. Eine weitere Möglichkeit besteht im Anbringen von vertikalen und horizontalen Walzstahlprofilen, die mit einem äusseren Rahmen miteinander verbunden werden. Dieser U-förmige Rahmen, zusammengesetzt aus Winkel- oder Flach eisen und vorgespannt, bildet ein wirkungsvolles inte griertes statisches Element, das die Druckfestigkeit der Stütze erhöht. Muss ein bedeutender Teil der Lasten, die auf eine Mauer wirken, auf eine neue Stahlstruktur übertragen werden, können die neuen Stahlstützen in Mauer schlitze eingeführt oder einfach mit dem Mauerwerk verbunden werden. Im Falle von Maueröffnungen wird die verloren gegangene tragende Funktion mit Verstärkungsrahmen, die in die Öffnung eingesetzt wurden, kompensiert (Abb. 20). Gemauerte Bögen und Gewölbe können ebenfalls mit Hilfe von Stahl ver stärkt werden. In alten Gebäuden sind die Balkenenden jeweils in den Mauern eingelassen. Oft müssen die Balken beim Auflager verstärkt werden wegen Fäulnis oder Insektenbefall. Für die Verbesserung der Biege festigkeit von Holzbalken stehen viele Systeme zur Verfügung. Es gibt zwei hauptsächliche Vorgehensweisen, abhängig davon, ob die Balken von der Unterseite oder von der Oberseite her zugänglich sind. Im ersten Fall wird Stahl auf verschiedene Weise an der Unter seite angebracht, in Form einer einfachen Platte oder mit warm- oder kaltgewalzten Profilen, die der Situa tion entsprechend angefertigt wurden (Abb. 18). Muss die Unterseite des Balkens aus historischem Interesse konserviert werden, wird von der Oberseite her verstärkt. In beiden Fällen ist das Endresultat ein Holz-Stahl Verbundsystem, das die Tragfähigkeit und Steifigkeit der ursprünglichen Konstruktion erhöht. Auf jeden Fall muss der Verbund zwischen dem alten und neuen Material durch angemessene Systeme b gewährleistet sein, dies kann von der einfachen Anker schraube bis zu den raffiniertesten Verbundbolzen reichen. Holzbinder halten nicht ewig und können im Laufe der Zeit zerfallen. Oft können sie durch Stahl platten an den Verbindungspunkten oder längs der Balken repariert werden. Häufig erweist sich diese Art von Reparatur als umständlich, und die beste Lösung ist das Ersetzen des gesamten Holztragwerks durch eine neue Dachkonstruktion aus Stahlprofilen (Abb. 7). Die Verstärkung oder Reparatur von Träger-StützenVerbindungen aus Stahlbeton wird meistens durch das Anbringen von Stahlwinkeln und -platten an der Verbindungsstelle erreicht. Die Stahlteile werden vor Ort verschweisst, manchmal sogar mit der Beton fläche verklebt. Die Abmessungen und die Anzahl der zugefügten Teile hängen von der gewünschten Erhö hung der Schubfestigkeit und Biegekapazität ab. Dasselbe System wird zur Verstärkung von Hourdis decken angewendet. Diese lassen sich mit folgenden Methoden verstärken: • Anbringen von Stahlplatten auf der Unterseite der Träger, ohne die Armierung zu unterbrechen. • Individuelle Verstärkung der Träger durch Stahlprofile. • Verstärkung durch zusätzliche H-Profile zwischen den Betonträgern. • Verstärkung durch H Profile in Form paralleler Träger unter den einzelnen Betonbalken. Die Widerstandskraft von Stahlbetonkonstruktionen gegenüber Horizontalbelastungen wird mit Ausstei fungselementen aus Stahl innerhalb des Tragwer krasters verbessert. Soll eine Mauer Schub aufnehmen oder eine Windversteifung in Form eines Verbund systems geschaffen werden, erreicht man dies durch Aussteifungen in Stahl innerhalb des Betontragwerk systems. Der Verbund zwischen den beiden Materia lien geschieht mit klassischen Verbindungstechniken oder indem die diagonalen Stahlstäbe mit einem äusseren Rahmen verbunden werden. Diese einfache Lösung hat den Vorteil, dass bei entsprechend geeigneten Aussteifungsmethoden Öffnungen wie Türen und Fenster möglich sind. 13 Einführung 22a b 10. Neugestaltung von Gebäudehüllen Bei Renovationsprojekten muss sich der Planer immer überlegen, in welchem Verhältnis Alt und Neu zueinander stehen sollen. Es gibt keine endgültigen Regeln für diesen Aspekt, denn jeder Fall ist unter schiedlich. Es ist jedoch empfehlenswert, den zeitge nössischen Eingriff klar erkennbar zu gestalten, er sollte seine eigene architektonische Berechtigung haben. Als Hülle verwendet, kann Stahl interessant sein. Dünne Stahlbleche können in der Werkstatt prä zise ausgeschnitten und dann auf die Baustelle gelie fert werden. 22c Die problemlose Montage der Stahlbleche und wenn nötig auch die einfache Demontage sprechen eben falls für dieses Material. Ausserdem sind solche Ver kleidungen als zeitgenössische Elemente erkennbar. Dass Cortenstahl heute bei Umbauprojekten so beliebt ist, hat mit seinem natürlichen Erscheinungs bild zu tun. Dasselbe galt früher für Kupfer. Materia lien wie Zink, Marmor, Stein und Backstein sind Grund-Baumaterialien, an ihnen lässt sich der Verlauf der Zeit ablesen. Sie verdienen deshalb eine sorgfältig überlegte Anwendung und Einsatzweise. Die Tore zum Castello di Rivoli, die Türen in der Stadtmauer von Tarragona und der Haupteingang zum Palazzo Mazzonis sind alle mit Stahl verkleidet. Diese Projekte entstanden in einer Zeitspanne von fünfundzwanzig Jahren, während der sich die Laser technik zum Schneiden und Perforieren von Metall bedeutend entwickelt hat. Die Idee bleibt jedoch die selbe: Ob es sich um Kupfer, Bronze oder natürlich oxidierten Stahl handelt, es ist immer das Detail, das für die Einzigartigkeit ausschlaggebend ist, auch wenn die neuesten Technologien benutzt werden. Die neue Nutzung des Gebäudes wird bereits am Eingang sichtbar, ein Signal an den Besucher, dass sich im «Leben» des alten Gebäudes etwas geändert hat. Die Fassadenverkleidung in Stahl ist für diesen Zweck sehr geeignet. 11. Architektonische, übergestülpte Stahlfassaden Stahl, in allen seinen unterschiedlichen Formen und Ausführungen, bietet dem Entwerfer eine breite Palette an Umhüllungsmöglichkeiten, wie ein Projekt von 14 steeldoc 03+04/10 22 23 Kultur- und Kommunikationsministerium, Paris 2005, Francis Soler a Detailansicht der Fassadenplatten aus Edelstahl b Eines der Netzelemente c Ansicht nach Fertigstellung der Fassaden Erweiterung Theater 11 in Zürich-Oerlikon, 2006, EM2N Architekten 23 Francis Soler im Quartier des Palais Royal in Paris zeigt. Um zwei Gebäude aus unterschiedlichen Epochen, in denen das Kulturministerium untergebracht werden sollte, zu vereinen, entwarf Francis Soler ein einheitliches Netz aus Edelstahl, das alle Fassaden an der Peripherie des «îlot des Bons Enfants» überzieht (Abb. 22). Als letzter Schritt einer tiefgreifenden Sanierung illustriert diese Geste eine weitere Facette der Benutzung von Stahl zur Fassadenrenovierung. Diese «Glättungs»-Massnahme und die generell neue Sprache verleihen dem Ganzen einen homogenen architektonischen Ausdruck. Francis Soler äussert sich dazu folgendermassen: «Alles Licht, das in das Gebäude fällt, wird durch das Fassadennetz zerschnit ten und geformt. Es fällt auf den Kunstharzboden, dessen Haselnussfarbe einem Sandbett gleicht. Die Oberfläche – transparent und gleichmässig – ist reflektierend und lenkt das Licht weit in die Korridore, die vollständig mit himbeerfarbenen Teppichmatten belegt sind.» Die Netzelemente aus Edelstahl wurden mit dem Laser aus 3020 x 3800 mm grossen und 12 mm starken Platten ausgeschnitten und dann in aussteifende Rahmen geschweisst. Sie haben einen Perforationsgrad von 60 Prozent, ein durchschnittliches Gewicht von 30 kg/m² und beruhen auf sechs digital verformten Motiven, die von den Fresken von Giulio Romano inspiriert sind. Das Edelstahlnetz wird von Gelenkkonsolen gehalten, die mit Ankern mit der alten Steinfassade verbunden sind. Sie sind Teil eines einfachen aber zweckmässi gen dreieckigen Tragsystems, das nur die Zug- und Schubkräfte an das alte Gebäude überträgt. Dank den Qualitäten des Edelstahls ist die Fassade sehr dauer haft und benötigt nur wenig Unterhalt. Das SatinFinish des Edelstahls verleiht ihr ein ständig wech selndes Erscheinungsbild, da Farben und Reflektionen von der jeweiligen Tönung des Himmels und der Lichtintensität abhängen (Abb. 22). oder ungenügende Wärmedämmung sind Ursachen, die diese Investitionen bereits rechtfertigen. Eine solche neue Ummantelung erfordert eine architektonische Neudefinition der Fassade sowie Überlegungen zu den thermischen, statischen und konstruktionstechni schen Problemen. Die neue Aussenhaut wird mit ver zinkten Z-Profil Stahlpfetten auf die alte Fassade befestigt. Im Falle eines ebenen Untergrundes können Dübel und Keile verwendet werden, bei grösseren Abweichungen von der Senkrechten werden regulier bare Pfetten benutzt. Bereiche wie Gewände, Fenster stürze und andere Öffnungen erfordern eine sorg fältige Planung der Wärmedämmung und Dampfsperre, damit diese nicht zu einem Schwachpunkt der Fas sade werden. Es stehen ganz unterschiedliche Dämm materialien zur Verfügung. Steinwolle und expan diertes oder extrudiertes Polystyrol können mit Schrauben und breiten Unterlagsscheiben direkt auf der Fassade fixiert werden. Im Gegensatz zur Mineralwolle haben Letztere den Vorteil, sich nicht zu verschieben und wasserabstossend zu sein. Auslöser für die Fassaderenovierung ist häufig eine tiefgreifende interne Neustrukturierung, die dann mit einer neuen isolierenden Haut ergänzt wird, um die Wärmedämmung wesentlich zu verbessern. Die bei den meistbenutzten Techniken sind das Anbringen einer neuen Aussenhaut auf justierbare Pfetten, um einen Zwischenraum für Isolationsmaterial zu erhalten, oder das Montieren von isolierten Sandwichelemen ten durch verzinkte Stahlabstandhalter direkt auf den Rohbau. Ein gutes Beispiel für diese Art der Sanie rung ist das Theater 11 in Zürich-Oerlikon (Abb. 23), das in dieser Ausgabe im Detail vorgestellt wird. 12. Wärmedämmende Fassaden für Altbauten Das Anbringen einer zusätzlichen Hülle an eine exis tierende Fassade kann ästhetische oder technische Gründe haben. Probleme mit der Gebäudeabdichtung 15 Einführung 24 25 13. Dachrenovationen mit Stahl Mit der Errichtung des Chrysler-Buildings in den zwanziger Jahren wurde der Edelstahl als Material für den Bau von Dächern und Fassaden sozusagen geadelt. Edelstahl für Dächer ist aus 5 oder 7/10 mm starken Blechen gefertigt, und wird geformt und geschweisst analog anderen Dacheindeckungsmateri alen wie Zink oder Kupfer. Mit seiner Dichte, die sich kaum von jener traditioneller Materialien unterschei det, ist Edelstahl stabiler und hat einen niedrigeren Wärmeausdehnungskoeffizienten. Diese vorteilhaften Eigenschaften erklären die längere Lebensdauer im Vergleich zu anderen gängigen Dach- und Fassaden produkten. Mit seinem hohen Steifigkeitsmodul kann es auch zu Profilblechen verarbeitet werden. Die Trapez bleche haben den Vorteil, sehr steif zu sein, sodass sie Pfettenabstände von bis zu 2,5 Metern überspannen können und deshalb keine zusätzliche Lattung benö tigen (Abb. 24). Leisten- oder Stehfalzdächer aus Edelstahl werden mit speziellen Befestigungen in traditioneller Weise von Dachdeckern montiert und sind die bevorzugte Alternative zu Zinkdächern. Die Sanierung von konven tionellen Ziegel- oder Schieferdächern durch eine Neueindeckung mit Edelstahlwellblechen hat mehrere Vorteile. Man kann die ursprünglichen Tragelemente wie Sparren und Pfetten beibehalten und gegebenen falls schiften. Das Eigengewicht eines solchen Daches (80 N/m²) ist meist geringer. Edelstahlwellbleche existieren in Längen bis zu 12 Metern. Sie eignen sich für den Bau von undurchlässigen Dächern und wir ken farblich ähnlich wie Zink, formal wie ein Leisten dach. Der mögliche Einbau einer zusätzlichen Wärme dämmung, deren Stärke auf die Konstruktion abgestimmt werden kann, ist ein weiterer Trumpf dieser Art von Renovierung. was zu entsprechenden Betriebsverlusten führt. Eine Möglichkeit besteht darin, das Dach mit einer Schicht aus lackiertem Stahlblech zu überdachen und dabei die Gelegenheit zu nutzen, eine Isolationsschicht zwi schen dem alten und neuen Dach einzubauen. Dies garantiert eine Dämmung, die den neueren, verschärf ten Vorschriften entspricht – Vorschriften, die in den meisten Ländern zum Energiesparen aus finanziellen und ökologischen Gründen verschärft wurden (Abb. 24 und 25). 15. Renovationen mit neuen Verglasungen Historische Gebäude verfügen häufig über aussenlie gende Aussenflächen wie Patios oder Innenhöfe. Sowohl der Mangel an zur Verfügung stehender Nutz fläche als auch die Unmöglichkeit solche Gebäude mit zusätzlichen Anbauten oder Aufstockungen zu erweitern, zwingen den Planer zu erfindungsreichen Lösungen, mit denen er sich solche Bereiche zu Nutze macht. Anders als komplizierte Unterfangungen oder neue Unterkellerungen, ist das Überdachen mit Glas von ungenutzten Aussenräumen eine einfache Methode zusätzliche Bodenfläche zu gewinnen. Da stellt die Montage solcher Dächer bei Weitem die einfachste Variante dar. Die Urform davon sind sicher die alten gedeckten Passagen in Paris, typisch für die Archi tektur des 19. Jahrhunderts, ermöglichen sie den Lichteinfall und schützen gleichzeitig vor schlechtem Wetter. An Beispielen mangelt es nicht – Hotelpatios, Receptions, Lobbies in Bürogebäuden. Die Berühm testen sind wohl in Museen wie dem Louvre und seinen Puget-, Marl- und Khorsabad-Höfen vom Architekten Ieoh Ming Pei zu sehen oder im Britischen Museum in London von Norman Foster, im Hamburgmusem von den Deutschen Architekten Volkwin Marg und Mein hart von Gerkan zu sehen (Abb. 26). 14. Überdachungen aus farbbeschichtetem Stahl Die Sanierung von Asbestzement-Dächern ist immer eine heikle Angelegenheit. Auf der einen Seite beste hen Regeln und Richtlinien, welche die Entsorgung von Asbest in speziellen Einrichtungen erfordert. Auf der anderen Seite, von den Kosten und speziellen Massnahmen einmal abgesehen, kann während der Asbestentfernung das Gebäude nicht benutzt werden, 16 steeldoc 03+04/10 26a 26b 24 25 26 Dacheindeckung eines konventionellen Dachs mit Edelstahl-Wellblechplatten Detailansicht eines neuen Dachaufbaus über Asbestzementplatten Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg 1989, von Gerkan, Marg und Partner a Glasdach b Schnitt c Gitterstruktur aus Flachstäben 26c Quellen und Nachweise Dieser Beitrag ist eine überarbeitete, gekürzte und übersetzte Fassung des Beitrages «Steel and Refurbishment» in «Featuring Steel», ArcelorMittal und Detail, Institut für internationale A rchitektur-Dokumentation, München, 2009. Mit freundlicher G enehmigung des Verlages. Ins Deutsche übersetzt aus dem französischen Originaltext von Virginia Rabitsch. Bildnachweis 1 Christophe Nouri, Boutigny-sr-Essonne; 3, 4, 13, 24, 25: Pierre Engel, Paris; 7b, 7c ff.: Géraldine Bruneel, Paris; 9b: Christophe Urbain; 23: Hannes Henz, Zürich Referenzen 1 Créer dans la crée, Milan-Paris 1986 2 Engel, Pierre : Réhabiliter, renforcer, transformer et rénover avec l’acier, Art et technique de rénover les bâtiments avec l’acier, Paris 2010 3 World Commission on Environmental and Development (WCED): Our common future (Brundtland Report). Suffolk 1987 17 Theater 11, Zürich Theater 11 Mst: 1:? Skulpturale Stahlkiste Bauherrschaft MCH Messe Schweiz AG Architekten EM2N, Zürich Ingenieure Aerni + Aerni, Zürich Baujahr 2007 Das Theater 11 ist der kulturelle Anziehungspunkt eines neuen, urbanen Stadtquartiers von Zürich. Aus dem zu klein gewordenen Stadthof aus den 50er-Jahren ist ein mysteriös leuchtender Kulturtempel geworden, der überraschende Einund Ausblicke gewährt. Zürich Oerlikon ist ein ehemaliges Industriequartier. Hier produzierte Oerlikon-Bührle bis Ende des Jahr tausends Maschinen und Rüstung. Seither ist die ehemalige Aussengemeinde zu einem gut erschlosse nen und aufstrebenden Teil der Stadt Zürich gewor den. Der ehemalige Stadthof von Oerlikon wurde im Zuge dieser Modernisierung zu einem Musicaltheater für ein zahlreiches Publikum umgebaut. In promi nenter Lage gegenüber der Messe und dem Hallen Situation stadion gelegen, tritt der Baukörper durch die geschaf fene Vergrösserung, Materialität und Präsenz in eine angemessene Beziehung zu seinen übergrossen Nachbarn und dem regen Strassenverkehr. 500 neue Bühnenplätze, mehr Foyerfläche und moderne Bühnen technik erforderten eine radikale Umformung des bestehenden Altbaus. Im Grunde blieben nur der Bühnenturm und das Untergeschoss stehen. Eine neue Raumschicht faltet sich um den freigestellten und Licht und Schatten spielen mit der Vielschichtigkeit der Fassade. Die Hülle wirkt fast wie ein leichter, transparenter Stoff. 18 steeldoc 03+04/10 Die Stahlfassade zieht sich wie ein Overall über das gesamte Volumen. Die perforierten Trapezbleche lassen Licht durch die dahinterliegenden Öffnungen. ergrösserten Saal- und Bühnenkörper. Die dunkel v graue Haut aus perforiertem Stahltrapezblech umhüllt das gesamte Gebäude und formt sich in polygonalen Zügen zu einer kantigen Skulptur. Die Fassade setzt mit einer kühnen Steigung in die Höhe ein selbstbe wusstes, städtebauliches Zeichen. Diese Geste mündet in einer Aufwerfung der Bodenlinie zu einer Öffnung in der Gebäudeecke, die so den markanten Haupt eingang schafft. Der dreieckige Einschnitt wirkt wie ein Sog ins Gebäudeinnere. 500 zusätzliche Zuschauerplätze wurden mit dem Umbau geschaffen. Das Fassungsvermögen des Theaters wurde um 50 Prozent erhöht. Charismatische Gucklöcher Wenige grossformatige und quadratische Fenster durchstossen in breiten, in heller Farbe abgesetzten Umrahmungen die Lochblechhülle. Sie geben Ein blick in das Haus, aber durch ihre unterschiedliche Grösse und versetzte Anordnung lassen sie keinen Aufschluss über die Anzahl der Geschosse zu. Viele kleine hinter der Fassade verborgene Öffnungen zeich nen sich tagsüber nur schemenhaft ab, schimmern aber nachts geheimnisvoll mit der roten Theaterbe schriftung um die Wette. Die raue, industriell geprägte Ästhetik zeigt sich im Inneren in der sichtbar belassenen Rohbaufläche der Aussenhaut, der unverhüllten Haustechnik und dem 19 eater 11 t: 1:750 Theater 11 Mst: 1:750 N? Die überhöhte Gebäudeecke lässt das Theater perspektivisch grösser erscheinen, als es ist. Fenster verschiedener Grösse lassen die Massstäblichkeit schwinden. Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Grundrisse EG und OG, M 1:750 20 steeldoc 03+04/10 Schnitt, M 1:750 Im Innern setzt klassisches Theater-Rot den farblichen Schwerpunkt. Die übrigen Flächen sind praktisch im Roh zustand. Ortbetonboden. Nur die Sessel und der rote Teppich boden setzen einen kräftigen Farbakzent im sonst dunkel gehaltenen Saal. Struktur aus Alt und Neu Vom bestehenden Altbau wurde im Prinzip nur der Bühnenturm und die Bühne erhalten. Der Stahlbau inklusive der bestehenden Bauten und der neuen Betonwände wurde in einem 3D-CAD Stahlbaupro gramm geplant. Dies erlaubte die millimetergenaue Montage der Dachstruktur aus Stahl und der Treppen anlagen. Die Saaldecke überspannen 25 Meter lange, 1 Meter hohe Blechträger. Darüber liegen als Sekun därträger kleinere Profile und der übliche Dachauf bau, wobei sich das Trapezblech der Fassade auch im Dachbereich fortsetzt. Auch die gesamte Dachhaut der umliegenden Foyerzonen liegt auf einem Stahltrag werk auf, das die Sekundärschicht aus Trapezblech von innen sichtbar lässt. Dachluken bringen Licht und Luft ins Innere, während die Fassadenfenster ver schiedene Ausblicke gewähren. Die 25 m quergespannten Stahlfachwerke im Innen bereich leiten die Nutzlast des Zuschauerbalkons in die Betonwände ein. Das übrige Bauwerk aus Wänden und Decken ist ein Stahlbetontragwerk auf einer Pfahlfundation. Das Dach des Bühnenturmes bilden vorgespannte, vorfabrizierte Träger mit Überbeton. Im Bühnenturm wurde zur Verstärkung der Statik eine zusätzliche Stahlebene eingezogen. Der Foyerbereich wird durch Flachdecken auf Stützen gebildet. Im Res taurantbereich besteht das Tragwerk aus Flachde cken, Stützen, Scheiben und Unterzügen, welche die stark variierende Geometrie der Geschosse ermögli chen. Die Untergeschosse wirken durch die vielen Betonwände als steifer Kasten, welche die Lasten in die Pfahlfundation einleiten. Mst: 1: Mst: 1: Mst: 1: Mst: 1: Mst: 1: Mst: 1: Mst: 1: Mst: 1: 21 Theater 11, Zürich 7 11 10 9 12 7 8 13 14 1 15 16 2 4 5 6 3 22 Detailschnitt, M 1:20 1 2 3 4 5 6 7 8 Wandaufbau Trapezblech perforiert 45 mm Z-Profile Aluminium 40/45 mm Trapezblech 45 mm Wärmedämmung Mineralwolle 160 mm Beton 300 mm Verkleidung Sonnenschutz Aluminium, einbrennlackiert 3 mm Betonsockel 200 mm Stahlhohlprofil 100/60 mm Bodenaufbau Beton beschichtet 300 mm Akustikdämmplatte Holzwolle, zementgebunden 30 mm Bodenaufbau Beton beschichtet 300 mm Hartschaum 80 mm Lochblech Aluminium, einbrennlackiert 2 mm Kastenrinne Blech 0,8 mm 9 10 11 Lüftungsklappe motorisch betrieben Steildachaufbau Trapezblech perforiert 45 mm Z-Profile Aluminium 110/110 mm Trapezblech 45 mm Hinterlüftung 50 mm Unterdachbahn Wärmedämmung Mineralwolle 160 mm Dampfbremse Trapezblech 80 mm, Stege perforiert Dachaufbau Substrat für extensive Begrünung 50 mm Folie Wurzelschutz Wasserisolation Wärmedämmung Mineralwolle 160 mm Dampfbremse Gipsfaserplatte 15 mm Trapezblech 105 mm, Stege perforiert steeldoc 03+04/10 Neue Umhüllung Die allseitige Umhüllung des Bauvolumens ist eine mehrschichtige, teilweise transluzide Stahlstruktur. Das Trapezblech ist im Bereich der dahinterliegenden Öffnungen perforiert, so das Licht einfällt. Dieser Overall umhüllt den Baukörper, wobei Wand- und Dachflächen praktisch gleich behandelt werden. Die Stahlhaut wird nur von wenigen, präzise gesetz ten «Schaufenstern» und von der Eingangsverglasung durchbrochen. Direkt auf das Blech aufgespritzte, grossformatige Beschriftungen sowie temporäre Grossplakate verstärken die Präsenz des Theaters im öffentlichen Raum. Die Fluchttreppen aus Stahl pas sen sich mit den Lochblechverkleidungen der Gelän der nahtlos in die transluzide Struktur des Gesamt bauwerkes ein. Analog zum Hallenstadion erhält das Theater damit zwei Gesichter: am Tag wirkt es eher geheimnisvoll verschlossen, während in der Nacht eine glitzernde und festliche Stimmung entsteht. Eine gewisse eroti sche Ausstrahlung wird dabei durchaus gesucht, soll doch beim Publikum eine Erwartungshaltung auf ein nicht alltägliches Erlebnis geweckt werden. (ef) Ort Theater 11, Thurgauerstrasse 7, Zürich Bauherrschaft MCH Messe Schweiz (Zürich) AG Architekten EM2N, Zürich; Mathias Müller, Daniel Niggli; Projektleiter: Christof Zollinger, Verena Lindenmayer Bauingenieure Aerni + Aerni, Zürich Generalunternehmung Bauengineering.com, Zürich Baurealisation b+p Baurealisation, Zürich Bühnenstatik Nüssli, Huttwilen; Planungsgruppe AB, Leutwil Brandschutz Hautle Anderegg + Partner, Bern Stahlbau Tuchschmid AG, Frauenfeld Daten Stahlbau Stahlgewicht 210 t, 6 200 Einzelteile, 4 600 Schrauben Trapezblech Montana Bausysteme AG, Villmergen Montagebau K&K Fassaden AG, St. Gallen Raumprogramm 1535 Plätze, Restaurant 120 Plätze Grösse 9 188 m 2 Nutzung, 15 825 m 3 Volumen Kosten PKP 1–9 CHF 27,2 Mio. Daten Wettbewerb 2003; Planung 2003–2005; Fertigstellung 10.2006; Eröffnung 2007 23 Caixa Forum, Madrid Wohlgeformte Raumerweiterung Bauherrschaft Fundación «La Caixa», Madrid Architekten Herzog & de Meuron, Basel Ingenieure WGG Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel Baujahr 2008 Auf den Mauern eines ehemaligen Elektrizitätswerkes im Stadtgebiet Madrids sitzt stolz wie die Coiffure einer älteren Dame eine Kunsthalle aus Stahl. Der körperhafte Aufbau spiegelt die vielgestalte Dachlandschaft des Quartiers, das mittlerweile ein Magnet für die Kunstszene geworden ist. Das Caixa Forum liegt in privilegierter Lage am Paseo del Prado, vis à vis des Botanischen Gartens. Dieser Ort der Kunst ist an einer Stelle entstanden, wo einst ein völlig unspektakuläres enges Gassengeviert die Bau ten eines Elektrizitätswerks und einer Tankstelle beherbergte. Die denkmalgeschützte Backsteinhülle des Elektrizitätswerks zeugt von einem alten, ver gangenen Madrid der frühen Industriezeit, während die Tankstelle als reiner Zweckbau hier deplaziert war. Die Tankstelle wurde abgebrochen, so dass zwischen dem Paseo del Prado und dem zum Caixa Forum umgestalteten Elektrizitätswerk ein kleiner Platz ent stand, der Passanten anzieht und das Forum mit der Museumsmeile verbindet. Eine der seitlichen Haus wände ist von oben bis unten bepflanzt und wird ständig bewässert – ein Werk des französischen Bota nikers und Fassaden-Künstlers Patrick Blanc. Spektakuläre Transformation Das einzige noch verwendbare Material des alten Elektrizitätswerks war seine denkmalgeschützte Backsteinhülle. Gleichsam mit einem chirurgischen Eingriff wurden zunächst der Sockel und die anderen nicht mehr gebrauchten Teile des Bauwerks abge trennt und entfernt. Eine Betonkonstruktion stabilisiert Der Sockel des Altbaus wurde komplett entfernt und die Decke vonoben abgehängt – die Unterkonstruktion skulptural verkleidet. 24 steeldoc 03+04/10 das ganze Gebäude und festigt die bröckelnde Back steinschale. Darunter entsteht ein freier von mehreren Seiten zugänglicher Raum, eine Art eine Fortsetzung des Vorplatzes bis in das Innere des Gebäudes. Hier eröffnen sich dem Besucher zwei Welten, eine unterir dische und eine oberirdische. Die Unterwelt beher bergt ein Theater und Auditorium, Nebenräume und einige Autoabstellplätze. Im oberen Baukörper sind auf mehreren Etagen Ausstellungsräume, sowie zuoberst Administration und ein Restaurant unterge bracht. Eine mit zunehmender Höhe sich erweiternde Treppenspirale durchdringt das Gebäude und bringt Licht bis in die Untergeschosse. Mehr Raum für Kunst und Kultur: vor dem Caixa Forum ist ein kleiner Platz entstanden. Die angrenzende Brandmauer wurde für einen vertikalen Garten genutzt. Schwebender Block Das primäre Gebäudetragwerk besteht aus zwei Haupttragelementen: drei Erschliessungskerne aus Stahlbeton und eine sich um diese Kerne windende und alles zusammenbindende Umfassungswand. 25 a a Caixa Forum, Madrid b b a a b Grundrisse 4. OG, EG und UG, M 1:1500 b a a b Im Bereich des Dachgeschosses sind die Stahlplatten mit einem Muster perforiert, das wie eine Schablone ein magisches Spiel von Licht und Schatten im Inneren bewirkt. 26 steeldoc 03+04/10 Die drei Erschliessungskerne bilden ein Dreibein, das alle vertikalen und horizontalen Lasten in den Bau grund abträgt. Die Umfassungswand trägt die Fassadenund die Gebäudelasten sowie die aufgesetzte, zwei geschossige Stahlkonstruktion. Zusammen mit zwei zueinander parallel verlaufenden Innenwänden bildet sie eine Abfangkonstruktion, die sämtliche Gebäude lasten auf das erwähnte Dreibein überträgt. Damit werden grossflächige Ausstellungsräume ermöglicht. Das alte Backsteingebäude wurde komplett ausgekernt und die Fensteröffnungen zugemauert. Die bestehende Mauerwerksfassade ist mit einer innenliegenden Umfassungswand stabilisiert. Um die Stützen losigkeit des Eingangsgeschosses zu erreichen, wurde der Betonboden mittels punktuellen Hängestützen mit sternförmigen Tellern aufgehängt und an der Ver bunddecke über dem ersten Obergeschoss befestigt. Man kann sich diese Aufhänger als umgekehrte Regenschirme vorstellen, die Schirme aus zugeschnittenen Stahlträgern bilden die stark facettierte Unter decke der Plaza. Für die Decken der Obergeschosse wurden Verbund decken eingesetzt aus Blechträgern mit darüber liegenden Profilblechen und einem eingegossenen Betonüberzug gefertigt. Die Beleuchtung und Ent lüftung der Ausstellungsräume ist in das Stahltragwerk integriert, so dass Konstruktionshöhe gespart wurde. Mikrostruktur von Rost Die festungsartige Aufstockung setzt sich kantig vom Bestand ab und springt in Teilen vor- und zurück. Voroxidierte Stahlplatten verleihen dem Gebäude sein besonderes Gesicht. Im Bereich des Dachgeschosses sind die Stahlplatten mit einem Muster perforiert, das an Mikrostrukturen von Rost angelehnt ist und wie eine Schablone ein magisches Spiel von Licht und Schatten im Inneren bewirkt. Dahinter verbergen sich ein Cafe und Verwaltungsräume. Nischen und Schra gen beleben die Flächen und nehmen Bezug auf die umgebende Dachlandschaft. Ein vertikaler Garten überzieht die Brandmauer eines Nachbargebäudes und begleitet das farblich strengen Ensembles mit sei ner pelzigen Oberfläche und farbigen Vielfalt. (ef) Schnitt aa, M 1:1500 Schnitt bb, M 1:1500 27 Caixa Forum, Madrid Detailschnitt c– c, M 1:10 1 2 3 4 5 6 7 8 Verkleidung Gusseisen-Platten perforiert, voroxidiert 1 000/1 000/9 –11 mm Hinterlüftung Stahlblech gefalzt schwarz 0,8 mm Abdichtung Wärmedämmung Mineralwolle 50 mm Akustikpaneel Stahlblech mit Dämmung Mineralwolle 100 mm Rahmen Stahlrohr 30/30 mm Gipskartonplatte 15 mm Stahl-Winkelprofil 30/60 mm Stahl-U-Profil 130/55 mm Stahlhohlprofil SHS 40/40 mm Stahl-Winkelprofil 50/60 mm Punkthalter Aluminiumprofil Stütze Stahlprofil I 300 mm Bedachung Gusseisen-Platten perforiert, voroxidiert 1000/1000/9 –11 mm Hinterlüftung 9 10 11 12 13 14 Stahlblech gefalzt schwarz 0,8 mm Abdichtung Wärmedämmung Mineralwolle 40 mm Akustikpaneel Stahlblech mit Dämmung, Mineralwolle 80 mm Rahmen Stahlrohr SHS 30/30 mm Gipskartonplatte 15 mm Träger Stahlprofil I 300 mm Träger Stahlhohlprofil 160/80/6 mm Flachstahl 160/50/40 mm Regenrinne Stahlblech Verbindungsplatte und Auflager Flachstahl 8 mm mit Versteifung 12 mm Stahlrohr RHS 100/60/5 mm 1 2 3 5 4 6 7 28 steeldoc 03+04/10 8 5 4 3 6 11 9 12 10 3 14 2 13 c c 1 5 7 6 Ort Caixa Forum, Paseo del Prado 36, Madrid Bauherrschaft Obra Social Fundación LaCaixa, Madrid; Caixa d’Estalvis i Pensions de Barcelona, Barcelona Architekten Herzog & de Meuron, Basel; Büropartner: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Harry Gugger Projektarchitekten: Peter Ferretto, Carlos Gerhard, Stefan Marbach, Benito Blanco Architekturpartner: Mateu i Bausells Arquitectura, Madrid Tragwerksplanung WGG Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel; NB35, Madrid Fassadenplanunung Emmer Pfenninger Partner AG, Basel, Switzerland Stahlbau Emesa-Trefileria, SA Arteixo, Spanien Licht Arup Lighting, London, UK Green Wall Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit Patrick Blanc, Artist-Botanist, Paris, France; Beratung: Benavides & Lapèrche, Madrid Grösse Grundstückfläche 1 934 m 2; Geschossfläche 11 000 m 2 Stahl Deckenträger HEM 700, Blechträger, Schirm-Hängekonstruktion HEB 500 und Stahlstangen RND 80 Daten Projekt 2001–2003, Fertigstellung 2008 29 Collège des Bernardins, Paris Mit Leichtigkeit in die Neuzeit Bauherrschaft Association Diocésaine de Paris Architekten Jean-Michel Wilmotte, Paris; Hervé Baptiste, Paris Ingenieure Bureau Michel Bancon, Paris Baujahr 2008 Für das spätromanische Collège des Bernardins in Paris hat ein neues Zeitalter begonnen. Ein neuer Dachstuhl und Verstärkungen der Tragstruktur: überall musste das moderne und vielseitige Material Stahl der denkmalgeschützten Substanz unter die Arme greifen – und doch sieht man nichts davon. Nach fünf Jahren Renovationsarbeiten begann im Herbst 2008 für das Collège des Bernardins in Paris eine neue Ära. Von den Zisterziensern 1245 gegründet, diente es ursprünglich der Ausbildung der Mönche. Nach der Revolution war das Gebäude im Besitz der Stadt Paris, die es als Salzlager und später als Feuer wehrkaserne benutzte. 2001 kaufte die Diözese von Paris das Collège des Bernardins der Stadt ab, liess es renovieren und zu einem Kulturzentrum umbauen. Das Gebäude sollte wieder eine Funktion erfüllen, die seiner ursprünglichen Bestimmung möglichst nahe kommt: eine offene, universitäre Nutzung sowohl für kirchliche als auch laizistische Veranstaltungen. Das sanierte Hauptgebäude ist ungefähr 75 Meter lang und 15 Meter breit. Die Längsfassade ist geprägt vom Rhythmus der Strebepfeiler und den dazwischen lie genden Fassadensegmenten mit Spitzbogenfenstern. Nachdem alle früher hinzugefügten Ein- und Ausbau ten entfernt worden sind, kommt nun das grosse romanische Mittelschiff mit seinen filigranen Stützen in ganzer Länge voll zur Geltung. In diesem eindrück lichen Raum finden heute Empfänge, Konzerte und Ausstellungen statt. Beunruhigender Befund Bereits bei den ersten Untersuchungen vor den Reno vationsarbeiten stellten die Spezialisten eine alarmie rende Diagnose. Das Gebäude wies grosse unregel mässige Setzungen auf. Auch die zentralen Stützen des Kellergewölbes waren stark eingesunken. Im Erd geschoss waren die Verformungen weniger ausge prägt, hier stellte man deformierte Bögen und leicht aus der Achse verschobene Schlusssteine fest. Alte Verstärkungen an den Stützen im Keller liessen darauf 30 schliessen, dass die ursprünglichen Erbauer die Schä den bereits früh bemerkt und entsprechend reagiert hatten. Um diesen Problemen zu begegnen, wurde das Gebäude bei der Renovation mit 322 Mikropfäh len und zusätzlichen Betonfundamenten konsolidiert. So konnte das Kellergeschoss vom darin aufgehäuften Erdmaterial befreit werden, und auch die Aufschüt tungen an der Süd- und Ostfassade, die zur Stabilisie rung des Gebäudes dienten, wurden abgetragen. Damit konnte über die Kellerfenster wieder Licht ins Gewölbe des Untergeschosses fallen. Erleichterung mit Stahl Aber auch bezüglich des Tragwerks war der Befund der Experten nicht minder alarmierend: Die Stützen des Erdgeschosses waren von der bestehenden Situa tion bereits überbeansprucht, sodass sie unmöglich noch zusätzliche Lasten aufnehmen konnten. Sie mussten entlastet werden. Dies geschah über eine neue Tragstruktur aus Stahl, mit der die ursprüngliche Dachneigung und Volumetrie des grossen Dachraums wiederhergestellt wurde und an deren 1 m hohen Wabenträgern die Decke über dem Gewölbe des Erd geschosses aufgehängt werden konnte. So wurden die Lasten des Ober- und des Dachgeschosses nicht mehr über die Stützen im Erdgeschoss sondern über die Aussenwände abgeleitet. Um allfälligen, durch die Entlastung der Stützen ausgelösten Veränderungen in der Gewölbestruktur des Erdgeschosses vorzubeugen, wurden die Stützen jeweils am Kopf über eine Stahlgitterstruktur verstärkt und blockiert. Diese hier erstmal angewendete Technik besteht aus Stahlträgern, die in den Aus senwänden verankert sind und völlig unabhängig steeldoc 03+04/10 31 Collège des Bernardins, Paris Auch die Erschliessung ist als klarer, zeitgemässer Eingriff in Stahlleichtbauweise erstellt und vom Altbau getrennt. D adurch wird die alte Bausubs tanz geschont. zwischen dem Gewölbe über dem Erdgeschoss und der Bodenkonstruktion des Obergeschosses verlaufen. Das Stahlgitter liegt gerade soviel unterhalb der Bal kenlage des Bodens, dass auch bei einer maximalen Durchbiegung der Balken keine Lasten auf das Gitter übertragen werden. Genau senkrecht über den Achsen der Stützen im Erdgeschoss sind unterhalb der Stahl träger «Halterungen» aus H-Profilen angebracht für die höhenregulierbaren Stäbe, die in die Bohrungen oberhalb der Stützen bis unmittelbar über das Kapitell eingeführt wurden. Nach dem Platzieren dieser «Nadeln» wurden die Bohrungen über Injektionsöff nungen mit schwindfreiem Mörtel gefüllt. Der ökologische Spagat Aus denkmalpflegerischen Gründen war es nicht möglich, die Natursteinmauern zu isolieren. Entspre chend wurde versucht, mit umweltfreundlicher Gebäudetechnik den ökologischen Aspekten Rech nung zu tragen. Die Planer machten sich deshalb vor allem die grosse thermische Trägheit des Gebäudes zu Nutze und entschieden sich für ein Heizsystem, das nicht auf häufige und schnelle Temperaturverände rungen eingestellt ist. Mit zwei reversiblen WasserWasser Wärmepumpen mit Entnahme- und Rückgabebrunnen im Grundwasser werden die Flächenheizund kühlsysteme in den Fussböden betrieben. Diese Lösung bot den Vorteil hoher Leistungsfähigkeit bei geringem Platzbedarf. Die Lüftung ist in fünf Technik räumen in kleine Einheiten aufgeteilt, von denen jede separat funktioniert, in Abhängigkeit der Räume für die sie ausgelegt ist. Sie bläst immer genau die für saubere Luft notwendige Menge – warme oder kühle – Frischluft ein. Unsichtbar und irreversibel Die sorgfältige Sanierung und Restaurierung des Collège des Bernardins zeigt, wie zeitgenössische Tragwerke und historische Bausubstanz kombiniert werden können. Trotz des tiefgreifenden Eingriffs, und obwohl Stahl von den Fundationen bis in den Dachstuhl fast omnipräsent ist, sieht man davon heute nichts mehr. (vra) 32 steeldoc 03+04/10 Das Dachgeschoss wurde mit einer leichten Stahlstruktur neu aufgebaut und mit einem modernen Auditorium aus gestattet. rnardins t: 1:500 Schnitt, M 1:500 33 Collège des Bernardins, Paris Grundrisse EG, 1. OG, 2. OG, M 1:1000 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Eingang Garten Seiteneingang Graben Ausstellung Rezeption Bookshop Konzerthalle Mehrzweckraum Konferenzraum Büros Technikraum Stahlträger I 180 mm (HEA 180) Stahlträger I 200 mm (HEA 200) Stahlrohr 168/7 mm Stahlrohr 80 mm 9 9 12 9 10 11 a 3 6 5 2 8 4 4 34 7 1 a steeldoc 03+04/10 Die schlanken Stützen des Erdgeschosses messen lediglich 27 cm im Durchmesser. Um diese zu entlasten, wurde im Dachgeschoss eine Stahldecke eingezogen, um die D ecke über dem Erdgeschoss daran aufzuhängen. Die Lasten wurden so in die Aussenmauern geleitet. Genau senkrecht über den Achsen der Stützen sind «Halterungen» aus H- Profilen angebracht. 13 14 13 14 15 A 16 Verbindungsdetail, M 1:50 Ort 7 rue Saint Vincent, Paris Bauherrschaft Association Diocésaine de Paris Architekten Hervé Baptiste, Paris, Leiter Denkmalpflege, Verantwortlicher Restauration; Jean-Michel Wilmotte, Paris, Verantwortlicher Konzept Ingenieure Bureau Michel Bancon, Paris Stahlbau ACMA, Vouziers Tragsystem Bestehende Aussenwände, Stahlträger, StahlBetonverbunddecken, Mikropfähle Brandschutz Beflockung oder Verkleidung, keine sichtbaren Elemente Daten Nutzfläche 5 000 m 2, Abmessungen L/B 75/15 m, Baukosten 49 Mio. Euro Bauzeit 5 Jahre Fertigstellung September 2008 35 Kunstmuseum Moritzburg, Halle Lichte Landschaft über alten Mauern Bauherrschaft Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt Architekten Nieto Sobejano Arquitectos S.L., Berlin Ingenieure GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH, Berlin Baujahr 2008 Situation Die mittelalterliche Moritzburg erstrahlt in neuem Glanze. Die alten Mauern öffnen sich für eine leichte Raumstruktur, die sich in schlichter Eleganz darüber hinaus bewegt. Zwischen Alt und Neu entstehen lichte Räume, die den Dialog zwischen den Zeitaltern spiegeln. Die Moritzburg zählt zu den eindrucksvollsten spät mittelalterlichen Burganlagen Mitteldeutschlands. Ihre vielflügelige, leicht trapezförmige Anlage hat eine Ausdehnung von 72 auf 85 Metern. Im 2. Welt krieg wurde diese stark beschädigt. Seit 1904 werden Teile der Moritzburg als Museum genutzt. Der Mangel an adäquat nutzbaren Ausstellungsflächen für das Kunstmuseum machte tiefgreifende Umbauten not wendig, im Zuge derer die ehemalige Westflügelruine sowie der Nordflügel eine Überdachung erhielten. Der Entwurf der spanischen Architekten legt über die alten Mauern des zu beplanenden Nord- und Westflü gels ein gefaltetes Dach, das durch eine umlaufende Fuge über der Mauerkrone zu schweben scheint und die historische Wirkung der Ruine erhält. Über plas tisch ausgeformte Oberlichter, die aus der dynami schen Faltung der Dachflächen entstehen, wird Tages licht in die Ausstellungsräume geleitet. West- und Nordflügel der Moritzburg werden in ihrer gesamten Ausdehnung als grosse Raumformen innerhalb der Die Neubauten sind von der alten Bausubstanz durch Fugen klar getrennt und fügen sich doch zu einem harmonischen Ganzen. 36 steeldoc 03+04/10 Moritzburg Mst: 1:? Die leichte, bewegte Dachlandschaft hebt sich deutlich von den Mauern der Burgruine ab. Die Beleuchtung verdeutlicht die Schnittlinie zwischen Alt und Neu. alten Bausubstanz belassen. Die Obergeschosse der Ausstellungsräume sind als weisse Boxen von der Dachkonstruktion abgehängt und über eine Galerie entlang der Aussenmauern zu erreichen. Ein neu geplanter Erschliessungsturm, der den Platz der zer störten Südwestbastion einnimmt, sowie der im Innenhof vor die Fassade gestellte Windfang, der den neuen Haupteingang markiert, nehmen die Architek tursprache des Daches auf. So tritt zu den historischen Baustilen und -formen aus den verschiedenen Epochen in der Moritzburg die Moderne hinzu, markiert von der neuen Dachlandschaft, die auf die bewegte Sprache der bestehenden histo rischen Satteldächer und Giebel eine eigenständige Antwort formuliert und das Ensemble wieder zu einem funktionierenden Organismus zusammenfasst. Die Aussenmauern im Westflügel der Burg werden steinsichtig belassen und halten als historische Gebäude hülle die Erinnerung an die ehemalige Westruine wach. Mit dieser Gestaltung entsteht ein interessantes Wechselspiel kleiner und grosser, moderner und historischer Räume, wobei die architektonischen Mit tel der Moderne selbständig bleiben und mit dem historischen Bau in einen spannenden Dialog treten. 37 Kunstmuseum Moritzburg, Halle Moritzburg Mst: 1:1000 ritzburg t: 1:1000 Grundriss 2. OG, M 1:1500 Schnitt Nordflügel, M 1:1000 Schnitt Westflügel, M 1:1000 N? Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Mst: 1 Die Ausstellungsräume sind als Boxen von der darüberliegenden Stahldecke abgehängt. Eine umlaufende Galerie dient zur Erschliessung. 38 steeldoc 03+04/10 Die grosszügenen, stützen freien Ausstellungsflächen konnten nur durch Abhängen der Räume erreicht werden. Hängende Räume Ein komplexes, räumliches Stahltragwerk, bei dem jeder einzelne Träger ein Unikat ist, bildet die Dachkonstruktion. Daran abgehängt sind die weissen Boxen, die als zusätzliche Ausstellungsräume über einer Galerie entlang der Aussenmauer erschlossen werden. Die Böden dieser Boxen sind als Stahlbetonverbunddecken ausgeführt, das Stahlfachwerk der Wände ist beidseitig mit einer Brandschutzverklei dung versehen. Innenseitig wurde eine Installations wand davor gesetzt, in der die Lüftung und Elektrik geführt wird. Aufgrund der grossen Geschosshöhen und der Neigung der Decken der Oberlichter wurden speziell angepasste Stahlunterkonstruktionen entwickelt, die zwischen dem Haupttragwerk des Stahl baus spannten und als Unterkonstruktion für die Standardbauteile des Trockenbaus dienten. Um die Stahlkonstruktion auf den alten Burgwänden absetzen zu können, musste das Mauerwerk mit Hilfe von Vernadelungen stabilisiert werden. Die Nadeln bestehen aus Edelstahlgewindestäben, zementgebun denen Verpresskörpern und einem Textilgewebe, das unkontrollierte Verbindungen von den neuen Injektionsmaterialien mit den historischen Mörteln vermeidet. Die neuen Decken wurden wegen der grossen Spannweiten als Stahlverbundkonstruktion erstellt. Für die aus der Burgwand auskragende Galerie wurden Standard Walzprofile vorgesehen, die etwa zweiein halb Meter in das Bestandsmauerwerk einbinden. Zur Aufnahme der hohen Druckspannungen im vorders ten Auflagebereich wurden lastverteilende Stahlplatten bzw. Betonpolster eingesetzt. Stahltragwerk Dach Preis des deutschen Stahlbaus 2010 Dieses Projekt wurde mit dem Preis des Deutschen Stahlbaus 2010 ausgezeichnet. Die Jury lobte die sinnvolle Nutzung des alten Bestandes insbesondere unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Der Umgang mit der vorhandenen Substanz sei vorbildlich. Die neue Dachlandschaft reagiere eindrucksvoll auf die Formensprache der historischen Bausubstanz und zeige sich gleichzeitig selbstbewusst und kompro misslos modern. Auch wenn als Material nach aussen kaum sichtbar wird, würden doch die konstruktiven Vorteile von Stahl als leichtem und flexiblen Baustoff sinnvoll ausgespielt. 39 Kunstmuseum Moritzburg, Halle 10 9 11 12 6 8 13 5 14 7 4 7 17 15 3 14 2 1 23 18 21 19 20 22 40 steeldoc 03+04/10 Detail des Dachaufbaus, M 1:20 1 Naturstein mit Dichtschlämme, Perimeterdämmung, Abdichtung, Stahlbetonbalken, Bestand Mauerwerk 2 Paneel mit RWA-Funktion aus Stahlblech 2,5 mm verzinkt b eschichtet, Mineralwolle WLG 035 50 mm, Stahlblech 2,5 mm verzinkt, beschichtet 3 Lüftungsgitter Stahl verzinkt, beschichtet 4 Leitblech 0,8 mm 5 Aluminiumblech korrosionsbeständig (Schiffsaluminium) g eschliffen K 40 8 mm, Stahlrohr verzinkt | 60/60/3,6 mm, Stahlrohr verzinkt ¡ 100/60/6,3 mm, Abdichtung EPDM, Wärmedämmung druckfest 160 mm, Dampfsperre, Trapezblech 40 mm 6 Stahlprofil I HEB 180 Brandschutz F 60 7 Stahlprofil I HEA 100 Brandschutz F 60 8 Stahlprofil verz. mit Folienmanschette 9 Stahlzarge 370/450/10 mm verzinkt 10 Isolierverglasung U = 1,1 W/m²K, ESG 10 mm + SZR 16 mm + VSG 16 mm 11 Verdunkelung/Blendschutz 12 Lichtdecke mit Leuchtstoffröhren 13 Folienspanndecke lichtstreuend 14 Brandschutzplatte F30 Gipskarton 2 x 12,5 mm 15 Dämmung WLG 040 40 mm 16 Brandschutzplatte F 90 Gipskarton 2 x 20 mm 17 Gipskartonplatten 2 x 12,5 mm 18 Lüftungsrohr Durchmesser 80 mm gedämmt 19 Stahlprofil U 250 mm aus Flachstahl 10 mm geschweißt 20 Lüftungskanal Stahlblech verzinkt 2 mm 21 Zementestrich geschliffen mit Fussbodenheizung 80 mm, P E-Folie, Dämmung 70 mm, Stahlbetonverbunddecke 140 mm 22 Akustikpaneel verputzt 17 mm 23 Stahlrohr 100/60/4,5 mm Moritzburg Mst: 1:? Ort Halle an der Saale, Sachsen-Anhalt, D Bauherrschaft Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt Architekten Nieto Sobejano Arquitectos S.L. Ingenieure GSE Ingenieur Gesellschaft mbH Stahlbau Willy Johannes Stahlbau GmbH & Co. KG, Hemslingen Brandschutz IBB Ingenieurbüro Prof. Dr. Beilicke, Leipzig Haustechnik Rentschler & Riedesser Ingenieur Gesellschaft mbH Nettogeschossfläche 3 900 m² Baukosten Kostengruppen KG200 – KG700 18 Mio. Euro Daten Wettbewerb 2004; Fertigstellung 2008 Axonometrie Dachtragwerk, Galerie und abgehängte Decken aus Stahl 41 Mst: 1: Andel’s Hotel, Lodz, Polen Grandhotel mit industriellem Charme Bauherrschaft Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG, Wien Architekten OP Architekten, Wien/Warschau Ingenieure ARBO Projekt Sp. z o.o. Baujahr 2009 Situation/EG Die Stadt Lodz in Polen gilt als Manchester des Ostens. Der Umbau einer ehemaligen Textilfabrik in ein Design-Hotel von beeindruckender Grösse nutzt den authentischen Charme alter Fabrikhallen und die neu erwachte Lust am zeitlich begrenzten Wohnen im Loft. Das Andel’s Hotel in der ehemaligen Arbeiterstadt Lodz in Zentralpolen ist ein Design-Hotel der gehobenen Klasse. Der siebengeschossige Industrie bau wurde in ein Grandhotel mit einem spektaku lären Spa-Bereich auf dem Dach umgebaut. Heute ist Lodz mit rund 750 000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Polens. Die Textilindustrie hatte Lodz gross gemacht. Von einem verschlafenen Nest war Lodz im 19. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten Industriestädte herangewachsen. 1904 zählte man 546 Fabriken mit 70 000 Beschäftigen. Eine der grössten von ihnen war die Fabrik von Izrael Pozńnanski. 1887 errichtete der Unternehmer eine Weberei, die in ihren Abmessungen an einen Ozeandampfer erinnert. Fast 200 Meter lang und 33 Meter hoch, Kühn ragt der Stahlriegel über die Fassade hinaus. In den 5 Türmen befanden sich u rsprünglich die Dampf maschinen. Heute sind hier die Appartements und Suiten untergebracht. 42 steeldoc 03+04/10 Lodz Mst: 1:750 Das Prunkstück des Hotels ist der Swimmingpool, wo einst der Löschwassertank der F abrik eingebaut war. Die leichte Konstruktion aus Stahl und Glas lässt Schwimmer den Blick über die Stadt schweifen. verfügte der prunkhafte Koloss aus roten Ziegeln über sieben Stockwerke mit insgesamt 40 000 Quadrat metern Produktionsfläche. Dinieren im authentischen Ambiente Das Gebäude wurde noch bis in die neunziger Jahre industriell genutzt – danach stand es leer. Der Abriss war die wohl wahrscheinlichste Perspektive für das Ensemble, denn welcher Nutzung sollte man ein Gebäude dieser Dimension zuführen? Schliesslich wagten es österreichischer Investoren und ein polni sches Architekturbüro, den wuchtigen Backsteinbau in ein Viersternehotel mit allen Annehmlichkeiten zu verwandeln. Im Gebäude fanden nicht nur 278 Zim mer und Suiten Platz, sondern auch ein 3 100 Quadratmeter grosser Konferenzbereich im Erdgeschoss, ein Spa mit Schwimmbad und Wellnesslandschaft im Dachgeschoss sowie ein Ballsaal, der 800 Gäste fasst. Er nimmt mit seinen 1 300 Quadratmetern rund die Hälfte der vierten Etage ein und ist akustisch vom übrigen Gebäude separiert. Vervollständigt wird die Aus stattung durch Bars und ein Restaurant, das die grün derzeittypische Gusseisen-Ziegel-Deckenkonstruktion des Altbaus als authentisches Ambiente nutzt. Um diese ursprüngliche Wirkung des Innenraums zu erhalten und die Konstruktion zu verstärken wurde Schnitt, M 1:750 43 Andel’s Hotel, Lodz, Polen Lodz Mst: 1:1500 Lodz Mst: 1:1500 Im der ehemaligen Maschinenhalle wurden die Gusseisensäulen entfernt und durch eine Stahlrahmenkonstrukton e rsetzt. Der Ballsaal ist mit 1 300 m 2 einer der grössten in Polen. Längsschnitt, M 1:1500 Grundriss Dachgeschoss, M 1:1500 Die insgesamt 280 Zimmer und Suiten sind individuell gestaltet. In den Türmen sind kleine, zweigeschossige Appartments eingerichtet. 44 steeldoc 03+04/10 Mst: 1:5000 Mst: 1:2000 Mst: 1:1000 Mst: 1:500 Mst: 1:200 Mst: 1:100 Mst: 1:50 Mst: 1:20 Schnitt, M 1:750 praktisch jede Säule mit einen Mantel aus 1 Zentime ter dickem Stahl und mit einer Schicht dünnflüssigem Beton gefüllt. Ovale Lichthöfe Wo immer möglich wurde die raue Schale und die Tragstruktur der Industriearchitektur bewahrt und mit zeitgenössischen Elementen kontrastiert. Als grösse rer baulicher Eingriff wurden in der Längsachse des Gebäudes drei ellipsenförmige Lichthöfe über sieben Etagen in die Geschossdecken geschnitten. Um die Aussteifung des Gebäude zu sichern, wurde in diesem Lichthof statt der Ziegeldecken eine 22 Zentimeter dünne Stahlbetonplatte eingegossen und die ovalen Einschnitte ausgespart. Die weissen Ballustradenflä chen sind aus Laser geschnittenem 1 Zentimeter star kem, geflammten Schwarzstahl gefertigt und an die Stahlunterkonstruktion genietet. Die Flächen der Ballus traden sind leicht geneigt. Durch die Atrienausschnitte entsteht eine übergrosser Brandabschnitt: die Flucht weggänge sind durch Rauchvorhänge geschützt die im Brandfall automatisch nach unten fallen und nur im Geschoss des Brandes unter der Decke bleiben. Ein Überdruck im Erdgeschoss und leistungsfähige Venti latoren im Dachgeschoss würden im Bedarfsfall die Atrien entrauchen. Die ellipsenförmigen Einschnitte in den Geschossdecken reichen über sieben G eschosse und bringen Licht in die E rschliessungszonen. Schwimmen hoch über der Stadt Ein zweiter grösserer Eingriff erfolgte im Dachbe reich. Ein gläserner Riegel ragt kühn über die Haupt fas-sade hinaus und zeigt deutlich, dass das histori sche Gebäude eine neue Nutzung beherbergt. Diese Stahl-Glas-Konstruktion gehört zum Wellnessbereich im Dachgeschoss und überdacht das Schwimmbad, das anstelle des ehemaligen Löschwassertanks der Fabrik gesetzt wurde. Die Wände des alten Tanks sind links und rechts des Beckens durch den verglasten Boden erkennbar. Der Tank wurde vor 130 Jahren in Manchester konstruiert und als Bestandteil eines sei ner-zeit fortschrittlichen Feuerlöschsystems ins Dach der Fabrik integriert. Die historische Stahlkonstruktion, 12 genietete Stahlträger mit einer Spannweite 45 Lodz Mst: 1:100 Andel’s Hotel, Lodz, Polen Vom Gymnastikraum aus sind die genieteten Stahlträger des alten Wassertanks gut zu erkennen. Darüber befindet sich der Pool. Querschnitt Hallenbad, M 1:100 von 12 Metern, trägt den gusseisernen Löschwasser tank. Um diesen zu sanieren, wurde der Tank vorläu fig auf Stahlbetonwänden neu positioniert. Ein neues Becken wurde in den historischen Tank eingesetzt und damit zu einer Einheit verschweisst. Der Becken rand und somit die Wasseroberfläche liegt 4 Zentimeter über dem Niveau des teils verglasten Bodens. Eine möglichst filigrane Stahlfassade umschliesst den Raum von Boden bis zur Decke, um einen unein geschränkten Panoramablick zu gestatten. Kühne Auskragung Die 6 Meter lange Auskragung – ein Ruhebereich des Pools – war eine technische Herausforderung. Zwei 80 Zentimeter hohe Stahlträger bilden zusammen mit den anderen Trägern und Balken konstruktiv einen Rahmen und halten dadurch Auskragung aus. Eine Durchbiegungen der Stahlkonstruktion von bis zu 1,5 Zentimeter wird in der Fassade aufgenommen. Ort Ul. Ogrodowa, Lódz, Polen Investor Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG, Wien Architektur und Projektleitung OP Architekten, Wien/Warschau, Wojciech Poplawski, Andrzej Orlinski, Mitarbeit: Maciej Ciesielka, Robert Szczepaniak, Marcus Weissenböck, Wojciech Buczynski, Tomasz Zalesny, Filip Sobstel, Marcin Jablonski, Pawel Nawrocki, Zofia Kulpa, Michael Bardet, Magda Marciniak, Agnieszka Szustak; UBM: Christian Eitzen berger, Peter Kadlec Ingenieure ARBO Projekt Sp. z o.o. Innendesign Jestico + Whiles, London / OP Architekten Generalunternehmung PORR Polska Stahlbau Zeman HDF Besonderheit European Hotel Design Award 2009, Contract Magazine Interior Award 2010 Kategorie «Adaptive Re-Use», Auszeichnungen der Immobilienwirtschaft, MIPIM Awards 2010 Grösse Länge 187 m, Höhe 33 m; BGF: 40 100 m 2; NGF: 33 300 m 2; Anzahl Hotelzimmer: 220 Zimmer und 58 Apartments; Baukosten: 70 Mio. Euro Planung und Bauzeit 2006–2009 Fertigstellung 2009 Von dem frei in den Himmel ragenden Bassin aus geniessen Schwimmer einen Blick über die Dächer der Stadt. In luftiger Höhe verschmelzen Innenraum und Stadtlandschaft, das Wasser im Pool und die Skyline von Lodz. Wer heute die grosszügigen Räume der alten Fabrik betritt, kommt zum Wohlfühlen her – die Stadt der Arbeiter ist Geschichte. (fpj) 46 steeldoc 03+04/10 Längsschnitt Hallenbad, M 1:100 Der Dachbereich wird als SpaLandschaft genutzt. Rückseitig ist das Hallenbad an einen der alten Ziegeltürme angebaut. Von hier aus geniesst der Gast den himmlischen Blick über die Stadt. 47 Attika-Loft, Genf Luxuriöser Adlerhorst Made J2 Mst: 1:100 Bauherrschaft Privat Architekten Made in, Genf Ingenieure ESM, Genf; BCS SA, Neuenburg Baujahr 2009 Schnitt, M 1:100 Auf das Dach eines Genfer Stadthauses aus den 60er Jahren ist mit minimalen Eingriffen eine luxuriöse Raumerweiterung gesetzt worden. Die Treppe funk tioniert dabei als skulpturales und verbindendes Element, das auch mehr Licht in die Räume darunter bringt. Der Umbau der Wohnung beinhaltete eine Erwei terung der Wohnfläche im Dach, eine direkte Verbin dung zwischen den beiden Ebenen sowie die kom plette Sanierung der gesamten Bausubstanz des im Zentrum von Genf gelegenen luxuriösen Wohnhauses aus den 60er-Jahren. Ausserdem sollten die ursprünglich gemachten Fehler bei der Grundrisstypologie korrigiert werden: die schlecht belichtete Mittelzone und die unbefrie digende Erschliessung des im Vergleich zu den übrigen Räumen überdimensionierten Wohnzimmers. 48 Während die Renovation der Wohnung unter Berück sichtigung der Gegebenheiten des Gebäudes in klassi scher Art und Weise geschah, unterscheidet sich das Dachgeschoss mit seiner Tragstruktur und Funktions weise radikal vom Bestehenden. Das Volumen orien tiert sich auf zwei Terrassen, eine begrünt, eine mit Hartbelag. Dank Fensterfronten, die sich komplett öffnen lassen, kann nun eine völlige Durchlässigkeit geschaffen werden. In diesem Raum mit glatten und reflektieren den Oberflächen kann das Innen oder das Aussen in steeldoc 03+04/10 Made J2 Mst: 1:250 Made J2 Mst: 1:250 verschiedenen Stufen inszeniert werden, in Abhängig keit des Öffnungsgrads der Glasfronten. Ein Raum mit variabler Geometrie, je nach Gebrauch, Laune oder Jahreszeit. Made J2 Mst: 1:250 Die Treppe als Skulptur Die Treppe, welche die beiden Geschosse verbindet, wird als physischer und formaler Eindringling in ein bestehendes Universum empfunden. Sie besteht aus drei separaten Elementen, die statisch gesehen von einander abhängig sind: ein quer verlaufendes Stahl profil, an dem der Aluminiumrahmen der Glasrampe und die Treppe mit den Betonstufen befestigt sind. Ein viertes Element betont das Ganze: der mit Leder ein gefasste Handlauf aus Stahl. Neben ihrer verbinden den Funktion zwischen den beiden Geschossen wirkt die Treppe durch ihre gezielte Platzierung als raum bildendes Element und definiert den Zugangsbereich. Technisch gesehen sind vor allem die beiden Glas fronten interessant, die sich öffnen lassen wie zwei Falt-Schiebetüren. Jede Front ist mehr als sechs Meter lang, sodass der Rahmen der Verglasung beim Öffnen mehr als drei Meter über die Fassade auskragt. Sowohl im Hinblick auf das Stahlgerippe des gesam ten Dachvolumens als auch auf die beiden Motorantriebe war eine enge Zusammenarbeit zwischen Bauingenieur, Fassadenbauer und Motorlieferant unabdingbar. Die Tatsache, dass es sich um einen Umbau in einem Mehrfamilienhaus und nicht um einen Neubau handelte, machte das Ganze noch anspruchsvoller: statische und konstruktive Unklar heiten, begrenzte Platzverhältnisse für die Integration der Motoren, Minimierung der Lärmemissionen auf die anderen Geschosse beim Bewegen der Glasfronten. Schnitt, M 1:250 Grundriss Attikageschoss, M 1:250 Grundriss 7. OG, M 1:250 49 Attika-Loft, Genf Made J2 Vertikalschnitt Terrasse - Attik Mst: 1:20 Stahl für urbane Eingriffe Dass eine Stahlkonstruktion am naheliegendsten ist, hat sich rasch gezeigt: begrenztes Gewicht, schnelle Montage, technische Lösbarkeit des Öffnungsmecha nismus der Glasfronten. Wegen des erschwerten Zugangs zur Baustelle im städtischen Umfeld sowie wegen der Gebäudehöhe von 30 Metern waren für Abbruch und Neuaufbau 7 separate Lieferungen mit einem Autokran notwendig. Die gesamte Planungsund Bauzeit betrug 18 Monate. 7 8 6 9 5 10 4 10 1 2 3 11 12 Ort Genf, Schweiz Bauherrschaft Privat Architekten Made in, Genf Ingenieure ESM, Genf (Tragstruktur); BCS SA, Neuenburg (Fassade) Stahlbau AAV Contractors SA, Genf Stahl 3 t, S235 warmverzinkt, Vorfabrikation Tragsystem Rahmen, Träger und Pfetten Daten Bebaute Fläche 220 m 2; Bauvolumen 900 m 3; Abmessungen der Stahlkonstruktion 6/6/3,5 m Bauzeit 18 Monate Fertigstellung September 2009 Während der Bauarbeiten ein Schutzdach errichtet. Die Montage der vorfabrizierten Stahlstruktur war innerhalb weniger Tage abgeschlossen. 50 10 13 14 Vertikalschnitt Terrasse – Attika, M 1:20 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Terrassenaufbau Rasen, Humusschicht, Filtervlies, Kiesschüttung, bituminöse Abdichtung, Wärmedämmung, Schaumglas verklebt 70 mm, Beton 320 mm Stahlblech, demontierbar Motor Fensterflügel Verbundsicherheitsglas Stahlrahmen 100/60/5 mm Obere Laufschiene IPE-Träger 500 Dachaufbau, bituminöse Abdichtung, zwei Lagen, Dreischichtplatte, Sandwichelement, Wärmedämmung, Glaswolle 14 mm, Gipsplatte gestrichen Gipsplatten, zwei Lagen, gestrichen Synthetikkautschuk 5 mm auf Blech verklebt Zentraler Schliessriegel Verkleidung in rostfreiem Stahl Wärmedämmung, Schaumglas 70 mm Beton bestehend, Sichtkante aufgeschnitten steeldoc 03+04/10 1 R H F K B W B 2 3 4 5 6 7 8 B D S W G 9 1 1 1 1 1 Impressum steeldoc 03+04/10, Dezember 2010 Alt und Neu – Bauen im Bestand Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz Herausgeber: SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, Zürich Evelyn C. Frisch, Direktorin Redaktion und Layout: Evelyn C. Frisch, dipl. Arch. ETH, Zürich Texte: Einführungstext: siehe Artikel Projekttexte aufgrund der Projektinformationen der Planer von Evelyn C. Frisch (ef) Virginia Rabitsch (vra): Collège des Bernardins Frank P. Jäger (fpj): Andel’s Hotel Lodz (aus Entwurfshandbuch Bauen im Bestand, Birkhäuser, Basel 2010) Übersetzung: Virginia Rabitsch, Zofingen (Französisch-Deutsch) Léo Biétry, Lausanne (Deutsch-Französisch) Fotos: Titel: Andel’s Hotel, Lodz: Wallphotex Editorial: Theater 11, Zürich: Hannes Henz, Zürich Einführung: siehe Artikel Theater 11: Hannes Henz, Zürich; Roger Frei, Zürich (S. 20) Collège des Bernardins: Geraldine Bruneel, Paris; Pascal Tournaire (S. 33 beide oberen); J.M. Wilmotte (Baustelle) Kunstmuseum Moritzburg: Roland Halbe, Berlin Andel’s Hotel, Lodz: Wallphotex, OP Architekten, Wien; W. Poplawski (S. 45) Attika-Loft, Genf: Walter Mair, Zürich Quellen: Featuring Steel, ArcelorMittal und DETAIL, 2009. Die Informationen und Pläne stammen von den Planungsbüros. Zeichnungen teilweise überarbeitet durch Deck 4 GmbH, Zürich Designkonzept: Gabriele Fackler, Reflexivity AG, Zürich Administration, Abonnemente, Versand: Giesshübel-Office, Zürich Druckvorstufe und Druck: Kalt-Zehnder-Druck AG, Zug ISSN 0255-3104 Jahresabonnement Inland CHF 48.– / Ausland CHF 60.– Einzelexemplar CHF 15.– / Doppelnummer CHF 25.– Preisänderungen vorbehalten. Bestellung unter www.steeldoc.ch Bauen in Stahl / steeldoc© ist die Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz und erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Mitglieder des SZS erhalten das Jahresabonnement und die technischen Informationen des SZS gratis. Steeldoc abonnieren für CHF 48.– im Jahr (Studierende gratis) auf www.steeldoc.ch Die Rechte der Veröffentlichung der Bauten bleiben den Architekten vorbehalten, das Copyright der Fotos liegt bei den Fotografen. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und bei deutlicher Quellenangabe gestattet. STAHLBAU ZENTRUM SCHWEIZ CENTRE SUISSE DE LA CONSTRUCTION METALLIQUE CENTRALE SVIZZERA PER LE COSTRUZIONI IN ACCIAIO SWISS INSTITUTE OF STEEL CONSTRUCTION SZS Stahlbau Zentrum Schweiz Centre suisse de la construction métallique Centro svizzero per la costruzione in acciaio Seefeldstrasse 25 CH-8008 Zürich Tel. 044 261 89 80 Fax 044 262 09 62 info@szs.ch | www.szs.ch