MARKTPLÄTZE whitepaper 2014
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MARKTPLÄTZE whitepaper 2014
TRENDS UND ANALYSEN IM E-COMMERCE map whitepaper MARKTPLÄTZE Manch einem Händler gelten Online-Marktplätze als das gelobte Land. Sie sollen Eintrittshilfe bei der Internationalisierung sein, als Reichweiten-Turbo dienen. Viele sehen es auch als Chance für lokale Händler an. Doch was können Marktplätze wirklich leisten? Welche Anbieter eignen sich für welche Ziele? Wie wird der Einstieg tatsächlich zum Erfolg? Denn für jeden Händler kann das Paradies ganz anders aussehen. Sponsored by Inhalt Wieviel Raum lassen Amazon und Ebay? Vom Marketing der Marktplätze profitieren Über eine gemeinsame Plattform verkaufen – diese Idee erfreut sich nach wie Marktplätze sind in der Regel dazu da, Käufer zu vermitteln. vor großer Beliebtheit. Doch es macht sich Ernüchterung breit. Amazon und Aber das muss nicht alles sein. Händler können auch von Marketingmaßnahmen der Ebay sind so groß geworden, dass viele Shopbetreiber den Eindruck haben, Marktplätze profitieren und über deren Reichweite die eigene Markenbekanntheit an ihnen nicht mehr vorbeizukommen. Und das, obwohl ihnen das Verkaufen erhöhen und an Profilierung gewinnen. Die Anbieter setzen dabei auf keinen Spaß mehr macht. unterschiedliche Konzepte. 04 14 Die Macht der Marktplätze: Freund oder Feind? Helfer für den internationalen Verkauf Amazon, Ebay und Co stehen mittlerweile für zwei Drittel der Umsätze im Ob es Rheingau-Wein ist oder ein Dirndl zum Oktoberfest: Wer seine Waren einem E-Commerce. Diese Meldung hätte in Händlerkreisen vor wenigen Jahren noch internationalen Publikum anbieten will, kann dafür zunehmend Online-Marktplätze positive Reaktionen hervorgerufen. Doch inzwischen wollen sich viele Händler nutzen. Der internationale Handel wird dort immer intensiver und hat noch von den Riesen emanzipieren. Doch die vier wesentlichen Lösungsansätze der reichlich Potenzial. Die Marktplätze rüsten deshalb mit Services sowie Angeboten E-Commerce-Beratung greifen jeweils zu kurz. für deutsche Händler auf. Können Marktplätze den lokalen Handel retten? 06 16 Mobile ist noch nicht selbstverständlich Anzeige Einkaufen über Smartphones und Tablets ist längst zur Selbstverständlichkeit Es sagt sich so leicht: Die kleinen, lokalen Händler müssen die Zeichen der Zeit erkennen und endlich den E-Commerce für sich erschließen. Müssen Multichan- geworden. Auch kleine Händler haben mittlerweile die Möglichkeit, ihre Kunden nel-, ach was: Omnichannel-Strategien entwickeln, wenn sie nicht an die Wand mobil zu erreichen - über Online-Marktplätze, die ihre Websites entsprechend gedrückt werden wollen. Aber wie geht das am besten? optimiert haben oder mobile Apps anbieten. 08 kleidoo-Chef Rahim: „Wir haben sehr viel vor!“ Warum ein Boykott den Marken schadet Einen „Stadtbummel online“, durch virtuelle Boutiquen mit coolen Designs und Nach wie vor beschäftigt sich das Bundeskartellamt mit Markenherstellern, angesagten Marken - das bietet der Online-Marktplatz kleidoo. Gründer Aranga die versuchen, Händlern den Vertrieb ihrer Artikel auf Online-Marktplätzen Rahim erklärt im Interview, wo die Reise hingeht und was lokale Händler – aber wie Ebay und Amazon Marketplace zu untersagen. Das sehen nicht nur auch Marken – davon haben. Kartellwächter kritisch. 10 18 20 Was Einsteiger beachten sollten Buchauszug: Chancen für regionale Händler Insbesondere der stationäre Handel steht vor der großen Herausforderung, Wer erst einmal schauen will, wie sich das mit dem Onlinegeschäft so anlässt, eine Multichannel-Strategie zu definieren. Und das geht für Einsteiger am kann sich die Bekanntheit von Marktplätzen zu Nutze machen. Sybille Wilhelm, einfachsten über Marktplätze. etailment hat die wichtigsten Tipps zusammenge- E-Commerce-Expertin beim Wirtschaftsmagazin “Der Handel” und stellt, mit denen man bei großen und aber auch kleinen Marktplätzen erfolgreich etailment-Autorin, zeigt in ihrem Buch diese und andere Chancen für agieren kann. 12 regionale Händler auf. Impressum etailment whitepaper Deutscher Fachverlag GmbH Postadresse: 60264 Frankfurt am Main Internet: www.etailment.de, E-Mail: info@etailment.de Telefon: (069) 7595-01, Fax: (069) 7595-2999 Redaktionsleitung: Olaf Kolbrück Tel: (-2891) Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Klaus Janke, Karsten Werner Art Direktor: Ingo Götze Media Sales: Larissa Chichowski Tel: (-1207) 22 03 Editorial Olaf Kolbrück Märkte und Magneten Millionen potenzieller zusätzlicher Kunden. Die verspricht sich beispielsweise Rico Kretschel, Inhaber von NeueTischkultur.de, von einem ansehnlichen eigenen Shop bei eBay. Damit steht er nicht alleine da. Schließlich erobern die Marktplätze, das belegte jüngst auch eine Studie des Branchenverbands bevh, immer weitere Marktanteile im Online-Geschäft. Kein Wunder also, dass auch große Marken die Nähe der großen Magneten suchen. Manch einem Markenherstellern aber sind die Online-Marktplätze auch ein Dorn im Auge. Doch wenn Marken ihren Händlern den Verkauf verbieten wollen, machen sie womöglich die Rechnung ohne den Kunden. Denn der wird zunehmend auch von Spezialisten gut versorgt, die einzelnen Branchen oder Regionen ein virtuelles Ladenlokal unter einer Dachmarke bieten. Sei es beispielsweise Atalanda, das die Produkte lokaler Händler einer Stadt bündelt, oder seien es Anbieter wie der Marktplatz kleidoo, der mittelständischen Händlern für Mode eine Option bietet, wenn diese sich nicht mit eigenen Webshops in die digitale Welt wagen wollen. Obendrein drängen auch Anbieter wie Otto-Sporthändler Sportscheck oder das B2B-System Bepado mit eigenen Marktplatz-Angeboten in das Wachstumssegment. Derlei Anbieter locken auch damit, dass sie gerade kleinen Händlern einen Großteil der Komplexität des Onlinegeschäfts abnehmen und neue Kundengruppen erschließen helfen. Ob sie damit das Zeug zum Retter des stationären Handels haben? Sie alle wollen auch davon profitieren, dass den Reichweiten-Giganten wie Amazon und eBay vielfach unterstellt wird, an einem echten Interessenausgleich mit den Händlern nicht mehr interessiert zu sein. Diese Meinung muss man nicht teilen. So will die Fachhandelsorganisation Aetka für ihre 2000 angeschlossenen IT- und TK-Geschäfte nach und nach einen einheitlichen Marktplatz bei eBay anlegen. Die Entscheidung dürfte sich Aetka-Vorstand Uwe Bauer nicht leicht gemacht haben. Denn jedes System hat seine Stärken und Schwächen, nicht jedes Modell passt zu jedem Händler. Dieses whitepaper soll Händlern helfen, ihren Weg zum Kunden auf dem Markplatz Internet zu finden. Denn der wächst – so oder so. Ihr Olaf Kolbrück Sponsored by 04 Wieviel Raum lassen Amazon und Ebay? Über eine gemeinsame Plattform verkaufen – diese Idee erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Doch es macht sich auch Ernüchterung breit. Amazon und Ebay sind so groß geworden, dass viele Shopbetreiber den Eindruck haben, an ihnen nicht mehr vorbeizukommen. Und das, obwohl ihnen das Verkaufen über den Amazon Marktplace oder Ebay schon lange keinen Spaß mehr macht. D ass große E-Commerce-Anbieter wie Sportscheck und Spartoo – und zuvor viele weitere Player wie Amazon und Zalando – ihre Website auch für Marktplätze öffnen, verwundert nicht. Es geht hier um die Ausweitung des Portfolios. Je mehr ich anzubieten habe, desto relevanter werde ich für Kunden. In diesem Fall gilt auf jeden Fall „Size matters“, um gegenüber Amazon oder Otto überhaupt in den Relevant Set der Kunden zu kommen. eine gemeinsame Plattform verkaufen – diese Idee erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Auch das B2B-System Bepado, ursprünglich zur Vernetzung der Händler untereinander konzipiert, will gegenüber Endkunden als Marktplatz auftreten und mittelfristig zur Nummer 3 hinter Amazon und Ebay avancieren. Sehr interessant dürfte zudem Genialokal.de werden: Über diese gemeinsame Plattform will die Buchhandels-Genossenschaft eBuch ab Herbst das Onlinegeschäft ihrer 600 Mitglieder, aber auch externer Interessenten bündeln. Natürlich kann es dabei leicht dazu kommen, dass Anbieter auf dem Marktplatz den Marktplatzbetreiber selbst preislich unterbieten. Man wunderte sich anfangs ja, wie souverän Amazon auf dem Marketplace Angebote von CDs und (gebrauchten) Büchern zuließ, die deutlich günstiger waren als das „offizielle“ Angebot. Aber dass Amazon hier im Vergleich immer schlecht aussieht, spielt letztlich keine Rolle: Amazon traut den Kunden zu, die günstigeren Angebote ohnehin irgendwo aufzufinden – dann doch lieber auf der eigenen Plattform, wo eine Provision anfällt. Sponsored by Aufbruchstimmung in neuen Nischen Und wie sieht es aufseiten der Shop-Betreiber aus? Sie sind meist auf Marktplätze angewiesen, wenn sie eine relevante Reichweite erzielen wollen. Und anfangs klang sie ja auch sehr sympathisch und „Grass Roots“-mäßig, die Vorstellung, über Marktplätze plötzlich alles und jeden erreichen kann, darüber auch in Nischen, im Longtail noch ordentlich Geschäft zu machen, das man im stationären Geschäft nie erreichen würde. Aber natürlich ist hier längst eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Amazon und Ebay sind so groß geworden, dass viele Shopbetreiber den Eindruck haben, an ihnen nicht mehr vorbeizukommen. Und das, obwohl ihnen das Verkaufen über den Amazon Marktplace oder Ebay schon lange keinen Spaß mehr macht. Weil eben alle da sind, und der „Terror der Vergleichbarkeit“ allgegenwärtig ist. Zudem nerven die beiden E-CommerceRiesen mit hohen Anforderungen an die teilnehmenden Shops, mit ständigen technischen Änderungen und Geschäftsbedingungen. Es ist ein mühsames Geschäft geworden. Und Amazon und Ebay haben, klagfen Händler, auch kein Interesse mehr, den angeschlossenen Händlern besonders entgegenkommen. Sie müssen es nicht mehr. Sie verbuchen bereits zwei Drittel der Umsätze im E-Commerce für sich, Tendenz steigend. 05 Aber wie attraktiv sind die Alternativen? Der Erfolg einer Neugründung wie Genialokal.de wird immer in erster Linie davon abhängen, wie viel Marketinggeld vorhanden ist, um die Marke bekannt zu machen. Und wahrlich, der Vorsprung von Amazon und Ebay ist gigantisch. Und selbst wenn eine kleine Marktplatzmarke eine gewisse Bekanntheit aufgebaut hat und Sympathiewerte verbucht - es ist so bequem, einfach Amazon und Ebay aufzurufen, da ist man registriert, da kennt man die Bedingungen, ab dafür. Naheliegend daher, das Konzept für eine gemeinsame Verkaufsplattform gleich als Ebay-Shop anzulegen. So verfährt die Fachhandelsorganisation Aetka. Sie will für ihre 2000 angeschlossenen IT- und TKGeschäfte nach und nach einen einheitlichen Marktplatz bei Ebay anlegen. Aktuell sind laut Channel Partner 20 Geschäfte mit eigenen Markenshops vertreten. Dennoch bieten auch kleinere Marktplatzkonzepte weiterhin Chancen. Vor allem in zwei Bereichen ist das möglich: Wer mit Mode, Schmuck, Design oder Lebensmittel eine spitze, spezialisierte Klientel ansprechen will, kann mit Online-Marktplätzen gut fahren. Der Vorteil liegt nicht nur in der Bündelung exklusiver Angebote, sondern auch in der Aufmachung des Marktplatzes. Natürlich können Amazon und Ebay bei den meisten Produktwünschen ebenfalls „weiterhelfen“ (Amazon hat in den USA gerade sogar einen speziellen Marktplatz für seltene Münzen gestartet), aber die optische Einkaufsumgebung spielt gerade bei Luxusprodukten eine wichtige Rolle. Und Marktplätze mit sehr individuellen Produkten oder Selbstgemachtem (Etsy oder Dawanda) profitieren obendrein von einer gewissen Anti-MainstreamIdeologie der Kunden. Die Spezialisten-Marktplätze sind dann besonders gut, wenn sie es schaffen, eine komplette, in sich stimmige Einkaufswelt zu schaffen. Dann empfindet man ihn wirlich, den „Stadtbummel online“, den der Modemarktplatz Kleidoo verspricht. In- Aetka mischt bei Ebay mit (li.). Über Hierbeidir verkaufen Düsseldorfer Händler (Mitte), Yatego positioniert sich auch als lokaler Marktplatz Sponsored by teressant, wenn auch teuer, ist auch die Strategie, zusätzliche Informationen zu bieten, also das vielbeschworene Content Marketing. Diesen Weg geht der DHL-Marktplatz Meinpaket. de, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Auf der Website gibt es redaktionelle Beiträge zu konsumnahen Themen, etwa zur korrekten Zubereitung von Reis oder zur perfekten Ausstattung für einen perfekten Fußballabend. Das größte Potenzial für Online-Marktplätze dürfte bei den lokalen Händlern liegen. Immer wieder werden sie aufgefordert, sich endlich Multichannel-Strategien auszudenken, um sich gegen die Onlinekonkurrenz zu behaupten. Sollte der stationäre lokale Handel wirklich in großem Stil ins E-CommerceZeitalter aufbrechen, dann werden Marktplätze dabei eine ganz große Rolle spielen. Die meisten der Konzepte, häufig von Genossenschaften wie eben eBuch oder Verbundgruppen angestoßen, versuchen, Online- und stationäres Geschäft zu verbinden. Beispiel: Hierbeidir, ein Marktplatz für lokale Händler, den ein Düsseldorfer Startup gelauncht hat. Hier bestellt der Kunde online, und noch am selben Tag bringt der Fahrradkurier die Ware, die von einem stationären Händler am Ort kommt. 06 Die Macht der Marktplätze: Freund oder Feind? Marktplätze stehen mittlerweile für den Löwenanteil der Umsätze im E-Commerce. Diese Meldung hätte in Händlerkreisen vor wenigen Jahren noch positive Reaktionen hervorgerufen. Doch inzwischen wollen sich viele Händler von den Riesen emanzipieren. Doch die vier wesentlichen Lösungsansätze greifen jeweils zu kurz. S o war das einst. Die Boulevard-Presse feierte Powerseller-Erfolgsgeschichten mit der Schlagzeile “Vom Hobby zum Existenzgründer”. Heute erscheinen auf großen Marktplätzen die Risiken größer als die Chancen, weshalb in Händlerforen derweil regelmäßig die Frage nach Marktplatz-Alternativen und „Geheimtipps“ gestellt wird: Was tun, um unabhängiger werden zu können? Zum einen erfährt der Ratschlag von einer Flucht in Nischensortimente gerade eine Renaissance. Was in den jeweiligen Beratungsansätzen jedoch gern verschwiegen wird: So viele rentable Nischen kann es gar nicht geben, als dass sich das Gros der Marktplatz-Händler, das einst vom Massengeschäft auf den großen Plattformen profitiert hat und mit diesen gewachsen ist, letztlich davon wirklich profitieren könnte. Durch die Oligopolbildung im Marktplatz-Geschäft der vergangenen Jahre fühlen sich immer mehr Händler von den großen Plattformen gegängelt und eingeschränkt: Gebührenerhöhungen, Käuferschutz, Versäumnisse und zögerliche Nachbesserung beim Händlerschutz gegen Betrugsmaschen der Käufer (Gebotsabschirmung), PayPal-Sicherheitslücken, Kampf gegen wettbewerbswidrige Klauseln (Preisparität). Um nur einige Beispiele zu nennen. Allgemeiner Tenor in Händlerkreisen: Sich um die fortlaufende Flut an Änderungen, Anpassungen und „Neuausrichtungen“ von Amazon und Ebay im Detail zu kümmern, stellt für sich allein schon einen Vollzeitjob dar. Und ein Ende dieser Entwicklung scheint nicht in Sicht. Die Marktplatzriesen verhandeln mit den großen Retailern und Markenartiklern und kriegen diese, nach langem Zögern und Zaudern, auch mittlerweile ins Boot geholt: An der Reichweite, dem Verbrauchervertrauen und der Bekanntheit der großen Plattformen scheint gerade niemand vorbei zukommen. 2. Markenbildung durch Shop-Optimierung? Das Internet beschert dem Distanzhandel zwei Dinge: Die erwähnte Oligopolbildung auf der Seite der Anbieter und auf der Seite der Nachfrager vor allem eines: Bequemlichkeit. Verlässt irgendein Nutzer den Amazon-Marketplace oder Ebay, um zu überprüfen, ob ein Shop-Betreiber einen Artikel vielleicht „zu Hause“ billiger anbietet? Und wenn ja, meldet er sich dann dort tatsächlich extra an, um seine Order zu platzieren? Nein. Egal, wie toll die Seite gestaltet ist, wie mobil, wie responsive, egal wie Conversion-optimiert der Check-Out-Prozess ist, egal wie gut ein Trusted Shop-Siegel platziert wurde: Es interessiert niemanden: Wer über die Marktplätze kommt, der kauft in der Regel auf auch auf den Marktplätzen. Da ist man als Verbraucher bereits angemeldet und bereits eingeloggt. Da wähnt man seine Daten in sicheren Händen und da kennt man seine „Siegel“: den Ebay-Käuferschutz und Amazons A-Z-Garantie. Die Folge für kleinere Händler? Noch mehr Wettbewerbsdruck und noch geringere Sichtbarkeit durch Markenpräsenzen großer Marken und Retailer. Die Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie in der digitalen Welt gelten schließlich nicht nur in der Kundenbeziehung von Online-Medien zu Lesern, sondern auch in der von Händlern zu Verbrauchern: Mit zunehmender Marktmacht einiger weniger Player werden kleinere Akteure immer unsichtbarer. Mehr Unabhängigkeit von Amazon und Ebay: Die Lösungsansätze greifen zu kurz Um sich neben direkten Wettbewerbern, Markenartiklern und Pure Playern, die sich auf den großen Plattformen tummeln, weiterhin positionieren zu können, lassen sich in der E-Commerce-Fachwelt schwerpunktmäßig vier wesentliche Lösungsansätze ausmachen, um Händler zukunftsttauglich zu machen. Einzeln betrachtet, greift jeder für sich zu kurz. 1. Sinus-Milieu: Von einer Flucht in Nischensortimente können nur wenige Händler profitieren Sponsored by Alles andere ist im Kontext „Macht der Marktplätze“ letztlich nur als Marketing von „Conversion-Optimierern“ und „Shop-Zertifizierern“, oder Pseudo-Nutzwert, den Fachmedien suggerieren: Die Masse der Verbraucher shoppt auf den großen Marktplätzen, so dass letztlich nur deren Prozesse und Garantien relevant sind und entsprechende Händlerbemühungen letztlich gar nicht mehr bedeutend sind: Etwaige Differenzierungsvorteile des einzelnen Shopbetreibers werden auf Verbraucherseite im Marktplatz-Kontext ja gar nicht mehr als soche erkannt. 3. Reichweitenerhöhung durch Marktplatzalternativen: Wo der Longtail sich in den Schwanz beißt Das Schöne an der Longtail-Theorie? Man glaubt einfach gern an sie. Die große Chance. Für jeden: Am Konzentrationsprozess vorbei arbeiten und sich dem Wettlauf um Wachstum und entsprechende Skaleneffekte entziehen zu können. Hurra. Deshalb wird auch für Händler mit dem langen Schwanz gewedelt: Vertriebssysteme, wie das von ehemaligen Ebay-Mitarbeitern entwickelte Sumonet locken hier: Mit Einmalaufwand 180 alternative Marktplätze gleichzeitig bespielen. Sich und 07 seine Produkte mit ein paar Klicks in jeden Winkel und jede Nischen-Plattform des Internets bringen? Das klingt super, aber ein Blick auf die entsprechende Marktplatzliste sorgt für Ernüchterung: Hier findet lediglich Reichweitenerhöhung ins „Niemandsland des Online-Handels“ statt. Es kann dabei durchaus sein, dass derlei Angebote aus SEO-Gesichtspunkten für Händler interessant sind, da man auf vielen kleineren Marktplätzen auch seinen Shop direkt verlinken kann, oder aber weil der Google-Shopping-Algorithmus zufällig ein besonderes Herz für den einen oder anderen Marktplatz (z.B. Hood) hat. Aber erwartet darüber tatsächlich jemand relevante Umsätze? 4. Händler werden zu Medien: Kundenbindung 2.0 für den Händler von heute? Auch ein vermeintlich guter Lösungsansatz: Auf allen Kanälen präsent sein, um potenzielle Kunden abzuholen. Bevor es diese sich auf den großen Marktplätzen gemütlich gemacht haben. Produktpolitisch und kommunikationspolitisch aus allen Rohren feuern: Selber packen was man kann, zusätzlich Masse durch Fulfillment-Dienstleister generieren und obendrauf noch Mittlerprovisionen abgreifen: auch als Drop-Shipper auftreten und zudem mit Werbekostenerstattungen (Affiliates) arbeiten. Mitnehmen was geht. „Nebenbei“ in allen sozialen Netzwerken und über ein eigenes Blog mit den eigenen Produkten (und den jeweiligen Partnerlinks) präsent sein und über diese Kanäle auch zielgruppenrelevante News streuen und eigene nutzwertige Beiträge veröffentlichen... Kundenbindung 2.0 für den Händler von heute? Durch Omnipräsenz? Kurzfristig ist das vielleicht hilfreich. Wie lange aber werden sich Verbraucher damit befassen, bis sie „überladen“ und gelangweilt letztlich doch wieder einfach bei Ebay und Amazon einkehren? Nun ist das grundätzlich natürlich kein schlechter Ansatz, wer es sich derlei Aufwand leisten will und kann und solche Prozesse im Rahmen einer klaren Wachstumsstrategie konsequent angeht, der kann durchaus davon profitieren. Es ist aber keine Lösung für jedermann. Man muss sie sich leisten können. Zum anderen ist längst nicht sicher, ob derlei Maßnahmen sich verbraucherseitig nicht mittelfristig auch wieder abnutzen werden. Fazit zu den Lösungsansätzen: Eine echte Exit-Strategie kann es für Händler nicht geben. Sponsored by Ebay ist die Nummer 2 im Markt (Grafik: Statista) Was geht dann noch? Kombiniert man aber einzelne Ansätze aus 1. bis 4., dann kann das natürlich im Rahmen einer entprechenden Wachstumsstrategie zielführend sein. In der Einzelbetrachtung greift jedoch Maßnahme jede für sich zu kurz. Man kommt an Ebay und Amazon aktuell nicht vorbei, weil sie die erste Anlaufstelle für Verbraucher sind. Und im Umfeld dieser „totalen Preisdifferenz“ und des „totalen Wettbewerbs“ innerhalb der Marktplätze allein, können Händler schon lange nicht mehr organisch wachsen. Für ein Mehr an Autonomie ist somit wichtig, seine Rolle und Position als Händler im Rahmen der strategischen Planung der großen Marktplätze neu zu verstehen und zu bewerten. 08 Können Marktplätze den lokalen Handel retten? Es sagt sich so leicht: Die kleinen, lokalen Händler müssen die Zeichen der Zeit erkennen und endlich den E-Commerce für sich erschließen. Müssen Multichannel-, ach was: OmnichannelStrategien entwickeln, wenn sie nicht an die Wand gedrückt werden wollen. Aber wie geht das am besten? Eine Antwort können die verschiedenen Formen von Marktplätzen sein. D as Prinzip von Simply Local: Interessierte Kunden sollen sich im Marktplatz quasi virtuell in ihrer eigenen Stadt bewegen. Sie schauen sich Produkte, Preise und Dienstleistungen der angeschlossenen Händler an und erfahren, ob und wo sie diese noch am selben Tag stationär kaufen können oder ob eine Online-Reservierung oder -Bestellung möglich ist. Händler, die ihre Produkte einstellen, können auf sämtliche E-Commerce-Services von Simply Local zurückgreifen. Der Kauf vor Ort soll jedoch im Vordergrund stehen: „Ist das gewünschte Produkt nicht in der Nähe verfügbar, liefert Simply Local Informationen, welcher Online-Shop das Produkt im Sortiment hat“, heißt es auf der Website. Hinter Simply Local steht Xplace, ein Anbieter von interaktiver Kundeninformation, Kiosk-Technologie und Digital Signage am PoS. der angeschlossenen Läden jeweils ein Aufkleber mit SimplyLocal-Logo und einem QR-Code angebracht werden, über den man online zum Geschäft gelangt. „So ermöglichen wir Interessenten vor Ort auch außerhalb der Öffnungszeiten den Zugang zum Händler“, erklärt Volland. Starten soll Simply Local im Juli. Zum Launch rechnet Michael Volland, Geschäftsführer von Xplace, mit 3500 bis 4000 angeschlossenen Geschäften. Die meisten gehören zu großen Handelsketten, für die Xplace auch bislang schon als Dienstleister tätig ist. Es sollen aber auch zunehmend einzelne kleine Händler einbezogen. „Hier werden wir vom Vertriebsnetz der Zeitungen profitieren können“, so Volland gegenüber etailment. Neben bestehenden Kooperationspartnern sei Simply Local mit weiteren in Verhandlung. Verkaufen über Verbünde: Höhe Reichweite und individueller Auftritt Ein geeigneter Marktplatz kann schnell gefunden sein, wenn man einer Verbundgruppe oder einer ähnlichen Organisation angeschlossen ist. Diese stehen stehen vor einem gewissen Dilemma: Auf der einen Seite sehen sie sich von ihren Mitgliedsunternehmen gefordert, attraktive Lösungen für den Aufbruch ins Online-Zeitalter zu entwickeln. Auf der anderen Seite scheuen sie sich, diese allzu offensiv voranzutreiben, weil es im Verbund immer auch Mitglieder gibt, die Online-Konkurrenz fürchten. Das Spektrum der Angebotsformen reicht von zentralen Shops für alle angeschlossenen Mitglieder bis hin zu dezentralen Marktplätzen, die über eine gemeinsame Plattform den Kontakt zu den einzelnen Händlern herstellen. Beispiel: Die Handelskooperation ANWR hat für ihre 4200 angeschlossenen Schuhgeschäfte im Frühjahr 2013 die Online-Plattform Schuhe.de eröffnet. Sie bietet eine zentrale Suche nach bestimmten Schuhen, zeigt den Interessenten Zum Start werden Kunden Artikel reservieren und vor Ort beim Händler abholen können. „Same-Day-Delivery werden wir dann ab Herbst anbieten“, so Volland. Dazu sei man mit den Kurierdiensten Tiramizoo und My Lorry in Verhandlungen. Händler zahlen eine Monatspauschale von 39 Euro und für Transaktionen zwischen 3 und 9 Prozent an Simply Local. Für Werbung werden die Zeitungsverlage sorgen, aber auch weitere lokale Maßnahmen. So soll an den Schaufenstern Marktplätze mit speziellen Zielen: Cap d‘Oro und kleidoo Sponsored by Amazon und Co: Anonym und preisaggressiv Simply Local ist nur eine Möglichkeit von vielen. Die Zahl der Online-Marktplätze wächst, und wer als lokaler Händler mitmischen, sich aber nicht verzetteln will, muss eine zusammenhängende Strategie entwickeln. Der einfachste Weg ins Netz sind die Marktplätze der großen Anbieter wie Amazon, Ebay, Rakuten, Meinpaket (DHL), Hitmeister oder Yatego. Der Vorteil liegt bei dieser Lösung auf der Hand: Hohe Reichweiten durch die Bekanntheit der Marken. 09 stationäre Händler in der Nähe, die das Produkt führen, und leiten Online-Kaufwillige an die Shops der angeschlossenen Händler weiter. Auf diese Weise können die Händler einen weiten Käuferkreis erreichen, gleichzeitig aber individuell auftreten und neben dem Onlinegeschäft auch auf die stationären Läden aufmerksam machen. Der Vorteil von Schuhe.de: Auch wer keinen eigenen Webshop betreiben will, kann sich hier mit seinem Laden über die Produktsuche präsentieren. Strategisches Ziel von Schuhe.de ist der gleichberechtigte Auftritt von Offline und Online. Virtueller Stadtbummel Wer keinem Verbund angehört, hat für seine Marktplatzstrategie zwei grundsätzliche Optionen: Entweder er definiert sich in erster Linie über sein lokales Umfeld und macht keine Anstrengungen, darüber hinaus Interessenten anzusprechen. Oder er schließt sich einem branchenspezifischen, überregionalen Marktplatz an. Im ersten Fall bieten sich spezielle lokale Marktplätze an. Ein Beispiel ist Schanzenport.de. Hier haben sich seit Ende 2011 insgesamt 44 Händler und sonstige Anbieter aus dem Gebiet rund um das Hamburger Schanzenviertel zusammengetan. Das Spektrum reicht von der Modeboutique über Fotografen und Designer bis hin zum Biomarkt und Plattenladen. Ein eigener Onlineshop ist dabei kein Muss. Nachteil einer solchen Lösung: Häufig sind den Bewohnern bestimmter Viertel oder auch kleiner Städte die dortigen Läden ohnehin bekannt - neues Potenzial wird nicht erschlossen. Die Kosten sind allerdings auch gering, da kein gemeinsames Bestell-, Auslieferungs- oder Abrechnungssystem besteht. Mehr Neukundenpotenzial bieten branchenspezifische Marktplätze. Im Modebereich sind dies Anbieter wie Kleidoo („mein Stadtbummel online!“) eine Option. Kleidoo liefert für die Händler die Abwicklung des Bezahlprozesses und besorgt Eigenständiger Ansatz: Simply Local und Schuhe.de Sponsored by die fotografische Aufbereitung der Produkte. Versand und Retouren sind Sache der Händler. Branchenspezifischen Marktplätzen sind selbstverständlich keine Grenzen gesetzt. Die internationale Modeplattform Farfetch.com in London vereint rund 300 Designer-Boutiquen aus 25 Ländern, darunter rund 20 aus Deutschland. Wer bei Farfetch.com dabei sein will, muss einfach nur seine Homepage mit der Plattform verlinken. Farfetch.com bietet einen Rundum-Service von der Logistik bis zum Bezahlsystem. Die Partner-Stores machen im Durchschnitt 30 Prozent ihres Umsatzes online über Farfetch.com, und 70 Prozent stationär. Eine spezifisch deutsche Seite ist für 2015 geplant. Bestellung beim Händler, Lieferung vom Fachhandel Ein anderes Marktplatz-System will der Dienstleister Gaxsys entwickeln. Er ermöglicht es Markenartiklern, Waren über das Netz zu verkaufen, die Auslieferung und Retourenabwicklung aber Fachhandelspartner vor Ort zu überlassen. Gaxsys demonstriert das Prinzip mit Cap d‘Oro, einem Marktplatz für Schmuck und Uhren. Auf diese Weise wird sehr einfach eine kostengünstige und umweltfreundliche Same-Day-Delivery möglich. Der stationäre Handel wird einbezogen, und er kann auch insofern profitieren, als der Besteller die georderte Ware natürlich auch im Laden vor Ort abholen kann und sich vielleicht auch für weitere Artikel interessiert. „Cap d‘Oro verbindet die Vorteile des Fachhandels und die Annehmlichkeiten des Internet-Versands“, heißt es auf der Website. Das Charmante an vielen Modellen: Sie verbinden die ECommerce- und die stationäre Welt, statt sie gegeneinader auszuspielen. Die Plattformen dienen als Link zum Onlineshop des Händlers als auch als Werbemedium für das stationäre Geschäft. 10 kleidoo-Chef Rahim: „Wir haben sehr viel vor!“ Einen „Stadtbummel online“, durch viele virtuelle Boutiquen mit coolen Designs und angesagten Marken - das bietet der Online-Marktplatz kleidoo. Aranga Rahim, Gründer und Geschäftsführer von kleidoo, erklärt im etailment-Interview, wo die Reise hingeht und welche Vorteile die Händler erwarten können. H err Rahim, Sie kündigen für den Mode-Marktplatz kleidoo im Herbst eine Marken- und Marketing-Offensive an. Was ist geplant? Aranga Rahim: Zum einen wollen wir kleidoo nicht nur – wie bislang – für Händler öffnen, sondern auch für Marken. Wir sind mit sehr vielen renommierten Brands im Gespräch. Im Herbst werden einige große Marken auf der Plattform integriert. Davon sind einige schon bereit, andere sind in der Vorbereitung für die Integration. Gleichzeitig wird kleidoo mit einem deutlich erweiterten Paket an Werbemaßnahmen seine Bekanntheit steigern. Dazu werden neben Online- auch Offline-Kampagnen gehören, die modebegeisterte Kunden so noch nicht gesehen oder erlebt haben. Auf diese Weise wird die nächste Expansionsstufe von kleidoo eingeleitet. Wir haben sehr viel vor! kleidoo ist vor rund zwei Jahren als Marktplatz für Trend- und Premiummode gestartet. Wie viele Händler sind mittlerweile an Bord? Aranga Rahim: Angeschlossen sind rund 100 deutsche Shops, wobei etwa ein Viertel in Hamburg angesiedelt ist, Dort befindet sich auch unser Unternehmenssitz. Wir wollen vor allem schönen, ambitionierten Boutiquen die Möglichkeit eröffnen, den E-Commerce als weiteren erfolgreichen Distributionskanal zu nutzen und sich authentisch zu präsentieren. Warum sollten sich Händler kleidoo anschließen – und nicht anderen Marktplätzen? Aranga Rahim: Weil kleidoo vor allem ein hochwertiges Umfeld bietet. Bei uns geht es nicht um Masse und Preiskampf wie bei Amazon oder ebay. Wir wollen den Kunden vielmehr durch eine anspruchsvolle Präsentation der Waren und der Shops das Gefühl eines virtuellen Stadtbummels bieten. Wer zu kleidoo kommt, kann echte Marken und Geschäfte erleben, nach gewünschten Brands suchen oder auch einfach durch schöne Boutiquen aus ganz Deutschland bummeln. Das ist auf den großen Marktplätzen ganz anders. Wir stellen darüber hinaus umfangreiche Services für die Händler zur Verfügung. Auf Wunsch bieten wir das All-In-One Paket: vom Fotografieren der Artikel über den Versand bis hin zur In-House Lagerung, Logistik und Retourenabwicklung. Unsere Dienstleistungen können natürlich aber auch separat genutzt werden. Bei erfolgreichem Verkauf erhält kleidoo eine Transaktionsprovision. Mit kleidoo verschafft Aranga Rahim stationären Mode-Händlern ein Standbein im Web Sponsored by Der Kunde bekommt aber Pakete, die mit kleidoo gebrandet sind. Aranga Rahim: Genau. Diese lassen wir den Händlern im Vorfeld zukommen. Bevor das Paket von einem der Lieferdienste aus dem Geschäft abgeholt wird, müssen unsere Partner das Produkt also lediglich einpacken. Welche Anforderungen müssen die Händler auf kleidoo erfüllen? Aranga Rahim: Ihr Markenportfolio muss zu uns passen und das Geschäft sollte auch offline eine gute Figur machen. Ein schönes Geschäft mit ausgewählten Marken macht meiner Meinung nach offline und online Spaß. Wie wichtig ist kleidoo als Absatzkanal für die bislang angeschlossenen Händler? Aranga Rahim: Er wird immer wichtiger. Sie erzielen jetzt schon 20 bis 30 Prozent ihres Umsatzes über uns und unsere Wachstumskurve zeigt, dass das erst der Anfang ist. Sie wollen keinen Preiskampf. Aber wie verhindern Sie, dass zwei Händler den gleichen Artikel zu unterschiedlichen Preisen anbieten? Aranga Rahim: Selbstverständlich kann dies geschehen. Aber wir sind mit den Händlern in engem Kontakt und bislang ist es uns gelungen, spürbare Preisdifferenzen zu vermeiden. Dies wird auch weiterhin so sein. Werden Sie auf dem Marktplatz weiterhin ausschließlich Mode anbieten? Aranga Rahim: Wir wollen deutlich als Modespezialist profiliert bleiben. Das heißt allerdings nicht, dass wir nicht aus dem Bereich Beauty – etwa aus der Kosmetik – Marken als Partner 11 hinzugewinnen. Sie müssen allerdings zum Themenschwerpunkt Mode passen. Wir sind auch hier bereits in konkreten Gesprächen mit bestimmten Brands. Wie sieht denn das typische kleidoo-Klientel aus? Aranga Rahim: Wir sprechen vor allem Frauen von Mitte 20 bis Ende 30 an. Unsere ausgewählten Marken begeistern aber auch viele Menschen außerhalb dieser Zielgruppe. Die Kundinnen sind meist gut gebildet, haben ein gutes Einkommen, leben oft in Großstädten und sind in puncto Mode anspruchsvoll. Sie haben auch Männermode im Programm, allerdings ist das Angebot noch überschaubar. Wird hier künftig mehr passieren? Aranga Rahim: Ja. Wir werden die Herren verstärkt ansprechen. Auch Männer lieben es zunehmend, Mode online einzukaufen. Sie sind nicht zuletzt deswegen eine interessante Zielgruppe, als dass sie weniger retournieren. Außerdem ist deutlich erkennbar, dass auch Frauen zunehmend für Männer online shoppen. Bislang werden die Angebote der einzelnen Händler optisch einheitlich präsentiert. Mit einer solchen Lösung dürften die Marken, die im September mit ihren Shops hinzukommen, nicht zufrieden sein, oder? Aranga Rahim: Nein. Wir werden den Marken die Gelegenheit geben, sich genauso darzustellen, wie sie dies wünschen. Die Brands werden inklusive der mit ihnen verbundenen Emotionen präsentiert und für den Kunden online erlebbar gemacht. Wir werden voraussichtlich Ende Juli in einer Präsentation zeigen, wie die Integration der Marken in etwa aussehen wird. Wie verhindern Sie, dass die Marken mit ihren Shops zur Konkurrenz für die Händler werden? Aranga Rahim: Wir sind prinzipiell bestrebt, online und offline optimal zu verknüpfen und nicht gegeneinander auszuspielen. Das heißt: Bei der Bestellung eines bestimmten Artikels wird dem Kunden, das für Ihn am dichtesten gelegene Geschäft mit dem gewünschten Produkt angezeigt. Dabei soll der Kunde die Wahl haben: Er kann die Ware entweder nach Hause geliefert bekommen oder sie über Click & Collect Sponsored by im Geschäft abholen. Schnell, einfach und umweltfreundlich, denn unsere Produkte nehmen den kürzesten Weg zum Kunden! Auch die Marken werden die Möglichkeit bekommen, ihre Fachhandelspartner in den Regionen einzubinden und die Bestellungen über sie abzuwickeln. Wir werden in einer Testphase ab Herbst diverse Lieferoptionen ausprobieren. Dazu wird im Raum Hamburg auch Same-Day-Delivery gehören. Thema Werbung: kleidoo hat sich mit einem TV-Spot auf TLC gezeigt, einem Kabel-Spartensender für Frauen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Aranga Rahim: TLC ist gerade erst gestartet, daher ist die Reichweite noch begrenzt. Aber wir waren mit den Resultaten zufrieden. Wir werden das Thema Fernsehwerbung noch intensivieren. Ist Media-for-Equity ein Thema? Aranga Rahim: Alles ist möglich. Aber ob wir diesen Weg beschreiten werden, kann ich noch nicht sagen. kleidoo ist jetzt seit zwei Jahren am Markt. Wann werden Sie schwarze Zahlen schreiben? Aranga Rahim: Wir haben unseren Break-even im Blick er steht aber nicht ganz oben auf unserer Agenda. Erst einmal geht es darum, Marktanteile zu gewinnen und die Bekanntheit zu steigern. Wir planen mit unseren Investoren, 2017 die Gewinnzone zu erreichen. Sollten sich andere Ziele jedoch als vorrangig erweisen, kann es auch später werden. Person und Unternehmen: Der Däne Aranga Rahim ist gemeinsam mit seinem Landsmann Feodor Kouznetsov Gründer und Geschäftsführer von kleidoo, dem Online-Marktplatz für Damen-, Herren- und Kindermode. Über kleidoo verkaufen zurzeit rund 100 lokale Boutiquen angesagte Designer- und Premiummode. Das Unternehmen wurde 2012 gegründet, hat seinen Sitz in Hamburg und beschäftigt rund 35 Mitarbeiter. 12 Was Einsteiger beachten sollten! Glaubt man Experten, wird das Interesse von Händlern am Verkauf auf OnlineMarktplätzen künftig noch steigen. Insbesondere der stationäre Handel steht vor der großen Herausforderung, sich im Sinne einer Multichannel-Strategie das E-CommerceGeschäft zu erschließen. Und das geht für Einsteiger am einfachsten über Marktplätze. G anz simpel ist es allerdings auch nicht. etailment hat die wichtigsten Tipps zusammengestellt, mit denen man bei Ebay, Amazon und Co, aber auch auf kleineren Marktplätzen erfolgreich agieren kann. Mittelfristige Strategie definieren: Schnelle Erfolge sind nicht selbstverständlich! Wer auf den Marktplätzen starten will, sollte nicht erwarten, von heute auf morgen über diesen Kanal viel zu verkaufen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist lediglich bei außergewöhnlich günstigen, stark nachgefragten Artikeln auf Ebay und Amazon hoch. Der Regelfall ist ein längerfristiges Arbeiten über positive Bewertungen, Profilierung und vieles mehr. Man sollte vorher festlegen, wie viel Zeit man in den Verkauf investieren kann und will. Bei der getroffenen Entscheidung für bestimmte Marktplätze und Produktportfolios sollte man auch eine Zeitlang bleiben, da die Gefahr besteht, sich zu verzetteln. Auswahl: Nicht nur Reichweite zählt! Wer in den Marktplatzverkauf starten will, erwägt natürlich erst einmal eine Platzierung auf Ebay oder Amazon, weil die beiden Big Player einen großen Vorsprung in puncto Reichweite und Bekanntheit haben. Aber nicht nur die Tatsache, dass dort ein starker Konkurrenz- und Preiskampf herrscht, spricht für eine Sichtung alternativer Angebote. Auch die Konditionen und die Serviceleistungen der Marktplatzbetreiber gestalten sich sehr unterschiedlich. Teilweise bieten die Marktplätze an, die Kundenkommunikation per E-Mail zu übernehmen oder sieben Tage die Woche über eine telefonische Hotline Fragen zu beantworten. Einen umfangreiche Übersicht über das Angebot und die Konditionen der großen Player Ebay, Amazon, Hitmeister, Meinpaket.de, Rakuten und Yatego (Stand November 2013) bietet der Report „Der einfache Einstieg in den E-Commerce“ von Peter Höschl. Präsentation: Professionalität ist Pflicht! Wer bei der optischen oder inhaltlichen Präsentation der Produkte spart, sollte erst gar nicht anfangen. Traut man den eigenen Fähigkeiten in diesem Punkt nicht, kann man prüfen, ob die Marktplatzanbieter anbieten, die Foto- oder Textproduktion zu übernehmen. Ausführliche, faktenreiche Pro- Sponsored by duktbeschreibungen zahlen sich immer aus (auch wenn die Konkurrenz einfach herüberkopieren kann). Wichtig ist es, die Produkte exakt zu benennen und dabei den allgemein üblichen Bezeichnungen zu folgen. Abwandlungen oder Ausschmückungen sorgen nur dafür, dass man schlechter gefunden wird. Was hier genau zu beachten ist, erklärt ebenfalls Peter Höschl (siehe oben) sehr gut. Perfekter Service: Der Kunde ist (immer mehr) König! Wer sich als Verkäufer auf Online-Marktplätze wagt, profitiert in der Regel von dem Vertrauensvorschuss, den diese bei den Kunden genießen. Dafür verpflichten sie die teilnehmenden Shops auf bestimmte Qualitätskriterien in Sachen Produktangebot und Service. Vor allem beim Service muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Anforderungen weiter steigen. Der Kunde versteht nicht, dass ein Anbieter bereits mit Same-Day-Delivery experimentiert, während ein anderer erst dann liefert, wenn er aus dem Urlaub zurück ist. Amazon beispielsweise hätte gern, dass auf dem Marktplace dieselbe Schnelligkeit in der Beantwortung von Kundenanfragen oder in der Retourenabwicklung herrschen wie im eigenen Haus. Wer sich das nicht zutraut – und auch beim gerade am Anfang wichtigen Thema Kulanz keinen Spielraum hat -, sollte das Abenteuer Marktplatz meiden. Ein Ausschluss durch den Marktplatzbetreiber, beispielsweise wegen zu hohen Beschwerdequoten, kostet nicht nur Geld, sondern schadet auch massiv dem Image. Kundenbindung: Wiedersehen macht Freude! Marktplatz-Betreiber sind nicht daran interessiert, dass die Kunden einen allzu engen Kontakt zum einzelnen Shop aufbauen, da sie dann vielleicht dort lieber direkt unter Umgehung des Marktplatzes einkaufen. Amazon etwa verhindert bewusst, dass sich der einzelne angeschlossene Shop mit seiner URL präsentieren kann. Wo dies möglich ist, sollte man den eigenen Shop natürlich bewerben und auch einen persönlichen Kontakt zum Kunden aufbauen. Software: Nicht am falschen Ende sparen! Händler, die in das Marktplatzgeschäft einsteigen, sollten gleich damit rechnen, dass sie bei Erfolg nicht nur auf einem 13 oder zwei, sondern vielleicht auf einer Vielzahl von Plattformen verkaufen werden. In diesem Fall ist es ratsam, eine Software zu verwenden, die die Verkäufe zentral steuert, so dass es reicht, ein Produkt nur einmal einzupflegen. Auf dem Markt sind auch Systeme erhältlich, die Online- und OfflineVerkäufe gleichzeitig verwalten und entsprechend eine umfassende Übersicht über die Warenbestände erlauben. Konkurrenzbeobachtung Kontinuierliche Beobachtung des Wettbewerbs ist auf einem Marktplatz unumgänglich. Meist wird der Aufwand, den Preis- und Präsentationsvergleiche machen, unterschätzt. Marktplatz bedeutet aber gerade das Nebeneinander verschiedener Anbieter. Google hilft übrigens dabei. Wer „site: amazon Verkäufer: xxxx“ in die Suchmaske eingibt, wird direkt auf die AmazonSeite geführt, auf der alle relevanten Infos über den Verkäufer auf einen Blick zu finden sind. Bei der Preiskalkulation sollte man sich am durchschnittlichen Marktpreis orientieren, nicht am günstigsten Anbieter - es wird immer jemanden geben, der sich aus welchen Gründen auch immer fürs Dumping entscheidet. Auch beim Ermitteln des Marktpotenzials für ein bestimmtes Produkt hilft übrigens Google: Man kann das Suchvolumen für bestimmte Stichwörter über das kostenlose Google Adwords Keyword Tool berechnen. Auch Ebay stellt diverse Tools bereit, um optimale Preise ode optimale Verkaufstage für bestimmte Artikel zu ermitteln. Auch Listen der meistbeobachteten Artikeln können wichtige Aufschlüsse liefern. Marketingtools checken: Meist geht noch mehr! Online-Marktplätze bieten meist ein umfangreiches Instrumentarium an Marketingtools an - von Google Adwords bis zum E-Mail-Newsletter. Diese können sinnvoll die eigenen Werbestrategien ergänzen. Hier gibt es kaum Strategien, die als allgemein empfehlenswert gelten. Es gilt: Testen, testen, testen. Sponsored by NeueTischkultur.de schwört auf das Design im eBay-Shop. Komplettangebote für Einsteiger bietet die DHL-Tochter MeinPaket.de 14 Wie Händler vom Marketing der Marktplätze profitieren können Wer über einen Online-Marktplatz verkauft, reiht sich dort in der Regel unter einer Vielzahl ähnlicher Anbieter ein. Man hofft, über das Produkt oder über den Preis aufzufallen und gefunden zu werden. Marktplätze sind in der Regel dazu da, Käufer zu vermitteln. Aber das muss nicht alles sein. Händler können von Marketingmaßnahmen der Marktplätze profitieren. I m Rampenlicht stehen jeweils die Shoppartner, die wöchentlich wechselnd ein Produkt zu einem speziellen Preis anbieten, den „Liebling der Woche“ präsentieren oder eine Marke promoten. Diese Aktionen werden ab Juni auch in den TV-Spots von Moebel.de integriert, die in Zusammenarbeit mit den Partnershops auf den Sendern der Mediengruppe ProSiebenSat1 ausgestrahlt werden. Der Marktplatz, an den rund 150 Onlineshops mit mehr als 500.000 Artikeln angeschlossen sind, bieten diesen verschiedene Mediapakete an. Damit haben kleine und mittelständische Unternehmen die Chance, mit begrenztem Budget überhaupt mal ins Fernsehen zu kommen. Größere Shops wiederum können ihre bestehenden TV-Kampagnen mit Moebel.de verlängern oder auch gleich mehrere Media-Pakete abnehmen. Auf diese Weise können die Shops auf sich aufmerksam machen und neue Möglichkeiten nutzen, um Neu- und Bestandskunden zu erreichen. Den Anfang macht der XXXL-Shop der XXXLutz Unternehmensgruppe -Kette (Neubert, Mann Mobilia, Hiendl). Aber nicht nur der Sprung von Online ins TV ist über Marktplätze möglich, auch eine Präsenz in Printmedien. Zwar hat Ebay das 2007 gestartete „Ebay Magazin“ bereits 2009 wieder eingestellt. Doch Meinpaket.de, der DHL-Marktplatz, gibt nach wie vor zweimal im Jahr das „Meinpaket Magazin“ heraus, für das sich Händler mit ihren Produkten über ein Online-Formular bewerben können. Einstieg in professionelles Marketing Gerade für kleinere Unternehmen ist der Anschluss an einen Marktplatz häufig auch der Einstieg in ein professionelleres Marketing. Sie können spezifische Tools etwa für die Schaltung von Google Adwords oder auch die Erstellung und Sponsored by den Versand von E-Mail-Newslettern nutzen, die ihnen die Marktplätze zur Verfügung stellen. Auch bei der Präsentation der Artikel helfen die Marktplatzbetreiber. Mode-Plattformen wie Kleidoo etwa erstellen für ihre Partner auf Wunsch professionelle Produktbilder und individuelle Artikelbeschreibungen. Zudem beraten viele Marktplätze bei der Einrichtung von mobilen Shops. Interessant kann auch die Teilnahme an einem Bonusprogramm sein, wie es etwa Hitmeister für seine angeschlossenen Shops unterhält. Die Shops können zudem von dem Vertrauensbonus profitieren, den sie durch die Präsenz auf einem renommierten Marktplatz erhalten. Denn dieser sichert sich durch bestimmte Auswahlkriterien schließlich selbst gegen „schwarze Schafe“ ab. Interessant können darüber hinaus bestimmte Gütesiegel sein. So vergibt Meinpaket.de die Auszeichnung „Top-Shop“ für Anbieter mit attraktiven Preisen und versandkostenfreier Lieferung ab 20 Euro, herausragendem Kundenservice und schneller Lieferung sowie aktuellen Markenprodukten und umfassender Produktionformation. Eingebauter Konflikt Natürlich gibt es in puncto Marketing zwischen Marktplatz und Händler immer einen eingebauten Konflikt. Der Marktplatz ist nur geneigt, Budgets bereitzustellen, um die eigene Marke zu pushen. Sie soll für ein attraktives, breites Sortiment stehen, und von dieser Botschaft sollen möglichst viele Shops profitieren. Auch in der optischen Präsentation des Marktplatzes spiegelt sich dieses Interesse häufig wider: Die Markenidentität des Marktplatzes soll sich möglichst überall wiederfinden, der Nutzer soll nicht vergessen, wo er sich eigentlich befindet. Heterogene Präsentationen der einzelnen 15 Shops (die wiederum in deren Interesse liegen) sind da nicht gewünscht. Auch sind Marktplätze manchmal so konzipiert, dass Informationen über die angeschlossenen Onlinehändler erst dann erscheinen, wenn der Nuter schon weit im Bestellvorgang fortgeschritten ist. Man will schließlich verhindern, dass der Nutzer direkt zum Onlinehändler geht, dort bestellt und damit den Marktplatz um die Provision bringt. Plattform „Kollektionen“ eingerichtet. Hier empfehlen Blogger, aber auch private Nutzer Themenwelten mit ausgewählten Produkten. Solche Kollektionen können auch Händler anlegen. Wem es gelingt, mit einer eigenen Kollektion viele Follower anzuziehen oder Kontakt zu prominenten Kuratoren aufzunehmen, kann die Reichweite seines Ebay-Shops schnell steigern. In puncto Präsentation müssen die Marktplätze aber einen Mittelweg finden. Denn herausstechende Angebote, bestimmte „Eye Catcher“, brauchen sie, um in der Präsentation eine langweilige Branchenbuch-Anmutung zu vermeiden. Und es muss ja auch in irgendeiner Form geregelt sein, in welcher Reihenfolge und nach welcher Hierarchisierung Angebote gezeigt werden. Zudem: Für Marktplatzanbieter erschließen sich zusätzliche Erlösquellen, wenn sie ihren Partnershops neben der reinen Präsenz zusätzliche Werbemöglichkeiten anbieten. Ebay etwa hat einen umfangreichen Katalog für die Werbung außerhalb von Ebay und auf Ebay entwickelt. Und immer wieder kommen neue Möglichkeiten hinzu. Im März hat Ebay auch in Deutschland die Social-Shopping- Eine weitere Möglichkeit, die Reichweite eines Marktplatzes zu nutzen, sind exklusive Kooperationen - also Produkte, die entweder speziell für den Verkauf über den Marktplatz kreiert werden oder zumindest nur dort angeboten werden. Das Berliner High-Fashion-Label C‘est Tout geht aktuell diesen Weg. Gründerin Katja Will hat gemeinsam mit Topmodel Eva Padberg eine Kollektion unter dem Namen Ce‘nou entworfen. Dafür hat Ebay ein eigenes Portal geschaffen und wirbt kräftig mit Eva Padberg als Gesicht der Kampagne. Im Gegenzug läuft der Verkauf ausschließlich über Ebay. Für den deutschen Marktplatz ist es nach der Zusammenarbeit mit Guido Maria Kretschmer die zweite High-Fashion-Kooperation. Möbel XXXL wird ins TV verlängert, kleidoo sorgt für professionelle Produktfotos (linke punkten Seite), Eva Padberg erzeugt Aufmerksamkeit bei Ebay und Rakuten bindet Kunden mit Treue- Sponsored by 16 Helfer für den internationalen Verkauf Ob es Rheingau-Wein ist oder ein Dirndl zum Oktoberfest: Wer seine Waren einem internationalen Publikum anbieten will, kann dafür zunehmend Online-Marktplätze nutzen. Der internationale Handel wird dort immer intensiver und hat noch reichlich Potenzial. Die Marktplätze richten sich darauf mit unterschiedlichen Angeboten und Services ein. S o hat sich der französische Online-Schuhhändler Spartoo kürzlich entschlossen, einen Marktplatz für den Verkauf in ganz Europa zu starten. Spartoo ist zurzeit in 20 europäischen Ländern aktiv, bietet rund 50.000 Artikel von 900 Marken an und will über die Marktplatz-Partner sein Portfolio erweitern. „Die Anzahl der Verkäufe, die über Marketplaces erfolgen, steigt kontinuierlich an. Daher ist es ganz natürlich, dass wir in diesem vielversprechenden Sektor präsent sein wollen“, sagt Geschäftsführer Boris Saragaglia. Nach Angaben von Spartoo zählt der Shop bislang monatlich rund 14 Millionen Besucher. Dennoch sucht Spartoo noch deutsche Händler für das Partnerprogramm. Diese müssen mindestens 50 Marken im Portfolio haben und „passende Preise und einen guten Liefer-Service“ bieten (was auch immer damit gemeint ist). Online-Marktplätze werden als erster Schritt auf dem Wege zu einer möglichen Internationalisierung eines Shops empfohlen. Bevor man eine eigene Website und die damit verbundene Infrastruktur in einem anderen Land startet, kann man über einen Marktplatz testen, wie groß das Marktpotenzial überhaupt ist und welche Produkte sich für den internationalen Vertrieb eignen. Unter anderem eignen sich für den internationalen Verkauf folgende Gruppen von Artikeln: International verbreitete und bekannte Artikel, die ein deutscher Händler vergleichsweise preisgünstig anbieten kann Orientierung bietet unter anderem der regelmäßig von Shopanbieter.de veröffentlichte „Internationale E-Commerce Index“, der exemplarische Preisvergleiche für verschiedene Länder anstellt. Im Berichts-PDF finden sich auch nützlich Tipps für die Verkaufsstrategie im Ausland. Laut Shopanbieter.de können die Erlöse bei bestimmten Artikeln im grenzüberschreitenden Geschäft um bis zu 75 Prozent höher sein. Wer mit bestimmten Produkten preisaggressiv auftreten will, fährt mit den großen internationalen Plattformen wie Amazon und Ebay gut. Typisch deutsche Artikel oder Artikel, bei denen Deutschland für eine bestimmte individuelle Qualität bekannt ist Ob es Rheingau-Wein ist oder ein Dirndl zum Oktoberfest: Auch mit deutschen Spezialitäten kann man im internationalen Geschäft punkten. Hier können gute Margen möglich sein. Allerdings sind die Produkte, weil nicht standardisiert, Sponsored by ebay präsentiert sich als Hub für den internationalen Verkauf (oben und rechts) OC&C listet die erfolgreichsten Branchen auf 17 auch sehr erklärungsbedürftig. Es bietet sich hier also unter Umständen an, über kleine, spezialisierte Online-Marktplätze zu verkaufen. Beispiel: Epelia.com ist ein zentraler Marktplatz, auf dem Produzenten, Manufakturen und Direktimporteure aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt Lebensmittel direkt an Endverbraucher verkaufen. Die meisten hier erhältlichen Produkte sind im normalen Lebensmitteleinzelhandel nicht erhältlich. Sehr individuelle Artikel oder Unikate Wer mit Kunst, Schmuck, Antiquitäten oder anderen Unikaten handelt, kann sich ebenfalls sehr gut an ein internationales Publikum richten. Eine interessante Option ist es, einen der rund 120.000 Shops auf dem Marktplatz Dawanda zu eröffnen, der sich auf Individuelles und Selbstgemachtes spezialisiert hat. Dawanda ist 2006 gleich auch in englischer und französischer Sprache gestartet. Im Sommer 2012 folgten niederländische, spanische, italienische und polnische Versionen der Plattform. Auch in diesem Bereich eignen sich spezialisierte Marktplätze gut, vor allem im Bereich von in geringen Auflagen hergestellter Designermodo oder Luxusartikeln. Das Hamburger Unternehmen Luxodo etwa bietet eine internationale Shopping-Plattform für Mode, Lifestyle, Design und Beauty von mittelständischen Unternehmen. Angeschlossen sind rund 60 Händler vor allem aus Deutschland, Österreich und Italien. Der internationaler Handel über Ebay wird intensiver Wie eifrig der grenzüberschreitende Handel bereits läuft, zeigen Zahlen von Ebay. Im vergangenen Jahr haben deutsche Händler über die Plattform in insgesamt 210 Länder verkauft. An der Spitze standen dabei wenig überraschend Österreich und die Schweiz, gefolgt von den Niederlanden und Frankreich. Das meiste Geld gaben die polnischen und tschechischen Ebay-Nutzer beim Einkauf in Deutschland aus. Dahinter liegen die Dänen und Belgier. Global bieten mehr als Sponsored by 80 Prozent der kleinen und mittelständischen Händler ihre Ware grenzüberschreitend auf dem Online-Marktplatz an. Insgesamt werden 22 Prozent des gesamten Handels- und Zahlungsvolumens des Marktplatzes international getätigt. Im 1. Quartal 2014 legte das internationale Volumen um insgesamt 24 Prozent zu. Die deutschen Händler verkaufen ins Ausland vor allem Auto- und Motorradzubehör. Ebay spornt deutsche Händler regelmäßig an, in den internationalen Handel einzusteigen. So wurde im April ein „CrossBorder-Programm“ gestartet, das es Shopbetreibern erlaubt, bis 7. Oktober Artikel ohne Angebotsgebühr und Verkaufsprovision auf den Marktplätzen von Ebay in Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien einzustellen. Das Potenzial für Internationalisierung ist noch groß, der deutsche E-Commerce hat noch Nachholbedarf. Der Exportüberschuss im grenzübergreifenden Online-Handel betrug nach Zahlen der Strategieberatung OC&C lediglich rund 13 Millionen Euro. Damit liegen die deutschen Online-Händler auf Platz 3, weit abgeschlagen hinter den E-Commerce-Profis Großbritannien und USA, deren Überschüsse 869 Millionen beziehungsweise 132 Millionen Euro betragen. Eine Zusammenfassung von Tipps, die für den grenzüberschreitenden Handel auf Marktplätzen nützlich sind, gibt der Autor Peter Höschl mit dem Reader „Der einfache Einstieg in den E-Commerce“ bei shopanbieter.de. 18 Wie mobil sind die Marktplätze wirklich? Einkaufen über Smartphones und Tablets ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Auch kleine Händler haben mittlerweile die Möglichkeit, ihre Kunden mobil zu erreichen über Online-Marktplätze, die ihre Websites entsprechend optimiert haben oder mobile Apps anbieten. Manch einer hilft sogar den Verkäufern mobil weiter. W elche Bedeutung der mobile Verkauf mittlerweile hat, verdeutlichen Zahlen von Ebay für das 1. Quartal. Danach ist das weltweite mobile Handelsund Zahlungsvolumen im Jahresvergleich um 70 Prozent auf insgesamt 11 Milliarden US-Dollar gewachsen. Transaktionen über mobile Anwendungen machen mittlerweile 19 Prozent des gesamten Volumens aus. Über die mobilen Apps gewann Ebay im 1. Quartal etwa 6,5 Millionen Neukunden. „Kein Unternehmen kann es sich heute noch leisten, auf mobile Kanäle zu verzichten“, so Stephan Zoll, Vice President von Ebay Germany. In Deutschland laufen die meisten Verkäufe über die Android-App, die die iPhone-Alternative mittlerweile überholt hat. Mit Blick auf das Wachstum im Mobile Commerce bieten zahlreiche Marktplätze mittlerweile optimierte Websites sowohl für die Tablet- als auch die Smartphone-Nutzung an. Dazu gehören neben Ebay, Amazon und Rakuten unter anderem Yatego, Dawanda und Kleidoo. Der japanische Marktplatzbetreiber Rakuten richtete im vergangenen eine mobile optimierte Website ein. In Deutschland kämen bereits 18 Prozent des Traffics über mobile Endgeräte, gab Rakuten Deutschland im vergangenen November bekannt. Rakuten hatte sich zunächst für eine mobile Website und gegen eine App entschieden, weil damit eine Spezifizierung auf alle Endgeräte nicht notwendig ist. Von der optimierten Seite profitieren natürlich auch die angeschlossenen Händler, deren Shops ebenfalls für die mobile Nutzung angepasst sind. „Wir sehen klare Veränderungen in der Art, wie Konsumenten mit Online-Händlern in Kontakt treten“, so Christian Macht, CEO von Rakuten Deutschland. „Nur vier Jahre nach dem Aufkommen von Apples iPad sind Tablets auf dem Weg dazu, der wichtigste Zugang zum Online-Einkauf zu werden. Die Ebay: Hilft Kunden mobil weiter und mit „Ebay Valet“ (links) auch dem Verkäufer auf die Sprünge Sponsored by 19 größeren Displays von Tablets im Vergleich zu Smartphones legen nahe, dass ,größer‘ hier auch ,besser‘ ist – und dennoch versäumen viele Händler es, ihre Präsenz entsprechend zu optimieren.“ Er beobachte die Entwicklung, dass sich viele E-Commerce-Shopper zunächst auf dem Smartphone über Produkte informieren, tagsüber am Desktop weitere Details recherchieren, um dann abends am Tablet in Ruhe den Einkauf zu tätigen. Für den finalen Einkauf spielen Smartphones eine eher untergeordnete Rolle. Aber es gibt auch große Anbieter, die noch zögern. Steuert man etwa über das iPhone die Plattform Meinpaket.de von DHL an, sieht man einfach nur eine Miniaturversion der Website. Eine nähere Information über die angebotenen Artikel ist nur möglich, wenn man das Bild größer zieht, was aber gleichzeitig die Orientierung auf der Seite erschwert. Ähnlich sieht es bei Hitmeister aus. Verfügt ein Online-Marktplatz über mobil optimierte Websites und Apps, ist der angeschlossene Händler gut beraten, seine eigene Website ebenfalls entsprechend anzupassen. Sollte der Kunde vom Marktplatz aus direkt in den hauseigenen Shop wechseln, wirkt der Übergang andernfalls holprig. Aber es geht es nicht nur darum, den Käufern das mobile Shoppen so einfach wie möglich zu machen. Auch den Verkäufern greifen die Marktplatzbetreiber über mobile Tools unter die Arme. So hat Ebay in den USA gerade die mobile Version seiner Verkaufstools „Ebay Sell For Me“ gelauncht. Die iOSApp nennt sich „Ebay Valet“ und funktioniert als „Diener“ des Verkäufers. Dieser muss über die App nur noch ein Foto hochladen und einen Text zum Artikel eingeben. Den Rest erledigt das Tool von selbst: Der Verkäufer bekommt eine Spanne für den Verkaufspreis vorgeschlagen, der Artikel wird gelistet, und auf Wunsch erhält der Seller einen Versandaufkleber oder gleich eine vorfrankierte Box für den Versand. Ebenfalls über die App kann er dann den weiteren Verkaufsprozess verfolgen. Die App von Rakuten (links) bietet zahlreiche Funktionen. Mit der Hitmeister-App kann man Produkte scannen und so im Marktplatz finden Sponsored by 20 Warum sich Markenartikler mit einem Boykott selbst schaden Nach wie vor beschäftigt sich das Bundeskartellamt in Bonn mit den Sportartikelherstellern Asics und Adidas. Beide versuchen, Händlern den Vertrieb ihrer Artikel auf Online-Marktplätzen wie Ebay und Amazon Marketplace zu untersagen. Solch ein Verbot sehen nicht nur die Kartellwächter kritisch. N ach einer ersten Bewertung, die die Behörde im April veröffentlicht hat, wurde Asics aufgefordert, bis zum 10. Juni dazu Stellung zu nehmen. Ob dies tatsächlich geschehen ist, will das Bundeskartellamt auf Anfrage von etailment nicht explizit bestätigen. Man kann aber davon ausgehen, dass die wettbewerbsrechtliche Prüfung nun voranschreitet. Die endgültige Entscheidung, wann auch immer sie kommen wird, dürfte große Bedeutung für den Onlinehandel haben. Fest steht jedoch schon jetzt: Die Markenartikler können mit ihrer Boykotthaltung - auch unabhängig von der Rechtslage ein Eigentor schießen. warenhändler Wolfgang Anders zog vor Gericht, um sich gegen eine Abmahnung von Scout-Schulranzenhersteller Sternjakob zu wehren. Dieser wollte Anders untersagen, Scout-Produkte als Powerseller bei Ebay und Amazon anzubieten. Das Kammergericht Berlin entschied im September 2013 jedoch zugunsten des Händlers. Ein pauschales Verbot des Verkaufs über Marktplätze sei wettbewerbswidrig ist, weil es die Händler hindert, mehr Kunden zu erreichen. Auch das Landgericht Kiel verbot im November 2013 einem Kamerahersteller, in seinen Geschäftsbedingungen den Verkauf über Internetplattformen zu untersagen. Nochmal zum Hintergrund: Schon seit Langem versuchen Markenhersteller der verschiedensten Branchen, darunter Adidas, Asics, Mammut, Deuter, Lowa, Gigaset, Märklin, Nike, Trixie, Lego und Miele, Händlern den Verkauf ihrer Produkte über Online-Marktplätze wie Ebay oder Amazon Marketplace zu untersagen. Sie fürchten eine „Verramschung“ ihrer Waren und ein Umfeld, das ihrer Vorstellung adäquater Präsentation von Markenartikeln nicht entspricht. Die Hersteller stützen sich auf die allgemeinen Leitlinien der EU-Kommission, die nach dem Vorbild des stationären Handels selektive Einschränkungen auch im Onlinehandel erlauben. Die Rechtsprechung war lange Zeit aufseiten der Markenartikler, unter anderem gab es Entscheidungen der Oberlandesgerichte in München und Karlsruhe in ihrem Sinne. Doch im vergangenen Jahr drehte sich der Wind. Der Berliner Schreib- Das Bundeskartellamt sprach im vergangenen April schwerwiegende Bedenken gegen die einschränkenden Bestimmungen von Asics aus. Die Behörde warf dem Sportartikelhersteller „schwerwiegende Wettbewerbsbeschränkung“ vor. Nicht nur der Ausschluss des Verkaufs über Marktplätze, auch das Verbot der Unterstützung von Preisvergleichsmaschinen durch die Händler und der Verwendung von Asics-Markenzeichen auf Seiten Dritter sein unzulässig. Vier Gründe, die auch auch aus Sicht der Markenartikler gegen einen Boykott sprechen Dass sich Händler und Marktplatzbetreiber für den freien Handel aussprechen, ist leicht nachvollziehbar. Aber auch die Hersteller selbst sind nicht gut beraten, sich prinzipiell gegen Marktplätze auszusprechen. Warum? Ein Dorn im Auge der Markenhersteller: Händler die Markenprodukte ungefragt bei eBay (l.) oder Amazon (rechte Seite) anbieten. Ebay hübscht sich daher mit Markenshops (oben) auf, um attraktiver zu Sponsored by 21 1. Der Handel über Online-Marktplätze nimmt immer weiter zu. Nicht nur Ebay und Amazon Marketplace sind hier relevant, sondern zahllose weitere große und kleine Anbieter. Wer diesen Vertriebskanal schließt, nimmt seiner Marke und seinen Produkten Absatzmenge, Marktanteile und Sichtbarkeit. 2. Marktplätze sind für Onlinehändler ein wichtiger Kanal, um neue Kunden zu gewinnen und Umsatz zu machen. Ein Boykott trübt das Verhältnis zu den Onlinehändlern und führt möglicherweise zu einem Imageschaden für die Hersteller, der sich auch in anderen Bereichen negativ auswirken kann. 3. Natürlich bergen Marktplätze die Gefahr der „Verramschung“. Aber die Nachfrage nach Markenartikeln zum Dumping-Preis wird mit einem Boykott nicht aus der Welt geschafft. Sie wird dann vielmehr von dubiosen GraumarktHändlern, die sich an keine Vorschriften halten, bedient - oder auch von privaten Sellern, für die Vertriebsbeschränkungen ohnehin nicht gelten. Wer „verramschen“ will, der wird auch einen Weg finden. 4. Online-Marktplätze spielen eine wichtige Rolle für die Erschließung von Multichannel-Systemen im stationären Handel. Oder einfacher gesagt: Sie bieten kleinen Geschäften auf einfachem Wege die teilweise lebenswichtige Chance, in den E-Commerce einzusteigen. Um aber in relevantem Ausmaß über die Marktplätze zu verkaufen, müssen die Händler dort auch attraktive Markenartikel anbieten können. Für die Markenartikler empfiehlt es sich, die Multichannel-Ambitionen ihrer Handelspartner nicht zu behindern. Denn ganz ohne ECommerce kann auch das stationäre Geschäft bald unter Druck geraten. Ebay zeigt sich zuversichtlich Noch ist der Ausgang der Asics-Thematik offen, auch das kartellrechtliches Verfahren gegen Adidas läuft noch. Stephan Zoll, Vice President Ebay Germany, ist zuversichtlich: „Eine finale Entscheidung ist zwar noch nicht veröffentlicht worden, aber Ebay möchte schon jetzt die Gelegenheit nutzen, die kla- Trotz Verbots von Markenherstellern tummeln sich Händler weiter auf Marktplätzen wie hier bei Amazon Sponsored by ren Grenzen, die das Bundeskartellamt für die Beschränkung von Verkäufen über das Internet im Allgemeinen und über offene Online-Marktplätze aufstellt, ausdrücklich zu begrüßen. Wenn Händler davon abgehalten werden, ihren OnlineKunden das volle Sortiment ihrer Ware anzubieten, werden sowohl Verkäufer als auch Verbraucher durch geringere Auswahlmöglichkeiten und höhere Preise geschädigt. Händler und Konsumenten aus Deutschland haben ein Recht darauf, die Vorteile des E-Commerce in vollem Umfang nutzen zu können.“ Wie wichtig die Marktplatz-Erlaubnis für die Händler zeigt eine Unterschriftenaktion der Initiative Choice in ECommerce, die sich für Angebotsvielfalt und Innovation im Onlinehandel einsetzt. Rund 14.000 Händler unterzeichneten eine Online-Petition gegen Handelsbeschränkungen. 14.000 Händler unterzeichnet haben. Die Unterschriften wurden Ende 2013 dem Vize-Präsidenten der Europäischen Kommission, Olli Rehn, übergeben. Mittlerweile interessiert sich nämlich auch die Kommission für das Thema Vertriebsbeschränkungen 22 Buchauszug: Neue Chancen für regionale Händler Online-Marktplätze gehören zu den Themen, die Sybille Wilhelm, E-Commerce-Expertin beim Wirtschaftsmagazin “Der Handel” und etailment-Autorin, in ihrem Buch „Erfolgsfaktor Onlinehandel“ behandelt. Dort hat sie hat auf 162 Seiten jede Menge Tipps für die ECommerce-Praxis zusammengestellt. Hier ein Buchauszug. W er erst einmal schauen will, wie sich das mit dem Onlinegeschäft so anlässt, kann sich die Bekanntheit von Plattformen wie eBay oder Amazon zu Nutze machen und dort einen Webshop einrichten. Kleinere Händler und Handwerker, die besondere Dinge anbieten, können sich aber auch zusammentun und ihre Produkte in eigenen kleinen Shops auf spezialisierten Internet-Marktplätzen verkaufen. Auf dem Onlinemarktplatz für Selbstgemachtes DaWanda. de finden Liebhaber von Unikaten inzwischen beispielsweise knapp zwei Millionen Produkte in individuellem Design, die sie direkt von den jeweiligen Herstellern erwerben können. Das Angebot der rund 120.000 DaWanda-Shops reicht von Mode, Schmuck und Spielzeug über Graffiti-Kunst und restaurierte Möbelstücke bis hin zum Luxus-Halsband für den Vierbeiner. Epelia.com versteht sich als Onlinemarktplatz für in Handarbeit nach Familienrezept hergestellte Delikatessen mit Tradition anstelle von Massenproduktion. Dort haben sich Produzenten, Manufakturen und Direktimporteure aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt zusammengetan und bieten mehr als 1.300 Produkte an, von denen die meisten im normalen Lebensmitteleinzelhandel nicht erhältlich sind. Regionale Händler können sich ebenfalls zusammentun. Zum Beispiel sind Ende 2011 zunächst 33 stationäre Händler des Hamburger „Schanzenviertels“ auf Schanzenport.de zusammen in den E-Commerce eingestiegen. Das Portal will Onlinemarktplatz und Shopping-Guide zugleich sein. Neben dem virtuellen Schaufensterbummel und Einkaufsmöglichkeiten berichten die Ladenbesitzer in Blogeinträgen über neue Produkte und Entwicklungen in dem kreativen Viertel. Regionale Chance Die neuen technischen Möglichkeiten und die Verbreitung der Smartphones erlauben es auch stationären Händlern, im Netz gefunden zu werden. Wenn ein regional tätiger Händler heute allerdings einen Webshop ins Netz bringen will, sollte er dies auch und vor allem als Service und Kommunikationskanal für seine bestehende Kundschaft verstehen. Wenn er dann auch noch „in alle Welt“ verkauft, umso besser. Der Vorteil des Internets ist, dass stationäre Händler einfach Termine, Aktionen und Angebote einstellen können, damit die Kunden aus der Region wissen, ob es sich lohnt, mal vorbeizuschauen. Doch dazu reicht prinzipiell auch eine gepflegte Homepage – die im Übrigen jedem stationären Händler ohnehin anzuraten ist. Der Vorteil eines Webshops ist darüber hinaus, dass der Händler sein Sortiment erweitern kann, ohne dass er seinen Laden zustellen muss. Zudem können Händler Kunden aus der Region in ihr Geschäft locken, wenn sie beispielsweise anbieten, bestellte Ware versandkostenfrei im Laden abzuholen oder bestellte Ware dort umzutauschen. Für Kunden hat die Kombination aus Onlineshop und stationärem Laden den Vor- Setzt auf die Nische: Der Marktplatz Epelia. Ein Beispiel aus dem Buch „Erfolgsfaktor Online-Handel“ Sponsored by 23 teil, dass sie sich vor dem Onlinekauf im Laden informieren oder vor dem Kauf im Laden online Informationen einholen können. Best Practice regional Frank Fischer, Weinkellerei Höchs, erzählt: „Die ehemalige Weinkellerei der Höchst AG gibt es seit 1885 und war mal mit einem Lagerbestand von mehr als zwei Millionen Flaschen der größte Weinhändler Deutschlands. Nach der Zerschlagung der Höchst AG haben meine Frau, ein Geschäftspartner und ich die Weinkellerei 2002 gekauft. Sie bot traditionell Wein- und Feinkost für Geschäftskunden an. Das macht neben dem klassischen Wein-Einzelhandel – wir haben vor kurzem die zweite Filiale nahe Frankfurt eröffnet – noch immer einen Großteil unseres Geschäfts aus. Auf die Idee, einen Internetshop aufzumachen, kamen wir 2004. Ursprünglich war der Shop nicht als weiterer Vertriebskanal geplant, sondern als Informationsplattform für unsere Kunden. In den Anfangszeiten kam dementsprechend nur sporadisch mal eine Onlinebestellung. Das lag auch daran, dass man uns anfangs im Internet nicht gefunden hat. Doch dann haben wir unseren Webshop mit der Warenwirtschaft verknüpft, unsere Internetseite fit für Suchmaschinen gemacht und sind bundesweit präsent. Seitdem steigt der Online-Anteil kontinuierlich. Wer bei Google „Weinkellerei“ eingibt, sieht uns sogar inzwischen als ersten Treffer. Wir haben in unserem Webshop Anfang 2012 durchschnittlich rund 6.000 Besucher monatlich. Von denen bestellen natürlich nicht alle, aber viele informieren sich online und kommen mit einem Ausdruck in der Hand in unsere Filialen. Wir nutzen inzwischen auch Gutscheinportale wie Groupon, um Veranstaltungen zu bewerben und hier im Rhein-MainGebiet weiter bekannt zu werden. Aktuell haben wir beispielsweise dort eine Verkostung von Wein und Schokolade angeboten. Das Geld, das wir dort einnehmen, deckt gerade mal die Kosten. Aber es haben sich immerhin 180 Weinliebhaber aus der Region angemeldet. Der Weinhandel ist ein hart umkämpfter Markt, auf dem sich auch die Discounter erfolgreich tummeln. Über den Preis braucht man also auch im Internet nicht groß argumentieren. Als stationärer Händler kann man aber mit Service und schneller Warenverfügbarkeit punkten. Wir haben in unserem Filiallager in Frankfurt-Höchst mehr als 700 unterschiedliche Weine aus 50 Anbauregionen der Welt vorrätig. Unsere Onlinekunden bekommen entsprechend schnell ihre Bestellung. Wir sind froh, neben dem stationären Laden und den Geschäftskunden mit dem Webshop einen weiteren Vertriebskanal zu haben. Denn wenn ein Vertriebsweg mal nicht so gut laufen sollte, könnten wir das eine Zeit lang aushalten. Schließlich haben wir inzwischen auch Verantwortung für elf Mitarbeiter.“ Die Weinkellerei Höchst schildert in dem Buch ihre Erfahrungen. Schanzenport.de gilt als Beispiel wie sich Händler in einem Viertel im Web gemeinsam in Szene setzen können Sponsored by