Stumph und Schmidt - Universitätsklinikum Leipzig

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Stumph und Schmidt - Universitätsklinikum Leipzig
07/10 DAS PATIENTENMAGAZIN DES
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG
Stumph und Schmidt:
Gemeinsam gegen
den Darmkrebs
IHR
PER
GRA
TIS-
SÖN
EXE
LICH
MPL
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AR
Seiten 4/5
Kinderchirurgie:
Narbenlose Operation –
nun auch bei Kindern… 3
Neu und modern:
Gerinnungsambulanz
am UKL… 6
Foto: Christian Nitsche
GESUNDHEIT
UND MEHR...
2
MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N INHALT
N KOPF DER WOCHE
Hellmut Königshaus, neuer Wehrbeauftragter
D
ie erste Wahl für das
Amt des Wehrbeauftragten ist Hellmut Königshaus nicht. Als Favoritin
für den Posten galt lange Zeit
seine FDP-Fraktionskollegin
Elke Hoff. Erst als die absagte, kam der 59-jährige
Jurist ins Gespräch. Im März
wurde er für fünf Jahre zum
neuen „Anwalt der Soldaten“
gewählt.
Klinikum intern
Neues aus dem Klinikum . . 3
Aktuell
Alles o.k. auf dem WC? . .4/5
Klinikum 2010
Gerinnungsambulanz . . . . 6
Klinikum 2010
Sport und richtige Dosis . . . 7
Die Ausgangslage für Königshaus ist nicht ganz einfach. In
der Bundeswehr ist er weitgehend unbekannt, und dem
Verteidigungsausschuss gehört er erst seit vier Monaten
an. Allerdings kann der FDPPolitiker im Gegensatz zum
scheidenden Wehrbeauftragten Reinhold Robbe (SPD) auf
eigene Erfahrungen als Soldat
verweisen. Bei der Bundeswehr war er zwischen 1970
und 1972 als Wehrdienstleistender und Zeitsoldat. Er
war Personaloffizier bei der
Luftwaffe und hat den Dienstgrad eines Oberleutnants der
Reserve.
Klinikum 2010
Blutbank dankt den
Lebensrettern . . . . . . . . . . 8
Klinikum 2010
Mediziner-Treff auf höchster
Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Wirtschaft I Politik
AMI: Autobranche hofft auf
Impulse . . . . . . . . . . . . . . 10
UNIversitäts-Leben
Kann der Glaube Wunden
heilen? . . . . . . . . . . . . . . . 11
Foto: dpa
Kultur
Centraltheater . . . . . . . . . 12
Unterhaltung
Geheilt dank
Robbie Williams . . . . . . . . 13
Reise
China . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Jugend
Strategiemanagement für
Studenten Pflicht . . . . . . . 15
Prävention
Strategien gegen das fiese
Zwicken . . . . . . . . . . . . . . 16
Wellness & Beauty
Raus aus der Hütte. . . . . . 17
Ihr Geld, ihr Recht
Facebook & Co. . . . . . . . . 18
Soziales
Rösler verteidigt
Arzneimittel-Sparpaket . . 19
Sport
Neues Wohnzimmer
für Red Bull Leipzig . . .20/21
Rätselseite und Gewinner
der letzten Ausgabe . . . 22
VA-Hinweise |
TV-Tipps . . . . . . . . . . . . . 23
Steckbrief |
Impressum . . . . . . . . . . 24
Sicherheitspolitische Erfahrungen sammelte Königshaus
in der letzten Legislaturperiode als Mitglied der NATOParlamentarierversammlung
und Leiter der Fraktionsarbeitsgruppe zu Afghanistan.
Ein eingefleischter Verteidigungspolitiker ist er dennoch
nicht.
Einen Namen machte sich der
Berliner vor allem als Mitglied
dreier
Untersuchungsausschüsse: Er saß im Visa-Ausschuss, im BND-Ausschuss
und ist jetzt Chefaufklärer
der Liberalen bei der Untersuchung des Bombardements
bei Kundus in Afghanistan,
bei dem am 4. September bis
zu 142 Menschen getötet oder
verletzt wurden.
Von Kollegen im Verteidigungsausschuss wird der
Vater von zwei Kindern geschätzt. Er zeichne sich durch
Seriosität und Gründlichkeit
aus, sei kompetent, zuverlässig und engagiert, heißt es.
Die Opposition kritisiert, dass
der Posten der FDP in den
Koalitionsverhandlungen zugesprochen wurde und die
Personalentscheidung
damit teilweise der Parteipolitik
unterworfen wurde. Bei der
Abstimmung gab es dafür die
Quittung: 163 Parlamentarier
stimmten gegen Königshaus,
41 enthielten sich.
dpa
N MELDUNGEN
N REIZTHEMA
Seminar zu Depressionen an der VHS
Doch kein Weltuntergang
D
ie Depression ist eine häufige Erkrankung, die den gesamten
Menschen ergreift und zu vielfältigem Leiden bei den Betroffenen
und ihren Angehörigen führt. Mittlerweile stehen effektive psychotherapeutische, psychopharmakologische und sogenannte biologische
Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, so dass die Depression eine
gut behandelbare Erkrankung geworden ist. Je früher eine solche Behandlung einsetzt, umso mehr persönliches, familiäres und soziales
Leid kann verhindert werden. Prof. Hubertus Himmerich, Oberarzt
der Schwerpunktstation für affektive Störungen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Leipzig, stellt am Dienstag,
27. April 2010, die Hintergründe zur Entstehung depressiver Störungen sowie sich daraus ergebende Therapien an der Volkshochsschule
Leipzig vor. Er gibt zudem einen Ausblick in die Zukunft der antidepressiven Therapien. Leipziger Bündnis gegen Depression: 27. April
2010, 19.30 bis 21 Uhr (dies entspricht zwei Unterrichtsstunden).
Volkshochschule Leipzig, in der Löhrstraße 3. Der Eintritt beträgt 4
Euro. Anmeldungen sind möglich unter Telefon 0341-123 6000. ukl
Gentests zur Krebsvorsorge gefordert
Z
ur Krebsvorsorge schlägt der renommierte Forscher Otmar Wiestler flächendeckend Gentests vor. Der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg forderte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ Testverfahren, die das Erkrankungsrisiko aus
Erbgut, Umwelt oder Lebensweise dokumentieren. Getestet werden
sollten alle Gesunden. Jeder zweite Krebspatient könne heute geheilt
werden. Das sei ein großer Fortschritt. In den 70er Jahren habe nur
jeder Vierte gerettet werden können. Allerdings, so Wiestler, kämen
die klassischen Diagnoseverfahren häufig zu spät. Wenn die Diagnose
Krebs heute gestellt wird, ist die Krankheit in vielen Fällen bereits zu
weit fortgeschritten.“ Ein Gentest sei mit rund 1000 Euro günstiger
als eine Kernspintomographie. Wiestler räumt jedoch ein: „Gegen
Gentests gibt es große Widerstände. Doch die Untersuchten lernten
ihr Krebsrisiko kennen und könnten mit veränderten Lebensgewohnheiten oder entsprechender vorbeugender Therapie die Krankheit abwenden.“ Der Wissenschaftler rechnet damit, dass die Krankenkassen
bald die Kosten für Gentests übernehmen. Er ist außerdem zuversichtlich, was den medizinischen Fortschritt in Bezug auf den Krebs
betrifft: „Wir werden ihn in eine lang dauernde chronische Krankheit
umwandeln, mit der man leben kann.“
dpa
M
it noch nie dagewesener
Energie haben Forscher
im weltgrößten Teilchenbeschleuniger LHC bei Genf
Atomkerne
zusammenstoßen
lassen und damit eine neue Ära
der Wissenschaft eingeläutet. Die
Protonen-Kollision bei annähernder Lichtgeschwindigkeit gelang
am 30. März im dritten Versuch,
wie das Atomforschungszentrum
CERN mitteilte. Dabei entstanden demnach Bedingungen wie
unmittelbar nach dem Urknall
vor 13,7 Milliarden Jahren.
Bei den Kollisionen entstehende
neue Teilchen könnten Antworten auf fundamentale Fragen
der Physik liefern. So hoffen
Forscher in aller Welt unter
anderem darauf, dass bei den
Langzeitexperimenten das geheimnisumvolle Higgs-Teilchen
nachgewiesen werden kann,
das der gängigen Theorie zufolge den Elementarteilchen ihre
Masse verleiht. Die Experimente
könnten auch zur Lösung des
Rätsels beitragen, warum die
sichtbare Materie im Kosmos
nur vier Prozent ausmacht,
23 Prozent jedoch aus „dunkler
Materie“ und 73 Prozent aus
noch völlig rätselhafter „dunkler
Energie“ bestehen.
Für die ersten Kollisions-Ex-
perimente führten die Wissenschaftler zwei Protonenstrahlen
zusammen, die in gegenläufiger
Richtung durch
LHC-Tunnel
kreisen – mit einer Energie von
jeweils 3,5 Tera-Elektronenvolt.
Damit prallten die beschleunigten Atomkerne bei der bisherigen Rekordenergie von sieben
Tera-Elektronenvolt zusammen.
„Das ist wirklich ein bewegender
Augenblick“, sagte CERN-Technolgiedirektor Steve Myers nach
erfolgreichen ersten Kollisionen.
Myers hatte das Experiment im
Vorfeld mit dem Versuch verglichen, zwei Nadeln durch den
Atlantik zu schießen, die sich auf
halbem Weg treffen sollen.
Ausgeblieben ist jedoch das Ende
der Welt: Als unbegründet hatten
CERN-Forscher Einwände zurückgewiesen, die HochenergieExperimente im LHC seien hochgefährlich und könnten sogar zum
Weltuntergang führen. Kritiker
führen unter anderem ins Feld,
bei den Experimenten könnten so
genannte Strangelets entstehen
– hypothetische Teilchen, welche
die Erde verschlingen könnten.
Auch würden womöglich winzige schwarze Löcher produziert,
die als gefräßige Schwerkraftmonster dem Planeten gefährlich
werden könnten.
AFP
KLINIKUM INTERN
3
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N HAUTTUMORZENTRUM LEIPZIG
Erfolgreicher Zwischen-Check
D
as
Hauttumorzentrum
Leipzig (HTZL) an der
Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie des
Universitätsklinikums
Leipzig
wurde jetzt offiziell nach den
Qualifizierungsrichtlinien
der
Deutschen Krebsgesellschaft rezertifiziert. Neben Erfurt, Heidelberg und Hornheide-Münster
war das HTZ Leipzig das vierte
zertifizierte Zentrum in Deutschland. Nach einem Jahr stand nun
die Überprüfung der strengen
Richtlinien an.
Das so genannte Audit fand am
25. März statt und lief so reibungslos, dass die Prüfer bereits
am nächsten Tag telefonisch mitteilen konnten, dass das HTZL
im bundesweiten Vergleich hervorragend dasteht. Die Auditoren
der Deutschen Krebsgesellschaft
und der DIN ISO Zertifizierungsstelle bescheinigten dem Leipziger Zentrum „eine sehr gute
Entwicklung in den vergangenen
12 Monaten und eine hervorragende Qualität“. Darüber wie-
derum freute sich Klinikdirektor
Prof. Dr. Jan C. Simon. „Unser
Hauttumorzentrum soll die optimale Behandlung und Betreuung
von Hautkrebspatienten ermöglichen. Hautkrebs ist die häufigste
Krebserkrankung in Deutschland
und bei uns in Leipzig. Unsere
jüngsten Patienten mit dem gefährlichen schwarzen Hautkrebs
sind bereits heute Jugendliche
unter 18 Jahren. Die Anwendung
modernster,
patientenfreundlicher und maßgeschneiderter
Therapieverfahren gehört deshalb ebenso zu unseren Schwerpunkten wie die Orientierung an
internationalen Leitlinien und
die Durchführung klinischer Studien“, so Simon. Dass diese Ansprüche im HTZL auch tatsächlich umgesetzt werden, bezeugt
das Gütesiegel der deutschen
Krebsgesellschaft, das nun erfolgreich verteidigt wurde.
Um dem rasanten Anstieg der
Hautkrebszahlen gerecht zu
werden und die Versorgung von
Menschen mit Hauttumoren zu
Prof. Dr. Jan C. Simon freut sich
über das erfolgreiche Audit.
verbessern, hatten die Deutsche
Krebsgesellschaft und andere
medizinische Fachgesellschaften
ein spezielles Anforderungsprofil und Zertifzierungssystem für
Hauttumorzentren entwickelt. So
soll sicher gestellt werden, dass
die betroffenen Patienten in „zertifizierten
Hauttumorzentren“
ganzheitlich und in allen Phasen
der Erkrankung optimal betreut
und versorgt werden.
Zu den wichtigsten Qualitätskriterien für das zertifizierte
Hauttumorzentrum in Leipzig
gehört die Interdisziplinarität.
„Die ganzheitliche Versorgung
von Patienten kann nur durch
ein Netzwerk von Spezialisten
unterschiedlicher medizinischer
und pflegerischer Fachrichtungen gewährleistet werden. Ein
wesentlicher Baustein unseres
Hauttumorzentrums ist daher
das so genannte Tumorboard. In
regelmäßigen Fallbesprechungen kooperieren hier Experten
aus der Dermatologie, Chirurgie, Neurochirurgie, Inneren
Medizin, Pathologie, Strahlentherapie, Augenheilkunde, Hals-,
Nasen-, Ohrenheilkunde, Mund-,
Kiefer- und plastischen Gesichtschirurgie, Nuklearmedizin und
der Radiologie.
Auch niedergelassene Ärzte sind
mit dabei. Der Patient wird nicht
mehr von Arzt zu Arzt geschickt
und es wird keine wertvolle Zeit
bei der Behandlung verloren“,
erklärt Professor Simon. Dem
obersten Ziel einer optimalen
Patientenversorgung dienen am
HTZL auch die regelmäßigen
Qualitätszirkel und interdisziplinären Konferenzen, in denen
spezielle
Behandlungsverläufe
diskutiert werden.
Pro Jahr werden in Leipzig zirka
1000 stationäre und rund 2500
ambulante Hautkrebspatienten
behandelt. In Deutschland erkranken jährlich ca. 120 000
Menschen neu an Hautkrebs. Die
Todesfälle infolge von Hautkrebs
sind auf über 3000 pro Jahr angewachsen. „Gerade die Zunahme
von Hautkrebs bei jüngeren Menschen, u.a. durch unvernünftiges
Sonnenbaden und Solariumsbesuche, ist besorgniserregend.
Für die eigene Sicherheit und
einen erfolgreichen Kampf gegen
Hautkrebs und seine Folgen gilt
neben dem UV-Schutz: Gehen Sie
rechtzeitig zum Arzt und lassen
Sie sich regelmäßig durchchecken, machen Sie zum Beispiel
einen Hautcheck“, rät Experte
Simon.
ukl
N UNI-KINDERCHIRURGIE
Narbenlose Blinddarm-OP
D
ie Kinderchirurgie am
Leipziger
Universitätsklinikum geht neue Wege.
Dank modernster Technik ist es
jetzt möglich, Kinder zu operieren, ohne dass Narben bleiben,
und zwar durch den Bauchnabel. Professor Holger Till, Chef
der Kinderchirurgie, und sein
Kollege, Professor Jens-Uwe
Stolzenburg, Chef der Urologie,
zählen zu den Pionieren dieser
einzigartigen Operationsmethode.
Auf den Bauch von Tobias haben
in seinen vier Tagen Krankenhausaufenthalt viele geschaut.
Aber den 13-jährigen Leipziger
störte das nicht: „Da ist ja sowieso nicht viel zu sehen. Statt
einer Blinddarmnarbe habe
ich nur eine kleine Wunde im
Bauchnabel.“ Genau das ist
das Bemerkenswerte am Bauch
von Tobias: Er gehört zu den
ersten und wenigen Kindern
in Deutschland, bei denen eine
narbenlose Blinddarm-Operation vorgenommen wurde. Denn
die kleine OP-Wunde versinkt
nach der Heilung förmlich im
Bauchnabel. Als eines der ersten kinderchirurgischen Zentren in Deutschland bietet die
Leipziger Uni-Kinderklinik die
Laparoendoskopische SingleSite-Chirurgie (LESS) an.
Wie Holger Till, Chef der Kinderchirurgie am Leipziger Uniklinikum, erläutert, stellt LESS
die neueste Entwicklung in
der minimal-invasiven
Chirurgie dar. „Bei der
bisherigen sogenannten
Schlüsselloch-OP werden
meist drei kleine Schnitte
gemacht. Jetzt sind wir
ein ganzes Stück weiter
und können alle Instrumente über eine einzige,
nur 20 Millimeter kleine
Öffnung im Nabel einbringen.“
Inzwischen,
so Till gegenüber dieser
Zeitung, habe er zehn
Kinder nach dieser Methode operiert, so dass
man jetzt über genügend
Erfahrung verfüge, um
von einer erfolgreichen
Anwendung sprechen zu
können.
Mittlerweile werden
von ihm auf diese
Weise bei Kindern
nicht nur der Blinddarm, sondern auch
Gallenblasen und sogar Tumore entfernt.
„Die Pluspunkte diese
Operationsmethode
liegen auf der Hand“,
sagt Till. „Die winzige
Wunde heilt schneller, es gibt weniger
Schmerzen, und es
entstehen keine auffälligen Narben. Das
sind gerade für Kinder
unschätzbare Vorteile.
Denn zu bedenken
ist ja auch, dass bei
einem Kind, wenn es
größer wird, auch die
Narben mitwachsen.“
Für das Beherrschen der
LESS-Technik bedarf es
nicht nur besonderer
Weniger Schmerzen
operativer Fähigkeiten,
und schnelle Heilung sondern auch spezieller
das kann Patient TobiInstrumente, die für die
as bestätigen: „Gleich
Leipziger Universitätsnach der Operation
klinik extra angefertigt
tat es ganz schön weh,
wurden. Diese sehen Über einen narbenfreien Bauch nach der OP freuen aber das ging schnell
im wahrsten Sinne des sich Patient Tobias und Prof. Holger Till. Fotos: ukl weg. Heute nach vier
Wortes etwas „schräg“
Tagen, da habe ich
aus, da sie besonders gebogen und sein Kollege Jens-Uwe Stol- überhaupt keine Schmerzen
sind. Denn nur so hat der Ope- zenburg, Chef der Urologie, die- mehr. Und von der OP-Wunde
rateur die Möglichkeit, beim se Techniken an der Leipziger ist kaum noch was zu sehen.“
Eingriff durch nur eine winzige Uniklinik etablieren. „Wir sind Vater Wolfgang Spornitz ist reKörperöffnung beidhändig zu die Pioniere auf diesem Gebiet. gelrecht stolz, dass sein Junge
arbeiten, ohne dass sich die Einige der Instrumente, die wir derart bei Ärzten, Schwestern
Instrumente im Körper oder getestet haben, werden erst im und sogar bei den Entwickauch die Griffe außerhalb des April auf dem Deutschen Chi- lern der speziellen OperationsKörpers ungewollt berühren. In rurgenkongress in Berlin vor- instrumente im Mittelpunkt
enger Kooperation konnten Till gestellt“, so Till.
stand: „Schließlich ist das
schon eine tolle Geschichte,
welche neuen Methoden hier
an der Leipziger Uniklinik
praktiziert werden. Und dass
Tobias keine Blinddarmnarbe
haben wird, ist doch auch gut.
Er muss nur aufpassen, wenn
er mal wieder höllische Bauchschmerzen bekommt und ein
Arzt auf Blinddarm tippen
sollte.“ – „Da sage ich: Nichts
da, mein Blinddarm ist schon
raus“, lacht Tobias.
Stolzenburg wendet die neue
Methode bei Erwachsenen an,
hat bereits über 50 Operationen durchgeführt, wovon in 25
Fällen Nierentumore über den
Bauchnabel entfernt wurden.
Auch Nierensteine und -zysten
ließen sich so operieren. „Die
Patienten sind sehr zufrieden.
Sie haben weniger Schmerzen
und nur ganz kleine Narben.
Bisher gab es keine Komplikationen“, sagt der Klinikchef der
Urologie dieser Zeitung. „Wir
sind wesentlich mitbeteiligt an
der Entwicklung der neuen Instrumente. Einzelne Eingriffe,
wie die Nierentumor-OP, haben
wir erstmals in Europa durchgeführt“, ergänzt er.
Am 1. und 2. Oktober dieses
Jahres werden Till und Stolzenburg beim 1. Kinderchirurgischen Workshop für LESS in
Leipzig die gesammelten Erfahrungen an Operateure aus
aller Welt weitergeben.
Dr. Anita Kecke
4
AKTUELL
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N HINTERGRUND
Kooperatives
Darmzentrum
Region Leipzig
D
as Kooperative Darmzentrum
Region Leipzig ist ein Zusammenschluss des Universitätsklinikums Leipzig mit den Helios-Kliniken Leipziger Land (Borna) und
Schkeuditz auf dem Gebiet der Behandlung des Darmkrebses. Das
interdisziplinäre Darmzentrum soll
die Versorgung von Patienten mit
Darmkrebs durch die Integration
und Optimierung der Teilbereiche
Vorsorge, Früherkennung, Diagnostik, operative, systemische
und radio-onkologische Therapie
sowie der Nachsorge verbessern.
Mittelpunkt des Handelns ist der
an Darmkrebs erkrankte Mensch.
Die Experten des Darmzentrums
wünschen sich jedoch auch eine
aktive Rolle des Patienten bei der
Entscheidungsfindung und Durchführung von Diagnostik und Therapie seiner Darmkrebserkrankung.
Dabei wird die Integration von Angehörigen in diese Prozesse und
die Stützung des psychosozialen
Umfeldes gefördert.
Im Fokus der Kooperation steht
die enge Zusammenarbeit von
Experten unterschiedlicher Fachrichtungen im ambulanten und
stationären Bereich über die verschiedenen Standorte hinaus,
die eine Behandlung des Darmkrebses auf höchstem Niveau
ermöglichen soll. Das Kooperative Darmzentrum der Region
Leipzig gibt es seit dem Jahr
2007. Diese Kliniken wurden gemeinsam zertifiziert nach DIN EN
9001:2000 von der Nis-Zert und
von der Deutschen Krebsgesellschaft Oncozert.
Ziele des Kooperativen Darmzentrums der Reg. Leipzig (Auswahl):
™HZc`jc\YZgHiZgWa^X]`Z^ijcY
Verbesserung der Überlebensrate von Patienten mit Darmkrebs.
™FjVa^i~ih\Zhi“ioiZ KZghdg\jc\
der Patienten durch ein interdisziplinär arbeitendes Expertenteam
auf dem Gebiet der Prävention,
Vorsorge, Diagnostik, Therapie
und Nachsorge des Kolon- und
Rektumkarzinoms.
™6Whi^bbjc\ YZg \ZhVbiZc 7Zhandlungskette auf die Bedürfnisse der Patienten.
™;ŽgYZgjc\hdld]akdc`a^c^hX]Zg
Forschung als auch der Grundlagenforschung von Darmerkrankungen und Darmgesundheit in
Form von klinischen Studien
beziehungsweise präklinischer
Forschung.
™@dci^cj^Zga^X]Z LZ^iZgW^aYjc\
der ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeiter.
™y[[Zcia^X]`Z^ihVgWZ^i jcY 6j[klärung für Patienten.
frs
Jessica Müller (l.) und Claudia Taubert informieren über „darmgesunde“ Ernährung.
Fotos: Christian Nitsche
Demonstrieren dem Umgang mit einem Endoskop: Dr. Albrecht
Hoffmeister und Endoskopieschwester Alexandra Nowack.
Ohne Tabus für die eigene Gesundheit –
W
enn es um die eigene Gesundheit geht,
gibt es keine Tabuthemen. Das beweisen mehreren Hundert Besucher, die am
24. März in das weiße Zelt
auf dem Leipziger Marktplatz
strömen – um sich über die
Prävention einer Darmkrebserkrankung zu informieren.
Selbstverständlich ist das leider
nicht, denn dieses Thema war
gesellschaftlich sehr lange tabu:
Man redete nicht offen über
Darmerkrankungen und alles
damit in Zusammenhang stehende. Erst in den vergangenen
Jahren ist dieses vermeintlich
anstößige Themenfeld durch
enorme Anstrengungen der
Medizin in die Mitte des allgemeinen Bewusstseins gerückt.
Die Veranstaltung „Alles o.k.
auf dem WC?“ hat augenscheinlich einen Nerv getroffen, sie
kommt bestens bei den Leipzigern und ihren Gästen an. „Ich
finde es einfach eine exzellente
Idee, eine solche Beratung an
einem so zentralen Punkt der
Stadt durchzuführen“, bemerkt
der Leipziger Reinhardt Müller.
Andere Besucher loben den
kostenlosen Charakter der Veranstaltung. „Gesundheitsberatung durch Chefärzte, vollkommen gratis – wo gibt es denn
das heutzutage noch für den
Normalverbraucher?“ fragt ein
Besucher in die Kameras des
Mitteldeutschen
Rundfunks,
der über die Aktion berichtet.
Die ersten Neugierigen standen
bereits während der Aufbauarbeiten am Vormittag vor dem
Zelt und begehrten Einlass, die
Türen öffneten sich dann von
15 bis 20 Uhr. Selbst Reisegruppen und Trauben von zumeist
männlichen
Geschäftsleuten,
die eher zufällig am 400-Quadratmeter-Zelt vorbeikommen,
werfen mehr als nur einen interessierten Blick hinein. Denn
ein Satz aus dem ironisch-hintergründigen Stück „Alarm im
Darm“ des VorsorgTheaters
bringt die Botschaft des Nachmittags auf den Punkt: „Im Po
vom Papa – steckt ein Polyp
– die Zeit wird knapper“. Na
wenn das so ist, dann dürfen
wir uns die Infos im Zelt nicht
entgehen lassen, war dann die
Meinung bei einigen noch Unschlüssigen.
Eingeladen hat das Kooperative Darmzentrum der Region Leipzig, dem das Univer-
sitätsklinikum Leipzig und die
Helios-Kliniken in Schkeuditz
und Borna (für Leipzig Land)
angehören (siehe linke Spalte).
Die langjährige Zusammenarbeit der namhaften Häuser hat
einen todernsten Hintergrund:
„Darmkrebs stellt mit rund
70 000 Neuerkrankungen pro
Jahr und 30 000 Todesfällen
eine Krankheit dar, die in
Deutschland durchgängig und
in hoher Zahl auftritt“, erklärt
Oberarzt (PD) Dr. Arne Dietrich vom Universitätsklinikum
Leipzig.
chen. Erste Anzeichen könnten
mit anderen, harmlosen Beschwerden verwechselt werden
– während der Krebs langsam
weiter wachse. Werde zum Beispiel bei einem 50 Jahre alten
Menschen ein Tumor gefunden,
könne davon ausgegangen werden, dass sich dessen Vorstufe,
ein so genannter Darmpolyp,
bereits im Alter von 35 bis 40
Jahren gebildet habe. Erste
konkrete Hinweise auf Darmkrebs könnten Gewichtsverlust,
Blut im Stuhl oder ein leichtes
Drücken im Bauch sein.
Warum die Betroffenen nicht
rechtzeitig zum Arzt gegangen
sind, mag der Laie da fragen:
Das tückische am Darmkrebs
ist, so die Spezialisten, dass er
oft jahrelang im Darm wachsen und größer werden könne
– ohne Symptome zu verursa-
Deswegen sei auch die Früherkennung so wichtig: Von Patienten, bei denen der Tumor vergleichsweise früh diagnostiziert
worden sei, lebten nach fünf
Jahren noch nahezu alle. Werde
der Krebs hingegen erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt,
lebten fünf Jahre später noch 30
Prozent. Die Heilungschancen
könnten dann aber auch bis auf
zehn Prozent fallen, mahnen
die Experten vom Kooperativen
Darmzentrum an.
Aggressives Innenleben des Darms: Die Besucherinnen Sarah (r.)
und Lysann schauen sich im acht Meter langen Darmmodell um.
Das mit Darmkrebs keineswegs
zu spaßen ist, macht auch ein
Gast deutlich, der im Berufsleben eher für heitere Momente
zuständig ist: Der beliebte sächsische Schauspieler Wolfgang
Stumph kommt direkt aus Wien
nach Leipzig, um an der Podiumsdiskussion mit Vertretern
des Kooperativen Darmzentrums
teilzunehmen. Sein Appell richtet sich an die Vertreter des sogenannten starken Geschlechts
– das in puncto Gesundheitsvorsorge eher Schwächen zeigt.
5
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N NACHWEIS
Studie belegt
Nutzen einer
Darmspiegelung
Wer sich regelmäßig einer
Darmspiegelung
unterzieht
und dabei erkannte Krebsvorstufen entfernen lässt, erkrankt nach einer Studie des
Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) seltener an
Darmkrebs. Die Heidelberger
Forscher hatten den Nutzen
der Darmspiegelung bei rund
3300 Saarländern erfragt. Zuvor hätten nur Daten aus klinischen Studien vorgelegen.
Informativ und unterhaltsam: Podiumsdiskussion mit Dr. Frank Steinert (Helios-Klinik Schkeuditz), Dr. Arne Dietrich (UKL), Wolfgang Stumph,
Friedemann Schmidt, Dr. Kay Kohlhaw (Helios-Klinik Leipziger Land), Dr. Andre Liebmann (UKL) und Dr. Albrecht Hoffmeister (UKL) (v.l.n.r.).
…Darmkrebsprävention auf dem Leipziger Markt
„Männer, geht zur Darmkrebsvorsorge“, mahnt Stumph. „Tut
es für euch, aber denkt dabei
auch an eure Lieben. Ihr habt
eine Verantwortung euren Familien gegenüber.“ Stumph, der
bereits drei Darmspiegelungen
bei sich hat durchführen lassen,
setzt als Darmkrebs-Botschafter
der Felix-Burda-Stiftung seine
Prominenz ganz bewusst ein:
„Ich möchte Vorbild für die Männer sein – denn wir sind manchmal echte Waschlappen, wenn
es darum geht, zum Arzt zu gehen.“ Die Herren der Schöpfung
bräuchten anscheinend immer
ein besonders hohes Maß an Leidensdruck, um sich in die Hände von Medizinern zu begeben.
Als Beispiel nannte Wolfgang
Stumph sich selbst: „Ich hatte vor
Jahren einen entzündeten Divertikel im Darm. Diese Ausstülpung
und die von ihm verursachten
Schmerzen habe ich bis unter die
Bauchdecke gespürt.“ Alarmzeichen, die den heute 64-Jährigen
zur Konsultation eines Experten
bewegte.
Derart sensibilisiert, torpedierten
die Zuhörer nach der Podiumsdiskussion die führenden Köpfe des
Kooperativen Darmzentrums mit
ihren Fragen: „Kann eine Darmspiegelung mit absoluter Sicherheit nachweisen, dass keine Polypen im Darm sind? Wer darf eine
Darmspiegelung
veranlassen?
Wie oft darf ein Kassenpatient
eine solche Untersuchung vornehmen lassen? Wie läuft eine
Entfernung der Wucherungen ab,
wenn sie denn erst einmal diagnostiziert worden sind?“ Für jede
Frage nehmen sich die anwesen-
den Mediziner Zeit: Neben Dr.
Arne Dietrich von der Uniklinik
sind das an diesem Nachmittag
Dr. Kay Kohlhaw (Chefarzt HeliosKlinik Leipziger Land), Dr. Frank
Steinert (Chefarzt Helios-Klinik
Schkeuditz), Dr. André Liebmann
(Strahlenmediziner am UKL), Dr.
Albrecht Hoffmeister (Chefarzt
Gastroenterologie am UKL). Die
hochkarätige Runde wird von
Apotheker und TV-Moderator
Friedemann Schmidt moderiert.
An diesem Nachmittag wird
jedoch nicht nur diskutiert, die
Besucher können sich ein eigenes Bild von der medizinischen
Praxis machen. Zum Beispiel bei
Endoskopieschwester Alexandra
Nowack von der Gastroenterologischen Klinik des UKL. Sie demonstriert am Darmmodell den
Umgang mit einem Endoskop
bei einer Koloskopie. „Mit dem
beweglichen Kopfteil des Endoskops, in dem eine Mini-Kamera
steckt, können die Ärzte bei der
Darmspiegelung die Windungen
des Darms abfahren und so möglicherweise vorhandene Ausstülpungen oder Entzündungen erkennen“, so die Fachschwester.
Viele Besucher testen hier ihre
Fähigkeiten im Umgang mit der
medizinischen Ausrüstung.
Eine gesunde Ernährung spielt
in der Abwehr von Darmerkrankungen eine enorme Rolle: Ernährungstherapeut Lars Dietrich
und Schwester Claudia Taubert
vom UKL-Ernährungsteam geben an ihrem mit Obst, Gemüse
und anderen wertvollen Lebensmitteln geschmückten Informationsstand „darmgesunde“ Ernährungstipps.
Wie diese Ausstülpungen und
Entzündungen aussehen können,
haben sie sich im acht Meter langen und begehbaren Darmmodell
angeschaut. Das die Chirurgie
einen ganz besonderen Reiz auf
viele Menschen hat, zeigt sich
auch am Pelvi-Trainer. Hier versuchen sich viele Besucher als
Chirurgen. Mittels eines nachgestellten
minimal-invasiven
Eingriffs im Bauchraum testen
sie ihre Geschicklichkeit.
Doch auch Menschen, die an
Darmkrebs leiden oder schon
einen Eingriff hinter sich haben,
sind im Zelt. Wolfgang Ehrlich
von der Selbsthilfevereinigung
„Deutsche Ilco“ zeigt Patienten
sowie Trägern eines künstlichen
Darmausganges Perspektiven für
ein lebenswertes Leben trotz Erkrankung auf. Ehrlich ist selbst
betroffen und leitet die Leipziger Ilco-Gruppe, die sich jeden
dritten Mittwoch im Monat im
Haus der Volkssolidarität trifft.
„Ein Nachmittag wie dieser hilft
sehr“, so Wolfgang Ehrlich, „den
Betroffenen unsere Hilfsangebote
näher zu bringen.“
Klein, aber fein: Dr. Andreas Klamann von der Helios-Klinik mit
einem Kapselendoskop.
Fotos: Christian Nitsche
Anerkennung auch von Seiten der
Mediziner: „Ich habe noch keine
Veranstaltung wie diese erlebt“,
zeigt sich Dr. Albrecht Hoffmeister, Chefarzt der Gastroenterologischen Klinik des Universitätsklinikums erfreut. Das Kooperative
Darmzentrum geht den richtigen
Weg – zu den Menschen und damit auf die Zielgruppe zu. Der
Erfolg aller Bemühungen um die
Darmkrebsprävention wird jedoch erst in einigen Jahren messbar sein, so der Klinikchef. Wenn
die Darmkrebszahlen tatsächlich
rückläufig sind. Frank Schmiedel
Der Untersuchung zufolge wurden bei Menschen, die sich innerhalb der vergangenen zehn
Jahre einer Darmspiegelung
unterzogen hatten, „viel seltener fortgeschrittene Vorstufen
von Darmkrebs“ gefunden.
„Insbesondere im linken Bereich des Darms ist das Risiko
für Darmkrebs und seine Vorstufen drastisch vermindert“,
erklärten die Wissenschaftler.
Die Ergebnisse unterstrichen
das große Potenzial der Darmspiegelung für die Früherkennung von Darmkrebs. Die in
der Studie befragten Saarländer hatten an einer Darmspiegelung (Koloskopie) im Zuge
des gesetzlichen Programms
zur Krebsfrüherkennung teilgenommen. Sie wurden gefragt, ob sie sich innerhalb
der vergangenen zehn Jahre
vor der Screening-Koloskopie
bereits einer Darmspiegelung
unterzogen hatten.
Demnach hatten von den
knapp 600 Menschen, die
bereits eine Koloskopie hinter sich hatten, nur 36 fortgeschrittene Krebsvorstufen
im Darm. Das entspricht 6,1
Prozent. Bei den rund 2700
Studienteilnehmern, die sich
erstmalig einer Darmspiegelung unterzogen, wurden bei
308 Personen (11,4 Prozent)
solche fortgeschrittenen Vorstufen entdeckt. Im sogenannten linken, „absteigenden“
Teil des Darms, in dem der
Krebs am häufigsten auftritt,
entdeckte man bei den Teilnehmern mit vorangegangener
Koloskopie zwei Drittel weniger fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei den Teilnehmern
ohne vorangegangene Darmspiegelung.
Die Darmspiegelung ist nach
allgemeiner Ansicht von Medizinern die beste Methode zur
Erkennung von Darmkrebs. Sie
werde Frauen und Männern
ab dem 55. Lebensjahr von
der Krankenkasse angeboten.
Die Untersuchung ist nicht
schmerzhaft. Der Patient steht
unter Narkose, schläft während
der Untersuchung und bekommt
davon nichts mit.
dpa/frs
6
KLINIKUM 2010
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N GERINNUNGSAMBULANZ
Modernstes Angebot für Gerinnungspatienten
G
krankung können auch Spontanblutungen auftreten, auch
Gelenkblutungen oder sogar
Hirnblutungen sind möglich.
„Bei dem schwierigen Krankheitsbild dieser Patienten ist
es unerlässlich, dass das hochmoderne diagnostische und
klinische Spektrum des Universitätsklinikums in allen Disziplinen zur Verfügung steht“,
erläutert Dr. Braunert. „Denn
dadurch ist eine schnelle und
unkomplizierte
Zusammenarbeit mit der Labormedizin
und allen klinischen Bereichen
wie der Inneren Medizin, der
Neurologie, Orthopäden, Chirurgie oder auch der Urologie
möglich.“
ute Versorgung der Patienten – das heißt: „Es
reicht nicht, wenn der
Patient zufrieden ist. Vielmehr
wollen wir durch jede Behandlung versuchen etwas zu lernen,
damit der nächste Patient noch
besser betreut werden kann.“
So formuliert Prof. Dr. Dietger
Niederwieser, Leiter der Selbstständigen Abteilung für Hämatologie, internistische Onkologie und Hämostaseologie am
Universitätsklinikum Leipzig,
den Anspruch an die Mitarbeiter der Gerinnungsambulanz,
die das interdisziplinäre Konzept umsetzen: Der Leiterin
der Gerinnungsambulanz – der
Fachärztin für Innere Medizin,
Hämatologie und Onkologie
Dr. Leanthe Braunert – stehen
erfahrene Mediziner der Fachbereiche Hämostaseologie und
Intensivmedizin, des Instituts
für Laboratoriumsmedizin sowie speziell ausgebildete Pflegekräfte bei der Betreuung der
Patienten zur Seite.
„Gerade
die
gemeinsame
Gerinnungsabklärung
ohne
Fachgrenzen im Universitätsklinikum zwischen Blutungsgefahr auf der einen Seite und
einer überschießenden Gerinnung auf der anderen Seite ist
eine ganz wesentliche Basis
unserer Krankenversorgung“,
sagt Dr. Braunert. „Dies hilft
ganz gezielt dem Patienten.“
Im Mittelpunkt der universitären Versorgung stehen vor
allem Patienten mit einer angeborenen oder erworbenen
Blutungsneigung
(„Bluter“).
Dr. Leanthe Braunert ist die Leiterin der Gerinnungsambulanz des
Universitätsklinikums Leipzig.
Foto: ukl
Hinter der Etablierung eines
solchen übergreifenden „Comprehensive Care Center“ in der
Gerinnungsversorgung
steht
also, dass die Patienten auf
die Erfahrungen und die Kompetenz aller Fachbereiche des
Klinikums bauen können. Das
gilt auch für die jugendlichen
Bluter, die in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der
Kinderklinik versorgt werden.
Regelmäßige fachübergreifende Beratungen der Gerinnungsspezialisten des Universitätsklinikums zu den einzelnen
Patienten stellen so zusätzlich
den höchstmöglichen Qualitätsmaßstab der individuellen Versorgung sicher.
Bei diesen Patienten ist die
Blutgerinnung so gestört, dass
das „Festwerden“ von Blut
beispielsweise im Rahmen von
„Besonders wichtig für die Arbeit der Gerinnungsambulanz
ist weiterhin, dass Patientenvertreter in die Versorgung mit
Schnittverletzungen deutlich
verzögert ist, und diese daher
verstärkt oder länger bluten.
Je nach Schweregrad der Er-
einbezogen werden“, betont Dr.
Braunert. Das sieht auch die
Deutsche
Hämophilie-Gesellschaft (DHG) so. Wie Thomas
Mehlhorn, Jugendvertreter der
DHG in Sachsen, einschätzt,
werden die Patienten in Leipzig
sehr gut betreut. Der 27-Jährige ist der Ansprechpartner
für die Probleme jugendlicher
Bluter.
„Natürlich ist gute klinische
Betreuung wichtig. Sie muss
aber mit wissenschaftlicher
Arbeit einhergehen, die neue
Ansätze, Methoden und Mittel
erforscht“, blickt Prof. Niederwieser voraus. „Und ich denke,
dass wir mit unserem interdisziplinären Konzept beste
Voraussetzungen
geschaffen
haben, das Fachgebiet Hämostaseologie weiterzuentwickeln.
Denn genau das nützt dem Patienten und der medizinischen
Forschung für unsere Patienten.“
Uwe Niemann
Gerinnungsambulanz
José-Carreras-Haus,
Johannisallee 32 A,
04103 Leipzig.
Sprechzeiten: Dienstag und
Donnerstag,
jeweils von 8 bis 14 Uhr.
Anmeldung; Tel.: 97-12835
Notfalltelefon: 97-12835
(außerhalb der Sprechzeiten
und am Wochenende).
N ZKS
Informationsportal zu Klinischen Studien
P
atienten, die sich über
aktuelle klinische Studien
am Universitätsklinikum
Leipzig informieren möchten,
können dies ab sofort im Internet. Das Zentrum für Klinische Studien Leipzig (ZKS
Leipzig) der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig
hat seine Website ausgebaut
und um ein Informationsangebot für studieninteressierte
Patienten erweitert: Auf der
Seite www.zks.uni-leipzig.de
werden Patientinnen und Patienten über aktuelle klinische
Studien informiert, die am
Universitätsklinikum Leipzig
in Kooperation mit dem ZKS
durchgeführt werden.
Besucher der Internetseite,
die sich für die Teilnahme an
einer Studie interessieren,
können sich per elektronischem Kontaktformular mit
dem Zentrum für Klinische
Studien in Verbindung zu setzen. Diese Anfragen werden
von dort direkt an die zuständige Klinik weitergeleitet und
dann schnellstmöglich beantwortet.
Aktuell sind auf der Internet-
Die ausgebaute Webseite des Zentrums für Klinische Studien der
Medizinischen Fakultät.
Grafik: ZKS
seite Studien zu Haut-, Augenund HNO-Erkrankungen, Allergien sowie neurologischen
und
neurochirurgischen
Krankheiten aufgeführt. Die
Daten werden laufend aktualisiert und in den nächsten
Wochen kontinuierlich erweitert. Geplant ist, künftig
auch die gemeinsam mit den
Lehrkrankenhäusern der Medizinischen Fakultät Leipzig
durchgeführten
klinischen
Studien vorzustellen: dem
Leipziger Klinikum St. Georg,
dem Klinikum Chemnitz und
dem
Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau.
Die Webseite bietet neben den
aktuellen Studien auch umfassende allgemeine Informationen zum Thema Klinische
Studien.
Geklärt
werden
Fragen wie „Bin ich ein ‚Versuchskaninchen’, wenn ich an
einer Studie teilnehme?“ oder
„Habe ich Vorteile, wenn ich
bei einer Studie mitmache?“.
Erläutert werden zudem die
unterschiedlichen
Formen
und der Ablauf klinischer
Studien sowie rechtliche und
ethische Aspekte.
Das Zentrum für Klinische Studien Leipzig ist eine Einrichtung
der Medizinischen Fakultät
Leipzig und wird vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) gefördert.
Zu seinen Aufgaben gehört, die
klinische Studienforschung für
die Universität Leipzig zu koordinieren und Informationsangebote für studieninteressierte
Patienten zu schaffen. Derzeit
unterstützt das ZKS Leipzig
sieben Kliniken des Leipziger
Universitätsklinikums
vor
Ort bei der Durchführung klinischer Studien.
akh
www.zks.uni-leipzig.de
KLINIKUM 2010
7
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N ORTHOPÄDIE
N TREFFEN
Beim Sport kommt es auf die richtige Dosis an
E
in Foto sagt mehr als tausend Worte. Beim unterhaltsamen und lehrreichen
Vortrag von Prof. Dr. Georg von
Salis-Soglio waren es am Ende
etwa 50 Fotos, also mehr als
50 000 Worte, die das Thema
„Sport und Bewegungsapparat“
verdeutlichten. Wie immer war
die Veranstaltung „Orthopädie
für Jedermann“ im Hörsaal des
Operativen Zentrums gut besucht. Mit dem Chef der Universitätsfrauenklinik Prof. Dr. Dr.
Michael Höckel und der Leiterin
der Stabsstelle Physikalische
Therapie und Rehabilitation am
Universitätsklinikum Dr. Claudia
Winkelmann konnte Prof. von
Salis-Soglio, Direktor der Klinik
und Poliklinik für Orthopädie,
sozusagen auch Kollegen begrüßen.
Eines der ersten Fotos zeigte
eine Sportlerin der rhythmischen Sportgymnastik, die bei
ihrem Spagat bezaubernd elegant ins Hohlkreuz ging. „Das ist
das Schlimmste, was man seiner
Lendenwirbelsäule antun kann“,
kommentierte Prof. von SalisSoglio das Bild. „Die gleiche Belastung für den empfindlichsten
Teil unserer Wirbelsäule entsteht
beim Stabhochsprung und beim
Gewichtheben. Aber Leistungssport sollte für uns höchstens
ansehenswert, aber nicht nachahmenswert sein. Wir beschäftigen uns heute mit der Grundfrage: Ist Sport gesund? Und da
sage ich uneingeschränkt ja –
mit der Eingrenzung: Der Sport
muss vernünftig sein, und er
muss vernünftig ausgeübt werden.“ Mit dem weniger vernünftigen Sport meinte der Leipziger
Orthopädie-Chef besonders das
Boxen. Das sei zwar spektakulär,
aber kein Sport. „Wenn das Ziel
einer körperlichen Betätigung
die Gesundheitsschädigung des
Gegners ist, kann das kein Sport
sein.“
Sport sei für Jugendliche schon
deshalb gut, weil der Bewegungsapparat für seine optimale
Entwicklung eine wohldosierte
Belastung brauche. Für den Erwachsenen biete sportliche Betätigung das beste Training nicht
nur für Muskeln, sondern auch
für Knochen und Gelenke. Es
gebe für den Sport keine Altersgrenze nach oben. „Natürlich
wird ein Hundertjähriger nicht
mehr jede Sportart ausüben und
das leisten können wie ein Junger“, so Prof. von Salis-Soglio.
„Aber Bewegung ist wichtig.
Wer aufgibt, der verliert. Das ist
im Sport wie in der Medizin so.“
Bei seinem Exkurs in die Diagnostik von Sportverletzungen
plädierte der Leipziger Klinikchef einmal mehr für die körperliche Untersuchung. „Das
MRT ist die Seuche unserer Zeit.
Diese Technik bietet unglaubliche Möglichkeiten der Untersuchung, gerade für Krebserkrankungen. Aber bei einem
verstauchten Knöchel reicht
es völlig aus, den Patienten zu
befragen und körperlich zu untersuchen. Der Arzt, der nicht
gleich ein MRT machen lässt,
ist nicht der schlechteste“, sagt
der erfahrene Orthopäde.
Z
ur Fortbildungsveranstaltung „Radiologie aktuell
2010“ kamen Ende März
rund 400 Teilnehmer aus
ganz Deutschland nach Leipzig. Die diesjährigen Schwerpunkte waren Erkrankungen
der Leber und Gallenwege
sowie der Kopf-Hals-Region.
Außerdem wurden neue
Schnittbildtechniken im Bereich CT und MRT vorgestellt.
Die Veranstaltung fand im
Medelssohn-Saal des Leipziger Gewandhauses statt.
Mit der „Fünfer-Regel nach Salis-Soglio“ stellte der Leipziger
Orthopädie-Professor ein Konzept für das Muskeltraining vor,
bei dem keine Verletzungen
auftreten können, aber dennoch die Muskulatur gekräftigt
werde. „Fünf Sekunden alle
Muskeln anspannen, fünf Sekunden entspannen, das Ganze
fünf Minuten lang hintereinander, und das wiederum fünf Mal
am Tag – das sind insgesamt 25
Minuten, die Sie ihren Körper
trainieren. Das bringt schon etwas“, so Prof. von Salis-Soglio.
Bei allen gängigen Freizeitsportarten sei es wichtig, nicht
übermüdet zu sein, sich gut aufzuwärmen und Vernunft walten
zu lassen. „Das Wort vernünftig
hören Sie von mir oft, denn das
ist der wichtigste Aspekt. Zu viel
Eifer und Ehrgeiz können schaden und bringen den Freizeitsportler nicht weit – höchstens zu
mir in die Sprechstunde.“ Wichtig sei, eine individuell geeignete
Sportart auszuwählen. Auch das
Fitness-Studio sei grundsätzlich
sehr sinnvoll, wenn wohldosiert
trainiert werde. Bei jeder sportlichen Aktivität seien eine allmähliche Belastungssteigerung, ein
Wechsel von Be- und Entlastung
und das Beachten der Schmerzgrenze gut.
Um Veränderungen im Körper
sichtbar zu machen, kommen
Patienten immer häufiger „in
die Röhre“. Die bildgebenden
Möglichkeiten der diagnostischen Radiologie haben sich
mit der Röntgen-Computertomographie und der Magnetresonanztomographie enorm
erweitert, zumal durch eine
Kombination dieser Verfahren sowie der Einbeziehung
nuklearmedizinischer Untersuchungsmethoden (PET-CT)
immer bessere Ergebnisse
erzielt werden können.
Belastung für den ganzen Körper: Alexander Straub während der
Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin.
Foto: dpa
So müssen Patienten, bei
denen die Gallen- oder
Bauchspeicheldrüsengänge
abgebildet werden sollen,
häufig kein Endoskop mehr
schlucken, wie es bei der
konventionellen Röntgenuntersuchung der Fall ist. Dreidimensionale Bilder der Gallenwege werden inzwischen
mittels MRT nicht-invasiv und
darüber hinaus ohne Kontrastmittel, also wesentlich
schonender gewonnen.
Je detailreicher die Bilder,
desto zielgerichteter die Behandlung. So wird zunehmend bei Lebertumoren eine
kathetergesteuerte Embolisationstherapie (transarterielle
Chemoembolisation)
oder
eine perkutane Verödung
durch Erhitzung (RF-Therapie)
durchgeführt. „Oder nehmen
sie Operationen von Gallengangstumoren. Sie konnten
derart verbessert werden,
dass die Überlebenschancen
deutlich gestiegen sind“,
sagte Tagungsleiter Prof. Dr.
Thomas Kahn von der Klinik
und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle
Radiologie des Universitätsklinikums Leipzig.
Mit Blick auf die drei Millionen
Träger von Endoprothesen in
Deutschland betonte er, dass
auch für sie Sport richtig und
wichtig sei. „Früher meinte
man, dass man mit einem
künstlichen Hüftgelenk nicht
sportlich aktiv sein sollte, um
eine Lockerung der Endoprothese zu vermeiden. Inzwischen wissen wir, dass die
Lockerungsgefahr gering ist.
Vielmehr werden durch Sport
die Muskeln gestärkt, die ja
unser Skelettgerüst – und damit
auch den künstlichen Teil – zusammenhalten.“
Als Fazit sagte Prof. von SalisSoglio, dass der Sport optimal
zur Vorbeugung und Behandlung von Problemen am Bewegungsapparat geeignet ist.
„Und noch einmal möchte ich
das vernünftige und wohldosierte Ausüben von körperlicher Aktivität hervorheben.
Denn beim Sport kommt es wie
in der Medizin auf die richtige
Dosis an.“
Uwe Niemann
Radiologie aktuell
in Leipzig
Hunderte Kilogramm Gewicht wirken beim Gewichtheben auf den
Körper von Olympiasieger Matthias Steiner ein.
Foto: dpa
Während der Fortbildungsveranstaltung hatten die Radiologen und Mediziner auch
aus benachbarten Disziplinen an den zwei Tagen die
Möglichkeit, sich über neue
Entwicklungen zu informieren
und ihre Augen zu schulen.
Diana Smikala
8
KLINIKUM 2010
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N JUBILÄUMSBLUT 2010
Blutbank dankt den Lebensrettern
S
eit vielen Jahren führt das Institut für Transfusionsmedizin,
die Blutbank des Leipziger Universitätsklinikums, in Zusammenarbeit mit dem Förderverein für das
Blutspenden in Westsachsen e. V.
eine alljährliche Spenderehrungsveranstaltung durch. Mittlerweile ist
dies ein Event mit Tradition – und
dennoch stellt er seine Organisatoren stets vor gewisse Herausforderungen. Denn der Anspruch ging
bisher nicht verloren, allen geladenen Gästen, ganz besonders den zu
ehrenden Spendern, immer wieder
einen unvergesslichen Abend bieten
zu wollen.
Man nahm also mit eifrig entschlossener Miene die Aufgabe zur
Organisation dieser Veranstaltung
an und überlegte, wie man diesem
Großereignis ein weiteres Mal das
gewisse Etwas verleiht. Dann bestimmte man nach einem Brainstorming mehrheitlich die besten Ideen
und wählte so für dieses Event einen
ausgefallenen Veranstaltungsort und
ein mit gewissen Pflichten belegtes
Datum. Man gab etwas Zaubersalz,
humoristische Showeinlagen sowie
durch Gentlemen verteilte Rosenblätter dazu und hoffte am Ende
nicht zuletzt auf das eine Quäntchen
Glück, dass schon alles irgendwie
funktionieren wird.
Jedes Jahr werden im Rahmen dieser Ehrungsfeier verdiente, unentgeltliche Spender mit beachtlichen
Spendenzahlen für ihr humanitäres Engagement ausgezeichnet. Ob
baut wurde, so fühlt man sich nicht
von ungefähr wie in eine zauberhafte Varietéwelt versetzt.
ner Spender, die an diesem Abend
für 100 und mehr Spenden geehrt
wurden.
Nach den feierlichen Reden des
Leiters des Instituts, Prof. Gert Matthes, sowie des Vorsitzenden des
Fördervereins für das Blutspenden
in Westsachsen e.V., Dr. Volker
Thierbach, wurden die Jubiläumsspender entsprechend ihrer bisher
geleisteten Spendenzahl auf die
Bühne gerufen. Dort nahmen sie
ihren verdienten Dank, ihre Urkunde, Rosen und ein kleines Geschenk in Empfang und strahlten
im Anschluss um die Wette für
das schönste Foto. Bei diesem offiziellen Teil zeigte sich so mancher
Gast im Stillen recht beeindruckt
von der genannten Leistung einzel-
Der Show-Act zeigte sich dann
nicht nur mystisch, sondern bot
auch etwas für Herz, Augen und
Lachmuskeln. „Die Verzauberer“,
drei Künstler aus Dresden, entführten das Publikum mit ihrem an
diesem Abend erstmalig öffentlich
gezeigtem Programm „Der kleine
Prinz“ kurzzeitig in eine fremde
Welt. Nicht ohne einige Mitarbeiter
des Instituts in ihren magischen
Bann und folglich auch auf die
Bühne zu ziehen, um sie dort zu einem Teil der wundersamen Performance zu machen. Aus sicherster
Quelle wird berichtet, dass es nicht
weh tat.
Institutsdirektor Prof. Dr. Gert Matthes (2.v.l.) bedankt sich persönlich bei den eifrigsten Spendern.
Blumengruß für alle Damen am
Frauentag.
Fotos: A.Grießer
15, 25, 50, 75 oder gar 275 geleistete Spenden, man wird nachdenklich bei dem Gedanken daran, wie
viele Menschenleben sich dadurch
bereits retten ließen. Und auch
diesmal waren es über 170 Spender aus dem Regierungsbezirk, die
zu dieser Feierlichkeit nach Leipzig
eingeladen wurden.
Die Wahl der Lokalität fiel in diesem
Jahr auf den erst vor einem Jahr
eröffneten Spiegelpalast in der Kongresshalle Leipzig. Man kann zu
Recht behaupten, hier eine Besonderheit unter den Leipziger Veranstaltungsorten gefunden zu haben:
Steht man inmitten dieses festlich
geschmückten Art-Deco-Spiegelzeltes, welches in den großen Saal des
Hauses für längere Zeit fest einge-
Die diesjährige Spenderehrung der
Blutbank Leipzig fand am 8. März
statt. Internationaler Frauentag!
Selbstredend, dass damit für die
eine Hälfte des Publikums noch
eine Überraschung vorbereitet
worden war. Vier Herren, junge
dynamische Mitarbeiter der Blutbank, adrett gekleidet und mit
schickem Zylinder auf dem Haupt,
entzückten die anwesende Damenwelt mit einer roten Rose und kleinen Schokoladenherzen. Damit traf
man an diesem Abend ganz klar ins
Schwarze – denn diese Geste kam
bei den Frauen verdammt gut an.
Romantisch eben.
Das Resümee: Es war ein toller
Abend in einem besonderen Ambiente, der ganz sicher auch seine
Fortsetzung finden wird. Denn die
nächste Ehrungsveranstaltung der
Blutbank Leipzig wird kommen –
so lange es Blutspender gibt, die
mit ihren regelmäßigen, unentgeltlichen Blutspenden für die Patienten in der Region diesen wichtigen
gesellschaftlichen Beitrag leisten.
Das Engagement dieser Spender
auch im Rahmen eines solchen
Events zu würdigen, sollte noch
auf lange Sicht fester Bestandteil
der Öffentlichkeitsarbeit von Blutbank und Förderverein sein. Um
mit den Worten eines geehrten
Jubiläumsspenders zu schließen:
„Ich finde es schön, dass man nicht
vergessen wird. Lob für freiwillig
Getanes ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich“. In diesem Sinne. A. Grießer
N SYMPOSIUM
Bewegung ist alles – auch gegen den Herzinfarkt
O
b Auszubildende von der
Medizinischen Berufsfachschule oder erfahrener
Oberarzt – die Fortbildungsreihe „Leipziger Gespräch in der
Physikalischen Therapie und
Rehabilitation“ findet ein breites
Publikum. Darüber konnte sich
Dr. Claudia Winkelmann, Leiterin der Stabsstelle Physikalische
Therapie und Rehabilitation, auch
zur inzwischen 14. Veranstaltung
freuen, auf der jüngst Dr. Helge
Voigt vom Fachbereich Kardiologie/Angiologie des Universitätsklinikums Leipzig zum Thema
„Myokardinfarkt im Kontext der
Physiotherapie“ sprach.
„Unter Myokard- oder auch Herzinfarkt versteht man das Absterben
von Teilen des Herzmuskels aufgrund einer andauernden Durchblutungsstörung“, erläuterte Dr.
Voigt die Erkrankung. „In den meisten Fällen entsteht dieser Verschluss
durch Blutgerinnsel in einer arteriosklerotisch veränderten Engstelle
eines der drei Herzkranzgefäße.“
Dabei ist die Arteriosklerose, die
zur Verengung der Gefäße führt,
zum großen Teil altersbedingt. Aber
auch Rauchen, ungünstige Fettwerte und Diabetes mellitus tragen zur
Arterienverkalkung bei.
Ein heftiger Schmerz in der Herzgegend ist das typische Zeichen
eines Herzinfarkts. Bei Frauen kann
es auch atypische Symptome geben,
wie Atemnot, Schwindel, Übelkeit,
Erbrechen. „Das kann dazu führen,
dass nicht sofort das eigentliche
Problem erkannt wird. Dabei ist es
besonders wichtig, schnell zu handeln, um den Verschluss zu beseitigen. Also: Nicht den Hausarzt kontaktieren, nicht selbst in die Klinik
fahren, sondern gleich die 112 rufen
und sagen, dass der Verdacht eines
Herzinfarktes besteht. Es kommt
schließlich auf jede Minute an. Denn
je mehr Herzgewebe abstirbt, umso
schwerwiegender die Folgen“, so
der erfahrende Herzspezialist.
Der Verschluss wird in den meisten
Fällen per Herzkatheter, der über
die Leiste oder die Ellenbeuge eingeführt wird, beseitigt. Dann wird
der Patient noch 24 bis 48 Stunden
genau überwacht. Wenn er nach ei-
nigen Tagen auf die kardiologische
Normalstation verlegt wird, beginnt
möglichst schnell die Mobilisation
des Patienten durch Physiotherapeuten.
„In der ersten Woche sind Atemgymnastik, passive Bewegungsübungen
und auch schon die so genannte
Bettkantengymnastik
möglich“,
erläuterte Dr. Voigt. „In der zweiten
Woche ist Treppensteigen – aber nur
eine Etage – angesagt, um das Herz
langsam wieder an Belastungen zu
gewöhnen. Ab der dritten Woche
erfolgt die Rehabilitation entweder
stationär oder ambulant in einem
Reha-Zentrum.“
An der Uniklinik kümmert sich ein
Reha-Team, das multidisziplinär
zusammengesetzt ist aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen und natürlich Ärzten und
Schwestern, um die Genesung der
Herzinfarkt-Patienten. „Dabei dient
die Rehabilitation nicht nur der Erholung vom Akutereignis, sondern
auch der dauerhaften Beeinflussung
von Risikofaktoren“, hob der Leipziger Kardiologe hervor. „Das heißt,
wir müssen manchem Patienten
vermitteln, dass er sein Verhalten
ändern muss: zum Beispiel Schluss
mit dem Rauchen. Bei DiabetesPatienten muss der Blutzuckerspiegel optimal eingestellt werden. Im
Grunde geht es darum, möglichst
einen weiteren Herzinfarkt zu vermeiden.“
Der Sekundärprävention, also dem
Schutz vor einem zweiten Infarkt,
dient vor allem Bewegung. „Wenn
durch sportliche Aktivitäten 2000
bis 3000 Kilokalorien pro Woche
zusätzlich
verbrannt
werden,
werden die kardiovaskulären Ereignisse um immerhin 50 Prozent
reduziert“, so Dr. Voigt. „Schon allein das Treppensteigen verbrennt
1000 Kilokalorien pro Woche – und
senkt das Mortalitätsrisiko um 20
bis 40 Prozent. Auch Gartenarbeit
oder Spaziergänge mit dem Hund
tun gut, weil sie Bewegung und damit Training für Herz und Kreislauf
sind. Apropos Hund: Nicht umsonst
nennt man ihn den vierbeinigen
Physiotherapeuten. Denn er treibt
sein Frauchen oder Herrchen alle
paar Stunden vom Sessel hoch.“
Als vorteilhafte Aktivitäten pro
Tag nannte der Herzspezialist
Spaziergänge von insgesamt einer
Stunde, Radfahren von 30 Minuten,
Schwimmen von 15 Minuten sowie
auch Golfspielen, Tanzen, Skilanglauf und Tennis. „Aber bitte ohne
Ehrgeiz“, betonte der Kardiologe.
„Denn der Motor des Körpers muss
zwar etwas gefordert werden, sollte aber nicht in Höchstdrehzahlen
hochgejagt werden.“ Ein leichtes
Krafttraining wie im Fitnessstudio
sei in Ordnung, allerdings sollten
Übungen vermieden werden, bei
denen eine Pressatmung entstehe.
Ungünstige Aktivitäten für Herzpatienten seien Hand-, Fuß- und
Basketball sowie Tischtennis.
„Im Grunde ist es ganz einfach,
die Dosis der Belastung einzuschätzen: Man muss sich bei der
Aktivität gut unterhalten können,
ohne Luftnot zu bekommen. Muss
man aber stehen bleiben, um
weiterzusprechen, dann war die
Belastung zu hoch“, so die Maßgabe des Mediziner für die Physiotherapeuten, die Patienten mit
Myokardinfarkt behandeln. U.N.
KLINIKUM 2010
9
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N HEPATOLOGIE
Lebererkrankungen möglichst frühzeitig erkennen
A
n der Uniklinik Leipzig
gibt es seit kurzem eine
Sektion Hepatologie. „Gesundheit und mehr...“ sprach
mit Prof. Dr. Thomas Berg,
Leiter der Sektion, die an der
Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums
Leipzig beheimatet ist.
Frage: Sie sind Leiter einer neu
geschaffenen Sektion Hepatologie – wozu wird diese benötigt?
Prof. Berg: Das Leipziger Universitätsklinikum stärkt mit
diesem speziellen Bereich interdisziplinär die hepatologische
Kompetenz. Neben der chirurgischen Expertise, die durch
Prof. Dr. Jonas und seine Klinik
für Visceral-, Transplantations-,
Thorax- und Gefäßchirurgie
gegeben ist, gibt nunmehr auch
einen speziellen Blickwinkel der
Inneren Medizin.
Weil die Zahl der Lebererkrankungen steigen wird?
Das ist zu erwarten. Aber nicht
nur, weil zu viel Alkohol getrunken wird. Nur ein kleiner Teil
der Lebererkrankungen lässt
sich auf fortgesetzten Alkoholmissbrauch zurückführen. Die
meisten Erkrankungen der Leber sind auf andere Ursachen
zurückzuführen wie z.B. Virusinfektionen,
Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen. Was uns aber
nachdenklich machen sollte:
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die aus der heutigen
Lebensführung erwachsen. Ich
denke da nur an das Übergewicht und die Fettleber.
Für besonders wichtig halte ich, Lebererkrankungen
frühzeitig zu erkennen.
Denn in diesem Stadium
ist es meist möglich die
Krankheit zu stoppen oder
auszuheilen. Denn die
Leber ist ein Organ, das
sich sehr gut regenerieren
kann. Wenn es aber zur
Leberzirrhose
kommt:
Diese ist irreversibel, da
kann dann nur noch eine
Transplantation helfen.
ein Übergewicht. Das
merke ich in meiner täglichen Praxis: Erhöhte
Leberwerte beunruhigen
den Patienten. Schließlich
zeigen sie ja, dass etwas
nicht stimmt. Und wenn
die Hausärzte besser um
die Risiken ihrer Patienten wüssten, könnten sie
viel genauer und vor allen
frühzeitig erkennen, wo
Probleme entstehen.
Kann Ihre hepatologische
Sektion die Hausärzte
unterstützen?
Wie kann eine Lebererkrankung frühzeitig entdeckt werden?
Sie kann und wird. Ich
sehe eine Aufgabe darin,
die
niedergelassenen
Ärzte zu unterstützen,
Bekannt sind schon so
indem individuelle Begenannte Genmarker, die
handlungskonzepte
für
auf ein erhöhtes Risiko
Patienten
mit
Leberfür
Lebererkrankungen
erkrankungen entworfen
deuten. Damit könnte
werden. Das interdiszipsich also prinzipiell jeder
das Wissen verschaffen, Prof. Dr. Thomas Berg leitet die neue Sektion für linäre Zusammenwirken
ob ein solches Risiko vor- Hepatologie an der Uniklinik Leipzig. Foto: ukl von Chirurgen, Kardiologen, Stoffwechselexperliegt – und dann seine
Lebensführung darauf einrich- sich das Risiko für Herzinfarkt ten, Radiologen, sowie der Intensivmedizin und dem Zentrum
ten. Einfacher lassen jedoch die und Schlaganfall erhöhen.
für Klinische Studien bringt
Leberwerte schon recht zeitig
erkennen, ob eine Erkrankung Auch wenn an den Genen zu dem Patienten sehr viel. Und
vorliegt. Das Problem ist aber: erkennen ist, ob ein Risiko für daran sollen auch die HausärzBeim Gesundheitscheck, den die eine Lebererkrankung besteht: te teilhaben. Zudem haben wir
Krankenkassen alle zwei Jahre Lebt der wissende Patient dann neue Verfahren zur Verfügung,
für Patienten über 35 Jahre tatsächlich so, dass seiner Le- mit denen nicht-invasiv per
kostenlos gewähren, werden ber nichts passiert? Schließlich Schallwellen der Zustand der
die Leberwerte nicht gemessen. wissen alle, dass Übergewicht Leber beurteilt werden kann.
Das ist unbefriedigend. Ich sehe der Gesundheit schadet – doch Bisher ist die Biopsie der Goldda eine Aufgabe für die Politik, das „Pro-Bauch-Gewicht“ der standard um herauszufinden,
welches Ausmaß die Bindeaktiv zu werden. Denn die Le- Deutschen nimmt zu.
gewebsbildung in der Leber
berwerte zeigen nicht nur, wie
es um die Leber steht, sondern Ich denke, dass eine Leber- erreicht hat. Dahinter steht: Je
auch, dass vielleicht eine Zu- erkrankung vom Patienten eher mehr Bindegewebe, desto fester
ckerkrankheit bevorsteht oder als Krankheit gesehen wird als und geschädigter die Leber. Mit
dem neuen Verfahren, das auch
als Elastographie, also Steifigkeitsmessung, bezeichnet wird,
erhält man Messdaten, die mit
relativ hoher Genauigkeit sagen, ob eine Erkrankung vorliegt bzw. ob sie fortgeschritten
ist. Ich biete allen niedergelassenen Ärzten an, mit diesem in
der Region Leipzig einzigartigen Gerät ihre Leberpatienten
checken zu lassen. Das dauert
fünf Minuten, der Patient muss
nur das Hemd hochziehen, das
Ganze ist einer Ultraschalluntersuchung sehr ähnlich.
Interview: Uwe Niemann
Lebersprechstunde
Zentrum für Konservative
Medizin am UKL
Haupteingang
Liebigstraße 20,
Erdgeschoss,
Treppe nach rechts,
zentrale Anmeldung.
Telefon: 97-12222 oder
97-12330.
Terminvergabe per E-Mail:
Leber@uniklinik-leipzig.de
Bitte schreiben Sie uns, wann
und weswegen Sie gern einen
Termin hätten. Wir rufen Sie
dann zurück bzw. senden
Ihnen den Termin per Fax oder
E-Mail.
Sprechstunden
Montag bis Freitag von 8 bis
13 und 14 bis 17 Uhr.
N ONKOLOGIE
Mediziner-Treff auf höchster Ebene
W
ichtige Begegnung an
der Leipziger JoséCarreras-Klinik: Dietger Niederwieser, Leiter der
Abteilung Hämatologie und
Onkologie der Universitätsklinik und Präsident der weltweiten Organisation für Blut- und
Knochenmark-Transplantationen (WBMT), empfängt seinen
Vizepräsidenten Prof. Yoshihisa Kodera.
Der Mediziner aus Nagoya ist
zum ersten Mal in Leipzig und
zeigt sich beeindruckt vom
hohen Niveau der Behandlung
der an Leukämie erkrankten
Patienten. Vor allem das Zusammenspiel von ambulanter
und stationärer Betreuung sei
in Leipzig beispielhaft. Leipzig
rangiere mit dieser Einrichtung
weltweit mit an der Spitze.
Der 70-jährige Mediziner wirkt
in seiner Heimat an der Aichi Jahr weit über 50 000 regis- – davon allein 5000 in DeutschMedical University. Gibt es den trierte Stammzellentransplan- land – und in den USA. ErhebZusammenschluss der euro- tationen vor allem in Europa licher Entwicklungsbedarf besteht vor allem
päischen
und
in Südamerika
der US-amerikaund auf dem afrinischen Transkanischen Kontiplantationszennent, wo bislang
tren schon seit
allein in Südafrigut 30 Jahren,
ka
Transplanso hat Kodera so
tationen durchein Netzwerk für
geführt werden
den asiatischen
können.
Raum erst in
den vergangenen
Kodera wies in
Jahren ins Leben
den Gesprächen
rufen
können.
mit Niederwieser
Niederwieser:
darauf hin, dass
„Er hatte damit
beispielsweise in
den großen VorVietnam
pro
teil, dass er die
Jahr nur 40 der
Fehler, die wir
lebensrettenden
machten, nicht
Eingriffe
mögwiederholen
lich sind. Zu den
musste.“
Der Präsident mit Vize: Prof. Dietger Niederwieser und Prof. Problemländern
ebenso
Heute gibt es pro Yoshihisa Kodera.
Foto: Armin Kühne gehört
Indien, weil es dort vor allem
an
Fachpersonal
mangelt.
Niederwieser regte an, dass
die hoch entwickelten europäischen und US-amerikanischen
Transplantationszentren Hilfe
gewähren und jedes der Zentren einen Mediziner ausbilden
sollten. Die WBMT werde das
zu einem Schwerpunkt ihrer
Arbeit machen.
Beim zweitägigen Aufenthalt
bekam der Gast aus Japan
auch Leipzigs Geschichte im
Schnelldurchlauf
vermittelt.
Kodera informierte sich über
die Völkerschlacht und über die
Friedliche Revolution. Kultureller Höhepunkt des Treffens
war der Besuch des Gewandhauskonzertes, bei dem unter
Leitung von Riccardo Chailly
Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion aufgeführt wurde.
Thomas Mayer
10
POLITIK I WIRTSCHAFT
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Gute Noten
für Sachsen
N LEIPZIGER MESSE
AMI: Die Branche hofft auf Impulse
D
er
Wirtschaftsstandort
Sachsen bekommt vom
Mittelstand gute Noten. Nach
dem aktuellen Mittelstandsbarometer der Beratungsgesellschaft Ernst & Young bewerten aktuell 80 Prozent der
Mittelständler die regionalen
Rahmenbedingungen im Freistaat positiv. Damit ist die Zustimmung höher als im Vorjahr
(72 Prozent). Sie liegt aber unter dem Bundesdurchschnitt,
der 84 Prozent ausweist. Im
Länderranking rutschte Sachsen allerdings vom 10. auf
den 12. Platz. Für das Barometer waren im Januar 2010 in
Sachsen 193 mittelständische
Unternehmen befragt worden.
Die Infrastruktur bewerten
83 Prozent der Unternehmen
positiv, nach 75 Prozent im
Vorjahr. Im Länderranking
belegt Sachsen in diesem
Bereich den 11. Platz. Das
ist ein Platz schlechter als im
Vorjahr. In der Bildungspolitik
hingegen hat der Freistaat
einen großen Satz nach vorn
gemacht – von Platz 11 auf
Platz 1 im Ranking. 69 Prozent der Mittelständler zeigen
sich mit der Bildungspolitik zufrieden, 2009 waren es nicht
einmal die Hälfte gewesen.
70 Prozent der Unternehmen
geben auch gute Noten für die
Förderpolitik (2009: 64 Prozent). Das bedeutet Platz 6.
Ähnlich gut wird mit 71 Prozent die Mittelstandspolitik
bewertet, nach 57 Prozent
2009. In der Länderwertung
schob sich der Freistaat um
zwei Plätze auf den 11. Platz
nach vorn.
dpa
Verbraucher
zahlen mehr
S
teigende Preise für Benzin
und Heizöl haben die Verbraucherpreise im März überraschend stark nach oben
schnellen lassen. Die Commerzbank schrieb in einer
Kurzanalyse zu den Ergebnissen aus fünf Bundesländern:
„Die deutschen Verbraucherpreise sind im März stärker
gestiegen als erwartet, die
Inflationsrate dürfte auf 1,1
Prozent angezogen haben.“
Gegenüber Februar stiegen
die Verbraucherpreise demnach um 0,5 Prozent. Vorläufige bundesweite Zahlen
zur Teuerungsrate wollte das
Statistische Bundesamt Ende
März bekanntgeben. Trotz der
anziehenden Verbraucherpreise im März liegen die Werte
weiterhin weit unter der Warnschwelle der Europäischen
Zentralbank (EZB), die bei Inflationsraten von knapp unter
2,0 Prozent Preisstabilität
gewahrt sieht.
dpa
Schnittige Linien und scharfe Kurven auf der Automobil International: Die Leipziger Automesse ist die einzige große deutsche Herstellermesse in diesem Jahr. Allerdings wird die Leipziger Messe erst wieder 2012 Gastgeber der AMI sein.
Foto: dpa
N
ach dem Wegfall
der
Abwrackprämie und einem
schwachen Start 2010
hofft die Automobilbranche auf Impulse von der
internationalen Leipziger
Autoschau AMI. Als einzige große deutsche Herstellermesse in diesem
Jahr könne die AMI für
eine Belebung der Konjunktur in der Branche
sorgen, sagte der Präsident des Branchenverbandes VDIK, Volker
Lange.
Wermutstropfen dabei:
Ab diesem Jahr wird
die AMI im Wechsel mit
der Frankfurter IAA nur
noch alle zwei Jahre
organisiert. Nach einem
deutlichen
Besucherrückgang 2009 peilt die
Messe für dieses Jahr die
Marke von 300 000 Besuchern an.
„Bisher
haben
die
Käufer den Weg in die
Autohäuser noch nicht
gefunden“, sagte Lange. Im Februar war
die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland
um fast ein Drittel auf
194 800 zurückgegan-
gen. Lange rechnet für
dieses Jahr mit etwa
2,8
Millionen
Neuzulassungen. Auf etwa
diesen Wert werde sich
der Absatz in Deutsch-
dem Genfer Autosalon
präsentieren sich in
Leipzig vom 10. bis 18.
April etwa 500 Aussteller. Nach zahlreichen
Absagen im Krisenjahr
Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok
(FDP) äußerte sich erfreut: „Das zeigt mir,
wie wichtig diese Messe für die Branche ist
Weg fortsetzen und
zum Konjunkturmotor
werden.“ Die AMI sei
eine wichtige Plattform
für die Branche und für
das Autoland Sachsen.
Hauptthema sind auch
in diesem Jahr Umweltschutz und alternative Antriebe. Damit
beschäftigt sich auch
ein Kongress mit dem
Titel „Was uns morgen
bewegt“. Begleitet wird
die Autoshow vom 10.
bis 14. April von der
Messe für Teile und
Zubehör Amitec. Außerdem wird erstmals
eine Messe für Unterhaltungs-, Kommunikations- und Navigationstechnik (Amicom) im
Auto veranstaltet.
Interessierte Besuchermassen – hier ein Eindruck von der 2009er Automesse –
sind auf der Leipziger AMI die Regel.
Foto: André Kempner
land auch längerfristig
einpendeln. „Rekordzahlen mit weit über
drei Millionen werden
wir nicht mehr erreichen“, sagte er.
Gut einen Monat nach
2009 sind bei der 20.
AMI laut Messe-Chef
Martin
Buhl-Wagner
alle deutschen und die
Mehrzahl der internationalen Hersteller vertreten. 30 Automarken
bieten 60 Premieren.
und wie wichtig es ist,
gerade in der Krise
Gesicht zu zeigen. Ich
bin sicher, dass unsere
sächsischen Hersteller
und Zulieferer trotz des
heftigen Gegenwindes
ihren
erfolgreichen
Im Rahmenprogramm
stellen unter anderem
16 deutsche und europäische Automobilmuseen
Raritäten
aus
ihren
Sammlungen
aus. 17 Marken bieten
mit knapp 200 Fahrzeugen Probefahrten.
Außerdem wurde ein
Parcours für Fahrten
mit SUV-Modellen aufgebaut.
dpa
UNIVERSITÄTS-LEBEN
11
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N ETHNOLOGIE
N PUBLIKATION
Kann der Glaube Wunden heilen?
Neue Bücher
zur Unigeschichte
I
Viele Menschen in den Erdbebengebieten Haitis glaubten nach der Katastrophe an eine Strafe Gottes – und wandten sich in Folge ihren
althergebrachten Traditionen wie dem Vodou zu.
Foto: dpa
W
enn die Leipziger Ethnologin Maria Elisabeth
Thiele Nachrichten von
Wirbelstürmen, Flutwellen oder
Erdbeben hört, dann ist sie nicht
nur betroffen wie andere Menschen auch. Für sie haben solche
erschütternden Ereignisse nicht
selten auch wissenschaftliche Aspekte. Sie forscht zum religiösen
Umgang mit Naturereignissen.
Ihr wissenschaftlicher Mentor ist
Prof. Dr. Bernhard Streck, Direktor des Institutes für Ethnologie
der Universität Leipzig.
Die Spezialstrecke der Mitarbeiterin des Instituts für Ethnologie
der Universität Leipzig sind die
afroamerikanischen Kulturen,
speziell die Vodou-Religion auf
dem amerikanischen Doppelkontinent. „Deshalb hat es mich
besonders interessiert, wie die
Menschen von New Orleans
nach dem Hurrikan Katrina im
August 2005 diese verheerende
Naturkatastrophe
verarbeitet
haben. Man hört nach solchen
Ereignissen immer viel von (zum
Teil nicht erfolgten) Rettungsaktionen, vom Wiederaufbau
der Infrastruktur, von wirtschaftlicher Hilfe oder auch von
technischen Prognosemöglichkeiten. Aber kaum einer spricht
darüber, wie die Opfer selbst das
Unfassbare doch irgendwie fassen konnten.“
Deshalb freute sich die junge
Forscherin besonders über einen
Preis des britischen Leverhulme
Trust, der es ihr ermöglichte
2008 selbst nach New Orleans
zu gehe. Sie suchte sich eine
Unterkunft in einem der ältesten
Schwarzen-Viertel der USA, lebte mit denen, die nach Katrina
in der Stadt geblieben waren,
erlebte deren noch immer an-
dauernde Erstarrung. Bis ein
neuer Wirbelsturm – Gustav – in
Anmarsch war. Wie ihre Nachbarn musste auch die Ethnologin
eilig ihre Sachen packen, wurde
evakuiert, hockte im Notquartier.
„Aber bei aller Dramatik – ich
genoss so etwas wie die Gunst
der Stunde. Die Menschen an
meiner Seite waren aufgewühlt,
die Blockade, die sie drei Jahre
schweigen ließ, brach. Die Panik, die Angst, die Erinnerungen
von damals kamen wieder an die
Oberfläche. Und all die Fragen,
die ich hatte, mit denen ich aber
vorher niemanden bedrängen
wollte, musste ich nicht mehr
stellen. Alle redeten.“
Während dieser dramatischen
Tage von New Orleans fanden
sich die Antworten auf die Fragen, die Maria Elisabeth Thiele
für ihr Forschungsprojekt schon
im Auge hatte: Welche Rolle spielen Weissagungen und Schutzrituale? Wie sehen Rituale zur
Traumabewältigung aus? Wie reflektiert die spirituelle Kunst Naturkatastrophen? Und: Wie wird
ein Naturereignis überhaupt erst
zur Naturkatastrophe? „Diese
letzte Frage war mir besonders
wichtig. Denn eine Flut oder ein
Sturm ist ja nicht von vornherein katastrophal, sondern erst,
wenn Menschen traumatisiert,
psychisch und physisch verletzt
werden und mit extremen Verlusten konfrontiert sind. Und in
der Regel sind dabei die sozial
Schwachen besonders verwundbar. Der Grad der Benachteiligung durch Klasse, Ethnizität,
Geschlecht oder Alter bestimmt
das Ausmaß der Katastrophe.“
Vor Ort fand die Forscherin beispielsweise die Gelegenheit mit
einem „root doctor“ zu sprechen,
der ganz nach der magischen
Tradition behandelte, Amulette
und Zaubertränke anwandte,
Einreibungen verteilte, die gegen Naturgewalten schützen
sollten. „Aber dieser Mann war
nicht ein „Voodoo-Zauberer“ wie
aus Hollywood-Streifen. Sein
Tun brachte den Menschen Vertrauen, Rückhalt und Mut.“
Nun beschäftigt sich die Leipziger Ethnologin natürlich mit
dem erdbebenzerstörten Haiti,
das aus religiöser Sicht der
afroamerikanischen Kultur von
New Orleans ähnelt. Beide Regionen wurden geprägt von den
Religionen, die die aus ihrer afrikanischen Heimat in die Plantagen verschleppten Sklaven
mitbrachten. „Ich würde gern
vergleichen, welche Rolle der
Vodou-Glaube in Haiti und bei
den Afroamerikanern von New
Orleans angesichts von Naturkatastrophen spielt. Darüber
hinaus interessieren mich die
Hilfsaktionen, die von New Orleanser Vodou-Anhängern für
Haiti unternommen werden,
denn da gibt es viele Verbindungen. Erstens leben zahlreiche
Haitianer in New Orleans, zweitens wurden US-amerikanische
Vodou-Priester/innen meist in
Haiti initiiert und unterhalten
dadurch fortdauernde Bündnisse mit haitianischen Tempeln.“
Die Bedeutung solcher Forschungen liegt allerdings nicht
nur darin, dass bisher ungestellte Fragen endlich eine Rolle
spielen und beantwortet werden.
„Meines Erachtens müssen wir
uns wissenschaftlich mit Fragen
wie Vorhersagungen und dem
rituellen Umgang mit Naturkatastrophen beschäftigen. Indigene,
traditionelle kulturelle Tech-
niken zur Prävention und Bewältigung könnten oft erheblich
zur Begrenzung der Katastrophe
beitragen und sollten nicht ignoriert werden.“
Auch für den Umgang der Religionen miteinander sei, so Maria
Elisabeth Thiele, mehr Wissen
übereinander und mehr Respekt voreinander nötig. „Es ist
doch unglaublich, dass noch im
21. Jahrhundert ein so dramatisches Ereignis wie das Erdbeben
von Haiti von einigen evangelikalen Stimmen als die endlich
eingetroffene Gottesstrafe für
den ‚Pakt mit dem Teufel‘ interpretiert wird, den die Haitianer
eingegangen seien, als sie – ermutigt von ihren Vodou-Göttern
– gegen die französischen Kolonialherren aufstanden.“ Auch
dass in diesen Wochen die Hilfsorganisationen nicht selten auf
Seelenfang gehen und die einheimischen Religionen bei dieser Gelegenheit zurückdrängen,
dürfe nicht aus den Augen verloren werden.
„Da viele Betroffene ihre Papiere
beim Erdbeben verloren, nehmen sie jetzt das Angebot an,
sich christlich taufen zu lassen.
Der Taufschein gilt als Identitätsnachweis, der dringend benötigt
wird, und viele Menschen haben
Angst, ohne den ‚rechten Glauben‘ von den Hilfeleistungen
ausgeschlossen zu werden.“
Wenn die Menschen von Haiti
den ganz großen Schreck verarbeitet haben, will Maria
Elisabeth Thiele – sofern sie
die Finanzierung regeln kann
– nach Haiti und auch wieder
nach New Orleans reisen und
dort ihre Arbeit komplettieren.
Marlis Heinz
n Band 1 der Leipziger Universitätsgeschichte gelangen die
ersten vierhundert Jahre der
Universität erstmals zusammenhängend zu einer modernen
wissenschaftlichen Darstellung.
Die drei Autoren (Enno Bünz,
Manfred Rudersdorf, Detlef
Döring) zeichnen auf breiter empirischer Quellengrundlage und
unter Einbeziehung neuer Forschungsergebnisse die Entwicklung der Alma mater Lipsiensis
im Zeitraum von 1409 bis 1830
nach. Neben den wissenschaftsund
geistesgeschichtlichen
Grundlinien finden auch die
sozial-, kultur- und verfassungshistorischen Dimensionen der
Universitätsgeschichte breite
Berücksichtigung.
Schwerpunkte der Darstellung sind die
Bedeutung der Hohen Schule
für die Messestadt an der
Pleiße und den frühmodernen
sächsischen
Territorialstaat,
die Verortung der Hochschule
in der vorindustriellen alteuropäischen Ständegesellschaft
sowie deren Vernetzung in der
internationalen Gelehrtenwelt.
Auch zeremonial-, kommunikations- und mentalitätsgeschichtliche Themen werden, etwa bei
der Analyse der universitären
Memorial- und Festkultur sowie
des studentischen Alltags in
den Kollegien, eingehend behandelt.
Der fünfte Band ist der baulichen
und räumlichen Entwicklung der
Leipziger Universität von der
Gründung im Jahre 1409 bis
zur unmittelbaren Gegenwart
gewidmet. Da der größte Teil
der älteren Universitätsbauten
im 19. und 20. Jahrhundert
durch Neubauten ersetzt oder
im Zweiten Weltkrieg zerstört
wurde und weitere historische
Standorte der Universität zu
DDR-Zeiten sowie in jüngster
Zeit neu bebaut wurden, vermittelt der heutige Gebäudebestand nur noch bedingt ein
authentisches Bild von der
viele Jahrhunderte umfassenden baulichen Entwicklung der
Universität Leipzig. In diesem
Band wird die einstige wie auch
die heutige Vielfalt des universitären Bauens in Leipzig rekonstruiert und dargestellt.
unl
Enno Bünz, Manfred Rudersdorf,
Detlef Döring: Geschichte der
Universität Leipzig 1409-2009
(Band1). Spätes Mittelalter und
Frühe Neuzeit 1409-1830/31.
Leipzig: Universitätsverlag 2009.
Michaela Marek, Thomas Topfstedt (Hrsg.): Geschichte der
Universität Leipzig 1409-2009
(Band 5). Geschichte der Leipziger Universitätsbauten im
urbanen Kontext. Leipzig: Universitätsverlag 2009.
12
KULTUR
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N CENTRALTHEATER
Gefangene Hummer, freie Scheren
C
lemens Meyer reckte nach
der Uraufführung seines Geschichtenbandes „Die Nacht,
die Lichter“ an einem Donnerstagabend Ende März die Hand des
Regisseurs Sascha Hawemann zur
Siegesfaust in die Luft. Das Publikum im ausverkauften Saal des
Centraltheaters zeigte sich ähnlich begeistert. Die zweite Uraufführung eines Meyer-Werkes nach
„Als wir träumten“ am Leipziger
Schauspiel steigert sich im Laufe
des Abends.
„Die Nacht, die Lichter“: Schon im
Titel seiner Geschichtensammlung
hat Clemens Meyer die ambivalente Welt seiner Protagonisten
umrissen, die zwischen Hell und
Dunkel, zwischen Hoffnung und
Verzweiflung, zwischen Arbeitsamt und Cocktailbar umherwandern. Ihre grenzenlose Sehnsucht
macht diese Verlierertypen so sympathisch und zugleich den Charme
des mit dem Preis der Leipziger
Buchmesse geehrten Bandes aus.
Es war zu befürchten, dass eine
Theatralisierung zu eindeutig interpretieren, sich für Hell oder
Dunkel entscheiden und die Figuren so quasi in den Schatten
stellen würde. Und während
der ersten beiden von fünf ausgewählten Geschichten herrscht
im Centraltheater tatsächlich das
Klamaukig-Hektische vor, das Aufder-Stelle-Treten der Personen
wird originellerweise gezeigt – indem sie auf der Stelle treten. Das
Schicksal eines Mannes, der für
die teure Operation seines Hundes
auf die Pferderennbahn geht, lässt
eher kalt, wenn Edgar Eckert als
krankes Tier albern Männchen
N AM RANDE
„Der Turm“ auf
Dresdner Bühne
R
egisseur Wolfgang Engel
wird Uwe Tellkamps „Der
Turm“ am Staatsschauspiel
Dresden inszenieren. Die
Bühnenfassung des Romans
soll zu Beginn der Spielzeit
2010/11 in der sächsischen
Landeshauptstadt uraufgeführt werden, sagte Intendant
Wilfried Schulz dem Radiosender MDR 1 Radio Sachsen. Die Textfassung sollen
der Intendant des Berliner
Maxim-Gorki-Theaters, Armin
Petras, und der Dresdner
Dramaturg Jens Groß schreiben. Wolfgang Engel war von
1980 bis 1991 Regisseur
am Dresdner Theater, danach bis zum Ruhestand in
Leipzig. „Der Turm“ schildert
am Beispiel des Bildungsbürgertums in einem Dresdner
Villenviertel die letzten Jahre
der zerfallenden DDR.
dpa
kabinett für die Wohlsituierten.
Die Schaukästen, die denen der
Prostituierten aus Wim Wenders’
„Paris, Texas“ ähneln, umreißen
zwar Hawemanns Ansatz folgend
das gemeinsame Lebensumfeld
der Figuren, werden aber mit
Klischees gefüllt: Bierflaschen,
miefende Kühlschränke und Altpapierwände vor gammelig-grauen Wänden, so sieht die Tristesse
des Hartz-IV-Empfängers aus.
Lediglich die immer präsenten Rewe-Taschen passen nicht ins Bild,
ist dieser Supermarkt doch eher
einer der teuren.
machen muss. Der vermeintliche
Brasilienauswanderer, der stolze
Briefe an einen daheimgebliebenen Freund schreibt, trinkt – so
legt es die Inszenierung nahe –
nur in der Nachbarkneipe billigen
Tequila, Leerstellen werden recht
brachial ausgestopft.
Doch als der wundervolle Andreas
Keller als schwarzer Boxer, der
nur gebucht wird, um zu verlieren
und so das Ego des Gegners aufzubauen, die Bühne betritt – da
passt das Nebeneinander von stillen, melancholischen und lauten,
gewaltsamen Momenten plötzlich.
Da wird die Ambivalenz aus Stolz
über den ungewohnten Sieg und
Niedergeschlagenheit fassbar –
und bleibt es bis zum Ende des
Abends. Hell und Dunkel gehen
auch ohne auffällige Lichtchoreographie eine Liaison ein - und
brechen sich in einem Schlussbild
Bahn, das atemlos macht.
Die Schauspieler versammeln sich
am Ende auf einem Gabelstapler,
beäugen sich mit aufgesetzten
Stielaugen und bewegen schließlich langsam und scherenartig
die Hände. Eine Anspielung auf
Meyers „In den Gängen“ über
einen Arbeiter im Lebensmittellager, dem ein Tank mit Hummern
gezeigt wird. Gefangen, gedrängt,
grausam eigentlich, doch ein Tier
konnte eine Schere befreien. Der
Hoffnungsschimmer im trüben
Tank des Lebens - kein Bild könnte diesen Abend in seiner Spannbreite von Elend bis Triumph poetischer zusammenfassen.
Dass das Umfeld das Leben bestimmt, ist die zentrale These der
Die Nacht, die Lichter: Am Leipziger Centraltheater läuft die Bühnenadaption des Buches von Clemens Meyer.
Fotos: VA, ake
Soziologie und zugleich der Inszenierung: Das Milieu der Leipziger
Underdogs verbindet die Protagonisten der ausgewählten Geschichten. Ein guter Ansatz, den Stoff zu
bändigen und zu konzentrieren,
der auch ohne das obligatorische
Sächseln nachvollziehbar gewesen
wäre und das Weglassen von mystisch-faszinierenden Geschichten
wie „Das kurze und glückliche
Leben des Johannes Vettermann“
verzeihbar macht. Mit einer ähn-
lichen Herangehensweise hatte
Hawemann schon bei „Itspunk“ in
der Leipziger Skala Jugendmilieus
von Punks in London und Leipzig
gegenübergestellt.
Während Meyer auch in dem Roman „Als wir träumten“ so meisterlich eintaucht in diesen Lebensraum, scheint es im Centraltheater
zunächst, als stelle Hawemann ihn
nur aus, nutze die von Wolf Gutjahr gebaute Bühne als Grusel-
Doch als sich die Figuren rollenwechselnd durch die Geschichten
bewegen - der Übergang verfließt
wie die Leuchtschrift des Titels,
deren Wörter von einem Kasten
auf den nächsten umspringen –
werden die Typen zu Personen.
Am besten gelingt das bei Anna
Blomeier, deren Figur über den
Abend eine eigene Dynamik entwickelt. Ob als Barfrau oder -besucherin, stets sucht sie Nähe
beim anderen Geschlecht und sei
es nur beim trunkenen Aneinanderlehnen während des Diskotanzes. Auf jede Enttäuschung folgt
ein neuer Versuch in der nächsten
Szene, besonders anrührend in
der Titelgeschichte mit Manuel
Harder: Wie die beiden ihre ganze
Sehnsucht in eine stumm geteilte
Zigarette legen können! Ein Motiv
aus „Die Nacht, die Lichter“ wird
Blomeier später wiederholen, die
behutsame Verbindung der Einzelgeschichten gelingt sehr gut.
Und so löst sich schließlich die
Milieubetrachtung von der soziologischen Überheblichkeit, ganz
in Meyers Tradition.
Nina May
N UMBENENNUNG
Chemnitzer feiern Namens-Jubiläum
C
hemnitz feiert vom
27. Mai bis 1. Juni
die 20. Wiederkehr
der Rückkehr zum alten
Stadtnamen. Diese einmalige Besonderheit unter größeren deutschen
Städten sei ein Anlass
zum Feiern, Denken
und Nachdenken, ohne
dass das Ereignis überhöht werden solle, sagte
Oberbürgermeisterin
Barbara Ludwig (SPD)
in Chemnitz. Die Rückbenennung von KarlMarx-Stadt in Chemnitz
sei kein Bruch gewesen,
sondern stehe für die
„Kontinuität der Erneuerung“ in der Stadt.
Bei der Umbenennung
von Chemnitz in KarlMarx-Stadt am 10. Mai
1953 habe der damalige
D D R - M i n i s t e rpräsident
Otto
Grotewohl
den
Anbruch
einer
neuen Zeit, des
Sozialismus, beschworen.
Im
Zuge der friedlichen Revolution
sei im Herbst
1989 dann sehr
schnell
der
Wunsch nach der
Rückbenennung
laut geworden.
Es sei ein demokratischer Prozess
innerhalb
weniger Monate
mit
Gründung
einer Bürgerinitiative, Bürgerbefragung und Bürgerentscheid bis
zum
Beschluss Der Chemnitzer „Nischel“. Marx lieh der
der ersten frei Stadt viele Jahre den Namen. Foto: V. Heinz
gewählten Stadtverordnetenversammlung am 1.
Juni 1990 gewesen.
Laut
Ludwig
geht die Stadt
sehr
souverän
mit dem Kapitel
Karl-Marx-Stadt
um. Sie glaube,
dass die Bürger
kein
Riesenproblem damit
hätten, einmal
„Karl-MarxStädter“ gewesen zu sein. So
sei auch sehr
früh klar gewesen, dass im
Gegensatz
zur
Bilderstürmerei
in anderen Städten der im Volks-
mund „Nischel“ genannte Karl-Marx-Kopf als
Sinnbild dieser Epoche
stehen bleiben würde.
Den Rahmen für die Feierlichkeiten bildet das
seit 1987 existierende
Chemnitzer Kulturfestival
„Begegnungen“, das erstmals vom Herbst aufs
Frühjahr verlegt wird.
Neben dem mehrtägigen
Theaterfest „Chemnitz –
Schönste Blume des Ostens“ wird es Veranstaltungen geben, in denen
die Rückbenennung als
bedeutendes
Ereignis
gewürdigt und an die
damaligen Protagonisten
erinnert wird. Am 29.
Mai ist eine Open Air-Party für die Chemnitzer und
ihre Gäste rund um den
„Nischel“ geplant.
ddp
UNTERHALTUNG
13
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N IMKER
Von süßen Bienen und Insekten-Leasing
Imker Michael Hardt, der Vorsitzende des Leipziger Imkervereins, kontrolliert in den Erreichen die Frühjahrstemperaturen an mehreren Tagen hintereinander zehn
ersten warmen Tagen des Jahres die Waben eines Bienenvolkes.
Fotos: dpa Grad plus, starten die Bienen zu ihren ersten Ausflügen nach der Winterruhe.
F
ür Imker wie Michael
Hardt ist der Blick auf‘s
Thermometer derzeit besonders wichtig. Erreichen
die Frühjahrstemperaturen an
mehreren Tagen zehn Grad
plus, starten die Bienen zu ihren ersten Ausflügen nach der
Winterruhe. „Die geben Aufschluss darüber, wie ein Volk
durch die kalte Jahreszeit gekommen ist“, erklärt der Leipziger.
So wie er halten wieder mehr
Deutsche die kleinen Nutzinsekten – nachdem über
15 Jahre die Zahl der Imker
stetig zurückgegangen war.
2009 sind die Imkervereine
zum zweiten Mal in Folge gewachsen – in Sachsen wie auch
in ganz Deutschland. Michael
Hardts Verein hat mit 16 Neuankömmlingen
insgesamt
118 Bienenzüchter, und der
sächsische
Landesverband
verzeichnet mit seinen 86 Neuaufnahmen vom vergangenen
Jahr derzeit 2994 Mitglieder.
Insgesamt imkern mehr als
81 000 Deutsche, gut 800
mehr als 2008. „Wir spüren
ein großes Interesse an der
Bienenhaltung“, sagt Petra
Friedrich
vom
Deutschen
Imkerbund e.V. (DIB). Einer
der Hauptgründe sei, dass bei
vielen das Bewusstsein für den
hohen Nutzen gewachsen sei,
den die Biene für Natur und
Pflanzenwelt habe. Zum anderen bemühen sich die Vereine stärker um Nachwuchs:
Sie organisierten Anfängerkurse oder machten, wie der
Imkerverein im bayerischen
Dietmannsried, das Angebot
für ein „Bienenleasing“ – für
ein Jahr halten Interessierte
eines der Insekten-Völker und
lernen gleichzeitig von erfahrenen Bienenzüchtern das
Handwerk.
Beim Begriff Imkernachwuchs
muss Roland Wicht etwas
schmunzeln. „In Sachsen sind
das meist Leute um die 50
oder älter“, erklärt der Chef
des Landesimkervereins. Die
Zucht des Nutzinsekts ist eine
Beschäftigung vor allem für
die, die sesshaft geworden und
beruflich etabliert sind. „Oder
es sind Menschen, die keine Arbeit mehr haben und ein sinnvolles Hobby suchen, mit Honig
als gutem Nebenprodukt“, sagt
Wicht. In Michael Hardts Leipziger Verein sind auch einige
zwischen 20 und 30 neu dabei:
„Seitdem wir im Internet unsere
Seite haben, erreichen uns wesentlich mehr Anfragen.“ Den
steigenden
Mitgliederzahlen
steht jedoch eine bundesweit
sinkende Zahl an Bienenvölkern
gegenüber. Ein Grund dafür:
Viele ältere Bienenzüchter – das
Durchschnittsalter liegt bei 60
Jahren – reduzieren aus Altersgründen die Völkerzahl. Neueinsteiger halten oft nur wenige
Völker – „die meisten fangen mit
fünf an“, erklärt Roland Wicht.
Ebenso haben Krankheiten
wie etwa die Varroamilbe den
Bienenbeständen in den letzten
Jahren zugesetzt.
Zudem ist auch der Blütenmix
eintöniger geworden, den die
Bienen auf ihrer Nahrungssuche
in der Natur vorfinden. Immer
häufiger werden ganze Landstriche mit vorwiegend einer Kulturpflanze bepflanzt: In Sachsen
wuchs die Winterrapsfläche von
76 200 Hektar im Jahr 1995 auf
133 800 Hektar im vergangenen
Jahr.
Sind diese Anbauflächen abgeblüht, finden die Fluginsekten
nur noch wenige andere Pflanzen, die Nektar und Pollen
spenden. „Das kann bedeuten,
dass die Biene ab Juni hungert“,
erklärt Michael Hardt. So geschwächt, kommen viele Völker
nicht durch den Winter. Was
fehlt, sind Pflanzen wie Klee,
Sonnenblumen, Goldrute oder
Heideflächen – beziehungsweise
ein spezielles „Blühprogramm“,
meint Petra Friedrich. Mit einem solchen Programm könnte
man Landwirte fördern, die auf
einem Stück Brachfläche eine
Bienenweide schaffen wollten,
regt sie an. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bereits einen
solchen Anreiz: 540 Euro pro
Hektar erhält der Bauer, wenn
er fünf Jahre lang bienenfreundliche Blüher aussät. Etwas, was
N MAGERSUCHT
In Sachsen gebe es ein solches „Blühprogramm“ nicht,
doch Fördermaßnahmen mit
ähnlicher Wirkung, sagt der
Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums,
Frank
Meyer. Man würde sich durchaus mehr Anträge von den
Landwirten wünschen, Mittel
seien ausreichend vorhanden.
Ein
abwechslungsreicheres
Blüten- und Pflanzenangebot
wächst jedoch bereits – in
den Städten mit ihren Alleen, Parks und Friedhöfen.
Laut Petra Friedrich wird das
Stadtimkern, etwa in Berlin,
immer populärer. Und was die
Bienen anzieht, bringt auch
den Imkervereinen neue Mitglieder – und meist auch jüngere.
Heiko Kunzmann
N LEUTE
Geheilt dank Robbie Williams
op-Sänger Robbie Williams (36)
hat Geri Halliwell (37) geholfen,
ihre Ess-Brech-Sucht
zu überwinden. Williams, der selbst mit
Suchtproblemen
zu
kämpfen hatte, habe
ihr
„wahrscheinlich
das Leben gerettet“,
sagte das ehemalige
Spice Girl in einem
vorab verbreiteten TVInterview. „Ich habe
Angst gehabt, fett
zu werden. Ich habe
massenhaft gegessen
und dann alles erbrochen, es war schrecklich.“ Robbie habe sie
zu einer Therapie in
den USA überredet.
„Die Bulimie wäre
ohne das schlimmer
geworden. Ich werde
ihm für immer dankbar sein.“
Nach der Trennung
von den Spice Girls
im Jahr 1998 habe sie
wegen der Ess-BrechSucht immer mehr abgenommen. „Ich war
so einsam, und Rob-
bie war der einzige
Mensch auf der Erde,
der mich wegen seiner
Erfahrungen bei Take
That verstanden hat.“
Die Boygroup Take
That hatte sich 1996
getrennt,
Williams
kämpfte lange gegen
Alkohol und Drogen.
Zuletzt hatte auch sein
ehemaliger Band-Kollege Mark Owen erzählt, dass Robbie ihn
wegen seiner Alkoholprobleme zu einem
Entzug überredet hat.
Fotos: dpa, ddp
P
Stand der Kollegin zur Seite: Robbie Williams.
der Deutsche Imkerbund gern
auch in anderen Bundesländern
sehen würde. „Hier wollen wir
mit den Bauernverbänden und
auf allen politischen Ebenen,
mit den Ländern und dem Bund
das Gespräch suchen“, sagt
Friedrich.
Litt unter Bulimie: Spice
Girl Geri Halliwell.
Noel Gallagher (42) ist guter
Dinge. Wie die „Sun“ meldet,
erwarten der englische Musiker (Ex-Oasis) und seine Lebensgefährtin Sara MacDonald ein weiteres Kind. Sie
sind seit zehn Jahren zusammen, ihr gemeinsamer Sohn
Donovan ist zwei Jahre alt.
„Noel und Sara freuen sich wie
verrückt. Sie sind sehr glücklich, dass Donovan einen kleinen Spielkameraden bekommen wird“, sagte ein Freund
der beiden. Mit der Geburt des
Babys im Herbst wird Noel zum
dritten Mal Vater: Er hat bereits eine zehnjährige Tochter
aus einer früheren Beziehung.
14
REISE
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N CHINA
Shanghai – eine Stadt will hoch hinaus
E
passt den Stadtoberen nicht mehr ins Bild
einer modernen Metropole. Ebenso wollen
sie den Shanghaiern austreiben, im Pyjama
zum Einkaufen zu gehen – eine charmante
Eigenart, die sich durch das heiße Sommerwetter und die beengten Wohnverhältnisse
erklären lässt. Früher mussten sich häufig
mehrere Familien ein Bad teilen. Jeder sah
jeden im Schlafanzug. Warum also nicht den
ganzen Tag im bequemen Nachtanzug herumlaufen? Nicht umsonst haben Pyjamas
auch Taschen für Schlüssel und Geldbörse.
s ist zweifellos die beeindruckendste
Stadt Chinas: Selbstbewusst erhebt
Shanghai einen Anspruch auf neue
Größe und schließt schnell den Abstand zu
anderen Weltmetropolen wie New York,
London oder Berlin. Vor allem will die Hafenstadt Hongkong den Rang als asiatisches
Finanzzentrum ablaufen. Zwei der weltgrößten Wolkenkratzer im Finanzviertel Pudong dokumentieren den Ehrgeiz. Daneben
entsteht trotz globaler Finanzkrise noch das
Shanghai Center: 632 Meter wird sich der
Megaturm bis 2014 in den Himmel schrauben und dann weltweit nur vom Burj Khalifa
in Dubai übertroffen werden.
Typisch für die engen Behausungen ist die
„Cité Bourgogne“ von 1930 im französischen
Viertel. In den Lilongs genannten Gassenhäusern lebte in den 40er Jahren die Hälfte
der Shanghaier. Nur wenige wurden in den
90er Jahren unter Denkmalschutz gestellt,
viele andere wurden abgerissen – und ihre
Bewohner in weit entlegene Vororte umgesiedelt. Auch die Expo ist manchmal nur
ein Vorwand für den Abriss alter Quartiere.
„Die Leute, die da wohnten, können sich die
neuen Wohnungen nicht mehr leisten und
müssen ganz weit weg ziehen“, sagt der 44
Jahre alte Wang Jinjun. Der Taxifahrer hofft
in diesem Sommer auf viele Fahrgäste: „Die
Expo ist schon gut für die Stadt.“ Für die einfachen Leute werde das Leben aber immer
härter. „Alles wird teurer. Du verdienst aber
nicht mehr. Ob es reicht, weißt Du nicht.“
Was Olympia 2008 für Peking war, soll
die am 1. Mai beginnende Expo 2010
für Shanghai werden. Mit erwarteten 70
Millionen Besuchern und 250 teilnehmenden Ländern und Organisationen
wird es die größte Weltausstellung aller
Zeiten – ein Superlativ, der zum „Drachenkopf am Jangtse“ passt. Shanghai
ist das wirtschaftliche Zentrum Chinas.
Rund 10 000 ausländische Firmen haben sich hier niedergelassen.
Wo früher Tee und Opium verschifft wurden,
wird heute mit Aktien, Stahl und Computern gehandelt. In dem Häusermeer der 18
Millionen Einwohner zählenden Mega-City
findet sich eine einzigartige Mischung aus
Modernität, Konsum und chinesischem Alltag – gepaart mit Resten asiatischer Exotik,
die zunehmend bedroht ist. Um den Yuyang-Garten mit dem alten Teehaus im chinesischen Viertel ist die Tradition aber noch
spürbar: Geschwungene Dächer recken sich
gen Himmel, rote Lampions schmücken die
Straßen. Dampfende Garküchen bieten auf
Holzspießen frittierte Krebse, Tintenfische
und vieles mehr an.
Menschenmassen schieben sich durch die
Gassen. Geschäfte bieten Schmuck, Perlen,
Papierdrachen, Seidenschals, Plastikspielzeug und Kitsch an. Der penetrante Geruch
von „Chou Doufu“, einer stinkenden, frittierten Art des Tofu-Sojabohnenkäses, liegt in
der Luft. Wer auf gutes Eis und teuren Kaffee
nicht verzichten will, findet auch internationale Ketten wie Starbucks und Häagen Dazs.
„Rolex watch?“, „iPhone?“, „Do you want a
bag?“, sprechen Schwarzhändler Ausländer
an, halten ihnen Prospekte mit gefälschten
Designer-Taschen und Luxusuhren unter
die Nase. Mancher wird hier über den Tisch
gezogen. Auch kann bei der Rückreise Ärger
mit dem heimischen Zoll drohen.
Entspannter geht es in der Old China Street
(Fangban Lu) zu, wo alte Frauen selbst gebastelten Kopfschmuck oder süße Backwaren verkaufen. Über den Ladenlokalen gibt
es im oberen Stock Nudelsuppen und die in
Shanghai berühmten gefüllten Teigtaschen
Baozi und Xiaolongbao. Selbst bei Straßenhändlern lassen sich diese Dampfnudeln
bedenkenlos essen. Für ausländische Besucher gilt: Wo viele Chinesen essen, muss
es gut sein. Und wenn es keine bebilderte
Speisekarte gibt: einfach auf die Teller auf
Nachbartischen zeigen.
In Shanghai lässt sich auch ausgezeichnet
westlich essen, doch wird das schnell etwas
für den großen Geldbeutel. Im Touristenviertel Xintiandi („Neues Paradies“) kann ein
westliches Dinner zu zweit locker mehr als
100 Euro kosten. Ausgerechnet hier, wo 1921
Eine Stadt schießt in den Himmel: Die 420 Meter hohen Jinmao-Towers (l.) und
das 492 Meter hohe Shanghai World Financial Center gehören zu den höchsten
Gebäuden der Welt.
Foto: dpa
die Kommunistische Partei Chinas gegründet
wurde, herrscht der blanke Kapitalismus.
Ohne Vorbehalt lässt sich hingegen die Gulasch-Suppe für umgerechnet fünf Euro im
„House of Jazz and Blues“ empfehlen.
„Die Musik ist schon gut, aber ich würde auch
nur für die Suppe kommen“, schwärmt eine
45 Jahre alte deutsche Touristin aus Shanghais Partnerstadt Hamburg. „In Shanghai
wirkt Jazz- und Blues-Musik auch gar nicht
fremd, sondern hat hier ihre eigenen Wurzeln.“ Der Club liegt an der Fuzhou-Straße, einer Nebenstraße des Bund, der alten
Uferpromenade am Huangpu-Fluss. Die Kolonialbauten sind Zeugnis der ruhmreichen
Vergangenheit, während die Wolkenkratzer
auf der anderen Flussseite den Aufbruch in
eine neue Zukunft verheißen.
Am Bund sind das Zollamt von 1927 zu
finden, das Gebäude der Bank of China
von 1936 oder das im Chicago-Stil gebaute
„Peace-Hotel“, wo schon Charlie Chaplin gewohnt hat. Das legendäre Hotel mit seinem
Art-Deco-Foyer ist aber wegen Renovierung
geschlossen, und die Arbeiten scheinen
langsam voranzukommen. Manches alte
Gebäude steht leer oder hätte dringend eine
Sanierung nötig. Nur die Uferpromenade
wird zur Expo renoviert. Es gibt wenig Flair,
auch wenn globale Marken wie Prada oder
Zegna glauben, mit Läden am Bund vertreten sein zu müssen.
Schön restauriert, mit betulichem Charme
von gestern, zeigt sich hingegen im alten
französischen Viertel das „Garden Hotel“
aus den 30er Jahren. Das Gebäude war einst
der exklusive französische Club. Er nahm als
einziger Frauen und als erster auch Chinesen als Mitglieder auf. Nach dem Sieg der
Kommunisten 1949 erkor Mao Tsetung das
Clubhaus zu seiner Residenz. Der Ballsaal
mit dem bunten Glasdach ist für Hochzeitsfeiern beliebt, und im angrenzenden Park
bieten alte Bäume, der Springbrunnen und
dicke Palmen eine schöne Kulisse.
Nicht weit entfernt ist das Herz der französischen Konzession: die „King Albert Apartments“ von 1930, die wie eine Oase in der
Großstadt neben der Shaanxi-Südstraße
liegen. Der Verkehrslärm verschwindet hier
zwischen den sandfarbenen viergeschossigen Gebäuden und wird von Vogelgezwitscher ersetzt. Sonnenlicht bricht sich durch
die hohen Bäume. An langen Stangen hängt
Wäsche zum Trocknen an den Fenstern.
Dass die Wäsche so ins Freie gehängt wird,
Ganz ohne Geld gibt es im Fuxing-Park noch
das Tanzvergnügen. Aus einer Stereoanlage,
betrieben mit Autobatterien, klingen Walzertöne. Einige Tänzer haben sich mit Krawatte
herausgeputzt, andere tragen Daunenjacke
und Pudelmütze. Auf der Wiese lassen Familien im Wind die Drachen steigen. Hier in
den Parks ist das pralle Leben zu finden. Im
Volkspark, wo zu Kolonialzeiten die Pferderennbahn war, gibt es samstags und sonntags einen Heiratsmarkt. „Unsere Kinder
haben keine Zeit und müssen arbeiten. Deswegen helfen wir ihnen, einen Ehepartner
zu finden“, sagt Yang Jieyun, ein Vater. Auf
Zetteln, die an Leinen aufgehängt sind, stellen sich Heiratskandidaten vor. „Weiblich,
27 Jahre, gut aussehend, weiße Haut, aus
intellektueller Familie, hoher Standard, Jahreseinkommen 70 000 Yuan, arbeitet für ein
Top-500-Unternehmen“ – so werden Vorzüge angepriesen und Wünsche geäußert:
„Suche ausgeglichenen Qualitätsmann mit
Shanghaier Wohnortregistrierung und Bachelor-Abschluss.“
„Wie groß ist Ihre Tochter?“, tauschen sich
Eltern erwachsener Kinder aus. „Wie auf
dem Viehmarkt“, staunt eine ausländische
Touristin. Doch arrangierte Hochzeiten
haben in China Tradition. Yang Jieyun erklärt die Prioritäten: „Der Mensch ist entscheidend, dann kommt die Ausbildung,
der Beruf und dann, ob er eine eigene
Wohnung hat.“ Liebe als Voraussetzung
für eine Ehe mag ihm nicht einfallen.
Heute wie früher blüht in Shanghai die gewerbliche Liebe. „Kann ich Ihnen unsere
Bar zeigen?“, spricht ein junger Mann in
bestem Englisch ausländische Männer direkt vor einem Luxushotel an. „Wir haben
viele hübsche Mädchen.“ In den Kneipen mit
den roten Lampen auf der anderen Straßenseite reißen die Mädchen sofort die Türen
auf, wenn potenzielle Kunden vorbeigehen:
„Hello Boy!“, „Come in!“, rufen sie und
pflegen damit alte Traditionen einer großen
Hafenstadt.
Andreas Landwehr
FRESH – DIE JUNGE SEITE
15
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N BACHELOR-STUDIUM
Stressmanagement ist für Studenten Pflicht
D
ie Bologna-Reform an
den Hochschulen ist im
Jahr 2009 zehn Jahre
alt geworden. Die Verantwortlichen haben ihr „Geburtstagskind“ jüngst auf einer
„Jubiläumskonferenz“
noch
einmal hochleben lassen. Viele
Studenten wollten aber nicht
gratulieren: Sie klagen über
Leistungsdruck, Prüfungsstress
und zu volle Lehrpläne. Daran
scheitern auch viele Studienabbrecher in Bachelor-Studiengängen, wie eine Studie ergeben hat. Studenten müssen in
Bologna-Zeiten daher vor allem
eins lernen: mit Stress umzugehen.
Schuld am „BachelorBlues“ mancher Aussteiger ist,
dass die neuen Lehrpläne viele
Studierende überfordern: Leistungsprobleme und Prüfungsversagen sind die Hauptgründe
für einen Studienabbruch.
Das hat das Hochschul-Informationssystem (HIS) in Hannover ermittelt, das Abbrecher
befragt hat.
Auch wenn Politiker und Hochschulvertreter
jetzt beteuern, die mangelnde
Studierbarkeit sei bereits erkannt worden und solle schleunigst geändert werden – für die
momentan eingeschriebenen
Studenten kommt das zu spät.
„Jetzt werden erstmal zwei
Generationen von Studenten
da
durchgeschleust“,
sagt
Stefan Grob vom Deutschen
Studentenwerk in Berlin. „Und
die sind nun die Dummen“, ergänzt Walburga Wolters, Studienberaterin an der Uni Köln.
Denn sie müssten vorerst zurechtkommen mit Dauerstress
und Prüfungen am Fließband.
„Das ist zum Teil ein echter
Marathon.“
chelor mehr Selbstkontrolle gefragt, meint Wolters: „Ich muss
mich fragen: Halte ich Lernzeiten ein?“ Das hilft, eine Überforderung zu erkennen. Und
gelmäßig üben. Ein gutes Mittel
seien Rollenspiele. So bekämen
Studenten die eigene Unsicherheit besser in den Griff, wenn
sie eine Prüfung vorab mit Kom-
Wichtig sei auch, die Studienfinanzierung vorab zu klären,
sagt Grob. Denn im Bachelor
bleibt oft keine Zeit zum Jobben. „Ein Drittel der Studenten
ist aber auf einen Nebenjob
angewiesen.“ Geldsorgen bedeuten nicht selten das Aus im
Studium: Laut der HIS-Studie
gaben sie bei beinahe jedem
fünften Abbrecher (19 Prozent)
den Ausschlag.
Jugendliche dürfen daher keine falschen Vorstellungen vom
Studentenleben haben: „Im Bachelor ist eine 40-Stunden-Woche vorgesehen. In der Praxis
sind es oft mehr“, sagt Wolters.
Mit den anderen Dingen des
Lebens lässt sich das nur durch
ein gutes Zeitmanagement vereinbaren. „Am besten legt man
Semester-, Wochen- und Tagespläne an. In die gehören die
Zeiten in der Uni, aber auch die
Zeit für das Selbststudium. Da
verschätzen sich viele.“
Auch müssen Bachelor-Studenten sich mental wappnen:
„Dinge wie Stressmanagement
und Selbstorganisation gehören
heute zum Studium dazu“, sagt
Grob. Das sei für manche gewöhnungsbedürftig: „Ein Studium klingt heute ein bisschen
wie ein Managementkurs.“
Studenten müssten die eigenen
Schwächen kennen. „Dafür gibt
es jetzt Self-Assessments“, also
Tests, um sich selbst besser
einschätzen zu können.
Zum Management kommt noch
die Evaluation der eigenen
Studienleistung. So sei im Ba-
Die Angst vor Prüfungen lasse
sich überwinden, indem Studenten solche Situationen re-
Der Leistungsdruck an den Universitäten nimmt durch BachelorStudiengänge sowie Zeit- und Geldknappheit zu.
Foto epd
militonen durchspielen. Viele
Studenten in Bachelor-Studiengängen fühlen sich zudem alleingelassen. Jeder Fünfte gibt
an, dass er keinen Kontakt zu
seinen Dozenten hat, wie ein
Team um den Hochschulforscher Tino Bargel von der Universität Konstanz ermittelt hat.
N MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS
Into the Wild
Forza 3
Voyeur
S
S
D
F
ean Penns Filmadaption
von Jon Krakauers Bestseller „Into the Wild“ wird
durch eine hervorragende Besetzung und eine angemessene Behandlung einer wahren
Geschichte
vorangetrieben.
Emile Hirsch spielt Christopher McCandless, den Spross
einer reichen, aber vom Pech
verfolgten Familie, der nach
seinem Abschluss an der
Emory University in Atlanta
Anfang der Neunzigerjahre
beschließt, alles hinzuschmeißen und sich als „Reisender“
auf die Suche nach der „ultimativen Freiheit“ nach Alaska
aufzumachen.
Auf BluRay
Im Notfall sollten Studenten
rechtzeitig die Reißleine ziehen,
rät Grob: „Bloß nicht das Leiden
unnötig verlängern. Glückliche
Archäologen finden im Zweifel
eher einen Job als unglückliche
BWLer.“ Abbrecher sollten aber
nicht alles hinwerfen, sondern
neu starten. Das müsse keinen
großen Verlust bedeuten. Denn
Studenten brechen im Bachelor
deutlich früher ab als im alten
System - im Schnitt nach 2,3
Fachsemestern. „Das ist ein
verlorenes Jahr. Aber was ist
schon ein Jahr, wenn ich dann
weiß, dass ich in meinem Fach
richtig bin?“, erläutert Grob.
Tobias Schormann
N AM RANDE
Silly
illy gehören zu den Urgesteinen der DDR-Musikszene. Die
Band, die sich Ende der 70er
Jahre gründete, schaffte es, Gesellschaftskritik geschickt in ihre
Songtexte zu verpacken. Nach
der Wiedervereinigung tourten
Silly durch zahlreiche Länder.
Als Sängerin Tamara Danz 1996
an Brustkrebs starb, schien die
Karriere der Gruppe beendet zu
sein. Jetzt erscheint ein weiteres
Studioalbum. Eingesungen hat
es die Schauspielerin Anna Loos,
die durch Rollen in „Tatort“ und
„Anatomie“, bekannt geworden
ist. Das neue Album „Alles Rot“
kann sich mehr als hören lassen.
„Es ist auch diese mangelnde
Feedback-Kultur, unter der
Studenten leiden“, sagt Grob.
Studenten sollten daher von
Professoren auch einfordern,
ordentlich betreut zu werden –
dazu sind diese schließlich da.
er exklusiv für Microsofts
Spielekonsole
veröffentlichte Realo-Racer lässt zum
dritten Mal die Herzen der
Rennspielfans höher schlagen!
Forza Motorsport 3 beeindruckt
durch die enorme Auswahl
originalgetreu nachgebildeter
Autos und Rennstrecken, den
unvergleichlich hohen Realismusgehalt und die schier unendlichen Möglichkeiten, Autos
zu tunen und optisch aufzupeppen. Ein neuer Karrieremodus,
auf Xbox LIVE ausgetragene
Online-Rennen und ein frei
einstellbarer
Schwierigkeitsgrad stehen für höchste Langzeitmotivation. Für Xbox 360
ür den Londoner Galeristen Donald Ramsey ist Leidenschaft ein Fremdwort. Die
Schönheit von Frauen bewundert er nur in Kunstwerken.
Sein plötzliches Interesse an
Anna, der neuen Assistentin,
ist daher ungewohnt für ihn. So
ungewohnt, dass Donald jemanden anheuert, um die junge Frau
verführen zu lassen: Zeppo ist
für diesen Job wie geschaffen:
attraktiv, charmant und vollkommen skrupellos. Eine perfekte Intrige nimmt ihren Lauf.
Doch Menschen sind keine Gemälde. Und ihr Preis hat nichts
mit Geld zu tun... Ein neuer
Thriller von Simon Beckett.
Musikaustausch
Sachsen – China
M
usiker des Landesjugendorchesters Sachsen und
Studenten des Conservatory of
Music Wuhan in China werden
im April ein gemeinsames Konzertprogramm einstudieren und
aufführen. Bereits im Herbst
vergangenen Jahres war eine
Delegation des Landesjugendorchesters Sachsens nach
China gereist, um mit den chinesischen Musikstudenten ein
Projektensemble zu bilden und
drei Konzerte in Wuhan zu gestalten, sagte eine Sprecherin
des Sächsischen Musikrates
in Dresden. 42 Nachwuchsmusiker aus Sachsen und 39
chinesische Studenten des
Conservatory of Music Wuhan
werden in der neu eröffneten
Landesmusikakademie Sachsen in Colditz ein Programm
unter dem Titel „erhu trifft
bariton“ erarbeiten, hieß es.
Gemeinsam würden Werke chinesischer und deutscher Komponisten, darunter von Gustav
Mahler und Robert Schumann,
einstudiert. Die Gesamtleitung
habe der Gastdirigent Pang
Kapang aus Wuhan.
dpa
16
PRÄVENTION
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Bei Sonnenbrille
UV-Schutz wichtig
N MUSKELKATER
Strategien gegen das fiese Zwicken
E
ine Sonnenbrille muss nicht
nur gut aussehen. Beim Kauf
sollte auch auf den UV-Schutz
und den Tönungsgrad geachtet
werden. Eine Brille mit dem CEKennzeichen am Bügel erfüllt
die grundlegenden Sicherheitsanforderungen beim UV-Schutz,
erklärt das Kuratorium Gutes
Sehen (KGS) in Berlin. Die Tönung der Gläser gibt über den
Schutz für die Augen keine Auskunft. Sie entscheidet über den
Blendschutz. Sehr helle Gläser
nehmen wenig sichtbares Licht
auf – sie haben den Tönungsgrad 0. Sehr dunkle Gläser
tragen die Ziffer 4. Für hiesige
Breiten empfiehlt das KGS die
Kategorie 2, im Süden oder im
Gebirge die Kategorie 3. Bei
starker
Sonneneinstrahlung
könnten UV-A- und UV-B-Strahlung bleibende Schäden zum
Beispiel an Netzhaut oder Linse
hervorrufen.
dpa
Allergie-Risiko
bei Schimmelpilz
H
inter typischen Heuschnupfen-Beschwerden steckt oft
eine Schimmelpilzallergie. Die
Deutsche Lungenstiftung in
Hannover rät deshalb, sich bei
Niesreiz, gereizten Schleimhäuten oder Müdigkeit von einem
Facharzt auf die tatsächliche
Ursache untersuchen zu lassen. Bleibt eine Schimmelpilzallergie unbehandelt, könne sie
zu chronischen Erkrankungen
wie Asthma bronchiale führen.
Schimmelsporen gehörten zu
den wichtigsten Allergieauslösern im Haus. Schätzungen
zufolge ist jede dritte Wohnung
in Deutschland von Schimmelpilzen befallen.
dpa
Selbsttests nicht
immer sinnvoll
S
elbsttests aus der Apotheke
ersetzen in der Regel nicht
den Arztbesuch. Darauf weist
die österreichische Verbraucherschutzzeitschrift „Konsument“ nach einer Untersuchung
von 21 verschiedenen Tests für
Zuhause hin. Die meisten seien ungeeignet für den Hausgebrauch ohne ärztliche Beratung,
nur die untersuchten Schwangerschaftstests und ein Test
zur Bestimmung des Eisprungs
seien dafür empfehlenswert.
Andere Screeningtests seien
kein Ersatz für Vorsorgeuntersuchungen und kosteten meist
viel. Außerdem bestehe die
Gefahr, dass sie den Patienten
unter Umständen in falscher
Sicherheit wiegen oder ihn
unnötig in Panik versetzen.
Besonders kritisch bewertet
die Zeitschrift Prostata-Vorsorgetests und Allergietests. dpa
Zum Auftakt besser nicht übertreiben: Wer dieser Tage wieder ins Training einsteigt, muss mit Muskelkater rechnen.
M
eist zwickt und
zwackt es erst
am
nächsten
Morgen. Am Vortag hat
man womöglich bei einem Umzug geholfen,
ist drei Kilometer mehr
gejoggt als sonst oder
hat eine Sportart zum
ersten Mal ausprobiert.
Muskelkater wird von
vielen als gar nicht so
unangenehm
empfunden, jedenfalls solange
sich dieser Schmerz in
Grenzen hält. Schließlich liefert er die genüssliche Gewissheit, über
seine Grenzen gegangen
und ordentlich etwas geleistet zu haben.
Doch muss der Weg
zu Sportlichkeit und
Muskeln
zwangsläufig
schmerzhaft sein? „Zum
Training des Muskelwachstums ist Muskelkater nicht zwingend
nötig“, erläutert Helge
Knigge von der Deutschen Sporthochschule
Köln. Für Untrainierte
sei es aber kaum möglich, ihn zu vermeiden.
Muskelkater bekommen
aber keineswegs nur
übereifrige
Anfänger
oder Unsportliche, die
sich selbst überschätzt
haben. „Wenn ein professioneller Marathonläufer zum ersten Mal
Squash spielt, wird er
das am nächsten Tag als
Muskelkater
spüren.“
Denn diese Bewegung ist
für ihn ungewohnt, die
entsprechenden Muskeln
sind nicht an die Belastung gewöhnt. Muskelkater entsteht vor allem
bei sogenannten exzentrischen Bewegungen. So
verursacht das Treppenoder Berg-Hinabsteigen
eher einen Muskelkater
als es der entsprechende
Aufwärtslauf tut. Schuld
sind die abbremsenden, stoppenden
Bewegungen.
Weil
genau diese bei Wassersportarten
wie
Schwimmen
oder
Aquafitness fehlten,
sei es unmöglich,
hierbei
Muskelkater zu bekommen.
„Wenn man ausgiebig
schwimmt, fühlt man
allenfalls ein gewisses muskuläres Empfinden am nächsten
Tag. Der Muskelkater bleibt aus“, sagt
Knigge.
ren Folge unter anderem
die Muskeln fest werden
und den typischen Muskelkater
hervorrufen.
Diesen spürt man etwa
12 bis 24 Stunden nach
der Belastung, seinen
Höhepunkt erreicht er
nach 24 bis 48 Stunden.
Spätestens nach vier
Tagen ist der Schmerz
schen empfinden viele
Sportler als angenehm.
Ob sie tatsächlich helfen, ist wissenschaftlich
nicht belegt“, sagt Knigge. Neben der Frage,
ob Anwendungen wie
heißes Duschen überhaupt wirken, gehen die
Meinungen unter Sportmedizinern auch darüber auseinander,
wann sie am besten
wirken: vor, unmittelbar im Anschluss
oder mit zeitlicher
Verzögerung
von
zirka drei Stunden
nach der sportlichen
Betätigung, erklärt
aus der Fünten.
Einige
Menschen
versuchen, den „Kater danach“ wegzutrainieren. Doch
es ist ein irriger
Volksglaube,
dass
Muskelkater
verschwindet, wenn die
Früher nahm die
gleichen Übungen,
Wissenschaft
an,
die ihn auslösten,
dass
Muskelkater
am nächsten Tag
die Folge einer Über- Auch bei Fitness-Kursen gilt: Nicht wiederholt werden.
säuerung der Mus- übertreiben. Foto: André Kempner „Davon kann ich nur
keln ist. „Heute weiß
abraten“, sagt aus
man, dass es dabei zu wieder verschwunden. der Fünten. Der Muskel
gegen brauche
kleinsten Rissen im Ge- Maßnahmen
ausreichend
webe, zu sogenannten oder zur Vorbeugung Zeit und Ruhe, um sich
Mikrotraumen, kommt“, von Muskelkater zielen zu regenerieren. In der
erläutert die Orthopädin in der Regel darauf ab, Regel reichen drei Tage
Karen aus der Fünten die Durchblutung der Schonung aus. „Wer
vom Sportärzteverband Muskeln zu steigern, um nicht ganz mit dem TraiSaar in Saarbrücken. den lokalen Stoffwech- ning aussetzen möchte,
Diese Risse heilen fol- sel anzuregen und den kann leichte Übungen
genlos aus, verursachen Heilungsprozess zu be- ausführen, etwa locker
jedoch zunächst eine ört- schleunigen. „Massagen, laufen oder spazieren
liche Entzündung, in de- heiße Sitzbäder oder Du- gehen“, sagt Knigge.
Foto: dpa
Ob das Dehnen gegen
Muskelkater hilft, ist unter Sportwissenschaftlern sehr umstritten.
Prof. Georg Wydra vom
Sportwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlandes
erläutert, dass in den
wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen
zum Thema „Dehnen als
Muskelkaterprävention“
keine Effekte nachweisbar waren. Beziehungsweise: Wenn nachgewiesen werden konnte, dass
Dehnen den Muskelkaterschmerz reduzierte,
fiel diese Linderung nur
sehr gering aus. „Bei einigen Studien ist auch
nicht klar, ob der beobachtete Muskelkater
nicht direkt durch die
sehr hohe Dauer der
Dehnungsprozeduren
ausgelöst wurde“, erklärt Wydra.
Grundsätzlich
wird
aber niemanden, der
nicht gerade auf Wettkampfniveau trainiert,
ein Muskelkater ernsthaft im Alltag beeinträchtigen, denn er ist
harmlos. Der einzige
Weg, ihn zu vermeiden,
ist eine langsame Steigerung der sportlichen
Aktivität, sagt aus der
Fünten. Doch dieses
Zwicken in den Muskeln
am Morgen nach dem
Training will manch
einer vielleicht gar nicht
missen. Cornelia Wolter
FITNESS, BEAUTY & WELLNESS
17
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N ALTERN
N AM RANDE
Zufrieden als Senior
T
ick, Tack – der Sekundenzeiger der Lebensuhr schreitet voran, Jahr für Jahr. Alt
zu werden – davor haben viele
Menschen Angst. Was passiert
mit mir? Bleibe ich körperlich und
geistig fit? „Hören Sie auf, düstere
Zukunftsvisionen zu entwerfen“,
sagt Ursula Nuber, Diplom-Psychologin aus Hirschberg-Großsachsen.
„Konzentrieren Sie sich auf das
Hier und Jetzt.“
Eine positive Lebenseinstellung
verschönert nicht nur das Leben.
„Die Glücksforschung belegt, dass
Optimisten länger leben“, sagt
Beate Forsbach, Diplom-Psychologin aus Bamberg. „Wer sich
immer mit Zukunftsängsten plagt,
sich um die Gesundheit sorgt oder
mit dem Lebensstatus unzufrieden ist, steht unter Daueranspannung.“ Dieser Stress raube dem
Körper Energie, mache schlapp,
müde und krank. Auch Ursula Nuber rät, Ängsten und Sorgen nicht
zu großen Raum zu geben: „Aus
der Psychologie wissen wir, dass
es weniger die Dinge selbst sind,
die uns erschrecken, als vielmehr
die Vorstellung davon.“
„Es kommt nicht darauf an, wie
alt wir werden, sondern wie wir
alt werden“, findet die Altersforscherin Prof. Ursula Lehr aus
Heidelberg. „Es gilt, die Jahre mit
Leben zu füllen.“ Wie das geht,
dafür entwickele jeder Mensch
sein individuelles Konzept:
Den Moment genießen und nicht ständig an die Zukunft denken –
das macht das Altern einfacher.
Foto: dpa
„Erfolgreiches Altern und Lebensqualität lassen sich nicht von außen beurteilen, sondern nur vom
Menschen selbst.“ Doch so einzigartig das persönliche Rezept
für ein glückliches Altern auch
sein kann, gibt es doch Übereinstimmungen. Neben den großen
Anti-Aging-Faktoren wie Bewegung, gute Ernährung und Gesundheit, sind das vor allem psychische Aspekte: „Gelassenheit
ist ein ganz wichtiges Thema“,
sagt Forsbach. „Während man
in jungen Jahren noch Tausend
Ansprüchen hinterherhetzt, ist es
ein erleichterndes Gefühl, endlich
angekommen zu sein.“
Sich nicht mehr unter Stress setzen
lassen, von der Meinung Dritter unabhängiger sein: „Das sind große
Vorteile im Alter, die die Lebensqualität massiv erhöhen“, erklärt Forsbach. Auch Neugierde und ein reger
Geist scheinen ein Jungbrunnen
zu sein: „Unsere Untersuchungen
haben gezeigt, dass geistig aktivere
Menschen mit vielen Interessen ein
höheres Lebensalter bei geistig-körperlichem Wohlbefinden erreichen
als Menschen, die weniger Interessen haben und geistig weniger aktiv
sind“, sagt Ursula Lehr.
Sehr bedeutend im Alter sei das
Wissen, wichtig zu sein. Dafür
braucht es vor allem soziale Kontakte. „Am besten über die Familie hinaus“, sagt Lehr. „Fangen
Sie am besten schon in der mittleren Lebenshälfte an, generativ
zu sein“, rät Nuber. Generativität
nennen Psychologen die Fähigkeit, die eigenen Fähigkeiten in
die nächste Generation weiterzutragen. „Sich einzubringen,
schenkt Nähe und Anerkennung.“
Und es eröffnet die Chance, neue
Menschen zu treffen.
Ein weiteres Erfolgsrezept für glückliches
Altern sei, mit der Vergangenheit
Frieden zu schließen: „Zu einem
gesunden und erfolgreichen
Altern gehört zweifellos auch
die Versöhnung mit der eigenen
Lebensgeschichte“, erklärt Lehr.
Auch Ursula Nuber rät: „Grämen Sie sich nicht länger über
vergangene Fehler, versuchen
Sie das, was geschehen ist, zu
akzeptieren. Das kann befreiend
wirken.“
„Überprüfen Sie bei dieser Gelegenheit auch mal Ihre Maßstäbe“, ergänzt Beate Forsbach:
„Worum geht es Ihnen im Leben
wirklich? Und sind es bestimmte Dinge überhaupt noch wert,
dass man sich über sie ärgert?“
Der Luxus des Alters bestehe
schließlich auch darin, sich
nicht mehr nach der Wahrheit
und Meinung anderer richten zu
müssen: „Genießen Sie Ihr Unabhängigkeit, Ihre Reife und Lebenserfahrung.“ Bettina Levecke
N FRÜHJAHRSMÜDIGKEIT
Raus aus der Hütte!
D
Spaziergang nutzen. Außerdem
dürften sie nicht von der Arbeit
direkt aufs Sofa, ermahnt der
Mediziner alle, die zum Couchpotato-Dasein neigen.
en Winter im Rücken,
Frühling und Sommer
in Sicht: Die Apathie der
kalten Jahreszeit könnte vorüber
sein – wenn da nicht die Frühjahrsmüdigkeit wäre. Obwohl
die ersten Sonnentage locken,
fühlen sich viele Menschen müde
und antriebslos. Die eine Stunde
weniger Schlaf nach der Zeitumstellung in der Nacht vom 27. auf
den 28. März tut ein Übriges.
Doch die Frühjahrsmüdigkeit
lässt sich bekämpfen, sagt Jürgen
Steinacker, Professor für Sportund Rehabilitationsmedizin am
Uniklinikum Ulm. „Im Laufe des
Winters sind viele Menschen
inaktiv geworden“, erklärt er.
„Wegen des schlechten Wetters
konnten sie weniger trainieren
und haben weniger Sonnenlicht
abbekommen.“
Das führt dazu, dass sie sich
am Ende des Winters nicht nur
weniger leistungsfähig fühlen,
sondern es tatsächlich sind.
„Etwa zehn Prozent der Leistungsfähigkeit hat man über den
Winter eingebüßt“, schätzt Stein-
Ältere Menschen waren im Winter besonders eingeschränkt.
Deshalb ist die Frühjahrsmüdigkeit bei ihnen stark ausgeprägt.
„Wir raten Senioren, trotzdem
an die frische Luft zu gehen –
aber in sicheren Gebieten.“ Das
könne der Einkaufsweg sein
oder ein Park, wo keine Hindernisse zu erwarten sind.
Die Uhren ticken jetzt wieder anders: Mit der Zeitumstellung hat
auch die Frühjahrsmüdigkeit Einzug gehalten.
Foto: dpa
acker.
Da hilft nur eines, sagt
der Mediziner: „Raus aus der
Hütte!“ Auf Spaziergängen können Sonne und frische Luft die
Stimmung positiv beeinflussen.
Wer sonnenempfindlich ist, sollte es während der ersten Frühlingstage aber nicht übertreiben.
Sonst kann das helle Licht eine
leichte Migräne auslösen. Lieber
auf Mütze und Sonnenbrille zurückgreifen, rät Steinacker.
Für Berufstätige ist es oft
schwierig, den Arbeitsplatz zu
verlassen, um an die frische Luft
zu kommen. Sie können aber die
Mittagspause für einen kleinen
Neben viel Bewegung ist es wichtig, sich richtig zu ernähren. „Bei
der Ernährung gelten die alten
Regeln: Vitaminreich sollte sie
sein. Viel Obst und Gemüse essen
– eben alles, was momentan Saison hat“, empfiehlt Steinacker.
„Auf schwere Kost sollte möglichst verzichtet werden.“ Wer
glaubt, mehr Schlaf könne die
Frühjahrsmüdigkeit bekämpfen,
irre: „Sich der Müdigkeit hingeben, davon wird es nicht besser.“
Stattdessen hilft nur, den Kreislauf in Schwung zu bringen. dpa
Massagen sorgen
für Wohlbefinden
W
enn es im Kreuz zeitweilig
zwickt, müssen es nicht immer Schmerzmittel oder Spritzen
beim Arzt sein. Mehrere Wochen
anhaltende Rückenschmerzen
lassen sich wahrscheinlich auch
durch einige Massageformen
lindern. Dazu zählen klassische
Massagen, Thai-Massagen und
Akupressur, erläutert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
(IQWiG) in Köln. Massagen
zielen darauf ab, die Schmerzen
zu lindern, Muskeln zu lockern
und Wohlgefühl zu bringen. Womöglich setzen sie im Gehirn
schmerzlindernde Endorphine
frei. Allein auf Massagen zu
setzen, scheine aber nicht die
richtige Strategie zu sein. Sinnvoller sei, sie mit Bewegung und
Dehnübungen zu kombinieren,
um weniger Schmerzen und
eine größere Beweglichkeit zu
erzielen. Das Institut beruft sich
auf Wissenschaftlerinnen des
internationalen Forschungsnetzwerkes Cochrane Collaboration,
die mehrere Studien zum Nutzen von Massagen bei Kreuzschmerzen mit unklarer Ursache
ausgewertet hatten. Sie kamen
unter anderem zu dem Ergebnis,
dass Akupressur besonders
effektiv sein könnte. Das müsse
allerdings noch weiter erforscht
werden. Während bei einer klassischen Massage betroffene
Hautregionen und Muskeln massiert werden, werden bei einer
Thai-Massage die Gliedmaßen
kräftig gedehnt und gestreckt.
Bei der Akupressur wird Druck
auf bestimmte Punkte des Körpers ausgeübt.
dpa
Kontaktlinsen
brauchen Pflege
Z
u langes Tragen oder Hygienefehler sind häufige Ursachen
für Probleme mit Kontaktlinsen.
Durch sorgfältige Pflege lassen
sich die Risiken senken, so die
Stiftung Warentest in der Zeitschrift „test“. Vor jedem Hantieren mit den Linsen werden die
Hände am besten gründlich gewaschen und abgetrocknet. Der
Behälter für die Sehhilfen sollte
nach jedem Gebrauch gereinigt
und getrocknet werden. Er muss
regelmäßig desinfiziert und möglichst alle vier bis sechs Wochen
ersetzt werden. Die Warentester
raten zudem, Pflegelösungen
nicht zu verdünnen und auch
nicht mehrfach zu verwenden.
Auch sollten die Linsen nicht mit
Wasser abgespült werden. Denn
darin befinden sich Akanthamöben, die eine gefährliche
Hornhautinfektion
auslösen
können. Dagegen gebe es keine gut wirksame Behandlung.
Getestet wurden 13 sogenannte
All-in-One-Pflegemittel für weiche
Kontaktlinsen, 8 davon desinfizierten „mangelhaft“.
dpa
18
IHR GELD, IHR RECHT
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N DATENSCHUTZ
Was Facebook & Co. wirklich wissen
D
Namen in den Netzwerken anzugeben, sondern ein Pseudonym, um für unerwünschte
Kontakte nicht auffindbar zu
sein. Das Telemediengesetz gibt
Nutzern ein Recht darauf.
ie Stiftung Warentest hat
bei
sozialen InternetNetzwerken teils gravierende Mängel bei Datenschutz
und
Datensicherheit
festgestellt. Datenschützer raten
Verbrauchern, auf den OnlinePlattformen nicht zu viel von
sich preiszugeben, weil unklar
ist, wer die Informationen liest.
Zu ihrem eigenen Schutz sollten sich Nutzer von Facebook,
MySpace und Co. deswegen
mit der Funktionsweise der
Netzwerke vertraut machen.
Welche Daten sollten in den
Netzwerken veröffentlicht werden?
Was sind soziale Netzwerke eigentlich?
Soziale Netzwerke sind Internet-Angebote, mit deren Hilfe
Nutzer mit anderen Personen
in Kontakt treten und Inhalte
wie Textnachrichten oder Fotos austauschen können. Die
Netzwerke können zur Kontaktpflege dienen, zur Suche
nach alten Bekannten oder
zum Aufbau beruflicher Verbindungen. Bekannte Anbieter
sind etwa Facebook, MySpace,
StudiVZ oder Lokalisten.
Welche Gefahren bestehen
durch die Angabe privater Daten in den Netzwerken?
Netzwerk-Nutzer leben grundsätzlich mit dem Risiko, zu viel
Online-Netzwerke wie Facebook gehen laut Stiftung Warentest äußerst willkürlich mit Nutzerdaten um.
Vor allem die großen US-Portale schränkten die Rechte der Verbraucher zum Teil massiv ein. Foto: dpa
von sich preiszugeben. Anwender müssen bei sozialen
Netzwerken in der Regel ein
sogenanntes persönliches Profil
mit Kontaktdaten von sich anlegen, um mit anderen in Verbindung treten oder gefunden
werden zu können. Aber auch
beim Versand von Mitteilungen oder beim Schreiben von
Nachrichten an die „Pinnwände“ oder „Schwarzen Bretter“
N AKTUELLE URTEILE
Befristeter Job nicht rechtens
E
Wie können sich Nutzer vor
diesen Risiken schützen?
Nutzer sozialer Netzwerke sollten sich genau mit den Daten-
schutz-Einstellungen
vertraut
machen. Sie haben oft viele
Möglichkeiten, ihre Informationen vor dem Zugriff durch Dritte
zu schützen. Häufig kann auch
der Zugriff von Internet-Suchmaschinen auf die Nutzerprofile
ausgeschlossen werden. Problem
ist, dass die Datenschutz-Einstellungen häufig nicht einfach
zu finden sind. Datenschützer
empfehlen, nicht den richtigen
Weitere Informationen im Internet unter www.bsi-fuer-buerger.
de, www.surfer-haben-rechte.de,
www.verbraucher-sicher-online.de
und www.klicksafe.net
N TIPP
§N
ine befristete Einstellung lässt sich vom Arbeitgeber
nicht damit begründen, dass auch er selbst nur
einen befristeten Auftrag erhalten hat. Das hat das Arbeitsgericht Duisburg entschieden. In dem Fall hatten
mehrere Telefonberater geklagt, die für die Bundesagentur für Arbeit (BA) in der Arbeitsgemeinschaft
(ARGE) in Duisburg Hartz-IV-Empfänger betreuten.
Die ARGE hatte 2007 die Bundesagentur beauftragt,
bis Ende 2009 den Telefonservice zu übernehmen. Die Behörde hatte die
Telefonberater daraufhin nur befristet eingestellt. Das war unzulässig,
urteilten die Richter. Es fehle der für eine Befristung erforderliche Sachgrund. Die Bundesagentur sei für wesentliche Teile der Grundsicherung
bei Arbeitslosen zuständig. Die telefonische Beratung für Arbeitslose
werde daher dauerhaft benötigt und nicht nur zeitlich beschränkt. Vorübergehend sei der Bedarf auch nicht dadurch, dass die Bundesagentur
den Auftrag nur für eine bestimmte Zeit erhalte.
(Az.: 3 Ca 2556/09)
Reise-Storno erst bei Fluguntauglichkeit
N
ihrer Kontakte hinterlassen die
Nutzer Spuren. Diese Daten
können auch für Dritte wie
etwa Arbeitgeber von Bedeutung sein, für die sie eigentlich
nicht bestimmt sind.
Nutzer müssen in sozialen
Netzwerken zwei Grundsatzentscheidungen treffen: Welche
Daten gebe ich an - und wer
darf die Daten lesen? Wer die
Netzwerke etwa zur Jobsuche
nutzt, sollte einen kleinen Einblick in seine persönlichen Interessen geben. Kritisch können aber etwa Fotos aus dem
Privatleben sein. Wurde gegen
den Willen ein Foto der eigenen
Person veröffentlicht, haben
Nutzer einen Rechtsanspruch,
dass der Inhaber des Fotos
das Bild entfernt. Dafür genügt eine schriftliche Bitte mit
einer Löschfrist, ein Anwalt
muss nicht gleich eingeschaltet
werden. Der sicherste Datenschutz ist immer, gar nichts zu
veröffentlichen.
AFP
icht jede Erkrankung muss gleich dazu führen, eine geplante
Flugreise zu stornieren. Erst wenn vom Arzt eine Fluguntauglichkeit festgestellt wird, ist ein Tourist gegenüber seiner Reiserücktrittskosten-Versicherung dazu verpflichtet. So lautet ein Urteil
des Amtsgerichts Hildburghausen. Im verhandelten Fall ging es
um einen Mann, der unter anderem an einer Mittelohr- und Nasenschleimhautentzündung erkrankt war. Knapp sieben Wochen vor
Beginn einer geplanten Flugreise begann ein Arzt die Behandlung.
Doch erst knapp drei Wochen vor Abflug schrieb er den Patienten
flugunfähig – worauf sich die Versicherung weigerte, die zu diesem
Zeitpunkt fälligen Stornokosten komplett zu übernehmen. Sie war
der Ansicht, dass die Reise früher hätte abgesagt werden müssen.
Das sah das Gericht anders: Die Mittelohr- und Nasenschleimhautentzündung sowie die anderen Infekte des Mannes seien keine
schwere Erkrankung gewesen. Bei einem normalen Verlauf wären
sie binnen zwei bis drei Wochen abgeheilt gewesen, so dass der
Reise nichts im Wege gestanden hätte.
(Az.: 21 C 5611/08)
Mehr rausholen beim Kindergeld
icht nur bei der Steuer
kann es sich lohnen, die
eigenen
Gestaltungsspielräume zu nutzen. Auch
beim Kindergeld kommt am
Ende mehr heraus, wenn in bestimmten Fällen auf die „Zählkinder“ Rücksicht genommen
wird. Denn der Kindergeldbetrag ist für das dritte und vierte
Kind höher. Und mit der richtigen Wahl des Bezugsberechtigten zahlt die Familienkasse
für dieselben Kinder unter Umständen höhere Sätze.
Der Zusammenhang betrifft getrennt lebende Eltern, in deren
beider Haushalt Kinder aus verschiedenen Beziehungen leben,
wie der Bund der Steuerzahler
in Berlin anhand eines Beispiels
erläutert: Ein Ehepaar hat zwei
gemeinsame Kinder. Zwei ältere Kinder des Ehemannes leben
bei der leiblichen Mutter, an die
auch das Kindergeld für diese
Kinder gezahlt wird.
In einem solchen Fall zählen
bei der Ehefrau die zwei gemeinsamen Kinder als erstes
und zweites Kind. Sie erhält
als Kindergeldberechtigte mo-
Wer mehrere Kinder hat und es richtig anstellt, kann auf mehr
Kindergeld hoffen.
Foto: André Kempner
natlich zwei Mal 184 Euro, in
der Summe also 368 Euro. Der
Ehemann würde für diese Kinder mehr Kindergeld erhalten,
wenn er zum Kindergeldberechtigten bestimmt wird. Denn bei
ihm zählen seine älteren, von
ihm getrennt lebenden Kinder
als erstes und zweites Kind –
als sogenannte Zählkinder, für
die er kein Kindergeld bezieht,
weil es der Mutter vorrangig
zusteht.
Die zwei gemeinsamen jüngeren
Kinder zählen als drittes und
viertes Kind. So könnte er für die
gemeinsamen Kinder monatlich
190 Euro und 215 Euro, also insgesamt 405 Euro erhalten – das
sind die Sätze für ein drittes und
ein viertes Kind.
dpa
SOZIALES
19
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N GESUNDHEITSSYSTEM
N AM RANDE
Rösler verteidigt Arzneimittel-Sparpaket
D
dige Querschüsse“ zu
produzieren. Der für die
Reform der gesetzlichen
Krankenversicherung
zuständigen Regierungskommission müsse man
die Chance „geben, ihr
Konzept vorzulegen“.
as
von
der
schwarz-gelben
Koalition geplante
Arzneimittel-Sparpaket
zur Senkung der Gesundheitskosten stößt weiter
auf Kritik von unterschiedlichen Seiten. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zeigte
sich Ende März unbeeindruckt von Warnungen
der Pharmabranche vor
Arbeitsplatzverlusten.
„Die Menschen sollen
sich durch solche Drohungen nicht erpressen
lassen“, sagte er.
Rösler und die Fraktionen von Union und FDP
hatten sich in der vergangenen Woche auf ein
Konzept geeinigt, das
unter anderem Preisverhandlungen
über
neue Medikamente, die
Anhebung des Herstellerabschlags auf Medikamentenpackungen
von derzeit sechs auf
16 Prozent und einen damit verbundenen Preisstopp vorsieht.
Während
Pharmalobbyisten vor negativen
Auswirkungen auf die
Branche warnten, gehen der Opposition die
Vorschläge nicht weit
genug: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles
warf Rösler „verkappten
Pharmalobbyismus“ vor.
„Die Pharmaunternehmen dürfen weiterhin
ihre
Medikamente zu
astronomischen Preisen
auf den Markt brin-
Zuletzt hatte ein Vorstoß
von Bayerns Gesundheitsminister
Markus
Söder (CSU) für Unmut
in der Koalition gesorgt.
Söder will danach auch
künftig die Krankenkassenbeiträge an den
Lohn koppeln, was im
Widerspruch zu der von
der FDP geforderten einkommensunabhängigen
Kopfpauschale steht.
die Preisgestaltungsfreiheit von Unternehmen“.
Die Politik müsse auch
die hohen Forschungsaufwendungen
der
Unternehmen
berücksichtigen.
Der
Vorsitzende
der
CSU-Landesgruppe
im
Bundestag,
Hans-Peter
Friedrich, geht dennoch
davon aus, dass Bayern
eine von der Koalition
beschlossene
Gesundheitsreform im Bundesrat
mittragen werde. „Wir
werden selbstverständlich eine gemeinsame
Linie verabreden“, sagte der CSU-Politiker im
Deutschlandradio Kultur.
Derweil schwelte die
Diskussion über die von
Rösler geplante Kopfpauschale weiter. Unions-Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier
appellierte in der „Leipziger Volkszeitung“ an
die Regierungspartner,
in der Debatte über die
Steuer- und
Gesundheitspolitik nicht „stän-
Der frühere Bundeswirtschaftsminister Michael
Glos (CSU) ermahnte
den bayerischen Ministerpräsidenten
und
CSU-Vorsitzenden Horst
Seehofer zur Koalitionstreue in Berlin. Die CSU
habe in den Koalitionsverhandlungen der Gesundheitsprämie
zugestimmt.
AFP
Unter Beobachtung: Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hält an seinen
Plänen fest, die Gesundheitskosten senken zu wollen.
Foto: dpa
gen“,
erklärte Nahles
in Berlin. Die „bürokratischen Preissenkungsmaßnahmen“ könnten
die Unternehmen schon
einpreisen, weil Rösler
Preissenkungen erst ansetzen wolle, wenn die
Medikamente bereits im
Markt seien. Für die Versicherten hingegen sei
Röslers Politik „die reine
Mogelpackung“.
Die Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Carola Reimann
(SPD), bescheinigte dem
Konzept in der Braunschweiger Zeitung „ganz
geringe
Durchschlagskraft“. Im kommenden
Jahr werde es nach ihrer Schätzung rund eine
Milliarde Euro einsparen
helfen – angesichts eines
drohenden Defizits der gesetzlichen Krankenkassen
von rund elf Milliarden
Euro viel zu wenig.
BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf
warnte hingegen vor
negativen Auswirkungen
auf die Pharmabranche.
Auf Dauer feste Zwangsrabatte und Preismoratorien seien „massive
staatliche Eingriffe in
Ministerin gegen
höhere Zahlungen
I
n der Debatte um höhere
Hartz-IV-Sätze für Kinder hat
sich Bundesarbeitsministerin
Ursula von der Leyen (CDU)
für konkrete Hilfe statt Bargeld ausgesprochen. „Ich
bin gegen eine Erhöhung der
Geldleistungen, also dass
einfach mehr Geld an die
Familien überwiesen wird“,
sagte die Ministerin. Höhere
Geldleistungen verhinderten
nicht, dass das Kind immer
noch zur Lebensmittel-Tafel
für Bedürftige gehe oder auf
dem Bahnhofsvorplatz herumlungere. Sie wolle statt
dessen konkrete Hilfe vor Ort
und ein „Netzwerk für Hilfe“
organisieren. Dazu könnten
Maßnahmen
wie
Musik-,
Sport- oder Förderunterricht
oder ein warmes Mittagessen
gehören. Schulen,
Kindertageseinrichtungen, Jobcenter und Kommunen müssten
zusammenwirken, damit optimale Bildungszugänge für Kinder geschaffen würden, sagte von der Leyen. Sie suche
eine „Lösung ohne Stigmatisierung“. Kinder aus armen
Familien müssten selbstverständlich Angebote wahrnehmen können, die Kinder aus
besser gestellten Familien
auch nutzten. Dabei sei klar,
dass der Bund mehr Geld einplanen müsse, hob die Ministerin hervor. „Der Zugang zur
Bildung ist für diese Kinder
die Schlüsselfrage, deswegen
muss neu gerechnet werden“,
sagte die Ministerin. In der
Bundesregierung gibt es Pläne, Leistungen an Kinder von
Hartz-IV-Empfängern teilweise
über Gutscheine zu gewähren.
dpa
N ARBEIT
Tillich erleichtert über Einigung bei Jobcentern
S
achsens
Ministerpräsident Stanislaw Tillich
(CDU) hat sich erleichtert
über den Kompromiss bei den
Jobcentern gezeigt. „Wäre eine
Einigung nicht zustande gekommen, hätte das nach dem
31. Dezember 2010 ein schieres Durcheinander bedeutet“,
sagte Tillich der „Berliner
Zeitung“. „Dem konnte sich in
den Gesprächen niemand entziehen. Der Erfolgsdruck war
hoch.“
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zeigt sich zufrieden mit der Einigung zu den Jobcentern.
Foto: ddp
Tillich, Verhandlungsführer
der unionsgeführten Länder,
wies die Kritik der Linkspartei zurück, der Kompromiss führe zu einem Flickenteppich in der Betreuung von
Langzeitarbeitslosen.
„Das
ist Unfug. Das System wird
transparenter“, sagte Stanislaw Tillich im Interview.
Auch die betroffenen Kommunen zeigten sich zufrieden
mit dem Kompromiss. „Es ist
ein Sieg der Vernunft, dass
die bewährte Zusammenarbeit von Kommunen und
Arbeitsagenturen in großem
Umfang fortgesetzt werden
kann“, erklärte die Präsidentin des Deutschen Städtetages, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth.
Jetzt müssten sehr schnell
die konkreten Gesetze beschlossen werden, damit die
Reform zügig und erfolgreich
umgesetzt
werden
kann.
Durch die Verfassungsänderung bekämen Jobcenter und
Optionskommunen eine Perspektive. „Im Interesse der
Langzeitarbeitslosen
wird
der Zusammenbruch funktionierender Strukturen inmitten der Krise verhindert“,
so Politikerin Roth.
Die Vertreter der schwarzgelben Koalition und der
SPD hatten sich Mitte März
auf eine notwendige Grundgesetzänderung verständigt,
um die von Bund und Kommunen betriebenen Jobcenter
fortführen zu können. Das
Bundesverfassungsgericht
hatte zuvor entschieden, dass
diese Zusammenarbeit mit
den bisherigen Verfassungsregelungen nicht vereinbar
ist und neu zu organisieren
sei.
AFP
20
SPORT
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N ZENTRALSTADION
Aus dem Zentralstadion soll schon bald die Red Bull Arena werden: Ungefähr so soll die neue Heimspielstätte der Rasenballer nach dem Umbau des Stadions aussehen.
RB Leipzig steht schon so gut wie sicher als Aufsteiger in die Regionalliga fest.
Foto: Volkmar Heinz; Montage: Enzo Forciniti
Neues Wohnzimmer für Red Bull
D
er Dauerstreit zwischen
Stadtspitze und Michael
Kölmel ist vom Tisch.
Eine Folge der Einigung: Kölmels Zentralstadion firmiert
spätestens ab 1. Juli unter Red
Bull Arena.
Der Medienunternehmer hat
dem Getränke-Multi die Namensrechte für zehn Jahre verkauft, die Vereinbarung beinhaltet Verlängerungsoptionen.
Red Bull, Geldgeber des Oberliga-Tabellenführers Rasenball
Leipzig, zahlt eine Staffelmiete,
die mit jeder höheren Spielklasse angepasst wird. Laut Kölmel
und Rasenball-Geschäftsführer
Dieter Gudel stehen die Vertragsgespräche bezüglich des
Mietverhältnisses vor dem Abschluss. „Wir sind uns einig“,
sagte Kölmel.
Kölmel und Rathaus sind sich
nach jahrelangem Zoff um Geld
und Verträge wieder grün. Beinhaltet auch, dass der Mathematiker ins Nest mit den SuperBullen steigen, das Stadion in
Red Bull Arena umtaufen darf.
„Ich bin froh, dass das Verhältnis geklärt ist“, sagte Kölmel
nach dem Votum des Stadt-
rats. „Jetzt kann es los gehen.“
Los gehen im Stadion. Mit dem
Hauptmieter RB Leipzig. Dem
Projekt Bundesliga. Der Karlsruher hat die Namensrechte für
zehn Jahre an
RB
gegeben.
„Gegen
eine
längere Laufzeit habe ich
nichts“,
sagt
der
56-Jährige. Es gibt
Optionen.
vorliegenden Fall wird schon im
April der eine oder andere Auftrag in Sachen Stadion-Umgestaltung ausgelöst. So haben die
aktuellen Schemel ausgespielt,
hat „keine Probleme“ mit der
Umbenennung, begrüßt die Ösis
mit einem freundlichen Servus.
Lok-Boss Steffen Kubald ist
nicht ganz so handzahm: „Für
mich wird es
immer Zentralstadion heißen.
Und das ist unser
Wo h n z i m m e r. “
In dem sich jetzt
leibhaftige Bullen
breit machen und
Chips knabbern.
Das 1956 eröffKölmel
hat
nete Stadion der
viele StadionHunderttausend
Millionen
in
wurde von 2001
den Sand gebis 2004 umgesetzt.
Bliebe
baut. Am 7. März
die Frage: Ist
2004 fand im
jetzt Paybacknunmehr 45 000
Time,
fließt
Zuschauer fasder Mammon
ungebremst? Das „Stadion der 100 000“ nimmt seine Gestalt an. Ein Blick vom senden ZentralKölmel: „In der Glockenturm auf die entstehende Anlage.
Foto: dpa stadion wieder
das erste FußRegionalliga ist
das für mich immer noch ein werden durch tiefblaue ersetzt. ballspiel statt. Sachsen Leipzig
Zuschussgeschäft.“ Die Freude RB-Geschäftsführer Dieter Gu- unterlag der U23 von Borussia
beginnt frühestens ab der 3. del will diesbezüglich schnell zu Dortmund mit 0:1.
Profiliga, wenn Teams wie Dy- Potte kommen, denn: „Es liegen
namo Dresden oder Erzgebirge ja nicht irgendwo 45 000 Sitz- Die zuletzt ohne Hauptmieter
dastehende defizitäre Immobilie
plätze für uns herum.“
Aue aufkreuzen.
wird den Vorbildern der RB-StaAlles neu macht der Mai, im Sachsen-Chef Lars Ziegenhorn dien in New York und Salzburg
sukzessive angeglichen. Neue
Bestuhlung, elektronische Werbebanden, auch der Logen- und
Businessbereich soll verändert
werden. „Die Nachfrage nach
Logen ist überraschend hoch“,
sagte Gudel, der das kommende
Regionalliga-Jahr nutzen will,
um die erforderlichen Anpassungen umzusetzen.
Mit dem Erreichen der 3. Profiliga und nationaler TV-Präsenz
soll die Red Bull Arena dann
perfekt sein. Nach Informationen der Leipziger Volkszeitung
werden in Kürze Sponsorenvereinbarungen mit Adidas, Audi
und Förch bekannt gegeben.
Die drei Firmen sind bereits als
Premiumpartner bei Red Bull
Salzburg aktiv.
Der Kompromiss zwischen
Stadtspitze und Kölmel beinhaltet auch städtische Forderungen vom Turnfest 2002. Statt
820 000 Euro zahlt Kölmel
200 000 Euro. Der 56-Jährige
verzichtet im Gegenzug auf die
Sanierung des Stadionvorplatzes
und die Asphaltierung der Parkplätze am Cottaweg. 2040 fällt
das Stadion laut Vertrag zurück
an die Stadt.
Guido Schäfer
21
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N FUSSBALL
Jens Lehmann verkündet Karriereende
Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann beendet zum Saisonfinale seine aktive Karriere. Das habe der
Familienrat entschieden, so der Keeper des VfB Stuttgart.
Fotos: ddp
Jens und Conny Lehmann bei der Fashion Week in Berlin: Die Gattin hatte sich auch für ein Karriereende ausgesprochen.
N
Finale nicht mehr für das Nationalteam berücksichtigt und
auch einem Südafrika-Ticket
für den Stuttgarter immer
eine Absage erteilt. Doch noch
immer kann Lehmann zu dem
Thema nicht schweigen: Man
wisse nie, was passiere, sagte Jens Lehmann. Sollte der
etatmäßige
Nationalkeeper
in Südafrika ausfallen,
dann könne man doch
miteinander reden.
un fährt Jens Lehmann
doch zur Fußball-Weltmeisterschaft. Wer aber
an ein Comeback des Torwarts
im Team von Joachim Löw
denkt, liegt falsch. Stattdessen
wird der WM-Dritte von 2006
und Vize-Europameister von
2008 seine lange Karriere im
Alter von 40 Jahren beenden
und beim Turnier in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) als
Experte des Pay-TV-Senders
„Sky“ arbeiten. „Ich werde
am 8. Mai mein letztes Spiel
bestreiten“, sagte der Keeper
des Bundesligisten VfB Stuttgart bei einer Pressekonferenz. Auch ein AuslandsEngagement werde es nicht
mehr geben. Das habe der
Familienrat so entschieden.
„Das war’s“, sagte Lehmann.
Mit dem Derby bei 1899 Hoffenheim wird die 22-jährige
Profi-Karriere des 61-maligen
Nationalspielers also ausklingen. Bleibt Lehmann bis dahin gesund, wird es sein 394.
Bundesliga-Spiel sein. Danach
kommt er für „Sky“ als dritter
Experte neben Franz Beckenbauer und Stefan Effenberg
bei mindestens fünf WM-Partien zum Einsatz. Dazu gehören zwei der deutschen Auswahl: in der Vorrunde gegen
Serbien (18. Juni) und Ghana
(23. Juni). Seinen „Einstand“
gab der exzentrische Keeper
aber schon beim ChampionsLeague-Viertelfinale
seines
Ex-Clubs FC Arsenal gegen
Titelverteidiger FC Barcelona.
„Arsenal war meine schönste
Zeit“, sagte Lehmann, der das
moderne Torwart-Spiel stark
mitgeprägt hat.
Bei der WM 2006 und bei der
EM 2008 war Lehmann die
deutsche Nummer 1. Vor vier
Jahren hatte ihn der damalige
Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach einem brisanten
Zweikampf mit Oliver Kahn
zum Stammtorwart erklärt.
DFB-Chefcoach Joachim Löw
hatte Lehmann nach dem EM-
Es sagt viel über
den ältesten aktiven
Torwart der Bundesliga aus, wie ihn der
Sender in Stuttgart
vorstellte. „Mit Jens
Lehmann wird uns ein
meinungsstarker und
kompetenter Experte
in Südafrika zur Verfügung stehen“, sagte
Sportchef Roman Steuer. Noch immer ist der
Routinier ein Schlussmann von internationaler Klasse – mit
seiner Meinung hat
Lehmann selten hinter
dem Berg gehalten.
Wie er auch für Skurrilität gesorgt hat: Zum
Beispiel mit dem „Brillen-Diebstahl“
nach
seiner Roten Karte im
Dezember in Mainz
oder kürzlich mit einer
unnötigen
Kung-FuEinlage in der Champions League.
Sein letztes Pflichtspiel wird Jens Lehmann am
8. Mai gegen 1899 Hoffenheim absolvieren. Foto: ddp
Ein „WM-Duell“ mit
Erzrivale Oliver Kahn
wird es übrigens erneut
geben – auf dem Bildschirm, denn der alte
Rivale ist ZDF-Experte.
„Das habe ich mir noch
gar nicht überlegt“,
sagte Lehmann nun –
und schmunzelte ob
der Vorfreude.
In
der
Bundesliga
spielte der gebürtige
Essener vor seinem
Engagement in Stuttgart für den FC Schalke 04, mit dem er
1997 UEFA-Cup-Sieger
wurde, und Borussia
Dortmund, mit der er
2002 Deutscher Meister war. „Er hat bei
uns super gehalten,
er war ein Torhüter
auf absolut höchstem
Niveau“, sagte der Dortmunder Sportdirektor Michael
Zorc. Mit dem FC Arsenal,
für den Lehmann fünf Jahre
spielte, erreichte er 2006 das
Champions-League-Endspiel
gegen Barcelona (1:2), in dem
er aber nach nicht einmal 20
Minuten die Rote Karte sah.
Auch ein Kurz-Engagement
beim AC Mailand (1998) war
nicht erfolgreich. Nun will
er den VfB in den restlichen
knapp sechs Bundesliga-Wochen noch auf einen EuropaLeague-Platz führen.
„Ich bin körperlich noch fit
und muss nicht aufhören,
weil alles wehtut“, erklärte
Lehmann. Wie es nach der
WM weitergeht, weiß er noch
nicht. Vielleicht bei „Sky“,
vielleicht im Fußball? Der
Trainerschein? Ja, das könne
sein, sagte Lehmann und kritisierte, dass er als verdienter
Nationalspieler keinen Kurzlehrgang bekommt.
Demnächst wird ein Buch von
Lehmann auf den Markt kommen – über ihn und über den
Fußball. Da werde es den einen
oder anderen Spieler geben,
„der ein wenig kritischer behandelt wird“, erklärte Lehmann. Ein ruhiger Abgang?
Das hätte nicht wirklich gepasst.
Matthias Jung
22
RÄTSELSEITE
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N KREUZWORTRÄTSEL
Verlosung: Drei Büchergutscheine
Die Lösung des Rätsels im Heft 05/10 lautete: Palpation. Über je einen Bücher- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese
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und Peter Franke (Bad Dürrenberg) freuen.
Herzlichen Glückwunsch! redaktion@uniklinik-leipzig.de. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS
23
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
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Freitag, 02.04.10
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Isch singen
deutsch, mit Ming Cheng.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Eine bundesweite Lachparade –
Deutschland peinlich Vaterland.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Die Rückkehr
der Shaolin, Show.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Krötenwanderung, mit Franziska Schneider, Burkhard Damrau und Dieter Richter.
Thomaskirche, Tel. 222240, Thomaskirchhof 18; 19 Uhr: J. S. Bach – Matthäuspassion.
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,
Thomasiusstr. 2; 16 Uhr: Die Tränen der
Meerfrau, irischer Märchenabend mit der
Märchenbühne Susa Ahrens.
Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4424669, Franz-Flemming-Str.
16; 20 Uhr: Mike Krüger.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
20 Uhr: Briefkästen weinen nicht.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Krötenwanderung, mit Franziska Schneider, Burkhard Damrau und Dieter Richter.
02. 04. 10 BIS 15. 04. 10
Freitag, 09.04.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Weber-Lange - ganz persönlich.
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20
Uhr: Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch! – Mario Barth.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Angeschmiert und ausgeMerkelt.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Jazz for
Fun – Manfred Krug & The Berlin Jazz Orchestra.
Sonnabend, 03.04.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 16 Uhr, 20 Uhr: Auf die 12, mit C.
Fischer und A. Geißler.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
17, 21 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit
Ramba, Samba und Holadrio.
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;
19 Uhr: Don Giovanni (Mozart).
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube
zuzuschrauben, bis dass der Tod euch
scheidet?
Dienstag, 13.04.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse
2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler.
Musikalische Komödie, Tel. 1261261,
Dreilindenstr. 30; Venussaal 11 Uhr: Peter und der Wolf.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
20 Uhr: Feinripp auf schwarzer Spitze.
Zentrum für Psychische Gesundheit
der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Montag, 05.04.10
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;
15 Uhr: Die Zauberflöte.
Skala, Tel. 1268475, Gottschedstr. 16;
20 Uhr: Im Pelz.
Theater der Jungen Welt – Kleine Bühne,
Tel. 4866016, Demmeringstr. 22; 11
Uhr: Immer dieser Michel, für Kinder ab
5 Jahren.
Mittwoch, 07.04.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Das wird nie was, mit Katrin
Weber und Bernd-Lutz Lange.
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd
glei!“, mit Meigl Hoffmann.
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Auf die 12, mit C. Fischer
und A. Geißler.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Nightwash-Künstler des Monats:
Dave Davis.
Haus Steinstraße, Tel. 30328825,
Steinstr. 18; DachTheater 20 Uhr: Ein
Königreich für eine Fußbodenheizung –
Die unglaubliche Geschichte einer Drogendealerkarriere, mit der Theatergruppe
DramaVision.
Puppentheater Sterntaler, Tel. 9615435,
Talstr. 30; 11, 16 Uhr: Der kleine Häwelmann, Gastspiel Susa Ahrens, ab 4
Jahren.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse
2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler.
Grassi – Museum für Musikinstrumente,
Tel. 9730750, Johannisplatz 5-11; 17
Uhr: Musikinstrumente Afrikas – Konstruktionen, Spieltechniken und Geschichte,
Vortrag mit Musikdemonstration.
Schaubühne Lindenfels, Tel. 484620,
Karl-Heine-Str. 50; 19.30 Uhr: Der weiße
Rabe, Film und Gespräch.
Theater der Jungen Welt – Kleine Bühne,
Tel. 4866016, Demmeringstr. 22; 11 Uhr,
20 Uhr: Werther.
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Delikatessen – Finale Kochshow, mit Katrin Hart, Natalie Hünig und
Armin Zarbock.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Mendelssohn-Saal 18 Uhr: Kammermusik Akzent mit Sinfonietta Leipzig.
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;
18 Uhr: Giselle.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
Schlobachshof, Tel. 4533830, Lützschenaer Str. 200; 16 Uhr: Schneewittchen,
Puoppentheater ab 4 Jahren.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
20 Uhr: Briefkästen weinen nicht.
Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,
Lindenauer Markt 21; Saal 10 Uhr: Bremer Stadtmusik – live!, für Kinder ab 4
Jahren.
Zentrum für Psychische Gesundheit
der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Sonntag, 11.04.10
Montag, 12.04.10
Sonntag, 04.04.10
Dienstag, 06.04.10
Centraltheater, Tel. 1268168, Bosestr.
1; 19 Uhr: Alle reden vom Wetter – Die
Klimarevue, Rainald Grebe.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
20 Uhr: Feinripp auf schwarzer Spitze.
Mittwoch, 14.04.10
Mario Barth begeisterte mit seinen Live-Programmen knapp drei
Millionen Zuschauer. Mit seiner brandneuen Live-Show „Männer
sind peinlich, Frauen manchmal auch!“ beendet er die Live-Trilogie zum Thema Mann und Frau. Zu erleben in der Arena Leipzig
vom 8. bis 10. April, jeweils 20 Uhr.
Foto: André Kempner
Donnerstag, 08.04.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse
2; 20 Uhr: Weber-Lange ganz persönlich.
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20
Uhr: Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch! – Mario Barth.
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd
glei!“, mit Meigl Hoffmann.
Schillerhaus, Tel. 5662170, Menckestr.
42; 19 Uhr: Erlkönigs Tochter – Balladen
und schaurige Lieder.
Theater der Jungen Welt – Kleine Bühne,
Tel. 4866016, Demmeringstr. 22; 10
Uhr: Immer dieser Michel, für Kinder ab
5 Jahren.
Kulturhaus „Sonne“, Tel. 034204 64837,
Schkeuditz, Schulstr. 10; 20 Uhr: Ein Bier
kommt selten allein, Kabarett mit Clemens-Peter-Wachenschwanz.
Asisi Panometer, Tel. 3555340, RichardLehmann-Str. 114; 19.30 Uhr: Assisi im
Dialog mit Ministerpräsident Stanislaw
Tillich, Talkrunde.
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: WunderPunkt,
Zaubershow mit Markus Teuber, Peter
Grand und Robert Essl.
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;
Kellertheater 11 Uhr: Das Paradies der
Katzen, Oper für Kinder ab 5 Jahren.
Donnerstag, 15.04.10
Sonnabend, 10.04.10
Altes Rathaus, Tel. 965130, Markt 1;
Festsaal 20 Uhr: Lieder, Klavier- und Kammermusik von Carl Reinecke / Streichsextett von Ferdinand David, mit dem MDR
Rundfunkchor und - MDR Sinfonieorchester.
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20
Uhr: Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch! – Mario Barth.
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse
2; 20 Uhr: Sechs Fäuste für ein Halleluja,
mit C. Fischer, R. Bärwolf, P. Treuner.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Großes Concert
mit dem Gewandhausorchester.
Haus des Buches, Tel. 9954134, Gerichtsweg 28; Großer Saal 20 Uhr: Die
Kraft der Musik, Lesung und Gespräch mit
Elke Heidenreich und Elena Cheah.
Skala, Tel. 1268475, Gottschedstr. 16;
18, 21 Uhr: Im Pelz.
N TV-TIPPS
Do., 08.04.2010, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Paracetamol: Es ist in Deutschlands Apotheken das Schmerzmittel Nummer 1. Doch nun
haben Studien gezeigt, es ist
alles andere als ungefährlich
für die Leber. Gerade ältere
Menschen, die regelmäßig Medikamente für Herz oder Blutdruck nehmen müssen, sind
besonders gefährdet. Denn
in der Leber finden wichtige
Stoffwechselprozesse statt,
werden diese gestört, droht
akutes Organversagen. Eine
kranke Leber ist möglicherweise für die Insulinresistenz
von Diabetikern verantwortlich und auch genmanipulierte
Nahrungsmittel stehen im Verdacht Lebererkrankungen auszulösen. Dabei ist die Leber
das
regenerationsfähigste
menschliche Organ überhaupt.
Schon in der griechischen Mythologie wird dem gefesselten
Prometheus jede Nacht von
einem Adler ein Stück seiner
Leber herausgerissen. Prometheus aber überlebt die Tortur,
denn die Leber wächst immer
wieder nach. Hauptsache Gesund stellt neue Forschungsergebnisse und Therapieansätze rund um das Thema
Leberleiden vor und zeigt, was
jeder selbst tun kann, um die
Leber gesund zu erhalten. Das
scheint manchmal einfacher
als gedacht, denn kürzlich fanden Wissenschaftler im Kaffee
heilende Wirkkräfte für die
Leber. Mehr dazu bei Hauptsache Gesund.
Do., 15.04.2010, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Die Wirbelsäule des Menschen setzt sich aus vielen
unterschiedlichen Strukturen
wie Knochen, Knorpel, Muskeln, Sehnen und Bändern
zusammen. Sie alle sind
von Nerven umgeben, die
bei kleinsten Veränderungen
in ihrem Umfeld Schmerzen
auslösen können. Vor allem
Verschleiß an den Knochen,
Verengungen der Nervenkanäle, Wirbelgleiten, instabile
Wirbelverbindungen und natürlich auch Bandscheibenveränderungen gehören zu
den häufigsten Störfaktoren
für die Nervenbahnen. Aber
auch unentdeckte Entzündungen im Körper können die
Wirbelsäule angreifen und im
Extremfall sogar zu dauerhaften Lähmungen führen.
Das
Gesundheitsmagazin
berichtet über hochmoderne
und altbewährte Methoden,
mit denen Wirbelsäulenveränderungen erfolgreich behandelt werden.
24
STECKBRIEF
Ausgabe 7 / 1. April 2010
Gesundheit und mehr...
N WAS IST WO?
N IMPRESSUM
ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG
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Öffnungszeit
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Schwangerenambulanz
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GESUNDHEIT UND MEHR...
Das Patientenmagazin des
Universitätsklinikums Leipzig
Herausgeber:
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Der Vorstand
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Telefon: 0341 97 109
Telefax: 0341 97 15 909
E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de
Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.),
Kathrin Winkler, Frank Schmiedel.
Universitätsklinikum, Leipzig AöR.
5. Jahrgang.
In Kooperation mit der Redaktion der
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Druck: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG,
Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig.
04103 Leipzig
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und Jugendliche
im Zentrum für Kindermedizin
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(0341) 97 26242
24 Stunden täglich
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Delitzscher Straße 135,
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Philipp-Rosenthal-Straße 27c,
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Hainbuchenstraße 13
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Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie
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