Stumph und Schmidt - Universitätsklinikum Leipzig
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Stumph und Schmidt - Universitätsklinikum Leipzig
07/10 DAS PATIENTENMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG Stumph und Schmidt: Gemeinsam gegen den Darmkrebs IHR PER GRA TIS- SÖN EXE LICH MPL ES AR Seiten 4/5 Kinderchirurgie: Narbenlose Operation – nun auch bei Kindern… 3 Neu und modern: Gerinnungsambulanz am UKL… 6 Foto: Christian Nitsche GESUNDHEIT UND MEHR... 2 MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N INHALT N KOPF DER WOCHE Hellmut Königshaus, neuer Wehrbeauftragter D ie erste Wahl für das Amt des Wehrbeauftragten ist Hellmut Königshaus nicht. Als Favoritin für den Posten galt lange Zeit seine FDP-Fraktionskollegin Elke Hoff. Erst als die absagte, kam der 59-jährige Jurist ins Gespräch. Im März wurde er für fünf Jahre zum neuen „Anwalt der Soldaten“ gewählt. Klinikum intern Neues aus dem Klinikum . . 3 Aktuell Alles o.k. auf dem WC? . .4/5 Klinikum 2010 Gerinnungsambulanz . . . . 6 Klinikum 2010 Sport und richtige Dosis . . . 7 Die Ausgangslage für Königshaus ist nicht ganz einfach. In der Bundeswehr ist er weitgehend unbekannt, und dem Verteidigungsausschuss gehört er erst seit vier Monaten an. Allerdings kann der FDPPolitiker im Gegensatz zum scheidenden Wehrbeauftragten Reinhold Robbe (SPD) auf eigene Erfahrungen als Soldat verweisen. Bei der Bundeswehr war er zwischen 1970 und 1972 als Wehrdienstleistender und Zeitsoldat. Er war Personaloffizier bei der Luftwaffe und hat den Dienstgrad eines Oberleutnants der Reserve. Klinikum 2010 Blutbank dankt den Lebensrettern . . . . . . . . . . 8 Klinikum 2010 Mediziner-Treff auf höchster Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Wirtschaft I Politik AMI: Autobranche hofft auf Impulse . . . . . . . . . . . . . . 10 UNIversitäts-Leben Kann der Glaube Wunden heilen? . . . . . . . . . . . . . . . 11 Foto: dpa Kultur Centraltheater . . . . . . . . . 12 Unterhaltung Geheilt dank Robbie Williams . . . . . . . . 13 Reise China . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Jugend Strategiemanagement für Studenten Pflicht . . . . . . . 15 Prävention Strategien gegen das fiese Zwicken . . . . . . . . . . . . . . 16 Wellness & Beauty Raus aus der Hütte. . . . . . 17 Ihr Geld, ihr Recht Facebook & Co. . . . . . . . . 18 Soziales Rösler verteidigt Arzneimittel-Sparpaket . . 19 Sport Neues Wohnzimmer für Red Bull Leipzig . . .20/21 Rätselseite und Gewinner der letzten Ausgabe . . . 22 VA-Hinweise | TV-Tipps . . . . . . . . . . . . . 23 Steckbrief | Impressum . . . . . . . . . . 24 Sicherheitspolitische Erfahrungen sammelte Königshaus in der letzten Legislaturperiode als Mitglied der NATOParlamentarierversammlung und Leiter der Fraktionsarbeitsgruppe zu Afghanistan. Ein eingefleischter Verteidigungspolitiker ist er dennoch nicht. Einen Namen machte sich der Berliner vor allem als Mitglied dreier Untersuchungsausschüsse: Er saß im Visa-Ausschuss, im BND-Ausschuss und ist jetzt Chefaufklärer der Liberalen bei der Untersuchung des Bombardements bei Kundus in Afghanistan, bei dem am 4. September bis zu 142 Menschen getötet oder verletzt wurden. Von Kollegen im Verteidigungsausschuss wird der Vater von zwei Kindern geschätzt. Er zeichne sich durch Seriosität und Gründlichkeit aus, sei kompetent, zuverlässig und engagiert, heißt es. Die Opposition kritisiert, dass der Posten der FDP in den Koalitionsverhandlungen zugesprochen wurde und die Personalentscheidung damit teilweise der Parteipolitik unterworfen wurde. Bei der Abstimmung gab es dafür die Quittung: 163 Parlamentarier stimmten gegen Königshaus, 41 enthielten sich. dpa N MELDUNGEN N REIZTHEMA Seminar zu Depressionen an der VHS Doch kein Weltuntergang D ie Depression ist eine häufige Erkrankung, die den gesamten Menschen ergreift und zu vielfältigem Leiden bei den Betroffenen und ihren Angehörigen führt. Mittlerweile stehen effektive psychotherapeutische, psychopharmakologische und sogenannte biologische Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, so dass die Depression eine gut behandelbare Erkrankung geworden ist. Je früher eine solche Behandlung einsetzt, umso mehr persönliches, familiäres und soziales Leid kann verhindert werden. Prof. Hubertus Himmerich, Oberarzt der Schwerpunktstation für affektive Störungen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Leipzig, stellt am Dienstag, 27. April 2010, die Hintergründe zur Entstehung depressiver Störungen sowie sich daraus ergebende Therapien an der Volkshochsschule Leipzig vor. Er gibt zudem einen Ausblick in die Zukunft der antidepressiven Therapien. Leipziger Bündnis gegen Depression: 27. April 2010, 19.30 bis 21 Uhr (dies entspricht zwei Unterrichtsstunden). Volkshochschule Leipzig, in der Löhrstraße 3. Der Eintritt beträgt 4 Euro. Anmeldungen sind möglich unter Telefon 0341-123 6000. ukl Gentests zur Krebsvorsorge gefordert Z ur Krebsvorsorge schlägt der renommierte Forscher Otmar Wiestler flächendeckend Gentests vor. Der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg forderte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ Testverfahren, die das Erkrankungsrisiko aus Erbgut, Umwelt oder Lebensweise dokumentieren. Getestet werden sollten alle Gesunden. Jeder zweite Krebspatient könne heute geheilt werden. Das sei ein großer Fortschritt. In den 70er Jahren habe nur jeder Vierte gerettet werden können. Allerdings, so Wiestler, kämen die klassischen Diagnoseverfahren häufig zu spät. Wenn die Diagnose Krebs heute gestellt wird, ist die Krankheit in vielen Fällen bereits zu weit fortgeschritten.“ Ein Gentest sei mit rund 1000 Euro günstiger als eine Kernspintomographie. Wiestler räumt jedoch ein: „Gegen Gentests gibt es große Widerstände. Doch die Untersuchten lernten ihr Krebsrisiko kennen und könnten mit veränderten Lebensgewohnheiten oder entsprechender vorbeugender Therapie die Krankheit abwenden.“ Der Wissenschaftler rechnet damit, dass die Krankenkassen bald die Kosten für Gentests übernehmen. Er ist außerdem zuversichtlich, was den medizinischen Fortschritt in Bezug auf den Krebs betrifft: „Wir werden ihn in eine lang dauernde chronische Krankheit umwandeln, mit der man leben kann.“ dpa M it noch nie dagewesener Energie haben Forscher im weltgrößten Teilchenbeschleuniger LHC bei Genf Atomkerne zusammenstoßen lassen und damit eine neue Ära der Wissenschaft eingeläutet. Die Protonen-Kollision bei annähernder Lichtgeschwindigkeit gelang am 30. März im dritten Versuch, wie das Atomforschungszentrum CERN mitteilte. Dabei entstanden demnach Bedingungen wie unmittelbar nach dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren. Bei den Kollisionen entstehende neue Teilchen könnten Antworten auf fundamentale Fragen der Physik liefern. So hoffen Forscher in aller Welt unter anderem darauf, dass bei den Langzeitexperimenten das geheimnisumvolle Higgs-Teilchen nachgewiesen werden kann, das der gängigen Theorie zufolge den Elementarteilchen ihre Masse verleiht. Die Experimente könnten auch zur Lösung des Rätsels beitragen, warum die sichtbare Materie im Kosmos nur vier Prozent ausmacht, 23 Prozent jedoch aus „dunkler Materie“ und 73 Prozent aus noch völlig rätselhafter „dunkler Energie“ bestehen. Für die ersten Kollisions-Ex- perimente führten die Wissenschaftler zwei Protonenstrahlen zusammen, die in gegenläufiger Richtung durch LHC-Tunnel kreisen – mit einer Energie von jeweils 3,5 Tera-Elektronenvolt. Damit prallten die beschleunigten Atomkerne bei der bisherigen Rekordenergie von sieben Tera-Elektronenvolt zusammen. „Das ist wirklich ein bewegender Augenblick“, sagte CERN-Technolgiedirektor Steve Myers nach erfolgreichen ersten Kollisionen. Myers hatte das Experiment im Vorfeld mit dem Versuch verglichen, zwei Nadeln durch den Atlantik zu schießen, die sich auf halbem Weg treffen sollen. Ausgeblieben ist jedoch das Ende der Welt: Als unbegründet hatten CERN-Forscher Einwände zurückgewiesen, die HochenergieExperimente im LHC seien hochgefährlich und könnten sogar zum Weltuntergang führen. Kritiker führen unter anderem ins Feld, bei den Experimenten könnten so genannte Strangelets entstehen – hypothetische Teilchen, welche die Erde verschlingen könnten. Auch würden womöglich winzige schwarze Löcher produziert, die als gefräßige Schwerkraftmonster dem Planeten gefährlich werden könnten. AFP KLINIKUM INTERN 3 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N HAUTTUMORZENTRUM LEIPZIG Erfolgreicher Zwischen-Check D as Hauttumorzentrum Leipzig (HTZL) an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Leipzig wurde jetzt offiziell nach den Qualifizierungsrichtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft rezertifiziert. Neben Erfurt, Heidelberg und Hornheide-Münster war das HTZ Leipzig das vierte zertifizierte Zentrum in Deutschland. Nach einem Jahr stand nun die Überprüfung der strengen Richtlinien an. Das so genannte Audit fand am 25. März statt und lief so reibungslos, dass die Prüfer bereits am nächsten Tag telefonisch mitteilen konnten, dass das HTZL im bundesweiten Vergleich hervorragend dasteht. Die Auditoren der Deutschen Krebsgesellschaft und der DIN ISO Zertifizierungsstelle bescheinigten dem Leipziger Zentrum „eine sehr gute Entwicklung in den vergangenen 12 Monaten und eine hervorragende Qualität“. Darüber wie- derum freute sich Klinikdirektor Prof. Dr. Jan C. Simon. „Unser Hauttumorzentrum soll die optimale Behandlung und Betreuung von Hautkrebspatienten ermöglichen. Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung in Deutschland und bei uns in Leipzig. Unsere jüngsten Patienten mit dem gefährlichen schwarzen Hautkrebs sind bereits heute Jugendliche unter 18 Jahren. Die Anwendung modernster, patientenfreundlicher und maßgeschneiderter Therapieverfahren gehört deshalb ebenso zu unseren Schwerpunkten wie die Orientierung an internationalen Leitlinien und die Durchführung klinischer Studien“, so Simon. Dass diese Ansprüche im HTZL auch tatsächlich umgesetzt werden, bezeugt das Gütesiegel der deutschen Krebsgesellschaft, das nun erfolgreich verteidigt wurde. Um dem rasanten Anstieg der Hautkrebszahlen gerecht zu werden und die Versorgung von Menschen mit Hauttumoren zu Prof. Dr. Jan C. Simon freut sich über das erfolgreiche Audit. verbessern, hatten die Deutsche Krebsgesellschaft und andere medizinische Fachgesellschaften ein spezielles Anforderungsprofil und Zertifzierungssystem für Hauttumorzentren entwickelt. So soll sicher gestellt werden, dass die betroffenen Patienten in „zertifizierten Hauttumorzentren“ ganzheitlich und in allen Phasen der Erkrankung optimal betreut und versorgt werden. Zu den wichtigsten Qualitätskriterien für das zertifizierte Hauttumorzentrum in Leipzig gehört die Interdisziplinarität. „Die ganzheitliche Versorgung von Patienten kann nur durch ein Netzwerk von Spezialisten unterschiedlicher medizinischer und pflegerischer Fachrichtungen gewährleistet werden. Ein wesentlicher Baustein unseres Hauttumorzentrums ist daher das so genannte Tumorboard. In regelmäßigen Fallbesprechungen kooperieren hier Experten aus der Dermatologie, Chirurgie, Neurochirurgie, Inneren Medizin, Pathologie, Strahlentherapie, Augenheilkunde, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Mund-, Kiefer- und plastischen Gesichtschirurgie, Nuklearmedizin und der Radiologie. Auch niedergelassene Ärzte sind mit dabei. Der Patient wird nicht mehr von Arzt zu Arzt geschickt und es wird keine wertvolle Zeit bei der Behandlung verloren“, erklärt Professor Simon. Dem obersten Ziel einer optimalen Patientenversorgung dienen am HTZL auch die regelmäßigen Qualitätszirkel und interdisziplinären Konferenzen, in denen spezielle Behandlungsverläufe diskutiert werden. Pro Jahr werden in Leipzig zirka 1000 stationäre und rund 2500 ambulante Hautkrebspatienten behandelt. In Deutschland erkranken jährlich ca. 120 000 Menschen neu an Hautkrebs. Die Todesfälle infolge von Hautkrebs sind auf über 3000 pro Jahr angewachsen. „Gerade die Zunahme von Hautkrebs bei jüngeren Menschen, u.a. durch unvernünftiges Sonnenbaden und Solariumsbesuche, ist besorgniserregend. Für die eigene Sicherheit und einen erfolgreichen Kampf gegen Hautkrebs und seine Folgen gilt neben dem UV-Schutz: Gehen Sie rechtzeitig zum Arzt und lassen Sie sich regelmäßig durchchecken, machen Sie zum Beispiel einen Hautcheck“, rät Experte Simon. ukl N UNI-KINDERCHIRURGIE Narbenlose Blinddarm-OP D ie Kinderchirurgie am Leipziger Universitätsklinikum geht neue Wege. Dank modernster Technik ist es jetzt möglich, Kinder zu operieren, ohne dass Narben bleiben, und zwar durch den Bauchnabel. Professor Holger Till, Chef der Kinderchirurgie, und sein Kollege, Professor Jens-Uwe Stolzenburg, Chef der Urologie, zählen zu den Pionieren dieser einzigartigen Operationsmethode. Auf den Bauch von Tobias haben in seinen vier Tagen Krankenhausaufenthalt viele geschaut. Aber den 13-jährigen Leipziger störte das nicht: „Da ist ja sowieso nicht viel zu sehen. Statt einer Blinddarmnarbe habe ich nur eine kleine Wunde im Bauchnabel.“ Genau das ist das Bemerkenswerte am Bauch von Tobias: Er gehört zu den ersten und wenigen Kindern in Deutschland, bei denen eine narbenlose Blinddarm-Operation vorgenommen wurde. Denn die kleine OP-Wunde versinkt nach der Heilung förmlich im Bauchnabel. Als eines der ersten kinderchirurgischen Zentren in Deutschland bietet die Leipziger Uni-Kinderklinik die Laparoendoskopische SingleSite-Chirurgie (LESS) an. Wie Holger Till, Chef der Kinderchirurgie am Leipziger Uniklinikum, erläutert, stellt LESS die neueste Entwicklung in der minimal-invasiven Chirurgie dar. „Bei der bisherigen sogenannten Schlüsselloch-OP werden meist drei kleine Schnitte gemacht. Jetzt sind wir ein ganzes Stück weiter und können alle Instrumente über eine einzige, nur 20 Millimeter kleine Öffnung im Nabel einbringen.“ Inzwischen, so Till gegenüber dieser Zeitung, habe er zehn Kinder nach dieser Methode operiert, so dass man jetzt über genügend Erfahrung verfüge, um von einer erfolgreichen Anwendung sprechen zu können. Mittlerweile werden von ihm auf diese Weise bei Kindern nicht nur der Blinddarm, sondern auch Gallenblasen und sogar Tumore entfernt. „Die Pluspunkte diese Operationsmethode liegen auf der Hand“, sagt Till. „Die winzige Wunde heilt schneller, es gibt weniger Schmerzen, und es entstehen keine auffälligen Narben. Das sind gerade für Kinder unschätzbare Vorteile. Denn zu bedenken ist ja auch, dass bei einem Kind, wenn es größer wird, auch die Narben mitwachsen.“ Für das Beherrschen der LESS-Technik bedarf es nicht nur besonderer Weniger Schmerzen operativer Fähigkeiten, und schnelle Heilung sondern auch spezieller das kann Patient TobiInstrumente, die für die as bestätigen: „Gleich Leipziger Universitätsnach der Operation klinik extra angefertigt tat es ganz schön weh, wurden. Diese sehen Über einen narbenfreien Bauch nach der OP freuen aber das ging schnell im wahrsten Sinne des sich Patient Tobias und Prof. Holger Till. Fotos: ukl weg. Heute nach vier Wortes etwas „schräg“ Tagen, da habe ich aus, da sie besonders gebogen und sein Kollege Jens-Uwe Stol- überhaupt keine Schmerzen sind. Denn nur so hat der Ope- zenburg, Chef der Urologie, die- mehr. Und von der OP-Wunde rateur die Möglichkeit, beim se Techniken an der Leipziger ist kaum noch was zu sehen.“ Eingriff durch nur eine winzige Uniklinik etablieren. „Wir sind Vater Wolfgang Spornitz ist reKörperöffnung beidhändig zu die Pioniere auf diesem Gebiet. gelrecht stolz, dass sein Junge arbeiten, ohne dass sich die Einige der Instrumente, die wir derart bei Ärzten, Schwestern Instrumente im Körper oder getestet haben, werden erst im und sogar bei den Entwickauch die Griffe außerhalb des April auf dem Deutschen Chi- lern der speziellen OperationsKörpers ungewollt berühren. In rurgenkongress in Berlin vor- instrumente im Mittelpunkt enger Kooperation konnten Till gestellt“, so Till. stand: „Schließlich ist das schon eine tolle Geschichte, welche neuen Methoden hier an der Leipziger Uniklinik praktiziert werden. Und dass Tobias keine Blinddarmnarbe haben wird, ist doch auch gut. Er muss nur aufpassen, wenn er mal wieder höllische Bauchschmerzen bekommt und ein Arzt auf Blinddarm tippen sollte.“ – „Da sage ich: Nichts da, mein Blinddarm ist schon raus“, lacht Tobias. Stolzenburg wendet die neue Methode bei Erwachsenen an, hat bereits über 50 Operationen durchgeführt, wovon in 25 Fällen Nierentumore über den Bauchnabel entfernt wurden. Auch Nierensteine und -zysten ließen sich so operieren. „Die Patienten sind sehr zufrieden. Sie haben weniger Schmerzen und nur ganz kleine Narben. Bisher gab es keine Komplikationen“, sagt der Klinikchef der Urologie dieser Zeitung. „Wir sind wesentlich mitbeteiligt an der Entwicklung der neuen Instrumente. Einzelne Eingriffe, wie die Nierentumor-OP, haben wir erstmals in Europa durchgeführt“, ergänzt er. Am 1. und 2. Oktober dieses Jahres werden Till und Stolzenburg beim 1. Kinderchirurgischen Workshop für LESS in Leipzig die gesammelten Erfahrungen an Operateure aus aller Welt weitergeben. Dr. Anita Kecke 4 AKTUELL Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N HINTERGRUND Kooperatives Darmzentrum Region Leipzig D as Kooperative Darmzentrum Region Leipzig ist ein Zusammenschluss des Universitätsklinikums Leipzig mit den Helios-Kliniken Leipziger Land (Borna) und Schkeuditz auf dem Gebiet der Behandlung des Darmkrebses. Das interdisziplinäre Darmzentrum soll die Versorgung von Patienten mit Darmkrebs durch die Integration und Optimierung der Teilbereiche Vorsorge, Früherkennung, Diagnostik, operative, systemische und radio-onkologische Therapie sowie der Nachsorge verbessern. Mittelpunkt des Handelns ist der an Darmkrebs erkrankte Mensch. Die Experten des Darmzentrums wünschen sich jedoch auch eine aktive Rolle des Patienten bei der Entscheidungsfindung und Durchführung von Diagnostik und Therapie seiner Darmkrebserkrankung. Dabei wird die Integration von Angehörigen in diese Prozesse und die Stützung des psychosozialen Umfeldes gefördert. Im Fokus der Kooperation steht die enge Zusammenarbeit von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen im ambulanten und stationären Bereich über die verschiedenen Standorte hinaus, die eine Behandlung des Darmkrebses auf höchstem Niveau ermöglichen soll. Das Kooperative Darmzentrum der Region Leipzig gibt es seit dem Jahr 2007. Diese Kliniken wurden gemeinsam zertifiziert nach DIN EN 9001:2000 von der Nis-Zert und von der Deutschen Krebsgesellschaft Oncozert. Ziele des Kooperativen Darmzentrums der Reg. Leipzig (Auswahl): HZc`jc\YZgHiZgWa^X]`Z^ijcY Verbesserung der Überlebensrate von Patienten mit Darmkrebs. FjVa^i~ih\ZhiioiZ KZghdg\jc\ der Patienten durch ein interdisziplinär arbeitendes Expertenteam auf dem Gebiet der Prävention, Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Kolon- und Rektumkarzinoms. 6Whi^bbjc\ YZg \ZhVbiZc 7Zhandlungskette auf die Bedürfnisse der Patienten. ;gYZgjc\hdld]akdc`a^c^hX]Zg Forschung als auch der Grundlagenforschung von Darmerkrankungen und Darmgesundheit in Form von klinischen Studien beziehungsweise präklinischer Forschung. @dci^cj^Zga^X]Z LZ^iZgW^aYjc\ der ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeiter. y[[Zcia^X]`Z^ihVgWZ^i jcY 6j[klärung für Patienten. frs Jessica Müller (l.) und Claudia Taubert informieren über „darmgesunde“ Ernährung. Fotos: Christian Nitsche Demonstrieren dem Umgang mit einem Endoskop: Dr. Albrecht Hoffmeister und Endoskopieschwester Alexandra Nowack. Ohne Tabus für die eigene Gesundheit – W enn es um die eigene Gesundheit geht, gibt es keine Tabuthemen. Das beweisen mehreren Hundert Besucher, die am 24. März in das weiße Zelt auf dem Leipziger Marktplatz strömen – um sich über die Prävention einer Darmkrebserkrankung zu informieren. Selbstverständlich ist das leider nicht, denn dieses Thema war gesellschaftlich sehr lange tabu: Man redete nicht offen über Darmerkrankungen und alles damit in Zusammenhang stehende. Erst in den vergangenen Jahren ist dieses vermeintlich anstößige Themenfeld durch enorme Anstrengungen der Medizin in die Mitte des allgemeinen Bewusstseins gerückt. Die Veranstaltung „Alles o.k. auf dem WC?“ hat augenscheinlich einen Nerv getroffen, sie kommt bestens bei den Leipzigern und ihren Gästen an. „Ich finde es einfach eine exzellente Idee, eine solche Beratung an einem so zentralen Punkt der Stadt durchzuführen“, bemerkt der Leipziger Reinhardt Müller. Andere Besucher loben den kostenlosen Charakter der Veranstaltung. „Gesundheitsberatung durch Chefärzte, vollkommen gratis – wo gibt es denn das heutzutage noch für den Normalverbraucher?“ fragt ein Besucher in die Kameras des Mitteldeutschen Rundfunks, der über die Aktion berichtet. Die ersten Neugierigen standen bereits während der Aufbauarbeiten am Vormittag vor dem Zelt und begehrten Einlass, die Türen öffneten sich dann von 15 bis 20 Uhr. Selbst Reisegruppen und Trauben von zumeist männlichen Geschäftsleuten, die eher zufällig am 400-Quadratmeter-Zelt vorbeikommen, werfen mehr als nur einen interessierten Blick hinein. Denn ein Satz aus dem ironisch-hintergründigen Stück „Alarm im Darm“ des VorsorgTheaters bringt die Botschaft des Nachmittags auf den Punkt: „Im Po vom Papa – steckt ein Polyp – die Zeit wird knapper“. Na wenn das so ist, dann dürfen wir uns die Infos im Zelt nicht entgehen lassen, war dann die Meinung bei einigen noch Unschlüssigen. Eingeladen hat das Kooperative Darmzentrum der Region Leipzig, dem das Univer- sitätsklinikum Leipzig und die Helios-Kliniken in Schkeuditz und Borna (für Leipzig Land) angehören (siehe linke Spalte). Die langjährige Zusammenarbeit der namhaften Häuser hat einen todernsten Hintergrund: „Darmkrebs stellt mit rund 70 000 Neuerkrankungen pro Jahr und 30 000 Todesfällen eine Krankheit dar, die in Deutschland durchgängig und in hoher Zahl auftritt“, erklärt Oberarzt (PD) Dr. Arne Dietrich vom Universitätsklinikum Leipzig. chen. Erste Anzeichen könnten mit anderen, harmlosen Beschwerden verwechselt werden – während der Krebs langsam weiter wachse. Werde zum Beispiel bei einem 50 Jahre alten Menschen ein Tumor gefunden, könne davon ausgegangen werden, dass sich dessen Vorstufe, ein so genannter Darmpolyp, bereits im Alter von 35 bis 40 Jahren gebildet habe. Erste konkrete Hinweise auf Darmkrebs könnten Gewichtsverlust, Blut im Stuhl oder ein leichtes Drücken im Bauch sein. Warum die Betroffenen nicht rechtzeitig zum Arzt gegangen sind, mag der Laie da fragen: Das tückische am Darmkrebs ist, so die Spezialisten, dass er oft jahrelang im Darm wachsen und größer werden könne – ohne Symptome zu verursa- Deswegen sei auch die Früherkennung so wichtig: Von Patienten, bei denen der Tumor vergleichsweise früh diagnostiziert worden sei, lebten nach fünf Jahren noch nahezu alle. Werde der Krebs hingegen erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt, lebten fünf Jahre später noch 30 Prozent. Die Heilungschancen könnten dann aber auch bis auf zehn Prozent fallen, mahnen die Experten vom Kooperativen Darmzentrum an. Aggressives Innenleben des Darms: Die Besucherinnen Sarah (r.) und Lysann schauen sich im acht Meter langen Darmmodell um. Das mit Darmkrebs keineswegs zu spaßen ist, macht auch ein Gast deutlich, der im Berufsleben eher für heitere Momente zuständig ist: Der beliebte sächsische Schauspieler Wolfgang Stumph kommt direkt aus Wien nach Leipzig, um an der Podiumsdiskussion mit Vertretern des Kooperativen Darmzentrums teilzunehmen. Sein Appell richtet sich an die Vertreter des sogenannten starken Geschlechts – das in puncto Gesundheitsvorsorge eher Schwächen zeigt. 5 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N NACHWEIS Studie belegt Nutzen einer Darmspiegelung Wer sich regelmäßig einer Darmspiegelung unterzieht und dabei erkannte Krebsvorstufen entfernen lässt, erkrankt nach einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) seltener an Darmkrebs. Die Heidelberger Forscher hatten den Nutzen der Darmspiegelung bei rund 3300 Saarländern erfragt. Zuvor hätten nur Daten aus klinischen Studien vorgelegen. Informativ und unterhaltsam: Podiumsdiskussion mit Dr. Frank Steinert (Helios-Klinik Schkeuditz), Dr. Arne Dietrich (UKL), Wolfgang Stumph, Friedemann Schmidt, Dr. Kay Kohlhaw (Helios-Klinik Leipziger Land), Dr. Andre Liebmann (UKL) und Dr. Albrecht Hoffmeister (UKL) (v.l.n.r.). …Darmkrebsprävention auf dem Leipziger Markt „Männer, geht zur Darmkrebsvorsorge“, mahnt Stumph. „Tut es für euch, aber denkt dabei auch an eure Lieben. Ihr habt eine Verantwortung euren Familien gegenüber.“ Stumph, der bereits drei Darmspiegelungen bei sich hat durchführen lassen, setzt als Darmkrebs-Botschafter der Felix-Burda-Stiftung seine Prominenz ganz bewusst ein: „Ich möchte Vorbild für die Männer sein – denn wir sind manchmal echte Waschlappen, wenn es darum geht, zum Arzt zu gehen.“ Die Herren der Schöpfung bräuchten anscheinend immer ein besonders hohes Maß an Leidensdruck, um sich in die Hände von Medizinern zu begeben. Als Beispiel nannte Wolfgang Stumph sich selbst: „Ich hatte vor Jahren einen entzündeten Divertikel im Darm. Diese Ausstülpung und die von ihm verursachten Schmerzen habe ich bis unter die Bauchdecke gespürt.“ Alarmzeichen, die den heute 64-Jährigen zur Konsultation eines Experten bewegte. Derart sensibilisiert, torpedierten die Zuhörer nach der Podiumsdiskussion die führenden Köpfe des Kooperativen Darmzentrums mit ihren Fragen: „Kann eine Darmspiegelung mit absoluter Sicherheit nachweisen, dass keine Polypen im Darm sind? Wer darf eine Darmspiegelung veranlassen? Wie oft darf ein Kassenpatient eine solche Untersuchung vornehmen lassen? Wie läuft eine Entfernung der Wucherungen ab, wenn sie denn erst einmal diagnostiziert worden sind?“ Für jede Frage nehmen sich die anwesen- den Mediziner Zeit: Neben Dr. Arne Dietrich von der Uniklinik sind das an diesem Nachmittag Dr. Kay Kohlhaw (Chefarzt HeliosKlinik Leipziger Land), Dr. Frank Steinert (Chefarzt Helios-Klinik Schkeuditz), Dr. André Liebmann (Strahlenmediziner am UKL), Dr. Albrecht Hoffmeister (Chefarzt Gastroenterologie am UKL). Die hochkarätige Runde wird von Apotheker und TV-Moderator Friedemann Schmidt moderiert. An diesem Nachmittag wird jedoch nicht nur diskutiert, die Besucher können sich ein eigenes Bild von der medizinischen Praxis machen. Zum Beispiel bei Endoskopieschwester Alexandra Nowack von der Gastroenterologischen Klinik des UKL. Sie demonstriert am Darmmodell den Umgang mit einem Endoskop bei einer Koloskopie. „Mit dem beweglichen Kopfteil des Endoskops, in dem eine Mini-Kamera steckt, können die Ärzte bei der Darmspiegelung die Windungen des Darms abfahren und so möglicherweise vorhandene Ausstülpungen oder Entzündungen erkennen“, so die Fachschwester. Viele Besucher testen hier ihre Fähigkeiten im Umgang mit der medizinischen Ausrüstung. Eine gesunde Ernährung spielt in der Abwehr von Darmerkrankungen eine enorme Rolle: Ernährungstherapeut Lars Dietrich und Schwester Claudia Taubert vom UKL-Ernährungsteam geben an ihrem mit Obst, Gemüse und anderen wertvollen Lebensmitteln geschmückten Informationsstand „darmgesunde“ Ernährungstipps. Wie diese Ausstülpungen und Entzündungen aussehen können, haben sie sich im acht Meter langen und begehbaren Darmmodell angeschaut. Das die Chirurgie einen ganz besonderen Reiz auf viele Menschen hat, zeigt sich auch am Pelvi-Trainer. Hier versuchen sich viele Besucher als Chirurgen. Mittels eines nachgestellten minimal-invasiven Eingriffs im Bauchraum testen sie ihre Geschicklichkeit. Doch auch Menschen, die an Darmkrebs leiden oder schon einen Eingriff hinter sich haben, sind im Zelt. Wolfgang Ehrlich von der Selbsthilfevereinigung „Deutsche Ilco“ zeigt Patienten sowie Trägern eines künstlichen Darmausganges Perspektiven für ein lebenswertes Leben trotz Erkrankung auf. Ehrlich ist selbst betroffen und leitet die Leipziger Ilco-Gruppe, die sich jeden dritten Mittwoch im Monat im Haus der Volkssolidarität trifft. „Ein Nachmittag wie dieser hilft sehr“, so Wolfgang Ehrlich, „den Betroffenen unsere Hilfsangebote näher zu bringen.“ Klein, aber fein: Dr. Andreas Klamann von der Helios-Klinik mit einem Kapselendoskop. Fotos: Christian Nitsche Anerkennung auch von Seiten der Mediziner: „Ich habe noch keine Veranstaltung wie diese erlebt“, zeigt sich Dr. Albrecht Hoffmeister, Chefarzt der Gastroenterologischen Klinik des Universitätsklinikums erfreut. Das Kooperative Darmzentrum geht den richtigen Weg – zu den Menschen und damit auf die Zielgruppe zu. Der Erfolg aller Bemühungen um die Darmkrebsprävention wird jedoch erst in einigen Jahren messbar sein, so der Klinikchef. Wenn die Darmkrebszahlen tatsächlich rückläufig sind. Frank Schmiedel Der Untersuchung zufolge wurden bei Menschen, die sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre einer Darmspiegelung unterzogen hatten, „viel seltener fortgeschrittene Vorstufen von Darmkrebs“ gefunden. „Insbesondere im linken Bereich des Darms ist das Risiko für Darmkrebs und seine Vorstufen drastisch vermindert“, erklärten die Wissenschaftler. Die Ergebnisse unterstrichen das große Potenzial der Darmspiegelung für die Früherkennung von Darmkrebs. Die in der Studie befragten Saarländer hatten an einer Darmspiegelung (Koloskopie) im Zuge des gesetzlichen Programms zur Krebsfrüherkennung teilgenommen. Sie wurden gefragt, ob sie sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre vor der Screening-Koloskopie bereits einer Darmspiegelung unterzogen hatten. Demnach hatten von den knapp 600 Menschen, die bereits eine Koloskopie hinter sich hatten, nur 36 fortgeschrittene Krebsvorstufen im Darm. Das entspricht 6,1 Prozent. Bei den rund 2700 Studienteilnehmern, die sich erstmalig einer Darmspiegelung unterzogen, wurden bei 308 Personen (11,4 Prozent) solche fortgeschrittenen Vorstufen entdeckt. Im sogenannten linken, „absteigenden“ Teil des Darms, in dem der Krebs am häufigsten auftritt, entdeckte man bei den Teilnehmern mit vorangegangener Koloskopie zwei Drittel weniger fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei den Teilnehmern ohne vorangegangene Darmspiegelung. Die Darmspiegelung ist nach allgemeiner Ansicht von Medizinern die beste Methode zur Erkennung von Darmkrebs. Sie werde Frauen und Männern ab dem 55. Lebensjahr von der Krankenkasse angeboten. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft. Der Patient steht unter Narkose, schläft während der Untersuchung und bekommt davon nichts mit. dpa/frs 6 KLINIKUM 2010 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N GERINNUNGSAMBULANZ Modernstes Angebot für Gerinnungspatienten G krankung können auch Spontanblutungen auftreten, auch Gelenkblutungen oder sogar Hirnblutungen sind möglich. „Bei dem schwierigen Krankheitsbild dieser Patienten ist es unerlässlich, dass das hochmoderne diagnostische und klinische Spektrum des Universitätsklinikums in allen Disziplinen zur Verfügung steht“, erläutert Dr. Braunert. „Denn dadurch ist eine schnelle und unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Labormedizin und allen klinischen Bereichen wie der Inneren Medizin, der Neurologie, Orthopäden, Chirurgie oder auch der Urologie möglich.“ ute Versorgung der Patienten – das heißt: „Es reicht nicht, wenn der Patient zufrieden ist. Vielmehr wollen wir durch jede Behandlung versuchen etwas zu lernen, damit der nächste Patient noch besser betreut werden kann.“ So formuliert Prof. Dr. Dietger Niederwieser, Leiter der Selbstständigen Abteilung für Hämatologie, internistische Onkologie und Hämostaseologie am Universitätsklinikum Leipzig, den Anspruch an die Mitarbeiter der Gerinnungsambulanz, die das interdisziplinäre Konzept umsetzen: Der Leiterin der Gerinnungsambulanz – der Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie Dr. Leanthe Braunert – stehen erfahrene Mediziner der Fachbereiche Hämostaseologie und Intensivmedizin, des Instituts für Laboratoriumsmedizin sowie speziell ausgebildete Pflegekräfte bei der Betreuung der Patienten zur Seite. „Gerade die gemeinsame Gerinnungsabklärung ohne Fachgrenzen im Universitätsklinikum zwischen Blutungsgefahr auf der einen Seite und einer überschießenden Gerinnung auf der anderen Seite ist eine ganz wesentliche Basis unserer Krankenversorgung“, sagt Dr. Braunert. „Dies hilft ganz gezielt dem Patienten.“ Im Mittelpunkt der universitären Versorgung stehen vor allem Patienten mit einer angeborenen oder erworbenen Blutungsneigung („Bluter“). Dr. Leanthe Braunert ist die Leiterin der Gerinnungsambulanz des Universitätsklinikums Leipzig. Foto: ukl Hinter der Etablierung eines solchen übergreifenden „Comprehensive Care Center“ in der Gerinnungsversorgung steht also, dass die Patienten auf die Erfahrungen und die Kompetenz aller Fachbereiche des Klinikums bauen können. Das gilt auch für die jugendlichen Bluter, die in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Kinderklinik versorgt werden. Regelmäßige fachübergreifende Beratungen der Gerinnungsspezialisten des Universitätsklinikums zu den einzelnen Patienten stellen so zusätzlich den höchstmöglichen Qualitätsmaßstab der individuellen Versorgung sicher. Bei diesen Patienten ist die Blutgerinnung so gestört, dass das „Festwerden“ von Blut beispielsweise im Rahmen von „Besonders wichtig für die Arbeit der Gerinnungsambulanz ist weiterhin, dass Patientenvertreter in die Versorgung mit Schnittverletzungen deutlich verzögert ist, und diese daher verstärkt oder länger bluten. Je nach Schweregrad der Er- einbezogen werden“, betont Dr. Braunert. Das sieht auch die Deutsche Hämophilie-Gesellschaft (DHG) so. Wie Thomas Mehlhorn, Jugendvertreter der DHG in Sachsen, einschätzt, werden die Patienten in Leipzig sehr gut betreut. Der 27-Jährige ist der Ansprechpartner für die Probleme jugendlicher Bluter. „Natürlich ist gute klinische Betreuung wichtig. Sie muss aber mit wissenschaftlicher Arbeit einhergehen, die neue Ansätze, Methoden und Mittel erforscht“, blickt Prof. Niederwieser voraus. „Und ich denke, dass wir mit unserem interdisziplinären Konzept beste Voraussetzungen geschaffen haben, das Fachgebiet Hämostaseologie weiterzuentwickeln. Denn genau das nützt dem Patienten und der medizinischen Forschung für unsere Patienten.“ Uwe Niemann Gerinnungsambulanz José-Carreras-Haus, Johannisallee 32 A, 04103 Leipzig. Sprechzeiten: Dienstag und Donnerstag, jeweils von 8 bis 14 Uhr. Anmeldung; Tel.: 97-12835 Notfalltelefon: 97-12835 (außerhalb der Sprechzeiten und am Wochenende). N ZKS Informationsportal zu Klinischen Studien P atienten, die sich über aktuelle klinische Studien am Universitätsklinikum Leipzig informieren möchten, können dies ab sofort im Internet. Das Zentrum für Klinische Studien Leipzig (ZKS Leipzig) der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig hat seine Website ausgebaut und um ein Informationsangebot für studieninteressierte Patienten erweitert: Auf der Seite www.zks.uni-leipzig.de werden Patientinnen und Patienten über aktuelle klinische Studien informiert, die am Universitätsklinikum Leipzig in Kooperation mit dem ZKS durchgeführt werden. Besucher der Internetseite, die sich für die Teilnahme an einer Studie interessieren, können sich per elektronischem Kontaktformular mit dem Zentrum für Klinische Studien in Verbindung zu setzen. Diese Anfragen werden von dort direkt an die zuständige Klinik weitergeleitet und dann schnellstmöglich beantwortet. Aktuell sind auf der Internet- Die ausgebaute Webseite des Zentrums für Klinische Studien der Medizinischen Fakultät. Grafik: ZKS seite Studien zu Haut-, Augenund HNO-Erkrankungen, Allergien sowie neurologischen und neurochirurgischen Krankheiten aufgeführt. Die Daten werden laufend aktualisiert und in den nächsten Wochen kontinuierlich erweitert. Geplant ist, künftig auch die gemeinsam mit den Lehrkrankenhäusern der Medizinischen Fakultät Leipzig durchgeführten klinischen Studien vorzustellen: dem Leipziger Klinikum St. Georg, dem Klinikum Chemnitz und dem Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau. Die Webseite bietet neben den aktuellen Studien auch umfassende allgemeine Informationen zum Thema Klinische Studien. Geklärt werden Fragen wie „Bin ich ein ‚Versuchskaninchen’, wenn ich an einer Studie teilnehme?“ oder „Habe ich Vorteile, wenn ich bei einer Studie mitmache?“. Erläutert werden zudem die unterschiedlichen Formen und der Ablauf klinischer Studien sowie rechtliche und ethische Aspekte. Das Zentrum für Klinische Studien Leipzig ist eine Einrichtung der Medizinischen Fakultät Leipzig und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Zu seinen Aufgaben gehört, die klinische Studienforschung für die Universität Leipzig zu koordinieren und Informationsangebote für studieninteressierte Patienten zu schaffen. Derzeit unterstützt das ZKS Leipzig sieben Kliniken des Leipziger Universitätsklinikums vor Ort bei der Durchführung klinischer Studien. akh www.zks.uni-leipzig.de KLINIKUM 2010 7 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N ORTHOPÄDIE N TREFFEN Beim Sport kommt es auf die richtige Dosis an E in Foto sagt mehr als tausend Worte. Beim unterhaltsamen und lehrreichen Vortrag von Prof. Dr. Georg von Salis-Soglio waren es am Ende etwa 50 Fotos, also mehr als 50 000 Worte, die das Thema „Sport und Bewegungsapparat“ verdeutlichten. Wie immer war die Veranstaltung „Orthopädie für Jedermann“ im Hörsaal des Operativen Zentrums gut besucht. Mit dem Chef der Universitätsfrauenklinik Prof. Dr. Dr. Michael Höckel und der Leiterin der Stabsstelle Physikalische Therapie und Rehabilitation am Universitätsklinikum Dr. Claudia Winkelmann konnte Prof. von Salis-Soglio, Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, sozusagen auch Kollegen begrüßen. Eines der ersten Fotos zeigte eine Sportlerin der rhythmischen Sportgymnastik, die bei ihrem Spagat bezaubernd elegant ins Hohlkreuz ging. „Das ist das Schlimmste, was man seiner Lendenwirbelsäule antun kann“, kommentierte Prof. von SalisSoglio das Bild. „Die gleiche Belastung für den empfindlichsten Teil unserer Wirbelsäule entsteht beim Stabhochsprung und beim Gewichtheben. Aber Leistungssport sollte für uns höchstens ansehenswert, aber nicht nachahmenswert sein. Wir beschäftigen uns heute mit der Grundfrage: Ist Sport gesund? Und da sage ich uneingeschränkt ja – mit der Eingrenzung: Der Sport muss vernünftig sein, und er muss vernünftig ausgeübt werden.“ Mit dem weniger vernünftigen Sport meinte der Leipziger Orthopädie-Chef besonders das Boxen. Das sei zwar spektakulär, aber kein Sport. „Wenn das Ziel einer körperlichen Betätigung die Gesundheitsschädigung des Gegners ist, kann das kein Sport sein.“ Sport sei für Jugendliche schon deshalb gut, weil der Bewegungsapparat für seine optimale Entwicklung eine wohldosierte Belastung brauche. Für den Erwachsenen biete sportliche Betätigung das beste Training nicht nur für Muskeln, sondern auch für Knochen und Gelenke. Es gebe für den Sport keine Altersgrenze nach oben. „Natürlich wird ein Hundertjähriger nicht mehr jede Sportart ausüben und das leisten können wie ein Junger“, so Prof. von Salis-Soglio. „Aber Bewegung ist wichtig. Wer aufgibt, der verliert. Das ist im Sport wie in der Medizin so.“ Bei seinem Exkurs in die Diagnostik von Sportverletzungen plädierte der Leipziger Klinikchef einmal mehr für die körperliche Untersuchung. „Das MRT ist die Seuche unserer Zeit. Diese Technik bietet unglaubliche Möglichkeiten der Untersuchung, gerade für Krebserkrankungen. Aber bei einem verstauchten Knöchel reicht es völlig aus, den Patienten zu befragen und körperlich zu untersuchen. Der Arzt, der nicht gleich ein MRT machen lässt, ist nicht der schlechteste“, sagt der erfahrene Orthopäde. Z ur Fortbildungsveranstaltung „Radiologie aktuell 2010“ kamen Ende März rund 400 Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Leipzig. Die diesjährigen Schwerpunkte waren Erkrankungen der Leber und Gallenwege sowie der Kopf-Hals-Region. Außerdem wurden neue Schnittbildtechniken im Bereich CT und MRT vorgestellt. Die Veranstaltung fand im Medelssohn-Saal des Leipziger Gewandhauses statt. Mit der „Fünfer-Regel nach Salis-Soglio“ stellte der Leipziger Orthopädie-Professor ein Konzept für das Muskeltraining vor, bei dem keine Verletzungen auftreten können, aber dennoch die Muskulatur gekräftigt werde. „Fünf Sekunden alle Muskeln anspannen, fünf Sekunden entspannen, das Ganze fünf Minuten lang hintereinander, und das wiederum fünf Mal am Tag – das sind insgesamt 25 Minuten, die Sie ihren Körper trainieren. Das bringt schon etwas“, so Prof. von Salis-Soglio. Bei allen gängigen Freizeitsportarten sei es wichtig, nicht übermüdet zu sein, sich gut aufzuwärmen und Vernunft walten zu lassen. „Das Wort vernünftig hören Sie von mir oft, denn das ist der wichtigste Aspekt. Zu viel Eifer und Ehrgeiz können schaden und bringen den Freizeitsportler nicht weit – höchstens zu mir in die Sprechstunde.“ Wichtig sei, eine individuell geeignete Sportart auszuwählen. Auch das Fitness-Studio sei grundsätzlich sehr sinnvoll, wenn wohldosiert trainiert werde. Bei jeder sportlichen Aktivität seien eine allmähliche Belastungssteigerung, ein Wechsel von Be- und Entlastung und das Beachten der Schmerzgrenze gut. Um Veränderungen im Körper sichtbar zu machen, kommen Patienten immer häufiger „in die Röhre“. Die bildgebenden Möglichkeiten der diagnostischen Radiologie haben sich mit der Röntgen-Computertomographie und der Magnetresonanztomographie enorm erweitert, zumal durch eine Kombination dieser Verfahren sowie der Einbeziehung nuklearmedizinischer Untersuchungsmethoden (PET-CT) immer bessere Ergebnisse erzielt werden können. Belastung für den ganzen Körper: Alexander Straub während der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin. Foto: dpa So müssen Patienten, bei denen die Gallen- oder Bauchspeicheldrüsengänge abgebildet werden sollen, häufig kein Endoskop mehr schlucken, wie es bei der konventionellen Röntgenuntersuchung der Fall ist. Dreidimensionale Bilder der Gallenwege werden inzwischen mittels MRT nicht-invasiv und darüber hinaus ohne Kontrastmittel, also wesentlich schonender gewonnen. Je detailreicher die Bilder, desto zielgerichteter die Behandlung. So wird zunehmend bei Lebertumoren eine kathetergesteuerte Embolisationstherapie (transarterielle Chemoembolisation) oder eine perkutane Verödung durch Erhitzung (RF-Therapie) durchgeführt. „Oder nehmen sie Operationen von Gallengangstumoren. Sie konnten derart verbessert werden, dass die Überlebenschancen deutlich gestiegen sind“, sagte Tagungsleiter Prof. Dr. Thomas Kahn von der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Leipzig. Mit Blick auf die drei Millionen Träger von Endoprothesen in Deutschland betonte er, dass auch für sie Sport richtig und wichtig sei. „Früher meinte man, dass man mit einem künstlichen Hüftgelenk nicht sportlich aktiv sein sollte, um eine Lockerung der Endoprothese zu vermeiden. Inzwischen wissen wir, dass die Lockerungsgefahr gering ist. Vielmehr werden durch Sport die Muskeln gestärkt, die ja unser Skelettgerüst – und damit auch den künstlichen Teil – zusammenhalten.“ Als Fazit sagte Prof. von SalisSoglio, dass der Sport optimal zur Vorbeugung und Behandlung von Problemen am Bewegungsapparat geeignet ist. „Und noch einmal möchte ich das vernünftige und wohldosierte Ausüben von körperlicher Aktivität hervorheben. Denn beim Sport kommt es wie in der Medizin auf die richtige Dosis an.“ Uwe Niemann Radiologie aktuell in Leipzig Hunderte Kilogramm Gewicht wirken beim Gewichtheben auf den Körper von Olympiasieger Matthias Steiner ein. Foto: dpa Während der Fortbildungsveranstaltung hatten die Radiologen und Mediziner auch aus benachbarten Disziplinen an den zwei Tagen die Möglichkeit, sich über neue Entwicklungen zu informieren und ihre Augen zu schulen. Diana Smikala 8 KLINIKUM 2010 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N JUBILÄUMSBLUT 2010 Blutbank dankt den Lebensrettern S eit vielen Jahren führt das Institut für Transfusionsmedizin, die Blutbank des Leipziger Universitätsklinikums, in Zusammenarbeit mit dem Förderverein für das Blutspenden in Westsachsen e. V. eine alljährliche Spenderehrungsveranstaltung durch. Mittlerweile ist dies ein Event mit Tradition – und dennoch stellt er seine Organisatoren stets vor gewisse Herausforderungen. Denn der Anspruch ging bisher nicht verloren, allen geladenen Gästen, ganz besonders den zu ehrenden Spendern, immer wieder einen unvergesslichen Abend bieten zu wollen. Man nahm also mit eifrig entschlossener Miene die Aufgabe zur Organisation dieser Veranstaltung an und überlegte, wie man diesem Großereignis ein weiteres Mal das gewisse Etwas verleiht. Dann bestimmte man nach einem Brainstorming mehrheitlich die besten Ideen und wählte so für dieses Event einen ausgefallenen Veranstaltungsort und ein mit gewissen Pflichten belegtes Datum. Man gab etwas Zaubersalz, humoristische Showeinlagen sowie durch Gentlemen verteilte Rosenblätter dazu und hoffte am Ende nicht zuletzt auf das eine Quäntchen Glück, dass schon alles irgendwie funktionieren wird. Jedes Jahr werden im Rahmen dieser Ehrungsfeier verdiente, unentgeltliche Spender mit beachtlichen Spendenzahlen für ihr humanitäres Engagement ausgezeichnet. Ob baut wurde, so fühlt man sich nicht von ungefähr wie in eine zauberhafte Varietéwelt versetzt. ner Spender, die an diesem Abend für 100 und mehr Spenden geehrt wurden. Nach den feierlichen Reden des Leiters des Instituts, Prof. Gert Matthes, sowie des Vorsitzenden des Fördervereins für das Blutspenden in Westsachsen e.V., Dr. Volker Thierbach, wurden die Jubiläumsspender entsprechend ihrer bisher geleisteten Spendenzahl auf die Bühne gerufen. Dort nahmen sie ihren verdienten Dank, ihre Urkunde, Rosen und ein kleines Geschenk in Empfang und strahlten im Anschluss um die Wette für das schönste Foto. Bei diesem offiziellen Teil zeigte sich so mancher Gast im Stillen recht beeindruckt von der genannten Leistung einzel- Der Show-Act zeigte sich dann nicht nur mystisch, sondern bot auch etwas für Herz, Augen und Lachmuskeln. „Die Verzauberer“, drei Künstler aus Dresden, entführten das Publikum mit ihrem an diesem Abend erstmalig öffentlich gezeigtem Programm „Der kleine Prinz“ kurzzeitig in eine fremde Welt. Nicht ohne einige Mitarbeiter des Instituts in ihren magischen Bann und folglich auch auf die Bühne zu ziehen, um sie dort zu einem Teil der wundersamen Performance zu machen. Aus sicherster Quelle wird berichtet, dass es nicht weh tat. Institutsdirektor Prof. Dr. Gert Matthes (2.v.l.) bedankt sich persönlich bei den eifrigsten Spendern. Blumengruß für alle Damen am Frauentag. Fotos: A.Grießer 15, 25, 50, 75 oder gar 275 geleistete Spenden, man wird nachdenklich bei dem Gedanken daran, wie viele Menschenleben sich dadurch bereits retten ließen. Und auch diesmal waren es über 170 Spender aus dem Regierungsbezirk, die zu dieser Feierlichkeit nach Leipzig eingeladen wurden. Die Wahl der Lokalität fiel in diesem Jahr auf den erst vor einem Jahr eröffneten Spiegelpalast in der Kongresshalle Leipzig. Man kann zu Recht behaupten, hier eine Besonderheit unter den Leipziger Veranstaltungsorten gefunden zu haben: Steht man inmitten dieses festlich geschmückten Art-Deco-Spiegelzeltes, welches in den großen Saal des Hauses für längere Zeit fest einge- Die diesjährige Spenderehrung der Blutbank Leipzig fand am 8. März statt. Internationaler Frauentag! Selbstredend, dass damit für die eine Hälfte des Publikums noch eine Überraschung vorbereitet worden war. Vier Herren, junge dynamische Mitarbeiter der Blutbank, adrett gekleidet und mit schickem Zylinder auf dem Haupt, entzückten die anwesende Damenwelt mit einer roten Rose und kleinen Schokoladenherzen. Damit traf man an diesem Abend ganz klar ins Schwarze – denn diese Geste kam bei den Frauen verdammt gut an. Romantisch eben. Das Resümee: Es war ein toller Abend in einem besonderen Ambiente, der ganz sicher auch seine Fortsetzung finden wird. Denn die nächste Ehrungsveranstaltung der Blutbank Leipzig wird kommen – so lange es Blutspender gibt, die mit ihren regelmäßigen, unentgeltlichen Blutspenden für die Patienten in der Region diesen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Das Engagement dieser Spender auch im Rahmen eines solchen Events zu würdigen, sollte noch auf lange Sicht fester Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit von Blutbank und Förderverein sein. Um mit den Worten eines geehrten Jubiläumsspenders zu schließen: „Ich finde es schön, dass man nicht vergessen wird. Lob für freiwillig Getanes ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich“. In diesem Sinne. A. Grießer N SYMPOSIUM Bewegung ist alles – auch gegen den Herzinfarkt O b Auszubildende von der Medizinischen Berufsfachschule oder erfahrener Oberarzt – die Fortbildungsreihe „Leipziger Gespräch in der Physikalischen Therapie und Rehabilitation“ findet ein breites Publikum. Darüber konnte sich Dr. Claudia Winkelmann, Leiterin der Stabsstelle Physikalische Therapie und Rehabilitation, auch zur inzwischen 14. Veranstaltung freuen, auf der jüngst Dr. Helge Voigt vom Fachbereich Kardiologie/Angiologie des Universitätsklinikums Leipzig zum Thema „Myokardinfarkt im Kontext der Physiotherapie“ sprach. „Unter Myokard- oder auch Herzinfarkt versteht man das Absterben von Teilen des Herzmuskels aufgrund einer andauernden Durchblutungsstörung“, erläuterte Dr. Voigt die Erkrankung. „In den meisten Fällen entsteht dieser Verschluss durch Blutgerinnsel in einer arteriosklerotisch veränderten Engstelle eines der drei Herzkranzgefäße.“ Dabei ist die Arteriosklerose, die zur Verengung der Gefäße führt, zum großen Teil altersbedingt. Aber auch Rauchen, ungünstige Fettwerte und Diabetes mellitus tragen zur Arterienverkalkung bei. Ein heftiger Schmerz in der Herzgegend ist das typische Zeichen eines Herzinfarkts. Bei Frauen kann es auch atypische Symptome geben, wie Atemnot, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen. „Das kann dazu führen, dass nicht sofort das eigentliche Problem erkannt wird. Dabei ist es besonders wichtig, schnell zu handeln, um den Verschluss zu beseitigen. Also: Nicht den Hausarzt kontaktieren, nicht selbst in die Klinik fahren, sondern gleich die 112 rufen und sagen, dass der Verdacht eines Herzinfarktes besteht. Es kommt schließlich auf jede Minute an. Denn je mehr Herzgewebe abstirbt, umso schwerwiegender die Folgen“, so der erfahrende Herzspezialist. Der Verschluss wird in den meisten Fällen per Herzkatheter, der über die Leiste oder die Ellenbeuge eingeführt wird, beseitigt. Dann wird der Patient noch 24 bis 48 Stunden genau überwacht. Wenn er nach ei- nigen Tagen auf die kardiologische Normalstation verlegt wird, beginnt möglichst schnell die Mobilisation des Patienten durch Physiotherapeuten. „In der ersten Woche sind Atemgymnastik, passive Bewegungsübungen und auch schon die so genannte Bettkantengymnastik möglich“, erläuterte Dr. Voigt. „In der zweiten Woche ist Treppensteigen – aber nur eine Etage – angesagt, um das Herz langsam wieder an Belastungen zu gewöhnen. Ab der dritten Woche erfolgt die Rehabilitation entweder stationär oder ambulant in einem Reha-Zentrum.“ An der Uniklinik kümmert sich ein Reha-Team, das multidisziplinär zusammengesetzt ist aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen und natürlich Ärzten und Schwestern, um die Genesung der Herzinfarkt-Patienten. „Dabei dient die Rehabilitation nicht nur der Erholung vom Akutereignis, sondern auch der dauerhaften Beeinflussung von Risikofaktoren“, hob der Leipziger Kardiologe hervor. „Das heißt, wir müssen manchem Patienten vermitteln, dass er sein Verhalten ändern muss: zum Beispiel Schluss mit dem Rauchen. Bei DiabetesPatienten muss der Blutzuckerspiegel optimal eingestellt werden. Im Grunde geht es darum, möglichst einen weiteren Herzinfarkt zu vermeiden.“ Der Sekundärprävention, also dem Schutz vor einem zweiten Infarkt, dient vor allem Bewegung. „Wenn durch sportliche Aktivitäten 2000 bis 3000 Kilokalorien pro Woche zusätzlich verbrannt werden, werden die kardiovaskulären Ereignisse um immerhin 50 Prozent reduziert“, so Dr. Voigt. „Schon allein das Treppensteigen verbrennt 1000 Kilokalorien pro Woche – und senkt das Mortalitätsrisiko um 20 bis 40 Prozent. Auch Gartenarbeit oder Spaziergänge mit dem Hund tun gut, weil sie Bewegung und damit Training für Herz und Kreislauf sind. Apropos Hund: Nicht umsonst nennt man ihn den vierbeinigen Physiotherapeuten. Denn er treibt sein Frauchen oder Herrchen alle paar Stunden vom Sessel hoch.“ Als vorteilhafte Aktivitäten pro Tag nannte der Herzspezialist Spaziergänge von insgesamt einer Stunde, Radfahren von 30 Minuten, Schwimmen von 15 Minuten sowie auch Golfspielen, Tanzen, Skilanglauf und Tennis. „Aber bitte ohne Ehrgeiz“, betonte der Kardiologe. „Denn der Motor des Körpers muss zwar etwas gefordert werden, sollte aber nicht in Höchstdrehzahlen hochgejagt werden.“ Ein leichtes Krafttraining wie im Fitnessstudio sei in Ordnung, allerdings sollten Übungen vermieden werden, bei denen eine Pressatmung entstehe. Ungünstige Aktivitäten für Herzpatienten seien Hand-, Fuß- und Basketball sowie Tischtennis. „Im Grunde ist es ganz einfach, die Dosis der Belastung einzuschätzen: Man muss sich bei der Aktivität gut unterhalten können, ohne Luftnot zu bekommen. Muss man aber stehen bleiben, um weiterzusprechen, dann war die Belastung zu hoch“, so die Maßgabe des Mediziner für die Physiotherapeuten, die Patienten mit Myokardinfarkt behandeln. U.N. KLINIKUM 2010 9 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N HEPATOLOGIE Lebererkrankungen möglichst frühzeitig erkennen A n der Uniklinik Leipzig gibt es seit kurzem eine Sektion Hepatologie. „Gesundheit und mehr...“ sprach mit Prof. Dr. Thomas Berg, Leiter der Sektion, die an der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Leipzig beheimatet ist. Frage: Sie sind Leiter einer neu geschaffenen Sektion Hepatologie – wozu wird diese benötigt? Prof. Berg: Das Leipziger Universitätsklinikum stärkt mit diesem speziellen Bereich interdisziplinär die hepatologische Kompetenz. Neben der chirurgischen Expertise, die durch Prof. Dr. Jonas und seine Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie gegeben ist, gibt nunmehr auch einen speziellen Blickwinkel der Inneren Medizin. Weil die Zahl der Lebererkrankungen steigen wird? Das ist zu erwarten. Aber nicht nur, weil zu viel Alkohol getrunken wird. Nur ein kleiner Teil der Lebererkrankungen lässt sich auf fortgesetzten Alkoholmissbrauch zurückführen. Die meisten Erkrankungen der Leber sind auf andere Ursachen zurückzuführen wie z.B. Virusinfektionen, Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen. Was uns aber nachdenklich machen sollte: Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die aus der heutigen Lebensführung erwachsen. Ich denke da nur an das Übergewicht und die Fettleber. Für besonders wichtig halte ich, Lebererkrankungen frühzeitig zu erkennen. Denn in diesem Stadium ist es meist möglich die Krankheit zu stoppen oder auszuheilen. Denn die Leber ist ein Organ, das sich sehr gut regenerieren kann. Wenn es aber zur Leberzirrhose kommt: Diese ist irreversibel, da kann dann nur noch eine Transplantation helfen. ein Übergewicht. Das merke ich in meiner täglichen Praxis: Erhöhte Leberwerte beunruhigen den Patienten. Schließlich zeigen sie ja, dass etwas nicht stimmt. Und wenn die Hausärzte besser um die Risiken ihrer Patienten wüssten, könnten sie viel genauer und vor allen frühzeitig erkennen, wo Probleme entstehen. Kann Ihre hepatologische Sektion die Hausärzte unterstützen? Wie kann eine Lebererkrankung frühzeitig entdeckt werden? Sie kann und wird. Ich sehe eine Aufgabe darin, die niedergelassenen Ärzte zu unterstützen, Bekannt sind schon so indem individuelle Begenannte Genmarker, die handlungskonzepte für auf ein erhöhtes Risiko Patienten mit Leberfür Lebererkrankungen erkrankungen entworfen deuten. Damit könnte werden. Das interdiszipsich also prinzipiell jeder das Wissen verschaffen, Prof. Dr. Thomas Berg leitet die neue Sektion für linäre Zusammenwirken ob ein solches Risiko vor- Hepatologie an der Uniklinik Leipzig. Foto: ukl von Chirurgen, Kardiologen, Stoffwechselexperliegt – und dann seine Lebensführung darauf einrich- sich das Risiko für Herzinfarkt ten, Radiologen, sowie der Intensivmedizin und dem Zentrum ten. Einfacher lassen jedoch die und Schlaganfall erhöhen. für Klinische Studien bringt Leberwerte schon recht zeitig erkennen, ob eine Erkrankung Auch wenn an den Genen zu dem Patienten sehr viel. Und vorliegt. Das Problem ist aber: erkennen ist, ob ein Risiko für daran sollen auch die HausärzBeim Gesundheitscheck, den die eine Lebererkrankung besteht: te teilhaben. Zudem haben wir Krankenkassen alle zwei Jahre Lebt der wissende Patient dann neue Verfahren zur Verfügung, für Patienten über 35 Jahre tatsächlich so, dass seiner Le- mit denen nicht-invasiv per kostenlos gewähren, werden ber nichts passiert? Schließlich Schallwellen der Zustand der die Leberwerte nicht gemessen. wissen alle, dass Übergewicht Leber beurteilt werden kann. Das ist unbefriedigend. Ich sehe der Gesundheit schadet – doch Bisher ist die Biopsie der Goldda eine Aufgabe für die Politik, das „Pro-Bauch-Gewicht“ der standard um herauszufinden, welches Ausmaß die Bindeaktiv zu werden. Denn die Le- Deutschen nimmt zu. gewebsbildung in der Leber berwerte zeigen nicht nur, wie es um die Leber steht, sondern Ich denke, dass eine Leber- erreicht hat. Dahinter steht: Je auch, dass vielleicht eine Zu- erkrankung vom Patienten eher mehr Bindegewebe, desto fester ckerkrankheit bevorsteht oder als Krankheit gesehen wird als und geschädigter die Leber. Mit dem neuen Verfahren, das auch als Elastographie, also Steifigkeitsmessung, bezeichnet wird, erhält man Messdaten, die mit relativ hoher Genauigkeit sagen, ob eine Erkrankung vorliegt bzw. ob sie fortgeschritten ist. Ich biete allen niedergelassenen Ärzten an, mit diesem in der Region Leipzig einzigartigen Gerät ihre Leberpatienten checken zu lassen. Das dauert fünf Minuten, der Patient muss nur das Hemd hochziehen, das Ganze ist einer Ultraschalluntersuchung sehr ähnlich. Interview: Uwe Niemann Lebersprechstunde Zentrum für Konservative Medizin am UKL Haupteingang Liebigstraße 20, Erdgeschoss, Treppe nach rechts, zentrale Anmeldung. Telefon: 97-12222 oder 97-12330. Terminvergabe per E-Mail: Leber@uniklinik-leipzig.de Bitte schreiben Sie uns, wann und weswegen Sie gern einen Termin hätten. Wir rufen Sie dann zurück bzw. senden Ihnen den Termin per Fax oder E-Mail. Sprechstunden Montag bis Freitag von 8 bis 13 und 14 bis 17 Uhr. N ONKOLOGIE Mediziner-Treff auf höchster Ebene W ichtige Begegnung an der Leipziger JoséCarreras-Klinik: Dietger Niederwieser, Leiter der Abteilung Hämatologie und Onkologie der Universitätsklinik und Präsident der weltweiten Organisation für Blut- und Knochenmark-Transplantationen (WBMT), empfängt seinen Vizepräsidenten Prof. Yoshihisa Kodera. Der Mediziner aus Nagoya ist zum ersten Mal in Leipzig und zeigt sich beeindruckt vom hohen Niveau der Behandlung der an Leukämie erkrankten Patienten. Vor allem das Zusammenspiel von ambulanter und stationärer Betreuung sei in Leipzig beispielhaft. Leipzig rangiere mit dieser Einrichtung weltweit mit an der Spitze. Der 70-jährige Mediziner wirkt in seiner Heimat an der Aichi Jahr weit über 50 000 regis- – davon allein 5000 in DeutschMedical University. Gibt es den trierte Stammzellentransplan- land – und in den USA. ErhebZusammenschluss der euro- tationen vor allem in Europa licher Entwicklungsbedarf besteht vor allem päischen und in Südamerika der US-amerikaund auf dem afrinischen Transkanischen Kontiplantationszennent, wo bislang tren schon seit allein in Südafrigut 30 Jahren, ka Transplanso hat Kodera so tationen durchein Netzwerk für geführt werden den asiatischen können. Raum erst in den vergangenen Kodera wies in Jahren ins Leben den Gesprächen rufen können. mit Niederwieser Niederwieser: darauf hin, dass „Er hatte damit beispielsweise in den großen VorVietnam pro teil, dass er die Jahr nur 40 der Fehler, die wir lebensrettenden machten, nicht Eingriffe mögwiederholen lich sind. Zu den musste.“ Der Präsident mit Vize: Prof. Dietger Niederwieser und Prof. Problemländern ebenso Heute gibt es pro Yoshihisa Kodera. Foto: Armin Kühne gehört Indien, weil es dort vor allem an Fachpersonal mangelt. Niederwieser regte an, dass die hoch entwickelten europäischen und US-amerikanischen Transplantationszentren Hilfe gewähren und jedes der Zentren einen Mediziner ausbilden sollten. Die WBMT werde das zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen. Beim zweitägigen Aufenthalt bekam der Gast aus Japan auch Leipzigs Geschichte im Schnelldurchlauf vermittelt. Kodera informierte sich über die Völkerschlacht und über die Friedliche Revolution. Kultureller Höhepunkt des Treffens war der Besuch des Gewandhauskonzertes, bei dem unter Leitung von Riccardo Chailly Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion aufgeführt wurde. Thomas Mayer 10 POLITIK I WIRTSCHAFT Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N AM RANDE Gute Noten für Sachsen N LEIPZIGER MESSE AMI: Die Branche hofft auf Impulse D er Wirtschaftsstandort Sachsen bekommt vom Mittelstand gute Noten. Nach dem aktuellen Mittelstandsbarometer der Beratungsgesellschaft Ernst & Young bewerten aktuell 80 Prozent der Mittelständler die regionalen Rahmenbedingungen im Freistaat positiv. Damit ist die Zustimmung höher als im Vorjahr (72 Prozent). Sie liegt aber unter dem Bundesdurchschnitt, der 84 Prozent ausweist. Im Länderranking rutschte Sachsen allerdings vom 10. auf den 12. Platz. Für das Barometer waren im Januar 2010 in Sachsen 193 mittelständische Unternehmen befragt worden. Die Infrastruktur bewerten 83 Prozent der Unternehmen positiv, nach 75 Prozent im Vorjahr. Im Länderranking belegt Sachsen in diesem Bereich den 11. Platz. Das ist ein Platz schlechter als im Vorjahr. In der Bildungspolitik hingegen hat der Freistaat einen großen Satz nach vorn gemacht – von Platz 11 auf Platz 1 im Ranking. 69 Prozent der Mittelständler zeigen sich mit der Bildungspolitik zufrieden, 2009 waren es nicht einmal die Hälfte gewesen. 70 Prozent der Unternehmen geben auch gute Noten für die Förderpolitik (2009: 64 Prozent). Das bedeutet Platz 6. Ähnlich gut wird mit 71 Prozent die Mittelstandspolitik bewertet, nach 57 Prozent 2009. In der Länderwertung schob sich der Freistaat um zwei Plätze auf den 11. Platz nach vorn. dpa Verbraucher zahlen mehr S teigende Preise für Benzin und Heizöl haben die Verbraucherpreise im März überraschend stark nach oben schnellen lassen. Die Commerzbank schrieb in einer Kurzanalyse zu den Ergebnissen aus fünf Bundesländern: „Die deutschen Verbraucherpreise sind im März stärker gestiegen als erwartet, die Inflationsrate dürfte auf 1,1 Prozent angezogen haben.“ Gegenüber Februar stiegen die Verbraucherpreise demnach um 0,5 Prozent. Vorläufige bundesweite Zahlen zur Teuerungsrate wollte das Statistische Bundesamt Ende März bekanntgeben. Trotz der anziehenden Verbraucherpreise im März liegen die Werte weiterhin weit unter der Warnschwelle der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei Inflationsraten von knapp unter 2,0 Prozent Preisstabilität gewahrt sieht. dpa Schnittige Linien und scharfe Kurven auf der Automobil International: Die Leipziger Automesse ist die einzige große deutsche Herstellermesse in diesem Jahr. Allerdings wird die Leipziger Messe erst wieder 2012 Gastgeber der AMI sein. Foto: dpa N ach dem Wegfall der Abwrackprämie und einem schwachen Start 2010 hofft die Automobilbranche auf Impulse von der internationalen Leipziger Autoschau AMI. Als einzige große deutsche Herstellermesse in diesem Jahr könne die AMI für eine Belebung der Konjunktur in der Branche sorgen, sagte der Präsident des Branchenverbandes VDIK, Volker Lange. Wermutstropfen dabei: Ab diesem Jahr wird die AMI im Wechsel mit der Frankfurter IAA nur noch alle zwei Jahre organisiert. Nach einem deutlichen Besucherrückgang 2009 peilt die Messe für dieses Jahr die Marke von 300 000 Besuchern an. „Bisher haben die Käufer den Weg in die Autohäuser noch nicht gefunden“, sagte Lange. Im Februar war die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland um fast ein Drittel auf 194 800 zurückgegan- gen. Lange rechnet für dieses Jahr mit etwa 2,8 Millionen Neuzulassungen. Auf etwa diesen Wert werde sich der Absatz in Deutsch- dem Genfer Autosalon präsentieren sich in Leipzig vom 10. bis 18. April etwa 500 Aussteller. Nach zahlreichen Absagen im Krisenjahr Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) äußerte sich erfreut: „Das zeigt mir, wie wichtig diese Messe für die Branche ist Weg fortsetzen und zum Konjunkturmotor werden.“ Die AMI sei eine wichtige Plattform für die Branche und für das Autoland Sachsen. Hauptthema sind auch in diesem Jahr Umweltschutz und alternative Antriebe. Damit beschäftigt sich auch ein Kongress mit dem Titel „Was uns morgen bewegt“. Begleitet wird die Autoshow vom 10. bis 14. April von der Messe für Teile und Zubehör Amitec. Außerdem wird erstmals eine Messe für Unterhaltungs-, Kommunikations- und Navigationstechnik (Amicom) im Auto veranstaltet. Interessierte Besuchermassen – hier ein Eindruck von der 2009er Automesse – sind auf der Leipziger AMI die Regel. Foto: André Kempner land auch längerfristig einpendeln. „Rekordzahlen mit weit über drei Millionen werden wir nicht mehr erreichen“, sagte er. Gut einen Monat nach 2009 sind bei der 20. AMI laut Messe-Chef Martin Buhl-Wagner alle deutschen und die Mehrzahl der internationalen Hersteller vertreten. 30 Automarken bieten 60 Premieren. und wie wichtig es ist, gerade in der Krise Gesicht zu zeigen. Ich bin sicher, dass unsere sächsischen Hersteller und Zulieferer trotz des heftigen Gegenwindes ihren erfolgreichen Im Rahmenprogramm stellen unter anderem 16 deutsche und europäische Automobilmuseen Raritäten aus ihren Sammlungen aus. 17 Marken bieten mit knapp 200 Fahrzeugen Probefahrten. Außerdem wurde ein Parcours für Fahrten mit SUV-Modellen aufgebaut. dpa UNIVERSITÄTS-LEBEN 11 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N ETHNOLOGIE N PUBLIKATION Kann der Glaube Wunden heilen? Neue Bücher zur Unigeschichte I Viele Menschen in den Erdbebengebieten Haitis glaubten nach der Katastrophe an eine Strafe Gottes – und wandten sich in Folge ihren althergebrachten Traditionen wie dem Vodou zu. Foto: dpa W enn die Leipziger Ethnologin Maria Elisabeth Thiele Nachrichten von Wirbelstürmen, Flutwellen oder Erdbeben hört, dann ist sie nicht nur betroffen wie andere Menschen auch. Für sie haben solche erschütternden Ereignisse nicht selten auch wissenschaftliche Aspekte. Sie forscht zum religiösen Umgang mit Naturereignissen. Ihr wissenschaftlicher Mentor ist Prof. Dr. Bernhard Streck, Direktor des Institutes für Ethnologie der Universität Leipzig. Die Spezialstrecke der Mitarbeiterin des Instituts für Ethnologie der Universität Leipzig sind die afroamerikanischen Kulturen, speziell die Vodou-Religion auf dem amerikanischen Doppelkontinent. „Deshalb hat es mich besonders interessiert, wie die Menschen von New Orleans nach dem Hurrikan Katrina im August 2005 diese verheerende Naturkatastrophe verarbeitet haben. Man hört nach solchen Ereignissen immer viel von (zum Teil nicht erfolgten) Rettungsaktionen, vom Wiederaufbau der Infrastruktur, von wirtschaftlicher Hilfe oder auch von technischen Prognosemöglichkeiten. Aber kaum einer spricht darüber, wie die Opfer selbst das Unfassbare doch irgendwie fassen konnten.“ Deshalb freute sich die junge Forscherin besonders über einen Preis des britischen Leverhulme Trust, der es ihr ermöglichte 2008 selbst nach New Orleans zu gehe. Sie suchte sich eine Unterkunft in einem der ältesten Schwarzen-Viertel der USA, lebte mit denen, die nach Katrina in der Stadt geblieben waren, erlebte deren noch immer an- dauernde Erstarrung. Bis ein neuer Wirbelsturm – Gustav – in Anmarsch war. Wie ihre Nachbarn musste auch die Ethnologin eilig ihre Sachen packen, wurde evakuiert, hockte im Notquartier. „Aber bei aller Dramatik – ich genoss so etwas wie die Gunst der Stunde. Die Menschen an meiner Seite waren aufgewühlt, die Blockade, die sie drei Jahre schweigen ließ, brach. Die Panik, die Angst, die Erinnerungen von damals kamen wieder an die Oberfläche. Und all die Fragen, die ich hatte, mit denen ich aber vorher niemanden bedrängen wollte, musste ich nicht mehr stellen. Alle redeten.“ Während dieser dramatischen Tage von New Orleans fanden sich die Antworten auf die Fragen, die Maria Elisabeth Thiele für ihr Forschungsprojekt schon im Auge hatte: Welche Rolle spielen Weissagungen und Schutzrituale? Wie sehen Rituale zur Traumabewältigung aus? Wie reflektiert die spirituelle Kunst Naturkatastrophen? Und: Wie wird ein Naturereignis überhaupt erst zur Naturkatastrophe? „Diese letzte Frage war mir besonders wichtig. Denn eine Flut oder ein Sturm ist ja nicht von vornherein katastrophal, sondern erst, wenn Menschen traumatisiert, psychisch und physisch verletzt werden und mit extremen Verlusten konfrontiert sind. Und in der Regel sind dabei die sozial Schwachen besonders verwundbar. Der Grad der Benachteiligung durch Klasse, Ethnizität, Geschlecht oder Alter bestimmt das Ausmaß der Katastrophe.“ Vor Ort fand die Forscherin beispielsweise die Gelegenheit mit einem „root doctor“ zu sprechen, der ganz nach der magischen Tradition behandelte, Amulette und Zaubertränke anwandte, Einreibungen verteilte, die gegen Naturgewalten schützen sollten. „Aber dieser Mann war nicht ein „Voodoo-Zauberer“ wie aus Hollywood-Streifen. Sein Tun brachte den Menschen Vertrauen, Rückhalt und Mut.“ Nun beschäftigt sich die Leipziger Ethnologin natürlich mit dem erdbebenzerstörten Haiti, das aus religiöser Sicht der afroamerikanischen Kultur von New Orleans ähnelt. Beide Regionen wurden geprägt von den Religionen, die die aus ihrer afrikanischen Heimat in die Plantagen verschleppten Sklaven mitbrachten. „Ich würde gern vergleichen, welche Rolle der Vodou-Glaube in Haiti und bei den Afroamerikanern von New Orleans angesichts von Naturkatastrophen spielt. Darüber hinaus interessieren mich die Hilfsaktionen, die von New Orleanser Vodou-Anhängern für Haiti unternommen werden, denn da gibt es viele Verbindungen. Erstens leben zahlreiche Haitianer in New Orleans, zweitens wurden US-amerikanische Vodou-Priester/innen meist in Haiti initiiert und unterhalten dadurch fortdauernde Bündnisse mit haitianischen Tempeln.“ Die Bedeutung solcher Forschungen liegt allerdings nicht nur darin, dass bisher ungestellte Fragen endlich eine Rolle spielen und beantwortet werden. „Meines Erachtens müssen wir uns wissenschaftlich mit Fragen wie Vorhersagungen und dem rituellen Umgang mit Naturkatastrophen beschäftigen. Indigene, traditionelle kulturelle Tech- niken zur Prävention und Bewältigung könnten oft erheblich zur Begrenzung der Katastrophe beitragen und sollten nicht ignoriert werden.“ Auch für den Umgang der Religionen miteinander sei, so Maria Elisabeth Thiele, mehr Wissen übereinander und mehr Respekt voreinander nötig. „Es ist doch unglaublich, dass noch im 21. Jahrhundert ein so dramatisches Ereignis wie das Erdbeben von Haiti von einigen evangelikalen Stimmen als die endlich eingetroffene Gottesstrafe für den ‚Pakt mit dem Teufel‘ interpretiert wird, den die Haitianer eingegangen seien, als sie – ermutigt von ihren Vodou-Göttern – gegen die französischen Kolonialherren aufstanden.“ Auch dass in diesen Wochen die Hilfsorganisationen nicht selten auf Seelenfang gehen und die einheimischen Religionen bei dieser Gelegenheit zurückdrängen, dürfe nicht aus den Augen verloren werden. „Da viele Betroffene ihre Papiere beim Erdbeben verloren, nehmen sie jetzt das Angebot an, sich christlich taufen zu lassen. Der Taufschein gilt als Identitätsnachweis, der dringend benötigt wird, und viele Menschen haben Angst, ohne den ‚rechten Glauben‘ von den Hilfeleistungen ausgeschlossen zu werden.“ Wenn die Menschen von Haiti den ganz großen Schreck verarbeitet haben, will Maria Elisabeth Thiele – sofern sie die Finanzierung regeln kann – nach Haiti und auch wieder nach New Orleans reisen und dort ihre Arbeit komplettieren. Marlis Heinz n Band 1 der Leipziger Universitätsgeschichte gelangen die ersten vierhundert Jahre der Universität erstmals zusammenhängend zu einer modernen wissenschaftlichen Darstellung. Die drei Autoren (Enno Bünz, Manfred Rudersdorf, Detlef Döring) zeichnen auf breiter empirischer Quellengrundlage und unter Einbeziehung neuer Forschungsergebnisse die Entwicklung der Alma mater Lipsiensis im Zeitraum von 1409 bis 1830 nach. Neben den wissenschaftsund geistesgeschichtlichen Grundlinien finden auch die sozial-, kultur- und verfassungshistorischen Dimensionen der Universitätsgeschichte breite Berücksichtigung. Schwerpunkte der Darstellung sind die Bedeutung der Hohen Schule für die Messestadt an der Pleiße und den frühmodernen sächsischen Territorialstaat, die Verortung der Hochschule in der vorindustriellen alteuropäischen Ständegesellschaft sowie deren Vernetzung in der internationalen Gelehrtenwelt. Auch zeremonial-, kommunikations- und mentalitätsgeschichtliche Themen werden, etwa bei der Analyse der universitären Memorial- und Festkultur sowie des studentischen Alltags in den Kollegien, eingehend behandelt. Der fünfte Band ist der baulichen und räumlichen Entwicklung der Leipziger Universität von der Gründung im Jahre 1409 bis zur unmittelbaren Gegenwart gewidmet. Da der größte Teil der älteren Universitätsbauten im 19. und 20. Jahrhundert durch Neubauten ersetzt oder im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und weitere historische Standorte der Universität zu DDR-Zeiten sowie in jüngster Zeit neu bebaut wurden, vermittelt der heutige Gebäudebestand nur noch bedingt ein authentisches Bild von der viele Jahrhunderte umfassenden baulichen Entwicklung der Universität Leipzig. In diesem Band wird die einstige wie auch die heutige Vielfalt des universitären Bauens in Leipzig rekonstruiert und dargestellt. unl Enno Bünz, Manfred Rudersdorf, Detlef Döring: Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009 (Band1). Spätes Mittelalter und Frühe Neuzeit 1409-1830/31. Leipzig: Universitätsverlag 2009. Michaela Marek, Thomas Topfstedt (Hrsg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009 (Band 5). Geschichte der Leipziger Universitätsbauten im urbanen Kontext. Leipzig: Universitätsverlag 2009. 12 KULTUR Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N CENTRALTHEATER Gefangene Hummer, freie Scheren C lemens Meyer reckte nach der Uraufführung seines Geschichtenbandes „Die Nacht, die Lichter“ an einem Donnerstagabend Ende März die Hand des Regisseurs Sascha Hawemann zur Siegesfaust in die Luft. Das Publikum im ausverkauften Saal des Centraltheaters zeigte sich ähnlich begeistert. Die zweite Uraufführung eines Meyer-Werkes nach „Als wir träumten“ am Leipziger Schauspiel steigert sich im Laufe des Abends. „Die Nacht, die Lichter“: Schon im Titel seiner Geschichtensammlung hat Clemens Meyer die ambivalente Welt seiner Protagonisten umrissen, die zwischen Hell und Dunkel, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Arbeitsamt und Cocktailbar umherwandern. Ihre grenzenlose Sehnsucht macht diese Verlierertypen so sympathisch und zugleich den Charme des mit dem Preis der Leipziger Buchmesse geehrten Bandes aus. Es war zu befürchten, dass eine Theatralisierung zu eindeutig interpretieren, sich für Hell oder Dunkel entscheiden und die Figuren so quasi in den Schatten stellen würde. Und während der ersten beiden von fünf ausgewählten Geschichten herrscht im Centraltheater tatsächlich das Klamaukig-Hektische vor, das Aufder-Stelle-Treten der Personen wird originellerweise gezeigt – indem sie auf der Stelle treten. Das Schicksal eines Mannes, der für die teure Operation seines Hundes auf die Pferderennbahn geht, lässt eher kalt, wenn Edgar Eckert als krankes Tier albern Männchen N AM RANDE „Der Turm“ auf Dresdner Bühne R egisseur Wolfgang Engel wird Uwe Tellkamps „Der Turm“ am Staatsschauspiel Dresden inszenieren. Die Bühnenfassung des Romans soll zu Beginn der Spielzeit 2010/11 in der sächsischen Landeshauptstadt uraufgeführt werden, sagte Intendant Wilfried Schulz dem Radiosender MDR 1 Radio Sachsen. Die Textfassung sollen der Intendant des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, Armin Petras, und der Dresdner Dramaturg Jens Groß schreiben. Wolfgang Engel war von 1980 bis 1991 Regisseur am Dresdner Theater, danach bis zum Ruhestand in Leipzig. „Der Turm“ schildert am Beispiel des Bildungsbürgertums in einem Dresdner Villenviertel die letzten Jahre der zerfallenden DDR. dpa kabinett für die Wohlsituierten. Die Schaukästen, die denen der Prostituierten aus Wim Wenders’ „Paris, Texas“ ähneln, umreißen zwar Hawemanns Ansatz folgend das gemeinsame Lebensumfeld der Figuren, werden aber mit Klischees gefüllt: Bierflaschen, miefende Kühlschränke und Altpapierwände vor gammelig-grauen Wänden, so sieht die Tristesse des Hartz-IV-Empfängers aus. Lediglich die immer präsenten Rewe-Taschen passen nicht ins Bild, ist dieser Supermarkt doch eher einer der teuren. machen muss. Der vermeintliche Brasilienauswanderer, der stolze Briefe an einen daheimgebliebenen Freund schreibt, trinkt – so legt es die Inszenierung nahe – nur in der Nachbarkneipe billigen Tequila, Leerstellen werden recht brachial ausgestopft. Doch als der wundervolle Andreas Keller als schwarzer Boxer, der nur gebucht wird, um zu verlieren und so das Ego des Gegners aufzubauen, die Bühne betritt – da passt das Nebeneinander von stillen, melancholischen und lauten, gewaltsamen Momenten plötzlich. Da wird die Ambivalenz aus Stolz über den ungewohnten Sieg und Niedergeschlagenheit fassbar – und bleibt es bis zum Ende des Abends. Hell und Dunkel gehen auch ohne auffällige Lichtchoreographie eine Liaison ein - und brechen sich in einem Schlussbild Bahn, das atemlos macht. Die Schauspieler versammeln sich am Ende auf einem Gabelstapler, beäugen sich mit aufgesetzten Stielaugen und bewegen schließlich langsam und scherenartig die Hände. Eine Anspielung auf Meyers „In den Gängen“ über einen Arbeiter im Lebensmittellager, dem ein Tank mit Hummern gezeigt wird. Gefangen, gedrängt, grausam eigentlich, doch ein Tier konnte eine Schere befreien. Der Hoffnungsschimmer im trüben Tank des Lebens - kein Bild könnte diesen Abend in seiner Spannbreite von Elend bis Triumph poetischer zusammenfassen. Dass das Umfeld das Leben bestimmt, ist die zentrale These der Die Nacht, die Lichter: Am Leipziger Centraltheater läuft die Bühnenadaption des Buches von Clemens Meyer. Fotos: VA, ake Soziologie und zugleich der Inszenierung: Das Milieu der Leipziger Underdogs verbindet die Protagonisten der ausgewählten Geschichten. Ein guter Ansatz, den Stoff zu bändigen und zu konzentrieren, der auch ohne das obligatorische Sächseln nachvollziehbar gewesen wäre und das Weglassen von mystisch-faszinierenden Geschichten wie „Das kurze und glückliche Leben des Johannes Vettermann“ verzeihbar macht. Mit einer ähn- lichen Herangehensweise hatte Hawemann schon bei „Itspunk“ in der Leipziger Skala Jugendmilieus von Punks in London und Leipzig gegenübergestellt. Während Meyer auch in dem Roman „Als wir träumten“ so meisterlich eintaucht in diesen Lebensraum, scheint es im Centraltheater zunächst, als stelle Hawemann ihn nur aus, nutze die von Wolf Gutjahr gebaute Bühne als Grusel- Doch als sich die Figuren rollenwechselnd durch die Geschichten bewegen - der Übergang verfließt wie die Leuchtschrift des Titels, deren Wörter von einem Kasten auf den nächsten umspringen – werden die Typen zu Personen. Am besten gelingt das bei Anna Blomeier, deren Figur über den Abend eine eigene Dynamik entwickelt. Ob als Barfrau oder -besucherin, stets sucht sie Nähe beim anderen Geschlecht und sei es nur beim trunkenen Aneinanderlehnen während des Diskotanzes. Auf jede Enttäuschung folgt ein neuer Versuch in der nächsten Szene, besonders anrührend in der Titelgeschichte mit Manuel Harder: Wie die beiden ihre ganze Sehnsucht in eine stumm geteilte Zigarette legen können! Ein Motiv aus „Die Nacht, die Lichter“ wird Blomeier später wiederholen, die behutsame Verbindung der Einzelgeschichten gelingt sehr gut. Und so löst sich schließlich die Milieubetrachtung von der soziologischen Überheblichkeit, ganz in Meyers Tradition. Nina May N UMBENENNUNG Chemnitzer feiern Namens-Jubiläum C hemnitz feiert vom 27. Mai bis 1. Juni die 20. Wiederkehr der Rückkehr zum alten Stadtnamen. Diese einmalige Besonderheit unter größeren deutschen Städten sei ein Anlass zum Feiern, Denken und Nachdenken, ohne dass das Ereignis überhöht werden solle, sagte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) in Chemnitz. Die Rückbenennung von KarlMarx-Stadt in Chemnitz sei kein Bruch gewesen, sondern stehe für die „Kontinuität der Erneuerung“ in der Stadt. Bei der Umbenennung von Chemnitz in KarlMarx-Stadt am 10. Mai 1953 habe der damalige D D R - M i n i s t e rpräsident Otto Grotewohl den Anbruch einer neuen Zeit, des Sozialismus, beschworen. Im Zuge der friedlichen Revolution sei im Herbst 1989 dann sehr schnell der Wunsch nach der Rückbenennung laut geworden. Es sei ein demokratischer Prozess innerhalb weniger Monate mit Gründung einer Bürgerinitiative, Bürgerbefragung und Bürgerentscheid bis zum Beschluss Der Chemnitzer „Nischel“. Marx lieh der der ersten frei Stadt viele Jahre den Namen. Foto: V. Heinz gewählten Stadtverordnetenversammlung am 1. Juni 1990 gewesen. Laut Ludwig geht die Stadt sehr souverän mit dem Kapitel Karl-Marx-Stadt um. Sie glaube, dass die Bürger kein Riesenproblem damit hätten, einmal „Karl-MarxStädter“ gewesen zu sein. So sei auch sehr früh klar gewesen, dass im Gegensatz zur Bilderstürmerei in anderen Städten der im Volks- mund „Nischel“ genannte Karl-Marx-Kopf als Sinnbild dieser Epoche stehen bleiben würde. Den Rahmen für die Feierlichkeiten bildet das seit 1987 existierende Chemnitzer Kulturfestival „Begegnungen“, das erstmals vom Herbst aufs Frühjahr verlegt wird. Neben dem mehrtägigen Theaterfest „Chemnitz – Schönste Blume des Ostens“ wird es Veranstaltungen geben, in denen die Rückbenennung als bedeutendes Ereignis gewürdigt und an die damaligen Protagonisten erinnert wird. Am 29. Mai ist eine Open Air-Party für die Chemnitzer und ihre Gäste rund um den „Nischel“ geplant. ddp UNTERHALTUNG 13 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N IMKER Von süßen Bienen und Insekten-Leasing Imker Michael Hardt, der Vorsitzende des Leipziger Imkervereins, kontrolliert in den Erreichen die Frühjahrstemperaturen an mehreren Tagen hintereinander zehn ersten warmen Tagen des Jahres die Waben eines Bienenvolkes. Fotos: dpa Grad plus, starten die Bienen zu ihren ersten Ausflügen nach der Winterruhe. F ür Imker wie Michael Hardt ist der Blick auf‘s Thermometer derzeit besonders wichtig. Erreichen die Frühjahrstemperaturen an mehreren Tagen zehn Grad plus, starten die Bienen zu ihren ersten Ausflügen nach der Winterruhe. „Die geben Aufschluss darüber, wie ein Volk durch die kalte Jahreszeit gekommen ist“, erklärt der Leipziger. So wie er halten wieder mehr Deutsche die kleinen Nutzinsekten – nachdem über 15 Jahre die Zahl der Imker stetig zurückgegangen war. 2009 sind die Imkervereine zum zweiten Mal in Folge gewachsen – in Sachsen wie auch in ganz Deutschland. Michael Hardts Verein hat mit 16 Neuankömmlingen insgesamt 118 Bienenzüchter, und der sächsische Landesverband verzeichnet mit seinen 86 Neuaufnahmen vom vergangenen Jahr derzeit 2994 Mitglieder. Insgesamt imkern mehr als 81 000 Deutsche, gut 800 mehr als 2008. „Wir spüren ein großes Interesse an der Bienenhaltung“, sagt Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund e.V. (DIB). Einer der Hauptgründe sei, dass bei vielen das Bewusstsein für den hohen Nutzen gewachsen sei, den die Biene für Natur und Pflanzenwelt habe. Zum anderen bemühen sich die Vereine stärker um Nachwuchs: Sie organisierten Anfängerkurse oder machten, wie der Imkerverein im bayerischen Dietmannsried, das Angebot für ein „Bienenleasing“ – für ein Jahr halten Interessierte eines der Insekten-Völker und lernen gleichzeitig von erfahrenen Bienenzüchtern das Handwerk. Beim Begriff Imkernachwuchs muss Roland Wicht etwas schmunzeln. „In Sachsen sind das meist Leute um die 50 oder älter“, erklärt der Chef des Landesimkervereins. Die Zucht des Nutzinsekts ist eine Beschäftigung vor allem für die, die sesshaft geworden und beruflich etabliert sind. „Oder es sind Menschen, die keine Arbeit mehr haben und ein sinnvolles Hobby suchen, mit Honig als gutem Nebenprodukt“, sagt Wicht. In Michael Hardts Leipziger Verein sind auch einige zwischen 20 und 30 neu dabei: „Seitdem wir im Internet unsere Seite haben, erreichen uns wesentlich mehr Anfragen.“ Den steigenden Mitgliederzahlen steht jedoch eine bundesweit sinkende Zahl an Bienenvölkern gegenüber. Ein Grund dafür: Viele ältere Bienenzüchter – das Durchschnittsalter liegt bei 60 Jahren – reduzieren aus Altersgründen die Völkerzahl. Neueinsteiger halten oft nur wenige Völker – „die meisten fangen mit fünf an“, erklärt Roland Wicht. Ebenso haben Krankheiten wie etwa die Varroamilbe den Bienenbeständen in den letzten Jahren zugesetzt. Zudem ist auch der Blütenmix eintöniger geworden, den die Bienen auf ihrer Nahrungssuche in der Natur vorfinden. Immer häufiger werden ganze Landstriche mit vorwiegend einer Kulturpflanze bepflanzt: In Sachsen wuchs die Winterrapsfläche von 76 200 Hektar im Jahr 1995 auf 133 800 Hektar im vergangenen Jahr. Sind diese Anbauflächen abgeblüht, finden die Fluginsekten nur noch wenige andere Pflanzen, die Nektar und Pollen spenden. „Das kann bedeuten, dass die Biene ab Juni hungert“, erklärt Michael Hardt. So geschwächt, kommen viele Völker nicht durch den Winter. Was fehlt, sind Pflanzen wie Klee, Sonnenblumen, Goldrute oder Heideflächen – beziehungsweise ein spezielles „Blühprogramm“, meint Petra Friedrich. Mit einem solchen Programm könnte man Landwirte fördern, die auf einem Stück Brachfläche eine Bienenweide schaffen wollten, regt sie an. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bereits einen solchen Anreiz: 540 Euro pro Hektar erhält der Bauer, wenn er fünf Jahre lang bienenfreundliche Blüher aussät. Etwas, was N MAGERSUCHT In Sachsen gebe es ein solches „Blühprogramm“ nicht, doch Fördermaßnahmen mit ähnlicher Wirkung, sagt der Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums, Frank Meyer. Man würde sich durchaus mehr Anträge von den Landwirten wünschen, Mittel seien ausreichend vorhanden. Ein abwechslungsreicheres Blüten- und Pflanzenangebot wächst jedoch bereits – in den Städten mit ihren Alleen, Parks und Friedhöfen. Laut Petra Friedrich wird das Stadtimkern, etwa in Berlin, immer populärer. Und was die Bienen anzieht, bringt auch den Imkervereinen neue Mitglieder – und meist auch jüngere. Heiko Kunzmann N LEUTE Geheilt dank Robbie Williams op-Sänger Robbie Williams (36) hat Geri Halliwell (37) geholfen, ihre Ess-Brech-Sucht zu überwinden. Williams, der selbst mit Suchtproblemen zu kämpfen hatte, habe ihr „wahrscheinlich das Leben gerettet“, sagte das ehemalige Spice Girl in einem vorab verbreiteten TVInterview. „Ich habe Angst gehabt, fett zu werden. Ich habe massenhaft gegessen und dann alles erbrochen, es war schrecklich.“ Robbie habe sie zu einer Therapie in den USA überredet. „Die Bulimie wäre ohne das schlimmer geworden. Ich werde ihm für immer dankbar sein.“ Nach der Trennung von den Spice Girls im Jahr 1998 habe sie wegen der Ess-BrechSucht immer mehr abgenommen. „Ich war so einsam, und Rob- bie war der einzige Mensch auf der Erde, der mich wegen seiner Erfahrungen bei Take That verstanden hat.“ Die Boygroup Take That hatte sich 1996 getrennt, Williams kämpfte lange gegen Alkohol und Drogen. Zuletzt hatte auch sein ehemaliger Band-Kollege Mark Owen erzählt, dass Robbie ihn wegen seiner Alkoholprobleme zu einem Entzug überredet hat. Fotos: dpa, ddp P Stand der Kollegin zur Seite: Robbie Williams. der Deutsche Imkerbund gern auch in anderen Bundesländern sehen würde. „Hier wollen wir mit den Bauernverbänden und auf allen politischen Ebenen, mit den Ländern und dem Bund das Gespräch suchen“, sagt Friedrich. Litt unter Bulimie: Spice Girl Geri Halliwell. Noel Gallagher (42) ist guter Dinge. Wie die „Sun“ meldet, erwarten der englische Musiker (Ex-Oasis) und seine Lebensgefährtin Sara MacDonald ein weiteres Kind. Sie sind seit zehn Jahren zusammen, ihr gemeinsamer Sohn Donovan ist zwei Jahre alt. „Noel und Sara freuen sich wie verrückt. Sie sind sehr glücklich, dass Donovan einen kleinen Spielkameraden bekommen wird“, sagte ein Freund der beiden. Mit der Geburt des Babys im Herbst wird Noel zum dritten Mal Vater: Er hat bereits eine zehnjährige Tochter aus einer früheren Beziehung. 14 REISE Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N CHINA Shanghai – eine Stadt will hoch hinaus E passt den Stadtoberen nicht mehr ins Bild einer modernen Metropole. Ebenso wollen sie den Shanghaiern austreiben, im Pyjama zum Einkaufen zu gehen – eine charmante Eigenart, die sich durch das heiße Sommerwetter und die beengten Wohnverhältnisse erklären lässt. Früher mussten sich häufig mehrere Familien ein Bad teilen. Jeder sah jeden im Schlafanzug. Warum also nicht den ganzen Tag im bequemen Nachtanzug herumlaufen? Nicht umsonst haben Pyjamas auch Taschen für Schlüssel und Geldbörse. s ist zweifellos die beeindruckendste Stadt Chinas: Selbstbewusst erhebt Shanghai einen Anspruch auf neue Größe und schließt schnell den Abstand zu anderen Weltmetropolen wie New York, London oder Berlin. Vor allem will die Hafenstadt Hongkong den Rang als asiatisches Finanzzentrum ablaufen. Zwei der weltgrößten Wolkenkratzer im Finanzviertel Pudong dokumentieren den Ehrgeiz. Daneben entsteht trotz globaler Finanzkrise noch das Shanghai Center: 632 Meter wird sich der Megaturm bis 2014 in den Himmel schrauben und dann weltweit nur vom Burj Khalifa in Dubai übertroffen werden. Typisch für die engen Behausungen ist die „Cité Bourgogne“ von 1930 im französischen Viertel. In den Lilongs genannten Gassenhäusern lebte in den 40er Jahren die Hälfte der Shanghaier. Nur wenige wurden in den 90er Jahren unter Denkmalschutz gestellt, viele andere wurden abgerissen – und ihre Bewohner in weit entlegene Vororte umgesiedelt. Auch die Expo ist manchmal nur ein Vorwand für den Abriss alter Quartiere. „Die Leute, die da wohnten, können sich die neuen Wohnungen nicht mehr leisten und müssen ganz weit weg ziehen“, sagt der 44 Jahre alte Wang Jinjun. Der Taxifahrer hofft in diesem Sommer auf viele Fahrgäste: „Die Expo ist schon gut für die Stadt.“ Für die einfachen Leute werde das Leben aber immer härter. „Alles wird teurer. Du verdienst aber nicht mehr. Ob es reicht, weißt Du nicht.“ Was Olympia 2008 für Peking war, soll die am 1. Mai beginnende Expo 2010 für Shanghai werden. Mit erwarteten 70 Millionen Besuchern und 250 teilnehmenden Ländern und Organisationen wird es die größte Weltausstellung aller Zeiten – ein Superlativ, der zum „Drachenkopf am Jangtse“ passt. Shanghai ist das wirtschaftliche Zentrum Chinas. Rund 10 000 ausländische Firmen haben sich hier niedergelassen. Wo früher Tee und Opium verschifft wurden, wird heute mit Aktien, Stahl und Computern gehandelt. In dem Häusermeer der 18 Millionen Einwohner zählenden Mega-City findet sich eine einzigartige Mischung aus Modernität, Konsum und chinesischem Alltag – gepaart mit Resten asiatischer Exotik, die zunehmend bedroht ist. Um den Yuyang-Garten mit dem alten Teehaus im chinesischen Viertel ist die Tradition aber noch spürbar: Geschwungene Dächer recken sich gen Himmel, rote Lampions schmücken die Straßen. Dampfende Garküchen bieten auf Holzspießen frittierte Krebse, Tintenfische und vieles mehr an. Menschenmassen schieben sich durch die Gassen. Geschäfte bieten Schmuck, Perlen, Papierdrachen, Seidenschals, Plastikspielzeug und Kitsch an. Der penetrante Geruch von „Chou Doufu“, einer stinkenden, frittierten Art des Tofu-Sojabohnenkäses, liegt in der Luft. Wer auf gutes Eis und teuren Kaffee nicht verzichten will, findet auch internationale Ketten wie Starbucks und Häagen Dazs. „Rolex watch?“, „iPhone?“, „Do you want a bag?“, sprechen Schwarzhändler Ausländer an, halten ihnen Prospekte mit gefälschten Designer-Taschen und Luxusuhren unter die Nase. Mancher wird hier über den Tisch gezogen. Auch kann bei der Rückreise Ärger mit dem heimischen Zoll drohen. Entspannter geht es in der Old China Street (Fangban Lu) zu, wo alte Frauen selbst gebastelten Kopfschmuck oder süße Backwaren verkaufen. Über den Ladenlokalen gibt es im oberen Stock Nudelsuppen und die in Shanghai berühmten gefüllten Teigtaschen Baozi und Xiaolongbao. Selbst bei Straßenhändlern lassen sich diese Dampfnudeln bedenkenlos essen. Für ausländische Besucher gilt: Wo viele Chinesen essen, muss es gut sein. Und wenn es keine bebilderte Speisekarte gibt: einfach auf die Teller auf Nachbartischen zeigen. In Shanghai lässt sich auch ausgezeichnet westlich essen, doch wird das schnell etwas für den großen Geldbeutel. Im Touristenviertel Xintiandi („Neues Paradies“) kann ein westliches Dinner zu zweit locker mehr als 100 Euro kosten. Ausgerechnet hier, wo 1921 Eine Stadt schießt in den Himmel: Die 420 Meter hohen Jinmao-Towers (l.) und das 492 Meter hohe Shanghai World Financial Center gehören zu den höchsten Gebäuden der Welt. Foto: dpa die Kommunistische Partei Chinas gegründet wurde, herrscht der blanke Kapitalismus. Ohne Vorbehalt lässt sich hingegen die Gulasch-Suppe für umgerechnet fünf Euro im „House of Jazz and Blues“ empfehlen. „Die Musik ist schon gut, aber ich würde auch nur für die Suppe kommen“, schwärmt eine 45 Jahre alte deutsche Touristin aus Shanghais Partnerstadt Hamburg. „In Shanghai wirkt Jazz- und Blues-Musik auch gar nicht fremd, sondern hat hier ihre eigenen Wurzeln.“ Der Club liegt an der Fuzhou-Straße, einer Nebenstraße des Bund, der alten Uferpromenade am Huangpu-Fluss. Die Kolonialbauten sind Zeugnis der ruhmreichen Vergangenheit, während die Wolkenkratzer auf der anderen Flussseite den Aufbruch in eine neue Zukunft verheißen. Am Bund sind das Zollamt von 1927 zu finden, das Gebäude der Bank of China von 1936 oder das im Chicago-Stil gebaute „Peace-Hotel“, wo schon Charlie Chaplin gewohnt hat. Das legendäre Hotel mit seinem Art-Deco-Foyer ist aber wegen Renovierung geschlossen, und die Arbeiten scheinen langsam voranzukommen. Manches alte Gebäude steht leer oder hätte dringend eine Sanierung nötig. Nur die Uferpromenade wird zur Expo renoviert. Es gibt wenig Flair, auch wenn globale Marken wie Prada oder Zegna glauben, mit Läden am Bund vertreten sein zu müssen. Schön restauriert, mit betulichem Charme von gestern, zeigt sich hingegen im alten französischen Viertel das „Garden Hotel“ aus den 30er Jahren. Das Gebäude war einst der exklusive französische Club. Er nahm als einziger Frauen und als erster auch Chinesen als Mitglieder auf. Nach dem Sieg der Kommunisten 1949 erkor Mao Tsetung das Clubhaus zu seiner Residenz. Der Ballsaal mit dem bunten Glasdach ist für Hochzeitsfeiern beliebt, und im angrenzenden Park bieten alte Bäume, der Springbrunnen und dicke Palmen eine schöne Kulisse. Nicht weit entfernt ist das Herz der französischen Konzession: die „King Albert Apartments“ von 1930, die wie eine Oase in der Großstadt neben der Shaanxi-Südstraße liegen. Der Verkehrslärm verschwindet hier zwischen den sandfarbenen viergeschossigen Gebäuden und wird von Vogelgezwitscher ersetzt. Sonnenlicht bricht sich durch die hohen Bäume. An langen Stangen hängt Wäsche zum Trocknen an den Fenstern. Dass die Wäsche so ins Freie gehängt wird, Ganz ohne Geld gibt es im Fuxing-Park noch das Tanzvergnügen. Aus einer Stereoanlage, betrieben mit Autobatterien, klingen Walzertöne. Einige Tänzer haben sich mit Krawatte herausgeputzt, andere tragen Daunenjacke und Pudelmütze. Auf der Wiese lassen Familien im Wind die Drachen steigen. Hier in den Parks ist das pralle Leben zu finden. Im Volkspark, wo zu Kolonialzeiten die Pferderennbahn war, gibt es samstags und sonntags einen Heiratsmarkt. „Unsere Kinder haben keine Zeit und müssen arbeiten. Deswegen helfen wir ihnen, einen Ehepartner zu finden“, sagt Yang Jieyun, ein Vater. Auf Zetteln, die an Leinen aufgehängt sind, stellen sich Heiratskandidaten vor. „Weiblich, 27 Jahre, gut aussehend, weiße Haut, aus intellektueller Familie, hoher Standard, Jahreseinkommen 70 000 Yuan, arbeitet für ein Top-500-Unternehmen“ – so werden Vorzüge angepriesen und Wünsche geäußert: „Suche ausgeglichenen Qualitätsmann mit Shanghaier Wohnortregistrierung und Bachelor-Abschluss.“ „Wie groß ist Ihre Tochter?“, tauschen sich Eltern erwachsener Kinder aus. „Wie auf dem Viehmarkt“, staunt eine ausländische Touristin. Doch arrangierte Hochzeiten haben in China Tradition. Yang Jieyun erklärt die Prioritäten: „Der Mensch ist entscheidend, dann kommt die Ausbildung, der Beruf und dann, ob er eine eigene Wohnung hat.“ Liebe als Voraussetzung für eine Ehe mag ihm nicht einfallen. Heute wie früher blüht in Shanghai die gewerbliche Liebe. „Kann ich Ihnen unsere Bar zeigen?“, spricht ein junger Mann in bestem Englisch ausländische Männer direkt vor einem Luxushotel an. „Wir haben viele hübsche Mädchen.“ In den Kneipen mit den roten Lampen auf der anderen Straßenseite reißen die Mädchen sofort die Türen auf, wenn potenzielle Kunden vorbeigehen: „Hello Boy!“, „Come in!“, rufen sie und pflegen damit alte Traditionen einer großen Hafenstadt. Andreas Landwehr FRESH – DIE JUNGE SEITE 15 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N BACHELOR-STUDIUM Stressmanagement ist für Studenten Pflicht D ie Bologna-Reform an den Hochschulen ist im Jahr 2009 zehn Jahre alt geworden. Die Verantwortlichen haben ihr „Geburtstagskind“ jüngst auf einer „Jubiläumskonferenz“ noch einmal hochleben lassen. Viele Studenten wollten aber nicht gratulieren: Sie klagen über Leistungsdruck, Prüfungsstress und zu volle Lehrpläne. Daran scheitern auch viele Studienabbrecher in Bachelor-Studiengängen, wie eine Studie ergeben hat. Studenten müssen in Bologna-Zeiten daher vor allem eins lernen: mit Stress umzugehen. Schuld am „BachelorBlues“ mancher Aussteiger ist, dass die neuen Lehrpläne viele Studierende überfordern: Leistungsprobleme und Prüfungsversagen sind die Hauptgründe für einen Studienabbruch. Das hat das Hochschul-Informationssystem (HIS) in Hannover ermittelt, das Abbrecher befragt hat. Auch wenn Politiker und Hochschulvertreter jetzt beteuern, die mangelnde Studierbarkeit sei bereits erkannt worden und solle schleunigst geändert werden – für die momentan eingeschriebenen Studenten kommt das zu spät. „Jetzt werden erstmal zwei Generationen von Studenten da durchgeschleust“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk in Berlin. „Und die sind nun die Dummen“, ergänzt Walburga Wolters, Studienberaterin an der Uni Köln. Denn sie müssten vorerst zurechtkommen mit Dauerstress und Prüfungen am Fließband. „Das ist zum Teil ein echter Marathon.“ chelor mehr Selbstkontrolle gefragt, meint Wolters: „Ich muss mich fragen: Halte ich Lernzeiten ein?“ Das hilft, eine Überforderung zu erkennen. Und gelmäßig üben. Ein gutes Mittel seien Rollenspiele. So bekämen Studenten die eigene Unsicherheit besser in den Griff, wenn sie eine Prüfung vorab mit Kom- Wichtig sei auch, die Studienfinanzierung vorab zu klären, sagt Grob. Denn im Bachelor bleibt oft keine Zeit zum Jobben. „Ein Drittel der Studenten ist aber auf einen Nebenjob angewiesen.“ Geldsorgen bedeuten nicht selten das Aus im Studium: Laut der HIS-Studie gaben sie bei beinahe jedem fünften Abbrecher (19 Prozent) den Ausschlag. Jugendliche dürfen daher keine falschen Vorstellungen vom Studentenleben haben: „Im Bachelor ist eine 40-Stunden-Woche vorgesehen. In der Praxis sind es oft mehr“, sagt Wolters. Mit den anderen Dingen des Lebens lässt sich das nur durch ein gutes Zeitmanagement vereinbaren. „Am besten legt man Semester-, Wochen- und Tagespläne an. In die gehören die Zeiten in der Uni, aber auch die Zeit für das Selbststudium. Da verschätzen sich viele.“ Auch müssen Bachelor-Studenten sich mental wappnen: „Dinge wie Stressmanagement und Selbstorganisation gehören heute zum Studium dazu“, sagt Grob. Das sei für manche gewöhnungsbedürftig: „Ein Studium klingt heute ein bisschen wie ein Managementkurs.“ Studenten müssten die eigenen Schwächen kennen. „Dafür gibt es jetzt Self-Assessments“, also Tests, um sich selbst besser einschätzen zu können. Zum Management kommt noch die Evaluation der eigenen Studienleistung. So sei im Ba- Die Angst vor Prüfungen lasse sich überwinden, indem Studenten solche Situationen re- Der Leistungsdruck an den Universitäten nimmt durch BachelorStudiengänge sowie Zeit- und Geldknappheit zu. Foto epd militonen durchspielen. Viele Studenten in Bachelor-Studiengängen fühlen sich zudem alleingelassen. Jeder Fünfte gibt an, dass er keinen Kontakt zu seinen Dozenten hat, wie ein Team um den Hochschulforscher Tino Bargel von der Universität Konstanz ermittelt hat. N MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS Into the Wild Forza 3 Voyeur S S D F ean Penns Filmadaption von Jon Krakauers Bestseller „Into the Wild“ wird durch eine hervorragende Besetzung und eine angemessene Behandlung einer wahren Geschichte vorangetrieben. Emile Hirsch spielt Christopher McCandless, den Spross einer reichen, aber vom Pech verfolgten Familie, der nach seinem Abschluss an der Emory University in Atlanta Anfang der Neunzigerjahre beschließt, alles hinzuschmeißen und sich als „Reisender“ auf die Suche nach der „ultimativen Freiheit“ nach Alaska aufzumachen. Auf BluRay Im Notfall sollten Studenten rechtzeitig die Reißleine ziehen, rät Grob: „Bloß nicht das Leiden unnötig verlängern. Glückliche Archäologen finden im Zweifel eher einen Job als unglückliche BWLer.“ Abbrecher sollten aber nicht alles hinwerfen, sondern neu starten. Das müsse keinen großen Verlust bedeuten. Denn Studenten brechen im Bachelor deutlich früher ab als im alten System - im Schnitt nach 2,3 Fachsemestern. „Das ist ein verlorenes Jahr. Aber was ist schon ein Jahr, wenn ich dann weiß, dass ich in meinem Fach richtig bin?“, erläutert Grob. Tobias Schormann N AM RANDE Silly illy gehören zu den Urgesteinen der DDR-Musikszene. Die Band, die sich Ende der 70er Jahre gründete, schaffte es, Gesellschaftskritik geschickt in ihre Songtexte zu verpacken. Nach der Wiedervereinigung tourten Silly durch zahlreiche Länder. Als Sängerin Tamara Danz 1996 an Brustkrebs starb, schien die Karriere der Gruppe beendet zu sein. Jetzt erscheint ein weiteres Studioalbum. Eingesungen hat es die Schauspielerin Anna Loos, die durch Rollen in „Tatort“ und „Anatomie“, bekannt geworden ist. Das neue Album „Alles Rot“ kann sich mehr als hören lassen. „Es ist auch diese mangelnde Feedback-Kultur, unter der Studenten leiden“, sagt Grob. Studenten sollten daher von Professoren auch einfordern, ordentlich betreut zu werden – dazu sind diese schließlich da. er exklusiv für Microsofts Spielekonsole veröffentlichte Realo-Racer lässt zum dritten Mal die Herzen der Rennspielfans höher schlagen! Forza Motorsport 3 beeindruckt durch die enorme Auswahl originalgetreu nachgebildeter Autos und Rennstrecken, den unvergleichlich hohen Realismusgehalt und die schier unendlichen Möglichkeiten, Autos zu tunen und optisch aufzupeppen. Ein neuer Karrieremodus, auf Xbox LIVE ausgetragene Online-Rennen und ein frei einstellbarer Schwierigkeitsgrad stehen für höchste Langzeitmotivation. Für Xbox 360 ür den Londoner Galeristen Donald Ramsey ist Leidenschaft ein Fremdwort. Die Schönheit von Frauen bewundert er nur in Kunstwerken. Sein plötzliches Interesse an Anna, der neuen Assistentin, ist daher ungewohnt für ihn. So ungewohnt, dass Donald jemanden anheuert, um die junge Frau verführen zu lassen: Zeppo ist für diesen Job wie geschaffen: attraktiv, charmant und vollkommen skrupellos. Eine perfekte Intrige nimmt ihren Lauf. Doch Menschen sind keine Gemälde. Und ihr Preis hat nichts mit Geld zu tun... Ein neuer Thriller von Simon Beckett. Musikaustausch Sachsen – China M usiker des Landesjugendorchesters Sachsen und Studenten des Conservatory of Music Wuhan in China werden im April ein gemeinsames Konzertprogramm einstudieren und aufführen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres war eine Delegation des Landesjugendorchesters Sachsens nach China gereist, um mit den chinesischen Musikstudenten ein Projektensemble zu bilden und drei Konzerte in Wuhan zu gestalten, sagte eine Sprecherin des Sächsischen Musikrates in Dresden. 42 Nachwuchsmusiker aus Sachsen und 39 chinesische Studenten des Conservatory of Music Wuhan werden in der neu eröffneten Landesmusikakademie Sachsen in Colditz ein Programm unter dem Titel „erhu trifft bariton“ erarbeiten, hieß es. Gemeinsam würden Werke chinesischer und deutscher Komponisten, darunter von Gustav Mahler und Robert Schumann, einstudiert. Die Gesamtleitung habe der Gastdirigent Pang Kapang aus Wuhan. dpa 16 PRÄVENTION Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N AM RANDE Bei Sonnenbrille UV-Schutz wichtig N MUSKELKATER Strategien gegen das fiese Zwicken E ine Sonnenbrille muss nicht nur gut aussehen. Beim Kauf sollte auch auf den UV-Schutz und den Tönungsgrad geachtet werden. Eine Brille mit dem CEKennzeichen am Bügel erfüllt die grundlegenden Sicherheitsanforderungen beim UV-Schutz, erklärt das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) in Berlin. Die Tönung der Gläser gibt über den Schutz für die Augen keine Auskunft. Sie entscheidet über den Blendschutz. Sehr helle Gläser nehmen wenig sichtbares Licht auf – sie haben den Tönungsgrad 0. Sehr dunkle Gläser tragen die Ziffer 4. Für hiesige Breiten empfiehlt das KGS die Kategorie 2, im Süden oder im Gebirge die Kategorie 3. Bei starker Sonneneinstrahlung könnten UV-A- und UV-B-Strahlung bleibende Schäden zum Beispiel an Netzhaut oder Linse hervorrufen. dpa Allergie-Risiko bei Schimmelpilz H inter typischen Heuschnupfen-Beschwerden steckt oft eine Schimmelpilzallergie. Die Deutsche Lungenstiftung in Hannover rät deshalb, sich bei Niesreiz, gereizten Schleimhäuten oder Müdigkeit von einem Facharzt auf die tatsächliche Ursache untersuchen zu lassen. Bleibt eine Schimmelpilzallergie unbehandelt, könne sie zu chronischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale führen. Schimmelsporen gehörten zu den wichtigsten Allergieauslösern im Haus. Schätzungen zufolge ist jede dritte Wohnung in Deutschland von Schimmelpilzen befallen. dpa Selbsttests nicht immer sinnvoll S elbsttests aus der Apotheke ersetzen in der Regel nicht den Arztbesuch. Darauf weist die österreichische Verbraucherschutzzeitschrift „Konsument“ nach einer Untersuchung von 21 verschiedenen Tests für Zuhause hin. Die meisten seien ungeeignet für den Hausgebrauch ohne ärztliche Beratung, nur die untersuchten Schwangerschaftstests und ein Test zur Bestimmung des Eisprungs seien dafür empfehlenswert. Andere Screeningtests seien kein Ersatz für Vorsorgeuntersuchungen und kosteten meist viel. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sie den Patienten unter Umständen in falscher Sicherheit wiegen oder ihn unnötig in Panik versetzen. Besonders kritisch bewertet die Zeitschrift Prostata-Vorsorgetests und Allergietests. dpa Zum Auftakt besser nicht übertreiben: Wer dieser Tage wieder ins Training einsteigt, muss mit Muskelkater rechnen. M eist zwickt und zwackt es erst am nächsten Morgen. Am Vortag hat man womöglich bei einem Umzug geholfen, ist drei Kilometer mehr gejoggt als sonst oder hat eine Sportart zum ersten Mal ausprobiert. Muskelkater wird von vielen als gar nicht so unangenehm empfunden, jedenfalls solange sich dieser Schmerz in Grenzen hält. Schließlich liefert er die genüssliche Gewissheit, über seine Grenzen gegangen und ordentlich etwas geleistet zu haben. Doch muss der Weg zu Sportlichkeit und Muskeln zwangsläufig schmerzhaft sein? „Zum Training des Muskelwachstums ist Muskelkater nicht zwingend nötig“, erläutert Helge Knigge von der Deutschen Sporthochschule Köln. Für Untrainierte sei es aber kaum möglich, ihn zu vermeiden. Muskelkater bekommen aber keineswegs nur übereifrige Anfänger oder Unsportliche, die sich selbst überschätzt haben. „Wenn ein professioneller Marathonläufer zum ersten Mal Squash spielt, wird er das am nächsten Tag als Muskelkater spüren.“ Denn diese Bewegung ist für ihn ungewohnt, die entsprechenden Muskeln sind nicht an die Belastung gewöhnt. Muskelkater entsteht vor allem bei sogenannten exzentrischen Bewegungen. So verursacht das Treppenoder Berg-Hinabsteigen eher einen Muskelkater als es der entsprechende Aufwärtslauf tut. Schuld sind die abbremsenden, stoppenden Bewegungen. Weil genau diese bei Wassersportarten wie Schwimmen oder Aquafitness fehlten, sei es unmöglich, hierbei Muskelkater zu bekommen. „Wenn man ausgiebig schwimmt, fühlt man allenfalls ein gewisses muskuläres Empfinden am nächsten Tag. Der Muskelkater bleibt aus“, sagt Knigge. ren Folge unter anderem die Muskeln fest werden und den typischen Muskelkater hervorrufen. Diesen spürt man etwa 12 bis 24 Stunden nach der Belastung, seinen Höhepunkt erreicht er nach 24 bis 48 Stunden. Spätestens nach vier Tagen ist der Schmerz schen empfinden viele Sportler als angenehm. Ob sie tatsächlich helfen, ist wissenschaftlich nicht belegt“, sagt Knigge. Neben der Frage, ob Anwendungen wie heißes Duschen überhaupt wirken, gehen die Meinungen unter Sportmedizinern auch darüber auseinander, wann sie am besten wirken: vor, unmittelbar im Anschluss oder mit zeitlicher Verzögerung von zirka drei Stunden nach der sportlichen Betätigung, erklärt aus der Fünten. Einige Menschen versuchen, den „Kater danach“ wegzutrainieren. Doch es ist ein irriger Volksglaube, dass Muskelkater verschwindet, wenn die Früher nahm die gleichen Übungen, Wissenschaft an, die ihn auslösten, dass Muskelkater am nächsten Tag die Folge einer Über- Auch bei Fitness-Kursen gilt: Nicht wiederholt werden. säuerung der Mus- übertreiben. Foto: André Kempner „Davon kann ich nur keln ist. „Heute weiß abraten“, sagt aus man, dass es dabei zu wieder verschwunden. der Fünten. Der Muskel gegen brauche kleinsten Rissen im Ge- Maßnahmen ausreichend webe, zu sogenannten oder zur Vorbeugung Zeit und Ruhe, um sich Mikrotraumen, kommt“, von Muskelkater zielen zu regenerieren. In der erläutert die Orthopädin in der Regel darauf ab, Regel reichen drei Tage Karen aus der Fünten die Durchblutung der Schonung aus. „Wer vom Sportärzteverband Muskeln zu steigern, um nicht ganz mit dem TraiSaar in Saarbrücken. den lokalen Stoffwech- ning aussetzen möchte, Diese Risse heilen fol- sel anzuregen und den kann leichte Übungen genlos aus, verursachen Heilungsprozess zu be- ausführen, etwa locker jedoch zunächst eine ört- schleunigen. „Massagen, laufen oder spazieren liche Entzündung, in de- heiße Sitzbäder oder Du- gehen“, sagt Knigge. Foto: dpa Ob das Dehnen gegen Muskelkater hilft, ist unter Sportwissenschaftlern sehr umstritten. Prof. Georg Wydra vom Sportwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlandes erläutert, dass in den wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema „Dehnen als Muskelkaterprävention“ keine Effekte nachweisbar waren. Beziehungsweise: Wenn nachgewiesen werden konnte, dass Dehnen den Muskelkaterschmerz reduzierte, fiel diese Linderung nur sehr gering aus. „Bei einigen Studien ist auch nicht klar, ob der beobachtete Muskelkater nicht direkt durch die sehr hohe Dauer der Dehnungsprozeduren ausgelöst wurde“, erklärt Wydra. Grundsätzlich wird aber niemanden, der nicht gerade auf Wettkampfniveau trainiert, ein Muskelkater ernsthaft im Alltag beeinträchtigen, denn er ist harmlos. Der einzige Weg, ihn zu vermeiden, ist eine langsame Steigerung der sportlichen Aktivität, sagt aus der Fünten. Doch dieses Zwicken in den Muskeln am Morgen nach dem Training will manch einer vielleicht gar nicht missen. Cornelia Wolter FITNESS, BEAUTY & WELLNESS 17 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N ALTERN N AM RANDE Zufrieden als Senior T ick, Tack – der Sekundenzeiger der Lebensuhr schreitet voran, Jahr für Jahr. Alt zu werden – davor haben viele Menschen Angst. Was passiert mit mir? Bleibe ich körperlich und geistig fit? „Hören Sie auf, düstere Zukunftsvisionen zu entwerfen“, sagt Ursula Nuber, Diplom-Psychologin aus Hirschberg-Großsachsen. „Konzentrieren Sie sich auf das Hier und Jetzt.“ Eine positive Lebenseinstellung verschönert nicht nur das Leben. „Die Glücksforschung belegt, dass Optimisten länger leben“, sagt Beate Forsbach, Diplom-Psychologin aus Bamberg. „Wer sich immer mit Zukunftsängsten plagt, sich um die Gesundheit sorgt oder mit dem Lebensstatus unzufrieden ist, steht unter Daueranspannung.“ Dieser Stress raube dem Körper Energie, mache schlapp, müde und krank. Auch Ursula Nuber rät, Ängsten und Sorgen nicht zu großen Raum zu geben: „Aus der Psychologie wissen wir, dass es weniger die Dinge selbst sind, die uns erschrecken, als vielmehr die Vorstellung davon.“ „Es kommt nicht darauf an, wie alt wir werden, sondern wie wir alt werden“, findet die Altersforscherin Prof. Ursula Lehr aus Heidelberg. „Es gilt, die Jahre mit Leben zu füllen.“ Wie das geht, dafür entwickele jeder Mensch sein individuelles Konzept: Den Moment genießen und nicht ständig an die Zukunft denken – das macht das Altern einfacher. Foto: dpa „Erfolgreiches Altern und Lebensqualität lassen sich nicht von außen beurteilen, sondern nur vom Menschen selbst.“ Doch so einzigartig das persönliche Rezept für ein glückliches Altern auch sein kann, gibt es doch Übereinstimmungen. Neben den großen Anti-Aging-Faktoren wie Bewegung, gute Ernährung und Gesundheit, sind das vor allem psychische Aspekte: „Gelassenheit ist ein ganz wichtiges Thema“, sagt Forsbach. „Während man in jungen Jahren noch Tausend Ansprüchen hinterherhetzt, ist es ein erleichterndes Gefühl, endlich angekommen zu sein.“ Sich nicht mehr unter Stress setzen lassen, von der Meinung Dritter unabhängiger sein: „Das sind große Vorteile im Alter, die die Lebensqualität massiv erhöhen“, erklärt Forsbach. Auch Neugierde und ein reger Geist scheinen ein Jungbrunnen zu sein: „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass geistig aktivere Menschen mit vielen Interessen ein höheres Lebensalter bei geistig-körperlichem Wohlbefinden erreichen als Menschen, die weniger Interessen haben und geistig weniger aktiv sind“, sagt Ursula Lehr. Sehr bedeutend im Alter sei das Wissen, wichtig zu sein. Dafür braucht es vor allem soziale Kontakte. „Am besten über die Familie hinaus“, sagt Lehr. „Fangen Sie am besten schon in der mittleren Lebenshälfte an, generativ zu sein“, rät Nuber. Generativität nennen Psychologen die Fähigkeit, die eigenen Fähigkeiten in die nächste Generation weiterzutragen. „Sich einzubringen, schenkt Nähe und Anerkennung.“ Und es eröffnet die Chance, neue Menschen zu treffen. Ein weiteres Erfolgsrezept für glückliches Altern sei, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen: „Zu einem gesunden und erfolgreichen Altern gehört zweifellos auch die Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte“, erklärt Lehr. Auch Ursula Nuber rät: „Grämen Sie sich nicht länger über vergangene Fehler, versuchen Sie das, was geschehen ist, zu akzeptieren. Das kann befreiend wirken.“ „Überprüfen Sie bei dieser Gelegenheit auch mal Ihre Maßstäbe“, ergänzt Beate Forsbach: „Worum geht es Ihnen im Leben wirklich? Und sind es bestimmte Dinge überhaupt noch wert, dass man sich über sie ärgert?“ Der Luxus des Alters bestehe schließlich auch darin, sich nicht mehr nach der Wahrheit und Meinung anderer richten zu müssen: „Genießen Sie Ihr Unabhängigkeit, Ihre Reife und Lebenserfahrung.“ Bettina Levecke N FRÜHJAHRSMÜDIGKEIT Raus aus der Hütte! D Spaziergang nutzen. Außerdem dürften sie nicht von der Arbeit direkt aufs Sofa, ermahnt der Mediziner alle, die zum Couchpotato-Dasein neigen. en Winter im Rücken, Frühling und Sommer in Sicht: Die Apathie der kalten Jahreszeit könnte vorüber sein – wenn da nicht die Frühjahrsmüdigkeit wäre. Obwohl die ersten Sonnentage locken, fühlen sich viele Menschen müde und antriebslos. Die eine Stunde weniger Schlaf nach der Zeitumstellung in der Nacht vom 27. auf den 28. März tut ein Übriges. Doch die Frühjahrsmüdigkeit lässt sich bekämpfen, sagt Jürgen Steinacker, Professor für Sportund Rehabilitationsmedizin am Uniklinikum Ulm. „Im Laufe des Winters sind viele Menschen inaktiv geworden“, erklärt er. „Wegen des schlechten Wetters konnten sie weniger trainieren und haben weniger Sonnenlicht abbekommen.“ Das führt dazu, dass sie sich am Ende des Winters nicht nur weniger leistungsfähig fühlen, sondern es tatsächlich sind. „Etwa zehn Prozent der Leistungsfähigkeit hat man über den Winter eingebüßt“, schätzt Stein- Ältere Menschen waren im Winter besonders eingeschränkt. Deshalb ist die Frühjahrsmüdigkeit bei ihnen stark ausgeprägt. „Wir raten Senioren, trotzdem an die frische Luft zu gehen – aber in sicheren Gebieten.“ Das könne der Einkaufsweg sein oder ein Park, wo keine Hindernisse zu erwarten sind. Die Uhren ticken jetzt wieder anders: Mit der Zeitumstellung hat auch die Frühjahrsmüdigkeit Einzug gehalten. Foto: dpa acker. Da hilft nur eines, sagt der Mediziner: „Raus aus der Hütte!“ Auf Spaziergängen können Sonne und frische Luft die Stimmung positiv beeinflussen. Wer sonnenempfindlich ist, sollte es während der ersten Frühlingstage aber nicht übertreiben. Sonst kann das helle Licht eine leichte Migräne auslösen. Lieber auf Mütze und Sonnenbrille zurückgreifen, rät Steinacker. Für Berufstätige ist es oft schwierig, den Arbeitsplatz zu verlassen, um an die frische Luft zu kommen. Sie können aber die Mittagspause für einen kleinen Neben viel Bewegung ist es wichtig, sich richtig zu ernähren. „Bei der Ernährung gelten die alten Regeln: Vitaminreich sollte sie sein. Viel Obst und Gemüse essen – eben alles, was momentan Saison hat“, empfiehlt Steinacker. „Auf schwere Kost sollte möglichst verzichtet werden.“ Wer glaubt, mehr Schlaf könne die Frühjahrsmüdigkeit bekämpfen, irre: „Sich der Müdigkeit hingeben, davon wird es nicht besser.“ Stattdessen hilft nur, den Kreislauf in Schwung zu bringen. dpa Massagen sorgen für Wohlbefinden W enn es im Kreuz zeitweilig zwickt, müssen es nicht immer Schmerzmittel oder Spritzen beim Arzt sein. Mehrere Wochen anhaltende Rückenschmerzen lassen sich wahrscheinlich auch durch einige Massageformen lindern. Dazu zählen klassische Massagen, Thai-Massagen und Akupressur, erläutert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln. Massagen zielen darauf ab, die Schmerzen zu lindern, Muskeln zu lockern und Wohlgefühl zu bringen. Womöglich setzen sie im Gehirn schmerzlindernde Endorphine frei. Allein auf Massagen zu setzen, scheine aber nicht die richtige Strategie zu sein. Sinnvoller sei, sie mit Bewegung und Dehnübungen zu kombinieren, um weniger Schmerzen und eine größere Beweglichkeit zu erzielen. Das Institut beruft sich auf Wissenschaftlerinnen des internationalen Forschungsnetzwerkes Cochrane Collaboration, die mehrere Studien zum Nutzen von Massagen bei Kreuzschmerzen mit unklarer Ursache ausgewertet hatten. Sie kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass Akupressur besonders effektiv sein könnte. Das müsse allerdings noch weiter erforscht werden. Während bei einer klassischen Massage betroffene Hautregionen und Muskeln massiert werden, werden bei einer Thai-Massage die Gliedmaßen kräftig gedehnt und gestreckt. Bei der Akupressur wird Druck auf bestimmte Punkte des Körpers ausgeübt. dpa Kontaktlinsen brauchen Pflege Z u langes Tragen oder Hygienefehler sind häufige Ursachen für Probleme mit Kontaktlinsen. Durch sorgfältige Pflege lassen sich die Risiken senken, so die Stiftung Warentest in der Zeitschrift „test“. Vor jedem Hantieren mit den Linsen werden die Hände am besten gründlich gewaschen und abgetrocknet. Der Behälter für die Sehhilfen sollte nach jedem Gebrauch gereinigt und getrocknet werden. Er muss regelmäßig desinfiziert und möglichst alle vier bis sechs Wochen ersetzt werden. Die Warentester raten zudem, Pflegelösungen nicht zu verdünnen und auch nicht mehrfach zu verwenden. Auch sollten die Linsen nicht mit Wasser abgespült werden. Denn darin befinden sich Akanthamöben, die eine gefährliche Hornhautinfektion auslösen können. Dagegen gebe es keine gut wirksame Behandlung. Getestet wurden 13 sogenannte All-in-One-Pflegemittel für weiche Kontaktlinsen, 8 davon desinfizierten „mangelhaft“. dpa 18 IHR GELD, IHR RECHT Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N DATENSCHUTZ Was Facebook & Co. wirklich wissen D Namen in den Netzwerken anzugeben, sondern ein Pseudonym, um für unerwünschte Kontakte nicht auffindbar zu sein. Das Telemediengesetz gibt Nutzern ein Recht darauf. ie Stiftung Warentest hat bei sozialen InternetNetzwerken teils gravierende Mängel bei Datenschutz und Datensicherheit festgestellt. Datenschützer raten Verbrauchern, auf den OnlinePlattformen nicht zu viel von sich preiszugeben, weil unklar ist, wer die Informationen liest. Zu ihrem eigenen Schutz sollten sich Nutzer von Facebook, MySpace und Co. deswegen mit der Funktionsweise der Netzwerke vertraut machen. Welche Daten sollten in den Netzwerken veröffentlicht werden? Was sind soziale Netzwerke eigentlich? Soziale Netzwerke sind Internet-Angebote, mit deren Hilfe Nutzer mit anderen Personen in Kontakt treten und Inhalte wie Textnachrichten oder Fotos austauschen können. Die Netzwerke können zur Kontaktpflege dienen, zur Suche nach alten Bekannten oder zum Aufbau beruflicher Verbindungen. Bekannte Anbieter sind etwa Facebook, MySpace, StudiVZ oder Lokalisten. Welche Gefahren bestehen durch die Angabe privater Daten in den Netzwerken? Netzwerk-Nutzer leben grundsätzlich mit dem Risiko, zu viel Online-Netzwerke wie Facebook gehen laut Stiftung Warentest äußerst willkürlich mit Nutzerdaten um. Vor allem die großen US-Portale schränkten die Rechte der Verbraucher zum Teil massiv ein. Foto: dpa von sich preiszugeben. Anwender müssen bei sozialen Netzwerken in der Regel ein sogenanntes persönliches Profil mit Kontaktdaten von sich anlegen, um mit anderen in Verbindung treten oder gefunden werden zu können. Aber auch beim Versand von Mitteilungen oder beim Schreiben von Nachrichten an die „Pinnwände“ oder „Schwarzen Bretter“ N AKTUELLE URTEILE Befristeter Job nicht rechtens E Wie können sich Nutzer vor diesen Risiken schützen? Nutzer sozialer Netzwerke sollten sich genau mit den Daten- schutz-Einstellungen vertraut machen. Sie haben oft viele Möglichkeiten, ihre Informationen vor dem Zugriff durch Dritte zu schützen. Häufig kann auch der Zugriff von Internet-Suchmaschinen auf die Nutzerprofile ausgeschlossen werden. Problem ist, dass die Datenschutz-Einstellungen häufig nicht einfach zu finden sind. Datenschützer empfehlen, nicht den richtigen Weitere Informationen im Internet unter www.bsi-fuer-buerger. de, www.surfer-haben-rechte.de, www.verbraucher-sicher-online.de und www.klicksafe.net N TIPP §N ine befristete Einstellung lässt sich vom Arbeitgeber nicht damit begründen, dass auch er selbst nur einen befristeten Auftrag erhalten hat. Das hat das Arbeitsgericht Duisburg entschieden. In dem Fall hatten mehrere Telefonberater geklagt, die für die Bundesagentur für Arbeit (BA) in der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) in Duisburg Hartz-IV-Empfänger betreuten. Die ARGE hatte 2007 die Bundesagentur beauftragt, bis Ende 2009 den Telefonservice zu übernehmen. Die Behörde hatte die Telefonberater daraufhin nur befristet eingestellt. Das war unzulässig, urteilten die Richter. Es fehle der für eine Befristung erforderliche Sachgrund. Die Bundesagentur sei für wesentliche Teile der Grundsicherung bei Arbeitslosen zuständig. Die telefonische Beratung für Arbeitslose werde daher dauerhaft benötigt und nicht nur zeitlich beschränkt. Vorübergehend sei der Bedarf auch nicht dadurch, dass die Bundesagentur den Auftrag nur für eine bestimmte Zeit erhalte. (Az.: 3 Ca 2556/09) Reise-Storno erst bei Fluguntauglichkeit N ihrer Kontakte hinterlassen die Nutzer Spuren. Diese Daten können auch für Dritte wie etwa Arbeitgeber von Bedeutung sein, für die sie eigentlich nicht bestimmt sind. Nutzer müssen in sozialen Netzwerken zwei Grundsatzentscheidungen treffen: Welche Daten gebe ich an - und wer darf die Daten lesen? Wer die Netzwerke etwa zur Jobsuche nutzt, sollte einen kleinen Einblick in seine persönlichen Interessen geben. Kritisch können aber etwa Fotos aus dem Privatleben sein. Wurde gegen den Willen ein Foto der eigenen Person veröffentlicht, haben Nutzer einen Rechtsanspruch, dass der Inhaber des Fotos das Bild entfernt. Dafür genügt eine schriftliche Bitte mit einer Löschfrist, ein Anwalt muss nicht gleich eingeschaltet werden. Der sicherste Datenschutz ist immer, gar nichts zu veröffentlichen. AFP icht jede Erkrankung muss gleich dazu führen, eine geplante Flugreise zu stornieren. Erst wenn vom Arzt eine Fluguntauglichkeit festgestellt wird, ist ein Tourist gegenüber seiner Reiserücktrittskosten-Versicherung dazu verpflichtet. So lautet ein Urteil des Amtsgerichts Hildburghausen. Im verhandelten Fall ging es um einen Mann, der unter anderem an einer Mittelohr- und Nasenschleimhautentzündung erkrankt war. Knapp sieben Wochen vor Beginn einer geplanten Flugreise begann ein Arzt die Behandlung. Doch erst knapp drei Wochen vor Abflug schrieb er den Patienten flugunfähig – worauf sich die Versicherung weigerte, die zu diesem Zeitpunkt fälligen Stornokosten komplett zu übernehmen. Sie war der Ansicht, dass die Reise früher hätte abgesagt werden müssen. Das sah das Gericht anders: Die Mittelohr- und Nasenschleimhautentzündung sowie die anderen Infekte des Mannes seien keine schwere Erkrankung gewesen. Bei einem normalen Verlauf wären sie binnen zwei bis drei Wochen abgeheilt gewesen, so dass der Reise nichts im Wege gestanden hätte. (Az.: 21 C 5611/08) Mehr rausholen beim Kindergeld icht nur bei der Steuer kann es sich lohnen, die eigenen Gestaltungsspielräume zu nutzen. Auch beim Kindergeld kommt am Ende mehr heraus, wenn in bestimmten Fällen auf die „Zählkinder“ Rücksicht genommen wird. Denn der Kindergeldbetrag ist für das dritte und vierte Kind höher. Und mit der richtigen Wahl des Bezugsberechtigten zahlt die Familienkasse für dieselben Kinder unter Umständen höhere Sätze. Der Zusammenhang betrifft getrennt lebende Eltern, in deren beider Haushalt Kinder aus verschiedenen Beziehungen leben, wie der Bund der Steuerzahler in Berlin anhand eines Beispiels erläutert: Ein Ehepaar hat zwei gemeinsame Kinder. Zwei ältere Kinder des Ehemannes leben bei der leiblichen Mutter, an die auch das Kindergeld für diese Kinder gezahlt wird. In einem solchen Fall zählen bei der Ehefrau die zwei gemeinsamen Kinder als erstes und zweites Kind. Sie erhält als Kindergeldberechtigte mo- Wer mehrere Kinder hat und es richtig anstellt, kann auf mehr Kindergeld hoffen. Foto: André Kempner natlich zwei Mal 184 Euro, in der Summe also 368 Euro. Der Ehemann würde für diese Kinder mehr Kindergeld erhalten, wenn er zum Kindergeldberechtigten bestimmt wird. Denn bei ihm zählen seine älteren, von ihm getrennt lebenden Kinder als erstes und zweites Kind – als sogenannte Zählkinder, für die er kein Kindergeld bezieht, weil es der Mutter vorrangig zusteht. Die zwei gemeinsamen jüngeren Kinder zählen als drittes und viertes Kind. So könnte er für die gemeinsamen Kinder monatlich 190 Euro und 215 Euro, also insgesamt 405 Euro erhalten – das sind die Sätze für ein drittes und ein viertes Kind. dpa SOZIALES 19 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N GESUNDHEITSSYSTEM N AM RANDE Rösler verteidigt Arzneimittel-Sparpaket D dige Querschüsse“ zu produzieren. Der für die Reform der gesetzlichen Krankenversicherung zuständigen Regierungskommission müsse man die Chance „geben, ihr Konzept vorzulegen“. as von der schwarz-gelben Koalition geplante Arzneimittel-Sparpaket zur Senkung der Gesundheitskosten stößt weiter auf Kritik von unterschiedlichen Seiten. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zeigte sich Ende März unbeeindruckt von Warnungen der Pharmabranche vor Arbeitsplatzverlusten. „Die Menschen sollen sich durch solche Drohungen nicht erpressen lassen“, sagte er. Rösler und die Fraktionen von Union und FDP hatten sich in der vergangenen Woche auf ein Konzept geeinigt, das unter anderem Preisverhandlungen über neue Medikamente, die Anhebung des Herstellerabschlags auf Medikamentenpackungen von derzeit sechs auf 16 Prozent und einen damit verbundenen Preisstopp vorsieht. Während Pharmalobbyisten vor negativen Auswirkungen auf die Branche warnten, gehen der Opposition die Vorschläge nicht weit genug: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles warf Rösler „verkappten Pharmalobbyismus“ vor. „Die Pharmaunternehmen dürfen weiterhin ihre Medikamente zu astronomischen Preisen auf den Markt brin- Zuletzt hatte ein Vorstoß von Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) für Unmut in der Koalition gesorgt. Söder will danach auch künftig die Krankenkassenbeiträge an den Lohn koppeln, was im Widerspruch zu der von der FDP geforderten einkommensunabhängigen Kopfpauschale steht. die Preisgestaltungsfreiheit von Unternehmen“. Die Politik müsse auch die hohen Forschungsaufwendungen der Unternehmen berücksichtigen. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, geht dennoch davon aus, dass Bayern eine von der Koalition beschlossene Gesundheitsreform im Bundesrat mittragen werde. „Wir werden selbstverständlich eine gemeinsame Linie verabreden“, sagte der CSU-Politiker im Deutschlandradio Kultur. Derweil schwelte die Diskussion über die von Rösler geplante Kopfpauschale weiter. Unions-Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier appellierte in der „Leipziger Volkszeitung“ an die Regierungspartner, in der Debatte über die Steuer- und Gesundheitspolitik nicht „stän- Der frühere Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) ermahnte den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer zur Koalitionstreue in Berlin. Die CSU habe in den Koalitionsverhandlungen der Gesundheitsprämie zugestimmt. AFP Unter Beobachtung: Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hält an seinen Plänen fest, die Gesundheitskosten senken zu wollen. Foto: dpa gen“, erklärte Nahles in Berlin. Die „bürokratischen Preissenkungsmaßnahmen“ könnten die Unternehmen schon einpreisen, weil Rösler Preissenkungen erst ansetzen wolle, wenn die Medikamente bereits im Markt seien. Für die Versicherten hingegen sei Röslers Politik „die reine Mogelpackung“. Die Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Carola Reimann (SPD), bescheinigte dem Konzept in der Braunschweiger Zeitung „ganz geringe Durchschlagskraft“. Im kommenden Jahr werde es nach ihrer Schätzung rund eine Milliarde Euro einsparen helfen – angesichts eines drohenden Defizits der gesetzlichen Krankenkassen von rund elf Milliarden Euro viel zu wenig. BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf warnte hingegen vor negativen Auswirkungen auf die Pharmabranche. Auf Dauer feste Zwangsrabatte und Preismoratorien seien „massive staatliche Eingriffe in Ministerin gegen höhere Zahlungen I n der Debatte um höhere Hartz-IV-Sätze für Kinder hat sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) für konkrete Hilfe statt Bargeld ausgesprochen. „Ich bin gegen eine Erhöhung der Geldleistungen, also dass einfach mehr Geld an die Familien überwiesen wird“, sagte die Ministerin. Höhere Geldleistungen verhinderten nicht, dass das Kind immer noch zur Lebensmittel-Tafel für Bedürftige gehe oder auf dem Bahnhofsvorplatz herumlungere. Sie wolle statt dessen konkrete Hilfe vor Ort und ein „Netzwerk für Hilfe“ organisieren. Dazu könnten Maßnahmen wie Musik-, Sport- oder Förderunterricht oder ein warmes Mittagessen gehören. Schulen, Kindertageseinrichtungen, Jobcenter und Kommunen müssten zusammenwirken, damit optimale Bildungszugänge für Kinder geschaffen würden, sagte von der Leyen. Sie suche eine „Lösung ohne Stigmatisierung“. Kinder aus armen Familien müssten selbstverständlich Angebote wahrnehmen können, die Kinder aus besser gestellten Familien auch nutzten. Dabei sei klar, dass der Bund mehr Geld einplanen müsse, hob die Ministerin hervor. „Der Zugang zur Bildung ist für diese Kinder die Schlüsselfrage, deswegen muss neu gerechnet werden“, sagte die Ministerin. In der Bundesregierung gibt es Pläne, Leistungen an Kinder von Hartz-IV-Empfängern teilweise über Gutscheine zu gewähren. dpa N ARBEIT Tillich erleichtert über Einigung bei Jobcentern S achsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat sich erleichtert über den Kompromiss bei den Jobcentern gezeigt. „Wäre eine Einigung nicht zustande gekommen, hätte das nach dem 31. Dezember 2010 ein schieres Durcheinander bedeutet“, sagte Tillich der „Berliner Zeitung“. „Dem konnte sich in den Gesprächen niemand entziehen. Der Erfolgsdruck war hoch.“ Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zeigt sich zufrieden mit der Einigung zu den Jobcentern. Foto: ddp Tillich, Verhandlungsführer der unionsgeführten Länder, wies die Kritik der Linkspartei zurück, der Kompromiss führe zu einem Flickenteppich in der Betreuung von Langzeitarbeitslosen. „Das ist Unfug. Das System wird transparenter“, sagte Stanislaw Tillich im Interview. Auch die betroffenen Kommunen zeigten sich zufrieden mit dem Kompromiss. „Es ist ein Sieg der Vernunft, dass die bewährte Zusammenarbeit von Kommunen und Arbeitsagenturen in großem Umfang fortgesetzt werden kann“, erklärte die Präsidentin des Deutschen Städtetages, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth. Jetzt müssten sehr schnell die konkreten Gesetze beschlossen werden, damit die Reform zügig und erfolgreich umgesetzt werden kann. Durch die Verfassungsänderung bekämen Jobcenter und Optionskommunen eine Perspektive. „Im Interesse der Langzeitarbeitslosen wird der Zusammenbruch funktionierender Strukturen inmitten der Krise verhindert“, so Politikerin Roth. Die Vertreter der schwarzgelben Koalition und der SPD hatten sich Mitte März auf eine notwendige Grundgesetzänderung verständigt, um die von Bund und Kommunen betriebenen Jobcenter fortführen zu können. Das Bundesverfassungsgericht hatte zuvor entschieden, dass diese Zusammenarbeit mit den bisherigen Verfassungsregelungen nicht vereinbar ist und neu zu organisieren sei. AFP 20 SPORT Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N ZENTRALSTADION Aus dem Zentralstadion soll schon bald die Red Bull Arena werden: Ungefähr so soll die neue Heimspielstätte der Rasenballer nach dem Umbau des Stadions aussehen. RB Leipzig steht schon so gut wie sicher als Aufsteiger in die Regionalliga fest. Foto: Volkmar Heinz; Montage: Enzo Forciniti Neues Wohnzimmer für Red Bull D er Dauerstreit zwischen Stadtspitze und Michael Kölmel ist vom Tisch. Eine Folge der Einigung: Kölmels Zentralstadion firmiert spätestens ab 1. Juli unter Red Bull Arena. Der Medienunternehmer hat dem Getränke-Multi die Namensrechte für zehn Jahre verkauft, die Vereinbarung beinhaltet Verlängerungsoptionen. Red Bull, Geldgeber des Oberliga-Tabellenführers Rasenball Leipzig, zahlt eine Staffelmiete, die mit jeder höheren Spielklasse angepasst wird. Laut Kölmel und Rasenball-Geschäftsführer Dieter Gudel stehen die Vertragsgespräche bezüglich des Mietverhältnisses vor dem Abschluss. „Wir sind uns einig“, sagte Kölmel. Kölmel und Rathaus sind sich nach jahrelangem Zoff um Geld und Verträge wieder grün. Beinhaltet auch, dass der Mathematiker ins Nest mit den SuperBullen steigen, das Stadion in Red Bull Arena umtaufen darf. „Ich bin froh, dass das Verhältnis geklärt ist“, sagte Kölmel nach dem Votum des Stadt- rats. „Jetzt kann es los gehen.“ Los gehen im Stadion. Mit dem Hauptmieter RB Leipzig. Dem Projekt Bundesliga. Der Karlsruher hat die Namensrechte für zehn Jahre an RB gegeben. „Gegen eine längere Laufzeit habe ich nichts“, sagt der 56-Jährige. Es gibt Optionen. vorliegenden Fall wird schon im April der eine oder andere Auftrag in Sachen Stadion-Umgestaltung ausgelöst. So haben die aktuellen Schemel ausgespielt, hat „keine Probleme“ mit der Umbenennung, begrüßt die Ösis mit einem freundlichen Servus. Lok-Boss Steffen Kubald ist nicht ganz so handzahm: „Für mich wird es immer Zentralstadion heißen. Und das ist unser Wo h n z i m m e r. “ In dem sich jetzt leibhaftige Bullen breit machen und Chips knabbern. Das 1956 eröffKölmel hat nete Stadion der viele StadionHunderttausend Millionen in wurde von 2001 den Sand gebis 2004 umgesetzt. Bliebe baut. Am 7. März die Frage: Ist 2004 fand im jetzt Paybacknunmehr 45 000 Time, fließt Zuschauer fasder Mammon ungebremst? Das „Stadion der 100 000“ nimmt seine Gestalt an. Ein Blick vom senden ZentralKölmel: „In der Glockenturm auf die entstehende Anlage. Foto: dpa stadion wieder das erste FußRegionalliga ist das für mich immer noch ein werden durch tiefblaue ersetzt. ballspiel statt. Sachsen Leipzig Zuschussgeschäft.“ Die Freude RB-Geschäftsführer Dieter Gu- unterlag der U23 von Borussia beginnt frühestens ab der 3. del will diesbezüglich schnell zu Dortmund mit 0:1. Profiliga, wenn Teams wie Dy- Potte kommen, denn: „Es liegen namo Dresden oder Erzgebirge ja nicht irgendwo 45 000 Sitz- Die zuletzt ohne Hauptmieter dastehende defizitäre Immobilie plätze für uns herum.“ Aue aufkreuzen. wird den Vorbildern der RB-StaAlles neu macht der Mai, im Sachsen-Chef Lars Ziegenhorn dien in New York und Salzburg sukzessive angeglichen. Neue Bestuhlung, elektronische Werbebanden, auch der Logen- und Businessbereich soll verändert werden. „Die Nachfrage nach Logen ist überraschend hoch“, sagte Gudel, der das kommende Regionalliga-Jahr nutzen will, um die erforderlichen Anpassungen umzusetzen. Mit dem Erreichen der 3. Profiliga und nationaler TV-Präsenz soll die Red Bull Arena dann perfekt sein. Nach Informationen der Leipziger Volkszeitung werden in Kürze Sponsorenvereinbarungen mit Adidas, Audi und Förch bekannt gegeben. Die drei Firmen sind bereits als Premiumpartner bei Red Bull Salzburg aktiv. Der Kompromiss zwischen Stadtspitze und Kölmel beinhaltet auch städtische Forderungen vom Turnfest 2002. Statt 820 000 Euro zahlt Kölmel 200 000 Euro. Der 56-Jährige verzichtet im Gegenzug auf die Sanierung des Stadionvorplatzes und die Asphaltierung der Parkplätze am Cottaweg. 2040 fällt das Stadion laut Vertrag zurück an die Stadt. Guido Schäfer 21 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N FUSSBALL Jens Lehmann verkündet Karriereende Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann beendet zum Saisonfinale seine aktive Karriere. Das habe der Familienrat entschieden, so der Keeper des VfB Stuttgart. Fotos: ddp Jens und Conny Lehmann bei der Fashion Week in Berlin: Die Gattin hatte sich auch für ein Karriereende ausgesprochen. N Finale nicht mehr für das Nationalteam berücksichtigt und auch einem Südafrika-Ticket für den Stuttgarter immer eine Absage erteilt. Doch noch immer kann Lehmann zu dem Thema nicht schweigen: Man wisse nie, was passiere, sagte Jens Lehmann. Sollte der etatmäßige Nationalkeeper in Südafrika ausfallen, dann könne man doch miteinander reden. un fährt Jens Lehmann doch zur Fußball-Weltmeisterschaft. Wer aber an ein Comeback des Torwarts im Team von Joachim Löw denkt, liegt falsch. Stattdessen wird der WM-Dritte von 2006 und Vize-Europameister von 2008 seine lange Karriere im Alter von 40 Jahren beenden und beim Turnier in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) als Experte des Pay-TV-Senders „Sky“ arbeiten. „Ich werde am 8. Mai mein letztes Spiel bestreiten“, sagte der Keeper des Bundesligisten VfB Stuttgart bei einer Pressekonferenz. Auch ein AuslandsEngagement werde es nicht mehr geben. Das habe der Familienrat so entschieden. „Das war’s“, sagte Lehmann. Mit dem Derby bei 1899 Hoffenheim wird die 22-jährige Profi-Karriere des 61-maligen Nationalspielers also ausklingen. Bleibt Lehmann bis dahin gesund, wird es sein 394. Bundesliga-Spiel sein. Danach kommt er für „Sky“ als dritter Experte neben Franz Beckenbauer und Stefan Effenberg bei mindestens fünf WM-Partien zum Einsatz. Dazu gehören zwei der deutschen Auswahl: in der Vorrunde gegen Serbien (18. Juni) und Ghana (23. Juni). Seinen „Einstand“ gab der exzentrische Keeper aber schon beim ChampionsLeague-Viertelfinale seines Ex-Clubs FC Arsenal gegen Titelverteidiger FC Barcelona. „Arsenal war meine schönste Zeit“, sagte Lehmann, der das moderne Torwart-Spiel stark mitgeprägt hat. Bei der WM 2006 und bei der EM 2008 war Lehmann die deutsche Nummer 1. Vor vier Jahren hatte ihn der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach einem brisanten Zweikampf mit Oliver Kahn zum Stammtorwart erklärt. DFB-Chefcoach Joachim Löw hatte Lehmann nach dem EM- Es sagt viel über den ältesten aktiven Torwart der Bundesliga aus, wie ihn der Sender in Stuttgart vorstellte. „Mit Jens Lehmann wird uns ein meinungsstarker und kompetenter Experte in Südafrika zur Verfügung stehen“, sagte Sportchef Roman Steuer. Noch immer ist der Routinier ein Schlussmann von internationaler Klasse – mit seiner Meinung hat Lehmann selten hinter dem Berg gehalten. Wie er auch für Skurrilität gesorgt hat: Zum Beispiel mit dem „Brillen-Diebstahl“ nach seiner Roten Karte im Dezember in Mainz oder kürzlich mit einer unnötigen Kung-FuEinlage in der Champions League. Sein letztes Pflichtspiel wird Jens Lehmann am 8. Mai gegen 1899 Hoffenheim absolvieren. Foto: ddp Ein „WM-Duell“ mit Erzrivale Oliver Kahn wird es übrigens erneut geben – auf dem Bildschirm, denn der alte Rivale ist ZDF-Experte. „Das habe ich mir noch gar nicht überlegt“, sagte Lehmann nun – und schmunzelte ob der Vorfreude. In der Bundesliga spielte der gebürtige Essener vor seinem Engagement in Stuttgart für den FC Schalke 04, mit dem er 1997 UEFA-Cup-Sieger wurde, und Borussia Dortmund, mit der er 2002 Deutscher Meister war. „Er hat bei uns super gehalten, er war ein Torhüter auf absolut höchstem Niveau“, sagte der Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc. Mit dem FC Arsenal, für den Lehmann fünf Jahre spielte, erreichte er 2006 das Champions-League-Endspiel gegen Barcelona (1:2), in dem er aber nach nicht einmal 20 Minuten die Rote Karte sah. Auch ein Kurz-Engagement beim AC Mailand (1998) war nicht erfolgreich. Nun will er den VfB in den restlichen knapp sechs Bundesliga-Wochen noch auf einen EuropaLeague-Platz führen. „Ich bin körperlich noch fit und muss nicht aufhören, weil alles wehtut“, erklärte Lehmann. Wie es nach der WM weitergeht, weiß er noch nicht. Vielleicht bei „Sky“, vielleicht im Fußball? Der Trainerschein? Ja, das könne sein, sagte Lehmann und kritisierte, dass er als verdienter Nationalspieler keinen Kurzlehrgang bekommt. Demnächst wird ein Buch von Lehmann auf den Markt kommen – über ihn und über den Fußball. Da werde es den einen oder anderen Spieler geben, „der ein wenig kritischer behandelt wird“, erklärte Lehmann. Ein ruhiger Abgang? Das hätte nicht wirklich gepasst. Matthias Jung 22 RÄTSELSEITE Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N KREUZWORTRÄTSEL Verlosung: Drei Büchergutscheine Die Lösung des Rätsels im Heft 05/10 lautete: Palpation. Über je einen Bücher- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese gutschein dürfen sich Birgitt Sommerfeld (Göttingen), Gudrun Mühlhahn (Leipzig) bis zum 15. April 2010 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail an: und Peter Franke (Bad Dürrenberg) freuen. Herzlichen Glückwunsch! redaktion@uniklinik-leipzig.de. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS 23 Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG Freitag, 02.04.10 Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363, Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Isch singen deutsch, mit Ming Cheng. Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20 Uhr: Eine bundesweite Lachparade – Deutschland peinlich Vaterland. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Die Rückkehr der Shaolin, Show. Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus, Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr: Krötenwanderung, mit Franziska Schneider, Burkhard Damrau und Dieter Richter. Thomaskirche, Tel. 222240, Thomaskirchhof 18; 19 Uhr: J. S. Bach – Matthäuspassion. Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363, Thomasiusstr. 2; 16 Uhr: Die Tränen der Meerfrau, irischer Märchenabend mit der Märchenbühne Susa Ahrens. Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4424669, Franz-Flemming-Str. 16; 20 Uhr: Mike Krüger. Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4; 20 Uhr: Briefkästen weinen nicht. Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus, Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr: Krötenwanderung, mit Franziska Schneider, Burkhard Damrau und Dieter Richter. 02. 04. 10 BIS 15. 04. 10 Freitag, 09.04.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Weber-Lange - ganz persönlich. Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20 Uhr: Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch! – Mario Barth. Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20 Uhr: Angeschmiert und ausgeMerkelt. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Jazz for Fun – Manfred Krug & The Berlin Jazz Orchestra. Sonnabend, 03.04.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 16 Uhr, 20 Uhr: Auf die 12, mit C. Fischer und A. Geißler. Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4; 17, 21 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit Ramba, Samba und Holadrio. Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12; 19 Uhr: Don Giovanni (Mozart). theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1; 20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube zuzuschrauben, bis dass der Tod euch scheidet? Dienstag, 13.04.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler. Musikalische Komödie, Tel. 1261261, Dreilindenstr. 30; Venussaal 11 Uhr: Peter und der Wolf. theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1; 20 Uhr: Feinripp auf schwarzer Spitze. Zentrum für Psychische Gesundheit der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung. Montag, 05.04.10 Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12; 15 Uhr: Die Zauberflöte. Skala, Tel. 1268475, Gottschedstr. 16; 20 Uhr: Im Pelz. Theater der Jungen Welt – Kleine Bühne, Tel. 4866016, Demmeringstr. 22; 11 Uhr: Immer dieser Michel, für Kinder ab 5 Jahren. Mittwoch, 07.04.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Das wird nie was, mit Katrin Weber und Bernd-Lutz Lange. Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt 9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd glei!“, mit Meigl Hoffmann. academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Auf die 12, mit C. Fischer und A. Geißler. Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20 Uhr: Nightwash-Künstler des Monats: Dave Davis. Haus Steinstraße, Tel. 30328825, Steinstr. 18; DachTheater 20 Uhr: Ein Königreich für eine Fußbodenheizung – Die unglaubliche Geschichte einer Drogendealerkarriere, mit der Theatergruppe DramaVision. Puppentheater Sterntaler, Tel. 9615435, Talstr. 30; 11, 16 Uhr: Der kleine Häwelmann, Gastspiel Susa Ahrens, ab 4 Jahren. Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr. 20; 10 Uhr: Gottesdienst. academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler. Grassi – Museum für Musikinstrumente, Tel. 9730750, Johannisplatz 5-11; 17 Uhr: Musikinstrumente Afrikas – Konstruktionen, Spieltechniken und Geschichte, Vortrag mit Musikdemonstration. Schaubühne Lindenfels, Tel. 484620, Karl-Heine-Str. 50; 19.30 Uhr: Der weiße Rabe, Film und Gespräch. Theater der Jungen Welt – Kleine Bühne, Tel. 4866016, Demmeringstr. 22; 11 Uhr, 20 Uhr: Werther. academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Delikatessen – Finale Kochshow, mit Katrin Hart, Natalie Hünig und Armin Zarbock. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Mendelssohn-Saal 18 Uhr: Kammermusik Akzent mit Sinfonietta Leipzig. Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12; 18 Uhr: Giselle. Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr. 20; 10 Uhr: Gottesdienst. Schlobachshof, Tel. 4533830, Lützschenaer Str. 200; 16 Uhr: Schneewittchen, Puoppentheater ab 4 Jahren. Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4; 20 Uhr: Briefkästen weinen nicht. Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016, Lindenauer Markt 21; Saal 10 Uhr: Bremer Stadtmusik – live!, für Kinder ab 4 Jahren. Zentrum für Psychische Gesundheit der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung. Sonntag, 11.04.10 Montag, 12.04.10 Sonntag, 04.04.10 Dienstag, 06.04.10 Centraltheater, Tel. 1268168, Bosestr. 1; 19 Uhr: Alle reden vom Wetter – Die Klimarevue, Rainald Grebe. theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1; 20 Uhr: Feinripp auf schwarzer Spitze. Mittwoch, 14.04.10 Mario Barth begeisterte mit seinen Live-Programmen knapp drei Millionen Zuschauer. Mit seiner brandneuen Live-Show „Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!“ beendet er die Live-Trilogie zum Thema Mann und Frau. Zu erleben in der Arena Leipzig vom 8. bis 10. April, jeweils 20 Uhr. Foto: André Kempner Donnerstag, 08.04.10 academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Weber-Lange ganz persönlich. Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20 Uhr: Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch! – Mario Barth. Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt 9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd glei!“, mit Meigl Hoffmann. Schillerhaus, Tel. 5662170, Menckestr. 42; 19 Uhr: Erlkönigs Tochter – Balladen und schaurige Lieder. Theater der Jungen Welt – Kleine Bühne, Tel. 4866016, Demmeringstr. 22; 10 Uhr: Immer dieser Michel, für Kinder ab 5 Jahren. Kulturhaus „Sonne“, Tel. 034204 64837, Schkeuditz, Schulstr. 10; 20 Uhr: Ein Bier kommt selten allein, Kabarett mit Clemens-Peter-Wachenschwanz. Asisi Panometer, Tel. 3555340, RichardLehmann-Str. 114; 19.30 Uhr: Assisi im Dialog mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Talkrunde. Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363, Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: WunderPunkt, Zaubershow mit Markus Teuber, Peter Grand und Robert Essl. Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12; Kellertheater 11 Uhr: Das Paradies der Katzen, Oper für Kinder ab 5 Jahren. Donnerstag, 15.04.10 Sonnabend, 10.04.10 Altes Rathaus, Tel. 965130, Markt 1; Festsaal 20 Uhr: Lieder, Klavier- und Kammermusik von Carl Reinecke / Streichsextett von Ferdinand David, mit dem MDR Rundfunkchor und - MDR Sinfonieorchester. Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20 Uhr: Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch! – Mario Barth. academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Sechs Fäuste für ein Halleluja, mit C. Fischer, R. Bärwolf, P. Treuner. Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Großes Concert mit dem Gewandhausorchester. Haus des Buches, Tel. 9954134, Gerichtsweg 28; Großer Saal 20 Uhr: Die Kraft der Musik, Lesung und Gespräch mit Elke Heidenreich und Elena Cheah. Skala, Tel. 1268475, Gottschedstr. 16; 18, 21 Uhr: Im Pelz. N TV-TIPPS Do., 08.04.2010, 21 Uhr Hauptsache Gesund (MDR) Paracetamol: Es ist in Deutschlands Apotheken das Schmerzmittel Nummer 1. Doch nun haben Studien gezeigt, es ist alles andere als ungefährlich für die Leber. Gerade ältere Menschen, die regelmäßig Medikamente für Herz oder Blutdruck nehmen müssen, sind besonders gefährdet. Denn in der Leber finden wichtige Stoffwechselprozesse statt, werden diese gestört, droht akutes Organversagen. Eine kranke Leber ist möglicherweise für die Insulinresistenz von Diabetikern verantwortlich und auch genmanipulierte Nahrungsmittel stehen im Verdacht Lebererkrankungen auszulösen. Dabei ist die Leber das regenerationsfähigste menschliche Organ überhaupt. Schon in der griechischen Mythologie wird dem gefesselten Prometheus jede Nacht von einem Adler ein Stück seiner Leber herausgerissen. Prometheus aber überlebt die Tortur, denn die Leber wächst immer wieder nach. Hauptsache Gesund stellt neue Forschungsergebnisse und Therapieansätze rund um das Thema Leberleiden vor und zeigt, was jeder selbst tun kann, um die Leber gesund zu erhalten. Das scheint manchmal einfacher als gedacht, denn kürzlich fanden Wissenschaftler im Kaffee heilende Wirkkräfte für die Leber. Mehr dazu bei Hauptsache Gesund. Do., 15.04.2010, 21 Uhr Hauptsache Gesund (MDR) Die Wirbelsäule des Menschen setzt sich aus vielen unterschiedlichen Strukturen wie Knochen, Knorpel, Muskeln, Sehnen und Bändern zusammen. Sie alle sind von Nerven umgeben, die bei kleinsten Veränderungen in ihrem Umfeld Schmerzen auslösen können. Vor allem Verschleiß an den Knochen, Verengungen der Nervenkanäle, Wirbelgleiten, instabile Wirbelverbindungen und natürlich auch Bandscheibenveränderungen gehören zu den häufigsten Störfaktoren für die Nervenbahnen. Aber auch unentdeckte Entzündungen im Körper können die Wirbelsäule angreifen und im Extremfall sogar zu dauerhaften Lähmungen führen. Das Gesundheitsmagazin berichtet über hochmoderne und altbewährte Methoden, mit denen Wirbelsäulenveränderungen erfolgreich behandelt werden. 24 STECKBRIEF Ausgabe 7 / 1. April 2010 Gesundheit und mehr... N WAS IST WO? N IMPRESSUM ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG N WICHTIGE SERVICENUMMERN Öffnungszeit 24 Stunden täglich Schwangerenambulanz (0341) 97 23494 Klinikbesichtigung (0341) 97 23611 Telefon (0341) 97 – 109 Infoabend für (0341) 97 23611 Internet www.uniklinik-leipzig.de werdende Eltern E-Mail info@uniklinik-leipzig.de Eine Anmeldung zur Entbindung ist nicht erforderlich. Zentrale Notaufnahme Mehr Informationen Operatives Zentrum www.geburtsmedizin-leipzig.de Liebigstraße 20 (Zufahrt über Paul-List-Straße) Universitätsklinikum Leipzig AöR Liebigstraße 18 04103 Leipzig GESUNDHEIT UND MEHR... Das Patientenmagazin des Universitätsklinikums Leipzig Herausgeber: Universitätsklinikum Leipzig AöR Der Vorstand Liebigstraße 18 04103 Leipzig Telefon: 0341 97 109 Telefax: 0341 97 15 909 E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.), Kathrin Winkler, Frank Schmiedel. Universitätsklinikum, Leipzig AöR. 5. Jahrgang. In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VOLKSZEITUNG. Druck: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig. 04103 Leipzig Telefon Öffnungszeit (0341) 97 17800 24 Stunden täglich Notaufnahme für Kinder und Jugendliche im Zentrum für Kindermedizin Liebigstraße 20a 04103 Leipzig Telefon Öffnungszeit (0341) 97 26242 24 Stunden täglich Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik Liebigstraße 20a 04103 Leipzig Blutbank (Blutspende) Delitzscher Straße 135, 04129 Leipzig Philipp-Rosenthal-Straße 27c, 04103 Leipzig Miltitzer Allee 36 (Montags und Donnerstags 13.30 bis 18.30 Uhr) Hainbuchenstraße 13 (Freitags 14 bis 18 Uhr) Info-Telefon (0341) 97 25410 www.blutbank-leipzig.de Zentraler Empfang Liebigstraße 20 Telefon Zentrale Ambulanz-Nummer Innere Medizin (0341) 97 12222 Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie (0341) 97 17004 Zentrale Ambulanz-Nummer Kinderzentrum (0341) 97 26242 Universitäres Darmzentrum (0341) 97 19967 Neuropsychiatrisches Zentrum (0341) 97 24304 Diabeteszentrum (0341) 97 12222 Transplantationszentrum (0341) 97 17271 Universitäres Brustzentrum (0341) 97 23460 Toxikologische Auskunft (0341) 97 24666 Kliniksozialdienst (0341) 97 26206 Seelsorge (0341) 97 15965 -15967 und -26126 Detaillierte Informationen zu allen Kliniken und Ambulanzen finden Sie im Internet unter (0341) 97 17900 www.uniklinik-leipzig.de.