Kompetenzorientierte Abituraufgaben zu Faust I und zu - fo-net

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Kompetenzorientierte Abituraufgaben zu Faust I und zu - fo-net
2011
Korridorfortbildung Deutsch Berufliches Gymnasium Schleswig-Holstein :
Kompetenzorientierte Aufgabenstellungen
Epochenwandel und Epochenkontraste - Individuum und Gesellschaft 18./19.
Jh. unter besonderer Berücksichtigung der Dramen „Faust I" von J.W. Goethe
und „Woyzeck" von G. Büchner (vgl. Kernbereich 3 - Lehrplan BG)
Dr. Ralph Musielski / Jürgen Bucksch
IQSH
20.03.2011
Inhalt:
Aufgabenbeispiele
Aufgabenbeispiel 1 Sachtext erörternd gA
Aufgabenbeispiel 2 literarischer Text gestaltend gA
Operatoren
Aufgabenarten
Literaturepochen Überblick
Aspektierung der Epochendarstellung
Weimarer Klassik
Weimarer Klassik Epochenmerkmale
Weimarer Klassik Epochenüberblick
Weimarer Klassik: technische Entwicklungen 1786 – 1832
Weimarer Klassik: Zeitgeschichte 1786 – 1832
Weimarer Klassik: Goethes Werk
Dramenanalyse
Kompetenzbereich: Einen dramatischen Text analysieren
Textinterpretation: Grundbegriffe der Dramenanalyse
Textinterpretation: Dramentheorie
Formen und Funktionen dramatischer Sprache
Textinterpretation: Szenenanalyse „Walpurgisnacht“
Literarische Erörterung: Ist Gretchen naiv ?
Die Bewertung kreativer Aufgaben
Textüberarbeitung
Einen Text verständlich machen
Sprache / Stil eines Textes
Einen Text aspektiert überarbeiten
Vormärz
Epochenmerkmale Vormärz
Epochenbegriff Vormärz
Literaturmarkt im Vormärz
Zentralabitur - Deutsch
1
Sachtext – erörternd gA
Themenkorridor 1
KB 3 – Epochenwandel und Epochenkontraste – Individuum und Gesellschaft 18./19. Jh. – unter besonderer Berücksichtigung der Dramen
„Faust I“ von J.W. Goethe und „Woyzeck“ von G. Büchner
Aufgabenart: Sachtext – erörternd gA
Michael Lösch
Faust – eine Typologie (1999)
Faust, der Gelehrte, ist auf der Erfolgsleiter hoch aufgestiegen. Aber das Erreichte
bedeutet ihm nichts. Er ist, bei allem, was er hat, immer noch ein Rebell, ein Grenzüberschreitender, wie wir ihn auch heute noch antreffen, sei es im Sport, in der Wissenschaft, der Technik oder auf anderen Feldern. Er klagt über den Leerlauf seines
Gelehrtenlebens, und das nicht aus eitler Bescheidenheit, sondern aus tiefster Betroffenheit und Wut. Überdurchschnittliche Leistungen oder der Hunger danach hatten von jeher etwas Unheimliches.
Das Christentum konnte oder wollte solche Überlegungen nur selten mit besonderer
göttlicher Hilfe oder Gnade begründen. Lieber schon sah man den Erfolgreichen mit
dem Teufel im Bunde. Wer die Durchschnittlichkeit verlässt, muss sein Seelenheil
verpfändet haben. Dieser Gedanke entstammt dem dualistischen Denken des Christentums, das die Welt in Gut und Böse einteilt, in das Reich Gottes und jenes des
Widersachers – ein Motiv, das es im vorchristlichen Abendland nicht gegeben hat.
Erst das Christentum machte aus Leuten wie Friedrich II. von Hohenstaufen, Paracelsus, Roger Bacon oder Galileio Galilei Alliierte der Finsternis.
Mit dem Teufel, also dem Repräsentanten der Gegenmacht, durchschreitet Faust die
Welt. Das mag gefährlich sein, entspricht aber dem alten obzessiven Traum vom alles könnenden magischen Helfer. […] Selten erleben wir bei Faust etwas wie Sympathie oder Wärme. Wer wollte ihn zum Freund, gar zum Vater? Kann einer, der immer
in großen Dimensionen denkt, etwas Privates haben? Faust ist ein Halbgott. Als Vater, Gatte und Kollege finden wir ihn ohne Gefühl für die Menschen aus seiner Nähe.
[…]. Mit den klasssichen Idealen von Maß-Mitte-Verzicht hat Faust wenig zu tun. Er
ist nicht Goethes Iphigenie, deren Hauptanliegen der Friede zwischen den Gegensätzen ist. […]
Stellt aber Faust nur irgendeinen Mann dar oder ein männliches Prinzip? Wie stellen
wir uns eine weibliche „Fausta“ an seiner Stelle vor? Wären ihre Fehler von geringerer Tragweite gewesen? Wäre sie nicht eher im Menschlichen statt wie Faust im Universalen geblieben? Wäre sie bei einem eher individuellen Egoismus stehen geblieben, statt prinzipienhalber selbstherrlich die Welt herauszufordern? Diese persönli-
Zentralabitur - Deutsch
2
Sachtext – erörternd gA
chen Aspekte hat Faust delegiert. Das ist Mephistos Angelegenheit, den man deshalb auch das „weibliche“ Element dieser Beziehung genannt hat.
Gehen wir noch ein Stück weiter. Haben die Nazis die Figur deshalb geschätzt, weil
er sich nicht beim kleinen Detail aufhielt, sondern den „großen Wurf“ suchte? […]
Faust ist zum Bauherrn einer neuen Zeit geworden, die in ihrem Beschleunigungswahn nicht merkt, dass sie längst auf der Stelle tritt. In seinem Urteil über den geschätzten Dichterkollegen Byron hat Goethe diese Haltung als Grund und Ursache
für Katastrophen bezeichnet. Der Tätigkeitshunger kennt keine Grenzen und darob
verliert er ein inneres Leben. Innen ist er nur Geist, oder um es faustisch und zugleich modern zu formulieren: nur Vorsatz für Neues. Immer unterwegs zum Neuen,
nie irgendwo ankommen – das ist es, was Faust so modern wirken lässt.
(460 Wörter)
Zentralabitur - Deutsch
3
Sachtext – erörternd gA
Textvorlage
Lösch, Michael: Faust – eine Typologie. Aus: Ders.: Meisterwerke kurz und bündig –
Goethes Faust. München: Piper 1999, S. 98 ff.
Erlaubte Hilfsmittel
Duden: „Die deutsche Rechtschreibung“
Duden: „Das Fremdwörterbuch“
Auswahl- und Lesezeit: 20 Minuten
Arbeitszeit: 4 Zeitstunden
Aufgabenstellung
1. Fassen Sie die Aussagen des Textes zusammen.
2. Erörtern Sie die Vorstellungen des Autors vom Typus Faust.
3. Schlagen Sie eine Persönlichkeit vor, die Ihrer Meinung nach den Typus Faust
heute verkörpert, und erläutern Sie Ihre Auswahl.
Zentralabitur - Deutsch
4
Sachtext – erörternd gA
Unterrichtliche Voraussetzungen
In der 11. Jahrgangsstufe werden Aufbau und Struktur der Texterörterung und Sachtextanalyse eingeführt und geübt. In den folgenden Kurshalbjahren steht die Arbeit
mit pragmatischen Texten wiederholt im Vordergrund. Im Rahmen des Kernbereichs
3 „Epochenwandel und Epochenkontraste – Individuum und Gesellschaft 18./19. Jh.
unter besonderer Berücksichtigung der Dramen ‚Faust I’ von J.W. Goethe und ‚Woyzeck’ von G. Büchner“ vergleichen die Schülerinnen und Schüler Texte im Zusammenhang von Entstehungskontext, Wirkung und Gegenwartsbezug und beurteilen
diese (Lehrplan Deutsch Berufliches Gymnasium, S. 28). Goethes Werk „Faust I“
wird als bekannt vorausgesetzt.
Lehrplan- und EPA-Bezug – erwartete Schülerleistung – Anforderungsbereiche
Aufgabe 1: Fassen Sie die Aussagen des Textes zusammen.
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die Struktur der erörternden Analyse an
pragmatischen Texten (Lehrplan Deutsch Berufliches Gymnasium, S. 30).
Es wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler die Argumente Michael Löschs
erkennen und die im Text thematisierte Typologie des Faust (als unsympathischer,
zeitloser Rebell, gefühlloser Egoist und rastloser Beschleuniger) aufzeigen.
Anforderungsbereich I
Aufgabe 2: Erörtern Sie die Vorstellungen des Autors vom Typus Faust.
Die Schülerinnen und Schüler ziehen begründete Schlüsse aus den Ergebnissen
einer Texterschließung oder -erörterung und urteilen eigenständig (Lehrplan
Deutsch, Berufliches Gymnasium, S. 29).
Es wird erwartet, dass sich die Schülerinnen und Schüler in das Spannungsfeld der
literarischen Figur Faust begeben, um die vorliegende Problemstellung einer eindeu-
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Sachtext – erörternd gA
tigen Typologie zu erhellen. Dabei soll die in der Forschung vielfach interpretierte
Figur (als sich entwickelnder Charakter bis hin zum Lehrbild des Scheiterns) in ihrer
Vereinnahmung als Typos erörtert werden. Hier wäre es möglich, das aufgezeigte
Rebellentum, die Kälte und Dynamik des Faust zu hinterfragen und der Einschätzung
jener verworrenen, trübsinnig-einsamen Dramenfigur, bei der sich Ruhe und Rastlosigkeit durchaus abwechseln, Argumentationsraum zu gewährleisten. Faust könnte
von den Schülerinnen und Schülern zumindest in seinem Gefühlsüberschwang und
in seiner Vernunftfeindlichkeit als Sympathieträger gewertet werden.
Anforderungsbereich III
Aufgabe 3: Schlagen Sie eine Persönlichkeit vor, die Ihrer Meinung nach den Typus Faust heute verkörpert, und erläutern Sie Ihre Auswahl.
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Kriterien zur Beurteilung pragmatischer und
literarischer Produkte (Lehrplan Deutsch, Berufliches Gymnasium, S. 31).
Bei dieser Aufgabe besteht die Möglichkeit, eine für die Zielgruppe zeitgemäße Inanspruchnahme einer klassischen Dramenfigur zu erarbeiten. Wesentlich erscheint in
diesem Aufgabenteil, die getroffene Auswahl anhand begründeter Kriterien darzustellen.
Anforderungsbereich II
Bewertungskriterien für die Noten „gut“ und „ausreichend“
Die Note „gut“ verlangt – bei Schwerpunktsetzungen – die differenzierte und kompetente Erfüllung des Erwartungshorizonts, ohne jedoch auf Vollständigkeit im Detail zu
drängen. Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss flüssig, korrekt sowie
verständlich und der Aufbau klar gegliedert sein.
Für die Note „ausreichend“ genügt es, wenn unter Anwendung grundlegender Verfahren, Begriffe und Argumentationstechniken die Fragestellungen und Sachverhalte
im Ansatz treffend erarbeitet, die erörternde Auseinandersetzung mit dem Thema in
Grundzügen geleistet wird. Die Gedankengänge sollen nachvollziehbar entwickelt
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Sachtext – erörternd gA
und verständlich formuliert sein. Der Aufbau muss erkennbar geordnet, der Stil verständlich und die sprachliche Gestaltung muss weitgehend fehlerfrei sein.
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7
Sachtext – erörternd gA
Zentralabitur Deutsch
1
literarischer Text – gestaltend eA
Themenkorridor 1
KB 3 Epochenwandel und Epochenkontraste – Individuum und Gesellschaft 18./19.
Jh. - unter besonderer Berücksichtigung des Dramas „Woyzeck“ von G. Büchner
Aufgabenart : literarischer Text - gestaltend gA
Georg Büchner: Leonce und Lena (1836)
Zur Information:
Der melancholische, traumversunkene Prinz Leonce vom Königreiche Popo (in seiner
territorialen Winzigkeit und intellektuellen Versteinerung eine Persiflage auf die deutschen
Kleinstaaten) wird vor die vollendete Tatsache gestellt, dass er Prinzessin Lena vom
Königreiche Pipi heiraten soll. Nicht gewillt, den Bund einzugehen, flüchtet er mit dem
arbeitsscheuen Valerio nach Italien.
In der Zwischenzeit beruft König Peter, eine Staatsratsversammlung ein, um vor dieser
Zeugnis seiner grenzenlosen Realitätsferne und geistigen Verwirrtheit abzulegen – und um
seinen Entschluss, dass sein Sohn nämlich heiraten solle, bekanntzumachen.
Auf dem Weg nach Italien begegnen Leonce und Valerio zwei Frauen. Es sind Lena und ihre
Gouvernante, Leonce und Valerio erkennen die beiden jedoch nicht. Leonce verliebt sich
unmittelbar in das Mädchen, während Valerio und die Gouvernante eine bissige
Konversation führen. Leonce gesteht dem Mädchen seine Liebe, doch sie erwidert sie nicht:
Er will daraufhin Selbstmord begehen, wird aber von Valerio davon abgehalten, der ihn
spöttisch bittet, diese „Leutnantsromantik“ sein zu lassen, und so die Tragik des Selbstmords
ins Lächerliche zieht. Später verliebt sich auch Lena noch in Leonce, und die beiden
beschließen, gemeinsam alt zu werden.
Unterdessen proben offizielle Herren mit dem Bauernvolk den feierlichen Empfang des
erwarteten Hochzeitspaares.
Text :
Zweite Scene
Freier Platz vor dem Schlosse des Königs Peter. Der Landrath. Der
Schulmeister. Bauern im Sonntagsputz, Tannenzweige haltend.
5
10
Landrath: Lieber Herr Schulmeister, wie halten sich Eure Leute?
Schulmeister: Sie halten sich so gut in ihren Leiden, daß sie sich schon seit
geraumer Zeit aneinander halten. Sie gießen brav Spiritus in sich, sonst kö nnten sie
sich in der Hitze unmöglich so lange halten. Courage, ihr Leute! Streckt eure
Tannenzweige grad vor euch hin, daß man meint ihr wärt ein Tannenwald und
eure Nasen die Erdbeeren und eure Dreimaster die Hörner vom Wildpret und
eure hirschledernen Hosen der Mondschein darin, und merkt’s euch, der
Hinterste läuft immer wieder vor den Vordersten, daß es aussieht als wärt ihr
ins Quadrat erhoben. Landrath: Und Schulmeister, Ihr stehet vor die Nüchternheit.
Schulmeister: Versteht sich, denn ich kann vor Nüchternheit kaum mehr stehen.
15
Landrath: Gebt Acht, Leute, im Programm steht: »Sämmtliche Unterthanen werden
Zentralabitur Deutsch
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2
literarischer Text – gestaltend eA
von freien Stücken, reinlich gekleidet, wohlgenährt, und mit zufriedenen Gesichtern
sich längs der Landstraße aufstellen.« Macht uns kei ne Schande! Seid
standhaft! Kratzt euch nicht hinter den Ohren und schneuzt euch die
Nasen nicht mit den Fingern, so lang das hohe Paar vorbeifährt und zeigt die
gehörige Rührung, oder es werden rührende Mittel gebraucht werden. Erkennt
was man für euch thut, man hat euch grade so gestellt, daß der Wind von der
Küche über euch geht und ihr auch einmal in eurem Leben einen Braten
riecht. Könnt ihr noch eure Lection? He! Vi!
25
Die Bauern: Vi!
Schulmeister: Vat!
30
35
Die Bauern: Vat!
Schulmeister: Vivat!
Die Bauern: Vivat!
Schulmeister: So Herr Landrath. Sie sehen wie die Intelligenz im Steigen ist.
Bedenken Sie, es ist Latein. Wir geben aber auch heute Abend einen transparenten
Ball mittelst der Löcher in unseren Jacken und Hosen, und schlagen uns mit unseren
Fäusten Cocarden1 an die Köpfe.
(489 Wörter)
Quelle: Büchner, Georg: Leonce und Lena, dtv, München 1998, S. 43
1
Eine Kokarde ist ein ursprünglich kreisförmiges Abzeichen oder Aufnäher, meist militärischer oder politischer
Bedeutung, auf Kleidern, an Uniformmützen, als Lackierung auf Flügeln von Militärflugzeugen usw.
Zentralabitur Deutsch
3
literarischer Text – gestaltend eA
Aufgaben
1. Beschreiben Sie den Konflikt in der Szene aus „Leonce und Lena“ von Georg
Büchner.
2. Schreiben Sie zu der Figur des Schulmeisters einen inneren Monolog oder
mehrere kürzere Gedankeneinschübe, in dem / in denen er über das
nachdenkt, was gerade abgelaufen ist. Wählen Sie dazu auch die Stelle(n)
aus, nach der / nach denen Monolog oder Gedankeneinschübe eingesetzt
werden und verleihen Sie den Bauern Gehör, indem Sie einen unterdrückten
Monolog schreiben, der ihre gegenwärtige Situation reflektiert.
3. Bewerten Sie Ihre Gestaltungen vor dem Hintergrund Ihrer Kenntnisse eines
weiteren Werks von Georg Büchner.
Erlaubte Hilfsmittel:
Duden: „Die deutsche Rechtschreibung“
Duden: „Das Fremdwörterbuch“
Auswahl- und Lesezeit: 20 Minuten
Arbeitszeit: 4 Zeitstunden
Zentralabitur Deutsch
4
literarischer Text – gestaltend eA
Unterrichtliche Voraussetzungen
Die gestaltende Interpretation literarischer Texte wird seit dem 11. Jahrgang geübt.
Im Rahmen des Kernbereichs 3 „Epochenwandel und Epochenkontraste –
Individuum und Gesellschaft 18./19. Jh.“ untersuchen die Schülerinnen und Schüler
Dramen der Weimarer Klassik, insbesondere auch Goethes „Faust I“ und Büchners
„Woyzeck“ .
Lehrplanbezug – erwartete Schülerleistung – Anforderungsbereiche
Aufgabe 1: Beschreiben Sie den Konflikt in der Szene aus „Leonce und Lena“ von
Georg Büchner.
Die Schülerinnen und Schüler analysieren und interpretieren Texte in fachlich
angemessener Begrifflichkeit (Lehrplan Deutsch Berufliches Gymnasium, S. 22).
Es wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler die gesellschaftlich-soziale
Hierarchie in der Szene erkennen und beschreiben, wie diese inhaltlich und
sprachlich verdeutlicht wird.
Anforderungsbereiche I und II
Aufgabe 2: Schreiben Sie zu der Figur des Schulmeisters einen inneren Monolog
oder mehrere kürzere Gedankeneinschübe, in dem / in denen er über das
nachdenkt, was gerade abgelaufen ist. Wählen Sie dazu auch die Stelle(n) aus, nach
der / nach denen Monolog oder Gedankeneinschübe eingesetzt werden und
verleihen Sie den Bauern Gehör, indem Sie einen unterdrückten Monolog schreiben,
der ihre gegenwärtige Situation reflektiert.
Die Szene aus „Leonce und Lena“ sollen die Schülerinnen und Schüler als scharfe
Satire auf den überheblichen Sadismus seitens des Schulmeisters und als
schonungslose Darstellung des bäuerlichen Elends wahrnehmen.
In Anlehnung an epische Literatur soll die Figur des Schulmeisters einen inneren
Monolog bzw. einen Rollenmonolog führen. Es geht darum, das Innere der Figur zu
erkunden.
Wenn die ‚Innenausstattung’ der Bauern erkundet wird, kann es von Vorteil sein, sich
auch einmal zu fragen, was denn eine Figur über eine andere denkt, jedoch – aus
welchen Gründen auch immer – nicht sagt, nicht sagen will oder kann Das ist vor
allen in Texten der Fall, in denen sich die Fiuren gegenseitig misstrauen, etwas
verschweigen oder sich etwas vormachen: Man kann hier nach dem ‚inneren Text’
fragen.
Anforderungsbereich II
Zentralabitur Deutsch
5
literarischer Text – gestaltend eA
Aufgabe 3: Bewerten Sie Ihre Gestaltungen vor dem Hintergrund Ihrer Kenntnisse
eines weiteren Werks von Georg Büchner.
.
Die Schülerinnen und Schüler reflektieren unterschiedliche (literar-)historische
Kontexte und die jeweiligen Bedingungen für Lebensgestaltung des Individuums.
Zudem erkennen und reflektieren sie Wert- und Weltvorstellungen in
unterschiedlichen Kontexten / Epochen (Lehrplan Deutsch Berufliches Gymnasium,
S. 30).
Anforderungsbereiche II und III
Bewertungskriterien für die Noten „gut“ und „ausreichend“
Die Note „gut“ verlangt – bei Schwerpunktsetzungen – die differenzierte und
kompetente Erfüllung des Erwartungshorizonts, ohne jedoch auf Vollständigkeit im
Detail zu drängen. Bewertungen werden begründet und differenzierend dargelegt.
Die Epochenbesonderheit wird in der Gestaltung differenziert dargelegt.
Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss flüssig, korrekt sowie
verständlich und der Aufbau klar gegliedert sein.
Für die Note „ausreichend“ genügt es, wenn unter Anwendung grundlegender
Interpretationstechniken die Textaussage im Ansatz treffend erarbeitet wird, in der
Gestaltung die Epochenbesonderheit sichtbar gemacht und die Differenz in der
Reflexion sachgerecht und eigenständig aspektiert wird.
Die Gedankengänge sollen nachvollziehbar entwickelt und verständlich formuliert
sein. Der Aufbau muss erkennbar geordnet, der Stil verständlich und die sprachliche
Gestaltung muss weitgehend fehlerfrei sein.
Link zur
Vertiefung
Operatoren zur Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
www.fo-net.de LÜA 30
Übergeordnete Operatoren, die Leistungen in allen drei Anforderungsbereichen
verlangen:
analysieren
Literarische Texte:
(interpretier
Texterfassung, Textbeschreibung, Textdeutung
en)
unter Berücksichtigung des Wechselbezuges von Textstrukturen,
Funktionen und Intentionen, Erfassen zentraler strukturbildender
genretypischer, syntaktischer, semantischer und stilistisch-rhetorischer
Elemente und ihrer Funktion für das Textganze
Kontextualisierung (historischer und aktueller Verstehenshorizont)
Reflektierte Schlussfolgerungen auf der Grundlage der Ergebnisse der
Textdeutung ziehen.
Sollte eine Wertung oder Beurteilung gewünscht sein, wird dies ausdrücklich
in der Aufgabenstellung formuliert.
Sachtexte:
Texterfassung, Textbeschreibung, Textuntersuchung: Zusammenhang
Textstruktur und Textintention, strukturbildende semantische, syntaktische
Elemente unter Berücksichtigung der sprachlichen Funktion, Wirkung;
Erfassen der pragmatischen Struktur des Textes unter besonderer
Berücksichtigung der Argumentationsweise Reflektierte
Schlussfolgerungen ziehen aus dem Zusammenspiel von Struktur,
Intention und Wirkung im Rahmen des historischen und aktuellen
Verstehenshorizontes
Sollte eine Wertung oder Beurteilung gewünscht sein, wird dies ausdrücklich
in der Aufgabenstellung formuliert.
erörtern
eine These oder Problemstellung, eine Argumentation durch Für-undWider- bzw. Sowohl-als-Auch-Argumente auf ihren Wert und ihre
Stichhaltigkeit hin abwägend prüfen und auf dieser Grundlage eine
Schlussfolgerung bzw. eigene Stellungnahme widerspruchsfrei dazu
verfassen.
Operatoren, die Leistungen im Anforderungsbereich I (Reproduktion) verlangen:
(be)nennen
aus einem Text entnommene Informationen, Aspekte eines Sachverhalts,
Fakten
beschreiben
Textaussagen oder Sachverhalte in eigenen Worten strukturiert und
fachsprachlich richtig darstellen
wiedergeben
Inhalte, Zusammenhänge in eigenen Worten sachlich und fachsprachlich
richtig formulieren
zusammenfassen Inhalte, Aussagen, Zusammenhänge
fachsprachlich richtig darstellen
komprimiert
und
strukturiert
Operatoren, die Leistungen im Anforderungsbereich II (Reorganisation und Transfer)
verlangen:
Untersuchen,
erschließen
n
an Texten, Textaussagen, Problemstellungen, Sachverhalten
kriterienorientiert bzw. aspektgeleitet arbeiten
Operatoren
einordnen
einen Inhalt, eine Aussage, eine Problemstellung, einen Sachverhalt in
einen vorgegebenen oder selbst gewählten Kontext einbeziehen
vergleichen
Texte, Textaussagen, Problemstellungen, Sachverhalte unter vorgegebenen
oder selbst gewählten Aspekten auf der Grundlage von Kriterien
gegenüberstellen, in Beziehung setzen und analysieren, um
Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Teil-Identitäten, Ähnlichkeiten,
Abweichungen oder Gegensätze ermitteln zu können
erläutern (incl.
„erklären“)
Textaussagen, Sachverhalte auf der Basis von Kenntnissen und Einsichten
differenziert darstellen und durch zusätzliche Informationen und Beispiele
veranschaulichen
Analyseergebnisse, Textaussagen, Sachverhalte, Problemstellungen mit
vorgegebenen oder selbst gewählten Aspekten in Verbindung bringen
in
Beziehung
setzen
Operatoren, die Leistungen im Anforderungsbereich III (Reflexion und Problemlösung)
verlangen:
deuten
unter Berücksichtigung des Wechselbezuges von Textstrukturen,
Funktionen und Intentionen, der erfassten zentralen strukturbildenden
genretypischen, syntaktischen, semantischen und stilistisch-rhetorischen
Elemente und ihrer Funktion für das Textganze Ergebnisse der
Textbeschreibung in einen Erklärungszusammenhang bringen
bewerten
wie Operator „beurteilen“, verbunden mit der Offenlegung begründeter
eigener Wertmaßstäbe, die sich aus ausgewiesenen Normen und Werten
ableiten
(kritisch) Stellung
die Einschätzung einer Problemstellung, Problemlösung, eines
nehmen
Sachverhaltes, einer Wertung auf der Grundlage fachlicher Kenntnis
und Einsicht nach kritischer Prüfung und sorgfältiger Abwägung
formulieren
begründen
ein Analyseergebnis, Urteil, eine Einschätzung, eine Wertung fachlich
und sachlich absichern (durch einen entsprechenden Beleg, Beispiele,
eine Argumentation)
sich auseinanderzu einer (fachlichen) Problemstellung oder These eine Argumentation
setzen mit
entwickeln, die zu einem begründeten und nachvollziehbaren Ergebnis
führt
prüfen,
eine Textaussage, These, Argumentation, Analyseergebnis, einen
überprüfen
Sachverhalt auf der Grundlage eigener Kenntnisse, Einsichten oder
Textkenntnis auf ihre/seine Angemessenheit hin untersuchen und zu
Ergebnissen kommen
entwerfen
in Verbindung mit einer Textvorlage auf der Grundlage einer konkreten
Arbeitsanweisung einen eigenen Text unter Benennung der
notwendigen Entscheidungen und Arbeitsschritte planen
gestalten
in Verbindung mit einer Textvorlage, auf der Grundlage einer
konkreten Arbeitsanweisung einen eigenen Text nach ausgewiesenen
Kriterien erarbeiten
Operatoren
Zur Vertiefung
Aufgabenarten Abitur Berufliches Gymnasium Schleswig-Holstein
Name:
Datum:
www.fo-net.de
AAA 01
Aufgabenarten
„Aus den Unterscheidungen zwischen Textarten und zwischen Erschließungsformen
ergeben sich sechs Aufgabenarten. Sowenig die Unterscheidungen
zwischen Textarten und zwischen Erschließungsformen in
jedem Einzelfall eine eindeutige Zuordnung begründen, sowenig schließt
die folgende Aufstellung der Aufgabenarten aus, dass - je nach Aufgabenstellung
- Elemente der einen Aufgabenart auch in einer anderen Aufgabenart
vorkommen können. Alle Aufgabenarten enthalten einen untersuchenden
Teil.“1
Textart
Erschließungsform
Aufgabenart
untersuchend
Interpretation eines
literarischen
Textes
erörternd
Literarische Erörterung
gestaltend
gestaltende Interpretation
untersuchend
Analyse eines Sachtextes
erörternd
Erörterung auf der
Grundlage
eines Sachtextes
gestaltend
Adressatenbezogenes
Schreiben
Literarische Texte
Sachtexte
„ Die Arbeitsaufträge der Prüfungsaufgabe müssen erkennbar auf die drei Anforderungsbereiche „Wiedergabe von Kenntnissen“, „Anwenden von Kenntnissen“ und
„Problemlösen und Werten“ bezogen sein und ein hinreichend breites Schwierigkeitsspektrum repräsentieren. Dies bedingt eine dreigliedrige Aufgabenstellung.
Dementsprechend muss die Art der Bezugnahme der Aufgabe auf Texte und Materialien usw., die im „Themenkorridor Deutsch für Berufliche Gymnasium“ als verbindlich
für die Behandlung im Unterricht benannt sind, ausschließen, dass Lösungen auf der
Ebene der reinen Reproduktion des im Unterricht Erarbeiteten möglich sind. Das
bedeutet auch, dass Aufgabenstellungen nicht aus gängigen Unterrichtswerken ent-
1
Fachanforderungen für die Abiturprüfung im Fach Deutsch, Kiel 7.12.2004, siehe
http://lehrplan.lernnetz.de/index.php?wahl=74 (Zugriff am 20.02.2011)
nommen werden dürfen. Diese Anforderung wird dann erfüllt, wenn in der Aufgabenkonzeption die drei Anforderungsbereiche lehrplangemäß berücksichtigt werden.
Im Interesse der Eindeutigkeit der mit der Aufgabe verbundenen Leistungsanforderungen orientiert sich die Formulierung der Arbeitsaufträge an den Kompetenzformulierungen in den Lehrplänen / EPA. (…)
Die Prüfungsaufgabe muss in ihrer Gesamtheit so angelegt sein, dass sie
auf unterschiedliche Themenbereiche Bezug nimmt, die angemessene und selbstständige Anwendung fachspezifischer Methoden und Kenntnisse einfordert und den
Nachweis übergreifender Kompetenzen erfordert, die von dem Lehrplan verbindlich
vorgegeben sind. Damit ist ausgeschlossen, dass sie sich inhaltlich ausschließlich auf
einen Schwerpunkt der „Vorgaben“ bezieht. Bei Vorlage der Aufgabe müssen die
Bezüge zu den einschlägigen Schwerpunkten der Themenkorridore ausgewiesen
werden.
Es kann demnach keine Aufgabenstellung geben, die ausschließlich die
Analyse des vorgelegten Textes verlangt. Die Aufgabenarten sehen einen weiterführenden Schreibauftrag oder einen Vergleich vor, um eine breite inhaltliche Anforderung
zu garantieren. Diese Erweiterungen müssen als solche aber auch konzipiert sein und
dürfen sich daher nicht zu eng auf die Thematik des Textes oder des benannten
Problems beziehen. Die unterschiedlichen Anforderungsebenen von Kursen mit
grundlegendem und erhöhtem Anforderungsniveau müssen z. B. durch den Umfang der
zu bearbeitenden Materialien, die Komplexität der Aufgabenstellung oder die zur
Bearbeitung der Aufgabe erforderlichen Vorkenntnisse deutlich erkennbar sein.“2
2
Vorgaben für das Zentralabitur 2011/12 in Schleswig-Holstein Berufliches Gymnasium Fach Deutsch vom 10.
Juni 2009, Kiel 2009, Seite 5 f.
Link zur
Vertiefung
Literaturepochen Überblick Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
Aufgabenblatt
www.fo-net.de LÜA 30
1. Fertigen Sie eine Mindmap zu den Epochen der Literatur der geltenden
Themenkorridore Deutsch an! Folgende Angaben sollen enthalten sein:
-
Dauer der Epoche
Bezeichnung der Epoche
Je 2 bedeutende Vertreter und Werke
Je mindestens 5 Angaben zum Charakter der Literatur
Gattungen
Themen und Motive
Sprache / Stil
Figuren
technische, wirtschaftliche, soziale Entwicklung
2. Ordnen Sie folgendes Werk in die jeweilige Epoche ein! Begründen Sie mit 5
Fakten, warum es zu dieser Epoche gehört! Beziehen Sie Textbeispiele mit ein!
Johann Wolfgang von Goethe :
Natur und Kunst
5
10
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
und haben sich, eh’ man es denkt, gefunden;
der Widerwille ist auch mir verschwunden,
und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
Und wenn wir erst in abgemessnen Stunden
mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
mag frei Natur im Herzen wieder glühen.
So ist’s mit aller Bildung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
nach der Vollendung reiner Höhe streben.
15
Wer Großes will, muss sich zusammenraffen;
in der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.
Jakob van Hoddis :
Weltende
20
25
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
in allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
an Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Gottfried Keller :
Sommernacht
30
35
40
45
50
55
60
Es wallt das Korn weit in die Runde
Und wie ein Meer dehnt es sich aus;
Doch liegt auf seinem stillen Grunde
Nicht Seegewürm noch andrer Graus;
Da träumen Blumen nur von Kränzen
Und trinken der Gestirne Schein,
O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen
Saugt meine Seele gierig ein!
In meiner Heimat grünen Talen,
Da herrscht ein alter schöner Brauch:
Wann hell die Sommersterne strahlen,
Der Glühwurm schimmert durch den Strauch,
Dann geht ein Flüstern und ein Winken,
Das sich dem Ährenfelde naht,
Da geht ein nächtlich Silberblinken
Von Sicheln durch die goldne Saat.
Das sind die Bursche jung und wacker,
Die sammeln sich im Feld zuhauf
Und suchen den gereiften Acker
Der Witwe oder Waise auf,
Die keines Vaters, keiner Brüder
Und keines Knechtes Hilfe weiss Ihr schneiden sie den Segen nieder,
Die reinste Lust ziert ihren Fleiss.
Schon sind die Garben festgebunden
Und rasch in einen Ring gebracht;
Wie lieblich flohn die kurzen Stunden,
Es war ein Spiel in kühler Nacht!
Nun wird geschwärmt und hell gesungen
Im Garbenkreis, bis Morgenluft
Die nimmermüden braunen Jungen
Zur eignen schweren Arbeit ruft.
Links zur
Vertiefung im
Text
Literaturepochen Überblick Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
Lösungsblatt
www.fo-net.de LÜL 30
1. Fertigen Sie eine Mindmap zu den Epochen der Literatur der geltenden
Themenkorridore Deutsch an! Folgende Angaben sollen enthalten sein:
-
Dauer der Epoche
Bezeichnung der Epoche
Je 2 bedeutende Vertreter und Werke
Je mindestens 5 Angaben zum Charakter der Literatur
Gattungen
Themen und Motive
Sprache / Stil
Figuren
technische, wirtschaftliche, soziale Entwicklung
MindMap auf der Grundlage von deutsch.kompetent, Kett, Stuttgart 2009 und von www.fo-net.de :
2. Ordnen Sie folgendes Werk in die jeweilige Epoche ein! Begründen Sie mit 5
Fakten, warum es zu dieser Epoche gehört! Beziehen Sie Textbeispiele mit ein!
Johann Wolfgang von Goethe Natur und Kunst Weimarer Klassik
Gedankliche Gliederung Interpretation
Jakob van Hoddis Weltende Expressionistische Lyrik
Interpretation
Gottfried Keller Sommernacht Poetischer Realismus
Interpretation
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Website
Weimarer Klassik Epochenmerkmale Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
www.fo-net.de WKM 30
Theobalb von Oer: Der Weimarer Musenhof. Ölgemälde, 1860.
Friedrich Schiller liest im Tiefurter Park. Unter den Zuhörern ganz links (sitzend)
Wieland und rechts (stehend) Goethe.
Ausgangspunkte, Zeitraum, Definition und Merkmale der Weimarer Klassik
Es ist kein genaues Jahr zu definieren,
Kennzeiin dem die Weimarer Klassik ihren
chen und
Merkmale
Anfang hat. Im Allgemeinen wird aber
Definition
und
vom Beginn der Weimarer Klassik mit
Begriff
der Italienreise Goethes 1786
Ausgangspunkte
gesprochen. Das Ende, dieser Epoche
wird auf Schillers Tod 1805 datiert.
Abgesehen von Goethe und Schiller
gab es keine großen Absprachen
zwischen diesen großen Vier, oder den
anderen Lyrikern dieser Zeit, die sich
nicht in die Früheromantik einnorden
lassen. Der gemeinsame Nenner all
dieser Lyriker bildet lediglich Weimar.
Weimarer Klassik Epochenmerkmale
Seite 1
1. Die Ausgangspunkte und
Aus dem durch
Winckelmann vermittelten
Kulturmodell der
griechischen Antike
(Gedanken über die
Nachahmung der
griechischen Werke in der
Malerei und in der
Bildhauerkunst /
Geschichte der Kunst des
Altertums) wird..
die Merkmale
das Harmoniestreben
Aus der Politisierung
der Intellektuellen in
der Vorphase der
Französischen
Revolution wird..
Die rohe Natur soll
nicht ausgerottet,
sondern kultiviert
werden.
die
Lehre
vom
Erhab
enen
(Schiler)
Das Grundkonzept der Weimarer
Klassik: Das Humanitätsideal
beinhaltet vor allem das Schöne
(die Harmonie), das Gute (die
moralische Leistung)und das
Wahre ( die Idee des Menschen).
Form und Individualität erfordern
die freiwillige Unterordnung und
Begrenzung im Sinne der
ästhetischen Erziehung.
die Idee einer
sittlichen
(Welt-)
ordnung /das
Humanitätsideal
Die Formgebung
Aus der Gefühlskultur
des Sturm und Drang
wird...,
Die Individualität wird
zum idealen Typus, sie
unterwirft sich freiwillig
der Anerkennung von
Maß und Grenzen.
Voraussetzungen: In E n g l a n d hatte
sich das BÜRGERTUM schon im 16.
.
Jahrhundert und in den Niederlanden im 17. Jahrh. durchgesetzt. In Deutschland wurde das
BÜRGERTUM immer unzufriedener mit den anachronistisch gewordenen Verhältnissen. Die
Verlage gewannen an Bedeutung, da das Urheberrecht vor unerlaubten Nachdrucken zu
schützen begann.Dadurch wurden die Autoren vom Mäzenatentum der Höfe unabhängiger
. Die ständische Orientierung der Literatur nahm ab, die Dichtung wurde k ü n s t l e r i s c h
e r statt lehrhaft zu sein wie in der Aufklärung.
Zeitgeschichte: Nach Heine ist diese Zeit zwischen 1789 und 1830 von der
übermächtigen Gestalt GOETHEs geprägt. Die Entwicklung in Deutschland war stark vom
Nachbarland Frankreich beeinflusst. Die Reformen vollzogen sich in Deutschland in
mehreren Anläufen: Allgemeines Landrecht 1794 / Stein-Hardenbergsche Reformen seit
1806. Gleichzeitig fanden spektakuläre Auseinandersetzungen statt : Polnische Teilungen,
Koalitionskriege, Napoleonische Kriege, Befreiungskriege. Gesellschaftlich vollzog sich die
Bauernbefreiung, die Gewerbefreiheit, die Transformation des Handwerks in eine industrielle
Produktion. Die Modernisierung erfolgte in einem abgelebten Regime. Erst der Wiener
Kongress (1815) ordnete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation neu. Aus 314
selbstständigen Territorien und 1.400 Reichsritterschaften wurden 39 Einzelstaaten, darunter
4 freie Reichsstädte. Im Vergleich zu den umliegenden Nationalstaaten war Deutschland
zwar hoffnungslos zersplittert, aber die Entwicklung zur Bismarckschen Reichsgründung
Weimarer Klassik Epochenmerkmale
Seite 2
Aus
Kants
Philosophie
wird...
hatte begonnen. Die Ambivalenz von Befreiung und Restauration schlug sich z.B. bei E. M.
ARNDT und TH. KÖRNER in einer national geprägten Literatur nieder.
Die relative Einheitlichkeit der Literatur von Gottsched bis zu den Stürmern und Drängern
ging verloren. 1789 schaute das deutsche Bürgertum zunächst neidvoll nach Frankreich.
Klopstock begrüßte die Revolution als des “Jahrhunderts edelste That”. Resignation trat erst
mit den Schrecken über zunehmende Greueltaten in Frankreich auf. 1794 fiel die
Jakobinerdiktatur, 1795 schloss Preußen einen Seperatfrieden mit den Franzosen. Die
Schriftsteller hofften auf Frieden. In der Literatur wurde verstärkt die Frage diskutiert, ob
Aufklärung zur Revolution führe.
SCHILLER formulierte in den HOREN das Konzept der Klassik, das man, um jenes
"politische Problem in der Erfahrung zu lösen, durch das Ästhetische den Weg nehmen muß,
weil es die SCHÖNHEIT ist, durch welche man zur Freiheit wandert.”
Folgende literarische Richtungen entstanden (vertreten durch beispielhaft
genannte Autoren) in dieser Zeit:
Hauptvertreter
Bezüge
Georg Forster
(deutscher
Jakobiner)
Französische
Revolution
Goethe
Jean
Paul
August Friedrich
Schlegel
Antike-Bezug
Mittelalterbezug
Weitere
Autoren
Seume Rebmann
Schiller historische
Meisterdramen
Volksgemäße
Dichtung
Hölderlin
Programm /
Genre
Ideen
und
Konzepte
Reisejournalismus
klassisches
Kunstprogramm
Revolutio
nsideale
Die Jakobiner
vertraten gegen
die Klassiker und
die Romantiker
das Konzept der
eingreifenden
Literatur. Das
Konzept der
Stürmer und
Dränger wurde
mit dem der
Parteilichkeit
verbunden.
Die Klassik ging von
der Unreife der
deutschen Verhältnisse
aus. Gesellschaftliche
Veränderung sollte
durch Literatur bewirkt
werden. Als
Voraussetzung für den
Wandel wurde die
sittliche Besserung der
Gesellschaft angesehen
(SCHILLER: Über die
ästhetische Erziehung).
Diese Veredelung
konzentrierte sich durch
den geringen Grad der
Alphabetisierung auf
eine kleine bürgerliche
Elite.
In den 20
Jahren
gab es
die
großen
Einzelgä
nger
HÖLDER
LIN,
KLEIST
und
JEAN
PAUL
Weimarer Klassik Epochenmerkmale
(siehe
Kleistjahr
2011)
Ludwig Tieck Wilhelm
Wackenroder
Die Romantiker
wünschten für
Deutschland keine
Revolution. Vielmehr
brachen sie mit dem
Konzept der sozialen
Funktion der Kunst.
Der
Autonomieanspruch
richtete sich
programmatisch gegen
die feudale und
klerikale
Indienstnahme der
Kunst. Es sollte eine
poetische Gegenwelt
zur verachteten
Realität der Spießer
und Philister entworfen
werden.
Seite 3
andererseits kommt Unterhaltungsliteratur auf,
in der in Romanen soziale Vorgänge und Lebenschicksale geschildert werden :
Salzmann : Carl von Carlsberg oder über das menschliche Elend (Leipzig 1783-87)
Darstellung des Elends
Christian Heinrich Spiess : Reisen durch die Höhlen des Unglücks und die Gemächer
des Jammers (1796)
Carl Gottlob Cramer : Leben und Meinungen auch seltsame Abenteuer Erasmus
Schleichers eines reisenden Mechanikus (1789/91)
Johann Christian Ludwig Haken Graue Mappe aus Ewald Rinks Verlassenschaft
(1790/95) Thema: Kritik am parasitären Leben des Adels
Christian August Vulpius : Rinaldo Rinaldini (Volltext)
Weimarer Klassik: Im Herbst 1786 tritt Goethe aus Enttäuschung über Misserfolge
bei der Reform im aufklärerischen Geist in Weimar die Italienreise an. Antike
Kunstdenkmäler erscheinen ihm als Zeugnisse einer Vergangenheit in
ungezwungener und ungekünstelter Schönheit.
GOETHE arbeitet an den Dramen - Manuskripten IPHIGENIE, TASSO und FAUST.
IPHIGENIE auf TAURIS (1787) ist an das antike Werk von EURIPIDES angelehnt.
lphigenie rettet Ritualopfer nicht mit List, sondern durch vorbildliches ethisches
Handeln. Moralische Würde ist die Leistung des Einzelnen.
TORQUATO TASSO (1790) stellt den Konflikt zwischen dem künstlerischen Streben
und der Lebensrealität dar ( Konflikt am Weimarer Hof). TASS0 wird als potenzierter
Werther genannt.
GOETHE und SCHILLER glaubten, in der Antike ein universelles Kulturmodell
gefunden zu haben. Der deutsche Mythos vom griech. Altertum war bestimmt durch
die Idee von der Harmonie von Geist und Körper. SCHILLERs Gedicht 'Die Götter
Griechenlands' formuliert die Annahme von einer Zeit, in der die Götter menschlicher
und die Menschen göttlicher waren. Das Weiß der Gipsabdrücke, die
WINCKELMANN beschrieben hat, verbindet sich mit den Farben der Trikolore. Die
griechische Polis und die Römische Republik wurden zum Ideal des Bürgertums, das
sich durch den höfischen Repräsentationsstil angewidert sah. Doch Frankreichs
Veränderungen, so fürchtete man in Deutschland, würden die mühsam erkämpften
Errungenschaften gefährden.
GOETHE neigte dazu, die bürgerliche Ordnung unter Führung einer Elite zu
festigen. GOETHE Und SCHILLER glaubten an die Aufhebung der deutschen
Rückständigkeiten im Kosmopolitischen.
Stilistisch wurden folgende Veränderungen vorgenommen:
Weimarer Klassik Epochenmerkmale
Seite 4


VERS verdrängt PROSA
LYRIK lehnt sich an antike, klassische Muster an.
SCHILLER formulierte Visionen vom ganzen Menschen, der nicht durch partielle
Interessen eingeschränkt ist:
ÜBER DIE ÄSTHETISCHE ERZIEHUNG DES MENSCHEN (1795).
SCHILLERs letzteLebensjahre gehörten großen Dramen

WALLENSTEIN (1800) mit 3 Teilen 1. WALLENSTEINS LAGER 2. DIE
PICCOLOMINI 3. WALLENSTEIN TOD

MARIA STUART (1801) DIE JUNGFRAU VON ORLEANS (1802) WILHELM
TELL (1804) DIE BRAUT VON MESSINA (1803) u.a.
GOETHE arbeitete am FAUST weiter. In den WAHLVERWANDTSCHAFTEN befasst
er sich mit Ehen/Ehekrisen und im WESTÖSTLICHEN DIVAN (1819) entwirft er eine
Psychologie der Erotik.
Seine Autobiographie AUS MEINEM LEBEN, DICHTUNG UND WAHRHEIT erschien
zwischen 1811 und 1831.
Die Neigung beider Autoren, sententiös zu formulieren, führte beim gebildeten
Bürgertum zur Zitatomanie. Wie geeignet die Texte zu diesem Zweck sind, macht
folgender LEHRBRIEF aus WILHELM MEISTERS LEHRJAHRE deutlich:
Lehrbrief
Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig. Handeln ist
leicht, Denken schwer; nach dem Gedanken handeln unbequem. Aller Anfang ist heiter, die
Schwelle ist der Platz der Erwartung. Da Knabe staunt, der Eindruck bestimmt ihn. Er lernt
spielend, der Ernst überrascht ihn. Die Nachahmung ist uns angeboren, das Nachzuahmende
wird nicht leicht erkannt. Selten wird das Treffliche gefunden, seltner geschätzt. Die Höhe
reizt uns, nicht die Stufen; den Gipfel im Auge wandeln wir gerne auf der Ebene. Nur ein Teil
der Kunst kann gelehrt werden, der Künstler braucht sie ganz. Wer sie halb kennt, ist immer
irre und redet viel; wer sie ganz besitzt, mag nur tun und redet selten oder spät. Jene haben
keine Geheimnisse und keine Kraft, ihre Lehre ist wie gebackenes Brot, und sättigend fur
einen Tag; aber Mehl kann man nicht säen und die Saatfrüchte sollen nicht vermahlen
werden. Die Worte sind gut, sie sind aber nicht du Beste. Das Beste wird nicht deutlich durch
Worte. (...)
Weimarer Klassik Epochenmerkmale
Seite 5
WEIMARER KLASSIK: Schlagen Sie folgende Begriffe nach (Lösungsblatt)
1. BEGRIFF: 1.1. Was ist 'klassisch'? (Stilbegriff)
1.2. Was ist 'Klassik' als Epoche?
1.3. Welche allgemeinere Bedeutung hat der Begriff 'klassische Musik usw.’?
2. KLASSIZISMUS. Erläutern Sie diesen Begriff am Beispiel des Treppenhauses
des Weimarer Schlosses!
3. LITERATUR
3.1. Warum sagt man der Literatur der Renaissance/des Humanismus
klassizizistische Züge nach ?
3.2. In Deutschland bereiteten M. OPITZ (im 17. Jh.) und CHR: GOTTSCHED (im
18. Jh.) die Klassik mit vor. Worin sehen Sie diese Vorbereitung ?
3.3. Die WEIMARER KLASSIK ist nur im zeitgeschichtlichen, philosophischen und
literaturgeschichtlichen Zusammenhang zu verstehen. Stellen Sie den
Zusammenhang auf verschiedenen Ebenen her!
3.3.1.zur Französischen Revolution:
3.3.2.zum Sturm und Drang:
3.3.3. zur Aufklärung:
3.3.4. zur Antike:
3.5. Welches Konzept verfolgt Goethe in seinem Bildungsroman 'Wilhelm Meister'
4. Nennen Sie weitere wichtige Werke Goethes und Schillers!
Weimarer Klassik Epochenmerkmale
Seite 6
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Vertiefung
Epochenüberblick zur Abiturvorbereitung BG SH Weimarer Klassik
Name:
Datum:
www.fo-net.de LÜA 50
Dauer und Bezeichnung
der Epoche
1786 reist Goethe – dem
Antikenideal sich auch
räumlich annähernd - nach
Italien. Am 22. März 1832
stirbt Goethe in Weimar.
Bedeutende Vertreter
und Werke
Das „Viergestirn“ Wieland,
Goethe, Herder und Schiller
in Weimar wirkte – im
Verständnis des 19.
Jahrhunderts – in Weimar.
Mindestens fünf Angaben
zum Charakter der
Zeitstrahl
Literatur
Auseinandersetzung mit Französischer Revolution: Die Lehre
vom Erhabenen (Schiller) - Aus
Gefühlskultur des Sturm und
Drang wird Anerkennung von
Maß + Grenzen. Aus Kants
Philosophie wird Idee einer
sittlichen (Welt-)ordnung /das
Humanitätsideal. Aus Winkelmanns Ideen wird Humanitätsideal. Orientierung an menschlich-ethischen Werten:Zeitlosigk.
Gattungen
Antike Formen: Elegie, Ode,
Tragödie, Epos
Bildungsroman
Lied, Ballade, Sonett
Gedankenlyrik
Ästhetische und historische
Schriften
Themen und Motive
Der umfassende, allseits
gebildete Mensch
Allseitige Entwicklung und
sittliche Läuterung des
Individuums
Antikenideal
Epochenmerkmale
Sprache und Stil
Umfassende Verwendung
rhetorischer Figuren
Hypotaktischer Satzbau
Metrische Sprache
1787
Figuren
Figuren als Träger von Ideen
(Wahrheit versus Macht /
Humanität versus
Fremdbestimmung: Iphigenie)
Polarität von Mann und Frau
(Kämpfer und Bewahrerin)
1790
1795
1800
1805
Goet
he:
Iphig
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auf
Taur
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Schil
ler:
Über
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(179
7–
99)
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(180
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Zeitstrahl
1810
1815
Goet
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Faus
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(180
8)
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Rina
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Rina
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(179
9)
1820
Kleis
t:
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ael
Kohl
haas
(180
9)
Technische,
wirtschaftliche,
gesellschaftliche und
soziale Entwicklung
1789 Frankreich: Französische
Revolution 1813 Deutscher
Unabhängigkeitskampf 1785
Erste Versuche mit Gasbeleuchtung 1832 Telegraphenlinie
Berlin - Koblenz 1790
Deutschland: Erste
Gewerbeausstellung (Hamburg)
1825
1830
Werke
1832
Goet
he:
Wah
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1809
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Teil
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Website
Weimarer Klassik Technikentwicklung Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
www.fo-net.de WKT 30
Technische Entwicklungen von 1786 - 1832
Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Auswirkungen die technischen Neuerungen hatten und
ergänzen Sie die Spalte 2!
Zeit
Technische Neuerung
1786
Deutschland und England: Erste Versuche mit
Gasbeleuchtung
1787
Ernst Chladni entdeckt Klangfiguren
tönendschwingender Platten
Hochfrequenztechnik und der
Konzertsaalarchitektur werden
ausdifferenziert
1788
England: Raddampfer
USA: Schrauben-Dampfschiff
Verbesserung der Manövrierfähigkeit
1789
Erzeugung von Gusseisen im Kupolofen
1790
England: Inbetriebnahme des ersten Walzwerkes
mit Dampfkraft, Maschine zur Herstellung von
Nägeln
1791
Deutschland: Dachpappe
1792
England: Steinkohlengas zur Beleuchtung;
Kehrwalzwerk zur Blechherstellung
1793
USA: Baumwollkörnungsmaschine
Georg Joseph Beer: Lehre von den
Augenkrankheiten
Frankreich: Musterwebstuhl
1794
Paris: Gründung der ersten Technischen
Hochschule
Deutschland: Bleistiftfabrikation
1795
England: Inbetriebnahme der ersten
Pferdeeisenbahn
USA: Automatische Getreidemühle
Deutschland: Erster Kokshochofen Europas in
Gleiwitz
England: Erste Dampfwagenmodelle
1796
Alois Senefelder erfindet Steindruck
Edward Jenner begründet Pockenschutzimpfung
Australien: Entdeckung von Steinkohle
1797
28.10. Paris: Jacques Garnerin wagt den ersten
Fallschirmsprung aus einem Ballon
Gesellschaftliche Auswirkung
1798
USA: Dampfboot
1799
Deutschland: Erste Dampfmaschinen im Bergbau
des Ruhrgebietes
1801
Deutschland: Zuckergewinnung aus Runkelrüben
1802
Deutschland: Schnellpresse für Buchdruck
(Friedrich König)
1803
Dampfschiff auf der Seine
1804
England: Erste einsatzfähige Dampfmaschine
1805
Schmetterlingsbrenner für Gasbeleuchtung
1806
Frankreich: Patent auf Verbrennungsmotor (bleibt
ungenutzt)
1807
USA: Dampfschiff mit Schaufelrädern
1808
Frankreich: Mechanischer Webstuhl
1809
England: Erfindung des Schleudergusses;
Flugzeugmodelle
1810
Albrecht Thaer: Grundsätze der rationellen
Landwirtschaft
1811
Deutschland: Stahlgießerei und Maschinenfabrik
in Altessen (Krupp)
1812
England: Beginn der europäischen
Dampfschifffahrt
1813
England: Erste verwendungsfähige Lokomotive
1816
Erste Wetterkarten
1818
Ritterburg in Wetter wird zu einer
Maschinenfabrik umgebaut
1819
Raddampfer “Savannah” fährt in 26 Tagen von
den USA nach Europa
Schnellpostverkehr
1820
André Marie Ampère findet Kraftwirkung
zwischen elektrischem Strom
Erste Eißengießerei und Maschinenbauanstalt in
Berlin
1821
Michael Faraday findet Grundlage des
Elektromotors
1822
Mechanischer Webstuhl (Richard Roberts)
1824
England: Patent für Portlandzement
1825
Eisenbahnstrecke mit Personenverkehr Stockton
- Darlington
1826
Regelmäßige Schiffsverbindung Bremen - New
York
1827
Friedrich Wöhler gewinnt Aluminium aus Tonerde
1831
England: Dampfomnibuslinie
1832
Deutschland: Optische Telegraphenlinie Berlin Koblenz
Dampfpflug
Das Zeitungswesen erlebte eine rasche
Ausbreitung
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Weimarer Klassik Zeitgeschichte Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
www.fo-net.de WKZ 30
Zeitgeschichte von 1786 - 1832
Überlegen Sie, welche Auswirkungen die zeitgeschichtlichen Ereignisse auf die Literatur hatten und
ergänzen Sie diese!
Jahr
Zeitgeschichtliches Ereignis
Gesellschaftliche Auswirkung
1786 Preußen: König Friedrich Wilhelm II.
1787 England: Erklärung Australiens zur Strafkolonie
1788 Frankreich: Schwere Missernte; Höhepunkt der revolutionären Situation; Welle von
Bauernunruhen; Verdoppelung der Deputierten im dritten Stand
1789 Frankreich: Französische Revolution (5.5.: Eröffnung der Generalstände, 20.6.: Schwur im
Ballhaus, 9.7.: Umbildung der Generalstände zur Verfassung gebenden Nationalversammlung,
14.7.: Sturm auf die Bastille (Augustdekrete über die teilweise Aufhebung der Feudallasten),
26.8.: Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte
USA: Inkrafttreten der Verfassung (Annahme der Bill of Rights 25.9.)
1790 Frankreich: Einteilung des Landes in 83 Departements
1791 Frankreich: Gescheiterter Fluchtversuch Ludwigs XVI ( 20.21.6.); erste Spaltung des
Jakobinerklubs
1792 1. Koalitionskrieg (bis 1797): Österreich und Preußen gegen Frankreich, 2. Spaltung des
Jakobinerklubs
1793 Frankreich: 31.5.: Eröffnung des Bürgerkrieges durch die Girondisten, 13.7.: Ermordung
Jean Paul Marats
Deutschland: Mainzer Republik durch Georg Forster
Haiti: Intervention spanischer und englischer Truppen
1794 Preußen: Allgemeines Landrecht
Frankreich: 28.7.: Sturz Robespierres und Hinrichtung; 12.11. Schließung des Jakobinerklubs
1795 Preußen: Ausscheiden aus der Koalition gegen Frankreich
Frankreich: Wiedereröffnung der Börse, Hungeraufstände in Paris, Frieden mit Preußen und
Spanien, Regierung des Direktoriums; Niederschlagung des royalistischen VendémiaireAufstandes u.a. durch Napoleon Bonaparte
Italien: Jakobinische Nationalbewegung (Buonarotti)
Cuba: Schwarzen- und Mulattenaufstand
1796 10.4.: Beginn von Bonapartes Italienfeldzug, Siege über Sardinien und Österreich
Russland: Willkürherrschaft Zar Paul. I
1797 Im Verlauf der cisrhenanischen Bewegung (Bewegung links des Rheins für den
Anschluss an die Republik Frankreich) Abschaffung der Feudalordnung
Preußen: König Friedrich Wilhelm III.
1798 Schlesien: Weberaufstand
Ägyptenfeldzug Bonapartes
Rom: Ausrufung der Republik
1799 Deutschland: ca. 74 % der Bevölkerung leben auf dem Lande (1907 nur noch 27 %)
1800 Napoleon erobert Mailand und München
1801 Frankreich: Angliederung der deutschen linksrheinischen Gebiete
Haiti: Aufhebung der Sklaverei
1802 2.8. Napoleon wird Konsul auf Lebenszeit
Spanien: letztes Todesurteil der spanischen Inquisition
1803 Deutschland: Reichsdeputiertenhauptausschuss (von Frankreich erzwungene Aufhebung
der feudalstaatlichen Zersplitterung)
1804 Preußen: Karl August Fürst von Hardenberg wird Außenminister
Frankreich: 21.3.: Verkündung des Code Civil: Napoleon I,, Kaiser der Franzosen
Haiti: 1.1.: Proklamation der Unabhängigkeit durch Jean-Jacques Dessalines (Kaiser Jacob I.)
1805 Frankreich: Dritter Koalitionskrieg; Eroberung Wiens, Seeschlacht von Trafalgar
(Vernichtung der französischer Flotte), Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (französischer Sieg)
Deutschland: 29 Mio Einwohner
1806 Gründung des Rheinbundes
Schlacht bei Jena und Auerstädt (Vernichtung der preußischen Armee); Napoleon verkündet in
Berlin die Kontinentalblockade gegen England
1807 Preußen: Reichsfreiherr vom und zum Stein wird ltd. Minister: Preußische Reformen, u.a.
Bauernbefreiung
Frankreich: Frieden von Tilsit mit Preußen und Russland
1808 Erfurter Fürstenkongress: Napoleon trifft den Zaren und die Rheinbundfürsten
Preußen: Steinsche Städtereform; Napoleon ächtet Stein als Feind Frankreichs
2.5. Spanien: Volksaufstand in Madrid: Unabhängigkeitskampf des spanischen Volkes; Juni:
Joseph Bonaparte wird König
USA: Einfuhrverbot von Sklaven
1809 Preußen: Auszug des Schillschen Regiments zum Kampf gegen die Franzosen
1810 Preußen: Gewerbefreiheit
Spanisch-Amerika: Beginn des Unabhängigkeitskrieges
Unabhängigkeitskrieg in Mexiko
1811 England: Höhepunkt der Maschinenstürmerei (b. 1812)
1812 Preußen: 11.3. Staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden
Frankreich: 23./24.6.: Große Armee überfällt Russland; Besetzung Moskaus; Niederlage gegen
Russland schwächt französisches Kaiserreich entscheidend
1813 Deutscher Unabhängigkeitskampf: 5.2.: Volksbewaffnung in Ostpreußen; Bündnis
Preußen-Russland; 17.3.: Landwehrordnung; 16.-19-10.: Völkerschlacht bei Leipzig
(entscheidende Niederlage Napoleons)
1814 Abdankung Napoleons; Wiener Kongress (bis 9.6.1815): Bildung der Heiligen Allianz und
des Deutschen Bundes (Beginn der Restaurationszeit)
1815 Preußen: Verfassungsversprechen des Königs
Frankreich: Rückkehr Napoleons; Niederlage bei Waterloo; Abdankung und Verbannung
Napoleons
Gründung des Deutschen Bundes und der Heiligen Allianz (Österreich, Russland, Preußen)
1816 Deutschland: Missernte,
Hungersnot, Viehsterben (bis
1817)
1817 18./19.10. Wartburgfest
deutscher Studenten
(Lektüreempfehlung: T. Röhrig:
Sand)
1818 Jena: Die Allgemeine
deutsche Burschenschaft stellt
bis 1830 die einzige
oppositionelle Vereinigung
unterschiedlicher
Weltanschauungen dar.
1819 Württemberg: Verfassung
1820 23.3. Sand ermordet
Kotzebue
Karlsbader Beschlüsse:
Universitäts-, Presse- und
Untersuchungsgesetz sowie
Exekutionsverordnung (sog. 1.
Demagogenverfolgung)
31.12.: Sieg der preußischen Reaktionspartei
Preußen: Turnverbot
Spanien und Portugal: Bürgerliche Revolutionen
1821 Österreich: Metternich wird Staatskanzler
1830 Frankreich: 27./29.7.: Sturz der
Bourbonenherrschaft und Proklamation
Louis-Philippes zum “Bürgerkönig”
Deutschland besteht aus 34 souveränen
Staaten und 4 Freien Städten. Von 1825
bis 1835 wächst die Bevölkerung von 25
auf 35 Mio Menschen.
1831 Deutschland:
Sympathiekundgebungen für den Kampf
des polnischen Volkes
1832 27.5. Hambacher Fest: 30.000
Patrioten bekennen sich zum
demokratisch-föderalen Nationalstaat
26.6. u. 5.7. Bundestagsbeschlüsse zur
sog. 2. Demagogenverfolgung
Kompetenzbereich
Einen dramatischen Text
analysieren
Einen dramatischen Text analysieren juergenbucksch@iqsh.de
1
Einen dramatischen Text
analysieren
Zielsetzung
Die folgenden Seiten sind so konzipiert, dass sie einen Überblick
darüber vermitteln, welche zentralen Aspekte beim Umgang mit
dramatischen Texten und beim Schreiben durch die
Kompetenzvorgaben der Lehrpläne zu berücksichtigen sind.
Der Lehrplan für die Berufsfachschule I Deutsch (Nr. 3024.22.150 vom
August 2008) formuliert die Kompetenz der „kriteriengeleiteten
Texterschließung“ (S. 16) auf der Grundlage der der KMKBildungsstandards.
Der Lehrplan für das Berufliche Gymnasium ebenfalls vom August 2008
fordert eine Ausdifferenzierung und Kontextualisierung der
Textanalyse, indem er vorgibt: Die Schülerinnen und Schüler „…
erschließen und bewerten Inhalte und Formen von Literatur (…)
unterschiedlicher Epochen und Stile in ihrer medialen
Repräsentanz.“ (S. 22)
Einen dramatischen Text analysieren juergenbucksch@iqsh.de
2
Einen dramatischen Text
analysieren
Vorbemerkung
Die Komplexität der mit den Kompetenzen beschriebenen Anforderungen macht es
erforderlich, dass die Kompetenzen in Teilaufgaben erworben und gesichert
werden müssen.
Diese Übersicht liefert der Lehrkraft Instrumente für die Entwicklung von Unterricht.
Eher kontraproduktiv für das Lernen wäre es, den Schülerinnen und Schülern in oder
vor Überprüfungssituationen jeweils diese gesamte Übersicht zur Verfügung zu
stellen, die die Komplexität der Anforderungen beschreibt und zugleich als Basis
für eine Beurteilung der Leistungen für Lehrkräfte dient (im Sinne einer Drohung:
Das alles müssen Sie können).
Die Aspektfülle würde die Schülerinnen und Schüler eher verunsichern.
Die Übersicht ist differenziert und aspektreich, sie ist jedoch keine Anleitung zum
Verfassen Textinterpretationen. Jeder Text erfordert andere individuelle, intuitive
Zugänge als auch Schwerpunktsetzungen.
Die Übersicht hilft der Lehrkraft bei der Vorbereitung, führt bei Lernenden jedoch
eher zu einem schematischen Vorgehen.
Schülerinnen und Schüler haben in Überprüfungssituationen selten genug Zeit für
solch umfängliche Be- und Überarbeitungen aller Aspekte der Aufgabe.
Einen dramatischen Text analysieren juergenbucksch@iqsh.de
3
Einen dramatischen Text analysieren
I. Aufbau einer Textinterpretation:
• Einleitung: Der Autor des Textes, Titel, Textsorte, das Erscheinungsjahr, Ort,
Zeit (, Hauptfiguren ) und die Kernthematik des Textes werden in einem
Satz wiedergegeben.
• Inhaltsangabe: Der Inhalt des Textes wird verkürzt wiedergegeben. Dabei
wird weniger auf Details geachtet, wichtiger sind der Verlauf der Erzählung,
die wichtigsten Charaktere und die wesentlichen Ereignisse (Präsens, keine
Zitate oder Sprache des Textes, Vermeiden von Charakterisierungen).
• Interpretationshypothese: Sie soll das eigene Textverständnis erklären und
kurz skizzieren, welches Ziel die Interpretation hat .
• Formale Analyse: Der Text wird vor allem auf Besonderheiten der
Wortwahl, Formen des Satzbaus und der Satzverknüpfungen und auf
rhetorische Besonderheiten hin analysiert.
• Interpretation: Der Text wird entsprechend der Interpretationshypothese
gedeutet. Wichtig sind dabei Zitate entscheidender Textstellen, die die
Hypothese belegen. Auch auf sprachliche Stilmittel kann hingewiesen
werden (verlaufs- oder aspektorientiert).
• Schluss: Der Schluss besteht meist aus einer zusammenfassenden
Bewertung der eigenen Hypothese, um sie nochmals zu bekräftigen.
Einen dramatischen Text analysieren juergenbucksch@iqsh.de
4
Einen dramatischen Text
analysieren
II. Interpretationshypothese(n) :
Sie soll(en) das eigene Textverständnis erklären und kurz
skizzieren, welches Ziel die Interpretation hat. Stellen Sie in
diesem Zusammenhang folgende Fragen an den Text:
• Warum handeln die Personen so, wie sie handeln? Stellen Sie,
von dieser Frage ausgehend, weitere Fragen, die die tiefere
Bedeutung des Textes erschließen.
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5
Kompetenzbereich : Einen dramatischen Text analysieren
Aspekte:
-Thema/Stoffe/Motive – Gattung – Literaturepoche - Aufbau
- Aspekte:
Kommunikationssit
uation im Drama
- Haupt- und
Nebentext
- Redeformen
- Figurenrede
- Gestik
- Mimik
Aspekte:
Die Handlungsstruktur
beschreiben
Kommunikation und
Sprache
Wirkung
Raum- und Zeitstruktur
- Einheit des Ortes/der
Zeit gegeben oder nicht
gegeben
- Qualität des
Raumes
- Qualität der Zeit
-
Lokalisierungsund
Datierungstechniken
Figuren
Aspekte:
Aspekte:
-Kontextualisierung
- Wirkungsabsicht
- Rezeption
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Konstellation
Konfiguration
Konzeption
Figurencharakterisierung und ihre
Techniken
6
Kompetenzaspekt : Die Handlungsstruktur beschreiben
Teilaspekte:
- Anzahl der Regieanweisungen – Welche symbolische
Bedeutung können Ort und Regieanweisungen haben?
Teilaspekte: Bauform
(geschlossen/offen;
analytisches/Ziel-[= Konflikt]drama) Akt- und
Szenengliederung
Komposition (ggf.
symmetrisch-pyramidaler
Aufbau; G. Freytags Modell
mit Exposition, Steigerung,
Höhepunkt, Peripetie und
Katastrophe/Lösung)
Handlungsstruktur: Hauptund Nebenhandlung(en);
aufsteigende/fallende
Handlung (erregendes
Moment, retardierendes
Moment, Moment der letzten
Spannung)
Teilaspekte:
Regieanweisungen
Aufbau
Bedeutung im
Kontext
Teilaspekte:
Positionierung der Szene im Drama;
Einordnung in die Entwicklung des Dramas
Kontext
Weitere
strukturelle
Merkmale
biografischer,
sozialhistorischer,
geistesgeschichtlicher,
literarhistorischer und
poetologischer
(dramentheoretischer)
Kontext (=
Entstehungsbedingungen) als
Argumentationshilfe zur
Klärung bestimmter
Textphänomene
Zeitstruktur; besondere strukturelle
Merkmale ( z.B. episches Theater), Motive
und ihre Entwicklung
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7
Mögliche Fragen zur Handlungsstruktur
Hinweis: Die nachstehenden Aspekte müssen immer im Hinblick auf ihre Funktion
untersucht werden.
Es müssen die Fragestellungen ausgewählt werden, die für die konkrete
Analyseaufgabe und den vorliegenden Text fruchtbar sind.
• Wie ist die Szene aufgebaut?
• Welche Bedeutung hat die Szene im Kontext?
• Welche Funktion hat die Szene für die Struktur des Dramas ?
• Gibt es Rückverweisungen ?
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8
Kompetenzaspekt : Wirkung auf den Zuschauer erläutern
- Welche Bezüge zur Autorin bzw. zum
Autor und zum literaturgeschichtlichen
Hintergrund lassen sich herstellen?
Mittel der
Rezeptionssteuerung
(Zuschauer /Sympathielenkung
u.ä.) Der niedere Stil
Wirkungsabsicht:
belehren, informieren:
Der mittlere Stil
Wirkungsabsicht:
erfreuen, unterhalten:
Der hohe Stil
Wirkungsabsicht: das
Erregen von starken
Affekten
Kontextualisierung
Wirkungsabsicht
Rezeption
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Wie ist die Bedeutung des
Dramas für die
zeitgenössischen
Leserinnen/Leser und
Zuschauerinnen/Zuschauer?
• Welche Bedeutung hat das
Thema?
• Wie wirkt das Drama auf
die heutigen
Leserinnen/Leser und
Zuschauerinnen/Zuschauer?
• Welche gesellschaftliche
Funktion hat(te) das Drama?
9
Folie 9
JB16
Jürgen; 28.08.2010
JB17
Jürgen; 28.08.2010
JB18
Jürgen; 28.08.2010
JB19
Jürgen; 28.08.2010
JB20
Jürgen; 28.08.2010
Kompetenzbereich : Die Figuren beschreiben und vergleichen
Die Figuren des dramatischen Textes handeln in Beziehungen mit anderen Figuren
und gehen dabei dynamische Interaktionsstrukturen ein. Diese dynamischen
Strukturen bei der Figurengestaltung basieren im Allgemeinen auf den
personalstrukturierenden Kontrast- und Korrespondenzrelationen, in deren
Schnittpunkt sich die einzelnen Figuren befinden.
Bei der
Figurencharakter
isierung im
dramatischen
Text gibt es
folgende
Techniken:
Konstellation
Figurencharakterisierung
und
ihre Techniken
Konfiguration
Die Figuren des
dramatischen Textes
sind zu einer
bestimmten Zeit auf
der Bühne präsent
oder nicht. Diesen
Aspekt der
Figurengestaltung im
dramatischen Text
bezeichnet man als
Konfiguration.
Konzeption
Es lassen sich drei verschiedene Dimensionen der
Figurenkonzeption unterscheiden:
Weite (W): Bandbreite der Entwicklungsmöglichkeiten einer
Figur, Offenheit, Festgelegtheit und Begrenztheit einer Figur
Länge (L): Entwicklung, die eine Figur zurücklegt auf Grund von
Veränderungen, Verstärkungen oder Enthüllungen
Tiefe (T): Verhältnis und Beziehung zwischen dem äußeren
Verhalten und dem Innenleben einer Figur.
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- auktoriale Techniken zur Figurencharakterisierung,
die vom Autor direkt an den Zuschauer bzw. Leser
adressiert sind.
- figurale Techniken zur Figurencharakterisierung, die
von den Figuren in ihrem Sprechen und Handeln zum
Ausdruck gebracht werden.
Techniken der Figurencharakterisierung im Drama
Quelle: http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_drama/drama_8_2_4_1.htm
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11
Kompetenzbereich : Die Kommunikationsstruktur des Textes analysieren
Teilaspekte: (Fehlen einer vermittelnden Instanz; inneres/äußeres Kommunikationssystem; (Modell der
literarischen Kommunikation: narrative versus dramatische Texte)
Haupt- (=
Figurenrede) und
Nebentext (=
Regieanweisunge
n; Form und
Funktion
beachten!);
Kommunikationssituation
Haupt- und
Nebentext
Figurenrede
Gestik und Mimik
Sprache und Redestil der Figuren
(Vers oder Prosa [bei
Versdichtung: Metrum, Versform,
ggf. Reimformen und -folgen,
Strophenform(en)]; Idiolekt,
Soziolekt, Dialekt); elaborierter
und restringierter Code, Lexik
(Wortschatz, Wortwahl, Fremd/Fachwörtergebrauch u.a.),
Syntax, rhetorische Tropen und
Figuren; Stilhaltung: ironisch,
distanziert, engagiert usw.;
Situationsbezug der Rede
(situatives Sprechen); Funktionen
der Rede (appellativ, expressiv,
referentiell, poetisch, phatisch,
metasprachlich):
Gestik im Sinne von kommunikativen Bewegungen insbesondere der Arme, Hände und des
Kopfes, wird sowohl lautsprachersetzend wie auch lautsprachbegleitend bzw.
lautsprachunterstützend eingesetzt. Als die Mimik (hochsprachlich auch die „Miene“ oder
das „Mienenspiel“) werden die sichtbaren Bewegungen der Gesichtsoberfläche
bezeichnet.
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12
Kompetenzbereich : Raum- und Zeitstruktur
Einheit des Ortes/der Zeit gegeben oder nicht
gegeben
Teilaspekte:
(neutral oder
Verweischarakt
er der Zeit);
Kontinuum
oder
Diskontinuum;
Verbindung von
Raum und Zeit
mit Handlungselementen zu
einmaligen
Situationen
u.ä.)
Einheit von Ort und Zeit
Qualität der Zeit
Qualität des Raumes
Teilaspekte:
-(z.B.
neutraler
Raum/
individueller
Raum;
offener/
geschlossener
Raum;
Verweischarakter)
Lokalisierungs- und
Datierungstechniken
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13
TIP Textinterpretation Drama Sekundarstufe II
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 322
Der Konflikt,
der zwischen dem Spieler (dem Protagonisten) und dem
Gegenspieler (dem Antagonisten) in Form von verbaler oder
auch tätlicher Aktion und Reaktion ausgetragen wird, ist das
tragende Element jeder Handlung im Drama.
Der Dialog
ist die gängige Form der verbalen Auseinandersetzung zwischen den
Figuren.
Der Monolog
ist das Gespräch einer Figur mit sich selbst, bei dem sie sich
entweder offenbart, ihre Lage bzw. die der Welt reflektiert oder das
Für und Wider einer Entscheidung abwägt.
Die Handlung
kann als Haupthandlung durch Nebenhandlungen unterbrochen
oder begleitet werden. Um eine solche Fülle auf der Bühne zu
organisieren, haben sich im Laufe der Zeit bestimmte Formen
entwickelt, die man mit Volker Klotz grob in geschlossene und
offene unterteilt. Hier erscheint das klassische Drama mehr in der
geschlossenen Form und das moderne mehr in offener.
Die Einheit von
Handlung, Raum
und Zeit
bedeutet in ihrer strikten Anwendung, dass sich nur ein Geschehen
in nur einem Raum ohne Zeitsprünge in etwa der gleichen Zeit
abspielt, die für das Sprechen des Dialogs benötigt wird. |
Aristoteles: Regel der drei Einheiten
bietet die Möglichkeit, zum Beispiel die Vorgeschichte oder räumlich
wie zeitlich fernab liegende Ereignisse in knapper Form auf die
Bühne zu bringen.
bietet die Möglichkeit, Ereignisse, die zur selben Zeit ablaufen,
ohne großen Aufwand zu vermitteln, so zum Beispiel Schlachten
oder Naturkatastrophen.
Der Botenbericht
Die Mauerschau
oder
Teichoskopie
Die Szene
ist die kleinste Einheit, in der sich die Handlung auf der Bühne
zeigt. Im klassischen Drama ist sie bestimmt durch Auf- oder Abtritt
einer Person und fest eingefügt in die größere Einheit des Aktes, im
modernen Drama ist sie oft das einzige Strukturmerkmal.
Der Akt
ist vor allem im klassischen Drama die große Struktureinheit, die
meist einen Ort umfasst. Die Szene ist ihm untergeordnet.
1
TIP Textinterpretation Drama Sekundarstufe II
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 322
Das klassische
Drama
(Tragödie)
hat nach Aristoteles einen dreistufigen Aufbau: die Exposition als
die Entwicklung der Handlung; die Peripetie als den Umschlag der
Handlung; die Katastrophe als das Ende der Handlung. Nach
Gustav Freytag hat es einen fünfstufigen Aufbau: die Exposition
als Einführung in Ort, Zeit und Atmosphäre; die steigende
Handlung mit dem sie erregenden Moment und der Verwicklung;
der Höhepunkt der Handlung, in dem sich das Schicksal der
Hauptfigur entscheidet; die fallende Handlung mit dem sie
scheinbar aufhaltenden retardierenden Moment; die Katastrophe
als die Lösung der Handlung und dem Untergang des
Protagonisten, wobei die Idee, für die er eingetreten ist,
unverändert ihre Gültigkeit zeigt.
Das
Entfaltungsdra
ma bzw.
Zieldrama
entwickelt zielgerichtet ein Ereignis, das sich für alle Figuren
erstmals im Laufe der Handlung zeigt und erfüllt somit in seinem
Aufbau die von Gustav Freytag gestellten Forderungen des
klassischen Dramas.
Das
Enthüllungsdra
ma bzw.
analytische
Drama
rollt anhand von Indizien Fakten auf, deren Ursache in einer vor
Beginn des Stückes liegenden Handlung zu finden sind. Erst gegen
Schluss wird die ganze Tragweite des Geschehens deutlich.
Die
geschlossene
Form des
Drama
stellt jedes Element in einen festen, hierarchisch geordneten
Rahmen und lässt es repräsentativ für das Ganze stehen. Spiel
und Gegenspiel finden sich in einem ausgewogenen Verhältnis.
Die in zielstrebigem Dialog schlüssig geführte Handlung führt ohne
große Ablenkungen und oft unter Wahrung wenigstens der Einheit
von Handlung und Zeit auf ein unausweichliches Ende hin. Es
ist die Form des klassischen Dramas in Frankreich (17.-19.Jh.),
in Deutschland (18. und 19. Jh.).
lässt jedem Teil seine Selbstständigkeit und bietet das Ganze in
fragmentarischen Ausschnitten. Der Protagonist sieht sich in seinen
Gegenspielern der Fülle der Welt gegenüber. Die Vielfalt der
Handlung und die Auflösung der Einheit von Raum und Zeit gibt
dem Augenblick und damit dem Strukturmerkmal der Szene eine
alles überragende Bedeutung. Es ist die Form des modernen
Dramas des 19.Jh., aber vor allem des 20.Jh.
Die offene Form
des Dramas
2
TIP Textinterpretation Drama Sekundarstufe II Texte Dramentheorie
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 321
Interpretation dramatischer Texte
Dramentheorie:
Griechische Tragödie: Aufbau der Tragödie nach Sophokles
* monologisch oder dialogisch gehaltener Prolog
* Parodos
= Einzugslied des Chores
* 1.Epeisodion,
1.Standlied des Chores
* 2.Epeisodion,
2.Standlied des Chores
* 3.Epeisodion,
3.Standlied des Chores
* 4.Epeisodion,
4.Standlied des Chores
* 5.Epeisodion,
5.Standlied des Chores
* Exodos
= Schlusswort des Chores
Dramentheorie des Aristoteles:
* Einheit von Handlung, Ort und Zeit
* Lückenlose Kausalität im Aufbau der Handlung (Nachahmung einer
edlen und abgeschlossenen Handlung)
* Katharsis (grch.:. Reinigung): Mithilfe von “Mitleid” und “Furcht” (seelischen
Erregungszuständen, die sich in heftigen körperlichen Prozessen äußern) wird eine
Reinigung des Zuschauers von eben derartigen Affekten bewirkt.
Pyramidaler Dramenaufbau nach Gustav Freytag:
* 1.Akt = Exposition
* 2.Akt = steigende Handlung, erregendes Moment
* 3.Akt = Höhepunkt, Peripetie
* 4.Akt = fallende Handlung, retardierendes Moment
* 5.Akt = Katastrophe, Lösung
Theorie des offenen Dramas:
* keine Exposition, d.h. keine Einführung in Vorgeschichte und Figuren, keine
eindeutige Anfangsszene
* Selbstständigkeit und Versetzbarkeit der Einzelszene (keine/ kaum Vorwärtsund Rückwärtsbezüge), Szenen verbunden durch Zentrales Ich, Wiederholung
von Orten/ Situationen, Wortmotive, Integrationspunkt
* nur bedingte Handlungskontinuität
* keine formal festgelegte Handlungseinteilung
* häufiger Ortswechsel; unbestimmte, längere Zeitspanne
* oft unterbrochene, punktuelle Zeitdarstellung
* Personen aus dem unteren und mittleren Stand
* dem Protagonisten stehen alle anderen Personen seines Umfeldes als
Gegenspieler gegenüber
Theorie des epischen Theaters:
* Vorarbeit durch Erwin Piscator (1893-1966): Entwicklung eines politischen
Theaters
1
TIP Textinterpretation Drama Sekundarstufe II Texte Dramentheorie
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 321
*
■ Nutzung aller technischen Mittel wie Filmeinblendungen, Ausschnitte
aus Rundfunkreden
■ Arbeit mit Plakaten und informierenden Tabellen
■ Geschehen spielte auf mehreren Ebenen, wobei eine Szene die andere
erläuterte
Bertolt Brecht: Weiterentwicklung zum experimentellen Theater
■ Verfremdungseffek t, d.h. bestimmte Situationen und Verhaltensweisen
müssen historisch oder geografisch verfremdet werden, damit aus dieser
Ferne das Exemplarische an den vorgestellten Fällen um so deutlicher
erkannt werde
■ zeigende Geste, d.h. der Schauspieler müsse in zeigender Geste einzelne
Episoden vorführen, der Zuschauer muss erkennen, dass der Schauspieler
nicht die Gestalt sei, die er spiele, sondern sie nur interpretierend dem
Publikum vorführe
■ Episierung, d.h. Handlung auf der Bühne kein geschlossenes Ganzes,
sondern Abfolge von beispielhaften Ausschnitten, an denen Wichtiges
gezeigt werde.
2
TIP Textinterpretation Drama Formen und Funktionen dramatischer Sprache
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 324
Formen und Funktionen der dramatischen Sprache
1.
Formen
•
Monolog
■ epischer Monolog: Schilderung der Vorgeschichte oder anderer, nicht
dargestellter Ereignisse
■ lyrischer Monolog: expressive Selbstaussprache, Darstellung der
Gefühle und der Situation in liedhafter Form
■ Reflexionsmonolog: Nachdenken, Betrachtung zu vergangenen
Handlungen zukünftigen Entscheidungen
■ Konfliktmonolog: dramatische Steigerung der Reflexion: Erörterung
des Für und Wider, seelisches Ringen um Werte und Entscheidungen,
oft auf dem Höhepunkt von Verwicklungen
•
Dialog
■ Expositionsdialog: Äußerung zu Handlungsvoraussetzungen
■ Konsensdialog: Übereinstimmung der Partner
■ Konfliktdialog: Konfrontation der Figuren
■ Enthüllungsdialog: Klärung / Aufdeckung von Zusammenhängen
2.
Funktionen
•
Bericht: Darstellung eines Geschehens außerhalb der Szene
■
•
Botenbericht, Mauerschau (Teichoskopie)
Expression: emotionale Ergriffenheit, Affekte, Entscheidungsringen
■ Parataxen, Ellipsen, Satzbrüche, Ausrufe, Wiederholungen
•
Appell: Beeinflussung und Überreden des Gesprächspartners
■ Anrede, Bitte, Befehl, Wiederholung, rhetorische Frage, Argumentation
•
Kommunikation:
■ Verstärkung und Verdichtung des Partnerbezuges
■ Herstellung und Fortsetzung des Kontaktes
■ Anrede, Eingehen, positive Bewertungen, Provokationen
Kommunikative Handlungen / Sprechakte
•
ergeben sich unmittelbar aus dem Gesagten oder
•
müssen erschlossen werden
TIP Textinterpretation Drama Formen und Funktionen dramatischer Sprache
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 324
Ermittlung der Sprechakte
•
Erkennen aktiver und reaktiver, vorantreibender und verzögernder Momente
im Dialog
•
Unterscheidung zwischen Gesagtem und Gemeintem
•
Analyse der Beziehung der Personen
•
Benennung durch Verben des Redens, Argumentierens
■ behaupten, begründen, vorschlagen, vertrösten, ausweichen
•
Sprechaktsequenzen: aufeinander bezogene Redebeiträge
■ Rede- Gegenrede
•
hierbei von Bedeutung:
•
Länge der Repliken (Entgegnung / Erwiderung)
•
Replikenwechsel in jedem Vers (Stichomythie)
■ fragen- antworten
■ unterrichten- rückfragen
■ vorwerfen- rechtfertigen
Mögliche Aufgabenstellungen als Bestandteil der Interpretation:
•
Untersuchen Sie (z.B. Gesprächsverlauf, Gesprächsverhalten,
Redestrategie, Argumentation der Figuren)
•
•
Erarbeiten Sie die Figurenkonstellation.
•
Analysieren Sie den Dialog unter kommunikativen Aspekten.
•
Erläutern Sie den gestalteten Konflikt.
•
Charakterisieren Sie die Figuren.
Beurteilen Sie die Haltung der Figur (im Hinblick auf…).
•
Setzen Sie sich mit der Position der Figur(en) (zu…)
auseinander.
TIP Textinterpretation Drama Sekundarstufe II
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 32
5
Arbeitsschritte bei der Interpretation eines dramatischen Textes
1.
Erstes Lesen/ Spontanreaktion - (erste Eindrücke)
2.
Vorbereitende Textanalyse
- mehrmaliges Lesen des Textes - Unterstreichungen, Textgliederungslinien,
Markierung von semantischen Einheiten, von Bezügen, Gegensätzen,
Untersuchung der formalen Elemente (Akt, Szene, Auftritt, Abgang, Monolog,
Dialog, Regieanweisungen), Untersuchung der sprachlichen Gestaltung
(rhetorische Mittel, Syntax) + Funktion, Erfassen wesentlicher inhaltlicher
Aspekte, Figurencharakteristik, Gesprächsverhalten
- Bildung von Interpretationshypothesen und Zuordnung der Notizen
auf dem Arbeitsblatt + Textbezüge
3
3.1
Gliederung der schriftlichen Darlegung
Einleitung: Reflexion des Szeneninhalts
• Einordnung der Szene in den dramatischen Kontext (bei Werkkenntnis)
• Klärung der Ausgangssituation (Ort, Zeit, Personen und deren Beziehung,
Vorgeschichte)
• zusammenfassende Wiedergabe des Szeneninhalts mit eigenen Worten
3.2
Hauptteil
3.2.1 Analyse des Szenenaufbaus bzw. Gesprächverlaufs
Dieser Aspekt zielt auf die innere Dynamik einer Szene ab. Diese entwickelt sich aus einer
Kette von Begebenheiten, die in einem Zusammenhang zueinander stehen, den es zu
erschließen
gilt.
Leitfragen:
♦ Welche Handlungsschritte bzw. Gesprächsphasen sind zu erkennen?
♦ Wodurch sind diese gekennzeichnet? Welche Aufgabe(n) haben sie?
♦ Welche Entwicklung ist in den Schritten/Phasen ablesbar?
♦ Wie sind die Szenenteile aufeinander bezogen?
3.2.2 Untersuchung von Sprache und Argumentation (vgl. S.4)
Die Analyse von Dialogen/Monologen soll zumeist die Absicht(en) der Figur(en) herausstellen. Diese
werden aber nicht immer direkt ausgesagt, sondern müssen erschlossen
werden. Darüber geben Sprachhandlungen und Argumentation(sweise) Aufschluss.
Der Autor hat die sprachlichen Mittel (auch) zur Charakterisierung der Figuren eingesetzt.
Leitfragen:
♦ Wozu dient die Aussprache?
♦ Welche Positionen nehmen die Figuren ein; wie argumentieren sie?
♦ Welcher Sprachstil (Sprachebene) wird verwendet, mit welchem Ziel?
♦ Welche rhetorischen Mittel sind mit welcher Absicht eingesetzt?
3.2.3 Untersuchung der Figurengestaltung
Bei diesem Schwerpunkt geht es um die Charakterzeichnung der
Figuren. Man unterscheidet die Art der Charakterisierung:
♦ direkt - Äußerungen über die Figur durch andere und sich selbst, durch den Autor,
z.B.
Namensgebung oder Regiehinweise;
3
TIP Textinterpretation Drama Sekundarstufe II
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 32
♦ indirekt - Rückschlüsse auf das Wesen durch Auftreten, Handeln,
Sprechen.
Weiterhin spielen die Figurenbeziehungen eine Rolle (kommunikative
Aspekte).
3.3
Schlussteil
zusammenfassende und die Darlegung abschließende Gedanken
•
•
•
persönliche bzw. weiterführende Problematisierung
Einordnung in größere Zusammenhänge ( z.B. literaturhistorischer Kontext)
Verdeutlichung eigener Positionen
4
TIF Textinterpretation Drama Sekundarstufe II Faust I Walpurgisnacht
Name:
Datum:
Jürgen Bucksch www.fo-net.de TIF 1334
Über das Bild gelangen Sie zum (Es ist ein Passwort erforderlich, das Sie auf der
Fortbildungsveranstaltung erhalten. Gern veröffentliche ich Ihren Beitrag auf der
Seite fo-net.de ) Szenen-Text und zu weiteren Bearbeitungsvorschlägen sowie zur
Gesamtinterpretation.
Aufgabe: Interpretieren Sie
die Walpurgisnacht-Szene
in Goethes “Faust I” (V.
3835 - V. 4225)
1. Ordnung Sie die
Gesamthandlung
2. Untersuchen Sie den
Form.
3. Interpretieren Sie die
Zusammenhang.
Szene in die
ein!
Text nach Inhalt und
Szene in ihrem
Nach der Szenenanalyse werten sie die Ergebnisse mit der Methode der Figurengasse
aus (siehe 4.)
Gliederung:
1. Zuordnung und Inhaltsangabe
2. Untersuchung nach Inhalt und Form
3. Deutungsversuch
Unterrichtliche Umsetzung
zu 1: Die Walpurgisnacht ist eingebettet in die drei Stationen der Weltfahrt Fausts:
1. Das tierische Gelage in Auerbachs Keller, das Faust langweilt.
2. Die Idealisierung der kleinbürgerlichen Unschuld Gretchens und Fausts erotisches
Begehren.
3. Der Ausbruch aus der biederen Welt der Ehe in die entfesselte Sinnlichkeit
In dieser Szene verfolgt Faust an Mephistos Seite das Geschehen auf dem Brocken
weitgehend als distanzierter Betrachter, bis ihm zum Schluss von Mephisto die
Möglichkeit geboten wird, seine Sexualität hemmungslos auszuleben (1. Satz)
Die Wanderszene besteht wiederum aus drei Stationen:
1. Faust steigt auf den Brocken hinauf (3835 - 3955)
2. Faust gerät in den Strudel des Hexensturms (3956 - 4015)
3. Aus Fausts Absonderung vom Hexenzug wird sein (vulgärer) Tanz mit der jungen Hexe
(4016 - 4225)
zu 2: Die Szene beginnt mit dem Anstieg. Als Faust den prächtig beleuchteten Palast
des Herrn Mammon bewundert (3932 - 4), zieht ein Hexenzug vorüber. Der
Hexensturm weckt Fausts Wunsch, zum Gipfel zu gelangen (4037 - 40). Mephisto rät
ihm jedoch, sich von der “großen Welt” abzuwenden, um sich in der kleinen zu
vergnügen an “jungen Hexen nackt und bloß” (4046). Nun wandert man von Feuer zu
Feuer, an denen z.B. drei alte Herren über die Umwälzungen der Französischen
Revolution klagen. Mephisto ist vom Anblick der historisch überlebten Gestalten
derart mitgenommen, dass er auch auf einmal sehr alt erscheint . Er formuliert seine
1
TIF Textinterpretation Drama Sekundarstufe II Faust I Walpurgisnacht
Name:
Datum:
Jürgen Bucksch www.fo-net.de TIF 1334
Weltuntergangsstimmung (“Zum Jüngsten Tag fühl ich das Volk gereift” (4092).
Am Laden (4100) einer “Trödelhexe” werden “Dolche, durch die Blut floss; Kelche,
aus denen sich Gift ergoss; Schmuck, der ehrbare Frauen verführte; Schwerter, die
hinterrücks mordeten” angeboten, die Mephisto für unzeitgemäß hält. Er rät der
Trödelhexe zur Modernisierung.
Schließlich treffen Faust und Mephisto auf die versprochenen Hexen. Nach Lilith,
dem Urbild der Verführung und Adams ersters Frau, treffen Faust und Mephisto auf
zwei namenlose Hexen, eine junge und eine alte. Faust tanzt mit den jungen Hexe.
Die Apfelmetaphorik verweist auf das Hohe Lied Salomos . Mephisto wiederholt beim
Tanz mit der alten Hexe den obszönen Traum Fausts noch einmal. Die junge und
alte Hexe erklären ihre Bereitschaft analog zur Gartenszene mit Gretchen und Marthe
. Doch die orgiastischen Phantasien werden nicht real. Der “Proktophantasmist” ( der
Aufklärer Nicolai) stört die Tanzenden. Faust lässt die junge Hexe los, da ihr mitten
beim Tanz eine rote Maus aus dem Mund sprang. Nun sehe er ein “blasses schönes
Kind allein und ferne stehen” (4184). Faust kann sich in der Folge nicht vom
Gedanken an Gretchen lösen, er löst sich von den Verlockungen der Walpurgisnacht.
Mephisto kann den verwirrten Faust nur noch auf ein “Hügelchen” (4210) ziehen, wo
ein von einem Dilettanten geschriebenes Stück aufgeführt wird.
zu 3:
Nachdem Gretchen im Dom unter den Einflüsterungen des Bösen
zusammengebrochen ist und damit Mephistos Plan fehlgeschlagen ist, Faust
Unzufriedenheit durch eine Ehe zu aufzulösen, geht er nun den Weg hin zur
entfesselten Sexualität. Dieser Ort spiegelt die Welt der Triebhaftigkeit und
Leidenschaftlichkeit, deren Erregungszustände durch eine dämonisch-bewegte Natur
verkörpert werden. Während die Verführung Gretchens in der realen Welt erfolgt,
entfaltet sich die Parallelhandlung in einer phantastischen Welt: Während sich Faust
mit Lilith verbindet, nach altrabbinischer Legende die erste Frau Adams, die diesen
verlässt, um sicht mit zum Teufel zu verbinden, gesellt sich Faust zu einer “Alten” mit
“ungeheurem Loch” im Unterschied zu den zwei begehrlichen “schöne(n) Äpfeln” der
Lilith.
Dem selbstvergessenen Rausch folgt die Ernüchterung, dem drohenden
Selbstverlust Fausts folgt die Rückkehr zum besseren Selbst. Mephisto ist mit seinem
Versuch der vollkommenen Verbindung Fausts mit der Aufgabe seiner
Selbstkontrolle gescheitert. Faust bricht das orgiastische Spiel ab, als ihm das “rote
Mäuschen ... im Munde” (4179) das Illusionäre und Tierische seiner Handlung
vergegenwärtigt. Das rote Schnürchen mahnt ihn an Gretchen, die im entfernten
Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartet: Erkenntnis und Vernunft , Moral und Gewissen
bereiten der rauschhaften Illusion ein Ende.
zu 4:
Zunächst wählt jeder eine Figur. Faust und Mephisto durchschreiten die
Figurengasse. Jede Figur wählt ein wichtiges Zitat, die sie ausdrucksstark zu dem
Paar sagt.
Nachdem diese Phase abgeschlossen ist, liest jede Figur erweiterte Textzitate vor.
Die Plausibilität der Zitate wird abschließend besprochen.
2
TIF Textinterpretation Drama Sekundarstufe II Faust I Gretchen
Name:
Datum:
Jürgen Bucksch www.fo-net.de TIF 1342
Ist Gretchen naiv ? Bewerten Sie den Schüleraufsatz
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Gretchen ist ein wohlanständiges (V.2611), naives, liebes, religiöses und sehr
gottesfürchtiges Mädchen. Sie neigt dazu, recht negativ über die eigene Person zu
denken und sich bei jeder Gelegenheit zu kritisieren, bzw. herabzusetzen (V.2607
„Bin weder Fräulein, weder schön/“). Sie beweist Willensstärke, die sich durch die
„Abweisung“ Fausts deutlich macht (V. 2608 „Kann ungeleit nach Hause gehen/“).
Auch während dem ersten Aufeinandertreffen mit Faust im Garten der Nachbarin
Marthe kritisiert Gretchen sich fortwährend (V.3078 ff.) und kann nicht verstehen,
was ein Mann wie Faust mit hohem Stande etwas an ihr finden kann („Ich weiß zu
gut, dass solchen Mann, mein arm Gespräch nicht unterhalten kann“; Vgl. V. 3215
„Bin doch ein arm unwissend Kind, Begreife nicht, was er an mir find’t.“). Gretchens
Gläubigkeit und Unschuld kristallisiert sich vor allem anhand eines Zitats Mephistos
heraus: V.2625 „Es ist gar ein unschuldig Ding, das eben für nichts zur Beichte
ging/“; das besagt, dass Gretchen in solch einem Maße gottesfürchtig sei, dass sie
wegen nichts zu Beichte gehe. Ihre Naivität bzw. Leichtgläubigkeit nimmt im
Gespräch mit Marthe und Mephisto Konturen an (V.2941), als Mephisto über den
vermeintlich toten Ehemann Marthes spricht und diesen als sehr reuig darstellt
(Reaktion Gretchens V.2941 „Ach, dass Menschen so unglücklich sind! Gewiss, ich
will für ihn in manchem Requiem noch beten“). Gretchens innere Ruhe und Ordnung
oder auch Sittlichkeit wird durch die erste Begegnung mit Faust erschüttert („Ich gäb
was drum, wenn ich nur wüsst, wer heut der Herr gewesen ist“), da sie Gedanken an
einen Mann „verschwendet“. Durch ihre Reinheit und Gläubigkeit wird Gretchen zu
Mephistos „Gegenspielerin“ - dies wird erstmals in Vers 2755ff. deutlich, als sie nach
Hause kommt und bemerkt, dass jemand in ihrem Zimmer war, der jedoch nicht in
„ihre“ Welt gehört und wessen Anwesenheit sie erschauern lässt („Es wird mir so, ich
weiß nicht wie – (…) - Mir läuft ein Schauer übern ganzen Leib/“). In Vers 2795 bildet
sich erneut Gretchens Unzufriedenheit mit ihrem Stande heraus (vorher V. 2607 „Bin
weder Fräulein/“, da die Anrede Fräulein wohl vorwiegend in den „gehobeneren“
Kreisen verwendet wird), als sie den Schmuck (das Geschenk Fausts) erblickt („Wem
mag diese Herrlichkeit gehören? (…) Nach Golde drängt (…) Ach wir Armen!“), durch
welchen sie sich einen sozialen Aufstieg erhofft.
Durch ihre „Standeskritik“ wird Fausts zuvor aufgestellte Behauptung zerstört (Vgl. V.
2691-2694), dass Gretchen voll Zufriedenheit und Ruhe sei. Nachdem Gretchen nun
das herrliche Geschenk erhalten hat, kann sie nicht mehr aufhören, an den
Überbringer zu denken (V. 2851ff.), was wiederum ihren Wunsch nach dem sozialen
Aufstieg belegt. Auch im Vers 3078 ff. und Vers 3123 f. weist Gretchen erneut auf die
Standesunterschiede hin. In Vers 3206 gesteht Gretchen zum ersten Mal Faust ihre
Liebe (welcher ihr schon in der vorhergehenden Szene „Garten“ seine Liebe
gestanden hat Vgl. V. 3184f).
Es wird erneut die Problematik des Standesunterschiedes deutlich, da das
Gartenhäuschen der einzige Ort ist, an welchem die Beiden sich wie zwei Verliebte
verhalten können, da sie dies nicht in der Gesellschaft publik machen können.
Nachdem Faust das „Liebesnest“ der Beiden verlassen hat, wird im Gespräch mit
Marthe Gretchens Willenlosigkeit gegenüber Faust merklich, (V. 3211 ff „Du lieber
Gott! (…) Beschämt nur steh ich vor ihm da, und sag zu allen Sachen ja“) bzw. wie
stark ihre Gefühle für ihn sind.
1
Zur Vertiefung
Die Bewertung kreativer Leistungen
www.fo-net.de
ABK 01
Vorschlag zur Kriterienbildung bei der Benotung kreativer
Leistungen am Beispiel des szenischen Interpretierens:
Zur Bewertung gehören die Selbstbewertung der Schülerinnen und Schüler und
die Bewertung durch die Lehrkraft. Zu Beginn der Arbeit bewerten Lehrer und
Schüler die Bedeutung der Teilleistungen und ergänzen diesen Katalog
entsprechend. Diese Kriterien sind auch die Grundlage der Bewertung
schriftlicher Gestaltungen.
Phantasie, Kreativität und Spielintelligenz
sehr wichtig wichtig wenig wichtig unwichtig
1
Ästhetische Kompetenz
2
Originalität der Ideen
3
Orientierung an den
verabredeten Regeln
4
Fähigkeit zur Interaktion
Arbeit an der Figur und an der Rolle
5
Auseinandersetzung mit der
Rolle
6
Beiträge zum Textverständnis
7
Verhältnis Darsteller / Rolle
8
“die innere Wahrheit” der Figur
Arbeit an der Gattung
9
Denken und Handeln in den
Dimensionen der Szene
10
Festgefahrene Figurenmuster
überwinden
Literarische Kompetenz
11 Textverständnis
12 Qualität des Textzuganges
13 Verbindung von Text und Spiel
14 Methoden- und Begriffssicherheit
Weitere Kriterien, z.B.
15 Klarheit des Ablaufs
16 Beteiligung aller
17 Freie Präsentation usw.
Methode Einen Text verständlich machen
Name:
Datum:
www.fo-net.de MTV 30
Wie macht man einen Text verständlich?
1. Lange Sätze in kurze verwandeln! Machen Sie aus Schachtelsätzen mehrere
einfache Sätze mit Subjekt, Prädikat, Objekt.
2. Fremdwörter ersetzen! Bei Fachtexten müssen die Fachwörter natürlich erhalten
bleiben. Oft strotzen deutsche Texte aber auch vor allgemeinen Fremdwörtern.
Übersetzen Sie diese ins Deutsche! (Achtung: Nicht immer ist die im
Fremdwörterlexikon angeführte Bedeutung korrekt, manchmal ergibt sich die
korrekte Bedeutung erst aus dem Kontext!)
3. Beim Umschreiben fallen Längen und Wiederholungen auf. Kürzen Sie den
Text, wenn das ohne Sinnverlust möglich ist! So ersparen Sie sich Schreib-,
und den anderen Leseaufwand.
4. Gliederung verbessern! Führen Sie gegebenenfalls mehr Gliederungspunkte
ein. Verschieben Sie Textstücke, die besser zu einem vorherigen Gliederungs
punkt passen. Verbessern Sie Zahl und Anordnung der Gliederungsebenen.
5. Auf eigene Beispiele verweisen! Machen Sie sich eine kurze Anmerkung in den
Text, wenn Ihnen ein gutes Beispiel einfällt.
Textproduktion Ein Essay schreiben: Sprache / Stil
Name:
Datum:
www.fo-net.de TPE 48
Ein stilistisch guter Essay ist ein Essay, der klar und verständlich geschrieben
ist. Hier einige Tipps zum verständlichen Schreiben:
Sätze, bei denen das Prädikat früh im Satz auftritt, sind leichter verständlich:
„Einen Sachverhalt richtig zu erklären, dabei die Interessen der Leser nie aus
dem Auge zu verlieren und trotzdem verständlich zu bleiben, ist keineswegs
leicht.“
„Es ist keineswegs leicht, einen Sachverhalt richtig zu erklären, dabei die
Interessen der Leser nie aus dem Auge zu verlieren und trotzdem verständlich
zu bleiben.“
Je länger und verschachtelter ein Satz ist, desto schwerer ist er in der Regel zu
verstehen:
Tipp: Nachdem Sie Ihren Essay fertig geschrieben haben, versuchen Sie noch
möglichst viele Punkte („.“) einzufügen. Auf diese Weise können Sie aus
einem langen Satz mehrere kurze machen.
Tendenziell gilt, dass Sätze mit mehrteiligen Prädikaten, in denen die Teile des
Prädikats im Satz weit voneinander entfernt stehen, schwerer verständlich
sind.
Vermeiden Sie doppelte Verneinungen:
„Es ist nicht ratsam, beim Schreiben von Essays unverständliche
Formulierungen zu verwenden.“
„Beim Schreiben von Essays ist es ratsam, nur verständliche Formulierungen
zu verwenden.“
Im Deutschen beziehen wir uns oft mit Fürwörtern (Pronomina: „er“, „sie“,
„dieser“, „sich“) und anderen Ausdrücken („dort“, „hier“) auf etwas, wovon
schon die Rede war. (Beispiel: „Hans ging auf sein Zimmer. Dort las er ein
Buch.“). Dabei gibt es oft Unklarheiten darüber, worauf man sich auf diese
Weise beziehen will.
Vermeiden Sie unnötige Substantivierungen.
„Das Stattfinden des Unterrichts wurde durch die Erkrankung des Lehrers
verhindert.“
„Der Unterricht hat nicht stattgefunden, weil der Lehrer krank war.“
Vermeiden Sie unnötige Fachbegriffe, blumige Metaphern und nebulösen
Tiefsinn. Wenn Fachbegriffe unvermeidlich sind, müssen sie erklärt werden.
Einige Wörter werden in unserer Alltagssprache ungenauer oder anders
verwendet als in geschriebener Sprache.
Beispielsweise werden „scheinbar“ und „anscheinend“ in gesprochener
Sprache etwa synonym gebraucht; streng genommen gilt aber:
„scheinbar“ meint, dass etwas irgendwie zu sein scheint, tatsächlich aber
anders ist, während „anscheinend“ offen lässt, wie es tatsächlich ist.
(Ein anderes Beispiel ist die Verwendung von „das gleiche“ und „dasselbe“. Im
Alltag werden diese Wörter oft synonym gebracht, in der Schriftsprache gilt
aber: „Hans und Katharina fahren dasselbe Auto“ bedeutet, dass es ein Auto
gibt, mit dem Hans und Katharina fahren; „Hans und Katharina fahren das
gleiche Auto“ bedeutet, dass die Autos von Hans und Katharina vom selben
Typ sind.)
Wer mehr über Verständlichkeit und guten Stil beim Schreiben erfahren will, dem
seien Wolf Schneiders Deutsch für Profis (Goldmann 1999) und Deutsch für Kenner
(Piper 2005) empfohlen.
Textüberarbeitung
Texte aspektiert in Gruppen überarbeiten
Name:
Datum:
www.fo-net.de TPÜ 31
Überarbeiten Sie den Text mit Hilfe folgender Leitfragen, indem jedes
Gruppenmitglied Vorschläge für einen Aspekt vorbereitet auf einer Folie in
einer Farbe vorbereitet. Die Vorschläge werden anschließend in der Gruppe
diskutiert und abschließend in eine Reinschrift-Fassung übertragen:
Inhalt
Ist dem Leser / der Leserin ohne besondere Mühe verständlich, worum es in dem Text geht?
Werden Personen, Schauplätze und Vorgänge anschaulich, präzise usw. beschrieben?
Fühlt der Leser / die Leserin sich vom Thema angesprochen?
Sind klare Schwerpunkte gesetzt oder gerät das Thema häufiger aus dem Blick?
Aufbau/Gliederung
Ist der Text übersichtlich gegliedert, z. B. nach Einleitung, Hauptteil und Schluss?
Ist die Reihenfolge der Gliederungsschritte stimmig?
Sind die einzelnen Schritte wirkungsvoll auf den Leser / die Leserin bezogen?
Regt beispielsweise die Einleitung zum weiteren Lesen an?
Orientiert sich der Text an einem Thema?
Enthält der Text Widersprüche und Ungereimtheiten?
Werden unbekannte Begriffe erklärt?
Sprachlicher Ausdruck / Stil
Ist die Wortwahl abwechslungsreich, genau, anschaulich, angemessen usw.?
Entsprechen die gewählten Bilder, Vergleiche und Metaphern der gewählten Textart?
Ist der Satzbau klar und abwechslungsreich?
Lässt sich der sprachliche Ausdruck durch Ersatz-, Umstell-, Weglass- oder Erweiterungsprobe
verbessern?
Werden unnötige Wiederholungen und Füllwörter vermieden?
Rechtschreibung/Zeichensetzung/Grammatik
Ist der Text grammatisch einwandfrei strukturiert: Tempus, Modus (Indikativ und Konjunktiv),
grammatische Beziehungen, Wortstellung, Satzbau usw.?
Sind Rechtschreibung und Zeichensetzung fehlerfrei?
Ist ein Rechtschreib- und Fremdwörterbuch vorhanden, aber auch ein Wörterbuch, das über
Wortbedeutungen, sinnverwandte Begriffe und Wortfamilien informiert?
Sind persönliche Lernkarteien oder Merkhefte benutzt worden?
Reinschrift
Ist die äußere Form ansprechend gestaltet (Rand, Kopf des Textes usw.)?
Ist die Schrift gut lesbar? Sind nachträgliche Korrekturen vermieden?
Ist die Abschnittsgliederung klar markiert?
Entspricht das Lay-out dem Verwendungszweck des Textes ?
Bei einem Text, der Schwächen im Aufbau und in der Genauigkeit der
gedanklichen Verknüpfung aufweist, ist ein Vorgehen, bei dem die Fehler Zeile
für Zeile bearbeitet werden, nicht sinnvoll. Denn oft muss man ganze
Abschnitte umstellen, Passagen weglassen, Sätze neu formulieren, andere
Begriffe wählen usw., sodass manche Einzelfehler aus der ursprünglichen
Fassung „von selbst" wegfallen. Darum sollte man zunächst den Text ganz
lesen und dann die Textüberarbeitung planen.
Link zur
Vertiefung
Epochenüberblick zur Abiturvorbereitung BG SH Vormärz Aufgabe
Name:
Datum:
www.fo-net.de LÜA 51
Aufgabe: Recherchieren Sie die Epochenmerkmale des Vormärz (im weiteren
Sinne)!
Dauer und Bezeichnung
der Epoche
Mindestens fünf Angaben
zum Charakter der
Zeitstrahl
Literatur
Bedeutende Vertreter
und Werke
Gattungen
Themen und Motive
Epochenmerkmale
Sprache und Stil
1815
1718
1720
1825
Figuren
1828
Zeitstrahl
1830
1834
Technische,
wirtschaftliche,
gesellschaftliche und
soziale Entwicklung
1838
1840
1845
Werke
1848
Link zur
Website
Vormärz Epochenbegriff Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
www.fo-net.de LGV 10
Vorbemerkung zum Epochenbegriff “Vormärz”
Der neue Lehrplan für Berufliche Gymnasien gibt die Themen “Eine Epoche in ihrer
Eigenart” und “Epochenwandel und Epochenkontraste” vor. Diese Themen legen ein
Vorgehen nahe, dass die Lehrkraft in 11.2. zunächst eine Textauswahl aus
“typischen Vertretern” der Epoche vornimmt. Das Thema “Eochenwandel..” rückt
dagegen die Epochenränder stärker in den Blick. Auf diese Weise erhalten die
Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, “Orientierungswissen über die
Widersprüche einer Makro-Epoche zu erwerben und dabei auch literarische
Formentscheidungen als das Ergebnis von Auseinandersetzungen mit
überkommenen Normen zu erkennen” ( Karlheinz Fingerhut: Didaktik der Literaturgeschichte.
In: Bogdal, Klaus-Michael / Korte, Hermann (Hg.): Grundzüge der Literaturdidaktik, München 2002, S.
162).
Am Beispiel Nikolaus Lenaus stellt Dorothee Meerkötter im Heft 6, Seite 86 f.der
Zeitschrift “Der Deutschunterricht” (2003) eine Unterrichtsreihe zur
Widersprüchlichkeit der Zuordnung Lenaus zu einer Literaturepoche (Spätromantik
oder Vormärz ?) vor. Der Begriff Vormärz wird hier verstanden als die
zeitgeschichtliche Zuordnung der Literatur zwischen 1815 und 1848. Andere
Epochenbegriffe sind zur genaueren Beschreibung von Übergängen der
Epochenränder hilfreich und zu untersuchen:
Struwwelpeter 1844 Ferdinand Raimund als Aschenmann in Der Bauer als Millionär 1826
1 Vormärz Epochenbegriff
www.fo-net.de LGV 10
Theodor Hosemann Armut 1840 Karikatur Denkerclub 1819
1. Historischer Hintergrund
2. Christian D. Grabbe
Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung
Don Juan und Faust
3. Heinrich Heine
Lyrik Heines
Atta Troll
Heines Reisebilder
4. Georg Büchner
Der Hessische Landbote
Woyzeck
Leonce und Lena
Dantons Tod
5. Nikolaus Lenau
1. Historischer Hintergrund
Die Umwälzung der Lebensweise der Zeit war durch folgende wichtige Erfindungen /
Ideen geprägt:





Dampfmaschine
mechanischer Webstuhl
Spinnmaschine
Darwins Lehren
Wandel im Rhythmus des öffentlichen Lebens und der Erwerbsarbeit
2 Vormärz Epochenbegriff
www.fo-net.de LGV 10
einschließlich der Kinderarbeit : Projektvorschlag: Repräsentationen von
Arbeit und Beruf im Bilderbuch / im Volksmärchen: Produkte:
Essays schreiben ( Passwortgeschützt / verfügbar für die
Nutzer von www.fo-net.de und www.lesezeiten.de )




Dampfschiff / Eisenbahn
elektronischer Telegraf (Bedeutung für die Börse / Politik. Beispiel: Als 1801
der russische Zar starb, war die Nachricht erst nach 21 Tagen in London, die
Nachricht vom Tod Nikolaus I. erreichte London 1855 nach vier Stunden)
1847 produzierte Krupp die erste Gussstahlkanone
weitere Momente des Wandels: Massive Häuser mit großen Fenstern, neuen
Öfen und fließendem Wasser wurden gebaut. Leuchtgas ersetzte
Petroleumlampen. Seit 1824 gab es Streichhölzer. Die Klassiker wurden in
großem Stil in Goldschnittausgaben vermarktet. Die Straßenbeleuchtung
ermöglichte ein Nachtleben. In Hamburg wurde 1850 die Kanalisation gebaut.
Bürgersteige und Schaufenster erlaubten es vornehmen Damen, (verschleiert)
die Straßen zu betreten. Durch Anilinfarben wurde die Tapeten- und
Textilindustrie befördert. Der Zylinderhut ersetzte den demokratischen
Schlapphut.
Für die Autoren des Vormärz, Christian D. Grabbe , Heinrich Heine, Georg Büchner
und Nikolaus Lenau, spielt der historische Hintergrund eine bedeutende Rolle. Mit
der Umorientierung des literarischen Kanons von einem klassisch- romantischen
Idealbild hin zu einem gesellschaftlich und historisch möglichst allumfassenden
Literaturkanon fand auch Heine im literarischen Kanon Platz. Als wichtige Daten der
Zeit sind zu nennen:
1815
Wiener Kongress
1817
Wartburgfest
Karlsbader Beschlüsse
1830
Julirevolution, Bürgerkönig Louis Philippe
1832
Hambacher Fest
1833
Gründung deutscher Zollverein
1848
Märzrevolution, erste deutsche Nationalversammlung
Der Sturm und Drang war eine Bewegung, auf welche sich die Literaten des Vormärz
beriefen. Der von F.M. Klinger verfasste Roman "Sturm und Drang" war daher auch
eines der Basiswerke für die Epoche des Vormärz.
2. Christian D. Grabbe
Heute ist der in Detmold geborene Christian Dietrich Grabbe (1801 - 1836) ein
literarischer Außenseiter. . Sein erstes Drama, "Herzog von Gotland" (1822) wurde
von Tieck bewundert, zugleich aber auch als abstoßend kritisiert. Grabbe erwiderte:
"Ein Spiegel kann die abstoßende Realität zeigen, ohne sich selbst zu
beschmutzen". Der Mensch erscheint im Stück als Tier, die Reime sind absichtlich
schief [Im Gegensatz zu Friederike Kenntners "der schlesische Schwan", die ihre
3 Vormärz Epochenbegriff
www.fo-net.de LGV 10
schlechten Reime für vollkommene Poesie hielt und bis heute als Muster für
schlechte Dichtkunst steht]. Der Mensch ist nach Grabbe schlechter als das Tier, er
tötet seinesgleichen. Die Theodizee als göttliches Gebot wird zugleich in Frage
gestellt.
Ein Geschichtsdrama mit umfassenden Rückgriff auf historische Quellen ist
"Napoleon oder die hundert Tage". Aber auch Legenden und Anekdoten über den
von den Vormärz- Autoren bewunderten Feldherren und Politiker Napoleon fließen in
das Stück ein. Die titelgebende dramatische Figur Napoleon steht nicht im
Mittelpunkt des Stücks, ist kaum in die Handlung involviert, statt dessen werden
reportageartig Volkes Stimmen gesammelt. Die Zeit erscheint als entscheidender
Faktor, Napoleon selbst ist aber nicht an sie gebunden, sondern erscheint überall
und unvermutet. Die Gegner Gneisenau und Blücher sind dagegen bloße Typen und
Teil des Volkes, was dazu beitrug, dass das Stück im Nationalsozialismus
missbraucht wurde. Der Mensch wird bei Grabbe insgesamt stets begrenzt und klein
dargestellt, als bloße Vorstufe des Übermenschen.
Das Stationendrama "Hannibal" als episiertes Drama beschreibt Hannibals Feldzug
gegen Rom und endet mit dem Untergang Karthagos.
Don Juan und Faust
Die Welt des zu sinnlichen Don Juan (nach Mozarts Don Giovanni) und des
übersinnlichen Faust werden durch Grabbe verknüpft. Das Stück war das einzige
Stück Grabbes, welches zu Lebzeiten des Autors aufgeführt wurde. Die Handlung ist
leicht und einfach. Im Zentrum steht der Streit der Nationalitäten Deutsch (Faust) und
Spanisch (Don Juan).
3. Heinrich Heine
zum Wintermärchen (Text und Unterrichtsideen)
Der in Düsseldorf geborene Heinrich Heine (1797 - 1856) wurde lange Zeit in der
Literaturwissenschaft ignoriert. Der von Schwermut und Dekadenz geprägte GeorgeKreis lehnte Heine wegen seiner Leichtigkeit ab. Auch Karl Kraus verurteilte Heine,
da Heine mit seiner Sprache den Duktus des Journalismus vorwegnahm, Kraus sah
darin einen Auslöser für den Sprachverfall am Ende des 19. Jahrhunderts. Die
Sprache Heines macht den Menschen erkennbar, sie führt so direkt in den Krieg.
Kraus wandte sich gegen die Phrasen und die sprachliche Kommerzialisierung
Heines sowie gegen die Ästhetisierung des Alltags. Noch in der BRD sprach Adorno
von der "Wunde Heine". Die Nationalsozialisten ließen unter das Loreley- Lied
"Dichter unbekannt" schreiben.
Düsseldorf war zur Zeit der Jugend Heines französisch besetzt, Heine wurde von
Jesuiten erzogen und erlebte als Jugendlicher den Einzug Napoleons im Rheinland
1808, was für alle Autoren des literarischen Vormärz ein epochales Ereignis war.
Auch bei Heine findet sich eine Mystifizierung der Person Napoleons.
1835 werden die Schriften des Jungdeutschen Gutzkow (Walli die Zweiflerin etc.)
vom deutschen Bundestag verboten, wenig später die Jungdeutschen insgesamt.
Auf Betreiben Metternichs werden Heines Schriften ebenfalls auf die Verbotsliste
gesetzt.
Ab 1840 setzt eine Radikalisierung Heines ein. Eine Hetzschrift gegen den
Schriftsteller und Mitbegründer des Jungen Deutschland, Ludwig Börne (1786 1837, Begründer des Feuilletons) mit dem Vorwurf des Nazarenertums und des
Verrats an der Aufklärung stellt den Höhepunkt dar. Nazarener war die abfällige
4 Vormärz Epochenbegriff
www.fo-net.de LGV 10
Bezeichnung für Künstler wie Schnorr von Carolsfeld, die historistische Malerei im
katholischen Rom betrieben, statt die romantische Mittelaltervision zu verwerfen und
sich dem hellenistischen, aufgeklärten Zeitalter zu öffnen.
Über seinen Freund Wilhelm Schlegel erhält Heine Kontakt zu Md. de Staël, welche
das Bild Deutschlands vom Land der Dichter und Denker vor allem in Frankreich
prägte ("de l'Allemagne"). Heine war dieses Bild zu idealistisch und berücksichtigte
auch nicht die sozialen Verhältnisse.
Das von Heine proklamierte Ende der Kunstperiode (1832, Tod Goethes) ist gemäß
der Schule der Romantik das Ende der Klassik. Heine inszeniert diesen Aufstand
gegen Goethe gemäß der Didaktik Hegels von These (Klassik) und Antithese (
Romantik). [Im Gegensatz zu Schiller sollte Goethe aber nicht auf das verklärte Bild
eines abstrakt denkenden imperialistischen und idealistischen Autors mit Vorliebe für
den Historismus beschränkt werden.] Heine gruppiert die Romantiker, insbesondere
E.T.A. Hofmann, Zacharias Werner und Novalis in den literaturgeschichtlichen
Kontext ein. Die 1835 von Gervinius herausgebrachte erste große deutsche
Literaturgeschichte wird dagegen von Heine (und Grillparzer) angefeindet. Im
"zweiten Buch der Romantik" kritisiert Heine ferner Schlegels exzessiven Gebrauch
der Allegorie und Metapher. Diese sollten nach Heine nur als politische Mittel
gebraucht werden. Auch Ludwig Tieck, der Literaturpapst dieser Zeit und
produktivster romantischer Schriftsteller, wird von Heine kritisiert, insbesondere die
serielle Gedichtsproduktion (vgl. auch Grillparzer: "Teewasser. Gedichte von Tieck").
dagegen verehrte Heine in der Aufklärung Lessing. Kritik musste hier vor allem
Nicolai (naive Aufklärung) einstecken.
Lyrik Heines
Heines Lyrik umfasst eine Vielzahl an Bildern Die an zentraler Stelle angeordneten
Machtwörter innerhalb des für Heine typischen lyrischen Intermezzos sind identisch
mit der romantischen Auffassung von Lyrik. Nacht, Traum, Rosen, Lippen und
Tränen sind dabei als Allegorien ähnlich konnotiert wie in der Romantik. Die
Annäherung der Geliebten an eine Heilige wird meist durch einen Maler ausgedrückt.
Heine ist sich darüber im klaren, dass er damit romantische Grundtopoi benutzt und
versucht sich zeitlebens vergeblich davon zu distanzieren.
Atta Troll
Diese Mischung aus Lied und Gedicht in Form eines Versepos ist für die Literatur
des Vormärz' typisch.
Der 1841 veröffentlichte Atta Troll ist eine Mischung aus komischem Tierepos,
Travestie und den durch Grandville bekannt gewordenen illustrierten Tierepen
(lösten Fabel ab). Das Metrum ist ein vierfüßiger reimloser Trochäus, der künstlicher
als der Jambus wirkt und den natürlichen Sprachfluss hemmt. Im Trochäus ist
zugleich der hämmernde Vers des spanischen Dramas geschrieben, er war zudem in
der deutschen Romantik beliebt. Die Zeilen sind zu Blöcken auch sinngemäß
zusammengefasst, wobei der letzte Satz eines Blocks die vorher aufgestellte Illusion
stets bricht.
Atta Troll ist eine Allegorie auf die vormärzliche politische Opposition der
unterschiedlichsten Richtungen. Das Tier als Kritiker des Menschen stellt die Ideale
5 Vormärz Epochenbegriff
www.fo-net.de LGV 10
der Liberalen Ferdinand Freilingrath und Emmanuel Geibel ("Der Mai ist gekommen")
in Frage.
Heines Reisebilder
Die Reisebilder sind kein stimmiges Ganzes, es besteht in ihnen kein interner
Sachzusammenhang. Statt dessen herrscht ein Durcheinander von Prospekten,
Berichten und Aussagen als Potpourri vor. Es handelt sich aber auch nicht um ein
gewachsenes, organisches Ganzes, sondern um eine Konstruktion, dessen integrale
Einheit aufgebrochen wurde, der Text umfasst insgesamt auch nicht den Anspruch
auf eine Gesamtaussage.
4. Georg Büchner
Arbeitsblatt Abiturwissen: BVW 30 Vormärz Wissen zu Büchner und Woyzeck
Der 1813 im hessischen Godelau geborene Büchner gründete 1834 die "Gesellschaft
für Menschenrechte" und rief im selben Jahr mit der sozialistischen Kampfschrift "der
hessische Landbote" zum politischen und gesellschaftlichen Umsturz auf. 1835 muss
er deshalb nach Straßburg flüchten, wo er zwei Jahre später im Alter von erst 23
Jahren an Typhus stirbt. Er selbst war promovierter Anatom, sein Bruder war
Reichstagsabgeordneter und erfand das Ultramarin, eine Schwester war
Frauenrechtlerin.
Sein Werk ist trotz geringen Umfangs nicht zu unterschätzen, erhalten blieben zwei
abgeschlossene Theaterstücke (Leonce und Lena, Napoleon) und ein Fragment (
Woyzeck), ein Novellenfragment (Lenz) und diverse Briefe. Er nimmt insbesondere
im Woyzeck u.a. Entwicklungen der Psychologie des Realismus vorweg. Die Figuren
selbst praktizieren dabei eine Minimalsprache. Literaturgeschichtlich ist Büchner eng
mit Grabbe verbunden. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sind beide literarische
Außenseiter. Büchner lebte lange im kleinbürgerlichen Darmstadt (Pensionopolis,
laut Büchner), vergleichbar mit Grabbes Detmold. Büchner wird danach
insbesondere durch "Woyzeck" zum Klassiker des 19. Jahrhunderts. Mit 21 Jahren
erfolgt der erste Druck des hessischen Landboten. Von den Vorläufern Marx' lernt
Büchner, dass die Wirtschaft auf Ausbeutung beruht und Veränderungen nur durch
organisierte Aufstände realisierbar sind. Büchner schwankt dabei zwischen
Pessimismus und Revolution (Republikaner), will aber gegen die Herrschaft zunächst
mit Hilfe der Statistik (Elend der Massen) und der Religion (religiöser Fanatismus)
vorgehen. Insbesondere sein bis heute umstrittener konservativer Freund Weidig war
für die religiösen Elemente im Landboten zuständig. Danach soll der Glaube an Gott
den Glauben an das Gute im Menschen bestärken. Bis ins 20. Jahrhundert war der
hessische Landbote verpönt und nicht als politisches Pamphlet betrachtet. Die
statistischen Grundlagen und das Motto "Friede den Hütten, Krieg den Palästen"
waren unbekannt.
Die Novelle "Lenz" basiert auf der Biographie des Sturm- und Drang- Dichters Jakob
Michael Reinhold Lenz. Lenz selbst war deviant und in die Gesellschaft seiner Zeit
nicht integriert sowie seelisch zerrüttet. Die Novelle kann so als Studie einer
Krankheit betrachtet werden. Dabei werden die psychologischen Merkmale klar
herausgestellt, wie dies medizinisch erst 60 Jahre später möglich ist. Der Text hat
zwar Anfang und Ende, wichtige Zwischenpartien fehlen dem Fragmentaber.
6 Vormärz Epochenbegriff
www.fo-net.de LGV 10
5. Nikolaus Lenau
Der im rumänischen Csatad 1802 geborene Nikolaus Nimbsch Edler von Strehlenau
war in seiner Zeit in Wien mit dem Politiker und Schriftsteller Anastasius Grün Graf
von Auersperg (1806 - 1876) befreundet. Die beiden als Dioskuren (Söhne des Zeus,
Kastor und Pollux) bezeichneten versteckten ihre Kritik an der Politik des Vormärz in
ihrer Literatur. In Stuttgart bekam Lenau später Kontakt zur schwäbischen
Dichterschule (Justinus Kerner, Uhland, Gustav Schwab). Trotz seines Versepos
Faust ist er eigentlich eher als Lyriker bekannt.
Die Grundstimmung in seinen Gedichten ist düster und bedrohlich. In seinen
Schilfliedern dominiert die Lyrik der Andeutung, Hexe und andere Wesen tauchen
nur als Vision auf, die natürlich zugeordneten Farben gehen verloren so entsteht
zusammen mit den kritisch verwendeten Allegorien ein Gefühl der Melancholie.
Die Antike geht von vier Temperamenten aus:
Sanguiniker
lustig, lebensfroh, aber auch fad, oberflächlich und flach
Phlegmatiker
(Phlegma = Schleim) ruhig, nichtstuend, gemütlich
Melancholiker
tiefsinnig, traurig, entrückt, die Hintergründe erahnend oder erkennend
Choleriker
aufbrausend, gereizt
Lenaus Gedichte sind meist Wandergedichte (Die drei Indianer, der Polenflüchtling,
der Indianerzug etc). Nicht nur dadurch wird Lenaus Literatur singulär, auch durch
die Verzweiflung und Enttäuschung am Scheitern der französischen Revolution und
an der Metternich- Restauration bis hin zum Vormärz. Der Rückzug in die Literatur
des Biedermeier ist damit die einzige Möglichkeit des Schriftstellers. Das bisher
geleistete wird bei Lenau nicht satirisch verhöhnt, wie dies unter dem Eindruck der
Demontage der französischen Revolution bei Büchner und Heine geschieht.
Vielmehr verdeutlicht Lenau, dass nichts Neues aus der gegenwärtigen Situation
entstehen kann, alles ist nur mehr ein Nachklang des Vergangenen, insbesondere
der Klassik. Lenau verdeutlicht, dass Gräber die Geschichte überdauern. Sein Blick
ist der des Melancholikers: Er sieht und denkt in Allegorien.
Lenaus "Faust" ist aus Dialogen (Drama) und Erzählpassagen (Prosa)
zusammengesetzt. Dabei finden sich zahlreiche Rückgriffe auf Goethes Faust. Im
Gegensatz zu Goethes Werk ist Mephisto bei Lenau absolut, Philosoph und
Aufklärer, bei Goethe Geprellter, Verführer und Mächtiger. Lenaus Faust wird am
Ende nicht gerettet, er ist hoffnungslos der Wissenssucht verfallen. Faust als Sinnbild
des Individuums hat sich von Gott, der Welt und der Menschheit entfremdet. Der
kenntniswillige Mensch endet im Freitod, die Theodizee kann vom Humanismus der
Klassik nicht im Diesseits beantwortet werden.
7 Vormärz Epochenbegriff
www.fo-net.de LGV 10
Link zur
Website
Vormärz Der Literaturmarkt im Vormärz Abiturvorbereitung BG SH
Name:
Datum:
www.fo-net.de LGV 35
1. Der Literaturmarkt des Vormärz in Deutschland
Nach den napoleonischen Kriegen expandiert der Handel und damit gleichzeitig das
Informationsbedürfnis. Folglich entwickelte sich die Buchproduktion nach 1830 sprunghaft.
Zwischen 1821 und 1838 stieg die jährliche Buchproduktion auf über 10.000 Titel um 150 %.
Steigerungen erfolgten in den Bereichen Fach- und Sachbuch. Dichtung stagnierte. Das
Netz der Buchhandlungen verdichtete sich (1840: 1.350 Buchhandlungen), 1825 wurde der
Börsenverein des Deutschen Buchhandels gegründet. Nutznießer dieser Entwicklung waren
die vielen Unterhaltungsschriftsteller. Die oppositionelle Literatur unterlag dagegen
verschärfter Zensur.
Mit dem Wartburgfest formierten sich 1817 Studenten und Professoren (Literaturtipp: T.
Röhrig: Sand oder Der Freiheit eine Gasse). Nach 1830 bildeten sich Vaterlandsvereine.
Zum Hambacher Fest 1832 und mit dem “Bund der Gerechten” werden die Bewegungen
radikaler, das Interesse an (literarischen) Entwicklungen in Europa nimmt zu.
Aufgabe : Was erfahren Sie über die soziale Zusammensetzung der
Leserschaft der “Poetischen Literatur der Italiener” vom 15. Februar bis 23.
August 1845 ?
2. Die Entwicklung des Literaturmarktes in Schleswig-Holstein seit dem
Vormärz
mehr zur Literatur in Schleswig-Holstein
In Eckernförde verlegte 1846 der Buchhändler H. Hansen eine kleine Schrift und verstarb im gleichen
Jahr. Heinrich Heldt gründete am 1. November 1854 eine Druckerei mit Buchverkauf, die sein Sohn
Carl übernahm und am 1. Januar 1872 zur Buchhandlung erweiterte und der er einen kleinen Verlag
angliederte. Er starb 1893, worauf der Enkel Karl zum 1. Oktober dieses Jahres der Inhaber wurde als
Herzogl. Holsteinischer Hofbuchhändler und das Geschäft auf Kunst und Musikalienhandlung
erweiterte.
1840 hatte Elmshorn 5000 Einwohner, wovon 204 Israeliten waren. Die kleine jüdische Gemeinde
entstand durch den Emigrantenzustrom Ende des 18. Jahrhundertsnach Hamburg, das nur die
reichen Juden aufnahm. Die armen wurden nach Altona abgeschoben, wo sie jedoch nicht alle ihr
Brot finden konnten und nach Elmshorn und Glückstadt weiterzogen. Am 1. August 1876 gründete
Wilhelm Hahn hier eine Buchhandlung, die er jedoch schon 1878 nach Plön verlegte, vermutlich, weil
am 1. November 1877 die Buchhandlung von J. M. Groth mit einem kleinen Verlag hinzukam und für
zwei Firmen die Einwohnerschaft zu klein war. Das Hauptgeschäft lag zunächst im Druckerei und
Buchbindereibetrieb sowie im Formulardruck für Behörden aller Art. Später erweiterte Groth das
Sortiment auf Musikalien und Kunstblätter, und daneben, wie stets in kleinen Orten, auf Papierhandel,
die Firma besteht noch heute wie auch die Hahn’sche Buchhandlung in Plön.
In Eutin, der ehemaligen Hauptstadt des Fürstentums Lübeck, zum Großherzogtum Oldenburg
gehörig, gründete 1741 Peter Heinrich Struve eine Druckerei, in der Gesangbücher für das Hochstift
Lübeck und verschiedene Kalender hergestellt wurden, während anschließend der Sohn Benedict
Christian zum 1. Oktober 1802 die “Eutiner wöchentlichen Anzeigen” herausbrachte. Der bisherige
kleine Verlag wurde erweitert 1766 durch Joh. Heinr. Hesse: 24 Oden und Lieder und eine Cantate mit
Melodien ... bey ihm zu bekommen, 1798 durch Joh. Heinr. Voß “Reineke die Voß mit eener
Vorklaring der olden Sassischen Worde” (Erklärung der alten niedersächsischen Worte), 1809 durch
G. H. A. Ukert ”Annalen der Residenz Eutin nebst einer Topographie des Fürstenthurns Lübeck" und
1836 durch G. F. Herbart: ”Vor- und Jetzt- Zeit der... Stadt Eutin im Fürstenthume Lübeck”, mit 3
Abdrücken vom Stein. Da es zu dieser Zeit noch keine Buchhandlung in Eutin gab, verkauften die
Struves die Bücher und Kalender in eigener Regie oder durch die Autoren selbst. Die Druckerei
besteht noch heute.
Erst 1838 eröffneten Carl H. Baurmeister zusammen mit ... Griem in Kiel und Eutin Buchhandlungen,
aus der Baurmeister im Eutiner Geschäft schon 1843 wieder ausschied. Gleich 1838 verlegten sie von
A. L. J. Michelsen ,Ueber die erste holsteinische Landesthellung" eine historische Abhandlung mit
lithographierten Wappen. In den Jahren 1854 - 58 lithographierte H. Geerdts in Eutin eine ”Wegekarte
vom Fürstenthum Lübeck” und eine ”ForstWegeKarte des Amtes Eutin”, gezeichnet von H. E.
Knudsen im Folioformat.
In der Industriestadt Neumünster, früher Wippendorf geheißen, entwickelte sich verhältnismäßig spät
das kulturelle Leben. Uni 1850 gab es dort noch keine Druckerei oder Buchhandlung, auch keine
Zeitung. 1851 bestand das Geschäft des Heinrich Schmidt, der Schul- und Bilderbücher zum
Weihnachtsfeste anbot, hauptsachlich aber Nürnberger Spielsachen, Quiz- (Kurz-) und
Galanteriewaren verkaufte. Für 1852 gab der Schriftsteller Franz Bocke ein Unterhaltungsblatt heraus;
das war zunächst alles. Erst zum 30. April 1870 trat Robert Hieronymus mit einer Buchhandlung nebst
Druckerei und Verlag auf, in dem seit dem 2. April. 1872 der ”Holsteinische Courier erschien. Nach
1900 ging der Zeitungsverlag auf K. Wachholtz über und die Buchhandlung an Hans Helmuth
Clement, der sie auf Kunsthandel erweiterte. Zum 1. Dezember 1889 gründete Carsten Rathje eine
Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung. Daneben führte er auch Schreibmaterialien und unterhielt
einen Journal-Lesezirkel. Seine beiden Kinder Ella und Bruno ließ er zu Buchhändlern ausbilden und
nahm sie ins Geschäft. Ende 1940 zog der Vater sich daraus zurück und starb im hohen Alter von 88
Jahren am 13. März 1954. Die Firmen bestehen heute leider nicht mehr..
In Kappeln an der Schlei im Lande Angeln gründete am 1. Oktober 1876 Peter Kock eine
Buchhandlung und gliederte einen kleinen landwirtschaftlichen Verlag an. Als erstes Erzeugnis kam
1879 vom Feldmesser J. S. Meyer ”Tabellen zur Umwandlung Hamburger Ruthen auf die neuen
Hamburger Maaße” für 1 Mark, doch gab es darauf keinen Rabatt, sodass die Sortimenterkollegen
den Verkaufspreis selbst festsetzen mussten. Schon zum 1. Oktober 1883 übernahm der Sohn
August das Geschäft und verlegte 1884 von P. Petersen ”Geschichtliches über (das Gut) Lindau in
Angeln” zur 100jährigen Jubelfeler seiner Parcellierung,und 1885 (der Kuriosität halber hier
aufgeführt) von Dir. Dr. J. Brümmer ”Die Altersbestimmung des Pferdes,sowie die Betrügerelen,
welche an den Schneidezähnen vorgenommen werden”, 16 Seiten mit 15 Holzschnitten, für 50 Pfg.,
ebenfalls netto ohne Rabatt. Quelle u.a. : Aus dem Antiquariat - Börsenblatt für den Deutschen
Buchhandel - Frankfurter Ausgabe - Nr. 78, vom 29.09.1978