aktuell - des Klinikums

Transcription

aktuell - des Klinikums
04.2015
KLINIKUM
DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN
klinikum
aktuell
D a s M a g a z i n d e s K l i n i k u m s u n d d e r M e d i z i n i s c h e n Fa k u l t ä t
Beruf mit Zukunft
MTRA: Ausbildung mit
einzigartiger 3D-Technik
Vorsorge
Jetzt ist die beste Zeit
zur Grippeimpfung
Muntermacher
Ist Kaffee wirklich schlecht
für die Gesundheit?
Bandscheibe: OP?
Wann bei einem Vorfall wirklich operiert werden muss
Spatenstich
Seelsorge
Baubeginn für die
neue Uniklinik im
Herzen Münchens
Beistand für die
Klinikpatienten
rund um die Uhr
Musik
Schon Frühchen
profitieren von
harmonischen Klängen
KLINIKUMaktuell 03.2011
WERBEBEITRAG
Neue Diagnostik eröffnet
Chancen bei Lungenkrebs
Krebs ist eine Krankheit der Gene. Deshalb setzt die moderne Krebsmedizin heute verstärkt auf Behandlungsansätze, die auf die genetischen Profile von Tumoren ausgerichtet sind. Dieser Ansatz der sogenannten „personalisierten Krebstherapie“ spielt mittlerweile in der Praxis eine wichtige Rolle.
Auch in der modernen Lungenkrebstherapie werden immer häufiger Tests durchgeführt, bei denen das genetische
Profil und andere Eigenschaften des Tumors analysiert werden. Denn zur Behandlung der häufigsten Lungenkrebsart, dem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom, gibt es in Deutschland bereits vier zielgerichtete Medikamente,
die im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bei bestimmten Genveränderungen im Tumor zum Einsatz kommen
können. Heilung kann damit in der Regel zwar nicht erreicht werden, jedoch steigen für einige Patienten die
Chancen auf eine wirksame Therapie bei guter Lebensqualität um ein Vielfaches.
Experten empfehlen:
Tumor testen lassen
In medizinischen Leitlinien wird daher empfohlen,
bei Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkrebs
den Tumor molekular auf
EGFR- und ALK-Genveränderungen zu testen. Dazu
entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe des Tumors, die
im Labor untersucht wird.
Werden dabei bestimmte Veränderungen erkannt,
können einige Patienten
mit zielgerichteten Medikamenten behandelt werden.
Informationen für Patienten
Auf unserer Webseite erhalten Patienten mehr Informationen dazu, wie diese Tests
funktionieren und welchen
therapeutischen Nutzen sie
bieten können.
www.lungenkrebs-testen.de
Mit freundlicher Unterstützung von
Pfizer Oncology.
2
KLINIKUMaktuell 03.2013
Genetisch veränderte
Tochterzellen wuchern.
Krebs kann entstehen.
Tumor
Diagnostische
Testung
und Wahl
des richtigen
Medikaments
Behandlung mit Medikament,
das auf das genetische Profil
des Tumors ausgerichtet ist
Genetische Tumortestung in der modernen Krebsmedizin.
editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
vor gut einem Jahr habe ich das Thema Fachkräfteman- über oft wenig beachtete Strukturen unseres Bewegungsgel in der Pflege an gleicher Stelle bereits angesprochen. apparates, wir berichten über die segensreiche Wirkung
Seither ist vieles passiert – aber der Mangel an qualifi- von Musik bei Frühgeborenen (S. 8f) und erklären, wie
zierten Pflegekräften ist noch immer nicht behoben. Zwar und warum wir überleben, selbst wenn krankheits- oder
steht im Gesetzentwurf zur Krankenhausstrukturreform unfallbedingt bestimmte Organe oder Körperteile nicht
ein Programm für die Finanzierung neuer Pflegestellen. mehr zur Verfügung stehen (S. 10f). Dass Kaffee zudem
Aber heruntergerechnet auf alle deutschen Kliniken sind nicht nur ein Genussmittel, sondern auch Medizin sein
das gerade mal zwei bis drei Stellen pro Haus. Die Pro- kann, dürfte ebenfalls nicht jedem geläufig sein; auf
blematik, dass es nicht genügend qualifizierte Bewerber S. 42 erfahren Sie mehr darüber. Dazu kommen personelle Neuerungen (Wechsel im Dekagibt, ist damit vorerst nicht zu lösen. Hier
nat, S. 14f), Hintergrundinformatiomüssen die Rahmenbedingungen ge»Der Beruf des oder
nen zur Grippeschutzimpfung (S. 36f)
schaffen werden, dass einerseits mehr
der Gesundheits- und
und viele weitere Neuigkeiten rund
Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen
um Medizin, Pflege, Forschung und
und andererseits auch der Zugang für
Krankenpflegers/
die Baumaßnahmen am Klinikum der
ausländische Fachkräfte erleichtert wird.
pflegerin zählt zu den
Universität München.
Wie schon in der Vergangenheit, werden
spannendsten und vielIch wünsche allen Leserinnen und Lewir am Klinikum der Universität München
fältigsten überhaupt.«
sern eine anregende und unterhaltsaauch weiterhin eigene Initiativen anstome Lektüre und unseren Patientinnen
ßen, um die Personalsituation in der Pflege
zu verbessern. Mit einem 12-Punkte-Programm in den Be- und Patienten mitsamt ihren Angehörigen und Freunden
reichen Gesundheitsmanagement, Aus- und Fortbildung, gute Besserung und alles Gute. Unseren MitarbeiterinOrganisation und Arbeitsgestaltung, Personal- und Akqui- nen und Mitarbeitern aller Berufsgruppen, besonders nasepolitik sowie Personalführung arbeiten wir daran, unse- türlich den Kolleginnen und Kollegen in der Pflege, danre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Grundsätzlich ke ich ganz persönlich und herzlich für ihren täglichen,
kann ich nur jedem sagen, der sich für die Arbeit im Ge- unermüdlichen Einsatz in der Patientenversorgung sowie
sundheitswesen engagieren möchte: Der Beruf des oder in Forschung und Lehre.
der Gesundheits- und Krankenpflegers/pflegerin zählt zu
den spannendsten und vielfältigsten überhaupt – insbe- Ihre
sondere an einem renommierten Universitätsklinikum.
Im vorliegenden Heft können Sie sich wieder selbst davon überzeugen, dass das Klinikum der Universität München jede Menge Spitzenmedizin zu bieten hat. Etwa im
Beitrag über die Errungenschaften des LifeZentrums auf
S. 13 und dessen Beitrag zum Fortschritt in der Medizin.
Im Artikel über die Sehnen (S. 16f) erfahren Sie mehr
Helle Dokken
Pflegedirektorin
KLINIKUMaktuell 04.2015 3
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Referenz: VOL11-E01. Novartis Consumer Health GmbH, 81366 München − a GSK Consumer Healthcare company
inhalt
S. 10
S. 24
S. 26
S. 42
S. 36
S. 14
rubriken
Editorial
Das Neue Hauner
Panorama
Der Jahresempfang 2015
Impressum.................................................................... 41
Klinikum in den Medien
DIAGNOSE & THERAPIE
Personalie
Helle Dokken, Pflegedirektorin. ......................................... 03
Neues aus Klinikum und Fakultät....................................... 06
l Musik für die Allerkleinsten
Wie Frühchen von harmonischen Klängen profitieren............ 08
Entbehrliche Organe
Prof. Dr. Werner Hartwig erklärt, was möglich ist . ................ 10
Wechsel in der Infektions- und Tropenmedizin
Die Zukunft hat begonnen....................................................... 28
Gesundheit ist international..................................................... 30
Neuer Ordinarius Prof. Dr. Sven Mahner................................. 31
l Neue Uniklinik in München
Baubeginn an der Portalklinik............................................ 32
Ehrungen & Preise.............................................................. 34
Prof. Dr. Hoelscher kommt, Prof. Dr. Löscher geht................. 12
VORSORGE
FORSCHUNG & LEHRE
l Zeit für einen Pieks
20 Jahre LIFE-Zentrum
Warum die Impfung gegen Grippe jetzt so wichtig ist ............... 36
Die bahnbrechenden Entdeckungen........................................ 13
HILFE & SELBSTHILFE
Stabübergabe im Dekanat
l Bandscheibe: Wann muss operiert werden?
Prof. Dr. Reiser verabschiedet sich,
Prof. Dr. Hickel übernimmt ..................................................... 14
Wo Sehnen im Mittelpunkt stehen
Das leistet die Sehnen-Forschungsgruppe.............................. 16
Afrikanisch-deutsche Kooperationen
Um diese Krankheiten geht es................................................. 18
News & Studien
Titelbild: © Fotolia
Entscheidung im Architekten-Wettbewerb.............................. 26
Hilfe gegen Vorhofflimmern. Neurodermitis........................... 19
Kranke Gefäße: Patienten gesucht........................................... 20
Was lässt Lungen altern? ........................................................ 21
PERSPEKTIVE KLINIKUM
Was hilft, wenn es im Rücken zwickt und zwackt.................... 38
Das Schwarze Brett
Termine für Patienten.............................................................. 41
WOHLFÜHLEN & GENIESSEN
l Noch einen Kaffee!
Gut für die Gesundheit oder nicht?.......................................... 42
Lesen, Rätselspaß............................................................... 45
Die letzte Seite
Unsere Patienten ................................................................... 46
l Die Seelsorge
Beistand für Patienten rund um die Uhr.................................. 22
l MTRA: Beruf mit Zukunft
Modernste Ausbildung an der BFS.......................................... 24
Unsere Titelthemen sind mit l gekennzeichnet
KLINIKUMaktuell 04.2015 5
PANORAMA
Klinik für Anästhesiologie lief gerade
an der Stelle vorbei und unterbrach
ihren Lauf für die Reanimation des
Patienten.
Unter den 26.000 Teilnehmern waren auch 240
Läuferinnen und Läufer des
Klinikums am Start
Die Läufer hatten übrigens ihre
Startgebühren auch dieses Jahr wieder gespendet: 2.500 Euro für das
„Neue Hauner“, 2.500 Euro für den
Verein „Frühstart ins Leben“ und
den Rest von 1.197,20 Euro an das
Forschungsprojekt „Homöopathie in
der Kinderklinik“ ihrer Laufkollegin
Sigrid Kruse.
Laufen für den guten Zweck
Auch in diesem Jahr war das Team
des Klinikums mit insgesamt 240
Läuferinnen und Läufern beim Münchener Firmenlauf B2Run im Olympiapark wieder stark vertreten. Mit
tollen Erfolgen: Die erste Männermannschaft des Klinikums erreichte
einen sensationellen 10. Platz von
insgesamt 2.914 gestarteten Teams.
Sehr stark war auch die Leistung
des ersten Frauenteams mit Platz 20
von insgesamt 1.365 angetretenen
Teams. Martina Bayerl, die langjährige Team-Koordinatorin, war sehr
zufrieden mit dem Verlauf der Vorbereitungen und der Veranstaltung:
„Es war wie jedes Jahr wieder richtig
schön!“ Am Rande des Wettbewerbs
kam es noch zu einem dramatischen
Ereignis: Ein Läufer erlitt mitten auf
der Strecke einen Herz-Kreislaufstillstand. Konstanze Mühlbauer von der
Treffen mit den Besten
„Die Schwierigkeiten
wachsen, je
näher man
ans Ziel
kommt.“.
Alfred Nobel
(1801–1872)
6
Das diesjährige Nobelpreisträgertreffen
in Lindau stand unter dem Motto “Interdisziplinarität”: 65 Nobelpreisträger und
670 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fächer Physik, Chemie,
Biologie und Medizin/Physiologie aus insgesamt 78 Ländern waren dabei. Unter ihnen auch Carina Dehner, die ihre Doktorarbeit im Rahmen des FöFoLe-Programms
(„Förderung für Forschung & Lehre“) am
Institut für Anatomie der Medizinischen
Fakultät der LMU durchgeführt hatte. Sie
wurde vom Komitee der Lindauer Nobelpreisträgertagung unter tausenden Bewerbern ausgewählt. Sie hatte während
des Treffens die einmalige Gelegenheit,
ihre wissenschaftlichen Arbeiten in der
KLINIKUMaktuell 04.2015
Master Class von Prof. Peter C. Doherty
zum Thema Immunsystem zu präsentieren. Der australische Immunologe bekam
1996 den Nobelpreis für Medizin.
„Ich kann sagen,
dass ich diese einmalige
Veranstaltung jede Sekunde
genossen habe und
sehr viele hilfreiche
Ratschläge für eine
hoffentlich erfolgreiche wissenschaftliche Zukunft mitgenommen habe“, so Carina Dehner mit Nobelreisträger Peter C.
Doherty
Dehner begeistert.
panorama
Preisregen beim Sommerfest der Fakultät
Prof. Dr. Dr. h. c. Maximilian Reiser hatte (zum Ende
seiner Amtszeit als Dekan) wieder zum traditionellen
Sommerfest der Medizinischen Fakultät der LMU geladen. In festlichem Rahmen im Wildbad Kreuth wurden
folgende Auszeichnungen verliehen:
© Dr. Hendrik Ballhausen.
Dr. Hildegard und Heinrich Fuchs Preis an Dr. Joseph
Kambeitz und Dr. Tilman Ziegler für ihre Summa cum lau-
de- Promotionsarbeiten; Rolf-Becker-Preis an Dr. Alessandro Pastore, Vindi Jurinovic, Dr. Eva Hoster und Dr. Oliver
Weigert für ihre wissenschaftliche Arbeit zu Lymphomen/
Arbeitsgruppe Medizinische Klinik III; an Dr. Andreas Benesic, Leber Centrum München/Medizinische Klinik II,
für seine Arbeit zu medikamenteninduzierten Leberschäden; Wolfgang-Peisser-Medaille in Gold an Prof. Dr. Wolfgang Eisenmenger, ehemaliger Vorstand des Instituts für
Rechtsmedizin, und an Prof. Dr. Dr. Jürgen Heesemann,
ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Bakteriologie, Max Pettenkofer-Institut, in Würdigung ihrer außergewöhnlichen
Verdienste um die Medizinische Fakultät der LMU.
Ein fröhliches Gruppenbild vom Sommerfest der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in Wildbad Kreuth
PKV-Qualitätspartnerschaft
Betriebsfeuerwehr
am Klinikum
Das Universitätsklinikum in Großhadern hat derzeit rund 1.200 Betten, davon zahlreiche Intensivbetten. Bei einem Brand ist deswegen schnellste
Hilfe gefragt. Seit langem gibt es Personalschulungen zum Verhalten im Brandfall und praktische
Unterweisungen im Umgang mit vorhandenen
Feuerlöschgeräten. Um die Leistungsfähigkeit
im Notfall weiter zu erhöhen, wird gerade am
Campus Großhadern eine Betriebsfeuerwehr aufgestellt, die das Personal im Schadensfall entlastet und die Zeit bis zum Eintreffen der öffentlichen Feuerwehr professionell überbrückt. Ein
Löschgruppenfahrzeug gibt es bereits. Die Feuerwehr Gräfelfing hat dem Klinikum ein (gebrauchtes) Löschgruppenfahrzeug überlassen.
Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor des Klinikums,
bei der Vertragsunterzeichnung
Mitte März hat das Klinikum der LMU eine Qualitätspartnerschaft mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) geschlossen. Das PKV-Gütesiegel
zeichnet die überdurchschnittliche medizinische Qualität des Klinikums in 22 Leistungsbereichen aus – basierend auf anerkannten Qualitätsindikatoren. Die Partnerschaft bestätigt zudem hohe Qualitätsmaßstäbe im
Rahmen der allgemeinen Krankenhausleistungen sowie ein hochwertiges Angebot im Bereich der Ein- und
Zweibettzimmer.
KLINIKUMaktuell 04.2015 7
diagnose & therapie
Wie schon die allerkleinsten Frühgeborenen
von harmonischen Klängen profitieren
M
ozart macht schlau, Bach senkt den Blutdruck und die Beatles produzieren gute Laune: Jedes Jahr gibt es neue Untersuchungen,
inwieweit Musik sich positiv auf Körper und
Psyche auswirkt. Auch wenn die Fallzahlen dieser Studien häufig gering sind, das Studiendesign nicht immer
„Goldstandard“ hat – so bleibt doch die Erkenntnis, dass
Musik auf viele Menschen und auf viele Patienten einen
positiven Einfluss hat. Prof. Dr. Andreas Flemmer, Lei-
8
KLINIKUMaktuell 04.2015
ter der Neonatologie am Perinatalzentrum Großhadern,
hat jetzt zusammen mit seiner Mitarbeiterin Dr. Diana
Schwilling untersucht, inwieweit schon die Allerkleinsten von Musik profitieren. „Bei uns auf der Intensivstation liegen Säuglinge, die zum Teil schon 15 Wochen
vor dem Geburtstermin auf die Welt gekommen sind“,
erklärt Prof. Dr. Flemmer. „Im Mutterleib hören sie nur
den Herzschlag ihrer Mutter und ansonsten Umgebungsgeräusche sehr gedämpft. Jetzt aber sind sie plötzlich
diagnose & therapie
Weniger Stress
durch Musik
mit piepsenden Monitoren, lauten Alarmen und anderem
akustischen Stress konfrontiert. Wir wollten herausfinden, ob die Frühchen von Musik positiv beeinflusst und
ruhiger werden.“
Die Ärzte entschieden sich für Live-Musik auf der Station, die mit einer pentatonisch gestimmten Kantele gespielt wurde. Die Kantele wird ähnlich wie eine Harfe
gezupft, ist jedoch – anders als die klassische Harfe – viel
kleiner, so dass der Transport des Instrumentes kein Problem war. An drei aufeinanderfolgenden Tagen spielte
Dr. Schwilling mit ihrem Instrument jeweils 15 Minuten
pentatonische Musik. Pentatonik ist wohl das älteste Tonsystem der Welt, die Tonleiter besteht aus fünf Tönen.
Viele Kinderlieder basieren auf diesem System.
Was sind die Konsequenzen dieser Erkenntnis? „Wir
werden mit Hilfe des Vereins ‚FrühStart ins Leben e. V.‘
noch in diesem Jahr eine Musiktherapeutin für die Station anstellen“, so Flemmer. Diese wird sich
in erster Linie um die Eltern kümmern, sie
ermuntern, ihren Kindern vorzusingen und
sie so zu beruhigen.
Doch wie kann man nachweisen, welchen Effekt die Musik hat? „Man kann den Herzschlag messen oder die Sauerstoffsättigung des Blutes“, erläutert Prof. Dr. Flemmer.
„Wir entschieden uns, den Cortisol-Gehalt im Speichel zu
untersuchen, da er ein Indikator für Stress ist. Zusammen
Dr. Diana Schwilling spielt mit ihrer Kantele auf der Frühchen-Station
Kinderlieder wie dieses
beruhigen kleine Patienten
mit Professor Vogeser vom Institut für Laboratoriumsmedizin konnten wir die Messmethode so optimieren, dass
uns winzige Mengen Speichel genügten.“ Gemessen
wurde vor dem kleinen Konzert sowie 25 Minuten und
vier Stunden danach.
Das Ergebnis: „Bei über 75 Prozent der Frühchen sank
das Stresshormon Cortisol deutlich ab und der Effekt
hielt auch noch vier Stunden später an.“
Außerdem plant Flemmer schon eine neue Studie: Dieses
Mal möchte der Neonatologe herausfinden, wie sich Musik auf die Hirnentwicklung von Frühchen auswirkt, im
Moment arbeitet er noch am Design der Studie. Auf das
Ergebnis darf man gespannt sein….
KONTAKT
Prof. Dr. Andreas Flemmer
) 089/4400-72801
andreas.flemmer@med.uni*
muenchen.de
KLINIKUMaktuell 04.2015 9
diagnose & therapie
Organe, die
KLINIKUM aktuell sprach mit
Prof. Dr. Werner Hartwig
P
ferde, Giraffen, Faultiere und Ratten haben
keine Gallenblase, der Mensch hingegen
schon, obwohl er auch ohne sie auskommen könnte. Als ungefähr acht Zentimeter
langer Sack hängt die Gallenblase an der Unterseite der
Leber und ist ein Speicher für die vom Organ produzierte
Galle. Ein Vorrat an Gallenflüssigkeit ist ein Relikt aus der
Steinzeit: „Der prähistorische Mensch aß, da die Jagd nicht
immer erfolgreich war, meist eine größere Portion Fleisch
auf einmal. Und um diese ungewohnt üppige Nahrung verdauen zu können, benötigte er viel Gallenflüssigkeit, die
dafür in der Gallenblase gespeichert war. Heute essen wir
alle regelmäßig, und da reicht zur Verdauung der Gallenfluss direkt aus der Leber“, erklärt Prof. Dr. Werner Hartwig, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine, Viszeral-,
Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Campus
Großhadern. So kann bei Entzündungen oder Steinen in der
Gallenblase diese problemlos entfernt werden – ohne Folgen für die Verdauung.
Nicht das einzige Organ, auf das wir verzichten können! Die Milz ist zwar wichtig, aber nicht lebensnotwendig. Sie spielt eine große Rolle bei der Immunabwehr. Warum wird sie dann überhaupt entfernt? „Bei
Unfällen im Straßenverkehr oder beim Sport kann die
Milz reißen, und es kommt zu schweren Blutungen“, erklärt
Prof. Dr. Hartwig. „Je nach Schwere des Risses entscheiden
sich die Chirurgen dann, das Organ komplett zu entfernen.“
Mit welchen Folgen? „Patienten ohne Milz sind anfälliger für
bestimmte Infektionen“, so Hartwig. „Deswegen müssen sie
dann gegen Erreger wie Hib (Haemophilus influenzae Typ
b), Pneumokokken oder Meningokokken geimpft werden.
Tabletten ersetzen die Schilddrüse
Der Mensch überlebt nicht nur ohne Gallenblase und
Milz, sondern auch ohne Schilddrüse. Das kleine,
schmetterlingsförmige Organ bildet Hormone, die
für die Aktivität fast aller Organe notwendig
sind. Allerdings ist manchmal bei gut- oder
bösartigen Knoten in der Schilddrüse ihre
Entfernung notwendig. „Die Schilddrüsenhormone kann man medikamentös einnehmen, sofern die Hormongaben richtig dosiert
sind, können die Patienten ein völlig normales Leben führen“, so Prof. Dr. Hartwig.
10
KLINIKUMaktuell 04.2015
diagnose & therapie
entbehrlich sind
Im Bauch eines Erwachsenen schlängeln sich vier
bis fünf Meter Dünndarm und eineinhalb Meter
Dickdarm. Ist der Blinddarm, ein Wurmfortsatz im
Bereich des Dickdarms, entzündet, wird er folgenlos
entfernt. Aber nicht immer ist es nur ein winziges Stück.
„Wir können den gesamten Dickdarm und bis zu drei Meter
Dünndarm entfernen, und die Verdauung funktioniert trotzdem noch“, sagt Prof. Werner Hartwig. Nötig werden diese Eingriffe, die häufig in Schlüssellochchirurgie passieren
können, u.a. wegen eines Darminfarkts, wegen Darmkrebs,
Darmverengungen, Fistelbildung, chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen oder Darmverschlingungen. Entfernt werden kann auch der komplette Magen, notwendig wird das bei fortgeschrittenem Magenkrebs.
„Wir formen dann aus dem Dünndarm einen kleinen
Ersatzmagen“, so Prof. Dr. Hartwig. „Die meisten Patienten können danach so gut wie fast alles essen, nur bekommen ihnen kleinere und häufigere Mahlzeiten besser. Außerdem muss ihre Versorgung mit Vitaminen und Mineralien
gut kontrolliert werden.“
Leben ohne Bauchspeicheldrüse
Leben können Menschen auch ohne Bauchspeicheldrüse,
allerdings fehlen diesen Patienten dann Pankreasenzyme (führt zu Verdauungsproblemen) und Insulin
(führt zu hohem Blutzucker) – beides kann man aber
medikamentös verabreichen. Nicht komplett entnehmen kann man die Leber. „Ist das Organ gesund,
können wir aber zwischen 50 und 70 Prozent wegoperie-
ren“, so Prof. Dr. Hartwig. „Innerhalb von wenigen Wochen
regeneriert sich das Organ vollkommen.“ Eine Teilresektion
der Leber wird zum Beispiel bei der Leberlebendspende
zur Organtransplantation gemacht. „Bis auf das Herz können wir praktisch alles entfernen“, sagt der Chirurg. Umso
mehr, wenn ein Organ paarweise angelegt ist, wie die Nieren oder die Lunge mit zwei Flügeln.“
Die OP-Techniken werden dabei immer schonender, die
Schnitte kleiner, die Klinikaufenthalte kürzer. „Nicht jede
neue Technik bringt jedoch unbedingt eine Verbesserung
für die Patienten“, ist sich Hartwig sicher. So ist die NOTES-Chirurgie doch riskanter als ursprünglich veröffentlicht und konnte sich deshalb nicht durchsetzen. NOTES
ist ein Akronym für Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery (= endoskopische Operation durch natürliche
Öffnungen). So wurde vor wenigen Jahren propagiert, den
Blinddarm oder die Gallenblase durch die Vagina zu entfernen. „Wir wissen heute, dass da die laparoskopische
Methode mit winzigen Schnitten durch die Bauchdecke
doch die bessere ist“, so Hartwig.
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Prof. Dr. Werner Hartwig
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KLINIKUMaktuell 04.2015 11
diagnose & therapie
Neue Krankheiten
und ein neuer Chef
Prof. Dr. Michael Hoelscher ist seit 1. Oktober
Direktor der Abteilung für Infektions- und
Tropenmedizin
T
äglich reisen tausende Kriegsflüchtlinge nach
Deutschland – eine soziale, eine organisatorische,
aber auch eine medizinische Herausforderung.
„Menschen, die aus Syrien und anderen Kriegsgebieten zu uns kommen, konfrontieren uns mit einer Krankheit, die bei uns kaum noch existiert – mit der Tuberkulose“,
sagt Prof. Dr. Michael Hoelscher, Direktor der Abteilung für
Infektions- und Tropenmedizin. Der Mediziner hat am 1.
Oktober die Führungsposition von seinem Vorgänger Prof.
Dr. Thomas Löscher übernommen – und neue Herausforderungen in seinem Fachgebiet dazu. Hoelscher arbeitet seit
1996 in der Abteilung, war vielfach in Afrika vor Ort. Sein
Spezialgebiet ist neben der HIV-Infektion auch die Tuberkulose.
Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit TuberkuloseErregern infiziert, und jede Sekunde kommt ein neuer Fall
hinzu. Doch nur 9 von 100.000 Deutschen haben Tuberkulose, dagegen bis zu 300 pro 100.000 Flüchtlinge. Die
Krankheit (im Volksmund Schwindsucht genannt) wird
durch Bakterien ausgelöst und per Tröpfcheninfektion, also
durch Anhusten oder Anniesen, übertragen. Tuberkulose ist
eine Krankheit, die nach der Infektion mit den Erregern bis
zu einem Jahr braucht, bis sie ausbricht. „Therapiert wird
sie mit vier verschiedenen Antibiotika, die sechs Monate
lang genommen werden müssen“, erklärt Prof. Dr. Hoelscher. Für seine Abteilung bedeutet die Tuberkulose ein
Engagement auf unterschiedlichen Ebenen: „Wir helfen bei
der Untersuchung der Neuangekommenen in der Bayernkaserne, wir haben zusammen mit der Stadt München und
Hilfsorganisationen einen runden Tisch für Gesundheitsbedürfnisse von Flüchtlingen gegründet und wir bieten
Weiterbildung für Hausärzte an, die in der Zukunft mehr
Patienten mit Migrationshintergrund behandeln werden
und vielleicht überhaupt noch nie einen Tuberkulose-Patienten gesehen haben“, erzählt Hoelscher. Die Tuberkulose
ist dabei nicht die einzige Erkrankung, mit der deutsche
Ärzte plötzlich konfrontiert sind: Auch das durch Kleiderläuse übertragene Rückfall-Fieber steht plötzlich im Fokus.
Diese vereinzelten Fälle stellen jedoch keine Gefahr für die
Gesundheit der Allgemeinbevölkerung dar. Allen fremdenfeindlichen Deutschen, die gleich eine medizinische Gefahr
durch Flüchtlinge sehen, gibt Hoelscher mit auf den Weg:
„Flüchtlinge sind allgemein eher gesünder als die deutsche
Bevölkerung, sie leiden seltener unter Übergewicht, Diabetes oder Herz-Kreislaufkrankheiten.“
KONTAKT
Prof. Dr. Michael Hoelscher
) 089/2180-17601
hoelscher@lrz.uni-muenchen.de
*
Professor Löscher geht
in den Ruhestand …
… aber nicht ganz!
E
r hat eine ganze Ära geprägt: 25 Jahre war Prof.
Dr. Thomas Löscher Leiter der Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin. Unter seiner
Leitung entstand das große Forschungszentrum
(Mbeya Medical Research Center) in Tanzania, an dem
u.a. die HIV-Infektion und ihre Behandlung erforscht wird.
Die Region dort war auch die erste in Afrika, an der die
HIV-Infektionen zurückgingen. „Die Krankheit hat heute
viel von ihrem Schrecken verloren, die Patienten haben
eine fast normale Lebenserwartung“, sagt Prof. Löscher.
Was ihn besonders freut: „Mein Nachfolger, Professor
Hoelscher, hat dort als Doktorand angefangen, mit ihm
12
KLINIKUMaktuell 04.2015
kommt jemand, der unser Haus gut und lange kennt.“
Weitere Highlights in Löschers Amtszeit: Die Gründung
des Center for International Health der LMU und der neue
Ph.D.-Studiengang International Health, den seine Abteilung betreut und an dem Studenten aus der ganzen Welt
teilnehmen. Ph.D. steht für „philosophiae doctor“ und ist
in englischsprachigen Ländern der Doktorgrad mit der Berechtigung, an einer Universität zu lehren. Wirklich in den
Ruhestand geht Löscher übrigens nicht, er bleibt seinem
Nachfolger als Mitarbeiter erhalten. „Ich werde u.a. wieder in Afrika forschen, dazu hatte ich die letzten Jahre viel
zu wenig Zeit“, so Löscher.
forschung & lehre
20 Jahre Life-Zentrum
Die bahnbrechenden Entdeckungen der
Laser-Forschung und der Tumorimmunologie
E
in Meilenstein in der Geschichte des Klinikums:
1995 wurde das LIFE-Zentrum eröffnet, das jetzt
sein 20-jähriges Bestehen feiern konnte. Initiiert und
gegründet wurde es von Prof. Dr. Alfons Hofstetter,
dem damaligen Direktor der Urologischen Klinik, wo es auch
angesiedelt war. LIFE ist ein Akronym und steht für Laserund Immunologie-Forschungseinrichtungen. Zu LIFE gehören drei Institutionen: das Laser-Forschungslabor (LFL),
das Labor für Tumorimmunologie (LTI) und die Forschungslabore der Urologischen Klinik. „Am LIFE-Zentrum arbeiten
Physiker, Biologen, Chemiker und Mediziner gemeinsam an
den Projekten“, erklärt Privatdozent (PD) Dr. Ronald Sroka,
wissenschaftlicher Leiter des Laser-Forschungslabors. „Es
verbindet seine Expertise aus einem medizinischen Fachbereich durch Übertragung in weitere medizinische Fachbereiche. Außerdem sorgen wir durch Ausbildung und Lehre für
einen sicheren klinischen Umgang mit der Lasertechnik.“
Die Highlights der letzten 20 Jahre sind unter anderem:
Die Fluoreszenz-Diagnose, bei der durch die Bildgebung
mit einer fluoreszierenden Substanz selbst kleinste Krebsherde erkannt werden können. Erstmals wurde das Verfahren 2005 für Tumore der Harnblase zugelassen, inzwischen
wird es auch in der Neurochirurgie eingesetzt. „Basierend
Die Aufnahmen wurden über ein Endoskop aus der Harnblase
gemacht. Unter normaler Sicht ist nur ein Tumor zu erkennen
(links). Erst die Fluoreszenzdarstellung (rechts) zeigt einen
weiteren kleinen Tumor
auf der Fluoreszenzdiagnostik wurde auch die fluoreszenzgestützte Entfernung von Tumoren in der Urologie und
Neurochirurgie etabliert“, so PD Dr. Sroka.
Die Photodynamische Therapie (PDT) ist ein Verfahren,
bei dem zuerst ein lichtsensibilisierendes Medikament
verabreicht wird, das sich selektiv in Tumorzellen anreichert. Anschließend wird mit Licht bestrahlt, dadurch
entstehen toxische Substanzen, die gezielt den Tumor
schädigen. Zurzeit wird die Methode bei inoperablen Tumoren des Gehirns (Glioblastome) erforscht und soll bald
in klinischen Studien zur Zulassung gebracht werden.
Das LIFE-Zentrum (vorne) ist ganz in der Nähe des Klinikums
am Campus Großhadern
„Die PDT ist auch eine Option zur Behandlung von Gallengangstumoren, die im Klinikum bei geeigneten Patienten
angewendet wird“, sagt PD Dr. Sroka.
Die Lasertherapie, bei der durch Laserhitze krankes Gewebe zerstört werden kann, das anschließend vom Körper
abgebaut wird. So wurde u. a. ein Verfahren zur laserinduzierten Zerstörung von Krampfadern mit speziellen
Lichtapplikationssystemen entwickelt. Ferner wurde dieses
thermische Verfahren zur Behandlung von Nasenatmungsbeschwerden klinisch etabliert. Das Schneiden mit Laser
kann für die Nierenteilresektion genutzt werden. Zusätzlich
wurden umfangreiche Entwicklungen auf dem Gebiet der
endoskopischen laser-induzierten Stoßwellen zur Zertrümmerung von Nierensteinen durchgeführt.
Die Impfung gegen Nierenkrebs: In Kooperation mit der
Urologischen Klinik und dem Helmholtz-Zentrum wurde im
Labor für Tumorimmunologie (LTI) eine neuartige Impfung
zur Therapie von Patienten mit bereits metastasierendem
Nierentumor entwickelt. Das Immunmonitoring durch das
LTI erbrachte wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung weiterer Anti-Tumor-Impfstoffe. „Zusätzlich wird mit aufwändigen Methoden untersucht, an welchen Zelleigenschaften
man Hochrisiko-Patienten mit schnell wachsendem Nierentumor erkennen kann und wo Ansatzpunkte für neuartige
Therapiemöglichkeiten liegen“, erklärt PD Dr. Sroka. 2004
erhielt das LIFE-Zentrum übrigens den Status einer fachübergreifenden Institution, seit 1. Oktober ist es rein organisatorisch wieder der Urologischen Klinik zugeschlagen –
dort wo vor 20 Jahren alles begann.
KONTAKT
PD Dr. Ronald Sroka
) 089/4400-74879
ronald.sroka@med.uni*
muenchen.de
KLINIKUMaktuell 04.2015 13
forschung & lehre
Wechsel
im Dekanat
Prof. Reiser geht ....
E
r war sieben Jahre Dekan der Medizinischen Fakultät, wurde drei Mal in seinem Amt bestätigt und
kann auf eine äußerst erfolgreiche Zeit zurückblicken: Prof. Dr. Maximilian Reiser, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie, wollte trotzdem für keine vierte
Amtsperiode mehr zur Verfügung stehen. KLINIKUM aktuell
sprach mit ihm.
Welcher Erfolg der Fakultät in den letzten sieben Jahren
war für Sie ein besonderes Highlight?
Da gibt es sicher mehrere. Aber ein besonderes ist, dass die
Medizinische Fakultät der LMU als einzige in Deutschland
bei der Bewerbung um alle sechs Gesundheitsforschungszentren erfolgreich war: Herz- Kreislauf, Lungenerkrankungen, Infektion und Immunität, Diabetes, Krebserkrankungen und Neurodegenerative Erkrankungen. Dies belegt
eindrucksvoll, dass die Forschung an unserer Fakultät auf
zahlreichen Gebieten als herausragend anerkannt wird.
Aber Forschung passiert ja nicht einfach so, sie hängt immer an herausragenden Personen – und da bin ich sehr
froh, dass unsere Fakultät auch mit den Besetzungen der
letzten Jahre hervorragende Kollegen gewinnen konnte, so
dass wir für die Zukunft bestens aufgestellt sind.
Einige Lehrstühle gab es vorher in dieser Form an
der LMU noch gar nicht…
Die Medizin und damit auch die Fakultät muss sich auf
Veränderungen in der Gesellschaft einstellen, unter anderem auf die Zunahme von älteren Patienten. Dem tragen
wir Rechnung unter anderem durch neue Lehrstühle für
Palliativmedizin, Allgemeinmedizin und muskulo-skelettale
Forschung. Auch die Ausbildung der
Studenten liegt uns sehr am Herzen,
RätselAuflösung von s. 45
weswegen wir einen Lehrstuhl für Medizindidaktik eingerichtet haben.
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Die Medizinische Fakultät lag in
internationalen Rankings häufig
weit vorne. Ist das nicht auch eine
Bestätigung Ihrer Arbeit?
Wissenschaft ist heute ein weltweiter Wettbewerb, bei dem
wir sehr gut mithalten können. Ich
KLINIKUMaktuell 04.2015
möchte aber betonen, dass wir im Dekanat ein Team sind, in
dem der Dekan einer unter mehreren ist. Ich habe mit meinen Kollegen, den Professoren Thomas Kirchner (Prodekan),
Stefan Endres (Forschungsdekan), Michael Meyer (Studiendekan Vorklinik), Martin Fischer (Studiendekan Klinik) und
Michael Ehrenfeld (Studiendekan Zahnmedizin) immer sehr
kollegial und vertrauensvoll zusammengearbeitet.
Entscheidend für den wissenschaftlichen Erfolg einer Einrichtung ist die harte Arbeit, der Einfallsreichtum und das Engagement der Forscher.
Unsere Fakultät kann sich glücklich schätzen, dass wir viele herausragende Wissenschaftler an uns binden konnten.
Was tun Sie nach dem Ausscheiden aus dem Amt?
Als Dekan habe ich aufgehört,
weil für meine Familie überhaupt keine Zeit mehr blieb.
Ich höre aber nicht auf zu
arbeiten, sondern bleibe für
die nächsten eineinhalb Jahre Direktor des Instituts für
Klinische Radiologie und bin
überglücklich, dass ich mich
wieder intensiver meinem Fach
widmen kann. Zudem bin ich Herausgeber von „European Radiology“, der größten europäischen
Fachzeitschrift meiner Disziplin.
Herrn Prof. Hickel, meinem hochgeschätzten Nachfolger als Dekan, und der
ganzen Medizinischen Fakultät wünsche ich das Allerbeste für die Zukunft!
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forschung & lehre
Prof. Hickel übernimmt
Ärztlicher Direktor. Seit acht Jahren ist er außerdem Präsidiumsmitglied des Medizinischen Fakultätentages (MFT)
in Berlin.
E
r übernimmt eine aktive und leistungsfähige Fakultät: Prof. Dr. Reinhard Hickel ist seit 1. Oktober neuer Dekan, der Fakultätsrat wählte ihn
einstimmig. „In den letzten Jahren wurden zahlreiche und wichtige zukunftsweisende Projekte sowie
auch Berufungen erfolgreich durchgeführt und die Medizinische Fakultät ist im aktuellen THE-Ranking die beste
in Deutschland“, lobt er den Zustand der Fakultät. „Aber
wenn man sich auf Lorbeeren ausruht, hat man schon
verloren. Es stehen in der nächsten Zeit viele strategische Entscheidungen an, die die enorme Leistungskraft
der Fakultät benötigen werden.“
Als große Herausforderung sieht der neue Dekan den
Masterplan für die Standorte Großhadern und Innenstadt.
Außerdem seien finanzielle Engpässe ein großes Problem
im Klinikalltag.
Zu seinen neuen Aufgaben gehört auch die Forschung
als gemeinsame Anstrengung der Fakultät. Hier spielt
unter anderem die Vernetzung eine tragende Rolle:
„Interdisziplinäre Forschung, Schwerpunktbildung
und überregionale Verbünde werden immer wichtiger, auch bei der erfolgreichen Einwerbung von
Drittmitteln. Fakultät und Klinikum werden in den
nächsten Monaten die Ausrichtung der zukünftigen Forschung diskutieren und diese dann auch in
den Masterplan z. B. beim Bau eines neuen Forschungsgebäudes einfließen lassen. Gleiches gilt für die Abstimmung mit der LMU und den vorklinischen bzw. klinischtheoretischen Fächern. Aber auch die Umsetzung der
bereits erfolgreich eingeworbenen Projekte, wie z.B.
die nationalen Gesundheitszentren, bedarf noch erheblicher Anstrengungen“, sagt Prof. Dr. Hickel.
Was ihm als Zahnarzt besonders am Herzen liegt: Ein
noch engerer Schulterschluss von Medizin und Zahnmedizin. Hat er ein Motto? „Ich bin keine Fan von Mottos“,
sagt Hickel. „Ich bevorzuge zu sagen, packen wir es einfach an“.
KONTAKT
Prof. Dr. Reinhard Hickel
) 089/4400-59301
sekretariat@dent.med.uni*
muenchen.de
Hickel kennt das Klinikum seit langem sehr gut. Er ist seit
1992 Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am Klinikum sowie seit 2013 stellvertretender
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forschung & lehre
Fluoreszierendes Photomicrograph
von Sehnen-Stammzellen
Wo Sehnen
nicht übersehen
werden
Das leistet die Sehnenforschungsgruppe am Klinikum
D
er menschliche Körper hat 206 Knochen, aber
4.000 Sehnen und Bänder, die für die Stabilisierung des Muskel-Skelett-Systems und zur
Durchführung von Bewegung essentiell sind.
Sehnen und Bänder verbinden Muskeln mit Knochen und
Knochen mit Knochen. Trotz ihrer extrem wichtigen Funktionen wurden Sehnen und Bänder lange in der experimentellen Forschung vernachlässigt. Bis jetzt gibt es keine
sehnenspezifischen Medikamente auf dem Markt.
An der Klinik für Allgemeine-, Unfall-, Hand- und Plastische Chirurgie wird Sehnen jedoch besondere Aufmerksamkeit zuteil: Einmal gibt es eine eigene Sehnensprechstunde, die Privatdozent (PD) Dr. Hans Polzer, Leiter der
Fuß- und Sprunggelenkchirurgie anbietet. Darüber hinaus
gibt es eine Sehnenforschungsgruppe unter der Leitung
von PD Dr. Denitsa Docheva.
Eine der am häufigsten verletzen Sehnen ist die Achillessehne, die meist schon lange vor einem Riss degenerative
Veränderungen aufweist. „Bisher gibt es noch keinen abschließenden Konsens über die beste Behandlung. Meist
erfolgt allerdings eine operative Therapie, da dadurch das
Risiko eines erneuten Risses verringert werden kann. Dennoch erleben die meisten Patienten, die aufgrund einer
Achillessehnenruptur behandelt werden, funktionelle Defizite für mindestens ein oder zwei Jahre nach den Verletzungen“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Böcker, Direktor der Klinik
16
KLINIKUMaktuell 04.2015
für Allgemeine-, Unfall-, Hand- und Plastische Chirurgie.
„Aus diesem Grund ist die Rehabilitation von entscheidender Bedeutung. Deswegen beschäftigen wir uns neben der
Verbesserung der operativen Therapie auch sehr intensiv
mit der optimalen Nachbehandlung, um so ein möglichst
gutes funktionelles Ergebnis zu erreichen. Wir konnten
zeigen, dass die Therapie aus sofortiger Vollbelastung und
frühzeitiger Bewegung zu den besten Ergebnissen führt.“
Limitierend für die Nachbehandlung ist vor allem die langsam fortschreitende Heilung der Sehne. In ca. fünf Prozent
der Fälle kommt es innerhalb der ersten Jahre zu einem erneuten Reißen der Sehne. Der Grund ist die Bildung von
schwachem Narbengewebe im Bereich des Risses.
Um die Sehnenreparatur zu verbessern und damit bessere
Therapie-Ergebnisse zu erhalten, ist noch viel Forschungsarbeit notwendig. PD Dr. Denitsa Docheva hat im Jahr 2006
die Sehnenforschungsgruppe am Labor für Experimentelle
Chirurgie und Regenerative Medizin (Leiter: Prof. M. Schie-
PD Dr. Hans Polzer während der Sehnen-Sprechstunde
forschung & lehre
ker) etabliert. „Unsere Forschung umfasst diverse Strategien,
um die Beschaffenheit der Sehnen zu entschlüsseln“, so Docheva. „Wir haben verschiedene Methoden entwickelt, um
deren Molekularprofil und Zellverhalten zu analysieren.“
In den letzten Jahren konzentrieren sich Docheva und ihre
Kollegen hauptsächlich auf eine sehr spezielle Zellpopulation, die SehnenStammzellen.
„In
einer Reihe von Studien untersuchten
wir diese SehnenStammzellen,
da
wir der festen Überzeugung sind, dass
diese Zellen eine
Hauptrolle bei der
Züchtung von SehPD Dr. Denitsa Docheva führt mikroskonengewebe spielen
pische Analysen durch
können. Sie besitzen das Potenzial, sehnenartige Strukturen zu erzeugen,
und scheinen eine natürliche Quelle für neue Sehnenzellen während der Sehnenheilung zu sein“, so Docheva. „Wir
verfolgen dabei mehrere Strategien: In einer unserer Studien erforschten wir zum Beispiel, wie Sehnen-Stammzellen
auf biomechanische Stimulation reagieren. In einer ande-
ren Studie untersuchten wir den Einfluss eines molekularen
Faktors (Tenomodulin), und wir konnten beweisen, dass
dieser die Selbsterneuerung reguliert.“
Docheva und ihr Team stellten vor kurzem auch fest, dass
Sehnen-Stammzellen auf dreidimensionalen Collagengelen sich besser verbinden und Sehnen-Strukturen bilden.
„Wir haben noch zahlreiche offene Fragen. Aber wir sind
auf einem guten Weg, die Funktion von Sehnen zu verstehen und damit die Behandlung von Verletzungen zu verbessern“, sagt PD Dr. Denitsa Docheva.
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PD Dr. Denitsa Docheva,
Gruppenleiterin “Sehnen”
) 089/4400-55486
denitsa.docheva@med.uni*
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PD Dr. Hans Polzer
Sehnensprechstunde Di 13-18 Uhr
Campus Innenstadt
) 089/4400-52521
fuss-sprunggelenkchirurgie@med.uni*
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KLINIKUMaktuell 04.2015 17
forschung & lehre
Neue Kooperationen
mit Afrika
Die Ludwig-Maximilians-Universität ist zentraler Projektpartner von zwei neuen afrikanischdeutschen Netzwerken zu Gesundheitsthemen, die vom Bundesforschungsministerium bewilligt
wurden. Zusätzlich ist das Klinikum an einem dritten Projekt beteiligt. Ziel der Forschungsförderung ist die Bekämpfung von Krankheiten, die Menschen in Afrika besonders gefährden. Die
Netzwerke sind Teil der Afrika-Strategie 2014-2018 des Bundesforschungsministeriums und setzen auf eine enge Kooperation zwischen Wissenschaftlern in Deutschland und vor Ort in Afrika.
Das TB-Sequel wird von Professor Dr. Michael Hoelscher,
Direktor der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin,
geleitet und beschäftigt sich mit Begleiterkrankungen, Risikofaktoren und Langzeitkomplikationen, die den individuellen Therapieerfolg der Tuberkuloseerkrankung sowie deren
Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit definieren. Die
beteiligten Länder sind Tansania, Mozambique, Gambia und
Südafrika. CEBHA+ ist ein Netzwerk für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung und Public Health in Afrika, beteiligt
sind Südafrika, Uganda, Rwanda, Malawi und Äthiopien.
Koordinatorin ist Privatdozentin Dr. Eva Rehfuess vom In-
18
KLINIKUMaktuell 04.2015
stitut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie
und Epidemiologie der LMU. Und schließlich sind Professor
Hoelscher und Dr. Inge Kroidl in seiner Abteilung noch bei
TAKeOFF, einem Netzwerk zur Bekämpfung der Wurmerkrankung Filariose, engagiert. Koordiniert wird das Netzwerk
federführend von Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn. Beteiligte Länder sind Ghana, Kamerun und Tansania.
„Langfristig geht es bei allen Projekten darum, den Teufelskreis aus Armut und Krankheit durch Forschung zu durchbrechen“, so Prof. Dr. Hoelscher.
forschung & lehre
Hilfe gegen
Vorhofflimmern
CATCH ME: EU-Forschungsprojekt für
bessere Behandlung von Patienten mit
Rhythmusstörung
V
orhofflimmern (VHF) ist die häufigste Herzrhythmusstörung und bedeutet ein erhöhtes
Risiko für Schlaganfälle, Demenz, Herzinsuffizienz und Tod. Zwei Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung und zwölf bis 15 Prozent der
über 80-Jährigen leiden an VHF. Um die Behandlung der
Patienten zu verbessern, wurde das EU Forschungskonsortium CATCH ME (Characterizing Atrial fibrillation by
Translating its Causes into Health Modifiers in the Elderly)
gestartet. Es bringt sechs akademische Exzellenzzentren,
drei Gesundheitsorganisationen und zwei führende kommerzielle Partner zusammen. Horizon 2020, das größte
Forschungs- und Innovationsprogramm der EU, fördert
das Projekt mit fünf Millionen Euro über vier Jahre.
Poliklinik I des Klinikums der Universität München.
Das Konsortium wird koordiniert von Prof. Dr. Paulus
Kirchhof von der Universität Birmingham (Vereinigtes
Königreich).
PD Dr. Sinner: „Die bisherige klinische Einteilung von
und die Therapieempfehlungen für VHF richten sich
weitgehend nach dem zeitlichen Verlauf der Erkrankung. Pathophysiologische Ursachen werden dabei
nicht berücksichtigt.“ CATCH ME wird u. a. die wesentlichen Einflussfaktoren für VHF in der alternden europäischen Bevölkerung untersuchen und so die bedeutendsten zugrundeliegenden Ursachen identifizieren.
Das Projekt wird damit dazu beitragen, Patienten mit
gleicher Ursache zu erkennen, die dann gezielter behandelt werden können.
KONTAKT
Zu den Partnern gehören die Ludwig-Maximilians-Universität und das Deutsche Zentrum für Herz-KreislaufForschung (DZHK); federführend sind die Wissenschaftler Privatdozent Dr. Moritz Sinner, Dr. Reza Wakili und
Prof. Dr. Stefan Kääb der Medizinischen Klinik und
PD Dr. Moritz Sinner, MPH
) 089/4400-76159
moritz.sinner@med.uni*
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Neurodermitis:
Neue Medikamente im Test
Hautklinik bietet interessierten Patienten Teilnahme an vielversprechenden Studien an
N
eurodermitis
(atopisches
Ekzem, atopische Dermatitis) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung,
unter der schon Babys leiden. Die Veranlagung wird vererbt, Störungen der
Hautbarriere und des Immunsystems
sowie Umwelteinflüsse sind Ursachen.
Die Krankheit ist für die ganze Familie eine große Belastung. Die Haut ist
trocken, schuppig, rissig, mit nässenden Ekzemen, in akuten Phasen entzündet. Eine besondere Qual ist der
ständige Juckreiz. Das Vorkommen
steigt enorm. Die Krankheit ist nicht
ansteckend, nicht heilbar, hauptsächlich werden die Hauttrockenheit behandelt und entzündungshemmende
Wirkstoffe aufgetragen.
Der Juckreiz ist extrem stark
Für Studien mit neuartigen Prüfmedikamenten werden an der Klinik und
Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Campus Innenstadt, Teilnehmer gesucht: Frauen (nicht schwanger) und Männer ab 18 Jahren mit
gesicherter Neurodermitis-Diagnose.
Die Studien laufen etwa über ein Jahr
mit zehn bis 15 festen Klinikterminen
(keine Wartezeiten). Alle Teilnehmer

KLINIKUMaktuell 04.2015 19
forschung & lehre
bekommen ein Medikament, entweder ein neues oder
ein Standardprodukt. Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Wollenberg, Leiter der Neurodermitis-Sprechstunde: „Es handelt sich um systemisch wirkende Substanzen, die nicht
in Cremeform, sondern als subkutane Spritzen verabreicht werden. Sie sind sehr viel effektiver und nebenwirkungsärmer als alles, was man den Patienten bisher
anbieten konnte.“
Den Probanden entstehen keine Kosten. Sie bekommen
Fahrtkosten ersetzt sowie eine pauschale Aufwandsentschädigung.
KONTAKT
Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Wollenberg
)089/4400-56251/56010
andreas.wollenberg@med.uni*
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Studienarzt Dr. Christoph Rothenberger
)089/4400-56160
)Studienhandy: 0172 8563648
christoph.rothenberger@med.uni*
muenchen.de
Kranke GefäSSe:
Patienten gesucht!
LMU-Mediziner erforschen neue Faktoren
als mögliche Auslöser für diese Zivilisationskrankheiten
Untersuchungen der Gefäße (vor allem Ultraschall) und
Blutuntersuchungen neue Faktoren zu identifizieren, die
für die verschiedenen Gefäßerkrankungen verantwortlich sein können.
Gesucht werden Patienten, die unter einer der drei oben
aufgeführten Erkrankungen leiden und bei denen bisher
noch keine Katheterbehandlung oder Operation an den
Gefäßen durchgeführt wurde.
Ablagerungen in einer Arterie
E
rkrankungen der Blutgefäße gehören zu den
umfassenden Zivilisationserkrankungen in der
westlichen Welt. Die Sektion Angiologie der
Medizinischen Klinik und Poliklinik IV (Prof.
Dr. Ulrich Hoffmann), Campus Innenstadt, führt zusammen mit dem Institut für Laboratoriumsmedizin (Prof. Dr.
Daniel Teusper) eine Beobachtungsstudie zu arteriellen
Gefäßerkrankungen unter dem Namen Munich Study on
Peripheral Atherosclerosis (MyPAth) durch.
Gesucht werden Patienten mit einer bekannten Arteriosklerose mit Durchblutungsstörungen der Beine (periphere arterielle Verschlusserkrankung, PAVK), Gefäßverkalkungen an den Halsschlagadern (Carotisstenose) oder
einer Erweiterung der Bauchschlagader (Aortenaneurysma). Das Ziel der Studie ist es, mit Hilfe ausführlicher
20
KLINIKUMaktuell 04.2015
Im Rahmen der Studie wird bei den Teilnehmern unter
anderem eine umfassende Gefäßuntersuchung mittels
Ultraschall und eine ausführliche Blutanalyse durchgeführt. Für die Untersuchung sollte ein Tag eingeplant
werden. Die Teilnehmer werden über drei Jahre jährlich
einmal telefonisch nach dem Verlauf der Erkrankung befragt. Im vierten Jahr ist nochmals eine ausführliche Ultraschall- und Blutuntersuchung geplant.
Kontakt: Andrea Zöckler (Studienambulanz), ) 089/440053554, * andrea.zoeckler@med.uni-muenchen.de, Freshta
Hosseini (Sekretariat Angiologie), ) 089/4400-53564,
* freshta.hosseini@med.uni-muenchen.de
KONTAKT
Prof. Dr. Ulrich Hoffmann
) 089/4400-53509
ulrich.hoffmann@med.uni*
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forschung & lehre
Was Lungen altern lässt
LMU-Forscher als einziges deutsches Zentrum am EU-Projekt ALEC beteiligt
W
elchen Belastungen durch Schadstoffe ist
ein Mensch am Arbeitsplatz ausgesetzt?
Welchen in seiner Wohnumwelt? Welche
Rolle spielt sein Lebensstil? Welche seine
Gene? Dieser Fragenkomplex ist Gegenstand
der ALEC-Studie (Ageing Lungs in European Cohorts), in der Faktoren
der Lungenalterung erforscht
werden. Unter Beteiligung
des Instituts für Arbeits-,
Sozial- und Umweltmedizin am LMU-Klinikum
wurde im Rahmen von
Horizont 2020 dieses
Projekt mit einem Fördervolumen von über
sechs Mio. Euro und
einer Laufzeit von
vier Jahren bewilligt.
Die Ergebnisse sollen zur Entwicklung eines VorhersagePunktesystems (Score) für Atemwegserkrankungen wie
chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD ) führen.
Die Aufgabe des Instituts unter Leitung von Prof. Dr. Dennis
Nowak besteht darin, die Expertise der genannten Belastungen sowie die Rolle von Grünflächen als Schutzfaktor
zu untersuchen und in das Projekt einzubringen. Es ist das
einzige deutsche in Zusammenarbeit von neun führenden
Zentren unter Leitung von Prof. Debbie Jarvis, National
Heart and Lung Institute, Imperial College, London. Ziel
ist es, Determinanten im Hinblick auf ein reduziertes Lun-
genwachstum und einen vorgezogenen rapiden Abfall der
Lungenfunktion in europäischen Kohorten von Kindern
und Erwachsenen zu identifizieren. Mit Kohorte wird in der
epidemiologischen Forschung eine Gruppe von Personen
bezeichnet, von denen zum Beispiel die Belastungen
am Arbeitsplatz und in der Wohnumwelt im Hinblick
auf das spätere Auftreten von Erkrankungen oder Funktionseinschränkungen im
Längsschnitt erforscht werden.
Es sollen Daten zur Lungenalterung
der Europäischen Kohorten zu Atemwegserkrankungen
(ECRHS),
der
schweizerischen Erwachsenenkohorte
SAPALDIA sowie der Nordfinnischen
Geburtskohorte (NFBC)
So sieht eine als Erwachsenenkohorten
gesunde
einfließen. LungenfunkLunge aus
tionsmessungen
sowie
neue Messungen in vorhandenen Bioproben der Britischen
Geburtskohorte ALSPAC werden Aufschluss über jene Faktoren geben, die maßgeblich mit dem Lungenwachstum während der ersten zwei Lebensjahrzehnte zusammenhängen.
KONTAKT
Prof. Dr. Dennis Nowak
) 089/4400-52301
dennis.nowak@med.uni*
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KLINIKUMaktuell 04.2015 21
perspektive klinikum
Die Seel
„wichtige Rituale“
Pfarrer Georg Murr, katholische Seelsorge,
Campus Innenstadt
Rund um die Uhr bekommen die
Patienten am Klinikum Beistand
P
„Wenn ich morgens in die Klinik gehe, führt mein Weg
zuerst in die Kirche und ich zünde eine Kerze an. Das gehört zu meinem Ankommen. Rituale wie dieses (ebenso
viele andere, die Menschen in ihrer Verschiedenheit pflegen) sind hier wichtig. Sie wollen symbolisch gesehen
Licht in das Dunkel rund um die Erkrankung bringen, das
Schwere tragen helfen, aus der Sprachlosigkeit führen,
zu nächsten Schritten verhelfen und Halt geben. Religion bedeutet wörtlich übersetzt: Rückbindung, Rückhalt.
Zusammen mit dem jeweiligen Menschen suchen wir
nach Halt, nach Quellen der Kraft, des Trostes und der
Zuversicht. Dabei öffnet sich oft ein Raum für die Begegnung mit dem Heiligen und für die Botschaft von Gottes
Zuwendung zu seiner Welt, im Leben, im Kranksein und
im Sterben. Das ganze Leben ist in Gottes Hand gehalten.
Seelsorge möchte dies in Zuwendung und Weggemeinschaft
aufscheinen und erfahrbar werden lassen.“
387
26
x
Konfliktberatung
räsenz und Zeit für die Patienten sind die tragenden Säulen der Seelsorge am Campus Großhadern
und am Campus Innenstadt. Präsenz durch Besuche auf den Stationen bzw. am Krankenbett und die
Rufbereitschaft rund um die Uhr – und Zeit zum Zuhören,
Reden und Beraten, für Gebet und Segen und die Feier der
Sakramente. 19 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zahlreiche ehrenamtliche sind Ansprechpartner
für die Patienten. Das Engagement der Ehrenamtlichen ist
unschätzbar, Besuche und Gespräche auf Station sind ihre
Hauptaufgabe. Sie werden ein Jahr lang theoretisch und
praktisch ausgebildet und später begleitet und fortgebildet.
Die Seelsorge wird als Bestandteil des gesamten Klinikums
betrachtet. Das Ökumenische Seelsorgezentrum am Campus
Großhadern war von Anfang an so konzipiert und hat sich
über mittlerweile mehr als 40 Jahre als feste Größe etabliert.
Das Konzept reicht weit über das hinaus, was landläufig unter Krankenhausseelsorge verstanden wird. Da ist der ständige Austausch mit den anderen Berufsgruppen am Klinikum,
Seelsorge in Zahlen (Campus Großhadern)
Die Seelsorge wurde im Jahr 2014 1.027 mal angefordert.
Die Rufe teilen sich auf wie folgt:
77
x
202
Krisenintervention
x
x
21
perimortale Begleitungen,
davon 95 Aussegnungen
310
Rituale (außer perimortal),
davon 75 Krankensalbungen, 9 Nottaufen
x
Sonstiges
1
2
3
x
allgemeiner
Gesprächsbedarf bzw.
Glaubensgespräche
4
Campus Innenstadt: 1 Kapelle/Dr. von Haunersches Kinderspital 2 Evang. Kapelle/Frauenklinik, Maistraße 3 Kath. Kirche/Frauenklinik, Maistraße
22
KLINIKUMaktuell 04.2015
perspektive klinikum
sorge
„Himmlisches Brot“
Tanja Reger, evangelische Pfarrerin/Supervisorin, Campus Großhadern
der interdisziplinäre Diskurs, das eigenständige Interesse an
Forschung und Lehre für ein besseres Verständnis der spirituellen Bedürfnisse von Menschen, also spiritual care. Am
Campus Innenstadt bestehen völlig andere Strukturen. Traditionell hatte jede der Kliniken dort eigene Seelsorger. Heute
gibt es eine ökumenische Zusammenarbeit in den einzelnen
Häusern und in gemeinsamen Anliegen und Aufgaben der
Innenstadt, wie z.B. Konzept, Öffentlichkeitsarbeit, gemeinsame Dienstbesprechungen und Rufbereitschaft.
So erreichen Sie die Seelsorge (Zugehörigkeit zu einer
christlichen Kirche ist keine Voraussetzung):
Großhadern:)
089/4400-74556 (kath.), -74554 (ev.)
Innenstadt: )
089/4400-52155 (kath.), -52134 (ev.)
„Als Seelsorgende kommen wir zu den Menschen mit leeren Händen. Wir gehen oft mit vollem Herzen von ihnen
wieder weg. Was dazwischen passiert, sind Gespräche
über Gott und die Welt, über das Leben, über die Herausforderung der Krankheit, über das, was im Augenblick
Kraft und Mut geben kann. Gebet, Segen und die Feier
der Sakramente erfahren manche als Stärkung. Erzählen
können von dem, was einem auf der Seele liegt, ist für
mich wie ein Gebet – gesprochen und gehört von Mensch
und Gott. Für mich sind all diese Begegnungen einzigartige Momente, in denen wir Gottes Dasein erfahren können. Wege und Orte gibt es dafür unzählige: im Reden
und Schweigen, Weinen und Lachen, am Krankenbett, in
der Kirche, im Aufzug. Mit den Patientinnen und Patienten, den Angehörigen und auch den Mitarbeitenden des
Hauses machen wir uns auf den Weg – als Wegbegleiter,
als Suchende, als Hoffende. Die gemeinsam erfahrene
Stärkung kann dann auch einmal eine Kaffeepause sein.
Hier in unseren Räumen, losgelöst vom belastenden Klinikgeschehen, empfinden das immer wieder Menschen
in Not als Ruheinsel, um neue Kräfte zu finden. Für mich
ist das manchmal wie himmlisches Brot für Körper und
Seele!“
Gedenkfeiern
Claudia Zierer, katholische Pastoralreferentin, Campus Großhadern: „Innehalten, der Patienten und Kollegen gedenken,
die in unserer Klinik verstorben
sind. Die Klinikleitung lädt in Kooperation mit dem Personalrat und der Seelsorge an
den Standorten Großhadern und Innenstadt die Mitarbeitenden der Klinik zu Gedenkfeiern ein. Zentrales
Anliegen: Wie gehen wir mit der Grenzerfahrung des
Sterbens im jeweiligen Beruf um? Innehalten und zuhören: Ein Kollege oder eine Kollegin aus Pflege oder
Medizin erzählen von ihrem Erleben in der Begleitung
sterbender Patienten. Zu diesen Feiern sind auch die
Angehörigen der Verstorbenen herzlich willkommen.“
Termine:
Großhadern: Donnerstag 5. 11., 14:30 Uhr in der
Klinikkirche
Innenstadt: Donnerstag 12. 11., 14:30 Uhr, Kirche der
Medizinischen Klinik I, Ziemssenstr. 1.
5
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7
4 Kirche/Psychiatrische Klinik 5 Kirche St. Maximilian/Med. Klinik I 6 Kapelle in der Augenklinik, Campus Großhadern: 7 Kirche/Würfel IK und 8 Kapelle
KLINIKUMaktuell 04.2015 23
8
perspektive klinikum
MTRA: Ein Beruf
mit Zukunft
An der BFS für Medizinisch-technische Radiologieassistenten wird an einem
hochmodernen 3D-Simulationssystem ausgebildet
M
oderne Medizin ist ohne hochentwickelte
Technik nicht möglich. Speziell die Radiologie,
Strahlentherapie und Nuklearmedizin profitieren davon. An der Staatlichen MTRA-Schule
am Klinikum der LMU, Campus Großhadern, werden Schülerinnen und Schüler in diesem anspruchsvollen Beruf zu
qualifizierten Mitarbeitern und Assistenten der Ärzte und
Naturwissenschaftler ausgebildet. Sie arbeiten überwiegend
mit großtechnischen Geräten zur Erkennung und Heilung
von Krankheiten. Schulleiter ist Prof. Dr. Dr. h. c. Maximilian Reiser, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie (s.
auch S. 14). Leitender Lehr-MTRA ist Klaus Geier. Er betont:
„Durch den Begriff Technik sollte sich niemand abschrecken
lassen. Zusätzlich zur Technik ist der intensive einfühlsame
Umgang mit Patienten äußerst wichtig.“
MTRAs können in vier Fachrichtungen tätig werden. Diagnostische Radiologie: Dazu gehören neben digitaler Röntgendiagnostik weitere bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie
(MRT). Sie dient in erster Linie der Erkennung (Diagnose)
von Krankheiten. Mit der interventionellen Radiologie werden auch therapeutische Maßnahmen durchgeführt, die
chirurgische Eingriffe ersetzen können (etwa bei arteriellen
Verschlusskrankheiten).
Hightech: Der gläserne Patient
Als dritte Schule in Deutschland ist die MTRA-Schule am Klinikum mit dem virtuellen 3D-Simulationssystem (VERT/Virtuel Environment Radiotherapy Training System + Prosoma)
ausgestattet worden. Diese Ausbildungsplattform bildet den
Bestrahlungsablauf in der Radioonkologie realistisch ab – das
ist weltweit einzigartig (Fa. Vertual Ltd/England, Vertrieb
medincura/Schweiz). Die Schülerinnen und Schüler werden
daran in Strahlentherapie und Dosimetrie ausgebildet. Sie
können ohne das zeitliche Limit in der Klinik und stressfrei
den Prozess von der Planung über die CT-Simulation bis zur
Bestrahlung mit den modernsten Techniken lernen und praktisch üben. Auch das Erkennen von Fehlern (schlechte Patientenlagerung und Fehljustierungen, die am echten Patienten
fatal wären) und deren Behebung kann geübt werden.
Digitale Welt: Ein über den PC ausgewählter Linearbeschleuniger wird auf die Kinoleinwand projiziert. Durch 3D-Brillen können die
Schüler das Gerät fast originalgetreu im Raum stehen sehen. Nach Auflegen eines virtuellen Patienten können mittels originaler Tastatur
alle Tischbewegungen und Funktionen des Strahlerkopfes ausgeführt werden. Ganz rechts, Lehr-MTRA Manuela Grundmann
24
KLINIKUMaktuell 04.2015
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»Für mich zählt nicht nur die finanzielle Unterstützung,
sondern auch die ideelle Förderung. Bei der Vortragsreihe ‚Von Stipendiaten für Stipendiaten‘ kann ich mich
zum Beispiel mit anderen Stipendiaten zu wichtigen
wissenschaftlichen Themen austauschen.«
Veronika Maier, Jurastudentin
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an der LMU München
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Stipendium
stiften
KLINIKUMaktuell 04.2015 25
perspektive klinikum
Strahlentherapie: Behandlung von Patienten mit ionisierenden Strahlen. Vorwiegend bei Krebserkrankungen.
Nuklearmedizin: Untersuchung und Behandlung von Patienten mit radioaktiven Substanzen. Erlaubt Rückschlüsse auf Zustand und Funktion der Organe. Mit besonderen
Radionukliden werden erkrankte Organe therapiert, insbesondere die Schilddrüse.
Das Neue
Hauner
Die Entscheidung im ArchitektenWettbewerb ist gefallen. 2022 soll die
Klinik für Geburtshilfe, Kinder- und
Jugendmedizin fertiggestellt sein
D
Strahlenphysik/Strahlenschutz und Dosimetrie: Hier werden die bei der medizinischen Anwendung auftretenden
Strahlendosen/-dosisleistungen, insbesondere im Patienten und seiner Umgebung ermittelt. Wichtig nicht nur in
der Strahlentherapie, sondern auch in Röntgendiagnostik und Nuklearmedizin.
Die Ausbildung dauert drei Jahre: 2.800 Stunden theoretischer und praktischer Unterricht sowie 1.600 Stunden praktische Ausbildung, zu der ein sechswöchiges
Krankenpflegepraktikum zählt. Es wird keine Vergütung
bezahlt. Voraussetzung: Realschulabschluss oder ein
gleichwertiger anerkannter Bildungsabschluss. Die BFS
nimmt jährlich 24 Schüler auf.
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Klaus Geier
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26
KLINIKUMaktuell 04.2015
© Nickl & Partner Architekten AG, München
Die Schülerinnen Viktoria Messerschmidt (l.) und Carina Schwarz
(M.) bringen die Kollegin Cornelia Rauscher in die korrekte
Position für Röntgenaufnahmen der Schulter. Den Kontakt mit
den Patienten schätzen die Schülerinnen besonders
as ist ein bedeutender Mei„Ein Ort, an dem
lenstein in der Geschichte
sich kranke Kindes Klinikums der Universider und Jugendtät München: Eine Fachjury
liche und ihre
hat aus 23 Einreichungen aus DeutschEltern gut aufgeland, Österreich und Frankreich die
hoben fühlen“
besten Entwürfe ausgewählt. Den ersten Platz belegt der Entwurf von Nickl &
Wissenschaftsminister
Dr. Ludwig Spaenle
Partner Architekten AG, München. Auf
den Plätzen zwei und drei landeten Architects Collective ZT GmbH - Albert Wimmer ZT GmbH,
Wien, und Riegler Riewe Architekten ZT Ges.m.bH, Graz.
Baubeginn für das Neue Hauner ist für 2018 geplant,
2022 soll das Gebäude mit einer Gesamtfläche von rund
22.000 Quadratmetern am Campus Großhadern stehen.
Simulation eines Patientenzimmers
Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle: „Damit schaffen wir ein modernes Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin auf höchstem Niveau, das weit über München
hinaus wirken wird.“ Das Klinikum der Universität München hat mit einer eigens dafür ins Leben gerufenen
Fundraising-Kampagne schon jetzt rund 20 Millionen
Euro eingeworben. Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher
Direktor des Klinikums: „Mit dieser Klinik wird eine in-
perspektive klinikum
Im Modell: der Entwurf von Nickl & Partner Architekten AG, München, Sieger im Architekten-Wettbewerb
Die Forschung am Dr. von Haunerschen
Kinderspital nimmt im deutschlandweiten
Logo,
Breite Nr.1,
Vergleich eine
Spitzenstellung
ein.Höhe
Insbe-A
sondere die Bereiche Hämatologie, Immunologie und Onkologie, Asthma und AllergiIm Neuen Hauner wollen Ärzte und Wisen sowie die Ernährungsforschung werden
senschaftler neue Akzente in der BehandProf. Dr. Karl-Walter Jauch,
durch drei European Research Council Adlung und Erforschung von Erkrankungen
Ärztlicher Direktor
vanced Grants auch in ihrer internationalen
bei Kindern setzen – in enger interdiszipliBedeutung gewürdigt. Seit der Gründung
närer Kooperation mit den klinischen Einrichtungen der Erwachsenenmedizin sowie den Grundla- im Jahr 1846 wurden immer wieder bahnbrechende Entgenwissenschaften am High-Tech Campus Großhadern/ deckungen gemacht. In jüngerer Vergangenheit wurden
Martinsried. „Als Universitätskinderklinik sind wir der der erste Lehrstuhl für Kinderchirurgie (Direktor: Prof.
Wissenschaft verpflichtet. Die Grenzen des Wissens da- Dr. Dietrich von Schweinitz) in Deutschland sowie die
bei behutsam auszudehnen, die Diagnostik und Therapie ersten Abteilungen für pädiatrische Infektiologie (Prof.
kontinuierlich zu verbessern – das ist unser Anspruch“, Dr. Johannes Hübner) und pädiatrische Palliativmedizin
hebt Prof. Dr. Dr. Christoph Klein, Direktor der Kinder- (Prof. Dr. Monika Führer) etabliert.
klinik, hervor. Neben den vielen Erkran„Im Zentrum un- Namensgeber Dr. August von Hauner war
kungen, die im Säuglings-, Kinder- und
seres Tuns stehen ein Visionär und Idealist. Seine Ansätze
Jugendalter eine große Belastung darimmer das Kind
etwa zur überragenden Bedeutung des Stilstellen, stehen insbesondere auch seltene
Erkrankungen im Fokus, für die es bislang und seine Familie“ lens und der gesunden Ernährung, zu Reinlichkeit und frischer Luft haben bis heute
nur wenige Behandlungsoptionen gibt.
Klinikdirektor Prof. Dr. Dr.
Christoph Klein
Gültigkeit.
terdisziplinäre medizinische Versorgung
in allen Fachbereichen von der Geburt bis
zum jungen Erwachsenen möglich.“ „Die Spenden
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KLINIKUMaktuell 04.2015 27
perspektive klinikum
Ein historisches Schmuckstück: die
große Aula der LMU – hier traf man
sich beim Jahresempfang
Jahresempfang
Vernetzte Kompetenz macht das Klinikum stark für die Neustrukturierung an
beiden Standorten – und den internationalen Wettbewerb
N
ach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr lud der Vorstand des Klinikums der
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) auch
heuer wieder zum Empfang: An die 450 Gäste kamen in die Große Aula der Universität, aus Wissenschaft, Kultur und Politik, Ärzte, Studenten, Ehemalige.
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Klinikums.
Er präsentierte das Klinikum mit erkennbarem Selbstbewusstsein auf Erfolgskurs: In der Endabrechnung
2014 steht eine „schwarze Null“.
28
KLINIKUMaktuell 04.2015
Dass ein Universitätsklinikum mit chronisch angespannter Finanzlage ein solches Ergebnis erwirtschaftet, kommentierte selbst der zuständige Wissenschaftsminister
Dr. Ludwig Spaenle als ein „starkes Ergebnis“. Der Minister: „Das Klinikum befindet sich in einem ständigen
Weiterentwicklungs-Prozess und treibt diesen mit aller
Kraft und zielstrebig voran.“
Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Vernetzte Kompetenz“ – analog zum gemeinsamen Jahresbericht der Medizinischen Fakultät der LMU und des Klinikums. Im
Fokus von Prof. Jauchs Rede: die grundlegende Neustrukturierung des Klinikums an den beiden Standorten, also Campus Großhadern und Campus Innenstadt. Vernetzte Kompetenz ist die Maxime für die
Masterplanung mit zukunftsweisenden Großbauprojekten. Das sind u. a. die Portalklinik im Münchner Klinikviertel
und die komplette Neugestaltung am Campus Großhadern;
dort wird das bestimmende Zentralgebäude abgerissen
und durch ein neues ersetzt. In diesem werden unter einem Dach nicht mehr die einzelnen Kliniken untergebracht
sein wie jetzt, sondern die Patienten in interdisziplinären
Zentren versorgt. Prof.
Die Schautafeln mit Interviews, TheJauch: „Vernetzte Kommen und Zahlen aus dem Jahresbepetenz steht für eine der
richt – Titel: Vernetzte Kompetenz –
zentralen Qualitäten der
lieferten interessante Informationen
perspektive klinikum
Zusammenarbeit von Klinikum und Fakultät. Für gemeinsame und interdisziplinäre Anstrengungen, um die zukünftige Struktur der LMU-Medizin an beiden Standorten neu
zu planen und auf den Weg zu bringen.“ Die Zukunft hat
begonnen – gelingen kann sie nur durch die intensive und
konstruktive Zusammenarbeit von Klinikum und Fakultät
mit Ministerien, Universitätsleitung, Forschungseinrichtungen und vielen weiteren Partnern.
Das Uniklinikum als Wirtschaftsfaktor war auch Gegenstand
der Podiumsdiskussion mit dem Kaufmännischen Direktor
Gerd Koslowski, Stefan Vilsmeier, CEO der Brainlab AG,
und Dipl.-Kaufmann Steffen Silvermann, M + M Consulting
GmbH Kassel/Uni Dresden. Durch den Abend führte Moderatorin Anouschka Horn von Andrenyi vom Bayerischen
Rundfunk. Für Musik sorgte die Musikhochschule München. Und Privatdozent Dr. Dr. Berend Feddersen amüsierte das gut gelaunte Publikum mit einem unterhaltsamen
Live-Act.
Die Zukunft der LMU-Medizin ist auch an bedeutenden Bauprojekten sichtbar. Lesen Sie dazu: Das Neue
Hauner, S. 26; Spatenstich für die Portalklinik, S. 32.
(V. o.:) Podiumsrunde mit Gerd
Koslowski, Dipl.-Kaufmann Steffen Silvermann, Stefan Vilsmeier
(v. l.), moderiert von Anouschka
Horn von Andrenyi – Blick in das
vollbesetzte Auditorium – Minister Dr. Ludwig Spaenle, Dekan
Prof. Dr. Dr. h. c. Maximilian
Reiser und Prof. Dr. Karl-Walter
Jauch bei den Festvorträgen (v. l.)
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KLINIKUMaktuell 04.2015 29
perspektive klinikum
Das Klinikum
in den Medien
O
ftmals geht es an dieser Stelle um Einzelfälle, petenz und Sachverstand und einer enormen Kooperatium Berichte über besondere Vorkommnisse am onsbereitschaft aller Beteiligten. Auch das Klinikum der
Klinikum der Universität München, die anschlie- Universität München ist involviert: Sowohl die Infektionsßend in den Medien landen. Diesmal widme ich und Tropenmediziner beteiligen sich an den Eingangsunmich einem uns alle betreffenden Thema: den Flüchtlin- tersuchungen (S. 12), wie auch die Notaufnahmen in der
gen. Sie sind in großer Zahl zu uns gekommen und es Innenstadt. Aber auch das Haunersche Kinderspital und
werden weitere folgen. In München
die Frauenheilkunde in der Maistraße
waren es im August und September
sind an der Erstversorgung beteiligt.
»Mitarbeiterinnen und
zigtausende Flüchtlinge aus Syrien,
Trotz Sprachbarrieren und unterMitarbeiter
aus
über
Afghanistan, dem Irak und vielen
schiedlichem Verständnis von Mediweiteren Ländern. Zu den ersten Aufzin klappt es zumeist ganz gut. Ärzte
90 Nationen arbeiten am
gaben der Behörden gehört nach der
und Pflegekräfte betätigen sich bisKlinikum. UniversitätsmeAnkunft neben der Registrierung ein
weilen sogar in ihrer Freizeit bei den
Gesundheits-Check oder die mediziErstuntersuchungen am Hauptbahndizin ist international – bei
nische Versorgung, soweit notwenhof oder in der Bayernkaserne. Der
Mitarbeitern und Patienten.« unbedingte Wille zu helfen ist nach
dig. Am Münchner Hauptbahnhof
wurden Zelte für das Erst-Screening
wie vor da; egal, ob fremd oder einaufgebaut, ein Krankentransportdienst brachte Patienten heimisch. Und wer ans Klinikum der Universität München
in Krankenhäuser oder zu Arztpraxen. Das Städtische kommt, hat schon seit langer Zeit mit (fast) der ganzen
Klinikum Schwabing richtete eigens Räume für die von Welt zu tun. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 90
der Flucht Geschwächten ein. In der Bayernkaserne, der Nationen arbeiten hier. Universitätsmedizin ist internatiogrößten Erstaufnahmeeinrichtung in München, kümmert nal – bei Mitarbeitern und Patienten.
sich der Verein Refudocs um die Untersuchung und medizinische Versorgung der Asylbewerber. Beim EuropäiKONTAKT
schen Gesundheitskongress in München Anfang Oktober
Philipp Kreßirer
wurde sogar ein Vortrag über die Gesundheitsversorgung
Leiter Stabsstelle Kommunikation
von Flüchtlingen außerplanmäßig ins Programm aufgeund Medien/Pressesprecher
nommen. Das Referat für Gesundheit und Umwelt hat alle
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Hände mit der Abwicklung der medizinischen Versorgung
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zu tun. Bislang meistern die Behörden viele unerwartete
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KLINIKUMaktuell 04.2015
07.09.15 14:42
perspektive klinikum
Prof. Dr. Sven Mahner:
Neuer Ordinarius für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Z
um 1. September 2015 hat Prof. Dr. Sven Mahner
den Lehrstuhl für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie die Direktion der Klinik und Poliklinik
für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum
der Ludwig-Maximilians-Universität übernommen. Er leitet
die beiden Standorte der Klinik in Großhadern und der Innenstadt an der Maistraße. Sein Vorgänger Prof. Dr. Klaus
Friese ist in den Ruhestand getreten.
Prof. Mahner, in Hannover geboren, war über zwölf Jahre am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig.
Der 39-Jährige erlangte insbesondere in der Behandlung
und Erforschung gynäkologischer Tumorerkrankungen
(Schwerpunkt: Ovarial- und Vulvakarzinom) inklusive individualisierter Operationsverfahren internationales Renommee.
Er studierte in Heidelberg, Homburg, den USA
und der Schweiz, promovierte in Heidelberg und habilitierte in Hamburg. Nach
einem Forschungsaufenthalt am Dana-Farber Cancer Institute der Harvard Medical School in Boston/USA
begann seine klinische Karriere in
Hamburg. Der Mediziner wurde mit
zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen geehrt,
arbeitet federführend in den wichtigsten
Fachgesellschaften und wissenschaftlichen
Gremien und ist Autor von über 100
Publikationen.
Prof. Mahner: „Mein Ziel ist es, die
Spitzenstellung der LMU als wissenschaftliches Zentrum im Bereich
der Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu sichern und auszubauen. Dieser
Anspruch muss an einer Exzellenzuniversität wie der LMU natürlich auch die Patientenversorgung prägen: Jede Patientin soll in unserer
Klinik die medizinisch und menschlich beste Behandlung erhalten. Durch das klinisch und wissenschaftlich
erfolgreiche Team bestehen dafür optimale Bedingungen.“
Neben der Intensivierung von Forschung und Lehre steht
auf der Agenda des Chefarztes als Erfolgsfaktor u. a.
auch ein familienfreundliches Arbeitsumfeld mit gelebter Selbstverständlichkeit von Karriere und Familie. Er ist
selbst vor wenigen Monaten Vater geworden.
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Neue Uniklinik
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An der Ziemssenstraße entsteht ein modernes Zentrum
für Spitzenmedizin: Jetzt wurde der Spatenstich gefeiert
B
© Ludes Generalplaner GmbH
is zum Jahr 2020 wird am Campus Innenstadt eine
neue interdisziplinäre Klinik errichtet – ein Zentrum mit den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie,
Nothilfe und Geburtsmedizin. Das Projekt an der
Ziemssen-/Nußbaumstraße ist ein elementarer Baustein für
Erhalt und Neugestaltung der universitären Patientenversorgung sowie die Ausbildung der Studierenden. Prof. Dr. KarlWalter Jauch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender:
„Wir richten den Standort weg von einer räumlich getrennten
Medizin in einzelnen Gebäuden hin zu einem interdisziplinären Zentrum neu aus, ähnlich wie beim neuen Operationszentrum in Großhadern, wo sich Mediziner verschiedener
Fachrichtungen der Patientenversorgung widmen.“
32
Für das Projekt wurde ein Wettbewerb ausgelobt. Mit dem ersten Preis hat das Architekturbüro Ludes Generalplaner GmbH
den Auftrag erhalten.
„Die Portalklinik
sichert für die Bevölkerung in der Innenstadt die Akut- und
Notfallversorgung
auf Universitätsniveau.“
Prof. Dr. Martin Reincke,
Direktor der Medizinischen Klinik
und Poliklinik IV
Der Haupteingang wird in einem Verbindungsbau zwischen
Alt- und Neubau angesiedelt. Die interdisziplinäre Notaufnahme mit Schockraum, Herzkatheter und Aufnahmestation
sowie verschiedene Diagnostikbereiche werden im Erdgeschoss untergebracht. In den Ambulanzen, Tageskliniken
und Bettenstationen arbeiten auf insgesamt vier Etagen die
Spezialisten in den Bereichen Herz-Lungen-Gefäß-Krankheiten, Hormon- und Bauchkrankheiten, Infektions- und Rheumaerkrankungen, Krebsmedizin sowie Geburtshilfe und Altersmedizin (Geriatrie) zusammen.
Der Lageplan zeigt
die Position der
neuen Klinik, im Foto
daneben der Ersatzbettenbau für die
„Ziemssenklinik“
KLINIKUMaktuell 04.2015
perspektive klinikum
© Alessandra Schellnegger
im
hens
Beim Spatenstich (v. l.): Gerd Koslowski (Kaufmännischer Direktor
LMU-Klinikum), Prof. Karl-Walter Jauch (Ärztlicher Direktor LMUKlinikum), Dr. Ludwig Spaenle (Bayerischer Wissenschaftsminister),
Bernhard Seidenath (MdL), Prof. Reinhard Hickel, Dekan Med. Fakultät der LMU, Prof. Martin Reincke (Dir. Med. Klinik IV), Florian Roger
(Staatl. Bauamt Mü. II), Prof. Sven Mahner (Dir. Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe), Helle Dokken (Pflegedirektorin LMU-Klinikum), Andrea Förster (Pflegebereichsleiterin LMU-Klinikum)
Fakten
So schaut es aus: Simulation der neuen Klinik
an der Ecke Ziemssen-/Nußbaumstraße im
Münchner Klinikviertel
Prof. Martin Reincke, Direktor der Medizinischen Klinik
und Poliklinik IV: „Zu unseren Schwerpunkten zählen z. B.
die europaweit größte Spezialambulanz für hormonell bedingten Bluthochdruck. Die Nephrologie ist spezialisiert auf
vererbbare Nierenerkrankungen, die Rheumatologie auf
seltene Funktionsstörungen des Immunsystems. Und die
Infektiologie betreut eine große Zahl von HIV-Patienten.“
Der Neubau wird direkt an die denkmalgeschützte Medizinische Klinik in der Ziemssenstraße (Altbau) angebunden. Ab
2021 wird der Altbau saniert. Die 1772 geweihte Klinikkirche
St. Maximilian bildet weiterhin einen Ort der Besinnung für
Patienten, Besucher und Mitarbeiter. Die ehemaligen Patien-
Die Notaufnahme ist für bis zu 50.000 Fälle pro Jahr ausgelegt, stationär können ca. 12.000 Patienten, ambulant
etwa 90.000 versorgt werden. Die Geburtshilfe ist für jährlich bis zu 2.000 Geburten konzipiert.
n Bauzeit Neubau: 2015-2020, Anpassung Altbau: 2021.
Ausführung in einem Bauabschnitt
Architekt Ludes Generalplaner GmbH
n Nutzfläche 12.400 m² (Neubau)
n Baukosten 98 Mio. Euro, davon 65 Mio. Euro Klinikum
der LMU, 33 Mio. Euro Freistaat Bayern
n Projektleitung: Staatliches Bauamt München 2
tenzimmer der Ziemssenklinik werden zu Räumen für patientennahe Forschung und Lehre umgebaut. Die bereits in
der Pettenkoferstraße eröffnete Lehrklinik wird durch Unterrichtsräume in der neuen Klinik ergänzt. In Forschungsambulanzen bekommen die Patienten Zugang zu modernsten
Diagnoseverfahren und innovativen Therapien.
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KLINIKUMaktuell 04.2015 33
ehrungen
& klinikum
preise
perspektive
herzlichen glückwunsch!
Lehrpreise (v. l.): Dekan Prof.
Dr. Maximilian Reiser, PD Dr.
Thomas Nickel, Boris Buck,
Prof. Dr. Sören Schubert,
Philipp Moog, Prof. Dr. Ralf
Schmidmaier, Studiendekan
Prof. Dr. Martin Fischer
Gute Lehrer, gute Noten
Die MeCuM Lehrpreise für den klinischen Abschnitt im Medizinstudium
werden einmal im Jahr verliehen
(MeCuM = Medizinisches Curriculum München) – ermittelt aus der
Online Bewertung der Studierenden.
Federführend ist das Institut für
Didaktik und Ausbildungsforschung
in der Medizin, Direktor Prof. Dr.
Martin Fischer. Die Dozierenden mit
Reichlich Ehrungen
Prof. Dr. Dr. Christoph Klein
Für sein gesellschaftliches Wirken mit
der Care-for-Rare Foundation für Kinder mit seltenen Erkrankungen erhält
Professor Dr. Dr. Christoph Klein,
Direktor der Klinik und Poliklinik am Dr.
von Haunerschen Kinderspital, Campus
Innenstadt, den Cusanus-Preis 2015.
Der mit 5.000 Euro
dotierte Preis wird
von der Stiftung
Begabtenförderung Cusanuswerk
für herausragendes ehrenamtliches Engagement
verliehen.
Noch ein Ehrendoktor
Die Universidad de Granada, Spanien, hat Prof. Prof.
h. c. Dr. Dr. h. c. Berthold
Koletzko, Kinderklinik und
Kinderpoliklinik am Dr. von
Haunerschen Kinderspital, Campus
Innenstadt, den Titel Doctor Honoris
Causa verliehen. Begründung: herausragende wissenschaftliche Leistungen
und die Kooperation mit der Universität.
34
KLINIKUMaktuell 04.2015
herausragender Lehrtätigkeit sind:
Prof. Dr. Sören Schubert, Max von
Pettenkofer-Institut, Lehrstuhl Bakteriologie, Lehrform Vorlesung; Boris
Buck, Klinik für Allgemeine, Viszeral-,
Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Lehrform Seminar bzw.
Übung; Philipp Moog, Rheumaeinheit,
Medizinische Klinik und Poliklinik
IV, Lehrform Tutorial; Prof. Dr. Ralf
Schmidmaier, Medizinische Klinik und
Poliklinik IV, Lehrform Unterricht am
Patienten; PD Dr. Thomas Nickel, Krankenhaus Neuwittelsbach, Übergreifender Preis in mehreren Lehrformen.
Darüber hinaus bekommen die zehn
besten Dozentinnen und Dozenten
nach dem Preisträger eine Urkunde.
Klinik für Neurologie
Die European Academy of Neurology (EAN) hat gleich drei Mediziner
an der Neurologischen Klinik und Poliklinik, Campus Großhadern,
für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen zum Fellow
(FEAN) ernannt. Ehrenmitglied auf Lebenszeit wurden:
n Klinikdirektorin Prof.
Dr. Marianne Dieterich
n Prof. Dr. Dr. h. c. Thomas Brandt (speziell für
den Bereich Otoneurologie
und Neuroophthalmologie
sowie sein Engagement als
Herausgeber des Journal
of Neurology). Der Leiter
der Klinischen Neurowissenschaften sowie des
Deutschen Schwindel- und
Gleichgewichtszentrums
wurde zudem Ehrenmitglied der European
Neurological Society.
n Prof. Dr. Michael
Strupp (vor allem für
seine Teaching Courses).
Der Oberarzt am Schwindel-
zentrum wurde zudem von
der University of Pretoria/
Südafrika zum Visiting
Professor ernannt.
Weitere Erfolge für ihn: Er
bekam den Heredo-AtaxiePreis 2015 der gleichnamigen Gesellschaft für seine
Forschungsarbeit zu Kleinhirnerkrankungen. Und
seine Arbeitsgruppe für die
multinationale europäische
ALCAT-Studie (Therapiestudie mit neuem Medikament zur Behandlung von
Patienten mit Kleinhirnerkrankungen) konnte eine
Fördersumme über 1,04
Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung einwerben.
Prof. Dr. Marianne
Dieterich
Prof. Dr. Dr. h. c.
Thomas Brandt
Prof. Dr. Michael
Strupp
ehrungenklinikum
& preise
perspektive
Verleihung des
Georg-Heberer-Awards 2015
Jörg Reifart und PD Dr.
Markus Rentsch aus der
Arbeitsgruppe um PD Dr.
Andrej Khandoga, Klinik für
Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und
Thoraxchirurgie, Campus
Großhadern, wurden als
Erstautoren der Publikation
(Transplantation, 2015;99:41-
7) mit dem Georg-HebererAward ausgezeichnet. Im
Rahmen des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes
haben sie Mechanismen
untersucht, die insbesondere
nach Lebertransplantationen zur Entstehung von
Leberschäden führen.
V. l.: PD Andrej Khandoga,
LMU-Präsident Prof. Dr. Bernd
Huber, Jörg Reifart, PD Dr.
Markus Rentsch
Prof. Dr. Dr. h. c.
Georg Heberer
(1920-1999)
1978-1989 Direktor
der Chirurgischen Klinik
Nußbaumstraße.
Der nach ihm benannte
Preis ist einer der bedeutendsten in der Chirurgie
Medaille. Vorsitzender Prof. Dr. Alexander Berghaus: „Eine Würdigung seines
enormen sozialen und gesellschaftlichen
Engagements, mit dem er auch unsere
Ziele unterstützt.“ Der Preisträger gilt als
„heimlicher Botschafter Griechenlands“.
Institut für Allgemeinmedizin
Prof. Dr. Alexander Berghaus überreicht die
Medaille an Stavros Kostantinidis
Stavros Kostantinidis
Der Verein der Freunde, Förderer und
Alumni am Klinikum und der Medizinischen Fakultät ehrte den Juristen und
Netzwerker Stavros Kostantinidis mit
der erstmals verliehenen Heinz-Goerke-
Die Stiftung Präventive Pädiatrie vergab
den Posterpreis für herausragende
wissenschaftliche Leistungen an das
Institut für Allgemeinmedizin am
Klinikum der LMU. Er galt dem Projekt „Impfempfehlungen im Arztbrief“
(Autoren: Puria Salavati, Jannik Glasmacher, Dr. Sibylla Krane, Dr. Linda
Sanftenberg, Prof. Dr. Jörg Schelling).
Privatdozent Dr.
Torsten Olszak
Medizinische
Klinik II, Campus
Großhadern, wurde
von der Deutschen
Gesellschaft für Gastroenterologie,
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit dem
Thannhauser-Preis ausgezeichnet (Stifter: Falk Foundation e. V.
Freiburg, Dotation: 10.000 Euro).
Er bekam den Preis für seine wegweisende wissenschaftliche Arbeit zum
besseren Verständnis von chronisch
entzündlichen Darmerkrankungen.
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07.09.15 14:48
KLINIKUMaktuell 04.2015 35
vorsorge
Warum die echte Virusgrippe von vielen Menschen oft unterschätzt wird
F
ieber, Schnupfen und Husten – diese Symptome
werden im Volksmund gerne als Grippe bezeichnet. Ein Irrtum, denn zwischen einer fieberhaften Erkältung und einer echten Virusgrippe besteht ein großer Unterschied. Eine richtige Grippe ist
eine potenziell tödliche Erkrankung, in der Grippesaison
2012/2013 starben allein in Deutschland geschätzt mindestens 20.000 Menschen daran. Der beste Schutz dagegen ist eine Impfung, die allerdings jedes Jahr wiederholt
werden muss. KLINIKUM aktuell sprach mit Privatdozent
(PD) Dr. Ulrich Seybold, Oberarzt der Sektion Klinische Infektiologie an der Medizinischen Klinik IV.
Warum muss ich mich jedes Jahr aufs Neue impfen lassen?
Die Virustypen ändern sich jedes Jahr und
sind deswegen nur durch den jeweils neuesten
Impfstoff abgedeckt. Die Grippe-Viren verbreiten sich u. a. in den Wintermonaten. Um im Herbst genügend Impfstoff zur Verfügung zu haben, werden daher
für die Nordhalbkugel jeden Februar die in der nächsten
Saison wahrscheinlich zirkulierenden Virustypen identifiziert. Die Produktion der Impfstoffe erfolgt über den
Sommer, so dass sie bis zum Herbst bei uns auf dem
Markt sind.
36
KLINIKUMaktuell 04.2015
In der letzten Saison hat der Impfstoff aber nicht
wirklich gut funktioniert…
Es stimmt, dass der Impfstoff im letzten Jahr nicht so gut
gepasst hat wie sonst, das liegt daran, dass sich 2014
über den doch recht langen Produktionszeitraum die vorherrschenden Virenstämme stärker verändert haben als
üblich. In diesem Jahr wurden aber zwei der drei Komponenten ausgetauscht. Außerdem ist die Bestimmung
der Wirksamkeit einer Impfung ohnehin schwierig, ich
glaube schon, dass doch ein bedeutender Teil der Bevölkerung von der Impfung profitiert hat.
Wie kann man sich anstecken?
Die millionstel Millimeter großen Viren werden durch
Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen, also z.B.
auch durch bloßes Anhusten. Besonders bei großen
Menschenansammlungen und engem Kontakt wie in der
U-Bahn entgeht man solchen Viren kaum.
Wer sollte sich überhaupt impfen lassen?
Meiner Meinung nach alle – denn die Erkrankung ist gefährlich, und selbst gesunde, fitte Erwachsene sind nach
drei Wochen Virusgrippe enorm geschwächt. Auf jeden
Fall aber medizinisches Personal, alle chronisch Kranken
und alle über 60. In Deutschland gibt es mit Sachsen und
vorsorge
Jetzt ist die
beste Impfzeit!
Baden-Württemberg bereits Bundesländer, die die Impfung für alle empfehlen. Von den allermeisten gesetzlichen
Krankenkassen wird sie auch in Bayern für alle bezahlt.
Die Impfquoten sind davon aber weit entfernt.
Leider, nur etwa 30 Prozent der Erwachsenen sind in
Deutschland geimpft, in Bayern sogar nur 25 Prozent. Bei
den über 60-Jährigen sind es immerhin 50 Prozent, beim
medizinischem Personal beschämend niedrige 27 Prozent.
Wann ist die beste Zeit für eine Impfung?
Jetzt, sobald man dran denkt, sollte man sich impfen lassen.
Es macht auch nichts, wenn man hustet oder schnieft, nur
bei schweren Infekten sollte man den Zeitpunkt verschieben.
Welche Nebenwirkungen hat die Impfung?
Ein Restrisiko besteht für Menschen, die eine hochgradige
Allergie gegen Hühnereiweiß haben, da die Impfung auf
dieser Basis hergestellt wird. Injiziert wird in den Oberarm, deswegen kann es zu Schmerzen im Arm kommen,
auch zu Gelenkschmerzen. Möglich ist auch Fieber und
eine kleine Schwellung an der Einstichstelle. Alle diese
Beschwerden verschwinden innerhalb weniger Tage. Viel
schlimmer als diese geschilderten Nebenwirkungen sind
aber die Schäden, die die Grippe-Erkrankung langfristig
anrichten kann. So kann u.a. das Guillain-Barré-Syndrom
als Folge auftreten, eine Erkrankung der Nervenbahnen
mit Lähmungen und Gefühlsstörungen.
Ein kleiner Pieks in den Oberarm schützt vor gefährlichen
Influenza-Viren
Tamiflu sollte gleich zu Beginn der Erkrankung eingenommen werden. Diesen Zeitpunkt erwischen die meisten Patienten gar nicht. Außerdem haben Studien gezeigt, dass
die Krankheitsdauer nur minimal verkürzt und der Verlauf
allenfalls abgemildert wird. Die antiviralen Medikamente
kommen daher eigentlich nur zum Einsatz, wenn bei Hochrisikopatienten eine schwere Influenzaerkrankung auftritt.
Die Impfung kann die Infektion aber komplett verhindern
und bleibt deswegen die erste Wahl, um sich zu schützen!
KONTAKT
PD Dr. Ulrich Seybold, MSc
) 089/4400-53550
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Warum soll man sich impfen lassen, wo es doch mit
Tamiflu ein Medikament gegen Grippe gibt?
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37
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Bandscheibe – wa
operiert werden?
Skalpell oder Physiotherapie: Was
wirklich hilft, wenn es im Rücken
zwickt und zwackt
B
eim Putzen ein Möbel verrückt, einen Getränkekasten hochgehievt oder sonst wie eine falsche
Bewegung – und es ist passiert: Ein stechender
Schmerz schießt vom Rücken ins Bein oder hinunter bis in den Fuß. Gehen ist eine Qual, Sitzen und Liegen bringen nicht wirklich Erleichterung. Schuld ist oftmals
ein Bandscheibenvorfall (medizinisch: Diskusprolaps). Der
bringt viele Patienten auf den Operationstisch. Etwa 150.000
dieser Eingriffe dürften es im vergangenen Jahr in Deutschland gewesen sein. Zu viele, sagen die Kritiker, oft helfe auch
eine konservative Therapie mit Medikamenten, Massagen,
Physiotherapie,
Kälte- und Wärmebehandlungen, Muskelinderkriegen
training. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr. JörgChristian Tonn, Direktor der Neurochirurgischen
Klinik und Poliklinik, Campus Großhadern.
K
Autsch, das tut weh! Probleme
mit den Bandscheiben sind
keine Altersfrage, ein erster
Gipfel tritt schon bei 30-Jährigen auf, später dann wieder
ab 60 Jahren
Wann ist eine Operation notwendig?
Die Notwendigkeit leitet sich zunächst von den Symptomen ab. Wenn also schon eine neurologische Symptomatik vorliegt, frische Lähmungen, eine Fußheber- oder
Fußsenkersschwäche – was der Patient selbst am gestörten Gangbild bemerkt – oder, und das ist besonders kritisch, Lähmungen der Blasen- und Darmfunktion, muss
operiert werden. Sonst ist die Empfehlung zur OP dann
gegeben – entsprechend auch der Leitlinien der Fachgesellschaften – bei Schmerzen, die konservativ nicht zu
beheben sind, wobei mindestens ein Therapieversuch erfolgt sein soll. Und eben bei neurologischen Symptomen,
speziell, wenn diese deutlich auftreten oder zunehmen.
Wer hilft erst mal weiter?
Die meisten Patienten haben Rückenschmerzen, die zu
über 80 Prozent muskulär bedingt sind. Ihre Ursache
liegt nicht zwingend in den Bandscheiben. Viele dieser
Patienten leiden unter einer Verschleißerscheinung
der Wirbelkörper, einer Osteochondrose. Die
kann sehr heftige Schmerzen machen, die
aber auf den Rücken begrenzt sind. Wenn der
Schmerz ausstrahlt, kann man davon ausgehen, dass eine Nervenwurzel irritiert ist – Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall. Initial ist
der Patient beim Hausarzt gut aufgehoben, der
entsprechende Therapien anbieten kann. Bei Verdacht auf neurologische Ausfälle sollte der Patient
zum Neurochirurgen oder Neurologen.
Was, wenn die Schmerzen nicht verschwinden?
Der Bandscheibenpatient mit Problem an der Lendenwirbelsäule, LWS, hat typischerweise einen ausstrahlenden Schmerz ins Bein – oft auch in Ruhe,
wenn er sitzt oder liegt. Aber es gibt auch Patienten,
gerade ältere, die eine Spinalkanalstenose haben.
Da ist ebenfalls die Nervenwurzel unter Druck,
doch der Schmerz tritt hauptsächlich beim
Gehen oder Stehen auf. Das heißt, dass wir
eine sehr sorgfältige Krankengeschichte
erheben und eine sehr sorgfältige neurologische Untersuchung durchfüh-
38
KLINIKUMaktuell 04.2015
hilfe & selbsthilfe
nn muss
ren. Denn es muss nicht immer die Bandscheibe sein,
es kann auch das Hüftgelenk oder eine Schleimbeutelreizung sein. Entscheidend ist, dass die klinischen Symptome und die apparativen Befunde, also Röntgenbild
und Kernspinbild, wirklich zusammenpassen. Es reicht
nicht, nur das Kernspinbild heranzuziehen – wir operieren keine Bilder. Sehr oft fischen wir Patienten heraus,
die gar kein Bandscheibenleiden haben. Wenn wir heute
auf dem Marienplatz 1.000 Leute zur Untersuchung in
den Kernspintomographen legen, werden wir viele Bandscheibenvorfälle sehen, obwohl diese Leute keinerlei Beschwerden haben. Dies gilt insbesondere für Menschen,
die körperlich aktiv und sportlich sind. Mit einem trainierten Muskelmantel merkt man unter Umständen einen kleinen Vorfall oder eine Vorwölbung gar nicht oder
überwindet sie sehr schnell.
Was genau geschieht bei der OP?
Bei einem reinen Vorfall wenden wir an der LWS das Verfahren der mikrochirurgischen Fensterung an. Da wird
mittels OP-Mikroskop durch einen kleinen Hautschnitt
operiert. Muskulatur wird nicht abgetrennt, sondern nur
beiseitegeschoben. Wir nehmen eine Struktur, die wir gelbes Band nennen, weg und entfernen mit einer kleinen Diamantfräse ein Stückchen vom Knochen. Dann haben wir
ein Fenster von wenigen Millimetern Größe, durch welches das kaputte Gewebe mit kleinen Fasszangen erreicht
Die Bandscheiben
Die menschliche Wirbelsäule hat 23 Bandscheiben
(Diskus vertebralis). Jede steckt wie ein Stoßdämpfer
zwischen den Wirbeln. Sie besteht aus einem weichen Gallertkern, der von einem Ring aus Faserknorpel gehalten wird. Beim Vorfall (Prolaps, siehe Grafik)
verrutscht der Kern, die Hülle bricht, die Gallertmasse kann auf die hier austretenden Nerven drücken.
Bei der Vorwölbung (Protrusion) verlagert sich das
Gewebe nach außen, ohne dass der Ring zerrreißt.
Bandscheiben sind äußerst dehnbar, puffern
Stöße in der Wirbelsäule ab
und sorgen dafür, dass die
Wirbelkörper nicht aneinander
reiben, was extrem schmerzhaft
wäre. Der Knorpel wird nicht
über den Blutkreislauf ernährt,
sonder muss regelmäßig Flüssigkeit aufnehmen. Ein komplizierter Prozess, der nur mit
ausreichend Bewegung funktioniert. Doch mit den Jahren verliert das
Gewebe Wasser – und Elastizität. Die Bandscheibe ist
vorgeschädigt, häufig kommt es dann zum Vorfall.
und entfernt wird. So wird die Nervenwurzel vom Druck
befreit. Wir haben in den letzten 10, 15 Jahren gelernt,
dass das Ausräumen der Bandscheibe nicht zielführend
ist. Wir nehmen nur noch das ohnehin kaputte Gewebe
weg. Die Patienten haben danach weniger Schmerzen und
eine deutliche kürzere Genesungszeit.
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KLINIKUMaktuell 04.2015 39
hilfe & selbsthilfe
Und da muss nichts verschraubt werden?
Bei normalem Befund ist die Fensterung absolut ausreichend. Das Gute an dieser Mikrochirurgie ist, dass die
Stabilität der Wirbelsäule komplett erhalten bleibt. Die
Patienten können hinterher wieder normal ihr Leben führen und Sport machen, das sollen sie auch. Selbst Leistungssportler sollten in ihren Sport zurückkehren. Studien belegen, dass nur wenige Patienten tatsächlich eine
Stabilisierung mittels einer Verschraubung brauchen.
Und an der Halswirbelsäule?
Auch an der HWS gibt es Vorfälle, da wenden wir zwei
OP-Techniken an. Bei der einen operieren wir von hinten, das kaputte Gewebe wird aus dem Nervenwurzelkanal entfernt, analog zu LWS-Vorfällen. Das macht man
bei kleinen, ganz im Nervenwurzelkanal gelegenen sogenannten lateralen Vorfällen. Bei Vorfällen, die mehr in
der Mitte liegen und dann auch auf das Rückenmark drücken, greifen wir von vorne ein und entfernen über einen
kleinen Schnitt in der Hautfalte am Hals die Bandscheibe. Wir setzen einen Platzhalter aus Metall oder Kunststoff ein, einen Cage. Eine Verschraubung der HWS ist in
der Regel bei einem normalen Vorfall nicht erforderlich,
sondern nur bei echten Instabilitäten.
Nach der OP
Die ersten sechs Wochen muss man sich
schonen, dann kann
man mit zügigem Gehen bzw. Nordic Walking wieder anfangen, Kleine Narbe am Rücken
auch mit Radfahren auf der Ebene. Schwimmen ist ab
der vierten Woche wieder hilfreich, egal, ob Brust oder
Rücken. Alle Drehsportarten wie Golf, Tennis, Skiabfahrt sind nach drei Monaten erlaubt. Generell anfangs
nicht schwer heben oder tragen.
Wie kommt es zu denen?
Die gibt es nach Traumata – wenn jemand einen Unfall
hatte mit einer Verschiebung der Wirbel ist sofortiges Verschrauben nötig. Bei einem degenerativen Vorfall kann es
zur Stufenbildung kommen. Wenn sich das nicht bewegt,
geht es ohne Stabilisierung. Deshalb gehören bei uns
Funktionsaufnahmen zur OP-Vorbereitung – dann nämlich
sieht man, ob etwas instabil ist.
Viele Patienten wollen aber operiert werden?
Viele Patienten vermuten, das ist eine chirurgische Klinik, da werde ich sowieso operiert. Doch wir legen großen
Wert darauf, dass wir nicht diesen OP-Automatismus pflegen. Wir untersuchen und beraten und stellen falls erfor40
KLINIKUMaktuell 04.2015
derlich Patienten bei benachbarten Fachdisziplinen hier
im Klinikum vor. Natürlich
kommen auch Patienten
mit dem gezielten Wunsch
nach einem Eingriff, den
wir – wenn er indiziert
ist – auch durchführen.
Ich warne nur vor einer Reparatur-Mentalität ohne Zeit
zur Genesung. Man muss
sich auch danach um seinen Körper kümmern,
da entpflichtet eine OP
nicht. Es gibt Fälle, wo wir
früh zur OP raten, bei einem
großen Vorfall, wenn abzusehen ist, dass dies konservativ
nicht zu beheben ist. Dann
kann man den Krankenstand mit der OP frühzeitig verkürzen.
Die Auswahl ist also entscheidend?
Es wird oft kritisiert, dass zu
viel an der Wirbelsäule operiert wird. Man muss sehr
gut prüfen, wer wirklich von Die Wirbelsäule ist eingeteilt
einer OP profitiert und die- in Halswirbelsäule, Brustwirse Patienten sorgfältig aus- belsäule, Lendenwirbelsäule,
Kreuzbein, Steißbein. Halssuchen. Wenn man das tut, wirbelsäule: Hier finden zehn
hat man sehr gute Ergeb- bis 30 % der Vorfälle statt,
nisse. Der schlechte Ruf der typischerweise an C6 und C7
Brustwirbelsäule: Vorfälle
Bandscheibenchirurgie ent- extrem selten
steht dann, wenn Patienten Lendenwirbelsäule: 60 bis
operiert werden, die nicht 90 % der Vorfälle finden hier
statt, die häufigsten zwischen
operiert gehören. Deren
L4 und L5 und dann noch
Unzufriedenheit wird auf runter bis zum Kreuzbein
das Verfahren geschoben,
in Wirklichkeit stimmte die
Auswahl nicht. Wenn Patienten kommen, die eine andere
Behandlung brauchen, dann können wir hier alles anbieten,
Orthopädie, Schmerzambulanz, Physiotherapie – das ist der
Vorteil unseres Zentrums.
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Prof. Dr. Jörg-Christian Tonn
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Vortragsreihe Brustkrebs und
gynäkologische Tumorerkrankungen
10.11.2015, 17:00-18:30:
Antihormontherapie
Dozentin: Dr. Rachel Würstlein
Ort: Campus Großhadern, Hörsaal V/1. OG
01.12.2015, 17:00-18:30:
Tumorzellen in Blut und Knochenmark
Dozentin: PD Dr. Brigitte Rack
Ort: Frauenklinik Maistr. 11, Hörsaal
Kontakt: Brigitte Ehrl
) 089/4400-54120
brigitte.ehrl@med.uni-muenchen.de
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Münchner Naturheilkundliches
Schmerzintensivprogramm
10.11.2015, 18:15-19:15:
Mit Humor dem Schmerz begegnen
Dozent: Prof. Dr. I. Stampfl
24.11.2015, 18:15-19:15:
Hypnose und Schmerz
Dozent: Prof. Dr. J. Wiedemann
Ort: Interdisz. Schmerzambulanz,
Campus Innenstadt, Pettenkofer Str. 8A
Kontakt: Katja Hanley
) 089/4400-57508
schmerzambulanz.innenstadt@med.
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Schulen in die Transplantationszentren
12.11.2015, 10.12.2015, 08:30-13:00
Ort: Campus Großhadern, Hörsaal I
Kontakt: PD Dr. Helmut Arbogast
) 089/4400-72600
helmut.arbogast@med.uni*
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Klinik für Orthopädie, Physikalische
Medizin und Rehabilitation
12.11.2015, 18:00-19:30:
Schulterschmerzen
Dozenten: Prof. Dr. P. Müller,
PD DR. M. Weigl
03.12.2015, 18:00-19:30:
Wenn der Rücken schmerzt
Dozent: Dr. Eduard Kraft
17.12.2015, 18:00-19:30:
Leben mit künstlichen Kniegelenken
Dozenten: Prof. Dr. V. Jansson,
PD Dr. M. Weigl
Ort: Campus Großhadern, Hörsaal IV
Kontakt: Dr. Andreas Fottner
andreas.fottner@med.uni*
muenchen.de
Vortragsreihe im Rahmen der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung
13.11.2015, 15:00-17:30:
Herz in Gefahr
Ort: Campus Großhadern, Hörsaaltrakt
27.11.2015, 14:30-17:00
Ort: Physiologisches Institut,
Großer Hörsaal, Pettenkofer Str. 12-14
Dozenten: Prof. Dr. Steffen Massberg,
Prof. Dr. Stefan Kääb, Prof. Dr. Bauer, PD
Dr. Sarafoff u. a.
Kontakt: Dr. Björn Krämer
bjoern.kraemer@med.uni-muenchen.de
*
Infoveranstaltung für Patienten auf der
Warteliste zur Lebertransplantation
19.11.2015, 15:00-17:30
Dozenten: Prof. Dr. Guba, V. Thiemann,
Dr. Hohenester
Ort: Campus Großhadern, Med. Klinik,
Konferenzraum G12
Kontakt: Anna Letzelter
) 089/4400-72292
sekreatariat.gerbes@med.uni*
muenchen.de
Dermatologische Vortragsreihe
25.11.2015, 14:30-15:00:
Hauttumore und OP-Möglichkeiten
Dozentin: Dr. Daniela Hartmann
Ort: Klinik Thalkirchner Str. 48,
großer Hörsaal
02.12.2015, 14:30-15:30:
Das offene Bein
Dozent: Dr. Till Geimer
Ort: wie oben, aber kleiner Hörsaal
Kontakt: Mehtap Sahin
mehtap.sahin@klinikum-muenchen.de
*
Patientenforum der Deutschen
Kontinenz Gesellschaft
25.11.205, 16:00-19:00
Ort: Frauenklinik Maistr. 11,
Großer Hörsaal
Kontakt: PD Dr. Ricarda Bauer
) 089/4400-72960
ricarda.bauer@med.uni-muenchen.de
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Patienten-Leber-Tag 2015
28.11.2015, 09:30-14:00
Dozenten: PD Dr. Denk, PD Dr. de Toni,
Prof. Dr. Gerbes, PD Dr. Steib, Prof.
Dr. Zachoval
Ort. Campus Großhadern, Hörsaal I
Kontakt: Anna Letzelter
) 089/4400-722292
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Vortragsreihe Centrum für
Schlaganfall- und Demenzforschung
30.11.2015, 18:00-19:30:
Offener Abend für Angehörige von
Demenzerkrankten
Dozentin: Irene von Tiesenhausen, Dipl.
Sozialpädagogin (FH)
Ort: CSD, Campus Großhadern,
Seminarraum 8G U1 106a,
Feodor-Lynen-Str. 17
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Palliativ Forum 2015: Welche Grenzen
hat die Selbstbestimmung?
01.12.2015, 18:00-19:30
Dozentin: Heike Walper, Gesundheitsund Krankenpflegerin, Palliativfachkraft
Ort: Christopherus Haus, Marianne Meier
Saal, 3. OG, Effnerstr. 93
Kontakt: Petra Wilbiller
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Informationsabende und Kreißsaalführungen für werdende Eltern
jeden Donnerstag (außer Feiertag)
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Um den beliebten braunen Extrakt gibt es viele Vorurteile. Tatsächlich legt die
Wissenschaft immer mehr Belege dafür vor, dass das Heißgetränk der Gesundheit
dienlich sein kann
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icht ohne meinen Kaffee: Abermillionen von
Menschen weltweit brauchen morgens ihren
Starter, die erste heiße Tasse. Und im Laufe
des Tages geht es weiter, ein Latte am Arbeitsplatz, ein Cappuccino beim Pläuschchen, ein Espresso
nach dem Essen. Während die einen auf ihren täglichen
Kaffee schwören, halten andere ihn für Teufelszeug –
schlecht fürs Herz, schlecht für den Magen. Hier ein aktueller Überblick über die wichtigsten Bereiche, KLINIKUM
aktuell sprach dafür mit Prof. Dr. Klaus Parhofer von der
Medizinischen Klinik II, Campus Großhadern.
Wirkungen Bestimmte Substanzen im Kaffee wirken
primär als Anregung auf das zentrale Nervensystem. Das
beeinflusst die Neurotransmitter im Gehirn, die biochemischen Botenstoffe, welche Reize von einer Nervenzelle
zu einer anderen Nervenzelle oder Zelle (Sinneszelle, Muskelzelle, Drüsenzelle) weitergeben,
42
KLINIKUMaktuell 04.2015
verstärken oder abwandeln. So wird in viele Funktionen des
menschlichen Organismus eingegriffen. Die Herztätigkeit
wird angeregt, Blutdruck und Körpertemperatur steigen, die
Muskeltätigkeit wird stimuliert, Bronchien werden erweitert,
Verdauung sowie Harnausscheidung werden beschleunigt.
Weiter werden Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit
ebenso gepuscht wie das geistige Leistungsvermögen.
Was im Kaffee steckt
Dank immer genauerer Analysemethoden konnte die Wissenschaft bis heute über 1.000 verschiedene Inhaltsstoffe im Kaffee nachweisen. Dazu gehören zum Beispiel Vitamine und Mineralstoffe, Proteine und Fette, eine Vielzahl an Säuren und ein
hoher Anteil an Antioxidantien, also zellschützenden
Stoffen. Viele dieser Inhaltsstoffe können
positive Effekte auf den menschlichen
Organismus haben.
wohlfühlen & geniessen
einen Kaffee!
Heute belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien, dass
Kaffee in Maßen (regelmäßig vier bis fünf Tassen pro Tag)
auf zahlreiche Organe und Körperfunktionen einen positiven Einfluss ausübt. Bei manchen Erkrankungen scheint
Kaffee sogar einen deutlichen vorbeugenden oder schützenden Effekt zu haben. Diskutiert werden u. a. Alzheimer,
Depressionen, bestimmte Krebsarten.
Magen & Darm Bei entsprechender Veranlagung kann
schon wenig Kaffee Sodbrennen auslösen. Koffeinhaltiger
Kaffee regt die Produktion von Magensäure und die Kontraktion der Gallenblase an. Ein Zusammenhang mit Verdauungsstörungen hat sich jedoch nicht ergeben.
Weltmeister USA
Das Wort Kaffee stammt aus dem Arabischen und
bedeutet so viel wie „anregendes Getränk“ – ein
schwarzes, koffeinhaltiges Heißgetränk aus gerösteten sowie gemahlenen Kaffeebohnen. Die beiden
wichtigsten Arten der Kaffeepflanze sind Arabica
und Robusta. Nachdem der Kaffee im 16. Jahrhundert sich zunächst im Osmanischen Reich verbreitete, setzte sich sein Siegeszug im 17. Jahrhundert in
Europa fort. Mitte des 19. Jahrhunderts war Kaffee
zum Volksgetränk aufgestiegen. Weltweit werden
insgesamt täglich mehr als 1,4 Milliarden Tassen
konsumiert, jeder Deutsche verbraucht im Durchschnitt im Jahr 4,8 kg Kaffee. Das entspricht knapp
zwei Tassen Kaffee am Tag. Die USA sind weltweit
die Nummer eins im Kaffeetrinken.
Blutdruck
Direkt vor einer Blutdruckmessung sollte
weder koffeinhaltiger Kaffee noch Tee getrunken
werden. Diese Getränke (schwarzer wie auch grüner
Tee) führen durch ihren Gehalt an Koffein bzw. Theobromin zu einer kurzfristigen, etwa 20 bis 30 Minuten
anhaltenden und individuell unterschiedlichen Blutdruckerhöhung um etwa 10 bis 20 mmHg. Entkoffeinierter
Kaffee ist erlaubt. Bei regelmäßigem Kaffee- oder Teekonsum kommt es infolge eines Gewöhnungseffektes
nach zwei, drei Wochen nicht mehr zu diesem Anstieg
oder er fällt geringer aus. Quelle: Deutsche Herzstiftung
Kaffee bringt den Darm in Bewegung, steigert die Darmmotilität, also die Aktivität der Muskulatur. Das beschleunigt
den Transport des Verdauungsinhalts Richtung Ausgang –
deshalb müssen viele Menschen nach zwei, drei Tassen Kaffee zur Toilette. Der verstärkte Harndrang dagegen kommt
durch die Wirkung des Kaffees auf den Kreislauf zustande.
Osteoporose Der Zusammenhang ist unklar. Es gibt
Studien, die zeigen, dass die Knochendichte bei regelmäßigem Kaffeekonsum etwas abnimmt, was sich aber nicht
durch gehäufte Frakturneigung ausdrückt. Das könnte
man tendenziell als eher negativ sehen, ist aber wohl insgesamt nicht so relevant.
Herz & Kreislauf Kaffee ist schlecht fürs Herz, diese
Meinung hält sich hartnäckig. Das scheint aber so nicht zu
stimmen, vielmehr kommt es auf die richtige Menge an: Drei
bis fünf Tassen pro Tag senken offensichtlich das Risiko für
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Menschen, die weniger,
aber auch mehr Kaffee trinken, wurde dieser Schutzeffekt
auf die Gefäße nicht beobachtet. Mehrere Arbeiten haben
gerade in letzter Zeit überwiegend positive Effekte gezeigt.
U. a. die einer renommierte Gruppe an der Harvard University/USA, die koreanische Seoul-Studie sowie 2014 eine
Meta-Analyse von 36 Studien im Fachmagazin Circulation.
?
Restzweifel
Prof. Dr. Klaus G. Parhofer: „Bei den positiven Ergebnissen bleiben bei Forschern immer Restzweifel an
der Kausalität. Wirkt tatsächlich der Kaffee schützend
– oder sind regelmäßige Kaffeetrinker Leute, die gesünder leben als andere? Weil sie einen besseren Lebensstil pflegen, einen höheren sozioökonomischen
Status haben? Es gibt so unglaublich viele mögliche
Faktoren. Deshalb versucht die Wissenschaft bei solchen Assoziationsstudien für die anderen Faktoren zu
adjustieren, doch man kann nur adjustieren, was man
weiß. Also bleiben Restzweifel hinsichtlich Ursache
und Wirkung bestehen. Dies gilt nicht nur bei Kaffee,
sondern auch für andere Assoziationsstudien.“
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KLINIKUMaktuell 04.2015
Diabetes Wer regelmäßig
moderat Kaffee trinkt, senkt
sein Risiko, an Typ 2-Diabetes
zu erkranken. Vier bis fünf Tassen
pro Tag dürfen es sein. Ausgehend
von null Kaffee, reduziert sich das
Risiko pro Tasse um sieben bis acht Prozent. Mit zehn Tassen pro Tag hat man sein Risiko etwa halbiert. Dieser Zusammenhang gilt als einer
der am besten untersuchten zum Thema Kaffee. Es liegen zahlreiche Studien mit vergleichbaren Ergebnissen
vor. Die Abhängigkeit von der Dosis ist ebenfalls belegt.
Welche Substanzen so gesund wirken, ist Gegenstand
der Forschung. Offensichtlich spielen etliche Faktoren
zusammen, u. a. etwa die Stimulation der Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse sowie zellschützende Antioxidantien im Kaffee.
KONTAKT
Prof. Dr. Klaus G. Parhofer
) 089/4400-73011
klaus.parhofer@med.uni*
muenchen.de
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wohlfühlen & geniessen
buchtipps
Der Körper –
unter die Haut geschaut
Kinder ab sechs Jahren gehen hier
auf eine faszinierende Reise durch
den menschlichen Körper: Beim
Aufblättern zeigt sich, wie sich
Muskeln, Knochen und Organe
überlagern. So können Kinder den
komplexen anatomischen Aufbau
des Körpers spielerisch entdecken. Als hervorstechendes
Sachbuch ausgezeichnet
Dorling Kindersley, 24 S. farbig illustriert,
spezielle Grafiken, mit Ausstanzungen & Folie
im Cover, 16,95 Euro
Mach’s gut, mein Sohn!
Als Ron Husband, Vater des bekannten englischen Cartoonisten
Tony Husband, vergesslich wird,
begreift seine Familie erst allmählich, dass sich so die Demenzerkrankung ankündigt. In diesem
rätselspass
IMPRESSUM
Herausgeber: Vorstand des Klinikums der Universität München
Philipp Kreßirer (verantwortlich i.S.d.P.), Julia Reinbold
Stabsstelle Kommunikation und Medien des Klinikums der
Universität München, Pettenkoferstraße 8a, 80336 München
Tel. 089/4400-58071, Fax 089/4400-58072
E-Mail: info@klinikum.uni-muenchen.de
Internet: www.klinikum.uni-muenchen.de
Twitter: www.twitter.com/LMU_Uniklinikum
Facebook: www.facebook.de/LMU.Klinikum
liebevoll illustrierten Buch hat
Tony Husband den langsamen
Abschied seines Vaters festgehalten. Szenarien, die nicht nur Angehörige von Demenz-Erkrankten zutiefst berührt.
Knaur, Hardcover, 64 S., 12 Euro
Um Leben und Tod
Einer von Großbritanniens renommiertesten Neurochirurgen erzählt
vom Heilen, Hoffen und Scheitern.
Sehr offen und informativ – und
sehr selbstkritisch auch über Behandlungsfehler. Henry Marsh
ist Spezialist für die Entfernung
von Gehirntumoren. In 25 abgeschlossenen Kapiteln schildert er
25 Schicksale. Er und seine Arbeit
wurden in zwei Dokumentarfilmen vorgestellt.
DVA Sachbuch, 352 S.,
übers. von Katrin Beringer, 19,99 Euro
SUDOKU
Jedes Quadrat hat neun Unterquadrate, die jeweils
wieder aus neun Feldern bestehen. Das ergibt 81
Kästchen. In die müssen Sie Zahlen von eins bis
neun eintragen, ein Teil ist vorgegeben. In jedem
Unterquadrat, in jeder Zeile und in jeder Spalte des
Gesamtquadrats darf jede Ziffer nur ein einziges
Mal vorkommen. Knifflig: Sie sollten mit Bleistift
arbeiten und den Radiergummi bereithalten.
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Redaktionelle Mitarbeit: Matthias Lanwehr, Irene Kolb
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Realisation, Satz, Layout: Agentur Strukturplan, Carolin Pietsch,
Peter Pietsch, Tel. 089/74140737, www.strukturplan.de
Illustrationen: Hella Thun (S. 40)
Anzeigen: ALPHA Informationsgesellschaft mbH
68623 Lampertheim, Tel. 06206/939-0
E-Mail: info@alphapublic.de, www.alphapublic.de
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Konzeption, Redaktion, Text: Ulrike Reisch, Rosemarie Ippisch
Fotos: Stephan Beißner, Steffen Hartmann, Gordon Jäger,
Dietmar Lauffer, Andreas Steeger, Stefan Wartini, Klaus Woelke,
Bert Woodward (sofern nicht anders angegeben)
© Tony Husband
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Auflösung des Rätsels auf Seite 14
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wohlfühlen
& geniessen
Die
letzte Seite
Unsere Patienten
Im Klinikum der Universität München werden jährlich rund 500.000 Patienten behandelt
Familienglück
Denisa Trto, 31, Personalreferentin, München, mit Tochter Ena, 3.150 Gramm, 50
Zentimeter, Klinik für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe, Campus Innenstadt
Das geschieht nur selten:
Genau am errechneten
Geburtstermin, 24. September, kam Ena zur Welt.
Kerngesund, Spontangeburt, um 2.30 Uhr in der
Nacht ging es los, um 5.48
Uhr morgens tat sie ihren
ersten Schrei. Der stolze
Papa schnitt die Nabelschnur durch. Auch Sohn
Benjamin,
zweieinhalb,
wurde schon in der Klinik
an der Maistraße geboren.
Er kam fünf Wochen zu früh. Bei beiden Kindern musste
Denisa Trto liegen, Risikoschwangerschaft wegen Cervixinsuffizienz. Allein bei Benjamin verbrachte sie drei Monate in der Maistraße.
Jetzt ist die Familienplanung abgeschlossen, die Mama
wird ein Jahr zuhause bleiben, der Papa wird auch Elternzeit nehmen. Denisa Trto: „Ich fühle mich hier in der Klinik
total geborgen. Die Ärzte sind liebevoll, die Schwestern
und die Hebammen sind ebenso zugewandt. Besonders
positiv habe ich die Anwesenheit der Hebammenschülerinnen empfunden, während der Geburt war immer jemand bei mir. Wir Eltern werden im Babyzimmer geduldig
angelernt, bekommen alles erklärt, es gibt keine überflüssigen Fragen, der Vater ist vollkommen integriert. Wenn
es überhaupt etwas zu kritisieren gäbe, wäre es das Essen.
Doch ich bin nicht deshalb hier, sondern wegen der medizinischen Versorgung und der Atmosphäre.“
Schicksalstag
Dr. Frank Uhlmann, 59, Chirurg aus Oberbayern, Patient in der Klinik für Allgemeine,
Unfall-, Hand- und plastische Chirurgie,
Campus Großhadern
Am 8.8.2015 prallte Dr. Frank Uhlmann an der B 17 im Auto
gegen ein Hindernis. Ein Hubschrauber brachte ihn in die
Unfallklinik am Campus Großhadern. Davon weiß er nichts
mehr, er kam erst auf der Intensivstation wieder zu sich. Sein
Hauptproblem war ein Trümmerbruch des linken Schienbeins, der operiert und mittels eines Fixateurs zusammengehalten wurde. Erst acht Operationen und zwei Monate
später konnte Dr. Uhlmann die Klinik verlassen. Da hatte er
Höhen und Tiefen hinter sich, die erfolgreiche Abwehr einer möglichen Wundinfektion, viele Stunden Physiotherapie,
zusätzlich zwei Hauttransplantationen wegen der Unfallfolgen – und immer wieder die Notwendigkeit, neue Kräfte zu
aktivieren. Als Medizinprofi weiß er: „Die Wundheilung bei
einer derartigen Verletzung ist ein langwieriger, schwieriger
Prozess, sehr störanfällig.“ Er ist jetzt für kurze Zeit zuhause
in Kinsau im Pfaffenwinkel, Atempause vor der Reha-Klinik.
Wie es beruflich weitergeht, ist noch unklar. Er ist voller Lob
für die medizinische Versorgung, den Einsatz der Pflegekräfte und der Fachkräfte der Physiotherapie. „Nur das Essen
könnte besser sein“, sagt er, „und das Zimmer größer.“
Vorschau ins nächste KLINIKUM aktuell
Schilddrüsenkrebs –
warum die Diagnose
immer häufiger gestellt
wird und wie man ihn
behandelt
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KLINIKUMaktuell 04.2015
„Mannographie“ – so
werden Männer durch
ein multiparametrisches
MRT vor Prostatakrebs
geschützt
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Das Therapiezentrum Burgau
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ist eine große und renommierte Fachklinik für Neurologische Rehabilitation
hat in Bayern die längste Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit
erworbenen Hirnschädigungen (z.B. Schlaganfall)
bietet für beatmete Patienten eine moderne Intensivstation
kooperiert eng und vertrauensvoll mit den großen Akutkliniken
verbindet Akutbehandlung und gezielte Rehabilitation
begleitet, fördert und fordert seine Patienten in ihrem Alltag
verbindet jahrzehntelange Erfahrung mit modernen diagnostischen und
therapeutischen Methoden
schafft Grundlagen für Teilhabe und ein bestimmtes Leben
bindet Angehörige partnerschaftlich in die Behandlung mit ein
ist als gemeinnützige Gesellschaft ausschließlich dem Patientenwohl
verpflichtet:ErwirtschafteteGewinneverbleibenimUnternehmen!
Der Vater einer unfallverletzten Tochter hat das Therapiezentrum Burgau 1989
gegründet. Es ist die Klinik eines Betroffenen für Betroffene. Hier arbeiten
erfahreneundqualifizierteFachkräfteausdenBereichenMedizin,Therapie
undPflegeHandinHandfürdiebestmöglicheBehandlungunsererPatienten.
Therapiezentrum Burgau
Chefärzte Prof. Dr. Andreas Bender und Dr. Berthold Lipp
Kapuzinerstraße 34, 89331 Burgau, Tel.: 08222 404-100
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Rehazentrum der Klinikgruppe
Bayern Süd
›› Onkologie
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›› Diabeteszentrum (DDG)
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Kontakt:
www.klinik-passau-kohlbruck.de
Petra Schmid
Telefon: 0851 5305-313
E-Mail: petra.schmid@klinik-passau-kohlbruck.de
Klinikgruppe Bayern Süd:
Orthopädiezentrum Bad Füssing, Klinik Bad Reichenhall,
Klinik Donaustauf, Fachklinik Gaißach, Klinik Höhenried,
Klinik Passau Kohlbruck, Orthopädische Klinik Tegernsee.