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Forschungen Heft 124 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt und wohnungspolitische Implikationen Projektleitung Karin Lorenz-Hennig Christoph Zander Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn Auftragnehmer Jürgen Veser Thomas Thrun Wolfgang Jaedicke IfS Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH, Berlin Ein Projekt des Forschungsprogramms „Allgemeine Ressortforschung“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Forschungen In der Schriftenreihe Forschungen veröffentlichen das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ausgewählte Ergebnisse der Ressortforschung in den Themenbereichen Raumordnung, Stadtentwicklung, Wohnungswesen und Bauwesen. IMPRESSUM Herausgeber Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Invalidenstraße 44 10115 Berlin www.bmvbs.bund.de Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Deichmanns Aue 31-37 53179 Bonn www.bbr.bund.de Gestaltung und Satz IfS Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH, Berlin Druck Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn Verlag Selbstverlag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Postfach 21 01 50 53156 Bonn Bestellungen forschung.wohnen@bbr.bund.de Stichwort: Forschungen 124 Nachdruck und Vervielfältigung Alle Rechte vorbehalten ISSN 1435 – 4659 (Schriftenreihe) ISBN 978 – 3 – 87994 – 456 – 9 Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung ist nicht unbedingt mit der der Herausgeber identisch. Forschungen Heft 124 Bonn 2007 Vorwort Im Rahmen der Stadtentwicklungspolitik ist es das Ziel der Bundesregierung, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Basis unserer Städte und Gemeinden zu erhalten und zu verbessern und sie in Hinblick auf die demografische Entwicklung zukunftsfähig zu machen. In diesem Zusammenhang beschäftigt der in jüngster Zeit in großem Stil stattfindende Erwerb deutscher Wohnungsbestände durch kapitalstarke internationale „Opportunity Fonds“ und „Private-Equity-Gesellschaften“ Öffentlichkeit und Politik. Auch wenn die betriebswirtschaftliche Effizienz durch die neuen Investoren teilweise gesteigert werden kann, geht der Verkauf öffentlicher Wohnungsbestände mit tief greifenden Auswirkungen auf die Stadtentwicklung, die soziale Wohnraumversorgung und die kommunalpolitischen Steuerungsmöglichkeiten sozialer Integrationsprozesse einher. Um die Änderung der Eigentümerstrukturen auf dem Wohnungsmarkt zu untersuchen und ihre Auswirkungen auf Bewohner, regionale Wohnungsmärkte und kommunale Handlungsspielräume zu beleuchten, hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ein Forschungsprojekt „Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt und wohnungspolitische Implikationen“ in Auftrag gegeben. Die Studie basiert auf einem umfassenden empirischen Ansatz, der eine breite Palette statistischer Analysen, Auswertungen von Fach- und Medienberichten, Fallstudien und Expertengesprächen umfasst. Die Untersuchung kann für sich beanspruchen, die Verhältnisse im Untersuchungszeitraum von Januar 1999 bis Juni 2006 weitgehend objektiv und repräsentativ abzubilden. Ihre zentralen Aussagen wurden von einem kompetenten Expertenkreis aus allen von der Thematik betroffenen Gruppen überprüft und bestätigt. Die nunmehr vorliegenden Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild. Es gibt kein einheitliches Verhaltenmuster und keinen einheitlichen Investorentyp, sondern eine Vielfalt von Strategien und Verhaltensweisen. Die Ergebnisse der Studie haben aufgezeigt, dass sich – von einigen Ausnahmen abgesehen – bislang flächendeckend kaum negative Auswirkungen der Verkäufe auf Mieterschaft und Bestände feststellen lassen. Allerdings werden Befürchtungen hinsichtlich der Kooperationsbereitschaft der neuen Eigentümer bei der Stadtentwicklung und der Unterbringung von Problemhaushalten bestätigt. So kann festgestellt werden, dass als Folge der Privatisierung von Wohnungsbeständen die Aufgabenerfüllung der Kommunen in wichtigen Bereichen des Städtebaus und der Sozialpolitik erschwert wird. Eine abschließende Beurteilung der Auswirkungen der Wohnungsverkäufe für Bewohner, Bestände und Wohnungspolitik und Städtebau ist noch nicht möglich. Ein erheblicher Teil der Verkäufe hat sich erst in den letzten drei Jahren vollzogen und die endgültigen Folgen werden sich erst mittel- bis langfristig zeigen. Es wird weiterhin erforderlich sein, die Prozesse kontinuierlich weiter zu analysieren und in einem angemessenen zeitlichen Abstand das Thema erneut empirisch zu überprüfen. Insbesondere die Versorgung benachteiligter Bevölkerungsgruppen mit Wohnraum und die Auswirkungen auf die Stadtentwicklung müssen kritisch beobachtet werden. Gerade die Kommunen laufen ansonsten Gefahr, in den Feldern Quartiersentwicklung und soziale Wohnungsversorgung an Einfluss zu verlieren. Verkäufe von kommunalem Wohnungseigentum müssen in Hinblick auf die stadtplanerischen und sozialen Folgen überprüft werden. Die Bundesregierung wird die Entwicklung großer Transaktionen weiter genauestens beobachten. Die vorgelegte Studie leistet dabei einen wichtigen Beitrag zur Diskussion und liefert so für die Entscheidungsfindung, insbesondere der Kommunen, pro oder contra Wohnungsverkäufe eine wertvolle Hilfestellung. Wolfgang Tiefensee Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Inhalt Kurzfassung 1 Abstract 3 Einleitung 5 1 Untersuchungsmethodik 7 7 7 7 8 10 2 Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände 12 Überblick über die Untersuchungsmethodik Auswertung der amtlichen Statistik und sonstiger Daten Allgemeine Recherchen zu Transaktionen großer Wohnungsbestände Vertiefende Untersuchung ausgewählter Wohnungsmärkte und Verkaufsfälle Expertengespräche 2.1 Umfang und Art der Verkäufe 12 2.2 Entwicklung der Zahl der verkauften Wohnungen 15 2.3 Erst- und Wiederverkäufe im Zeitraum 1999 bis Juni 2006 17 2.4 Art und Qualität der veräußerten Bestände 17 2.5 Wohnungspreise und Transaktionsvolumen 18 2.6 Struktur der Verkäufer 21 2.7 Struktur der Käufer 21 2.8 Veränderung der Bestände von Eigentümergruppen durch die Transaktionen 23 2.9 Veränderung der Anbieterstruktur durch Transaktionen großer Bestände Erläuterung des methodischen Vorgehens Ergebnisse der Berechnungen 24 24 26 2.10 Beispiele für „neue“ und traditionelle Großanbieter 27 2.11 Umfang und Struktur der Verkäufe auf regionaler Ebene Verkäufe insgesamt sowie Erst- und Wiederverkäufe Regionale Verteilung der Erstverkäufe bezogen auf den Bestand Anteile der Verkäufe nach Siedlungszone und Marktanspannung Regionale Verteilung nach Art der Verkäufer und Käufer 28 28 30 30 33 3 Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten 35 3.1 Verkaufskonstellationen Kommunale Verkäufe Verkaufsfälle der Länder Verkaufsfälle des Bundes Verkaufsfälle industrieverbundener Unternehmen Verkaufskonstellationen bei Mehrfachverkäufen 35 35 38 39 40 41 3.2 Motive und Vorgehen der Verkäufer Generelle Hintergründe für Verkäufe der öffentlichen Hand Kommunale Verkäufe Verkäufe des Bundes und der Länder Verkäufe industrieverbundener Unternehmen / privater Eigentümer 45 45 46 48 49 3.3 Motive und Vorgehen der Käufer 49 3.4 Vertragsinhalte 50 3.5 Gescheiterte Verkäufe 52 3.6 Geplante Transaktionen Anbieterseite Nachfragerseite Nachtrag zum Zeitraum Juli bis Dezember 2006 52 52 53 53 4 Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios 55 4.1 Strategiebausteine, Renditeerwartungen und Finanzierung der Kaufinvestition 55 4.2 Strategische Bewertung und Strukturierung des Portfolios 56 4.3 Betriebswirtschaftliche Optimierungsansätze Umfinanzierung der Unternehmenskredite Organisation / Management / Personal Rationalisierung der Bestandsbewirtschaftung 56 56 57 58 4.4 Kundenorientierung 59 4.5 Aufwertung von Wohnungsbeständen Für die weitere Vermietung vorgesehene Bestände Für die Einzelprivatisierung vorgesehene Bestände 59 59 60 4.6 Reduzierung der Instandhaltung bzw. gesamten Bestandsinvestitionen 61 4.7 Vermietungs- und Mietenmanagement Miethöheanpassungen bei Bestandsmieten und bei Neuvermietungen Mieterauswahl / Belegungspolitik Umgang mit Mietrückständen und Räumungen sowie Erschließung weiterer Mieteinnahmequellen 63 63 67 67 4.8 Verkauf von Beständen Einzel- / Mieterprivatisierung Blockverkäufe 68 68 70 4.9 Exit 71 4.10 Überblick über verfolgte Strategien Beispiele für verfolgte Strategien bei verschiedenen Käufergruppen Schwerpunkte bei den verfolgten Strategien und Erfolgsaussichten 72 72 74 5 Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände 76 5.1 Folgen für die Bestände und Bewohner Auswirkungen auf die Bestände Auswirkungen auf die Bewohner 76 77 78 5.2 Auswirkungen der Transaktionen auf lokalen Wohnungsmärkten Überblick über die Fallstädte Umfang der Verkäufe und Veränderung der lokalen Eigentümerstruktur Auswirkungen auf die Mieten und Immobilienpreise 80 80 82 90 5.3 Wirkungen auf das Handeln der Kommune Stand der Beteiligung an Maßnahmen im Quartier und Wohnumfeld Ansätze für Kooperationsvereinbarungen Maßnahmen des Stadtumbau Ost Soziale Wohnungsversorgung 95 96 97 98 99 5.4 Überblick über die bislang feststellbaren Auswirkungen 6 Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken 102 104 104 104 6.1 Auswirkungen alternativer Rahmenbedingungen Annahmen: Gleich bleibende versus steigende Kapitalmarktzinsen Annahmen: Zunehmende Entspannung versus Anspannung auf den regionalen Wohnungsmärkten 107 6.2 Szenarien: „Status quo“ versus „Spürbare Veränderung“ Auswirkungen des Szenarios „Status quo“ Auswirkungen des Szenarios „Spürbare Veränderung“ Vergleich der Szenarien 110 110 111 112 6.3 Zusätzliche bzw. längerfristige Risiken 112 7 Überblick über die Ergebnisse, Handlungsbedarf und Empfehlungen 115 7.1 Überblick über wesentliche empirische Ergebnisse 115 7.2 Überblick über Ergebnisse zu künftigen Entwicklungen und Risiken 117 7.3 Handlungsbedarf und Empfehlungen 118 Anhang: Kurzbeschreibung der Fallbeispiele der vertiefenden Untersuchung 1. Verkaufsfälle 123 2. Städte/Wohnungsmärkte 130 Literatur 136 Abkürzungen 138 Abbildungen Abbildung 2.1 Abbildung 2.2 Abbildung 2.3 Abbildung 2.4 Abbildung 2.5 Abbildung 2.6 Abbildung 2.7 Abbildung 2.8 Abbildung 2.9 Abbildung 2.10 Abbildung 2.11 Abbildung 2.12 Abbildung 2.13 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Anzahl der Transaktionen 1999 bis Juni 2006 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Zahl der verkauften Wohnungen 1999 bis Juni 2006 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Größte Einzeltransaktion im jeweiligen Jahr von 1999 bis Juni 2006) Transaktionen großer Wohnungsbestände: Verkaufsfälle 1999 bis Juni 2006 nach Größe des Portfolios Transaktionen großer Wohnungsbestände: Verkaufte Wohnungen nach Größe des Portfolios 1999 bis Juni 2006 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Erst- und Wiederverkäufe bezogen auf den Zeitraum 1999 bis Juni 2006 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Durchschnittlicher Verkaufspreis pro Wohnung 1999 bis 2005 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Durchschnittlicher Verkaufspreis pro Quadratmeter 1999 bis 2005 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Wohnungen nach durchschnittlichem Verkaufspreis pro Wohnung 1999 bis Juni 2006 Transaktionen großer Wohnungsbestände: Wohnungen nach durchschnittlichem Verkaufspreis pro Wohnung 2005 Transaktionen großer Wohnungsbestände: hochgerechnetes Transaktionsvolumen 2004 bis Juni 2006 Gesamter Wohnungsbestand der größeren Käufer von Wohnungsportfolios Gesamter Wohnungsbestand großer öffentlicher Eigentümer (Beispiele) Abbildung 3.1 Abbildung 3.2 Beispiel für Mehrfachverkauf: Vollständige Aufteilung des Portfolios eines industrieverbundenen Wohnungsunternehmens 42 Beispiel für Mehrfachverkauf: Wiederholter Verkauf eines kommunalen Wohnungsunternehmens (mit zwischengelagerter Portfoliobereinigung) 42 Beispiel für Mehrfachverkauf: Verkauf eines städtischen Wohnungsunternehmens mit anschließendem Weiterverkauf von Teilbeständen (Blockverkäufe, Portfoliobereinigungen) 43 Beispiel für Mehrfachverkauf: Aufbau eines Portfolios durch Aufkäufe öffentlicher Wohnungsunternehmen und dessen vollständiger Weiterverkauf an einen internationalen Investor 44 Zielsetzung der Desinvestition von Unternehmensimmobilien: Durchschnittliche Einschätzung in einer Befragung von Großunternehmen 49 Abbildung 3.3 Abbildung 3.4 Abbildung 3.5 Abbildung 4.1 Abbildung 4.2 Abbildung 4.3 Abbildung 4.4 Abbildung 5.1 Abbildung 5.2 Abbildung 5.3 Abbildung 5.4 Abbildung 5.5 Abbildung 5.6 Abbildung 5.7 Abbildung 5.8 Abbildung 5.9 Abbildung 5.10 Abbildung 5.11 Abbildung 5.12 Abbildung 5.13 Modernisierungs- und Instandhaltungskosten gekaufter Wohnungsunternehmen am Beispiel ausgewählter Käufer Mieten und Leerstand eines ehemals kommunalen Unternehmens unter verschiedenen Eigentümern (eher entspannter Markt) Mieten und Leerstand bei überregionalen Beständen nach Kauf durch einen privaten Investor (ent- und angespannte Märkte) Jährlicher Verkaufsanteil bezogen auf den Wohnungsbestand in % nach Intensität der Einzelprivatisierung und Marktlage Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Kiel nach Baualter Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Essen nach Baualter und Wohnwert Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Frankfurt am Main nach Baualter Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Leipzig nach Baualter Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Berlin (West) nach Baualter Kauffälle bei Eigentumswohnungen in Essen Kauffälle bei Eigentumswohnungen in Kiel Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen in Kiel nach Baualtersklassen Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Berlin (Grundbuchumschreibungen) Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen in Berlin Mittlerer Preis von Eigentumswohnungen in Frankfurt am Main Baujahr 1949-1970 nach Vermietung Entwicklung der Benennungsrechte, wohnungssuchenden Haushalte und der vom Wohnungsamt vermittelten Wohnungen in Kiel Entwicklung der wohnungssuchenden und der von der Stadt vermittelten Haushalte in Bonn 12 15 15 16 17 17 19 19 20 20 21 28 28 62 65 66 68 90 91 91 92 92 93 93 94 94 95 95 100 100 Abbildung 5.14 Entwicklung der gebundenen Sozialmietwohnungen und der wohnungssuchenden Haushalte pro 1 000 gebundene WE in Bonn Abbildung 5.15 Entwicklung der Zahl der gebundenen Sozialwohnungen in Kiel bis 2015 Abbildung 5.16 Entwicklung des belegungsgebundenen Bestands in Berlin bis 2015 101 101 102 Karten Karte 2.1 Karte 2.2 Karte 2.3 Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 WE) 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage - Anzahl der Wohnungen 31 Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 WE) 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage - Erstverkäufe von Wohnungen (ohne Wiederverkäufe) in Prozent des Wohnungsbestandes 32 Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 WE) 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage - Von der öffentlichen Hand an private Investoren per Saldo veräußerter Wohnung 34 Tabellen Tabelle 1.1 Tabelle 1.2 Tabelle 1.3 Tabelle 1.4 Tabelle 1.5 Überblick über die in die vertiefende Untersuchung einbezogenen Städte und Verkaufsfälle: untersuchte Fallstädte und Fallbeispiele für Verkäufe sowie sonstige örtliche Verkaufsfälle 9 Bei der vertiefenden Untersuchung berücksichtigte Verkaufsfälle nach Art des Verkäufers 10 Bei der vertiefenden Untersuchung berücksichtigte Verkaufsfälle nach Art des Käufers 10 Übersicht über geführte Expertengespräche 11 Expertengespräche der vertiefenden Untersuchungen (Fallbeispiele) nach Akteursgruppe und Rolle bei der Transaktion von Wohnungsbeständen 11 Tabelle 2.1 Tabelle 2.2 Tabelle 2.3 Tabelle 2.4 Tabelle 2.5 Tabelle 2.6 Tabelle 2.7 Tabelle 2.8 Tabelle 2.9 Tabelle 2.10 Tabelle 2.11 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Übersicht über die größten Verkaufsfälle (ab 10 000 Wohnungen) Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Übersicht über Verkaufsfälle mit 5 000 bis unter 10 000 Wohnungen Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufsfälle nach Art der Transaktion (Verkaufsweg) 1999 bis Juni 2006 Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufte Wohnungen nach Art der Transaktion (Verkaufsweg) 1999 bis Juni 2006 Durchschnittspreis in € pro Wohnung 2004 und 2005 nach Größe des verkauften Portfolios (Anzahl der Wohnungen) Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufte Wohnungen 1999 bis Juni 2006 nach Art des Verkäufers Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufte Wohnungen 1999 bis Juni 2006 nach Art des Käufers Überblick über die Verkäufe und Käufe 1999 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt durch Transaktionen großer Wohnungsbestände und weitere Faktoren (Bautätigkeit, Abgänge, Umwandlung und Verkauf an Selbstnutzer) Transaktionen großer Wohnungsbestände von 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage, Erst- und Wiederverkäufen und Art der Verkäufer/Käufer Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE; Erst- und Wiederverkäufe): Verkaufte Wohnungen 1999 bis Juni 2006 und gesamter Wohnungsbestand nach Lage im Ballungsgebiet und Grad der Anspannung des regionalen Wohnungsmarkts Tabelle 3.1 Tabelle 3.2 Tabelle 3.3 Tabelle 3.4 Tabelle 3.5 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe der Kommunen (inkl. Stadtstaaten) Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe der Länder (ohne Stadtstaaten) Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe des Bundes Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe industrieverbundener Unternehmen Beispiel für Mehrfachverkauf: Industrieverbundenes Unternehmen mit mehrfachem Zu- und Weiterverkauf von Unternehmen und Beständen sowie Marktexit des Eigentümers (Viterra-Portfolio) 13 14 14 14 20 22 22 23 26 29 30 36 38 39 40 45 Tabelle 3.6 Tabelle 3.7 Beispiele für vertragliche Regelungen zum Schutz der Mieter bei großen Transaktionen Nachtrag zu Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen): Schätzung zu Umfang und Struktur der in 2006 verkauften Wohnungen Tabelle 4.1 Beispiele zu Mieten ausgewählter verkaufter Portfolios im Vergleich zu MietspiegelVergleichsmieten und Wiedervermietungsmieten (zum Verkaufszeitpunkt) Tabelle 5.1 Tabelle 5.2 Tabelle 5.3 Tabelle 5.4 Tabelle 5.5 Tabelle 5.6 Tabelle 5.7 Tabelle 5.8 Tabelle 5.9 Tabelle 5.10 Ausgewählte Merkmale zur Einordnung der Wohnungsmärkte der Fallstädte mit Verkaufsfällen/Spezialthemen Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) 1999 bis Juni 2006 und 1997 bis Juni 2006 in den Fallstädten mit Verkaufsfällen/Spezialthemen Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Kiel 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Essen 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Frankfurt am Main 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Leipzig 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Berlin 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Bonn 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Gera 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren Überblick über bisher feststellbaren Auswirkungen großer Transaktionen Tabelle 6.1 Tabelle 6.2 Überblick über die Rahmenbedingungen bei den alternativen Szenarien „Status quo“ und „Spürbare Veränderung“ Überblick zu künftigen Entwicklungen bei den alternativen Szenarien „Status quo“ und „Spürbare Veränderung“ (Zeithorizont fünf Jahre) 51 54 64 81 82 83 84 85 86 87 89 89 103 110 113 Kurzfassung Hintergrund Seit Ende der 90er Jahre haben in Deutschland verstärkt Verkäufe von großen Wohnungsportfolios bzw. ganzen Wohnungsunternehmen eingesetzt, die unter dem Stichwort „Globalisierung der Wohnungs- und Immobilienmärkte“ eine wohnungs- und sozialpolitische Debatte angestoßen haben, die kontroverser nicht sein könnte. Aufgrund der Aktualität und Dynamik des Themas und der beschränkten Markttransparenz existiert bisher kein systematischer Überblick über die Strukturen und die Auswirkungen der Eigentümerwechsel. Die vorliegende Untersuchung soll diese Lücke schließen. Sie basiert auf umfangreichen Recherchen zu seit Ende der 90er Jahre erfolgten größeren Transaktionen, der Auswertung von Daten und Materialien sowie nahezu 100 Expertengesprächen mit an den Verkäufen Beteiligten bzw. wohnungspolitischen Akteuren. trachteten Zeitraum um 8 % reduziert, der des Bundes und der Länder um 54 %. Strategien und Handeln der Käufer Das Handeln der privaten Käufer weist eine große Vielfalt und Flexibilität bei den verfolgten Strategien auf. Unternehmensinternen Maßnahmen (Finanzierung, Effizienzsteigerung) kommt eine wichtige Rolle bei der Erfüllung der Renditeziele zu. Ein wesentlicher Unterschied zu traditionellen Bestandshaltern liegt in dem stärkeren Handel der privaten Käufer mit Immobilien, sowohl bezogen auf die Einzelprivatisierung als auch auf den blockweisen bzw. kompletten Verkauf von Beständen bzw. Wohnungsunternehmen. Dagegen sind die Unterschiede bezogen auf das Vermietungsund Mietenmanagement sowie die Bestandsinvestitionen gegenüber traditionellen Vermietern relativ gering. Verkaufsgeschehen der letzten Jahre Auswirkungen der großen Transaktionen Im Zeitraum von 1999 bis Juni 2006 wurden in Deutschland über 150 Transaktionen großer Wohnungsbestände (mit 800 und mehr Wohnungen) durchgeführt, in deren Rahmen insgesamt 1,277 Mio. Wohnungen den Eigentümer wechselten. Davon wurden mit rund 807 000 Wohnungen alleine knapp zwei Drittel in den beiden Jahren 2004 und 2005 und im ersten Halbjahr 2006 veräußert. Das Transaktionsvolumen dieser zweieinhalb Jahre liegt bei 34,7 Mrd. €. Bei den verkauften Beständen haben sich seit dem Kauf relativ wenige Veränderungen ergeben, insbesondere haben überwiegend keine groß angelegten und intensiven, sondern meist nur punktuelle Modernisierungen stattgefunden. Vielfach wurden die Ausgaben für die Bestandsinvestitionen von den Käufern reduziert. Die Folgen für die Mieter halten sich bislang überwiegend in Grenzen, und zwar sowohl was die Veränderungen an Wohnung, Gebäude und Bewohnerschaft angeht als auch bezogen auf die Entwicklung der Mieten. Konflikte mit Mietern aufgrund von Modernisierungen und Mieterhöhungen sind nur punktuell aufgetreten und stellen Einzelfälle dar. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Mehrzahl der Verkäufe auf entspannten Märkten stattgefunden hat und diese nur relativ geringe Spielräume für Mieterhöhungen bzw. Spielräume für rentable Bestandsinvestitionen aufweisen. Prägend für die großen Transaktionen sind Bestände der 50er und 60er Jahre. Die Transaktionen großer Wohnungsbestände erfolgten weit überdurchschnittlich in entspannten Wohnungsmärkten und in Ballungsgebieten. Im Schnitt wurden von den Käufern der Portfolios im Zeitraum 1999 bis 2005 rund 42 000 € pro Wohnung bzw. rund 650 € pro m² bezahlt. Von 2004 auf 2005 war ein spürbarer Anstieg der Verkaufspreise von rund 590 auf 760 € pro m² zu verzeichnen. Von den verkauften Wohnungen entfallen 57 % auf Verkäufe der öffentlichen Hand, 19 % auf Verkäufe industrieverbundener Unternehmen und rund ein Viertel auf die übrigen privaten Eigentümer. Gekauft wurden die Wohnungen zu 77 % von privaten Käufern, zu 22 % von der öffentlichen Hand und zu 1 % von sonstigen Käufern (z. B. Genossenschaften). Der Wohnungsbestand kommunaler Eigentümer hat sich durch die großen Transaktionen im be- Die Kommunen stehen, was die Auswirkungen der Verkäufe für ihr Handeln in den Bereichen Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik angeht, vor Herausforderungen und Risiken, weil die vielfach langjährige Zusammenarbeit mit örtlichen Wohnungsunternehmen durch deren Verkauf unterbrochen wird bzw. eine Fortsetzung unsicher ist. Es ist damit zu rechnen, dass sich die privaten Finanzinvestoren an quartiersbezogenen Maßnahmen nur selektiv beteiligen. Im Bereich der sozialen Wohnungsversorgung macht sich nach dem Verkauf eines Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 kommunalen oder sonstigen traditionellen Wohnungsunternehmens an einen privaten Investor der Verlust eines wichtigen Kooperationspartners für die Kommunen meist spürbar bemerkbar. Künftige Entwicklungen (Ergebnisse der Szenarien) Die zukünftigen Entwicklungen im Bereich der großen Transaktionen mit Hilfe von Szenarien angestellten Überlegungen (Zeithorizont fünf Jahre) haben ergeben, dass eine deutliche Erhöhung des Zinsniveaus und eine Veränderung der regionalen Wohnungsmarktverhältnisse spürbare Auswirkungen zeitigen würden. Unter den Rahmenbedingungen des Szenarios „Status quo“, das von einem gleich bleibenden Zinsniveau und anhaltenden Entspannungstendenzen auf den Wohnungsmärkten ausgeht, dürften die Spitzenwerte der großen Transaktionen der Jahre 2004 und 2005 in den kommenden Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr erreicht werden; zu erwarten sind Verkaufszahlen zwischen 180 000 und 250 000 Wohnungen p. a. Beim Szenario „Spürbare Veränderung“, bei dem ein kurzfristiger deutlicher Anstieg der Zinsen auf ein dann konstant hohes Niveau und einsetzende Anspannungstendenzen auf den Wohnungsmärkten angenommen wurden, ist aufgrund des Anstiegs der Zinsen mit einem wesentlich niedrigeren Umfang an Transaktionen zwischen 100 000 und 180 000 Wohnungen p. a. zu rechnen. Beim Szenario „Spürbare Veränderung“ dürften sich aufgrund des Zinsanstiegs international agierende Finanzinvestoren und kurzfristig orientierte Käufergruppen, die mit hohen Fremdkapitalanteilen agieren, zugunsten von stärker auf Bestandshaltung orientierten Käufern zumindest teilweise vom deutschen Wohnimmobilienmarkt zurückziehen. Aber auch beim Szenario „Status quo“ kann trotz konstanter Zinsen aufgrund der Wohnungsmarktentwicklung (Entspannung) vom Einsetzen eines gewissen Rückzugs international agierender Finanzinvestoren und kurzfristig orientierter Käufergruppen zugunsten von Bestandshaltern ausgegangen werden. Handlungsbedarf und Empfehlungen Wohnungspolitischer Handlungsbedarf in Folge der Transaktion großer Wohnungsbestände ist nach den Ergebnissen der Untersuchung weniger bei Bund und Ländern als vielmehr bei den Kommunen zu sehen. Die Auswirkungen der großen Transaktionen in den Bereichen Mieterhöhungen, Modernisierungen und Einzelprivatisierungen heben sich bislang weder quantitativ noch qualitativ so deutlich vom üblichen wohnungswirtschaftlichen Geschehen ab, dass bei den für diese Thematik in Frage kommenden klassischen wohnungspolitischen Instrumenten des Bundes wie Miethöherecht oder Kündigungsschutz Anlass zu Änderungen gesehen werden könnte. Ähnliches gilt für die wohnungspolitischen Handlungsfelder der Länder, wie beispielsweise die Förderpolitik. Der wesentliche Handlungsbedarf ist bei den Kommunen zu sehen, weil sich die Folgen der großen Transaktionen auf kommunaler Ebene am stärksten bemerkbar machen und das Handeln der Kommunen unmittelbar berühren. Zudem verfügen die Kommunen über den weitaus größten Anteil der Verkaufspotenziale der öffentlichen Hand. Die Kommunen sollten sich bei ihrer Entscheidung über einen Verkauf nicht alleine von kurzfristigen finanziellen Einnahmen leiten lassen, sondern eine umfassendere Prüfung der Vor- und Nachteile eines Verkaufs bzw. eine Folgenabschätzung (unter Berücksichtigung des mit einem Verkauf verbundenen Einflussverlustes sowie langfristiger Risiken und Folgekosten) durchführen. Im Fall einer Entscheidung für den Verkauf kommunaler Wohnungen erscheint es sinnvoll, Alternativen zu einem Komplettverkauf an einen privaten Käufer zu prüfen: z. B. den Verkauf an eine Genossenschaft oder an ein anderes städtisches Unternehmen bzw. ein Verkauf nur von Teilbeständen. Außerdem sollten zum einen Mieterbelange vertraglich gesichert werden, zum anderen sollten unmittelbare Interessen der Kommunen (Mitwirkung an Quartiersentwicklung, Stadtumbau, sozialer Wohnungsversorgung etc.) verankert werden. Abstract Background Strategies and actions of the buyers Since the end of the Nineties an increasing number of sales of large-scale housing portfolios or even entire housing enterprises have taken place. These have initiated a debate on housing and social policy that could not be more controversial. Given the current relevance and dynamism of the subject and the relatively limited level of market transparency, no systematic overview yet exists of the structures and effects of these changes of ownership. The intention of this publication is to fill this gap. It is based on extensive research on the major transactions that have taken place since the late Nineties, as well as on the evaluation of data and material and almost 100 expert interviews with actors involved in the sales or in housing policy. The actions of the private buyers display a wide variety and a high level of flexibility in the strategies pursued. Internal measures (financing, increasing efficiency) play an important role in the fulfilment of the return objectives. An important difference to traditional owners is evident in the greater extent to which the private buyers trade in property, both in relation to individual privatisations as well as to block privatisations or the sale of housing stocks or even housing companies. In contrast the differences relating to lease and rent management or investment in housing stock are relatively low compared with traditional landlords. Housing sales in recent years During the period from 1999 to June 2006, over 150 transactions involving large-scale stocks of housing (with 800 or more apartments or housing units) were carried out in Germany, in the context of which a total of 1 277 million housing units changed ownership. Of these, just under two thirds, or around 807,000 housing units, were sold over the two years 2004 and 2005 and in the first six months of 2006. The transaction volume of these two and a half years totals € 34.7 billion. Most of the large scale transactions are related to housing stocks from the Fifties and Sixties. The transactions took place to a greatly above average degree in relaxed housing markets in urban centres. On average, the portfolio buyers in the period 1999 to 2005 paid around € 42,000, amounting to some € 650 per m². From 2004 to 2005 there was a noticeable rise in selling prices from around € 590 to € 760 per m². Of the housing units that were sold, 57 % were sold by the public authorities or public-owned housing companies, 19 % were from industryrelated enterprises and around a quarter were from private owners. In relation to the buyers, 77 % were private owners, 22 % public authorities and 1 % other buyers (e.g. housing co-operatives). The housing stock owned by the local authorities was reduced over the period under observation by 8 %, that of the central government and the federal states by 54 %. Effects of the major transactions Relatively few changes have occurred in the housing stocks themselves since being sold. In particular, the majority of modernisation measures have not been large-scale and intensive, but more specific and localised. In many cases the expenditure on investments in housing stock has been reduced by the new buyers. The consequences for the tenants have so far been limited, both with regard to changes in the apartments themselves, the buildings and the tenant structure as well as in relation to changes in rental costs. Conflicts with tenants due to modernisation measures and rent increases have occurred only sporadically and represent isolated cases. An important reason for this is that the majority of the sales took place in relaxed markets which offer only relatively little room to manoeuvre with regard to rent increases or profitable investments in housing stock. As far as the effects of the sales are concerned, local authorities are faced with challenges and risks now that their often long-term cooperation with local housing companies has either been terminated or is unlikely to continue. It may be assumed that private finance investors will only involve themselves in neighbourhood-related measures to a selective degree. In the field of social housing provision, once local authority housing or another traditional housing provider has been sold to a private investor, the loss of an important cooperation partner is usually felt quite keenly by local authorities. Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Future developments (scenario results) Our projections for future developments in the field of major transactions, which were undertaken on the basis of scenarios with a five-year time horizon, show that a significant increase in interest rates and a change in the relations on regional housing markets would have tangible effects. Within the framework of the “status quo” scenario, which assumes a constant interest rate and continuing relaxed trends on the housing markets, the peaks of the major transactions in the years 2004 and 2005 are unlikely to be repeated in the coming years. Sales figures of between 180,000 and 250,000 apartments per year can be expected. The “noticeable change” scenario, which assumes a short-term significant rise in interest rates which then remain at a consistently high level and an increased level of tension on the housing market, envisages a significantly lower level of transactions - between 100,000 and 180,000 p. a. - due to the interest rate increase. In the “noticeable change” scenario, the increase in interest rates meant that internationally active financial investors and groups of buyers oriented towards short-term gains, often acting with a high proportion of outside capital, would partially withdraw from the German residential property market in favour of buyers oriented more towards the long term acquisition of housing stocks. However, in the “status quo” scenario too, in spite of constant interest rates due to the relaxed nature of developments on the property market, it may also be assumed that internationally active finance investors and short-term oriented buyer groups will also withdraw to a certain extent. Action requirements and recommendations According to the results of our research, the need for action in terms of housing policy rests less with the central and federal state governments than with the local authorities. The effects of the large-scale transactions in the areas of rent increases, modernisations and individual privatisations have so far not proven to be so significantly different from normal activities on the property market that any need for a change can be detected in the classical central government instruments of housing policy applying to this area, such as the laws regulating the level of rents or tenant protection against eviction. A similar situation applies for the housing policy areas in which the federal states are active, such as funding policy. The main need for action is at local level, because the consequences of the large-scale transactions are primarily felt at local level and have a direct effect on the actions of the local authorities. In addition the local authorities have at their disposal by far the largest proportion of public-owned housing that might potentially be sold. The local authorities ought not to be led solely by short term financial gains when making a decision on a sale, but should conduct a more comprehensive analysis of the advantages and disadvantages of a sale and/or an assessment of the consequences (taking into consideration the loss of influence ensuing from a sale as well as the long term risks and follow-up costs). If the local authority nevertheless decides that the sale of its housing stock is necessary or unavoidable, it should seek alternatives to selling the entire stock to one private buyer, e.g. by selling to a housing cooperative or to another municipal enterprise, or only selling parts of the stock. In the case of a sale, tenants’ interests should on the one hand be contractually guaranteed, whilst on the other hand the local authority should ensure that its own interests (involvement in neighbourhood development, urban renovation, provision of social accommodation, etc) are firmly anchored in any agreement. Einleitung Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hat das IfS Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH mit der Durchführung einer Untersuchung mit dem Titel „Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt und wohnungspolitische Implikationen“ beauftragt. Hintergrund des Forschungsprojektes ist, dass seit Ende der 90er Jahre in Deutschland verstärkt Verkäufe von großen Wohnungsportfolios bzw. ganzen Wohnungsunternehmen eingesetzt haben. In diesem Zeitraum haben im Rahmen von Transaktionen größerer Wohnungsportfolios weit mehr als 1 Mio. Wohnungen den Eigentümer gewechselt. Die Jahre 2004 und 2005 stellen einen vorläufigen Höhepunkt in einer Serie von Großverkäufen dar, die erkennbare Auswirkungen auf die Anbieterstruktur auf dem deutschen Mietwohnungsmarkt haben. Veränderungen der Anbieterstruktur hat es auf dem Mietwohnungsmarkt schon immer gegeben. Die in den letzten Jahren feststellbaren Veränderungen haben jedoch eine neue Qualität gewonnen, die sich durch die teilweise sehr großen Einzelverkäufe, den sprunghaft angestiegenen Umfang des Gesamtvolumens der Veräußerungen sowie durch die Art der Käufer und Verkäufer der Wohnungspakete auszeichnet. Verkäufer sind aktuell vor allem öffentliche Eigentümer und große Industrieunternehmen, als Käufer treten in jüngster Zeit verstärkt international agierende Investoren insbesondere aus dem angelsächsischen Raum auf. Aufgrund der Aktualität und Dynamik des Themas und der beschränkten Markttransparenz existiert bisher kein systematischer Überblick über die Strukturen und die Auswirkungen der Eigentümerwechsel. Das Forschungsvorhaben soll diese Erkenntnislücke schließen und grundlegende Informationen bereitstellen, mit denen ein Überblick über die Strukturen größerer Transaktionen und die Auswirkungen auf Bestände und Bewohner sowie Wohnungsmärkte und kommunale Handlungsmöglichkeiten gegeben wird. Darüber hinaus sollen der wohnungspolitische Handlungsbedarf dargestellt und Empfehlungen gegeben werden. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden umfangreiche Recherchen zu Verkaufsfällen größerer Wohnungsbestände durchgeführt, Daten und Materialien zum Thema ausgewertet sowie nahezu 100 Expertengespräche mit an den Verkäufen Beteiligten bzw. wohnungspolitischen Akteuren geführt. Zudem wurden Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken im Bereich großer Transaktionen angestellt und die möglichen Auswirkungen mit Hilfe von Szenarien dargestellt. Der vorliegende Bericht stellt die auf dieser Grundlage gewonnenen Informationen und Befunde dar. In Kapitel 1 wird ein Überblick über die Untersuchungsmethodik und das Vorgehen bei den empirischen Untersuchungsschritten gegeben. Kapitel 2 widmet sich den Strukturmerkmalen der Transaktionen großer Wohnungsbestände seit Ende der 90er Jahre. Dabei wird zunächst Umfang und Art der Verkäufe sowie die Entwicklung der Zahl der verkauften Wohnungen dargestellt. Ein weiter Teil bezieht sich auf die Art und Qualität der veräußerten Bestände sowie die Struktur und Entwicklung der Verkaufspreise. In weiteren Teilen des Kapitels wird die Art der Verkäufer und Käufer sowie die Veränderung der Anbieterstruktur in Deutschland durch die großen Transaktionen dargestellt. Abschließend wird auf die regionale Verteilung der Verkäufe eingegangen. Kapitel 3 beschäftigt sich mit Verkaufskonstellationen und der Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten. Zunächst wird ein Überblick über die einzelnen Verkaufskonstellationen bzw. Kauffälle gegeben, bei denen von Bund, Ländern und Kommunen sowie von Industrieunternehmen in den letzten Jahren Bestände bzw. Wohnungsunternehmen veräußert wurden. In diesem Zusammenhang werden auch die Verkaufskonstellationen von Mehrfachverkäufen thematisiert, d. h. Fälle, bei denen in der Zeit von 1999 bis Juni 2006 Bestände bzw. Wohnungsunternehmen mehrfach verkauft wurden. Anschließend werden die Motive der Verkäufer und Käufer dargestellt, die im Zusammenhang mit den Transaktionen großer Wohnungsbestände von Bedeutung waren bzw. sind. Zusätzlich werden die Vertragsinhalte thematisiert. In Kapitel 4 werden die Strategien der Investoren bei der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios dargestellt. Dabei wird auf einzelne Strategiebausteine wie betriebswirtschaftliche Optimierungsansätze, Umfinanzierungen der Unternehmenskredite, Rationalisierung der Bestandsbewirtschaftung, Kundenorientierung, Investitionen, Einzelprivatisierung, Vermietungs- und Mietenmanagement sowie den geplanten Verkauf von Beständen bzw. den generellen Exit aus der Investition eingegangen. Zusätzlich werden die Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Schwerpunkte bei den verfolgten Strategien und die Erfolgsaussichten der Käufer thematisiert. Kapitel 5 beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände. Der erste Teil des Kapitels bezieht sich auf die Folgen der Verkäufe bzw. der Bewirtschaftungs- und Verwertungsstrategien der Käufer für die Wohnungsbestände und Bewohner. In einem weiteren Teil werden die Auswirkungen der Transaktionen für die lokalen Wohnungsmärkte dargestellt. Hierbei geht es zum einen um die Veränderung der Anbieterstruktur auf den lokalen Märkten in Folge der Transaktionen und um deren Einfluss auf Mieten und Immobilienpreise. Schließlich werden die Auswirkungen auf das Handeln der Kommunen im Bereich Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik untersucht. Kapitel 6 gibt einen Ausblick auf mögliche künftige Entwicklungen und Risiken im Bereich großer Transaktionen. Hierzu werden Überlegungen zu den Auswirkungen alternativer Annahmen zur Entwicklung der Kapitalmarktzinsen und der regionalen Wohnungsmärkte angestellt. Des Weiteren werden zwei Szenarien „Status quo“ (unveränderte Zinsen, weitere Entspannung der Wohnungsmärkte) und „Spürbare Veränderung“ (höhere Zinsen, Anspannung der Wohnungsmärkte) gegenübergestellt. Im abschließenden Kapitel 7 wird zunächst ein Überblick über die Ergebnisse der empirischen Erhebungen und der Szenarien gegeben. Anschließend wird der Handlungsbedarf angesprochen und es werden Empfehlungen gegeben. Der Anhang enthält Kurzbeschreibungen zu den Verkaufsfällen und Fallstädten der vertiefenden Untersuchungen. 1 Untersuchungsmethodik Überblick über die Untersuchungsmethodik Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden umfangreiche empirische Untersuchungen durchgeführt, die sich im Einzelnen auf folgende Untersuchungsschritte erstreckten: • Auswertung der amtlichen Statistik und sonstiger Daten. • Allgemeine Recherchen zu Transaktionen großer Wohnungsbestände seit Ende der 90er Jahre: Auswertung von Medienberichten, Unternehmensnachrichten, Geschäftsberichten, Literatur und sonstigen Informationsquellen. • Vertiefende Untersuchung ausgewählter Wohnungsmärkte und Verkaufsfälle (Fallbeispiele). • Expertengespräche mit Beteiligten bzw. wohnungspolitischen Akteuren im Rahmen der allgemeinen Recherchen und der vertiefenden Untersuchungen. Die Untersuchungsschritte werden im Folgenden näher erläutert. Auswertung der amtlichen Statistik und sonstiger Daten Die Auswertung der amtlichen Statistik und sonstiger Datenquellen diente in erster Linie dazu, Informationen zur Struktur des Wohnungsbestands, der Wohnungseigentümer und der Wohnungsmärkte in Deutschland zu gewinnen. Die Informationen wurden insbesondere benötigt, um die Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände auf die Anbieterstruktur auf dem deutschen Wohnungsmarkt aufzeigen zu können. Neben Daten der amtlichen Statistik (Wohnungszählungen/-stichproben, Zusatzerhebungen zum Mikrozensus, Bautätigkeitsstatistik etc.) wurden Informationen zur Eigentümer- und Bestandsstruktur der Mitgliedsunternehmen des Gesamtverbands der Wohnungswirtschaft (GdW) einbezogen, mit dem hierzu intensive Abstimmungen erfolgten. Allgemeine Recherchen zu Transaktionen großer Wohnungsbestände Ein wesentlicher Kern der Untersuchung war die Gewinnung eines Überblicks über die seit Ende der 90er Jahre erfolgten Transaktionen großer Wohnungsbestände und die Erfassung der zu diesen Verkaufsfällen zur Verfügung stehenden wesentlichen Informationen (z. B. Anzahl Wohnungen, Art des Verkaufs und der daran Beteiligten, Verkaufspreis etc.). Hierzu wurden breit angelegte allgemeine Recherchen durchgeführt, die zum einen auf die Gewinnung von Informationen von Schlüsselpersonen (in Ministerien, Verbänden, Finanzierungsinstituten, Wissenschaft etc.) zielten und zum anderen auf der Auswertung von Medienberichten, Unternehmensnachrichten, Geschäftsberichten, Literatur und sonstigen Informationsquellen fußten. Dem Untersuchungsauftrag entsprechend wurde für die zu erhebenden bzw. zu erfassenden Transaktionen ein Mindestumfang von 800 Wohnungen pro Verkaufsfall festgelegt. Wesentlicher Grund hierfür war, den Aufwand in vertretbarem Rahmen zu halten und den Fokus auf große Verkaufsfälle zu richten, von denen im Vergleich zu kleineren Verkaufsfällen umfangreichere Auswirkungen auf die Anbieterstruktur und die Wohnungsmärkte zu erwarten sind. Trotz der Beschränkung auf Fälle mit 800 und mehr Wohnungen wurden für den Zeitraum 1.1.1999 bis 30.6.2006 insgesamt über 150 Verkaufsfälle (mit einem Umfang von rund 1,3 Mio. verkauften Wohnungen) ermittelt und die dazu zur Verfügung stehenden Informationen erfasst bzw. ausgewertet. Auf Grundlage dieses vom IfS aufgebauten Datenpools zu seit Ende der 90er Jahre erfolgten größeren Verkaufsfällen konnten wichtige Aussagen wie zum generellen Mengengerüst der Wohnungsverkäufe bzw. zur Struktur von Verkäufern und Käufern, zur regionalen Verteilung der Verkaufsfälle und zur Entwicklung der Verkaufspreise getroffen werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass mit dem Rechercheansatz des IfS die in der Zeit von 1999 bis Juni 2006 erfolgten größeren Transaktionen weitgehend erfasst wurden. Als besonders ertragreich hat sich der methodische Ansatz einer Online-Auswertung der Archive von Fachzeitschriften erwiesen, mit denen bereits ein sehr hoher Abdeckungsgrad bezogen auf die insgesamt ermittelten Fälle erreicht wurde. Mit den übrigen Recherchemethoden (Auswertung von Sekundärquellen mit Übersichten zu Verkaufsfällen, Gespräche mit Schlüsselpersonen, Expertengespräche auf Landes- und kommunaler Ebene etc.) wurden seltener zusätzliche noch nicht erfasste Fälle aufgespürt als vielmehr zusätzliche Informationen zu bereits erfassten Fällen gewonnen. Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Zu den erfassten Fällen ließen sich überwiegend Informationen zu Zeitpunkt und Art des Verkaufs (Wohnungs- oder Unternehmensverkauf ), zu Art des Verkäufers und Käufers, zur Zahl der verkauften Wohnungen und ihrer regionalen Verteilung sowie zu Wiederverkäufen von Wohnungspaketen ermitteln. notwendig. Da es aus Aufwandsgründen kaum möglich gewesen wäre, die Gesamtheit der ermittelten Verkaufsfälle im Einzelnen näher zu untersuchen, wurde eine Auswahl von zu untersuchenden Fallbeispielen getroffen (siehe Kurzbeschreibungen der Fallbeispiele im Anhang und Tabelle 1.1). Was die Verkaufspreise und die Merkmale der verkauften Wohnungsbestände angeht, ließen sich dagegen nicht ganz so lückenlose Informationen wie bei den oben aufgeführten Merkmalen gewinnen. Insbesondere bei länger zurückliegenden Verkäufen (Jahre 1999 bis 2003) ergaben sich bei einigen Merkmalen (z. B. Preisangaben) erhebliche Lücken, während diese Informationen bei den Verkäufen ab 2004 mehrheitlich vorlagen, insbesondere für die Verkäufe sehr großer Wohnungspakete. Für die Jahre ab 2004 konnten daher bei den meisten Merkmalen gute Erfassungsquoten erzielt werden. Beispielsweise liegen bei den Verkaufsfällen der Jahre 1999 bis 2003 nur für 21 % der Wohnungen Angaben zu den Verkaufspreisen pro Wohnung (sowohl Angabe zu Preis als auch zur Wohnungszahl) vor, bei den Verkaufsfällen der Jahre 2004 bis Juni 2006 jedoch für 71 % der Wohnungen (Gesamtzeitraum 1999 bis Juni 2006 für 53 %). Insofern können für die Verkaufsfälle der letzten Jahre sehr zuverlässige Aussagen zur Höhe und Struktur der Verkaufpreise getroffen werden. Zum einen wurden fünf Verkaufsfälle für eine vertiefende Untersuchung ausgewählt, wobei darauf geachtet wurde, dass die Fälle verschiedene Verkaufskonstellationen hinsichtlich der Art der Verkäufer und Käufer sowie des Umfangs, der Art und regionalen Lage der veräußerten Bestände abdeckten. Hier zielte die vertiefende Untersuchung in erster Linie darauf, neben den Informationen zu dem Verlauf der Verkäufe und den daran Beteiligten Hinweise auf die Auswirkungen für die Bestände und ihre Bewohner zu gewinnen. Folgende fünf Verkaufsfälle bzw. Verkaufskonstellationen wurden näher untersucht: Des Weiteren ist anzumerken, dass es von Seiten der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte so gut wie keine für den Zweck dieses Gutachtens verwertbare Preisangaben für den Verkauf größerer Wohnungspakete gibt. Dies liegt unter anderem daran, dass bei Portfolios, die zu einem Paketpreis veräußert werden und überregionale Bestände enthalten, der Preis für einzelne Standorte nicht ermittelt werden kann. Zudem werden nicht alle Kaufverträge an die Gutachterausschüsse übersandt, wenn Unternehmen (z. B. Wohnungsbaugesellschaften) verkauft werden, zu deren Vermögen nicht nur Immobilien gehören. Vertiefende Untersuchung ausgewählter Wohnungsmärkte und Verkaufsfälle Die Informationen aus der allgemeinen Recherche bzw. des vom IfS aufgebauten Datenpools erstrecken sich auf zentrale Merkmale der Verkaufsfälle. Obwohl diese Informationen eine wertvolle Grundlage darstellen, reichen sie nicht aus, um die Auswirkungen der Verkäufe näher zu analysieren. Um hierfür geeignete Informationen zu gewinnen, waren daher zusätzlich vertiefende Untersuchungen • der Verkauf eines kommunalen Wohnungsunternehmens an ein (nationales) Beteiligungsunternehmen sowie der spätere Weiterverkauf durch den Erwerber an ein internationales Beteiligungsunternehmen, • der Verkauf eines kommunalen Wohnungsunternehmens an ein internationales Beteiligungsunternehmen sowie der Weiterverkauf von Teilbeständen des Portfolios, • der Verkauf von Teilen des kommunalen Wohnungsbestands an einen am regionalen Wohnungsmarkt seit längerer Zeit agierenden Vermieter, • der Verkauf von überregional gestreuten Wohnungsunternehmen des Bundes an ein internationales Beteiligungsunternehmen, • der Verkauf von Werkswohnungsbeständen eines Industrieunternehmens an eine neu gegründete Immobilien-AG. Zusätzlich wurden Verkaufsfälle einbezogen, bei denen folgende Spezialthemen in Zusammenhang mit den Wohnungsverkäufen untersucht werden sollten: Verträge zwischen der Stadt und Käufern von ehemaligen Werkswohnungen, Verkauf an Stadtwerke/Auswirkungen von Verkäufen auf den Stadtumbau Ost, Verkauf an Genossenschaften. Zum anderen wurden für die vertiefende Untersuchung vier Wohnungsmärkte bzw. Städte, die von Verkaufsfällen betroffen sind, ausgewählt. Die Auswahl dieser Fallbeispiele bzw. Fallstädte erfolgte nach den Kriterien Wohnungsmarktlage, Region und Art der getätigten Verkäufe und der daran Beteiligten: Untersuchungsmethodik • Kiel, • Essen, • Leipzig, • Frankfurt am Main. Mit diesen Städten wurde eine Auswahl getroffen, die sowohl angespannte als auch entspannte Märkte sowie Regionen im Norden, Süden, Osten und Westen Deutschlands umfasst. Während Frankfurt am Main für einen eher angespannten Markt steht, stellen Kiel und Essen eher entspannte sowie Leipzig einen sehr entspannten bzw. von hohem Überangebot geprägten Markt dar. Bei diesen Städten stan- den die Auswirkungen der Verkäufe auf die Wohnungsmärkte (Veränderung des Angebots, Mieten, Verkaufspreise) und auf das Handeln der Kommune in den Bereichen Wohnungsund Stadtentwicklungspolitik im Mittelpunkt der vertiefenden Untersuchungen. Die Auswahl der Fallbeispiele (Verkaufsfälle und Wohnungsmärkte) für die vertiefende Untersuchung wurde derart verknüpft, dass sich teilweise Überschneidungen zwischen Verkaufsfällen und Fallstädten ergaben und die Informationen beider Untersuchungsansätze kombiniert genutzt werden konnten. Neben den Informationen zu den Fallbeispielen flos- Tabelle 1.1 Überblick über die in die vertiefende Untersuchung einbezogenen Städte und Verkaufsfälle: untersuchte Fallstädte und Fallbeispiele für Verkäufe sowie sonstige örtliche Verkaufsfälle Fallstädte Verkäufe in den Fallstädten Kiel KWG (Stadt Kiel an WCM) KGW u. a. Unternehmen (WCM an Blackstone Group) Wohnungsbestand (Preussag/TUI an Falk KG) Wohnungsbestand (Preussag/TUI an DAL) Objektgesellschaft (DAL an Babcock&Brown) Wohnungsbestand (Babcock&Brown an Kristensen Properties) Wohnungsbaugesellschaft Norden GmbH u. a. (Bund an Nileg) Essen ThyssenKrupp Wohnimmobilien GmbH (Thyssen Krupp AG an Morgan Stanley/Corpus) Allbau AG Essen (Stadt Essen an Stadtwerke/Verkehrsbetriebe/Sparkasse) GAGFAH (BfA an Fortress) Wohnungsbestand (RWE an Deutsche Annington Immobilien GmbH) Wohnungsbestand (Häusser-Bau-Gruppe an Quantum Immobilien KAG) Leipzig Wohnungsbestand (Baugenossenschaft Leipzig an Conwert) WBG Lößnig (WBG Lößnig an WBG Kontakt) Frankfurt a. M. Wohnungsbau Hoechst GmbH/Hoechst Bauen und Wohnen GmbH (Hoechst AG an Deutsche Wohnen AG) Frankfurter Siedlungsgesellschaft (Bund/Land Hessen/Frankfurt a. M. an Viterra AG) Gemeinnützige Wohnungsbauges. Hessen (Land Hessen an Landesbank Hessen-Thüringen) Wohnbau Rhein-Main (Deutsche Post AG an Viterra AG) Wohnungsbestand (Volksfürsorge Versicherungs AG an Dewag GmbH) Deutschbau (Bund/Post an Deutsche Bank/Viterra AG) Städte weiterer Verkaufsfälle Weitere untersuchte Fallbeispiele für Verkäufe und Spezialthemen Berlin GSW (Land Berlin an Cerberus/Goldman Sachs) Wohnungsbestand-GSW-Portfolio (Cerberus/Goldman Sachs an Vivacon AG) Wohnungsbestand-GSW-Portfolio (Vivacon AG an Austrian conwert Immobilien Invest AG) Wohnungsbestand-GSW-Portfolio (Cerberus/Goldman Sachs an EjendomsInvest) Bonn Kommunaler Wohnungsbestand (Stadt Bonn an Firma Sahle) 11 Standorte, u. a. Essen, Leipzig, Frankfurt 11 Gesellschaften des Bundeseisenbahnvermögens (Bund an Deutsche Annington Immobilien GmbH) Dortmund Spezialthema: Kooperationsverträge Viterra AG (EON an Deutsche Annington Immobilien GmbH) Wohnungsbestand (Mira Grundstücksgesellschaft an Häusser-Bau GmbH) Gera Spezialthema: Verkauf an Stadtwerke/Auswirkungen auf Stadtumbau (Ost) Wohnungsbaugesellschaft Elstertal (Stadt Gera an Stadtwerke Gera AG) Gewo - Geraer Wohnungsgesellschaft mbH (Stadt Gera an DKB Deutsche Kreditbank) Gemeinden im Kreis Pinneberg, Berlin Spezialthema: Verkauf an Genossenschaften GeWoGe Pinneberg (Kreis Pinneberg/7 Gemeinden an Genossenschaft "Neue GeWoGe") Wohnungsbestand (Wohnungsbaugesellschaft Marzahn an WBG Eigentum 2000) Wohnungsbestand (Wohnungsbaugesellschaft Marzahn an WBG Horizont) Wohnungsbestand (Wohnungsbaugesellschaft Marzahn an WBG Nordlicht) unterstrichen = Fallbeispiel Verkäufe nicht unterstrichen = sonstige Verkaufsfälle (im gesamtstädtischen Kontext untersucht) Datenquelle: Recherche des IfS 10 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 sen bei der vertiefenden Untersuchung Informationen zu weiteren Städten und Verkaufsfällen ein. Dies ergab sich einerseits daraus, dass bei den Untersuchungen in den Fallstädten Informationen zu einer Reihe von weiteren lokalen Verkaufsfällen (zusätzlich zu ausgewählten Fallbeispielen) gesammelt wurden. Andererseits wurden im Rahmen der Untersuchung von Fallbeispielen zu Verkaufsfällen und zu Spezialthemen Informationen zu weiteren Städten (zusätzlich zu Fallstädten) gewonnen. Durch die bei der vertiefenden Untersuchung insgesamt erfassten 34 Verkaufsfälle (Fallbeispiele und übrige lokale Verkaufsfälle; siehe oben Tabelle 1.1) wurde ein breites Spektrum an Konstellationen erfasst, insbesondere was die Art der Verkäufer und Käufer angeht. Tabel- le 1.2 und Tabelle 1.3 geben einen Überblick, welche Verkäufer- und Käuferstruktur durch die in der vertiefenden Untersuchung erfassten Verkaufsfälle abgedeckt wird. Expertengespräche Im Rahmen der allgemeinen Recherchen und der vertiefenden Untersuchungen (ausgewählte Wohnungsmärkte und Verkaufsfälle) wurden 95 Expertengespräche durchgeführt, die sich auf die allgemeinen Recherchen (22 Gespräche) und vor allem auf die vertiefenden Untersuchungen (73 Gespräche) erstreckten (Tabelle 1.4). Die Expertengespräche, die im Rahmen der allgemeinen Recherchen durchgeführt wurden, bezogen sich in erster Linie auf Landesmini- Tabelle 1.2 Bei der vertiefenden Untersuchung berücksichtigte Verkaufsfälle nach Art des Verkäufers Art des Verkäufers Anzahl Anteil Insgesamt 34 100 % Öffentliche Hand (inkl. Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der öffentlichen Hand) 17 50 % Privateigentümer 15 44 % 2 6 % Kommune (inkl. Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung) 10 29 % Bund/Land (inkl. Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung Bund/Land) 7 21 % Ausländisches Unternehmen 3 9 % Deutsches industrieverbundenes Unternehmen 6 18 % Sonstiger deutscher privater Eigentümer 6 18 % Wohnungsgenossenschaft 2 6 % Sonstige darunter Datenquelle: Recherche des IfS Tabelle 1.3 Bei der vertiefenden Untersuchung berücksichtigte Verkaufsfälle nach Art des Käufers Art des Verkäufers Insgesamt Öffentliche Hand (inkl. Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der öffentlichen Hand) Privateigentümer Anzahl Anteil 34 100 % 5 15 % 24 71 % 5 15 % Kommune (inkl. Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung) 2 6 % Bund/Land (inkl. Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung Bund/Land) 3 9 % Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland 8 24 % Unternehmen aus dem kontinentaleuropäischen Ausland 4 12 % Deutsches industrieverbundenes Unternehmen 2 6 % 10 29 % 5 15 % Sonstige darunter Sonstiger deutscher privater Eigentümer Wohnungsgenossenschaft Datenquelle: Recherche des IfS 11 Untersuchungsmethodik schiede bzw. Übereinstimmungen festgestellt und Aussagen gegenseitig plausibilisiert werden. Zusätzlich zu den Informationen in den Gesprächen wurden von Gesprächspartnern Materialien zu den Verkaufsvorgängen zur Verfügung gestellt. Von einer Reihe von Käufern wurden Daten zu den gekauften Beständen (für insgesamt zehn Unternehmen/Portfolios) und zu den seit dem Verkauf durchgeführten Maßnahmen bereitgestellt, wobei ein vom IfS entwickeltes standardisiertes Datenerfassungsblatt zum Einsatz kam. Die Datenblätter konnten zwar nicht in allen Fällen völlig vollständig ausgefüllt werden, enthielten jedoch insgesamt sehr gute Informationen. sterien (13), Verbände (6) und weitere Akteursgruppen (3; Banken, Bewertungsunternehmen etc.). Bei den vertiefenden Untersuchungen wurden die Expertengespräche sowohl mit unmittelbar als auch mittelbar an den Verkäufen Beteiligten oder davon Betroffenen geführt. Einen Überblick über die Expertengespräche der vertiefenden Untersuchungen (Fallbeispiele) je nach Akteursgruppe und Rolle bei der Transaktion von Wohnungsbeständen gibt Tabelle 1.5. Bezogen auf die untersuchten konkreten Verkaufsfälle wurden die Gesprächspartner so ausgewählt, dass verschiedene Sichtweisen erfasst und die Bewertungen gegenübergestellt werden konnten. Auf diese Weise konnten Unter- Tabelle 1.4 Übersicht über geführte Expertengespräche Expertengespräche in Zusammenhang mit ... Anzahl allgemeinen Recherchen/übergreifenden Fragestellungen 22 vertiefende Untersuchungen (Fallbeispiele Städte/Verkäufe) 73 gesamt 95 Datenquelle: Recherche des IfS Tabelle 1.5 Expertengespräche der vertiefenden Untersuchungen (Fallbeispiele) nach Akteursgruppe und Rolle bei der Transaktion von Wohnungsbeständen Rolle bei der Transaktion Verkäufer Käufer Doppelfunktion als Käufer und Verkäufer Kommunalverwaltung/Bund* 8 - - 17 25 Investoren/Wohnungsunternehmen** 2 14 7 4 27 Verbände (Mieter, Vermieter, Makler) - - - 15 15 Akteursgruppen Sonstige Akteure*** Insgesamt mittelbar Beteiligte bzw. Betroffene Insgesamt - - - 6 6 10 14 7 42 73 * Bundeseisenbahnvermögen ** inkl. Leitungsfunktionen in erworbenen Unternehmen (Käufer, ggf. Doppelfunktion bei Blockverkäufen) *** Beratungsunternehmen, Gutachter, Gewerkschaft etc. Datenquelle: Recherche des IfS 12 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 2Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände Dieses Kapitel widmet sich dem Umfang und der Struktur der seit 1999 in Deutschland erfolgten Transaktionen großer Wohnungsbestände. Die Angaben basieren auf den vom IfS durchgeführten umfangreichen Recherchen und beziehen sich auf Verkaufsfälle mit 800 und mehr Wohnungen. Der vom IfS auf Grundlage der Recherchen aufgebaute Datenpool umfasst für den Zeitraum 1.1.1999 bis 30.6.2006 insgesamt 153 Verkaufsfälle (Näheres zur Methode siehe vorangegangenes Kapitel). 2.1 Umfang und Art der Verkäufe Wie Abbildung 2.1 zeigt, hat sich die Zahl der Verkaufsfälle bei den Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 WE) von 1999 bis 2005 stark erhöht. Während sich die Zahl der Verkäufe in den Jahren 1999 bis 2003 innerhalb einer Spanne von 6 bis 16 Fällen bewegte, stieg sie in 2004 auf 24 und im Jahr 2005 auf 47 Fälle spürbar an. Im ersten Halbjahr 2006 erfolgten 19 Verkäufe. In Tabelle 2.1 und Tabelle 2.2 sind einzelne Verkäufe aus den Jahren 1999 bis Juni 2006 mit einem Umfang von mehr als 10 000 Wohnungen bzw. zwischen 5 000 und 10 000 Wohnungen (jeweils absteigend nach Zahl der Wohnungen) dargestellt. Abbildung 2.1 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Anzahl der Transaktionen 1999 bis Juni 2006 Anzahl 60 47 50 1999 bis Juni 2006 gesamt: 153 Fälle 40 30 24 20 10 16 15 16 2001 2002 2003 19 10 6 0 1999 2000 * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS 2004 2005 01-06/ 2006 Bei den Verkaufsfällen sind zwei unterschiedliche Wege des Verkaufs zu unterscheiden: • der Verkauf eines Wohnungspakets, • der Verkauf eines Unternehmens, in dessen Eigentum sich Wohnungen befinden. Während im ersten Fall Wohnungen direkt den Eigentümer wechseln, werden im zweiten Fall Unternehmensanteile veräußert. Der Käufer übernimmt nicht nur die Wohnungen, sondern das gesamte Unternehmen und kann auf vorhandene Management-, Verwaltungs- und Vertriebsstrukturen zurückgreifen. Bei einigen der ermittelten Unternehmensverkäufen wurde nicht das komplette Unternehmen, sondern nur ein Teil veräußert und ein (meist kleiner) Teil der Unternehmensanteile ist beim ursprünglichen Eigentümer verblieben. In diesen Fällen wurde bei den in diesem Gutachten dargestellten Werten für verkaufte Wohnungen nur der Anteil des Wohnungsbestands des Unternehmens als verkauft angesetzt, der den veräußerten Unternehmensanteilen entspricht. Der übrige Anteil des Wohnungsbestands des Unternehmens wurde dem ursprünglichen Eigentümer zugeordnet bzw. wie nicht verkaufte Wohnungen behandelt. Wie Tabelle 2.3 zeigt, handelt es sich bei den insgesamt für den Zeitraum 1999 bis Juni 2006 erfassten Verkaufsfällen bei 42 % um Unternehmensverkäufe, bei 50 % um Verkäufe von Wohnungsbeständen und bei 7 % ließ sich der Verkaufsweg nicht genau feststellen. Es wird zudem deutlich, dass sich der Anteil der Unternehmensverkäufe in den letzten Jahren verringert und der Anteil der Bestandsverkäufe erhöht hat. In den Jahren 1999 bis 2003 lag der Anteil der Bestandsverkäufe durchweg noch unter dem Durchschnitt des Gesamtzeitraums 1999 bis Juni 2006 von 50 %, im Jahr 2004 erreichte er genau den Durchschnittswert 50 %, im Jahr 2005 stieg er auf 62 % und im ersten Halbjahr 2006 erreichte er sogar 79 %. Wie Tabelle 2.4 zeigt, ergeben sich bei Betrachtung der veräußerten Wohnungen andere Anteile der Verkaufswege als bei Betrachtung der Verkaufsfälle. 80 % aller von 1999 bis Juni 2006 verkauften Wohnungen wechselten über Unternehmensverkäufe den Eigentümer, 16 % über Bestandsverkäufe und bei 4 % ließ sich der Verkaufsweg nicht eindeutig feststellen. Hintergrund dieser von den Verkaufsfällen stark abweichenden Verteilung ist, dass über 13 Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände Tabelle 2.1 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Übersicht über die größten Verkaufsfälle (ab 10 000 Wohnungen) lfd Nr. Jahr Verkäufer Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen Wohnungen* 1 2005 EON Unternehmen Viterra 137 671 2 2004 Bundesversicherungsanstalt für Angestellte Unternehmen GAGFAH 81 912 Fortress 3 2004 Stadt Berlin Unternehmen GSW 65 700 Cerberus/Goldman Sachs (90 %)/ContestBeteiligungs GmbH (10 %) 4 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen 11 Gesellschaften 60 835 Deutsche Annington Immobilien GmbH 5 2004 Thyssen Krupp AG Unternehmen ThyssenKrupp Wohnimmobilien GmbH 48 000 Morgan Stanley/Corpus 6 2006 Stadt Dresden Unternehmen Wohnungsbauges. Dresden (Woba) 47 830 Fortress 7 2005 Hansestadt Hamburg Unternehmen GWG 38 400 Saga Hamburg 8 2000/ 2003 Land Hessen Unternehmen Gem. Wohnungsbauges. Hessen (GWH) 36 751 Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) Käufer/Investor Deutsche Annington Immobilien GmbH 9 2002 Stadt Berlin Unternehmen Marzahner Wohnungsbauges. 32 000 Degewo 10 2004 WCM Unternehmen KWG Kiel u. a. Gesellschaften** 31 300 Blackstone Group 11 2005 Norddeutsche Landesbank Unternehmen Nileg Immobilien Holding 27 701 Fortress 12 2004 Viterra Bestand 27 000 Mira Grundstücksgesellschaft 13 2002 WCM Unternehmen GEHAG 24 500 Hamburger Landesbank (später HSH-Bank) 14 1999 Berlin Unternehmen Wohnungsbauges. Hellersdorf 22 700 Stadt und Land WohnbautenGes. mbH (94 %)/GSW (6 %) 15 2001/ 2003 Land Schleswig-Holstein Unternehmen Landesentwicklungsges. Schleswig-Holstein 22 000 DGAG Deutsche Grundvermögen AG 16 2000 RSE Unternehmen RSE (inkl. 75 %-Anteil Gehag) 21 750 WCM 17 2005 BGAG Beteiligungsges. der Gewerkschaften Unternehmen BauBecon Holding 20 297 Cerberus 18 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Wohnungsbau Niedersachsen GmbH; Wohnungsbauges. Norden GmbH; Treuhand BEV-MV 20 000 Nileg 19 2000 LfA-Gesellschaft für Vermögensverwaltung mbH Unternehmen Landeswohnungs- und Städtebauges. (LWS) 20 000 DKB Deutsche Kreditbank 20 2004 DB Real Estate Management GmbH Unternehmen Deutschbau Holding GmbH (50 %-Anteil) 19 793 Viterra AG 21 2004 Land Hessen Unternehmen Wohnstadt Kassel 18 260 Nassauische Heimstätte 22 2005 HSH Nordbank Unternehmen GEHAG 17 850 Oaktree Capital Management 23 1999 Stadt Frankfurt/ Deutsche Post AG Unternehmen Wohnbau Rhein-Main 14 500 Viterra AG/Hypo-Vereinsbank 24 2002 Preussag/TUI Unternehmen WAG Salzgitter Wohnungs-GmbH 14 000 DAL 25 2002 Stadt Jena Unternehmen Städtische Wohnungsbau- und Verwaltungsges. Jena 13 160 Stadtwerke Jena 26 2004 DAL k. A. 13 500 Babcock&Brown 27 2006 Cerberus k. A. Wohnungsbauges. Jade GmbH und weitere Bestände 12 300 Babcock&Brown/GPT Group 28 1999 Stadt Kiel Unternehmen Kieler Wohnungsbauges. 11 000 WCM (99,7 %)/ Privateigentümer (0,3 %) 29 2004 Stadt Nürnberg Unternehmen WBG Nürnberg GmbH 10 800 Städtische Werke Nürnberg GmbH 30 2002 Land Hessen/Bund + Stadt Frankfurt (2 Tranchen) Unternehmen Frankfurter Siedlungsges. 10 500 Viterra AG * sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt ** Gladbacher Aktienbauges. AG, Beamten-Bauges. Bremen, Bremische, Eisenbahn Wohnungsbauges. mbH Wuppertal Datenquelle: Recherche des IfS 14 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Tabelle 2.2 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Übersicht über Verkaufsfälle mit 5 000 bis unter 10 000 Wohnungen Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen DZ Bank, HSH Bank (76 %), Kleinaktionäre Unternehmen BiG Heimbau AG 2002 Bayer AG Unternehmen BayWoGe 9 110 TreuHandStelle GmbH 2002 Stadt Gera Unternehmen Gewo - Geraer Wohnungsges. mbH 9 013 DKB Deutsche Kreditbank 34 1999 Hoechst AG Unternehmen Hoechst Immobilien Wohnungsbau Hoechst (Hoechst Bauen und Wohnen GmbH) 9 099 Deutsche Wohnen AG 35 2005 BLB-Beteiligungsverwaltungsges. Jota mbH Unternehmen GBWAG Bayerische Wohnungs-Aktiengesellschaft 6 179 Deutsche Kreditbank AG/DKB Immobilien AG 36 2005 Bayrische Landesbank Unternehmen Jota GmbH inkl. 75 %-Anteil an GBWAG Bayerische Wohnungs-Aktiengesellschaft 6 179 Monacchia Treuhand Gesellschaft 37 2004 Deutsche Bank Unternehmen Wohnungsbauges. Jade GmbH 8 209 Cerberus 38 2003 Stadt Gera Unternehmen Wohnungsbauges. Elstertal 7 490 Stadtwerke Gera AG 39 2000 Stadt Wilhelmshaven Unternehmen Wohnungsbauges. Jade GmbH 7 500 Deutsche Bank 40 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Eisenbahn-Siedlungsges. mbH Stuttgart 6 500 LEG Baden-Württemberg 41 2004 GWG Wuppertal Bestand 6 000 Mietgesellschaft der GWG Wuppertal GmbH&Co KG/KGAL Allgemeine Leasing 42 2003 DAL Unternehmen 43 2000 Preussag/TUI Bestand 44 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen 45 2005 Babcock&Brown Ltd. 46 2005 Immeo Wohnen (Morgan Stanley/Corpus) 47 2005 Vivacon AG Unternehmen 48 2005 Berliner Verkehrsbetriebe, Anstalt öff. Rechts 49 2001 Land Hessen lfd Nr. Jahr Verkäufer 31 2003 32 33 Wohnungen* 10 000 Objektgesellschaft Käufer/Investor Deutsche Annington Immobilien GmbH 6 000 Babcock&Brown 6 000 DAL 5 879 TreuHandStelle GmbH Bestand 5 801 Kristensen Properties A/S Bestand 5 500 Fonciere des Regions Gruppe Vivacon Rhein-Ruhr-Portfolio-I GmbH&Co KG 5 326 Institutioneller Anleger, international Unternehmen GHG Wohnen GmbH 5 100 Corpus Immobiliengruppe Unternehmen Wohnungsbauges. Hegemag 5 063 Bauverein Darmstadt Vestische Wohnungsges. mbH (VWG), Herne * sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Tabelle 2.3 Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufsfälle nach Art der Transaktion (Verkaufsweg) 1999 bis Juni 2006 1999 Verkaufsfälle, darunter Anteil ... Unternehmensverkäufe Verkäufe von Beständen Verkaufsweg unklar Insgesamt 2000 6 2001 2002 2003 2004 2005 01-06/ 2006 199906/2006 10 16 15 16 24 47 19 153 100 % 50 % 75 % 60 % 50 % 33 % 30 % 16 % 42 % 0 % 50 % 25 % 33 % 44 % 50 % 62 % 79 % 50 % 0 % 0 % 0 % 7 % 6 % 17 % 9 % 5 % 7 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % Tabelle 2.4 Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufte Wohnungen nach Art der Transaktion (Verkaufsweg) 1999 bis Juni 2006 01-06/ 2006 199906/2006 353 742 89 823 1 276 844 76 % 79 % 58 % 80 % 18 % 18 % 18 % 28 % 16 % 5 % 6 % 3 % 14 % 4 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 verkaufte Wohnungen, darunter entfallen auf ... 56 855 90 667 139 732 119 168 63 716 363 142 Unternehmensverkäufe 100 % 81 % 95 % 90 % 77 % Verkäufe von Beständen 0 % 19 % 5 % 8 % Verkaufsweg unklar 0 % 0 % 0 % 2 % 100 % 100 % 100 % 100 % Insgesamt Datenquelle Tabelle 2.2 bis 2.4: Recherche des IfS 15 Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände Unternehmensverkäufe weitaus größere Portfolios den Eigentümer wechselten als über Bestandsverkäufe. So liegt die durchschnittliche Portfoliogröße bei Unternehmensverkäufen im Zeitraum 1999 bis Juni 2006 bei rund 15 800 Wohnungen, bei Bestandsverkäufen dagegen nur bei rund 2 600 Wohnungen. 2.2 Entwicklung der Zahl der verkauften Wohnungen Die Transaktionen großer Wohnungsbestände summieren sich über den Zeitraum von 1999 bis Juni 2006 auf insgesamt 1 276 844 Wohnungen. Wie bereits oben dargestellt, ist bei dieser Zahl zu berücksichtigen, dass bei Verkäufen von Unternehmen, bei denen die Geschäftsanteile nicht vollständig den Eigentümer wechselten, sondern Anteile beim Alteigentümer verblieben sind, die Zahl der mit dem Unternehmen verkauften Wohnungen nur anteilig (entsprechend des Anteils der veräußerten Geschäftsanteile) angesetzt wurde. Ohne dieses Bereinigungsverfahren würde die Zahl der im Zeitraum von 1999 bis Juni 2006 verkauften Wohnungen bei 1 452 896 liegen. Bei den im Folgenden dargestellten Zahlen zu den Verkaufsfällen wird grundsätzlich mit den bereinigten Werten (entsprechend der Gesamtzahl von 1 276 844 Wohnungen) gearbeitet. Wie Abbildung 2.2 zeigt, wurden von den insgesamt rund 1 277 000 Wohnungen mit rund 807 000 Wohnungen alleine knapp zwei Drittel in den beiden Jahren 2004 und 2005 und dem ersten Halbjahr 2006 verkauft. Auf Grundlage der bislang vorliegenden Verkaufsfälle (Stand 30. Juni 2006) lässt sich noch nicht abschätzen, ob in 2006 erneut die Zahl an verkauften Wohnungen von 2005 erreicht wird. Zwar wurde bis Mitte des Jahres 2006 bereits eine hohe Zahl an Verkaufsfällen erreicht (siehe oben), jedoch liegt die Zahl der in 2006 verkauften Wohnungen mit knapp 90 000 bislang noch weit unter dem Niveau der beiden Vorjahre. Dies liegt daran, dass bislang überwiegend kleinere Verkäufe durchgeführt wurden und Großverkäufe wie etwa der Wohnungsbaugesellschaft Dresden (rund 48 000 Wohnungen) Einzelfälle darstellen. Zur Schätzung der Zahl der insgesamt im Jahr 2006 verkauften Wohnungen siehe Kapitel 3.6 (Nachtrag zum Zeitraum Juli bis Dezember 2006) bzw. Tabelle 3.7. Die in den einzelnen Jahren von 1999 bis Juni 2006 jeweils größten verkauften Wohnungsportfolios streuen zwischen 11 000 und 138 000 Wohnungen. Die beiden größten Verkäufe (Viterra, GAGFAH) entfallen mit rund 138 000 und 82 000 Wohnungen auf die Jahre 2004 und 2005. Ebenfalls im Jahr 2004 fand der seit 1999 drittgrößte Verkauf mit rund 66 000 Wohnungen (GSW) und der fünftgrößte Verkauf mit rund 48 000 Wohnungen (ThyssenKrupp Wohnimmobilien GmbH) statt. In den Jahren vor 2004 sticht der im Jahr 2001 erfolgte Verkauf des Bundeseisenbahnvermögens mit rund 61 000 veräußerten Wohnungen hervor. Im Jahr 2006 stellt der Verkauf der Wohnungsbaugesellschaft Dresden mit rund 48 000 Wohnungen bislang (bis Juni) den größten Deal dar (Abbildung 2.3). Abbildung 2.2 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Zahl der verkauften Wohnungen 1999 bis Juni 2006 Wohnungen 400.000 363.142 353.742 1999 bis Juni 2006 gesamt: 1.276.844 WE 300.000 200.000 139.732 90.667 100.000 119.168 89.823 63.716 56.855 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 01-06/ 2006 * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS Abbildung 2.3 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Größte Einzeltransaktion im jeweiligen Jahr von 1999 bis Juni 2006 Wohnungen 150.000 137.671 100.000 81.912 60.835 47.830 50.000 22.770 32.000 29.401 11.022 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 *V erkäufe ab 800 Wohnungen; sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Datenquelle: Recherche des IfS 2005 01-06/ 2006 16 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Abbildung 2.4 zeigt, dass die Zahl der Verkaufsfälle mit 800 bis unter 5 000 Wohnungen von 1999 bis 2004 kontinuierlich angestiegen ist: 1999 waren es nur zwei, 2004 bereits 13 Verkaufsfälle. Im Jahr 2005 ist es zu einem sprunghaften Anstieg auf 36 Verkaufsfälle gekommen und auch im ersten Halbjahr 2006 deutet sich mit 17 Fällen an, dass das Gesamtjahr 2006 ein ähnliches oder gar höheres Ergebnis als 2005 verzeichnen könnte. Die Verkaufsfälle mit 5 000 und mehr Wohnungen weisen von 1999 bis 2005 zwar ebenfalls einen spürbaren Anstieg (von vier auf elf ) auf, jedoch ist dieser weitaus schwächer als bei den Verkäufen kleiner Portfolios (unter 5 000 WE). Angesichts der dargestellten Entwicklung könnte angenommen werden, dass der starke Anstieg der Verkäufe kleiner Portfolios bereits Resultat einer vielfach bezogen auf große Finanzinvestoren erwarteten Verwertungsstrategie ist, nämlich der Zerlegung zuvor gekaufter großer Portfolios bzw. des Weiterverkaufs in Form von Blockverkäufen. Obwohl auf die Thematik der Wiederverkäufe erst weiter unten näher eingegangen wird, soll hier bereits festgehalten werden, dass der sprunghafte Anstieg von Verkaufsfällen mit relativ kleinen Portfolios nicht in erster Linie auf Wiederverkäufe (bezogen auf seit 1999 gekauften Portfolios) zurückzuführen ist. Vielmehr spielen erstmals im Zeitraum 1999 bis Juni 2006 veräußerte Wohnungsbestände die ausschlaggebende Rolle für diese Entwicklung bei kleinen Portfolios, wenngleich auch beim Wiederverkauf von kleinen Portfolios eine gewisse Belebung in den letzten Jahren festzustellen ist, die jedoch schwächer ist als bei den Erstverkäufen. Abbildung 2.4 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Verkaufsfälle 1999 bis Juni 2006 nach Größe des Portfolios Anzahl der Verkaufsfälle 50 40 36 30 17 20 9 10 2 4 5 5 7 8 13 11 7 11 11 5 2 0 1999 2000 bis unter 5.000 WE 2001 2002 5.000 und mehr WE * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS 2003 2004 2005 01-06/ 2006 Ausschlaggebend für den starken Anstieg der Verkäufe relativ kleiner Portfolios dürfte vielmehr zum einen sein, dass der deutsche Wohnimmobilienmarkt, nachdem er von Großinvestoren entdeckt wurde, nunmehr zunehmend von kleineren deutschen und ausländischen Investoren entdeckt wird, die in erster Linie kleinere Wohnungspakete nachfragen. Von ihnen wird deshalb der Kauf kleinerer Portfolios verfolgt, entweder weil größere Portfolios ihre Finanzkraft überfordern würden oder weil über mehrere kleinere Portfoliokäufe ein regional oder auf bestimmte Bestände verteiltes Portfolio aufgebaut werden soll. Zum anderen verfolgen viele der größeren Finanzinvestoren durchaus noch das Ziel, das bereits aufgebaute Portfolio durch weitere Zukäufe zu vergrößern. Dabei wird auch auf kleinere Bestände zurückgegriffen, nicht zuletzt weil die Zahl der angebotenen großen Wohnungspakete inzwischen begrenzt ist. Die in den letzten Jahren insgesamt gestiegene Nachfrage nach kleinen Portfolios stößt auf ein entsprechendes Verkaufsangebot auf Seiten traditioneller öffentlicher und privater Bestandshalter, die sich allerdings eher selten von ihren Beständen vollständig trennen, sondern nur Teile davon als strategische oder Gelegenheitsverkäufe veräußern. Zum einen gibt es Fälle, in denen öffentliche Bestandshalter Teile ihrer Bestände verkaufen, um Investitionen in den übrigen Beständen zu finanzieren oder um sich aus einer finanziellen Schieflage zu befreien. Es gibt jedoch auch eine Reihe traditioneller privater Bestandshalter, die sich teilweise oder vollständig von Wohnungsbeständen trennen, die sie vielfach bereits in den 80er und 90er Jahren aufgekauft haben. Auch unter den privaten Verkäufern kleinerer Portfolios gibt es Fälle, bei denen aus finanziellen Schwierigkeiten heraus verkauft wird. In Abbildung 2.5 ist dargestellt, wie viele der verkauften Wohnungen auf Verkäufe kleinerer Portfolios (unter 5 000 Wohnungen) und auf Verkäufe größerer Portfolios in den Jahren 1999 bis 2006 entfallen. Ebenso wie die oben dargestellte Zahl der Verkaufsfälle ist auch die Zahl der im Rahmen kleinerer Portfolioverkäufe verkauften Wohnungen von 1999 bis 2005 stark angestiegen: von rund 5 000 Wohnungen auf rund 78 000 Wohnungen. Auch im ersten Halbjahr 2006 wurden bei Verkäufen kleinerer Portfolios mit einer Anzahl von rund 30 000 mehr Wohnungen verkauft als in allen Einzeljahren von 1999 bis 2004. Allerdings wird auch deutlich, dass die Verkäufe kleinerer Portfolios trotz ihres Anstiegs bzw. ihrer relativ hohen Anzahl nur einen kleinen Anteil an den insgesamt ver- 17 Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände 0 2000 2002 2003 2004 29.693 77.739 25.469 14.448 22.280 104.720 115.380 24.352 2001 bis unter 5.000 WE 2005 5.000 und mehr WE 60.130 276.003 337.674 1999 76.351 100.000 14.316 200.000 41.436 300.000 01-06/ 2006 * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS Abbildung 2.6 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Erst- und Wiederverkäufe bezogen auf den Zeitraum 1999 bis Juni 2006 Wohnungen 317.862 400.000 350.000 0 1999 2000 Erstverkäufe * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS 2001 Wiederverkäufe 2003 2004 2005 73.398 54.689 126.430 2002 45.281 50.000 9.027 100.000 18.375 150.000 1.961 200.000 100.793 137.771 250.000 16.425 227.312 300.000 0 Dieser Abschnitt widmet sich der Art und Qualität der veräußerten Bestände. Die im Folgenden dargestellten Befunde stützen sich auf die im Rahmen der allgemeinen Recherchen und vertiefenden Untersuchungen (Expertengespräche, Datenblätter zu veräußerten Wohnungen) ermittelten Informationen zu Baualter, Qualität und Lage der Bestände. Diese Informationen liegen zwar nicht flächendeckend für alle ermittelten Verkaufsfälle vor, jedoch konnten insbesondere Angaben für die Bestände der besonders großen Wohnungsverkäufe ermittelt werden, die einen Großteil aller verkauften Wohnungen ausmachen, sodass sich auf dieser Grundlage bzw. auf Basis von Schätzungen Tendenzaussagen zu den insgesamt verkauften Wohnungen treffen lassen. 400.000 90.667 2.4 Art und Qualität der veräußerten Bestände Wohnungen 51.888 Hinter den jüngst angestiegenen Wiederverkäufen stehen insbesondere Verkäufe von kompletten Wohnungsunternehmen, die entweder bereits zuvor im Zeitraum seit 1999 komplett veräußert wurden (z. B. Gehag, WBG Jade Wilhelmshaven) oder die vor ihrem Verkauf als Aufkäufer von Wohnungen aufgetreten sind, um ihren vorhandenen Wohnungsbestand zu erweitern (z. B. Viterra, HPE Property Holding). Der Wiederverkauf von Teilen der seit Ende der 90er Jahre erworbenen Portfolios (Blockverkäufe) hat zwar in jüngster Zeit etwas zugenommen, spielt jedoch bei den gesamten Wiederverkäufen derzeit noch keine sehr große Rolle (bezogen auf Verkäufe ab 800 Wohnungen). (1) Ein direkter Vergleich ist nicht möglich, weil die Zusatzerhebung zum Mikrozensus weiter gefasste Baualtersgruppen verwendet und nur bewohnte Mietwohnungen (exkl. Leerstand) ausweist. Im Jahr 2002 lag der Anteil der bewohnten Mietwohnungen der Baualtersgruppe von 1949 bis 1978 in Deutschland bei 49 % (alte Länder 55 %). Dieser Wert, der mehr Baujahre als die der 50er und 60er Jahre abdeckt, lässt auf überproportionale Verkäufe der Bestände der 50er und 60er Jahre schließen. Abbildung 2.5 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Verkaufte Wohnungen nach Größe des Portfolios 1999 bis Juni 2006 4.967 Von den in der Zeit von 1999 bis Juni 2006 insgesamt im Rahmen großer Transaktionen verkauften 1 276 844 Wohnungen entfallen 1 059 345 auf Erstverkäufe, bei 217 499 Wohnungen handelt es sich um Wiederverkäufe, d. h. die Wohnungen wurden in dem Zeitraum bereits zuvor ein- oder mehrmals verkauft. Einbezogen werden bei dieser Betrachtung nur Wiederverkäufe ab 800 Wohnungen, also ohne kleine Blockverkäufe und Einzelprivatisierung. Die Wiederverkäufe weisen insbesondere in 2004 (rund 45 000 WE) und 2005 (rund 126 000 WE) eine spürbar steigende Tendenz auf (Abbildung 2.6). 56.855 2.3 Erst- und Wiederverkäufe im Zeitraum 1999 bis Juni 2006 Prägend für die großen Transaktionen sind Bestände der 50er und 60er Jahre, auf die schätzungsweise 50 % bis 60 % der von 1999 bis Juni 2006 verkauften Wohnungen entfallen. Die übrigen Bestände bestehen zu etwa gleichen Anteilen aus Altbauwohnungen (mit Schwerpunkt auf den 20er und 30er Jahren) und Wohnungen der 70er bis 90er Jahre (mit Schwerpunkt auf den 70er Jahren). Ein Vergleich mit den Ergebnissen des Mikrozensus deutet darauf hin, dass Wohnungen der 50er und 60er Jahre im Vergleich zum gesamten Mietwohnungsbestand in Deutschland überproportional veräußert wurden.¹ 0 äußerten Wohnungen ausmachen, während die größeren Portfolioverkäufe mit 5 000 und mehr Wohnungen den weitaus größten Anteil der insgesamt verkauften Wohnungen stellen. 01-06/ 2006 18 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 (2) Basis dieser Berechnung sind die ca. 1 Mio. Erstverkäufe der Jahre 1999 bis Juni 2006. Bei den Verkäufen von Beständen für Beschäftigte öffentlicher oder privater Unternehmen (Industrie, Bahn, Post, BfA) sind Bauten der 50er und 60er Jahre überproportional vertreten, während bei Verkäufen kommunaler Wohnungen bzw. Wohnungsunternehmen das Baualter breiter streut. In Ostdeutschland spielen Plattenbauten bei den Verkäufen eine Rolle, jedoch nicht ausschließlich. (3) Z. B. eine Kumulation verschiedener Defizite in Wohnungen und Gebäuden, wie fehlende/veraltete Sammelheizung, fehlende/schlecht ausgestattete Bäder, Einfachverglasung, mangelhafte Gebäudeisolierung, Schäden an Fassaden/Gemeinschaftsanlagen etc. (4) Bei der Ermittlung dieses Werts und der übrigen in diesem Kapitel dargestellten Kaufpreise wurden nur Fälle mit Angaben zum Brutto-Preis (Netto-Preis zuzüglich übernommener Verbindlichkeiten) einbezogen. Fälle, bei denen aufgrund interner Verkäufe zwischen kommunalen Unternehmen oder Unternehmen der Länder offensichtlich bzw. mutmaßlich kein Marktpreis vereinbart wurde, wurden bei den Berechnungen ausgeklammert (zum Abdeckungsgrad der Preisangaben bei den Verkaufsfällen siehe Beschreibung der Untersuchungsmethode im vorangegangenen Kapitel). Im Rahmen der Wohnungspakete wurden auch Gewerbeeinheiten mit verkauft, die mangels Angaben aus den erhobenen Verkaufspreisen nicht herausgerechnet werden konnten. Dabei handelt sich typischerweise um in die Wohnobjekte integrierte Kleingewerbeeinheiten (Läden, Geschäfte, Praxen etc.), nicht aber über eigenständige, große Gewerbe- oder Bürokomplexe. Soweit Angaben über die Zahl der Gewerbeeinheiten vorlagen, umfassten diese regelmäßig weniger als 3 % des Gesamtbestands (ein Ausnahmefall mit 6 % bei nur 900 Wohnungen). Aufgrund der eher geringen Anteile kann davon ausgegangen werden, dass die durchschnittlichen Verkaufspreise pro Wohnung nur unwesentlich von unterschiedlichen Anteilen einbezogener Gewerbeeinheiten beeinflusst werden. (5) Die Schätzung der gezahlten Quadratmeterpreise wurde auf Grundlage von Angaben der Zusatzerhebung zum Mikrozensus zu den Wohnflächen unterschiedlicher Baualtersgruppen in den alten und neuen Ländern durchgeführt, weil für die verkauften Wohnungen in zu wenigen Fällen Angaben zu deren Wohnflächen zur Verfügung standen. Die Preise pro Wohnfläche der Verkaufsfälle wurden unter Berücksichtigung der Faktoren alte/neue Länder und Baualter aus den erhobenen Preisen pro Wohnung unter Nutzung der jeweiligen Mikrozensusangaben zu den Wohnflächen näherungsweise ermittelt. Der durchschnittliche Anteil der gebundenen Sozialwohnungen liegt bei den veräußerten Beständen bezogen auf den Verkaufszeitpunkt schätzungsweise zwischen 20 % und 25 %, also etwa zwischen 200 000 und 250 000 Wohnungen.² Bei einzelnen Portfolios sind abhängig von der Baualtersstruktur und den Aktivitäten des Alteigentümers bezogen auf die vorzeitige Rückzahlung öffentlicher Darlehen erhebliche Abweichungen von diesem Durchschnittswert festzustellen: Bei den recherchierten Fällen reicht die Spanne von 0 % bis 70 %. Tendenziell dürfte der Anteil preisgebundener Bestände bei Verkäufen kommunaler Bestände höher sein, da sie einen in der Regel höheren Anteil jüngerer Bestände aufweisen. Aufgrund des hohen Anteils von Beständen der 50er und 60er Jahre werden viele der gebundenen Wohnungen in den nächsten Jahren aus der Bindung fallen, was nicht nur für die verkauften Bestände, sondern für den Sozialmietwohnungsbestand in Deutschland generell zutrifft (vgl. hierzu Ausführungen zum Thema soziale Wohnungsversorgung in Kapitel 5). Für die verkauften Bestände ist bezogen auf Gebäude, Wohnung (Standard, Zustand) und Umfeld eine mittlere Qualität kennzeichnend (schätzungsweise mindestens 60 % der Wohnungen). Der überwiegende Teil der Bestände weist keinen spürbaren Modernisierungs- und Instandsetzungsstau³ auf, was sowohl für eher entspannte als auch für angespannte Märkte gilt; auf kleinräumiger Ebene bzw. bei kleineren Teilportfolios ist dies jedoch teilweise durchaus der Fall. Insbesondere verkaufte kommunale Bestände weisen eine eher unterdurchschnittliche Qualität auf (z. B. in Kiel). Dies liegt jedoch nicht immer daran, dass kommunale Bestände grundsätzlich eine unterdurchschnittliche Qualität aufweisen, vielmehr wurden zum Teil von Kommunen gezielt Teilbestände mit hohem Instandhaltungsstau aus ihrem Bestand heraus verkauft (z. B. Bonn, Berlin), etwa um mit den Verkaufserlösen Modernisierungsund Instandhaltungsmaßnahmen an verbliebenen Beständen durchzuführen. Teile der Bestände wurden in den letzen Jahren modernisiert, dabei wurde jedoch in der Regel kein überdurchschnittlicher, sondern ein allgemein üblicher Ausstattungsstandard erreicht. In Ostdeutschland ist bei den verkauften Wohnungen der Anteil der Bestände mit Modernisierungs- und Instandsetzungsstau tendenziell höher als in Westdeutschland. Typisch für große Teile der Bestände sind ein Wohnquartier und -umfeld, das eine eher geringe Dichte und einen eher hohen Grünanteil sowie bei der Infrastruktur eine mittlere Qualität (außerhalb des Zentrums, aber gewachsene Ausstattung/Anbindung) aufweist. In den Fallstädten liegen die verkauften Bestände gemäß Mietspiegel überwiegend in einfachen oder mittleren Lagen, die Quartiere gehören jedoch zumeist nicht zu den sozialen Problemgebieten der Stadt. Insgesamt sind die verkauften Bestände bezogen auf Gebäude, Wohnung (Standard, Zustand) und Umfeld weder durch eine Vielzahl von „Schrottimmobilien“ noch durch „Perlen“ geprägt. 2.5 Wohnungspreise und Transaktionsvolumen Die im Rahmen von Transaktionen großer Wohnungsportfolios im Durchschnitt gezahlten Preise pro Wohnung liegen insgesamt über den Zeitraum von 1999 bis 2005 bei rund 42 000 € pro Wohnung.⁴ In jüngster Zeit ist ein spürbarer Anstieg der Verkaufspreise zu verzeichnen: Während in der Zeit von 1999 bis 2003 im Schnitt rund 34 000 € pro Wohnung entrichtet wurden, waren es 2004 rund 38 000 € und 2005 rund 49 000 € pro Wohnung (Abbildung 2.7). Abbildung 2.8 zeigt die Entwicklung der Preise bezogen auf die Wohnfläche der Wohnungen.⁵ Von 1999 bis 2003 wurden schätzungsweise im Durchschnitt rund 520 € pro m², in 2004 rund 590 € pro m² und in 2005 rund 760 € pro m² bezahlt. Dabei wurden für Portfolios in Berlin die höchsten Preise entrichtet (teilweise über 1 000 € pro m² bzw. über 70 000 € pro Wohnung), wobei es sich jedoch um eher kleine Wohnungspakete handelt, die den Gesamtdurchschnitt relativ gering beeinflussen.⁶ Im ersten Halbjahr 2006 sind die Durchschnittspreise auf rund 37 000 € pro Wohnung bzw. 640 € pro m² gesunken. Hieraus kann jedoch nicht auf ein aktuell insgesamt spürbar sinkendes Preisniveau bei Transaktionen großer Wohnungsbestände geschlossen werden, da der Durchschnittspreis des ersten Halbjahrs 2006 im Wesentlichen von dem Verkauf der Wohnungsbaugesellschaft Dresden bzw. dem Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände Verkauf ostdeutscher Bestände geprägt ist. Ostdeutsche Bestände verzeichnen nämlich mit 34 000 € pro Wohnung bzw. 587 € pro m² im Zeitraum 1999 bis Juni 2006 ein spürbar niedrigeres Preisniveau als in den alten Ländern verkaufte Bestände, für die durchschnittlich 42 000 € pro Wohnung bzw. 650 € pro m² gezahlt wurde. Dabei weist der Verkauf der Dresdner Wohnungsbaugesellschaft den bislang höchsten Verkaufspreis unter den in Ostdeutschland verkauften größeren Beständen auf. Nimmt man nur die von 1999 bis 2005 in Ostdeutschland verkauften Bestände (also ohne den Verkauf der Dresdner Wohnungsbaugesellschaft), so liegt der durchschnittliche Preis nur bei 22 000 € pro Wohnung bzw. 375 € pro m², also sehr stark unter dem oben dargestellten durchschnittlichen Niveau der alten Länder. Betrachtet man nur verkaufte Portfolios mit (überwiegend) in den alten Ländern gelegenen Beständen, so ergibt sich folgende Preisentwicklung: 35 000 € pro Wohnung in den Jahren 1999 bis 2003, 38 000 € pro Wohnung in 2004, 49 000 € pro Wohnung in 2005 und 46 000 € pro Wohnung im ersten Halbjahr 2006. Der Wert für das erste Halbjahr 2006 deutet auf einen leichten Rückgang der Preise bei Verkäufen in den alten Ländern in 2006 hin. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass im ersten Halbjahr 2006 nur relativ wenige Wohnungen in den alten Ländern verkauft wurden und dass wenige sehr große Verkäufe im zweiten Halbjahr das Ergebnis für das Gesamtjahr 2006 stark beeinflussen können. Trotz dieser Einschränkungen können die Zahlen für das erste Halbjahr 2006 zumindest als erstes Indiz angesehen werden, dass sich bei den Transaktionen großer Wohnungsbestände der Preisanstieg zumindest nicht in dem starken Maße wie in den letzten Jahren fortsetzt und eine gewisse Beruhigung einsetzt. Hierfür sprechen auch Aussagen aus den Expertengesprächen. Von einigen Gesprächspartnern wurde das in 2005 erreichte Preisniveau als überhitzt bzw. gar als „Blase“ bezeichnet. Diese Einschätzung dürfte umso mehr für das Jahr 2006 gelten, zumal inzwischen ein spürbarer Anstieg des Zinsniveaus eingesetzt hat, der voraussichtlich dämpfend auf die Preisentwicklung wirken dürfte. Abbildung 2.9 zeigt die Verteilung der von 1999 bis Juni 2006 veräußerten Wohnungen auf verschiedene Verkaufspreisklassen. Insgesamt weisen die Preise eine breite Streuung auf: 31 % der verkauften Wohnungen entfällt auf die Preisklasse von 30 000 bis unter 40 000 € pro Wohnung und jeweils 29 % wurden zu Preisen zwischen 40 000 und unter 50 000 € 19 pro Wohnung bzw. 50 000 und unter 60 000 € pro Wohnung veräußert. Preise von 60 000 und mehr € pro Wohnung wurden nur für gut 1 % der Wohnungen und Preise unter 30 000 € pro Wohnung für 9 % der Wohnungen bezahlt. Der Schwerpunkt der Verkaufspreise liegt somit in den drei Klassen mit Kaufpreisen zwischen 30 000 und 60 000 € pro Wohnung. Für die Streuung der Preise spielt unter anderem die zeitliche Komponente eine wesentliche Rolle: Die Klasse 30 000 bis unter 40 000 € pro Wohnung repräsentiert in hohem Maße die Verkäufe im Zeitraum 1999 bis 2003 (82 % der WE entfallen in diese Klasse). Die Klasse 40 000 bis unter 50 000 € pro Wohnung ist kennzeichnend (6) Im aktuellen Grundstücksmarktbericht 2005/2006 Berlin des Gutachterausschusses für Grundstückswerte widmet sich ein Abschnitt den Paketverkäufen im 2. Halbjahr 2005. Für Renditegrundstücke ergibt sich demnach in Berlin ein durchschnittlicher Paketkaufpreis von rund 660 € pro m² Wohn- und Nutzfläche, wobei hier zum Teil auch Gewerbegrundstücke enthalten sind und Unternehmensverkäufe teilweise fehlen (vgl. Gutachterausschuss Berlin (2006), S. 37). Abbildung 2.7 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Durchschnittlicher Verkaufspreis pro Wohnung 1999 bis 2005 €proWohnung 60.000 1999bis2005gesamt:41.951€proWE 40.000 49.167€/WE 38.006€/WE 33.751€/WE 20.000 0 1999-2003 2004 2005 * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS; Fälle mit Preisangabe (52 % der WE) Abbildung 2.8 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Durchschnittlicher Verkaufspreis pro Quadratmeter 1999 bis 2005 €prom2 1.000 1999bis2005gesamt:646€prom2 800 600 757€/m² 585€/m² 521€/m² 400 200 0 1999-2003 2004 2005 * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS; Fälle mit Preisangabe (52 % der WE), Wohnfläche geschätzt 20 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 für Verkäufe im Jahr 2004 (61 % der WE entfallen in diese Klasse) und in der Klasse 50 000 bis unter 60 000 € pro Wohnung sind in hohem Maße Verkäufe des Jahres 2005 vertreten. Abbildung 2.9 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Wohnungen nach durchschnittlichem Verkaufspreis pro Wohnung 1999 bis Juni 2006 Anteil der Wohnungen 60% 40% 31,4% 29,2% 29,1% 20% 8,3% 0,7% 0,8% 0,5% 60.00069.999 70.000 u.m. 0% unter 20.000 20.00029.999 30.00039.999 40.00049.999 50.00059.999 €proWohnung * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS; Fälle mit Preisangabe (52 % der WE) Abbildung 2.10 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: Wohnungen nach durchschnittlichem Verkaufspreis pro Wohnung 2005 Anteil der Wohnungen 100% 74,5% 80% 60% 40% 20% 0,0% 0% unter 20.000 4,8% 6,7% 20.00029.999 30.00039.999 11,2% 40.00049.999 50.00059.999 2,0% 0,8% 60.00069.999 70.000 u.m. €proWohnung * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS; Fälle mit Preisangabe (73 % der WE) Tabelle 2.5 Durchschnittspreis in € pro Wohnung 2004 und 2005 nach Größe des verkauften Portfolios (Anzahl der Wohnungen) Größe des Portfolios (Anzahl Wohnungen) 800 bis 9.999 Wohnungen Jahr 2004 2005 Veränderung 2004-2005 36 523 41 557 14 % 10 000 bis 49.999 Wohnungen 38 006 51 634 36 % 50 000 u. m. Wohnungen 38 127 50 846 33 % Insgesamt 38 006 49 167 29 % Datenquelle: Recherche des IfS Wie Tabelle 2.5 zeigt, hat von 2004 auf 2005 bei allen Größenklassen der Portfolios ein Anstieg der Durchschnittspreise stattgefunden: Bei Wohnungspaketen mit 800 bis unter 10 000 Wohnungen stieg der Durchschnittspreis von 36 523 € um 14 % auf 41 557 € pro Wohnung, bei Portfolios mit 10 000 bis unter 50 000 Wohnungen von 38 006 € um 36 % auf 51 634 € und bei Portfolios mit 50 000 und mehr Wohnungen von 38 127 € um 33 % auf 50 846 €. Bei mittleren und großen Portfolios war der Preisanstieg demnach überdurchschnittlich, bei kleinen Portfolios unterdurchschnittlich. Dies deutet darauf hin, dass für mittlere und große Portfolios - anders als angenommen werden könnte kein Größenrabatt eingeräumt wurde, vielmehr wurde für sie offensichtlich ein Aufschlag gezahlt. Dies lässt sich dadurch erklären, dass große Portfolios besonders hohe Rationalisierungspotenziale aufweisen und der Kauf großer Portfolios für Investoren, die einen großen Wohnungsbestand aufbauen wollen, gegenüber dem Kauf vieler kleiner Bestände eine erhebliche Aufwandsersparnis mit sich bringt. Da die hohe Nachfrage nach mittleren und großen Portfolios im Jahr 2005 auf ein begrenztes Angebot stieß, wurden von den Käufern hierfür hohe Preise geboten. Zusätzlich begünstigt wurde diese Entwicklung durch das in 2005 auf einen Tiefststand gesunkene Zinsniveau für Hypothekarkredite, das den Käufern eine günstige Finanzierung der Kaufpreise ermöglichte (siehe auch Kapitel 6). In Abbildung 2.10 ist die Verteilung der im Jahr 2005 verkauften Wohnungen auf Preisklassen dargestellt. 75 % der Wohnungen wurden zu einem Preis zwischen 50 000 und unter 60 000 € pro Wohnung verkauft und nur bei 3 % liegt der Verkaufspreis bei 60 000 € und mehr pro Wohnung (fast ausschließlich Fälle in Berlin). Das oben dargestellte in 2005 spürbar gestiegene Niveau der Durchschnittspreise ist somit weniger durch zahlreiche „Ausreißer“ nach oben geprägt, als vielmehr durch ein bei der überwiegenden Mehrheit der verkauften Wohnungen spürbar gestiegenes Preisniveau. In 2005 sind aber nicht nur Verkäufe mit hohen, sondern auch Verkäufe mit niedrigen Preisen zu verzeichnen, die eine größere Zahl von Verkäufen mittlerer und kleinerer Portfolios betreffen. 11 % der in 2005 verkauften Wohnungen liegen in der Preisklasse von 40 000 bis unter 50 000 € pro Wohnung, 7 % wurden zu Preisen zwischen 30 000 bis unter 40 000 € pro Wohnung verkauft Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände und bei 5 % der Wohnungen lagen die Preise noch niedriger. Bei den niedrigen Verkaufspreisen des Jahres 2005 handelt es sich häufig um Bestände mit berechtigten Preisabschlägen (z. B. Plattenbauten, ausgesonderte Bestände), aber nicht nur um solche Bestände. Insgesamt weisen die Preise pro Wohnung eine spürbare Streuung auf, die nicht nur auf Unterschiede in der Größe, Qualität und Lage sowie Verkaufszeitpunkt der Wohnungen, sondern auch auf unterschiedliche Bewertungen und Renditeerwartungen der Käufer zurückzuführen ist. Aufgrund steigender Verkaufszahlen sowie steigender Preise pro Wohnung hat sich das gesamte Transaktionsvolumen in den letzten Jahren stark erhöht. In 2001 wurden im Rahmen der Transaktionen großer Wohnungsbestände schätzungsweise rund 4,6 Mrd. € bewegt; in 2004 lag das Volumen bei etwa 13,8 Mrd., in 2005 bei rund 17,2 Mrd. € und im ersten Halbjahr 2006 bei 3,7 Mrd. €. Insgesamt ergibt sich somit für die letzten zweieinhalb Jahre (2004 bis Juni 2006) ein Transaktionsvolumen von 34,7 Mrd. € (Abbildung 2.11).⁷ 2.6 Struktur der Verkäufer Von den im Zeitraum 1999 bis Juni 2006 im Rahmen von Transaktionen großer Wohnungsbestände verkauften rund 1 277 000 Wohnungen wurden rund 723 000 Wohnungen (57 %) von der öffentlichen Hand verkauft, d. h. von Bund, Ländern und Kommunen. Unter dieser Kategorie wurden auch Wohnungen bzw. Wohnungsunternehmen einbezogen, die privaten Eigentümern gehören, an denen die öffentliche Hand eine Mehrheitsbeteiligung hat (z. B. Landesentwicklungsgesellschaften, Bundesunternehmen, Wohnungsunternehmen im Eigentum von kommunalen Betrieben wie Stadtwerke; Tabelle 2.6). Rund 542 000 Wohnungen wurden von Privateigentümern (42 %) veräußert und rund 12 000 verkaufte Wohnungen (1 %) entfallen auf sonstige Eigentümer (Genossenschaften, Unternehmen ohne Erwerbszweck, ohne Angabe etc.). Unter den Verkäufen von Privateigentümern sind 240 000 Wohnungen von industrieverbundenen Wohnungsunternehmen (44 % der von Privaten verkauften Wohnungen bzw. 19 % von allen verkauften Wohnungen). Ausländische Unternehmen haben mit rund 42 000 Wohnungen bisher einen geringen Anteil von 3 % an den gesamten von 1999 bis Juni 2006 verkauften Wohnungen. In jüngster Zeit nimmt deren Bedeutung (insbesondere aufgrund steigender Wiederverkäufe) jedoch erheblich zu: so lag ihr Anteil im Zeitraum von 21 2004 bis Juni 2006 bei 5 % (darunter in 2005 bei 8 % bzw. im ersten Halbjahr 2006 bei 16 %) der verkauften Wohnungen (zur Zuordnung privater Verkäufer siehe Hinweise in Tabelle 2.6). Insgesamt ist der Anteil der von der öffentlichen Hand verkauften Wohnungen in jüngster Zeit zugunsten privater Verkäufe etwas zurückgegangen: Im Zeitraum von 1999 bis 2003 lag der Anteil der von der öffentlichen Hand verkauften Wohnungen noch bei 77 %, im Zeitraum 2004 bis Juni 2006 nur noch bei 45 %. Im Gegenzug ist der Anteil der von privaten Eigentümern verkauften Wohnungen von 22 % auf 54 % gestiegen. 2.7 Struktur der Käufer Von den insgesamt rund 1 277 000 Wohnungen wurden rund 981 000 Wohnungen (77 %) von privaten Käufern gekauft. Auf die öffentliche Hand entfallen rund 280 000 gekaufte Wohnungen (22 %) und auf sonstige Käufer 15 000 Wohnungen (1 %). Hinter den Käufen durch die öffentliche Hand stehen Übernahmen von Wohnungsunternehmen durch kommunale Unternehmen (andere kommunale Wohnungsunternehmen, Stadtwerke, Verkehrsbetriebe etc.) oder andere Unternehmen mit öffentlicher Mehrheitsbeteiligung (Tabelle 2.7). Unter den Käufen durch private Investoren dominieren Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland (UK, USA, Kanada, Australien) mit rund 642 000 Wohnungen. Rund 38 000 Wohnungen wurden von Unternehmen aus dem kontinentaleuropäischen Ausland gekauft, die erst seit 2005 merklich als Käufer auftreten. Von deutschen Unternehmen wur- (7) Für die übrigen Jahre wird aufgrund geringerer Besetzungsgrade bei den Preisangaben auf Angaben zum hochgerechneten Transaktionsvolumen verzichtet. Abbildung 2.11 Transaktionen großer Wohnungsbestände*: hochgerechnetes Transaktionsvolumen 2004 bis Juni 2006 Mrd.€ 25,0 20,0 15,0 17,2Mrd.€ 2004 bis Juni 2006 gesamt:34,7Mrd.€ 13,8Mrd.€ 10,0 5,0 3,7Mrd.€ 0,0 2004 2005 01-06/ 2006 * Verkäufe ab 800 Wohnungen Datenquelle: Recherche des IfS; hochgerechnet mit Fällen mit Preisangabe (71 % der WE) 22 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Tabelle 2.6 Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufte Wohnungen 1999 bis Juni 2006 nach Art des Verkäufers* 1999 bis Juni 2006 Verkäufer 1999 bis 2003 2004 bis Juni 2006 Wohnungen Anteil Anteil Anteil 1 277 000 100 % 100 % 100 % Öffentliche Hand 723 000 57 % 77 % 45 % Kommune 337 000 26 % 29 % 25 % Kommunales Wohnungsunternehmen 332 000 26 % 29 % 24 % 5 000 0 % 0 % 1 % Bund/Land 386 000 30 % 48 % 20 % Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 265 000 21 % 35 % 13 % Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) 121 000 9 % 13 % 7 % Privat 542 000 42 % 22 % 54 % Gesamt Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) Unternehmen aus angelsächsischem Ausland 42 000 3 % 0 % 5 % 0 0 % 0 % 0 % Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie 240 000 19 % 10 % 24 % Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland 236 000 18 % 12 % 22 % Privateigentümer ohne Zuordnung 24 000 2 % 0 % 3 % Sonstige 12 000 1 % 0 % 1 % Genossenschaft 4 000 0 % 0 % 0 % Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 9 000 1 % 0 % 1 % * Summenabweichungen durch Rundung Für die Zuordnung von privaten Verkäufern zu einer Region (Deutschland, kontinentaleuropäisches oder angelsächsisches Ausland) oder zu einer Gruppe (Industrie/sonstige Eigentümer) wurden Sitz und Art der Muttergesellschaft bzw. des Fonds zugrunde gelegt Tabelle 2.7 Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE): Verkaufte Wohnungen 1999 bis Juni 2006 nach Art des Käufers* 1999 bis Juni 2006 1999 bis 2003 2004 bis Juni 2006 Käufer Wohnungen Anteil Anteil Anteil Gesamt 1 277 000 100 % 100 % 100 % Öffentliche Hand 280 000 22 % 41 % 11 % Kommune 8 % 138 000 11 % 17 % Kommunales Wohnungsunternehmen 93 000 7 % 12 % 5 % Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) 45 000 4 % 5 % 3 % 142 000 11 % 25 % 3 % 18 000 1 % 0 % 2 % Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) 124 000 10 % 25 % 1 % Privat 981 000 77 % 57 % 88 % Unternehmen aus angelsächsischem Ausland Bund/Land Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 642 000 50 % 18 % 69 % Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland 38 000 3 % 1 % 4 % Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie 44 000 3 % 5 % 2 % 247 000 19 % 33 % 12 % Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer Privateigentümer ohne Zuordnung 9 000 1 % 0 % 1 % 15 000 1 % 2 % 1 % Genossenschaft 8 000 1 % 1 % 0 % Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 8 000 1 % 1 % 0 % Sonstige * Summenabweichungen durch Rundung Für die Zuordnung von privaten Käufern zu einer Region (Deutschland, kontinentaleuropäisches oder angelsächsisches Ausland) oder zu einer Gruppe (Industrie/sonstige Eigentümer) wurden Sitz und Art der Muttergesellschaft bzw. des Fonds zugrunde gelegt Datenquelle Tabelle 2.6 und 2.7: Recherche des IfS Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände den rund 291 000 Wohnungen übernommen, davon 44 000 von industrieverbundenen Wohnungsunternehmen, die im Zeitraum von 1999 bis Juni 2006 nicht nur als Verkäufer, sondern vor ihrem Verkauf noch als Käufer von Wohnungen auftraten. Bei rund 9 000 Wohnungen liegen keine näheren Angaben zur Art des privaten Käufers vor (zur Zuordnung privater Käufer siehe Hinweise in Tabelle 2.7). Der Anteil der von privaten Investoren gekauften Wohnungen ist von 57 % im Zeitraum 1999 bis 2003 auf 88 % im Zeitraum 2004 bis Juni 2006 gestiegen, der Anteil der Käufe der öffentlichen Hand dagegen von 41 % auf 11 % gesunken. Bei den privaten Käufern ist besonders der Anstieg der von Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland gekauften Wohnungen auffällig: Der Anteil dieser Wohnungen an allen gekauften Wohnungen hat sich von 18 % im Zeitraum 1999 bis 2003 auf 69 % im Zeitraum 2004 bis Juni 2006 erhöht. Aber auch der Anteil von Käufern aus dem kontinentaleuropäischen Ausland hat sich von 1 % auf 4 % erhöht, wenngleich diese Gruppe insgesamt in ihrer Bedeutung als Käufer weit hinter den angelsächsischen Investoren zurücksteht. 23 2.8 Veränderung der Bestände von Eigentümergruppen durch die Transaktionen Durch die Verkäufe und Käufe veränderten sich die Bestände der verschiedenen Eigentümergruppen im Saldo erheblich. Der Wohnungsbestand der öffentlichen Hand ging durch Transaktionen großer Wohnungsportfolios von 1999 bis Juni 2006 per Saldo um rd. 442 000 Wohnungen zurück. Im Gegenzug hat sich die Zahl der Wohnungen bei den privaten Eigentümern um rund 439 000 Wohnungen und bei den sonstigen Eigentümern um 3 000 Wohnungen erhöht (Tabelle 2.8). Im Folgenden wird zwischen kommunalen Wohnungsunternehmen (unmittelbar im Eigentum einer Kommune bzw. eines Stadtstaats) und Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. eines Landes (ohne Stadtstaaten) unterschieden. Zusätzlich wird bei diesen beiden Gruppen unterschieden, ob sich das Wohnungsunternehmen unmittelbar im Eigentum der Kommune bzw. des Bundes oder Landes befindet, oder ob es im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung der Kommune bzw. des Bundes oder Landes ist. Tabelle 2.8 Überblick über die Verkäufe und Käufe 1999 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Verkäufe Eigentümer Gesamt Käufe Saldo Wohnungen Anteil Wohnungen Anteil Wohnungen 1 277 000 100 % 1 277 000 100 % 0 Öffentliche Hand 723 000 57 % 280 000 22 % -442 000 Kommune 337 000 26 % 138 000 11 % -199 000 Kommunales Wohnungsunternehmen 332 000 26 % 93 000 7 % -239 000 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit 5 000 Strukturmerkmale der Transaktionen kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerkegroßer etc.) Wohnungsbestände 0 % 45 000 4 % 40 000 142 000 11 % -244 000 Bund/Land 386 000 30 % Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 265 000 21 % 18 000 1 % -247 000 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) 121 000 9 % 124 000 10 % 3 000 Privat 542 000 42 % 981 000 77 % 439 000 42 000 3 % 642 000 50 % 600 000 0 0 % 38 000 3 % 38 000 Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie 240 000 19 % 44 000 3 % -196 000 Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer 236 000 18 % 247 000 19 % 11 000 Privateigentümer ohne Zuordnung 24 000 2 % 9 000 1 % -15 000 Sonstige 12 000 1 % 15 000 1 % 3 000 Genossenschaft 4 000 0 % 8 000 1 % 4 000 Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 9 000 1 % 8 000 1 % -1 000 Unternehmen aus angelsächsischem Ausland Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland *Summenabweichungen durch Rundung Zur Zuordnung privater Eigentümer/Investoren bzw. privater Verkäufer/Käufer siehe Hinweise in Tabellen 2.6 und 2.7 Datenquelle: Recherche des IfS 24 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Die Zahl der Wohnungen kommunaler Wohnungsunternehmen reduzierte sich per Saldo um 239 000 Wohnungen (332 000 WE verkauft; 93 000 WE gekauft). Da kommunale Wohnungsunternehmen nicht nur durch Privateigentümer, sondern zu einem kleineren Teil auch durch kommunale Betriebe (Stadtwerke, Verkehrsbetriebe etc.) gekauft wurden, hat sich der Bestand in der Kategorie „Wohnungsunternehmen im Eigentum privater Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung“ um 40 000 Wohnungen erhöht. Die Zahl der Wohnungen von Wohnungsunternehmen des Bundes und des Landes nahm per Saldo um 247 000 ab. Hingegen verbuchten Wohnungsunternehmen im Eigentum privater Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung von Bund bzw. Land (z. B. LEG, Landesbank) per Saldo einen leichten Zuwachs von 3 000 Wohnungen; dieser nahezu ausgeglichene Saldo ist jedoch Ergebnis umfangreicher Aufkäufe (124 000 Wohnungen) vor allem von Wohnungsunternehmen des Bundes und des Landes sowie umfangreicher Verkäufe (121 000 Wohnungen) vor allem an Private. Die Zahl der Wohnungen, die unmittelbar und mittelbar im Einflussbereich der Kommunen stehen (kommunale Wohnungsunternehmen und Wohnungsunternehmen im Eigentum privater Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung), ging von Ende 1998 bis Ende Juni 2006 durch Verkäufe an Privatinvestoren um 199 000 Wohnungen zurück. Darüber hinaus wurden rund 138 000 Wohnungen innerhalb des kommunalen Einflussbereichs verkauft, darunter entfallen rund zwei Drittel (93 000 WE) auf Verkäufe von kommunalen Wohnungsunternehmen an andere kommunale Wohnungsunternehmen sowie rund ein Drittel (45 000 WE) auf Verkäufe an private Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.). Verkäufe innerhalb des kommunalen Einflussbereichs sind deshalb von Interesse bzw. Bedeutung, weil sich durch die Finanzierung des Kaufs der Renditedruck auf das veräußerte Wohnungsunternehmen auch in diesen Fällen in der Regel erhöht. 2.9 Veränderung der Anbieterstruktur durch Transaktionen großer Bestände Erläuterung des methodischen Vorgehens (8) GdW(2004), S.106. Im Folgenden wird dargestellt, wie sich die Transaktionen großer Wohnungsbestände seit Ende der 90er Jahre auf die Anbieterstruktur auf dem deutschen Wohnungsmarkt ausgewirkt haben. Notwendige Grundlage einer solchen Analyse sind Informationen zur Anbieterstruktur am Ausgangs- und Endzeitpunkt des betrachteten Zeitraums, d. h. zum 31.12.1998 und zum 30.06.2006. Zudem werden für die Beantwortung der in Zusammenhang mit den großen Transaktionen stehenden Fragestellungen Informationen zur Anbieterstruktur benötigt, die in geeigneter Weise zwischen verschiedenen Gruppen (öffentliche Hand und private Eigentümer) unterscheiden. Da es keine Datenquelle gibt, aus der sich solche Angaben zur Anbieterstruktur für diese Zeitpunkte „aus einer Hand“ gewinnen ließen, mussten eigene Berechnungen durchgeführt werden, die auf der Kombination verschiedener Datenquellen und teilweise auf Annahmen aufbauten. Vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. wurden im Jahr 2004 Informationen zur Anbieterstruktur auf dem deutschen Wohnungsmarkt veröffentlicht, die den Stand Anfang 2002 wiedergeben und auf der Nutzung verschiedener Informationen des Statistischen Bundesamts (Mikrozensus 2002, 1 % Wohnungsstichprobe 1993 und Gebäude- und Wohnungszählung 1995) sowie der GdW-Jahresstatistik beruhen.⁸ Dabei wird bezogen auf den gesamten Wohnungsbestand in Deutschland zwischen professionell-gewerblichen Anbietern (darunter Genossenschaften, kommunale Wohnungsunternehmen, öffentliche Wohnungsunternehmen, privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen etc.), privaten Kleinanbietern/Amateurvermietern und Selbstnutzern unterschieden. Die Berechnungen des IfS zur Anbieterstruktur in den Jahren 1998 und 2006 greifen das vom GdW verwendete Mengengerüst bzw. Schema zur Klassifizierung der Anbieter im Kern auf, weil es in seiner Grundstruktur dafür sehr gut geeignet ist. Zudem wird in der Fachöffentlichkeit vielfach darauf Bezug genommen, sodass es gängig ist. Für den Zweck dieser Untersuchung war jedoch eine gewisse Anpassung bei der Definition einzelner Anbietergruppen notwendig, um Kompatibilität zwischen den Informationen des GdW und den vom IfS im Rahmen der erfassten Transaktionen großer Wohnungsbestände ermittelten Eigentümergruppen herzustellen. Dies betraf insbesondere die Zuordnung von Anbietern bzw. Eigentümern zu den drei Gruppen „Kommunen“, „Bund/Land“ und „private Eigentümer“. Die Zuordnungen in der GdW-Statistik beruhen auf einer Selbsteinordnung der befragten Mitgliedsunternehmen zu Anbietergruppen, während die Zuordnung der vom IfS ermittelten Transaktionen großer Wohnungsbestände nicht über eine Selbstein- Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände ordnung der Unternehmen, sondern vielmehr auf Grundlage der erhobenen Sachverhalte zu den Eigentumsverhältnissen erfolgte. Z. B. wurden vom IfS private Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes/Landes der Eigentümergruppe „Bund/Land“ zugeordnet (entsprechendes gilt für die Eigentümergruppe „Kommune“), während die Selbsteinordnung von Unternehmen in einigen dieser Fälle zu der Eigentümergruppe „Privates Unternehmen“ erfolgte. Weitere Änderungen der Zuordnung betrafen von Stadtstaaten verkaufte Wohnungsunternehmen, die vom IfS einheitlich als kommunales bzw. städtisches Wohnungsunternehmen eingestuft wurden. Diese Anpassungen in der Zuordnung erfolgten unter Beteiligung des GdW, der das IfS bei der Klärung der Eigentümer- bzw. Anbietersystematik tatkräftig unterstützte. Ein weiterer Anpassungsschritt bezog sich auf die von den GdW-Mitgliedsunternehmen verwalteten Wohnungen Dritter, die in der Anbietersystematik des GdW dem jeweils verwaltenden Unternehmen zugeordnet bzw. bei dessen Zahl der Wohnungen subsumiert wurden. In Zusammenhang mit den Verkäufen von Unternehmen hätte eine Beibehaltung dieser Systematik zu Verzerrungen geführt, da bei Unternehmensverkäufen zwar die Verwaltungsverträge in der Regel bestehen bleiben dürften, die verwalteten Wohnungen jedoch nicht den Eigentümer wechseln. Sofern es sich um verwaltete Mietwohnungen Dritter handelt, wurden sie der vom IfS zusätzlich eingeführten Kategorie „von professionell-gewerblichen Eigentümern verwaltete Mietwohnungen Dritter“ zugeschlagen, sofern es sich um verwaltete Eigentumswohnungen handelt, die in der Regel der Mieterprivatisierung entstammen, wurden sie in der Rubrik „selbst genutzte Wohnungen“ eingeordnet.⁹ Ausgehend von der vom GdW veröffentlichten und vom IfS strukturell angepassten Anbieterbzw. Eigentümerstruktur 2002 wurde in einem Schätzverfahren die Eigentümerstruktur für Ende 1998 und Juni 2006 berechnet. Grundlage waren die Faktoren Bautätigkeit, Wohnungsabgänge, Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und Transaktionen großer Wohnungsbestände. Dabei wurde zum einen auf Angaben der amtlichen Statistik zurückgegriffen: Die Wohnungsbestandsfortschreibung diente als Rahmengröße für die Entwicklung der Gesamtzahl der Wohnungen in dem Mengengerüst, Wohnungszugänge in einzelnen Teilsegmenten (Mehrfamilienhäuser, 1-2-Familienhäuser, Eigentumswohnungen) sowie Abgänge an Wohnungen wurden über Informationen 25 der Bautätigkeitsstatistik in die Berechnungen einbezogen. Zum anderen wurden Informationen aus der Jahresstatistik des GdW genutzt, um den Anteil der gesamten Bautätigkeit und Abgänge zu bestimmen, der auf die Eigentümergruppen entfällt, die die GdW-Mitgliedsunternehmen stellen bzw. von ihnen weitgehend geprägt werden. Zusätzlich wurden daraus Informationen zur Entwicklung der Eigentümerstruktur der GdW-Mitgliedsunternehmen sowie zu den für Dritte verwalteten Mietund Eigentumswohnungen herangezogen. Neben den Veränderungen, die sich aus Bautätigkeit und Abgängen auf die Eigentümerstruktur ergeben, galt es, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen bzw. den Verkauf der Wohnungen an Selbstnutzer zu berücksichtigen. Hierzu liegen bundesweit nur vereinzelt Informationen vor, die zudem von einer unterschiedlichen Systematik geprägt sind. Einen relativ guten Anhaltspunkt geben die Daten des Oberen Gutachterausschusses des Landes Nordrhein-Westfalen, die sich auf die landesweit erhobenen Erstverkäufe von in Wohneigentum umgewandelten Mietwohnungen beziehen. Da Nordrhein-Westfalen als größtes Bundesland einen relativ großen Anteil des gesamten Wohnungsbestands in Deutschland abdeckt und zudem sehr verschiedene Wohnungsmarktregionen und -typen einschließt, wurden die Informationen als Grundlage für eine Hochrechnung bzw. Schätzung des gesamten Umfangs der Umwandlungen in Deutschland verwendet. Da bezogen auf den Zeitraum von Ende 1998 bis Juni 2006 nicht zu allen Einzeljahren Angaben aus den genannten Quellen vorlagen, wurde teilweise mit Trendfortschreibungen oder Plausibilitätsüberlegungen gearbeitet. Beispielsweise wurden die Baufertigstellungen des ersten Halbjahres 2006 aus der Entwicklung des Vorjahres in Verbindung mit Daten zu den Baugenehmigungen, die bis zum Stand Februar 2006 vorlagen, abgeleitet. Sofern aus den Datenquellen keine Informationen vorlagen, wie sich die Werte auf einzelne Eigentümergruppen verteilen, wurden entweder proportionale Verteilungen (entsprechend des Anteils am Wohnungsbestand) oder gewisse Abweichungen davon auf der Basis von Plausibilitätserwägungen unterstellt. Dies betraf weniger öffentliche Eigentümer und Genossenschaften, da zu diesen Eigentümergruppen in der Regel Informationen aus der GdW-Jahresstatistik zu gewinnen waren, als private Eigentümergruppen. Insbesondere bezogen auf die privaten Eigentümergruppen sind die vorgenommenen (9) Zusätzliche Anpassung: Mietwohnungen in 1-2-Familienhäusern inkl. leer stehender Wohnungen. 26 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Berechnungen als relativ grobe Schätzungen zu verstehen, zu denen es mangels geeigneter Informationen keine Alternative gab. Das berechnete Mengengerüst zur Eigentümerstruktur Ende 1998 und Mitte 2006 dürfte für den maßgeblichen Zweck dieser Untersuchung, die Darstellung der Veränderungen durch die in dieser Zeit erfolgten Transaktionen großer Wohnungsbestände, dennoch eine ausreichende Genauigkeit aufweisen. Schließlich ging es nicht in erster Linie um die Frage, wie viele Wohnungen einzelne Eigentümergruppen genau besitzen, sondern darum darzustellen, in welchen Größenordnungen sich die Wohnungsbestände der für die Verkäufe maßgeblichen Eigentümergruppen bewegen und wie diese sich in der Anzahl durch große Transaktionen, die relativ genau erfasst wurden, verändert haben. Ergebnisse der Berechnungen In Tabelle 2.9 sind die Ergebnisse der Berechnungen zur Veränderung der Anbieterstruktur von Ende 1998 bis Mitte 2006 dargestellt. Als Folge der Transaktionen großer Wohnungsbestände hat sich die Zahl der Wohnungen, die sich im Eigentum der öffentlichen Hand befinden, in diesem Zeitraum insgesamt um 15,1 % (442 000 WE) reduziert. Während sich kommunale Wohnungen um 8,0 % (199 000 WE) verringert haben, sind es bei Bund/Land mit 54,2 % (243 000 WE) mehr als die Hälfte der Wohnungen. Tabelle 2.9 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt durch Transaktionen großer Wohnungsbestände und weitere Faktoren (Bautätigkeit, Abgänge, Umwandlung und Verkauf an Selbstnutzer) Anzahl Wohnungen zum Stichtag ... 31.12.1998 30.06.2006 Veränderung 1998 bis Juni 2006 davon durch Transaktionen großer Bestände Wohnungen Wohnungen in Prozent in Prozent davon durch weitere Faktoren* Wohnungen in Prozent 2 922 000 2.326 000 -596 000 -20,4 % -442 000 -15,1 % -154 000 -5,3 % Kommunale Eigentümer (Komm. Wohnungsunternehmen und WU im Eigentum eines privaten Unternehmens mit komm. Mehrheitsbeteiligung) 2 474 000 2 120 000 -354 000 -14,3 % -199 000 -8,0 % -155 000 -6,3 % Bund/Land (Wohnungsunternehmen des Bundes/Landes und WU im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes/Landes) 448 000 206 000 -242 000 -54,0 % -243 000 -54,2 % 1 000 0,2 % b) Private professionell-gewerbliche Eigentümer (privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen, Banken, Fonds etc.) 3 516 000 4 059 000 543 000 15,4 % 439 000 12,5 % 104 000 3,0 % c) Sonstige professionellgewerbliche Eigentümer 2 397 000 2 312 000 -85 000 -3,5 % 3 000 0,1 % -88 000 -3,7 % a) Öffentliche Hand 2 164 000 2 079 000 -85 000 -3,9 % 4 000 0,2 % -89 000 -4,1 % Übrige (Kirche, sonstige WU etc.) 233 000 233 000 0 0,0 % -1 000 -0,4 % 1 000 0,4 % 1. Professionell-gewerbliche Eigentümer gesamt (a bis c) 8 835 000 8 697 000 -138 000 -1,6 % 0 0,0 % -138 000 -1,6 % 740 000 453 000 -287 000 -38,8 % 0 0,0 % -287 000 -38,8 % 13 569 000 14 507 000 939 000 6,9 % 0 0,0 % 939 000 6,90 % 5 160 000 5 421 000 262 000 5,1 % 0 0,0 % 262 000 5,1 % Genossenschaften 2. Eigentümer, deren Miet-WE von professionell-gewerblichen Eigentümern verwaltet werden 3. Private Kleineigentümer/nicht gewerbliche Vermieter Vermietete/leere WE 1-2-Fam.h. Geschosswohnungen 4. Selbstnutzer 1-2-Familienhäuser Geschosswohnungen Wohnungseigentümer gesamt 8 409 000 9 086 000 677 000 8,1 % 0 0,0 % 677 000 8,1 % 14 387 000 15 960 000 1 573 000 10,9 % 0 0,0 % 1 573 000 10,9 % 11 749 000 12 812 000 1 063 000 9,0 % 0 0,0 % 1 063 000 9,0 % 2 638 000 3 148 000 510 000 19,3 % 0 0,0 % 510 000 19,3 % 37 531 000 39 617 000 2 087 000 5,6 % 0 0,0 % 2 087 000 5,6 % *B autätigkeit, Abgänge, Einzelprivatisierung für Selbstnutzer Berechnungen des IfS zur Eigentümerstruktur in Anlehnung an die vom GdW verwendete Anbieterstruktur 2002 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, GdW, Oberer Gutachterausschuss NRW, Recherche des IfS zu Transaktionen großer Wohnungsbestände Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände Im Gegenzug hat sich die Zahl der Wohnungen von privaten Eigentümern, die dem professionell-gewerblichen Bereich zuzuordnen sind, durch die Transaktionen um 12,5 % (439 000 WE) vergrößert. Bei den sonstigen professionell-gewerblichen Eigentümern (Genossenschaften, Kirche etc.) haben sich durch die Transaktionen sehr geringe Zuwächse an Wohnungen ergeben, und zwar sowohl insgesamt (0,1 %, 3 000 WE) als auch bei der Teilgruppe Genossenschaften (0,2 %, 4 000 WE). Berücksichtigt man zusätzlich die übrigen Faktoren, die neben den Transaktionen großer Wohnungsbestände zur Veränderung der Anbieterstruktur beigetragen haben (Bautätigkeit, Abgänge, Umwandlungen), so ergibt sich für den Zeitraum von Ende 1998 bis Juni 2006 eine Reduzierung des Wohnungsbestands der öffentlichen Hand um 20,4 % (596 000 WE), darunter bei kommunalen Eigentümern um 14,3 % (354 000 WE) und bei Bund/Land um 54,0 % (242 000 WE). Die Bestände der öffentlichen Hand haben sich (zusätzlich zu den Folgen der Transaktionen von Wohnungsbeständen) reduziert, weil Abrisse und Einzelprivatisierungen stärker als Neubau zu Buche schlugen, darunter insbesondere bei kommunalen Beständen in Ostdeutschland. Ähnliches gilt in etwas abgeschwächtem Ausmaß auch für Genossenschaften, deren Bestand sich gegenüber 1998 leicht um 3,9 % (85 000 WE) reduzierte. Ein anderes Bild ergibt sich bei den privaten professionell-gewerblichen Eigentümern, deren Bestand zusätzlich (zu den im Rahmen von Transaktionen großer Wohnungsbestände per Saldo hinzugewonnenen Wohnungen) leicht gewachsen ist. Insgesamt verzeichnet diese Eigentümergruppe von Ende 1998 bis Mitte 2006 einen Zuwachs an Wohnungen um 15,4 % (543 000 WE), davon 12,5 Prozentpunkte durch große Transaktionen und 3,0 Prozentpunkte durch weitere Faktoren. Anders als bei kommunalen und genossenschaftlichen Eigentümern spielen bei dieser Gruppe Abgänge an Wohnungen (insbesondere in Ostdeutschland) eine wesentlich geringere Rolle, sodass bei ihr bei den weiteren Faktoren insgesamt ein leichter Zuwachs an Wohnungen zustande kommt. Insgesamt stellte die öffentliche Hand Ende des Jahres 1998 mit 2,922 Mio. Wohnungen rund ein Drittel des Wohnungsbestands (33,1 %) der professionell-gewerblichen Eigentümer (8,835 Mio. WE). Bis Mitte 2006 ist der Anteil um 6,4 Prozentpunkte auf 26,7 % (bzw. 2,326 Mio. WE) gesunken. Der Anteil kommunaler Wohnungen am Bestand der professionell-gewerblichen Eigentümer ist von 28,0 % (2,474 Mio. WE) in 1998 um 3,6 Prozentpunkte auf 24,4 % (2,120 Mio. WE) Mitte 2006 zurückgegangen. Bezogen auf den gesamten Wohnungsbestand, der für Juni 2006 auf rund 39 617 000 Wohnungen geschätzt wurde, haben die kommunalen Wohnungsbestände aktuell (Juni 2006) einen Anteil von 5,4 %, im Jahr 1998 waren es noch 6,6 %. Zusätzlich zu den professionell-gewerblichen Eigentümern sind in Tabelle 2.9 weitere Eigentümergruppen aufgeführt: Eigentümer, deren Wohnungen von professionell-gewerblichen Eigentümern verwaltet werden, private Kleineigentümer und Selbstnutzer. Diese Eigentümergruppen wurden bei den Berechnungen zum Gesamtmengengerüst aus Kontrollgründen mitgeführt und werden in der Tabelle aus Vollständigkeitsgründen ausgewiesen. Da diese Eigentümergruppen für die Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände keine Rolle spielen, werden sie hier jedoch nicht näher beschrieben. 2.10 Beispiele für „neue“ und traditionelle Großanbieter Im Folgenden wird ein Überblick über große Wohnungsanbieter in Deutschland gegeben. Zunächst wird auf Finanzinvestoren bzw. Unternehmen eingegangen, die in den letzten Jahren als Käufer relativ großer Wohnungsportfolios aufgetreten sind (Abbildung 2.12). Den mit Abstand größten Eigentümer unter den „neuen Anbietern“ stellt Terra Firma mit der Deutschen Annington dar, die über ca. 190 000 Wohnungen verfügt, und an zweiter Stelle folgt Fortress mit ca. 153 000 Wohnungen. Den dritten Platz belegt Cerberus/Goldman Sachs mit ca. 90 000 Wohnungen (GSW, weitere Portfolios von Cerberus). Beim vierten Platz wird die Liste internationaler Investoren unterbrochen von einem deutschen traditionellen Bestandshalter, der sich im Eigentum von Bauverein und IGBE befindlichen TreuHandStelle GmbH, die über ca. 47 000 Wohnungen verfügt und in den letzten Jahren umfangreiche Käufe getätigt hat. Auf den weiteren Plätzen folgen Morgan Stanley (ca. 40 000 WE; Immeo Wohnen), die Blackstone Group (ca. 30 000 WE; fünf Gesellschaften) und Babcock&Brown (ca. 23 000 WE; WBG Jade und weitere Portfolios). Auf eine Aufzählung der weiteren in der Abbildung dargestellten großen Käufer, die Bestände zwischen ca. 20 000 und 23 000 Wohnungen haben, soll hier verzichtet werden. 27 28 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 In Abbildung 2.13 wird ergänzend ein Überblick über ausgewählte große öffentliche Wohnungseigentümer (traditionelle Anbieter) gegeben. Der größte Eigentümer ist die Stadt Berlin, die über sechs städtische Gesellschaften mit ca. 267 000 Wohnungen verfügt. Des Weiteren sind als große öffentliche Eigentümer zu nennen: die Freie Hansestadt Hamburg mit ca. 130 000 Wohnungen (Saga+GWG), das Land Nordrhein-Westfalen mit ca. 88 000 Wohnungen (LEG) und das Land Hessen mit ca. 81 000 Wohnungen (Nassauische Heimstätte und GWH). Auf den weiteren Plätzen folgen große Städte wie Leipzig (ca. 53 000 WE; LWB), Frankfurt am Main (ca. 50 000 WE; AGB Holding) und Köln (ca. 44 000 WE; GAG Konzern). Es wird deutlich, dass die „neuen“ Anbieter Abbildung 2.12 Gesamter Wohnungsbestand der größeren Käufer von Wohnungsportfolios* Anzahl der Wohnungen ca. 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 190.000 Terra Firma (Deutsche Annington Immobilien GmbH) 153.000 Fortress (Gagfah, Nileg, Woba Dresden) 90.000 Cerberus/Goldman Sachs (GSW, weitere Portfolios Cerb.) 47.000 Bergbauverein/IGBE (TreuHandStelle GmbH) 40.000 Morgan Stanley (Immeo Wohnen) Babcock & Brown (WBG Jade, weitere Portfolios) 23.000 DGAG Deutsche Grundvermögen AG 23.000 Deutsche Wohnen AG 22.000 Oaktree (Gehag) 20.000 Datenquelle: Geschäftsberichte, eigene Berechnungen Abbildung 2.13 Gesamter Wohnungsbestand großer öffentlicher Eigentümer (Beispiele)* Anzahl der Wohnungen ca. 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 Stadt Berlin (6 Gesellschaften) 130.000 Land Nordrhein-Westfalen (LEG NRW) 88.000 Land Hessen (Nassauische Heimstätte/GWH) Stadt Leipzig (LWB) Stadt Frankfurt (ABG Holding) Stadt Köln (GAG Konzern) 300.000 267.000 Stadt Hamburg (Saga+GWG) Im Folgenden wird der Umfang und die Struktur der Transaktionen großer Wohnungsbestände in der Zeit von 1999 bis Juni 2006 auf regionaler Ebene dargestellt. Zunächst wird auf die Verkäufe insgesamt sowie auf die Erst- und Wiederverkäufe eingegangen. Anschließend wird der Umfang der Erstverkäufe bezogen auf den vorhandenen Wohnungsbestand dargestellt. Zusätzlich wird der Umfang der Verkäufe nach Grad der Anspannung des Wohnungsmarkts und nach Siedlungszonen thematisiert. Schließlich wird die Zahl der verkauften Wohnungen nach Art der Käufer und Verkäufer auf regionaler Ebene untersucht. Die Regionalisierung erfolgt zum einen auf Ebene der Bundesländer, zusätzlich werden Stadtregionen innerhalb der Länder untersucht, sofern sie umfangreiche Verkaufszahlen aufweisen. Einen detaillierten Überblick über die Ergebnisse auf regionalisierter Ebene gibt Tabelle 2.10. Knapp die Hälfte der Verkäufe erfolgte in Berlin (rund 284 000 WE) und dem Ruhrgebiet (rund 212 000 WE), die unter den Regionen in Deutschland die höchsten Verkaufszahlen aufweisen. An dritter Stelle folgt das Rhein-MainGebiet (rund 76 000 WE). * Stand: Juni 2006 0 2.11 Umfang und Struktur der Verkäufe auf regionaler Ebene Verkäufe insgesamt sowie Erst- und Wiederverkäufe 30.000 Blackstone Group (5 Gesellschaften) durch die Transaktionen inzwischen über Wohnungsportfolios verfügen, die bezüglich der Größe denen der großen öffentlichen bzw. traditionellen Bestandshalter entsprechen. 81.000 53.000 50.000 44.000 * Stand: Juni 2006 Datenquelle: Geschäftsberichte, Internetauftritte, eigene Berechnungen 350.000 Unter den Städten (ohne Stadtstaaten) weisen insbesondere Dresden (rund 48 000 WE), Kiel (rund 40 000 WE), Braunschweig-Salzgitter (rund 33 000 WE), München (rund 27 000 WE) und Nürnberg (rund 22 000 WE) relativ hohe Verkaufszahlen auf. Insgesamt liegt der Schwerpunkt der Verkäufe neben Berlin im Westen und Norden Deutschlands, während der Süden relativ geringe Verkaufszahlen verzeichnet. Nachdem Ostdeutschland (ohne Berlin) lange Zeit ebenfalls von geringen Verkäufen gekennzeichnet war, ist es durch den im ersten Halbjahr 2006 erfolgten Großverkauf von Wohnungen in Dresden zu den Regionen mit hohen Verkaufszahlen aufgerückt. In nahezu allen Regionen Deutschlands ist die Zahl der Erstverkäufe spürbar höher als die der Wiederverkäufe, d. h. die Käufer haben die Wohnungen in der Mehrzahl nicht in größeren 29 Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände Tabelle 2.10 Transaktionen großer Wohnungsbestände von 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage, Erst- und Wiederverkäufen und Art der Verkäufer/Käufer Anzahl ver-/gekaufter Wohnungen nach Käufer/Verkäufer Anzahl verkaufter Wohnungen Verkäufer Land Stadtregion/ übriges Land Verkäufe gesamt (inkl. Wiederverkäufe) davon Erstverkäufe** Deutschland 1 276 844 1 059 346 217 499 87 940 63 234 24 706 Kiel 39 769 20 290 übriges Land* 48 171 42 944 54 958 Anteil Erstverkäufe am Wohnungsbestand davon Wiederverkäufe** Öffentliche Hand 2,7 % 4,7 % 19 479 5 227 51 078 110 563 Braunschweig-Salzgitter übriges Land* Schleswig-Holstein Käufer Von öffentlicher Hand an private Investoren per Saldo veräußerte Wohnungen Privat Öffentliche Hand Privat 722 920 553 924 280 445 996 399 442 475 55 734 32 206 2 600 85 340 53 134 15,6 % 12 590 27 179 440 39 329 12 150 3,5 % 43 144 5 027 2 160 46 011 40 984 3 880 5,9 % 54 838 120 44 663 10 295 10 175 62 203 48 360 1,7 % 50 184 60 379 14 044 96 519 36 140 32 889 15 970 16 919 8,5 % 3 161 29 728 0 32 889 3 161 77 674 46 233 31 441 1,3 % 47 024 30 651 14 044 63 630 32 980 darunter Hamburg Niedersachsen darunter Bremen Nordrhein-Westfalen 17 190 13 934 3 257 4,0 % 6 290 10 900 0 17 190 6 290 311 366 284 555 26 811 3,4 % 76 630 234 736 3 795 307 571 72 835 28 269 darunter Ruhrgebiet (RVR) 212 470 196 099 16 372 7,6 % 28 269 184 201 0 212 470 Rheinschiene 27 533 23 068 4 465 1,3 % 11 086 16 448 1 087 26 446 9 999 übriges Land* 71 363 65 389 5 974 1,6 % 37 275 34 088 2 708 68 655 34 567 122 711 104 556 18 155 3,7 % 87 661 35 050 52 441 70 270 35 220 Rhein-Main-Gebiet 75 501 58 521 16 980 10,0 % 45 124 30 377 18 876 56 625 26 248 übriges Land* 47 210 46 035 1 175 2,1 % 42 537 4 673 33 565 13 645 8 972 Rheinland-Pfalz 15 627 10 640 4 987 0,6 % 13 647 1 980 2 036 13 591 11 611 Baden-Württemberg 20 136 19 746 390 0,4 % 19 446 690 6 500 13 636 12 946 Bayern 69 409 60 905 8 504 1,1 % 54 118 15 291 35 879 33 530 18 240 München 26 503 18 000 8 504 2,5 % 11 438 15 066 6 179 20 325 5 259 Nürnberg 21 639 21 639 0 8,4 % 21 414 225 18 000 3 639 3 414 übriges Land* 21 266 21 266 0 0,4 % 21 266 0 11 700 9 566 9 566 Hessen darunter darunter Saarland Berlin Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen 3 557 3 557 0 0,7 % 3 557 0 2 462 1 095 1 095 284 116 237 038 47 078 12,6 % 200 967 83 149 84 370 199 746 116 597 4 505 4 417 88 0,3 % 4 505 0 0 4 505 4 505 3 038 1 938 1 100 0,2 % 3 038 0 1 898 1 140 1 140 60 377 60 377 0 2,6 % 56 477 3 900 0 60 377 56 477 darunter Leipzig 5 800 5 800 0 1,8 % 1 900 3 900 0 5 800 1 900 Dresden 47 830 47 830 0 16,6 % 47 830 0 0 47 830 47 830 übriges Land* 6 747 6 747 0 0,4 % 6 747 0 0 6 747 6 747 Sachsen-Anhalt 2 670 2 495 175 0,2 % 2 084 586 0 2 670 2 084 Thüringen 31 568 31 405 163 2,7 % 31 568 0 29 663 1 906 1 906 nicht einem Bundesland zuzuordnen 77 114 47 269 29 846 0,1 % 2 176 74 938 95 77 019 2 081 * inkl. verkaufte Wohnungsbestände, die nicht einer Region des Landes zuzuordnen sind ** bezogen auf Zeitraum 1999 bis Juni 2006; Pakete von mind. 800 WE; ohne Einzelprivatisierungen etc. Datenquelle: Recherche des IfS 30 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Blöcken (ab 800 WE) weiterverkauft, sondern halten diese bislang bzw. betreiben kleinere Portfoliobereinigungen oder Einzelprivatisierungen. Wiederverkäufe in höherem Umfang hat es in Berlin, Niedersachsen (BraunschweigSalzgitter und übriges Niedersachsen) sowie in Kiel und im Rhein-Main-Gebiet gegeben. Im Ruhrgebiet bzw. generell in Nordrhein-Westfalen haben angesichts der Höhe der Erstverkäufe relativ wenige Wiederverkäufe stattgefunden (Karte 2.1). Regionale Verteilung der Erstverkäufe bezogen auf den Bestand Zur Darstellung der regionalen Unterschiede in der Verkaufsaktivität bzw. beim Anteil der von Verkäufen betroffenen Wohnungen werden im Folgenden die Erstverkäufe ins Verhältnis zum Wohnungsbestand gestellt: Unter den Städten stehen Dresden mit 16,6 %, Kiel mit 15,6 % und Berlin mit 12,6 % verkaufter Wohnungen an oberster Stelle, mit gewissem Abstand folgen Braunschweig-Salzgitter (8,5 %) und Nürnberg (8,4 %; Karte 2.2). Bei den Stadt-Umland-Regionen sind Verkaufsanteile durch die andere Bezugsbasis bzw. durch die Einbeziehung des Umlands naturgemäß niedriger als in den Städten und daher mit diesen nur eingeschränkt vergleichbar. Im Rhein-Main-Gebiet wurden von 1999 bis Juni 2006 10,0 % der Wohnungen im Rahmen großer Transaktionen verkauft, im Ruhrgebiet 7,4 %. In der Rheinschiene ist der Wohnungsbestand dagegen relativ gering von Verkäufen betroffen (1,3 %). Bei Betrachtung der Verkäufe auf der Ebene der Bundesländer steht Berlin mit 12,6 % verkauften Wohnungen ganz oben, gefolgt von Hamburg (5,9 %), Schleswig-Holstein (4,7 %) und Bremen (4,0 %). Es wird deutlich, dass der Schwerpunkt der Verkäufe nicht nur hinsichtlich der Anzahl der verkauften Wohnungen, sondern auch hinsichtlich des prozentualen Anteils der verkauften Wohnungen bezogen auf den Wohnungsbestand im Norden Deutschlands liegt, während der Süden eher gering betroffen ist. Anteile der Verkäufe nach Siedlungszone und Marktanspannung Wie aus den Karten 2.1 und 2.2 und der Tabelle 2.11 deutlich wird, erfolgte der Großteil der Verkäufe in Ballungsgebieten (66 %) und in eher bzw. stark entspannten Wohnungsmärkten (70 %), während ein eher geringer Anteil von 34 % der verkauften Wohnungen auf Gebiete außerhalb der Ballungsgebiete (inkl. nicht zuzuordnen) und von 19 % auf eher angespannte Märkte (11 % uneindeutige Marktlage/nicht zuzuordnen) entfällt. Die Verkaufsquote, die sich hier anders als in den Karten oben auf Erst- und Wiederverkäufe bezogen auf den Wohnungsbestand bezieht, liegt bundesweit bei 3,3 %. Die Verkaufsquote ist in den Ballungsgebieten mit 8,5 % weitaus höher als in den übrigen Gebieten, in denen sie nur bei 1,5 % liegt. Ebenso ist die Verkaufsquote auf eher entspannten Märkten mit 5,5 % spürbar höher als auf eher angespannten Märkten (1,8 %; stark entspannte Märkte 1,5 %). Die Tabelle 2.11 Transaktionen großer Wohnungsbestände (800 und mehr WE; Erst- und Wiederverkäufe): Verkaufte Wohnungen 1999 bis Juni 2006 und gesamter Wohnungsbestand nach Lage im Ballungsgebiet und Grad der Anspannung des regionalen Wohnungsmarkts Ballungsgebiet/ übriges Gebiet Deutschland Verkaufte Wohnungen Ballungsgebiete* Grad der Marktanspannung** übrige Gebiete/nicht zuzuordnen stark entspannt eher entspannt eher angespannt uneindeutig/ nicht zuzuordnen 1 276 844 846 199 430 646 102 158 787 198 247 537 139 951 100 % 66 % 34 % 8 % 62 % 19 % 11 % 39 141 543 9 902 676 29 238 867 6 995 418 14 318 388 13 754 261 4 073 476 Anteil 100 % 25 % 75 % 18 % 37 % 35 % 10 % Verkaufsquote in % des Bestands 3,3 % 8,5 % 1,5 % 1,5 % 5,5 % 1,8 % 3,4 % Anteil Wohnungsbestand * mindestens auf diese Gebiete entfallende Verkäufe/Wohnungen ** stark entspannt = neue Länder (ohne Berlin); eher entspannt = Berlin, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, NRW ohne Rheinschiene, Saarland; eher angespannt = Hamburg, Rheinschiene NRW, Rhein-Main-Gebiet, Baden-Württemberg, Bayern Datenquelle: Recherche des IfS 31 Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände 5.227 42.944 übriges S-H* 19.479 20.290 Kiel 1.100 1.938 Mecklenburg-Vorpommern 3.880 51.078 Hamburg 31.441 46.233 übriges Nds.* 88 4.417 Brandenburg 3.257 13.934 Bremen 16.919 15.970 Braunschweig-Salzgitter 16.372 196.099 Ruhrgebiet 4.465 23.068 Rheinschiene 4.987 10.640 Rheinland-Pfalz 175 2.495 Sachsen-Anhalt 5.974 65.389 übriges NRW* 1.175 46.035 übriges Hessen* 47.078 237.038 Berlin 0 5.800 Leipzig 0 47.830 Dresden 163 31.405 Thüringen 0 6.747 übriges Sachsen* 16.980 58.521 Rhein-Main-Gebiet 0 21.639 Nürnberg 0 3.557 Saarland 390 19.746 Baden-Württemberg 0 21.266 übriges Bayern* 8.504 18.000 München 29.846 47.269 nicht einem Bundesland zuzuordnen Deutschland: 217.499 Wiederverkäufe 1.059.346 Erstverkäufe Karte 2.1 Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 WE) 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage Anzahl der Wohnungen Städte Städte Stadtregionen(inkl. (inkl.Landkreise) Landkreise) Stadtregionen Wiederverkäufevon vonWohnungen** Wohnungen** Wiederverkäufe Erstverkäufevon vonWohnungen Wohnungen Erstverkäufe * inkl. verkaufte Wohnungsbestände, die nicht einer Region des Landes zuzuordnen sind ** Pakete von mind. 800 WE; ohne Einzelprivatisierungen etc. 32 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 15,6 Kiel 3,5 übriges S-H* 0,2 Mecklenburg-Vorpommern 5,9 Hamburg 1,3 übriges Nds.* 4,0 Bremen 0,4 Brandenburg 12,6 Berlin 8,5 Braunschweig-Salzgitter 1,6 übriges NRW* 0,2 Sachsen-Anhalt 7,4 Ruhrgebiet 1,8 Leipzig 2,1 übriges Hessen* 1,3 Rheinschiene 2,7 Thüringen 16,6 Dresden 0,4 übriges Sachsen* 0,6 Rheinland-Pfalz 10,0 Rhein-Main-Gebiet 8,4 Nürnberg 0,7 Saarland 0,4 Baden-Württemberg 0,4 übriges Bayern* 2,5 München Deutschland gesamt: 2,7 0,1 nicht einem Bundesland zuzuordnen Karte 2.2 Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 WE) 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage Erstverkäufe von Wohnungen (ohne Wiederverkäufe) in Prozent des Wohnungsbestandes Städte Städte Stadtregionen(inkl. (inkl.Landkreise) Landkreise) Stadtregionen * inkl. verkaufte Wohnungsbestände, die nicht einer Region des Landes zuzuordnen sind Wiederverkäufe von Wohnungen** Erstverkäufe von Wohnungen Strukturmerkmale der Transaktionen großer Wohnungsbestände Transaktionen großer Wohnungsbestände erfolgten demnach weit überdurchschnittlich in Ballungsgebieten und in entspannten Wohnungsmärkten. Regionale Verteilung nach Art der Verkäufer und Käufer In Tabelle 2.10 oben ist die regionale Verteilung der von 1999 bis Juni 2006 verkauften Wohnungen nach Art des Verkäufers dargestellt. Es wird deutlich, dass eine große Anzahl an Wohnungen der öffentlichen Hand insbesondere in den Städten Berlin, Hamburg und Dresden veräußert wurden. Ebenfalls umfangreiche Verkäufe von Wohnungen der öffentlichen Hand weisen das Rhein-Main-Gebiet und das übrige Hessen sowie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf. Es sei darauf hingewiesen, dass hier auch Verkäufe innerhalb der öffentlichen Hand bzw. an Unternehmen mit öffentlicher Mehrheitsbeteiligung enthalten sind (zu Verkäufen von Beständen der öffentlichen Hand an Private siehe unten). Auffällig ist, dass im Ruhrgebiet bzw. generell in Nordrhein-Westfalen neben Beständen der öffentlichen Hand in sehr großem Umfang Wohnungsbestände privater Eigentümer verkauft wurden, wobei es sich insbesondere um ehemalige Werkswohnungen von industrieverbundenen Unternehmen handelt. Was die regionale Verteilung der verkauften Wohnungen nach Art des Käufers angeht, wird deutlich, dass in den meisten Gebieten die privaten Käufer das Kaufgeschehen dominieren. Größere Wohnungspakete wurden von der öffentlichen Hand bzw. Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der öffentlichen Hand in Berlin, Hamburg und Nürnberg sowie im Rhein-Main-Gebiet und im übrigen Hessen, in Thüringen (Gera), Nürnberg gekauft. In Karte 2.3 ist dargestellt, wie viele Wohnungen in den einzelnen Regionen über Verkäufe per Saldo von öffentlichen zu privaten Eigentümern gewechselt haben. Unter den Stadtstaaten und den Städten steht hier an erster Stelle Berlin mit rund 117 000 von öffentlichen zu privaten Eigentümern gewechselten Wohnungen, gefolgt mit großem Abstand von Dresden mit rund 48 000 Wohnungen, Kiel mit rund 12 000 Wohnungen und Hamburg mit rund 10 000 Wohnungen. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen wurden mit rund 73 000 Wohnungen umfangreiche Wohnungsbestände von öffentlichen an private Eigentümer verkauft, davon im Ruhrgebiet rund 28 000 Wohnungen, in der Rheinschiene rund 10 000 Wohnungen und im übrigen Nordrhein-Westfalen rund 35 000 Wohnungen. In Schleswig-Holstein sind es insgesamt immerhin rund 53 000 Wohnungen und im RheinMain-Gebiet rund 26 000 Wohnungen, die per Verkauf von der öffentlichen Hand an Private gingen. Aber auch in anderen Regionen bzw. Städten Deutschlands, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden sollen, hat es in größerem Umfang weitere Wohnungsverkäufe von öffentlichen an private Eigentümer gegeben. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Verkäufe regional einen sehr unterschiedlichen quantitativen Umfang und auch eine unterschiedliche Struktur aufweisen. Schwerpunkte der Transaktionen großer Wohnungsbestände sind vor allem der Norden Deutschlands, Ballungsgebiete und eher entspannte Wohnungsmärkte. Sowohl die Art der Verkäufer als auch die Art der Käufer unterscheidet sich regional: Umfangreiche Bestände öffentlicher Eigentümer wurden insbesondere dort an Privatinvestoren veräußert, wo das gesamte Verkaufsgeschehen im Zeitraum von 1999 bis Juni 2006 hoch war: in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. 33 34 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 12.150 Kiel 40.984 übriges S-H* 32.980 übriges Nds.* 1.140 Mecklenburg-Vorpommern 10.175 Hamburg 4.505 Brandenburg 6.290 Bremen 3.161 Braunschweig-Salzgitter 28.269 Ruhrgebiet 9.999 Rheinschiene 11.611 Rheinland-Pfalz 116.597 Berlin 2.084 Sachsen-Anhalt 34.567 übriges NRW* 1.900 Leipzig 8.972 übriges Hessen* 47.830 Dresden 1.906 Thüringen 6.747 übriges Sachsen* 26.248 Rhein-Main-Gebiet 3.414 Nürnberg 1.095 Saarland 9.566 übriges Bayern* 12.946 Baden-Württemberg 5.259 München 2.081 nicht einem Bundesland zuzuordnen Deutschland gesamt: 442.475 Wohnungen Karte 2.3 Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 WE) 1999 bis Juni 2006 nach regionaler Lage Von der öffentlichen Hand** an private Investoren per Saldo veräußerte Wohnungen Städte Städte Stadtregionen(inkl. (inkl.Landkreise) Landkreise) Stadtregionen * inkl.Wiederverkäufe verkaufte Wohnungsbestände, die nicht einer Region des Landes zuzuordnen sind von Wohnungen** ** Kommunen, Bund, Länder, Unternehmen mit öffentl. Mehrheitsbeteiligung Erstverkäufe von Wohnungen 35 3 Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten In diesem Kapitel wird auf die Verkaufskonstellationen eingegangen, die sich bei Verkäufen der Kommunen, der Länder, des Bundes und industrieverbundener Unternehmen ergeben. Darüber hinaus widmet es sich den Motiven und Vorgehensweisen der an den Verkäufen Beteiligten sowie den Inhalten der geschlossenen Kaufverträge. Es sei darauf hingewiesen, dass nur die Motive und das Vorgehen von Verkäufern Gegenstand dieses Kapitels sind, die langjährige Bestandshalter der veräußerten Wohnungsbestände waren. Das Vorgehen von Verkäufern, die ihre Bestände erst in den letzten Jahren erworben haben und als Wiederverkäufer auftreten, wird im Rahmen der Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios (Kapitel 4) dargestellt. Weitere Teile dieses Kapitels gehen auf die Hintergründe gescheiterter Verkäufe und auf die derzeit geplanten Transaktionen großer Wohnungsbestände ein. Die in diesem Kapitel dargestellten Informationen basieren zum einen auf den Ergebnissen der allgemeinen Recherchen zu Verkaufsfällen (Expertengespräche sowie Literatur- und Presseauswertungen). Zusätzlich wurde auf die im Rahmen der vertiefenden Untersuchung gewonnenen Informationen (Expertengespräche zu Fallbeispielen und Auswertung von Literatur bzw. in Zusammenhang mit den Verkäufen stehende Materialien) zurückgegriffen. 3.1 Verkaufskonstellationen Kommunale Verkäufe Bezogen auf den Zeitraum von 1999 bis Juni 2006 erfolgten insgesamt 36 Transaktionen großer kommunaler Wohnungsbestände. Insgesamt traten dabei 19 Kommunen als Verkäufer auf.¹⁰ Verkauft wurden komplette kommunale Wohnungsunternehmen, Minderheitsbeteiligungen an Wohnungsunternehmen oder Teilbestände von kommunalen Wohnungen bzw. Unternehmen. Weit überwiegend handelte es sich nur um einen Verkaufsfall pro Stadt, in wenigen Fällen gab es zwei Verkäufe (Frankfurt a. M./Gera). Berlin verzeichnet mit 15 Verkäufen als einzige Stadt eine hohe Zahl an Verkaufsfällen, was vor dem Hintergrund der sehr zahlreichen städtischen Wohnungsgesellschaften zu sehen ist. Für die Bewertung der Folgen von kommunalen Verkäufen ist von Interesse, an welche Art von Käufern (privat, öffentlich, genossenschaftlich) die Wohnungen verkauft wurden, ob kommunale Wohnungsbestände bzw. Wohnungsunternehmen komplett oder nur teilweise verkauft wurden und ob die Kommunen nach den Verkäufen noch über Wohnungsbestände verfügen oder keine Wohnungen mehr besitzen. Insgesamt ist das Spektrum der Verkaufskonstellationen bei den Verkäufen der Kommunen sehr breit, sodass hierauf im Folgenden differenziert eingegangen wird. Tabelle 3.1 gibt einen Überblick über verschiedene Verkaufskonstellationen bei kommunalen Verkäufen. Von den insgesamt 36 Verkäufen erfolgten 20 an private Eigentümer bzw. Privatinvestoren (in der Tabelle die Fälle unter 1 a) bis c)), darunter: • in acht Fällen kommunale Unternehmen, • in zwei Fällen kommunale Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen, • in zehn Fällen nicht die gesamten, sondern nur Teilbestände kommunaler Wohnungsunternehmen, die durchweg weit weniger als die Hälfte der Wohnungen des Unternehmens umfassen. Unter den Fällen mit Verkäufen an Privatinvestoren erfolgten die frühen bzw. kleinen bis mittleren Verkäufe insbesondere an deutsche Unternehmen aus dem Banken- oder Beteiligungssektor (z. B. KWG Kiel an WCM, Wilhelmshavener WGB Jade an Deutsche Bank) oder deutsche Immobilienunternehmen (z. B. GWK Braunschweig an DGAG, Rendsburger Wohnungsgesellschaft an J. S. Immobiliengesellschaft). Die größten kommunalen Unternehmen wurden ab 2004 an internationale Investoren verkauft (Berliner GSW an Cerberus und die Wohnungsbaugesellschaft Dresden an Fortress). Bei den zwei Fällen mit an Privateigentümer verkauften Minderheitsanteilen von Unternehmen (Frankfurt a. M.) erfolgten diese zeitnah nach den Verkäufen der (ehemaligen) Mehrheitseigentümer Deutsche Post bzw. Bund. Käufer der veräußerten Teilbestände kommunaler Wohnungsunternehmen waren häufig internationale Investoren (sieben Fälle), die auf diesem Weg bereits früh in den deutschen Markt eintraten (Lone Star im Jahr 2000), und seltener mittelständische deutsche (10) Berlin, Bremen, Bonn, Braunschweig, Dresden, Frankfurt a. M., Gera, Hamburg, Hannover, Jena, Kiel, Lübeck, Nürnberg, Osnabrück, Pinneberg (Landkreis), Rendsburg, Saarbrücken, Wilhelmshaven, Wuppertal. 36 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Tabelle 3.1 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe der Kommunen (inkl. Stadtstaaten) Jahr Verkäufer Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen Wohnungen* Käufer/Investor 1. Verkäufe an Privateigentümer a) Verkäufe von Unternehmen 2004 Stadt Berlin Unternehmen GSW 65 700 Cerberus/Goldman Sachs (90 %)/ ContestBeteiligungs GmbH (10 %) 2006 Stadt Dresden Unternehmen Wohnungsbaugesellschaft Dresden (Woba)** 47 830 Fortress 1999 Stadt Kiel Unternehmen Kieler Wohnungsbaugesellschaft** 11 000 WCM (99,7 %)/Privateigentümer (0,3 %) 2000 Stadt Wilhelmshaven Unternehmen Wohnungsbaugesellschaft Jade GmbH** 7 500 Deutsche Bank 2004 Stadt Bremen Unternehmen Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau GmbH 3 257 RSE (WCM)/swb Immobilien GmbH 1999 Gesobau Unternehmen Nord Wohnungsunternehmen GmbH (Gesobau) 2 067 Raab Karcher AG (Viterra) 2003 Stadt Braunschweig/ Landkreise Wolfenbüttel, Peine und Helmstedt Unternehmen GWK Wohnungsbaugesellschaft mbH Braunschweig 1 661 DGAG Deutsche Grundvermögen AG 2005 Stadt Rendsburg Unternehmen Rendsburger Wohnungsgesellschaft mbH** 1 364 J. S. Immobilienbeteiligungsgesellschaft b) Verkäufe von Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen 1999 Stadt Frankfurt Unternehmen Wohnbau Rhein-Main 2 900 Viterra AG/Hypo-Vereinsbank 2002 Stadt Frankfurt Unternehmen Frankfurter Siedlungsgesellschaft 1 439 Viterra AG c) Verkäufe von Teilbeständen 2005 Wohnungsbaugesellschaft Marzahn Bestand 3 858 Volker-Wessels-/Reggeborgh-Gruppe 2000 Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf Bestand 3 300 Lone Star 2004 Degewo, Köwoge Bestand 2 652 Cerberus/Goldman Sachs 2001 Wohnungsbaugesellschaft Marzahn Bestand 2 500 Mega Entwicklungs- und Gewerbeansiedlungsgesellschaft AG 2002 Stadt Bonn Bestand 2 482 Firma Sahle 2004 GBH Gesellschaft für Bauen und Wohnen Hannover k. A. 2 409 Cerberus 2002 Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf Bestand 2 200 Lone Star 2004 Gewobag Bestand 1 500 Cerberus 2005 Saarbrücker Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft Bestand 1 095 Mondura AG 2004 WBM/Bewoge Berlin Bestand 1 000 Apellas Property Management 2. Verkäufe an Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung 2005 Hansestadt Hamburg Unternehmen GWG 38 400 Saga Hamburg 2002 Stadt Berlin Unternehmen Marzahner Wohnungsbaugesellschaft 32 000 Degewo 1999 Berlin Unternehmen Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf 22 770 Stadt und Land Wohnbauten-Ges. (94 %) GSW (6 %) 2004 Stadt Nürnberg Unternehmen WBG Nürnberg GmbH 10 800 Städtische Werke Nürnberg 2002 Stadt Jena Unternehmen Städtische Wohnungsbau- und Verwaltungsges. Jena 13 160 Stadtwerke Jena 2003 Stadt Gera Unternehmen Wohnungsbauges. Elstertal 7 490 Stadtwerke Gera AG 2005 Berliner Verkehrsbetriebe, Anstalt öff. Rechts Unternehmen GHG Wohnen GmbH 5 100 Corpus Immobiliengruppe (Mehrheitsbeteiligung Sparkassen) 3. Verkäufe an Unternehmen der Länder a) Verkäufe von Unternehmen 2002 Stadt Gera Unternehmen Gewo - Geraer Wohnungsgesellschaft mbH 9 013 DKB Deutsche Kreditbank 2003 Stadt Osnabrück Unternehmen Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaft** 3 600 Nileg Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten Jahr Verkäufer Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen 37 Wohnungen* Käufer/Investor b) Verkäufe von Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen 2001 Berlin Unternehmen GEHAG (2. Teilmarge) 2002 Stadt Lübeck Unternehmen Heimstätten Lübeck Unternehmen GeWoGe Pinneberg** 6 125 Hamburger Landesbank (später HSH-Bank) 1 688 LEG Schleswig-Holstein 4. Verkäufe an Genossenschaften a) Verkäufe von Unternehmen 2006 Kreis Pinneberg (81 %), 7 Gemeinden (19 %) 2 223 Genossenschaft Neue GeWoGe b) Verkäufe von Teilbeständen 2001 Wohnungsbaugesellschaft Marzahn Bestand 1 400 Wohnungsbaugenossenschaft Nordlicht 2001 Wohnungsbaugesellschaft Marzahn Bestand 1 329 Wohnungsbaugenossenschaft Horizont 2002 Wohnungsbaugesellschaft Marzahn Bestand 1 210 Wohnungsbaugenossenschaft Eigentum 2000 6 000 Mietgesellschaft der GWG Wuppertal GmbH & Co KG/ KGAL Allg. Leasing 5. Sonstiges/Sale-and-Lease-Back-Verfahren 2004 GWG Wuppertal Bestand** * sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt ** Verkauf des gesamten Wohnungsbestands der Kommune Datenquelle: Recherche des IfS Immobilienunternehmen (drei Fälle, z. B. Fa. Sahle, Mondura). In 16 Fällen erfolgten die kommunalen Verkäufe nicht an Privatinvestoren, sondern an Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der öffentlichen Hand oder an Genossenschaften und in einem Fall wurde ein Sale-And-LeaseBack-Verfahren (Wuppertal) umgesetzt. Dabei wurden: • In sieben Fällen kommunale Wohnungsunternehmen an private Unternehmen verkauft, die sich mehrheitlich in kommunalem Eigentum befinden. Dies sind zumeist die Stadtwerke bzw. andere städtische Betriebe (Gera, Jena, Nürnberg), andere kommunale Wohnungsunternehmen (Berlin, Hamburg), mit denen ein Zusammenschluss zu einem größeren kommunalen Wohnungsunternehmen hergestellt wurde, und in einem Fall handelte es sich um ein Unternehmen städtischer Sparkassen (in der Tabelle die Fälle unter 2.). • In vier Fällen erfolgten kommunale Verkäufe an private Unternehmen, die zum Verkaufszeitpunkt mehrheitlich im Landeseigentum waren, dabei wurde je zwei mal ein kommunales Unternehmen und ein Minderheitsanteil an einem kommunalen Unternehmen verkauft. In einem Fall des Verkaufs einer Minderheitsbeteiligung (Gehag) handelt es sich, nachdem die erste Marge bereits in 1998 verkauft wurde, um den Abschluss eines schrittweisen vollständigen Verkaufs (in der Tabelle die Fälle unter 3.). • In vier Fällen waren neu gegründete Genossenschaften Käufer kommunaler Wohnungen. Darunter wurden in drei Fällen von Berliner Wohnungsgesellschaften Bestände an eigentumsorientierte Genossenschaften verkauft, nur in einem Fall erfolgte ein Verkauf eines Unternehmens (GeWoGe Pinneberg) an eine Genossenschaft (in der Tabelle die Fälle unter 4.). Von den insgesamt 36 Verkaufsfällen entfallen die meisten (22 bzw. rund drei Fünftel) auf Verkäufe von Unternehmen bzw. Unternehmensanteilen. Hierbei wurden zumeist alle Anteile (19) und eher selten Minderheitsbeteiligungen (3) an Unternehmen mit sehr unterschiedlicher Größe (von 1 300 bis 65 700 Wohnungen) verkauft. Bei weiteren 14 Fällen bzw. rund zwei Fünfteln der Verkaufsfälle wurden einzelne Wohnungsbestände verkauft. Hierbei wurden zumeist Teilbestände von kommunalen Wohnungsunternehmen veräußert. Der Verkauf der Stadt Bonn repräsentiert hingegen den Verkauf von Beständen, die sich direkt im kommunalen Eigentum befanden.¹¹ Typischerweise wurden bei Bestandsverkäufen der Kommunen bzw. der kommunalen Wohnungsunternehmen Pakete mit bis zu 2 500 Wohnungen veräußert (maximal 3 900 Wohnungen). Rund zwei Drittel (12 von 19) der an Verkäufen beteiligten Kommunen verfügen nach den Verkäufen noch über kommunale Bestände, während rund ein Drittel (7) sich komplett von den kommunalen Beständen getrennt haben bzw. nach den Verkäufen keine kommunalen Bestände mehr besitzen. Unter den Kommunen, die (11) Die Bonner Bestände wiesen beim Verkauf erhebliche Modernisierungs- und Instandhaltungsdefizite auf. Der Bonner Verkauf ist insofern als typisch für im direkten kommunalen Eigentum befindliche Wohnungsbestände anzusehen, da diese nach Expertenaussagen im Vergleich zu Beständen kommunaler Wohnungsunternehmen häufiger Modernisierungs- und Instandsetzungsdefizite aufweisen, weil durch die Bewirtschaftung über den kommunalen Haushalt bzw. die kamerale Trennung von Einnahmen und Ausgaben die Mieteinnahmen regelmäßig nicht für Instandsetzungsinvestitionen eingesetzt werden. 38 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 (12) Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern. Die meisten Verkäufe entfallen auf das Land Hessen (5). nach den Verkäufen über keine kommunalen Wohnungsbestände mehr verfügen, wurden von fünf Kommunen die Bestände an Privatinvestoren verkauft (Kiel, Wilhelmshaven, Dresden, Rendsburg und Wuppertal als Sonderfall mit dem Sale-And-Lease-Back-Verfahren), d. h. diese in der aktuellen Fachdiskussion besonders kritisch gesehene Verkaufskonstellation ist in der Praxis bislang noch nicht sehr häufig aufgetreten. Allerdings ist bei einem Fall, bei dem das kommunale Unternehmen an ein Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Landes (Osnabrück an Nileg) verkauft wurde, dieses Unternehmen später an einen Privatinvestor (Fortress) veräußert worden, sodass die kommunalen Bestände letztendlich doch an einen Privatinvestor übergegangen sind. Verkaufsfälle der Länder Sechs¹² der 13 Flächenländer waren in der Zeit von 1999 bis Juni 2006 an 16 Transaktionen großer Wohnungsbestände beteiligt, wobei hierunter zwei Transaktionen sind, die aus zwei zeitlich auseinander liegenden Verkaufstranchen bestehen und die hier jeweils zusammengefasst als eine Transaktion betrachtet werden. Bei den Verkäufen der Länder wurden Fälle einbezogen, bei denen entweder Wohnungsunternehmen der Länder (sechs Fälle) oder Wohnungsunternehmen im Eigentum von Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der Länder (zehn Fälle; Landesbanken, Landesentwicklungsgesellschaften etc.) veräußert wurden (Tabelle 3.2). Tabelle 3.2 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe der Länder (ohne Stadtstaaten) Hinweis: Verkäufe von Wohnungsunternehmen der Länder bzw. Wohnungsunternehmen im Eigentum von Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der Länder Jahr Verkäufer Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen Wohnungen* Käufer/Investor 1. Verkäufe von Unternehmen an Privateigentümer 2005 Norddeutsche Landesbank Unternehmen Nileg Immobilien Holding 27 701 Fortress 2001/2003 Land Schleswig-Holstein Unternehmen Landesentwicklungsgesellschaft Schleswig-Holstein 22 000 DGAG Deutsche Grundvermögen AG 2005 HSH Nordbank Unternehmen GEHAG 21 000 Oaktree Capital Management 2003 HSH Bank (76 %) u. a. Unternehmen BiG Heimbau AG 10 000 Deutsche Annington Immobilien GmbH 2005 Bayrische Landesbank Unternehmen Jota GmbH inkl. 75 %-Anteil an GBWAG Bay. WohnungsAG 6 179 Monacchia Treuhand Gesellschaft 2001 Land Hessen Unternehmen Wohnungsbaugesellschaft Hegemag 5 063 Bauverein Darmstadt 2000 Landesbank Rheinland Pfalz Unternehmen Hausbau Rheinland-Pfalz AG 3 400 HPE Property Holding GmbH 2. Verkäufe von Teilbeständen an Privateigentümer 2006 Landesentwicklungsgesellschaft NRW Bestand 4 300 Gagfah/Fortress 2003 Bavaria Objekt- und Baubetreuung k. A. 3 500 Cerberus 2001 Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Hessen (GWH)/Helaba Bestand 1 961 unbekannt 2006 Landesentwicklungsgesellschaft NRW Bestand 1 870 Unternehmensgruppe Baum, Hannover 2000 Landesentwicklungsgesellschaft NRW Bestand 1 516 Gesellschaft für Beteiligung (GBAG) 2004 Wohnstadt Hessen Bestand 1 011 Deutsche Wohnen AG 3. Verkäufe an Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der Länder 2000/2003 Land Hessen Unternehmen Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Hessen (GWH) 36 751 Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) 2004 Land Hessen Unternehmen Wohnstadt Kassel 18 260 Nassauische Heimstätte 2000 Land Bayern (LfA-Ges. für Vermögensverwaltung mbH) Unternehmen Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft (LWS) 11 700 DKB Deutsche Kreditbank * sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Datenquelle: Recherche des IfS 39 Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten Das Spektrum der Verkaufskonstellationen ist bei den Verkäufen der Länder weniger breit als bei den kommunalen Verkäufen. Die Verkäufe der Länder erfolgten weit überwiegend an Privatinvestoren (13 der 16 Fälle) und eher selten an Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der Länder (drei Fälle). Bei den Verkäufen an Privatinvestoren wurden in sieben Fällen komplette Wohnungsunternehmen verkauft, in sechs Fällen wurden nur Teilbestände veräußert. Bei den Verkäufen von kompletten Wohnungsunternehmen waren dabei mehrheitlich nicht die Länder Verkäufer, sondern die Landesbanken, die zum Teil diese Wohnungsunternehmen erst wenige Jahre zuvor erworben hatten.¹³ Ebenso wie bei den Kommunen erfolgten auch bei den Ländern die kleinen bis mittleren bzw. älteren Verkäufe eher an deutsche Unternehmen (z. B. Hausbau Rheinland-Pfalz an HPE, Wohnungsbaugesellschaft Hegemag an Bauverein Darmstadt) und mittlere bis grö- ßere bzw. jüngere Verkäufe an internationale Investoren (z. B. Gehag an Oaktree, Niedersächsische Landesentwicklungsgesellschaft an Fortress). Die sechs Verkäufe von Teilbeständen der Länder umfassten zumeist weniger als 2 000 Wohnungen (Maximum 4 300 Wohnungen). Diese wurden sowohl an eher traditionelle mittelständische Immobilienunternehmen (z. B. Unternehmensgruppe Baum, GBAG), als auch neuere deutsche (Deutsche Wohnen) und internationale (Cerberus, Fortress) Investoren verkauft. Verkaufsfälle des Bundes Bei 14 der Transaktionen großer Wohnungsbestände von 1999 bis Juni 2006 trat der Bund als Verkäufer auf. Die Verkäufe bezogen sich auf Wohnungsunternehmen des Bundes oder Wohnungsunternehmen im Eigentum von Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes. Dabei handelte es sich zu einem hohen Anteil um Verkäufe von Unternehmen des (13) Die Bestände der Norddeutschen Landesbank (Nileg) stammen vor allem aus Aufkäufen aus dem Bundeseisenbahnvermögen; die HSH Nordbank hatte die Gehag im Rahmen der Abwicklung von Krediten erhalten. Tabelle 3.3 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe des Bundes Hinweis: Verkäufe von Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Wohnungsunternehmen im Eigentum von Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes Jahr Verkäufer Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen Wohnungen* Käufer/Investor 1. Verkäufe von Unternehmen an Privateigentümer 2004 Bundesversicherungsanstalt für Angestellte Unternehmen GAGFAH 81 912 Fortress 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen 11 Gesellschaften 60 835 Deutsche Annington Immobilien GmbH 2002 Bund/Land Hessen/ Frankfurt Unternehmen Frankfurter Siedlungsgesellschaft 9 062 Viterra AG 1999 Deutsche Post AG Unternehmen Wohnbau Rhein-Main 9 019 Viterra AG/Hypo-Vereinsbank 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Vestische Wohnungsgesellschaft mbH (VWG), Herne 5 879 TreuHandStelle GmbH 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Eisenbahn WohnungsbauGesellschaft Wuppertal 4 200 WCM 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Treuhandbestände des BEV in Brandenburg 3 800 Investorengruppe Prajis, Drimmer, Baum und Pielen 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Eisenbahnsiedlungsgesellschaft Berlin mbH 2 800 Investorengruppe Prajis, Drimmer, Baum und Pielen 2. Verkäufe von Teilbeständen an Privateigentümer 2000 Deutsche Post AG Bestand 1 600 Viterra/Deutschbau 2005 Bundeseisenbahnvermögen Bestand 1 096 Apellas Property Management 3. Verkäufe an Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der Länder 20 000 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Wohnungsbau Niedersachsen; Wohnungsbauges. Norden; Treuhand BEV-MV Nileg 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Eisenbahn-Siedlungsgesellschaft mbH Stuttgart 6 500 LEG Baden-Württemberg 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen GWN Gem. Wohnungsgesellschaft Nordwestdeutschland 3 900 LEG NRW 2001 Bundeseisenbahnvermögen Unternehmen Gem. Eisenbahn Wohnungsgesellschaft Saarbrücken WOGE 2 462 LEG Saarland * sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Datenquelle: Recherche des IfS 40 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Bundeseisenbahnvermögens (neun Verkäufe mit zum Teil mehreren Unternehmen an einen Erwerber), der Deutschen Post AG (in 1999/2000) und der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, die mit der GAGFAH das bislang größte Einzelpaket verkaufte (siehe oben Tabelle 3.3). Das Spektrum der Verkaufskonstellationen ist bei den Verkäufen des Bundes nicht sehr breit. In zehn Fällen bzw. über drei Viertel der Fälle wurde vom Bund an Privateigentümer verkauft. Die Anfang 2001 verkauften Unternehmen des Bundeseisenbahnvermögens wurden an traditionelle Bestandshalter (TreuHandStelle) sowie deutsche (WCM) und internationale (Deutsche Annington) Finanzinvestoren verkauft. Der Verkauf der Eisenbahnerbestände an die Deutsche Annington war dabei das größte Teilpaket der Eisenbahnerwohnungen und der erste Verkauf eines großen, deutschen Wohnungsportfolios an internationale Investoren überhaupt. Mit dem Verkauf der GAGFAH an Fortress erfolgte der größte Einzelverkauf des Bundes ebenfalls an einen internationalen Investor. (14) Von der Viterra AG wurden vor ihrem Verkauf Wohnungspakete aufgekauft. In vier Fällen - alles Unternehmen des Bundeseisenbahnvermögens - wurden Unternehmen an (zum Verkaufszeitpunkt) mehrheitlich im Landeseigentum befindliche Landesentwicklungsgesellschaften verkauft (Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland). Prägend für Verkäufe des Bundes sind Unternehmensverkäufe (zwölf Fälle). Verkäufe von Teilbeständen spielen eine untergeordnete Rolle (zwei Fälle). erkaufsfälle industrieverbundener V Unternehmen Unter den von 1999 bis Juni 2006 erfolgten Transaktionen großer Wohnungsbestände befinden sich 15 Fälle mit Verkäufen industrieverbundener Unternehmen. Bei den meisten Unternehmen erfolgte nur ein einmaliger Verkauf (Bayer, Hoechst, Kraus Maffei, RWE, Siemens, Thyssen) und in der Regel trennten sie sich vollständig (Ausnahme Siemens) von ihren Wohnungsbeständen (Tabelle 3.4). Von der Preussag/TUI AG wurde der gesamte Bestand in drei einzelnen Verkäufen (Unternehmen bzw. Bestände) verkauft. Aus dem Bestand der Viterra (EON-Konzern) wurden 2002 bis 2004 zunächst in fünf Einzelverkäufen Wohnungsbestände mit mehr als 800 Wohnungen verkauft, bevor EON in 2005 das gesamte Wohnungsunternehmen veräußerte.¹⁴ Tabelle 3.4 Transaktionen großer Wohnungsportfolios 1999 bis Juni 2006: Verkäufe industrieverbundener Unternehmen Jahr Verkäufer Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen Wohnungen* Käufer/Investor 1. Verkäufe von Unternehmen an Privateigentümer 2005 EON Unternehmen Viterra 137 671 Deutsche Annington Immobilien GmbH 2004 Thyssen Krupp AG Unternehmen ThyssenKrupp Wohnimmobilien GmbH 48 000 Morgan Stanley/Corpus 2002 Preussag/TUI Unternehmen WAG Salzgitter Wohnungs-GmbH 14 000 DAL 2002 Bayer AG Unternehmen BayWoGe 9 110 TreuHandStelle GmbH 1999 Hoechst AG Unternehmen Wohnungsbau Hoechst GmbH; Hoechst Bauen und Wohnen GmbH 9 100 Deutsche Wohnen AG Mira Grundstücksges. 2. Verkäufe von Teilbeständen an Privateigentümer 2004 Viterra Bestand 27 000 2000 Preussag/TUI Bestand 6 000 DAL 2002 Siemens-Wohnungsgesellschaft mbH Bestand 2 200 HPE Property Holding GmbH 2003 Viterra Bestand 1 543 Bellaform Maschinenbau GmbH 2003 Viterra Bestand 1 502 Essener Grundstückgesellschaft 2005 Preussag/TUI Bestand 1 400 Grainger Trust 2003 Viterra Bestand 1 257 Emscher Siedlungsgesellschaft 2002 Viterra Bestand 1 200 HPE Property Holding GmbH 2004 RWE k. A. 4 500 Deutsche Annington Immobilien GmbH 2002 Mannesmann Demag Kraus Maffei AG k. A. 2 030 PATRIZIA Immobilien AG * sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Datenquelle: Recherche des IfS Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten Bei den industrieverbundenen Unternehmen ist das Spektrum der Verkaufskonstellationen am engsten: Sie verkauften ausschließlich an Privateigentümer. Von den Wohnungsunternehmen wurde eines an einen traditionellen Bestandshalter verkauft (BayWoGe an TreuHandStelle). Prägend für Verkäufe von Wohnungsunternehmen ist der Verkauf an neuere deutsche (DAL, Deutsche Wohnen AG) oder internationale (Deutsche Annington, Morgan Stanley) Investoren, wobei die größten Pakete von den internationalen Investoren erworben wurden. Bestandsverkäufe erfolgten überwiegend in kleineren Margen (zumeist unter 2 500 Wohnungen) an eher mittelständische Bau- und Immobilienunternehmen (z. B. HPE, Emscher Siedlungsgesellschaft, Essener Grundstücksgesellschaft). Mit dem Verkauf eines großen Pakets an die Mira Grundstücksgesellschaft (27 000 WE) wurde eine ähnliche Entwicklung eingeleitet, da die Mira Grundstücksgesellschaft die Bestände in Teilmargen (zum Teil über Viterra als Dienstleister) ebenfalls an Bauund Immobilienunternehmen weiter verkaufte. In Folge dessen konzentriert sich der Verkauf von Teilbeständen industrieverbundener Unternehmen (Werkswohnungsbestände) auf eher mittelständische Bau- und Immobilienunternehmen. Insgesamt wird aus der Analyse der Verkaufskonstellationen deutlich, dass sich in den vergangenen Jahren zwar viele Kommunen von Beständen getrennt haben, dass jedoch nicht immer der gesamte Bestand bzw. das gesamte Wohnungsunternehmen, sondern in einer Reihe von Fällen nur Teilbestände veräußert wurden. Zudem wurden die kommunalen Bestände bzw. Wohnungsunternehmen vielfach an städtische Betriebe oder andere städtische Wohnungsunternehmen verkauft, sodass sie sich noch im kommunalen Einflussbereich befinden. Der von der Fachöffentlichkeit besonders beachtete Komplettverkauf der Wohnungsbestände einer Kommune an Privatinvestoren hat bislang nur in fünf Fällen stattgefunden. Dagegen erfolgten die Verkäufe von Bund und Land weit überwiegend und die Verkäufe industrieverbundener Unternehmen ausschließlich an Privatinvestoren. Insofern speisen sich die inzwischen von privaten Käufern gehaltenen Bestände (der Transaktionen von 1999 bis Juni 2006) im Wesentlichen aus ehemaligen Beständen des Bundes, der Länder und der Industrie und nur zu einem kleinen Teil aus ehemaligen Beständen der Kommunen. Verkaufskonstellationen bei Mehrfachverkäufen In den vorangegangenen Abschnitten wurden im Wesentlichen Verkaufskonstellationen bei einzelnen Verkaufsvorgängen analysiert. Dieser Abschnitt widmet sich Verkaufskonstellationen bei Mehrfachverkäufen von Unternehmen bzw. Beständen. Ziel ist, den zeitlichen Ablauf und die Art der Verkäufe, die an den Verkäufen beteiligten Verkäufer und Käufer sowie den Umfang der verkauften Wohnungsbestände aufzuzeigen. Dabei wird auf verschiedene Beispiele für Mehrfachverkäufe Bezug genommen, die für verschiedene Typen von Verkaufskonstellationen stehen. In Abbildung 3.1 ist anhand des Beispiels der Werkswohnungsbestände der ehemaligen Kieler Werft die vollständige Aufteilung des Portfolios eines industrieverbundenen Wohnungsunternehmens dargestellt. Zunächst erfolgte im Jahr 1997 der Verkauf von 2 300 Wohnungen an die Falk KG/KIV GmbH und im Jahr 2000 der Verkauf der übrigen 6 000 Wohnungen an die DAL, die diese 2003 an Babcock&Brown bzw. Krüger Immobilien weiterveräußerte. Ein Teilbestand von 3 600 Wohnungen, also etwas mehr als der Hälfte der Wohnungen, wurde von Letzteren an den dänischen Investor Kristensen Properties veräußert. Das Portfolio wurde somit im Ergebnis auf drei Eigentümer aufgeteilt. Abbildung 3.2 zeigt anhand der (ursprünglich) städtischen Gesellschaft GEHAG in Berlin ein Beispiel, bei dem anders als beim vorangegangenen Beispiel mehrere Wiederverkäufe nicht zu einer vollständigen Aufteilung eines Portfolios geführt haben, sondern bei dem das verkaufte Wohnungsunternehmen zumindest mit einem Kernbestand fortbesteht. Ursprünglich verfügte die GEHAG über ca. 29 000 Wohnungen, als von den Teilhabern (Stadt Berlin und DAG-Beteiligungsgesellschaft) im Jahr 1998 ein 75 %-Anteil in zwei Tranchen an RSE veräußert wurde. Im Jahr 2000 wurde ein Teilbestand der GEHAG von 4 500 Wohnungen im Rahmen einer Portfoliobereinigung an die Agib AG veräußert. Ebenfalls im Jahr 2000 erfolgte ein Weiterverkauf der 75 %-Anteile der GEHAG durch RSE an WCM. Diese wurden im Jahr 2001 von WCM an die Hamburgische Landesbank (später HSH-Bank) veräußert, die nunmehr, nachdem sie bereits im Jahr 2000 den bei der Stadt Berlin verbliebenen 25 %-Anteil an der GEHAG übernommen hatte, die gesamten Anteile an der GEHAG auf sich vereinigt hatte. 41 42 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Abbildung 3.1 Beispiel für Mehrfachverkauf: Vollständige Aufteilung des Portfolios eines industrieverbundenen Wohnungsunternehmens Ehemalige Kieler Werft Werkswohnungsbestände Preussag/TUI (KWW Kieler Werkswohnungen GmbH 8.277 WE) 2.300 2.227 Falk KG / KIV Kieler Immobilienverwaltung GmbH (2.277 WE) 5.900 6.000 DAL Deutsche Anlagen und Leasing Ges. Objekt-Ges. 100% 6.000 Babcock&Brown (94%) Krüger Immobilien (6%)(2.421 WE) Kristensen (3.599 WE) 3.600 3.599 1996 1997 1998 2000 1999 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Erläuterung 5.000 Name O-Ges 100% 5.000 5.000 100% Verkaufte Wohnungen Verkauftes Unternehmen verkaufter Anteil und Wohnungszahl Eigentümer Name (1.000 WE) (Wohnungszahl 2006) Datenquelle: Recherche des IfS Abbildung 3.2 Beispiel für Mehrfachverkauf: Wiederholter Verkauf eines kommunalen Wohnungsunternehmens (mit zwischengelagerter Portfoliobereinigung) GEHAG Gemeinnützige Heimstätten AG* Stadt Berlin GEHAG 25% 6.125 DAG-Beteiligungsges. GEHAG 25%+50% 21.750 Hamburgische Landesbank/HSH-Bank (3.150 WE) GEHAG 75% 18.375 RSE GEHAG GEHAG 75% 18.375 24.500 Oaktree Capital Management (17.850 WE) WCM 4.500 1998 1999 GEHAG 85% 17.850 Agib AG (4.500 WE) 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Erläuterung 5.000 Verkaufte Wohnungen Name O-Ges 100% 5.000 5.000 100% Verkauftes Unternehmen verkaufter Anteil und Wohnungszahl Eigentümer Name (1.000 WE) (Wohnungszahl 2006) * Summenabweichung durch Reduzierung des Bestands durch Einzelverkäufe von Wohnungen (Mieterprivatisierung) Sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Datenquelle: Recherche des IfS Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten Da ab dem Jahr 2001 bei der GEHAG kleinere Einzelverkäufe von Wohnungen (Einzelprivatisierung) erfolgten, hat sich der Bestand seither laufend reduziert. Im Jahr 2005 wurde schließlich von der HSH-Bank (zuvor Hamburgische Landesbank) ein 85 %-Anteil an der GEHAG, der zu diesem Zeitpunkt etwa anteilig 17 850 Wohnungen entsprach, an Oaktree Capital Management weiterveräußert. Durch Portfoliobereinigung und Einzelverkäufe hat sich der Bestand der GEHAG zwar spürbar reduziert, das Unternehmen blieb jedoch erhalten und ist nunmehr in der Hand einer Landesbank und eines international agierenden Finanzinvestors als Mehrheitseigner. Bei dem in Abbildung 3.3 dargestellten Beispiel der GSW Berlin erfolgte anders als im vorangegangenen Beispiel der Verkauf eines städtischen Wohnungsunternehmens nicht über zahlreiche Umwege, sondern direkt an einen international agierenden Investor. Bei dem relativ jungen Verkauf der GSW (mit ca. 65 700 Wohnungen) durch die Stadt Berlin an Cerberus/Goldmann Sachs im Jahr 2004 ist kennzeichnend, dass relativ kurze Zeit nach dem Kauf der GSW kleinere Portfoliobereinigungen bzw. Blockverkäufe erfolgten: ein Paket von 1 529 Wohnungen an die Vivacon AG, die davon 886 Wohnungen umgehend an Austrian Conwert weiterverkauften, und ein Paket von 4 031 Wohnungen an die niederländische Ejendomsinvest. Das in Abbildung 3.4 dargestellte Beispiel des WCM-/Blackstone-Portfolios steht für den sukzessiven Aufbau eines großen Wohnungsportfolios durch Aufkäufe öffentlicher Wohnungsunternehmen und dessen vollständigen Weiterverkauf an einen internationalen Investor. Bis zum Jahr 2004 trat WCM als Aufkäufer verschiedener kommunaler Wohnungsunternehmen (Bremen, Kiel) bzw. des Bundes (Eisenbahnerwohnungen) auf und stellte durch dieses Vorgehen ein umfangreiches Portfolio mit etwa 31 300 Wohnungen zusammen. Dieses Portfolio wurde insgesamt (als Paket aus den einzelnen Unternehmen) im Jahr 2004 an die Blackstone Group veräußert. Der gesamte Wohnungsbestand, der sich ursprünglich weitgehend im Eigentum der öffentlichen Hand befand, ist somit bei diesem Beispiel zunächst an einen nationalen und anschließend an einen international agierenden Investor übergegangen. Abbildung 3.3 Beispiel für Mehrfachverkauf: Verkauf eines städtischen Wohnungsunternehmens mit anschließendem Weiterverkauf von Teilbeständen (Blockverkäufe, Portfoliobereinigungen) GSW-Berlin Stadt Berlin GSW 100% 65.700 Cerberus/Goldman Sachs (<60.000 WE)* Vivacon (643 WE) 1.529 886 Austrian Conwert (886 WE) 4.031 1/2004 6/2004 1/2005 6/2005 Ejendomsinvest (4.031 WE) 1/2006 Erläuterung 5.000 Verkaufte Wohnungen * weitere kleinere Bestandsverkäufe Datenquelle: Recherche des IfS Name O-Ges 100% 5.000 5.000 100% Verkauftes Unternehmen verkaufter Anteil und Wohnungszahl Eigentümer Name (1.000 WE) (Wohnungszahl 2006) 43 44 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Tabelle 3.5 zeigt anhand der Viterra ein Beispiel für Mehrfachverkäufe, bei dem ein industrieverbundenes Unternehmen bzw. ein langjähriger Bestandshalter ab Ende der 90er Jahre selbst als Aufkäufer und Weiterverkäufer von zahlreichen Wohnungsunternehmen und Beständen auftritt, bevor der Eigentümer (EON) das industrieverbundene Unternehmen im Jahr 2005 an ein Unternehmen (Deutsche Annington Immobilien GmbH) im Besitz eines international agierenden Investors verkauft und damit seinen Marktexit vollzieht. Bei diesem Beispiel ist die Zahl der Transaktionen so hoch, dass eine tabellarische Darstellung gewählt werden musste, weil die bei den vorangegangenen Beispielen verwendete schematische Darstellung schwer umsetzbar gewesen wäre. Vor ihrem eigenen Verkauf im Jahr 2005 hat die Viterra im Jahr 2004 rund 27 000 Wohnungen an die Mira Grundstücksgesellschaft verkauft. Diese tritt nunmehr als Weiterverkäufer dieser Wohnungen auf und hat in 2004 und 2005 im Rahmen von vier Transaktionen rund 7 200 Wohnungen bzw. gut ein Viertel davon veräußert. Insgesamt gibt es bei den Transaktionen großer Wohnungsbestände des Zeitraums 1999 bis Juni 2006 zusätzlich zu den fünf dargestellten Beispielen zwölf weitere Fälle an Mehrfachbzw. Wiederverkäufen. Auf eine Darstellung wird verzichtet, weil mit den fünf Beispielen die wesentlichen Typen für Verkaufskonstellationen, bei denen eine größere Zahl von Wiederverkäufen aufgetreten ist, abgedeckt werden. Insgesamt wird aus den dargestellten Beispielen deutlich, dass es kein einheitliches Muster gibt, nach dem Wohnungspakete mehrfach veräußert werden, sowohl was die Tendenzen einer Konzentration bzw. Dekonzentration von Wohnungsbeständen als auch was die an den Käufen Beteiligten bzw. die resultierenden Veränderungen bei der Anbieterstruktur angeht. Auf der einen Seite lassen sich bei den Mehrfachverkäufen Tendenzen zu einem Auf- bzw. weiteren Ausbau von sehr großen Portfolios feststellen, insbesondere bezogen auf international agierende Finanzinvestoren. Diese Bestrebungen sind offenbar in vielen Fällen noch nicht abgeschlossen. Bei diesen Konzentrationsprozessen werden Wohnungsbestände verschiedensten Ursprungs zusammengefasst und es sind zahlreiche Zwischeninvestoren unterschiedlichsten Typs beteiligt. Auf der anderen Seite treten in Ansätzen bereits Weiterverkäufe kleinerer Portfolios auf, die aus großen Portfo- Abbildung 3.4 Beispiel für Mehrfachverkauf: Aufbau eines Portfolios durch Aufkäufe öffentlicher Wohnungsunternehmen und dessen vollständiger Weiterverkauf an einen internationalen Investor WCM/Blackstone Group-Portfolio* Stadt Bremen Bundeseisenbahnvermögen Stadt Kiel unbekannt Gladbacher ABG 100% 6.100 KWG 100% 11.000 EWG Wuppertal 100% 6.100 BBB 100% 4.900 Bremische 50,1% 3.250 Gl.ABG/KWG/BBB/ Bremische/EWG W. je 100% / 31.300 WCM Bremische 49,9% 3.250 19911998 Blackstone Group (31.300 WE) 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Erläuterung 5.000 Verkaufte Wohnungen Name O-Ges 100% 5.000 5.000 100% Verkauftes Unternehmen verkaufter Anteil und Wohnungszahl Eigentümer Name (1.000 WE) (Wohnungszahl 2006) * Summenabweichung durch Reduzierung des Bestands durch Einzelverkäufe von Wohnungen (Mieterprivatisierung)/kleine Blockverkäufe. Sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Datenquelle: Recherche des IfS 45 Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten lios heraus veräußert werden, sei es zur reinen Portfoliobereinigung, sei es als verwertungsbezogene Blockverkäufe an Kleininvestoren. 3.2 Motive und Vorgehen der Verkäufer Die derzeitige Phase der Transaktionen großer Wohnungsbestände ist dadurch geprägt, dass sich anhaltende Konzentrations- und vermehrt einsetzende Dekonzentrations- bzw. Verwertungsprozesse überlagern. Insgesamt werden in diesem Prozess traditionelle Bestandshalter, insbesondere die öffentliche Hand und Industrieunternehmen, zunehmend durch private Eigentümer abgelöst. Hierbei handelt es sich auf der einen Seite um internationale Großanleger, auf der anderen Seite um neu bzw. verstärkt auf dem Markt auftretende kleine bis mittlere (nationale und internationale) Unternehmen, die sich der Bewirtschaftung bzw. der Verwertung kleinerer regionaler Portfolios zuwenden. enerelle Hintergründe für Verkäufe der G öffentlichen Hand Ausschlaggebend für den Verkauf von Wohnungsbeständen der öffentlichen Hand sind weit überwiegend fiskalische Gründe bzw. die beabsichtigte Sanierung des Haushalts durch die Aktivierung von Vermögen. Hintergrund ist, dass sich die haushaltspolitische Lage des Bundes, der Länder und der Kommunen in den vergangenen 15 Jahren teilweise erheblich verschlechtert hat. Als weiterer Hintergrund für die Verkäufe spielt auch eine Rolle, dass die Bestände der öffentlichen Hand seit ihrer Erstellung einen Bedeutungs- bzw. Funktionswandel erfahren haben, der sich für Bund und Länder auf der einen Seite und für die Kommunen auf der anderen Seite etwas unterschiedlich darstellt. Ihre Wohnungsbestände wurden näm- Tabelle 3.5 Beispiel für Mehrfachverkauf: Industrieverbundenes Unternehmen mit mehrfachem Zu- und Weiterverkauf von Unternehmen und Beständen sowie Marktexit des Eigentümers (Viterra-Portfolio) Verkäufer Art des Verkaufs verkauftes Unternehmen 1997 Bund/Deutsche Post AG Unternehmen Deutschbau 1999 Gesobau Unternehmen Nord Wohnungsunternehmen GmbH 1999 Deutsche Post AG/ Stadt Frankfurt Unternehmen Wohnbau Rhein-Main 11 919 2000 Deutsche Post AG Bestand 2002 Land Hessen/Bund/ Stadt Frankfurt Unternehmen Frankfurter Siedlungsgesellschaft 10 500 Viterra AG 2004 Deutsche Bank (DB Real Estate Management GmbH) Unternehmen Deutschbau Holding GmbH (50 %-Anteil) 19 793 Viterra AG Jahr Wohnungen* Käufer/Investor 1. Käufe der Viterra 38 675 2 067 1 600 Deutsche Grundbesitz Management GmbH (Tochter Deutsche Bank/Viterra) Raab Karcher AG (Viterra) Viterra AG/Hypo-Vereinsbank Viterra/Deutschbau 2. Verkäufe der Viterra 2002 Viterra AG Bestand 1 200 HPE Property Holding GmbH 2003 Viterra AG Bestand 1 543 Bellaform Maschinenbau GmbH 2003 Viterra AG Bestand 1 502 Essener Grundstückgesellschaft 2003 Viterra AG Bestand 1 257 Emscher Siedlungsgesellschaft 2004 Viterra AG Bestand 27 000 Mira Grundstücksgesellschaft 3. Verkauf der Viterra (Marktexit des Eigentümers) 2005 EON Unternehmen Viterra AG 137 671 Deutsche Annington Immobilien GmbH 4. Wiederverkauf von ehemaligen Viterra-Beständen 2004 Mira Grundstücksges. Bestand 2 700 Wohnprojekt GmbH Essen 2004 Mira Grundstücksges. Bestand 1 500 Häusser-Bau GmbH Bochum 2005 Mira Grundstücksges. Bestand 1 842 Terra Heimbau 2005 Mira Grundstücksges. Bestand 1 164 J. L. Vermögensverwaltung GmbH * sofern von einem Unternehmen lediglich Teile verkauft wurden, wurde die Zahl der mit ihm verkauften Wohnungen nur anteilig angesetzt Datenquelle: Recherche des IfS 46 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 lich aus unterschiedlichen Gründen errichtet bzw. hatten ursprünglich eine unterschiedliche Funktion. wurden bzw. welche Motive und Vorgehensweisen letztendlich ausschlaggebend waren. Die Bestände des Bundes und der Länder dienten ursprünglich meist der Versorgung von eigenen Bediensteten. Die besondere Bedeutung kommunaler Wohnungsbestände bzw. des kommunalen Wohnungsbaus liegt traditionell in der Versorgung von sozial Schwächeren bzw. Haushalten mit Zugangsproblemen zum Wohnungsmarkt. Viele der Wohnungen der öffentlichen Hand wurden im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus gefördert und hatten daher zusätzlich zu den oben genannten die generelle Funktion der Versorgung breiter Schichten mit ausreichendem und bezahlbarem Wohnraum. Kommunale Verkäufe Die Bedeutung der Wohnungsbestände der öffentlichen Hand hat sich aus verschiedenen Gründen verändert: Die Bestände von Bund und Land, die in hohem Maße vom Bedienstetenwohnungsbau geprägt sind, haben ihre ursprüngliche Funktion weitgehend verloren, weil Wohnraum als Instrument für die Bindung bzw. die Wohnungsversorgung von Bediensteten immer weniger eine Rolle spielt. Bei den kommunalen Beständen spielt zwar die Versorgung von sozialen Problemgruppen nach wie vor eine Rolle, jedoch können sich auf entspannten Wohnungsmärkten inzwischen weitaus mehr Haushalte als früher selbstständig außerhalb der kommunalen Bestände mit Wohnraum versorgen und der allgemeine Versorgungsdruck für die Kommunen hat dort nachgelassen. (15) Kritiker und Befürworter sind breit gestreut innerhalb der Politik, der Verwaltung, der Wohnungswirtschaft und der Wissenschaft. Die Mieterverbände stehen den Verkäufen skeptisch bis kritisch gegenüber. Innerhalb der Kommunalverwaltung sind die Befürworter eher in den für Finanzen zuständigen Bereichen und die Kritiker eher in den für Wohnen und Stadtentwicklung zuständigen Bereichen zu finden, jedoch verläuft die Linie nicht immer streng nach diesem Muster (zur Position des Deutschen Städtetags siehe Deutscher Städtetag (2006)). (16) McKinsey (2004a). (17) Freitag (2005), S. 758. (18) Bielka (2004), S. 1. Teilweise wird in Zusammenhang mit diesen Entwicklungen in der Fachdiskussion gefolgert, die öffentliche Hand könne bzw. solle sich von ihren Wohnungsbeständen vollständig oder zumindest teilweise trennen, weil sie nicht mehr benötigt würden. Dieses Argument wird sowohl vor dem Hintergrund des fiskalischen Nutzens vorgebracht, der mit den Verkäufen verbunden wäre, als auch in Verbindung mit ordnungspolitischen Überlegungen. Kritiker der Verkäufe von Wohnungsbeständen der öffentlichen Hand, insbesondere der Kommunen, halten diese Positionen dagegen für falsch, weil ihrer Ansicht nach die Wohnungsbestände bzw. die öffentlichen Wohnungsunternehmen für verschiedene wohnungs-, sozial- und stadtentwicklungspolitische Aufgaben weiter benötigt werden und ein Verkauf den endgültigen und unwiederbringlichen Verzicht auf ein wichtiges Instrumentarium bzw. strategisches Kapital bedeutet. Im Folgenden wird dargestellt, welche Abwägungen vor diesem Hintergrund bei den Verkaufsfällen getroffen Im Falle der Kommunen wird durchaus gesehen, dass mit dem Verkauf von kommunalen Wohnungen oder Wohnungsunternehmen der Einfluss in den Bereichen soziale Wohnungsversorgung und Stadtentwicklung schwindet. Diese Nachteile wurden bei den bisherigen Verkäufen (z. B. Kiel, Bonn, Gera, Dresden, Wilhelmshaven, Berlin, Rendsburg; siehe Tabelle 3.1 oben) jedoch geringer bewertet als die erwarteten Vorteile für den kommunalen Haushalt. Haltungen und Vorgehen bei verschiedenen Verkaufskonstellationen Die Verkäufe werden, wie die Auswertung der Literatur und die Ergebnisse der Expertengespräche zeigen, innerhalb und außerhalb der Kommunalverwaltung kontrovers gesehen:¹⁵ Von den Befürwortern von Verkäufen wird bezogen auf die bisherige Versorgungsfunktion der Bestände auf einen Bedeutungsverlust angesichts eines entspannten Wohnungsmarktes verwiesen (Verkäufe kommunaler Bestände erfolgten bisher schwerpunktmäßig auf entspannten Märkten). Des Weiteren wird als Kritik die mangelnde Wirtschaftlichkeit kommunaler Wohnungsunternehmen angeführt, die im Extrem bis hin zur generellen Bewertung der öffentlichen Wohnungsunternehmen als „Sanierungsfall“¹⁶ geht. Kritiker sehen in dem Verkauf kommunaler Wohnungsunternehmen in erster Linie einen Verlust eines wichtigen Kooperationspartners bzw. eine Minderung der kommunalen Handlungsmöglichkeiten, die für sie schwer wiegen, weil ihrer Ansicht nach auch unter Bedingungen eines entspannten Wohnungsmarktes ein hoher kommunaler Handlungsbedarf im Bereich der sozialen Wohnungsversorgung und bei quartiersbezogenen Maßnahmen besteht. Zudem wird von ihnen darauf verwiesen, kommunale Wohnungsunternehmen seien eine längerfristige „strategische Beteiligung“¹⁷ bzw. mit Einordnungen wie „kommunale Wohnungswirtschaft ist Stadtentwicklung“ wird eine umfassende, weit über die Wohnungsversorgung hinaus gehende Aufgabenstellung definiert.¹⁸ Im Zentrum der Kritik stehen bei den untersuchten Fallbeispielen ebenso wie in der allgemeinen Fachdiskussion insbesondere Verkäufe kompletter kommunaler Wohnungsunternehmen bzw. des gesamten kommunalen Wohnungsbestands an private Investoren Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten (z. B. Dresden, Kiel, Wilhelmshaven). In diesem Zusammenhang wird von Kritikern zum Teil von einen „Ausverkauf der Wohnungsbestände“ gesprochen.¹⁹ Wie oben dargestellt wurde, handelt es sich bislang in der Praxis der seit Ende der 90er Jahre erfolgten Transaktionen großer Wohnungsbestände jedoch nur um wenige Fälle. Weitaus weniger kritisch werden Fälle gesehen, in denen der Verkauf kommunaler Wohnungen bzw. des kommunalen Wohnungsunternehmens nicht an einen privaten Investor, sondern an ein anderes Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke, Verkehrsbetriebe etc.) erfolgte (z. B. Nürnberg, Jena, Gera; siehe Tabelle 3.1 oben). Ebenfalls weniger kritisch als der vollständige Verkauf an private Investoren werden in der Regel Fälle bewertet, bei denen nur ein kleinerer Teil der kommunalen Wohnungsbestände, etwa zur Finanzierung von Investitionen in die bei der Kommune verbleibenden Bestände, verkauft werden (z. B. in Hannover, Berlin). Hierbei handelt es sich um einen Ansatz, der wie oben dargestellt in den letzten Jahren von mehreren Kommunen umgesetzt wurde. Allerdings werden hier bei Kritikern teilweise Befürchtungen laut, dass es sich lediglich um den Beginn eines „scheibchenweisen“ Verkaufs der gesamten kommunalen Bestände handle. Bislang gibt es jedoch keine Fälle, bei denen diese Befürchtung eingetreten ist. Teilverkäufe kommunaler Bestände wurden auch auf eher angespannten Wohnungsmärkten durchgeführt und stellen dort die bislang einzige Form von Verkäufen kommunaler Bestände dar. Komplettverkäufe kommunaler Bestände an Privatinvestoren bzw. der vollständige Verzicht von Kommunen auf kommunale Wohnungsbestände wurden bislang ausschließlich auf eher entspannten Wohnungsmärkten realisiert. Gutachterliche Beratung in Zusammenhang mit dem Verkauf Die Kommunen ließen sich beim Verkaufsprozess in der Regel gutachterlich beraten (Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberatungen, Banken). Der Schwerpunkt lag dabei auf der betriebswirtschaftlichen Beurteilung des für den Verkauf vorgesehenen Unternehmens bzw. der Wohnungsbestände sowie auf der Durchführung des Verkaufs. Die in der Regel nicht öffentlich vorliegenden Beurteilungen beinhalten nach Angaben der befragten Experten zwar auch wohnungspolitische Aspekte, diese beziehen sich aber vorrangig auf die Gestaltung 47 vertraglicher Bindungen. Gutachten mit einer Folgenabschätzung des Verkaufs kommunaler Wohnungsverkäufe für die Wohnungsversorgung oder die Stadtentwicklung wurden bei den betrachteten kommunalen Verkaufsfällen (Fallbeispiele) nicht erstellt. Bei anvisierten Verkäufen an Private werden vor dem Verkauf bzw. im Rahmen der Ausschreibung durchweg Auflagen für die künftige Bewirtschaftung und Verwertung definiert (siehe auch unten Vertragsinhalte). In der Regel wurden diese Auflagen von den Käufern ohne weitere Verhandlungen akzeptiert, nur in einem Fall (Bonn) wurden sie für den Käufer in einem wesentlichen Punkt (Anzahl der Belegungsrechte) abgeschwächt. Alternativen zum Verkauf kommunaler Wohnungen an Privatinvestoren Im Vorfeld von Verkäufen kommunaler Wohnungen an private Investoren wurden von den Kommunen teilweise auch Alternativen geprüft, wie etwa der Verkauf an ein Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung, der Verkauf an eine Genossenschaft oder spezielle Lösungen wie ein Sale-And-Lease-BackVerfahren. Der Verkauf an ein Unternehmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung ist dabei die am häufigsten erwogene und in der Praxis umgesetzte Alternative. Dieser Ansatz wurde in einer Reihe von Kommunen mit dem Motiv umgesetzt, Kapital für den kommunalen Haushalt zu aktivieren und gleichzeitig das Wohnungsunternehmen bzw. den Wohnungsbestand im Einflussbereich der Kommune zu behalten und befürchtete negative Folgen eines Verkaufs an Privatinvestoren zu vermeiden. Wie die Expertengespräche bzw. die untersuchten Fallbeispiele ergaben, ist allerdings auch bei diesen Fällen aufgrund der notwendigen Refinanzierung des Kaufs bei den verkauften Wohnungsunternehmen in der Regel ein gewisser Veränderungsdruck hin zu einer stärkeren Renditeausrichtung festzustellen. In der Folge ergibt sich nach dem Verkauf durchaus die Notwendigkeit für Veränderungen bei den Bewirtschaftungsstrategien, z. B. auf dem Feld der betriebswirtschaftlichen Optimierung oder bei den Vermietungs- und Mietenstrategien. Teilweise erfolgten Verkäufe eines kommunalen Wohnungsunternehmens an ein anderes kommunales Wohnungsunternehmen, so z. B. mehrfach in Berlin. Hier wurde bei den Verkäufen auf die sich aus einer Fusion von städtischen Wohnungsunternehmen ergebenden Synergien und Optimierungen gesetzt. (19) Vor allem von Mieterverbänden und Verbänden der Wohnungswirtschaft, z. B. Mieterbund e. V. (2006), VdW Bayern (2005). 48 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Der Verkauf an eine Genossenschaft wurde als Alternative zu einem Verkauf an Privatinvestoren häufig verworfen oder gar nicht in Betracht gezogen, entweder weil er mit wesentlich geringeren Verkaufserlösen verbunden gewesen wäre (geringere Zahlungsfähigkeit der Genossenschaft) oder weil er aufgrund der Größe des Portfolios die Aufnahmekapazität der Genossenschaft überfordert hätte.²⁰ Wie die bisherige Praxis zeigt, sind Verkäufe an Genossenschaften nämlich offenbar in der Regel nur bei relativ kleinen bzw. gemessen an der Größe der Genossenschaft verkraftbaren Portfolios realistisch: Die bisher von Kommunen umgesetzten Verkäufe an Genossenschaften betrafen vergleichsweise kleine Bestände unter 2 500 Wohnungen und wurden gefördert (z. B. mit Neugründungsdarlehen bzw. verbilligten Krediten). Im jüngst aufgetretenen Falle von Flensburg handelt es sich um etwas umfangreichere Bestände (4 800 Wohnungen), die an eine Genossenschaft mit gewissen Preisnachlässen verkauft wurden. Die Verkäufe wurden nicht in einem offenen Bieterverfahren durchgeführt, sodass die Genossenschaften nicht der Konkurrenz von Finanzinvestoren oder sonstigen Käufern mit besseren finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen, die ggf. höhere Preise hätten bieten können, ausgesetzt waren. Die Rolle der Förderung für die Realisierungschancen von Verkäufen an Genossenschaften wird anhand des Fallbeispiels Berlin deutlich, wo über Förderung für die notwendige Eigenkapitalausstattung von neu gegründeten Genossenschaften gesorgt wurde, die daraufhin kommunale Wohnungsbestände übernommen haben. Nach inzwischen erfolgter Einstellung der Förderung wird dieses Verfahren zur Übernahme von Wohnungen durch weitere Genossenschaftsneugründungen nach Experteneinschätzung als nicht mehr realistisch angesehen. Der Verkauf an Genossenschaften ist aus den genannten Gründen daher bislang eine in der Praxis eher selten realisierte Alternative zum Verkauf an Privatinvestoren. (20) Auch von Seiten der Genossenschaften wurde bisher offenbar relativ wenig Interesse am Erwerb kommunaler oder öffentlicher Wohnungsbestände gezeigt (Kiehle 2006, S. 62). Insgesamt lässt sich zusammenfassen und folgern, dass die Zahl der bisher erwogenen und realisierten Verkäufe großer Portfolios an Genossenschaften begrenzt ist und auch künftig für Kommunen nur sehr begrenzt eine Alternative zu den Verkäufen an Privatinvestoren darstellen dürfte, insbesondere ohne Förderung oder Preisnachlässe gegenüber den von Finanzinvestoren gebotenen Preisen. Die Erfahrungen von Städten bzw. die Einschätzungen von befragten Experten weisen darauf hin, dass Wohnungsverkäufe an eine Genossenschaft entweder nur für vergleichs- weise kleine Portfolios oder im Falle größerer Portfolios nur zu relativ geringen Kaufpreisen bzw. in Verbindung mit Förderung praktikabel bzw. realistisch sind. Die finanziellen Möglichkeiten von neu gegründeten oder bestehenden Genossenschaften dürften in der Regel im Vergleich zu anderen Anbietern, insbesondere großen Investoren, eher begrenzt sein, sodass für sie der Kauf von Wohnungen zu derzeitigen Marktpreisen ohne umfassende Fördermittel zu fehlender Kostendeckung führen dürfte. Sale-And-Lease-Back-Verfahren, bei denen die Bestände nach dem Verkauf an eine Objektgesellschaft von der Kommune bzw. einem kommunalen Unternehmen gepachtet und auf eigene Rechnung bzw. eigenes Risiko bewirtschaft werden, sind bislang eine eher seltene Alternative zu herkömmlichen Verkäufen an Privatinvestoren und stellen einen eher außergewöhnlichen Ansatz dar. Entsprechend befindet sich unter den recherchierten Transaktionen großer Wohnungsbestände seit Ende der 90er Jahre nur ein Fall, bei dem dieser Ansatz realisiert wurde (Wuppertal, siehe oben). Verkäufe des Bundes und der Länder Bei Verkäufen von Wohnungen bzw. Wohnungsunternehmen der Länder oder des Bundes stehen ähnliche Motive wie bei den Kommunen im Vordergrund: Die finanziellen Vorteile des Verkaufs von Beständen wiegen hoch, weil aus Sicht der Verkäufer die ursprüngliche Funktion der Bestände - die Versorgung von öffentlichen Bediensteten mit Wohnraum stark an Bedeutung verloren hat. Wo noch bei Bediensteten ein Wohnungsversorgungsbedarf gesehen wird, wie beispielsweise bei den Eisenbahnerbeständen, ist dieser eher begrenzt, sodass er aus Sicht der Verkäufer im Rahmen von Vereinbarungen mit den Käufern in ausreichendem Maß sichergestellt werden kann. Die von Bund und Ländern in den letzten Jahren durchgeführten Wohnungsverkäufe beziehen sich (anders als kommunale Verkäufe) nicht in erster Linie auf entspannte, sondern zu erheblichen Anteilen auch auf angespannte Wohnungsmärkte, weil es sich um räumlich breit gestreute Portfolios handelt. Bei Bundesund Landesverkäufen wurden als Alternative zum Verkauf an Private nur Verkäufe an andere Wohnungsunternehmen der Länder oder private Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes bzw. der Länder (Landesbanken, Landesentwicklungsgesellschaften etc.) realisiert. Dort ist, ähnlich wie bereits oben für Verkäufe kommunaler Wohnungsunternehmen an andere Unternehmen mit kommunaler Mehr- 49 Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten heitsbeteiligung dargestellt, bei den erworbenen bzw. erwerbenden Unternehmen ein finanzierungsbedingter Veränderungsdruck hin zu einer stärkeren Renditeorientierung zu verzeichnen. Teilweise wurden Landesunternehmen, die die Wohnungsunternehmen der öffentlichen Hand erworben haben, zu einem späteren Zeitpunkt an Unternehmen ohne öffentliche Beteiligung verkauft, die Privatisierung erfolgte also schrittweise. erkäufe industrieverbundener V Unternehmen / privater Eigentümer Die Mutterunternehmen von industrieverbundenen Wohnungsunternehmen, die in den letzten Jahren bei den Verkäufen von privater Seite mengenmäßig eine große Rolle spielten, trennen sich in der Regel von ihren Wohnungen, weil die Bestände ihre traditionelle Funktion der Versorgung und Bindung eigener Arbeitskräfte weitgehend verloren haben. Dieser Funktionsverlust setzte bereits in den 70er Jahren ein. Die Unternehmen begannen zunächst teilweise, sich im Rahmen von Einzelverkäufen an Mieter, deren Angehörige oder andere Betriebsangehörige von Wohnungen zu trennen. Mit fortschreitendem Funktionsverlust - in einem Extremfall waren zum Verkaufszeitpunkt nach Angaben eines Verkäufers nur noch 15 % der Wohnungen durch Werksangehörige bewohnt - wurden seit Ende der 90er Jahre große Wohnungsportfolios verkauft. Bei den Verkäufen von Immobilien sind dabei die finanzwirtschaftlichen Ziele (Freisetzung von Eigenkapital, Reduzierung von Kapitalkosten) sowie eine Konzentration der Tätigkeit auf das Kerngeschäft wichtigste Motive (Abbildung 3.5).²¹ Neben den Verkäufen industrieverbundener Unternehmen treten jüngst in zunehmendem Maße Verkäufer kleinerer Portfolios (private Eigentümer bzw. traditionell bestandshaltende deutsche Fonds) auf. Bei ihnen spielt eine Rolle, dass die mit dem Verkauf erzielbaren Renditen aufgrund der stark gestiegenen bzw. mittlerweile für Wohnungspakete erzielbaren Verkaufspreise spürbar über denen der langfristigen Vermietung liegen. von Eigenbedarfskündigungen, lebenslanges Wohnrecht für Ältere). 3.3 Motive und Vorgehen der Käufer Internationale Investoren erwerben deutsche Wohnungsbestände, weil sie ihrer Ansicht nach im internationalen Vergleich niedrig bewertet sind. Die Miet- und Wertsteigerungspotenziale werden von ihnen deutlich positiver eingeschätzt als von deutschen Investoren. Zudem wird von internationalen Investoren in Deutschland aufgrund der im internationalen Vergleich relativ niedrigen Eigentumsquote ein besonders großes Potenzial für die Einzelprivatisierung gesehen. Für die Wahl der Bestände ist entscheidend, ob sich nach dem Kauf der Bestände oder des Unternehmens die im Rahmen des eigenen Geschäftsmodells angestrebten Renditeziele erreichen lassen. Hierzu werden das Unternehmen und die Bestände umfassend mit Hilfe von Dienstleistern auf Stärken und Schwächen sowie Potenziale und Risiken geprüft (Due-Dilligence-Bewertung). Internationale Erwerber bedienen sich bei der immobilienwirtschaftlichen bzw. bautechnischen und der finanztechnisch-rechtlichen Bewertung der (21) Differenziert bei Pfnür/Armonat (2004), S. 35 ff. Abbildung 3.5 Zielsetzung der Desinvestition von Unternehmensimmobilien: Durchschnittliche Einschätzung in einer Befragung von Großunternehmen* Abwendung Liquiditätsprobleme 2,25 Erhöhung der Bonität 3,13 Relationen zu Wettbewerbern 3,46 3,54 Optimierung steuerliche Situation Nutzung von Marktchancen 3,64 Optimierung Ratingergebnisse 3,69 Vermeidung Immobilienmarktrisiken 4,03 Qualitätssicherung 4,13 Aufdeckung stiller Reserven 4,13 Kostenführerschaft 4,13 Verringerung Betriebskosten 4,13 Minimierung Bereitstellungskosten 4,26 Vermeidung operativer Marktrisiken 4,31 Optimierung Bilanz 4,50 Erhöhung Flexibilität 4,58 Erhöhung Kapitalrentabilität 4,59 Konzentration auf Kerngeschäft Anders als die Kommunen bzw. die übrige öffentliche Hand verkaufen private Eigentümer in der Regel ihre Bestände ohne vertragliche Regelungen/Einschränkungen. Dies trifft weit überwiegend auch auf die Verkäufe ehemaliger Werkswohnungsbestände zu. Bei den bekannten Ausnahmen gehen die Verwertungseinschränkungen nur geringfügig über geltendes Recht hinaus (z. B. längerer Ausschluss 4,74 Anpassung des Bestandes 5,03 Reduzierung Kapitalkosten 5,10 5,10 Freisetzung von Eigenkapital 1 2 3 1: gar nicht bedeutsam 4 5 6 *d eutsche Unternehmen mit mehr als 8 000 Beschäftigten und ausreichendem bzw. zum Verkauf geeignetem Immobilienbestand Datenquelle: Pfnür/Armonat 2004 7 7: sehr bedeutsam 50 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Bestände meist nationalen Dienstleistern. Die Bewertung der Bestände wird dabei durch Unternehmen vorgenommen, die eigene Erfahrungen bei der Bewirtschaftung und Privatisierung von Beständen haben bzw. die bezogen auf die Standorte der zum Verkauf anstehenden Portfolios über Markterfahrungen verfügen. Aus den erwarteten Potenzialen bezogen auf Mieteinnahmen, Privatisierungserlöse, unternehmensbezogenen Effizienzsteigerungen und eine Absenkung der Finanzierungskosten (siehe auch Kapitel 4) wird in Verbindung mit den gesteckten Renditezielen der Kaufpreis bzw. die Zahlungsbereitschaft abgeleitet. Was die Größe, Art und Lage der nachgefragten Portfolios angeht, gibt es bei den Käufern spürbare Unterschiede. Internationale angelsächsische Investoren streben eher den Kauf großer Portfolios vor allem in Ballungsräumen an. Aufgrund der in Verbindung mit der Hauptstadtfunktion erwarteten Perspektiven genießt Berlin dabei bei internationalen Investoren eine besondere Wertschätzung, was sich auch in den jüngst gezahlten relativ hohen Kaufpreisen ausdrückt. Kontinentaleuropäische und deutsche Investoren kaufen vergleichsweise kleine Portfolios, teilweise auch außerhalb der Ballungsräume. Da von internationalen Investoren sehr große Portfolios nachgefragt werden, können aufgrund des begrenzten Angebots keine allzu speziellen Anforderungen an die Bestände gestellt werden. Daher wird von ihnen durchaus in Kauf genommen, dass gewisse Teile der gekauften Bestände Verwertungsrestriktionen (z. B. Sozialbindungen, Vertragspflichten) oder Qualitätsdefizite aufweisen, die anschließend im Rahmen von Portfoliobereinigungen ggf. weiterverkauft werden. Käufer kleinerer Portfolios stellen dagegen speziellere Anforderungen an die Bestände, insbesondere an die Qualität des Mikrostandorts. Vollständig sanierungsbedürftige Bestände werden gezielt nur durch eher kleine deutsche oder kontinentaleuropäische Investoren und in überschaubarem Umfang erworben. Von großen angelsächsischen Investoren werden solche Bestände dagegen allenfalls als Teil von großen Gesamtpaketen gekauft. Wesentliches - nicht durch einen niedrigen Kaufpreis kompensierbares - Ausschlusskriterium für einen Kauf von Beständen ist eine generell fehlende Entwicklungsperspektive. 3.4 Vertragsinhalte Bei in den letzten Jahren erfolgten größeren Verkäufen der öffentlichen Hand an Privatinvestoren wurden durchgängig Vertragsinhalte aufgenommen, die sich auf den Mieterschutz und die Verwertung der Bestände bezogen. Bei den privaten Verkäufern war dies in der Regel nicht der Fall. Typische vertragliche Regelungen sind: Begrenzungen von Mieterhöhungen (Kappungsgrenzen oder spezielle Begründungsregelungen für Erhöhungen), Ausschluss von Luxussanierungen, temporärer Ausschluss von Eigenbedarfs-/Verwertungskündigungen, Vorrang von Verkaufsangeboten an Mieter (ggf. mit „Rabatt“), Obergrenzen für Veräußerungsquoten sowie lebenslanges Wohnrecht für Ältere. Darüber hinaus gibt es fallbezogen Regelungen zur Modernisierung und Instandhaltung, zur Einhaltung von Mindestquoten der Mieter-/Angehörigenprivatisierung vor dem Verkauf an Dritte, zu Belegungsrechten und zur Versorgung von Zielgruppen, zu über gesetzliche Regelungen hinausgehenden Nachwirkungsfristen bei vorzeitiger Ablösung von Förderdarlehen, zur Fortsetzung sozialer oder stadtentwicklungspolitischer Aufgaben, zum Erhalt des Unternehmens und zum Ausschluss von Mitarbeiterkündigungen. In den untersuchten Fällen beziehen sich Mieterschutzregelungen ausschließlich auf zum Verkaufszeitpunkt bestehende Mietverhältnisse, bei Neuvermietungen gelten für den Erwerber dagegen keine über bestehendes Recht hinausreichende Auflagen. Insoweit steht bei den Regelungen eher der sozialverträgliche Übergang für Bestandsmieter als etwa der längere Erhalt einer wohnungspolitischen Funktion (z. B. Marktsegment mit preisgünstigen Mieten) im Vordergrund. Hinsichtlich der für die Mietenentwicklung wichtigen Kappungsgrenzen (unterhalb der nach Mietrecht zulässigen Erhöhungen) sind zwei unterschiedliche Regelungsformen zu verzeichnen: Zum einen eine Obergrenze für die individuelle Mieterhöhung (z. B. jährlich max. 3 Prozentpunkte oberhalb der Inflationsrate), zum anderen eine Obergrenze für die durchschnittliche Mieterhöhung im Gesamtbestand des Unternehmens (Tabelle 3.6). Die durchschnittliche Mietobergrenze ermöglicht stärkere Erhöhungen in Teilbeständen, wenn in anderen Beständen - etwa aufgrund der Marktlage bzw. eines bereits erreichten relativ hohen Mietniveaus - keine bzw. geringere Erhöhungen möglich sind. Die durchschnitt- 51 Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten liche Kappungsgrenze wird insbesondere von Mietervertretern kritisch gesehen, weil die Mieter bei einem Erhöhungsverlangen wenig Möglichkeiten haben, eine etwaige Überschreitung des unternehmensbezogenen Durchschnittssatzes zu prüfen. Inwieweit die häufig über zehn Jahre ausgeschlossenen Eigenbedarfs- und Verwertungskündigungen eine über den Rechtsrahmen hinausgehende Wirkung entfalten, ist stark von Landesrecht anhängig. Der erweiterte Kündigungsschutz soll nach Umwandlungen und Verkäufen einzelner Wohnungen an Dritte die Kündigung von Mietern vermeiden. Hier haben die Länder zum Teil von der Ermächtigung des § 577a BGB Gebrauch gemacht und je nach Wohnungsmarktlage die generelle Kündigungsschutzfrist nach der Umwandlung von drei Jahren über Kündigungssperrfristverordnungen auf bis zu zehn Jahre verlängert. Für den Weiterverkauf von Wohnungsbeständen (einzeln oder blockweise) ist regelmäßig vertraglich vorgeschrieben, dass vom Käufer die Verwertungsbeschränkungen beim Weiterverkauf an den nächsten Käufer weitergegeben werden müssen. Bei Mehrfachverkäufen kann es zu praktischen Problemen für die Überprüfbarkeit der Einhaltung der Regelungen durch den Erstverkäufer kommen. Verpflichtungen können nur gegenüber dem Vertragspartner eingefordert werden. Kritiker allgemeiner Mieterschutzregelungen fordern daher die Verpflichtung des Käufers zur Ergänzung der Mietverträge, die die Rechte auf die Mieter übertragen, wie es bei einigen Verkäufen bereits praktiziert wurde. Die erweiterten Mieterschutzregeln werden durch Ergänzungen Bestandteil des individuellen Mietvertrags, der durch den Kauf an Dritte nicht „gebrochen“ wird. Insgesamt ist die Regelungspraxis nicht von Einheitlichkeit, sondern von großer Vielfalt geprägt. Die speziellen vertraglichen Regelungen bei Verkäufen der öffentlichen Hand dürften in gewissem Maße kaufpreisdämpfend gewirkt haben. Die Regelungen sind üblicherweise Vorgabe bzw. Kalkulationsgrundlage für das Gebot und nur im Ausnahmefall Verhandlungsgegenstand, sodass nur wenige Hinweise auf den Umfang einer etwaigen Kaufpreisdämpfung bestehen: Bei einem Verkauf kommunaler Bestände (rund 2 500 Wohnungen) erhöhte sich beispielsweise der Verkaufspreis nach der Reduzierung von vertraglich zugesicherten Besetzungsrechten von 300 Wohnungen aus einem Pool von 1 250 Wohnungen auf ausgewählte 80 Wohnungen um 22 %.²² (22) Siehe Bundesstadt Bonn(2002). Tabelle 3.6 Beispiele für vertragliche Regelungen zum Schutz der Mieter bei großen Transaktionen Jahr Verkauf Dauer Ausschluss Kündigung Eigenbedarf/ Verwertung Quantitative Beschränkungen Verkauf des Bestands Unternehmen und Zahl der Wohnungen Käufer Bund/Land Hessen/ Stadt Frankfurt Wohnbau Rhein-Main 14 500 WE Viterra AG/HypoVereinsbank 1999 10 Jahre*** 5 % p. a. im Durchschnitt Bestand Frankfurt (Dauer k. A.) ja, Dauer k. A. Erhalt Erbpachtbestände (3 500 WE); unbefristet Stadt Kiel Kieler Wohnungsbaugesellschaft 11 000 WE WCM 1999 5 Jahre max. 3 % p. a.; 5 Jahre 5 Jahre max. 35 % in 10 Jahren Bundeseisenbahnvermögen 19 Gesellschaften 114 037 WE Verschiedene 2001 Eisenbahner-Mieter unbefristet max. 3 Prozentpunkte über Verbraucherpreisindex (Einzelerhöhung); 10 Jahre unbefristet max. 20 % in 10 Jahren (tlw. nachträglich erhöht auf 50 %) Stadt Berlin GSW 65 700 WE Cerberus/ Goldman Sachs 2004 unbefristet* Begründung nur über Mietspiegel; dauerhaft* unbefristet* ___ Bundesversicherungsanstalt für Angestellte GAGFAH 82 019 WE Fortress 2004 10 Jahre*** Unternehmensbezogen max. 1,5 Prozentpunkte über Verbraucherpreisindex; 10 Jahre unbefristet ___ Stadt Dresden Wohnungsbaugesellschaft Dresden (Woba) 47 830 WE Fortress 2006 10 Jahre*** Unternehmensbezogen max. 3 Prozentpunkte über Verbraucherpreisindex; 10 Jahre unbefristet Halten und Verwalten von mind. 41 000 Wohnungen Verkäufer * ** *** **** Begrenzung Mieterhöhungen/Dauer Dauer Ausschluss Luxusmodernisierung **** Angebot Mietvertragsergänzung; nur teilweise von Mietern unterschrieben zurückgesandt Zusicherung der Mittelbeantragung/-planung; Fördermittel nicht im Umfang verfügbar Mieter über 60 bzw. 65 Jahre lebenslang außer bei Zustimmung Mieter Datenquelle: Recherche des IfS 52 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 3.5 Gescheiterte Verkäufe Im Rahmen der Recherchen zu Transaktionen großer Wohnungsbestände wurden fünf Fälle erfasst, bei denen der Verkauf kommunaler Wohnungsbestände auf Basis von Beschlüssen des Rates oder des Verwaltungsvorstands geprüft bzw. vorbereitet wurde, dieser aber nicht realisiert wurde. Aufgrund der vorliegenden Pressedarstellungen und Ratsunterlagen sowie ergänzender Informationen der Expertengespräche ergeben sich drei Typen des Scheiterns von Verkäufen: • In drei Fällen scheiterten die Verkäufe an den wirtschaftlichen Zielen von Verkäufern bzw. Käufern. Bei grundsätzlich weiterhin bestehender Verkaufs- bzw. Kaufbereitschaft konnte kein für beide Seiten akzeptabler Preis gefunden werden. Während in zwei Fällen ein bis zwei Jahre später die zunehmende Nachfrage von Käufern großer Portfolios für einen Verkauf zu einem für die Kommune akzeptablen Preis genutzt wurde, wurde im anderen Fall die eigenständige Aufwertung der Bestände durch das kommunale Wohnungsunternehmen in Angriff genommen. (23) Die rechtliche Zulässigkeit bzw. Wirkung von Bürgerbegehren bzw. -antrag mussten nach den Ratsvoten nicht mehr abschließend geprüft werden. (24) Siehe Böhrnsen (2005). (25) Siehe Pressestelle der Bezirksregierung Köln: Bezirksregierung Köln bestätigt Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden: Verfahren zum Gewoge Verkauf rechtswidrig, Pressemitteilung Nr. 138/2004 vom 10.09.2004. • In zwei Fällen - den Städten Köln und Bremen - sind Verkäufe kommunaler Bestände an einer fehlenden kommunalpolitischen Zustimmung gescheitert. In Köln und Bremen stimmten der Stadtrat bzw. die Bürgerschaft mehrheitlich gegen einen Verkauf der GAG Köln bzw. der Gewoba Bremen. In beiden Fällen waren in Rahmen eines Bürgerbegehrens bzw. eines Bürgerantrags seitens der Bürger starke Initiativen gegen den Verkauf zu beobachten.²³ In Köln konnten die Regierungsparteien das Ziel eines Verkaufs zur Sicherung des Haushalts knapp nicht durchsetzen, da in der geheimen Abstimmung überraschend zwei ihrer Fraktionsmitglieder gegen den Verkauf stimmten, weil sie offenbar die Bedenken gegen den Verkauf von rund 10 % des Wohnungsbestands bei einem eher angespannten Wohnungsmarkt teilten (hier wurde insbesondere die mietendämpfende Wirkung des Bestands herausgestellt, siehe auch Medien-Echo zu Ratsentscheidung vom 13.01.2003). In der Hansestadt Bremen, die bereits zuvor Teile ihrer Bestände veräußert hatte, wurde die Sicherheit der Mieter höher bewertet als die positiven Wirkungen für den „tiefroten“ Haushalt.²⁴ • In Aachen wurde der Beschluss des Stadtrats vom 17.03.2004 zum Verkauf der Gewoge an die EBV AG durch den Oberbürgermeister als rechtswidrig beanstandet bzw. die Beanstandung durch die Bezirksregierung Köln bestätigt. Der Verkauf verletzte § 90 der nordrhein- westfälischen Gemeindeordnung, der einen Verkauf nur zum „vollen Wert“ zulässt. Das in Aachen durchgeführte Verkaufsverfahren, bei dem nur einem einzig verbliebenen Bieter ein Angebot zu veränderten Konditionen des Kaufgegenstandes ermöglicht wurde, stellte nach Auffassung der Bezirksregierung Köln nicht sicher, dass der volle Wert erreicht werden konnte.²⁵ 3.6 Geplante Transaktionen Hinsichtlich geplanter Transaktionen von Wohnungsbeständen ist zwischen den Absichten der Anbieter bzw. potenziellen Verkäufer und den Plänen der Nachfrager bzw. potenziellen Käufer zu unterscheiden. Anbieterseite Aktuelle Trends bei Wiederverkäufern Die Transaktionen großer Wohnungsbestände werden in zunehmendem Maße von Verkäufen von Beständen geprägt, die bereits in den letzten Jahren bzw. seit Ende der 90er Jahre verkauft wurden (Marktanteil der Wiederverkäufe an den großen Transaktionen über ein Drittel in 2005, siehe oben Kapitel 2). Laut Presseberichten werden von verschiedenen Erwerbern Teilbestände zum Wiederverkauf vorbereitet bzw. die Weiterverkäufe von kleineren und mittleren Portfolios (Blockverkäufe) explizit angekündigt. Auf diese Pläne soll hier nur verwiesen und nicht näher eingegangen werden, da auf die Weiterverkäufe der letzten Jahre bzw. auf die Frage des Marktexits in Kapitel 4 im Rahmen der Darstellung von Verwertungsstrategien der Käufer näher eingegangen wird. Aktuelle Trends bei traditionellen Bestandshaltern Von besonderem Interesse ist, inwieweit langjährige Bestandshalter weitere Verkäufe planen bzw. weitere Erstverkäufe von großen Portfolios vorgesehen sind. Zum Stand Ende Juni 2006 wurde gemäß öffentlicher Verlautbarungen der Verkauf folgender größerer Wohnungsbestände geplant bzw. von den Eigentümern geprüft: • Der Verkauf der Anteile des Landes Nordrhein-Westfalen (68,15 %) an der Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen (LEG NRW) wird mit Zielhorizont 2007 vorbereitet. Ein externer Gutachter soll eine Entscheidungsgrundlage für die Landesregierung erstellen. Die LEG NRW ist Mehrheitseigentümerin von Wohnungsunternehmen mit insgesamt rund 88 000 eigenen Verkaufskonstellationen und Vorgehensweise der an den Verkäufen Beteiligten Wohnungen. Insgesamt werden von ihnen (inklusive für Dritte verwalteter Wohnungen) rund 106 000 Wohnungen bewirtschaftet. Mit dem Verkauf der LEG NRW würden in bisher größtem Umfang gebundene Sozialmietwohnungsbestände verkauft: Von den bewirtschafteten 106 000 Wohnungen hatten Ende 2004 ca. 70 % die Eigenschaft „öffentlich gefördert“ und unterlagen somit den entsprechenden Sozialbindungen. ßerungen nicht erkennen, dass die gestiegenen Zinsen zu einer spürbar reduzierten Nachfrage bei den Käufern führen. Teilweise wurden die dargestellten Kaufziele nämlich erst jüngst bzw. in der Phase steigender Zinsen geäußert.²⁶ Von anderer Seite wird dagegen vorgebracht, der relativ geringe Umfang der Transaktionen in 2006 sei darauf zurückzuführen, dass die aktuellen Zinsen nicht mehr mit den zuletzt gezahlten Preisen zusammen passen. • Bei der Nassauischen Heimstätte (65 000 Wohnungen), die sich mehrheitlich im Eigentum des Landes Hessen befindet (Land Hessen 56 %, Frankfurt 31 %, weitere Kommunen 13 %), wird der Verkauf im Rahmen der allgemeinen Privatisierungsbestrebungen des Landes diskutiert und seitens der Stadt Frankfurt ein Verkauf der Minderheitsanteile nicht ausgeschlossen. Möglicherweise gehen dämpfende Wirkungen auf den Umfang der gesamten Verkäufe weniger von der Nachfrage- als vielmehr von der Angebotsseite aus, insbesondere was große Portfolios der öffentlichen Hand angeht. Offenbar rechnen einige Investoren nicht damit, dass kurzfristig in größerer Anzahl ähnlich umfangreiche Wohnungspakete der öffentlichen Hand angeboten werden wie in der Vergangenheit, wie etwa mit der Woba Dresden von kommunaler Seite oder mit der Gagfah von Seiten des Bundes. Dies wird unter anderem daran deutlich, dass einige Finanzinvestoren sich intensiv mit der Erschließung neuer Marktpotenziale auseinandersetzen, so z. B. mit Beständen der Versicherungswirtschaft oder anderer größerer nicht-öffentlicher Bestände. • Die Stadt Freiburg hat den Verkauf der kommunalen Wohnungsgesellschaft mit rund 9 000 Wohnungen vorbereitet und in Berlin wurde der Verkauf von bis zu 10 000 Wohnungen der vom Konkurs bedrohten städtischen Wohnungsbaugesellschaft Mitte geprüft (siehe Nachtrag unten). Es gibt noch weitere Überlegungen zu Verkäufen in Kommunen, die sich aber nur auf Teilbestände beziehen und sich noch im Stadium vager Planungen bewegen. Insgesamt lässt sich aus den Verlautbarungen bisheriger Bestandshalter weder eine klare Tendenz für eine Dynamisierung noch für eine Abschwächung der Verkaufsaktivitäten ableiten, da sowohl zeitliche Horizonte als auch die Bedingungen für eine tatsächliche Verkaufsbereitschaft unscharf sind. Offen ist, ob die Wohnungen mit den dann von den Verkäufern ins Auge gefassten Konditionen auf eine entsprechende Nachfrage stoßen. Nachfragerseite Auf der Nachfragerseite gaben zahlreiche deutsche wie internationale Unternehmen in den Expertengesprächen und in Presseverlautbarungen in jüngster Zeit an, Wohnungsbestände in Deutschland kaufen zu wollen. Dabei handelt es sich sowohl um Unternehmen bzw. Fonds, die bisher noch nicht als Käufer aufgetreten bzw. nicht in Bieterverfahren zum Zuge gekommen sind als auch um Unternehmen, die bereits Bestände erworben haben. Sofern Quantitäten genannt werden, umfassen die angestrebten Erwerbungen häufig ein Vielfaches der von diesen Unternehmen bislang gekauften Wohnungen bzw. mehrere zehntausend bis mehrere hunderttausend Wohnungen. Zumindest ein Teil der Investoren lässt mit seinen Äu- 53 Nachtrag zum Zeitraum Juli bis Dezember 2006 Im Zeitraum von Ende Juni 2006, dem Abschluss der empirischen Untersuchungen dieses Forschungsprojekts, bis zur endredaktionellen Erstellung dieses Gutachtens (Dezember 2006) wurden noch eine Reihe von größeren Verkäufen von Wohnungsbeständen bekannt, die im Folgenden aufgeführt werden: • Verkauf der DeWAG Deutsche Wohnanlage GmbH mit 6 100 Wohnungen an den amerikanischen Investor Archstone-Smith. • Verkauf der WoBau Flensburg GmbH mit 4 800 Wohnungen an die Genossenschaft Selbsthilfe-Bauverein eG.²⁷ • Verkauf der Eisenbahnsiedlungsgesellschaft Berlin mit rd. 6 000 Wohnungen an die Gehag (Mehrheitseigentümer Oaktree). • Verkauf von 5 046 Wohnungen von Vivacon in zwei unabhängigen Transaktionen an zwei internationale Investoren. • Verkauf der Wohnungsgesellschaft Immeo (ehem. ThyssenKrupp Wohnen) mit rd. 40 000 Wohnungen von Morgan Stanley/ Corpus an die französische Foncièrce Développement Logements. (26) Unklar bleibt hier, von welchem Niveau der Zinsen und der Kaufpreise in Zusammenhang mit diesen Plänen ausgegangen wird. • Verkauf der DGAG durch B&L Immobilien/ HSH Nordbank mit rd. 27 000 Wohnungen (27) Bestand der Genossenschaft vor dem Kauf: 2 400 Wohnungen. 54 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 sowie Einzelhandelsimmobilien an die italienische Pirelli Real Estate. • Verkauf von 6 800 Wohnungen von der Münchner Rück an die Patrizia Immobilien AG. • Verkauf von 87 % der Anteile der GBH Grundstücks- und Baugesellschaft Heidenheim mit rund 9 000 Wohnungen durch eine Gruppe von Aktionären²⁸ an die Gagfah. • Verkauf von rund 8 000 Wohnungen an Morgan Stanley und Asargo. • Verkauf von rund 4 700 Wohnungen in zwei unabhängigen Transaktionen durch insolvente Unternehmen an die Colonia Real Estate AG. Hervorzuheben bei diesen Verkäufen sind zum einen der Verkauf eines kommunalen Wohnungsunternehmens an eine Genossenschaft (Flensburg), deren Bestand sich dadurch mehr als verdoppelt, und der Kauf relativ großer Bestände durch kontinentaleuropäische Investoren (Pirelli Real Estate und Foncièrce Développement Logements), die bislang eher als Käufer kleiner Portfolios auftraten. Des Weiteren ist anzuführen, dass im Oktober 2006 ein Wohnungsunternehmen an die Börse gebracht wurde, welches auf der Grundlage des 2004 von der BfA gekauften Wohnungsunternehmens aufgebaut wurde. Beim Börsengang der Gagfah-Gruppe (mittlerweile ca. 153 000 Wohnungen) wurden rund 20 % der Anteile verkauft. (28) Stadtwerke Heidenheim, Kreissparkasse Heidenheim, Kreissparkasse Biberach, Voith AG sowie Fondsgesellschaften. Tabelle 3.7 zeigt die Ergebnisse einer Schätzung zu Umfang und Struktur der insgesamt von Januar bis Dezember 2006 im Rahmen großer Transaktionen (ab 800 Wohnungen) Tabelle 3.7 Nachtrag zu Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen): Schätzung zu Umfang und Struktur der in 2006 verkauften Wohnungen Verkaufte Wohnungen insgesamt 220 000 bis 240 000 Wohnungen Anteil öffentliche Eigentümer* ca. ein Drittel Anteil übrige Eigentümer ca. zwei Drittel Anteil Erstverkäufe ca. Hälfte Anteil Wiederverkäufe ca. Hälfte * Kommunen, Bund, Länder, Unternehmen mit öffentlicher Mehrheitsbeteiligung Datenquelle: Recherche des IfS erfolgten Verkäufe. Insgesamt lässt sich die Zahl der in 2006 veräußerten Wohnungen auf 220 000 bis 240 000 beziffern (ohne Börsengang der Gagfah-Gruppe). In 2006 wurden demnach im Rahmen großer Transaktionen von Wohnungsbeständen spürbar weniger Wohnungen verkauft als in den beiden vorangegangenen Jahren (rund 363 000 in 2005 bzw. rund 354 000 in 2006). Bei ca. einem Drittel der in 2006 verkauften Wohnungen handelt es sich um Wohnungen öffentlicher Eigentümer. Der Anteil dieser Verkäufergruppe ist somit rückläufig. Kennzeichnend ist zudem, dass es sich bei jeweils etwa der Hälfte der verkauften Wohnungen um Wiederverkäufe bzw. Erstverkäufe handelt. Die quantitative Bedeutung der Wiederverkäufe hat demnach in 2006 spürbar zugenommen (vgl. Kapitel 2). Hinsichtlich geplanter Verkäufe ist zu erwähnen, dass in Leipzig und Erfurt der Verkauf von Teilen der kommunalen Bestände diskutiert und in Schwerin der Verkauf des kommunalen Wohnungsunternehmens geplant wird. Hingegen ist nach dem Bürgerentscheid vom 12.11.2006 in Freiburg der Verkauf der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Stadtbau für drei Jahre ausgeschlossen. In Berlin wurde im Rahmen der am 20.11.2006 geschlossenen Koalitionsvereinbarung der kommunale Bestand in seiner derzeitigen Größenordnung als unabdingbar eingestuft. Wohnungsverkäufe sind auf das zur Eigensicherung und Bestandsarrondierung der Unternehmen zwingende erforderliche Maß zu begrenzen, Blockverkäufe an große Investmentgesellschaften werden ausgeschlossen. 55 4 Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios In diesem Kapitel wird auf die Strategien der Käufer bei der Bewirtschaftung und Verwertung großer Wohnungsbestände eingegangen. Zunächst werden die Renditeerwartungen und die Art der Finanzierung der Kaufinvestitionen thematisiert. Anschließend werden einzelne Strategiebausteine behandelt, die zur Erhöhung der Rendite angewandt werden. Schließlich wird auf verschiedene Typen von Investoren und den von ihnen geplanten Marktexit eingegangen. Wie bereits beim vorangegangenen Kapitel basieren die in diesem Kapitel dargestellten Informationen zum einen auf den Ergebnissen der allgemeinen Recherchen zu Verkaufsfällen (Expertengespräche sowie Literatur- und Presseauswertungen). Darüber hinaus flossen die im Rahmen der vertiefenden Untersuchung gewonnenen Informationen (Expertengespräche zu Fallbeispielen und Auswertung von Literatur bzw. in Zusammenhang mit den Verkäufen stehende Materialien) ein. Renditeerzielung und eines nach fünf bis sieben Jahren angestrebten Exits, das dem Gebaren von Private-Equity-Fonds anhaftet, bei den aktuellen großen Wohnungskäufen offenbar nicht zutrifft. Vielmehr ist eine große Vielfalt bei den verfolgten Strategien und geplanten Investitionszeiträumen festzustellen. Unbestritten ist, dass Privatinvestoren mit dem Kauf großer Wohnungsbestände unabhängig von den im Einzelnen verfolgten Strategien - sei es ein relativ schneller Wiederverkauf, sei es ein auf längere Dauer angelegtes Investment - relativ hohe Renditeerwartungen verbinden. Besonders hoch sind sie bei PrivateEquity-Fonds, die üblicherweise Renditeerwartungen von 15 % bis zu 25 % bezogen auf das eingesetzte Eigenkapital haben. Trotz des jüngsten Anstiegs bietet das derzeitige im historischen Vergleich nach wie vor sehr günstige Zinsniveau insgesamt sehr gute Voraussetzungen für die Finanzierung von Wohnungsunternehmen bzw. Wohnungsbeständen. Den Erwerbern großer Portfolios steht ein breites Spektrum an Strategiebausteinen zur Verfügung, mit denen sie ihre wirtschaftlichen Ziele verfolgen: Optimierung der Finanzierung, betriebswirtschaftliche Effizienzsteigerung (Organisation, Facility Management, Nutzung von Bündelungs- und Skaleneffekten beim Leistungseinkauf etc.), verbessertes Vermietungs- und Mietenmanagement, Erhöhung der Kundenorientierung und -bindung, Aufwertung von Beständen, Einsparung/Reduzierung von Instandhaltungskosten, Veräußerung von Teilportfolios über Einzelprivatisierung oder Blockverkäufe sowie die Wahl einer Exitstrategie. Auf diese Strategien wird weiter unten im Einzelnen näher eingegangen. Da das derzeitige Zinsniveau unterhalb der Gesamtrendite von Wohnungsportfolios liegt, die sich nach Umsetzung der oben genannten Strategiebausteine in der Regel erreichen lässt, kann die Rentabilität der Investition bezogen auf das eingesetzte Eigenkapital durch einen hohen Fremdkapitalanteil spürbar erhöht werden (Leverage-Effekt). Die Finanzierung von Investitionen erfolgt bei den großen international agierenden Investoren aus diesem Grund mit hohen Anteilen von Fremdkapital von bis zu 90 %, sie ist dadurch jedoch auch mit erhöhten Risiken verbunden. Der Fremdfinanzierungsanteil ist jedoch nicht in jedem Falle so hoch: Teilweise gab es Andeutungen in den Expertengesprächen, dass der Kauf mit einem geringeren Fremdkapitalanteil finanziert wurde, ohne diesen genau benennen zu wollen. In einem Fall des Kaufs durch einen internationalen Finanzinvestor liegt der Eigenkapitalanteil nach Aussagen in den Expertengesprächen bei etwa 30 %. In welchem Maße und in welcher Kombination die einzelnen Strategiebausteine zur Anwendung kommen, ist zwar auch von den erworbenen Beständen abhängig, von großer Bedeutung erscheint jedoch auch, dass von den Erwerbern unabhängig von den Beständen unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgt werden. Vorab lässt sich festhalten, dass das Klischee eines einheitlichen Musters der Anders als reine Zwischenerwerber oder Finanzinvestoren, deren Engagement in den gekauften Beständen auf kurze Dauer angelegt ist, suchen Bestandshalter eher ein Produkt, das zu einer langfristigen Immobilienstrategie passt, und agieren vorsichtiger. Die erwartete Eigenkapitalrendite von Bestandshaltern fällt mit 5 % bis 9 % deutlich geringer aus als bei Finanzinvestoren.²⁹ 4.1 Strategiebausteine, Renditeerwartungen und Finanzierung der Kaufinvestition (29) Just/Reuther (2005), S. 26. 56 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 4.2 Strategische Bewertung und Strukturierung des Portfolios Käufer großer Portfolios führen in der Regel eine umfangreiche Portfolio-Bewertung durch, um die jeweiligen Strategien und zeitlichen Perspektiven für einzelne Teilportfolios festzulegen. Je nach eigenem Geschäftsmodell und Größe des Portfolios werden dabei das gesamte Spektrum möglicher Verwertungsansätze (siehe folgende Abschnitte) oder nur ausgewählte Ansätze in die Bewertung einbezogen (z. B. Ausschluss von Blockverkäufen). Die Einschätzung der Verwertungspotenziale bzw. die Kriterien der Geeignetheit von Beständen für bestimmte Verwertungsstrategien unterscheiden sich den Expertengesprächen zu Folge bei den Investoren durchaus. Als Beispiel lässt sich hierzu nennen, dass die Privatisierungspotenziale gleichartiger Bestände vor dem Hintergrund unterschiedlicher nationaler und internationaler Erfahrungen von den Käufern unterschiedlich eingeschätzt werden. Die Portfolio-Bewertung erfolgt nicht einmalig, sondern wird von Zeit zu Zeit, z. B. in Folge von Neuerwerbungen oder von unternehmensinternen Optimierungen, angepasst (PortfolioReview). Vielfach werden von den Käufern großer Bestände verschiedene Strategien in Teilportfolios getestet, um die Wirkungen und den Markt auszukunden. Dass es bei einigen Käufern in der relativ kurzen Zeit seit dem Kauf von Beständen bereits zu einem Strategiewechsel gekommen ist, zeigt, dass sich nicht alle eingeschlagenen bzw. getesteten Strategien als Erfolg versprechend erweisen. 4.3 Betriebswirtschaftliche Optimierungsansätze (30) Kretschmar/Tolkschmitt (2005), S. 70. (31) Vgl. Kretschmar/Tolkschmitt (2005), S. 69. Betriebswirtschaftliche Ansätze zielen auf eine Erhöhung der Effizienz durch unternehmensinterne Optimierungen. Gegenstand sind beispielsweise die Umschuldung von Unternehmenskrediten bzw. die Reduzierung von Finanzierungskosten, die Neustrukturierung des Managements bzw. der Unternehmensorganisation sowie Maßnahmen im Bereich des Facility Managements (Auslagerung von Leistungen etc.). Unternehmensinterne Optimierungsmaßnahmen stehen beim Erwerb größerer oder mehrerer Unternehmen unter den dargestellten Strategiebausteinen in der Regel am Anfang und werden früh nach dem Erwerb in Angriff genommen. Die Umsetzung erfordert in der Regel mehrere Jahre, sodass bei den großen Käufen der letzten Jahre die Maßnahmen überwiegend noch nicht abgeschlos- sen sind und sich die Auswirkungen daher nur in Ansätzen zeigen und derzeit noch schwer beurteilen lassen. Umfinanzierung der Unternehmenskredite Ein wesentliches Ziel der Käufer ist die Reduzierung der laufenden Belastungen aus Altkrediten, mit denen das gekaufte Unternehmen bzw. die Wohnungen belastet sind. Zum einen bezieht sich dies auf eine Reduzierung der Finanzierungskosten durch Umstellung auf neue Kredite mit günstigeren Zinssätzen. Dabei kann zunächst das reguläre Auslaufen von Zinsbindungen bei Altkrediten genutzt werden, um Darlehen auf ein günstigeres Zinsniveau umzustellen. Dies wird in den kommenden Jahren vielfach möglich sein, da einer Befragung zu Folge bei vielen deutschen Wohnungsunternehmen Kredite bzw. Zinsfestschreibungen unmittelbar auslaufen: Die Prolongationsspitzen liegen in den Jahren bis 2009 (insbesondere 2008).³⁰ Es kann davon ausgegangen werden, dass dies auch für viele der im Rahmen großer Transaktionen übernommenen Unternehmen bzw. Altkredite zutrifft. Teilweise wird von den Käufern nicht bis zum regulären Ende der Zinsfestschreibung gewartet, sondern Kredite werden von ihnen bereits zuvor abgelöst. Aussagen aus den Expertengesprächen zu Folge ist die Ablösung von laufenden Krediten trotz anfallender Vorfälligkeitsentschädigungen zum Teil von erheblichem Vorteil. Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Ablösung einzelner bestehender Kredite durch einen Großkredit, für den am internationalen Kapitalmarkt besonders günstige Konditionen vereinbart werden können. Einsparpotenziale über die gebündelte Ablösung einzelner Kredite bestehen zum einen auf der Ebene eines einzelnen Unternehmens, indem Kredite unter Nutzung verbesserter Konditionen zusammengeführt werden, was besondere Vorteile mit sich bringt, wenn die Kredite von verschiedenen Darlehensgebern gegeben wurden. Aus den Aussagen von Experten sowie aus der Auswertung von Kaufunterlagen und Literatur ergeben sich Hinweise, dass Wohnungsunternehmen in Deutschland (auch unter den im Rahmen großer Transaktionen gekauften Unternehmen) eine große bzw. zu große Anzahl an Darlehensgebern aufweisen, was sich ungünstig auf die vereinbarten Konditionen auswirkt.³¹ Darüber hinausgehende Einsparpotenziale bestehen für Käufer bzw. Eigentümer mehrerer Unternehmen, die die Möglichkeit nutzen kön- 57 Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios nen, Kredite der verschiedenen Unternehmen und Darlehensgeber zusammenzuführen. Wie untersuchte Fallbeispiele zeigen, erfolgt dies über einen in Teiltranchen weitergeleiteten Sammelkredit, der durch die Immobilien aller Unternehmen gesichert ist und mit dem die Altkredite abgelöst werden. Teilweise werden hierbei Immobilienbestände eines Unternehmens zu Marktwerten in ein anderes eingebracht, um stille Reserven aufzudecken und dadurch den Wert des Unternehmens sowie die Bonität bzw. Ratingnote insgesamt zu erhöhen. Unter den Käufern nutzen die international agierenden Fonds nicht nur das aktuell generell günstige Zinsniveau bzw. das Potenzial von zusammengeführten bzw. Großkrediten. Sie sind vielmehr zusätzlich in Lage, über die Aufnahme großer Kredite am internationalen Kapitalmarkt in Verbindung mit einer guten Bonitätsbewertung besonders günstige Konditionen zu erhalten und können somit Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten ausschöpfen. Experten der Finanzbranche zu Folge kann dies gegenüber einem herkömmlichen, weniger kreditwürdigem Wohnungsunternehmen einen Vorteil beim Zinssatz von Krediten von bis zu einem Prozentpunkt ausmachen. Darüber hinaus greifen die Käufer großer Portfolios teilweise auch auf in Deutschland noch wenig gebräuchliche Finanzierungsformen zurück (Mezzanine Capital, Mortgage Backed Securities). Mortgage Backed Securities sind dabei bei hohen Ausläufen (Verhältnis Kreditvolumen/Marktwert der Immobilien) gegenüber klassischen Bankkrediten vorteilhaft.³² Neben der Nutzung von Vorteilen bei den Finanzierungskosten werden Umfinanzierungen von den Käufern zugleich meist genutzt, um eine Reduzierung der laufenden Tilgungsleistungen bzw. eine Tilgungsstreckung vorzunehmen. Ziel ist eine Erhöhung der Liquidität bzw. Reduzierung des Kapitalbedarfs des Unternehmens. Investoren, die hohe Eigenkapitalrenditen über einen hohen Leverage-Effekt erreichen möchten, sind bestrebt, den Fremdkapitalanteil im Unternehmen insgesamt über den gesamten Zeitraum hoch zuhalten.³³ Von den Käufern großer Wohnungsbestände wird den Expertengesprächen zu Folge daher zur Verfolgung dieser Strategien regelmäßig ein aktives Finanzmanagement eingeführt. Über ein solches Finanzmanagement verfügen gemäß einer Befragung mittlerer und großer deutscher Wohnungsunternehmen zwar auch bedeutende Teile der traditionellen Bestandshalter (80 % mit Finanzierungsmanagement), offenbar bestehen dort aber nach den Ergebnissen einer Untersuchung in vielen Bereichen (z. B. Zinsmanagement, Vertragsrisiko, Sicherungsmanagement, Finanzierungsinstrumente etc.) Wissens- und Handlungslücken.³⁴ In der Literatur wird das Einsparpotenzial im Finanzbereich auf 10 % beziffert, wobei dieser einen großen Anteil an den Gesamtkosten hat. Unklar bleibt dabei indes, welche der oben dargestellten Maßnahmen dabei berücksichtigt wurden, denn es wird in diesem Zusammenhang lediglich auf einige wenige Finanzmaßnahmen („Mezzanine, Mortgage Backed Securities etc.“) verwiesen.³⁵ Insgesamt wird deutlich, dass insbesondere die großen, international agierenden Käufer umfangreicher Wohnungsbestände, die auf spezielle Kenntnisse und Möglichkeiten der internationalen Finanzbranche zurückgreifen können, zielgerichtet Potenziale im Finanzierungsbereich ausschöpfen, die sich bisher nur geringe Teile der traditionellen Wohnungsunternehmen, aber auch der kleinen Aufkäufer von Wohnungen erschlossen haben bzw. erschließen konnten. Die großen internationalen Fonds genießen somit alleine aufgrund ihrer Möglichkeiten im Bereich der Finanzierung Wettbewerbsvorteile gegenüber kleineren bzw. nationalen Investoren und traditionellen Wohnungsbestandshaltern. Organisation / Management / Personal Organisatorische Maßnahmen zielen zum einen auf Erhöhung der Effizienz bzw. Kostenersparnis (Umstrukturierung von Management und Verantwortungsbereichen, Personalabbau, Verbesserung von EDV-Einsatz und -Ausstattung, finanzwirtschaftliche Optimierung). Zum anderen dienen sie dem Aufbau von Strukturen, die Voraussetzung für die Umsetzung einzelner Strategiebausteine sind (z. B. Einzelprivatisierung, Bestandsaufwertung). Hinsichtlich der Art der organisatorischen Maßnahmen zeichnet sich auf Grundlage der Recherchen/Gespräche kein einheitliches Bild ab. Bei den internationalen Investoren ist der Ansatz, erworbene Unternehmen in ein neu gegründetes Dachunternehmen zu integrieren (wie z. B. bei der Deutsche Annington Immobilien AG) eher die Ausnahme. Vielmehr überwiegt der Ansatz, mehrere erworbene größere Unternehmen als solche zu erhalten. Nur im Falle des Erwerbs weiterer kleinerer Unternehmen bzw. Portfolios werden diese nicht selbstständig weitergeführt, sondern die größeren Unternehmen als Plattform genutzt, um diese zu integrieren. (32) Damaske/Trampe (2005), S. 232. (33) Just/Reuther (2005), S. 27. (34) Kretschmar/Tolkschmitt (2005), S. 68; an der Befragung nahmen 154 Wohnungsunternehmen teil, deren Darlehensbestand weit überwiegend mindestens 30 Mio. € betrug. (35) Heftrich (2006), S. 139. 58 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Für die Bewirtschaftung und den Vertrieb von Wohnungen werden von großen Käufern in der Regel spezialisierte Subgesellschaften gegründet, die entweder regional ausgerichtet sind (insbesondere für die Vermietung) oder einen fachlichen Schwerpunkt besitzen (insbesondere für den Vertrieb von Wohnungen). Im Bereich des EDV-Einsatzes werden insbesondere in Zusammenhang mit dem Erwerb mehrerer Unternehmen bzw. Portfolios Vereinheitlichungen und übergreifende Lösungen in Angriff genommen. In diesem Falle wird über alle Einzelunternehmen eine einheitliche Datenverwaltung gelegt, sowohl um Rationalisierungseffekte zu erzielen als auch um die Vergleichbarkeit der Unternehmenskennzahlen bzw. eine übergreifende Portfolio-Analyse zu ermöglichen. Das Management der erworbenen Unternehmen wird auf der Führungsebene zum Teil ausgewechselt. Beim Wechsel werden tendenziell die finanztechnischen Kompetenzen des Managements gestärkt. Die Expertengespräche weisen darauf hin, dass auf der Ebene des mittleren Managements Personalwechsel eher geringe Bedeutung haben. Einige lokale Gesprächspartner (z. B. Kommune), die nach den Auswirkungen des Verkaufs in der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen gefragt wurden, wiesen explizit darauf hin, dass für sie die Ansprechpartner in dem verkauften Unternehmen auf der mittleren Ebene nicht gewechselt hätten. In dem Fall blieben der Kommune Kommunikationsstrukturen erhalten, die es bereits vor dem Verkauf gab, wenngleich es teilweise zu Veränderungen im Handeln der Personen durch veränderte Vorgaben (Firmenpolitik) gekommen ist. (36) Morgan Stanley (2006), S. 33; aufgrund unterschiedlicher Ansätze der externen oder internen Bearbeitung von Leistungen kann es bei konkreten Fällen zu Abweichungen von den genannten Orientierungswerten kommen. (37) Ein Einsparpotenzial von mindestens 30 % beim Personal nennt Heftrich (2006), vgl. S. 139. (38) McKinsey (2004b), S. 12. Inwieweit mit den Maßnahmen der Organisations- und Personalentwicklung sowie den EDV-Maßnahmen ein umfangreicher Stellenabbau verbunden ist, kann derzeit nicht beurteilt werden, da die Maßnahmen überwiegend noch nicht weit fortgeschritten sind. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Mehrfacherwerb von Unternehmen bzw. Beständen, bei dem organisatorische und personelle Umstrukturierungen eine größere Rolle als beim Einzelerwerb spielen, erst in den letzten zwei Jahren verstärkt aufgetreten ist und die Maßnahmen daher bislang erst angelaufen sind. Nach Expertenaussagen kann sich der Personaleinsatz zwischen verschiedenen Wohnungsunternehmen je nach Strategie und Geschäftsfeldern deutlich unterscheiden. Von Bedeutung ist, ob sich die Tätigkeit nur auf die Bewirtschaftung von Wohnungen erstreckt, oder ein eigener Vertrieb bzw. eine eigene Wohnungseigentumsverwaltung existiert bzw. darüber hinaus Aktivitäten im Bereich der Projekt- und Stadtentwicklung verfolgt werden. Das Verhältnis von Wohnung zu Personal könnte nach Einschätzung von Beratern der Käufer mit entsprechenden Maßnahmen von 120 bis 150 Wohnungen pro Mitarbeiter/in bei traditionellen Wohnungsunternehmen auf 180 bis 200 Wohnungen pro Mitarbeiter/in gesteigert werden.³⁶ Bei einem angenommenen Bestand von 10 000 Wohnungen könnte demzufolge das Personal im Schnitt von ca. 74 auf 52 Mitarbeiter/innen reduziert werden. Dies entspricht einem Potenzial, den Personalbedarf um bis zu 30 % zu senken.³⁷ Nach den Ergebnissen der Expertengespräche sowie nach Einschätzung einer Unternehmensberatung³⁸ beinhalten die Personalkosten zwar erhebliche Einsparpotenziale, da sie jedoch im Vergleich zu strategischen Ansätzen in den Bereichen Mieten, Aufwertung/Instandhaltung und Finanzierung einen relativ geringen Anteil an den Gesamtkosten haben, bieten sie ein relativ geringeres Potenzial für die Erhöhung der Rendite. Zudem sind Personalmaßnahmen aus Sicht der Käufer nur nach und nach umsetzbar und erfordern eine längere Zeitspanne. Die in den untersuchten Fallbeispielen realisierten oder in Angriff genommenen Maßnahmen geben keine eindeutigen Hinweise, dass bei bestimmten gekauften Unternehmen (z. B. ehemalige kommunale Wohnungsunternehmen) generell umfangreiche Neustrukturierungen im Bereich Organisation und Personal erfolgen, etwa weil bei diesen Unternehmen grundsätzlich hohe Potenziale zur Kostenreduzierung bestehen. Vielmehr wurden bei verschiedenen kommunalen Verkäufen von den kaufenden Privatinvestoren jeweils Maßnahmen unterschiedlicher Intensität und Tragweite durchgeführt. Vieles spricht dafür, dass die betriebswirtschaftlichen Stärken und Schwächen der verkauften Unternehmen unterschiedlich sind, dass jedoch auch die Strategien und Maßnahmen der Käufer (selbst unter ähnlichen Voraussetzungen) keinem einheitlichen Muster folgen. Rationalisierung der Bestandsbewirtschaftung Strategien zur Rationalisierung der Bestandsbewirtschaftung werden vor allem von den Erwerbern sehr großer Portfolios verfolgt bzw. umgesetzt. Sie zielen insbesondere auf ein verbessertes Beschaffungswesen bzw. die Nutzung von Skaleneffekten (Abnahme großer Mengen durch Bündelung) und auf die Auslagerung 59 Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios von Leistungen (Outsourcing). Mit den Maßnahmen werden drei unterschiedliche Ziele verfolgt: Senkung der eigenen Kosten (direkte Renditeerhöhung), Senkung der Nebenkosten (Erhöhung des Vermietungspotenzials) und Verlagerung von Grundmietkosten in betriebskostenfähige Leistungen (z. B. vollständige externe Bewirtschaftung der Heizungsanlage). ³⁹ Im Rahmen der Fallstudien wurden zwar einzelne umgesetzte bzw. eingeleitete Maßnahmen in diesem Bereich ersichtlich, hierbei handelt es sich jedoch lediglich um erste Ansätze. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass nach einem Kauf zunächst Rationalisierungen in den Bereichen Organisation und Finanzierung angegangen werden, und dass Ansätze für die Rationalisierung der Bewirtschaftung zeitlich nachgelagert erfolgen und somit schwerpunktmäßig erst in den kommenden Jahren zu erwarten sind. Veränderungen nach einem Verkauf bzw. deutliche Unterschiede zu traditionellen Bestandshaltern sind zudem schwer auszumachen, da traditionelle Wohnungsanbieter sich durch den starken Anstieg der Nebenkosten und wegen der Vermietungslage bei Marktentspannungen in den vergangenen Jahren bereits ebenfalls veranlasst sahen, Verbesserungen in diesem Bereich zu verfolgen. 4.4 Kundenorientierung Ziel von Maßnahmen zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit ist die Vermeidung von hoher Fluktuation und Leerstand (Mietausfälle) sowie die Schaffung eines guten Klimas als Voraussetzung für eine erfolgreiche Einzelprivatisierung. Das Ziel der Verhinderung von Leerstand über eine Erhöhung der Mieterzufriedenheit wird von vielen Käufern insbesondere auf entspannten Wohnungsmärkten verfolgt. Konkrete Maßnahmen, wie sie unter anderem bei den untersuchten Fallbeispielen umgesetzt wurden, sind beispielsweise eine zügige Mängelbehebung (z. B. 24-Stunden-Hotline, Allround-Anlaufstellen etc.), eine gute Erreichbarkeit/Information (v. a. Internet) und spezielle Zusatzangebote (z. B. Mieterfeste, Servicedienste, insbesondere für ältere Mieter). Der Kundenorientierung wird seitens der Erwerber großer Portfolios generell eine hohe Bedeutung zugemessen. Im Rahmen der Recherchen/Fallstudien ließ sich jedoch nicht eindeutig klären, ob der Umfang und der Erfolg der Maßnahmen im Bereich Kundenorientierung bei den Käufern wesentlich größer als bei traditionellen Bestandshaltern ist. In Gesprächen mit lokalen Akteuren wurde von diesen zwar vielfach hervorgehoben, dass das Bekenntnis der Käufer zur Kundenorientierung durchaus wahrgenommen würde, zu einer Bewertung des Umfangs und der Umsetzung konkreter Maßnahmen der Käufer im Vergleich zu traditionellen Bestandshaltern ließen sich die Gesprächspartner jedoch meist nicht bewegen. Ein Vergleich wird auch dadurch erschwert, dass die Kundenorientierung bzw. die Umsetzung besonderer mieterbezogener Maßnahmen bei traditionellen Bestandshaltern offenbar nicht einheitlich, sondern sehr unterschiedlich ist. So boten beispielsweise einer Befragung von 590 Wohnungsunternehmen zu Folge im Jahr 2004 56 % der Unternehmen Zusatzangebote für Mieter an (insbesondere für Ältere, aber auch Schuldnerberatung, Gemeinschaftseinrichtungen, Internet etc.), immerhin 44 % der Unternehmen sahen keinerlei Zusatzangebote für Mieter vor.⁴⁰ Hieraus und aus den Fallbeispielen kann gefolgert werden, dass auch bei den verkauften Unternehmen Kundenorientierung und das Angebot spezieller Mietermaßnahmen vor dem Verkauf sehr unterschiedlich war, sodass die Potenziale für Verbesserungen bei den einzelnen Käufern sehr unterschiedlich sind. 4.5 Aufwertung von Wohnungsbeständen Bei den Aufwertungsstrategien wird im Folgenden zwischen für die weitere Vermietung und für die Einzelprivatisierung vorgesehenen Beständen unterschieden, weil sich gewisse Unterschiede ergeben. Für die weitere Vermietung vorgesehene Bestände Aufwertungsstrategien zielen auf die Steigerung der Erträge, zum einen durch Erzielen einer höheren Miete und zum anderen insbesondere auf entspannten Wohnungsmärkten durch die Vermeidung von Leerständen bzw. die Verbesserung der generellen Vermietungssituation. Nach den Ergebnissen der Recherchen bzw. Fallstudien hält sich die Modernisierungstätigkeit in den erworbenen Beständen insgesamt in Grenzen, insbesondere bezogen auf die Aufwertung kompletter Wohnanlagen. Umfassende Modernisierungsmaßnahmen an Gebäudekomplexen werden mangels Rentierlichkeit selten durchgeführt. Ausnahme hiervon war im Rahmen der Fallstudien die Modernisierung von 70er-Jahre-Beständen, die flächendeckend baulich-siedlungsstrukturelle Defizite aufwiesen. Diese Baujahre bzw. dieser (39) Der Bundesgerichtshof hat mit Urteilen vom 06.04.2005 und 22.02.2006 für laufende Mietverträge die Umlegung von Kosten für den Betrieb der Heizung durch einen Dritten (Wärmecontracting) eingegrenzt. Wenn eine ausdrückliche Regelung im Mietvertrag für die Übertragung auf einen Dritten fehlt und dem Mieter dadurch zusätzliche Kosten auferlegt werden sollen, bedarf es einer Zustimmung des Mieters. (40) Tauchnitz (2005), S. 11. 60 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Bautyp ist unter den seit Ende der 90er Jahre verkauften Beständen jedoch vergleichsweise selten. Bisher durchgeführte Modernisierungsmaßnahmen beziehen sich insbesondere auf Bestände mit eher niedrigem Standard bzw. erheblichem Modernisierungsbedarf und beinhalten eine Aufwertung auf einen mittleren bzw. üblichen Standard. Häufiger Ansatz der Aufwertung ist bei Erwerbern großer Wohnungsbestände die Durchführung einzelner Maßnahmen zur Beseitigung von Defiziten des Objekts (Wohnung oder Gebäude), die die Vermietbarkeit oder die Werthaltigkeit gefährden (einzelobjektbezogene Maßnahmen). Dabei werden auch innerhalb gleicher Bestände keine einheitlichen, sondern Modernisierungsmaßnahmen unterschiedlicher Intensität und Art durchgeführt. Ziel dieser Vorgehensweise ist, einheitliche Standards aufzulösen und zu einem diversifizierten Wohnungsangebot innerhalb von Wohnungsbeständen zu kommen, mit dem unterschiedlich zahlungsfähige Nachfrager bedient werden können. Hierin ziehen Gesprächspartner unter den Käufern für sich eine Abgrenzung gegenüber den traditionellen Wohnungsunternehmen, die ihrer Ansicht nach von eher technisch geprägten Führungskräften geleitet werden. Zum anderen soll mit dieser Strategie ein zu hoher Anteil an Maßnahmen vermieden werden, die sich aufgrund der Marktsituation in absehbarer Zeit nicht refinanzieren lassen. So wird beispielsweise von einem Käufer von Wohnungsbeständen „schwerpunktmäßig nur noch in diejenigen Gebäude investiert, die innerhalb eines zehnjährigen Zeitraums eine Refinanzierung über die Mieterlöse sichern“.⁴¹ So genannte Luxusmodernisierungen wurden im Rahmen der Erhebungen nicht identifiziert und dürften bei den bislang durchgeführten Maßnahmen eher Ausnahmen darstellen, die allenfalls auf stark angespannten Wohnungsmärkten auftreten. Den Experteninterviews zu Folge bieten umfangreiche bzw. Luxusmodernisierungen aufgrund der Art der Bestände und ihrer Lage auf überwiegend entspannten Wohnungsmärkten kein ausreichendes Potenzial für Ertragssteigerungen, sodass mit ihnen künftig nicht in nennenswertem Umfang zu rechnen ist. Selbst Aufwertungen mit mittlerem Niveau werden aus diesen Gründen eher in geringem Umfang erwartet. (41) Deutsche Wohnen AG (2005), S. 27. In einzelnen Fällen sind im Zusammenhang mit Modernisierungen Konflikte mit Mietern oder Mieterverbänden aufgetreten. Diese beziehen sich vor allem auf Modernisierungs- maßnahmen von kompletten Beständen mit niedrigem Modernisierungs- und Instandhaltungszustand, die von vielen Mietern in dem geplanten Umfang nicht gewünscht waren. Hierbei handelt es sich überwiegend um Maßnahmen, die aus Sicht mittelbar Beteiligter (z. B. Stadtverwaltung) zwar aus technischbaulicher Sicht erforderlich sind (zeitgemäße Ausstattung bzw. Beseitigung baulicher Mängel), bei denen aber die nach der Aufwertung auf Mietspiegelhöhe liegenden Mieten die Zahlungsfähigkeit bzw. -bereitschaft vieler Mieter übersteigen. Aus den Recherchen wurde aber auch deutlich, dass solche Fälle zwar vorkommen, dass es sich hierbei jedoch nicht um eine durchweg einheitliche bzw. für Privatinvestoren typische Vorgehensweise handelt. Vielmehr ist die Praxis durch ein unterschiedliches Modernisierungsgebaren bzw. eine unterschiedliche Bereitschaft der Investoren zur Abstimmung von geplanten Maßnahmen mit Mietern geprägt, z. B. was das individuelle Eingehen auf Mieterwünsche oder den Umgang mit Mietereinbauten bei den Modernisierungsmaßnahmen angeht. Als weniger konfliktreich als eine einmalige Komplettmodernisierung hat sich in der Praxis aus nahe liegenden Gründen die Strategie erwiesen, Aufwertungen in Gebäuden nur Zug um Zug bei einem Mieterwechsel zu realisieren, die für den Investor jedoch über alle Wohnungen kostenträchtiger als eine Komplettmodernisierung ist. Diese Maßnahmen wurden von den Käufern in erster Linie auf entspannten Wohnungsmärkten mit dem Ziel einer besseren Vermietbarkeit durchgeführt. Für die Einzelprivatisierung vorgesehene Bestände An Beständen, die für den Einzelverkauf vorgesehen sind, wurden bzw. werden von den großen Käufern in der Regel keine umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, weil sich hierdurch keine Renditesteigerung erzielen lässt. Große Käufer verfolgen die Einzelprivatisierung in Beständen, bei denen keine bzw. nur geringfügige Maßnahmen durchzuführen sind. In der Regel werden von ihnen in diesem Zusammenhang nur Maßnahmen am Gebäude durchgeführt (z. B. Dach, Treppenhaus, Trockenlegung Fundament). Die Qualität dieser Maßnahmen wird von Beteiligten unterschiedlich bewertet: Während privatisierende Unternehmen hierin die Herstellung eines nachhaltig guten Gebäudezustands sehen, ordnen Mieterverbände und Teile der Gesprächspartner aus den Kommunen dieses Vorgehen eher „kosmetischen Maßnahmen“ Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios zu. Für den Verkauf vorgesehene Wohnungen werden weit überwiegend nicht modernisiert, da zum einen die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten der Käufer (Mieterprivatisierung, Selbstnutzer), die als verkaufsfördernd angesehen werden, nicht eingeschränkt werden sollen und da zum anderen Kosten für Aufwertungen nicht im vollen Umfang über den Kaufpreis an die Käufer weiter gegeben werden können. Umfangreichere Modernisierungsmaßnahmen, z. B. der Anbau von Balkonen oder der Einbau von Fahrstühlen, werden in Verbindung mit Einzelprivatisierung in Einzelfällen von Käufern kleiner Wohnungsportfolios durchgeführt, die diese speziell unter dem Gesichtspunkt der Einzelprivatisierung ausgewählt haben (geeignete Mikrostandorte bzw. -qualitäten mit entsprechender Nachfrage). Konflikte im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen bei für die Privatisierung vorgesehenen Wohnungen wurden im Rahmen der Recherchen nur bei einem Beispiel bekannt, das auch von der Presse aufgegriffen wurde. Dort hat der Investor offenbar die geringe Zahlungsfähigkeit der Bewohner zu wenig geprüft bzw. berücksichtigt.⁴² 4.6 Reduzierung der Instandhaltung bzw. gesamten Bestandsinvestitionen Eine weitere mögliche Strategie mit dem Ziel der Renditesteigerung besteht für die Käufer in der Reduzierung der Instandhaltungskosten, sei es über Effizienzsteigerung bzw. Outsourcing oder sei es über die Reduzierung der Instandhaltungsmaßnahmen bis hin zur gezielten Vernachlässigung von Beständen. Grundsätzlich kann mit einer gezielten Nichtinstandhaltung die Rendite erhöht werden, wenn die hierdurch vermiedenen Ausgaben während der Haltedauer der Bestände nicht mit gleichwertigen Belastungen bzw. beim Exit mit gleichwertigen Mindererlösen verbunden sind. Die Anreize bei der Instandhaltung zu sparen sind hoch, insbesondere für kurzfristig orientierte Investoren. Bei insgesamt mittlerem Modernisierungs- und Instandhaltungszustand der Gebäude, der für die Transaktionen großer Wohnungsbestände der letzten Jahre typisch ist, würde aus Sicht von befragten Experten der Bestand nämlich für eine gewisse Zeit Reduzierungen der Instandhaltungsmaßnahmen verkraften, ohne dass sofort erhebliche Defizite sichtbar würden. Auf kurze Dauer würde eine gewisse Reduzierung der Instandhaltungsmaßnahmen demnach nur wenige negative 61 Auswirkungen zeigen, weder in Form verstärkter Klagen von Mietern noch in Form geringer Einnahmen, etwa durch Mietminderung oder höhere Leerstände. Auf längere Sicht dürften sich jedoch solche Auswirkungen und Nachteile für den Käufer einstellen. In der Fachdiskussion werden teilweise Befürchtungen laut, es könne zu einer völligen Vernachlässigung von Beständen durch Investoren kommen. In diese Richtung geäußerte Befürchtungen nähren sich aus Beispielen einzelner Verkäufe der 80er bzw. frühen 90er Jahre, bei denen Bestande der End-60er und 70er Jahre dauerhaft vernachlässigt wurden. Bei den Recherchen und Fallstudien wurde kein Fall (mit Ausnahme eines Altfalls mit Kauf vor 1999) ermittelt, bei dem offenkundig eine gezielte Nichtinstandhaltung bzw. Vernachlässigung zu verzeichnen war bzw. dies von einem Käufer als Strategie benannt wurde. Allerdings ist der bisherige Instandhaltungsaufwand durchaus Gegenstand betriebswirtschaftlicher Überprüfungen, da in diesem Bereich von den Käufern Einsparpotenziale gesehen werden. Zu der Frage, wie hoch die Einsparpotenziale sind, lassen sich zum einen gewisse Schlüsse aus der Literatur, zum anderen aus dem Umfang der Investitionen von Käufern gewinnen, für deren Bestände im Rahmen der Recherchen Daten zum Instandhaltungs- und Modernisierungsaufwand ermittelt werden konnten. Allerdings liegen diese Informationen nicht als Einzelwerte für Instandhaltung und Modernisierung, sondern nur als zusammengefasste Werte für die gesamten Bestandsinvestitionen vor. Verschiedene Einschätzungen zum bei traditionellen Wohnungsunternehmen üblichen Modernisierungs- und Instandhaltungsaufwand decken sich weitgehend. Morgan Stanley⁴³ nennt Werte zwischen 20 und 25 € pro m² und Jahr und vom Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen werden 20 bis 23 € pro m² und Jahr (darunter 12 bis 13 € für Instandhaltung und 8 bis 10 € für Modernisierungsmaßnahmen) für traditionelle Wohnungsunternehmen genannt.⁴⁴ Beides deckt sich weitgehend mit den Angaben des GdW zu Modernisierungs- und Instandsetzungsinvestitionen seiner Mitgliedsunternehmen in den alten Ländern in 2004 von 1 442 € pro Wohnung⁴⁵, was einem Wert von 22,18 € pro m² entspricht, wenn man schätzungsweise eine durchschnittliche Wohnfläche von 65 m² pro Wohnung unterstellt. Davon entfallen 13,22 € pro m² auf Instandhaltungs- und 8,97 € pro m² auf Modernisierungsinvestitionen. (42) Nach den Ergebnissen einer Befragung des Mietervereins hatten 73 % der Mieter der betroffenen Bestände kein Erwerbseinkommen (Arbeitslosengeld I/II-Bezieher, Rentner oder Auszubildende; siehe Holm (2005). (43) Morgan Stanley (2006), S. 32. (44) Mündliche Auskunft des VNW. (45) GdW (2005), S. 204. Für den Vergleich wurden die GdW-Werte für die alten Länder herangezogen, weil die bundesweiten Werte stark durch den extremen Rückgang der Investitionen in den neuen Ländern geprägt bzw. verzerrt werden. 62 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Nach Einschätzung von Morgan Stanley lassen sich die „renovation expenditures“ von 20 bis 25 € pro m² bei traditionellen Wohnungsunternehmen auf 10 bis 16 € pro m² („low/midteens“) zu senken, was eine Kostenreduzierung um ca. 42 % zur Folge hätte; ein nachhaltiges Niveau für einen längerfristigen Erhalt der Bestandsqualität wird bei einer Senkung auf etwa 16 bis 20 € pro m² („high teens“) gesehen, was im Schnitt etwa einer Kostenreduzierung von 20 % entspricht.⁴⁶ Anhand der aus Fallbeispielen zu Transaktionen großer Wohnungsbestände zur Verfügung stehenden Informationen wird im Folgenden dargestellt, auf welchem Niveau sich die Bestandsinvestitionen der Käufer im Vergleich zu den oben genannten Orientierungswerten bewegen. Abbildung 4.1 zeigt die Modernisierungs- und Instandhaltungskosten am Beispiel ausgewählter Wohnungsunternehmen. Die Beispiele 1 und 2, bei denen es sich um kommunale Käufer handelt, verzeichnen Modernisierungs- und Instandsetzungskosten um 20 € pro m². Die Werte bewegen sich etwa auf dem Niveau, das alle GdW-Unternehmen der alten Länder bei den Modernisierungs- und Instandsetzungsinvestitionen aufweisen (1999: 22,88 € pro m²; 2005: 20,79 € pro m²).⁴⁷ (46) Morgan Stanley (2006), S. 32. Heftrich (2006) nennt für den Bereich Instandhaltungs-/Investitionsaufwand ein Reduzierungspotenzial von mindestens 30 % (vgl. S. 139). Laut McKinsey (2004b) lässt sich die Rendite im Bereich Instandhaltung (Optimierung der Beschaffungskosten und der Instandhaltungsstrategie) im Schnitt um 1,25 Prozentpunkte steigern (vgl. S. 12). Bei den zwei Beispielen mit privaten Käufern (Beispiel 3 und 4) liegen die Kosten für Modernisierung und Instandhaltung in den letzten Jahren unter 15 € pro m². Im Fall von Beispiel 3 reicht die Zeitreihe über viele Jahre zurück: hier wurden die Kosten nach dem Erwerb von über 23 € pro m² im Jahr 2000 auf unter 13 € pro m² im Jahr 2001 gesenkt. Hierbei handelt (47) Eigene Berechnungen auf Grundlage von GdW (2005), S. 202-203, unter der Annahme einer durchschnittlichen Wohnfläche von 65 m² pro Wohnung. Wert für 2005: geplante Investitionen auf Basis des Wohnungsbestands von 2004. Abbildung 4.1 Modernisierungs- und Instandhaltungskosten gekaufter Wohnungsunternehmen am Beispiel ausgewählter Käufer* €/m2 30 25 20 15 10 5 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Beispiel 1: Kommunaler Käufer Beispiel 2: Kommunaler Käufer Beispiel 3: Privater Käufer Beispiel 4: Privater Käufer GdW-Unternehmen alte Länder gesamt * Durchschnittskosten bezogen auf gesamten Bestand; 2005 z. T. Planwerte Datenquelle: Geschäftsberichte, GdW, eigene Berechnungen 2005 es sich nach Angaben des Unternehmens nicht um Folgen etwaiger zuvor erfolgter umfangreicher Investitionen, sondern um reine Kostensenkungsmaßnahmen. Zwar handelt es sich nur um Einzelfälle, es bestätigt sich jedoch das Bild einer eher geringen bzw. reduzierten Investitionstätigkeit im Bereich Modernisierung/Instandsetzung bei privaten Käufern im Vergleich zu kommunalen Käufern bzw. den oben dargestellten Orientierungswerten für traditionelle Wohnungsunternehmen sowie den Werten für die GdW-Unternehmen in den alten Ländern. Nicht geklärt werden konnte, zu welchem Anteil der bei Privatinvestoren geringere bzw. gesenkte finanzielle Aufwand in der Praxis über Rationalisierung (Beschaffungswesen, Portfoliomanagement, Auslagerung etc.) und über einen geringeren Umfang an Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen erreicht wird. Obwohl in den Expertengesprächen keine völlig klare Trennung zwischen Rationalisierung und Maßnahmenreduzierung gezogen wurde, wurde aus den Ausführungen eines Teils der Gesprächspartner deutlich, dass auch eine Verringerung von Maßnahmen erfolgt. Wahrscheinlich ist daher, dass Rationalisierungen zwar angestrebt und erfolgreich umgesetzt werden, dass die verminderten Bestandsinvestitionen jedoch zumindest teilweise auch auf reine Ausgabensenkungen zurückzuführen sind, bei denen der Maßnahmenumfang entsprechend proportional reduziert wird. Hierauf deuten zudem auch die weiter oben dargestellten Angaben von Morgan Stanley hin, die als nachhaltiges Niveau für einen längerfristigen Erhalt der Bestandsqualität mindestens Bestandsinvestitionen im oberen Zehnerbereich (ca. 16 bis unter 20 € pro m²) für nötig halten. Bei den beiden Beispielen für private Eigentümer wird die Untergrenze dieser Spanne zumindest derzeit leicht unterschritten, allerdings wird die Untergrenze der von Morgan Stanley genannten maximalen Einsparpotenziale, der untere Zehnerbereich, nicht erreicht. Die Auswirkungen reduzierter Bestandsinvestitionen auf die veräußerten Wohnungsbestände lassen sich nicht nur schwer abschätzen, weil sich schwer abgrenzen lässt, welcher Anteil davon auf reine Ausgabensenkungen bzw. Maßnahmenreduzierungen und welcher auf Rationalisierungen entfällt. Sie lassen sich jedoch auch dadurch schwer abschätzen, weil etwaige Folgen (wie oben erläutert) erst nach einiger Zeit bei den Beständen sichtbar werden. Dies ist sicherlich auch der Grund, weshalb im Rahmen der Expertengespräche befragte örtliche Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios Akteure hierzu keine eindeutigen Aussagen treffen wollten bzw. konnten. 4.7 Vermietungs- und Mietenmanagement Das Vermietungs- und Mietenmanagement zielt im Wesentlichen auf eine Erhöhung der laufenden Einnahmen durch eine Erhöhung der Mieten (Bestandsmieten, Neuvertragsmieten) und eine Reduzierung des Leerstands. Dies kann durch gezielte Mieterauswahl bzw. Belegungspolitik, Miethöhenanpassungen bei Bestandsmieten und bei Neuvermietungen, Erschließung neuer Mieteinnahmequellen und veränderten Umgang mit Mietrückständen erfolgen. Miethöheanpassungen bei Bestandsmieten und bei Neuvermietungen Mieterhöhungspotenziale Die erworbenen Bestände weisen zu großen Teilen unter dem Vergleichsmietenniveau (Mietspiegel) liegende Mieten auf. Den Expertengesprächen zu Folge liegen die Mieten beim Verkauf von Beständen seit dem Jahr 1999 bis zu 30 % unter dem örtlichen Vergleichsmietenniveau, jedoch sind nur in sehr wenigen Fällen so große Abstände zu verzeichnen.⁴⁸ Bei jüngeren Verkäufen ist die Differenz zum Vergleichsmietenniveau tendenziell geringer als bei älteren Fällen, da nach Aussagen von Gesprächspartnern die Verkäufer (einschließlich öffentlicher Unternehmen) in jüngerer Zeit die Ausschöpfung von Mieterhöhungspotenzialen selbst verstärkt verfolgt haben. Insgesamt gibt es daher zahlreiche Fälle, bei denen das Mieterhöhungspotenzial bei Bestandmietverhältnissen weit geringer als die oben genannte Spanne von 30 % ist bzw. bei denen so gut wie keine Erhöhungsspielräume vorliegen. Zumindest bei den untersuchten Fallbeispielen, bei denen geeignete Mietenangaben vorlagen, lässt sich nicht erkennen, dass die Höhe des Mieterhöhungspotenzials eindeutig davon abhängt, ob es sich bei dem verkauften Unternehmen beispielsweise um ein kommunales oder ein anderes (industrieverbundenes) Unternehmen handelt. Zu viele weitere Faktoren wie das situationsbedingte Mieterhöhungsverhalten der Unternehmen vor dem Verkauf (z. B. Akzeptanz versus Vermeidung von Leerstand) und die Wohnungsmarktentwicklung spielen hierbei offenbar als wesentliche Einflussfaktoren hinein. 63 In Tabelle 4.1 sind verschiedene Beispiele für Nettokaltmieten von ausgewählten Beständen verkaufter Unternehmen im Vergleich zur ortsüblichen Vergleichsmiete und zu bei Neuvermietungen vereinbarten Nettokaltmieten dargestellt, wobei zwischen unterschiedlichen Wohnungsmarktlagen unterschieden wird. Bei Beispiel 1 handelt es sich um den Verkauf kommunaler nicht preisgebundener Bestände auf einem eher angespannten Markt, wobei Wohnungen mit gutem Standard/mittlerem Zustand (Beispiel 1a) und Wohnungen mit einfachem Standard/eher schlechtem Zustand (Beispiel 1b) mit ihren Mieten separat betrachtet werden. Der Vergleich zum Mietspiegel zeigt, dass die Mieten im Schnitt über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen, was sich durch einen hohen Anteil in jüngster Zeit neu vereinbarter Mieten (Einzug) erklären lässt, die in der Regel über der Vergleichsmiete bzw. dem Mietspiegelwert liegen. Bei den Bestandsmietverhältnissen besteht (auch unter Berücksichtigung einer anzunehmenden Streuung der Mieten) daher in der Regel kein Erhöhungspotenzial. Auch bezogen auf die örtlich typischen Wiedervermietungsmieten (Maklerangaben; hier nur Angabe für Beispiel 1a möglich) bzw. bei einer Neuvermietung bestehen in den Beständen keine wesentlichen Erhöhungspotenziale. Der kommunale Eigentümer hat demnach in den Jahren vor dem Verkauf die Mieterhöhungspotenziale weitgehend ausgeschöpft und durch die nach dem Verkauf stagnierende Mietenentwicklung haben sich inzwischen keine zusätzlichen Spielräume ergeben. Ähnliches gilt für Beispiel 5, bei dem es sich um ein kommunales Unternehmen auf einem eher entspannten Markt handelt und das relativ geringe Erhöhungspotenziale bei den Bestandsmieten aufweist; Erhöhungsmöglichkeiten bestehen allenfalls bei Neuvermietungen. Anders verhält es sich bei Beispiel 3 und Beispiel 6, die von der öffentlichen Hand bzw. von Kommunen verkaufte Bestände repräsentieren. Bei ihnen liegen die Mieten spürbar unter der Vergleichsmiete (Werte zwischen 26 % und 42 %), wobei zu berücksichtigen ist, dass es sich um relativ weit zurückliegende Verkaufszeitpunkte (90er Jahre) handelt, einer Phase mit noch ansteigenden Mieten. Diese Mieterhöhungspotenziale wurden inzwischen nämlich weitgehend genutzt, auch im Falle von Beispiel 6, bei dem es sich um ein an ein anderes kommunales Unternehmen verkauftes Wohnungsunternehmen handelt. Derartig hohe Mieterhöhungspotenziale dürften derzeit nur noch selten vorkommen, weil damals mögliche (48) Teilweise wurde ein noch größerer Unterschied zum Vergleichsmietenniveau zum Verkaufszeitpunkt festgestellt, dabei handelt es sich jedoch um Verkäufe aus den 90er Jahren, die nicht auf heutige Verhältnisse übertragbar sind. 64 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Erhöhungen inzwischen vielfach vollzogen wurden und sich vor dem Hintergrund stagnierender bzw. auf entspannten Märkten sinkender Mieten keine neuen Erhöhungsspielräume aufgetan haben bzw. diese sogar geschrumpft sein dürften. Auch die übrigen untersuchten Beispiele, die nicht näher beschrieben werden sollen, zeigen, dass sehr unterschiedliche Mieterhöhungspotenziale vorliegen. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass bei den aufgeführten Beispielen meist Mieten nicht preisgebundener Bestände dargestellt wurden, da nur diese an die Vergleichsmiete angepasst bzw. bei einer Neuvermietung frei vereinbart werden können. Die verkauften Unternehmen bzw. Portfolios verfügen jedoch häufig zusätzlich über eine umfangreiche Anzahl preisgebundener Wohnungen. So lag bei einem der Fallbeispiele der Anteil der preisgebundenen Wohnungen zum Verkaufszeitpunkt bei 71 %. Unter diesen Wohnungen sind regelmäßig umfangreiche Anteile zu vermuten, deren Mieten unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen, die jedoch aufgrund der Preisbindung nicht an diese angepasst werden können. Da jedoch umfangreiche Bestände in den kommenden Jahren aus der Bindung fallen werden, eröffnen sich auch bei diesen Wohnungen für die Käufer der Wohnungen nach und nach Erhöhungspotenziale. Mietanpassungsstrategien der Käufer Die Erwerber von Wohnungsbeständen verfolgen durchgängig das Ziel der Heranführung der Mieten an die ortsübliche Vergleichsmiete. Allerdings sind sie häufig vor die Alternative gestellt, vorhandene Mieterhöhungsspielräume in kurzer Zeit vollständig für Erhöhungen zu nutzen und damit vermehrte Fluktuation, höheren Leerstand und zusätzliche (Rechts-) Streitigkeiten in Kauf zu nehmen, oder vorsichtiger zu agieren und weniger Leerstand sowie eine zufriedenere und stabilere Mieterschaft zu erzeugen. Vor diesem Hintergrund wenden die Käufer sehr unterschiedliche Strategien an. Tabelle 4.1 Beispiele zu Mieten ausgewählter verkaufter Portfolios im Vergleich zu Mietspiegel-Vergleichsmieten und Wiedervermietungsmieten (zum Verkaufszeitpunkt) Nettokaltmiete (im Vergleichsmiete Verkaufsjahr) (Mietspiegel)* Beispiel Art der Wohnungen Wiedervermietungsmiete** €/m² Potenzial Mieterhöhung Potenzial Neuvermietung Eher angespannter Markt Beispiel 1a Nicht preisgebunden; guter Standard/ mittlerer Zustand 7,10 5,72 7,16 -19,5 % 0,8 % Beispiel 2 Gesamtbestand*** 5,95 6,14 6,65 3,2 % 11,8 % Beispiel 1b Nicht preisgebunden; einfacher Standard/eher schlechter Zustand 5,50 5,00 k. A. -9,1 % k. A. Beispiel 3 Gesamtbestand*** 4,21 5,3 k. A. 25,8 % k. A. Eher entspannter Markt Beispiel 4 a Nicht preisgebunden; guter Standard/ mittlerer Zustand 5,37 4,84 5,70 -9,9 % 6,1 % Beispiel 4 b Nicht preisgebunden; einfacher Standard/eher schlechter Zustand 4,54 4,57 4,70 0,7 % 3,5 % Beispiel 5 Nicht preisgebunden; 3-Zi.-Wohnungen 4,10 4,35 5,50 6,1 % 34,1 % Beispiel 6a Nicht preisgebunden; guter Standard/ mittlerer Zustand 3,93 5,45 5,11 38,6 % 30,0 % Beispiel 6b Nicht preisgebunden; einfacher Standard/eher schlechter Zustand 3,37 4,79 4,09 42,0 % 21,4 % 3,90 4,85 4,40 24,2 % 12,8 % Stark entspannter Markt Beispiel 7 Nicht preisgebunden; einfacher Standard/eher schlechter Zustand Miete für Wohnungen, die bei Standard/Zustand den Wohnungen des Beispiels am ehesten entsprechen (im Verkaufsjahr); zum Verkaufszeitpunkt gültiger Mietspiegelwert ** Miete für nicht preisgebundene 3-Zimmer-Wohnungen (70 m²), die bei Standard/Zustand den Wohnungen des Beispiels am ehesten entsprechen (im Verkaufsjahr) *** Überwiegend nicht preisgebundene Wohnungen (über 2/3) * Datenquelle: G eschäftsberichte, Angaben der Unternehmen, Mietspiegel, BBR-Wohnungsmarktbeobachtung (Daten des IVD-Wohnimmobilienpreisspiegels), eigene Berechnungen 65 Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios Bei Beständen auf eher angespannten Märkten werden die Mieten durch die Käufer aufgrund des geringeren Leerstandsrisikos weitaus weniger vorsichtig als auf entspannten Märkten angehoben. Bei Neuverträgen werden bei Wohnungen mit entsprechender Qualität zum Teil Mieten realisiert, die 20 % über der Vergleichsmiete (Mietspiegelwert) liegen. Bei Verkäufen auf angespannten Märkten kamen bei Bestandsmieterhöhungen vertraglich vereinbarte Mieterhöhungsgrenzen zum Tragen: Die auf (unternehmensbezogen) durchschnittliche Erhöhungen angelegten vertraglichen Kappungsgrenzen zeigten bei den Erhöhungsfällen wenig Wirkung, da diese in erster Linie Teilbestände mit niedrigen Ausgangsmieten betrafen. Dagegen führten die auf einzelne Erhöhungen abstellenden Kappungsregelungen zu moderateren Anhebungen. Die Mehrzahl der Transaktionen großer Wohnungsbestände erfolgte auf eher entspannten Wohnungsmärkten. Nach eigenen Aussagen der Käufer wurde unter diesen Marktverhältnissen bei den Erhöhungen sowohl bei Bestandsmieten als auch Neuverträgen vorsichtig vorgegangen, um das Risiko steigender Leerstände oder steigender Fluktuation zu vermeiden. Einige Käufer akzeptieren gewisse Leerstände, weil sie bei den Mieten nicht unter ein gesetztes Mindestniveau gehen wollen. Von anderen Käufern wird der Vermeidung bzw. Reduzierung des Leerstands Priorität gegenüber einer Erhöhung der Mieterträge eingeräumt. Bei Beständen mit erheblichen Leerstandsproblemen sind sogar Beispiele mit einer Reduzierung der Mieten oder einem Verzicht auf die volle Kostenmiete bei Sozialwohnungen zu verzeichnen, was unter dem früheren Eigentümer nicht geschah. Die unterschiedliche Vorgehensweise soll im Folgenden anhand von Beispielen verdeutlicht werden. Abbildung 4.2 zeigt die Entwicklung der Mieten und der Leerstände bei einem ehemals kommunalen Wohnungsunternehmen auf einem eher entspannten Markt. Das Unternehmen wurde relativ früh verkauft und hat bereits zweimal den Eigentümer gewechselt. Das Unternehmen hält bis heute einen hohen Anteil (ca. 61 %) an preisgebundenen Wohnungen. die Durchschnittsmiete in den ersten beiden Jahren nach dem Verkauf noch leicht erhöhte (4,69 € pro m²), sank die Miete in 2002 auf 4,52 € pro m² und verharrte 2003 auf diesem Niveau (4,53 € pro m²). Im Rahmen des Verzichts auf eine weitere Steigerung bzw. durch die Senkung der Durchschnittsmiete haben sich die Leerstände bei dem Beispiel von 1999 bis 2003 von 10,4 % auf 5,7 % reduziert und somit nahezu halbiert. Im Jahr 2004 erfolgte der Verkauf des ehemaligen kommunalen Unternehmens durch den deutschen Investor an einen international agierenden Investor. Aus dieser Phase liegen keine Werte zur Durchschnittsmiete aller Wohnungen des Unternehmens, sondern nur Mieten für nicht preisgebundene Wohnungen vor, anhand derer sich jedoch die Mietenstrategie des neuen Eigentümers ebenfalls gut erläutern lässt. Bei Wohnungen mit einfachem Standard blieben die Mieten von 2004 bis Frühjahr 2006 nahezu unverändert (4,54 bzw. 4,57 € pro m²), bei Wohnungen mit mittlerem Standard wurden die Mieten im Schnitt sogar von 5,37 auf 5,06 € pro m² gesenkt. Ähnlich wurde bei Mieten mit gutem Standard verfahren (nicht in der Abbildung dargestellt). Durch die Zurückhaltung bei den Mieten konnte der Leerstand weiter auf 4,8 % im Frühjahr 2006 abgebaut werden. Das Beispiel zeigt, dass sowohl der deutsche als auch der international agierende Investor eine insgesamt eher zurückhaltende Mietanpassungsstrategie verfolgt hat mit dem Ziel, die Leerstände gering zu halten bzw. zu senken. Es handelt sich um ein für entspannte Märkte typisches Beispiel, sowohl was den Zusammenhang zwischen Mieten und Leerstand als auch das strategische Handeln der Käufer Abbildung 4.2 Mieten und Leerstand eines ehemals kommunalen Unternehmens unter verschiedenen Eigentümern (eher entspannter Markt) 5,37 5,30 5,14 5,06 25% 20% 4,80 4,30 Als das Unternehmen noch der Kommune gehörte, wurden die Mieten von 1995 bis 1999 von 4,26 € pro m² auf 4,62 € pro m² angehoben, was einer Steigerung von 8,5 % bzw. 2,1 % pro Jahr entspricht. Im Jahr 1999, dem Jahr des Verkaufs an einen deutschen Investor, verzeichnete das Wohnungsunternehmen eine relativ hohe Leerstandsquote von 10,4 %. Während sich Leerstand 30% Mietein€prom2 4,61 4,26 4,34 4,40 4,62 4,67 4,69 4,52 4,53 4,54 4,56 4,57 5,7% 5,2% 5,0% 4,8% 15% 10,4% 6,8% 6,8% 6,7% 10% 3,80 5% 0% 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Apr 06 Leerstand Durchschnittsmiete / Kommune als Eigentümer Durchschnittsmiete / deutscher Investor als Eigentümer nicht preisgeb. Miete einfacher Standard / internat. Investor nicht preisgeb. Miete mittlerer Standard / internat. Investor Datenquelle: Geschäftsberichte, Unternehmensangaben, Ratsbericht, eigene Berechnungen 66 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 angeht. Das Ziel der Senkung der Leerstände steht nach den Ergebnissen der Expertengespräche auf entspannten Wohnungsmärkten bei vielen privaten Käufern im Vordergrund, sodass mit Mieterhöhungen vielfach eher vorsichtig agiert wird. Abbildung 4.3 zeigt die Entwicklung der Durchschnittsmiete eines im süddeutschen Raum gelegenen überregionalen Portfolios eines privaten deutschen Investors, das sich sowohl auf eher entspannte als auch eher angespannte Märkte verteilt und einen im Vergleich zum vorangegangenen Beispiel eher kleinen Anteil an preisgebundenen Wohnungen (unter 30 %) aufweist. Bei diesem Beispiel wurde die Durchschnittsmiete von 1998 bis 2005 von 4,17 auf 5,01 € pro m² bzw. um gut 20 % angehoben, was einer jährlichen Steigerung von knapp 3 % entspricht. Die Erhöhung der Durchschnittsmiete hat im Wesentlichen im Zeitraum 1998 bis 2003 stattgefunden, während die Miete in den Jahren 2004 und 2005 etwa konstant geblieben ist. Die kontinuierliche, wenngleich nicht sehr starke Erhöhung der Mieten von 1998 bis 2003 war mit einem Anstieg des vermietungsbedingten Leerstands verbunden. Von 1999 bis 2001 stieg der vermietungsbedingte Leerstand mit einer Dauer von drei und mehr Monaten von 1,3 % auf 1,8 %. Ab 2002 wurde die Unternehmensstatistik umgestellt und der vermietungsbedingte Stichtagsleerstand erfasst, der von 2002 bis 2004 einen Anstieg von 2,0 % auf 2,7 % verzeichnete. Im Jahr 2005 verringerte sich der vermietungsbedingte Leerstand auf 2,6 %, was sicherlich dadurch mit verursacht wurde, dass die Miete in den letzten zwei JahAbbildung 4.3 Mieten und Leerstand bei überregionalen Beständen nach Kauf durch einen privaten Investor (ent- und angespannte Märkte) Leerstand Mietein€prom2 6,00 6,0% 5,50 5,0% 5,00 4,50 4,63 4,68 4,85 4,96 2,4% 4,00 1,3% 1,6% 1,8% 5,01 4,0% 4,37 4,17 4,95 2,7% 2,6% 2,0% 3,0% 2,0% 3,50 1,0% 3,00 0,0% 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Vermietungsbedingter Leerstand > 3 Monate* Vermietungsbedingter Stichtagsleerstand* Durchschnittsmiete * Vermietungsschwierigkeiten ohne Leerstand wegen Privatisierung, Modernisierung Datenquelle: Geschäftsberichte, eigene Berechnungen ren (2004 und 2005) so gut wie nicht mehr stieg. Auch dieses Beispiel zeigt, dass die Marktverhältnisse offenbar nicht nur im Norden, sondern auch in süddeutschen Regionen den Käufern oftmals Grenzen für Mietsteigerungen setzen, sofern sie diese nicht mit Leerstand bzw. Mietausfällen bezahlen möchten. Es gibt weitere Beispiele, bei denen die Erhöhungen stärker ausfielen als bei den beiden vorausgegangenen Beispielen. Bei einem Fall wurden die Mieten auf einem eher entspannten Wohnungsmarkt in den neun Jahren nach dem Verkauf im Schnitt zwischen 4 % und 5 % pro Jahr erhöht. Dieser Fall ist jedoch von extrem niedrigen Ausgangsmieten geprägt, sodass es sich um ein Heranführen der Mieten an das ortsübliche Niveau handelt. Zudem ist von Bedeutung, dass es sich nicht um einen privaten Investor, sondern um ein kommunales Unternehmen handelt, das an ein anderes kommunales Unternehmen verkauft wurde. Anhand dieses Beispiels wird deutlich, dass auch in diesen Fällen, in denen der Verkauf innerhalb der „kommunalen Familie“ erfolgt, der erhöhte Renditedruck zumindest spürbare Mietanpassungen mit sich bringt, und dass nicht nur private, sondern auch kommunale bzw. öffentliche Unternehmen die Mieten zum Teil spürbar erhöhen. Insgesamt zeichnet sich bei öffentlichen wie privaten Erwerbern von Wohnungsbeständen ein sehr differenziertes Vorgehen bei Mietanpassungen ab, das neben unterschiedlich gestaffelten Mieterhöhungen auch den Verzicht auf Mieterhöhungen und Mietsenkungen umfasst. In der Folge kommt es vielfach zu einer Differenzierung der Mietenstruktur bzw. Vergrößerung der Mietenspanne des Portfolios. Nach Aussagen der Experten wurden die Anhebungen der Mieten von den Mietern überwiegend akzeptiert. Teilweise kam es bei (nicht modernisierungsbedingten) starken Mietanhebungen zu Protesten, worauf die Mieterhöhungen von den Käufern zurückgenommen bzw. abgemildert wurden. Hierbei handelt es sich jedoch offensichtlich um Einzelfälle. Insgesamt gibt es abgesehen von diesen Einzelfällen wenig Hinweise dafür, dass von dem Mieterhöhungsgebaren der Käufer auf breiter Ebene ein sehr großes Konfliktpotenzial ausgeht. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass das bislang zu beobachtende geringe Konfliktpotenzial in vielen Fällen nicht in erster Linie auf eine Selbstbeschränkung der Käufer bei Mietanpassungen zurückzuführen ist, vielmehr werden ihnen vielfach andere Grenzen gesetzt: sei es aufgrund der Marktverhältnisse bzw. des Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios Leerstandsrisikos, sei es, weil ein hoher Anteil des Wohnungsportfolios aufgrund öffentlichrechtlicher Bindungen preisgebunden ist, sei es, weil der Kaufvertrag Beschränkungen bei Mieterhöhungsgrenzen vorsieht, oder sei es, weil Altverpflichtungen gegenüber der Belegschaft (Werkswohnungen) übernommen wurden. Mieterauswahl / Belegungspolitik Die Belegungspolitik der Käufer zielt nach eigener Aussage auf eine stabile, dauerhaft zahlungsfähige Mieterschaft. Insbesondere bei ehemaligen Beständen kommunaler Wohnungsunternehmen, in denen zuvor auch so genannte „Problemmieter“ untergebracht wurden, ist nach dem Verkauf in der Regel eine veränderte Belegungspolitik zu verzeichnen. Als „Problemmieter“ bekannte Wohnungssuchende (Störer, Mietschuldner) werden bei privaten Käufern bei der Vermietung überwiegend gezielt ausgeschlossen. Dagegen wurde im Rahmen der Recherchen kein Fall bekannt, bei dem es zu der Strategie der Käufer gehört, Bezieher von Transferzahlungen generell als Zielgruppe für die Vermietung von Wohnungen gezielt auszuschließen. Bei Käufen durch kommunale Unternehmen (Stadtwerke etc.) werden „Problemmieter“ nicht oder weniger strikt ausgeschlossen als bei privaten Käufern. Bei ehemaligen Beständen des Bundes, der Länder oder industrieverbundener Unternehmen, die der Versorgung von Arbeitnehmern mit Wohnraum dienten, findet insoweit eine Veränderung der Belegungspolitik statt, als dass nach dem Verkauf keine Beschränkung auf einen bestimmten ehemals privilegierten Personenkreis erfolgt. Wo besondere Zugangsberechtigungen bestehen (insbesondere bei den Beständen des Bundeseisenbahnvermögens) wird dies aus Vermietersicht wegen der guten Mieterklientel (Beschäftigte) sowie der Reduzierung des Vermietungsaufwands nicht als Negativum bewertet. Bei Beständen mit Vermietungsproblemen werden von einzelnen Anbietern spezielle Vermietungskampagnen initiiert: Zum einen werden ausgewählte Zielgruppen mit Mietreduzierungen angesprochen (Nischensegmente wie Wohnungen für Studenten/Auszubildende oder „Handwerkerwohnungen“), zum anderen werden einmalige Anreize (wie eine befristete geringere Einstandsmiete oder ein befristetes Freiabonnement eines Bezahlsenders) für alle Interessenten gesetzt. Solchen Anreizen wird von anderen Marktteilnehmern zum Teil mit Skepsis begegnet: Entweder werden sie als nicht entscheidend für die längerfristige Miet- entscheidung bzw. nur als Teil der Mietanpassung bei Beständen mit Qualitätsdefiziten angesehen oder sie werden kritisiert, weil nach Ansicht der Gesprächspartner damit Begehrlichkeiten bei den Mietern erzeugt werden bzw. sich der Druck gerade auf kleinere Wohnungsanbieter erhöht. Allerdings wird zum Teil gesehen, dass sich mit solchen Anreizen durchaus gewisse Erfolge verbuchen lassen. mgang mit Mietrückständen und U Räumungen sowie Erschließung weiterer Mieteinnahmequellen Bezogen auf Bestandsmieter spielt die Strategie in der Praxis eine Rolle, Mietrückständen konsequent nachzugehen und säumige Mieter vor Räumungen zu warnen. Beispielsweise konnte ein Käufer von Wohnungsbeständen mit eher guter Mieterklientel (v. a. Betriebsangehörige des Verkäufers) durch die Einführung eines konsequenten Mahnwesens die Mietrückstandsquote innerhalb von zwei Jahren von 2 % auf 1 % zurückführen und somit halbieren. In einem untersuchten Fall wurde in ehemals kommunalen Wohnungsbeständen, in denen in hohem Maße sozial schwächere Mieter wohnen und Zahlungsprobleme bestehen, nach dem Kauf ein stringenterer Umgang mit Mietschuldnern umgesetzt. Durch ein im Vergleich zum kommunalen Vorläuferunternehmen ausdrückliches und strenges Mahnwesen wurde in Verbindung mit vorgelagerten „Warnhinweisen“ auf eine bevorstehende Räumung nach Angaben des Eigentümers die Zahl kostenaufwändiger Räumungsklagen erheblich reduziert. In einem anderen Fall wurde eine Schuldnerberatung eingeführt, um die Probleme mit Mietschuldnern zu reduzieren. Teilweise wird von Käufern die Strategie verfolgt, zusätzliche Mieteinnahmequellen zu erschließen. Beispielsweise werden für die Nutzungen von Anlagen im Wohnumfeld (Garagen, Gärten), die nicht im Mietvertrag eingeschlossen sind, ggf. aber aus der historischen Entwicklung kostenfrei oder gegen geringes Entgelt genutzt wurden, nunmehr Mieten verlangt bzw. eine bestehende Miete oder Pacht auf ein marktübliches Niveau gehoben. McKinsey hat per Schätzung ermittelt, dass sich durch verschiedene Maßnahmen der Optimierung der Bewirtschaftung bei (traditionellen) Wohnungsunternehmen die Rendite im Schnitt um 3 % steigern ließe. Davon entfallen 1 Prozentpunkt auf die selektive Anpassung der Miete an das Marktniveau bzw. das Management von Mietrückständen und 0,25 Prozentpunkte auf die Reduzierung der 67 68 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Leerstandsquote (übrige 1,75 Prozentpunkte entfallen auf die Reduzierung der Instandhaltungs-, Personal- und Sachkosten).⁴⁹ Glaubt man diesen Schätzungen, so spielen das Vermietungs- und Mietenmanagement eine wesentliche Rolle bei den gesamten Potenzialen der Renditesteigerung. Unklar bleibt insbesondere, ob diese Schätzungen von McKinsey auf die Transaktionen großer Wohnungsbestände zutreffen, weil diese schwerpunktmäßig auf entspannten Märkten stattgefunden haben und dieser Faktor erheblichen Einfluss auf die Möglichkeiten des Mieten- und Leerstandsmanagements haben dürfte. 4.8 Verkauf von Beständen Einzel- / Mieterprivatisierung Mit der Einzelprivatisierung von Wohnungen wird von den Käufern die Strategie verfolgt, zum einen eine hohe Rendite und zum anderen relativ kurze Zeit nach dem Kauf Einnahmen für die Refinanzierung des eingesetzten Kapitals zu erzielen. Die Einzelprivatisierung bietet zudem gegenüber dem Blockverkauf die Perspektive höherer Nettoverkaufserlöse, selbst bei Berücksichtigung des höheren Vertriebsaufwands und des Risikos von Restanten. (49) McKinsey (2004b), S. 12. Alle Käufer großer Portfolios verfolgen die Strategie der Einzelprivatisierung, sofern sie über geeignete Bestände verfügen. Die Privatisierung richtet sich dabei jeweils nur auf Teilbestände, da keines der Portfolios vollständig privatisierungsfähige Bestände umfasst. Generell wird die Einzelprivatisierung in eher guten bzw. attraktiven Beständen des Portfolios durchgeführt, und zwar bezogen auf die Abbildung 4.4 Jährlicher Verkaufsanteil bezogen auf den Wohnungsbestand nach Intensität der Einzelprivatisierung und Marktlage 10% 8% 6% 4% 2% 0% 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Verfolgung Einzelprivatisierung / Marktlage Beispiel 1: intensiv / unterschiedlich Beispiel 2: intensiv / überwiegend entspannt Beispiel 3: intensiv / überwiegend angespannt Beispiel 4: weniger intensiv / überwiegend entspannt Beispiel 5: weniger intensiv / überwiegend angespannt Datenquelle: BEV-Auswertung, Geschäftsberichte, eigene Berechnungen 2005 Gebäudegröße und -qualität (eher klein und ohne größere Defizite) und das Umfeld (z. B. Grünausstattung, Infrastruktur, Lage zum Zentrum). Für die Privatisierung nicht bzw. stark eingeschränkt geeignet sind nach Aussagen von Käufern Bestände mit Qualitätsdefiziten, wenig zahlungsfähigen Mietern, preisgebundene Bestände (wegen förderrechtlicher Fragen) sowie Bestände in Ostdeutschland, wo nach geringen Verkaufszahlen Privatisierungsstrategien zum Teil verworfen wurden. Was den Umfang der für die Privatisierung vorgesehenen Teilbestände und die Intensität des Vertriebs betrifft, bestehen erhebliche Unterschiede zwischen Unternehmen. Diese betreffen zum einen Einschätzungen, welche Bestände für die Privatisierung grundsätzlich geeignet sind. Zum anderen spielen unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bei den Geschäftsmodellen eine Rolle: Teilweise ist die Einzelprivatisierung das Kerngeschäft und die Privatisierungspotenziale sollen möglichst schnell ausgeschöpft werden, teilweise wird die Einzelprivatisierung nur als Randgeschäft angesehen, weil sich der Käufer in erster Linie als langfristiger Bestandshalter versteht. Unternehmen, die Einzelprivatisierung intensiv bzw. als Kerngeschäft betreiben, erreichen nach einer Anlaufphase Privatisierungsquoten von 3 % bis 6 % des Wohnungsbestands pro Jahr; bei regionalen Teilportfolios auf angespannten Märkten werden, selbst wenn diese mehrere tausend Wohnungen umfassen, bei intensiver Vermarktung Spitzenquoten von 9 % bis 11 % des Bestands pro Jahr erreicht. Andere Eigentümer liegen teilweise weit unter diesen Quoten. Abbildung 4.4 zeigt die Entwicklung von Privatisierungsquoten anhand verschiedener Beispiele, die sich sowohl in der Intensität, mit der die Privatisierung im Rahmen des Geschäftsmodells verfolgt wird, als auch der Wohnungsmarktlage an den Standorten der privatisierten Portfolios unterschieden. Da es sich bei den Beispielen fast ausschließlich um Teilportfolios der Eisenbahnerwohnungen handelt, sind die privatisierten Wohnungen vergleichbar. Es wird deutlich, dass die Intensität, mit der die „Einzelprivatisierung“ innerhalb des Geschäftsmodells des Käufers betrieben wird, und die regionale Wohnungsmarktlage großen Einfluss auf die Höhe der erreichten Quote haben. Beispielsweise verzeichnen die Käufer der Eisenbahnerwohnungen, die die Privatisierung intensiv betreiben, bei ihren überwiegend in eher angespannten Märkten liegenden Portfolios eine auf bis zu 8 % gestiegene Jah- Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios resquote, bei ihren in eher entspannten Märkten liegenden Beständen jedoch nur eine etwa halb so hohe Quote. Bei den weniger intensiv privatisierenden Käufern von Eisenbahnerwohnungen liegen die Quoten unabhängig von der Marktlage bei unter 2 %. Anhand eines Käufers, der die Mieterprivatisierung bereits seit 1999 intensiv verfolgt (gemischte Marktlage), ist ersichtlich, dass die zunächst bis 2004 erfolgreich auf 6 % gesteigerte Quote anschließend stagnierte bzw. leicht rückläufig ist. Vorrangige Zielgruppe des Einzelverkaufs von Wohnungen sind deren Mieter (einschließlich deren Angehörige), zum einen weil sie direkt erreichbare bzw. bekannte potenzielle Käufer der Wohnungen sind und zum anderen bei einem Verkauf an einen Dritten ein Vorkaufsrecht besitzen (§ 577 BGB). Daher bieten auch Unternehmen, die nicht aus dem Kaufvertrag des Portfolios hierzu verpflichtet sind, in der Regel zuerst den Mietern die Wohnung an. Sofern aufgrund von im Kaufvertrag verankerten Verpflichtungen den Mietern ein Vorzugsangebot zu machen ist, handelt es sich üblicherweise um eine Preisreduzierung von 10 % bis 15 % gegenüber dem Marktwert der Wohnung in unbewohntem Zustand. Ob Mietern im Rahmen von Verhandlungen (ggf. zusätzliche) Preisreduzierungen eingeräumt werden, etwa um die Verkaufserfolge zu beschleunigen, wird in der Regel vom aktuellen Mietertrag (Mietertrag als ggf. wirtschaftlichere Alternative) und der Kapitalbelastung des verkaufenden Unternehmens abhängig gemacht. Die Eigentumswohnungen von Siedlungsbauten der 50er und 60er Jahre werden zu Preisen zwischen 900 und 1 400 €/ m² verkauft. Nach Ansicht der Verkäufer lässt sich durch das Angebot dieses Marktsegmentes eine breite Mittelschicht als Käufer von Wohnungen gewinnen, insbesondere unter den Mietern der Wohnungen. Im Rahmen der Expertengespräche wurde als absolute Untergrenze für den Verkaufspreis für Mieter das 15-fache der Jahresnettokaltmiete angeführt, was beispielsweise bei einer Nettokaltmiete von 4,50 € pro m² einem Kaufpreis von 810 € pro m² und bei einer Nettokaltmiete von 5,50 € pro m² einem Kaufpreis von 990 € pro m² entspricht. Von Seiten von Beratungsunternehmen werden je nach lokalen Faktoren für Privatisierungsverkäufe realisierbare Preise vom 16,5-fachen bis 22-fachen der Jahresnettokaltmiete angegeben, was bezogen auf eine (mittlere) Nettokaltmiete von 5,00 € Kaufpreisen von 990 bis 1 320 € pro m² entspricht.⁵⁰ 69 Da sich wie oben bereits dargestellt für Wohnungen, die im unbewohnten Zustand angeboten werden und für Käufer mit Selbstnutzungsabsicht direkt nutzbar sind, in der Regel höhere Preise erzielen lassen, wird die Fluktuation im Bestand für Verkäufe genutzt, auch wenn hierbei teilweise vertriebsbedingte Leerstände hinzunehmen sind. Exakte Zahlen über die Anteile der Verkäufe an Mieter, Selbstnutzer und Kapitalanleger liegen nicht vor: Nach Schätzungen von Privatisierungspraktikern werden in der Startphase (erste Jahre) 80 % der verkauften Wohnungen von Mietern (oder deren Angehörigen) erworben, im weiteren Verlauf dann jeweils ein Drittel der Wohnungen von Mietern, zuziehenden Selbstnutzern und Kapitalanlegern. Für Unternehmen mit einer hohen Zahl von Einzelverkäufen ergeben sich nach Expertenaussagen (Angaben größerer Unternehmen) erfahrungsgemäß folgende Quoten: etwa 50 % bis 60 % der verkauften Wohnungen gehen an Mieter (oder deren Angehörige) und jeweils etwa 20 % bis 30 % an Selbstnutzer und Kapitalanleger. Diese genannten Quoten können im Einzelfall spürbar abweichen. Im Rahmen der Gespräche wurde nämlich deutlich, dass seitens der privatisierenden Unternehmen unterschiedliche Strategien verfolgt werden, was den Umgang mit dem Verlust der Mehrheit innerhalb der Eigentümergemeinschaft angeht. Bei einigen Privatisierern wird in dem Falle die Strategie verfolgt, möglichst schnell aus dem Objekt „herauszukommen“, indem versucht wird, die restlichen Wohnungen mit günstigen Preisangeboten und Aktionen an verschiedenste Kaufinteressenten - also verstärkt auch an Kapitalanleger - zu verkaufen. Damit soll verhindert werden, dass das privatisierende Unternehmen von der Eigentümergemeinschaft per Mehrheitsbeschluss zu ungewollten Maßnahmen wie beispielsweise Investitionen gezwungen wird, wofür es jedoch in der Regel reduzierte Kauferlöse hinnehmen muss. Andere privatisierende Unternehmen sehen den Verlust der Mehrheit in der Eigentümergemeinschaft gelassener und lassen sich für die restliche Privatisierung wesentlich mehr Zeit, da damit höhere Verkaufserlöse erzielt werden können. Der „Abverkauf“ von Restbeständen erfolgt demnach je nach Privatisierungsstrategie des Unternehmens sehr unterschiedlich: teils als Schnellverkauf, teils mit „langem Atem“. Nach den Ergebnissen der Recherchen vollziehen sich die Privatisierungen in der Regel weitgehend konfliktfrei. Hierfür sind nach Angaben der befragten Verkäufer jedoch intensive Vorbereitungen durch Informationen der Mie- (50) Morgan Stanley (2006), S. 34. 70 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 ter sowie der lokalen Verwaltung und Politik erforderlich, da mit Privatisierungsabsichten regelmäßig das Risiko einer Verunsicherung verbunden ist. Um Vertriebserfolge nicht zu gefährden, versuchen viele der Verkäufer, die auf eine intensivere Privatisierung setzen, Konflikte zu vermeiden und ein gewisses Wohlwollen gegenüber ihrem Handeln in der lokalen Öffentlichkeit bzw. bei lokalen Akteuren (siehe auch Kapitel 5 Ausführungen zu Kooperationen) zu erzeugen. Die relativ geringe Konfliktträchtigkeit der bisherigen Privatisierungen dürfte zudem auch daraus resultieren, dass die Privatisierung selten mit einer Modernisierung kombiniert wird (aufgrund fehlender Rentierlichkeit; siehe oben). Dennoch gibt es Einzelbeispiele, bei denen in Zusammenhang mit der Einzelprivatisierung durchaus Probleme aufgetreten sind. So sind Fälle von großen Unternehmen mit Einzelprivatisierung als Kerngeschäft bekannt, bei denen in frühen Phasen der Privatisierung aufgrund nicht ausreichender Beratung bei Verkaufsgesprächen bzw. eines Bedrängens durch Verkäufer Probleme auftauchten. Diese wurden jedoch, wie auch von Mietervertretern bestätigt wurde, durch den Aufbau eigener Vertriebsstrukturen oder die Auswahl bestimmter Verkäufer behoben. In einigen Fällen sind kleinere Unternehmen aufgetreten, die im Rahmen von Blockverkäufen relativ kleine Portfolios erworben haben und eine weniger behutsame und somit konfliktträchtigere Privatisierungsstrategie verfolgten. Käufer größerer Bestände verweisen darauf, dass kleinere, eher regionale Anbieter weniger im öffentlichen Fokus stehen bzw. sie weniger auf einen auch für andere Bestände bzw. Standorte wichtigen guten Ruf angewiesen sind, was für sie jedoch nicht gelte. Blockverkäufe Ziel von Blockverkäufen ist zum einen die zügige Realisierung eines Ertrags aus dem Handel mit Wohnungen und zum anderen die Bereinigung des Portfolios von Beständen, die nicht in das eigene Bewirtschaftungs- und Verwertungskonzept passen. Aus diesen Gründen erfolgen Blockverkäufe meist bereits relativ kurze Zeit nach dem Kauf des Gesamtportfolios. (51) Just (2005), S. 28. (52) Siehe auch Immobilienzeitung vom 26.05.2006. Da beim Blockverkauf die hohe Wertschöpfung der Mieterprivatisierung auf die nächste Stufe verlagert wird und meist spürbar geringere Preise erzielt werden, ist die erzielte Rendite in der Regel geringer als bei der Einzelprivatisierung.⁵¹ Expertengesprächen und Darstellungen von privatisierenden Unternehmen zu Folge⁵² sind für eine Einzelprivatisierung gegenüber einem Blockverkauf zwar höhere Kosten (für Vertrieb etc.) von 100 bis 200 € pro m² zu Grunde zu legen, in der Regel werden diese Kosten durch höhere Einnahmen bei der Einzelprivatisierung jedoch bei Weitem wettgemacht. Blockverkäufe lohnen sich daher grundsätzlich nur für Bestände, die nicht privatisierungsfähig sind oder für die ein Käufer einen Preis mit einem relativ geringen Abschlag gegenüber dem Preis, der vom Verkäufer bei einer Einzelprivatisierung erzielbar wäre, zu zahlen bereit ist. Blockverkäufe wurden von vielen Aufkäufern durchgeführt, jedoch bislang (mit wenigen Ausnahmen) jeweils nur in relativ kleinen Mengen. Der gezielte Verzicht auf umfangreiche Blockverkäufe wird zum einen mit den im Vergleich zu Mieterprivatisierungen geringeren Erlösen und zum anderen mit den möglichen Risiken der Verwertungsstrategie des Neuerwerbers für das Ansehen des eigenen Geschäftsmodells in der Öffentlichkeit begründet. Letzteres Argument spielt insbesondere für große, überregional tätige Investoren eine wichtige Rolle. Überwiegend wurden Bestände en bloc verkauft, die einen vergleichsweise hohen Modernisierungsbedarf aufweisen und/oder außerhalb der Hauptbewirtschaftungsgebiete des Unternehmens liegen (Bereinigung des Portfolios). Nach Angaben von befragten großen Unternehmen mit derartigen Blockverkäufen sollen diese künftig nicht in entsprechendem Umfang fortgesetzt werden, weil die Portfoliobereinigungen abgeschlossen sind. Teilweise wurden auch Bestände einer guten bzw. mittleren Qualität verkauft; hier stand eine zügige Realisierung von Gewinnen aus dem Handel mit Wohnungen bzw. Refinanzierung im Vordergrund. Beispiele für Verkäufe von Beständen, die zunächst längere Zeit im Portfolio gehalten werden sollten, aber nach Angaben der Verkäufer aufgrund eines guten Angebots verkauft wurden, weisen darauf hin, dass auch in Zukunft insbesondere bei opportunistisch ausgerichteten Fonds bzw. ähnlich motivierten sonstigen privaten Eigentümern mit Blockverkäufen zu rechnen sein dürfte. Im Fall eines größeren Käufers, der jedoch für die derzeitige Praxis des Blockverkaufsgeschehens nicht typisch ist, werden kleinere Pakete von 200 bis 600 Wohnungen in einschlägigen Zeitungen inseriert. Hiermit sollen neben den am Markt aktiven Käufern von größeren Wohnungspaketen auch regionale mittelständische Investoren als Zielgruppe angesprochen werden. Insgesamt sind die Anreize für Blockverkäufe in jüngster Zeit etwas gewachsen, da die Preise für 71 Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios Paketverkäufe erheblich angestiegen sind (vgl. Kapitel 2), während sich im Vergleich dazu die Verkaufspreise für einzelne Wohnungen moderat entwickelt haben (vgl. Kapitel 5). Die Differenz zwischen erzielbarem Einzelverkaufspreis und Blockpreis dürfte demnach insgesamt zurückgegangen sein. Insgesamt ist der Strategiebaustein „Blockverkäufe“ davon geprägt, dass die größeren Aufkäufer von Wohnungsportfolios in der Praxis sehr unterschiedlich mit ihm umgehen: vom generellen Ausschluss von Blockverkäufen über beschränkte Portfoliobereinigungen und gelegentliche Opportunitätsverkäufe bis hin zum beworbenen Handel mit kleineren Paketen. Insgesamt überwiegen bei den Käufern sehr großer Wohnungspakete derzeit noch die gegenüber Blockverkäufen zurückhaltenden Positionen, dies könnte sich jedoch ändern, insbesondere wenn die Zahl der Bestände, die sich als nicht oder schwer privatisierungsfähig erweisen, steigt. 4.9 Exit Der Ausstieg aus dem Markt (Exit) kann durch den vollständigen Verkauf der Bestände, den Verkauf des bzw. der Unternehmen/s oder durch das Einbringen der Bestände in eine Aktiengesellschaft bzw. den Verkauf der Anteile an der Börse erfolgen. Künftig kann ggf. das Einbringen der Bestände in börsennotierte deutsche Reits hinzutreten. Bei den seit 1999 erworbenen Wohnungsportfolios haben bereits nach wenigen Jahren einige Käufer (ausschließlich deutsche Unternehmen) den Marktausstieg durch Bestandsoder Unternehmensverkäufe vollzogen: WCM verkaufte das von 1991 bis 2004 aufgebaute Portfolio (mehrere Unternehmen) in 2004, die Deutsche Bank veräußerte die 2000 erworbene Wohnungsgesellschaft Jade und den 50 %-Anteil an der Deutschbau in 2004, DAL verkaufte seine 2000 und 2002 gekauften Bestände abschließend in 2004 und die HPE Property Holding GmbH, die 2000 bis 2003 verschiedene Bestände aufkaufte, wurde in 2005 veräußert. In allen Fällen waren Investoren aus dem angelsächsischen Ausland Käufer. Mit zwei sich abzeichnenden Verkäufen würden zwei weitere deutsche Käufer, die mittelgroße Portfolios durch Aufkäufe zusammengeführt haben, aus dem Markt aussteigen (DeWag sowie ein Privateigentümer). Im Rahmen der Fallstudien wurden mit Experten zwei der erfolgten Exits erörtert bzw. Material dazu ausgewertet. Dabei wurde deutlich, dass nur in einem Fall der zügige Marktaus- stieg Teil der ursprünglichen Strategie war, die gezielt den Zwischenerwerb vorsah. Hingegen war in einem anderen Fall die Investition in den Immobilienbereich ursprünglich langfristig bzw. auf mindestens 20 Jahre ausgelegt. Jedoch war die zwingend erforderliche schnelle Schuldenreduzierung des Gesamtkonzerns am besten mit dem Verkauf des Wohnimmobilienbereichs zu erreichen. Aus Sicht des Verkäufers wurde mit dem Verkauf des Gesamtpakets das Erlöspotenzial, welches bei einer langfristigen Privatisierung (Einzelverkauf ) möglich gewesen wäre, nicht erreicht.⁵³ Zu den konkreten Plänen der aktuellen Eigentümer großer Wohnungsportfolios können bezogen auf den Strategiebaustein „Exit“ nur begrenzt Aussagen getroffen werden. Klare Aussagen über die Art und den Zeitpunkt des geplanten Exits aus dem Investment konnten im Rahmen der Recherchen und Gespräche mit den Käufern nämlich in der Regel nicht gewonnen werden. Lediglich in einem Fall wurde konkret der Gang an den Aktienmarkt als Exitstrategie benannt. Die Gespräche waren vielmehr davon geprägt, dass auf verschiedene zur Verfügung stehende Möglichkeiten verwiesen und keine Notwendigkeit gesehen wurde, sich bereits jetzt festzulegen. Dies korrespondiert mit Äußerungen von Unternehmen in der Fachpresse, die den Börsengang als eine Option anführen, ohne konkrete Schritte zu benennen.⁵⁴ Die geringe Neigung der Käufer zu einer Festlegung der Exitstrategie wurde sicherlich dadurch verstärkt, dass für sie zum Gesprächszeitpunkt die Frage der Einführung und Ausgestaltung von deutschen Reits für Wohnungen weitgehend offen war. Ob Reits grundsätzlich eine Exitmöglichkeit darstellen, wurde in der Regel mit dem Hinweis, dass das von deren Ausgestaltung abhängig sei, nicht klar beantwortet, aber auch nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Auch was den Zeitpunkt eines Exits angeht, ist man unter den Käufern derzeit noch wenig festgelegt. Nach derzeitigem Stand dürfte ein früher vollständiger Exit nach beispielsweise fünf Jahren nur selten realisiert werden. Teilweise wurde geäußert, dass eine Haltedauer der Bestände über zehn Jahre oder noch länger durchaus denkbar sei. Jedoch ist insbesondere bei Opportunity Funds damit zu rechnen, dass Chancen des Marktes auch zum kurzfristigen Ausstieg aus lokalen Märkten genutzt werden (Verkauf von Teilportfolios, die für die lokalen Märkte durchaus bedeutende Größenordnungen haben können).⁵⁵ (53) WCM (2005), S. 37 f. (54) Z. B. Immobilienzeitung vom 26.05.2006: Corpus Immobiliengruppe. Lautes Nachdenken über die Börse; FAZ vom 24.06.2006: Terra Firma wettet auf den deutschen Aufschwung. (55) Beispielsweise wurde die ehemals kommunale Wohnungsbaugesellschaft Jade (Wilhelmshaven) von einem ausländischen Investor nach weniger als zwei Jahren wieder verkauft. 72 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Auch wenn sich kein einheitliches Bild der Haltedauer von Wohnungsbeständen bei den Erwerbern großer Wohnungsportfolios abzeichnet bzw. innerhalb der Gruppe der ausländischen Investoren aus dem Private-EquityBereich nicht prinzipiell von kurzen Haltedauern auszugehen ist, so bestehen hinsichtlich der Haltedauer-Ziele Unterschiede zwischen Erwerbertypen. So ergab eine Befragung unter Käufern von Wohnanlagen (auch kleinere Portfolios unter 800 Wohnungen), dass Wohnungsbaugesellschaften häufiger eine längere Haltedauer (über zehn Jahre) anstreben, während Opportunity Funds besonders häufig eine Haltedauer von bis zu fünf bzw. fünf bis zehn Jahren ins Auge fassen.⁵⁶ 4.10 Überblick über verfolgte Strategien Im Folgenden wird ein Überblick über die von den Käufern in der Praxis verfolgten Strategien bzw. den Strategiemix aus den dargestellten einzelnen Strategiebausteinen gegeben. Die Strategien bei verschiedenen Käufergruppen werden zunächst anhand von Beispielen verdeutlicht. Anschließend wird auf die Schwerpunkte bei den verfolgten Strategien und auf die Erfolgsaussichten eingegangen. eispiele für verfolgte Strategien bei B verschiedenen Käufergruppen Internationale Fonds Internationale Fonds haben die Gemeinsamkeit, dass sie überwiegend nicht nur Wohnungsbestände, sondern durch den Kauf von Wohnungsunternehmen zugleich auch Management- und Verwaltungskapazitäten einkaufen. Abgesehen von diesem einheitlichen Vorgehen zeichnet sich bei den internationalen Fonds ein breites Spektrum des strategischen Vorgehens ab, wie sich anhand der folgenden Beispiele verdeutlichen lässt: (56) Dr. Lübke GmbH (2004), S. 9. (57) Ebenfalls sind nach der Übernahme der Gehag durch den Fonds Oaktree im Rahmen der Recherchen keine bedeutenden Veränderungen gegenüber der Strategie des Voreigentümers bei der Vermietung und Privatisierung bekannt geworden. • Der amerikanische Fonds Cerberus zeichnet sich durch eine hohe Aktivität am Transaktionsmarkt aus, in deren Rahmen ein breites Spektrum an unterschiedlichen Portfolios gekauft wird: kleine einzelne Bestände von 1 000 bis 3 600 Wohnungen sowie mittlere (WBG Jade 8 200 WE) und große (BauBeCon 23 000 WE/GSW 65 700 WE) Wohnungsunternehmen. Teile der Portfolios werden zeitnah wieder verkauft (Handel mit Immobilien und Unternehmen). Bei den erworbenen Unternehmen wird ebenfalls zeitnah das gesamte Spektrum potenzieller Ansätze aufgegriffen: betriebswirtschaftliche Optimierungen, Aufwertung von ausgewählten Teilbeständen, Vermietungsmanagement (insbesondere Mieterhöhungen). Insgesamt werden zügig verschiedene Chancen des Unternehmens bzw. des Marktes zur Verbesserung der Ertragslage in Angriff genommen (keine Priorität eines Einzelansatzes). • Der britische Fonds Terra Firma ist der einzige internationale Fonds in Deutschland mit einer eigenen Plattform (Deutsche Annington). Diese wird für den Kauf einer begrenzten Zahl großer bis sehr großer Unternehmen (vier Käufe mit 10 000 bis 137 700 Wohnungen) und die Erschließung von Synergien der Unternehmen genutzt. Der Handel mit Immobilien beschränkt sich auf Einzelprivatisierungen (keine Block-/Paketverkäufe), der zugleich der Hauptansatz zur Ertragserzielung ist. Im Vermietungsbestand haben bestandserhaltende Investitionen Priorität (keine ausgeprägte Aufwertungsstrategie). Der Aufbau einer eigenen Plattform und die angestrebte, nur über einen längeren Zeitraum erreichbare Erweiterung des Bestands können als Hinweise auf eine längere Haltedauer des Unternehmens angesehen werden. • Beim amerikanischen Fonds Fortress, der sich ebenfalls auf den Kauf großer Unternehmen konzentriert (drei Käufe mit insgesamt rund 153 000 Wohnungen), steht allgemein die Verbesserung der Leistung der erworbenen Unternehmen im Vordergrund, um diese kapitalmarktfähig zu machen. Als einziger Investor hat Fortress das Ziel benannt, die Wohnungsunternehmen im Oktober 2006 an die Börse zu bringen (geplanter Marktexit). • Die Blackstone Group kaufte eine bereits von einem deutschen Investor (WCM) zusammengekaufte Unternehmensgruppe (fünf Unternehmen). Strategie zur weiteren Wertsteigerung ist, Potenziale auszuschöpfen, die der Voreigentümer nicht angegangen hat oder erreichen konnte. Dies sind vor allem betriebswirtschaftliche Optimierungen durch Synergien zwischen den fünf Unternehmen und die Chancen der Finanzierung am internationalen Kapitalmarkt (Umfinanzierungen). Im Bereich Vermietung und Wohnungsprivatisierungen wird im Wesentlichen die Strategie des Voreigentümers fortgesetzt.⁵⁷ • Der australische Fonds Babcock&Brown kaufte bei seinen vier Erwerbungen zunächst nur größere Wohnungsbestände (6 000 bis 13 500 Wohnungen) und erst in jüngster Zeit ein Wohnungsunternehmen (Wohnungsbaugesellschaft Jade). Kennzeichnende Strategie ist der Handel mit großen Teilen der Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios Bestände (Verkauf von 3 600 bis 5 800 Wohnungen) sowie die Vermietung der verbleibenden Bestände (wenig privatisierungsfähige Bestände). • Die Fonds Appelas und Lone Star konzentrieren sich auf den Berliner Markt, auf dem sie jeweils zwei bis drei kleine Pakete mit bis zu 3 300 Wohnungen kauften. Die Bestände werden immer modernisiert und zumeist vermietet (nur ein Teilbestand mit Privatisierungen). Sie ähneln im Vorgehen bisher eher deutschen Investoren aus der Immobilienbranche (siehe unten). Internationale Immobilieninvestoren Internationale Investoren aus der Immobilienbranche kommen typischerweise aus Nachbarländern.⁵⁸ Anhand von zwei Beispielen (zu in den Fallstädten agierenden Unternehmen) lassen sich auch bei diesen Investoren recht unterschiedliche Strategien feststellen: • Die Conwert AG (Österreich) kauft eher kleinere Pakete (bis 2 200 Wohnungen) von Beständen mit Modernisierungsbedarf: Über die Aufwertung sollen Mietsteigerungspotenziale ausgeschöpft bzw. Leerstände reduziert werden. Da wenig privatisierungsfähige Bestände gekauft wurden, wird die Strategie eines längerfristigen Bestandshalters verfolgt. • Die Strategie der dänischen Kristensen Properties sah ursprünglich einen zumindest mittelfristigen Bestandshalt vor (mind. fünf Jahre), wobei die Vermietung einziger Bewirtschaftungs- und Verwertungsansatz war. Aufgrund der Marktlage wird nunmehr der Marktexit bzw. der Weiterverkauf eines Portfolios angestrebt. Dieser Strategiewechsel entspricht eher dem chancenorientierten Vorgehen wie beim Fonds Cerberus. Deutsche Investoren Das Spektrum (privater) deutscher Investoren ist breiter als das internationaler Fonds, da weitere Typen hinzutreten. Bedeutender Unterschied zwischen deutschen und internationalen Investoren sind zum einen die deutlich geringeren Portfoliogrößen, mit denen bestimmte Modelle verfolgt werden, sowie dass Unternehmensaufkäufe eine deutlich geringere Bedeutung haben, also Strategien der Renditesteigerung aufgrund von Unternehmensumstrukturierung weniger relevant sind: • Der Kauf von Wohnungsunternehmen durch deutsche Beteiligungsunternehmen, die auch außerhalb des Immobilienbereichs aktiv sind, ist ein typisches Merkmal für ausländische Fonds. Vor diesen sind schon 73 deutsche Unternehmen mit ähnlicher Strategie (Mischstrategie aus Unternehmensoptimierungen und Potenzial Vermietung/Privatisierung) am Markt aufgetreten: WCM (fünf Unternehmen) und Deutsche Bank (Wohnungsbaugesellschaft Jade). Diese sind inzwischen wieder aus diesem Markt ausgestiegen. • Deutsche Käufer von Unternehmen, die selbst auf den Immobilienbereich spezialisiert sind (z. B. Deutsche Wohnen, DG AG, THS TreuHandStelle GmbH) sind zwar zum Teil frühzeitig als Käufer aufgetreten, haben jedoch anders als die oben dargestellten Beispiele nicht den Marktausstieg gewählt, sondern engagieren sich weiter. Es spricht vieles dafür, dass sie auch künftig länger am Markt bleiben mit der Absicht, längerfristige Erträge aus den Immobilien zu erzielen. Dabei werden jedoch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt: zum einen stärker auf die Privatisierung (insbesondere Deutsche Wohnen) und zum anderen stärker auf die Vermietung bzw. dem Bestandserhalt (insbesondere THS). • Bei den deutschen Käufern, die nicht Unternehmen, sondern Wohnungsbestände kaufen, handelt es sich überwiegend um mittelständische Unternehmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten innerhalb der Immobilienbranche, die sich auch in ihrer Strategie bezogen auf den Umgang mit den gekauften Beständen erheblich unterscheiden: • Reine Händler von Portfolios, wie DAL Deutsche Anlagen Leasing Gruppe, die nach Verbesserung der Handelbarkeit der Portfolios (Einbringen der Bestände in Objektgesellschaft) Bestände weiter verkaufen, die Bewirtschaftung aber nicht verändern (seltener Typ). • Händler von Portfolios als zusätzliches neues Geschäftsfeld, wie bei der Vivacon AG, die kleinere Portfolios aufkaufen und diese als größere Pakete an ausländische Investoren weiterverkaufen (neuer Typ). • Auf die Privatisierung spezialisierte Unternehmen, die Bestände erwerben, ggf. aufwerten und den vollständigen Verkauf des Portfolios anstreben (z. B. Patrizia, Vivacon bis 2004). • Mischstrategien aus Vermietung und Privatisierung verfolgende Unternehmen (wie z. B. Fa. Sahle und Mondura AG), wobei für die Vermietung/Privatisierung ggf. Aufwertungen durchgeführt werden. • Mischstrategien aus Vermietung, Privatisierung und Blockverkäufen verfolgende Unternehmen, wie z. B. die Colonia Real (58) Z. B. Conwert (Österreich), EjendomsInvest (NL), Immofinanz Immobilien Anlagen AG (Österreich), Kristensen Properties (DK), Volker-Wessels-/Reggeborgh-Gruppe (NL). 74 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Estate AG, die mit dem Ergreifen eines breiten Spektrums an Marktchancen im Vorgehen Fonds wie Cerberus ähneln. • Auf die Vermietung spezialisierte Unternehmen bzw. reine Bestandshalter, die allein die Bestände für die Vermietung erwerben, wie die Falk KG/KIV (eher seltener Typ). Schwerpunkte bei den verfolgten Strategien und Erfolgsaussichten Im Folgenden wird ein abschließender Überblick über die bei den Transaktionen großer Wohnungsbestände verfolgten Strategien bzw. die dabei gesetzten Schwerpunkte gegeben. Zusätzlich werden Überlegungen und Einschätzungen zu den Erfolgsaussichten der Kaufinvestitionen, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngst stark gestiegenen Kaufpreise in Verbindung mit der Erhöhung des Zinsniveaus wiedergegeben. (59) Die Ansicht, dass solche Potenziale vorliegen und sich die Preise rechnen, wird vor allem von Beraterfirmen vertreten. Teilweise wird dies bezogen auf einzelne Unternehmen der eigenen Branche auch von klassischen Bestandshaltern eingeräumt, vereinzelt auch von Vertretern der Mieterverbände. (60) Diese Ansicht wird vor allem von klassischen Bestandshaltern vorgebracht. (61) Dies ist eher die Ansicht von Beratern und Investoren. (62) Heftrich (2006) rechnet vor, dass bei Kaufpreisen von 700 bis 800 € pro m² bei einem Zinssatz von 5 % Finanzierungskosten zwischen 2,92 und 3,33 € pro m² entstehen, sodass bei für Westdeutschland typischen Bruttokaltmieten von 5,30 € pro m² ein Betrag von ca. 2,20 € pro m² für die Bewirtschaftung verbleibt, der derzeit von keinem Unternehmen auch nur annähernd erreicht werde, sodass vor dem Erreichen des Ziels noch eine bedeutende Wegstrecke liege. Heftrich geht von einem gesamten Einsparpotenzial von 20 % bei der Bewirtschaftung aus, mit dem bei einer Mietsteigerung von 2,5 % pro Jahr nach spätestens acht Jahren Bewirtschaftungsrentabilität erreicht werden könne (vgl. S. 138). Bei den meisten Käufern liegt der Strategieschwerpunkt in einer Kombination von Einzelprivatisierung und Bestandshaltung, bei Letzterer teilweise mit geplanter längerer Haltedauer. Die Einzelprivatisierung stellt insgesamt die von vielen Käufern von Anfang an am konsequentesten verfolgte Strategie dar, da von ihr unmittelbare Handelserfolge sowie ein großer Beitrag zur schnellen Refinanzierung des eingesetzten Kapitals und zur Steigerung der Rendite erwartet wird. Ebenfalls am Anfang stehen Maßnahmen zur betriebswirtschaftlichen Effizienzsteigerung und zur Senkung der Finanzierungskosten. Aufwertungsstrategien werden aufgrund fehlender Rentabilität nur relativ selten verfolgt, auch in Verbindung mit der Einzelprivatisierung. Bei der Instandhaltung werden Kostenreduzierungen angestrebt, zum einen über interne Effizienzsteigerung und Outsourcing, zum anderen über eine Reduzierung der Instandhaltungstätigkeit. Bei Einzelprivatisierung wird im Vorfeld in der Regel eine Behebung von Mängeln am Gebäude vorgenommen. Zur Erhöhung der Einnahmen wird von den Käufern nahezu durchgängig eine Mieterhöhungsstrategie verfolgt, sowohl bezogen auf Neuvermietungen als auch bei Bestandsmieten. Den Erhöhungen sind auf entspannten Wohnungsmärkten jedoch Grenzen gesetzt. Welche Ansätze die Rendite der erworbenen Wohnungsunternehmen besonders stark erhöhen bzw. beim Management eine besondere Priorität besitzen, ist den Recherchen zu Folge im Einzelfall von den sehr unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den erworbenen Unternehmen abhängig. Tendenziell zeichnet sich jedoch folgende Hierarchie der Verwertungs- bzw. Renditesteigerungsmöglichkeiten ab: Verkauf von Wohnungen, Vermietungsund Mietenmanagement, Umfinanzierung der Unternehmenskredite, Reduzierung der Bestandsinvestitionen, Rationalisierung der Bewirtschaftung und Einsparung von Personalkosten. Abschließend wird auf die Frage eingegangen, ob die von den Käufern geplanten Maßnahmen ausreichen, um die Renditeziele vor dem Hintergrund der bezahlten Kaufpreise zu erreichen. Bezogen auf die jüngsten Käufe wurden nämlich bei den Expertengesprächen zum Teil generelle Zweifel geäußert, ob sich die Investitionen angesichts des inzwischen erreichten Preisniveaus von rund 700 bis 800 € pro m² für die Käufer überhaupt noch rechneten, auch angesichts des inzwischen wieder angezogenen Zinsniveaus. Zwar wird von vielen Seiten auf die enormen Effizienzsteigerungspotenziale und Einsparmöglichkeiten verwiesen,⁵⁹ die die Bewirtschaftung der Immobilien bietet (siehe vorangegangene Abschnitte dieses Kapitels), dennoch wird von anderer Stelle bezweifelt, dass diese ausreichen könnten, um angesichts des Mietniveaus zu einer rentablen Bestandshaltung zu kommen (Stichwort: „Kaufpreisblase“).⁶⁰ Andere sehen das weniger kritisch und sind der Ansicht, auch solche Preise würden sich bei stringenten Maßnahmen rechnen.⁶¹ Einige Einschätzungen gehen zumindest davon aus, dass es selbst bei Umsetzung der Effizienz- bzw. Einsparpotenziale und bei Steigerung der Mieten längere Zeit dauern wird, bis sich bei diesem Kaufpreisniveau Bewirtschaftungsrentabilität herstellen lässt.⁶² Sicherlich auch deshalb spielt der Handel mit Immobilien (Einzelprivatisierung, Gelegenheitsblockverkäufe) als zusätzliche Einnahmequelle zur Bestandsbewirtschaftung für die Käufer großer Wohnungsbestände eine besondere Rolle, frühzeitig die gesteckten Rentabilitätsziele zu erreichen. Der Gesamterfolg wird somit stark von einer erfolgreichen Realisierung der mit der Einzelprivatisierung bzw. dem Handel mit Immobilien verbundenen Erwartungen und Ziele abhängen. Wie bereits eingangs dieses Kapitels festgestellt, lässt sich aufgrund der Befunde zu den Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung der gekauften Bestände festhalten, dass die gängigen Klischees zum Gebaren privater Käufer, seien es international agierende Investoren oder nationale Akteure, zu kurz greifen. Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung gekaufter Portfolios Es gibt weder ein einheitliches Muster der Renditeerzielung bzw. -maximierung, noch ein standardmäßiges Vorgehen bei einzelnen Strategiebausteinen und auch keine durchgängig gleichen Vorstellungen, was den Exit aus der Kaufinvestition angeht. Vielmehr bestehen bei den Investoren sehr vielfältige Vorgehensweisen und Haltungen, was die verfolgten Strategien zur Erzielung der angestrebten Rendite und die Dauer des geplanten Engagements angeht. In der Praxis weist das Handeln der privaten Käufer weniger Unterschiede zu dem traditioneller Bestandshalter auf als nach dem Stand der bisherigen Fachdiskussion bzw. bei Rückgriff auf die oben genannten klischeehaften Vorstellungen hätte erwartet werden können, wenngleich durchaus Unterschiede bestehen. Unterschiede bestehen zunächst in dem gegenüber traditionellen Bestandshaltern stärkeren Handel mit Immobilien, insbesondere bezogen auf die zum Teil intensiv verfolgte Einzelprivatisierung und die Erschließung mittlerer Schichten als Käufer für Wohnungen mittleren Standards und Zustands. Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt in der stringenten Nutzung von Finanzinstrumenten und sich insbesondere Großinvestoren bietenden Vorteilen des internationalen Kapitalmarkts sowie der Nutzung von Rationalisierungs- und Optimierungspotenzialen. Dagegen sind die Unterschiede bezogen auf das Vermietungs- und Mietenmanagement sowie auf die Bestandsinvestitionen gegenüber traditionellen Vermietern weitaus geringer als von vielen Seiten befürchtet. Offenbar lassen sich bestimmte Vorgehensweisen der sehr kurzfristigen Umstrukturierung und Verwertung, die von Finanzinvestoren bei gekauften Unternehmen außerhalb des Wohnimmobilienbereichs angewandt werden, auf den Wohnimmobilienbereich nicht einfach übertragen. Dies könnte zum einen in der Natur der Sache liegen, nämlich dass Wohnimmobilien ein langfristiges Investitionsgut sind, das für die Umsetzung kurzfristig angelegter Strategien weniger geeignet ist. Zum anderen könnte es damit zusammenhängen, dass von den großen Investoren im Wesentlichen auf vorhandene Management- und Verwaltungsstrukturen zurückgegriffen wurde, und dadurch ein sehr schneller, radikaler Strategiewechsel erschwert wird bzw. nicht möglich ist. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass sich das „Gesicht“ der privaten Großinvestoren, wie es sich zum derzeitigen Zeitpunkt auf Grundlage dieser Untersuchung darstellt, noch etwas wandeln wird. Hierfür wird auch der anhaltende Druck des Erreichens der Renditeziele sorgen. Insbesondere für den Fall, dass die Privatisierung nicht die erwarteten Erfolge erbringt, wird der Druck in anderen Strategiebereichen steigen (z. B. Mieten, Bestandsinvestitionen etc.). Die hier dargestellten Ergebnisse zu den Strategien der Käufer geben sicherlich einen wichtigen Einblick in deren bisheriges Vorgehen, sie stellen jedoch aus den oben dargelegten Gründen lediglich einen Zwischenstand einer für die kommenden Jahre zu erwartenden Veränderung der Anbieterlandschaft bzw. des Handelns der „neuen“ Anbieter in Deutschland dar. 75 76 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 5 Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände In diesem Kapitel werden die Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände untersucht. Zunächst wird auf die Folgen für die Bestände und die Bewohner bzw. die Bewohnerstruktur eingegangen. In einem weiteren Teil werden die Auswirkungen auf die lokalen Wohnungs- und Immobilienmärkte in den Fallstädten dargestellt. Dabei werden in einem ersten Schritt die Auswirkungen der Verkäufe auf die lokale Anbieterstruktur thematisiert und es wird der Frage nachgegangen, welchen Umfang kommunale Bestände nach dem Verkauf noch aufweisen und ob sich über die Verkäufe bzw. Aufkäufe neue Anbieter mit einer Markt prägenden Stellung etabliert haben. Anschließend wird analysiert, ob sich bei der Entwicklung der Mieten und der Preise für Eigentumswohnungen Auswirkungen in Folge der großen Verkäufe bzw. der Privatisierungsaktivitäten erkennen lassen. Schließlich wird auf die Auswirkungen der Verkäufe auf das Handeln der Kommunen im Bereich der Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik eingegangen. Wie bereits bei den vorangegangenen Kapiteln bauen die in diesem Kapitel dargestellten Befunde zum einen auf den Ergebnissen der allgemeinen Recherchen zu Verkaufsfällen (Expertengespräche sowie Literatur- und Presseauswertungen) und zum anderen auf den im Rahmen der vertiefenden Untersuchung gewonnenen Informationen (Expertengespräche zu Fallbeispielen und Auswertung von Literatur bzw. in Zusammenhang mit den Verkäufen stehende Materialien) auf. Kurzbeschreibungen der Verkaufsfälle und Fallstädte der vertiefenden Untersuchung befinden sich im Anhang. 5.1 Folgen für die Bestände und Bewohner (63) Sautter (2006), S. 122-124. In Zusammenhang mit den in den letzten Jahren zunehmend auftretenden Transaktionen großer Wohnungsbestände wird von Kritikern zum Teil befürchtet, dass die Renditeorientierung der privaten Investoren dazu führen werde, dass es entweder zu umfangreichen mietsteigernden Modernisierungen oder zu einer Vernachlässigung von Beständen aufgrund fehlender Instandhaltung kommen könnte. Zudem wird befürchtet, dass insbesondere weniger zahlungskräftige und ältere Haushalte aufgrund der steigenden Mieten und Belästigungen durch Modernisierungen aus ihren angestammten Wohnungen verdrängt werden könnten. Zusätzlich könne es aufgrund einer veränderten Mieterauswahl der Käufer (Ausschluss weniger zahlungsfähiger und auffälliger Mieter) zu einer spürbaren Veränderung der Sozialstruktur zu Lasten einkommensschwacher und hilfebedürftiger Mieter in den Beständen bzw. zu einer Konzentration sozial Schwacher in anderen Stadtgebieten kommen. Im Rahmen einer Untersuchung des Instituts Wohnen und Umwelt wurde im Frühsommer 2004 in sechs westdeutschen Städten unter anderem eine Bewohnerbefragung in Wohnungsbeständen durchgeführt, die zuvor von der öffentlichen Hand privatisiert wurden. Die Untersuchung konnte keine empirisch begründeten Anhaltspunkte für die (oben dargestellten) befürchteten negativen Auswirkungen finden. So ergaben sich keine Hinweise dafür, dass die Wohnungsbestände nach der Privatisierung bei der Instandsetzung vernachlässigt bzw. erforderliche Bestandsinvestitionen nicht durchgeführt wurden. In den untersuchten Beständen waren zudem Haushalte mit niedrigen Einkommen, ausländische Familien mit Kindern, Alleinerziehende, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen unter den nach der Privatisierung eingezogenen Haushalten stärker vertreten als unter den Haushalten mit längerer Wohndauer, eine selektive Mieterauswahl zu Lasten unterer Einkommen und hilfebedürftiger Haushalte hat demnach nicht stattgefunden. Zudem ergab die Untersuchung keine Hinweise auf eine erhöhte Wegzugsbereitschaft der Bewohner als Folge der Privatisierung der Bestände und die Entwicklung der Mieten wich nur unwesentlich von der allgemeinen Mietenentwicklung ab. Von den Verfassern der Studie wird gefolgert, dass die Untersuchung somit keine Anhaltspunkte für die Verdrängung einkommensschwacher Mieter und die Veränderung der Bewohnerstruktur zugunsten zahlungskräftigerer Haushalte geliefert hat. Allerdings wird von ihnen auch zu Bedenken gegeben, dass seit dem Zeitpunkt der Privatisierung erst wenige Jahre vergangen seien, weitere Eigentümerwechsel stattgefunden hätten und Veränderungen in der Unternehmensstrategie möglicherweise noch keine messbaren Wirkungen zeigten. Zudem wird darauf verwiesen, dass der Verkauf der untersuchten Wohnungsunternehmen fast durchweg an Auflagen zum Schutz der Mieter gebunden war.⁶³ Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände Auswirkungen auf die Bestände Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung des Instituts Wohnen und Umwelt aus dem Jahr 2004 decken sich weitgehend mit den Befunden der vom IfS in 2006 durchgeführten Recherchen und Expertengespräche. Was die bereits in Kapitel 4 dargestellten Modernisierungsstrategien der privaten Käufer angeht, wurden in den Beständen bislang nur relativ wenige ganze Gebäude betreffende und umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, weil diese für die Investoren keine Renditesteigerung mit sich bringen. Häufig werden nur Einzelmodernisierungen bei Auszug von Mietern durchgeführt, die auf entspannten Märkten der Verbesserung der Vermietbarkeit und Vermeidung von Leerstand dienen. In der Regel werden die Wohnungen von einem sehr einfachen Standard bzw. schlechtem Zustand auf ein derzeit übliches Ausstattungsniveau gebracht. Es gibt aus den überregionalen Recherchen und den im Rahmen der vertiefenden Untersuchung analysierten Fallbeispielen (siehe auch Anhang) keine Hinweise, dass bei den Beständen in größerem Umfang eine gegenüber dem heute üblichen Standard unangemessene Aufwertung oder gar Luxusmodernisierung vorgenommen wird. Beispiele, bei denen der Umfang der geplanten Aufwertungen strittig war bzw. ist, finden sich vor allem in Berlin. Bei drei Fällen mit jeweils einigen 100 Wohnungen (Teile von großen Portfolios bzw. herausverkaufte Blöcke) waren insbesondere der Anbau von Balkonen (2 Fälle) oder Aufzügen (1 Fall) zwischen Eigentümern und Mieter(verbände)n strittig. Bei diesen Maßnahmen laufen noch im Jahr 2006 die Verhandlungen zwischen Eigentümern und Mieter(verbände)n, inwieweit diese eine in der Umgebung übliche Ausstattung repräsentieren. Insbesondere in einem Fall zeichnet sich nach Engagement der lokalen Bezirksverwaltung ein Verfahren ab, bei dem der Umfang der Maßnahmen (Balkonanbau sowie Maßnahmen in der Wohnung) unter Berücksichtigung der Wünsche der Mieter stärker im Haus differenziert wird als nach ursprünglicher Planung des neuen Eigentümers. In einem anderen Fall sollen nur Teile der Gebäude Balkone erhalten, sodass Mietern ohne Balkonwunsch Alternativwohnungen angeboten werden können (Umzug innerhalb der Siedlung). Die Beispiele zeigen, dass sich die Konflikte nicht um völlig ungewöhnliche bzw. umfangreiche Maßnahmen drehen, schließlich werden Maßnahmen dieser Art auch von der übrigen Wohnungswirtschaft für die Sicherstellung einer dauerhaften Marktfähigkeit als notwendig angese- 77 hen und in Teilbeständen durchgeführt. Da sie aber auch mit einer spürbaren Erhöhung der Miete verbunden sind, treffen sie überall dort auf den Widerstand der Bewohner, wo sich diese auf einen niedrigen Standard eingerichtet haben oder die höhere Miete nicht zahlen können (mehr hierzu weiter unten). Eine potenziell größere Gefahr als von der Modernisierung geht für die veräußerten Bestände, die schwerpunktmäßig Baujahren der 50er und 60er Jahre angehören, von einer etwaigen zu geringen Instandhaltung aus. Wie in Kapitel 4 dargestellt, verfolgen viele der privaten Käufer eine spürbare Reduzierung der Ausgaben für Bestandsinvestitionen (Modernisierung und Instandhaltung). Dabei bleibt unklar, ob die Einsparungen nur über Rationalisierung und Effizienzsteigerungen erreicht werden und der Umfang der Maßnahmen gleich bleibt, oder ob der Umfang der Maßnahmen (als reine Einsparung) reduziert wird. Da eine Reduzierung der Instandhaltungsmaßnahmen nicht sofort sichtbar wird, sondern erst nach ein paar Jahren offenkundige Auswirkungen zeigt, lassen sich die Folgen kurze Zeit nach Beginn der Einsparungen noch nicht erkennen oder nachweisen. Auch wenn das nicht als sicheres Indiz zu werten ist, dass keine geringe Instandhaltung stattfindet, ist dennoch als wichtiges Ergebnis der Recherchen festzuhalten, dass keine Fälle bekannt wurden, bei denen bei größeren Käufern bislang eine dauerhafte Vernachlässigung der Instandhaltung und ein spürbarer Niedergang der Qualität der Bestände erkennbar war. Zwar gibt es immer wieder Medienberichte, so z. B. zu einem Fall in Bonn und zu zwei Fällen in Hamburg, in denen die systematische Vernachlässigung von Beständen durch Finanzinvestoren angeprangert wird.⁶⁴ Allerdings ließ sich auch hier bei näherem Hinsehen feststellen, dass die dargestellten Mängel aufgrund der kurzen Haltedauer (zwischen gut einem und eindreiviertel Jahren) schwerlich Folge einer dauerhaften Vernachlässigungsstrategie der Käufer sein können, sondern offensichtlich Ergebnis der Bewirtschaftung der Voreigentümer (industriegebundenes Unternehmen bzw. öffentlicher Eigentümer) sind.⁶⁵ Diese Fälle können allenfalls als Beispiele für eine fehlende unmittelbare Beseitigung übernommener Mängel bzw. einen nicht optimalen Mieterservice durch Finanzinvestoren gewertet werden, wie dies in einem der Fälle von einem der Käufer als Folge der Neuorganisation der Bewirtschaftung auch eingeräumt wurde. Die Frage, ob die Nichtbeseitigung von Mängeln eher auf organisatorische Schwierigkeiten der neuen Eigentümer zurückzuführen oder als (64) Bonner Generalanzeiger vom 13.9.2006 zu Bonn (Artikel „Neuer Eigentümer hat legale, aber hohe Mietpreise“ von Sarah-Lena Gombert) und TVSendung Panorama (ARD) vom 21.9.2006 zu Hamburg. (65) So wird beispielsweise auch in dem Beitrag der TV-Sendung Panorama vom 21.9.2006 von dem Verkauf „maroder Bestände“ der Rentenversicherung an den amerikanischen Investor gesprochen. 78 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 erstes Indiz für eine dauerhafte Vernachlässigungsstrategie zu werten ist, muss hier daher offen bleiben. (66) Für diese im Rahmen der Recherchen bekannt gewordenen Beispiele ist kennzeichnend, dass diese Strategien vor dem Hintergrund eines angespannten Marktes (Frankfurt, Mainz) bzw. zu dem Zeitpunkt der Vernachlässigungsstrategie noch eher angespannten Marktes (90er Jahre in Kiel) umgesetzt wurden. (67) Ein Teilgebiet der aus den 30er Jahren stammenden Siedlung „Grüne Stadt“ sollte modernisiert werden. Je nach Umfang der Maßnahmen sollte sich die Nettokaltmiete zwischen 1,50 €/m² bei Basismaßnahmen (Heizung, Warmwasser, Elektrik) und 2,60 €/m² bei Komplettmodernisierungen (gefliestes Bad/ Küche) erhöhen, was aufgrund des niedrigen Ausgangsniveaus von Ausgangsmieten zwischen 2,50 und 3,00 €/m² zu Verdopplungen der Miete hätte führen können (ohne den Rahmen der ortsüblichen Vergleichsmiete zu überschreiten). (68) Im März 2006 beschloss das Bezirksamt Pankow von Berlin (nach Aufforderung durch die Bezirksverordnetenversammlung) die Aufstellung einer Umstrukturierungssatzung (§ 172 Abs. 1 Nr. 3 BauGB; veröffentlicht im Amtsblatt Berlin 17.03.2006). Der Aufstellungsbeschluss ermöglicht Bauanträge für 12 Monate zurückzustellen. Im September 2006 wurde dann zwischen dem Bezirksamt, der GSW und der Gesellschaft für Sozialplanung mbH ein Prozedere über die Umsetzung der Modernisierung vertraglich vereinbart. Eckpunkte sind Begrenzungen der Miethöhen gestaffelt nach sozialen Gruppen (Einhaltung der Wohnkostenrichtlinie ALG II-Empfänger für weitere zwei Jahre; Mietbelastung von Haushalten mit geringem Einkommen max. 30 %; max. Miete alle Haushalte: Mittelwert Mietspiegel), eine vom Eigentümer unabhängige Mieterberatung sowie die Aufstellung von individuellen Sozialplänen. Damit soll nunmehr die Vereinbarkeit der notwendigen Quartiersentwicklung und der sozialen Belange der Mieter erreicht worden sein (laut Pressemitteilung des Bezirksamts Pankow von Berlin vom 13.09.2006). Allerdings lassen sich bei kleineren Käufern - insbesondere aus dem semiprofessionellen Bereich - Fälle finden, bei denen Bestände aus Aufkäufen der 80er und 90er Jahre gezielt vernachlässigt wurden. Hierbei handelt es sich jedoch in der Regel um eher eigenwillige bzw. gar exotische Geschäftsmodelle oder um in Schieflage geratene Investoren, die eher eine Ausnahme darstellen, jedoch für lokale Märkte durchaus große Bedeutung erlangen bzw. öffentliches Aufsehen erregen können. Als Beispiele lassen sich Bestände in Elmshorn und Itzehoe nennen, bei denen ca. 1 600 Wohnungen gezielt an zum Teil aus Hamburg angeworbene Transferzahlungsempfänger vermietet wurden und die mangels Instandhaltung in einen schlechten Zustand geraten sind. Die Bestände wurden vom Eigentümer 2006 verkauft bzw. von der Colonia Real Estate übernommen und es sind Bestandsinvestitionen geplant. Es lassen sich noch einige weitere Beispiele nennen, bei denen notwendige Instandhaltungen nicht durchgeführt wurden und lokale Probleme entstanden sind. Dabei handelt es sich jedoch um noch geringere Bestände als die in Elmshorn und Itzehoe. Kennzeichnend für diese ist, dass jeweils Wohnungen in Großblöcken der 60er und 70er Jahre (zum Teil ehemalige Neue Heimat-Bestände) an Personen mit vermietet wurden, die wenig Alternativen am Wohnungsmarkt haben (Migranten, „Problemmieter“ etc.), und dass trotz hohem Vermietungsstand keine Instandsetzungsinvestitionen erfolgten.⁶⁶ Diese Beispiele sind als ausgesprochene Einzelfälle einzuordnen (kein Massenphänomen). Sie werden jedoch insbesondere von Mietervertretern, aber auch von Vertretern der Kommunen und der Länder als warnendes Beispiel für eine mögliche Entwicklung von Verkäufen der jüngeren Vergangenheit angeführt - und zwar weniger aufgrund der Bewirtschaftung durch die großen Aufkäufer, sondern eher als Folge von zu beobachtenden oder möglichen Blockverkäufen an kleinere Immobilieneigentümer. Insgesamt kann festgehalten werden, dass in Zusammenhang mit den Transaktionen großer Wohnungsbestände weder eine ausgesprochene Aufwertungs- noch eine spürbare Vernachlässigungsstrategie festzustellen ist. Die Veränderungen an den Beständen bzw. die unmittelbaren Auswirkungen auf die Gebäudesubstanz sind relativ gering, auch im Vergleich zu den Zeiten der Voreigentümer. Auswirkungen auf die Bewohner Von Seiten der Modernisierung und Instandhaltung haben sich bislang nur in sehr begrenztem Umfang Auswirkungen für die Mieter ergeben. Einzelne Konflikte mit Mietern bei Modernisierungen, die zum Teil schwerwiegender Natur und mit negativen Folgen für die Mieter verbunden sind, lassen sich durchaus feststellen. Diese sind darauf zurückzuführen, dass von den neuen privaten Eigentümern mit zum Teil unsensiblen Methoden versucht wurde, Maßnahmen über die Köpfe der Mieter hinweg oder in einem die Zahlungsfähigkeit der Mieter übersteigenden Maße durchzuführen. In den Fällen, in denen bislang von den Käufern in größerem Umfang in Beständen Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, war die grundsätzliche Notwendigkeit der Maßnahmen in der Regel nicht strittig. Teilweise wurden die Käufer von den Verkäufern sogar vertraglich zur Durchführung von Maßnahmen verpflichtet, wie z. B. beim Verkauf der KWG durch die Stadt Kiel an WCM, die diese Verpflichtung einlöste. In Bonn wurden die Bestände von der Stadt unter anderem verkauft, weil diese erheblichen Modernisierungs- und Instandhaltungsstau aufwiesen, und die Stadt die auch von ihr als unverzichtbar angesehenen Maßnahmen nicht selbst durchführen wollte bzw. konnte. In Bonn wurden daher die recht umfassenden Maßnahmen vom Käufer, der Firma Sahle, durchgeführt. Bei den Bonner Wohnungsbeständen traf insbesondere der Einbau von Zentralheizungen auf Widerstand, weil es teilweise von Mietern eingebaute Gasetagenheizungen gab. Im Falle der ehemals städtischen Berliner GSW ging die Initiative für die Modernisierung in Teilbeständen anders als bei den vorangegangenen Beispielen von ihr selbst aus.⁶⁷ Sie stieß damit zum Teil auf heftige Kritik, begleitet von einem breiten Medienecho. Von Seiten der Kritik (Mieter, Verbände, Bezirk) wird dabei weniger die grundsätzliche Notwendigkeit der Maßnahmen in Frage gestellt oder die Ansicht vertreten, es sollten keinerlei Maßnahmen durchgeführt werden. Vielmehr hat sich der Konflikt an einer wenig an den Mieterbelangen orientierten Planung der Maßnahmen und einer unglücklichen Informations- und Beratungspolitik des Unternehmens entzündet. Der Widerstand richtete sich gegen Teile der Modernisierungsmaßnahmen, die einigen Mietern zu weit gingen und für sie zu hohe Mietsteigerungen mit sich gebracht hätten, sowie gegen (mietrechtlich unwirksame) „vorläufige Vorankündigungen von Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen“. Auch die Bera- Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände tungspraxis der vom Unternehmen beauftragten Modernisierungsberater stieß auf Kritik. Aufgrund der Verunsicherung der Mieter und einer befürchteten Verdrängung sozialer Gruppen schaltete sich der Bezirk ein und konnte eine Einigung zwischen den Beteiligten für das Vorgehen bei den Modernisierungsmaßnahmen bewirken.⁶⁸ Die Beispiele zu Konflikten verdeutlichen, dass sich diese weniger an der Frage der generellen Notwendigkeit von Investitionen entzünden. Vielmehr stellen vereinheitlichte, nicht auf einzelne Mieter zugeschnittene Maßnahmenpakete sowie Modernisierungsmaßnahmen, die die Zahlungsfähigkeit/-bereitschaft einzelner Mieter übersteigen, die wesentlichen Konfliktpunkte dar. Dies wird auch durch Einschätzungen von nicht an den Konflikten direkt beteiligten Gesprächspartnern (Kommune/Land) bestätigt: Ihrer Ansicht nach ist für solche Fälle kennzeichnend, dass zwar ein objektiver Modernisierungsbedarf besteht, aber der Grad der Modernisierung (zeitgemäßer Standard) strittig ist.⁶⁹ Es handelt sich zwar um keine Luxusmodernisierungen, aber von Teilen der Mieter werden einfachere Ausstattungen als ausreichend erachtet. Die Beispiele zeigen auch, dass die Hintergründe der Konflikte zu Modernisierungsmaßnahmen zum einen nicht unbedingt spezifisch für Finanzinvestoren bzw. private Käufer sind, zum anderen handelt es sich um kein Massenphänomen, sondern gemessen an den insgesamt veräußerten Beständen um relativ kleine Teile und spezielle Fallkonstellationen. Vielmehr stellen die Beispiele eher Einzelfälle dar, die nicht typisch für das gesamte Geschehen nach dem Verkauf großer Wohnungsbestände sind. Es ist eher davon auszugehen, dass sich im Bereich der Modernisierung und Instandhaltung in vielen Fällen für die Mieter nach dem Verkauf bislang nicht sehr viel gegenüber dem Voreigentümer geändert hat. Von diesem Bereich dürften daher bislang wenig negative Wirkungen ausgegangen sein, die zu einer Erhöhung der Mieterfluktuation oder einer tatsächlichen Verdrängung von Mietern geführt haben.⁷⁰ Auch im Rahmen der Recherchen bzw. Expertengespräche gab es dafür so gut wie keine Anhaltspunkte. Ähnliches gilt auch für die Privatisierungsaktivitäten in Zusammenhang mit den Verkäufen großer Wohnungsportfolios. Da sich die Verkaufsbemühungen der größeren Privatisierer in der Regel in hohem Maße an die Mieter selbst richten und sie bei ihrem Verkaufserfolg auf eine gute Resonanz in der Bewohnerschaft und der Öffentlichkeit angewiesen sind, gehö- ren Drückermethoden, wie sie in Verbindung mit der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen insbesondere bei kleinen Umwandlungsfirmen in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten sind, nicht zum Alltag des Privatisierungsgeschehens dieser Käufer. Wo sich bislang Schwierigkeiten bei der Einzelprivatisierung ergaben, wurde darauf reagiert. So traten z. B. im Frankfurter Raum, im dem früh Bestände verkauft bzw. mit der Privatisierung begonnen wurde (ab 1999), anfänglich einzelne Verkaufsberater auf, die Kaufinteressenten nicht ausreichend über die Risiken des Eigentumserwerbs informierten bzw. die geringe Zahlungsfähigkeit der Bewohner nicht ausreichend beachteten. Nach Interventionen von Mietervereinen wurden diese Personen von den Unternehmen bzw. den beauftragten Dienstleistern aus dem Beratungsgeschäft herausgenommen. Es sind im Rahmen der Recherchen auch keine Fälle bekannt geworden, in denen wie teilweise befürchtet in Verbindung mit der Einzelprivatisierung zahlreiche Kündigungen gegenüber Mietern ausgesprochen wurden, etwa um die Verkaufschancen an Dritte mit Selbstnutzungsabsicht zu erhöhen. Es gibt zum Teil Hinweise, dass die Einzelprivatisierung in der Bewohnerschaft ⁷¹ und der lokalen Öffentlichkeit positiv aufgenommen wird, zum einen wegen der Möglichkeit der Bewohner zum Kauf ihrer Wohnung, zum anderen aufgrund der von der Privatisierung erwarteten Stabilisierung der Bestände. Die Erhöhung der Mieten und die damit in der Regel verbundene Erhöhung der Mietbelastung wird von den Mietern naturgemäß als unangenehm empfunden. Im Wesentlichen geht es dabei jedoch um die Angemessenheit der Erhöhung bzw. der insgesamt zu zahlenden Miete. Zwar stehen Mietanpassungen bei den Käufern als Maßnahmen nach dem Kauf ganz oben, die durchgeführten Recherchen und Expertengespräche haben jedoch keine Hinweise dafür erbracht, dass die bislang konkret durchgeführten Mietanpassungen zu einer Verdrängung von Mietern geführt haben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Mieterhöhungen, soweit sie aufgrund der aus den Recherchen und Gesprächen zur Verfügung stehenden Informationen nachvollzogen werden konnten, insgesamt meist moderat ausgefallen sind und zum Teil keine wesentlichen Unterschiede zum Erhöhungsverhalten des Voreigentümers erkennen lassen. Teilweise sind die Erhöhungen der privaten Käufer sogar geringer als in der Vergangenheit bzw. vor dem Verkauf. Allerdings ist dies nicht auf eine Selbstbe- 79 (69) Typischer Gegenstand hierbei sind Balkon- und Fahrstuhlanbau oder Ersatz-/Ausbauinstallationen bei vorab von Vermietern vorgenommenen Modernisierungen bei Teilen der Wohnungen (Gasetagenheizung, Bäder). (70) Im Rahmen der Recherchen wurde nur ein Fall (Bonn) bekannt, bei dem es in einem verkauften Teilbestand in größerem Maßstab zu einem Austausch der Mieterschaft bzw. zu Verdrängungen in Folge von Modernisierungen gekommen ist. Diese sind jedoch zum Teil einer besonderen Bestandsund Belegungssituation geschuldet. Rund 400 der 2 500 von der Stadt Bonn verkauften Wohnungen waren Substandardwohnungen (50er Jahre Schlichtbauten ohne Heizung). Diese wurden vorrangig an soziale Randgruppen bzw. schwer integrierbare Personengruppen vermietet (Drogenabhängige, Punks etc.). Die Bestände wurden sukzessive teils umfassend modernisiert bzw. teils abgerissen (mit anschließendem Neubau). Die Versorgung der ausziehenden Mieter erfolgte nach Angaben befragter lokaler Gesprächspartner zum Teil beim kommunalen Wohnungsunternehmen (über Belegungsrechte), zum Teil durch eine eigenständige Suche der Mieter. (71) Für zwei große Teilpakete der Eisenbahnerwohnungen (Dt. Annington 61 000 Wohnungen, Nileg 20 000 Wohnungen) wurde die ursprüngliche Obergrenze für Einzelprivatisierungen von 20 % auf 50 % innerhalb von zehn Jahren erhöht. Ausschlaggebend hierfür war der von verschiedenen Seiten (Investor, Bundeseisenbahnvermögen, Eisenbahnergewerkschaften) bestätigte große Zuspruch bei Mietern, deren Kaufinteresse bei Einhaltung der Obergrenzen nicht hätte befriedigt werden können. 80 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 schränkung der Käufer zurückzuführen, sondern meist in deren Bemühen begründet, auf entspannten Märkten die Leerstände nicht anwachsen zu lassen bzw. diese zu reduzieren. Auf angespannten Märkten haben sich in vielen Fällen zudem die vertraglich vereinbarten Mieterhöhungsbeschränkungen ausgewirkt, zudem ist die Akzeptanz von Mieterhöhungen auf angespannten Märkten bei den Mietern tendenziell größer. Insgesamt sind nur wenige Fälle bekannt, wo es zu Konflikten mit Mietern bei Mieterhöhungen gekommen ist, die Anlass für einen vermehrten Auszug hätten bieten können. In den meisten Fällen wurden, als die Konflikte mit den Mietern offenkundig wurden, die Mieterhöhungen abgemildert oder zurückgezogen, unabhängig davon, ob sie auf rechtlich richtigen Grundlagen standen oder nicht.⁷² Insgesamt zeigt die bisherige Praxis, dass die von Kritikern der Verkäufe geäußerte Befürchtung, die neuen Eigentümer könnten sich über die Belange der Mieter völlig hinwegsetzen, in der Regel nicht zutrifft. Vielmehr reagieren die neuen Eigentümer offensichtlich in den Fällen, in denen sie Mieterbelange aus deren Sicht nicht ausreichend berücksichtigt haben, auf entstehenden Gegendruck und lenken weitgehend ein. Dass sich die Medien des Themas „internationale Finanzinvestoren“ derzeit sehr gerne annehmen, insbesondere wenn Konflikte auftauchen, stärkt die Position der Mieter bzw. ihrer Interessensvertreter in der Öffentlichkeit und hat eine dämpfende Wirkung auf das Handeln der neuen Eigentümer, weil sie (ebenso wie klassische Bestandshalter) in der Regel bemüht sind, ein schlechtes Medienecho zu vermeiden. (72) Z. B. hat die Berliner GSW bei Beständen in Berlin-Spandau nach Auslaufen von Mietpreisbindungen die Anhebung der Mieten ab Herbst 2005 um bis zu 3 €/m² auf Kostenmietniveau angekündigt. Nach Mieterprotesten wurde eine gestaffelte Mieterhöhung angekündigt und die erste Erhöhung auf 0,50 €/m² beschränkt. In Berlin-Lichterfelde wurden von der GSW angekündigte Mieterhöhungen nach von der Presse begleiteten Protesten mit der Begründung eines „technisches Versehens“ zurückgenommen. Siehe u. a. Berliner Tagesspiegel vom 17.11.2005 (Artikel „GSW erschreckt ihre Mieter mit Preiserhöhung“) und Berliner Morgenpost vom 29.03.2005 (Artikel „Protest erfolgreich. Lichterfelde Mieterhöhungen: GSW lenkt ein und will Bescheide prüfen“). Gewisse Auswirkungen ergeben sich aus einer (gegenüber öffentlichen Eigentümern) etwas veränderten Mieterauswahl der privaten Käufer. Zwar gehört es zur Strategie der privaten Käufer, Haushalte mit niedrigen bzw. Transfereinkommen nicht grundsätzlich bei der Vermietung von Wohnungen auszuschließen, da auch diese Nachfrager insbesondere auf entspannten Märkten willkommen sind, um die in der Masse mittleren Standard aufweisenden Wohnungen in ausreichendem Maß vermieten zu können. Dies gilt jedoch nicht für auffällige bzw. störende Mieter oder Mieter mit regelmäßig auftretenden Mietrückständen, die vor dem Verkauf von den Voreigentümern, wenn es sich beispielsweise um die Kommune handelte, nicht grundsätzlich und in dieser Konsequenz ausgeschlossen wurden. Dieses Thema und die Folgen werden weiter unten unter dem Punkt „Handeln der Kommune“ bzw. „Soziale Woh- nungsversorgung“ erneut aufgegriffen. Insgesamt ergibt sich trotz der Ausklammerung von so genannten „Problemmietern“ durch die privaten Käufer in der Konsequenz, dass sich die Veränderungen der Bewohnerstruktur in den veräußerten Beständen im großen Ganzen in Grenzen halten. Am ehesten sind Auswirkungen auf angespannten Märkten zu erwarten, weil die privaten Käufer dort eine größere Auswahlmöglichkeit haben und auch von den eher möglichen höheren Mietanpassungen stärkere selektive Wirkungen auf die Zusammensetzung der Bewohnerschaft ausgehen dürften. 5.2 Auswirkungen der Transaktionen auf lokalen Wohnungsmärkten Im Folgenden wird untersucht, wie sich die Transaktionen großer Wohnungsbestände auf die Wohnungsmärkte auswirken. Hierzu werden zunächst einige Informationen zur Einordnung der Wohnungsmärkte der Fallstädte gegeben. Anschließend wird anhand der Städte dargestellt, welchen Umfang die Transaktionen bezogen auf den lokalen Wohnungsbestand hatten und welche Veränderungen bei der lokalen Anbieterstruktur zu verzeichnen waren. Hieran anknüpfend wird untersucht, ob sich in Folge der Transaktionen bzw. der Strategien der neuen Eigentümer Auswirkungen auf die lokale Mieten und die Immobilienpreise feststellen lassen. Überblick über die Fallstädte In diesem Abschnitt wird ein Überblick über wohnungsmarktbezogene Merkmale gegeben, die die Städte mit untersuchten Verkaufsfällen/Spezialthemen kennzeichnen. Dabei geht es insbesondere um die Verdeutlichung der Unterschiede zwischen den Städten bei der Wohnungsmarktsituation. Die Daten dienen zugleich als Hintergrundinformation für die Einordnung der in den anschließenden Abschnitten dargestellten Ergebnisse. Wie Tabelle 5.1 zeigt, weisen Frankfurt am Main und Bonn unter den dargestellten Städten als einzige Wachstumstendenzen auf (BBR-Wohnungsmarktregionstyp bezogen auf aktuelle Entwicklungen bei Bevölkerung/Beschäftigung). Sie haben eher angespannte Wohnungsmärkte, was insbesondere anhand der im Vergleich zu den übrigen Städten geringen Leerstände und relativ hohen Mieten bzw. Preisen für Eigentumswohnungen deutlich wird. Sie weisen zudem die günstigste Beschäftigungs- und Einkommenssituation auf Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände 81 sowie die positivste Entwicklungsperspektive, was die vom BBR prognostizierte Bevölkerung angeht. Im Vergleich zu ihnen setzen sich die übrigen in den alten Ländern gelegenen Städte wie Kiel, Essen und Dortmund durch Schrumpfungstendenzen bzw. eher entspannte Wohnungsmärkte spürbar ab. Entsprechend sind die Leerstände dort höher und die Mieten bzw. Preise für Eigentumswohnungen tendenziell niedriger als in Frankfurt am Main und Bonn. Nach den Ergebnissen der Bevölkerungsprognose des BBR haben Kiel und Essen einen spürbaren Bevölkerungsrückgang bis 2020 zu erwarten, während der Rückgang bei Dortmund vergleichsweise moderat ausfällt. Dortmund), weist jedoch höhere Leerstände als die beiden Ruhrgebietsstädte auf. Berlin ist von starken Beschäftigtenverlusten und einem relativ niedrigen Einkommensniveau geprägt. Bis 2020 sind relativ geringe Bevölkerungsverluste zu erwarten. Berlin ordnet sich etwa im mittleren Bereich der untersuchten Städte ein und verzeichnet bei einigen Merkmalen ein ähnliches Niveau wie die beiden Städte des Ruhrgebiets (Essen, Zudem sind die ostdeutschen Städte von einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, hoher Arbeitslosigkeit sowie relativ niedrigen Einkommen geprägt. Die Mieten und Preise für Die beiden Städte in Ostdeutschland, Leipzig und Gera, sind von einem sehr hohen Überangebot auf dem Wohnungsmarkt bzw. von hohen Wohnungsleerständen geprägt, wobei hier anzumerken ist, dass die gesamten Leerstände noch weitaus höher sind als die in Tabelle 5.1 oben dargestellten marktaktiven Leerstände, im Falle von Leipzig z. B. 16 %.⁷³ (73) Stadt Leipzig (2005), S. 15-16. Tabelle 5.1 Ausgewählte Merkmale zur Einordnung der Wohnungsmärkte der Fallstädte mit Verkaufsfällen/Spezialthemen Frankfurt am Main BBR-Wohnungsmarktregionstyp (Bevölkerung/Beschäftigung) Bevölkerung 31.12.2003 Bevölkerungsentwicklung 1995/2003 Wachstum 643 432 Bonn Wachstum 311 052 Kiel Essen Dortmund Schrumpfung Schrumpfung Schrumpfung 233 039 589 499 589 661 Berlin Leipzig Gera Schrumpfung Starke Schrumpfung 3 388 477 497 531 106 365 Divergierend*** -1,0 % 6,7 % -5,3 % -4,1 % -1,5 % -2,4 % -4,7 % -13,9 % 2,5 % -0,4 % -10,8 % -7,5 % -3,2 % -2,4 % -6,9 % -22,0 % Ausländeranteil 2003 22,0 % 17,1 % 9,6 % 11,6 % 16,1 % 13,2 % 6,5 % 1,4 % Arbeitslosenquote 2004 BBR-Prognose: Bevölkerung 2002-2020 10,1 % 8,6 % 14,7 % 13,2 % 16,6 % 19,7 % 20,4 % 20,9 % Beschäftigtenentwicklung 1995/2003 3,7 % 2,5 % -4,8 % -2,9 % -5,2 % -15 % -16,1 % -26,5 % Arbeitnehmerentgelte 2002 (€ je Arbeitsnehmer) 3 400 2 919 2 830 2 930 2 876 2 716 2 292 2 241 72,7 36,1 33,8 32,6 27,6 22,7 22,3 20,6 346 482 156 017 129 939 316 020 304 634 1 876 049 316 341 65 201 13,0 % 27,8 % 19,7 % 18,3 % 22,2 % 9,7 % 9,4 % 14,7 % 6,3 % 6,8 % 4,1 % 2,3 % 5,7 % 5,9 % 11,6 % 5,6 % <2,5 % <2,5 % 2,5 % bis 5,0 % 2,5 % bis 5,0 % 2,5 % bis 5,0 % 5,0 % bis 10,0 % 5,0 % bis 10,0 % >10,0 % -Neuvertrag Baujahr ab 1949 (€/m²) 7,20 7,30 5,70 5,00 5,00 5,60 4,50 4,50 -Neubau-Erstbezug (€/m²) 8,50 8,00 6,30 6,60 6,40 6,20 5,50 5,75 Ortsübliche Vergleichsmiete Nettokaltmiete in €/m² (F+B-Mietspiegelindex 1.1.06) 6,86 6,46 5,21 6,29 4,86 5,09 Ost 5,54 West 4,92 k. A. Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 2003 (1 000 € je Einw.) Zahl der Wohnungen am 31.12.2003 Anteil WE in Ein- und Zweifamilienhäusern Veränderung der Zahl der Wohnungen 1995-2003 Marktaktiver Leerstand Mehrfamilienhäuser 2003**** IVD-Wohnungsmieten 2006: Preise Eigentumswohnungen (ETW): -Neubau-ETW 2005* (€/m²) -Veränderung Neubau-ETW 2000-2005 -gebrauchte ETW 2005* (€/m²) -Veränderung gebrauchte ETW 2000-2005 * ** *** **** 2 650 2 250 1 800 1 950 1 900 1 700 1 850 1 100 -5,8 % 2,3 % -14,1 % -4,7 % -4,7 % -32,1 % 16,7 % -32,8 % 2 400 1 400 1 350 1 400 1 100 1 400 800 700 -6,1 % -5,6 % -5,7 % -21,8 % -17,3 % -21,8 % -44,1 % -49,3 % häufigster Wert gemäß LBS-Preisspiegel nicht preisgebunden, ca. 3 Zimmer/70 m², mittlerer Wohnwert wachsende Bevölkerung/schrumpfende Beschäftigung Empirica-Techem-Leerstandsindex laut BBR-Angaben Datenquelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), BBR Inkar 2005, BBR Raumordnungsprognose 2020, IVD, F+B, LBS 82 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Eigentumswohnungen sind, insbesondere bezogen auf den Bestand, weitaus niedriger als in den westdeutschen Städten. Dabei stellen sich die Perspektiven von Leipzig weitaus günstiger als die von Gera dar, was sich unter anderem im geringeren bis 2020 prognostizierten Bevölkerungsrückgang ausdrückt. Umfang der Verkäufe und Veränderung der lokalen Eigentümerstruktur In Tabelle 5.2 ist für sieben Fallstädte dargestellt, welchen Umfang die Verkäufe in der Zeit von 1999 bis Mitte 2006 hatten und welcher Anteil davon auf Erst- und Wiederverkäufe entfällt. Da bei einigen der Fallstädte Verkäufe von Bedeutung sind, die vor dem in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Zeitraum 1999 bis Juni 2006 stattgefunden haben, wird im Folgenden zusätzlich der Zeitraum 1997 bis Juni 2006 in die Betrachtungen einbezogen. Den höchsten Anteil verkaufter Wohnungen (Erstverkäufe im Zeitraum bezogen auf den Bestand) weist mit 25,3 % Gera auf. An zweiter Stelle steht bezogen auf den Zeitraum 1997 bis Juni 2006 mit 17,4 % Kiel, gefolgt von Essen (13,6 %) und Berlin (13,4 %). In Frankfurt am Main wurden 11,1 % der Wohnungen veräußert und in Bonn und Leipzig liegen die Verkaufsanteile vergleichsweise niedrig. Die Städte waren somit in sehr unterschiedlichem Umfang von Transaktionen großer Wohnungsbestände betroffen. Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, wie sich die Verkäufe auf die lokale Eigentümerstruktur ausgewirkt haben. Kiel Kennzeichnend für den Kieler Markt ist eine relativ große Zahl an verkauften Wohnungen, darunter eine größere Zahl an Wiederverkäufen, d. h. Wohnungen, die im Zeitraum von 1997 bis Juni 2006 mehrmals verkauft wurden. Von den rund 42 000 verkauften Wohnungen entfallen rund 22 500 auf Erstverkäufe und rund 19 500 auf Wiederverkäufe, sodass nahezu jede der seit 1997 verkauften Wohnungen bis Juni 2006 ein zweites Mal verkauft wurde. Die seit 1997 in Kiel erstmalig verkauften rund 22 500 Wohnungen stammen vor allem aus zwei Portfolios: Zum einen verkaufte die Stadt Kiel 1999 das kommunale Wohnungsunternehmen KWG mit rund 11 000 Wohnungen an einen deutschen Finanzinvestor (WCM), der das Unternehmen wiederum in 2004 an einen amerikanischen Fonds (Blackstone) verkaufte. Zum anderen wurde das Portfolio der ehemaligen Kieler Werft-Werkswohnungen von TUI/Preussag (rund 8 300 Wohnungen) in zwei Margen verkauft (1997/2000). Der größte Teil der Werkswohnungen (rund 6 000 Wohnungen) wurde von einem deutschen Händler von Immobilien (DAL) erworben und nach wenigen Jahren an einen australischen Fonds (Babcock&Brown) Tabelle 5.2 Transaktionen großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) 1999 bis Juni 2006 und 1997 bis Juni 2006 in den Fallstädten mit Verkaufsfällen/Spezialthemen Kiel Essen insgesamt 129 939 316 020 in Mehrfamilienhäusern (inkl. Nichtwohngebäuden) 104 401 258 278 insgesamt 39 769 darunter Erstverkäufe (ohne Wiederverkäufe) Frankfurt Leipzig Berlin Bonn Gera 346 482 316 341 301 430 286 732 1 876 049 156 017 65 201 1 694 087 112 632 55 628 25 551 47 743 5 800 284 116 11 695 16 503 20 290 25 287 38 374 5 800 237 038 7 561 16 503 Anteil verkaufter WE am Wohnungsbestand 30,6 % 8,1 % 13,8 % 1,8 % 15,1 % 7,5 % 25,3 % Anteil Erstverkäufe am Wohnungsbestand 15,6 % 8,0 % 11,1 % 1,8 % 12,6 % 4,8 % 25,3 % insgesamt 42 046 43 311 45 606 5 800 321 209 13 164 16 503 darunter Erstverkäufe (ohne Wiederverkäufe) 22 567 43 047 38 374 5 800 251 298 7 561 16 503 Anteil verkaufter WE am Wohnungsbestand 32,4 % 13,7 % 13,2 % 1,8 % 17,1 % 8,4 % 25,3 % Anteil Erstverkäufe am Wohnungsbestand 17,4 % 13,6 % 11,1 % 1,8 % 13,4 % 4,8 % 25,3 % Wohnungsbestand 31.12.03 Verkaufte Wohnungen 1999-06/2006 Verkaufte Wohnungen 1997-06/2006 Datenquelle: Recherche des IfS Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände vollständig weiter verkauft. Dieser verkaufte wiederum Teile der Bestände (rund 3 600 Wohnungen) an dänische Investoren. Unter Berücksichtigung weiterer überregionaler Portfolioverkäufe reduzierte sich der Wohnungsbestand öffentlicher Eigentümer um rund 12 200 Wohnungen (darunter rund 11 000 Wohnungen der Kommune). Im Gegenzug nahm der Bestand Privater in gleichem Maße zu, darunter insbesondere von Unternehmen aus dem angelsächsischem Ausland (rund 15 200 Wohnungen) und dem kontinentaleuropäischen Ausland (rund 3 600 Wohnungen). Die Bestände deutscher privater Eigentümer gingen insgesamt hingegen zurück, insbesondere durch den Verkauf von Beständen industrieverbundener Unternehmen (Rückgang um rund 8 300 Wohnungen; Tabelle 5.3). In Folge der Transaktionen verfügt die Stadt Kiel über keine eigenen Wohnungsbestände, und auch die anderen Bestände der öffentlichen Hand in Kiel wurden im Rahmen überregionaler Verkäufe vollständig veräußert. Der größte Einzeleigentümer (Blackstone/KWG) besitzt derzeit mit rund 9 500 Wohnungen bzw. 83 ca. 7 % des Wohnungsbestands der Stadt eine etwas geringere Marktstellung als ursprünglich das kommunale Unternehmen. Der ursprünglich zweitgrößte Marktanteil, der auf die Werkswohnungen entfiel, verteilte sich in Folge der Transaktionen auf drei Einzeleigentümer. Kiel ist sicherlich eine der größeren Städte in Deutschland, die in den letzten Jahren von der stärksten Veränderung der Anbieterstruktur durch große Wohnungsverkäufe betroffen war. Essen In Essen wurden im Rahmen der Transaktionen großer Wohnungsbestände von 1997 bis Juni 2006 43 300 Wohnungen verkauft, die fast ausschließlich nur ein Mal veräußert wurden (43 000 Wohnungen Erstverkäufe). Größter Einzelverkauf war der des kommunalen Wohnungsunternehmens (Allbau AG) an die Stadtwerke in 1997 (anteilig rund 17 800 Wohnungen). In 2001 kaufte die Deutsche Annington, die deutsche Plattform des britischen Fonds Terra Firma, ein Paket von Beständen des Bundeseisenbahnvermögens, darunter auch Wohnungen in Essen. Dem folgten Käufe Tabelle 5.3 Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Kiel 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Verkäufe Eigentümer Käufe Saldo Wohnungen Anteil Wohnungen Anteil Gesamt 42 000 100 % 42 000 100 % 0 Öffentliche Hand 12 600 30 % 400 1 % -12 200 Kommune 11 000 26 % 0 0 % -11 000 Kommunales Wohnungsunternehmen 11 000 26 % 0 0 % -11 000 0 0 % 0 0 % 0 1 600 4 % 400 1 % -1 200 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) Bund/Land Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes Wohnungen 400 1 % 0 0 % -400 1 200 3 % 400 1 % -800 29 500 70 % 41 600 99 % 12 100 3 600 9 % 18 800 45 % 15 200 0 0 % 3 600 9 % 3 600 8 300 20 % 0 0 % -8 300 17 600 42 % 19 300 46 % 1 700 Privateigentümer ohne Zuordnung 0 0 % 0 0 % 0 Sonstige 0 0 % 0 0 % 0 Genossenschaft 0 0 % 0 0 % 0 Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 0 0 % 0 0 % 0 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) Privat Unternehmen aus angelsächsischem Ausland Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer *Summenabweichungen durch Rundung. Für die Zuordnung der Eigentümer/Investoren bzw. Verkäufer/Käufer zu einer Region (Deutschland, kontinentaleuropäisches oder angelsächsisches Ausland) oder zu einer Gruppe (Industrie/sonstige Eigentümer) wurden Sitz und Art der Muttergesellschaft bzw. des Fonds zugrunde gelegt Datenquelle: Recherche des IfS 84 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 von industrieverbundenen Beständen in 2004 (RWE, ca. 2 300 WE) und 2005 (Viterra, ca. 6 600 WE). Weiterhin wurden von Thyssen beim Verkauf der gesamten Bestände des Konzerns rund 11 000 Wohnungen in Essen an den amerikanischen Finanzinvestor Morgan Stanley veräußert. Unter Berücksichtigung weiterer überregionaler Portfolioverkäufe (v. a. Gagfah an Fortress) reduzierte sich der Wohnungsbestand öffentlicher Eigentümer in Essen um 4 600 Wohnungen; dies geht ausschließlich auf Verkäufe des Bundes zurück. Der kommunale Bestand wurde innerhalb „der kommunalen Familie“ veräußert (Tabelle 5.4). Der Bestand Privater nahm durch die Transaktionen um rund 4 700 Wohnungen zu. Dabei verbuchten Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland einen Zuwachs von rund 25 300 Wohnungen, während der Bestand industrieverbundener Unternehmen um 19 900 Wohnungen zurückging (Private ohne Zuordnung Rückgang um 800 Wohnungen). Kennzeichnend für den Essener Wohnungsmarkt sind damit der innerkommunale Verkauf des kommunalen Wohnungsunternehmens und die Verlagerung von Beständen industriever- bundener Unternehmen hin zu angelsächsischen Unternehmen, wobei letzteres erst in 2004 und 2005 erfolgte. Größter Einzeleigentümer im Essener Wohnungsmarkt sind die kommunalen Essener Stadtwerke als Mehrheitseigentümer der Allbau AG (aktuell ca. 18 500 WE bzw. 6 % des Wohnungsbestands). Dem folgen Morgan Stanley und die Deutsche Annington als größte Einzeleigentümer, die auch nach Verkäufen (Privatisierungen, Blockverkäufe) jeweils über 10 000 bis 11 000 Wohnungen verfügen dürften (3 % bis 4 % des Wohnungsbestands). Frankfurt am Main Die Transaktionen großer Wohnungsbestände in Frankfurt sind durch eine vergleichsweise große Heterogenität der Verkaufskonstellationen gekennzeichnet, wobei es sich bei den rund 47 700 verkauften Wohnungen überwiegend um Erstverkäufe handelt (rund 38 400 Wohnungen). Erster großer Verkauf war 1999 der Verkauf der Bestände der Hoechst AG an die Tochter der Deutsche Bank, die Deutsche Wohnen AG (ca. 5 700 Wohnungen in Frankfurt). In 1999 verkauften der Bund bzw. die Post sowie die Minderheitseigentümerin Stadt Tabelle 5.4 Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Essen 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Verkäufe Eigentümer Käufe Saldo Wohnungen Anteil Wohnungen Anteil Gesamt 43 300 100 % 43 300 100 % 0 Öffentliche Hand 22 400 52 % 17 800 41 % -4 600 Kommune 17 800 41 % 17 800 41 % 0 Kommunales Wohnungsunternehmen 17 800 41 % 0 0 % -17 800 0 0 % 17 800 41 % 17 800 Bund/Land 4 600 11 % 0 0 % -4 600 Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 4 600 11 % 0 0 % -4 600 0 0 % 0 0 % 0 20 900 48 % 25 600 59 % 4 700 0 0 % 25 300 58 % 25 300 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/ Bundes (Landesbank, LEG etc.) Privat Unternehmen aus angelsächsischem Ausland Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland Wohnungen 0 0 % 0 0 % 0 19 900 46 % 0 0 % -19 900 Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer 300 1 % 300 1 % 0 Privateigentümer ohne Zuordnung 800 2 % 0 0 % -800 Sonstige 0 0 % 0 0 % 0 Genossenschaft 0 0 % 0 0 % 0 Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 0 0 % 0 0 % 0 Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie * Summenabweichungen durch Rundung. Zur Zuordnung privater Eigentümer/Investoren bzw. privater Verkäufer/Käufer siehe Hinweise in Tabelle 5.3 Datenquelle: Recherche des IfS Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände Frankfurt ihre Anteile an der Wohnbau RheinMain (anteilig in Frankfurt rd. 7 100 Wohnungen) an Viterra; des Weiteren kaufte Viterra 2002 vom Bund sowie den Minderheitseigentümerinnen Land Hessen und Stadt Frankfurt die Frankfurter Siedlungsgesellschaft mit 2 300 Wohnungen in Frankfurt. Diese von Viterra gekauften Bestände wurden im Rahmen des Verkaufs der Viterra an die Deutsche Annington von dieser in 2005 übernommen; zuvor hatte die Deutsche Annington bereits Eisenbahnerwohnungen in 2001 im Raum Frankfurt gekauft. Der größte Einzelverkauf von Wohnungsbeständen in Frankfurt erfolgte im Rahmen des Verkaufs der GWH Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Hessen durch das Land Hessen an die Landesbank Hessen-Thüringen in 2000 bzw. 2003 (ca. 13 400 Wohnungen in Frankfurt). Des Weiteren sind drei Verkäufe von Versicherungsunternehmen an die DeWag (deutscher Investor) mit jeweils 1 000 bis 1 700 Wohnungen zu verzeichnen. Unter Berücksichtigung weiterer überregionaler Portfolioverkäufe (v. a. Gagfah an Fortress) ergibt sich ein Rückgang des Bestands der öffentlichen Hand um rund 16 700 Wohnungen in Frankfurt. Dies geht v. a. auf einen 85 negativen Saldo bei den Beständen von Bund und Land (14 600 WE) zurück, während auf die Kommune und ihre Anteilsverkäufe nur rund 2 000 Wohnungen entfallen. Der Bestand Privater nahm insgesamt um 16 600 Wohnungen zu, dabei verbuchten Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland ein Plus von 16 200 Wohnungen und deutsche nicht-industrieverbundene Unternehmen von 5 700 Wohnungen. Bei den industrieverbundenen Unternehmen ging der Bestand dagegen um ca. 5 200 Wohnungen zurück (Tabelle 5.5). Größter Einzeleigentümer in Frankfurt ist die nicht an den Transaktionen beteiligte kommunale ABG Frankfurt Holding mit rd. 50 000 Wohnungen bzw. 14 % des Frankfurter Wohnungsbestands. Infolge des Zusammenführens von ehemals drei Portfolios bei der Deutschen Annington (eigener Erstkauf und Übernahmen von zuvor von Viterra aufgekauften Portfolios) dürfte der Bestand der Deutschen Annington auch unter Berücksichtigung von Einzelprivatisierungen in Frankfurt in etwa die Größenordnung haben wie der des Landesunternehmens GWH (über 13 000 Wohnungen bzw. 4 % des Bestands). Tabelle 5.5 Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Frankfurt am Main 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Verkäufe Eigentümer Wohnungen Käufe Anteil Wohnungen Saldo Anteil Wohnungen Gesamt 47 700 100 % 47 700 100 % 0 Öffentliche Hand 30 100 63 % 13 400 28 % -16 700 Kommune 2 000 4 % 0 0 % -2 000 Kommunales Wohnungsunternehmen 2 000 4 % 0 0 % -2 000 0 0 % 0 0 % 0 Bund/Land 28 000 59 % 13 400 28 % -14 600 Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 22 700 48 % 0 0 % -22 700 5 300 11 % 13 400 28 % 8 100 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) Privat 17 700 37 % 34 300 72 % 16 600 Unternehmen aus angelsächsischem Ausland 0 0 % 16 200 34 % 16 200 Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland 0 0 % 0 0 % 0 14 600 31 % 9 400 20 % -5 200 3 100 6 % 8 800 18 % 5 700 Privateigentümer ohne Zuordnung 0 0 % 0 0 % 0 Sonstige 0 0 % 0 0 % 0 Genossenschaft 0 0 % 0 0 % 0 Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 0 0 % 0 0 % 0 Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer * Summenabweichungen durch Rundung. Zur Zuordnung privater Eigentümer/Investoren bzw. privater Verkäufer/Käufer siehe Hinweise in Tabelle 5.3 Datenquelle: Recherche des IfS 86 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Leipzig (74) Es besteht in Leipzig im Untersuchungszeitraum eine gewisse Marktaktivität unterhalb der Grenze von 800 Wohnungen, bei der auch Wiederverkäufe zu verzeichnen sind. (75) Die nicht unbeträchtliche Verkaufstätigkeit unterhalb der Grenze von 800 Wohnungen beeinflusst zusätzlich zu den großen Transaktionen die Anbieterstruktur in Leipzig, da sie unter anderem Verkäufe kommunaler Wohnungen an Private betrifft. Die insgesamt im Rahmen großer Transaktionen in Leipzig verkauften Bestände von 5 800 Wohnungen wurden ausschließlich einmal verkauft (keine Wiederverkäufe)⁷⁴. Im Rahmen von drei Verkäufen wurden jeweils zwischen 1 700 und 2 300 Wohnungen veräußert. Erster Verkauf war der von Eisenbahnerbeständen des Bundes an die Deutsche Annington. Dem folgten zwei Transaktionen von Genossenschaften in 2005, zum einen die vollständige Übernahme der insolventen Wohnungsbaugenossenschaft Lößnig durch die Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt und zum anderen der Verkauf von Teilbeständen der Baugenossenschaft Leipzig an die österreichische Immobilien AG Conwert. Insgesamt veränderte sich der Wohnungsbestand der Eigentümer in Leipzig aufgrund der großen Transaktionen nur gering. Der Bestand der öffentlichen Hand bzw. des Bundes ging um 1 900 Wohnungen zurück, die Bestände privater Unternehmen (nur internationale Unternehmen) nahmen um 4 100 Wohnungen zu (Tabelle 5.6).⁷⁵ Größter Einzeleigentümer in Leipzig ist die kommunale Wohnungsbaugesellschaft LWB mit über 53 000 Wohnungen bzw. 17 % des Wohnungsbestands. Infolge der Integration anderer Genossenschaftsbestände baute die Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt ihre Rolle als größte Genossenschaft mit über 14 000 Wohnungen in Leipzig aus, es gibt jedoch in Leipzig fünf weitere große Genossenschaften mit Beständen zwischen ca. 6 000 und 9 500 Wohnungen. Die Bestände der internationalen Aufkäufer haben diesen Einzeleigentümern gegenüber bzw. gemessen am Gesamtbestand einen sehr geringen Umfang. Berlin In Berlin wurden von 1997 bis Juni 2006 etwa 321 200 Wohnungen im Rahmen der Verkäufe großer Wohnungsportfolios verkauft, darunter rund 251 300 Wohnungen einmalig und rund 69 900 mehrmalig. Die seit 1997 erfolgten Verkäufe großer Portfolios umfassen in Berlin insgesamt 58 Fälle, angesichts der großen Anzahl sollen daher nur ausgewählte Fälle beispielhaft angeführt werden. Tabelle 5.6 Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Leipzig 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Eigentümer Verkäufe Käufe Saldo Wohnungen Anteil Wohnungen Anteil Gesamt 5 800 100 % 5 800 100 % 0 Öffentliche Hand 1 900 33 % 0 0 % -1 900 Kommune 0 0 % 0 0 % 0 Kommunales Wohnungsunternehmen 0 0 % 0 0 % 0 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) 0 0 % 0 0 % 0 Bund/Land 1 900 33 % 0 0 % -1 900 Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 1 900 33 % 0 0 % -1 900 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) 0 0 % 0 0 % 0 Privat 0 0 % 4 100 71 % 4 100 Unternehmen aus angelsächsischem Ausland 0 0 % 1 900 33 % 1 900 Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland 0 0 % 2 200 38 % 2 200 Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie 0 0 % 0 0 % 0 Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer 0 0 % 0 0 % 0 Privateigentümer ohne Zuordnung 0 0 % 0 0 % 0 Sonstige 3 900 67 % 1 700 29 % -2 200 Genossenschaft 3 900 67 % 1 700 29 % -2 200 0 0 % 0 0 % 0 Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) Wohnungen * Summenabweichungen durch Rundung. Zur Zuordnung privater Eigentümer/Investoren bzw. privater Verkäufer/Käufer siehe Hinweise in Tabelle 5.3 Datenquelle: Recherche des IfS Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände Am häufigsten sind Verkäufe der Stadt Berlin entweder durch den Verkauf städtischer Wohnungsunternehmen oder von Beständen kommunaler Wohnungsunternehmen (insgesamt 25 Fälle). Zumeist (19 Fälle) wurden Bestände kommunaler Unternehmen in Paketen von bis zu 5 000 Wohnungen verkauft, darunter sowohl an Unternehmen der Stadt (Landesbank), Genossenschaften (Eigentum 2000, Horizont, Nordlicht), sonstige deutsche Unternehmen (Prima Wohnbauten, MEGA EntwicklungsGmbH), als auch kontinentaleuropäische (Volker-Wessels-/Reggeborgh-Gruppe) und angelsächsische Unternehmen (z. B. Lone Star, Appelas, Cerberus). Die übrigen sechs Fälle betrafen Verkäufe kommunaler Unternehmen: darunter zwei große Unternehmen, die mehrheitlich an ein privates Unternehmen aus Deutschland (Gehag; rund 29 000 Wohnungen an RSE in 1998)⁷⁶ und ein Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland (GSW mit über 65 000 Wohnungen an Cerberus in 2004) verkauft wurden. Zwei große Wohnungsbaugesellschaften (Marzahner Wohnungsbaugesellschaft und Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf ) mit 32 000 bzw. 23 000 Wohnungen wurden an die städtischen Gesellschaften Degewo und Stadt und Land veräußert bzw. 87 mit diesen fusioniert. Zusätzlich gab es zwei kleinere Unternehmensverkäufe mit weniger als 1 700 Wohnungen. Die Gehag-Mehrheitsanteile wurden später mehrfach weiter verkauft und aus den GSW-Beständen wurden mehrere Teilbestände weiter veräußert (siehe auch Kapitel 3 Mehrfachverkäufe). Unter den Verkäufen des Bundes und der Länder sind vor allem der Verkauf der Gagfah an Fortress (rund 23 000 Wohnungen in Berlin) sowie der Wiederverkauf der Gehag durch die HSH Nordbank (Hamburg/Schleswig-Holstein) an Oaktree (anteilig ca. 17 900 Wohnungen) zu nennen. Verkäufe durch deutsche Unternehmen (insgesamt 16 Fälle) umfassen ein breites Spektrum an Verkäufern: lokale (z. B. Tempelhofer Feld AG) und überregionale (BauBeCon) Bestandshalter, kleinteilige Aufkäufer aus dem Privatisierungsgeschäft (z. B. Bendzko Immobilien, Vivacon) sowie Wiederverkäufer von Paketen (Prima Wohnbauten) oder Unternehmen (z. B. RSE/WCM). Insgesamt reduzierte sich der Bestand der öffentlichen Hand durch Verkäufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Berlin per Saldo von 1997 bis Juni 2006 um rund 149 200 Wohnungen, darunter um 127 500 (76) Ein Minderheitsanteil an der Gehag wurde 2001 an die seinerzeitige Mehrheitseigentümerin Hamburgische Landesbank verkauft. Tabelle 5.7 Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Berlin 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Eigentümer Verkäufe Käufe Wohnungen Anteil Gesamt 321 200 100 % 321 200 100 % 0 Öffentliche Hand 238 100 74 % 88 900 28 % -149 200 Kommune 191 900 60 % 64 400 20 % -127 500 Kommunales Wohnungsunternehmen 186 800 58 % 54 800 17 % -132 000 5 100 2 % 9 600 3 % 4 500 Bund/Land 46 100 14 % 24 500 8 % -21 600 Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 28 300 9 % 0 0 % -28 300 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) 17 900 6 % 24 500 8 % 6 600 Privat 79 300 25 % 220 500 69 % 141 200 7 100 2 % 140 500 44 % 133 400 0 0 % 12 400 4 % 12 400 Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie 11 800 4 % 800 0 % -11 000 Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) Unternehmen aus angelsächsischem Ausland Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland Wohnungen Saldo Anteil Wohnungen 57 900 18 % 66 800 21 % 8 900 Privateigentümer ohne Zuordnung 2 500 1 % 0 0 % -2 500 Sonstige 3 900 1 % 11 800 4 % 7 900 0 0 % 3 900 1 % 3 900 3 900 1 % 7 800 2 % 3 900 Genossenschaft Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) * Summenabweichungen durch Rundung. Zur Zuordnung privater Eigentümer/Investoren bzw. privater Verkäufer/Käufer siehe Hinweise in Tabelle 5.3 Datenquelle: Recherche des IfS 88 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Wohnungen aus dem kommunalen Bereich und 21 600 Wohnungen von Bund und Land (oben Tabelle 5.7).⁷⁷ Der Bestand privater Unternehmen nahm insgesamt um 141 200 Wohnungen zu. Darunter wuchs der Bestand von Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland um 133 400, von kontinentaleuropäischen Unternehmen um 12 400 sowie von nicht industrieverbundenen deutschen Unternehmen um 8 900 Wohnungen. Bei industrieverbundenen Unternehmen ging der Bestand um rund 11 000 zurück (ohne Zuordnung: -2 500 Wohnungen). Die sonstigen Eigentümer verbuchten ein Plus von 7 900 Wohnungen, darunter die Genossenschaften ein Plus von 3 900 Wohnungen. Größter Wohnungsanbieter in Berlin ist auch nach den Verkäufen die Stadt Berlin mit etwa insgesamt 275 000 Wohnungen (rund 15 % des Bestands). Diese verteilen sich auf sechs Einzelunternehmen mit der Degewo-Gruppe als größtem Unternehmen (ca. 55 000 Wohnungen bzw. rund 3 % des Wohnungsbestands) und fünf weitere städtische Gesellschaften mit Beständen zwischen rund 31 000 und 50 000 Wohnungen. Auch nach erfolgten Portfoliobereinigungen und ersten Einzelprivatisierungen dürfte die sich im Eigentum eines amerikanischen Fonds (Cerberus/Goldman Sachs) befindliche GSW damit größtes Einzelunternehmen in Berlin sein (bis zu 60 000 Wohnungen bzw. 3 % des Bestands). Darüber hinaus sind weitere Bestände im Eigentum von Cerberus (z. B. BauBeCon etc., insgesamt ca. 13 000 Wohnungen). Weitere größere Unternehmen befinden sich im Eigentum von Fonds: Gagfah in der Hand von Fortress (23 000 WE) und Gehag in der Hand von Oaktree/HSH (21 000 WE). Größere Bestände entfallen in Berlin mit insgesamt 184 000 Wohnungen auf 87 Genossenschaften. Bonn (77) Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung reduzierte sich der Bestand der Berliner Wohnungsunternehmen unter Berücksichtigung aller Verkäufe (inkl. Einzelprivatisierungen, Blockverkäufen, kleinere Pakete) um insgesamt 194 000 Wohnungen (von 461 000 Wohnungen am 31.12.1996 auf 267 000 Wohnungen am 30.06.2006). (78) Die Deutschbau wurde 1998 zunächst gemeinsam mit der Deutschen Bank gekauft und in 2004 vollständig von der Viterra AG übernommen. Insgesamt wurden von 1997 bis Juni 2006 rund 13 200 Wohnungen in Bonn verkauft; darunter betrafen 7 600 Wohnungen Einmalverkäufe und rund 5 500 Wohnungen Wiederverkäufe. Die Stadt Bonn verkaufte 2002 2 500 städtische Wohnungen an ein mittelständisches deutsches Wohnungsunternehmen (Fa. Sahle). Des Weiteren speisen sich die Erstverkäufe aus Verkäufen von Unternehmen des Bundes und des Landes Hessen mit Beständen in Bonn (Deutschbau, Frankfurter Siedlungsgesellschaft). Diese Bestände wurden von der Viterra AG⁷⁸ aufgekauft und gingen später im Rahmen des Verkaufs der Viterra an die Deutsche Annington (Terra Firma). Unter Berücksichtigung weiterer (kleinerer) überregionaler Portfolioverkäufe (Verkauf Allianz-Paket) ergeben sich folgende Veränderungen der Anbieterstruktur in Bonn: Der Bestand der öffentlichen Hand ging um 7 400 Wohnungen zurück, insbesondere durch einen Rückgang bei Bund und Land (-4 400 Wohnungen), jedoch auch durch kommunale Verkäufe. Der Bestand privater Eigentümer nahm um 7 400 Wohnungen zu, wobei die stärksten Zuwächse Unternehmen aus dem angelsächsischen Ausland verbuchen (4 900 Wohnungen; Tabelle 5.8). Größter Eigentümer in Bonn ist aktuell das im kommunalen Eigentum verbliebene Wohnungsunternehmen VEBOWAG mit rund 6 200 Wohnungen bzw. 4 % des Wohnungsbestands. Mit den 4 900 über den Kauf der Viterra erworbenen Wohnungen ist die Deutsche Annington zweitgrößter Anbieter in Bonn geworden. Gera Die rund 16 500 in Gera verkauften Wohnungen wurden im Rahmen von zwei Transaktionen veräußert: Die Stadt Gera verkaufte im Jahr 2002 94 % der Anteile an der Gewo - Geraer Wohnungsgesellschaft mbH - an die DKB Deutsche Kreditbank, eine Bank im Eigentum des Landes Bayern bzw. der bayerischen Landesbank (anteilig 9 500 Wohnungen). In 2003 wurden von der Stadt 75 % der Anteile der Wohnungsbaugesellschaft Elstertal (anteilig ca. 7 500 Wohnungen) an die Stadtwerke (Mehrheitseigentümerin Stadt) verkauft. Infolge der Verkäufe veränderte sich der Bestand der öffentlichen Hand insgesamt nicht. Jedoch ging der Bestand der kommunalen Wohnungsunternehmen um 16 500 Wohnungen zurück. Dem gegenüber steht eine Zunahme von 7 500 Wohnungen auf Seiten von Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke) und 9 000 Wohnungen bei Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes Bayern (Tabelle 5.9). Infolge der Anteilskäufe sind die Stadtwerke Gera sowie die DKB die beiden größten Wohnungsanbieter: Ihre Unternehmen verfügen jeweils über rund 10 000 Wohnungen bzw. jeweils 15 % des gesamten Wohnungsbestands in Gera. Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände 89 Tabelle 5.8 Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Bonn 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Eigentümer Verkäufe Wohnungen Gesamt Käufe Anteil Wohnungen Saldo Anteil Wohnungen 13 200 100 % 13 200 100 % 0 Öffentliche Hand 7 400 56 % 0 0 % -7 400 Kommune 2 900 22 % 0 0 % -2 900 Kommunales Wohnungsunternehmen 2 900 22 % 0 0 % -2 900 0 0 % 0 0 % 0 Bund/Land 4 400 33 % 0 0 % -4 400 Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 4 400 33 % 0 0 % -4 400 0 0 % 0 0 % 0 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) Privat 5 800 44 % 13 200 100 % 7 400 Unternehmen aus angelsächsischem Ausland 0 0 % 4 900 37 % 4 900 Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland 0 0 % 0 0 % 0 4 900 37 % 4 100 31 % -800 Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer 900 7 % 4 200 32 % 3 300 Privateigentümer ohne Zuordnung 0 0 % 0 0 % 0 Sonstige 0 0 % 0 0 % 0 Genossenschaft 0 0 % 0 0 % 0 Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 0 0 % 0 0 % 0 * Summenabweichungen durch Rundung. Zur Zuordnung privater Eigentümer/Investoren bzw. privater Verkäufer/Käufer siehe Hinweise in Tabelle 5.3 Tabelle 5.9 Überblick über die Verkäufe und Käufe großer Wohnungsbestände (ab 800 Wohnungen) in Gera 1997 bis Juni 2006 nach Art der Eigentümer/Investoren* Eigentümer Verkäufe Wohnungen Käufe Anteil Wohnungen Saldo Anteil Wohnungen Gesamt 16 500 100 % 16 500 100 % Öffentliche Hand 16 500 100 % 16 500 100 % 0 0 Kommune 16 500 100 % 7 500 45 % -9 000 Kommunales Wohnungsunternehmen 16 500 100 % 0 0 % -16 500 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung (Stadtwerke etc.) 0 0 % 7 500 45 % 7 500 Bund/Land 0 0 % 9 000 55 % 9 000 Wohnungsunternehmen des Bundes bzw. Landes 0 0 % 0 0 % 0 Wohnungsunternehmen im Eigentum eines privaten Unternehmens mit Mehrheitsbeteiligung des Landes/Bundes (Landesbank, LEG etc.) 0 0 % 9 000 55 % 9 000 Privat 0 0 % 0 0 % 0 Unternehmen aus angelsächsischem Ausland 0 0 % 0 0 % 0 Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland 0 0 % 0 0 % 0 Deutsches Unternehmen im Eigentum der Industrie 0 0 % 0 0 % 0 Deutsches Unternehmen sonst. Eigentümer 0 0 % 0 0 % 0 Privateigentümer ohne Zuordnung 0 0 % 0 0 % 0 Sonstige 0 0 % 0 0 % 0 Genossenschaft 0 0 % 0 0 % 0 Übrige (Kirche, keine Angabe etc.) 0 0 % 0 0 % 0 * Summenabweichungen durch Rundung. Zur Zuordnung privater Eigentümer/Investoren bzw. privater Verkäufer/Käufer siehe Hinweise in Tabelle 5.3 Datenquelle Tabelle 5.8 und 5.9: Recherche des IfS 90 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Zusammenfassung zur Veränderung der lokalen Anbieterstruktur Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die öffentlichen bzw. kommunalen Eigentümer in nahezu allen dargestellten Fallstädten (mit Ausnahme von Kiel) auch nach den bis Juni 2006 erfolgten großen Transaktionen nach wie vor die größten lokalen Wohnungsanbieter stellen. Unverkennbar ist jedoch auch, dass sich mit den privaten Käufern neue große Wohnungsanbieter etabliert haben, die in einigen Städten die zweit- oder drittgrößten Wohnungsanbieter stellen, so z. B. die Deutsche Annington Immobilen Gruppe mit ihren Beständen in Bonn, Frankfurt am Main und Essen. Die privaten Käufer nehmen somit auf einigen Wohnungsmärkten eine wichtige Marktstellung ein. Teilweise wird in Zusammenhang mit den Transaktionen großer Wohnungsbestände die Frage aufgeworfen, ob hierdurch auf Seiten der neuen Anbieter nicht ein zu großes Marktgewicht bzw. sogar die Möglichkeit der Marktbeherrschung entstehe, die missbräuchlich eingesetzt werden könnte. Hiervon kann derzeit jedoch kaum gesprochen werden, da der Marktanteil der größten privaten Käufer auf dem Mietwohnungsmarkt in der Regel spürbar unter 10 % liegt und es (zusätzlich zu einer Vielzahl von Kleineigentümern) meist andere größere Wohnungsanbieter gibt, die ein Gegengewicht darstellen. Dieses ist insbesondere dann gewährleistet, wenn es sich um öffentliche/kommunale oder genossenschaftliche Eigentümer handelt, die meist anders ausgerichtete Bewirtschaftungsstrategien verfolgen. Dass dies nicht mehr in allen Städten der Fall ist, davon zeugt das Beispiel der Stadt Kiel, die über keine kommunalen Wohnungen Abbildung 5.1 Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Kiel nach Baualter* €/m2 9,00 8,00 7,57 7,16 7,00 6,42 6,39 6,06 6,14 6,00 6,90 6,90 6,65 6,54 6,44 6,14 5,62 5,47 5,52 5,32 5,27 1999 2000 5,88 5,52 5,00 5,37 5,11 6,40 6,50 5,50 5,45 5,30 5,35 2002 2003 6,40 6,30 5,70 5,70 5,70 5,60 4,00 1995 1996 1997 1998 2001 2004 2005 Neubau (Erstbezug); mittlerer Wohnwert Fertigstellung ab 1949 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert Fertigstellung bis 1948 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert * Wieder-/Erstvermietung nicht geförderte 3-Zimmer-Wohnung (ca. 70 m²) Datenquelle: BBR-Wohnungsmarktbeobachtung (IVD-Wohnimmobilienpreisspiegel) mehr verfügt. Allerdings kann auch dort nicht von einer marktbeherrschenden Stellung der privaten Käufer gesprochen werden. Auswirkungen auf die Mieten und Immobilienpreise Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, ob es Hinweise dafür gibt, dass in Folge der Verkäufe großer Wohnungsbestände und der Erhöhungsstrategien der Privatinvestoren das allgemeine Mietenniveau in den Fallstädten spürbar beeinflusst wird. Zusätzlich wird untersucht, ob sich aus der Einzelprivatisierung Auswirkungen auf die Immobilienpreise feststellen lassen. Mietenentwicklung In Abbildung 5.1 ist die Entwicklung der Nettokaltmieten nicht preisgebundener Wohnungen in Kiel von 1995 bis 2005 nach dem Baualter dargestellt. Zum einen werden die Neubaumieten (Erstbezüge) für etwa 70 m² große 3-Zimmer-Wohnungen mit mittlerem Wohnwert gezeigt, zum anderen Mieten entsprechender Wohnungen in bis 1948 bzw. ab 1949 gebauten Beständen. Die Neubaumieten reagieren in der Regel am stärksten und schnellsten auf Marktveränderungen und sind daher sehr gut als Sensor für die Darstellung aktueller Markttrends bei Mietwohnungen geeignet. Kiel repräsentiert einen Wohnungsmarkt, der in den letzten zehn Jahren von Entspannungstendenzen und rückläufigen Neubaumieten geprägt war. Auch der Altbau verzeichnete bis 2001 rückläufige Mieten, ist jedoch seit 2002 wiederum von einem leichten Anstieg bei den Wiedervermietungen gekennzeichnet. Die Baujahre ab 1949 sind die Bestände, bei denen im Wesentlichen die Transaktionen großer Wohnungsbestände zu verzeichnen waren und die am ehesten die Entwicklungen in den veräußerten Beständen wiedergeben. Wenn sich die Verkäufe und das Handeln der Käufer bei der Mietenentwicklung niederschlagen bzw. diese gar prägen, so müsste es am ehesten bei dieser Baualtersgruppe erkennbar sein, etwa durch eine von der in anderen Beständen spürbar abweichenden Mietenentwicklung. Dies lässt sich aber im Falle von Kiel nicht erkennen, vielmehr ist die Mietenentwicklung der Baujahre ab 1949 weitgehend parallel zu der bei den Baujahren bis 1948 verlaufen. Es gibt demnach keine Hinweise, dass in Kiel von den Verkäufen Auswirkungen auf das Mietenniveau in der Stadt ausgegangen sind. Dies dürfte im Falle von Kiel daran liegen, dass es sich bei Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände 91 einem großem Teil der verkauften Wohnungen um preisgebundene Wohnungen⁷⁹ handelt und von den privaten Käufern die Mieten von nicht preisgebundenen Wohnungen nicht angehoben wurden, um Leerstände zu vermeiden, teilweise wurden sie sogar gesenkt. Frankfurt weist als eher angespannter Markt ebenso wie die eher entspannten Märkte Kiel und Essen bei der Mietenentwicklung keine deutlich sichtbaren Spuren mietsteigernder Maßnahmen nach den großen Transaktionen von Wohnungsbeständen auf. Abbildung 5.2 zeigt die Mietenentwicklung in Essen für die bereits oben für Kiel dargestellten Wohnungstypen. Essen weist ebenfalls einen eher entspannten Markt auf: Die Neubaumieten waren bis 2000 rückläufig bzw. stagnierend und verzeichnen seit 2001 einen leichten Anstieg auf. Anders ist es bei den Wiedervermietungsmieten der Baujahre ab 1949, die seit 1995 durchgängig eine rückläufige bzw. stagnierende Tendenz aufweisen. Sie lagen im gesamten Zeitraum über den Altbaumieten, der Abstand hat sich jedoch verringert. Auch in Essen gibt die Entwicklung der Wiedervermietungsmieten der Baujahre ab 1949 keine Hinweise, dass von den Verkäufen Wirkungen auf einen Anstieg der Mieten in diesem Segment ausgegangen sind. In Abbildung 5.4 wird die Mietenentwicklung in Leipzig dargestellt. Die Mietenentwicklung von Leipzig ist bis 2002 bzw. 2003 in allen Baualtersgruppen von einer rückläufigen Tendenz gekennzeichnet, seither haben sich die Mieten stabilisiert und weisen teilweise sogar eine leichte Erhöhung auf. Die Darstellung erfolgt insbesondere aus Vollständigkeitsgründen, um die Mietenentwicklung auf einem sehr entspannten Markt in Ostdeutschland mit hohen Überangeboten zu verdeutlichen. Der Umfang Im Falle von Essen dürfte dies daran liegen, dass ein Großteil der verkauften Wohnungen sich auf einen innerkommunalen Verkauf beziehen, bei dem sich die Mieten zwar nach dem Verkauf spürbar erhöhten, jedoch ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Die Mieten wurden lediglich an das Vergleichsmietenniveau herangeführt, sodass das gesamte Marktgeschehen in Essen, insbesondere im Bereich der Wiedervermietungsmieten, davon nicht wesentlich beeinflusst wurde. Ähnliches gilt offenbar auch für die übrigen in Essen verkauften Bestände. Insgesamt scheint zudem das Volumen der Wohnungen, bei denen nach den Verkäufen Mietsteigerungen erfolgten, in Essen (ebenso wie in Kiel) nicht groß genug zu sein, um den Gesamtmarkt spürbar zu beeinflussen. Abbildung 5.3 zeigt die Mietenentwicklung in Frankfurt am Main. Frankfurt weist einen eher angespannten Mietwohnungsmarkt auf, was sich in einem gegenüber Kiel und Essen spürbar höheren Mietniveau ausdrückt. Die Neubaumieten bewegen sich in den letzten zehn Jahren innerhalb einer relativ eng begrenzten Spanne, bei den Altbaumieten sind starke Schwankungen mit einer Tendenz zu einem leichten Anstieg zu verzeichnen. Die Mieten der Baujahre ab 1949 weisen in den letzten zehn Jahren eine weitgehend parallele Entwicklung zu den Altbaumieten auf, erst in den letzten drei Jahren haben sie sich von den Altbaumieten nach unten abgekoppelt bzw. sind gesunken. (79) Aufgrund vorliegender Daten zu den größten Portfolios kann der Anteil preisgebundener Wohnungen an den insgesamt verkauften Wohnungen auf mindestens 40 % geschätzt werden. Abbildung 5.2 Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Essen nach Baualter und Wohnwert* €/m2 9,00 8,00 7,41 6,65 7,00 6,00 5,62 5,62 6,65 5,37 6,39 6,40 6,40 6,50 6,60 4,99 5,11 5,11 5,00 5,00 5,00 4,50 4,60 4,60 4,50 4,50 4,50 2000 2001 2002 2003 2004 2005 6,14 6,14 6,14 5,11 4,99 5,00 4,00 4,35 4,35 4,35 4,35 4,35 1995 1996 1997 1998 1999 3,00 Neubau (Erstbezug); mittlerer Wohnwert Fertigstellung ab 1949 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert Fertigstellung bis 1948 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert * Wieder-/Erstvermietung nicht geförderte 3-Zimmer-Wohnung (ca. 70 m²) Datenquelle: BBR-Wohnungsmarktbeobachtung (IVD-Wohnimmobilienpreisspiegel) Abbildung 5.3 Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Frankfurt am Main nach Baualter* €/m2 10,00 9,00 9,00 8,69 8,69 8,56 8,18 8,18 8,00 8,18 8,00 8,50 8,50 8,00 8,00 7,50 7,50 7,67 7,41 7,00 8,18 6,90 8,50 7,80 8,00 6,90 7,16 6,65 6,65 6,65 6,65 1997 1998 7,41 6,90 6,90 7,20 6,65 6,65 2000 2001 6,00 1995 1996 1999 2002 2003 2004 2005 Neubau (Erstbezug); mittlerer Wohnwert Fertigstellung ab 1949 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert Fertigstellung bis 1948 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert * Wieder-/Erstvermietung nicht geförderte 3-Zimmer-Wohnung (ca. 70 m²) Datenquelle: BBR-Wohnungsmarktbeobachtung (IVD-Wohnimmobilienpreisspiegel) 92 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 der Verkäufe in Leipzig ist mit mehreren tausend Wohnungen angesichts der Größe des Wohnungsmarkts viel zu gering, als dass Wirkungen auf das Mietenniveau - insbesondere vor dem Hintergrund des entspannten Marktes - hätten erwartet werden könnten. Abbildung 5.5 zeigt die Mietenentwicklung in Berlin (West), auf dessen Wohnungsmarkt eine eher entspannte Situation zu verzeichnen ist. In Berlin wiesen Neubau, Altbau und die Baujahre ab 1949 über längere Zeit eine weitgehend parallele Entwicklung auf. Seit 2003 hat sich das Mietenniveau der Baujahre ab 1949 etwas nach oben verlagert und sich dem Niveau der Neubaumieten etwas angenähert. Diese Entwicklung könnte als Hinweis gewertet werden, dass die Verkäufe sich bei dieser Abbildung 5.4 Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Leipzig nach Baualter* €/m2 9,00 7,93 8,00 7,34 7,00 6,31 6,14 6,00 5,88 5,88 5,98 5,47 6,14 5,70 5,00 6,14 4,00 5,62 5,35 5,30 4,99 4,60 4,50 4,50 4,75 4,47 4,45 4,35 4,35 4,40 1999 2000 2001 2002 2003 5,47 4,76 5,88 5,60 5,50 4,60 4,50 4,60 4,50 2004 2005 3,00 1995 1996 1997 1998 Neubau (Erstbezug); mittlerer Wohnwert Fertigstellung ab 1949 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert Fertigstellung bis 1948 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert * Wieder-/Erstvermietung nicht geförderte 3-Zimmer-Wohnung (ca. 70 m²) Baualtersgruppe in einem gegenüber anderen Segmenten stärkeren Mietenanstieg niedergeschlagen haben. Allerdings spricht der zeitliche Verlauf bzw. der Anstieg der Mieten im Jahr 2003 gegen diese Hypothese, weil in den Jahren vor 2003 die Verkaufstätigkeit in Berlin eher von Kleinverkäufen an Private und Fusionen städtischer Gesellschaften geprägt war, und große Verkäufe wie etwa der der GSW an den international agierenden Investor Cerberus erst danach erfolgte. Darüber hinaus gibt es andere Faktoren, die diese Entwicklung erklären: so z. B. die Devise der städtischen Gesellschaften, keine Mietverzichte mehr zu leisten. Die Ergebnisse der quantitativen Analyse der Mietenentwicklung in den Fallstädten korrelieren mit den qualitativen Einschätzungen der lokalen Wohnungsmarktakteure. Sowohl Makler und andere Vermieter (Großeigentümer), aber auch Mietervereine skizzierten in den Gesprächen ein Bild, nachdem die Käufer großer Wohnungsbestände „im Markt“ und nicht „am Markt“ agieren. Eine besondere marktbeherrschende oder marktbeeinflussende Stellung, die über die anderer lokaler Vermieter hinausginge, wurde weder insgesamt noch für Teilsegmente (z. B. Bautyp oder ausgewählte Quartiere) konstatiert. Auch außerhalb der Fallstädte sind im Rahmen der Recherchen keine Beispiele bekannt geworden, bei denen die neuen Eigentümer ihre Marktstellung etwa aufgrund besonderer Knappheiten für eine überdurchschnittliche Mietenentwicklung nutzen bzw. das Tempo der Mietenentwicklung bestimmen konnten. Datenquelle: BBR-Wohnungsmarktbeobachtung (IVD-Wohnimmobilienpreisspiegel) Anzahl der Verkäufe und Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen Abbildung 5.5 Nettokaltmiete bei Neuvermietung in Berlin (West) nach Baualter* Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, ob sich auf den Immobilienmärkten der Fallstädte Auswirkungen der Privatisierungstätigkeit der Käufer großer Portfolios bemerkbar machen, etwa bei der Anzahl von Kauffällen oder den Kaufpreisen für in Eigentum umgewandelte Wohnungen. Zum einen ist dabei die Hypothese zu prüfen, ob es einen Anstieg der Preise gegeben hat, z. B. weil viele Mieter aus Angst vor Verdrängung ihre Wohnungen zu hohen Preisen gekauft haben, was jedoch aufgrund der oben dargestellten Befunde zur Privatisierungspraxis eher unwahrscheinlich ist. Zum anderen ist zu prüfen, ob sich Privatisierungsaktivitäten der Käufer durch ein erhöhtes Angebot bei Eigentumswohnungen bzw. über günstige Konditionen für Mieter auf dem Immobilienmarkt preisdämpfend ausgewirkt haben. Schließlich ist zu prüfen, ob die €/m2 9,00 8,00 8,00 7,20 6,65 7,00 6,00 6,10 6,00 6,00 5,62 5,60 6,00 4,90 4,90 4,90 4,00 4,00 1999 2000 5,00 5,00 4,00 4,70 4,20 4,00 4,86 5,80 6,20 6,00 6,00 5,50 5,50 5,60 4,60 4,60 4,70 2003 2004 2005 5,00 4,35 4,30 2001 2002 3,00 1995 1996 1997 1998 Neubau (Erstbezug); mittlerer Wohnwert Fertigstellung ab 1949 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert Fertigstellung bis 1948 (Wiedervermietung); mittlerer Wohnwert * Wieder-/Erstvermietung nicht geförderte 3-Zimmer-Wohnung (ca. 70 m²) Datenquelle: BBR-Wohnungsmarktbeobachtung (IVD-Wohnimmobilienpreisspiegel) Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände 93 Privatisierungsaktivitäten zu gering oder die Verkaufskonditionen so marktkonform sind, dass sich kein wesentlicher Einfluss auf das allgemeine örtliche Preisniveau von Eigentumswohnungen, insbesondere für umgewandelte Wohnungen, ergibt. Vergleich zu anderen Städten auf sehr niedrigem Niveau. Der Einfluss der Verkäufe bzw. der Privatisierungsaktivitäten schlägt sich somit bei den Verkaufszahlen auf dem Kieler Markt für Eigentumswohnungen nicht offenkundig nieder. Zunächst wird ein Überblick gegeben, wie stark sich das Niveau der Verkäufe umgewandelter Wohnungen in den Fallstädten unterscheidet. Im Jahr 2005 verzeichneten Leipzig und Bonn mit 0,56 % bzw. 0,50 % die höchsten Verkaufsquoten umgewandelter Wohnungen (Erstverkäufe) bezogen auf den Wohnungsbestand, knapp gefolgt von Essen mit 0,48 %. Spürbar geringer sind die Verkaufs- bzw. Umwandlungsquoten in Frankfurt und Berlin (bei Berlin Grundbuchumschreibungen, nicht Verkäufe) mit 0,33 % bzw. 0,30 %. Eine relativ niedrige Umwandlungsaktivität ist in Kiel mit einer Verkaufsquote von 0,10 % zu verzeichnen. Während bei vier dieser Städte die Verkaufsquote von 2005 gleichzeitig das Maximum im Zeitraum 2000 bis 2005 darstellt, also aktuell ein Anstieg gegenüber den Vorjahren stattgefunden hat, verzeichneten zwei Städte in früheren Jahren Höchststände bei den Umwandlungsaktivitäten: Kiel 2004 mit 0,21 % und Berlin 2000 mit 1,14 %. Dies wird auch anhand der Preisentwicklung für Eigentumswohnungen in Kiel deutlich, wobei hierzu keine Differenzierung nach umgewandelten und sonstigen Eigentumswohnungen (Neubau, Wiederverkäufe), sondern lediglich eine baujahrsbezogene Unterscheidung vorliegt. Die Preise für Eigentumswohnungen der Baujahre von 1950 bis 1959 und 1960 bis 1974 waren in den letzten zehn Jahren tendenziell rückläufig, Privatisierungen haben sich somit, sofern überhaupt, nicht in steigenden, sondern in fallenden Preisen niedergeschlagen.⁸⁰ Eine Ausnahme stellt das Jahr In Essen hat sich die Zahl der Verkäufe umgewandelter Wohnungen von 1999 bis 2004 auf einem etwa gleichen Niveau von ca. 1 000 Wohnungen bewegt. In 2005 ist die Verkaufszahl spürbar angestiegen, und zwar gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte (Abbildung 5.6). In diesem Anstieg der Verkaufszahlen in Essen dürften sich verstärkte Aktivitäten der verschiedenen privaten Käufer (siehe oben), die erst jüngst gekauft haben und die die Privatisierung als Geschäftsmodell verfolgen, niedergeschlagen haben. Leider liegen für Essen keine Informationen zur Kaufpreisentwicklung bei umgewandelten Wohnungen vor, sodass der Einfluss auf die Preise nicht analysiert werden kann. Abbildung 5.7 zeigt die Kauffallentwicklung bei umgewandelten Wohnungen in Kiel. Mit Ausnahme der beiden Jahre 2000 und 2001 bewegten sich die Verkäufe bis zum Jahr 2004 innerhalb einer Spanne zwischen 178 und 271 Wohnungen. Im Jahr 2005 kam es zu einem spürbaren Rückgang auf 128. Für Kiel lässt sich hieraus schließen, dass in Zusammenhang mit den Käufen durch private Investoren kein auffälliger Anstieg der Verkaufszahlen bei umgewandelten Wohnungen festzustellen ist. Zudem bewegt sich (wie oben dargestellt) die Verkaufsquote umgewandelter Wohnungen im (80) Die von einem Kieler Investor angegebenen realisierten Verkaufspreise von 750 bis 900 €/m² für Wohnungen mit einfacher bis mittlerer Qualität liegen unterhalb der Durchschnittspreise, die für die diesem Bestand am ehesten entsprechende Baualtersklasse 1960 bis 1974 in den letzten Jahren gezahlt wurde (knapp 1 000 bis 1 100 €/m² in 2001 bis 2004; 2005 Sonderfall). Abbildung 5.6 Kauffälle bei Eigentumswohnungen in Essen Anzahl 2.000 1.519 1.500 1.050 1.031 1.000 500 463 383 959 993 298 341 990 956 375 281 468 104 295 248 251 220 150 146 1999 2000 2001 2002 2003 2004 0 Bauvorhaben Verkäufe Umwandlungen 2005 Weiterverkäufe Datenquelle: Grundstücksmarktbericht 2006 der Stadt Essen Abbildung 5.7 Kauffälle bei Eigentumswohnungen in Kiel Anzahl 700 600 638 661 500 649 555 300 241 264 275 269 223 229 264 565 251 537 271 178 200 100 540 500 400 635 632 592 178 206 127 0 1995 1996 1997 Erstbezug/-verkäufe 1998 1999 128 83 85 62 50 73 41 85 2000 2001 2002 2003 2004 Verkäufe Umwandlungen 117 2005 Weiter-/Zweitverkäufe Datenquelle: Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Landeshauptstadt Kiel 94 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 2005 bei den Baujahren von 1960 bis 1974 dar, in dem sich die Preise drastisch erhöht haben. Allerdings handelt es sich hierbei um einen Sonderfall, da der Preisanstieg durch dieser Baualtersgruppe zugeordnete Dachausbauten bzw. mit Mietgarantien veräußerte vermietete Eigentumswohnungen verursacht wurde, die nicht in Zusammenhang mit den Privatisierungsaktivitäten in den verkauften Beständen stehen (Abbildung 5.8). (81) Die von der GSW veröffentlichten Verkaufspreise für Verkäufe an die Mieter (vorrangiges Privatisierungssegment sind Altbauten) liegen zwischen 1 000 bis 1 200 €/m² (siehe Immobilienzeitung vom 28.07.2005) und somit etwas unter dem Durchschnittspreis für bezugsfreie Berliner Altbauwohnungen von 1 300 €/m². Abbildung 5.9 verdeutlicht, dass die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Berlin nach einem Höchststand im Jahr 2000 bis 2005 spürbar zurückgegangen ist, und zwar etwa auf ein Viertel des Werts von 2000. Dennoch bewegt sich die Umwandlungsaktivität Abbildung 5.8 Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen in Kiel nach Baualtersklassen €/m2 2.400 2.200 2.176 2.161 2.055 2.053 1.998 2.000 2.019 1.962 1.842 1.826 1.800 1.600 1.381 1.402 1.400 1.200 1.643 1.565 1.504 1.308 1.275 1.181 1.181 1.372 1.308 1.261 1.258 1.100 1.071 1.049 2001 2002 2003 1.921 1.322 1.269 1.379 1.255 1.205 1.000 1.228 800 1995 1996 1997 1998 1950 bis 1959 1999 2000 1960 bis 1974* 988 2004 2005 ab 1990 * in 2005 Preise inkl. Dachaufbauten, die Baualter des Bestandsgebäudes zugeordnet wurden, und inkl. WE mit Mietgarantien Datenquelle: BBR-Wohnungsmarktbeobachtung (IVD-Wohnimmobilienpreisspiegel) Abbildung 5.9 Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Berlin (Grundbuchumschreibungen) Anzahl Fälle 25.000 21.354 18.449 20.000 18.326 16.824 15.055 14.071 15.000 10.000 9.173 10.549 7.021 6.718 5.582 5.000 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Datenquelle: Wohnungsmarktbericht 2005 der Investitionsbank Berlin und Bericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte 2005/2006 im Vergleich der untersuchten Städte in Berlin nach wie vor auf hohem Niveau, wenngleich bei den Werten für Berlin zu berücksichtigen ist, dass hier Grundbuchumschreibungen und nicht Verkäufe, die teilweise mit zeitlicher Verzögerung zur Umwandlung und nicht alle umgewandelten Wohnungen betreffend erfolgen, dargestellt werden. Die im Rahmen der großen Transaktionen umgewandelten Wohnungen lassen sich nicht genau beziffern, dürften jedoch nur einen kleinen Teil der hohen Umwandlungszahlen in Berlin ausmachen. Wie Abbildung 5.10 zeigt, hat sich das hohe Angebot umgewandelter Wohnungen in Verbindung mit der entspannten Wohnungsmarktlage in Berlin dämpfend auf die Entwicklung der Preise für Eigentumswohnungen niedergeschlagen. Dies trifft insbesondere auf die Marktsegmente bzw. Baualtersgruppen zu, die in Berlin eine große Rolle im Zusammenhang mit großen Transaktionen spielen. So sind die Preise für umgewandelte Altbauwohnungen und insbesondere Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus (u. a. 50er und 60er Jahre) seit vielen Jahren rückläufig. Ein Einfluss der Privatisierungsaktivitäten in Zusammenhang mit den Transaktionen großer Wohnungsbestände auf die Preise für umgewandelte Wohnungen ist auch in Berlin nicht klar zu erkennen, was angesichts der Größe des Marktes nicht verwundert.⁸¹ Abbildung 5.11 zeigt die Entwicklung der Preise für Eigentumswohnungen der Baujahre 1949 bis 1970 in Frankfurt am Main, wobei hier mangels Werten zu den umgewandelten Wohnungen die Preise für alle Eigentumswohnungen dieser Baualtersgruppe dargestellt werden. Es wird jedoch zwischen vermieteten und unvermieteten Wohnungen unterschieden. Es wird deutlich, dass auf einem eher angespannten Markt, wie ihn Frankfurt am Main darstellt, die Preise für vermietete Eigentumswohnungen gegenüber denen von bezugsfreien Eigentumswohnungen spürbar niedriger liegen, so im Jahr 1999 um ca. 20 % und 2005 um ca. 15 %. Damit unterscheidet sich Frankfurt am Main beispielsweise von Kiel mit seinem eher entspannten Markt, wo die Preise für vermietete Eigentumswohnungen 1996 um 26 % unter denen von unvermieteten Eigentumswohnungen lagen, mit fortschreitender Entspannung des Marktes haben sich beide Preisniveaus in Kiel inzwischen jedoch sehr stark angenähert (durch den stärkeren Rückgang bei unvermieteten Eigentumswohnungen) und waren beispielsweise 2004 nahezu gleich hoch (nicht in einer Abbildung dargestellt). Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände Frankfurt weist bei in den letzten Jahren ebenso wie viele der zuvor dargestellten Fallstädte rückläufige Preise bei Eigentumswohnungen auf, und zwar sowohl bei vermieteten als auch unvermieteten Eigentumswohnungen. Allerdings liegt das Preisniveau aufgrund der Wohnungsmarktlage höher als bei den übrigen Städten, wenngleich es sich im Rahmen des Rückgangs diesen angenähert hat. Für vermietete Eigentumswohnungen der Baujahre 1949 bis 1970 wurden im Zeitraum von 2002 bis 2005 im Durchschnitt Preise zwischen 1 290 und 1 430 €/m² erzielt. Dieses Preisniveau wird etwa auch von Käufern großer Wohnungsportfolios, die Mieterprivatisierung in Frankfurt betreiben, genannt.⁸² Die Tendenz rückläufiger Preise trifft auch für Bonn zu, das ebenfalls über einen eher angespannten Wohnungsmarkt verfügt. Dort sind die Preise für Eigentumswohnungen der Baujahre bis 1959 von 1 350 € pro m² in 2002 auf 1 150 € pro m² in 2005 und bei den Baujahren von 1960 bis 1969 von 1 400 auf 1 220 € pro m² zurückgegangen (nicht in einer Abbildung dargestellt). 95 ments liegen. Insofern kann angenommen werden, dass von den Privatisierungsstrategien der großen Käufer zumindest auf einigen Märkten gewisse preisdämpfende und den Trend des allgemeinen Preisrückgangs bei Eigentumswohnungen verstärkende Wirkungen ausgehen. 5.3 Wirkungen auf das Handeln der Kommune Ein weiterer Teil der mit Transaktionen großer Wohnungsbestände verbundenen Befürchtungen bezieht sich auf das Handeln der Kommunen in den Bereichen Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik. Die Befürchtungen beziehen sich insbesondere darauf, dass den Kommunen im Falle des Verkaufs öffentlicher bzw. kommunaler Wohnungsunternehmen Abbildung 5.10 Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen in Berlin €/m2 2.000 1.790 1.800 1.687 1.687 1.738 1.790 Zusammenfassung zu Mieten und Preisen für Eigentumswohnungen Insgesamt wird deutlich, dass nicht nur auf eher entspannten, sondern auch auf eher angespannten Märkten keine klaren Hinweise zu finden sind, dass von den großen Transaktionen bzw. den Privatisierungsaktivitäten der Käufer starke Impulse auf die Verkaufszahlen bei umgewandelten bzw. den gesamten Eigentumswohnungen und deren Kaufpreise ausgehen. Zumindest findet dadurch kein sichtbarer Anstieg der Preise in diesem Segment statt und sofern derartige Wirkungen überhaupt bestehen sollten, werden sie von dem rückläufigen Trend der allgemeinen Preisentwicklung überlagert. Es ist (auch aufgrund der Ergebnisse der Expertengespräche) eher davon auszugehen, dass die im Rahmen der Privatisierungsaktivitäten erzielten Preise etwa dem allgemeinen Marktniveau entsprechen oder vielfach gar darunter liegen. Dies ergibt sich auch aus den von vielen privaten Investoren verfolgten bzw. geäußerten Strategien, durch preisgünstige Angebote zusätzliche Käuferschichten unter den Mietern und sonstigen Interessenten zu erschließen sowie in möglichst kurzer Zeit Privatisierungserfolge zu verzeichnen. Dies wird auch durch die Beispiele für Verkaufspreise von Investoren, auf die oben Bezug genommen wurde, insofern bestätigt, als diese jeweils unter oder allenfalls auf dem Niveau der Durchschnittspreise des vergleichbaren Marktseg- (82) Nach Angaben von zwei Investoren wurden in den letzten Jahren (2004/2005) zwischen 1 300 bis 1 400 €/m² bei Mieterprivatisierungen in Frankfurt erzielt. 1.600 1.585 1.687 1.432 1.585 1.400 1.483 1.370 1.329 1.200 1.300 1.176 1.000 1.023 1.023 1.320 1.432 1.023 1.023 990 1.300 1.300 1.110 1.090 910 890 2003 2004 1.240 990 800 600 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2005 Umgewandelte Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus Umgewandelte Altbauwohnungen bezugsfrei Umgewandelte Wohnungen in Betonplattenbauten des komplexen Wohnungsbaus Datenquelle: Wohnungsmarktbericht 2005 der Investitionsbank Berlin Abbildung 5.11 Mittlerer Preis von Eigentumswohnungen in Frankfurt am Main Baujahr 1949-1970 nach Vermietung €/m2 2.000 1.810 1.800 1.776 1.730 1.677 1.677 1.661 1.587 1.600 1.660 1.582 1.580 1.590 1.628 1.450 1.538 1.400 1.455 1.431 1.470 1.470 1.440 1.430 1.426 1.370 1.360 1.290 1.200 1998 1999 insgesamt 2000 2001 vermietet 2002 2003 unvermietet Datenquelle: Grundstücksmarktberichte der Stadt Frankfurt am Main 2004 2005 96 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 wichtige Kooperationspartner und Einflussbereiche verloren gehen, wodurch ihr Handeln und die Verfolgung ihrer Ziele maßgeblich erschwert wird. Dies betrifft zum einen das Handeln im Bereich der Quartiersentwicklung bzw. das Lösen von Aufgaben in Quartieren mit besonderen baulichen und sozialen Problemlagen, bei denen die Kommunen bei der Umsetzung eigener Strategien auf die Zusammenarbeit mit Wohnungseigentümern (z. B. Aufwertung von Beständen) angewiesen sind. Zum anderen geht es um das Agieren der Kommune im Bereich der sozialen Wohnungsversorgung, wofür sie Kooperationspartner für die Unterbringung hilfebedürftiger Haushalte bzw. solcher mit Zugangsproblemen auf dem Wohnungsmarkt benötigt. Von Kritikern der Verkäufe wird befürchtet, dass die privaten Käufer von öffentlichen Wohnungsunternehmen bzw. Wohnungsbeständen aufgrund ihres auf Profitmaximierung ausgerichteten Handelns kein Interesse haben, sich als Kooperationspartner der Kommunen zu geben und sich an Maßnahmen in diesen Bereichen zu beteiligen. Zusätzlich wird argumentiert, die veräußerten Wohnungsunternehmen hätten zwar aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine geringere Rendite erwirtschaftet als die neuen Eigentümer, durch die Übernahme von Aufgaben, die im öffentlichen Interesse sind und den Kommunen bei der Verfolgung ihrer sozial-, wohnungs- und stadtentwicklungspolitischen Ziele und Aufgaben nutzen, würden sie zusätzlich eine „Stadt- oder Sozialrendite“ erwirtschaften. Aktuell wird daran gearbeitet, diese Stadt- und Sozialrendite zu quantifizieren.⁸³ (83) Bielka (2006), Freitag (2005), Schweyen (2005). (84) Siehe z. B. Freitag (2005). (85) Die Maßnahmen beziehen sich beispielsweise auf die Bereitstellung von Räumlichkeiten für soziale Projekte, Beteiligung am Stadtmarketing und Quartiersaktionen wie die Grafitti-Beseitigung. (86) Die aufgekauften Unternehmen verhielten sich damit nicht anders als andere private Eigentümer mit eher kleineren Beständen in Quartieren; kooperationsbereit waren in der Regel öffentliche Unternehmen, die die größten Anbieter im Quartier darstellten. (87) Wermker/Heil (2006), S. 157158. Stand der Beteiligung an Maßnahmen im Quartier und Wohnumfeld Die privaten Käufer bekennen sich in der Regel zur renditeorientierten Ausrichtung ihrer Investitionen in Wohnungsbestände und sehen die Beteiligung an stadtentwicklungspolitischen Maßnahmen in Quartieren, in denen ihre Bestände liegen, nicht als zentrale Aufgabe. Sie bestätigen mit diesen Aussagen die oben dargestellte Einschätzung von Kritikern der Verkäufe, dass mit einem fehlenden Engagement der privaten Käufer zu rechnen ist und die Umsetzung von Maßnahmen der Kommunen hierdurch erschwert und zumindest in Frage gestellt wird.⁸⁴ Konkrete Folgen der veränderten Ausrichtung von Wohnungsunternehmen nach dem Kauf durch private Investoren lassen sich bislang jedoch nur schwer ausmachen. Zum einen wurde von den Käufern, mit denen Gespräche geführt wurden, keine grundsätzliche Ablehnung gegenüber einer Beteiligung mit eigenen Ressourcen an Maßnahmen im Quartier oder Wohnumfeld geäußert. Als Bedingung für eine Beteiligung wurde ein bedeutender Marktanteil im entsprechendem Quartier mit dauerhaft für die Vermietung vorgesehenen Beständen genannt. Zum anderen lassen sich die Folgen schwer ausmachen, weil die verkauften Wohnungsbestände eher außerhalb von Problemlagen bzw. Schwerpunktgebieten der Stadtentwicklung liegen, sodass auch vor dem Verkauf in der Regel kein ausgesprochenes Engagement des veräußerten Wohnungsunternehmens oder quartiersbezogene Kooperationen mit der Kommune vorlagen. Wo in den Fallstädten Unternehmen Bestände in Problemquartieren hatten, ist auch nach dem Verkauf überwiegend ein fortgesetztes Engagement zu verzeichnen, weil zum Teil auch von den international agierenden Käufern darin ein Beitrag für die Stabilisierung der Quartiere und eine Investition in die Vermietbarkeit der eigenen Bestände gesehen wird.⁸⁵ Es gibt durchaus Beispiele für eine Ablehnung von Kooperationen: So gelang es einer Fallstadt nicht, bei neuen Projekten der sozialen Quartiersentwicklung die privaten Käufer bzw. die aufgekauften Unternehmen zur Mitwirkung zu bewegen. In diesem Falle wurde deren fehlende Mitwirkung von der Stadt jedoch als nicht sehr problematisch eingeschätzt, weil der Käufer in den relevanten Quartieren nur einen geringen Anteil des gesamten Wohnungsbestands besitzt.⁸⁶ Aus diesen Befunden zu bislang eher geringen feststellbaren Auswirkungen der Verkäufe kann jedoch nicht geschlossen werden, dass diese auch künftig bei quartiersbezogenen Maßnahmen nur in geringem Maße auftreten werden. Die bisherigen Erfahrungen und die Argumentation von privaten Käufern von Wohnungsbeständen sprechen dafür, dass diese zwar prinzipiell offen für quartiersbezogene Maßnahmen bzw. Kooperationen mit der Kommune sind, dass für sie jedoch ein positiver Ertrag aus dem eigenen Engagement für die Vermietbarkeit der Bestände klar erkennbar sein muss. Insofern ist damit zu rechnen, dass die Beteiligung an Maßnahmen selektiv erfolgt bzw. erfolgen wird. Es ist in vielen Fällen daher derzeit noch zu früh, um die Auswirkungen der Käufe privater Investoren abschließend zu beurteilen. Ähnlich scheint auch die diesbezügliche Haltung in den Kommunen: leicht skeptisch und abwartend.⁸⁷ Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände Ansätze für Kooperationsvereinbarungen Aus den Recherchen und Gesprächen gibt es Hinweise, dass es für die Kommunen viel versprechend sein könnte, aktiv die privaten Verkäufer zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Für die Kommunen gibt es nämlich einige Ansatzpunkte, mit privaten Käufern von großen Wohnungsbeständen zu Kooperationen oder gar Vereinbarungen zu gelangen. Die Chancen hierfür dürften in der Regel nicht schlecht sein, weil nicht nur die Kommunen bei der Verfolgung ihrer Ziele und Aufgaben auf die privaten Käufer angewiesen sind, sondern auch die privaten Käufer häufig ein Interesse an einer guten Zusammenarbeit mit den Kommunen haben dürften bzw. müssten: • So sind Käufer, zu deren Geschäftsmodell die Privatisierung gehört, in der Regel an einer wohlwollenden Haltung der Kommune bzw. der lokalen Öffentlichkeit gegenüber den Privatisierungsaktivitäten interessiert, weil sich auf diese Weise schnellere und größere Privatisierungserfolge erzielen lassen (vgl. Kapitel 4 Privatisierungsstrategien). Die Einzelprivatisierung beinhaltet nämlich stets das Risiko einer Verunsicherung der Bewohner (z. B. bezogen auf die Seriosität des Verkäufers bzw. der Kaufangebote, die Sorge um Verdrängung Nicht-Kaufwilliger/ -fähiger etc.). Negative Meldungen können dabei den Verkauf der Wohnungen erschweren. Professionelle bzw. größere Privatisierer informieren daher inzwischen zum Teil vorab die Stadtverwaltung bzw. die lokale Politik über die angestrebten Maßnahmen und versuchen Akzeptanz bei den lokalen Akteuren herzustellen. Ein solches Vorgehen ist jedoch nicht Standard aller privatisierenden Unternehmen und entwickelte sich zum Teil erst aufgrund von Erfahrungen. • Des Weiteren sind die privaten Käufer in Zusammenhang mit geplanten Investitionen auf die Kommune angewiesen, sei es in Zusammenhang mit der Vergabe von Fördermitteln oder der Erteilung von Genehmigungen, sei es im Falle von benötigten Informationen zu den Planungen der Kommune als Hintergrund für die Investitionsentscheidung. • Darüber hinaus verfügen viele der von privaten Käufern gekauften Wohnungen über öffentlich-rechtliche Bindungen bzw. über Benennung- oder Besetzungsrechte der Kommune, sodass Fragen der Freistellung von Wohnungen oder des praktischen Umgangs mit Benennungs- oder Besetzungsrechten auch für sie von großer Bedeutung 97 sein dürften. Ähnliches gilt für private Käufer, deren Bestände in Sanierungs- oder Satzungsgebieten liegen. • Schließlich kann für die privaten Investoren, wie bereits oben dargestellt, eine Zusammenarbeit mit der Kommune und anderen lokalen Akteuren bei der Entwicklung und Vitalisierung von Quartieren unmittelbar Verbesserungen in den eigenen Wohnungsbeständen bezogen auf die Vermietung und die Ertragslage mit sich bringen. Es wird deutlich, dass auch private Käufer in vielen Situationen auf eine gute Zusammenarbeit und ein allgemeines Wohlwollen der Kommune angewiesen sein können. Es widerspricht daher keinesfalls dem Prinzip der Renditemaximierung, auf lokaler Ebene strategische Allianzen einzugehen und mit öffentlichen Partnern zu kooperieren. Dass solche Kooperationen nicht nur informeller Natur sein müssen, sondern auch in schriftliche Vereinbarungen münden können, lässt sich anhand des Beispiels der Stadt Dortmund verdeutlichen, die mehrere quartiersbezogene Vereinbarungen mit örtlichen Eigentümern bzw. privaten Käufern geschlossen hat.⁸⁸ Erstmalig im Jahr 2000 wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen einem privatisierenden Unternehmen, lokalen Mietervereinen und der Stadt Dortmund abgeschlossen, die Zusagen zum Kündigungsschutz über das gesetzliche Maß hinaus vorsah (insbesondere lebenslanges Wohnrecht für Ältere, Ausschluss Eigenbedarfskündigung für zehn Jahre). Zum Teil wurden bei weiteren Fällen - sofern für die Weiterentwicklung des Quartiers relevant auch Grundsätze für die Modernisierung von Teilbeständen (Mietentwicklung, Erhaltung Erscheinungsbild etc.) sowie zur Neubebauung vereinbart. Die Vereinbarungen umfassten eher kleinere, überschaubare Siedlungseinheiten mit wenigen hundert Wohnungen.⁸⁹ Vereinbarungen wurden sowohl mit traditionellen Bestandshaltern, die in das Privatisierungsgeschäft einstiegen, als auch mit deutschen und internationalen Käufern von Wohnungsbeständen abgeschlossen. Insgesamt wurden elf Vereinbarungen unterzeichnet. Die Vereinbarungen sind zwar rechtlich nicht verbindlich, wurden jedoch bislang durchweg eingehalten. Nicht nur das dargestellte Beispiel Dortmund, sondern weitere im Rahmen der Recherchen und Expertengespräche bekannt gewordene Beispiele aus Schleswig-Holstein und Berlin zeigen, dass die Kommunen zu Vereinbarungen oder Absprachen mit privaten Käufern (88) Die Darstellung zu den Dortmunder Kooperationsvereinbarungen beruht auf der Auswertung vorliegender Vereinbarungen, Expertengesprächen mit Vertretern der Stadt sowie den Ausführungen von Böhm/Neuhaus (2005). (89) In Dortmund gab es keinen lokalen großen Einzelverkauf. Die Wohnungsbestände wurden im Rahmen regionaler oder überregionaler Pakete veräußert. 98 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 kommen können, insbesondere wenn sie aufgrund bestimmter Konstellationen aus einer Position der Stärke bzw. nach dem „Prinzip des Wiedersehens“ verhandeln können.⁹⁰ In diesen Fällen führte das Interesse der privaten Käufer an einer zügigen im Ermessen der Kommune liegenden Entscheidung in anderen Bereichen dazu, dass Vereinbarungen über eine sozialverträgliche oder gewünschte Form der Modernisierung⁹¹ getroffen wurden. Für das Handeln auf der lokalen Ebene ist nicht nur von Bedeutung, dass Kooperationen oder Vereinbarungen zwischen Kommunen und privaten Käufern zustande kommen. Einige der öffentlichen oder kommunalen Unternehmen, aber auch der industrieverbundenen Unternehmen, waren vor ihrem Verkauf in wohnungswirtschaftliche Netzwerke, Arbeitsgemeinschaften oder Dialogrunden eingebunden.⁹² Auch hier zeigt sich, dass die privaten bzw. internationalen Käufer sich nicht völlig selbstverständlich aus diesen Strukturen herausbewegen. Diese Tendenz ist auch auf Landes- bzw. Bundesebene festzustellen: Wohnungsunternehmen, die vor dem Verkauf Mitglied im Gesamtverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. (GdW) bzw. seiner Landesverbände waren, bleiben in der Regel Mitglied. Die „Global Player“ auf dem deutschen Wohnungsmarkt verfolgen demnach offenbar nicht die Strategie des „Lonesome Players“, sondern bewegen sich in vorhandenen Strukturen. Maßnahmen des Stadtumbau Ost (90) Z. B. Freistellung bezogen auf die Fehlbelegungsabgabe, Lage im Sanierungsgebiet oder einem Satzungsgebiet. (91) Z. B. bezogen auf die Ausführung der Modernisierung, die Gestaltung der Gebäude und Art der Beratung der Mieter. (92) Z. B. der Essener Wohnungsunternehmen, siehe Pieper (2005). (93) Siehe IfS (2004). (94) Siehe auch Immobilienzeitung vom 11.05.2006: „Hure des Marktes“ setzt auf „Aldi-Wohnen“. Im Rahmen der Untersuchungen wurde auch der Frage nachgegangen, welche Folgen der Transaktionen großer Wohnungsbestände bei Maßnahmen des Stadtumbau Ost auftreten. Der Stadtumbau Ost zielt innerhalb der Städte auf die Aufwertung und den Rückbau ausgewählter Bestände und erfordert eine weitgehende Kooperation zwischen den Wohnungsmarktakteuren. Die Kommunen verfolgen diese Ziele auf Grundlage ihrer Stadtentwicklungskonzepte sowie der Förderung von Stadtumbaumaßnahmen. Kooperanten seitens der Wohnungswirtschaft sind beim Stadtumbau vor allem kommunale und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen und nur selten rein private Unternehmen wie z. B. Zwischenerwerber.⁹³ Aufgrund der wenigen bzw. erst jüngst erfolgten Transaktionen großer Wohnungsbestände in Ostdeutschland sind die damit in Zusammenhang stehenden Erfahrungen zum Stadtumbau Ost eher gering. Auf der Basis der vertiefenden Untersuchungen zu Leipzig und Gera sowie von zwei im Rahmen der Expertengespräche erörterten Verkäufen in Berlin-Ost lassen sich jedoch die im Folgenden dargestellten Tendenzen der Kooperationsbereitschaft ableiten. Hinsichtlich der Ausrichtung der Kooperation ist zu unterscheiden zwischen dem Kauf von Beständen mit Aufwertungsbedarf und Beständen mit potenziellen Rückbauobjekten. In Berlin und Leipzig wurden sowohl Plattenbauten als auch Altbauten verkauft, die aus Sicht der Kommune aufgewertet werden sollten und bei denen der Käufer Aufwertungen durchführte bzw. aktuell vorbereitet. Die Maßnahmen wurden bzw. werden weitgehend eigenständig vom Eigentümer durchgeführt bzw. die Zusammenarbeit beschränkt sich auf wechselseitige Informationen über die generellen Ziele. Von kommunaler Seite wird auch kein höherer Bedarf der Zusammenarbeit gesehen, die Aufwertungsstrategie wird als Chance für die Umsetzung kommunaler Ziele angesehen und es werden keine besonderen Konflikte aus der Aufwertung erwartet (hoher Leerstand bzw. alternative, günstige Wohnungsangebote im Quartier vorhanden). Bei Beständen mit Rückbaupotenzial sind unterschiedliche Erfahrungen zu verzeichnen. In Leipzig erwarb ein Käufer, dessen Strategie es ist, in Ostdeutschland unsanierte Bestände mit hohen Leerständen bzw. potenzielle Abrissobjekte aufzukaufen und diese nach einfacher Instandsetzung mit niedrigen Mieten zu vermieten⁹⁴, vergleichsweise kleine Bestände (500 Wohnungen). Der Eigentümer ist ähnlich wie viele Zwischenerwerber der 90er Jahre nicht für Abstimmungen zugänglich (z. B. zum Rückbau von Teilbeständen oder zur Aufwertung etc.). Die erfolgreiche Billig-Vermietung wird seitens der Stadt wegen der Verschiebung von Leerständen im Quartier und der daher (noch) schwierigeren Abstimmung von Rückbauobjekten mit rückbauwilligen Eigentümern als problematisch angesehen. Größere Wohnungsanbieter in Leipzig sehen den Kauf angesichts der geringen Größenordnung zwar lediglich als Besetzung eines Nischensegments und daher als wenig problematisch für den Stadtumbau insgesamt an, jedoch würde man keine Bestände an vergleichbare Käufer veräußern. In Gera wurden 2002 bzw. 2003 im Rahmen des Verkaufs der zwei kommunalen Unternehmen an die Stadtwerke und an eine Bank, die sich im Eigentum des Landes Bayern befindet, sowohl Bestände mit Aufwertungsbedarf als auch Rückbauobjekte verkauft. Grundsätzlich folgen die Unternehmensstrategien beider Käufer den stadtentwicklungspolitischen Zielen (Konzentration der Aufwertung auf die Innen- Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände stadt/Altbaubestände, Reduzierung Plattenbaubestand), da darin das Potenzial für einen langfristig wirtschaftlichen Bestand gesehen wird.⁹⁵ Seitens der Stadt wurden Rückbauziele nur beim Verkauf des einen Unternehmens an die Bank vertraglich festgeschrieben, wobei die Rückbauzusage an die Förderfähigkeit der Maßnahmen gebunden war, beim Verkauf an die Stadtwerke wurde das Verbleiben im kommunalen Verfügungsbereich als ausreichend angesehen. In der bisherigen Umsetzung blieben die realisierten Rückbaumaßnahmen hinter den Zielen der Stadtentwicklungsplanung zurück; dies wird seitens der Stadt jedoch nicht auf mangelnde Mitwirkungsbereitschaft der Käufer, sondern auf die nicht ausreichend vorhandenen Fördermittel zurückgeführt.⁹⁶ Die Rückbauaktivität ist aktuell bei dem an die Bank verkauften Unternehmen höher als beim im Eigentum der Stadtwerke befindlichen Unternehmen; der Unterschied ist jedoch aus Sicht der Stadt auf einmalige organisatorische Veränderungen (u. a. Führungswechsel) zurückzuführen bzw. kein struktureller Unterschied. Insgesamt ergaben sich bislang wenige negative Folgen aus den Transaktionen großer Wohnungsbestände für die Verfolgung der Ziele des Stadtumbaus Ost. Wo diese auftraten, beispielsweise bei der dem Stadtumbau entgegenlaufenden Strategie, für den Rückbau geeignete Objekte mit Neumietern zu füllen, sind die Größenordnungen relativ gering. Bei den größeren Verkäufen ist bisher zwar keine enge Kooperation, aber doch ein den Stadt-UmbauZielen entsprechendes Vorgehen der Käufer zu verzeichnen, weil Zielgleichheit mit der Gesamtstrategie der Stadt besteht (insbesondere bei Aufwertungen oder gefördertem Abriss), weil Vertragsklauseln den Käufer bezogen auf die Ziele des Stadtumbaus binden oder weil es sich um einen innerkommunalen Verkauf handelt, sodass die Kommune weiterhin Einfluss auf das Wohnungsunternehmen besitzt. Allerdings steht, was die Folgen der Transaktionen sehr großer Wohnungsbestände für den Stadtumbau angeht, die Nagelprobe erst noch an: Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen sich bei Komplettverkäufen von kommunalen Beständen an international agierende Käufer wie etwa in Dresden (Verkauf der Woba an Fortress) auf den Stadtumbau Ost ergeben und wie sich die Kooperation zwischen der Stadt und dem neuen Eigentümer abseits aller vertraglicher Regelungen in der Praxis darstellt. Die im Rahmen dieser Studie untersuchten und oben dargestellten Beispiele sind, was das Ausmaß möglicher Folgen angeht, im Vergleich zu dem Verkauf in Dresden eher bescheiden. 99 Soziale Wohnungsversorgung Die soziale Wohnungsversorgung ist ein weiteres wichtiges Handlungsfeld der Kommunen, das durch die Transaktionen großer Wohnungsbestände und insbesondere durch Verkäufe kommunaler Unternehmen an private Käufer betroffen ist. Um die Auswirkungen näher zu beleuchten, soll vorab ein Überblick gegeben werden, wie sich die Rahmenbedingungen für die Kommunen bei der sozialen Wohnraumversorgung in den letzten Jahren entwickelt haben und welche Entwicklungen künftig erwartet werden können. Verkauf kommunaler Bestände im Kontext der sozialen Wohnraumversorgung In den letzten Jahren hat die Zahl der gebundenen Sozialwohnungen und der den Kommunen für die soziale Wohnungsversorgung zur Verfügung stehenden Wohnungen mit Benennungs- bzw. Belegungsrechten spürbar abgenommen. Diese Entwicklung soll im Folgenden anhand von Beispielen aus dem Kreis der Fallstädte verdeutlicht werden. Kiel verfügte Ende der 90er Jahre noch über rund 13 500 Benennungsrechte, bis 2005 ist die Zahl auf rund 10 700 zurückgegangen. Es stehen demnach inzwischen weitaus weniger Wohnungen zur Verfügung, auf die die Stadt bei der sozialen Wohnungsversorgung (hilfebedürftige Haushalte, Probleme des Zugangs zum Wohnungsmarkt) zurückgreifen kann als noch vor einigen Jahren (Abbildung 5.12). Wie die Abbildung auch zeigt, ist die Zahl der von der Stadt vermittelten Wohnungen (pro 1 000 Einwohner) in den letzten Jahren ebenfalls spürbar zurückgegangen (von 6,9 auf 4,1), was jedoch nicht nur vor dem Hintergrund der gesunkenen Zahl von Benennungsrechten, sondern auch vor dem Hintergrund des entspannten Wohnungsmarktes in Kiel zu sehen ist. Dies wird unter anderem daran deutlich, dass die Zahl der wohnungssuchenden Haushalte (pro 1 000 Einwohner) aktuell weitaus niedriger liegt als noch Mitte der 90er Jahre, da sich offenbar mehr Haushalte ohne Hilfe der Kommune mit einer Wohnung versorgen konnten. Das Verhältnis von Wohnungssuchenden zu vermittelten Wohnungen hat sich trotz des Rückgangs der Vermittlungen dadurch gegenüber Mitte der 90er Jahre verbessert. Der Vergleich mit der Situation Mitte der 90er Jahre, als in Kiel noch ein eher angespannter Wohnungsmarkt zu verzeichnen war, verdeutlicht, dass das derzeitige günstige Verhältnis von Wohnungssuchenden zu Vermittlungen insbesondere auf die entspannten Marktver- (95) Die Wirtschaftlichkeitsanalyse eines Käufers basierte - nach Angaben der verkaufenden Stadt - auf dem Szenario sinkender Leerstände durch Reduzierung des eigenen Wohnungsbestands und des gesamten Bestands in der Stadt. (96) Zur hohen Bedeutung der Förderung für die Umsetzung von Rückbaumaßnahmen siehe IfS (2004), S. 26. Hinter den Rückbauzielen zurückbleibende Abrissquoten verzeichnen auch andere ostdeutsche Städte, siehe z. B. Stadt Halle/Saale (2006), S. 55. 100 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 hältnisse zurückzuführen ist. Aus den Expertengesprächen wurde jedoch auch deutlich, dass sich die verbesserte Situation nur auf die Masse der Wohnungssuchenden bezieht, nicht jedoch auf den harten Kern der Wohnungssuchenden bzw. soziale Gruppen mit großen Zugangsproblemen zum Wohnungsmarkt. Der Verkauf des kommunalen Wohnungsbestands wirkte sich in Kiel unterschiedlich auf die Vermittlung von Haushalten durch die Kommune aus. Zum einen wirkte sich der Verkauf insofern negativ auf die Vermittlungen aus, als Problemmieter (Mietschuldner, Süchtige, auffälliges Verhalten etc.) von dem Unternehmen nunmehr nicht mehr als Mieter übernommen werden. Zum anderen konnte (97) Zum Zeitpunkt des Verkaufs des kommunalen Wohnungsunternehmens waren von den rund 11 000 Wohnungen für über 40 % Belegungsrechte formal gesichert (für weitere 20 % bestanden Benennungsrechte aufgrund freiwilliger Maßnahmen des Unternehmens). Abbildung 5.12 Entwicklung der Benennungsrechte, wohnungssuchenden Haushalte und der vom Wohnungsamt vermittelten Wohnungen in Kiel Anzahl 14.000 13.440 13.250 13.495 13.402 13.486 Haushalte pro 1.000 Ew. 30 13.000 25 12.070 12.000 20 11.400 11.000 11.000 10.700 13,1 13,3 11,7 10.000 6,0 6,7 6,2 8,6 6,9 4,4 6,2 4,8 6,1 8,9 7,4 8,4 5,7 5,2 4,8 6,7 15 10 5,3 5,2 4,1 8.000 5 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 wohungssuchende Haushalte (Antragsteller) pro 1.000 Einwohner vermittelte Wohnungen pro 1.000 Einwohner WE mit Benennungsrecht (teilweise Belegungsrecht)* * WE mit Benennungs-/Belegungsrecht; in der Praxis wird jedoch nur Benennungsrecht ausgeübt Datenquelle: Wohnungsmarktbeobachtungssystem Schleswig-Holstein; Angaben Stadt Kiel Abbildung 5.13 Entwicklung der wohnungssuchenden und der von der Stadt vermittelten Haushalte in Bonn Anzahl 5.000 4.500 3.500 3.850 3.844 4.000 3.302 3.165 4.110 4.109 3.714 3.532 3.327 3.556 3.509 3.042 3.000 2.820 2.736 2.982 3.033 3.187 2.500 2.000 1.418 1.000 500 2.376 2.130 2.046 1.500 995 868 971 1.564 2.044 1.724 1.446 1.404 1.848 1.601 1.630 1.580 953 0 1989 1991 1993 1995 Wohnungssuchende Haushalte Datenquelle: Stadt Bonn, Amt 50 1997 1999 2001 2003 Vermittelte Wohnungen/Haushalte 2005 die allgemeine Vermittlung von hilfebedürftigen Haushalten (z. B. niedrige Einkommen, Transfergeldempfänger etc.), die nicht zum harten Kern der Problemmieter zu rechnen sind, an das Wohnungsunternehmen erfolgreich fortgesetzt werden, indem an die frühere Praxis der Kooperation mit dem Unternehmen angeknüpft wurde. Hierfür wirkte sich günstig aus, dass umfangreiche Teile der verkauften Bestände Belegungs- bzw. Benennungsrechten unterliegen⁹⁷, mit denen im Rahmen der kooperativen Vermittlung von Wohnungssuchenden flexibel und für beide Seiten vorteilhaft umgegangen wurde. Zudem bestand auf Seiten des Unternehmens weiterhin ein grundsätzliches Interesse an der Vermittlung von Mietinteressenten durch die Kommune, u. a. um bei entspannter Wohnungsmarktlage einen hohen Vermietungsstand zu erreichen. Wie schnell sich eine solch relativ günstige Situation aufgrund eines entspannten Wohnungsmarkts im Falle einer Wiederanspannung ändern kann, lässt sich sehr gut anhand des Beispiels Bonn nachvollziehen. Dort war die Zahl der wohnungssuchenden Haushalte von Mitte der 90er Jahre bis 2000 aufgrund nachlassender Anspannung auf dem Wohnungsmarkt stark rückläufig (von 4 110 auf 2 820). In der gleichen Zeit stieg die Zahl der Vermittlungen durch die Stadt (von 1 446 auf 2 376) spürbar an, sodass sich ein nahezu ausgeglichenes zahlenmäßiges Verhältnis zwischen Wohnungssuchenden und Vermittlungen ergab (Abbildung 5.13). In diese günstige Phase fiel die Überlegungsund Entscheidungsphase für den Verkauf der städtischen Wohnungen an einen privaten Investor in Bonn (siehe oben). Hierdurch wurden die Argumente derer, die künftig dauerhaft einen geringen Bedarf an städtischen Wohnungen sahen, gestärkt. In der Folgezeit ging, wie Abbildung 5.13 ebenfalls zeigt, die Schere zwischen Wohnungssuchenden und Wohnungsvermittlungen wieder stark auseinander und die Zahl von Wohnungssuchenden und Vermittlungen hat sich bis 2005 jeweils wiederum weitgehend dem Niveau von Mitte der 90er Jahre angenähert. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war sicherlich in erster Linie die verstärkte Anspannung des Bonner Wohnungsmarkts. Zusätzlich dürfte sich in gewissem Maße der Rückgang der gebundenen Sozialwohnungen, der in Bonn seit vielen Jahren zu beobachten ist, niedergeschlagen haben. Jedenfalls hat sich die Zahl der wohnungssuchenden Haushalte, die auf 1 000 gebundene Sozialmietwohnungen in Bonn kommen, in den letzten Jahren spürbar erhöht: von 205 Haushalten in 2001 auf 264 Haushalte Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände Es wird deutlich, dass sich für die Kommunen in den letzten Jahren aufgrund der Entspannungstendenzen auf vielen Wohnungsmärkten zum Teil eine Entlastung bei der sozialen Wohnungsversorgung ergeben hat. Künftig werden sich jedoch die Rahmenbedingungen für die Kommunen verschlechtern, weil die Zahl der 13.558 13.294 13.714 13.661 13.715 13.319 13.933 14.000 13.814 14.582 380 14.065 15.851 15.292 16.000 Wohnungssuchende 15.804 18.000 16.073 Sozialwohnungen 15.871 Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass bei den frühen Förderjahrgängen der 50er und 60er Jahre nunmehr für die letzten Wohnungen die planmäßige Tilgung der öffentlichen Darlehen und damit der Wegfall der Bindungen ansteht. Ein weiterer Grund liegt in der in der Vergangenheit vielfach von den Eigentümern vorgenommenen vorzeitigen Rückzahlung der öffentlichen Darlehen, die trotz der zehnjährigen Nachwirkungsfrist in der Regel zu einem vor der regulären Tilgungszeit liegenden Bindungswegfall führen. Die Verhältnisse sind aufgrund der unterschiedlichen Förderbestimmungen sowie der unterschiedlichen Anzahl und förderjahrgangsspezifischen Zusammensetzung der geförderten Wohnungen von Land zu Land und von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Kiel ist jedoch kein Einzelfall, vielmehr haben viele deutsche Städte derzeit und künftig einen erheblichen Rückgang der gebundenen Sozialwohnungen zu verzeichnen, so auch Berlin. Dort wird die Zahl der belegungsgebundenen Wohnungen, nachdem bereits in der Vergangenheit ein erheblicher Rückgang zu verzeichnen war, (die Schaffung weiterer Belegungsbindungen ausgeklammert) von 2005 bis 2015 um ca. 117 000 Wohnungen bzw. ein Drittel zurückgehen (Abbildung 5.16). (98) Nur 1 % der Bestände unterlagen zum Verkaufszeitpunkt Bindungen; der Investor führte später geförderte Modernisierungen durch, wodurch für rund weitere 12 % Belegungsbindungen entstanden. Abbildung 5.14 Entwicklung der gebundenen Sozialmietwohnungen und der wohnungssuchenden Haushalte pro 1 000 gebundene WE in Bonn 15.808 Künftig wird die soziale Wohnungsversorgung für die Kommunen dadurch erschwert, dass die Zahl der gebundenen Sozialmietwohnungen spürbar zurückgehen wird. Dies lässt sich anhand des Beispiels von Kiel verdeutlichen, wo von 2004 bis 2008, also innerhalb von vier Jahren, 36 % der gebundenen Sozialmietwohnungen aus der Bindung fallen (Abbildung 5.15). gebundenen Wohnungen bzw. die den Kommunen zur Verfügung stehenden Belegungsund Besetzungsrechte zurückgehen werden, und zwar insbesondere in den Baualtersgruppen, die in besonders hohem Maße von Transaktionen großer Wohnungsbestände betroffen waren. Zudem ist, wie das Beispiel Bonn verdeutlichte, bei einer Wiederanspannung des Wohnungsmarktes mit einer zusätzlichen Erschwernis für die Kommunen zu rechnen, ihren Aufgaben bei der kommunalen Wohnungsversorgung nachzukommen. Welche weiteren Auswirkungen für die Kommunen aus den Transaktionen großer Wohnungsbestände zu erwarten sind, wird im Folgenden thematisiert. 15.720 pro 1 000 gebundene Wohnungen in 2006. Des Weiteren standen nach dem Verkauf in 2002 die rund 2 500 Wohnungen, die zuvor den Pool der Wohnungen für sozial Schwächere auch ohne Bindungen wegen der direkten kommunalen Verfügungsgewalt faktisch erhöhten, fast gänzlich nicht mehr für Zielgruppen der sozialen Wohnungsversorgung zur Verfügung.⁹⁸ Die Lage bei der sozialen Wohnungsversorgung hat sich somit seit dem Verkauf der kommunalen Wohnungen in Bonn spürbar angespannt und die Chancen der Vermittlung von Wohnungssuchenden für die Kommune erheblich verschlechtert (Abbildung 5.14). 101 330 12.000 282 10.000 269 8.000 243 6.000 4.000 210 200 210 264 280 264 255 243 235 220 220 218 221 230 206 205 2.000 0 180 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 gebundene Sozialmietwohnungen (öffentlich gefördert) Wohnungssuchende pro 1.000 gebundene Sozialmietwohnungen Datenquelle: Stadt Bonn, Amt 50 Abbildung 5.15 Entwicklung der Zahl der gebundenen Sozialwohnungen in Kiel bis 2015 Wohnungen 12.000 10.659 9.486 10.000 8.695 7.209 8.000 6.855 6.848 6.524 6.483 6.483 6.476 6.461 6.348 6.000 4.000 2.000 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Basis 2004: Wohnungen 1. bis 3. Förderweg/vereinbarte Förderung; inkl. Wohnungen in der Nachwirkungsfrist; Prognose (ab 2005): auslaufender 1. Förderweg (einschl. Wohnungen in Nachwirkungsfrist); ohne Auslaufen 3. Förderweg und ohne weitere Bindungen Datenquelle: Investitionsbank Schleswig-Holstein 102 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Auswirkungen der Transaktionen auf die soziale Wohnungsversorgung (99) Die Verkäufer der Wohnungsbestände haben zum Teil erhebliche Darlehensablösungen seit Mitte der 90er Jahre vorgenommen, sodass sich bedeutende Teile der preisgebundenen Bestände bereits in der Nachwirkungsfrist befinden. (100) Beispielsweise werden in Kiel auch formelle Belegungsrechte wie Benennungsrechte behandelt (Dreier-Vorschlag), zugleich sind die Eigentümer bereit, nach Auslaufen von Bindungen Benennungsrechte einzuräumen. In Bonn wurden mit einzelnen Vermietern finanzielle Erstattungen für die Übernahme von Mietern auf Vorschlag der Kommune vereinbart. (101) Ein Kooperationsvertrag existiert beispielsweise in Lübeck. Die Transaktionen großer Wohnungsbestände werden sich erst nach und nach in vollem Umfang auf das Handeln der Kommunen im Bereich der sozialen Wohnungsversorgung auswirken. Dies liegt darin begründet, dass Teile der von privaten Investoren gekauften Wohnungsbestände Sozialbindungen unterliegen bzw. die Kommunen über Benennungs- bzw. Besetzungsrechte verfügen. Diese Bestände stehen auch nach deren Verkauf den Kommunen weiterhin zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben bei der sozialen Wohnraumversorgung zur Verfügung. Nach den Ergebnissen der Expertengespräche gibt es in diesem Zusammenhang keine offenkundigen Bestrebungen der privaten Käufer, sich in großem Umfang aus diesen Verpflichtungen zu lösen. Allerdings werden in den kommenden Jahren umfangreiche Bestände ohnehin aus der Bindung fallen sowie Benennungs- und Besetzungsrechte enden. Der Grund hier für ist, dass bereits über viele Jahre vor dem Verkauf der Wohnungen von den Voreigentümern in erheblichem Maße öffentliche Darlehen vorzeitig zurückgezahlt wurden und die Nachwirkungsfrist bei diesen Wohnungen in wenigen Jahren ausläuft.⁹⁹ In vielen deutschen Kommunen ist die Praxis der sozialen Wohnungsversorgung davon geprägt, dass nicht alleine auf formell bestehende Benennungs- und Belegungsrechte zurückgegriffen wird, sondern dass versucht wird, mit den Eigentümern zu für beide Seiten akzeptablen Verfahren bei der Belegung von Wohnungen mit unterstützungsbedürftigen Mie- Abbildung 5.16 Entwicklung des belegungsgebundenen Bestands* in Berlin bis 2015 Wohnungen 600.000 512.963 500.000 360.104 400.000 300.000 351.770 357.228 287.600 200.000 234.400 tern zu gelangen.¹⁰⁰ In vielen Kommunen wird dies informell gehandhabt, in einigen bestehen Kooperationsverträge.¹⁰¹ Dieses auf dem Prinzip des „Gebens und Nehmens“ beruhende Verfahren, das insbesondere auf den Umgang mit „Problemmietern“ bzw. auf die Vermeidung der Konzentration sozialer Problemgruppen zielt, bringt sowohl für die Kommunen als auch für die Vermieter Vorteile. Sowohl aus diesem Grunde, aber auch weil die Zahl formeller Bindungen und Belegungsrechte schwindet, sind die Kommunen in der Praxis der sozialen Wohnungsversorgung in hohem Maße auf Kooperationen mit Vermietern angewiesen, insbesondere bezogen auf den harten Kern der hilfebedürftigen bzw. schwer vermittelbaren Mieter. Diese Rolle nahmen bislang insbesondere kommunale Wohnungsunternehmen, aber teilweise auch sonstige am Ort tätige große Vermieter wie ehemals gemeinnützige bzw. industrieverbundene Wohnungsunternehmen ein. Wie bereits oben dargestellt, werden von privaten Investoren bzw. verkauften Wohnungsunternehmen nach eigenem Bekunden auf entspannten Wohnungsmärkten Wohnungssuchende mit niedrigen Einkommen bzw. Transfereinkommen durchaus als Mieter akzeptiert und auf angespannten Märkten besteht diese Bereitschaft zum Teil. „Problemmieter“ werden jedoch verstärkt generell als Mieter ausgeschlossen, sowohl was Mietschuldner als auch was sonstige Fälle mit auffälligem Verhalten (Störer, Beschädigungen, Vermüllung etc.) angeht. Auch private Käufer, die auf entspannten Märkten über Mietensenkungen eine gezielte Leerstandssenkung betreiben, übernehmen in schwer vermietbare Bestände keine „Problemmieter“. Die Vermittlung solcher Mieter durch die Kommune wird nach einem Verkauf kooperierender Wohnungsunternehmen durch die veränderte Haltung der neuen Eigentümer erheblich erschwert. Im Bereich der sozialen Wohnungsversorgung macht sich daher der Verlust eines wichtigen Kooperationspartners nach dem Verkauf eines kommunalen oder sonstigen kooperierenden Wohnungsunternehmens an einen privaten Investor für die Kommunen meist spürbar bemerkbar. 100.000 0 1995 1997 1999 Ist-Bestand 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 Voraussichtlicher Bestand * Belegungsbindungswohnungen (BelBindG) und Sozialwohnungen (WoBindG) Datenquelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin 2015 5.4 Überblick über die bislang feststellbaren Auswirkungen Einen Überblick über die bisher feststellbaren Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände gibt Tabelle 5.10. Auswirkungen der Transaktionen großer Wohnungsbestände 103 Tabelle 5.10 Überblick über bisher feststellbare Auswirkungen großer Transaktionen Eher entspannte Märkte Eher angespannte Märkte Auswirkungen auf die Bestände Zustand/Substanzerhalt - Modernisierungen vor Einzelprivatisierung eher selten umfangreiche Maßnahmen häufiger umfangreiche Maßnahmen - Instandsetzung vor Einzelprivatisierung häufig Grundinstandsetzung häufig Grundinstandsetzung - Umfangreiche Modernisierungen (außerhalb Privatisierung) selten umfangreiche Maßnahmen (eher kommunale Bestände) teilweise umfangreiche Maßnahmen (kommunale Bestände) - Vernachlässigung laufender Instandhaltung teilweise (vielfach schwer einschätzbar) teilweise (vielfach schwer einschätzbar) - Sichtbarer Instandhaltungsstau seit Verkauf sehr selten sehr selten Veränderung des Leerstands häufig Rückgang häufig Rückgang - durch allgemeine Mietanhebung insgesamt gering, starke Erhöhung Einzelfälle häufiger Erhöhung - durch Anhebung bei Modernisierung gering, da Maßnahmen selten häufiger Erhöhung - durch Senkung Miete (Bestand/Neuvermietung) Einzelfälle nein - durch Mietanhebung Einzelfälle eher selten - durch Modernisierungsmaßnahmen Einzelfälle eher selten - durch Privatisierung Einzelfälle Einzelfälle - Transferzahlungsempfänger sehr selten eher selten - Schuldnerhaushalte in der Regel in der Regel - “Problemmieter“ in der Regel in der Regel Starke Veränderung der Bewohnerstruktur so gut wie nicht so gut wie nicht Eintreiben Mietschulden/Räumungen in der Regel in der Regel - Angebot des Kaufs der Wohnung an Mieter in der Regel in der Regel - Kauf durch Mieter in der Praxis überwiegend überwiegend - Stabilisierung Bewohnerschaft in der Regel der Fall in der Regel der Fall Mehr Kundenorientierung/ Service eher unklar bzw. teils/teils eher unklar bzw. teils/teils - Marktdominanz eines Käufers nein nein - Beeinflussung Mieten/Wohnungspreise eher gering eher gering Auswirkungen auf die Bewohner Veränderung der Nettokaltmiete Erhöhte Fluktuation / Verdrängung Selektive Mieterauswahl (Ausklammerung) Einzelprivatisierungspraxis Auswirkungen auf regionale Märkte Auswirkungen des Verkaufs kommunaler Bestände auf das Handeln der Kommunen Kooperationsbereitschaft privater Käufer bei Maßnahmen im Stadtquartier - Grundsätzliche Bereitschaft eher gering eher gering - Zusammenarbeit in der Praxis nur bei hohem Anteil eigener Bestände im Quartier nur bei hohem Anteil eigener Bestände im Quartier - Quartiersbezogene Kooperationsverträge Einzelfälle Einzelfälle Kooperationsbereitschaft privater Käufer bei sozialer Wohnungsversorgung - Übernahmebereitschaft von Problemmietern sehr gering sehr gering - Übernahmebereitschaft sonstiger von Kommune vermittelter Mieter eher hoch eher gering - Praxis bei bestehenden Bindungen und Belegungsrechten eher wenige Probleme eher wenige Probleme Datenquelle: Recherche des IfS 104 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 6 Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken In diesem Kapitel werden künftige Entwicklungen und Auswirkungen im Bereich großer Transaktionen thematisiert. Dabei wird zunächst untersucht, wie sich alternative Rahmenbedingungen auf die Entwicklungen bei den großen Transaktionen auswirken könnten. Anschließend werden die bei den zwei Szenarien „Status quo“ und „Spürbare Veränderung“ zu erwartenden Entwicklungen gegenübergestellt. Schließlich wird auf zusätzliche Risiken eingegangen, die sich in den kommenden Jahren bzw. längerfristig in Zusammenhang mit den verkauften Wohnungspaketen ergeben. 6.1 Auswirkungen alternativer Rahmenbedingungen Im Folgenden werden Überlegungen angestellt, welchen Einfluss alternative Rahmenbedingungen auf die künftige Entwicklung des Umfangs und der Struktur der Transaktionen sowie die Veränderung der Anbieterstruktur haben könnten und welche Auswirkungen sich auf die Bestände und Bewohner sowie das Handeln der Kommunen ergeben könnten. Als wesentliche Rahmenbedingungen bzw. Faktoren werden dabei die Höhe der Zinsen und die Entwicklung der regionalen Wohnungsmärkte betrachtet. Es werden folgende alternativen Annahmen unterschieden: • Kapitalmarktzins: gleich bleibendes Niveau versus spürbarer Anstieg. • Regionale Wohnungsmarktentwicklung: zunehmende Entspannung (mehr Märkte mit Entspannungstendenzen) versus zunehmende Anspannung (mehr Märkte mit Anspannungstendenzen). (102) Vgl. FMH-Index; www.fmh-index.de. Baugeldzinsen von Banken, fünf Jahre fest. Der Schnitt der ersten neun Monate 2006 entspricht etwa dem aktuellen Wert (Anfang Oktober 2006). Im Folgenden werden bezogen auf die einzelnen Faktoren zunächst die jeweiligen alternativen Annahmen beschrieben. Anschließend werden Überlegungen zu den jeweiligen Auswirkungen auf den Umfang künftiger Transaktionen und die in den letzten bzw. in kommenden Jahren verkauften Wohnungsbestände angestellt. Der dabei ins Auge gefasste Zeithorizont beträgt etwa fünf Jahre. Ein längerfristiger Ausblick auf zusätzliche Entwicklungen bzw. Risiken in Zusammenhang mit großen Transaktionen erfolgt weiter unten. Annahmen: Gleich bleibende versus steigende Kapitalmarktzinsen Erläuterung der alternativen Annahmen zur Zinsentwicklung Zum einen wird angenommen, dass sich die Hypothekenzinsen in den kommenden fünf Jahren in Deutschland (bzw. international) auf einem Niveau wie im Schnitt der ersten neun Monate des Jahres 2006 (Januar bis September) bewegen, nämlich etwa bei 4,3 %, was zugleich auch dem aktuellen Zinsniveau (Anfang Oktober 2006) entspricht.¹⁰² Alternativ wird angenommen, dass es in relativ kurzer Zeit zu einem spürbaren Anstieg des Zinsniveaus auf etwa 6 % kommt und sich der Zins dauerhaft auf diesem erhöhten Niveau hält. Der angenommene Anstieg beträgt gegenüber dem derzeitigen Niveau etwa 1,7 Prozentpunkte und vollzieht sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Gegenüber dem Tiefststand der Zinsen von Mitte 2005 (ca. 3,3 %) bzw. dem Durchschnittsniveau von 2005 (ca. 3,5 %) entspricht dies einem Anstieg von etwa 2,7 bzw. 2,5 Prozentpunkten. Auswirkungen auf die künftige Entwicklung der Transaktionen Für eine Einschätzung der künftigen Entwicklungen bei den Transaktionen großer Wohnungsbestände bei unterschiedlichen Zinsentwicklungen bietet sich an, zunächst einen Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre zu werfen. Was den Umfang der Transaktionen angeht, lassen sich aus der bisherigen Entwicklung zwar gewisse Schlüsse ziehen, jedoch ergibt sich kein völlig eindeutiger Trend, der sich ohne Einschränkungen in die Zukunft im Sinne einer Status-quo-Prognose bzw. eines Szenarios fortschreiben ließe. Von 1999 bis 2004 ist die Zahl der verkauften Wohnungen deutlich angestiegen, allerdings nicht kontinuierlich, sondern in einigen Jahren mit erheblichen Sprüngen. Der Aufwärtstrend ist zudem nicht eindeutig, da sich von 2004 auf 2005 nur noch ein vergleichsweise geringer Anstieg der Verkaufszahlen ergeben hat und die bisher in 2006 erfolgten Verkäufe für das gesamte Jahr eher auf einen spürbaren Rückgang der Verkaufszahlen schließen lassen (siehe Kapitel 2). Gleichwohl zeigt der Verkauf der Woba Dresden im Frühjahr 2006 oder jüngst der Immeo und der DGAG (Oktober 2006), dass wenige große Pakete, sollten sie noch 2006 veräußert Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken werden, die Verkaufszahlen schnell nach oben schnellen lassen könnten. Größere Verkäufe, die noch 2006 realisiert werden könnten, sind jedoch derzeit - insbesondere was Verkäufe bzw. Teilverkäufe durch die öffentliche Hand (Freiburg, Berlin, Schwerin, Leipzig, Hessen, NRW) angeht - nur begrenzt und überwiegend frühestens für das Jahr 2007 erkennbar. Für die Interpretation der in 2006 wahrscheinlich gegenüber dem Vorjahr sinkenden Verkaufszahlen und die daraus zu ziehenden Schlüsse für die Entwicklung der weiteren Verkäufe sind Überlegungen zu den möglichen Gründen für diese Entwicklung von Bedeutung. Glaubt man der Kaufbereitschaft, die von einigen größeren Finanzinvestoren nach wie vor geäußert wird und die darauf zielt, ihr bestehendes Portfolio noch zu vergrößern, so erscheint der aktuelle Rückgang der Verkäufe weniger von der Nachfrageseite als von der Angebotsseite auszugehen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass sich das Preisniveau für die Wohnungen von 2003 bis 2005 spürbar erhöht hat und dass zugleich ein gewisser Anstieg des Zinsniveaus in 2006 zu verzeichnen war. Beides hat sich sicherlich dämpfend auf die Käufe ausgewirkt. Zudem könnte durch die Diskussion um die Einführung von Wohnimmobilien-REITs eine abwartende Haltung bei potenziellen Verkäufern und Käufern entstanden sein. Geht man, wie oben bei den alternativen Annahmen dargestellt, von einem in den kommenden Jahren etwa gleich bleibenden Zinsniveau aus, so dürften sich die Verkäufe insbesondere dann auf relativ hohem Niveau fortsetzen, wenn die Verkäufer ihre Preisvorstellungen nicht an den Durchschnittspreisen des Jahres 2005 (ca. 49 000 € pro Wohnung) ausrichten, das den bisherigen Tiefststand des Zinsniveaus (ca. 3,5 %) verzeichnet, sondern eher an den Kaufpreisen von 2004 (ca. 38 000 € pro Wohnung), in dem ein ähnliches Zinsniveau wie heute herrschte (ca. 4,3 %). Sofern eine solche Ausrichtung der Preisvorstellungen bei den Verkäufern erfolgt, spricht zumindest unter Renditegesichtspunkten wenig dagegen, dass sich für angebotene große Wohnungspakete Käufer unter den bereits heute auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt vertretenen oder neu hinzukommenden Finanzinvestoren finden. Auch auf der Angebotsseite scheint nach wie vor großes Interesse an Verkäufen zu bestehen, wie die im Falle von Kommunen oder Ländern geführten Verkaufsdiskussionen zeigen, beispielsweise in Freiburg (FSB), Leipzig (LWB), Berlin (WBG Mitte), Schwerin (WGS), Hessen (Nassauische Heimstätte) und NordrheinWestfalen (LEG NRW). Diese Fälle könnten sich überwiegend im Jahr 2007 in Verkäufen niederschlagen. Aber auch Industrieunternehmen dürften sich wie bereits in der Vergangenheit weiter von Wohnungsbeständen bzw. Wohnungsunternehmen trennen und diese zum Verkauf anbieten. Zudem sind Weiterverkäufe durch Finanzinvestoren, die in den letzten Jahren gekauft haben, zu erwarten. Lediglich der Bund hat nur noch sehr wenige Bestände und verfügt somit inzwischen über ein geringes Verkaufspotenzial. Dass jedoch unter den genannten Bedingungen in den kommenden fünf Jahren die Verkaufszahlen der Jahre 2004 und 2005 von über 300 000 Wohnungen pro Jahr erreicht werden, erscheint angesichts des wieder gestiegenen Zinsniveaus als zu hoch gegriffen. Vielmehr ist zu erwarten, dass die jährlichen Verkaufszahlen niedriger liegen (zu geschätzten Verkaufszahlen siehe unten Szenarien). Geht man alternativ von einem in den kommenden fünf Jahren deutlich höheren Zinsniveaus von etwa 6 % aus, so dürfte sich dies spürbar auf die Verkaufstätigkeit auswirken, wenn nicht gleichzeitig ein starker Rückgang der Verkaufspreise erfolgt. Dies lässt sich anhand eines Beispiels verdeutlichen: Ein Portfolio wurde 2005 zum Preis von 750 € pro m² gekauft, mit einem Fremdkapitalanteil von 90 % zu einem Zinssatz von 3,5 % finanziert und die Eigenkapitalrendite liegt bei 20 %. Bei einem höheren Zinssatz von beispielsweise 6,0 % und ansonsten gleichen Bedingungen müsste der Preis desselben Portfolios etwa bei 520 € pro m² liegen, damit trotz der höheren Zinsen dieselbe Eigenkapital-Rendite erwirtschaftet wird. Der hier im ersten Fall angenommene Preis von 750 € pro m² entspricht etwa dem Durchschnittspreis der großen Transaktionen des Jahres 2005 (757 € pro m²; vgl. Kapitel 2) und der Preis des zweiten Falls von etwa 520 € pro m² etwa dem Durchschnittspreis der großen Transaktionen der Jahre 1999 bis 2003 (521 € pro m²). Ein angenommener Anstieg des Zinsniveaus von 3,5 %, das etwa dem Durchschnitt des Jahres 2005 entspricht, auf 6 % hätte zur Folge, dass die in 2005 erzielten Preise etwa um ein knappes Drittel bzw. auf das Niveau, das Anfang der 2000er Jahre üblich war, zurückgehen müssten, um den Käufern ähnliche Renditen zu ermöglichen. Es ist zu erwarten, dass ein solcher Zinsanstieg zunächst zu einem spürbaren Rückgang der Verkäufe führen würde, weil viele Verkäufer sich vorerst weiter am bisherigen Preisniveau orientieren dürften und erst nach und nach 105 106 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 die verminderten Verkaufschancen realisieren bzw. sich von ihren Preisvorstellungen verabschieden. Selbst unter der Annahme einer allmählichen Reduzierung des Preisniveaus dürften die Verkäufe zwar wieder zunehmen, dennoch ist über einen Zeitraum von fünf Jahren bei einem spürbaren Zinsanstieg mit niedrigeren Verkaufszahlen als bei einem gleich bleibenden Zinsniveau zu rechnen: entweder weil nicht alle potenziellen Verkäufer ihre Preisvorstellungen anpassen und die angebotenen Wohnungsbestände keinen Käufer finden oder weil einige der potenziellen Verkäufer aufgrund der schlechteren Finanzierungsbedingungen bzw. der geringeren Ertragschancen von einem Verkauf Abstand nehmen. Auswirkungen auf die Käuferstruktur Ein spürbarer Anstieg des Zinsniveaus hätte nicht nur Auswirkungen auf das Verkaufsvolumen der nächsten Jahre, sondern würde sich zudem selektiv bei der Käuferstruktur niederschlagen. Käufergruppen, die den Kauf mit einem hohen Fremdkapitalanteil finanzieren, werden von Zinserhöhungen in besonderem Maße getroffen, weil die höheren Finanzierungskosten für sie stärker zu Buche schlagen als für Käufer mit einem relativ geringen Fremdkapitalanteil. Der Anteil internationaler Finanzinvestoren, die häufig mit relativ hoher Fremdfinanzierung arbeiten, wird daher tendenziell zurückgehen, dagegen werden Investoren, die weniger stark auf den LeverageEffekt setzen und mit relativ hohen Eigenkapitalanteilen arbeiten, anteilsmäßig gewinnen. Ebenso ist damit zu rechnen, dass weniger Wohnungen von kurzfristig orientierten Verwertern und Händlern aufgekauft werden und der Anteil der Bestandshalter und langfristig orientierten Investoren steigt. Letztere dürften Veränderungen des Zinsniveaus vielfach schon in ihrer langfristigen Kalkulation berücksichtigt haben bzw. durch eine Finanzierung mit höherem Eigenkapitalanteil weniger davon betroffen sein. Auswirkungen auf die Bewirtschaftungs- und Verwertungsstrategien der Käufer Was die Auswirkungen erhöhter Zinsen auf die Bewirtschaftungs- und Verwertungsstrategien angeht, ist zwischen Käufern zu unterscheiden, die in den letzten Jahren bei einem relativ günstigen Zinsniveau Bestände gekauft haben (Altkäufer bzw. Altkäufe), und jenen, die künftig bei höherem Zinsniveau Bestände erwerben werden (Neukäufer bzw. Neukäufe). Bei den Altkäufen führt ein erhöhtes Zinsniveau zu einer Erhöhung der Finanzierungskosten, sobald die Prolongation bzw. Refinanzierung von Darlehen ansteht. Die Auswirkungen innerhalb der nächsten fünf Jahre sind demnach davon abhängig, ob von den Altkäufern Zinsbindungen mit einer Dauer von fünf und mehr Jahren eingegangen wurden oder ob bereits innerhalb dieses Zeitraums die Neufestsetzung der Finanzierungskonditionen ansteht. Zinsbindungen mit kürzerer Dauer sind insbesondere typisch für kurzfristig orientierte Käufer, die die Strategie eines schnellen Weiterverkaufs von Beständen (insgesamt oder als Block) oder einer stringenten Einzelprivatisierung verfolgen, da eine langfristige Festschreibung der Finanzierungskonditionen im Falle eines vorzeitigen Verkaufs in der Regel nachteilig ist. Längerfristige Zinsbindungen sind dagegen für Käufer von Interesse, die die gekauften Bestände länger halten (z. B. fünf bis zehn Jahre oder noch länger) und das Risiko von Zinserhöhungen ausschließen wollen. In den Expertengesprächen wurde von einigen längerfristig orientierten Käufern deutlich gemacht, dass beim Kauf sowohl kurzfristige als auch längerfristige Finanzierungen (länger als fünf Jahre) eingegangen wurden. Der Anteil kurz- oder längerfristiger Finanzierungen bei den gesamten Käufen der letzten Jahre lässt sich zwar nicht quantifizieren, anhand der Überlegungen wird jedoch deutlich, dass sich eine Zinserhöhung bei den Altkäufern selektiv auswirken wird und dass bei größeren Teilen der kurzfristig orientierten Käufer eine Erhöhung der Finanzierungskosten in den nächsten fünf Jahren zu erwarten ist. Da sich die gesetzten Renditeziele angesichts der erhöhten Kosten nicht mehr verwirklichen lassen, wird sich bei diesen Fällen der Druck auf eine verstärkte Verwertung der Bestände erhöhen. Zugleich führt das höhere Zinsniveau zu einer Verschlechterung der Veräußerungschancen bei der Einzelprivatisierung, weil sich die Kosten für die Finanzierung des Kaufpreises für die Erwerber erhöhen und ein Teil der Mieter bzw. Anleger die Wohnung unter diesen veränderten Bedingungen nicht kaufen kann oder möchte. Nur über eine Senkung der Verkaufspreise könnten die durch den Zinsanstieg erhöhten Finanzierungskosten kompensiert werden. Eine spürbare Zinserhöhung hätte demnach erhebliche Auswirkungen auf die von den meisten Käufern als wesentliche Verwertungsstrategie verfolgte Einzelprivatisierung, mit der sie in der Regel hohe Renditeerwartungen verbinden. Welche Reaktionen bei den Altkäufern in Folge der dargestellten Entwicklungen erfolgen, ist schwer vorherzusagen. Möglich wären verstärkte Privatisierungsaktivitäten (zur Kompensation der verschlechterten Verkaufschan- Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken cen) oder die konsequentere Nutzung von Potenzialen in anderen Bereichen (z. B. von Mieterhöhungspotenzialen), eine (weitere) Reduzierung der Instandhaltungsausgaben oder der Versuch, die Bestände in Blöcken oder insgesamt an Käufer mit spezialisierten bzw. auf lokale Verhältnisse ausgerichteten Verwertungsstrategien zu verkaufen. Bei den Neukäufen würden sich aus einem höheren Zinsniveau abgesehen von den oben beschriebenen geringeren Kaufaktivitäten und der veränderten Käuferstruktur relativ wenige Auswirkungen ergeben, weil davon auszugehen ist, dass die Käufe dann überwiegend zu entsprechend geringeren Kaufpreisen zustande kommen (siehe oben). Selbst wenn bei den Einzelprivatisierungen in Folge der Zinserhöhung niedrigere Verkaufspreise erzielt werden könnten, bliebe die Marge dann aufgrund der niedrigeren Einstandspreise etwa gleich hoch. Auswirkungen für die Bestände und die Bewohner Ein höheres Zinsniveau würde dazu führen, dass insgesamt weniger Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden, weil diese mit höheren Finanzierungskosten verbunden sind. Insbesondere auf entspannten Wohnungsmärkten stehen für deren Deckung keine entsprechenden Mieterhöhungspotenziale gegenüber. Allerdings sind die Folgen insgesamt begrenzt, weil bereits bisher auf entspannten Wohnungsmärkten wenig Modernisierungen durchgeführt wurden. Auf angespannten Märkten, wo bislang mehr Modernisierungen stattfanden, ist daher in Folge höherer Zinsen eher mit einem Rückgang von umfangreichen Modernisierungen zu rechnen. Auch bei den Instandhaltungen ist zumindest bei kurzfristig orientierten Käufern damit zu rechnen, dass Maßnahmen zusätzlich zurückgefahren werden, um Kosten einzusparen. Durch den oben beschriebenen Verwertungsdruck, unter dem vor allem kurzfristig orientierte Käufer durch die Zinserhöhungen stehen, dürften Mieter zumindest punktuell häufiger Versuchen dieser Käufergruppe ausgesetzt sein, die Mieten zu erhöhen. Aufgrund der Marktverhältnisse und vertraglicher Bindungen ist jedoch in dem hier betrachteten Zeitraum von fünf Jahren nicht auf breiter Ebene mit wesentlich stärkeren Mieterhöhungen als bei gleich bleibendem Zinsniveau zu rechnen, vielmehr werden sich die Erhöhungen auf angespannte Märkte konzentrieren. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit von Kommunen und Eigentümern Ein gegenüber heute höheres Zinsniveau hätte nur indirekte Auswirkungen, was die Zusammenarbeit zwischen Käufern und den Kommunen im Bereich der Quartiersentwicklung und der sozialen Wohnungsversorgung angeht. Die Auswirkungen ergeben sich aus den oben dargestellten Auswirkungen auf die Bewirtschaftungs- und Verwertungsstrategien der Käufer. So dürften die aufgrund der höheren Zinsen geringeren Möglichkeiten bzw. die geringere Bereitschaft, Modernisierungen und Instandsetzungsinvestitionen durchzuführen, sich bei der Quartiersentwicklung dort auswirken, wo die Kommune in ihren Planungen derartige Investitionen begrüßen würde. Umgekehrt sind auch Fälle denkbar, in denen geringe Modernisierungsmaßnahmen aus Sicht der Kommune erwünscht sind, damit es nicht zu einer Verteuerung der Mieten in Quartieren kommt. Allerdings sind solche Auswirkungen erhöhter Zinsen auf die Investitionsbereitschaft in den Stadtquartieren nichts Typisches für die Käufer großer Wohnungsbestände, sondern treffen auch auf andere Eigentümergruppen bzw. klassische Bestandshalter zu. Annahmen: Zunehmende Entspannung versus Anspannung auf den regionalen Wohnungsmärkten Erläuterung der alternativen Annahmen zur regionalen Wohnungsmarktentwicklung Einerseits wird angenommen, dass sich die in den letzten Jahren erkennbaren Entwicklungen auf den regionalen Wohnungsmärkten in den kommenden Jahren tendenziell fortsetzen. Dies beinhaltet, dass sich die regionalen Unterschiede der Wohnungsmarktlage (schrumpfende/wachsende Märkte) weiter verstärken und dass der Anteil der Märkte, die Schrumpfungs- bzw. Stagnationstendenzen (bezogen auf die Nachfrageseite) aufweisen, im Zeitverlauf zunimmt, während sich der Kreis der wachsenden Märkte tendenziell etwas verringert. Etwa ein Fünftel der verkauften Wohnungen (1999 bis Juni 2006) befindet sich derzeit auf eher angespannten Märkten (siehe Kapitel 2); es wird angenommen, dass sich dieser Anteil durch die Entspannungstendenzen auf ein Zehntel halbiert. Alternativ wird angenommen, dass aufgrund einer positiven konjunkturellen Entwicklung, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, die Zuwanderung nach Deutschland deutlich zunimmt bzw. die Bevölkerungszahl spürbar ansteigt. In Verbindung mit einem Anstieg der verfügbaren Einkommen der Haus- 107 108 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 halte kommt es auf dem Wohnungsmarkt zu einer deutlichen Steigerung der Nachfrage, von der letztendlich mit wenigen Ausnahmen alle Regionen in Deutschland profitieren und die sich sowohl auf den Mietwohnungs- als auch auf den Eigentumssektor erstreckt. Es wird angenommen, dass sich der Anteil verkaufter Wohnungen auf eher angespannten Märkten von derzeit etwa einem Fünftel durch die Anspannungstendenzen auf zwei Fünftel verdoppelt. Hierzu ist jedoch anzumerken, dass sich diese Entwicklung im Wesentlichen auf den hier betrachteten Zeitraum der nächsten fünf Jahre beschränkt. Der sich nach den Ergebnissen aktueller Prognosen abzeichnende langfristige Trend des Rückgangs der Nachfrage bzw. der Haushalte (z. B. laut Wohnungsprognose des BBR nach 2020¹⁰³) wird unter der Annahme „Anspannung der Wohnungsmärkte“ nicht umgekehrt, sondern allenfalls hinausgezögert. Abgesehen von einer kurzfristigen Verbesserung ändert sich demzufolge bei dieser Annahme die langfristige Perspektive für Investitionen in Wohnimmobilien nicht wesentlich. Auswirkungen auf die Entwicklung der Transaktionen und die Käuferstruktur Eine weitere Entspannung der regionalen Wohnungsmärkte (Zunahme der lokalen Märkte mit Überangebotssituation, Verstärkung bereits bestehender Überangebotssituationen) hätte sicherlich eine gewisse dämpfende Wirkung auf die Verkaufstätigkeit bzw. die Zahl der verkauften Wohnungen. Zwar dürfte es sich dabei für viele Akteure nicht um eine überraschende Entwicklung handeln, da sich schließlich der bereits in den letzten Jahren feststellbare Trend fortsetzt. Allerdings wäre eine psychologische Reaktion auf der Käuferseite denkbar, z. B. wenn in Zusammenhang mit bereits erfolgten Käufen optimistischere Erwartungen an die künftige Entwicklung des deutschen Wohnungsmarkts geknüpft wurden, die durch die tatsächliche Entwicklung enttäuscht werden. In der allgemeinen Fachdiskussion werden solche zu hohen Erwartungen zum Teil bei internationalen Finanzinvestoren vermutet und auf fehlende Vertrautheit mit den deutschen Verhältnissen zurückgeführt. Sollte dies zutreffen, könnte ein gewisser Rückgang der Kaufaktivitäten aufgrund der beschriebenen Wohnungsmarktentwicklung insbesondere bei dieser Gruppe vermutet werden. (103) Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2006). Zugleich könnte bei den Käufen eine verstärkte Selektion hinsichtlich der künftigen Perspektiven der Standtorte und eine regionale Verschiebung der Verkäufe erfolgen: Regionen mit zunehmendem Überangebot (Ostdeutschland, Ruhrregion etc.) werden für Käufe zusehends unattraktiver, während nach wie vor wachsende Regionen (z. B. süddeutsche Märkte, Rheinschiene, Hamburg) verstärkt nachgefragt werden. Zudem dürfte sich bei den in den letzten Jahren veräußerten Wohnungsbeständen die Zahl der Weiterverkäufe auf entspannten Wohnungsmärkten verstärken, da von einigen Käufern realisiert wird, dass die Renditeziele schwerer erreichbar sind als angenommen. Es könnte eine Phase verstärkter Dekonzentration der Bestände einsetzen, z. B. mit Blockverkäufen an Spezialverwerter mit guten lokalen Kenntnissen oder mit Teilverkäufen an lokale Bestandshalter (ggf. unter Einstandspreis). Die alternative Annahme, ein Rückgang der Überangebotssituation auf vielen regionalen Wohnungsmärkten bzw. eine steigende Zahl angespannter Märkte in Deutschland, hätte eine gegengerichtete Wirkung: Der Anreiz für Käufe auf dem deutschen Wohnungsmarkt steigt und die Zahl der verkauften Wohnungen ist höher als bei einer weiteren Entspannung der Märkte. Allerdings dürfte die erhöhte Nachfrage nach kurzer Zeit zu einer Erhöhung der Verkaufspreise führen, die sich regulierend auf die Zahl der Transaktionen auswirkt. Regional kommt es zu keiner Einengung der Kaufaktivitäten. Internationale Finanzinvestoren dürften unter angespannten Marktverhältnissen am Markt bleiben, weil ihre ursprünglichen Erwartungen an die künftige Wohnungsmarktentwicklung in Deutschland bestätigt werden und ein weiterer Ausbau des bereits vorhandenen Portfolios vorgenommen wird. Aber auch deutsche Investoren, die der Entwicklung deutscher Wohnimmobilien ursprünglich skeptisch gegenüberstanden, dürften unter diesen Vorzeichen deutsche Wohnimmobilien wieder entdecken. Andererseits wird es auch bei einer Anspannung regionaler Wohnungsmärkte nach wie vor viele zurückhaltende Akteure geben, die bei ihrem Handeln vor Augen haben, dass es sich um eine nur vorübergehende Anspannungsphase handelt und sich mittel- bis langfristig die Marktlage wieder in Richtung Entspannung bzw. Überangebot ändern wird. Auswirkungen auf Strategien der Käufer, Bestände und Bewohner Für den Fall einer weiteren Entspannung regionaler Wohnungsmärkte werden sich für die Käufer großer Wohnungsbestände die Möglichkeiten, ihre Einnahmen über eine Anhebung der Mieten oder eine Reduzierung des Leerstands zu erhöhen, tendenziell verschlech- Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken tern. Auch die Einzelprivatisierung wird bei sich weiter entspannenden Wohnungsmärkten erschwert, weil der Kauf der Wohnung als Alternative zur Miete für die Bewohner an Attraktivität verliert bzw. von den potenziellen Käufern verstärkte Risiken (z. B. Wertentwicklung) gesehen werden. Bei vielen Käufern wird sich der Druck, zusätzliche Rationalisierungen und Kosteneinsparungen durchzuführen, erhöhen, weil sich die Renditeziele nur schwer über steigende Einnahmen erreichen lassen. Es ergibt sich daher eine ähnliche Entwicklung wie in Folge der oben dargestellten Annahme steigender Zinsen, jedoch nicht aufgrund höherer Kosten, sondern aufgrund begrenzter Einnahmensteigerungen. Umfangreiche Modernisierungen dürften aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit noch seltener als heute durchgeführt werden. Eine zunehmende bzw. völlige Vernachlässigung der Bestände wäre für die Käufer außer in Ausnahmefällen (z. B. bei unmittelbar bevorstehendem Verkauf ) jedoch keine tragfähige Lösung für Kosteneinsparungen. Der Zustand von Gebäuden und Wohnungen ist eine wesentliche Grundlage für die Verhinderung wachsender Leerstände und eine erfolgreiche Einzelprivatisierung, die umso mehr an Wichtigkeit gewinnt, je entspannter der Wohnungsmarkt ist. Von daher sind Kosteneinsparstrategien zu Lasten der Mieter eher unwahrscheinlich, vielmehr dürften sich die Anstrengungen verstärkt auf interne Rationalisierungsmaßnahmen (Finanzierung, Personal, Einkauf, Bewirtschaftung, Auslagerung etc.) richten. Für die Mieter führt eine anhaltende bzw. weitere Entspannung des Wohnungsmarkts dazu, dass sich Mieterhöhungen in der Regel in Grenzen halten, weil diese schwieriger durchzusetzen sind bzw. von den Vermietern erhöhter Leerstand befürchtet werden muss. Die Mieter haben zudem bei der Einzelprivatisierung unter entspannten Marktbedingungen eine gute Verhandlungsposition, was die Einforderung einer Grundinstandsetzung vor Verkauf oder von Preisnachlässen ermöglicht. Insgesamt werden viele Käufer bei sich weiter entspannenden Wohnungsmärkten gezwungen sein, die Werbung um ihre Kunden zu verstärken. Die Variante „Wieder steigende Anspannung der Wohnungsmärkte“ führt dazu, dass sich für die Käufer zusätzliche Mieterhöhungsspielräume ergeben und etwas häufiger Investitionen bzw. umfangreichere Modernisierungen durchgeführt werden. Was umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen angeht, dürften sich diese auch bei sich anspannenden Märkten in Grenzen halten. Es ist nämlich zu erwarten, dass größere Teile der Investoren vorsichtig agieren, weil sich Modernisierungsinvestitionen nur auf längere Sicht rechnen und eine längere Dauer der Marktanspannung vielen aufgrund der langfristigen demographischen Entwicklung ungewiss erscheinen dürfte. Ziele der Einzelprivatisierung lassen sich für die Käufer leichter realisieren, sowohl hinsichtlich der Privatisierungsquoten als auch hinsichtlich der erzielbaren Preise, weil für die Bewohner der Kauf der eigenen Wohnung im Vergleich zur Miete an Attraktivität gewinnt. Die Mieter werden auf den sich anspannenden Märkten von stärkeren Mieterhöhungen betroffen sein, es sei denn, dies ist durch vertragliche Bindungen in Zusammenhang mit dem Verkauf ausgeschlossen. Zudem dürften Interessenten sich höheren Anforderungen bei der Mieterauswahl ausgesetzt sehen. Transfergeldempfänger dürften es tendenziell schwerer haben, als Mieter aufgenommen zu werden, da die Vermieter mehr Auswahlmöglichkeiten besitzen, in der Masse dürften die Vermieter auf diese Gruppe jedoch nicht völlig als Mieter für ihre Wohnungen verzichten können. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit von Kommunen und Eigentümern Die Annahme einer weiteren Entspannung regionaler Wohnungsmärkte hätte Auswirkungen auf die Zusammenarbeit der Kommunen mit den Käufern in den Bereichen Quartiersentwicklung und soziale Wohnungsversorgung. Zwar wird sich die Haltung der Käufer gegenüber einer Kooperation mit der Kommune dadurch grundsätzlich nicht wesentlich verändern, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass beispielsweise das Interesse an einer günstigen Quartiersentwicklung umso größer ist, je ungünstiger die Marktlage aus Sicht der Investoren bzw. je größer der Handlungsdruck für sie ist, die Vermietungssituation in ihren Beständen durch quartiersbezogene Maßnahmen zu verbessern. Unter den Bedingungen eines eher angespannten Marktes ist dieser Anreiz wesentlich geringer, weil sich die Wohnungen ggf. auch ohne solche Maßnahmen vermieten lassen. Im Bereich der sozialen Wohnungsversorgung verhält es sich ähnlich wie bei quartiersbezogenen Maßnahmen: Bei einem entspannten Wohnungsmarkt dürfte die Kooperationsbereitschaft der Käufer höher sein als bei angespannten Marktverhältnissen. Sie sind nämlich bei der Vermietung ihrer Wohnungen vielfach auf große Teile der weniger kaufkräftigen Haushalte bzw. auf Transfergeldempfänger als Nachfragergruppen angewiesen, um Leer- 109 110 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 stände zu verhindern. Durch eine Zusammenarbeit mit den Kommunen beispielsweise bezogen auf ihre Wohnungen, die Bindungen oder Belegungsrechten unterliegen, können sie Einfluss auf die von den Kommunen vermittelten Wohnungssuchenden bzw. auf die Belegung der Wohnungen nehmen. Es ist auch in ihrem Interesse, dass sich keine einseitigen Belegungsstrukturen oder Instabilitäten in der Mieterschaft durch eine ungünstige Belegung ergeben. Bei angespannten Marktverhältnissen sind die Interessengegensätze zwischen Käufern und Kommune bei der sozialen Wohnungsversorgung größer als bei entspannten Marktverhältnissen, sodass es für Kommunen schwerer ist, Haushalte mit niedrigem Einkommen oder hilfebedürftige bzw. schwer vermittelbare Haushalte als Mieter in den Wohnungsbeständen der Käufer unterzubringen. Die Kommunen sind aber gerade bei angespannter Wohnungsmarktlage auf eine solche Zusammenarbeit angewiesen. 6.2 Szenarien: „Status quo“ versus „Spürbare Veränderung“ (104) Die Schätzung des IfS bewegt sich etwa im Rahmen anderer Schätzungen: Just/Reuther (2005), S. 31, gehen von gut 1 Mio. verkaufter Wohnungen für einen Zeitraum von knapp sechs Jahren (April 2005 bis 2010) aus, was etwa 170 000 bis 180 000 Wohnungen pro Jahr entspricht. Davon wurden bislang (bis Juni 2006) bereits ca. 420 000 Wohnungen verkauft. Morgan Stanley (2006), S. 2, schätzt Anfang 2006 den Umfang von Portfoliokäufen über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren auf bis zu 1 Mio. Wohnungen, was weitgehend der von Just/Reuther geschätzten Größenordnung gleichkommt. Nachdem oben die Auswirkungen einzelner alternativer Entwicklungen (bezogen auf Zinsen und Wohnungsmarkt) thematisiert wurden, sollen im Folgenden Überlegungen dazu angestellt werden, wie sich die Auswirkungen bei einer Kombination dieser unterschiedlichen Rahmenbedingungen darstellen könnten. Zum einen wird ein Szenario „Status quo“ betrachtet, das darauf basiert, dass die Zinsen etwa auf aktuellem Niveau verharren und sich die Entspannung der Wohnungsmärkte fortsetzt. Zum anderen wird das Szenario „Spürbare Veränderung“ angenommen, bei dem die Zinsen stark ansteigen und sich die Wohnungsmärkte anspannen. Diese Kombination wird gewählt, weil sowohl ein Anstieg der Zinsen (als Folge einer steigenden Inflationsrate) als auch eine Anspannung der Wohnungsmärkte (als Folge vermehrter Zuwanderung und Einkommenssteigerungen) insbesondere vor dem Hintergrund einer günstigen konjunkturellen Entwicklung denkbar sind und daher diese Kombination wesentlich wahrscheinlicher und plausibler ist als die Kombination konstanter Zinsen und sich anspannender Wohnungsmärkte, wenngleich diese auch denkbar wäre (Tabelle 6.1). Die bei den beiden Szenarien „Status quo“ und „Spürbare Veränderung“ zu erwartenden Entwicklungen werden wiederum bezogen auf einen Zeithorizont von fünf Jahren betrachtet. Insgesamt wird dabei davon ausgegangen, dass beim Szenario „Spürbare Veränderung“ der Anstieg der Zinsen die stärkeren Auswirkungen auf die Entwicklungen in diesem Zeitraum hat, weil er sich als Kostenfaktor unmittelbar auf das künftige Kaufgeschehen auswirkt und auch für die bereits in den letzten Jahren veräußerten Bestände von Bedeutung ist (z. B. Investitionen, Privatisierung, Refinanzierung; siehe oben). Eine kurzfristig einsetzende völlige Umkehr der Verhältnisse auf derzeit entspannten Märkten wäre kaum realistisch. Daher sind von einer Wiederanspannung der regionalen Wohnungsmärkte eher allmählich einsetzende Auswirkungen zu erwarten und die Tragweite dürfte auch geringer sein als bei einem schnellen Anstieg der Zinsen. uswirkungen des Szenarios A „Status quo“ Die Überlegungen zu den alternativen Entwicklungen (bezogen auf Zinsen und Wohnungsmarkt) haben gezeigt, dass bei einem in den nächsten fünf Jahren konstanten Zinsniveau verbunden mit einer weiteren Entspannung der Wohnungsmärkte die Spitzenwerte der großen Transaktionen der Jahre 2004 und 2005 mit jeweils über 300 000 veräußerten Wohnungen in den kommenden Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr erreicht werden und ein gewisser Rückgang der Transaktionen erwartet werden kann. Die Transaktionen lassen sich unter diesen Voraussetzungen auf im Schnitt 180 000 bis 250 000 Wohnungen pro Jahr bzw. 0,9 Mio. bis 1,3 Mio. Wohnungen in den kommenden fünf Jahren (2007 bis 2011) schätzen.¹⁰⁴ Tabelle 6.1 Überblick über die Rahmenbedingungen bei den alternativen Szenarien "Status quo" und "Spürbare Veränderung" Rahmenbedingungen in den nächsten fünf Jahren Alternative Szenarien Zinsen Regionale Wohnungsmärkte Status quo konstant (etwa 4,3 %) Entspannungstendenz (mehr entspannte Märkte) Spürbare Veränderung kurzfristiger Anstieg und Verharren (etwa 6,0 %) Anspannungstendenz (mehr angespannte Märkte) Datenquelle: Recherche des IfS Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken Wesentlich hierfür sind beim Szenario „Status quo“ das gegenüber dem Tiefststand von 2005 wieder angestiegene Zinsniveau, das inzwischen bei großen Transaktionen erreichte und künftig allenfalls allmählich wieder nachgebende Preisniveau sowie die Entwicklung der Wohnungsmärkte, die für einige Investoren enttäuschend verläuft bzw. ihre Erwartungen nicht erfüllt. Durch die weiter fortschreitende Entspannung der Wohnungsmärkte beim Szenario „Status quo“ dürfte das Durchsetzen von Mieterhöhungen, aber auch die Einzelprivatisierung erschwert werden. Längerfristig orientierte Käufer können auf die sich verschlechternden Perspektiven von Einnahmesteigerungen nur begrenzt mit zusätzlichen Kosteneinsparungen im Bereich der Instandhaltung reagieren, weil angesichts der entspannten Marktverhältnisse erhöhte Fluktuation, Vermietungsschwierigkeiten und Leerstände drohen. Modernisierungsstrategien werden weiterhin wegen fehlender Wirtschaftlichkeit selten bzw. allenfalls auf angespannten Märkten mit Mietsteigerungspotenzialen verfolgt. Unter diesen Rahmenbedingungen ist unter den Käufern der letzten Jahre vermehrt mit Blockverkäufen zu rechnen, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Kurzfristig orientierte Käufer dürften verstärkt versuchen, sich vollständig von den gekauften Beständen zu trennen. Unter diesen Rahmenbedingungen dürfte sich der Anteil der an einer langfristigen Bewirtschaftung orientierten Käufer erhöhen. Für die Bewohner dürfte sich unter diesen Rahmenbedingungen zumindest auf entspannten Wohnungsmärkten relativ wenig ändern, weil nur relativ moderate Mieterhöhungen zu erwarten sind und die privaten Käufer bemüht sein werden, sie als Mieter zu halten. Auf den Wohnungsmärkten, die künftig nach wie vor angespannt sind, werden die Mieter (wie bereits in der Vergangenheit) dagegen mit stärkeren Auswirkungen konfrontiert, was Mieterhöhungen und teilweise auch Modernisierungen angeht. Für die Kommunen verbessern sich auf sich entspannenden Wohnungsmärkten die Voraussetzungen, private Käufer zu einer Zusammenarbeit zu bewegen, weil diese unter diesen Marktverhältnissen stärker darauf angewiesen sind als unter angespannten Marktverhältnissen. Vermehrte Block- bzw. Weiterverkäufe von Wohnungsunternehmen erschweren jedoch wegen wechselnder Kontaktpersonen die Zusammenarbeit der Kommunen mit Käufern. Auswirkungen des Szenarios „Spürbare Veränderung“ Die Überlegungen zu den alternativen Entwicklungen (bezogen auf Zinsen und Wohnungsmarkt) haben deutlich gemacht, dass insbesondere bei einem deutlichen und dauerhaften Anstieg der Zinsen ein spürbarer Rückgang der Transaktionen und eine Veränderung der Käuferstruktur zu erwarten ist. International agierende Finanzinvestoren und kurzfristig orientierte Käufergruppen dürften sich zumindest teilweise vom deutschen Wohnimmobilienmarkt zurückziehen. In gewissem Maße würde dieser Entwicklung ein spürbarer Rückgang der Verkaufspreise von großen Immobilienpaketen entgegenwirken. Ähnliches gilt für eine spürbare Anspannung der Wohnungsmärkte, weil sich daraus für die Investoren die Perspektive höherer Einnahmen (Mieten, Einzelprivatisierung) ergeben würde. Ein Sinken der Preise und eine Anspannung der Wohnungsmärkte ist jedoch erst nach und nach zu erwarten, sodass ihre dem Zinsanstieg entgegengerichtete Wirkung erst allmählich eintreten wird. Zudem dürften sie die Wirkungen des Zinsanstiegs nicht kompensieren. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren wird der Rückgang der Transaktionen im Falle eines deutlichen Zinsanstiegs spürbar stärker ausfallen als im Falle (der oben getroffenen Annahme) eines konstanten Zinsniveaus, weil die unterschiedliche Zinsentwicklung den entscheidenden Faktor bzw. wesentlichen Unterschied zwischen den alternativen Annahmen der Szenarien darstellen dürfte. Die Transaktionen lassen sich unter diesen Voraussetzungen auf im Schnitt 100 000 bis 180 000 Wohnungen pro Jahr bzw. 0,5 Mio. bis 0,9 Mio. Wohnungen in den kommenden fünf Jahren (2007 bis 2011 inkl. Wiederverkäufe) schätzen. Der im Falle notwendiger Refinanzierungen und Bestandsinvestitionen mit den höheren Zinsen verbundene Kostendruck lässt erwarten, dass von den Käufern häufiger das Durchsetzen von Mieterhöhungen versucht wird und dass die Blockverkäufe verstärkt werden, um höhere Einnahmen zu erzielen. Dies dürfte insbesondere auf den angespannten bzw. sich anspannenden Wohnungsmärkten möglich sein. Trotz der Anspannung der Wohnungsmärkte dürften Einzelprivatisierungen aufgrund der jetzigen gestiegenen Zinsen geringere Erfolge zeigen. Ebenso ist zu erwarten, dass seltener Bestandsinvestitionen erfolgen und auch an der Instandhaltung vermehrt gespart wird. Auch dieses Vorgehen wird durch eine Anspannung der Wohnungsmärkte begünstigt, weil die Bewohner eher weniger Möglich- 111 112 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 keiten haben, in andere Wohnungen auszuweichen. Unter diesen Rahmenbedingungen ist demnach zu erwarten, dass die Bewohner häufiger mit steigenden Mieten und verminderter Instandhaltung konfrontiert werden. Durch einen steigenden Weiterverkauf von Wohnungsunternehmen sind die Mieter häufig mit einem Vermieterwechsel konfrontiert. Allerdings dürfte auch unter diesen Rahmenbedingungen (ähnlich wie beim Szenario „Status quo“) der Anteil der an einer längerfristigen Bewirtschaftung orientierten Käufer steigen, sodass das Risiko sinkt, dass die Bewohner mit kurzfristig angelegten Verwertungsstrategien und etwaigen extremen Begleiterscheinungen konfrontiert sind. Für die Kommunen wird die Zusammenarbeit mit den neuen Eigentümern unter diesen Rahmenbedingungen erschwert, weil die privaten Käufer bei angespannten Wohnungsmarktverhältnissen weniger auf eine Kooperation mit der Kommune angewiesen sind, sowohl bei der Quartiersentwicklung als auch bei der sozialen Wohnungsversorgung. Zudem wird sie durch einen häufigeren Weiterverkauf von Wohnungsunternehmen und eine fehlende Konstanz bei den Entscheidungsträgern beeinträchtigt. Vergleich der Szenarien Tabelle 6.2 gibt einen Überblick zu künftigen Entwicklungen bei den beiden alternativen Szenarien. Der wesentliche Unterschied zwischen den Szenarien besteht im spürbar stärkeren Rückgang der Transaktionen beim Szenario „Spürbare Veränderung“. Bei beiden Szenarien ist eine Veränderung der Käuferstruktur zu erwarten: Aufgrund des Zinsanstiegs dürften sich beim Szenario „Spürbare Veränderung“ international agierende Finanzinvestoren und kurzfristig orientierte Käufergruppen, die mit hohen Fremdkapitalanteilen agieren, zugunsten von stärker auf Bestandshaltung orientierten Käufern zumindest teilweise vom deutschen Wohnimmobilienmarkt zurückziehen. Aber auch beim Szenario „Status quo“ ist trotz konstanter Zinsen aufgrund der Wohnungsmarktentwicklung (Entspannung) das Einsetzen eines gewissen Rückzugs international agierender Finanzinvestoren und kurzfristig orientierter Käufergruppen zugunsten von Bestandshaltern zu erwarten. Bei den Maßnahmen an den Beständen zeigen sich zwischen beiden Szenarien wenig Unterschiede: Umfangreiche Modernisierungen werden in beiden Fällen künftig eher selten sein, auch in Zusammenhang mit der Einzelprivatisierung, und vorwiegend auf an- gespannten Märkten stattfinden. Aufgrund der Marktanspannung steigt das Risiko für Instandhaltungsvernachlässigungen beim Szenario „Spürbare Veränderung“, während es beim Status-quo-Szenario aufgrund erhöhten Leerstandsrisikos sinkt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Szenarien sind die stärkeren allgemeinen Mieterhöhungen (ohne Modernisierungen) und die etwas häufigere Ausgrenzung von Transfergeldempfängern als Mieter beim Szenario „Spürbare Veränderung“. Die Einzelprivatisierung wird bei beiden Szenarien für die Käufer etwas schwieriger. Die Kooperationsbereitschaft der Käufer mit den Kommunen ist bei beiden Szenarien eher gering, wobei die Chancen für eine Zusammenarbeit im Einzelfall beim Szenario „Status quo“ aufgrund der Wohnungsmarktverhältnisse etwas höher sind als beim Szenario „Spürbare Veränderung“. 6.3 Zusätzliche bzw. längerfristige Risiken Im Folgenden wird auf einige weitere Aspekte eingegangen, die in Zusammenhang mit den Auswirkungen großer Transaktionen in den kommenden Jahren bzw. längerfristig von Bedeutung sind. Dabei wird insbesondere auf zusätzliche Risiken hingewiesen, die in Folge der Verkäufe bestehen. Dass die im Rahmen der empirischen Untersuchungen festgestellten Auswirkungen auf die Bewohner bislang in der großen Masse eher moderat waren, ist zum einen auf die vielfach entspannten Wohnungsmarktverhältnisse und die relativ wenigen Jahre, die seit den Verkäufen vergangen sind, zurückzuführen. Insbesondere bezogen auf die von den Käufern verminderte Instandhaltung besteht das Risiko, dass zumindest bei Teilen der verkauften Bestände eine grundlegende Verschlechterung der Gebäudesubstanz stattfindet und sich mittel- bis langfristig ein offensichtlicher Instandhaltungsstau offenbart. Zum anderen spielte für die moderaten Auswirkungen eine Rolle, dass ein Teil der Wohnungen öffentlich-rechtlichen Sozialbindungen unterliegt und bei kommunalen Verkäufen vertragliche Auflagen zum Schutz der Mieter („Sozialcharta“) verankert wurden. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Zahl der gebundenen Sozialmietwohnungen in den kommenden Jahren in Deutschland spürbar zurückgehen wird, und zwar laut Angaben des GdW von 2,5 Mio. im Jahr 2005 um 44 % Überlegungen zu künftigen Entwicklungen und Risiken 113 Tabelle 6.2 Überblick zu künftigen Entwicklungen bei den alternativen Szenarien "Status quo" und "Spürbare Veränderung" (Zeithorizont fünf Jahre) Status quo: Konstantes Zinsniveau, Entspannung Wohnungsmarkt Spürbare Veränderung: Steigende Zinsen, Anspannung Wohnungsmarkt - Umfang der Wohnungsverkäufe 180 000 bis 250 000 WE p. a. 100 000 bis 180 000 WE p. a. - Veränderung Käuferstruktur Rückgang Finanzinvestoren/Kurzfristorientierte zugunsten Bestandshalter spürbarer Rückgang Finanzinvestoren/Kurzfristorientierte zugunsten Bestandshalter - Regionale Verteilung Verkäufe Verlagerung in angespannte Märkte Verlagerung in angespannte Märkte - Bewirtschaftungs-/Verwertungsstrategien schwächere Nachfrage: weniger Modernisierung, mehr Instandsetzung/Pflege, etwas schwierigere Privatisierung erhöhter Kostendruck: weniger Modernisierung, Einsparungen bei Instandhaltung, etwas schwierigere Privatisierung - Maßnahmen vor Einzelprivatisierung häufig Grundinstandsetzung, wenig Modernisierung häufig Grundinstandsetzung, sehr wenig Modernisierung - Umfangreiche Modernisierungen weiterhin selten umfangreiche Maßnahmen noch weniger als bisher umfangreiche Maßnahmen - Vernachlässigung laufender Instandhaltung seltener (schlechtere Vermietbarkeit) etwas häufiger (bessere Vermietbarkeit) Veränderung des Leerstands tendenziell steigend tendenziell sinkend - durch allgemeine Mietanhebung weiterhin gering stärker - durch Anhebung bei Modernisierung gering, da Maßnahmen selten gering, da Maßnahmen selten - durch Mietanhebung weiterhin eher selten etwas häufiger - durch Modernisierungsmaßnahmen weiterhin Einzelfälle weiterhin eher selten - durch Privatisierung weiterhin Einzelfälle weiterhin Einzelfälle - Transferzahlungsempfänger weiterhin selten etwas häufiger - Schuldnerhaushalte/"Problemmieter" in der Regel in der Regel Eintreiben Mietschulden/Räumungen in der Regel in der Regel - Angebot des Kaufs der Wohnung an Mieter in der Regel in der Regel - Kauf durch Mieter in der Praxis etwas seltener etwas häufiger Auswirkungen auf Transaktionen Auswirkungen auf die Bestände Zustand/Substanzerhalt (außerhalb Privatisierung) Auswirkungen auf die Bewohner Veränderung der Nettokaltmiete Erhöhte Fluktuation / Verdrängung Selektive Mieterauswahl (Ausgrenzung) Einzelprivatisierungspraxis Auswirkungen des Verkaufs kommunaler Bestände auf das Handeln der Kommunen Kooperationsbereitschaft privater Käufer bei Maßnahmen im Stadtquartier - Grundsätzliche Bereitschaft weiterhin eher gering weiterhin eher gering - Zusammenarbeit in der Praxis weiterhin eher selten weiterhin eher selten Kooperationsbereitschaft privater Käufer bei sozialer Wohnungsversorgung - Übernahmebereitschaft von Problemmietern weiterhin gering weiterhin gering - Übernahmebereitschaft sonstiger von Kommune vermittelter Mieter weiterhin eher hoch geringer - Praxis bei bestehenden Bindungen und Belegungsrechten weniger Bindungen/Belegungsrechte weniger Bindungen/Belegungsrechte Quelle: IfS auf 1,4 Mio. im Jahr 2010.¹⁰⁵ Zwar liegen keine Zahlen zu den auslaufenden Bindungen für die Wohnungsbestände der großen Transaktionen der letzten Jahre vor, jedoch ist aufgrund deren Baualtersstruktur (überproportionaler Anteil an Bauten der 50er und 60er Jahre) davon auszugehen, dass sie in ähnlichem Maße wie alle gebundenen Sozialmietwohnungen bzw. ggf. sogar überproportional vom Bindungswegfall betroffen sind. Von den im Zeitraum 1999 bis Juni 2006 verkauften gebundenen Wohnungen, die sich auf etwa 200 000 bis 250 000 beziffern lassen (siehe Kapitel 2), dürften daher bis 2010 zwischen zwei Fünftel und der Hälfte aus der Bindung fallen. Diese Entwicklung ist zum einen für die soziale Wohnungsversorgung der (105) Vgl.GdW-Jahrespressekonferenz vom 09.06.2005, www.gdw.de. 114 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Kommunen von Bedeutung, zum anderen könnten nach Auslaufen der Bindungen Mietsteigerungen erfolgen. Die noch bestehenden privatrechtlichen Verpflichtungen (Sozialchartas), die die Käufer im Rahmen der Verkäufe der öffentlichen Hand bezogen auf die Mietenentwicklung und den Kündigungsschutz (Eigenbedarf, Verwertung) eingegangen sind, wurden meist auf zehn Jahre befristet und laufen zwischen 2009 und 2016 aus. Der Wegfall von vertraglichen Verpflichtungen birgt längerfristig das Risiko, dass sich in den veräußerten Beständen stärkere Auswirkungen (Mieten, Fluktuation, Verdrängung) als bisher ergeben. Neben dem Auslaufen von Bindungen und vertraglichen Verpflichtungen besteht zusätzlich das Risiko einer künftigen Veränderung des Agierens der Käufer. Zum einen könnte dies dadurch entstehen, dass einzelne Käufer in wirtschaftliche Not geraten. Dies könnte z. B. eintreten, wenn sich erwartete Erfolge bei der Einzelprivatisierung nicht einstellen, erhoffte Wertsteigerungen ausbleiben oder die Kosten zu hoch sind bzw. steigen (z. B. fehlende Effizienzsteigerungen). In der Folge könnten zumindest in Einzelfällen extreme Bewirtschaftungs- und Verwertungsstrategien (Einzelprivatisierung mit Drückermethoden, völlige Vernachlässigung von Beständen, konsequente Belegung mit Transfergeldempfängern etc.) oder Insolvenzlösungen drohen. Diese Gefahren erscheinen bei auf den kurzfristigen Handel ausgerichteten und bei kleineren Käufern am Ende der Verwertungskette höher als bei großen und stärker auf Bestandshaltung ausgerichteten Käufern. Diese Risiken lassen sich lediglich benennen, wie hoch sie sind, lässt sich kaum vorhersagen und hängt sowohl vom einzelnen Agieren des Käufers als auch von den gekauften Beständen und den örtlichen Marktbedingungen ab. Zudem ist darauf zu verweisen, dass das Insolvenzrisiko keine Besonderheit von großen Transaktionen darstellt, sondern ebenso bei privaten Bestandshaltern, Wohnungsunternehmen mit öffentlicher Beteiligung und Genossenschaften besteht. Zum anderen könnte sich im Vorfeld eines geplanten Exits eine Veränderung des Handelns der Käufer ergeben, die zuvor während des Aufbaus und der Bewirtschaftung ihres Portfolios moderat agiert haben, um ein für die Einzelprivatisierung und die Vermietung der Wohnungen abträgliches Medienecho zu vermeiden. Anlässlich eines geplanten Ausstiegs, so die teilweise geäußerte Befürchtung von Kritikern großer Transaktionen, könnte die regulierende Wirkung der Medien bzw. der Öffentlichkeit auf die Hinwegsetzung der Käufer über die Mieterbelange, die Bestandspflege oder eine verträgliche Privatisierung entfallen und sich das moderate Agieren ins Gegenteil umkehren. Dieses Risiko besteht zwar, jedoch sind kaum Situationen denkbar, bei denen sich ein schlechtes Medienecho oder öffentliche Kritik nicht negativ auf den geplanten Exit auswirken würde. Dies gilt auch, wenn der Ausstieg aus der Investition über mehrere Blockverkäufe oder über das Einbringen der Wohnimmobilien in eine börsennotierte Aktiengesellschaft erfolgt. Eine negative Vorbelastung würde sich sicherlich im Falle eines Verkaufs ungünstig auf den erzielbaren Kaufpreis bzw. im Falle des Einbringens der Bestände in eine börsennotierte Aktiengesellschaft nachteilig auf die Akzeptanz seitens der Börse auswirken. 115 7 Überblick über die Ergebnisse, Handlungsbedarf und Empfehlungen In diesem Kapitel wird ein Überblick über die wesentlichen Ergebnisse der empirischen Untersuchungen und der Überlegungen zu künftig zu erwartenden Entwicklungen gegeben. Auf dieser Grundlage wird der wohnungspolitische Handlungsbedarf angesprochen und es werden Empfehlungen gegeben. 7.1 Überblick über wesentliche empirische Ergebnisse Die Transaktionen großer Wohnungsbestände haben seit Ende der 90er Jahre stark zugenommen und verzeichneten 2004 und 2005 Höchststände. Auch 2006 setzten sich die Verkäufe bislang auf einem hohen Niveau fort, insgesamt dürften sie jedoch nicht an das Niveau der beiden Vorjahre heranreichen. Die umfangreichen Verkäufe haben eine erhebliche Bedeutung für die Wohnungspolitik und die Akteure auf den Wohnungsmärkten. Zum einen wurde durch die großen Transaktionen eine wohnungs- und sozialpolitische Debatte angestoßen, die kontroverser nicht sein könnte: Während die Befürworter die Globalisierung des deutschen Wohnungsmarkts für unausweichlich und die Impulse, die von den Investoren auf das wohnungswirtschaftliche Handeln und die Märkte ausgehen, für fruchtbar halten, sehen die Kritiker hierdurch fundamentale Eckpfeiler der Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik in Frage gestellt und erwarten aus den Verkäufen öffentlicher Bestände sehr nachteilige Entwicklungen für die Bestände, Bewohner und die Kommunen. Die Renditemaximierung als vorrangiges Ziel der privaten Käufer und eine angenommene kurze Haltedauer ist dabei eine wesentliche Grundlage, auf der die Argumentation der Kritiker zu den erwarteten Folgen der Privatisierung öffentlicher Bestände aufbaut. Zum anderen ergeben sich aus den Transaktionen großer Wohnungsbestände konkrete Veränderungen in der Anbieterlandschaft und Auswirkungen für viele wohnungspolitische Akteure. Entscheidend für die Veränderung der Anbieterlandschaft ist nicht alleine, dass Bestände der öffentlichen Hand nunmehr an private Eigentümer übergegangen sind, denn dies hat es bereits früher gegeben und ist nicht ungewöhnlich. Vielmehr ist von großer Bedeutung, dass der Prozess in sehr kurzer Zeit vonstatten gegangen ist bzw. noch weitergeht und dass dadurch „neue“ große Anbieter auf dem Wohnungsmarkt auftreten, die es von der Zahl der Wohnungen durchaus mit den traditionellen großen Bestandshaltern der öffentlichen Hand aufnehmen können. Zugleich verfolgen die neuen großen Anbieter andere Ziele bzw. Strategien der Bewirtschaftung und Verwertung der Bestände als die traditionellen öffentlichen und industrieverbundenen Wohnungsunternehmen. Ein wesentliches Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass die Vorstellung, private Finanzinvestoren würden hinsichtlich der Renditeerzielung und der geplanten Bewirtschaftungsdauer der Bestände einheitlichen Mustern folgen, ein Klischee ist. Zwar zeigen die aktuellen großen Wohnungsverkäufe, dass die großen privaten Käufer durchaus Renditeziele verfolgen und die damit in Verbindung gebrachten Bewirtschaftungs- und Verwertungsstrategiebausteine anwenden, jedoch lässt sich eine große Vielfalt und Flexibilität bei den verfolgten Strategien und geplanten Investitionszeiträumen feststellen. Hieraus ergibt sich auch hinsichtlich der Folgen der Transaktionen kein einheitliches Muster, vielmehr sind die Auswirkungen von Verkaufsfall zu Verkaufsfall sehr unterschiedlich. In der Praxis zeigt das Handeln der privaten Käufer weniger Unterschiede zu dem traditioneller Bestandshalter als nach dem Stand der Fachdiskussion hätte erwartet werden können. Ein wesentlicher Unterschied liegt in dem stärkeren Handel der privaten Käufer mit Immobilien, sowohl bezogen auf die Einzelprivatisierung als auch auf den blockweisen bzw. kompletten Verkauf von Beständen bzw. Wohnungsunternehmen. Dagegen sind die Unterschiede bezogen auf das Vermietungsund Mietenmanagement sowie die Bestandsinvestitionen gegenüber traditionellen Vermietern weitaus geringer als von vielen Seiten befürchtet. Von Bedeutung für die Auswirkungen ist zudem, dass ein größerer Teil der Strategiebausteine der Käufer unternehmensinterne Maßnahmen betrifft, deren externe Wirkungen und Sichtbarkeit begrenzt sind. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Fragen der Finanzierung bzw. Umschuldung und um Effizienzsteigerungen und Optimierungen von Organisation und Personaleinsatz in den Bereichen Management, Verwaltung, Vertrieb und Bestands- 116 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 bewirtschaftung. Diese internen Maßnahmen haben einen erheblichen Stellenwert, was den Beitrag zur Erfüllung der Renditeziele angeht. Für die Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik ist von stärkerem Interesse, welche Wirkungen sich bei den Beständen und Bewohnern, auf den lokalen Wohnungs- und Immobilienmärkten und für das Handeln der Kommunen (soziale Wohnungsversorgung und Quartiersentwicklung) ergeben. In diesem Bereich kommt die durchgeführte Untersuchung zu unterschiedlichen Ergebnissen: Bei den Beständen haben sich bislang relativ wenige Veränderungen seit dem Kauf ergeben, insbesondere hat es überwiegend keine groß angelegten und intensiven, sondern meist nur punktuelle Modernisierungen gegeben. Eine gewisse Unsicherheit geht von den reduzierten Ausgaben der Käufer für Instandhaltung bzw. für die gesamten Bestandsinvestitionen aus, da diese aller Wahrscheinlichkeit nach nicht alleine durch Effizienzsteigerungen, sondern auch in gewissem Umfang durch reine Einsparungen realisiert werden, was eine Reduzierung des Umfangs von Maßnahmen an den Beständen zur Folge hat. Dies hat zwar in der Regel kurzfristig wenig sichtbare Folgen für die Bestände, langfristig jedoch durchaus. In den Fällen, in denen Maßnahmen dauerhaft reduziert werden, besteht daher auf längere Sicht das Risiko, dass wohnungs- und städtebauliche Problemfälle reifen. Die Folgen für die Mieter halten sich bislang überwiegend in Grenzen, und zwar sowohl was die Veränderungen an Wohnung, Gebäude und Bewohnerschaft angeht, als auch bezogen auf die Entwicklung der Mieten. Bezogen auf Modernisierungen und Mieterhöhungen sind Konflikte mit Mietern nur punktuell aufgetreten und stellen Einzelfälle dar. Es ist jedoch nicht zu verkennen, dass die relativ geringe Erhöhung der Mieten und die fehlende Rentabilität von umfangreicheren Modernisierungsinvestitionen, die wesentlich zu der geringen Konflikthäufigkeit beigetragen haben, auf Seiten der Käufer in erster Linie den entspannten Wohnungsmarktverhältnissen und bei dem Verkauf eingegangenen vertraglichen Auflagen und nicht etwa einer Selbstbeschränkung geschuldet sind. Diese Rahmenbedingungen haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Folgen für die Bestände und Bewohner bislang zumindest auf entspannten Wohnungsmärkten, auf die die Mehrzahl der im Rahmen großer Transaktionen veräußerten Wohnungsbestände entfällt, begrenzt waren. Dagegen wurden auf angespannten Märkten, auf denen wesentlich weniger Wohnungen veräußert wurden, häufiger umfangreiche Modernisierungen durchgeführt als auf entspannten Märkten, weil dort für die Käufer eher die Möglichkeit besteht, die mit den Investitionen verbundenen Kosten über höhere Mieten oder im Falle von Einzelprivatisierungen über höhere Verkaufspreise zu decken bzw. mit den Maßnahmen eine Renditesteigerung zu erzielen. Auf angespannten Märkten wurden daher nach den Transaktionen häufiger eine Erhöhung der Mieten durchgeführt als auf entspannten Märkten, sowohl im Rahmen allgemeiner Mietanpassungen als auch in Folge von Modernisierungen. Auf einigen Wohnungsmärkten haben die Käufer Wohnungsportfolios in einem Umfang aufgekauft, der sie nunmehr mit zu den großen lokalen Anbietern gehören lässt. Mit Ausnahme der wenigen Städte, die ihren gesamten Wohnungsbestand bzw. das komplette kommunale Wohnungsunternehmen an private Eigentümer verkauft haben, stellt die öffentliche Hand bzw. die Kommune jedoch in der Regel noch den größten lokalen Wohnungsanbieter, sodass (bis auf sehr wenige Ausnahmen) nicht von einer Marktdominanz der privaten Käufer gesprochen werden kann. In der Folge sind die Wirkungen, die von den Käufen bzw. den von den Käufern verfolgten Bewirtschaftungsund Verwertungsstrategien auf den lokalen Wohnungs- und Immobilienmarkt ausgehen, sehr gering, wie anhand der Mieten- und Immobilienpreise festgestellt werden konnte. Allenfalls bezogen auf die Privatisierungsaktivitäten kann davon ausgegangen werden, dass von ihnen eine gewisse preisdämpfende und den allgemeinen Trend rückläufiger Preise für Eigentumswohnungen verstärkende Wirkung ausgeht. Insgesamt ist bei der Bewertung der festgestellten Auswirkungen auf die Wohnungsmärkte sowie auf die Bestände und Bewohner zu berücksichtigen, dass vielfach erst wenige Jahre seit den Verkäufen vergangen sind. Die Kommunen stehen, was die Auswirkungen der Verkäufe für ihr Handeln in den Bereichen Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik angeht, vor Herausforderungen und Risiken, weil die vielfach langjährige Zusammenarbeit mit örtlichen Wohnungsunternehmen durch deren Verkauf unterbrochen wird bzw. eine Fortsetzung unsicher ist. Zwar waren im Rahmen der empirischen Erhebungen bislang nur relativ geringe negative Auswirkungen bezogen auf die Zusammenarbeit bei quartiersbezogenen Maßnahmen feststellbar. Auch geben sich die Käufer vielfach offen für quartiersbezogene Maßnahmen bzw. Kooperationen mit Überblick über die Ergebnisse, Handlungsbedarf und Empfehlungen der Kommune, jedoch verknüpfen sie damit die Erwartung, dass für sie aus dem eigenen Engagement möglichst kurzfristig ein positiver Ertrag klar erkennbar sein muss. Insofern ist damit zu rechnen, dass die Beteiligung der privaten Finanzinvestoren an quartiersbezogenen Maßnahmen nur selektiv erfolgt. Im Bereich der sozialen Wohnungsversorgung macht sich in Folge der Verkäufe der Verlust eines wichtigen Kooperationspartners nach dem Verkauf eines kommunalen oder sonstigen kooperierenden Wohnungsunternehmens an einen privaten Investor für die Kommunen meist spürbar bemerkbar. Zwar werden auf entspannten Wohnungsmärkten Wohnungssuchende mit niedrigen Einkommen bzw. Transfereinkommen von den privaten Käufern durchaus akzeptiert, da sie auf diese Nachfragergruppen angewiesen sind, um ihre Bestände ausreichend zu vermieten bzw. die Leerstände gering zu halten. Auf angespannten Wohnungsmärkten sind die Bereitschaft der Käufer, diese Mieter aufzunehmen, bzw. die Möglichkeiten der Kommune, diese Haushalte (ohne Belegungsrechte) in den Beständen der Käufer unterzubringen, eher gering. So genannte Problemmieter (Mietschuldner, Personen mit auffälligem Verhalten etc.) werden von den privaten Käufern konsequent als Mieter ausgeschlossen, sodass die Kommunen solche hilfebedürftigen Mieter in der Regel nicht an sie vermitteln können. Mit den Verkäufen von großen Beständen an private Finanzinvestoren laufen die Kommunen Gefahr, in wichtigen Aufgabenfeldern an Einflussmöglichkeiten zu verlieren. Dies gilt umso mehr, wenn sie ihre eigenen Bestände veräußern, weil dann der Einflussverlust besonders hoch ist. In diesem Zusammenhang ist als Problem anzusehen, dass bei den Verkaufsentscheidungen der Kommunen in der Regel finanzielle Aspekte im Vordergrund standen und den Ausschlag gaben. Zwar legten die Kommunen bei den Verkäufen ihrer Bestände in der Regel Wert auf den Schutz der Mieter, indem vertragliche Regelungen zur Miethöhe und zum Kündigungsschutz im Kaufvertrag aufgenommen wurden, eine Zusammenarbeit bei der Quartiersentwicklung und bei der sozialen Wohnungsversorgung wurde jedoch selten im Vertrag verankert. Zum Teil wurde externer Sachverstand eingeholt, jedoch nur bezogen auf die Verkaufsmodalitäten und die damit verbundenen Entlastungen des kommunalen Haushalts, die Auswirkungen der Verkäufe auf das Handeln der Kommune und die damit verbundenen langfristigen Folgekosten wurden in der Regel nicht untersucht. Vielfach wurde ohne Nachweis schlicht der Auffassung gefolgt, die Kommune brauche inzwischen keine eigenen Wohnungsbestände mehr. Insofern erscheint der Vorwurf der Kritiker, kommunale Wohnungsbestände würden ohne ausreichende Berücksichtigung der langfristigen Folgen verkauft, nicht ganz unberechtigt. Um dieser Kritik zu begegnen, wären die Kommunen mit Verkaufsabsichten daher gut beraten, die langfristigen Auswirkungen eines Verkaufs gegenüber alternativen Möglichkeiten unter Berücksichtigung aller Faktoren zu bilanzieren und die vermuteten Vorteile nachzuweisen. 7.2 Überblick über Ergebnisse zu künftigen Entwicklungen und Risiken Die zu künftigen Entwicklungen im Bereich der großen Transaktionen angestellten Überlegungen (Zeithorizont fünf Jahre) haben ergeben, dass eine deutliche Erhöhung des Zinsniveaus und eine Veränderung der regionalen Wohnungsmarktverhältnisse spürbare Auswirkungen zeigen würden. Dabei wurde zum einen das Szenario „Status quo“ untersucht, das von einem gleich bleibenden Zinsniveau und anhaltenden Entspannungstendenzen auf den Wohnungsmärkten ausgeht. Zum anderen wurde das alternative Szenario „Spürbare Veränderung“ untersucht, bei dem ein kurzfristiger deutlicher Anstieg der Zinsen auf ein dann konstant hohes Niveau und einsetzende Anspannungstendenzen auf den Wohnungsmärkten angenommen wurden. Unter den Rahmenbedingungen des Szenario „Status quo“ dürften die Spitzenwerte der großen Transaktionen der Jahre 2004 und 2005 aufgrund des gegenüber dem Tiefststand von 2005 wieder angestiegenen Zinsniveaus in den kommenden Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr erreicht werden. Beim Szenario „Spürbare Veränderung“ ist aufgrund des Anstiegs der Zinsen mit einem wesentlich niedrigeren Umfang an Transaktionen zu rechnen. Bei beiden Szenarien ist eine Veränderung der Käuferstruktur zu erwarten: Beim Szenario „Spürbare Veränderung“ dürften sich aufgrund des Zinsanstiegs international agierende Finanzinvestoren und kurzfristig orientierte Käufergruppen, die mit hohen Fremdkapitalanteilen agieren, zugunsten von stärker auf Bestandshaltung orientierten Käufern zumindest teilweise vom deutschen Wohnimmobilienmarkt zurückziehen. Aber auch beim Szenario „Status quo“ kann trotz konstanter Zinsen 117 118 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 aufgrund der Wohnungsmarktentwicklung (Entspannung) vom Einsetzen eines gewissen Rückzugs international agierender Finanzinvestoren und kurzfristig orientierter Käufergruppen zugunsten von Bestandshaltern ausgegangen werden. Beim Szenario „Spürbare Veränderung“ sind aus Gründen erhöhter Finanzierungskosten weniger Modernisierungen, zusätzliche Einsparungen bei Instandhaltungen und geringere Verkaufszahlen bei der Einzelprivatisierung zu erwarten. Die Mieter werden demnach häufiger mit fehlender Instandhaltung und seltener mit Modernisierungen, zugleich jedoch aufgrund der sich anspannenden Wohnungsmarktverhältnisse häufiger mit allgemeinen Mieterhöhungen konfrontiert sein. Beim Szenario „Status quo“ dürfte aufgrund der weiter fortschreitenden Entspannung der Wohnungsmärkte das Durchsetzen von Mieterhöhungen, aber auch die Einzelprivatisierung erschwert werden. Längerfristig orientierte Käufer können auf fehlende Einnahmensteigerungen nur begrenzt mit zusätzlichen Kosteneinsparungen im Bereich der Instandhaltung reagieren, weil angesichts der entspannten Marktverhältnisse erhöhte Mietausfälle (Fluktuation, Leerstände) drohen. Unter den Käufern der letzten Jahre ist vermehrt mit Teilverkäufen zu rechnen, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen und kurzfristig orientierte Käufer dürften verstärkt versuchen, sich vollständig von den gekauften Beständen zu trennen. Für die Bewohner dürfte sich unter den Rahmenbedingungen des Szenarios „Status quo“ wenig ändern, weil durch die Entspannung der Wohnungsmärkte nur relativ moderate Mieterhöhungen zu erwarten sind und die privaten Käufer bemüht sein werden, sie als Mieter zu halten. Für die Kommunen verbessern sich zwar die Voraussetzungen, private Käufer zu einer Zusammenarbeit zu bewegen, weil diese unter diesen Marktverhältnissen stärker darauf angewiesen sind, allerdings wird in der Praxis weiterhin eine Zusammenarbeit eher selten sein. Unter den Bedingungen des Szenarios „Spürbare Veränderung“ werden die Mieter aufgrund der Wohnungsmarktanspannung mit stärkeren Mieterhöhungen konfrontiert. Für die Kommunen verschlechtern sich die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit privaten Käufern. Zusätzlich zu den auf Grundlage der Szenarien dargestellten Ergebnissen sind in Zusammenhang mit den Auswirkungen großer Transaktionen weitere bzw. längerfristige Risiken zu berücksichtigen. So ist damit zu rechnen, dass bei den verkauften Wohnungen in den nächsten Jahren in großem Umfang öffentlich-rechtliche Sozialbindungen und kommunale Belegungsrechte entfallen. Zudem laufen viele der privatrechtlichen Verpflichtungen, die die Käufer im Rahmen der Verkäufe der öffentlichen Hand bezogen auf die Mietenentwicklung und den Kündigungsschutz (Sozialchartas) eingegangen sind, innerhalb der nächsten zehn Jahre nach und nach aus. Das Auslaufen der öffentlich-rechtlichen Bindungen bei Sozialmietwohnungen bzw. der vertraglichen Verpflichtungen birgt längerfristig das Risiko, dass sich in den veräußerten Beständen stärkere Auswirkungen (Mieten, Fluktuation, Verdrängung) als bisher ergeben. Bezogen auf die von den Käufern verminderten Instandhaltungskosten besteht das Risiko, dass diese nicht vollständig auf Effizienzsteigerungen beruhen, sondern zu einem gewissen Teil auf einer Reduzierung von Maßnahmen, was längerfristig zumindest bei Teilen der verkauften Bestände eine grundlegende Verschlechterung der Gebäudesubstanz zur Folge hätte. Zusätzlich besteht das Risiko einer künftigen Veränderung des Agierens der Käufer, das dadurch entstehen könnte, dass einzelne Käufer in wirtschaftliche Not geraten. Auch im Vorfeld eines geplanten Exits könnte sich eine Veränderung des Handelns von Käufern ergeben, die zuvor ein für die Einzelprivatisierung und die Vermietung der Wohnungen abträgliches Medienecho über ein moderates Handeln vermieden haben. Anlässlich eines geplanten Ausstiegs könnte sich das moderate Agieren nach teilweise von Kritikern großer Transaktionen geäußerten Befürchtungen ins Gegenteil umkehren. Dieses Risiko besteht zwar, jedoch sind kaum Situationen denkbar, bei denen sich ein schlechtes Medienecho oder öffentliche Kritik nicht negativ auf den geplanten Exit (Verkauf, Börsengang) auswirken würde. 7.3 Handlungsbedarf und Empfehlungen Was den wohnungspolitischen Handlungsbedarf angeht, ist dieser nach den Ergebnissen der empirischen Untersuchungen und den Überlegungen zu künftigen Entwicklungen im Bereich großer Transaktionen weniger bei Bund und Ländern als vielmehr bei den Kommunen zu sehen. Die Auswirkungen der großen Transaktionen in den Bereichen Mieterhöhungen, Modernisierungen und Einzelprivatisierungen heben sich bislang weder quantitativ noch qualitativ so deutlich vom üblichen wohnungswirtschaftlichen Geschehen ab, dass bei den für diese Thematik in Frage kommenden klassischen wohnungspolitischen Instru- Überblick über die Ergebnisse, Handlungsbedarf und Empfehlungen menten des Bundes wie Mietrecht oder Kündigungsschutz Anlass zu Änderungen gesehen werden könnte. Ähnliches gilt für die wohnungspolitischen Handlungsfelder der Länder, wie beispielsweise die Förderpolitik.¹⁰⁶ Bund und Ländern kommt vielmehr die Rolle zu, das Feld der großen Transaktionen und der sich verändernden Anbieterstruktur weiter zu beobachten und ggf. zu reagieren, wenn sich künftig wesentlich drastischere Auswirkungen als bislang zeigen sollten. Zudem könnten Bund und Länder die Aufgabe wahrnehmen, die Kommunen im Umgang mit den großen Transaktionen und deren Folgen über die Bereitstellung von Informationen oder einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zwischen wohnungspolitischen Akteuren zu unterstützen. Der wesentliche Handlungsbedarf ist bei den Kommunen zu sehen, zum einen weil sich die Folgen der großen Transaktionen auf kommunaler Ebene am stärksten bemerkbar machen und das Handeln der Kommunen insbesondere in den Feldern Quartiersentwicklung und soziale Wohnungsversorgung unmittelbar berühren. Zudem verfügen die Kommunen über den weitaus größten Anteil der Verkaufspotenziale der öffentlichen Hand. Sofern die Kommunen bereits in größerem Umfang von Transaktionen betroffen sind, sollten sie versuchen - ähnlich wie das bereits einigen Kommunen gelungen ist - zu einer Zusammenarbeit mit den neuen Eigentümern in diesen Feldern zu kommen. Zum anderen besteht Handlungsbedarf, was die Rolle der Kommunen als Verkäufer ihrer Wohnungen bzw. Wohnungsunternehmen angeht, da sie hier zugleich die Rolle des Verursachers und des von Verkäufen Betroffenen einnehmen. Anders als bei den meisten bisherigen Verkäufen sollten die Kommunen sich bei ihrer Entscheidung über einen Verkauf nicht alleine von kurzfristigen finanziellen Einnahmen leiten lassen, sondern eine umfassendere Prüfung der Vor- und Nachteile eines Verkaufs bzw. eine Folgenabschätzung selbst durchführen oder durch einen unabhängigen Gutachter vornehmen lassen. Hierzu zählt insbesondere auch die Berücksichtigung des Einflussverlusts sowie der langfristigen Risiken und Folgekosten, die ein Verkauf für die Kommune mit sich bringt, wie beispielsweise eine Belastung des Sozialetats durch Mietsteigerungen oder Kosten für den Ersatz bzw. Einkauf von Leistungen des verkauften Unternehmens (Verlust der Sozial-/Stadtrendite). Dabei sollte insbesondere berücksichtigt werden, dass sich eine Verkaufsentscheidung, sollte sie sich im Nachhinein als falsch erweisen, in der Regel 119 nicht oder nur sehr schwer rückgängig machen lässt. Zudem sollte geprüft werden, wie sich die Bilanz Verkauf versus Nichtverkauf darstellt, wenn im Falle eines Nichtverkaufs Strategien der Verbesserung der Einnahmensituation von der Kommune verfolgt werden. So könnten beispielsweise Maßnahmen zur Steigerung der Rendite des kommunalen Wohnungsunternehmens (z. B. Erhöhung der Effizienz, sozialverträgliche Nutzung von Mieterhöhungsspielräumen, ggf. Einzelprivatisierung etc.) ins Auge gefasst werden, die ansonsten bei einem Verkauf vom Käufer in noch stringenterer Form zu erwarten wären. Eine Bilanzierung der Optionen Verkauf und Nichtverkauf durch die Kommunen würde erleichtert werden, wenn ihnen ein verbessertes Instrumentarium für die Bewertung der finanziellen und handlungsbezogenen Vor- und Nachteile (inkl. langfristige Folgekosten) zur Verfügung stünde. Derzeit gibt es vielfältige Bemühungen um eine Verbesserung des Instrumentariums (z. B. Sozial-/Stadtrendite etc.). Sollten hieraus künftig zusätzliche Möglichkeiten der Bewertung der Auswirkungen eines Verkaufs kommunaler Wohnungen erwachsen, sollten diese von den Kommunen bei ihrer Entscheidung genutzt werden. Sollte dennoch ein Verkauf kommunaler Wohnungen beabsichtigt oder unabdingbar sein, so sollten Alternativen zu einem Komplettverkauf an einen privaten Käufer geprüft werden. Sofern es sich nicht um sehr umfangreiche Bestände bzw. nur um Teilbestände handelt und die Kommune bereit ist, ggf. gewisse Kaufpreisabschläge hinzunehmen, könnte ein Verkauf an eine Genossenschaft in Frage kommen, wodurch sich die Perspektive einer längerfristigen Bewirtschaftung der Bestände durch den Käufer ergäbe. Eine weitere Alternative zu einem Verkauf an einen privaten Investor stellt ein Verkauf an ein anderes städtisches Unternehmen dar, wie er von einer Reihe von Kommunen bereits durchgeführt wurde. Hierbei ist anzumerken, dass ein solcher Verkauf in der Regel mit einer Erhöhung des Renditedrucks auf das veräußerte Wohnungsunternehmen verbunden ist, was Maßnahmen zur Effizienzsteigerung oder zur Erhöhung der Mieteinnahmen erforderlich macht. Gleichwohl können von dem Wohnungsunternehmen Aufgaben im Bereich Quartiersentwicklung und soziale Wohnungsversorgung wahrgenommen werden, die im Sinne der Kommune sind. Wenn ein Verkauf an Dritte bzw. private Käufer erwogen bzw. notwendig wird, dann sollten möglichst nicht das gesamte kommunale Wohnungsunternehmen bzw. der gesamte kom- (106) Bezogen auf etwaige Folgen der Einzelprivatisierung ist anzumerken, dass die Länder nach § 577a BGB die Möglichkeit haben, die Kündigungssperrfrist bei Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Gebieten mit besonders angespannter Wohnungsmarktsituation per Landesverordnung auf bis zu zehn Jahre zu verlängern. 120 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 munale Bestand, sondern nur Teile davon veräußert werden. Hierdurch verbleibt der Kommune ein Teilbestand, der es ihr ermöglicht, bestimmte Aufgaben und Ziele, z. B. der sozialen Wohnungsversorgung, weiterhin umzusetzen. Auch ein Verkauf von Teilbeständen an verschiedene Käufer könnte Vorteile mit sich bringen, z. B. eine geringere Abhängigkeit von dem Handeln eines großen Käufers bzw. eine breitere Anbieterstruktur und damit mehrere mögliche Kooperationspartner. Im Falle eines Verkaufs sollten zum einen Mieterbelange vertraglich gesichert werden (z. B. Regelungen zu Mietenentwicklung, Kündigungsschutz, Investitionen, Einzelprivatisierung, Weiterverkauf ), zum anderen sollten unmittelbare Interessen der Kommunen (Mitwirkung an Quartiersentwicklung, Stadtumbau, sozialer Wohnungsversorgung etc.) verankert werden. Was den Schutz der Bewohner angeht, sollte dieser möglichst durch eine Änderung der Mietverträge gesichert werden, da die eingeräumten Rechte im Falle des Weiterverkaufs der Bestände nicht nur mittelbar, sondern direkt gegenüber dem neuen Eigentümer eingefordert werden können. Dies kann, wie bereits in einigen Kommunen bei Verkäufen der letzten Jahre durchgeführt, durch eine einseitige Erklärung des Wohnungsunternehmens gegenüber den Mietern erfolgen, in der diesen zusätzliche Rechte eingeräumt oder vom Vermieter zusätzliche Verpflichtungen eingegangen werden. Unternehmensbezogene Mietbegrenzungsklauseln sollten vermieden werden, weil diese bei Mieterhöhungen im Einzelfall wenig Wirkung zeigen. Anhang Kurzbeschreibung der Fallbeispiele der vertiefenden Untersuchung Anhang 123 Kurzbeschreibung der Fallbeispiele¹⁰⁷ 1. Verkaufsfälle 1.1 KWG Kieler Wohnungsbaugesellschaft GmbH (Stadt Kiel an WCM/WCM an Blackstone Group) Kennzeichen: Verkauf eines kommunalen Wohnungsunternehmens an den deutschen Finanzinvestor WCM (1999) sowie Weiterverkauf nach fünf Jahren an internationalen Finanzinvestor Blackstone vor dem Hintergrund eines seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre entspannten Wohnungsmarkts Verkaufter Wohnungsbestand: geprägt von 50er-/60er-Jahre-Bauten (ca. 45 %) und 70er-Jahre-Bauten (ca. 27 %); Bestand im gesamten Stadtgebiet in einfachen bis mittleren Lagen; Schwerpunkt Großsiedlungsgebiet Kiel-Mettenhof (einfache Lage); hoher Anteil preisgebundener Wohnungen (1999 ca. 70 %, 2006 ca. 60 %) 1. Verkauf in 1999: Verkauf des Unternehmens mit rund 11 000 WE durch die Stadt Kiel an die deutsche Beteiligungsgesellschaft WCM; Verkauf umfasste gesamten kommunalen Bestand bzw. das größte Portfolio in Kiel (rund 8 % des Wohnungsbestands); Preis rund 409 Mio. € (rund 37 200 €/WE bzw. 630 €/m²) Verkaufsmotiv der Kommune: Einnahmen zur Reduzierung kommunaler Schulden; geprüfte Alternative des Verkaufs an Genossenschaften wegen zu geringer Einnahmen verworfen; Prüfung künftig ausreichender Anzahl gebundener Bestände (jedoch ohne Option einer möglichen Wiederanspannung des Marktes) Vertragsinhalte Verkauf Kommune: max. Mieterhöhung 3 % p. a. für 5 Jahre; Ausschluss Eigenbedarfs-/Verwertungskündigungen für 5 Jahre; Erhalt Mieterbeirat; Luxusmodernisierung nur bei Zustimmung der Mieter; Fortführung der sozialen Programme für 5 Jahre; Verpflichtung zu Modernisierungen in Höhe von mind. 51 Mio. € innerhalb von 5 Jahren; max. Verkauf 35 % des Bestandes über 10 Jahre; Erhalt des Unternehmens/Firmensitzes mind. 10 Jahre Maßnahmen/Strategien von WCM: • Erhöhung der Mieteinnahmen durch Leerstandssenkung (Ausgangsbasis rund 10 % Leerstand): teilweise Senkung von Mieten, besondere zielgruppenorientierte Werbeaktionen • keine Vermietung an Problemmieter (Mietschuldner, Störer etc.); intensivere Einforderung Mietrückstände (vorgerichtliches Mahnverfahren) • Fortsetzung Kooperation mit Stadt bei Wohnungsversorgung: Übernahme von der Stadt vermittelter Wohnungssuchender auch nach Auslaufen von Bindungen • kontinuierliche Wohnungsprivatisierung: ca. 1-2 % p. a. bei fünf Konzernunternehmen insgesamt (eher mittleres Niveau) • Modernisierung von Teilbeständen: 55 Mio. € in 5 Jahren in Zusammenhang mit vertraglichen Verpflichtungen aus Kauf (siehe oben) • ergänzender Blockverkauf/Portfoliobereinigung: rund 700 Wohnungen in 2003 2. Verkauf in 2004: Verkauf der KWG mit rund 9 500 WE durch WCM an die amerikanische Beteiligungsgesellschaft Blackstone Group; Verkauf im Rahmen eines Gesamtpaketes mit vier weiteren Wohnungsunternehmen mit Beständen in Nordrhein-Westfalen und Bremen (siehe Abbildung 3.4); Preis des Gesamtpakets mit 31 300 WE: 1 390 Mio. € bzw. rund 44 400 €/WE Verkaufsmotiv WCM: zügige Erzielung von Einnahmen wegen Finanzierungsproblemen des Konzerns bei Beteiligungen außerhalb der Wohnungsmarktbranche (Abkehr von ursprünglicher Langfriststrategie für Wohnungsunternehmen; Aufgabe des Beteiligungssegments Wohnen durch Konzern) Vertragsinhalte Verkauf WCM: Weitergabe der bestehenden vertraglichen Verpflichtungen aus erstem Kauf Maßnahmen/Strategien von Blackstone: • Fortsetzung der Vermietungs-/Privatisierungsstrategie von WCM • Fortsetzung von Maßnahmen in sozialen Problemgebieten auch nach Auslaufen der Verpflichtungen (in 2004) mit dem Ziel der besseren Vermietung der Bestände • verstärkte Nutzung von Synergien bei den fünf Tochter-Unternehmen (neben Kiel in Bremen, Wuppertal, Mönchengladbach) sowie Nutzung der Einsparpotenziale des internationalen Kapitalmarkts Auswirkungen auf Bestände und Bewohner: • Bestandsaufwertung in Teilbeständen (Abbau energetischer/städtebaulicher Defizite) (107) Zur Auswahl der Fallbeispiele für Verkaufsfälle und Städte/ Wohnungsmärkte siehe Kapitel 1 bzw. Tabelle 1.1. Die folgenden Kurzbeschreibungen enthalten Querverweise auf Abbildungen bzw. Tabellen im Hauptteil dieser Untersuchung (Kapitel 1 bis 7). 124 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 • Konflikte mit Mietern in Einzelfällen im Rahmen der Modernisierung und des Mietmahnverfahrens bei WCM • Rückgang des Leerstands von 10 % (1999) auf 5 % (2006) • Mietentwicklung moderater als vor kommunalem Verkauf (Folge der Leerstandsvermeidungsstrategie in Reaktion auf entspannte Marktlage); keine großen Konflikte • Einzelprivatisierung: ohne größere Konflikte mit Bewohnern, leicht unterdurchschnittliche Preisangebote im Vergleich zu Durchschnittspreisen vergleichbarer Bautypen (Grundstücksmarktbericht) • selektive Auswahl Mieter: Transfergeldempfänger/niedrige Einkommen werden akzeptiert, jedoch keine Problemmieter (Mietschuldner, Störer etc.) 1.2 GSW (Stadt Berlin an Cerberus/ Goldman Sachs) Kennzeichen: deutschlandweit größter Verkauf städtischer Wohnungsbestände, Kauf durch internationale Finanzinvestoren Cerberus/Goldman Sachs vor dem Hintergrund eines seit zweiter Hälfte der 90er Jahre weitgehend entspannten Wohnungsmarkts Verkaufter Wohnungsbestand: 65 700 Wohnungen, darunter rund die Hälfte Altbauten (v. a. in 20er-/30er-Jahre-Siedlungen), rund ein Viertel von 50er-/60er-Jahre-Bauten und ein Viertel seit 1970 errichtet; Bestand fast im gesamten Stadtgebiet (10 von 12 Bezirken) in einfachen bis guten Lagen; Schwerpunkt im Westteil der Stadt, insbesondere in Bezirken Spandau und Reinickendorf; rund 30 % preisgebundene Wohnungen; Leerstand ca. 5 % Verkaufsmotiv der Stadt: Einnahmen zur Reduzierung von Schulden; Auswahl der GSW aus den Berliner Wohnungsunternehmen v. a. wegen räumlich vergleichsweise gestreutem Wohnungsbestand bzw. Vermeidung einer lokal geballten Reduzierung des kommunalen Bestands (jedoch in Steglitz-Zehlendorf und Spandau Reduzierung um rund 70 % bzw. 50 %); keine differenzierte Folgenabschätzung für mögliche Wiederanspannung des Marktes (internes Gutachten einer Wirtschaftsprüfergesellschaft); es wurden keine Alternativen zum Verkauf an Private angestrebt (andere städtische Bestände/Unternehmen wurden zum Teil an weitere städtische Wohnungsgesellschaften verkauft bzw. mit diesen fusioniert) gescheiterter Verkauf in 2003: das höchste Angebot des ersten Bieterverfahrens (ca. 220 Mio. € netto) entsprach nicht Erwartungen der Stadt; ein zweites Verfahren wurde 2004 durchgeführt Verkauf in 2004: Verkauf des Unternehmens durch die Stadt Berlin an die internationalen Finanzinvestoren Cerberus/Goldman Sachs (anfängliche 10 % Minderheitsbeteiligung von ContestBeteiligungs GmbH); Verkauf umfasste 19 % des städtischen Bestands bzw. das größte Portfolio in Berlin (ca. 3,5 % des Wohnungsbestands); Preis rund 2 105 Mio. € (rund 32 000 €/WE bzw. 510 €/m²); Nettoverkaufserlös 405 Mio. € Mieterschutz/Vertragsinhalte: a) Vor Verkauf Versand eines Angebots einer unbefristeten Mietvertragsergänzung an die Mieter des GSW: Ausschluss der Eigenbedarfs-/ Verwertungskündigung, Mieterhöhungsverlangen nur unter Bezugnahme auf Mietspiegel, Ausschluss Luxusmodernisierung (Maßnahmen über dem „allgemein üblichen“ Standard von geförderten Wohnungsbaumaßnahmen), Bestandsschutz genehmigter Einbauten; Mietvertragsergänzung wurde nur von einem Teil der Mieter unterschrieben zurück gesandt b) Regelungen im Kaufvertrag: Verzicht Kündigung wegen Eigenbedarf/wirtschaftlicher Verwertung, Halt der Gesellschafteranteile an GSW für mind. 10 Jahre; dauerhafter Firmensitz Berlin, Aufsichtsratsitz Berlin bis 2012; EnBloc-Verkäufe nur bei Übernahmen Pflichten durch Folgekäufer Maßnahmen/Strategien von Cerberus/Goldman Sachs: • zügige Blockverkäufe nach Kauf (siehe Abbildung 3.3): rund 1 500 Wohnungen an Vivacon nach 6 Monaten (10/2004) und rund 4 000 Wohnungen an EijedomInvest nach 18 Monaten (12/2005); weitere Blockverkäufe als Option angekündigt • Einzelverkauf: ca. 8 000 WE für Einzelprivatisierung identifiziert; Erhöhung der Intensität der bereits vor dem Verkauf der GSW begonnenen Mieterprivatisierung (Ziel rund 4 500 Wohnungen 2006 bis 2010), Umsetzung über ausgewählte Schwerpunktquartiere (Pankow, Köpenick, Steglitz-Zehlendorf ); Verkaufspreise zwischen 1 000 und 1 200 €/m²; Vermeidung von Restanten • durch Verkäufe an Kapitalanleger/Fonds; Umsetzung nach „GSW-Privatisierungskodex“ (u. a. Mietererstangebot mit Vorzugspreis, bei Drittverkauf Ausschluss der Eigenbedarfskündigung) Anhang • Modernisierung schwerpunktmäßig in Teilen des 1 800-Wohnungs-Quartiers „Grüne Stadt“ (30er-Jahre-Siedlung im Bezirk Pankow); Vorbereitung von weiteren Maßnahmen • nach Einschätzung der GSW verfügen ihre Bestände vielfach über unterdurchschnittliche Mieten im Vergleich zu ähnlichen Beständen in Berlin; Durchschnittsmiete GSW 2005 von 4,17 € pro m² liegt im unteren Bereich der Spanne der Durchschnittsmieten der städtischen Wohnungsunternehmen (3,91 bis 4,64 € pro m²) in Berlin; Ziel der GSW: Heranführung an das allgemein übliche Niveau in der Stadt (unter Berücksichtigung der Leerstandsentwicklung) • Beteiligung an einer Kooperationsvereinbarung von Berliner Wohnungsunternehmen (städtische, kirchliche sowie zwei private Unternehmen - GSW und Gehag) mit dem Berliner Senat zur Beteiligung am Quartiersmanagement im Jahr 2005 (Bereitstellung Räumlichkeiten Quartiersarbeit, Informationsaustausch) • Beginn eines internen Neuorganisationsprozesses (u. a. Hierarchieabflachung) • Zusammenführung dezentraler Büros zur Optimierung des Vermietungsservices (Möglichkeit der Spezialisierung der Mitarbeiter für Aufgabenbereiche durch Zusammenlegung kleinerer Vor-Ort-Büros) • Optimierung der Fremdfinanzierung unter Nutzung der Erfahrungen der neuen Eigentümer Auswirkungen auf Bestände und Bewohner: • Konflikte mit Mieterhöhungen in zwei Gebieten bzw. Rücknahme nach (nicht über Initiativen etc. organisierten) Protesten: Verzicht auf rechtlich zulässigen (starken) Anstieg der Miete nach Bindungsauslauf sowie Rücknahme mit Begründung „technisches Versehen“ • Konflikte zum Grad der Modernisierung und Art der Beratung bei umfassenden Modernisierungsmaßnahmen (keine Luxussanierung, aber für Mieter erhebliche Mieterhöhungen möglich); Gründung einer Mieterinitiative; Intervention des Bezirksamts wegen befürchteter sozialer Verdrängungen (Aufstellungsbeschluss einer Umstrukturierungssatzung 03/2006); in 09/2006 Vereinbarung zwischen GSW, Bezirk und Sozialplanungsbüro über Verfahren mit unabhängiger Beratung sowie gestaffelten Modernisierungsmaßnahmen und Mietentwicklungen (Umsetzung noch ausstehend) • weitere Konflikte betreffen nicht GSW direkt, sondern von der GSW an Vivacon verkaufte 125 Bestände: Konflikte um Grad der Modernisierung bzw. bezogen auf Einzelprivatisierung (von Mietern/Verbänden befürchtete Verdrängung) 1.3 Teilverkauf kommunaler Wohnungen (Stadt Bonn an Firma Sahle) Kennzeichen: Teilverkauf kommunaler Wohnungsbestände durch die Stadt Bonn an das mittelständische deutsche Wohnungsunternehmen Firma Sahle (Unternehmensschwerpunkt Wohnungsbau und -vermietung) vor dem Hintergrund eines eher angespannten Wohnungsmarkts Verkaufter Wohnungsbestand: 2 500 Wohnungen, darunter überwiegend 50er-/60er-Jahre-Bauten (ca. 65 %) sowie Altbauten (30 %) und 70er-Jahre-Bauten (ca. 5 %); Bestand vor allen in Nordstadt (einfache bis mittlere Lage) sowie Südstadt (mittlere bis gute Lage); hoher Sanierungs-/Modernisierungsbedarf vor dem Verkauf: ca. 15 % Substandard (Ofenheizung etc.), weitere 65 % einfacher Standard/schlechter Zustand (Folge geringer Investitionen der über den kommunalen Haushalt bewirtschafteten Bestände); marginaler Anteil preisgebundener Wohnungen (1 %); kaum Leerstand (1 %); teilweise Belegung mit sozialen Randgruppen (Problemfälle der sozialen Wohnungsversorgung) Verkaufsmotiv der Kommune: Einnahmen zur Reduzierung kommunaler Schulden; Beseitigung des Sanierungsstaus in den Beständen; effizientere Bewirtschaftung der Bestände durch Herausnahme aus dem kommunalen Haushalt bzw. der kameralen Bewirtschaftung Gescheiterter Verkauf in 2000: zunächst Verhandlungen zum Verkauf der Bestände an die kommunale Gesellschaft Vebowag (Ratsbeschluss 25.5.2000); Verkaufsbedingungen waren Belegungsrechte für 1 200 Wohnungen und ein Ausschluss von Einzelverkäufen; das Angebot der Vebowag wurde als nicht ausreichend angesehen bzw. von der Verwaltung vorgeschlagen, einen am Markt zu erzielenden Verkehrswert im Wettbewerb zu ermitteln (Verwaltungsstellungnahme 9.6.2000) Verkaufsverfahren 2001/2002: Beschluss einer öffentlichen Ausschreibung mit Verkaufsbedingungen zu geplanten Sozialbindungen, u. a. Besetzungsrecht für 300 Wohnungen aus Pool von 1 250 Wohnungen für 10 Jahre bei Mieteneinordnung „einfache Lage und Ausstattung“ (Beschlüsse 22.3.2001/13.12.2001); mehrstufiges Verfah- 126 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 ren: vertrauliche Ansprache (68 Investoren, darunter fünf ausländische), Versand eines detaillierten Informationsmemorandums (28 Investoren, darunter zwei ausländische); Einholung schriftlicher Interessensbekundungen (11 eingegangen); Einladung sechs Investoren zur Due Dilligence; Kaufvertragsentwürfe drei Investoren; parallele Vertragsverhandlungen/ wettbewerbliches Bietverfahren; Verkauf unter Modifikation der ursprünglichen Sozialbindungen (nur 75 Besetzungsrechte für bestimmte Wohnungen), die zu einer Erhöhung des ursprünglichen Preisangebots des Käufers um 22 % führte (vgl. Begründung zum Ratsbeschluss vom 26.9.2002) Verkauf 2002: Verkauf der im direkten Eigentum der Stadt befindlichen 2 500 Wohnungen an die nordrheinwestfälische Firma Sahle (Bestandshalter mit seinerzeit 20 000 Wohnungen) zum Preis von rund 86 Mio. € (rund 34 600 €/WE bzw. 590 €/m²); verbleibender kommunaler Wohnungsbestand: rund 6 200 Wohnungen der Vebowag (Mehrheitseigentümerin Stadt Bonn) Vertragsinhalte: Besetzungsrecht für 75 Wohnungen mit begrenzter Nettokaltmiete (Mittelwert Mietspiegel, einfache Lage und Ausstattung); insgesamt rund 2 200 Wohnungen langfristig im Bestand halten (u. a. gesichert durch Rückkaufrecht); Verkauf von 300 Wohnungen vorrangig an Mieter; Verpflichtung zu Modernisierung mit Volumen von rund 75 Mio. €, teilweise unter Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittel aus dem Landesprogramm „Um-/Ausbau“ (Ziel: 1 800 geförderte Wohnungen/Bindungen) Maßnahmen/Strategien von Firma Sahle: • rund 900 Wohnungen 2003 bis 2005 modernisiert (ca. 35 Mio. €), darunter ca. 150 Wohnungen mit öffentlicher Förderung (Belegungsbindungen); Beantragung von weiteren Fördermitteln aus dem Programm „Um-/Ausbau“; Mittel wegen begrenzter regionaler Kontingente/Auslaufen des Programms nicht bewilligt bzw. nicht zur Verfügung stehend, daher frei finanzierte Modernisierung der Mehrheit der Wohnungen; überwiegend frei finanzierte Modernisierung von weiteren 750 Wohnungen 2006 bis 2010 geplant (27 Mio. €) • modernisierungsbedingte Anhebungen von Mieten um etwa 1,80 bis 2,50 € pro m² auf 6,80 bis 7,50 € pro m², typische Miete bei gutem Standard/mittlerem Zustand beträgt 7,10 € pro m²; zum Teil über mehrere Jahre gestaffelte Anhebung • nicht modernisierungsbedingte Erhöhung der Mieten auf Mietspiegelniveau (starke Streuung der Ausgangsmieten; teilweise Mietspiegelniveau, teilweise deutlich unterhalb) • Quartiersumbau in Teilgebieten: Abriss von 70 Wohnungen (nicht modernisierungsfähige Schlichtbauten) sowie Neubau von Gebäuden (40 Wohnungen) und Dachausbau (20 Wohnungen); 2006 bis 2010 geplante weitere Abrisse (80 Wohnungen) und Neubauten (200 Wohnungen) und Dachausbauten (20 Wohnungen) • Verkauf von Wohnungen in der Südstadt (überwiegend Altbau) vorrangig an Mieter; Mieterprivatisierung für 1 100 € pro m² (einfacher Standard) bis 1 600 € pro m² (mittlerer Standard) Auswirkungen auf Bestände und Bewohner: • Konflikte zum Umfang der Modernisierung (angestrebter einheitlicher mittlerer/guter Standard) sowie zum Umgang mit Mietereinbauten (Gasetagenheizungen) in verschiedenen Einzelfällen (Proteste über Presse etc, keine Mieterinitiative oder organisierte Ablehnung der Maßnahmen); teilweise Lösung über Alternativwohnungen im Quartier (Bestände mit geringeren Maßnahmen) • weitgehender Austausch der Mieterschaft in den Substandardwohnungen (sehr hoher Anteil sozialer Randgruppen bzw. schwer integrierbarer Personengruppen wie Drogenabhängige, Punks etc.) durch Modernisierungsmaßnahmen. Wohnungsversorgung dieser Mieter erfolgte (nach Angaben befragter lokaler Gesprächspartner) zum Teil beim kommunalen Wohnungsunternehmen (über Belegungsrechte), zum Teil durch eine eigenständige Suche • erhöhte Fluktuation in begrenztem Umfang in Folge der Modernisierungen in übrigen Beständen; nach Angaben des Vermieters verblieben ca. 80 % der betroffenen Mieter und 20 % verließen das Quartier, zum Teil wegen gestiegener Miete und zum Teil wegen allgemeiner Wohnungsneuorientierung im Kontext der Maßnahmen (zum Vergleich: Techem-Umzugsquotient für Bonn 16,5 % in 2004 und 12,2 % in 2003) Anhang 1.4 Elf Gesellschaften des Bundeseisenbahnvermögens (Bund an Deutsche Annington Immobilien GmbH/Terra Firma) Kennzeichen: größter Verkauf von Wohnungsbeständen der öffentlichen Hand (hier Bund); Kauf durch den internationalen Finanzinvestor Terra Firma bzw. seine deutsche Plattform Deutsche Annington Immobilien GmbH Wohnungsmarktlage: überregionales Portfolio mit sich stark unterscheidenden Wohnungsmarktlage von stark entspannt (z. B. Leipzig) über eher entspannte Märkte (z. B. Essen) bis zu angespannten Märkten (z. B. Frankfurt a. M.) Verkaufter Wohnungsbestand: 64 000 Wohnungen, darunter überwiegend 50er-/60er-Jahre-Bauten (schätzungsweise drei Fünftel) sowie zu kleineren Teilen Altbauten (schätzungsweise ein knappes Drittel), zu sehr geringen Teilen Bestände mit Baujahr ab 1970 (etwa ein Zehntel); eher geringer Anteil preisgebundener Wohnungen (etwa ein Zehntel); regionale Schwerpunkte: Nordrhein-Westfalen (EWG Köln 8 100 WE, EWG Essen 9 000 WE), Bayern (EWG München rund 5 500 WE; EWG Nürnberg 3 600 WE; EWG Regensburg 3 300 WE), Hessen (EWG Frankfurt 6 600 WE, EWG Kassel 3 500 WE), Baden (EWG Karlsruhe 5 600 WE), Rheinland-Pfalz (EWG Mainz 4 400 WE) sowie Treuhandbestände des BEV in Sachsen (9 000 WE), Sachsen-Anhalt (1 800 WE) und Thüringen (1 700 WE); überwiegend innerstädtische, gut erreichbare Bestände (Bahnnähe); in Westdeutschland: heterogene Bestände (in Abhängigkeit von der damaligen Strategie der einzelnen EWG und der Marktlage) hinsichtlich Mietenniveau (teilweise Mietspiegelniveau erreicht, teilweise unterhalb), Leerstand und Modernisierungsstand, allerdings keine Bestände mit Instandhaltungs-/ Modernisierungsstau; in Ostdeutschland: v. a. traditionelle Bauweise; teils saniert, teils unsaniert (dort Leerstandskonzentration) Verkauf in 2001: Verkauf der Mehrheitsanteile (94,9 %) an 11 Eisenbahnergesellschaften des Bundeseisenbahnvermögens mit rund 64 000 Wohnungen für 2 096 Mio. € (rund 34 500 €/WE bzw. ca. 500 €/m²) an die Deutsche Annington Immobilien GmbH, die sich im Eigentum des in Großbritannien firmierenden Fonds Terra Firma befindet (Fonds-Kapital ursprünglich mehrheitlich von japanischer Nomura-Bank) 127 Verkaufsmotiv des Bundes: vorrangig Einnahmen zur Schuldenreduzierung; Alternative zum Verkauf, die Umstrukturierung der Eisenbahner-Wohnungsfürsorge (Gutachter-Vorschlag), wurde nicht verfolgt Vertragsinhalte Verkauf: Ausschluss Eigenbedarfs-/Verwertungskündigung für derzeitige Eisenbahnermieter (Mitarbeiter, Mitarbeiter im Ruhestand oder Ehegatten/Hinterbliebene); Begrenzung Mieterhöhung 3 % p. a. zzgl. Inflationsrate (10 Jahre); Ausschluss Luxussanierungen; Nachtrag zum Mietvertrag zu vorgenannten mieterrechtlichen Schutzklauseln (einzelvertragliche Regel); bei Einzelverkauf Vorzugsangebote an Mieter/Angehörige (10 % unter Marktpreis unvermietete Wohnung); Hausverkäufe und Verkauf von Einzelwohnungen an Dritte nur bei aus Nicht-Eisenbahnern bestehender Bewohnerschaft; maximale Veräußerung von 10 % des Bestands in 10 Jahren; Verpflichtung zu Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen von durchschnittlich rund 12,78 € pro m²/Jahr für 5 Jahre; Bestandsgarantie aller Eisenbahngesellschaften (Verschmelzungsverbot); dauerhafte Aufrechterhaltung Wohnungsfürsorge Eisenbahner (Wohnungsangebote für Eisenbahner); Weisungsrecht des Bundeseisenbahnvermögens im Bereich Wohnungsfürsorge/Wohnungsbeschaffung, dauerhaft Aufsichtratsplätze für Bundeseisenbahnvermögen und Personalvertretung Modifikation Vertragsinhalte: aufgrund des großen Verkaufserfolges bei der Einzelprivatisierung und des Interesses von Mietern am Kauf von Wohnungen wurde zwischen der Deutschen Annington und dem Bund 2005 eine Erhöhung der Verkaufsquote auf 50 % in 10 Jahren vereinbart (Gegenleistungen: Geldzahlung sowie Verlängerung der Mindestinvestitionsregel um weitere fünf Jahre) Maßnahmen/Strategien von Annington: • Erhöhung der unter Mietspiegelwerten liegenden Mieten (Ausschöpfung der vertraglichen Maximalgrenze in Teilmärkten, z. B. in Frankfurt/München); teilweise Reduzierung der Mieten zur Leerstandsvermeidung bei bereits hohem Mietniveau/entspanntem Markt (z. B. in Essen); Reduzierung der Mietrückstände (Verbesserung Mahnwesen) • Professionalisierung des Privatisierungsgeschäfts durch spezialisierte Tochterunternehmen; Mieterprivatisierung in fast allen Regionen mit hoher Intensität; Ausnahme Ostdeutschland: Einstellung der Einzelprivatisierung nach schlechter Erfahrung mit Vermarktung 128 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 • Wohnungsmodernisierung vorrangig bei einzelnen Wohnungen (Fluktuationsmaßnahmen); an Mikrostandort angepasster Maßnahmenumfang (innerhalb der Bestände differenzierter Ausstattungsstand); sukzessive Gebäudemodernisierungen, v. a. energetische Maßnahmen bzw. Instandsetzung von Gemeinschaftsanlagen bei Privatisierungsbeständen • kleine Blockverkäufe nur im Ausnahmefall der Portfoliobereinigung (insbesondere dezentrale Standorte oder stark sanierungsbedürftige Bestände in Ostdeutschland); größter Verkauf ca. 640 Wohnungen in Leipzig • Abstimmung von Mieterinformationen/ Merkblättern mit dem Bundeseisenbahnvermögen/Eisenbahner-Gewerkschaften zum Kauf der Wohnung bzw. zur Zustimmung zum Verkauf des Hauses • Ausbau des Portfolios des Unternehmens durch Zukauf anderer Unternehmen und Zusammenführung der Verwaltung/Bewirtschaftung; sukzessive Erschließung von Synergie-Effekten (z. B. Mengeneffekte, gemeinsamer Vermietungsservice) • Optimierung der Fremdfinanzierung der einzelnen Gesellschaften • schrittweiser Aufbau des Mieterservices „Wohnen plus“ für ältere Mieter: professionelle Beratung zu/Vermittlung von Pflege-/ Hilfsdiensten und Notrufdiensten; Hilfen zur altengerechten Wohnraumanpassung (auch von Eigentumswohnungen) Auswirkungen auf Bestände und Bewohner: • geringe Konflikte bei Modernisierungen • Mietenentwicklung insgesamt zwar steigend, jedoch wenig Hinweise auf bedeutende Probleme mit Mietern (vergleichsweise kleine Mietschritte in Einzeljahren) • Probleme/Konflikte bei Einzelprivatisierung in der Startphase, behoben durch Ausschluss von Verkäufern mit Beratungsdefiziten • nach Startphase (2-3 Jahre) hohe Privatisierungsquoten von 7-9 % p. a. vor allem in eher angespannten Märkten erreicht (z. B. München, Karlsruhe, Köln), aber auch auf eher entspannten Märkten Quoten von ca. 5-6 % p. a. (z. B. Essen); Verkaufspreise von bundesdurchschnittlich 1 000 bis 1 150 € pro m² mit regionaler Differenzierung; überwiegend Verkauf an Mieter und deren Verwandte 1.5 Wohnungsbau Hoechst GmbH/Hoechst Bauen und Wohnen GmbH (Hoechst AG an Deutsche Wohnen AG) Kennzeichen: Verkauf eines industrieverbundenen Unternehmens an die neu gegründete deutsche Immobilien-AG Deutsche Wohnen vor dem Hintergrund eines eher angespannten Wohnungsmarkts Verkaufter Wohnungsbestand: 9 100 Wohnungen, darunter überwiegend 50er-/60er-Jahre-Bauten (etwa zwei Drittel) sowie des Weiteren vor allem Altbauten (etwa ein Viertel; Bestände ab 1970 etwa ein Zehntel); Anteil preisgebundener Wohnungen rund zwei Fünftel; regionaler Schwerpunkt: Raum Frankfurt a. M. (drei Viertel des Portfolios), innerhalb von Frankfurt vor allem nördlich des Main gelegene Ortsteile (Sindlingen, Höchst, Griesheim, Fechenheim) bzw. überwiegend einfache Lage; weitere Bestände in Bayern/NordrheinWestfalen; Mieten bei Verkauf nicht erheblich unter Mietspiegelniveau (Mieterhöhung des Voreigentümers in den 90er Jahren zum Abbau steuerpflichtiger geldwerter Vorteile der Mitarbeiter) Verkauf in 1999: Verkauf aller Wohnungsunternehmen der Hoechst AG (Wohnungsbau Hoechst GmbH; Hoechst Bauen und Wohnen GmbH) mit insgesamt 9 100 Wohnungen an die Deutsche Bank/Deutsche Wohnen AG (siehe unten Eigentümer); Preis nicht bekannt Verkaufsmotiv des Unternehmens: Orientierung auf das Kerngeschäft; entfallene Bedeutung der Wohnungsversorgung von Betriebsangehörigen Vertragsinhalte Verkauf: keine speziellen Mieterschutzregelungen getroffen; jedoch Übernahme von Verpflichtungen des gekauften Unternehmen aufgrund einer Vereinbarung mit dem Hoechst-Betriebsrat aus den 90er Jahren (anfänglich max. Mieterhöhung 14 % statt seinerzeitiger mietrechtlicher 30 %-Kappungsgrenze bzw. heutiger 20 %-Kappungsgrenze) Eigentümerin Deutsche Wohnen AG: der Deutsche Wohnen Konzern wurde 1998/1999 aufgebaut, bei dem die DB Real Estate Management GmbH (100 %-Tochter der Deutschen Bank) neben den Wohnungsbeständen der Hoechst AG die 1998 erworbene Heimstätte Rheinland-Pfalz mit einbrachte; die Börseneinführung erfolgte 1999; Aktionärsstruktur 2005: Ärzteversorgung Westfalen Lippe 9 %, Deutscher Herold 7 %, ca. 40 institutionelle In- Anhang vestoren, rund 4 100 private Anteilseigner; im Mai/Juni 2006 beschlossen Aktionäre den Verzicht auf ein Andienungsrecht in 2009 (garantierte Rückgabebedingungen) bzw. wandelten mehrheitlich Namensaktien in Inhaberaktien; die Deutsche Bank beendete einen bis dahin bestehenden Beherrschungsvertrag über die Deutsche Wohnen AG Maßnahmen/Strategien der Deutschen Wohnen AG: • Differenzierung der Bestände in Verkaufs-/ Vermietungsbestände; ab 2001 Einführung eines konzerneinheitlichen Portfoliomanagements zur zielgerichteten Auswahl von Beständen für Vermietung/Privatisierung sowie Bestimmung des Umfangs von Maßnahmen der Modernisierung/Instandsetzung • Erhöhung der unter Mietspiegelniveau liegenden Mieten; Neuvertragsabschlüsse zum maximal am Markt erzielbaren Preis (bis zu rechtlich zulässigen 20 % über Mietspiegel); im Mietwohnungsbestand des Konzerns (inkl. Bestände ehem. Heimstätte Rheinland-Pfalz) stieg Durchschnittsmiete von 1999 bis 2005 um 14,6 % (2,4 % p. a.) • Aufbau und Intensivierung der Mieterprivatisierung; Konzentration auf einzelne Quartiere; Anstieg der Privatisierungsquote bis auf 6 % p. a. im Konzerndurchschnitt; im Frankfurter Raum Verkaufsquote 1999 bis 2005 gleich hoch wie im Gesamtkonzern; Akzeptanz nicht privatisierungsbedingter Leerstände (3-4 %) zur Erzielung höherer Verkaufspreise • überwiegender Verkauf von Wohnungen an Mieter und Selbstnutzer, weniger als ein Drittel der Wohnungen werden an Kapitalanleger verkauft (Eigenangaben Unterneh- 129 men); die Verkaufspreise in Frankfurt entsprechen den laut Grundstücksmarktbericht für die relevanten Marktsegmente (Baualter, Vermietungsstand) erzielten Durchschnittspreisen • Reduzierung des Modernisierungs- und Instandhaltungsaufwands in 2001 (nur Durchführung dringend erforderlicher oder verkaufsfördernder Maßnahmen); Halten dieses Modernisierungs- und Instandsetzungsniveaus seitdem; Konzentration der Modernisierung auf Gebäude, bei denen innerhalb von 10 Jahren Refinanzierung über die Mieterlöse gesichert ist • Blockverkäufe/Verkäufe Häuser in Einzelfällen zur Portfoliobereinigung (vor allem außerhalb der regionalen Schwerpunkte wegen des dort höheren Bewirtschaftungsaufwandes) • Übertragung des Betriebs von Heizungsanlagen (Wärmecontracting) für Teile der Bestände auf Dritte Auswirkungen auf Bestände und Bewohner: • teilweise Verunsicherung der Mieter über künftige Entwicklung bei Einzelprivatisierung/Gründung eines speziellen Mietervereins aus Anlass des Verkaufs (Mieterverein Hoechster Wohnen e. V. mit nach Eigenangaben 2 300 Mitgliedern) • Widerstände (Rechtsstreitigkeiten/Intervention Mieterverein) gegen Verlagerung von nicht umlagefähigen Kosten auf Betriebskosten durch Wärmecontracting (Kostenverlagerung bei Bestandsmietern zurückgenommen) • keine Hinweise auf größere Konflikte wegen Mietenerhöhungen (allgemein und in Zusammenhang mit Modernisierungen) 130 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 2. Städte/Wohnungsmärkte 2.1 Kiel (Schleswig-Holstein/233 000 Einwohner) Kennzeichen: früh einsetzende Verkäufe (1997) sowie umfangreiche Wiederverkäufe Wohnungsmarktlage: weitgehend entspannte Wohnungsmarktlage seit zweiter Hälfte der 90er Jahre (marktaktiver Leerstand zwischen 2,5 % und 5,0 %) Verkaufsvolumen: von 1997 bis Juni 2006 wurden rund 22 500 WE bei erstmalig verkauft (ca. 17 % des Wohnungsbestands); rund 19 500 WE wurden nach 2 bis 5 Jahren wieder verkauft (Zweit- und Drittverkäufe); insgesamt mind. 42 000 Wohnungen im Rahmen großer Transaktionen verkauft (inkl. Wiederverkäufe) Große Transaktionen: Verkaufsvolumen v. a. von Verkäufen der beiden größten Portfolios in Kiel geprägt: • Verkauf der ehemaligen Kieler Werft-Werkswohnungen von TUI/Preussag (rund 8 300 Wohnungen) in zwei Margen (1997/2000); kleinere Marge (rund 2 300 Wohnungen) 1997 an deutschen Bestandshalter (Falk KG/KIV); größere Marge (rund 6 000 Wohnungen) in 2000 von deutschem Immobilienhändler (DAL) erworben und in 2003 an australischen Fonds (Babcock&Brown) vollständig weiter verkauft; weiterer Verkauf von Teilbeständen (rund 3 600 Wohnungen) des Fonds an dänischen Investor (siehe Abbildung 3.1) • Verkauf des kommunalen Unternehmens KWG mit rund 11 000 WE durch die Stadt Kiel an die deutsche Beteiligungsgesellschaft WCM in 1999 (gesamter kommunaler Bestand); Weiterverkauf durch WCM an amerikanische Beteiligungsgesellschaft Blackstone Group in 2004 (siehe Abbildung 3.4) • überwiegend vergleichsweise kleine Anteile (jeweils einige 100 WE) an überregionalen Portfolios (BIG Heimbau, LEG SchleswigHolstein, Deutschbau/Viterra, Eisenbahnerwohnungen/Nileg); zusätzlich rund 2 100 WE beim BauBeCon-Verkauf Verkaufter Wohnungsbestand: Bestände im gesamten Stadtgebiet in einfachen bis mittleren Lagen; Schwerpunkte Großsiedlungsgebiet Kiel-Mettenhof sowie Kiel-Gaarden (zum Teil Soziale-Stadt-Gebiet); überwiegend 50er-/60er-Jahre-Bestände; Altbauten v. a. bei ehem. Werkswohnungen; gebundene Bestände v. a. bei ehem. kommunalen Beständen (ca. 70 %), ansonsten geringe Anteile gebundener Bestände (0 % bis 8 %) Marktanteile der Eigentümer: größter Einzeleigentümer ca. 7 % des Wohnungsbestands (Blackstone/KWG), weitere vier Eigentümer mit ca. 2 % bis 3 % des Bestands; Tendenz: Verringerung der Bestände großer Eigentümer (Aufteilung von Portfolios, Blockverkäufe) Veränderung Eigentümerstruktur: Reduzierung der Bestände der öffentlichen Hand um 12 200 WE; Zunahme privater Bestände 12 200 WE, darunter Zunahme bei Unternehmen aus angelsächsischem Ausland (+15 200 WE) und kontinentaleuropäischem Ausland (+3 600 WE) und Rückgang bei industrieverbundenen Unternehmen (-8 300 WE; siehe Tabelle 5.2) Maßnahmen der Käufer: • insgesamt geringe Modernisierungsaktivität (überwiegend nur bei Mieterfluktuation); Modernisierung von Blöcken nur bei Teilbeständen eines Unternehmens (KWG) • Mieterhöhungen insgesamt eher gering aufgrund Marktlage (drohende Leerstände); Veränderung der Mietstrategie v. a. bei ehem. kommunalen Unternehmen: teilweise Mietsenkungen zur Leerstandsvermeidung, Ausschluss von Problemmietern (Mietschuldner, Störer etc.) • Einzelprivatisierung geringer bis mittlerer Intensität (max. 1-2 % des Bestands p. a.); zum Teil Erwerber ohne Einzelprivatisierung (Bestände nicht geeignet) • Blockverkäufe nur in einem Einzelfall (700 WE) Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt und das Handeln der Kommune: • Mietenentwicklung Wohnungsmarkt: aufgrund relativ geringer Erhöhung der Mieten in verkauften Beständen haben Transaktionen wenig Einfluss auf Mietenniveau der Stadt; Neuvermietungsmieten in Kiel sinkend/stagnierend (siehe Abbildung 5.1); Mietspiegelmieten bei Teilsegmenten sinkend 2006/2004 und 2004/2002 (insbesondere kleinere/mittlere Wohnungen in einfacher Lage sowie Baualter vor 1976 mit einfacher/mittlerer Ausstattung); Folge: sinkende Erhöhungsspielräume bei Bestandsmieten (für gekaufte Bestände typische Segmente) • Marktentwicklung Eigentumswohnungen: Einzelprivatisierung der Käufer hat aufgrund eher geringer Verkaufszahlen wenig Anhang Einfluss auf den städtischen Markt, keine erkennbare Erhöhung der Verkaufszahlen nach Transaktionen, Preise tendenziell sinkend (siehe Abbildungen 5.7 und 5.8) • Vermittlung Wohnungssuchender durch Stadt: Vermittlungsquote auch nach Verkauf kommunaler Bestände vergleichsweise hoch (siehe Abbildung 5.12), Grund: entspannte Wohnungsmarktlage und zum Teil Fortsetzung der bereits zuvor bestehenden Kooperation zwischen Stadt und kommunalem Unternehmen KWG nach deren Verkauf (Vermittlung von Mietinteressenten/ Wohnberechtigten); ausgesprochene „Problemmieter“ (Mietschuldner, Störer etc.) werden von der KWG jedoch nicht mehr übernommen • Kooperation bei Quartiersmaßnahmen: Beteiligung im Programmgebiet „Soziale Stadt“ durch zwei Käufer mit umfangreichen Beständen in diesem Quartier (KWG, Falk/ KIV); bei KWG vertragliche Verpflichtung aus Kauf bis 2004, danach Fortsetzung aus Interesse an besserer Vermietung 2.2 Essen (Nordrhein-Westfalen/588 000 Einwohner) Kennzeichen: früher innerkommunaler Verkauf des städtischen Wohnungsunternehmens (1997) sowie mehrere jüngere Verkäufe vor allem durch industrieverbundene Unternehmen an internationale Investoren (2001-2005) Wohnungsmarktlage: weitgehend entspannte Wohnungsmarktlage seit Ende der 90er Jahre (marktaktiver Leerstand zwischen 2,5 % und 5,0 %) Verkaufsvolumen: von 1997 bis Juni 2006 wurden rund 43 000 WE erstmalig verkauft (ca. 14 % des Wohnungsbestands); es wurden sehr wenige der verkauften Wohnungen erneut verkauft (nur ca. 300 WE) Große Transaktionen: Verkaufsvolumen v. a. vom innerkommunalen Verkauf und sowie von in Essen gelegenen Teilen überregionaler Portfolios geprägt (Schwerpunkt im Zeitraum 2004/2005): • Verkauf der Mehrheitsanteile (96 %) der Allbau AG mit anteilig rund 17 800 WE durch Stadt Essen an die Stadtwerke Essen (Mehrheitseigentümerin Stadt Essen) in 1997 • Essener Anteile an bundesweiten Portfolios: ca. 2 900 WE des Bundeseisenbahnvermögens an Deutsche Annington Immobilien GmbH in 2001, 1 800 WE der GAGFAH (Bundesversicherungsanstalt für Angestell- 131 te) an Fortress in 2004 und 6 600 WE der Viterra (EON) an Annington in 2005 • Essener Anteile an Ruhrgebiets-Portfolios: 2 300 WE der RWE an Annington in 2004 und 11 000 WE von Thyssen an Morgan Stanley/Corpus in 2004 (Fortführung unter Firma Immeo) sowie jeweils einige 100 WE aus Verkäufen von Privateigentümern (in 2005 an Cerberus bzw. Quantum) Verkaufter Wohnungsbestand: Bestände im gesamten Stadtgebiet (kommunale Bestände) in einfachen bis mittleren Lagen; Schwerpunkte im Westen (Stadtbezirk III/Altendorf, Frohnhausen) und im Norden (Bezirk V/Altenessen, Bezirk VI Kartenberg) sowie teilweise Osten (Bezirk VII/Kray, Steele); überwiegend 50er-/60er-Jahre-Bestände; Altbauten schätzungsweise unter einem Viertel; etwas höhere Anteile 70er-/80er-Jahre-Bestände beim kommunalen Portfolio; ca. ein Viertel der Bestände preisgebunden, mit starker Streuung bei einzelnen Portfolios Marktanteile der Eigentümer: größter Einzeleigentümer ca. 6 % des Wohnungsbestands (Allbau/Stadtwerke), weitere zwei Eigentümer mit ca. 3 % bis 4 % des Bestands (Annington sowie Morgan Stanley/Corpus (Immeo)); Gesamttendenz: Herausbildung eines neuen großen Eigentümers durch mehrere Aufkäufe (Annington), der jedoch geringeren Anteil als kommunales Unternehmen hat Veränderung Eigentümerstruktur: Reduzierung der Bestände der öffentlichen Hand um 4 600 WE; Zunahme privater Bestände um 4 600 WE, darunter starke Zunahme bei Unternehmen aus angelsächsischem Ausland (+25 300 WE) und Rückgang bei industrieverbundenen Unternehmen (-19 900 WE; siehe Tabelle 5.3) Maßnahmen der Käufer: • insgesamt geringe Modernisierungsaktivität; wenig blockweise Modernisierung (Ausnahme: im Gebiet Vogelheim durch Allbau in Zusammenarbeit mit anderen Eigentümern) • Mieterhöhungen gering aufgrund Marktlage (drohende Leestände); teilweise Mietsenkungen und zielgruppenbezogene Ermäßigungen (z. B. Studenten) • Einzelprivatisierung (Mieterprivatisierung): hohe Intensität bei einigen Eigentümern (bis zu 6 % p. a.; Annington); andere mit geringer Intensität (unter 1 % des Bestands p. a.; Allbau) • kleinere Blockverkäufe (<100 WE) einzelner Eigentümer (Allbau, Immeo) 132 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 • Aufrechterhaltung der bisherigen Kommunikationsstrukturen zwischen lokalen Wohnungsunternehmen (Arbeitsgemeinschaft Essener Wohnungsunternehmen) Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt und das Handeln der Kommune: • Mietenentwicklung Wohnungsmarkt: aufgrund geringer Erhöhung der Mieten in verkauften Beständen haben Transaktionen wenig Einfluss auf Mietenniveau der Stadt; Neuvertragsmieten für Bestandswohnungen (ohne Neubau) stagnieren (siehe Abbildung 5.2); nach Experteneinschätzungen stagnieren die Bestandsmieten ebenso (Mietspiegelmieten 2001 und 2005 wegen Methodenwechsel nicht direkt vergleichbar) • Verkäufe Eigentumswohnungen: deutliche Zunahme der Verkaufshäufigkeit von Eigentumswohnungen in der Stadt ab 2005 erkennbar, nachdem in 2004/2005 große Portfolios von Käufern mit intensiver Privatisierungsstrategie (Annington, Morgan Stanley/Corpus, Fortress) gekauft wurden (siehe Abbildung 5.6); Angaben zur Preisentwicklung von Eigentumswohnungen in Essen liegen nicht vor; von der Stadt wurde 2005 zur Vermeidung von Privatisierungskonflikten eine Informationsbroschüre herausgegeben • kommunale Wohnungsversorgung: beim Stadtwerke-Unternehmen Allbau besteht fortgesetzte Bereitschaft zur Übernahme sozial Schwacher (kein grundsätzlicher Ausschluss von Problemmietern); von den neuen Eigentümern der ehemaligen industrieverbundenen Bestände (RWE, Thyssen) werden Wohnungssuchende u. a. im Zusammenhang mit bestehenden öffentlichrechtlichen Belegungsbindungen weiterhin übernommen, dabei jedoch ausgesprochene Problemmieter (Mietschuldner, Störer etc.) ausgeschlossen • Stadtentwicklung: bisherige Kooperationen erfolgten v. a. mit Unternehmen, die nicht gekauft wurden (Genossenschaften, Ausnahme: Stadtwerke-Unternehmen Allbau); von einem jüngeren Verkauf (2005) sind Bestände in einem „Soziale Stadt“-Gebiet (Katernberg) betroffen, die Fortsetzung der Beteiligung an den Maßnahmen in dem Gebiet durch den Viterra-Käufer Deutsche Annington ist noch offen 2.3 Frankfurt a. M. (Hessen/647 000 Einwohner) Kennzeichen: früh einsetzende Verkaufsaktivität mit einer Vielzahl von großen Transaktionen (deutschlandweit höchstes Verkaufsvolumen auf einem angespannten Wohnungsmarkt) Wohnungsmarktlage: langjährig angespannter Wohnungsmarkt (marktaktiver Leerstand unter 2,5 %) Verkaufsvolumen: von 1997 bis Juni 2006 wurden rund 38 400 WE erstmalig verkauft (ca. 11 % des Wohnungsbestands); rund 7 200 WE wurden wieder verkauft; insgesamt mind. 45 600 Wohnungen im Rahmen großer Transaktionen verkauft (inkl. Wiederverkäufe) Große Transaktionen: das Verkaufsvolumen in Frankfurt setzt sich aus zahlreichen Einzelverkäufen mit heterogenen Verkaufskonstellationen zusammen: • Verkauf von rund 5 700 WE von der Hoechst AG an die Deutsche Wohnen AG (Tochter Deutsche Bank) in 1999 • Käufe der Viterra, und zwar Wohnbau RheinMain von Post AG/Stadt Frankfurt (1999, anteilig ca. 4 900 WE), Frankfurter Siedlungsgesellschaft von Bund/Hessen/ Stadt Frankfurt (2002, anteilig ca. 2 300 WE) und Deutschbau (1997/2004; keine Angabe WE); Weiterverkauf von 8 900 Wohnungen in 2005 im Rahmen des Verkaufs der Viterra von EON an Annington • Frankfurter Anteile an bundesweiten Portfolio-Verkäufen: ca. 4 500 WE des Bundeseisenbahnvermögens an Annington in 2001, ca. 3 000 WE der GAGFAH an Fortress in 2004 • Verkauf der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Hessen (GWH) durch Land Hessen an Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) 2000/2003 mit ca. 13 400 WE • drei Verkäufe von Versicherungsunternehmen mit 500 bis 1 500 Frankfurter Wohnungen an Deutsche Wohnanlage GmbH in 2004/2005 Verkaufter Wohnungsbestand: Bestände in einfachen bis mittleren Lagen; Schwerpunkte: nahe dem Industriegürtel bzw. am Main gelegene Stadtteile: Sindlingen, Höchst, Griesheim, Gallusviertel, Sachsenhausen; tlw. Bestände in Großsiedlungen im Norden (Nordweststadt/Sossenheim) bei Landesverkauf (GWH); überwiegend 50er-/60erJahre-Bestände Anhang Marktanteile der Eigentümer: größter Einzeleigentümer nicht verkauftes kommunales Unternehmen (ABG Holding Frankfurt; ca. 14 % des Wohnungsbestands), zwei weitere Eigentümer mit ca. 4 % des Bestands (GWH, Annington); Gesamttendenz: Herausbildung eines neuen großen Eigentümers durch mehrere Aufkäufe von Annington (Konzentrationsprozess), der jedoch erheblich geringeren Anteil als kommunales Unternehmen hat Veränderung Eigentümerstruktur: Reduzierung der Bestände der öffentlichen Hand um 14 500 WE (v. a. Bund/Land); Zunahme privater Bestände um 14 500 WE, darunter Zunahme bei Unternehmen aus angelsächsischem Ausland (+16 200 WE) und deutsche nicht-industrieverbundene Unternehmen (+5 700 WE) sowie Rückgang bei industrieverbundenen Unternehmen (-7 400 WE; siehe Tabelle 5.4) Maßnahmen der Käufer: • insgesamt moderate Modernisierungsaktivität: hauptsächlich in Wohnungen mit hoher Mieterfluktuation/Vermietungsschwierigkeiten; bei Privatisierungsbeständen nur Instandsetzung (Beseitigung von Defiziten bei Außen-/Gemeinschaftsanlagen) • teilweise spürbare Mieterhöhungen bei Neuvermietungen und bei bestehenden Erhöhungspotenzialen (gegenüber Mietspiegel), bei Bestandsmieten teilweise geringe Erhöhungen aufgrund Regelungen des Kaufvertrags (insbesondere Eisenbahnerwohnungen) • Verkauf von Einzelwohnungen (Mieterprivatisierung/Kapitalanleger) bei allen Erwerbern: von geringer Intensität (öffentlicher Käufer (GWH) deutlich unter 1 %) bis hohe Intensität der frühen privaten Käufer (Annington, Deutsche Wohnen) mit 6-8 % des Bestands p. a. (weitere private Käufer bereiten Einzelprivatisierung vor) • keine Blockverkäufe (teilweise Verkäufe von Häusern) Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt und das Handeln der Kommune • Mietenentwicklung: Einfluss großer Transaktionen auf das Mietenniveau der Stadt ist eher gering, zum einen aufgrund der teilweise bestehenden vertraglichen Regelungen zur Begrenzung von Mieterhöhungen, zum anderen aufgrund des im Vergleich zum Gesamtmarkt eher kleinen Anteils der Verkäufe mit spürbaren Erhöhungen; Neuvermietungsmieten in der Stadt mit leicht steigender Tendenz (siehe Abbildung 5.2); 133 • • • • • Durchschnittsmiete des Mietspiegels 2004 gegenüber 2000 um 6,3 % gestiegen vertragliche Mietobergrenzen griffen bei überregionalen Portfolio-Verkäufen mit Anteilen in Frankfurt unterschiedlich: auf die jeweilige Miete bezogene Grenzen führten zu geringeren Mietsteigerungen (Eisenbahnerwohnungen), während bei unternehmensbezogener Durchschnittsgrenze (Gagfah) Erhöhungsverlangen bis an die normale mietrechtliche Grenze erfolgten - mit Hinweis auf eingehaltenen Gesamtdurchschnitt (geringere Erhöhung in anderen Regionen) Verkaufspreise Eigentumswohnungen: Umfang der Einzelprivatisierung bei den verkauften Beständen zu gering für spürbare Beeinflussung des Gesamtmarkts, ggf. gewisse preisdämpfende Wirkung durch zusätzliches preisgünstiges Angebot der Käufer; Preise für Eigentumswohnungen in Frankfurt sinkend (siehe Abbildung 5.11) keine Verdrängung Mieter nach Verkauf Einzelwohnungen an Dritte wegen 10-jähriger Kündigungssperrfrist im Raum Frankfurt (Einzelfälle von angestrebten früheren Selbstnutzungen sind Hinweis auf mögliche künftige Probleme) kommunale Wohnungsversorgung: Übernahme sozial Schwacher nur im Rahmen der bestehenden öffentlich-rechtlichen Bindungen; durch Verkauf/Eigentümerwechsel Verlust von früheren Partnern der Kommune für die Schaffung neuer Bindungen (kein geförderter Neubau/Modernisierung durch Käufer) Beteiligung an quartiersbezogenen Maßnahmen: nur durch das Unternehmen der Landesbank (GWH); Privateigentümer: keine Bereitschaft zur Beteiligung an Programm „Soziale Stadt - Neue Nachbarschaften“, wobei jeweils nur geringe Bestände in den Programmgebieten 2.4 Leipzig (Sachsen/498 000 Einwohner) Kennzeichen: vergleichsweise geringe Verkaufsaktivität, jedoch mit Bedeutung für den Stadtumbau auf einem ostdeutschen Wohnungsmarkt Wohnungsmarktlage: seit zweiter Hälfte der 90er Jahre stark entspannter Wohnungsmarkt: marktaktiver Leerstand zwischen 5 % und 10 %; gesamter Leerstand ca. 16 % (ca. 50 000 WE Ende 2004) 134 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Verkaufsvolumen: von 1997 bis Juni 2006 wurden rund 5 800 WE erstmalig verkauft (ca. 2 % des Wohnungsbestands); keine Weiterverkäufe großer Bestände (>800 WE) mer wegen Teilverkäufen aus großen Portfolios (neue mittelgroße Eigentümer), zugleich Herausbildung einer (besonders) großen Genossenschaft (wachsende WG Kontakt vs. zum Teil sich verkleinernde Genossenschaften) Große Transaktionen: Verkaufsvolumen wird durch drei Portfolio-Verkäufe mit mehr als 800 Wohnungen geprägt: • Verkauf von ca. 1 900 in Leipzig gelegenen Wohnungen des Bundeseisenbahnvermögens in 2001 an Annington; davon Weiterverkauf sanierungsbedürftiger Bestände (ca. 640 WE; Portfoliobereinigung) an regionales Unternehmen 2006 • Übernahme der insolventen Wohnungsbaugenossenschaft Lößnig eG mit 1 700 Wohnungen in die Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt eG in 2005 (Bestandsverwaltung durch WG Kontakt bereits seit 2003) • Verkauf von Teilbeständen der Baugenossenschaft Leipzig eG (2 200 WE) an die österreichische Conwert Immobilien Invest AG in 2005 Veränderung Eigentümerstruktur: Reduzierung der Bestände der öffentlichen Hand um 1 900 WE; Reduzierung Bestände von Genossenschaften (sonstige Eigentümer) um 2 200 WE; Zunahme privater Bestände um 4 100 WE, darunter 1 900 bei Unternehmen aus angelsächsischem Ausland und 2 200 bei Unternehmen aus kontinentaleuropäischem Ausland; siehe Tabelle 5.5) weitere kleine/mittlere Transaktionen mit Bedeutung für Stadtumbau: Verkauf von drei Paketen mit jeweils rund 500 Wohnungen durch Genossenschaften an private Investoren (Neutecta, Wohnmeister/Unifinanz) bzw. eine Genossenschaft (WG Kontakt) Verkaufter Wohnungsbestand: Bestände im Stadtgebiet verteilt, Schwerpunkte in den Ortsteilen Lößnig (Süden), Lindenthal/ Möckern (Norden), Schönefeld (Osten), Grünau (Westen); im Rahmen großer Transaktionen überwiegend Altbaubestände der 20er und 30er Jahre, sowie zum Teil 50er-/60er-JahreBestände (traditionelle Bauweise) und Plattenbauten verkauft; sanierungsbedürftige Bestände (Conwert), ansonsten große Varianz des Modernisierungsstandes innerhalb der Pakete (Substandard bis hoher Standard); vergleichsweise viele Bestände mit Modernisierungsbedarf (bei Portfolios zwischen ein Drittel bis zwei Drittel des Bestands); hohe Leerstände (10-40 %); keine preisgebundenen Bestände; kleine/mittlere Pakete mit rund 500 WE: überwiegend Plattenbauten Marktanteile der Eigentümer: größter Einzeleigentümer mit ca. 17 % des Wohnungsbestands ist das kommunale Unternehmen LWB (nicht verkauft), kaufende Genossenschaft Kontakt ca. 4 % (weitere 5 Genossenschaften mit je ca. 2 % bis 3 % des Bestands); internationale Investoren insgesamt nur 1 % Marktanteil; Gesamttendenz: eher Verringerung der Bedeutung großer Eigentü- Maßnahmen der Käufer großer Portfolios (>800 WE): • teilweise Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen mittlerer Intensität (WG Kontakt), teilweise Modernisierung sanierungsbedürftiger Bestände geplant (Conwert) • Abriss nicht modernisierungsfähiger Bestände (ca. 200 WE; WG Kontakt) • keine Mieterhöhungen (außer nach Aufwertungsmaßnahmen); Verbesserung des Mieterservice in gekauften Beständen (Annington, WG Kontakt) • Verkauf von Einzelwohnungen nach Testphase eingestellt (Annington), übrige Käufer keine Einzelprivatisierung ausgewählte Maßnahmen der Käufer mittlerer bis kleiner Portfolios (<800 WE): • Vermietung von ca. 500 Plattenbauwohnungen durch die auf ostdeutsche, unsanierte Plattenbauten spezialisierte Neutecta zu sehr günstigen Mieten und Weiterverkauf des Portfolios nach Leerstandsreduzierung an nordrhein-westfälischen Investor (Jannsen&Helbig; bis dahin keine Erfahrung mit ostdeutschen Plattenbauten) • Sanierung und Vermietung von Altbaubeständen durch Wohnbaumeister Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt und das Handeln der Kommune: • Mietenentwicklung: Umfang der Verkäufe bei Weitem zu gering für Auswirkungen auf das Mietenniveau in Leipzig; lokale Wirkungen können erst nach Durchführung weiterer bzw. geplanter Maßnahmen (Modernisierungen) erwartet werden; Neuvermietungsmieten in Leipzig seit 2002 stagnierend (nach vorherigem Rückgang; siehe Abbildung 5.4) • Altbaubestand: Beseitigung des bestehenden Modernisierungsstaus (zum Teil aufgrund von Vorbereitungen perspektivisch); Anhang Ermöglichung der Aufwertung von im Sinne des Stadtumbaus vorrangigen Beständen; trotz der für die Gesamtstadt eher geringen Zahl der verkauften Wohnungen hohe Bedeutung der Bestände für Entwicklung der jeweiligen Quartiere • Plattenbaubestand: bei Verkauf an Genossenschaft (Kontakt) keine Beeinflussung der Stadtumbaustrategie der Stadt (Kooperationspartner als Käufer); Billig-Vermietungsstrategie eines Käufers (Neutecta) führt grundsätzlich zur schwierigerer Abstimmung des Rückbaus im Stadtumbaugebiet (Verschiebung von Leerstands im Quartier); 135 nach Ansicht anderer Vermieter handelt es sich jedoch um quantitativ begrenztes Nischensegment • Stadtumbau-Abstimmung: der Dialogkreis aus Stadt und traditionellen Wohnungsunternehmen blieb durch Verkäufe unverändert, da sich Abstimmungen mit Käufern auf Einzelberatungen zur Aufwertung der Bestände/des Quartiers (Altbaubestände) beschränken; daher Verkäufe wenig problematisch für Stadtumbau (Ausnahme: skizzierter Fall des „Billig-Vermieters“) 136 Veränderung der Anbieterstruktur im deutschen Wohnungsmarkt Forschungen Heft 124 Literatur Alexe, Thilo (2006): Ausverkauf des Tafelsilbers? 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