Visuell Aktuell 02 2013 - Landesverband der Gehörlosen Baden
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Visuell Aktuell 02 2013 - Landesverband der Gehörlosen Baden
Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg e. V. Infoblatt für Menschen mit Hörbehinderung 7. Jahrgang 2/2013 t s i e h c a ! r t p h s c n e r e n d r e ä h b c s e n G e M n i e 12.000 Menschen demonstrieren in Berlin: gegen Benachteiligung und Diskriminierung der Menschen mit Hörbehinderung für die vollständige Nutzung der DGS in allen Lebenslagen für fünf wichtigsten Forderungen vom Deutschen Gehörlosen-Bund 02 Impressum IMPRESSUM Redaktions- und Anzeigeschluss: 05. August 2013 (für September 2013) Herausgeber: Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg e.V. Geschäftsstelle Hohenheimer Str. 5, 70184 Stuttgart Fax: 0711/2363149 E-Mail: info@lv-gl-bw.de Homepage: www.lv-gl-bw.de Redaktionsanschrift (V.i.S.d.P.): Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg e.V. Hohenheimer Str. 5, 70184 Stuttgart Fax: 0711/2363149 E-Mail: info@lv-gl-bw.de Spende Mit einer Spende können Sie unsere Arbeit und Ziele des Landesverbandes der Gehörlosen Baden-Württemberg e.V. unterstützen. Der Landesverband ist durch das Finanzamt als ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen, mildtätigen und sozialen Zwecken dienend anerkannt. Auf Wunsch stellen wir Ihnen gerne eine entsprechende Spendenbescheinigung aus. Fördermitgliedschaft Werden Sie Fördermitglied, unsere Arbeit und Ziele des Landesverbandes der Gehörlosen Baden-Württemberg e.V. zu unterstützen. Als Fördermitglied erhalten Sie: • 4 mal im Jahr unsere Zeitschrift „VisuellAktuell“ • Regelmäßige Rundschreiben • Einladungen zu Mitgliederversammlungen, Fachtagungen und Seminaren etc. Spendenkonto Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg e.V. Bank für Sozialwirtschaft Stuttgart, Konto 77 19 900 BLZ 601 205 00 Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Redaktionsteam: Wolfgang Reiner, verantw. i.S. des Pressegesetzes Gabi Braig Markus Fertig Antje Dieterle-Schönstein - Grafik, Gestaltung Gunter Erbe Daniel Büter Das Redaktionsteam behält sich bei eingesandten Beiträgen vor, diese zwecks besserer Verständlichkeit zu kürzen oder zu überarbeiten. Aufgrund des begrenzten Platzangebots kann die Redaktion nicht alle eingesandten Manuskripte berücksichtigen. Druckdaten: Alle Druckdaten müssen im CMYK Format angeliefert werden. Bei Vektorgrafikformaten müssen alle Texte in Pfade umgewandelt werden. Pixelbilder (nur in jpeg., tif., pdf. oder eps.) mindestens mit 300 dpi anlegen, da sonst Qualitätsverluste beim Druck entstehen! Adressänderungen bitte sofort per Fax oder Email an die Geschäftstelle Stuttgart melden! Der Vorstand des Landesverbandes der Gehörlosen Baden-Württemberg weist darauf hin, dass alle LV-Mitglieder „VisuellAktuell“ kostenlos erhalten (4 Ausgaben pro Jahr). „VisuellAktuell“ kann nicht abonniert werden! In dieser Zeitschrift sind einzelne Berichte, die von Gehörlosen selbst geschrieben sind. Es kann vorkommen, dass die Redaktion einzelne Berichte möglicherweise nicht verbessert bzw. korrigiert hat. Inhaltsverzeichnis 03 Inhalt S. 02 Impressum S. 03 Inhaltsverzeichnis S. 04 Vorwort / Wolfgang Reiner LV-News S. 05 Sitzung der Landeskommission S. 05 Sitzung des Landesbehindertenbeirats S. 06 Mitgliederversammlung 2013 S. 07 Frauenseminar S. 07 Bernhard Hannak S. 08 Seniorenleitertagung S. 08 Willi Laufer 90 Jahre alt S. 09 Demonstration in Berlin Informationen S. 11 Umsetzung der UN-BRK S.12 Bodenseeländertagung 2013 S. 13 Coda-Treff S. 14 Kulturelle Unterschiede zwischen Hd. und Gl. Informationen S. 16 Teilhabegeld für Menschen mit Hörbehinderung S. 17 Sofia 2013 Deaflympics Fackellauf S. 19 Theateraufführung Vorankündigung S. 19 Bundessozialgericht Termine S. 20 Was? Wann? Wo? Vereinsberichte S. 21 Kath. Taubblindenseelsorge S. 22 Gehörlosenverein Heidelberg e. V. S. 23 Gehörlosenverein Karlsruhe e.V. S. 23 Gehörlosenverein „Ostalb“ Aalen e. V. Voranzeige S. 24 Landestreffen der Senioren Anzeigenwerbung S. 03 Humantechnik GmbH S. 15 REHA-COM-TECH 04 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, bleiben. Zahlreiche Gehörlose waren bei der Beerdigung auf dem Stuttgarter Pragfriedhof dabei und verabschiedeten den Verstorbenen. hiermit möchte ich euch herzlich zur Sommerausgabe von VisuellAktuell begrüßen. Vor wenigen Tagen ist unser unvergessliches Ehrenmitglied Bernhard Hannack im Alter von 91 Jahren gestorben. Im Namen des Landesverbandes spreche ich seinen Angehörigen unser herzlichstes Beileid aus. Wer Bernhard Hannack kannte, der weiß, was er im Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg vorher noch im Landesverband der Gehörlosen in Württemberg und Hohenzollern, im Verein der GehörlosenWohlfahrt in Württemberg, im Verein der Gehörlosen Stuttgart und im Gehörlosenzentrum Stuttgart für die Gehörlosen getan hat. Er setzte sich ein Leben lang mit vollem Engagement und großem Kampfgeist für die Belange der hörgeschädigten Menschen ein. Sein zu jeder Zeit seines Lebens sprühender Geist war bis zuletzt wach und aktiv. Er ist ebenso Träger der Karl-WackerEhrenplakette des Deutschen Gehörlosen-Bundes. Im November 2012 konnte er das 30jährige Bestehen des Landesverbandes im Gehörlosenzentrum Stuttgart miterleben. Er wird uns als Kamerad, Kämpfer, Freund und Ratgeber in dauerhafter Erinnerung Am 14. Juni 2013 gab es einen großen Tag für uns Gehörlose in Berlin. Bei einer beachtlichen Demonstration unter dem Motto „Aktion Gebärdensprache“ zeigten ungefähr 12.000 Teilnehmer, wie bedeutungsvoll die Gebärdenkommunikation für uns Gehörlose ist. Fünf Busse – vier vom Landesverband und einer vom GSV/GB Freiburg – brachten über 250 Teilnehmer aus Baden-Württemberg nach Berlin. Viele andere Kameraden und Kameradinnen sind mit dem Zug, Fernbus, PKW oder Flugzeug nach Berlin gekommen. Wir sind sehr stolz, als Baden-Württemberger dabei gewesen zu sein. Dort wurde für mehr Gebärdensprache im Alltag und gegen die gesellschaftliche Diskriminierung von Menschen mit Behinderung demonstriert. Unter dem Schlagwort ,,Gebärdensprache macht stark“ zogen die Demonstranten in einer Menschenschlange von einem Kilometer Länge mit vielen selbstgemachten Plakaten und Schildern durch die Berliner Innenstadt. Mit der Demonstration hat der DGB ein Thema von früher aufgenommen, das nach 25 Jahren immer noch aktuell ist. Man wollte zeigen, dass die Kommunikation mit Gebärden in Deutschland noch nicht in allen Bereichen als selbstverständlich angesehen wird, obwohl die Deutsche Gebärdensprache in unserem Land seit 11 Jahren offiziell anerkannt ist. Gehörlose Menschen stoßen immer wieder auf Teilhabebarrieren und es gibt große Qualitätsunterschiede bei den Angeboten von Kommunikationsassistenz für hörbehinderte Mitbürger. Auch in unserer ehrenamtlichen Arbeit erleben wir immer wieder Barrieren. Ohne Dolmetscher ist unsere Arbeit wert- und sinnlos. Mit Dolmetscher können wir am gesellschaftlichen Le- ben teilhaben, mit Hörenden zusammenarbeiten und so die Barrieren überwinden. Aber es gibt immer noch große Schwierigkeiten, Barrierefreiheit für uns zu erreichen. Die Frage der Kostenübernahme beim Einsatz von Dolmetschern bleibt oft ungeklärt. Dazu kommt noch die manchmal mühsame Suche nach Dolmetschern. Spontane Bitten an die Dolmetscher, bei einem dringenden Gespräch in naheliegender Zeit zu dolmetschen, werden meistens aus verschiedenen Gründen abgelehnt. Unser Ziel ist: unbefristete und kostenlose Dolmetschereinsätze in allen Lebensbereichen. Zum Schluss möchte ich noch einen wichtigen Termin ankündigen: Am 14. September 2013 findet der „Tag der Gebärdensprache“ in Stuttgart statt, der vom Landesverband BW organisiert. Wir wollen der hörenden Öffentlichkeit unsere Gebärdensprache immer wieder bewusst machen. Darum veranstalten wir diesen Aktionstag, bei dem ein Vortrag und eine Podiumsdiskussion vorgesehen sind. Genauere Informationen hierzu werden noch bekanntgeben. Wir würden uns sehr freuen, wenn zahlreiche hörende Mitbürger auf unsere Veranstaltung aufmerksam werden und kommen würden. Wir hoffen auch auf eine zahlreiche Teilnahme vor Hörbehinderten und Mitgliedern der Vereine. Eine schöne Sommerzeit wünscht euch LV-News 05 Sitzung der Landeskommission vom 15.03.2013 Mitte März fand in Stuttgart erneut eine Sitzung der Landeskommission für hörgeschädigte Menschen in BadenWürttemberg statt. So haben sich die Vertreter von Sozial-, Kultus- und Wissenschaftsministerium sowie von anderen Einrichtungen wie z.B. der Agentur für Arbeit oder von Krankenkassen gemeinsam mit den Vertretern verschiedener Hörbehindertenverbände, darunter auch Markus Fertig vom LV der Gehörlosen BW, an einen Tisch gesetzt und u.a. folgende Themen behandelt: Untertitelung: Fortschritte beim SWR Die Anzahl der untertitelten Fernsehsendungen beim Südwestrundfunk hat mittlerweile deutlich zugenommen. Aktuell werden bereits 40% aller Sendungen des SWR untertitelt. Weitere Fortschritte im Hinblick auf das Ziel einer 100%igen Untertitelung sind zukünftig anzustreben bzw. einzufordern. Einrichtung eines Studiengangs für Gebärdensprachdolmetscher im süddeutschen Raum Der Vorschlag des Landesverbandes, einen Hochschulstudiengang für Gebärdensprachdolmetscher an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz (Standort Germersheim) einzurichten, wurde vom Wissenschaftsministerium abgelehnt. Eine in diesem Zusammenhang angedachte Kooperation zwischen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wird daher nicht weiter verfolgt. Stattdessen wird das Institut für Gebärdensprache in Winnenden ins Zentrum künftiger Überlegungen gerückt. Ziel ist es nun zum einen, die Möglichkeit der berufsbegleitenden Ausbildung für Gebärdensprachdolmetscher am Standort Winnenden zu erhalten. Zum anderen soll zugleich das Angebot dieses Instituts ausgebaut werden: erweiterte Gebärdensprachfortbildungen für Lehrkräfte, Fortbildungen für Gebärdensprachdolmetscher sowie Gebärdenkurse für GL-Sozialarbeiter sind im Gespräch. Während in Nord- bzw. Ostdeutschland Hochschulabschlüsse für Gebärdensprachdolmetscher an Universitäten wie Hamburg oder Zwickau vorgesehen sind, bleibt im süddeutschen Raum mit der Fokussierung auf Winnenden lediglich die Möglichkeit, einen Fachhochschulabschluss anzustreben. Mit der Entscheidung, den Abschluss einer Gebärdendolmetscherausbildung auch zukünftig nicht an eine Hochschule zu verlegen, waren wir äußerst unzufrieden. Aufgrund des momentan bestehenden Mangels an qualifizierten Dolmetschern müssen Termine mit einer durchschnittlich vierwöchigen Vorlaufzeit beantragt werden. Aber auch bei solch längerfristig vereinbarten Terminwünschen muss immer damit gerechnet werden, dass diese nicht zustande kommen, falls das geringe Angebot bei zu hoher Nachfrage nicht ausreichen sollte. An Spontanbuchungen ist gar nicht erst zu denken. Diese sind grundsätzlich nicht möglich. Der für eine Buchung erforderliche Aufwand lässt keinerlei Spielraum für Flexibilität. Das alltägliche Leben Hörgeschädigter bzw. ihre Möglichkeiten der aktiven Teilhabe werden folglich in sehr hohem Maße beeinträchtigt. Dies ist sicherlich nicht im Sinne von Inklusion. DGS als Studienfach an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg DGS wird kein verpflichtendes Studienfach an der PH Heidelberg. Nach Meinung des Wissenschaftsministeriums müssten andere Studieninhalte gestrichen werden. So werden den Studenten DGS-Kurse auch in Zukunft nur als Wahlmöglichkeit angeboten. Landesverband fordert: Gemeinsam entscheiden nicht über unsere Köpfe hinweg! Manchmal denkt man, die Zeit ist vorbei, in der Hörende für betroffene Hörbehinderte sprechen. Dies sollte auch für Entscheidungen an Beschlussfassungsprozessen gelten, z.B. dass nicht hinter geschlossenen Türen unter Ausschluss der Hörbehinderten verhandelt wird. Schlagwörter wie Teilhabe und Mitwirkung bleiben fragwürdig, wenn Entscheidungen nicht miteinander, sondern ohne die Betroffenen gefällt werden. Das zu beanstandende Verhalten entspricht sicherlich nicht der aktiven Teilnahme (Inklusion) wie sie die grünrote Regierung insbesondere bildungspolitisch propagiert. Sitzung des Landesbehindertenbeirates vom 07.05.2013 Landesgleichstellungsgesetz: Kommunikationshilfeverordnung muss neu überarbeitet werden Das Sozialministerium hat bisher auf freiwilliger Basis die Kosten für Dolmetscher an Elternabenden übernommen. Allerdings wurde jährlich nur ein bestimmter Geldbetrag zur Verfügung gestellt, auf den zugegriffen werden konnte. War diese Summe aufgebraucht, gab es keine weiteren Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Aufgrund dieser Gegebenheiten war es den Hörbehinderten vor einem halben Jahr in der Tat nicht mehr möglich, Dolmetscher zu beauftragen. Diese Situation war äußerst unbefriedigend und darf sich in einer solchen Form nicht wiederholen. Infolgedessen benötigen wir eine gesetzliche Verankerung, die vorsieht, dass die Kosten selbstverständlich ganzjährig übernommen werden. Neben Elternabenden sollen den Hörgeschädigten in Zukunft aber auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, auf unbürokratische Weise Dolmetscher an die Seite gestellt werden. Das Landesgleichstellungsgesetz wird momentan als Entwurf von Politik und Fraktionen vorbereitet bzw. vorgelegt. Wir hoffen, die Chance zu erhalten, den Entwurf mitgestalten zu können. Resolution zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung : Abschaffung des Fachstudienganges Die Mitglieder des Landesbehindertenbeirates stimmen in erster Linie zu, dass der Fachstudiengang „Lehramt Sonderpädagogik“ nicht abgeschafft werden soll. Unabhängig vom Lernort benötigen Kinder mit Behinderung die Unterstützung entsprechend ausgebildeter Sonderpädagogen, um ihr Recht auf Bildung wahrnehmen zu können. Sollte sich jedoch die allgemeine Lehrerausbildung durchsetzen, wie sie in einer Empfehlung auf Bundesebene vorgesehen wird, sind wir dem neuen Konzept gegenüber aufgeschlossen, solange darin die Deutsche Gebärdensprache sowie die Kultur der Gehörlosen inhaltlich mit mf einbezogen werden. 06 LV-News Ordentliche Mitgliederversammlung 6. April 2013 in Bühl/Baden Bei der gut besuchten Mitgliederversammlung am 6. April 2013 begrüßte die 1. stellvertretende Vorsitzende Gabi Braig die anwesenden Delegierten und Gäste, insbesondere Herrn Wolfgang Jokerst, Bürgermeister der Stadt Bühl und Herrn Hubert Schmidutz, Sozialdezernent des Landkreises Rastatt. Der Vorsitzende Wolfgang Reiner konnte aus terminlichen Gründen nicht kommen und wünschte der Mitgliederversammlung einen guten und erfolgreichen Verlauf. Einen besonderen Dank an die gastgebende Stadt richtete Rosa Müller, Vorsitzende des Mittelbadischen Sport- und Kulturvereins der Hörgeschädigten Bühl/Baden. Wolfgang Jokerst bezeichnete die INKLUSION als ein wichtiges Thema, auch für seine Heimatstadt. In diesem Bereich könne und müsse man noch viel mehr tun. Die Tragweite des Themas „Gehörlosigkeit“ und die Einbeziehung der Betroffenen in die Gesellschaft seien von dieser „noch nicht vollkommen erkannt“ worden, obwohl es dabei um „Kommunikation als menschliches Grundrecht“ gehe. Hubert Schmidutz lobte in seinem Grußwort das besondere Engagement der hiesigen Vereine. Obwohl es in BadenWürttemberg rund 37.000 gehörlose oder hörgeschädigte Menschen gebe - davon etwa 1.300 im Landkreis Rastatt bleibe „die besondere Situation der Gehörlosen den Hörenden oft verborgen“, sagte er. Vor allem die Umsetzung entsprechender Konventionen der Vereinten Nationen sei besonders wichtig, so Markus Fertig, 2. stellvertretender Vorsitzender. 2011 seien diese offiziell verabschiedet worden, die Bundesländer arbeiten nun daran, diese umzusetzen, auch wenn sich das als schwierig erweise: „Wir brauchen mehr kompetente Leute.“ Schule, Weiterbildung, Frühförderung für die Kommunikation innerhalb der Familie, Seniorenheime für gehörlose Menschen - den „Papierkrieg“, den Betroffene für den Erhalt eines Dolmetschers zu bewältigen hätten, oder die Möglichkeit, als Gehörloser einen Notruf zu tätigen, all diese Probleme sollten die Betroffenen gemeinsam mit Hörenden lösen, immer getreu Fertigs Motto „Probieren statt Blockieren“. Die Mitgliederversammlung sei deshalb wichtig beim „Brückenbau“ zwischen dem Verband und den örtlichen Vereinen. Auch wenn sich Vieles verbessere, wie etwa die Untertitelung von Fernsehsendungen, müsse noch einiges getan werden. Ebenfalls auf der Tagesordnung der Bühler Tagung stand der Dank des Vorstandes an den ausscheidenden „alten“ Geschäftsführer Dieter Steuer, dem in Anerkennung seiner erfolgreichen und verdienstvollen Arbeit ein Weinpräsent überreicht wurde. Seit 2008 hatte Dieter Steuer das Amt des Geschäftsführers inne, davor war er vier Jahre lang 2. stellvertretender Vorsitzender. Danach wurde Daniel Büter also neuer Geschäftsführer vorgestellt. In seiner neuen Funktion bedankte er sich beim Vorstand und bei den Mitgliedern für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Schließlich habe er BadenWürttemberg überhaupt nicht gekannt, da er aus München komme. Lucia Laumann erklärte sich bereit, das Protokoll der Versammlung zu führen und wird mit dem neuen Geschäftsführer Daniel Büter zusammenarbeiten. Vor der Mitgliederversammlung hatten die Vereinsvorstände den ausführlichen Jahresbericht 2012 zur Einsichtnahme erhalten, der eindrucksvoll bewies, welch große Aufgaben der Landesverband im zurückliegenden Jahr bearbeitet hatte. Schatzmeister Werner Raatz berichtete über die LV Kassenlage. Die Einnahmen-/Ausgaben-Zusammenfassung beinhaltete den Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2012. Der Landesverband wird sich weiter darum bemühen, mehr Einnahmen zu erzielen. Rita Wagner von der Dolmetschervermittlungszentrale gab ihren Tätigkeitsbericht und erläuterte die Finanzen im Jahre 2012. Der Jahresabschluss 2012 des Landesverbandes sowie auch der Dolmetschervermittlungszentrale wurde vom Wirtschaftsprüfer Andreas Bahr geprüft und für in Ordnung befunden. Werner Boltz (GV Karlsruhe) beantragte die Entlastung des gesamten Vorstandes. Diese wurde einstimmig angenommen. Der Haushaltplan für das Jahr 2013 wurde einstimmig angenommen. Die nächste Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl im Jahr 2014 wird in der Landeshauptstadt Stuttgart stattfinden. Vor dem Ende der Versammlung bedankte sich die stellvertretende Vorsitzende Gabi Braig beim Vorstandsteam des Mittelbadischen Sport- und Kulturverein der Hörgeschädigten Bühl/Baden für die gute Organisation und Verpflegung. Ebenso dankte sie für das zahlreiche Erscheinen und wünschte allen Delegierten eine gute und ds sichere Heimreise. LV-News 07 Frauenseminar: Lebenssituation tauber Frauen in Deutschland Am 16. März kamen 19 Frauen aus ganzen Baden-Württemberg in das Hörgeschädigtenzentrum in Pforzheim. Die Referentin Sabine Fries aus Berlin begann mit einer Vorstellungsrunde und legte verschiedene bekannte und unbekannte Bilder vor. Jede Frau wählte ein Bild aus, stellte sich vor und erklärte, warum sie das Bild auswählt hatte. Dann begann der Vortrag über die Anfänge und Gründe der Studie. Im Jahr 1991 begann Dr. Ulrike Gotthardt mit Interviews mit gehörlosen Ehepaaren. Das Thema war „Gehörlosigkeit in Ehe und Familie“ Im Jahr 1995 führte Gerlinde Gerkens eine schriftliche Befragung zur Situation gehörloser Frauen in Deutschland durch. Einige männliche Vorstandmitglieder verboten damals sogar die Verteilung der Fragebögen. Die anwesenden Frauen waren sprachlos und überrascht. Im Jahr 2001 gab es eine Untersuchung zur sexuellen Aufklärung gehörloser Frauen und Mädchen durch Sabine Heinecke. Sie hat festgestellt und berichtet: „In den Interviews zeigte sich, dass fast jedes gehörlose Mädchen in den Gehörlosenschulen sexuelle Übergriffe und Belästigungen und Hilfe erwarten kann.“ Im Jahr 2011 begann die professionelle Studie und Befragung über „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland“. Jetzt wurde eine sehr genaue und spezifische Befragung mit geschulten hörbehinderten Interviewer/-innen mit DGS durchgeführt. Auch der Datenschutz und Anonymität wurden berücksichtigt. Zusammenfassend konnte man feststellen: Vorwiegend nahmen Frauen mit hohem Bildungsniveau an der Befragung teil - ca. 22%. (Nur sehr wenige taube Frauen mit und ohne Hauptschulabschluss beteiligten sich an der Befragung.) Frauen mit Behinderungen erleben viel mehr Gewalt als Frauen ohne Behinderungen. Sie sind 2-bis 3x so häufig von sexueller Gewalt betroffen. Gehörlose Frauen sind besonders betroffen. 69% der gehörlosen Frauen sind erwerbstätig, 0% davon in einer Behindertenwerkstatt. Zum Schluss diskutierten wir darüber, wie wir die Lebenssituation von hörbehinderten Frauen verbessern und Vorschläge machen können. Vorschläge: Die Lehrer sollten DGS lernen und können. Es sollten spezielle Anlaufstellen, Beratungen, Unterstützung, Begleitungen und Therapie geben, Workshops zur Aufklärung und Information zur Lebenssituation gehörloser Frauen und andere Ideen. Natürlich gab es gutes Mittagessen, gekocht und bewirtet von Mitgliedern der Frauenabteilung des Gehörlosenvereins Pforzheim. Zum Abschluss gab es leckeren Kuchen und Kaffee. Herzlichen Dank an die Frauen des HGZ Pforzheim! LV-Frauenleitungsteam: Agatha Gonsior, Silke Mokulies-Mertens, Anja Le Minh, Sandra Schlund Bernhard Hannack Bernhard Hannack – ein großartiger Mensch und LV-Ehrenmitglied - ist am 10. Juni 2013 im Alter von 91 Jahren völlig unerwartet gestorben. Wer ihn gekannt hat, der weiß, was er im Landesverband der Gehörlosen BW, im Verein der Gehörlosen-Wohlfahrt in Württemberg, im Verein der Gehörlosen Stuttgart und Gehörlosenzentrum Stuttgart für die Gehörlosen getan hat. Er setzte sich ein Leben lang mit vollem Engagement und großem Kampfgeist für die Belange der hörgeschädigten Menschen ein. Sein zu allen Lebenszeiten sprühender Geist war bis zuletzt wach und aktiv. Er ist auch Träger der Karl-Wacker-Ehrenplakette. In tiefer Trauer und mit großer Dankbarkeit nehmen wir nun Abschied von unserem unvergesslichen Wegbegleiter Bernhard Hannack. Er wird uns als Kamerad, Kämpfer, Freund und Ratgeber in dauerhafter Erinnerung bleiben. Wir sind dankbar, einen solchen Menschen an unserer Seite gehabt zu haben und werden ihn zu seiner letzten Ruhestätte begleiten. 08 LV-News LV-Seniorenleitertagung 2013 in Reutlingen Landesseniorenbeauftragter Willi Huck eröffnete die gut besuchte LV-Seniorenleitertagung am 7. Mai 2013 in der Begegnungs- und Bildungsstätte „Treffpunkt für Ältere“ und begrüßte die Seniorenleiter/-innen aus Baden-Württemberg, den neuen Landesgeschäftsführer Daniel Büter und auch den im Ruhestand befindlichen „alten“ Landesgeschäftsführer Dieter Steuer. Die Senioren freuten sich sehr, dass die LV-Geschäftsstelle weiter besetzt werden konnte. Die Vorsitzende des GV Reutlingen und zugleich auch Seniorenleiterin Doris Rein hieß alle Tagungsteilnehmer/innen herzlich willkommen und überraschte die Anwesenden mit einem kleinen, aber feinen Geschenk auf den Tischen. gehörigen Prüfungsbericht sowie den Haushaltsplan 2013 zur Kenntnis nehmen. Daniel Büter stellte den Antrag auf Entlastung des LV-Seniorenleitungsteams, der einstimmig angenommen wurde. Danach übernahm er die Leitung der durchzuführenden Neuwahlen. Nach dem zweiten Wahlgang wurde Dieter Steuer einstimmig in das Amt des Landesseniorenbeauftragten gewählt. Ebenso einstimmig wurde Waltraud Moser als seine Stellvertreterin berufen. Außerdem wurden Gebhard Keßler als 1. Beisitzer und Edith Hirt als 2. Beisitzerin gewählt. Im Namen des LV-Seniorenleitungsteams bedankte sich Willi Huck bei Dieter Steuer für die jahrelange gute Zusammenarbeit und überreichte ihm ein Weingeschenk. Nachdem sich der neue Landesgeschäftsführer persönlich vorgestellt hatte, stellte Willi Huck fest, dass die Seniorenleitertagung mit 42 Stimmberichtigten beschlussfähig war. Sein umfangreicher Jahres-Seniorenbericht 2012 und ein kurzer Bericht aus dem laufenden Jahr 2013 wurden per Beamer auf einer Leinwand gezeigt. Danach konnten die anwesenden Seniorenleiter/-innen den Kassenbericht 2012 des Landesverbandes, den dazu- Das neue LV-Seniorenleitungsteam (v. l.): Edith Hirt, Gebhard Keßler, Waltraud Moser und Dieter Steuer Willi Laufer ist 90 Jahre alt geworden Eine Abordnung des Landesverbandes der Gehörlosen Baden-Württemberg -Willi Huck, LV-Ehrenmitglied, Gabi Braig, 1.stellv.Vorsitzende sowie der Landesseniorenbeauftragte Dieter Steuer - besuchte unseren ehemaligen LV-Vorsitzenden und unser Ehrenmitglied Willi Laufer am 5. Juni 2013. Anlass war der 90. Geburtstag unseres Kameraden. Wir wollten ihm zu seinem Ehrentag herzlich gratulieren und alle guten Wünsche übermitteln. Willi Laufer war sehr erfreut, uns zu sehen und freute sich sehr über ein Weingeschenk mit gutem Rotwein, den er – wie wir wussten - ab und zu gerne trinkt. Wir fanden unseren Jubilar in geistiger Frische vor und durften zusammen mit anderen Geburtstagsgästen ein paar schöne Stunden mit ihm verbringen und genießen. Trotz seiner Sehprobleme hat er seinen Humor immer noch behalten. Er weiß genau: Wer im Alter den Humor behält, erreicht viel mehr als Gut und Geld. Er erzählte uns, dass er sich dank der guten Pflege im Hörgeschädigtenzentrum St. Vinzenz, Schwäbisch Gmünd, sehr wohl und zufrieden fühlt. Mit Stolz berichtete Willi Laufer, dass sogar der Ministerpräsident unseres Landes, Winfried Kretschmann, herzliche Geburtstagsgrüße geschickt hat. ds LV-News 09 Bundesweite Demonstration unter dem Motto „Gebärdensprache ist ein Menschenrecht Gebärdensprache macht stark“ Der Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg e.V. hat die gemeinsame Busfahrt nach Berlin kurzfristig organisiert. Heidi Raisch, 2. Vorsitzende des Vereins der Gehörlosen Stuttgart e.V., Tannja Frank, Gehörlosenverein Ulm e.V., Petra Ehrmann, Mutter-Kind-Leiterin des Hörgeschädigtenzentrums Bodensee-Allgäu-Oberschwaben e.V. und ich haben intensiv zusammengearbeitet und unsere Zeit geopfert. Es hat sich gelohnt. Zuerst wollte ich auf eine Busfahrt verzichten, da die Angebote im Preis höher waren als wir dachten. Dann erhielt ich unerwartet viele Kritiken, vor allem von drei Frauen. Ich habe diese Kritiken bzw. Wünsche ernst genommen und umgesetzt. Ich war überrascht, so viele Anmeldungen zu erhalten. Insgesamt mussten wir vier Busse buchen. Am Donnerstag, 13. Juni 2013, fuhr ein erster Bus mit 30 Personen um 22 Uhr von Ravensburg ab und kam in Ulm gegen 23 Uhr an. 20 Personen stiegen in diesen Bus zusätzlich ein. Ein zweiter Bus kam in Ulm gegen 23 Uhr an und fuhr mit ca. 40 Personen ab. In Stuttgart haben wir 100 Personen am Schlossplatz abgeholt. Ein dritter Bus kam um 23:50 Uhr an. 50 Personen stiegen in einen Bus ein. Die anderen 50 Personen warteten auf den vierten Bus und standen leider im Regen. Endlich fuhr ein vierter Bus um 0:30 Uhr vor. 15 Minuten vor 0 Uhr war vereinbart und geplant. Dann stiegen die 50 Personen in den Bus ein. Aber es dauerte sehr lange, bis alle Personen auf ihren Sitzplätzen Platz genommen hatten. Darüber war ich sehr verwundert. Danach habe ich nach der Ursache gesucht und gefun- den: der vierte Bus hatte nur 42 Sitzplätze. Obwohl das Busunternehmen und ich vereinbart hatten, dass die Buskapazität 50 Personen betragen sollte. Ich habe mit einem überforderten und unfreundlichen Busfahrer gestritten und habe die Polizei mit Hilfe von Taxifahrern angerufen, um das Problem sachlich und diplomatisch zu lösen. Die Polizei kam. Wir haben dann alles geklärt. Die Polizei hat mir gesagt, dass sie nichts mit diesem Problem zu tun hätten. Sie hat mir empfohlen, eine Beschwerde an das Busunternehmen zu richten. Die restlichen acht Personen sollten mit einem ICE-Zug nach Berlin fahren. Das Busunternehmen sollte die Kosten der zusätzlichen Zugfahrten übernehmen. Sieben Personen - Petra Hölle, Tobias Hölle, Vanessa Krieg, Max Lindenberger, Judith Reichle, Dragana Krämer und Sven Schulz - haben sich geopfert und waren bereit, mit dem ICE-Zug nach Berlin zu fahren. Vielen Dank für diese Bereitschaft. Endlich fuhren wir mit zwei Bussen mit insgesamt 92 Personen um 1:30 Uhr ab. Leider mit einer großen Verspätung von 90 Minuten! Es war geplant, dass vier Busse sich an einer AutobahnRaststätte treffen sollten und es eine einstündige Pause geben würde. Wir wollten auch ein großes Gruppenfoto mit ca. 200 Personen machen. Es hat nicht geklappt. Schade! Am Freitag, 14. Juni 2013, gegen 9 Uhr, sind wir in Berlin in der Friedrichstraße 12 beim Gehörlosenzentrum angekommen. Im Gehörlosenzentrum bot man uns ein Frühstück an. Dort haben wir gefrühstückt und uns unterhalten. Die Demonstration unter dem Motto „Gebärdensprache ist ein Menschenrecht - Gebärdensprache macht stark“ begann um 14 Uhr vor dem Reichstag und endete ca. 18 Uhr in der Friedrichstraße 12 beim Gehörlosenzentrum Berlin. Laut Schätzungen des Deutschen GehörlosenBunds nahmen 12.000 Menschen an der Demonstration teil. Sie gingen drei Stunden zu Fuß 6 Kilometer weit. Sie zogen weiße, pink- oder türkisfarbige Handschuhe, Perücken, T-Shirts etc. an, hängten viele Plakate auf, gebärdeten DGS-Demo-Lieder, übersetzten diese über Lautsprecher in Lautsprache und verteilten 20.000 Handzettel mit ihren Forderungen. 10 LV-News Unsere fünf wichtigsten Forderungen der Demonstration: 1. Frühförderung a. Sicherstellung einer bilingualen Förderung – Deutsche Gebärdensprache und Deutsche Lautsprache von Anfang an! b. Angebot einer umfassenden interdisziplinären Frühberatung für Eltern gehörloser Kinder unter Berücksichtigung der Gebärdensprache c. Sicherstellung des Wahlrechts der Eltern durch Erweiterung des rechtlichen Leistungsrahmens und Ausweitung des Frühförderangebots 2. Schulische Bildung a. Sicherung eines bilingualen Unterrichts (in Deutscher Gebärdensprache und in Deutscher Lautsprache) b. Bereitstellung gebärdensprachkompetenter Lehrkräfte c. Umsetzung eines Rahmenlehrplans Deutsche Gebärdensprache als obligatorisches Fach für alle Schüler an Förderschulen d. Förderung der Gehörlosenkultur als Bestandteil der Schulkultur e. Inklusion geht nur mit Gebärdensprache: Sicherung der kommunikativen Barrierefreiheit an Regelschulen durch konsequenten Einsatz von Gebärdensprachverdolmetschung und geschultes pädagogisches Personal 3. Berufliche Bildung und Weiterbildung a. Berufliche Wahlfreiheit für alle gehörlosen Bürger b. Abbau von Barrieren durch Rehabilitationsvorgaben c. Ungehinderter und barrierefreier Zugang zu allen Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie zu den zweiten und allen weiteren Bildungswegen d. Lebenslanges Lernen auch für gehörlose Bürger 4. Arbeitsleben a. Ausweitung der Beschäftigung gehörloser Bürger auf dem ersten Arbeitsmarkt b. Sicherstellung einer barrierefreien, umfassenden und an den individuellen Bedürfnissen gehörloser Bürger orientierten Arbeitsvermittlung 5. Teilhabe a. Umsetzung eines Gesetzes zur sozialen Teilhabe und Einführung eines einkommensunabhängigen Teilhabegeldes b. Vollständige kommunikativ barrierefreie Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben durch Bereitstellung von Gebärdensprachdolmetschern c. Bereitstellung eines Dolmetscherbudgets für bürgerschaftliches Engagement Die Sonne hat für uns positiv gestrahlt und uns ermuntert. Ohne die Sonne wäre die Demonstration wahrscheinlich nicht gut gelaufen. Danke an die liebe Sonne, die uns gerettet hat. Die Demonstrationschlange auf der Brücke hat uns sehr gerührt und uns Gänsehaut gebracht. Um 18 Uhr blieben wir draußen vor dem Gehörlosenzentrum, sahen uns endlich wieder, lernten neue Leute kennen, unterhielten uns, aßen, tranken und feierten. Ich bekam eine SMS vom Busunternehmen. Das Busunternehmen entschuldigte sich bei mir und teilte mit, dass LV-News 11 ein zusätzlicher Sprinter für 8 Personen für den Rückweg eingesetzt wird. Dann kamen zwei Busse, die nach Ulm und Ravensburg fuhren, vor dem Reichstag an. Die Leute stiegen in die Busse ein. Bus Nr. 3 und Nr. 4 und ein Sprinter, die alle nach Stuttgart fuhren, kamen in der Friedrichstraße 12 beim Gehörlosenzentrum an. Die Personen stiegen in die Busse und den Sprinter ein. Die anderen Leute winkten uns zum Abschied. Am Morgen des folgenden Samstag kamen wir in Ravensburg, Ulm und Stuttgart gut an. Alle waren erschöpft. Sie nahmen Abschied und gingen nach Hause. Wir, der Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg, möchten uns herzlich bei allen Personen, die mit unseren Bussen nach Berlin hin- und zurückgefahren sind, bedanken. Ebenso danken wir für die Mitwirkung bei den Demonstrationen und deren Organisationen. Besonderen Dank an das Team von Katja Fischer und Kilian Knörzer, den Koordinatoren des Aktionstages. Daniel Büter LV-Geschäftsführer Die Demonstration mit 12.000 fröhlichen Menschen war sehr bunt und friedlich. Es war eine sehr schöne Zeit für uns. Wir erwarten nun, dass die Veränderungen bzw. die Umsetzung unserer fünf Forderungen angenommen wird. Wir möchten nicht noch einmal 25 Jahre warten. Wenn die Umsetzung nicht klappt, werden wir eine große Demonstration mit anderer Strategie, z.B. Zeltaufbau, Sperrung, Hungerstreik (ohne Gewalt) durchführen. Umsetzung der UN-BRK in den Bundesländern Hausaufgaben nicht gemacht Am 26. März 2009 trat in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) zur Ermöglichung der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben in Kraft. Auf Bundesebene sowie in zehn Bundesländern gibt es inzwischen Aktions- und Maßnahmenpläne zu ihrer Umsetzung. Sechs Bundesländer haben ihre Hausaufgaben allerdings immer noch nicht gemacht: Die Landesregierungen von Baden-Württemberg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen und Schleswig-Holstein haben bislang noch keine Umsetzungsstrategie in Kraft gesetzt. Zum Stand der Aktionspläne in Bund und Ländern (im März 2013) informiert die Monitoring-Stelle zur UN-BRK des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin. www.institut-fuer-menschenrechte.de/de/monitoring-stelle/monitoring.html Quelle: Menschen.das Magazin 3.2013 (Aktion Mensch) 12 Information Bodenseeländertagung BOTA 13 Vom 3. bis 5. April 2013 fand die 19. Veranstaltung dieser Art im Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ) für Hörgeschädigte in Stegen bei Freiburg statt. Das Motto lautete diesmal „Miteinander - Füreinander - Vielfältige Wege zur Teilhabe“. Die bekannte Bodenseeländertagung ist eine Veranstaltung für Hörgeschädigten-Pädagogen und interessierte Berufsgruppen. Sie bietet ein Forum für Themen aus dem Bereich der Bildung, Förderung und Erziehung von jungen Menschen mit Hörbehinderung. Sie wird alle drei Jahre im Wechsel von den Fachverbänden aus Baden-Württemberg, aus Bayern, der Schweiz und Österreich veranstaltet. 250 Teilnehmer aus drei Nationen, darunter circa 30 Teilnehmer mit Hörbehinderung, waren bei der gut besuchten Tagung zusammengekommen. Interessante Vorträge wurden von verschiedenen Referenten zu den Themen Inklusion, Schriftspracherwerb, Bildung, Förderung und Erziehung von jungen Menschen mit einer Hörbehinderung und Frühpädagogik gehalten. Unter anderen hielt der gehörlose Referent Prof. Dr. Christian Rathmann (Universität Hamburg) einen Vortrag, und Markus Fertig (Fachlehrer an der Lindenparkschule in Heilbronn) sowie Jürgen Endress (Gebärdenpoesie) führten Workshops durch. Markus Fertig zeigte im Workshop „Bildung für Menschen mit Hörbehinderung – unsere Wünsche und Visionen”, welche Wünsche wir für die Gebärdensprache in der Schule haben und ob diese umgesetzt werden können. Der Workshop von Jürgen Endress hieß „Gebärdensprachpoesie im Unterricht”, und er zeigte, wie man Gebärdensprachpoesie unterrichten kann. Er ist freiberuflich tätig und erzählte, welch gute Erfahrungen er in der Schule mit hörgeschädigten Kindern gemacht hat. Marina Kirchmayr von VerbaVoice (München) hielt ein Referat über „Barrierefreiheit im Bildungsbereich durch mobile Kommunikationshilfen“. Sie zeigte, wie man zum Beispiel bei einem Bewerbungsgespräch oder einer Hochschulvorlesung über das Internet einen Schriftdolmetscher auf das Tablet, den Laptop oder das Smartphone zuschalten kann, so dass der Dolmetscher nicht ständig vor Ort präsent sein muss. Für die gehörlosen Tagungsteilnehmer wurden alle Vorträge und ein großer Teil der Workshops in Deutsche Gebärdensprache gedolmetscht. Der Höhepunkt der Tagung war ein schöner Festabend. Neben Gebärdensprachpoesie von Jürgen Endress wurden auch Percussion und Poetry-Slam in Laut- und Gebärdensprache dargeboten. Danach gab es eine tolle Feuershow. Bei der Podiumsdiskussion gab es viel zu diskutieren. Zum Schluss betonte Sönke Asmussen vom Kultusministerium Baden Württemberg, dass es in der Hörbehinderten-Pädagogik keinen „Königsweg“ gäbe, was die unterschiedlichen Bildungswege von jungen Menschen mit einer Hörbehinderung betrifft. Die Wege seien einfach individuell sehr verschieden. Eine Lehrerin aus dem Publikum stimmte dem zu, sagte jedoch, dass aber die Gebärdensprache dazu gehöre. Man kann die Gebärdensprache nicht mehr ausschließen. Die jungen Leute stehen ihr offen gegenüber. Hoffen wir auf Bildung mit mehr Gebärdensprache! Der nächste BOTA wird im Jahr 2016 in Österreich stattfinden. wr Information 13 CODA - Treff in Heilbronn In der Lindenparkschule findet einmal im Monat an einem Nachmittag ein CODA-Treffen statt. Das ist eine Eltern-KindGruppe für gehörlose/taube bzw. schwerhörige Eltern mit ihren Kindern im Alter von 0 bis etwa 6 Jahren. Die Kinder können dabei hörend (CODA), schwerhörig oder taub sein. Der Begriff CODA kommt aus der englischen Sprache: Children of Deaf Adults (= Kinder von gehörlosen Eltern). Die Idee des CODA-Treffens stammt von einer gehörlosen Mutter, die ein hörendes Kind hat und gerne einen Eltern-Kind Kreis mit Gebärdensprache besuchen wollte. Sie wünschte sich den Austausch mit anderen (tauben/ schwerhörigen) Eltern ohne Kommunikationsschwierigkeiten. Für ihr Kind wünschte sie sich Anregungen in der Lautsprache und in der Gebärdensprache. Den Traum der gehörlosen Mutter haben wir uns zu Herzen genommen. So haben wir in der Lindenparkschule ein Team aus einer gehörlosen und einer hörenden Leiterin gegründet. Zum ersten Mal konnten wir unser CODA-Treff im Mai 2012 in der Lindenparkschule Heilbronn anbieten. Dort erhalten die Eltern und ihre Kinder ein kunterbuntes Programm: Das Programm beginnt gegen 14.30 Uhr. Zuerst werden die Kinder mit einem Begrüßungslied in einem Kreis herzlich willkommen geheißen. Das Lied wird sowohl in der Lautsprache als auch in der Gebärdensprache gesungen. Dann folgen mehrere Lieder, bei denen die Kinder aktiv und mit viel Spaß mitmachen können. Danach können die Kinder mit anderen Kindern gemeinsam spielen, während sich die Eltern bei Kaffee und Kuchen austauschen können. Annette Reinhardt begleitet die Spielangebote lautsprachlich. Die Kinder können an vielen einfallsreichen Angeboten von Annette teilnehmen, z.B. Basteln eines Schleuderballs oder eines Osterhasen, Eintopfen von Pflanzen. Am Ende verabschieden sich alle mit einem gemeinsamen GebärdenSing-Lied und der Vorfreude auf das nächste Treffen. Der nächste CODA-Treff findet am 12. Juli 2013 statt, bevor eine lange Sommerpause beginnt. Team des CODA-Treff Heilbronn Olga Hertle (gl) und Annette Reinhardt (hd) 14 Information Verabschiedung von Rudolf Gast Nach über 45 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit hat sich Rudolf Gast in den Ruhestand verabschiedet. Bei den Vorstandswahlen des LV der Gehörlosen Bayern verzichtete er am 28. April 2013 auf eine erneute Kandidatur für das Amt des Landesvorsitzenden. Sein Nachfolger wurde Bernd Schneider aus Augsburg. Nach den Wahlen fand eine Verabschiedungsfeier im Hotel Post in München statt. 200 gehörlose und hörende Gäste aus Bayern und anderen Bundesländern kamen zu diesem Fest. Zu den Ehrengästen gehörten Barbara Stamm, Präsidentin des bayerischen Landtags, Christa Stewens, Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und andere Vertreter der Landtagsfraktionen, Franz Meier, Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands für die Wohlfahrt Gehörgeschädigter, die gehörlosen Funktionäre Josef Scheitle vom Bayerischen Gehörlosen-Sportverband, Willi Huck und Wolfgang Reiner vom LV der Gehörlosen Baden-Württemberg, Kurt Stübiger vom LV RheinlandPfalz, Reinhard Grobbauer vom Gehörlosenverband Salzburg, Erhard Müller und Hans-Joachim Hotzan vom Förderverein der Gehörlosen in den neuen Bundesländern. Die Präsidentin des Bayerischen Landtags hielt das erste Grußwort des Festabends und bestätigte, dass die Zusammenarbeit mit Rudolf Gast immer angenehm menschlich und sehr fruchtbar war. Er war einer der engagiertesten Funktionäre in der Gehörlosenszene in Bayern. Während seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten hat er Vieles zum Wohle der Gehörlosen erreicht. In ähnlicher Weise äußerten sich andere Redner, die Grußworte überbrachten. Er bekam zum Dank viele Geschenke und beste Wünsche für seinen zukünftigen Lebensweg. Danach begann auch das Programm des gehörlosen Magiers Horst Bormann aus Leipzig, der durch seine Tricks und Späße alle in Stimmung und zum Lachen brachte. Anschließend wurde der Lebenslauf von Rudolf Gast per PowerPoint-Präsentation auf eine Leinwand projiziert. Unzählige Ehrenämter im sportlichen und sozialen Bereich Rudolf Gast hatte auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene viele Ehrenämter inne. Seine erste ehrenamtliche Tätigkeit begann im Jahr 1958 als Jugendleiter im Gehörlosen-Sportverein München. Darauf folgten verschiedene Positionen als Schatzmeister, Geschäftsführer und Fußballabteilungsleiter. Dann war er von 1976 bis 1989 Erster Vorsitzender des GSV München. Neben seinem sportlichen Ehrenamt engagierte er sich auch im sozialen Bereich. Im Jahr 1976 erwarb er als stellvertretender Vorsitzender des „Ortsvereins der Gehörlosen München“ zusammen mit Xaver Grimbs von der Stadt München das damalige Gehörlosenzentrum in der Muspillistraße 21. Er hat sich dafür eingesetzt, dass die Räume des Zentrums für den Sozialdienst für Hörgeschädigte errichtet werden konnten. v.links: Willi Huck (Ehrenvorsitzender des LV Baden-Württemberg), Rudolf Gast, Kurt Stübiger (1. Vorsitzender des LV Rheinland-Pfalz) und Wolfgang Reiner (1. Vorsitzender des LV Baden-Württemberg) Aktivitäten im Landesverband Im Landesverband übernahm er im Jahr 1966 sein erstes Ehrenamt als Schatzmeister. 1978 wurde er zum 2. Vorsitzenden gewählt, von 1979 bis April 2013 war er der Erste Vorsitzende des Landesverbands. Er war 34 Jahre lang eine hoch geachtete und anerkannte Führungskraft für Gehörlose auf bayerischer Landesebene. Zu seinen Erfolgen gehörte die Einrichtung des Beratungs- und Informationszentrums in der Schwanthaler Straße 76, für das er auch eine gehörlose und eine hörende Schreibkraft eingestellt hatte. 1988 hat er das Bayerische Landestreffen der Gehörlosen eingeführt, das alle vier Jahre stattfindet und inzwischen zur größten Veranstaltung der Gehörlosen in Bayern geworden ist. Rudolf Gast hat es als LVVorsitzender geschafft, insgesamt sieben Landestreffen in sieben Bezirksverbänden mit zu organisieren und dabei zu sein. Im Jahr 2011 wurde das Dokumentations- und Bildungszentrum in der Schwanthaler Straße 76 eingeweiht. Rudolf Gast hat sich auch dafür sehr stark eingesetzt. Heute liegen dort die Dokumentationen zur Bayerischen Gehörlosen-Geschichte und deren Bibliothek. Er erhielt viele hohe Auszeichnungen für sein verdienstvolles und uneigennütziges Engagement. Mit seinem Abschied von der Gehörlosenszene geht er aber nicht ganz in den Ruhestand sondern wird sich weiterhin kleineren Aufgaben widmen. Er hat die Absicht, sich noch weiter um das Dokumentations- und Bildungszentrum zu kümmern sowie im Bezirksverband Oberbayern mitzuarbeiten. Rudolf Gast wurde im Verlaufe des Abends vom neuen Vorsitzenden Bernd Schneider zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Viele Mitglieder, Delegierte und Freunde sprachen Rudolf Gast und seiner Frau Sigrid ihren Dank aus und wünschten dem Ehepaar eine gute und gesunde Zukunft. Es war ein schöner Festabend, den Rudolf Gast und seine Frau verdient haben. krb Information 15 Wichtige kulturelle Unterschiede zwischen Hörenden und Gehörlosen kum, warum sie gekommen waren. Einige Leute antworteten, sie wollten ihre hörenden Kinder besser verstehen und mit der normalhörenden Welt besser umgehen. Frau Goßner erklärte uns, wie sich die Kulturen in Gruppen aufteilen. Es gibt kollektivistische Kulturen (Gruppe vor) und individualistische Kulturen (Person vor). Interessant ist, dass die Hörenden in Deutschland zu den Individualisten gehören, die Gehörlosen aber den Kollektiven zuzurechnen sind. Sabine erklärte viele interessante und manche lustige Beispiele wie die Hörenden mit wenigen Information zufrieden sind, die Gehörlosen stärker solidarisch sind. Am 26. Januar 2013 kamen ca. 50 Interessierte ins Gehörlosenzentrum Karlsruhe. Die Referentin Sabine Goßner (CODA) fragte das Publi- Vor über zwanzig Jahren bestand die Gehörlosenkultur aus ‚Licht aus, Licht an‘, Hände in die Höhe zum Klatschen und einige wenige andere Beispiele. Heutzutage ist die Kultur der Gehörlosen sehr vielfältig geworden. Der Weg zur Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache trug erheblich dazu bei. Mit einem solchen Thema verging die Zeit sehr schnell ag Technik, die begeistert. Lösungen für Gehörlose und Schwerhörige Bellman Visit 868. Das Signalsystem. Damit Sie immer erreichbar sind. Blitzlichtwecker Pro BE1370. NEU: LightOn Nie wieder SMS verpassen! Sichern Sie sich den Zuschuss Ihrer Krankenkasse! Kontakt: Bahnhofstr. 30-32 | 54292 Trier | Fon: 0651-99 45 680 | Fax: 0651-99 45 681 | Mail: info@reha-com-tech.de | www.reha-com-tech.de 16 Information Teilhabegeld für Menschen mit Hörbehinderung ? Es gibt aktuell fünf Bundesländer, in denen Gehörlosengeld gezahlt wird: Berlin, Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Am 4. Mai 2011 stellten Vertreter des Forum behinderter Juristen und Juristinnen (FBJJ) den Entwurf eines Gesetz zur Sozialen Teilhabe vor. Die Politiker planen, in Deutschland bundesweit ein Gesetz zur SozialenTeilhabe und ein einkommensunabhängigen Teilhabegeld für alle behinderten Personen einzuführen. „Gehörlosengeld“, „Blindengeld“ usw. sollen abgeschafft werden. Jeder behinderte Mensch soll ein Teilhabegeld als Nachteilsausgleich für seine Behinderung bekommen. ABER: Es wurde noch keine Entscheidung getroffen, wann es kommen wird und wie viel EURO gezahlt werden sollen. Darüber diskutieren die Politiker noch. Das Teilhabegeld (§ 56a SGB IX neu) soll pauschal den behinderungsbedingten Mehraufwand abdecken, der nicht über spezielle Ansprüche geltend gemacht werden kann, sowie behinderungsbedingte Nachteile ausgleichen. Es ersetzt die landesrechtlichen Leistungen für blinde, sehbehinderte, hörbehinderte, gehörlose und pflegebedürftige Menschen, die in ihrer Ausgestaltung und unterschiedlichen Höhe nicht mehr heutigen Anforderungen entsprechen. Das Teilhabegeld besteht aus einem Grundbetrag und einem Zusatzbetrag. Der Grundbetrag richtet sich nach der Stufe der Behinderung. Er wird ergänzt durch einen Zusatzbetrag, der bestimmte behinderungsspezifische Aufwendungen für Menschen mit einer Sehschädigung oder Hörbeeinträchtigung, wegen Pflegebedürftigkeit oder wegen der Mitarbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen sowie für Kommunikationsbedarfe bei Menschen mit Lernschwierigkeiten pauschal ausgleichen soll. Sind Ansprüche auf mehrere Zusatzbeträge gegeben, erfolgt eine Kürzung der weiteren Zahlbeträge um die Hälfte. Die Leistung wird auf insgesamt 1.000 € monatlich begrenzt. §56a Teilhabegeld - I Die Höhe des Grundbetrages: • 50 € für erheblich beeinträchtigte Menschen (GdB: 1-50) • 80 € für schwer beeinträchtigte Menschen (GdB: 51-70) • 100 € für besonders schwer beeinträchtigte Menschen (GdB: 71- 99) • 120 € für schwerstbeeinträchtigte Menschen (GdB: 100) §56a Teilhabegeld - II Dazu die Höhe des Zusatzbetrages wegen des Mehrbedarfs: • 150 € bei einer schweren Hörschädigung • 300 € bei einer Gehörlosigkeit • 150 € bei einer schweren Sehschädigung • 600 € bei Blindheit • 900 € bei Taubblindheit §56a Teilhabegeld - III Weitere Zusatzbeträge-Gruppen: • 150 € bei Pflegebedürftigen der Pflegestufe I • 350 € bei Pflegebedürftigen der Pflegestufe II • 550 € bei Pflegebedürftigen der Pflegestufe III • 650 € bei Härtefall-Anerkennung (§36 [4] SGB XI) • 150 € bei Beschäftigten in einer Werkstatt (WfBM) • 150 € bei Menschen mit Lernschwierigkeiten mit Bedarf für Verständigung in leichter Sprache Bedingungen: • Die Grund- und Zusatzbeträge werden nebeneinander geleistet • Bei Anspruch auf mehrere Zusatzbeträge wird der höchste Zusatzbetrag unvermindert geleistet, die weiteren Beträge in Höhe von 50% der jeweiligen Beträge • Das Teilhabegeld insgesamt beträgt monatlich nicht mehr als 1.000,00 € Das Teilhabegeld wird nicht als Einkommen berücksichtigt und unterliegt nicht der Pfändung, ist als Teil des Bundesleistungsgesetzes (auch genannt als „Gesetz zur Sozialen Teilhabe“). Düsseldorfer Erklärung vom 11. Juni 2013 Die Beauftragten des Bundes und der Länder fordern Kurswechsel in der Behindertenpolitik! Die Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung von Bund und Ländern haben sich bei ihrem Treffen in Düsseldorf am 11. Juni 2013 einstimmig für neue Wege in der Behindertenpolitik ausgesprochen. Im Zentrum soll die Teilhabe der Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben stehen. In ihrer Düsseldorfer Erklärung fordern sie unter anderem ein Teilhabegeld und die Abkehr von der Einkommens- und Vermögensanrechnung bei Teilhabeleistungen für Menschen mit Behinderungen. Quelle: http://www.sm.baden-wuerttemberg.de/de/Beauftragter_der_Landesregierung_fuer_die_Belange_von_Menschen_mit_Behinderungen_in_Baden-Wuerttemberg_Landes-Behindertenbeauftragter/256515.html (Stand: 24.06.2013) Information 17 Sofia 2013 Deaflympics Fackellauf Das gab es noch nie in der 89jährigen Geschichte der Deaflympics. Was bei den Olympischen Spielen und bei den Paralympics längst dazugehört, wird auch erstmals bei den Deaflympics in diesem Jahr durchgeführt. Für alle Olympischen Spiele seit 1936 gab es einen Fackellauf, der jeweils in Olympia gestartet und bei der jeweiligen Eröffnungszeremonie beendet wird. Dem Beispiel folgend wird der Weltsportverband der Gehörlosen, das International Committee of Sports for the Deaf , kurz ICSD genannt, einen Fackellauf mit einer Staffel von Radfahrern von Paris aus, dem Austragungsort der ersten Deaflym- fes. Anschließend wird die Flamme in zwei Bergmannslampen von Radfahrern durch Frankreich über Orleans, Auxerre, Dijon, Lyon nach Genf gebracht. In der Schweiz ist Lausanne Sitz des Internationalen Olympischen Komitees und dort brennt ein dauerhaftes Olympisches Feuer. Dort soll eine wichtige Station sein, um auch das IOC mit einzubeziehen. Von Lausanne aus führt die Route nach Friedrichshafen in Deutschland. Am Morgen des 11. Juli wird die Flamme mit der Fähre Romanshorn – Friedrichshafen auf deutschem Boden eintreffen, begleitet von der schweizerischen Gruppe. Dort beginnt dann die 3tägige Tour durch Baden-Württemberg und Bayern, bis die Flamme schließlich am 13. Juli den österreichischen Kameraden in Salzburg übergeben wird. Ein typischer Tagesablauf Jede Etappe wird grundsätzlich in einer großen Stadt beginnen und enden. Die Streckenführung jeder Etappe ist so ausgelegt, dass möglichst wenig stark befahrene Bundesstraßen genutzt werden. Bevorzugt sind Radwege an Bundes- bzw. Landesstraßen, oder wenig befahrene Landesstraßen. In größeren Orten, oder auf Straßen in Städten wird nach Möglichkeit Begleitschutz eingesetzt. pics 1924, nach Sofia veranstalten. Die Flamme wird von gehörlosen und hörenden Radsportlern gemeinsam überbracht. Keine der einzelnen Etappen wird länger als 160km lang sein, womit eine vernünftige Geschwindigkeit gewährleistet ist, um Zwischenstopps für Werbung für die Veranstaltung an der Strecke zu ermöglichen. Die Wahl der Fahrräder ist sowohl praktisch als auch philosophisch zu betrachten: praktisch, weil es den Sportlern die Möglichkeit gibt, große Distanzen abzudecken, und philosophisch, weil ein Mangel an sicheren Fahrradstrecken in vielen Städten eine echte Behinderung für gehörlose Radfahrer bedeutet. Und schließlich auch deshalb, weil der Gründer der Deaflympics, Eugene Ruben-Alcais, Radsportler war. Radsport ist schon seit den allerersten Spielen ein Teil der Deaflympics. Die Flamme wird auf der Sportanlage Stade Pershing in der Bois de Vincennes in Paris entzündet, am Denkmal des ersten internationalen Gehörlosensport-Wettkamp- Eine Stammmannschaft von 4 Fahrern wird zu jeder Zeit am Fackellauf teilnehmen, 2 davon jeweils mit einer Lampe. Weitere Gruppen bis 20 Personen können die Stammmannschaft auf den Teilstrecken begleiten. Der Fackellauf wird zusätzlich von 2 VW-Bussen begleitet, wobei ein Bus immer bei der Radgruppe bleibt. Die angefahrenen Städte, Gemeinden und Landkreise werden vorher informiert und gebeten, einen verkehrssicheren Ablauf zu gewährleisten und sich auch für eine öffentlichkeitswirksame Begleitung einzusetzen, z.B. die Bevölkerung, die örtliche Presse oder Vereine am Ort zu informieren. An den Haltepunkten und in der Zielstadt kann es kleine Begrüßungszeremonien eingebettet in Informationsveranstaltungen geben. Dabei werden Orte ausgewählt, die eine Bildungseinrichtung für Hörgeschädigte, einen Gehörlosenverein oder eine Gehörlosen-Sportverein im Ort haben. Informationsveranstaltungen sollen maximal 2 Stunden andauern, wobei die Radgruppe bis zu 1 Stunde anwesend sein wird. Danach werden die Fahrer die weitere Strecke angehen. An bekannten Sehenswürdigkeiten werden kleine Fotoshootings gemacht, die dann den Tagesablauf dokumentieren. Tägliche Berichte in den Medien und auf den eigenen Webseiten sind erwünscht. 18 Information Etappe 1 Friedrichshafen – Memmingen Am Morgen des 11. Juli 2013 wird die Flamme mit der Fähre Romanshorn – Friedrichshafen im dortigen Fährhafen eintreffen. Die deutschen Teilnehmer des DGS, Gottfried Paulus, Uli Hollinger, Markus Posset und Bernhard Maier werden sie von den Schweizern übernehmen. Nach einer Begrüßung auf dem Marktplatz von Friedrichshafen wird sie dann auf die 89 Kilometer lange Reise nach Memmingen gehen. Mit den Landes- und Sportverbänden in Baden-Württemberg und Bayern plant der DGS zurzeit die einzelnen Haltepunkte mit verschiedenen Veranstaltungen vor Ort. Auf deutschem Boden soll das Thema „Inklusion“ eines der Themen des Fackellaufes werden, denn neben den gehörlosen Radsportlern, sollen auch hörende Radsportler die Tour begleiten und somit für den deaflympischen Gedanken werben. Etappe 2 Memmingen – München Die Weltstadt München, mit den beiden großen Vereinen GSV München und Gehörlosen Bergfreunde München darf natürlich auf der Tour nicht fehlen. Ab Memmingen geht es dann auf die ca. 153 Kilometer über Schwabmünchen, Fürstenfeldbruck, Garching zur Allianz-Arena. Bevor man zu den Münchner Vereinen stößt, soll an dem bekannten Objekt ein Fototermin erfolgen. Danach haben die Münchner Vereine Gelegenheit, die Radsportler mitsamt der deaflympischen Flamme zu empfangen. Etappe 3 München – Salzburg Wieder liegen ca. 155 Kilometer vor den Radfahrern bevor sie die österreichische Grenze erreichen. Über Rosenheim führt die Strecke nach Traunstein, wo an diesem Tag die Oberbayrischen Kulturtage feierlich eröffnet werden. Der DGS ist sehr stolz, dass die Gruppe der Fackelträger Programmteil der Eröffnung vor einem großen Publikum sein darf. Danach geht es schnurstracks in Richtung Freilassing zur Grenze nach Österreich. Dort werden die Kameraden des ÖGSV schon warten um die Flamme zu übernehmen. Gemeinsam geht es nach Salzburg, dem Endpunkt für die deutschen Radfahrer. So geht es weiter Über Österreich nach Slowenien, Kroatien und Serbien reist die Flamme weiter bis nach Sofia in Bulgarien. Dort wird sie am 25. Juli eintreffen, um am 26.Juli 2013 für die Eröffnung der 22. Sommer Deaflympics 2013 bereitzustehen. Interesse wecken – Bewusstsein stärken Seit 2010 lautet das Motto des Deutschen GehörlosenSportverbandes “Finde deine Chance“. Genau diese Chance möchte der Verband mit der Fackeltour nutzen. Peter Fiebiger, Vizepräsident des Verbandes ist sehr froh, dass er im November 2012 den Geschäftsführer des ICSD, Mark Cooper, davon überzeugen konnte, den Fackellauf auch über deutschen Boden laufen zu lassen. Den meisten Menschen in Deutschland sind die Olympischen Spiele geläufig. Viele können auch mit dem Begriff Paralympics etwas anfangen und denken, dass dabei auch gehörlose Sportlerinnen und Sportler am Start sind, um Medaillen zu erringen. Umso erstaunter sind diese Leute, wenn sie erfahren, dass es für Hörgeschädigte separate Wettkämpfe mit olympischem Charakter, die Deaflympics gibt. Der DGS möchte deshalb die Chance ergreifen, mit dem Fackellauf auf diese Weltspiele der Gehörlosen aufmerksam zu machen und der Öffentlichkeit zeigen, dass auch Gehörlose und Menschen mit Hörminderung ihre eigenen Spiele haben und stolz sind, für ihr Land Erfolge zu erringen. Immer mit den anderen Behinderten, die auch großartige Leistungen erbringen, in einen „Topf“ geworfen zu werden, wird den Athletinnen und Athleten des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes nicht gerecht. Deaflympics-Fackellauf vom 11. – 13. Juli 2013: Seien Sie dabei! Peter Fiebiger DGS-Vizepräsident f. Öffentlichkeitsarbeit und Sponsoring Information 19 Theateraufführung von „Franken Deaf Show“ aus Nürnberg Vor a nkü ndi gun g „EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST” Amerikanisches Kultbuch - Film mit 5 Oscars Wann ? Wo ? Beginn: 18.10.2013 Musikhalle, Bahnhofstraße 19, 71638 Ludwigsburg genaue Uhrzeit und Anmeldung werden noch be- kanntgegeben Kurze Inhaltsangabe: Gehörlosenwelt: McMurphy landet seinen größten Coup: Um der Gefängnisstrafe zu entgehen, stellt sich der Gewalttäter verrückt und wird zur Beobachtung in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingeliefert. Doch im „Kuckucksnest”. begegnet er dem vollen Wahnsinn der Psychiatrie. Auf der Station herrscht Oberschwester Edeltraud unangefochten zum Wohle der Patienten. Mit Hilfe von Gruppentherapie, Medikamenten und Elektroschocks hat sie Lola, Billy, Schizo und andere mehr oder minder chronischen Fälle fest im Griff. Nur der Häuptling steht anscheinend stumm und unerreichbar am Rand, von wo aus er das Geschehen verfolgt. Erst als McMurphy eine menschenwürdige Behandlung einfordert, kommt Bewegung in den Haufen Irrer. Edeltrauds Regime gerät ins Wanken. Da teilt sie dem Rebell McMurphy mit, dass er - anders als seine freiwilligen Mitpatienten - auf unbestimmte Zeit zwangseingewiesen wurde. Nun begreift McMurphy, dass er bald alles oder nichts zu verlieren hat. Nun eskalieren die anfänglichen Machtproben zwischen Patienten und Personal zu einem Aufstand, in dem sich jeder selbst entscheiden muss .... „Franken Deaf Show“ hat sich für dieses Schauspiel entschieden, da es zum einen sehr facettenreich (Drama, Satire, Komödie) und zum anderen sehr gut die Situation gehörloser Menschen widerspiegelt. Bundessozialgericht - Internetseite jetzt auch in „Leichter Sprache“ Das Bundessozialgericht in Kassel möchte künftig von allen Menschen besser verstanden werden. Auf seiner neuen Internetseite geht es nicht nur um moderneres Design, eine leichtere Navigation und neue Inhalte. Neu ist auch der Punkt „Leichte Sprache“: Dort wird mit möglichst einfachen Worten übersetzt, was das Bundessozialgericht ist und wofür es zuständig ist. Gedacht ist dieser Service unter anderem für Menschen mit Behinderungen oder mit Verständnisproblemen. http://www.bsg.bund.de/DE/Service/Leichte_Sprache/leichte_sprache_node.html dpa 20 Termine Was? Wann? Wo? Jahr 2013 Datum Was Wo Uhrzeit 6. Juli Sportveranstaltung Bayerischen Gehörlosen-Sportfest Rosenheim 8:30 Uhr 11. Juli Vereinsveranstaltung Senioren-Grillfest des VdG Stuttgart GLZ Stuttgart Hohenheimer Str. 5 11. Juli Sportveranstaltung Start Fackellauf für Deaflympcis Friedrichshafen 12. bis 13. Juli Sonderveranstaltung 2. Bildungskongress, Messe Wien Wien / Österreich 13. Juli Vereinsveranstaltung Grillfest des GV Reutlingen Ev. Gemeindezentrum „Kreuzkriche“ Paul-Pfizer-Str. 7 Reutlingen 12 Uhr Sportplatz in Möhringen/Tuttlingen 12 Uhr Inhalt 13. Juli Vereinsveranstaltung Grillfest des GV Tuttlingen www.hgv-rosenheim.de 12 Uhr www.dg-sv.de www.oelgb.at Kontakt / Anfrage: Fax 07128 / 3592 Kontakt / Anfrage: 1. Vorsitzender@gv-tuttlingen.de 16. Juli Vereinsveranstaltung Senioren-Grillfest des GV Aalen HGZ St. Vinzenz Schw. Gmünd 26. Juli bis 4. Aug. Sportveranstaltung Sommer-Deaflympcis Sofia /Bulgarien 27. Juli Vereinsveranstaltung GLZ Stuttgart Hohenheimer Str. 5 15. Aug. Vereinsveranstaltung www.dg-sv.de Comedy-Film & Live-Poesie mit Summer Barbecue Party - VdG 3. Aug. Vereinsveranstaltung Sommerfest des GV Bruchsal 9. Okt. 14 Uhr KA-Durlach 12 Uhr Am Lenzenhub Kontakt / Anfrage: Fax: 0721 / 468048 Senioren-Grillfest des GV Göppingen Sparwiesen/Göppingen 10 Uhr Kontakt / Anfrage: Fax 07163 / 52087 14. Sept. Verbandsveranstaltung Tag der Gebärdensprache Stuttgart Bürgerhaus Botnang Griegstr. 16-18 11 Uhr 12 Uhr Verbandsveranstaltung Landestreffen der gehörlose Senioren Bürgerhaus Möhringen 10 Uhr Information >>>> Alle Vereinsvorstände sind herzlich gebeten, die Veranstaltungstermine mit Angabe des Ortes und der Uhrzeit (z.B. Grillfest, Kofo, Vortrag, Vereinsjubiläum, besondere Vereinsveranstaltung) ohne Versammlungs- und SeniorentreffTermine an die Geschäftsstelle des Landesverbandes per Fax 0711- 23 63 149 oder Email: info@lv-gl-bw.de bekanntzugeben. Besten Dank im Voraus! Änderungen sind möglich! Vereinsbericht 21 Kath. Taubblindenseelsorge „Schwein gehabt“ Taubblinde besuchen das „Schweinemuseum“ in Stuttgart Am 23. Februar 2013 veranstaltete die katholische Taubblindenseelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart einen Ausflug für Taubblinde ganz besonderer Art: Ein Besuch des Schweinemuseums in Stuttgart. Insgesamt 36 Personen folgten der Einladung von Diakon Peter Hepp, der diesen Tag organisiert und vorbereitet hat. Am Vormittag fand zunächst ein Gottesdienst für Taubblinde in der Kapelle des Alten- und Pflegeheimes St. Martinus Stuttgart statt. Eine neue und besondere Situation war, dass diesmal acht angehende Taubblindenassistenten, einige aus der TBA-Qualifizierungsmaßnahme der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn und einige vom Gebärdensprachinstitut in Nürnberg (GIB) bei dieser Veranstaltung ein angeleitetes Praktikum durchführen konnten. Unter der Aufsicht von Frau Almuth Kolb vom Taubblindenassistentenverband e.V. übten die angehen- Für die Angehörigen der Taubblinden ist dies eine neue Situation. Bislang sind sie es, die die Aufgabe von Assistenten übernehmen. Bei solchen Veranstaltungen sind sie immerzu mit dolmetschen, vermitteln und begleiten beschäftigt. Erstmals konnten sie einen Ausflug wirklich genießen und ohne zu „arbeiten“ daran teilnehmen. Für die meisten von ihnen eine ganz neue und positive Erfahrung! Beim Museum angelangt, konnte die Gruppe sich im dazugehörigen Gasthaus mit einem guten Mittagessen stärken bevor die interessante Besichtigung des Museums begann. Eine weitere Herausforderung an die angehenden TBAs: Wie zeige ich dem Taubblinden wo er sitzen kann, wie übersetzt man eine Bestellung, was muss alles vermittelt werden, damit der Taubblinde wieder ausreichend Orientierung hat? Auch diese Aufgabe wurde gut gemeistert. ronomin Erika Wilhelmer hat in jahrzehntelangem Fleiß die über 50.000 Exponate aus aller Welt gesammelt. Ihr Sohn Michael Wilhelmer hat in einer Umbauphase von rund vier Mo- naten ein Domizil für die gesammelten Schweine-Exponate geschaffen. Für die taubblinden Besucher wurden einige Exponate ausgewählt, die ausnahmsweise berührt werden durften. So konnten sie sich ein Bild davon machen, wie groß das größte Schwein der Welt tatsächlich war, welche Form Wildschweinzähne haben, wie ein alter Fleischwolf funktioniert oder wie viele Rippen ein Schweineskelett hat. Alle Teilnehmer, Taubblinde, Angehörige und Praktikanten waren sich einig: Das war ein schöner und gelungener Tag, der gerne wiederholt werden kann. den TBAs „in vivo“, also in einer realen Situation verschiedene Kommunikationsformen, indem sie während des Gottesdienstes für die taubblinden Teilnehmer lormten oder taktil gebärdeten. Anschließend ging die Gruppe mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Schweinemuseum in Stuttgart. Hierbei bewiesen die Praktikanten, dass sie die Techniken des Begleitens bereits gut beherrschten. Seit dem 1. Mai 2012 gibt es das Schweinemuseum. Es ist mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 800 qm, 29 Themenräumen und über 50.000 Exponaten das größte der Welt. Von einer Museumsführerin deren Erklärungen für die gehörlosen Angehörigen, TBAs und Praktikanten in die Gebärdensprache übersetzt wurden, erfuhren die Teilnehmer, dass das Museum ein 100 Jahre alter Jugendstilbau ist, der auf dem ehemaligen Schlachthofgelände steht. Die Gast- Daher gleich ein Hinweis: Die nächste Veranstaltung dieser Art findet am 6. April in Rottweil statt. Der Taubblindenverein Baden-Württemberg e.V. führt gemeinsam mit der kath. Taubblindenseelsorge ein Seminar für Taubblinde zum Thema „Techniken des Begleitens“ durch. Auch dort werden wieder Praktikanten anwesend sein. Ein wichtiger Hinweis für alle Angehörigen: Zum ersten Mal gibt es gleichzeitig ein Treffen für Angehörige! Nähere Infos bei: Taubblindenseelsorge, Diakon Peter Hepp, email: Peter. Hepp@drs.de , Fax: 0741-2902642. mh 22 Vereinsbericht Gehörlosenverein „Alt Heidelberg“ e.V. Neuer Vorstand gewählt Es war 17.40 Uhr am 25. Mai 2013, als Wahlleiter Gunter Erbe mit großer Freude und sichtbarer Erleichterung eine neue Vorstandschaft des traditionsreichen Gehörlosenvereins „Alt Heidelberg“ vorstellen konnte. 56 Mitglieder waren mit klopfenden Herzen und gespannten Gefühlen zu der 2. Außerordentlichen Hauptversammlung in das Heinz-Micol-Zentrum gekommen, um in einem dritten Anlauf eine neue Vorstandschaft zu finden und zu wählen. Der kommissarisch amtierende Vorsitzende Michael Gründler eröffnete die Versammlung und begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder. Einziger Tagesordnungspunkt war die Wahl einer neuen Vorstandschaft, nachdem im März bekannt wurde, dass einige Vorstandsmitglieder ihre Ämter niederlegen wollten. Weder die ordentliche noch die 1.Außerordentliche Hauptversammlung konnte eine neue Vorstandschaft wählen, weil sich niemand bereitgefunden hatte, für ein Vorstandsamt zu kandidieren. Michael Gründler übergab die Versammlungsleitung an Gunter Erbe und bat den Vorsitzenden des Badischen Wohlfahrtsverbands für Hörgeschädigte (BWH), einen neuen Vorstand zu finden und die Wahl durchzuführen. In einer bewegenden Rede beschrieb Herr Erbe die kritische Situation des Vereins, der schon über 100 Jahre das Schicksal der badischen Hörgeschädigten mit respektablem Erfolg Die neue Heidelberger Vorstandschaft (v.l.): Dieter Diwisch – Margarete Brenner - Sigrid Gründler – Otto Ramsperger – Klaus Weber – Michael Gründler – Gunter Erbe (Wahlleiter) nicht auf dem Foto: Andreas Müller beeinflusst und den hörbehinderten Menschen im nordbadischen Raum eine willkommene und sichere Heimat gegeben hatte. Sowohl die schweren Zeiten der beiden Weltkriege als auch die brutale Zeit des behindertenfeindlichen Nationalsozialismus konnten den Heidelberger Gehörlosenverein nicht zum Untergang zwingen. Zu jeder Zeit gab es engagierte und mutige Mitglieder, die den Verein mit viel Mühe, bewundernswerter Arbeit und starkem Willen führten und am Leben erhalten konnten. Gunter Erbe sprach von einer guten Vereinsgemeinschaft in Heidelberg. Immer wieder sind Frauen und Männer bereit gewesen, das Leben im Gehörlosenverein mitzugestalten, Partnerschaften mit anderen Vereinen zu pflegen, sich um das schöne HeinzMicol-Zentrum zu kümmern und für eine freundliche und angenehme Stimmung im Verein zu sorgen. Nach fast drei Stunden Redezeit, Diskussionen unter den Anwesenden und mühsamer Kandidatenfindung konnte der Wahlgang endlich zügig durchgeführt und erfolgreich beendet werden. Die anwesenden Vereinsmitglieder waren erleichtert und die zu Anfang der Veranstaltung bedrückenden „Steine fielen von den Herzen“. Die Freude über den Wahlerfolg war riesengroß und manche Träne der Erleichterung und der Freude konnte man in den Gesichtern der Mitglieder entdecken. Die neue Vorstandschaft setzt sich wie folgt zusammen: Michael Gründler 1. Vorsitzender: 2. Vorsitzender: Klaus Weber Andreas Müller Erster Kassierer: Zweiter Kassierer: Otto Ramsperger Sigrid Gründler Schriftführerin: Revisoren: Margarete Brenner Dieter Diwisch In der ersten Sitzung des neuen Vorstands werden die nach der Satzung vorgesehenen Beisitzer/Beisitzerinnen ernannt. Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg für die kommende Vereinsarbeit! ge Gehörlosenverein Karlsruhe e.V. Neuer Vorstand gewählt Am 24. Februar 2013 fand die Hauptversammlung mit Wahl unter der Leitung des Vorsitzenden Manfred Kraffert im Gehörlosenzentrum im Stadtteil Daxlanden statt. Es wa- ren 61 Mitglieder von insgesamt 113 Vereinsmitgliedern anwesend. Der Vorsitzende und begrüßte die Anwesenden und freute sich über zahlreich erschienenen Mitglieder. Unser Mitglied Vera Stojnic wurde geehrt für ihre 50jährige Treue zum Verein und erhielt eine Urkunde und ein Geschenk. Letztes Jahr wurden Klauspeter Ungeheuer und Karl Bau- Vereinsbericht 23 er für ihre 40jährige Vereinszugehörigkeit geehrt. Auch sie erhielten zum Dank für ihre Treue eine Urkunde und ein Geschenk. Klauspeter Ungeheuer war von 19941997 Erster Vorsitzender des GV Karlsruhe, von 2005-2009 sein Kassierer und dann ab 2009-2011Beisitzer. Manfred Kraffert sprach Klaus- peter Ungeheuer seinen Dank für die lange und anhaltend treue Mitgliedschaft aus. Ebenso würdigte er auch seine ausgezeichnete Mitarbeit als Kassierer und Beisitzer im Verein. Er war auch immer Helfer in besonderen Situationen des Vereins. Manfred Kraffert berichtete über seine Tätigkeit im letzten Jahr. Ebenso sprach Schatzmeister Manfred Zürn über Finanzwesen des Vereins. Die Kassenprüfer Günter Leinweber und Jürgen Kirchner bescheinigten eine einwandfreie und vorbildliche Kassenführung und sprachen hierfür ihren Dank und Anerkennung aus. Werner Raatz übernahm die Wahlleitung. Das Ergebnis der Wahlen lautete wie folgt: 1. Vorsitzender Manfred Kraffert 2. Vorsitzender Werner Boltz Schriftführerin Waltraud Moser Schatzmeister Manfred Zürn Beisitzer Waltraud Ungeheuer Beisitzer Hildegard Kohtz Beisitzer Hans Merkle Revisoren Wolfgang Hildebrandt und Jürgen Kirchner Um 17.30 Uhr war die Versammlung zu Ende. Der alte und neue Vorsitzende bedankte sich bei den Anwesenden und wünschte allen eine gute Heimfahrt. wm Gehörlosenverein „Ostalb“ Aalen e.V. Senioren zu Besuch bei Firma Seeberger in Ulm Am 13. Februar 2013 fuhren 20 Personen mit dem Bus von Heidenheim nach Ulm. Von Sontheim bis Heidenheim ist der Schienenverkehr momentan gesperrt. Nach der Ankunft in Ulm–Donautal gingen wir zusammen zur Kaffeerösterei und Lebensmittelfabrik Seeberger GmbH. Um 13.30 Uhr begann die Führung. Weil es in einer Lebensmittelfirma sehr sauber ist, mussten wir alle einen Mantel anziehen und eine Mütze aufsetzen. Unsere Dolmetscherin Cornelia Garny half uns, alles zu verstehen, was der Chef über die Geschichte seiner Firma erzählte. Die Firma wurde um 1844 gegründet. Heute sind bei der Firma Seeberger 440 Mitarbeiter und 20 bis 30 Auszubildende beschäftigt. Die Firma bekommt aus dem Ausland verschiedene Kaffeesorten. Die Kaffeebohnen werden rot gepflückt, und nach einem Monat sind sie reif und rot gefärbt. Danach sahen wir eine riesige Kaffeeröstmaschine. Die Kaffeebohnen werden zwischen 10 – 18 Minuten geröstet. Die verschiedenen Mischungen sind wichtig für den Geschmack. Danach konnten wir eine riesige computergesteuerte Verpackungsmaschine bewundern. Diese Maschine verpackt in einer Minute 120 Tüten, die mit verschiedenen Trockenfrüchten gefüllt sind. Es war für uns ein sehr interessanter Nachmittagsbesuch. Wir danken Cornelia Gorny für das Dolmetschen. Auch Berthold Ilg gilt unser Dank für seine ausgezeichnete Organisation. Um 16 Uhr stiegen wir wieder in den Bus nach Hause ein. ws Interessenvertretung der Menschen mit Hörbehinderung Baden-Württemberg e.V.