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ExportManager Ausgabe 9 | 11. November 2015 www.exportmanager-online.de Ausgewählte Informationen für Exportverantwortliche Schwerpunktthema dieser Ausgabe: Nordamerika Mexiko hat Potential | Zahlungsverspätungen in Amerika | Update Recht | Transatlantische Beziehungen | Global Business & Markets | Automobil branche | Start-ups | Währungsmanagement | Neue EU-VO zum Iran-Embargo | Trade-Compliance 2 | ExportManager D ie Märkte Nordamerikas gewinnen für deutsche Exporteure weiter an Ausgabe 9 | 11. November 2015 Themen Bedeutung. Mit dem Abschluss des Transpazifischen Freihandelsabkommens haben die NAFTA-Länder ihre Verbindungen nach Asien gestärkt. Nun soll der Austausch mit der EU durch die Transatlantische Handels- und Investi tionspartnerschaft vertieft werden. Die vorliegende Ausgabe des Export Managers geht auf die politische und wirtschaftliche Situation in Mexiko ein, wirft einen Blick auf die dortige Automobilindustrie sowie auf die Zahlungsmoral in der Region. Wir berichten von interessanten Außenwirtschaftsveran- Verkaufen ➤➤ Mexiko hat Potential – trotz innenpolitischer Unruhe Christoph Witte, Direktor Deutschland, Credimundi, Member of the Credendo Group ➤➤ Mexiko glänzt mit seiner Automobilbranche Alexander Wegenast, Büroleiter Mexiko, KfW IPEX-Bank ➤➤ Unternehmen in Amerika erhalten Zahlungen später Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa, Atradius Kreditversicherung Finanzieren 3 Compliance und die neue EU-VO zum Iran-Embargo werden beleuchtet. Sie erhalten unseren Newsletter jährlich in zehn Ausgaben kostenlos online, wenn Sie möchten. Gerne stehen wir Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung. Nutzen Sie bitte die Regis trierungsmöglichkeit und weitere Informationen auf unserer Website www.exportmanager-online.de. 15 6 ➤➤ Strategisches Währungsmanagement mit Erfolg Daniel Bartholmes, Abteilungsdirektor, Franz Herrmann, Abteilungsdirektor, FX Overlay Management, HSBC 16 8 ➤➤ Lieferungen bündeln, absichern und finanzieren Sylvia Röhrig im Gespräch mit Dr. Manuel Probst, Director Export Finance, CCC Machinery GmbH 18 staltungen und greifen das Thema Währungsmanagement auf. Auch Trade- ➤➤ Start-ups sollten an die Internationalisierung denken Jirko Altmann, Experte für Zins- und Währungs management, Deutsche Bank AG Liefern Vernetzen ➤➤ Neues vom Außenwirtschaftsrecht Sylvia Röhrig, Redakteurin ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA 10 ➤➤ Der transatlantische Motor braucht Abstimmung 12 Gunther Schilling, Leitender Redakteur ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA ➤➤ Global Business & Markets auf der HANNOVER MESSE Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter HANNOVER MESSE, Deutsche Messe AG 13 ➤➤ Neue EU-VO zum Iran-Embargo PD Dr. Harald Hohmann, Rechtsanwalt, Hohmann Rechtsanwälte 21 ➤➤ Effizientes Trade-Compliance-Management Kai Schwab, Sales Director Germany, Amber Road 24 Strategische Partner und Impressum 26 3 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Mexiko hat Potential – trotz innenpolitischer Unruhe Christoph Witte Direktor Deutschland, Credimundi, Member of the Credendo Group Mexiko verfügt über akzeptable Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite, annehmbare Inflationsraten und Fremdwährungsbestände sowie eine diversifizierte Exportbasis. Ein solider politischer Rahmen begünstigt die makroökonomische Stabilität. Finanzpolitische Verantwortung ist gesetzlich verankert, und die Zentralbank vertritt glaubhaft ihre Inflationsziele. Während Präsident Peña Nieto international viel Lob für seine Reformbemühungen geerntet hat, schwindet die innenpolitische Zustimmung. c.witte@credendogroup.com Reformbestrebungen Der Pakt endete jedoch im Streit um die geplante Energiereform, die möglicherweise das bedeutendste, sicherlich aber das umstrittenste Element des Programms darstellt. Zwar konnte die Reform mit der Unterstützung der konservativen Opposition auf den Weg gebracht werden, doch Gescheiterter Staat? Mexiko hat sich zwar auf den Reformweg begeben – innenpolitisch wächst jedoch die Unzufriedenheit. Während er international viel Lob für seine Reformbemühungen geerntet hat, haben sich die innenpolitischen Zustimmungswerte des Präsidenten nicht gut entwickelt. Obwohl sich dies teilweise auf die bislang relativ schwache Wirtschafts entwicklung zurückführen lässt, spielt die weitverbreitete Unzufriedenheit über Korruption und Unsicherheit die größere Rolle. schwand der politische Konsens im Vorfeld der Parlamentswahlen im Juni 2015 immer deutlicher. Trotzdem ging Peña Nieto siegreich aus den Wahlen hervor. Auch wenn die PRI im Kongress einige Sitze abgeben musste, gelang es den wichtigsten Oppositionsparteien nicht, Vorteile aus dieser Schwäche zu ziehen. In der öffentlichen Wahrnehmung hat Peña Nieto – bislang – seine Wahlver sprechen, die Korruption zu reduzieren, die Transparenz zu erhöhen und die Rechtsstaatlichkeit zu verbessern, nicht eingelöst. Tatsächlich geht von den mexikanischen Kartellen, die einen Großteil des Drogenhandels von Südamerika in © ChepeNicoli/iStock/Thinkstock/Getty Images Bei seinem Regierungsantritt 2012 profilierte sich der Präsidentschaftskandidat der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI), Peña Nieto, als energischer Politiker. Mit einer breiten parlamentarischen Unterstützung leitete er ein ehrgeiziges Reformprogramm ein. Dieser „Pakt für Mexiko“ führte schon bald zu bedeutsamen Veränderungen in den Bereichen Bildung (Abbau von Qualifikationsdefiziten und Eingliederung eines größeren Teils der Erwerbsbevölkerung in den formellen Sektor), Telekommunikation (Förderung des Wettbewerbs), Arbeitsmarktpolitik (Förderung von Flexibilität und Schaffung von Anreizen für Investitionen in Humankapital), Finanzpolitik sowie im Finanzsektor. Parteien auf. Sollten die Wähler von den Errungenschaften der PRI enttäuscht werden, hätte ein populistischer Kandidat bei der nächsten Präsidentschaftswahl die Chance, das politische Establishment aufzurütteln. Insgesamt scheint der Ausgang der Parlamentswahlen der verbleibenden Amtszeit von Peña Nieto politische Stabilität zu sichern. Die wirtschaftsfreundliche Politik dürfte anhalten, und die Regierung verbleibt in einer starken Position für die Verabschiedung von Gesetzen. Gleichzeitig fällt das gute Abschneiden der kleineren ➤ 4 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige die USA kontrollieren, weiterhin ein erhebliches Sicherheitsrisiko aus, das die institutionelle Qualität unterminiert und einen großen Reputationsschaden anrichtet. Warten auf die konjunkturelle Erholung zwischen 2% und 4% verankern) und die Umsetzung struktureller Reformen – wie angenommen – gestärkt wird. Folglich dürfte das BIP-Wachstum trotz der durch den niedrigen Ölpreis bedingten restriktiven Finanzpolitik im Jahr 2015 auf 2,3%, im Jahr 2016 auf 2,8% ansteigen. fiskalischen Entgleisung kurzfristig begrenzt, da sich die mexikanischen Behörden regelmäßig mit dem Kauf von Put-Optionen gegen eine Ölpreisentwicklung unterhalb der im Budget veranschlagten Preise absichern. Perspektiven für die Ölindustrie Finanzielle Stabilität In jüngster Zeit hat die Wirtschaft an Schwung gewonnen. 2014 legte das BIP um 2,1% zu, nach 1,4% im Jahr 2013. Vor allem Güterexporte – unterstützt durch eine verhaltene Lohnkostenentwicklung – sowie Tourismus und private Überweisungen, die von der wirtschaftlichen Erholung in den USA profitierten, gaben positive Impulse. Ein sehr günstiger Policy-Mix trug ebenso zu dieser Entwicklung bei. Um die Outputlücke zu schließen, hat die Zentralbank im Juni 2014 den Leitzins auf ein historisches Tief von 3% p.a. gesenkt und hält dieses Niveau seitdem aufrecht. Gleichzeitig haben höhere Investitionsausgaben für finanzpolitische Anreize gesorgt. Mit Blick auf 2015 und darüber hinaus dürfte die beginnende Erholung beschäftigungswirksam sein und somit die Nachfrage der Haushalte stärken. Darüber hinaus könnte sich die seit 2013 unter 20% des BIP liegende Investitionsquote erholen, wenn das Vertrauen durch andauernde politische Stabilität, glaubwürdige Inflationsziele der Währungsbehörden (die die Inflationserwartung im Bereich Mexikos solider Rechts- und Aufsichtsrahmen fördert finanzielle Stabilität. Dennoch bleibt die Risikoaversion der Geldgeber trotz angemessener Vorkehrungen und stabilisierter Kreditausfallraten weiterhin relativ hoch. Das Kreditvolumen mexikanischer Banken liegt bei nur 22% des BIP, weniger als einem Drittel der Werte für Brasilien und Chile. Daher sollen die Reformen den Zugang zu Krediten erleichtern, mehr Wettbewerb der privaten Banken soll Zinsen senken, Entwicklungsbanken sollen animiert werden, aktiver Kredite zu vergeben, eine erleichterte Beschlagnahmung der Vermögenswerte von Unternehmen, die ihren Rückzahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, soll die Risikobereitschaft erhöhen. Der öffentliche Primärsaldo – der 2014 ein Defizit von 1,9% des BIP aufwies – wird bis 2017 voraussichtlich einen Überschuss aufweisen. Selbst wenn diese Prognose sich angesichts möglicherweise anhaltend niedriger Ölpreise als zu optimistisch erweist, ist das Risiko einer Die Regierung will die Ölindustrie für dringend benötigtes Kapital und Know-how internationaler Ölkonzerne öffnen. Obwohl die Energiereform höchst umstritten ist, dürfte sie sich deutlich positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Die Hoffnung besteht, dass internationales Engagement sowie eine größere Autonomie für Pemex effizienzsteigernd wirken, so dass die Produktion gesteigert wird und der Energiekostennachteil gegenüber den USA sinkt. „Die kürzlich genehmigten Struktur reformen dürften das Vertrauen der Investoren und den Zufluss von Investitionen stärken. Der flexible Wechselkurs dient als Puffer gegen externe Schocks. “ Außenwirtschaft Cuesta Salces · Fleischmann · Zeller Business-Guide Mexiko Erfolg und Rechtssicherheit bei Markteinstieg und Geschäftsaufbau Außenwirtschaft Cuesta Salces · Fleischmann · Zeller Business-Guide Mexiko Erfolg und Rechtssicherheit bei Markteinstieg und Geschäftsaufbau Nutzen Sie die Chancen im Wachstumsmarkt Mexiko! ISBN 978-3-8462-0620-1 2016, ca. 300 Seiten, 16,5 x 24,4 cm, Buch (Softcover), 39,80 € Erscheinungstermin: 1. Quartal 2016 PDF E-Book ISBN 978-3-8462-0620-1 Auch als E-Book (PDF), 39,80 € Einzelplatzlizenz, Mehrplatzlizenzen auf Anfrage Jetzt versandkostenfrei (deutschlandweit) bestellen: shop.bundesanzeiger-verlag.de/0620-1 E-Mail: aussenwirtschaft@bundesanzeiger.de Bestell-Hotline: 02 21/9 76 68-173/-357 Fax: 02 21/ 9 76 68-232 · in jeder Fachbuchhandlung Externe Resilienz Mexiko ist stark mit der globalen Wirtschaft verflochten. Vor allem – und ins besondere seit Inkrafttreten des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) 1994 – hängt die mexikanische www.bundesanzeiger-verlag.de ➤ Wirtschaft vom Handel mit den USA sowie von Investitionen und privaten Überweisungen aus diesem Land ab. Rund die Hälfte der Importe und Direktinvestitionen (FDI) in Mexiko stammen aus den USA. Umgekehrt gehen fast 80% aller mexikanischen Exporte in die USA. Dort machen diese 12% aller US-Importe aus, während China 23% der US-Importe liefert. Die Entwicklung des bilateralen Handels mit China ist ungleichgewichtig. Mit dem Boom chinesischer Exporte nach Mexiko (ihr Anteil am Gesamtimport stieg von 2,4% im Jahr 2001 auf 15,3% im Jahr 2012) konnte der Handel in die andere Richtung nicht mithalten, woraus sich ein bilaterales Handelsdefizit von fast 3% des mexikanischen BIP ergab. Die enge internationale Verflechtung der mexikanischen Wirtschaft ist Stärke und Schwachpunkt zugleich. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der Mexikanische Peso die weltweit am aktivsten gehandelte Währung eines Schwellenlandes ist, wodurch Mexiko besonders anfällig ist für rasche Kapitalabflüsse in Zeiten finanzieller Turbulenzen. Dieser robuste Appetit auf mexikanische Anlagen unterstreicht das Investorenvertrauen in die politischen Rahmenbedingungen (der flexible Wechselkurs dient stärker als die internationalen Reserven als erster Puffer bei externen Schocks) sowie den Optimismus bezüglich der jüngsten Reformen. Ausgabe 9 | 11. November 2015 Solide Liquidität Infolge der schwachen Ölproduktion ist das Leistungsbilanzdefizit von 0,5% (2010) auf 1,9% (2014) gestiegen. Auch für die kommenden Jahre ist kein geringeres Defizit zu erwarten, da die Reformen zu höheren Kapitalimporten führen dürften – sofern die Ölpreisentwicklung nicht noch stärkere Auswirkungen zeigt als ohnehin schon. Erst in späteren Phasen ist eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu erwarten, die zusätzliche Exporte generieren könnte. Zugleich begrenzt die Abhängigkeit Mexikos von Fertigwarenexporten die Anfälligkeit für Rohstoffpreisschwankungen. Aus diesem Grund dürfte das Leistungsbilanzdefizit die prognostizierten 2,5% des BIP nicht überschreiten. Darüber hinaus wird das externe Ungleichgewicht zum Großteil durch Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen gedeckt, die keine Zunahme der Verschuldung verursachen, selbst wenn diese im regionalen Vergleich relativ begrenzt sind. 2014 beliefen sich die Nettodirektinvestitionen in Mexiko auf 1,1% des BIP, in Brasilien lagen sie indes bei 3,1% und in Chile bei 3,9%. Da der Außenfinanzierungsbedarf in den vergangenen Jahren jeweils spielend g edeckt wurde, konnte Mexiko internationale Reserven aufbauen. Entsprechend verfügt das Land über eine strukturell adäquate Liquiditätsposition. Die Währungsreserven decken fast 4,5 Monats importe von Gütern und Dienstleistungen ab. Auch bezüglich der kurzfristigen Schuldverpflichtungen gegenüber dem Ausland ist Mexiko hervorragend positioniert, insbesondere wegen des Vertrauens der internationalen Finanzmärkte in das Land. Die Verlängerung der zweijährigen flexiblen Kreditlinie (Flexible Credit Line, FCL) über 70 Mrd USD durch den IWF im November 2014 hat das internationale Vertrauen erneut unterstrichen. Bei der Betrachtung des mittelfristigen finanziellen Risikos wird offensichtlich, dass die mexikanischen Auslandsschulden in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben. Während die gesamten Auslandsschulden zum Jahresende 2008 weniger als 20% des BIP ausmachten, lag der Wert zum Jahresende 2013 bei 35%. Die Entwicklung der öffentlichen Verschuldung spiegelt fast exakt die des privaten Sektors wider: Dort stieg die Verschuldung von gut 8% (Ende 2008) auf über 21% (Ende 2013) des BIP. Dennoch bleibt das Finanzrisiko Mexikos moderat, da sich die gesamte Auslandsverschuldung ab 2016 bei immer noch tolerierbaren 38% des BIP stabilisieren dürfte. Begrenztes Risiko Die Credendo Group stuft das kurzfristige politische Risiko Mexikos als begrenzt ein (Kategorie 2 auf einer Skala von 1 bis 7). Langfristig sieht die Credendo Group zusätzliche Risiken in der steigenden Auslandsverschuldung des Landes sowie in der Anfälligkeit für Negativentwicklungen des Ölpreises und der internationalen Finanzierungsbedingungen (Kategorie 3 auf einer Skala von 1 bis 7). Auch anhaltende sicherheitspolitische Herausforderungen beeinträchtigen das Potential. Der flexible Wechselkurs dient jedoch als erster Puffer im Fall externer Schocks. Bei der Betrachtung des derzeitigen Geschäftsklimas fällt die nur langsame Zunahme des Wirtschaftswachstums auf. Allerdings sollten die jüngste Währungsabwertung sowie der Wirtschaftsaufschwung in den USA – Mexikos wichtigstem Handelspartner – zu einer deutlichen Steigerung der Exporterlöse führen. Hinzu kommen kürzlich genehmigte Strukturreformen, die das Vertrauen der Investoren und den Zufluss von Investi tionen stärken dürften. Aus all diesen Faktoren ergeben sich recht günstige Wachstumsperspektiven. Da jedoch die institutionelle Qualität noch weiterer Verbesserung bedarf, ordnet die Credendo Group das systemische Geschäftsrisiko Mexikos in die mittlere Kategorie ein (B auf einer Skala von A bis C). Die ausführliche Länderstudie Mexiko mit zusätzlichen Grafiken liegt zum kostenlosen Download unter www.credimundi.de bereit. ➤ 5 | ExportManager | Verkaufen 6 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 9 | 11. November 2015 © KfW Bankengruppe / Gaby Gerster Mexiko glänzt mit seiner Automobilbranche Mexikos Automobilindustrie erlebt derzeit einen beachtlichen Wachstumsschub. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die geographische Lage, eine solide Infrastruktur, das vorhandene Arbeitskräftepotential, die niedrigen Arbeitskosten, eine große Anzahl von Freihandelsabkommen, aber auch externe Faktoren wie steigende Produktionskosten in China und ein sich erholender US-Automobilmarkt. Für europäische Unternehmen sind die Bedingungen vergleichsweise gut, vor allem wenn sie sich von Experten beraten lassen. In der Zwischenzeit hat die Realität das Land wieder eingeholt, und obwohl erhebliche Fortschritte in einigen Bereichen erkennbar sind, geht die Transformation langsamer vonstatten als erhofft. Korruption bleibt ein großes Problem, und der allgegenwärtige „Narco“, die Drogenmafia, konnte bisher kaum unter Kontrolle gebracht werden. Erhebliche Budgetprobleme aufgrund des stark gefallenen Ölpreises schränken den Handlungsspielraum der Politik zusätzlich ein. Dennoch kann sich ein Sektor von dieser Entwicklung fast vollständig entkoppeln und fällt durch eine beispiellose Dynamik auf: die Automobil- und Automobilzulieferindustrie. © Top Photo Corporation/Thinkstock/Getty Images Als 2013 Enrique Peña Nieto als neuer Präsident der PRI-Partei die Amtsgeschäfte aufnimmt, ist schnell und euphorisch vom „Mexican Moment“ die Rede. Luis Videgaray wird als Finanzminister des Jahres gekrönt, und die schnell durchgesetzten großen Reformen, Energie, Telekom, Erziehung und Finanzsektor sind in aller Munde. Volkswagen dominiert mit seinem Beetle das Straßenbild, doch auch Premiumhersteller sind vertreten. Lange gewachsener Standort Seit den Investitionen großer Automobilhersteller in den 50er und 60er Jahren existiert ein Pool qualifizierter Arbeitskräfte. Das im Land vorhandene Produktions-Know-how ist seitdem auf wettbewerbsfähigem Niveau. Trotz der bereits vorhandenen Basis ist in den vergangenen Jahren ein erheblich beschleunigtes Wachstum des Sektors zu beobachten. Mexiko ist heute das Land mit den meisten Freihandelsabkommen weltweit, eine Folge der in den frühen 90er Jahren eingeleiteten Öffnung des Landes durch die nordamerikanische Freihandelszone NAFTA. Heute bestehen 46 Abkommen einschließlich des MEFTA mit der EU und des AAE mit Japan. Die Grenze Mexikos zu den USA ist heute die am meisten überquerte der Welt. Die Alexander Wegenast Büroleiter Mexiko, KfW IPEX-Bank alexander.wegenast@kfw.de Integration von Lieferketten in Unternehmen über die Grenze hinweg hat sich durch eine verbesserte Infrastruktur vor allem auf Straße und Schiene deutlich vereinfacht, aber auch die geographische Nähe zu einer verbesserten Hafeninfrastruktur an Pazifik und Atlantik eröffnet Potentiale insbesondere im Zentrum des Landes. Anspruchsvolle Produktion Aufgrund der oben beschriebenen Faktoren stieg die Investitionstätigkeit der Industrie in den vergangenen Jahren stark an. Dabei war die Entscheidung von Audi, den neuen Q5 ab 2017 exklusiv in Mexiko zu fertigen, ein wichtiger Meilenstein, da dies die erste Produktion eines Premiumherstellers in Mexiko sein wird; Zitat eines Industrievertreters:„There will be a Mexico before and after Audi“. BMW und Mercedes-Benz haben in diesem Jahr Investitionen in eigene Produktionsanlagen angekündigt, womit die drei großen deutschen Premiumhersteller mit eigener Produktion vor Ort sein werden. Dies erhöht den Druck auf Zulieferer, nicht nur zusätzliche Investitionen in Mexiko zu tätigen, son- ➤ 7 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige Zudem hilft der Industrie natürlich auch die Erholung des US-Automobilmarktes erheblich: Seit 1998 stiegen die Exporte Gut ausgebildete Mitarbeiter sind aufgrund des geschilderten Wachstums nicht immer in ausreichender Zahl vorhanden, allerdings bildet Mexiko jedes Jahr 75.000 Ingenieure verschiedener Qualitätsstufen aus. Viele Unternehmen der Industrie begegnen diesem Mangel mit eigenen Ausbildungswerkstätten. Generell ist Mexiko kein kompliziertes Land für Investoren und Exporteure. Allerdings ist lokale Beratung immer hilfreich und empfehlenswert, um mögliche Fehler zu vermeiden. Und ja, Sicherheit ist ein Problem in Mexiko, allerdings lange nicht in dem Maße, in dem es in Europa kommuniziert wird. Es bleibt die Hoffnung, dass die gegenwärtige Regierung Rezepte findet, um auch dieses Problem zu reduzieren. Spätestens dann: Get ready to be there! 6. Thementag Außenwirtschaft Experten referieren · Praktiker diskutieren ············································ 11. Oktober 2016 Sichern sie sich jetzt Ihren Teilnahmeplatz! Außenw tag i en ln · Ok to b Kö Die KfW IPEX-Bank betreibt seit 2014 ein Büro in Mexiko-Stadt, um die Interessen der deutschen Exporteure und Produzenten mit langfristigen Finanzierungen vor Ort zu unterstützen. Eine andere Tochtergesellschaft der KfW Bankengruppe, die DEG, ist bereits seit über zehn Jahren vor Ort und steht mit langfristigen Finanzierungen und Eigenkapital insbesondere mittelständischen Unternehmen zur Verfügung. Veranstaltung: 6. Them Das Steuersystem ist kompliziert, und die Steuerbehörden arbeiten nicht immer so kooperativ, wie man das aus anderen Ländern gewohnt ist. Rechtssicherheit kann nicht immer vorausgesetzt werden. Lokale Behörden und die Strom- und Wasserversorgung sind Faktoren, die insbesondere mittelständische Investoren in Betracht ziehen müssen. Lokaler Rat ist hier unabdingbar, um Verzögerungen zu beschränken. . · 11 Während konkurrierende Volkswirtschaften, allen voran die sogenannten BRICS‘ in den vergangenen Jahren stürmisches Wachstum verzeichnen konnten, das zu steigenden Lohnstückkosten und strukturellen Herausforderungen führte, konnte Mexiko, von vielen unbemerkt, Infrastruktur und Rahmenbedingungen verbessern. Heute liegen die Produktionskosten in Mexiko bemerkenswerterweise unter denen in China. Natürlich ist nicht alles Licht, und auch schattige Bereiche können nicht ignoriert werden. So ist der nationale Markt weiterhin volatil und mit unter 20% der Produktion relativ klein, was unter anderem auf die Einkommensverteilung zurückzuführen ist, die viele Konsumenten von diesem Markt ausschließt. Allerdings verfügt das Land über eine „traumhafte“ Demographie mit einem Durchschnittsalter der Bevölkerung von 26 Jahren. Rahmenbedingungen nicht einfach chaft rts Produktion günstiger als in China von Automobilen um über 140%, während sich die Produktion verdoppelt hat. Von den heute in Mexiko produzierten 2,5 Mio Einheiten werden 82% exportiert, was Platz 8 in der Welt entspricht, während die automobile Zulieferindustrie sogar einen fünften Platz beansprucht. Während die steigenden „Local Content“Anforderungen der OEMs zu weiter wachsender Zulieferkapazität führen werden, steigen auch die Investitionen der OEMs selber stetig an. Mehrere Milliarden USDollar sind in den nächsten zwei bis drei Jahren zu erwarten, zu denen neben den genannten deutschen Premiumherstellern auch Volkswagen, Kia, Honda, Nissan (Infinity) und andere beitragen. ➤ dern auch ihre neuesten Technologien und Produkte vor Ort anzubieten. Innerhalb der nächsten 24 Monate wollen auch Volkswagen, Fiat Chrysler, Nissan-Renault, GM, Ford, Toyota, Kia, Honda und Mazda neue Produktionsanlagen in Mexiko in Betrieb nehmen, einige mit Modellen in weltexklusiver Produktion. Die Entscheidung, Fahrzeuge in Mexiko zu produzieren, war vermutlich nie so einfach wie heute. Weitgehend stabile rechtliche Rahmenbedingung, eine konservative, unabhängige und professionell gemanagte Zentralbank mit dem Resultat niedriger Inflationsraten, eine seit 20 Jahren stabile Finanzpolitik, eine relativ stabile Währung und gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter haben ein stabiles Investitionsklima geschaffen, in dem man langfristig planen kann. e r 2 0 16 i n Merken Sie sich jetzt unverbindlich vor unter www.thementag-aw.de ············································ 11. Oktober 2016 Hotel Pullman Cologne 8 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Unternehmen in Amerika erhalten Zahlungen später Dr. Thomas Langen Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa, Atradius Kreditversicherung 49% der Auslands- und 45% der Inlandsforderungen in Amerika sind laut dem jüngsten Zahlungsmoralbarometer von Atradius am Ende der Zahlungsfrist noch unbezahlt. Die Zahlungsmoral ist damit schlechter als in Europa. Zum Vergleich: Bei europäischen Firmen waren zuletzt 35% der Auslands- und 40% der Inlandsforderungen am Fälligkeitstag noch offen. Für die Studie wurden mehr als 800 Unternehmen in den USA, Kanada, Mexiko und Brasilien zum Zahlungsverhalten ihrer Kunden im In- und Ausland befragt. thomas.langen@atradius.com Auch 90 Tage nach Ablauf der Zahlungsfrist ist die Zahlungsquote in Europa besser: Während in Amerika zu diesem Zeitpunkt 16% der Außenstände im Ausland und 12% im Inland weiterhin unbezahlt sind, sind es bei europäischen Firmen nur 8% der Auslands- und 7% der Inlandsforderungen. Ein Zweijahresvergleich zeigt, dass sich die Zahlungsmoral in Nordamerika und Brasilien tendenziell verschlechtert hat. Im Rahmen des Atradius-Zahlungsmoralbarometers 2013 meldeten die dortigen Unternehmen nur 30% der Auslandsge- © haveseen/iStock /Thinkstock/Getty Images Zahlungen werden in den USA häufiger als in Europa auf die lange Bank geschoben. schäfte und 27% der Inlandsgeschäfte am Fälligkeitsdatum als offenstehend. Als häufigsten Grund (46%) für Zahlungs verzögerungen nannten die befragten Unternehmen mangelnde Liquiditäts reserven bei ihren Geschäftspartnern. Als Ursache für Zahlungsausfälle gaben die Unternehmen am häufigsten die Insolvenz oder die Geschäftsaufgabe ihrer Kunden an. Absicherung von Exporten schützt vor Zahlungsausfällen Die Studie verdeutlicht die Risiken für Exporteure, wenn sie Aufträge mit Zahlungsziel vereinbaren. Rückschlüsse vom Zahlungsverhalten europäischer Kunden auf das Zahlungsverhalten transatlantischer Kunden zu ziehen ist schwierig. Wer seine Waren nach Nordamerika verkauft, Zahlungsverzögerungen im Maschi nenbausektor besonders hoch Die Untersuchung der einzelnen Sektoren hat ergeben, dass die Maschinenbaubranche bei Inlandsgeschäften in Nordamerika und Brasilien mit 60% insgesamt den größten Anteil an verspäteten Zahlungen hat, gefolgt von der Landwirtschaft, dem Lebensmittelsektor, der metallverarbeitenden Industrie, dem Bau und der Baustoffbranche. Bei Auslandsgeschäften verzeichneten die Sektoren Bau und Baustoffe, Textilien, Konsumgüter und Elektronik die meisten Zahlungsverspätungen. Die ausführlichen Ergebnisse des Zahlungsmoralbarometers zu Amerika finden Sie auf www.atradius.de. ➤ Mit mehr als 2% der Gesamtforderungssumme sind die Unternehmen in den befragten Ländern darüber hinaus stärker von Zahlungsausfällen betroffen als europäische Firmen. Hier mussten im Durchschnitt gut 1% der Außenstände als Verlust abgeschrieben werden. 95% der befragten Unternehmen mussten in diesem Jahr schon verspätete Zahlungseingänge ihrer Geschäftskunden hinnehmen (zum Vergleich: Europa: 92,8%, Asien-Pazifik: 90%). sollte sich vorher über die Bonität informieren und sich effizient absichern, z.B. bei einem Kreditversicherer. Je länger Rechnungen unbezahlt bleiben und je mehr Zahlungsausfälle ein Unternehmen melden muss, desto größer ist die Gefahr, selbst in Liquiditätsengpässe zu geraten. 9 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige Zollforum Baden-Württemberg Programm Es gibt für Exportmanager Termine im Jahr, die sie im Interesse ihres Unternehmens und für die eigene Karriereentwicklung nicht versäumen sollten. Das Zollforum Baden-Württemberg ist zweifellos so ein Datum, weil es für ein Update des Exportwissens besonders wertvoll ist. 09:30 Uhr Nun braucht man den Exportmanagern in exportaktiven Unternehmen kaum die Notwendigkeit für aktuelles und gesichertes Wissen im Auslandsgeschäft zu vermitteln. In der betrieblichen Realität erschweren allerdings oft Termindruck und großes Arbeitspensum die regelmäßige und systematische Weiterbildung. Genau für diese Situation stellt das Zollforum Baden-Württemberg das passende Angebot dar: mit ausgewiesenen Experten im Referententeam, fachlich kompetent konzipiert, kompakt im Veranstaltungsformat, zeitökonomisch strukturiert und organisiert. Einladung Zollforum Baden-Württemberg Herausforderungen Außenhandel Donnerstag, 26. November 2015 Stuttgart Wissen wie. Weltweit. Die IHK-Exportakademie GmbH Exportkontrolle Tassilo Zywietz, Geschäftsführer, IHK-Exportakademie GmbH 13:30 Uhr Aktuelle Entwicklungen in der Exportkontrolle Marc Bauer, Leiter Internationaler Warenverkehr, IHK Region Stuttgart 13:45 Uhr Best Practice: Innerbetriebliche Organisation der Exportkontrolle Monika Elsässer, Bereich Logistik/Außenwirtschaft, Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG 14:30 Uhr Exportkontrolle: Abwicklung aus Sicht des Zolls Oliver Gerlich, Sachbearbeiter Außenwirtschaftsrecht, Haupzollamt Stuttgart 15:00 Uhr Kaffeepause Zollrecht aktuell: Der Unionszollkodex Die zwölf Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg stehen mit ihrer gemeinsamen IHK-Exportakademie für Verlässlichkeit und hohe Qualität des Zollforums Baden-Württemberg. Auf dem Programm stehen dieses Mal unter anderem aktuelle Entwicklungen im Zollrecht insbesondere der neue Unionszollkodex, Präferenzieller Ursprung im Wandel, die aktuelle Entwicklung der Exportkontrolle sowie häufige Fragen im Umgang mit der Importabwicklung – jeweils mit einem Fokus auf der betrieblichen Umsetzung. Begrüßung und Einführung Birgit Berger, Regierungsdirektorin, Hauptzollamt Stuttgart 09:45 Uhr 10:40 Uhr -Änderungen vorbehalten- Ausblick und wesentliche Veränderungen des EU-Zollkodex (UZK) Steffen Behm, Referatsleiter Zoll, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Diskussionsrunde zum UZK Moderation: Marc Bauer, Leiter Internationaler Warenverkehr, IHK Region Stuttgart 10:50 Uhr Kaffeepause 11:20 Uhr Best Practice: Auswirkungen des UZK auf die Unternehmen Sascha Groeninger, Compliance Officer, Hornschuch Group Veranstalter & Anmeldung Präferenzieller Ursprung im Wandel IHK-Exportakademie GmbH Frau Carolin Hildinger Telefon 0711 2005-1443 info@ihk-exportakademie.de www.ihk-exportakademie.de 11:50 Uhr Freihandelsabkommen und Ursprungsregeln im Überblick Kolja Mendel, Geschäftsführender Gesellschafter, Mendel Verlag GmbH & Co. KG Teilnahmeentgelt: 250,00 € zzgl. MwSt. 12:30 Uhr Mittagspause Innerbetriebliche Importabwicklung 15:30 Uhr Best Practice: Vom Import im Normalverfahren über Veredelung zu Retouren Johannes Lieb, Leiter AEB Seminare, AEB GmbH 16:00 Uhr Importabwicklung aus Sicht des Zolls: Häufige Fehler Michael Fink, Fachgebietsleiter, Hauptzollamt Stuttgart 16:30 Uhr Abschlussdiskussion mit Vertretern der Zollverwaltung Moderation: Marc Bauer, Leiter Internationaler Warenverkehr, IHK Region Stuttgart 10 | ExportManager | Vernetzen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Neues vom Außenwirtschaftsrecht © Comstock/Stockbyte/Thinkstock/Getty Images Was gibt es Neues im Zollrecht, im Außenhandelsrecht und in der Exportkontrolle? 450 Exportverantwortliche hatten am 27. Oktober 2015 in Köln die Gelegenheit, sich auf den aktuellsten Stand zu bringen und untereinander auszutauschen. Der Bundesanzeiger Verlag richtete zum fünften Mal den Thementag Außenwirtschaft – Experten referieren, Praktiker diskutieren – aus und feierte 20 Jahre Jubiläum der Fachzeitschrift AW-Prax. Rollt nicht so glatt wie gewünscht: die Einführung des Unionszollkodexes. Der Unionszollkodex kommt pünktlich, … Im Fokus des Thementags stand der Zollkodex der Europäischen Union, kurz UZK. Dieser wird am 1. Mai 2016 vollständig in Kraft treten und den seit 1992 geltenden Zollkodex der Gemeinschaften ablösen. Axel Krickow, Vertreter des Referats 3 B III des Bundesministeriums der Finanzen, erläuterte den aktuellen Stand des UZKGesetzgebungsprozesses und ließ keinen Zweifel an der pünktlichen Einführung des UZK. Die zwei Durchführungsrechts- akte lägen dem Europäischen Parlament und dem Rat vor und dürften in Kürze verabschiedet werden. Bis zum 15. November 2015 sei mit der Bekanntgabe im EUAmtsblatt zu rechnen. … aber Übergangszeit bringt neue Herausforderungen Allerdings räumte Krickow auch ein, dass der Aufbau der zugehörigen IT-Infrastruktur mit Inkrafttreten des UZK im Mai 2016 noch nicht zur Verfügung stehe und erst noch schrittweise aufgebaut werden müsse. Deswegen sei für die Übergangszeit bis 2020 ein Übergangsrechtsakt (Transitional Delegated Act – TDA) geschaffen worden, der die für diesen Zeitraum gültigen Zollvorschriften enthalte. Was heiße das für die Exportverantwort lichen? In der Übergangszeit werde das anzuwendende Zollrecht vier verschiedene Rechtsakte (UZK, Delegierte Rechtsakte, Durchführungsrechtsakt und Übergangsrechtsakt) umfassen. Die ursprünglichen Ziele des UZK, nämlich eine Vereinfachung der zollrechtlichen Vorschriften für alle Wirtschaftsbeteiligten sowie die Beschleunigung der Arbeitsabläufe durch den papierlosen Informationsaustausch ab Mai 2016, würden nicht erreicht, räumte Krickow kritisch ein. Es sei bedauerlich, das nichts Großartiges beim Wurf des UZK herausgekommen sei. Der UZK bringe nur wenige Verbesserungen, in vielen Bereichen werde der Status quo erhalten. In der schwierigen Übergangsphase würden sich die Zollverwaltungen aber alle Mühe geben, pragmatisch und flexibel zu handeln, stellte Krickow in Aussicht. Sylvia Röhrig Redakteurin ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA sylvia.roehrig@ frankfurt-bm.com Bernd Stadtler, Head of Customs, HUGO BOSS AG, bestätigte diese kritische Einschätzung aus Unternehmenssicht. Er stellte in seinem Vortrag zum UZK eine Reihe von Punkten heraus, die eine Verbesserung darstellten. Diese würden aber durch ebenso viele Verschlechterungen des Regelwerks wieder aufgehoben. Sein Fazit: Viel zu viel Unklarheiten würden fortbestehen, und man habe die Chance verpasst, ein wirklich modernes EU-Zollrecht zu schaffen, das den gravierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen (u.a. Industrie 4.0., Drei-DDrucktechnik, Fachkräftemangel) gerecht werden würde. Es zeichne sich auf jeden Fall ab, dass angesichts neuer Herausforderungen die Beratungsbranche weiterhin gut beschäftigt bleiben würde. Beruhigung im Exportkontrollrecht Im Exportkontrollrecht sei 2015 etwas Ruhe eingekehrt, sagte Dr. Klaus Pottmeyer, Rechtsanwalt aus Düsseldorf und Experte in Exportkontrollfragen. In der Sanktionspolitik gegenüber Russland sei ➤ 11 | ExportManager | Vernetzen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige Pottmeyer wies zudem auf die schleichenden Verschärfungen für Exporteure von Dual-Use-Gütern hin, die durch eine Neufassung der Grundsätze zum Ausfuhrverantwortlichen fast still und leise Einkehr hielten. Auch gäbe es verschärfte Kontrollen beim Export von Überwachungstechnik, bei der technischen Unterstützung und dem Technologietransfer (4. Änderungsverordnung AWV vom Juli 2015). UN-Recht nicht kategorisch ausschließen Sehr viele deutsche Unternehmen – fast jedes zweite – schließe bei Vertragsabschluss das UN-Kaufrecht kategorisch aus, womöglich weil ihnen das deutsche Recht vertrauter sei. Dies sei aber in den meisten Fällen nicht sinnvoll, weder aus Sicht des ausführenden noch des einführenden Unternehmens, erläuterte der Bremer Rechtsanwalt Prof. Dr. Christoph Graf von Bernstorff. Das UN-Kaufrecht, das in 83 Mitgliedstaaten der Welt gelte, folge dem britischen Rechtsverständnis und weise einige Vorteile gegenüber den Regeln des BGB auf. So sei eine Vertragsaufhebung nach UN-Kaufrecht deutlich schwieriger durchzusetzen, nämlich nur bei besonders schweren, nicht reparablen Störungen. Nach BGB-Recht sei der Rücktritt vom Vertrag bereits möglich, wenn die Kaufsache mangelhaft sei. Update: Gemeinsames Europäisches Kaufrecht Bernstorff kommentierte auch den Nutzen und die Reichweite der INCOTERMS im Verhältnis zum UN-Kaufrecht und gab ein Update zum Stand des Gemeinsamen Europäischen Kaufrechts. Noch 2011 verfolgte die EU-Kommission die Idee, ein umfassendes Gemeinsames Europäisches Kaufrecht (GEKR), das in allen EU-Staaten freiwillig anwendbar sei, ins Leben zu rufen. Es sollte Anfang 2015 in Kraft treten. Das GEKR-Projekt sei aber im Laufe von 2014 zum Stillstand gekommen und würde nicht mehr weiter verfolgt, so Bernstorff. Weil das grenzüberschreitende Geschäft zunehmend elek tronisch werde, habe man im Sommer 2015 eine neue Richtung im Rahmen des „digitalen Binnenmarktes“ eingeschlagen. Die EU-Kommission strebe nun ein Regelwerk an, das sich nur auf den Erwerb von digitalen Waren beschränken solle. Ziel sei es, neue Regeln zur Erleichterung des grenzüberschreitenden elektronischen Handels zu entwickeln. Vom 12. Juni bis zum 3. September 2015 habe es dazu ein öffentliches Konsultationsverfahren gegeben. ➤ 2015 nichts Neues dazugekommen. Beim Abbau der Iran-Sanktionen wisse man noch nicht genau, wohin die Reise gehe. Man könne jedoch davon ausgehen, dass ab 2016 die Sanktionen schrittweise beendet würden. Unternehmen müssten sich deswegen bereits positionieren, um entsprechend schnell handlungsfähig zu sein. Deutsche Unternehmen zählten zu den Wunschpartnern des Iran. Ausgezeichnete Außenhandelsfinanzierung Als eine der führenden deutschen Außenhandelsbanken unterstützen wir Sie bei der Erschließung neuer und bei der Sicherung bestehender Absatzmärkte: mit erfahrenen Spezialisten, einem weitreichenden Netz von Korrespondenzbanken und passenden Finanzierungslösungen, die vom Trade Finance Magazine schon mehrfach mit dem ‚Deal of the Year Award’ ausgezeichnet wurden. Überzeugen Sie sich selbst: Birgitta Heinze, Strukturierte Export-Finanzierung, Tel. +49 69 718-3082, Email: birgitta.heinze@bhf-bank.com. www.bhf-bank.com Ausgabe 9 | 11. November 2015 Der transatlantische Motor braucht Abstimmung Der Auftritt der US-Handelsministerin Penny Pritzker auf der 9. Transatlantischen Jahreswirtschaftskonferenz brachte die Prioritäten auf den Punkt: TTIP, Digitalisierung und Ukraine. Für die Administration von Präsident Obama steht die Zusammenarbeit mit der EU in diesen Punkten auf der Agenda des letzten Amtsjahres ganz oben. Die Veranstaltung der AmCham Germany und des F.A.Z.-Fachverlags in Frankfurt am Main widmete sich Digitalisierung und Freihandel als transatlantischen Antriebskräften. Skaleneffekte nutzen © designer491/iStock/Thinkstock/Getty Images In seiner Begrüßung leitete Kammerpräsident Bernhard Mattes die Notwendigkeit des Abkommens zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) von der gerade aktuellen Herausforderung ab, die zahlreichen Flüchtlinge in Deutschland auch wirtschaftlich zu integrieren. Das ginge nur mit nachhaltigem Wachstum, zu dem die transatlantische Kooperation beitragen könne. Um den Welthandel im transatlantischen Interesse mitzugestalten, bedürfe es nicht weniger, sondern mehr transatlantischer Zusammenarbeit. Ein Abkommen, das Antriebskräfte freisetzen soll. Der US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson, richtete den Blick bereits auf die HANNOVER MESSE im Frühjahr 2016, bei der die USA Partnerland sind. Vor allem die Zusammenarbeit bei Innovationen müsse intensiviert werden. Investitionen und Kooperationen Aus Sicht der Industrie bedürfe es dazu aber auch in Deutschland weiterer Investitionen, stellte Dr. Wolfgang Eder, CEO von Voestalpine, fest. Der industrielle Kapitalstock erodiere seit Jahren auch durch die Auslagerung von Kapazitäten nach Osten. Dagegen verbreiterten Großbritannien und mit Verzögerung auch die USA ihre Industriebasis. Eder appellierte an die rund 450 Teilnehmer, die Stärken der deutschen Industrie schnell auszubauen, bevor sie verlorengingen: Dazu müsse man auch mit Konkurrenten zusammenarbeiten. Diese sogenannten Frenemies (Friends and Enemies) könnten fehlende Fähigkeiten ergänzen. Jürgen R. Thumann, Aufsichtsratschef der Heitmann & Thumann Gruppe, verwies auf die Stärken des deutschen Mittelstandes, der im laufenden Jahr einen neuen Rekord hinsichtlich Umsatz und Mitarbeitern aufstellen werde. Der Unternehmergeist in Deutschland sei nicht geringer als in den USA, aber im Bereich der Informationstechnologie sei Europa den USA hoffnungslos unterlegen. Daher müsse man Entwicklungspartnerschaften eingehen. So arbeite Heitmann und Thumann intensiv mit Tesla zusammen und entwickle Antriebssysteme für deren Elektrofahrzeuge. Die Diskussionsrunde zur industriellen Zusammenarbeit zwischen den USA und der EU richtete den Blick auch auf die ökonomischen Herausforderungen der Digitalisierung. Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Vorstandsmitglied von Siemens, hielt dazu fest: „In der digitalen Wirtschaft sind Skaleneffekte alles.“ Doch die EU sei im Gegensatz zu den USA kein einheitlicher Wirtschaftsraum und daher im Nachteil. Gunther Schilling Leitender Redakteur ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA gunther.schilling@ frankfurt-bm.com Die USA, aber auch andere große Wirtschaftsräume wie China, könnten diese Größenvorteile besser nutzen. Im Abschlusspanel zur Digitalisierung als Motor der transatlantischen Zusammenarbeit vertieften die Diskussionsteilnehmer diesen Blick auf die Nachfrageseite. Andy Goldstein, Geschäftsführer von Deloitte Digital, stellte fest, dass die Märkte zunehmend von den Konsumenten getrieben würden, also Customer to Business statt umgekehrt. Martin Risau von HP Enterprise Services führte darauf die Sammlung und Verarbeitung von Kundendaten in den USA zurück. Anders als in Europa sehe man diese Datenanalyse positiv. Mit dem aktuellen EuGHUrteil zum Safe-Harbor-Abkommen mit den USA werde die Zusammenarbeit erschwert. Gisbert Rühl, CEO des Stahlhändlers Klöckner & Co, stellte die Überlegung in den Raum, dass man seine Aktivitäten in die USA verlagern müsse, wenn es anhaltende Beschränkungen bei der Datenübermittlung in die USA seitens der EU gebe. Doch mit einem solchen Szenario rechnete die Runde nicht. ➤ 12 | ExportManager | Vernetzen 13 | ExportManager | Vernetzen Ausgabe 9 | 11. November 2015 Global Business & Markets auf der HANNOVER MESSE Marc Siemering Geschäftsbereichsleiter HANNOVER MESSE, Deutsche Messe AG Spannende Konferenzen über neue Wachstumsmärkte ziehen Wirtschaftsdelegationen aus aller Welt an. Mit mehr als 5.000 Entscheidern gilt das Format „Global Business & Markets“ auf der HANNOVER MESSE als größte Außenwirtschaftsveranstaltung Europas. Auf der HANNOVER MESSE zeigen Aussteller aus der Automations- und Energietechnik sowie der industriellen Zulieferung ihre Technologien für die Fabriken und Energiesysteme der Zukunft. Wer sein Geschäft international aufstellen will, ist hier genau richtig. © Deutsche Messe Auf der diesjährigen „Global Business & Markets“ war Industrie 4.0 eines der interessanten Themen. Die „Global Business & Markets“ besteht aus Ausstellungs- und Konferenzgeschehen. Bei der Ausstellung geht es um die Geschäftsanbahnung: Länder, Regionen und Städte präsentieren sich als Investitionsstandorte, politische und wirtschaftliche Delegationen aus aller Welt informieren sich über Investitionsmöglichkeiten. Die Konferenz umfasst Foren, Vorträge und Gipfel sowie Roundtables und Seminare zu diversen Themen wie Eigen- und Wagniskapital, Infrastruktur und Finanzierung sowie Förderung von Schlüsseltech- nologien, Start-ups und Industrie 4.0. Afrika, Asien, die BRICS-Staaten, die Golfregion, Japan und Lateinamerika sowie Europa und die USA gehören zu den Länderschwerpunkten. Zu den Teilnehmern zählen Fachleute sowohl aus Managementberatung, Exportfinanzierung sowie Patent- und Schutzrechtsmanagement als auch internationale Regierungsvertreter, Handels- und Wirtschaftsorganisationen sowie Dienst- leister der weltweiten Finanzwirtschaft. 2015 trafen 195 Aussteller aus 48 Ländern auf rund 5.000 Messebesucher. Der Export und die Investitionen in neue Märkte können für mittelständische Unternehmen herausfordernd sein. Daher schätzen wir uns glücklich, den BDI, das Bundeswirtschaftsministerium und das Land Niedersachsen wie auch die EU-Kommission als Schirmherren gewonnen zu haben. Diese Einrichtungen unter- stützen mittelständische Unternehmen im Hinblick auf das Auslandsgeschäft besonders stark. Weitere Partner wie Germany Trade & Invest (GTAI), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sowie der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) tragen mit viel praktischer Erfahrung und Kenntnis zum Gelingen bei. Internationalen Besuchern und Delegationen bietet die Investment Lounge als zentraler Treffpunkt der „Global Business & Markets“ ein Zuhause. Ein weiterer Vorteil der „Global Business & Markets“: 2016 findet man sie direkt neben dem Hauptstand des Partnerlands USA. In Hannover wollen sich die USA als attraktiver Investitionsstandort präsentieren. Die Schwerpunkte des Partnerlandauftritts der USA liegen in den Bereichen Energieeffizienz und Energieerzeugung, modernste Fertigungstechnik sowie Aus- und Weiterbildung und, selbstverständlich, transatlantische Partnerschaften. ➤ Als Plattform für politischen Austausch und die Anbahnung neuer Handelsabkommen hat sich die HANNOVER MESSE etabliert. 2009 riefen wir gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) die „Global Business & Markets“ ins Leben, um im Rahmen der HANNOVER MESSE genau dieses Themenfeld weiter auszubauen. Auf die Fragen „Wie wirkt sich die vernetzte Industrie auf weltweite Geschäftsbeziehungen aus? Welche neuen Märkte entstehen? Wo zahlen sich Investitionen aus?“ antwortet die „Global Business & Markets“. marc.siemering@messe.de 14 | ExportManager Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige BE INFORMED. BE EMPOWERED. BE COMPETITIVE. Thinking comprehensively counts. Get the full story faster from a credible, browsable source on issues that impact your business. LEARN MORE about our customized programs: VISIT nytimes.com/corporate EMAIL jmueller@nytimes.com CALL Jörg Müller +49 69 716 779 15 15 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 9 | 11. November 2015 Start-ups sollten an die Internationalisierung denken Von der Gründung über das Wachstum bis zur Reife – Start-ups durchlaufen in ihrer Entwicklung verschiedene Phasen, in denen sie erfahrene Partner brauchen. Denn: Wichtige Entscheidungen trifft man nicht allein. Wenn es zum Beispiel um die Internationalisierung des Geschäftsmodells geht, ist Erfahrung mit Fremdwährungstransaktionen von Anfang an ein zentrales Asset für gute Beratung. eDarling oder EliteSingles seriöse Onlinepartnervermittlungen in über 20 Ländern weltweit betreibt und ihr Geld in einer Vielzahl von Währungen verdient und investiert. Für Überweisungen in Fremdwährungen nutzt eDarling eine Zahlungsverkehrsplattform der Deutschen Bank. Michael Schrezenmaier, COO und Geschäftsführer von eDarling, sieht den wesentlichen Vorteil in der Automatisierung seiner Ein- und Ausgänge in Fremdwährungen, die zu einer schlanken Abwicklung und so zu Kosteneinsparungen führen kann. Nur für die Hauptwährungen, die weiter individuell gemanagt werden sollen, nutzt eDarling separate Währungskonten. Währungen effizient managen Unternehmen, die ihre Währungen in der Internationalisierungsphase effizient managen, haben mehr Freiräume, um sich auf die Expansion des Kerngeschäfts zu konzentrieren. Dabei spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. So macht es zum Beispiel die Affinitas GmbH, die unter Marken wie Früher mussten für ein- und ausgehende Überweisungen eigene Konten in verschiedenen Ländern und Währungen vorgehalten werden. Die Umrechnung war häufig intransparent, zeitaufwendig und damit teuer. Heute dagegen können sowohl Zahlungsein- als auch -ausgänge in Fremdwährungen automatisch umgerechnet und direkt über ein einziges EuroKonto in Deutschland abgewickelt werden – sofort und in Realtime! Für alle Transaktionen, die automatisch und damit praktisch unterhalb des Radars der Finanzabteilung ablaufen sollen, ist die Nutzung einer Zahlungsverkehrsplattform sinnvoll. Der Finanzbuchhaltung von eDarling konnte die Bank mit dieser digitalen Unterstützung eine Menge Arbeit abnehmen und Transparenz herstellen. rungsrisiko beschäftigen: Was passiert mit meiner Marge, wenn ich heute in den USA in das Marketing investiere, aber erst in einigen Monaten die korrespondierenden Einnahmen erwarte? Selbst ein an und für sich sicheres Geschäftsmodell kann so doch unter Druck geraten. Gemeinsam mit der Bank können relevante Währungspositionen zeitnah erkannt und bewusst gemanagt werden. Für solche aktiven Steuerungsmaßnahmen, beispielsweise zur Absicherung von größeren Währungspositionen gegen Kursschwankungen, steht eine Onlinehandelsplattform zur Verfügung. Über eine App können handelbare Preise auf dem PC oder von unterwegs aufgerufen und Käufe bzw. Verkäufe der jeweiligen Währung direkt ausgeführt werden. Währungsrisiken absichern Wie das Beispiel von eDarling zeigt, sprechen gute Gründe dafür, bei der Internationalisierung des Geschäftsmodells auf die Einflüsse von Währungen zu achten. Um dafür bestmöglich gewappnet zu sein, lohnt es sich in jedem Fall, frühzeitig mit einem Bankpartner über das Internationalisierungsvorhaben zu sprechen. Darüber hinaus sollten sich Unternehmen auch frühzeitig mit den erfolgskritischen Fragen zum WähMit dem Start-up ins Ausland? Da ist gute Beratung gefragt. © Mathieu Viennet/iStock/Thinkstock/Getty Images jirko.altmann@db.com ➤ Viele Start-ups haben von Anfang an ein international etablierbares Geschäftsmodell. Zudem gestattet das Internet eine Internationalisierung in nie dagewesener Geschwindigkeit. Geht ein Start-up diesen Schritt, hat die Erschließung neuer Zielgruppen und Märkte oberste Priorität. Ein effizientes Währungsmanagement ist im ersten Moment häufig nachrangig. Doch wann immer Zahlungsströme ins oder aus dem Ausland fließen (seien dies zu bezahlende Rechnungen in fremder Währung, im Ausland erwirtschaftete Einnahmen oder reine Kapitaltransfers), kommt man mit Währungen und den damit verbundenen Risiken in Berührung. Jirko Altmann Experte für Zins- und Währungsmanagement, Deutsche Bank AG 16 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 9 | 11. November 2015 Strategisches Währungsmanagement mit Erfolg © Minerva Studio/iStock/Thinkstock/Getty Images Das Währungspaar Euro/US-Dollar war in den vergangenen zwölf Monaten von signifikanten Aufwertungen und hoher Volatilität geprägt. Volatilität wird auch in Zukunft ein wichtiges Thema an den Währungsmärkten bleiben. Vor diesem Hintergrund ist die richtige Strategie des Währungsmanagements wichtiger denn je, wenn es darum geht, Risiken zu reduzieren und Chancen zu nutzen. Die Absicherung gegen Wechselkursrisiken bietet auch Raum für aktives Management. Auf den Währungsmärkten gibt es Bewegung: Der Euro hat sich im vergangenen Jahr auf Talfahrt begeben und bis zum Frühjahr 2015 rund 25% an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren. Der Brasilianische Real wertete in den vergangenen zwölf Monaten in einer ähnlichen Grö- ßenordnung gegenüber dem Euro ab. Auch der Russische Rubel notiert nach einer kurzen Erholung von den massiven Einbrüchen im Winter immer noch mehr als 20% unter dem Vorjahreswert. Schließlich haben auch die Spekulationen auf eine nachhaltige Abwertung des Chinesi- schen Renminbi Yuan deutlich zugenommen, seitdem die chinesische Notenbank im August 2015 den Kurs der Landeswährung mehr dem Spiel der Marktkräfte überließ. In dieser Gemengelage denken viele CFOs über eine Neuausrichtung oder Anpassung ihres Währungsmanagements nach. Den Finanzchefs großer Unternehmen bereitet der Einfluss der Währung insbesondere beim operativen Geschäft und dem Translationsrisiko Kopfschmerzen. Volatilität wird ein ständiger Begleiter bleiben Die in den vergangenen Monaten zurückgekehrte Volatilität an den Devisenmärkten verdeutlicht die große Unsicherheit der Marktteilnehmer und unterstreicht, dass ein strategisches Fremdwährungsmanagement dringend notwendig ist – unabhängig vom Marktteilnehmer. Dabei muss das Währungsrisiko gemessen und im Rahmen eines professionellen Risikomanagements nachhaltig kontrolliert werden. Bei der Wahl einer geeigneten Sicherungsstrategie für langfristige Wäh- Daniel Bartholmes Abteilungsdirektor, FX Overlay Management, HSBC daniel.bartholmes@hsbc.de Franz Herrmann Abteilungsdirektor, FX Overlay Management, HSBC franz.hermann@hsbc.de rungsrisiken gibt es sowohl passive (statische) als auch aktive (dynamische) Sicherungsformen. Ein passives Währungsmanagement reagiert nach Abschluss nicht mehr auf folgende Marktbewegungen und behält einen konstanten Absicherungsgrad – z.B. 100% – bei; im Gegensatz dazu nimmt das aktive Währungsmanagement an nachfolgenden Marktbewegungen teil und versucht, durch eine dynamische Steuerung des Absicherungsgrades an positiven Wechselkursbewegungen zu partizipieren und gleichzeitig auftretende Risiken zu begrenzen. Gerade in den vergangenen Monaten lagen die Vorteile einer dynamischen Strategie auf der Hand und haben bei vielen Marktteilnehmern zu einem Umdenken geführt. ➤ 17 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige Diejenigen Unternehmen und Investoren, die ihr USD-Long-Risiko im vergangenen Jahr mit einer statischen Strategie abgesichert haben, konnten sich aufgrund des hohen Absicherungsgrads nicht über die positive Marktbewegung freuen – ein klarer Wettbewerbsnachteil! Im Gegensatz dazu hat ein dynamisches Currency-Overlay-Management durch das Reduzieren des Absicherungsgrads eine Partizipation an der vergangenen USD-Stärke ermöglicht. Anders gestaltet sich der Fall beim Russischen Rubel: Da dieses Währungsrisiko aufgrund der hohen Sicherungskosten oftmals ungesichert blieb, erwischte die massive Abwertung des Rubel viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß. In diesem Zusammenhang kann eine dynamische Strategie durch den Aufbau von Sicherungspositionen Verluste reduzieren. In Trendmärkten profitieren Neben dem ökonomischen Ergebnis des Währungsmanagements, das für die jeweilige Absicherungsperiode generiert wird, sind insbesondere die Liquiditätsströme der Sicherungsstrategie von Bedeutung. Im Vergleich zu einer passiven Strategie (Vollsicherung) wird deutlich, dass das Risiko eines negativen Cashflows durch das dynamische Öffnen und Schlie- ßen der Devisenposition erheblich gemindert werden kann. In ausgeprägten Trendmärkten mit hohen Währungsrisiken generieren dynamische Sicherungskonzepte naturgemäß ihre besten Ergebnisse. In Phasen von längeren Seitwärtsmärkten kann nicht mit solch guten Ergebnissen gerechnet werden, dafür ist das Währungsrisiko in diesen Marktphasen jedoch auch überschaubar. Orientierung bei anspruchsvollen Marktverhältnissen Die aktuellen Marktverhältnisse und der Ausblick auf einen weiterhin volatilen und zyklischen Devisenmarkt machen ein strategisches Währungsmanagement unverzichtbar. Bei der Wahl der geeig neten Sicherungsstrategie sollte berücksichtigt werden, dass Ansätze, die asymmetrische Risikoprofile generieren und auftretende Marktchancen nutzen, erhebliche Vorteile gegenüber traditionellen symmetrischen Strategien aufweisen. Mit Hilfe von Currency-Overlay-ManagementKonzepten können Rendite-, Risiko- und Volatilitätsvorgaben individuell abgebildet und höchste Anforderungen bezüglich Transparenz und Nachvollziehbarkeit gewährleistet werden. Durch eine klare Investmentstrategie, ein ausgereiftes Modellportfolio und einen langen Track-Record können selbst in turbulenten Zeiten an den Devisenmärkten konstante und erfolgreiche Ergebnisse erzielt werden. Global Business & Markets 2016 Ihr Zugang zu globalen Märkten Erschließen Sie internationale Märkte auf der zentralen Außenwirtschaftsplattform der HANNOVER MESSE 2016. Die erfolgreiche Kombination aus Ausstellung, Forum, INVESTMENT LOUNGE und zahlreichen NetworkingMöglichkeiten fördert den internationalen Dialog. 25.– 29. April 2016 ▪ Hannover ▪ Germany hannovermesse.de n Je tz t i 3! Halle ➤ Dynamische Sicherungsstrategien für dynamische Märkte DM_2732_2015_hm16_gbm_anzeige_global_127_170mm.indd 1 01.10.15 11:51 18 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 9 | 11. November 2015 Lieferungen bündeln, absichern und finanzieren Die Internationalisierung der Wertschöpfungskette führt dazu, dass das Exportgeschäft immer komplexere Formen annimmt – auch hinsichtlich der Warenursprünge. Die CCC Machinery ist mit Hilfe ihres internationalen Netzwerks in der Lage, komplexe Lieferungen so zu strukturieren, dass sie durch verschiedene staatliche Exportkreditversicherungen (ECAs) abgesichert und durch diverse nationale und internationale Banken finanziert werden können. Dr. Manuel Probst gibt uns Einblicke in ein sehr komplexes Dienstleistungsgeschäft. © rawi_earth/iStock/Thinkstock/Getty Images 22 Herr Dr. Probst, die CCC Machinery ist ein Außenhandelsdienstleister mit einer ganz speziellen Aufgabenstellung. Können Sie uns die Historie und die Aufgaben Ihres Hauses erläutern? Der Bau einer komplexen Anlage bedarf zahlreicher Lieferungen und einer gut strukturierten Finanzierung. Die CCC Machinery ist aus einem klassischen Hamburger Handelshaus hervorgegangen, das auf eine mehr als hundert Jahre alte Tradition im Handel mit Maschinen, technischer Ausrüstung und Rohstoffen blickt. Hierzu gehörte häufig auch die Gewährung oder Vermittlung von Finanzierungslösungen. Wir sind ein Tochterunternehmen der Ferrostaal GmbH, und damit auch ein weltweit tätiger Anbieter von Industriedienstleistungen im Anlagen- und Maschinenbau mit Hauptsitz in Essen. Die CCC Machinery versteht sich heute als interner Dienstleister für komplexe Finanzierungs dienstleistungen innerhalb der Ferrostaal Gruppe sowie als externer Dienstleister für die Industrie, für Banken und für a usländische Besteller insbesondere bei der Finanzierung, Strukturierung und Abwicklung von Liefergeschäften mit Schwellenländern. 22 Was hat sich an Ihrem Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren geändert? Vor etwa 15 Jahren hat man im Haus der CCC Machinery überlegt, wie man über die klassischen Handelsaktivitäten hinaus für den Kunden einen zusätzlichen Mehrwert schaffen kann. Daraus ist die Idee entstanden, dem Kunden Finanzierungslösungen für den Handel von Waren jeder Art anzubieten. In der Funktion eines Generalexporteurs und somit als „Packager“ von Lieferungen knüpfen wir zum einen an die alten Handelshausaktivitäten an und sind zum anderen in der Lage, zusammen mit unterschiedlichen Bankpartnern Finanzierungen im kurzfristigen sowie im langfristigen Bereich zu strukturieren und diese dann größtenteils durch staatliche Exportkreditversicherungen (ECAs), aber auch durch private Versicherungsanbieter abzusichern. 22 Sind Sie auf bestimmte Branchen spezialisiert? Unsere Muttergesellschaft Ferrostaal hat ihre klassischen Geschäftsfelder z.B. in Dr. Manuel Probst Director Export Finance, CCC Machinery GmbH m.probst@ccc-machinery.com den Bereichen Öl und Gas, erneuerbare Energien, Recycling, Verpackungs- und Bergbaumaschinen – dort sind wir als Gruppe stark vertreten und verfügen über die branchenspezifische Expertise. Die CCC Machinery hingegen bietet ihre Dienstleistungen für Unternehmen fast aller Branchen an. Etwa ein Drittel unseres Geschäfts ist kurzfristiger Art; hier fokussieren wir uns auf den Handel mit „Commodities“, insbesondere mit Rohren und Stahl, Düngemitteln, Futtermais, aber auch Ersatzteilen und Ähnlichem. Im Kurzfristbereich (180 bis 360 Tage) sichern wir die Lieferungen meist durch Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistungen (APG) ab und können somit auch entsprechende Finanzierungen anbieten. Die anderen zwei Drittel des Geschäfts sind langfristiger Natur mit Finanzierungszeiträumen von bis zu zehn Jahren – in Sonderfallen auch länger. Wir bieten insbesondere mittelständischen Maschinenbauern die ganze Palette von ECAgedeckten Finanzierungen an. Bei der Absicherung nutzen wir zunehmend Alternativen zur klassischen Hermesbürg- ➤ 19 | ExportManager | Finanzieren schaft, insbesondere die ECAs anderer Länder sowie den privaten Versicherungsmarkt. 22 Mit welcher Motivation kommen die Kunden zu Ihnen? Neben der internen Dienstleistung gibt es drei unterschiedliche Typen von Kunden, die sich an uns wenden. Da ist zum einen der klassische Kunde im Ausland, der einen Bestellerkredit nachfragt. Zusätzlich wendet sich der mittelständische deutsche Hersteller, der z.B. nicht regelmäßig, sondern nur hin und wieder ein Ausfuhrgeschäft in ein Schwellenland abwickelt, an uns. Er verfügt nicht über die entsprechende Finanzierungsexpertise, und es lohnt sich nicht für ihn, diese im Unternehmen aufzubauen. Bei Lieferungen in einen schwierigen Markt, die eine Absicherung und eine langfristige Finanzierung verlangen, stehen wir ihm mit unserer Expertise zur Seite. Es sprechen uns allerdings auch große Unternehmen an, die sich mit Exportfinanzierung sehr gut auskennen, deren Kunden jedoch über den Anteil des jeweiligen Exporteurs hinaus eine Finanzierung für die Gesamt investition benötigen. Auch hier werden wir vermehrt angesprochen. Abschließend – und das ist die Variante, die zurzeit durchaus an Bedeutung gewinnt – sprechen uns Banken an, Trans aktionen zu strukturieren, in denen sehr kleinteilig geliefert wird, da sehr viele ver- Ausgabe 9 | 11. November 2015 schiedene Hersteller für ein Projekt zuliefern. Wir bündeln diese Lieferungen so, dass eine Deckung des Geschäfts von einer oder mehreren ECAs möglich ist. So machen wir durch eine Erhöhung des Finanzierungsvolumens und den Einschluss von ausländischen Zulieferungen Geschäfte, die zuvor durch Banken nicht finanzierbar waren, bankfähig. 22 Ist diese Fähigkeit, kleinteilige Lieferungen zu bündeln und bankfähig zu machen, das hauptsächliche Alleinstellungsmerkmal der CCC Machinery? Ja, der große strategische Vorteil der CCC Machinery und somit auch ihr Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir für alle drei obengenannten Kundentypen Vorteile bieten und manche Geschäfte durch unsere Einschaltung und „Packaging-Leistung“ erst realisiert werden können. So kann der Kunde erstens sehr langfristige Finanzierungen erhalten und gleichzeitig Lieferungen aus verschiedenen Ländern bündeln. Zweitens können Hersteller ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, indem sie dem Kunden nicht nur das Produkt mit ihrer technischen Kompetenz verkaufen, sondern zusätzlich auch eine Finanzierung „mitbringen“. Und drittens können Banken aufgrund der Bündelung Geschäfte begleiten, die ansonsten gar nicht oder nur zu deutlich unattraktiveren Rahmenbedingungen finanzierbar gewesen wären. Das ist wiederum von Vorteil für den Kunden und den Hersteller. 22 Können Sie uns ein konkretes Projektbeispiel nennen? ten und decken damit fast den gesamten Globus ab. Wir beraten z.B. einen Kunden in Bangladesch, dessen Projekt 42 Unterlieferanten aus zehn verschiedenen Ländern umfasst. Unsere Aufgabe ist es, das Geschäft so zu strukturieren, dass er möglichst eine gute Absicherung über verschiedene ECAs und die entsprechende Finanzierung von einer Bank dafür bekommt. Dabei können wir auch einen gewissen Einfluss auf seine Lieferantenwahl nehmen. Wir können ihn dahingehend beraten, dass er z.B. bei Austausch des einen oder anderen Herstellers gegen einen deutschen Hersteller die kostengünstigere Hermesdeckung in Anspruch nehmen kann anstelle der z.B. in diesem Fall etwas kostspieligeren Absicherung durch die chinesische ECA, Sinosure. Wir versuchen also, den Kunden im Ausland dahingehend zu beraten, dass er sich das – auch unter Finanzierungsaspekten – bestmögliche Lieferantenportfolio zusammenstellt. 22 Und diese Auslandsniederlassungen ermöglichen Ihnen die Zusammenarbeit mit staatlichen Exportkreditversicherungen anderer Länder? 22 Erfordert solch eine Beratung über die Grenzen hinweg nicht ein internationales Netzwerk? Ja, das ist richtig. Wir profitieren hier vom weltweiten Netzwerk der Ferrostaal, die mit Niederlassungen in mehr als 40 Ländern vertreten ist. Über diese Niederlassungen ist auch die CCC Machinery vor Ort vertreten Zusätzlich sind wir in vielen Schwellenländern über Agenten vertre- Unsere Auslandsniederlassungen ermöglichen es uns, Anträge bei den ECAs in den jeweiligen Ländern zu stellen. Wenn an uns Geschäfte herangetragen werden, prüfen wir daher zunächst, wie die Warenursprünge der Lieferungen aussehen und aus welchem Land der größte Anteil der Exporte kommen wird. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Internationalisierung der Wertschöpfungskette stellen wir jedoch fest, dass die Ursprünge der Produkte immer diversifizierter werden. Auch bei einem deutschen mittelständischen Hersteller handelt es sich oft nicht mehr um eine reine Lieferung aus Deutschland. Unsere Auslandspräsenz ermöglicht es uns nun, bei der Strukturierung der Absicherung und Finanzierung nicht notwendigerweise auf die deutsche Hermesdeckung zurückgreifen zu müssen, sondern gegebenenfalls auch Transaktionen oder Teiltranchen mit der österreichischen ECA (OeKB), der Schweizer (SERV), der finnischen (Finnvera), der dänischen (EKF) und/oder der chinesischen Exportkreditversicherung (Sinosure) abzusichern. Voraussetzung dafür ist immer, dass wir vor Ort vertreten und antragsberechtigt sind. Ferner müssen wir die jeweiligen National-Content-Bedin- ➤ 20 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige 22 Warum gewinnt die Absicherung über die chinesische Kreditversicherung Sinosure zunehmend an Bedeutung? Wir haben als deutsches Unternehmen natürlich grundsätzlich viel mit deutschen Herstellern zu tun. Diese produzieren aber zunehmend auch in China. Zudem gewinnen wir über unsere Landesgesellschaft in China chinesische Kunden, die z.B. nach Peru liefern wollen. Oder der brasilianische Kunde kauft sein Equipment von einem deutschen Hersteller, der Teile davon in China fertigt. Unser Geschäft, das immer globaler geworden ist, wird letztendlich vom Kunden getrieben. Wir suchen für den ausländischen Kunden, für den deutschen Hersteller oder die Bank jeweils die ideale Lösung bzw. Finanzierungsstruktur für das spezifische Geschäft. 22 Der BDI hat im August 2015 ein Positionspapier veröffentlicht. Darin wird gefordert, dass die Anforderungen an den National Content für die Hermesdeckungen abgeschwächt werden, um der fortschreitenden Internationalisierung der Wertschöpfung gerecht zu werden. Wie ist Ihre Meinung dazu? Die momentane Regelung bei Euler Hermes erlaubt in einem Dreistufenmodell in der ersten Stufe einen Anteil von ausländischen Zulieferungen von bis zu 30%, in der zweiten Stufe einen Anteil von bis zu 49%, der in der dritten Stufe auf über 49% ausgebaut werden kann. Je höher der Anteil der ausländischen Zulieferungen ist, desto höher werden die Ansprüche an diese. Dann spielen im Rahmen einer Einzelfallentscheidung Kriterien wie z.B. die Zulieferungen aus dem europäischen Ausland oder von ausländischen Tochtergesellschaften, die betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten oder übergeordnete Interessen eine Rolle. Natürlich wünschen wir uns noch flexiblere Lösungen. Die National-ContentRegelungen sind z.B. insbesondere bei skandinavischen ECAs etwas liberaler. Die deutsche Euler Hermes gehört in dieser Hinsicht eher zu den restriktiveren ECAs. Es ist aus Sicht einer Exportnation wie Deutschland jedoch verständlich, dass man den National Content nicht aus dem Auge verliert. Es wäre unpassend, wenn die staatlich mandatierte Hermesversicherung mit einem privaten Versicherer gleichziehen und vollkommen unabhängig von einem National Content agieren würde. Allerdings sollte der Internationalisierung des deutschen mittelständischen Herstellers Rechnung getragen werden. Ein guter Kompromiss für Deutschland wäre vielleicht, die Anforderungen für den National Content generell auf 50% zu reduzieren und weiterhin die Möglichkeit eines höheren Auslandsanteils für Einzelfallentscheidungen zuzulassen. ➤ gungen erfüllen und damit einen Mindestanteil an Lieferungen aus dem entsprechenden Exportland nachweisen können. 360grad.news SIE sind Exporteur, Credit Manager oder Unternehmer? SIE benötigen Informationen zu Länder- und Branchenentwicklungen weltweit? SIE interessieren sich für Chancen & Risiken im Export? Dann sind Sie bei uns richtig: WIR bieten Ihnen 90 Jahre Expertise im Forderungsmanagement – erfolgreich – an 160 Standorten in 50 Ländern. 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Im Folgenden werden an einem Fallbeispiel zwei Varianten in Abhängigkeit von unterschiedlichen Lieferterminen durchgespielt. © ivanadb/iStock/Thinkstock/Getty Images Der Zeitplan nach dem Wiener Iran-Abkommen: Das Tor öffnet sich – der Azadi-Turm hat schon manche Wechsel erlebt. Ausgangsfall Die Firma D in Deutschland möchte im November 2015 die folgenden Güter an das Unternehmen I im Iran liefern: (1) Druckmessgeräte zum Messen von Absolutdrücken, (2) Öfen, geeignet für Betriebstemperaturen höher als 400 Grad Celsius, die mit kontrollierter Atmosphäre betrieben werden, und (3) Vitonringe. Diese Güter werden separat geliefert (sie sind also nicht in einer Anlage eingebaut). Spediteur ist die HTTS (Hanseatic Trade Trust & Shipping); die Bank Sepah ist für die Finanzierung zuständig. Welche Risiken bestehen hier, und wie soll D sie minimieren? Abwandlung: D möchte diese Güter im Mai 2016 liefern, wobei vermutet wird, dass der Implementation Day, also der Tag, an dem die neue EU-VO 2015/1861 wirksam wird, auf den 30. April 2016 fallen wird. Die Lockerung des Iran-Embargos soll in zwei Schüben stattfinden: Lockerung 1 zum Implementation Day (ca. zum 30. April 2016), und Lockerung 2 erst sieben Jahre später zum sog. Transition Day (ca. 30. Oktober 2023). Zwei weitere Jahre später soll das Restembargo Iran aufgehoben werden zum sog. Termination Day (ca. 30. Oktober 2025). Nach dem Wiener IranAbkommen soll die EU zum Implementation Day (ca. 30. April 2016) folgende Beschränkungen aufheben: ➤➤ Finanzbeschränkungen (Art. 30, 30a, 30b, 31, 33, 34 und 35), ➤➤ Öl, Gas, Petrochemie: Einfuhrverbote nach den Anhängen IV, IV A und V sowie Exportverbote für Schlüsselausrüstungen nach Anhängen VI und VI A sowie Investitionsregelungen hierzu (Art. 17–21), ➤➤ Schiffe, Gold: Ausfuhrverbote für Öltransportschiffe (Anhang VI B), für Gold (Anhang VII) sowie für Banknoten, ➤➤ Personenlistungen nach Anhang II Attachment 1 (78 Personenlistungen PD Dr. Harald Hohmann Rechtsanwalt, Hohmann Rechtsanwälte info@hohmannrechtsanwaelte.com im Anhang VIII, 301 Personenlistungen im Anhang IX). Erst zum Transition Day (ca. 30. Oktober 2023) soll die EU folgende Beschränkungen aufheben: ➤➤ nukleare Proliferation: v.a. Ausfuhrverbote nach Anhang II (und z. T. nach Anhang I) sowie Genehmigungspflichten nach Anhang III, ➤➤ Metalle, Software und Rüstungsgüter: Ausfuhrverbote für Graphite/Metalle nach Anhang VII B, für bestimmte Software nach Anhang VII A, nationale Regelungen zum Waffenembargo (wie § 74 Abs. 1 AWV), ➤➤ Sonstiges: restliche Personenlistungen im Attachment 2 zu Anhang II (86 Personenlistungen im Anhang VIII und 134 im Anhang IX), SWIFT-Dienstleistungen (Art. 23 Abs. 4), Verkehrsbeschränkungen bei Transporten (Art. 36 und 37). In etwa vergleichbar soll dies beim USIran-Embargo verlaufen, wobei die USA vorläufig diese Aussetzungen allein für Nicht-US-Personen vornehmen werden. ➤ 22 | ExportManager | Liefern Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige Bei US-Personen wird es bis auf weiteres bei den bestehenden Beschränkungen bleiben. Langfristig ist allerdings zu erwarten, dass die USA später auch die Beschränkungen für US-Personen aufheben, weil sonst den US-Unternehmen hohe Wettbewerbsnachteile gegenüber den EU-Unternehmen drohen würden. Wesentlicher Inhalt der neuen EU-Iran-Verordnung Die neue EU-VO 2015/1861 vom 18. Oktober 2015 sieht mit Wirkung zum Implementation Day (ca. 30. April 2016) eine Aufhebung der meisten Anhänge der VO 267/2012 vor. Erhalten bleiben lediglich die bisherigen Anhänge II (nuklear nutzbare Güter), VII A (Software für Unternehmensressourcenplanung) und VII B (Graphite und Metalle), wobei es sich nicht länger um Verbotsanhänge handelt, sondern nur noch um Genehmigungspflichten; hierbei sind die Listen geringfügig ausgedünnt worden. Es wird einen neuen Verbotsanhang geben für Güter, die vom MTCR (Missiles Technology Control Regime) erfasst sind (Anhang III). Und es wird mit dem neuen Anhang I einen neuen Genehmigungsanhang geben: An die Stelle aller gelisteten Dual-Use-Güter wird dann allein die Liste der Güter des NSG-Regimes (Nuclear Supplier Group) treten mit ihren Gütern (NSG Teil 1) und ihren DualUse-Gütern (NSG Teil 2). Sehr ärgerlich für den Praktiker ist allerdings, dass die neuen Anhänge I (NSG Teile 1 und 2) und III (MTCR) insofern unspezifisch formuliert sind, als sie weder auf eine Zolltarifnummer noch auf eine Ausfuhrlistenposition Bezug nehmen; die Einschaltung eines Exportanwaltes ist fast unweigerlich die Folge. Die Durchführungs-VO 2015/1862, ebenfalls vom 18. Oktober 2015, stellt klar, welche Personen auf den Anhängen VIII und IX gestrichen werden sollen. Vereinfacht kann man sagen: Lieferverbote werden künftig nur bestehen für die Güter des MTCR-Regimes (neuer Anhang III) sowie für Rüstungs- und Repressionsgüter; personenbezogen bestehen sie nach wie vor für Gelistete auf Anhängen VIII und IX. Genehmigungspflichten werden künftig bestehen für: nuklear verwendbare Güter und NSG-Dual-Use-Güter (neuer Anhang I), sonstige nuklear verwendbare Güter (bisheriger Anhang II), bestimmte Software (bisheriger Anhang VII A), Graphite/Metalle (bisheriger Anhang VII B) sowie für nicht gelistete Güter, die sensitiv verwendet werden können. Lösung des Ausgangsfalls (Lieferung im November 2015) Güterbezogen muss D prüfen, ob seine Güter gelistet sind auf der Dual-Use Güterliste und auf den Embargolisten oder ob seine Güter sensitiv verwendet werden können. Das Druckmessgerät zum Messen von Absolutdrücken ist im Zweifel von 2B230 der Dual-Use-Güterliste erfasst; nach Anhang I der VO 267/2012 ist dann seine Ausfuhr in den Iran verboten. Die mit kontrollierter Atmosphäre betriebenen Öfen sind im Zweifel gelistet von Anhang II (Nr. II.A2.006); dann ist auch ihr Export in den Iran verboten. Und die Vitonringe sind gelistet von der Genehmigungspflicht nach Anhang III (Nr. III. A1.003); dann ist für ihre Ausfuhr in den Iran eine Genehmigung des BAFA erforderlich. Die zwei erstgenannten Güter kann D nicht in den Iran exportieren, die Vitonringe nur dann, wenn er zuvor eine Genehmigung eingeholt hat. Zusätzlich muss D Folgendes beachten: Die Bank Sepah ist auf Anhang VIII gelistet und der Spediteur HTTS auf Anhang IX; daher muss D diese beiden Dienstleister durch andere ersetzen. Nach Art. 30a muss D den Finanztransfer (bei einem Betrag ab 10.000 EUR) bei der Bundesbank vorab melden bzw. (bei einem Beitrag ab 400.000 EUR) vorab genehmigen lassen. Lösung Abwandlung (Lieferung im Mai 2016) Mit dem Implementation Day (ca. 30. April 2016) wird die Reform der VO 267/2012 durch die neue VO 2015/1861 wirksam. Dies hat folgende Auswirkungen: Von den bisherigen Anhängen bleibt Anhang II bestehen; für den mit kontrollierter Atmosphäre betriebenen Brennofen ist die Position II.A2.006 identisch geblieben mit der bisherigen Fassung. Das auf 2B230 gelistete Druckmessgerät kann (mit hohem Rechercheaufwand) auf dem neuen Anhang I (NSG Teil 2, Nr. 3.A.7) gefunden werden. Und die Vitonringe finden sich jetzt auf Anhang II (Nr. II.A1.003). Wir sind eine v. a. im Außenhandelsrecht spezialisierte Kanzlei. Zur Verstärkung des Teams suchen wir eine(n) weitere(n) Rechtsanwältin / Rechtsanwalt Ihre Voraussetzungen: ■ Sie sind Anwalt mit mind. 3 Jahren Berufserfahrung in einer beratenden Wirtschaftskanzlei und haben Gespür für unternehmerisch-sinnvolle Lösungen oder Sie sind Exportleiter bzw. Berater, der vom Unternehmen in die Anwaltstätigkeit wechseln will, ■ Sie haben Erfahrungen im Wirtschaftsrecht, vor allem im Außenhandelsrecht, ■ Sie besitzen fachliche Sicherheit, Einsatzfreude, Unternehmergeist und verhandlungssichere Englischkenntnisse und ■ Sie suchen eine Tätigkeit in einer persönlich geführten Boutique-Kanzlei, die Ihnen viele Möglichkeiten eröffnet und Chancen für eine gesunde Work-Life-Balance bietet. Wir bieten Ihnen: ■ ein kollegiales, fachlich hoch spezialisiertes Umfeld, in dem Veröffentlichungen, Seminarvorträge und Weiterqualifizierung einen hohen Stellenwert haben, ■ die Bearbeitung bzw. Betreuung von weltweit tätigen Unternehmen bei adäquatem und z.T. erfolgsabhängigem Verdienst, ■ eine Tätigkeit in freier Mitarbeiterschaft oder als angestellter Anwalt/Anwältin. Wir haben Ihr Interesse geweckt? Hohmann Rechtsanwälte RA Dr. Harald Hohmann Schlossgasse 2, D-63654 Büdingen Tel.: +49 (0) 6042/ 95 67-0 Fax: +49 (0) 6042/ 95 67-67 harald.hohmann@hohmann-rechtsanwaelte.com www.hohmann-rechtsanwaelte.com Kooperationspartner in: Bangkok, Brüssel, London, Miami, New York, New Delhi, Paris, Peking, Shanghai, Tokio, Washington DC ➤ 23 | ExportManager | Liefern Ausgabe 9 | 11. November 2015 Anzeige Resümee Das EU-Iran-Embargo wird ab ca. Mai 2016 aufgrund der neuen VO 2015/1861 erheblich reformiert werden (bis zu diesem Zeitpunkt muss das Embargo wie bisher strikt beachtet werden; von daher sind häufig Vorverträge unzulässig, vgl. ExportManager Ausgabe 6/2015, S. 17 ff.). Die wichtigste Reform besteht darin, dass die bisherigen güterbezogenen Lieferverbote sich in Genehmigungspflichten umwandeln, abgesehen von raketenbezogenen Lieferungen (neuer Anhang III) sowie Rüstungs- und Repressionsgütern. Jetzt dominiert also die Genehmigungspflicht anstelle des Lieferverbotes. Und die Güter- und Personenlisten werden in etwa halbiert sein; so werden anstelle aller gelisteten Dual-Use-Güter nur noch nuklear nutzbare Güter erfasst sein (Anhänge I und II). Dies wird zu einer umfassenden Liberalisierung des Iran-Handels beitragen. Weil die Beschränkungen für Finanztransfers nach Art. 30 ff. ganz wegfallen, sollten die Banken sich ermutigt fühlen, wieder in vollem Umfang Finanzierungen für das Iran-Geschäft zu übernehmen. Umfassend wird das aber möglicherweise bei Banken, die auch das US-Geschäft betreiben, nur dann gelingen, wenn auch das US-Iran-Embargo die Beschränkungen für US-Personen ganz aufheben wird. „Zwei Wermutstropfen: Erstens werden einige Beschränkungen bis ca. Oktober 2023 bestehen bleiben, zweitens sind viele der Liberalisierungen leider zu büro kratisch formuliert – rechtlich wird es noch komplizierter.“ 18. NOVEMBER 2015 14:00–15:00 UHR (MEZ) Systematische Exportkontrolle in der IT-Branche Erfahrungen eines IT-Dienstleisters beim Aufbau eines Exportkontrollsystems Referent: Referent: Moderation: Burkhard Ballmann Kai Schwab Gunther Schilling Sales Director, Amber Road Leitender Redakteur ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Export Control Officer, Redknee Inc. Praxisnahe Tipps, erläutert anhand der Erfahrungen von Redknee: ➤ Erkenntnisse aus der Regulierungserfahrung Die Annahme, dass ca. ab Mai 2016 alle Beschränkungen entfallen werden, wäre ein grobes Missverständnis, da zahlreiche Beschränkungen bis ca. Oktober 2023 bestehen bleiben werden. Negativ ist zu vermerken, dass die neuen Güterlisten derart bürokratisch formuliert sind, dass sie für viele Praktiker nahezu unlesbar sind. Es wird zwar zu einer erheblichen Liberalisierung des Iran-Handels kommen, aber um hiervon profitieren zu können, werden zumindest Mittelständler auf professionelle Hilfe angewiesen sein, weil die Komplexität der Regelungen weiter zunimmt. ➤ Daher hat sich für diesen Fall güterbezogen praktisch nichts geändert, mit einer wichtigen Ausnahme: Das bisherige IranVerbot für Ofen und Druckmessgerät hat sich nun in eine Genehmigungspflicht umgewandelt. Bezüglich der zusätzlichen Punkte gibt es eine Änderung bei den Sanktionslisten: Ab ca. Mai 2016 wird die HTTS nicht mehr gelistet sein, während die Bank Sepah vorläufig auf Anhang VIII bleiben wird. Und eine entscheidende Änderung besteht darin, dass ca. ab Mai 2016 die vorherigen Meldungen/vorherigen Genehmigungen der Bundesbank für Finanztransfers ganz entfallen werden. ➤ Lösungsansätze, um Prozesse komplett abzubilden ➤ Vorteile für die interne Organisation Profitieren Sie vom Fachwissen unserer Experten, stellen Sie ihnen Ihre Fragen, und diskutieren Sie mit! i Einfacher Aufbau, Sie benötigen nur: ➤ einen Computer mit stabiler Internetverbindung ➤ Lautsprecher, Headset oder Telefon Das Webinar läuft direkt über Ihren Webbrowser. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.exportmanager-online.de/events/webinar VERANSTALTER: 24 | ExportManager | Liefern Ausgabe 9 | 11. November 2015 Effizientes Trade-Compliance-Management Trade-Compliance ist in den meisten international tätigen Großunternehmen heute als Topmanagementaufgabe voll anerkannt. Eine heiße Frage bleibt jedoch, wie das Thema inhaltlich und organisatorisch am besten umgesetzt werden kann. Ergänzend hierzu sind die Aus- und die Weiterbildung wichtige Themen. Das Beispiel der Infineon AG zeigt, wie eine kosteneffiziente Trade-Compliance-Management-Organisation aufgebaut werden kann. Immer mehr Unternehmen legen Wert darauf, als positiver Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Dazu gehört, stets rechtskonform zu handeln. Das Trade-Compliance-Management stellt das Einhalten von Gesetzen und Vorschriften im Außenhandel sicher. Es weist zahlreiche Berührungspunkte mit anderen Managementsystemen und Regelwerken wie zum Beispiel Corporate Governance, Risiko-, Qualitäts-, Umweltund Nachhaltigkeitsmanagement auf. Unternehmen stehen daher vor der Frage, Der Handel mit Halbleiterprodukten erfordert ein zuverlässiges Compliance- management. welchem Unternehmensbereich sie das Thema Trade-Compliance zuordnen sollen, z.B. der Rechtsabteilung, Finanzen/ Controlling, dem Politik- und Regulierungsmanagement oder dem SupplyChain-Management. Und sie müssen entscheiden, wie sie Import- und Exportkontrollen am besten organisieren können. Die Erfahrung zeigt, dass die organisatorische Zuordnung des Trade-ComplianceManagements in den einzelnen Firmen stark von den handelnden Personen abhängt. Ausschlaggebend ist dabei, dass das Management überzeugt hinter dem Thema steht. Um genau diese Sensibilisierung der Geschäftsführung zu erreichen, bedarf es immer Personen im Unternehmen, die das Thema vorantreiben. Die sehr rechtsbezogene Aufgabe kann sowohl in der Rechtsabteilung als auch im Finanzbereich oder anderen Zentralfunktionen, wie dem Supply-Chain-Management, gut aufgehoben sein, aber weniger gut in erfolgsabhängigen Funktionen wie Vertrieb und Marketing. Zentral oder dezentral? Im nächsten Schritt muss jedes Unternehmen individuell für sich entscheiden, welcher Grad der Zentralisierung für seine Trade-Compliance-Organisation zielführend ist. Firmenholdings mit unabhängigen Tochtergesellschaften brauchen eine andere Organisationsform als stark zen tralisiert geführte Unternehmen. Wichtig ist, dass für jeden Geschäftsbereich und für jede Regional- und Länderorganisation die Verantwortlichkeiten klar definiert werden. Für alle Firmenteile weltweit sollten die gleichen Standards für die Implementierung von Kontrollprozessen, ihre Ausführung sowie die Ausund Weiterbildung der Mitarbeiter gelten. Es sollten überall die gleichen, homogenen Prozesse angewandt und die gleichen Kommunikationswege eingehalten werden. Kai Schwab Sales Director Germany, Amber Road KaiSchwab@AmberRoad.com Awareness – Kommunikation – Training Die Geschäftsführung und der zentrale Trade-Compliance-Verantwortliche sind für die Festlegung der Standards verantwortlich. Sie sollten die Risiken von TradeCompliance-Verstößen in der eigenen Organisation präventiv analysieren, Handlungsbedarfe identifizieren und notwendige Systemänderungen und Kontrollmechanismen installieren. Eine wichtige Aufgabe des Trade-Compliance-Verantwortlichen ist es, Dokumente und Entscheidungen der Behörden, Gerichtsverfahren und die neuesten Handelsnachrichten zu untersuchen, aufzubereiten und seinen Mitarbeitern in den verschiedenen Geschäftsbereichen zur Verfügung zu stellen. Eine kontinuierliche Schulung stellt sicher, dass die Mitarbeiter auf dem neusten Stand sind, um mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen. Darüber hinaus ist zu empfehlen, mit den lokalen Behörden eine gute Beziehung zu pflegen. ➤ © Zoonar RF/Zoonar/Thinkstock/Getty Images 25 | ExportManager | Liefern Wann ist der Einsatz von IT-Systemen sinnvoll? Die Entscheidung einer Automatisierung der Trade-Compliance durch IT-Systeme im Unternehmen hängt von vielen Faktoren ab. Diese sind: ➤➤ Anzahl der Geschäftspartner wie z.B. Kunden, Lieferanten und Finanzinstitute ➤➤ Menge von Geschäftstransaktionen wie z.B. Bestellungen und Kundenaufträgen ➤➤ Anzahl und Komplexität der Endverbleib- und Verwendungszweckkon trollen ➤➤ Menge der Kauf- und Verkaufsprodukte, für die beispielsweise eine Klassifizierung, Tarifierung und Ursprungsbestimmung erfolgen muss ➤➤ Umfang der benötigten Allgemeinund Individualgenehmigungen ➤➤ Anzahl firmeninterner Lieferungen Eine manuelle Abwicklung der Importund Exportkontrolle ist durchaus möglich, falls die Anzahl und Komplexität der zuvor genannten Faktoren begrenzt ist und das Team die notwendige personelle Besetzung hat. Bei dieser Besetzung sind auch Vertretungen zu berücksichtigen. Demgegenüber ist bei Unternehmen mit großem Geschäftsvolumen und komplexen internationalen Herstellungsprozessen eine IT-Unterstützung unerlässlich. Eine nahtlose Integration der Trade-Compliance-Lösung in Enterprise-ResourcePlanning(ERP)-Systeme ist in jedem Fall empfehlenswert. Nur so können Kontrollen schnell und unkompliziert durchgeführt, eine maximale Wirksamkeit und ein optimaler Nutzen aus der Automatisierung der Geschäftsprozesse erreicht werden. Von Insellösungen einzelner Abteilungen ist abzuraten. Vor allem das Durchleuchten von Geschäftspartnern vor der Aufnahme von Geschäftsbeziehungen unter Berücksichtigung von Sanktionen und Embargos muss schnell und nachhaltig vollzogen werden. Der Umfang geltender Einschränkungen ist sehr groß und laufenden Änderungen unterworfen. Ein zuverlässiges Screening kann daher nur mit Hilfe automatisierter Prozesse erfolgen. Beispiel: Infineon Technologies AG Seit der Ausgründung aus dem Siemens-Konzern 1999/2000 hat der international tätige Halbleiterproduzent Infineon Technologies AG eine kosteneffiziente Trade-Compliance-ManagementOrganisation aufgebaut. Die Organisation ist im Finanzbereich angesiedelt. Ein kleines Team in der Firmenzentrale wird von Teams in den Regionen Amerika, im Asien-Pazifik-Raum und in Europa in einem globalen Netzwerk von Exportcompliancebeauftragten unterstützt. Die Kommunikation von Neuigkeiten aus den Märkten in die Zentrale erfolgt regelmäßig. Im Gegenzug informiert die Zentrale über Gesetzesänderungen und macht beispielsweise auf anstehende politische Veränderungen in Bezug auf Sanktionen oder Gesetzesänderungen aufmerksam. Die Firmenzentrale berät zudem die regional Verantwortlichen bei Einzelfallprüfungen. Die Exportfreigabe erfolgt jedoch regional bzw. auf nationaler Ebene. Regelmäßig werden regionale und globale Workshops organisiert. Damit wird sichergestellt, dass alle Regionen den gleichen Wissensstand und homogene Prozesse etabliert haben sowie gleichhohe Standards einhalten. Bei allen Export- und Importkontrollen wird die Organisation von einem modular aufgebauten, stabilen IT-System unterstützt. Dieses ist in das firmeneigene ERP-System integriert. Herstellung und Verkauf von Halbleitern sind ein Massengeschäft mit komplexen globalen Lieferketten im Herstellungsprozess. Einige Endprodukte haben – abstrakt gesprochen – bereits viermal die Welt umflogen, bevor sie zum Endabnehmer versandt werden. Risikomanagement und rechtskonformes Handeln sind unter diesen Umständen zwingend notwendig. Bei einigen Produkten gibt es zudem Abweichungen bei der Produktklassifizierung zwischen Zielund Fertigungsstandorten. Dies erhöht den Komplexitätsgrad. Darüber hinaus gelten manche Halbleiter als Dual-Use-Produkte, was zusätzliche Anforderungen an das Compliancemanagement stellt. Ohne ein ausgefeiltes IT-System wäre eine nahtlose Abwicklung der Exporte nicht möglich. Management of Exceptions In den meisten Unternehmen stellt ein erfolgreiches Trade-Compliance-Management-System das Rückgrat in der Abwicklung der Handelstransaktionen dar. Ein solches System zeichnet sich dadurch aus, dass es global eingesetzt werden kann. Es stellt zum Beispiel sicher, dass weltweit im Konzern die gleichen Prozesse bei Exportkontrollen eingehalten werden und die Freigabe von Sendungen sowohl zentral als auch dezentral erfolgen kann. Die Prüfung von Ausfuhrvorgängen erfolgt auf der Grundlage von nationalem Exportrecht und US-Reexportrecht. Nur Sonderfälle müssen per Einzelbearbeitung in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden gelöst werden. Statt sich um jedes Detail zu kümmern, betreibt das Unternehmen ein „Management of Exceptions“: Die Software informiert die Verantwortlichen, sobald ein Problem auftritt. Dadurch wird das Fehlerrisiko minimiert, und die Exportkontrollen können so durchgeführt werden, dass es zu keinen Verzögerungen in der Lieferkette kommt. ➤ Ein weiterer bedeutender Aufgabenbereich des Trade-Compliance-Verantwortlichen ist die Fehleranalyse. Auf der Basis von Fehlermustern kann er notwendige Maßnahmen ergreifen, damit Fehler zukünftig vermieden und Möglichkeiten von Ordnungswidrigkeiten oder gar einer persönlichen Haftung oder Unternehmenshaftung verringert werden. Dazu gehören die kontinuierliche Optimierung des Trade-Compliance-Management-Systems, das Anpassen von Arbeitsvorschriften und -prozessen sowie der IT-Programme. Diese detailorientierte Herangehensweise hat sich bei vielen Firmen bestens bewährt. Ausgabe 9 | 11. November 2015 26 | ExportManager Ausgabe 9 | 11. Nov. 2015 Strategische Partner IMPRESSUM Accuity Raimund Kaufmann Key Account Manager DACH Barckhausstraße 1 60325 Frankfurt am Main (069) 24 75 68 91 01 raimund.kaufmann@ accuity.com Amber Road Irene Kasapis Marketing Coordinator Luisenstraße 14 80333 München (089) 200 03 41-14 IreneKasapis@ AmberRoad.com Atradius Kreditversicherung Esther Blömer Referentin Unternehmenskommunikation Opladener Straße 14 50679 Köln (02 21) 20 44-19 92 Esther.Bloemer@atradius.com Bayerische Landesbank Florian Seitz Senior Director, Head of Trade & Export Finance Lorenzer Platz 27 90402 Nürnberg (09 11) 23 59-299 florian.seitz@bayernlb.de BHF-BANK Aktiengesellschaft Constanze Neumann Stellvertretende Abteilungsdirektorin Strukturierte Außenhandelsfinanzierungen Bockenheimer Landstraße 10 60323 Frankfurt am Main (069) 718-26 54 constanze.neumann@ bhf-bank.com Bisnode Deutschland GmbH Sylvianne Heinemann Corporate & Product Communications Manager Robert-Bosch-Straße 11 64293 Darmstadt (0 61 51) 380-625 sylvianne.heinemann@ bisnode.com Herausgebender Verlag: FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Geschäftsführung: Torsten Bardohn Dr. André Hülsbömer Vorsitzender der Geschäftsleitung: Bastian Frien Frankenallee 68–72, 60327 Frankfurt am Main HRB Nr. 53454, Amtsgericht Frankfurt am Main Redaktionsleitung: Gunther Schilling (verantwortlich) Telefon: (069) 75 91-21 96 E-Mail: gunther.schilling@ frankfurt-bm.com Redaktion: Sylvia Röhrig Anzeigen: Jens Walther Coface Niederlassung in Deutschland Erich Hieronimus Pressesprecher Isaac-Fulda-Allee 1 55124 Mainz (0 61 31) 323-541 erich.hieronimus@ coface.de Commerzbank AG Martin Keller Bereichsleiter Product Management Kaiserstraße 16 60311 Frankfurt am Main (069) 136-8 91 18 martin.keller@ commerzbank.com Deutsche Messe AG Wolfgang Kossert Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Messegelände 30251 Hannover (05 11) 89-3 10 10 wolfgang.kossert@messe.de Graf von Westphalen Dr. Lothar Harings Rechtsanwalt Poststraße 9 – Alte Post 20354 Hamburg (040) 3 59 22-278 l.harings@gvw.com Credimundi Christoph Witte Direktor Deutschland Luisenstraße 21 65185 Wiesbaden (06 11) 50 40 52-01 c.witte@credendogroup.com Hohmann Rechtsanwälte PD Dr. Harald Hohmann Rechtsanwalt Schlossgasse 2 63654 Büdingen (0 60 42) 95 67-0 harald.hohmann@ hohmann-rechtsanwaelte.com dbh Logistics IT AG Ina-Sophie Kramer Presse und Kommunikation Martinistr. 47-49 28195 Bremen (04 21) 309 02-71 presse@dbh.de HSBC Alexander J. Mutter Head of Global Trade & Receivables Finance Königsallee 21/23 40212 Düsseldorf (02 11) 910-29 28 info-gtrf@hsbc.de Deutsche Bank AG Global Transaction Banking Lothar Meenen Leiter Cash Management Corporates/Trade Finance Deutschland Taunusanlage 12 60325 Frankfurt am Main (069) 910-3 88 81 lothar.meenen@db.com Deutsche Finetrading AG Anja Schwaer-Haller Kommunikation Am Kanal 2–4 49549 Ladbergen (0 54 85) 83 00-90 info@dft-ag.de KfW IPEX-Bank GmbH Dr. Axel Breitbach Stellvertretender Direktor Kommunikation Palmengartenstraße 5–9 60325 Frankfurt am Main (069) 74 31-29 61 axel.breitbach@kfw.de Landesbank Hessen- Thüringen Girozentrale Jörg Hartmann Director, Head of Structured Trade & Export Finance Neue Mainzer Strasse 52-58 60311 Frankfurt am Main (069) 91 32-21 59 joerg.hartmann@helaba.de Layout: Christine Lambert Korrektorat: Vera Pfeiffer Jahresabonnement: Bezug kostenlos, zehn Ausgaben, Registrierung unter www.exportmanager-online.de Strategische Partner: Accuity, Amber Road, Atradius, Bayerische Landesbank, BHF-BANK, Bisnode Deutschland, Coface, Commerzbank, Credimundi, dbh Logistics, Deutsche Bank, Deutsche Finetrading, Deutsche Messe, Graf von Westphalen, Hohmann Rechtsanwälte, HSBC, KfW IPEX-Bank, Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. 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