Wesel – Branchenbericht Großhandel
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Wesel – Branchenbericht Großhandel
Großhandel PROSPECT Regionale Arbeitsmarktuntersuchung zum Personal- und Qualifizierungsbedarf der Unternehmen im Handel (ohne Einzelhandel) Ergebnisse der Befragung (Sommer 2001) Großhandel Das Projekt PERMANENT – regionales Arbeitsmarktmonitoring (1. Sept. 2001 – 31. Dez. 2003) wird finanziell gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Qualifikation und Technologie des Landes NRW, den Europäischen Sozialfonds und das Arbeitsamt Wesel. Auf regionaler Ebene wird PERMANENT unterstützt durch das Arbeitsamt Wesel die Kreise Wesel und Kleve die Industrie- und Handelskammer Duisburg - Wesel – Kleve die Kreishandwerkerschaft den Deutschen Gewerkschaftsbund Niederrhein das Regionalsekretariat Niederrhein. Das Projekt ist die Fortsetzung des Modellprojektes PROSPECT – regionales Arbeitsmarktmonitoring (1. Sept. 1999 – 31. Aug. 2001) PERMANENT – Personal-Management Niederrhein c/o Arbeitsamt Wesel REESER LANDSTRAßE 61 46483 WESEL Telefon (02 81) 96 20 – 514/515 Fax (02 81) 96 20 - 502 Email wesel.permanent@t-online.de Internet www.permanent-team.de PERMANENT ist eine Kooperation des Berufsfortbildungswerks (bfw) Gelsenkirchen und des Moerser Arbeitslosenzentrums e. V. Projektleitung Elisabeth Meyer (bfw) Elisabeth Buschmann (Moerser Arbeitslosenzentrum e. V.) 2 Großhandel 1 Vorbemerkung............................................................................................. 4 2 Branchenauswahl und Portfolioanalyse ..................................................... 5 2.1 Definition und Erscheinungsformen des Großhandels ...............................................5 2.2 Tendenzen und Entwicklungen im Großhandel..........................................................6 2.3 Portfolioanalyse ............................................................................................................ 8 3 Strukturdaten und Entwicklungen des Handels (ohne Einzelhandel)..... 10 3.1 Kammerzugehörige Unternehmen des Handels........................................................10 3.2 Kammerzugehörige Unternehmen des Großhandels................................................10 3.3 Konjunktur des Großhandels im Kammerbezirk im Frühjahr 2001 ........................11 3.4 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Großhandel.......................................12 3.4.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Arbeitsamtsbezirk Wesel........12 3.4.2 Beschäftigungsentwicklung in NRW................................................................14 3.5 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Branche Handelsvermittlungen .14 3.5.1 Beschäftigungsentwicklung im Arbeitsamtsbezirk Wesel...............................14 3.5.2 Beschäftigungsentwicklung in NRW................................................................15 4 Auswertung der telefonischen Befragung................................................ 16 4.1 Beteiligung der Betriebe an der Befragung ...............................................................16 4.2 Beschäftigungsstruktur ...............................................................................................16 4.3 Beschäftigungsentwicklung .......................................................................................18 4.3.1 Beschäftigungsentwicklung in den letzten 12 Monaten...................................18 4.3.2 Beschäftigungsprognose in den nächsten 12 Monaten ....................................19 4.3.3 Offene Stellen.....................................................................................................20 4.4 Personalprobleme .......................................................................................................20 4.4.1 Personalbeschaffungswege................................................................................21 4.5 Weiterbildung in den Betrieben .................................................................................22 4.6 Ausbildungs- und Praktikumsplätze ..........................................................................24 4.7 Förderhilfen.................................................................................................................25 5 Auswertung der Betriebsinterviews ......................................................... 26 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 6 Allgemeine Situation im Handel (ohne Einzelhandel) .............................................26 Personalbedarf und Rekrutierungsprobleme .............................................................27 Offene Stellen .............................................................................................................27 Qualifikationsanforderungen......................................................................................28 Weiterbildungsbedarf .................................................................................................30 Ausbildungsplätze.......................................................................................................31 Zusammenfassung / Thesen / Handlungsempfehlungen......................... 32 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir nicht in allen Fällen die weibliche und männliche Schreibweise verwendet. 3 Großhandel 1 Vorbemerkung Seit September 1999 arbeitet im Arbeitsamt Wesel die Projektgruppe PERMANENT – Personal-Management Niederrhein. Bei PERMANENT handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des Moerser Arbeitslosenzentrums e.V. und des Beratungs- und Qualifizierunsteams des bfw Gelsenkirchen gGmbH. Die Aufgabe von PERMANENT ist es, im Rahmen des EU-kofinanzierten Landesprojektes „Prospect - dialogorientiertes regionales Arbeitsmarktmonitoring“ mittels einer empirischen Untersuchung in ausgewählten Branchen den zukünftigen Arbeitskräftebedarf sowohl quantitativ als auch qualitativ zu erheben. In der Zeit vom März bis Juli 2001 fand eine Unternehmensbefragung in der Branche Handel (ohne Einzelhandel) statt. Mit diesem Bericht zur Arbeitsmarktuntersuchung möchten wir Ihnen einen Einblick in die aktuelle Personalbedarfsentwicklung der regionalen Unternehmen der Teilbranchen Großhandel und Handelsvermittlungen geben. Der hier prognstizierte Personal- und Weiterbildungsbedarf liefert wichtige Informationen für die Ausrichtung und inhaltliche Gestaltung zukünftiger arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen im Rahmen der Aus- und Weiterbildung. Die Arbeitsmarktuntersuchung basiert auf einer durchgeführten telefonischen Befragung und sich daran anschließender Unternehmensbesuche, in denen die Projektmitarbeiterinnen Intensivinterviews mit den Personalverantwortlichen aus den Unternehmen geführt haben. Nicht zuletzt sollen die aus den Ergebnissen abgeleiteten Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Passgenauigkeit der Aus- und Weiterbildung auf den regionalen Personalbedarf der Wirtschaft beitragen. Die Handlungsempfehlungen sollen von den Mitgliedern der Steuerungsgruppe (Arbeitsamt, die Kreise Kleve und Wesel, Regionalsekretariat, IHK, Handwerkskammer, DGB), die die Plattform des Informationstransfers zwischen PERMANENT und den arbeitsmarktpolitischen Akteuren darstellt, und weiteren Verantwortlichen aus Wirtschaft und Verwaltungen, Kammern und Verbänden diskutiert werden. Es gilt, die Ergebnisse auf zeitnahe Umsetzung hin zu überprüfen. Bevor wir Ihnen die Ergebnisse der Branchenbefragung darstellen, halten wir es jedoch für erforderlich, Ihnen einige Informationen über die Branche Großhandel zu geben, da sie im Rahmen der Befragung den Schwerpunkt darstellt und insgesamt schwierig zu klassifizieren ist. Die in der Wirtschaftssystematik 1993 der Bundesanstalt für Arbeit definierte Branche Großhandel ist sehr heterogen strukturiert. Dieses bezieht sich sowohl auf unterschiedliche Segmente als auch auf die verschiedenen Erscheinungsformen des Großhandels. Die hier skizzierten Aussagen stützen sich auf die Ergebnisse aus den Unternehmensbesuchen sowie auf diverse vom Projektteam geführte Experteninterviews mit Vertretern aus Verbänden, Kammern und Gewerkschaften. Allen Gesprächspartnern, die sich an der Telefonbefragung und den Betriebsinterviews beteiligt haben und allen denjenigen, die uns mit ihrem Expertenwissen unterstützt haben, gilt unser Dank. 4 Großhandel 2 Branchenauswahl und Portfolioanalyse 2.1 Definition und Erscheinungsformen des Großhandels Im Rahmen einer weiteren Branchenbefragung1 im Arbeitsamtsbezirk Wesel wurden die Branchen Großhandel und Handelsvermittlung untersucht. Über die in der Wirtschaftssystematik der Bundesanstalt für Arbeit (WS 73) verschlüsselten Unternehmen hinaus wurden weitere Unternehmen für die Befragung ausgewählt, die in größerem Umfang Handel betreiben. Hier handelt es sich überwiegend um Unternehmen des produzierenden Gewerbes. In der Wirtschaftssystematik der Bundesanstalt für Arbeit (WS 73) ist die Branche Handel wie folgt klassifiziert: Einzelhandel Großhandel Handelsvermittlungen In der Branche Großhandel unterscheidet man folgende Segmente: Großhandel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen und lebenden Tieren Großhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren Großhandel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern Großhandel mit Rohstoffen, Halbwaren, Altmaterial und Reststoffen Großhandel mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör Sonstiger Großhandel Die Branche Handelsvermittlungen ist nicht weiter klassifiziert. Der Einzelhandel ist hier nicht Gegenstand der Untersuchung, da er spezifische Probleme aufweist, die unseres Erachtens gesondert behandelt werden müssten. Die Branchenauswahl erfolgte durch die Steuerungsgruppe und das Projekt-Team. Ein Kriterium für die Auswahl der zu untersuchenden Branche stellt die Bedeutung der jeweiligen Branche in der Region dar.2 Da es sich bei der Branche Großhandel um eine Branche mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen handelt, erscheint es aus unserer Sicht notwendig, einige grundlegenden Informationen zu liefern, damit die hier skizzierten Ergebnisse entsprechend interpretiert werden können. Ein Problem, einheitliche Aussagen für diese Branche zu treffen stellt, die Tatsache dar, dass der Großhandel sehr heterogen strukturiert ist und stets spezifische Bedingungen der Branche zu beachten sind. Beispiele hierfür sind die MKS- und die BSE-Krise. Die statistischen Daten fallen je nach Zuweisung der Unternehmen sehr unterschiedlich aus. Der Großhandel ist dadurch gekennzeichnet, dass er fließende Grenzen zu anderen Wirtschaftszweigen aufweist (Industrie, Einzelhandel, Dienstleistung). Bei den Bedienungsformen des Großhandels ist zwischen Selbstbedienungsgroßhandel (Cash-and-Carry) und Liefergroßhandel zu unterscheiden. Zum Großhandel gehören die Unternehmen, die „Handelsware 1 Während der bisherigen Projektlaufzeit wurden bereits Unternehmensbefragungen in anderen Branchen (Steine, Erden, Feinkeramik, Glas; Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln; Elektrotechnik; Verkehrswirtschaft; Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe; Gesundheits- und Sozialwesen; Informationstechnologie) durchgeführt. Unter www.permanent-team.de können die einzelnen Branchenreports heruntergeladen werden 2 Siehe Seite 5 5 Großhandel im eigenen Namen für eigene Rechnung oder für fremde Rechnung (Kommissionshandel) an andere Abnehmer als an private Haushalte absetzt.“3 Wesentliches Merkmal des Großhandels ist somit der Kauf und Verkauf an Wiederverkäufer. Klassische Elemente der Handelsunternehmen sind Verwaltung, Fuhrpark und Lagerei. In den Großhandelsunternehmen finden darüber hinaus sowohl Verarbeitungs- und Veredelungsprozesse als auch logistische Aufgaben statt. Eine spezielle Form des Versandgeschäftes stellt hier das Streckengeschäft dar, bei dem die Ware vom Vorlieferanten zum Abnehmer befördert wird, ohne dass sie vom Handelsunternehmen eingelagert wird.4 Hier kommt der Logistikfunktion eine herausragende Bedeutung zu. Oftmals werden diese Leistungen von den Großhandelsunternehmen ausgelagert. 2.2 Tendenzen und Entwicklungen im Großhandel In den Handelsunternehmen haben DV-gestützte Warenwirtschaftssysteme Einzug gehalten, die die innerbetrieblichen Abläufe und die operativen Prozesse optimieren. Zur flächendeckenden Automatisierung der Warenlogistik und der innerbetrieblichen Verwaltung werden verschiedene Instrumentarien genutzt: Auftragsbearbeitung Wareneingangsbearbeitung Automatische Warenverteilung Rechnungskontrolle Stammdatenverwaltung etc. Hinzu kommen neue Vertriebswege über das Internet („Business to Business“). In den Unternehmen des Großhandels vollziehen sich diverse Umstrukturierungsprozesse. Eine Tendenz stellt der sogenannte Cash-and-Carry-Großhandel dar. Der Großhandel liefert nicht mehr aus, sondern der Kunde übernimmt hier selbst die Logistikfunktion. Ebenso lassen sich Zentralisierungs- und Spezialisierungsprozesse beobachten, so werden z. B. Logistikfunktionen an dafür spezialisierte Dienstleistungsunternehmen (Spediteure) abgegeben. Ein Ergebnis dieser Entwicklungen ist das Entstehen von sogenannten Logistikzentren, die in der Regel zu Lasten der Kundennähe erfolgen. Weitere Entfernungen zum Kunden werden jedoch in Kauf genommen. Der Großhandel als Zwischenhandel unterliegt einem Verdrängungswettbewerb. Insbesondere kleinere Unternehmen haben es schwer, im Wettbewerb zu bestehen. Sie werden von größeren übernommen. Insgesamt lassen sich zwei Tendenzen beobachten: Einerseits ist die Industrie mehr und mehr bestrebt, ihre Produkte direkt an den Kunden zu vertreiben (Direktvermarktung). Andererseits findet in der Industrie und im Einzelhandel ein Abbau der eigenen Lagerhaltung statt und die gesamte Lagerfunktion wird dem Großhandel übertragen. Hier bieten sich dem Großhandel wiederum neue Chancen. Es ist von weiteren Konzentrationsprozessen in einzelnen Bereichen sowohl auf der Herstellerseite als auch auf der Abnehmerseite auszugehen. Auch Konzentrationsprozesse im Einzelhandel haben unmittelbar Auswirkungen auf den Großhandel. Dieses stellt den Zwischenhandel zunehmend vor Probleme, sich am Markt zu behaupten. 3 www-zr.statistik-bund.de 4 vgl. dito 6 Großhandel Der überwiegende Teil der Großhandelsunternehmen ist eher durch kleine Einheiten (4-12 MitarbeiterInnen) gekennzeichnet. Nur wenige Unternehmen sind konzerngebunden. In der Regel handelt es sich um Einzelunternehmer. Auch bezüglich des Konzentrationsgrades zeigt sich ein unterschiedliches Bild. Während der Nahrungsmittelbereich eine bedeutende Konzentration aufweist, sind im Blumen- und Pflanzenbereich vorhandene Konzentrationspotenziale noch nicht ausgeschöpft. 1999 blickte die Branche optimistisch ins Jahr 2001, das entsprechend durch überdurchschnittliche Investitionsquoten gekennzeichnet war: Investitionsquote5 1999 2000* Mrd. DM 17,0 18,6 Quote in % 1,25 1,5 *Die Zahlen für 2000 sind auf das Jahr hochIm Vordergrund der Investitionen standen in erster Linie Rationalisierungen sowie Optimierungen von Unternehmensgrößen und Betriebsabläufen im Rahmen moderner Logistiksysteme, Erweiterungen spielten kaum eine Rolle. Mitte des Jahres 2001 signalisierte der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandelsverbandes ein Stimmungstief. Insgesamt geht man davon aus, dass die Beschäftigungsentwicklung im Groß- und Außenhandel erstmals gegenüber den beiden Vorjahren negativ verlauft. Lediglich 14 % der Unternehmen rechnen mit einer Zunahme der Belegschaft.6 5 6 ifo Investitionstest Großhandel 2000, Statistisches Bundesamt; vgl. Yahoo! Schlagzeilen – Handelsverband BGA sieht Unternehmen im Stimmungstief.htm, 28. 08.2001 7 Großhandel 2.3 Portfolioanalyse Unterstützt wird die Branchenauswahl durch eine Portfolioanalyse, die einzelne Branchen hinsichtlich ihres Branchengewichtes (Strukturindex: Anteil der Branche an der Gesamtbeschäftigung) und ihrer Beschäftigungsentwicklung (Entwicklungsindex) darstellt. Strukturindex Er erfasst den Anteil der Branche an der Gesamtbeschäftigung in einer Region im Basisjahr und setzt das Verhältnis zum Anteil der Branche an der Gesamtbeschäftigung in NRW. Entwicklungsindex Er erfasst das Wachstum der Beschäftigten pro Branche in einer Region in einem Vergleichszeitraum und setzt dieses ins Verhältnis zum Wachstum der Beschäftigten pro Branche einer Vergleichsregion (hier Land NRW) im gleichen Zeitraum. Mit Hilfe einer “Vier-Feld-Matrix” lassen sich einzelne Branchen hinsichtlich ihrer Bedeutung und Entwicklung in einer Region darstellen. Entwicklungsindex 100 wild cats Stars Großhandel Handelsvermittlung cash cows Überdurchschnittlich positive Beschäftigungsentwicklung, relativ niedriger Beschäftigungsanteil Die Branche ist überdurchschnittlich vertreten und hatte eine positive Beschäftigungsentwicklung Großes Branchengewicht, negative Beschäftigungsentwicklung poor dogs 100 Strukturindex Keine Beschäftiungsentwicklung und geringe Branchengröße 8 Großhandel Als Datenbasis der hier vorliegenden Portfolioanalyse wurden die Jahre 1993 bis 1998 der Wirtschaftssystematik der Bundesanstalt für Arbeit (WS 73) ausgewählt. Aufgrund der Portfolioanalyse dieser Datenbasis wird die Branche Großhandel in das Portfoliofeld „wildcats“ und die Branche Handelsvermittlungen in das Portfoliofeld „poor dogs“ eingeordnet. Bei den Branchen, die sich im Portfoliofeld „wild cats“ befinden, handelt es sich um Branchen, die beschäftigungspolitische Potentiale aufweisen, deren Entwicklung jedoch noch unklar ist. Als Strategie für diese Branchen eignet sich eine begleitende Unterstützung bei der Personalrekrutierung und Qualifizierung. Bei den Branchen, die sich im Portfoliofeld „poor dogs“ befinden, handelt es sich um Branchen, in denen mit Kündigungen zu rechnen ist. Maßnahmen wie Personaltransfer und Qualifizierung sind sinnvoll. Bei den Branchen, die sich im Portfoliofeld „stars“ befinden, handelt es sich um Branchen, in denen qualitative und quantitative Beschäftigungsentwicklung stattgefunden hat. Organisationsentwicklung und Weiterbildung der Mitarbeiter sind erforderlich. Bei den Branchen, die sich im Portfoliofeld „cash cows“ befinden, handelt es sich um Branchen, die durch einen hohen Beschäftigungsstand, jedoch niedriges Beschäftigungswachstum gekennzeichnet sind. Begleitende Unterstützung bei der Personalentwicklung, Reorganisation oder Personalabbau sind sinnvoll. 9 Großhandel 3 Strukturdaten und Entwicklungen des Handels (ohne Einzelhandel) 3.1.1 Kammerzugehörige Unternehmen des Handels Kammerzugehörige Unternehmen des Handels 1) Großhandel 1992 2) 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 absolut 3.298 3.285 3.197 3.213 3.217 3.241 3.264 3.260 3.190 Handelsvermittlungen in % -0,39 -2,68 0,50 0,12 0,75 0,71 -0,12 -2,15 absolut 5.321 5.100 4.389 4.158 4.190 4.243 4.213 4.153 4.096 in % -4,15 -13,94 -5,26 0,77 1,26 -0,71 -1,42 -1,37 Einzelhandel absolut 13.764 13.408 12.303 12.013 12.461 12.739 12.724 12.706 12.481 in % -2,59 -8,24 -2,36 3,73 2,23 -0,12 -0,14 -1,77 Kammerzugehörige Firmen, bezirksfremde Firmen und nicht registrierpflichtige Unternehmen Jeweils zum Jahresende Quelle: Niederrhein in Zahlen, Statistischer Bericht 2000/2001 der IHK Duisburg Wesel Kleve zu Duisburg, S. 17 Eigene Berechnungen Verantwortlich für den Rückgang der Unternehmen am Niederrhein sind, neben stattfindenden Konzentrationsprozessen, Abwanderungen einzelner Unternehmen in die Niederlande. 3.2 Kammerzugehörige Unternehmen des Großhandels in den Kreisen Wesel und Kleve Kammerzugehörige Unternehmen des Großhandels 1) Wesel Verände- Veränderung rung absolut in % Kleve Verände- Veränderung rung absolut in % 1999 2) 1.040 1.119 2000 1.043 +3 +0,3 1.083 -36 -3,2 Haupt- und Zweigniederlassungen, kammerzugehörige Firmen, bezirksfremde Firmen und nicht registrierpflichtige Unternehmen Jeweils zum Jahresende Quelle: Niederrhein in Zahlen, Statistischer Bericht 2000/2001 der IHK Duisburg Wesel Kleve zu Duisburg, S. 15 Eigene Berechnungen 10 Großhandel Während im Kreis Wesel die Anzahl der Großhandelsunternehmen gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant blieb (+3) hat sich die Anzahl der Unternehmen im Kreis Kleve um 36 Großhandelsunternehmen gegenüber dem Vorjahr verringert. Vor dem Hintergrund der insgesamt im Kammerbezirk positiven Beschäftigungsentwicklung im Großhandel werden hier die zunehmend stattfindenden Konzentrationsprozesse in dieser Branche deutlich. Verringert sich die Zahl der Großhandelsbetriebe, so geht dies nicht unbedingt mit einer Abnahme der Beschäftigtenzahlen einher und bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass der Bereich funktional in seiner Bedeutung abnimmt. 3.3 Konjunktur des Großhandels im Kammerbezirk im Frühjahr 2001 Ergebnisse in Prozent der eingegangenen Firmenantworten 1) GeschäftslaErtragslage Erwartungen Investitionsge pläne Gut schlech ververgünsti- schlech mehr wenit bes- schlechger ger sert tert ter 2000 19 22 22 32 25 15 23 23 2001 17 20 22 52 17 30 11 nach Größenklassen gewichtet 26 Beschäftigungszahl sinkt steigt 11 11 7 26 Quelle: Niederrhein in Zahlen, Statistischer Bericht 2000/2001 der IHK Duisburg Wesel Kleve zu Duisburg S. 62f Obwohl die befragten Unternehmen die zu erwartende Ertragslage gegenüber dem Vorjahr schlechter einschätzen und auch geringere Erwartungen signalisieren, gehen sie eher von einem Beschäftigungszuwachs in ihrer Branche aus. Diese Einschätzung weicht positiv von der Beschäftigungsprognose des Bundesverbandes des Groß- und Außenhandels für das gesamte Bundesgebiet ab. Hier ist die Gesamteinschätzung eher pessimistisch. 11 Großhandel 3.4 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Großhandel 3.4.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Arbeitsamtsbezirk Wesel In den Kreisen Kleve und Wesel ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Branche Großhandel seit 1997 kontinuierlich gestiegen. Insgesamt waren im Arbeitsamtsbezirk Wesel im Jahr 2000 11.438 Mitarbeiter7 im Großhandel beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr waren 517 mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in dieser Branche zu verzeichnen, was einer prozentualen Beschäftigungszunahme von 4,5 % entspricht. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Großhandel in den Kreisen Kleve und Wesel (jeweils 30.06.) 11600 11400 11438 11200 11000 10800 10988 10934 10600 10629 10844 10921 10650 10633 10400 10387 10200 10000 9800 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 Der Frauenanteil an den Gesamtbeschäftigten blieb in dieser Branche mit 29,6 % gegenüber dem Vorjahr konstant. Die Teilzeitbeschäftigung stieg auf insgesamt 5,9 %. Die Frauenerwerbsquote bei den Teilzeitarbeitsplätzen betrug 80 %. 7 Bundesanstalt für Arbeit, Stand 30.06.2000, WS 73 12 Großhandel Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Handel an der Gesamtbeschäftigung in den Kreisen Kleve und Wesel stellt sich wie folgt dar: Anteil der Beschäftigten im Handel an der Gesamtbeschäftigung Einzelhandel Handelsvermittlungen 0,7% 8,4% Großhandel 5,9% In 73 % der Großhandelsunternehmen im Arbeitsamtsbezirk Wesel sind weniger als zehn MitarbeiterInnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Betriebsgröße nach Anzahl der versicherungspflichtig Beschäftigten im Großhandel 100 bis 249 Beschäftigte 15 50 bis 99 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 3 >250 Beschäftigte 29 167 452 1 bis 4 Beschäftigte 131 5 bis 9 Beschäftigte 13 Großhandel 3.4.2 Beschäftigungsentwicklung in NRW Im Jahr 2000 verzeichnete das Land NRW erstmals in den letzten neun Jahren einen Beschäftigungszuwachs. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 4.865 Stellen, was einer Quote von 1,6 % entspricht. Insgesamt wurden im Zeitraum von 1992 bis 1999 in NRW jedoch 30.268 Arbeitsplätze abgebaut. Dieser Negativtrend scheint zunächst gestoppt. Die BeschäftigungsQuote in der Branche Großhandel liegt in den Kreisen Wesel und Kleve deutlich über der Entwicklung in NRW. 330000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in NRW - Großhandel (jeweils 30.06.) 325000 320000 325082 319810 315000 314681 310000 312279 305000 309939 306168 300000 299679 299047 295000 294814 290000 285000 280000 275000 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Während NRW einen Beschäftigungszuwachs im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr von 1,6 % verzeichnen konnte, verlief die Beschäftigungsentwicklung im Bundesgebiet negativ. Gegenüber dem Vergleichsjahr (1999) ging die Beschäftigung bundesweit im Jahr 2000 um 2,5 % zurück, und das obwohl die Branche ihren Umsatz um 9 % gegenüber dem Vorjahr steigern konnte. 8 3.5 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Branche Handelsvermittlungen 3.5.1 Beschäftigungsentwicklung im Arbeitsamtsbezirk Wesel Die Beschäftigungsentwicklung der vergangenen Jahre in der Branche Handelsvermittlungen zeigt gegenüber dem Vorjahr einen negativen Trend. In 2000 verringerte sich die 8 Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels e. V. In: Branchenbrief der Volks- und Raiffeisenbanken, 2001 14 Großhandel Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 1.515 auf 1.421, was einer Quote von 6,2 % entspricht .9 Der Frauenanteil betrug 43%. Die Teilzeitbeschäftigungsquote stieg von 23 % in 1999 auf 24% in 2000. Die Frauenerwerbsquote bei den Teilzeitarbeitsplätzen blieb mit 73 % konstant. 3.5.2 Beschäftigungsentwicklung in NRW In NRW ist es in den vergangenen acht Jahren zu einer kontinuierlichen Zunahme an Arbeitsplätzen gekommen. Insgesamt stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 1992 bis 2000 von 66.171 auf 92.637. Das entspricht einer Zunahme der Beschäftigungsquote um 28,5 %. Im Jahr 2000 stieg die Beschäftigungsquote zum Vergleichsjahr 1999 um 3,2 %. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in NRW Handelsvermittlungen (jeweils 30.06.) 100000 90000 80000 70000 60000 66171 68463 69430 69499 71353 1992 1993 1994 1995 1996 77806 89611 92637 1999 2000 81294 50000 40000 30000 20000 10000 0 1997 1998 Quelle: Bundesanstalt für Arbeit 9 Bundesanstalt für Arbeit jeweils 30.6. 15 Großhandel 4 Auswertung der telefonischen Befragung 4.1 Beteiligung der Betriebe an der Befragung An der PROSPECT-Aktion haben sich im Arbeitsamtsbezirk Wesel/Kleve von 448 kontaktierten Unternehmen 268 an der telefonischen Befragung beteiligt. Das entspricht einer Quote von 60 %. Sie erhofften sich im wesentlichen Unterstützung bei der Personalsuche und waren an Informationen zum Thema Weiterbildung (jeweils 48 %) interessiert. 54 % der Unternehmen signalisierten Interesse an Förderhilfen und 35 % an einem Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen. 33 Unternehmen waren an einem weiteren persönlichen Gespräch interessiert. Letztlich konnten insgesamt 21 Betriebsbesuche realisiert werden. Mehrere Unternehmen standen einem persönlichen Gesprächsinterview zu einem späteren Zeitpunkt positiv gegenüber. 4.2 Beschäftigungsstruktur Zum Zeitpunkt der telefonischen Befragung waren in den befragten Betrieben 14.381 Mitarbeiter beschäftigt, das entspricht einem prozentualen Anteil an der Gesamtbeschäftigung (sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse im Arbeitsamtsbezirk Wesel) von 7,5 %. In den befragten Unternehmen waren lediglich 16 % der Beschäftigungsverhältnisse Teilzeitarbeitsplätze. Der Anteil der Frauen in den befragten Betrieben betrug 30 %. 84 % der Beschäftigungsverhältnisse sind Vollzeitstellen. Die insgesamt 2.230 Teilzeitstellen werden zu 66 % von Frauen besetzt. 52 % der Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse sind 630 DM Jobs, die wiederum zu 46 % von Frauen ausgeübt werden. 10 Voll- und Teilzeitarbeit im Handel (ohne Einzelhandel) 630 DM Jobs 8% Teilzeit 8% Vollzeit 84% 10 G.I.B, Prospect Auswertung der telefonischen Befragung 16 Großhandel Die Hälfte der befragten Unternehmen haben zwischen 10 und 49 Beschäftigte. 46 % der Unternehmen haben weniger als 20 Beschäftigte und 71 % der Unternehmen haben weniger als 50 Beschäftigte. Betriebsgröße nach Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den befragten Betrieben ohne Angabe über 250 Beschäftigte 100-249 Beschäftigte 1% 1-4 Beschäftigte 5% 6% 11% 50-99 Beschäftigte 5-9 Beschäftigte 15% 12% 25% 25% 10-19 Beschäftigte 20-49 Beschäftigte Immerhin 40 % der Unternehmen haben mehr als einen Standort in der Region oder darüber hinaus weitere Standorte in anderen Regionen. Standorte außerhalb der Region 1 Standort in der Region 20% mehr als ein Standort in der Region 20 60% Lediglich 10 % der befragten Betriebe planen strukturelle Veränderungen in ihrem Unternehmen. 11 % machten hierzu keine Angaben und 78 % der Gesprächspartner gaben an, dass in den nächsten 12 Monaten keine betrieblichen Veränderungen geplant sind. 17 Großhandel 4.3 Beschäftigungsentwicklung 4.3.1 Beschäftigungsentwicklung in den letzten 12 Monaten In mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen blieb die Anzahl der Beschäftigten konstant. Ein Viertel der Unternehmen hat in den letzten 12 Monaten insgesamt 421 Mitarbeiter eingestellt. Dieser Beschäftigungszunahme stand ein Personalabbau von 223 Stellen gegenüber. 96 % der Beschäftigungsverhältnisse waren Vollzeitstellen. Per Saldo entstanden somit in den befragten Unternehmen in den letzten 12 Monaten 198 Arbeitsplätze. Bezogen auf Teilzeitarbeitsplätze erfolgte eine Zunahme um 46 Arbeitsstellen. Fast die Hälfte der Teilzeitarbeitsplätze wurden im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung eingerichtet. Bezogen auf alle Beschäftigungsverhältnisse entspricht die Beschäftigungsentwicklung einem Beschäftigungszuwachs von 1,4 % im Verhältnis zur Anzahl der Beschäftigten in den befragten Unternehmen zum Zeitpunkt der Befragung. In den Betrieben mit einer Mitarbeiteranzahl zwischen 100 und 250 Beschäftigten hat es per Saldo den größten Beschäftigungszuwachs gegeben (+3,3 %). In Betrieben mit unter 20 Beschäftigten blieb die Mitarbeiterzahl annähernd konstant (+0,1 %). Beschäftigungsentwicklung nach Betriebsgröße Betriebe mit... Personal- Personal- Personal zunahme* abnahme* saldo* BeschäftigProzentuale te insgeVeränderung samt* 1226 0,1 % 1-19 Beschäftigte 53 52 1 20-49 Beschäftigte 55 43 12 1966 0,6 % 50-99 Beschäftigte 92 60 32 2284 1,4 % 100-249 Beschäftigte 171 38 133 4045 3,3 % über 250 Beschäftigte 50 30 20 4860 0,4 % Beschäftigte insgesamt 421 223 198 14381 1,4 % * Zahl der Beschäftigten Die von den Unternehmen ursächlich angeführten Gründe für den Personalabbau waren sehr unterschiedlich. Über ein Viertel der befragten Unternehmen gaben Kündigungen und Verrentung der Mitarbeiter als Gründe an. Aber auch Rationalisierung (21 %) und Umsatzrückgänge (16 %) führten zu Personalabbau. Mangelnde Qualifikation der Mitarbeiter sowie ein saisonbedingter Geschäftsverlauf spielten eine untergeordnete Rolle (7%). 18 Großhandel 4.3.2 Beschäftigungsprognose für die nächsten 12 Monate Hinsichtlich der Beschäftigungsprognose setzt sich der Trend für die nächsten 12 Monate nach Angaben der Unternehmer weiter fort. 23 % der Personalverantwortlichen aus den Unternehmen signalisierten weiteren Personalzuwachs. So wird die Zahl der Neueinstellungen über dem Niveau des Vorjahres liegen. Insgesamt erwarten die befragten Unternehmen einen Personalzuwachs von 302 Arbeitsplätzen für Facharbeiter und Fachangestellte (54 %) sowie für An- und Ungelernte (39 %). 15 Betriebe (6 %) signalisierten einen Abbau von insgesamt 66 Arbeitsplätzen (30 % Facharbeiter und 14 % An- und Ungelernte). Über die Hälfte der Befragten machten zum Qualifikationsniveau des zu entlassenden Personals keine Angaben. Die Betriebe mit mehr als 100 Beschäftigten signalisierten die größte Bereitschaft zu Neueinstellungen. In 65 % der befragten Unternehmen bleibt die Mitarbeiterzahl konstant. Bis auf eine Teilzeitstelle handelt es sich bei den prognostizierten Personaleinstellungen um Vollzeitstellen. Zukünftige Beschäftigungsentwicklung nach Betriebsgröße Betriebe mit... Personal- Personal- Personal zunahme* abnahme* saldo* Beschäftig- Prozentuale te insge- Veränderung 1) samt* 1226 4,3 % 1-19 Beschäftigte 69 16 53 20-49 Beschäftigte 52 15 37 1966 1,9 % 50-99 Beschäftigte 33 10 23 2284 1,0 % 100-249 Beschäftigte 98 0 98 4045 2,4 % über 250 Beschäftigte 50 25 25 4860 0,5 % Beschäftigte insgesamt 302 66 236 14381 1,6 % *Zahl der Beschäftigten 1) Im Verhältnis zu den Beschäftigten insgesamt 19 Großhandel 4.3.3 Offene Stellen Im telefonischen Interview gaben 74 der Unternehmen insgesamt 302 offene Stellen an. 36 Unternehmen hatten dem Arbeitsamt 148 offene Stellen gemeldet. Das entspricht einer Meldequote von 49 % der offenen Stellen. Zahl der offenen Stellen im Großhandel offene Stellen 57 Verkauf/Fachverkauf 53 Diverse 44 Produktionsmitarbeiter 23 An- und Ungelernte 20 sonstige Facharbeiter/Techniker 19 Büro- und Verwaltung 16 Außendienstmitarbeiter 15 Schlosser/Mechaniker 13 Lagerberufe Fahrer 10 Zerspanungsmechaniker 10 9 Ernährungsberufe 7 Chemieberufe Elektroberufe 6 4.4 Personalprobleme 41 % der befragten Unternehmen gaben an, dass sie bei der Besetzung offener Stellen Probleme haben. 36 % der Unternehmen waren der Auffassung, dass das von ihnen gesuchte Personal in der Region nicht vorhanden ist. Die Bewerbersituation hat sich zu ihren Ungunsten entwickelt. Ein Drittel der Unternehmen gaben an, dass die Bewerber nicht über die erforderliche fachliche Qualifikation verfügen und immerhin noch 15 % der Befragten beklagten die Arbeitsmotivation der Bewerber. Zu hohe finanzielle Erwartungen und mangelnde Arbeitszeitflexibilität der Bewerber stellte nur für 5 % der Unternehmen ein Problem dar. 20 Großhandel 4.4.1 Personalbeschaffungswege Bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern gingen die Unternehmen wie folgt vor: Zeitarbeitsfirmen 1,6% Praktikanten 0,7% Initiativbewerbung 3,6% Eigene Ausbildung 0,9% Sonstiges Sozialamt 4,3% 0,2% Zeitungsinserat 34,8% persönliche Kontakte 17,9% Internet 6,0% Arbeitsamt 29,9% Mehrfachnennung möglich Bei Stellenbesetzungen im Bereich der Handelsberufe (Verkauf, Einkauf, Außendienst, Vertrieb) geben 22 % der Unternehmen an, Probleme zu haben, ihre offenen Stellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Darüber hinaus haben 14 % der Unternehmen Probleme, Mitarbeiter für die Metallverarbeitung zu finden. 12 % der Unternehmen haben Schwierigkeiten geeignete Mitarbeiter im Lager- und Transportbereich zu finden. 21 Großhandel 4.5 Weiterbildung in den Betrieben In 62 % aller Betriebe wurden Weiterbildungsmaßnahmen sowohl extern als auch intern durchgeführt. Die durchgeführten Weiterbildungsaktivitäten hatten im wesentlichen die Erweiterung der EDV-Kenntnisse und der kaufmännischen Kenntnisse zum Inhalt. Die Vermittlung von Fremdsprachen, Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie Kundenorientierung nahmen bei der Weiterbildungsplanung einen eher geringen Stellenwert ein. Vermittelte Inhalte bei der betrieblichen Weiterbildung Kundenorientierung 3% Sonstiges 36% Kommunikationsund Teamfähigkeit Fremdsprachen3% kenntnisse 5% Qualitätssicherung 10% Fachliche Kenntnisse 10% EDV-Kenntnisse 20% kaufmännische Kenntnisse 13% Mehrfachnennung möglich 22 Großhandel Die vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten in den Unternehmen des Großhandels lassen sich im wesentlichen wie folgt kategorisieren: Vermittelte Inhalte in der Weiterbildung nach Anzahl der Betriebe Fremdsprachen (15) -Englisch (13) -Französisch (1) -Niederländisch (1) Arbeitssicherheit (11) Abfallentsorgung (5) Telefontraining (8) EDV-Kenntnisse (42) -M S-Office (14) -allg. Kenntnisse (13) -Word/Excel (7) -Branchenprogramme (5) -Betriebssystem (1) -Internet (1) -Web-Design (1) -CAD (1) Schweißerlehrgänge (7) Management (8) QS/QM (9) spezielle Firmenschulungen (34) Verkaufsschulungen (13) Produktschulungen (17) kfm. Kenntnisse (31) -Buchhaltung/Controlling/ Auftragsabwicklung (19) -Verwaltung (12) ( ) Anzahl der Nennungen aus den befragten Betrieben Lediglich 7,5 % der befragten Unternehmen sehen die zukünftige Notwendigkeit betriebliche Weiterbildung aufgrund sich verändernder Anforderungen durchzuführen. 61 % der Personalverantwortlichen sehen keinen Handlungsbedarf und immerhin 32 % machen hierzu keine Aussage. In den Betrieben, in denen zukünftig betriebliche Weiterbildung in hohem Maße erforderlich wird, sind insbesondere die Mitarbeiter aus den Büro- und Verwaltungsberufen sowie den Handelsberufen betroffen. An dritter Stelle werden nach Aussage der Interviewpartner die Mitarbeiter der Elektroberufe und Transportberufe von zukünftigen Veränderungen betroffen sein. Zukünftig sehen die Personalverantwortlichen es als erforderlich an, die EDV-Kenntnisse, die fachlichen Kenntnisse sowie die Fremdsprachenkenntnisse der Mitarbeiter zu erweitern. In den nächsten 12 Monaten sind in 26 % der befragten Unternehmen Weiterbildungsaktivitäten geplant. EDV-Schulungen, Qualitätsmanagement (Zertifizierung), Verkauf/Außendienst und Produktkenntnisse sind die wesentlichen Inhalte der bereits geplanten Weiterbildungsmaßnahmen dieser Unternehmen. 23 Großhandel 4.6 Ausbildungs- und Praktikumsplätze Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in der Branche Großhandel ist aus unserer Sicht nicht zufriedenstellend. Nicht einmal die Hälfte der Unternehmen bilden zur Zeit aus (45 %). Insgesamt stellten die Unternehmen 554 Ausbildungsplätze, bezogen auf drei Ausbildungsjahre, zur Verfügung. Anzahl der vorhandenen Ausbildungsplätze nach Berufsgruppen 227 Handelsberufe 103 Büro- und Verwaltungsberufe 84 M etallberufe Elektrotechnik m it M echatroniker und Elektrom aschinenbau 79 61 Sonstige Berufe 19 Transportberufe 0 50 100 150 200 250 Für das Ausbildungsjahr 2001/2002 bieten 32 % der befragten Unternehmen insgesamt 211 Ausbildungsplätze in den Kreisen Wesel und Kleve an. Auch in diesem Ausbildungsjahr sind es wiederum die Handelsberufe und die Büro- und Verwaltungsberufe, die verstärkt angeboten werden: Anzahl der Ausbildungsplätze nach Berufsgruppen für das Ausbildungsjahr 2001/2002 82 Handelsberufe Büro- und Verwaltungsberufe 59 18 Metallberufe Elektrotechnik mit Mechatroniker und Elektromaschinenbau 16 Chemie- und Kunststoffberufe 5 Ernährungsberufe 5 Sonstige Berufe 21 24 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Großhandel Lediglich 19 % der befragten Unternehmen stellten Praktikumsplätze zur Verfügung. Insgesamt waren es 118 Praktikumsstellen: Vorhandene Praktikumsplätze nach Berufsgruppen 42 Handelsberufe Büro- und Verwaltung mit EDV 30 12 Metallberufe 11 Transportberufe 5 Elektroberufe 18 sonstige 0 10 20 30 40 50 Immerhin fast 40 % der befragten Unternehmen wären bereit, zusätzliche Praktikumsstellen in einem Umfang von insgesamt 194 Stellen einzurichten. Die Einsatzfelder für die Praktikant/innen entsprechen den oben genannten Berufsfeldern der bereits vorhandenen Praktikumsstellen. 4.7 Förderhilfen 33 % der befragten Unternehmen nutzten in der Vergangenheit arbeitsmarktpolitische Förderhilfen und 65 % der Unternehmen signalisierten zukünftiges Interesse an Förderhilfen. Mit 86 % stellten die Eingliederungszuschüsse das am häufigsten genutzte Förderinstrument für die Betriebe dar. Es besteht auch weiterhin großes Interesse, dieses Instrument zukünftig zu nutzen. In der telefonischen Befragung wurde von den Personalverantwortlichen ebenfalls großes Interesse an den Förderinstrumentarien „Trainingsmaßnahmen“ und „Job Rotation“ signalisiert. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Instrumente in dem angegebenen Umfang letztlich konkrete Umsetzung erfahren werden. In der Vergangenheit wurde lediglich in einem der befragten Unternehmen Job Rotation umgesetzt. Das Instrument der betrieblichen Trainingsmaßnahme wurde von keinem Unternehmen genutzt. 25 Großhandel 5 Auswertung der Betriebsinterviews 5.1 Allgemeine Situation im Handel (ohne Einzelhandel) Die Konkurrenzsituation auf dem internationalen Markt wird von den Gesprächspartnern als außerordentlich hoch bezeichnet. Sie gehen davon aus, dass weitere Konzentrationsprozesse erfolgen werden. Abzuwarten bleibt, welche Rolle der Zwischenhandel zukünftig noch spielen wird. Es zeichnet sich eine Tendenz der Direktvermarktung ab, in der die Produzenten direkt an den Endverbraucher liefern. Durch die Möglichkeit neuer Vertriebswege über das Internet können sich die Vertriebsstrukturen insgesamt verändern. Der Kunde (Endverbraucher ) ist in Folge der neuen technischen IT-Lösungen in einigen Produktsegmenten bereits jetzt in der Lage, seine Produkte direkt beim Produzenten zu ordern. Ein Zwischenhandel, wie er z.B. im Handel mit landwirtschaftlichen Produkten existiert, könnte dann zukünftig über die Direktvermarktung des Landhandels erfolgen. Der zunehmend härter werdende Konkurrenzdruck, aber auch die technischen Möglichkeiten über das Internet/E-Commerce, führen zu veränderten Vertriebswegen. Zur Zeit signalisieren die Kunden jedoch noch kein allzu großes Interesse an der Nutzung von Internet und ECommerce, sondern bestellen ihre Waren nach wie vor per Telefon (Landhandel). Weitere Konzentrationsprozesse sind z. B. im Segment „Blumengroßhandel“ zu erwarten. Angesichts des sich in den Niederlanden bereits vollzogenen Strukturwandels im Blumengroßhandel hat sich dort eine eigenständige Industrie mit entsprechender Logistik entwickelt. Der Großhandel in Deutschland ist hier längst nicht mehr konkurrenzfähig. Auch in Deutschland wird es zu weiteren Konzentrationen - zu Lasten des Zwischenhandels kommen. Die Zukunft liegt in einer Vertriebsstruktur „von der Produktion direkt zum Endverbraucher“. Der „reine“ Zwischenhandel hat kaum noch Zukunft, es sei denn, diese Unternehmen schaffen zusätzlichen Mehrwert (Weiterverarbeitung, Veredelung) oder es gelingt ihnen, individuelle Kundenwünsche zu bedienen. Auch das produzierende Gewerbe (insbesondere sind hier die Handwerksbetriebe des gewerblich-technischen Bereichs gemeint) muss eigene Vertriebswege aufbauen. Dazu ist es jedoch erforderlich, dass diese Unternehmen über die dafür notwendigen Hard- und Softwarekomponenten verfügen, diese optimal nutzen und ihre Mitarbeiter/innen entsprechend schulen. Hier entstehen zusätzliche Chancen für kleinere Betriebe, die den oftmals zu beobachtenden Serviceverlust, der mit der Direktvermarktung einher geht, für sich nutzen können, indem sie Serviceleistungen anbieten. Die Unternehmen unterliegen einem permanenten Anpassungsdruck an die Entwicklung neuer Vertriebswege. Ständige Weiterbildung der Mitarbeiter/innen ist eine wesentliche Voraussetzung, um im Wettbewerb bestehen zu können. Die Lagerhaltung auf der Kundenseite ist weitgehend abgebaut („just-in-time“) und wird auf den Hersteller verlagert, der nun seinerseits eine eigene Distribution aufbauen muß. Darüber hinaus ergeben sich für die Produzenten weitere Anforderungen. Für die Auftragsabwicklung wird dem produzierenden Gewerbe immer weniger Zeit eingeräumt, die Serviceleistungen, die zu erbringen sind, nehmen jedoch zu. Der Produzent wird zunehmend Dienstleister für den Kunden. Der Europäische Binnenmarkt hat zwar durch den Wegfall von Zöllen und der zollamtlichen Erfassung zu einer Zeit- und Kostenersparnis geführt. Die Führung einer detaillierten 26 Großhandel Import- und Exportstatistik obliegt jedoch den Unternehmen, so dass der bürokratische Aufwand für die einzelnen Unternehmen tendenziell gestiegen ist. 5.2 Personalbedarf und Rekrutierungsprobleme Die Ergebnisse der Betriebsinterviews stützen sich auf insgesamt 21 Betriebsbesuche. In den 21 Unternehmen waren zum Zeitpunkt der Befragung insgesamt 3.115 Mitarbeiter/innen beschäftigt. Elf Unternehmen signalisierten aktuellen bzw. zukünftigen Personalbedarf. Insgesamt wurden bzw. werden insgesamt 51 Mitarbeiter gesucht. 26,5 % der zu besetzenden Stellen waren dem Arbeitsamt gemeldet. Von den 21 befragten Betrieben gaben 18 Personalverantwortliche an, Probleme zu haben, geeignete Mitarbeiter für ihr Unternehmen zu finden. Diese Betriebe hatten zum Zeitpunkt der Befragung aktuellen Personalbedarf. Insbesondere im kaufmännischen Bereich wurden Mitarbeiter/innen mit speziellen Kenntnissen gesucht. Aber auch bei der Besetzung offener Stellen in der Produktion gab es immer wieder Probleme. Zu beobachten ist, dass bei der Suche nach qualifizierten Kaufleuten mit Zusatzqualifikationen (Bilanzbuchhalter, Ein- und Verkauf, Im- und Exportkenntnisse, Produktkenntnisse) verstärkt Headhunter beauftragt wurden, qualifiziertes Personal aus anderen Unternehmen abzuwerben, da das gewünschte Personal am Markt nicht vorhanden ist. 5.3 Offene Stellen Offene Stellen nach Berufen und Tätigkeiten Kaufmännische/r Leiter/in Finanzwesen, Controlling (1) Außendienstmitarbeiter/in mit Produktkenntnissen und Berufserfahrung (5) Industriekaufleute (3) Groß- und Außenhandelskaufmann/-frau (1) Kassierer/in (1) Diplom Lebensmitteltechniker/in (2) Fleischtechniker (2) Landmaschinentechniker (2) Elektriker/in (1) Kunststoffschlosser mit Schweißerschein (1) Müller/Saatgutaufbereitung (1) Produktionsmitarbeiter/innen (9)* Fleischereifachverkäufer/in (2) *zusätzlich im Laufe des Jahres (20) 27 Großhandel 5.4 Qualifikationsanforderungen Die Qualifikationsanforderungen der zukünftigen Mitarbeiter müssen unter den Gesichtspunkten der Veränderungsprozesse in dieser Branche gesehen werden. Wie bereits eingangs erwähnt, sind die Verwaltung, der Fuhrpark und die Lagerei die wesentlichen Elemente von Großhandelsunternehmen. Dementsprechend werden spezifische Berufe verstärkt in diesen Unternehmen nachgefragt. Bezogen auf den Verwaltungsbereich ist es die/der Groß- und Außenhandelskauffrau/-mann. Im Bereich des Fuhrparks sind es die Berufskraftfahrer und angelernte Kräfte, die über den Führerschein CE verfügen, im Lagerbereich sind es überwiegend angelernte Kräfte und Mitarbeiter mit spezifischen Produktkenntnissen (z. B. Kenntnisse über Reifungsprozesse bei Früchten) die benötigt werden. Der Handelsfachpacker wird kaum nachgefragt. Im Lagerbereich wird eher mit angelernten Kräften gearbeitet. Höher qualifizierte Tätigkeiten müssen aufgrund von EDV in der Regel auch nicht ausgeführt werden. Da es sich bei dem überwiegenden Teil der Handelsunternehmen auch um produzierende Unternehmen handelt, werden neben klassischen Handelsberufen auch gewerblichtechnische Berufsabschlüsse nachgefragt. Branchenspezifisch lassen sich hier kaum Aussagen bezüglich spezifischer Qualifikationsanforderung machen, da die Anforderungen an die Produktionsmitarbeiter sehr unternehmensspezifisch ausfallen. Fremdsprachenkenntnisse und EDV Einen Hinweis auf die weiter fortschreitende Globalisierung geben die zunehmenden internationalen Verflechtungen der Betriebe über die Grenzen Deutschlands hinaus. Einerseits sind es die internationalen Märkte, auf denen die Unternehmen ihre Produkte oder Dienstleistungen anbieten, andererseits haben viele Unternehmen verstärkt Kooperationen im Ausland auf- und weiter ausgebaut, oder sie haben eigene Standorte im Ausland errichtet. Jede Aktivität in diese Richtung hat unabdingbar Konsequenzen für die beschäftigten Mitarbeiter zur Folge. Fremdsprachenkenntnisse, hier insbesondere Englisch, die Bereitschaft zur verstärkten Reisetätigkeit und der Umgang mit neuen IT-Lösungen wie z. B. ECommerce, sind die neuen und zukünftig an Bedeutung gewinnenden Anforderungen an das Personal, um nur einige zu nennen. So haben z. B. einige Unternehmen ihr gesamtes Berichtswesen auf Englisch umgestellt. Insbesondere durch die internationalen Geschäftsbeziehungen im anglo-amerikanischen, aber auch im asiatischen Raum, gewinnen Englischkenntnisse zunehmend an Bedeutung. Dieses gilt nicht nur auf der Führungsebene (Management) sondern betrifft mehr und mehr Fachangestellte und Facharbeiter, die mit den ausländischen Kollegen direkt oder mittels neuer IT-Möglichkeiten kommunizieren müssen. Aufgrund dieser Entwicklungen werden auch Kenntnisse im Rahmen der erforderlichen Zollabwicklungen immer wichtiger. Hier müssen spezielle Zollabwicklungsverfahren in Zusammenarbeit mit den Zollbehörden mittels geeigneter EDV-Lösungen entwickelt werden. „Business to Business“ erfreut sich zunehmender Beliebtheit, setzt jedoch entsprechende fachliche Kenntnisse der Mitarbeiter voraus. Kundenorientierung und Qualitätsmanagement Im Rahmen groß angelegter betrieblicher Umstrukturierungen haben sich ebenfalls die Anforderungen an die Mitarbeiter verändert. So haben sich z.B. die Lieferzeiten - aufgrund des Abbaus eigener Lagerhaltung - drastisch verkürzt. Darüber hinaus verfügt der Kunde 28 Großhandel über fundiertere Kenntnisse des Marktes, das bedeutet, dass er schnell seinen Lieferanten wechseln kann, wenn er mit der Dienstleistung unzufrieden ist. Er ist im Gegensatz zu früheren Jahren viel zielbewußter und will nicht nur ein bestimmtes Produkt, sondern ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes schlüssiges Konzept. Im Gegensatz zu Unternehmen aus dem Maschinenbau gibt es in den Großhandelsunternehmen immer noch Beschäftigungsmöglichkeiten für An- und Ungelernte. In Einzelfällen sind hier Modelle der Einarbeitungsqualifizierung entwickelt worden, bis hin zu einer Betreuung des neuen Mitarbeiters durch einen erfahrenen Kollegen (Patensystem). Dieses ist jedoch die Ausnahme. Fachspezifische und fachübergreifende Qualifikationsanforderungen im Überblick: Kaufmännische Kenntnisse Buchhaltungskenntnisse Zollabwicklungskenntnisse Kenntnisse im Ein- und Verkauf (Produkt- und Marktkenntnisse) Telefonverkauf Verhandlungsgeschick kaufmännische Anwendungssoftware: MS-Office: Word, Excel, Outlook, Internet, E-Commerce Warenwirtschaftssysteme Fremdsprachen: Englisch Technische Hydraulische und pneumatische Kenntnisse, Kenntnisse Schweißkenntnisse (WIG) CAD-Kenntnisse: 3D Steuerungstechnik (SPS: E-Plan) FachübergreiGanzheitliche betriebliche Abläufe kennen (Prozesskenntnis) fende Kenntnisse Mitdenken und Fähigkeiten Servicegedanke, Kundenorientierung aller Mitarbeiteemotionale Intelligenz rInnen Bereitschaft zur Mehrarbeit und Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung Englisch 29 Großhandel 5.5 Weiterbildungsbedarf Die Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter erfolgen überwiegend über die Lieferanten und Hersteller der eingeführten Produkte und Systeme. Inhalte bereits erfolgter Weiterbildungsmaßnahmen Pneumatik, Hydraulik, Steuerungstechnik Landmaschinentechnik Rationelle Lagerhaltung Gabelstaplerführerschein Schweißlehrgänge (WIG) Verkaufsschulungen Führungskräfteseminare (Mitarbeiterführung, Zeitmanagement) Finanzbuchhaltung, Statistik, Kostenanalyse mittels Excel Anpassungsschulung „work-flow-system“ z. B. SAP, BAAN Windows 2000, Word, Excel, Powerpoint-Präsentationstechnik Arbeitsorganisation (Ablaufprozesse), Gruppenarbeit Kundenorientierung, Qualitätsmanagement In der betrieblichen Weiterbildung sehen die Personalveranwortlichen einen zukünftigen Bedarf an Weiterbildungsinhalten mit den Schwerpunkten: Fremdsprachenkenntnisse Qualitätsmanagement Arbeits- und Sozialrecht E-Commerce (business-to-business11) In der Regel sind sie an dauerhaft angelegten Qualifizierungskonzepten mit betriebsnaher Ausrichtung interessiert. In der Zukunft sehen die Personalverantwortlichen betriebswirtschaftlichen Handlungsbedarf bei der Anpassung der Vertriebsstrukturen an die Erfordernisse des Wettbewerbs. 11 Handel zwischen Unternehmen 30 Großhandel 5.6 Ausbildungsplätze Neun Betriebe stellten insgesamt 25 Ausbildungsplätze für das Ausbildungsjahr 2001 zur Verfügung: Bürokaufmann/-frau (4) Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Einzelhandel (3) Kaufmann/-frau für Bürokommunikation (1) Industriekaufmann/-frau (3) Metallberufe (1) Industrieglasfertiger (1) Textilmaschinenführer/in (2) Schuhfertiger/in (2) Fachkraft Lebensmitteltechnik (3) Mechatronik (1) Fleischereifachverkäufer/in (1) Aufgrund der Konzentrations- und Spezialisierungsprozesse im Großhandel sowie Rationalisierungseffekten durch die EDV sind die Ausbildungszahlen rückläufig. So hat z.B. die Zahl der Ausbildungsplätze im Ausbildungsberuf Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel von 1998 bis 2000 um 7,5 % abgenommen. Der Ausbildungsberuf des Handelsfachpackers wird kaum angeboten. In diesem Tätigkeitsfeld wird eher mit angelernten Kräften gearbeitet. 31 Großhandel 6 Zusammenfassung / Thesen / Handlungsempfehlungen Der positive Trend in der Beschäftigungsentwicklung in der Branche Großhandel scheint sich nach Aussage der befragten Personalverantwortlichen weiter fortzusetzen. So rechnet die Mehrheit der Gesprächspartner auch für das kommende Jahr mit einem Beschäftigungszuwachs in ihren Unternehmen. Verglichen mit dem Bundestrend schauen die Unternehmen im Arbeitsamtsbezirk Wesel optimistischer in die Zukunft. Da letztlich auch der Großhandel von allgemeinen konjunkturellen Trends abhängig ist, bleibt abzuwarten welche Auswirkungen insbesondere der Rückgang im Anlagen- und Maschinenbau haben wird. Letztlich spielen auch Währungsschwankungen eine wichtige Rolle. Die Branche Großhandel ist durch eine sehr heterogene Struktur gekennzeichnet. Einerseits weist die Branche fließende Übergänge zur Industrie, zum Einzelhandel und zu Dienstleistungen auf, andererseits handelt es sich um Unternehmen, die im Kommissionshandel oder im Selbstbedienungsgroßhandel tätig sind. In anderen Unternehmen findet wiederum Wertschöpfung in Form von Weiterverarbeitungs- und Veredelungsprozessen statt. Aufgrund dieser mannigfaltigen Erscheinungsformen im Großhandel wird über die klassischen Tätigkeitsfelder (Verwaltung, Fuhrpark, Lagerei) hinaus eine Vielzahl an gewerblichtechnischen Qualifikationen erforderlich, da in vielen Unternehmen gleichzeitig Produktionsprozesse stattfinden. Das erklärt auch die Nachfrage nach Facharbeitern (siehe Kapitel 4.3.3). Welche Rolle dem Zwischenhandel zukünftig noch zukommen wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Hier vollziehen sich bereits jetzt erhebliche Konzentrationsprozesse. Dass mehr und mehr Hersteller als Direktvermarkter auf dem Markt in Erscheinung treten, ist ein weiterer Trend. Für die Anforderungen an das zukünftige Personal ist diese Entwicklung letztlich von geringer Bedeutung, da die Qualifikationsanforderungen insgesamt bleiben. These 1 Es fehlen kompetente, kaufmännisch vorgebildete Vertriebsmitarbeiter für den Ein- und Verkauf mit produktspezifischen Kenntnissen. Einer Einarbeitungsqualifizierung für kaufmännisch vorgebildete Mitarbeiter stehen die Personalverantwortlichen skeptisch gegenüber. Abweichungen vom gewünschten Qualifikationsniveau sind für sie wenig attraktiv. Eher verzichten sie ganz auf die Einstellung eines neuen Mitarbeiters und machen so weiter wie bisher. Handlungsempfehlung Die Personalengpässe bei Mitarbeitern mit produktspezifischen Kenntnissen und Marktkenntnissen können die Unternehmen letztlich nur selber lösen, indem sie ihren eigenen Nachwuchs dafür ausbilden oder eine Einarbeitungsqualifizierung für kaufmännische Mitarbeiter im Unternehmen organisieren. 32 Großhandel These 2 Aufgrund der zunehmenden internationalen Aktivitäten der Unternehmen werden Englischkenntnisse der Mitarbeiter immer wichtiger. Dieses bezieht sich nicht allein auf die im kaufmännischen Bereich tätigen Beschäftigten, sondern betrifft mehr und mehr die Fachangestellten und Facharbeiter im gewerblich-technischen Bereich. Handlungsempfehlung Fremdsprachkenntnisse, insbesondere englische Sprachkenntnisse sind bereits jetzt von großer Bedeutung. Daher sollte der Vermittlung englischer Sprachkenntnisse in den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen eine höhere Bedeutung zukommen. Neben einer allgemeinen Sprachfähigkeit sollten fachspezifische (kaufmännische, technische) Sprachkenntnisse sowie kulturelle Besonderheiten vermittelt werden. Die Vermittlung der Sprachkompetenz läßt sich aus unserer Sicht allerdings nicht allein auf die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen reduzieren, sondern betrifft in gleicher Weise die Berufsausbildungsgänge. Hier bedarf es einer Aufwertung der Bedeutung fremdsprachlicher Kompetenzen angesichts der zukünftigen beruflichen Anforderungen. These 3 In den befragten Betrieben lag der Schwerpunkt der beruflichen Weiterbildung in der Vermittlung von EDV-Kenntnissen (siehe S.21). Neben branchenspezifischen Kenntnissen waren dieses in erster Linie MS-Office-Anwendungen. Handlungsempfehlung Analog der Empfehlung, die fremdsprachlichen Kompetenzen in der Erstausbildung und der überbetrieblichen Weiterbildung zu erweitern, sollten ebenso allgemeine EDVAnwendungen integraler Bestandteil von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen werden. 33