q – querschnitt spezial

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q – querschnitt spezial
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070
31. Jahrgang
1 / 2 0 13
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editorial
Skandale und
Hoffnungen
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie es Oskar Pistorius ergehen wird bis Sie diese Zeilen
lesen, weiß niemand. Im Moment scheint alles möglich; jeder Tag bringt neue Informationen oder Mutmaßungen, manchmal kaum zu unterscheiden. Ob und
was er genau getan hat wird vielleicht nie genau zu
erfahren sein.
Können wir daraus lernen? Ich glaube ja. Einerseits sollten sich alle behinderten Menschen diejenigen als Vorbild nehmen, die uns zeigen, dass man auch mit einer
schweren Behinderung ein aktives Leben führen kann.
Dazu braucht es keine Rekorde. Ein gesundes Maß an
sportlicher Bewegung ist optimal.
Und einen Fehler sollten wir nicht machen: Die Überhöhung von Leistungssportlern bringt nichts. Auf
Lance Armstrong haben auch schon krebskranke und
behinderte Menschen gesetzt – die Enttäuschung war
folgerichtig. Leitungssportler wollen gewinnen und
sind keine Helden, sondern haben Fehler wie alle anderen. Doping und Unfairness sind leider oft genug mit
im Spiel. Unsere Leitbilder sollten die vielen Helden des
Alltags sein, die ihre Leistung im Beruf, im sozialen Engagement und beim Sport bringen – trotz Handikap.
Unser Leser Heinz Breitenstein kann es nicht glauben:
„Aufgrund Ihres Artikels im Paraplegiker 4/12 stellt
sich bei mir die Frage nach Altverträgen. Ich wurde auf
meinen Antrag 2010 von der GEZ (…) von der Rundfunkgebührenpflicht befreit. Die Befreiung erfolgte auf
Rechtsgrundlage des Rundfunkgebührenstaatsvertrages. Gibt dieser Staatsvertrag keine Bestandsgarantie
für Altverträge?“
Nein, leider nicht. Schon im PARA 3/12 konnte man in
einem Beitrag von Herbert Müller ab S.54 lesen: „Das
Merkzeichen RF wurde schon seit geraumer Zeit nur
in Ausnahmefällen im Schwerbehindertenausweis
eingetragen. Damit konnte man bisher die Befreiung
von den Rundfunkgebühren beantragen. Das ist jetzt
vorbei. Zum Jahresbeginn 2013 stehen grundlegende
Änderungen an: Zukünftig muss jeder Haushalt Beitragssätze für Rundfunkgeräte zahlen. Besitzer eines
Schwerbehindertenausweises mit dem Merkzeichen
‚RF‘ sind zukünftig nicht mehr komplett von den Gebühren befreit. Für sie wird der Beitrag auf 5,99 €, also
ein Drittel, reduziert.“ So ist also die Sachlage. Davon
abgesehen finde ich es auch unfassbar, wie gültige
Bescheide vom Gesetzgeber beiseite gewischt werden…
In dieser Ausgabe finden Sie auch Informationen über
Rechtsfragen (S.71). Aber vielleicht freuen Sie sich ja
auch erst mal darüber, dass der finsterste Winter seit
Menschengedenken vorbei ist. Wenn Sie ein lohnendes Reiseziel suchen, haben wir gleich ein paar Vorschläge (S.8-19).
Neben unterhaltsamen Beiträgen wie der beliebten
Glosse von Ralf Kirchhoff (S.20), auf die sich viele schon
im Voraus freuen, haben wir in diesem Heft einen besonders gewichtigen Teil „q-querschnitt spezial“. Wir
berichten natürlich anders als die Kollegen vom Boulevard und von der Tagespresse, die in jeder neuen
Technik eine sensationelle Heilungschance sehen.
Das ist nicht so. Eine generelle Möglichkeit der Heilung von einer Querschnittlähmung ist nicht in Sicht.
Neue Forschungen können für die ferne Zukunft aber
durchaus Hoffnung machen und manchmal hilft eine
spektakuläre neue Technik einfach nur beim erfolgreichen Training der vorhandenen Muskulatur (S.40).
Eine Hilfe können auch ganz gewöhnliche Hilfsmittel
sein. Wichtig ist, dass sie gut angepasst werden. Und
die wichtigste Voraussetzung ist die Information der
Anwender über den teils unübersichtlichen Markt. In
dieser Ausgabe finden Sie wie immer zahlreiche Beiträge, die Ihnen bei der Orientierung helfen sollen.
Wenn Sie unserer Zeitschrift helfen wollen, wie wär‘s
mit einem Abo (ganz hinten im Heft)? Vielleicht ist ja
auch eine FGQ-Mitgliedschaft (inkl. PARA!) etwas für
Sie. Dabeisein kostet Betroffene lediglich 15 € jährlich.
Sie sind schon dabei? Umso besser.
Ihr
ABOTELEFON (0 62 43) 900 704
PARAPLEGIKER 1/13
3
inhalt
editorial
3
Skandale und Hoffnungen
forum
Kromer, Wutach:
6 Edmund
Positive Erfahrungen
mit TCM-Schmerztherapie
unterwegs
8
Reise nach Russland:
Seite 8
St. Petersburg
12
Hotel „Lichtblick“:
16
Urlaubsbroschüre fürs „Ländle“:
18
Kleinbahn-Nostalgie:
20
„Was machen Sie eigentlich so beruflich?“
Trägt es den Namen zu Recht?
Baden Württemberg –
„Barrierefrei erleben“
Mit dem Rolli auf Schienen
glosse
Seite 12
kultur
23
Karikaturen von Barbara Früchtel
q – querschnitt spezial
25
Das silberne Spar-Schwein:
26
Kein Einzelfall: Pflegestufen-Rückstufung
Falsche Rücksichtnahme
von 1995 aufgehoben
Seite 16
Aus Patientensicht:
Baclofen (Lioresal) – hilfreich oder schädlich?
4
28
Klinikporträt:
30
Die Fördergemeinschaft hilft:
34
Querschnittgelähmte in Europa (V):
37
Entwicklung der Technischen Universität Hamburg:
38
Krankhafter Zusammenhang:
39
40
Gemeinsam aktiv: Fördergemeinschaft &
Deutscher Rollstuhl-Sportverband
„Hohe Warte“ in Bayreuth
Nona
Niederlande
Seite 28
Verbindungselement zur Wiederherstellung des Rückenmarks
Querschnittlähmungen und
Knochenbildungen
Training mit dem „HAL©“ im Bergmannsheil:
Robocop für Paraplegiker?
PARAPLEGIKER 1/13
Seite 30
inhalt
gesundheit
43
Mit Schüßler-Salzen gegen Heuschnupfen:
Die Pollen kommen
bericht
46
Im sächsischen Grimma ist Inklusion nicht
nur ein Wort: Begleitung auf dem Weg
zum Persönlichen Budget
Seite 34
Seite 43
markt
50
53
Planen und Bauen: Badgestaltung
57
60
62
LoFric– einfacher und sicherer Katheter
Aktiv und Mobil für ein
selbstbestimmtes Leben mit MS
Handbiken im Winter?
KIRCHHOFF Mobility übernimmt Pruckner
Mit ALTEC-Rollstuhlrampe Typ BTR
keine unerreichbaren Zonen mehr
63
PARAVAN erhält „Gelben Engel“
Helptex – Versandhandel aus
der Region Rhein-Neckar
64
Seite 46
VW Caddy von Zawatzky
hilfsmittel
54
Ausstellung in Bad Wildungen:
56
Tarta Rückensystem: Dynamische Stütze
Hilfsmittel für Freude und Aktivität
forschung
58
56
Für Mobilität und Gesundheit:
Das Smartphone als Hilfsmittel?
info
Seite 54
65
56
Handbuch für Menschen mit Behinderung:
66
Für Frauen und Paare mit Behinderung:
67
Ansprüche und Anlaufstellen
Geburtsvorbereitung von pro familia
und CeBeeF Frankfurt/Main
Neuer Behindertenausweis im
Scheckkartenformat
kolumne
Besuchen Sie die
Titelfoto:
JNKreiter
REHAB
international
17. Fachmesse für Rehabilitation,
Therapie und Prävention
25. – 27. April 2013
Messe Karlsruhe
68
70
Aus meinem Leben: Negativ – Positiv
71
Schadenersatz nach Unfall: Abfindungs-
73
74
abo
impressum
kleinanzeigen
recht
vereinbarung – Chancen und Risiken (2)
PARAPLEGIKER 1/13
5
forum
Edmund Kromer, Wutach:
Positive Erfahrungen
mit TCM-Schmerztherapie
W
ie noch bei vielen meiner Bekannten, die schon
länger (im Mai waren es 30 Jahre) auf einen Rollstuhl
angewiesen sind, schleichen sich im Laufe der Jahre
Abnutzungserscheinungen ein, die zu permanenten
Schmerzen führen. Besonders betroffen sind bei mir
die vorderen Sehnen, beidseitig, die über den Schulterkamm laufen und ständig überlastet sind. Weiter
der komplette Nacken und Schulterbereich mit den
entsprechenden Muskel-, Sehnen- und Bänderregionen. Die Bewegungsfähigkeit ist immer mehr eingeschränkt worden, ein Strecken der Arme über den
Kopf war nicht mehr möglich. An den Oberarmen
sind auf beiden Seiten die oberen Bizepssehnen
abgerissen. Aus der Sportgruppe in Freiburg kenne
ich einige Kollegen, die massive Schulterprobleme
haben.
Bei jedem Antrag auf eine stationäre Reha wurden
vom Kostenträger diverse Gutachten in Auftrag
gegeben, um möglichst abzulehnen. Mehr als ambulante Rehas sind nicht genehmigt worden, ein
bleibender Erfolg wurde nie erzielt. Wöchentliche
Dauerbehandlungen als Massage und manuelle
Therapie (über längere Phasen zwei Mal wöchentlich) konnten ebenfalls nur eine kurzzeitige Linderung bewirken. Als letzte Lösung blieben Schmerztabletten, die ich grundsätzlich ablehnte.
Das Übersetzen hat mir im Schulterbereich und an
den Oberarmsehnen solche Schmerzen bereitet,
dass ich oft nicht in der Lage war, ohne Hilfe eigenständig umzusetzen. Was dies für einen aktiven
Menschen wie mich bedeutet, können viele von
Euch Betroffenen nachvollziehen. Das allerschlimmste war der Ruheschmerz. Ob im Sitzen oder Liegen,
sobald die Arme in die Ruhe kamen, begann es zu
ziehen. Nur durch ständige neue Positionen der
Arme und Hände konnte die Linderung gefunden
werden. Oft lag ich stundenlang wach und konnte
wegen der Schmerzen nicht einschlafen. Einen Vorteil hatte ich, beim Fortbewegen mit dem Rollstuhl
oder dem Bike waren Schmerzen sehr selten. Auf
Basketballspielen oder sonstigen Sport musste ich
allerdings seit ca. acht Jahren verzichten.
Im Frühjahr 2010 habe ich eine Fernsehsendung
im SWF BW gesehen. Es wurde von der Schmerzbehandlung in der TCM Klinik in Ottobeuren berichtet.
Am nächsten Tag habe ich Kontakt aufgenommen,
die Fragebogen ausgefüllt und Termine vereinbart.
Zwischenzeitlich sind die Chinesischen Spezialisten
nach Illertissen umgezogen. Meine Schmerzen sind
zu ca. 90% weg! Wie es scheint, habe ich die richtigen Therapeuten gefunden, die auch nachhaltig
helfen können.
Auf Anraten des Chinesischen Professors, der mich
von Mai 2010 bis Juli 2011 behandelt hat, habe ich
mit einer mehrtägigen (vier Tage in Folge) Behandlung begonnen. Danach bin ich im Abstand von drei
bis vier Wochen zu regelmäßigen Behandlungen
nach Ottobeuren bzw. Illertissen gefahren. Im Abstand von ca. drei bis vier Monaten wiederhole
ich die mehrtägigen Behandlungen zur weiteren
Stabilisierung. In der Klinik in Illertissen gibt es die
Möglichkeit der stationären Aufnahme, ich wohne
immer in Pensionen bzw. Hotels. Die Behandlungen
werde ich in der Form beibehalten, die restlichen 10
Prozent Schmerzen will ich ebenfalls wegbekommen und ich sehe auch die Vorbeugung in der regelmäßigen Behandlung.
Die Behandlung selbst sind Akupunkturbehandlung mit Strom an den betroffenen Stellen und eine
begleitende Kräuterteetherapie. Meine Erfolge machen mir Mut, Betroffenen diese Möglichkeit mitzuteilen. Was Ihr letztlich dann tut, ist Eure Sache. Gerne stehe ich für Informationen zur Verfügung. Hier
der Link zu Eurer Verwendung: http://www.itcmillertal.de/de/index.php. Kontakt: Edmund Kromer,
tel 077 09-91 96 86, eMail: kromer@zrq.de
Red. Bearbeitung:
Peter Mand
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PARAPLEGIKER 1/13
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unterwegs
Wer nach Russland reisen möchte,
muss doch einige Hindernisse überwinden
und seine Reise gut planen. Es herrschen
noch die „guten alten Zeiten“. Während sich
die Grenzen in der EU in Luft aufgelöst haben, sind bei einer Reise nach St. Petersburg
noch etliche bürokratische Barrieren zu
überwinden: Visaantrag rechtzeitig (sechs
Wochen vorher) stellen, Krankenversicherungsnachweis und eine aktuelle Einladung
(Reisebüro) besorgen. Wer mit dem Auto
einreisen möchte, wird mit recht knackigen
Grenzkontrollen überrascht. Fliegen ist allemal die bessere Reisemöglichkeit.
Reise nach Russland:
St. Petersburg
I
m Gegensatz zur Reise nach Moskau
war der Ablauf am St. Petersburger
Flughafen sehr angenehm. Freundliche
Helfer und auch freundliche Beamte. Die
Fahrt zum Hotel dauerte, dabei konnte ich
mich schon vom französischen und italienischen Baustil in dieser Stadt überzeugen.
Die beste Reisezeit ist natürlich der Sommer.
Viele reisen auch wegen der „Weißen Nacht“
(Sommerpolarnacht, in der es nicht dunkel
wird) nach St. Petersburg. Aber auch wegen der
vielen Sehenswürdigkeiten, die diese Stadt
bereit hält. In der Stadt selbst ist die Eremitage mit ihren unzähligen Kunstschätzen ein absolutes Muss. Für Rollstuhlfahrer gut machbar.
Von dort ist es nicht weit zu der Festung Peter und Paul, die zu besuchen war mir zeitlich
8
PARAPLEGIKER 1/13
leider nicht mehr möglich. Eine Stadt, die sich
deutlich von den anderen Städten Russlands
abhebt, optisch wie auch menschlich. Diese
Stadt wirkt deutlich angenehmer. Die Menschen sind lebhafter, freundlich und vor allem
hilfsbereit. Optisch ist die Stadt voller schöner
alter Gebäude, auch in den Randbezirken wie
Peterhof und Puschkin. Schließlich lebte einst
der Zar in St. Petersburg. Die Baumeister dieser
Länder tobten sich hier aus. Auch einen großen deutschen Einfluss gab es hier. Herr Schinkel durfte die deutsche Bautechnik zu Geltung
kommen lassen. Auch auf dem Heiratsmarkt
war diese Stadt bekannt. Die deutschen Prinzessinnen waren in St. Petersburg besonders
beliebt und wurden dort verheiratet (so war
das früher…).
unterwegs
Palast und Schatz
Das Herzstück in St. Petersburg ist die Eremitage am Ufer der Newa, ein Palast voll
mit Kunstwerken aus allen Epochen. Sie besteht aus mehreren Gebäuden und von
den etwa 2 000 Räumen können ca. 400 Säle besichtigt werden. Ohne genauen Orientierungsplan läuft gar nichts. Die Künstler sind verschiedenen Räumen zugeteilt
und ihre Werke können gezielt besucht werden. Schon von außen ist die schiere
Größe des türkisfarbenen Palastes beeindruckend. Davor warten Menschen in
Schlangen darauf, die darin verborgenen Kunstschätz sehen zu dürfen.
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Vor der Eingangstür fand ich meinen Schatz, die mir schon kurz darauf mit geschickter Hand meinen Rolli durch die belebten Straßen dieser Stadt schob. Nadja,
die in der Eremitage arbeitet, hat ihre zwei freien Tage ganz und gar mir geschenkt.
Sie begleitete mich überall hin und versuchte mir in gebrochenem Deutsch vieles
zu erklären. Ich gebe zu, meine Augen galten nicht nur den Sehenswürdigkeiten
dieser Stadt… Am ersten ging es von der Eremitage zur Einkaufsstraße Newsskij
Prospekt. Ein andere Shoppingmeile als wir es gewohnt sind.
Von da ist es nicht mehr weit zur Auferstehungskirche „Im Blute“. Die Auferstehungskirche am Gribojedowkanal fällt mit ihren bunten emaillierten Kuppeln, die
sich auf der Höhe von einem 16 geschossigen Gebäude über die Innenstadt von St.
Petersburg erheben, sofort auf. Im altrussischen Stil des Kirchenbaus aus dem 16.
und 17. Jahrhundert ausgeführt, ist sie die wahre Verkörperung vom Russischen in
St. Petersburg, das sonst einen betont europäischen Charakter hat. Wie der inoffizielle Name „Erlöserkirche-auf-dem-Blut“ betont, entstand die Auferstehungskirche
da, wo Blut geflossen ist – das des Zaren Alexander II., der hier am Gribojedowkanal zum Opfer eines Terroranschlags wurde. Die Blutkirche schließt den genauen
Ort des tragischen Ereignisses mit ein und zeigt den Besuchern das alte originale
Pflaster und Gitter des Kanals, über die das Zarenblut sprühte. Mit 7 065 m² Mosaiken, die die Kirche von innen und außen schmücken und Leben, Wundertaten,
Passionen und Auferstehung Christi zeigen, ist die Auferstehungskirche nicht nur
ein Denkmal der russischen Geschichte, sondern auch eines der weltweit besten
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Nachbau des Bernsteinzimmers
lässt die alte Pracht nur erahnen
neben den zahlreich und üppig
vergoldeten Räumen und Sälen
des Schlosses. Außerhalb des
Schlosses befindet sich eine riesige Parkanlage und lässt den
Glanz vergangener Zeiten nur
erahnen.
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Der nächste Besuch gilt der Issak-Kathedrale,
deren Innenraum besteht aus einem Ensemble
prachtvoller Gemälde, Mosaiken und Wandmalereien, ausgeleuchtet von pompösen Kronleuchtern von jeweils drei Tonnen Gewicht. Die
üppigen Ausschmückungen der Deckengewölbe
und Seitenwände lassen die Augen der Besucher
rastlos hin und her irren. Überhaupt erinnert die
hektische Betriebsamkeit innerhalb der Kirchenmauern eher an eine Flaniermeile als an ein der
Andacht geweihtes Gotteshaus.
Der zweite Tag.
Das Schloss Puschkin, die Stätte von Katharina I.,
liegt etwas außerhalb von Petersburg. Es wurde
1740 erbaut und der Schlosspark wurde damals
erweitert. 1756 war das Werk vollendet und es
wurde ab dieser Zeit für offizielle Empfänge außerhalb von St. Petersburg genutzt. Die Umbauarbeiten leitete Bartolomeo Rastrelli, der Lieblingsarchitekt der Zarin.
Das Katharinenschloss wurde mehrfach umgebaut und ist heute 3-geschossig und über 300 m
lang. Kolossalsäulen, Pilaster, Atlanten und Fensterverzierungen beleben die Prachtfassade eines
der schönsten Barockpaläste Europas. Der jetzige
10
PARAPLEGIKER 1/13
Am Nachmittag ging es dann
zur Zarenresidenz Petershof. Es
ist ein von traumhaften Grünanlagen umgebener Schlosspark,
der sich rund 30 Kilometer
westlich von Petersburg direkt
am Finnischen Meerbusen befindet. Die ehemalige Zarenresidenz setzt sich im Grunde aus
zwei Bereichen zusammen, die
über vielerlei Wege miteinander
verknüpft sind – dem Unteren und dem Oberen
Park. Als eine Art architektonischer Trennstrich
zwischen beiden Teilen fungiert der Große Palast.
Auf seiner zum Oberen Park hin gelegenen Vorderseite befindet sich mit der Neptun-Fontäne
eine wunderschöne Brunnenanlage. Steht man
auf der Palastterrasse, erhält man automatisch einen großartigen Ausblick auf weite Teile des Unteren Parks, in dem sich viele weitere Fontänen
sowie ein See befinden. Gleichzeitig kann man
von hier aus über einen rund 400 Meter langen
Wasserkanal, der vom Meeresufer aus schnurgerade zum Fuß der großen Kaskade führt, bis zum
Finnischen Meerbusen blicken. Im Unteren Park
befindet sich ein Restaurant, in dem es sich gut
essen lässt.
Der zweite Tag war eindrucksvoll und ermüdend
zugleich. Am nächsten Tag hieß es früh aus dem
Bett, der Flieger ging schon um 5:30. Mein Fahrer
Serge war zuverlässig wie immer. Mein besonderer Dank gilt Nathalia und Maria von Liberty
Tour, die meinen Aufenthalt bestens organisiert
haben, bis auf den Flug, den habe ich über das
Internet gebucht.
Text & Fotos:
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Namen zu Recht?
Hotel „Lichtblick“:
Der Tipp lautete:
„Dieses Hotel muss
man gesehen haben,
es ist total barrierefrei.“ Solche Ansagen
machen misstrauisch,
aber auch neugierig
zugleich. Also entschloss ich mich auf
dem Rückweg von
einem Kurzurlaub
in Gilching / Bayern
einen Zwischenstopp
einzulegen.
Hotel mit Außenlift,
die Tiefgarage ist auch mit
Aufzug erreichbar.
Das Ehepaar Strunz
im Restaurant des Hotels.
G
ilching liegt circa 25 km westlich von München, also ein sehr günstiger Standort für behinderte Menschen und Senioren. Auch deshalb,
weil ein Fahrdienst zur nächsten S-Bahn angeboten wird. Gäste werden auch vom Münchner
Hauptbahnhof oder vom Flughafen abgeholt
oder hingefahren. Eine Serviceleistung, die genau zum Konzept des Hotels passt.
Die Idee zur barrierefreien Gestaltung des Hotels
kam von der Ehefrau des Architekten, der diese
dann mit sehr viel Geschick umsetzte. Er fand im
Ehepaar Strunz den idealen Bauträger. Die Hoteleigner sind recht offene und sympathische
Leute, die junge und moderne Gedanken haben
12
PARAPLEGIKER 1/13
unterwegs
und umsetzen. Es macht Spaß, sich mit ihnen
über ihre Ideen zu unterhalten.
Kinder oder den Helfer. Bald werden noch zusätzlich Zimmer hinzukommen.
Der Eingangsbereich ist mit einem Lift erreichbar, leider ist der sehr langsam und bei Regen
gut geeignet als Ersatzdusche. Es gibt aber eine
Alternative, die Tiefgarage. Große Stellplätze stehen dem Gast zur Verfügung. Von dort sind alle
relevanten Einrichtungen des Hotels erreichbar.
Die Zimmer sind geräumig und so geschaffen,
dass locker zwei Rollstuhlfahrer klar kommen,
in den Doppeldoppelzimmern auch drei bis
vier Rollis. Einen Zusatzservice stellen Betten
(je eines) dar, die verstellbar sind und für groß
gewachsene Personen bereit stehen. Hier wurde wirklich an alles gedacht. Der einzige Kritikpunkt an den Zimmern ist der Türschließer an
den Eingangstüren. Die Feuerpolizeilichen Bestimmungen (typisch deutsch) verlangen diesen
Kraftakt. Der Sanitärbereich ist großräumig und
unifarben gestaltet Jedes Stockwerk hat seine
Farbe. Somit ist gewährleistet, dass auch Menschen mit kognitiver Störung ihren Ruheplatz
finden.
Der Empfang des Hotels ist dezent bunt und
freundlich und die Rezeption so gestaltet, dass
sie alle nutzen können. Sie geht gleich über in
den Frühstücksraum, der hell und einladend
ist. Das Büffet ist unterfahrbar und vor allem erreichbar. Auch hier ist die gestalterische Hand
der Frau Strunz unübersehbar. Pastellfarben bestimmen das Frühstücksgeschirr. Was besonders
auffällt ist, dass die Wege kurz sind. Der Frühstücksraum ist mit dem großzügigen Aufzug zu
erreichen. Es gibt 22 Doppelzimmer, die auch als
Einzelzimmer zur Verfügung stehen. Vier davon
haben ein Zusatzzimmer (Doppelbett) für die
Im Nachbarhaus befindet sich ein kleines Restaurant, das sehr einladend auf den Gast des
Hauses wirkt. Das Lokal ist mit einer Behindertentoilette ausgestattet und erspart dem Gast
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unterwegs
der Starnberger See liegt 30 km entfernt. Die
Schiffe der weißblauen Flotte auf dem Starnberger und Ammersee sind für Rollifahrer zugänglich. Aber auch die Freunde des Bieres werden
im nahe gelegenen Kloster Andechs ihre Freude
haben. Das Kloster ist für Rollifahrer zugänglich
und bietet beste regionale Küche. Ein Tipp: Die
Schweinshaxe!
Wer aber nicht so weite Ausflüge plant, kann
ganz in der Nähe in das Cafe zur Tortenfee, oder
die Stranzel-Stuben. Alles Lokalitäten, die gut
und barrierefrei erreichbar sind. Hier zeigt es
sich, dass man ohne Probleme eine barrierefreie
Servicekette herstellen kann. So gesehen, alles
zusammen ein wahrer „Lichtblick“!
Die Sanitärräume sind
groß und schön.
Text & Fotos: JNKreiter
Konsequent gebaut
Alle Zimmer
verfügen über eine
Miniküche.
den Weg ins Zimmer. Die Speisekarte ist klein
aber fein, sie wird durch regionale Küche bestimmt. Wer Bayern kennt weiß, dass dies kein
Minus ist. Eine weitere positive Errungenschaft
ist das „Grandnerwasser“. Sowohl das Trink- als
auch das Leitungswasser wird durch das „Beleben“ zu einem wahren Genuss.
Wer jetzt auf den Gedanken kommt, da würde
ich gerne eine Tagung oder Seminar mit einer
größeren Gruppe machen, hat hier den richtigen
Ansprechpartner gefunden. Denn das Hotel bietet Tagungsräume in verschiedenen Größen an,
für 10 bis 30 Personen. Auf der Seminarraumetage befindet sich selbstverständlich auch ein
Rolli-WC. Die Grundausstattung für Seminare ist
vorhanden: Beamer, Flipchart und diverse Materialien. Ein idealer Tagungsort also.
Die Lage des Hotels ist ruhig, in gutem Klima.
Auch Handbikergruppen werden ihre Freude
haben, denn direkt vom Hotel gehen schöne
Wander- und Radwege in alle Richtungen. Auch
sind in kurzer Zeit Ausflüge in die attraktive Umgebung möglich. München mit seinem umfangreichen Angebot ist gerade mal 25 km entfernt,
14
PARAPLEGIKER 1/13
Architekten wird im Allgemeinen eine gewisse „Beratungsresistenz“ nachgesagt. Weil sie immer aus ihrer Sicht Gebäude gestalten und entwerfen, was oft
zu Lasten des Nutzers geht. Statt 6 % Steigung sind
es schon mal 8 %, die Fensteröffner liegen auf Normalhöhe und Türgriffe sind zu hoch. Dass es auch
anders geht hat der Architekt Heiko Klee aus Alling
bewiesen. Er hat in seiner Zivildienstzeit viele Eindrücke in der Münchner Pfennigparade gesammelt,
was die Bedürfnisse behinderter Menschen angeht;
hinzu kommt, dass seine Lebensgefährtin Ilse Hoffman in der Lebenshilfe tätig ist. Diese Kombination führte letztendlich dazu, dass sich das Ehepaar
Strunz überzeugen ließ, ihr neues Hotel barrierefrei
zu bauen. Ich habe in meiner langen Beratungszeit
im Tourismus noch wenige Bauherren und Architekten erlebt, die dies so konsequent durchgezogen haben. Angefangen vom Bodenbelag bis hin
zum Kleiderschrank sind die Voraussetzungen für
behinderte Menschen geschaffen worden. Die
Betten in der richtigen Höhe, die Türgriffe in der
ganzen Hotelanlage auf niedriger Höhe, selbst die
Fenster und Möbelgriffe wurden dabei berücksichtigt. Design für alle. Heiko Klee hat auch eine Wohnanlage in Germering bei München gebaut, die vom
Erdgeschoss bis in die oberste Etage barrierefrei ist.
Er musste dafür auch viele Kämpfe austragen, die
Gewinner waren letztendlich alle. Die Wohnungen
gingen weg wie frische Butterbrezen.
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unterwegs
Urlaubsbroschüre fürs »Ländle«:
Baden Württemberg –
Vater, Mutter oder
Kind mit Behinderung? Kein Problem.
Im Ländle kann jede
Familie auf ihre Kosten kommen. In der
neuen Broschüre der
Tourismusmarketing
GmbH Baden Württemberg sind schließlich zahlreiche barrierefreie Angebote
aufgeführt.
Eine der meistbesuchten Regionen sind der
Bodensee und der Schwarzwald. Aber auch die
Landeshauptstadt Stuttgart gehört mit zu den
Favoriten. Stuttgart glänzt natürlich mit einem
umfangreichen Angebot. Der Fernsehturm ist
nach wie vor ein Aussichtspunkt, der gut besucht
wird und der auch behinderten Personen einen
herrlichen Ausblick gewährt.
Zahlreiche Museen bieten dem geneigten Besucher fast unbegrenzte Möglichkeiten. Da
Stuttgart auch eine Autostadt ist, sollte man natürlich das Porsche- und das Daimler-Museum
unbedingt besucht haben. Beide sind auf die
Bedürfnisse von behinderten Menschen einge-
Nur ca. 20 Minuten entfernt von Stuttgart ist die
Stadt Ludwigsburg mit ihrem Schloss und dem
wunderschönen Blühenden Barock. Leider ist der
Bahnhof dort noch immer nicht für behinderte
Personen nutzbar. Südlich von Stuttgart liegt die
Stadt Sindelfingen mit dem Meilenwerk. Ein wahrer Augenschmaus für Freunde von Oldtimern
und rasanten Sportwagen.
Ein Stückchen weiter im Norden von Stuttgart
liegt Heilbronn. Dort gibt es die „Experimenta“.
In dieser Lern- und Erlebniswelt können kleine
und große Besucher nach Herzenslust spannende Themen der Naturwissenschaft und der
technischen Welt entdecken. Etwa 100 km weiter kommen wir nach Heidelberg. Jeder der das
Ländle besucht, sollte Heidelberg erlebt haben.
Auch wenn das Schloss etwas problematisch zu
erreichen ist, lohnt es sich mit der Bergbahn (Rollstuhl tauglich) den Berg hoch zu fahren. In der
Fußgängerzone laden viele originelle Läden zum
Shoppen ein.
Von Heidelberg geht es weiter nach Mannheim
in das Technische Museum. Dort findet man alles, was der Technikfreak gesehen haben muss.
Aber auch südöstlich der Landeshauptstadt gibt
es etwas zu erleben. In Ulm gibt es bekanntlich
das Münster, aber wer kennt schon die tollen und
barrierefreien Museen der Stadt? Alles recht zentral gelegen. Ein Besuch des „Fischerviertel“ sollte
im Besuchsprogramm stehen.
Viele Wege im Ländle
sind berollbar.
16
PARAPLEGIKER 1/13
stellt. Aber auch die Kunstliebhaber kommen voll
auf ihre Kosten. Die Staatsgalerie und das neue
Kunstmuseum sind ein absolutes Muss in Stuttgart. Aber auch das Landesmuseum ist eine Augenweide mit seinen vielen Sonderausstellungen
(aktuell „Die Kelten“). Ein weiteres Plus in Stuttgart ist der ÖPNV, denn ca. 80 % der Haltestellen
sind barrierefrei. Ein Übersichtsplan der SSB informiert darüber, welche Haltestellen noch nicht für
alle nutzbar sind.
Südlich von Ulm liegt Bad Waldsee, dort hat die
Firma Hymer ein neues Museum gebaut. Der
Wohnwagenhersteller hat das Thema Reisen als
Schwerpunkt ausgewählt. Der Besucher kann
eine Reise antreten, die ihn über den ganzen Globus führt. An verschiedenen Stellen kann man
mit der Eintrittskarte einen Fotoapparat aktivieren und sich mit verschiedenen Verkleidungen
fotografieren lassen. Am nächsten Tag kann man
dann die Bilder im Internet herunterladen. Nicht
weit von Bad Waldsee findet man mit dem „Ravensburger Land“ einen Freizeitpark, der Kinderherzen höher schlagen lässt.
unterwegs
„Barrierefrei erleben“
Von dort führt die Reise weiter zum Bodensee.
Friedrichshafen ist die Stadt, die bekannt ist
durch ihren Zeppelin. Das dazu gehörige Museum sollte man gesehen haben, da erfährt
man alles rund um das Luftschiff. Man kann sogar in das Innere eines nachgebauten Zeppelin
blicken. Wer gerne fliegen möchte, kann das
auch vor Ort tun. Der Flug ist allerdings nicht
ganz billig. Auch ist der Einstieg umständlich,
aber dennoch machbar.
Klar, dass man am Bodensee unbedingt auch
mit dem Schiff gefahren sein muss. Die Vierländerregion Bodensee ist ein echtes Urlaubsparadies: Strände und Uferpromenaden können vor einem beeindruckenden Alpenpanorama genossen werden. Unzählige Schlösser
und Museen warten auf den Besucher. Malerisch schöne Städte laden den Gast zum Verweilen ein. Ein Besuch der Insel Mainau ist ratsam, von da aus geht es weiter nach Konstanz,
dort wartet das Archäologische Landesmuseum mit einer Vielzahl von Exponaten auf den
Besucher. Ein unvergessliches Erlebnis ist das
Sea-Life. Dort kann der Besucher den Rhein
von der Quelle bis zur Nordsee verfolgen. Viele
Aquarien zeigen, welche Fische den Rhein bevölkern. Das Leben unserer Vorfahren in Pfahlbauten ist dann ganz in der Nähe in Unteruhldingen zu erleben.
Vom Bodensee geht es in Richtung Schwarzwald, der ja bekannt ist für seine Kuckucksuhren. Herrlich, durch die Täler zu fahren und
immer den erfrischenden Duft der Tannen in
der Nase zu haben. Eine Vielzahl von Bädern
erwartet den Reisenden. Auch für den Gourmet ist vom Schwarzwälder Schinken bis hin
zum guten badischen Wein einiges geboten.
Die Stadt Freiburg mit ihrer Schauinslandbahn sollte man sich nicht entgehen lassen.
Das Uhrenmuseum in Furtwangen lässt den
Besucher eintauchen in die Welt der Uhren.
Im Nordschwarzwald gibt es das weltweit bekannteste Schmuckmuseum mit einer Vielzahl
von herrlichen Schmuckstücken.
Sicher gibt es noch weit mehr an Sehenswürdigkeiten und ebenso viele Übernachtungsbetriebe,
aber alle aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Dafür gibt es die Broschüre „Baden Württemberg Barrierefrei erleben“, die dem Leser die gesamten touristischen Möglichkeiten des „Ländle“
näher bringt.
Zu bestellen bei:
Tourismus-Marketing
Baden Württemberg
Esslingerstr. 8
70182 Stuttgart
www.tourismus-bw.de
Text & Fotos: JNKreiter
Auch der Bodensee
bietet Möglichkeiten zu
entspannten Genüssen.
Immer wieder kommt es vor, dass uns die Post den
»Paraplegiker« mit dem Vermerk “unzustellbar“ zurücksendet.
Dann beginnen für uns zeit- und arbeitsaufwendige, vor allem
auch kostenintensive Nachforschungen, die nicht selten als
ergebnislos eingestellt werden müssen.
Darum bitten wir Sie:
dem Humanis Verlag Ihre neue- und alte Anschrift mitzuteilen.
Bei Abo-Abbuchungen bitte auch die Änderungen
der Bankdaten mitteilen.
Vielen Dank – Ihr Humanis Verlag
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unterwegs
Kleinbahn-Nostalgie:
Ende Oktober informierte mich ein Berliner Aktivist, dass
die Schmalspurbahn,
die zum Brocken
(Harz) hinauf fährt,
auch Rollstuhlfahrer
Kleinbahn-Nostalgie:
Mit dem Rolli auf Schienen
befördert. Er dokumentierte das eindrucksvoll mit einem
Video (http://www.
nationalpark-harz.
de/de/naturerleben/
barrierefrei_erleben/
index_video.php).
18
PARAPLEGIKER 1/13
Das Filmchen faszinierte mich und ich erin-
nerte mich, dass ich früher auch in der Nähe
einer solch naturnahen Bahn wohnte. Das ist
die Weißeritztalbahn in Sachsen. Ich habe den
Leuten von der Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn das Video geschickt und sie gefragt, wie es bei ihnen mit der Beförderung von
RollstuhlfahrernInnen aussieht. Leider bekam
ich lange keine Antwort, also habe ich mich
mit einer Reihe anderer Schmalspur- oder Museumsbahnen befasst.
spät konnte ich erfahren, dass auch die zum
gleichen Unternehmen SDG wie die Weißeritztalbahn gehörenden Fichtelbergbahn und
Lößnitzgrundbahn RollstuhlfahrerInnen nach
vorheriger Anmeldung befördern.
Aus der Broschüre „Dampfnostalgie im Herzen
Deutschlands“ entnahm ich die Kontaktadressen und ich begann mit einer umfangreichen
Recherche. Allerdings waren die Bahnbetreiber
nicht sehr auskunftsfreudig. Als Erste meldete
sich die Drahtseilbahn Augustusburg, ein sehr
auskunftsfreudiger Herr teilte mir am Telefon
mit, dass die Seilbahn mit Rollstühlen keinerlei
Probleme habe, nicht einmal mit E-Rollstühlen.
Auch das Schloss Augustusburg habe mit RollstuhlfahrernInnen keinerlei Probleme, die umfangreichen Ausstellungen seien problemlos
zu berollen.
Die Weißeritztalbahn meldete sich noch zu
Wort und teilte mit, dass Fahrten mit RollstuhlfahrernInnen keinerlei Probleme machen,
doch da für die Bedienung des Hubgerätes extra Personal notwendig ist, wird um vorherige
Anmeldung des Reisewunsches gebeten. Hier
sei noch darauf hingewiesen, dass die Weißeritztalbahn nicht die historische komplette
Strecke befährt. Durch das Hochwasser im
Jahre 2002 wurde die Gleistrasse fast völlig unterspült. Nur die Trasse bis Dippoldiswalde ist
derzeit wieder befahrbar. Dieser Streckenteil
ist interessant, weil es in Dippoldiswalde das
rollstuhlgerechte „Hotel im Südpark“ gibt und
dieses Hotel über eine hervorragend geeignet
Gaststätte „Dippold-Klause“ verfügt. Im Jahre
2014 soll der Rest der Trasse wieder hergestellt
sein und die Bahn wieder traditionell bis zum
Kurort Kipsdorf verkehren.
Dann meldete sich eine Straßenbahngesellschaft aus Naumburg, die auch davon sprach,
RollstuhlfahrerInnen zu befördern. Da war allerdings ein Hauptpunkt meiner Anfrage missverstanden worden, denn es ging vorrangig
um die selbstbestimmte Nutzung. Auch die
Waldeisenbahn Muskau meldete, dass sie RollstuhlfahrerInnen befördern würde. Erst sehr
Die Weißeritztalbahn zu befahren lohnt sich allein wegen der wildromantischen Landschaft.
Der Bahnhof Kipsdorf ist schon für den Einbau
eines Aufzuges vorbereitet. Wer schöne Landschaftsbilder aus Kipsdorf im Osterzgebirge sehen möchte, der schaue sich einmal die Bilderstrecken auf der Website www.kipsdorf.com an.
Der Autor hat hier auch einige Bilder vom schlim-
1
unterwegs
1.) Voll unter Dampf in den
jungen Tag.
2.) Drahtseilbahn zum
Schloss Augustusburg.
3.) Hebebühne der
„Sächsisch-Oberlausitzer
Eisenbahngesellschaft“.
2
3
men Weißeritzhochwasser 2002 eingestellt. Auch
sonst findet man in Google noch einige Bilder
dieser wildromantischen Landschaft.
Text: Jürgen Wecke
Fotos: SOEG, SDG,
Archiv Erzgebirgsbahn
www.soeg-zittau.de
www.weisseritztalbahn.com
www.loessnitzgrundbahn.de
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glosse
„Was machen Sie eigentlich
so beruflich?“
Hat man Sie das
schon mal gefragt?
Zum Beispiel im
Urlaub: Die Sonne
scheint, man sitzt um
den Pool und schlürft
noch einen Ouzo. Am
gleichen Tisch ein
Ehepaar, das zufällig
Kinder im gleichen
Alter hat. Man redet
über die Kinder, das
Wetter, wo man sonst
schon so im Urlaub
war, und dann kommt
der Moment für diese
belanglose, zufällig in
der Luft liegende Frage: „Was machen die
wohl so beruflich?“
N
icht, dass mich das brennend interessieren
würde. Ich finde andere Dinge viel spannender:
Was ist sein Fußballverein? Ärgert ihn sein Übergewicht? Trägt er die verspiegelte Sonnenbrille,
damit seine Frau nicht sieht, dass er eigentlich
ganz woanders hinschaut? Aber man kann ja
nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. „Was machen Sie denn so beruflich?“ – das ist wie Bauer
E2 nach E4 im Schach. Eine solide Eröffnung.
Das Interessante kommt dann später. Zumindest, wenn er nicht gerade Bordellbesitzer oder
Bankkaufmann ist.
Mich hat das noch nie jemand gefragt. Ich bin
jetzt über 20 Jahre berufstätig, aber das wollte
wirklich noch nie jemand von mir wissen. Dabei – wenn wir beim Schach bleiben – folgt auf
Bauer E4 normalerweise Bauer E7 nach E5, also
übertragenderweise: „Und was machen Sie so?“
Das gehört sich quasi so. Wenn der mich das
schon fragt, dann frage ich das auch mal. Aber
selbst darauf kann man sich nicht verlassen.
Warum werden behinderte Menschen nicht
danach gefragt, womit sie ihr Geld verdienen?
Hat man Angst, es könne sich beim Gegenüber
um einen Hartz 4 Kandidaten handeln? Ist es
die Gefahr des peinlichen Moments, nach einer
Antwort wie: „Ach du, ich wickle Bonbons in Papier in einer Behindertenwerkstatt. Bringt nicht
20
PARAPLEGIKER 1/13
die Megakohle, aber da laufe ich wenigstens
nicht Gefahr einen Burnout zu bekommen!“
Nur um das klar zu stellen: Ich finde kaum eine
Frage unwichtiger. Auf meinen Beruf war ich nie
besonders stolz. Ob ich jetzt Marketing mache
oder Außendienst, oder Kartenabreißer in der
Geisterbahn bin, was sagt das schon? Wichtig
ist mir, überhaupt was zu tun und dafür auch
noch Geld zu bekommen. Das ist mir schon was
wert, so eine Gehaltsabrechnung am Ende des
Monats, sieht schon klasse aus. Besonders wenn
man mal überzeugt davon war, als Rolli nichts
mehr auf die Beine stellen zu können. Und das
würde ich auch in solchen Gesprächen gerne
zum Besten geben. Wenn mich nur einer fragen
würde…
Nicht gestellte Fragen
Aber es ist nicht nur die Frage nach dem Beruf,
die fehlt. Auch nach anderen Dingen werden
Behinderte nicht gefragt. „Wie habt ihr zwei
euch eigentlich kennengelernt?“ Diese schon
spannendere Frage wird meist erst etliche Ouzo
später gestellt. Jedenfalls bei normalen Paaren.
Eine Frage, auf die ich garantiert eine unterhaltsame Antwort zum Besten geben könnte.
Kann ich aber nicht. Es fragt keiner. Dabei, so
glosse
stellt sich oft später heraus, ist das genau die
Frage, die sich andere oft stellen, wenn sie ein
Paar treffen, bei denen einer im Rolli sitzt. Typisches Vorurteil: Sie waren schon vor dem
Unfall zusammen, aber sie war treu und ist bei
ihm geblieben, obwohl… – schluchz! Oder: Sie
ist Krankenschwester, hat nie einen abgekriegt
und dann hat sie ihn in der Klinik kennengelernt
und bevor sie alleine bleibt… Die Leute malen
sich so tolle Geschichten aus. Das regt wirklich
die Phantasie an, solche ungleichen Paare! Aber
fragen tut keiner.
Natürlich könnte man es sich einfach machen
und ungefragt seine Stories zum Besten geben. Aber kann man das wirklich? Als Rollstuhlfahrer? Da macht man sich doch zum Trottel.
Understatement ist Pflicht bei uns Rollis, sonst
verströmt man ganz schnell den Charme eines
neurotischen Angebers. Wir sind gezwungen
den Ball schön flach zu halten, koste es was es
wolle.
nicht hat kommen sehen. Eine kurze Pause tritt
ein und dann legt er wieder los: Der Schwager
habe sogar in einer ganz normalen Mannschaft
mitgespielt, obwohl er amputiert war, das wäre
wirklich ganz außergewöhnlich gewesen…
Mir hilft in diesem Moment, dass ich ein neues
Thema für eine Glosse habe. Kommunikation
zwischen behinderten und nichtbehinderten
Menschen funktioniert irgendwie anders. Die
Leute haben ein Bild im Kopf, und das lassen sie
sich durch nichts in der Welt korrigieren. Schon
meine Oma hat nie verstanden, dass es mir als
Rolli echt gut geht. Ich wusste, sie hätte es nur
begriffen, wenn ich Caroline von Monaco geheiratet hätte. Vielleicht hätte man mich dann im
Urlaub auch mal gefragt, wie wir uns eigentlich
kennengelernt haben…
Text: Ralf Kirchhoff
Illustration: Kasia
Das Bild im Kopf
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Neulich in Kroatien zeigt uns unser Vermieter
das Ferienhaus. „Und hier können die Kinder
Tischtennis spielen.“ Stolz zeigt er auf die zusammengefaltete Platte neben dem Haus. „Oh,
das könnte ich auch ganz gut…“, erwidere ich
freudig, komme aber nicht so richtig zu Wort.
Der Vermieter erzählt vom Schwager, der es im
Versehrtensport zu ungeahnten Fähigkeiten
gebracht hat und dass es Rollstuhlfahrer gibt,
die richtig Turniere spielen und internationale
Meisterschaften bestreiten. „Ich weiß“, sage ich,
„ich war auch mal ganz gut…“ Der Vermieter ist
jetzt in seinem Element. Da gäbe es sogar Paralympics, sein Schwager hätte es fast geschafft
dorthin zu fahren, da würden Rollstuhlfahrer
der ganzen Welt zusammen kommen. Die würden wirklich Hochleistungssport betreiben, das
wäre ganz toll, das wäre bestimmt auch was für
mich. Was soll ich da noch sagen? Mein Sohn
springt ein und ich bin ihm unendlich dankbar,
als ich ihn sagen höre: „Mein Vater hat da auch
mal mitgespielt!“
Der Vermieter lächelt etwas debil. Einen Moment lang bin ich überzeugt, dass er die Komik
des Gesprächs begriffen hat. Aber er zuckt nur,
wie ein Boxer, der eine Rechte kassiert, die er
Kontakt:
Fördergemeinschaft
der Querschnittgelähmten
Silcherstraße 15
67591 Mölsheim
Tel.: 06243 - 52-56
E-Mail: FGQ-Moelsheim@T-Online.de
Internet: www.FGQ.de
kultur
Karikaturen
von
Barbara Früchtel
PARAPLEGIKER 1/13
23
26. Jahrestagung der
Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e. V.
5.–8. Juni 2013 • Murnau
Kultur- und Tagungszentrum
Wissenschaftliche Leitung
Dr. Doris Maier (BG Unfallklinik Murnau)
Allgemeine Themen
Alt in den Rollstuhl und Altern im Rollstuhl
Komplikationen
Osteoporose
Spastik
Thrombose
Frakturen der Extremitäten
HO
Darmfunktionsstörung
Multiresistente Keime
Atmung und Beatmung
Kostenträgerproblematik
Freie Themen
Schwerpunktthemen
Operative Akut- und Komplikationsbehandlung
Grundlage für bessere Effizienz und Funktionalität?
Innovationen in Rehabilitation und Rehabilitationstechnik
Mehr Lebensqualität durch mehr Technik?
Assessments in Diagnostik und Therapie
Grundlage für ein Mehr an Wissen, Prognose, Steuerung?
Neurogene Funktionsstörung von Blase und Darm
Neue Entwicklungen als Grundlage für mehr Lebensqualität?
Präklinische und klinische Forschung
Wer profitiert von wem?
Frühbucherregistrierung bis 31. März 2013
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q – querschnitt spezial
Das silberne Spar-Schwein:
Falsche Rücksichtnahme
Wenn eine Krankenkasse bzw. ein MDK versuchen, ihre Mitglieder
mit falschen, ja sogar rechtswidrigen Informationen unter Druck zu
setzen, dann gehören Ross und Reiter genannt. Leider trauen sich
viel zu oft falsch beratene bzw. versorgte Mitglieder der Gesetzlichen Krankenkassen nicht, genau die Kasse bzw. den Sachbearbeiter zu nennen, der versucht, ihnen ihre gesetzlich zustehenden
Ansprüche vorzuenthalten.
D
iejenigen, die sich an mich als Rechtsbeistand wenden, hoffen dabei fälschlicherweise, dass ihnen deshalb ihr Sachbearbeiter
in der Zukunft keinen Ärger macht (obwohl
es diesen schon gibt). Das gleiche gilt auch,
wenn es um den MDK geht, dessen Tätigkeit
ja noch viel größere Auswirkungen hat, weil
er für alle Gesetzlichen Krankenkassen gleichermaßen aktiv ist. Denn heute wird auch
beim MDK fast nur noch vom Schreibtisch aus
entschieden und oft gegen die gesetzlichen
Vorschriften, ohne die persönlichen Verhältnisse eines Antragstellers zu berücksichtigen. Auch Telefonate nützen in den meisten
Fällen nichts. Deshalb gehören diejenigen
Krankenkassen und deren Niederlassungen
bzw. Sachbearbeiter/innen an den Pranger gestellt, damit sie in Zukunft vielleicht
im Sinne derjenigen entscheiden, von deren Beiträgen ihre Gehälter bezahlt werden.
Einen besonders unsinnigen Fall gab es jetzt
wieder einmal in der Zusammenarbeit von
Sachbearbeitern bei der Krankenkasse und
MDK in einem der neuen Bundesländer. Wieder einmal geht es um die ableitende Inkontinenzversorgung bei einem Querschnittgelähmten, der schon seit Jahrzehnten im
Rollstuhl sitzt und mit den Produkten, die ihm
über sein vertrautes Sanitätshaus geliefert
wurden auch zufrieden war – bis zum Sommer
2011. Dann schrieb ihn seine Krankenkasse
an, man habe mit dem Sanitätshaus XY einen
Vertrag abgeschlossen und er möge doch bitte zukünftig seine Inkontinenzhilfsmittel dort
besorgen. Diesem Schreiben war direkt eine
Antwort beigefügt, die unterschrieben und
zurückgeschickt werden konnte. Denn ohne
das schriftliche Einverständnis des Patienten
wäre ein Lieferantenwechsel auch nicht möglich gewesen. Da die Jahresverordnung bei
seinem bisherigen Lieferanten kurz vor dem
Ablauf stand unterschrieb das Krankenkassenmitglied gutgläubig, ohne zu ahnen was
auf ihn zukommen würde. Der neue Versorger weigerte sich, ihn mit den bewährten
Produkten (Urinalkondome, Hautkleber, Beinbeutel) zu beliefern und schlug statt dessen
drei preisgünstigere, aber schlechtere Alternativen vor und erklärte dabei auch direkt,
dass er ohnehin nur einen Rechtsanspruch
auf 30 Urinalkondome pro Monat habe und
nicht – wie von ihm seit vielen Jahren aus
nachvollziehbaren medizinischen Gründen
gehandhabt ca. 50 Kondome pro Monat. Bei
einer telefonischen Rücksprache bei seiner
Krankenkasse wurde ihm von dort bestätigt:
Ja, er habe nur einen Anspruch auf 30 Urinalkondome nebst Zubehör pro Monat und
nicht mehr. Das sei im § 33 SGB V so vorgeschrieben. Anmerkung: Ein normales Urinalkondom, so wie es der Patient benutzt,
kostet erheblich weniger als 1 € pro Stück.
Eine Frage bleibt jetzt offen: Ein Jahr hat 12
Monate, aber 365 Tage. Was soll Herr M. an den
restlichen fünf Tagen machen, für die er nach
Ansicht von Krankenkasse und MDK keinen
Rechtsanspruch auf eine Inkontinenzversorgung hat? Eine Blasen- und Mastdarminkontinenz lässt sich nicht einfach abschalten.
Kriterium für die „Ehrung“ ist die
Kreativität der Begründung für eine
Ablehnung. Je unsinniger, desto
besser sind die Chancen. Ob man
darüber eher schmunzelt oder sich
mehr über die Ignoranz ärgert,
bleibt jedem selbst überlassen.
Vorschläge sind willkommen.
Herbert Müller
Rechtsbeistand im Sozialrecht
der Fördergemeinschaft
der Querschnittgelähmten
in Deutschland e.V.
Freiherr-vom-Stein-Str. 47
56566 Neuwied-Engers
tel 0 26 22-88 96-32; Fax: -36
eMail: h.mueller@engers.de
Text: Herbert Müller
PARAPLEGIKER 1/13
25
q – querschnitt spezial
Kein Einzelfall:
Pflegestufen-Rückstufung
von 1995 aufgehoben
Im PARAplegiker 4/2011 konnten wir berichten, dass eine Krankenkasse unter Einschaltung des FGQRechtsbeistands dazu gebracht wurde, eine rechtlich unzulässige „Verwaltungsanordnung zum Nachteil
des Betroffenen“ nach § 44 SGBX aufzuheben und rückwirkend einen Betrag in fünfstelliger Größenordnung als Differenz zwischen Pflegestufe I und Pflegestufe II in der Pflegeversicherung nachzuzahlen und
die Rückstufung aus der Pflegestufe II in die Pflegestufe I auch für die Zukunft aufzuheben.
D
abei ging es um einen Patienten, der bei der Einführung der Pflegeversicherung zum 1. Januar 1995 wie viele andere auch in
die Pflegestufe II eingeordnet worden war, weil er von der Krankenkasse bis dato eine Leistung wegen Schwerpflegebedürftigkeit
erhalten hatte. Seitdem mehrfach durch Urteile des Bundessozialgerichts bestätigt, hatte der Gesetzgeber damals billigend in Kauf
genommen, dass es auch Fälle geben könne, bei denen eine Beurteilung der Pflegestufe nach den neuen Richtlinien der Pflegeversicherung zu einem anderen – für den Pflegebedürftigen schlechteren – Ergebnis gekommen wäre.
Da anzunehmen war, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelte, wurde darüber im PARAplegiker berichtet. Und Werner L.
war kein Einzelfall. Bis heute versuchen Krankenkassen über nachträgliche Herabstufungen mit MDK-Gutachten trotz Anwendung
der besitzstandswahrenden Übergangsregelungen von 1995 die vom Gesetzgeber ausdrücklich gewünschte Regelung auszuhebeln. Diesen Artikel hatte auch Friedhelm W. gelesen. Zu seinem Glück hatte auch er die alten Bescheide von 1995 noch verfügbar.
Auch in seinem Fall genügten nur zwei Briefe an seine Krankenkasse. Der Uraltbescheid wurde aufgehoben. Eine fünfstellige Summe wegen zu wenig gezahltem Pflegegeld wurde nachgezahlt und zukünftig ist er wieder in die Pflegestufe II eingeordnet.
Sicher gibt es noch mehr Personen, bei denen diese rechtswidrige Regelung aufgehoben werden könnte. Der Rechtsbeistand der
FGQ steht dabei zur Unterstützung jederzeit zur Verfügung. Zu beachten ist allerdings, dass es zwei Ausnahmeregelungen gibt:
1.) Wurde 1995 eine Pflegestufe nicht besitzstandswahrend, sondern erst nach einem MDK-Gutachten eingeräumt, ist das rechtlich
nicht davon betroffen.
2.) Auch bei einem Krankenkassenwechsel nach dem 1. Januar 1995 muss die neue Krankenkasse den Besitzstand von 1995 nicht
anerkennen. Sie kann dann (muss aber nicht) ein eigenes MDK-Gutachten veranlassen (BSG Urteil vom 13.05.2004 - B 3 P 303 R).
Dieses Urteil von 2004 sollte auch nicht außer Acht gelassen werden, wenn jemand beabsichtigt, von seinem Recht des Wechsels
zu einer anderen Krankenkasse Gebrauch zu machen und darauf vertraut, dass ihm die Pflegestufe II auch weiter eingeräumt wird.
Text: Herbert Müller
Aus Patientensicht:
Baclofen (Lioresal) –
hilfreich oder schädlich?
Seit mindestens 25 Jahren gehört es zur ungeschriebenen
Tradition, dass man als Querschnittgelähmter aus der Erstreha
in einem Querschnittzentrum mit einer gehörigen Dosis „Lioresal“ als tägliche Medikamentengabe nach Hause entlassen
wird. Bei mir selbst war das nicht anders.
26
PARAPLEGIKER 1/13
B
aclofen ist der Wirkstoff, der u.a. unter dem
Namen Lioresal vertrieben wird. Dabei handelt
es sich – was leicht vergessen wird – um ein stark
wirkendes Psychopharmaka mit vielen möglichen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Inaktivität und ähnlichen vergleichbaren Phänomenen.
Es gibt Leute, die sich daran gewöhnt haben täglich bis zu 100mg Baclofen und mehr zu schlucken. Natürlich gewöhnt man sich auch an die
vielfältigen Neben- und mögliche Wechselwir-
q – querschnitt spezial
kungen. Oft ist es aber so, dass das gar nicht auffällt,
weil man sich und den oder die Gegenüber gar nicht
anders kennt.
Die ausgesprochen negativen Erfahrungen mit den
Nebenwirkungen bei einer Dosis von nur 25mg pro
Tag („Du sitzt ja wie ein nasser Sack im Rollstuhl“) ohne
sichtbare Auswirkungen auf die Spastik in Bauch und
Beinen waren für mich der Grund sofort nach der Entlassung das Medikament abzusetzen. Und siehe da,
es ging auch ohne Tabletten – im Gegenteil, ich blieb
wach und lebendig und meine Spastik ließ von Monat zu Monat nach seit ich mich mit meinem neuen
Leben als Mensch mit einer Querschnittlähmung arrangiert hatte. Die Spastik hat mich dabei nie gestört,
im Gegenteil, die eine oder andere Technik, die ich mir
im Laufe der Jahrzehnte erarbeitet habe, konnte nur
wegen und mit meiner – beherrschbaren – Spastik
funktionieren.
Ein bis heute nicht auszutreibender Irrtum betrifft die
Wirkung von Baclofen auf die Spastik der Blase, von
der fast jeder Querschnittgelähmte betroffen ist. Für
die Blasenspastik gibt es spezielle Medikamente, aber
Baclofen wirkt dort überhaupt nicht!
Im Laufe der folgenden Jahrzehnte habe ich viele
kennengelernt, die der Meinung waren, dass Baclofen
unbedingt für ihr Wohlergehen erforderlich sei. Dazu
gehören Leute, die man bei ihrer Erstrehabilitation
mit einem Rezept für Lioresal entlassen hat und die
sich nie Gedanken darüber gemacht haben, ob es
auch ohne geht (manchmal mit 10mg pro Tag, einer
Dosis, die in seltensten Fällen wirksam ist, aber schon
Nebenwirkungen auslösen kann). Bei anderen wurde
die Dosis im Laufe der Jahre regelmäßig gesteigert,
ohne dass sich außer den Nebenwirkungen eine Veränderung ergeben hat.
Für den Fall, dass jemand durch diesen Artikel aufgeweckt worden sein sollte, ein wichtiger Hinweis:
Wie alle Psychopharmaka kann auch Baclofen nicht
abrupt abgesetzt werden, ohne dass es zu negativen
Begleiterscheinungen kommt. Man muss sich also ein
bis zwei Wochen lang langsam „ausschleichen“.
Die Pumpe
So habe ich zwei Jahrzehnte lang gut gelebt und
mich mit meiner Spastik arrangiert, bis es vor nunmehr sechs Jahren zu einem monatelangen Krankenhausaufenthalt kam, in dessen Verlauf die Beweglich-
keit meiner Gliedmaßen auf der Strecke blieb. Trotz
intensivster Bemühungen von Krankengymnasten
und Masseuren ließen sich die starken Kontrakturen
in den Gliedern nicht lösen.
Natürlich hatte auch ich schon vorher von der Baclofen-Pumpe gehört, diese aber für mich zuerst einmal
ausgeschlossen. Schließlich hatte ich ja mit meinem
„Brindley“ schon einen Fremdkörper im Leib. Ein Test,
bei dem unter ärztlicher Aufsicht in der Klinik eine geringe Dosis Baclofen intrathekal (= direkt in die Wirbelsäule) gespritzt wurde, hat mich dann überzeugt.
Ich konnte mich eineinhalb Tage lang wieder normal
und ohne die totale Verkrümmung meines geschundenen Körpers bewegen.
Die Operation war eine Kleinigkeit und schon nach
wenigen Tagen konnte ich die Klinik mit einer Gasdruck gesteuerten Baclofen-Pumpe wieder verlassen.
Obwohl es damals auch schon elektronisch gesteuerte Spastik- bzw. Schmerzmittelpumpen gab, habe
ich mich für das klassische System entschieden, das
seinerzeit 1988 von meinem Namensvetter Prof. Müller in Gießen entwickelt worden war. Damit bin ich
sehr zufrieden und weil das System ohne Batterie betrieben wird muss auch nicht alle fünf bis sieben Jahre
eine Batterie ausgetauscht werden.
Ich konnte
mich eineinhalb Tage
lang wieder
normal und
ohne die totale Verkrümmung meines
geschundenen Körpers
bewegen.
Erfahrungen
Weil die Medikamentendosis kontinuierlich direkt in
das Rückenmark geht (0,5 ml Flüssigkeit mit individuell angepasster Medikamentendosierung innerhalb
von 24 Stunden unter Umgehung der so genannten „Blut-Hirn-Schranke“) reicht für die Wirkung ein
Tausendstel (!) der Medikamentenmenge aus, die in
Tablettenform mit allen Nebenwirkungen benötigt
würde. Der Unterschied: 15 Microgramm/Tag ohne
Nebenwirkungen gegenüber mindestens 100 mg
in Tablettenform. Und dass ich nun auch im rechten
Oberbauch eine Beule habe, die alle zwei Monate
aufgefüllt wird, beeinträchtigt meine Lebensqualität
nicht. Im Gegenteil, bei dem ambulanten Kurzbesuch
von 10 bis 15 Minuten bei meiner sympathischen Ärztin führen wir immer ein freundschaftliches Gespräch.
Ich kann jeden verstehen, der keine Fremdkörper mit
sich herumtragen möchte, weiß aber inzwischen aus
eigener Erfahrung, dass diese kleine Beule das ungleich kleinere Übel ist.
Text: Herbert Müller
PARAPLEGIKER 1/13
27
q – querschnitt spezial
Klinikporträt:
„Hohe Warte“ in Bayreuth
Das Krankenhaus
Hohe Warte.
Wenn man durch Bayreuth fährt,
taucht immer mal wieder auf halber Höhe das
Festspielhaus auf. Weiter oben am Hang erscheint dann
ein weiteres Gebäude, das wegen seiner Größe nicht zu übersehen
ist: Das Krankenhaus Hohe Warte (Teil der Städtischen Kliniken), eine der
Stützpunktkliniken der FGQ (www-Adresse siehe am Ende des Beitrages).
I
Eingangsbereich:
Helle Halle über
drei Etagen.
28
PARAPLEGIKER 1/13
n den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde dieses imposante Gebäude als Müttergenesungsheim errichtet – weitere Nutzung
als Lazarett, US-Krankenhaus – um dann nach
dem Krieg als erstes Krankenhaus hauptsächlich
querschnittgelähmte Patienten aufzunehmen.
Inzwischen wurde es zum „Wallfahrtsort“ für Patienten mit Wirbelsäulenproblemen, so wie das
Festspielhaus für Richard-Wagner-Verehrer.
drei Jahren fertiggestellt sein soll. Dann steht ein
dreistöckiges Gebäude mit Schwimmbädern,
einem Saunateil und Therapiebecken, eine erweiterte Turnhalle für Sportgruppen und weitere
Therapieräume zur Verfügung. Der heute genutzte Gebäudeteil soll dann abgerissen werden.
Innen und außen sieht man diesem Haus das Alter nicht an. Durch gutgeplante An- und Erweiterungsbauten und Umbauten im Inneren – die
auch jetzt wieder durchgeführt werden – wurde
das Gebäude modernen Erwartungen an ein
funktionales Krankenhaus angepasst. Der Eingangsbereich ist eine helle, über drei Etagen
gehende Halle mit einer von Besuchern und Patienten gern genutzten Cafeteria und einem Friseur. Helle Treppenhäuser und Flure, großzügige
Krankenzimmer für maximal drei Patienten mit
einem Wintergarten vor je zwei Krankenzimmern
und mit neuen, behindertengerechten Bädern
sowie ansprechende Therapieräume festigen bei
einem Besucher den Eindruck: Hier wird alles getan, um den Patienten auch mit „Äußerlichkeiten“
zu helfen. Im Moment wird gerade für 25 Millionen EURO ein neues Therapiezentrum nach modernsten Gesichtspunkten errichtet, das in etwa
Im Haus sind u.a. in den verschiedenen Etagen
folgende Abteilungen untergebracht: Eine „Stroke Unit“ (für Schlaganfall-Patienten), eine Intensivstation, eine Station für Schädel-Hirn-Verletzte
Patienten, eine neurologische Station und als
Schwerpunkt das Wirbelsäulenzentrum, verteilt auf drei Etagen mit Dr. Frank Rainer Abel als
Chefarzt – einem Arzt, dem man die Berufung zu
diesem Beruf anmerkt, so engagiert, wie er sich
äußert.
Vollversorgung für
Querschnittgelähmte
Von den 400 insgesamt vorhandenen Betten
werden 145 davon von dieser Abteilung belegt.
Hier wird die ganze „Therapiekette“ angeboten,
d.h. die Vollversorgung für querschnittgelähmte
Patienten ist gewährleistet. Dazu gehört auch ein
ambulantes Zentrum, in dem zur Nachsorge jede
nötige physikalische und rehabilitative Medizin
angeboten wird.
q – querschnitt spezial
Im medizinischen Versorgungszentrum sind
großzügige Untersuchungsräume vorhanden, in denen die jährlichen Nachsorge- und
Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. Dazu gehört auch die Kontrolle der als
Rollstuhlfahrer eingewiesenen Patienten, ob
sie weiterhin selbstständiger geworden sind.
Eine Mitgliedschaft im Tumorboard der Klinik
dem werden auch Mitarbeiter mit fremdsprachlichen Kenntnissen gebraucht und gesucht, um
die Verständigung mit Patienten zu gewährleisten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Ein
Verstehen der medizinischen Situation und der
anschließenden Therapie ist für jeden Patienten
ungeheuer wichtig.
Als Leiter des Zentrums für Querschnittgelähmte der Kliniken Bayreuth ist Dr. Frank Rainer
Abel nicht nur im Vorstand der Stiftung Querschnittlähmung, sondern auch im Präsidium
der DMGP (Deutschsprachige medizinische Gesellschaft für Paraplegie). Als Mitglied im EMSCE
unterstützt er aktiv Studien zum Thema „Regenerationsforschung“, ein Schwerpunkt für die
mögliche zukünftige Therapie von Querschnittlähmungen.
Chefarzt Dr. Frank Rainer Abel.
ist selbstverständlich, denn hier werden auch
Krebspatienten behandelt, bei denen durch Tumore oder Metastasen im Knochenbereich Lähmungen aufgetreten sind.
Zukünftige Therapien
Eine Schwierigkeit besteht darin, genügend
hochqualifiziertes Personal zu finden. Außer-
Eine Schwierigkeit besteht
darin, genügend
hochqualifiziertes Personal
zu finden.
In Bayreuth findet dank engagierter medizinischer Mitarbeiter und ihres Chefarztes eine
Vollversorgung „alter“ und „neuer“ Patienten
statt, die verstehen lässt, dass so viele Patienten
hierhin „wallfahren“.
Zum Stützpunkt der FGQ:
http://www.fgq.de/html/plz9.html
Text: Almuth von Wietersheim
Fotos: Gisela Werner, Hohe Warte
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q – querschnitt spezial
Die Fördergemeinschaft hilft:
Die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V. (FGQ)
ist ein mildtätiger Verein. Eine seiner satzungsgemäßen Aufgaben ist die
Einzelfallhilfe für querschnittgelähmte Menschen, die sonst keine Unterstützung erhalten würden. In diesem Fall geht es um Nona, die sich vom November
2012 bis Anfang Februar 2013 zur Behandlung in der Klinik
für Querschnittgelähmte »Hohe Warte« Bayreuth befand.
Eigentlich nichts Besonderes. Wenn man aber die Geschichte dazu kennt, ändert sich die Ausgangssituation.
Nona
Nona
komplette Querschnittlähmung unterhalb des
fünften Halswirbels.
Und jetzt wird es spannend: Nona liegt einen
Monat in einem Krankenhaus im Iran, kommt
dann nach Deutschland. Ihr wird der Aufenthalt in einer Klinik in Hannover über eine Hilfsorganisation für sechs Monate finanziert. Die
junge Frau liegt aber nach ihren eigenen Angaben praktisch nur im Bett. Es folgt ein insgesamt
viermonatiger Aufenthalt in einer Klinik in Köln
(zwei Monate vollstationär, zwei ambulant). Diesen Aufenthalt muss die Familie selbst bezahlen.
Sie verkaufen Haus, Auto und alles, was man zu
Geld machen kann. 45 000 EURO hat die fünfköpfige Familie aus eigener Tasche bezahlt!
Nona (Bildmitte) mit (von links) Mutter, Ergotherapeutin
Elke Engelbrecht und Krankengymnastin Michaela Brabletz.
D
ie jetzt 16 jährige Nona wurde als Zwillingstochter mit einem älteren Bruder im Iran geboren und ist dort aufgewachsen. Auf Grund ihrer
ungewöhnlichen Körpergröße und ihrer Sportbegeisterung beschließt sie, als Hochspringerin
in den Leistungssport einzusteigen. Sie trainiert
sieben Mal wöchentlich bis ihr eines Tages, im
Sommer 2010, im Umkleidebereich eine Stahltür in den Nacken fällt. Die Diagnose lautet
30
PARAPLEGIKER 1/13
Während der Zeit in Köln stellt die komplette
Familie einen Asylantrag und zieht in ein Asylheim nach Braunschweig. Nona ist mit einem
Dauerkatheter versorgt. Und die fünf Personen
leben in einem Raum. Von Braunschweig geht
es weiter in ein Asylwohnheim nach Hannover.
Versorgt wurde sie mit einem manuellen Rollstuhl, der viel zu breit, zu schwer und mit einem
Kreuzgurt-Sicherungssystem versehen ist. Sie
benötigt bei tatsächlich jeder täglich wiederkehrenden Verrichtung die völlige Übernahme
durch ihre Familienmitglieder. Sie ist auch nicht
in der Lage, auch nur einen Meter mit dem vorhandenen Rollstuhl selbst zu fahren.
Gute Schülerin
In Hannover besucht die junge Frau nun eine
Gesamtschule. Es gibt dort Menschen und
Gruppen, die der Familie behilflich sind. Auf die
Frage, wie sie denn mit der deutschen Sprache
zurechtkomme, erwidert sie in einem franzö-
q – querschnitt spezial
sisch angehauchten Akzent: „Am Anfang war es
schwer, jetzt habe ich keine Probleme mehr alles
zu verstehen.“ Ihr Deutsch ist besser als bei so
manchen in Deutschland geborenem Staatsbürger unseres Landes. Die übliche Frage, die einer
Schülerin gestellt werden muss, ist die Frage nach
ihren Lieblingsfächern in der Schule. Nona antwortet schnell kurz und knapp mit den Fächern
Chemie, Biologie und Kunst. Die Mutter ergänzt,
dass doch auch Mathe ihr Lieblingsfach sei. Das
verneint Nona mit den Worten: „Nein, Mathe ist
leicht, aber nicht mein Lieblingsfach.“
Im November 2012 kommt es dann vielleicht zu
einer entscheidenden Wende für Nona, denn
sie hat den gleichen Hausarzt wie Samuel Koch.
Der Hausarzt bittet ihn um seine Mithilfe, da er
ein Mädchen betreut, das dringend einen längeren Aufenthalt in einer Spezialklinik benötigen
würde. Samuel Koch setzt sich mit der Hohen
Warte Bayreuth in Verbindung. Ein glücklicher
Umstand lässt das Projekt „Behandlung in einem
Querschnittzentrum“ noch schneller vorankommen. Es müssen nämlich keine Spendenmittel
gesammelt werden, da ab Anfang Dezember
eine Mitgliedschaft bei einer Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland erwirkt wurde.
Der Hausarzt stellt umgehend eine Überweisung
aus – was bleibt, ist die Frage des Transportes und
der Unterkunft für die Mutter, die ihre Tochter seit
dem Unfall nicht mehr aus den Augen verliert.
Ein Anruf des Sozialdienstes aus der Hohen
Warte bei FGQ-Sekretär Franz Kniel war ausreichend; die Hilfestellung der Fördergemeinschaft erfolgte spontan und unbürokratisch.
Die Aufnahme konnte organisiert werden. Es
wird ein Taxler gefunden, der einen Vorzugspreis einräumte, die Klinik reduzierte den Preis
für das Zimmer der Mutter auf 10 EURO pro Tag.
Alle helfen zusammen, der Fördergemeinschaft
sei Dank.
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q – querschnitt spezial
Hoffnung auf Lösungen
Nona wird im Dezember 2012 in der Klinik aufgenommen. Natürlich kann an der kompletten
Lähmungssituation unterhalb des fünften Halswirbels nichts mehr verändert werden. Vielmehr
geht es jetzt um eine sinnvolle Gestaltung der
verbliebenen Funktionen.
Pflege, Krankengymnasten, Ergo- und Sporttherapeuten stürzen sich im wahrsten Sinne des
Wortes in die Arbeit und nach sechs Wochen
wird ein deutlicher Erfolg verbucht, den Nona so
wahrnimmt: „Es war richtig toll hier, jetzt kann ich
alles.“ Wie alles? „Na ja, ich kann selbst essen, ich
kann schreiben und ich kann sogar selbst Rollstuhl fahren.“ Noch was? „Ach ja, ich kann jetzt
auch Tischtennis spielen. Ich kann alles.“ Selbstverständlich wurde auch ein sinnvoller Rollstuhl
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als Grundlage für eine mögliche Eigenaktivität
angepasst. Natürlich haben wir auch versucht,
die aktuelle Ein-Zimmer-Situation für fünf Personen abzuändern. Wir bombardieren Ämter
und Behörden in Hannover mit entsprechenden
Schreiben. Die Hoffnung auf eine schnelle Lösung ist dabei aber gering.
Weg in eine bessere Zukunft
Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es fast schon
wieder witzig. Vor mir sitzt eine offensichtlich
wirklich lebensfrohe und durchgehend lächelnde junge Frau, die in der Lage ist, Zufriedenheit
auszustrahlen. Und auch die Mutter freut sich. An
Weihnachten kam die erlösende Antwort, die Anerkennung ihres Asylantrages, die Genehmigung
in Deutschland zu bleiben und damit verbunden
auch die Arbeitserlaubnis. Damit nicht genug,
es wurde ihnen jetzt auch eine Vier-ZimmerWohnung in Aussicht gestellt. Die Mutter hat nur
Angst, dass das Job-Center mit dem Mietpreis
nicht einverstanden ist.
Nona wurde Anfang Februar aus der Klinik entlassen und wieder mit dem Taxi auf Kosten der
Fördergemeinschaft nach Hannover gebracht.
Wir bleiben natürlich im Kontakt. Mal sehen, ob
wir bei dem „Job-Center-Problem“ im Bedarfsfall
nicht helfen können.
Und wenn das alles erledigt ist, bleibt die abschließende Frage nach der weiteren Zukunft.
„Ich möchte nach der Schule gerne Architektur studieren“, gibt die lebensbejahende junge
Dame zur Antwort.
Vielen Dank an die Fördergemeinschaft für
Querschnittgelähmte in Deutschland e.V. – diese finanzielle Unterstützung war ein Volltreffer. Ein junger Mensch mit hoher Behinderung
hat maximal profitiert und auch die Mutter hat
nicht nur viele pflegeerleichternde Handgriffe
gelernt, sondern auch die Gewissheit, dass ihre
Tochter nicht rund um die Uhr durch sie versorgt werden muss.
Text & Fotos:
Andreas Berghammer, Sozialdienst
Klinikum Bayreuth GmbH
Betriebsstätte Hohe Warte
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q – querschnitt spezial
Querschnittgelähmte in Europa (V):
Niederlande
Ein Blick über den Zaun zu den Nachbarn: In seiner Serie über die
Lebensverhältnisse von Querschnittgelähmten in anderen europäischen Ländern befasst sich der PARA in diesem Heft mit den Niederlanden. Im Gespräch mit dem Präsidenten der QuerschnittlähmungOrganisation der Niederlande (Dwarslaesie Organisatie Nederland)
geht es um alltägliche Lebensbedingungen wie Barrierefreiheit in
öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden, aber auch um grundsätzliche gesellschaftliche und politische Aspekte.
Jos Dekkers, Präsident der
Querschnittlähmung-Organisation der Niederlande.
PARA: Herr Dekkers, was sind die
Hauptziele Ihrer Vereinigung?
Jos Dekkers: Unsere Hauptziele sind gleiche
Rechte für Querschnittgelähmte in allen Bereichen des Lebens wie Arbeitsmarkt, Gesundheitsversorgung, Wohnen etc., sowie eine
bestmögliche Qualität der Behandlung, Rehabilitation und Pflege, umgesetzt durch ein
zentralisiertes System von Querschnittzentren.
Ferner setzen wir uns für einen barrierefreien öffentlichen Raum ein, etwa was Straßen,
Radwege, Gebäude, Toiletten und öffentliche
Verkehrsmittel betrifft. Und es geht um gesellschaftliche Mitwirkung von Querschnittgelähmten sowie um rollstuhlgerechte Bedingungen in allen Bereichen des Lebens, um
Unabhängigkeit zu erreichen.
Was tun Sie, um diese Ziele zu
verwirklichen?
Wir organisieren und fördern Kontakte zwischen Menschen mit einer Querschnittlähmung. Unsere Mitglieder helfen und regen
sich gegenseitig an und tauschen Informationen aus. Wir besorgen Informationen für
Querschnittgelähmte und alle Menschen, die
mit einbezogen sind, wie Familienmitglieder,
Freunde, Ärzte, Therapeuten, Wissenschaftler
oder Studenten, auf allen Gebieten, die von
Interesse sind. Und wir schützen die gemeinsamen Interessen aller Querschnittgelähmten.
34
PARAPLEGIKER 1/13
Wie würden Sie das allgemeine gesellschaftliche Klima in den Niederlanden gegenüber Querschnittgelähmten beschreiben? Erhalten Sie
Beschwerden wegen Diskriminierung im alltäglichen Leben?
Das Klima ist im Allgemeinen durchaus positiv.
Beschwerden über Diskriminierung bekommen wir nicht oft. Wenn, dann beziehen sie
sich auf die schrecklich nicht-barrierefreien öffentlichen Verkehrsmittel in unserem Land sowie den Mangel an rollstuhlgerechten und gut
angepassten öffentlichen Toiletten, vor allem
im öffentlichen Raum sowie in Restaurants
und Kneipen.
„Die Leute haben regelmäßig
große Schwierigkeiten, ihre
Rechte zu bekommen“
Eng verbunden mit dem Thema Diskriminierung ist die Bürokratie im Finanzwesen der Gesundheitsversorgung, in der Krankenversicherung und bei der finanziellen Unterstützung
durch kommunale Behörden. Die Leute haben
regelmäßig große Schwierigkeiten, ihre Rechte
zu bekommen, ihre Leistungen und Hilfsmittel,
auf die sie einen Anspruch haben. Gesetze und
Verordnungen sind viel zu kompliziert. Außerdem gibt es die Beschwerde, dass Menschen
q – querschnitt spezial
mit Behinderung heutzutage unverhältnismäßig durch Kürzungen der öffentlichen Ausgaben beeinträchtigt sind.
Angenommen, ein Rolli bittet
um Hilfe beim Überwinden einer
Barriere wie eine Treppe oder ein
Bordstein – bekommt er die Hilfe
ganz selbstverständlich?
Im Allgemeinen: Ja. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass der Rollstuhlfahrer klar sagt, welche Art der Hilfe er oder sie benötigt und dass
die Bitte verständlich ist.
Wie ist die Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden, zum Beispiel bei
kommunalen oder staatlichen Behörden?
Es verbessert sich rasch, aber es gibt auch immer noch Neubauten von öffentlichen Gebäuden, wo die Wünsche des Architekten wichtiger sind als die Barrierefreiheit. Beschämend,
wie ich finde.
Wie sieht es bei den öffentlichen
Verkehrsmitteln aus, Busse,
Straßenbahnen, Züge?
Das ist, wie schon gesagt, wirklich schrecklich
in unserem Land.
Röntgenbild einer spastischen Blase.
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Kommen Rollis gut in Restaurants
oder Bars rein?
Im Allgemeinen schlecht. Die Zahl der gut rollstuhlgängigen Restaurants und Bars ist sehr
begrenzt.
Gibt es in den Stadtzentren ausreichend viele rollstuhlgerechte
öffentliche Toiletten? Und sind
niederländische Rollstuhlfahrer
gewöhnlich mit dem Europaschlüssel ausgestattet?
Verbandsmitglieder beim
Ausflug ins Grüne.
q – querschnitt spezial
Rollstuhlgerechte öffentliche Toiletten sind
in unserem Land kaum vorhanden. Der Europaschlüssel wird gemeinhin viel weniger benutzt als in Deutschland. Dort kann man zum
Beispiel davon ausgehen, dass Tankstellen an
den Autobahnen eine rollstuhlgängige Toilette
haben. In den Niederlanden ist das überhaupt
nicht der Fall.
„UN-Abkommen gegen
die Diskriminierung noch
nicht ratifiziert“
Wie ist die gesetzliche Lage
hinsichtlich des Schutzes von
Menschen mit Behinderung
vor Diskriminierung?
Die Niederlande haben das UN-Abkommen
gegen die Diskriminierung von behinderten
Menschen noch nicht ratifiziert.
Was sind in Ihrem Land die
Hauptursachen für Querschnittlähmungen?
Unfälle im Verkehr sind für fast 35 Prozent davon verantwortlich, Sportunfälle für 15 Prozent, Unfälle im Arbeitsbereich ebenfalls für 15
Prozent, Erkrankungen und ärztliche Fehler für
20 Prozent und sonstige für 15 Prozent.
Gibt es öffentliche Informationskampagnen über das Risiko einer
Querschnittlähmung durch Motorrad- oder Badeunfälle?
Nein.
Wie stellt sich Ihrer Meinung nach
die medizinische Versorgung von
akuten Querschnittlähmungen
in den Niederlanden dar? Gibt es
Zentren?
Die medizinische Versorgung ist recht gut,
kann aber durch weitere Spezialisierung und
Konzentration auf akute Versorgung bzw. Behandlung und Rehabilitation verbessert werden.
36
PARAPLEGIKER 1/13
„Gegenwärtig stehen wir
gravierenden Kürzungen auf
allen Gebieten gegenüber“
Erhalten Querschnittgelähmte
vom Staat oder anderen Institutionen spezielle finanzielle Unterstützung, beispielsweise für die
Umrüstung des eigenen Autos
oder den Umbau der Wohnung?
Bis zu einem gewissen Umfang können sie finanzielle Unterstützung von der Kommunalverwaltung (Rollstuhl, Umbau des Hauses bzw.
der Wohnung, Haushaltsführung), der Zentralregierung (medizinische Versorgung und
häusliche Pflegedienste) sowie der Krankenkasse (geeignetes Bett, Matratze) erhalten. Gegenwärtig stehen wir gravierenden Kürzungen
auf allen Gebieten gegenüber.
Wie ist der aktuelle Stand der Dinge
bei der beruflichen Rehabilitation?
Das differiert stark von Arbeitgeber zu Arbeitgeber. Nicht wenige Leute müssen letzten Endes das Arbeiten aufgeben.
Zum Schluss: Wenn Sie die Lage
der querschnittgelähmten Menschen in den Niederlanden betrachten – was könnte Ihrer Meinung
nach besser sein?
Neben den oben schon genannten Punkten:
Einbeziehung von querschnittgelähmten Menschen in Rehazentren und in die Gestaltung von
Politik, die sie selbst betrifft, sowie eine bessere
Darstellung von querschnittgelähmten Menschen in den Medien.
Herr Dekkers,
vielen Dank für dieses Gespräch.
Info: www.dwarslaesie.nl
eMail: voorzitter@dwarslaesie.nl
Interview und Übersetzung: Arndt Krödel
Fotos: Dwarslaesie Organisatie Nederland
q – querschnitt spezial
Entwicklung der Technischen Universität Hamburg:
Verbindungselement zur Wiederherstellung des Rückenmarks
Querschnittlähmung ist bislang nicht
heilbar. Aktuelle Forschungen auf dem
Gebiet verfolgen eine Vielzahl von
Ansätzen. Gemeinsam ist ihnen, dass
sie das verletzte oder durchtrennte
Rückenmark nicht ausreichend mechanisch zusammenführen und keinen gezielten Zugang zum verletzten
Gewebe haben.
Ein in Hamburg an der TU entwickeltes System hat Vor-
bilder in der Natur, ist kleiner als ein Cent und kann beides
leisten. Die Idee zur Entwicklung eines mechanischen Verbindungselements zur Heilung durchtrennten Rückenmarks
hatten 2007 Prof. Dr.-Ing. Jörg Müller sowie Prof. Dr. med.
Klaus Seide vom Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Boberg.
Seitdem forscht ein Team aus Ingenieuren und Ärzten unter Leitung des Mikrosystemtechnikers Müller an diesem
zukunftsweisenden Vorhaben. Im Innern dieses ellipsenförmigen Implantats befindet sich eine sehr große Anzahl
parallel angeordneter, wabenförmiger Röhrchen mit einem
Durchmesser von nur 300 Mikrometern – dies entspricht
dem Durchmesser von etwa drei Haaren – und einer Länge von 1 000 Mikrometern. An einer Stelle dieses Verbindungselementes befindet sich ein Schlauch, mit dessen Hilfe
während der Implantation Luft abgesaugt wird, so dass ein
Unterdruck entsteht, der die zertrennten Nervenenden zusammensaugt. Sie sollen so durch die wabenförmigen Röhrchen wieder zusammenwachsen.
Sobald der Unterdruck wegfällt, gibt es kein Zurück mehr für
die Nervenbahnen. Dafür sorgen die Innenwände der wabenförmigen Röhrchen, die ähnlich wie die Oberfläche der
Füße eines Geckos strukturiert sind, die es der Echse ermöglichen, glatte Wände hochzugehen. Auch bei der Wahl der
Form des Implantats stand die Natur Pate. „Mit der Wabenform nutzen wir die Fläche optimal und erhalten eine gute
Stabilität“, sagt Prof. Dr.-Ing. Hoc Khiem Trieu. Er ist seit 2011
Nachfolger von Professor Müller am Lehrstuhl des Instituts
für Mikrosystemtechnik.
Finanziert bis 2013 von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, gelang dem Team mit TUHH-Nachwuchswissenschaftler Dr. Christian Voß in enger Zusammenarbeit mit
dem Universitätsklinikum Düsseldorf
unter Leitung von
Prof. Dr. rer. nat. Hans
Werner Müller die
Entwicklung des Implantats in der jetzt
vorliegenden Version. Ziel der Hamburger Forscher ist es, in
weniger als zehn Jahren mit einem serienreifen Implantat für
querschnittgelähmte
Patienten auf dem Markt kommen zu können.
Von entscheidender Bedeutung dafür wird auch sein, inwieweit die erfolgreiche Zuführung von Medikamenten in das
Gewebe gelingt. Bei einer Querschnittlähmung, bei der das
Rückenmark schwer verletzt oder vollständig durchtrennt
wird, erhalten die Nervenzellen unterhalb des Einschnitts
keine Informationen mehr aus dem Gehirn. Die verletzten
Nerven-Strukturen bilden so genannte Aussprossungen
als Versuch einer Heilung. Gleichzeitig werden Substanzen freigesetzt, die der Heilung entgegenwirken und zu
einer Narbenbildung führen. Um beides zu verhindern,
sollen chemische Substanzen über einen Mikrokanal in den
Wundspalt gelangen und das Wachstum der Nervenzellen
fördern. Die Forscher hoffen, dass in Zukunft so die Heilung
des Rückenmarks möglich werden könnte.
Das Material
des Verbindungselements wird
noch erforscht.
„Unser Plan sieht jetzt eine Reihe von Versuchen mit verschiedenen Medikamenten vor“, sagt Dr. Voß. Außerdem
wird geprüft, inwieweit das Implantat auch dann funktioniert, wenn das Rückenmark gequetscht ist. Zudem wollen die Forscher wissen, ob ihr System auch dann Erfolg
hat, wenn der Unfall Monate zurückliegt. Nicht zuletzt ist
die Frage des Materials noch zu klären. Bisher kommt eine
Art Plexiglas zum Einsatz. Wie verträglich dieses aber im
Bereich des Rückenmarks ist, muss sich noch zeigen. Nach
der Implantation des Verbindungselements muss dieses
einerseits der organischen Umgebung standhalten, andererseits sich aber nach der etwa achtwöchigen Therapie
wieder auflösen.
Text: Heike Stüvel
Foto: TU Hamburg
PARAPLEGIKER 1/13
37
q – querschnitt spezial
Krankhafter Zusammenhang:
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie
und Unfallchirurgie verleiht dem Forschungsteam der Chirurgischen
Klinik des Berufsgenossenschaftlichen
Universitätsklinikums
Bergmannsheil einen
Studienpreis.
1%
2%
4%
93%
Hüfte
Schulter
Ellbogen
Knie
Querschnittlähmungen
und Knochenbildungen
K
nochenbildungen nahe den Gelenken, sogenannte heterotope Ossifikationen, sind eine
häufige Komplikation bei Patienten mit frischen Rückenmarkverletzungen. Über die Ursachen dieses Krankheitsbildes ist noch wenig
bekannt. In einer umfangreichen Patientenstudie hat sich ein Forscherteam der Chirurgischen
Klinik des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil (Direktor: Prof. Dr.
Thomas A. Schildhauer) um Dr. Mustafa Citak
und Dr. Holger Godry mit den Risikofaktoren
beschäftigt, die die Ausbildung von gelenknahen Verknöcherungen beeinflussen. Demnach
scheinen das Ausmaß der Querschnittlähmung
sowie begleitende Verletzungen und Erkrankungen der Lunge hierbei eine besondere Rolle zu spielen. Für die Projektarbeit erhielt Dr.
Holger Godry stellvertretend für die gesamte
Arbeitsgruppe kürzlich den Evidence-basedMedicine-Preis der Deutschen Gesellschaft für
Orthopädie und Unfallchirurgie, der mit einem
Preisgeld von 5 000 Euro dotiert ist.
Bis zu 50 Prozent betroffen
Heterotope Ossifikationen treten nach einer frischen Rückenmarkverletzung bei bis zu 50 Prozent der Patienten auf. Die Knochenbildungen
können im Bereich der Hüft-, Schulter-, Knieoder Ellenbogengelenke entstehen. Sie verursachen Schmerzen und Schwellungen. Wegen
der zunehmenden Einsteifung der Gelenke
können sie die Rehabilitation des Patienten erheblich behindern.
Im Frühstadium kann die Erkrankung mit Medikamenten oder Bestrahlungen behandelt
werden, ansonsten hilft in der Regel nur eine
operative Entfernung der Verknöcherung. Das
Forscherteam des Uni-Klinikums Bergmannsheil hat daher eine Reihe möglicher Risikofaktoren untersucht, die mit der Entwicklung von
heterotopen Ossifikationen in Zusammenhang
38
PARAPLEGIKER 1/13
stehen könnten. Aus der Abteilung für Rückenmarksverletzte (Leitende Ärztin: Dr. Renate
Meindl) wurden jeweils 132 querschnittgelähmte Patienten mit und ohne eine heterotope Ossifikation in die Studie einbezogen.
Entzündliche Prozesse
Demnach hatten Patienten mit einer kompletten
Querschnittlähmung ein sechsfach höheres Risiko eine gelenknahe Verknöcherung zu entwickeln. Bei Patienten, die eine begleitende Verletzung des Brustkorbs (assoziiertes Thoraxtrauma)
hatten, war das Risiko doppelt so hoch. Weitere
Risikofaktoren waren begleitende Spastik, Lungenentzündung (Pneumonie), Harnwegsinfekte, Nikotinmissbrauch sowie Notwendigkeit
eines Tracheostomas (Öffnung der Luftröhre).
„Unsere Daten zeigen, dass entzündliche Prozesse eine wichtige Rolle für die Entwicklung
von heterotopen Ossifikationen spielen“, so Dr.
Citak. Zudem hätte sich bei Patienten mit einer
begleitenden Lungenerkrankung oder -verletzung ein signifikant höheres Auftreten dieser
Komplikationen beobachten lassen. Aus den Ergebnissen könnten somit wertvolle Anstöße für
weitere prospektive klinische und experimentelle Studien gewonnen werden.
Der Preis wurde verliehen auf dem diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und
Unfallchirurgie (DKOU 2012) in Berlin. Beteiligte Autoren der Studie „Risikofaktoren für die
Entwicklung von heterotopen Ossifikationen
nach frischem Rückenmarkstrauma: Eine FallKontroll-Studie“ sind Holger Godry, Manuel
Backhaus, Mirko Aach, Renate Meindl, Thomas
A. Schildhauer und Projektleiter Mustafa Citak,
Mitarbeiter der Chirurgischen Klinik im Bergmannsheil.
Text: Heike Stüvel
Abb.: Uniklinik Bergmannsheil
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Unabhängig voneinander haben dies die Gre-
mien der beiden Vereinigungen mit jeweils großer Zustimmung der Mitglieder beschlossen.
Dieser Schritt lag nahe, vielleicht war er sogar seit
langem überfällig. Dass er jetzt vertraglich vollzogen wurde ist jedenfalls mehr als folgerichtig.
Die Gemeinsamkeiten beginnen früh. Der DRS
wurde bereits 1977 gegründet. Zu dieser Zeit
fühlten sich viele Rollstuhlsportler, sehr viele von
ihnen querschnittgelähmt, nicht mehr ausreichend von den bestehenden Verbandsstrukturen
vertreten. So gehörten denn zu den Gründervätern und -müttern viele nicht nur sportlich aktive,
sondern auch sozial und politisch bewusste behinderte Menschen. Etwa fünf Jahre später, das
„UNO-Jahr der Behinderten“ war gerade vorbei
und hatte vor allem eine Protestbewegung hervorgebracht, gründete sich die FGQ. Auch hier
war man der Ansicht, dass die Interessen der
Querschnittgelähmten, sowohl im Bereich der
medizinischen Reha als auch der Integration
allgemein, dringend wirksamer zur Sprache gebracht werden müssten. Deshalb spielte gerade
die Zeitschrift „PARAplegiker“ bei der Entwicklung der FGQ eine große Rolle.
Gemeinsam hatten beide Vereinigungen von Anfang an nicht nur das Ziel möglichst alle ihrer Mitglieder zu aktiven Teilhabenden der Gesellschaft
zu machen. Viele Betroffene waren von Anfang
gleichzeitig in einem Mitgliedsverein des DRS
und im Freundeskreis der FGQ. Einige haben gar
in beiden geholfen, wirksame Strukturen aufzubauen und später die Zukunft zu sichern, bis hin
zu Stiftungen, die gegründet wurden. Deshalb
gab es nicht nur personelle Überschneidungen
zwischen FGQ und DRS, sondern auch ein gerüttelt Maß an gemeinsamer Vergangenheit und gegenseitigem Verständnis.
Die Ansätze unterscheiden sich naturgemäß. So
heißt es im „Leitmotiv“ des DRS: Rollstuhlsport
fördert wie jeder andere Sport nicht nur den körperlichen Zustand des Behinderten, er vermittelt
ihm auch Erfolgs- und Gemeinschaftserlebnisse,
führt ihn aus der Isolation heraus und fördert seine Integration in die Gesellschaft. Die FGQ sagt
von sich, dass sie Auskunft gibt, Fragen beantwortet, Öffentlichkeitsarbeit betreibt, Konzepte
zur Verbesserung der Lebenssituation Querschnittgelähmter entwickelt, Projekte fördert und
im Einzelfall hilft. Ein weiteres Statement lautet:
„In Deutschland leben über 100 000 querschnittgelähmte Menschen, einige von ihnen unter
unwürdigen Bedingungen. Die FGQ vertritt ihre
Interessen auf gesellschaftspolitischem Gebiet.“
Ein Ziel der Kooperation von DRS und FGQ ist die
gemeinsame Betreuung (durch FGQ Stützpunktbetreuer und DRS Klinikbeauftragte) Frischverletzter über den Klinik-Aufenthalt hinaus. Beide
bleiben Ansprechpartner für die Zeit nach der
Entlassung nach Hause. Diese Maßnahmen werden nur dadurch Erfolg haben können, dass die
Stützpunktbetreuer regelmäßig Schulung, Austausch und Betreuung durch DRS und FGQ haben. Beim letzten Stützpunktsymposium in der
Manfred-Sauer-Stiftung (PARA 4/12, S. 40) hat der
Dialog begonnen. DRS und FGQ gehen davon
aus, dass die richtigen Ansätze gefunden wurden
und die eingesetzte Arbeitsgruppe kurzfristig
weiter machen wird. Sowohl diese als auch die
Fortbildungsveranstaltungen des DRS-Klinikreferenten werden für beide offen sein.
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FG
DRS und ame
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FGQ Stüt d
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Klinik-Au
hinaus.
Fazit: DRS und FGQ werden künftig ihre Kräfte
bündeln – im Interesse der Betroffenen.
Text: Peter Mand
PARAPLEGIKER 1/13
39
q – querschnitt spezial
Training mit dem „HAL©“ im Bergmannsheil:
Robocop für Paraplegiker?
Humor kann man dem japanischen Hersteller des „Roboteranzuges“ nicht absprechen. Er benennt sich selbst nach dem Unternehmen in den „Terminator“Filmen und sein Produkt HAL© (Hybrid Assistive Limp, etwa: Kombiniertes
unterstützendes Körperglied) nach dem durchgeknallten Großcomputer im
legendären SciFi-Epos „2001 – Odyssee im Weltraum“. Doch so abgehoben
wie es auf den ersten Blick erscheint ist die Anwendung dieser Hightech-Entwicklung keineswegs. Sie entpuppt sich als nahezu bodenständige Physiotherapie, allerdings – und das ist so spektakulär wie neu – mit Roboterassistenz.
er kann sich mit Hilfe eines Rollators eingeschränkt auf zwei Beinen fortbewegen, auch
wenn er mit dem Rollstuhl schneller ist. Physiotherapeutin Irene Lange checkt Blutdruck und
Puls. Dann begibt sich Phillipe von Glisczynski
auf eine 10 Meter Teststrecke. Das wiederholt
er nach dem Robotertraining. Die Lauffähigkeit verändert sich nicht innerhalb eines Tages,
sondern durch das wochenlange Training.
Die richtigen Voraussetzungen
Irene Lange und Dr.
Mirko Aach legen Phillipe
von Glisczynski die benötigten Elektroden an.
40
PARAPLEGIKER 1/13
in Vorfrühlingstag in Bochum. Im Schatten
der altehrwürdigen BG-Uniklinik Bergmannsheil liegt in einem schick renovierten alten
Industriebau das Zentrum für Neurorobotales
Bewegungstraining, ein gemeinsames Projekt
der Klinik, Cyberdynes und der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie.
Das Ganze wird sehr wichtig genommen in Bochum: Bei der Eröffnung waren der NRW-Wirtschaftsminister und die Oberbürgermeisterin.
Die teilnehmenden Patienten nehmen an
einem dreimonatigen Testprogramm („PreTests“) teil, fünfmal die Woche wird trainiert,
erklärt Dr. Mirko Aach, Arzt am Bergmannsheil
und selbst Querschnittgelähmter. Danach wird
über das weitere Vorgehen entschieden: Entweder es geht genauso weiter, garnicht oder
reduziert auf ein bis zwei Termine die Woche.
In den Genuss dieser Therapie kommt auch
nicht jeder: In Frage kommt nur wer nicht zu
schwer ist für die japanische Technik (max.100
kg), ausreichend inkomplett querschnittgelähmt und leistungsbereit. Bisher sind nur sieben bei der Berufsgenossenschaft versicherte
Patienten dabei (das Bergmannsheil ist BGKlinik), eine gesetzliche Krankenversicherung
soll aber kein Ausschlusskriterium sein.
Jetzt ist der Alltag eingekehrt. Phillipe von Glisczynski ist hier, um zu trainieren. Der 35 jährige
Architekt ist nach einen Berufsunfall vor gut
zwei Jahren unterhalb des 12. Brustwirbels
inkomplett querschnittgelähmt, das heißt,
Bevor es heute losgeht werden Phillipe von
Glisczynski noch Elektroden auf die Hautoberfläche der Beine geklebt. Die nehmen die
Impulse der willentlichen Bewegungen seiner
Beine auf (Biofeedback), damit der Roboteran-
E
q – querschnitt spezial
die Lähmung verliert man das Bewegungsverständnis.“ Ein solches Training könne verlorene
Bewegungsmuster im Gehirn wieder zurück
bringen. Die Spastik (unkontrollierte Muskelbewegungen) ließe sich ohne Medikamente
reduzieren. Und: „Leute ohne Spastik laufen damit schneller gut.“
Vor und nach dem Training wird
das Laufvermögen getestet.
zug sie motorisch unterstützen kann. Nachdem der Patient auf dem Laufband steht wird
ihm im Handumdrehen ein HAL angezogen.
Zum Teil erinnert er ein wenig an die alten
Gehschienen, aber in schniekem Roboterweiß
verkleidet. Das Sprunggelenk wird automatisch geführt, Knie und Hüfte elektromotorisch
unterstützt. Gesichert wird Phillipe von Glisczynski von einem Deckenlift, ein Sturz wäre
gefährlich für die menschlichen Knochen. Und
nebenbei auch teuer für die Technik.
Irene Lange erklärt: Das Herz-Kreislauf-System
werde trainiert, aber auch ziemlich beansprucht. Deshalb sind regelmäßigen Kontrolle
während des Laufband-Trainings Routine. Man
fängt langsam an, aber das Ziel ist „30 Minuten
am Stück zu laufen“, um die vorhandene Mus-
Das Exosklett sieht allein noch
futuristischer aus.
Was bringt das?
Die Physiotherapeutin startet die Technik und
das roboterunterstützte Laufbandtraining beginnt. Was bringt das? Dr. Aach erklärt: „Durch
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Reine Routine:
Anlegen innerhalb
von Minuten.
q – querschnitt spezial
kulatur zu stärken und die Koordination zu
verbessern. Ergebnis sei eine Erleichterung im
Alltag, vielleicht eine kurze Strecke sicherer an
Gehstützen laufen zu können.
Phillipe von Glisczynski ist die Anstrengung
durchaus anzusehen. Es sieht zwar so aus als
bewege das 14 kg schwere Exosklett ihn und
nicht umgekehrt, aber in Wahrheit muss er sich
bewegen, um die Unterstützung der Robotermotoren auszulösen. Er ist jetzt seit einem Jahr
dabei und wirkt hoch motiviert. Dr. Aach glaubt
auch, dass manche lieber „das Laufen trainieren
als andere Physiotherapien“ durchzuführen.
Für heute sind die 30 Minuten vorbei. Es folgt
die Demontage, noch schneller als das Anlegen, sowie der abschließende Leistungstest auf
der 10 Meter Strecke.
Lauftraining auf dem Band,
mit Gurt nach oben gesichert.
Therapie und Forschung
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Bisher hat HAL übrigens keine Gleichgewichtssensoren. Freihändiges Laufen ist also nicht
drin. Und gelegentliche Versuche an Gehstützen oder dem Rollator auf der Teststrecke müssen von einer „Laufkatze“ an der Decke gesichert werden.
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Das neurorobotales Bewegungstraining sieht
spektakulär aus. Aber es ist kein Heilungsansatz. Querschnittgelähmte Menschen werden
sich auch künftig im Rollstuhl fortbewegen.
Doch einige von ihnen, die die Voraussetzungen erfüllen, werden in Zukunft ihre Lauffähigkeit schneller verbessern können, nach
dem Fortschritt der Lokomotion auf dem Laufband neuerdings zusätzlich mit Hilfe der HALTechnik. Das ist eine der vielen Entwicklungen
auf dem Gebiet der Rehabilitation. Allerdings
eine interessante neue Idee in den Bereichen
Therapie und Forschung. Bisher handelt es sich
um Einzelanwendungen. Eine klinische Studie
ist in Vorbereitung.
Text & Fotos:
Peter Mand
gesundheit
Mit Schüßler-Salzen gegen Heuschnupfen:
Die Pollen kommen
In Wahrheit sind sie schon da, lange bevor „vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch
des Frühlings holden, belebenden Blick“. Wer nämlich denkt, nur in den frostlosen Jahreszeiten würde uns Mutter Natur mit Blüten erfreuen, unterschätzt die Dame enorm.
D
a wäre zuerst die Christrose oder Schneerose: Wie
der Name vermuten lässt, entfaltet sie ihre durchscheinend weißen Blütenblätter im Dezemberschnee. Die
Fröste können ihr nichts anhaben, verleihen ihr nur einen
zartrosa Schimmer. (Selbst schuld, wer beschließt, sie zu
essen). Da wären noch rosa und weiße Schneeheide und
Seidelbast, die unsere Augen erquicken, zitronenfarbiger
Winterjasmin und Zaubernuss in Safran, gefolgt von der
Kornelkirsche. Dagegen werden andere Blüten, wie die
der Wünschelruten und der Ulmen im Februar von den
meisten Menschen nicht bemerkt. Zwei jener, denen der
Vermehrungsdrang der heimischen Flora nicht nur auffällt, sondern sogar erhebliches Missbehagen bereitet,
sind Janina und mein Freund Klaus. Sie werden regelmäßig von Heuschnupfen geplagt.
Heuschnupfen ist eine fatale Fehlreaktion des Körpers.
Das Immunsystem, dessen Aufgabe es ist, körperfremdes
Eiweiß auszukundschaften und den Körper vor bedrohlichen Mikroorganismen zu schützen, identifiziert harmlosen Blütenstaub als Invasion gefährlicher Viren oder
Bakterien und wirft den Handschuh: Niesanfälle, die Nase
juckt und trieft oder ist verstopft, meist ist auch die Bindehaut der Augen entzündet, es kann sich allergisches
Asthma entwickeln und das Risiko, auf weitere Stoffe
überempfindlich zu reagieren (Kreuzallergie) steigt. Darüber hinaus wird die Beschaffenheit der Pollen registriert,
so dass jeglicher erneuter Kontakt stracks eine heftigere
oder überschießende Reaktion provoziert. Diese so genannte Sensibilisierung hängt das Damokles-Schwert
eines lebensbedrohenden allergischen Schocks über die
Betroffenen.
Viele Möglichkeiten
Die Ursache des Heuschnupfens ist nicht ganz klar. Sicher
ist, dass es sich bei dieser Entgleisung des Immunsystems
um ein komplexes Geschehen handelt, bei dem die Erbanlagen, die Lebensbedingungen und die psychische
Belastung eine Rolle spielen. Entsprechend komplex ist
auch die Palette von Möglichkeiten dem beizukommen,
wobei zunächst festzustellen gilt, welche Pflanzen genau
das Übel auslösen. Meinem Freund Klaus sagte der Arzt,
er möge den Kontakt mit den Pollen tunlichst vermeiden,
also beispielsweise die Atemluft filtern, nicht so oft hinausgehen, bzw. nach einem Ausflug die Oberbekleidung
wechseln und die Pollen aus den Haaren waschen. Der
Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) empfiehlt bei
angeschwollener Nasenschleimhaut und „Fließschnupfen“, mehrmals täglich die Nase mit einer Salzlösung zu
spülen. Hilfreich auch, Meeresluft zu inhalieren.
Die Idee der Hypersensibilisierung allerdings, bei der das
Immunsystem sich mit den Pollen anfreunden soll, war
dem Patienten Klaus irgendwie suspekt. Auch Tabletten
wollte er nicht nehmen, höchstens an besonders schlimmen Tagen, weil er ohnehin schon eine gehörige Menge
Medikamente einfahren muss. Folglich wurde Klaus Jahr
für Jahr im Frühling von so heftigen Niesattacken geschüttelt, dass es bisweilen so aussah, als würde es ihn
aus dem Rollstuhl katapultieren. Vor einigen Wintern nun
wollte ich den Anblick eines weiteren Aktes dieses Trauerspiels nicht mehr ertragen. Aus der Bredouille musste es
doch noch einen für Klaus akzeptablen Ausweg geben!
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Extrem
früher Blüher:
Die Zaubernuss
(Hamamelis).
Biochemische Funktionsmittel nach Dr. Schüßler
Nr.
Mineral
Wirkung
Kommentar
1
Calcium
fluoratum
Bindegewebe,
Gelenke, Haut
Kräftigung, Elastizität
Langsam wirkend
2
Calcium
phosphoricum
Knochen und Zähne
Zellstabilisierung,
Zelldurchlässigkeit
Langsam wirkend
3
Ferrum
phosphoricum
Immunsystem
Entzündungen (erstes
Stadium) und Infekte
Akutmittel,
schnell wirkend
4
Kalium
chloratum
Schleimhäute
Entzündungen (zweites
Stadium), Schwellungen
5
Kalium
phosphoricum
Gehirn, Nerven und
Psyche
Aktivierung des
Zellstoffwechsels
6
Kalium
sulfuricum
Haut, Schleimhäute,
Entschlackung
Entzündungen
(drittes Stadium)
Zusammen mit Nr.10
nehmen
7
Magnesium
phosphoricum
Muskeln und Nerven
innere Verkrampfung,
Krämpfe
Schnell wirkend
8
Natrium
chloratum
Flüssigkeitshaushalt,
Schleimhäute
osmotischer Zelldruck,
Ödeme
9
Natrium
phosphoricum
Stoffwechsel
Säure-Basen-Haushalt
Natrium
sulfuricum
Natrium
Gewebeflüssigkeit
Zellstoffwechsel
Silicea
Haare, Haut,
Bindegewebe
Abwehr, Entzündungen
mit Eiterbildung
Festigkeit, Elastizität
Calcium
Sulfuricum
Gelenke, Knorpel,
Schleimhäute
Entzündungen mit
Eiterbildung
Eiter muss abfließen
können
10
11
12
Die Schüßler-Salze
Das Experiment
Und tatsächlich gibt es da etwas. Etwas, das jeder
von uns in sich trägt und mit der Nahrung aufnimmt: Scheinbar unansehnliche Stäubchen, die
sich erst unter dem Mikroskop als winzige Kunstwerke der Natur offenbaren, in faszinierenden
Farben changierend die Kristalle von Mineralstoffen.
Nun will ich mich nicht in der Schilderung sämtlicher Resultate meiner Stunden, ja Tage dauernden Nachforschungen ergehen, das würde
den Rahmen sprengen. Zudem findet man bei
Fachleuten durchaus widersprüchliche Meinungen. Beispielweise soll Dr. Schüßler der Ansicht gewesen sein, man solle nur jeweils bis zu
zwei Mittel zugleich anwenden, wohingegen
andere empfehlen, das Quantum auf drei zu begrenzen, während wieder andere äußern, man
könne eine beliebige Zahl auswählen. Weiterhin
gibt es im Netz diverse Seiten, auf denen sich Betroffene über ihre Erfahrungen austauschen.
Im 18. Jahrhundert verfolgte der Oldenburger Arzt und Homöopath Dr. Wilhelm Heinrich
Schüßler die Arbeit seines Kollegen Professor Dr.
Rudolf Virchow, der nachwies, dass der menschliche Körper aus Zellen besteht, was zu einem
neuen Verständnis von Krankheit und Heilung
führte. Wenig später wurden Mineralstoffe als lebensnotwendig für unseren Organismus erkannt,
worauf Dr. Schüßler selbst zu forschen begann.
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Er fand heraus, welche Aufgaben die einzelnen
Mineralien in unseren Organen haben, wie sich
Mangel oder Überschuss derselben auswirkt
und entwickelte eine Methode, die Mineralstoffe
so aufzubereiten, dass sie für die Körperzellen
zugänglich sind. Sein Denkansatz: Ist der Mineralstoffhaushalt einer Zelle gestört, können
Kleinstmengen speziell aufbereiteter Mineralien
die Balance wiederherstellen, die Zellen in ihrer
natürlichen Funktion unterstützen. Deshalb bezeichnete Dr. Schüßler die 12 Salze, mit denen
er arbeitete, als Funktionsmittel. Homöopathisch
aufbereitet, quasi in verschiedener Konzentration
(Potenz) verdünnt, können sie direkt durch die
Mundschleimhaut aufgenommen werden, sind
so für die Körperzellen schnell verfügbar, mobilisieren die Selbstheilungskräfte, regulieren Fehlfunktionen, ohne jedoch normal ablaufende Vorgänge in den Zellen zu stören. Schüßler wandte
die von ihm entdeckte Heilmethode erfolgreich
jahraus jahrein an Tausenden von Patienten an.
Später fand man noch 12 weitere Salze, die die
Wirkung der Funktionsmittel vervollkommnen,
so genannte Ergänzungsmittel.
Nun also zu Klaus: Nachdem ich ihn ausführlich
über meine Erkenntnisse unterrichtet hatte, war
er einverstanden, einen Selbstversuch zu starten:
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1. Schwarzkümmelöl als Basis
(3x2 Kapseln täglich)
2. Schüßler-Salze Nr. 1, 3, 4, 6, 8, 10, 12, 24
(3 Tage lang 3x2, danach 3x1)
3. eine ausgewogene Ernährung mit Natur joghurt für die Darmflora und dem Augen merk auf Zink und Magnesium
(in Sonnenblumenkernen, Hirse,
Haferflocken, Hülsenfrüchten)
4. Nasenpflegeöl mit Schwarzkümmelöl
Bereits am zweiten Tag minderten sich seine
Symptome so deutlich, dass wir Janina, eine gemeinsame Bekannte, die hier im Frühling immer
mit dicken Klüsen rumrennt, in unser Vorhaben
einweihten. Sie ließ sich überzeugen, es ebenfalls
zu erproben, mit demselben Effekt. In den Folgejahren nahm Klaus von Januar bis August die
Schwarzkümmelöl-Kapseln ein, Janina nicht.
Bilanz
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: So groß auch
der Wunsch war, das Experiment möge erfolgreich sein, dachte ich insgeheim: „Wenn es nicht
helfen sollte – schaden kann es jedenfalls nicht“.
Umso größer war meine Verblüffung ob des Erfolges: Beide Probanden sind bis heute nahezu
beschwerdefrei!
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Wichtig:
• Schüßler-Salze in Tablettenform enthalten
Milchzucker. Bei Laktoseintoleranz ist die
Einnahme in Gestalt von Tropfen anzuraten.
• Schüßler-Salze sind zur Selbstbehandlung
gut geeignet. Das gilt jedoch nicht für
schwere Organerkrankungen, heftige fie-
berhafte Erkrankungen und Vorgänge,
Infektionskrankheiten und dergleichen.
Insolchen Fällen ist ein Arzt zu konsultieren.
Bei länger andauernden Störungen sollte
man sich nicht scheuen, den Rat eines The rapeuten zu suchen.
• Schüßler-Salze haben sich auch zur
Behandlung von Haustieren wie Hunden,
Katzen, Pferden bewährt.
Die Geschichte ist wirklich so passiert, lediglich
die Namen der Personen wurden geändert.
Text & Foto:
Christiane Jähnichen
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bericht
Im sächsischen Grimma
ist Inklusion nicht nur ein Wort:
Begleitung auf dem Weg
zum Persönlichen Budget
In der Großen Kreisstadt
Grimma südöstlich von
Leipzig ist die gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit Handikaps nicht
erst seit der Ratifizierung
der UN-Behindertenrechtskonvention Anfang 2009
ein großes Thema. Bereits
während der politischen
Wende 1990 machten sich
hier engagierte Bürger
Gedanken, wie Betroffene
unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen
ihre Chancen nutzen und
das gesellschaftliche Leben mitgestalten können.
Infostand auf dem
Naunhofer Kartoffelfest.
46
PARAPLEGIKER 1/13
E
in gutes halbes Jahr vor der Wiedervereinigung wurde die Interessenvereinigung für
Körperbehinderte des Muldentales e.V. (IVK
e.V.) mit 30 Mitgliedern gegründet. Stand
anfangs die rechtliche Begleitung von Menschen mit Behinderung beim Übergang zur
Wirtschafts- und Währungsunion im Mittelpunkt, so stellte sich bald heraus, dass auch
auf politischer Ebene eine Interessenvertretung notwendig wurde. Deshalb organisierten die Vereinsmitglieder öffentliche Veranstaltungen zum Barriereabbau in der Stadt,
zur Arbeitsplatzsituation für Behinderte, zum
behindertengerechten Bauen und anderen
aktuellen Themen rund um das Leben mit
Handikap. Auch wurden frühzeitig Kontakte
zu den relevanten kommunalen Arbeitsgruppen aufgebaut.
Vor einigen Jahren stellte die Stadtverwaltung Grimma dem IVK e.V. in einer sanierten
Villa, die größtenteils als Stadtarchiv genutzt
wird, kostenlos barrierefreie Geschäftsräume
zur Verfügung. Die Bilanz aus über 21 jähriger
Arbeit kann sich sehen lassen: Heute sind
rund 80 Bürger Mitglied im Verein. Neben
vielfältigen Beratungsangeboten werden die
Mitglieder jede Woche zu geselligen und informativen Veranstaltungen eingeladen.
Im zweiwöchentlichen Rhythmus ist Spiel
und Sport angesagt. „Dabei geht es nicht um
Leistung, sondern ein jeder soll im Rahmen
seiner individuellen Mobilität Freude an der
Bewegung und der Geselligkeit haben“, unterstreicht Geschäftsstellenleiter Norbert
Richter. Busausflüge und viele andere Unter-
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Erfahrungsaustausch am
Inklusionsstammtisch
Zurzeit gibt es auf dem Territorium des ehemaligen Landkreises Grimma (seit der sächsischen
Kreisreform 2008 gehören die 30 000-Einwohner-Stadt und das Umland zum neugebildeten
Landkreis Leipzig mit der Kreisstadt Borna)
sechs Menschen mit Behinderung, die Assistenten beschäftigen. Zwei weitere warten
noch auf die Genehmigung ihres Persönlichen
Budgets. Der Geschäftsstellenleiter: „Wer diese
gesetzliche Möglichkeit für ein weitestgehend
selbstbestimmtes Leben nutzen möchte, muss
in der Formulierung wasserdichter Arbeitsverträge, in der Lohnabrechnung, Steuerfragen
und vielen anderen Themen rund um das Arbeitsrecht firm sein.“ Kein Wunder, dass viele
Menschen angesichts dieser vielfältigen Fragestellungen eher abgeschreckt als ermutigt
werden.
In Grimma hat man indessen einen Weg gefunden, um Menschen mit Behinderung den
Werdegang zum „Arbeitgeber“ zu erleichtern:
„Wir übernehmen sämtliche Vorbereitungsarbeiten bis zur Genehmigung des Persönlichen
Budgets kostenlos“, unterstreicht Norbert
Richter. Wer sich also Assistenz für die Alltagsbewältigung wünscht, wird durch erfahrene
Fachleute bei der Antragstellung unterstützt.
Die Profis achten auch mit Argusaugen darauf, dass die Unterlagen für die Lohnabrech-
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nehmungen ergänzen das Programm. Jeden
Monat erscheint der „Dialog“, die Vereinszeitung für Behinderte und Nichtbehinderte.
Trotz dieser Vielfalt an Angeboten wurde das
Kernthema des Vereins, nämlich die Inklusion,
nie vernachlässigt. Um Menschen mit Behinderungen zur Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben fit zu machen, wurde unlängst ein
neues Projekt ins Leben gerufen: „Die Landesdirektion Chemnitz hat uns eine dreijährige Förderung bewilligt“, berichtet Norbert
Richter. Mit dem Geld soll die Schulung von
Menschen mit Behinderung als Arbeitgeber
für Assistenten finanziert werden. Als Projektpartner wurden der Muldentaler Assistenzverein e.V. sowie das Forum selbstbestimmter
Assistenz behinderter Menschen e.V. (ForseA)
mit ins Boot geholt.
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Auch Geselligkeit wird bei der IVK groß geschrieben, hier beim Bowling.
»Im Umfeld
entstehen auch
neue Arbeitsplätze. Wir
möchten einen
Assistentenpool aufbauen
und freuen
uns jederzeit
über Bewerbungen
«
48
PARAPLEGIKER 1/13
nung, die Sozialversicherung, das Finanzamt
und viele weitere beteiligte Institutionen korrekt sind. Eine Mitgliedschaft im IVK e.V. ist für
die Nutzung dieser Dienstleistung nicht zwingend erforderlich.
Ist die komplizierte Prozedur überstanden, werden die künftigen Budgetnehmer bei der Auswahl geeigneter Assistenten sowie bei der Ausarbeitung der Arbeitsverträge unterstützt. Der
Geschäftsstellenleiter ist überzeugt, dass die
Möglichkeit zur Beschäftigung von Assistenten
nicht nur den Betroffenen völlig neue Perspektiven für ein weitestgehend selbstbestimmtes
Leben bietet. „Im Umfeld entstehen auch neue
Arbeitsplätze. Wir möchten einen Assistentenpool aufbauen und freuen uns jederzeit über
Bewerbungen“, so Norbert Richter.
Die zweite Säule des Projekts ist eine Informationskampagne über die Möglichkeiten,
die das Persönliche Budget bietet: „Wir versuchen, anhand von Beispielen unter unseren
Mitgliedern Vorurteile und Bedenken auszuräumen. Hilfreich ist dabei der Inklusionsstammtisch, an dem sich einmal im Monat
Betroffene mit Budget, aber auch Interessierte treffen. Die Erfahrung zeigt, dass Mundpropaganda die beste Werbung ist“, unterstreicht
Norbert Richter.
Uneingeschränkte Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben als Ziel
Neben dem „aktiven“ Beitrag zur Inklusion
durch die Förderung Persönlicher Budgets versucht der Verein auch in enger Kooperation
mit der Stadtverwaltung eine Verbesserung
der Lebensbedingungen zu erreichen. „In den
vergangenen Jahren wurden Bordsteinkanten
abgesenkt, im Grimmaer Rathaus Barrieren abgebaut und eine barrierefreie Muldentalhalle
gebaut“, nennt der Geschäftsstellenleiter nur
einige Beispiele. Des Weiteren wurden in der
Stadt neue öffentliche Toiletten für Menschen
mit Behinderung gebaut.
Doch damit nicht genug. Um weiterhin die Voraussetzungen für eine Inklusion zu verbessern,
wurde mit der Stadtverwaltung, Verbänden und
anderen Organisationen ein Katalog über Maßnahmen abgestimmt, die mittelfristig umgesetzt werden. Unter anderem sollen städtische
Kindertagesstätten und Schulen zu inklusiven
Einrichtungen umgebaut und schrittweise Fördereinrichtungen ab- bzw. umgebaut werden.
In Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur, der
IHK und dem Gewerbeverein sollen die Ansiedlung von Integrationsbetrieben im Stadtgebiet
sowie in den bereits ansässigen Firmen inklusive Einzelarbeitsplätze gefördert werden.
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Stadtporträt Grimma
NEU
Die 30 000-Einwohner-Stadt liegt 25 km südöstlich
von Leipzig. Bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahre 1200 hatten sich hier Slawen angesiedelt. In Grimma wurde 1443 Albrecht der Beherzte
als Stammvater des sächsischen Königshauses geboren.
Katharina von Bora, die spätere Ehefrau Martin Luthers,
lebte von 1509 bis zur Flucht 1523 im Zisterzienserinnenkloster Nimbschen bei Grimma. Im 14. Jahrhundert erlebte die Stadt ihre wirtschaftliche Blütezeit.
Zu den Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem
das imposante Renaissance-Rathaus, die ehemalige
Druckerei „Seume-Haus“ im ältesten Renaissancebau
am Markt, das ebenfalls am Markt gelegene barocke
Stadtgut sowie das mittelalterliche Hospital „Zum Heiligen Kreuz“, das Schloss als ältester Profanbau der
Stadt und zwei historische Stadtkirchen.
Ferner möchte man in Grimma den gegenwärtigen und
künftigen Bedarf an barrierefreien Wohnungen ermitteln
und eine Wohnungsbörse für barrierefreie Wohnungen
installieren. Der Abbau von Heimplätzen und ein Genehmigungsstopp für Neubauten stationärer Einrichtungen
ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Inklusion. In den
Vereinen wird darüber nachgedacht, welche Maßnahmen notwendig sind, um ein inklusives Vereinsleben zu
ermöglichen, und auch bei öffentlichen Freizeitveranstaltungen wünscht sich nicht nur der IVK e.V. die uneingeschränkte Teilnahme von Menschen mit Behinderung.
Einfach den Vorderrahmen wechseln.
Wieso sollte sich ein Rollstuhl nicht auch
an die Tagesform bzw. Aktivität des Nutzers anpassen? Mit der Quick-Release
Option ist dies ganz einfach möglich.
Der Vorderrahmen kann schnell und
ohne Werkzeug getauscht werden und
ist in verschiedenen Farben erhältlich.
Spezielle Stadt- und Museumsführungen, die Ausrüstung
von Veranstaltungsräumen mit Induktionsschleifen sowie Darbietungen von Sportlern mit Behinderung auf
öffentlichen Veranstaltungen und barrierefreie Zugänge
zu den Arztpraxen und deren barrierefreie Ausgestaltung
sind nur einige weitere von vielen geplanten Schritten,
um in Grimma die Lebensqualität für alle Bürger spürbar
zu verbessern und deren Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben zu verwirklichen.
Text: Reinhard Wylegalla
Fotos: IVK e.V.
Vertrieb in Deutschland durch:
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Interessenvereinigung f. Körperbehinderte d. Muldentales e.V.
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markt
Planen und Bauen:
Badgestaltung
Das Badezimmer ist in die Jahre gekommen und müsste dringend renoviert
werden. Oder die vorhandene Badeinrichtung in der zukünftigen Wohnung genügt
den Anforderungen der neuen Bewohner
nicht, da diese auf Hilfsmittel wie Rollstuhl
angewiesen sind und infolgedessen individuelle Lösungsmöglichkeiten brauchen.
Badausstatter haben sich auf die veränderte Nachfrage eingestellt und bringen
ständig neue Produkte auf den Markt.
Wir haben uns umgesehen.
Superplan XXL.
50
PARAPLEGIKER 1/13
Kein Badezimmer ohne Badewanne, Duschkabine, Toilettensitz und Waschbecken. Sie
bilden gewissermaßen das Gerippe für unsere
geplante Badrenovierung, -sanierung oder Umbau. Dazu müssen die sanitären Räumlichkeiten
für Rollstuhlfahrer und andere Menschen mit
Mobilitätsbehinderungen über ausreichend Bewegungsflächen vor, neben und zwischen der
Badausstattung verfügen. Nach DIN 18040-2,
der Zusammenfassung der Planungsgrundlagen für barrierefreies Bauen in Wohnungen,
ist vor den Sanitärobjekten jeweils eine Bewegungsfläche von 120 x 120 cm (für Rollstuhlfahrer mindestens 150 x 150 cm) vorgeschrieben.
Für Rollstuhlfahrer muss außerdem das WC-Becken seitlich anfahrbar sein, wobei zwischen Beckenvorderkante und rückwärtiger Wand eine
Bewegungsfläche mit einer Tiefe von mindestens 70 cm sowie einer Breite von mindestens
90 cm vorzusehen ist. Die Bewegungsflächen
dürfen sich überlagern. Die Höhe des WC-Beckens soll zwischen 46 und 48 cm liegen.
Doch kommen wir zu den „Sanitärobjekten“
selbst. Dreh- und Angelpunkt für das barrierefreie Bad ist die bodengleiche, befahrbare
Dusche mit den dazugehörigen Spritzschutzeinrichtungen wie Duschkabine oder -wand.
Hierfür bietet sich die individuell geplante und
eingebaute geflieste Version an. Aber auch
großdimensionierte XXL-Duschtassen für bodengleiche Badgestaltung versprechen uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Badewannenspezialist Kaldewei beispielsweise hat sein
Angebot an „Superplan XXL“-Duschwannen
um dreizehn neue Abmessungen von 130 x
90 cm bis zu 180 x 100 cm erweitert, um dem
Trend zu einer bodengleichen Badgestaltung
mit großzügigen Duschformaten entgegen zu
kommen. Mit flexiblen Einbausystemen, einer
großen Farbvielfalt und nutzenorientierten
Zusatzausstattungen wie pflegeleichte Oberflächenvergütung oder rutschhemmende Antislip-Emaillierung sollen sie durchgefliesten
Duschbereichen das Wasser reichen können.
markt
Der schwellenfreie Einbau soll die Duschfläche
auch mit einem Rollstuhl bequem befahrbar
machen. Zudem sollen bodengleiche Duschen
aus Stahl-Email gegenüber durchgefliesten
Duschbereichen eine niedrigere Oberflächenkeimbelastung aufweisen und weniger Reinigungsaufwand erfordern.
Badewannen mit Türen
Was aber, wenn nicht nur der Einbau einer bodengleichen Dusche unmöglich ist, sondern
das ohnehin schon geringe Platzangebot von
einer Badewanne komplett in Anspruch genommen wird? Abhilfe kann hier eine Badewanne mit seitlichem Einstieg bringen, wie sie
bereits von verschiedenen Anbietern auf den
Markt gebracht worden ist. Dabei ist zu unterscheiden zwischen einer zur Dusche umfunktionierten Badewanne, die für Sitzbäder nicht
mehr zu verwenden ist, und Wannen mit verschließbarem Einstieg, die nach wie vor auch als
Badewanne dienen. Eine solche Wanne hat der
österreichische Anbieter Artweger unter der Bezeichnung „Twinline 2“ im Sortiment. Im Gegensatz zum Vorgängermodell „Twinline“ kann die
„Twinline 2“ sogar mit einem Whirlpool-System
ausgestattet werden. Durch die geradlinige
Wannenform mit integrierter, gerader Duschtür
entspricht ihr Raumbedarf dem einer Badewan-
ne. Damit ist es möglich, eine alte Badewanne
gegen eine neue Twinline auszutauschen. Die
integrierte Duschtür öffnet sich nach innen und
erlaubt einen bequemen Zugang in den Duschund Badebereich. Ein ausgeklügeltes mechanisches Verschlusssystem verbindet Wasserauslauf mit Türverschluss und soll dadurch ein
unbeabsichtigtes Öffnen der Tür beim Befüllen
und Baden verhindern.
Ein solches Multitalent ist auch die Duschbadewanne „Easy-in M“ des Renovierungsspezialisten Repabad. Die Wannentüre mit einer
Einstiegshöhe von 19 cm ist unsichtbar in der
Wannenverkleidung versteckt und wird für
die tägliche Dusche nicht benötigt. Erst beim
Wannenbad wird die Glastüre der Wannenverkleidung mit einem leichten Druck geöffnet,
die Wannentüre herausgenommen und in die
am Durchstieg vorgesehenen Aufnahmen eingehängt. Die Wannentüre wird zugedrückt
und mit einem Griff verriegelt. Ein patentiertes
Dreifach-Sicherheitsdichtungskonzept sorgt
dafür, dass die Wanne absolut dicht ist. Nach
dem Baden wird die Tür einfach wieder in das
Staufach in der Wannenverkleidung geschoben. Dort trocknet sie dann und wartet auf den
nächsten Badeeinsatz. „Piccolo Step-in“ heißt
eine ähnliche Kleinbadlösung von Duscholux.
Die Walk-in-Badewanne ist für maximale Bewe-
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Ohne Arme
Auto fahren?
Das Lenksystem „Franz“ ermöglicht das Autofahren nur mit den Füßen. Mit Hilfe dieses Systems sind Menschen ohne Arme in der Lage,
ihren mobilen Alltag zu meistern. Die von ABB
umgerüsteten Fahrzeuge werden mit TÜVPrüfung übergeben. Wir beraten Sie gerne
individuell. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf!
Keine Kunst.
ABB STOTZ-KONTAKT GmbH
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markt
geschränkter Mobilität und ausgereifte Technologie und gutes Design in sich vereinen soll.
Die geforderte Mindestgröße von 120 x 120 cm
stellt die Produktentwickler dabei vor besondere Herausforderungen, sollen sich die Türen
doch ohne Türausladung und ohne besondere
Kraftanstrengung öffnen lassen. Beschläge und
Scharniere aus Vollmessing erlauben trotz hoher Tragkraft erstaunlich kleine Bauformen und
lassen die Glasdusche von Glamü leicht und
transparent erscheinen. Eine obere Führungsschiene ermöglicht ein einfaches Öffnen der
Falttüren, auch bei eingeschränkter Mobilität
oder z.B. mit nur einer Hand.
Repabad Easy-in.
gungsfreiheit ausgelegt. Zum Baden wird der
mobile Türeinsatz einfach in den Wannenausschnitt gesteckt. Ein Schließmechanismus mit
Sensorüberwachung sorgt für eine zuverlässige
Abdichtung. Dusch- und Badesysteme für Senioren und für Menschen mit eingeschränkter
Mobilität jeden Alters führen unter anderem
auch Unternehmen wie Kibomed und Saniku.
Die verschiedenen Wannenmodelle ermöglichen individuelle Lösungen für jedes behinderten- und seniorengerechte Bad. Den Umbau einer bestehenden Badewanne in ein Duschbad
sowie den nachträglichen Einbau einer Seitentür in das sonst unveränderte Bad hat Tecnobad
aus Finning im Programm.
www.kaldewei.de
www.artweger.at
www.repabad.de
www.duscholux.de
www.kibomed-wannen.de
www.saniku.de
www.tecnobad.de
www.drwa-media.de/glamue
Text: Raimund Artinger
Fotos: Anbieter
Kompakt und spritzgeschützt
Wer das Glück hat, dass sein Badezimmer eine
bodengleiche Dusche besitzt oder deren Einbau möglich macht, kann nun einen Duschvorhang als Spritzschutz einsetzen. Wer es gerne
etwas eleganter hat, wählt wohl lieber eine
Duschkabine aus Glas – das nötige Kleingeld
vorausgesetzt. Mit der Design-Serie „Mosaik“ hat der Glasduschenspezialist Glamü eine
Lösung im Programm, die bestmögliche Zugänglichkeit, einfaches Handling auch bei ein-
52
PARAPLEGIKER 1/13
Glamü Mosaik.
markt
Aktiv und Mobil für ein selbstbestimmtes Leben mit MS
Die Diagnose Multiple Sklerose stellt jeden Betroffenen vor große Herausforderungen, denn das komplette Leben kann ins Wanken geraten. Nach der Gewissheit
treten oft Gefühle wie Angst, Wut, Zorn, Trauer und Niedergeschlagenheit auf.
Solche Gefühlsschwankungen nach der Dia-
gnose sind völlig normal. Die meisten Menschen
mit MS durchleben diese Wechselbäder der Gefühle – oft mehrmals, bis sie schließlich einen
Weg für sich gefunden haben, die Krankheit zu
akzeptieren. Dafür gibt es zwar keinen allgemein
gültigen Plan – denn so vielfältig und individuell
die Ausprägungen der MS selbst sind, so facettenreich sind auch die Bewältigungsstrategien.
Es gibt jedoch einen wertvollen Erfahrungsschatz von MS-Patienten sowie wissenschaftlich
gesicherte Erkenntnisse, die als Orientierungshilfe dienen können.
Aktiv werden
Viele Menschen mit MS haben Angst, ihre Unabhängigkeit zu verlieren und auf fremde Hilfe
angewiesen zu sein. Dabei spielt der Erhalt der
Gehfähigkeit und Beweglichkeit eine große
Rolle. Betroffene sollten sich von Gefühlen wie
Angst und Trauer nicht lähmen und davon abhalten lassen, aktiv Maßnahmen zur Verbesserung Ihrer Mobilität einzuleiten. Nimmt man diese Herausforderung an, geht man einen weiteren
wichtigen Schritt in Richtung selbstbestimmtes
Leben.
kungen reduziert werden. Ob
Bewegungsgymnastik, Yoga
oder zahlreiche Sportarten
– jeder Patient muss für sich
herausfinden, was ihm Spaß
macht und vor allem, was ihm
gut tut. Außerdem gibt es
Medikamente, die zusätzlich
zur Langzeittherapie eingenommen, die Gehfähigkeit
der Patienten, die darauf ansprechen, verbessern können. Betroffene können von
der gesteigerten Mobilität in
vielen Lebensbereichen profitieren. Auch kann sie ihnen
dabei helfen, selbst in Bewegung zu kommen und ihre Therapie durch
Sport, z.B. Yoga, positiv zu unterstützen.
Weiterführende Informationen
Die Broschüre „MS – Wege zur Bewältigung“
bietet weitere Hinweise zur Krankheitsverarbeitung. Sie kann beim MS Service-Center unter
der Telefonnummer 0800/030 77 30 bestellt
werden oder online unter http://www.ms-life.
de/ms-service/bestellformular/
In Bewegung bleiben
Die aktive Information über Therapieoptionen
kann ein erster Schritt sein, dem Mobilitätsverlust entgegenzuwirken. Ganz entscheidend ist
dabei die persönliche Aktivität: Durch Bewegung
und Training können Gesundheit und Mobilität
und damit letztendlich die Lebensqualität positiv beeinflusst werden. Das Stadium der MS spielt
dabei keine Rolle. Studien belegen, dass sich
Sport und Bewegung durchweg positiv auf den
Krankheitsverlauf der MS auswirken – das Immunsystem wird gestärkt, Depressionen und Fatigue können ebenso wie funktionelle Einschrän-
Wege zur Bewältigung
• Persönliche Stressauslöser ausfindig machen und vermeiden
• Zeitdruck vermeiden und Pausen einplanen
• Prioritäten für die täglichen Aufgaben setzen
• Lernen, „Nein“ zu sagen
• Realistische Ziele setzen
• Unnötigen Ballast abwerfen
• Negative Gefühle zulassen, aber trotzdem optimistisch nach vorne blicken
• Eigene Potenziale und Möglichkeiten fokussieren
PARAPLEGIKER 1/13
53
hilfsmittel
Ausstellung in Bad Wildungen:
Eine Ausstellung
mit Geräten und
Hilfsmitteln für
Rollstuhlnutzer und
Menschen mit Gehbehinderungen am
21. November des
vergangenen Jahres
in der Sporthalle
der Werner-WickerKlinik (WWK) in Bad
Wildungen-Reinhardshausen traf auf
großes Interesse.
Hilfsmittel für Freude
und Aktivität
O
rganisiert wurde die Veranstaltung von
Jan Brachwitz aus Wilnsdorf, selbst Rollstuhlfahrer, zusammen mit dem Reha-Haus Nusser
& Schaal aus Bad Wildungen. Besucher der
Ausstellung waren Menschen mit und ohne
Behinderungen aus der Region, dazu Patienten der WWK und Mitarbeiter aus diversen
Abteilungen dieser auch international renommierten Klinik.
Auf besonderes Interesse trafen „Apache“ und
„Sitting Bull“ von der Frankie GmbH aus Kirch-
Oliver Fleiner war an der
Entwicklung von
„Apache“ und
„Sitting Bull“
beteiligt.
PARAPLEGIKER 1/13
Speziell für Rollis, die auch mal bei Schnee
und Eis in die freie Natur wollen – oder die
gerne in unwegsamem Gelände unterwegs
Björn aus Vöhl testet
den „Scout Crawler“,
assistiert von
Michael Götting.
heim. Das sind Multifunktions-Fahrzeuge für
fast jedes Gelände, interessant sowohl für
Gehbehinderte als eventuell auch für Fußgänger. Entwickelt wurden diese Mobile auf
der Basis und mit der Technik der bekannten
einachsigen Segways, bei denen man sich
immer wieder wundert, dass sie nicht nach
54
vorn oder hinten umkippen. Erreicht wird das
Gleichgewicht durch eine ausgeklügelte Elektronik. Für Beratungen war als ausgewiesener
Experte Oliver Fleiner aus Kirchheim/Teck angereist. Er leitet – zusammen mit Willi Lang
– den Verein „behindert-barrierefrei e.V.“ mit
vielen Angeboten für behinderte Menschen
(www.behindert-barrierefrei.de).
sind und bisher keine Chance dafür hatten –,
wurde von Otto Bock der „Scout Crawler“ entwickelt. Das ist ein geländegängiger Kettenantrieb, auf den man mit dem eigenen Rollstuhl auffährt und den man dann mit einem
Joystick steuert.
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Ein Rollstuhl-Hilfsmittel für Eis und Schnee
können auch die „Wheel Blades“ sein. Diese
„Schlittenkufen“ kann man an die Lenkrollen
von Rollstühlen anbringen.
Mit dem „Paragolfer“ von Otto Bock haben
gehbehinderte Golfspieler ein ideales Gerät
für die barrierefreie Ausübung ihres Sports.
Kompetent vorgeführt wurde das Gerät von
Michael Götting, Golftrainer mit C-Lizenz und
Inhaber eines Büros für Baustatik in Eschwege.
Vom bekannten Offenbacher Unternehmen
Petri & Lehr wurden Geräte gezeigt und demonstriert, mit denen Autos behindertengerecht umgerüstet werden können.
Die eDAG-Rollstuhl-lADehilfe
für VW, oPel, ford, skoda, Audi* und Renault * auf Anfrage
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Reesbergstraße 1 · 36039 Fulda
Telefon: +49 661 6000-240
E-Mail: rollstuhl-ladehilfe@edag.de
www.edag-rollstuhl-ladehilfe.de
Der 38jährige Björn Fölsch aus Vöhl – in seinem 20. Lebensjahr als Bundeswehr-Soldat
an MS erkrankt – war besonders am „Scout
Golftrainer
Michael Götting
führt den
Paragolfer vor.
para.qxp
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25.05.2007
09:46
Seite 1
RL-50 Deckenlift
mit Rollstuhlaufhängung
Crawler“ interessiert: „Der wäre supergut für
mich, ist mit einem Joystick leicht zu steuern,
leider für mich aber zu teuer.“ Vielleicht findet
sich ja ein Sponsor...
Text & Fotos:
Hermann Sonderhüsken
Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50
Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der
Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen
erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter
Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.
HÖGG Liftsysteme
Hattinger Straße 712 a
44879 Bochum
sales@hoegglift.de
www.hoegglift.de
hilfsmittel
Tarta Rückensystem:
Dynamische Stütze
D
as System ist dynamisch, es kann bei Bedarf
so gestaltet werden, dass es seitlichen Halt gibt,
ohne die Bewegungsfreiheit nach vorn und hinten einzuschränken. Tarta kann auch so eingerichtet werden, dass es seitlichen Halt gibt. Zudem ist
dieses Rückensystem ein wirklich interessantes
Design-Objekt, das viele Blicke auf sich zieht.
Durch die Möglichkeit der maßgenauen Anpassung selbst an ungewöhnliche Körperformen hat
es auch einen hohen therapeutischen Nutzen.
Tarta ist ein
vielseitiges Rückensystem. Es lässt sich
durch einzeln verstellbare Elemente individuell anpassen.
Das modulare
Tarta-Rückensystem von vorn,...
…von hinten,..
…und an der „Genny“ montiert,
einer Sitz-Version auf Segway-Basis.
Entworfen wurde das Rückensystem von einem
italienischen Expertenteam in Sachen Haltungsoptimierung, entsprechend der Philosophie „ein-Design-für-alle“. Bei diesem System mit seinen enorm
vielen Einstell- und Kombinations-Möglichkeiten
kann man durchaus davon sprechen, dass man
damit eine maßgefertigte Rücken-Positionierung
realisieren kann. Man kann Tarta jederzeit an andere Verhältnisse oder geänderte Anforderungen anpassen. Andere Einstellungen, Ergänzungen oder
Reduzierungen sind die Basis dieses Systems.
Der schnelle und sichere Einbau in alle Rollstühle ist
mit speziell entwickelten Adaptern kein Problem.
Ebenso ist es möglich, maßgefertigte SitzschalenSysteme mit Tarta zu kombinieren. Auch von den
Ergotherapeuten einiger Spezialkliniken wird das
Rückensystem empfohlen, so beispielsweise von
der Werner-Wicker-Klinik in Bad Wildungen-Reinhardshausen, von der Charité in Berlin und vom
Neurologischen Rehabilitations-Zentrum Godeshöhe in Bonn-Bad Godesberg.
Tarta kann über den qualifizierten Reha-Fachhandel bezogen werden. Wenn eine ärztliche Verordnung über die medizinische Notwendigkeit einer
dynamischen Rücken-Positionierung vorliegt
– beispielsweise bei einer Skoliose –, werden die
Kosten unter Umständen von Kostenträgern übernommen.
Weitere Infos und Händler-Nachweis bei
www.ebecoreha.de
Text & Fotos: Hermann Sonderhüsken
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PARAPLEGIKER 1/13
markt
– einfacher
und sicherer Katheter
Menschen, die sich selbst katheterisieren müssen, sollten ein möglichst
wenig beeinträchtigtes Leben führen
können. Das Team hinter LoFric hatte
dies stets im Sinn. Nun sind es schon
30 Jahre seit der Markteinführung.
Vor der Einführung von LoFric waren Dau-
erkatheter die häufigste Lösung zur Katheterisierung. Obwohl die Selbstkatheterisierung
als Alternative bereits existierte, war LoFric der
erste hydrophile Katheter, was zu dieser Zeit
eine Revolution darstellte. Das machte die Verwendung von unangenehmen und wenig wirksamen Gleitgelen überflüssig, stellte minimale
Reibung in der Harnröhre sicher und minimierte
das Risiko von Verletzungen und Infektionen.
Dank der engagierten Arbeit von Jan Utas, Direktor Forschung & Entwicklung bei Wellspect
HealthCare und seinem Kollegen, Håkan Melander, kam es zur Produktion von LoFric Kathetern. Ihre Bemühungen stellten den ersten
ernsthaften Versuch dar, eine massentaugliche
Lösung zu finden. In einer ausgedienten Fabrikhalle experimentierten sie in ihrem neu eingerichteten Labor. „Wir bearbeiteten den Katheter
mit unterschiedlichen Lösungen bis wir die richtige Beschichtung gefunden hatten“, sagt Jan
Utas. Die Maschine für die automatische Fertigung der Katheter wurde dann endlich im Februar 1983 geliefert. Die Markteinführung fand
noch im August desselben Jahres statt.
Als die Anwenderzahl stieg, stellten einige fest,
dass der Katheter dazu neigte, stecken zu bleiben und sich nur schwer entfernen ließ. „Wir
vermuteten, dass es etwas mit der Osmolalität
(Konzentration der Teilchen in der Beschichtung) zu tun haben könnte. Also entwickelten
wir eine neue Rezeptur, die die Beschichtung
isotonisch zu Urin machte und es hat funktioniert“, erzählt Jan Utas. „Wenn man in der Lage
ist, die Blase eigenständig zu entleeren, normalisiert sich der Alltag. Mit Hilfe von LoFric kann
der Patient sich selbst fünfmal am Tag katheterisieren, so wie man sonst eben fünfmal am Tag
zur Toilette geht.“
Die LoFric Katheter von damals und die LoFric
Katheter von heute haben immer noch die gleiche spezielle Oberflächenbeschichtung. Aber
seit damals ist eine Menge passiert. Das Offensichtlichste ist, dass LoFric nicht länger nur ein
Katheter ist – inzwischen gibt es eine ganze Produktpalette, die für jeden Anwender ein Produkt bietet, das seinen Bedürfnissen gerecht wird. Jan
Utas: „ Wir arbeiten kontinuierlich
daran, die Benutzerfreundlichkeit
zu verbessern und versuchen, die
Katheterisierung auch für Menschen
mit einer starken Beeinträchtigung
der Handfunktion zu ermöglichen.“
„Aus Sicherheitsgründen verwenden
wir keine Recycling-Materialien für all
das, was in Kontakt mit dem Katheter
kommt“, merkt Jan Utas an. „Allerdings
können die Transportboxen, in denen wir
die Katheter ausliefern, recycelt werden.
Zusätzlich haben wir ein neues Kathetermaterial entwickelt, POBE (Polyolefin
basierenden Elastomer), von dem nichts
weiter übrig bleibt als Kohlendioxid und
Wasser, wenn es verbrannt wird.“
Bevor die Therapie der
Katheterisierung entwickelt wurde, starben Menschen
mit einer Rückenmarkverletzung
häufig an Nierenschäden. Während des 20. Jahrhunderts hat
sich die Lebenserwartung
schrittweise erhöht, nicht
zuletzt durch die Selbstkatheterisierung. Heute
ist die Lebenserwartung von Querschnittgelähmten ähnlich hoch
wie die von Nichtgelähmten.
Der junge Jan Utas –
einer der Entwickler von LoFric.
LoFric Origo lässt sich auf eine
handliche und diskrete
Größe zusammenfalten.
PARAPLEGIKER 1/13
57
forschung
Das Smartphone als
Für Mobilität
und Gesundheit:
Beweglich zu bleiben fällt vielen älteren und behinderten Menschen schwer:
Der Weg vom Haus zum Bus ist zu weit oder die Unsicherheit über ihr Befinden
schreckt sie ab. Wissenschaftler und Firmen entwickeln nun ein Assistenzsystem,
das Haustechnik, Hilfsmittel wie Rollatoren, speziell ausgerüstete Car-SharingAutos und öffentliche Verkehrsmittel miteinander verbindet.
…beweglich
und damit
auch fitter zu
bleiben, scheitert oft daran,
dass ein problemloser
Wechsel vom
einen Fortbewegungsmittel zum anderen nicht
möglich ist.
D
arüber hinaus soll ein „Healthphone“ Gesundheitsdaten auswerten, Empfehlungen
für die passende Mobilitätsform geben und
notfalls Kontakt zu Hilfsdiensten herstellen.
Das Bundesforschungsministerium hat eine
Förderzusage über rund 2 Millionen EURO für
das von der TUM und der Firma Citysax koordinierte Projekt übergeben, das in drei Jahren
beendet werden soll.
Wie soll ich mit meinem Rollator zur Bushaltestelle am anderen Ende des Dorfes gelangen?
Was passiert, wenn ich wieder an der falschen
Haltestelle aussteige? Sollte ich mich angesichts meiner Blutdruckwerte überhaupt auf
die Treppe zur Haustür wagen? Für Menschen,
die sich nur noch eingeschränkt bewegen
können, stellen sich solche Fragen täglich. Aus
Unsicherheit schrecken sie im Zweifel davor
zurück, ihre Wohnung zu verlassen. Zwar gibt
es inzwischen eine Menge Erleichterungen
vom Treppenlift bis zum barrierefreien Einstieg
in öffentliche Verkehrsmittel. Doch beweglich
und damit auch fitter zu bleiben, scheitert oft
daran, dass ein problemloser Wechsel vom einen Fortbewegungsmittel zum anderen nicht
möglich ist.
Mobilität erleichtern
Diese Lücken soll das Projekt „Personalisierte
Mobilität, Assistenz und Service Systeme in
einer alternden Gesellschaft (PASSAge)“ nun
schließen. „Mit der neuen sozio-technischen Infrastruktur wollen wir eine nahtlose Mobilitätskette schaffen, um ein selbstständiges Leben
für mobilitätseingeschränkte Menschen bis ins
hohe Alter zu ermöglichen“, sagt Projektkoordinator Prof. Thomas Bock vom TUM-Lehrstuhl
für Baurealisierung und Baurobotik.
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PARAPLEGIKER 1/13
Einsatzbereit sein soll künftig eine Flotte von
Kleinstwagen, die mit verschiedenen Funktionen auf hilfsbedürftige Nutzer eingestellt
ist. „Ein Rollstuhlfahrer könnte zum Beispiel in
seinem Stuhl vom Auto aufgenommen werden“, erklärt Bock. „Der Rollstuhl würde dann
im Wagen arretiert werden, der Fahrer müsste
gar nicht aufstehen.“ Da eine Umrüstung des
eigenen Autos sehr teuer wäre, planen die Forscher ein Car-Sharing-System. Auch der Rollstuhl selbst könnte flexibler werden, indem er
etwa im Supermarkt die Sitzhöhe den Regalen
anpasst (Beide Techniken gibt es allerdings
schon…, Anm.d.Red.).
Die Mobilität erleichtern soll zudem die Vernetzung der einzelnen Fortbewegungsmittel untereinander und mit neuen Assistenzmodulen
der Wohnung. „Vom Rollator aus könnte man
dann die Auto- und die Haustür öffnen lassen
oder einzelne Möbel steuern, wie beispielsweise höhenverstellbare Schränke“, sagt Prof.
Matthias Kranz vom TUM-Fachgebiet Verteilte
Multimodale Informationsverarbeitung. „Bedienen können die Nutzer diese Funktionen über
ein Smartphone, das als Zentrale mit allen Elementen des Systems in Verbindung steht, Daten
austauscht und verarbeitet.“
Gesundheitsüberwachung
Gleichzeitig wird das Smartphone zum „Healthphone“. In den verschiedenen Hilfsmitteln und
Fahrzeugen werden die Forscher Biosensoren
installieren, die Gesundheitsdaten wie Blutdruck, Blutzucker oder Atemfrequenz messen
und langfristig auswerten. Über das Gesundheitstelefon bekommen die Nutzer dann Tipps,
wie und womit sie sich bewegen sollten. „Bei
leicht erhöhten Blutzuckerwerten könnte das
System dazu raten, ein paar Schritte mehr zu
forschung
Hilfsmittel?
laufen – oder bei sehr hohen Werten die Einnahme von Medikamenten empfehlen“, sagt
Prof. Martin Halle vom TUM-Lehrstuhl für
Präventive und Rehabilitative Sportmedizin.
„Wichtig ist, dass die Menschen so die Sicherheit bekommen, dass ihre Gesundheit nicht in
Gefahr ist, wenn sie sich auf den Weg machen.“
Sollten sie unterwegs doch einmal Hilfe brauchen oder registriert das System bedrohliche
Werte, soll über das Healthphone ein Notfalldienst verständigt werden. Dieser könnte auch
einspringen, falls die Einkaufstüten zu schwer
geworden sind oder wenn man im S-Bahnnetz
die Orientierung verloren hat.
In der Regel soll allerdings das Smartphone
die Routen berechnen und den Weg weisen.
Mit Augmented-Reality-Technik hilft es den
Nutzern zudem, die anderen Hilfsmittel zu
bedienen. „Sie können etwa mit dem Smartphone das Auto betrachten und bekommen
eingeblendet, wie es funktioniert“, erklärt Thomas Bock.
Geschäftsmodelle geplant
Mit Probanden werden die Forscher in den
nächsten Monaten in München und Umgebung verschiedene Szenarien testen. Ein
Schwerpunkt wird dabei die Mobilität auf dem
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Land sein, wo das Netz des öffentlichen Nahverkehrs weniger dicht ist. Die Entwickler stehen
noch vor einigen Herausforderungen: Wie kann
gewährleistet werden, dass die Nutzer problemlos auf ein Car-Sharing-Auto zugreifen können?
Wie muss das Healthphone gestaltet werden,
damit ältere Menschen es bedienen können?
Zudem wollen die Projektpartner Geschäftsmodelle entwickeln. Angebote wie das Car-Sharing
und den Notfalldienst sollen später Dienstleister
übernehmen. „Die Nutzer können sich dann aus
den einzelnen Komponenten ein auf sie und ihr
Zuhause zugeschnittenes Assistenzsystem zusammenstellen“, sagt Bock.
Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 3,9
Millionen EURO. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung übernimmt rund zwei Millionen als Beitrag zur Demografiestrategie der
Bundesregierung. Davon geht rund eine Million
an die drei beteiligten Lehrstühle der TUM. Weitere Projektpartner sind: Citysax Mobility, F. G.
Streifeneder KG, Haag-Rehatechnik, Heidelberg
Medical Marketing GmbH, Humanwissenschaftliches Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München, metaio GmbH, SOPHIA mit P.S.
Südbayern gGmbH und Sunrise Medical.
Text: Heike Stüvel
Wie kann
gewährleistet
werden, dass
die Nutzer problemlos auf
ein Car-SharingAuto zugreifen
können?
markt
Handbiken im Winter?
Vor der Saison haben wir bei Rehability uns von allen relevanten Herstellern Liegeräder mit e-Motor kommen lassen. Frank Wirth, Thomas Weinsheimer und Michael Heil teilten sich denn auch auf,
um jeder mit einem anderen Modell Vor- und Nachteile im direkten Vergleich zu ermitteln.
Frank wählt das Praschberger mit Tarnfarben-Look, Hin-
terradfederung und dem höchsten Abstand zwischen
Boden und Rahmen. Sollte Vorteile bringen bei der Bodenfreiheit im Gelände. Die Räder in 28 Zoll, die Bereifung
geländetauglich und grob geschnitzt. Warum aber bloß
die Hinterräder das gleiche grobe Format haben müssen
wie das Vorderrad, nun – wir werden sehen.
Thomas nimmt das als Offroad getarnte Pro Activ, nur wenig verändert von der Straßenversion, etwas dickere Bereifung auf den 26 Zoll Rädern und mit wenig Bodenfreiheit (12 cm), dafür Scheibenbremsen und abnehmbare
Vorderradgabel. Der e-Antrieb ist wie die anderen von
Bionx aus Kanada, aber da kommt wohl noch was aus der
Schmiede von Alber, ein neu entwickelter Motor.
Für mich bleibt das Sopur Shark X-Link. Die Bodenfreiheit
ist ein wenig größer als beim Pro Activ, allerdings reduziert
durch den unter den Rahmen gebauten Ständer, der wie
beim Fahrrad bei abgebauter Vorderradgabel ein leichtes
Aus- und Einsteigen direkt in den Rollstuhl ermöglichen
soll. Auch dieses Bike kommt grobstollig daher und lässt
beste Traktion erhoffen. Die Kombination Liegebike und
e-Motor soll ja auch Spaß im Gelände machen, um endlich auch mal beim morgendlichen Gassifahren mit dem
Hund Feld- und Waldwege befahren zu können.
Pro Activ hatte die glatte Bereifung gewählt, sich mit dem
kräftigen 250 Watt Motor und dem tieferen Chassis eher
am bergigen Straßenprofil orientiert. Das bringt natürlich
Pluspunkte bei der Aerodynamik. Die Rückenlehne tief
nach hinten gestellt, leichtes Abrollen und bei dem Sauwetter weniger kalten Wind im Gesicht. Alle Bikes ziehen
ungewohnt kräftig an. Die Vorderräder lassen sich fast
beliebig aus dem Stand durchdrehen und man braucht
schon ein wenig Übung, um das Gefühl für energieschonendes Umgehen mit der Batteriereichweite von ca. 40
km pro Bike zu entwickeln. Die zusätzliche Unterstützung
gibt nur Kraft ab, wenn der Fahrer an der Kurbel dreht. Am
Cockpit lässt sich auch einstellen, ob mehr oder weniger
Watt zugeführt werden sollen.
Der gefühlte Kraftaufwand ist vor allem bei den beiden
Offroadern am Größten. Aber schon bei der Anfahrt zu
den Feld- und Wiesenwegen mit Schlaglöchern und kurz-
60
PARAPLEGIKER 1/13
welligen Unebenheiten setzt das Pro Aktiv Bike auf und
lässt bei dem langen Radstand ein abseitiges Fahren von
der Straße gar nicht zu. Die Bereifung ist glatt mit leichten Rillen und auch schon im nassen Gras kaum geeignet,
den Fahrer bei leichten Anhöhen vor allem aus dem Stand
wieder auf die Straße zu bringen. Das meistern die beiden
anderen viel besser. Den Rücken fast aufrecht gestellt und
mit ordentlich Freiheit über dem Boden kommen beide
denn auch auf der Wiese bestens zurecht.
Es macht schon Riesenspaß, so mit e-Power über das Gelände zu heizen, wenn gleich die grobe Bereifung reichlich feuchten Dreck nach oben schleudert. Aber wir sind
ja nicht aus Zucker. Allerdings haben die Hersteller der
schönen Form wegen nicht berücksichtigt, dass bei negativem Sturz der Hinterräder gerade bei grobem Profil
nicht nur das Vorderrad Schmutz und Wasser von vorne,
sondern eben auch von hinten hochwirft. Und dabei
gilt, je grober das Profil und je negativer der Sturz, desto
Schwein…
Aber wir wollen ja nicht nur in der Ebene, sondern am besten in den Odenwald rauf. Wer im Sommer mal die Strecke von Nußloch zum Königsstuhl im Liegebike ohne eMotor geschlichen ist, der weiß plötzlich das geile Gefühl
zu schätzen, dass mit maximaler Unterstützung die lächerlichen 10 % Steigung keine Ausreden mehr zulassen,
das Trainingsgelände von der Ebene auf die Berge zu erweitern. Kaum oben, geht es bergauf, bergab weiter und
um Energie zu sparen, nutzen wir die e-Unterstützung
nur auf der ansteigenden Seite. Das ist beim Pro Aktiv
fast nicht nötig, hat der doch den besseren Reibungswiderstand. Bei mir geht allerdings der Saft schon merklich
zur Neige. Aber auf der Rückfahrt geht es ja auch fast nur
abwärts. Also Abstecher in die Weinberge. Das Pro Activ
wieder voraus und selbst die steilsten Stellen sind kein
Problem für die Kisten.
Aber wie sieht es da oben aus, wenn wir die sicheren
Wege verlassen? Nun, Thomas ruft erst mal unseren Begleiter im Fahrzeug um Hilfe. Mit dem tiefen Chassis geht
gar nichts. Dafür zeigt das Praschberger seine ganzen
Vorteile. Gebaut in den Alpen, genauer bei Kufstein, ist es
prädestiniert für Fahrten abseits der Straßen. Allerdings
ist auch hierbei Übermut durchaus nicht ungefährlich.
markt
Denn hoher Rahmen bedeutet eben auch hoher Kipppunkt. Da ist allerdings wie schon vorher beim
Sopur durch den langen Radstand Schluss mit lustig und man sitzt gerade bei kurzwelligen Bodenunebenheiten auf. Da darf man dann dem kratzenden Geräusch auf der Unterseite des Rahmens keine
große Bedeutung beimessen. Offroad ist eben nichts für Schönwetterfahrer.
Text: Michael Heil
Fotos: Thomas Weinsheimer
Praschberger Speedbike CompCC
Radstand: 155cm
Spurbreite: 60 cm; 9 Grad
Sturz: 70 cm (u. gemessen)
Bodenfreiheit: 21 cm
Hydraulische Scheibenbremsen
Akku: Li-Ion 36 V; 9000 mAh; 325 Wh
Motor: Powerbike Getriebemotor, 350 Watt
Pro Activ NJ1 e-Kompaktbike RS
Radstand: 150 cm
Spurbreite: 62 cm
Bodenfreiheit: 12 cm
Scheibenbremsen: nur vorn
Akku: BionX PL250 IGH3; 250W , 37V Li-Mn;
9,6Ah; 355Wh
Motor: BionX 250 W; Drehmoment 9/40 Nm
Sopur Shark X-Link BionX
Radstand: 148 mm
Spurbreite: 57 cm, 9 Grad Sturz 67 cm
(u. gemessen)
Bodenfreiheit: vorn 18 cm, hinten 22 cm
Scheibenbremsen: keine
Akku: BionX SL250HT XL, 250 W ,
48V Li-Mn, 8,8 Ah; 423 Wh
Motor: BionX PL250 HT L, 250 W;
Drehmoment 9/40 Nm
Angegebene Akku-Reichweite bei allen ~ 40km; abhängig von Gelände und Nutzergewicht.
PARAPLEGIKER 1/13
61
markt
KIRCHHOFF
Mobility
übernimmt Pruckner
KIRCHHOFF Mobility
engagiert sich in Österreich. Mit Wirkung vom 1.
Januar 2013 gründen die
REHA Group Automotive
GmbH & Co. KG und Thomas Pruckner die Pruckner
Rehatechnik GmbH mit
Sitz in Tresdorf bei Wien.
Die KIRCHHOFF Gruppe ist
mit 70 % igem Anteil am
Stammkapital Mehrheitsgesellschafter.
Pruckner ist einer der marktführenden Fahr-
zeugumbauer für mobilitätseingeschränkte Personen in Österreich, ursprünglich 1904 gegründet und seit mehr als 30 Jahren in diesem Geschäft aktiv. KIRCHHOFF Mobility ist mit den Gesellschaften REHA und Behindertenfahrzeuge
Jelschen GmbH bisher an insgesamt sieben
Standorten in Deutschland vertreten. Jedes Jahr
verlassen über 2 000 individuell angepasste Fahrzeuge für Aktiv- oder Passivfahrer die Betriebe.
Geschäftsführender Gesellschafter der neuen
Pruckner Rehatechnik GmbH ist Thomas Pruckner, der das Gesamtunternehmen bereits leitet
und sich voll auf den wachsenden Rehabereich
konzentrieren wird.
REHA Group Automotive in Hilden war im September 2011 in ihre neuen Betriebs- und Geschäftsräume in der Nikolaus-Otto-Str. 5 in 40721
Hilden umgezogen. Kunden wie Mitarbeiter
schätzen die neuen Räumlichkeiten.
Weiterführende Informationen finden Sie auf
www.kirchhoff-gruppe.de
www.reha.com
www.rehatechnik.co.at
Mit ALTEC-Rollstuhlrampe Typ BTR
keine unerreichbaren Zonen mehr
Beim Übergang von Balkonen und Terrassen in den Innenraum werden normalerweise zwischen 5 und 15 cm hohe Schwellen eingebaut – die beispielsweise ein
Rollstuhlfahrer nicht alleine überwinden kann.
E
iner aktuellen Umfrage zufolge geben ¾ der
Bevölkerung an, dass bei ihnen ein Rollstuhlfahrer nicht alleine von Balkon oder Terrasse in die
Wohnung fahren könnte. Diese Tatsache zeigt,
dass behindertengerechtes Bauen immer wichtiger wird.
Die Firma ALTEC GmbH aus Singen, Produzent
von Aluminium-Auffahrhilfen, stellt als Übergang
von Wohn- und Aufenthaltsraum zur Terrasse
oder Balkon eine mobile, klappbare Schwellenbrücke her. Höhenverstellbare Spindelfüße ermöglichen den Einsatz an fast jeder Türschwelle.
Durch ein Scharnier kann die Rampe platzsparend zusammengelegt werden und verbleibt bei
Nichtgebrauch auf Balkon oder Terrasse. Beim
nächsten Einsatz wird sie einfach wieder auseinandergeklappt und ist sofort benutzbar.
www.altec-singen.de
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62
PARAPLEGIKER 1/13
markt
PARAVAN erhält „Gelben Engel“
Der PARAVAN Mobilitätspark wurde auf dem Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche
der Münchner Residenz mit dem renommierten Oscar der Automobilindustrie, dem
„Gelben Engel“ des ADAC, ausgezeichnet.
Die innovative Einstiegskonzeption der „Per-
fect Seat Collection“ von Paravan konnte sich in
der Kategorie „Innovation und Umwelt“ unter
den Favoriten BMW Group, Daimler AG, Paravan,
Volkswagen AG, Volvo, Mazda, Fiat AG, Continental AG behaupten und sicherte damit der
Aichelauer Entwicklungsmanufaktur einen der
drei Gelben Engel. Die beiden weiteren Auszeichnungen gingen an die Daimler AG (BAS PLUS mit
Kreuzungsassistent) und an die Volkswagen AG
(Dreizylinder-Erdgasmotor im VW eco up!).
Die weltweit einzigartige Paravan Perfect Seat
Collection (Dreh-Schwenksitze mit Aufstehhilfe)
ermöglicht ein äußerst bequemes Einsteigen
und ein schmerzlinderndes Autofahren durch die
individuelle ergonomische Anpassungsfähigkeit.
Der Clou: Nur die Sitzfläche und eine kleine Lendenwirbelstütze werden gedreht. Die Rückenlehne hingegen bleibt in ihrer Position im Fahrzeug.
Damit stellt das Lenkrad beim Drehvorgang kein
Hindernis mehr dar. Zudem kann die Sitzfläche
dank der elektrischen Aufstehhilfe nach oben
gefahren werden, was beim Nutzer für Halt und
Unterstützung beim Ein- und Aussteigen sorgt.
Geprüft und zugelassen nach ECE R-17.
Dr. Dieter Zetsche (Daimler), Dr. Norbert Reithofer (BMW), Rupert Stadler (Audi), Jean Todt,
Präsident des Welt-Automobilverbands FIA sowie zahlreichen Persönlichkeiten aus Wirtschaft,
Gesellschaft und Medien nahm der Gründer und
Inhaber der PARAVAN GmbH Roland Arnold die
begehrte Trophäe entgegen. ADAC-Präsident
Peter Meyer: „Kein anderer Preis spiegelt so umfassend wider, welch breit gefächerte Entwicklungsarbeit für eine bessere Mobilität geleistet
wird.“ Der „Gelbe Engel“ wurde in diesem Jahr
zum neunten Mal verliehen und gilt als die bedeutendste Auszeichnung in der gesamten Automobilbranche.
Unter den Augen von Bundesverkehrsminister
Dr. Peter Ramsauer, den Vorstandsvorsitzenden
Helptex – Versandhandel aus
der Region Rhein-Neckar
Wie im letzten Beitrag angekündigt, folgt auf den ersten Schritt – „die Konzentration auf Hilfsmittel, Schuhe, Schlupfsäcke“ – jetzt der zweite Schritt: Die Hosen im
Rollstuhlfahrerschnitt: Helptex Basic.
I
n diesen Schnitt ist meine langjährige Erfahrung in der Entwicklung spezieller Bekleidung
für Rollstuhlfahrer eingeflossen und ich bin
deshalb sicher, dass Sie sich darin wohl fühlen
werden. Dieses Modell wird zunächst in den
Ausführungen als zwei unterschiedliche Jeans,
als Thermohose und als Cordhose angeboten.
Die Artikel sind für die sitzende Position entwickelt und mit vielen vorteilhaften Details ausgestattet:
PARAPLEGIKER 1/13
63
markt
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Kaum ist dieser Anfang gemacht, wird auch
schon an neuen Artikeln und Modellen gearbeitet. Achten Sie einfach auf das Rolli-Symbol.
Wir bieten Ihnen die Größen 46 bis 60 und die
Bauchgrößen 59 bis 63 an. Natürlich können
Sie auf Anfrage weitere Größen, Änderungen,
Kürzungen, Sonderanfertigung nach eigenen
Wünschen etc. zu fairen Preisen erhalten. Wir
kümmern uns gerne darum. Auch freuen wir
uns auf Ihre Hinweise und Anregungen, wodurch wir uns fortwährend weiter entwickeln
und optimieren können. Das gesamte Sortiment
finden Sie in unserem online-shop unter www.
helptex.de. Wir freuen uns, Sie bald begrüßen zu
dürfen. Ihre erste Bestellung bei uns ist übrigens
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VW Caddy von Zawatzky
Als Rollstuhltransportfahrzeug ist der Caddy das meist umgebaute Fahrzeug.
Jetzt kann ein Rollstuhlfahrer in seinem Rollstuhl, ohne umzusetzen, großzügig
hinter das Lenkrad rollen, um dann das Fahrzeug selbst zu fahren oder sich als
Beifahrer fahren zu lassen.
Dabei wird keinerlei Unterstützung durch
Dritte benötigt. Die Heckklappe und die Rampe
gehen auf Knopfdruck auf und zu. Dabei senkt
sich das Fahrzeug über die optionale Luftfederung so weit ab, dass der Einfahrwinkel sehr angenehm wird. Die Rollstuhlsicherung kann durch
eine zentrale Rückhaltevorrichtung ebenfalls auf
Knopfdruck erfolgen. Selbst die Gangschaltung
und die Feststellbremse haben elektrische Helfer
und machen die Bedienung einfach.
Der Caddy Maxi Duo bietet innen ein großzügiges Platzangebot, während das Außenmaß
dem Caddy Maxi PKW–Maß entspricht. Selbstverständlich können alle weiteren Fahrhilfen,
wie z.B. das Handbediengerät Heidelberg oder
das elektrische Lenksystem joysteer vom Mobilcenter Zawatzky eingebaut werden.
Ansicht des Innenraums ohne hintere Sitze.
Eine äußerst großzügige Rangierfläche steht zur Verfügung.
64
PARAPLEGIKER 1/13
Dieses Fahrzeug ist zurzeit die höchste Entwicklungsstufe in der Entwicklung des Caddy für
Menschen mit Behinderung und besticht durch
praxisorientierte Funktionen, durchdachtes Design und saubere Verarbeitung.
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Handbuch für Menschen mit Behinderung:
Ansprüche und Anlaufstellen
Zudem gibt’s fachkundige Antworten auf Fragen
zu individuellen Regelungen und Leistungen am
Arbeitsplatz sowie zu Hilfen und Fördermöglichkeiten für behinderte Kinder und Jugendliche.
Ein Serviceteil mit nützlichen Adressen und Publikationen rundet das umfassende Handbuch
für Betroffene mit Handicaps ab.
Bestellmöglichkeiten:
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NRW/Versandservice
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Der Ratgeber kostet 11,90 EURO und ist in den
örtlichen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW erhältlich. Für zuzüglich 2,50 EURO
(Porto und Versand) wird er auch nach Hause
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Zahlreiche Rechte und Leistungen
sollen dafür sorgen, dass Menschen
mit einer Behinderung unterstützt
werden, um gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben und am Arbeitsplatz teilhaben zu können.
Doch wer finanzielle Hilfen bei Versicherungen oder Ämtern beantragt,
muss sich oft auf einen Spießrutenlauf einstellen. Denn nicht immer
ist schnell und eindeutig zu klären,
wer zuständig ist und auf welche
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inen Überblick über die Rechte behinderter Menschen und Orientierungshilfe im
Dschungel des Sozialsystems bietet der Ratgeber „Behinderung – alle Leistungen und Rechte
die Ihnen zustehen“ der Verbraucherzentrale
NRW. Das Buch informiert über die Ansprüche
behinderter Erwachsener und Kinder gegenüber Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung
sowie bei Arbeitsagenturen, Versorgungs-, Sozial- und Integrationsämtern. Es zeigt hierbei,
welche Nachteilsausgleiche und Fördermittel
zur Verfügung stehen.
• Selbstfahrer-Ausrüstung
• Absenkfahrzeuge
• Verladesysteme
• Ein- & Ausstiegshilfen
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aus dem Allgäu
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Für Frauen und Paare mit Behinderung:
Wenn Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eine Familie
gründen, ergeben sich viele Fragen. Seit zwei Jahren begleitet das
Kooperationsprojekt „Frau sein
mit Behinderung“ schwangere
Frauen und ihre Partner in Kursen
und Einzelvorbereitungen.
E
Geburtsvorbereitung
von pro familia und
CeBeeF Frankfurt/Main
in blindes Paar bekommt ein Baby - wie kann das funktionieren? Wie bemerkt eine gehörlose Mutter, dass ihr Baby
schreit? Und wie badet und wickelt eine im Rollstuhl sitzende
Frau ihr Kind? Für das erfahrene Leitungsteam – Hannelore
Sonnleitner-Doll, seit vielen Jahren Ärztin bei pro familia, u.a.
in der gynäkologischen Sprechstunde
für behinderte Frauen, und Susanne
Bell, Bodybliss-Bewegungstrainerin,
Rollstuhlfahrerin und Mutter – war
es spannend, immer wieder neu auf
die Vielfalt der Behinderungsarten,
der Lebenssituationen und der ganz
unterschiedlichen Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen.
Meistens stellt sich im Kurs heraus, dass
viel mehr möglich ist, als sie zunächst
gedacht hatten. Durch praktisches
Ausprobieren von Stillpositionen, Wickeln, Baden usw. mit Babypuppen gewannen die werdenden Eltern zusätzlich Sicherheit und Selbstvertrauen.
Die Kursabende in einer schönen Atmosphäre und geschütztem Rahmen ermöglichen es den
Frauen und Paaren, auch intime Fragen anzusprechen und sich
mit Menschen in ähnlicher Situation auszutauschen. Kursthemen sind Schwangerschaft, Geburtsverlauf, verschiedene Geburtsmöglichkeiten und Positionen, Klinikwahl, Unterstützung
durch eine Hebamme, das Wochenbett und die erste Zeit mit
dem Baby. Auch Veränderungen in der Paarbeziehung und die
Tatsache, eine Familie zu werden, werden besprochen. Wohltuende Bewegungs- und Entspannungssequenzen zu Musik
und verfeinerte Körperwahrnehmung im Kontakt mit dem
Baby bereiten zusammen mit Atemübungen und weiteren
Elementen aktiv auf die Geburt vor. Die Kurse umfassen acht
Kursabende sowie ein Nachtreffen mit Babys und werden nach
Bedarf durchgeführt. Auch Einzelbegleitung oder individuelle
Gestaltung des Kursablaufs sind möglich.
Ein Menschenkind ist ein faszinierendes, bewegendes Wunder.
Gerade für Frauen oder Paare mit Behinderung ergeben sich
66
PARAPLEGIKER 1/13
in einer Schwangerschaft viele Fragen. Wie mit wachsendem
Bauch beweglich bleiben? Was tun bei möglichen Schwangerschaftsbeschwerden? Welche Geburtsmöglichkeiten kommen
für mich infrage? Welche Geburtsklinik ist die richtige? Wie kann
mir eine Hebamme helfen? Diese und viele weitere Aspekte zur
Geburt und zu den bevorstehenden Veränderungen können zu
Themen werden, die in einem geschützten Raum besprochen
werden. In einer Gruppe von maximal vier Frauen oder Paaren
geht es um Selbstvertrauen und Sicherheit sowie ein gutes Körpergefühl in dieser besonderen Zeit.
Kursinhalte:
• Körperwahrnehmung und Sensibilisierung
• Bewegungsübungen und Massagen
• Entspannungs- und Atemübungen
• Geburtsverlauf mit den unterschiedlichen Phasen
• Kennenlernen verschiedener Geburtsmöglichkeiten und
-positionen
• Klinikwahl, Hebamme
• Ernährung, Stillen, Körperpflege, Wochenbett
• Veränderungen nach der Geburt
• Eltern werden, Veränderungen in der Paarbeziehung:
Möglichkeit für werdende Väter, sich mit einem männlichen
Berater auszutauschen
Und einige Wochen nach der Geburt:
• Nachtreffen mit Baby
Weitere Angebote des Kooperationsprojekts sind das medizinische Beratungstelefon für alle Fragen rund um Sexualität für
behinderte Menschen sowie vielfältige Workshops speziell für
Frauen mit Behinderung. Mehr unter www.cebeef.com / Unsere
Angebote / Frau sein mit Behinderung.
Kursbeginn bitte erfragen bei pro familia
tel 069-90 744 744
Bei der Anmeldung sind 30 EURO (Einzelteilnehmerin) bzw.
50 EURO (Paar) zu entrichten.
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Neuer Behindertenausweis
im Scheckkartenformat
Das Bundesministerium für Arbeit
und Soziales (BMAS) teilt mit: Wie der
Führerschein, der Personalausweis und
die Bankkarten ist nun auch der neue
Schwerbehindertenausweis eine handliche Plastikkarte. Der neue Ausweis
kann ab dem 1. Januar 2013 ausgestellt
werden. Den genauen Zeitpunkt der
Umstellung legt jedes Bundesland für
sich fest. Die Umstellung ist für den
Antragsteller kostenfrei.
Spätestens ab dem 1. Januar 2015 werden nur
noch die neuen Ausweise ausgestellt, übrigens
in den bekannten Farben. Es gibt aber keinen
Umtauschzwang. Die alten Ausweise bleiben
gültig. Alle Nachteilsausgleiche können auch
mit den alten Ausweisen in Anspruch genommen werden. Es müssen also nicht alle im Verkehr befindlichen Ausweise umgetauscht werden.
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mit Wertmarke wird künftig dasselbe kleine Format haben wie der Ausweis. Es wird aber nicht
als Plastikkarte ausgestellt, sondern auf Papier,
weil es nur eine Gültigkeit von bis zu einem Jahr
hat. Auch hier gilt: Alte Beiblätter bleiben gültig.
Der neue Ausweis soll nach Angaben des BMAS
neben dem handlichen Format noch weitere
Vorteile bieten: Blinde Menschen können ihren
neuen Ausweis an der Buchstabenfolge sch-b-a
in Braille-Schrift erkennen. Praktisch im Ausland:
Ein Hinweis auf die Schwerbehinderung in englischer Sprache hilft auf Reisen. Ein direkter Anspruch auf besondere Leistungen im Ausland ist
damit auch künftig nicht verbunden. Der englische Hinweis erleichtert aber den Nachweis im
nichtdeutschsprachigen Ausland, wenn es dort
für schwerbehinderte Menschen besondere Regelungen gibt (z. B. ermäßigter Eintritt).
Wer weitere Fragen zum neuen Ausweis hat
kann sich direkt an die Behörde wenden, die
den aktuellen Ausweis ausgestellt hat.
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kolumne
Aus meinem Leben:
Die Wirklichkeit ist
schwer zu greifen.
Wie wir die Welt
sehen wird nicht nur
von den Tatsachen
beeinflusst. Wenn wir
uns verlieben wird die
Welt rosenrot. Dabei
bleibt es nicht wie wir
alle wissen – leider.
Nicht, dass es nicht
Lieben gibt, die bleiben. Aber unser Gehirn täuscht sich oft,
sorgt z.B. dafür, dass
ungesunde Extreme,
sowohl Begeisterung
als auch Verzweiflung
zu einem Mittelwert
abgeschwächt werden. Wie viel Verlass
ist also auf unsere Bewertung der Wirklichkeit, die auf unseren
Erfahrungen beruht?
Z
Negativ
– Positiv
Ganz plötzlich. Auf einem Probenwochenende
erscheint eine Choreographie-Trainerin, persönlich qualifiziert als (vornehmlich ehemalige)
Musical-Tänzerin. Der Chor kennt die Frau von einer ähnlichen Veranstaltung. Da hatte sie mit uns
einen Bühnenauftritt einstudiert, der auf eine Art
Formation hinauslief. Ich war nie Fred Astaire,
habe aber schon mehrfach in einer RollstuhltanzFormation mitgewirkt. Das heißt, ich kann mich
selbstständig und gemeinsam mit einer nichtbehinderten Partnerin in einer Gruppe synchron
und im Takt bewegen. Also: Kein Problem mit
dem Chorauftritt, obwohl die Bewegungen nur
auf Fußgänger ausgerichtet waren, zum meinem
Glück aber eher ungeübte…
Das dicke Ende folgt noch. Eine neue Nummer
basiert jetzt nicht mehr auf Paartanz, sondern auf
Tänzern, die sich in Reihe an den Schultern fassen
(sieht ein bisschen so aus wie beim Fernsehballett) und angeblich so etwas wie Sirtaki tanzen.
Ich verstehe schnell, dass nur zwei Männer im
Chor nicht mittanzen können: Ich als Rollstuhlfahrer und ein gehbehinderter Bass. Wir stehen
im Weg. Die Trainerin schlägt vor, wir sollen uns
an den Rand (!) stellen. Das lehne ich ab, versuche
noch ein paar Mal irgendwie mitzutanzen. Das
wird nicht kommentiert, ist aber ein aussichtloses Unterfangen. Auch eine weitere eingeübte
Performance hat nicht wirklich Platz für mich.
PARAPLEGIKER 1/13
Die Stimmung kippt. Ich bin wie vor den Kopf
geschlagen und werde mehrfach angesprochen,
etwa: „Ist irgendwas?“ Mir fällt darauf tatsächlich
nichts ein und ZACK bin ich in meinem Lieblings-
u kompliziert? Ein Beispiel: Seit Jahren singe
ich in diesem Chor. Er ist nicht mein alleiniger Lebensinhalt, aber das Singen dort macht Spaß, mit
den Leuten lässt sich auch reden und feiern. Und
auf einmal bin ich draußen. Wie ist das passiert?
Die Choreographie-Trainerin bleibt mir gegenüber merklich reserviert und skeptisch, ein Gespräch mit ihr bringe ich nicht zustande. Mit der
Nummer tritt der Chor erfolgreich auf, ich immer mit Spaß dabei. Als wir jetzt zum erneuten
Termin mit der Frau die erprobte Nummer stolz
vorführen, sagt sie nebenbei zu mir so etwas wie:
„Klappt ja doch ganz gut.“ Ich bin sprachlos…
68
Irgendwann ist es vorbei
chor, in dem ich mich so integriert fühlte, nur
noch der Außenseiter. Irgendwann ist das furchtbarste Gruppenwochenende meines Lebens
vorbei.
In den folgenden Tagen und Wochen schlagen
Erklärungsversuche meinerseits, teilweise in umfangreicher schriftlicher Form, fehl. Alle beteuern
wie gern sie mich dabei haben, gelöst wird das Dilemma aber nicht, ich bleibe am Rand, nicht nur
in der Nummer, zunehmend in der Gruppe. Von
mir wird erwartet, dass ich wieder der problemlose Chorsänger werde, der ich immer war. Die
Chorleitung schaltet auf stur. Beim nächsten Konzert wird in der Moderation „scherzhaft“ kritisiert,
wie unangenehm laut der Treppenaufzug ist, der
mich auf die Bühne bringt…
Irgendwann reicht es mir. Ich merke, dass ich nur
noch Stress habe, wo ich früher glücklich war,
also: Schluss. Ich kündige und stoße trotz klarer
Kante bei der Begründung zum letzten Mal auf
Unverständnis.
kolumne
Wieder versuchen
Wieso passiert so was? Ich glaube, die Wahrheit ist,
dass sich die Minderheit nie sicher fühlen kann. Wenn
die Mehrheit oder Führungspersonen die Geduld mit
uns verlieren, wenn wir zu anstrengend werden für
ehrgeizige Unternehmungen, sind wir schneller draußen als ein Politiker „Inklusion“ sagen kann.
Ein Optimist ist einer, der glaubt alles wäre halb so
schlimm, bis es ihm selbst passiert. Ein Pessimist lässt
sich gern von Positivem überraschen. Und ein Donaldist (nach dem Entenhausener Kleinbürger) versucht
es immer wieder: Mein neuer Chor ist etwas ganz Besonderes. Der Leiter war Musik-Chef beim Stadttheater, das Repertoire ist klassisch und anspruchsvoll. Die
Leute sind nett, aber ich bin erst mal vorsichtig…
Dann kommt das erste Chorwochenende. Das ist
harte Arbeit, es wird geprobt bis zum Abwinken. Die
Stimmung ist freundlich, ich werde offiziell und herzlich als endgültig aufgenommen begrüßt. Der Chorleiter sagt, er würde niemanden haben wollen, der wie
Pavarotti singt, aber ein Arschloch ist. Aber wer ein
toller Kerl sei und nicht singen könne, sei auch nicht
willkommen. Ich bin stolz…
sänge. Gefeiert haben wir an zwei Abenden hintereinander – hach, es war schön. Und diese Leute haben
mein Vertrauen verdient.
Es folgen noch drei Erlebnisse in meinem neuen
Wohnort: Wir werden auf einen Neujahrsempfang eingeladen, so wie alle Bürger, das ist eine kleine Stadt.
Und siehe da: Der Veranstaltungsort ist barrierefrei.
Der Bürgermeister fragt mich, ob mir das Kopfsteinpflaster Mühe mache? Was für eine Frage. Die Antwort
ist ausführlicher als er erwartet hat…
Die Kirchengemeinde plant eine Veranstaltung, die
Pfarrerin spricht mich an. Wegen mir ist man bereit,
den Ort zu wechseln, hier sind keine Stufen, da schon.
Ich freue mich.
Dann werden wir noch zu einem Nachbarschaftsverein eingeladen – und sind im Handumdrehen Mitglieder. Man verspricht, auf den geplanten Veranstaltungen auf Barrierefreiheit zu achten.
Text & Foto: Peter Mand
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Was tun?
Es wird nicht abgestimmt. Die Meinung bildet sich individuell, aber die Gruppe handelt. Wenn es im Keller
nicht geht, bleiben wir im Übungsraum. Wir singen,
reden und trinken eben leiser als sonst. Sollen sie
uns rausschmeißen. Schließlich haben wir ein barrierefreies Wochenende gebucht, ist doch nicht unsere
Schuld, dass der blöde Keller geschlossen ist.
Es geht gleich zweifach gut. Der Chef, der darüber
schläft, sagt nichts. Vielleicht gefielen ihm unsere Ge-
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Es folgt die erste Nagelprobe. So ist das bei diesen
Arbeitswochenenden: Tagsüber wird gesungen,
abends gefeiert. Und dann gibt es Probleme. Für den
feuchtfröhlichen Nachtgesang stehen in diesem mittelalterlichen Gemäuer zwei Gewölbe zur Verfügung.
Eins davon ist mit dem Aufzug erreichbar – und wird
gerade renoviert. Zum anderen geht es nur über eine
extrem steile Treppe, mit einem niedrigen Durchgang
am Ende. Nein danke. Also feiern wir im Übungsraum.
Nicht so gemütlich, aber wir richten uns schon ein.
Geht nicht, sagt die Frau an der Pforte. Darüber schläft
der Chef. Was tun sprach Zeus…
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und im Jahre 2002 folgte der nationale Zugänglichkeitskatalog
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dessen Hauptaufgabe es ist, barrierefrei zugängliche öffentliche Einrichtungen zu finden und weltweit bekannt zu machen.
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Uni Bremen
Studentische Projektgruppe sucht f. Forschungsbericht Gesprächsteilnehmer, die bereit sind für ein Gespräch (ca. 1 Std.) in vertraulicher Atmosphäre, bes. Menschen, die im jungen Erwachsenenalter durch einen
Unfall / Krankheit eine Querschnittlähmung erlitten haben. Daten werden anonym behandelt und nicht veröffentlicht. Wir freuen wir uns von
Ihnen zu hören. eMail: cremke@uni-bremen.de, ha_ki@uni-bremen.de,
tel 0176-61 37 03 23, 0174-579 54 92
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Beim Verkauf von Hilfsmitteln muss der Verkäufer auch der Eigentümer sein.
recht
Schadenersatz nach Unfall:
Abfindungsvereinbarung –
Chancen und Risiken (2)
Wie in der letzten Ausgabe angekündigt, soll hier in aller Kürze an einem konkreten Beispiel,
das einem aktuellen Fall entlehnt ist, aufgezeigt werden, wie eine Kapitalisierung funktioniert.
Eine Frau, zum Unfallzeitpunkt 42 Jahre alt, mittlerweile 45,
angeschnallte Beifahrerin, wird bei einem Verkehrsunfall schwer
verletzt und erleidet eine Querschnittlähmung (Paraplegie). Die
Haftung wird zu 100 % anerkannt, die Haftpflichtversicherung
der Fahrerin reguliert.
Die alleinstehende Frau lebt zusammen mit einem 1995 geborenen Kind in einer Wohnung und war in Teilzeit (halbe Stelle) für
700 € netto abhängig beschäftigt, aufgrund des Unfalls ist sie
verrentet und erhält 500 € Rente.
Die selbst organisierte Pflege kostet 2 500 € im Monat, aus der
Pflegestufe 2 erhält sie 440 € im Monat, da sie die Pflege selbst
organisiert.
Den Haushalt kann sie zu 40 % noch selbst führen, teilweise helfen Freunde und ihr Kind aus. Das Schmerzensgeld liegt bei 300
000 €. Kapitalisiert wird mit der aktuellen Kapitalisierungstabelle, Kap-Faktor 3 %. Wie hoch sollte nunmehr die Einmalzahlung
sein?
Verdienstausfall
Der Verdienstausfall beträgt für die Vergangenheit 130 € (Lohn
zum Unfallzeitpunkt abzüglich 10 % ersparter berufsbedingter
Aufwendungen abzüglich Rente). Allerdings ist zu beachten,
dass die Frau nicht immer in Teilzeit gearbeitet hätte. Das Kind
ist mittlerweile 18 und steht schon bald auf eigenen Beinen.
Es ist also davon auszugehen, dass die Frau spätestens jetzt bis
zum Renteneintritt mit 67 wieder in Vollzeit gearbeitet hätte. Recherche ergab, dass sie Vollzeit 1 200 € netto verdient hätte (höhere Steuern), so dass der Verdienstausfall ab jetzt 580 € beträgt
(1 200 € - 10 % - 500 € Rente).
Für die Vergangenheit beträgt der Verdienstausfall für die 3 Jahre ab Unfall 130 € x 36 Monate, also 4 680 €. Für die Zukunft beträgt er 6 960 € im Jahr. Nun soll das Geld ja sofort ausbezahlt
werden, was dazu führt, dass man den Betrag nicht einfach mit
22 multiplizieren darf, sondern auf den Gegenwartswert abzinsen muss. Hierzu gibt es so genannte geschlechtsspezifische Ka-
Pflege
Derzeit muss sie neben den abziehbaren Leistungen der Pflegekasse 2 060 € selbst für die Pflege aufwenden, d.h. für die Vergangenheit 74 160 €. Diese Zahlung ist lebenslang geschuldet,
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warm 800 € kostet, die alte Wohnung kostete 550 € warm,
der Umzug kostet 1 000 €. Sie benötigt jetzt ein umgebautes Fahrzeug mit Automatikgetriebe, das insgesamt
30 000 € kostet, zuvor hatte sie immer gebrauchte Fahrzeuge für
7 500 € gekauft. An sonstigen behinderungsbedingten Mehrkosten (Strom, Wasser, Urlaube, Medikamente, Arztbesuche u.a.)
hat sie monatlich 600 € Kosten.
pitalisierungstabellen (Frauen leben länger), die abhängig von
Sterblichkeit und Zinssatz einen Kapitalisierungsfaktor auswerfen. Dieser beträgt derzeit bei einem Zinssatz von 3 % und eine
45 jährigen Frau mit Renteneintritt 67 Jahre 15,746. Dies ergibt
einen Verdienstschaden von 109 592,16 € für die Zukunft. Eine
eventuelle Lohnsteigerung wird hier meist unter den Tisch fallen gelassen, da letztlich auch kein Arbeitsplatzverlust droht, der
immer wieder vorkommen kann. Hier beginnt aber bereits die
rechnerische Unschärfe, die jeder Kapitalisierung innewohnt.
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recht
was einen höheren Kap-Faktor bedeutet, daher 2 060 € x 12 Monate x 22,335, also 552 121,20 €.
Hier beginnt das große Problem. Die 2 060 € sind kein fixer Betrag. Steigt das Pflegegeld oder wird bei Heimunterbringung die
Pflegesachleistung in Anspruch genommen, sinkt der Betrag.
Wird die Pflege teurer, sei es durch Lohnentwicklung oder Einschaltung eines Pflegedienstes zu Hause steigt der Betrag. Eine
Prognose ist hier eigentlich nicht wirklich möglich, so dass dieser Betrag mit Vorsicht zu genießen ist.
zeuge gekauft werden müssen. Da die Anschaffung erst später
wäre, die Abfindung aber jetzt fließen soll, ist der Betrag jeweils
auf den Gegenwartswert abzuzinsen. Es verbleiben für künftige
Umbauten daher 40 680 €, so dass sich der Mobilitätsaufwand
auf 63 180 € (Abzinsung 9, 18, 27 Jahre: 17 235 €, 13 207,50 €,
10.237,50 €) beläuft. Nicht berücksichtigt sind hier erhöhte Wartungskosten und künftige Preissteigerungen, so dass hier leicht
80 000 € angesetzt werden können.
Sonstige Mehrkosten
Wohnung
Die Mietdifferenz beträgt 250 €, kapitalisiert wären dies 67 005 €.
Für die Vergangenheit 9 000 € zzgl. 1 000 € Umzugskosten. Allerdings wird die Versicherung einwenden, dass nach Auszug
des fast erwachsenen Kindes eine kleinere Wohnung ausreicht.
Was geschieht bei einem Wohnungsverlust bei Eigenbedarf des
Mieters? Was ist mit Mietsteigerungen, dadurch steigt auch die
Differenz? Auch hier können viele modifizierende Faktoren hineinwirken.
Auto
Die Mehrkosten für das Fahrzeug betragen 22 500 €. Jedoch hält
das Fahrzeug nur zwischen 8 und 10 Jahre. Geht man davon aus,
dass unsere Frau bis zum 80. Lebensjahr mobil sein will, so bedeutet dies, dass im Abstand von neun Jahren drei weitere Fahr-
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Haushalt
Derzeit lebt sie in einem Ein-Personenhaushalt mit Kind, für dessen Betrieb laut Tabelle 30,8 Wochenstunden notwendig sind. Das
Kind ist mit Schule und Pubertät beschäftigt und half vor dem Unfall nicht im Haushalt. Von diesen 30,8 Stunden kann sie 60 % nicht
mehr leisten, also 18,48 Stunden. Im Monat sind dies gerundet
80 h zu je 10 €, also 800 €, für die Vergangenheit somit
28 800,00 €. Das Kind zieht voraussichtlich 2015 aus, so dass bis
dahin abgezinst weitere 18 624 € anfallen. Danach lebt die Frau
allein, was bei Erwerbstätigen 21,7 Wochenstunden Hausarbeit
bedeutet, also einen Ausfall hier 94,1 Monatstunden x 0,6 =
56,50 bzw. 565 € im Monat was zu kapitalisieren ist – allerdings
nur bis zum 75. Lebensjahr, weil da statistisch die eigene Haushaltsführung endet. Kapitalisiert und abgezinst sind hier noch
ca. 113 424 € geschuldet.
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Die 600 € müssen ein Leben lang bezahlt werden. Eine 45 jährige
hat statistisch eine durchschnittliche Restlebenserwartung von
etwas über 38 Jahren. Auch hier muss das Geld abgezinst werden, der Kapitalisierungsfaktor für eine lebenslange Rente beträgt 22,335. Insgesamt beträgt hier der kapitalisierte Schaden
600 € x 12 Monate x 22,335, also 160 812 €.
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Addiert man noch das Schmerzensgeld von 300 000 € hinzu,
ergibt sich ein möglicher Abfindungsbetrag von ca. 1,519 Mio
€ im Raum, über den zu verhandeln ist. Allerdings – jeder Fall
und jede Verletzung ist anders, so dass sich durch Veränderung
nur eines Parameters Differenzen von mehreren 100 000,00 €
ergeben können. Ohne fachkundige Hilfe ist dies faktisch nicht
möglich, deshalb ist es aus Sicht des Verfassers unumgänglich,
dass im Fall des Falles ein auf Schadensersatzrecht spezialisierter
Anwalt hinzugezogen wird. Und keine Sorge wegen der Kosten,
die sind Teil des Schadenersatzes und werden meist vollständig
von der gegnerischen Versicherung getragen.
Gern steht der Autor in Einzelfragen zum Mehrbedarf im Rahmen
seiner Beratungstätigkeit für die FGQ (und im Rahmen seiner zeitlichen Belastungsgrenzen) zur Verfügung, am liebsten per eMail.
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Mitarbeiter der AG-Recht der FGQ, bearbeitet derzeit ca. 30 Fälle aus
dem Bereich Großpersonenschaden im Jahr.
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Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich
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deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen
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Herbert Müller, Almuth von Wietersheim, Arndt Krödel, Andreas
Berghammer, Heike Stüvel, Christiane Jähnichen, Reinhard Wylegalla,
Raimund Artinger, Hermann Sonderhüsken, RA Oliver Negele.
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