Paraplegiker 1/2012

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Paraplegiker 1/2012
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070
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Vereint
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mit
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30. Jahrgang
1/ 2012
editorial
In Ihrem
Interesse – FGQ!
Liebe Leserin, lieber Leser,
nicht erst seit den Erfolgen der Piraten-Partei wird deutlich, dass
mand… Das ist aber gar nicht das hüpfende Komma. Auf den
sich unsere Medienlandschaft verändert. Dass Facebook und Co.
Inhalt kommt es an. Das ist vielleicht der Punkt, wo ich bei den
Vorteile und Gefahren mit sich bringen, wird von ihren jungen
Piraten noch auf zusätzliche Einsicht hoffe. Es ist eben nicht
und älteren Nutzern wenig diskutiert, sie nutzen einfach das
gleich, ob Päderasten und Nazis das Netz nutzen oder die or-
Medium. Dass Google weltweit darüber Bescheid weiß, wofür
ganisierte Selbsthilfe. Missbrauch gehört bekämpft, Freiheit
wir uns interessieren, interessiert uns im alltäglichen Gebrauch
ist kein Selbstzweck, sonst können wir die Rechte kleiner und
nicht. Dass eBay und Amazon aber ganz genau wissen, was uns
schwacher Menschen vergessen. Selbsthilfe dagegen braucht
gefällt, überrascht uns so wenig, dass uns auch eine gezielte
den Austausch und die Verbreitung, da kommen die Möglich-
Werbung inklusive Ansprache mit unserem Namen nicht über-
keiten des www gerade recht.
rascht. So ist das eben mit den Medien – wir nutzen sie ohne
ihren Sinn, Zweck und Gebrauchswert ständig zu überdenken.
Wir alle haben da noch einiges zu lernen. Zwar hat die För-
Der Fernseher läuft bei vielen täglich über Stunden, Radio bildet
dergemeinschaft der Querschnittgelähmten (FGQ), unser He-
Klangkulissen, Musik plätschert von digitalen Speichern.
rausgeber, schon früh angefangen, die ihr zur Verfügung stehenden Informationen und auch die Kontaktmöglichkeiten
Dann gibt es ja noch das alte, Gedruckte, neudeutsch: Print.
Letztens habe ich gelesen, ein Buch sei das Eckige, das auf Opas
Bauch liege, wenn er auf dem Sofa eingeschlafen sei. Davon abgesehen, dass auch alte Männer gern beim Fernsehen einschlafen – so schlimm ist es noch nicht. Ich wette um mein veraltetes
Handy, dass bei Fortbestand dieser Zivilisation (die Bedingung
muss sein) in 100 Jahren noch Bücher gelesen werden, vermut-
innerhalb des eigenen Netzwerkes über das Internet zu
verbreiten, aber da sind wir bis heute wenig interaktiv. Denn
das ist auch ein Nachteil dieses Mediums: Es fördert stark die
Konsumhaltung. Jede Info, viele Unterhaltungsangebote und
manche Dienstleistung sollen möglichst nichts kosten, nicht
einmal ein Danke, aber sofort zur Verfügung stehen.
lich auch gedruckte.
Das sorgt gelegentlich für Frust bei denen, die Rat geben. Das
Ich persönlich halte es ja auch nicht für den Untergang des
sind in der Fördergemeinschaft einige: Mediziner, Sozialarbei-
Abendlandes (das auf einigen Gebieten den Orient in sich auf-
ter, Rechtskundige, Betroffene, Angehörige. Sie engagieren
zunehmen begonnen hat, nicht nur zu unserem Nachteil), wenn
sich in AGs, Stützpunkten und Kontaktstellen, alle zu finden
künftig Bücher auf elektronisch erzeugten Seiten statt auf Pa-
unter www.fgq.de. Sie helfen gern weiter, die Betroffenen un-
pier zu lesen sind. Einerseits finde ich den Gedanken erfreulich,
ter ihnen gehörten auch einmal zu den Ratsuchenden. Die-
Platz im Haus zu schaffen, wenn ständig neue Klassiker, Krimis
se große Erfahrungsdatei ist sehr wertvoll und muss ständig
und Bildbände keine ständig überquellenden Regale, sondern
gepflegt werden. Um den Content zu erhalten und aktuell zu
nur gut gefüllte Literatur-Datei-Sammlungen bilden. Zwar kann
halten ist Mitarbeit nötig und erwünscht. Das soziale Netz-
man dann nicht mehr so gut nach dem Schmöker greifen und
werk FGQ arbeitet für die Interessen seiner Mitglieder. Da-
auch die schon von Heinz Erhardt beschriebenen Buch-Funkti-
beisein kostet Betroffene lediglich 15 € jährlich! Werden Sie
onen wie Fliegenklatsche, Höhenausgleich für wackelnde Sitz-
Mitglied, es ist in Ihrem Interesse.
möbel und Türstopper fielen flach, denn dafür eignet sich ein
eBook wirklich nicht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Ob wir in 10, 20 oder 30 Jahren den PARA nicht mehr gedruckt
Ihr
in Händen halten weiß ich nicht. Sonst übrigens auch nie-
P.S.
Wir begrüßen den Rechtsanwalt und ASBH-Vorsitzenden Christian Au (siehe PARA 2/11) als neuen Ratgeber
für FGQ-Mitglieder (Kontakt: www.rechtsanwalt-au.de).
ABOTELEFON (0 62 43) 900 704
3$5$3/(*,.(5
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inhalt
editorial
3
In Ihrem Interesse – FGQ!
forum
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menschen
10
Erfolgreiche Dressurreiterin: Hanne Brenner
14
Matthias Vernaldi:
Wie ein Nachhausekommen
Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom
bericht
18
Foto-Ausstellung:
Anderer Blick auf Menschen
mit Behinderung
20
32
Werden Behinderte bei der Jobsuche
diskriminiert?
Seite 18
Nach Schlaganfall, Hirnblutung
oder Schädelverletzung:
Mit Geduld und Geschick
neue Sprache erlernen
36
Hilft Amputationen vermeiden:
Gefäßsport bringt das Blut in Fluss
46
Die Initiative tanzfähig:
Vielfalt, nicht nur schöne Körper
glosse
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Vorbilder – die Helden des Alltags
kultur
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Karikaturen von Barbara Früchtel
Seite 40
q – querschnitt spezial
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27
Das silberne Spar-Schwein:
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Ambulante Ergotherapie:
Versorgungspauschalen sind keine
Höchstbeträge
Zwischen Empörung und Frust
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Seite 38
inhalt
unterwegs
Seite 44
40
Gartenausstellung der Superlative:
42
Jetzt schon den Urlaub planen:
44
Schnuppertauchen:
48
Hippotherapie in Ecuador (I):
Flora und Florian laden ein…
Mit dem Hausboot über die Havel…
Berauschendes Gefühl
Auf dem Rücken der Pferde
markt
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CARPOINT mobilzentrum
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Faltbares Fliegengewicht
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REHA Group Automotive:
PARAVAN Caddy Selbstfahrer:
Fahrspaß und Fahrkomfort
Am 13. Mai bei PRO ACTIV:
Handbike Cup 2012
Individuelle Lösungen für Aktivund Passivfahrer
technik
Seite 48
Seite 56
56
Mercedes E-Klasse T-Modell:
59
kleinanzeigen
Das sparsame Raumwunder
recht
60
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Das neue „Familienpflegezeitgesetz“
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abo
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impressum
Schadensersatz nach Unfall:
Behinderungsbedingte
Mehraufwendungen
Titelfoto: Privat
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forum
Christian Oeynhausen-Jones, Grevenbroich:
Filmprojekt
Hallo Herr Mand, im PARAplegiker 3/11 schreibt Ralf
Kirchhoff über die Peinlichkeiten des Rollstuhlfahrerlebens. Ich musste herzhaft lachen und fand mich oft
wieder. Die Serie ist ohnehin sehr lebensnah.
Mir schwebt nun schon seit einiger Zeit vor, solche Kuriositäten zu sammeln und selbst einen Film daraus zu
machen, der für uns wie für Nicht-Rollstuhlfahrer unterhaltsam und darüber hinaus aufschlussreich ist.
Da meine Erlebnisse und diejenigen aus dem Artikel
für einen Film nicht ausreichen, würde ich gerne einen
Aufruf starten, um von einem möglichst großen Personenkreis solche Geschichten zu bekommen. Kann ich
das im Paraplegiker starten? Das wäre ein gutes Forum,
und meine Hoffnung ist, dass es einige Aktivisten unter
den Lesern gibt, die bereit und in der Lage sind, sich zu
beteiligen. Was meinen Sie? (Gute Idee, meint d. Red.)
Ich sitze selbst im Rollstuhl seit 1995 und arbeite in einer Film- und Video-Postproduktionsfirma. Meine Frau
ist Mitglied der FGQ. Das Unternehmen wäre natürlich
non-profit, egal wie klein oder groß es aufgezogen
würde.
eMail: christian@chroey.com
Patrick Mayer aus der Schweiz:
Kleine Ski für Rollstuhllenkräder
Bevor ich etwas über mein spannendes Projekt erzähle,
möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Patrick
Mayer, ich bin 33 Jahre alt und seit einem Snowboardunfall im April 2000 inkomplett querschnittgelähmt.
Ich wurde 1979 in Tübingen, einer Universitätsstadt in
Süddeutschland, geboren, lebe aber nun schon fast die
Hälfte meines Lebens in der Schweiz. Im Alter von 17
Jahren entschloss ich mich nach Absprache mit meinen
Eltern, auf das Hochalpine Institut in Ftan zu wechseln,
um meinen großen Traum vom Snowboard-Profi zu verwirklichen. Die ersten vier Jahre waren wirklich gut, ich
habe sehr schnell Fortschritte gemacht und meine ersten Sponsorenverträge unterzeichnet. Leider hat meine
sportliche Karriere durch den Unfall im Jahr 2000 ein jähes Ende gefunden aber trotz allem hab ich mich für die
richtige Richtung entschieden und lebe heute ein sehr
zufriedenes und dankbares Leben.
Nun zu meinem Projekt: Vor vier Jahren habe ich damit
angefangen, kleine Skier für Rollstühle zu entwickeln.
Ich habe sie Wheelblades getauft. Sie wissen ja selber
wie schwierig es ist, mit dem Rollstuhl über verschneite oder vereiste Gehwege zu fahren. Das Problem sind
immer die kleinen Vorderräder, die aufgrund ihrer kleinen Auflagefläche sehr schnell in dem weichen Untergrund einsinken und somit die Fortbewegung mit dem
Rollstuhl verhindern. Genau aus diesem Grund können
viele Rollstuhlfahrer bei Schneefall nicht aus dem Haus
gehen, sondern müssen warten, bis die Straßen wieder frei sind. Die Wheelblades lösen dieses Problem auf
eine sehr einfache Art. Durch ihre breite Auflagefläche
verteilen sie den Druck des Rollstuhlfahrers optimal auf
den Untergrund und verhindern somit das Einsinken im
Schnee. Die Fortbewegung mit dem Rollstuhl erfolgt
nun genau gleich wie auf Asphalt, ein ausbalancieren
auf den Hinterrädern ist nicht mehr nötig. Ich werde diesen Oktober mit meinem Produkt in Serienproduktion
gehen, um allen Rollstuhlfahrern diese Art von Freiheit
zu einem vernünftigen Preis zu ermöglichen.
Weitere Infos per E-Mail unter info@wheelblades.ch
oder tel. 00 41-78 898 7411.
Bernhard Kähny, Hilsbach:
Bei Carsharing außen vor?
Neulich habe ich im DLF-Radio-Marktplatz eine Sendung zum Thema Carsharing angehört. Leider sitzen
wir Menschen mit Behinderung wieder außen vor. Das
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sollte nicht akzeptiert werden. In den meisten Erstrehas
wird einem das Autofahren in der neuen, speziellen Situation erläutert.
forum
Mit dem Carsharing Konzept ließen sich bedingt sinnvolle Privatinvestitionen vermeiden. Genial erscheint
mir das Deutsche Bundesbahn Konzept, bis auf den Status Quo, dass wir ausgeschlossen sind. Geschichte wird
gemacht – es geht voran! Hiermit bitte ich um Ihren
Einsatz, damit auch wir Zugang zu diesem zeitgemäßen
Mobilitätskonzept „Carsharing“ bekommen. Im Folgenden meine bisherige Korrespondenz zum Thema.
Anfrage zu Carsharing,
DLF Marktplatz (15.01.2012)
Sehr geehrte Damen und Herren vom DLF-Marktplatz,
wie ist deutschlandweit der Anteil an Fahrzeugen mit
Handgerät für Gas-Bremse und Drehknopf am Lenkrad,
sowie Raum für den Rollstuhl?
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kähny
Voran bringen
Soweit die Korrespondenz: Mein Gedanke war die UN
Konvention – selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe – voran bringen.
Mindestens eine Autovermietung (www.hertz.de) ist
wohl schon weiter. Zitat: „Hertz bietet Ihnen Fahrzeuge,
bei denen die Funktion des Gas- und Bremspedals wahlweise rechts oder links am Lenkrad angebracht werden
kann, welche für Kunden mit eingeschränkter Beinmobilität geeignet sind. Dieser Service wird in mehreren
europäischen Ländern an den Hauptvermietstationen
angeboten (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien,
Luxemburg, den Niederlanden und Spanien) sowie an
allen Vermietstationen in Großbritannien. An diversen
anderen europäischen Stationen ist dieser Service bei
Anmietungen ab fünf Tagen erhältlich. Reservierungen müssen mindestens 72 Stunden im Voraus über
die internationale Reservierungszentrale erfolgen (48
Stunden in Großbritannien). Für nähere Informationen
Antwort vom Bundesverband
CarSharing e.V.
Der Deutschlandfunk hat Ihre Anfrage an uns weitergeleitet.
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Bedauerlicherweise kann ich Ihnen die gewünschte
Zahl nicht liefern.
Der Bundesverband CarSharing e.V. (bcs) erhebt zwar
einmal jährlich die Kennzahlen für das CarSharing in
Deutschland, dabei werden Ausstattungsmerkmale –
„Fahrzeuge mit Handgerät für Gas- Bremse und Drehknopf am Lenkrad, sowie Raum für den Rollstuhl“ – jedoch nicht erfasst.
Da es sich um sehr spezielle Fahrzeuge handelt, wird es
jedoch im Fahrzeugbestand der CarSharing-Anbieter
nur sehr wenige oder eher gar keine solchen Fahrzeuge
geben.
Hingegen sind Fahrzeugtypen wie Renault Kangoo oder
Opel Combo, in denen man problemlos einen Rollstuhl
transportieren kann, recht beliebt bei einigen Anbietern. Wie hoch jedoch die Zahl dieser Fahrzeugtypen an
der Gesamtzahl der CarSharing-Fahrzeuge ist, vermag
unser Verband aus den o. a. Gründen nicht zu sagen.
Möglicherweise kann Ihnen aber das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg Auskunft erteilen.
Mit freundlichen Grüßen
www.carsharing.de
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www.edag-rollstuhl-ladehilfe.de
forum
kontaktieren Sie bitte Ihre lokale Vermietstation.“ HertzAutovermietung hat an jedem internationalen Flughafen ein Kfz mit Drehknopf am Lenkrad und Handgerät,
sowie die Einrichtung zur Nutzung als Passivfahrer.
Die Deutsche Bahn hat das car-sharing Angebot: http://
www.flinkster.de/, wie ich meine, sollte es auch hier
möglich werden, als Mensch mit Behinderung teilnehmen zu können.
Jürgen Wecke vom RoKoDat Zentrum:
Null Barrieren!
Eigentlich begann alles im Sommer 1973, als ich zur
Umschulung an das BFW Wildbad entsandt wurde. Hier
sollte aus dem Kfz-Mechaniker ein Industriekaufmann
werden. In meinem Kurs saßen 24 Personen, von denen
neun auf den Rollstuhl angewiesen waren.
Mit einer von Geburt an querschnittgelähmten Kurskameradin freundete ich mich sehr bald an, sie gefiel mir,
weil sie erstklassig mit ihrer Situation fertig wurde: Niemals hörte man von der jungen Frau direkte Hinweise
auf ihre Behinderteneigenschaft. Sie war behindert, das
konnte der Rollstuhl nicht verbergen, aber sie jammerte nicht. Zum Jammern war mir immer dann zumute,
wenn ich erleben musste, wie ekelhaft sich jene benahmen, die an den Rollis ihr gutes Geld verdienten. Am
schlimmsten war die Äußerung einer Einzelhändlerin
gegenüber dem BFW, die verbot den Rollis den Zutritt
zu ihrem Laden mit der Begründung: „Die klauen doch
alle!“ Das war der Hammer, der mich dazu bewegte, im
BFW einen Kiosk zu organisieren und damit die Einnahmen der alten Dame zu reduzieren.
Episoden dieser Art reihten sich aneinander und für
mich stand bald fest, hier muss etwas getan werden.
Zuerst stellte ich insbesondere fest, dass die meisten
behinderten Mitbürger von Nichtwissen geplagt waren,
also versprach ich jedem die Information zu beschaffen,
die er brauchte, und das gelang mir zum größten Teil.
Und immer wieder surfte ich im Internet und griff Sachen auf, bei denen sich Betroffene hilflos verhielten.
Ein Beispiel: Ein Rollstuhlfahrer wollte an einer Raststätte in Niedersachsen das Rolli-WC benutzen, doch
er hatte Pech, beim Übersetzen brach das WC Becken
unter ihm zusammen. Seine Familie, die im PKW sitzen
geblieben war, vermisste den Verunglückten bald und
rettete ihn, der Raststättenpächter, der irgendwie von
der Sache Wind bekommen hatte, verlangte von dem
Verunglückten Schadenersatz und rief sofort die Polizei.
Der gute Mann war sich nicht sicher, wie er sich hier zu
verhalten hatte und setzte in einer Mailingliste einen
Hilfeschrei ab. Daraufhin habe ich mich an die Bundes-
8
PARAPLEGIKER 1/12
raststättenverwaltung gewandt und habe denen den
Fall geschildert . Am Ende brauchte der gute Mann
überhaupt nichts zu bezahlen, sondern er wurde für
den Ärger noch von dem Treibstofflieferanten der Raststätte mit einem großen Tankgutschein entschädigt.
Dieser kleine Erfolg machte mich ein wenig stolz und
ich forschte weiter nach Problemen und löste auch das
eine oder andere. Das setzte sich bis in die Neuzeit fort,
hier waren es aber hauptsächlich Probleme mit unserer
politischen Führung, z. B. meint das BMAS unter dem
Stichwort „Behindern ist heilbar“ eine große Poster-Aktion starten zu müssen, um damit Inklusion erzeugen zu
wollen. Da mich diese Aktion in keiner Weise überzeugen konnte, habe ich der zuständigen Staatssekretärin
Frau Dr. Niederfranke einige Zeilen gegönnt.
Nullabsenkung an Bordsteinen
Aber es gibt immer etwas zu tun, deshalb packe ich
schon seit Wochen das Thema an, welches von den Behindertenverbänden komplett verschlafen worden ist,
ich gehe gemeinsam mit einem ebenso interessierten
Netzwerkkameraden das Thema der absoluten Barrierefreiheit = Nullabsenkung an. Der DBSV (Deutscher
Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.) verdammt
unsere Aktivität und reagiert mit dem Forschungsprojekt Bordsteinkante.
Nullabsenkung – ein Thema, das alle angeht, welche sich
auf Rädern durch die Gegend bewegen. Ganz gleich ob
Rollis, Skater, Rollatorgeher oder Elektromobilnutzer,
alle werden durch die immer noch vorhandenen Bordsteinkanten mächtig behindert. Intensive Bemühungen
verschiedener Aktiver werden noch intensiver vom
DBSV niedergeschrieben. Ich selbst habe verschiedene
Kontakte aufgenommen und von überall andere Antworten bekommen, ein Verbandsfunktionär aus dem
Osten sagte deutlich, dass das alles kalter Kaffee sei.
Als ich diese Aussage mit einem hessischen Verbandsfunktionär diskutierte, wischte er die Aussage mit dem
Hinweis, der hat sicher noch einiges Restsehvermögen,
vom Tisch. Der einzige mir persönlich bekannte Blinde
argumentierte mit einer Verbandsdrucksache und der
Radiomann Sascha Lang vertrat auch die Meinung, dass
er keine Bordsteinkante braucht, sondern dass ihm jede
forum
Möglichkeit, die das Ende des Gehweges signalisiert,
recht sei.
Wir haben hier in Pfinztal beschlossen, eine jede Straßenquerung auf Null abzusenken und den Übergang
von Gehweg zur Straße mit einer taktilen Platte zu signalisieren. Diese vom DBSV abgelehnte Variante der
Straßenquerung wird mittlerweile deutschlandweit
immer häufiger angewendet. Ich konnte in Bayern Orte
ausmachen, die diese fortschrittliche Art der Straßenquerung verwenden. Aber auch große Städte wie z. B.
Ulm kommen den Menschen auf Rädern näher. Mit entsprechenden taktilen Bodenkennzeichen werden auch
die blinden Mitbürger berücksichtigt, denn im Gegensatz zum DBSV denken viele nicht nur an sich, sondern
auch an die anderen Betroffenen.
ignorieren, wie die Blindenverbände die Probleme der
Rollstuhlfahrer, Rollatorgeher und Elektromobilfahrer.
Es ist die Aufgabe der Verbände, dieser Mitbürger, sich
gegen die Diktatur des DBSV zu wehren und die unbedingt notwendige Nullabsenkung durchzusetzen.
Interessante Websites zu diesem Thema:
http://www.nullabsenkung.de
http://www.easycross.de/system.html
Kontakt:
Jürgen Wecke
RoKoDat Zentrum
FGQ Kontaktstelle
tel 07 21-4 99 99 01
12-16 h nur AB
Gegenseitiger Respekt gefragt
Das momentan laufende „Forschungsprojekt Bordsteinkante“ ist wieder ein Beleg für die Einseitigkeit der
Blindenverbände. Allein das Anschreiben des DBSV an
seine Mitglieder zeigt, dass nur die Interessen des DBSV
zu gelten haben. Behinderte Menschen sollten zusammenhalten und sich nicht gegenseitig das Leben schwer
machen. Wenn wir uns intern immer nur bekämpfen,
dann wird es uns nie gelingen, die große Politik davon
zu überzeugen, dass Menschen mit Behinderung mehr
Beachtung benötigen, als sie zur Zeit bekommen. Die
Zeit der Ignoranz ist vorbei, deshalb ist es auch unbedingt notwendig, dass behinderte Menschen sich gegenseitig respektieren. Rollende Menschen haben die
Wünsche blinder Menschen nach Sicherheit immer
akzeptiert, aber sie konnten diese Akzeptanz nie erfahren. Wir haben nie allein die Nullabsenkung gefordert,
sondern uns immer Gedanken dazu gemacht, wie die
sichere Abgrenzung von Straße und Gehweg machbar
ist. Und wir sind in unserem Denken noch einiges weiter
gegangen, denn die Sicherheit des Gehweges endet mit
dem Verlassen desselben. Dann ist der Langstockgeher
völlig darauf angewiesen, dass ein Kraftfahrer ihn früh
genug erkennt.. Wir haben daran gedacht, die typische
Armbinde mit einer Ultraschallelektronik auszustatten,
die ein heran näherndes Fahrzeug erkennt und meldet.
Ich habe mir beim Schreiben dieses Textes noch eine
Erweiterung der Sicherheitselektronik einfallen lassen,
nämlich in dem Augenblick wie der Ultraschallsensor
ein Fahrzeug erkennt, eine blinkende LED-Kette eingeschaltet wird, dadurch wird der Kraftfahrer eher vor dem
lebenden Hindernis gewarnt. Diese Gedanken gehen
weit über den Gehweg und dessen Abgrenzung hinaus.
Ich glaube nicht, dass die Mitbürger, die auf Räder angewiesen sind, die Probleme der blinden Menschen so
Anmerkung: Die in dieser Rubrik veröffentlichten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit denen von Verlag, Herausgeber oder Redaktion überein.
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menschen
Erfolgreiche Dressurreiterin: Hanne Brenner
Wie ein Nachhausekommen
D
as Pferd war sehr gehorsam im Gelände.
Es ging super – bis zu jenem Hindernis, bei
dem es stutzte. Hanne Brenner erinnert sich
an diesen Tag im Oktober 1986 wohl noch so,
als sei es gestern gewesen. Die passionierte
Reiterin, die schon im Alter von 12 Jahren mit
diesem Sport begann, hatte an einer Landesmeisterschaft im Vielseitigkeitsreiten in der
Nähe von Hamburg teilgenommen. Beim
drittletzten Hindernis ging alles schief. Beim
Sprung blieb das Pferd mit den Vorderbeinen
hängen, stürzte und begrub mit seinen 640
Kilo die Reiterin unter sich. Hanne Brenner
spürte ihre Füße nicht mehr, dafür aber einen Schmerz im Rücken. In einer Hamburger
Klinik diagnostizierten die Ärzte eine inkomplette Querschnittlähmung.
Warum sie dennoch vom Reiten nie loskam
und wie sie ihr Leben heute lebt, erzählt die
im Süden gelandete gebürtige Norddeutsche
an diesem Abend bei einer Veranstaltung in
Schwetzingen. Beim „Talk im Hirsch“, zu dem
der Heidelberger Redakteur Rolf Kienle regelmäßig mehr oder weniger Prominente aus allen Sparten der Gesellschaft einlädt, ist Hanne Brenner gemeinsam mit Handballtorwart
Henning Fritz und Ex-Hockeynationaltrainer
Bernhard Peters zu Gast. Ihre Pferde hat sie
sozusagen gedanklich mitgebracht, denn
eins scheint klar: Ohne sie wäre die Reiterin
heute nicht da, wo sie ist.
Ganz nahe: „die Olle“.
Von deutschen Meisterschaften
bis zu Paralympics: Die Dressurreiterin Hanne Brenner ist seit
Jahren höchst erfolgreich in
ihrem Sport. Was sie bewegt
hat, nach einem Reitunfall
weiterzumachen und wie sie
ihre gesellschaftliche Rolle als
Mensch mit einer Behinderung
sieht, erzählte sie bei einer
Talkrunde in Schwetzingen.
10
PARAPLEGIKER 1/12
Die Wende kam mit „Geronimo“
Nach ihrem fünfmonatigen Klinikaufenthalt
hatte sie, in sehr eingeschränkter Weise, das
Reiten wieder aufgenommen, obwohl der
Chefarzt fand, dass es dafür viel zu früh sei.
„Angst hatte ich damals nicht, die kam erst
später“, sagt Hanne Brenner rückblickend.
Zehn Jahre betrieb sie das Reiten als Hobby
und spielte ansonsten in Heidelberg-Kirchheim Rollstuhl-Basketball. 1997 erwarb sie ihr
eigenes Pferd, „Geronimo“, und alles änderte
sich. „Das war wie ein Nachhausekommen“,
menschen
erinnert sich die Sportlerin. Relativ schnell
spürte sie das Bedürfnis, wieder Turniere zu
reiten, wobei das Ziel klar war – die Dressur.
Sie fing zunächst im Regelsport ganz unten
an und arbeitete sich langsam wieder hoch.
Gleichzeitig bestritt sie Spezialturniere für
Reiter mit Handicap, und der Erfolg ließ hier
nicht lange auf sich warten: Gold in der Pflicht
bei der Weltmeisterschaft 1999 in Dänemark.
Auch wenn es ein Jahr später bei den Paralympics im australischen Sydney nur zu einem
vierten Platz in der Kür reichte – „es lief nicht
so, wie es laufen sollte“ –, blieb ihr der Erfolg
bei nationalen und internationalen Turnieren
bis heute treu. Durch die Pferde gewann die
achtfache deutsche Meisterin, die seit 2008
im rheinhessischen Wachenheim bei Dorte
Christensen trainiert, nach eigenen Worten
ihr Selbstvertrauen zurück. Wenn Hanne Brenner von ihnen erzählt, merkt man, wie innig
sie sich den Tieren verbunden fühlt. Zum Beispiel „Women of the World“ (die heißt wirklich
so), eine inzwischen 17-jährige Hannoveraner
Fuchsstute. Sie nennt sie auch, durchaus zärtlich, „die Olle“ und berichtet von deren „Starallüren“…
In Aktion: „Women of the World“
zeigt, was sie gelernt hat.
„Women of the
World“,– eine inzwischen 17-jährige Hannoveraner Fuchsstute.
Sie nennt sie
auch, durchaus
zärtlich, „die
Olle“ und berichtet von deren
„Starallüren“.
Auch wenn sich das manche nicht vorstellen
können: Das Dressurreiten ist ein Konditionssport, der richtig anstrengt, weiß Hanne
Brenner. Das Schöne und Reizvolle dabei ist
für sie, dass diese Form des Reitens immer
feiner, immer anspruchsvoller wird: „Je weiter
man kommt, desto mehr sieht man, was man
nicht kann“. Tägliches Training ist angesagt,
Entspannt. Hanne Brenner mit
„Women of the World“.
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⁄.-- ‹. Juni,
Bremen
menschen
Als sie von der Idee der Fotografen Sonja Hünecken und Michael Inselmann erfuhr, einen
Kunstkalender mit Aktbildern von Teilnehmern der Paralympics 2004 in Athen zu machen, teilte sie den beiden ihre Bereitschaft
mit, daran mitzuwirken. „Und dann haben
die sich tatsächlich gemeldet“, schildert die
Reiterin den Moment, als sie merkte, worauf
sie sich da eigentlich eingelassen hatte und
ihr das Herz doch etwas in die Hose rutschte.
Aber sie bewies Mut und nahm mit ihrem
Hengst „Lyriker“ an dem Projekt teil, in dessen
erotischen Bildern es darum ging, die Ästhetik
des Körpers und den Menschen mit seiner jeweiligen Behinderung zu zeigen. Sie erkannte
sich darin wieder und hat es nicht bereut, für
die Aktaufnahmen zu posieren.
Die stärkste
Grenze liege
in einem selbst,
findet sie, und
folgerichtig lautet ihr Motto:
„Behindert ist
nur der, der
sich selbst behindert“.
Erfolg: Nach einem Turnier.
und wenn die Motivation mal nicht so recht
vorhanden ist, hilft ihr die Trainerin, die auch
das Pferd trainiert. Dass sie den Reitsport mit
ihrem Beruf vereinbaren kann, verdankt sie
der Sportförderung und Sponsoren. Dadurch
kann sie ihre Tätigkeit – seit 2009 schult sie
als Angestellte von Lotto Rheinland-Pfalz
in Mainz Menschen, die in Lotto-Annahmestellen arbeiten möchten – auf drei Tage in
der Woche beschränken.
Die Grenze in einem selbst
Zur gesellschaftlichen Integration von Behinderten hat sie ihre eigene Meinung: Sie
beginnt nach ihrer Überzeugung bei den Betroffenen selbst. „Ich gehe erst mal auf Menschen zu“, sagt Hanne Brenner. Wenn sie mit
dem Rolli ins Schwimmbad komme, gucken
natürlich alle: Wie macht die das jetzt? „Das
würde ich selbst auch so machen“, meint sie,
und plädiert für einen normalen Umgang
von Behinderten mit ihrem Handikap – dann
verhalte sich die Umwelt ebenso. Die stärkste
Grenze liege in einem selbst, findet sie, und
folgerichtig lautet ihr Motto: „Behindert ist
nur der, der sich selbst behindert“.
12
PARAPLEGIKER 1/12
Seit fünf Jahren feiert Hanne Brenner beständig Erfolge im Dressurreiten. Und hat noch
viel vor. „Das kann man eigentlich sehr lange
machen“, meint sie – schließlich gab es da
doch mal einen Josef Neckermann, der ist mit
80 noch geritten, und auch Hugo Simon, inzwischen 70 jährig, ist noch bei großen Springen dabei. Ihre Vision für die Paralympics in
London 2012: Gold.
Text: Arndt Krödel
Fotos: privat
Hanne Brenner: Stationen
(ark) Auf Medaillenrängen ist die 1963 geborene Dressurreiterin Hanne Brenner bei
Spezialturnieren für behinderte Sportler
seit 1999 regelmäßig zu finden. Nach einem
Reitunfall im Jahr 1986 inkomplett querschnittgelähmt, nimmt sie an nationalen,
Europa- und Weltmeisterschaften sowie
an den Paralympics teil, gewinnt mehrfach
Gold und Silber, zuletzt 2010 zweimal Gold
und Teamsilber bei den Weltreiterspielen
in Kentucky/USA. Auch im Regelsport verzeichnete sie zahlreiche Siege und Platzierungen bis zur Klasse M. Nach einem
Studium in Heidelberg arbeitete Brenner
zunächst bei der Deutschen Telekom, um
seit 2009 eine Tätigkeit bei Lotto RheinlandPfalz auszuüben. Sie lebt mit ihren Pferden
in Wachenheim in der Nähe von Worms.
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und lange Wartezeiten. Mehr Informationen erhalten Sie bei Ihrem Volkswagen Partner.
1 Die Volkswagen AG gewährt Menschen mit Behinderung in dem Zeitraum 1. Januar 2012 – 30. Juni 2012 beim Kauf von nahe-
zu allen fabrikneuen Fahrzeugen der Marke Volkswagen einen Nachlass von 15 % auf den zum Zeitpunkt der Bestellung
gültigen Listenpreis, nicht für Sondereinbauten. Voraussetzung: Grad der Behinderung mind. 50 %, Conterganschädigung
oder eine im Führerschein eingetragene erforderliche Fahrhilfe. 2 Kraftstoffverbrauch des Tiguan in l/100 km, kombiniert von
8,6 bis 5,3. CO2-Emissionen in g/km, kombiniert von 199 bis 139. Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis.
menschen
Matthias Vernaldi:
Nur tote Fische
schwimmen
mit dem
Strom
Oktober 2010 vor dem Haus des Finanzsenates in Berlin:
Eine Menschenansammlung erregt Aufsehen. Offensichtlich hat man sich
hier versammelt, um für eine angemessene Vergütung von Assistenzkräften
einzutreten. Aus der Menge ragt der Ausleger eines Krans, an dem ein Drahtkäfig
mit einem Transparent baumelt. Den Rollstuhl darin sieht man erst auf den zweiten Blick. Der Mann im Rollstuhl, der sich wagemutig in schwindelerregende
Höhe hieven ließ, ist kaum zu erkennen, es ist Matthias Vernaldi.
Ü
ber ihn kann man so einiges lesen: Er sei
ein Quertreiber, studierter Theologe, langhaariger Hippie, Romanschreiber, Reisender,
Kommunarde, Zeitungsredakteur, Widerborst,
Sexualberater. Er schwimme gegen den Strom,
sei eine Laus im Pelz von Bürokratie, klug, beharrlich, ein Kämpfer. Texte von ihm greifen
Themen auf, an die sich andere kaum wagen,
oft ironisch, provokant, verblüffend offen.
Ende Januar 2012, doch noch Winter in Berlin.
Durch das Fenster schaut ein griesgrauer Tag.
Mir gegenüber sitzt ein bärtiger, eher zart wirkender Mann im besten Alter, wie man sagt. Er
blickt mich freundlich an, einige Floskeln helfen
über die erste Verlegenheit. Dann beginnt er zu
erzählen. Ohne Bitternis, ruhig, souverän, in der
Stimme den Anflug eines gemütlichen Dialekts,
ab und an ein Lächeln um die Mundwinkel.
14
PARAPLEGIKER 1/12
Seine Schulzeit in den 60er und 70er Jahren
musste er (als Schwerbehinderter) in Heimen
verbringen. Danach gab es eigentlich nur zwei
Möglichkeiten, aber er wollte nicht wählen zwischen der Abhängigkeit einer Pflege bei den
Eltern oder der in einem Altenpflegeheim, wartend. Das nicht.
Ungeachtet der medizinischen Prognose, er würde sein 20. Lebensjahr nicht lange überleben, begann er zu studieren, im Fernstudium, Theologie.
Und es fand sich auf dem Land ein leeres Haus,
Platz für eine Wohngemeinschaft. Mehr Menschen gesellten sich zu ihnen und er, bärtig, langhaarig, so wie man sich einen Hippie gemeinhin
vorstellt, hielt die Gruppe zusammen, erledigte
den Schriftverkehr mit Behörden, schrieb Theaterstücke, Gedichte, reiste, beschäftigte sich mit
Malerei, Tarot, wurde 1990 Abgeordneter im Ge-
menschen
meinderat und Leiter des Sozialausschusses.
Pflege und Assistenz, die Unterstützung, die er
Tags und des Nachts brauchte, bekam er innerhalb der WG. Das wurde jedoch immer schwieriger, auch, weil das zuständige Sozialamt der
Ansicht war, dies wäre eben so nebenher unentgeltlich zu erledigen.
Assistenzflüchtling
Einige seiner Reisen hatten ihn nach Berlin geführt, wo er herausfand, dass es dort Finanzierungsmöglichkeiten für ein selbstbestimmtes
Leben gab. Mitte der 90 er Jahre entschloß er
sich, dorthin überzusiedeln, wurde „Assistenzflüchtling“, wie er es nennt.
Zunächst suchte er eine Beratungsstelle auf, in
der Menschen mit ähnlichem Erfahrungshinter-
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grund als Berater tätig sind (Peer-CounselingPrinzip), um überhaupt seinen täglichen Bedarf
an Unterstützung zu beziffern und die konkrete
Rechtslage zu erkunden. Es galt, eine Wohnung
zu finden und zu lernen, im Rahmen des Persönlichen Budgets selbst Assistenten zu gewinnen,
anzuleiten, Arbeitsabläufe zu organisieren.
So wurde er Arbeitgeber, Fachmann für persönliche Assistenz und im Rahmen des Vereins „Arbeitsgemeinschaft für selbstbestimmtes Leben
schwerstbehinderter Menschen“ (ASL) selbst
ein Berater, aktiv im Vorstand des Vereins „Ambulante Dienste“, der Assistenz anbietet, aktiv
beim „Bündnis für selbst bestimmtes Leben behinderter Menschen“. Er sitzt dann im Landesbehindertenbeirat, verhandelt mit dem Senat. Zwischendrin ist er im Radio zu hören, hält Vorträge,
schreibt einen Roman, der 1995 erscheint.
menschen
Was nun, wenn
nur mehr der Verstand, die Lippen
und die Schwellkörper bewegbar
sind, autoerotisches Tun, Sex
mit sich selbst
unmöglich ist?
Die Leidenschaft
verdrängen?
Als Matthias Vernaldi nach Berlin kam, war er
noch in der Verfassung, allein zu essen. Das
änderte sich mit der Zeit und zum Ende des
Jahrtausends; just als seine langjährige Beziehung am Ende war, konnte er sich nicht mehr
rühren. Was nun, wenn nur mehr der Verstand,
die Lippen und die Schwellkörper bewegbar
sind, autoerotisches Tun, Sex mit sich selbst
unmöglich ist? Die Leidenschaft verdrängen?
Bleibt da nur, begehrliche Blicke zu senden, die
Phantasie, in Erinnerungen schwelgen in Hoffnung auf einen feuchten Traum?
Ein Freund meinte „Versuch es doch mal mit
einer Professionellen“. Der Gedanke, für Sex zu
zahlen, bereitete Unbehagen. Und da war noch
die Moral- die gesellschaftliche und die eigene.
Als er seine Skrupel über Bord werfend, dennoch probierte, war es ein Desaster.
Vernaldi spricht von den Auswirkungen des
Körperkultes, von einer Hierarchie der erotischen Anziehung, von Attraktivität, die sich
am Aussehen und an den Fähigkeiten orientiert. Dabei seien Menschen wie er, die sich
nicht bewegen können, ganz unten. Besonders fatal sei es, dieses negative Bild für sich zu
übernehmen, zu verinnerlichen.
Etwas wie Liebe und Zugewandtheit, Partnerschaft ist nicht einklagbar, Sex als Grundbedürfnis im Grunde schon. In Nachbarländern gibt es „Sex auf Krankenschein“, hier in
Deutschland wäre das Sozialamt zuständig für
die Finanzierung einer Zeitspanne, sich schön
zu fühlen unter den kosenden Händen und Lippen einer Frau.
2007 ein neues Projekt. Er ist beteiligt an der
Gründung einer Zeitung, die Barrieren, Behinderung sowie auch andere Themen rund um
Körper und Normierung meist mit Humor und/
oder Sarkasmus aufgreift: „Mondkalb – Zeitschrift für das Organisierte Gebrechen“, und
seitdem auch noch ein Zeitungsredakteur.
Furcht kann einen beschleichen im Zeitalter
von Pränataldiagnostik, Selektion und Patientenverfügungen, wo Mensch im Allgemeinen
genau zu wissen glaubt, welches Leben wert ist
und welches nicht, infolgedessen notwendige
Handlungen dann möglicherweise unterlassen
werden. Vernaldi erinnert sich an das eine Mal,
als Rettungssanitäter mit lebenserhaltenden
Maßnahmen für ihn befasst waren und der Notarzt zu seinem Assistenten sinngemäß sagte:
„Was soll die Quälerei, lassen wir ihn doch einfach in Ruhe sterben.“ Das macht Angst.
Keine halben Sachen
Der zweite Versuch verlief erfreulich, Bedenken
blieben. Deshalb brachte er eines Tages die
Leute an einen Tisch: Prostituierte, Behinderte, Mitarbeiter der Hurenorganisation Hydra,
um über Wünsche und Vorurteile auf beiden
Seiten zu sprechen. Sie stellten gemeinsam
fest, dass es an Austausch bisher mangelte.
Nun organisierte Matthias Vernaldi Parties für
Begegnungen und etablierte im Jahr 2000 die
Initiative „Sexybilities“ (Sexualberatung) innerhalb der ASL.
„Sexybilities“ soll dazu dienen, Menschen bei
der Verwirklichung ihres Rechts auf selbstbestimmte Sexualität zu unterstützen. Ebenso
geht es darum, Ratsuchende zu ermutigen, erlebte Verletzungen, Abwertung zu benennnen,
sich selbst Wünsche überhaupt zuzugestehen
(und aufkommender Skepsis aus dem Umfeld
zu begegnen), die persönliche Lebenslage zu
betrachten, Adressen zu vermitteln.
16
PARAPLEGIKER 1/12
Wir reden auch über zufällige Begegnungen,
Spaziergänge im Kiez, Musik und Wein. Auf
meine Frage zum Abschied, wie er denn einen
guten Rotwein erkennt, grinst er mich an und
meint: „Der Wein sollte älter sein als die Frau,
mit der ich schlafe.”
Text: Christiane Jähnichen
Zeitschrift Mondkalb
http://awan.awan.de/mondkalb2//
ASL Berlin
www.asl-berlin.de/
Auch die Fördergemeinschaft berät:
www.fgq.de
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ie klischeehafte Wahrnehmung von Menschen mit
Behinderung aufzubrechen, ist das Motiv einer Kooperation zwischen Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) und dem
Fotografie Schwerpunkt des Fachbereichs Gestaltung der
Hochschule Darmstadt (h-da). Ein Dutzend Studierende,
die für ihr Hauptstudium den Schwerpunkt Fotografie
gewählt haben, nehmen unter Leitung von Professor Michael Kerstgens am Kooperationsprojekt teil. In kreativer
Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung entstehen hier Fotografien, die in einer öffentlichen
Ausstellung gezeigt werden.
Im April 2011 hat die Fotoklasse mit Kerstgens die NRD
besucht, um einen Überblick über die Einrichtung und
ihre vielfältigen Arbeitsbereiche zu gewinnen. Danach
wurden einzelne Studierende von Mitarbeiterinnen der
NRD-Öffentlichkeitsarbeit mit Einzelthemen vertraut gemacht. Im Mai begann die Arbeit der Studentinnen und
Studenten. Sie knüpften Kontakte mit Wohn- und Arbeitsgruppen oder Einzelpersonen und führten Hospitationen
durch, um ihr Thema genauer zu beleuchten, und Men-
18
PARAPLEGIKER 1/12
schen anzusprechen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Daran herrschte kein Mangel. Viele ließen
sich gerne fotografieren, besonders da sie auch mit entscheiden sollten, wie sie sich zeigen möchten.
Kontakt zu Menschen, die nicht sprechen
Manuel Wollgarten und Julia Wisswesser haben NRD-Bewohner im Secondhand-Shop der Mühltaler Einrichtung
aufgenommen. „Ich mache mich schön“ könnte eine der
Anregungen sein, sich im Shop einmal zu „verkleiden“ und
für ein Foto in Pose zu stellen. “ Silke Widderich hat mit
ihrer Kamera die Arbeit in der NRD-Gärtnerei beleuchtet,
Alex Fischer hat Kontakt zu Menschen mit Autismus aufgenommen, Michael Graefen hat Fotoshootings in einer
Montage- und Verpackungsgruppe der Mühltal-Werkstatt
gemacht. Zum gegenseitigen Kennenlernen hat er die Arbeitsgruppe bei einem Ausflug ins Darmstädter Vivarium
begleitet und fleißig auf den Auslöser gedrückt. Mit seinem Notebook kam er kurz darauf in die Werkstatt, um die
Aufnahme zu präsentieren. Was ihn bewogen hat, sich für
bericht
den Kurs bei Michael Kerstgens anzumelden, bei dem es
um Methoden der Darstellung ging?
„Für mich ist es eine Herausforderung, auch mit Menschen
in Kontakt zu kommen, die nicht sprechen. Das habe ich
mir schwerer vorgestellt. Ich muss wirklich sagen: Mir ging
das Herz auf, als ich die Offenheit und Freundlichkeit der
Menschen beim Besuch im Vivarium erlebte.“
Geliebt und akzeptiert werden
Kira Koswig hatte die Idee, ein Paar fotografisch darzustellen. Elvira und Thomas H., beide um die 50 Jahre alt, waren schnell dazu bereit. Sie haben sich schon als Kinder in
der NRD kennen gelernt, sind seit 34 Jahren ein Paar und
haben im Sommer 2008 geheiratet. Zum Fotoshooting
schlug das Ehepaar den Frankfurter Palmengarten vor,
Elviras Lieblingsort. Thomas H. ließ sich von Kira Koswig
auch bei der Arbeit in einem Pfungstädter Großmarkt
ablichten. „Ich wünsche mir einen offeneren Umgang
mit behinderten Menschen“, sagt Kira Koswig, die selbst
einen Onkel mit Down-Syndrom hat. Dass behinderte
Menschen Assistenz und Hilfe in unterschiedlichem Maß
benötigen, ist für sie nicht gleichbedeutend damit, sie in
Sachen Liebe und Partnerschaft bevormunden zu dürfen.
„Es gibt nichts Schöneres, als einen Menschen zu finden,
der einen liebt und akzeptiert, wie man ist. Das gilt für
alle“, so Kira Koswig.
Michael Kerstgens freut sich über die Ideen, die das Projekt
hervorgebracht hat. Er ist gespannt auf die Ergebnisse.
Kooperationen mit externen Partnern aus der Industrie,
Kultur und Medien, und auch mit sozialen Einrichtungen
sind für ihn ein wichtiger Bestandteil der fotografischen
Hochschullehre. „Die Studierenden sollen lernen, im Dialog mit Menschen unterschiedlichster Biographie und
sozialem Hintergrund fotografische Konzepte zu entwickeln, die als Kommunikationsmittel eingesetzt werden.
Fotografie wird nicht zum Selbstzweck gelehrt und ein
verantwortungsvoller Umgang mit Bildern ist heute wichtiger denn je“, so Kerstgens.
Text: Heike Stüvel
Abb.: NRD, h-da
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Werden Behinderte
bei der Jobsuche diskriminiert?
fristig etwas bewegen will, der muss sich für
eine gemeinsame Schulbildung behinderter
und nicht behinderter Menschen einsetzen.
Dort findet die Integration statt.
Der neueste Boom
am deutschen
Arbeitsmarkt geht
an behinderten
Arbeitnehmern vorbei. Vorurteile wirken stärker als
der Aufschwung.
Unternehmen
kaufen sich frei.
Oftmals blenden die Personalverantwortlichen, vor allem kleinerer Firmen, die Möglichkeit einer Beschäftigung von Menschen
mit Behinderung von vornherein aus. Grund
ist nicht bösartige Ignoranz, sondern es sind
Unkenntnis und Unsicherheit, die letztlich
Vorurteilen den Boden bereiten. Mangelnde
Kenntnis im Umgang mit behinderten Menschen ist unter anderem zurückzuführen auf
systematische Ausgrenzung Behinderter in
Deutschland.
Politikfloskeln und Wirklichkeit
Bettina Unger von Life e.V.
D
ie Konjunktur boomt und die Wirtschaftskrise ist vorbei. Behinderte Menschen haben
davon bisher nicht profitiert. Aus den Zahlen
der Bundesagentur für Arbeit (BA) geht hervor, dass die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten in den vergangenen drei Jahren
auf etwa 183 500 gestiegen ist. „Die Situation
arbeitsloser schwerbehinderter Menschen ist
weiterhin nicht zufriedenstellend“, so der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung,
Hubert Hüppe. Behinderte haben schlechtere Karten auf dem Arbeitsmarkt. Und in
Deutschland ganz besonders schlechte – das
zeigt eine EU-Studie. Die nördlichen Staaten
heben sich dagegen wieder einmal positiv ab.
In Schweden und Norwegen ist die Arbeitslosenrate unter behinderten Menschen identisch mit der Nicht-Behinderter.
Das Problem liegt primär in den Köpfen vieler
Arbeitgeber. Dass behinderte Menschen leistungsfähig, engagiert und kreativ sein können, haben sie nie hautnah erlebt. Wer lang-
20
PARAPLEGIKER 1/12
„Inklusion“ – betont Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), sei in unserer
Gesellschaft wichtig. „Das bedeutet: Nicht die
Menschen mit Behinderung passen sich unserer Gesellschaft an, sondern wir organisieren den Alltag so, dass sie selbstverständlich
mittendrin und dabei sind.“ Durch zahlreiche
Sonderlösungen werde das Zusammenleben
heute eher erschwert als erleichtert.
Erfüllt ein Unternehmen die Quote nicht,
kann es sich mit
einer monatlichen
Abgabe zwischen
105 und 260 Euro an
das Integrationsamt
„freikaufen“.
bericht
Vorgeschrieben ist eine Beschäftigungsquote
schwerbehinderter Menschen von fünf Prozent, so der Arbeitsrechtler Torsten Walter
vom deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
Tatsächlich sind bei privaten Unternehmen
ab 20 Beschäftigten beispielsweise in Berlin
im Schnitt 3,7 Prozent der Mitarbeiter schwerbehindert, in öffentlichen Einrichtungen sind
es sieben Prozent. Erfüllt ein Unternehmen
die Quote nicht, kann es sich mit einer monatlichen Abgabe zwischen 105 und 260 Euro an
das Integrationsamt „freikaufen“.
Daimler erfüllt die vorgeschriebene Quote
und beschäftigt Schwerbehinderte in allen
Bereichen. „Jede Behinderung ist nur so lange
eine Behinderung, bis man die richtige Stelle gefunden hat“, so Alfons Adam, Konzernund Gesamtschwerbehindertenvertreter der
Daimler AG. Oft seien Menschen mit Handi-
kap in Teilbereichen sogar leistungsfähiger,
wenn die passende Tätigkeit gefunden sei.
Qualifizierte Jobs
Hartnäckige Vorbehalte hielten die meisten
Firmen davon ab, behinderte Menschen einzustellen. Dabei sei es angesichts des steigenden Fachkräftemangels interessant, qualifizierten Menschen mit Behinderungen den
Einstieg ins Arbeitsleben zu ermöglichen, sagt
Torsten Prenner von der Zentralen Auslandsund Fachvermittlung (ZAV), einer Abteilung
der Bundesarbeitsagentur. Prenner vermittelt
Jobs für schwerbehinderte Akademiker und
erhält derzeit öfter Nachfragen nach IT-Experten oder Ingenieuren mit Behinderung. Doch
insgesamt habe sich das Stellenangebot nicht
verbessert, weil zugleich viele potentielle
Jobs im Öffentlichen Dienst aus Kostengrün-
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den weggefallen seien. Erschwerend kommt
hinzu, dass viele der behinderten Arbeitsuchenden älter als 50 Jahre sind.
Um den beruflichen Wiedereinstieg zu
erleichtern, gibt es Unterstützung
von der Arbeitsagentur. Sie fordert die Eingliederung von Behinderten ins Arbeitsleben,
indem sie zum Beispiel Eingliederungszuschüsse zahlt
oder Probebeschäftigungen
ermöglicht. Doch auf der Arbeitgeberseite gibt es viel Zurückhaltung. „Viele Arbeitgeber meinen, dass Behinderte
häufiger krank oder weniger
leistungsfähig sind“, sagt Uwe
Hoppe vom Berliner Behindertenverband. Der Verein repräsentiert
Menschen mit körperlichen Behinderungen.
Er versteht sich als Selbsthilfeverband und
setzt sich für Arbeitsplätze für Behinderte außerhalb von Werkstätten ein.
Auf der Arbeitgeberseite gibt es
viel Zurückhaltung.
„Viele Arbeitgeber
meinen, dass Behinderte häufiger krank
oder weniger leistungsfähig sind“
„Ich habe großes Glück, dass ich eine Arbeit
gefunden habe, die zu meiner Qualifikation
passt“, sagt Bettina Unger vom Bildungsträger Life e.V. Die Literaturwissenschaftlerin
sitzt seit elf Jahren im Rollstuhl. Sie ist bei
dem Verein für Öffentlichkeitsarbeit zuständig und arbeitet mit an dem Projekt „Mit
Kraft und Initiative“, das behinderte Frauen
mit Berufsausbildung beim Wiedereinstieg
in die Arbeitswelt unterstützt. Zirka 20 Prozent der Teilnehmerinnen fanden nach den
bisherigen Kursen einen Job, selten jedoch
auf dem ersten Arbeitsmarkt. So steigen einige Frauen etwa bei Beratungsstellen für
Behinderte ein. Für die Teilnehmerinnen sei
ein Minijob eine gute Alternative. „Menschen
mit Behinderung haben oft einen hohen Energieaufwand, um sich in der Berufswelt zu
bewegen. Es kommt ihnen entgegen, ihre
Kräfte zeitlich begrenzt gezielt und effektiv
einzusetzen“, so Bettina Unger.
tionsamt getragen. Wenn der Arbeitsvertrag
mindestens zwölf Monate läuft, finanziert das
Amt die komplette Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes, vom „unterfahrtauglichen“ Schreibtisch bis zum Umbau
von Schränken und Regalen auf Rollstuhlfahrhöhe.
Die Arbeitgeberverbände verweisen darauf,
dass zwischen 2007 und 2009 bei den privaten Unternehmen gut 45 000 neue Stellen
für Schwerbehinderte entstanden seien. Auch
das Bundesarbeitsministerium meldet einen
positiven Trend: Knapp 900 000 Schwerbehinderte hatten 2009 überhaupt einen Job,
etwa 160 000 mehr als sieben Jahre früher.
Die Zahl der Unternehmen, die lieber zahlen,
als die Fünf-Prozent-Quote einzuhalten, ist jedoch zurückgegangen. Davon beschäftigten
knapp 38 000 überhaupt keinen Behinderten.
Behinderte sollten
ihre Ansprüche
sehr konkret und hartnäckig einfordern,
damit die Beteiligten
das Gesetz auch
endlich zur Kenntnis
nehmen.
Es gibt Förderungsmöglichkeiten, die es für
Arbeitgeber attraktiv machen, behinderte Menschen zu beschäftigen. Behinderte
sollten ihre Ansprüche sehr konkret und hartnäckig einfordern, damit die Beteiligten das
Gesetz auch endlich zur Kenntnis nehmen.
Wenn sich in den Köpfen nichts ändert, werden diese Bemühungen jedoch nicht den
langfristigen Erfolg bringen.
Änderungen in den Köpfen ?
Viele Arbeitgeber scheuen die Kosten eines
behindertengerechten Arbeitsplatzes. Dabei
werden diese zu einem Großteil vom Integra-
22
PARAPLEGIKER 1/12
Text: Heike Stüvel
Foto: privat
„LofricSense
hat mir meine
Unabhängigkeit zurück
gegeben.“
„LoFric Sense ist
sehr einfach und
praktisch - ich
kann nicht mehr
ohne ihn leben!“
„LoFric Sense
ist schnell und
einfach anzuwenden, diskret
und zuverlässig das ist der
Grund warum
er hier in der
Klinik unsere
erste Wahl ist.“
„Ich schlafe viel
besser seit ich
LoFric Sense
benutze und es
fällt mir jetzt viel
leichter morgens
meinen Pflichten
als Mutter nachzukommen.“
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© 2012 Astra Tech DE. All rights reserved. 76717-DE-1201
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Anwenderinnnen gemacht haben unter LoFric.de
glosse
Vorbilder – die Helden
des Alltags
sack. Es gehört zum Wesen des Vorbildes, dass es
Sachen macht, die man glaubt nie erreichen zu
können.
Vorbilder sind wichtig im Leben. Sie können uns
Mut machen etwas Unbekanntes auszuprobieren.
Sie zeigen uns neue Wege, die wir uns nicht getraut
hätten zu gehen. Sie eröffnen Perspektiven, auf die
wir nicht allein gekommen wären. Sie bringen uns
weiter im Leben, wenn wir bereit sind ihnen zu folgen. Mein erstes Vorbild im Rollstuhl war Gregor.
G
regor war Schwede. Er kam mit seinem
Auto aus Schweden, um sich in Deutschland auf
die Paralympics vorzubereiten. Aber nicht wegen
seiner Qualitäten im Sport war er Vorbild. Der
Typ war Tetraplegiker und besaß den Mut, alleine
mit seinem Auto zwei Monate durch Deutschland zu fahren. Das war noch die Zeit, als es in
ganz Deutschland etwa zwölf rollstuhlgerechte
Toiletten gab, sieben abgeschrägte Bordsteine
(ausschließlich in Berlin) und genau 17 behindertengerechte Hotelzimmer, alle Fünf-Sterne-Kategorie und so teuer wie eine Woche Mallorca mit
Vollpension. Gregor machte das nichts. Er übernachtete bei Leuten, die er tagsüber kennenlernte oder notfalls in seinem Kombi mit Schlaf-
24
PARAPLEGIKER 1/12
Ins Fernsehen kam Gregor nie. Im Fernsehen
kommt Samuel Koch. Jetzt wieder im Jahresrückblick, oder vor Wochen mit Peter Hahne. Alle finden es toll, dass er sein Schicksal so toll meistert.
Dass er an sich glaubt, dass er Ziele hat und trotzdem Schauspieler werden will. Hallo Kerkeling,
hallo Hahne oder Kerner! Das ist zu früh! Nach
einem Jahr waren wir alle stolz auf uns, dass wir
uns nicht von der Brücke gestürzt haben oder in
den Bodensee gerollt sind. Aber mehr Stolz ist
nach einem Jahr noch nicht. Und mehr Vorbild
auch nicht. Lasst den Mann doch erst mal machen! Vorbild kommt erst, wenn man was auf die
Beine gestellt hat.
Willy und die Fliege
Mein zweites Vorbild war Willy. Willy war recht
unglücklich auf dem Trampolin aufgeschlagen.
Also nicht mit den Füßen… – daher konnte Willy lediglich mit den Schultern zucken. Was aber
nicht zu seiner Grundhaltung im Leben führte.
Willy nahm die Dinge selbst in die Hand. Und
glosse
Willy kam nie im Fernsehen. Im Fernsehen
kommt jetzt immer Monika Lierhaus. Ich kenne eigentlich niemanden, der toll findet, wie sie
das macht. Aber es gibt viele, die es toll finden,
dass sie es trotzdem macht. Trotzdem sie nicht
so schön ist wie früher, trotzdem sie schleppend
spricht, trotzdem macht sie ihren Job. Ist Monika
Lierhaus ein Vorbild? Ist jemand der „trotzdem“
was macht, ein Vorbild? Oder anders gefragt:
Hätte jemand der spricht, sich bewegt und aussieht wie Monika Lierhaus bei einem Casting im
öffentlich rechtlichen Fernsehen eine Chance auf
einen Moderatorenjob? Wäre es nicht vorbildlich,
wenn sie etwas machen würde, für das sie wirklich geeignet ist? O.K., sie macht es für Aktion
Mensch, dafür ist sie wirklich geeignet. Aktion
Mensch hieß früher Aktion Sorgenkind. Sorgen
brauchen wir uns jetzt um Monika Lierhaus nicht
mehr machen, bei einem Gehalt von knapp einer
halben Million EURO im Jahr.
Das Beste draus machen
In diesem Sinne ist Frank Williams ein Vorbild. Als
er in Nordfrankreich seinen Privatwagen schrottete, und sich selbst dazu, verlangte er nicht von
der Rennfahrer-BG, seinen Lebensabend zu finanzieren. Er besann sich auf das, was er konnte
und machte seinen Rennstall zu einem der führenden.
Aber die Medien lieben nicht den Realisten, der
das Beste aus seiner Situation macht. Die Medien
lieben den Helden, der versucht das Unmögliche
möglich zu machen, auch wenn es keinen Sinn
macht. Sie liebten Christopher Reeve, den Supermann, der nicht mehr fliegen konnte, aber auch
nicht im E-Rollstuhl fahren wollte und deshalb
so lange therapiert wurde bis er tot war. Für seine Frau und seine Kinder wäre da wohl weniger
Mehr gewesen.
Der schlimmste Feind des Helden ist der Alltag.
Insofern taugen die Helden für uns nicht als Vorbild. Denn unsere Aufgabe ist der Alltag, der ganz
normale Wahnsinn zwischen Dekubitus, Pflegedienst und Schulterschmerzen. Wer da alles gibt,
um ein aktives, selbstbestimmtes Mitglied der
Gesellschaft zu sein, der ist ein Vorbild.
Willy, Gott hab ihn selig, Du hast oft genervt und
Du konntest nur mit den Schultern zucken, aber
du hast dich immer über Grenzen hinweg gesetzt. Die Fliege könnte ein Lied davon singen.
Dieser Text ist für dich.
Text: Ralf Kirchhoff • Illustration: Kasia
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Ba r r i e r e f r e i e E r h o lu n g
Paraplegiker_02/12
das waren weit mehr Dinge als ich mir vorstellen
konnte, für jemand, der einem nicht mal einen
Vogel zeigen kann. Eines Nachts lag Willy wach.
Willy lag immer auf dem Rücken. In dieser Nacht
war er nicht alleine im Zimmer. Eine Fliege hatte
sich zu ihm gesellt. Die Fliege war weniger müde
als Willy, was zu einem Interessenkonflikt führte.
Willy hatte eine Vorrichtung mit der er seine Mutter hätte wecken können. Aber Willy nahm die
Herausforderung an. Er öffnete seinen Mund und
streckte die Zunge weit heraus. Er musste lange
warten. Die Zunge wurde immer wieder trocken.
Er musste sie immer wieder einfahren und anfeuchten. Aber irgendwann landete die Fliege
auf Willys Zunge. Es war ihre letzte Landung. Die
Mutter konnte durchschlafen und Willy jetzt endlich auch.
kultur
Karikaturen
von
Barbara Früchtel
26
PARAPLEGIKER 1/12
q – querschnitt spezial
Das silberne Spar-Schwein:
Versorgungspauschalen
sind keine
Höchstbeträge
Die Zeitabstände, in denen sich Patienten auf Neues
einstellen müssen, werden immer kürzer. Da schließen
sich Krankenkassen zu größeren Einheiten zusammen,
andere müssen Insolvenz anmelden und der Gesetzgeber verabschiedet immer neue Gesetze und Verordnungen im Gesundheitswesen.
So zum Beispiel die Vorschrift, dass ich Hilfsmittel zu Lasten der Krankenkassen nicht mehr
unbedingt beim Sanitätshaus oder der Apotheke meines Vertrauens beschaffen kann.
Heutzutage geht das nur noch, wenn sie Vertragspartner
meiner
Krankenkasse
sind.
Dann gibt es noch Pools für wiederverwertbare
Hilfsmittel, Festbeträge, Versorgungspauschalen
usw. Kein Wunder, dass da manche nicht mehr
durchblicken und vorbehaltlos den Informationen ihrer Versorger vertrauen. Schließlich sind
sie ja deren Kunden – und das oft mit erheblichen
Umsätzen und über viele Jahre hinweg. Doch leider wird dieses Vertrauen viel zu oft ausgenutzt.
Allgemein bekannt ist, dass der Handel immer wieder Fabrikate bevorzugt empfiehlt, bei denen er
ein paar Prozente mehr Rabatt bekommt oder andere Vorteile hat. Damit könnte man ja noch leben,
wenn es nicht auch Praktiken geben würde, die
schon fast kriminell die Kunden unter Druck setzen. Insbesondere bei den Versorgungspauschalen
für Inkontinenz- oder Stomaversorgungen, die die
Krankenkassen neuerdings immer öfter mit Homecarefirmen und Sanitätshäusern vereinbaren, wird
von den Versorgungsunternehmen oft ein falsches
Spiel getrieben. Denn diese Pauschalvereinbarungen gelten nur für das Verhältnis von Krankenkassen und Versorgern untereinander. Sie gelten
nicht für Patienten, die solche Hilfsmittel benötigen.
Pauschalen sind Durchschnittsbeträge, die aus statistischen Werten einer Vielzahl von Anwendern
ermittelt und dann zwischen Krankenkassen und
Handel ausgehandelt werden. Das beinhaltet natürlich auch, dass Kunden mit einem höheren Bedarf
keinen Aufschlag bezahlen müssen, ebenso wie sie
für einen geringeren Bedarf keine Gutschrift bekommen. Eigentlich logisch, aber nicht unbedingt
lukrativ. Nur so ist es zu erklären, dass immer öfter
die ohnehin schon verunsicherten Kunden von ihren Versorgern hören müssen „Ihr Bedarf ist höher
als das, was die Krankenkasse uns bezahlt. Entweder wir liefern weniger oder Sie müssen den Rest
privat bezahlen“ oder auch „Diese Katheter sind zu
teuer. Für die Pauschale, die wir von der Krankenkasse bekommen, können wir nur die Katheter XY
liefern. Wenn Sie das Fabrikat nicht wechseln wollen, müssen Sie die Differenz selbst übernehmen.“
Kriterium für die „Ehrung“ ist die
Kreativität der Begründung für eine
Ablehnung. Je unsinniger, desto
besser sind die Chancen. Ob man
darüber eher schmunzelt oder sich
mehr über die Ignoranz ärgert,
bleibt jedem selbst überlassen.
Vorschläge sind willkommen.
Herbert Müller
Rechtsbeistand im Sozialrecht
der Fördergemeinschaft
der Querschnittgelähmten
in Deutschland e.V.
Freiherr-vom-Stein-Str. 47
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tel 0 26 22-88 96-32; Fax: -36
eMail: h.mueller@engers.de
Um solche eigenmächtig festgesetzten und rechtlich unzulässigen „Höchstbeträge“ zu vermeiden,
hilft nur ein Anruf bei der Krankenkasse oder notfalls
ein Lieferantenwechsel. Gefallen lassen sollte man
sich das auf keinen Fall. Denn jeder gesetzlich Versicherte hat gegenüber seiner Krankenkasse den Anspruch auf die kostenlose Versorgung mit den von
ihm benötigten Hilfsmitteln, sowohl was die Menge
als auch was die Qualität und Ausführung angeht.
Text: Herbert Müller
PARAPLEGIKER 1/12
27
q – querschnitt spezial
Ambulante Ergotherapie:
Zwischen Empörung
und Frust
„Die ambulante Versorgung von Querschnittpatienten
steckt bei uns noch in den Kinderschuhen“, lautet das
Statement von Anna Czerney. Sie ist Ergotherapeutin,
hat seit gut zwei Jahren eine eigene Praxis und betreut
schwerpunktmäßig querschnittgelähmte Patienten. Dass
die Arbeitsumstände anders sein würden als in der Klinik,
das hatte sie erwartet. „Aber dass der Unterschied so gravierend ist, das war mir nicht klar“, sagt sie heute.
A
Trotz ultrahoher Querschnittsymptomatik sind
manche froh, dass
sie überhaupt eine
Rehabilitation in
irgendeiner RehaEinrichtung genehmigt bekommen haben
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28
PARAPLEGIKER 1/12
nna Czerney hat jahrelange Erfahrungen in
Querschnittzentren gesammelt, in den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost
Halle/Saale und in der Rehabilitationsklinik Bavaria Kreischa. Heute hat sie eine eigene Praxis. Auf
Grundlage ihres Wissens und ihrer Erfahrungen
kann sie also durchaus beurteilen, wie eine vernünftige Betreuung von Para- oder Tetraplegikern
aussehen kann. Und da stößt sie im ambulanten
Bereich auf Zustände, die sie – vorsichtig ausgedrückt – überraschen.
Als niedergelassene Ergotherapeutin lernt sie jetzt
nämlich auch Patienten kennen, die beispielsweise noch nie ein Querschnittgelähmtenzentrum
von innen gesehen haben. „Wie gesagt, geahnt
habe ich das“, erklärt sie, „aber dieses Ausmaß hätte ich nicht erwartet“. Das können beispielsweise
Menschen sein, die das Pech hatten, ihre Erstrehabilitation nicht in einem Querschnittgelähmtenzentrum zu verbringen. „Manche sind froh, dass sie
im zweiten Anlauf überhaupt eine Rehabilitation
in irgendeiner Reha-Einrichtung vom Kostenträger
genehmigt bekommen haben“, so Czerney, „trotz
ultrahoher Querschnittsymptomatik“.
Ergotherpeutin
Anna Czerney.
Dass auftretende medizinische Probleme im Bereich der Wirbelsäule nicht immer wirklich engagiert behandelt werden können, hängt ihrer
Ansicht nach auch damit zusammen, dass der
Unterricht über Querschnittlähmungen (Paraplegiologie) in der Ausbildung der medizinischen
Berufe zu kurz kommt. Das könnte daran liegen,
dass es deutlich weniger Querschnittgelähmte
gibt als zum Beispiel Schlaganfallpatienten. Pech
für die Paras und Tetras?
Sie lernte zum Beispiel eine junge Frau mit geistiger Retardierung kennen, die seit sechs Monaten mit Dauerkatheter und in Windeln gepackt
im Bett lag. Mit ganz dünnen Gliedmaßen, an
denen sich die Muskeln stark zurückgebildet
hatten. „Sie ist vielleicht nicht besonders intelligent“, beschreibt die Ergotherapeutin, „aber sie
kann jedem Gespräch folgen und Fragen adäquat beantworten“. Nur: Wer hätte ihr Fragen zu
ihrem Gesundheitszustand stellen sollen? Eine
vernünftige ambulante Versorgung fand hier
nicht statt. Die Eltern umsorgten die Frau, so gut
sie konnten, und glücklicherweise fanden sie
die Ergotherapie-Praxis rein zufällig bei einem
q – querschnitt spezial
Besuch des Sanitätshauses, in dem Czerney sich
eingemietet hat.
Ganz andere Lebensqualität
Die Ergotherapeutin konnte nicht glauben, was
sie zu sehen und hören bekam, und übernahm
sofort die ergotherapeutische Behandlung. Diese
ultrahochgelähmte Patientin mit einer inkompletten Symptomatik passte genau in ihr Behandlungsfeld. Bisher bedeutete Ergotherapie für diese
Patientin vor allem, dass sie im Bett liegend Greifund Steckübungen machen musste. Kein Durchbewegen, keine Hilfsmittelanpassung, auch kein
klitzekleines AdL-Training (AdL = Aktivitäten des
täglichen Lebens), keine physikalischen Anwendungen wie Fango, Strom oder Lymphdrainage.
Czerney passte den vorhandenen Pflegerollstuhl
an und unterstützte die Eltern beim Rollstuhltransfer. Dann erprobte sie Alternativen zum Pflegerollstuhl, um ein selbstständiges Fortbewegen zu ermöglichen. In Absprache mit den behandelnden
Ärzten und gegen Widerstände des Pflegedienstes
führte sie ein Blasenmanagement (Cystofix) und
ein Darmmangement auf einem Toilettenrollstuhl
ein – Abläufe, die normalerweise unbedingt zur
Erstrehabilitation von Querschnittgelähmten in
einem speziellen Querschnittgelähmtenzentrum
gehören. Dadurch haben Eltern und Tochter heute
eine ganz andere Lebensqualität.
Einerseits könnte man diese Veränderungen als
gute Sache beschreiben. Aber läuft bei uns nicht
irgendetwas verkehrt, wenn sich dafür der Vater
der Patientin und die Ergotherapeutin zufällig
über den Weg laufen müssen?
Zufällig traf Czerney auch auf eine Patientin, welche in einem Wohnheim für geistig Behinderte
lebt, an Trisomie 21 leidet und zudem unter einer
Schädigung im HWS-Bereich (Spinalkanalstenose
mit neurologischen Ausfällen). Die Ergotherapeutin weiß, dass sich bei dieser Diagnose typischerweise die Fähigkeiten von linker und rechter Körperhälfte stark unterscheiden, „Asymmetrie des
funktionellen Status der linken und rechten Körperhälfte“ heißt das fachsprachlich.
Sie berichtet davon, dass nicht nur diese Patientin
in der Physiotherapie an einer Schlaganfallsymptomatik behandelt wird, obgleich solch eine Diagnose nie gestellt wurde. Die Betreuenden kann-
ten sich mit der Spastizität der Bewohnerin nicht
aus und Mediziner äußerten den Verdacht auf eine
Epilepsie. Die Ergotherapeutin versuchte also, über
das Thema Spastik aufzuklären, und besonders der
Bewohnerin die Angst vor diesen „Zuckungen“ bei
Lagewechsel zu nehmen.
Auch geistig völlig klare Menschen werden ihrer Erfahrung nach in der ambulanten Versorgung nicht unbedingt gut versorgt. Sie berichtet
von Pflegediensten und urologischen Praxen,
die beispielsweise „unglaubliche Verbände am
Cys-tofix machen“. Mag sein, dass so ein Verband „bei einer Magensonde oder ich weiß nicht
was“ passen könnte – „jedenfalls nicht zu einer
Cystofix-Versorgung, wo sie die gefürchtete Harnwegsinfektion doch sehr begünstigen“, so Czerney.
Wie kann man
vorschlagen,
dass sich ein hochgelähmter Patient
einen Nachtstuhl
neben das Bett
stellen soll?
Kampf um Hilfsmittel
Ein anderes Beispiel sind die Hilfsmittel, die sie für
ihre Patienten förmlich erkämpfen muss. Wie kann
man vorschlagen, dass sich ein hochgelähmter
Patient einen Nachtstuhl neben das Bett stellen
soll? „Der Patient kann sich auf dem vorgeschla-
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q – querschnitt spezial
Woran sterben Paraund Tetraplegiker?
Ärzte aus dem Hamburger Querschnittgelähmtenzentrum wollten
es wissen und starteten eine Nachuntersuchung bei 102 verstorbenen
querschnittgelähmten Patienten.
Dabei stellten sie fest, dass heute
einerseits auch ein alter Querschnitt
alt werden kann: Die Patienten mit
verletzungsbedingter Lähmung hatten durchschnittlich 19,1 Jahre mit
ihrer Lähmung gelebt. Wenn man
die Patienten ausschließt, die an
frühen Komplikationen verstorben
waren, dann waren es sogar über 21
Jahre. Die Patienten wurden durchschnittlich 54,8 Jahre alt.
Andererseits sterben „alte“ Querschnitt-Patienten zu immerhin 15
Prozent an den Folgen von Druckgeschwüren und zu 5 Prozent an
schweren Harnwegsinfektionen. An
Erkrankungen also, die möglicherweise durch eine bessere Pflege,
Therapie und Hilfsmittel oder eine
kompetentere ärztliche Versorgung verhindert werden könnten.
Thietje, Kowald, Hirschfeld:
Woran sterben Querschnittgelähmte heute?
Rehabilitation 2011; 50: 1-4.
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Verband mit suprapubischem Katheter.
genen Stuhl nicht einmal halten, er braucht einen
fahrbaren Toilettenstuhl mit entsprechender Rückenlehne und Einstellmöglichkeiten im Bereich
der Fußrasten und so weiter“, so Czerney. Und
warum kann ein Querschnittpatient auf dem Ergorezept keine thermische Anwendung erhalten?
Bei einem Schlaganfallpatienten ist das möglich!
Ähnlich ist es bei Botoxinjektionen. „Ich werde
mir immer klarer darüber, dass die Querschnittgelähmten leider so gar keine Lobby haben außerhalb der Querschnittzentren“, fasst sie ihr Fazit
zusammen.
Manche Kassenmitarbeiter machen ihrer Erfahrung nach sogar Hausbesuche, um ihren Standpunkt mit Nachdruck darzustellen. Schade, wenn
eingeschüchterte Patienten sich dann nicht mehr
trauen, vernünftige Hilfsmittel zu fordern. Also
verbringt sie ihre Wochenenden damit, im Namen ihrer Patienten Widersprüche zu schreiben
und Strategien in den
Auseinandersetzungen
zwischen
Patienten
und Kostenträgern zu
überdenken. Auch Gespräche mit Herstellern
und Anwälten gehören
dazu – ohne Honorar.
Auch ihre Arbeit wird
durch Geldnöte bestimmt, so dass sie sich
das eigene Honorar immer wieder erkämpfen
muss. Czerney hat sich
spezialisiert, wird also
nur einen kleinen Kreis
von Patienten in der
direkten Umgebung
ihrer Praxis finden. Wer nicht
mobil genug ist, benötigt einen
Hausbesuch. Logisch also, dass
bei ihrer Arbeit Fahrtkosten
entstehen, oder? Offensichtlich ist der Zusammenhang
nicht für alle Krankenkassen
einleuchtend, dass sie zu einem
Hochgelähmten auch mal den
einen oder anderen Kilometer
weiter fährt. Dabei ist ihre Tätigkeit mit Sicherheit Kosten
sparend. „Eine gute Werbung
ist so ein Verhalten wohl für keine Kasse“, erklärt
sie nüchtern.
Weitermachen?
Bisher ist sie jedenfalls traurig oder auch wütend
über die Form der ambulanten Arbeit mit Querschnittgelähmten und speziell den Hochgelähmten: „Es gibt außerhalb der Querschnittzentren
fast keine Fachleute, die für die ambulante Versorgung von Querschnittgelähmten zur Verfügung
stehen. Deshalb ist es so wichtig, dass betroffene
Patienten in entsprechenden spezialisierten Einrichtungen erst- und nachversorgt werden. Dazu
ist eine entsprechende Verweildauer von Nöten.
Auch, um den Betroffenen die Notwendigkeit
der Selbstfürsorge nahelegen zu können, und
sie selbst zu ihrem besten, eigenen Fachmann
für ihre Symptomatik ausbilden zu können, um
„draußen“ handlungs- und urteilsfähig zu sein.“
Sie wünscht sich ein Management für den Rehaverlauf von Querschnittgelähmten, welches
durch eine übergeordnete Stelle gelenkt und geleitet werden müsste. Nachdenklich fährt sie fort:
„Als ich noch in der Klinik tätig war, ahnte ich, dass
es wohl einige wenige Patienten geben wird, die
uns „durch die Lappen gehen“, aber dass sie mir
nun, und in meinem klitzekleinen Handlungsgebiet, was ich mir gerade aufbaue, direkt vor die
Füße fallen, damit hätte ich nicht gerechnet.“
Die Praxis von Anna Czerney findet man in
Radebeul oder unter www.anna-ergotherapie.de.
Text: Ruth Auschra
Fotos: privat
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bericht
Nach Schlaganfall, Hirnblutung oder Schädelverletzung:
Mit Geduld und Geschick
neue Sprache erlernen
Der Ausfall von Funktionen im Zentralnervensystem kann die Sprechfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Mit
einer Sprachtherapie lernen Betroffene, wieder zu kommunizieren und
sich verständlich(er) zu artikulieren.
A
ls Pressesprecher eines großen Unternehmens war der Patient früher nie um eine
schlagfertige Antwort verlegen. Nun war der
62 jährige infolge eines Schlaganfalls halbseitig gelähmt (Hemiplegie) und im wahrsten
Sinn des Wortes „sprachlos“. Um die Aphasie
(griechisch „aphasia“ = „Sprachlosigkeit“) zu
überwinden, hatte er während der stationären Akutbehandlung und des anschließenden Reha-Aufenthaltes mit Sprech- und
Sprachübungen begonnen. Nach der Heimkehr wurde die Sprachtherapie ambulant
fortgesetzt.
„Sprachliche Defizite können zu Missverständnissen, zuweilen sogar in die
Isolation führen“
„Als der Mann im Rollstuhl in mein Sprechzimmer kam, wollte ihm immer noch nicht
einmal ein einfacher Gruß über die Lippen
kommen“, berichtet Friederike Salfeld, Medizinische Sprachheilpädagogin in der sprachtherapeutischen Praxis des „KöKi - Verein zur
Förderung körperbehinderter Kinder e.V.“
32
PARAPLEGIKER 1/12
Sprachtherapeutin Friederike Salfeld.
in Braunschweig. Der gemeinnützige Verein
wurde vor über vierzig Jahren für die Unterstützung von Kindern mit Handikap und
deren Familien gegründet. Seit der Kassenzulassung nutzen auch Erwachsene die therapeutischen Angebote des „KöKi“.
„Sprachliche Defizite können zu Missverständnissen, zuweilen sogar in die Isolation
führen“, erläutert Friederike Salfeld. „Deshalb müssen Menschen mit eingeschränkter
Sprechfähigkeit lernen, das Handikap so gut
wie nur irgend möglich zu kompensieren.
Und dabei sollte keine Möglichkeit der Kommunikation von vornherein ausgeschlossen
werden.“
Ein Schlaganfall (auch Gehirnschlag, zerebraler Insult oder apoplektischer Insult) wird
durch plötzlichen Sauerstoffmangel im Ge-
bericht
hirn infolge einer gestörten Blutversorgung
ausgelöst. Dabei fallen Funktionen des zentralen Nervensystems aus. Die Folge kann
eine halbseitige Lähmung sein, ein Verlust der
Sprache, der Lesefähigkeit und anderes mehr.
Die Rehabilitation muss in allen Bereichen
möglichst umgehend erfolgen durch Physiotherapie, Ergotherapie und auch die Sprachtherapie.
Maßgeschneiderter Therapieansatz
Bei schwer betroffenen Patienten kann das
Sprachverständnis massiv gestört sein, selbst
Laute können nicht mehr abgerufen werden.
Das gesamte Situationsverständnis ist möglicherweise verloren gegangen, so dass ein Patient eine alltägliche Situation gar nicht mehr
richtig einschätzen kann oder ganz anders reagiert, als man es von ihm erwartet. Das kann
zu großen Problemen im häuslichen Umfeld
führen, sowohl von Seiten der Angehörigen
als auch von der des Patienten. An dieser Stelle ist – sobald der Patient das begreift – ein
großes Stück Trauerarbeit zu bewältigen.
Es gibt auch Aphasiepatienten, die nur sehr
geringe sprachliche Einbußen haben. Manchmal hat nur der Patient selbst den Eindruck,
dass es mit dem Sprechen „irgendwie nicht
mehr so wie früher“ ist. Kommt ein solcher
Patient zur Sprachtherapie, werden schwierigere Übungen zum Wortverständnis, zur
Abgrenzung der Bedeutung von Wörtern
gegeneinander und zur Schnelligkeit des
Wortabrufs durchgeführt, zum Teil auch in realen Situationen.
Um herauszufinden, wo sie den Betroffenen
„abholen“ kann, muss Friederike Salfeld zunächst mit Hilfe von Tests eine Diagnose
stellen, um dessen erhaltene Sprach- und
Sprechfähigkeiten, seine Lernbereitschaft,
die Fähigkeit zum logischen Denken und die
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bericht
Kreativität einschätzen zu können. Dabei sind
die Erkenntnisse des behandelnden Neurologen und bildgebende Befunde hilfreich.
Doch ein Krankheitsprozess wird immer ganz
individuell erlebt. Daher sind letztendlich
viel Erfahrung, Intuition und Ideenreichtum
die entscheidenden Kriterien, um einen Patienten aus der Reserve zu locken und „den
roten Faden“ für einen „maßgeschneiderten“
Therapieansatz aufzunehmen.
Kommunikation aufbauen
Manche Aphasiker können zu Beginn der
Sprachtherapie überhaupt keinen Ton produzieren. Die Sprachtherapeutin versucht dann,
über die Atmung, Vibrationen am Körper,
emotionale Lautäußerungen oder nonverbale Kommunikationsstrategien (Mimik und
Gesten) Zugang zu ihnen zu finden. „Ich versuche mit den Patienten eine Kommunikation aufzubauen, ihre ‚Antworten’ zu verstehen
und entsprechend zu reagieren. Auf diese
Weise motiviere ich sie, im Dialog zu bleiben.“
Solch eine Übung
kann einem Betroffenen, dem sonst nicht
viel gelingt, ein Erfolgserlebnis vermitteln
Manchmal lässt sich die Sprache über die
Fortsetzung von Sätzen, denen das letzte
Wort fehlt, deblockieren. Oder über den Einsatz von im Alltag häufig benutzten Phrasen
wie zum Beispiel Begrüßungen und Verabschiedungen. „Insbesondere älteren Patienten spreche ich den Anfang bekannter
Sprichwörter vor – mit starker Betonung, um
die letzten Worte oder auch ‚nur’ das letzte
Wort des Sprichwortes dann von ihnen ergänzen zu lassen. Solch eine Übung kann einem
Betroffenen, dem sonst nicht viel gelingt, ein
Erfolgserlebnis vermitteln“, so Friederike Salfeld.
34
PARAPLEGIKER 1/12
Häufig ist die Artikulation durch eine Dysarthrie (verwaschene Aussprache durch Ausfall von Hirnnerven) erschwert. Dann muss
gegebenenfalls zunächst jeder einzelne Laut
wieder mit viel Mühe erarbeitet werden, bevor der Patient an Sprechübungen von Worte
und ganzer Sätze herangeführt werden kann.
Manchem an sensorischer Aphasie leidenden
Patienten, der unbewusst nicht verstehbare,
weil lange verschachtelte und zuweilen
nur aus Wortfragmenten bestehende Sätze
spricht, fehlt die Einsicht, dass er eine Therapie braucht. Damit er sich darauf einlässt,
muss ihm mit viel Fingerspitzengefühl zunächst über ein Training das für einen Therapieerfolg notwendige Störungsbewusstsein
vermittelt werden. Ist eine Aphasie hingegen
motorisch bedingt, spricht der Betroffene
meistens nur wenig.
Hürden überwinden
Bewährte Hilfsmittel sind Gegenstände und
illustrierte Karten, deren Funktion der Patient
nonverbal (anhand von Mimik oder Gesten)
erklären muss. Friederike Salfeld: „Je nach Artikulationsfähigkeit kann ich die Betroffenen
auch motivieren, die Gegenstände oder Bilder
zu benennen oder sie auf Anweisung herzugeben.“ Eine weitere Übung ist, geschriebene
Wörter und Sätze Gegenständen bzw. Abbildungen zuzuordnen. Im Idealfall werden das
Verstehen und Produzieren von Sprache in
einem Übungsablauf kombiniert.
Hat ein Patient die ersten ‚Hürden’ überwunden und ist er zu einer aktiven Mitarbeit bereit,
wird an der korrekten Bildung einzelner Laute
mit Hilfe von Mundbildern, Abbildungen von
Emotionen und/oder Buchstabenkarten gearbeitet. Wortschatz- und Wortfeldarbeit sind
weitere Inhalte einer Sprachtherapie.
In der Fortsetzung werden zum Beispiel inhaltlich verkehrte Sätze korrigiert, unvollständige Wörter ergänzt und Verfälschungen
– etwa die Titel von Volksliedern identifiziert.
Die Aufgaben richtet die Sprachtherapeutin
möglichst an der individuellen Alltagsbewältigung des Patienten und den dafür notwendigen Kommunikationsstrukturen aus. Unter
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anderem schreibt sie gemeinsam mit Betroffenen Geburtstagskarten für Angehörige. „Die
Therapie orientiert sich immer daran, was für
einen Patienten persönlich wichtig ist“, erklärt
Friederike Salfeld.
In diesem Zusammenhang erinnert sie sich an
einen Mann in den mittleren Jahren, der den
Namen seiner Frau nicht mehr richtig aus-
„Die Therapie orientiert sich immer daran,
was für einen Patienten persönlich
wichtig ist“
sprechen konnte. Das konnte aber die „bessere Hälfte“ nur schwer ertragen. Schließlich
gelang es dem Patienten, seine Frau wieder
so anzusprechen, wie sie es gern hörte. „Nicht
nur der Betroffene, sondern auch sein Partner
wird mit einer ganz neuen Situation konfrontiert“, so Friederike Salfeld. In vielen Situationen des Alltags gerät die „bessere Hälfte“ in
die Rolle eines Therapeuten. Außerdem muss
der Partner manche Aufgabe übernehmen,
die er vorher nicht hatte. Deshalb muss abgeklärt und daran gearbeitet werden, wie er
trotzdem ein Partner bleiben kann, so Friederike Salfeld. Das Ziel einer Sprachtherapie
ist indessen nie Perfektion, sondern immer
ein optimales Ergebnis im Rahmen der individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten des
Patienten.
Info: KöKi e.V.
tel 05 31-7 51 45
eMail: info@koeki.de
www.koeki.de
Text: Reinhard Wylegalla
Foto: Rainer Büldt
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Vertrieb in Deutschland durch:
Invacare GmbH
Alemannenstraße 10 / 88316 Isny / Deutschland
Tel.: +49 7562 700-0 / kontakt@ invacare.com
küschall® ist ein registrierter Markenname.
Copyright © 2012, Küschall AG, Schweiz – Alle Rechte vorbehalten.
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Hilft Amputationen vermeiden:
Gefäßsport
bringt das
Blut in Fluss
Jedes Jahr werden in Deutschland 40 tausend bis 60 tausend Beinamputationen durchgeführt. Der Verlust eines
Beins ist „eine gewaltige, weil irreversible Erschütterung.
Ein Stück Fuß, ein Knie ist kein austauschbares Ersatzteil,
sondern ein unwiederbringliches, einmaliges Stück Leben“,
unterstrich die Gründerin und Vorsitzende der Amputierten - Initiative e.V. / Gefäßkranke, – seit 1991 – Dagmar Gail,
auf dem 8. Berliner Gefäßtag am 3. Dezember 2011.
Nur in etwa 13 Prozent aller Fälle müssen
untere Extremitäten ganz oder teilweise nach
Unfallverletzungen, wegen Infektionen, Tumoren, angeborenen Fehlbildungen, Behandlungsfehlern und anderer Ursachen amputiert werden.
Mehr als 87 Prozent der Betroffenen – darunter
27 Prozent Diabetiker – leiden hingegen an arteriellen Durchblutungsstörungen, Mediziner
Der Zehenstand hilft gegen Wadenschmerzen
beim Gehen.
sprechen von der PAVK (Periphere Arterielle Verschlusskrankheit). Dagmar Gail: „Neuere Daten
aus dem Jahr 2008 zeigen leider nach wie vor einen Anstieg der gefäßbedingten Amputationen.“
Bildet sich ein Akuter Peripherer Arterienverschluss (Verstopfung eines Gefäßes durch ein
Blutgerinnsel) – Dagmar Gail spricht ebenso wie
viele prominente Angiologen lieber von einem
Beininfarkt –, muss schnellstens gehandelt werden. „Infolge von Minderdurchblutung kann das
Nervengewebe bereits nach zwei bis vier Stunden absterben, die Muskulatur nach sechs bis
acht Stunden und die Haut nach zwölf Stunden“,
warnt die Vorsitzende.
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bericht
Deshalb sollte bei Schmerzen und Krämpfen
beim Gehen, im Knöchelbereich, in den Waden oder im Oberschenkel sofort ein Facharzt
für Gefäßkrankheiten (Angiologe) aufgesucht
werden. Ebenso, wenn beim Liegen Kribbeln in
den Zehen, Taubheit und Kältegefühl oder Ruheschmerzen und Veränderungen der Hautfarbe als weitere Warnsignale auftreten. Es sollte
dringlich der Knöchel-Arm-Index gemessen werden, der anzeigt, ob und in welchem Umfang die
Gefäßerkrankung vorhanden ist und therapiert
werden muss.
„Durchblutungsstörungen in den Gefäßen werden begünstigt durch erhöhten Blutdruck, Rauchen und andere gefäßverengende Gifte, erhöhten Blutzucker und erhöhte Blutfettwerte“,
erklärt Dagmar Gail. Eine Gefäßverengung sei
aber weder eine Alterserkrankung noch sei ihre
Entstehung allein auf die Ernährungsgewohnheiten, Zigaretten, Bewegungsarmut und andere „Untugenden“ des 21. Jahrhunderts zurückzuführen, stellt die Vorsitzende klar. Schon die
Ärzte im Reich der Pharaonen hätten die Arteriosklerose gekannt und 1924 sei erstmals wissenschaftlich nachgewiesen worden, dass unter
Umständen auch eine genetische Prädisposition
(vererbte Anlage) Gefäßerkrankungen begünstigen kann.
Leider sei diese Erkenntnis aber bis in die jüngste
Vergangenheit grob vernachlässigt worden,
stellt Dagmar Gail fest. Neueren Studien zufolge können sich bei entsprechender erblich bedingter „Vorbelastung“ schon an den Gefäßwänden von Kleinkindern krankhafte Ablagerungen
bilden, die sich dann im mittleren Lebensalter als
bedrohliche Gefäßverengung (Arteriosklerose)
manifestieren. Deshalb seien eine Früherkennung und das rechtzeitige Einleiten geeigneter
therapeutischer Maßnahmen die beste Prävention gegen eine spätere Beinamputation, appelliert die Vorsitzende.
Die PAVK verläuft in vier Stadien. Die Mehrheit
der Betroffenen konsultieren erst im Stadium II,
etliche sogar noch später einen Arzt, wenn die
Beschwerden ihre Mobilität schon ganz erheblich beeinträchtigen. Im fortgeschrittenen Stadium werden beim Gehen so starke Schmerzen
empfunden, dass jede „Sehenswürdigkeit“ am
Weg als Vorwand genutzt wird, um diskret eine
Pause einzulegen. Deshalb spricht der Volksmund auch von der „Schaufensterkrankheit“.
Durch die Gabe von gefäßerweiternden Substanzen, gegebenenfalls kombiniert mit Thrombozytenfunktionshemmern zur Vermeidung
von Blutgerinnseln und Gerinnungshemmern
(nur, wenn eine Gerinnselbildung im Herzen
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wirken gegen
Beschwerden in
der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur.
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keldehnungsübungen, Gymnastik und Spiele
sowie Entspannungsübungen stehen auf dem
Programm. Wer seine Krankheit ernst nimmt,
sollte die Bewegungsübungen aber nicht auf das
Gruppentraining beschränken, sondern zu Hause fortsetzen.
Dabei ist übertriebener Ehrgeiz allerdings ein
schlechter Ratgeber. Vielmehr sollte jeder Betroffene stets im Rahmen seiner individuellen
Belastungsfähigkeit trainieren und bei allen
Übungen regelmäßig Pausen einlegen. Als
Faustregel gilt: Regelmäßiges Üben ist wichtiger
als Intensität.
Ausgangsposition für das „Zehenkreisen“ nach Ratschow.
droht) und/oder durchblutungsfördernden Medikamenten kann ein weiteres Fortschreiten der
Gefäßverengungen zumindest unter Kontrolle
gehalten werden. Um aber einen zufriedenstellenden Therapieerfolg zu erreichen, ist die aktive
Mitarbeit des Patienten gefordert. Mitarbeit bedeutet bei einer Gefäßverengung Bewegung, Bewegung und noch einmal Bewegung, die allerdings den Betroffenen nicht zusätzlich belasten
soll, sondern an seine Restmobilität individuell
angepasst werden muss.
Wie man mit speziellen Übungen das Blut in den
Gefäßen in Fluss hält oder wieder zum Fließen
bringt, erläuterte auf dem 8. Berliner Gefäßtag
Dr. rer. nat. Frank-Timo Lange vom TSV GutsMuths, Berlin. Für Betroffene ist es empfehlenswert, sich einer Gefäßsportgruppe anzuschließen und unter Anleitung zu lernen, wie sie im
Rahmen ihrer Möglichkeiten einer Amputation
vorbeugen können. Die Krankenkassen erstatten
zwar die Kosten für fünfzig Trainingseinheiten
(ärztliche Verordnung). Um aber für den Rest
des Lebens einer Verschlimmerung der Gefäßverengung vorzubeugen, sollte das strukturierte
Training nach Ablauf der ärztlichen Verordnung
konsequent fortgesetzt werden.
Gehen, Radfahren, Tanzen und die
Treppe benutzen
In den Gefäßsportgruppen erfahren Betroffene
unter Anleitung, wie sie durch ein Gehtraining die Durchblutung fördern können mit der
Perspektive, wieder längere Gehstrecken beschwerdefrei bewältigen zu können. Auch Mus-
38
PARAPLEGIKER 1/12
Das Gehtraining ist bei schönem Wetter im Freien – am besten in naturnaher Umgebung auf
einem Weg, an dem genügend Bänke bereitstehen – möglich. Empfehlungen von Ärzten,
der Deutschen Gefäßliga e.V. und anderen Patientenorganisationen zufolge ist dabei wichtig,
rechtzeitig vor dem Auftreten von Schmerzen
eine Verschnaufpause einzulegen. Wird das
Training konsequent und regelmäßig durchgeführt, verbessern sich allmählich die Sauerstoffversorgung der Beingefäße und die Ausdauer.
Allmählich steigert sich die Kondition, so dass
schließlich wieder längere Gehstrecken bewältigt werden können.
Wer mag, kann alternativ Radfahren. „Wasserratten“ können durch Schwimmen ihr Blut wieder in den Fluss bringen. Wer Rhythmus im Blut
hat, sollte tanzen, damit die Gefäßverengungen
nicht fortschreiten. Erlaubt ist alles, was im Rahmen der individuellen Belastbarkeit möglich ist.
Sofern (nicht nur) Betroffene nicht „über den
Wolken“ wohnen, sollten sie auf den Aufzug verzichten und stattdessen – zumindest abwärts –
die Treppe benutzen.
Beginnen bevor sich die Krankheit
manifestiert
Auch Zehenstandsübungen fördern den Blutfluss und wirken Wadenschmerzen beim Gehen
entgegen. Der Betroffene stützt sich mit aufrechtem Oberkörper auf eine Stuhllehne und
hebt und senkt die Fersen zehn bis zwanzig Mal
vom Boden. Die Übung wird zwei Mal wiederholt, dazwischen jeweils eine dreiminütige Pause eingelegt.
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Die Beweglichkeit der Fußgelenke kann durch
Wadendehnungen gefördert werden. Dazu stellt
man sich in Schrittposition an eine Wand, eine Tür
oder im Freien an eine Hauswand, einen Baum
oder einen Zaun. Die hintere Fußspitze zeigt
nach vorn und die Beine sind gestreckt. Nun wird
das hintere Knie sanft nach vorne gebeugt, ohne
aber die Ferse zu heben. Das Training sollte pro
Bein fünf bis zehn Mal wiederholt werden. Durch
abwechselndes Hin- und Herschwingen der Beine lockert sich deren Muskulatur. Diese Übung
sollte nicht länger als zwei Minuten dauern.
7+($&7,9(
+,*+/,*+7
Beschwerden in der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur können durch Kniebeugen gelindert
werden. Auf eine Stuhllehne gestützt, werden
beide Füße parallel nebeneinander gestellt, die
Fersen weit vom Boden abgehoben und die Knie
angebeugt. Diese Übung wird unter Einhaltung
der Pausen drei Mal mit jeweils fünf bis zehn
Kniebeugen durchgeführt. Auch beim „Zehenkreisen“ nach Ratschow ist ein Stuhl oder ein
Sofa ein nützliches Hilfsmittel. Die Unterschenkel
werden auf der Sitzfläche gelagert, währenddessen die Füße erhoben werden und frei im Fußgelenk kreisen oder auf- und abwippen.
Für Anfänger hat diese Übung allerdings ihre Tücken. Sie sollten deshalb damit beginnen, indem
sie die Füße auf der Sitzfläche des Stuhls lagern.
Fortgeschrittene steigern allmählich die Zeitdauer des Trainings und wiederholen es nach angemessenen Pausen drei Mal. Übrigens: Alle diese
Übungen sind nicht erst empfehlenswert, wenn
sich eine Gefäßverengung manifestiert hat. Sie
können von jedermann zu jeder Zeit durchgeführt werden, damit es gar nicht erst so weit
kommt.
Text & Fotos:
Reinhard Wylegalla
Info:
Amputierten-Initiative e.V.
Spanische Allee 140
14129 Berlin
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unterwegs
Gartenausstellung der Superlative:
Flora
und
Florian
laden
ein…
…zur bedeutendsten
Gartenausstellung
weltweit. Alle zehn
Jahre öffnet die Garten-Expo in Holland
ihre Tore, dieses Mal
in Venlo nahe der
deutsch-holländischen
Grenze. Maskottchen
der Floriade sind Flora
und Florian, die den
großen und kleinen
Besuchern mit Hilfe
des kostenlosen Expeditionsführers den
Weg auf dem 66
Hektar großen Gelände weisen.
Die Seilbahn über dem steinigen Weg ist barrierefrei.
Vom 5. April bis 7. Oktober 2012 werden zur
sechsten Welt-Garten-Expo mehr als zwei Millionen Besucher erwartet, davon allein 800 000 aus
Deutschland. 40 Länder und zahlreiche weitere
internationale Teilnehmer präsentieren auf dem
Areal außergewöhnliche Themengärten
und architektonisch anspruchsvolle
Pavillons. Darüber hinaus bietet die
Floriade 2012 ein täglich
wechselndes Kultur- und
Veranstaltungsprogramm,
internationale
Köstlichkeiten sowie vielfältige
Workshops.
Flora
ist das
Maskottchen der
Floriade.
Ganz besonders Familien
mit Kindern haben bei der
Floriade die Möglichkeit, ihre
Umwelt mit allen Sinnen zu
erfahren. Spannende Aktionen
und Themenwelten laden zum Mitmachen und Experimentieren ein. Herzstück des
Familienangebotes sind die fünf Zauberwelten,
in denen die Kinder spielerisch die Bedeutung
von Obst, Gemüse, Bäume, Pflanzen, Kräuter und
Blumen kennenlernen.
Eine der Zauberwelten widmet sich der Gesundheit und dem Genuss: Ist das, was lecker schmeckt, auch gesund? Welche Rolle spielen heute
noch die Schätze der Natur wie beispielsweise
Kräuter? Das sind nur zwei der spannenden Fragen, die es zu lösen gilt.
Alternativen im Kleinen
In der Welt von Energie und Handel geht es um
das große Thema, wie die Technik die Natur be-
40
PARAPLEGIKER 1/12
einflusst und natürlich auch umgekehrt. Futuristisch wird es dann bei der Aktion, wie der umweltfreundliche Gartenbau des 21. Jahrhunderts
aussieht und was jeder einzelne im heimischen
Garten dafür tun kann. Anhand von anschaulichen Beispielen lernen hier kleine und große Besucher die Vorzüge von Solarenergie, Windkraft
und Erdgas. Auch im kleinen Garten kann man alternative Energien einsetzen – wie, das wird hier
gezeigt.
Holland ist das Land der Gemüse- und Blumenfelder und deshalb geht es auch um den Verkauf
und Handel dieser Produkte. Denn irgendwie
muss das geerntete Gemüse oder die Blumen
auch an den Mann bzw. an die Frau gebracht
werden. Und wie dies funktioniert, zeigen die
markierten „Handelswege“.
Rosenkohl mit Pfefferminzgeschmack
Und wenn die Besucher einen Blick in die Zukunft
werfen wollen, können sie dies in der Welt der
Zukunft und Entdeckung machen. Essen wir in
hundert Jahren neue Obst- und Gemüsesorten?
Fahren wir dann mit Autos, die mit Gartenabfällen angetrieben werden? Die Holländer sind sehr
erfinderisch und arbeiten an vielen Neuerungen.
Momentan experimentieren die holländischen
Gärtner und Forscher an Rosenkohl, der nach
Pfefferminz schmeckt. Ganz spannend ist auch
der Spaziergang durch die Jahresringe einer Platane in die Baumschule der Zukunft.
In der Welt von Wohnen & Leben dreht sich alles
um das „gute“ Leben. Aber was macht unser Leben gut? Natürlich gesunde Nahrung, aber auch
die Umgebung spielt beim Wohlfühlen eine ent-
Der indonesische Garten ist noch in Planung.
scheidende Rolle. Und diese Umgebung können
wir maßgeblich beeinflussen: Mit dem Blumenstrauß auf dem Tisch, den Pflanzen auf dem Fensterbrett und natürlich der Gartengestaltung.
Blumen können auch Kunstobjekte sein, wie und
warum beleuchtet die Welt von Kunst & Kultur.
Blumen sprechen eine eigene Sprache, sie sind
Symbole der Freude, Liebe und Trauer. Aber jede
Kultur hat ihre eigene „Blumensprache“ und bei
der „Übersetzung“ helfen die ausgestellten Gartenbaukulturen aus zahlreichen Ländern.
Vor allem wird anschaulich gezeigt, wie fast alle
Länder der Welt miteinander Handel treiben, wie
sie untereinander vernetzt sind und wie sie ihre
eigenen Pflanzen mit denen aus anderen Kulturen „vermischen“. Brokkoli gab es früher zum
Beispiel nicht, sondern wurde erfunden, als man
Blumenkohl mit Gemüsesorten anderer Länder
mischte.
Unter floriadekids.de gibt es zahlreiche Tipps zu
Veranstaltungen für und mit Kindern.
Text: Henriette Brückmann
Fotos: Floriade
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Unter dem Motto „Toegankelijke Floriade 2012“
(Zugängliche Floriade 2012) haben die Veranstalter mit verschiedenen Institutionen ein Konzept
entwickelt und umgesetzt. Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sind u.a. Vertreter des Behindertenrates Venlo und der landesweiten Stiftung „Grün
und Handicap“ in den Niederlanden.
So sind der Basispark, der größte Teil der Pavillons, Gärten, Seilbahn sowie Spielplätze barrierefrei. Besucher können über die Website Hilfsmittel reservieren und als besonderer Service
werden spezielle Rundführungen zum Thema
Sinneswahrnehmungen angeboten.
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Jetzt schon den Urlaub planen:
Mit dem Hausboot über die Havel…
beim Anlegen ist es hilfreich jemanden zu haben,
der einem zur Hand geht. Auch ich bin nicht ohne
Hilfe ausgekommen.
Dinge die man wissen sollte
Hausboot am
barrierefreien
Anlegesteg.
…und das Ganze auch
noch auf einem fast
barrierefreien Schiff.
Ich nahm das Boot
in Berlin Spandau,
an der Scharfen Lanke, in Empfang. Dies
ist auch gleichzeitig
Tankstelle für die
Boote auf der Havel.
Der Betreiber dieser Tankstelle und seine Partnerin sorgen dafür, dass behinderte Bootsfahrer
einen super Service erhalten. Das ging sogar so
weit, dass ich am Sonntag mit frischen Brötchen
bedient wurde und ein Kaffee ließ auch nicht
lange auf sich warten. Der Bootssteg ist fast barrierefrei, die Zufahrtsrampe ist steiler als sechs
Prozent, aber das war es schon mit der Kritik.
Im Nahbereich des Steges (200 m) befindet sich
ein sehr gutes Restaurant, das zudem noch sehr
preiswert ist. Wer eine normale Portion bestellt,
wird von der Größe der Speise überrascht sein,
die kleine Portion ist aber auch nicht viel kleiner.
Nachdem ich ins Boot und seine Technik eingewiesen war und noch ein paar gute Tipps erhielt,
ging’s auch gleich die Havel aufwärts in Richtung
Berliner-Mitte. Diese Strecke dürfen aber nur
„Kapitäne“ mit „Bootsführerschein-Binnen“ befahren. Obwohl ich im Besitz dieses Scheines bin,
wurde ich schon auf das Heftigste gefordert. Jeder Rollstuhlfahrer, der dieses Boot fahren möchte, sollte jemanden dabei haben, der Fußgänger
ist, damit bei Schleusenfahrten auch das Boot befestigt werden kann. Klar gibt es auch Strecken,
die ohne Schleusen zu befahren sind. Aber auch
42
PARAPLEGIKER 1/12
Zum Boot: Es ist geräumig ausgestattet, mit zwei
Schlafzimmern, eines für Rollstuhlfahrer, das
zweite ist etwas eng. Zudem besteht die Möglichkeit, im Wohnzimmer auf dem ausziehbaren Sofa
zu übernachten. Der Sanitärbereich ist gut nutzbar. Hinzu kommt eine große Veranda mit einem
Steuerplatz und einem Grill. Aber auch die Küche
ist bestens geeignet für die Essenszubereitung.
Ein Gasofen und ein mit Gas betriebener Kühlschrank stehen zu Verfügung. Für kältere Tage
Berufsschifffahrt hat Vorfahrt.
steht auch eine Gasheizung bereit. Für den Ausstieg am Steg steht eine Rampe zur Verfügung.
Die Fenster sind mit Fliegengitter versehen. Ich
kann nur raten, die Türen zu verschließen, um die
unliebsamen Viecher fern zu halten. In der Nacht
sollte man im Inneren des Bootes erst das Licht
anmachen, wenn die Türen verschlossen sind.
Bevor die Reise losgeht, gibt es zuerst eine Einweisung ins Boot und in die Regeln der Schifffahrt. Dies ist sehr wichtig, denn die Havel ist gut
befahren mit Ausflugsbooten, aber auch mit Lastkähnen, dazu viele andere kleine Boote. Das alles
ist aber gut zu meistern. Wichtig ist, dass man das
unterwegs
Küchen- und
Wohnbereich,
gut geignet für
Rollstuhlfahrer.
Frühstück auf der
Bootsveranda.
Boot immer unter Kontrolle hat und die Augen
am Horizont. Manchmal wird auch im Rückspiegel ein Schiff sichtbar, da sollte man wissen, dass
die Berufsschifffahrt Vorfahrt hat.
Leinen los
Es gibt unterwegs schöne Plätze zum Anlegen,
manchmal sogar mit Gaststätten, die recht preiswert sind. In manchen Häfen sind sogar Behinderten-WCs vorhanden. Dies erfährt man dann beim
Bootsvermieter, wenn die Route bekannt ist. In
Potsdam kann man sogar bei einem Lebensmittelmarkt anlegen und der Zugang vom Boot zum
Laden ist gut geeignet für Rollstuhlfahrer. Es bietet sich an, die Orte, an denen man anlegt, auch
zu besuchen. Gerade Potsdam und Brandenburg
sind sehenswert. Viele Museen und Sehenswürdigkeiten sind für Rollstuhlfahrer zugänglich,
zumal die Brandenburger Touristiker sich in den
letzten Jahren ausgiebig um Barrierefreiheit gekümmert haben. In Potsdam ist es auch möglich,
mit der Straßenbahn alle Sehenswürdigkeiten zu
erreichen. Da wären das „Holländische Viertel“
oder das Schloss Sanssouci und seine wunderschöne Parkanlage. Es ist auch einfach schön,
in der Fußgängerzone bei einer Tasse Kaffee die
Seele baumeln zu lassen. Auch Brandenburg mit
seinen schönen alten Gebäuden macht Lust auf
einen Bummel durch die Stadt.
Jeder, der mal mit dem Hausboot durch die Kanäle gefahren ist, merkt, wie ihn auf einmal eine
innere Ruhe ergreift, und der Körper beginnt sich
zu erholen. Diese stressfreie Fahrt auf den Kanälen wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Wenn man dann an einem der schönen Plätze
anlegt, kommt schon fast ein „Mark Twain-Gefühl“ auf. Besonders, wenn man dann am Grill seine Wurst oder Fleischstücke brutzelt. Die Natur
bietet ein wahres Schauspiel, dazu kommt noch,
dass man eine Vielzahl von Vögeln zu sehen und
zu hören bekommt, die einem Stadtmenschen
nicht mehr bekannt sind. Deshalb ist es auch
wichtig, dass man sehr pfleglich mit der Natur
umgeht und den Müll nicht einfach über Bord
wirft, sondern schön in den dafür vorgesehenen
Mülleimer gibt. Bei so viel Sehenswertem sollte
man nie die anderen Boote vergessen und vor
allem die Back- und Steuerbordtonnen im Auge
behalten. Denn schnell hat man mal das Boot in
eine Untiefe gesteuert, was dann zu erheblichen
Problemen führen kann. Vor allem könnte es die
Urlaubskasse unnötig belasten. Beim Befahren
von Schleusen sollte man immer die Ampel im
Auge behalten, da es da auch Regeln gibt, die
das Ein- und Ausfahren von Schleusen bestimmt.
Es kann auch vorkommen, dass ein starker Wind
weht. Es ist deshalb auch notwendig, die richtige
Bekleidung dabei zu haben, auch im Sommer.
Jeder, der mit
dem Hausboot
durch die Kanäle gefahren
ist, merkt, wie
ihn auf einmal
eine innere
Ruhe ergreift...
Diese Hausboot-Tour ist eine recht preiswerte
Sache. Für eine Woche um die 600 € in der Nebensaison. Wenn man das durch mehrere teilen
kann – ein Schnäppchen. Das Selbstversorgen ist
auch nicht teuer.
Na dann, Leinen los…
Text & Fotos:
Johann Kreiter
PARAPLEGIKER 1/12
43
unterwegs
Schnuppertauchen:
Berauschendes
Gefühl
Zuerst wird im
Hallenbad trainiert.
Tauchen und die Unterwasserwelt faszinieIn diesem Jahr möchte
der IAHD (International
Association for Handicapped Divers) das
Erlebnis „Tauchen“ mit
all seinen psychischen
und physischen Vorteilen für Menschen mit
Behinderung deutlich
bekannter machen.
ren vielen Menschen nicht nur in Deutschland.
Aber für Menschen mit Behinderung hat es
noch ganz andere Vorteile. Auf der einen Seite
sind es Auswirkungen auf den Körper:
• Aufbau einzelner Bewegungsfunktionen
• Aufrechterhaltung der Bewegungsfunktionen
• Bessere Durchblutung
• Stärkung des Muskelgewebes
• Verbesserung der Koordination
• Verbesserung der Atmung
Aber es gibt auch die andere Seite. Die mentalen Auswirkungen. Tauchen fördert das Vertrauen in die eigene Fähigkeit. Man beherrscht
einen Sport, den nur zehn Prozent der Bevölkerung ausüben kann und der entscheidende
Punkt: Man ist unter Wasser einem Fußgänger
gleich gestellt. In der Regel bewegt man sich
frei, benötigt keine Hilfe im dreidimensionalen-Raum. Das stärkt das Selbstvertrauen
und setzt Glückshormone frei.
Viele Taucher mit Behinderung entwickeln
gerade durch das Tauchen eine neue Lebensfreude und entdecken für sich eine neue Lebensqualität durch eine echte Integration.
Behinderte Menschen und nicht behinderte tauchen gemeinsam ab. Dieses Erlebnis
44
PARAPLEGIKER 1/12
möchte der IAHD
mit seiner Aktion in ganz
Deutschland ermöglichen. Die IAHDRegionalmanager und die IAHD-Tauchlehrer bieten den Vereinen für Behindertensport vor Ort ein „Schnuppertauchen“
an. Tauchen einfach mal testen, ohne großen
Aufwand oder überzogenen Kosten in einem
Hallenbad vor Ort.
Jeder Verein, egal welche Sportart kann sich
melden. Unsere Regionalmanager bzw. lokalen Tauchlehrer kommen mit einem Team in
das Hallenbad vor Ort und jeder kann nach einer kurzen Einweisung mit einem erfahrenen
Begleiter einmal abtauchen und das Gefühl
des Schwebens und der Freiheit kennen lernen. Interessierte Vereine können sich an die
IAHD wenden (Kontakt siehe Textende).
Tauchen im Roten Meer
Der IAHD wird auch dieses Jahr wieder zwei
Tauchreisen für Menschen mit Behinderung
organisieren. Die erste Reise führt zu einem
Tauchparadies nach El Gouna am Roten Meer.
Hier warten wunderschöne intakte Riffe und
mit etwas Glück eine Schule mit Delphinen.
Neben den vielen bunten Fischschwärmen
gibt es die Möglichkeit, drei spannende
Wracks zu erkunden.
unterwegs
gleitet. Beide Begleiter haben eine
entsprechende Qualifikation im
Tauchen mit Menschen mit Behinderung.
Auch für Einsteiger in den
Tauchsport sind beide Reisen optimal. Ein spezielles mehrstufiges
Programm führt jeden Aspiranten
an den Tauchsport heran. Letztlich
kann das bis zum einem Tauchschein mit internationaler Anerkennung führen.
Weitere Info:
IAHD
Freddy Gaubitz
mobil 01 72-24 95 105
eMail: germany@iahd.org
Lift für ein speziell
ausgerüstetes
Tauchboot am
Roten Meer.
Die Fahrt zu den Spots erfolgt mit
einem Tauchboot, das die besonderen Anforderungen von Menschen mit
Behinderung erfüllt: Breite Türen zum Salon,
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mehr. Ein rollstuhlgerechtes Hotel mit 14 behindertengerechten Zimmern und die Tauchbasis befinden sich direkt an der Lagune von
El Gouna.
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Die kleine Schwester von Malta
Die zweite Reise führt uns nach Gozo, der kleinen Schwester von Malta. Hier sind abwechslungsreiche Unterwasserlandschaften, Grotten und kleine Höhlen zu finden. Dazu das
berühmte Azur Window und der Inland Sea,
ein Salzwassersee, der durch einen geschlossenen Kanal mit dem Meer verbunden ist.
Jeder Taucher ist fasziniert von dieser phantastischen Topografie mit ihrem außergewöhnlichen Licht. Hinzu kommen die Schwärme
von Mittelmeerfischen, Muränen und Zackenbarsche.
Auf Gozo haben wir eine behindertengerechte Einrichtung gefunden, die wir wie ein
großes Apartment nutzen können. Unter anderem befindet sich auch ein Hallenbad mit Lift
in der Anlage und ein Fitnessraum. Die Reisen
werden von zwei erfahrenen Tauchprofis be-
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Jubiläumsveranstaltunge
Jubiläumsveranstaltungen
50 Jahre Zawatzk
Zawatzky:
21.4.2012 Meckesheim
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12.5.2012 Köln
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06226 9217-0
0221 297204-11
bericht
Die Initiative tanzIlKLJ:
Vielfalt, nicht nur
schöne Körper
„ Im Tanz – aber nicht nur
im Tanz – beschäftigt mich:
Wie kann das Einmalige
eines jeden Körpers lebendig werden? Wie kann das
Besondere der jeweiligen
Bewegungsweise zur Geltung kommen? Wie kann
daraus ein berührendes
Ganzes werden? Tanzen ist
für mich Hingabe an den
Körper, an die Bewegung
und an die Beziehung.”
D
iese Worte stammen von Bernhard Richarz,
dem Initiator von tanzfähig Berlin. Erst im Laufe
einer längeren Zeit hat er seinen heutigen Zugang zum Tanz und zu seinem Körper gefunden. Infolge einer Polioerkrankung lebt er seit
1963 mit einer eingeschränkten Beweglichkeit in
einem Bein. Den ersten Kontakt mit dem Tanzen
hat er während seiner psychotherapeutischen
Weiterbildung, als es um die Frage geht, wie man
den Tanz in Form von freien Bewegungen stärker
in die Psychotherapie einbringen kann. „Es ging
dabei nicht um schöne Bewegungen im klassischen Sinne, sondern darum, dass der Körper
durch den Tanz spricht, dass die entsprechende
Person dadurch etwas mitteilen kann. Das hat
mich sehr angesprochen, aber ich war noch sehr
zurückhaltend.“
Irgendwann während seiner Weiterbildung wagt
er diesen Schritt dennoch, als den Teilnehmern
die konkrete Aufgabe gestellt wird, sich nach
selbstgewählter Musik so zu bewegen, wie einem
zumute ist. Als Bernhard Richarz in den Kreis der
Tanzenden tritt, ist er zunächst voller Angst und
er bemerkt, dass seine Bewegungen so nicht
stimmen. Doch die kritische Rückmeldung seines Ausbilders, der ihm unumwunden sagt, dass
46
PARAPLEGIKER 1/12
seine Bewegungen ihn an krankengymnastische
Übungen erinnern würden, schüchtert ihn nicht
ein. „Das wollte ich mir nicht sagen lassen.“ Statt
aufzugeben, fühlt Richarz sich ermuntert, mehr
zu tun. Und er erhält die volle Unterstützung seines Anleiters, sich weiterhin zu bewegen und zu
tanzen.
Vom Workshop bis zum Video
In den nächsten Berufsjahren hat Bernhard
Richarz kaum noch Gelegenheit zum Tanzen. Erst
2003 im Rahmen der Sommeruni Bremen findet
er neue Anknüpfungspunkte. Er nimmt an einem
Workshop zu DanceAbility teil, einer einzigartigen Tanzmethode, die 1987 von Alito Alessi
und Karen Nelson geschaffen wurde und auf der
Überzeugung basiert, dass jeder Mensch tanzen
kann. Jeder Körper, so der Leitgedanke, habe
Fähigkeiten und Einschränkungen, aber weder
das Eine noch das Andere definiere das Potential
eines Menschen zum Tanzen. So baut DanceAbility nicht auf den Unterschieden, sondern auf den
Gemeinsamkeiten der Menschen auf und nutzt
improvisierten Tanz zur Förderung des künstlerischen Ausdrucks zwischen Menschen mit und
ohne Behinderung.
bericht
heit den Tanz zugänglich machen. Es bezieht
sich auf DanceAbility und andere Formen des
zeitgenössischen Tanzes und der Improvisation
und gibt damit Tänzerinnen und Tänzern mit unterschiedlichen körperlichen, geistigen und seelischen Voraussetzungen die Möglichkeit, voneinander zu lernen und miteinander zu wachsen.
„Es geht dabei nicht um Tanz für Menschen mit
Bernhard Richarz findet in dieser Tanzform mehr
und mehr einen freundlichen Zugang zu seinem
Körper. Er möchte DanceAbility auch in Berlin
weiterbetreiben, denn hier lebt und arbeitet er
seit 1999 in einer eigenen Praxis als Psychoanalytiker und Gruppentherapeut. Doch in der
Hauptstadt findet er kein Angebot. So belegt er
zunächst 2005 einen weiteren Workshop bei zwei
DanceAbility-Lehrerinnen aus Innsbruck und
lässt sich 2006 in Wien in einem vierwöchigen
Lehrgang selbst zum DanceAbility-Teacher ausbilden. Bald darauf ruft er tanzfähig Berlin ins
Leben und setzt es von 2007 bis 2009 zuerst mit
Hilfe von Kolja Seifert um. Seit Mai 2010 erhält die
Initiative in der intensiven Zusammenarbeit mit
der Tanz- und Musikpädagogin Evelyne Wohlfarter ihre jetzige Ausrichtung. „Ich bringe verschiedene Persönlichkeiten zusammen“, sagt Evelyne
Wohlfarter über diese Zusammenarbeit, „die sich
jeweils auf ihre Weise bewegen. Natürlich sieht
man auch die Behinderungen. Vielleicht ist das
Ungewöhnliche, dass das Ungewöhnliche im
Tanz nicht mehr ungewöhnlich erscheint.“
Behinderung“, erklärt Bernhard Richarz nachdrücklich. „Es geht darum, den Tanz durch körperliche Vielfalt zu bereichern. Tanz profitiert von
Vielfalt, nicht nur von schönen Körpern. Es geht
darum, Freude zu empfinden, Gefühle zu zeigen,
es geht um Leidenschaft und um Bewegungen,
die nicht den üblichen entsprechen.“
Im vergangenen Jahr entstand nun in der Kooperation mit Sushma U. Gütter und Josh Winiberg
sowie mit vielen anderen helfenden Händen,
Köpfen und Ohren „Triptychon“, die erste TanzVideo-Produktion von tanzfähig Berlin. Dieser
13-minütige Video-Tanz ist ein eindrucksvolles
Spiel mit dem Raum: dem äußeren Raum der
Berliner Elisabethkirche und dem inneren Raum,
den die drei Tanzenden sich geben. Sein formaler
Aufbau entspricht der inhaltlichen Gestaltung.
Gehend, hinkend und rollend finden sich die drei
Tänzerinnen und Tänzer in den jeweils anderen
wieder und werden zugleich in ihren Eigenheiten
erkennbar.
Und er gesteht, dass es ihn lange viel Überwindung gekostet habe, seinen Körper im Tanz zu
zeigen, anderen Menschen Einblicke zu gewähren. Durch den Tanz aber sei es ihm gelungen,
seinen eigenen Körper wesentlich besser anzunehmen. „Als ich 2003 mit DanceAbility begann, habe ich noch in einem tiefen Konflikt mit
meinem Körper gestanden. Jetzt ist er in Ordnung, so wie er ist. Ich bin insgesamt im Alltag
viel ungezwungener und offener geworden und
habe nicht mehr das Gefühl, etwas verbergen zu
müssen.“
Offener im Alltag
Text: Margit Glasow
Fotos: tanzfähig
www. tanzfähig.com
tanzfähig Berlin möchte mit seinen Angeboten
Menschen in all ihrer körperlichen VerschiedenPARAPLEGIKER 1/12
47
unterwegs
Hippotherapie in Ecuador (I) :
Die Einladung war mir
schon vor einer ganzen
Weile ins Haus geflattert. Eine Münchnerin, Heidi Paliz, hatte
vor Jahren im fernen
Ecuador, in der Provinz
Pichincha die Fundación
Am-EN (Amor y Energía
deutsch: Stiftung Liebe
und Energie) errichtet.
Diese gemeinnützige
Stiftung bietet Therapie für Kinder und
Erwachsene mit Körperbehinderung wie
Cerebralparese oder mit
Sinnesbehinderung an.
Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Anwendung der Hippotherapie
als Form des Therapeutischen Reitens in Kombination mit konventioneller Therapie wie
Physiotherapie an.
Auf dem Rücken
der Pferde
Therapiepferde
in ihrer Freizeit…
N
un war ich eingeladen worden, das Projekt
in den Anden zu besuchen. Just in jenen Wochen des Jahres, wenn gewöhnlich das trübe
Novembergrau jegliche Aktivität im Ansatz in
Lethargie zu verwandeln droht, erinnerte ich
mich wieder daran. Mir gefiel die Aussicht,
einige Zeit in Äquatornähe, im Tal von Tumbacu, in der Wärme zu verbringen. Na, dann
los! Impfungen waren nötig, einen Flug für
Anfang Februar buchen, Informationen einsammeln über Land und Leute, die Sprache
Spanisch – ein Wörterbuch musste her, ein
Sprachkurs auch.
Die Reise begann mit einem Flug nach London-Stansted. Dort war nachts etwas Zeit,
zum Flughafen London Heathrow zu wechseln, 12 Stunden. Beim nächsten Stopp in Miami waren drei Stunden zum Umsteigen eingeplant. Da ich das Gepäck selbst transportieren
musste, wurde mir auch nicht langweilig.
48
PARAPLEGIKER 1/12
In Quito
Endlich in Quito, am Nachmittag, stand ich am
Gepäckband und beobachtete, wie all die fremden Koffer und Taschen ihre Runden drehten,
bis sie schließlich herunter gewuchtet und davon geschleppt wurden. Mein Gepäck hingegen war nicht dabei. Ich konnte froh sein, durfte
mich doch ohne lästigen Ballast auf den Weg
machen… Vorher nur noch zum Serviceschalter, eine Suchmeldung aufgeben. Dort lernte
ich, dass das spanische Wort mañana für „morgen“ auch eine beliebte Redewendung ist und
so etwas wie „nur die Ruhe“ bedeutet. Tage später erst sollte mein Gepäck in Quito eintreffen,
dabei auch mein Gastgeschenk, eine Longiergerte.
Die Ankunftshalle des Flughafens war indessen
fast völlig leer und ich hatte keine Mühe, die
junge Frau zu erkennen, die zu meiner Begrü-
unterwegs
Der Rio Chiche.
Stachelige Kakteen
am Wegesrand…
ßung dort erschienen war. Wir machten uns bekannt und Katja, auch aus Deutschland, erzählte
mir schon etwas über ihren Alltag, bevor wir uns
in einen Bus quetschten.
hörten ein Winseln und meine Begleiterin deutete nach oben, wo vom angrenzenden Dach
zwei Hunde hechelnd auf unser Essen stierten,
aus den hungrigen Mäulern der Geifer triefend.
Die Fahrt nach Tumbaco dauerte knapp eine
halbe Stunde und gab die Gelegenheit, die Gegend zu bestaunen. Anschließend sollte uns ein
längerer Fußmarsch in ein abseits gelegenes
Tal am Fluss Rio Chiche führen, wo sich das Ziel
der Reise befindet. Wir gingen durch die engen
Straßen von Tumbaco, vorbei an üppigen Auslagen von Obst und Gemüse, umfangen vom
Duft verschiedenster Gewürze und Blumen.
An einer Ecke lagen Bananen auf dem Grill und
mir fiel auf, dass nicht Seitenstiche mich plagten, sondern bohrender Hunger. Entgegen der
allgemeinen Warnung, im Ausland lieber nichts
auf der Straße zu essen, gesellten wir uns mit
unseren Bananen zu den anderen Gästen auf
eine Bank, halb unterm Zeltdach im Hof. Wir
Gesättigt gingen wir weiter, aus der Stadt hinaus, vorbei an knorrigen Bäumen mit fremdartigen gelben Früchten, von denen zu essen
ich mir nicht verbieten wollte, vorbei an von
üppigem Grün bewachsenen Mauern, an Felsen, an Blüten, die ich nicht einmal aus Büchern
kannte und Katja erzählte mir, der Fremden,
eine unglaubliche Geschichte, ihre Geschichte.
Schwerfällig
sprach sie, fast
tonlos, ihr Gang
wurde unsicher
dabei und ich
fragte mich insgeheim, wie sie,
so sichtlich unbeholfen, wohl hierher geraten sei.
Schwerfällig sprach sie, fast tonlos, ihr Gang
wurde unsicher dabei und ich fragte mich insgeheim, wie sie, so sichtlich unbeholfen, wohl
hierher geraten sei. Sie sei Autistin, Asperger
meint sie, sprach vom Mobbing in der Schule.
Von Kränkungen, die nicht einmal aufhörten,
als sie schließlich in eine Sonderschule kam, von
PARAPLEGIKER 1/12
49
unterwegs
Ablehnung, die sie auch von der Lehrerschaft erfuhr, von ihrer Oma, der sie
zu langsam und ungeschickt war und
die ihr das öfter als genug überdeutlich zu verstehen gegeben hatte. Ihr
Mittlerer Schulabschluss war so gut,
um das Abitur zu machen, jedoch
konnte sie keine Schule finden, die sie
aufnehmen wollte.
Besucherin inmitten
blühender Bougainville
vor dem Büro der Stiftung.
Während sie weiter erzählte von ihrem Wunsch, einige Zeit im Ausland
zu verbringen wie ihre große Schwester, die ein Schuljahr lang in den USA
gewesen war, gewann Katja Haltung.
Ihre Stimme hatte jetzt Farbe und
Klang, Leidenschaft bei der Schilderung ihrer Begeisterung für Pferde und der
Suche nach einer Möglichkeit, mit Pferden zu
arbeiten. Im Internet hatte sie dieses gemeinnützige Projekt gefunden, das Reittherapie für
behinderte Menschen anbot und wo sie bei
der Versorgung der Pferde arbeiten und auch
bei der Therapie assistieren sollte. Ihre Bewerbung wurde akzeptiert, ein Vertrag unterzeichnet und nach einem zweiwöchigen SpanischKurs war sie weit gereist. Hier, an diesem Ort in
Südamerika fühle sie sich gut, das erste Mal im
Leben anerkannt und respektiert, glücklich.
Wir erreichten einen Punkt des Weges, von
dem aus man bei einem Blick ins Tal unser
Ziel tief unten sehen konnte. Derweil hatte ich
wieder Worte und konnte meiner Begleiterin
mitteilen, wie sehr mich ihre Beharrlichkeit beeindruckt und dieser Mut, allein solch eine Unternehmung zu wagen.
Beinen wollte ich nur noch ins Bett, nichts mehr
sehen, als nur meine Augenlider von innen.
Morgens 3/4 sechs, kurz vor Sonnenaufgang
war die Nacht zu Ende, als ich hörte, wie Volontäre bereits aus dem Haus eilten. Später erfuhr
ich mehr über den Alltag in der Fundación, dass
abwechselnd jeweils zwei Volontäre vor dem
eigentlichen Arbeitstag die Pferde füttern. Der
Tag begann dann erst richtig beim gemeinsamen Frühstück mit Blick auf den Garten. Dabei hatten wir Gesellschaft. Ein Kolibri schwirrte
um die Blüten, leider viel zu geschwind für ein
Foto.
Vor meinem Treffen mit Heidi Paliz, das für den
Vormittag geplant war, führte mich Katja wie
versprochen herum und zeigte mir alles. Allein
die Landschaft war überwältigend. Die Fundación lag mitten in einem wild bewachsenen Tal,
durch das sich der Fluss schlängelte. Blumen,
die man daheim mühsam in Töpfen oder Glashäusern kultiviert, um sich an den Blüten zu erfreuen, wie die Bougainville und die „Schwarzäugige Susanne“, wucherten hier üppig. Neben
der Pferdekoppel entdeckte ich oben an einer
riesigen Ansammlung von Opuntien sattgelbe
Früchte, von denen ich gelesen hatte, dass sie
sehr lecker seien. Das musste ich auf der Stelle
versuchen! Ich reckte mich also danach, ergriff
eine Frucht, verlor die Balance und schon lag ich
mitten drin im Kaktusgebüsch. Es fühlte sich an,
als hätte ich nun mindestens so viele Dornen,
wie diese stacheligen Biester. Noch Tage später
freuten sich alle Bewohner, mir abwechselnd
ihre Hilfe beim Herausziehen der Dornen anzubieten. Aber ich hatte die begehrte Frucht und
dann auch noch im Mund Stacheln. Lecker war
sie tatsächlich.
Die Fundación
Nach einem recht steilen Abstieg, einer Abkürzung, wie Katja mir verriet, waren wir endlich da
und wurden bereits erwartet. Zwei Hunde und
eine Eselin mit ihrem Fohlen standen an der
Einfahrt, um zu schauen, wer da wohl eintraf.
Im Quartier der Volontäre, wo auch ich übernachten sollte, traf ich Mareike aus Holland,
Inga aus Österreich, Holger aus Norwegen und
eine Dusche, die ich in dieser Wildnis überhaupt nicht erwartet hatte. Es war rasch dunkel
geworden, was in Äquatornähe stets gegen 18
Uhr geschieht. Nach über 24 Stunden auf den
50
PARAPLEGIKER 1/12
Inzwischen war Heidi Paliz eingetroffen. Sie
musste wohl schon eine Weile dort am Gatter
gestanden haben, mein Beitrag zur allgemeinen Erbauung war ihr wohl nicht entgangen.
Sie ließ mich noch die Therapieräume und den
Seminarraum ansehen, bevor wir in ihrem Büro
bei einem Kaffee Platz nahmen, um über die
Schönheit des Landes, Pferde, Hippotherapie
und ihr Lebenswerk, die Fundación Amor y Energía zu sprechen (Fortsetzung folgt).
Text & Fotos:
Christiane Jähnichen
markt
CARPOINT mobilzentrum
In Künzell, einem Vorort von Fulda, hat die
Firma CARPOINT mobilzentrum ihren Sitz.
Seit 2008 wird hier die gesamte Palette der
Fahrzeugumrüstungen bedient. Vom Lenkraddrehknopf bis zur Rollstuhlverladung finden
sowohl Aktiv- als auch Passivfahrer für jedes
Problem der Fahrzeugumrüstung eine Lösung.
K
undenorientiertes Arbeiten steht bei CARPOINT im Vordergrund. So wird gemeinsam
mit dem Kunden eine maßgeschneiderte Komplettlösung aus einer Hand gefunden.
Hierzu bietet die Firma ein vollständig ausgestattetes und umgerüstetes Vorführfahrzeug
an, bei dem Hilfen wie z.B. die EDAG RollstuhlLadehilfe, VEIGEL Handbedienung, LENKOK
Multifunktionsdrehknopf, elektronisches Linksgas sowie eine Umsetzhilfe, etc. im heimischen
Umfeld getestet und ausprobiert werden können.
zu Hause durchgeführt werden können. In Notfällen ist das Team auch an den Wochenenden
und Feiertagen erreichbar.
Kontakt:
CARPOINT mobilzentrum GbR
Schulstraße 37 • 36093 Künzell
tel 06 61-96 21 09 05
eMail: service@carpoint-mobilzentrum.de
www.carpoint-mobilzentrum.de
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Die Vereinbarung eines kostenlosen und unverbindlichen Beratungstermins ist jederzeit
per eMail (service@carpoint-mobilzentrum.de)
oder über die Service-Hotline (06 61-96 21 09
05) möglich.
Kernkompetenz des CARPOINT mobilzentrums
sind Sonderanfertigungen der EDAG RollstuhlLadehilfe. Hier werden ganz spezielle Wünsche
und Vorstellungen der Kunden realisiert. Das
Team arbeitet deshalb permanent an der Erweiterung der Modellpalette, die für einen Ein- bzw.
Umbau in Frage kommt. Mögliche Fahrzeuge
sind hier z.B. die Mercedes E-Klasse T-Modell,
der Renault Laguna III Grandtour, FORD Galaxy,
sowie der SKODA Superb Kombi. Weitere Modelle werden auf Kundenanfrage gern geprüft.
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Auch für den Passivfahrer ist gesorgt, so werden
hier auch Hilfen, wie z.B. Schwenksitze und Rollstuhlverladungen für den Kofferraum angeboten.
Für ihre Kunden bieten die Mitarbeiter des
CARPOINT mobilzentrums einen besonderen
Vorort-Service an, bei dem Reparaturarbeiten
an Umbauten, sofern dies technisch möglich ist,
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Caddy Selbstfahrer:
Fahrspaß und Fahrkomfort
Nach umfangreichen
und intensiven Tests
und Prüfungen hat
die Volkswagen AG
PARAVAN jetzt die
sogenannte „UBB“
(Unbedenklichkeitsbescheinigung) für
den Paravan CaddyUmbau für Selbstund Beifahrer erteilt.
PARAVAN ist damit
offiziell als geprüfter
Partner der Volkswagen AG gelistet.
„
Natürlich sind wir sehr stolz auf dieses Testurteil, dokumentiert es doch wieder einmal
die hohe Qualität und Innovationskraft, die
in unseren Mobilitätslösungen zum Wohle
behinderter und bewegungseingeschränkter
Menschen steckt“, so PARAVAN-Geschäftsführer und Inhaber Roland Arnold.
Fahrspaß, Flexibilität und Fahrkomfort für Menschen im Rollstuhl. Das sind die Merkmale, die
bei der Entwicklung des behindertengerechten Caddy-Umbaus
bei PARAVAN höchste Priorität
genießen. Ein tiefer gelegter
Fahrzeugboden von vorn bis hinten sowie von links nach rechts,
Barrierefreiheit und jede Menge
Raum für mehrere Rollstühle sind das Markenzeichen des PARAVAN-Caddys. Rollstuhl
auf die Fahrerseite, Autositz auf der Beifahrerseite oder umgekehrt, mit dem cleveren und
flexiblen Sitzkonzept ist ein Fahrerwechsel mit
wenigen Handgriffen unkompliziert realisiert.
Die starre Rückbank der Serienversion wird
durch zwei integrierte Schwenk-Klappsitze ersetzt. Dadurch ist das Ein- oder Ausfahren in
das Fahrzeug bequem und ohne Hindernisse
möglich.
PARAVAN sieht seinen Caddy-Umbau als intelligentes Gesamtkonzept, als Zusammenspiel
optimal aufeinander abgestimmter Komponenten. Dazu gehört zum einen der evolu-
52
PARAPLEGIKER 1/12
tionäre PARAVAN Rollstuhl PR 50, als einziger
Rollstuhl mit integriertem Gurtsystem und
orthopädischem Spezialsitz – in dieser Zusammensetzung der einzige Elektro-Rollstuhl, der
die EU-weite Zulassung als Autositz besitzt.
Weitere wichtige Bestandteile sind der Paravan-Caddy-Umbau für Fahrer-und Selbstfahrer
sowie das Verbindungsstück zwischen diesen
Komponenten, die PARAVAN-Dockingstation.
Das gesamte Paket aus Rollstuhl, Dockingstation und Fahrzeugumbau ist Crash-Test-erprobt
und -bestanden nach ECE-R 17 Richtlinie und
zugelassen analog §35a StVzO. Komplettiert
wird diese einmalige Mobilitätslösung durch
das digital elektronische Fahr- und Lenksystem
„Space Drive“. Das mehrfach redundante und
innovative Drive-By-Wire-System ermöglicht
selbst Menschen, die nur noch über geringe
Restkräfte verfügen, das komfortable Fahren
ganz ohne Lenkrad und Pedale, bequem über
Joystick oder Minilenkrad.
Für noch mehr Fahrkomfort können Kunden
ab sofort auch auf die neue PARAVAN-Luftfederung zurückgreifen. Das neue exklusive
Federungskonzept ist optional für alle Heckeinstiegs- oder Selbstfahrerlösungen lieferbar.
Im Gegensatz zur bisher verbauten Hydraulik
bietet die Luftfederung viele Zusatzvorteile.
Der deutlich verbesserte Fahrkomfort sorgt
für ein schmerzschonendes und entspanntes
Fahren für behinderte oder altersbedingt bewegungseingeschränkte Menschen, sowohl
bei der Heckeinstiegs- als auch bei der Selbstfahrerlösung. Gleichzeit lässt sich das System
kinderleicht auf Knopfdruck bedienen und
sorgt in jeder Alltagssituation für ausreichend
Bodenfreiheit durch Anheben oder Absenken
des Fahrzeugs (bis zu 5 cm). Tiefgarageneinfahrten stellen zukünftig kein Problem mehr
dar. Auch bei voller Beladung bleibt die Bodenfreiheit über das gesamte Fahrwerk mit
höchstem Komfort erhalten. Die vielfach bewährte Technik aus dem Automobil-Rennsport
ist weitestgehend wartungsfrei und auch bei
kühlen Temperaturen absolut zuverlässig.
Ganz allein ohne fremde
Hilfe mit dem eigenen Auto
mobil sein – ein Anbieter aus
der Nähe von Braunschweig
macht dies mit einem neuartigen Rollstuhl ohne Fahrzeugumbau nun möglich.
„Obwohl ich noch die Schritte vom Kofferraum bis zum Fahrersitz gehen kann,
konnte ich noch nie meinen Rollstuhl
selbst ins Auto laden“ beschreibt Inge
Lenz, die Mutter eines der beiden Erfinder
des neuen Rollstuhls, ihre tägliche Situation. „Die Dinger sind einfach zu schwer und
zu unhandlich!“
Genau diese missliche Lage nahmen Dietmar Lenz und Lutz Kadereit, die beiden In-
haber der SITZ!GMBH aus Wolfsburg, unter
die Lupe. „Als wir im Rahmen einer Technik-Recherche auf eine neue Magnesiumlegierung stießen, war für uns schnell klar:
Daraus bauen wir meiner Mutter einen
Rollstuhl, den sie allein mit einer Hand ins
Auto bekommt! Wir haben dann Konzepte
erarbeitet, das Ganze als Innovationsprojekt mit Förderung des BMWi entwickelt
und mit Hilfe mehrerer Rollstuhlfahrer für
die Serie optimiert“ führt Kadereit weiter
aus.
Das Ergebnis ist ein Aktivrollstuhl, der
durch eine Kombination aus niedrigem
Gewicht, kompakten Abmessungen und
patentierter Aufstellfunktion nicht nur
Frau Lenz ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Mit ein paar Handgriffen ist der sessio,
so der Name des Rollstuhls, zusammengeklappt und verladen – ohne Hilfe.
Nachdem die Konstrukteure im Rahmen
der Vorstellung auf der RehaCare 2010
einen deutlichen Zuspruch für ihre Idee
erhielten, fassten sie erstmals die eigene
Herstellung ins Auge.
Nach Durchführung aller erforderlichen
Tests und Vorbereitungen begann im Juli
2011 die Serienherstellung des sessio in
eigenen Räumen im Landkreis Gifhorn.
Jeder Rollstuhl wird genau nach den Bedürfnissen des Kunden angefertigt. Nach
der erfolgreichen Markteinführung im Juli
feierten die Isenbütteler bei der RehaCare
2011 einen großen Erfolg. Inzwischen wurde die sessio-Palette bereits erweitert, und
zwar um ein XL-Modell mit Radstandverlängerung sowie um eine XS-Variante mit
Sitzbreiten ab 30 cm und hochgelegter
Fußstütze. Erhältlich ist der sessio in jedem
qualifizierten Sanitätshaus sowie direkt
bei der SITZ!GMBH in Isenbüttel.
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markt
Am 13. Mai bei PRO ACTIV:
Handbike Cup 2012
Zum siebten Firmenfest unter dem Motto
„Funday on Sunday“ mit viel Sport,
Spaß und Unterhaltung laden die Firmen PRO ACTIV Reha-Technik GmbH,
Boxer Motor & Klassische Automobile und der Rollstuhlsport- und
Kulturverein (RSKV) Tübingen ein.
B
eginn der Veranstaltung ist am Sonntag,
den 13. Mai 2012 um 9.30 Uhr im Gewerbegebiet Hofstätt in Dotternhausen. Auf dem Tagesplan stehen ein umfangreiches Kinderprogramm, die Besichtigung des Werkes von
PRO ACTIV und als Höhepunkt wird der PRO
ACTIV Handbike-Cup veranstaltet.
Andreas und Jörg Sättele,
geschäftsführende PRO ACTIVGesellschafter, sind ihren
Kunden für das langjährige
Vertrauen dankbar.
54
PARAPLEGIKER 1/12
PRO ACTIV organisiert zum fünften Mal
das Handbike-Rennen in Dotternhausen. Das Rennen hat sich als besonderes
Highlight in der Handbikeszene etabliert
und ist bei vielen Athleten ein fester Termin
in der Saisonplanung. Das Rennen zählt zur
Wertung in der deutschen NHC-Serie, was
für viele ein weiterer Ansporn sein dürfte,
hier dabei zu sein. Der Kampf um die Punkte
und Preisgelder wird auf einem
flachen und damit sehr schnellen Rundkurs von 3,2 km Länge ausgetragen. Aufgrund
der Streckenlänge und einer
Durchschnittsgeschwindigkeit
der Spitzengruppe von über
40 km/h können die Zuschauer
mindestens zwölf spannende
Runden hautnah mit verfolgen. Der Start ist auf 11 Uhr
angesetzt. Weitere Informationen und die Anmeldung zum
Rennen sind zu finden unter
www.reha-events.de. Hinweis:
Aufgrund der frühzeitigen Streckensperrung sollten Zuschauer bis spätestenes 9.45 Uhr ihren Parkplatz gefunden haben.
Eine Besichtigung des Werkes PRO ACTIV
lohnt sich. PRO ACTIV hat am Standort Dotternhausen eine Produktion mit einer Fertigungstiefe von über 70 %. Es werden nahezu
alle Bauteile der Produkte im eigenen Haus
gefertigt. Erst daraus ergibt sich die Kompetenz, spezielle Bedürfnisse der Rollstuhl- und
Handbikekunden im Detail umsetzen zu können. Diese hochmoderne Fertigung kann am
13. Mai ganztags besichtigt werden und das
PRO ACTIV Fachpersonal steht für Fragen zur
Verfügung.
In diesem Jahr freut sich PRO ACTIV besonders
auf das Firmenfest und den Handbike-Cup, da
dieses Jahr das 20 jährige Firmenjubiläum von
PRO ACTIV gefeiert wird. PRO ACTIV RehaTechnik GmbH ist bereits seit 20 Jahren als
innovativer Hersteller von Rollstühlen, Handbikes, Zug- und Vorsatzgeräten am Markt erfolgreich tätig. Daher möchten die Geschäftsführer Andreas und Jörg Sättele mit diesem
geselligen Beisammensein ihren Kunden,
Partnern und Freunden für das langjährige
Vertrauen danken.
PRO ACTIV Reha-Technik GmbH
Im Hofstätt 11, 72359 Dotternhausen
tel 0 74 27-94 80-0
eMail: info@proactiv-gmbh.de
www.proactiv-gmbh.de
markt
REHA Group Automotive:
Individuelle Lösungen
für Aktiv- und Passivfahrer
Hilden bei Düsseldorf – eine nette Stadt mit netten Leuten. Dazu gehört auch
Ralf Philipps, seit rund zweieinhalb Jahren Geschäftsführer der Reha Group, die
hier ihren Hauptsitz hat. In dieser relativ kurzen Zeit hat er das Unternehmen
wieder auf Erfolgskurs gebracht – nicht zuletzt mit Unterstützung eines großen
Partners, der Kirchhoff Gruppe in Iserlohn. Ein Familienunternehmen mit
langer Tradition – man feierte gerade das 225 jährige Firmenjubiläum.
S
eit es Automobile gibt, entwickelt und fertigt
die Kirchhoff Gruppe Metall- und in jüngster Zeit
auch Hybridstrukturen für die Fahrzeugindustrie. Aus dem Hersteller von Einzelteilen wurde
ein international anerkannter Lieferant von Modulen und Rohbaustrukturen und ist somit auch
der optimale Investor für ein Unternehmen, das
selber im Fahrzeug(um)bau tätig ist. Die neu
gewonnene Finanz- und Innovationskraft bleibt
nicht ohne (positive) Folgen. So kommen neben
den bewährten Produkten namhafter Zulieferer
auch immer öfter Eigenentwicklungen zum Einsatz, wie z.B. der Multikommander-IR.
Als Premiumpartner der größten deutschen
Automobilhersteller wie Opel, Volkswagen und
BMW hat die Reha Group auch besondere Referenzen. Der hauseigene Caddy-Umbau ist z.B.
der einzige, der vom Hersteller VW direkt lizensiert ist. Auch mit den ausländischen Herstellern
wie FIAT, Renault oder Mitsubishi verbindet die
Reha Group eine lange, vertrauensvolle Zusammenarbeit. So ist sie bundesweit der exclusive
Vertriebspartner des Renault Kangoo Nivoplus,
ein direkt vom Hersteller gefertigtes Fahrzeug
mit absenkbarem Heck für ein wesentlich erleichtertes Einfahren mit dem Rolli.
Die angebotene Fahrzeug- und Produktpalette
ist fast grenzenlos, so dass sich für jeden Aktivund Passivfahrer eine individuelle Lösung nach
Maß findet. Hier wird der potenzielle Kunde mit
seiner Auswahl aber nicht alleine gelassen. Ihm
stehen engagierte und qualifizierte Mitarbeiter
zur Seite, um für jeden Fall die jeweils optimale
Lösung zu finden.
Dieses Leistungs- und Servicespektrum hat sich
für das mittelständische Unternehmen ausgezahlt. Man konnte im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von über 30 % im Vergleich zum Vorjahr erzielen, wie Ralf Philipps stolz verkündet.
Doch das ist für ihn kein Selbstzweck. Im Mittelpunkt steht der Kunde, für den die eigene Mobilität trotz Behinderung oder Einschränkung ein
wesentlicher Aspekt der Lebensqualität ist und
bleiben soll.
So legt Ralf Philipps auch großen Wert auf die
Weiterentwicklung der Serviceleistungen und
der Kundenbetreuung: „Zur Vertiefung der
Kundenbindung haben wir bisher acht Produktberater eingestellt, die das bundesweite
Service- und Vertriebsnetz unterstützen. Auch
die sieben Standorte in Deutschland garantieren, dass die Mobilität unserer Kunden nicht an
unserer Haustür aufhört.“ Die Reha Group bietet
daher eine bundesweite Mobilitätsgarantie und
einen Rundumservice, angefangen von der Planung des Fahrzeugs über den Umbau bis hin zu
den Formalitäten mit den Kostenträgern.
Ralf Philipps mit einem
Prototypen.
Umbau in der
Luxusklasse
mit Einhandgas.
PARAPLEGIKER 1/12
55
technik
Mercedes E-Klasse T-Modell:
Das sparsame
Raumwunder
Wenn Mercedes seine neuen
E-Klasse-Kombis (T-Modell), hier in der
Ausführung E 220 CDI BlueEFFICIENCY,
mit „Eleganz schafft sich
Raum“ vorstellt,
ist das natürlich zunächst
eine WerbeAussage.
Inwieweit
dieser Slogan durch
die Realität
bestätigt wird,
soll in diesem
Fahrbericht über
etwa 1 200 Kilometer
untersucht werden.
ährend man beim Anlassen des eleDabei geht es einer- ganten Kombi noch Dieselgeräusche hört, ist
seits um Geschmack davon beim ruhigen Dahingleiten nichts mehr
und Emotionen, zu vernehmen. Wenn der Tacho bei 100 km/h
andererseits aber steht, zeigt der Drehzahlmesser lediglich 1 800
natürlich auch Umdrehungen an. Bei 120 km/h sind es auch
um die messbare nur 2 200 Touren. Bei dieser Fahrweise – die aber
Wirklichkeit. gelegentliches starkes Beschleunigen und An-
W
fahren nach Bremsmanövern und nach Parken
einschließt – ist ein Verbrauch von unter sechs
Litern kein Problem. Bei einer Fahrt über Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, zwei Besuchen und einigen Stopps bei Ortsdurchfahrten
wurden über 486 Kilometern lediglich 5,4 Liter
Diesel verbraucht. Der 85 Liter fassende Tank
ermöglicht dadurch Fahren von deutlich über
1 000 Kilometern ohne Tankstopp.
Durch viele elektrische und elektronische Helferlein ist dieses Auto wirklich sehr komfortabel, letztlich dadurch auch besonders sicher.
Los geht es schon vor dem Einsteigen. Zum Öffnen der Tür ist die Handhabung eines Schlüssels nicht mehr nötig, der kann bei „KeylessGo“
56
PARAPLEGIKER 1/12
Elegantes Auto:
Der Mercedes-Kombi
E 220 CDI BlueEFFICIENCY.
immer in der Tasche bleiben. Das Anlassen und
spätere Abstellen des Motors geschieht ebenso
auf Knopfdruck wie das Abschließen aller Türen.
Beim Fahren macht die Fünfgang-Tippschaltung viel Freude. Die kann man auf Automatik
stellen und nur noch Gas geben und bremsen,
oder man kann damit munter durch alle Gänge schalten. Das geht für jemanden, der seine
Füße nicht einsetzen kann und dessen Hände
dadurch reichlich zu tun haben, deutlich besser
als mit Direktschalt-Getrieben.
Elektronische Assistenten
Eine weitere Technik für Komfort und Sicherheit
ist die „Linguatronic“ genannte Sprachsteuerung für Navigation, Radio und Telefon mit
der Möglichkeit, die Funktionen dieser drei
Bereiche ohne der Gebrauch der Hände sicher
zu steuern. Aber auch die automatische Licht
Ein- und Ausschaltung, die Reifendruck-Kontrolle und der automatischer Scheibenwischer
sind gute Techniken für sicheres und komfortables Fahren. Zur Sicherheit gehört auch,
technik
dass es über einen Spurhalte-Assistenten eine
Vibration im Lenkrad gibt, wenn man über die
durchgehenden Fahrbahn-Linien fährt. Und
wenn man auf der Autobahn ein Fahrzeug im
toten Winkel der beiden Außenspiegels hat,
erscheint ein gut sichtbares Warndreieck im
entsprechenden Spiegel. Wenn man dann den
Blinker betätigt, wird man durch einen schrillen
Pfeifton gewarnt.
Einpark-Hilfe „Parktronic“ mit Sensoren vorn
und hinten für sicheres Einparken.
Die Ledersitze im Mercedes-Kombi sind außerordentlich vielfältig zu verstellen, können beheizt und belüftet werden, haben die MemoryPositions-Speicherung und eine Lendenstütze
zur Entspannung des Rückens. Praktisch sind
Ein besonders gut zu bedienender Tempomat
mit den vielen Möglichkeiten der „Speedtronic“
Passt gut: Ergonomische, sichere und formal schöne
Handbedienung von VEIGEL.
gehören ebenso zu diesem Fahrzeug wie das
Multifunktions-Lenkrad mit vielen Funktionen,
eine Bluetooth-Telefon-Freisprech-Einrichtung,
ein umfassendes Navigations-System und die
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Platz satt: Beim Rennbike werden lediglich
die Hinterräder abgenommen.
auch die Scheinwerfer-Reinigungsanlage, die
elektrische Verstellbarkeit der Außenspiegel
und die automatisc he Abblendung des Innenspiegels.
technik
Genug Platz
Als Kombi hat dieser Mercedes einen sehr großen, ebenen und gut beladbaren Raum hinter den Vordersitzen. Bei diesem Fahrbericht ging es auch
darum, mit einem Rennbike zu einem Wettbewerb zu fahren, was kein
Problem ist. Zusätzlich lässt sich auch ein Rollstuhl ließ noch gut hinter
dem Beifahrersitz verstauen, die Beinfreiheit für Beifahrer wird dadurch
nicht eingeschränkt.
Positiv abgerundet wurde dieses ausgezeichnete Fahrzeug durch die VEIGEL-Handbedienung, System BRUHN. Da man zum Gas geben lediglich
das Handgelenk drehen muss, kann der Unterarm entspannt auf der Mittelkonsole liegen, ein großer Vorteil gegenüber anderen Systemen. Aber
auch im Aussehen, in der allgemeinen Ergonomie und unter SicherheitsAspekten entspricht diese Handbedienung dem hohen Mercedes-Niveau.
Die Mercedes-Werbe-Aussage „Eleganz schafft sich Raum“ kann für dieses
in vielen Belangen beeindruckende Auto ergänzt werden mit „Ein komfortables Sparwunder“.
Kein Problem: Der „Avantgarde“ von Otto Bock
passt gut hinter den Beifahrersitz.
Text & Fotos: Hermann Sonderhüsken
Mehr Infos bei
www.mercedes-benz.de
www.veigel-automotive.de
Sensationell: Bei angepasster Fahrweise werden
lediglich 5,4 Liter Diesel verbraucht.
Technische Daten
Mercedes-T-Modell E 220 CDI BlueEFFICIENCY „Elegance“
Motor
Getriebe
Länge/Breite/Höhe
Leergewicht
Spurt auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit
Lade-Volumen
Tank-Volumen
Praxis-Verbrauch
Listen-Grundpreis
58
PARAPLEGIKER 1/12
2 143 ccm, 170 PS / 125 kW
5-Gang-Automatikgetriebe mit Tippshift
490/185/151 cm
1 845 Kilo
8,8 Sekunden
220 km/h
695-1 950 Liter
80 Liter
etwa 6 Liter Diesel
38 100 €
kleinanzeigen
Zentrum für Behinderteninformation
Seit vielen Jahren arbeiten wir intensiv daran, behinderte Mitbürger zu informieren. Zuerst war es nur eine Telefonhotline,
dann kamen das Internet und unsere erste Website
www.rollikompass.de
und im Jahre 2002 folgte der nationale Zugänglichkeitskatalog
http://rokodat-katalog.de.ki
dessen Hauptaufgabe es ist, barrierefrei zugängliche öffentliche Einrichtungen zu finden und weltweit bekannt zu machen.
Auf verschiedenen Sonderseiten werden besondere Themen
behandelt. Wir bitten Betroffene, uns ihnen bekannte und noch
nicht erfasste Einrichtungen zu melden, damit jeder das Wissen eines jeden nutzen kann.
9626+(;
KPL9633;/V[SPUL
BMW TOURING 320d
Baujahr 2002, 130 000km, schwarz, Tempomat, elektrische Sitzverstellung, ausgestattet mit Rausch Ladeboy,
Handgas/Handbremse Fa. Laberger, VB 9 000 €
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Chrysler Grand Voyager
2.8 CRD, Silbergrau-Metallic, 150 PS, Automatik, EZ 2/05,
38 t km, Garagenfahrzeug, Klimaautomatik, behindertengerechter Umbau mit Heckeinstieg, Heckabsenkung und
Rampe. VB 17 500 €. tel 0 64 03-24 93
Freistehendes Einfamilienhaus
Bad Krozingen, barrierefrei, von Rollstuhlfahrer,
DG ca. 170 m², EG 3ZiKüBa + WoEssbereich (insg. 135 m²),
PV 3,6 kWp, Röhre-Sola, Wasserltg. neu, 1 Bad neu, 1 Bad
renov., Fenster neu, 935 m², Windrad, Ölhzg., Energiepass
vorhanden (Ansprechpartner Hr. Haberberg
tel 07 61-21 16 79-12); prov.frei; VB 359 000 €
Wohnwagen
Rollstuhlgerecht umgebauter Wohnwagen: Bürstner
Amara 490 TL Lux. Dazu eine mobile Rollstuhl-Hebebühne, (Einzelanfertigung, speziell für Wohnwagen konstruiert) kann optional erworben werden. Näheres unter
tel 01 71-272 11 14, eMail: paulollmann@t-online.de
Schlauchboot
Zodiac Yachtline YL 340 DL, auf Bootsanhänger, mit
Außenborder Honda BF20LRTU, Ein- und Ausstiegshilfe für Rollstuhlfahrer, (Lifter, ein Einzelsitz wird bis
80 cm Angehoben), Einzelanfertigung. Näheres unter
tel 01 71-272 11 14, eMail: paulollmann@t-online.de
Wohnmobil
Rollstuhlgerechtes Wohnmobil zu vermieten.
www.rolliwomo.de, tel 02 08-3 07 41 36
Urlaub beim Winzer
Ferienwohnung an der Mosel, ca. 40 m² August 2011
neu, behindertengerecht. Großer Wohnraum mit kompl.
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für 2-3 Personen. tel 026 71-71 40, www.weingut-klausde,
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Urlaub auf dem Bauernhof
Paraplegiker (ein Mensch im Rollstuhl, nicht unsere Zeitschrift; Anm.d.Red.) vermietet auf seinem Hof zwischen
HB und HH Stroh gedecktes, komfortables und romantisches Ferienhaus. 90 m² barrierefrei, el. Pflegebett,
Duschrolli u. Handbike vorhanden. 2 Pers. 49 €,
tel 0 42 87-2 12, www.Ferienhof-auf-der-Brake.de
Private Kleinanzeigen u. Stellenanzeigen für Behinderte
sind kostenlos, bitte als eMail an Peter.Mand@t-online.
de. Abdruck vorbehalten, ohne Gewähr. Beim Verkauf
von Hilfsmitteln muss der Verkäufer auch der
Eigentümer sein.
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recht
Das neue „Familienpflege
Seit Jahresbeginn 2012 wird es leichter, einen nahen Angehörigen
zu pflegen. Und zwar durch das „Gesetz zur Vereinbarkeit von
Pflege und Beruf“ (kurz: das Familienpflegezeitgesetz).
Was wird sich dadurch verbessern? Und werden dadurch die jetzt
schon bestehenden Regelungen abgeschafft?
Die „Auszeit“ für die Pflege eines nahen Angehörigen nach bisherigem Recht, die 2008
im „Pflegezeitgesetz“ eingeführt wurde, kann
auch künftig in Anspruch genommen werden. Für Mitarbeiter von Betrieben mit mehr
als 15 Beschäftigten als Rechtsanspruch, für
solche kleinerer Firmen auf freiwilliger Basis.
Und in beiden Fällen kann „kurzfristig“ bis zu
zehn Arbeitstagen die Arbeit im Betrieb niedergelegt werden oder per „Pflegezeit“ bis zu
sechs Monate lang bei voller oder teilweiser
Freistellung von der Arbeit.
Das Arbeitsverhältnis bleibt bestehen – allerdings unbezahlt, soweit es die Freistellung
betrifft. Das sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis bleibt in der Zeit der
vollen Freistellung allerdings nicht bestehen.
Wer als Pflegeperson nicht durch den Ehepartner kranken- und pflegeversichert ist, der
kann sich freiwillig weiterversichern.
Beruf und familiäre Pflege
Das neue Familienpflegezeitgesetz soll es Arbeitnehmern, die einem pflegebedürftigen
nahen Angehörigen beistehen wollen, leichter als bisher machen, diese Entscheidung zu
treffen. Dies dann, wenn sie entweder nicht
wollen oder nicht können, dafür bis zu sechs
Monate ohne Arbeitsverdienst auskommen
zu müssen.
Das neue Gesetz sieht leichter begehbare
Wege vor. Die Möglichkeiten zur Vereinbarung von Beruf und familiärer Pflege werden
verbessert. Dies allerdings – anders als bisher
60
PARAPLEGIKER 1/12
für Beschäftigte in Betrieben mit mehr als 15
Beschäftigten – ausschließlich auf freiwilliger
Basis. Und das wird so aussehen:
• Arbeitnehmer, die einen pflegebedürftigen
Angehörigen „in häuslicher Umgebung“ (also
nicht unbedingt „zu Hause“) pflegen wollen,
können ihre wöchentliche Arbeitszeit reduzieren: Bis zu mindestens 15 Stunden wöchentlich und maximal 24 Monate lang.
• Der Arbeitgeber stockt den Verdienst um
50 Prozent auf, so dass der Mitarbeiter 75
Prozent seines bisherigen regelmäßigen Arbeitsverdienstes bekommt. Er kann dafür ein
zinsloses Darlehen von der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW) erhalten. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne feste Arbeitszeit
wird es Sonderregelungen geben.
• Nach Ablauf der vom Arbeitnehmer in
Anspruch genommenen Pflegezeit (in der
„Nachpflegephase“) soll der Aufstockungsbetrag dadurch ausgeglichen werden, dass
bei jeder Entgeltabrechnung ein Betrag in
der Höhe einbehalten wird, „um den das
Arbeitsentgelt in dem entsprechenden Zeitraum während der Familienpflegezeit aufgestockt“ worden ist. Das heißt: Die Arbeitszeit
ist dann wieder auf „100 Prozent“ angestiegen, Lohn oder Gehalt betragen aber nur 75
Prozent. Der Arbeitgeber zahlt aus der Differenz gegebenenfalls sein Darlehen zurück.
Es versteht sich, dass die Pflegebedürftigkeit
des nahen Angehörigen der oder des Beschäftigten nachgewiesen werden muss. Die
Pflegekasse wird dafür gegebenenfalls die
entsprechende Bescheinigung ausstellen.
recht
zeitgesetz“
• Der Beschäftigte hat für den Fall seines Todes
oder seiner Berufsunfähigkeit eine „Familienpflegezeitversicherung“ abzuschließen. Dies
für den Fall, dass er das in der Phase seiner
Pflegetätigkeit erworbene „Wertguthaben“
(75 % Arbeitsentgelt bei 50 % Arbeit) nicht
mehr ausgleichen konnte oder kann. Anstelle
des Beschäftigten kann auch der Arbeitgeber
diese Versicherung eingehen. Die Prämie dafür ist „unabhängig vom Geschlecht der versicherten Person“. Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben wird
dafür einen Gruppenvertrag anbieten, dem
auch Mitarbeiter kleinerer Firmen beitreten
können.
Arbeitsrechtliche Regelungen
Der Arbeitgeber darf das Arbeitsverhältnis
während der Dauer der Familienpflegezeit
sowie in der Nachpflegephase grundsätzlich
nicht kündigen. „In besonderen Fällen“, so das
neue Gesetz, darf er das aber doch, benötigt dafür jedoch die Zustimmung der in den
Bundesländern zuständigen Behörde, etwa
des Integrationsamtes. Andererseits hat der
Arbeitnehmer das Recht, vorzeitig an seinen
Arbeitsplatz zurückzukehren, wenn der Anlass für die Pflegetätigkeit entfallen ist, etwa
wegen eines Heimaufenthaltes der pflegebedürftigen Person oder deren Tod.
Das Recht des Arbeitgebers, in der Nachpflegephase das Arbeitsentgelt trotz 100-Prozent-Arbeitszeit um 25 Prozent zu kürzen,
bleibt auch dann in unveränderter Höhe bestehen, wenn die oder der Beschäftigte die
übliche Arbeitszeit verringert. Im Falle von
Kurzarbeit sinkt der Rückzahlungsbetrag in
entsprechendem Umfang, was die Nachpflegephase entsprechend verlängert.
Wird das Arbeitsverhältnis in der Nachpflegephase gekündigt (also in dem Zeitraum, in
dem der Arbeitgeber noch das Recht hat, die
Rückzahlung seines Aufstockungsbetrages zu
verlangen), so hat die oder der Beschäftigte
die Raten dennoch weiterzuzahlen. Hat der
Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis aus betrieblichen Gründen beendet, so erlischt sein
Anspruch auf Rückzahlung.
Text: Wolfgang Büser
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Kontakt:
Fördergemeinschaft
der Querschnittgelähmten
Silcherstraße 15
67591 Mölsheim
Tel.: 06243 - 52-56
E-Mail: FGQ-Moelsheim@T-Online.de
Internet: www.FGQ.de
recht
Schadensersatz nach Unfall:
Behinderungsbedingte
Mehraufwendungen
Bei einem größeren fremdverursachten Personenschaden denken, wenn es um Schadensersatz geht,
die meisten an Schmerzensgeld, Verdienstausfall, Pflegekosten sowie die Umbaukosten für Wohnung
und Auto. Dies ist soweit sicherlich richtig, handelt es sich hierbei doch um die größten Positionen. Doch
dass das Leben mit einer Querschnittlähmung noch viel mehr kostenverursachende Beschwernisse mit
sich bringt, ist ein gern übersehener Faktor.
Zum grundlegenden Verständnis des deutschen Schadensersatzrechts soll zunächst die Schlüsselnorm zur Berechnung
des Schadensersatzes, § 249 Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) zitiert werden:
„§ 249 Art und Umfang des Schadensersatzes
(1) Wer zum Schadensersatz verpflichtet ist, hat den Zustand
herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre.“
Dies bedeutet im Endeffekt, dass man zu überlegen hat, wie das
Leben des Verletzten weitergegangen wäre, wäre ihm das schadenauslösende Unglück (z.B: Unfall oder Behandlungsfehler)
nicht widerfahren. Dieser fiktive Zustand wird dann kostenmäßig – denn letztlich geht es bei Schadenwiedergutmachung fast
immer um Geld – mit dem Ist-Zustand verglichen.
nicht passiert – fiktiver Verlauf – hätte sie 1 000 € mehr im Geldbeutel. Diese sind zu ersetzen.
Beispiel 2
Eine 18 jähriger macht gern Campingurlaub. Einmal jährlich
geht er für drei Wochen nur mit seinem Rucksack zum Campen
und gibt 1 000 € an Urlaubskosten aus. Dann hat er einen Unfall
und landet im Rollstuhl. Künftig kann er logischerweise keine
Campingurlaube mehr machen, sondern fährt stattdessen in
ein behindertengerechtes Hotel. Dies kostet 3 000 € für drei Wochen.
Beim fiktiven Verlauf – ohne Unfall – hätte der junge Mann für
seinen Urlaub 1 000 € ausgegeben. Nunmehr – im Ist-Zustand –
gibt er 3 000 € aus. Er hat also 2 000 € an Mehrkosten. Diese sind
zu ersetzen.
Beispiel 1
Eine Hausfrau verunfallt und kann krankheitsbedingt vier Wochen lang ihren Haushalt nicht erledigen. Zum Ausgleich nimmt
sie sich eine Haushaltshilfe die 1 000 € kostet. Wäre der Unfall
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Beispiel 2a
Der 18 jährige ist so schwer geschädigt, dass er im Urlaub eine
Begleitperson braucht. Deren Kosten sind ersatzfähig, sowohl
recht
was Reisekosten, Unterbringung, Verpflegung und ggf. sogar
Eintrittsgelder für Sehenswürdigkeiten vor Ort umfasst.
Dieses Prinzip gilt für wirklich alle Schäden. Nur exemplarisch
sollen im folgenden einige normalerweise akzeptierte Schadenpositionen kurz angerissen werden.
Abnutzung von Möbeln und Wohnung
Zum einen benötigt ein Querschnittgelähmter ggf. spezielles
Mobiliar wie eine erhöhte Couch oder besondere Schränke, die
man nach unten ziehen kann, zum anderen nutzt sich eine Wohnung durch die Rollstuhlbenutzung deutlich schneller ab als
ohne – dies beweist allein der Blick an die Türstöcke.
Bei Arzt- und Therapiebesuchen fallen neben der Praxisgebühr
und etwaigen Zuzahlungen auch die Fahrtkosten dorthin an. Bei
Kur- und Krankenhausaufenthalten sind auch die Fahrtkosten
naher Angehöriger zu Besuchszwecken nicht zu vergessen. Freiwillig werden hier immerhin 0,25 € pro Kilometer übernommen.
Behindertensport, d.h. spezielle Rollstühle, Fahrten zu Turnieren,
Begleitung durch Pflegepersonal, dies alles wird oft ersetzt, natürlich immer abzüglich nunmehr nicht mehr getätigte Aufwendungen für „Fußgängersportarten“.
Heizung und Strom
Sowohl eine - ggf. ärztlich verordnete - höhere Raumtemperatur,
als auch die Notwendigkeit den Anbau fürs Pflegepersonal und
den Therapieraum zu heizen, verursachen Mehrkosten.
Therapiegeräte, E-Rollis und Personenaufzüge, die vorher nicht
notwendig waren, brauchen Strom. Waschmaschine und Trock-
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ner, die aufgrund einer Querschnittlähmung bestehenden Inkontinenz öfter benutzt werden müssen brauchen Strom. Pflegepersonal, das sich auch selbst versorgen muss, wenn es länger
da ist, benötigt Strom. Die Mehrkosten sind ersatzfähig.
Urlaubsmehrbedarf
Mehraufwendungen für behindertengerechte Urlaube bis
hin zu Besuchen bei Freunden, bei denen nunmehr im behindertengerechten Hotel übernachtet werden muss, werden
ersetzt.
Selbstverständlich ist noch vieles weiteres ersatzfähig, eine
detaillierte Auflistung würde hier zum einen den Rahmen
sprengen und könnte auch niemals den Anspruch der Vollständigkeit erheben. Jeder Fall ist, ebenso wie jeder Mensch,
besonders und individuell.
Gerne steht der Autor in Einzelfragen zum Mehrbedarf im Rahmen seiner Beratungstätigkeit für die FGQ (und im Rahmen seiner
zeitlichen Belastungsgrenzen) zur Verfügung, am liebsten per EMail. Der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht Oliver
Negele, Mitarbeiter der AG-Recht der FGQ, bearbeitet derzeit ca.
30 Fälle aus dem Bereich Großpersonenschaden im Jahr.
Kontakt:
Rechtsanwalt u. Fachanwalt für Verkehrsrecht
Oliver Negele
Bgm.-Fischer-Str. 12
86150 Augsburg
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Arbeitsgemeinschaften (AG)
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Querschnittgelähmte 15 Euro,
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in Deutschland e.V.
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Ständige Themen
Hilfsmittel
Pflege
Urlaub
Auto
30
Das offizielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im
vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung haben viele gemeinsame Interessen,
deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen
n
Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung.
12g
1/.20
Jahrgan
PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen
mit Körperbehinderung
für
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Humanis
Schmerz bei Querschnittlähmung
Margarete „Gritli“ Blickensdörfer
Gottfried-Keller Str. 54 • 40474 Düsseldorf
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Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der
Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich
widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.
0723-5070
Recht / Schadensersatzrecht
Gottfried Weller
Oliver Negele
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eMail: gottfriedweller@arcor.de
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5 • ISSN
D 0547
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eMail: frank@opper-architekten.de
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tel 0 22 47-60 70
eMail: info@barriere-frei-bauen.de
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Solange es rollt – Vom kleinen Flitzer
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Fördergemeinschaft für Querschnittgelähmte in Deutschland.
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laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall
eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender
Abstufung bei Teilinvalidität.
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M
P
R
E
S
S
U
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PARAplegiker – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung
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Barbara Früchtel, Herbert Müller, Ruth Auschra, Reinhard Wylegalla, Henriette Brückmann, Johann Kreiter, Margit Glasow, Hermann Sonderhüsken, Wolfgang Büser, RA Oliver Negele.
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