Potenzial Mann. Was Sie schon immer über Spermien wissen wollten.

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Potenzial Mann. Was Sie schon immer über Spermien wissen wollten.
POTENZIAL MANN.
Was Sie schon immer über Spermien
wissen wollten.
»When sperm and egg unite,
something goes from inanimate
to animate. It is life.«
Mitt Romney
E
s gibt kaum einen Bereich der Reproduktionsmedizin, über
den mehr Spekulationen und Mythen im Umlauf sind als
über die männliche Fruchtbarkeit. Inkorrekte Aussagen
darüber finden sich bereits im Alten Testament. Die Bezeichnung
»Samen« für die menschlichen Spermien stammt aus der Bibel
und ist wissenschaftlich unzutreffend, denn von Samen spricht
man eigentlich bei Keimen höherer Pflanzen. Bei Menschen und
Säugetieren sind die wissenschaftlich angemessenen Bezeichnungen jedoch »Spermien« (Samenfäden) und »Ejakulat« (Samenflüssigkeit).
»It is a well-documented fact that guys will not ask for
directions. This is a biological thing. This is why it takes
several million sperm cells … to locate a female egg,
despite the fact that the egg is, relatively to them, the
size of Wisconsin.«
Dave Berry
Es existieren viele plastische Schilderungen über den strapaziösen
Wettlauf der Spermien zur Eizelle. Von den etwa 250 Millionen
Samenfäden, die beim Geschlechtsverkehr in die Scheide gelangen, erreichen nur wenige tausend die Eileiter. Auf ihrem Marathon müssen die Spermien viele Hindernissen überwinden: Das
saure Milieu der weiblichen Scheide zum Beispiel, den Schleimpfropf des Gebärmutterhalskanals und die vielen Immunzellen
der Frau, welche die Spermien als Eindringlinge betrachten, die es
zu bekämpfen gilt. Die Spermien werden wahrscheinlich von einer
Art »GPS« aus Duftstoffen (Chemotaxis) und Wärmeleitung
(Thermotaxis) zu ihrem Ziel geführt. Haben sie die Eizelle schließlich erreicht, kommt es vermutlich zu einem komplexen molekularen Filterprozess, welcher es am Ende nur einem einzigen
Spermium erlaubt, die Eizelle zu befruchten. Die Tatsache, dass
nur ein Spermium den Weg in die Eizelle schafft, führte zum weitverbreiteten Mythos des »einen Super-Spermiums«.
Aus den jahrzehntelangen Erfahrungen der künstlichen Befruchtung wissen wir jedoch, dass die Arbeit von etwa 100 000 Samenzellen erforderlich ist, damit dieses eine erfolgreiche Spermium
die Eizelle befruchten kann.
Bedauerlicherweise zeichnet sich ein schleichender Niedergang
der männlichen Fruchtbarkeit ab. Die Parameter, die man in
einem Spermiogramm misst, haben sich in den letzten fünfzig
Jahren deutlich verschlechtert. Die Abnahme der Spermiendichte
und -qualität ist vor allem auf Umwelteinflüsse zurückzuführen.
Zudem nimmt die Güte der Spermien auch mit dem Alter ab: Der
Satz aus dem Volksmund »Jung gezeugt hat nie gereut« ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt.
Am Kinderwunsch Zentrum an der Oper setzen wir alles daran,
die männlichen Spermien mit Medikamenten so weit zu verbessern, dass eine Befruchtung auf natürlichem Wege möglich wird.
Wir möchten Ihnen auf den folgenden Seiten anhand aktuellster
wissenschaftlicher Arbeiten aufzeigen, welche Mythen Sie getrost
vergessen können. Da die Wissenschaft immer im Fluss ist, können diese Aussagen nur im Rahmen ihres entsprechenden zeitlichen Kontextes Gültigkeit haben.
Wir haben uns auch bei dieser Broschüre für das Stilmittel »Fragen und Antworten« (FAQ) entschieden, da es die Lesbarkeit
erleichtert und Sie schnell entscheiden können, welche Abschnitte
Sie am meisten interessieren.
Die ersten Fragen beschäftigen sich mit den medizinischen
Grundlagen der männlichen Fortpflanzung. Darauf folgen typische Fragen aus unserer täglichen ärztlichen Praxis als Reproduktionsmediziner. Viel Spaß beim Lesen!
Literaturquellen: siehe Seite 26
4
5
Woher kommt eigentlich die Samenflüssigkeit?
Prostata und Samenbläschen produzieren etwa 95 % der Samenflüssigkeit, nur 5 % Prozent kommen aus den Hoden.
Welche Funktion haben die Samenbläschen und
die Prostata?
Die Sekrete aus Samenbläschen und Prostata
liefern den Spermien
Energie und sichern ihre
Beweglichkeit.
Die Samenbläschen sind eine Drüsenansammlung am unteren
Ende der männlichen Harnblase und produzieren mehr als die
Hälfte der Samenflüssigkeit. Ihr alkalisches Sekret ist reich an
Fruchtzucker und dient den Spermien als Energiespender. Die
Prostata ist ein kastaniengroßes Organ. Sie umschließt, ebenfalls
unter der Harnblase, die Harnröhre. Sie sondert ein dünnflüssiges, milchiges Sekret ab, das verschiedene Substanzen (z. B. saure
Phosphatasen und PSA) enthält, die bei der Ejakulation den Spermien beigemischt werden und auf ihre Beweglichkeit wirken. Das
PSA (prostataspezifisches Antigen) ist auch im Blut nachweisbar.
Die PSA-Blutwerte stehen in Beziehung zur Größe und Aktivität
der Prostata. Entzündungen, Stauungen, Verletzungen, aber auch
Tumorerkrankungen beeinflussen den Wert. Wir empfehlen allen
Männern mit Kinderwunsch einen PSA-Basisstatus.
Was ist der Unterschied zwischen Hoden und Nebenhoden?
Die Hoden produzieren
die Spermien, in den
Nebenhoden werden sie
gespeichert.
6
Der Hoden ist die männliche Keimdrüse. Jeder Hoden besteht aus
etwa 250 kleinen Läppchen, die sich wiederum aus vielen
Hodenkanälchen zusammensetzen. Im Hoden reifen innerhalb
von 64 Tagen die Spermien. Die ausgereiften Samenzellen gelangen anschließend in den Nebenhoden, wo sie gespeichert werden.
Der Samenleiter führt aus dem Nebenhoden durch den Leistenkanal aufwärts, zieht unterhalb der Harnblase durch die Prostata
und mündet dort, zusammen mit dem Ausführungsgang der
Samenbläschen, in die Harnröhre.
Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklung
der Spermien?
Die Spermien entwickeln sich in den Hodenkanälchen unter der
Einwirkung von Hormonen wie Testosteron, Östradiol und FSH.
Bis zur Pubertät werden lediglich Spermien-Vorstufen (Spermatogonien) gebildet. Mit Eintritt der Pubertät teilen sich die Spermatogonien und bilden sich zu reifen Spermien (Spermatozoen) aus.
Männer bilden während ihres gesamten Lebens neue Spermien,
die Produktion nimmt aber im Alter deutlich ab.
Die Spermienentwicklung
unterliegt vor allem
hormonellen Einflüssen.
Die Temperatur im Hoden beträgt etwa 35° C, liegt also unterhalb
der Körperkerntemperatur. Steigt die Temperatur im Hoden, beispielsweise bei Entzündungen oder langen, heißen Vollbädern,
hemmt dies die Bildung der Spermien oder zerstört diese sogar.
Auch eine zu tiefe Temperatur kann hemmend auf die Produktion
wirken. Um die Temperatur konstant zu halten, werden die Hoden
bei Kälte an den Körper oder sogar in den Körper hineingezogen,
indem sich die Muskeln des Hodensackes anspannen.
Wie sieht »normale« Samenflüssigkeit aus?
Das Ejakulat hat normalerweise eine weißlich-graue Färbung,
kann aber gelegentlich auch gelblich sein. Ist es rosa, rot oder
bräunlich gefärbt, kann dies auf Blutbeimengungen hindeuten.
Eine medizinische Abklärung ist dann wichtig. Nach dem Samenerguss wird die Samenflüssigkeit sehr schnell zäh und gallertig,
um sich nach ungefähr einer halben Stunde wieder zu verflüssigen. Diese Veränderungen sind völlig normal und haben keinen
Krankheitswert. Das Volumen des Ejakulats beträgt normalerweise zwei bis sechs Milliliter. Treten weniger als zwei Milliliter
aus, spricht man von Hypospermie, bei mehr als sechs Millilitern
von Hyperspermie. Ein verringertes Volumen hat seine Ursache
meist in häufigen Ejakulationen, sexuelle Karenzzeit ist in der
Regel für ein erhöhtes Volumen verantwortlich.
Das Ejakulat sollte
weißlich-grau bis
gelblich sein.
7
Wie wird die Fruchtbarkeit des Mannes gemessen und
welche Werte sollte ein Ejakulat aufweisen?
Die Basis für die Beurteilung der männlichen
Fruchtbarkeit ist das
Spermiogramm.
Richtwerte für die Beurteilung der Fruchtbarkeit
des Mannes
8
Die Fruchtbarkeit des Mannes wird über eine Samenprobe ermittelt (Spermiogramm). Ist der Befund auffällig, sollte mindestens
ein zweites Spermiogramm gemacht werden, denn die Werte können erheblich schwanken. Für die Beurteilung der Spermiogramm-Parameter gibt es internationale Standards nach den
Kriterien der WHO. Untersucht werden die Anzahl, die Dichte, die
Beweglichkeit und Form der Spermien. Die herkömmliche mikroskopische Schätzung der Spermienbeweglichkeit unterliegt erheblichen
subjektiven
Einflüssen.
Die
computergestützte
Sperma-Analyse (CASA) ermöglicht hingegen mit einem computerisierten Videosystem das objektive Erkennen und Messen verschiedener Leistungsmerkmale. Die CASA hat sich inzwischen
etabliert und wird für die Analyse der Beweglichkeit, Bewegung,
Geschwindigkeit und Dichte der Spermien verwendet. Die Bedienung eines CASA-Systems, seine Standardisierung, die Auswertung der verschiedenen Parameter sowie deren Interpretation
erfordern viel Wissen und Erfahrung.
Im Kinderwunsch Zentrum an der Oper verwenden wir ausschließlich modernste CASA-Diagnostik. Unsere andrologische
Abteilung wird laufend durch Qualitätskontrollen der Deutschen
Gesellschaft für Andrologie überprüft.
Ejakulatvolumen
≥ 2 ml
pH-Wert
≥ 7,2
Spermienkonzentration
≥ 20 Mio. Spermatozoen pro Millimeter
Spermiengesamtzahl
≥ 40 Mio. Spermatozoen
Beweglichkeit
≥ 50 % progressiv bewegliche Spermien der
Kategorie a + b oder
≥ 25 % schnell progressiv bewegliche Spermien
der Kategorie a
Morphologie
aktuell kein bestimmter Grenzwert festgelegt
Anteil lebender
Spermien (Eosin-Test)
≥ 50 %
Aus der Gesamtkonstellation der Spermiogarmm-Parameter lässt
sich beurteilen, ob eine volle oder eingeschränkte Fruchtbarkeit
besteht. Ist ein Spermiogramm geplant, sollte die sexuelle Karenzzeit davor zwei bis drei Tage betragen. In der Tabelle sind Richtwerte aufgeführt, nach denen die Fruchtbarkeit des Mannes
beurteilt wird. Missgeformte oder unbewegliche Spermien bedeuten per se noch keine Einschränkung der Fruchtbarkeit. Das Ejakulat sollte alkalisch sein, um die Beweglichkeit der Spermien im
sauren Milieu der Scheide sicherzustellen. Spermien sind im weiblichen Genitaltrakt bis zu siebzig Stunden befruchtungsfähig.
Was sind die häufigsten Ursachen für eine
eingeschränkte Spermienqualität?
Oft lässt sich für eine Störung der Spermienproduktion keine
Ursache (mehr) finden, da die Schädigung meist viele Jahre vorher stattgefunden hat. Negativ können sich eine Mumpsinfektion in der Kindheit, ein Hodenhochstand, Umweltgifte, Alkohol
und, ganz besonders, Nikotin auswirken. Medikamente wie
Antibiotika oder Chemotherapeutika führen ebenfalls zu einer
Hemmung der Spermienbildung.
Genetische Ursachen für eine Unfruchtbarkeit sind zwar selten,
sollten aber bei sehr starken Einschränkungen der Spermienqualität mit Hilfe einer Blutuntersuchung abgeklärt werden. Zu
den häufigsten genetischen Ursachen gehören das KlinefelterSyndrom, der Azoospermiefaktor, Mikrodeletionen des Y-Gens,
die Mukoviszidose und das angeborene Fehlen (Aplasie) der
Samenleiter.
Eine wesentliche Ursache für die mangelhafte Spermienproduktion sollte man nicht vergessen: das Alter.
Verschiedene Vorerkrankungen, Medikamente,
Genussgifte oder genetische Einflüsse können
die Spermienqualität
einschränken.
9
Wie sehen Spermien unter dem Mikroskop aus?
Ein Spermium besteht aus
einem Kopf, einem Mittelstück und einem Schwanz,
der sich peitschenartig
bewegt.
Kann man mit dem Postkoital-Test die Fruchtbarkeit des
Mannes adäquat beurteilen?
Ein Spermium (Spermatozoon) ist etwa sechs hundertstel Millimeter lang und nur unter dem Mikroskop zu sehen. Von bloßem
Auge ist also nicht zu erkennen, ob die Samenflüssigkeit eines
Mannes Spermien enthält oder nicht. Ein Mann mit »normaler«
Samenflüssigkeit kann also durchaus unfruchtbar sein.
Ein Spermium besteht aus einem länglichen Kopf, der die Erbinformationen enthält. Die kappenförmige Spitze des Kopfes heißt
Akrosom. Dieses Akrosom ist reich an Enzymen, die bei der
Befruchtung die Haut um die Eizelle auflösen.
Im kurzen Halsstück und dem Mittelstück befinden sich die Mitochondrien. Sie sind die »Kraftwerke« zur Energiegewinnung und
garantieren so die Fortbewegungsfähigkeit des Spermiums.
Das Schwanzstück gewährleistet durch peitschenförmige Bewegungen quasi den Antrieb. Die Spermien legen so im weiblichen
Genitaltrakt pro Minute etwa drei Millimeter zurück.
Bestandteile eines Spermiums
Plasma membrane
Acrosome
Nucleus
Head
10
Der Postkoital-Test ist eine
veraltete und ungenaue
Methode zum Zählen der
beweglichen Spermien.
»Opinion is divided on the clinical usefulness of the postcoital (Sims-Huhner) test
in diagnosing infertility. To evaluate the validity of this test, we reviewed the
world‘s literature in English and calculated four indexes of validity for each study
with sufficient information. The sensitivity of the test ranged from 0.09 to 0.71,
specificity from 0.62 to 1.00, predictive value of abnormal from 0.56 to 1.00, and
predictive value of normal from 0.25 to 0.75. In addition to the problem of poor
validity, the test suffers from a lack of standard methodology, lack of a uniform
definition of normal, and unknown reproducibility. The postcoital test lacks validity as a test for infertility.« Am J Obstet Gynecol. 1991 Mar;164(3):932–3. The
validity of the postcoital test.
Ist es besser, die Samenprobe zu Hause zu gewinnen?
Und wie entscheidend ist die Zeit bis zur Aufbereitung?
Axial filament
Mitochondria
Centriole
Beim Postkoital-Test (Sims-Huhner-Test) wird am Tag nach dem
Geschlechtsverkehr eine Schleimprobe aus dem Gebärmutterhals
entnommen. Dann zählt man die Anzahl der beweglichen Spermien unter dem Mikroskop. Der Test ist ein altes diagnostisches
Verfahren aus der Zeit, als es noch keine computergestützten,
hoch differenzierten Spermiogramme gab. Heute gilt er als veraltet, da er sehr ungenau und kaum reproduzierbar ist, das heißt:
Verschiedene Untersucher kommen beim Zählen der gleichen
Probe zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen (hohe Intra- und
Interobservervarianz).
Interessanterweise gibt es auch keine aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten mehr zu diesem Verfahren.
Terminal disc
Mid (connecting) piece
Tail
End piece
Wenn wir eine Samenprobe benötigen, bitten wir fast alle unsere
Paare, diese von daheim mitzubringen. Sie erhalten hierfür ein
spezielles Gefäß. Die Qualität der Samenprobe ist in der Regel
deutlich besser, wenn sie stressfrei zu Hause gewonnen wurde.
Eine Transportzeit von ein bis zwei Stunden ist völlig unproblematisch. Amerikanische Studien haben teilweise sogar Transportzeiten von bis zu fünf Stunden als unbedenklich ausgewiesen. Das
Gefäß sollten Sie idealerweise am Körper tragen, um die Spermien
körperwarm zu halten. In einer Studie wurden die Schwanger-
Eine stressfreie Entnahme
fördert die Spermienqualität. Einige Stunden
Abstand bis zur Aufbereitung sind absolut
unproblematisch.
11
»Increasing paternal age is significantly associated with spontaneous abortion,
independent of maternal age and multiple other factors.« Obstet Gynecol. 2006
Aug; 108(2): 369–77. Paternal age and spontaneous abortion.
Welchen Effekt hat das Alter auf die männliche
Fruchtbarkeit?
schaftsraten von drei Gruppen verglichen, die sich darin unterschieden, wie viel Zeit zwischen Samengewinnung und
-aufbereitung lag. In der ersten Gruppe erfolgte die Samenaufarbeitung weniger als drei Stunden nach der Gewinnung, in der
zweiten nach drei bis fünf Stunden und in der dritten nach mehr
als fünf Stunden. Die Schwangerschaftsrate war in allen drei
Gruppen gleich, es fand sich kein Unterschied.
»Relationship between the time interval from semen collection to sperm wash
and IUI (intra uterine insemination) outcome. Conclusions: The time interval from semen collection to sperm wash has no influence to IUI outcome.«
Fertility Sterility Vol. 92, No. 3, Supplement, P-206, September 2009
Welchen Einfluss hat Übergewicht auf die
Spermienqualität?
Übergewicht verschlechtert die Spermienqualität.
Der Bezug zwischen Übergewicht und Spermienqualität wurde
2004 im Rahmen einer dänischen Studie erstmals umfassend
untersucht. Sie stellte fest, dass das Gewicht der untersuchten
Männer sich auf ihre Spermien auswirkte: Je höher es war, desto
geringer war der Anteil normal geformter Spermien und umso
schlechter deren Qualität. Daher empfehlen wir Männern gegebenenfalls einen Hormon-Check, um eine hormonelle Ursache für
das Übergewicht auszuschließen. Bitte beachten Sie in diesem
Zusammenhang auch unsere Broschüre »Gesunde Ernährung –
Fakten statt Märchen«.
»Men with BMI < 20 kg/m2 or > 25 kg/m2 had lower sperm concentration, total
sperm count, and fewer normal forms. Among men with high or low BMI, 24.4 %
and 29.0 % had sperm count < 20 million/mL (lower WHO limit) compared to
21.7 % of men with BMI between 20 – 25 kg/m2.« Body mass index in relation to
semen quality and reproductive hormones among 1,558 Danish men. Fertility and
Sterilty Vol. 82, 2004
12
Lange ging man davon aus, dass Männer bis ins hohe Alter fruchtbar sind. Das ist ein Mythos! Eine Studie zeigte im Jahr 2006, dass
die männliche Fruchtbarkeit jährlich um etwa 1 % abnimmt. Das
bedeutet, dass bei Männern, deren Spermiogramm in jungen Jahren bereits im unteren Bereich der Norm lag, in späteren Jahren
ein erheblicher Mangel an schnell beweglichen Spermien auftreten kann.
Älterwerden senkt die
Spermienvitalität um etwa
1 % pro Jahr.
»They analyzed 14 aspects of sperm quality in a non-clinical cohort of 90 men
using computer-assisted semen analysis (CASA). The men ranged in age from 22
to 80 years old. None of them smoked and none had a history of fertility problems. The proportion of progressively motile sperm declined by 0.9 % per year.«
Human Reproduction 2006, Age-related declines in sperm motility illuminated.
Auch die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten wird vom Alter des
Vaters mit beeinflusst: Je älter der Mann, desto eher kommt es zu
einem Abort. Sowohl für Mann und Frau gilt also: Das Alter hat
entscheidenden Einfluss auf die Fruchtbarkeit! Beachten Sie
hierzu auch die Grafiken auf der folgenden Seite.
Dürfen wir während einer Kinderwunschbehandlung
jederzeit miteinander schlafen?
Selbstverständlich bestehen hier keinerlei Einschränkungen –
je häufiger sich Spermien in der Nähe der Eizelle befinden und je
mehr es sind, umso höher die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit. Wenn wir Sie beraten, wann die beste Phase für eine Empfängnis ist (Konzeptionsoptimum), heißt das natürlich nicht,
dass Sie nur in diesem speziellen Zeitraum miteinander schlafen
sollten.
Je öfter und je mehr Spermien sich in der Nähe der
Eizellen befinden, desto
besser.
13
»The transfer of 1,343 embryos during 478 cycles of IVF resulted in 107 pregnancies (22.4 %), with 125 viable embryos remaining by 6–8 weeks gestation.
There was no difference between the intercourse and abstain groups in relation
to the pregnancy rate, but the proportion of transferred embryos that were viable
at 6–8 weeks was significantly higher in women exposed to semen compared to
those who abstained.« The effect of intercourse on pregnancy rates during assisted human reproduction – a multicentre prospective randomized control trial.
Human Reproduction,12/2000, 15(12):2653–8.
50%
45%
40%
35%
30%
25%
20%
Wie lange soll man vor der Abgabe der Samenprobe
enthaltsam sein?
15%
10%
5%
0%
20
30
40
50
60
Alter
Abnahme des Anteils an beweglichen Spermien pro Ejakulat in Abhängigkeit
vom Lebensalter
n 228 Zellteilungen bei 25-Jährigen
n 798 Zellteilungen bei 50-Jährigen
n 1391 Zellteilungen bei 76-Jährigen
Früher galt die Empfehlung, vor der Abgabe eine lange Karenzzeit
von fünf Tagen einzuhalten. Eine Studie von 2005 stellt dies
grundlegend infrage. Wir empfehlen vor der IVF eine Karenzzeit
von zwei Tagen.
»Design: A retrospective study based on computerized data. Patients: 9489 semen samples … were analyzed according to the WHO… and grouped. Conclusions:
Our data challenge the role of abstinence in male infertility treatments and suggest that to present the best possible semen samples, patients with male factor
infertility should collect the semen after just one day of sexual abstinence.«
Fertility Sterility 2005 Lunenfeld et al., Relationship between the duration of sexual
abstinence and semen quality
Demonstration der Zellteilungen der
Spermatogonien nach Lebensalter*:
Je älter der Mann, umso mehr Zellteilungen mit potenziellen Fehlern haben
bereits stattgefunden.
*Angen. Pubertätsalter: 15, Teilung
Spermatogonien alle 16 Tage
3
2
1
0
Abortrisiko nach väterlichem Alter
(nach Kleinhaus et al. Columbia
University, 2006)
n Abort-Risiko Vater < 25 Jahre
n Abort-Risiko Vater 35 – 39 Jahre
Wir empfehlen vor der IVF
eine Karenzzeit von zwei
Tagen.
N
Volumea1
(ml)
Concentrationb1
(106/ml)
Mobilityc1
(%)
0
57
2.4 ± 1.7
2.0 ± 1.0
19.2 ± 14.7
1
38
2.4 ± 1.2
2.1 ± 1.0
24.5 ± 20.4
2
126
2.7 ± 1.5
1.7 ± 1.0
20.4 ± 18.0
3
386
3.2 ± 1.6
1.8 ± 1.1
19.8 ± 16.4
4
292
3.5 ± 1.8
1.8 ± 1.1
19.8 ± 16.7
5
159
3.6 ± 1.8
1.8 ± 1.1
16.7 ± 16.5
6
37
3.8 ± 1.6
1.6 ± 0.9
17.2 ± 15.9
7
83
3.5 ± 2.1
1.9 ± 1.1
13.2 ± 15.0
8 – 10
30
4.0 ± 2.3
1.8 ± 1.1
18.2 ± 15.1
11 – 14
38
3.5 ± 2.4
2.2 ± 1.2
11.2 ± 10.7
Abstinence
days
Zusammenhang zwischen
Karenzzeit und Spermienqualität bei »schlechten«
Spermiogrammen.
Severe (Group 1) n = 1,246
14
15
Hat die Qualität der Spermien Einfluss auf die
Gesundheit unseres Babys?
Die Spermienqualität hat
keinen Einfluss auf die
Gesundheit des heranwachsenden Kindes.
Da im Rahmen von IVF-ICSI-Behandlungen oder bei Inseminationen häufig Samenflüssigkeit mit reduzierter Spermienqualität
verwendet wird, befürchten manche Paare, dass die Gesundheit
ihres Kindes dadurch Schaden nehmen könnte. Dies ist nicht der
Fall. Kommt es zu einer Schwangerschaft und Geburt, ist die
Qualität der Samenprobe ohne Einfluss auf die Gesundheit des
Kindes.
»Concentration of sperm used in IVF and ICSI does not appear to influence the
growth and cognitive development of the resulting child. A possible impact of
sperm quality on the outcome of children born after assisted reproductive technologies – especially ICSI – has been discussed. However, the latest study reports
no negative effects of lower sperm concentration on growth and cognitive development in IVF and ICSI children at the age of 5 years and is thus reassuring. No
significant differences were found between the ICSI and IVF groups for gestational age, birthweight, or birthweight standard deviation scores. Likewise, height
and weight at age 5 years and standard deviation scores for these measures were
similar in the different groups.« Human Reproduction 2006; 21: 1514–20. Baby
development unaffected by sperm concentration.
Lässt sich die Spermienqualität durch
Hormone verbessern?
Eine Hormontherapie
kann sich positiv auf die
Qualität der Samenzellen
auswirken.
16
Ja, in vielen Fällen hat eine Behandlung mit Hormonen einen
positiven Effekt auf die Spermienqualität. Denn nicht nur Veränderungen bei den Geschlechtshormonen, sondern auch Störungen
der Schilddrüsenhormone haben Folgen für die Spermienproduktion. Allerdings sollte man vorher mit einem Hormonstatus feststellen, ob eine Hormontherapie sinnvoll sein könnte.
In einer Studie aus der renommierten Fachzeitschrift »Journal of
Andrology« wurden Männer untersucht, die keine befruchtungsfähigen Spermien hatten und deshalb eine Hormonbehandlung
durchführten. Sie erhielten ein Medikament, welches man auch
bei Frauen zur Unterstützung der Eireifung verwendet. Unter der
Hormontherapie kam es bei den Männern zu einer sehr signifikanten Verbesserung der Spermienqualität. Die Therapiedauer
betrug zwischen drei und sechs Monate.
»In the current study, treatment with clomiphene citrate resulted in significantly
improved outcomes in cases of hypospermatogenesis and maturation arrest at
the level of spermatids when compared with cases of maturation arrest at the
level of spermatocytes. After treatment, 83.3 % of patients with hypospermatogenesis and 77.8 % of patients with maturation arrest at the level of spermatids
manifested sperm in their ejaculate, compared with no patient with maturation
arrest at the level of spermatocytes. In addition to the outcome of ejaculated
sperm in the current study, a significant difference was observed after therapy
in patients in whom testis biopsy results were available before and after therapy in patterns of spermatogenesis toward those with higher probability to yield
mature sperm on surgical extraction. This was demonstrated by the findings of
Tournaye et al (1996) who noted a sperm recovery rate of 100 % in cases of hypospermatogenesis, 84 % in maturation arrest at the level of spermatids, and 76 %
in maturation arrest at the level of spermatocytes.« Journal of Andrology, Vol. 26,
No 6, Nov/Dec 2005. From the Minia Infertility Research and Treatment Unit, ElMinia University, Egypt; the Gulhane Military Medical Faculty, Ankara, Turkey; and
the University of Illinois at Chicago, Illinois: Clomiphene Administration for Cases of
Nonobstructive Azoospermia: A Multicenter Study.
»The combination of clomiphene citrate as an antiestrogen and vitamin E as an
antioxidant can significantly increase the pregnancy rate and improve sperm
count and progressive sperm motility in cases of idiopathic oligoasthenozoospermia.« Fertility and Sterility 2009, Article in press.Combination clomiphene citrate
and antioxidant therapy for idiopathic male infertility: a randomized controlled
trial. Hussein Ghanem, M.D.a, Osama Shaeer, M.D.a, Amgad El-Segini, M.D.a
»In summary, most patients with thyroid hormone disorders experience some
sexual dysfunctions, which can be reversed by normalizing thyroid hormone levels. Despite the associated changes in sex hormone levels, the high prevalence of
ejaculatory disorders and their prompt reversibility suggest a direct involvement
of thyroid hormones in the physiology of ejaculation.« J Clin Endocrinol Metab.
2005 Dec; 90(12):6472–9. Sexual symptoms in male hypo- & hyperthyroid patients.
17
Vitamine machen
Spermien gesünder
und fitter.
Helfen Vitamine bei schlechten Spermien?
Wie gut ist die Methode der Insemination?
Beim Thema Vitamine wird viel versprochen und wenig gehalten.
Die meisten Studien, die veröffentlicht werden, sind aufgrund von
falschem Studiendesign nicht aussagekräftig genug, oder sie wurden von den Herstellern der entsprechenden Produkte »gesponsert«.
Die renommierte »American Society of Andrology« hat 2005 eine
kleine, aber feine Studie veröffentlicht: 60 Paare mit schweren
männlichen Fruchtbarkeitsstörungen wurden im Rahmen von
IVF-ICSI-Behandlungen untersucht.
Die Männer in der einen Gruppe erhielten für insgesamt drei
Monate vor der IVF-ICSI-Behandlung ein Scheinmedikament, die
anderen hoch dosierte Vitamine. Bei den behandelten Paaren war
die Schwangerschaftsrate deutlich höher als in der Gruppe, die das
Scheinmedikament eingenommen hatte.
Natürlich fällt dieser Unterschied bei Menschen, die grundsätzlich
einen gesunden Lebens- und Ernährungsstil führen, deutlich
geringer aus.
Zur Frage, ob die Insemination effizient ist und die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit erhöht, gibt es sehr kontroverse
Ansichten.
Bei einer Insemination werden zum Zeitpunkt des Eisprungs
besonders aufbereitete und nach Schnelligkeit selektierte Spermien mit Hilfe eines dünnen Schläuchleins direkt in die Gebärmutterhöhle übertragen. Damit wird für die Spermien der Weg
bis zur Eizelle wesentlich verkürzt. Das Verfahren ist einfach und
für die Frau schmerzfrei. Die Spermien werden für die Insemination nicht chemisch behandelt, es werden lediglich die schnellsten ausgesucht.
Eine Insemination ist immer dann hilfreich, wenn die Spermien in
ihrer Beweglichkeit mittelgradig eingeschränkt sind, ihre Dichte
teilweise vermindert oder der Schleim im Gebärmutterhals schwer
durchdringbar ist.
Im Jahr 2003 wurde eine holländische Studie veröffentlicht, in
der knapp 20 000 Inseminationen beurteilt wurden. Die Studie
kam auf eine durchschnittliche Schwangerschaftsrate von lediglich 9 %.
»The antioxidant group recorded a statistically significant improvement in viable pregnancy rate (38.5 % of transferred embryos resulting in a viable fetus at
13 weeks gestation) compared to the control group (16 % viable pregnancy). No
significant changes in oocyte fertilisation rate or embryo quality were detected
between the antioxidant and the placebo groups. Side-effects on the Menevit
antioxidant were rare (8 %) and mild in nature. The Menevit antioxidant appears
to be a useful ancillary treatment that significantly improves pregnancy rates in
couples undergoing IVF-ICSI treatment for severe male factor infertility.« Australian and New Zealand Journal of Obstetrics and Gynaecology 2007;47:216–221.
A randomised control trial examining the effect of an antioxidant (Menevit) on
pregnancy outcome during IVF-ICSI treatment.
Die Insemination ist die
sanfteste aber am wenigsten wirksame Methode der
Reproduktionsmedizin.
Beachten Sie auch unsere
Broschüre »Die Eileiter –
der Weg zur Schwangerschaft«.
»The mean pregnancy rate per cycle was 9.0 % and the ongoing pregnancy rate
per cycle was 7.3 %. Multiple pregnancies occurred in 9.5 % of the ongoing pregnancies.« Steures P et al; Reprod Biomed Online, 2007 Jan; 14(1): 110–6.
»Sperm cell motility (total and forward, including kinetic features determined
by computer-assisted sperm analysis) increased in patients to whom LAC was
administered both alone or in combination with LC; combined LC LAC therapy led
to a significant improvement of straight progressive velocity after 3 months.«
Fertility and Sterility, Vol. 84, No. 3, September 2005. Placebo-controlled doubleblind randomized trial on the use of L-carnitine, L-acetylcarnitine, or combined Lcarnitine and L-acetylcarnitine in men with idiopathic asthenozoospermia.
18
19
Was ist PICSI und warum gilt sie auch als
Reifeprüfung für Spermien?
Bei der PICSI werden die
besten Spermien nach
biochemischen Kriterien
ausgewählt.
20
Nicht alle Spermien eignen sich für die Befruchtung einer Eizelle.
Es ist vielmehr so, dass nur wenige Samenzellen tatsächlich das
Potenzial besitzen, die Eizelle zu befruchten und zu einem optimal entwicklungsfähigen Embryo beizutragen.
Lange Zeit hat man bei IVF-Behandlungen dem Reifegrad von
Spermien nur eine untergeordnete Bedeutung beigemessen.
Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Mittlerweile verfügt
man über einige etablierte und klinisch erprobte Verfahren, die
eine gezielte Auswahl der besten Spermien erlauben.
Eine dieser neuen Möglichkeiten heißt PICSI. PICSI ist ein nichtinvasives Verfahren und wird im Rahmen einer ICSI-Therapie
zur Spermienselektion verwendet. Dabei zählen nicht vorrangig
morphologische Kriterien (Form und Gestalt der Spermien), wie
bei anderen Selektionsverfahren. Bei der PICSI achtet man auf
den Reifegrad, also den biochemischen Zustand der Samenzellen.
Die Köpfe reifer Spermien tragen einen spezifischen Rezeptor
für Hyaluronsäure (Hyaluronan). Hyaluronan ist eine wesentliche Komponente der Hülle (Zona pellucida), welche die Eizelle
umgibt.
Bei der Spermienselektion mittels PICSI nutzt man die Tatsache,
dass sich reife Spermien mit ihren Rezeptoren beim Befruchtungsvorgang an die Hyaluronsäure der Eizellhülle binden.
Unreife Spermien verfügen noch nicht über solche Rezeptoren.
Die PICSI ist also ein Hyaluron-Bindungstest und selektiert
Spermien nach ihrem Reifestadium. Nach der PICSI werden
die Spermien zusätzlich noch nach ihrer Morphologie
und ihrer Beweglichkeit bewertet.
Laut Studienergebnissen weisen reife
Spermien auch eine geringere
Erbgut-Degradierung auf:
Klinische Tests, bei
denen PICSI
zur Selektion von Spermien eingesetzt wurde, deuten darauf hin,
dass die genetische Ausstattung dieser Spermien signifikant besser ist. So zeigte die Studie von Jakab et al. (2005) an der Yale
Unversity, dass die Fehlverteilung von Chromosomen bei Spermien, die aufgrund ihrer guten Hyaluron-Bindungsfähigkeit ausgewählt wurden, um das 5,4-Fache geringer war. Andere Studien
aus den letzten Jahren kommen zu ähnlichen Ergebnissen und
deuten auf eine deutliche Verbesserung der Befruchtungs- beziehungsweise Einnistungsrate nach einer PICSI hin. Eine strikte
Richtlinie, wann die PICSI im Rahmen einer reproduktionsmedizinischen Behandlung zum Zuge kommt, gibt es nicht. Vielmehr zählen die individuelle Diagnose sowie die Erfahrungen
aus bereits durchgeführten Behandlungen.
Ich bin reif!
Lin Y, Mahan K, Lathrop WF, Myles DG and Primakoff P. »A hyaluronidase activity of
the sperm plasma membrane protein PH-20 enables sperm to penetrate the cumulus cell layer surrounding the egg.« J Cell Biol, 1994, 125, 1157–1163.
Worrilow KC, Huynh HT, Bower JB, Anderson AR, Schillings W, Crain JL. PICSI vs. ICSI:
»Statistically significant improvement in clinical outcomes in 240 in vitro fertilization (IVF) patients.« Fertil Steril 2007 Sept 88: 37
Jakab A, Sakkas D, Delpiano E, Cayli S, Kovanci E, Ward D, Revelli A, Huszar G. »Intracytoplasmic sperm injection: a novel selection method for sperm with normal
frequency of chromosomal aneuploidies.« Fertil Steril, 2005, Dec 84(6):1665–73.
Huszar G, Ozenci CC, Cayli S, Zavaczki Z, Hansch E and Vigue L. »Hyaluronic acid
binding by human sperm indicates cellular maturity, viability and unreacted acrosomal status.« Fertil Steril 2003, 79 (Suppl 3), 1616–1624.
»A multi-site clinical trial evaluating PICSI versus intracytoplasmic sperm injection
(ICSI): positive clinical outcomes observed in a prospective, randomized and double-blinded study.« Fertility and Sterility 2009, Vol. 92, Issue 3, Pages S36–S37 K.
Worrilow, S. Eid, J. Matthews, E. Pelts, C. Khoury, J. Liebermann
»A combination of motility, proteases and glycosidases are likely involved in penetrating the zona.« Yanagimachi, 1994; Ohmura et al, 1999; Zhu et al, 2001; Primakoff, 2002
21
Wenn eine Störung die
Sexualität des Paares
beeinträchtigt, kann sich
dies auf die Fruchtbarkeit
auswirken.
Welche Rolle spielen sexuelle Störungen
bei der Fruchtbarkeit?
Beeinträchtigen zu enge Kleidung, langes Fahrradfahren
und Saunabesuche die Spermienqualität?
Jede Form von sexueller Störung, z. B. eine erektile Dysfunktion,
vorzeitige Ejakulation oder Impotenz, wirkt sich potenziell negativ
auf die Fruchtbarkeit aus, da sie die Paarbeziehung erheblich
belasten kann. Sexuelle Schwierigkeiten beeinflussen dadurch oft
auch das Sexualleben eines Paares und die Häufigkeit des
Geschlechtsverkehrs. Umgekehrt können psychische Faktoren wie
Stress oder Konflikte in der Partnerschaft die Ursache für sexuelle
Beeinträchtigungen sein. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass Sie
Probleme in diesem Bereich offen ansprechen. Viele von ihnen
sind sehr gut behandelbar.
Nein, in der Trivialliteratur liest man zwar immer wieder von einer
Gefahr durch diese Faktoren, einen wissenschaftlichen Beweis
gibt es jedoch nicht. Wir raten lediglich davon ab, am Tag vor der
Abgabe einer Samenprobe in die Sauna zu gehen oder ein langes,
heißes Bad zu nehmen.
Welchen Einfluss haben Potenzmittel wie Viagra auf
die Fruchtbarkeit?
Potenzmittel können die
Spermienqualität
vermindern.
Diese Frage ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Laut
Angaben des Herstellers gibt es keinen negativen Einfluss auf die
Samenzellen. Neuere Daten kommen jedoch zu einem anderen
Ergebnis: An Mäusen konnte nachgewiesen werden, dass sich die
Spermienqualität eindeutig verschlechtert.
»Fertilization rates (day 1) were markedly reduced (33 %) in matings where the
male had taken sildenafil citrate. Over days 2–4, the numbers of embryos developing in the treated group were significantly fewer than in the control group.
There was also a trend for impaired cleavage rates within those embryos, although this did not reach significance. Conclusion(s): The impairments to fertility
caused by sildenafil citrate have important implications for infertility centers and
for couples who are using this drug precoitally while attempting to conceive.«
Fertility and Sterility, Vol. 91, No. 3, March 2009. Sildenafil citrate (Viagra) impairs
fertilization and early embryo development in mice. David R. J. Glenn, M.R.C.O.G.,
Neil McClure, F.R.C.O.G., S. Louise Cosby, Ph.D., F.R.C.Path., Michael Stevenson, B.Sc.,
and Sheena E. M. Lewis, Ph.D.a.
22
Die Gefahr durch diese alltäglichen Faktoren sollte
man nicht überbewerten.
Welchen Einfluss haben schwere Allgemeinerkrankungen
wie Diabetes mellitus auf die Spermienqualität?
Die Wirkung solcher Erkrankungen auf die Spermien wird in der
Regel überschätzt. Es hängt auch vom Stadium der jeweiligen
Erkrankung ab, ob sie die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Ein BasisSpermiogramm gibt darüber Aufschluss.
Haben Sie weitere Fragen?
Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne in
einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.
Kinderwunsch Zentrum an der Oper
Palais an der Oper
Maximilianstraße 2a
80539 München
Tel. Praxis 089. 54 70 41 - 0
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7 Ratschläge für Männer,
die Vater werden möchten
Absolutes Rauchverbot!
»No dope!«
Die Gifte im Zigarettenrauch schädigen das Erbmaterial der Spermien.
Männer sollten möglichst schon drei
Monate vor Beginn der Familienplanung mit dem Rauchen aufhören.
Fast alle Präparate für den Muskelaufbau reduzieren die Spermienproduktion; schlimmstenfalls kann
sie sogar völlig versiegen.
Vitamine sind Vitalstoffe!
Jung gezeugt hat nie gereut!
Hormone stimulieren die
Spermienbildung!
Beginnen Sie möglichst bereits mit der
Einnahme von hochwertigen Multivitaminpräparaten, bevor Sie eine Schwangerschaft planen. Dies gilt auch für Ihre
Partnerin. Folsäure, B-Vitamine, Vitamin D und E, Coenzym Q10, L-Carnitin,
L-Arginin, Zink, Selen, Glutathion und
Resveratrol sollten im Präparat enthalten sein. Wir beraten Sie gerne.
Jedes neue Lebensjahr verschlechtert die Fruchtbarkeit und erhöht die
Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten bei Ihrer Partnerin.
Die wichtigsten Tipps für eine
erfolgreiche Familienplanung.
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Lassen Sie unbedingt Ihren Hormonstatus abklären, damit Sie gegebenenfalls jede Therapieoption zur
Verbesserung Ihrer Fruchtbarkeit
wahrnehmen können.
Normales Körpergewicht und
ausreichend Schlaf
Männer mit Über- oder Untergewicht
haben schlechtere Spermienwerte.
Regelmäßige sportliche Betätigung
und genug Schlaf verbessern die
Spermienqualität.
Regelmäßige Samenergüsse!
Eindeutige Daten belegen, dass Männer gesündere Spermien produzieren,
wenn sie regelmäßig einen Samenerguss haben.
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Literaturquellen zur Einleitung
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29.10.2006, Nr. 43, S. 70: Anne Bogdanski,
Jung gezeugt hat nie gereut: »Wenn Frauen jenseits der Dreißig schwanger werden,
spricht jeder vom Risiko für Mutter und Kind. Heute weiß man: Auch das Alter des
Vaters spielt dabei eine große Rolle.«
Oliveira RG, Romasi L, Rovasio RA and Giojalas LC Increased velocity and induction of
chemotactic response in mouse spermatozoa by follicular and oviductal fluids. 1999,
J Reprod Fertil 115, 23–27.
Cohen-Dayag A, Ralt D, Tur-Kaspa I, Manor M, Makler A, Dor J, Mashiach S and Eisenbach M.Sequential acquisition of chemotactic responsiveness human spermatozoa.
1994 Biol Reprod 50,786–790.
Bahat A, Tur-Kaspa I, Gakamsky A, Giojalas LC, Breitbart H and Eisenbach M. Thermotaxis of mammalian sperm cells: a potential navigation mechanism in the female genital
tract. 2003, Nat Med 9,149–150.
Spehr M, Gisselmann G, Poplawski A, Riffell JA, Wetzel CH, Zimmer RK and Hatt H. Identification of a testicular odorant receptor mediating human sperm chemotaxis. 2003,
Science 299, 2054–2058.
Swan SH, Elkin EP, Fenster L. Have sperm densities declined: a reanalysis of global
trend data. Environ Health Perspect, 1997, 105, 1228–1232.
Auger J et al. Decline in semen quality among fertile men in Paris during the past 20
years. New England Journal Med, 1995, 332, 281–285.
Swan SH, Elkin EP, Fenster L. The question of declining sperm density revisited: an
analysis of 101 studies published 1934–1996. Environ Health Perspect, 2000, 108,
961–966
Swan, SH. Semen quality in fertile US men in relation to geographical area and
pesticide exposure. Int J Androl, 2006, 29, 1, 62–8.
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Schwerpunkte
Reproduktionsmedizin
Kryokonservierung
Gynäkologische Endokrinologie
Andrologische Endokrinologie
Präventionsmedizin
Medizinische Genetik
Hormon-Einsendelabor
FMF-zertifiziert
Kontakt
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Dr. med. Helmut Lacher
Dr. med. Jörg Puchta
Dr. med. Silke Michna
PD Dr. med. Hans-Ulrich Pauer