Edition 0210 - Schiffsreisen Magazin
Transcription
Edition 0210 - Schiffsreisen Magazin
Liebe Leser des Schiffsreisen-Magazins, Kreuzfahrtfreunde und Schiffsliebhaber, wie deutsch sind Sie, wenn Sie auf Kreuzfahrt gehen? Und wie beeinflusst dieses Deutschsein Ihr Buchungsverhalten? Deutsche Kreuzfahrer entdecken nur allmählich die internationale Szene; schon die guten, alten Drei-Sterne-Russen von der MAXIM GORKI bis BELORISSIYA standen zwar unter damals sowjetischer Leitung, wurden aber faktisch nur von deutschen Kunden gebucht. Heute liefern sich Costa und MSC, die beiden stärksten ausländischen Anbieter im deutschen Markt, nicht selten ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit rund 150 000 Buchungen jährlich, NCL und Royal Caribbean bringen es auf rund 50 000 deutsche Passagiere im Jahr, AIDA aber füllt allein weit über 10 000 Betten pro Woche! Das heißt, dass auch die Newcomer unter den Kreuzfahrern, die jüngere, peppige Produkte suchen, in der Mehrzahl auf rein deutsche Schiffe setzen. Auch bei den kleinen und mittelgroßen individuellen Schiffen, oft im Chartergeschäft durch mittelständische Unternehmen betrieben, hat der deutsche Markt so viele eigens für seine Klientel kreierte Einheiten wie sonst kein anderer: Zwischen 20 und 25 schwankte in den letzten Jahren die Zahl der Hochseeschiffe, deren Bordsprache, Küche, Unterhaltung, Reiseleitung und Passagiere urdeutsch waren. Costa ging sogar so weit, diese deutsche Lust am „unter sich sein“ in der großen, weiten Welt zu erkennen und mit der COSTA MARINA innerhalb der italienischen Flotte eine deutsche Enklave zu schaffen und zu bedienen. Zwar geht die Zahl derer, denen die Sprachbarriere die Auswahl ihrer Schiffe einschränkt, stetig zurück, zumindest in Bezug auf die täglichen „Erledigungen“ an Bord, vom Essen bis zur Ausflugsbuchung. Ob jemand, der mit Schulenglisch mühsam das Tagesprogramm versteht, Lust hat, all die angebotenen Aktivitäten vom Lektorat bis zum Workshop, von der Gymnastik bis zum Singletreff in der Fremdsprache zu erleben, ist schon wieder eine andere Sache, die nur oberflächliche Menschen oder Paare, die mit sich selbst zufrieden sind, beglücken kann. Dass sich jedoch ausländische – und sobald man von ihnen spricht, meint man automatisch US-amerikanisch gelenkte – Kreuzfahrt-Unternehmen schwer tun, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa Fuß zu fassen, liegt vielmehr daran, dass man dort nicht bereit ist, zu erkennen, dass diese Märkte gänzlich anders „ticken“ als der amerikanische. Wie lange hat es allein gedauert, bis man begriff, dass es nicht genügt, den Katalog vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen, sondern dass hiesiges Pblikum auch auf völlig andere „Eyecatcher“ anspricht, auf gänzlich verschiedene Paketund Sonderangebote? Keinesfalls will man in den USA glauben, dass hierzulande die Aufschrift „Neuer, größer, schöner“ nicht automatisch bewirkt, dass ein Schiff ausgebucht ist – vielmehr muss jeder neue Anbieter im Markt eine gewinnlose Durststrecke von drei Jahren hinnehmen, ehe er zu einem dann allerdings lang andauernden Erfolg kommt. Das war schon bei der ersten ASTOR 1981 so, die von der HADAG just im dritten Jahr verkauft wurde, als sie eine schwarze Null schrieb, und das ist bei TUI-Cruises heute nicht anders. Ebenso wenig will man erkennen, dass europäische Kreuzfahrer sich in ein bestimmtes Schiff „verlieben“, das dann nicht mehr austauschbar ist. So nimmt man die erfolgreiche BLEU DE FRANCE aus dem Dienst, um sie durch ein größeres Schiff zu ersetzen. Das funktioniert aber in Europa nicht, und die maßgebende RCI-Muttergesellschaft hätte das mit einer einfachen, aber vertrauensvollen Rückfrage bei einer ihrer europäischen Töchter herausbekommen können. Nur setzt das voraus, dass man sich an seine Märkte anpasst, und nicht in großer Selbstherrlichkeit wartet, dass sich die Märkte endlich an die Unternehmensphilosophie anpassen. Nicht ohne Grund beschäftigt man an den Spitzen der Konzernvertretungen in Deutschland kühle Rechner ohne maritime Leidenschaft – säßen dort Leute mit Fingerspitzengefühl für den deutschen Kreuzfahrer, könnten sich ja womöglich eines Tages Verbesserungsvorschläge einstellen oder gar Widerspruch regen. Zu einem Effekt aber führt die Tatsache, dass einige Unternehmen wie NCL oder Royal Caribbean ihr US-Produkt eins zu eins nach Europa transferieren, Carnival hingegen in den lokalen Märkten Traditionsunternehmen aufkauft und wieder andere dem deutschen Gast ein Schiff auf den Leib schneidern: Die Vielfalt und damit die Auswahl ist so, wie sie besser nicht sein könnte. Da, liebe Kreuzfahrer, heißt es: Ausprobieren und nochmals ausprobieren! Natürlich immer mit der berühmten Handbreit Wasser unter dem Kiel... Herzlichst Wir stellen gerade die neuesten Nachrichten von der ITB für Sie zusammen. Bitte geben Sie uns noch etwas Zeit! Vielen Dank für Ihr Verständnis! Das Portrait eines Mannes, der als Kapitän auf allen Ozeanen unterwegs war, ein Studium als diplomierter Handelslehrer abschloss, ohne Ausbildung zum Galionsfigurenschnitzer wurde und als Elektrosmog-Berater Menschen von Schlafproblemen befreit. Wer sich für Galionsfiguren interessiert und im Internet recherchiert, stößt unweigerlich auf das Ehepaar Hartmann, das sich als „einzige Galionsfigurenschnitzer“ einen Namen gemacht hat. Die Medien haben dabei geholfen. So schreibt beispielsweise „Die Welt“ im Dezember 2002 „von den letzten maritimen Bildhauern unserer Zeit“, und Mare TV berichtet im Oktober 2009 von den „einzigen Galionsfigurenschnitzern“. Würde das so stimmen, dürfte es die Galionsfigur des Hamburger Museumseglers RICKMER RICKMERS gar nicht geben. Die stammt nämlich nicht von den Hartmanns. Die hat Dieter Meyer geschnitzt. Auch der taucht im Internet auf, man hätte ihn durchaus als Schiffsbildhauer entdecken können. Geschenkt. Fest steht, dass es gegenwärtig nicht nur zwei, sondern wenigstens drei Holzkünstler gibt, die sich auf das Schnitzen von Galionsfiguren verstehen. Dieter Meyer ist einer von der stilleren Sorte, einer, der nicht viel Aufhebens von sich und seinen Talenten macht. Dazu passt auch, dass er ein Ein-Mann-Unternehmen ist. Seit 1980 arbeitet er mit Holz. „Eine Arbeit, die mich ausfüllt und zufrieden macht“, sagt er. Holz, Dank Dieter Meyer hat die RICKMER RICKMERS wieder eine Galionsfigur Hölzer, Blöcke, Latten, Leisten. Linde, Kiefer, Pitch Pine, Schlangenholz aus Surinam. In seiner Werkstatt steht, liegt, türmt sich Holz, gefolgt von Drehbänken, Kettensäge, Bandsäge, Kreissäge, Bohrständer, Stecheisen, Schleifmaschine. Wo stellt man sich eine solche Szenerie vor? Wo wohnt ein solcher Holzhandwerker? In Hamburg-Altona an der Elbchaussee. Hier wohnt er unterm Dach und arbeitet im Keller. Und wenn das Wetter mitspielt, wird der Arbeitsplatz in den Vorgarten verlegt. Aber die meisten seiner Arbeitsplätze liegen ohnehin woanders: auf Schiffen, in Museen, in denkmalgeschützten Häusern. 1970 sieht Dieter Meyers Arbeitsplatz ganz anders aus: Der 25-Jährige aus Witten a.d. Ruhr steht als 2. Offizier auf der Brücke des stolzen Kreuzfahrtschiffes TS HAMBURG. Drei Seefahrtsjahre als 3. und 2. Offizier auf Frachtern und Passagierschiffen liegen hinter ihm, gerade hat er die Seefahrtschule Bremen mit dem A6- Patent verlassen. Dieter Meyer ist berechtigt, Schiffe auf großer Fahrt als Kapitän zu führen. Auf dem Luxusschiff HAMBURG dreht sich alles um den Passagier, der Gast ist König. Das ist Meyer ziemlich egal. Die Sicherheit des Schiffes ist das, was zählt. Er mag die weltläufige Atmosphäre an Bord, die Kurzbesuche in den exotischen Häfen. Aber der Dienst auf der Brücke, die Wache mit den Offizierskollegen, die Verantwortung und Kontrolle der nautischen Ordnung, das ist in diesen Jahren sein Leben. Kommt der Oberzahlmeister zum Kurzbesuch auf die Brücke, erklärt er dem jungen Nautiker, warum er Chiefpurser und nicht Kapitän geworden sei: leider unfähig, vier Stunden lang aus dem Fenster zu gucken. Eine beliebte Stichelei zwischen Hotelressort und 1970 als Zweiter Offizier auf der TS HAMBURG Brücke. Dieter pflichtgemäß und Fenster. Meyer grinst schaut aus dem Den Weg der Hierarchie, der ihn frühestens in 15 Jahren zum Kapitän eines großen Kreuzfahrtschiffes machen würde, will er nicht gehen. Noch bevor er seine Entscheidung formuliert, ist die Ära der HAMBURG und ihrer Schwester HANSEATIC abrupt beendet. 1973 wird die Reederei liquidiert. Das Personal auf See und an Land trauert und sucht sich neue Jobs. Dieter Meyer sieht für sich einen Neuanfang und wird mit 28 Jahren Student, schreibt sich an der Hamburger Uni für Betriebswirtschaft und Pädagogik ein, schließt 1977 als Diplom-Handelslehrer ab. In den Semesterferien aber ist er Kapitän. Er heuert bei verschiedenen Reedereien als „Trouble Shooter“ an, als kurzfristige Kapitänsvertretung. Er fährt Erzfrachter 1971 mit zweieinhalb Streifen im südchinesischen Meer, Ro-Ro-Schiffe in der Ostsee, Bulkcarrier im Mittelmeer. Ein Foto, das ihn in Kapitänsuniform zeigt, gibt es nicht. Völlig uneitel, der Mann. 1980 nimmt er das Angebot einer Hamburger Reederei für eine Position in der Geschäftsführung an, erkennt aber bald, dass dies für ihn nicht der richtige Platz ist. Aber auf jeden Fall in Hamburg bleiben. Ihm wird eine Eigentumswohnung an der Elbchaussee angeboten, er nimmt das emsig Gesparte und schlägt zu. Wie von selbst beginnt Dieter Meyers dritte Berufsphase. Er besinnt sich auf seine handwerklichen Fähigkeiten. Vater Schmied, Großvater Zimmermann, der ihm die Liebe für Holz mitgegeben hat. Kein Wunder, dass es ihn schon während seiner Fahrenszeit in der Freizeit an Bord immer in die Werkstatt des Schiffszimmermanns zog. Der Enkel des Reedereigründers ist Vorbild für die Galionsfigur Das Museum für Hamburgische Geschichte engagiert ihn, um an der Planung, Konzeption und Ausführung diverser Ausstellungen mitzuwirken. Seine Holzarbeiten umfassen die Sonderausstellungen „Die Hanse“, „Europa im 18. Jahrhundert“, „1. und 2. Weltkrieg“ sowie die Restaurierung des Dampfers WERNER. Die Arbeiten dauern bis 1992 an. 1984 mit dem Rohling für die Galionsfigur der RICKMER RICKMERS Ende 1980 gründet er seine Holzwerkstatt und wird in Hamburg ziemlich schnell als exzellenter Holzkenner und -verarbeiter bekannt. Klassiker im Hamburger Hafen 1983 übernimmt der Verein Windjammer für Hamburg e.V. das 1896 in Bremerhaven gebaute Vollschiff RICKMER RICKMERS, um es aus seinem erbarmungswürdigen Zustand zu befreien und in einen stolzen Museumssegler zu verwandeln. Dazu gehört natürlich eine Galionsfigur. Das Ordnung muss sein! Der Meister an Bord des Museumsseglers Original, das den vierjährigen Enkel des Gründers der Reederei Rickmers darstellte, verschwand, während sich das Schiff zwischenzeitlich in portugiesischer Hand befand. Dieter Meyer, der sich längst intensiv mit der Geschichte der Galionsfiguren befasst hat, bekommt 1984 den Auftrag. Er entscheidet sich für eine Nachbildung des Originals. Als Hilfsmittel dienen ein Foto des Jungen von 1906 und die abgenommenen Maße des Schiffes. Seine Arbeit beginnt mit der Herstellung eines riesigen Blocks, den er aus nicht mehr zu restaurierenden Teilen des Holzdecks der RICKMER RICKMERS, reines Pitch Pine von 1895 aus Oregon, zusammenleimt. Danach haben Kettensäge, Bandsäge, Stecheisen und Handfräse das Sagen, für die absoluten Feinheiten Zahnarztbohrer und -fräser. Auf einige Durchgänge am Bandschleifer folgen mehrere Lackiervorgänge. Der Auftrag umfasst auch die Herstellung der je sechs Meter langen Galionsbretter mit ihren Verzierungen an Backbord und Steuerbord, die aus der Galionsfigur herauslaufen. Die 20 Meter lange Heckverzierung entsteht drei Jahre später. „Das Anpassen und die Montage der Figur und der Galionsbretter am Bug ist schwieriger als die ganze Bildhauerei“, so der trockene Kommentar des Künstlers. Nach neun Monaten präsentiert die 97 Meter lange RICKMER RICKMERS ihren 2,5 Meter langen Schutzpatron, der die Unschuld und den kindlichen Charme Meyers Werkstatt an der Elbchaussee des Originals ausstrahlt. Eine fantastische Arbeit. Dieter Meyer ist dem Schiff bis heute verbunden; die regelmäßig notwendig werdenden Holzrenovierungen liegen in seiner Hand, und wenn er mal Zeit hat, führt er Touristen über „sein“ Schiff. Kapitän Dieter Meyer ist permanent als Holzschnitzer und Restaurator im Einsatz. In den 90er Jahren entwirft und schnitzt er die Namensund Jahreszahlenschilder denkmalgeschützter Mühlen in Norddeutschland, im Hamburger Rathaus bildhauert und restauriert er. In einem Verlagshaus verlegt er Schiffsdecks auf den Außenbalkonen, der einzige Auftrag, an den er nicht gern zurückdenkt. Als das neue Internationale Maritime Museum in Hamburgs Hafen City entsteht, ist er dabei. Seine intensivste Zeit beginnt 2007, gut sechs Monate vor der Eröffnung. Er takelt das laufende und stehende Gut unterschiedlicher Segler im Maßstab 1:5 auf, näht die Segel per Hand, baut Teile von Bootsrümpfen aus verschiedenen Materialien wie Leder und Schilf, berät das Museum in allen seemännischen Belangen. Mechaniken von Schreibgeräten, eingebaut in einen passenden Korpus aus Edelholz, verkaufen sich gut als Edelholz für Schreibgeräte Arbeiten mit der Standbohrmaschine Weihnachtsgeschenk. In einem ruhigen Winter der vergangenen Jahre drechselt er sie, als seine Gedanken um den Schlaf kreisen. Er selbst schläft zwar tief und fest, aber ihm fällt auf, dass Freunde, Freundesfreunde und Bekannte immer Neptuns Gesichtszüge sind schon erkennbar häufiger über Störungen ihrer nächtlichen Ruhe klagen. Er beginnt, sich um dieses Problem zu kümmern und läutet damit seine vierte Berufsphase ein. Die verläuft parallel zu seiner Arbeit als Schiffsbildhauer und Restaurator. Wie immer macht sich Dieter Meyer erst mal schlau, bevor er etwas Neues beginnt. Er lernt, dass nicht immer Sorgen um Geld, Familie, Beruf oder die Matratze Schuld sind, wenn jemand schlecht schläft. Sehr oft ist der Standort der Schlafstätte der Übeltäter. Früher haben so genannte Rutengänger Wasseradern gemutet, so der Fachausdruck für das Orten einer Wasserader. Läuft deren Strahlung durchs Schlafzimmer, sind Schlafstörungen programmiert. Er besucht Seminare in verschiedenen Ausbildungsstätten, weiß jetzt, dass auch Elektrosmog ein gravierendes Problem ist. Schwingungen aller Orten. Schnurlose Telefone, Laptops, Handy & Co. – Meyer als Elektrosmog-Berater. Es spricht sich schnell herum, dass er in den meisten Fällen helfen kann, wenn man auf ihn hört. „Ich kenne mich mittlerweile gut aus in Hamburger Schlafzimmern“, sagt er augenzwinkernd und befindet, dass diese Tätigkeit noch ausbaufähig sei. „Denn irgendwann werde ich die schweren Holzblöcke nicht mehr tragen können.“ Soweit ist es noch lange nicht. Dieter Meyer schnitzt gerade eine Galionsfigur für einen Sammler. Aus einem Block Lindenholz schaut schon ein Gesicht heraus, das weibliche Züge trägt – noch. Am Ende wird es ein blaugoldener Neptun mit langem Vollbart sein. Das Original, das die 1880 gebaute eiserne Bark KYLEMORE schmückte, entdeckte er in einem Museum im schwedischen Mariehamn. Restaurierung Schlangenholz ist das teuerste Holz der Welt 24 Jahre alt und studiert Medizin und Zahnmedizin. Ohne Doppelstudium geht es in dieser Familie nicht. Dieter Meyers Homepage: www.holzwerkstatt-meyer.de Handoberfräse zum Ausarbeiten von Ornamenten Große Auswahl an Fräsköpfen Die Gewässer Schwedens und Dänemarks kennt Dieter Meyer übrigens in- und auswendig. Seine Segelreviere, seit er sich vor gut 20 Jahren seine eigene Yacht gebaut hat. Aus altem Holz, versteht sich. Bei guter Pflege unvergänglich. Im Frühjahr holt er das fast zwölf Meter lange Schiff aus dem Hamburger Winterquartier und segelt rauf nach Flensburg, wo es bis zu den ersten Herbststürmen seinen Liegeplatz hat. Oft segelt der Seemann, Schiffsbildhauer und Elektrosmog-Berater in Begleitung seiner Freundin und seines Sohnes. Der Schönwetterwerkstatt im Garten Das Original in Mariehamn Alle stehen an Ihren Positionen. Adrenalin pur. Auf das Kommando wartend. Das Schiff taucht ein in die Wellen und hebt sich wieder heraus. Es wird hart am Wind gesegelt. Schräglage. Beim nächsten Eintauchen spritzt das Nordseewasser über den Bug. Das Kommando ertönt und alle packen mit an. „Klar zur Wende!“ – „klar“ – „Ree“. Das Ruder wird umgelegt. Der Wind drückt das Schiff von Steuer- nach Backbord. Vorsegel, Groß- und Schonersegel schlagen um. Die Segel werden dicht geholt. Schräglage, auf der anderen Seite und am Horizont taucht die Küste von Helgoland auf. Dies und noch viel mehr erlebt man als Mitsegler an Bord der Schoneryacht ESPRIT. Die 19,92 m lange und 5,08 m breite Yacht gehört dem Jugendkutterwerk Bremen und wird ehrenamtlich von einer Handvoll Segelbegeisterter betrieben. Die gesamten Einnahmen durch die Törns werden eigens in den Erhalt und Decksplan der ESPRIT mit Kojen, Messe und Pantry die Sanierung des Schiffes gesteckt. Und dies bereits seit knapp 15 Jahren. Als Mitglied in der S.T.A.G., der Gemeinschaft der Deutschen Sail Training Association, hat sich das Jugendkutterwerk Bremen die Ausbil- Für die Trainees ein toller Erfolg, das Boot zu beherrschen dung von Jugendlichen und Erwachsenen im Segelsport auf die Fahne geschrieben. 80 % ihrer Zeit verbringt die ESPRIT während der Saison, die von Ostern bis Ende Oktober reicht, unter Segeln, schlicht nach dem Motto, so viel wie möglich zu segeln. Dabei geht es weniger um das „Abreißen von Meilen“, als vielmehr um den Spaß an der Reise mit anderen Menschen und dem Leben an Bord. Das Schiff bietet 12 Mitseglern, auch Trainees genannt, die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten rund um den Segelsport weiter auszubauen. Dabei sind seglerische Vorkenntnisse nicht notwendig. Je nach Fähigkeiten und Kenntnisstand wird der Trainee voll in den Bordalltag integriert und bekommt dabei auch eine feste Aufgabe zugewiesen. Zu den Aufgaben zählen Dinge wie Rudergehen, Bedienen der Segel, Ausguckgehen oder auch die Backschaft. Auch Wache gehen bei Übernachtfahrten gehört zum Standard eines Trainees. Dies erfolgt unter Beachtung von persönlichen Stärken und Schwächen des Einzelnen, denn das Schiff ist nur so stark wie die eigene Crew. Die Altersstruktur an Bord ist sehr gemischt. Zudem kommen Trainees auch von weit her angereist, um mit der ESPRIT Wind und Wellen zu erleben. An Bord herrscht eine familiäre Stimmung, auch dadurch gefördert, dass man sich hier von Anfang an duzt. Durch das gemeinsame Anpacken haben sich schon manche Paare gefunden und Freundschaften gebildet. Kojen auf der ESPRIT können von Segeln der untergehenden Sonne entgegen Einzelreisenden oder von Gruppen gebucht werden. ganzen Angeleitet werden die Trainees von der Stammcrew. Diese setzt sich aus ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen, die ihre Freizeit an Bord verbringen. Normalerweise sind zwei Decksleute oder Wachführer an Bord sowie ein Skipper und ein Co-Skipper. Dies sind meist erfahrene Segler, die den Trainees viele Kenntnisse im Segelsport vermitteln können und dies auch gerne tun. Oftmals steigen bei der Teilnahme an mehreren Törns Trainees zu Stammcrewmitgliedern auf. Hierfür werden jedes Jahr auch noch gesonderte Trainingseinheiten angeboten. Somit bietet das Schiff insgesamt 16 Personen Platz für einen Törn. Dabei nächtigen die zwölf Trainees in drei 4er-Kojen mit jeweils eigenem WC. Die weiteren zwei Kabinen im Achterschiff sind für die Stammcrew reserviert. In der Mitte des Schiffes liegt die Messe, der Raum, welcher ein gemütliches Zusammensitzen ermöglicht. Hier befinden sich auch die Pantry (Kochmöglichkeit) und der Navigationstisch. Besonders wichtig bei den Törns ist natürlich das Essen. Laut übereinstimmender Aussage von Crewmitgliedern ist es immer hervorragend. Ganz besonders aufregend ist in diesem Jahr der Törnplan der ESPRIT. Unter dem Motto „Kurs Nord“ wird sie in diesem Sommer die wunderschönen norwegischen Fjorde und Inseln bereisen und bis nach Spitzbergen hoch auf fast 80° Nord segeln. Von da sind es übrigens nur noch tausend Kilometer bis zum Nordpol! Auch wer sich fürs Regattasegeln interessiert, kann in diesem Jahr auf seine Kosten kommen: Neben der Regatta Rund Skagen im Rahmen der Nordseewoche im Mai segelt die ESPRIT auch zwei Regatten bei der Kieler Woche im Juni mit. Hier werden Tagestörns angeboten, die zum Reinschnuppern in den Segelalltag geeignet sind. Wessen Interesse am Mitsegeln geweckt wurde, der kann Törns entweder direkt über die Homepage buchen, als auch telefonisch oder per Mail Kontakt aufnehmen. Der Verein freut sich stets über Zuwachs von Mitgliedern in ehrenamtlicher Tätigkeit. Auch die internationale Jugendregatta „Tall Ships Race“ steht 2010 wie in jedem Jahr wieder auf dem Programm; die erste Etappe geht von Antwerpen bis Aalborg. Danach heißt es für die ESPRIT „Kurs Nord“! Sailtraining Esprit Jugendkutterwerk Bremen e.V. Bremervörder Str. 32 D-28219 Bremen Tel.: +49 (0)421 - 479 58 17 office@sailtraining-esprit.de zur Homepage: www.sailtraining-esprit.de Ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr ist das 15jährige Jubiläum der ESPRIT. Am 14. Oktober 2010, zu ihrem Geburtstag, wird sie in ihrem Heimathafen Bremen liegen. Es wird verschiedene Aktionen geben wie „Open Ship“, bei denen das Schiff besichtigt werden kann und Interessierte viele Fragen beantwortet bekommen. Zudem werden Filme und Fotos von den zahlreichen Reisen der ESPRIT gezeigt. Vorbeischauen lohnt sich! Für Segler: Der Querschnitt durch die ESPRIT Kontaktdaten Wichtig: eine gute Stammcrew Das Schicksal der TITANIC von der White Star Line ist in der ganzen Welt bekannt. Aber die TITANIC war nicht das erste Passagierschiff, das die White Star Line auf dem Nordatlantik verlor. Knapp vierzig Jahre, bevor die TITANIC in einer Aprilnacht des Jahres 1912 den unglückseligen Eisberg rammte, sank die SS ATLANTIC vor Nova Scotia. Bei diesem Unglück kamen zwar „nur“ 545 Menschen ums Leben, aber für den Einzelnen spielt es letztlich keine Rolle, mit wie vielen Leidensgenossen er sein Schicksal teilt. Bis die TITANIC unterging, war der Verlust der SS ATLANTIC die größte Schiffskatastrophe auf dem Nordatlantik. Die SS ATLANTIC wurde 1870 wie alle Schiffe der White Star Line von der Werft Harland & Wolff in Belfast für den Passagierverkehr über den Atlantik den Passagierverkehr über den Atlantik von Liverpool nach New York gebaut und 1871 in Dienst gestellt. Sie war ein Segelschiff mit vier Masten und einer Dampfmaschine mit einer Leistung von 600 PS und konnte bei einer Größe von 3.707 BRT 1.166 Passagiere transportieren. Die White Star Line legte viel Wert auf die gute Ausstattung ihrer Schiffe. Was uns heute befremdet, ist Am 20. März 1873 verließ die SS ATLANTIC den Hafen von Liverpool zu ihrer 19. Reise über den Atlantik. Einen Tag später legte sie in Queenstown an der Südküste Irlands an, wo weitere Passagiere an Bord kamen. Auf dem Schiff waren jetzt 811 Passagiere und 143 Besatzungsmitglieder, insgesamt 954 Personen, wobei diese Zahlen in den Tage dauerte und das Vorankommen erschwerte. Die Geschwindigkeit betrug nur noch rund acht Knoten. Der Kapitän stellte fest, dass die Kohle knapp wurde. Es herrschte Gegenwind, das Wetter war schlecht und schien sich auch kurzfristig nicht zu ändern. Unter diesen Umständen wollte der Kapitän nicht riskieren, auf geradem Wege nach New York zu fahren, sondern beschloss nach die Größe der Schiffe im Verhältnis zur Anzahl der Passagiere. Das heutige Hurtigruten-Schiff MIDNATSOL hat beispielsweise ebenfalls eine Passagierkapazität von 1.000, ist jedoch mit 16.000 BRZ mehr als viermal so groß wie die ATLANTIC, die MS EUROPA als absolutes Luxusschiff befördert sogar bei 28.890 BRZ nur 408 Passagiere. vorhandenen Quellen variieren. Der Kapitän der SS ATLANTIC berichtete aus Queenstown an die Schiffseigner, dass an Bord alles in bester Ordnung sei, die Maschinen gut liefen, die Passagiere zufrieden wären und es allen gut ginge. Ziel der Reise war New York. Bis zum 26. März verlief alles nach Plan, dann geriet das Schiff in einen Sturm, der drei Rücksprache mit seinen Offizieren, Halifax anzulaufen und dort Kohle zu bunkern. Die Untersuchungskommission stellte später fest, dass die vor dem Verlassen des europäischen Kontinents gebunkerte Kohlemenge normalerweise ausreichend gewesen wäre. Aber im Winter konnte man bei einer Fahrt über den Atlantik nicht davon ausgehen, dass durchgehend gute Wetterverhältnisse Die Opfer werden vor Ort in Massengräbern beigesetzt 50 Meter tobende See liegen zwischen der Unglücksstelle und dem rettenden Ufer herrschen würden. Dazu kam, dass die gebunkerte Kohle von schlechterer Qualität als bei vorherigen Reisen und dadurch der Verbrauch höher war. Am 31. März war die SS ATLANTIC also auf dem Weg nach Halifax. Aber in der Nacht zum 1. April kam das Schiff unbemerkt vom Kurs ab. Der Kapitän war nicht auf der Brücke, er hatte sich zurückgezogen. Wenn bei den diensthabenden Offizieren Zweifel aufgekommen wären, ob das Schiff auf dem richtigen Kurs war, hätten Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden müssen. Zusätzliche Ausgucke hätten möglicherweise die Landnähe und die felsige Küste von Nova Scotia erkannt. Die Tiefe hätte in kurzen Abständen ausgelotet werden können, was allerdings die Ankunft in Halifax verzögert hätte. Gegen 2.00 Uhr morgens rammte die SS ATLANTIC vor der Küste von Nova Scotia ein Unterwasserriff. Die Wellen hoben das Schiff noch vier Mal an und schleuderten es erneut auf das Riff, ehe es sank. Die in den Kabinen schlafenden Passagiere wurden unsanft geweckt. Es gelang nicht allen, auf das offene Deck zu kommen. Die Zugänge von den Salons und dem Zwischendeck aus waren schnell überflutet, viele Menschen ertranken im Schiff. Diejenigen, die das Deck erreicht hatten, sahen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass das Schiff sich so weit zur Seite neigte, bis das Deck fast senkrecht stand. Unter diesen Umständen war es unmöglich, die Rettungsboote zu Wasser zu bringen. Die Unglücksstelle lag nur 50 Meter vom Land entfernt. Der Besatzung gelang es, ein Seil vom Schiff zum Land zu spannen, über das einige Menschen gerettet werden konnten. Nachdem man an Land bemerkt hatte, welche Katastrophe sich vor der Küste abspielte, kamen die Fischer mit ihren Booten zu Hilfe und retteten im Wasser treibende Schiffbrüchige. Unter den 545 Menschen, die ums Leben kamen, waren sämtliche an Bord befindlichen Frauen und Kinder. Man denkt sofort an die alte Regel bei Schiffsuntergängen „Frauen und Kinder zuerst“, die angeblich beim Untergang der TITANIC von den Offizieren mit Waffengewalt durchgesetzt wurde. Aber die Umstände auf der SS ATLANTIC waren anders. Der Untersuchungsbericht sagt, dass diese Katastrophe nur Menschen überleben konnten, die nervenstark und körperlich fit waren, und dazu gehörten Frauen und Kinder eben nicht. Wer überlebte, musste in der Lage sein, sich auf einem steil abfallenden, von Wellen überspülten Deck festzuhalten oder sich an einem Seil über der tobenden See an Land zu hangeln. Die Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass Unachtsamkeit des Kapitäns und seiner Offiziere zum Untergang der SS ATLANTIC beigetragen hatte. Strömungen hatten dazu geführt, dass sich das Schiff nicht auf der Position befand, wo es nach Meinung der Schiffsführung hätte sein sollen. Anerkannt wurde von der Untersuchungskommission, dass die Schiffsführung zur Rettung der Menschen an Bord alles ihr Mögliche getan hatte. Die Opfer, die geborgen werden konnten, wurden in einem Massengrab in der Gemeinde Lower Prospect und auf dem Friedhof von Sandy Cove begraben. An den Untergang der SS ATLANTIC erinnert ein Gedenkstein auf dem Friedhof von Sandy Cove und die Gedenkstätte „SS ATLANTIC Heritage Park and Interpretation Center“ in Lower Prospect. Dort sind Artefakte zu sehen, die aus dem Wrack geborgen werden konnten, da es in flachem Wasser liegt. Auch das „Maritime Museum of the Atlantic“ in Halifax besitzt Artefakte aus dem Wrack. Katharina Erschov Die aus Kasachstan stammende junge Journalistin arbeitet mit gleicher Begeisterung für deutsche Tageszeitungen und Magazine über ihr Heimatland. Ihre Leidenschaft sind Reisethemen in Russland. Miriam von Fritschen Das Studium des Cruise Industry Management (CIM) hat zwei Leidenschaften in ihr entfacht: Kreuzfahrten und Bremerhaven. Dorthin kehrte sie zur Recherche für eine Segelgeschichte für uns zurück. Jenny May Segel- und Marinegeschichten sind die Spezialität der Filmund Fernseh-Wissenschaftlerin aus Berlin, Italien ist ihre Leidenschaft. Die neue COSTA DELIZIOSA war daher für sie ein Heimspiel. Gudrun Schlüter Sie hat als Presse-Referentin von Kreuzfahrt-Reedereien Jahrzehnte lang die Welt bereist - u.a. 50mal transatlantik mit der QE2. Nunmehr erfüllt sie sich persönliche Reise-Wünsche und schreibt über Erlebtes. Herbert Fricke Seemann, Journalist, ein halbes Leben beim NDR, Buchautor maritimer Themen. Wer könnte besser ein Salzwasser-Plädoyer halten als Herbert Fricke, Moderator der Welt ältester Radiosendung Gruß an Bord? Sigrid Schmidt Die Grande Dame der Redaktion blickt auf 30 Jahre Kreuzfahrt zurück. Dabei ist manche maritime Leidenschaft erwacht. Zum Beispiel für Leuchttürme. In einer Serie stellt sie ihre schönen schlanken Lieblinge vor. Jutta Schobel Reisereportagen sind das Arbeits- und Interessengebiet der studierten Geographin. Fast 20 Jahre arbeitete sie als Studienreiseleiterin für Skandinavien und blickt auf mehr als 30 Jahre Kreuzfahrterfahrung zurück. Dr. Dr. Dr. Gottfried Mai Theologe, Politologe und Historiker Dr. Mai war Missionar in Amazonien, Pfarrer der Bundesmarine und ist vielen Lesern als Lektor und Bordgeistlicher bekannt. Er ging schon in den 70ern auf Kreuzfahrt. Oliver Schmidt 30 Jahre Kreuzfahrt war das Jubiläum, das der Journalist mit Schwerpunkt Kreuzfahrt unlängst feiern konnte. Am meisten liebt er Schiffsladies mit Charme und Patina - von der NORWAY bis zur MONA LISA. Das ist eine Internet-Publikation und erscheint 6x jährlich jeweils am 15. Januar 15. März 15. Mai 15. Juli 15. September und 15. November im Media-Maritim-Verlag e.K. Kaiserstraße 210, 45699 Herten. Anschrift der Redaktion: Redaktion Schiffsreisen-Magazin Postfach 110 276 42530 Velbert Tel.: +49 2053 998 118 Herausgeber und Chefredakteur: Oliver Schmidt (V.i.S.d.P.) Reiger Weg 38 42553 Velbert Tel.: +49 2053 - 998 118 Mobil: +49 172 - 635 60 58 Ständige freie Mitarbeiter: Erika Albrecht, Jennifer Bligh, Annette Bopp, Brunhild Erley, Katharina Erschov, Miriam von Fritschen, Margit Kremeyer, Jenny May, Kay Janet Pönninghaus, Gudrun Schlüter, Sigrid Schmidt, Jutta Schobel, Imke Schwarzrock, Snežana Šimičić, Jutta Spiessbach, Simone Wieting, Carina Wolfram, Horst Benk, Christian Eckardt, Herbert Fricke, Fred Friedrich, Dr. Dr. Gottfried Mai, Hagen Mesters, Andreas Pfeffer, Ton Valk, Helfried Weyer Redaktion und Verlag übernehmen keine Haftung für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial. Das Schiffsreisen-Magazin ist nicht für die Inhalte von Links zu externen Internet-Seiten verantwortlich. Es gilt die Anzeigen-Preisliste No. 1 vom 15.06.2009. Bankverbindung: Media-Maritim-Verlag Commerzbank Velbert-Langenberg BLZ 330 400 01 Konto-Nr. 254 84 69 03 e-Mail: www.Schiffsreisen-Magazin.de Startseite: Sea Cloud Cruises, Strandhotel Hübner, Gudrun Schlüter, OS Editorial: OS Autoren: WAZ, Miriam v. Fritschen, Gudrun Schlüter, Jutta Schobel, Dieter Schneider, OS Interview 1: Sea Cloud Cruises Interview 2: Sea Cloud Cruises, OS Interview 3: Sea Cloud Cruises Interview 4: OS Interview 5: Sea Cloud Cruises Interview 6: Sea Cloud Cruises Esprit-Segeln 1+2: Esprit Esprit-Segeln 3: Esprit, OS Vasa-Museum 1-6: OS Transatlantik 1-4: Jutta Schobel Galionsfiguren 1-5: Gudrun Schlüter Leuchtturm 1: OS Leuchtturm 2: OS, Archiv SS Atlantic 1-2: Wikipedia, SS Atlantic Official Website Amadea-Weltreise 1: Ina Kurz, OS Amadea-Weltreise 2-8: Ina Kurz Flussreise Holland 1-6: Jenny May Maritime Ferienwohnung: Peter Tönnishoff Guten Morgen Kiel 1-6: OS Nowgorod 1-7: OS St. Petersburg 1-4: OS Molly vom Fischmarkt 1-2: Daniela Rall Costa Deliziosa 1: Jenny May, Costa Crociere Costa Deliziosa 2-4: Jenny May Costa Deliziosa 5: Jenny May, Costa Crociere Costa Deliziosa 6: Jenny May Laboe 1: Archiv Dr. Mai Laboe 2-4: Jenny May Der Beruf des Leuchtturmwärters war und ist - dort, wo es ihn noch gibt - ein einsamer Beruf. Mit Einsamkeit dürfte der Leuchtturmwärter von Warnemünde kein Problem gehabt haben, denn dieser Leuchtturm steht mitten im Ort, fast am Schnittpunkt von der Flaniermeile am Alten Strom mit der Strandpromenade. Schon seit dem 13. Jahrhundert soll es an der Einfahrt zum Rostocker Hafen Leuchtfeuer gegeben haben. 1836 wurde ein Gerüst erbaut, in dem etwa acht Meter über dem Meeresspiegel eine Laterne hing. Für die Seeschifffahrt hatte dieser „Leuchtturm“ keine Bedeutung; er war nur eine Hilfe zur Ansteuerung des Rostocker Hafens. Zu mehr taugte er auch nicht. Für den rapide zunehmenden Schiffsverkehr reichte diese Lösung bald nicht mehr aus. Man musste handeln und hatte 1862 Wichtig für die Reichweite: Fresnell-Linse den Entwurf für den Umbau des vorhandenen Leuchtfeuers zu einem vollständigen Leuchtturm fertig. Der Entwurf wurde bereits 1863 genehmigt. Dennoch tat sich für lange Zeit nichts, Der Leuchtturm steht mitten im Geschehen denn man stritt sich um die Kosten. 1896 endlich war es so weit, der Bau begann. Der Untergrund war sandig, für einen sicheren Stand mussten 33 Pfähle elf Meter tief in den Boden gerammt Von der Brücke der DRESDEN suchte man das Leuchtfeuer werden. 1898 konnte der Leuchtturm seinen Betrieb aufnehmen. Ein Dampfschiff fuhr auf die Ostsee hinaus und überprüfte, ob das neue Leuchtfeuer auch wie geplant 16 Seemeilen weit zu sehen war. Der Warnemünder Leuchtturm sieht nicht aus wie ein typischer Leuchtturm, denn er zeigt sich nicht im klassischen rot-weiß geringelten Kleid. Er ist ein Ziegelbau mit einer Verblendung aus weiß glasierten Steinen und grünen Ziegelbändern. Er hat zwei Keller. Der untere Keller diente in früheren Tagen als Petroleumlager. Das Petroleum wurde über eine Leitung in die Laternenstube gepumpt. Damit wurden Verunreinigungen im Turm, insbesondere der Granit-Wendeltreppe, beim Transport des Petroleums vermieden. 1927 wurde der Leuchtturm elektrifiziert und die Petroleumbehälter im Keller entfernt. Nach der Elektrifizierung waren seine Signale 20 Seemeilen weit zu sehen. Einen Leuchtturmwärter gab es in Warnemünde bis 1978. Heute ist der Leuchtturm automatisiert und das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund für seinen Betrieb zuständig. Der Leuchtturm ist eine Warnemünder Touristenattraktion. Das ist dem „Förderverein Leuchtturm Warnemünde e. V.“ zu verdanken, der mit vielen ehrenamtlichen Helfern dafür sorgt, dass der Turm in den Sommermonaten bestiegen und besichtigt werden kann. Nach der Grenzöffnung drohten gesamtdeutsche Vorschriften den Besucherverkehr zu stoppen, doch die traditionsbewussten Warnemünder mochten die Auffassung, dass sich Leuchtfeuerbetrieb und Touristen- Schon auf historischen Postkarten ist der Leuchtturm das Warnemünder Wahrzeichen Besuche auf einmal nicht mehr vertrügen, nicht teilen. So steht der 112 Jahre alte Turm seit der Renovierung Kletterwilligen wieder offen. Die Aussicht über Warnemünde und die Ostsee ist atemberaubend. Von 1979 bis 1993 war der Turm gesperrt, weil er umfangreich saniert werden musste. Nach der Wiedereröffnung wurde 1994 der Förderverein gegründet. In den Sommermonaten von Mai bis September kann der Leuchtturm täglich von 10.00 – 19.00 Uhr besichtigt werden zu moderaten Eintrittspreisen (2,-- Euro, ermäßigt 1,-- Euro, Familien 4,-- Euro). Seine zentrale Lage bringt es mit sich, dass er in viele Veranstaltungen einbezogen ist. Öffentliche Ereignisse in Warnemünde finden nicht selten „am Leuchtturm“, „unter dem Leuchtturm“ oder „um den Leuchtturm“ statt. Wer Neben dem Leuchtturm der Teepott über den Jahreswechsel in Warnemünde ist, sollte sich die Lasershow „Leuchtturm in Flammen“ am Abend des 1. Januar nicht entgehen lassen. Auch heiraten kann man im Leuchtturm. Brautpaar und Hochzeits-Gesellschaft sollten aber fit sein, denn es sind 135 Stufen zu bewältigen. Für die Hafeneinfahrt Rostocks ist das Leuchtfeuer noch heute wichtig Es fühlt sich ein bisschen so an wie früher der alte Schulbus, der sich schwerfällig ächzend durch die Pfützen der unbefestigten Parkfläche vor dem Sportplatz quälte. Später, als der Achtsitzer japanischer Herkunft mit hundert Sachen über die Piste fegt, die in Tradition groß geschrieben Russland mit zugedrückten Augen als Autobahn durchgeht, federt das Fahrwerk jene Stöße ab, die bei dreißig noch die Lendenwirbel strapazierten. Daniela bietet noch rasch einen Drink aus der Thermobox an, dann streckt sie sich auf der Rückbank aus. Weiß dominiert im Stadtbild Die acht Passagiere haben Glück. Sie sind mit der CRYSTAL SYMPHONY in St. Petersburg. Auf ihrer Kabine liegt eine Hochglanzbroschüre, die bei jedem anderen Anbieter als Hauptkatalog taugen würde: das Landausflugs-Programm. Es liest sich wie ein Märchenbuch aus der Zarenzeit. Wer weniger schick in den Hafen der Ostseemetropole schwimmt, die nach den für die Ewigkeit betonierten Lettern an der Hafeneinfahrt übrigens immer noch „Leningrad“ heißt, muss sich die dreistündige Autotour nach Nowgorod selbst beschaffen. Hier wird sie gar noch von der charmanten Spa-Mitarbeiterin begleitet, die für Getränke und gute Laune sorgt. Einsamer wird die Straße, und der Kleinbus zischt gnadenlos an allen anderen vorbei. Wahrscheinlich ist ein Satz Stoßdämpfer in den Ausflugspreis mit eingerechnet. Die Automarken, die In den achtziger Jahren weilte ein Schnellboot-Geschwader der Bundesmarine aus dem Stützpunkt Olpenitz zum Flottenbesuch in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Die VASA war prunkvoll und filigran gearbeitet Neben offiziellen Veranstaltungen gab es auch ein kulturelles Programm für die deutschen Gäste. Was interessiert Seeleute mehr als ein Schiff? So wurde eine Gruppe junger Marinesoldaten auch zur größten Attraktion der Stadt - zum VASA-Schiff - geführt. Von den begeisterten Ausführungen des schwedischen Fremdenführers, der die VASA in höchsten Tönen pries, zeigte sich ein junger Mann nicht überzeugt. In seiner Gefreitenmentalität fragte er den verdutzten Schweden: „Wenn das beste Schiff der schwedischen Marine schon nach zwanzig Minuten versank, wie schlecht müssen dann erst die anderen Schiffe gewesen sein?" Ungetrübt von dieser verspäteten Anekdote war Schweden im Zeitalter der Reformation zur europäischen Großmacht aufgestiegen und das nicht zuletzt wegen seiner bedeutenden Flotte, für die der Bau der VASA ein krönender Höhepunkt werden sollte. Die schwedische Macht reichte im 17. Jahrhundert von Lappland bis zu den Alpen, von Finnland bis zu den amerikanischen Kolonien am Delaware. Umgeben von mächtigen Rivalen allein mit der Hansestadt Lübeck im Bunde, hatte sich Schweden aus der Kalmarer Union (1397 - 1523) lösen und von dänischer Herrschaft befreien können. Im Osten expandierte das russische Reich Iwans des Schrecklichen, und im Süden und Süd-Osten hatten die Polen mit der Polnisch-Litauischen Union 1569 ein Großreich geschaffen. Schweden konnte sich in diesem Spannungsfeld nur mittels einer starken Flotte behaupten. Gustav I. Vasa, der 1523 in Strängnäs in Anwesenheit lübischer Gesandter zum König gewählt wurde, führte die Reformation Schwedens weniger aus lutherischer Frömmigkeit als wohl mehr aus finanzpolitischen Gründen durch. Mittels des enteigneten katholischen Kirchenbesitzes ließen sich die Staatsfinanzen hervorragend sanieren. Der Protestantismus wurde offizielle Staatsreligion und der König als Bischof das Oberhaupt der neuen schwedisch-lutherischen Kirche. Gustav I. Adolf führte die erbliche Thronfolge ein, die 1590 per Gesetz auch für weibliche Nachkommen galt. Sohn und Nachfolger Gustavs war Johann III. Vasa, der in erster Ehe mit Katharina Jagiellonica, der Schwester des polnischen Königs, verheiratet war. Ihr gemeinsamer Sohn Sigismund III. Vasa (1566 - 1632), der 1587 König von Polen wurde, stand unter dem Einfluss seiner katholischen Mutter und seiner jesuitischen Lehrer. Als er 1592 auch noch König von Schweden wurde, hätte die Vasa- Dynastie leicht zur führenden Macht im Ostseeraum, ja sogar Nordund Osteuropas werden können. Da beging Sigismund den Fehler, mit Hilfe der Jesuiten erneut den Katholizismus in Schweden einzuführen. Das Volk wehrte sich, und Onkel Karl IX. Vasa, der jüngste Sohn Gustav I. Vasa, stürzte 1599 seinen Neffen. Sigismund. Karl übernahm zunächst als Reichsverweser und ab 1607 als König die Herrschaft über Schweden. Hatte schon Karl IX. Vasa ein Gesetz erlassen, dass nur ein Evangelischer die Krone Schwedens tragen dürfe, so ging sein Sohn Gustav II. Adolf Vasa (1594 -1632) noch einen Schritt weiter. Um Reich und Thron zu schützen, wurde 1617 per Gesetz bestimmt: „Jeder Schwede, der zu Polen hält, ist ein Verräter an seinem Vaterland. Jeder Schwede, der Katholik ist und nach drei Monaten sich noch in Schweden aufhält, ist als Reichsverräter zu behandeln." Dieses Gesetz fand ohne Einschränkung auch in der eigenen Familie Befolgung. Als 1654 Kristina, Gustav Adolfs einzige Tochter und Thronerbin, zum Katholizismus konvertierte, musste sie als Königin abdanken und binnen drei Monaten Schweden verlassen. Sie starb 1689 in Rom, ohne je ihre Heimat wieder gesehen zu haben. Gustav II. Adolf erbte als 17-jähriger König drei Kriege, sogenannte Dauerbrenner. Im Osten trachtete Russland danach, Finnland an sich zu reißen. Im Süden glaubte Vetter Sigismund Schweden mit der polnischen Krone vereinigen zu müssen. Im Westen konnte Dänemark die verlorene Herrschaft über Schweden nicht verwinden. Solcherart von allen Seiten bedrängt, ist von Gustav II. Adolf das Zitat überliefert: „Nächst Gott beruht das Wohl des Reichs auf seiner Flotte". Mit holländischen Fachleuten hatte schon Karl IX. gute Erfahrungen gemacht, als sie ihm die Stadt und den Hafen Göteborg bauten. Gustav II. Adolf holte sich ebenfalls kundige, mit dem Schiffbau vertraute Handwerker aus Holland nach Stockholm. Im Jahre 1625 beauftragte er den holländischen Schiffsbaumeister Henrik Hybertsson mit dem Bau eines neuen Flaggschiffs für die schwedische Flotte, die zwanzig Kriegsschiffe umfasste. Das neue Schiff sollte den Namen des Königshauses VASA führen. Stockholm besaß damals etwa 10.000 Einwohner. Die Werft brauchte zahlreiche Arbeitskräfte. Allein an der VASA arbeiteten ständig um die 400 Handwerker. Und sie war nicht das einzige Schiff, an dem gebaut wurde. Gleichzeitig waren die Aufträge für ein fast ebenso großes Schiff, die TRE KRONOR („Drei Kronen") und zwei weitere, aber kleinere Fahrzeuge erteilt worden. Am 1 .Januar 1626 begann der Bau der VASA auf der königlichen Werft auf der Halbinsel Blasieholm. Zuvor hatten Forstleute im Umland Stockholms 1.000 geeignete Eichen ausgesucht, fällen und nach Blasieholm bringen lassen. Eichenholz ist kostbar und wächst langsamer - wie an den Jahresringen abzulesen ist - je weiter man in den kälteren Norden kommt. Schon Karl IX. hatte hinsichtlich des benötigten Eichenholzes für den Schiffsbau harte Gesetze fassen lassen. So heißt es im Landrecht von 1608: „Wer eine Eiche fällt, wird zu 40 Mark Geldbuße verurteilt, beim zweiten Mal zu 80 Mark, beim dritten Mal zum Tode." Die VASA an ihrem heutigen Platz im Museum großes Schiff, aber mit zwei Kanonendecks, zu bauen beabsichtigte. Er wollte gleichziehen und befahl, ein weiteres Kanonendeck aufzuziehen, um die Anzahl der Geschütze zu verdoppeln. So waren insgesamt 64 Geschütze zu installieren, von denen 48 Kanonen als 24-Pfünder zur schweren Artillerie gehörten. Die weitere Bestückung bestand in acht 3-Pfündern, zwei 1-Pfündern und sechs Mörsern. Damit konnte fast die Feuerkraft der polnischen Flotte erreicht werden, und die VASA wäre das stärkste Kriegsschiff seiner Zeit geworden. Das farbenprächtige Heck der VASA im Modell... Die VASA war ein Prestigebau. Sie sollte den Freunden Respekt und den Gegnern Angst einflößen. Wenn man heute vor ihr im Museum steht, dann kann man sich gut vorstellen, welchen Eindruck sie machte, als noch keine Riesenschiffe die Meere durchpflügten: ein 1.200 BRT Wasser verdrängender Dreimaster vom Kiel bis zum Masttopp von 52 Meter Höhe, vom Bugspriet bis ... und im eichenhölzernen Original zum Heck 69 Meter Länge, von Backnach Steuerbord 12 Meter Breite und dabei das Heck 20 Meter über den Meeresspiegel ragend, dazu zehn Segel mit einer Gesamtfläche von 1.300 Quadratmetern. Auf der Jungfernfahrt hatte die VASA vier Segel gesetzt. Sie gingen nach dem Unglück verloren. Die übrigen sechs Segel aus Hanf oder Leinen befanden sich noch in der Segelkammer unter Deck. Sie konnten nach der Bergung des Schiffs 1961 gerettet und konserviert werden und stellen somit die ältesten erhaltenen Segel der Welt dar. Hybertsson hatte das Schiff auftragsgemäß mit einem Kanonendeck konzipiert. Gustav II. Adolf erfuhr 1627, dass der dänische Feind ein ähnlich Hybertsson erkannte gleich, dass das Schiff durch die zusätzlichen Geschütze seinen Schwerpunkt in den oberen Bereich verlagerte und instabil wurde, konnte aber die veränderten Gewichtsverhältnisse nicht mehr in die Konstruktionspläne einarbeiten, zumal der Bau des Rumpfes schon zu weit fortgeschritten war. Ein Neubau wäre sinnvoller gewesen. Die notwendige Überarbeitung der Baupläne bzw. ein Neubau hätten eine Verzögerung der Fertigstellung bedeutet, welche der ungeduldige König nicht hinzunehmen gedachte. Das Jahr 1627 hatte der schwedischen Marine, nicht zuletzt auch durch die verlorene Seeschlacht von Oliwa bei Danzig, empfindliche Verluste beschert. Als Revanche sollte der erste Auftrag des neuen Schiffs in der Wiederaufnahme der Blockade der Weichselmündung vor Danzig bestehen. Hybertsson war nicht der Mann und auch nicht in der Position, um dem König energischen Widerstand entgegen zu setzen. Er litt bereits stark unter Krankheit, die noch im Jahre 1627 zu seinem Tode führte. Die VASA war auch ein Prestige-Objekt So nahm das Unheil seinen Lauf. Zur weiteren Ausrüstung wurde das fertige Schiff vor das unweit von der Werft gelegene königliche Schloss geschleppt. Der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Klas Fleming, testete dort die verdächtige Stabilität des Schiffs, indem er 30 Mann der Besatzung gleichzeitig mehrmals von Bordwand zu Bordwand hin und her eilen ließ. Der Test ließ das Schiff bedenklich schwanken. Eine Vermehrung des vorhandenen Ballastes von 120 Tonnen, der in Form von Steinen in der Kiel-Region lagerte, lehnte Admiral Fleming ab, weil dadurch die Stückpforten des unteren Batterie-Decks zu nahe der Wasseroberfläche gekommen wären und bei schon geringer Schräglage Seewasser in das Schiff geströmt wäre. Unverständlicherweise Admiral Fleming Hybertssons Nachfolger von seinem misslungenen Test nicht. So begann die VASA am 10. August 1628 vom königlichen Schloss Tre Kronor aus ihre Probefahrt unter schlechtesten Voraussetzungen. Sie sollte nur zwanzig Minuten dauern und endete nach 1.300 Metern mit einer Katastrophe, als sie vor der Insel Beckholmen von einer Windboe gepackt wurde, Schlagseite bekam, die Geschütze verrutschten und das Wasser durch die offenen Luken des unteren Batteriedecks ins Schiffsinnere strömte. Alles geschah vor den Augen der schaulustigen Bevölkerung Stockholms, die sich am Ufer eingefunden hatte und das Geschehen verfolgte. Die komplette Besatzung sollte aus 437 Mann Zusätzliche Kanonen wurden der VASA zum Verhängnis bestehen. Die 300 Seesoldaten befanden sich jedoch auf der Probefahrt noch nicht an Bord. Falls die seemännische Besatzung vollständig war, dazu etliche Frauen und Kinder als Familienangehörige sowie einige prominente Ehrengäste an der Fahrt teilnehmen durften, mögen um 200 Personen an Bord gewesen sein. Die Zahl der Opfer könnte nach Schätzung der Skelettfunde zwischen dreißig bis fünfzig Personen betragen haben. Die meisten haben sich wohl schwimmend an das nahe Ufer retten können. Um 1664 gelang es, mittels Taucherglocke die kostbaren Bronze-Geschütze bis auf drei zu bergen. Die Masten des in 32 Metern Tiefe auf dem Hafengrund liegenden Schiffes wurden gekappt, um die Schiffahrt nicht zu behindern. Das Wrack geriet in Vergessenheit. Der Marinehistoriker und Unterwasserarchäologe Anders Franzen (1918 -1993) hatte erkannt, dass im wenig salzhaltigen Brackwasser der Ostsee der das Holz zerfressende Schiffsbohrwurm (teredo navalis) nicht leben konnte. Die Ostsee ist somit eine Fundgrube für gesunkene Holzschiffe aus längst vergangenen Zeiten. In den 40er Jahren begann Franzen nach versunkenen Schiffen zu suchen. Im Reichsarchiv war er auf Dokumente gestoßen, die ihn schließlich zur Entdeckung des Wracks der VASA im Hafen vor Stockholm führten. Fünf Jahre lang suchte er seit 1951 er mit einem kleinen Boot jeden Quadratmeter des Hafenbeckens akribisch mit Draggen und einem speziellen Hand-Lot ab. Am 25. August 1956 wurde Franzen fündig. Die Holzprobe im Stech-Lot ergab, dass es sich bei dem gefundenen Objekt nur um die VASA handeln konnte. In Zusammenarbeit mit der schwedischen Marine und dem Bergungsunternehmen Neptunbolaget gelang es, das Wrack vom Hafenschlamm zu befreien und es mittels Stahltrossen und Pontons in 16 Etappen in seichteres Wasser zu bugsieren. Am 24. April 1961 wurde das Schiff nach 333 Jahren auf dem Meeresgrund dem Tageslicht zurückgegeben und auf Beckholmen in ein Trockendock gebracht. Dort wurde es jahrelang mit Wasser und Konservierungsmittel besprüht, um die Schwefelanteile aus dem Holz zu waschen und den Zerfall an der Luft zu verhindern. Das Wrack war zu mehr als 95% in Originalteilen erhalten. Doch vieles befand sich nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz. Im Schlamm wurden um 13.000 Holzteile, rund 12.000 kleinere Gebrauchsgegenstände aus Holz, Glas, Keramik, Metall, Leder und Stoff sowie über 4.000 Kupfer- und Silbermünzen gefunden. Eine mühsame Puzzle- und Restaurierungsarbeit war zu bewältigen. Die etwa 700 Statuen, Tiergestalten und Ornamente mit Motiven der schwedischen Geschichte, der antiken Mythologie und der Bibel, die alle in ihren leuchtenden ursprünglichen Farben restauriert werden konnten, belegen, dass die VASA nicht allein als Kriegsschiff, sondern auch als Prunk- und Prachtobjekt dem Prestige des Königshauses dienen sollte. Aus den Akten ist zu erfahren, dass die Bildschnitzer die Meister Marten Redtmer, Hans Clausink - beide aus Deutschland - und der Holländer Johan Thesson mit ihren Gesellen und Lehrlingen gewesen sind. Die Entdeckung, Bergung und Restauration der VASA ist eine einzigartige meeresarchäologische Leistung und das Schiff eine auf der Welt einmalige Sehenswürdigkeit. Selbst die gut fünfzig Museen Stockholms, die über einen sehr hohen Standard verfügen, verblassen vor der Einmaligkeit des VASA-Museums. Das Schiff war zunächst in einer aus Leichtmetall konstruierten Halle untergebracht, die sich bei einem Unwetter 1987 als wenig geeignet erwies. Von den Architekten Göran Mansson und Marianne Dahlbäck wurde ein 225 Millionen Kronen teurer Bau entworfen. Um das Schiff herum verwirklichten sie von 1987 bis 1990 das heutige Museumsgebäude in Form einer 34 Meter hohen Halle, und für weitere Exponate wurden ausreichend Nebensäle und -räume geschaffen. Neun Ausstellungen sind es, welche mit ihren Exponaten die Kenntnisse über die Zeit des VASA-Schiffs vertiefen. Bevor der Besucher seinen Rundgang durch die verschiedenen Etagen rund um das Schiff beginnt, sollte er im Kinosaal den auch deutschsprachig vorhandenen Informationsfilm über die Geschichte der VASA von Entstehung, Untergang, Entdeckung, Bergung und Restauration ansehen. Von der Hebung des Wracks werden Originalaufnahmen aus den 60er Jahren eingespielt. Anstelle der nicht mehr existierenden Masten der VASA wurden auf dem Dach der 34 Meter hohen Halle drei abstrakte Mastgebilde mit den Rahen symbolisch aufgesetzt. Das VASA-Museum befindet sich auf Djurgarden vor dem Gebäude des ehemaligen Zeughauses, das heute ein landeskundliches Museum beherbergt. Der ermüdete Besucher kann zur Stärkung seiner schwindenden Kräfte im VASA-Restaurant eine Pause einlegen. Zur weiteren Information über das Zeitalter Gustav II. Adolfs bietet der Museumsladen eine Auswahl spezieller Literatur. Daneben können Postkarten, Poster, zeitgeschichtliche Nachbildungen von Gegenständen des Alltags aus Holz, Glas, Metall und Stoff, die auf der VASA gefunden wurden, käuflich erstanden werden. Zeitgenössische Figuren zierten die VASA... Die Geschütz-Luken der VASA ... wurden kopiert und erstrahlen nun separat vom Originalholz in alter Farbenpracht Mit dem beeindruckenden Bugspriet kommt die VASA auf 69 Meter Länge Die Klänge der New Dimension Steelband verhallen im Dunkel der lauen, tropischen Nacht. Über Bordlautsprecher erschallt der „Meereszauber“ aus dem Bolero der Herzen, unsere wohlbekannte Auslaufmelodie von Walter Scholz. Ein wenig wehmütig schauen die 390 Passagiere und rund 200 Besatzungsmitglieder der DELPHIN über die hell erleuchteten Masten der am Kai von Bridgetown verankerten ROYAL CLIPPER auf das Festland von Barbados. „Time to say good bye“, gefühlvoll, melancholisch gespielt von Joe Diamond auf dem Keyboard. Mit Margarita, Caipirinha oder Piña Colada fällt uns der Abschied von der Zivilisation, dem bunten Treiben in den Städten, den endlosen Zuckerrohrplantagen und traumhaft schönen Sandstränden ein wenig leichter. 350 Millionen Kubikkilometer Wasser des Atlantiks liegen vor uns. Mit voller Kraft von 20 Knoten (37km/h) und rund 320 Tonnen Schweröl wird die DELPHIN die nächsten 160 Stunden gegen die Strömungen des zweitgrößten Ozeans der Welt ankämpfen, gegen den warmen Nordäquatorialstrom und den kalten Kanarenstrom. Wenn nach fast einer Woche „Conquest of Paradise“ von Vangelis ertönen wird, haben wir nicht wie Kolumbus den Westen erobert, sondern mit Kapitän Vladimir Vorobyov die Alte Welt erreicht und erstmals wieder in Santa Cruz de Tenerife festen Boden unter den Füßen mit der gewohnten Hektik einer betriebsamen Hafenstadt, die wir nach erholsamen Atlantik-Tagen begierig erkunden. Liegeplatz Seite an Seite mit dem Großsegler ROYAL CLIPPER Warum lassen wir uns nicht mit dem Golfstrom, dem rund 10 km schnellen, warmen Megafluss im Atlantik, über die Bermuda-Inseln, die Azoren und Madeira in die Heimat zurücktreiben? Egal wie, wir sind gespannt auf unsere erste Transatlantikreise. Sieben Tage kein Landausflug, kein Schnorcheln an sonniger Küste zwischen Korallen und Sandbänken, nur endloser, tiefdunkelblauer Ozean und strahlender Sonnenschein. „Glatt wie ein Waldsee und Hoch Susan begleitet uns“, schwärmt Kreuzfahrtdirektor Ernst Herrmann, der mit Jahresende aus Altersgründen den aktiven Dienst an Bord der DELPHIN quittieren wird. Von all seinen vielen Transatlantikreisen, davon nicht wenige mit der DELPHIN, fanden rund 95 Prozent bei ruhiger See Transatlantik bedeutet 24 Stunden Arbeit auf der Brücke... Achteraus sind tausend Meilen... Vor dem Bug nur halb so viel! So wie wir das Meer durcheilen, so sind wir schon bald am Ziel! und optimaler Hochdruckwetterlage statt. Das erklärt wahrscheinlich auch den großen Anteil der Transatlantik-Repeater unter den Passagieren, die auf dieser Route Erholung suchen. „Fit und vital“ heißt das Motto dieser Reise. Auch dies war ein Anreiz für uns, in Aruba an Bord zu gehen. Zeit für Entspannung und Erholung, ohne Hektik, Wohlergehen für Geist und Körper. ... mit exakter Navigation an der Seekarte... ... die von Kapitän Vorobyov persönlich unterschrieben ist Das Küchenbüffet mit Krapfen und Wodka ist eine Spezialität an Bord der DELPHIN Täglich Frühsport um 7.30 Uhr und Wirbelsäulengymnastik um 9.30 Uhr mit Katja Notzon im Grand Salon auf der Tanzfläche, die aber nur Platz für maximal 16 Gymnastikmatten bietet. Zum Glück kommen nicht alle Passagiere. Gut besucht sind die Chi-Gong-Einführungsseminare mit Heilpraktikerin Xiaoyam Liu aus Bremen. Wir schmunzeln ein wenig, wenn alle 80 Kursteilnehmer negative Energien „in die Erde rein“ pressen sollen. Unter unseren Füßen sind noch vier Schiffdecks, eine Metallbordwand und endlose 4.000 Tiefseemeter. Der Glaube versetzt hier sogar ganze Ozeane. Wir strahlen zusammen mit unserer Chi-Gong-Meisterin und intonieren im Chor: „Wir sind gesund und glücklich!“. Und in der Tat, das sind wir. Glücklich, dass wir rundum wohlversorgt auf große Tour gegangen sind. „Vier Sterne plus“ verdient nicht nur die Küche, sondern auch die ukrainische Service-Crew Professionell musikalisch geht es bei Joscha Hähner im Sky Club zu. Musikinteressierte Passagiere treffen sich hier täglich, um für den Auftritt des DELPHIN-Schiffs-Chores am letzten Seetag zu üben. Ob „Dona nobis pacem“, „Einmal noch nach Bombay“ oder „Tulpen aus Amsterdam“, die Stimmung ist prächtig, der Applaus auf dem vollbesetzten Achterdeck bei bayerischer Brotzeit und Freibier grandios. Natürlich ist auch Zeit für ein Buch aus der Bordbibliothek, eine Partie Schach mit dem sympathischen Herrn vom Nachbartisch, eine Runde Tischtennis, Shuffleboard oder für einen Tanzkurs mit den Royal Dancers. Begeisterte Skatspieler lassen es sich nicht nehmen, mit dem Kapitän persönlich in der Delphin-Bar um die Wette zu „klopfen“. Ein Kapitän zum Anfassen! Und passionierter Skatveteran ist er auch. Ebenfalls mit Liebe gemacht: Das Osterbüffet - der Frühling kommt! Wenn Sonja Brzostowicz in die Delphin-Lounge einlädt, gibt es viel zu schmunzeln, Nachdenkliches, Humorvolles von Eugen Roth, lustige Geschichten aus dem Reise(leiter)leben und -erleben. Balsam für die Seele, frei nach dem Motto: „Es schadet nicht, vergnügt zu sein.“ Erholung unterm Schatten spendenden Sonnensegel... Auch an die zehn jüngsten Kreuzfahrtgäste wird in einem speziellen Animationsprogramm gedacht: Spiel, Spaß, Sport. Und Zaubertricks zeigt Axel Hecklau, ein Berliner Zauberer mit Leib und Seele. Als „Wachtmeister seiner Majestät Wilhelm Beetz“ mit waschechtem Zwirbelbart und Pickelhaube erfreut er am Abend beim kaiserlichen Showprogramm. Perfekt und unterhaltsam auch das musikalische Entertainment: Carnival Band, Chansons mit Conferencier Tino Less, Alessandra mit brillanter Präsentation von Swing, Schlagern und Evergreens. Die Crewshow vom Serviceteam aus der Ukraine wird wegen ihrer Professionalität mit viel Beifall bedacht. ... bei einer Partie Schach am Heck... Standing Ovations auch für den Meister der Panflöte und Trompetenvirtuosen Chris Christian, Cheftrompeter vom „Starlight Express“. „Vier Sterne plus“ verdient das kulinarische Angebot – exzellent und verführerisch. Da vergisst man leicht, dass das Motto dieser Reise „Fit und vital“ lautet. ... oder bei karibischer Musik an der Pool-Bühne Ein großes Lob ist dem jungen und ambitionierten Chefkoch Joachim Raunigg aus Österreich sicher. Dank auch an Virgilio Dantes von den Philippinen, der täglich die vielen filigranen Dekoschnitzereien auf Tausende Teller zaubert. „Die Zeit vergeht schneller als Sie denken.“ Wir haben die Worte von Kreuzfahrtdirektor Ernst Herrmann noch im Ohr, als wir nach einer Woche entspannt und wunderbar erholt die Küste von Teneriffa erblicken. „Conquest of Paradise“ erklingt aus dem Bordlautsprecher. Ach ja, „Columbus 1492“ mit Gérard Depardieu und keinen der über 60 anderen im Bord -TV-Programm angebotenen Filme haben wir in den letzten sechs Tagen gesehen, so abwechslungsreich war das Leben an Deck. Die Zeit verging wie im Fluge! Schon sehen wir die ersten Passagiere, die bereits ihre neue Passage im Hansa-Katalog aussuchen. Das werden auch wir tun: ob mit Nordäquatorialstrom oder ohne, ob mit Hoch Susan oder ohne, ob mit Gérard Depardieu oder ohne...! versichert? Wird die sogenannte „Erbengeneration“ nicht viel zu sehr verhätschelt und verwöhnt? Beruf Sohn, Beruf Tochter – wer kennt nicht solche Beispiele in eigener Umgebung? Nehmen nicht manche „Erben“ ihren Wohlstand viel zu selbstverständlich? „OK, die neue Staatsverschuldung ist falsch und verhängnisvoll“, meinte der Herr einsichtig. Künftige Generationen würden unverantwortlich belastet. „Aber irgendwann macht es ‚rrrums’ - dann wertet Europa den Euro ab, vielleicht die USA auch den Dollar, dann sind die Gymnastik an Deck der AMADEA Während Sie dies lesen, sind die rund 600 glücklichen Weltreisenden an Bord der AMADEA noch unterwegs auf ihrer Flucht vor diesem langen nordeuropäischen Winter. Südsee statt Nordschnee, türkis statt mies, wogende Palmen statt verschneiter Almen, und Eis lieber als Würfel im Tropencocktail statt auf der A 1 zwischen Osnabrück und Bremen… Kim aus dem Phoenix-Team Aber lassen wir gar nicht erst Neid aufkommen, viele könnten ja ähnlich lebensweise planen, tun es aber nicht und leiden lieber in der kalten Heimat. Klar, so ein Traum ist nicht gerade billig, aber auch längst nicht so teuer und so schmerzhaft wie der Sturz auf glattem Trottoir. Helmut Kohl ist auf der eigenen Kellertreppe ausgerutscht. Auf der Gangway wäre ihm das wahrscheinlich nicht passiert. Manches Seniorenstift kostet umgerechnet mehr als eine Kreuzfahrtkabine. Und dort hat man nicht jeden Morgen einen anderen Hafen, eine andere Sicht, ein anderes Land, einen anderen Eindruck vor Augen. „Meine Kreuzfahrt bezahlen meine Erben!“ erklärte mir ein weißhaariger Herr an der Reling. Hat er denn nicht Recht, der Mann, der sein Leben lang hart gearbeitet hat, wie er mir glaubhaft Schulden erstmal weg, und mancher Wohlstand muss dann mühsam neu begründet werden.“ - „Dann erlebt die kommende Generation auch ihr 1948, eine Währungsreform ohne Krieg und Neptuns Begrüßung zur Äquatortaufe ohne Elend?“ fragte ich den klugen Mann. „Das können wir nur hoffen, dass das ohne sozialen Aufruhr geschieht. Aber anders als mit dieser Hoffnung kann ich mir die Gelassenheit der Herren Schäuble, Westerwelle und ihrer blauäugigen Chefin nicht erklären.“ Die Wellen des Südatlantik wurden vom Vordersteven der AMADEA rauschend geteilt. Ab und zu sprangen ein paar Fliegende Fische aus der weißen Bugwelle seitlich im Tiefflug ins blaue Tintenmeer. Dieses Schiff ist erstklassig stabilisiert. Wie auf Schienen gleitet es selbst durch kabbelige See. Ein Meisterwerk japanischer Schiffbaukunst. Vor 20 Jahren als ASUKA MARU in Yokohama in Dienst gestellt. Allerdings mit ein paar Besonderheiten, vorgesehen für kleinere Menschen. Wer zum Beispiel hoch oben auf dem Vordeck durch die dort fest installierten Ferngläser schauen will, der muss tief in die Hocke gehen oder die Beine so weit grätschen, als sei er Jugendmeister im Bodenturnen. Wer die zu jeder Kabine gehörende japanische Badewanne benutzen will, der kommt zwar mühsam hinein, aber kaum wieder heraus. Nordeuropäer sollten sich vor Benutzung die unteren Extremitäten amputieren lassen. Aber zurück an die Mahagoni-Reling der weltreisenden AMADEA. Ich hatte Gelegenheit, eine kurze Etappe mitzureisen. Von Las Palmas über den Pianistin Ariane hält sich an Deck fit Atlantik und den Äquator nach Nordbrasilien, von Natal, Recife und Bahia aus die Küste hinunter bis nach Punta del Este und Buenos Aires an der Mündung des Rio de la Plata. Bonsai-Bäumchen auf dem Golf-Deck Aber zuvor – an einem der fantastischen fünf Seetage auf dem Südatlantik – noch seniore Philosophie an der AMADEA-Reling. Frau Heidi H. aus Bad Sachsa im tief verschneiten Harz machte uns, den weißhaarigen Herrn aus Ennepetal-Ruhr und mich, mit ihren Reisemotiven vertraut. „Oma, wozu musst DU nun noch unbedingt nach Rio?“ habe sie ihr Enkel scheinheilig gefragt. Die Reise geht schließlich von seinem Erbe ab. „Du kennst doch schon das Nordkap und St. Petersburg. Rio ist viel zu heiß und auch viel zu weit weg!“ Diese berechnende Missgunst habe sie ins Reisebüro getrieben. Zumal ihr Internist ihr – „wenn´s hochkommt“ – noch drei Jahre gebe. Die hier weltreisenden Senioren gönnen sich späte Eindrücke und Erlebnisse. Manche Nachfolgenden mögen das für vergeudetes Investment halten. So habe ich auch immer wieder dramatische menschliche Entscheidungen mitbekommen. „Diagnose Lungenkrebs“ – erklärte mir einer, der bei Landausflügen rasch ins Japsen kam. Und der dennoch an der Reling fatalistisch rauchte. „Windsor, seit sechs Jahrzehnten“, wie er trotzig sagte. „Ich will meine letzten Monate nutzen, noch etwas von der Welt zu sehen.“ Ich überlegte, ob ich das verstehen kann. Ich konnte. Investment für die Ewigkeit? Und dann natürlich immer wieder die Frage, ob denn Kreuzfahrt auch was für Jüngere sei? Ja, ja, ja – kann ich nur sagen. Erstens treffen Jüngere an Bord auf einen Erfahrungs- und Wissensschatz wie nirgendwo an Land. Zweitens können sie ihr landgewohntes Die Girls von Ipanema Captain's Party am Vordersteven Sänger Weitzel im Kinski-Look Konkurrenzgehabe mal wohltuend ablegen für zwei, drei Wochen. Nix Yuppy, nix Markenklamottenvergleiche, kein „absolutely being in“-Getue. An Bord interessiert er nicht, der heimische Sechszylinder. Auch nicht das Sechszimmer-Endreihenhaus in Hannover-Herrenhausen oder Blankenese. Manchmal trifft man auch Typen, bei denen man sieht, wie krass sie untertreiben. Mit denen spiele ich am allerliebsten Schach. Und verliere gerne. Und bei den Landausflügen nehmen sich die Jüngeren – in der Regel jedenfalls – ihr eigenes Pauschaltaxi. Sind unabhängig und fahren, wohin sie wollen. So wie ja auch die Crew-Mitglieder. Preiswerter als die Busse. Und viel individueller. Und haben nicht nur Bilder vom Ship auf dem Chip, sondern vielfältige Eindrücke von Land und Leuten. Und kommen abends zurück und haben ihr Hotel gleich hinter der Gangway. Gibt es schönere Erlebnisreisen? No. Impossible. Die Äquatortaufe war mehr Karneval als Taufe. Passte also zur Fünften Jahreszeit in Brasilien. Selbst Kreuzfahrtdirektor Rippel wurde eingeseift. Alle tobten mit. Mehr „Höhner“ als Samba. Mehr „Bläck Fööss“ als Cha-Cha-Cha. Nit nur de Sultan hätt´ Doscht, auch de janze „Hochseebagasch“ (O-Ton Neptun). Später, übrigens, gab´s in Rio ’ne echte Samba-Show, so mit Trommeln und Bommeln und einem Meer von Kostümen, mit ziemlich laut und ganz viel Haut und (weil Sie´s ja doch gern wüssten) auch mit nackten braunen Brüsten. „Karl Eduard, das musst Du ja nun nicht gerade filmen!“ empörte sich Ankunft unterm Zuckerhut An Rios Stränden tobt das Leben... Frau Mielenbach aus Neubrandenburg. Da filmte Karl Eduard eben aus der Hüfte. Wie ein Karnevals-Agent. Zu Hause wird es zwei Fassungen geben… Aber zurück auf´s Schiff: Fernsehen ist an Bord ja meist nur eine ganz kurze Nebenbeschäftigung. Nur geeignet für rasch ein paar Flimmer-News aus der frierenden Heimat. Auf der AMADEA gibt es eine „Atlantik-Lounge“, ein gemütliches Plüsch-Theater mit roten Sitzen und guter technischer Ausstattung. Scheinwerfer, Ton, achtköpfige Bordband – alles bestens. Dabei kein überflüssiger Schnick-Schnack wie digitale Dolbyduschen – das Ensemble aus sieben jungen Musicalisten ist Es ist deshalb so exzellent, weil es jeden Abend von einem Raketen-Treibsatz namens Steve gezündet wird. Steve Timmermann aus Belgien ist eine Mischung aus Fred Astaire und Rudi Carrell. Schauspieler, Tänzer, Entertainer. Fast jeden Abend eine neue Inszenierung. Mal Abba, mal Irish Dance, mal Western, mal Schnulze, mal Elvis und mal Broadway (siehe Fotos). Seine vier Showgirls – Beate, Katrin, Julia, Irene- die können wirklich tanzen. Das ist professionelle Show. Sie singen. Live. Ohne playback-Schickimicki. Aber so schön die Beine der Mädchen, so sexy ihr Outfit – einer sorgt jeden Abend noch mehr für Ah und Oh. Nicht nur aus erstaunten Damenmündern. Das ... und zeigt sich etwas abseits von seiner schönsten Seite ist der junge Klaus Kinski. Wie dessen Wiedergeburt sieht er aus. Diese Ähnlichkeit hat auch mich frappiert. „Ist das sein Sohn?“ fragt sich ein ums andere Mal das aufgeregte Publikum. Frau Heidi H. aus Bad Sachsa will, dass er „Kinski“ auf die Autogrammkarte schreibt. Nein, Kinskis Sohn Nicolai sieht anders aus. Und seine Tochter Nastassja noch ganz anders. Aber dieser hier, der sieht aus wie der junge Aguirre auf seinem Dschungeldampfer, der hat sogar dessen Habitus, dessen Bewegungen. In Wahrheit ist dieser Kinski der junge Musical-Star Carsten Weitzel, ein Gewächs der Stage School Hamburg. Ein Bewegungstalent mit Baritonstimme. Das Publikum auf der AMADEA ist jeden Abend hingerissen. Von allen dort auf der Bühne. Vor allem aber von Klaus Kinski. Aber auch für die feine Seele bietet die AMADEA eine Menge musikalischer Streicheleinheiten: Ariane Berestenko, pianista bionda, fühlt italienisch, hat eine deutsche Mutter und einen russischen Vater, spielt wie eine Juniorgöttin vom anderen Stern, zart und einfühlsam, und ist doch robust wie ein T 34 – sie treibt Kraftsport, wann immer sie ihr Klavier verlässt, wann immer der letzte Ton verklungen ist. Hantel und Händel, man mag sie kaum glauben, diese Symbiose von körperlicher und künstlerischer Kraft und Ästhetik. In der Vista Lounge auf Deck 9 hat Ariane ihren weißen Flügel stehen. Dorthin schlendern ihre zahlreichen Fans, wenn Ariane Mozart oder McCartney, Chopin oder Shakira spielt. Sie könnte zwei Wochen spielen, und doch nicht ein einziges Mal das gleiche Stück. Ihr Repertoire ist unermesslich. Die Landstationen waren – ist doch klar – allesamt hochinteressant. Ich will keine steinernen Sehenswürdigkeiten aufzählen. All die Denkmäler, die Kirchen und Kapellen. Das können Sie in einschlägigen Reiseführern nachlesen. Aber Brasiliens Strände sind Legende. Sommerferien in Brasilien! Hochsaison an der Copacabana. Hunderttausend unter bunten Sonnenschirmen. Etliche davon Strandräuber und Taschendiebe. Muskelpolizisten gehen barfuß Strandwache. Unter salzigen Lidern sieht man den Zuckerhut. Der weltberühmte Strand von Ipanema ist noch länger und gepflegter als die Copacabana. Die Mädchen dort noch schöner. Die Kokosnüsse eisgekühlt. Die Wellen wahre Knochenbrecher, wenn man ungeübt im Brandungsbaden ist. Hoch über allem auf dem Corcovado die Christus-Statue mit ausgebreiteten Armen. Ob Jesus Nichtschwimmer war? Kreuzfahrt-Luxus trifft auf südamerikanische Realität Und abends dann in den In-Club „Szenarium“ gleich am Hafen: live-Musik, drei Decks voll Senhoritas, Caipirinja und Cariocas, die längsten Strohhalme und die kürzesten Röcke der Welt! Eine unvergleichliche Menschenfarbenmischung im Rhythmus der Sambatrommeln, Mulattinas und Biancalitas, von tiefschwarz bis hellweiß die vielseitigste Farbenskala der Welt, Köder basteln am Hafen das ist dieses pulsierende, lebendige, unglaublich dynamische Land Brasilien. „Schwellenland“ ? Quatsch – die sind längst diesseits der Schwelle zur Industrie-Nation. Gegen Brasilien wirkt Deutschland wie das Schlafwagenabteil im Zug der Nationen. Anders dann Argentinien. Dort hat der ökonomische Tiefschlag zu Anfang des neuen Jahrtausends seine tiefen Spuren hinterlassen. Während Brasilien durch die Umstellung vom Cruzeiro zum Real einen dramatischen Aufschwung genommen hat, ist der Peso der Argentinier regelrecht verfault. Die Währung ist immer noch nichts wert. Die Geschäfte nehmen lieber den Euro, den Dollar und sogar den Real aus dem Nachbarland Brasilien. Die Wirtschaftsreformen, nach der Hölle der Militärdiktatur in die Wege geleitet, werden gerade wieder zurückgefahren. Argentinien ist nach wie vor der größte Lederlieferant und der größte Fleischproduzent der Welt. Riesige Herden bevölkern das Land. Und doch wird es nichts mit dem Wohlstand. Die Betriebe sind zu sehr verschuldet. Die Industrie kommt nicht voran. Präsidentin Kirchner kann es auch nicht richten. So flüchtet manch einer in den sehnsüchtigen Tango. In die musikalische Sehnsucht nach einer besseren Welt. Nach „emocion“ und Blut ohne Tränen. Die Diktatur hat soviel kaputtgemacht. Wie alle Diktaturen dieser Welt. Die Mütter auf der Placa Mayor erinnern jeden Donnerstag daran. Auch heute noch. Auch heute noch sind Tausende der damals protestierenden Studenten und Studentinnen verschwunden. Die Trauer darüber lastet auf Argentinien. Und Evita? Argentiniens einstige Heldin? Die Mutter des Volkes? Sie ist immer noch unvergessen. War die peronistische wirklich eine bessere Zeit? Viele Argentinier glauben es. Aber jetzt sollen es erstmal Messi und Maradona richten. Mit ihrer blauweißen Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika. Allerdings ist die „Hand Gottes“ ein bisschen lahm und dick geworden. Von Koks und Marihuana. Können die Gauchos auf Dauer vertröstet werden mit Panem et Circensis? Panem haben sie genug, die Argentinier. Zirkus auch. Was angegriffen ist, ist ihre Ehre. Honorario. Den Rest davon hat der idiotische Falklandkrieg kaputtgemacht. Daran ändern auch die weiß-uniformierten Matrosen nichts, die am Kriegerdenkmal mitten im Stadtpark ihrem vor Falkland ersoffenen Kriegsglück salutieren. Argentinien sehnt sich seine Ehre zurück! In San Telmo gibt es nach wie vor die stimmungsvollsten Tango-Paläste und Tango-Kneipen der Welt. Wenn der deutsche und britische Standardtanz-Tango eine Folge Brasiliens junge Bevölkerung... Zuckungen ist, wie kürzlich sogar der Tanzlehrerkongress des ADTV in Berlin bestätigte, so ist der argentinische Tango Seele, Liebe, Leidenschaft und Leben. Der argentinische Tango ist aus Fleisch und Blut. Der deutsche aus Regelwut und plastischer Tanzchirurgie. Wir waren mit einigen gleichgesinnten ... in den historischen Straßen von Salvador de Bahia Passagieren vom Deck 8 in San Telmo in der Tangokneipe „La Comparsita“. Mein Gott, wie haben sie herzzerreißend gesungen, die Tangistos in ihren schwarzen Anzügen, mit ihrem verbeulten Piano und ihrem schluchzenden Bandoneon, und die Señoritas in ihren feuerroten Tangokleidern mit diesen sündigsinnlich In den Straßen von Salvador de Bahia hohen Schenkelschlitzen! Wie haben sie getanzt, wie haben sie uns in ihr leidgeprüftes Lederherz geschlossen! Hamburgo? Ihr kommt aus Hamburgo y Colonia? Aus Alemania? Hört zu! Wir singen für Euch! Und dann haben wir doch nur Wortfetzen verstanden, aber „amigo“ und „amadea“ waren dabei. Und lasst uns in Südafrika gewinnen! Ich habe es ihnen im Namen von Jogi Löw versprochen. Weil wir ja sowieso draußen sind, bevor wir aufeinandertreffen könnten. Während ich dies schreibe, und während Sie dies lesen, ist die AMADEA längst auf ihrer Weiterreise rund um die Welt, Chile, Antarktis, Peru, Pazifik, die berühmtesten Inseln der Welt, die Südsee mit Zielen wie Bora Bora und Moorea, mit Tahiti und Rarotonga, Australien, Neuseeland – ach, wissen Sie was? Ich höre auf zu schreiben und fliege einfach hinterher…und Sie? Sind Sie spätestens im nächsten Jahr dabei? Historische Seeverbindungen ab Kiel: Die Fährlinien umgingen den „Polnischen Korridor" nach Ostpreußen Um es gleich vorweg zu sagen: Auch, wer tatsächlich „nur“ an Bord geht und Kiel wieder verlässt, wird von der Stadt, die schon Kaiser Wilhelm II. als Flottenstützpunkt diente, als Einschiffungshafen angetan sein. Was andere Städte mühsam bauen müssen, ist in Kiel bereits durch die Funktion als langjähriger Fährhafen für die Ostsee vorhanden: Weitläufige Kai-Anlagen mit professionellen Abfertigungsterminals und überdachten Gangways, die trockenen Fußes direkt zum Schiff führen. Eine Verlängerung der Kaikante und entsprechender Ausbau zum Cruise-Terminal in den letzten Jahren machen Kiel, von Westen aus gesehen, zum ersten „Tor zur Ostsee“. Zu wenig bekannt sind jedoch die maritimen Museen und anderen Attraktionen. Anreise leicht gemacht Wer einen modernen Rollenkoffer hat, kann mit etwas Glück den Weg vom Bahnhof zum Anleger beinahe zu Fuß zurücklegen – je nachdem, ob das Schiff an einem der etwas nördlich gelegenen Kreuzfahrt-Terminals liegt oder wegen großen Andrangs an einen der näheren Fährterminals ausweichen musste. Auch mit dem Pkw fährt man bequem direkt vors Schiff und lässt das Fahrzeug bei einer Spedition unterstellen. Die Fluganbindung erfolgt über den knapp hundert Kilometer südlich gelegenen Airport Hamburg-Fuhlsbüttel. Faszinierend ist jedoch, dass sich den Passagieren für die Zeit bis zur Einschiffung keineswegs nur die Wartehalle im Terminal anbietet. Wer sein Gepäck los ist, dem liegt die ganze Kieler Innenstadt zu Füßen. Schräg über die Straße kann man nochmal rasch einen Einkaufsbummel einschieben – sei es für die vergessene Zahnpastatube oder auch ein elegantes Kleid zum Captain’s Dinner. Beste Adresse ist die Einkaufsgalerie Sophienhof, direkt hinter dem Bahnhof und kaum zu verfehlen. Auf mehreren Ebenen und in schickem Ambiente locken hier Geschäfte mit Praktischem und Exquisitem, mit Mode wie mit Fototechnik. Kiel – Stadt mit Geschichte In kaum einer anderen Hafenstadt ruht die maritime Vergangenheit auf so vielen unterschiedlichen Säulen wie hier. Die Stadt Kiel mit dem ursprünglichen Fischerdorf Ellerbeek, das im 19. Jahrhundert in eine neue Ansiedlung unweit der aufkeimenden Fischverarbeitungsindustrie verlegt wurde, bekam seinen richtigen Schwung durch die Niederlassung der Kaiserlichen Marine, die die Kieler Förde in ihrer Eigenschaft als idealen Naturhafen entdeckte. Etwa zeitgleich wurde der damals Kaiser-Wilhelm-Kanal genannte Nordostseekanal eröffnet und brachte großen Schiffsverkehr hierher. Freilich benötigte die Kaiserliche Flotte auch Neubauund Reparaturwerften. Klangvolle Namen wie „Germania“ zierten die Werkshallen am Ostufer. Doch mit Dreck und Lärm, mit den Wohnungen der Werftarbeiter auf dieser Seite der Förde war deren Ruf besiegelt – noch heute schauen die Kieler vom vornehmen Westufer, das stets von der Marine dominiert wurde, etwas abschätzig auf die Häuser jenseits der Förde, über denen die Sonne aufgeht. Daran konnte auch nichts ändern, dass Kieler Bürgermeister ihre Wohnung demonstrativ auf dem Ostufer nahmen. Heute ist nur noch die Hübi hat’s gut. Die kleine, gelbe Gummi-Ente mit der flotten Prinz-Heinrich-Mütze hat nämlich die Bauaufsicht über Hübners neues Park-Hotel. Natürlich schafft Hübi das nicht ganz alleine; ein Team aus erfahrenen Baufachleuten und nicht zuletzt Hoteldirektor Dietmar Karl und seine touristisch-gastronomische Hotelcrew helfen dabei. Aber Hübi sitzt immer dort, wo ein Teil des neuen Hauses fertig ist. Und das ist schon eine ganze Menge. Wann die Geschichte des Hauses begann, weiß Hübi nicht so genau. Das liegt daran, dass er zu dieser Zeit noch nicht aus dem Ei geschlüpft war, denn die Tradition des Warnemünder Strandhotels Hübner reicht bis weit vor dem Zweiten Weltkrieg zurück. 1853 gründete Gustav Hübner „auf den Dünen zu Warnemünde“, wie es im Stellbriefbuch dieses Jahrganges heißt, ein Warmbadehaus. Die Hotelkonzession kam bereits fünf Jahre später dazu. Historische Innenaufnahmen von Hotel und Pension zeigen komfortable Zimmer mit zwei Waschbecken, erlesenes Mobiliar und bequeme Lederfauteuils, die sich in eine Leichtigkeit ausstrahlende Innenarchitektur einfügen. Straßenfront von Hübners Park-Hotel - alle Zimmer mit Balkon Historisch: Hotel Hübner vor dem Krieg Richtfest fürs Park-Hotel Schon 1932 wurden eine beheizbare Veranda und eine Hotelgarage beworben. Die Kleinigkeiten, an die denken muss, wer sich von den Mitbewerbern abheben will, machten schon damals das Besondere aus: vom hauseigenen Pferdewagen, mit dem die Gäste am Bahnhof abgeholt wurden, bis zum „Backbuch Albert Hübner“. Eine Broschüre, die zum 150jährigen erschien, zeigt deutlich, wo das Zentrum Warnemünder Strandlebens in den Goldenen Zwanzigern war: im Hübner. Von Theodor Fontane bis Heiner Lauterbach reicht die Palette, und dazwischen fügen sich Fotos von Zarah Leander und Max Schmeling, Heinz Rühmann und Hans Albers. Alle Weichen des 302 Betten umfassenden Hotels waren auf Erfolg gestellt. Was macht ein Kreuzfahrer, wenn er statt des gewohnten Urlaubs auf Schiffsplanken mal ein paar Tage an Land ausspannen will? Wahrscheinlich sucht er zumindest die Nähe zum Meer. In Timmendorfer Strand kann sogar derjenige, der in Kiel oder Lübeck seine Kreuzfahrt beendet, noch ein paar maritime Tage an die Hochsee-Erlebnisse anhängen. Holz, gebürsteter Edelstahl, Bullaugen, stimmungsvolle Bilder aus der goldenen Zeit der Ozeanriesen und zwei große Passagierschiff-Modelle im Maßstab 1:100 – ASTRA und ITALIA PRIMA – kennzeichnen in Timmendorfer Strand zwei Ferienwohnungen mit dem Namen „Welcome Aboard“. Der Slogan „Wohnen wie ein Kapitän“ ist nicht übertrieben. Der „Passagier" findet alles, was er sich in seiner Suite wünscht wie trendige Küche, Wohlfühl-Badezimmer, Flachbild-TV, Radio-/CD/DVD-Player. Einen Hauch von AIDA und A-ROSA bieten Baldachine in warmen Rot- und Orangetönen über den Betten. Passend zum maritimen Flair sind die großen Außendecks natürlich holzbeplankt. Die Idee zu den Ferienwohnungen hatten die Schiffsliebhaber Gerlinde und Peter Tönnishoff, die das jährlich im November erscheinende Magazin „Welcome Aboard“ herausgeben. Holzbeplankte Außendecks sorgen ebenso für maritime Atmosphäre... FeWo WELCOME ABOARD 1 Neue, ruhig gelegene, von einem kreativen Architekten gestaltete Ferienwohnung mit maritimer Atmosphäre: Auf einem ebenerdigen Deck finden Sie alles, was Sie sich im Urlaub wünschen. Flachbild-TV, Radio-/CD/DVD-Player, Schlafzimmer, Wohnküche und ein schickes Badezimmer. Zum holzbeplankten Außendeck gehört ein Miniteich mit Springbrunnen. 65 qm für maximal vier Personen. Nur jeweils fünf Minuten bis zum Strand oder zum Naturschutzpark Hemmelsdorf und 15 Minuten Fußweg bis Timmendorf-Mitte. Preis von 75 bis 95 Euro pro Tag. FeWo WELCOME ABOARD 2 Sie genießen die prickelnde Wärme der Sonne auf einem großen Süd-Außendeck. Aber es kann auch die wohlige Wärme sein, wie sie das knisternde Feuer in Ihrem Kaminofen verbreitet. 85 qm mit einem riesigen Wohnzimmer, Elternund Kinder-Schlafzimmer, mit trendiger Küche sowie einem Wohlfühl-Badezimmer. Ferienwohnung für maximal vier Personen und zwei Kinder, PKW-Stellplatz. Preis von 90 bis 120 Euro pro Tag www.welcome-aboard.de Tel.: 05237/8982-56, Fax: -57 ... wie Schiffsmodelle und Bullaugen in der Wohnung SR-M: Herr Bissias, Sie freuen sich auf ein neues Schiff, den dann größten Segler im Unternehmen: die SEA CLOUD HUSSAR. Nach neuester Information lässt sie nun bis Frühjahr 2011 auf sich warten. Was ist passiert? Bissias: Wir haben bereits eine Verschiebung vermelden müssen und sind darüber natürlich nicht glücklich. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen: Wir bekommen kein Schiff von der Stange! Ein Schiff mit Stange zwar, sprich: mit Masten, aber ein sehr aufwändiges Schiff mit einem tollen Rigg. Gerade war Kapitän von Schnurbein noch bei uns, der an der Planung beteiligt ist. Die hochwertigen Materialen, die Handarbeit, die wir einsetzen, und die vielen Kleinteile, machen die Planung sehr arbeitsintensiv. Konstantin Bissias, Geschäftsführer von Sea Cloud Cruises, hat durch seine griechischen Wurzeln eine enge Verbindung zu allen maritimen Themen. Den traditionellen Großseglern in dem Unternehmen, dessen Geschicke er lenkt, fühlt er sich eng verbunden. Wir sprachen mit ihm über die Philosophie hinter dem 5-Sterne-Produkt, den Neubau der SEA CLOUD HUSSAR und seine maritime Leidenschaft. Wenn dann – wie jetzt – eine Komponente ausbleibt, dann zieht das gleich vieles andere nach sich. Die SEA CLOUD HUSSAR ist weder im Grundkonzept noch in der Detailplanung ein standardisiertes Schiff. Ein solches Schiff wird es kein zweites Mal geben. SR-M: Erzählen Sie uns doch bitte mehr von den aufwändigen Details ihrer schönen Schiffsjungfer. Bissias: Wir statten unseren Segler mit echten Holzoberflächen aus. Die Möbel sind sogar aus massivem Holz. Auch der Hamburger Innenausstatter Partnership Design, mit dem wir zusammenarbeiten, ist von den feinen Materialien begeistert. Sowas sieht selbst er nicht alle Tage. Ich persönlich habe in einer Musterkabine die Möbel und Stoffe angefasst und gefühlt: Das ist etwas Besonderes. Auch die Außendecks sind durchgehend mit Teak belegt. SR-M: Was unterscheidet die HUSSAR von den beiden anderen SEA CLOUDs? Bissias: Auf den ersten Blick sehen Sie gleich, dass es sich bei der HUSSAR um ein Vollschiff handelt. Für den Nichtsegler: Es sind also nicht nur die beiden vorderen Masten rahgetakelt, sondern auch der hintere. Die SEA CLOUD II hingegen ist eine Bark, die SEA CLOUD eine Viermast-Bark. Mit 136 Metern ist die HUSSAR länger als ihre Schwestern. Die Masthöhe ist identisch, um uns bei Brückenpassagen – etwa im Bosporus – nicht zu behindern. Dafür hat die SEA CLOUD HUSSAR ein sehr elegantes Heck. Der Stahlbau der HUSSAR ist abgeschlossen. Man kann an Bord gehen - Zeit für die aufwändige Innenausstattung! SR-M: Viele Vorzüge beziehen sich doch auch auf die Innenausstattung. Bissias: Ja, das beginnt mit der Kabinengröße. Die Standard-deluxe-Kabine hat durchschnittlich 20 Quadratmeter und zwei Bullaugen, und die Junior-Suiten haben eine private Veranda von 9 Quadratmetern. Alle Kabinen haben eine Whirlpool-Wanne. Direkt unter der Brücke haben wir sechs Panorama-Kabinen. Ein wichtiger Unterschied ist, dass wir auf der HUSSAR ein großes Spa haben mit Sauna und Sport-Bereich. Das ist alles deutlich großzügiger. Die ganze Raumkonzeption ist aber darauf angelegt, die 136 Passagiere aufzunehmen. Das wird sich gut verteilen. Zum Beispiel haben wir direkt hinter der Brücke ein Sonnendeck mit Jacuzzi. Außerdem haben wir mit dem Grill-Bistro auch eine zweite Option beim Essen. Da gibt’s Salate, man kann Steaks oder Fisch gegrillt bekommen. Für unsere älteren Gäste haben wir auf der HUSSAR auch einen Lift. SR-M: Captain Bligh würde Ihnen manches davon neiden. Und wie sieht die „Software“ dazu aus? Bissias: Unverändert nutzen wir unsere Lounge für gute und interessante Vorträge. Dieses Konzept bleibt. In den Suiten bieten wir einen Butler-Service an. Den gibt es zwar eigentlich auf allen unseren Schiffen, aber wir haben das bisher nicht so genannt. Schon auf der SEA CLOUD II wird die Lounge als Vortragsort für Lektorate genutzt SR-M: Fast zeitgleich werden Sie sehr großen Aufwand betreiben, um die legendäre SEA CLOUD weitersegeln lassen zu können. Rentiert sich das? Die Bibliothek der SEA CLOUD HUSSAR Neu: ein großer Spa-Bereich Viel Platz in der Lounge Bissias: Das war schon im Vorfeld ein ungeheuer aufwändiger Prozess. Die SOLAS-Bestimmungen („Safety Of Life At Sea“, Anm. d. Red.) sind alle gemacht für neue, moderne Kreuzfahrtschiffe, nicht aber für eine achtzig Jahre alte Segelyacht. Die SEA CLOUD ist eines der ältesten und eines der kleinsten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Und eins der schönsten dazu. Es Als die historische SEA CLOUD noch eine Privatyacht war, hieß sie HUSSAR war unglaublich schwierig, herauszubekommen, was für dieses Schiff eigentlich gefordert wird. Mit standardisierten Vorgaben konnten wir da nichts anfangen. Wir haben mit dem Germanischen Lloyd ein Konzept erarbeitet. Es wäre einfach zu schade, die SEA CLOUD als Museum in einen Hafen zu legen. Dieses Schiff lebt, es ist die Seele der Firma! Es hat optimale Segeleigenschaften, die es nur auf See ausspielen kann. Der Gedanke, an der Gangway Eintrittskarten für eine fest vertäute SEA CLOUD zu verkaufen, zerreißt einem das Herz. Der zweite Grund ist: Die SEA CLOUD ist einem erstklassigen Zustand. SR-M: Was muss dann jetzt noch gemacht werden? Bissias: Die Maßnahmen werden vor allem Auswirkungen haben in Bereichen, die der Kunde nicht sieht. Auf dem Achterdeck standen nur zwei Liegestühle mit Blick aufs Steuerrad im Crew-Bereich, der noch im Original-Zustand der 30er Jahre ist. Man baut ihn natürlich mit etwas Wehmut aus, aber im Prinzip ist so eine Grundsanierung nicht schlecht. Wenn man einmal alles öffnet und ausbaut, dann ersetzt man auch gleich manche Rohrleitung, die zwar noch in Ordnung, aber eben doch schon vierzig Jahre alt ist. Zu dem „Must have“ kommt manches „Nice to have“. Da baut man dann natürlich auch gleich einige Annehmlichkeiten noch mit ein, welche die Crew erfreuen. Und der Grundsatz heißt ja: Geht’s der Crew gut, dann geht’s den Passagieren noch viel besser! Auch im Rigg und in den Kabinenbereichen wollen wir die Zeit nutzen, um eine Grundauffrischung zu machen, Polstermöbel, Teppichböden und so weiter. Und dann segelt sie, so Gott will, nochmal achtzig Jahre. SR-M: Und – rechnet sich das Ganze, oder ist das ein Prestige-Objekt? Die Kabinen waren schon so luxuriös wie heute, aber es gab weniger Passagierbetten an Bord Bissias: Auch, wenn die SEA CLOUD Namensgeber und Imageträger ist, sind wir stets auf die Rentabilität der Schiffe bedacht, dass das Ganze sich trägt. SR-M: Wollen nicht Ihre Kunden alle mit dem „Original“, der historischen SEA CLOUD, fahren? Bissias: So hätte ich auch gedacht, als ich hier ins Unternehmen kam: Das ist der Lockvogel. Aber es ist nicht so. Jedes Schiff hat seine Klientel, und auch manche SEA-CLOUD-II-Fahrer, die einmal die SEA CLOUD ausprobieren, kehren wieder zurück zum Komfort und dem Konzept, das näher an der Kreuzfahrt ist. Jedes Schiff baut einen eigenen Charakter auf. Dafür ist die Crew sehr wichtig. Dieser besondere „Spirit“ sichert jedem Schiff seine Fangemeinde. Aus den Reaktionen im Markt ist mir jetzt schon klar, dass die HUSSAR neues Potenzial anziehen und ebenfalls ihre eigene Passagiergemeinde bilden wird. Diese Bindung ist bei uns noch stärker, denn das Erlebnis des Moments, wo die Motoren ausgeschaltet werden und man nur noch unter den voll getakelten Masten in der Hand des Windes dahingleitet, ist einfach unvergleichlich. SR-M: Dennoch hat die HUSSAR viele Annehmlichkeiten, die andere Segler nicht haben. Hat die Spaßgesellschaft auch die Segelschifffahrt erreicht? Anders gefragt: Braucht man all das, wenn man heute neues Publikum gewinnen will? Bissias: Zuerst einmal: Ein Atem beraubenderes Entertainment als eine Mannschaft, die in die Masten steigt und die Segel setzt, kann man keiner „Spaßgesellschaft“ bieten. Wir sprechen eine Zielgruppe an, die kein oberflächliches Entertainment aus Produkt mit hohem Image sucht, und der bekommt eben bei uns auch noch ein Tüpfelchen auf dem „i“, das ein anderes 5-Sterne-Schiff ihm nicht bieten kann. Wenn der Nachbar mit einer Motoryacht unterwegs war, dann hat unser Kunde noch ein bisschen mehr zu erzählen. SR-M: Von Ihren Flussyachten ist Ihnen eine abhanden gekommen. Haben Sie diesem Segment nunmehr Ihre Liebe entzogen? Die SEA CLOUD II auf dem Weg elbeabwärts großen Revue-Shows möchte. Sehr präsente Menschen im Leben, gestandene Leute, sehr engagiert im Beruf, die gute Kontakte suchen, oder sich zurückzuziehen, um sich wirklich zu erholen. Deswegen gibt es trotz des hohen Standards bei uns keinen Kleiderzwang. SR-M: Sind nicht unter Ihren „Ersttätern“ viele, die sich einfach einen Jugendtraum erfüllen wollen? Bissias: „Once in a Life time“, ja, das ist für viele der Beweggrund. Aber sie kommen wieder. Aber wir haben auch den Lifestyle-Kunden, der bewusst ein Holz und Messing dominieren an Bord Bissias: Vielleicht gibt man in einer Zeit, wo der Flussmarkt große Umwälzungen bringt, gerade ein Schiff, das man schätzt, in gute Hände. Dieser Markt ist sehr empfindlich, preissensibel und von 3-Sterne-Produkten dominiert. Wenn Sie sich anschauen, welche Probleme andere 5-Sterne-Flussschiffe vom ersten Tag an hatten... Da sind wir froh um die Chance, sicher durch „unruhiges Wetter“ zu fahren. Außerdem sind wir mit der RIVER CLOUD II weiterhin sehr zufrieden. Sie ist mit Abstand das beste Produkt im Markt und wird gut angenommen. So sieht der Marinemaler die beiden SEA CLOUDs SR-M: Wie schaffen Sie es, sich da so abzuheben? Bissias: Wir legen hohen Wert auf Gastronomie und Hotellerie, von der Bettwäsche bis zum Service bei Tisch. Außerdem gibt es bei uns nicht den „Wein-Ausflug“ mit Weinprobe aus Plastikbechern und kartonweisem Verkauf am Ausgang. Wir fahren zu einem Privatgut mit persönlichem Empfang durch den Winzer, es werden Jahrgänge geöffnet, die gar nicht im Verkauf sind, und man bekommt ein Produkt zum Fühlen und Anfassen, ein echtes Erlebnis aus der besuchten Region. Man nimmt etwas mit – aber bitte nicht den Sixpack!Auf eines achten wir übrigens sehr: die Dramaturgie der Reise. Die stärksten Erlebnisse gehören an den Schluss. Der Passagier soll bei den ganzen kleinen Extras wie Privatkonzerten einen Spannungsbogen erleben, der ihn begeistert. SR-M: Und es gelingt, das auch stets vor Ort umzusetzen? Da muss ja jeder Einzelne mitspielen. Edle Logo-Artikel als Souvenir Bissias: Das ist immer eine Freude, zu sehen, wie alle Rädchen, also Mitarbeiter, ineinander greifen und mitziehen. Wir erkundigen uns vor Ort, wann Museen öffnen und schließen, bevor wir einen Routenplan machen, berücksichtigen, wann Sonne und Mond auf- und untergehen. Auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Kapitän ist unerlässlich, damit wir etwa zu einer ganz bestimmten Uhrzeit interessante Punkte am Fluss passieren. Manche erfahrenen Mitarbeiter sind wirklich schon legendär. SR-M: Nochmal zu den Seglern. Wie viel Segelerlebnis hat man bei Ihnen eigentlich? Das Segelerlebnis ist noch ebenso aufregend wie vor achtzig Jahren Bissias: Wir achten sehr auf das Segelerlebnis, indem wir die Hafentage nicht in den Vordergrund stellen. Es sollen immer halbe Tage auf See bleiben, um das Gefühl für das Schiff nicht zu vernachlässigen. Gerade, wenn wir mal einen Liegeplatz erwischt haben, der keine besonders schöne Aussicht bietet, verlassen wir mittags den Hafen und fahren möglichst ein paar Buchten weiter, um vor schöner Kulisse zu ankern. Allerdings klettern bei uns die Passagiere nicht in die Takelage. Sie sind wirkliche, echte Passagiere. Sie sollen sich aber nicht beklagen müssen, dass zu wenig gesegelt wurde. Deswegen haben wir vor fünf Jahren zusammen mit dem erfahrenen Kapitän Schneidewind ein Konzept mit einer deutlich reduzierten Durchschnittsgeschwindigkeit erarbeitet. Dadurch können wir auch dann ohne Motorkraft weiterfahren, wenn die Winde mal aus der falschen Richtung wehen. Außerdem sollte der erste Tag einer Reise immer dem Segelerlebnis gewidmet sein. Auch hier ist die Idee der „Dramaturgie“ ganz wichtig, damit die Faszination Windjammer im Vordergrund steht. SR-M: Herr Bissias, Ihre persönlichen Wurzeln liegen in Griechenland, einer großen Seefahrernation. Hatten Sie schon Salzwasser im Blut, ehe Sie zu Sea Cloud Cruises kamen? Bissias: Oh ja. Griechenland, das rund zehntausend Inseln und Archipele hat, davon etwa tausend bewohnt, so ein Land ist von der Schifffahrt abhängig. Ich bin die ersten Jahre in Griechenland aufgewachsen und in einem Kreuzfahrt-Umfeld groß geworden. Meine Mutter hat über Jahre die Geschicke einer kleinen Kreuzfahrtreederei geleitet, der Mediterranean Sun Lines mit zwei schönen, kleinen Schiffen, der APHRODITE und der ATALANTE, auch bekannt als „alte Tante“, einfach ausgestattet, jedoch charmant, mit gutem Essen, und daher beliebt zu einer Zeit, als Kreuzfahrten allgemein noch sehr teuer waren. Anfang der achtziger Jahre hatte meine Mutter die Geschäftsführung von Epirotiki in Deutschland, da habe ich mal ein Praktikum auf der WORLD RENAISSANCE gemacht, bin auf der TRITON und der PEGASUS gefahren. Aber ich war schon als Baby das erste Mal auf einem Kreuzfahrtschiff. Da war klar, dass ich nach meiner touristischen Ausbildung auch mit Schiffen arbeiten wollte, nachdem ich das Salzwasser quasi mit der Muttermilch eingesogen habe. Außerdem werden auf der Insel, von der ich komme, die Kadetten für die griechische Marine ausgebildet. Ein Daten der SEA CLOUD Die SEA CLOUD in der Werft Marjorie Post, Erbauerin der HUSSAR tolles Stadtbild, wenn man dort am Hafen im Café sitzt und die vielen jungen Leute in ihren adretten Uniformen sieht. Wo ich dagegen nicht unbedingt hin muss, das ist der Nordatlantik. SR-M: Wo Fahrtgebiet? ist denn Ihr Viermastbark, gebaut auf der Fried. Krupp Germania Werft in Kiel, 1931 in Dienst gestellt Vermessung: 2492 BRZ Wasserverdrängung: 3075 Tonnen Länge über alles: 109,50 Meter Länge des Rumpf: 96,10 Meter Länge Wasserlinie: 77,20 Meter Breite (auf Spanten): 14,94 Meter Tiefgang: 5,13 Meter Höhe des Hauptmasts (über Deck): 54,20 Meter Länge des stehenden und laufenden Gutes: ca. 25 000 Meter Gewicht der Takelage: ca. 110 Tonnen Segelfläche: 30 Segel mit 3000 Quadratmetern Antrieb: 4 Dieselmotoren à 1500 PS Geschw. unter Motor: 12 kn Besatzung: ca. 60 Mann Passagiere: max. 64 Salon an Bord SR-M: Und wo ist Ihr Lieblingsplatz an Bord? liebstes Bissias: Schwierige Frage, weil ich gar nicht eine einzelne Destination sehr hervorheben möchte. Aber ich erinnere mich, dass ich einmal nördlich von England durch die äußeren Hebriden gefahren bin, bei nicht enden wollenden Sonnenuntergängen. Zwischen diesen kleinen Inseln – das war ein tolles Licht. Ich kann die Faszination gar nicht erklären, aber das Fahrtgebiet hat seinen Charme. Zum Segeln ist die italienische Amalfi-Küste wunderbar. Oft unterschätzt wird auch die Ostsee. Ein Fahrtgebiet, das gewiss sehr in Mode kommen wird, ist das Schwarze Meer. Arbeit an Deck Bissias: Auf unseren Seglern achtern, weil man dann über alle Masten so schön hinwegsehen kann. Gerne aber auch mal auf der Brücke, hier und da ein Blick auf die Seekarte, mit ein paar Erklärungen vom Dienst habenden Offizier. Deswegen freue ich mich auch auf das Sonnendeck der neuen SEA CLOUD HUSSAR, direkt hinter der Brücke. SR-M: Das war ein toller Blick hinter die Kulissen. Dafür danken wir Ihnen sehr herzlich. Das Interview führte Oliver Schmidt. Auszeit im Trockendock Flusskreuzfahrten stehen bei deutschen Passagieren gut im Kurs. Unsere entspannte Reise führte uns auf europäischen Gewässern mit der MS HEIDELBERG von Amsterdam nach Gent. Das Innen-Design des Deluxeklasse-Schiffes von nicko tours erinnert an ein internationales Phänomen – die durch Künstleravantgarden entstandene Epoche des Jugendstils. 2004 bei der Schiffbauu. Entwicklungsgesellschaft Tangermünde mbH & Co. KG gebaut, gehörte die HEIDELBERG zur Deilmann-Reederei. Ende des letzten Jahres hat Deutschlands größter Flussreise-Spezialist nicko tours das 5-Sterne Schiff und sechs weitere Flusskreuzer von dort übernommen. 28 Flussschiffe zählt die Flotte des Stuttgarter Unternehmens damit heute und ist auf 18 der schönsten Flüsse der Welt mit Passagieren unterwegs. 18.00 Uhr heißt es Leinen los in der Hauptstadt des Königreiches der Niederlande, die wir zuvor per pedes erkundet, dabei u.a. das neue Diamant-Museum entdeckt haben und vom historischen Ambiente des seit 1885 existierenden Restaurants Reflet angetan waren. Beim Anblick Tausender Fahrräder am Bahnhof, einen Steinwurf von unserem Schiffsanleger entfernt, erinnern wir uns an unser erstes Bordgespräch: 18 Mio. Drahtesel gebe es bei ca. 17. Mio. Einwohnern im Königreich. „Alle Mann an Bord“, und die HEIDELBERG nimmt Kurs auf Rotterdam, über den Amsterdam-Rhein-Kanal und die neue Maas. Wir fahren in einen herrlichen Sonnenuntergang und hören auf dem Deck, in warme Decken eingehüllt, Geschichten aus Holland: was es mit dem „Königinnentag“ auf sich hat, dass man im Mai in einigen Orten den „Windmühlentag“ feiert und dass man manchmal auch berlinern kann, denn „nein“ heißt auf niederländisch „nee“. Flusslandschaft à la Niederlande: Blick vom Deck der HEIDELBERG auf dem Weg von Amsterdam nach Rotterdam Im großzügigen Bord-Restaurant auf dem Neckar-Deck können alle Gäste gleichzeitig Platz nehmen. Die Mittagund Abendessen werden jeweils am Tisch serviert. Unterhaltungsshows und Vorträge werden auf dem Heidelberg-Deck geboten. Dort befinden sich auch die Lounge-Bar und die gediegene Bibliothek mit ihren bequemen Ledersesseln. Kein Design drängt sich dem Betrachter auf. Die HEIDLEBERG und ihr Interieur scheinen den Passagier auf dem Wasser fahrend zu erden. Das 109 Meter lange Schiff mit seinen vier Decks bietet die Annehmlichkeiten eines Grandhotels, verbunden mit einem Hauch von Nostalgie. Ein Hotel, das schwimmt und jene vergangene Jahrhundertwende spüren lässt, da wir die mit ihr verbundenen Symmetrien sowie florale Ornamente durchgängig an Bord ausmachen können. Gleiches gilt für die komfortablen, 18 Quadratmeter großen Kabinen, die, wie bei allen Schiffen der Flotte, ausschließlich Außenkabinen sind. Im gesamten Verlauf unserer Schiffsreise passieren wir immer wieder Dämme und Deiche. Ohne sie wäre Holland nicht Holland, da es ohne die Meisterleistungen seiner Ingenieure zu etwa 40 Prozent unter Wasser läge. Seit acht Jahrhunderten bauen die Niederländer Dämme, Deiche und Gräben – raffinierte Systeme, um sich so „über Wasser zu halten“. Nach rund 100 Wasserstraßen-Kilometern erreichen wir spät abends Rotterdam, das mit einer der größten Hafenanlagen der Welt aufwartet und ebenfalls durch Dämme geschützt mehrheitlich unter Meeresspiegelniveau liegt. Andere schlafen da bereits den Schlaf der Weisen und merken natürlich ebenso wenig wie wir, dass Rotterdam beständig durch Pumpen entwässert werden muss. In der nach Amsterdam zweitgrößten Stadt des Landes liegt der tiefste bewohnte Punkt der Niederlande: Sechs Meter unter Normal Null. Am nächsten Morgen geht es per Ausflugs- Klassisch an Deck: Passagiere können aus Nostalgie oder Tradition eine Partie Shuffleboard oder Schach spielen Erster Wolkenkratzer Europas: Witte Huis bus durch die Stadt der großen Seefahrernation. Rotterdam liegt am Rhein-Maas-Delta und ist eine Mischung aus Wolkenkratzer-Silhouette (das erste Hochhaus stammt von 1898) und wenig noch erhaltener historischer Bausubstanz (Rathaus, Post, Börse und St. Laurentiuskirche blieben nach dem Angriff der deutschen Luftwaffe 1940 stehen). Ein Muss ist das historische Hafenviertel, wo Jahrhunderte lang Fischfang, Schiffsbau, Brennerei und die Verladung der Frachtgüter Haupteinnahmequellen für die Bewohner waren. Maritime Geschichten aus Holland gibt es viele, die über die Niederländische Ostindien-Kompanie oder etwa die über den in Delfshaven geborenen Volkshelden und Schiffsoffizier Admiral Pieter Pieterszoon. Von Rotterdam, dem „Tor nach Europa“, fahren wir über Land nach Delft, um die von Grachten umschlossene Altstadt mit ihren zahlreichen Porzellanwerkstätten zu besuchen. Seit dem 17. Jahrhundert ist HEIDELBERG vor der Kulisse des modernen Rotterdam Delft für seine Fayencen in Delfter Blau bekannt. Am Marktplatz mit malerischer Atmosphäre erinnern wir uns an das berühmte Gemälde von Jan Vermeer „Ansicht von Delft“ (1660) und stoppen erst einmal im Café Het Konings Huys, um einen Cappuccino zu trinken und einen längeren Blick auf das Rathaus und die Nieuwe Kerk zu haben. Später erfahren wir von unserer Reiseleitung, dass sich in letzterer die Gruft von Wilhelm von Oranien befindet. Wer im Nächtliche Insel-Kulisse von Norder-Eiland Café „Het Konings Huys“ auf die Toilette muss, wird königlich geleitet. Auf den entsprechenden beiden Eingangs-Türen prangen vollformatig die Konterfeis von Willem-Alexander Claus George Ferdinand von Oranien-Nassau, Prinz der Niederlande und seiner aus Argentinien stammenden Gattin Máxima. Die Universitätsstadt hat jährlich eine Million Besucher, die die Patrizierhäuser aus Zeiten der Renaissance, die Brabanter Gotik (das Seit dem 17. Jh. ist Delft für seine Fayencen in Delfter Blau bekannt Herzogtum Brabant entwickelte im 14. Jahrhundert eine eigene reduzierte Form von Gotik) und das Flair einer typischen altholländischen Stadt erleben. „Königliche“ Toilettentüren im Café UNESCO-Weltkulturerbe: die Ansammlung von 19 historischen Windmühlen in Kinderdijk Am frühen Nachmittag sind wir zurück auf der HEIDELBERG und fahren von Rotterdam nach Dordrecht. Auf dem Sonnendeck wird vom Fahrtwind stetig Frischluft „nachgeliefert“. Und nach anderthalb Stunden Fahrt sind wir am nächsten Ziel: Malerisch liegt die von Reedereien, Schiffswerften und historischer Bausubstanz geprägte Stadt Museum und Mühle von 1738 in der Provinz Südholland, an der für große Seeschiffe befahrbaren Oude Maas, der Merwede und den beiden Rheinarmen Noord und Dordste Kil. Am Nachmittag stehen die berühmten „Windmühlen von Kinderdijk“ auf dem Ausflugsprogramm. Es handelt sich dabei um 19 historische Poldermühlen, die größte Ansammlung von Windmühlen in Holland. Eine dient heute als Museum und ist im Originalzustand von 1738 erhalten. Die Mühlen wurden 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt; gebaut wurden sie, um das abfließende Wasser vom Polder abzupumpen und in den Fluss Lek leiten zu können, denn seit dem 17. Jahrhundert wurde es immer schwieriger, die sumpfigen Flächen im westlichen Teil von Alblasserwaard zu entwässern. Überblick über die berühmten Kinderdijk-Windmühlen Delfter Rathaus, ein 1620 von Hendrick de Keyser errichteter Renaissance-Bau Die Niederlande sind geprägt von ihren Dämmen, Deichen und Schleusen. Das Passieren und die Ein- und Ausfahrten sind immer Abenteuer Vor dem Landgang in Dordrecht verwöhnt das Restaurant auf dem Neckar-Deck mit dem Dinner; eine Stunde vor Mitternacht legen wir Richtung Middelburg ab, wo wir zur Frühstückszeit festmachen. Die Hauptstadt der Provinz Seeland liegt auf der ehemaligen Insel Walcheren am Kanal Veere-Vlissingen und ist sternförmig von Grachten und Kanälen umzogen. Der Stadtplan zeigt zwei kreisförmige Straßenringe, folgend den ehemaligen Grachtengürteln. Das Stadhuis Middelburg, das Rathaus, ist eines der schönsten und bedeutendsten der Niederlande. Die Grundsteinlegung des flämisch-spätgotischen Profanbaus war 1452. Wir machen uns die Mühe, die 202 Stufen in die achteckige Turmspitze des „Lange Jan“ (den 85 m hohen Turm der Koorkerk) zu steigen. Unvergessen bleibt der Blick vom Wahrzeichen der Stadt auf den Norbertiner-Abtei-Komplex. Nach einem entspannten Aufenthalt an Bord fahren wir am Nachmittag über Land Richtung Nordosten in das wunderschöne, mittelalterliche Veere am Veere-Meer. Bis 1961 errichtete man im Rahmen des Deltaplans den Veersegat-Damm, der die Verbindung Veeres zur offenen See endgültig unterband. Dies zwang damals die Fischereiflotte zum Umzug nach Colijnsplaat an der Oosterschelde. Der Wohlstand der Hafenstadt beruhte auf Schiffshandel. Indiz dafür ist die goldene Windfahne auf dem Turm des Rathauses (1474 – 1517). Den Yachthafen und das Stöbern in Antique –Läden, es ist nicht alles alt, was danach aussieht, können wir trotzdem nicht auslassen. Veeres, die Stadt am Binnen-Meer, zieht uns mit einer gewissen Magie in ihren Bann. Blick auf die Stadt Middelburg vom 85 m hohen Turm des „Lange Jan“ er ist Wahrzeichen der Stadt Wir lassen den Tag in der Lounge-Bar an Bord und später an Deck ausklingen. In den Bädern der HEIDELBERG sind die Armaturen vergoldet, auf den Decorfliesen Alfons Maria Mucha-Motive. Mucha gilt als der große Grafiker und Plakatkünstler des Jugendstils. Auch die Bestuhlung im Schiff erinnert an die in Holz gefertigten floralen Formen, genauer an die künstlerischen Arbeiten von Henry van de Velde. Ebenso die Schriftzüge auf den Glastüren, wie etwa die für den Sauna- und Wellnessbereich, betonen die gesamtkünstlerische Gestaltung. 26 Kabinen mit französischen Balkonen befinden sich jeweils auf dem Heidelberg- und auf dem Neckar-Deck. Das Schiff verfügt über eine Bordboutique, einen Friseur- und einen Kosmetik-Salon. Auf dem Rheindeck liegt der Fitness- und Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad, Ruhe- und Massagebereich. Gut zu wissen: Alle Kabinen verfügen über eine individuell regulierbare Klimaanlage. Auf dem Sonnendeck kann man sich nicht nur sonnen, vorausgesetzt sie scheint, sondern auch Minigolf und Schach mit kniehohen Figuren oder Shuffleboard spielen. Wir entscheiden uns als traditionelle Kreuzfahrer für letzteres. Die Nostalgie des Spiels bringt das Bewusstsein zurück, dass eine Schiffsreise eine ganz besondere Form des Entdeckens war und noch immer ist. Gegen Abend erreichen wir die flämische Stadt Gent. Die Hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern und des Arrondissements Gent liegt nordwestlich von Brüssel. Dort fließen die Schelde und Leie zusammen. Am nächsten Tag geht es nach Brügge, in die Lagunenstadt des Nordens, deren mittelalterlicher Stadtkern zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, da er vollständig erhalten blieb. So ist der Markt nach wie vor Hauptplatz und Verkehrsmittelpunkt, samt Gemüse- und Blumenständen und passierenden Droschken. Die alte Hauptstadt von Flandern nennt nach einigen Tropfen Blutes Christi eine Basilika. Alljährlich im Mai wird dann die Reliquie in einer heiligen Blutprozession aus der Heiligbloedbasiliek durch die Stadt und wieder zurück getragen. Schlusspunkt unserer Flusskreuzfahrt ist eine Rundfahrt auf den Grachten per Boot. Ein letztes Mal bestätigt sich, was wir längst erfahren haben: Vom Wasser aus gesehen ist die Welt eine andere. Auf dem Marktplatz in Brügge scheint das Blumenkaufen grenzenlos Brügge zählt mit seinem mittelalterlichen Stadtkern zum UNESCO-Weltkulturerbe Jahrhundertwendenostalgie: Ihrem Stil wird die HEIDELBERG nirgends untreu Info: Kreuzfahrten im niederländischen Rheindelta führt nicko tours 2010 mit der BELLISSIMA durch. Die HEIDELBERG wird ab April bis Ende Oktober 2010 auf 8tägigen Donau-Routen von Passau über Wien und Bratislava nach Budapest und zurück eingesetzt. MS HEIDELBERG Bordsprache: Deutsch Kapazität: 110 Passagiere Länge 109,4 m Breite 11,4 m Höhe über Wasser ca. 6,2 m Tiefgang ca. 1,6 m Besatzungsmitglieder ca. 35 Stromspannung 220 Volt Nichtraucher-Schiff Grachtenrundfahrt durch die alte Hauptstadt von Flandern