Umgang mit Zwischenfällen - Felix Platter

Transcription

Umgang mit Zwischenfällen - Felix Platter
Die
Nummer 3
ist da
Die Gazette des Felix Platter-Spitals
03 I 2010
Nicole Ditzler
Feuerwehrübungen
gehören zum Alltag
der Personalchefin.
Seite 2
Cristina Mitrache
Die Ärztin hat alle
zehn Jahre in der
Tagesklinik mitgestaltet. Seite 5
Chez Felix
spezielles Rezept im
FPS-Restaurant ist
Geheimsache.
Seite 6
Patientensicherheit steht im FPS hoch im Kurs
Umgang mit Zwischenfällen
Gefahrenherde erfordern unterschiedliche Massnahmen. Wo Menschen arbeiten, passieren
Fehler. Der grösste Gefahrenherd
in Spitälern liegt laut Angaben
der Stiftung für Patientensicherheit bei einer falschen Medikation.
Diese Thematik ist denn auch Gegenstand eines Projektes, an dem
drei Schweizer Institutionen momentan gemeinsam beteiligt sind.
Im Felix Platter-Spital räumt man
der Patientensicherheit einen umfassend hohen Stellenwert ein.
Foto Martin Töngi
Spektakuläre Zwischenfälle in Spitälern sorgen hie und da für Schlagzeilen. Ein Chirurg amputiert das
falsche Bein, oder bei einer Operation geht irgend ein Gegenstand im
Bauch verloren.
Der Spitalalltag dagegen ist
ein anderer, meist weitaus weniger dramatischer. Auf die Frage
nach einem wirklich nennenswerten kritischen Zwischenfall im FPS
kommt dem langjährigen Chefarzt
Dr. Martin Conzelmann nur ein Er-
eignis in den Sinn: Vor Jahren habe
einem Patienten einmal infolge einer unsachgemässen Medikamentenverabreichung der Magen ausgepumpt werden müssen.
Apropos Medikamente: Diese
sind die Achillesferse vieler Spitäler. 30 bis 50 Prozent aller Behandlungsfehler stünden in Zusammenhang mit Medikamenten, lautet die
Einschätzung der Stiftung für Patientensicherheit. Zusammen mit der
Stiftung für Arzneimittelsicherheit
und dem Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic wird derzeit
in einem gemeinsamen Projekt versucht, Kennzahlen über die Arzneimittel- und Medikationssicherheit zu
erarbeiten. Mit ersten Ergebnissen
wird im Frühjahr 2011 gerechnet.
Doch was wird eigentlich im
FPS alles als «kritischer Zwischenfall» bezeichnet? In einem soeben
verabschiedeten Konzept ist davon die Rede, wenn «Situationen,
Handlungen oder Massnahmen zu
einem Schaden für Patienten geführt haben oder hätten führen können». Dazu zählen Dosierungsfehler bei der Medikation ebenso wie
eine unsachgemässe Handhabung
von Hilfsmitteln oder ein feuchter
Fussboden.
«Wir legen grossen Wert auf
eine positive Fehlerkultur», betonen übereinstimmend Dr. Martin
Conzelmann sowie Pflegeleiterin
und Leiterin der vierköpfigen «Arbeitsgruppe kritische Zwischenfälle», Sandra Wilhelmi. Das Personal werde motiviert, Fehler zu
melden, ohne Sanktionen befürchten zu müssen.
Ein Dauerbrenner im FPS ist
der kritische Zwischenfall «Sturz».
Zum Schutz der Patienten seien
manchmal auch freiheitseinschränkende Massnahmen notwendig.
Diese würden aber immer mit den
Patienten oder den Angehörigen abgesprochen. (msu.)
Interview Seite 3
Kolumne Seite 8
KURZ & BÜNDIG
FPS am Unifest
Wenn die Universität Basel vom 17.
bis am 19. September 2010 rund um
den Petersplatz ihren 550. Geburtstag
feiert, ist auch das Felix Platter-Spital
mit von der Partie. Im Rahmen der
sogenannten «Wissenschaftsmeile»
werden das FPS und das Universitätsspital Basel einen gemeinsamen Stand
betreiben: Auf einem 60 Quadratmeter grossen Platz stellen die Sturzklink (FPS) und das Mobility Center
der Akutgeriatrie (Universitätsspital)
ihr Kooperations-Projekt «Gangana-
lyse als Prädikator für Stürze im Alter»
vor. Jeder dritte über 65-jährige Mensch
stürzt mindestens einmal pro Jahr, mit
teilweise beträchtlichen Folgen. Interessierte Besucherinnen und Besucher
können am Unifest ihre Gangsicherheit
testen, in dem sie über einen mit zahlreichen Sensoren bestückten Teppich
laufen. Fachleute werden die Ergebnisse vor Ort individuell auswerten.
Rang 1 für das FPS
Gesundheitskosten
Auf der «Ranking-Liste» der Vereinigung Nordwestschweizerischer Spitäler (VNS) hat das FPS am Stichtag
im November 2009 50 Lernende und
nimmt damit den 1. Platz unter den
VNS-Betrieben ein.
Die Gesundheitskosten werden in
nächster Zukunft ansteigen. Die
Konjunkturforschungsstelle der ETH
Zürich KOF rechnet für 2010 und
2011 mit einem Wachstum von 3,7
Prozent pro Jahr. Wie die KOF vorrechnet, dürfte die bessere Wirtschaftslage die Löhne und somit die
Kosten für das Gesundheitswesen
ansteigen lassen. Hinzu kommt, dass
die Bevölkerung mit 1,2 statt 0,7
Prozent stärker als zunächst erwartet zugenommen hat.
EDITORIAL
Den Nachwuchs
fördern
Im kommenden August werden über
30 junge Menschen ihre Ausbildung im Felix Platter-Spital beginnen. Es ist uns ein grosses Anliegen,
ihnen eine vielfältige und zukunftsorientierte Berufschance bieten zu
können. Wir vermitteln insbesondere Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine solide Ausbildung,
welche sie zu künftigen Leistungsträgern im Pflege- und Therapiebereich werden lässt.
Die Nachfrage nach einem
Ausbildungsplatz übertraf das Angebot bei weitem. Das ist einerseits ein gutes Zeichen für das
Felix Platter-Spital. Unsere hohe
Kompetenz im Ausbildungsbereich
spricht sich herum und trägt zunehmend Früchte. Hilfreich ist auch die
Mund-zu-Mund-Propaganda von
Praktikantinnen und Praktikanten,
welche ihre positiven SchnupperErlebnisse aus dem Felix PlatterSpital an ihre Kolleginnen und Kollegen weitererzählen.
Das Felix Platter-Spital setzt
voll auf qualifizierten Nachwuchs.
Im Bereich der FAGE-Grundausbildung sowie in der FAGENachholbildung zählen wir zu den
grössten Arbeitgebern in der Nordwestschweiz. Als Top-Ausbildungsadresse hat sich das FPS auch in
der diplomierten Pflegeausbildung
und in der Physiotherapie etabliert.
Wir sind gerne bereit, Überdurchschnittliches in der Ausbildung zu leisten. Selbst mit einem
effektiven Berufsmarketing und
grössten Eigenanstrengungen werden junge Nachwuchskräfte in Zukunft allerdings nicht mehr im
erforderlichen Ausmass zu rekrutieren sein. Wünschbar, um nicht
zu sagen unumgänglich ist deshalb auch, dass die Gesellschaft
als Ganzes mehr Mittel in die Ausbildung zur Verfügung stellt.
Ihr Guido Speck
Direktor
2 SPITALLEITUNG
03 I 2010
Spitalleitungsmitglieder im Gespräch
Nicole Ditzler: «In jeder Situation
möglichst authentisch sein»
Seit zehn Jahren amtiert Nicole
Ditzler als Personalchefin im
FPS. Stellenbewerbern gibt die
41-Jährige mit auf den Weg, sich
möglichst authentisch zu verhalten, also weder sich selber noch
dem Gegenüber etwas vorzumachen. Privat blickt die gebürtige
Bündnerin einem freudigen Ereignis entgegen.
An den Wänden ihres Büros hängen mehrere selbstgemalte Bilder,
die eine wohltuende Ruhe ausstrahlen. Einst schwarze Möbel wurden
durch weisse ersetzt. Nicole Ditzler,
seit bald einem Jahrzehnt Personalchefin im FPS und Mitglied der
Spitalleitung, legt grossen Wert auf
eine möglichst angenehme Atmosphäre.
Das hat plausible Gründe.
Ein Besuch bei einer Personalchefin kann auch zu einer Belastung
werden. Reorganisationsprozesse,
Kündigungen, ein Besuch von Angehörigen nach dem Tod eines Mitarbeiters, eine negative Reaktion
nach einem Vorstellungsgespräch:
In ihrer langjährigen Funktion hat
Nicole Ditzler schon mehrmals
weinende Leute in ihren beruflichen
vier Wänden erlebt.
Wie geht sie selber mit solchen
belastenden Situationen um? «Das
Wichtigste ist, dass man Empathie zeigt, sich Zeit nimmt, je nachdem aber auch Wut aushalten kann
und zulassen muss», sagt sie. Mit
menschlichen Schicksalen gehe sie
nie leichtfertig um. In ihrer Funktion müsse sie aber auch hie und da
Unangenehmes durchziehen. Sie erinnert speziell an die Reorganisation
vor fünf Jahren im FPS, als 80 Mitarbeitende versetzt und gegenüber
16 Angestellten die Kündigung ausgesprochen werden musste.
Personelle Entscheide von einer gewissen Tragweite würden nie
von ihr alleine gefällt. Wenn sie
Personalchefin Nicole Ditzler: «Das Wichtigste ist, dass man Empathie zeigt» persönlich hinter einer fundiert begründeten Massnahme stehen könne, falle ihr aber vieles leichter.
Von daher gesehen zieht sie den
ausgebauteren Kündigungsschutz
beim Staat – «wenn die Leistung
Die Gefahr von
Willkürentscheiden ist beim
Staat viel kleiner
stimmt» – gegenüber demjenigen in
der Privatwirtschaft denn auch vor.
«Die Gefahr von Willkürentscheiden ist beim Staat viel kleiner».
Ihr beruflicher Alltag lässt
sich quasi in zwei Blöcke aufteilen, nämlich erstens in Feuerwehrübungen und zweitens in konzeptionelle / organisatorische Arbeiten.
Wenn Nicole Ditzler im Normalfall
um 6 Uhr 30 in der Früh im Büro
erscheint, bleibt ihr bloss eine «telefon- und gesprächslose» Stunde.
In dieser Zeit könne sie noch einigermassen in Ruhe ihre Mails beantworten oder Rekurse erledigen.
Dann aber sei es mit der Planbarkeit
des Tages bereits meistens vorbei.
Personalabteilungen würden heute zunehmend zu Dienstleistungsbetrieben für andere Bereiche. Die
rein administrative Tätigkeit verliere dagegen an Bedeutung.
Einer Personalchefin muss man
einfach folgende Frage stellen: Wie
lautet Ihr Erfolgsrezept für Stellenbewerbende? Grundlage seien gute
Zeugnisse sowie ein sauberes Dossier, das «nicht gerade nach Rauch
riechen sollte», sagt Nicole Ditzler,
die diesbezüglich schon einiges aus-
Foto Martin Töngi
zuhalten hatte. Vor allem aber sollte
man authentisch daherkommen, betont die Personalchefin. «Lieber die
Karten offen auf den Tisch legen,
statt den Lebenslauf zu vertuschen».
Bevor Nicole Ditzler ihre Tätigkeit in Basel aufnahm, hatte sie
in mehreren Spital-Unternehmen
bereits viele Erfahrungen gesammelt, die ihr jetzt zugute kommen.
Nach der kaufmännischen Lehre
und einem kurzen Abstecher ins
Zürcher Steueramt wechselte sie für
sechs Jahre ans Waid-Spital, wo die
Rekrutierung, Beratungsgespräche
sowie die Mitarbeit an Projekten im
Vordergrund standen. Die nächste
Station war die Klinik Hirslanden,
bevor sie sich dann am Stadtspital
Triemli unter anderem mit Budgetthemen beschäftigte und erstmals
ihre Führungsqualitäten als Che-
fin einer kleinen Crew unter Beweis stellten konnte. Heute leitet
Nicole Ditzler am Felix Platter-Spital ein Team mit 14 Mitarbeitenden.
Das theoretische Rüstzeug für diese Aufgabe hat sie sich berufsbegleitend unter anderem mit einem
Abschluss zur diplomierten Leiterin Human Resources FH an der
Fachhochschule Nordwestschweiz
geholt. Daneben wirkt die HRLeiterin als Expertin bei den Eidgenössischen Personalfachprüfungen.
Und seit kurzem hat Nicole Ditzler
auch noch ihre Freude an der Politik entdeckt. In ihrer Wohngemeinde im solothurnischen Fehren ist sie
Gemeinderätin mit dem Fachressort
Bildung und Gesundheit.
Von all dem Stress am besten
erholen könne sie im familiären
Umfeld und in ihrer sich ländlichen
Umgebung. Die dreiköpfige Familie Ditzler bekommt noch in diesem
Jahr Nachwuchs. Familienpolitisch
gesehen sei sie hundertprozentig
perfekt versorgt, schwärmt Nicole
Ditzler. Die Schwiegereltern wohnten im Nachbardorf, und die eigene Mutter könne bei Bedarf auch
immer wieder als Tagesmutter einspringen. Und wenn es darum geht,
ein Menu auf den Tisch zu zaubern,
haben es andere auch schwerer:
Nicole Ditzlers Ehemann ist Küchenchef.
Markus Sutter
SPITALLEITUNG
Die Spitalleitung des FPS besteht seit dem 1. Januar 2010
aus sieben Mitgliedern (vorher
sechs). Wir stellen sie in einer
Serie vor. Heute ist Personalchefin Nicole Ditzler an der Reihe.
Einreihung der Mitarbeitenden von n bis n-6
Bei der Erarbeitung der strukturellen
Grundlagen im Rahmen der Installation der neuen HR-ManagementSoftware stiessen wir auf gewisse Widersprüchlichkeiten. Diese
wurden mittlerweile behoben, indem entweder einheitliche Sprachregelungen für bisher verschieden benannte, aber gleichgestaltete
Organisationsformen, oder aber Anpassungen in der Organisationsstruktur erfolgten. Folgende Einreihung wurde vorgenommen:
Stufe n
Die oberste Führungsverantwortung
obliegt dem Direktor. Seine Stellvertretung wird durch ein Bereichsleitungsmitglied wahrgenommen.
Stufe n-1
Zu n-1 zählen die Bereichsleitungen,
welche – unter dem Vorsitz des Direktors – gemeinsam die Spitalleitung bilden. Die Stellvertretung der
Bereichsleitungsfunktion geschieht
innerhalb von n-1.
Stufe n-2
Ausserhalb des ärztlichen Dienstes
zählen zu n-2 die Abteilungs- und
Stabsleitungen.
Die Stellvertretung in kleinen
Teams mit einer Führungsspanne
von < 15 Mitarbeitenden geschieht
durch einen Mitarbeitenden als Abwesenheitsvertretung.
In Teams mit mehr als 15 Mitarbeitenden bestehen in der Regel
Leitungsteams mit Gruppen- resp.
Fachleitungen. Die Stellvertretungsfunktion wird einer dieser Personen zugewiesen. Die Stellvertretung übernimmt in diesem Fall auch
führungsergänzende und -unterstützende Aufgaben der Abteilungsleitung bei deren Anwesenheit.
Im ärztlichen Dienst gehören der
Chefarzt Rheumatologie, die Leitenden- und die Oberärzte zu n-2.
Die Personalführung im ärztlichen
Dienst geschieht ausschliesslich
durch die Chefärzte.
Zum Kader gehören alle Führungsstufen bis n-2.
Stufe n-3
Hier unterscheiden wir Funktio-
nen mit Personalführungsverantwortung (Gruppenleiter) und solche ohne (Fachleiter). Fachleiter
erfüllen eine spezifische, disziplinäre Fachverantwortung (z. B. Berufsbildung, Fachbeauftragte, Administration).
Die Stellvertretung dieser Hierarchiestufe geschieht durch die übergeordnete Abteilungsleitung.
Stufe n-4
Je nach Ausgestaltung von n-3 und
je nach Grösse der Abteilung kann
eine Stufe n-4 geschaffen werden.
In Systemen mit Gruppenleitungen
auf Stufe n-3 nennt sich die untergeordnete Ebene Betriebsassistenten, im Falle von Fachleitungen auf
Stufe n-3 nennt sich die Ebene n-4
Koordinatoren. Erstere haben Personalführungsverantwortung, letztere nicht. Koordinatoren wirken
koordinierend bezogen auf den
Einsatzbereich (z.B. Bettenstation). Die Stellvertretung dieser Hierarchiestufe geschieht immer durch
die übergeordnete Gruppenleitung.
Stufe n-5
umfasst die Basismitarbeitenden
Stufe n-6
umfasst Lernende, Studierende, Praktikanten und Zivildienstleistende
Nicole Ditzler, Leiterin HR &
Thomi Jourdan, Stv. Leiter HR
schwerpunkt 3
Die Gazette des Felix Platter-Spitals
Dr. René Schwendimann zum Thema Patientensicherheit
«Die Fehlerkultur ist immer Teil
der Organisationskultur»
Gemäss einer neueren Studie
der Stiftung für Patientensicherheit, der Sie als Beirat angehören,
macht sich fast jede/r Fünfte der
Befragten Sorgen um die Sicherheit in den Schweizer Spitälern.
Zu Recht?
Die geäusserten Patientensorgen
sind ernst zu nehmen. Sie drücken
meiner Meinung nach auch ein Unbehagen aus, das Menschen empfinden, wenn sie sich einer für sie
«fremden» Spitalwelt zurechtfinden müssen. Die Art und Weise
der Medienberichterstattung prägt
die öffentliche Wahrnehmung, die
wir als Gesellschaft von den Spitälern und ihren Akteuren haben. Einerseits wecken Meldungen Hoffnungen, wenn neue lebensrettende
Therapiemöglichkeiten vorgestellt
werden oder schüren Ängste, wenn
ärztliche Behandlungsfehler oder
Pflegeskandale die Schlagzeilen
beherrschen. Als Bürger und Patienten müssen wir uns jedoch darüber im Klaren sein, dass heutige
Spitäler Unternehmen sind, die im
Hochrisikobereich des Lebens ressourcenintensive Dienstleistungen
erbringen.
Überbringer von
schlechten Nachrichten
sollte man ermutigen
Bereits weit verbreitet in der Spitallandschaft ist CIRS (Critical
Incident Reporting System), ein
freiwilliges und bei Bedarf auch anonymes Fehlerberichtssystem. Was
halten Sie von diesem System?
CIRS ist ein Verfahren zur Verbesserung der Patientensicherheit und
funktioniert nach dem Prinzip «Berichten, Bearbeiten und Beheben».
Damit können jene (kritischen) Er-
Zur Person
Dr. René Schwendimann ist gelernter Psychiatriepfleger (Diplom
1979). Von 1980 bis 2000 arbeitete er in verschiedenen Kliniken
und Pflegeheimen als Pflegefachmann, Stationsleiter und Oberpfleger. Er studierte Pflegewissenschaft in Maastricht und Aarau
(1999). Von 2001 bis 2006 arbeitete er als Qualitätsmanager im
Stadtspital Waid in Zürich und als
wissenschaftlicher Assistent am
Institut für Pflegewissenschaft der
Universität Basel, wo er 2006 auch
in Pflegewissenschaft promovierte.
Seit 2007 ist er als Leiter des Bereichs Lehre, als Dozent und Wissenschafter am Institut für Pflegewissenschaft tätig und forscht zum
Thema «Patientensicherheitskultur
und klinische Ergebnisse».
eignisse, die unerwartet auftreten
und ohne geeignete Gegenmassnahmen zu einer Schädigung der
Patienten führen können, «niederschwellig» gemeldet werden. Mit
CIRS konnten gemäss WHO weltweit bereits unzählige Verbesserungen zugunsten der Patienten und
Fachleute realisiert werden. Der
CIRS Ansatz überzeugt mich, deshalb erwähne ich hier auch das von
der Stiftung für Patientensicherheit
Schweiz betriebene, überregionale
CIRRNET.
Fehler zuzugeben und gar selber zu melden, ist aber nicht jedermanns Sache. Steht und fällt
der Erfolg eines solchen Systems
nicht mit einer funktionierenden
Fehlerkultur eines Spitals?
Die sogenannte Fehlerkultur ist immer Teil der Organisationskultur und
charakterisiert die Art und Weise,
wie mit Fehlern, Risiken und Fehlerfolgen umgegangen wird. Entscheidend für eine funktionierende
Fehlerkultur ist, wie vorgegangen
wird, wenn z.B. Patienten zu Schaden gekommen sind und das Image
des Spitals auf dem Spiel steht. Innovative Organisationen zeichnen
sich im Gegensatz zu rigiden Betrieben dadurch aus, dass a) Informationen und Erklärungen zu Fehlern
aktiv gesucht und nicht versteckt
oder negiert werden, b) Überbringer von «schlechten» Nachrichten
ermutigt und dafür sogar trainiert
und nicht «geköpft» werden und c)
die Verantwortung bei Fehlern gemeinsam getragen und nicht primär
nach «Schuldigen», gesucht wird.
Hierbei haben Führungskräfte aller
Stufen eine klare Vorbildfunktion.
Es gehört zu ihren Aufgaben, eine
sachliche Aufarbeitung des Geschehens zu gewährleisten.
Nachforschungen zufolge ist mindestens die Hälfte der vermeidbaren Fehler in Spitälern auf den
unsachgemässen Umgang mit Medikamenten zurückzuführen. Was
lässt sich dagegen unternehmen?
Man muss sich einmal vor Augen
halten, dass Woche für Woche xMillionen von Medikamentendosen an Patienten abgegeben werden.
Bei diesen Prozessen sind von der
Anlieferung und Zwischenlagerung
bis zur Verschreibung und Abgabe
an den Patienten unzählige Personen involviert. Einerseits bemühen
sich die Medikamentenfirmen, dass
innerhalb ihres Produktesortiments
die Gefahr von Verwechslungen
von Präparaten (z.B. Grösse, Form,
Beschriftung von Ampullen) ausgeschlossen werden können. Andererseits wird im Spital bei der Medikamentenvorbereitung die 5-R
Regel angewendet (Richtiger Patient, Richtiges Medikament, Richtige Dosierung, Richtige Applikati-
Dr. René Schwendimann forscht zum Thema Patientensicherheitskultur. on und Richtige Abgabezeit). Hier
agieren im Besonderen die diplomierten Pflegefachleute als wichtige Kontroll- und Schutzinstanz.
In einem Spital wie dem Felix
Platter-Spital mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an
älteren Patienten ist die Sturzgefahr ein Dauerthema. Die Sicher-
Führungskräfte aller
Stufen haben eine klare
Vorbildfunktion
heit lässt sich verbessern, indem
man beispielsweise einen gefährdeten Patienten quasi an sein Bett
fesselt, ihn aber dadurch in seiner Bewegungsfreiheit beschneidet. Gibt es hier einen goldenen
Mittelweg?
Das Sturzgeschehen ist in der Regel multifaktoriell. Eine «Fesselung» ans Bett taugt generell nicht
als Mittel der Sturzprävention. Solche Massnahmen gelten als Freiheitsbeschränkung, die nur unter
streng definierten Umständen zur
Anwendung kommen darf. Sturzprävention erfordert ein multidisziplinäres Vorgehen, bei dem mit verschiedenen Massnahmen mit den
sturzgefährdeten Patienten gearbeitet wird. Obwohl es keinen 100%
Schutz gibt, stehen den Fachleuten
und Patienten evidenzbasierte Interventionen zur Verfügung, um Sturzgefahren und Risiken zu erkennen
und auszuschalten oder zu vermindern. Dazu gehört auch die von der
Stiftung für Patientensicherheit herausgegebene Schriftenreihe «Sturzprävention», die praxisorientierte Empfehlungen für die Fachleute
enthält.
Die Stiftung für Patientensicherheit führte in den beiden letzten
Jahren erstmals eine Benchmarking-Studie in mehreren Deutschschweizern Spitälern durch – un-
Foto Martin Töngi
ter Beteiligung von Patienten.
Diese sollten beobachtete Fehler
während ihres Spitalaufenthalts
melden. Sind Patienten bei dieser
Aufgabe nicht überfordert?
Die genannte Studie zeigt auf,
dass – trotz kontroverser Meinungen der Fachleute – Patienten durchaus in der Lage sind, sicherheitsrelevante Ereignisse wie z.B. eine im
Spital zugezogene Infektion wahrzunehmen und darüber zu berichten. Solche Erkenntnisse können
vom Spital aktiv genutzt werden,
um die Patientensicherheit zu fördern. Heutzutage ist es Standard,
Patienten zum Tagesablauf im Spital und den geplanten Untersuchungen und Behandlungen zu informieren. Und: Patienten sind mündige
Menschen, die wenn immer möglich aktiv ins Behandlungsgeschehen einzubeziehen, aufzuklären und
zu schulen sind.
Interview: Markus Sutter
4 SEITENWECHSEL
03 I 2010
Seitenwechsel im Felix Platter-Spital
Pfleger, Therapeutin, Elektriker,
Ärztin, Küchenpersonal: In einem Spital arbeiten Menschen
aus unzähligen Berufen zusammen. Meistens haben die Mitarbeitenden allerdings nur eine leise Vorstellung davon, was die
anderen tun. Deshalb rief die
Spitalleitung das Projekt «Seitenwechsel» ins Leben.
«Seitenwechsel» nennt sich das
Projekt, das von der Spitalleitung
initiiert und von Marcel Mösch
und Evelyne Hofer von Human
Resources gegenwärtig gemanagt
wird. Seit dem 5. Juli und noch bis
am 17. Dezember dieses Jahres können Mitarbeitende einen Tag lang
auf freiwilliger Basis in einem anderen Arbeitsbereich im FPS schnuppern.
Das Angebot ist reichhaltig.
Vier Bereiche geben einen Einblick in ihre Abteilungen. So können sich Interessierte unter anderem
in der Aktivierungs- oder der Ergotherapie umsehen, sich mit Mitar-
sel? Über den eigenen Tellerrand zu
blicken könne einem wertvolle Impulse verleihen, sagt Marcel Mösch.
Man lerne andere Mitarbeitende mit
ihren Sorgen und Nöten kennen und
bringe so oft auch mehr Verständnis und Geduld für deren Anliegen
auf. Er erinnert sich gerne an seinen
«Schnupperkurs» vor einigen Jahren im Pflegedienst. Von den damals geknüpften Kontakten zehre
er noch heute.
Über den eigenen
Tellerrand blicken kann
einem wertvolle Impulse
verleihen
… verschiedenste Berufsfelder ermöglichen.
beitenden aus der Ernährung oder
der Logopädie austauschen oder
einmal sehen, was in der Physiotherapie oder der Sozialberatung so den
ganzen Tag läuft. Eine mögliche Alternative besteht darin, sich für einen Tag der Pflege anzuschliessen.
Andere Mitarbeitende ziehen
vielleicht eher Aktivitäten hinter
den Kulissen vor und interessieren
sich mehr über die Arbeiten im Reinigungsdienst, der Informatik oder
Das FPS-Projekt «Seitenwechsel» soll Einblicke in…
Fotos Martin Töngi
im Wäschepool. Oder sie wollen
wissen, was zentrales Bettenmanagement bedeutet oder wie jemand
vorgeht, der sich tagtäglich mit Tarifen auseinandersetzt. Schliesslich
besteht auch noch die Möglichkeit,
in der Urdomäne von Marcel Mösch
und Evelyne Hofer selber – nämlich
im Bereich HR – einen Tag zu verbringen.
Was aber bezweckt man überhaupt mit dem Projekt Seitenwech-
Einige Mitglieder der Spitalleitung
standen vor sechs Jahren an der
Kasse und tippten Beträge ein. Die
Erfahrungen seien durchwegs positiv gewesen. Auch Aussenstehende nutzten schon die Chance für einen kurzen Seitenwechsel. Marcel
Mösch berichtet von ABB-Managern, die einst zwei Wochen in der
Psychiatrie arbeiteten. Einem Manager hat die Arbeit so gut gefallen,
dass er seinen alten Job aufgab und
eine neue Herausforderung im Gesundheitswesen suchte.
Markus Sutter
Kostenloser Sicherheitscheck
für Velofahrer
Am traditionellen Velotag des
FPS konnte wieder einmal vom
reichhaltigen Angebot von Velo
Motos Brino Gebrauch gemacht
werden.
In Sichtweite des Felix PlatterSpitals befindet sich das Velogeschäft von René Brino. Einmal im
Jahr – am traditionellen Velotag –
kommen Mitarbeiter dieses Betriebs mit ihren Utensilien vor die
Tore des FPS. Die Spitalangestellten können sich beraten lassen und
neue Innovationen bestaunen.
So etwa wären dreckige Hosenbeine, schmutzige Finger und
das knirschende Geräusch beim
Schalten endgültig vorbei, wenn
man sich für eines der Fahrräder
entschliessen würde, die von Velo
Motos Brino präsentiert wurden.
Diese Velos verwenden zum Antrieb einen Zahnriemen anstelle einer Kette. So ein Zahnriemen muss
nie mehr geölt werden. Er ist wartungsarm und hat eine sehr lange
Lebensdauer. Zwei hochwertige,
attraktive Zahnriemenvelos konnten zur Probe gefahren werden.
Das Ziel des Velotags ist
aber die Sicherheit der FPS-Mitarbeitenden zu fördern und nicht
«Chareschmieri» zu vermeiden.
Deshalb konnten Velohelme vergünstigt erworben werden. Die
Velofachleute halfen bei der Wahl
des geeigneten Models und nahmen das Anpassen gleich vor Ort
vor. In den Monaten Mai und Juni
wurde zudem gratis ein Sicherheits-Velocheck angeboten.
Urs Ulrich
Spitalangestellte nahmen die Gelegenheit, sich beraten zu lassen, gerne wahr.
Foto Urs Ulrich
5
10 Jahre Tagesklinik
Die Gazette des Felix Platter-Spitals
10 Jahre Tagesklinik
Mit Teamgeist und viel Elan zu einem
umfassenden Angebot
Die Tagesklinik etablierte sich erfolgreich im Felix Platter-Spital.
Stets motiviert, mit viel Elan und
grossem Teamgeist entwickelten die Verantwortlichen das Angebot während der letzten zehn
Jahre stetig weiter. Dr. Cristina
Mitrache war als Ärztin von Anfang an dabei und hat einen grossen Beitrag zur erfreulichen Entwicklung beigetragen.
Cristina Mitrache, Fachärztin für
Innere Medizin mit Schwerpunkt
Geriatrie, ist in Bukarest, Rumänien, aufgewachsen und hat dort ihr
Medizinstudium abgeschlossen.
Basel und die Schweiz lernte sie
während eines Praktikums als Unterassistentin am damaligen Kantonsspital kennen. «Dort hat es mir
so gut gefallen, dass ich meine berufliche Karriere auf der Endokrinologie am heutigen Universitätsspital Basel startete», erinnert sie sich.
Im Felix Platter-Spital, danach im
Markgräflerhof des Kantonsspitals
und auf der Memory-Clinic machte sie ihre ersten Erfahrungen in der
Geriatrie. Vor zehn Jahren wechselte Cristina Mitrache als Oberärztin
ins Felix Platter-Spital. Vor zwei
Jahren wurde sie zur Leitenden Ärztin befördert.
Die engagierte Ärztin bewältigt ein vielfältiges, anspruchsvolles Aufgabengebiet. Auf der Bettenstation 8 ist sie für die PatientInnen
der Internistischen Nachbehandlung verantwortlich und im ambulanten Bereich betreut sie die Spezialsprechstunde für Traditionelle
Chinesische Medizin. Zusätzlich ist
sie an zwei Halbtagen bei den Universitären Psychiatrischen Kliniken
Motivation und
Engagement ist wie ein
roter Faden spürbar
gewesen
(UPK) konsiliarisch als Internistin
tätig. Im Rahmen von Ausbildungsmandaten für Medizinstudenten
und Pflegefachleuten HF gibt sie
ihr Wissen weiter. Ausserdem leitet
sie die Ernährungskommission, die
im Rahmen des Qualitätsstandards
«Ernährung im Spital» entstanden
ist. Der Standard, der übrigens im
2007 den begehrten Preis der Ge-
Beiträge zum Jubiläum
Der 10. Geburtstag der FPS-Tagesklinik soll auch im Journalix
gebührend zur Sprache kommen. In jeder Ausgabe dieses
Jahres publizieren wir deshalb
einen Beitrag über diese Institution. Dr. Cristina Mitrache hat
an verantwortlicher Stelle all die
Jahre mitgeprägt.
Fernöstliche Heilkunst
Als traditionelle chinesische Medizin – auch TCM – wird die
Heilkunde bezeichnet, die in China vor gut 2000 Jahren in Schriften begründet und in der Folgezeit weiterentwickelt worden ist.
Dr. Cristina Mitrache vor ihrem Kräutergarten, der auf ihre Initiative hin entstanden ist.
sellschaft für klinische Ernährung
in der Schweiz (GESKES) für das
beste Ernährungsmanagement im
Spital gewonnen hat.
Ausgleich zur Arbeit im Spital findet sie in der Musik. Zuhause begleitet sie ihren Mann, einen
Berufs-Geiger, am Klavier. «Er hat
viel Geduld mit mir als Laienmusikerin», lacht sie. Ihre musische
Seite fliesst wiederum in die Behandlung von Rehabilitationspatienten ein. Musik, speziell auch die
Rhythmik, beeinflusst Bewegungsabläufe günstig und wirkt sich positiv auf die Gefühlslage aus. Klassik
oder Populärmusik sei dabei nicht
entscheidend. Wichtig ist das, was
die Patienten in ihrem Langzeitgedächtnis gespeichert haben und lieben. Ihre zwei Referate zu diesem
Thema im Rahmen der FPS-Vortragsreihe «Wissenswert» waren
richtige Publikumsrenner.
In ihrem Bestreben, für ihre PatientInnen immer die beste Therapie
zu finden, bietet sie in Ergänzung
zur Schulmedizin die traditionelle chinesische Medizin (Akupunktur, Ohrakupunktur, Moxibustion,
Schröpfen, Phytotherapie) an. Die
anspruchsvolle TCM-Ausbildung,
die sie berufsbegleitend absolvierte, dauerte zwei Jahre. Ein hübscher
chinesischer Kräutergarten auf dem
FPS-Gartengelände ist auf ihre Initiative hin entstanden. Die Pflanzen
stammen aus dem Botanischen Garten der Universität, wo sie Teil einer
Sonderschau «Chinesische Arzneipflanzen» waren und anschliessend
ins Felix Platter-Spital transferiert
wurden. Angelegt wurde der Garten von Hansjörg Seiwald, der sich
Musik vermag die
Bewegungsabläufe günstig
zu beeinflussen
als Staudengärtner auch in chinesischer Medizin ausgebildet hat, zusammen mit Dr. Cristina Mitrache,
Hildegard Lichtin und Rudolf Wolf.
Cristina Mitrache ist infolge organisatorischer Veränderungen heute nicht mehr in der Tagesklinik
tätig. Die Leitende Ärztin hat ihr
Büro aber immer noch im Gebäude D und meint: «Ich fühle mich
immer noch stark mit der Tagesklinik verbunden». Ihre Aufgaben
sind mittlerweile von ihrer Kolle-
Foto: Martin Töngi
gin Dr. Susanne Walser, Oberärztin,
übernommen worden. Cristina Mitrache ist stolz auf das Erreichte und
lobt die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit allen involvierten Fachbereichen. In all den vergangenen
Jahren sei eine grosse Motivation,
viel Engagement und Bereitschaft
wie ein roter Faden zu spüren gewesen. Das gemeinsame Ziel hiess: die
Tagesklinik zu entwickeln, zu verbessern und für die zu betreuenden
PatientInnen stets individuelle Lösungen zu finden.
Urs Ulrich
Spezialsprechstunden für
ambulante Patienten
– Inkontinenz
– Hirnleistungsstörungen
– Prothesen- und Orthesenver-
sorgung
– Sturz
–Mangelernährung
–Traditionelle Chinesische
Medizin
Anmeldungen unter Telefon
061 326 42 91
E-Mail: tagesklinik@fps-basel.ch
Den Impuls für die Entwicklung der
TCM gab der Philosoph Lao Tse,
der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt
haben soll. Er und seine Schüler
befassten sich vorwiegend mit den
Gesetzmässigkeiten der Natur und
eines Weltorganismus, denen auch
der Mensch unterworfen sei. Folge
er diesen Regeln, dann gehe er den
«rechten Weg», das Tao, und werde Harmonie erlangen. «Der Weg
kennt weder Dämonen noch Geister, er kommt aus sich selbst und er
geht aus sich selbst», heisst es im
«Gelben Kaiser», einer Art chinesischem Äquivalent zum europäischen Corpus Hippocraticum. Dieser um 200 v. Chr. von unbekannten
Autoren zusammengetragene Klassiker wandte sich schon damals von
mystischen Vorstellungen ab und
orientierte sich an «Naturgesetzen».
Das wichtigste Gesetz formten
chinesische Denker mit der komplexen Yin-und-Yang-Theorie. Der
Kernpunkt dieser Lehre beruht auf
der Einsicht, dass alle Dinge und
Erscheinungen in sich auch ihr Gegenteil besitzen und mit diesem
Gegenteil eine Einheit bilden. Es
begann mit offensichtlichen, eher
groben Zuordnungen wie Himmel,
Sonne, Tag und Feuer als Yang, das
mit Hitze, Anregung, Männlichkeit,
Aktivität, Bewegung und Zunahme
assoziiert wird. Yin dagegen steht
für Erde, Mond, Nacht und Wasser
und weist Qualitäten auf wie Dunkelheit, Kälte, Ruhe, Weiblichkeit,
Passivität und Abnahme.
Mithilfe dieser komplementären und reziproken Kräfte, die der
Natur, aller Materie, allem Handeln,
allem Denken und jeder Bewegung
innewohnen, erhält jedes Phänomen
einen Platz in der Systematik und
hilft die allumfassende Dynamik
des Werdens, Verhaltens und Vergehens zu verstehen – ohne dass dazu
der Glaube an einen Schöpfergott
bemüht wird. Dauerhaft im Kosmos des Taoismus sind regelmässige Muster: Das Gewebe von Dingen
und Ereignissen ist nicht erschaffen
worden, sondern existiert kraft seiner inneren Natur, also durch die
beständige Entfaltung von Yin und
Yang. Während der westliche Geist
zielgerichtet danach sucht, was hinter den Phänomenen, was deren Ursache ist, hat der östliche Verstand
eher den Ehrgeiz, die Verflechtung
des Ganzen und dessen Dynamik
exakt wahrzunehmen.
(jou.)
6 Küche
03 I 2010
Das Küchenteam des FPS ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus
Eigenes Label für Felix-«Handmade»
brauch machen. «Beim Catering garantieren wir unseren Kunden frisch
zubereitete Produkte von hoher
Qualität», verspricht Heinz Müller.
Heinz Müller und seine Crew
ruhen sich aber nicht auf ihren Lorbeeren aus. Vielmehr suchen sie immer nach Möglichkeiten, das Restaurant Chez Felix noch attraktiver
zu gestalten. Aktuell sollen die Räu-
Für Bankette, Feste
und Feiern haben in den
Räumen des Chez Felix bis
zu 200 Personen Platz.
me des Restaurants neu organisiert
werden. «Unsere Mitarbeitenden
sollen eine Rückzugsmöglichkeit
bekommen – einen Ort, wo sie unter sich sein können». Zu diesem
Zweck wird der helle «Cafeteriabereich» mit seinen grossen Fensterscheiben zukünftig ausschliesslich
den Mitarbeitenden zur Verfügung
stehen. Heinz Müller reagiert mit
dieser Massnahme auf Rückmeldungen von Mitarbeitenden, die
sich seit der Öffnung des Chez
Felix für externe Gäste eine «internere» Umgebung wünschen. Die organisatorische Umstellung benötigt
noch etwas Zeit. Der Bereich wird
auch einen neuen Namen erhalten.
Zukünftig wird man die vielen
selbstproduzierten Gerichte klar deklarieren. «Mit einem eigenen Label möchten wir unseren Kunden
aufzeigen, wo «Felix-Handmade»
drinsteckt – und das ist ein ganz beträchtlicher Teil unseres Angebots»,
erklärt Heinz Müller stolz. Mit dieIm FPS ist eines der besten Crème-Brulée-Desserts der Stadt Basel zu haben.
Im Restaurant Chez Felix kann
man sich mit gutem Gewissen
preisgünstig und gesund ernähren. Nur Insider wissen zudem,
dass in der FPS-Küche eines der
besten Crème-Brulée-Desserts
der Stadt Basel zu haben ist –
das Rezept bleibt Geheimsache.
Selbst hergestellte Produkte sollen in Zukunft gemäss den Aussagen von Gastronomieleiter
Heinz Müller klar gekennzeichnet werden.
Im Restaurant Chez Felix verpflegen sich täglich zwischen 250 bis
300 Gäste. Sie haben die Wahl zwischen einem Tagesmenü, einem
Spezial- oder Vegimenü, dem Wochenhit oder dem Gourmetteller.
Dann gibt es aber auch noch das
preiswerte Sparmenü und eine individuelle Auswahl vom Salatbüffet oder vom Grill.
«Wir legen in der «Warmen
Küche» viel Wert auf die Qualität
der Verarbeitung», erklärt Heinz
Müller. So wird pochiert und ge-
Fotos: Martin Töngi
dämpft, so dass die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Im Übrigen werden auch hochwertige Öle
und Fette verwendet wie Bratbutter
und Higholec-Rapsöl. In der Kalten
Küche kommen Rapsöl und Olivenöl zur Anwendung. Der Einkauf der
Lebensmittel geschehe sehr überlegt und sorgfältig. Man achte auf
die Nachhaltigkeit und kaufe vor
allem saisongerechte Produkte bei
regionalen Händlern ein. Einer davon ist die Familie Moser aus dem
nahen Elsass, die schon seit vielen
Jahren das Felix Platter-Spital mit
ihrem Gemüse beliefert. «Obwohl
die Spargeln aus China rund ein
Viertel billiger wären und bereits
geschält sind, greifen wir auf badische Produkte zurück», verdeutlicht
der Gastronomieleiter.
Das aufmerksame Chez FelixTeam organisiert auch Bankette,
Feste und Feiern. In den Chez Felix Räumen haben bis zu 200 Personen Platz. Wer sein Fest lieber an einem externen Ort organisiert, kann
vom Cateringservice der Küche Ge-
ser Aktion kommt das Können der
Felix-Köche noch besser zur Geltung. Heute ist zum Beispiel nur
einzelnen Insidern bekannt, dass in
der Felix Platter-Küche eines der
besten Crème Brulée-Desserts von
Basel hergestellt wird. Leider gibt
es diese delikate Nachspeise nicht
tagtäglich. Die Herstellung ist aufwändig und braucht einiges Können. Crème Brulée-Rezepte kann
man zwar überall finden, die spezielle Felix-Qualität wird man damit
nicht erreichen. «Das Geheimrezept
wird von verschiedenen Köchen des
Chez Felix wie ein kostbarer Schatz
gehütet – und ein solcher ist eben
selten» schmunzelt Heinz Müller.
Das Restaurant Chez Felix ist täglich von 11.15 bis 13.15 Uhr geöffnet. Crème Brulée gibt’s nach Ansage.
Urs Ulrich
Zivildienst im FPS
Die Gazette des Felix Platter-Spitals
7
Zivildienstler Andreas Schürmann im FPS im Einsatz
«Viel interessanter als das Militär»
Statt in einem ausgehöhlten Berg
als Füsilier herumzuirren, wählte
Andreas Schürmann eine seines
Erachtens viel sinnvollere und
befriedigendere Alternative: Einen Zivildienst im FPS.
Andreas Schürmann ist nicht der
Prototyp eines Militärdienstverweigerers, der in seinem Leben noch
nie eine Armeeuniform zu Gesicht
bekam. Erst im – militärisch gesehen – bereits fortgeschrittenen Alter
von beinahe 30 Jahren verabschiedete er sich von dieser Institution.
Den endgültigen Motivationsschub
zum Wechsel in den Zivildienst gab
der letzte Wiederholungskurs. Als
Füsilier in einem ausgehöhlten Berg
auszuharren, war nicht seine Sache.
Er wollte etwas Sinnvolles tun.
Nach einem Einführungstag
stand für ihn fest: «Ich will in den
Zivildienst». Fünf Wochen verbrachte er schliesslich im FPS,
quasi die erste Tranche seiner zivildienstlichen Tätigkeit.
Andreas Schürmann, im «richtigen» Leben in der Wirtschaftsprüfung bei Ernst & Young tätig,
hat im FPS einen sehr detaillierten
Überblick über das Spital bekommen. Dies im wahrsten Sinne des
Wortes: «Ich musste im Auftrag von
Ökonomie-Leiterin Anita Mannhardt das Raumverzeichnis à jour
Lieber Zivildienstleistender im FPS als Füsilier in den Bergen.
bringen. Konkret galt es abzuklären, ob die entsprechenden Räume
immer noch den richtigen Kostenstellen zugeordnet sind. In letzter
Zeit ist es im Zuge des FPS-Umbaus schliesslich zu mannigfachen
Änderungen gekommen. Erinnert
sei nur an den Neubau Rheumatologie (Gebäude S).
Foto: Martin Töngi
Zum Pflichtenheft des Zivildienstlers gehörte auch andere Detailarbeit. Um ein paar Beispiele zu nennen: Wie oft wird wo geputzt, und
werden die Kosten der richtigen
Stelle angelastet? Andreas Schürmann kamen dabei nicht nur seine spanischen und portugiesischen
Sprachkenntnisse zugute, die er
während eines Südamerika-Aufenthalts gesammelt hatte und die er im
Kontakt mit Mitarbeitenden der Unterhaltsreinigung immer wieder gut
gebrauchen konnte. Vorteilhaft waren auch seine Excel-Erfahrungen.
Er hat während seines Aufenthalts
im FPS zahlreiche Tabellen kreiert. Und schliesslich war der FPS«Azubi» auch noch mitbeteiligt an
der Prüfung dreier Reinigungsmittel
(«in Bezug auf Preis, Effizienz und
Geschmack») unter der Federführung von Juan Gonzales, dem Leiter
der Unterhaltsreinigung.
Im Gästebuch des FPS bezeichnet ein anderer Zivildienstleistender seine Tätigkeit im Spital als
«härtesten Job der Welt» und er sei
froh, endlich weg zu sein. Andreas
Schürmann teilt die Ansicht dieses
anonym gebliebenen Autors überhaupt nicht. Vielmehr ist der Zivildienstler des Lobes voll über seinen kurzzeitigen Arbeitgeber. «Es
hat mir hier im FPS sehr gut gefallen», schwärmt er. Und es sei
beeindruckend gewesen, wie die
Mitarbeitenden sowohl mit den Patienten aber auch mit ihm umgegangen seien. «Ich möchte im nächsten Jahr gerne wiederkommen»,
sagt Andreas Schürmann. Vielleicht
wird er ja erhört.
Markus Sutter
ZIVILDIENSTLEISTENDE
Zivildienstleistende entlasten
das Pflegepersonal und erhöhen die Betreuungszeit. Dadurch steigern sie die Lebensqualität und das allgemeine
Wohlbefinden der Patientinnen
und Patienten. Die Zivildienstleistenden selbst erweitern ihre
Sozialkompetenzen: So lauten
ein paar Schlussfolgerungen
des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements, das kürzlich die Wirkungsanalyse zum
Einsatz von Zivildienstleistenden
im Gesundheitswesen publizierte. Die Studie ist unter www.
hplus.ch/de/servicenav/h_politik/arbeitgeberpolitik/zivildienst
im Internet abrufbar.
Z i v i - E ins ä tze
Im Felix Platter-Spital sind im
laufenden Jahr bis jetzt nicht
weniger als 25 Zivildienstleistende zum Einsatz gekommen.
Die jungen Männer blieben im
Minimum 33, im Maximum
270 Tage. Das durchschnittliche
Pensum belief sich auf rund 130
Tage, also gut vier Monate. Involviert waren praktisch alle Bereiche des Spitals.
Zwei Publikationen – FPS-Chefarzt als Koautor
Mit Gleichgewichtstraining und Kraft «kräftig altern»
Dr. Martin Conzelmann
Senioren können durch gezieltes Kraft- und Gleichgewichtstraining altersbedingten Beschwerden
der Alltagsmotorik wirkungsvoll
entgegenwirken. Das Institut für
Sport und Sportwissenschaften der
Universität Basel und der Schweizerische Fitness und Gesundheitscenterverband zeigen in zwei
Publikationen auf, wie Sturzrisikofaktoren und Sturzhäufigkeit abnehmen. Koautor ist Dr. Martin
Conzelmann, Chefarzt des Geriatrischen Gesundheitszentrums im
Felix Platter-Spital.
Das Fachhandbuch «Kräftig altern:
Die positiven Effekte von Muskeltraining in der 3. Lebensphase»
richtet sich vor allem an Ärzte, Apotheker, Bewegungs- und Gesundheitsfachleute. Elf Autoren treten
als Verfasser auf und berücksichtigen hierbei eigene und international anerkannte wissenschaftliche
Publikationen. Untersucht werden
die Wirkung von Kraft- und Gleichgewichtstraining auf die allgemeine
Gesundheit, Sturzhäufigkeit, Osteoporose, Gelenkbeschwerden, Stoffwechselerkrankungen, Motivation
und Depression. Die beschriebenen
Resultate zeigen, dass zahlreiche
degenerative Alterserscheinungen
und Sturzrisikofaktoren mit einem
zielgerichteten Kraft- und Gleichgewichtstraining stark minimiert
werden können, zudem beeinflussen diese Aktivitäten die psychische Gesundheit positiv. Bei den
80-jährigen Studienteilnehmenden
wurden Kraftanstiege der unteren
Extremitäten von mehr als 170 %
dokumentiert – mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit der
Knochen und Gelenke sowie auf
Stoffwechselstörungen (Diabetes).
Die Sturzhäufigkeit konnte mit entsprechendem Training um bis zu
50 % reduziert werden. Generell
kann aufgrund der empirisch gesicherten Daten von einer insgesamt
erhöhten Lebensqualität der Senioren/innen gesprochen werden.
Das gleichzeitig erschienene
Taschenbuch «Kräftig altern, Lebensqualität und Selbständigkeit
dank Muskeltraining» vermittelt Interessierten mit praktischen Umsetzungsvorschlägen die Kompetenz,
selbst oder unter professioneller
Anleitung ein effizientes Training
durchzuführen. Es ist in einen Theorie- und in einen Praxisteil mit
Übungsbeispielen aufgeteilt.
Hilfesuchende können sich
unter der Telefonnummer +41
0848 893 802 oder auf der Website
www.kraeftig-altern.ch von ausgebildeten Bewegungs- und Gesundheitsfachleuten beraten lassen. Allgemeine Auskünfte sind auf der
Website www.kraeftig-altern.ch zu
finden.
Fachhandbuch
Taschenbuch
«Kräftig altern, die positiven
Effekte von Muskeltraining
in der 3. Lebensphase».
«Kräftig altern, Lebensqualität und Selbständigkeit dank
Muskeltraining».
Herausgeber:
Lukas Zahner, Roland Steiner.
Autoren: Dr. Stefan Bilz,
Dr. Martin Conzelmann,
Dr. Urs Granacher,
Prof. Dr. Albert Gollhofer,
Dr. Tim Hartmann,
Prof. Dr. Marius E. Kraenzlin,
Dr. Christian Meier,
Prof. Dr. Uwe Pühse,
Dr. Bernhard Segesser,
Dr. Lukas Weisskopf und
Dr. Lukas Zahner.
Verlag Body Life, Karlsruhe; 2010.
ISBN 978-3-938939.20-8
Fr. 79.–
Herausgeber:
Lukas Zahner, Roland Steiner
(Herausgeber).
Autoren: Dominique Ernst,
Urs Granacher, Tim Hartmann,
Uwe Pühse, Lukas Zahner,
Ralf Roth.
Verlag Body Life, Karlsruhe 2010.
ISBN 978-3-938939.19-2
Fr. 14.80
Foto: Martin Töngi
Urs Ulrich
8 FEEDBACK
KOLUMNE
03 I 2010
Eine Auswahl von Stimmen
«Ich kann dieses Spital mit gutem
Gewissen weiterempfehlen»
Das macht Arbeit.
Jürgen Kühner, Leiter Sozialdienst
Nach meinem dreiwöchigen
Aufenthalt kann ich nur Positives
sagen: Die Pflegefrauen und die
Pfleger sind sehr freundlich und
hilfsbereit. Die Bewegungstherapie hat mir sehr geholfen, ich habe
viel gelernt. Die ärztliche Betreuung war sehr gut und hilfreich.
Die Verpflegung war ausgezeichnet und erstaunlich abwechslungsreich. Ich verbinde mein Lob mit
herzlichem Dank für alles.»
«Betr.
Küche:
Morgenessen
super (ausser Wasserkaffee). Mittagessen: sehr
fade, ohne Kräuter und immer das
Gleiche. Abendessen: wenige Auswahlmöglichkeiten, fantasielos
und kleine Portionen. Da ich noch
nicht im «Geriatriealter» bin fand
ich das Essen äusserst fade, wie
aus dem Wasser gezogen!!!!»
«Die Qualität hat gegenüber vor
einem Jahr nachgelassen!»
«Das Essen ist gut und reichlich.
Das Personal ist freundlich und
hilfsbereit.»
«Ich beanstande, dass die Abklärung meiner Knieschmerzen
zu wenig zügig vor sich ging. Ich
fand die Zeit für die Abklärung zu
lang und zu belastend. Es tut mir
leid, weil ich sonst mit der persönlichen Betreuung sehr zufrieden war.»
«Ich bin sehr zufrieden mit allen
Leistungen, die man mir angeboten hat. Mit den Dienstleistungen
und der Freundlichkeit des Pflegepersonals und der kompetenten
Physiotherapie. Das Essen habe
ich als abwechslungsreich und gut
empfunden.»
«Arzt und das ganze Pflegepersonal waren sehr zuvorkommend,
auch sehr aufmerksam und hilfsbereit mir gegenüber. Auch das
Essen hat mir immer sehr gut geschmeckt. Ich kann dieses Spital
mit gutem Gewissen weiterempfehlen.»
«Mit Personal und Essen zufrieden. Was mich sehr stört: Toilette vom Eingang ist sehr niedrig –
ich bin am Rücken operiert. Kein
Handgriff zum Aufstehen. Teilweise ist sie nicht sauber. Mein Vorschlag: selbstreinigende Toiletten.»
«Ich bin sehr zufrieden hier im Felix Platter-Spital. Die Betreuung
durch alle Mitarbeitenden ist äusserst zufriedenstellend und angenehm. Natürlich muss auch der
Patient entgegenkommen. Die Verpflegung ist meistens sehr gut,
weil man eine ziemlich grosse
Auswahl hat. Die Gruppentherapie ist sehr zufriedenstellend. Hoffentlich wird das Felix Platter-Spital so belassen, auch wenn
Renovationen nötig sind!»
«Obwohl die
Räumlichkeiten dieses Traktes
nicht optimal sind, wurde meine
Mutter vom Betreuungspersonal
sehr menschlich und aufmerksam
betreut.»
Für die Auswahl:
Urs Ulrich
«Die Pflege war ausgezeichnet.
Als Ehefrau konnte ich jederzeit
anrufen und mich erkundigen. Ich
wurde auch sehr gut über die Demenz bei meinem Mann informiert.
Herr YX und Schwester AB waren
eine grosse Unterstützung.»
«Pflege war sehr gut. Das Bett
sehr schlecht!»
«Vieles hat mich gefreut: Die
Freundlichkeit und Zuvorkommenheit des Personals der Station, die
kompetente Pflege, die ausgezeichnete Betreuung durch die Physiound Ergotherapie, das abwechslungsreiche und schmackhafte
1
14
22%
Anzahl
0
Kommunikation
0
Infrastruktur
1
Verpflegung
Anzahl
0
Prozess/Organisation
Kommunikation
12
Verhalten
Infrastruktur
Pflege
%
Pflege
0
2
6
2
0
1
11
39%
Kritik
Dienstleistung
Lob
Verpflegung
«Ihre Meinung interessiert uns»
Prozess/Organisation
Nach dem Hausbesuch von einer honorigen 85-jährigen Dame
werde ich vor den Seniorenrat für
geistige und familiäre Gesundheit
zitiert. Mein herrlich kühler Fliesenboden sei mit Teppichen abzupolstern, damit wenigstens die Kinder
warme Füsse hätten. Der Kühlschrank sei zwar grenzwertig sauber, der Inhalt jedoch im Sinne einer ausgewogenen Ernährung zu
ergänzen. Das Mountainbike wurde als vollkommen unnötiges Gesundheitsrisiko sofort entfernt.
Sollte ich diesen Massnahmen
aufgrund moralischer oder kognitiver Unzulänglichkeiten nicht
Folge leisten können, sei die Unterbringung in einem schönen Familienheim zu erwägen, wo nicht
nur meine eigene, sondern auch
die Integrität meiner Familie von
Fachleuten gewährleistet werde.
Die gleichfalls anwesenden Grosseltern nicken beifällig, endlich
spricht jemand aus, was sie schon
lange denken.
Ein Perspektivenwechsel hilft
manchmal weiter, wenn man unverständliches Verhalten erklären
will. Warum nur wehren sich manche Patienten so sehr gegen unsere Bemühungen im Rahmen der
Austrittsplanung, ihre Sicherheit
im häuslichen Bereich zu gewährleisten?? Telealarm. Kontrollanrufe. Aufsicht bei der Körperpflege.
Teppichle fixieren. Wo doch diese Bemühungen nie auf unseren
persönlichen Massstäben, sondern
stets auf Objektivität und Wissenschaft beruhen, bei der Pflege sogar evidenzbasiert sind??
Wie kommen wir bloss auf
die Idee, dass Freiheit im Alter eine
geringere Rolle spielt als in anderen
Lebensphasen? Häusliche Hilfen erhöhen die Sicherheit, subjektiv gesehen bedrohen sie jedoch auch
persönliche Freiheiten. Ob sie diese tatsächlich einschränken oder im
Gegenteil Spielräume erweitern –
das kommt darauf an. Können sie
subjektiv nachvollzogen werden?
Passen sie in die Lebenswelt der
Betroffenen und zu ihrer Lebensplanung? Kann man zwischen verschiedenen Anbietern auswählen
und sicher sein, dass die Kosten einen nicht ruinieren?
Damit wir uns nicht beim Anrennen auf dicke Mauern häuslicher Burgen blutige Köpfe (Zeit,
Geld, Nerven) holen, sondern uns
die Zugbrücke heruntergelassen
wird, sind geschickt geführte Verhandlungen erforderlich.
Verhalten
Sicherheit, Freiheit, Austrittsplanung
Essen, das vielfältige Essensangebot, die ausreichende Information durch die zuständigen Ärzte
und die Infrastruktur im Zimmer.
Negativ: kein Internetzugang von
meinem Laptop aus. Analoger Telefonanschluss; das darf doch
nicht wahr sein! Mit wenig Aufwand liesse sich bestimmt das Ambiente des Speisesaals verbessern.»
Dienstleistung
My home is my castle
Kommentare von FPS-Patientinnen und Patienten:
Das Personal war sehr zuvorkommend und nett. Das Essen
war abwechslungsreich
und hat ausgezeichnet geschmeckt. Ich war
rundum zufrieden und
konnte mich auch sehr
gut erholen.»
%
Ärztlicher Dienst
0
0
0
0
0
1
1
2%
Ärztlicher Dienst
0
0
2
0
0
0
2
7%
MQD (Med. Querschnittsdienste)
5
0
0
0
0
1
6
10%
MQD (Med. Querschnittsdienste)
0
0
1
0
1
0
2
7%
Finanzen und Betrieb
0
0
0
11
0
0
11
17%
Finanzen und Betrieb
0
0
2
2
8
0
12
43%
Personal allgemein
29
2
0
0
0
0
31
49%
Personal allgemein
0
0
1
0
0
0
1
4%
Total
46
2
1
11
0
3
63 100%
Total
0
2
12
4
9
1
28 100%
Zur Statistik:
In den Monaten Januar bis Ende Juni 2010 wurde auf dem Formular «Ihre Meinung interessiert uns» insgesamt 28-Mal kritisiert und 63-mal
Lob ausgesprochen.
NANDA-Konferenz 9
Die Gazette des Felix Platter-Spitals
Christan Heering nahm als Delegierter des Felix Platter-Spitals teil
Erste internationale NANDA-Konferenz
in Europa war ein grosser Erfolg
Grossaufmarsch in Madrid: Über
1000 Interessierte aus dem Pflegebereich partizipierten an der
ersten internationalen NANDAKonferenz in Europa. Mit von
der Partie war auch Christian
Heering vom Felix Platter-Spital.
Seine Eindrücke vom Anlass und
vom «Drumherum» hat er für die
Leserschaft von Journalix schriftlich festgehalten.
Zum ersten Mal in der fast
dreissigjährigen Geschichte der
NANDA kamen über eintausend
TeilnehmerInnen aus 39 Ländern
auf europäischem Boden zusammen, um neueste Entwicklungen
und Forschungsergebnisse auszutauschen. Doch wer oder was ist
eigentlich NANDA? Ursprünglich war dies die Abkürzung für
die amerikanische Pflegediagnosenvereinigung, die aus dem amerikanischen Pflegeberufsverband
hervorgegangen war. Inzwischen
jedoch ist NANDA-International®,
oder eben NANDA-I®, die Marken-
Der Stand und die
Qualität der Umsetzung von
NANDA-I® bei uns hat viele
beeindruckt
bezeichnung für die weltweit am
besten erforschte und am meisten
eingesetzte Pflegefachsprache und
bildet damit gewissermassen das
pflegerische Pendant zu anderen
medizinischen Fachsprachen wie
der Klassifikation der Krankheiten
(ICD 10).
Dank solcher Fachsprachen ist
es möglich, menschliche Pflegebedarfe genau auszudrücken und dadurch eine hohe Kontinuität und
Qualität in der pflegerischen Betreuung sicher zu stellen. Derzeit
umfasst NANDA-I® einen Katalog
von über 200 Pflegediagnosen. Wie
in allen anderen Disziplinen, so entwickelt auch die Pflegewissenschaft
ihr Wissen laufend weiter. Entsprechend muss auch der NANDA-Katalog laufend überprüft, ergänzt und
revidiert werden. Eine internationale Konferenz, wie eben diese, an der
ich als Delegierter des Felix Platter-Spitals teilnehmen durfte, bietet
dazu einen ausgezeichneten Rahmen. Gastgeber war dieses Mal die
spanische Pflegediagnosen-Vereinigung AENTDE, die keinen Aufwand und keine Mühe gescheut hatten um diesen Grossanlass für alle
zu einem Erfolg werden zu lassen.
Der spanische Pflegeberufsverband
stellte Dutzende von Hostessen, die
uns Teilnehmenden immer freundlich und lächelnd mit Rat und Tat
zur Seite standen – auch wenn es mit
der «sp-englischen» Verständigung
manchmal ein wenig haperte. Aber
das war, nach der ausgestandenen
100 Jahre
Berufsverband
100 Jahre Berufsverband: Unter
diesem Zeichen stand der diesjährige Kongress des Schweizerischen Berufsverbandes der
Pflegefachfrauen und –männer
(SBK), der in Luzern stattfand.
Die rund 1900 Teilnehmenden – unter ihnen auch FPS-Spitalleitungsmitglied Sandra Wilhelmi – blickten an dieser Grossveranstaltung
nicht nur in die Vergangenheit. Die
in den letzten 100 Jahren geschaffene Professionalität zu erhalten und
zu verbessern ist auch ein klares
Ziel für die Zukunft des mit 26‘000
Mitgliedern grössten Berufsverbandes im Gesundheitswesen.
Christian Heering in Begleitung zweier Berufskolleginnen am NANDA-Kongress in Madrid.
«Hängepartie» mit dem Flugverbot
und nach mehreren Umbuchungen,
nun wirklich eine Kleinigkeit.
Bereits die Eröffnung der Konferenz, die unter der Schirmherrschaft des spanischen Königspaares stand, war ein eindrückliches
Erlebnis. Denn neben deren Grussbotschaften, die vom Gesundheitsminister Javier FernándezLasquetty persönlich überbracht
wurden, wandte sich auch der Chef
des Weltrates der Pflegenden (ICN),
David Benton, in einer direkt und
live aus Genf überspielten Videobotschaft an die Zuhörenden. Dort
in Genf fand nämlich zeitgleich der
ICN-Jahreskongress statt und feierte, anlässlich des Internationalen
Tags der Pflegenden, das 100jährige Bestehen des Rates.
Auch das Programm der Konferenz hatte reichlich etwas zu bieten: Weit über 600 Vorträge, Workshops, Posterpräsentationen und
Diskussionsforen sorgten für ein
gut gefülltes, manchmal fast zu
dicht gedrängtes Programm an den
drei Kongresstagen. Und die Vulkanaschewolke tat das ihrige dazu,
um das Eintreffen der Referenten aus aller Welt und damit auch
den Ablauf ein wenig durcheinander zu bringen. Aber dank der uns
Pflegefachleuten eigenen Flexibilität und dank der ausgezeichneten
Organisation der spanischen KollegInnen fand dann doch noch fast jeder Vortrag seinen Weg in die Ohren der Zuhörenden – oft natürlich
nur über den Kopfhörer. Denn Dutzende von Simultan-Übersetzenden sorgten dafür, dass die Vorträge nicht nur gehalten, sondern auch
verstanden werden konnten.
Besonders wertvoll sind an einer
solchen internationalen Konferenz
natürlich auch die vielen informellen
Gespräche und Gedankenaustausche
mit den KollegInnen. Das beherrschende Thema ist dabei allerdings
der von allen mit grosser Besorgnis
vorgetragene Mangel an Pflegepersonal. Bereits jetzt müssen der Bevölkerung und den PatientInnen, gerade auch in vielen reichen Ländern,
notwendige pflegerische Leistungen
vorenthalten werden, weil nicht genügend Pflegefachleute da sind und
deren Zeit nicht für alle reicht. Dazu
führen die allerorten empfindlich
spürbaren Kosteneinsparungen zu
Problemen mit der Qualität und der
Sicherheit der Pflege. Viele stellten
Fotos zVg.
darum die berechtigte Frage, wie es
sein kann, dass trotz der Kosteneinsparungen im Pflegebereich die Gesundheitskosten weiter dramatisch
steigen. Einig war man sich aber
darin, dass es dank der Verwendung
von NANDA-I® seit einigen Jahren
viel besser möglich ist, Pflege sichtbarer und transparenter zu machen.
Denn ein Urteil darüber, ob Pflege
teuer, oder womöglich gar zu teuer
ist, kann man sich natürlich erst dann
bilden, wenn die Pflege ein Preisschild trägt und bekannt ist, welche
Menge an Pflege die Bevölkerung
benötigt.
Gemeinsam mit den anderen
Kolleginnen und Kollegen unserer
Schweizer Delegation konnten wir
aber feststellen, dass wir uns mit unseren Erfolgen bei der Umsetzung
von NANDA-I® im internationalen
Vergleich durchaus sehen lassen können. Denn der Stand und die Qualität
der Umsetzung von NANDA-I® in
unserem Spital (und übrigens auch
in den anderen, ebenfalls vorgestellten Schweizer Spitälern) hat viele
KollegInnen beeindruckt, wie wir
aus deren Rückmeldungen zu unseren Vorträgen und Workshops entnehmen konnten.
Mit einem übervollen Kopf,
dicht beschriebenen Notizblättern
und vielen neuen Impulsen reisten
wir wieder nach Hause, manche
noch am Freitag abend. Andere, so
auch ich, nutzten noch die Gunst
der Stunde, um einige Sehenswürdigkeiten dieser drittgrössten Stadt
Europas anzusehen, oder um den
hundertsten Geburtstag der «Gran
Via», Madrids Prachtstrasse, mitzufeiern und um die leckeren Tapas in
einer der unzähligen Jamonerias zu
geniessen.
Christian Heering, Stab Pflege
Angesichts des sich abzeichnenden Personalmangels müssten
«dringend mehr Mittel in menschliche Arbeitsbedingungen der Pflegefachpersonen investiert werden», forderte Paul Rechsteiner,
der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes in seiner Grussbotschaft. «Da liegt vieles im Argen», konstatierte er. Die
Löhne im Frauenberuf Pflege seien nach wie vor ein Skandal. Damit die gut ausgebildeten Pflegenden im Beruf blieben, brauche es
zudem Verbesserungen bei der Regelung der Arbeitszeiten, und es
müsse die zunehmende Bürokratisierung des Berufsalltags im Zusammenhang mit der Einführung
der Fallpauschalen gebremst werden, heisst es in einer Medienmitteilung. Paul Rechsteiner warnte
ebenso davor, den Pflegeberuf im
Rahmen der Bildungsreform nach
unten zu nivellieren.
Unter anderem mit der Thematik
Personalmangel und der Gefahr eines Qualitätsabbaus in der Pflege
beschäftigte sich auch SBK-Vizepräsidentin Barabara Gassmann
in ihrem Referat. Ausbildungen
in der Pflege sollten für möglichst
viele Menschen attraktiv gestaltet
werden. Konkret meinte sie damit
Spät- und Quereinsteigende, ebenso ausgestiegene Berufsfachleute,
die man wieder zurückholen sollte.
In einer politischen Debatte verteidigte die Direktorin des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie (BBT), Ursula Renold, die
neu geplante zweijährige Attestausbildung in der Pflege, mit der
zusätzlich zu den Fachpersonen Gesundheit (FaGe) neues Hilfspersonal die diplomierten Pflegefachpersonen in ihrer Arbeit unterstützen
sollen. Entscheidend sei, dass kein
Beruf in eine Sackgasse führen dürfe und es für jeden Berufsabschluss
einen Anschluss gibt. In der Runde
mit Politikern und Persönlichkeiten
aus der Pflege war man sich einig,
dass mit Nettigkeiten nichts erreicht
werde. Gefragt seien klare Kompetenzen, mehr Selbstbewusstsein
und eindeutige Forderungen an die
Politik. In dieser Beziehung könnten die Pflegenden viel von den
Ärzten lernen. (jou.)
10 RHEUMATOLOGIE
03 I 2010
Fortbildung für Hausärzte: Rheuma 2010 im FPS
F P S - U m bau
Neues aus der Arthroseforschung
Stand der Sanierungsarbeiten
Einiges Kopfzerbrechen bereitete der Bauleitung der neue
Linoleumbelag. Hier verlief
nicht alles reibungslos. Im übrigen erwies sich die Sanierung des Grundwassersystems
als grosse Herausforderung.
Die Etappe D hatte, wie vorgesehen, nach Ostern begonnen
und steht bereits kurz vor dem
Abschluss. Ein Kernstück dieser Etappe war die Sanierung
des Ausguss Ost. Da dort ebenfalls die ganze Vormauerung abgebrochen werden musste, kam
es zu grösseren Lärm- und Staubemissionen, was von allen Toleranz und Geduld erforderte. Inzwischen sind die neuen Leitungen verlegt, die Wände wieder
aufgemauert, und die neuen
Plättli lassen den Raum in neuem
Glanz erstrahlen.
Rege Diskussionen im Grossen Saal des FPS.
Auch dieses Jahr fanden sich wieder zahlreiche Haus- und Fachärzte zur Rheuma-Weiterbildungsveranstaltung im Felix Platter-Spital ein. Die Volkskrankheit Arthrose stand 2010 im Mittelpunkt
der Diskussion.
Die Fortbildungsreihe «Rheuma
2000» ist eine praxisnahe Weiterbildungsveranstaltung der Rheumaliga
für Hausärztinnen und Hausärzte.
Sie findet jährlich unter der Leitung der Rheumaliga statt und steht
unter dem Patronat der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie SGR und der Schweizerischen
Gesellschaft für Allgemeinmedizin
SGAM.
Unterstützt werden die Veranstaltungen von den Hauptsponsoren Bristol-Myers Squibb, IBSA,
Mepha, MSD, Novartis, Nycomed,
Pfizer und als weiterem Sponsor der
Firma ims.
Die Veranstaltungen werden in
Zusammenarbeit von Hausärzten
und Fachärzten aus der Rheumatologie vorbereitet. In Workshops
werden in kleinen interaktiven
Gruppen Fallbeispiele aus der Pra-
Foto: Martin Töngi
xis zum jeweiligen Thema diskutiert. Das Gespräch orientiert sich
an den Bedürfnissen der Teilnehmenden und wird von Hausärzten
moderiert. Diese erhalten zusätzliche fachliche Unterstützung jeweils
durch einen in der Gruppe anwesenden Rheumatologen.
Das Schwerpunktthema (2010:
Arthrose) steht bei der Diskussion
im Mittelpunkt. Auch weitere Fragen zu rheumatischen Krankheitsbildern finden Platz und es wird
erörtert, wie sich die neuesten Empfehlungen in der Arbeit am Patienten einbringen lassen. Fachvorträge
runden die Nachmittage ab.
Auch eine Muskelschwäche ist an sich ein Arthroserisiko
Auch im Felix Platter-Spital konnten wir dieses Jahr wieder Kolleginnen und Kollegen aus der Region zu
dieser Fortbildung einladen. Zuerst
gab Dr. André Leumann von der Orthopädischen Universitätsklinik im
USB einen Überblick zur Arthrose,
welche das diesjährige Hauptthema
darstellte. Er berichtete insbesondere auch über nichtchirurgische Aspekte der Arthrosebehandlung. Als
Risiko für eine Arthrose sind Unfälle mit Gelenkschäden bekannt.
Diese ereignen sich oft auch bei
Kontaktsportarten wie z.B. dem
Fussball. Aber auch andere neuere
Erkenntnisse aus der Arthroseforschung wurden den Teilnehmern
vermittelt. So ist insbesondere die
Erkenntnis interessant, dass auch
eine Muskelschwäche an sich ein
Arthroserisiko darstellt. Als Be-
standteil der Therapie wurde dabei
nebst Medikamenten, Orthesen und
Operationen auch auf die Wichtigkeit der gezielten Bewegungstherapie z.B. in der Physiotherapie hingewiesen. Im Anschluss konnte
dann in Gruppen das Thema vertieft werden. In der Diskussion wurde das neue und alte Wissen vertieft
und es konnten auch praktische Erfahrungen unter den Teilnehmern
ausgetauscht werden.
In einem zweiten Teil gab Frau
Dr. Pascale Exer, Rheumatologin
in der Praxis, einen Überblick über
die Themen aus den weiteren rheumatologischen Schwerpunkten Arthritis, Rückenschmerzen, Weichteilrheuma und Osteoporose. Auch
zu diesen Themen konnte im Anschluss wieder in Gruppen diskutiert werden. Auch hier beteiligten
sich die anwesenden Hausärztinnen
und Hausärzte mit grossem Engagement, die Zeit verging bei diesem
wirklich spannenden und für alle
Beteiligten lehrreichen Nachmittag
im Nu. Eine kurze Zusammenfassung im Plenum und einige kulinarische Häppchen aus unserer Küche
rundeten das Erlebnis ab.
Im nächsten Jahr, voraussichtlich am 5.Mai 2011 wieder im Felix
Platter-Spital, wird die nächste Veranstaltung dieser Reihe, diesmal
zum Thema Rückenschmerz stattfinden. Wir hoffen auch dann wieder auf eine rege Beteiligung.
Spezielle Sorgen hat der Bauleitung der neue Linoleumbelag bereitet. In einigen Zimmern wurden nämlich Eindrücke von den
Rädern der Betten festgestellt.
Die Spuren, die die Betten hinterliessen, blieben auch nach längerer Zeit gut sichtbar. Umfangreiche Untersuchungen drängten
sich auf. Wie so oft in solchen Fällen wurde kein eigentlicher Grund
für die Eindrücke gefunden. Verschiedene Details spielten eine
Rolle. Als Verbesserungsmassnahme wurde eine längere «Ruhezeit» eingeplant. Das heisst; der
neue Linoboden wird erst zum
Befahren mit den Betten freigegeben, wenn er nach dem Verlegen ein paar Tage geruht und gut
getrocknet hat.
Im technischen Bereich war die
Sanierung des Grundwassersystems eine besondere Herausforderung. An sich war diese Sanierung gar nicht geplant gewesen.
Da aber zusätzliche Wärmelasten
abgeführt werden müssen, zeig-
te es sich, dass das System bereits jetzt vollständig ausgelastet
ist. Wir sind in der komfortablen Lage, einen eigenen Grundwasserbrunnen im 2. UG von der
Energiezentrale zu besitzen. Das
Grundwasser benutzen wir zum
Kühlen der Kompressoranlagen
für Klima und Kälte, aber auch
zum Kühlen der Räume. Hier sind
Telefonzentrale, IT-Server, medizinische Druckluft, Klinisches Labor
und die Elektrohauptverteilung
untergebracht. Das erwärmte
Grundwasser wird in den Bachgraben, der unter dem Luzernerring zum Rhein fliesst, zurückgegeben. Nebst dem Ersatz von
Förderpumpe und Druckerhöhungspumpen musste auch das
gesamte Leitungsnetz ersetzt
werden.
Speziell dabei ist die Nutzung der
beiden sogenannten Kriegsbecken. Für den Zivilschutz gibt es
im 2. UG, im Bereich des Magazins, eine Notwasserversorgung
mit zwei Speicherbecken, den
entsprechenden Pumpen und
dem Notsystem. Im Ereignisfall
wäre das Magazin zum Notspital
geworden, mit einer kleinen Notküche und wenigen Wasserzapfstellen. Seit den 90er Jahren sind
wir nicht mehr zivilschutzpflichtig
und können deshalb die Becken
zum Absetzen von Sand benutzen. Das heisst, wir fördern das
Grundwasser aus dem Brunnen
und pumpen es in die Kriegsbecken. Die Druckerhöhungspumpen entnehmen dort die nötige
Wassermenge und pumpen es
durch die Kühler der Kompressorenanlagen. Im Abstand von etwa
zehn Jahren können wir mehrere
Tonnen Sand aus den Kriegsbecken schaufeln. Es ist Sand, der
notabene unsere Kühler, Filter
und Leitungssysteme mehrfach
zerstört hätte.
Rudolf Wolf, Leiter Techn. Dienst
Dr. med. Thomas Vogt,
Rheumatologische Universitätsklinik
Felix Platter-Spital
Heinz Roth (Stv. Leiter Technik) vor der neuen Kälteanlage. Foto mat.
PENSIONIERTENANLASS 11
Die Gazette des Felix Platter-Spitals
Pensioniertenanlass 2010
Der reinste Circus
Manege frei für rund 160 Pensionierte des FPS: Zum Programm
des diesjährigen Ausflugs gehörte
als Höhepunkt ein Besuch beim
Circus Monti in Starrkirch-Wil.
Freudiges Treffen auf dem Parkplatz
des Felix Platter-Spitals: Eine stattliche Zahl junggebliebener FPSPensionäre wartete auf die drei bereitgestellten Busse, die sich in der
Folge Richtung Starrkirch-Wil verschoben. In dieser kleinen solothurnischen Gemeinde mit unverbautem
Blick zum AKW Gösgen residierte
der Circus Monti.
Schon während der unterhaltsamen Carreise wurden alte Erinnerungen ausgetauscht. Der inzwischen 80-jährige Giancarlo Pini
weiss beispielsweise noch ganz genau, wie der Empfang zu Urzeiten organisiert war, konkret bevor
das elektronische Computerzeitalter einsetzte. Telefonverbindungen
im FPS herzustellen, war in Pinis
Amtszeit im wahrsten Sinne des
Wortes eine Handarbeit. «Wir arbeiteten noch mit Stöpseln», weiss
er. Rund 700 bis 800 Anrufe habe es
pro Tag und Person von Innen nach
Aussen oder in umgekehrter Richtung zu bewältigen gegeben. Fein
säuberlich musste zudem jeweils
von Hand aufgeschrieben werden,
wieviel die Verbindung mit Stadtoder Auslandzuschlägen kostete.
Ihm sei das damals supermodern
vorgekommen. «Wir mussten ja
keine Kurbel mehr verwenden».
Der ehemalige Empfangs-Chef
Matthias Ess hat vor allem den Milleniums-Übergang nicht vergessen.
Im Vorfeld dieses Silvesterabends
war in den Medien oft von einer
möglichen – aber letztlich nicht
eingetroffenen – Computerpanne
mit unabsehbaren Folgen die Rede.
Auf dem Areal des FPS sei gar eine
Militärküche mit Gulaschkanonen
eingerichtet worden, damit hungrige Mäuler in jedem Fall versorgt
werden konnten.
Nostalgische Gefühle schlichen sich am Pensioniertentreffen
auch bei Marcel Mösch ein. Der
heutige HR-Mitarbeiter war früher einmal selber ein Monti-Angestellter und wagte sich am Pensioniertenanlass wieder auf die Bühne;
Allerdings nicht wie vor geraumer
Zeit mit einer Pferdenummer, sondern weniger waghalsig zu einem
kurzweiligen Gespräch mit MontiDirektor Johannes Muntwyler.
Dann gings los: Rhythmus,
Tanz und Akrobatik in Hülle und
Fülle beeinhaltet das diesjährige
Programm der Monti-Stars. Und
auch ein bisschen Zauberei: Eine
Sensation war die Trickserei mit
dem Circusdirektor. Viele werden
noch heute darüber rätseln, wie man
ihm den Kopf um 360 Grad drehen
konnte – zur Nachahmung nicht
w ir gratulieren
Dienstjubilaren im
3. Quartal 2010
10 Jahre
Aydin Halis, Hauswirtschaftlicher
Betriebsangestellter, Ökonomie
Catar Meryem, Hauswirtschaftliche
Spitalangestellte, Ökonomie
Vidal Maria, Hauswirtschaftliche
Spitalangestellte, Ökonomie
Yildirim Fatmana, Pflegeassistentin,
Psychogeriatrie C
15 Jahre
Bigler Odette, Logopädin, Logopädie
Cimeli Giuliano, Mitarbeiter Stab
Pflegedienst, Leitung Pflegedienst
Lichtin Hildegard, Abteilungsleiterin
Aktivierungstherapie, Ergo- und Aktivierungstherapie
Meiler Rosemarie,
Mitarbeiterin Human Resources,
Weidel Thérèse, Arztsekretärin,
Sekretariat ärztlicher Dienst Geriatrie
20 Jahre
Abraham Lizy, Dipl. Pflegefachfrau,
Psychogeriatrie B
Fuchs Clarisse, Dipl. Pflegefachfrau,
Bettenstation 4
Parisot Jocelyne, Dipl. Pflegefachfrau,
Bettenstation 2
Sieler Daglef, Pflegeassistent,
Psychogeriatrie C
Freudiges Warten der FPS-Pensionierten (unten) auf die Circus-Gala aus dem Hause Monti. Fotos: Marcel Mösch, zVg
25 Jahre
Paglialunga Maria, Sekretärin, Sekretariat ärztlicher Dienst Rheumatologie
Wittensöldner Cécile, Gerontologische
Fachberaterin, Passerelle
30 Jahre
Saez Antonio, Küchenangestellter,
Gastronomie
35 Jahre
Schaller Hélène, Abteilungsleiterin
Übergangspflege, Übergangspflege
Schläpfer Hansueli, Abteilungsleiter
Physiotherapie, Physiotherapie
Säfte als Vitaminspritze
empfohlen – und das «Opfer» danach trotzdem fröhlich weiterwerkelte.
Das unter der Aegide von
Nicole Ditzler (HR) perfekt organisierte Treffen endete schliesslich
wieder im FPS, wo sich die Teilnehmenden traditionsgemäss von
Küchenchef Heinz Müller und seinem Team mit einem Fünfgängermenü kulinarisch verwöhnen liessen. Zwischendurch informierte Direktor Guido Speck über aktuelle
gesundheitspolitische Themen rund
ums FPS. Arg ins Grübeln kamen
die älteren Semester am Ende des
Tages bei einem Wettbewerb. Nur
zwei der Teilnehmenden beantworteten alle teilweise schwierigen Fragen richtig und durften – bevor die
grosse Heimreisewelle einsetzte –
noch ein kleines Präsent in Empfang nehmen.
msu.
Spritzen gibt’s von der Pflege, die
Spitalleitung des FPS beglückte
ihre Angestellten am längsten Tag
des Jahres mit einer Vitaminspritze. Ausgeschenkt wurden anlässlich
einer Gesundheitsförderungsaktion
dieses Gremiums alkoholfreie Säfte, die einen von Strand und Sonne träumen liessen. Die Mitglieder der Spitalleitung – auf dem Bild
sichtbar sind Jutta Khilji sowie Dr.
Martin Conzelmann – machten als
zwischenzeitliche Barkeeper eines
Saftladens keine schlechte Figur.
Verschüttet wurde laut unbestätigten Meldungen praktisch nichts.
Foto: Marcel Mösch
12 Rätselecke
03 I 2010
KREUZWORTRÄTSEL
Das Lösungswort des Kryzis 2/2010 heisst
MULTIKULTI
SUDOKU
AU F G E FA L L E N & A B G E D R Ü C K T
LÖSUNGEN SUDOKU 2/2010
MITTEL
SCHWER
IMPRESSUM
MITTEL
Herausgeber:
Redaktion:
Gestaltung:
Fotos: Druck:
Auflage:
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Internet:
Adressänderungen:
Felix Platter-Spital
Markus Sutter
(markus.sutter@fps-basel.ch)
Tel. 061 326 41 60
Urs Ulrich
(urs.ulrich@fps-basel.ch)
Tel. 061 326 41 03
atelier w, Basel
Martin Töngi (mat.)
Kreisdruck AG, Basel  
4000 Exemplare
Felix Platter-Spital,
Postfach, 4012 Basel  
www.felixplatterspital.ch 
Tel. 061 326 41 41
Nachdrucke und Reproduktionen nur mit ausdrücklicher
Genehmigung und Quellennachweis erlaubt.
SCHWER
Anleitung: Für jedes Sudoku gibt es eine einzige Lösung, die Sie
durch logisches Denken finden können, ohne zu raten. Geben Sie in
die leeren Felder die Ziffern 1 bis 9 ein. Jede Zeile muss eine der
Ziffern enthalten. Dasselbe gilt auch für jede Spalte und jeden Block.
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der
30. September 2010
Ein Blick ins Lager des FPS im Gebäude L spricht Bände. So gut wie oft beschworen waren die alten Zeiten
vielleicht doch nicht. Oder möchten Sie bei gesundheitlichen Beschwerden auf diesem Rollstuhl Platz nehmen? Foto: Martin Töngi