Granada - Universität Leipzig

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Granada - Universität Leipzig
Erfahrungsbericht
Erasmus in Granada
Caroline Kasper - Universität Leipzig - Politikwissenschaft - Austauschjahr 2013/14
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Allgemeines zur Stadt
Granada ist eine sehr dynamische und lebhafte Stadt. Obwohl Granada mit ca 250 000
Einwohnern relativ klein ist. Granada ist neben Salamanca die Universitätsstadt in
Spanien. Es heißt, jeder zweite Einwohner steht irgendwie mit der Universidad de
Granada (UGR) in Verbindung. Zudem ist Granada europäische Hochburg für
Erasmusstudenten: jedes Jahr kommen etwa 3000 Austauschstudenten nach Granada.
Des Weiteren ist Granada eine sehr historische und architektonisch eindrucksvolle Stadt.
Es wurde besonders durch die arabische Besetzung geprägt, aus der auch die
weltbekannte Alhambra entstammt. Darüberhinaus bietet Granada die umfangreiche
Kombination aus Stadtleben, Gebirge und Meer: Binnen 40 Minuten mit dem Bus erreicht
man die Sierra Nevada. Genauso schnell gelangt man an den Strand von Granada.
Anreise
Ich empfehle euch, so zeitig wie möglich anzureisen. Denn einmal in Granada
gewesen, freut man sich über jeden Tag mehr, den man in dieser wunderbaren Stadt
verbringen darf. Generell empfiehlt es sich, Anfang September anzureisen, da das
Semester de UGR etwa Mitte September beginnt. Granada selbst hat nur einen kleinen
Flughafen, deshalb bin ich zuerst nach Málaga geflogen. Auch Billigflieger wie Ryanair
oder Easyjet fliegen Málaga an. Von dort aus habe ich einfach den ALSA-Bus nach
Granada genommen: der ist komfortabel, dauert etwa 90 Minuten und kostet zwischen 11
und 13 Euro.
Wohnungssuche
Ich hatte meine Wohnung und WG bereits bevor ich nach Granada gekommen bin.
Das hat natürlich den Nachteil, dass man die Katze im Sack kauft. Ihr könnt die ersten
Tage natürlich auch in einem Hostel übernachten und vorort auf Wohnungssuche gehen.
Wohnungen in Granada findet ihr am einfachsten über verschiedenste Facebook-ErasmusGruppen oder über entsprechende Zettel, die an den Straßenecken kleben aber auch über
Erasmusorganisationen, die am Anfang Touren für euch organisieren, um Wohnungen zu
finden. Dazu empfehle ich besonders die Gruppe Erasmus Granada - The best life
experience.
Schaut, dass ihr eine Wohnung mit guter Lage findet. Denn in Granada fahren die
Busse nur bis 23 Uhr. Stadtteile wie Cartuja sind zwar nah am Campus gelegen aber
fernab vom Schuss. Wenn euch also de Sinn auch noch nach anderen Dingen als Studieren
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steht, wählt eine Wohnung mit zentraler Lage. Studiert ihr am Institut für
Politikwissenschaft, ist beispielsweise eine Wohnung in Nähe der Kathedrale praktisch.
Ich habe für meine Unterkunft im Zentrum 150€ monatlich gezahlt. Erwartet keinen
gewohnten Standard - Die Einrichtung ist meist zusammengewürfelt und noch im Stile
der 70er. Achtet unbedingt darauf, dass die Wohnung über eine Heizung verfügt! Im
Winter wird es ohne Heizung eiskalt. Manche verwenden alternativ ein Elektrogebläse allerdings frisst dieses Unmengen an Strom, der in Spanien ausgesprochen teuer ist.
Lebensunterhaltungskosten
Die Lebensunterhaltungskosten in Granada sind wesentlich geringer als in
Deutschland. Zwar halten sich die Preise im Supermarkt etwa die Waage, allerdings ist es
um einiges günstiger, in Granada auszugehen. In Restaurants, Bars und Clubs sind die
Preise merklich niedriger. Dazu kommt, dass mit jedem Getränk, das ihr in einem
Restaurant/einer Bar bestellt, kostenlos Tapas gereicht werden und Clubs verlangen
zumeist keinen Eintritt bzw. ist dieser dann mit ein oder zwei Freigetränken verbunden.
Soziales Leben/ Anschluss finden
Die Spanier sind in der Regel sehr offen und vor allem die Granadinos sehr vertraut
mit Menschen aus den verschiedensten Ländern. Insofern gibt es da keine
Berührungsängste. Um zu Beginn Anschluss zu finden, trefft euch mit euren Tutoren oder
geht zu Veranstaltungen der Erasmusorganisationen. Diese organisieren gemeinsame
Parties, Abendessen und auch Reisen.
Universität und Studium
Die Universidad de Granada genießt eine gute Reputation in Spanien. Der Wechsel
von der Universität Leipzig zur Universidad de Granada war für mich eine Umstellung.
Die Klassen sind ziemlich klein, der Unterricht verhältnismäßig verschult und der
Schwerpunkt liegt mehr auf Wissensvermittlung. Ich kann nur für die Politikwissenschaft
sprechen, aber ein solides Sprachniveau ist unbedingt notwendig. Alle
Unterrichtsstunden sind auf Spanisch, hinzu kommt meist ein gravierender andalusischer
Dialekt und in der Regel werden keine visualisierenden Mittel wie Power Point
eingesetzt. Zudem ist der Praxisanteil sehr hoch: es werden längere Präsentationen,
Essays und wissenshaftliche Diskussionen verlangt. Die Professoren machen für die
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Erasmusstudenten keine Ausnahmen, wie Angleichung der Prüfungsleistung. Alles in
allem: das Studium ist aufwendig, aber auf jeden Fall machbar.
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ERASMUS-Erfahrungsbericht: Granada
In tr o
Granada war mein Drittwunsch, als ich mich um einen ERASMUS-Platz beworben habe.
Vorher kamen noch Madrid und Barcelona auf der Liste. Zwischen dieser Zusage und
dem Antritt habe ich mich noch weiter stark um Madrid bemüht( vor allem weil dort im
Gegensatz zu Granada mein zweites Hauptfach auch angeboten wird), aber vergeblich.
Ich ging nach Granada und auch wenn es meine ersten Zeilen nicht vermuten lassen,
ebenfalls mit großer Vorfreude. Denn obwohl ich nicht viel wusste über Granada, das
was ich wusste (Südspanien!, Alhambra) klang doch vielversprechend. Zwölf Monate
zuvor kannte ich etwa fünf spanische Wörter, wobei vier für „vamos a la playa“
draufgehen. Ein Jahr lang hab ich dann am FSZ soviel spanisch mitgenommen wie ich
konnte, was m.E. längst nicht genug war…
Die ers te n Ta g e
Angekommen bin ich am 17. September in Granada. Eigentlich schon viel zu spät für
eine gute Wohnung. Ich brauchte ganze fünf Tage, bis ich eine vernünftige Wohnung mit
Spaniern (wichtig!) gefunden habe. Deswegen habe ich nach drei Tagen mein Hostal (22
Euro pro Nacht) verlassen und bin für 12 Euro pro Nacht in eine Interim-Wohnung
gezogen, wo jemand kurzzeitig sein Zimmer vermietet hat (im Nachhinein Wucher, aber
für mich war’s billiger). Hilfreich sind ein schon recht gutes Spanisch und eine
Telefonkarte, damit man schnell, sofort und billig auf die Wohnungsaushänge reagieren
kann.
Vor Unibeginn habe ich noch einen zweiwöchigen Sprachkurs gemacht, dem ich es wohl
zu verdanken habe, dass ich nach dem Sprachtest der Universidad de Granada in den
höchsten kostenlos angebotenen Sprachkurs kam. Außerdem kann man so vor der Uni
ohne Stress Vorbereitungen treffen, erste Kontakte knüpfen und das tolle SeptemberWetter mitnehmen.
W etter
Denn die Südspanien!-Tatsache trifft auf Granada wettertechnisch nicht ständig zu.
Sonne ist immer drin, aber: Durch die geographische Höhe von etwa 600 Metern und der
Nähe zur Sierra Nevada (über 3000m Höhe) ist es nachts stets kälter als in Städten wie
Sevilla oder Málaga. In den Wintermonaten gab es Zeiten, wo es nachts regelmäßig
unter die Null Grad ging (tags 13°C). Und da Wörter wie Isolierung und Zentralheizung
nicht zum südspanischen Grundwortschatz gehören, ist Frieren angesagt.
Uni versi tä t
Läuft nach meinen Erfahrung komplett auf spanisch ab. In den Vorlesungen (die größte
hatte ca. 50 Hörer bzw. Anwesende, die kleinste ca. 15) gab es häufig mehr ERASMUSStudenten als Spanier. In ganz Granada gibt es ungefähr 2000 Studenten aus anderen
Ländern. Das Vorlesungsniveau ist niedriger (und praktischer) als das deutsche, aber
dadurch, dass alles auf spanisch ist und für die ERASMUSler die gleichen Bedingungen
herrschen, wie für die Einheimischen, ist der Anspruch gegeben. Meines Erachtens
wurde einem (Erasmusstudenten) teilweise ziemlich viel abverlangt. Im ersten Semester
hatte ich Schwierigkeiten, die vorgegeben spanischen Texte zu lesen, im zweiten hatte
ich drei Fächer, in denen als Scheinbedingung Hausarbeit und Klausur Pflicht waren.
Oftmals bekam ich das Gefühl, dass es nicht um Verstehen, sondern um Auswendig
lernen geht.
Die Ausstattung der Universität ist ordentlich. Ein großer Computerraum und eine
Bibliothek mit ausreichend und von Professoren geschriebenen und empfohlenen
Büchern, die überwiegend in spanisch sind. Vereinzelt gibt es auch englische Bücher.
Während der Prüfungszeit gilt es früh aufzustehen, wer einen Platz in der Bibliothek
oder einem der „Praktika-Räume“ zum Studieren ergattern will.
Leb en
Es gibt tatsächlich Vorlesungen die 8 oder 9 Uhr beginnen, aber generell ist das Leben
sehr zeitverzögert. Zwischen 14 und 16 Uhr gibt es keine Uni: Siesta! Das ist dann auch
die übliche Mensa-Zeit. Auch viele Läden haben zu dieser Zeit geschlossen. Vorlesungen
bis 19, 20 Uhr sind keine Ausnahme. Um diese Uhrzeit beginnt die Tapas-Zeit, bis etwa
24 Uhr, in denen viele Bars zu den Getränken eine Kleinigkeit zu Essen bereitstellen.
Wer also mal keine Lust auf Abendessen-Vorbereitung hat: mit drei oder vier Bier sind
Durst UND Hunger gestillt, allerdings sollte man dazu touristenferne Bars aufsuchen,
wo die Tapas nicht in der Miniatur-Ausgabe serviert werden. Weggeh-Phase 2 ist
zwischen 23 Uhr und 2 bis 3 Uhr, wo man beispielsweise in der Calle Pedro Antonio de
Alarcon oder beim Botellón am Hípercor alkoholisch (und auch alkoholfrei) versorgt
werden kann. Ab 3 Uhr beginnt dann die klassische Disko-Zeit, die meist um 7, wenn
die Diskotheken schließen, endet. Hartgesottene geben sich im Anschluss noch einem
After in der eigenen/fremden Wohnung, auf dem Aussichtspunkt oder in einer Bar
(welche, kann ich hier nicht sagen) hin – open end.
Donnerstag, Freitag und Samstag sind die Tage typischen Weggeh-Tage, aber auch an
all den anderen Tagen ist Fiesta in der sehr jungen andalusischen Stadt mit seinen etwa
250 000 Einwohner, und seinen zahlreichen Bars und Diskotheken, immer möglich.
250 000 Einwohner; das ist nicht Paris, nicht Madrid, hat aber den großen Vorteil, dass
sich die Erasmus-Studenten nicht in der Stadt verlieren. Stets sieht man zufällig
bekannte Gesichter und zum Weggehen, was zu Fuß immer möglich ist, ist es leicht,
Freunde zu besuchen oder sich mit ihnen irgendwo zu treffen. In Paris bei einem Freund
habe ich gesehen, dass der Ansporn sich nach der Uni noch zu treffen durch die großen
Distanzen und die Metro-Schließung um ein Uhr, stark getrübt ist. Sich zu verabreden
ist dort ein schwierigeres Unterfangen als in Granada, wo Party, Bar und Freunde stets
um die Ecke sind.
Sc hl uss
Heute weiß ich, dass Granada bei einer erneuten Bewerbung wegen der finanziellen
und sozialen Gesichtspunkte mein Erstwunsch wäre. Wäre das Studienniveau das
gleiche wie in Leipzig, dann hätte ich mich darum bemüht, meinen Aufenthalt auf
unbegrenzt auszudehnen.
GRANADA – una ciudad fascinante…
Denjenigen von euch die darüber nachdenken einen Aufenthalt in Granada zu absolvieren soll
der folgende Bericht die Entscheidung leichter machen. Jenen von euch, die sich bereits schon
für einen Aufenthalt in Granada entschieden haben, kann ich nur gratulieren. Ihr habt eine
gute Wahl getroffen.
Hier schildere ich euch kurz und knapp meine Erfahrungen in den verschiedenen Bereichen
die für euch interessant sein dürften. Ich möchte euch gute und schlechte Sachen etwas
vermitteln, wobei natürlich die positiven stark überwiegen.
Zeitraum: Ich war im WS 2009/2010 und im SS 2010 in Granada im Erasmusjahr.
I. Vor dem Start ins Erasmusjahr/Vorbereitungen
Vorher sind einige Sachen zu erledigen, die ihr aber ohne Probleme bewältigt. Auf die
Bewerbung, Termine o.ä. möchte ich nicht eingehen. Informationen dazu findet ihr auf der
Homepage der Heimatuniversität (in meinem Fall Leipzig). Klärt euren Status während der
Abwesenheit (Urlaubssemester, Semesterbeitrag, Finanzierung, Erasmusbeihilfe usw.) Das
sind aber alles Sachen, die während der Koordination und der Platzvergabe, sowie in den
angebotenen
Informationssitzungen
der
Heimatuniversitäten
(Leipzig,
Institut
für
Politikwissenschaft) erläutert werden.
Solltet ihr euch nicht sicher sein, ob ihr ein Erasmusjahr machen wollt, euch über rechtliche
Sachen nicht klar seid oder sonst Fragen haben, hierfür sind die Informationssitzungen auch
da. Nutzt diese auf jeden Fall. Vor und vor allem auch während der Zeit in Granada verlief
der Kontakt zum Koordinator bei mir vollkommen problemlos. Er ist auch Ansprechpartner
für alle Probleme etc. wenn ihr im Ausland seid.
Das „Learning Agreement“ (LA) ist das wichtigste Dokument was ihr braucht und die
Grundlage für die akademische Zeit die vor euch liegt. Am Anfang bekommt ihr von der
Universität Granada eine Liste, die euch einen Überblick geben soll welche Kurse angeboten
werden. Eine Auswahl müsst ihr vorab schon treffen, diese kann aber dann noch problemlos
geändert werden (wichtig hierbei: alle eventuellen späteren Änderungen im LA müssen vom
Koordinator abgezeichnet werden!).
Am besten ihr macht von allen Sachen (Personalausweis, Reisepass, den Uni-Unterlagen,
o.ä.) Kopien. Somit umgeht ihr dass euch auf einmal Sachen fehlen. Auch von den Sachen
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Studienbereiche Politikwissenschaft und Soziologie
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die ihr nach Deutschland schickt (dies sind i.d.R. Originale), solltet ihr Kopien machen, falls
auf dem Postweg etwas verloren geht.
Wer keine aktuellen Passbilder hat, sollte vor der Reise noch welche machen lassen. Ihr
braucht in Granada eine Menge davon.
Klärt euren Auslands-Krankenschutz (Kasse oder privat) und überprüft euren Impfschutz
(in Spanien reichen die „Standards“ aus, aber afrikanische Länder wie bspw. Marokko sind
nur einen Katzensprung weg – zwecks reisen).
Vorher empfiehlt es sich auch, sich um eine Unterkunft für die ersten Tage zu Kümmern.
Es gibt eine Menge Hostels in Granada. Ich war im OASIS – Hostel in der Nähe des „Plaza
Nueva“. Dies ist direkt im historischen Teil der Stadt (Albaicin). Ansonsten kann man bspw.
auf der Seite http://www.hostelworld.com/ nach günstigen Übernachtungsmöglichkeiten
suchen.
Für die Versorgung mit Bargeld gibt es jede Menge Banken. Für mich war die beste Option
ein Konto bei der Deutschen Bank (hier fallen keine Kontoführungsgebühren an und auch die
Abhebung von Bargeld ist hier kostenlos). Am besten ihr informiert euch bei eurem
Kreditinstitut über die Konditionen. Die Filiale der Deutschen Bank ist direkt am „Puerto
Real“, dem zentralen Knotenpunkt der Stadt.
II. Anreise nach Granada
Zur Anreise ist folgendes zu sagen: Granada hat einen Flughafen (der internationale Code ist
GRX), der etwas außerhalb der Stadt liegt. Direktflüge zwischen Leipzig und Granada gibt es
nicht, d.h. wenn ihr nach Granada fliegen wollt, müsst ihr immer erst nach Madrid oder
Barcelona. Von hier ist es aber kein Problem einen Flug zu bekommen. Die Preise variieren
sehr stark. Zur Orientierung: Ich habe für meinen ersten Hin- und Rückflug von Leipzig via
Frankfurt und Barcelona ca. 400 Euro bezahlt.
Wer es etwas günstiger möchte, es besteht auch die Möglichkeit nach Malaga (AGP) zu
fliegen (das ist ca. 1 ½ Stunden von Granada entfernt). Diese Flüge sind i.d.R. preiswerter
und werden auch von einigen Billigfliegern angeboten.
Was ich euch noch sagen kann ist, dass die Flüge meistens unter der Woche etwas teurer sind.
Wer also am Wochenende fliegt kommt preiswerter nach Spanien.
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III. Ankunft in Granada
Zwischen dem Flughafen und Granada pendeln ständig Busse und Taxis. Wer tagsüber
ankommt, der wählt den Bus (ca. 3 Euro bis ins Zentrum). Dieser fährt dann bis zum
Kongress- und Kulturzentrum („Palacio de Congresos“). Wer direkt ins Zentrum möchte für
den ist dieser Bus, der von einem privaten Betreiber unterhalten wird, die beste Option. Es
verkehren auch Busse bis zum Busbahnhof. Hier muss man dann aber anschließend in einen
der Stadtbusse umsteigen um ins Zentrum zu kommen.
Da die Busse nur bis ca. 22.00h zwischen dem Flughafen und Granada verkehren, müssen
danach die Taxis genutzt werden. Diese sind natürlich teurer und kosten pauschal bis ins
Zentrum ca. 25 Euro. Wer sich hier aber mit anderen Reisenden zusammentut kann sparen.
In den ersten Tagen empfiehlt es sich (wer noch keinen hat) einen Stadtplan, sowie eine
spanische Mobilfunkkarte (eine Prepaidkarte reicht meines Erachtens vollkommen aus) zu
besorgen. Für internationale Gespräche sind andere Guthabenkarten besser geeignet. Diese
bekommt man für bspw. 5 Euro in vielen kleineren Läden. Von den öffentlichen Telefonen
kann man dann vergleichsweise günstig nach Deutschland telefonieren.
IV. Wohnungssuche
Wohnungen gibt es in Granada in Hülle und Fülle, die aber sehr in Preisniveau und Standard
differieren. Die Spanier an sich legen nicht sehr viel Wert auf einen hohen Wohnstandard, wie
wir dies vielleicht aus Deutschland gewohnt sind. Das Leben findet viel mehr in der
Öffentlichkeit statt. Für alle die vorher nach geeigneten vier Wänden suchen wollen, ist
folgende Seite recht interessant: http://granada.loquo.com/es_es/. Die Seite ist sowohl auf
spanisch, als auch auf englisch verfügbar.
Ansonsten kann man aber sicher sein, auch in den ersten Tagen des Aufenthaltes eine schöne
Wohnung zu finden. An den öffentlichen Telefonen in der Stadt findet man eine Menge
Anzeigen von Privatleuten und einheimischen Studenten, die auf der Suche nach
Mitbewohnern sind. Einfach durchtelefonieren. Ich habe ein Zimmer in einer privaten
Wohnung gehabt. Insgesamt waren wir immer fünf Leute und im Laufe der Zeit (2 Semester)
aus sechs verschiedenen Ländern.
Die Kosten sind wie gesagt sehr unterschiedlich, aber im Mittel kosten die Zimmer (komplett)
so um die 200 – 300 Euro pro Monat (je nach Lage in der Stadt). Wichtig hierbei: In den
meisten Wohnungen gibt es Warmwasser und Kochen nur mit Gas. Die Gasflaschen (sog.
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„bombonas de gas“) sind im Mietpreis i.d.R. nicht enthalten. Die Kosten halten sich aber in
Grenzen (ca. 12 Euro pro Flasche). Ich habe aller 2 – 3 Monate eine bezahlt, also recht
überschaubar.
Und eine wichtige Sache zum Schluss: Auch wenn man es nicht für möglich hält, in den
Wintermonaten – besonders zwischen Anfang Dezember und Februar – kann es in Granada
sehr kalt werden. Die meisten Wohnungen sind schlecht beheizt (keine Zentralheizungen). Ihr
fragt am besten schon bei der Besichtigung nach, wie geheizt wird und ob dies funktionsfähig
ist.
V. Universidad de Granada
Die Universidad de Granada ist eine der besten in Spanien. Ich beschränke mich hier aber auf
die Fakultät die ich besucht habe.
Die „Facultad de Ciencias Politicas y Sociologia“ befindet sich in der Calle Rector Lopez de
Argüeta S/N, 18071 Granada.
Das Büro der „Relaciones Internacionales“ befindet sich in der ersten Etage und hat Montag
bis Freitag zwischen 10.00h und 14.00h geöffnet. Dies ist eure Anlaufstelle für alle
organisatorischen Sachen (Immatrikulation, Learning Agreement, Einschreibung in die Kurse,
Nachweise, etc.)
Das erste was Ihr hier tun müsst, euch die Immatrikulationsbescheinigung abzeichnen zu
lassen und diese dann an das Akademische Auslandsamt der Heimatuniversität schicken. Das
LA muss ebenfalls dahin. Sollten sich zu dem ersten Änderungen ergeben haben, müsst ihr
dies noch vom Koordinator abzeichnen lassen ehe es zum Akademischen Auslandsamt geht
(dank der Hilfe von meinem Koordinator in Leipzig ging dies dann direkt zum Akademischen
Auslandsamt weiter).
In vielen Fällen schicken sie die Immatrikulationsbescheinigung und andere Nachweise schon
via Fax nach Deutschland. Ihr müsst aber unbedingt die Originale nachschicken!
In der Einführungsveranstaltung bekommt ihr dann eine Liste mit den tatsächlich laufenden
Kursen für das kommende Semester. Ihr tragt eure Wunschkurse mit der zugehörigen
Kursnummer ein und gebt diese dann ab. Ich habe alle meine Wunschkurse bekommen.
Alle Kurse finden in einem Gebäude statt. Ihr braucht also nicht zu pendeln. Es sei denn, ihr
wollt euch unbedingt noch in andere Kurse außerhalb der Fakultät einschreiben. Der
Unterricht findet von Montag bis Freitag zwischen 9.00h und 14.30h, sowie zwischen 16.00h
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und 21.30h statt. Die einzelnen Veranstaltungen dauern i.d.R. 90 Minuten, wobei es keine
„klassischen“ Vorlesungen und Seminare gibt.
Die angebotenen Kurse gibt es i.d.R. zweimal, d.h. eine Gruppe „Mañana“ (Morgens) und
eine Gruppe „Tarde“ (Nachmittags). Ihr müsst aber immer zu der Gruppe gehen, für die ihr
euch eingeschrieben habt, da beide Kurse von anderen Professoren angeboten werden. Es gibt
auch pro Kurs in der Woche zwei oder drei Veranstaltungen, um Theorie und Praxis zu
trennen. Aber die Umsetzung hier ist den Professoren selbst überlassen. Bei mir war es so,
dass auch teilweise nur eine Sitzung pro Woche statt fand. Die restliche Zeit nutzte ich für das
Selbststudium bzw. für die Lektüre der Texte. Andere Professoren wiederum nutzten die
kompletten Sitzungen.
In den Vorlesungen selbst müsst ihr sog. „Fichas“ (teilweise teilen die Professoren sie aus; sie
sind aber auch im Copyshop erhältlich) abgeben. Dies sind Karteikarten, wo ihr mit Name,
Adresse in Granada, Emailadresse, Sprachkenntnissen usw. erfasst werdet. Diese dienen dann
der Bewertung eurer Leistungen am Ende des Kurses.
Zu jeder „Ficha“ gehört auch ein Passbild. Allerdings fand ich es etwas übertrieben hier teure
Passbilder zu benutzen. Vervielfältigt einfach ein Passbild auf einem DinA4 Blatt und druckt
diese dann aus. Für diesen Zweck reichen diese meines Erachtens dann vollkommen aus.
In der Regel müsst ihr während des Semesters verschiedene „Practicas“ absolvieren, die je
nach
Professor
unterschiedlich
sein
können
(klassische
Referate,
Diskussionen,
Textzusammenfassungen, Kommentare, Gruppen-/Individualarbeiten, usw.).
Solltet ihr Arbeiten abgeben müssen, so macht dies am besten gleich in der Vorlesung.
Teilweise werden auch pünktlich abgegebene Arbeiten, die via Email eingereicht worden
sind, nicht akzeptiert (dies ist aber eher die Ausnahme).
Im hauseigenen Copyshop im Erdgeschoss (sog. „Fotocopiadora“) bekommt ihr den „Gia
Informativa“. Der kostet ca. 2 Euro und er ist euch „Begleiter“ für die gesamte Zeit. Hier sind
der
Vorlesungsplan,
Termine,
Telefonnummern,
Emailadressen
und
vieles
mehr
zusammengefasst. Des Weiteren versorgt der Copyshop euch mit den notwendigen
Materialien (Skripten, Texten, usw.) für die Veranstaltungen.
Etwas problematisch fand ich, dass es „Reader“ fürs ganze Semester nicht gibt. Ihr müsst also
immer mal nachschauen ob für euch neue Sachen bereitliegen. Die Große Tafel gibt euch den
Überblick was zu welchem Kurs verfügbar ist.
Hier könnt ihr auch eure Arbeiten bzw. Practicas ausdrucken lassen. Die Preise für die Kopien
sind vergleichbar mit den deutschen.
Im Ganzen Gebäude könnt ihr problemlos und ohne Anmeldung via WLAN ins Internet.
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Die Bibliothek könnt ihr problemlos benutzen. Jedoch müsst ihr euch für diese zuvor
anmelden. Diese Anmeldung besteht lediglich in der Registrierung eures Namens und der
Ausweisnummer – alles vollkommen unproblematisch. Die Katalogrecherche ist etwas
kompliziert, aber das freundliche Personal hilft euch hier gerne weiter. Ich hatte einen Kurs,
in dem es in der ersten Sitzung für alle Teilnehmer eine Einführung gab. Leider ist die
Ausleihe von Büchern nur zwei Wochen möglich – Verlängerung ist aber möglich (insofern
es keine Vorbestellung gibt). Präsenzbestände gibt es in dem Sinne nicht, d.h. gerade in den
Prüfungswochen sind einige Exemplare sehr schnell vergriffen. Es gibt leider auch keine
Quittungen für zurückgegebene Bücher. Wichtig ist, dass ihr alle Bücher dort zurückgebt, wo
ihr sie ausgeliehen habt. Sonst gibt es Probleme bei der Zuordnung. Wer sich an die
Öffnungszeiten der Bibliotheken der deutschen Unis gewöhnt hat, muss sich etwas umstellen.
Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag zwischen 8.30h und 20.30h. Meines
Erachtens noch etwas ausbaufähig. Auch am Samstag ist geschlossen. Es gibt einen
Computersaal, wo man ohne Anmeldung jederzeit recherchieren kann. Ein Tipp: Verzichtet
hier auf die Benutzung von USB-Sticks. Die meisten Rechner sind zwar neu, aber mangelhaft
bis gar nicht mit einem Virenschutz ausgestattet.
Aktuelle Informationen sind im Foyer auf der Tafel, sowie auf dem TV einsehbar. Hier sind
tagaktuell wichtige Termine zu finden.
Für die Kommunikation in der Uni gibt es im Grunde drei Plattformen oder Wege:
(1) Über die Homepage der Universität bekommt ihr Zugang zum „virtuellen Büro“. Hier sind
alle eure Kurse aufgelistet und ihr könnt mit Professoren oder Kommilitonen Kontakt
aufnehmen. Materialen gibt es auch (Powerpoint, Practicas, Infos, Scripte, usw.) als
Download.
(2) Es gibt eine Kommunikationsplattform die „SWAD“ heißt. Allerdings ist der Zugang für
diese auf der Homepage sehr schwierig zu finden. Über eine Suchmaschine ist das aber kein
Problem. Hier benötigt ihr eure Personalausweisnummer und ein Passwort zum einloggen. Ihr
müsst hier eure Kurse aus der Liste selbst auswählen und euch eintragen. Zum Vergleich: Bei
den Kursen, die ich belegt habe, haben nur wenige Professoren diese Plattform genutzt.
(3) Ihr bekommt eine Emailadresse an der Uni, die dann deinwunschname@correo.ugr.es
lautet. Der Nutzername ist frei wählbar.
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Meine Hauptbeschäftigung neben den regulären Universitätskursen war der SpanischSprachkurs. Vor dem Sprachkurs macht ihr einen Einstufungstest. Dieser hat den Zweck euch
in die bestmögliche Gruppe einzuordnen, damit ihr nicht unter- bzw. überfordert seid. Die
Ergebnisse sind zeitnah auf der Homepage einsehbar und ihr könnt euch dann im Sekretariat
des „Centro de Lenguas Modernas“ (CLM; Calle Placeta del Hospicio Viejo s/n, 18009
Granada)
ca.
10
Minuten
vom
„Plaza
Nueva“
entfernt
(Internet:
http://www.ugr.es/~clm/indexesp.htm/) in eine Gruppe eintragen. Ihr habt die Wahl zwischen
3x2 Stunden oder 2x3 Stunden in der Woche. Die Gruppengröße ist mit ca. 10 – 12 Studenten
perfekt und auch die Arbeitsatmosphäre im CLM ist recht angenehm.
Wichtig: Der Kurs kostet neuerdings für Erasmusstudenten 100 Euro, die ihr im Sekretariat
bezahlen müsst (keine Barzahlung möglich!). Alternativ könnt ihr aber auch eine Einzahlung
des Geldes auf das Konto des CLM vornehmen, z.B. über die Caja Granada (das ist die
Sparkasse Granada). Erst nach Zahlung ist eine Immatrikulation möglich.
VI. Stadt
Die Stadt an sich gliedert sich in Alt- und Neustadt auf und umfasst momentan ca. 237.000
Einwohner. Granada ist die typische spanische Stadt, modern und historisch zugleich und
dürfte neben Sevilla die wohl schönste in ganz Andalusien sein.
VII. Verkehr
Neben dem schon erwähnten Flughafen hat die Stadt auch einen großen Busbahnhof (wo auch
zu einigen internationalen Zielen Verbindungen bestehen), sowie einen Bahnhof. Die
„Estacion de Autobuses“ liegt etwas weit vom Stadtkern weg (ca. 2 km). Es gibt eine Menge
Busse die tagsüber unterwegs sind. Die einzelne Fahrt kostet 1,20 Euro. Abos werden
angeboten. Hier reduziert sich der Preis dann pro Fahrt auf 0,70 Euro.
Die Busse verkehren bis ca. 23.00h. Es gibt zwar einige Nachtbusse, diese befahren aber nur
wenige Strecken und dies auch sehr selten. Am besten notiert ihr euch die Nummer mit der ihr
euch Taxis rufen könnt (diese sind aber auch an den zentralen Punkten der Stadt immer
verfügbar).
Erfahrungsbericht: Erasmus in Granada/Spanien
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VIII. Freizeit
Für die Freizeit gibt es sehr viele Angebote. Diskotheken (z.B. Granada Diez, La Vogue oder
Camborio), Tapas-Bars (sehr vielfältig), Clubs (Boogaclub für Jazz/Ska), Who (für Rock,
Punk, Hardcore) oder Kinos – alles ist vorhanden. Nach einer Weile hat man sicher einige
Clubs gefunden wo man gerne wieder hingeht.
Tipp: Wer sich in der Uni eine Emailadresse angelegt hat, bekommt eine Menge Infos jenseits
des „Mainstreams“ (Konzerte, Theater, Kinoabende, Vorträge usw.).
Das Wahrzeichen schlechthin von Granada ist die „Alhambra“. Ein Besuch ist Pflicht! Der
Eintritt kostet 12 Euro. Der Park der Wissenschaften („Parque de Ciencias“) ist auch einen
Besuch wert (Planetarium, Dauer-/Ausstellungen, etc.)
Unter der Woche, vor allem aber am Wochenende erblüht des Nachts die Calle Pedro Antonio
de Alarcón zum Leben. Dies ist eine Nebenstraße der Camino de Ronda, einer der wichtigsten
Straßen in Granada. Hier gibt es jede Menge Tapas-Bars und Pubs.
Die Tapas sind in Granada kostenlos und werden zu jedem Getränk gereicht. Leider gibt es
sie nur bis Mitternacht. In den meisten Bars werden verschiedene Tapas (Fisch, Fleisch, aber
auch vegetarische Alternativen) zur Auswahl angeboten.
IX. Reisen
Wer von euch gerne am Wochenende eine Reise unternehmen möchte, dem sei gesagt die
Verbindungen sind gut und vor allem eines – günstig. Mit dem Bus ist man sehr flexibel und
schnell in ganz Andalusien unterwegs. Auch Portugal oder Marokko kann man problemlos
erreichen.
Bspw. unter http://www.alsa.es/ kann man sich informieren und auch Reisen buchen.
X. Literaturtipps
Vor eurem Start ins Erasmusjahr könntet ihr euch schon in Deutschland das Exemplar
„Andalusien“ (Deutsche Ausgabe) von dem Verlag „Lonely Planet“ besorgen. Die ISBN
Nummer lautet 987-3-8297-1580-5. Der Reiseführer kostet ca. 25 Euro. Eine lohnende
Investition für alle, die Granada und Umgebung, sowie andere Städte in Andalusien erkunden
wollen. Hier findet man Informationen über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und lokale
Tipps, jenseits der üblichen touristischen Aktivitäten.
Erfahrungsbericht: Erasmus in Granada/Spanien
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Wer von euch in Granada deutsch-, englisch- oder anderssprachige Bücher benötigt, der
findet in der Calle Gracia 31, 18002 Granada (Nähe des „Plaza de Gracia“) einen hilfreichen
Anlaufpunkt (METRO – Liberia Internacional; International Bookshop).
XI. Internetauftritte
Universidad de Granada: http://www.ugr.es/
Centro de Lenguas Modernas (CLM): http://www.ugr.es/~clm/indexesp.htm/
Hostelworld: http:www.hostelworld.com/
Oasis (Hostel) http://www.oasis.com/
Loquo: http://granada.loquo.com/es_es/
Ich hoffe euch mit meinem kleinen Überblick etwas geholfen zu haben. Selbst wenn man bei
der Ausstattung in Sachen Bibliothek oder bei den Wohnungen im Vergleich zu Deutschland
einige Abstriche machen muss, heben die schönen Seiten Granadas die Sachen auf jeden Fall
auf. Granada ist eine typische spanische Stadt, mit den historischen Stadteilen Albaicin und
Sacromonte, jedoch auch modern mit seiner jugendlichen Kulturszene. Ideal zum erlernen
einer Weltsprache.
Bei Rückfragen oder ähnlichem könnt ihr mir auch gerne eine Email schicken.
Email: erasmus_granada@gmx-topmail.de
In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Zeit in Granada.
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ERASMUS Erfahrungsbericht
Von September 2008 bis Juli 2009 habe ich an der Universität Granada, an der Fakultät für
Politikwissenschaften und Soziologie studiert. Die Anreise nach Granada erfolgte über Malaga, wo
einer der größten Flughäfen Spaniens zu finden ist. Es gibt auch günstige Direktflüge von
Deutschland nach Sevilla oder Madrid, jedoch ist die Reise von Malaga nach Granada die kürzeste.
Zudem fahren stündlich Busse zwischen Malaga und Granada. Im Allgemeinen wird in Spanien
gerne der Bus als Fortbewegungsmittel genutzt. Preise und Streckennetze sind sehr günstig.
Nach meiner Ankunft habe ich mich auf Wohnungssuche gemacht. Für die Zeit der Suche ist es
möglich in einem der vielen Hostels unterzukommen oder aber per Couchsurfing sich eine private
Bleibe zu suchen. Die Wohnungssuche ist im September, kurz bevor das neue Semester beginnt,
etwas stressig, denn Granada hat eine der Universitäten in Europa mit einem sehr hohen Anteil
ausländischer Studierender, die alle zur selben Zeit auf Wohnungssuche zu sein schein. Nichts desto
trotz gibt es auch ein großes Wohnungsangebot. Die Preise schwankten zwischen 150 Euro für ein
Zimmer (ohne Heizung) bis 300 Euro für eine recht gut ausgestattete Bleibe. Wohnungsanzeigen
findet man in der ganzen Stadt an Mülleimern, Telefonzellen, Zäunen etc. Die meisten Flyer gibt es
jedoch in Campusnähe. Es lohnt sich, sich eine spanische Handynummer zuzulegen, um möglichst
schnell Besichtigungs- oder Vorstellungstermine vereinbaren zu können. Und auch wenn die ersten
20 gewählten Rufnummern kein Zimmer mehr freihaben, sollte man nicht verzweifeln, weil
schlussendlich findet man doch was passendes.
Sollte es irgendwelche Probleme geben, auch bei der privaten Organisation, so ist es sehr zu
empfehlen sich an das „Oficina Internacional“ der politikwissenschaftlichen/soziologischen
Fakultät zu wenden. Dort sind die Ansprechpersonen sehr sehr bemüht und verständnisvoll.
Deshalb gibt es in den ersten Wochen des neuen Semesters auch viele Veranstaltungen für die
ausländischen Studierenden, damit sich diese besser zurechtfinden. Leider ist das Büro des Oficina
Internacional in den ersten Wochen auch sehr überlaufen, aufgrund des vielen Papierkrams, der für
die Heimuniversitäten erledigt werden muss.
Die Fakultät der Politikwissenschaften und Soziologie hat ein großes Fächerangebot. Ein
Schwerpunkt der Universität Granada ist die Arabische Welt mit ihrer Kultur, Politik und
Geschichte. Sollte es ein besonderes Interesse in diesem Bereich geben, so lohnt es sich sicherlich
auch einen Arabischen Sprachkurs zu besuchen, welcher laut hören-sagen sehr lohnenswert sein
muss. Im Allgemeinen ist Granada für das Sprachinstitut bekannt.
Die verschiedenen Fächerprogramme werden zu Beginn des Semesters von den Dozenten und
Professoren vorgestellt. Im Fotocopiadora sind die Programme dann auch nochmal erhältlich. Der
Fotocopiadora hält während des ganzen Semesters die verschiedenen Texte, Practicas
(Hausaufgaben) etc. für die Studierenden bereit.
Im Fakultätsgebäude der Politik und Soziologie gibt es auch eine eigene kleine Bibliothek. Oftmals
lohnt es sich aber auch in den Bibliotheken der anderen Fakultäten zu suchen, um eine bessere
Auswahl zu haben. Anders als in Leipzig werden die Bücher in Granada nur für kurze Zeit 1 bis 2
Wochen ausgeliehen. Auch ist die Anzahl der Bücher begrenzt, die aufeinmal ausgeliehen werden
können.
Internet gibt es an der Fakultät sowohl an Rechnern, die sich in einem separaten Raum der
Bibliothek befinden als auch als W-LAN. Das entsprechende Passwort können sich die
Studierenden, nachdem sie ihren Erasmusausweis vom Oficina Internacional zu Beginn des
Semesters erhalten haben, im Sekretariat erfragen.
Aus der oben erwähnten großen Fächerauswahl muss man sich nun seinen eigenen Stundenplan
zusammenstellen. Es gibt Fächer, die mit „grupo A“ gekennzeichnet sind. Die Veranstaltungen
finden Vormittags ab 9 Uhr statt. Fächer mit der Kennzeichnung „grupo B“ werden Nachmittags ab
15 Uhr unterrichtet. Viele Fächer werden im Wintersemester für die eine und im Sommersemester
für die andere Tageszeit angeboten. Ein Fach besteht für gewöhnlich aus 3 Veranstaltungen die
Woche. Es gibt jedoch auch Fächer die im WS z. B. 2 Veranstaltungen die Woche und im SS 1
Veranstaltung die Woche umfassen. Für Erasmusstudenten, die nur ein Semester ins Ausland
gehen, sind diese nicht zu empfehlen, da die entsprechenden Fächer nicht abgeschlossen werden
können.
Der Unterricht an der Universität Granada erfolgt überwiegend frontal (entsprechend den
Vorlesungen an der Uni Leipzig). Diskussionen wie in Seminaren oder Übungen sind nur bei
wenigen Lehrenden ein gern verwendetes Mittel. Stattdessen werden viele „practicas“ (kleine
Hausaufgaben wie Essays, Rezensionen, aber auch Referate und umfangreichere Hausarbeiten)
aufgegeben. Von Prof. zu Prof. variieren die „practicas“. Je nach größe des Klasse müssen/können
die Aufgaben dann auch als Gruppenarbeit erledigt werden. Am Ende des Semesters gibt es dann
meist auch noch eine Klausur. In Ausnahmefällen werden auch im laufenden Semester Klausuren
geschrieben. Die Endnote setzt sich aus Examen (Hauptanteil), Vortrag, Practicas und/oder
Hausarbeit zusammen. Auch die Teilnahme spielt in manchen Fächern eine wichtige Rolle. Dies
erfährt man aber zu Beginn des Semesters.
Zur Sprache: In „Graná“ spricht man eine der vielen Formen des Andalusischen Akzents. Einige
der Lehrenden sprechen langsam und korrekt. Andere hingegen sind selbst für Spanier aus
nördlicheren Regionen kaum zu verstehen. Trotz solcher Sprachbarrieren muss man nicht
verzweifeln, weil die meisten Inhalte in Büchern der Bibliothek zu finden sind. Mit der Zeit
gewöhnt man sich zudem an den Akzent.
Für Erasmusstudierende sind Sprachkurse vorgesehen. Zu Beginn des Semesters gibt es einen
Einstufungstest, der das Sprachniveau feststellen soll. Personen mit zu hohem oder zu niedrigem
Spanischniveau werden nicht zum Sprachkurs zugelassen. Jedoch betrifft das fast niemanden. Die
Sprachkurse an sich sind von Lehrenden zu Lehrenden unterschiedlich. Der Kurs umfasst 6 Stunden
die Woche und dauert bis eine Woche vor Weihnachten. In der Regel wird der Kurs mit einer
kleinen Klausur abgeschlossen. Den Nachweis, ein Zertifikat der Sprachschule, über den Kurs, die
Dauer und Note muss man kaufen. Im Winter 2008 lag der Preis bei 32 Euro.
Kleinigkeiten:
Sportmöglichkeiten gibt es an der Uni. Leider ist die Auswahl gering und die Preise (verglichen mit
Leipzig) sehr hoch. Sportmöglichkeiten außerhalb der Uni sind noch teuerer.
Die Mensen (comedores) halten für 3 Euro ein 3-Gänge-Menü bereit. In den comedores stehen
Krüge für das zugängliche Leitungswasser bereit. Die Qualität des Essens variiert. Da die Mensen
ab 13:30 Uhr meist maßlos überfüllt sind, lohnt es sich einfach eine nette Tapasbar in Uninähe zu
suchen. Denn in Granada sind die Tapas zum Trinken umsonst. Außerdem ist die
Tapaskneipendichte enorm. Besonders am Abend lohnt es sich von Kneipe zu Kneipe zu ziehen und
sich den Bauch zu füllen. Spanische Gemütlichkeit sieht es jedoch auch vor in maßlos überfüllten
Räumen mit hoher Lautstärke und Rauch vernebelten Räumen im Stehen zu essen.
Neben den Tapasbars lohnt es sich auch ins Kino zu gehen. Denn anders als in Deutschland liegen
die Preise (auch für Mainstreamkino) selbst am Freitag oder Samstag bei 4 Euro. Weiterhin ist es
ein MUSS sich ein Flamencospektakel anzusehen!!!
Ausflüge können ohne weiteres selbst organisiert werden. Eine Kreditkarte ist von Vorteil, weil
Hostels für gewöhnlich eine Absicherung bei der Online-Buchung wünschen. (Die Bezahlung
erfolgt dann jedoch vor Ort) Zur Fortbewegung, wie oben erwähnt, sind Busse hervorragend
geeignet. Aber auch die Mietwagen sind in Spanien recht günstig. Der Straßenverkehr ist jedoch ein
wenig chaotischer als in Deutschland. Deshalb würde ich auch niemanden das Radfahren in
Granada empfehlen. Wenn man sich doch für ein Rad entscheidet, so sollten entsprechend
STABILE Schlösser dazu gekauft werden.
In Granada fahren auch Stadtbusse, die verschiedene Tarifvergünstigungen anbieten. Die Stadt kann
aber auch gut erlaufen werden. Nur zur Estación de Autobuses ist es etwas weiter.