fachmarktzentren in deutschland - MEC METRO

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fachmarktzentren in deutschland - MEC METRO
FACHMARKTZENTREN
IN DEUTSCHLAND
Kundenorientierung
Neuer Auftrag, F.M. Zenter: FindEn SiE den
QuantEnkinEtischEn KundEnkompasS.
F.M.Zenter
NACH
DEM
Meccy, hor auf, dich vollzustopfen. Wir haben einen
neuen Job!
BieP
?
wir werden in die
Zukunft reisen ...
Biep... biEep... BiEep?
Ich wei , das klingt verruckt!
FOrtsetzung Folgt ...
In Kooperation mit:
INHALT
6
7
8
9
Einleitung
Grußwort Partner
Grußwort Zentraler Immobilien Ausschuss
Grußwort International Council of Shopping Centers
10
12
20
23
26
Marktübersicht
Retail-Investment-Markt
Erfolgsfaktoren von Fachmarktzentren
Analyse der Top-Standorte in Deutschland
Die Top-3-Fachmarktzentren in Deutschland
30
Das Management von Handelsimmobilien radikal neu denken
42
42
43
46
Marktteilnehmer
Investoren
Insight Corpus Sireo: Kundenorientierung aus Fondssicht
Insight TH Real Estate: Im Interesse der Kunden Werte generieren –
der Asset Manager als Kundenversteher
52
53
59
62
65
68
Mieter
Ausblick: Umsatz- und Verkaufsflächenentwicklung im deutschen Ladeneinzelhandel bis 2025
Insight „The Inspiration Store“
Insight Adler
Insight Quarkerei
Insight dinnery.de
70
71
72
79
81
Verbraucher
Der Kunde ist König – gültige Redensart oder Holzweg?
Verbrauchertrends – regionale Onlineaffinität
Digitalisierung im Center und am POS – Technologien unterstützen den Einkaufsprozess und binden Kunden
Best Practices aus Kundensicht: erfolgreiche Einzelhändler mit serviceorientierten Zusatzangeboten
86
88
Architektur & Bau
Kundenanforderungen an Architektur und Gestaltung –
kundenadäquates Malldesign und Innenarchitektur
Starres Baurecht – dynamischer Markt
91
94
96
99
102
Praxisbeispiele
Einkaufszentrum Duckwitzstraße: Vom SB-Warenhausstandort zum modernen Fachmarktzentrum
Förde Park Flensburg: Umfangreiche Modernisierung nach 20 erfolgreichen Jahren
Shopping Cité: Gezielte Anpassungen nach 10 Jahren
106
Fazit
113
Partner
116
Impressum
EINLEITUNG
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir freuen uns, zusammen mit unseren bewährten Partnern Corpus Sireo, Dr. Lademann & Partner, GfK GeoMarketing und TH Real Estate die diesjährige Ausgabe
unseres Berichts über „Fachmarktzentren in Deutschland“ vorlegen zu können. Ferner freuen wir uns sehr,
mit Savills einen neuen und starken Partner gewonnen
zu haben, der den Transaktionsmarkt beleuchtet.
„Die Jagd nach dem Kundenkompass“ gewidmet. Gehen
Sie mit uns auf eine Entdeckungsreise ins Geflecht aus
Kundenwünschen und Kundenbeziehungen. Denn in einem Markt, in dem es kaum noch großflächige Neuentwicklugen gibt und der sich deshalb zum Betreibermarkt
wandelt, ist die profunde und umfassende Beschäftigung
mit allen Kundengruppen überlebenswichtig.
Wir greifen in diesem Jahr ein Thema auf, das als Schlagwort auch durch unsere Branche geistert: Kundenorientierung. Meistens bezieht sich der Begriff in der Diskussion bisher nur auf die Verbraucher, die als Kunden in
Fachmarktzentren und Fachmarktorientierten Shopping
Centern einkaufen. Kundenorientierung bei der Bewirtschaftung von Handelsimmobilien umfasst aber ein weitaus breiteres Kundenspektrum als nur die Verbraucher.
Investoren sowie deren Anleger, Mieter und nicht zuletzt Kommunen sind innerhalb des Bewirtschaftungsnetzwerks Kunden aus einer jeweils anderen Perspektive,
deren Wünsche und Anliegen an einem erfolgreichen
Handelsstandort zu berücksichtigen sind.
Wie immer haben wir uns um eine umfassende und
­ausgewogene Betrachtung bemüht, die ohne unsere
Partner Corpus Sireo, Dr. Lademann & Partner, GfK
GeoMarketing, Savills und TH Real Estate nicht möglich
gewesen wäre. Wir bedanken uns herzlich bei unseren
Partnern und wünschen eine informative Lektüre!
Daher haben wir die diesjährige Ausgabe von „Fachmarktzentren in Deutschland“ dem Schwerpunktthema
Christian Schröder
COO MEC
Jann Robert
CFO MEC
Grußwort I 7
GRUSSWORT
PARTNER
Keine Assetklasse ist derzeit so dynamisch wie die der
Fachmarktzentren und Fachmarktorientierten Shopping
Center. Das Interesse von Investoren an dieser Assetklasse steigt weiterhin stetig an, ebenso das von
Handels­unternehmen. Gleichzeitig laufen vielerorts Modernisierungen von Bestandsimmobilien, obwohl ein zunehmend restriktiv werdendes Bau- und Planungsrecht
umfas­
sende Revitalisierungen und Neupositionierungen von Bestandsobjekten zunehmend erschwert. Neben der vo­
r anschreitenden Professionalisierung der
Branche ist der Wandel zum Betreibermarkt die fundamentalste Veränderung, mit der sich alle Akteure dieser Asset­klasse beschäftigen müssen.
Bestandsmanagement und Bestandsentwicklung sind
ohne eine konsequente Kundenorientierung auf Dauer
nicht erfolgreich möglich. Das erfordert von allen an der
Bewirtschaftung beteiligten Akteuren, z. B. Investor,
­Asset Manager, Mieter, Betreiber und Dienstleister, sich
zu integrierten Netzwerkorganisationen zu entwickeln,
die im gemeinsamen Zusammenspiel die Bedürfnisse
­aller Kundengruppen ausgewogen stillen – und dabei
profitabel arbeiten. Dieser komplexen Materie haben wir
uns zusammen und interdisziplinär genähert und ver-
sucht, eine erste Skizze der Anforderungen und Chancen
kundenorientierter Bewirtschaftung von Fachmarktzen­
tren und Hybriden Malls zu erstellen.
Das in dieser Publikation umrissene Modell integrierter
Netzwerkorganisationen ist dazu gedacht, die Diskus­s ion in der Branche zu erweitern und zu befruchten.
­Neben theoriebasierten Gedanken haben wir uns auch
bemüht, die Verbindung mit der praktischen Umsetzung
plastisch werden zu lassen. Es versteht sich von selbst,
dass das Modell keinen Anspruch auf Vollständigkeit
­erhebt, sondern auch für uns ein Anlass ist, uns weitergehend und intensiv mit der umfassenden Kundenorientierung zu beschäftigen.
Neben dem Schwerpunktthema haben wir auch inhalt­
liche Apsekte aus unseren früheren Marktberichten fortgeschrieben. Ferner haben wir in dieser Ausgabe wieder
den Transaktionsmarkt betrachtet und einige Thesen da­
zu formuliert.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine interessante, anregende Lektüre und freuen uns auf den weiteren Austausch.
8 I Grußwort
GRUSSWORT
Zentraler
Immobilien Ausschuss
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
für die deutsche Handelslandschaft sind Fachmarktzentren ein wichtiger Treiber der städtischen Entwicklung.
Die Fachmarktzentren sind es, die die Kaufkraft des Umlands für städtische Handelsschwerpunkte erschließen
und den Bewohnern der Peripherie eine Versorgung in
verkehrsgünstiger Lage garantieren. Der Fachmarktzentren Report bietet Ihnen nun bereits in der dritten
Ausgabe die Möglichkeit, sich mit dieser häufig unterschätzten Handelsimmobilienart zu beschäftigen.
Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Der Handel ist im
Wandel. Wo in der Vergangenheit von der Verdrängung
zwischen Innenstadt und Außenbereich die Rede war,
stellt man sich heute den Herausforderungen des Distanzhandels. Dieser hat dem stationären Einzelhandel
nun schon zwei Jahre in Folge sinkende Umsatzzahlen
beschert – und das in einem wirtschaftlich guten Umfeld.
Flächenrentabilitäten stehen auf der Kippe.
Die Antwort der Fachmarktzentren gelingt über die Begeisterung der Kunden. Das Einkaufserlebnis im Baumarkt, welches für die meisten Männer durch keine
Heimwerkerwebsite der Welt ersetzt werden kann – von
der Begeisterung vieler Frauen für fensterlose Möbelhallen einmal ganz zu schweigen. Hier wird die Zukunft
des Fachmarktzentrums entschieden, hier liegt die
Chance, den Rückgang der Marktanteile der Fachmarktzentren in sein Gegenteil umzukehren. Die Kundenorientierung zum zentralen Thema des diesjährigen Fachmarktzentren Reports zu machen, ist also goldrichtig.
Zwischen diesem dynamischen Ausgleich von Kundenanspruch und Verkaufsangebot stehen häufig unflexible
gesetzliche Regelungen, z. B. Ladenöffnungszeiten und
Sortimentsbeschränkungen aus einer Zeit, die weder
Onlineshopping noch „Same Day Delivery“ kannte, oder
Städte, die bei Videowerbung mit Außenwirkung rot sehen.
Der Handel ist bereit. Der Handel hat Ideen. Häufig hat
er auch den nötigen Mut und das Kleingeld, um in diese
zu investieren. Im Weg steht der Gesetzgeber, der weder
den Fachmarkt in die Innenstadt noch die Sortimentsausweitung im Außenbereich zulässt. Es ist an der
Zeit, unsere Branche zukunftsfest zu machen und dafür auch in der Politik zu werben. Lebendige Innen­
städte wird es nur mit funktionierendem stationären
Einzel­handel geben. Um diesen zu erhalten, braucht es
die Schere an einigen alten Zöpfen.
Dieser Report trägt dazu bei, die wichtige Rolle der
Fachmarktzentren in diesem Prozess besser zu verstehen. Er hilft damit dem Handel, der Immobilienwirtschaft,
den Planungsbehörden und der Politik. Ich wünsche in
diesem Sinne allen Lesern eine interessante Lektüre
und bedanke mich bei allen, die sich für diesen Report
so beherzt engagiert haben.
Ihre Iris Schöberl
Vorsitzende des ZIA Ausschusses
Handel und Kommunales
Grußwort I 9
GRUSSWORT
International Council
of Shopping Centers
Sehr geehrte Damen und Herren,
vor genau einem Jahr empfahl ich an dieser Stelle, dass
sich Fachmarktzentren noch selbstbewusster positionieren sollten. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der
stabile Aufwärtstrend fortgesetzt: Das zwischenzeitlich erreichte sehr hohe Niveau der Nachfrage von Kunden, Mietern und Investoren ist enorm und belegt die Erfolgsgeschichte der Fachmarktzentren in Deutschland eindrucksvoll. Wir können heute ohne Einschränkungen von einer
selbstbewussten und etablierten Assetklasse sprechen.
Aber wie geht eigentlich „Fachmarktzentrum“? Der Kunde unterscheidet durchaus zwischen dem Versorgungsund Erlebniskauf, den er in unterschiedlicher Umgebung
durchführt. Daraus abzuleiten, dass es im Fachmarktzentrum um die reine Warenversorgung geht, wäre aber
zu kurz gedacht. Die gute Ausschilderung, Erreichbarkeit,
bequemes Parken, gute Produkte und guter Service sind
Basisanforderungen, die der Kunde sowieso erwartet.
Wie kreiert man also das berühmte MEHR für den Kunden? Das Umdenken auf Kundenorientierung (statt Warenorientierung) ist grundsätzlich nötig. Dabei macht der
Begriff „Customer Journey“ immer öfter die Runde: Die
Reise des Kunden, die genau analysiert, welche Zyklen
und Berührungspunkte (Touchpoints) er durchläuft, bevor er eine Kaufentscheidung trifft. Dabei nimmt auch der
Einfluss der indirekten Touchpoints zu, dazu gehören Bewertungsportale, Userforen, Blogs und weitere Formen
der Empfehlungen von anderen Kunden oder Freunden.
Wir gehen aber oft noch nicht ehrlich genug mit den kleinen Störungen während der Customer Journey um. Nicht
genügend geöffnete Kassen, mangelhafter Service an der
Information, der nicht funktionierende Aufzug: Für alles
gibt es meist einen guten Grund, und wir können es erklären, aber leider ist der Kunde daran nicht interessiert,
sondern er registriert jede Beeinträchtigung und teilt sie
gegebenenfalls umgehend in seinen sozialen Netzwerken.
Ich begrüße es sehr, dass sich diese Ausgabe stark mit
den Themen der Kundenorientierung beschäftigt, denn
gute Immobilien können mittlerweile fast alle bauen. Die
Differenzierung zwischen konkurrierenden Standorten,
aber auch zu diversen Onlineangeboten wird immer stärker durch guten Service, mehr Gastronomie und einen
Anteil Erlebnis erfolgen.
Vor einigen Wochen hatte ich Gelegenheit, in einer Brüsseler EU-Runde über den teils unausgewogenen Wett­
bewerb zwischen stationärem Handel und Onlinehandel
zu sprechen. Es ist Aufgabe der Verbände, hier deutlich
zu machen, dass die Veränderungen in der Technologie
auch eine deutlich schnellere und flexiblere Handlungsfähigkeit der lokalen politischen Entscheidungsträger
erfordern.
Die Eröffnung eines Onlineshops ist in 24 Stunden mit ein
paar Hundert Euro möglich – Sortimentsbeschränkungen,
Öffnungszeiten, Stellplatzablöse, Brandschutz, Fluchtwege, Mindestlohn? Alles kein Problem. Lassen Sie uns
die Gegenprobe mit dem Bau einer Handelsimmobilie
machen – Sie kennen das Ergebnis ...
Deregulierung und Flexibilisierung sind deshalb dringend
nötig, um die Reaktionszeiten von Handel, Entwicklern
und Investoren zu verbessern. Nur damit erhalten wir die
Attraktivität des stationären Handels und sichern Millionen Arbeitsplätze.
Ihr Stephan Jung
Chairman Retail Innovation
International Council of Shopping Centers
MARKTÜBERSICHT
Kurze Zeit spater
Zenter! Sie sind zu
spat! Kommen Sie ...
Tja, der Stopsel
klemmte!
Ha ha ... sehr witzig!
Raffiniert!
Einen Moment noch.
Der Zugang zur Zentrale
wird gerade geoffnet ...
Nur unter Einsatz gigantischer kinetischer Energien
sind wir in der Lage, Sie in die Zukunft zu schleudern.
Und mittlerweile klappt es sogar ziemlich oft ...
Ach, die Verspatung holen wir bei
der Zeitreise doch wieder rein!
. ..
ZZZ
BZ
BZZzzZZ
So einfach ist das nicht!
Zeitreisen sind eher ein experimentelles Schleudern in die Zukunft!
Be
ep
Ziemlich oft??
ZZZ
BZ
BZZZZ
Aber hier nun das Wichtigste: die ZEITMASCHINE.
ah ... das ist ja wirklich eine Schleuder!!!
Ich zeige Ihnen jetzt Ihre Ausrustung.
Ziehen Sie aber zuerst Ihren ZeitreiseAnzug an!
Schick!
Eine Frage noch:
Welche Aufgabe hat der Anzug?
Und das ist Ihr CommunicationInterface. Darin sind alle Daten
für Ihre Mission gespeichert.
Naturlich! Wie sollten wir denn sonst auf diese kurze
Distanz die notige Geschwindigkeit fur den Zeitsprung
erreichen? Kommen Sie, wir haben doch keine Zeit!
Eigentlich keine. Er erleichtert uns nur die
Reinigung der Wand, wenn es schiefgeht.
So, aber jetzt auf zur KompassJagd! Gute Reise, F.M. Zenter!
Biep!?!?
Fortsetzung folgt ...
12 I Marktübersicht
MARKTÜBERSICHT
Fachmarktzentren und Fachmarktorientierte Shopping Center (Hybride) sind seit Jahren so etwas wie Investors Liebling. Ein Blick auf die Transaktionen der letzten Jahre zeigt ein stetig steigendes Interesse der Investoren an dieser
Assetklasse. Im ersten Teil des Kapitels erfolgt ein Rückblick auf den Transaktionsmarkt des Jahres 2014, dem einige
Thesen zur Entwicklung der Assetklasse Fachmarktzentrum nachgestellt sind. Das Interesse der Anleger basiert auf
dem guten Risiko-Rendite-Verhältnis und der insgesamt guten Performance von Fachmarktzentren. Um die Produktivität des Centertypus zu erhalten und zu steigern, ist es wichtig, die Erfolgsfaktoren von Fachmarktzentren zu kennen.
Ihnen widmet sich der zweite Teil des Kapitels.
Retail-Investment-Markt
Immobilien bei Investoren weltweit hoch im Kurs
Angesichts rekordniedriger Zinsen und Anleiherenditen
steht die Assetklasse Immobilien bei Kapitalanlegern
rund um den Globus hoch im Kurs. In den vier Quarta­
len bis zum ersten Quartal 2015 wurden weltweit knapp
670 Mrd. Euro direkt in Immobilien investiert und damit
fast ebenso viel wie im Rekordjahr 2007, als sich das glo­
bale Immobilientransaktionsvolumen auf 760 Mrd. Euro
belief. Deutschlands Anteil an diesem globalen Kuchen
ist dabei seitdem recht stabil und lag bei durchschnitt­
lich etwas mehr als 8 %. Dies ist ein Indiz für das große
Vertrauen, das Investoren dem deutschen Immobilien­
markt nicht zuletzt aufgrund seiner stabilen Rahmen­
bedingungen entgegenbringen.
Handelsimmobilien versprechen Stabilität
Stabilität ist auch ein ganz wesentliches Argument für
Investitionen in Handelsimmobilien. Etwa jeder dritte in
den vergangenen zehn Jahren in deutsche Gewerbeim­
mobilien investierte Euro floss in diesen Immobilien­
typ. Besonders gefragt sind Handelsimmobilien immer
dann, wenn das wirtschaftliche Umfeld eingetrübt und
die Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Entwicklung
Weltweites Transaktionsvolumen mit Gewerbeimmobilien
Mrd. Euro
800
700
600
500
400
300
200
100
0
2007
2008
Quelle: RCA /12 Monate rollierend
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Marktübersicht I 13
hoch ist. So lag der Anteil der Handelsimmobilien am ge­
samten deutschen Transaktionsvolumen im Jahr 2011,
in dem ein Zerfall der Eurozone als ein durchaus wahr­
scheinliches Szenario galt, bei fast 50 %. Der Grund:
Handelsimmobilien versprechen auch in einem solchen
Umfeld eben jene Stabilität, nach der Investoren in die­
sen Marktphasen suchen. Aufgrund u. a. vergleichs­
weise langer Mietvertragslaufzeiten und ihres häufig
breit gestreuten Mietermixes bieten sie eine gewisse
Kalkulierbarkeit des zu erwartenden Cashflows.
GfK-Konsumklimaindex
20
15
10
5
Dies gilt insbesondere für solche Handelsimmobilien,
die mindestens einen Ankermieter aus dem Lebensmit­
teleinzelhandel aufweisen. Artikel des periodischen Be­
darfs benötigen die Menschen immer, weshalb solche
Objekte konjunkturellen Schwankungen und den damit
verbundenen Veränderungen im Konsumverhalten der
Verbraucher weniger stark unterliegen als reine NonFood-Objekte wie z. B. Shopping Center. Hinzu kommt,
dass sich der Konsum in Deutschland in den vergange­
nen Jahren vor dem Hintergrund der rekordniedrigen
Arbeitslosigkeit sowie der realen Lohn- und Gehaltszu­
wächse zur tragenden Säule entwickelt hat. Seit 2010
sind die Konsumausgaben der deutschen Haushalte
um 5 % gewachsen. Die Konsumenten haben so viel
Vertrauen in ihre wirtschaftliche Situation und Zukunft
wie lange nicht mehr, wie das 15-Jahres-Hoch des GfKKonsumklimaindex zeigt.
0
-5
Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan.
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
Quelle: GfK
Mehr Nachfrage als Angebot
Da das steigende Konsumentenvertrauen zwar zu insge­
samt steigenden Einzelhandelsumsätzen führt, die aber
vor allem dem Onlinehandel zugutekommen, ging der
Anteil der Handelsimmobilien am Gesamttransaktions­
volumen seit 2011 deutlich zurück. Dies liegt mitnichten
(nur) daran, dass die Investoren anderen Nutzungsarten
Woran die Konsumenten bei Geldknappheit sparen würden
Von je 100 Befragten würden – wenn das Geld knapp wird – in folgenden Bereichen sparen:
Versorgungskonsum
Essen und Trinken
Wohnen, Haus und Garten
Sparvetrag, priv. Renten-/Lebensvers.
Auto
11
13
21
24
Kleidung
Erlebniskonsum
Hobbys und Sport
Medien (Computer, Video, Zeitschrift)
Wochenendausflüge
Urlaubsreisen
Ausgehen (Restaurant, Kino, Disco)
Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen
40
34
42
56
60
69
14 I Marktübersicht
Umsatzentwicklung im Einzelhandel
hohe und lang anhaltende Risikoaversion hat dazu ge­
führt, dass die meisten Handelsimmobilien der CoreKategorie in den vergangenen Jahren den Eigentümer
wechselten und dem Markt nun für mindestens einige
Jahre entzogen sind.
Jährliche Veränderung
in %
20
15
10
5
0
-5
2006 2007 2008 2009 2010
Stationärer Handel
Quelle: HDE
2011
2012
2013 2014 2015*
Onlinehandel
*Prognose
den Vorzug geben, sondern hat vor allem etwas mit einer
Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage zu tun.
Denn unter dem Eindruck der weltweiten Finanzkrise
agierten Investoren in den Folgejahren risikoavers und
waren mehrheitlich auf Core-Immobilien fixiert. Diese
Risikobereitschaft und Transaktionsvolumina steigen
Die seit einiger Zeit zu beobachtende steigende Risiko­
bereitschaft der Investoren hat am Handelsinvestment­
markt allerdings wieder zu einer deutlich höheren Akti­
vität geführt. Denn im Gegensatz zum Core-Segment,
wo Kaufgelegenheiten inzwischen sehr rar sind, ist die
Produktverfügbarkeit außerhalb dessen durchaus hoch.
Mit steigendem Investoreninteresse an diesen Produk­
ten dürfte folglich auch das mit Handelsimmobilien er­
zielte Transaktionsvolumen wieder zulegen. Dies lässt
sich im laufenden Jahr bereits beobachten. Schon im
April 2015 wurde die Marke von 4 Mrd. Euro überschrit­
ten, sodass für das Gesamtjahr mit einem Transaktions­
volumen von mehr als 10 Mrd. Euro gerechnet werden
kann – ein Plus von 15 % gegenüber dem Vorjahr. Ange­
sichts der Vielzahl sich abzeichnender Portfolioverkäufe
ist es durchaus möglich, dass das Volumen noch hö­
her ausfallen wird. Portfoliotransaktionen haben auch
in den vergangenen Jahren maßgeblich zu dem hohen
Transaktionsvolumen mit Handelsimmobilien beige­
tragen. Wurden im Jahr 2009 lediglich etwas mehr als
Transaktionsvolumen mit Gewerbe- und Handelsimmobilien in Deutschland
Anteil
in %
50
Mrd. Euro
50
45
45
40
40
35
35
30
30
25
25
20
20
15
15
10
10
5
5
0
0
2009
Q4
2010
Q2
2010
Q4
2011
Q2
Transaktionsvolumen Gewerbeimmobilien
Quelle: Savills /12 Monate rollierend
2011
Q4
2012
Q2
2012
Q4
2013
Q2
Transaktionsvolumen Handelsimmobilien
2013
Q4
2014
Q2
2014
Q4
Anteil Handelsimmobilien
Marktübersicht I 15
Transaktionsvolumen mit Handelsimmobilienportfolios in Deutschland
Mrd. Euro
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0
2009
Q4
2010
Q2
2010
Q4
2011
Q2
2011
Q4
2012
Q2
2012
Q4
2013
Q2
2013
Q4
2014
Q2
2014
Q4
Quelle: Savills /12 Monate rollierend
320 Mio. Euro mit Portfolios umgesetzt, so hat sich
dieser Wert seitdem auf knapp 3,8 Mrd. Euro verzwölf­
facht. Der Anteil am gesamten mit Handelsimmobilien
erzielten Umsatz lag damit bei etwas mehr als einem
Drittel. Auch dies verdeutlicht die steigende Risikobe­
reitschaft der Investoren und ihren „Hunger“ nach Han­
delsimmobilien.
Handel mit Fachmarktzentren erreicht Rekordhoch
Investitionen in Fachmarktzentren legten seit 2009
sogar überproportional zu. Bereits im vergangenen
Jahr lag das mit Fachmarktzentren erzielte Transakti­
onsvolumen bei knapp 1,2 Mrd. Euro und damit zum
zweiten Mal in Folge über der Marke von 1 Mrd. Euro –
solitäre Fachmärkte nicht mitgerechnet, in die weitere
400 Mio. Euro flossen. Und nicht nur das: Der bisherige
Höchstwert von 0,9 Mrd. Euro aus dem Jahr 2006 wurde
deutlich übertroffen. Dass es sich bei dieser Entwick­
lung um weit mehr als nur um ein zyklisches Phänomen
handelt, lässt sich beispielsweise am Anteil ablesen,
den Fachmarktzentren am gesamten Handelsinvest­
mentvolumen auf sich vereinen. Dieser summierte sich
zuletzt auf 13 %. In den Jahren 2006/07 waren es le­
diglich etwa 5 %. Ein wesentlicher Treiber für die hohe
Aktivität in diesem Segment ist zudem – aus Investo­
rensicht – der Mangel an attraktiven Kaufgelegenheiten
im klassischen Shopping Center-Sektor. Da diese
Knappheit anhalten dürfte, kann mit einer strukturellen
Verschiebung der Investmentaktivität in Richtung Fach­
marktzentren gerechnet werden.
Transaktionsvolumen mit Fachmarktzentren
in Deutschland
Mio. Euro
Anteil
in %
1.400
14
1.200
12
1.000
10
800
8
600
6
400
4
200
2
0
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015*
Transaktionsvolumen Fachmarktzentren
Anteil am Handelsimmobilienvolumen
Quelle: Savills /*bis einschließlich April 2015
16 I Marktübersicht
Vier Vorteile für Investoren
Fachmarktzentren haben also offenbar eine strukturelle
Aufwertung erfahren. Dafür gibt es gute Gründe. Nicht
nur konnten Fachmärkte ihren Umsatzanteil am deut­
schen Einzelhandel in den vergangenen zehn Jahren von
weniger als 14 % auf etwa 16 % ausbauen, Fachmarkt­
zentren weisen auch einige für Investoren attraktive
Merkmale auf.
Gehandelte Fachmarktzentren nach Objektalter
vor 2000
12 %
ab 2010
40 %
1. Ein großer Teil der Mieter eines Fachmarktzentrums
dient in der Regel der Deckung des periodischen
Bedarfs der Verbraucher (z. B. Lebensmittel und Droge­
rieartikel). Dadurch bieten sie eine gewisse Unabhän­
gigkeit von konjunkturellen Schwankungen.
2. Zu den Ankermietern zählt in den meisten Fällen ein
SB-Warenhaus mit großem Lebensmittelsortiment,
oft gehören weitere Lebensmittelmärkte zu den Mietern.
Das Lebensmittelsegment hat im Gegensatz zu vielen
anderen Warengruppen bislang kaum Umsatz an den
eCommerce verloren. Fachmarktzentren gelten daher als
vergleichsweise „digitalisierungsresistent“.
3. Fachmarktzentren erfüllen eine Nahversorgungs­
funktion und haben allein dadurch, aber auch durch
die zunehmend restriktivere Genehmigungspraxis für
neue Einzelhandelsflächen eine recht gefestigte Markt­
position im jeweiligen Wettbewerbsumfeld.
4. Die Gebäudestruktur von Fachmarktzentren ist
zumeist vergleichsweise pflegeleicht und mit ge­
ringem Aufwand instand zu halten. Dies gilt vor allem
im Vergleich zu Shopping Centern, von denen sie sich
zudem durch die deutlich geringere Anzahl an Mietern
unterscheiden. Sowohl der Management- als auch
der Instandhaltungsaufwand ist folglich geringer. Hin­
zu kommen niedrigere Nebenkosten als bei Shopping
Centern. In der Konsequenz profitieren Investoren von
höheren Nettorenditen.
Klassische Shopping Center und manch anderer Han­
delsimmobilientyp können diese Merkmale nicht oder
nur teilweise vorweisen. Vor diesem Hintergrund wun­
dert es nicht, dass Fachmarktzentren sich bei immer
mehr Investoren in der Beliebtheitsskala vor Shopping
Centern auf Rang eins schieben.
Gehandelt werden vor allem Neubauten
Neben diesen strukturellen Aspekten ist es aber eben
auch ein zyklisch bedingter Anstieg der Risikobereit-
2000 bis 2009
48 %
Quelle: Savills/alle Transaktionen seit 2009,
jeweils Baujahr oder letztes Jahr der Sanierung
schaft der Investoren, der zum Aufschwung von Fach­
marktzentren beigetragen hat. Dass die Risikoaversion
trotzdem noch recht hoch ist, zeigt ein Blick auf die
Baujahre der zuletzt gehandelten Zentren. Von den
mehr als 130 Fachmarktzentren, die 2014/15 den Eigen­
tümer wechselten, wurden etwa drei Viertel vor höchs­
tens zehn Jahren gebaut oder saniert. Immerhin fast
jedes zehnte Zentrum war zum Zeitpunkt des Verkaufs
noch nicht einmal fertiggestellt. Dies macht deutlich:
Innerhalb des Segmentes für Fachmarktzentren, die im
Vergleich zu Geschäftshäusern oder Shopping Centern
im Rendite-Risiko-Spektrum etwas weiter oben ange­
siedelt sind, konzentrieren sich die Investoren auf die
hochwertigen Objekte.
„Corephorie“ auch bei Fachmarktzentren
Doch nicht nur bei den Objekten selbst legen die In­
vestoren Wert auf Qualität, auch die Ansprüche an die
Makrolage sind offensichtlich hoch. Von allen seit 2009
gehandelten Fachmarktzentren liegt fast ein Drittel in
den wirtschaftsstarken Bundesländern Bayern und Ba­
den-Württemberg. Umgekehrt entfallen nur etwa 10 %
auf die neuen Bundesländer. Angesichts der Tatsache,
dass allein 10 % der Verkaufsfläche in bestehenden
Fachmarktzentren auf das Bundesland Sachsen entfal­
len, sind die neuen Bundesländer am Investmentmarkt
somit deutlich unterrepräsentiert. Kurzum: Die nach
wie vor zu beobachtende „Corephorie“ am Immobili­
eninvestmentmarkt findet sich durchaus auch im Markt
für Fachmarktzentren wieder.
Marktübersicht I 17
Gehandelte Fachmarktzentren nach Bundesland
22 %
Bayern
36 %
Sonstige
20 %
NordrheinWestfalen
11 %
Niedersachsen
11 %
Hessen
Quelle: Savills/alle Transaktionen seit 2009
Spezialfonds bilden größte Käufergruppe –
opportunistische Akteure kaum aktiv
So zählen zu den Käufern auch überwiegend CoreInvestoren. Mehr als 40 % des Investitionsvolumens
2014/15 entfallen auf Spezialfonds, deren Geldgeber in
vielen Fällen konservative Investoren wie Versicherungen
und Pensionskassen sind. Letztere investierten zudem
auch auf direktem Wege, sodass allein die sehr risiko­
averse Gruppe der Versicherungen und Pensionskassen
für knapp 0,8 Mrd. Euro und damit etwa die Hälfte des
Ankaufsvolumens 2014/15 verantwortlich zeichnet. Hin­
zu kommen weitere konservativ agierende Akteure wie
geschlossene Fonds (12 %) und Privatinvestoren/Family
Offices (9 %). Private-Equity-Fonds, die gewissermaßen
das andere Ende des Risikospektrums darstellen, inves­
tierten dagegen nur etwa 70 Mio. Euro und hatten damit
einen Marktanteil von weniger als 5 %.
Die Käuferstruktur der aktuellen Marktphase unterschei­­
det sich damit ganz fundamental von jener in den letzten
Boomjahren 2006/07, als stärker opportunistisch orien­
tierte Investoren, darunter beispielsweise Macquarie
und Dawnay Day, auch im Fachmarktzentrensegment zu
den prägenden Akteuren zählten. Angelockt wurden
diese Akteure von den damals hohen Anfangsrenditen
im Fachmarktsegment (6 % bis 8 %) und der im Ver­
gleich zu Shopping Centern großen Renditedifferenz.
Hinzu kam eine ausgesprochen hohe Verfügbarkeit von
Fremdkapital, die es den Investoren erlaubte, mit wenig
Eigenkapital große Investitionsvolumina zu stemmen.
Fremdkapitalquoten von bis zu 100 % der Objektwerte
waren in dieser Phase keine Seltenheit.
Transaktionsvolumen Fachmarktzentren nach Investorentypen 2014/15
Offener Spezialfonds
Immobilien AG/REIT
Versicherung/Pensionskasse
Bank
Offener Publikumsfonds
Corporate
Private-Equity-Fonds
Sonstiger Asset Manager
Sonstige
Geschlossener Fonds
Privatinvestor/Family Office
Bauträger/Projektentwickler
-500
-250
0
Mio. Euro
Verkäufe
Käufe
Quelle: Savills/2015 bis einschließlich April
Nettoinvestitionen
250
500
750
18 I Marktübersicht
Eigenkapitalstarke Investoren im Vorteil
Dass diese opportunistischen Investoren heute we­
sentlich seltener in Erscheinung treten als noch vor der
Finanzkrise, hat ganz unmittelbar mit dem aktuellen
finanzwirtschaftlichen Umfeld zu tun. Denn das niedri­
ge Zinsniveau an den Geld- und Anleihemärkten führt
dazu, dass immer mehr eigenkapitalstarke Investoren
ihre Portfolios zugunsten von Immobilien umschichten.
Dies gilt vor allem für jene Akteure, denen langfristig
stabile Cashflows wichtig sind. Die großen Staats- und
Pensionsfonds wie NBIM aus Norwegen und der USamerikanische TIAA-CREF sind dafür nur die prominen­
testen Beispiele.
Diese global agierenden Investoren suchen nicht nur
nach attraktiven Anlagemöglichkeiten am Immobilien­
markt, sie stehen zugleich unter einem hohen Anlage­
druck und bringen daher in den meisten Fällen einen
sehr hohen Eigenkapitalanteil in ihre Transaktionen
ein. Gleichzeitig sind die Finanzierungsbedingungen –
trotz deutlicher Entspannung in den vergangenen Jah­
ren – nicht zuletzt aufgrund strengerer gesetzlicher
Regulierung wesentlich restriktiver als noch 2006/07,
was den eigenkapitalstarken Investoren im Wettbe­
werb um Produkte weitere Vorteile verschafft. Die
Beleihungsausläufe liegen heute bei typischerweise
maximal 75 %, bei Non-Core-Objekten müssen Inves­
toren noch wesentlich mehr Eigenkapital mitbringen.
So sind es derzeit eben nicht die Opportunisten, die mit
nur wenig oder gar keinem eigenen Geld in Fachmarkt­
zentren investieren, sondern es sind in erster Linie die
beschriebenen risikoaversen Investoren auf der Suche
nach stabilen Cashflows. Der hohe Anlagedruck dieser
Investoren, gepaart mit den rekordniedrigen Anleihe­
renditen, hat dazu geführt, dass die Spitzenrenditen
bereits unter ihre bisherigen Tiefststände aus dem Jahr
2007 gefallen sind. Aber:
Nie zuvor war die Renditedifferenz zwischen den als
risikolos geltenden zehnjährigen Bundesanleihen und
den Immobilienrenditen so groß wie heute.
Die relative Attraktivität von Immobilien im Allgemeinen
und Handelsimmobilien sowie Fachmarktzentren im
Besonderen war folglich nie höher.
Spitzenrenditen und Bundesanleiherenditen im Vergleich
Rendite in %
8
7
6
5
4
3
2
1
0
2007
Fachmarktzentren
2008
2009
Shopping Center
Quelle: Thomson Reuters, Savills/*Prognose
2010
2011
Bundesanleihen (10 J.)
2012
2013
2014
2015*
Marktübersicht I 19
Einheimische Käufer noch vorn
Von dieser Attraktivität profitieren im Fachmarktzentren­
segment derzeit vor allem einheimische Investoren,
die für den Großteil des Transaktionsvolumens ver­
antwortlich zeichnen. Ihr Anteil am gesamten Inves­
titionsvolumen 2014/15 beträgt etwas mehr als 50 %.
Gleichwohl ist der Anteil ausländischer Investoren ge­
genüber den unmittelbaren Nachkrisenjahren 2008/09,
als mehr als 80 % des Transaktionsvolumens auf deut­
sche Käufer entfielen, bereits deutlich gestiegen. Ins­
besondere Investoren aus dem angelsächsischen Raum
traten zuletzt vermehrt als Käufer in Erscheinung. So
zeichneten allein britische Investoren für mehr als ein
Viertel des Transaktionsvolumens 2014/15 verantwort­
lich. Nordamerikanische (6 %) und irische Käufer (7 %)
waren ebenfalls in nennenswertem Umfang aktiv. Bis­
lang kaum als Direktinvestoren in Erscheinung getre­
ten sind asiatische Akteure. Dies gilt allerdings nicht
nur für Fachmarktzentren, sondern für den deutschen
Handelsimmobilienmarkt insgesamt. Es kann jedoch als
sicher gelten, dass asiatische Investoren auch hier in
den nächsten Jahren zunehmend Fuß fassen und sich
als Gruppe am hiesigen Handelsimmobilieninvestment­
markt etablieren.
Fachmarktzentren haben Shopping Center
als favorisiertes Investment abgelöst –
das könnte so bleiben
Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch Fachmarkt­
zentren in den Fokus asiatischer Investoren rücken. Denn
die positive Entwicklung, die dieses Marktsegment in den
vergangenen Jahren genommen hat, und die Vorteile ge­
genüber anderen Handelsimmobilientypen werden auch
dieser Investorengruppe nicht verborgen bleiben.
Gut möglich sogar, dass Fachmarktzentren nicht nur
für kurze Zeit ganz oben auf der Wunschliste von Einzelhandelsinvestoren stehen, sondern sich einen dauerhaften Platz an der Spitze sichern.
Ein weiteres Argument für diese These ist, dass das
­S hopping Center als dem aus Investorenperspektive
„nächsten Verwandten“ des Fachmarktzentrums auf­
grund seines hohen Anteils an Mietern aus der Textilbran­
che vor einer großen Herausforderung steht. Die Umsätze
dieser Mieter wandern mit hoher Geschwindigkeit ins In­
ternet ab und setzen die Shopping Center, insbesondere
wenn sie über Standortnachteile verfügen, unter hohen
Transaktionsvolumen Fachmarktzentren nach
Käuferherkunft 2014/15
10 %
Sonstige
6 %
USA
7 %
Irland
51 %
Deutschland
26 %
Großbritannien
Quelle: Savills/2015 bis einschließlich April
Veränderungsdruck. Hinzu kommt, dass der ShoppingCenter-Bestand in Deutschland nahezu flächendeckend
seine Sättigungsgrenze erreicht und in vielen Städten
bereits ein Verdrängungswettbewerb eingesetzt hat.
Bedenkt man angesichts dieser Risiken die um mehr
als 100 Basispunkte geringeren Nettoanfangsrenditen
gegenüber Fachmarktzentren, so erscheint eine fortge­
setzte Renditekompression bei Fachmarktzentren und
eine Annäherung an jene Renditen von Shopping Cen­
tern wahrscheinlich.
Auch Fachmarktzentren müssen sich wandeln –
und können dabei von Shopping Centern lernen
Gleichwohl werden sich auch Fachmarktzentren mit
veränderten Anforderungen seitens ihrer Kunden aus­
einandersetzen müssen, um ihre gute Marktposition
auch künftig zu behaupten. Noch dominiert in vielen
Zentren das Motto „Schnelle Versorgung geht vor Ein­
kaufsatmosphäre“. Doch auch wenn die Versorgung
mit Gütern des täglichen Bedarfs für die Kunden von
Fachmarktzentren an erster Stelle stehen mag, heißt
das nicht, dass sie auf ein Wohlfühlklima und eine ange­
nehme Atmosphäre beim Einkaufen verzichten wollen.
Einigen Zentren, etwa dem Bremer Weserpark oder dem
Ostsee Park in Rostock, wurde vor diesem Hintergrund
bereits ein zeitgemäßes Aussehen gegeben, wobei der
Weserpark inzwischen ein Shopping Center geworden
ist. Dies dürfte jedoch nur den Anfang einer dringend
20 I Marktübersicht
gebotenen Revitalisierungswelle darstellen. Denn nur,
wenn die Fachmarktzentren für ihre Kunden attraktiv
bleiben, werden sie auch bei Investoren punkten kön­
nen. Hierbei können ihre Eigentümer, z. B. in Bezug auf
Architektur und Serviceleistungen, von Shopping Centern
durchaus lernen, sodass sich die Fachmarktzentren der
Zukunft als ein Mix aus klassischem Shopping Center und
„altbekanntem“ Fachmarktkonzept präsentieren wer­
den. Allerdings hängt der Erfolg von Fachmarktzentren
nicht nur von der Adaption passender Elemente von
Shopping Centern ab. Den Erfolg machen im Wesent­
lichen andere Parameter aus.
Erfolgsfaktoren von
Fachmarktzentren
Wann gilt ein Fachmarktzentrum (FMZ) als erfolgreich?
Welche Kriterien haben Einfluss auf den Erfolg? Wo
finden sich in Deutschland erfolgreiche FMZ? Welches
sind die Top 20 bzw. Flop 20 FMZ in Deutschland?
Diesen Fragen widmet sich der Text, um den Blick für
die Besonderheiten dieser Asset- und Handelsimmo­
bilienklasse zu schärfen, die Erfolgsfaktoren von FMZ
herauszustellen und Beispiele erfolgreicher Fachmarkt­
zentren zu geben. Um das Thema Erfolgsfaktoren von
Fachmarktzentren anzugehen, wird zunächst heraus­
gearbeitet, welche Faktoren zum strategischen Erfolg
beitragen und wann überhaupt von einem erfolgreichen
FMZ gesprochen werden kann.
Grundsätzlich beeinflussen konstitutive und zentren­
politische Entscheidungen den Erfolg von gemanagten
Handelsimmobilien. Während die konstitutiven Entschei­
dungen, die in der Planungs- und Errichtungsphase ge­
troffen werden müssen, den Erfolg oder auch Misserfolg
des Objekts langfristig und grundlegend bestimmen und
kaum revidierbar sind, werden zentrenpolitische Ent­
scheidungen nach der Inbetriebnahme des Zentrums
relevant. Sie sind auch kurzfristig beeinflussbar und eher
dynamischer Natur. Konkret bedeutet das, dass konsti­
tutive Entscheidungen nach Kriterien wie beispielsweise
die Auswahl des Mikrostandorts, die Bestimmung der
sogenannten kritischen Masse, also die erforderliche
Objektgröße, um sich gegenüber dem Wettbewerb etablieren zu können, und das Erarbeiten des Funktions- und
Nutzungskonzepts erfolgen müssen. Zentrenpolitische
Entscheidungen hingegen beinhalten z. B. Marketing­
maßnahmen zur Imagebildung und das Durchsetzen
einheitlicher Ladenöffnungszeiten. Sie betreffen die Be­
triebsphase und müssen dann getroffen werden, wenn
sich die Marktverhältnisse ändern oder Negativmerkmale
zu beseitigen sind.
Ein Fachmarktzentrum kann als erfolgreich angesehen
werden, wenn es durch eine starke Marktposition – res­
pektable Umsatzleistungen und damit durch nachhaltige
Mietertragspotenziale – überzeugt. Die Erfolgskriterien
lassen sich eben nicht so einfach auf das allgemeine
Credo „Lage, Lage, Lage“ reduzieren. Auch die Ergän­
zung um die Einwertung des Baujahres und der Mietver­
tragslaufzeiten ist nicht ausreichend. Erfahrung und um­
fassende Analysen haben gezeigt, dass es nicht immer
die vermeintlichen Top-Standorte sind, die besonders
gut dastehen. Erfolgreiche Fachmarktzentren können
durchaus auch auf der grünen Wiese ohne jegliches
Nahpotenzial errichtet und aus wenig ansehnlichem
Trapezblech gefertigt sein.
Um das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, liegt
diesen Ausführungen folgende bewährte Erfolgsformel
zugrunde, die ganz grundsätzlich eine sichere Einschät­
zung von Handelsimmobilien ermöglicht, also auch von
Fachmarktzentren:
Erfolg = Standort x Konzept x Angebot x Management
Standort
Konzept
Erfolg
Management
Angebot
Leider wird zu häufig der Aufwand gescheut, diese Er­
folgsformel bei der Betrachtung eines konkreten Objek­
tes auch im Detail zu überprüfen. Üblicherweise vertraut
man auf ein grobes Benchmarking, das auf der Annahme
Marktübersicht I 21
beruht, dass Fachmarktzentren ein standardisiertes Gut
seien. Leider gibt es ausgerechnet für die Assetklasse
der Fachmarktzentren kaum belastbare Daten, mit de­
nen man als z. B. Investor oder Finanzier vergleichen
und beurteilen könnte. Ortsübliche oder assettypische
Vergleichsmieten oder gar Umsatzzahlen von Mietern
wird man vergeblich in ausreichend repräsentativer An­
zahl suchen.
Es stellt sich daher die Frage, inwieweit Erfolgsfak­
toren von Fachmarktzentren verlässlich und fundiert
bestimmt werden können. Noch stärker als bei lang­
jährig etablierten Shopping Centern sind es weniger
die aktuellen Mietverträge oder die allgemeine Gebäu­
de- und Lagequalität, sondern vielmehr aktuelle und
absehbare Umsatzpotenziale, die sich maßgeblich auf
die Perspektiven eines Fachmarktzentrums auswirken.
Je stabiler der Umsatz am Standort garantiert werden
kann, desto wahrscheinlicher ist es nicht nur, langfristig
Mieter zu halten, sondern auch immer wieder attrakti­
ve Nachmieter zu gewinnen, um den Lebenszyklus zu
verlängern und damit nachhaltig erfolgreich am Markt
zu performen.
Da der Umsatz von den Verbrauchern generiert wird,
hängen der Erfolg und die Perspektive des Fachmarktzentrums elementar von den fundamentalen nachfrageseitigen Treibern ab, die in der Mitte der Gesellschaft
beim Konsumenten zu finden sind.
Die Basis für den langfristigen ökonomischen Erfolg
eines Fachmarktzentrums bildet dessen Attraktivität
für die Verbraucher. Diese ergibt sich für jede Handels­
immobilie, gleich welchen Typus, aus der Kombination
von Angebotskompetenz, Konzeption und ­Managementbzw. Betreiberqualität. Diese Parameter haben folgende
Voraussetzungen:
Performance
Entgegen der geläufigen Annahme, dass lediglich nam­
hafte und bonitätsstarke Mieter den Miet-Cashflow ge­
währleisten, sei auf das betriebswirtschaftlich relevante
Verhältnis zwischen Umsatzpotenzial des Mieters und
seiner Mietzahlung unabhängig vom „guten Namen“
verwiesen. Die sogenannte Umsatzmietbelastung er­
möglicht bei der Beurteilung von Handelsimmobilien
hinreichende Bewertungsobjektivität auf Basis von Per­
formancedaten bzw. Performanceerwartungen.
Insbesondere bei der Bewertung von Fachmarktzentren
ist dieses Argument von hoher Relevanz, da auch arron­
dierende, inhabergeführte Shops nachhaltige und damit
risikoarme Umsatzmietanteile aufweisen können. Somit
tragen auch diese Händler, denen meist mit bloßem Blick
auf die Mieterliste nicht das Attribut „namhaft und boni­
tätsstark“ zugeordnet werden würde, zum Erfolg eines
FMZ bei.
Je besser die Miete dem objektiven Umsatzpotenzial der
Mieter angepasst ist, desto sicherer ist der Mietertrag.
Standortpotenzial
Für die Bewertung eines Handelsimmobilienstandortes
sollten nicht zuletzt standortbezogene und makroseitige
Faktoren herangezogen werden. Wie gut beispielsweise
der Standort für die Kunden erreichbar ist und wie stark
damit das vorhandene Kaufkraftpotenzial der Einwohner
im Einzugsgebiet angesprochen werden kann, sind we­
sentliche Parameter für das Umsatzpotenzial und damit
den Erfolg eines Standortes.
Daraus folgt, dass auch ein in die Jahre gekommenes, gut
in Schuss gehaltenes und mit leistungsfähigen Mietern
ausgestattetes Fachmarktzentrum hohe Standortpoten­
ziale und damit günstige Erfolgsperspektiven aufweisen
kann – nämlich dann, wenn es für viele Einwohner im
Einzugsgebiet gut erreichbar ist und die Bedürfnisse der
Kunden decken kann.
Je höher das Standortpotenzial des Fachmarktzentrums,
desto sicherer ein nachhaltiges Umsatzpotenzial.
Marktposition
Das Umsatzpotenzial einer Top-Handelsimmobilie re­
sultiert zuvorderst nicht aus ihrer zentralen Lage in ei­
ner Metropole. Mit einer hohen Angebotskompetenz
auch gegenüber dem Wettbewerb, der Anknüpfung
von Einkaufsbeziehungen mittels guter Erreichbarkeit
werden auch an peripheren Standorten Einzugsgebiete
erschlossen, deren Kaufkraftpotenziale je nach Ausprä­
gung der eigenen Marktposition teilweise sehr intensiv
abgeschöpft werden können. Der langfristig erzielbare
Marktanteil bestimmt das Umsatzpotenzial, das in der
Handelsimmobilie erreicht werden kann. Er macht damit
den Erfolg unmittelbar messbar.
22 I Marktübersicht
Demnach kann auch ein Fachmarktzentrum auf der grü­
nen Wiese, im ländlichen Raum oder am Stadtrand einer
Metropole eine stabile Marktanteilsposition und somit
langfristige Erfolgsaussichten haben. Lage ist aus dieser
Sicht relativ zum Einzugsgebiet.
Je größer die Differenz aus Performance und Standortpotenzial, desto höher sind die Upside-Potenziale und
langfristigen Erfolgspotenziale.
Je besser die jeweilige Marktposition, desto weniger
wettbewerbsanfällig sind die Mieter und somit der
Miet-Cashflow.
Upside-Potenzial
Im Gegensatz zur landläufigen Auffassung, dass
langfristige Mietverträge Sicherheit bieten, gilt, dass
Handelsimmobilien auch unabhängig vom Mietpart­
ner bzw. Mietvertrag sicher sein können. Unter der
Voraussetzung, dass der Standort das erforderliche
Umsatzpotenzial und die Immobilie das erforderliche
Marktpotenzial mitbringen, kann die Möglichkeit einer
kurzfristigen Nachvermietung sogar günstiger für das
Chancen-Risiko-Profil einer Immobilie sein und sich
positiv auf den Mietertrag auswirken. Die laufende
Aktualisierung des Angebots (Branchen- und Mie­
termix) auf Basis der Verbraucherwünsche und des
Wettbewerbsumfelds sowie die Sicherstellung des
Gesamtmietertrags müssen durch entsprechende Ma­
nagementkapazitäten gesichert sein. Upside-Potenzi­
ale ergeben sich zudem durch die Betreiberqualität.
Auch aus der Entwicklung des Makro- bzw. Mikroum­
feldes können Upside-Potenziale geschöpft werden,
die ebenfalls berücksichtigt werden sollten, jedoch
nicht immer beeinflussbar sind.
Da nicht alle Anbieter innerhalb einer Warengruppe
über dieselbe Güte verfügen, birgt der Austausch eines
schwachen durch einen leistungsstarken Anbieter hohe
Upside-Potenziale für ein Fachmarktzentrum. Ebenso
könnte z. B. die verkehrliche Erreichbarkeit des Mikro­
standortes durch vergleichsweise einfache Maßnahmen
(beispielsweise Schaffen einer Linksabbiegerspur oder
eines Kreisverkehrs) verbessert werden und damit das
Potenzial des Standortes besser ausgeschöpft werden.
Nämlich dann, wenn das Fachmarktzentrum aufgrund
eines attraktiveren Anbietermixes und einer verbesser­
ten Erreichbarkeit von den Kunden stärker frequentiert
wird, die Mieter dadurch mehr Umsatz verbuchen. Somit
können bei Nachverhandlungen oder Neuvermietungen
aufgrund der gesteigerten Attraktivität höhere Mieten
veranschlagt werden.
Zusammengefasst sind Fachmarktzentren erfolgreich, wenn
•die Miete dem objektiven Umsatzpotenzial der
Mieter angepasst und der Mietertrag dadurch
sicher ist,
­-
•das Standortpotenzial des Fachmarktzentrums
hoch und dadurch ein nachhaltiges Umsatz­
potenzial gegeben ist,
•das Fachmarktzentrum eine stabile Marktposition hat und die Mieter und der MietCashflow dadurch wenig wettbewerbsanfällig sind,
•es über Upside-Potenziale verfügt, die sich
aus der Differenz zwischen Performance und
Standortpotenzial ergeben.
Marktübersicht I 23
Analyse der Top-Standorte
in Deutschland
Methodik
Für die weiteren Analysen stellt die zwischen März und
September 2014 durchgeführte Identifizierung, Be­
sichtigung, Erhebung und Bewertung aller Fachmarkt­
zentren (FMZ) in Deutschland die Grundlage dar, die
auszugsweise bereits in der 2014 erschienen Ausgabe
von „Fachmarktzentren in Deutschland – Wettbewerbs­
faktor Revitalisierung“ vorgestellt und nun (vorläufig)
abgeschlossen wurde. Dabei gilt nach wie vor die De­
finition einer zusammenhängenden Liegenschaft mit
mindestens einem großflächigen Lebensmittelanbieter
und mindestens zwei weiteren großflächigen¹ NonFood-Anbietern, die zusammen eine Gesamtverkaufs­
fläche von mehr als 10.000 m² aufweisen und in einem
erkennbaren baulichen Zusammenhang mit einem ge­
meinsamen Parkplatz stehen.
Auf Grundlage der vorgenommenen Abgrenzung der
Assetklasse Fachmarktzentrum wurden etwas mehr
als 350 Standorte in Deutschland vor Ort inspiziert
und davon rund 260 als Fachmarktzentren
gemäß der oben genannten Kriterien
identifiziert, die schließlich alle nach
einheitlichen Merkmalen bewertet
wurden. Systematisch wurden neben
der Gesamtverkaufsfläche eines
Fachmarktzentrums auch die Ladenfläche pro Mieter sowie weitere
qualitative standortindividuelle Kri­
terien (z. B. die Erreichbarkeit oder
die Lage) aufgenommen. Um nicht nur
rein deskriptive Aussagen treffen zu können, wurde
eine Einschätzung zur aktuellen Performance sowie
zum Umsatz- und Entwicklungspotenzial eines jeden
Fachmarktzentrums vorgenommen. Zum Ende der
Erhebungen können 260 Objekte als Fachmarktzen­
trum angesehen werden. 2 Nach der Identifikation aller
Fachmarktzentren, ihrer quantitativen und qualitativen
Merkmale konnten umfangreiche Auswertungen vor­
genommen werden, um die Größe und die Beschaf­
fenheit des Marktes näherungsweise zu bestimmen.
Das wurde in der Ausgabe 2014 bereits anhand einer
Stichprobe aufgezeigt.
Um die Fragestellung zu beantworten, wo in Deutschland
erfolgreiche Fachmarktzentren angesiedelt sind, wurde
eine Bewertungsmethode entwickelt, auf deren Grund­
lage zunächst für jedes Objekt ein Ergebnisbericht an­
gefertigt wurde. In dieses Modell sind sowohl quantita­
tiv erhobene Daten wie Verkaufsfläche, Einwohner und
Kaufkraft als auch qualitativ ermittelte Informationen
wie Einzugsgebietsausdehnung, Umsatzeinschätzung,
Mietflächenstruktur und Refurbishmentbedarf einge­
flossen. Mithilfe eines Scoring-­Modells konnte für jeden
Standort standardisiert analysiert werden, inwieweit er
die relevanten Kriterien erfüllt. Auf der Grundlage des
Ergebnisses wurden alle 260 Fachmarktzentren in ein
Ranking eingeordnet.
Nun kann umfangreich, vergleichend und quantitativ
rund um das Thema „Fachmarktzentren in Deutschland“
ausgewertet und die Frage beantwortet werden, wann
ein FMZ erfolgreich ist und wann nicht sowie wo die
­e rfolgreichen FMZ in Deutschland lokalisiert sind. Denn
auch wenn für Fachmarktzentren
immer höhere Kaufpreise erzielt
werden, bilden diese Kaufprei­
se nicht immer auch den tat­
sächlichen Wert eines Objekts
ab und sind als Indikator für die
Qualität eines Fachmarktzen­
trums ungeeignet. Anhand des
Modells ist es möglich, alle un­
tersuchten Standorte trotz ihrer
Komplexität mit nur einem einzigen
Wert darzustellen, der zur Einschätzung eines
Fachmarktzentrums dient.
TO P
FlOp
Wie viele Top-Fachmarktzentren gibt es in
Deutschland? Welche sind erfolgreich?
Die einzelnen Objektanalysen haben ergeben, dass
das durchschnittliche deutsche Fachmarktzentrum auf
rund 19.350 m² Verkaufsfläche in 29 Mieteinheiten ca.
3.250 Euro Umsatz brutto/m² pro Jahr erwirtschaftet. Die
durchschnittliche Raumleistung ist damit erwartungs­
gemäß noch weit entfernt von der durchschnittlichen
Performance deutscher Shopping Center, die nach der
¹ Hinweis zur Großflächigkeit: Anders als die Großflächigkeit gemäß Baunutzungsverordnung wird diese hier auch schon ab 500 m² angenommen.
² Der häufigste Grund dafür, warum nach der Vor-Ort-Inspektion Untersuchungsobjekte nicht in den Kreis der weiter zu analysierenden Fachmarktzentren aufgenommen wurden,
lag darin, dass die Mindestverkaufsfläche von 10.000 m² unterschritten wurde.
24 I Marktübersicht
Gegenüberstellung der Top 20, Flop 20 und Durchschnitt
TOP 20
Raumleistung
brutto in Euro/m² p. a.
Umsätze
brutto in Mio. Euro p. a.
Verkaufsfläche
in m²
Leerstandsquote
in %
durchschnittlich
Spanne
durchschnittlich
Spanne
durchschnittlich
Spanne
durchschnittlich
Spanne
FLOP 20
Durchschnitt 260
4.400
2.350
3.250
3.000 – 5.500
1.150 – 4.300
1.100 – 8.050
118
30
59
56 – 281
18 – 50
12 – 300
27.900
14.800
19.350
10.000 – 73.000
10.400 – 24.700
10.000 – 77.000
0,1
14,1
5,2
0,0 – 0,7
1,2 – 39,8
0,0 – 59,8
Quelle: GfK
GfK-Shoppingcenter-Datenbank bei rund 4.000 Euro/m2
liegt. Die Raumleistung der FMZ ist aber recht nah am
Schnitt des deutschen Einzelhandels, der aktuell bei
rund 3.500 Euro Umsatz brutto/m² Verkaufsfläche liegt.
Während die 20 besten Fachmarktzentren des Scorings
durchschnittliche Raumleistungen von 4.400/m² er­
reichen, die bereits mit Raumleistungen von Shopping
Centern mithalten können, haben die Center der
u nteren 20 Ränge Raumleistungen, die mit durch­
­
schnittlich 2.350/m² gerade etwas mehr als die Hälfte
der Raumleistungen der Top-Standorte ausmachen.
Noch deutlicher werden die Unterschiede bei Betrach­
tung der Spannen. Während stark unterschiedliche Flä­
chenproduktivitäten von 1.100 bis über 8.000/m² von
den unterschiedlichen Betreibern erzielt werden, fallen
die Bandbreiten der Top 20 mit 3.000 bis 5.500 bzw.
die der Flop 20 mit 1.150 bis 4.300/m² geringer aus. Die
Spreizung der Raumleistungen innerhalb der Gruppe
der Fachmarktzentren ist demnach ungleich höher als
bei anderen gemanagten Handelsimmobilien.
Hier liegen die Unterschiede allerdings nicht nur in der
Qualität der Zentren begründet, sondern auch in der
Sortimentszusammensetzung. Insbesondere Zentren,
die von etablierten SB-Warenhäusern oder großen Ver­
brauchermärkten dominiert werden, können hohe bis
sehr hohe Flächenproduktivitäten erzielen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Betrach­
tung der Verkaufsflächen und Bruttoumsätze: Obwohl
die Untergrenze von Fachmarktzentren bei 10.000 m²
Verkaufsfläche gesetzt und sich somit auf die „Gro­
ßen“ konzentriert wurde, sind die Unterschiede in den
Dimensionen Größe und Umsatz zum Teil immens:
Liegen die Center zwischen 10.000 m² und 77.000 m²
Verkaufsfläche, spreizen die Umsätze noch weiter,
und zwar zwischen 12 Mio. und knapp 300 Mio. Euro
p. a. Im Mittel erzielt ein Standort einen Umsatz von
59 Mio. Euro brutto. Die Flop 20 erwirtschaften einen
Bruttoumsatz von durchschnittlich 30 Mio. Euro im
Jahr. Der niedrigste Umsatz liegt bei 18 Mio. Euro, der
höchste bei 50 Mio. Euro. Die besten 20 Center erzielen
im Durchschnitt einen Umsatz von 118 Mio. Euro, der
fast vier Mal so hoch ist wie der durchschnittliche Um­
satz der schlechtesten 20 Standorte.
Bei den Vor-Ort-Begehungen wurden Fachmarktzentren
mit bis zu 77.000 m² Verkaufsfläche erhoben. Im Schnitt
hat ein Center jedoch mit 19.350 m² deutlich weniger
Verkaufsfläche. Auffällig ist, dass die Top-20-Standorte
durchschnittlich und in der Spanne eine deutlich höhere
kritische Masse haben. Während die Flop 20 im Mittel
14.800 m² Verkaufsfläche haben, sind die Top 20 mit
durchschnittlichen 27.900 m² nahezu doppelt so groß.
Für den Erfolg eines Fachmarktzentrums gilt demnach
„size matters“.
Erfreulich ist, dass die Fachmarktzentren im Schnitt eine
geringe Leerstandsquote von 5,2 % haben. Während die
besten 20 Standorte praktisch vollvermietet sind, errei­
chen die schlechtesten 20 Zentren eine Leerstandsquo­
te, die in der Spitze 40 % erreicht, und liegen im Schnitt
bei gut 14 %.
Marktübersicht I 25
Erfolgsfaktoren auf einen Blick: Die Top-20-Liste weist nur Kandidaten
auf, die genau das mitbringen, worauf Investoren in dieser Marktphase
besonderen Wert legen:
• Einen stabilen Mietertrag. Die Shops sind an
namhafte Mieter vermietet, die überdurch­schnitt­
lich hohe Umsätze erwirtschaften und somit
nachhaltig hohe Mieten zahlen können.
• Im Schnitt liegt die Raumleistung bei 4.400 m². Die
Top-20-Fachmarktzentren sind durch­schnittlich
27.900 m² groß. Rechnerisch ergibt sich daraus ein
Durchschnittsumsatz von 118 Mio. Euro.
• D ie Leerstandsquote liegt im Durchschnitt
bei gerade 0,1 %.
• D ie Standorte sind gut erreichbar und
überwiegend gut einsehbar.
• Da die Top 20 in ihren Einzugsgebieten im
Vergleich zu den übrigen Standorten mehr
Einwohner haben, verfügen sie auch über
ein überdurchschnittliches Bevölkerungs­
potenzial, aus dem sie schöpfen können.
• Grundsätzlich würde man vermuten, dass keines
der Top-Fachmarktzentren Revitalisierungsbedarf
haben dürfte. Tatsächlich sind diese Zentren lange
etabliert, weisen generell höhere Frequenzen als
neuere Zentren auf und bieten eine gesunde bzw.
standortadäquate Angebotsstruktur. Ein großer
Teil dieser Fachmarktzentren wurde bereits revi­ta­lisiert. Dennoch ist bei einigen erkennbar, dass
perspektivisch eine weitreichende Anpassungs­
strategie notwendig sein dürfte, die über eine
Pinsel­s anierung hinausgeht, um nicht schleichend
an Wettbewerbsposition zu verlieren.
• D ie besten Fachmarktzentren liegen übrigens
nicht zwingend in zentralen Lagen der Metro­
polräume. Etablierte und erfolgreiche Fachmarktzentren älteren Baujahrs wurden seinerzeit
vornehmlich in abseitigen Gewerbegebietslagen
errichtet, die nicht in das Stadtgefüge integriert
und oftmals auch nicht von den Hauptstraßen­
achsen einsehbar sind. Da diese Standorte in den
Jahrzehnten ihres Bestehens aber als „gelernt“
betrachtet werden müssen, spielen typische
Lagefaktoren nicht immer die entscheidende Rolle.
26 I Marktübersicht
Die Top-3-Fachmarktzentren in Deutschland
Welches sind die Top-Standorte, die überdurchschnittlich performen, eine stabile Marktposition erreichen und ein
hohes Upside-Potenzial haben? Die besten drei Fachmarktzentren werden im Folgenden vorgestellt. Auf dem ersten
Rang liegt der CITTI-Park in Flensburg, den zweiten Rang hat der KaufPark Eiche erreicht und den dritten Platz belegt
der KaufPark Dresden.
Marktübersicht I 27
1. CITTI-PARK
Flensburg
1999 eröffnet und 2013 modernisiert und erweitert, prä­
sentiert sich das Top-Fachmarktzentrum Deutschlands
in einem modernen Erscheinungsbild. Mit seinen zwei
Verkaufsebenen, auf denen ein sehr attraktiver Bran­
chen- und Mietermix zu finden ist, hat der Citti-Park
Flensburg deutliche Merkmale einer hybriden Mall,
stellt also den Übergang zum Shopping Center dar.
Neben einem rund 10.000 m² großen Citti SB-Wa­
renhaus sind mit Media Markt und CB Mode weitere
zugkräftige Ankermieter angesiedelt. Mit weiteren
rund 50 ergänzenden, kleinteiligeren Anbietern verfügt
der Citti-Park Flensburg über eine im Vergleich zum
Durchschnitt aller deutschen Fachmarktzentren große
Anzahl von Shops. Lokalisiert an einem guten Stand­
ort, profitiert das Fachmarktzentrum von einer sehr
guten Erreichbarkeit über die BAB 7 und erreicht ein
weiträumiges Einzugsgebiet mit einer hohen Kunden­
akzeptanz, welches auch über die deutschen Grenzen
hinausstrahlt.
Harrislee
12
FLENSBURG
199
L16
199
Handewitt
7
L23
90
L193
200
L12
L15
7
Fahrradius
Quelle: GfK
10 km
OBJEKTDATEN
Bundesland: Schleswig-Holstein
Betreiber: CITTI Handelsgesellschaft mbH & Co. KG
Homepage: citti-park-flensburg.de
Eröffnungsjahr: 1999
Anzahl Geschäfte: 54
Verkaufsfläche gesamt (in m²): 23.035
Ankermieter: Citti, Media Markt, CB Mode,
Intersport Hans Jürgensen, dm-drogerie markt
Anzahl der Parkplätze: ca. 2.000
Einwohner im 20-Minuten-Fahrradius: 138.266
Einzelhandelsrelevanter Kaufkraftindex: 95,4
28 I Marktübersicht
2. KAUFPARK EICHE
Ahrensfelde
Der langjährig etablierte KaufPark Eiche profitiert von
seiner räumlichen Nähe zu Berlin und den hoch ver­
dichteten Großsiedlungen des Bezirkes Marzahn-Hel­
lersdorf. Die gute Pkw-Erreichbarkeit über die Lands­
berger Chaussee gewährleistet insbesondere auch
eine gute weiträumige Anbindung an das brandenbur­
gische Umland.
teilweise unter konzeptionellen Mängeln leiden, kann
der KaufPark Eiche seine Ausnahmestellung als Ein­
kaufsdestination im Berliner Nordosten bis heute be­
wahren. Die baulich-konzeptionellen Gegebenheiten
des KaufPark Eiche entsprechen kaum noch aktuellen
Maßstäben und lassen die dennoch herausragende
Position des Centers im Wettbewerbsumfeld ohne
Kenntnis der Historie umso erstaunlicher erscheinen.
Mit seiner Größe von rund 43.180 m² Verkaufsfläche
und der damit verbundenen Ausstrahlungskraft sowie
dem vergleichsweise frühen Eröffnungszeitpunkt vor
allen relevanten Wettbewerbsstandorten, die zudem
158
2
114
Ahrensfelde
10
L33
6425
Fredersdorf-Vogelsdorf
BERLIN
Hoppegarten
158
1
L303
Schöneiche bei Berlin
Erkner
96a
Fahrradius
10 km
113
117
Quelle: GfK
OBJEKTDATEN
Bundesland: Brandenburg
Betreiber: Unibail-Rodamco Germany GmbH
Homepage: kaufpark-eiche.eu
Eröffnungsjahr: 1994
Anzahl Geschäfte: 78
Verkaufsfläche gesamt (in m²): 43.177
Ankermieter: Kaufland, B1 Baumarkt, Media Markt,
Adler Modemarkt, Toys“R”Us, & Babies“R”Us
Anzahl der Parkplätze: ca. 4.000
Einwohner im 20-Minuten-Fahrradius: 600.641
Einzelhandelsrelevanter Kaufkraftindex: 94,7
Marktübersicht I 29
3. KAUFPARK DRESDEN
Dresden-Nickern
Strategisch günstig positioniert, agiert der KaufPark
Dresden als erste One-Stop-Einkaufsadresse für Kun­
den aus dem südöstlichen Dresden bzw. Umland. Die
mikrostandörtlichen Gegebenheiten sind gut, vor­
nehmlich dank einer günstigen verkehrlichen Erreich­
barkeit im MIV und ÖPNV sowie einer strategisch vor­
teilhaften Lage im Süden von Dresden.
Der KaufPark Dresden zeigt typische Muster eines
Fachmarktorientierten Shopping Centers. Trotz gewis­
ser konzeptioneller Schwächen werden die Funktionali­
tät der Anlage und die Kundenakzeptanz generell nicht
beeinflusst. Die Kombination aus zugkräftigen Anker­
mietern und einer ausreichenden Anzahl an Geschäf­
ten und Branchen bietet eine Angebotsvielfalt, die ein
regionales Einzugsgebiet anspricht.
In Dresden besteht eine ausgeprägte Wettbewerbs­
szene mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Einzel­
handelsformaten. Im Fashionbereich dominieren deut­
lich die Innenstadt und der Elbepark. Innerhalb dieser
Strukturen ist der langjährig am Markt agierende Kauf­
Park Dresden als feste Größe etabliert.
E55
4
4
97
Wilsdruff
95
DRESDEN
177
173
167
194
Freital
193
Bannewitz
36
170
Heidenau
17
172
Pirna
172a
L12
Dippoldiswalde
17
Fahrradius
Quelle: GfK
10 km
OBJEKTDATEN
Bundesland: Sachsen
Betreiber: Unibail-Rodamco Germany GmbH
Homepage: kaufpark-dresden.de
Eröffnungsjahr: 2007
Anzahl Geschäfte: 69
Verkaufsfläche gesamt (in m²): 34.710
Ankermieter: Sconto, B1 Baumarkt, Kaufland, Media
Markt, Adler Modemarkt
Anzahl der Parkplätze: ca. 3.200
Einwohner im 20-Minuten-Fahrradius: 551.213
Einzelhandelsrelevanter Kaufkraftindex: 93,7
DAS MANAGEMENT VON
HANDELSIMMOBILIEN
RADIKAL NEU DENKEN
Wahnsinn, wie sich alles
verandert hat!
Mittlerweile in der Zukunft ...
Biep biep???
Wow! Meccy, es hat geklappt!!
Wir sind in der Zukunft!
Was meinst du, Meccy?
Die Roboter? Hier steht, das sind
personliche ShoppingAssistenten.
Sie konnen Konsumentenwunsche
per Mental-Scan ablesen ...
Puuhh! Wie sollen wir
hier nur den Kundenkompass finden?
Guten Tag, Konsument! Bitte autorisieren Sie
mich als personlichen Shoppin-Assistenten,
damit ich Ihre wunsche scannen kann.
Daruber kann ich Ihnen keine Auskunft
geben. Ich bin mir aber sicher, dass man
Ihnen in der schwebenden Stadt der
Investoren weiterhelfen kann!
Woruber wunschen Sie Informationen? Elektronik?
Lebensmittel? Die neuesten Nano-Frisuren?
?!
Danke. Aber wie
kommen wir da hin?
Bieeep biep!
Nee, danke! Wir sind
auf der Suche nach
dem Kundenkompass!
Fortsetzung folgt ...
32 I Management von Handelsimmobilien
DAS MANAGEMENT VON
HANDELSIMMOBILIEN
RADIKAL NEU DENKEN
Kundenorientierte und integrierte
Netzwerkorganisationen sind die
Managementform der Zukunft
Die Zukunft im Management von Handelsimmobilien
ge­
hört kundenorientierten und integrierten Netzwerkorganisationen aus spezialisierten Partnern. Das erfordert der Wandel, in dem sich die Branche be­­­­­
findet,
nämlich weg von echten Neuentwicklungen groß­
flächiger Handelseinrichtungen hin zum Konzept kun­
den­
orientierten Managements und marktgerechter
Weiter­e ntwicklung bestehender Standorte. Die Potenziale für Neuentwicklungen von Einkaufszentren, egal ob
Shopping Center in der Stadtmitte oder Fachmarktzen­
trum auf der grauen bzw. grünen Wiese, sind nahezu
ausgeschöpft. Wertschöpfungen dieser Assetklasse
wer­­den daher künftig aus Bestandsobjekten kommen.
Es bedarf einer vollständigen und einheitlichen Ausrichtung der mit dem Management von Handelsimmobilien
beschäftig­ten Akteure auf die jeweils aktuellen Anforderungen von ­Eigentümern, Mietern und Verbrauchern.
Kundenorientierung ist ein Schlagwort, das gerade in
den letzten Jahren in der Wirtschaft an Bedeutung gewonnen hat. Hintergrund ist, dass besonders im Bereich
der Artikel für die Konsumenten (B2C) alle Produktmärkte vollkommen übersättigt sind und sich Produkte im
­e igentlichen Nutzen nicht mehr wirklich voneinander
­unterscheiden. Sie haben in der Regel nur noch einen
emotionalen USP und sind damit sehr anfällig sowie
­austauschbar, da schnell kopierbar. Ein Blick auf meterlange Regale mit verschiedenen Joghurtsorten, Waschmitteln oder Fertiggerichten verdeutlicht diesen Befund
ebenso wie der extreme Konkurrenzdruck in der Textil­
branche insgesamt. Diese Entwicklung und der aus ihr
resultierende enorm hohe Wettbewerbsdruck bedeutet
einen fundamentalen Wandel in der Ausrichtung der Her­
stellerunternehmen, weg von einer innengerichteten Ori-
entierung („Was können wir? Was haben wir erfunden?“)
hin zu einer Außenorientierung („Was müssen wir den Ver­
brauchern liefern? Was wünschen und erwarten sie?“).
Der Prozess dieser Ausrichtung auf die Kundenbedürf­
nisse hat viele Branchen erreicht, u. a. auch den Handel.
Inzwischen berührt er langsam gleicher­maßen die Ge­
wer­be­immobilienwirtschaft. Was aber ­konsequente Kun­
den­orientierung bedeutet, wie dieser fundamentale Wan­
del zu vollziehen ist und wie er sich auf die Partner in der
immobilienwirtschaft­lichen Wertschöpfungskette auswirkt, dringt erst langsam in das Bewusstsein der Akteure
der Handels­immobilienbranche. Diesen Themen widmet
sich die folgende Darstellung.
Um die oben formulierten Leitfragen zu beantworten,
schließt als erster Schritt eine kurze und allgemein ge­
haltene Definition des Inhalts von Kundenorientierung
an. Diese Definition wird danach in einer umfassende­
ren Betrachtung auf das Feld der Bewirtschaftung von
Handelsimmobilien übertragen und konkretisiert. Ziel ist
dabei aufzuzeigen, wie alle an der Wertschöpfungskette
beteiligten Partner sich und ihre Aktivitäten künftig betrachten und vor allem in eine vernetzte Struktur in­te­
grieren sollten. Denn es geht in der Zukunft darum,
u nternehmensübergreifend integrierte Kooperations­
und Organisationsformen zu finden, um im Wettbewerb
erfolgreich zu sein.
Management von Handelsimmobilien I 33
Kundenorientierung
Kundenorientierung bedeutet im Kern, dass ein Unternehmen seine gesamten Aktivitäten zielgerichtet und
voll­
ständig am Absatzmarkt und an dessen Erfordernissen ausrichtet.
Deshalb wird der Begriff der „marketingorientierten Unternehmensausrichtung“ oft als Synonym für Kundenorientierung verwendet. Etwas detaillierter betrachtet geht
es bei der Kundenorientierung darum, die Wünsche der
Kunden von der Planung bis zur Leistungserbringung zu
berücksichtigen, um mit ihnen eine langfristige, stabile
und wirtschaftlich ertragreiche Beziehung aufzubauen
und zu führen. Daraus sollen Wettbewerbsvorteile erwachsen, denn Geschäfte sind mit Bestandskunden
preiswerter abzuschließen als eine Neuakquisition. So
gilt beispielsweise im Bereich B2C (Unternehmen zu
Konsument) die Faustregel, dass es im Vergleich zu
­einem Bestandskunden siebenmal so teuer ist, ein Geschäft mit einem Neukunden zu machen.
In einer konkreten Frage formuliert lautet das Konzept:
Was müssen und was können wir machen, damit unsere
Kunden zufrieden sind und uns langfristig treu bleiben?
Α und Ω des Handelns sind die Kunden, egal ob es
um ein B2C- oder B2B-(Unternehmen zu Unternehmen)Geschäft­geht. Bei allem Streben nach Erfüllen von
­Kundenwünschen besteht natürlich das Ziel, dass das
eigene­Unternehmen ökonomisch profitabel arbeitet.
Denn auch die Kundenorientierung ist letztlich nur ein
Mittel zu diesem Zweck.
Das Konzept Kundenorientierung klingt einfach, zieht
aber eine Fülle von Konsequenzen nach sich. Die erste
ist, die eigenen (direkten und indirekten) Kunden und ihre
Wünsche bzw. Bedürfnisse detailliert zu kennen. Das erfordert aber eine Auseinandersetzung nicht nur mit
quantitativen Marktdaten, sondern auch mit qualitativen.
Für zahlen- bzw. systemgetriebene Organisationen ist
das durchaus eine erste große Herausforderung, da sie
dem gewohnten Denken entgegenläuft.
Das Verstehen qualitativ erhobener Daten ist jedoch gerade im Bereich B2C unabdingbar. Zielgruppen unter den
Konsumenten lassen sich schon seit vielen Jahren nicht
mehr allein durch soziodemografische Daten beschreiben.
Die Auflösung klassischer Milieus hat es erforderlich ge-
macht, sich den Lebenswelten von Verbrauchergruppen
zuzuwenden und diese Welten greifbar zu machen, z. B.
durch die sogenannten Sinusmilieus. Die Sinusmilieus
sind ein Modell zur Beschreibung von Zielgruppen, das
Menschen nach ihren Lebensauffassungen und Lebensweisen gruppiert.
Weitere Themen für die Ausrichtung als kundenorientiertes Unternehmen sind u. a. Unternehmensstruktur, Sys­
teme, Prozesse und Kultur. Einige dieser Felder werden
im Folgenden kurz angerissen, um die Auswirkungen des
Konzepts Kundenorientierung auf die Bewirtschaftung
von Handelsimmobilien tiefergehend zu beschreiben.
Kundenorientierung erfordert von Organisationen eine
interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Organisation.
Das Überwinden von Abteilungsgrenzen ist dabei Grundvoraussetzung, da alleine die Wünsche, Erwartungen
und Bedürfnisse der Kunden maßgeblich sind. Dafür
­e ignen sich manche Organisationsformen besser als
­andere. Reine Funktionalorganisationen mit strikter Trennung zwischen Bereichen und Hierarchieebenen sind zu
schwerfällig, um kundenorientiert zu arbeiten. Macht­
erhalt, Bereichsegoismen etc. verhindern das Auf- bzw.
Abgeben von Befugnissen an andere Bereiche oder
niedrigere Hierarchieebenen. Austausch und Zusammenarbeit werden strukturell gehemmt, wenn solche
Grenzen nicht überwunden werden.
34 I Management von Handelsimmobilien
Positiv formuliert, erfordert eine kundenorientierte Organisation also eine flache Hierarchie, dezentrale Strukturen
sowie ein kundenorientiertes Prozessmanagement. Unabdingbar ist es dabei, dass sich die einzelnen Bereiche und
Abteilungen, die zueinander in internen Lieferbeziehungen
stehen, gegenseitig auch als Kunden betrachten. Wichtig
ist daneben, Entscheidungsbefugnis so weit wie möglich
zu delegieren, da zentralisierte Entscheidungsprozesse
die Reaktion auf Kundenwünsche deutlich verlangsamen.
Die in den vorangehenden Sätzen beschriebenen Anforderungen sind nicht nur innerhalb einer einzelnen Or­ga­nisation anzustreben, sondern möglichst ebenfalls
­innerhalb einer Netzwerkorganisation aus mehreren Unternehmen. Zu weitgehendes Mikromanagement durch
höhere Instanzen innerhalb eines Einzelunternehmens
bzw. durch Auftraggeber bei Auftragnehmern in einer
Netzwerkorganisation lähmt kundenorientiertes Verhalten und verlängert Prozesse deutlich. Die konsequente
Ausrichtung auf Kundenorientierung ist im Zweifel ein
kultureller Wandel, dessen Ausmaß nicht zu unterschätzen ist. Sein Gelingen ist eine wesentliche Voraussetzung
für eine funktionierende und erfolgreiche Kundenorientierung nach außen.
Kundenorientierte Unternehmen müssen sich auch mit
dem Grad ihrer Bürokratisierung beschäftigen. Je geregelter und formalisierter z. B. Arbeitsanweisungen sind,
desto weniger flexibel kann auf sich ändernde Kundenwünsche reagiert werden. Je detaillierter vorgegeben
wird, wie jede einzelne Arbeit zu erledigen ist, desto weniger Spielraum bleibt für individuelle und pragmatische
Lösungen von Kundenproblemen. Die Balance zwischen
statischen und pragmatischen Elementen und Verhaltensweisen erfordert es zudem, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend vorbereitet und geschult werden, mit neuen Freiheiten verantwortungsbewusst umzugehen.
Kundenorientierung in vernetzten
Leistungserstellungs- und Wertschöpfungsketten
Es gibt nur noch wenige Unternehmen, die über eine
vollständig integrierte Leistungserstellung verfügen.
Das bedeutet, dass das Ziel Kundenorientierung nur erreichbar ist, wenn man die an der Leistungserstellung
beteiligten externen Partner in alle relevanten Aspekte
einbezieht.
Das ist umso notwendiger, wenn Partner Teile der Leis­
tungserstellung mit einem hohen Grad an Autonomie
e rbringen. Zudem ergibt sich aus dem Konzept der
­
­vernetzten und integrierten Organisationen, dass auch
z. B. Lieferanten in bestimmten Aspekten Kunden sind,
wenn sie etwa von einem umfassenden und rechtzeitigen
Informationsfluss des Auftraggebers abhängen.
Ein kundenorientiertes Unternehmen bedarf daher einer
dynamischen Netzwerkorganisation, die interne und externe Teile der Leistungserbringung integriert. Ohne eine
solche Netzwerkorganisation ist eine kundenorientierte Arbeitsteilung auf vertikaler bzw. horizontaler Ebene
nicht oder nur unzureichend möglich. Je dynamischer ein
Markt ist, desto dynamischer muss auch eine Netzwerkorganisation sein, um auf Veränderungen bei den Kundenwünschen adäquat reagieren zu können. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle darauf verwiesen,
dass die Tiefe der Integration mitunter davon abhängt,
ob ein oder mehrere Partner einer Netzwerkorgnisation
auch Wettbewerber anderer Partner beliefern bzw. unterstützen. In einem solchen Fall sind die Grenzen der Integration individuell auszuloten.
Die vernetzte Organisation bietet den beteiligten Partnern
aber handfeste Vorteile.
Durch die abgestimmte und integrierte Arbeitsweise
­kön­nen­alle ihre Risiken reduzieren, da das Handeln der
Netz­werkpartner auf einer gemeinsamen Planung und
gleichen Marktmechanismen beruht: Je mehr sich die
Partner am Markt, also an den Kunden, orientieren, des­
to geringer die Kosten (z. B. für Akquisition, Revitali­
sierungen und Kundenbindung) und das Risiko, am
Markt vorbei zu arbeiten. Integration und Kollaboration
ergeben Kostenvorteile und die Möglichkeit, sich durch
die Netzwerkpartner vom Wettbewerb zu differenzieren. Lässt sich das auf das Management von Handels­
immobilien übertragen?
Dynamische Netzwerkorganisationen
für Handelsimmobilien
Ja, die bisher beschriebenen Aspekte von Kunden­ori­
entierung lassen sich selbstverständlich auf das Mana­
gement von Handelsimmobilien übertragen. Das ist um­­so
wichtiger vor dem Hintergrund, dass im Bereich Einkaufs­
zentren jeglicher Couleur die Verschiebung vom Neu­­ent­wicklungen zu Bestandsmanagement und Restruk­tu­
Management von Handelsimmobilien I 35
rierungen stattfindet. Diese fundamentale Veränderung
erfordert unabdingbar, dass sich die Branche kunden­
orientiert aufstellen muss. Denn die Zeiten sind vorbei,
in denen Einkaufszentren und andere Handelsimmo­
bilien „auf Teufel komm‘ raus“ neu entwickelt werden
konnten. Die wesentliche Wertschöpfung liegt schon
jetzt in der Bestandsverwaltung und -entwicklung. Bedingt durch den enorm hohen Wettbewerbsdruck ist das
Bestandsmanagement ohne Kundenorientierung früher
oder später zum Scheitern verurteilt.
Das Angebot an Handelsflächen ist gerade in den Bal­
lungs­zentren sehr groß. Um Bestandsimmobilien attraktiv weiterzuentwickeln, müssen die Bedürfnisse von Händ­
lern, Verbrauchern und den Kommunen berücksichtigt
werden, ansonsten werden die Risiken für Investoren zu
groß. Gerade das restriktiver werdende Bau- und Planungsrecht kann oft nur mit guten, auf Verbraucherbedürfnissen fußenden Argumenten aufgeweicht werden.
Kommunen sind daher auch als Kunden anzusehen,
selbst wenn sie sich an Developments oder Revitalisie-
KUNDENBEZIEHUNGEN
INVESTOR
KUNDENBEZIEHUNG
dynamische Beziehung
direkte Kunden
rungen finanziell nicht beteiligen. Die kommunale Planungshoheit gibt hier den Rahmen vor.
Kundenbeziehungen bei Fachmarktzentren
Wenn man beim Betrieb von Handelsimmobilien unter
dem Aspekt Kundenorientierung die Kernakteure benennt, dann geht es um Investoren/Eigentümer, opera­
tive Betreiber und die Mieter. Die Verbraucher haben bei
dieser Betrachtung nur eine Rolle, die als Kunden. Die
zweite Rolle, die Investoren, Mieter und Betreiber als
­aktive Gestalter der Immobilie spielen, nehmen sie nicht
wahr. Setzt man die Kundenbeziehung der drei genannten Akteure grafisch um, ergibt sich ein komplexes
Geflecht­, in dem die Verbraucher eine zentrale Rolle
spielen (siehe Grafik Seite 38 – 39).
Es wird sofort erkennbar, dass es viele Überschneidungen in den Kundenbeziehungen gibt. Als Beispiel dafür
dienen die Verbraucher: Sie sind für den Investor indirekte Kunden, deren Bedürfnisse jedoch auch aus Investorensicht gestillt werden müssen, da sie andernfalls
BETREIBER
VERBRAUCHER
KOMMUNE
MIETER
INVESTOR
schwache Beziehung
direkte Kunden
dynamische Beziehung
indirekte Kunden
schwache Beziehung
indirekte Kunden
POTENZIELLE
KÄUFER
BANK
WIRKUNGSFELD
Produkt/Center
FONDSANLEGER
Vertragsverhältnis
MEC 2015
36 I Management von Handelsimmobilien
die Handelsimmobilien nicht mehr besuchen werden.
Insofern sind die Verbraucher aus Sicht des Investors
indirekte Kunden, die allerdings einen großen Einfluss
auf den wirtschaftlichen Erfolg haben. Sie beeinflussen
mit ihren Ausgaben den Umsatz der Mieter und damit
die tragbaren Mieten der Händler, die den Ertrag des
Eigentümers bilden. Aus der Warte des Betreibers eines
Fachmarktzentrums sind die Verbraucher ebenfalls indirekte Kunden, denn er unterhält nur die gesamte Infrastruktur, die die Verbraucher und Mieter nutzen. Aber
auch der Erfolg des Betreibers hängt maßgeblich vom
Verhalten der Verbraucher ab. Direkte Kunden­sind diese jedoch nur für die Mieter. Obwohl die Verbraucher
lediglich für einen der drei Akteure direkte Kunden sind,
haben alle drei sie und ihre Bedürfnisse klar im Auge zu
behalten.
Man darf nicht der Annahme erliegen, dass eine direkte
Kundenbeziehung wichtiger sei als eine indirekte.
Das wird ebenfalls in der Grafik „Kundenbeziehungen
beim Management von FMZ“ auf Seite 38 – 39 deutlich.
Dabei ist mit dem Begriff „Dynamik“ die Intensität und
Bedeutung der ­Beziehung bzw. Beschäftigung mit den
Interessen des jeweiligen Kunden und deren Einfluss auf
das Handeln des Akteurs gemeint. Wenn man z. B. die
Dynamik der Beziehungen der drei Akteure zum Verbraucher betrachtet, zeigt sich, dass im Grunde alle drei eine
sehr dyna­mische Beziehung zu den Verbrauchern bzw.
deren In­teressen haben, obwohl nur die Mieter eine direkte Kundenbeziehung zu ihnen haben. Denn der Erfolg
aller drei Akteure hängt schließlich davon ab, dass die
Kon­sumenten an einem Standort regelmäßig einkaufen.
Ein weiterer Aspekt in der Betrachtung der Kundenbeziehungen und ihrer Bedürfnisse sind Konflikte zwischen
den Bedürfnissen einzelner Kundengruppen (siehe Grafik Seite 37). Eine klassische Interessenkollision haben
Investor und Mieter bei der Höhe von Miete, Mietnebenkosten und dem Beitrag zur Werbegemeinschaft. Obwohl die Verbraucher im Fokus beider stehen, kann es
KUNDENBEZIEHUNGEN MIETER
VERBRAUCHER
INVESTOR
KUNDENBEZIEHUNG
dynamische Beziehung
direkte Kunden
schwache Beziehung
direkte Kunden
MIETER
dynamische Beziehung
indirekte Kunden
schwache Beziehung
indirekte Kunden
WIRKUNGSFELD
Marketing
BETREIBER
KOMMUNE
Produkt/Center
Vertragsverhältnis
MEC 2015
Management von Handelsimmobilien I 37
geschehen, dass z. B. die Höhe der Beiträge zur Wer­
begemeinschaft gesenkt wird, um die Höhe der Miete
beizubehalten. Die oben skizzierte Komplexität von Kundenbeziehungen bei Fachmarktzentren erfordert eine
inte­
grierte Netzwerkorganisation der am Management
eines Fachmarktzentrums beteiligten Unternehmen, wie
sie oben beschrieben wurde. Ein Investor, wie z. B. ein
Immobilienfonds, der ein Objekt durch eine Center­ma­
nagementgesellschaft operativ betreuen lässt, muss die
Betreibergesellschaft u. a. über die Erwartungen und
­Ziele des Fondsmanagements und der Anleger des Fonds
informieren. Dazu gehören beispielsweise Haltedauer
der Objekte, Renditeerwartung der Anleger etc. Nur so
lässt sich ein passendes Betreuungskonzept entwickeln,
das zu den wirtschaftlichen Zielen des Fonds und des
Betreibers passt.
Um die Risiken vom Erwerb über die Nutzung bis zum
Ver­kauf eines Fachmarktzentrums insgesamt zu erkennen, einzuschätzen und zu minimieren, ist die enge In­te­
gration und Kooperation von Investor und Betreiber schon
vor dem Erwerb einer Immobilie wünschenswert. So kann
der Betreiber bereits vor der Akquisition einen Standort
und dessen Potenzial beurteilen. Die Exper­tise kann dann
vom Investor als Teil der Entscheidungsgrundlage u. a.
auch für die Preisbildung herangezogen werden. Er kann
damit gegebenenfalls auch vermeiden, ein Fachmarktzentrum zu kaufen, das nicht zur Anlagestrategie passt.
Aufgabe des Betreibers ist es, sich durch eine einge­
hende Analyse des Objektes ein klares Bild vom Objekt
und dessen Leistungsfähigkeit, den Mietern, dem Einzugsgebiet und weiteren ökonomischen Faktoren zu
­machen. Das Ergebnis seiner Analyse gleicht er dann
mit den Zielen des Fonds ab, um beurteilen zu können,
ob und wie die Ziele des Fonds erreichbar sind, und zwar
unter Berücksichtigung der Bedürfnisse z. B. der Mieter
und Verbraucher. Schon ab diesem Punkt kommt dem
Betreiber auch die Funktion eines Mittlers zu. Seine
Aufgabe ist es, gute Mittelwege bei kollidierenden Inte­r­essen etwa von Fonds (in der Funktion als Vermieter),
Mietern und Verbrauchern zu finden, wie beim oben ge-
INTERESSENKONFLIKTE
VON KUNDENGRUPPEN
MIETER
nie
drig
e
ettb
nW
kei
rb
we
Miete/NK
Warenangebot
h
t
lfal
hoc
Vie
BETREIBER
gleicht aus
KUNDENBEZIEHUNG
Interesse
Interessenausgleich
INVESTOREN
niedrig
hoch
VERBRAUCHER
„Immer was Neues“
(Architektur, Markenmix etc.)
Konfliktfeld
MEC 2015
38 I Management von Handelsimmobilien
nannten Beispielkonflikt um Höhe der Miet- und Nebenkosten. Gerade bei langfristig investierten Anlegern ist
ein entsprechender Interessenausgleich notwendig, damit ein Objekt langfristig wertbeständig bleibt.
Der Betreiber informiert seinerseits während der Haltedauer eines Objekts kontinuierlich die von ihm beauf­
tragten Servicepartner wie FM-Dienstleister über seine
Ziele und Anforderungen. Dazu gehört neben einer den
An­lagezielen angepassten Bewirtschaftung die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Mieter und Verbraucher.
Die Mieter müssen ihr Geschäft unter den bestmöglichen Bedingungen betreiben können, damit die Ver­
braucher einkaufen.
KUNDENBEZIEHUNGEN BEIM
MANAGEMENT EINES
FACHMARKTZENTRUMS
FONDSANLEGER
Wenn es um die Wertsteigerung eines Fachmarktzen­
trums geht, ist eine enge Verzahnung von Betreiber und
Investor unter Berücksichtigung von Verbraucher- und
Mieterbedüfnissen ebenso unabdingbar.
Der Betreiber muss aufgrund seiner Kenntnisse des
­Einzelobjekts aus der täglichen Betreuung, des Mietermarkts und der Anforderungen von Verbrauchern rechtzeitig erkennen, ob sich Möglichkeiten zur Wertsteigerung ergeben und wie sie genutzt werden können. Je
mehr er dabei über den Anleger bzw. die generellen
Möglichkeiten eines Eigentümers weiß, desto genauer
kann er die Möglichkeiten an dessen Bedürfnisse an­
passen. So ist es hilfreich zu wissen, ob ein Fonds, der
kurz vor der Verkaufsphase steht, Fachmarktzentren mit
Wertsteigerungspotenzial an einen anderen Fonds desselben Investors verkaufen kann, um die Wertsteigerungspotenziale zu realisieren.
Die Integration der Aktivitäten von Investor und Betreiber
reicht im Idealfall über die Abstimmung von Zielen und
Maßnahmen hinaus.
Bei langfristigen Partnerschaften können Netzwerkpartner wie Investor und Betreiber auch durch gemeinsam
entwickelte Prozesse, Schnittstellen und Standards in
der kundenorientierten Zusammenarbeit profitieren.
Das Spektrum entsprechender Maßnahmen reicht u. a.
von IT-Schnittstellen über Berichtsstandards bis hin zu
standardisierten Mietverträgen. Je mehr sich die Partner
KUNDENBEZIEHUNG
dynamische Beziehung
direkte Kunden
schwache Beziehung
direkte Kunden
dynamische Beziehung
indirekte Kunden
schwache Beziehung
indirekte Kunden
WIRKUNGSFELD
Vertragsverhältnis
Produkt/Center
Marketing
Management von Handelsimmobilien I 39
VERBRAUCHER
BETREIBER
MIETER
KOMMUNE
INVESTOR
POTENZIELLE
KÄUFER
BANK
MEC 2015
40 I Management von Handelsimmobilien
auf die Bedürfnisse ihrer individuellen und gemeinsamen
Kunden, direkten wie indirekten, einlassen und ihre Arbeit
entsprechend integrieren, desto ertragreicher und risikoärmer ist die Partnerschaft.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Gelingen kann das dauerhaft nur, wenn alle Beteiligten
sich alleine und gemeinsam immer wieder mit den Be­
dürfnissen der jeweiligen Kunden auseinandersetzen und
das eigene wie gemeinsame Handeln durch kritisches
Hinterfragen und einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess an die Kundenbedürfnisse und die des eige­nen
Unternehmens anpassen. Das klingt in der Theorie einfach und einleuchtend, ist in der Realität aber eine immense und dauerhafte Herausforderung.
Neben den positiven Effekten einer kundenorientierten
Organisation darf man auch die Hemmnisse bei der Ent­
wicklung und dem Aufrechterhalten einer solchen Orga­ni­
sationsform nicht unterschätzen. Barrieren können z. B.
folgende sein:
•mangelhaftes Verständnis der Inhalte und Themen,
•Zufriedenheit innerhalb der Organisation bzw. des Or­
ga­nisationsnetzwerks bereits nach Umsetzen von Teilkonzepten, die dazu führt, zu früh mit dem Umsetzen
eines Gesamtkonzeptes aufzuhören,
•Defizite in horizontaler Kommunikation, keine oder unzureichende Anpassung von Strukturen und Prozessen
an die neue Arbeitsweise,
•unklare Kompetenzzuordnung, Fachegoismen,
•Anstreben schneller Lösungen anstatt kundengerechter Lösungen, die gegebenenfalls umfassender sind
und mehr Ressourcen benötigen,
•mangelnde Kontinuität bei der Kundenorientierung.
KUNDENBEZIEHUNGEN
BETREIBER
FONDSANLEGER
KUNDENBEZIEHUNG
dynamische Beziehung
direkte Kunden
INVESTOR
VERBRAUCHER
BETREIBER
dynamische Beziehung
indirekte Kunden
schwache Beziehung
indirekte Kunden
WIRKUNGSFELD
Marketing
MIETER
KOMMUNE
Produkt/Center
Vertragsverhältnis
MEC 2015
Management von Handelsimmobilien I 41
Die Herausforderungen, vor denen die Branche steht,
werden ohne strikte Ausrichtung auf die Kunden nicht
zu bewältigen sein.
Die skizzierten Aspekte integrierter Netz­werke für das
Management von Handelsimmobilien eröffnen neue
Möglichkeiten, Renditen und Qualität für alle Kunden zu
steigern. Das Abstimmen der Wünsche und Bedürfnisse
aller direkten und indirekten Kundengruppen zum Nutzen aller Beteiligten kann nur durch eine eng abgestimmte Zusammenarbeit aller an der Bewirtschaftung einer
Handelsimmobilie beteiligten Akteure sichergestellt
werden.
Wie kann das in der Praxis aussehen? Um sich dem
Potenzial integrierter Netzwerkorganisationen für die
­Bewirtschaftung von Handelsimmobilien zu nähern, wird
im folgenden Kapitel untersucht, wie sich direkte und indirekte Kundenbeziehungen aus Sicht von Inves­
toren
und Mietern darstellen. Investoren werden mit unterschiedlicher Perspektive aus ihrer Sicht das Thema
Kunden­orientierung beleuchten. Ferner wird anhand unterschiedlicher Mieter aufgezeigt, wie sich Händler mit
ihren Kunden beschäftigen. Abgerundet wird die Betrachtung durch Ausführungen zu grundlegenden Trends
im Verbraucherverhalten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion liegt bei den Ausführungen ein besonderes Augenmerk auf der Einschätzung, wie hoch der
Anteil des Onlinehandels am Handelsumsatz in den
nächsten Jahren sein und wie sich das auf den Flächenbedarf von Händlern auswirken wird. Um es vorweg zu
nehmen: Es könnte eine andere Entwicklung geben, als
die Branche es bisher erwartet hat.
42 I Marktteilnehmer – Investoren
INVESTOREN
In der InvestorenStadt ...
Meccy, halt dich fest, wir ...
Oh Mann, wie fliegt
man dieses Ding!?!
Hey, was ist denn da oben los?
... laaaanden!
ACK
KR
?
Oh, sorry! Wir sind neu hier.
Ich habe die Kontrolle uber
meinen Einkaufsflugwagen verloren.
Sie sind in meinen Renditebaum
gekracht! Aber wenn Sie schon
mal hier sind, konnen Sie mir
auch bei der Ernte helfen!
Diese kostbaren Renditebaume sind uralt
und haben ihre Wurzeln in Fachmarktzentren
verankert. Und sie wachsen und wachsen ...
Renditeernte??
Aber was anderes: Was wollten
Sie eigentlich hier?
Wir sind auf der Suche
nach dem Kundenkompass. Wir hoffen, Sie
können uns dabei helfen.
Ach, der Kundenkompass! Hier
finden Sie ihn nicht. Aber nehmen
Sie das und begeben Sie sich
in die Markenstadt der Mieter ...
Danke fur
den Tipp!
Ja, Renditeernte. Das ist hier bei
uns in der Investorenstadt eine
verantwortungsvolle tatigkeit!
Gute Reise. Und machen Sie
demnachst mal den Einkaufsflugwagen-fuhrerschein!
Meccy, auf
zur Kapsel.
Biep biep.
Marktteilnehmer – Investoren I 43
INVESTOREN
Kundenorientierung fordert auch von Investoren eine neue Art des Denkens und Handelns. Schon vor dem Initiieren
eines Fonds erfolgen tiefgehende Analysen, welche Verbrauchertypen angesprochen werden sollen, welche Mieter
die Center eines Fonds dafür haben müssen etc. Ist ein Fonds ins Leben gerufen, geht die aktive und intensive Beschäftigung mit verschiedenen Kundengruppen und dem Erfüllen ihrer Wünsche weiter. Denn nur vorausschauendes
Asset Management ist in der Lage, das ganze Wertpotenzial der Objekte zu realisieren.
Insight Corpus Sireo:
Kundenorientierung
aus Fondssicht
Fachmarktzentren haben sich insbesondere in den letz­
ten Jahren als interessante Assetklasse für institutionelle
Anleger herausgebildet. Fondsinitiatoren haben diesen
Trend erkannt und entsprechende Immobilienfonds für
diese Zielgruppe initiiert. Beim Auflegen von Fachmarkt­
zentrenfonds werden institutionelle Anleger zum Kunden
der Fondsgesellschaften. Diese Geschäftsbeziehung hat
aufgrund der zentralen Kapitalbereitstellung durch Anle­
ger­unternehmen eine umfangreiche Bedeutung für die
Wertschöpfungskette mit Fachmarktzentren.
Direkte und indirekte Kunden beeinflussen
Wertschöpfungskette
Die Kundenbeziehungen haben für einen Fondsmanager
eine große Bedeutung. Grundsätzlich können dabei zwei
Gruppen unterschieden werden: die direkten und die indi­
rekten Kunden. Als direkter Kunde werden die Unterneh­
men bezeichnet, die eine aktive Geschäftsbeziehung mit
der Fondsgesellschaft eingehen. Dies sind institutionelle
Anlegerunternehmen, die sich mit einem Kapitalbetrag an
einem Fonds beteiligen. Aus Sicht professioneller deut­
scher Fondsmanager sind dies insbesondere deutsche
Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswer­
ke. Die indirekten Kunden einer Fondsgesellschaft sind
üblicherweise Personen oder Unternehmen, die an der
Wertschöpfungskette eines Fonds mitwirken, ohne eine
direkte Geschäftsbeziehung mit der Fondsgesellschaft zu
haben. Hierzu zählen beispielsweise die Besucher eines
Fachmarktzentrums sowie dessen Mieter. Sie ermög­
lichen die Wertschöpfungskette der Fachmarktimmobi­
lienfonds, ohne dass sie mit der Fondsgesellschaft eine
direkte Geschäftsbeziehung haben. Letztendlich stellt der
potenzielle Käufer eines Fachmarktzentrums beim Verkauf
des Objekts am Ende der Fondslaufzeit ebenfalls einen
Kunden dar, dessen mögliche Bedürfnisse frühzeitig anti­
zipiert werden sollten, gemäß dem Sprichwort „Beim Ein­
kauf schon an den Verkauf denken“.
Gute Kundenbeziehungen beeinflussen den Fondserfolg
Bei der Vorbereitung und Erstellung von Produkten ist es
wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen
Kundengruppen zu kennen, um ein homogenes Mitein­
ander und dadurch eine Nachhaltigkeit im Geschäfts­
betrieb zu erreichen. Für den direkten Kunden bedeutet
dies, dass eine Fondsgesellschaft ihren Anleger so gut
wie möglich kennen sollte. Der Zugang zum Anleger er­
folgt ausschließlich über den persönlichen Kontakt.
Diese Kundenschnittstellen entstehen beispielsweise
durch regelmäßige persönliche Treffen zu Anlageaus­
schusssitzungen, durch Firmenevents, durch das Treffen
auf Plattformveranstaltungen oder zu Messen und Kon­
gressen. Die Kunst einer guten Betreuung besteht dabei
darin, den Kunden eng einzubeziehen und regelmäßig
zu informieren. Daher ist das Finden und Aufrechter­
halten der richtigen Kontakthäufigkeit und der richtigen
­Informationstiefe entscheidend.
Eine gute Kundenbeziehung ist immer dann wertschöp­
fend, wenn aus ihr Informationen gewonnen werden,
die in der Erstellung neuer Produkte berücksichtigt
werden können. Informationen der Anleger müssen
somit an den richtigen Stellen im Prozess der FondsProduktdefinition Einfluss finden – optimalerweise
bei der Voranfrage zu einer neuen Fondsidee, die die
Fondsgesellschaft im Vorfeld zu kreieren und mit be­
lastbaren Daten zu unterlegen hat. Teilweise werden
neue Fondsideen auch durch Kunden an Fondsgesell­
44 I Marktteilnehmer – Investoren
Weißeritz Park Freital
schaften herangetragen, teilweise entstehen sie beim
Fondsinitiator durch Ableitungen aus Marktbeobach­
tungen bzw. Trendanalysen. Diese Erstdefinition einer
Fondsidee wird meist innerhalb des Unternehmens in
einem Expertenkreis besprochen und möglichst detail­
liert definiert. In dieser Stufe finden auch erste Vorprü­
fungen in Bezug auf die Verfügbarkeiten potenziell er­
werbbarer Immobilien statt. Aus diesen Informationen
wird dann eine erste Präsentation (Teaser-Präsentation)
erstellt, die anschließend potenziellen Anlegern im Rah­
men eines Market Sounding vorgestellt wird. In diesem
Zusammenhang kommt es auf die Rückmeldungen der
Anleger an. Der Fondsanbieter muss hier entscheiden,
welche Bedeutung er den Anlegerrückmeldungen bei­
misst und ob diese als allgemeingültig zu verstehen
sind. Dies kann u. a. von den Erfahrungen des Anlegers
in der jeweiligen Assetklasse, von der Qualität der Kun­
denbeziehung oder auch von der Höhe eines avisierten
Beteiligungsbetrages abhängen. Wenn die Summe der
Rückmeldungen positiv ist, werden unter Berücksich­
tigung möglicher weiterer Anlegerinformationen in der
Regel ein umfassender Businessplan sowie weitere
­U nterlagen und eine entsprechende Anlagestrategie
des Fonds erstellt, die dem Anleger dann final zur Ent­
scheidung präsentiert werden.
Stringente Umsetzung der Anlagestrategie
Haben die Anleger ihre Zustimmungen gegeben, wird
der Fonds aufgelegt. Maßgeblich für den Fonds ist nun
die stringente Umsetzung der Anlagestrategie. Sie ist
das zentrale Element für die Realisierung des Fonds­
erfolgs und liefert vorher meist ausführliche und mit
den Kunden vereinbarte Vorgaben für alle Faktoren der
Wertschöpfungskette zum Betrieb eines Immobilien­
fonds, mit dem Ziel, die gewünschte Rendite-RisikoRelation zu erreichen. Sie stellt im Grunde die Ziele
aller am Fonds beteiligten Parteien dar und ist zentra­
ler strategischer Bestandteil einer Vielzahl meist kom­
plexer Sachverhalte und Überlegungen zum Fondsbe­
trieb. Somit bestimmt die Anlagestrategie des Fonds
die Immobilienallokation bzw. die Asset-ManagementStrategie des Fonds, die dem Fondsmanager in Form
Marktteilnehmer – Investoren I 45
des Businessplans den Handlungsrahmen vorgibt. Die
Immobilienallokation wiederum wird bestimmt durch
die Ankaufsprofile der zu erwerbenden Immobilien in
Hinblick auf Regionen, Sektoren, Investmentvolumi­
na der Objekte, Vermietungssituationen und Risikopotenziale.
Immobiliendienstleister frühzeitig einbinden
Um den Fonds gemäß den Vorgaben für eine bestmög­
liche Rendite zu steuern, ist eine frühzeitige Einbindung
der Immobiliendienstleister in die Fondsstrategie und die
Businesspläne zur Sicherstellung einer gleich­läufigen
Ausrichtung der Aktivitäten von besonderer Bedeutung.
Beispielsweise die Planung von Nachvermietungsszena­
rien und damit korrelierenden Umsetzungskosten beein­
flussen die Objektstrategie frühzeitig und können dazu
führen, dass andere Wege eingeschlagen werden als
ursprünglich antizipiert. Die erfolgreiche Umsetzung be­
einflusst unmittelbar den Cash­flow und somit die Basis
für Wertänderungen und Vereinnahmung von Gebühren.
Die Auswahl der Dienstleister erfolgt anhand ver­schie­
dener Kriterien. Das Vertrauensverhältnis aus vergan­
genen Projekten sowie die Erfahrungen in der je­­­wei­li­g en
Assetklasse gehören zu den wichtigsten Auswahl­
kriterien, gefolgt von den Erfahrungen am jewei­
ligen Standort sowie dem jeweiligen
Preis-Leistungs-Verhältnis der Dienst­
leistungsangebote. Dabei spielen
die Schnittstellen der am Fonds­
betrieb mitwirkenden Unter­
nehmen eine wichtige
Rolle.
persönliche Feedbacks ermittelt. Voraussetzung hierfür
ist eine gute, vertrauensvolle und offene Geschäftsbezie­
hung unter Offenlegung aller potenziellen Interessens­
konflikte. Im Rahmen der regelmäßig mehrfach im Jahr
stattfindenden Anlageausschusssitzungen werden die
Fondsperformance und die Investorenbetreuung im De­­tail besprochen und Verfahrensweisen gegebenenfalls
angepasst. Wichtigster Bestandteil ist eine laufende,
ehrliche und alles umfassende Kommunikation mit dem
Anleger sowohl über den Fonds als auch über das
Management durch die Kapitalverwaltungsgesellschaft. Als wirtschaftliche Größe geben auch die verein­
nahmten Performancegebühren einen Überblick über
das Erreichen vereinbarter Ziele. Nichtsdestotrotz bleibt
der persönliche Austausch mit den Anlegern wichtigs­
ter Bestandteil der Zufriedenheitsmessung. Um den
Fondsbetrieb und die damit verbundene Wirtschaftlich­
keit sicherzustellen, führen gut etablierte Fondsmanager
mittelfristig daneben Befragungen über die Zufriedenheit
der indirekten Kunden durch, beispielsweise durch eine
Umfrage unter den Centerkunden und Mietern. Dadurch
soll die Qualität im Fondsbetrieb vor allem mittel- und
langfristig gesichert werden.
Must-have: kundenorientiertes Reporting
Ein kundenorientiertes Fondsmana­
gement unterstützt die hohe Er­
wartungshaltung der Kunden.
Für Mehranleger-Fonds
gilt es, ein kundenorien­
tiertes Fondsmanagement
im Sinne eines Interessen­
ausgleichs unter den Anle­
gern zu etablieren, da alle
Anleger gleich behandelt wer­­
den müssen. So kann es beispielsweise unterschiedliche Vor­stellungen über den Einsatz von
Fremdkapital geben, das je nach An­legerart unterschiedliche Eigenkapitalhinter­
legungen nach sich zieht. In Bezug auf die Regelungen
durch Solvency II nimmt dies für Anleger beispiels­
weise eine zunehmende Bedeutung ein. Ein kunden­
orientiertes Reporting übernimmt dabei eine zentrale
Aufgabe, indem den Anlegern – je nach Informations­
bedürfnis – unterschiedlich umfangreiche Daten zeitnah
zur Verfügung gestellt werden. Spezifische Anforderun­
gen ergeben sich oft durch das regulatorische Um­­feld
und durch die Planungszyklen sowie Planungspräzision
der Investoren. Regelmäßige Solvency II R
­ eportings und
T
S
U
M e
hav
Ein frühzeitig zwischen Dienstl­eister, Fondsinitiator und Inves­
tor abgestimmtes Reporting führt
durch Transparenz zu Sicherheit
und Vertrauen. Durch regelmäßige Abstimmung mit den Dienstleistern wird ein
­direkter Austausch gefördert und ein gemeinschaftliches
Verständnis hergestellt. Zusätzlich geben Soll-Ist-Ab­
gleiche zu den unter­schiedlichen Projektständen einen
wichtigen Überblick über die Zusammenarbeit im Fonds
und über das Erreichen einzelner Teilziele.
Persönlicher Austausch zur Zufriedenheitsmessung
Insgesamt dienen die vorgenannten Maßnahmen der
Erreichung einer hohen Zufriedenheit der Kunden des
Fonds. Die Zufriedenheit der direkten Kunden wird durch
46 I Marktteilnehmer – Investoren
Risikoberichte (AIFMD) verändern das Anforderungspro­
fil zunehmend. Daher ist es wichtig, dass Dienstleister
frühzeitig über geplante Asset-Management-Maßnah­
men und deren Auswirkungen beispielsweise auf die
Veränderung der liquiden Mittel, die Wertentwicklung
des Objekts oder aber die Positionierung des Objekts
im Markt berichten. Daraus lassen sich dann frühzei­
tig potenzielle Risiken ableiten, für die es gegebenenfalls
gilt, Gegenmaßnahmen einzuleiten (z. B. Erhöhung der
Fremdfinanzierung, Aufbau von Cash-Reserven etc.).
Die Reportingqualität ist jedoch im Endeffekt nur eine
Art Zusammenfassung von Daten über die Qualität der
Investmententscheidungen und des Fondsbetriebs. Ins­
gesamt ist und bleibt entscheidend, dass alle Beteiligten
eines Immobilienfonds gut zusammenarbeiten und der
direkte Kunde mittel- und langfristig ein positives Ergeb­
nis aus seiner Investition erhält. Hat ein Fonds schließlich
investiert, ist die aktive und vorausschauende Beschäf­
tigung z. B. mit den Bedürfnissen und Wünschen von
Verbrauchern und Mietern eine wichtige Aufgabe des
Asset Managements.
Insight TH Real Estate:
Im Interesse der Kunden
Werte generieren –
der Asset Manager als
Kundenversteher
Der Konsument spielt bei der Erreichung der wirt­
schaftlichen Ziele eines Investments in Einzelhandels­
immobilien eine entscheidende und tragende Rolle.
Selbst wenn man dies auf den ersten Blick nicht den­
ken mag, stehen doch der Standort und der Mieterbe­
satz bei der Beurteilung einer Investitionsmöglichkeit
zumeist primär im Fokus. Bei genauerer Betrachtung
rückt der Verbraucher jedoch bereits im Rahmen von
Überlegungen zur Durchführung von Projektentwicklun­
gen und bei Ansiedlungsentscheidungen von Einzel­
händlern und Mietern ins Rampenlicht. Die Basis für
Investmententscheidungen dieser Art ist immer die
Ana­­lyse des Einzugsgebietes, das von der Kaufkraft,
der Struktur und dem Einkaufsverhalten der dort leben­
den Bevölkerung bestimmt wird. Die Verbraucher sind
folglich eine entscheidende Einflussgröße für den wirt­
schaftlichen Erfolg einer Einzelhandelsimmobilie. Dies
gilt es im Rahmen eines vorausschauenden Asset-Ma­
nagement-Ansatzes bei der strategischen Ausrichtung
und Steuerung von Einzelhandelsimmobilien entspre­
chend zu berücksichtigen. Denn es gibt im Zusammen­
spiel mit den Konsumenten viele Chancen, um Werte
zu entwickeln.
Konsumenten als Basis für den wirtschaftlichen
Erfolg eines Einzelhandelsinvestments
Der Konsument wählt die Einkaufsstätte bzw. den Ein­
kaufskanal in der Regel in Abhängigkeit von dem dort
anzutreffenden Angebot und Preisniveau, dem Einkaufs­
komfort („Convenience“) sowie dem zu erwartenden Ein­
kaufserlebnis. Je nach Betriebsform fällt den Faktoren
eine unterschiedliche Gewichtung zu.
Angebot und Preis
Dem Asset Manager bieten sich bei der Zusammenstel­
lung des Branchen- und Mietermixes indirekte Einfluss­
möglichkeiten auf die in seiner Immobilie vorzufindende
Angebotsqualität. Die Abstimmung des Branchen- und
Mietermixes auf die Bedürfnisse des ortsansässigen
Klien­tels ist eine wesentliche Aufgabe zur Sicherung der
Ertragsfähigkeit einer Immobilie. Im weitesten Sinne „ku­
ratiert“ ein vorausschauender Asset Manager das jeweils
vor Ort anzutreffende Angebot an Händlern, er kümmert
sich um die Befriedigung der Kundenbe­dürfnisse.
Basis hierfür sind Einzugsgebietsanalysen sowie Kun­
den- und Mieterbefragungen, die aufschlussreiche Er­­­
kenntnisse hinsichtlich Wertpotenzialen und der zukünf­
tigen Ausrichtung eines Assets bieten. Diese Ana­lysen
sollten aufgrund eines sich durch den Einsatz neuer
Technologien wandelnden Einkaufsverhaltens und V
­ er­schiebungen im Wettbewerb in regelmäßigen Abständen
wiederholt werden. Außerdem dienen sie dazu, die Zu­
friedenheit der Kunden zu ermitteln und einen Standort
in allen Dimensionen kundengerecht weiterzuent­wickeln.
Convenience
Im Zusammenhang mit dem stark nachgefragten Sek­
tor der Fachmarktzentren und Fachmarktorientierten
Shopping Center (Hybride Malls) rückt der Faktor Con­
venience weiter in den Vordergrund; traditionell sind in
diesem Betriebstypus aufgrund der im Nahversorgungs­
charakter begründeten häufigen Besuchsfrequenz aus­
reichend kostenlose Parkplätze und ein großes Angebot
an preiswerten Waren ausschlaggebend. Obwohl das
Marktteilnehmer – Investoren I 47
Segment der Fachmarktzentren weniger in Konkurrenz
zum Vertriebskanal Internet und damit weniger unter
Druck steht als der Rest des stationären Einzelhandels,
rücken vermehrt neue Themen in den Fokus und bie­
ten Ansätze zur erfolgreichen Weiterentwicklung von
Fachmarktimmo­bilien. Hier gilt es, basierend auf einem
Verständnis der vorhandenen Kundenstruktur, kreativ
und visionär zu agieren sowie zu investieren. Wer mehr
Kunden in sein Objekt locken will, muss mehr bieten als
die Konkurrenz. Denn insbesondere bei Fachmarktkun­
den, die ein bequemes und praktisches Einkaufsumfeld
gewohnt sind, kann man im Bereich Bequemlichkeit
punkten.
Ergänzende Dienstleistungen und Serviceangebote be­
stehen vielerorts bereits aus einer ÖPNV-Anbindung
und neu implementierten Paketstationen auf dem Park­
platz. Dorthin kann man sich seine im Internet bestellten
Waren liefern lassen. Die Abholung kann dann unab­
hängig von Öffnungszeiten erfolgen. In eher familien­
orientierten Objekten bietet sich die Installation einer
Kinderbetreuungsmöglichkeit an, sodass die Eltern ihre
Einkäufe noch bequemer erledigen können. Selbst in den
Pkw-orientierten Fachmarktzentren sind „Home/Same
Day Delivery“-Angebote nicht uninteressant, lässt sich
dadurch das lästige Tütenschleppen oder der aufwendi­
ge Transport von großvolumigeren Einkäufen vermeiden.
Insbesondere vor dem Hintergrund der alternden Bevöl­
kerung und eines immer enger werdenden Zeitbudgets
der berufstätigen Verbraucher wird dieses Serviceange­
bot an Bedeutung gewinnen.
Viele fachmarkttypische Mieter haben bereits Con­
venience-Konzepte aufgegriffen. Dabei gewinnt die
Verzahnung digitaler und stationärer Konzepte mehr
und mehr an Bedeutung. So bieten beispielsweise SBWarenhausbetreiber wie Real und Globus einen Lieferund Bestellservice an, bei dem sich Kunden online oder
per App ihren Einkauf aus einem begrenzten Sortiment
zusammenstellen und diesen dann bereits kurze Zeit später im Markt oder an einigen speziellen „Drive-in“-Stationen abholen können. Damit wird jenen Kunden, die
BESUCHSENTSCHEIDUNG
DES KONSUMENTEN
ANGEBOT
PREIS
CENTER
FAZIT
Die Wirtschaftskraft eines
Standortes ist abhängig
von der Kaufkraft des
Einzugsgebietes.
CONVENIENCE
ERLEBNIS
THRE 2015
48 I Marktteilnehmer – Investoren
genau wissen, was sie wollen, eine zeitsparende Alternative zum herkömmlichen Einkauf geboten. Ein anderes Bei­s piel ist MediaSaturn, deren Webshops eine
Click&Collect-Quote von ca. 50 % haben. Schnelle Ver­
fügbarkeit durch Abholen am gleichen Tag ist auch eine
Form von Bequemlichkeit. Immobilieneigentümer kön­
nen solche Ent­wicklungen durch einen intensiven Dia­
log mit den ansässigen Händlern und Bereitstellung von
benötigten Flächenangeboten unterstützen.
Erlebnis
Das Thema Einkaufserlebnis und Aufenthaltsqualität
spielt im Fachmarktsegment bisher sicherlich eine unter­
geordnete Rolle, seine psychologische Wirkung auf den
Kunden darf jedoch nicht unterschätzt werden. Vor dem
Hintergrund einer in Zeiten des Internetwettbewerbs für
den stationären Handel immer wichtiger werdenden
Kundenbindung kommt der Attraktivität eines Objektes
hinsichtlich Gebäudearchitektur und Aufenthaltsqualität
zur Schaffung eines angenehmen Einkaufserlebnisses
zweifelsohne eine erhöhte Bedeutung zu. Nicht nur in
Hybriden Malls mit überdachten Einkaufsstraßen können
Räume für soziale Begegnungen und Einkaufserlebnisse
geschaffen werden.
So zeigt sich auch im Sektor der Fachmarktzentren und
Hybriden Malls ein steigender Anteil an Gastronomie­
angeboten. Nicht nur Bäckereien mit Sitzplatz- und
­Caféangebot, die gerne von Senioren frequentiert wer­
den, und Fast-Food-Ketten und Imbisse für den schnel­
len Snack zwischendurch werden gut von Kunden ange­
nommen. Mehr und mehr werden auch neue Angebote
wie Sushi-Kioske oder komplette Food Courts, die zum
Verweilen einladen, in Fachmarktzentren und Hybriden
Malls integriert.
Mittlerweile hat in neu entwickelten und jüngst moder­
nisierten Fachmarktzentren und Fachmarktorientierten
Shopping Centern vielerorts eine moderne und kreati­
ve Architektur die ehemals eher funktionale Big-BoxBauweise abgelöst. Im Zusammenspiel mit einem auf
das Objekt und die Zielgruppe abgestimmten Werbeund Marketingkonzept kann flankiert durch sogenannte
Brandingmaßnahmen, die auch die Entwicklung eines
Namens samt Logo umfassen, eine eigene Marke und
Identität kreiert werden.
Unterstützt werden können solche Positionierungsmaß­
nahmen durch attraktivitätssteigernde Initiativen, z. B.
durch die Durchführung von Events und den Einsatz
einer saisonalen Dekoration. Das kommt gut bei den
Verbrauchern an und steigert die Frequenz, was wie­
derum die Mieter freut, die oft auch bei Events als
­Kooperationspartner zur Verfügung stehen.
Im Zusammenhang mit Kurzzeitvermietungen wie tem­
porären Pop-up Stores in leerstehenden Flächen und
Stand- oder Stellplatzvermietungen im Mall- oder
Außenbereich können zusätzliche, ergänzende und abwechslungsreiche Angebote für die Kunden geschaffen und gleichzeitig Zusatzeinnahmen generiert werden. Auch digitale Werbetafeln und Megascreens
zur Einspielung von Objekt-, Mieter- oder
Fremdanbieterwerbung kommen in
Fachmarktzentren und Hybriden Malls zunehmend zum
Einsatz. Grundsätzlich
ist es in diesem Zusammenhang wichtig, das richtige
Marktteilnehmer – Investoren I 49
Maß nicht aus den Augen zu verlieren und das zu­
sätzliche Angebot stets auf die objektspezifischen
Gegebenheiten abzustimmen, denn Zusatzeinnahmen
sollten nicht auf Kosten des Gesamteindruckes und Er­
scheinungsbildes eines Objektes generiert werden.
Umsetzung im Asset Management und
Mehrwert für den Eigentümer
Für den Erfolg einer Immobilie ist die richtige Kombina­
tion aus den die Besuchsentscheidung der Konsumen­
ten bestimmenden Faktoren Angebot, Preis, Convenience und Erlebnis maßgeblich. Dem vorausschauenden Asset Manager kommt in diesem Zusammenhang
eine entscheidende Bedeutung zu: Er ist sozusagen als
Kurator für die optimale Abstimmung auf die
objektspezi­fischen Anforderungen verantwortlich, die durch Einzugsgebietsanalysen, Mieter- und
Kundenbefragungen sowie
Überwachen der Performance kontinuierlich ermittelt
werden sollten.
Wer seine Kunden kennt und deren Bedürfnisse versteht,
kann das Produkt Fachmarktzentrum z. B. in den Dimen­
sionen Mietermix, zusätzliche Serviceangebote und Ein­
kaufsatmosphäre genau auf die Zielgruppe abstimmen.
Als „Kundenversteher“ kann man so den Erwartungen
der Kunden entsprechen, Wünsche erkennen und ver­
stehen sowie die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Im
Rahmen von auf die Zielgruppe abgestimmten Positionie­
rungs- und Marketingstrategien können Kunden gezielter
angesprochen und an ein Objekt gebunden werden.
Um Kundenbeziehungen aufzubauen und zu pflegen,
wird auch im Bereich der Fachmarktzentren und Fach­
marktorientierten Shopping Center das Marketing auf
allen Kanälen, also etwa auf einer eigenen Website und
bei Bedarf auch in sozialen Netzwerken wie Facebook,
immer wichtiger. Wenn es gelingt, eine emotionale Bin­
dung zur kreierten Marke und Destination aufzubauen
und die Kunden zu „Fans“ werden, kann man diese auch
als Markenbotschafter gewinnen.
Aber nicht nur Verbraucher sollten aus Asset-Manage­
ment-Sicht als Kunden betrachtet werden, sondern auch
die im Objekt vertretenen Mieter. Denn eine Zusammen­
arbeit von Einzelhändlern und Immobilieneigentümer ist
eine maßgebliche Säule für die Umsetzung von Maß­
nahmen, welche Kundenzahlen positiv beeinflussen und
somit auch zum wirtschaftlichen Erfolg einer Einzelhan­
delsimmobilie bei­tragen können. Durch einen intensiven
Dialog können Mieterbedürfnisse und Eigentümerinter­
essen identifiziert und aufeinander abgestimmt sowie
Rahmenbedingungen für innovative Weiterentwicklun­
gen und zusätzliche Angebote geschaffen werden.
50 I Marktteilnehmer – Investoren
Modernes Frischekonzept im Marktkauf Scheck-In Center Weinheim
So können durch die Gewährung von Incentives ge­
meinsam Modernisierungen und Trading-up-Prozesse
realisiert werden. Auch eine Zusammenarbeit bei der
Erarbeitung und Umsetzung von Marketingstrategien ist
oft zielführend. Durch den Austausch von Kunden- und
Frequenzdaten, Informationen zu Einzugsgebietsanaly­
sen und Umsatzzahlen können die Werbestrategien von
Mietern und Eigentümer optimiert und aufeinander ab­
gestimmt werden. Solche Investitionen gehen üblicher­
weise einher mit einer Optimierung der Mietvertrags­
konditionen, z. B. Verlängerung der Vertragslaufzeit oder
Vereinbarung von Werbebeiträgen. Das wirkt sich wie­
derum positiv auf die Bewertungsergebnisse und somit
die Wertentwicklung einer Immobilie aus. Ziel solcher
Maßnahmen ist immer die Steigerung der Kundenfrequenzen und der erzielten Umsätze, was perspektivisch zu
einem Mietwachstum führt und ebenfalls bei der Bewer­
tung eines Objekts positiv zu Buche schlägt. Die Zusam­
menarbeit zahlt sich also meist für alle Beteiligten aus.
Ein gelungenes Beispiel hierfür ist das Marktkauf ScheckIn Center in Weinheim: Schon während der Ankaufsphase hat das Asset-Management-Team basierend auf
den bestehenden guten Kontakten zum Hauptmieter
Edeka Südwest und dem Betreiber Scheck Gespräche
hinsichtlich einer Modernisierung des Marktes aufge­
nommen. Innerhalb von nur einem halben Jahr konnten
die Verhandlungen und der komplette Umbau erfolgreich
abgeschlossen werden. Entstanden ist einer der mo­
dernsten Supermärkte Deutschlands, der eine attraktive
Einkaufsatmosphäre mit eigener Genusswelt und Mar­
keninseln bietet, beispielsweise durch Depot. Von der
Kooperation und dem gemeinsamen Investment pro­
fitieren beide Seiten: Der Standort wurde durch das
Trading-up gestärkt und mit einem langfristigen Miet­
vertrag belegt. Zudem wurde das Gebäude aufgewertet und energetische Verbesserungen wurden imple­
mentiert, was in Energieeinsparungen von mehr als 25 %
und der ­Auszeichnung mit dem EU „Green-Building“Zertifikat mündete.
Maßgeblich für die erfolgreiche Umsetzung von im Rah­
men von Businessplänen festgehaltenen Strategien zur
Steigerung der Attraktivität ist die Implementierung ­eines
professionellen und serviceorientierten Property und
Center Managements, das die Schnittstelle zwischen
Kunden, Mietern und Eigentümer darstellt. Die Kapital­
seite alleine kann die notwendigen operativen Leistun­
gen gar nicht erbringen, vielmehr ist eine enge Zusam­
menarbeit von Asset Managern, Property Managern und
lokalen Center Managern essenziell. Entsprechend sollte
von Eigentümerseite ein ausreichendes Budget einge­
plant werden.
Ein Beispiel für das erfolgreiche Zusammenspiel von Asset
Manager, Property und Center Manager sowie Mieter zur
Marktteilnehmer – Investoren I 51
Hebung von Wertschöpfungspotenzialen ist das Objekt
Dreieich Nordpark. Zentraler Baustein der Strategie des
Asset Managements war es, das Objekt durch ein mar­
kantes Branding und eine darauf abgestimmte Marke­
tingstrategie optimal in seinem Einzugsgebiet zu positi­
onieren. Unterstützt wurde der Fonds dabei durch das
vor Ort implementierte Property und Center Manage­
ment. Darüber hinaus hat das Asset-Management-Team
eng mit dem Mieter Decathlon zusammengearbeitet, um
den Bekanntheitsgrad der Marke im Rhein-Main-Gebiet
auszubauen und zu etablieren. Durch diese Maßnahmen
konnte die Kundenfrequenz gesteigert, das Objekt nach­
haltig gestärkt und in der Folge zu einem optimalen Zeit­
punkt im Marktzyklus erfolgreich platziert werden.
Vor dem Hintergrund der Marktverschiebungen der
letzten Jahre werden aktuell in Fachkreisen innovative
und flexiblere Mietmodelle diskutiert. Nachgedacht wird
bei­spielsweise über Frequenzmieten, um die Umsatzverschiebungen in Richtung Internet entsprechend
zu berücksichtigen, und über kürzere Mietvertragslaufzeiten, um schneller auf Marktentwicklungen reagieren und ein abwechslungsreiches Angebot bieten zu
können. Für den Asset Manager gilt es, die Entwicklungen im Markt und auf Kundenseite kontinuierlich zu
beobachten und neu zu bewerten. Wichtig ist dabei
für jede Immobilie, das richtige Maß an Flexibilität und
Kontinuität zu finden.
Kundenwunsch: Kinderbetreuung
Fazit
Der private Konsum ist der Wachstumstreiber für die
Entwicklung der Einzelhandelsumsätze. Die Verbraucher
haben somit einen entscheidenden Einfluss auf den Er­
folg oder Misserfolg von Einzelhandelsimmobilien. Dies
gilt es als Asset Manager zur nachhaltigen Sicherung
der wettbewerblichen Zukunftsfähigkeit entsprechend
zu würdigen. Die Einflussmöglichkeiten sind vielfältig,
und durch das Zusammenspiel aller involvierten Parteien
lassen sich Wertschöpfungspotenziale heben und Mehr­
werte generieren.
Denn nicht zuletzt sind die Investoren und Eigentümer die
Kunden des Asset Managers. Im Rahmen eines voraus­
schauenden Ansatzes gilt es für den Asset Manager, die
Interessen der in den Fonds investierten Kunden zu ver­
treten, um die avisierten Rendite- und Ausschüttungs­
ziele zu erreichen. Die Aufgabe des Asset Managers ist
es, den Wert der verwalteten Objekte dauerhaft zu er­
halten und zu steigern, um für die Anleger ein optimales
Ergebnis zu erzielen.
Letztlich erfüllen die Mieter eines Einkaufszentrums die
Wünsche der Verbraucher. Es kommt also darauf an,
dass die Händler ihr Geschäft in kontinuierlicher Evolu­
tion entwickeln und auf die Verbraucher ausrichten. Die
Herausforderungen sind vielfältig und von jedem Händler
doch individuell zu lösen. Darum geht es im Folgenden.
52 I Marktteilnehmer – Mieter
MIETER
Die Kapsel fliegt aber besser als
so ein Einkaufswagen. Und direkt
einen Parkplatz gefunden!
Stimmt, MECCY! Nicht schlecht!
Bieeeeeeeeep!!!!!!!!
Meccy kommt auf die Idee,
ein Selfie zu machen ...
ubrigens, die neuesten Staubsauger fuhren wir auch ...
Willkommen! Schauen Sie sich ruhig um, wir
haben alles, was das Verbraucher-Herz begehrt ...
ah, das ist kein Staubsauger ...
Biep! Biep! Biep!
biep biep biep Biep ...
Da vorne ist er!
Nein, ich will ihn!
Damit kann ich nicht dienen. Aber nehmen Sie
das hier und bringen Sie sich in Sicherheit.
Meccys Selfie erscheint
plotzlich auf jedem Screen ...
Ah, ist der su !
Ich sehe ihn!
ein Kundensturm
zieht auf!!!?
Was ist das?
Biepieeeeeeeep!!!!!
Ruhig, Kleiner!
Wir fahren ...
Eigentlich sind wir auf der
Suche nach dem Kundenkompass ...
Egal, den muss ich haben!
Meccy, was machst
du denn!?!?!
Und ich weiß auch schon, wohin ...!
Marktteilnehmer – Mieter I 53
MIETER
Kundenorientierung ist schon längst eine der treibenden Kräfte des Handels. Amazon hat sich gar auf die Fahnen
geschrieben, das kundenorientierteste Unternehmen der Welt werden zu wollen. Damit erhöht es den Druck auf die
anderen Händler und versucht, sich bei den Verbrauchern als Maßstab zu etablieren. Das Thema Onlinehandel ist
ohnehin seit Jahren ein beherrschendes. In der Diskussion geht leider meist die Differenzierung zwischen reinen Onlinehändlern und sogenannten Multichannel-Anbietern verloren. Stattdessen wird der Onlinehandel mit weiter steigender Tendenz als die Einkaufsform der Zukunft dargestellt, dem stationären Handel wird das baldige Ende prophezeit.
Bei Aussagen mit solch apodiktischem Charakter ist eine skeptische Prüfung notwendig, um keinem Zerrbild zu
erliegen. Nach der qualitativen Beschäftigung mit diesem Thema in der Ausgabe „Fachmarktzentren in Deutschland –
Wettbewerbsfaktor Revitalisierung“ im Jahr 2014 folgt in diesem Kapitel auch eine quantitative Analyse. Sie stellt eine
Prognose über die Entwicklung des Marktanteils des Onlinehandels und, darauf aufbauend, eine Prognose hinsichtlich der daraus resultierenden Folgen für den Verkaufsflächenbedarf bis 2025. Die Ergebnisse dürften manche Marktteilnehmer überraschen.
Da Fachmarktzentren und Hybride eine immer wichtiger werdende Assetklasse sind, werden nach der Beschäftigung
mit dem Onlinehandel drei Fallbeispiele von Händlern vorgestellt, die sich sehr kundenorientiert aufgestellt haben.
Drei unterschiedliche Ausgangslagen haben zu sehr interssanten Lösungen geführt.
Ausblick: Umsatz- und
Verkaufsflächenentwicklung
im deutschen Ladeneinzelhandel bis 2025 ¹
von 2004 bis 2011 um 7,6 % von etwa 110,5 Mio. m² auf
rund 118,5 Mio. m² vergrößerte, hat sie sich von 2012
bis 2014 auf nunmehr 117,8 Mio. m² reduziert. Ursächlich
dafür waren aber eher die Insolvenzen großer Handels­
unternehmen, wie z. B. Praktiker, als ein flächendeckender
Expansionsstopp.
Status Quo
Ende 2014 gab es in Deutschland rund 117,8 Mio. m²
Ver­kaufsfläche, auf denen ein Umsatz von 408 Mrd. Euro
erwirtschaftet wurde. Während sich die Verkaufsfläche
Die Verkaufsfläche der deutschen Shopping Center ist in
den letzten zehn Jahren um 3 % p. a. gewachsen. Somit
gehörten die Shopping Center zu den Wachstums­
treibern der Verkaufsflächenentwicklung. Auch wenn die
Pipeline für Neuentwicklungen nicht mehr so voll ist wie
Entwicklung der Verkaufsfläche
Verkaufsfläche in Mio. m²
Veränderung zur
Vorjahresperiode in %
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012*
2013*
2014*
110,5
111,8
113,0
114,2
115,5
116,0
117,1
118,5
118,3
117,9
117,8
0,9
1,2
1,1
1,1
1,1
0,4
0,9
1,2
-0,2
-0,3
-0,1
Quelle: GfK auf Basis des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden und Eurostat
*Vorläufige Werte
¹ Der Artikel ist eine Prognose der GfK und basiert auf dem White Paper „eCommerce: Wachstum ohne Grenzen? Online-Anteile der Sortimente - heute und morgen“ aus dem Juli 2015.
54 I Marktteilnehmer – Mieter
Umsatzentwicklung des deutschen Ladeneinzelhandels (nominal in Mrd. Euro)
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012*
2013*
2014**
2015**
Stationärer
Einzelhandelsumsatz
389,1
393,0
395,8
397,4
401,4
390,5
398,0
406,0
410,1
412,1
408,0
403,9
Veränderung zur
Vorjahresperiode in %
2,3
1,0
0,7
0,4
1,0
-2,7
1,9
2,0
1,0
0,5
-1,0
-1,0
Quelle: GfK auf Basis des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden und Eurostat
*Vorläufige Werte
**Prognose
in der Vergangenheit, ist weiterhin von einer steigenden
Centerverkaufsfläche auszugehen, da zukünftig die Er­­
weiterung von bestehenden Centern im Fokus der Be­
treiber stehen dürfte. Die Verkaufsfläche der Innenstädte
in den 82 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern ist
im Zeitraum von 2010 bis 2014 um ca. 7 % gestiegen.
der Entwicklung des Onlinehandels ableiten, dass es
künftig gar kein Flächenwachstum mehr geben wird oder
dass es sogar zu einer Flächenreduktion inklusive ent­
sprechender Umsatzrückgänge kommen wird? Welche
speziellen Auswirkungen werden diese Entwicklungen
auf Fachmarktzentren-Standorte haben?
Getrieben von zunehmender Professionalisierung, tech­
ni­schen Innovationen und einer stärkeren Durchdringung
des Markts mit Onlineshops, konnte der Onlinehandel in
seiner Wachstumsphase 2009–2014 jährlich um durch­
schnittlich 21 % wachsen. Dies ging nicht spurlos am sta­­
tionären Einzelhandel vorbei. Es stellt sich die Frage, wie
sich der Onlinehandel weiterentwickeln dürfte und welcher
Einfluss daraus auf den stationären Einzelhandel erwächst.
Um diese Fragen beantworten zu können, wird im Fol­
genden eine eigene Prognose gestellt, wie sich die
Ver­kaufsflächenausstattung und der Umsatz des stati­
onären Ladeneinzelhandels im nächsten Jahrzehnt ent­
wickeln wird.
Die Angst vor dem Ladensterben
Werden Verkaufsflächen und damit auch die auf ihnen er­
zielten Umsätze künftig weiter zurückgehen, stabil bleiben,
oder geht vom Onlinehandel eine starke Bedrohung aus,
sodass mit vermehrten Insolvenzen, Rückgängen bei Ver­
kaufsflächen und Umsatzverlusten des stationären Han­
dels zu rechnen ist? Anders gefragt: Wird der wachsende
Onlinehandel zu einem geringeren Flächenbedarf führen?
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind Han­delsunternehmen am stärksten von Insolvenzen betrof­
fen. In letzter Zeit machten einige Handelsunternehmen
mit Insolvenzankündigungen und den damit einherge­
henden Standortschließungen Schlagzeilen, u. a. Fink
Schuhe + Sport, Strauss Innovation, Weltbild, Strenesse,
Madonna und Mexx.
Nicht zuletzt wegen solcher Meldungen beschwören man­
che Auguren bereits das Ende des stationären Handels
herauf, mit dem massive Leerstände und das Aussterben
von Innenstadtlagen einhergehen würden. Sicherlich sind
die Zeiten blinden Flächenwachstums vorbei, denn heut­
zutage zählt bei der Expansion von Handelsunternehmen
eher Qualität als Quantität von Flächen. Kann man aus
Eines vorweggenommen: Die Prognose zeigt, dass das
Ende des stationären Einzelhandels noch lange nicht
in Sicht ist. Der stationäre Einzelhandel ist kein Auslaufmodell!
Methodik
Die Prognose basiert auf drei zentralen Annahmen:
1.
Konstante Raumleistungen
Die Raumleistung, also der Bruttoumsatz je Quadrat­
meter Verkaufsfläche p. a., verharrte in den letzten Jahren
auf einem relativ stabilen Niveau. Im Durchschnitt lag die
Raumleistung von 2004 bis 2015 bei 3.430 Euro/m² p. a.,
die Standardabweichung bei lediglich 1,1 %.
Insgesamt betrachtet ist der deutsche Einzelhandels­
markt weitgehend gesättigt und hat ein wettbewerbs­
effizientes Niveau erreicht. Das Niveau dürfte nur noch
geringfügig zu steigern sein. Die Raumleistungen bewe­
gen sich dabei am untersten Rand des Möglichen, da die
Möglichkeit, höhere Raumleistungen zu erzielen, durch
neue Verkaufsflächen absorbiert wird. Wir gehen in unse­
rer ersten Annahme daher auch zukünftig von konstan­
ten Raumleistungen aus.
Marktteilnehmer – Mieter I 55
Raumleistung im stationären Einzelhandel
Raumleistung in Euro/m²
Verkaufsfläche
Standardabweichung von lediglich 1,1 %
4.000
3.500
3.520
3.520
3.500
3.480
3.480
3.370
3.400
3.410
3.450
3.470
3.460
3.460
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015*
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Quelle: GfK
*Vorläufiger Wert
2.
Leichtes Wachstum der Einzelhandelskaufkraft
Die jährliche Wachstumsrate (CAGR) der Einzelhandelskaufkraft lag in der Vergangenheit bei 0,9 %. Daher
basiert die Prognose auf einem leichten Zuwachs der
einzelhandelsrelevanten Kaufkraft.
3.
Konstante Bevölkerungsprognose
Die rückläufigen Geburtenraten werden auch weiterhin
durch Migration kompensiert, sodass laut der amtlichen
Bevölkerungsprognose die demografische Entwicklung
bis 2020 insgesamt nahezu stabil bleiben und in den
dann folgenden Jahren bis 2025 geringfügig um insge­
samt 1,0 % abnehmen dürfte.
Die Verkaufsflächenentwicklung ergibt sich in unserem
Modell aus Umsatz/Raumleistung = Verkaufsfläche.
Zur Festlegung der Umsatzhöhe ist es notwendig, den
Anteil des Onlinehandels zu bestimmen und heraus­
zurechnen. Um diese Größe zu ermitteln, wurde eine
umfassende quantitative und qualitative Analyse der
GfK Verbraucherpanels vorgenommen, in denen jährlich
mehr als 20.000 Haushalte in Deutschland sämtliche Ein­
käufe – online wie offline – erfassen. Darauf basierend
wurde ein Prognosemodell für den Onlinehandel bis
2025 entwickelt, dessen Ergebnis eine natürliche Wachs­
tumsgrenze des Onlinehandels aufzeigt.
Amtliche Bevölkerungsprognose bis 2025
-0,8 %
+0,6 %
+/-0 %
-1,0 %
Zensus
Mio.
83,0
82,5
82,0
81,5
81,0
80,5
80,0
79,5
79,0
78,5
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015* 2016** 2017** 2018** 2019 ** 2020 ** 2021** 2022** 2023** 2024** 2025**
Quelle: Statistisches Bundesamt
*Vorläufige Werte
**Prognose
56 I Marktteilnehmer – Mieter
Der eCommerce befindet sich demnach bereits auf dem
Weg zur Reifeprüfung. Auch wenn sich die Wachstums­
raten aufgrund von Sättigungstendenzen abschwächen
werden, also von einem langsameren Vordringen auszu­
gehen ist, ist bis 2025 nahezu eine Verdopplung des On­
lineanteils am gesamten Einzelhandelsumsatz (d. h. Food
und Non-Food) auf rund 15 % zu erwarten. Wird der peri­
odische Bedarf ausgeklammert, ist der Onlineanteil so­
gar auf rund 25 % einzuschätzen, also rund ein Viertel
im Non-Food-Segment. Demnach wird der Onlinehandel
2025 ein Volumen von rund 75 Mrd. Euro erreicht haben.
Auf den traditionellen Versandhandel werden dann nach
vorangehenden massiven Bedeutungsverlusten nur noch
3 Mrd. Euro p. a. entfallen. Daraus ergibt sich ein Laden­
umsatz von rund 413,9 Mrd. Euro im Jahr 2025. Er ist in
das Prognosemodell als Basis eingeflossen.
wachstum von 1,1 % p. a. führen. Aufgrund der dann er­
wartbaren Bevölkerungsverluste schwächt sich dieses
Wachstum bis 2025 ab. Der verringerte Zuwachs liegt im
Positivszenario aber immer noch bei 0,7 % p. a. bis 2025.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit des Basisszenarios liegt
bei 70 %, die des Negativszenarios bei 20 % und die des
Positivszenarios bei 10 %.
Übersicht der drei Szenarien
10 %*
POSITIVSZENARIO
EINZELHANDELSKAUFKRAFT
Szenarien
Da für jede Prognose gilt, dass ihr Eintreten nicht sicher
ist, wurden drei mögliche Zukunftsszenarien entwickelt.
Für sie gelten die oben getroffenen Annahmen der kon­­
stanten Raumleistungen, der leicht steigenden Einzel­
handelskaufkraft und der zunächst bis 2020 stabilen und
danach leicht sinkenden Bevölkerungsprognose. Den
drei Szenarien liegt jeweils eine unterschiedliche Ent­
wicklung der Einzelhandelskaufkraft zugrunde.
2015–2020 Beschleunigte Konjuktur mit einem
Einzelhandelskaufkraftwachstum von
+1,1 % p. a.
2020–2025
Verringerter Zuwachs aufgrund
Bevölkerungsverlusten von +0,7 % p.a
70 %*
1.
BASISSZENARIO
EINZELHANDELSKAUFKRAFT
Basisszenario
Das Basisszenario geht für den Zeitraum von 2015 bis
2020 davon aus, dass die Einzelhandelskaufkraft ent­
sprechend des Durchschnitts der letzten zehn Jahre um
0,9 % p. a. wächst. In den dann folgenden Jahren bis 2025
wird die Einzelhandelskaufkraft aufgrund von Bevölke­
rungsverlusten nur einen verlangsamten Zuwachs von
0,5 % p. a. verzeichnen können.
2015–2020 Wachstum im Durchschnitt der letzten
10 Jahre von +0,9 % p. a.
2020–2025
Verlangsamter Zuwachs aufgrund
Bevölkerungsverlusten von +0,5 % p.a
2.
20 %*
Negativszenario
Das Negativszenario unterstellt ein gebremstes Wachs­
tum der Einzelhandelskaufkraft von 0,6 % p. a. bis 2020,
welches sich bis 2025 noch weiter verlangsamen wird.
Daher wird aufgrund von Bevölkerungsverlusten in die­
sem Szenario nur mit einem Wachstum von 0,2 % p. a. ab
2020 gerechnet.
NEGATIVSZENARIO
EINZELHANDELSKAUFKRAFT
2015–2020 gebremstes Wachstum von +0,6 % p. a.
2020–2025
Gebremster Zuwachs aufgrund
Bevölkerungsverlusten von +0,2 % p. a.
3.
Positivszenario
Eine beschleunigte Konjunktur wird im Positivszenario
von 2015 bis 2020 zu einem Einzelhandelskaufkraft­
*Eintrittswahrscheinlichkeit
Quelle: GfK
Marktteilnehmer – Mieter I 57
Prognose Einzelhandelsumsätze nach Kanälen 2025
Umsatz in Mrd. Euro
450
+2,2 %
+1,7 %
+1,0 %
+0,4 %
-0,7 %
-1,4 %
+45,9 %
+18,5 %
-47,0 %
-31,8 %
400
350
+4,9 %
300
250
200
150
100
+640 %
50
-56,1 %
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015* 2016** 2017** 2018** 2019 ** 2020 ** 2021** 2022** 2023** 2024** 2025**
Ladenumsatz (Basisszenario)
Ladenumsatz (Negativszenario)
Traditioneller Distanzhandel
Onlinehandel
Quelle: GfK
Ergebnisse
Basierend auf den Annahmen ergeben sich für die drei
Szenarien unterschiedliche Entwicklungstendenzen für
den Umsatz des stationären Einzelhandels. Im Basissze­
nario wird der Ladenumsatz bis 2020 um 1,0 % wachsen
und bis 2025 um weitere 0,4 %. Im Negativszenario er­
gibt sich ein dazu umgekehrtes Bild. Hier wird der Um­
satz bis 2020 marginal um 0,7 % und bis 2025 um 1,4 %
sinken. Im Positivszenario erreicht der Ladenumsatz
eine Wachstumsrate von 2,2 % bis 2020 und nochmal
von 1,7 % im Jahr 2025.
Insgesamt betrachtet bedeutet dies vor allem, dass
der Ladenumsatz zukünftig nicht einbricht, sondern
eine auf den Gesamtmarkt bezogene stabile Entwicklung vollzieht.
Die Prognose zur Entwicklung der Verkaufsflächen
basiert auf diesen Analysen. Im Basisszenario er­
gibt sich bis 2020 ein Zuwachs an Verkaufsfläche von
0,9 %, der sich bis 2025 auf 0,4 % verringern wird. Das
Ladenumsatz (Positivszenario)
*Vorläufige Werte
**Prognose
Negativszenario sieht einen Rückgang der Verkaufs­
flächen bis 2020 um 0,8 % und bis 2025 von 1,4 % vor. Im
Positivszenario nimmt die Verkaufsflächenausstattung
um 2,1 % bis 2020 und um weitere 1,7 % bis 2025 zu. Ab
etwa 2020 wird sich das Wachstum der Verkaufsflächen,
bisher jährlich zwischen 0,4 % und 1,2 %, somit deutlich
verlangsamen.
Die Ergebnisse zeigen, dass zukünftig nicht mit einer
großflächigen Schließungswelle im stationären Handel zu
rechnen ist. Sowohl der Rückgang als auch die Zunahme
der Verkaufsflächen wird regional jedoch unterschiedlich
ausfallen.
Aufgrund eingehender Kenntnis des Einzelhandels im
Abstrakten – von der Datenseite – wie auch im Konkre­
ten – durch zahlreiche Beratungsprojekte – ergibt sich die
Schlussfolgerung:
Der Handel der Zukunft findet auch weiterhin „stationär
vor Ort“ statt.
58 I Marktteilnehmer – Mieter
Verkaufsflächen-Prognose 2025
Verkaufsfläche in Tsd. m2
+1,7 %
124.000
+2,1 %
122.000
120.000
+6,6 %
+0,4 %
+0,9 %
118.000
116.000
-0,8 %
114.000
-1,4 %
112.000
110.000
108.000
106.000
104.000
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Negativszenario
Basisszenario
Quelle: GfK
2015* 2016** 2017** 2018** 2019 ** 2020 ** 2021** 2022** 2023** 2024** 2025**
Positivszenario
*Vorläufige Werte
**Prognose
Das lässt sich aufgrund der Analyse umfangreicher his­
torischer und aktueller Daten ergänzt durch profundes,
praxiserprobtes Marktwissen mit Fug und Recht feststel­
len. Natürlich verschieben sich die Gewichte. Der On­
linehandel ist eine disruptive Innovation für den Einzel­
handel, die manche der heutigen Einzelhändler entweder
in die Insolvenz oder auf die nächste Entwicklungsstufe
treiben wird.
kaufen bzw. verkaufen und dabei mit anderen Menschen
interagieren. Manche wollen cleverer wirken durch ge­
schicktes Handeln, manche sich mit „Federn“, sprich be­
sonderen Lifestyle-Produkten, schmücken, dabei sehen
und gesehen werden, spontan entdecken und mitnehmen
etc. Außerdem wollen sie die räumliche Nähe und Beson­
derheit von Handelsangeboten nutzen.
Einen ersichtlichen Grund, den stationären Handel abzu­
schreiben, gibt es jedoch nicht. Im Gegenteil: eCommerce
wird den stationären Handel nicht verdrängen, sondern als
neuer und evolutionärer Wettbewerbsimpuls zu insgesamt
„fitteren“ – d. h. in Hinblick auf Effizienz des Geschäfts­
modells und Attraktivität für die Konsumenten verbesser­
ten – Handelsangeboten führen. Zur Klarstellung: „Survival
oft the fittest“ bedeutet, dass diejenigen überleben, die
sich an neue Bedingungen am besten anpassen können.
Anders formuliert: Handel ist Wandel.
Die Frage für den Handel ist dabei nicht, „ob“, sondern
„wo“ diese Begegnungsorte künftig sein werden und
wie sie zu gestalten sind, damit sie attraktiv für die Konsumenten und zugleich profitabel für die Anbieter sind.
Die soziale Interaktion, der direkte Kontakt sowie das
Miteinander-„handeln“-wollen bleiben den Verbrauchern
auch künftig erhalten. Denn Handeln ist viel mehr als
eine anonyme Kauftransaktion. Menschen wollen Waren
Auswirkungen auf FMZ
Die umfangreiche quantitative und qualitative Auswer­
tung zu rund 260 Fachmarktzentren in Deutschland hat
gezeigt, dass rund ein Drittel der Flächen in deutschen
Fachmarktzentren von Lebensmittelmärkten belegt
wird. Den höchsten Anteil an der gesamten Verkaufs­
fläche h
­ aben Kaufland, Real, Rewe Center, Globus
und ­Edeka, was den Versorgungsfokus der Fachmarkt­
zentren deutlich unterstreicht.
Marktteilnehmer – Mieter I 59
Während 2014 mit 48,5 % der Löwenanteil der Einzel­
handelskaufkraft in Deutschland in den Lebensmittel­
einzelhandel floss, liegt der Onlineanteil im periodi­
schen Bedarf aktuell nur bei niedrigen 1,2 %. Bisher
kaufen die deutschen Konsumenten ihre Lebensmittel
überwiegend (noch) nicht online ein.
Obwohl der Onlineanteil mit 1,2 % auf einem sehr nied­
rigen Niveau liegt, ist die relative Bedeutung für den On­
linehandel mit 2,6 Mrd. Euro am Onlineumsatz insgesamt
im Jahr 2014 nicht zu vernachlässigen. Der für den stati­
onären Handel daraus resultierende Verdrängungsdruck
ist dagegen noch gering.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich dies ändern
wird. Deshalb ist ein nachhaltiger Durchbruch für den On­linehandel mit ausgewählten Sortimenten des Lebens­
mittelhandels für die nächsten zehn Jahre progostizier­
bar. Man kann davon ausgehen, dass sich der Anteil des
Segments „Periodischer Bedarf“ am gesamten Online­
umsatz des Handels bis 2025 von heute 8 % auf 16 %
verdoppeln wird. Im reinen Lebensmittelhandel zeichnet
sich sogar eine Vervielfachung des Geschäfts ab.
Vor dem erwarteten Durchbruch im Online-Lebensmittel­
handel müssten allerdings noch Barrieren beseitigt wer­
den. Dazu zählen hohe Versandkosten, Mindestbestell­
werte oder feste Lieferzeiten, die Kunden zum Warten
auf den Boten zwingen. Es ist davon auszugehen, dass
diese Zugangsschwellen in den nächsten Jahren kleiner
werden.
Bis 2020 ist im Lebensmittelhandel noch eine weitere
Flächenexpansion erwartbar. Zwar sinkt die Anzahl der
Standorte durch voranschreitende Konsolidierung, so­
dass das Flächenwachstum hauptsächlich durch Erwei­
terung von bestehenden Märkten und die Verlagerung von
Bestandsmärkten an größere Standorte stattfinden wird.
Eigentümer, Betreiber und Händler in Fachmarktzentren
mit einem Lebensmittelanbieter müssen aber auch in Zu­
kunft keine Angst vor dem Wegbrechen der SB-Waren­
hausflächen haben, die einer der wichtigsten Ankermie­
ter in deutschen Fachmarktzentren sind. Denn selbst bei
der vorausgesagten Vervielfachung des Anteils online
verkaufter Lebensmittel wird auch in zehn Jahren noch
der Großteil des Lebensmittelabsatzes über Geschäfte
vor Ort laufen. Außerdem entsteht ein zusätzlicher Be­
darf handelsbezogener Flächen, der vom auflebenden
Onlinehandel mit Lebensmitteln hervorgerufen wird. Es
ist nicht realistisch, dass online bestellte Lebensmittel
wie andere Waren von einem Zentrallager aus zu den
Kunden gebracht werden. Aufgrund der besonderen An­
forderung, dass die Lebensmittel frisch am selben Tag
der Bestellung ohne Unterbrechen der Kühlkette beim
Konsumenten ankommen sollen, dürfte die Auslieferung
vielmehr von einzelnen Händlern aus Filialen durchge­
führt werden. Somit könnten mögliche Verkaufsflächen­
reduzierungen von SB-Warenhäusern durch den zusätz­
lichen Bedarf an Lagerflächen für online bestellte Waren
kompensiert werden.
Insight
„The Inspiration Store“
Welche Erkenntnisse über Ihre Kunden haben
dazu geführt, dass Sie einen OmnichannelLaden eröffnen wollten?
eBay: Mit The Inspiration Store haben wir ein neues, zu­
kunftsorientiertes Einkaufserlebnis geboten, das die Gren­
zen zwischen stationärem Handel und Onlineshopping
auflöst und mit dem Einsatz innovativer Bezahlmöglich­
keiten kombiniert. Das Projekt hat Händlern und Konsu­
menten geholfen, Erfahrungen im Bereich OmnichannelHandel zu sammeln und sich ein Bild von möglichen
zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich zu machen.
Metro: Im Laden gesehen, dann online bestellt? Zuhause
auf dem Tablet­-PC oder unterwegs auf dem Smartphone
recherchiert und dann doch lieber im Laden gekauft?
Durch den technologischen Wandel eröffnet sich dem
Verbraucher heutzutage eine nahezu vollständige Trans­
parenz über den Preis, die Verfügbarkeit und die Artikel­
eigenschaften; der Kunde ist immer bestens informiert.
Daher gilt: Je mehr Berührungspunkte der Händler ab­
deckt, umso wahrscheinlicher ist ein Kaufabschluss. Da
ist es nur konsequent, einen Omnichannel-Laden zu er­
öffnen, sodass auch pure Onlinehändler den stationären
Berührungspunkt nutzen können.
60 I Marktteilnehmer – Mieter
Warum haben Sie den Ansatz gewählt, alle
zwei Wochen das Produktsortiment mit rund
400 Artikeln pro Thema auszutauschen?
­Woher stammten die Artikel, und welche
­kamen bei den Kunden besonders gut an?
Metro: Die Idee der „rollierenden“ Sortimente ist nicht
neu. Auch Kaffeeröster und der Lebensmitteldiscount set­
zen seit langem sehr erfolgreich darauf. Kernpunkt dieses
Konzeptes ist es, dem Kunden ein aktuelles und hoch­
relevantes Sortiment genau dann zur Verfügung zu stellen,
wenn er oder sie es nachfragt.
Im Inspiration Store haben wir für die wechselnde Sorti­
mentsgestaltung einen saisonalen Kalender mit fünf The­
menwelten eingesetzt: „Schönes Wohnen“, „Spielzeug“,
„Inspirierende Technik“, „Geschenkideen zur Weihnachts­
zeit“ und „Pflege und Wellness“.
Neben den drei Vertriebslinien der Metro Group – Media­
Markt, Real und Galeria Kaufhof – nahmen auch 15 eBay­
Händler sowie ein stationärer Händler aus dem Weser­
park teil. Aus Produktvorschlägen dieser teilnehmenden
„The Inspiration Store“ im Weserpark Bremen
Händler wurde dann für jedes Thema ein attraktives Sor­
timent mit je rund 400 Artikeln zusammengestellt.
eBay: Ein für Händler wichtiges Ergebnis war, dass sich
einige Sortimente besonders gut für das Konzept des
Stores eigneten. So kamen Artikel aus den Bereichen
„Schönes Wohnen“ und „Spielzeug“ besonders gut an.
Diese Phasen waren zusammen mit der „Inspirierenden
Technik“ auch die umsatzstärksten.
Das Storekonzept bestand aus einer modularen
Bauweise, die abhängig von den Produkten
angepasst wurde. Welche Rolle haben dabei die
Bedürfnisse der Verbraucher gespielt? Welche
weiteren Besonderheiten gab es beim Ladenbau,
und welche Erkenntnisse haben Sie daraus
gewonnen?
Metro: Wesentliche Gestaltungselemente des Stores
waren die Produktbühne in der Mitte, ein sehr variables
Beleuchtungskonzept darüber und rundherum eine Arena
mit Sitzflächen. Bei der Beleuchtung haben wir mit Im­
pulslicht experimentiert, um den Besucher zu entspannen
Marktteilnehmer – Mieter I 61
und zu „entschleunigen“. Die Sitzbereiche haben ein­
deutig die Verweildauer im Laden erhöht, wobei wir dem
Kunden auch kostenfreies WLAN angeboten haben. Es
gibt Studien, die belegen, dass die Kunden eigentlich nie
im Stehen einen Onlinekauf abschließen. Die Bedürf­nisse
des Kunden spielten folglich beim Design des Ladens
eine maßgebliche Rolle.
Der stationäre Auftritt hat gegenüber dem Onlineshop
­einen enormen Vorteil: Es werden alle fünf Sinne ange­
sprochen – sehen, hören, tasten, riechen und schmecken.
Und genau das hat der Inspiration Store getan: Alle Pro­
dukte waren im Store zum Anfassen verfügbar, die Be­
leuchtung tauchte den Laden in sortimentsbezogene Farbwelten, es gab ein passendes Musikstreaming sowie ein
maßgeschneidertes Duftmarketingkonzept. Zum Entspan­
nen konnte man einen Kaffee genießen und mit PayPal
schnell und unkompliziert bezahlen.
Darüber hinaus spielten natürlich auch ganz praktische
Dinge eine Rolle: So musste gewährleistet sein, dass im
Laden innerhalb von 24 Stunden das gesamte Sortiment
ausgetauscht werden kann. Das haben wir durch eine
modulare Warenträger-Konstruktion sichergestellt. Insge­
samt haben wir uns einiges vom Theater- und Bühnenbau
abgeschaut und nicht unbedingt nur ein klassisches La­
denbaukonzept umgesetzt.
Im Laden gab es für die Kunden verschiedene
digitale Möglichkeiten, sich über die Produkte zu
informieren (QR-Codes, Videowände, Tablets). War
das ein „Versuchsballon“ oder haben Sie dabei
auch vorher bekannte Bedürfnisse der potenziellen
Kunden berücksichtigt? Welche der von Ihnen
verwendeten Kanäle fanden besonders großen
Anklang bei den Verbrauchern?
eBay: Mobile Geräte wie Smartphone und Tablets sind
heute Alltagsgegenstände und bei vielen Konsumenten
immer dabei. Daher war es für uns besonders spannend,
wie die Kunden den Touchpoint-übergreifenden Ansatz,
also die Vernetzung verschiedener Berührungspunkte,
im Store, annehmen. Die digitalen Bedienelemente dien­
ten hierbei vor allem der Onlinebestellung, wurden aber
längst nicht von allen Kunden genutzt. Gezeigt hat sich,
dass vor allem jüngere Kunden großes Interesse am
Window-Shopping mit QR-Code zeigten.
Metro: „Online goes Offline“ bedeutet vor allem auch
eine adäquate Entsprechung des digitalen Fortschritts in
der Filiale. Von Online­händlern werden Kunden auch im
stationären Raum ein gewisses Maß an technologischer
Unterstützung erwarten. Technologien also, die das La­
dengeschäft nicht ersetzen oder von ihm ablenken, son­
dern solche, die den Einkauf erleichtern und spannend
gestalten. Damit ist eins ganz wichtig: Eingesetzte Technik
muss immer dem Ziel folgen, das Einkaufserlebnis für den
Kunden zu steigern.
Wir hatten das ein oder andere auch in unseren Über­
legungen angedacht, von Beacons bis hin zu weiteren
multimedialen Interaktionsmöglichkeiten. Vieles haben wir
dann aber auch wieder verworfen. Läden sollten nicht
mit zu vielen Dingen überfrachtet werden. In Zeiten des
„Channel Zapping“ geht der Kunde sonst vielleicht über­
fordert aus dem Laden und nutzt seine Zeit anderswo.
Wir berufen uns deshalb immer auf die Stärken des stationären Handels: Kunden können die Ware anfassen,
bekommen die Rückmeldung oder Hilfe eines Store-Mit­
arbeiters und können die Ware in der Regel direkt mitneh­
men. Wir sollten die Wirkung und Funktion dieser Stärken
durch technische Möglichkeiten weiter verbessern und
unterstreichen. Aber es ist klar, dass man dafür auch ex­
perimentierfreudig bleiben muss!
Für den Kaufabschluss wurden dem Kunden
verschiedene Möglichkeiten geboten. Welche
waren das, und wie war die Resonanz (prozentuale Verteilung) der verschiedenen Optionen?
eBay: Neben konventionellen Bezahlmöglichkeiten wie
Barzahlung und EC-Karte hatten Besucher von The Inspi­
ration Store die Möglichkeit, vor Ort im Laden das mobile
Bezahlen per Smartphone und PayPal auszuprobieren.
Dies funktionierte mit der PayPal-App für Android, iOS
und Windows Phone.
Metro: In repräsentativen Umfragen unter deutschen
Konsumenten zeigte sich, dass bei mehr als 50 % der
­Befragten die Bereitschaft besteht, zukünftig im Laden mit
dem Smartphone mobil zu bezahlen. Im Inspiration Store
waren die klassische Barzahlung sowie die Bezahlung mit
EC- und Kreditkarte die am meisten genutzten Zahlarten.
Etwa 10 % der Umsätze wurden über PayPal getätigt. Hier
zeigt sich, dass der Store das volle Potenzial sicherlich
noch nicht ausschöpfen konnte.
62 I Marktteilnehmer – Mieter
Drei Optionen für den Kaufabschluss
1. Kunden konnten Produkte direkt im Laden kaufen.
2. Der Kauf konnte über digitale Displays im und
vor dem Geschäft oder online via Smartphone,
Computer bzw. Tablet erfolgen.
3. Unter www.the-inspiration-store.de und
www.ebay.de konnten Kunden das gesamte So­r­
timent des Stores einsehen, kaufen und sich direkt
nach Hause liefern lassen oder vor Ort abholen.
In die Kooperation brachten alle Projektpartner ihre je­
weilige Expertise ein: die Handels- und Warenkompetenz
der METRO GROUP und ihre Kenntnisse auf dem Gebiet
der Handelsimmobilien, die langjährigen Erfahrungen von,
eBay und PayPal im Onlinehandel und Onlinebezahlungen
sowie den Zugriff auf entsprechende Technologien.
Metro: Die Zusammenarbeit der Projektpartner hat ge­
zeigt, dass Wettbewerber auf bestimmten Feldern er­
folgreich zusammenarbeiten und voneinander lernen
können. Dies bietet sowohl für den stationären als auch
für den Onlinehandel eine Chance. Darüber hinaus hat
das Projekt einmal mehr bestätigt, dass Omnichannel für
die meisten Kunden längst gelebte Realität ist. Der Kun­
de setzt die konsequente Vernetzung aller Kanäle voraus.
Diese Erwartung muss der Handel der Zukunft erfüllen.
Insight Adler
1
2
3
Die Kunden konnten sich die Produkte im Laden nach
Hause liefern lassen bzw. umgekehrt die online bestellten Produkte im Laden abholen. Wie häufig machten
die Kunden von diesen Lieferoptionen Gebrauch?
eBay: Vor allem die Option „Ship from Store“, also das
Liefern von im Laden gekauften Produkten nach Hause,
stieß auf großes Interesse. Insbesondere ältere Kunden
griffen gern auf diesen Service zurück. Im Gesamtüber­
blick wurden trotzdem mehr Produkte gleich mitgenom­
men als nach Hause geliefert. Die Mitnahmequote der
Kunden war vor allem bei tragbaren Produkten hoch.
Welches Fazit ziehen Sie nach dem Projekt, und welche
Erkenntnisse nehmen Sie bzw. die Powerseller mit?
eBay: Das Feedback der teilnehmenden Händler war
durchweg positiv. Auch von den Kunden haben wir tolle
Rückmeldungen bekommen: 6 % der Besucher des We­
serpark besuchten The Inspiration Store, insgesamt rund
45.000 Menschen. The Inspiration Store hat uns eine tolle
Möglichkeit geboten, uns mit Projektpartnern, Händlern
und Kunden zu ihren Erfahrungen und Erwartungen im
Bereich Omnichannel auszutauschen.
2007 vollzog Adler einen Strategiewechsel: Wie
sah dieser aus, und was waren die Hintergründe?
Adler konzentriert sich traditionell auf die Zielgruppe der
über 45-jährigen Frauen, das gesamte Vertriebskonzept
ist konsequent darauf ausgerichtet. 2007 unternahm das
damalige Management den Versuch, die Marke zu verjün­
gen und Marktanteile in der gemeinhin als „werberelevant“
geltenden Gruppe der 14-49-Jährigen zu gewinnen. Dazu
gehörte z. B. auch die Adaption der Passformen auf ver­
stärkt körperbetonte Schnitte.
Rückblickend kann der Strategiewechsel als
missglückt bezeichnet werden. Die Kundenfrequenz und die Umsätze gingen zurück. Was
waren aus heutiger Sicht die Ursachen dafür?
Die neuen Kollektionen entsprachen nicht mehr den Be­
dürfnissen der angestammten Kundschaft. Auch heute ist
es durchaus unser Ziel, bereits jüngere Menschen an die
Marke Adler heranzuführen, z. B. durch die Modernisierung
des Ladenkonzepts und das Angebot externer Marken;
Marktteilnehmer – Mieter I 63
dies geschieht aber nicht auf Kosten der Stammkund­
schaft. Unser Fokus liegt wieder ganz klar auf der Gruppe
der „Best Ager“, die wir als 45+ definieren. Das ist ein ab­
solutes Alleinstellungsmerkmal in der Modebranche. Der
demografische Wandel bestärkt uns in dieser Ausrich­
tung, denn die Altersgruppe der über 45-Jährigen wird in
Zukunft beständig wachsen – und sie zeichnet sich durch
eine hohe Kaufkraft aus.
Adler-Testimonial Birgit Schrowange
2009 leiteten Sie den Turnaround ein. Welche Maßnahmen
vollzogen Sie, um die alten Kunden zurückzugewinnen?
Wir haben uns auf das besonnen, was den Erfolg des Un­
ternehmens schon immer ausgemacht hat und wofür die
Marke Adler seit jeher bekannt ist: qualitativ hochwertige
Mode zu einem günstigen Preis, bequeme Passformen,
große Kabinen, breite Gänge, Ruhezonen mit Sitzgele­
genheiten … Auch der Slogan „Alles passt“ ist in diesem
Zuge entstanden und spiegelt unser Selbstverständnis
konsequent wider.
Auch im Marketing wurde die Rückbesinnung durch
die Ablösung Ihres Testimonials Veronica Ferres
durch Birgit Schrowange deutlich. Warum passte
es mit Veronica Ferres nicht?
An Frau Schrowange schätzen unsere Kundinnen vor
allem ihre Authentizität und Glaubwürdigkeit: Trotz ihrer
hohen Bekanntheit ist Frau Schrowange bodenständig,
sympathisch und nahbar. Sie steht zu ihrem Alter und
bietet eine gute Identifikationsmöglichkeit für die AdlerZielgruppe. Dass sie privat und in der Öffentlichkeit –
natürlich nicht ausschließlich, aber ab und zu – AdlerKleidung trägt, macht sie zur Markenbotschafterin im
ureigenen Sinn.
Ihre aktuelle Werbekampagne wirbt mit der Botschaft „Mode ist für Menschen da – und nicht
umgekehrt“. Was steckt dahinter, und wie setzen
Sie sie in den Produkten um?
Die heutigen Best Ager sind aktive und konsumorientier­
te Menschen, die viel unterwegs sind und Spaß an Mode
haben. Sie geben auch mehr für Kleidung aus als vielleicht
noch vor 20 Jahren. Aber sie haben keine Lust mehr dar­
auf, sich immer neuen Trends zu unterwerfen oder Abstri­
che im Komfort machen zu müssen. Adler hat eine eigene
Schnitt- und Designabteilung, um unsere Kollektionen
optimal auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden
abstimmen zu können.
Welche Maßnahmen setzen Sie zur Kundenbindung ein (Newsletter, Rabatt-/Bonuskarten …)?
Die Adler-Kundenkarte, die neben anderen Vorteilen einen
Rabatt von 3 % bei jedem Einkauf gewährt, ist ein extrem
wichtiges und ausgesprochen erfolgreiches Kunden­
bindungsinstrument: Über 90 % der Umsätze werden
über die Kundenkarte abgewickelt – ein enorm hoher
Prozentsatz, der die große Markentreue und Loyalität
unserer Kundinnen eindrucksvoll zum Ausdruck bringt.
Darüber hinaus gibt es einen regelmäßigen Newsletter mit
Rabatt­aktionen oder verschiedene Gewinnspiele in unse­
ren Printmedien und auf unseren Onlinekanälen. Mit
ihnen erhöhen wir das Involvement und gewinnen natür­
lich auch interessante Erkenntnisse über unsere Kundin­
nen und Kunden. So ließ sich z. B. eine individuelle AdlerAnzeige gestalten, indem Teilnehmer ein eigenes Foto
hochladen und mit einem persönlichen Statement zum
Thema Mode versehen konnten. Die originellsten Ergeb­
nisse wurden prämiert.
64 I Marktteilnehmer – Mieter
Seit einiger Zeit betreiben Sie einen Onlineshop
mit Crosschannelansatz sowie eine Plattform
für große Größen auf Ihrer Homepage. Wie zufrieden
sind Sie mit der Entwicklung?
Ältere oder auch korpulentere Menschen schätzen die
Möglichkeit, Kleidung online zu bestellen und in aller
Ruhe zuhause anzuprobieren. Der Anteil des Onlinever­
triebs am Gesamtumsatz ist bislang noch gering, doch er
wächst beständig. Wichtig ist uns, dass sich stationärer
Handel und Onlinevertrieb nicht kannibalisieren, sondern
gegenseitig befruchten. So können Kunden über unser
Click&Collect-System Ware im Internet bestellen und im
Laden abholen. Die erzielten Umsätze werden dann dem
stationären Handel zugerechnet.
Welche Social-Media-Kanäle bespielen Sie, und
wie regen Sie Ihre „Fans“ zur Interaktion an?
Interessanterweise wird Social Media ja überwiegend mit
jungen Leuten in Verbindung gebracht. Tatsache ist je­
doch, dass auch die Best Ager Spaß daran haben – daher
ist auch Adler in diesem Bereich sehr aktiv. Auf Facebook
regen wir Kundinnen und „Facebook-Freunde“ zu ver­
schiedenen Dialogen über aktuelle Kollektionen („Welches
Outfit gefällt Ihnen besser?“) oder allgemeine Themen mit
Tagesbezug an. Daneben gibt es aber auch unmittelbar
vertriebsfördernde Aktionen wie exklusive Facebook-An­
gebote oder die Ankündigung von Sonderverkäufen und
Aktionen am POS im Facebook-Veranstaltungskalender.
Auf Youtube präsentieren wir aktuelle Clips und „behind
the scenes“-Bewegtbildmaterial. Darüber hinaus gibt
es ein Magazin/Weblog, das sehr intensiv bespielt wird,
z. B. für die Vorstellung von Modetrends, Modeberatung
oder Hinweise auf Aktionen (Angelinas Blog, Birgits Mode
und mehr).
Über das Onlineportal trustedshops.de können Kunden
den Einkauf auf adlermode.com bewerten. Damit zeigen wir,
dass wir uns auch Kritik öffentlich und konstruktiv stellen.
Haben Sie Tools im Einsatz, mit denen Sie die
Kundenzufriedenheit messen? Wie gehen Sie
mit Kundenkritik/Beschwerden um? Welche
Feedbackkanäle bieten Sie den Kunden an?
Eine digitale Kundenzufriedenheitsabfrage über Touch­
pads in jeder Filiale befindet sich gerade in der finalen
Phase des Roll-outs. Die Touchscreens ersetzen den
Marktteilnehmer – Mieter I 65
Papierfragebogen, der den Adler-Kunden bereits seit vie­
len Jahren eine Möglichkeit der Rückmeldung bietet. Das
Feedback, das die Filiale selbst betrifft, wird direkt vor Ort
bearbeitet. Hinweise für Zentralabteilungen werden zur
Bearbeitung bzw. Beantwortung weitergeleitet. Selbstver­
ständlich können Kunden auch telefonisch oder per E-Mail
jederzeit Kontakt zu unserem Kundenservice aufnehmen,
den Adler bewusst inhouse betreibt. Das Facebook-Team
reagiert auf Rückmeldungen in diesem Kanal.
Welche Rolle spielen arbeitsorganisatorische
Abläufe für die Kundenzufriedenheit? Gibt es Schu­l­u ngen der Mitarbeiter auf spezielle Fähigkeiten?
Arbeitsorganisatorische Abläufe spielen bei Adler eine
große Rolle für die Kundenzufriedenheit. Unsere Füh­
rungskräfte in den Modemärkten werden geschult, den
Personaleinsatz für Bedienung und in den verkaufsvor­
bereitenden Tätigkeiten so zu planen und im Alltag zu
organisieren, dass die Anzahl der Verkaufsberater mög­
lichst optimal auf die Kundenfrequenz ausgerichtet ist.
Verkaufsvorbereitende Tätigkeiten wie Bestandsaufnah­
me, Warenverräumung und Dekoration werden in die
Randzeiten gelegt. Flexibilität und die Einstellung auf die
Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden werden in
Verkaufsschulungen von den Geschäftsleitern mit ihren
Teams trainiert.
Insight Quarkerei
Welche Kundenerwartungen, -bedüfnisse und
-wünsche haben Sie erkannt und führten zum
Aufbau des Unternehmens?
Als wir 2009 mit der Quarkerei begonnen haben, wollten
wir mit unseren Quarkbechern eine gesunde Alternative zu
allen üblichen Süßspeisen schaffen. Da wir persönlich viel
Sport treiben, waren wir auch persönlich stets auf eine ge­
sunde, eiweißreiche Ernährung erpicht, deren Erwartungen
wir unterwegs in den Innenstädten nur schwer erfüllen
konnten. So kamen wir auf die Idee der Quarkerei, bei der
sich die Kunden ihre Quarkbecher mit Früchten und Top­
pings komplett selbst zusammenstellen können. Die Zu­
taten werden dabei abwechselnd übereinander geschich­
tet, und um es den Kunden so einfach wie möglich zu
machen, gibt es bei uns keine Aufpreise und fertige Becher
mit eigenen Namen, die sich die Kunden bestellen können,
wenn es mal schneller gehen soll.
Welche Maßnahmen zur Neukundengewinnung
wurden zum Start durchgeführt? Welche werden
heute noch gemacht?
Im Kern geht es darum, die Kommunikation möglichst zu
keinem Zeitpunkt abzubrechen. Da unser Konzept ein­
zigartig, neu und für viele unbekannt ist, gewinnen wir die
Kunden vor allem über eine gute Beratung. Diese beginnt
damit, den Kunden am POS freundlich anzusprechen und
auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die er bei uns hat – ihm
also Hilfe anzubieten. Danach geht es damit weiter, den
Kunden entspannt und freundlich durch den Kaufprozess
zu führen und ihm dabei ständig mit Empfehlungen ent­
gegenzukommen, die ihm die Entscheidung vereinfachen.
66 I Marktteilnehmer – Mieter
Welche Produkte sind bei den Kunden besonders
beliebt, und wie wird der Bedarf für neue Produkte
ermittelt?
Obwohl wir unsere Produktpalette mittlerweile stark erweitert
haben, sind die Quarkbecher bei den Kunden immer noch
am beliebtesten. Der Bedarf an neuen Produkte wird durch
viele eigene Kreationen entwickelt und oft mithilfe unserer
Mitarbeiter im Team abgestimmt, sodass wir sichergehen
können, dass es auch unseren Kunden schmecken wird.
Wie fließen Kundeninformationen in die Produktentwicklung ein?
Die Kunden teilen ihre Wünsche und Bedürfnisse oft direkt
am POS mit oder schicken uns eine Nachricht über die Web­
site. Wenn dann öfter ein Produkt oder eine Veränderung
gewünscht wird, versuchen wir, diese so schnell wie mög­
lich umzusetzen.
Welche Maßnahmen setzen Sie zur Kundenbindung ein (Newsletter, Rabatt-/Bonuskarten …)?
1. Bonuskarten,
2. Facebook-Aktion,
3. hochwertige, wiederverwendbare Löffel.
Unsere Kunden sammeln die Löffel zu Hause und erinnern
sich dabei immer an den Besuch der Quarkerei oder
freuen sich auf den nächsten Besuch.
Welche Social-Media-Kanäle bespielen Sie, und
wie regen Sie Ihre „Fans“ zur Interaktion an?
Wir bespielen aktuell hauptsächlich Facebook mit ge­
wöhnlichen Aktionen. Gelegentlich fragen wir nach Lieb­
lingssorte, -frucht oder -topping und verlosen dann Gut­
scheine unter den Teilnehmern. Daneben beginnen wir
jetzt mit Postings auf Instagram, das gerade für FoodKonzepte besonders interessant ist.
Marktteilnehmer – Mieter I 67
Haben Sie Methoden im Einsatz, mit denen Sie
die Kundenzufriedenheit messen?
Nein, keine speziellen.
können. Selbst bei unberechtigten Kritiken sollte man
sachlich und kundenorientiert antworten. Dem Kunden
muss man zu verstehen geben, dass man sich um sein
Anliegen kümmert und er immer wieder willkommen ist.
Wie gehen Sie mit Kundenkritik/Beschwerden
um? Welche Feedbackkanäle bieten Sie den
Kunden an?
Wir bieten vor allem unseren POS an, an dem dann auch
gerne die Filialleitung direkt Stellung bezieht. Ferner kann
man uns Kritik über unsere Website mitteilen. Onlinean­
fragen beantworten wir meistens innerhalb weniger Stun­
den, und wenn mal was schiefgelaufen ist, verschicken
wir Gutscheine und bitten um eine weitere Chance.
Was sind aus Ihrer Erfahrung Kriterien für
guten Service?
Welche Rolle spielen arbeitsorganisatorische Abläufe für die Kundenzufriedenheit? Gibt es Schulungen der Mitarbeiter auf spezielle Fähigkeiten?
In der Systemgastronomie gilt es immer, den Spagat zwi­
schen Schnelligkeit (also rascher Kundenabfertigung) und
Freundlichkeit zu meistern. Kommunikation und sicheres
Auftreten beim Ausführen der Tätigkeit spielen daher eine
sehr große Rolle. Wenn die Verkäufer es schaffen, sich nett
mit dem Kunden zu unterhalten und gleichzeitig elegant
das Essen so anzurichten, wie es der Kunde wünscht, ist
die Kundenzufriedenheit doch zu 90 % garantiert.
Ein guter Service zeichnet sich durch eine starke Kunden­
orientierung aus. Dabei spielen Schnelligkeit, Freundlich­
keit, Einsichtigkeit und Zuvorkommenheit eine große Rolle.
Am Ende soll der Kunde doch mehrmals wiederkommen,
und daher muss man ihn auch immer wieder begeistern
H
C
S
O
O
O
WO
68 I Marktteilnehmer – Mieter
Insight dinnery.de
Gourmet-Versender eröffnet seinen ersten
Pop-up-Store im Weserpark Bremen
Dinnery.de ist ein Versandhändler für Gourmetspeisen in
Gastronomiequalität. Kunden in ganz Deutschland be­
stellen dort hochwertige Einzelgerichte oder auch ganze
Menüs. Die von professionellen Köchen zubereiteten Ge­
richte werden zum Wunschtermin nach Hause geliefert.
Die Kunden müssen nur noch mit wenigen Handgriffen
die Speisen in ihrer eigenen Küche fertig anrichten. Der
Onlineversender ist seit März 2014 tätig und eröffnet im
September 2015 seinen ersten Pop-up-Store im Ein­
kaufszentrum Weserpark in Bremen.
Ein einheitlicher Markenauftritt – der dinnery.de
Pop-up-Store
Vom 24. September 2015 bis zum 23. Dezember 2015
haben Feinschmecker die Möglichkeit, sich die verschie­
denen Angebote ebenfalls direkt in den Weserpark in
Bremen liefern zu lassen. Herzstück des Projekts ist ein
modularer Pop-up-Store in der Optik einer Gourmetbox.
So nennen sich die in elegantem Schwarz gestalteten
Versandpakete, mit denen dinnery.de die Ware, Kochan­
leitung und Zutatenliste an seine Kunden versendet. Vor
dem Pavillon lassen sich frisch zubereitete aktuelle Ge­
richte probieren, es werden Küchentipps gegeben und
eine Auswahl an Produkten wie beispielsweise Öle und
Weine werden zum Direktverkauf angeboten.
Die online getätigten Bestellungen können – je nach
Wunsch – entweder nach Hause geliefert oder vor Ort
im Weserpark in Bremen abgeholt werden. Die Ver­
braucher nutzen bei der Lieferung in den Weserpark
die sogenannte „emmasbox“ – eine neuartige, gekühl­
te Click&Collect-Abholstation. Darüber hinaus sind alle
Gourmetboxen isoliert und mit Kühl-Akkus ausgestattet.
So wird sichergestellt, dass die Kühlkette während des
gesamten Transports durchgehend eingehalten wird.
Marktteilnehmer – Mieter I 69
Lebensmittel-eCommerce – hohe Kunden­
erwartungen an Frische und Verfügbarkeit
Der Onlinehandel mit Lebensmitteln stellt in Deutsch­
land derzeit noch eine Nische dar. Ein Grund hierfür ist
u. a., dass im Vergleich zum Onlinehandel mit beispiels­
weise Bekleidungs- oder Elektronikartikeln Kunden von
online bestellten Lebensmitteln höhere Erwartungen an
die Verfügbarkeit bestellter Produkte, die Pünktlichkeit
der Zustellung und vor allem die Frische der bestellten
Ware haben. Diesen Ansprüchen zu genügen ist eine
große logistische Herausforderung.
Der dinnery.de Pop-up-Store ist ein zusätzlicher Kon­
taktpunkt für die Kunden, um das Qualitätsversprechen
absoluter Frische und unkomplizierter Zustellung der
Produkte erfahrbar zu machen. Der persönliche Kunden­
kontakt und die Beratung sind in diesem Zusammen­
hang ein erprobtes Instrument des stationären Handels.
Zur Neukundengewinnung und Bestandskundenbindung
profitiert dinnery.de hierbei von der überregionalen Be­
kanntheit des Weserpark, der breiten Besucherbasis so­
wie den hohen Kundenfrequenzen des Centers.
Verkaufsstand
Für das Center ist die stationäre Präsenz eines bis dato
reinen Onlinehändlers eine attraktive Ergänzung des
Mietermixes. Das Projekt ermöglicht es, stationäre Er­
fahrungen mit verschiedenen Bestell- und Liefermög­
lichkeiten im Bereich des kanalübergreifenden Handels
zu sammeln und die Integration des Onlinehandels auch
in die Gestaltung von Einkaufszentren einzubeziehen,
beispielsweise durch die Integration von Click&Collect.
Während der Projektlaufzeit werden die Frequenzen und
Besuchsprofile der Kunden analysiert, um zu untersu­
chen, ob es eine Ausweitung des Einzugsgebietes sowie
weiterführende Cross-Selling-Effekte für andere Center­
mieter geben wird.
70 I Marktteilnehmer – Verbraucher
VERBRAUCHER
Die beiden landen vor
einem Fachmarktzentrum.
Im Center ist jede Menge los ...
Keine Angst, Meccy!
Ich kauf dir auch ein Eis.
Und mach blo nicht wieder
ein Selfie, horst du!
Warte, wenn ich dich
kriege, gibt’s drei
Wochen Internetverbot!
Meccy!?!
OS
CH
Oh, Mann. Das hat mir
gerade noch gefehlt!
o
W
Was? Deine ... ah ... tute
wei , wo der Kompass ist!?
Biep bieeeEeep biep!
Marktteilnehmer – Verbraucher I 71
VERBRAUCHER
Der Verbraucher, das unbekannte Wesen. Das klingt an dieser Stelle fast provokant und ist es auch. Die seit dem Ende des
Kalten Krieges ausgelöste und durch die Digitalisierung ernorm beschleunigte Dynamik in den B2C-Märkten hat u. a.
zu einer Verunsicherung von Herstellern, Händlern und auch der Handelsimmobilienwirtschaft geführt. Die (scheinbar)
­immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen, die Fragmentierung der Geschellschaftsschichten, Konsum- und Medien­
welten scheinen in immer kürzeren Abständen neue Anforderungen zu schaffen. Was sind echte Trends (und nicht nur
kurzfristige Modeerscheinungen) und auf welche muss man reagieren? Wird alles digital – wenn ja, wann und auf welcher
technischen Plattform? Ist der Prosument mehr als nur ein PR-Gag? Werden nach 20 Jahren Unkenrufen zufolge klassische Medien wie TV, Funk und Zeitungen wirklich verschwinden? Die Liste von Fragen ließe sich noch lange fortsetzen.
Der Umgang mit diesen Problemlagen erfordert eine größere Bereitschaft, neue Lösungen zu finden und sie einfach
auszuprobieren. Nach den im vorangegangen Abschnitt vorgestellten Lösungen aus Mietersicht beschäftigt sich dieses Kapitel mit einigen Aspekten der Wünsche der Konsumenten. Es beginnt mit einer kurzen Reflexion, ob der Kunde
König ist, und geht danach nochmals auf das Thema Onlinehandel ein. Bisher wurde noch nicht untersucht, ob es regionale Unterschiede beim Onlinehandel gibt, ob z. B. in allen Metropolregionen Deutschlands ungefähr gleich große
Anteile des Onlinehandels vorhanden sind. Diese und andere Fragen werden in einer Art Werkstattbericht untersucht.
Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend und noch nicht zu erklären.
Danach geht es um die Digitalisierung am POS und die Frage, wie technische Lösungen im Handel integriert werden
können, um letztlich verkaufsfördernd zu wirken. Das Thema wird abschließend am Beispiel dreier Handelsunternehmen verdeutlicht, die sich in Innovationsprozessen zu ausgeprägten und vollintegrierten Multichannelhändlern
entwickelt haben. Dafür haben sie die letztlich künstliche Trennung von On- und Offlinehandel einfach überwunden.
Der Kunde ist König –
gültige Redensart oder
Holzweg?
Handelsunternehmen sind heute hin- und hergerissen,
welchen der vielen möglichen Projekte zur Steigerung
der Kundenbindung und -zufriedenheit sie Zeit, Ressourcen und Kapital widmen sollen. Erwartet der moderne
Kunde, wie ein König oder wie ein Freund behandelt zu
werden? Was gehört dazu? Multi- oder Omnichannel?
Big Data? Soziale Netzwerke? Indirekte Touchpoints?
Volle Digitalisierung, Automatisierung oder Individualisierung? Walk-in Webshops? Total retail integration?
Barrierefreier Service? Taggleiche Lieferung? Der günstigste Preis, Innovator oder Disruptor?
Eigentlich ist es gar nicht so schwer: Der Kunde will zu
jeder Zeit beste Informationen, verfügbare Produkte, guten Service ohne Zeitverlust, den einfachen und unein-
geschränkten Wechsel zwischen der realen und virtuellen Welt, mal selbst abholen, mal schnelle Lieferung,
Entspannung und Verweilqualität, attraktive Preise, hier
und da ein Erlebnis, die Lösung von Problemen etc.
Diese Auflistung ließe sich noch endlos fortsetzen. Es
empfiehlt sich, den Kunden nicht auf einen plüschigen
Thron aus rotem Samt zu setzen, sondern ihm einen
bequemen Platz an der Seite des Händlers anzubieten,
wo er sich wohlfühlt und wo sie ihm auf Augenhöhe begegnen. Es spricht viel für den Ratschlag „Mache deinen
Kunden zum Freund“, denn dadurch reduzieren sich viele
Schwierigkeiten sehr schnell. Der bekannte Ausspruch,
dass man um Kunden werben muss, aber nicht um
Freunde, stimmt sicher. Auch ist es viel einfacher, einen
Freund um etwas Nachsicht zu bitten, wenn etwas einmal nicht gut geklappt hat.
Dazu muss man den Kunden aber erst einmal kennenlernen. In den meisten Läden ist der Kunde jedoch ein
anonymes Wesen, wenn er die Verkaufsfläche betritt.
Direkt verfügbare Kundendaten würden es an vielen
72 I Marktteilnehmer – Verbraucher
Stellen erleichtern zu wissen, wen man vor sich hat.
Oft wird das aber erst beim Bezahlen erkannt, dann ist
es allerdings viel zu spät. Hier können künftig BeaconTechnologien helfen, den Kunden zu identifizieren und
seine Bewegungsmuster zu verstehen. Big Data verhilft
aber nachweislich auch bei der Warendisposition und
beim Personaleinsatz zu mehr Effizienz. Aktuelle Studien von globalen Beratungshäusern zeigen auf, dass mit
vollem Einsatz von Big Data und der Vernetzung mit den
Sozialen Medien die Nachsteuergewinne um über 50 %
steigen.
Das Problem der riesigen Datenmengen ist allerdings,
dass der Großteil aller Daten in einer Form vorliegt, die
nicht einfach verarbeitet werden kann. So kommt es
denn auch, dass zwar neun von zehn Managern sagen,
sie empfänden Big Data als wichtiges Werkzeug, aber
nicht einmal zwei von zehn Managern können bestätigen, dass sie es erfolgreich anwenden. Walmart wertet
stündlich rund 50 Mio. Kundendaten aus, auch FacebookKommentare gehören dazu. Der amerikanische Handelskonzern erkennt damit frühzeitig, was seine Kunden diskutieren, was sie bewegt und welche Trends aufkommen.
Das ist Augenhöhe und nicht verstaubtes Dienen.
Die Reaktion auf aufkommende Trends oder sich verändernde Kundenbedürfnisse erfordert bei den Unternehmen Flexibilität und die Bereitschaft zu Innovationen.
Innovation setzt voraus, dass man sich trauen muss, die
Umklammerung von Altem zu lösen, um die Hände frei
zu haben. Dazu gehört auch ein Kulturwandel, der oft
noch nicht umgesetzt ist. Mitarbeiter benötigen einen
klar definierten Freiraum, in dem sie experimentieren
können und in dem Fehler als Lernschritte verstanden
werden. Ist die Angst vor dem Scheitern an Bord, wird
es keine frischen und mutigen Ideen geben, sondern
nur leicht angepasste Abwandlungen von dem, was den
Vorgesetzten bekannt ist.
Das Fazit: Man muss die Kunden mit ihren Wünschen
ernster nehmen als die eigenen Produkte!
Man sollte sich ehrlich für die Bedürfnisse seiner Kunden
interessieren und ihnen ein gutes Einkaufserlebnis bescheren. Zusätzlich sollte man jedem Kunden das Gefühl
geben, sich zu 100 % um ihn zu kümmern, und vermeiden, ihm zu erklären, warum etwas nicht geht. Dann wäre
man schon besser als 95 % der anderen Anbieter.
Verbrauchertrends –
regionale Onlineaffinität
Mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets sind
zum ständigen Begleiter der meisten Verbraucher geworden. Studien belegen: Im Durchschnitt nutzen die
Menschen 33-mal am Tag ihre Mobilgeräte, 66 % lassen
sich von ihrem Smartphone wecken und 75 % der Nutzer nutzen ihr Handy auch auf der Toilette, u. a. auch, um
online einzukaufen. Laut weiterer Analysen haben 64 %
aller deutschen Internetnutzer bereits mindestens einmal
ein Buch online gekauft.
Beim Shoppen verknüpfen die Verbraucher von heute
Offline- und Onlinekanäle und fühlen sich so vermeintlich immer besser informiert. Dank des mobilen Internets
sind sie immer „verbunden“. Das heißt, sie haben ständig
Zugriff auf alle Produktinformationen, können aktiv Preise
vergleichen, in sozialen Netzwerken Bewertungen abgeben und einsehen und möchten das Gesuchte schnell
Marktteilnehmer – Verbraucher I 73
bekommen. Der „neue Kunde“ besucht die Website eines Händlers, während er gleichzeitig im Laden einen
Verkäufer konsultiert. Er recherchiert online und holt zusätzlich die Meinung von Dritten ein, weiterhin nutzt er
sein Smartphone zur Produktrecherche und befragt auch
noch Familie, Freunde und Bekannte zu dem jeweiligen
Produkt. Dadurch fühlt sich der Konsument – obwohl
vielleicht manchmal irrtümlich – immer sicherer in seiner
Wahl. Er nutzt neue Informationen und Wege, um Dinge
zu finden. Er glaubt mehr denn je an seine Kaufentscheidungen und findet, dass es nie einfacher war, das richtige Produkt zum richtigen Preis zu finden.
Hypothesen
Wir unterstellen, dass sich die Affinität zu Onlinekäufen
beispielsweise nicht nur aus der Soziodemografie, sondern auch aus dem regionalen Kontext speist.
Hypothese 1:
a) D ie Bevölkerung, die auf dem Land wohnt, kauft mehr
Produkte online ein, da wohnortnah weniger stationäres Angebot vorhanden ist als in größeren Städten. Die
örtlichen Angebotsdefizite können damit durch den
eCommerce kompensiert werden.
b) Im Gegensatz dazu kaufen Großstädter weniger Produkte online, aufgrund der stationären Angebotsvielfalt.
Die mobilen Endgeräte sind damit zu einem wichtigen
Kontaktpunkt für den Handel geworden.
Das mobile Shopping findet tendenziell eher außerhalb
der Ladenöffnungszeiten statt – beim Frühstück, in der
U-Bahn, abends auf dem Sofa. Der Onlinehandel ist zudem ein geografisch nahezu unbegrenzter Absatzmarkt.
Natürlich nutzen nicht alle Konsumenten diesen ortsund zeitunabhängigen Markt gleichermaßen. Nach wie
vor gibt es viele „Onlineverweigerer“. Dass Massenphänomene nie alle Verbraucher erreichen, zeigt beispielsweise ein Vergleich mit der Nutzung von TV-Geräten. Bis
heute gibt es Personen, die bewusst auf einen Fernseher
in der Wohnung verzichten. Auch dem Onlinehandel sind
hinsichtlich der verschiedenen Zielgruppen, z. B. gegliedert nach Alter, Einkommen oder Konsumententypen,
gewisse Grenzen gesetzt. Trotzdem konnte der Onlinehandel in seiner Wachstumsphase 2009 bis 2014 jährlich
um durchschnittlich 21 % wachsen.
Hypothese 2:
a) Die Bewohner von Großstädten sind internetaffiner als
die Bewohner in ländlichen Gebieten, da sie über ein
höheres Einkommen verfügen und gleichzeitig aber
auch weniger Zeit haben, sodass sie die vermeintlichen Zeitersparnisse der Onlinebestellung nutzen.
b) Die Bevölkerung in der Großstadt ist onlineaffiner, da
sie generell durch mehr stationäres Angebot eher offen und konditioniert auf materielle Güter ist. Das vielfältige stationäre Angebot in den Großstädten schafft
eine Nachfrage, die in diesem Ausmaß nicht bei der
Bevölkerung auf dem Land vorhanden ist, sodass hier
als Hypothese unterstellt wird, dass Einwohner in ländlichen Gegenden weniger materielle Güter benötigen.
c) Ferner sind Großstädter Trendsetter, die über das Internet innovative und Nischenprodukte kaufen, die der
stationäre Handel ihrer Stadt (noch) nicht führt. Der
Trend zur Betonung der Individualität ist dabei Wachstumstreiber für den eCommerce.
Wer aber kauft online ein? Gibt es hinsichtlich der Online­
affinität der Konsumenten regionale Unterschiede bei
der Marktdurchdringung, die sich verallgemeinern lassen? Kaufen beispielsweise Großstädter öfter im Internet
ein als die ländliche Bevölkerung?
d) D agegen haben die Kunden in ländlichen Gebieten
höhere Kundenloyalitäten gegenüber dem stationären
Handel, da sich oftmals über Generationen hinweg
tradierte Kundenbeziehungen aufgebaut haben.
Ist wirklich die räumliche Verteilung der Kunden ausschlaggebend für die Onlineaffinität, oder sind es nicht eher
sozio­ökonomische Parameter wie z. B. Alter, Bildung, Einkommen, die auch die Wahl des Wohnorts beeinflussen?
Prägt die Verfügbarkeit der Waren die Inanspruchnahme
des eCommerce, oder sind es vielmehr die Konsumenten
selbst, beeinflusst durch ihre soziale Charakterisierung
(Weltoffenheit etc.)?
Methodik
Es wurde eine umfassende quantitative und qualitative Analyse der GfK Verbraucherpanels durchgeführt,
um die genannten Hypothesen verifizieren oder falsifizieren zu können. In den Verbraucherpanels werden
von mehr als 20.000 Haushalten in Deutschland sämtliche Einkäufe, online wie offline, erfasst. Aufbauend
auf den umfassenden, ­langjährigen Erkenntnissen
74 I Marktteilnehmer – Verbraucher
zum Konsumentenverhalten aus dieser einzigartigen
Primär­datenquelle können räumliche Nachfragemuster
analysiert werden.
Onlineausgaben einzelner Altersgruppen
Prozent des
Nettoeinkommens
20 %
Es gibt bereits Studien zum eCommerce, die den Verbraucher in den Mittelpunkt stellen, d. h. sich detailliert
mit dem Konsumentenverhalten beim Onlinehandel auseinandersetzen.
Der räumliche Bezug, also wo diese Konsumenten leben und ob ihr Wohnumfeld ihre Onlineausgaben beeinflussten, wurde jedoch bislang noch wenig erforscht.
15 %
10 %
5 %
Deshalb steht der Verbraucher unter Berücksichtigung
des räumlichen Bezugs im Fokus unserer Untersuchung.
0 %
29 Jahre
und jünger
30–39
Jahre
40–49
Jahre
50–59
Jahre
60–69
Jahre
älter als
69 Jahre
An dieser Stelle soll jedoch vorweg angemerkt werden,
dass es sich bei dieser Analyse um einen ersten Annäherungsversuch handelt, bei dem noch nicht alle angeführten Hypothesen beantwortet werden können. Um
diesem Anspruch zu genügen, werden künftig weitere
Analysen durchgeführt.
60-69-Jährigen kommen auf lediglich 8,4 %, die Über70-Jährigen sind mit 3,9 % weit abgeschlagen.
Ergebnisse – Sozioökonomie
Teilt man alle deutschen Haushalte anhand des Alters
des Hauptverdieners der Haushalte in sechs Gruppen,
so geben erwartungsgemäß die unter 30-Jährigen mit
17,7 % anteilsmäßig am meisten online aus, gefolgt von
den 30-39-Jährigen mit 16,7 %. Wenngleich dies zu
erwarten war, ist die Diskrepanz zu den älteren Jahrgängen dennoch überraschend. Zwar ist viel über Silver Surfer zu lesen, doch die Analyse der Onlineausgaben nach sozioökonomischen Merkmalen zeigt: Silver
Surfer sind bis dato eher die Ausnahme als die Regel,
wenn es um den Einkauf über das Internet geht. Die
Der Umstand, dass jüngere Arbeitnehmer tendenziell auch geringere Einkommen haben, geht Hand in
Hand damit, dass einkommensärmere Haushalte einen hohen Anteil online ausgeben. Aber auch die sehr
kaufkräftigen Haushalte haben einen weit überdurchschnittlichen Anteil an Onlineausgaben. Dieser u-förmige Verlauf (siehe Grafik rechts) spiegelt zudem die
unterschiedlichen Käufertypen wider: Personen mit
sehr geringen Einkommen nutzen die zum Teil vorhandenen Preisvorteile im Internet, Personen mit höheren
Einkommen die mit dem Onlineeinkauf häufig verbundene Zeitersparnis.
Onlineausgaben nach Haushaltsgröße
Onlineausgaben von Einzelpersonenhaushalten
13 %
5,9 %
Weniger onlineaffin,
je größer der Haushalt
Quelle: GfK
Quelle: GfK
17,8 %
8,8 %
Bei Einpersonenhaushalten geben
Männer online deutlich mehr aus
Marktteilnehmer – Verbraucher I 75
Onlineausgaben der Haushalte nach Einkommen
Prozent des
Nettoeinkommens
14 %
Haushalte mit sehr geringen und
sehr hohen Nettoeinkommen weisen
hohe Onlineausgabenanteile auf
13 %
12 %
11 %
10 %
9 %
bis 500
1.000 Euro
2.000 Euro
3.000 Euro
5.000 Euro
und mehr
Quelle: GfK Consumer Panel 2014
Ebenso hat die Familienstruktur einen Einfluss darauf,
wie hoch der Onlineanteil der Ausgaben ist: Mit wachsender Größe des Haushalts sinkt der Anteil der Onlineausgaben. Ferner spielt auch das Geschlecht eine
große Rolle: So haben beispielsweise Männer in Einpersonenhaushalten mit 17,8 % einen doppelt so hohen Onlineausgabenanteil wie Frauen (8,8 %).
Diese auf repräsentativen Primärdaten basierenden Erkenntnisse sind Beleg für das, was in der Handelslandschaft bereits absehbar ist. Sichtbar wird dies am Beispiel von preisgünstigen Young-Fashion-Anbietern, die
von der ausgeprägten Onlinedynamik bei ihrer jungen
Zielgruppe besonders stark betroffen sind. Der Wettbewerbsdruck aus dem Internet nimmt speziell für diejenigen Young-Fashion-Händler zu, die selbst keine ausgereifte Omnichannel-Strategie verfolgen und zugleich auf
der Fläche angreifbar sind. Category Killer wie Primark
verengen den Spielraum für Young-Fashion-Anbieter
ohne Omnichannel-Angebot zusätzlich.
Ergebnisse – Regionalisierung
Um mögliche Stadt-Land-Unterschiede herauszustellen,
wurden die Ergebnisse mit Geomarketingsoftware in einen
räumlichen Bezug gesetzt und anhand von zwei räumlichen
Typologien ausgewertet: Anhand der Einteilung zu Regiotypen und Metropolregionen können so unterschiedliche
Onlineaffinitäten von Konsumenten in einer räumlichen
Dimension dargestellt werden. Eines vorweggenommen:
Neben der sozioökonomischen lassen sich bei der räumlichen Analyse auch starke regionale Unterschiede erkennen.
Metropolregionen
Basierend auf der Bevölkerungsdichte im Umfeld (Standortattraktivität) und der lokalen Bebauungsstruktur wur­
den Gemeinden zu städtischen Agglomerationen (Metropolregionen) zusammengefasst. Es ergeben sich ins­
gesamt deutschlandweit 10 Metropolregionen: Berlin,
Bre­men, Dresden, Frankfurt-Stuttgart, Hamburg, Hanno­
ver, Rhein-Ruhr, Leipzig, München und Nürnberg. Die
Daten jener Probanden, die in einer dieser Metropol­
regionen leben, wurden anonymisiert ausgewertet, um
den Onlineanteil der Non-Food-Ausgaben von Großstädtern in den einzelnen Metropolregionen sowie im
Vergleich zur restlichen Bevölkerung zu analysieren.
Die Auswertung zeigt zum einen sortimentsabhängige
Schwankungen bei den Onlineausgaben aller Einwohner von Metropolregionen und zum anderen eine unterschiedlich stark ausgeprägte Onlineaffinität innerhalb
der einzelnen Metropolregionen.
76 I Marktteilnehmer – Verbraucher
Onlineaffinität | Index der Metropolregionen in den Gemeinden (100 = Bundesdurchschnitt)
Index 86,5: Hamburg
Index 95,5: Bremen
Index 104,3: Hannover
Index 88,8: Nürnberg
Index 99,9: München
Index 105,5: Frankfurt–Stuttgart
Index 94,7: Rhein/Ruhr
Index 101,1: Leipzig
Index 118,7: Berlin
Quelle: GfK
Marktteilnehmer – Verbraucher I 77
Onlineaffinität | Index der Regiotypen
Index 95,0: Ober-/Mittelzentrum mit dicht besiedeltem Umland
Index 103,4: Ober-/ Mittelzentrum mit ländlichem Umland
Index 95,6: Sonstige Gemeinden mit dicht besiedeltem Umland
Index 106,9: Sonstige Gemeinden mit ländlichem Umland
Index 97,6: Ballungsraum
Gemeindefreie Gebiete
Index 101,9: Großstadt
Quelle: GfK
78 I Marktteilnehmer – Verbraucher
Die Bewohner außerhalb der Metropolregionen haben
durchschnittliche Onlineausgaben.
Differenzenprofil für die Warengruppe Bekleidung /
Schuhe / Lederwaren
Durchschnitt Deutschland
Berlin hat von allen Metropolregionen mit 118,7 den
höchsten Index-Wert, d. h. die Hauptstadtbewohner haben von allen Großstädtern die höchsten Onlineausgaben. Hingegen geben die Einwohner von Hamburg am
wenigsten im Internet aus. Woran dies liegt, lässt sich
zum jetzigen Stand der Analyse noch nicht stichhaltig
belegen, sodass vorerst nur Vermutungen angestellt
werden könnten oder weitere Forschung notwendig ist.
Auf Spekulationen wird an dieser Stelle verzichtet, auch
wenn das etwas unbefriedigend ist.
Regiotypen
Basierend auf einer amtlichen Klassifikation des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung sowie
Berechnungen zur Bevölkerungsdichte können sechs
verschiedene Regiotypen bestimmt werden, anhand derer hinsichtlich der Regionalität sowie Zentralität beurteilt werden kann, ob ein Standort in einem Ballungsraum
oder im rein ländlichen Gebiet liegt. So entfällt auf jede
Gemeinde in Deutschland je nach Ausprägung einer der
folgenden Regiotypen, für die detailliert die Onlineausgaben anonymisiert ausgewertet werden können:
– Ballungsraum,
– Großstadt,
– Ober-/Mittelzentrum mit dicht besiedeltem Umland,
– Ober-/Mittelzentrum mit ländlichem Umland,
– sonstige Gemeinden mit dicht besiedeltem Umland
– und sonstige Gemeinden mit ländlichem Umland.
Die Analyse der Regiotypen zeigt beispielsweise im Segment Bekleidung/Schuhe/Lederwaren, dass Einwohner
von Ballungsräumen, Großstädten und Ober-/Mittelzentren mit dicht besiedeltem Umland, die alle mindestens
20.000 Einwohner haben, weniger online für Bekleidung/
Schuhe/Lederwaren ausgeben, als die Einwohner der
Ober-/Mittelzentren mit ländlichem Umland, sonstige
Gemeinden mit dicht besiedeltem Umland und sonstige
Gemeinden mit ländlichem Umland mit unter 20.000 Einwohnern. Dieses Ergebnis könnte damit begründet werden, dass beim Sortiment Bekleidung/Schuhe/Lederwaren, als einem der Onlinesortimente der ersten Stunde,
bereits erste Anzeichen einer Trendverlangsamung bzw.
erste Sättigungstendenzen beim Onlinekauf bestehen,
die bei Großstädtern überdurchschnittlich auftreten, da
in den Großstädten das stationäre Angebot besonders
vielfältig ist. Dazu kommt, dass Reaktionen der stationä-
Ballungsraum
-7,0
Großstadt
-3,1
Ober-/Mittelzentrum mit dicht
besiedeltem Umland
-12,7
1,3
Ober-/Mittelzentrum mit
ländlichem Umland
0,2
Sonstige Gemeinden mit dicht
besiedeltem Umland
Sonstige Gemeinden
mit ländlichem Umland
19,3
Indexwerte
-30
-20
-10
0
10
20
30
40
50
Quelle: GfK
ren Händler auf den Wettbewerb durch den Onlinehandel stetig zunehmen werden. Vielerorts haben stationäre Händler mit einer Verbesserung der Ladengestaltung
und Erhöhung des Einkaufserlebnisses am Point of Sale
reagiert. Dieser Trend hat zunächst in den Großstädten
eingesetzt und wird sich auch auf die anderen Regio­
typen ausweiten.
Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Alter, die
Höhe des Einkommens sowie die Familienstruktur Einfluss haben auf die Summe der Onlineausgaben eines
Konsumenten. Es lassen sich zwar starke regionale Unterschiede bezüglich der Onlineausgaben erkennen, die
zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht stichhaltig erklärt werden können. Warum beispielsweise die Bewohner
der Metropolregionen so unterschiedlich stark ausgeprägte Onlineaffinitäten aufweisen, ist in weiteren Analysen zu
eruieren.
Wichtig ist aber schon jetzt die generelle Erkenntnis,
dass der räumliche Bezug einen Einfluss auf das Onlinekaufverhalten zu haben scheint.
Marktteilnehmer – Verbraucher I 79
Digitalisierung im Center
und am POS –
Technologien unterstützen
den Einkaufsprozess und
binden Kunden
Kundenorientierung erfordert auch von Fachmarktzentren und Fachmarktorientierten Shopping Centern, für
die bei ihnen einkaufenden Verbraucher relevante Services und Medien bereitzustellen. Dabei ist die Maxime
nicht, das technisch Mögliche voll auszureizen, sondern
diejenigen Technologien auszuwählen, die auf relevante
Information, das Einkaufserlebnis, eine höhere Kundenzufriedenheit und letztlich die Bindung des Kunden an
ein Center einzahlen.
Unter den Stichworten „Digitalisierung von Einkaufszentren“ und „Digitalisierung des POS“ werden heute
Aktivitäten zusammengefasst, die den Einsatz neuer
Technologien auch auf der Ebene der Immobilienplattform Fachmarktzentrum bzw. Fachmarktorientiertes Shopping Center (Hybride)
und auf der Ebene der jeweiligen
Mietereinheit des Einzelhändlers beschreiben. Während
die letzten Jahre vor allem
durch einen strategischen und
operativen Findungsprozess und
das Prinzip „Versuch und Irrtum“ geprägt waren, kristallisieren sich nunmehr
erste Technologien und Services heraus, die
vom Kunden wirklich angenommen (und bleiben) werden.
jetzt auch in Fachmarktorientierten Shopping Centern
angewendet werden. Welche erfolgreichen Technologien
bzw. Services können transferiert und von Fachmarktzentren oder Hybriden angeboten werden, weil sie nicht
nur eine kostentreibende Spielerei sind?
Zum Pflichtrepertoire gehört schon heute auf jeden Fall
die Präsenz des Centers im Internet – und zwar nicht nur
in einer Desktop-Variante, sondern auch in einer Version,
die für mobile Endgeräte optimiert wurde. Denn aktuelle
Besucherbefragungen und Studien zeigen immer wieder,
dass das Smartphone zum ständigen Begleiter der Kunden geworden ist und maßgebliche Informationsabfragen
(z. B. Marken, Öffnungszeiten, Events) darüber laufen.
Das Smartphone ist also ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Verbraucher und dem Center geworden.
Daher erwarten Kunden langsam auch, dass sie (über
Mobilfunkverstärker im Center) zumindest in Fachmarktorientierten Shopping Centern jederzeit eine funktionierende, leistungsfähige Mobilfunkverbindung in
ihrem jeweiligen Netz haben. Diese wird
bestenfalls noch ergänzt durch freies WLAN im Center, sodass
auch Smartphone-Nutzer
ohne Datenflatrate jederzeit
unbeschwert Mehrwertdienste
wahrnehmen können.
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Berufstätige haben häufig Schwierigkeiten, eigene Onlinebestellungen entgegenzunehmen. Ein Vorteil von Fachmarktzentren besteht darin, als Standort für den
Wocheneinkauf regelmäßiger Anlaufpunkt für die
Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs zu sein.
Daher könnten sich zentrale Abholstationen der Mieter
künftig etablieren. Perspektivisch wäre auch zu prüfen,
ob Ausgabepunkte großer Logistikunternehmen Fachmarktzentren als Stützpunkte nutzen können. Dies könnte dann ernst werden, wenn Logistikunternehmen z. B.
vor Ort für die Händler auch die Ware konfektionieren
oder vom Händler vor Ort konfektionierte Ware einfach
übernehmen können, um das Versprechen der „Same
day delivery“ zu erfüllen.
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Technologien auf Centerebene
Die Nutzung digitaler Medien durch die Verbraucher ist
ein Fakt, dem auch die Betreiber von Fachmarktzentren
und Hybriden Rechnung tragen müssen. Seit einigen
Jahren läuft ein interessanter Technologie-Ausleseprozess, der bis zum heutigen Tage anhält.
Gerade Fachmarktorientierte Shopping Center treten mit
dem Versprechen an, „das Beste aus zwei Welten“ zu
sein, der Welt der Fachmarktzentren und der der Shopping Center. Da verwundert es nicht, dass Technologien
und Services, die für Shopping Center erprobt wurden,
Die Weiterentwicklung von Fachmarktzentren zu Fachmarktorientierten Shopping Centern bedeutet auch, die
80 I Marktteilnehmer – Verbraucher
Atmosphäre zu verbessern und die Aufenthaltsqualität
zu steigern. In Shopping Centern zeigt sich, dass interaktive Spiele für Kinder nicht nur angenommen werden,
sondern auf subtile Art und Weise zur Loyalität und Kundenbindung beitragen. Davon können auch Hybride profitieren, da sich Kunden dort länger aufhalten und den
Mehrwert zu schätzen wissen dürften.
Technologien auf der Ebene der Mieter
Die Mieter in Fachmarktzentren haben sich in den letzten
Jahren nicht nur mit den digitalen Technologien befasst,
sondern zum Teil auch zu echten Multichannel-Händlern
weiterentwickelt. Sie setzen also neue Technologien auf
ihrer Fläche z. B. für ergänzende Informationen zu Produkten, für die Individualisierung der Kundenansprache
oder für innovative Zustell- und Lieferdienste ein.
Auch hier beginnen die Bemühungen der Einzelhändler damit, alle wichtigen Informationen auf die Homepage zu bringen und mit einer mobilen Website auch
die Smartphone-Nutzer abzuholen. Dabei zeigt es sich,
dass nicht zwingend ein eigener Onlineshop notwendig
und gewünscht ist. Sehr viel stärker werden Informationen zu Marken, Events und Öffnungszeiten abgefragt
und erwartet.
Viele Einzelhändler haben sich entschieden, über eine
eigene App, gerne auch in Kombination der App mit der
sogenannten Beacon-Technologie, die Kunden gezielter
und individualisierter anzusprechen. Beim Eintreten in
den Store erhalten sie beispielsweise aktuelle Angebote
und personalisierte Vorschläge, die auf Grundlage der
bisherigen Kaufhistorie gemacht werden. Das Smartphone wird dabei zur Schnittstelle zwischen Händler
und Kunden. Der Händler profitiert dabei vom höheren
Involvement dieser Kunden.
Noch dazu kann er räumliche Bewegungsprofile im Laden identifizieren und die Anordnung der Sortimente im
Lokal wirkungsvoll optimieren. Händler sind damit heute
schon in der Lage, nicht nur die Frequenz und die Konversionsrate zu messen, sondern in völlig neue Formen
der Marktforschung und Angebotsoptimierung vorzudringen. So können Händler z. B. durch Bewegungsprofile die Laufwege der Kunden ermitteln und ihren Ladenbau kundenorientiert verbessern.
Insbesondere bei der wichtigen Frage der Personalisierung von Angeboten spielt die Erkennbarkeit der Kunden eine wichtige Rolle. Während die Identifizierung in
der Vergangenheit vor allen Dingen über eine physische
Kundenkarte lief, haben sich verschiedene Dienstleister
auf die praktische Bündelung dieser Kundenkarten über
eine Smartphone-Anwendung spezialisiert. Diese Entwicklung könnte sich fortsetzen, sodass die Identifizierung künftig über die in die App integrierte Kundenkarte
oder die allgemeinen Kundenkarten-App passieren wird.
Ein wichtiger, wirksamer Einsatzzweck bei Technologien findet im Bereich der aktiven Verkäuferunterstützung
statt. Handhelds und mobile Computer mit berührungsempfindlichen Bildschirmen erlauben den Verkäufern,
dem Kunden „auf Augenhöhe“ zu begegnen, zusätzliche
Informationen zu liefern, Bestellhistorien einzusehen,
noch qualifizierter zu beraten und im Laden nicht vorrätige Produkte direkt für die Lieferung in den Store oder
nach Hause zu bestellen. Ziel dabei ist, die Asymmetrie
zwischen Verkäufer und Kunden zu beseitigen.
So wie das Smartphone im Rahmen der Produktrecherche und Information heute nicht mehr wegzudenken ist,
könnte es künftig auch im Bezahlprozess noch stärker
eingesetzt werden. Insbesondere die Möglichkeit, z. B.
mit Apple Pay, Yapital und anderen Zahlungsdienstleistern kontaktlos und unkompliziert die Rechnung begleichen zu können, wird sicherlich mittelfristig wichtiger
werden. Hürden auf diesem Weg sind u. a. fehlende Industriestandards, Wettbewerb durch NFC (Near Field
Communication) bei tradierten Zahlungsmitteln wie ECoder Kreditkarten sowie mögliche Sicherheitsbedenken.
Marktteilnehmer – Verbraucher I 81
Der Anfang ist gemacht, mobile Anwendungen
weiter auf dem Vormarsch
Diese verschiedenen Beispiele zeigen, dass heute eine
Reihe von Technologien zur Verfügung stehen, die sowohl auf der Ebene der Immobilienplattform des Centers
als auch auf der Fläche des Mieters zu mehr relevanter
Information, Erlebnis und Bequemlichkeit beitragen. Dabei passt nicht jede Technologie zu jedem Standort – jedes Center und jeder Mieter benötigt ein spezifisches Set
an Services.
Insbesondere die rasante Durchdringung und Akzeptanz der Smartphones macht neue Dienste möglich, die
auch weiterhin nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“
getestet, akzeptanzgeprüft – und bestenfalls multipliziert
werden. Insofern ist die „technische Aufrüstung“ des
Centers und des POS nie abgeschlossen, sodass bei Refurbishments künftige technische Anforderungen bereits
rechtzeitig antizipiert werden müssen.
Best Practices aus
Kundensicht:
erfolgreiche Einzelhändler
mit serviceorientierten
Zusatzangeboten
Was macht erfolgreiche Einzelhändler aus? Womit lässt
sich bei den Kunden punkten? Im Kern geht es um mehr
Service und Bequemlichkeit, differenziertere Informationen zu Produkten, eine noch größere Auswahl und
künftig um personalisierte Angebote. Erfolgreiche Einzelhändler setzen hier Maßstäbe, darunter auch eine Reihe
von Fachmarktbetreibern. Vorgestellt werden hier Conrad Electronic, Hervis Sport und Rose Bikes.
Conrad Electronic
Das vor knapp 100 Jahren in Berlin gegründete Unternehmen ist ursprünglich als Katalogversender gestartet.
Der Conrad Printkatalog mit deutlich mehr als 1.000 Seiten wurde in den ersten Jahrzehnten der Unternehmensgeschichte für Technikfans zum unverzichtbaren Standardwerk. In den 1950er-Jahren eröffnete Conrad die
ersten Elektronikfachmärkte. Heute bestehen 25 dieser
Standorte, die zentral vom Unternehmenssitz in Hirschau
in der Oberpfalz gesteuert werden. Die zentrale Steuerung war vorteilhaft, als in den Zeiten des Wandels auch
die Weichen für den eCommerce bei Conrad gestellt
werden mussten.
Inzwischen gelten nicht nur der Onlineshop, sondern
auch die Multichannel-Innovationen von Conrad am POS
als Benchmark in der Unterhaltungselektronikbranche.
Conrad gilt also als Vorbild, das in einer wettbewerbsintensiven Branche die Verzahnung der Kanäle besonders
gut meistert. Was leistet das Unternehmen, welche Innovationen sind beobachtbar?
Geht man vom Ursprung aus, dem Printkatalog, so
wurde auf diesen im Privatkundengeschäft inzwischen
komplett verzichtet. Lediglich in einigen Marktnischen,
wie dem Modellbau und im Geschäftskundenbereich,
spielen Printkataloge für Conrad noch eine Rolle. Stattdessen ist der Conrad Onlineshop mit mehr als 600.000
Artikeln als Leitmedium in den Mittelpunkt getreten.
Kanalübergreifender Schlüssel, um jeden Kunden auf
jedem Kanal eindeutig identifizieren zu können, ist die
82 I Marktteilnehmer – Verbraucher
Conrad
Quelle: Conrad Electronic SE
Conrad Kundenkarte. Sie erlaubt die klare Zuordnung aller Transaktionen zu den einzelnen Kunden, sowohl im
Onlineshop als auch in der Filiale.
In der typischen, bis zu 2.000 m² großen Filiale sind
selbst die Verkaufstische seit einigen Jahren mit TabletPC bestückt, die automatisch zusätzliche
Informationen zu demjenigen Produkt anzeigen, das vom Kunden
gerade betrachtet wird. Die unterschiedlichen Sortimentsthemen sind am POS noch stärker
gegliedert und mit Serviceterminals ausgestattet. An diesen Serviceterminals werden der Conrad
Onlineshop und relevante Onlineinformationen ganz selbstverständlich in die Beratung
miteinbezogen.
rater ergänzende Beratungsleistungen anzubieten. Folgerichtig ist Conrad in der Lage, Filialbestände in Echtzeit online abzubilden – eine Funktion, die u. a. für den
Click&Collect-Service, aber auch für den gemeinsam mit
einem Logistikdienstleister umgesetzten „Filial-bringService“ (innerhalb von 120 Minuten
oder zum Wunschtermin) genutzt wird.
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OfF
Conrad setzt grundsätzlich darauf, über eine digitale
Warenpräsentation den Kunden auch nicht in der Filiale vorhandene Artikel in einem stationären Kontext zu
präsentieren und durch spezifisch ausgebildete Fachbe-
Das Smartphone spielt als Bindeglied
zwischen der Online- und Offlinewelt
auch für Conrad heute schon eine ganz
wichtige Rolle. Das Unternehmen versteht seine Smartphone App als ein
Navigationsinstrument, das im Prinzip
den gesamten Kaufprozess beherrschen muss.
Künftig werden sämtliche für die Customer Journey eines Kunden relevanten Prozesse von der Vereinbarung
eines Beratungstermins in der Filiale über die Navigation
zum gewünschten Produkt bis hin zum Bezahlen auf dem
Smartphone innerhalb der Conrad App möglich sein. Der
Onlineshop würde in seiner mobilen Form somit auch im
stationären Umfeld zum zentralen Interaktionsinstrument
zwischen Kunde und Händler.
Marktteilnehmer – Verbraucher I 83
Hervis Future Store
Quelle: Hervis Sport- und Modegesellschaft m.b.H.
Die Filiale ist darüber hinaus Vermittlungsstelle für ergänzende Dienstleistungen: Conrad bietet ein eigenes
Plattformmodell im Dienstleistungsbereich an und ermöglicht – nach dem Wer-will-der-kriegt-Prinzip – auch
Onlinekunden über das Portal Klappt.com einen Montageservice zu vielen Produktkategorien an. Das ist
deshalb von Bedeutung, weil Conrad immer stärker auf
anspruchsvolle, vernetzte Produkte setzt und insbesondere den Bereich des intelligenten Wohnens (Smart
Home) als Wachstumssegment identifiziert hat.
Hervis Future Store
Als ein Best Practice im Bereich der
Sportfachmärkte gilt das aus
Österreich stammende und
dort marktführende Unternehmen Hervis, das zur Salzburger
Spar Gruppe gehört. Das Unternehmen ging 1973 aus einer
Übernahme hervor und betreibt
heute rund 100 Sportfachmärkte
in Österreich, darüber hinaus knapp 90 Standorte in
Slowenien, Ungarn, Tschechien, Kroatien, Rumänien
und inzwischen auch in Deutschland. Alles begann
auch hier mit einer Kundenkarte und einem Onlineshop, die das Filialgeschäft ergänzten und gleichzeitig
eine Zuordnung von Bestellungen und Transaktionen
zu den jeweiligen Kunden ermöglichten. Ein weiterer
Baustein war das CRM-System, mit dem es möglich
wurde, verschiedenen Kundengruppen individualisierte
Angebote zu unterbreiten.
Nach einem längeren Planungs- und Konzeptionsvor­lauf realisierte Hervis im April 2013
erstmals ein völlig neues Laden­
konzept, mit dem ein völligneues Einkaufserlebnis mög­lich wurde. Der sogenannte
Hervis Future Store wurde
im Einkaufszentrum „The
Mall“ in Wien Mitte vorgestellt. Dort wurden Technologien
ausprobiert, um deren Akzeptanz bei den
Kunden im Praxisbetrieb in Erfahrung zu bringen und
alle erfolgreichen Anwendungen auf die übrigen Filial­
standorte zu übertragen.
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84 I Marktteilnehmer – Verbraucher
Viele Anwendungen, die in der Theorie Erfolg versprechend klangen, scheiterten in der praktischen Umsetzung: So wurde z. B. der elektronische Spiegel in der
Umkleidekabine, der beim Anprobieren von Badekleidung
Südseebilder und Meeresrauschen einspielte, als aufdringlich empfunden und konnte sich nicht durchsetzen.
Welches sind die getesteten Services und Elemente,
die sich bewährt haben und in die anderen Filialen ausgerollt wurden? Zum einen freies WLAN im gesamten
Store, mit dem man ergänzende Angebote im Hervis
Onlineshop aufrufen und auch an der Kasse seine elektronische Kundenkarte präsentieren kann. Wichtig ist
natürlich auch der inzwischen zum Standard gewordene Click&Collect-Service, für den ein separater Schalter
zur Beschleunigung der Abfertigung eingerichtet wurde.
Neben der sofortigen Möglichkeit, unpassende Artikel umzutauschen (und damit Retouren zu vermeiden)
profitiert Hervis vom lukrativen Zusatz­
verkauf von ergänzenden Produkten.
Neben der Lie­
f erung von online
bestellten Artikeln in den Store hat
sich inzwischen auch die Lie­fe­rung
aus dem Laden nach Hause in
engen Zeitfenstern etabliert. Hervis
experimentierte schon frühzeitig mit
der Unterstützung des Verkaufspersonals durch die Nutzung von TabletPC. Dabei stellte sich heraus, dass
Kunden im Store ausgelöste Bestellungen nur dann akzeptieren, wenn der Verkäufer diese mit ihm gemeinsam und auf der technischen
Basis des gleichen (Endkunden-)Onlineshops vornimmt.
Bis zum Jahresende 2014 wurden sämtliche österreichischen Filialen durch die Integration erfolgreicher Technologien und Anwendungen zu Multichannel Stores ausgebaut. Inzwischen sind auch alle Auslandsstandorte auf
das neue Konzept umgestellt. Die enge Verzahnung der
Kanäle ist dabei nicht nur ein Wettbewerbsvorteil gegenüber dem reinen Onlinehandel, sondern auch ein klarer
Erfolgsfaktor für die Filialen. Hervis beschreibt das so:
setzten Kleinflächenkonzept mit dem Namen Hervis
Express steht das gesamte Sortiment auf einer kleinen
Fläche zur Verfügung – sind Produkte nicht in der Filiale
lagernd, kann online bestellt werden.
Rose Biketown
Die Renaissance des Fahrrads entstammt nicht nur
dem Trend zu einer noch stärkeren Freizeitgesellschaft,
sondern der ganz grundsätzlichen Umorientierung der
Mobilität der Verbraucher. Der gewachsene Stellenwert
des Fahrrads, die starke Verbreitung von E-Bikes und
Pedelecs sowie die damit verbundene Vervielfältigung
des Angebots haben zu neuen Handelsformaten geführt. Diese neuen Formate sind geprägt von Innovationen bei Beratung, Service und Individualisierung, von
denen andere Branchen ebenfalls profitieren können.
Die Firma Rose ist ursprünglich bekannt geworden mit dem Versandhandel von Fahrrädern, vor allem
auch unter der Eigenmarke
Rose Bikes, und dem entsprechenden Ersatzteil- und
Zubehörgeschäft. Ähnlich
wie bei Conrad Electronic
war der zentrale Versandkatalog
mehrere 100 Seiten stark. Mit dem Aufkommen des eCommerce realisierte
auch Rose einen Onlineshop, der heute
zu den besten der Branche zählt. Gleich­
zeitig suchte man nach Möglichkeiten, das Sortiment
auch stationär zu präsentieren.
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Ko UR A
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Kunden wollen entspannt 24/7 shoppen und gleichzeitig nicht auf die Servicekompetenz des stationären
Handels verzichten.
Aus den Anforderungen eines voll integrierten, im Wesentlichen auf die Eigenmarken konzentrierten Geschäftes konzipierte man ein Fachmarktformat, das als Rose
Biketown zunächst am Unternehmenssitz in Bocholt an
den Start ging. Die Erfahrungen aus dem Prototypladen
in Bocholt, aus den Rückmeldungen und Wünschen der
Kunden mündeten in der Erkenntnis, dass das Sortiment
aufgewertet werden musste. Ferner wurde deutlich, dass
die Verbraucher Fahrräder individuell konfigurieren können möchten, wie es bei Autos schon längst Usus ist.
Diese Erfahrungen und Entwicklungen wurden dann im
Oktober 2014 im Mona Einkaufszentrum in München in
der zweiten Rose Biketown realisiert.
Inzwischen experimentiert Hervis auch mit den Flächenkonzepten: Mit einem in Innsbruck und in Prag umge-
Was macht das Konzept besonders und erfolgreich
beim Kunden? Die Rose Biketown ist ein multimedialer
Konzeptstore, der auf 300 m² Verkaufsfläche Fahrräder
Marktteilnehmer – Verbraucher I 85
Rose Biketown
Quelle: Rose Bikes GmbH
und Zubehör wie Begehren erweckende Kunstobjekte
präsentiert. Im Mittelpunkt steht die Individualisierung
des Angebots: Auf eigens programmierten Tablets können die Kunden ihr Traumrad konfigurieren und auf riesigen Screens betrachten. Dort kann das Rad aus allen
Perspektiven angesehen und mit weiteren Möglichkeiten der Individualisierung aufgewertet werden.
Dabei reicht das Konfigurationsprogramm von Optionen
für die Anpassung in Sachen Ergonomie und Sitzposition bis zu individuellen Vorlieben für Tuningteile, je nach
Budget des Kunden. Spezialisierte Kundenberater unterstützen den Auswahlprozess. Diese Konfigurationen können gespeichert, versendet sowie im Profil des Kunden
abgelegt werden. Umgekehrt kann der Kunde zu Hause
Konfigurationen erstellen, die dann im Store zusammen
mit dem Kundenberater weiterentwickelt werden. Insofern
ist auch hier die Verzahnung der Kanäle der Schlüssel für
ein besonderes, kundenorientiertes Einkaufserlebnis.
Was kommt bei den Kunden vor allen Dingen gut an?
Im ersten Jahr waren das neben der eigentlichen Konfiguration des jeweiligen Fahrrads die professionelle
3-D-Fußvermessung für die Suche nach dem perfekten
Fahrradschuh, die im Store integrierte Werkstatt und die
professionelle Übergabe des neuen Rads vor Ort. Nach
den in der Fachpresse zu lesenden Kundenurteilen geht
die Rechnung auf, denn Rose rückt mit der Biketown
das Mountainbike sowie die Renn-, Stadt- und Elektroräder der Bocholter in den Mittelpunkt des Lebens und
ermöglicht den Kunden den direkten Kontakt mit dem
Produkt. Gerade jener ist insbesondere bei teureren
Rädern von grundlegender Bedeutung.
ARCHITEKTUR & BAU
F.M. Zenter und Meccy landen vor
einem gigantischen Einkaufstempel.
Sie werden bereits erwartet ...
Tritt ein, F.M. Zenter!
?
Was ist denn hier los?
Ist das eine Promotion
oder so ...?
Ich wei , wir haben
nicht mehr viel Zeit.
Biep biep!
Das ist ja ein
Riesen-Center!
Das Ende und der
Anfang erwarten
Dich hier!
Die ganze Zeit haben wir den Kundenkompass
gehutet. Doch jetzt ist der Eine gekommen,
und unsere Mission ist erfullt!
Versorgungseinkauf!
Wir wissen, warum Du hier bist. Deine Suche ist
vorüber und Du kannst zuruck in Deine Zeit!
Deine Zeitkapsel steht
unten fur Dich bereit!
Versorgungseinkauf!
Versorgungseinkauf!
Hey Meccy! Da ist
der KUNDENKOMPASS!
Keine Angst, Meccy!
Wir schaffen das schon!
Meccy! Ein bisschen schneller
musst du schon rollen ....!
Die Zeitmaschine zundet ....
Bieep!
Fortsetzung folgt ...
88 I Architektur & Bau
ARCHITEKTUR & BAU
Nach diesem Blick in die Zukunft des strikt kundenorientierten Handels geht es in diesem Kapitel um klassische
Immobilienthemen. Zu Anfang steht das Thema, das gerade im Hinblick auf den Modernisierungs- und Revitalisierungsbedarf wichtig ist: Welchen Einfluss hat die Mallführung auf die Ausgabebereitschaft der Verbraucher? Stimmt
z. B. eine T-förmige Ladenstraße konsumfreudiger als eine Netzmall? Es gibt interessante Korrelationen, so viel sei hier
angedeutet. Wenn es um Bau und Mallgestaltung geht, darf das Bau- und Planungsrecht als Dauerbrenner nicht fehlen. Es hat entscheidenden Einfluss auf die Möglichkeiten von Immobilienwirtschaft und Handel, kundenorientiert zu arbeiten (oder
es eben auch nicht zu können bzw. zu dürfen). Eine zukunftsfeste Versorgungsinfrastruktur kommt ohne eine diversifizierte und gleichzeitig integrierte stationäre Einzelhandelslandschaft nicht aus. Sortimentslisten eng zu fassen,
beispielsweise um Innenstädte zu schützen, greift schnell ins Leere, wenn Städte und Kommunen gleichzeitig große
Logistikflächen für den Distanzhandel genehmigen. Denn reine Onlinehändler kennen keine Kommunalgrenzen oder
Ladenöffnungszeiten. Deshalb sollten alle Player beim stationären Handel so kooperieren, dass kommunales bzw.
städtisches Leben weiterhin in einem qualitativ hochwertigen Umfeld stattfindet.
Kundenanforderungen an
Architektur und Gestaltung –
kundenadäquates Malldesign und Innenarchitektur
Mit der Weiterentwicklung von Fachmarktzentren zu Fach­
marktorientierten Shopping Centern stellt sich immer
häufiger die Frage, wie die Kundenanforderungen bei
der baulichen Ausgestaltung stärker berücksichtigt
werden können. Insbesondere die Erweiterung und Um­
strukturierung von Bestandsobjekten bietet die Chan­
ce, den ökonomischen Erfolg des Centers durch kun­
denadäquate bauliche Lösungen spürbar zu steigern.
Vor allem das Malldesign, also die attraktive Gestal­
tung der Kunden­wege im Center, steht dabei neben den
Aspekten der baulichen Höhe der Mall, der Materialaus­
wahl und der Lichtgestaltung im Vordergrund.
Jedes Center kann nur so erfolgreich sein, wie die ­Kunden
es annehmen und es sich im Wettbewerbsumfeld
durchsetzt. Auch der viel beschworene Erfolgsfaktor
„Lage“ zieht seine Bedeutung ja vor allem aus der
akquisito­rischen Funktion des Standorts für die Kun­
den. Immer dann, wenn die für die Entwicklung eines
Centers rele­vanten Parameter vom Kunden wahrge­
nommen werden können und die Kundenpräferenzen
bzw. das Kunden­verhalten beeinflussen, existieren da­
mit auch Ansatzpunkte, die ökonomische Bedeutung
solcher Stellgrößen am Kun­den zu beobachten. Von die­
sem Grundzusammen­h ang ausgehend hat ein Bera­
tungsunternehmen die ­A uswirkung unterschiedlicher
Malldesigns auf die Einkaufswahrscheinlichkeit empi­
risch untersucht.
Das Untersuchungskonzept
Herkömmliche Befragungen sind nicht geeignet, um
ökonomische Effekte von unterschiedlichen Mallde­
signs zu beurteilen. Mit solchen Befragungen sind zwar
Einstel­lungen, Selbstbeobachtungen oder Vorlieben er­
mittelbar, jedoch nicht ökonomische Größen wie die
Ausgabe­b ereitschaft oder die Aufenthaltsdauer in Ab­
hängigkeit vom Malldesign oder von der Mallhöhe. Statt
die Akzeptanz von Malldesigns wie bei herkömmlichen
Befragungen direkt­abzufragen, wurde mittels eines so­
genannten Discrete-Choice-Befragungsexperiments
die Präferenz für bestimmte Auswahlalternativen ermit­
telt. Die in mehreren Centern befragten Verbraucher
mussten sich für einen Einkauf zwischen Shopping
Centern entscheiden, die durch unterschiedliche Mall­
designs, variierende Einkaufsbeträge und unterschied­
lich lange Aufenthaltsdauern charakterisiert waren. Als
Malldesign wurde neben der Basisform, der Stripmall,
eine T-Form, die Racetrack-Mall (Ring-, Triangel- oder
z. B. Rechteckform) sowie die Netzstruktur (z. B. Stor­
center in Kolding [Dänemark]) als Alter­n ativen vorge­
geben. Ferner wurden unterschiedliche Mallhöhen
durch Bilder zur Auswahl gestellt.
Architektur & Bau I 89
Konsumenten präferieren eine mittlere Raumkomplexität
Regressionskoeffizient
0,4
+ 0,35
0,3
+ 0,16
0,2
0,1
0,0
0
T-Mall
Stripmall
-0,1
Racetrackmall
Mallkomplexität
-0,2
-0,3
-0,4
-0,5
-0,6
- 0,69
-0,7
Netzmall (sternförmig)
Malldesign
Quelle: Dr. Lademann & Partner, DLP-Berechnungen auf Basis von Scholz, S.,
Diplomarbeit an der Universität Göttingen, Göttingen 2008
Befunde zum Malldesign
Es zeigte sich, dass die vier Mallstrukturen als unter­
schiedlich attraktiv wahrgenommen werden. Die gefunde­
nen Koeffizienten waren bis auf die T-Mall alle hoch signi­
fikant (unter 1 % Irrtumswahrscheinlichkeit), stellten also
keine Zufallsergebnisse dar. Lediglich die T-Mall unter­
schied sich nur schwach signifikant von der Stripmall. Da­
mit prägt auch die Mallform die Verbraucherpräferenzen.
Die als Basis (0,0) herangezogene Stripmall erweist sich
als weniger attraktiv als die T-Mall und vor allem als die
Racetrackmall. Demgegenüber schneidet die Netz­m all
deutlich schlechter ab als die anderen Alternativen.
Die Ergebnisse waren nicht davon abhängig, welches Mall­
design in den als Befragungsorte ausgewählten Centern
vorzufinden war. Die hier untersuchten Malldesigns ent­
falteten ihre Attraktivitätswirkung nicht, weil die Befragten
an die Raumstrukturen bereits gewöhnt waren. Außerdem
waren die Antworten nicht vom Geschlecht, dem Einkom­
men und dem Familienstand abhängig, was eine breitere
Zielgruppenansprache erleichtert.
Die Befunde sind ein deutlicher Hinweis auf die Bedeu­
tung der räumlichen Komplexität für die Attraktivität von
Shopping Centern. Die räumliche Komplexität – gemes­
sen an der Anzahl der Wegegabelungen bzw. Wende­
punkte – korrespondiert nicht nur mit der Leichtigkeit,
sich im Center zu orientieren, sondern steht auch für den
Grad der räumlichen Abwechslung.
Grundsätzlich kann angenommen werden, dass die Orien­
tierung und die Abwechslung negativ korrelieren: Je mehr
räumliche Abwechslung ein Center bietet, desto schwieriger
fällt tendenziell die Orientierung (vgl. die folgende Grafik).
Danach führt nicht die einfachste Wegeführung, aber auch
nicht das komplizierteste Malldesign zur größten Verbrau­
cherpräferenz oder Attraktivität der Mall, stattdessen
Raum­strukturen mit mittlerer Komplexität bzw. mittlerer
Ori­entierungsmöglichkeit. Dies bestätigen auch die Be­
funde, denn eine zu einfache Struktur der Mall (Stripmall)
fällt hinter komplexeren Formen zurück, wenngleich sie
deutlich gegenüber der dahinter weit abfallenden Netzmall vorgezogen wird. Am stärksten präferieren Verbrau­
90 I Architektur & Bau
cher offenbar Mallstrukturen, die das sogenannte Variety
Seeking der Verbraucher unterstützen. Aus mittlerer Mall­
komplexität und mittlerer Orientierung resultiert die
stärkste durch die Mallstruktur bewirkte Anreizwirkung
für den Besuch eines Centers (siehe Grafik unten).
Zahlungsbereitschaft und Malldesign
Mehr-/Minderausgaben
in Euro
2,00
Racetrackmall
1,50
1,00
T-Mall
0,50
0,00
Stripmall
-0,50
-1,00
-1,50
-2,00
-2,50
-3,00
-3,50
Netzmall
Quelle: Dr. Lademann & Partner
Mittlere Mallkomplexität und mittlere
Orientierungsmöglichkeiten haben die stärkste
Anreizwirkung für den Kunden
Orientierung
Anreizwirkung
Raumkomplexität
• Mallkomplexität beschreibt die Anzahl der Wegepunkte, die eine
Richtungsänderung der Kunden ermöglichen (Abwechslung).
• Unter Orientierung werden räumliche Irrtumsmöglichkeiten bei der
Begehung der Mall verstanden.
• Die Anreizwirkung (Motivation zum Besuch) resultiert aus der kombinier­
ten Wirkung von Mallkomplexität und Orientierungsmöglichkeiten.
Quelle: Dr. Lademann & Partner
Elastizitäten und Kaufbereitschaft
Die hier verwendeten Verfahren bestätigen auch, dass Ver­
braucher beim Shoppen nicht besonders preis- und zeitsensibel sind. Eine positive Zeitelastizität von +0,3 ist hier
so zu interpretieren, dass eine längere Einkaufsdauer die
Entscheidung für ein Center nicht abschwächt, sondern so­
gar stärkt. Da größere Center in der Regel mit einer längeren
Einkaufsdauer einhergehen, ist die positive Zeit­elastizität
auch ein Indiz für die Agglomerationsvorteile größerer Cen­
ter. Die Möglichkeit eines (absolut) längeren Einkaufsbum­
mels erhöht also die Marktchancen eines Centers. Die rich­
tige Dimensionierung eines Centers ist daher eine zentrale
Schlüsselentscheidung für seinen ökonomischen Erfolg.
Auf unterschiedlich hohe Shoppingausgaben (Waren­
körbe, nicht Preise!) reagieren Shoppingkunden stark un­
elastisch: Die Auswahlwahrscheinlichkeit für eine Shop­
pingalternative sinkt nur um gut 20 %, wenn der beim
Shoppen zu besorgende Warenkorb doppelt so groß wie
an einem Alternativstandort wäre (Elastizität für die Shop­
pingausgabe –0,2). Der Befund kann im hier untersuchten
Zusammenhang darauf hinweisen, dass die Verbraucher
sehr große Einkäufe eher vermeiden und gegebenenfalls
auf mehrere Einkaufsbummel aufteilen. Das erscheint
plausibel, weil ein Einkaufsbummel seinen Spaßcharakter
schnell verlieren dürfte, je mehr er mit ­Warentransporten
verbunden wird. Allerdings scheint der Vorteil, größere
Ausgaben unter einem Dach erle­digen zu können (s. Zei­
telastizität), die Abschreckungswirkung einer größeren
Ausgabe in einem gewissen ­Umfang überzukompensieren.
Von großem Interesse war die Frage, ob Verbraucher gegen­
über den getesteten Mallformen eine unterschiedliche Aus­
gabebereitschaft haben würden. Hier zeigt sich, dass die
Racetrackmall gegenüber der relativ unattraktiven Netzmall
einen um fast 10 % höheren Kundenbon ermöglicht. Auch
wenn an die Ausgabebereitschaft mit einer klassischen
Stripmall v­ ergleicht, ist in Race­trackmalls immer noch ein
um fast 3 % höherer Umsatz je Kunde zu erwarten.
Attraktive Malldesigns generieren einen um fast 10 %
höheren Kundenbon.
• Racetrackmall Ø 58,62 Euro
• Netzmall Ø 53,63 Euro
Befunde zur Mallhöhe
Ein weiterer signifikanter Befund zeigt sich bei der Ana­lyse
des Einflusses der Mallhöhe auf die Kundenpräferenzen.
Generell steigt die Auswahlwahrscheinlichkeit für ein Cen-
Architektur & Bau I 91
ter mit zunehmender Mallhöhe. Als allgemeiner Nähe­
rungswert nimmt die Ausgabebereitschaft mit jedem Meter
Höhendifferenz gegenüber üblichen Bau­höhen um rund
1 % zu. Da aber nur sehr hohe und sehr niedrige Raumhöhen signifikante Koeffizienten aufwiesen, ist zu schluss­
folgern, dass mittlere Mallhöhen von vier bis fünf Metern
die Auswahlwahrscheinlichkeit für ein Center nicht nen­
nenswert erhöhen; dies ist erst bei überproportionalen
Bauhöhen, etwa wie beim Minto in Mönchengladbach oder
dem Ettlinger Tor in Karlsruhe, zu erwarten. Es zeigt sich,
dass die Höhe einer Mall das Ausgabeverhalten beein­
flusst, allerdings nicht in dem Umfang wie das Malldesign.
Fazit
Das Malldesign und auch die Höhe einer Mall haben einen
erheblichen Einfluss auf die Attraktivität eines Shopping
Centers. Insbesondere die Struktur der Racetrackmall,
ausgeführt in einer geometrischen Struktur eines Recht­
ecks oder Dreiecks, trifft den Geschmack der Kunden
durch die beste Komposition von Orientierung und Anrei­
zen. Die Untersuchungen zu unterschiedlichen Mallhöhen
zeigen, dass jedenfalls eine überproportionale Bauhöhe,
die den Ladenfronten zugutekommt, ebenfalls günstig auf
das Ausgabeverhalten der Kunden wirkt. In Zukunft wird
es darauf ankommen, diese Aspekte gerade beim Refur­
bishment noch stärker zu berücksichtigen. Moderne
­M ethoden der Marketingforschung helfen, den darauf
basierenden Erfolg – gemessen an Umsatz und Miet­
ertrag – bereits vorab verlässlich abzuschätzen.
Starres Baurecht –
dynamischer Markt
Wie bisher in diesem Marktbericht gezeigt wurde, sind die
Veränderungen im Einzelhandelsmarkt gerade unter dem
Einfluss veränderter Kundengewohnheiten, des On­­line­
handels und mobiler Anwendungen so gravierend wie
nie zuvor. Während auf der einen Seite Logistik­zentren für
Onlinehändler auf Subventionen einzelner Bundes­länder
setzen können, scheitern auf der anderen Seite marktnot­
wendige Flexibilisierungsbestrebungen der ­Eigentümer
und Betreiber von Fachmarktzentren an einer noch restrik­
tiver werdenden Genehmigungspolitik der Behörden.
Notwendig ist nicht nur die Steuerung der Genehmi­
gungspraxis mit Augenmaß, sondern eine investitions­
freundliche Auflösung starrer Regelungen und Restriktio­
nen. Handlungsbedarf besteht insbesondere bei der
Fortschreibung der Landesentwicklungspläne, die sich
noch stärker an den Bedürfnissen des gesamten statio­
nären Einzelhandels und der Weiterentwicklung etablierter
Standorte orientieren sollte.
Druck auf die Flächenproduktivitäten
im stationären Einzelhandel
Aktuell erlebt der Einzelhandel einen gravierenden Ver­
änderungsprozess: Während stationärer und nichtstationärer Einzelhandel 2015 zusammen auf rund
467 Mrd. Euro Umsatz kommen werden, verliert der
klassische stationäre Einzelhandel – insbesondere der
Non-Food-Bereich – weiter an Boden.
2015 wird im zweiten Jahr in Folge die Flächenproduk­
tivität im stationären Einzelhandel zurückgehen. Die Pro­
gnosen zeigen relativ verlässlich, dass der Ladeneinzel­
handel in Deutschland gegenüber 2013 8–10 Mrd. Euro
Umsatz verlieren wird. Maßgeblicher Treiber dieser Ent­
wicklung ist der Onlinehandel, der 2015 vorsichtig ge­
schätzt auf einen Umsatz von 56 Mrd. Euro kommen
wird und mit einer Wachstumsrate von 15 % pro Jahr
noch keineswegs am Ende seiner Entwicklung ange­
kommen ist.
Hinzu kommen die gravierenden Veränderungen z. B. im
Baumarktbereich: Insbesondere durch die Insolvenz der
Praktiker AG mit den Vertriebsmarken Max Bahr und
Praktiker wurden „über Nacht“ Flächen vakant, die bis­
lang nicht nur für die Funktionalität der Fachmarkt­zentren,
sondern auch für die Kundenakzeptanz der Standorte
ent­scheidend waren.
Anpassungsdruck bestehender
Fachmarktstandorte und -zentren
Es geht also darum, Fachmarktzentren kundenadäquat
weiterzuentwickeln, neue Mieter zu integrieren und insol­
venzbedingte Mietausfälle zügig zu kompensieren. Dies
betrifft zum einen das aktive Centermanagement der Be­
treiber und zum anderen die Genehmigungsbe­h örden,
die im Rahmen der Anpassung des Baurechts und der
Erteilung von Baugenehmigungen oder Dispensen die
relevanten Spieler sind.
Gefragt sind darüber hinaus die Innovationskraft des
Einzelhandels und die Forcierung der Aktivitäten, die
dem Kunden ein nahtloses Einkaufserlebnis ermögli­
chen. Insofern spielen erfolgreiche Fachmarktbetreiber
92 I Architektur & Bau
heute die komplette Klaviatur des Omnichannel-Handels
und begleiten den Kunden sowohl stationär als auch on­
line und mobil im Kaufprozess.
Aus der Weiterentwicklung rein stationärer Konzepte hin
zu echten Omnichannel-Konzepten resultieren unter dem
Einfluss digitaler Technologien neue, in der Dimensionie­
rung deutlich abweichende Flächenkonzepte der Handels­
mieter, die schnellstmöglich am Markt realisiert werden
müssen. Genau hier stellt sich wie bei einer sor­ti­ments­
abweichenden Nachnutzung einer ehemaligen Bau­
marktfläche die Frage, ob die bauplanungsrechtlichen
Bedingungen dies am Standort auch erlauben. Das ist
oftmals nicht der Fall, sodass entweder eine Befreiung von
den textlichen Festsetzungen des Bebauungsplans oder
eine Bebauungsplanänderung notwendig ist.
Zunahme restriktiver Regelungen
behindert Investitionen
Erfolgreiche Fachmarktzentren, die sich mit den Erwar­
tungen ihrer Kunden weiterentwickeln, bedürfen eines
ständigen Erneuerungsprozesses, dessen Zyklen ten­
denziell kürzer werden. Dieser Prozess ist regelmäßig
durch notwendige Sortimentsänderungen geprägt, die
sich häufig innerhalb der bestehenden Festsetzungen der
Bebauungspläne nicht umsetzen lassen. Hier zeigt die
Weiterentwicklung der Landesentwicklungspläne, dass
nicht etwa die Lockerung von Regelungen zugunsten des
stationären Einzelhandels bei den Novellierungen im Vor­
dergrund steht, sondern ein noch schärferer Kurs hin zu
noch restriktiveren Regelungen.
Beispielhaft sei hier der (noch junge) Landesentwicklungs­
plan Nordrhein-Westfalen (LEP NRW) genannt, der die
Weiterentwicklung von Fachmarktzentren außerhalb der
zentralen Versorgungsbereiche nur noch mit nicht-innen­
stadtrelevanten Sortimenten erlaubt. Damit ist den meis­
ten Betreibern nicht geholfen, denn es geht gerade im
Zuge der Marktanpassung häufig um textile Fachmarkt­
mieter, die sowohl Innenstadtstandorte als auch leistungs­
fähige Fachmarktzentren nachfragen. Eine solche restrik­
tive Zuspitzung des Landesplanungsrechts ist nach dem
Vorbild Nordrhein-Westfalens nunmehr auch in SchleswigHolstein zu erwarten. Problematisch sind insbesondere
die zu weit gehenden Eingriffe der Landesplanung und
der Regionalplanung in die kommunale ­Planungshoheit.
Eine vergleichbare Zuspitzung beobachten die Autoren
auf regionaler und kommunaler Ebene: Mit jeder neuen
Fortschreibung der Einzelhandelskonzepte der Regionen
(regionale Einzelhandelskonzepte) und Kommunen wer­
den die jeweiligen Sortimentslisten nicht nur differenzier­
ter, sondern noch restriktiver in den Planungs- und Ge­
nehmigungsprozess eingebracht. Problematisch sind
darüber hinaus sehr weitgehende sogenannte Positiv­
listen großflächiger Einzelhandelsstandorte, wie im Groß­
raum Frank­furt (Planungsverband Rhein-Main). Sie legen
grundstückscharf fest, wo künftige Entwicklungen pas­
sieren dürfen – und wo nicht.
Die Tendenz zu einem noch restriktiveren Umgang mit
dem stationären Einzelhandel hat zur Folge, dass markt­
adäquate und damit verbrauchergerechte Angebote in
den in aller Regel peripher gelegenen Fachmarktzentren
nicht oder nicht in der vorgesehenen Dimen­sionierung
untergebracht werden können. Ganz praktisch ist das heu­
te dort ablesbar, wo ehemalige Baumarktflächen ­immer
noch brachliegen oder Mieteinheiten infolge rechtlicher
Auseinandersetzungen nicht nachgenutzt werden können.
Wettbewerbsverzerrungseffekte zugunsten
des Onlinehandels
Gerade bei der Neuansiedlung von Logistikzentren der
Online-Pure-Player zeigt sich das groteske Ungleichge­
wicht gegenüber dem stationären Einzelhandel: Mit Sub­
ventionen versuchen die Städte, diese Logistikzentren
innerhalb der eigenen Stadtgrenzen zu realisieren. In der
Regel sind das Standorte, die einen enormen Flächen­
verbrauch mit sich bringen und somit mit erheblichen
Eingriffen in den Naturhaushalt einhergehen. Auch der
Arbeitsplatzeffekt ist meist überschaubar, weil das Aus­
maß der Automatisierung der Prozesse stetig
zunimmt. Vor allem aber wird damit quasi
durch die Hintertür der städtische Handel
geschädigt, der durch das r­estriktiv an­
gewendete Baurecht geschützt werden
soll.
Onlinehändler brauchen sich nicht an La­
denöffnungszeiten zu halten. Insofern ver­
wundert es nicht, wenn gerade der Sonntag
regelmäßig der umsatzstärkste Tag des Distanzhandels
ist. Die bisherigen Regelungen in den Ladenöffnungszei­
tengesetzen der Länder sehen hier enge Grenzen für den
stationären Einzelhandel vor. Gerade in den Metropolen
und in Bezug auf Fachmarktorientierte Shopping Center
wäre eine Öffnung mit Augen­maß wünschenswert.
Aus der Perspektive der Eigentümer und Betreiber von
Fachmarktzentren in Deutschland findet also in der Be­
handlung des Onlinehandels im Vergleich zur Behandlung
Architektur & Bau I 93
des stationären Einzelhandels eine erhebliche Wettbe­
werbsverzerrung statt. Deren Folgen für die gesamte Ver­
sorgungsstruktur einer Stadt werden aber offensichtlich
von den Genehmigungsbehörden nicht wahrgenommen.
Forderungen der Immobilienwirtschaft
Im Kern muss es aus Sicht der Immobilienwirtschaft
darum gehen, angesichts der gravierenden Verände­
rungsprozesse mehr Flexibilität und Freiheitsgrade für
den Einzelhandel bei der Umstrukturierung und Nach­
nutzung zu ermöglichen. Gerade die Balance zwischen
Innenbereich und nicht-integrierten Lagen sichert eine
nachhaltige Versorgungsstruktur.
Voraussetzung dafür ist eine stärkere Sensibilisierung der
Politik und der kommunalen Akteure für die Erfordernisse im
Handel. Hier steht die Immobilienwirtschaft vor der Auf­gabe,
einerseits einen Know-how-Transfer zu gewährleisten und
über aktuelle Entwicklungstendenzen im Handel zu informie­
ren, als auch andererseits adäquate Lösun­gen zu offerieren.
Denn Fachmarktzentren ergänzen inner­städtische Lagen.
Erst aus dem Zusammenspiel entsteht ein leistungsfähiger
städtischer Einzelhandelsstandort mit hoher Zentralität.
Das neue Shopping-Erlebnis?
Damit der stationäre Einzelhandel eine ernsthafte
Chance im Wettbewerb gegen den Onlinehandel hat, soll­
ten die Ladenöffnungszeitengesetze der Länder an die
Marktrealität angepasst werden. Insbesondere der Um­
fang an verkaufs­offenen Sonntagen pro Jahr sollte mit
Augenmaß ausgeweitet werden.
Sortimentsbeschränkungen in Bebauungsplänen laufen
dann ins Leere, wenn sie zur Unmöglichkeit von Investi­
tionen führen. Daher sollten künftig bei Sortiments­
beschränkungen Überlegungen zur wirtschaftlichen
Tragfähigkeit (und damit der Machbarkeit) von Vorhaben
und Nachnutzungen im Planungs- und Genehmigungs­
prozess stärker berücksichtigt werden. Grundsätzlich
sollte mehr Wert auf Einzelfallprüfungen gelegt werden.
Gerade für die Nachnutzung von Mietflächen sollte noch
stärker von der Möglichkeit der Befreiung von den text­
lichen Festsetzungen des Bebauungsplans Gebrauch
gemacht werden. Hierzu sind Einzelfallprüfungen not­
wendig, um die Fragen der Grundsätze der Planung und
der städtebaulichen Vertretbarkeit verlässlich zu beant­
worten.
PRAXISBEISPIELE
Die Kapsel knallt zuruck in die Gegenwart ...
Na endlich! Und sogar punktlich, Zenter!
Moment! Haben Sie nicht
noch etwas für mich?
Schauen Sie, was
ich hier habe!!
Er setzt den Kompass mit dem
Letter-Code in den Adapter …
Gute Arbeit, Zenter!
Und aus einem alten FachmarktCenter
... wird ein neues, modernes.
Gro artig!
Gibt’s sowas auch
für meine Frau?
Na, dann wollen wir
doch mal sehen ...
BiiiEp
Oh!
Respekt, Herr Professor!
Wozu ist das denn gut?
Ach, das ist fur Ihre
nachste Mission, Zenter ...
Fortsetzung folgt ...
96 I Praxisbeispiele
REVITALISIERUNG
UND UMBAU
Vom SB-Warenhausstandort zum
modernen Fachmarktzentrum
Im Bremer Süden, rund fünf Kilometer von der Innenstadt
entfernt, befindet sich an der Duckwitzstraße eine Handelsflächenagglomeration, die im Kern aus den 1980erJahren stammt. Der Standort zeichnet sich durch eine sehr
gute Erreichbarkeit aus und ist ein in der Region gelernter
Einzelhandelsplatz. Wesentlich für diese Bedeu­tung sind
das großflächige Real SB-Warenhaus mit 20.000 m², der
Fahrradhändler Stadler mit ca. 5.000 m² und der 2012
neu errichtete Hornbach Baumarkt mit Gartencenter auf
ca. 12.000 m². Fahrradhändler und Baumarkt befinden
sich jeweils in separaten Gebäuden.
Der Standort sah sich in den letzten Jahren mit einer
stetig wachsenden Zahl von Wettbewerbern im Umfeld
konfrontiert. Nach umfangreichen Untersuchungen sowie Verbraucher- und Mieterbefragungen stand fest,
dass der Standort die Nahversorgung des Stadtteils Neustadt und der angrenzenden Wohngebiete sicherstellt,
aber gleichzeitig Angebotslücken wie z. B. Bekleidungsanbieter und einen Drogeriemarkt aufweist.
Voraussetzung für die Revitalisierung und entsprechen­
de Repositionierung war die Bereitschaft von Real zur
Flächenreduzierung auf ca. 10.000 m². Bereits vor 2012
konnte der planungsrechtliche Rahmen gesichert werden, der trotz sehr enger Sortimentsfestsetzungen die
Möglichkeit gibt, die identifizierten Angebotslücken zu
schließen und Kundenwünsche im Sinne einer nachhaltigen Standortsicherung zu erfüllen.
Entwicklung zum Fachmarktzentrum
Ziel ist, das Bestandsgebäude mit dem Ankermieter
Real zu einem modernen Fachmarktzentrum zu entwickeln. Die teilweise zweigeschossige Großflächenstruktur ist für moderne Fachmarktzentren nicht mehr
zeitgemäß. Die Planung sieht vor, dass das Real SBWarenhaus auf etwa halbierter Fläche auch künftig als
Magnetmieter im hinteren Gebäudeteil liegt. Die frei
werdende Fläche wird über eine Doppelmall erschlossen und so in marktgerechte, flexibel teilbare Mietbereiche gegliedert. Diese werden entsprechend der zulässigen Sortimente im Sinne der zuvor ermittelten
Bedarfe vermietet. Zu den neuen Mietern gehören ein
Drogeriemarkt, discountorientierte Textilfilialisten sowie diverse Dienstleistungs- und Gastronomieanbieter.
Zur Erhöhung der gesamten Standortattraktivität wird
zudem eine Verbesserung der Parkplatzsituation und
Verkehrsführung vorgenommen.
Phasen der Projektentwicklung
Status: August 2015
Laufender
Betrieb
Phase 1
Konzept
Phase 2
Entwurf
Phase 3
Vorbereitung
Phase 4
Umsetzung
• Q
uality Check
• F
unktionskonzept
inkl. Produktdesign
• E
ntwurfs- und Bauantragsplanung
• Bauausführung
• S
torybook &
Branding
• Leitdetails
• M
achbarkeitsstudie
• Realisierungsvorbereitung
• Dokumentation
Praxisbeispiele I 97
Quelle: METRO PROPERTIES
Quelle: METRO PROPERTIES
98 I Praxisbeispiele
Branding zur Wiedereröffnung
Zur Wiedereröffnung im Frühjahr 2016 wird das zu­
künftige Fachmarktzentrum ein modernes Branding und
Werbekonzept erhalten, um seine Positionierung zu
stärken und den fundamentalen Wandel am Standort
gegenüber den Verbrauchern zu manifestieren. Mit der
Einführung eines neuen Namens soll bei den Konsu­
menten das ­Bewusst­sein für das neue Produkt ver­mittelt
werden, um die Entwicklung weg vom reinen SB-Warenhausstandort hin zu einem Fachmarktzentrum mit einem
breiteren und differenzierteren Warenangebot deutlich
zu machen.
Der SB-Warenhausstandort mit erweiterter Vorkassen­
zone wurde zu einem modernen Fachmarktzentrum ent­
wickelt. Es ergaben sich die unten aufgeführten Effekte.
Einkaufszentrum
Duckwitzstraße
Bestand
IM VERGLEICH
Verkaufsfläche in m²
Shops / Fachmärkte
Mietentwicklung
*Prognose
Revitalisierung
2014
2016
16.300
15.500
16
ca. 25
+ 25 %*
Praxisbeispiele I 99
NACH 20 ERFOLGREICHEN
JAHREN
Umfangreiche Modernisierung im
Förde Park Flensburg
Vor rund 20 Jahren wurde in Flensburg an der Schleswiger Straße, südlich der Innenstadt, der Förde Park
eröffnet. Der Standort mit insgesamt knapp 50.000 m²
Mietfläche ist als städtischer Versorgungs­standort von
großer Bedeutung. Zudem übt er mit seinem Angebot
eine große Anziehungskraft auf die Region und auch
auf Kunden aus Dänemark aus. Sie machen aktuell einen Besucheranteil von ca. 30 % aus. Diese Bedeutung
des Förde Park würdigt die Stadt Flensburg, indem sie
den Standort im städtischen Handelsflächenkonzept als
einen von drei Polen in der örtlichen Handelsstruktur
­definiert und für eine Weiterentwicklung vorsieht.
In den letzten Jahren konnte im Förde Park auf grundlegende Veränderungen in der Handelslandschaft, wie
die Bereinigungsprozesse in der Baumarktbranche und
Veränderungswünsche der Mieter, mit Einzelmaßnahmen reagiert werden. Zusätzlich zum fortschreitenden
Gebäudealter sind nunmehr umfangreiche neue Anpassungsbedarfe entstanden, auch durch die zunehmende Wettbewerbssituation, sodass eine grundlegende
Restrukturierung für den nachhaltigen Fort­bestand des
Centers erforderlich wird. Die Wechsel­wirkung zwischen
veränderten Mieteranforderungen und Verbraucher­
wünschen sowie der regionalen Strahlkraft des Förde
Park und der Bedeutung des innerstädtischen Handels
erfordern eine differenzierte Ausrichtung des Förde Park
für die kommenden Jahre.
Das Planungskonzept
Die Umstrukturierung der Bestandsflächen vor dem
Hin­tergrund notwendiger Nachvermietungen wird für
diese Neupositionierung nicht ausreichen und sich
zudem nicht wirtschaftlich tragen können. Das Planungskonzept enthält deshalb eine Erweiterung der
­Verkaufs­flächen um ca. 7.500 m². Eine bedarfs­gerechte
Nach­vermietung und auch eine Erweiterung der Flächen
sind mit dem bestehenden Bebauungsplan aufgrund der
engen Flächen- und Sortimentsbeschränkungen nicht
genehmigungsfähig. Auf Basis eines voran­g estellten
Workshopverfahrens zur Abstimmung einer Planungskonzeption und der darin enthaltenen Verkaufsflächen
nach Sortimenten wurde Anfang Juli 2015 der Ände­
rungsbeschluss für den Bebauungsplan im Stadtrat
mit großer Mehrheit gefasst. Pa­rallel zum Bauleitplanverfahren wird nunmehr die Planung konkretisiert, um
voraussichtlich 2016 einen Bauantrag auf der Grundlage
des neuen Planungsrechts stellen zu können.
Phasen der Projektentwicklung
Status: August 2015
Laufender
Betrieb
Phase 1
Konzept
Phase 2
Entwurf
Phase 3
Vorbereitung
Phase 4
Umsetzung
• Quality Check
• F
unktionskonzept
inkl. Produktdesign
• E
ntwurfs- und Bauantragsplanung
• Bauausführung
• S
torybook &
Branding
• Leitdetails
• Machbarkeitsstudie
• Realisierungsvorbereitung
• Dokumentation
100 I Praxisbeispiele
Quelle: MEC
Quelle: MEC
Praxisbeispiele I 101
Trotz der geplanten Sortimentsveränderungen wird
der Förde Park seine Fachmarktorientierung mit dem
entsprechend hohen Nahversorgungs- und Großflächenanteil behalten. Ferner wird den immer wichtiger
werdenden Themen wie Modernität innen wie außen,
Kundenorientierung durch verbesserte Aufenthalts­
qualität sowie ein erweitertes Angebotsspektrum durch
abrundende Sortimente und Gastronomie Rechnung
­getragen.
Bestandteil der Repositionierung ist neben dem Neuzuschnitt der Mietbereiche und der Ergänzung des Flächenangebotes auch die grundlegende Überarbeitung
Bestand
IM VERGLEICH
Verkaufsfläche in m²
Shops / Fachmärkte
Mietentwicklung
*Prognose
Revitalisierung
der Gestaltung des Förde Park. Die Fassade wird auf
Basis eines Gestaltungsthemas mit lokalem Bezug verändert. Damit soll die Identität des neuen Förde Parks
nach außen sichtbar gemacht und in der Innengestaltung
harmonisch fortgeführt werden.
Auch wenn es sich bei den kalkulierten Ergebnissen derzeit nur um grobe Prognosen handeln kann, so wird an
diesem Beispiel deutlich, dass eine umfangreiche Umstrukturierungsmaßnahme vor dem Hintergrund bereits
begonnener Negativentwicklungen wie Frequenz- und
damit verbundener Umsatzverluste ein Mittel zur nachhaltigen Standortsicherung sein kann.
Erweiterung
2014
2016
36.300
43.800
50
ca. 75
+ 22 %*
102 I Praxisbeispiele
GEZIELTE
ANPASSUNGEN
NACH 10 JAHREN
Partielle Restrukturierung der
Shopping Cité Baden-Baden
Rund 10 Jahre nach Eröffnung ist eine Modernisierung
der mit ca. 18.000 m² Verkaufsfläche eröffneten Shopping
Cité Baden-Baden geplant. Um die Funktion als Nahversorgungszentrum mit überregionaler Wirkung zu stärken,
werden einige Handelsflächen in der Shopping Cité den
heutigen Anforderungen von Verbrauchern und Mietern
entsprechend neu zugeschnitten. Die bisherige Größe
der Immobilie wird beibehalten. Einzige Ergänzung ist
eine neue Eingangshalle vor dem heutigen Haupteingang.
Sie soll den bis dato unauffälligen Eingang sichtbarer an
die Straße rücken und die funktionale Verzahnung mit der
Nachbarschaft verbessern. Dafür bietet das großzügige
Atrium mit viel Tageslicht u. a. Raum für gastronomische
Angebote oder Veranstaltungen. Unabhängig vom Handel ergänzt ein neues Kino das inzwischen erweiterte
Angebot für den wachsenden Stadtteil Cité.
zeichnet der Distanzhandel jährlich zweistellige Wachstumsraten. Zudem hat sich die Wettbewerbssituation
im Umfeld z. B. durch Outletangebote im französischen
Grenzraum und zuletzt durch ein neues Shopping Center
im benachbarten Rastatt deutlich verschärft.
Was der Onlinehandel nicht bieten kann, sind reale Begegnungen von Menschen und Treffpunkte. Mit der Umstrukturierung soll die Shopping Cité somit noch stärker
mit dem direkten Umfeld verzahnt werden und nicht nur
als Nahversorgungsstandort, sondern auch als lokaler
Treffpunkt fungieren. Gleichzeitig bleibt das Angebot im
Schwerpunkt fachmarktorientiert und ergänzt somit das
vorhandene Angebot der Innenstadt.
Mit den geplanten Modernisierungsmaßnahmen wird auf
die veränderten Erwartungen und Anforderungen der Ver­braucher an den Handel reagiert. So spielte vor 10 Jahren der Onlinehandel noch keine große Rolle, heute ver-
Phasen der Projektentwicklung
Status: August 2015
Laufender
Betrieb
Phase 1
Konzept
Phase 2
Entwurf
Phase 3
Vorbereitung
Phase 4
Umsetzung
• Q
uality Check
• F
unktionskonzept
inkl. Produktdesign
• E
ntwurfs- und Bauantragsplanung
• Bauausführung
• S
torybook &
Branding
• Leitdetails
• M
achbarkeitsstudie
• Realisierungsvorbereitung
• Dokumentation
Praxisbeispiele I 103
Quelle: MEC
Quelle: MEC
104 I Praxisbeispiele
Die marktgerechte Weiterentwicklung der Shopping Cité
ist mit den derzeitigen sehr engen Sortimentsfestsetzungen des bestehenden Bebauungsplanes nicht möglich.
Dieses Regelungskorsett ist maßvoll zu flexibilisieren,
um eine nachhaltig gesicherte Wettbewerbsposition zu
halten. Entsprechende Vorabstimmungen auf kommunaler wie auf Landesebene sind erfolgreich gelaufen und
so konnte Mitte Juli 2015 ein qualifizierter Änderungsbeschluss zur Einleitung des Bauleitplanverfahrens erwirkt
werden.
Bestand
Revitalisierung
Auch wenn es sich bei den kalkulierten Ergebnissen
derzeit nur um grobe Prognosen handeln kann, so wird
an diesem Beispiel deutlich, dass auch bei vermeintlich
jüngeren Objekten gezielte Maßnahmen als Reaktion auf
veränderte Rahmenbedingungen nötig bzw. sinnvoll sein
können. Nur so frühzeitige Bedarfsanpassungen sichern
nachhaltig die Funktion und damit die Akzeptanz beim
Kunden im Konzert der Versorgungs- und Wettbewerbsstandorte.
Erweiterung
IM VERGLEICH
2014
2016
Verkaufsfläche in m²
17.900
19.700*
36
ca. 40*
Shops / Fachmärkte
*Prognose
Praxisbeispiele I 105
FAZIT
Wieder Zuhause
Abendessen!
Gute Idee, Meccy!
Komm, Meccy, wir haben
es gleich geschafft.
el
Rumm
GRR
Tja, ich wollte ja noch was einkaufen in der Zukunft, aber du
wei t ja, die Zeit war knapp.
BiEeEp
... den Weg finden wir
auch ohne Kompass.
Komm, Meccy, wir fahren
schnell ins Center ...
PF
HAAM
MA
MP
F
F
MAMP
Und du wei t ja, andere Center
haben auch schone tuten!
Bieep
108 I Fazit
FAZIT
Nach der Annährung an das Thema Kundenorientierung und dem Versuch, es aus möglichst vielen Perspektiven zu
beleuchten, wird deutlich, dass die Handelsimmobilienbranche und alle ihre Marktteilnehmer mit sehr komplexen
Herausforderungen umgehen müssen. Denn Fachmarktzentren gemäß der auch diesem Marktbericht zugrunde
liegenden Kriterien sind Immobilien, die ein aktives Management erfordern. Das spiegelt sich auch in der Praxis
­wider, da man kaum ein Fachmarktzentrum über 10.000 m2 finden wird, das nicht bereits aktiv gemanagt wird.
Gerade die hohe Beliebtheit der Assetklasse Fachmarktzentrum/Fachmarktorientiertes Shopping Center und die
weiterhin notwendige Professionalisierung der Branche sind eine Chance zur Entwicklung neuer Managementan­
sätze. Dazu vier Thesen.
1.
Netzwerkorganisationen werden über
den Erfolg von Handelsimmobilien entscheiden.
2.
Flexibilität und Veränderungswille sind
Kernkompetenzen für die Zukunftsgestaltung.
3.
Bleibt alles anders: Der stationäre
Handel ist kein Auslaufmodell.
4.
Die Versorgungsstruktur der Zukunft
erfordert die Integration aller Einzelhandelslagen einer Stadt zu einem ganzheitlichen
Handelskonzept.
1.
Netzwerkorganisationen werden über den
Erfolg von Handelsimmobilien entscheiden
Die Pionierzeiten der Neuentwicklung von großflächigen
Fachmarktzentren in Deutschland sind vorbei. Die Bewirtschaftung der Bestandsobjekte ist das Zukunftsfeld
der Assetklasse. In Pionierzeiten braucht man weniger
komplex zu denken und zu agieren als in Zeiten, in denen
der Immobilienbestand die entscheidende Rolle spielt.
Das Zusammenspiel von „Sektorspezialisten“ – Investor,
operativer Manager, Mieter – und ihr auf die Wünsche
aller Kundengruppen abgestimmtes Handeln sind die
Treiber der Weiterentwicklung von Fachmarktzentren.
Die detaillierte Kenntnis aller für den jeweilgen Akteur
relevanten Wünsche direkter und indirekter Kunden
und deren vernetzte Beziehungen sind die Basis für
alle erfolgreichen Managementaktivitäten. Diese Entwicklung ist unumkehrbar, ihre Umsetzung steht noch
am Anfang, auch wenn das Management von Fachmarktzentren schon längst eine interdisziplinäre Aufgabe von vernetzten, einander ergänzenden Spezialisten geworden ist.
Spezialisierung bedeutet auch immer Professionalisierung. Die wird sich in der Branche weiter fortset­
zen. Sie endet aber nicht mehr an den Grenzen der
­Ein­zel­unter­nehmen bzw. -sektoren, sie ist zugleich vielmehr die Aufgabe und das Resultat der Entwicklung
von integrierten Netzwerkorganisationen. Nur wenn
­Investoren/Eigentümer, operativer Manager, Servicepartner sowie die Mieter offen und aufeinander abgestimmt
ar­beiten, können alle Akteure die Wertschöpfungspotenziale realisieren, die die Assetklasse Fachmarktzentrum
ihnen langfristig bietet.
Fazit I 109
Erfolgreiches, kundenorientiertes Management von Fach­marktzentren ist ohne eine Netzwerkorganisation aus
den relevanten Akteuren nicht möglich. Der wesentliche
Aspekt dabei ist, dass alle Akteure das gleiche Verständnis haben müssen, welche Wünsche jeder relevanten
Kundengruppe wie zu erfüllen sind. Es darf keine Rolle
mehr spielen, ob eine Kundengruppe auch direkter Kunde des eigenen Unternehmens ist.
Ferner müssen alle Partner einer Netzwerk­
organisation altmodisches Denken auf­geben, das dem Motto folgt „Nur
was im Pflichtenheft steht
wird gemacht, anderes erst,
wenn man es mir sagt“ und
„Dafür bin ich nicht zuständig“. Selbst Netzwerkorganisationen müssen aufpassen,
unter TEAM nicht zu verstehen:
„Toll, ein anderer macht’s.“ Damit diejenigen, die in
einem solchen Netzwerk als Auftragnehmer agieren,
diese Denkweisen über Bord werfen und kundenorientiert handeln können, müssen die Auftraggeber ihnen
mehr Spielräume lassen, als es bisher in der Regel der
Fall ist. Ein Mittel dafür ist es z. B., einem Dienstleister
die von ihm zu erreichenden Ergebnisse vorzugeben,
anstatt umfangreicher Ablauffestlegungen, die unter
Umständen das Ergebnis offen lassen. Ablauflisten entlassen den Auftragnehmer aus der Verantwortung, Ergebnisvorgaben übertragen ihm die Verantwortung. Bei
FM-Leistungen kann man das Verfahren gut anwenden,
bei anderen Themen nicht. Es gilt, neue Wege zu finden, die die Netzwerkpartner dazu befähigen, auf Basis
strikter, gemeinsamer Kundenorientierung, im besten
Sinne unternehmerisch zum Wohle aller Kunden und
Netzwerkpartner agieren zu können.
Eine solche Zusammenarbeit erfordert hohe Professio­
nalität, Transparenz und vor allem gegenseitiges Vertrauen.
Ein Blick auf die Automobilindustrie zeigt, dass Netzwerkorganisationen extrem erfolg­reich arbeiten können. Beispielsweise betreiben die Automo­bil­bauer inzwischen große Teile
der Entwicklung neuer Modelle nicht mehr selber, sondern lassen sie von Zulie­ferern
wie z. B. Bosch entwickeln.
Die beiden Netzwerkpartner
haben ein gemeinsames Verständnis, welche Zielkunden
mit einem neuen Modell erreicht
und wie sie zufriedengestellt werden sollen.
Die jeweiligen Entwicklungsarbeiten führen die Partner
jedoch autonom durch. Am Ende des Prozesses steht ein
kundenorientiertes Produkt.
k
r
e
W
z
T
e
N =OLG
ERF
Real-Kauf Hannover-Hainholz 1969
Zugegeben, das Beispiel aus der Automobilindustrie ist
so etwas wie „die hohe Schule“. Es verdeutlicht aber,
dass Netzwerkorganisationen eine kundenorientierte
Organisationsform vieler Partner sind, die profitabel
­arbeitet und effizienter ist als vollintegrierte Autobauer
es heute sein könnten. Markt- und Kundennähe, Flexibi­
lität, umfassende Autonomie bei tiefer Integration aller
Netzwerkpartner und Arbeit auf ein gemeinsames Ziel
hin – ein Rezept, von dem die Handelsimmobilienbranche
sich einiges abgucken kann.
Kronenberg Center Essen 2013
110 I Fazit
Es gibt erste Managementnetzwerke, die diesen Pfad
mit Erfolg eingeschlagen haben. Es wird interessant sein
zu sehen, welche Netzwerkorganisationen sich noch
­bilden und mit welchen Lösungen sie operieren werden.
Sicher ist, dass „First Mover“, die flexibel und kunden­
orientert agieren, einen Vorteil haben.
2.
Flexibilität und Veränderungswille sind
Kernkompetenzen für die Zukunftsgestaltung
Die angesprochene geforderte Wandlungsfähigkeit von
Handel und Handelsimmobilien wird die gesamte Branche
in den nächsten Jahren prägen. Unternehmen und Netz­
wer­ke, die sich für eine rein kundenorientierte Flexibilität
öffnen, werden dauerhaft Wettbewerbsvorteile haben. Zur
Abgrenzung sei bemerkt, dass Flexibiltät und Veränderung
nicht „auf Teufel komm‘ raus“ betrieben werden dürfen,
denn man muss nicht jedem (vermeintlichen) Verbraucher­
trend hinterherlaufen. Flexibilität muss auf gemeinsamer,
fundierter und (selbst)kritischer Analyse von Kundenwün­
schen und -bedürfnissen beruhen. Es geht um die Fähig­
keit, relevante Änderungen frühzeitig zu erkennen und
ziel­strebig umzusetzen. Die Evolution des Handels wird
intensiver, weil der Veränderungsdruck auf den Handel
zunimmt und die Änderungsintervalle immer kürzer werden. Der Wandel des Handels wird nie aufhören, denn Evo­lution ist ein permanenter Anpassungsprozess, ob man
möchte oder nicht. Deshalb sind Flexibilität und Ver­
änderungswille so wichtig, auch für die Eigentümer und
Betreiber von Handelsimmobilien.
Konzept kundenorientierten Managements und marktgerechter Weiterentwicklung bestehender Standorte, kann
nur von reaktionsschnellen, vernetzen Akteuren erfolgreich
gemeistert werden. Parallel zu diesem Wandel werden die
Aufgaben komplexer und die Zielkorridore enger.
Ein wesentlicher Bereich, der in der Assetklasse Fachmarktzentrum schon länger der Veränderung unterliegt, ist
der Professionalisierungsgrad im Management. Die immer
größer werdende Spezialisierung sowie das Einführen von
Standards, z. B. für FM-Dienstleistungen oder Mietverträge, sind wichtige Elemente, die die Dynamik bei den
Investoren beschleunigen. Denn z. B. für Fondsinitiatoren
ist es beim Einwerben von Eigenkapital inzwischen ein entscheidendes Argument, einen gut reputierten Partner fürs
tägliche Management der Assets zu haben. Er soll als Ga­
rant sicherstellen, dass vorhandene Werte gesichert und
versprochene Wertsteigerungen erreicht werden. Institu­ti­onelle Anleger, die in Fonds investieren, haben inzwischen
hohe Standards und benötigen die Verlässlichkeit, wie sie
bei der Anlage in Shopping Center schon lange üblich sind.
3.
Der Wandel innerhalb der Branche, weg von echten Neuentwicklungen großflächiger Handelseinrichtungen hin zum
Bleibt alles anders: Der stationäre Handel ist
kein Auslaufmodell
Die Rolle des Onlinehandels und seine Auswirkungen auf
den stationären Handel im Ganzen werden wohl nicht
so dramatisch sein, wie es bisher in den (Fach-)Medien
dargestellt wird. Zudem kann jetzt anhand des Modells
der GfK weiter an fundierten und aussage­k räftigen
Prog­nosemodellen gearbeitet werden, um die Entwicklung dieser Vertriebsform und ihrer Auswirkungen genauer beurteilen zu können.
1920
1950
Fazit I 111
Dass der Onlinehandel (schon aus anderen Gründen)
nicht das Ende des stationären Handels herbeiführen
wird, wurde in der letztjährigen Ausgabe des Markt­
berichts bereits qualitativ untersucht und begründet. Die
Studie der GfK zur Entwicklung des Onlinehandels und
dessen Auswirkung auf den Bedarf an Verkaufsflächen,
die unter Anwendung des Diffusionsmodells Daten des
Verbraucherpanels und Umsatzzahlen auswertet, liefert
die erste, nachvollziehbare Untersuchung zu dem Thema.
Sie belegt mit umfassenden Daten, dass Kontinuität
und Wandel den Handel auch künftig prägen werden.
Die ­Kritiker solcher Prognosen bzw. diejenigen, die dem
Verschwinden des stationären Handels das Wort reden,
sind eine solch umfassende, auf gleicher Datendichte und
Datenqualität fußende Studie bisher schuldig geblieben.
Dass die Integration von eCommerce eine Pflichtaufgabe für stationäre Einzelhändler ist, bleibt davon unberührt. Der apodiktische Anspruch „Online immer, stationär nimmer“ ist durch nichts belegt.
auch online machen. Dieselbe Studie zeigt auch, dass
unter den 250 größten Einzelhändlern weltweit gerade
einmal zwei Online-Pure-Player aufzufinden sind. Zwei!
Alle ­anderen sind einfach (noch) zu klein, um den Sprung
auf die Liste der Top 250 zu schaffen. Das Verhältnis
wird sich sicher in Zukunft ändern, aber von einem
grundlegenden Umschwung zugunsten von OnlinePure-Playern ist es weit entfernt.
Der evolutionäre Druck des eCommerce auf den Einzelhandel ist unstrittig, und die Annahme, der Handel habe
jetzt das Schlimmste hinter sich, wäre wie das trüge­
rische, selbstberuhigende Pfeifen im Walde. Die Geschichte des Handels zeigt vor allem eines: Wenn Einzelhändler aufhören, sich zu entwickeln, verschwinden sie
einfach – egal ob sie ihr Geschäft stationär (z. B. Praktiker)
oder im klassischen Distanzhandel (z. B. Neckermann,
Quelle) betreiben.
Dass dieser Anspruch nicht belegt ist, ist u. a. auch der
Tatsache geschuldet, dass in der Diskussion über die
Zukunft des Einzelhandels meist nicht sauber unterschieden wird, ob man von Online-Pure-Playern oder
integrierten Multichannel-Händlern spricht. Das Ver­
mischen beider Formen in der Diskussion erlaubt jene
schwammigen Aussagen, die die Debatte bisher prägen. Schaut man sich jedoch z. B. aktuelle und seriöse Daten zum globalen Einzelhandel an, so zeigt sich,
dass nur ca. 20 % der 50 größten Onlinehändler auch
Online-Pure-Player sind (vgl. Deloitte, Global Powers
of Re­tailing 2015). Mit anderen Worten: 80 % sind integrierte, stationäre Händler, die einen Teil ihres Umsatzes
Ein anderer Aspekt in der Diskussion um die künftige Rolle
des Onlinehandels sind Vergleiche mit der Entwicklung in
anderen Ländern. Vergleiche sind eben nur ein Abgleich
von Sachverhalten. Das bedeutet, sie fördern Gemeinsamkeiten und Unterschiede zutage. Sie liefern jedoch
keine Blaupause, die mit gewissen Abweichungen auf jedes andere Land übertragbar ist. Verbraucher in den USA
oder im UK „ticken“ schlicht anders als die in Deutschland
oder Frankreich. Unter anderem deshalb sind alle großen
ausländischen Vollsortimenter, die in Deutschland expandieren wollten, bisher gescheitert – zuletzt Wal Mart. Das
geflissentliche Übersehen dieser Unterschiede hat die
Diskussion über die Zukunft des Handels ebenfalls vernebelt, anstatt zur Klarheit beizutragen.
1990
2015
112 I Fazit
Die Wandlungsfähigkeit des Handels ist im Deutschen
schon lange sprichwörtlich. Wohin der Wandel geht, wie
die Verbraucher künftig einkaufen möchten, welche Formate in Zukunft erfolgreich sein können – das sind Themen, die zum Alltagsgeschäft der Händler gehören. Auch
die Eigentümer sowie Betreiber von Handelsimmobilien
müssen sich inzwischen immer mehr mit diesen Fra­gen beschäftigen und im Einklang mit den Händlern verbrauchergerechte Lösungen finden – als aktives, vorausschauend handelndes und integriertes Netzwerk.
Im Grunde besteht die Aufgabe der Kommunen also
darin zu wiederholen, was sie bei der Ansiedlung aller
Einkaufsstätten von zehn, fünfzehn oder mehr Jahren
schon einmal gemacht haben: eine solch ausgewogene
Mischung für ihre Stadt herzustellen. Die dafür relevanten Parameter sind heute allerdings andere: Wettbewerb
durch Onlinehandel oder der Versuch, den Wegzug aus
ländlichen Räumen aufzuhalten, sind zwei davon. Die Lösung kann nicht im bloßen Festhalten an überkommenen
Instrumenten wie starren Sortimentslisten bestehen.
4.
Ein weiterer Aspekt bei der Planung und Genehmigung
von Handelsflächen ist außerdem Kundenorientierung,
die im kommunalpolitischen Kontext auch als Bürgerorientierung zu verstehen ist. Städte und Gemeinden müssen sich an dem orientieren, was die Verbraucher bzw.
Bürger möchten. Die wachsende Zahl an Einkaufsstätten macht es den Verbrauchern einfach, sich diejenige
zu suchen, die ihnen am besten gefällt. Eine künstliche
Verknappung durch eine restriktive Genehmigungspraxis wird im Zweifelsfall zur Abwanderung von Kaufkraft
aus einer Kommune führen – sei
es in Nachbarkommunen oder
zum Onlinehandel. Gerade
bei ländlich geprägten Räumen ist
es umso wichtiger, mit Formaten wie z. B.
Fachmarktorientierten Shopping Centern die Versorgung zu sichern und Kaufkraft zu binden und ein Abwandern des Umsatzes ins Internet zu verhindern. Das
ist aber nur möglich, wenn weitsichtige Städte und Gemeinden eine durch Augenmaß geprägte Planungs- und
Genehmigungspraxis an den Tag legen.
Die Versorgungsstruktur der Zukunft
erfordert die Integration aller Einzelhandelslagen
einer Stadt zu einem ganzheitlichen Handelskonzept
Bau- und Planungsrecht – wie soll es aussehen? Ein
gut gemeinter Schutz von Innenstädten, der gerade bei
innenstadtrelevanten Sortimenten durch Onlinehandel
ausgehöhlt wird, oder ein für Kommunen aktiv nutzbares, flexibles Instrument, mit dem sie ihren Bürgern
(Kunden) das geben, was sie möchten? Der über lange Zeit gerne
konstatierte – und meistens
konstruierte – Gegensatz zwischen Innenstadt und grauer
bzw. grüner Wiese hat schon
früher in den meisten Fällen oft so
wenig und reinrassig gegolten, wie er
politisch trotzdem genutzt wurde. Dass lebendige Innenstädte wichtig für das Prosperieren von Städten und deren
Umland sind, ist anerkannt. Lebhafte Diskussionen gibt es
allerdings darüber, was das konkret für die Ausgestaltung
des Bau- und Planungsrechtes bedeuten soll.
L
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A ANdel
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Der Trend hin zu stärker werdenden Restriktionen zuungunsten der grauen und grünen Wiese hält an. Dabei
werden verschiedene Aspekte außer Acht gelassen, die
für lebendige Städte und ein lebendiges Umland ebenso
wichtig sind. Da die Bewirtschaftung von Bestandsobjekten im Fokus steht, ist es notwendig, etablierte und
erfolgreiche Fachmarktzentren bei einer Modernisierung
oder Revitalisierung an die geänderten Markt- und Kundenbedürfnisse anzupassen. Es geht also nicht mehr um
den Konflikt Innenstadt vs. graue/grüne Wiese, sondern
darum, innerhalb einer Stadt einen ausgewogenen Mix
zwischen allen Einkaufsstätten beizubehalten und u. a.
die (Grund-)Versorgung nachhaltig zu sichern.
Dazu gehört auch der Umgang mit Logistikflächen für Online-Pure-Player. Man mag es als Erfolg ansehen, wenn
man die Ansiedlung innenstadtrelevanter Sortimente in
Einkaufsstätten am Stadtrand oder auf der grünen Wiese
verhindert. Genehmigt man jedoch im gleichen Atemzug noch billige Logistikflächen für reine Onlinehändler,
wird man zumindest darüber diskutieren müssen, ob man
seiner Gemeinde einen Bärendienst erweist. Im Zusammenspiel von Stadt, Händlern und Immobilieninvestoren
muss eine zukunftsgerichtete und kundenorientierte
­Lösung gefunden werden, die ausreichend Flexibilität
für künftige Anpassungen im Handel bietet.
Partner I 113
PARTNER
CORPUS SIREO ist ein
vielfach ausgezeich­
neter, multidisziplinärer
Immobiliendienstleister. Das Unternehmen managt ein
­Immobilienvermögen im Wert von rund 16,3 Mrd. Euro
(Stand: Oktober 2014). Damit ist es Deutschlands führender Immobilien-Asset-Manager für Dritte. Als eigenständige Business-Unit von Swiss Life Asset Managers agiert
das Unternehmen als Asset Manager, Fondsinitiator, CoInvestor, Wohnprojektentwickler und Immobilienmakler
mit Geschäftsschwerpunkt in Deutschland. Das Unternehmen managt 15 Mio. Quadratmeter Gewerbe- und
Wohnfläche im Auftrag seiner Kunden, hierzu zählen
auch in Fonds gehaltene Immobilienanlagen im Wert von
2,3 Mrd. Euro. CORPUS SIREO ist zudem ein Co-Investment-Partner für paneuropäische Immobilieninvestments, gehört zu Deutschlands Top-10-Maklerhäusern
und entwickelt durchschnittlich 500 Wohneinheiten jährlich. Das Unternehmen beschäftigt rund 560 Mitarbeiter
an 11 Standorten in Deutschland und Luxemburg.
Weitere Informationen unter www.corpussireo.com
Inhaltlicher Beitrag:
Corpus Sireo erläutert in einem Insight, welche Kundenbeziehungen beim Auflegen eines FachmarktzentrenFonds bestehen (ab Seite 43).
Dr. Lademann &
Partner ist ein
unabhängiges,
auf den Handel
fokussiertes Beratungsunternehmen. Rund 30 Jahre
­Erfahrung im Markt und eine State-of-the-Art-Analyse­
infrastruktur sichern exzellente Beratungsergebnisse
und gerichtsfeste Gutachten. Markt- und Standortana­
lysen, MDDs und Verträglichkeitsgutachten stehen dabei im Vordergrund. Neben der Begleitung von Refurbishment-Projekten berät das Unternehmen auch in den
Fragen der Integration digitaler Technologien im Center.
Weitere Informationen unter www.dr-lademann-partner.de
Inhaltlicher Beitrag:
Dr. Lademann & Partner beschäftigt sich in dieser Ausgabe des Fachmarktzentrum Reports mit der Digitalisierung am POS und wie Technologien den Einkaufsprozess
unterstützen (ab Seite 79), gefolgt von einigen Best
Practices erfolgreicher Einzelhändler aus Kundensicht.
Im Kapitel „Architektur & Bau“ geht es um die kunden­
adäquate Mallgestaltung und Innenarchitektur von Fachmarktzentren sowie das Dauerbrennerthema „Starres
Baurecht – dynamischer Markt“ (ab Seite 88).
GfK GeoMarketing ist eine 100%ige Tochter
von GfK, einem international führenden
Marktforschungsunternehmen. GfK steht für
zuverlässige und relevante Markt- und Verbraucherinformationen. Durch sie hilft das Marktforschungsunternehmen seinen Kunden, die richtigen Entscheidungen zu treffen. GfK verfügt über langjährige
Erfahrung im Erheben und Auswerten von Daten. Rund
13.000 Experten vereinen globales Wissen mit Ana­
lysen lokaler Märkte in mehr als 100 Ländern. Mithilfe
innovativer Technologien und wissenschaftlicher Verfahren macht GfK aus großen Datenmengen intelligente
Informationen. Dadurch gelingt es den Kunden von GfK,
ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das Leben
der Verbraucher zu bereichern.
GfK bietet im Fachbereich GeoMarketing lokale Lösungen – weltweit. Dazu gehören neben der Handelsim­mobilienberatung auch die Vertriebsgebietsberatung,
regionale Marktdaten, digitale Landkarten sowie die
Geomar­ke­ting-Software RegioGraph.
Mit Real Estate Consulting begleitet GfK international
agierende Projektentwickler, Handelsunternehmen, Banken und Investoren sowie öffentliche Institutionen mit der
Analyse, Planung, Konzeption und Bewertung von Handelsimmobilien. Durch europaweites Wissen zu Handelsstandorten und -objekten in Verbindung mit intensiven
Vor-Ort-Recherchen unterstützt GfK Marktteilnehmer
dabei, Investitionsrisiken zu reduzieren und Expansionschancen frühzeitig zu erkennen.
Weitere Informationen unter www.gfk.com/geomarketing-de
Inhaltlicher Beitrag:
GfK GeoMarketing hat aus den im letzten Jahr erhobenen
Standortdaten die Erfolgsfaktoren von Fachmarktzentren
zusammengestellt (ab Seite 20). Außerdem wagen die
Marktforschungsexperten einen Ausblick auf die Umsatzund Verkaufsflächenentwicklung im deutschen Einzelhandel bis 2025 (ab Seite 53). Im Kapitel „Verbraucher“
richtet sich der Blick auf die Verbraucher und die regionalen Unterschiede von Onlineaffinitäten (ab Seite 72).
114 I Partner
Savills ist eines der führenden, weltweit tätigen Immobiliendienstleistungs-Unternehmen mit Hauptsitz und Börsennotierung in
London. Das Unternehmen wurde 1855 gegründet und blickt auf eine lange Geschichte mit überwältigendem Wachstum zurück. Savills setzt Trends
statt ihnen zu folgen und verfügt heute über mehr als
600 Büros und Partner in Amerika, Europa, Afrika, dem
asiatisch-pazifischen Raum sowie dem Nahen Osten
mit über 30.000 Mitarbeitern.
In Deutschland ist Savills mit rund 200 Mitarbeitern in
sieben Büros an den wichtigsten Immobilienstandorten
Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München
und Stuttgart präsent. Savills bietet seinen Kunden
heute Expertise und Markttransparenz in folgenden Bereichen an:
– An- und Verkauf von Immobilien sowie Portfolios,
– Corporate Finance – Valuation,
– Vermietung von Büros und Einzelhandelsimmobilien,
– Vermietung und Verkauf von Industrie- und
Logistikimmobilien,
– Corporate Real Estate Services.
Eine einzigartige Kombination aus Branchenkenntnis
und unternehmerischem Denken und Handeln bietet unseren Kunden Zugriff auf Immobilienwissen von höchster
Qualität. Unsere Mitarbeiter, ihre Kreativität und ihre
Leistungsbereitschaft sind unser eigentliches Kapital –
sie werden sowohl für ihre innovativen Denkansätze als
auch für ihre ausgeprägte Verhandlungsstärke geschätzt.
Savills hat sich auf einen ausgewählten Kundenkreis
spezialisiert und bietet diesen Unternehmen und Per­
sonen hochprofessionellen Service zur Erreichung der
gemeinsamen Ziele. Savills steht synonym für eine Premiummarke und ein qualitativ hochwertiges Service­
angebot, das Immobilien individuell betrachtet und in
strategische Beziehungen investiert.
Weitere Informationen unter: www.savills.de
Inhaltlicher Beitrag:
Savills gibt einen Einblick in den Retail-InvestmentMarkt mit dem Fokus auf deutsche Fachmarktzentren
(ab Seite 12).
TH Real Estate ist eine
weltweit tätige und auf
Immobilien spezialisierte
Investmentgesellschaft.
Als einer der größten Immobilien-Asset-Manager der
Welt und aufbauend auf einer umfassenden Expertise
und starken finanziellen Ressourcen bietet TH Real
­Estate seinen Kunden kreative und effektive Lösungen
zur Anlage in Immobilien aus den Sektoren Einzelhandel,
Büro, Logistik, Wohnen und Immobilienfinanzierungen.
Dabei setzt TH Real Estate auf einen nachhaltigen Ansatz, um den Wert einer Anlage dauerhaft zu erhalten
und zu steigern.
Das Unternehmen gehört TIAA-CREF, einem Finanzdienst­
leister und Fortune-100-Unternehmen mit 791 Mrd. Euro
Assets under Management. Gegründet im April 2014 ist
TH Real Estate weltweit in allen wichtigen Märkten vertreten und verfügt über Niederlassungen in Amerika,
­Asien und Europa. Das verwaltete Immobilienvermögen
liegt bei 25,6 Mrd. Euro, verteilt auf rund 50 Fonds und
Mandate. TIAA-CREF Real Estate und TH Real Estate
verwalten zusammen ein Immobilienvermögen von
78 Mrd. Euro und bilden eine der größten ImmobilienInvestmentplattformen der Welt.
Spezialisierte Teams managen die Produkte und bringen
ihre Erfahrung in die Gestaltung und Verwaltung ihrer
Portfolios ein. Jedem Team stehen erfahrene Ansprechpartner im Senior Management zur Seite. Zudem können die Teams auf eine integrierte Investmentplattform
zurückgreifen, die Services in den Bereichen Finanz-,
Schulden- und Währungsmanagement bietet sowie in
der Performanceanalyse, Kundenbetreuung, in Fondsund Transaktionsstrukturierung, Entwicklung, Nachhaltigkeit und Research.
Weitere Informationen unter: www.threalestate.com
Inhaltlicher Beitrag:
TH Real Estate legte aus der Perspektive eines internationalen Investors in einem weiteren Insight (ab Seite 46)
die Rolle des Asset Managers als Kundenversteher dar.
Partner I 115
Die MEC METRO-ECE
Centermanagement
GmbH & Co. KG ist
ein Joint-Venture-Unternehmen der METRO GROUP und ECE. Die MEC ist
zuständig für das Management inklusive Betrieb, Ver­
mie­
tung und Vermarktung von derzeit insgesamt
43 Fach­
marktzentren in Deutschland. Das betreute
Marktwertvolumen liegt bei 2,8 Mrd. Euro. In allen
Centern erwirtschaften ca. 870 Mietpartner auf einer
Mietfläche von gut 1,35 Mio. m² einen Jahresumsatz von
rund 3 Mrd. Euro. Über 160 Mitarbeiter arbeiten für die
MEC, deren Firmensitz Düsseldorf ist.
Weitere Informationen unter: www.mec-cm.com
Inhaltlicher Beitrag:
Inhaltlich beschäftigt sich die MEC METRO-ECE Centermanagement mit der Neuorientierung beim Management
von Handelsunternehmen und der zunehmenden Bedeutung von Kundenorientierung (ab Seite 32). Im Kapitel
„Marktteilnehmer“ (ab Seite 59) werden mit den Insights zum
Inspiration Store, zu Adler, der Quarkerei und dinnery.de
vier sehr kunden- und serviceorientierte Einzelhandelsformate vor­
g estellt. Abschließend folgen in Kapitel
„Praxis­beispiele“ aktuelle Bauprojekte (ab Seite 96).
Gastbeitrag:
Meccy, speicher schon mal
auf deiner Festplatte:
Auch 2016 MEC-Report
besorgen.
„Der Kunde ist König – gültige Redensart oder Holzweg?“
(ab Seite 71) von der Innovation Group des ICSC Europe.
!!
116 I Impressum
IMPRESSUM
Fachmarktzentren in Deutschland
Kundenorientierung © 2015
Herausgeber:
MEC METRO-ECE Centermanagement GmbH & Co. KG
Am Albertussee 1
40549 Düsseldorf
Tel.: +49 (0) 211 30153-222
E-Mail: info@mec-cm.com
Web: www.mec-cm.com
Kooperationspartner:
Corpus Sireo
Dr. Lademann & Partner
GfK GeoMarketing GmbH
Savills GmbH
TH Real Estate
Konzept und Redaktion:
MEC METRO-ECE Centermanagement GmbH & Co. KG
Moritz Lück
Barbara Surrey
Jörg Wege
Kreative Umsetzung:
rumblefish GmbH
Benrather Str. 11
40213 Düsseldorf
Tel: +49 (0) 211 828 554 43
Web: www.rumblefish.de
Illustrationen:
Joachim Deller
E-Mail: joachim.deller@gmx.de
Web: www.joachim-deller.de
Druck:
Kunst- und Werbedruck GmbH & Co. KG
Hinterm Schloss 11
32549 Bad Oeynhausen
Tel.: +49 (0) 5731 75588-0
www.kunst-undwerbedruck.de
Bildnachweise:
MEC METRO-ECE Centermanagement GmbH & Co. KG
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Bisher erschienene Ausgaben:
Fachmarktzentren in Deutschland –
Übersicht. Trends. Chancen (2013)
Fachmarktzentren in Deutschland –
Wettbewerbsfaktor Revitalisierung (2014)
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