Österreich und seine Modemacher
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Österreich und seine Modemacher
P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45 2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 08. Oktober 2015 19/15 Österreich und seine Modemacher © Fotolia/ MIGUEL GARCIA SAAVED © Eider Zwanzig Menschen, die Österreichs modemarkt prägen FO L LOW O U R O N L I N E M AGA ZI N E O N A I G N ER M U N I CH.CO M /B LO G inhalt 56 Riani: Neues Headquarter © 04 Picturedesk, 10 Picturedesk, 56 Jessica karner, 52 INVISTA Ein Wenig verrückt muss man schon sein! 10 Zwanzig Modemenschen 04 Blue Tomato neu in bregenz und Wörgl 52 Coole shapewear Eine Ausgabe voller Modemenschen, ein »People-Magazin« der Textil Zeitung abzuliefern, mit diesem Anspruch sind wir mit dieser Ausgabe zu den »Salzburger Gesprächen 2015« angetreten. Ein erstes Brainstorming, eine Liste mit vielen Namen, von der die meisten wieder gestrichen werden – aber immerhin 20 übrig bleiben. Welche Namen fallen einem ad hoc ein, wenn von Mode in Österreich die Rede ist. Fachhändler? Konfektionäre? Agenturbesitzer? Journalisten? Designer? Die aktuelle TZ bringt eine Mischung aus all diesen Bereichen. Zeigt Karrieren, die vom Sudetenland nach Tirol (Wilhelm Ehrlich) oder von der H&M-Filiale in der SCS an die Spitze des schwedischen Filialisten führten (Claudia Oszwald). Porträtiert Immobilienprofis (Jamal Al Wazzan), die den Modestandort Österreich maßgeblich beeinflusst haben, und Journalistinnen, die die großen Fashion-Shows (zumindest medial) in die Heimat brachten (Gitti R. Winkler). Auch Adi Weiss hat viel dafür getan, dass Mode in Österreich ein Thema ist. Und Marco Sillaber sorgt dafür, dass die Modestadt Salzburg in Bewegung bleibt. Was allen gemeinsam ist? Gloriette-Inhaber Peter Hofer, zum zweiten Mal Eigentümer des burgenländischen Hemdenerzeugers, bringt es auf den Punkt: »Wer in der Mode mitmischt, muss schon ein bisschen verrückt sein. Das Business ist hart, aber nicht unmöglich.« Brigitte pfeifer-medlin TZ 19 2015 3 BUSINESS NEWS TOP NEWS Starkes Halbjahr für Inditex ie spanische Modegruppe Inditex (Zara, Bershka, Massimo Dutti u. a.) konnte ihren Umsatz in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2015/16 (Februar bis Juli) um 17 % auf 9,4 Mrd. € steigern. Flächenbereinigt entspricht das einem Zuwachs um 7 %. Bereits im Vergleichszeitraum davor (von 2013 auf 2014) waren die vergleichbaren Umsätze um 4,5 % gewachsen. Die wichtigste Marke, Zara, steigerte ihren Umsatz um 18 % auf 6,1 Mrd. €. Der Gewinn von Inditex wuchs überproportional um 26 % und kam bei 1,16 Mrd. € zu liegen. Im Halbjahr wurden 94 neue Stores eröffnet, damit hält der Konzern nun bei 6.777 Verkaufsniederlassungen in 88 Märkten der Welt. Die meisten Neueröffnungen gab es bei Zara Home – der Marke, die seit Kurzem auch erst mals in Österreich vertreten ist, und zwar im Salzburger Europark (siehe ÖTZ 18/15). Erwähnenswert ist außerdem die Wiedereröffnung des Flagship-Stores auf der Mariahilfer Straße in Wien, der generalumgebaut sowie ums Doppelte auf 2.240 m2 Verkaufsfläche erweitert wurde (Bild). Nach jüngsten Prognosen soll Amancio Ortega, Inditex-Gründer und aktuell zweitreichster Mann der Welt, im Jahr 2017 auch Bill Gates überholen und damit zum reichsten Mann der Welt aufsteigen. © Picturedesk D Testklub: Minus 10 % im August © Gerngross N Blue Tomato expandiert im Westen S hops Nummer 24 und 25 für Blue Tomato: Der Boardsport-Händler mit Sitz in Schladming hat am 25. September eine 370 m2 große Filiale in der Innenstadt von Wörgl (Bahnhofstraße) eröffnet. Nur wenige Tage später, am 1. Oktober, folg te ein 550 m2 großes Ladenlokal in der Bregenzer City, am ehemaligen Standort von Kleider Bauer in der Kaiserstraße. Es ist der erste Store in Vorarlberg für das Unternehmen. Neben Sportausrüstung gehören trendorientierte Streetwear, Schuhe und Accessoires zum Sortiment des Multichannel-Händlers. Im Bereich Snowboard, Freeski, Skate und Surf ist Blue Tomato einer der weltweit größten Onlinehändler. 2012 wurde Blue Tomato um 82 Mio. € vom US-Sportartikelhändler Zumiez erworben, Gründer Gerfried Schuller ist nach wie vor Geschäftsführer. 4 TZ 19 2015 eben Hitzerekorden brachte der diesjährige August auch ein Rekordminus im Mode handel. Um 10,1 % gingen die Umsätze gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Bei nahezu unver änderten Verkaufspreisen bedeutet das ein reales (inflationsbereinigtes) Minus von 10 %. Das schlechte Ergebnis folgt auf einer Vorlage aus dem Vorjahr von +2,3 %. Um das letzte zweistellige Umsatzminus zu finden, muss man vier Jahre zurückblicken: Im September 2011 waren die Umsätze um 13,4 % eingebrochen. Ausreißer nach oben lassen sich diesmal keine finden. In den (meist klimatisierten) Einkaufszentren lief es für die Modegeschäfte nicht besser als in den Stadtzentren, ebenso wenig gibt es nach Bundes ländern erwähnenswerte Unterschiede im Ein kaufsverhalten. Klar zeigt sich jedoch, dass es besonders die Modebranche war, die unter dem heißen Wetter zu leiden hatte. Noch schlechter schnitten nur der Schuh- und der Lederwaren handel ab, während einzelne Branchen, darunter der Lebensmittelhandel, sogar zulegen konnten. Der Sportartikelhandel erzielte ein Pari. Der Ein zelhandel insgesamt schlug sich mit nominell −1,3 % durchaus wacker. Kumuliert drückte der August den Bekleidungshandel wieder in die Minuszone: Per Ende August lag die Branche nominell um 1 % und real um 0,4 % unter dem Vorjahresniveau. BUSINESS NEWS short cuts +++HANDELSGEHÄLTER STEIGEN ORDENTLICH+++ Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter pro unselbstständig Beschäftigtem lagen im ersten Halbjahr 2015 um 2,6 % über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die geleisteten Arbeitsstunden waren im gleichen Zeitraum leicht um 0,3 % rückläufig. Die Anzahl der Beschäftigten (Voll- oder Teilzeit) insgesamt sank im Handel um 0,2 %. Das zeigen aktuelle Auswertungen der Statistik Austria. +++MASSIMO DUTTI IM KAUFHAUS TYROL+++ Kurz nach der Eröffnung in der Salzburger Innenstadt hat Massimo Dutti, das hochwertige Modekonzept der spanischen Inditex-Gruppe, Mitte September bereits seinen dritten Store hierzulande aufgesperrt. Standort ist das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck, wo Massimo Dutti im Erdgeschoß gleich beim Eingang gegenüber von COS anstelle von Humanic eingezogen ist. +++ESCADA STREICHT 200 STELLEN+++ Um Kosten zu sparen, will der Damenmodehersteller Escada weltweit jede zehnte seiner knapp 2.000 Stellen streichen, den Großteil davon in der Firmenzentrale bei München. Seit Juli wird das Unternehmen interimistisch von Jörg Wahlers geleitet, nachdem sich Vorgänger Glenn McMahon nach nur sieben Monaten an der Spitze wieder verabschiedete. +++RALPH LAUREN GIBT ZEPTER AB+++ Ralph Lauren tritt als CEO des gleichnamigen Modelabels ab. Ab November wird Stefan Larsson, 41, bisher Global President der zum US-Konzern Gap gehörenden Marke Old Navy, das US-Unternehmen leiten. In Pension geht Ralph Lauren, der das gleichnamige Modehaus 1967 gegründet und seither ohne Unterbrechung geleitet hat, noch nicht: Er bleibt bis auf weiteres Kreativchef und Executive Director – und damit auch der Vorgesetzte seines Nachfolgers. Zuletzt machte Ralph Lauren 7,6 Mrd. Dollar Umsatz. +++WORTMANN TROTZT RUSSLAND-SCHWÄCHE+++ Trotz erheblicher Einbußen auf seinem mit Abstand wichtigsten Exportmarkt Russland hat der Schuhproduzent Wortmann sein Geschäft im Geschäftsjahr 2014/15 stabil gehalten. Der Damenschuhspezialist mit der bekanntesten Marke Tamaris konnte die Umsätze um 0,3 % auf 1,02 Mrd. € steigern. +++TOM TAILOR SENKT PROGNOSE+++ Tom Tailor kann im Geschäftsjahr 2015 seine zuvor gesteckte Ergebnisprognose nicht erreichen. Beim Konzernumsatz geht man weiterhin von einem moderaten Anstieg auf rund 950 Mio. € aus (nach 932 Mio. € im Vorjahr). Beim Ergebnis wird man jedoch nicht, wie ursprünglich angestrebt, auf Vorjahresniveau zu liegen kommen, sondern darunter. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis EBITDA wird nach aktueller Prognose in etwa bei 75 bis 80 Mio. € liegen. Damit würde die bereinigte EBITDA-Marge von 9,4 % im Vorjahr auf nunmehr ca. 8,1 % sinken. Probleme gab es u. a. bei der Inbetriebnahme eines neuen Logistiklagers, hinzu kam der allgemein schlechte August. V schwächelt in Österreich ier neue Stores in einem Jahr – das gab es bei H&M in Österreich schon länger nicht mehr: Nach zwei Eröffnungen im März (Shop ping Arena Salzburg, Stadion Center Wien) und einer weiteren Neueröffnung in der neuen Weberzeile in Ried Ende August folgt am 30. Oktober noch ein neuer Store im Grazer Einkaufszentrum Nord. In den aktuellen Umsät zen hat sich diese Expansion freilich noch nicht niedergeschlagen: In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres (Dezember 2014 bis August 2015) waren die Erlöse von H&M in Österreich um 1 % auf 352,4 Mio. € netto rückläufig. Damit schlug sich der Modehändler hierzulande deut lich schlechter als im Konzernvergleich: Inter national wuchs die schwedische Modegruppe um 22 % auf umgerechnet 14,3 Mrd. €. Führend verantwortlich für den großen Sprung nach vorne war auch die schwache Entwicklung der Konzernwährung schwedische Krone. In loka len Währungen lag das Wachstum bei »nur« 12 % – was in etwa dem Tempo der Expansion entspricht. Der Gewinn ging um 11 % auf 2,2 Mrd. € nach oben. Pro bleme hatte H&M im August. Mit einem Umsatzplus von nur 1 % (auf Konzernebene) war es der schwächste Monat seit mehr als zwei Jahren und der erste Monat mit einem nur einstelligen Umsatzplus seit September 2014. Um die Verkäufe anzuheizen wurde auch mit Preis senkungen gearbeitet. Auch dadurch sank die Bruttomarge in den ersten neun Monaten von 58,2 auf 56,9 %. Das Warenlager zum 6 TZ 19 2015 © Picturedesk H&M tichtag 31. August lag heuer sogar um 38 % über jenem des Vorjahres. S Laut Unternehmensangaben hat dieser große Anstieg allerdings auch verrechnungstechnische Gründe. Neu eingeführt wurde jüngst die neue Kosmetiklinie »H&M Beauty«. In Österreich ist die Linie in sieben Stores an den wichtigsten TopLocations sowie online erhältlich. CEO Karl-Johan Persson berichtet von einem »sehr guten Start« und einem weiteren Roll-out der Linie. © kleider bauer BUSINESS NEWS Sillpark-Umbau abgeschlossen W ährend der letzten zehn Monate wurde das Innsbrucker Einkaufszentrum Sillpark bei laufendem Betrieb generalsaniert und einem Facelifting unterzogen. Investiert wurden 20 Mio. €. Die Besucher erwarten ein verbessertes Raumgefühl, großzügigere Mall-Flächen, einige umgestaltete Shops (darunter der modernste Interspar Österreichs) sowie einige ganz neue Mieter. Ihre Tiroler Store-Premiere feiert die norwegische Herrenmodemarke Dressmann. Es ist bereits der zwölfte Store für die Kette am österreichischen Markt, auf dem sie erst im März 2015 gestartet ist. Kleider-Bauer-Flagship neu © Thomas Steinlechner K Neu: leider Bauer hat seinen Store in der Shopping City Süd in Vösendorf bei Wien zu einer neuen Vorzeigefiliale umgestaltet. Die gesamte Fläche von 3.500 m2 wurde vollständig umgebaut. Die größte Besonderheit ist die Neugestaltung der Eingangsbereiche – denn diese wurden komplett aufgelöst: Auf beiden Ebenen wurde die gesamte Fassade geöffnet, sodass nun die volle Front direkt in den Shop führt. Der Übergang zwischen Shoppingmall und Geschäft ist somit fließend. Kleider Bauer betreibt derzeit 28 Filialen in Österreich (siehe auch Seiten 40 und 41). Textil Panel Austria it Mitte Oktober startet das Textil Panel Austria, ein neues Benchmarking-Tool für den textilen Einzelhandel in Österreich. Initiator ist Olaf Matthias, zuletzt Head of Wholesale bei Palmers und nun als Consulter tätig. »Uns stört schon lange, dass es in der Branche so wenig Daten über die aktuelle Marktentwicklung gibt«, erzählt Matthias. »Das wollen wir nun ändern.« Teilnehmende Händler können wöchentlich und monatlich ihre Verkaufsdaten in eine Webmaske eingeben und bereits am nächsten Tag mit jenen der gesamten Branchenentwicklung vergleichen – gegliedert nach Warengruppen, erzielter Spanne, Betriebstyp etc. »Nur wer den Markt und seinen eigenen Wettbewerb kennt, kann auch rasch auf Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse reagieren«, so Matthias. Nähere Informationen unter www.matthias-consulting.at. © Olaf Matthias M Fette Beute garantiert! Die Spezialisten für Kassenund Warenwirtschaftslösungen Die Spezialisten für Kassenund Warenwirtschaftslösungen Unsere neuen IT-Tools führen Sie zu den besten Fanggründen Mit höltl-Werkzeugen fischen Sie nicht mehr im Trüben. So sichern Sie sich entscheidende Wettbewerbsvorteile und machen Ihr Unternehmen zur Benchmark für eine ganze Branche. Wir nennen das die „Fette-Beute-Garantie“. Mehr über unsere neuen IT-Tools gibts über QR oder: www.hoeltl.com/fettebeute BUSINESS NEWS © Picturedesk Katastrophale Zahlen Für Esprit E © ESPRIT inen Umsatzeinbruch von fast 20 % und ein tiefrotes Ergebnis brachte das Geschäftsjahr 2014/15 (per 30. Juni) für Esprit. Ein Rückgang im eigenen Retail um 10,1 % (like-for-like: −7,0 %) sowie ein weiterhin äußerst schwacher Wholesale (−13,9 %) führten zu Umsatzverlusten von 11,5 %. Dazu kamen noch Währungsschwankungen, die den Umsatz in der Konzernwährung Hongkong-Dollar (HKD) in Summe um gleich 19,8 % auf 19,4 Mrd. HKD (umgerechnet 2,3 Mrd. €) nach unten drückten. In den letzten vier Jahren hat Esprit damit weltweit 42 % seines Umsatzes ver loren. Wurde im Vorjahr wieder ein kleiner Gewinn von 210 Mio. HKD erzielt, stand diesmal wieder ein Verlust von 3,7 Mrd. HKD (430 Mio. €) zu Buche. Das entspricht einer negativen Gewinnmarge von 19 % vom Umsatz – ein neuer Negativrekord für das Unternehmen. In Österreich ging der Umsatz um 13,8 % auf 131 Mio. € zurück, wobei Retail- und Wholesale-Verkäufe gleichermaßen rückläufig waren. Die Fläche im eigenen Retail schrumpfte um 6,6 %. Hatte Esprit zuletzt gerade auf den chinesischen Markt starke Hoffnungen gesetzt, musste aufgrund der dortigen Wirtschaftskrise nun ausgerechnet dieses Geschäft stark zurückgefahren werden. Die daraus resultierenden Sonderabschrei bungen (2,5 Mrd. HKD) sind auch der größte Einzelfaktor für den hohen Verlust. Daneben führt CEO Jose Manuel Martínez noch das warme Winterwetter, die negative Marktentwicklung in Europa und die Währungsschwankungen als erschwerende Faktoren in diesem »außergewöhnlich herausfordernden Jahr« an. Trotz der abermaligen Rückschläge zeigt sich Esprit für das neue Geschäftsjahr positiv: Im Juli und August seien die Umsätze in vergleichbaren Stores um 5,6 % gewachsen. Auch eine Stammkunden- sowie eine Multichannel-Offensive seien erfolgreich angelaufen. In Summe werden für heuer stabile Umsätze erwartet, denn abermals sollen unprofitable Stores geschlossen werden, und auch beim Wholesale sei die Bereinigung noch nicht zu Ende. Diese Flächenrückgänge sollen jedoch durch einen Anstieg der Flächenproduktivität wettgemacht werden. 8 TZ 19 2015 Amazon hängt alle ab N ach einem Wachstumsknick im Jahr 2013 hat der Onlinehandel in Österreich im Jahr 2014 wieder einen ordentlichen Zuwachs von 14,3 % erzielt. Das geht aus dem neuen Report »E-Commerce-Markt Österreich/Schweiz 2015« von Statista und EHI hervor. Der Löwenanteil des Wachstums geht allerdings auf das Konto ganz weniger Unternehmen. An erster S telle zu nennen: Der US-Generalist Amazon konnte laut Hochrechnung von Statista seinen Österreich-Umsatz im Jahr 2014 um 35 % auf 520 Mio. € steigern. Der Marktführer alleine ist damit in absoluten Zahlen um 135 Mio. € gewachsen. Amazon ist somit bereits größer als die Unternehmen auf den Rängen zwei bis zehn gemeinsam. Auf Platz zwei rangiert der aus dem klassischen Kataloggeschäft stammende Universal Versand mit 112 Mio. € Umsatz, der nur ein Plus von 5 % erreichte. Weiterhin sehr dynamisch entwickelte sich die Nummer drei, Zalando, mit einem Plus von 31 % auf 95 Mio. €. Otto Versand auf Platz vier wiederum konnte nur um 2 % auf 65,4 Mio. € zulegen. Auf den weiteren Spitzenrängen folgen Eduscho, E-Tec und mit 35,7 Mio. € Umsatz (+10 %) auf Rang sieben als erster Modeanbieter H&M. Diese Zahl würde einem E-Commerce-Anteil von 7,7 % am H&M-Jahresumsatz entsprechen. Der nächste Modeanbieter folgt mit Esprit erst wieder auf Rang 27 (Vorjahr: 20), gefolgt von Palmers (31; Vorjahr: 22) und dem Shopping-Club Brands4friends (40; Vorjahr: 38). Zu den Aufsteigern gehört laut Statista s.Oliver: Die deutsche Marke belegt mit einem Onlineumsatz von 7 Mio. € Rang 48, nach Rang 62 und nur 5,6 Mio. € Umsatz im Jahr davor. Abgestürzt ist hingegen C&A, und zwar von Rang 39 (7,9 Mio. €) auf Rang 58 (6,3 Mio. €). Die Dominanz der Großen zeigt sich abseits der unumstrittenen Nummer-eins-Position von Amazon auch auf den unteren Rängen: Die Top-zehn-Händler machen mehr Umsatz als die Unternehmen auf den Rängen elf bis 100 gemeinsam. Kastner & Öhler Mittermayr Dielmann Reiter Betten & Vorhänge Fashion & Lifestyle Die Experten von Umdasch Shopfitting sind gefragte Ladenbau-Partner für den gesamten Fashion & LifestyleBereich. Ob individuelle oder multiplizierbare Konzepte, wir gestalten und realisieren Ihren Raum für Begegnungen: umdasch-shopfitting.com Der neue Look der ÖBB – oder: der Eisenbahn neue Kleider ÖBB-Corporate Fashion. Oder einfach Dienstuniform. Die ÖBB-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen treten den Kunden im Zug, Bus und am Bahnhof im neuen Look gegenüber. Die ÖBB-Mitarbeiter in den Zügen und Bussen, an den Personenkassen, den InfoPoints und in den Reisebüros treten seit Dezember 2014 in den neu designten Uniformen ihren Dienst an. Dass das neue ÖBB-Outfit den Fahrgästen gefällt, ist wichtig, denn auch bei Bus und Bahn zählt der erste Eindruck. Grundsätzlich reichen ja immer schon ein paar Sekunden, um sich ein Bild vom Menschen vis–à-vis zu machen, und das Urteil, das wir uns in dieser Zeitspanne bilden, ist schwer zu revidieren. Eine adrette Uniform, die gepflegte Kompetenz ausstrahlt und gleichzeitig signalisiert: „Ich gehöre zu den ÖBB – sprechen Sie mich an“, spielt da eine große Rolle – gepaart mit freundlichem Auftreten natürlich. Nach außen hin schafft eine Uniform also Orientierung, nach innen dokumentiert sie Zugehörigkeit, und so entsteht Identifikation. Die Uniform macht die Markenwerte sichtbar und die Mitarbeiter damit zu Markenbotschaftern. Nachhaltige Mode Dafür ist es aber auch wichtig, dass alle, die die Uniform tagtäglich tragen, sie auch gerne mögen. Je wohler sich Trägerin oder Träger in der zweiten Haut fühlt, umso positiver die individuelle Ausstrahlung. Da muss das Design gefallen, muss der Schnitt funktional und bequem sein, das Material angenehm zu tragen und – nicht zu vergessen – auch pflegeleicht sein. Alles Kriterien, die auf das neue ÖBB-Outfit zutreffen, darauf wurde in mehr eren Auswahlschritten sorgfältig geachtet. Außerdem sind die Uniformen auch nachhaltig: Zum Wohlfühlen trägt auch das gute Gefühl bei, dass alle Uniformteile vom Rohstoff über die Produktion bis zum Transport nachhaltigen Kriterien entsprechen, zum Beispiel Immissions- und Gewässerschutz, Arbeitsbedingungen bei der Herstellung und Schutz der Uniformträger durch Schadstofffreiheit der Textilien. © ÖBB/Steve Haid F esch schaun’s aus!“, sagte die ältere Dame aus Bruck an der Leitha, die extra zur Eröffnung des Wiener Hauptbahnhofs im Herbst 2014 gekommen war. Das Kompliment bezog sich auf die Models, die auf dem Laufsteg in der Bahnhofshalle erstmals die neuen Uniformen der ÖBB der Öffentlichkeit präsentierten. „Die roten Rockfalten gefallen mir“, „Wirkt viel moderner und flotter“ und „Die passen jetzt besser zu den ÖBB“ war seitens des Publikums ebenso zu hören. Entworfen wurde die neue ÖBB-Kollektion in Zusammenarbeit mit Ute Ploier, inspirieren ließ sich die in Wien lebende Modedesignerin vom ÖBB-Railjet – dem Premiumzug der ÖBB. So wie der Railjet soll auch die neue Uniform für Dynamik, Modernität, Technologie, Eleganz und Klasse stehen. Aufgenommen wurden auch die Farben des Railjets, grau mit roten Akzenten. Während die Damenlinie charmant, frisch und feminin ist, präsentiert sich die Herrenlinie klassisch und modern. Der Stoff für Blazer und Hosen besteht da wie dort aus einer hochwertigen Schurwollmischung. Blusen und Hemden wiederum sind aus Biobaumwolle und leicht zu bügeln, die Strickteile aus einer waschbaren Wollmischung. An kalten Tagen wärmen Parkas mit einknöpfbarer Steppjacke oder Gilet zum Drübertragen. Dazu gibt es jede Menge Accessoires wie Gürtel, Krawatten, Schals, Handschuhe und Mützen sowie Umhängetaschen für die Zugbegleiter. Und noch ein kleines, aber sehr wichtiges Detail ist neu: das Namensschild mit ÖBBLogo. bezahlte Anzeige © ÖBB Die Farben des railjets 12 ERNST KIRCHMAYR 14 georg comploj 16 kurt Wiedemann 18 Wilhelm ehrlich 20 Adi Weiss 22 peter hofer 24 marco sillaber 26 Florian Jonak 28 Karl mayr 30 Brigitte winkler 32 Walter Moser 34 Rudolf Kail 36 Susanne Regele 38 Alexander Petrskovsky 40 peter graf 42 Jamal al wazzan 44 Gerhard Knaus 46 Kaspar Frauenschuh 48 Thomas Reichenauer 50 Claudia Oszwald Die Modemacher © FOTOLIA/ magdal3na Österreichs Modemarkt lebt von seinen Machern. Ihre (Erfolgs-)Storys sind so vielfältig wie die Branche selbst. 20 höchst unterschiedliche Menschen im Porträt. TZ 19 2015 11 Ernst Kirchmayr © PLU SCIT Y Immer einen Schritt voraus K aum eine Persönlichkeit spaltet die oberösterreichische Community so wie Ernst Kirchmayr, der geschäftsführende Mitgesellschafter der PlusCity, der Lentia und seit geraumer Zeit auch des Komplexes rund um das Hotel Schillerpark an der besten Linzer Adresse. Die einen halten ihn für einen echten Spinner, die anderen für einen grenzgenialen Unternehmer, einen Visionär der Sonderklasse. Doch selbst die Kritiker können ihm eines nicht absprechen, seinen unglaublichen Erfolg, den der 59-jährige Entrepreneur in Zeiten sinkender Frequenzen und abflauender Konsumlust mit seinen Einkaufszentren erzielt. Trotz Internet, trotz der Flaute in der Mode, trotz sinkender Kaufkraft der Bevölkerung. Was macht Kirchmayr, der mit der PlusCity das drittgrößte Shoppingcenter Österreichs betreibt, anders? Liegt es an der außergewöhnlichen 12 TZ 19 2015 PORTRÄT Ernst Kirchmayr ist ein bunter Vogel. Ein Visionär. Ein Perfektionist. Ein Lebemann. Der geschäftsführende Mitgesellschafter der PlusCity ist vor allem eines: sehr erfolgreich unterwegs. Eröffnung feiern. 1989, als Einkaufszentren sich europaweit wie einem Ei dem anderen glichen, ihren Mietern halt ein Dach über dem Kopf boten, stampfte Kirchmayr ein Erlebniscenter aus dem Boden. Mit einem Markus platz als Orientierungshilfe, Kristalllustern und einer echten Gastronomie statt eines SB-Restaurants. Ich treffe ihn in der schlicht eingerichteten Verwaltung in einem »Der Modemarkt ist sehr schnelllebig g eworden. Top und Flop liegen so dicht beieinander. Und wenn es bergab geht, dann richtig dramatisch schnell. Außerdem liegt der Fokus zurzeit schon im preisgünstigen Segment. Die Leute haben einfach weniger Geld.« Ernst Kirchmayr Architektur, die das Erscheinungsbild der PlusCity seit ihrer Eröffnung im Jahr 1989 geprägt hat? Oder doch an der Persönlichkeit des Miteigentümers, dem es schon in seiner Funktion als Geschäfts führer (zum Miteigentümer wurde Kirchmayr erst viel später) gelungen ist, die Handelsfamilie Pfeiffer (C&C Pfeiffer, Unimarkt, Zielpunkt) dazu zu über reden, am Standort Pasching Nägel mit Köpfen zu machen? Aus der Not eine Tugend zu machen; denn am Handelshimmel zog in den späten 80erJahren eine dunkle Gewitterwolke für das florie rende Fachmarktcenter PlusKauf (im Eigentum der Familie Pfeiffer) auf: Der Linzer Unternehmer Handlbauer wollte mit dem Uno-Shoppingcenter einen Steinwurf entfernt massive Konkurrenz wer den. Kirchmayr entwickelte die Strategie, aus dem Fachmarktcenter ein richtiges Shoppingcenter zu machen, gab Vollgas und konnte noch vor Uno die Besprechungszimmer vis-à-vis der riesigen Baustelle für den Zubau. Über den will er nicht sprechen, noch zu viele »ungelegte Eier«. Dann lieber über die PlusCity damals und heute. Oder seine Haarfarbe, jetzt mal gerade strohblond. »Das entscheidet der Friseur.« »Wir waren von Anfang an ein Lifestyle-Center«, erzählt Kirchmayr. 1996 war er der Erste mit einem großen Kino (14 Säle, 2.650 Sitzplätze). Er veranstaltet 80 Events jährlich – von der klassischen Modenschau bis zum Bauernmarkt jeden Mittwochmorgen, wo die Bude gerammelt voll ist. Autogrammstunden namhafter Stars wie Pamela Anderson, ein »Weißes Fest«, eine Charity-Gala mit Demi Moore und Ashton Kutcher. Sie alle karrt Kirchmayr nach Linz, trotz limitierter Fluganbindung. Eine Licht-ins-Dunkel-Gala bringt 100.000 € Spenden, selbst die FashionShows sind gut besucht. Die Entwicklung am Modemarkt beobachtet Kirchmayr nicht blauäugig. »Das ist sehr schnelllebig geworden. Top und Flop liegen so dicht beieinander. Und wenn es bergab geht, dann richtig dramatisch schnell. Außerdem liegt der Fokus zurzeit schon im preis günstigen Segment. Die Leute haben einfach weniger Geld.« Aber die »großen Anbieter wissen das auch, haben neue Konzepte in der Pipeline. Es dauert halt seine Zeit.« Auch der größte H&M Österreichs präsentiert sich in Pasching mit einem neuen Konzept. »Wir sind einfach die Heimat der Flaghips-Stores«, sagt Kirchmayr nicht ohne Stolz. »Wir haben ohne Übertreibung eine Warteliste von zwei bis drei Jahren.« Vielleicht liegt es auch daran, dass Kirchmayr Handel von der Pike auf gelernt hat: zunächst bei Quelle, dann bei Interspar in Linz. Vielleicht aber auch daran, dass der modebewusste Oberösterreicher, der mit einer wesentlich jüngeren, attraktiven Frau zwei Kinder im Alter von zwei und sieben Jahren hat, über den Tellerrand Österreichs hinausblickt. Sich Luxusurlaube, schöne Autos und Uhren gönnt, in den besten Hotels der Welt wohnt und in jeder Stadt das beste Lokal kennt. »Ich fahr schon viel herum, nach Asien, nach Amerika, aber auch nach London. Und wenn mir etwas gefällt, dann lass ich meine Architekten nachfliegen. Die müssen das dann umsetzen.« Wenn sich Kirchmayr was vorstellt, dann setzt er es auch durch. »Er kennt eben verschiedene Wege nach Rom, und wenn der eine nicht passt, dann nimmt er halt den anderen«, sagt sein langjähriger Wegbegleiter Michael Stadlmann (Gooix). Als Mieter schätzt er Kirchmayrs Handschlagqualität und bewundert seine Akribie. Dem Zufall überlässt Kirchmayr wirklich nichts, schon gar nicht, welche Fotos auf dem Stick für die Textil Zeitung sind. Oder die Verkehrsanbindung für seine PlusCity. »Man kann nicht nur nach dem Staat rufen. Die Umfahrung haben wir bezahlt und den Terminal für die Straßenbahn, die im Februar kommt, auch.« Denn die gute öffentliche Anbindung wird immer mehr ein Thema. Solche Dinge rechtzeitig zu erkennen, könnte ebenfalls ein Grund sein, warum die PlusCity überdurchschnittlich wächst. DL TZ 19 2015 13 Georg Comploj Innovationsgetrieben Potenzial Mitarbeiter. Georg Comploj wechselte vor zwei Jahren in die Geschäftsführung der Suche nach neuen Ideen ist er nach wie vor. Einen weiteren Vorteil eines Fami lienunternehmens sieht Comploj Getzner Holding. Auf der im persönlichen Verhältnis zu den Mitarbeitern. Das Personal ist auch ein Feld, das ihn in seiner neuen Funktion als Industriespartenobmann der WK Vorarlberg beschäftigt. »Wir haben in Österreich einen eindeutigen Mangel an Textilfachleuten, vor allem an Fachleuten für die technischen Textilien.« Man müsse sich die eigenen Mitarbeiter heute selber ausbilden und um die jungen Leute werben. Dabei sei der Beruf viel besser als sein Ruf, ist Comploj über zeugt: »Das Image ist nur deswegen schlecht, weil die Textilindustrie zurückgegangen ist.« Und er springt für eine spannende Branche in die Bresche: »Textiltechnik und -technologie sind spannend und stark vielfältiger als andere Berufe. Textilien kommen ja wirklich in jedem 14 TZ 19 2015 © Getzn er/Fo tolia B ludenz, ein ruhiges, helles Büro in einem hübschen, nicht zu großen Haus mit einem unbezahlbaren Blick ins Grüne – dort wird man von Georg Comploj empfangen. Der Geschäftsführer der Getzner, Mutter & Cie. weiß auch zu schätzen, dass er einen der schönsten Arbeitsplätze Vorarlbergs hat. Das »Cie.« im Firmennamen steht für Compagnie und damit für die Familie Gassner, die neben den Familien Getzner und Mutter ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern der Holding zählt. Georg Comploj entstammt den Gassners – mit der Heirat seiner Großmutter ging der Name verloren – und wollte anfangs auf keinen Fall im Familien betrieb arbeiten. »Mein Vater war Vertriebschef bei Getzner, aber ich habe mir das als Junger nicht vorstellen können.« Also studierte Comploj in der Schweiz Maschinenbau und lebte und arbeitete etwa zehn Jahre dort. Im Jahr 1979 entschied er sich dann doch für ein Engagement im eigenen Unternehmen und fand das ideale Betätigungsfeld für sich. Die Technik der Textilmaschinen hat es ihm angetan, und das spürt man noch heute, wenn er fasziniert von bestimmten Maschinen erzählt: »Da gibt es Modelle, die laufen mit 850 Touren in der Minute an 350 Tagen im Jahr – und das ganze unglaubliche 15 Jahre lang!« Die Arbeit in einem Familienbetrieb hat Comploj schätzen gelernt. »Man gibt nicht so schnell auf und schaut das Unternehmen nicht nur über die Zahlen an. Man ist nachhaltiger in allen Überlegungen und in unserem Fall verbissener, wenn es um Innovationen und neue Ideen geht.« So legt das Unternehmen auch heute noch großen Wert darauf, dass Mitglieder der Eigentümerfamilien Getzner und Gassner respektive Comploj – die Familie Mutter ist heute ausgestorben – in den Aufsichtsratsgremien der Getzner Textil AG und der Getzner Werkstoffe GmbH sitzen. Das Gre mium der Holding besteht sogar ausschließlich aus Familienmitgliedern. Georg Comploj selber wechselte vor zwei Jahren als Geschäftsführer in die Holding: »Der Tagesstress ist weg«, sagt er, »und das genieße ich eigentlich. Aber ich betreue natürlich beide Firmen.« Gab es auch neue Aufgaben in der Holding? »Ja, ich muss jetzt auch die Eigentümerfamilien unter einen Hut bringen – das war neu für mich«, lacht er. Lebensbereich vor. Die Vielfalt ist so groß, dass auch ein geschulter Textiltechniker nicht alles überbli cken kann.« Eine eigentlich positive Entwicklung verstärkt auf der anderen Seite den Fachkräfteman gel. Denn laut Comploj ist die Textilindustrie seit dem Krisenjahr 2008 stabil, die drei oder vier Jahr zehnte davor waren wesentlich unruhiger. In dieser Zeit konnte man seine Mitarbeiter auch aus den schließenden Betrieben rekrutieren. »Da gibt es Modelle, die laufen mit 850 Touren in der Minute an 350 Tagen im Jahr – und das ganze unglaubliche 15 Jahre lang!« Georg Comploj Erfolgreiche Nischen. »Heute gibt es in der österreichischen Textilindustrie noch einige gute Anbieter, aber in jedem Segment nur einen«, fasst Comploj die Lage der Branche zusammen. Das heißt auch, dass jeder für sich seine Nische finden musste. Bei Getzner hat das hervorragend geklappt. Als während der Erdölkrise in den 1970er-Jahren die Nachfrage nach den Jacquards, der Bettwäsche des Unternehmens drastisch sank, machte man aus der Not eine Tugend und erschloss sich den afrikanischen Markt. Denn, so wurde bemerkt, die langen Kleider der afrikanischen Moslems wiesen große Ähnlichkeit mit den Produkten von Getzner auf. Heute macht das Geschäft mit den Afrika-Damasten bis zu 65 % des Gesamtvolumens aus. »Wir sind Marktführer und wollen das auch bleiben«, sagt Comploj. Die rund 15 langjährigen Kunden werden viele Male im Jahr besucht, der Kontakt ist sehr eng, ohne dazwischengeschaltete Vertriebsorganisationen: »Wichtig ist, dass man den Kunden freundschaftlich entgegentritt, denn das schafft Vertrauen.« Auch an die besonderen Anforderungen musste man sich anpassen. Denn das wichtigste Merkmal der Damaste ist ihr Glanz. Damit der auch nach der Färbung durch lokale Kleinstunternehmen nicht verloren geht, musste einiges an Entwicklungsarbeit geleistet werden. Bergen solche Projekte nicht auch Risiken? Nein, außerdem sei das Risiko kleiner, als angenommen wird, sagt Comploj. Krisen, Seuchen oder Ähnliches wären immer nur sehr lokal tragend und würden in Summe nicht viel ausmachen. Außerdem: »Man muss jedes Risiko als Chance sehen, sonst hätten wir dieses Projekt gar nicht gemacht.« Diese Risiken wird man auch in Zukunft eingehen, wenn das Unternehmen weiterhin von Menschen geführt wird, die ähnlich innovationsgetrieben sind wie Georg Comploj, der noch einmal begeistert ist, wenn er von den Möglichkeiten erzählt, die in Zukunft Themen wie Smarttex oder auch Verbundstoffe bieten werden. »Wir werden weiter nach ganz neuen Feldern suchen und viel Hirnschmalz brauchen. Es muss immer etwas sein, das es so auf dem Markt noch nicht gibt – nachahmen geht nicht.« BN ROSA FAIA Edelweiss Cup A – F, www. RosaFaia.com © Sir Anth ony/F otol ia VON CANALI BIS RICCI. Das Wiener Imperium des guten Geschmacks umfasst drei Standorte im 1. Gemeindebezirk: einmal in den Ringstraßen Galerien (als Herrenausstatter mit gemischtem Sortiment), einmal an der Oper (spezialisiert auf Van Laack Hemden samt Maßanfertigungs-Service sowie einer die Shirts arrondierenden Accessoires-Auswahl). Und schließlich das Schmuckstück in der Kärntner Straße 21-23, wo Wiedemann im Laufe der Die Crème de la Crème italienischer Top-Labels vereint Herrenausstatter Sir Anthony unter einem Dach. Kurt Wiedemann kuratiert ein Sortiment, das manch Monomarken-Luxusstore die Schau stiehlt. Kurt Wiedemann Multilabler aus Passion N icht nur das rundumerneuerte Stammhaus an der Kärntner Straße erstrahlt in neuem Glanz, auch dem Chef der Wiener Herrenmodeninstitution merkt man den Stolz an: Gregor, einziger Sohn, 26 Jahre alt und Jüngster seiner drei Kinder, hat sich den Master in St Andrews geholt. Nein, nicht auf dem den Golfern heiligen Rasen des Old Course, sondern an der ebenfalls dort ansässigen schottischen Eliteuniversität. Damit – und mit vorangegangenen Praktika bei Stefano Ricci in Florenz sowie beim eigenen Steuerberater in Wien - ist die Vorbereitung auf den Einstieg ins elterliche Unternehmen abgeschlossen: Seit heurigem Oktober hat Kurt Wiedemann neben seiner Gattin auch seinen Nachfolger an der Seite. 16 TZ 19 2015 Jahre eine ganze Passage mit einbeziehen konnte: Zurückversetzt an einem Rondeau residieren die Brioni Lounge und das sportive Sortiment, links vorne ist der Zugang zu Österreichs einzigartigem Stefano Ricci Store, rechts vorne das großzügige Entree samt Aufgang zu Sir Anthony im Obergeschoß. Lederbespannte Vorlagetische, dreidimensional strukturierte Paneele, dominierendes Schwarz/Weiß und neueste LED-Beleuchtungstechnologie setzen Luxusmarken à la Kiton, Pal Zileri & Co großzügig in Szene - das Handlager ist dabei geschickt hinter Schranktüren verborgen. Der Einsteigeranzug von Canali liegt bei 1.000 €. Und nach obenhin gibt’s keine Grenzen. Exklusive Accessoires – wie Sneakers mit KrokoBesatz von Stefano Ricci oder mit Brillanten besetzte Manschettenknöpfe - runden ab. Abendmode ist eine Domäne des Hauses, vor dem Opernball gibt’s nicht nur verlängerte Öffnungszeiten, sondern auch Mascherlbindekurse für die Concierges der umliegenden Luxus-Hotellerie. Weiters wird Maß-Anfertigung mit Nachdruck gepflegt und als Kundenservice immer wichtiger, wie Wiedemann betont. Die Kundschaft selbst? Sie ist nicht nur finanziell gut betucht und international, sondern mag auch Diskretion – Namen werden selbstverständlich nicht genannt. Insgesamt 38 Mitarbeiter kümmern sich um rund 60 % Stamm- und 40 % Laufkunden, die durchwegs bedient, betreut und beraten werden wollen. Attersee liegt die Heimat von Kurt Wiedemann. Nach Wien kam er über seine Frau, zur luxuriösen Männermode über seinen Schwiegervater. Und der stellte hohe Anforderungen, um dem Labortechniker einerseits den Branchenwechsel schmackhaft zu machen und ihm andererseits das nötige Rüstzeug für einen erfolgreichen Einstieg mitzugeben. Sein Name: Erich Jobstmann. Seine Profession: Geschäftsführer bei Sir Anthony in Wien. Das Arrangement: Mit 28 und innerhalb eines Jahres absolvierte Wiedemann die Lehre zum Einzelhandelskaufmann mit Auszeichnung. Und er erwarb sich exzellente Warenkenntnisse vom Lehrherrn, denn Jobstmann machte in jungen Jahren selbst als Tuchverkäufer Karriere. Das selbständige Arbeiten – vom Einkauf über die Personalführung bis zur Warenwirtschaft – eignete sich der engagierte Quereinsteiger und Jungunternehmer in der 1988 neugegründeten Sir Anthony Filiale in der SCS an. Doch Krankheit und früher Tod des Schwiegervaters holten ihn wieder in die Innere Stadt zurück. Als Kärntner-Straßen-Kaufmann suchte Wiedemann nie die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit, sondern entwickelte eher leise, dafür umso konsequenter das herausragende Image von Sir Anthony bis heute weiter. SELEKTION AUF HÖCHSTEM NIVEAU. Wie erlebte ein Ausstatter mit Kernkompetenz Anzug & Sakko die Casualisierung der Männermode? »Unsere Marken erkannten die Zeichen der Zeit und zeigten zusätzlich Exquisites von Leder bis Kaschmir-Strick. Doch wir machten auch die Erfahrung, dass man sich von Sir Anthony eine ernsthaftere Freizeitmode erwartet: Fürs dreimal Gewaschene sind andere zuständig.« Wie steht‘s um die Entwicklung der Kärntner Straße? »Bei dieser enormen Frequenz durchaus zufriedenstellend. Auch, wenn alte Traditionsgeschäfte verschwunden sind und manche der Luxusstores – die uns hier guttun würden - sich im Umfeld des Goldenen Quartiers konzentrieren.« Bei der Sortiments- und Verkaufsphilosophie sehen sich Kurt Wiedemann und sein Team als Kuratoren im Sinne des lateinischen Wortstammes curare, d.h. pflegen, sich sorgen um: »Wir sind ein Multibrand-Format im Top-Genre. Mit der Vorselektion für unsere Kunden garantieren wir das Beste aus den Kollektionen. So gestalten wir ein einmaliges Sortiment. Bei uns bekommt der Kunde das, was zu ihm passt. Und nicht bloß Marke!« CD »Mit Damenmode hab‘ ich nie geliebäugelt – Schuster, bleib bei deinen Leisten! Herrenmode versteh‘ ich, Herrenmode kann ich – da braucht’s kein Wagnis.« Kurt Wiedemann www.bonaveri.com www.brigitte-oelmann.de BONAVERIDÜSSELDORF Ph. +49 211 5571177 VOM QUEREINSTEIGER ZUM EXPERTEN. In Seewalchen am Foto lia Alle Bilde r © Spor talm/ ordböhmen stamme und als Sudetendeutscher N meine Heimat verlassen musste.« 4.000 Menschen arbeiteten damals in den Spinnereien und Webereien des Großvaters, nach dem zweiten Weltkrieg retteten die Ehrlichs nur noch ihr Leben – und den Vater, den sie erst in der neuen Heimat Österreich nach dessen Gefangenschaft in Sibirien wieder treffen sollten. Priester wollte er werden in Österreich, und erst als sich das Schulgeld im Melker Priesterseminar als zu hoch erwies, wich man auf die Textilfachschule in der Wiener Spengergasse aus. »Die beste Schule, die man sich vorstellen kann«, sagt Ehrlich heute, mehr als 50 Jahre später. Mode und Textil liegen dem jungen HAK-Absolventen im Blut – aber mindestens genauso das Unternehmertum. Nach einigen Stationen bei Stofferzeugern und Konfektionären erfüllt sich dieser Traum ausgerechnet in Kitzbühel, wo Ehrlich dem damaligen heimischen Skierzeuger-Gott Franz Kneissl den Dirndl erzeuger Sportalm abkauft. Heute ist Sportalm Österreichs größter Anbieter für Damen-, Trachtenund Skimode, ein, wie Ehrlich sagt, »so gesundes Die Diskussion um die Flüchtlingswelle verfolgt Wilhelm Ehrlich genau. Der Spross einer Weberei-Dynastie war selbst einst Heimatvertriebener. Seinen Traum vom Unternehmertum hat er in Tirol verwirklicht. Wilhelm Ehrlich »Tiroler« ohne Akzent N ein, wir starten nicht mit der Vergangenheit, sondern mit der Gegenwart. Sportalm-Chef Wilhelm Ehrlich sitzt in seinem neuen Büro im neuen Firmensitz des Unternehmens, einer gelungenen Mischung aus Gletscher und Kreuzfahrtschiff, unübersehbar am Ortseingang von Kitzbühel. Klar, der Chef überschaut alles: die Ortseinfahrt, das Kitz büheler Horn und das Zentrum der Gamsstadt. So ist es ihm am liebsten. Neue Projekte stehen an, aktuell soll der Strickanteil der Kollektion ausgeweitet werden, zwei Stores in China stehen vor der Eröffnung, im slowakischen Košice feierte man gerade den ersten Sportalm-Store. »Da habe ich zum ersten Mal erzählt, dass ich eigentlich aus Liberec in 18 TZ 19 2015 und komplett eigenfinanziertes Unternehmen«, das auch wirtschaftliche Querschüsse verkraftet. Nicht nur fiel 2014 der größte Sportkunde, die Firma Eybl, nach der Übernahme durch Sports Direct weg, sondern die Firma ist auch zum dritten Mal in Folge mit einem Minus im so wichtigen Markt Russland konfrontiert. »Ich habe mir die Zeit Richtung Lebensabend eigentlich leichter vorgestellt«, sagt Ehrlich, der gleichzeitig eingesteht, »außer arbeiten und ruhen« keine großen Hobbys oder Interessen zu haben – die tägliche Kartenrunde in Kirchberg einmal ausgenommen. Als ambitioniert beschreibt der Sportalm-Chef die aktuelle Marktsituation: »Manchmal erschreckt man schon, wenn man hört, welche Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage geraten sind. Viele davon haben eine so dünne Kapitaldecke, dass der leichteste Windstoß sie umweht.« Sportalm, sagt der 72-Jährige, sehe er gut gerüstet für die Zukunft und nennt drei Gründe dafür: Tochter Ulli leitet nicht nur das Design, sondern mit dem Vater seit Jahren auch das Unternehmen, die fünffache Mutter ist ein perfektes Testimonial für die Mode und den Lifestyle von Sportalm. Die Entscheidung, vor 26 Jahren die Produktion nach Bulgarien auszulagern und drei Jahre später eine eigene Fabrik zu betreiben (längst PORTRÄT Wilhelm Ehrlich ist daraus eines der modernsten Bekleidungswerke Bulgariens entstanden), sei die »materiell wichtigste Entscheidung in meiner Unternehmerkarriere gewesen« und mache Sportalm bis heute von Produktionsausund -verlagerungen unabhängig, schnell und wendig. Der dritte Grund für eine rosige Zukunft zwischen Streif und Hausbergkante? Nicht ohne Stolz sagt der Firmenchef: »dieses Haus«. Mit dem Komplettumbau des Firmensitzes in der St. Johanner Straße sei nun auch die passende äußere Hülle für eine Marke geschaffen, die mittlerweile mit den ganz Großen mitspielt. Auch heute, mehr als ein Jahr nach der Eröffnung, würden Führungen durch das mit viel Liebe und Feng-ShuiRegeln eingerichtete Haus abgehalten. Ehrlich: »Ich staune immer, wer da aller kommt.« Nein, Zweifel an seinem Weg als Modeunternehmer, ausgerechnet am harten Tiroler Pflaster, seien ihm nie gekommen im Laufe seiner 52 Berufsjahre. Zweimal, sagt Ehrlich in der Rückschau, habe er »die Existenz der Familie« aufs Spiel gesetzt, um das Unternehmen zu retten. »Aber da war immer eine so große Sicherheit in mir, dass ich es am Ende doch schaffen werde. Das ist mehr als Optimismus.« Tirolerisch spricht er bis heute nicht, angekommen in Tirol ist er dennoch, einen Orden des Landes empfindet er als »größtmögliche Auszeichnung für mein unternehmerisches Leben«. Doch auch er spürt, dass die Branche, dass »die ganze Welt« anders wird: »Ich spüre den Wandel, der auch traditionsreiche Betriebe betrifft«, sagt Ehrlich, der sich um eine Unternehmensfortführung (mit sechs Enkelkindern) wahrhaft keine Sorgen machen muss. Aber noch möchte der Hausherr am Markt mitmischen. Mit Kraft und Vitalität. Sagt’s und verabschiedet sich – zum Kartenspielen. BPM kommt 1976 als Geschäftsführer zu Sportalm nach Kitzbühel. Aus der ehemaligen Strickerei formt er ein Unternehmen für Tracht und Skibekleidung, das er 1980 vom damaligen Eigentümer Franz Kneissl übernimmt. 2004 launcht Sportalm die sportive Linie »Emotion«, die die Ausweitung auf die DOB und den Durchbruch des Unternehmens darstellt, das im eigenen Werk in Bulgarien fertigt. Mit Ulli Ehrlich steht heute die zweite Generation an der Spitze der Tiroler Firma. »Man spürt in der Mode ein geändertes Marktverhalten und regionale Unterschiede. Auf Dauer überleben das nur jene Unternehmen, die ohne Bankenfinanzierung auskommen. Sonst kann man nicht ruhig schlafen.« Wilhelm Ehrlich TZ 19 2015 19 D © copyright Mode auf allen Kanälen as wird schwierig, sagt der Assistent gleich bei der ersten Kontaktaufnahme. Fast jeden Tag im September eine Veranstaltung, die Produktion der neuen Ausgabe von Style up your Life!, und, und, und. Ein persönliches Interview mit der Textil Zeitung klinge ja wirklich spannend, und dass Adi Weiss als eine der wichtigsten Modepersönlichkeiten Österreichs hervorgehoben werden soll, sei natürlich eine Ehre. Aber, wie gesagt: schwierig derzeit! Ein paar Fragen per Mail könne man aber in jedem Fall gerne beantworten. Darauf einigt man sich dann auch gerne … Wer im Internet www.adiweiss.at oder den Facebook-Account von Adi Weiss ansurft, der weiß, dass der Assistent nicht übertreibt. Adi Weiss und sein Partner Michael Lameraner sind wahrlich gut beschäftigt: Sie begleiten C&A durch den »Denim Day«, sind mit ihren »Style up your Life! Styling Lounges« bei Modehändlern von Hämmerle bis Adler, aber auch auf Veranstaltungen wie dem Almdudler Trachtenpärchenball zu Gast. Mit Airfield veranstalten sie den »Fashion Heaven« im Do & Co, mit Pepe Jeans eine Clubnight im Platzhirsch. Sogar zur Eröffnung eines Schuhgeschäfts in Hollabrunn lassen sich die beiden karren, gemeinsam mit Miss Austria, Musicalstar Uwe Kröger und anderen Promis. Daneben dreht Adi Weiss für s einen Internet-TV-Kanal adiweiss.tv Beiträge wie »Adi kann nicht kochen – Teil 4«, gesponsert von AEG, oder berichtet über so bewegende Dinge wie die Eröffnung einer »Work- und Chill-out Area« in einem Wiener Hotel. Und dann gibt es da noch die schon erwähnte neueste Ausgabe der Modezeitschrift Style up your Life!, des wichtigsten Babys von Weiss und Lameraner. Laut ÖAK (Österreichische Auflagenkontrolle) spielt das Modemagazin mit einer verbrei- Modefuzzi als Beruf und Berufung. Das ist Adi Weiss, teten Auflage von 149.000 Exem- als Modejournalist ein Hansdampf in allen Gassen. plaren in einer Liga mit Woman (159.000 Exemplare) und liegt deutlich oberhalb der Wienerin (72.000). Im Unterschied zu diesen Magazinen wird Style up your Life! aber größtenteils verschenkt und liegt in Filialen von z. B. P&C, Vero Moda, Northland, Steinecker, Deichmann oder Marionnaud auf. Die Ladys-Ausgabe erscheint viermal pro Jahr, je zweimal jährlich gibt es die Spezialausgaben Men, Living und Lookbook, dazu kommt viermal das abgespeckte Style up your Life! kompakt, das dafür gleich in einer Auflage von 525.000 Stück erscheint. Woman, Österreich, Madonna. Weiss selbst nennt sich mit dem ihm eigenen Augenzwinkern gerne einfach »Modefuzzi«, doch das ist deutlich untertrieben. Als »Stachanow unter Österreichs Modejournalisten« bezeichnete ihn viel treffender schon 2009 die Wiener Zeitung. Für die weniger mit politischer Geschichte vertrauten Leser: Der Berg arbeiter Stachanow, der prototypische »Held der Arbeit«, wurde in der Sowjetunion zum Symbolbild für den fleißigen Arbeiter im Dienste des Fortschritts der Gesellschaft. 2009, da hatten Weiss und Lameraner gerade Style up your Life! gegründet, von ihnen selbst damals nicht 20 TZ 19 2015 olia SS & Lam era ner /Fot All e Bild er © WEI Adi Weiss PORTRÄT »Wir wollen an unseren Leserinnen nahe dran sein, ob als Magazin zu Hause am Nachtkästchen, beim Chat in unseren Onlineforen, beim Shopping in unserem Online-Store oder beim Feiern auf einer unserer Veranstaltungen.« Adi Weiss und Michael Lameraner gerade unbescheiden als »Österreichs erste internationale Trendbibel« bezeichnet. Modeblut geleckt hat der gebürtige Leibnitzer während seines nie abgeschlossenen Psychologiestudiums, als er nebenbei für Don Gil jobbte. Auch eine Modelkarriere interessierte ihn, doch, so sagt Weiss selber, über Foto-Lovestorys habe er es nie hinausgeschafft. Immerhin verhalf ihm das zu einem Job bei einer Modelagentur, wo ihn wiederum Uschi Fellner entdeckte und für ihr Magazin Woman abwarb, wo er schnell zum Leiter des Moderessorts (2001 bis 2006) aufstieg. Fellner war es auch, die ihn dann zur Tageszeitung Österreich mitnahm, wo er als Modechef auch für das Supplement Life & Style sowie als Chefredakteur für das Spin-off Madonna verantwortlich war. 2009 gründete der heute 39-Jährige mit dem Journalisten Michael Lameraner, Gründer und Chefredakteur des Frauentitels Compliment sowie Mitglied der Geschäftsführung des Wienerin Verlags, die Weiss & Lameraner Media Group GmbH, eine Mischung aus Zeitschriftenverlag, Eventagentur, TV-Produktionsfirma, Medienberatung und Onlineplattform. Zuletzt wurde etwa die acht teilige Sommerserie »Im Schrank der Stars« für ATV produziert. Dabei warf Weiss, selbst bevor- zugt in Jeans und weißen T-Shirts unterwegs, teils kritische, teils bewundernde, immer aber unterhaltsam-charmante Blicke in die Kleiderkästen von Promis wie Birgit Sarata, Elke Winkens, Alfons Haider oder Lukas Plöchl (Trackshittaz) und zeigte dabei durchaus Showmaster-Qualitäten. Per E-Mail zeigt sich Weiss »sehr happy«, dass das TV-Format von den Zuschauern »so gut angenommen wurde – obwohl wir einen der heißesten Sommer ever gehabt haben«. Über die gesamten acht Folgen verfolgten laut Teletest über 640.000 Österreicher die Sendung. »Auch online und auf Facebook waren die User superaktiv, das macht uns alle stolz«, so Weiss. Ebenfalls zur Weiss & Lameraner Media Group gehört die Shoppingplattform glamouraner.com, auf der namhafte Marken und Händler (u. a. Kastner & Öhler) im »Shop-in-Shop-System« ihre Produkte anbieten. Michael Lameraner, Mastermind des Online-Stores: »glamouraner. com steigt nach oben und entwickelt sich durch die crossmediale Unterstützung überdurchschnittlich gut.« Print, Internet, TV, Events: Crossmedial sind die beiden tatsächlich wie kaum jemand sonst. »Wir wollen an unseren Leserinnen nahe dran sein, ob als Magazin zu Hause am Nachtkästchen, beim Chat in unseren Onlineforen, beim Shopping in unserem Online-Store oder beim Feiern auf einer unserer Veranstaltungen.« Und Printprodukte haben für ihn nach wie vor eine blühende Zukunft vor sich: »Online ist eine tolle Ergänzung, um sich über Mode zu informieren, kann und wird aber nie, gerade in einem Special-Interest-Business, das klassische Fashion-Magazin ablösen. Wir sehen das vielmehr als gegenseitige Ergänzung.« MF Registrierkassensoftware Registrierkassensoftware Futura4POS – einfach – effektiv – rechtskonform An dieser Kasse zahlen Ihre Kunden gern Adi Weiss ( links) und Michael Lameraner Tel. (01) 706 125 6-0 www.service4work.com » Fit für die Registrierkassenpflicht 2016/2017 » Unsere Angebote werden Sie überzeugen » service4work und futura garantieren ein gesetzeskonformes Software-Update © GloriettE © Göth ans/F otol ia Peter Hofer kaufte den burgenländischen Hemden- und Blusenerzeuger Gloriette nicht ein-, sondern zweimal. Jetzt schaut der unverbesserliche Optimist einem stabilen Wachstum entgegen. Peter Hofer Wiederholungstäter aus Leidenschaft F ür die meisten Menschen eine eher deprimierende Vorstellung: Man lässt sich von seinem Partner scheiden, um ihn/ sie nach ein paar Jahren noch einmal zu heiraten. Ob es Peter Hofer so ergangen ist, als er im Frühling dieses Jahres die Firma Gloriette, die er 2011 an die Salzburger RudigierGruppe verkaufte, aus der Insolvenz rückkaufte? Der unverbesserliche Optimist aus der Kostümverleih-Dynastie Lambert Hofer (er repräsentiert die vierte Generation, seine Tochter, eine angehende Juristin, wird wohl Nummer fünf werden) lacht: »Nein, ich komme mir eigentlich nicht vor wie jemand, der zweimal die gleiche Frau heiratet. Eines stimmt allerdings: Gloriette war immer eine Herzensangelegenheit für mich.« 22 TZ 19 2015 PORTRÄT »Man hätte Gloriette auch aus der Insolvenz raus kaufen und ausschlachten können. Die Namensrechte verkaufen oder das Werk in Ungarn. Aber was ist ein Hersteller ohne eigenes Werk? Nur ein Manipulant. Das war mir immer zu wenig.« Peter Hofer Dabei war er 2004 eher zufällig an das österreichische Traditionsunternehmen gekommen. Ein Freund erzählte ihm von den Verkaufsabsichten der Palmers-Gruppe, Hofer, der neben dem Kostümverleih auf der Suche nach Expansionsmöglichkeiten war, durchleuchtete das Unternehmen und entschloss sich, »einen durch und durch gesunden Betrieb« zu übernehmen. »Damals«, schmunzelt Hofer noch heute, »haben mich schon viele gefragt, ob ich verrückt geworden sei.« Man diskutierte damals gerade über China-Quoten und befürchtete eine regelrechte Überschwemmung des europäischen Marktes mit chinesischen Billigprodukten. Für Hofer kein Grund, den Ausflug ins Hemdenbusiness auszuschlagen: »Bei uns in der Familie hieß es immer: Das Geschäft mit der Mode ist schwierig, aber nicht unmöglich.« Und tatsächlich überrascht der Niederösterreicher nach 2004 mit einer stabilen Performance des Stegersbacher Unternehmens. Er tauscht Stofflieferanten aus, setzt zu fast 90 % auf Ware des Vorarlberger Vorzeigeunternehmens Getzner, liefert ein solides Produkt zu einem vernünftigen Preis – vor allem aber investiert er alles, was er verdient, in die Marke. Lanciert Werbekampagnen und macht aus Gloriette, dem Traditionsunternehmen, das mit dem Gründungsjahr 1868 nur um sechs Jahre jünger ist als Lambert Hofer, eine österreichische Erfolgsstory. Die ganz Großen wollte Hofer nie beliefern, der Fachhandel, dem er als Kunde und auch als Lieferant stets uneingeschränkt die Treue hielt, ist sein Partner: »Wenn ich gesehen habe, wie sich die anderen Anbieter um die Flächen bei den großen Filialisten gematcht haben, war ich sehr froh, dass wir da nicht dabei sein mussten.« 2011 dann der Verkauf, Hofer, damals 47, hat einen guten Deal gemacht, an die Vision der RudigierGruppe und damit Gloriette in guten Händen geglaubt. Als Anfang dieses Jahres nach dem Aus der ebenfalls zu Rudigier gehörenden Luxusmarke Rena Lange die gesamte Gruppe in Schieflage gerät, meldet Peter Hofer sofort wieder Interesse am Hemdenhersteller an. Vor der Insolvenz retten konnte er Gloriette nicht, sagt Hofer, zu hoch seien die Haftungen gegenüber den anderen Unternehmen gewesen. Nach dem Konkurs bietet Hofer neben einer Reihe von internationalen Investoren um Gloriette mit, sein Höchstangebot bekommt schließlich den Zuschlag – und Hofer macht weniger Tage später genau da weiter, wo er 2011 aufgehört hat. Ja, es sei ihm eine Welle der Sympathie entgegengekommen, als er wieder an der Spitze von Gloriette stand. Und weg vom Markt oder von der Marke war er ja nie: Auch unter Rudigier managte Hofer das ChinaGeschäft, das er »lange und äußerst amikal« führte. Hat sich der Hemdenmarkt seit 2011 verändert? »Ein paar Große sind noch größer geworden, andererseits kämpfen einige Traditionsunternehmen gegen Marktveränderungen und ums Überleben, also geht sich das in Summe wieder aus.« Durch das modische Hemdenkonzept Q1, das seit der Rudigier-Zeit das Markenportfolio erweitert, habe man nun auch ein flächenfähiges Topprodukt, das sich »ganz toll entwickelt«. In Deutschland findet man Q1 bereits bei Breuninger oder Peek & Cloppenburg, mit einem neuen NOS-Katalog will Hofer der Marke auch in Österreich noch mehr Schwung verleihen. Seine Arbeitszeit, sagt Hofer, habe sich nach dem erneuten Kauf von Gloriette verdreifacht, obwohl seine Tochter, 21 und Jusstudentin, Tendenzen zeigt, in Zukunft den traditionsreichen Kostümverleih zu führen. Sein Fokus, ist sich Hofer sicher, werde in Zukunft auf Gloriette liegen, dessen Entwicklung ihn auch und vor allem im Trachtensegment mit Freude und Zuversicht erfüllt: »Die Tracht war und ist für uns wichtig, wir erzielen hier tolle Umsätze, und ein Ende des Trachtenbooms kann ich beim besten Willen nicht ausmachen.« Wo sieht er sich in fünf Jahren? »Immer noch an der Spitze von Gloriette«, sagt der 51-Jährige mit dem verschmitzten Lachen eines Gymnasiasten. Das sei ganz einfach das, was er am besten kann. Und was ihm den größten Spaß bereite. Kurz, sagt Hofer, seien die Entscheidungswege und flach die Hierarchien: »Eigentlich gibt es nur mich.« Und die 140 Mitarbeiter, die auch noch auf seiner Payroll stehen … BPM Europas größtes Versandhaus für Visual Merchandising Gratis Katalog anfordern! Bestellhotline: 008001/9637637* * Internationales Freephone www.dekowoerner.de TZ 19 2015 23 BER/F otol ia Alle Bilde r © MARC O SILLA DER HUND WAR SCHULD. Gymnasium, Ausbildungsoffizier beim Heer, Fremdenverkehrskolleg, Saisonjobs am Arlberg und in der Schweiz – die berufliche Karriere des jungen Sillaber wies klar in Richtung Hotellerie. Mit der Perspektive, irgendwann mal selbst ein Haus zu führen. Die eigene Wohnungssuche in Salzburg gestaltete sich allerdings mühsam – und die damaligen Makler agierten so, wie es nur ein Umfeld zulässt, bei dem Nachfrage das Angebot klar übersteigt. Scheinbar schneller und leichter verdientes Geld statt langes Hocharbeiten zum Traumjob bewog Sillaber zum Branchenwechsel. Zuerst angestellt, dann selbstständig makelte er für Bauträger und mit Fokus auf Wohnraum. Das Faible, sich immer stärker in die Planung einzubringen, führte ihn schließlich in die Nähe von MGC und Fashion Mall: Sillaber entwickelte die Modeagentur-Location M1 und baute den Fashionpark. Eines Tages beim Baustellenbesuch entwischte der Westie von Sillabers Lebensgefährtin und verschwand vis-à-vis in einem verwachsenen Fabriksgelände. Auf der Suche nach dem Vierbeiner Gusswerk und Panzerhalle sind untrennbar mit einem Namen verbunden: Marco Sillaber. Der Salzburger Immobilieninvestor setzt auf zeitgemäße Branchen-Cluster in historischer Industriearchitektur. Marco Sillaber Mister Loft D ie Salzburger Nachrichten nannten ihn »Mister Loft«, ein Titel, den er schmunzelnd zur Kenntnis nimmt, aber sich nicht auf die Visitenkarte schreibt. Für Eigen-PR ist der geborene Wiener, der in Tirol aufwuchs und seit gut 25 Jahren im Mondseeland zu Hause ist, zu bescheiden. Viel wichtiger ist Marco Sillaber, dass seine Immobilien gut dastehen und so für Schlagzeilen sorgen. Und das tun sie. Denn die mit Partnern angekauften und selbst entwickelten Objekte sind ziemlich groß und alles andere als gewöhnlich: Rund 30.000 m² Nettonutzfläche umfasst das Gusswerk in Salzburg-Bergheim, rund 20.000 m² die kurz vor der Fertigstellung stehende Panzerhalle in Salzburg-Maxglan. »Unsere Stärke ist die Clusterbildung«, schildert der Immobilienprofi. »So, wie’s früher die Lederergasse oder die Buchbindergasse gab, finden wir auch heute Cluster – wie Salzburgs Showroom-Agglomeration im Norden der Stadt.« 24 TZ 19 2015 traf Sillaber auf verschwitzte Männer an Schmelzöfen, die mit großen Zangen und glühenden Teilen hantierten. Habt ihr den Hund gesehen? Ja! Wie geht’s euch? Brutal ist’s! Der kurze Wortwechsel in dieser archaisch anmutenden Szenerie ermunterte Sillaber, beim Eigentümer wegen Überlassung von ein paar Tausend Quadratmetern Betriebsbaugebiet anzuklopfen. Ein entrüstetes »Wir sind ein Traditionsunternehmen« samt Hinauskomplimentieren mündete wenige Monate später im Angebot zum Erwerb des gesamten Geländes. Heutzutage ist auch die verbliebene Kunstschmiede, die der neue Eigentümer mietkostenfrei weiterwerken ließ, verschwunden. Und die geschichtsträchtigen Backsteinbauten zeigen sich um stylische Kuben, Lofts und einem Hochhaus ergänzt. Die Nachfrage nach Showrooms war und ist gegeben, die Rechnung ging auf. Der Newcomer stärkte – trotz anfänglichem Gegenwind der etablierten Player – den Modestandort Salzburg. Die Grundstücksreserven sind (fast) ausgeschöpft, trotzdem ist das Projekt Gusswerk nicht abgeschlossen: Verbesserung von Wegführung und Beleuchtung sowie die nagelneue Homepage sind aktuellstes Service für Eigentümer, Mieter und Besucher. Auf dem Gelände der ehemaligen Struberkaserne steht die Panzerhalle. Einst Werkstätte für Panzer, dann dem Verfall preisgegeben. Kein Denkmaloder Ensemble-Schutz – jeder andere Investor hätte hier alles niedergerissen. Nicht Marco Sillaber, der 360 Tiefgaragenplätze unterm Gebäude ausbaggern und die enorme Kubatur mit einem extrem aufwändigen Dachaufbau schützen ließ. Dazwischen: beeindruckende Sichtachsen, spektakuläre Raumhöhen, Backsteinmauern und 40 alte Holztore als markantes Charakteristikum. »Unsere Kernzielgruppe für die Lofts sind klar Kreativunternehmen« sagt der Bauherr zum 30 Mio. € Investment. In Eigenregie komplett eingerichtet und zu moderaten Konditionen vermietet werden zusätzlich BeautyCenter, Restaurant und Vinothek. Sowie 1.100 m² absolut sehenswerte Kulinarik: Im Container-Look gestaltet, 30 Stände umfassend, »Markthalle« genannt und ebenfalls prädestiniert für engagierte Jungunternehmer, die ohne viel Kapital den Sprung in die Selbständigkeit wagen. Was macht Marco Sillaber, wenn er nicht über Raumkonzepte brütet? Dann feilt er an einem mächtigen Fitnessgerät: vor 25 Jahren ersonnen, ein Hingucker erster Güte, rundum revolutionär und nächstes Jahr marktreif. Nach »Mister Loft« nun »Mister Muckis«? Das wird dem umtriebigen Geschäftsmann wohl kaum erspart bleiben… CD »Es ist gar nicht so leicht, Großzügigkeit zu belassen. Und der Versuchung zu widerstehen, nicht doch noch vermietbare Ebenen einzuziehen.« Marco Sillaber www.gerryweber.com KREATIVZENTRUM FÜR 500 MENSCHEN. © Pictu rede sk/Fo tolia an der richtigen Unternehmensführung gibt.« Er bezeichnet sich selbst als konservativen Menschen. Meist trägt er graue Flanellhose, blauen Blazer und hellblaues Hemd. Jeans gibt es in seiner Garderobe nicht, weil er sie unelegant und unbequem findet. Das Risiko im Modebusiness sieht er weniger in den kurzen Produktzyklen als in der hohen Kapitalbindung. Zitat: »Weil es Jahreszeiten gibt und Mode sich ständig neu erfindet, hat man eben Mittel wie Ausverkauf etc. Aber die Kapitalbindung im Luxusartikelsektor ist hoch. Luxus-Retail ist k apitalintensiv und damit risikovoll.« Die Monobrand-Stores seines Unternehmens sind an Graben und Kohlmarkt gelegen. Das dazwischen liegende Goldene Quartier betrachtet Florian Jonak als eine Bereicherung für die Innenstadt. Er ist überzeugt, dass es mehr internationales Publikum und damit auch Kunden nach Wien gebracht hat. Umso mehr, als der Tourismus in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Allerdings Florian Jonak ist geschäftsführender Gesellschafter in der Jonak Luxus Retail Gruppe. Gemeinsam mit seinen Eltern expandierte er den Einzelhandel seit 1994 von einem auf zehn Standorte. Florian Jonak Schneller und effizienter G efühlt hat Florian Jonak (48) von jeher im elterlichen Unternehmen gearbeitet. Tatsächlich begann er während des Betriebswirtschaftsstudiums an der Universität Wien. Zuvor hatte er Praktika in der Autoindustrie in den USA, den Niederlanden und Deutschland gemacht und so größere Unternehmensstrukturen kennengelernt. Zu erkennen, dass man im kleinen und mittleren Unternehmertum besser gestalterisch tätig sein und die persönlichen Anliegen einbringen kann, hat ihm die Wahl leicht gemacht: »Ein großes Unternehmen funktioniert vielleicht präziser, aber ein Familienunternehmen agiert weit schneller und effizienter als ein Großunternehmen, weil es ein starkes Eigentümerinteresse 26 TZ 19 2015 müsse Wien noch wachsen, um den Flächen, die geschaffen wurden, gerecht zu werden. Nach den Umwälzungen in den Tourismuszügen, die zuletzt eine Verlagerung von der russischen auf die chinesische Klientel gebracht hatten, könne der Fokus der Betreiber dabei nur auf der chinesischen Klientel liegen. Dass im eigenen Unternehmen dem heimischen Publikum große Bedeutung beigemessen wird, liegt nicht zuletzt an der Unberechenbarkeit des Tourismus und der Tradition des Familien unternehmens. Das aktuelle Wachstum des Luxusartikelmarktes sieht Florian Jonak nicht ganz unkritisch. Die internationalen Konzerne haben eine Reihe an traditionellen lokalen Unternehmen verdrängt, die durch das Mietrechtsgesetzt zum Aufgeben gezwungen waren. Für traditionelle Unternehmen, wie Knize oder Jungmann & Neffe wird der Bestand in der Zukunft eine immer größer werdende Herausforderung. Zitat: »Wenn es nur noch Flagship-Stores und keine Individualität mehr gibt, kommt es zu einer zunehmenden Angleichung der Städte. Große Konzerne, die nicht genug kriegen, zerstören die Struktur. Wo ein Familienunternehmen verdrängt wird, verschwindet auch ein Steuerzahler. Die ausländischen Konzerne, die sich ansiedeln, können die hohen Mieten zahlen, versteuern ihre Gewinne aber nicht hier.« PORTRÄT Florian Jonak Neue Kundenströme. Im Zusammenhang mit dem Wachstum ist der Luxusmodehandel auch durch neue Kundenströme herausgefordert. Der Grund dafür liegt in wechselnden Tourismuszügen und nachkommenden Generationen. Dem sei mit großer Sorgfalt im Einkauf und intensiver Beobach tung von Trends und Produkten, die auf den Markt kommen, zu begegnen, argumentiert Florian Jonak. Außerdem sei Flexibilität durch die Erzielung hoher Lagerumschlagsmengen zu wahren. Wobei die Auswahl im eigenen Unternehmen durch Mono brand sehr eingeschränkt sei und die Disposition bei Multibrand schwieriger. Die Tatsache, dass bestimmte Produkte zum Status symbol geworden sind, sieht er von der Industrie forciert. So könne sich der Konsument mit einer Rolex an Roger Federer besser identifizieren als mit einem qualitativ ähnlichen Produkt ohne Sponsoring. Zudem machten der gläserne Mensch und die Digitalisie rung Trends schneller. Habe man früher in Österreich von einer Trend verzögerung ausgehen können, so sei das heute nicht mehr der Fall. Zitat: »Jeder steht im Schaufenster und versucht, alles zu vermeiden, was in der Community verpönt ist. Neuerstandenes wird gleich via FacebookPosting hergezeigt.« Zum zuletzt in den Medien aufgeflammten Diskurs um die Produktions bedingungen von Krokodilleder merkt Florian Jonak an, er bezweifle, dass es im Interesse aller Beteiligten sei, es nicht mehr zu verwenden. Voraussetzung sei jedoch, dass Partnerfirmen höchste Standards hinsichtlich der ethischen Behandlung von Krokodilen einhalten. HS Jonak Luxus Retail Gruppe Das Einzelhandelsunternehmen umfasst vier Monobrand-Stores in der Innenstadt und sechs am Flughafen. Die Monobrand-Sores sind den Brands Versace (seit 1994), Hermès (seit 2001), Giorgio Armani (seit 2002) und Dolce & Gabbana (seit 2006) gewidmet. Am Flughafen werden die Marken Longchamp, Furla, Versace, Zilli, Michael Kors, Dolce & Gabbana sowie Zegna teilweise in Form von Monobrand-Sores und teilweise in Form von Store-Corners verkauft. Florian Jonak auf die Frage nach kurzfristig umzusetzenden Projekten: »Wir versuchen stets, interessante Konzepte in der Stadt umzusetzen, und werden im kommenden Jahr unsere Kompetenz am Flughafen weiter ausbauen.« © Jona k »Wo ein Familienunternehmen verdrängt wird, verschwindet auch ein Steuerzahler. Die ausländischen Konzerne, die sich ansiedeln, können die hohen Mieten zahlen, versteuern ihre Gewinne aber nicht hier.« TZ 19 2015 27 © FUSS L/Fot olia plötzlich die 100er-Schallmauer durchbrachen, rückten sie ins Licht der Öffentlichkeit, das sie niemals gesucht haben. Karl Mayr, begeisterter Ehemann und vierfacher Vater, beschreibt das Erfolgskonzept des Modefilialisten unmissverständlich: »Wir machen Mode für normale Menschen und treffen damit sicher den Geschmack und die finanzielle Reichweite von 70 % der Bevölkerung.« Normal, das ist eines von Karl Mayrs Lieblingsworten. Und auch die Tatsache, dass mit 160 Filialen derzeit knapp 140 Mio. € erwirtschaftet werden, sei »normal«, denn: »Wir haben ein auf den österreichischen Markt zugeschnittenes Produkt, tolle Mitarbeiter und: Bei uns gibt es noch persönliche Ansprache. Darum kommen unsere Kunden so gern.« Dieses auf den Geschmack der Österreicher zugeschnittene Produkt verantwortet in erster Linie Karl Mayrs Frau Maria. Immer schon sei sie modeaffin gewesen, dass heute große Systemanbieter nach Ort Karl Mayr und sein Bruder Ernst führen eines der erfolgreichsten Modeunternehmen Österreichs. 160 Fussl-Modestraßen – und noch immer ist kein Ende in Sicht. Karl Mayr Wie macht das der Fussl? M acht Erfolg zwangsläufig abgehoben? Karl Mayr, Geschäftsführer der Fussl Modestraße aus Ort im Innkreis, ist der lebende Gegenbeweis. Zum Interview für diese Ausgabe treffen wir uns im Linzer Atrium-Center. Im Mitarbeiterraum einer Fussl- Filiale. Großes Tamtam ist nicht der Stil von Karl Mayr, einen großen Auftritt brauchte das Unternehmen noch nie. Ganz im Gegenteil: Der Aufstieg der ehemaligen Greißlerei zu einem der größten Modefilialisten des Landes verlief lange Zeit still und leise. Als die Mayrs (die beiden Brüder Ernst und Karl stehen seit fast 20 Jahren mit ihren Ehefrauen Maria und Martina an der Spitze der Firma) dann aber mit ihren Filialen 28 TZ 19 2015 kommen, um sich Tipps von seiner Frau zu holen, erzählt der Vollblutunternehmer nicht ohne Stolz. Fussl Modestraßen, die gibt es in jeder Bezirksstadt, in manchen Orten ist man der einzige Modeanbieter. Neue Standorte, neue Einkaufszentren werden ausprobiert und in Ortschaften Läden eröffnet, um die viele andere Filialisten einen großen Bogen machen. Karl Mayr ist das egal: Keine seiner Filialen schreibt rote Zahlen, alle tragen zum Deckungsbeitrag bei. Der Nahversorger der Mode geht nicht nur in kleine Gemeinden, sondern setzt auch bedingungslos und konsequent auf Eigenware. Mit Ausnahme der großen Flagships (zum Beispiel jenem in Ried im Innkreis) beträgt der Anteil der Eigenmarken 90 %, für Karl Mayr eines der Hauptkriterien für die FusslErfolge. Unabhängig von den großen Marken und Lieferanten wollte man sein, schon als die Brüder das Unternehmen von den Eltern übernahmen. »Ich habe mir eine Reihe von Markennamen schützen lassen, hab sie in einem Schuhkarton aufbewahrt, und wann immer wir einen Lieferanten da hatten, haben wir eine Marke rausgenommen.« Kein Wunder, dass für Mayr ein Kriterium über den Verlauf einer Saison entscheidet: »Wir müssen die Trendthemen erwischen, dürfen nicht danebenliegen. Wir sind aber auch schnell genug, um kurzfristig auf Trends zu reagieren.« Sein Lieblingsbeispiel sind die bunten Hosen, die vor drei Saisonen den Markt PORTRÄT überschwemmten und für gute Umsätze sorgten: »Die anderen sind bei Basic-Farben geblieben und haben vielleicht 20 % Farbe geordert. Wir haben es genau umgekehrt gemacht: 80 % unserer Hosen waren bunt, also konnten wir noch verkaufen, als alle anderen schon ausverkauft waren.« Keine heiße Luft will Mayr verkaufen, keine künstlich aufgeblasenen Trends um jeden Preis mitmachen – auch um den Preis, auf Umsätze zu verzichten: »Im Zuge des großen Outdoor-Hypes hingen plötzlich überall Multifunktionsjacken. Da haben wir gesagt: Das sind wir nicht, da machen wir nicht mit. Das Gleiche gilt für die Tracht: Klar ist der Boom gewaltig, aber wir wollen und müssen nicht auf jeder Hochzeit tanzen.« Oft wird Mayr gefragt, wie sich die Expansion des Unternehmens erklären lässt. Da verweist er auf den starken familiären Zusammenhalt und die Begeisterungsfähigkeit der insgesamt 600 Mitarbeiter. Aber auch auf ein gutes Händchen für Ware und Kalkulation: »Der Anteil der regulär verkauften Ware ist bei uns deutlich höher als bei vielen anderen, sagt Mayr, der auch mit namhaften Franchisesystemen Erfahrungen gemacht hat. Klar, zwischen den Anforderungen der breiten Masse und den eigenen Ansprüchen als Unternehmer sei nur ein schmaler Grat, das Feedback der Kunden zeige aber, dass Fussl hier richtig liegt. Zeit für Hobbys hat Mayr nicht, zwischen Arbeit und Familie sei nie Zeit gewesen, was er aber noch nie bereut hat: »Ich habe keine Hobbys, aber wahnsinnig viel Freude an meiner Arbeit und an meiner Familie.« Gibt es noch Ziele? Mayr schmunzelt. Der österreichische Markt sei nun wirklich gut bestückt mit Filialen, der Sprung ins Ausland würde manchmal locken. Und wohin? Will Mayr noch nicht sagen. Nur so viel verrät der sympathische Oberösterreicher: »In jedem Fall spricht man dort deutsch.« BPM »Ein Unternehmen wie das unsere dürfte es eigentlich gar nicht geben. Aber als modischer Nahversorger treffen wir mit unserer Ware ganz einfach den modischen Geschmack der Österreicher. Das macht viel mehr Freude, als heiße Luft zu verkaufen.« Karl Mayr TZ 19 2015 29 Brigitte R. Winkler Mode von allen Seiten betrachten B rigitte R. Winkler (68) geht nicht zu jeder Veranstaltung im T-Shirt. Zu den Salzburger Festspielen muss es schon etwas Besonderes sein, wie z. B. ein schwarzes, seidenes T-Shirt zur schwarzen Seidenhose. Die Disziplin für eine Modegarderobe fehle ihr allerdings, wie sie, nicht ohne Bedauern, anmerkt. Die ausgesuchten Designerstücke, die sie besitzt, trägt sie lange, weil sie sich nicht von ihnen trennen kann, oder gar nicht, weil sie ihr zu kostbar sind. Die gebürtige Kärntnerin hatte nach der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt das Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Wien absolviert und war 1977 Mitbegründerin der Frauenseite im Kurier. Als sie in die Kurier Moderedaktion wechselte, stellte sie rasch fest, dass das Modegeschehen in Österreich endlich ist, und wollte herausfinden, wo Mode herkommt und wer bestimmt, was wir anziehen. Zitat: »Als ich meinem Vorgesetzten sagte, dass ich nach Paris zur Prêtà-porter fahren möchte, hat er gesagt, er möchte auch nach Paris fahren und sich dort schöne Mädchen anschauen. Trotzdem hat er den Reiseantrag unterschrieben.« Seit dieser Zeit verfolgt sie das internationale Modegeschehen und hat dabei – mit Ausnahme von Coco Chanel und Christian Dior – alle Designer persönlich kennengelernt. In ihren Berichten möchte sie Mode von allen Seiten betrachten. Prägend war eine jähe Erkenntnis, die sie in Bilbao vor Frank O. Gehrys Guggenheim-Museum hatte, als sie die verdrehten Metallkonstruktionen betrachtete. Etwa zur selben Zeit hatte Helmut Lang Kleider mit Stoffverdrehungen gemacht. »Dekonstruktivismus«, dachte sie, »wir leben in einer verdrehten Welt.« Ihr wurde klar, dass Mode wie alle Kunst aus derselben Quelle kommt, unseren Wünschen und Bedürfnissen entspringt und vom er/F OTOLI A © Gilb ert Nov y Kuri Brigitte R. Winkler schreibt seit 1981 für die Moderedaktion der Tageszeitung Kurier, wo sie Mode so darstellt, wie sie ist. Die Huldigung von Modediktat und Glamour überlässt sie anderen. Künstler vorweggenommen wird. Wenn Mode derzeit durch die Political-Correctness-Bewegung heftigen Gegenwind bekommt, dann fällt sie nicht in den Medienkanon ein, sondern sieht die Dinge differenziert. Schließlich sei die Erscheinung nicht auf die Mode beschränkt, gebe es Überproduktion auch in der Milchwirtschaft und werde die Situation in Billiglohnländern in vielen Branchen ausgenutzt, so Winkler. Sie ist über jede Nachricht von Gegenwehr froh und findet es furchtbar, dass erst in Bangladesch eine Fabrik einstürzen muss, damit eine Verbesserung herbeigeführt wird: »Das ist eine Begleiterscheinung der Mode, die ich grauenhaft finde. Dem gegenüber stehen Paris und Mailand, wo fantastisches Handwerk gepflegt wird, das gar nicht ausgelagert werden kann.« »Als ich meinem Vorgesetzten sagte, dass ich nach Paris zur Prêt-à-porter fahren möchte, hat er gesagt, er möchte auch nach Paris fahren und sich dort schöne Mädchen anschauen.« Brigitte Winkler 30 TZ 19 2015 PORTRÄT Auch der Überbetonung von Magerkeit in der Mode kann sie nichts abgewinnen. Wie sie generell eine Überstrapazierung von Klischees ablehnt. Genauso diskriminierend findet sie es, auch Menschen, die anlagebedingt dünn sind, Magermodel zu schimpfen. Dass Magerkeit bei jungen Menschen von Models ausgelöst wird, bezweifelt sie; eher seien es psychische Ursachen. Brigitte Rosemarie Winkler 1992 verfasste sie das Buch »Weltmeister der Mode. Von Armani bis Yamamoto«, in dem sie über die damals wichtigsten lebenden Designer berichtete und über die Abläufe im internationalen Modebusiness. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit unterrichtete sie u. a. in der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst. Nach wie vor bietet sie ihr Wissen im Consulting an. Mit ihren Berichten im Kurier erreicht sie gegenwärtig 191.518 potenzielle Leser. Marc Cain Agency | Phone +43.662.450 50 80 | www.marc - cain.com Die geringe Modeaffinität der Österreicher führt sie nicht zuletzt auf die Haltung von Medien zurück. Mode werde so glamourös dargestellt, wie sie es gar nicht sei. Nicht mal der Tod von großen Designern sei einen Nachruf wert, so Winkler. Als sie einst eine ORF-Modesendung anregte, sprach ihr die Fernsehdirektorin Kathrin Zechner die Notwendigkeit ab, weil es in Österreich keine 300.000 Menschen gebe, die sich für Mode interessieren. Worauf Winkler antwortete, dass es aber doch 8 Mio. Menschen gebe, die sich anziehen, und man ihnen eine Erklärung geben könne. Österreich ist eher Modeabsatzmarkt, es gibt nicht viele Modeschaffende. Trotzdem schließt sie aus ihrer Erfahrung, dass Wien Modeschauplatz werden könne. Voraussetzung sei allerdings ein originäres Konzept, das sich von vorhandenen so unterscheide, dass es Publikum anzieht. Die Fashion Week in der derzeitigen Form sei nicht geeignet. Ob des dichten Zeitplans im internationalen Modegeschehen sei es schwer, einen Zeitpunkt zu finden, und wolle man Journalisten nach Wien bekommen, müsse der Event interessant sein. Selbst wenn es nur für Österreich interessant sein solle, müsse es eben auch besonders sein. Zitat: »Wenn jemand nicht genau vermittelt, was zu sehen sein wird, kommen die falschen Leute, die nur Party machen.« Auch die Berliner Fashion Week sei zu wenig speziell und habe international kaum Relevanz. Als positives Beispiel nennt sie das Festival International de Mode et de Photographie in Hyères in Frankreich, das vor 15 Jahren keiner kannte und das heute das Who’s who der Modeszene anlockt. Zitat: »Das müsste sich Wien auch einfallen lassen. Warum nicht mit dem Osten was machen? Es muss nicht immer Paris und Mailand sein.« HS Walter Moser © Airf ield /FOT OLIA Modernisierung, nicht Verjüngung Das Premium-DOB-Label Airfield stellt sich moderner auf. Eigentümer Walter Moser sieht sich für den aktuellen Verdrängungswettbewerb gut gerüstet. 32 TZ 19 2015 PORTRÄT »Wir sehen oft, dass Einkäufer ihre Kundinnen systematisch unterschätzen. Auch eine 75-Jährige greift heuer zum Poncho. Die Kundin ist schon viel weiter, als manche glauben.« Walter Moser A irfield steht zu seiner Zielgruppe. »Unsere Kundin ist mindestens 50 und geht hinauf bis 80 Jahre«, sagt Walter Moser. »Im Schnitt trägt sie Größe 42.« Und ja, das soll genau so bleiben. »Darum sagen wir bewusst nicht Ver jüngung, sondern Modernisierung«, stellt der geschäftsführende Gesellschafter klar. »Wir müssen nicht jünger werden, aber moderner.« Nach außen symbolisiert wird dieser Umdenkprozess durch Sharon Stone, die sich Airfield für das aktuelle Jubiläumsjahr – die Marke feierte kürzlich ihren 20. Geburtstag – als Testimonial geleistet hat. Die Schauspielerin ist mittlerweile 57 Jahre alt und entspricht damit durchaus der anvisierten Zielgruppe. »Das Echo auf die Kampagne ist hervorragend, Frau Stone ist genau die moderne Frau von heute, mit der sich unsere Kundin identifizieren kann.« Die Kundin und das Wissen um ihre Bedürfnisse sieht Moser bei Airfield in allen Geschäftsbereichen im Zentrum stehen. Der 47-Jährige, der das Unternehmen seit 2004 in dritter Generation leitet, leistet sich damit einen kleinen Seitenhieb auf den Fachhandel. »Wir sehen oft, dass Einkäufer ihre Kundinnen systematisch unterschätzen. Auch eine 75-Jährige greift heuer zum Poncho.« Das wolle der Handel, der seinen Blick oft zu sehr auf die Abverkaufslisten des Vorjahres hefte, nicht wahrhaben. Dabei müsse gerade in der Mode die Devise sein, in die Zukunft zu schauen: »Die Kundin ist schon viel weiter, als manche glauben.« Darum würden die Abverkäufe auf den selbst bewirtschafteten Flächen über jenen des Fachhandels liegen. Die Erfahrung zeige, dass modischer Mut derzeit wichtiger denn je sei: »Eine Krise löst die andere ab: zuerst die Ukraine, dann der Schweizer Franken, dann Griechenland, jetzt die Flüchtlings-Diskussion. Wir merken sehr wohl, dass das die Konsumlaune nicht gerade beflügelt. In solchen Zeiten kauft sich die Kundin nicht den h undertsten Blazer, aber sie greift zu Tei- len, die wirklich etwas Besonderes sind. Man muss die Endverbraucher überraschen und auch fordern.« Auch darum habe man im Zuge der Neuorientierung gewisse Produktgruppen »einfach nicht mehr gemacht«, berichtet Moser. Auch von manchen Kunden habe man sich getrennt, die nicht mehr zur Ausrichtung des Labels passen, vor allem in Deutschland. »Das kostet uns Umsatz, keine Frage«, so der Firmenchef, »aber durch die geschärfte Positionierung bringt uns das relativ schnell mehr, als es kostet.« Die Modernisierung will freilich auch kommuniziert werden. Stolz ist man da besonders auf den Facebook-Auftritt, wo man mit 61.000 Fans weit größere Mitbewerber bereits deutlich überholt hat. »Für uns ist Facebook ein ganz toller Kanal, weil unsere Kundin dieses Medium gerade erst für sich entdeckt.« Auch auf den hipperen, jüngeren Kanälen Instagram und Pinterest ist Airfield aktiv, aber mit deutlich kleineren Zugriffszahlen. Der neue Fokus auf die digitalen Kanäle heißt nicht, dass das Label den klassischen Werbekanälen untreu wird, im Gegenteil: Mit Sharon Stone werden ab Februar erstmals auch TV-Spots ausgestrahlt, um die Markenbekanntheit weiter zu erhöhen. Turbulentes Umfeld. Nicht nur die Neuausrichtung kostet Umsatz. Auch die wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre sind nicht ganz spurlos an der größten heimischen DOB-Marke vorbeige gangen. Stichwort Russland: Das riesige Land war für Airfield einmal der – nach Deutschland – zweitgrößte Markt. Ein deutlich zweistelliger Umsatzverlust in einem so wichtigen Absatzgebiet schmerzt natürlich. »Wir haben immer gesagt: Es ist schön, diesen Umsatz zu haben, aber es muss auch weitergehen, wenn Russland einmal nicht mehr so funktioniert.« Und so sei es auch. Von der Franken-Abwertung wurde das Unternehmen mit Sitz in Seewalchen am Attersee ebenfalls getroffen. »Wir verkaufen in der Schweiz heute gleich viel Stück, aber durch den neuen Wechselkurs entspricht das 20 % weniger Umsatz.« Und schließlich verändert sich auch in den deutschsprachigen Kernmärkten die Handels landschaft. »Abseits der großen Städte wird es immer schwieriger. Das Geschäft konzentriert sich immer stärker auf die wichtigsten Städte und Einkaufslagen.« Die Offensive mit eigenen Stores, die 2007 begonnen wurde, ist im D-A-CH-Raum nahezu abgeschlossen. »Wir sind in fast allen relevanten Städten vertreten. Darüber hinaus sind durch die erwähnte Konzentration die Mietpreise und Ablösen in den Spitzenlagen oft nicht mehr finanzierbar.« Aktuell würde man aber z. B. einen zweiten Store in Wien suchen. Daneben sei Wachstum v. a. mit weiteren PartnerStores geplant. Zuletzt wurden derartige Franchisegeschäfte in den spanischen Ferienorten Palma de Mallorca, Marbella und Gran Canaria eröffnet. Für Niederlassungen an wichtigen Urlaubsdestinationen sieht Moser durchaus weiteres Potenzial. Wie abermals in Russland. »Die Lage dort hat sich stabilisiert, ich gehe jetzt wieder von Wachstum aus«, so Moser. »Franchise wird wieder verstärkt Thema sein.« Und schließlich intensiviert man die Bemühungen um den Vertriebskanal Internet. Mit Jänner 2016 wird der Onlineshop wie auch der gesamte Internetauftritt einem Relaunch unterzogen. Nachgedacht wird u. a. über Modelle, wie man den Fachhandel mit ins Thema einbeziehen kann. »Die Kunden werden mehr online kaufen, das ist ein Faktum. Und wir werden mit dabei sein«, so Moser, der trotz aller angesprochenen Probleme die Zeichen ganz klar auf Wachstum stehen sieht: »Es ist nicht einfach, Wachstum geht heute nur durch Verdrängung. Aber wir bekommen auf unsere Neupositionierung hervorragendes Feedback. Und wir sind sehr gut aufgestellt. Es geht Airfield sehr gut, wir haben eine Eigenkapitalquote von 70 %.« mf TZ 19 2015 33 M an kann sich nicht mehr ausschließlich auf Österreich beschränken.« Das ist einer der ersten Sätze, die Rudolf Kail im gemeinsamen Gespräch sagt. Damit meint der Agenturchef aber nicht nur seine Dependance in Düsseldorf und seine erfolgreichen Aktivi täten in Osteuropa. Diese Erkenntnis könnte noch viel tiefgreifendere Auswirkungen für Kail und auch Veränderungen in der heimischen Modeagenturszene nach sich ziehen. In dieser ist Rudolf Kail mit seiner Aco Modeagentur seit mehr als 30 Jahren fest verankert. Die Liebe zur Mode hat ihm offenbar bereits der Vater mit auf den Weg gegeben. Ursprünglich verkaufte dieser Stoffe, später dann auch Herrenmode – und zwar ausschließlich italienische. Auch diese Leidenschaft hat er dem Sohn mitgegeben, und sie macht sich heute noch im Portfolio von Aco bemerkbar. Mindestens 80 % der vertriebenen Marken kommen aus Italien. So überrascht es auch nicht, dass Kail bei einem unerwarteten Anruf während des Interviews schnell problemlos ins fließende Italienisch wechselt. Zur Herrenmode gesellte sich dann auch DOB, heute sind die Anteile beider innerhalb des Sortiments ausgeglichen. Das Geschäft mit den Zweitlinien der großen Designermarken war seit den frühen 1990er-Jahren das Steckenpferd von Kail. Mit dem Seit mehr als 30 Jahren vertreibt Rudolf Kail mit seiner Aco Modeagentur vor allem italienische Premium-Kollektionen in Österreich. Nun steht die Agentur vor einer großen Veränderung. tol © Kur t GÖT han s/Fo ia Showroom in Wien, nur einen Steinwurf vom Stephansdom entfernt, ist er ganz nah bei den entsprechenden Kunden. Der Schauraum in der Salzburger Altstadt, der architektonisch so reizvoll ist, dass er auch als Eventlocation vermietet wird, kam Ende der 90er dazu. Rudolf Kail Aco im Umbruch 34 TZ 19 2015 Ostwärts. Wenn Rudolf Kail vom osteuropäischen Modemarkt spricht, gerät er fast ein wenig ins Schwärmen. Städte wie Bratislava begeistern ihn. Die Innenstadtlagen hätten dort zwar in der Zwischenzeit auch an Bedeutung verloren, auf der anderen Seite würden viele neue und tolle Shoppingcenter entstehen. Auch rund um Budapest bestehen mittlerweile an die 30 Zentren. Der Hunger nach Mode ist wohl noch ein wenig größer. Kail betreut heute für fast alle seine Marken den osteuropäischen Markt mit. Da gerät ihm sein Markenportfolio zum großen Vorteil, denn: »In Osteuropa kann man nichts ohne Marke verkaufen.« Aber kann man von Österreich aus diesen ganzen Markt mitnehmen? Am Beispiel von Napapijri zeigt sich, wie gut das sogar funktionieren kann. Seit 2005 betreut Kail in Kooperation mit seinem Napapijri-Partner Reinhard Haas auch den osteuropäischen Markt für das sportive Label. Und mittlerweile macht das zwei Drittel des gesamten Napapijri-Geschäfts aus, obwohl die Marke auch in Österreich gut vertreten ist. Auch mit Peek & Cloppenburg gibt es eine groß angelegte Kooperation, in deren Rahmen Kail die mehr als 30 Standorte im Osten betreut. Österreich und vor allem Wien stehen ja schon traditionell im Ruf, das Drehkreuz Richtung Osteuropa zu sein. Und dennoch: Rudolf Kail befindet sich PORTRÄT »Die Händler reduzieren immer mehr, die Stammlieferanten machen immer mehr Druck und am Ende bleibt kein Platz für Experimente.« Rudolf Kail mit seiner Agentur in einem enormen Umbruch. Denn er überlegt, Teile seines Angebots an einen Standort mit höherer Frequenz – etwa Salzburg Nord – zu übersiedeln, andere hingegen in Kooperation mit der Dependance Düsseldorf zu bearbeiten, welche während der Fachmessen auch München als Standort benutzt. »Salzburg als Showroom-Standort ist für den klassischen, traditionellen Einzelhandel zwar wichtig. Aber wenn jemand meint, exklusiv kaufen zu wollen, fährt er nach München.« Umzug? Was veranlasst den Inhaber einer der bedeutendsten heimischen Agenturen, die Präsenz in Salzburg zu reduzieren? Nachfolgeschwierigkeiten hat Kail keine zu beklagen. Sein Sohn schließt gerade eine Ausbildung an der renommierten LDT Nagold ab und spielt in den Zukunftsüberlegungen für die Agentur eine Rolle. Andere Gründe kommen zum Tragen. Zum einen: das schrumpfende Geschäft. »Die Händler reduzieren immer mehr, die Stammlieferanten machen immer mehr Druck und am Ende bleibt kein Platz für Experimente«, fasst Kail die derzeitige Situation zusammen. Den Händlern geht das Volumen aus, und das bremst die Experimentierfreude, sagt er, auch auf Agenturseite. »Denn alles, was nicht einen gewissen Umsatz macht, ist schwierig. Es ist zwar ein Service, wenn man kleinere, frische Labels anbietet, aber es funktioniert derzeit nicht.« Er möchte sich auf seine Marken konzen trieren, die entweder schon einen hohen Stellenwert haben oder die man auf ein bestimmtes Volumen aufbauen kann. Auch der Weg zu immer mehr Monobrand-Läden, den Kail beobachtet, macht das Agentur business nicht unbedingt leichter. Obwohl sich Aco hier auch als verlässlicher Partner engagiert. Mittlerweile gibt es alleine in Österreich sechs Napapijri-Stores, die Kail von der Warenbeschaffung bis zum Merchandising unterstützt. Zu guter Letzt würde der Markt auch vom steten Wachstum der Vertikalen bedroht. Das sind die Faktoren, die Rudolf Kail schon früher dazu bewogen, sich über die österreichischen Grenzen hinaus zu orientieren. Und die jetzt vielleicht dazu führen, dass er seinen Standort in Salzburg neu strukturiert, um ihn der geänderten Vertriebsstruktur anzupassen. Denn wie er sagt: »Die Komfortzone wird immer ungemütlicher.« BN Agentur Kleiderschrank GmbH Söllheimerstraße 16, Loft 7/F A - 5020 Salzburg, Tel. +43 676-4488375 www.lecomte.de Susanne Regele, Geschäftsführerin des ModeRings, kennt die Mode tatsächlich aus allen Blickwinkeln. Das Wichtigste im Geschäft mit der Mode ist für sie die Emotion. Susanne Regele /Foto lia © Anna Maria Much itsch Neues ausprobieren! A n die Fachschule zum Damen kleidermacher hat sie in Graz die zweijährige Meisterklasse ange schlossen. Ihre berufliche Laufbahn begann sie in der Industrie, beim damaligen 200-Mann-Betrieb Salko, in der Stoff entwicklung. Es folgten zehn Jahre im Handel, bei Petera in Innsbruck, wo sie zuletzt »ihre« eigene Filiale, »Theresa«, führen durfte. Und dann, wieder zurück in der Steiermark, sechs Jahre Vertrieb und Marketing beim Trachtenhersteller Mothwurf – bis sie der ModeRing abwarb, die größte textile Ver bundgruppe Österreichs mit Sitz in Graz. Den leitet Susanne Regele nun gemeinsam mit dem kaufmän nischen Geschäftsführer Andreas Leeb seit dem Jahr 2010. Der Part der 50-jährigen Steirerin sind »die Waren und die damit verbundene Emotionalisie rung«, wie sie selbst sagt. Dass Mode Emotion ist, lebt kaum jemand mit solcher Begeisterung vor wie sie. »Wer einen Modehandel führen will, muss mit Leib und Seele mit der Mode verbunden sein«, glaubt Regele. Das habe sie in ihrer Zeit bei Petera von Eigentümer Wilfried Strießnig gelernt. »Dort gab es eine beinharte Limitplanung, aber verbun den mit einem großen Vertrauen auf das modische Bauchgefühl. Nur mit Blick auf die Wawi kann man kein Modegeschäft führen. Aber das Gefühl allein ist auch zu wenig. Es braucht beides.« Ihre Begeiste rung für die Mode zeigt sie auch bei Mitarbeiter schulungen und Modeinformationen in den Mit gliedshäusern, wo sie ihre Rolle als Mittlerin zwischen Industrie und Handel sieht. Internationale Kooperationen. Rund 50 Mitglieder mit rund 120 Geschäften hat der ModeRing derzeit, wenig überraschend ist die Zahl der Mitglieder in den letzten Jahren leicht gesunken, teils wegen Pensionierungen, teils auch, weil sich Händler in eine andere Richtung spezialisiert haben. »Wenn sich jemand als Festtagsausstatter neu erfindet, hat eine Mitgliedschaft bei uns nicht mehr so viele Vorteile«, bringt Regele ein Beispiel. Der Umsatz ist über die letzten Jahre trotzdem stabil geblieben. »Denn unsere Mitglieder expandieren und wachsen.« Soeben erst hat etwa das Innviertler Modehaus Mittermayr eine neue Filiale in der Weberzeile in Ried eröffnet. »Wir haben die besten Häuser bei uns, man kann wirklich von der Elite Österreichs sprechen«, zeigt sich die Chefin 36 TZ 19 2015 PORTRÄT urchaus stolz. Häuser wie Roth, Pemsel oder Feucht d sind gleichzeitig auch bei anderen Verbundgruppen mit dabei, was laut Regele durchaus sinnvoll ist: »Jede Gruppe bietet andere Vorteile, hat andere Stärken.« Die Stärken des ModeRings, das sind in erster Linie bessere Einkaufskonditionen für Mitglieder, die Eins-zu-eins-Ausschüttung der Lieferantenboni, Topkonditionen bei Telefonie, diverseste Serviceund Beratungsdienstleistungen, das Fashion-Intranet als Datenverbund (Werbung, IT, Shopkonzepte, Schulungen, Dekomaterial …) sowie gut kalkulierte Eigenmarken. Hier profitiert die Gruppe von der jahrelangen Partnerschaft mit der deutschen EK/ servicegroup sowie seit Kurzem auch mit der niederländischen Euretco, die im Frühling von der EK/ servicegroup übernommen wurde. Zu den in Österreich bereits gut etablierten EK-Labels Katestorm und St. Barth sind nun die Marken von Euretco, insbesondere In Shape, hinzugekommen. Auch durch Industriemarken, die mit Euretco kooperieren, in Österreich aber noch unbekannt sind, erwartet sich Regele frische Impulse: »Diese Kooperation eröffnet unseren Mitgliedern viele neue, attraktive Lieferanten, der Pool wird noch größer.« Von der jüngsten Hausmesse der Euretco in Amsterdam kehrte Regele ganz begeistert zurück – und will nächstes Jahr auch ihre Mitglieder dazu motivieren, die Reise in die Grachtenstadt anzutreten. »Holland hat uns, was den Handel angeht, viele Generationen Erfahrung voraus, und das spürt man, wenn man dieses Land bereist. Da können wir einiges lernen!« Positive Zukunft. Die Marktchancen für den inhabergeführten Mittelstand beurteilt Regele derzeit als durchaus gut – »wenn die Ware, die Inszenierung, die Mitarbeiter passen. Wenn das Gesamtpaket rundum stimmig ist und man sich immer auf dem Laufenden hält, sitzt man fest im Sattel. Ein eingeführter Name und eine gute Reputation sind in der schnelllebigen Welt durchaus von Vorteil.« Hinzu kommen heute die digitalen Medien: »Mit sozialen Medien sollte man umgehen können, auch einen perfekten Internetauftritt braucht man. Das ist wie der Eingang ins Geschäft, der den Kunden signalisiert: Das ist das richtige Haus für mich.« Apropos Internet: Wie steht Regele zum Thema Onlineshopping? Mitmachen oder nicht? »Mit Zalando zu konkurrieren, hat keinen Sinn. Aber mit Zalon schon«, spielt Regele auf das neue »Curated »Die Marktchancen für den inhabergeführten Mittelstand sind immer gut, wenn die Ware, die Inszenierung, die Mitarbeiter passen. Wenn das Gesamtpaket rundum stimmig ist und man immer auf dem Laufenden bleibt, sitzt man fest im Sattel.« Susanne Regele Shopping«-Angebot aus dem Hause Zalando an. Auf zalon.at gibt der Nutzer vorab einige Informationen zu seiner Person und seinem Geschmack ab, führt dann ein Telefongespräch mit einem »Stylisten« und bekommt anschließend ein Paket mit einigen Outfit-Vorschlägen zugeschickt. Das könne der Fachhandel auch, vielleicht sogar besser und schneller: »Wir kennen unsere Kunden und unsere Ware, wir können beraten, und Packerln schicken können wir auch«, meint Regele. »Nichts einfacher, als auf der Homepage Bilder unserer Mitarbeiterinnen mit der Telefonnummer daneben zu platzieren. Wenn wir unseren Kunden im stationären Geschäft ein gutes Erlebnis bieten, wollen sie wieder bei uns kaufen. Das gilt online wie offline.« Dran bleiben, Neues ausprobieren, etwas unternehmen, rät Regele also. Oder, in ihren Worten: »Tun ist besser als nichts tun. Falsch ist nur, wenn man nichts tut!« MF TZ 19 2015 37 »Die Mode ist ein tolles Produkt. Ein Produkt, das die Kunden auch wertschätzen, wenn wir Händler es nicht kaputt machen.« Alexander Petrskovsky Lieber Mode als Schrauben lia Alle Bilde r © Lupi puma /Foto Vorstand Alexander Petrskovsky beschäftigt Dachmarke Kastner & Öhler. 38 TZ 19 2015 Alexander Petrskovsky E lf Jahre im gleichen Unternehmen zu arbeiten«, sagt Alexander Petrskovsky, »da kenne ich viele Leute, die das nicht wollen würden – aber für mich ist das toll.« Seit 2004 ist der Grazer nämlich mittlerweile bei Kastner & Öhler. Zunächst kam er als Einkaufsleiter Mode, später wurde er zum Geschäftsführer für diesen Bereich. Als K&Ö 2013 beschloss, den Vorstand zu erweitern, wurde Petrskovsky berufen. Doch schon früher, während dem Studium in Graz, arbeitete er nebenbei beim K&Ö- Unternehmen Gigasport. Nach dem Studium war ihm klar, dass er in den Einzelhandel will: »Aber Lebensmittel und Schrauben haben mich nicht gereizt.« sich intensiv mit der Das Textilthema wurde ihm quasi in die Wiege gelegt, betrieb der Vater doch eine Strickerei. Zudem gab Petrskovsky dem Modehandel den Vorzug gegenüber Äpfeln und Schrauben, weil hier noch viel mehr kreative Aspekte hineinspielen: »Die Mode ist ein tolles Produkt. Ein Produkt, das die Kunden auch wertschätzen, wenn wir Händler es nicht kaputt machen.« In Wien begleitete er die Aufbauphase von P&C und hat vom Trainee an verschiedene Stationen durchlaufen. Er weiß also, wovon er spricht, ist er doch heute bei K&Ö neben der Mode auch für den Bereich Personal zuständig: »Als Führungskraft in einem Modeunternehmen sollte man auf jeden Fall den Verkauf kennenlernen und verstehen. Und zwar aktiv, nicht nur zusehen – das kann ich nur allen ans Herz legen.« Das Thema Führungskräfteentwicklung ist auch das, was ihm derzeit am meisten Freude bereitet: »Es ist wirklich schön, wenn man sieht, auf welch fruchtbaren Boden das fällt.« Und allem Anschein nach ist diese Entwicklung auch durchaus nachhaltig, wie der Vorstand erklärt. Dachmarke Modehaus. Aber auch ein zweites spannendes Thema bestimmt Petrskovskys Arbeit momentan. Die intensive Beschäftigung mit der eigenen Marke. Dabei lernt der Handelsprofi viel über das eigene Unternehmen. »Vor 15 Jahren war unsere Aussage, dass wir das Haus der Marken sind«, erzählt er von der veränderten Wahrnehmung von K&Ö, »heute beschäftigen wir uns intensiv mit dem Dachmarken gedanken und mit Fragen wie: Wer sind wir? Was ist spezifisch für uns?« Diese Idee der eigenen Marke ist ein Thema, das nicht nur K&Ö derzeit behandelt. Viele Einzelhändler sind dabei, ihre eigene Marke, ihre eigene Identität zu definieren. Denn nur wer weiß, wer er selber ist, kann auch seine Zielgruppe entsprechend bedienen. »In traditionellen inhaber geführten Unternehmen ist das oft unausgesprochenes Gesetz«, weiß auch Petrskovsky. Schwierig würde es dann oft, wenn es zu einem Generationen- oder Eigentümerwechsel komme und diese Dinge nicht klar formuliert wären. In der heimischen Handelslandschaft kennt der &Ö-Vorstand einige Händler, die es schaffen, ihre K Platzhirschfunktion mit Leben zu erfüllen und wirklich nah an ihren Kunden zu sein. »Gerade in eher ländlichen Gebieten sehe ich das sehr stark«, sagt er und schränkt weiter ein: »In den Städten ist der Wettbewerbsdruck aber so stark, dass es nicht viele Platzhirschen schaffen, wirklich relevant für ihre Zielgruppe zu bleiben.« Das Konzept Kaufhaus im Sinne eines Kastner & Öhler ist in Österreich nur recht selten zu finden. Da wird oft über die Grenzen geschaut, um vergleichbare Beispiele finden zu können. Doch eines sollte man in diesem Zusammenhang nicht außer Acht lassen, gibt Petrskovsky zu bedenken: »Oft wird in dieser Diskussion vergessen, dass sich die Kaufhauskultur in anderen Ländern zumeist in Touristengebieten abspielt, in Luxusregionen. Das ist ein enormer Unterschied zu Graz, denn wir machen unser Geschäft mit den Leuten, die hier leben und arbeiten.« Und er fragt sich, ob etwa ein Harrods so auch funktionieren würde. STUDIEREN IN BADEN-WÜRTTEMBERG ! AUCH OHNE MATURA Längerer Atem. Ist vielleicht die Tatsache, dass K&Ö nach wie vor ein Familienbetrieb ist, einer der Faktoren, warum es funktioniert? Ganz so hohen Stellenwert will Petrskovsky dem nicht einräumen, obwohl er durchaus die langfristige Perspektive eines Traditionsunternehmens schätzt, die für ihn ein Knackpunkt im Einzelhandel ist: »Aber wenn wir nicht gut arbeiten, bringt uns das ›Add-on‹ Familienbetrieb auch nichts.« In einem so großen Betrieb immer genau zu wissen, wofür man steht, erfordert einiges an Arbeit. Das ist nicht immer leicht, aber durchaus machbar, findet der Vorstand. Voraussetzung dafür ist für ihn auch eine Portion Mut – auch wenn es einmal zwei Wochen schlecht läuft. Zum Vergleich zieht er die Fußballmannschaft von Bayern München heran, ohne dabei sagen zu wollen, dass das unbedingt seine Lieblingsmannschaft ist. Aber eines machen sie in seinen Augen richtig: »Auch wenn die einmal zwei Spiele verlieren, bleiben sie bei ihrer Strategie und werfen nicht gleich alles um. Und das ist auch der Unterschied zwischen impulsgetriebenem Einzelhandel und strategisch geführtem.« BN • TEXTILBETRIEBSWIRT BTE Vollzeit (4 Semester) Dual (5 Semester) • 40 PARTNERHOCHSCHULEN • 400 PARTNERFIRMEN S C H N U P P E R TA G E 25. November 2015 30. März + 22. Juni 2016 www.ldt.de | post@ldt.de N eueröffnung des komplett umgebauten Flagship-Stores in der Shopping City Süd. Am 1. Oktober präsentiert sich der Multi-LabelFilialist von seiner schönsten Seite: modern und jugendlich, aber trotzdem stilbewusst; enorm breit im Sortiment, ohne darauf zu vergessen, auch die modische Spitze konsequent herauszustellen. Ein toller Store. Ein Gespräch mit der Geschäftsführung anlässlich der Neueröffnung sei leider nicht möglich, Im Markt der gehobenen Mitte zählt Kleider Bauer neben Peek & richtet die PR-Dame aus. Für Cloppenburg und Kastner & Öhler zu den drei großen Playern. Wie Journalisten ist das keine Überraschung. Wer die bei den Mitbewerbern hält sich auch hier die Geschäftsführung rund Medienarchive durchforstet, um Peter Graf vornehm im Hintergrund. findet in den letzten zehn Jahren gerade einmal zwei Handvoll Artikel, in denen der Name Peter Graf erwähnt wird. Bild ist von ihm noch nie eines in der Zeitung erschienen. Auch nicht in den Jahren 2006 und 2007, als das Familienunternehmen etwas ins Interesse der Öffentlichkeit rückte, weil Tierschützer mit mehr als zweifelhaften Methoden durchsetzen wollten, dass Kleider Bauer und das Schwesterunter nehmen Hämmerle auf den Handel mit Pelzen verzichten. Eingeschlagene Schaufenster, Buttersäure- und Stinkbombenattentate, zerstörte Autos der Geschäftsführung und von Mitarbeitern, Demonstrationen vor der Privatwohnung. Gute Gründe, sich als Privatperson noch mehr zurückzuziehen. Auch mit offiziellen Informationen über ihre Unternehmensgruppe geizen die Gebrüder Peter (55) und Werner (54) Graf. Der jüngste Jahresabschluss der KBS Kleider Bauer Betriebs-GmbH, der beim Firmen buch eingereicht wurde, ist jener vom 31. Jänner 2010. Und selbst wenn es einen Abschluss jüngeren Datums gebe, wäre der vermutlich wenig aussagekräftig. Schließlich gibt es noch die KBS West Bekleidungshandel GmbH, die KB Bekleidungshandel GmbH, die Hämmerle – Das Modehaus GmbH und die Otto Graf Bekleidungshandel GmbH, die man bräuchte, um ein halbwegs vollständiges Bild der Modehandelsgruppe zu zeichnen, die den beiden Brüdern zu gleichen Teilen gehört und von ihnen geleitet wird. Peter Graf © Riani /FOTO LIA Mystery Man Firmengeschichte. Keimzelle der heutigen Unternehmensgruppe, die laut Statista mit rund 47.000 m2 Verkaufsfläche auf Platz zehn der flächengrößten Modehändler Österreichs rangiert, ist die Otto Graf GmbH, die zwei hochwertige Modehäuser in Klagenfurt und ein Outlet in der Wiener Maria hilfer Straße führt. Namensgeber Otto Graf, Vater von Peter und Werner (der jüngste Sohn, Thomas, führt ein IT-Unternehmen in Wien) konfektionierte ursprünglich Kleider und betrieb nebenher einige 40 TZ 19 2015 PORTRÄT Einzelhandelsgeschäfte. Der Patriarch schlug schon früh einen Weg ein, der heute Vertikalisierung genannt wird: Er übernahm die Geschäfte von Fachhändlern, die in Schwierigkeiten geraten waren und als Kunden wegzubrechen drohten. 1980 traf dies etwa auch das Modehaus Hämmerle in der Wiener Mariahilfer Straße zu. Damals ein kleines Fachgeschäft, wurde es zur Keimzelle für die hochwertige Vertriebsschiene der Graf-Gruppe mit heute sechs Geschäften. Bis Otto Graf seine Söhne ans Ruder ließ, sollte es dauern. Wie Peter Graf einmal bei einem seiner raren öffentlichen Auftritte bekannte, bei dem er sich im Übrigen als durchaus launiger Erzähler mit höchst trockenem Humor erwies, bat man einen Rechtsanwalt um die Ausarbeitung eines Kompromissvorschlags, um seinem Bruder und ihm »ein Prince-Charles-Schicksal zu ersparen«. Nach weiteren monatelangen Diskussionen – »unser Vater hatte mittlerweile das zarte Alter von 76 Jahren erreicht« – einigte man sich: Peter und Werner durften das Handelsunternehmen – Produktion und Großhandel waren mittlerweile aufgelassen worden – »probeweise« für fünf Jahre vom Vater pachten. Es waren 15 meist kleine, in B- oder C-Lagen gelegene Textilgeschäfte. In diesen fünf Jahren gelang es, den Umsatz zu verdoppeln, der Vater zeigte sich zufrieden. Es war die Zeit nach dem EU-Beitritt, als ausländische Handelsketten en masse auf den österreichischen Markt drängten. Die Grafs wollten mithalten und besannen sich auf die Strategie der Eltern, in Schwierigkeiten geratene Unternehmen zu übernehmen. Der Zufall wollte es, dass den Grafs als Erstes gleich der Marktführer als Übernahmekan didat ins Netz ging: Kleider Bauer, damals im Besitz der Nürnberger Wöhrl-Gruppe, 45 Filialen und fast 2 Mrd. Schilling Umsatz schwer. Als im Juni 2000 der Konkurs über Kleider Bauer eröffnet wurde, betrug der Jahresverlust 10 % des Umsatzes, insgesamt hatten sich Verluste von 1 Mrd. Schilling angehäuft. Ursprünglich wollten sich die Grafs nur einige »Nach der Übernahme von Kleider Bauer machten uns die Vermieter die Hölle heiß. Wir haben zeitweise bis zu 30 Prozesse gleichzeitig geführt, vielleicht waren’s auch 40.« Peter Graf ilialen aus dem Portfolio sichern, doch davon wollte der Masseverwalter F nichts wissen. »Wir haben Haus und Hof verpfändet«, berichtete Peter Graf bei dem erwähnten Vortrag, der im Jahr 2008 in der WU Wien über die Bühne ging. Zum Zeitpunkt der Übernahme erzielte Kleider Bauer einen täglichen (!) Verlust von 2 Mio. Schilling. »Da war klar: Jetzt geht es zuerst ums Überleben, erst dann ums Überlegen.« Es folgte die erste der bis heute berüchtigten »Alles zum halben Preis«-Aktionen. Schon nach zwei Tagen hatte man ein Viertel des gesamten Lagers von 1,2 Mio. Teilen verkauft, nach einer Woche hatte man 100 Mio. Schilling in der Kassa. Zwar gab es in den Folgejahren auch einige Filialschließungen, doch weit weniger als ursprünglich geplant. 2004 folgte der nächste große Fisch, Hettlage. Auch der Billig-Filialist war in die Insolvenz gerutscht. Während von den einst 33 übernommenen Kleider-Bauer-Filialen der Großteil heute immer noch in Betrieb ist, verschwand der Name Hettlage innerhalb weniger Jahre komplett vom Markt. Einen Teil der sechs durchwegs großen und in Topeinkaufszentren gelegenen Standorte ließen sich die Grafs teuer ablösen. Auch bei der Don-Gil-Pleite 2011 gehörte Kleider Bauer zum engsten Bieterkreis, doch bekanntlich ging das Filialnetz dann an die Gerry-Weber-Gruppe. Seither ist die Expansion des Familienbetriebs nahezu zum Stillstand gekommen. Neu eröffnet wurde zuletzt im März ein Standort in der neuen Shopping Arena Salzburg, dafür wurde im Vorjahr das Bregenzer Geschäft geschlossen. Derzeit gibt es 28 Kleider-Bauer-Standorte (inklusive drei Outlet-Stores), sechs Hämmerle-Geschäfte (seit 2012 auch in der SCS und in Wiener Neustadt) und die erwähnten drei Filialen von Otto Graf. Streitbarer Geist. Ein eigenes Kapitel ist die »hohe Prozess freudigkeit« (so ein Brancheninsider), für die die Grafs bekannt und gefürchtet sind. Ein Branchen-Bonmot spricht von Kleider Bauer gerne als Anwaltskanzlei mit angeschlossenem Textilhandel. Die Erträge aus Ablöse- und Entschädigungsforderungen sollen in manchen Jahren jene aus der normalen Geschäftstätigkeit übertroffen haben, behaupten Insider. Legendär etwa der Fight zwischen Kleider Bauer und dem einstigen Salzburger Airport Center. Als die Pläne des Eigentümers, der Wiener Städtischen Versicherung, bekannt wurden, das eher erfolglose Einkaufszentrum in ein Factory Outlet Center umzugestalten (das heutige McArthurGlen Designer Outlet Salzburg), war K leider Bauer der einzige Mieter, der auf seinen unbefristeten Mietvertrag pochte und so den Umbau um Jahre verzögerte. Unbestätigten Meldungen zufolge soll Kleider Bauer schließlich einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag als Ablöse erhalten haben. Nach Grafs Darstellung im Jahr 2008 waren es jedoch die Centerbetreiber selbst, die anlässlich der Kleider-Bauer-Übernahme im Jahr 2000 schwere Geschütze auffuhren, und Kleider Bauer würde sich bloß wehren: »Die Vermieter machten uns die Hölle heiß und kündigten uns reihenweise die Verträge. Wir haben zeitweise bis zu 30 Prozesse gleichzeitig geführt, vielleicht waren’s auch 40.« Hintergrund: Wären die Einkaufszentren Kleider Bauer nach dem Konkurs als Mieter losgeworden, hätten sie die Lokale schon damals ums Doppelte neu vermieten können. Auch K onkurrenzklauseln, die schon vor Jahrzehnten abgeschlossen wurden, werden nach wie vor strikt ausgelegt. Im Vorjahr etwa erstritt Kleider Bauer vor Gericht 2,5 Mio. € Schadenersatz vom Donau Zentrum. Laut einer Schutzklausel im Mietvertrag, der aus der Gründungszeit des Wiener Einkaufszentrums stammt, dürfe ohne Zustimmung des Mieters kein anderer Modehändler einziehen, der mehr als 500 m2 belegt, so die Auffassung Grafs – die vom Gericht bestätigt wurde. Doch damit gibt sich der Kleider-Bauer-Boss nicht zufrieden: Statt 2,5 Mio. forderte er 10 Mio. € Schadenersatz – und ging in Berufung. mf TZ 19 2015 41 olia © Prof. Krist ian Bissu ti/Fot »Mit der Vermietung gestaltet man ja das Handelsumfeld mit, dadurch trägt man auch eine gewisse Verantwortung.« Jamal Al Wazzan Vermieten mit Verantwortung. Gemeinsam mit seinem Bruder Haythem unter vermietet Jamal Al Wazzan derzeit etwa 195 Shop flächen. Das Konzept, als Untervermieter zwischen den Eigentümern und den Handelstreibenden zu fungieren, war neu, als er in den 1980er-Jahren damit startete. Heute gibt es nach eigenen Angaben niemanden in Europa, der so viele Flächen untervermietet wie die Al-Wazzan-Brüder. Mindestens einmal am Tag wird Jamal Al Wazzan auf der Straße von Menschen angesprochen, die auf der Suche nach einem Geschäftslokal sind. Ganz zu schweigen davon, wie oft das Telefon während eines einstün digen Gesprächs läutet. Als Untervermieter muss Al Wazzan langfristig denken: »Ich versuche immer, ein Einverständnis mit allen zu haben.« Zum Jamal Al Wazzan ist spätestens seit der Übernahme der Schöps AG jedem ein Begriff. Nun konzentriert er sich ausschließlich auf sein erfolgreiches Immobiliengeschäft. Jamal Al Wazzan Das Mietmärchen I nnenstadtkönig oder Meister der City, das sind die Titel, unter denen man immer wieder über den Handels- und Immobilienunternehmer Jamal Al Wazzan liest. Dem gebürtigen Iraker selbst entlockt das nur ein zartes Schmunzeln. Er ist im Alter von vier Jahren nach Österreich gekommen – entgegen der schlag zeilenträchtigen Mär allerdings nicht aus ärmlichen Verhältnissen. Das macht seine Laufbahn als erfolgreicher Vermieter und Handelstreibender, die als Franchisenehmer von Stefanel begann, aber nicht weniger beeindruckend. Esprit, Tally Weijl, Street One und Cecil sowie eigene Handelskonzepte gehörten und gehören zu seinen Geschäftstätigkeiten. Es gibt nicht viele Unternehmer, die so nah an der Handelsentwicklung vor allem in der Bundeshauptstadt dran sind und sie auch mitbestimmen. 42 TZ 19 2015 eispiel, indem er die Eigentümer nach einiger Zeit, B in der sich Ablöse und andere Dinge wieder amortisiert haben, am Umsatz beteiligt. Außerhalb der Branche ist der Immobilienprofi spätestens ein Begriff, seit er im Jahr 2008 die Schöps AG übernahm. Er machte aus dem Filialisten ein Immobilienunternehmen, indem er die verbliebenen 95 Standorte in teils tollen Innenstadtlagen an internationale Anbieter vermietete. Damit machte er sich vor allem in der öffentlichen Meinung nicht nur Freunde. Doch alle vorhergegangenen Sanierungsversuche waren gescheitert, Kollektionen wurden auch keine mehr produziert. »Ich habe zuerst ja auch versucht, es weiterzuführen. Aber nach drei Monaten war klar, dass das nichts mehr wird«, sagt Al Wazzan heute über einen seiner wahrscheinlich größten Deals. Also zerschlug er die ehemalige Modekette, womit die Schöps AG von einem sanierungsbedürftigen Mode- zu einem erfolgreichen Immobilienunternehmen wurde. Immer wieder hat Al Wazzan in der Vergangenheit Flächen an Marken vermietet, die vorher noch nicht in Österreich vertreten waren. Das sei zwar schwieriger, als mit bereits hier operierenden Unternehmen zusammenzuarbeiten, sagte er in einem früheren Interview, aber es sei auch viel lustiger, etwas Neues zu bringen. Der jüngste Neuankömmling wird im Oktober die italienische Modekette erranova sein, die im Stafa auf der Wiener Mariahilfer Straße einzieht. T Ob er auch an einen der großen Billiganbieter im Modebusiness vermieten würde? »Da muss man immer aufpassen, dass man rund um seine Standorte nicht alles kaputt macht«, antwortet Al Wazzan. »Mit der Vermietung gestaltet man ja das Handelsumfeld mit, dadurch trägt man auch eine gewisse Verantwortung.« Handelskreislauf. Al Wazzan konnte die Entwicklung der eimischen Handelslandschaft in den letzten Jahrzehnten hautnah h mitverfolgen. Und liegt damit auch oft mit seinen Prognosen richtig. »Vor 15 Jahren habe ich in einem Interview einmal gesagt, dass es in Europa bald zu 90 % die gleichen Marken zu den gleichen Preisen geben wird – und habe damit offenbar richtig gelegen.« Die Entwicklung der Wiener Handelslandschaft sieht er nüchtern: »Die Bezirkshauptstraßen – mit Ausnahme der Favoritenstraße – werden in Zukunft nur mehr Nahversorgerfunktion haben. Als ich angefangen habe, waren Orte wie der Floridsdorfer Spitz oder die Meidlinger Hauptstraße noch Top-Locations.« Dann hätten sich die wichtigen Anbieter von den Bezirksstraßen auf die Mariahilfer Straße verlagert, deren Ankermieter ihrerseits Richtung Kärntner Straße gewandert seien. Die nächste Station heißt dann Kohlmarkt. »Ich schwöre auf den Neuen Markt«, sagt Al Wazzan und deutet aus dem Fenster seines Büros in die entsprechende Richtung, »der wird top sein, vor allem auch optisch.« Auch bei den Flächengrößen hat der Unternehmer schon einiges Auf und Ab mitgemacht. Zu Beginn seiner Karriere waren die Geschäftslokale idealerweise zwischen 50 und 70 m2 groß, in den 1990er-Jahren kamen dann die riesigen Flächen mit bis zu 2.000 m2. Heute sieht er wieder einen rückläufigen Trend. Was tut man mit den frei werdenden Flächen? »Die werden entweder zu dringend benötigten Garagenplätzen«, lacht er, »oder es schließen sich mehrere Individualisten zusammen, die die gleiche Zielgruppe bedienen.« Dadurch hätten auch die kleineren Straßen in Zukunft eine Chance, wieder an Attraktivität zuzu legen. Und dann könnten die großen Anbieter sie wieder neu für sich entdecken und besetzen – womit sich der Handelskreis schließen würde. Al Wazzan selbst gibt mit Ende des Jahres seinen letzten in Eigenregie betriebenen Laden, einen TallyWeijl-Store, ab und konzentriert sich gänzlich auf die Vermietung. »Ich werde auch älter und möchte dieses Tagesgeschäft eigentlich nicht mehr«, begründet er seine Entscheidung. Aber eigentlich wollte Al Wazzan schon mit seinem 50. Geburtstag vor sieben Jahren kürzertreten. Damals kam ihm Schöps dazwischen. Bleibt abzuwarten, ob der umtriebige Geschäftsmann nicht auch dieses Mal wieder etwas Neues entdeckt. BN Einkaufszentren und Immobilien in der ÖTZ 20/2015 Machen Sie den österreichischen Modehandel auf Ihre Verkaufsflächen und Immobilienprojekte aufmerksam! Wir freuen uns über Ihr Interesse! Erscheinungstermin: 22.10.2015 Druckunterlagen-Schluss: 12.10.2015 c.jordan@textilzeitung.at Tel.: +43/1/866 48 DW 212 Mag. (FH) Stefanie Stradel s.stradel@textilzeitung.at WEBERZEILE Ried – neueröffnet im August 2015 Tel.: +43/1/866 48 DW 222 © KARINLOHBERGERPHOTOGRAPHY Mag. Claudia Jordan © Krau s/FOT OLIA »Manche Dinge funktionieren, andere nicht. Manche Labels sind aufzubauen, andere verschwinden wieder.« Gerhard Knaus eligion, die nächste Brand, deren Vertrieb er als R Salesmanager für Österreich und die Schweiz (A-CH) bei Room with a View ab 2006 steuerte, hatte eine neue Jeanskategorie geschaffen, und zwar jene der Premiumjeans. Ab 2009 folgten fünf Jahre als Salesmanager A-CH bei Unifa Austria. 2015 gründete er schließlich gemeinsam mit Ehefrau Isabella die Agentur Knaus oder Knaus, wo sie die Unifa-Brands True Religion, J Brand und Jadicted mit deutschen contemporary Brands mischen. Fashion Item. Aus Knaus’ Perspektive gab es keine Überlappungen zwischen Premiumjeans und klassischem Jeansmarkt, weil Premium von vorn herein High-Fashion-orientiert war. Und auch wenn Premiumjeans zu 80 % in die Kategorie Denim fallen, betrachtet er sie als Fashion Item und somit als Teil des Modebusiness. Wenn andere das Geschäft mit der Mode riskant finden, dann findet er es Mit den Premiumjeans sind die amerikanischen Arbeitshosen HighFashion-tauglich geworden. Gerhard Knaus war und ist maßgeblich an der Verankerung der Premiumjeans in den High-Fashion-Stores beteiligt. Gerhard Knaus Mut zum Unkonventionellen S eine ersten Jeans waren von oben verordnet. An die Latzhosen im Kindergarten erinnert sich Gerhard Knaus (41) ungern. Sein positives Verhältnis zu Jeans wurde erst im Teenageralter geprägt, als er und seine Freunde die Coolness von Diesel, Replay und Levi’s entdeckten. In diese Zeit datiert auch sein Interesse für Jeans und Marken zurück. Sein kaufmännisches Interesse wurde offenbar, als er sich für die Handelsakademie entschied. Am Ende war es also nur natürlich, dass er 2002 als Salesmanager bei G-Star begann. Die holländische Brand hatte 1989 mit Raw Denim und 3D-Schnitten einen neuen luxusorientierten Denimsektor geschaffen. Auch True 44 TZ 19 2015 s pannend, weil es immer neue Herausforderungen bringt. »Manche Dinge funktionieren, andere nicht. Manche Labels sind aufzubauen, andere verschwinden wieder.« In seiner Wahrnehmung unterliegt die Modebranche genauso den Gegebenheiten des Marktes wie jede andere Branche auch; und weil momentan vieles im Umbruch sei, sei es eben schwer, zu planen und Prognosen abzugeben. Eines der schwierigsten Themen bei Premiumjeans sind die Preise, die in den vergangenen Jahren nach unten gegangen sind und sich aktuell zwischen 199 und 259 € eingependelt haben. Alles darüber müsse sich abheben, um gekauft zu werden, so Knaus. Teil des Problems sind die Dollarwährungsprobleme. Um diese zu umgehen, haben viele amerikanische Labels die Produktion nach Europa verlagert. Auch wenn oder gerade weil Premiumjeans Fashion Items sind, haben sie den Jeansmarkt generell und speziell den Damenjeansmarkt verändert. Wie die exklusiven Hosen auf einem Markt bestehen können, der von Lookalikes um 40 € überschwemmt ist, ist teilweise mit der Exzellenz in Verarbeitung, Schnitt und Stoff zu erklären. Insbesondere sei es die Passform, für die die Konsumenten noch gern Geld ausgeben, so Gerhard Knaus. Den Qualitäts unterschied in der Preisspanne von 179 und 259 € zu erkennen, sei indes schwieriger, weil es dabei nur um Qualität und Design gehe. Knaus: »Qualitative Differenzen sind nicht exakt preislich herauszu kristallisieren. Es geht um die Begehrlichkeit und was man sich leisten kann oder will.« Made in USA. Wohl kommt der Großteil an Premiumjeans nach wie vor aus USA, aber es gibt auch schon verheißungsvolle Brands europäischen Ursprungs, wie z. B. MiH Jeans aus London. Auch wenn keine der neuen Brands die Jeans neu erfin det, sieht Gerhard Knaus einen ständigen Bedarf an neuen, frischen Produkten, die noch nicht über ein dichtes Vertriebsnetz distribuiert werden. Die größte Herausforderung für den Markt sieht er derzeit im Frequenzrückgang im stationären Handel und im wachsenden Online-Business. Der Aufwand, Erfolg zu haben, werde höher, und neue Läden haben es zunehmend schwer. Die Wahr scheinlichkeit, den eingeschworenen Onlinekun den in den Laden zu bekommen, hält er für gering, weil jener auf Farben, Modelle oder Preise fixiert sei. Zitat: »Spannend wird es, zu sehen, wie man die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, in die Läden bekommt.« Nachhaltigkeit sieht Gerhard Knaus im Markt noch nicht. Zwar interessiere sich der Premiumkunde zunehmend für die Herkunft von Rohstoffen und die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter, aber eine Kollektion, die insgesamt »grün« ist, sei im HighFashion-Segment schwer umzusetzen. Die Klima verschiebung zeichne sich indes klar in der zunehmenden Tendenz zu Ganzjahresteilen ab. Allzu Winter liches werde gemieden, selbst in den Wintersportorten. In der Folge habe die Dezemberlieferung, die mit Farbthemen und leichteren Qualitäten ins Frühjahr überlei tet, an Bedeutung zugenommen, so Knaus. HS Knaus oder Knaus © J Brand Das Markenportfolio umfasst die Unifa-Brands True Religion, J Brand und Jadicted sowie die deutschen contemporary Brands Juvia, Via Masini 80, Blonde No.8, No. 1 Como, Arma, IHeart und Kiefermann. Besuchen Sie uns in unserem Showroom. Martina Exenberger Fashion Mall Salzburg OG 1 / Top 23 Mobil 0664 40 03 121 Kaspar Frauenschuh Zurück zu den Wurzeln Einst ließ er sich von Giorgio Armani die Kollektion vorlegen. Und begrüßte Miuccia Prada in ihrem Showroom. Warum er heute lieber auf den eigenen Namen setzt, verrät Vordenker Kaspar Frauenschuh. 46 TZ 19 2015 PORTRÄT »Etwas zu finden, was man noch nicht gehabt hat – sowohl fürs eigene Geschäft als auch für die eigene Kollektion: Das ist bei allem, was ich tue, meine eigentliche und auch meine liebste Rolle.« S Kaspar Frauenschuh chon mit sechs Jahren setzte der Sohn eines Kitzbüheler Gerbermeisters einen Modetrend: Fuchsschwänze für Radl, Moped und Autoradioantenne. »So einen guten Aufschlag hab ich später nie wieder g’habt«, erinnert sich Kaspar Frauenschuh amüsiert, »um einen Schilling vom Vater erstanden, um drei weiterverkauft.« Die 60erJahre prägten den kleinen Handwerksbetrieb samt angeschlossenem »G’schäftl«, als die internationale Hautevolee das Alpendorf entdeckte. Plötzlich ließen sich großstädtische Promis ihren Herrenmantel mit Rotfuchs besetzen oder Bettüberwürfe aus Fellen nähen. »Wir wären selbst gar nicht auf die Idee gekommen, so etwas zu machen«, besinnt sich Frauenschuh. Als Draufgabe gab’s aus Mutters Kuchl Tiroler Blattln mit Sauerkraut – was wiederum für perfekte Mundpropaganda sorgte. Selbst Regisseur-Ikone Luchino Visconti ließ sich hier einen Lammfellmantel anfertigen. © Frau ensc huh/F otol ia WERTE STATT SALE. Folglich fasziniert von allem Außergewöhnlichen und der Lifestyle-Welt von südlich der Alpen machte sich Kaspar Frauenschuh als 19-Jähriger mit einem Modegeschäft in der Hahnenkammstraße selbstständig. Als Allererster brachte er die Kollektion von Armani nach Österreich, dann die von Versace. Das kreative Dekorieren der Schaufenster entwickelte sich zur zusätzlichen Leidenschaft. Unbekümmert stellte er sich der Heraus forderung, neue Labels am Markt einzuführen und aus den Kollektionen herauszu picken, was ihm gefiel. Prada, Gucci, Dolce & Gabbana sowie Jil Sander, Helmut Lang, Dries Van Noten und mehr gab es am Fuße der Streif. Freilich: Aus Newcomern wurden Milliardenkonzerne, aus exklusiven Designerkollektionen weltweit in eigenen Stores verkaufte Luxusbrands – da braucht’s keinen Tiroler Modepionier mehr. Und auch für Frauenschuh kam die Zukunftsperspektive mit solcherlei Partnern abhanden. Seine Konsequenz: »Raus aus der Maschinerie, wo man vorgeschrieben bekommt, was man aus einer Kollektion kaufen muss und was man von den Bestsellern kaufen darf!« Vor mehr als acht Jahren trennte er sich von Gucci, einige andere Toplabels folgten. »Sind denn genormte Monobrand-Läden noch spannend? Muss sich der Handel nicht viel eher neu erfinden? Wir müssen den Leuten Interessantes anbieten, was für mich Bestleistungen heißt. Und etwas, das anders ist.« Der besonnene Tiroler alteriert sich: »Es bringt doch nichts, einen Haufen Modelabels zu zeigen, die auch im Internet zu finden sind. Wo man sagt: Wow, lässige Sachen. Und dann ploppt ein Fenster auf: Sale, minus 70 %. Das kann’s doch nicht sein?! Meine Meinung: Wir müssen Werte schaffen, wir müssen anders denken, wir müssen entschleunigen. Doch dafür muss man erst den Mumm haben …« MADE IN AUSTRIA. Auch heute werden im rund 500 m² großen, zweigeschoßigen Geschäft angesagte Fashion-Brands für Damen und Herren offeriert. Schwester Theresia leitet wie seit Jahren Verkauf und Kundenservice. Allerdings: 40 % des Sortiments sind mit »Frauenschuh« gebrandet. Denn was 1995 mit dem Launch einer Fleecejacke begann, hat sich zu einer veritablen Kollektion von Kopf (z. B. handgestrickte Pudelmützen) bis Fuß (z. B. Gamaschen und Mountain-Shoes) entwickelt, die weltweit von 120 Wiederverkäufern geordert wird. Loden im Mix mit Hightech-Qualitäten – vor allem der Skibekleidung sieht man diese typische Frauenschuh-Handschrift sofort an. Aktuell arbeitet man in der Kitzbüheler Kreativschmiede – der ehemaligen Ober Ski-Fabrik – daran, die Mode für abseits der Piste zu stärken und den 15-%-Anteil der Frühjahrssaison zu steigern. Das neue Lookbook wurde zwar in New York fotografiert, die Kollektion ist jedoch weitgehend »made in Austria«. Starke Produktionspartner sind JMB Fashion und Vogl Konfektion, beide in der Steiermark zu Hause. Größter Exportmarkt sind die USA – besonders stolz macht die Familie Frauenschuh, es auf Titel- und Rückseite des aktuellen Gorsuch-Katalogs geschafft zu haben: 6 Mio. Stück Auflage umfasst das Druckwerk des exklusiven Versenders, der mit seinen Geschäften in Aspen, Vail und Beaver Creek auch Colorados größter Sportfachhändler ist. MODERN STATT MODISCH. Kaspars oberösterreichische Frau Andrea brachte ebenfalls textile Gene in die Ehe ein: Die Großeltern besaßen eine bekannte Weberei im Mühlviertel, sie selbst studierte Schnitttechnik und Design in München. Gefunkt hatte es in Innsbruck, bei einer Modenschau. Nachdem die vier gemeinsamen Kinder – zwei Söhne (22 und 18), zwei Töchter (20 und 13) – heute nicht mehr die volle Zuwendung der Mutter brauchen (und zwei von ihnen ohnedies im fernen New York inskribiert haben), bleibt ihr wieder Zeit für DOB-Einkauf (fürs Geschäft) und für Projekte (für die Kollektion). Ganz aktuell: schottische Strickpullis – retro, ganz im Stile des legendären Toni Sailer. »Dieses ganze ›Fashion-Fashion‹ finde ich nicht mehr zeitgemäß, diese Verkleidungen will eigentlich keiner. An meinen Kindern merke ich überraschend konservative Einstellungen und Werte. Der Trend geht zurück zum Traditionellen, zum Normalen.« Kaspar Frauenschuh pflichtet seiner Frau bei: »Nicht modisch, sondern modern ist angesagt!« CD TZ 19 2015 47 Den Aufstieg der burgenländischen Outlet-Hochburg Parndorf hat er maßgeblich geprägt. Know-how und Expertise von CentermanagementExperte Thomas Reichenauer sind gefragt – zu Hause und europaweit. s tellvertretenden über den leitenden Centermanager zum Country Manager, der auch den zweiten DOC-Standort verantwortete. »80 Shops auf einen Schlag – das war Europas größte Outlet-Center- Eröffnung, die je stattgefunden hat«, erinnert sich Reichenauer an das Opening in Salzburg. Parallel entwickelte sich Parndorf prächtig, eine Ausbauphase folgte auf die andere: »Man hatte das Potenzial der Lage richtig erkannt. In einem Einzugsgebiet von 90 Minuten Autofahrt sollten, Minimum, 5 bis 6 Mio. potenzielle Kunden leben.« Verkehrsanbindung und Kaufkraft sind weitere wichtige Faktoren. © Pictu rede sk/Fo tolia POTENzIAL FÜR MEHR. Mit 42 Jahren ergab Thomas Reichenauer Herr der Outlets B ei der Entwicklung und Führung von Outlet-Centern agiert Thomas Reichenauer zunehmend international: Seit September betreut er das Shopinn Outlet Village in Brugnato (nahe Cinque Terre). An der Algarve in Portugal ist ein gemeinsam mit Ikea entwickeltes Outlet-Projekt weit gediehen. Am Beginn der beruflichen Vita des studierten Sportwissenschaftlers standen aber zweieinhalb Jahre bei Hervis, von dort ging’s zur Marketingleitung eines Großmarkts. Headhunter gewannen ihn schließlich für den Londoner Designer-Outlet-Spezialisten McArthurGlen. Dessen erstes Projekt in Österreich – Parndorf – war erst ein Jahr jung und bestand aus zwei Dutzend Shops. Die interne Karriereleiter führte vom 48 TZ 19 2015 sich die Möglichkeit, mit Fifty-Fifty-Partner Gerhard Graf, der Banken- und ebenfalls McArthurGlenErfahrungen einbrachte, eine eigene Beratungsund Managementfirma zu gründen: ROS Retail Outlet Shopping. Die Reputation in der Branche und das Know-how im Gepäck öffneten Türen. Als erstes Projekt wurde das Centermanagement des Designer Outlet Soltau übernommen. Zum Portfolio gehört mittlerweile auch das City Outlet Bad Münstereifel, wo eine komplette historische Altstadt zum Outlet umgebaut wurde. Auch die Fabrikverkäufe Geis lingen werden von ROS gemanagt, in Entwicklung befindet sich das City Outlet Wuppertal. Zurück nach Parndorf – zu einem Outlet-Konglomerat, das ja nicht nur aus dem McArthurGlen-Center besteht. Dort firmieren seit Frühjahr 2014 die Galerien Parndorf und das Villaggio unter der gemein samen Marke Fashion Outlet Parndorf. Mit Spatenstich am 23. Oktober werden die beiden Komplexe auch räumlich zusammenwachsen. Geplante Eröffnung des nächsten Bauteils ist im Sommer 2016, dann wird der Parkplatz innerhalb des Gevierts zu Shopflächen verwandelt. Zu den bestehenden 21.000 m² kommen 8.000 m² dazu. Ganze 47.500 m² sind für die Smart City Leonding angedacht. Deren Gebäude stehen bereits, als größte Einzelhandelsruine Österreichs, einst als Uno Shopping bekannt. Eine spannende Heraus forderung, die Reichenauer nicht alleine stemmen muss. Handelt es sich doch um eine Kombination aus Full-Price-EKZ und 12.000 m2 Outlet-Shops. Und mit einer erwarteten überregionalen Strahlkraft bis über die tschechische und bayrische Grenze. Die Mieterakquise läuft. »Mit guter Resonanz«, so Reichenauer. CD © H&M/F otol ia Claudia Oszwald Sorgfältige Planung und Organisation H&M Österreich wurde 1994 mit der Filiale in der SCS Vösendorf gegründet. Claudia Oszwald war für den Aufbau verantwortlich. Seit 1996 ist sie Geschäftsführerin. C laudia Oszwald wurde am 3. Februar 1961 in Hall in Tirol geboren. Ihre Schul- und Studienzeit verbrachte sie in Wien. Das Medizinstudium beendete sie nach sechs Semestern und schloss mit der Pharmareferentenprüfung ab. Auf einige Jahre als Ordinationshilfe folgte die Familiengründung und 1987 die Übersiedlung nach Zürich. Dort begann sie als junge Mutter von drei Kindern Anfang der 1990er-Jahre als Aushilfe bei H&M. Dass die Jobsuche die Pharmareferentin zu H&M führte, war nicht naheliegend. Wie sie erklärt, habe das an ihrer Begeisterung für die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten durch Mode gelegen. In den 25 Jahren an der Spitze von H&M hat sich ihre Einstellung zu Mode nicht gravierend verändert. Heute findet sie es spannend, wie es die Modewelt schafft, sich immer wieder neu zu erfinden, probiert gern Neues aus, findet es aber gleichzeitig auch wichtig, sich selbst und seinem Stil treu zu bleiben. Auf die Frage, ob sie denn nach 25 Jahren in einem schwedischen Konzern selbst schon in dem einen oder anderen Belang schwedische Züge angenommen habe, antwortet sie, dass sie die Unternehmenskultur – trotz der schwedischen Wurzeln – als international empfinde. Zentrale Werte seien Teamgeist, Offenheit, Kostenbewusstsein, effizientes Arbeiten, Schnelligkeit, konstante Verbesserung und Nachhaltigkeit. Aber auch grundlegender Respekt und Gleichberechtigung für jeden einzelnen Menschen würden die Unternehmensidentität bestimmen, die über alle Landesgrenzen hinweg gelebt werde. 50 TZ 19 2015 »Im Grunde betrachten wir uns selbst als stärksten Konkurrenten, indem wir uns laufend mit unse ren bisherigen Leistungen ver gleichen und immer noch besser werden wollen.« Claudia Oszwald Auch gebe es keinen »durchschnittlichen Arbeitstag«, weil jeder Tag anders aussehe und eine neue Chance darstelle. Die einzige Konstante, die sich durch den Arbeitsalltag ziehe, sei die sorgfältige Planung und Organisation und das Ziel, die Kunden immer wieder aufs Neue zu überraschen. Alles ist möglich. Claudia Oszwald hat eine schnelle Karriere bei H&M gemacht. In Zürich war sie schon nach zwei Jahren Filialleiterin, nach weiteren zwei Jahren wurde sie mit dem Aufbau der ersten Filiale in Österreich betraut und nach weiteren zwei Jahren war sie Österreich-Geschäftsführerin. Sie hat H&M immer als Unternehmen erlebt, in PORTRÄT dem alle Wege offenstehen und in dem es großartige Möglichkeiten für die persönliche Weiterentwick lung gibt. Eine typische Karriere bei H&M gebe es nicht. Für Mitarbeiter mit Aufstiegsambitionen sei alles möglich. Schon mit dem ersten Tag bei H&M erwarte die Mitarbeiter ein hohes Maß an Freiheit, das es ihnen ermögliche, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Abhän gig von den individuellen Stärken habe jeder die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Zitat: »Wir rekrutie ren prinzipiell intern und betrachten die Erfahrun gen, die jeder Mitarbeiter als Verkäufer in den Filia len macht, als Basis und Türöffner im Unternehmen.« Zur Förderung und Entwicklung der individuellen Potenziale und Fähigkeiten steht unternehmens intern ein breit gefächertes Angebot an Fort- und Weiterbildung zur Verfügung. Die Trainings decken Themen wie etwa Kundenservice, Merchandising und Führungskompetenz ab. H&M Österreich wurde im März 2015 vom Institut Great Place to Work als »Bester Arbeitgeber 2015« ausgezeichnet und erhielt zusätzlich den Sonder preis für die Gleichstellung von Frauen und ännern. Liegt die durchschnittliche Frauenquote konzernweit bei 61 %, M so beträgt diese in Österreich 80 %. Dieses Verhältnis spiegle sich auch im Management wider. Rund 80 % der Führungspositionen seien von Frauen besetzt. Die Gleichstellung basiere auf bindenden Richtlinien für Chan cengleichheit und gegen Diskriminierung und werde im Unternehmen ganz selbstverständlich gelebt, so Claudia Oszwald. Das Marktumfeld hat sich für den Vorreiter im Fast-Fashion-Segment in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Die Zahl der Mitbe werber im Preismarkt hat rapide zugenommen. Inwieweit kann sich H&M heute noch vom Wettbewerb abgrenzen? Wie Claudia Oszwald erklärt, werde Wettbewerb im Konzern grundsätzlich positiv bewertet. Zum einen wegen dessen marktbelebender Wirkung und zum anderen wegen seiner frequenzsteigernden Wirkung im Falle direkter Nachbar schaft. Zitat: »Im Grunde betrachten wir uns selbst als stärksten Kon kurrenten, indem wir uns laufend mit unseren bisherigen Leistungen vergleichen und immer noch besser werden wollen.« Eine weitere Expansion sei theoretisch möglich. So sei man ständig auf der Suche nach der perfekten Location. Aber auch an H&M gehen die Markt tendenzen nicht vorüber. Die größte Herausforderung im rauer gewor denen Konsumklima sieht das Unternehmen in der Forderung nach nachhaltigem Handeln, der man mit sieben Selbstverpflichtungen und diversen Maßnahmen unter dem Dach von »H&M Conscious« nachkommt. HS H&M Claudia Oszwald hat die Verantwortung für 73 H&M- und drei COS-Stores sowie 2.598 Mitarbeiter in Österreich. Darüber hinaus ist sie für die Länder Slowenien, Kroatien und Serbien verantwortlich. Mit dem Onlineshop soll das komplette Warenangebot flächendeckend verfügbar werden, aber auch die Capsule-Collections, die nur in sechs stationären Shops angeboten werden. Schon über ein Jahrzehnt ist H&M – vor C&A und P&C – Marktführer im stationären Modehandel. TZ 19 2015 51 MODE AKTUELL Speidel Frischer und emotionaler NEW BALANCE Nichts für Pantoffelhelden S 52 TZ 19 2015 © Eterna D er Wäschespezialist Speidel präsentiert mit Oktober seinen komplett neuen Markenauftritt. Dieser wird sowohl am POS als auch in der Kommunikation mit den Endkundinnen sichtbar. »Das Besondere an mir« ist der neue Claim, der in einer frischen Bildsprache seine Fortsetzung findet: Natürliche, fröhliche Posen in einer hellen SchwarzWeiß-Welt sorgen für einen femininen und gleichzeitig modernen Look. Für den Handel hat Speidel zum Einstand ein umfangreiches POSPaket mit hochwertig gestalteten Deko-Elementen, Einkaufstüten und Give-aways geschnürt. In ausgewählten Regionen werden die Händler zudem mit großflächiger Outdoor-Plakatierung und Anzeigen in Frauenzeitschriften unterstützt. Doch nicht nur der Markenauftritt von Speidel wird jünger. Denn mit Swenja und Alissa Speidel ist die nächste Generation der Gründerfamilie soeben ins Unternehmen eingetreten. © Speidel © New Balance chuhe aus Filz? Wer da gleich an Pantoffeln denkt, den belehrt die Multisport-Marke New Balance eines Besseren und lässt das Kultmodell »CRT300« in neuer Optik aufleben. Der Schuh erblickte erstmals 1979 das Licht der Welt und wurde damals in Zusammenarbeit mit der australischen Tennislegende Roy Emerson und der Wimbledon- Siegerin Virginia Wade entwickelt. Das Obermaterial des cleanen Court-Schuhs besteht vollständig aus Filz, nur kleine Akzente sind in Glattleder gesetzt, wie das obligatorische N an den Seiten. New Balance (mit Hauptsitz in Boston) ist ein führender Hersteller innovativer Sportschuhe sowie von Sportbekleidung für die ganze Familie. Mehr als 4.000 Mit arbeiter sind weltweit beschäftigt, die Produkte werden in 120 Ländern auf allen Kontinenten vertrieben. FARAH G © Farah egründet wurde Farah zwar bereits 1920 in den USA und machte sich dort einen Namen mit Hemdenkollektionen sowie strapazierfähiger Denim- und Workwear. Seinen Kultstatus erlangte das Label aber erst in den 1970er- und 1980er-Jahren in Europa. Vor allem britische Jugendliche – Mods und Skins – entdeckten den cleanen Style der Marke für sich und interpretierten ihn neu: Farah wurde zum Must-have der britischen Jugendkultur. Heute ist Farah fest verwurzelt in der Tradition anglophiler Herrenmode. Die aktuelle H/W-Kollektion zeigt einen Look für urbane Nomaden und trägt den Titel »Tribal Gathering«. Vor allem bei den Outdoor-Teilen wird ein Hauch von Nostalgie mit innovativen, futuristischen Funktionsgeweben gebrochen. Die Prints der Shirts sind inspiriert von Mystik und Elementen der Folk Art. Für den Vertrieb zeichnet Sven Adam aus der Düsseldorfer Zentrale von Perry Ellis verantwortlich. © Leichtfried Subkulturen verpflichtet FACHVERBAND TBSL Unternehmen des Jahres A m 6. Oktober lud Obmann Manfred Kern zur 6. Jahrestagung des Fachverbands der Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie inklusive Auszeichnung zum »Unternehmer/Unternehmen des Jahres« ins Kavalierhaus Klessheim. Als Betrieb wurde die Tuch- und Lodenfabrik Leichtfried aus Möbersdorf ausgezeichnet. Der Familienbetrieb (im Bild Geschäftsführer Josef Leichtfried mit Junior Josef M. Leichtfried) ist einer von zwei verbliebenen Betrieben in Österreich, die feinste Tierhaare (neben Merinowolle auch Alpaka oder Cashmere) vollstufig verarbeiten. Zu den Kunden zählen heimische Trachtenproduzenten und Luxuslabels wie Chanel, YSL oder Vivienne Westwood. Seitens der Bekleidungsindustrie gebührte die Ehrung dem mit 85 Jahren verstorbenen Helmut Miessgang. 1961 gründete er die Kindermodenerzeugung Facona, später übernahm er die Damenbekleidungsfirma Leopold. Mit 67 Jahren wandte er sich auch der Herrenmode zu, indem er Allwerk Gmunden aus dem Konkurs erwarb und mit seinem kaufmännischen Talent einen fulminanten Turnaround schaffte. Eterna Virtual Reality S pezialist Eterna setzt in seinem neuesten MarketingClou auf die neue Technik. Am 1. Oktober startete eine Onlinekampagne mit einem Spot auf whiteshirt. eterna.de. Ganz im Stil von Indiana Jones kann sich der Besucher auf eine Reise durch düstere Gewölbe begeben. Noch spannender wird diese mit der Virtual-Reality-Brille, mittels der eigene Bewegungen verborgene Dinge im Spot zum Leben erwecken. In diese von Goolge entwickelte Cardboard-Brille wird das Smartphone eingeschoben. Die Brille gibt es auf der Eterna-Facebook-Seite, als Zugabe beim Einkauf in den Eterna-Stores, im Onlineshop sowie bei ausgewählten Fachhandelspartnern. TZ 19 2015 53 Mey Storytelling M © Me y it Mey Story wagt der Wäschespezialist Mey den Schritt in die Herrenoberbekleidung. Im Fokus der Kollektion steht das »feinste weiße T-Shirt«. Es wird aus besonders hochwertigem Interlock, bei dem besonders feine Garne aus langstapeliger Baumwolle miteinander verstrickt werden, gefertigt. Das elastische Halsband wurde aufwendig konfektioniert und die Abdeckung der Naht des Nackenbandes reicht bis in den Schulterbereich. Das Besondere: Jedes Shirt kann mit den eigenen Initialen bestickt werden. Sowohl die T-Shirt- als auch die Unterwäschekollektion von Mey Story werden zur Gänze in Deutschland aus handgepflückter Peru-Pima-Baumwolle von Hand gefertigt. Die Shirts sind ab 59,90 €, die Unterwäschekollektion inklusive dreier weißer T-Shirts ab 39,90 € erhältlich. Falke © Falke Keine Achillesferse mehr 54 TZ 19 2015 J eder fünfte Läufer leidet laut dem Strumpfspezialisten Falke irgendwann einmal an Entzündungen oder Reizungen der Achillessehne. Daher hat das Label gemeinsam mit Sportmedizinern und Athleten den neuen Running-Strumpf »RU Achilles« entwickelt. Dieser verfolgt die Wirkungsweise der Massage. Denn anatomisch angepasste 3D-Silikonpyramiden massieren das Gewebe an beiden Seiten der Achillessehne. Dadurch werden Durchblutung und Sauerstoff versorgung angeregt, was dazu führt, dass Entzündungsstoffe abtransportiert werden können. Zusätzlich sorgt das Material Lyocell für optimale Kühlung durch raschen Feuchtigkeitstransport und schnelle Rücktrocknung. © Maerz Muenchen MODE AKTUELL Invista Coole Shapewear © Invista I m September haben sich Eurovet, Veranstalter von Lingerie- und Swimwear-Messen, und der Faserspezialist Invista zum dritten Mal zusammengetan, um die Interfilière New York zu präsentieren. In diesem Rahmen wurde neben den neuesten Stoffkollektionen aus aller Welt auch die Cooling-Technologie von Invista vorgestellt. Die Cooling-Technologie der Marke Lycra Beauty ist Invistas Antwort auf die Herausforderungen des Shapewear-Segments. Denn die Qualitäten bieten der Trägerin neben der hervorragenden Formleistung auch langlebige Frische und permanentes Feuchtigkeitsmanagement. Möglich macht dies der Einsatz der bereits bewährten Coolmax-Technologie. Damit reagiert der Spezialist auf die Ergebnisse von eigenen Verbraucherstudien, aus denen hervorgeht, dass 69 % der Kundinnen Feuchtigkeits management bei Shapewear äußerst oder sehr wichtig finden, jedoch nur 42 % mit dem bisherigen Angebot zufrieden sind. MILESTONE Ein Allrounder © Milestone L ässig über Pullover, Longsleeves oder leichte Jackets getragen, sind ärmellose Westen gerade in der Übergangszeit perfekte modische Begleiter. Anlass genug für Milestone, den Leder- und Textiljacken spezialisten aus Lenting bei Ingolstadt, sein Modell »Cruso« zu promoten. Der lieferbare Größenspiegel reicht von 48 bis 58. Als Gegenwert zum empfohlenen VK von 129,95 € gesellen sich zur wasserabweisenden PolyamidQualität neben lebendigen Farben auch ein attraktiver Materialmix. Für beste thermische Isolierung sorgt »Wellon«, eine spezielle Wattierung, welche die Eigenschaften echter Daune perfekt imitiert. Der Herbst kann kommen! Maerz Muenchen Limited Edition D as Traditionsunternehmen Maerz Muenchen lanciert erstmals ein Menswear Special als Limited Edition. Bereits letztes Jahr stellte die Marke ihr neues Ladenbaukonzept vor, für das der renommierte Möbel designer Nils Holger Moormann verantwortlich zeichnete. Nun arbeitete man für die Limited Edition erneut zusammen. Passend zu einer streng auf 100 Stück limitierten Premiumjacke entwickelte Moormann eine außergewöhnliche Verpackung aus Holz. Reduktion auf das Wesentliche war das Design-Credo bei der Jacke, deren Schnittführung klassische Elemente des Cardigans neu interpretiert. Merino ist dabei Haupt bestandteil und wird im kontrastreichen Mix mit gekochter Wolle im Vorderteil sowie als bewährter Merino Superwash im Rückenteil und für die Ärmel eingesetzt. Ein nummeriertes Lederpatch unterstreicht den Unikatcharakter der in Ungarn produzierten Modelle. Unter allen Käufern der Limited Edition wird die von Moormann gestal tete Truhe, die eine Miniatur seiner berühmten »Trude« ist, zehnmal verlost. Für dieses Special platziert Maerz Muenchen eine eigene PR- Kampagne, gezielte POS-Aktionen sowie Marketingmaterial als Handelsunterstützung. TZ 19 2015 55 SOCIETY SHOPPINGFIEBER: ATV-Moderator Andreas Moravec mit Freundin Tanja EWIG JUNG: Fotomodel Gitta Saxx Wer? Bestseller Wo? Firmenzentrale Wien-Sievering Was? Der dänische Modekonzern präsentierte erstmalig sein neu entwickeltes Konzept »Fashion for Charity« – eine Symbiose aus klassischer Wohltätigkeit, Mode und Lifestyle. In die österreichische Repräsentanz lud Country Manager Sven Hugo Joosten langjährige Partner, Kunden des Hauses, VIPs sowie die lokale Presse zum Feiern, Shoppen und zur Unterstützung des Vereins »Wider die Gewalt«. Das schöne Resultat: ein Spendenscheck über 10.000 €! Neni und Leo Hillinger sorgten für kulinarische Abrundung. Gesichtet wurden u. a. Gitta Saxx, Andrea Buday, Natalie Alison, Natalia Ushakova, Martina Kaiser, Elke Winkens, Uschi Fellner, Mike Galeli, Fadi Merza, Volker Piesczek und Peter Windhofer. ALLE BILDER © Peter Ziech FASHION FOR CHARITY AUSDRUCKSVOLL: Natalie Alison und Martina Kaiser WIESN-GEBURTSTAG VIERMAL PROMINENZ: Model Franziska Knuppe, Schauspielerin Simone Thomalla, Boxerin Regina Halmich und TV-Star Christine Neubauer STILIKONE: Christine Kaufmann Wer? Aigner Wo? Im Vinzenzmurr-Zelt auf der Wiesn Was? Ein Jahr lang feierte Aigner das 50-jährige Bestehen des deutschen Taschen- und Accessoirelabels. Nun gab es ein weiteres Party-Highlight auf der Wiesn: Inhaberin Evi Brandl und Geschäftsführerin Sibylle Schön luden ins Vinzenzmurr-Zelt, wo so richtig die Post abging. Am Prominententisch wurde ebenso abgetanzt wie von den zahlreichen Gästen und Kunden aus Europa und Asien. Sibylle Schön brach gleich danach nach Indonesien auf. Die Aigner-Chefin hat nicht nur auf der Wiesn Energie! 56 TZ 19 2015 Alle Bilder © Etienne Aigner AG ZWEI MAL FRAUENPOWER: Aigner-Inhaberin Evi Brandl mit Geschäftsführerin Sibylle Schön SOCIETY SO VERLIEBT: Pop-Barde Thomas Anders und Ehefrau Claudia genossen den Blick in die Weinberge. SO STOLZ: Firmenchef Jürgen Buckenmaier, Schauspielerin und Medienprofi Jenny Elvers NOCH SCHÖNER MIT RIANI alle bilder © Jessica Karner Wer? Riani Wo? Schorndorf Was? Aus der Eröffnung des neuen Firmensitzes machte das deutsche Label Riani die ganz große Sause. Unter dem Motto »Be Part of the Riani Family« feierte das Unternehmerpaar Martina Cruse und Jürgen Buckenmaier mit Mitarbeitern, Kunden und zahlreichen Promis die wahrscheinlich schönste Firmenzentrale eines deutschen Modeunternehmens. Eine Dachterrasse mit Traumblick über die Weinberge und ein eigenes Spa für die Mitarbeiter, das von Massagen über Facial Treatments bis zu Maniküre und Power Plate alles anbietet, was schön und erholt macht, da müssen andere Arbeitgeber jetzt wohl nachziehen. Moderatorin Bettina Cramer führte durch einen Abend in Pink und Violett, Prominente wie Jenny Elvers, Thomas Anders mit seiner Frau Claudia oder Nova Meierhenrich wollten da nicht fehlen. Die drei »GNTM«-Models Ajsa Selimovic, Anuthida Ploypetch und Vanessa Fuchs (Foto unten rechts) zeigten die neuen Looks. SO GUTE LAUNE: Nova Meierhenrich mit Yve Burbach SO FESCH: Riani-Fan Luisa Hartema SO VIEL POWER: Unternehmerin Martina Cruse im Interview mit Moderatorin Bettina Cramer (rechts) firmen&personen HOLAS: NEU FÜR SANDWICH UND OLSEN Die Modeagentur Holas GmbH hat zum Start der Orderrunde Sommer 2016 ihr Portfolio erweitert und den Vertrieb für zwei wei tere Marken in Österreich übernommen. Gabriele Auer zeichnet nun für den Verkauf des Labels Olsen, Michael Wratschko (Bild) für die Marke Sandwich verantwortlich. Seit dem 22. September zeigt Wratschko die neue Sommerkollektion im Salzburger Showroom, zwischen 12. und 31. Oktober empfängt Gabriele Auer die Olsen-Kunden zur Vororder. COMMA: GLOBAL PRODUCT DIRECTOR Das Label Comma investiert verstärkt in seine Casual-Linie Comma Casual Identity (CI) und schafft im Zuge dessen eine neue Position. Mit 1. Jänner 2016 wird Frauke Stein die Stelle als Global Product Director für CI antreten. Damit soll die Marke an zusätzlicher Eigenständigkeit gewinnen. CI wurde 2010 lanciert, ist mittlerweile an rund 1.200 POS erhältlich und verzeichnet einen Umsatz von 40 Mio. €. Die 49-jährige Stein war zuletzt als Geschäftsführerin Produkt für Gerry Weber Edition tätig. GSA: SCHÜLLER AUSGEZEICHNET Managementdenkerin, Bestseller-Autorin – und nun auch für ihre Rolle als leidenschaftliche Vortragende ausgezeichnet: Anne M. Schüller wurde im Rahmen einer feierlichen Gala in die Hall of Fame der German Speakers Association (GSA) aufgenommen. Präsident Andreas Buhr würdigte ihre Arbeit als wegweisend für zukunftsorientierte Unternehmen. Schüller referierte auch für die TZ anlässlich der Salzburger Gespräche 2013. BRAX: BRAND MANAGER HAKA Bereits seit August ist Olaf Bruns der Brand Manager Womenswear bei Brax, zum 1. September haben die Herforder Alexander Lischka als Brand Manager Menswear eingestellt. Die neu geschaffene Position schließt neben der Herrenhosen-Division auch die Segmente Knit, Shirt und Outdoor ein. Nach beruflichen Stationen u. a. bei Wöhrl und Ragman freut sich der 44-Jährige über neue Herausforderungen in Ostwestfalen. Unser langjähriger Mitarbeiter Herr Günther Ritschel ist viel zu früh von uns gegangen. Er wird immer in unseren Herzen sein. In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei seiner Familie. Die Geschäftsleitung und die Kollegen. Lebek International Fashion GmbH & Co. KG Bad Marienberg GERRY WEBER: STEINKE WIRD VORSTAND Der Aufsichtsrat der Gerry Weber International AG hat den Vorstand von drei auf vier Mitglieder erweitert und Norbert Steinke mit 5. Oktober als Chief Retail Officer in den Vorstand bestellt. DANIEL HECHTER: NEUE LIZENZEN Seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Gerry- Weber-Tochter Hallhuber wird er fortführen. Seit 2009 ist der 54-Jährige in dieser Position, davor war er als Geschäftsführer von Roland Schuhe für Einkauf, Marketing und Expansion verantwortlich. Begonnen hat Steinke seine modische Laufbahn 1982 bei C&A. Das Modelabel hat Lizenzvereinbarungen mit zwei französischen Unternehmen der Renaissance Luxury Group abgeschlossen. Die renommierte Manufaktur Maison Texier erstellt zum H/W 2016 eine Klein lederwarenkollektion, GL Altesse wird Silber- und vergoldeten Schmuck (von Manschettenknöpfen über Broschen bis zu Schlüsselanhängern) unter der Marke Daniel Hechter produzieren. IMPRESSUM Firma des Medieninhabers: Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H., Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf, Internet: www.manstein.at, Tel.: +43/1/866 48-0, Fax: +43/1/866 48-100, E-Mail: office@manstein.at, Firmenbuchnummer: FN 62661 z, Firmenbuchgericht: Landesgericht Wiener Neustadt, UID-Nummer: ATU14936907, Vertretungsbefugte Organe: Mag. Dagmar Lang, MBA, Geschäftsführerin, Mitglieder des Aufsichtsrats: Prof. Hans-Jörgen Manstein, Klaus Kottmeier, Peter Kley, Peter Ruß Chefredakteurin: Mag. Brigitte Pfeifer-Medlin (bpm), DW 219, b.pfeifer-medlin@textilzeitung.at, Stv. Chefredakteur: Mag. Manuel Friedl (mf), DW 228, m.friedl@textilzeitung.at, Redaktion: Mag. Simone Arlits (sa), DW 218, s.arlits@textilzeitung.at, Christian Derflinger (cd), christian@derflinger.at, Birgit Nemec (bn), DW 230, b.nemec@textilzeitung.at, Hildegard Suntinger (hs), hil.suntinger@gmx.at, Online-Redaktion: Mag. Christiane Jördens, Bakk., DW 220, c.joerdens@textilzeitung.at, Redaktionsassistenz: Sabine Schillinger, DW 211, s.schillinger@textilzeitung.at Anzeigen- und Marketingleitung: Mag. Claudia Jordan, DW 212, c.jordan@textilzeitung.at, Anzeigenberatung: Mag. 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Dagmar Lang (dl), MBA Anschrift des Herausgebers: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45, Grundlegende Richtung: Offizielles Organ des Bundesgremiums und aller Landesgremien des Textil handels, Web: www.textilzeitung.at. Die Offenlegung gemäß § 25 MedienG ist unter www.textilzeitung.at/footer/impressum abrufbar.