Österreich und seine Modemacher

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Österreich und seine Modemacher
P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45
2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 08. Oktober 2015
19/15
Österreich
und seine
Modemacher
© Fotolia/ MIGUEL GARCIA SAAVED
© Eider
Zwanzig Menschen, die Österreichs modemarkt prägen
FO L LOW O U R O N L I N E M AGA ZI N E O N A I G N ER M U N I CH.CO M /B LO G
inhalt
56
Riani: Neues
Headquarter
© 04 Picturedesk, 10 Picturedesk, 56 Jessica karner, 52 INVISTA
Ein Wenig verrückt
muss man schon sein!
10
Zwanzig
Modemenschen
04
Blue Tomato
neu in bregenz
und Wörgl
52
Coole
shapewear
Eine Ausgabe voller Modemenschen,
ein »People-Magazin« der Textil
Zeitung abzuliefern, mit diesem
Anspruch sind wir mit dieser Ausgabe
zu den »Salzburger Gesprächen 2015«
angetreten. Ein erstes Brainstorming,
eine Liste mit vielen Namen, von der
die meisten wieder gestrichen werden – aber immerhin 20 übrig bleiben.
Welche Namen fallen einem ad hoc
ein, wenn von Mode in Österreich die
Rede ist. Fachhändler? Konfektionäre? Agenturbesitzer? Journalisten?
Designer? Die aktuelle TZ bringt eine
Mischung aus all diesen Bereichen.
Zeigt Karrieren, die vom Sudetenland
nach Tirol (Wilhelm Ehrlich) oder
von der H&M-Filiale in der SCS an
die Spitze des schwedischen Filialisten führten (Claudia Oszwald).
Porträtiert Immobilienprofis (Jamal
Al Wazzan), die den Modestandort
Österreich maßgeblich beeinflusst
haben, und Journalistinnen, die die
großen Fashion-Shows (zumindest
medial) in die Heimat brachten (Gitti
R. Winkler). Auch Adi Weiss hat viel
dafür getan, dass Mode in Österreich
ein Thema ist. Und Marco Sillaber
sorgt dafür, dass die Modestadt Salzburg in Bewegung bleibt. Was allen
gemeinsam ist? Gloriette-Inhaber
Peter Hofer, zum zweiten Mal
­Eigentümer des burgenländischen
Hemdenerzeugers, bringt es auf den
Punkt: »Wer in der Mode mitmischt,
muss schon ein bisschen verrückt
sein. Das Business ist hart, aber nicht
unmöglich.«
Brigitte pfeifer-medlin
TZ 19 2015
3 BUSINESS NEWS
TOP
NEWS
Starkes Halbjahr
für Inditex
ie spanische Modegruppe Inditex (Zara, Bershka, Massimo Dutti u. a.)
konnte ihren Umsatz in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres
2015/16 (Februar bis Juli) um 17 % auf 9,4 Mrd. € steigern. Flächenbereinigt
entspricht das einem Zuwachs um 7 %. Bereits im Vergleichszeitraum davor
(von 2013 auf 2014) waren die vergleichbaren Umsätze um 4,5 % gewachsen.
Die wichtigste Marke, Zara, steigerte ihren Umsatz um 18 % auf 6,1 Mrd. €. Der
Gewinn von Inditex wuchs überproportional um 26 % und kam bei 1,16 Mrd. €
zu liegen. Im Halbjahr wurden 94 neue Stores eröffnet, damit hält der Konzern
nun bei 6.777 Verkaufsniederlassungen in 88 Märkten der Welt. Die meisten
Neueröffnungen gab es bei Zara Home – der Marke, die seit Kurzem auch erst­
mals in Österreich vertreten ist, und zwar im Salzburger Europark (siehe ÖTZ
18/15). Erwähnenswert ist außerdem die Wiedereröffnung des Flagship-Stores
auf der Mariahilfer Straße in Wien, der generalumgebaut sowie ums Doppelte
auf 2.240 m2 Verkaufsfläche erweitert wurde (Bild). Nach jüngsten Prognosen
soll Amancio Ortega, Inditex-Gründer und aktuell zweitreichster Mann der
Welt, im Jahr 2017 auch Bill Gates überholen und damit zum reichsten Mann
der Welt aufsteigen.
© Picturedesk
D
Testklub: Minus
10 % im August
© Gerngross
N
Blue Tomato expandiert im Westen
S
hops Nummer 24 und 25 für Blue Tomato: Der Boardsport-Händler mit Sitz in
Schladming hat am 25. September eine 370 m2 große Filiale in der Innenstadt
von Wörgl (Bahnhofstraße) eröffnet. Nur wenige Tage später, am 1. Oktober, folg­
te ein 550 m2 großes Ladenlokal in der Bregenzer City, am ehemaligen Standort
von Kleider Bauer in der Kaiserstraße. Es ist der erste Store in Vorarlberg für das
Unternehmen. Neben Sportausrüstung gehören trendorientierte Streetwear,
Schuhe und Accessoires zum Sortiment des Multichannel-Händlers. Im Bereich
Snowboard, Freeski, Skate und Surf ist Blue Tomato einer der weltweit größten
Onlinehändler. 2012 wurde Blue Tomato um 82 Mio. € vom US-Sportartikelhändler
Zumiez erworben, Gründer Gerfried Schuller ist nach wie vor Geschäftsführer.
4
TZ 19 2015
eben Hitzerekorden brachte der diesjährige
August auch ein Rekordminus im Mode­
handel. Um 10,1 % gingen die Umsätze gegenüber
dem Vorjahresmonat zurück. Bei nahezu unver­
änderten Verkaufspreisen bedeutet das ein reales
(inflationsbereinigtes) Minus von 10 %. Das
schlechte Ergebnis folgt auf einer Vorlage aus dem
Vorjahr von +2,3 %. Um das letzte zweistellige
Umsatzminus zu finden, muss man vier Jahre
zurückblicken: Im September 2011 waren die
Umsätze um 13,4 % eingebrochen. Ausreißer
nach oben lassen sich diesmal keine finden. In
den (meist klimatisierten) Einkaufszentren lief es
für die Modegeschäfte nicht besser als in den
Stadtzentren, ebenso wenig gibt es nach Bundes­
ländern erwähnenswerte Unterschiede im Ein­
kaufsverhalten. Klar zeigt sich jedoch, dass es
besonders die Modebranche war, die unter dem
heißen Wetter zu leiden hatte. Noch schlechter
schnitten nur der Schuh- und der Lederwaren­
handel ab, während einzelne Branchen, darunter
der Lebensmittelhandel, sogar zulegen konnten.
Der Sportartikelhandel erzielte ein Pari. Der Ein­
zelhandel insgesamt schlug sich mit nominell
−1,3 % durchaus wacker. Kumuliert drückte der
August den Bekleidungshandel wieder in die
Minuszone: Per Ende August lag die Branche
nominell um 1 % und real um 0,4 % unter dem
Vorjahresniveau.
BUSINESS NEWS
short
cuts
+++HANDELSGEHÄLTER STEIGEN ORDENTLICH+++ Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter pro unselbstständig
Beschäftigtem lagen im ersten Halbjahr 2015 um 2,6 % über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die geleisteten Arbeitsstunden
waren im gleichen Zeitraum leicht um 0,3 % rückläufig. Die Anzahl der Beschäftigten (Voll- oder Teilzeit) insgesamt sank im Handel
um 0,2 %. Das zeigen aktuelle Auswertungen der Statistik Austria. +++MASSIMO DUTTI IM KAUFHAUS TYROL+++ Kurz nach
der Eröffnung in der Salzburger Innenstadt hat Massimo Dutti, das hochwertige Modekonzept der spanischen Inditex-Gruppe, Mitte
September bereits seinen dritten Store hierzulande aufgesperrt. Standort ist das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck, wo Massimo Dutti im
Erdgeschoß gleich beim Eingang gegenüber von COS anstelle von Humanic eingezogen ist. +++ESCADA STREICHT 200 STELLEN+++ Um Kosten zu sparen, will der Damenmodehersteller Escada weltweit jede zehnte seiner knapp 2.000 Stellen streichen,
den Großteil davon in der Firmenzentrale bei München. Seit Juli wird das Unternehmen interimistisch von Jörg Wahlers geleitet, nachdem sich Vorgänger Glenn
McMahon nach nur sieben Monaten an der Spitze wieder verabschiedete. +++RALPH LAUREN GIBT ZEPTER AB+++ Ralph Lauren tritt als CEO des gleichnamigen Modelabels ab. Ab November wird Stefan Larsson, 41, bisher Global President der zum US-Konzern Gap gehörenden Marke Old Navy, das US-Unternehmen leiten. In Pension geht Ralph Lauren, der das gleichnamige Modehaus 1967 gegründet und seither ohne Unterbrechung geleitet hat, noch nicht: Er bleibt
bis auf weiteres Kreativchef und Executive Director – und damit auch der Vorgesetzte seines Nachfolgers. Zuletzt machte Ralph Lauren 7,6 Mrd. Dollar Umsatz.
+++WORTMANN TROTZT RUSSLAND-SCHWÄCHE+++ Trotz erheblicher Einbußen auf seinem mit Abstand wichtigsten Exportmarkt Russland hat der
Schuhproduzent Wortmann sein Geschäft im Geschäftsjahr 2014/15 stabil gehalten. Der Damenschuhspezialist mit der bekanntesten Marke Tamaris konnte die
Umsätze um 0,3 % auf 1,02 Mrd. € steigern. +++TOM TAILOR SENKT PROGNOSE+++ Tom Tailor kann im Geschäftsjahr 2015 seine zuvor gesteckte
Ergebnisprognose nicht erreichen. Beim Konzernumsatz geht man weiterhin von einem moderaten Anstieg auf rund 950 Mio. € aus (nach 932 Mio. € im Vorjahr).
Beim Ergebnis wird man jedoch nicht, wie ursprünglich angestrebt, auf Vorjahresniveau zu liegen kommen, sondern darunter. Das um Sondereffekte bereinigte
Ergebnis EBITDA wird nach aktueller Prognose in etwa bei 75 bis 80 Mio. € liegen. Damit würde die bereinigte EBITDA-Marge von 9,4 % im Vorjahr auf nunmehr
ca. 8,1 % sinken. Probleme gab es u. a. bei der Inbetriebnahme eines neuen Logistiklagers, hinzu kam der allgemein schlechte August.
V
schwächelt in Österreich
ier neue Stores in einem Jahr – das gab es
bei H&M in Österreich schon länger nicht
mehr: Nach zwei Eröffnungen im März (Shop­
ping Arena Salzburg, Stadion Center Wien) und
einer weiteren Neueröffnung in der neuen
Weberzeile in Ried Ende August folgt am
30. Oktober noch ein neuer Store im Grazer
­Einkaufszentrum Nord. In den aktuellen Umsät­
zen hat sich diese Expansion freilich noch nicht
niedergeschlagen: In den ersten neun Monaten
des Geschäftsjahres (Dezember 2014 bis August
2015) waren die Erlöse von H&M in Österreich
um 1 % auf 352,4 Mio. € netto rückläufig. Damit
schlug sich der Modehändler hierzulande deut­
lich schlechter als im Konzernvergleich: Inter­
national wuchs die schwedische Modegruppe
um 22 % auf umgerechnet 14,3 Mrd. €. Führend
verantwortlich für den großen Sprung nach
­vorne war auch die schwache Entwicklung der
Konzernwährung schwedische Krone. In loka­
len Währungen lag das Wachstum bei »nur«
12 % – was in etwa dem Tempo der Expansion
entspricht. Der Gewinn ging um 11 % auf 2,2 Mrd. € nach oben. Pro­
bleme hatte H&M im August. Mit einem Umsatzplus von nur 1 % (auf
Konzernebene) war es der schwächste Monat seit mehr als zwei Jahren
und der erste Monat mit einem nur einstelligen Umsatzplus seit
­September 2014. Um die Verkäufe anzuheizen wurde auch mit Preis­
senkungen gearbeitet. Auch dadurch sank die Bruttomarge in den
ersten neun Monaten von 58,2 auf 56,9 %. Das Warenlager zum
6
TZ 19 2015
© Picturedesk
H&M
­ tichtag 31. August lag heuer sogar um 38 % über jenem des Vorjahres.
S
Laut Unternehmensangaben hat dieser große Anstieg allerdings auch
verrechnungstechnische Gründe.
Neu eingeführt wurde jüngst die neue Kosmetiklinie »H&M Beauty«.
In Österreich ist die Linie in sieben Stores an den wichtigsten TopLocations sowie online erhältlich. CEO Karl-Johan Persson berichtet
von einem »sehr guten Start« und einem weiteren Roll-out der Linie.
© kleider bauer
BUSINESS NEWS
Sillpark-Umbau abgeschlossen
W
ährend der letzten zehn Monate wurde das Innsbrucker Einkaufszentrum Sillpark bei laufendem Betrieb generalsaniert und einem
Facelifting unterzogen. Investiert wurden 20 Mio. €. Die Besucher erwarten
ein verbessertes Raumgefühl, großzügigere Mall-Flächen, einige umgestaltete Shops (darunter der modernste Interspar Österreichs) sowie einige
ganz neue Mieter. Ihre Tiroler Store-Premiere feiert die norwegische Herrenmodemarke Dressmann. Es ist bereits der zwölfte Store für die Kette am
österreichischen Markt, auf dem sie erst im März 2015 gestartet ist.
Kleider-Bauer-Flagship neu
© Thomas Steinlechner
K
Neu:
leider Bauer hat seinen Store in der Shopping City Süd in
Vösendorf bei Wien zu einer neuen Vorzeigefiliale umgestaltet. Die gesamte Fläche von 3.500 m2 wurde vollständig
um­gebaut. Die größte Besonderheit ist die Neugestaltung der
Eingangsbereiche – denn diese wurden komplett aufgelöst: Auf
beiden Ebenen wurde die gesamte Fassade geöffnet, sodass
nun die volle Front direkt in den Shop führt. Der Übergang
zwischen Shoppingmall und Geschäft ist somit fließend.
­Kleider Bauer betreibt derzeit 28 Filialen in Österreich (siehe
auch Seiten 40 und 41).
Textil Panel Austria
it Mitte Oktober startet das Textil Panel Austria, ein neues Benchmarking-Tool für den textilen Einzelhandel in Österreich. Initiator ist Olaf Matthias, zuletzt Head of Wholesale bei Palmers und nun als
Consulter tätig. »Uns stört schon lange, dass es in der Branche so wenig Daten über die aktuelle Marktentwicklung gibt«, erzählt Matthias. »Das wollen wir nun ändern.« Teilnehmende Händler können wöchentlich
und monatlich ihre Verkaufsdaten in eine Webmaske eingeben und bereits am nächsten Tag mit jenen der
gesamten Branchenentwicklung vergleichen – gegliedert nach Warengruppen, erzielter Spanne, Betriebstyp
etc. »Nur wer den Markt und seinen eigenen Wettbewerb kennt, kann auch rasch auf Marktveränderungen
und Kundenbedürfnisse reagieren«, so Matthias. Nähere Informationen unter www.matthias-consulting.at.
© Olaf Matthias
M
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BUSINESS NEWS
© Picturedesk
Katastrophale Zahlen
Für Esprit
E
© ESPRIT
inen Umsatzeinbruch von fast 20 % und ein tiefrotes Ergebnis brachte
das Geschäftsjahr 2014/15 (per 30. Juni) für Esprit. Ein Rückgang im
eigenen Retail um 10,1 % (like-for-like: −7,0 %) sowie ein weiterhin äußerst
schwacher Wholesale (−13,9 %) führten zu Umsatzverlusten von 11,5 %.
Dazu kamen noch Währungsschwankungen, die den Umsatz in der Konzernwährung Hongkong-Dollar (HKD) in Summe um gleich 19,8 % auf
19,4 Mrd. HKD (umgerechnet 2,3 Mrd. €) nach unten drückten. In den
letzten vier Jahren hat Esprit damit weltweit 42 % seines Umsatzes ver­
loren. Wurde im Vorjahr wieder ein kleiner Gewinn von 210 Mio. HKD
erzielt, stand diesmal wieder ein Verlust von 3,7 Mrd. HKD (430 Mio. €) zu
Buche. Das entspricht einer negativen Gewinnmarge von 19 % vom
Umsatz – ein neuer Negativrekord für das Unternehmen.
In Österreich ging der Umsatz um 13,8 % auf 131 Mio. € zurück, wobei
Retail- und Wholesale-Verkäufe gleichermaßen rückläufig waren. Die
Fläche im eigenen Retail schrumpfte um 6,6 %. Hatte Esprit zuletzt ­gerade
auf den chinesischen Markt starke Hoffnungen gesetzt, musste aufgrund
der dortigen Wirtschaftskrise nun ausgerechnet dieses Geschäft stark
zurückgefahren werden. Die daraus resultierenden Sonderabschrei­
bungen (2,5 Mrd. HKD) sind auch der größte Einzelfaktor für den hohen
Verlust. Daneben führt CEO Jose Manuel Martínez noch das warme
Winterwetter, die negative Marktentwicklung in Europa und die
Währungs­schwankungen als erschwerende Faktoren in diesem »außergewöhnlich herausfordernden Jahr« an.
Trotz der abermaligen Rückschläge zeigt sich Esprit für das neue
Geschäftsjahr positiv: Im Juli und August seien die Umsätze in vergleichbaren Stores um 5,6 % gewachsen. Auch eine Stammkunden- sowie eine
Multichannel-Offensive seien erfolgreich angelaufen. In Summe werden
für heuer stabile Umsätze erwartet, denn abermals sollen unprofitable
Stores geschlossen werden, und auch beim Wholesale sei die Bereinigung
noch nicht zu Ende. Diese Flächenrückgänge sollen jedoch durch einen
Anstieg der Flächenproduktivität wettgemacht werden.
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TZ 19 2015
Amazon hängt alle ab
N
ach einem Wachstumsknick im Jahr 2013 hat der
Onlinehandel in Österreich im Jahr 2014 wieder
einen ordentlichen Zuwachs von 14,3 % erzielt. Das
geht aus dem neuen Report »E-Commerce-Markt
Österreich/Schweiz 2015« von Statista und EHI hervor.
Der Löwenanteil des Wachstums geht allerdings auf
das Konto ganz weniger Unternehmen. An erster S­ telle
zu nennen: Der US-Generalist Amazon konnte laut
Hochrechnung von Statista seinen Österreich-Umsatz
im Jahr 2014 um 35 % auf 520 Mio. € steigern. Der
Marktführer alleine ist damit in absoluten Zahlen um
135 Mio. € gewachsen. Amazon ist somit bereits größer
als die Unternehmen auf den Rängen zwei bis zehn
gemeinsam. Auf Platz zwei rangiert der aus dem
­klassischen Kataloggeschäft stammende Universal
Versand mit 112 Mio. € Umsatz, der nur ein Plus von
5 % erreichte. Weiterhin sehr dynamisch entwickelte
sich die Nummer drei, Zalando, mit einem Plus von
31 % auf 95 Mio. €. Otto Versand auf Platz vier wiederum konnte nur um 2 % auf 65,4 Mio. € zulegen. Auf den
weiteren Spitzenrängen folgen Eduscho, E-Tec und
mit 35,7 Mio. € Umsatz (+10 %) auf Rang sieben als
erster Modeanbieter H&M. Diese Zahl würde einem
E-Commerce-Anteil von 7,7 % am H&M-Jahresumsatz
entsprechen. Der nächste Modeanbieter folgt mit
­Esprit erst wieder auf Rang 27 (Vorjahr: 20), gefolgt
von Palmers (31; Vorjahr: 22) und dem Shopping-Club
Brands4friends (40; Vorjahr: 38). Zu den Aufsteigern
gehört laut Statista s.Oliver: Die deutsche Marke belegt
mit einem Onlineumsatz von 7 Mio. € Rang 48, nach
Rang 62 und nur 5,6 Mio. € Umsatz im Jahr davor.
Abgestürzt ist hingegen C&A, und zwar von Rang 39
(7,9 Mio. €) auf Rang 58 (6,3 Mio. €).
Die Dominanz der Großen zeigt sich abseits der
unumstrittenen Nummer-eins-Position von Amazon
auch auf den unteren Rängen: Die Top-zehn-Händler
machen mehr Umsatz als die Unternehmen auf den
Rängen elf bis 100 gemeinsam.
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Der neue Look der ÖBB –
oder: der Eisenbahn neue Kleider
ÖBB-Corporate Fashion. Oder einfach Dienstuniform. Die ÖBB-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen
treten den Kunden im Zug, Bus und am Bahnhof im neuen Look gegenüber.
Die ÖBB-Mitarbeiter in den Zügen und
Bussen, an den Personenkassen, den InfoPoints und in den Reisebüros treten seit
Dezember 2014 in den neu designten Uniformen ihren Dienst an. Dass das neue
ÖBB-Outfit den Fahrgästen gefällt, ist wichtig, denn auch bei Bus und Bahn zählt der
erste Eindruck. Grundsätzlich reichen ja
immer schon ein paar Sekunden, um sich
ein Bild vom Menschen vis–à-vis zu
machen, und das Urteil, das wir uns in dieser Zeitspanne bilden, ist schwer zu revidieren. Eine adrette Uniform, die gepflegte
Kompetenz ausstrahlt und gleichzeitig signalisiert: „Ich gehöre zu den ÖBB – sprechen Sie mich an“, spielt da eine große Rolle
– gepaart mit freundlichem Auftreten
natürlich. Nach außen hin schafft eine Uniform also Orientierung, nach innen dokumentiert sie Zugehörigkeit, und so entsteht
Identifikation. Die Uniform macht die Markenwerte sichtbar und die Mitarbeiter
damit zu Markenbotschaftern.
Nachhaltige Mode
Dafür ist es aber auch wichtig, dass alle, die
die Uniform tagtäglich tragen, sie auch
gerne mögen. Je wohler sich Trägerin oder
Träger in der zweiten Haut fühlt, umso
positiver die individuelle Ausstrahlung. Da
muss das Design gefallen, muss der Schnitt
funktional und bequem sein, das Material
angenehm zu tragen und – nicht zu vergessen – auch pflegeleicht sein. Alles
Kriterien, die auf das neue ÖBB-Outfit zutreffen, darauf wurde in mehr­
eren Auswahlschritten sorgfältig
geachtet. Außerdem sind die Uniformen auch nachhaltig: Zum Wohlfühlen trägt auch das gute Gefühl bei,
dass alle Uniformteile vom Rohstoff
über die Produktion bis zum Transport nachhaltigen Kriterien entsprechen, zum Beispiel Immissions- und
Gewässerschutz, Arbeitsbedingungen
bei der Herstellung und Schutz der Uniformträger durch Schadstofffreiheit der
Textilien.
© ÖBB/Steve Haid
F
esch schaun’s aus!“, sagte die
ältere Dame aus Bruck an der
Leitha, die extra zur Eröffnung
des Wiener Hauptbahnhofs im
Herbst 2014 gekommen war.
Das Kompliment bezog sich auf die Models,
die auf dem Laufsteg in der Bahnhofshalle
erstmals die neuen Uniformen der ÖBB der
Öffentlichkeit präsentierten. „Die roten
Rockfalten gefallen mir“, „Wirkt viel moderner und flotter“ und „Die passen jetzt besser
zu den ÖBB“ war seitens des Publikums
ebenso zu hören.
Entworfen wurde die neue ÖBB-Kollektion
in Zusammenarbeit mit Ute Ploier, inspirieren ließ sich die in Wien lebende Modedesignerin vom ÖBB-Railjet – dem Premiumzug
der ÖBB. So wie der Railjet soll auch die
neue Uniform für Dynamik, Modernität,
Technologie, Eleganz und Klasse stehen.
Aufgenommen wurden auch die Farben des
Railjets, grau mit roten Akzenten. Während
die Damenlinie charmant, frisch und feminin ist, präsentiert sich die Herrenlinie klassisch und modern. Der Stoff für Blazer und
Hosen besteht da wie dort aus einer hochwertigen Schurwollmischung. Blusen und
Hemden wiederum sind aus Biobaumwolle
und leicht zu bügeln, die Strickteile aus einer
waschbaren Wollmischung. An kalten Tagen
wärmen Parkas mit einknöpfbarer Steppjacke oder Gilet zum Drübertragen. Dazu gibt
es jede Menge Accessoires wie Gürtel, Krawatten, Schals, Handschuhe und Mützen
sowie Umhängetaschen für die Zugbegleiter.
Und noch ein kleines, aber sehr wichtiges
Detail ist neu: das Namensschild mit ÖBBLogo.
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© ÖBB
Die Farben des railjets
12 ERNST KIRCHMAYR
14 georg comploj
16 kurt Wiedemann
18 Wilhelm ehrlich
20 Adi Weiss
22 peter hofer
24 marco sillaber
26 Florian Jonak
28 Karl mayr
30 Brigitte winkler
32 Walter Moser
34 Rudolf Kail
36 Susanne Regele
38 Alexander Petrskovsky
40 peter graf
42 Jamal al wazzan
44 Gerhard Knaus
46 Kaspar Frauenschuh
48 Thomas Reichenauer
50 Claudia Oszwald
Die Modemacher
© FOTOLIA/ magdal3na
Österreichs Modemarkt lebt von seinen Machern. Ihre (Erfolgs-)Storys
sind so vielfältig wie die Branche selbst. 20 höchst unterschiedliche
Menschen im Porträt.
TZ 19 2015
11 Ernst Kirchmayr
© PLU SCIT Y
Immer einen Schritt
voraus
K
aum eine Persönlichkeit spaltet die
oberösterreichische Community so
wie Ernst Kirchmayr, der geschäftsführende Mitgesellschafter der PlusCity, der Lentia und seit geraumer
Zeit auch des Komplexes rund um das Hotel Schillerpark an der besten Linzer Adresse. Die einen halten
ihn für einen echten Spinner, die anderen für einen
grenzgenialen Unternehmer, einen Visionär der
­Sonderklasse. Doch selbst die Kritiker können ihm
eines nicht absprechen, seinen unglaublichen Erfolg,
den der 59-jährige Entrepreneur in Zeiten sinkender
Frequenzen und abflauender Konsumlust mit seinen
Einkaufszentren erzielt. Trotz Internet, trotz der
Flaute in der Mode, trotz sinkender Kaufkraft der
Bevölkerung. Was macht Kirchmayr, der mit der
­PlusCity das drittgrößte Shoppingcenter Österreichs
betreibt, anders? Liegt es an der außergewöhnlichen
12
TZ 19 2015
PORTRÄT
Ernst Kirchmayr ist ein bunter Vogel. Ein Visionär. Ein Perfektionist.
Ein Lebemann. Der geschäftsführende Mitgesellschafter der PlusCity
ist vor allem eines: sehr erfolgreich unterwegs.
Eröffnung feiern. 1989, als Einkaufszentren sich europaweit wie einem Ei
dem anderen glichen, ihren Mietern halt ein Dach über dem Kopf boten,
stampfte Kirchmayr ein Erlebniscenter aus dem Boden. Mit einem Markus­
platz als Orientierungshilfe, Kristalllustern und einer echten Gastronomie
statt eines SB-Restaurants.
Ich treffe ihn in der schlicht eingerichteten Verwaltung in einem
»Der Modemarkt ist sehr
schnelllebig g­ eworden. Top und
Flop liegen so dicht
beieinander. Und wenn es bergab
geht, dann richtig dramatisch
schnell. Außerdem liegt der Fokus
zurzeit schon im preisgünstigen
Segment. Die Leute haben einfach
weniger Geld.«
Ernst Kirchmayr
Architektur, die das Erscheinungsbild der PlusCity
seit ihrer Eröffnung im Jahr 1989 geprägt hat? Oder
doch an der Persönlichkeit des Miteigentümers,
dem es schon in seiner Funktion als Geschäfts­
führer (zum Miteigentümer wurde Kirchmayr erst
viel später) gelungen ist, die Handelsfamilie Pfeiffer
(C&C Pfeiffer, Unimarkt, Zielpunkt) dazu zu über­
reden, am Standort Pasching Nägel mit Köpfen zu
machen? Aus der Not eine Tugend zu machen;
denn am Handelshimmel zog in den späten 80erJahren eine dunkle Gewitterwolke für das florie­
rende Fachmarktcenter PlusKauf (im Eigentum der
Familie Pfeiffer) auf: Der Linzer Unternehmer
Handlbauer wollte mit dem Uno-Shoppingcenter
einen Steinwurf entfernt massive Konkurrenz wer­
den. Kirchmayr entwickelte die Strategie, aus dem
Fachmarktcenter ein richtiges Shoppingcenter zu
machen, gab Vollgas und konnte noch vor Uno die
Besprechungszimmer vis-à-vis der riesigen Baustelle für den Zubau.
Über den will er nicht sprechen, noch zu viele »ungelegte Eier«. Dann
lieber über die PlusCity damals und heute. Oder seine Haarfarbe, jetzt
mal gerade strohblond. »Das entscheidet der Friseur.«
»Wir waren von Anfang an ein Lifestyle-Center«, erzählt Kirchmayr. 1996
war er der Erste mit einem großen Kino (14 Säle, 2.650 Sitzplätze). Er
veranstaltet 80 Events jährlich – von der klassischen Modenschau bis
zum Bauernmarkt jeden Mittwochmorgen, wo die Bude gerammelt voll
ist. Autogrammstunden namhafter Stars wie Pamela Anderson, ein
»­Weißes Fest«, eine Charity-Gala mit Demi Moore und Ashton Kutcher.
Sie alle karrt Kirchmayr nach Linz, trotz limitierter Fluganbindung. Eine
Licht-ins-Dunkel-Gala bringt 100.000 € Spenden, selbst die FashionShows sind gut besucht. Die Entwicklung am Modemarkt beobachtet
Kirchmayr nicht blauäugig. »Das ist sehr schnelllebig geworden. Top und
Flop liegen so dicht beieinander. Und wenn es bergab geht, dann richtig
dramatisch schnell. Außerdem liegt der Fokus zurzeit schon im preis­
günstigen Segment. Die Leute haben einfach weniger Geld.« Aber die
»großen Anbieter wissen das auch, haben neue Konzepte in der Pipeline.
Es dauert halt seine Zeit.« Auch der größte H&M Österreichs präsentiert
sich in Pasching mit einem neuen Konzept. »Wir sind einfach die Heimat
der Flaghips-Stores«, sagt Kirchmayr nicht ohne Stolz. »Wir haben ohne
Übertreibung eine Warteliste von zwei bis drei Jahren.« Vielleicht liegt es
auch daran, dass Kirchmayr Handel von der Pike auf gelernt hat: zunächst
bei Quelle, dann bei Interspar in Linz. Vielleicht aber auch daran, dass
der modebewusste Oberösterreicher, der mit einer wesentlich jüngeren,
attraktiven Frau zwei Kinder im Alter von zwei und sieben Jahren hat,
über den Tellerrand Österreichs hinausblickt. Sich Luxusurlaube, schöne
Autos und Uhren gönnt, in den besten Hotels der Welt wohnt und in jeder
Stadt das beste Lokal kennt. »Ich fahr schon viel herum, nach Asien, nach
Amerika, aber auch nach London. Und wenn mir etwas gefällt, dann lass
ich meine Architekten nachfliegen. Die müssen das dann umsetzen.«
Wenn sich Kirchmayr was vorstellt, dann setzt er es auch durch. »Er kennt
eben verschiedene Wege nach Rom, und wenn der eine nicht passt, dann
nimmt er halt den anderen«, sagt sein langjähriger Wegbegleiter Michael
Stadlmann (Gooix). Als Mieter schätzt er Kirchmayrs Handschlagqualität
und bewundert seine Akribie. Dem Zufall überlässt Kirchmayr wirklich
nichts, schon gar nicht, welche Fotos auf dem Stick für die Textil Zeitung
sind. Oder die Verkehrsanbindung für seine PlusCity. »Man kann nicht
nur nach dem Staat rufen. Die Umfahrung haben wir bezahlt und den
Terminal für die Straßenbahn, die im Februar kommt, auch.« Denn die
gute öffentliche Anbindung wird immer mehr ein Thema. Solche Dinge
rechtzeitig zu erkennen, könnte ebenfalls ein Grund sein, warum die
PlusCity überdurchschnittlich wächst. DL
TZ 19 2015
13 Georg Comploj
Innovationsgetrieben
Potenzial Mitarbeiter.
Georg Comploj wechselte vor zwei Jahren in die Geschäftsführung der
Suche nach neuen Ideen ist er nach wie vor.
Einen weiteren Vorteil eines Fami­
lienunternehmens sieht Comploj Getzner Holding. Auf der
im persönlichen Verhältnis zu den
Mitarbeitern. Das Personal ist auch ein Feld, das ihn in seiner neuen
Funktion als Industriespartenobmann der WK Vorarlberg beschäftigt.
»Wir haben in Österreich einen eindeutigen Mangel an Textilfachleuten,
vor allem an Fachleuten für die technischen Textilien.« Man müsse sich
die eigenen Mitarbeiter heute selber ausbilden und um die jungen Leute
werben. Dabei sei der Beruf viel besser als sein Ruf, ist Comploj über­
zeugt: »Das Image ist nur deswegen schlecht, weil die Textilindustrie
zurückgegangen ist.« Und er springt für eine spannende Branche in die
Bresche: »Textiltechnik und -technologie sind spannend und stark
­vielfältiger als andere Berufe. Textilien kommen ja wirklich in jedem
14
TZ 19 2015
© Getzn er/Fo tolia
B
ludenz, ein ruhiges, helles Büro in einem hübschen, nicht
zu großen Haus mit einem unbezahlbaren Blick ins
Grüne – dort wird man von Georg Comploj empfangen.
Der Geschäftsführer der Getzner, Mutter & Cie. weiß auch
zu schätzen, dass er einen der schönsten Arbeitsplätze
Vorarlbergs hat. Das »Cie.« im Firmennamen steht für Compagnie und
damit für die Familie Gassner, die neben den Familien Getzner und
­Mutter ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern der Holding zählt. Georg
Comploj entstammt den Gassners – mit der Heirat seiner Großmutter
ging der Name verloren – und wollte anfangs auf keinen Fall im Familien­
betrieb arbeiten. »Mein Vater war Vertriebschef bei Getzner, aber ich
habe mir das als Junger nicht vorstellen können.« Also studierte Comploj
in der Schweiz Maschinenbau und lebte und arbeitete etwa zehn Jahre
dort. Im Jahr 1979 entschied er sich dann doch für ein Engagement im
eigenen Unternehmen und fand das ideale Betätigungsfeld für sich. Die
Technik der Textilmaschinen hat es ihm angetan, und das spürt man
noch heute, wenn er fasziniert von bestimmten Maschinen erzählt: »Da
gibt es Modelle, die laufen mit 850 Touren in der Minute an 350 Tagen im
Jahr – und das ganze unglaubliche 15 Jahre lang!«
Die Arbeit in einem Familienbetrieb hat Comploj schätzen gelernt. »Man
gibt nicht so schnell auf und schaut das Unternehmen nicht nur über die
Zahlen an. Man ist nachhaltiger in allen Überlegungen und in unserem
Fall verbissener, wenn es um Innovationen und neue Ideen geht.« So legt
das Unternehmen auch heute noch großen Wert darauf, dass Mitglieder
der Eigentümerfamilien Getzner und Gassner respektive Comploj – die
Familie Mutter ist heute ausgestorben – in den Aufsichtsratsgremien der
Getzner Textil AG und der Getzner Werkstoffe GmbH sitzen. Das Gre­
mium der Holding besteht sogar ausschließlich aus Familienmitgliedern.
Georg Comploj selber wechselte vor zwei Jahren als Geschäftsführer in
die Holding: »Der Tagesstress ist weg«, sagt er, »und das genieße ich
eigentlich. Aber ich betreue natürlich beide Firmen.« Gab es auch neue
Aufgaben in der Holding? »Ja, ich muss jetzt auch die Eigentümer­familien
unter einen Hut bringen – das war neu für mich«, lacht er.
Lebensbereich vor. Die Vielfalt ist so groß, dass auch
ein geschulter ­Textiltechniker nicht alles überbli­
cken kann.« Eine eigentlich positive Entwicklung
verstärkt auf der anderen Seite den Fachkräfteman­
gel. Denn laut Comploj ist die Textilindustrie seit
dem Krisenjahr 2008 stabil, die drei oder vier Jahr­
zehnte davor waren wesentlich unruhiger. In dieser
Zeit konnte man seine Mitarbeiter auch aus den
schließenden Betrieben rekrutieren.
»Da gibt es Modelle, die laufen
mit 850 Touren in der Minute
an 350 Tagen im Jahr – und das ganze
unglaubliche 15 Jahre lang!«
Georg Comploj
Erfolgreiche Nischen. »Heute gibt es in
der österreichischen Textilindustrie noch einige
gute Anbieter, aber in jedem Segment nur einen«,
fasst Comploj die Lage der Branche zusammen. Das
heißt auch, dass jeder für sich seine Nische finden
musste. Bei Getzner hat das hervorragend geklappt.
Als während der Erdölkrise in den 1970er-Jahren die
Nachfrage nach den Jacquards, der Bettwäsche des
Unternehmens drastisch sank, machte man aus der
Not eine Tugend und erschloss sich den afrikanischen Markt. Denn, so wurde bemerkt, die langen
Kleider der afrikanischen Moslems wiesen große
Ähnlichkeit mit den Produkten von Getzner auf.
Heute macht das Geschäft mit den Afrika-Damasten
bis zu 65 % des Gesamtvolumens aus. »Wir sind
Marktführer und wollen das auch bleiben«, sagt
Comploj. Die rund 15 langjährigen Kunden werden
viele Male im Jahr besucht, der Kontakt ist sehr eng,
ohne dazwischengeschaltete Vertriebsorganisationen: »Wichtig ist, dass man den Kunden freundschaftlich entgegentritt, denn das schafft Vertrauen.« Auch an die besonderen Anforderungen
musste man sich anpassen. Denn das wichtigste
Merkmal der Damaste ist ihr Glanz. Damit der auch
nach der Färbung durch lokale Kleinstunternehmen
nicht verloren geht, musste einiges an Entwicklungsarbeit geleistet werden. Bergen solche Projekte
nicht auch Risiken? Nein, außerdem sei das Risiko
kleiner, als angenommen wird, sagt Comploj.
­Krisen, Seuchen oder Ähnliches wären immer nur
sehr lokal tragend und würden in Summe nicht viel
ausmachen. Außerdem: »Man muss jedes Risiko als
Chance sehen, sonst hätten wir dieses Projekt gar
nicht gemacht.«
Diese Risiken wird man auch in Zukunft eingehen,
wenn das Unternehmen weiterhin von Menschen
geführt wird, die ähnlich innovationsgetrieben sind
wie Georg Comploj, der noch einmal begeistert ist,
wenn er von den Möglichkeiten erzählt, die in
Zukunft Themen wie Smarttex oder auch Verbundstoffe bieten werden. »Wir werden weiter nach ganz
neuen Feldern suchen und viel Hirnschmalz brauchen. Es muss immer etwas sein, das es so auf dem
Markt noch nicht gibt – nachahmen geht nicht.« BN
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© Sir Anth ony/F otol ia
VON CANALI BIS RICCI. Das Wiener Imperium
des guten Geschmacks umfasst drei Standorte im 1.
Gemeindebezirk: einmal in den Ringstraßen Galerien (als Herrenausstatter mit gemischtem Sortiment), einmal an der Oper (spezialisiert auf Van
Laack Hemden samt Maßanfertigungs-Service sowie
einer die Shirts arrondierenden Accessoires-Auswahl). Und schließlich das Schmuckstück in der
Kärntner Straße 21-23, wo Wiedemann im Laufe der
Die Crème de la Crème italienischer Top-Labels vereint Herrenausstatter
Sir Anthony unter einem Dach. Kurt Wiedemann kuratiert ein Sortiment,
das manch Monomarken-Luxusstore die Schau stiehlt.
Kurt Wiedemann
Multilabler
aus Passion
N
icht nur das rundumerneuerte Stammhaus an der Kärntner Straße erstrahlt in neuem Glanz, auch dem Chef der
Wiener Herrenmodeninstitution merkt man den Stolz an:
Gregor, einziger Sohn, 26 Jahre alt und Jüngster seiner drei
Kinder, hat sich den Master in St Andrews geholt. Nein,
nicht auf dem den Golfern heiligen Rasen des Old Course, sondern an der
ebenfalls dort ansässigen schottischen Eliteuniversität. Damit – und mit
vorangegangenen Praktika bei Stefano Ricci in Florenz sowie beim eigenen
Steuerberater in Wien - ist die Vorbereitung auf den Einstieg ins elterliche
Unternehmen abgeschlossen: Seit heurigem Oktober hat Kurt Wiedemann
neben seiner Gattin auch seinen Nachfolger an der Seite.
16
TZ 19 2015
Jahre eine ganze Passage mit einbeziehen konnte:
Zurückversetzt an einem Rondeau residieren die Brioni Lounge und das sportive Sortiment, links vorne
ist der Zugang zu Österreichs einzigartigem Stefano
Ricci Store, rechts vorne das großzügige Entree samt
Aufgang zu Sir Anthony im Obergeschoß. Lederbespannte Vorlagetische, dreidimensional strukturierte
Paneele, dominierendes Schwarz/Weiß und neueste
LED-Beleuchtungstechnologie setzen Luxusmarken
à la Kiton, Pal Zileri & Co großzügig in Szene - das
Handlager ist dabei geschickt hinter Schranktüren
verborgen. Der Einsteigeranzug von Canali liegt bei
1.000 €. Und nach obenhin gibt’s keine Grenzen.
Exklusive Accessoires – wie Sneakers mit KrokoBesatz von Stefano Ricci oder mit Brillanten besetzte
Manschettenknöpfe - runden ab. Abendmode ist
eine Domäne des Hauses, vor dem Opernball gibt’s
nicht nur verlängerte Öffnungszeiten, sondern auch
Mascherlbindekurse für die Concierges der umliegenden Luxus-Hotellerie. Weiters wird Maß-Anfertigung mit Nachdruck gepflegt und als Kundenservice
immer wichtiger, wie Wiedemann betont. Die Kundschaft selbst? Sie ist nicht nur finanziell gut betucht
und international, sondern mag auch Diskretion –
Namen werden selbstverständlich nicht genannt.
Insgesamt 38 Mitarbeiter kümmern sich um rund 60
% Stamm- und 40 % Laufkunden, die durchwegs
bedient, betreut und beraten werden wollen.
Attersee liegt die Heimat von Kurt Wiedemann. Nach Wien kam er über
seine Frau, zur luxuriösen Männermode über seinen Schwiegervater. Und
der stellte hohe Anforderungen, um dem Labortechniker einerseits den
Branchenwechsel schmackhaft zu machen und ihm andererseits das
nötige Rüstzeug für einen erfolgreichen Einstieg mitzugeben. Sein Name:
Erich Jobstmann. Seine Profession: Geschäftsführer bei Sir Anthony in
Wien. Das Arrangement: Mit 28 und innerhalb eines Jahres absolvierte
Wiedemann die Lehre zum Einzelhandelskaufmann mit Auszeichnung.
Und er erwarb sich exzellente Warenkenntnisse vom Lehrherrn, denn
Jobstmann machte in jungen Jahren selbst als Tuchverkäufer Karriere. Das
selbständige Arbeiten – vom Einkauf über die Personalführung bis zur
Warenwirtschaft – eignete sich der engagierte Quereinsteiger und Jungunternehmer in der 1988 neugegründeten Sir Anthony Filiale in der SCS an.
Doch Krankheit und früher Tod des Schwiegervaters holten ihn wieder in
die Innere Stadt zurück. Als Kärntner-Straßen-Kaufmann suchte Wiedemann nie die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit, sondern entwickelte
eher leise, dafür umso konsequenter das herausragende Image von Sir
Anthony bis heute weiter.
SELEKTION AUF HÖCHSTEM NIVEAU. Wie erlebte ein Ausstatter mit Kernkompetenz Anzug & Sakko die Casualisierung der Männermode? »Unsere Marken erkannten die Zeichen der Zeit und zeigten zusätzlich Exquisites von Leder bis Kaschmir-Strick. Doch wir machten auch die
Erfahrung, dass man sich von Sir Anthony eine ernsthaftere Freizeitmode
erwartet: Fürs dreimal Gewaschene sind andere zuständig.« Wie steht‘s
um die Entwicklung der Kärntner Straße? »Bei dieser
enormen Frequenz durchaus zufriedenstellend.
Auch, wenn alte Traditionsgeschäfte verschwunden
sind und manche der Luxusstores – die uns hier guttun würden - sich im Umfeld des Goldenen Quartiers
konzentrieren.« Bei der Sortiments- und Verkaufsphilosophie sehen sich Kurt Wiedemann und sein
Team als Kuratoren im Sinne des lateinischen Wortstammes curare, d.h. pflegen, sich sorgen um: »Wir
sind ein Multibrand-Format im Top-Genre. Mit der
Vorselektion für unsere Kunden garantieren wir das
Beste aus den Kollektionen. So gestalten wir ein einmaliges Sortiment. Bei uns bekommt der Kunde das,
was zu ihm passt. Und nicht bloß Marke!«
CD
»Mit Damenmode hab‘ ich nie
geliebäugelt – Schuster, bleib bei
­deinen Leisten! Herrenmode versteh‘
ich, Herrenmode kann ich – da
braucht’s kein Wagnis.«
Kurt Wiedemann
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VOM QUEREINSTEIGER ZUM EXPERTEN. In Seewalchen am
Foto lia
Alle Bilde r © Spor talm/
­ ordböhmen stamme und als Sudetendeutscher
N
meine Heimat verlassen musste.« 4.000 Menschen
arbeiteten damals in den Spinnereien und Webereien des Großvaters, nach dem zweiten Weltkrieg
retteten die Ehrlichs nur noch ihr Leben – und den
Vater, den sie erst in der neuen Heimat Österreich
nach dessen Gefangenschaft in Sibirien wieder treffen sollten. Priester wollte er werden in Österreich,
und erst als sich das Schulgeld im Melker Priesterseminar als zu hoch erwies, wich man auf die Textilfachschule in der Wiener Spengergasse aus. »Die
beste Schule, die man sich vorstellen kann«, sagt
Ehrlich heute, mehr als 50 Jahre später. Mode und
Textil liegen dem jungen HAK-Absolventen im
Blut – aber mindestens genauso das Unternehmertum. Nach einigen Stationen bei Stofferzeugern und
Konfektionären erfüllt sich dieser Traum ausgerechnet in Kitzbühel, wo Ehrlich dem damaligen heimischen Skierzeuger-Gott Franz Kneissl den Dirndl­
erzeuger Sportalm abkauft. Heute ist Sportalm
Österreichs größter Anbieter für Damen-, Trachtenund Skimode, ein, wie Ehrlich sagt, »so gesundes
Die Diskussion um die Flüchtlingswelle verfolgt Wilhelm Ehrlich genau.
Der Spross einer Weberei-Dynastie war selbst einst Heimatvertriebener.
Seinen Traum vom Unternehmertum hat er in Tirol verwirklicht.
Wilhelm Ehrlich
»Tiroler«
ohne Akzent
N
ein, wir starten nicht mit der Vergangenheit, sondern mit
der Gegenwart. Sportalm-Chef Wilhelm Ehrlich sitzt in
seinem neuen Büro im neuen Firmensitz des Unternehmens, einer gelungenen Mischung aus Gletscher und
Kreuzfahrtschiff, unübersehbar am Ortseingang von
Kitzbühel. Klar, der Chef überschaut alles: die Ortseinfahrt, das Kitz­
büheler Horn und das Zentrum der Gamsstadt. So ist es ihm am liebsten.
Neue Projekte stehen an, aktuell soll der Strickanteil der Kollektion
­ausgeweitet werden, zwei Stores in China stehen vor der Eröffnung, im
slowakischen Košice feierte man gerade den ersten Sportalm-Store. »Da
habe ich zum ersten Mal erzählt, dass ich eigentlich aus Liberec in
18
TZ 19 2015
und komplett eigenfinanziertes Unternehmen«, das
auch wirtschaftliche Querschüsse verkraftet. Nicht
nur fiel 2014 der größte Sportkunde, die Firma Eybl,
nach der Übernahme durch Sports Direct weg,
­sondern die Firma ist auch zum dritten Mal in Folge
mit einem Minus im so wichtigen Markt Russland
konfrontiert. »Ich habe mir die Zeit Richtung
Lebensabend eigentlich leichter vorgestellt«, sagt
Ehrlich, der gleichzeitig eingesteht, »außer arbeiten
und ruhen« keine großen Hobbys oder Interessen
zu haben – die tägliche Kartenrunde in Kirchberg
­einmal ausgenommen.
Als ambitioniert beschreibt der Sportalm-Chef die
aktuelle Marktsituation: »Manchmal erschreckt
man schon, wenn man hört, welche Unternehmen
in wirtschaftliche Schieflage geraten sind. Viele
davon haben eine so dünne Kapitaldecke, dass der
leichteste Windstoß sie umweht.« Sportalm, sagt der
72-Jährige, sehe er gut gerüstet für die Zukunft und
nennt drei Gründe dafür: Tochter Ulli leitet nicht
nur das Design, sondern mit dem Vater seit Jahren
auch das Unternehmen, die fünffache Mutter ist ein
perfektes Testimonial für die Mode und den Lifestyle von Sportalm. Die Entscheidung, vor 26 Jahren
die Produktion nach Bulgarien auszulagern und drei
Jahre später eine eigene Fabrik zu betreiben (längst
PORTRÄT
Wilhelm Ehrlich
ist daraus eines der modernsten Bekleidungswerke ­Bulgariens entstanden), sei die »materiell wichtigste Entscheidung in meiner Unternehmerkarriere gewesen« und mache Sportalm bis heute von Produktionsausund -verlagerungen unabhängig, schnell und wendig.
Der dritte Grund für eine rosige Zukunft zwischen Streif und Hausbergkante? Nicht ohne Stolz sagt der Firmenchef: »dieses Haus«. Mit dem
Komplettumbau des Firmensitzes in der St. Johanner Straße sei nun auch
die passende äußere Hülle für eine Marke geschaffen, die mittlerweile
mit den ganz Großen mitspielt. Auch heute, mehr als ein Jahr nach der
Eröffnung, würden Führungen durch das mit viel Liebe und Feng-ShuiRegeln eingerichtete Haus abgehalten. Ehrlich: »Ich staune immer, wer
da aller kommt.« Nein, Zweifel an seinem Weg als Modeunternehmer,
ausgerechnet am harten Tiroler Pflaster, seien ihm nie gekommen im
Laufe seiner 52 Berufsjahre. Zweimal, sagt Ehrlich in der Rückschau,
habe er »die ­Existenz der Familie« aufs Spiel gesetzt, um das Unternehmen zu retten. »Aber da war immer eine so große Sicherheit in mir, dass
ich es am Ende doch schaffen werde. Das ist mehr als Optimismus.«
Tirolerisch spricht er bis heute nicht, angekommen in Tirol ist er dennoch, einen Orden des Landes empfindet er als »größtmögliche Auszeichnung für mein unternehmerisches Leben«. Doch auch er spürt,
dass die Branche, dass »die ganze Welt« anders wird: »Ich spüre den
Wandel, der auch traditionsreiche Betriebe betrifft«, sagt Ehrlich, der sich
um eine Unternehmensfortführung (mit sechs Enkelkindern) wahrhaft
keine Sorgen machen muss. Aber noch möchte der Hausherr am Markt
mitmischen. Mit Kraft und Vitalität. Sagt’s und verabschiedet sich – zum
Kartenspielen.
BPM
kommt 1976 als Geschäftsführer zu Sportalm nach
Kitzbühel. Aus der ehemaligen Strickerei formt er
ein Unternehmen für Tracht und Skibekleidung,
das er 1980 vom damaligen Eigentümer Franz
Kneissl übernimmt. 2004 launcht Sportalm die
sportive Linie »Emotion«, die die Ausweitung auf
die DOB und den Durchbruch des Unternehmens
darstellt, das im eigenen Werk in Bulgarien fertigt.
Mit Ulli Ehrlich steht heute die zweite Generation
an der Spitze der Tiroler Firma.
»Man spürt in der Mode ein
geändertes Marktverhalten und
regionale Unterschiede. Auf Dauer
überleben das nur jene
Unternehmen, die ohne
Bankenfinanzierung auskommen.
Sonst kann man nicht ruhig
schlafen.«
Wilhelm Ehrlich
TZ 19 2015
19 D
© copyright
Mode auf allen
Kanälen
as wird schwierig, sagt der Assistent gleich bei der ersten
Kontaktaufnahme. Fast jeden Tag im September eine
Veranstaltung, die Produktion der neuen Ausgabe von
Style up your Life!, und, und, und. Ein persönliches
Interview mit der Textil Zeitung klinge ja wirklich spannend, und dass Adi Weiss als eine der wichtigsten Modepersönlichkeiten
Österreichs hervorgehoben werden soll, sei natürlich eine Ehre. Aber, wie
gesagt: schwierig derzeit! Ein paar Fragen per Mail könne man aber in
jedem Fall gerne beantworten. Darauf einigt man sich dann auch gerne …
Wer im Internet www.adiweiss.at oder den Facebook-Account von Adi
Weiss ansurft, der weiß, dass der Assistent nicht übertreibt. Adi Weiss
und sein Partner Michael Lameraner sind wahrlich gut beschäftigt: Sie
begleiten C&A durch den »Denim Day«, sind mit ihren »Style up your
Life! Styling Lounges« bei Modehändlern von Hämmerle bis Adler, aber
auch auf Veranstaltungen wie dem Almdudler Trachtenpärchenball zu
Gast. Mit Airfield veranstalten sie den »Fashion Heaven« im Do & Co, mit
Pepe Jeans eine Clubnight im Platzhirsch. Sogar zur Eröffnung eines
Schuh­geschäfts in Hollabrunn lassen sich die beiden karren, gemeinsam
mit Miss Austria, Musicalstar Uwe Kröger und anderen Promis. Daneben
dreht Adi Weiss für s­ einen Internet-TV-Kanal adiweiss.tv Beiträge wie
»Adi kann nicht kochen – Teil 4«, gesponsert von AEG, oder berichtet
über so bewegende Dinge wie die Eröffnung einer »Work- und Chill-out
Area« in einem ­Wiener Hotel. Und dann gibt es da noch die schon
erwähnte neueste Ausgabe der Modezeitschrift Style up your Life!, des
wichtigsten Babys von Weiss und Lameraner. Laut ÖAK (Österreichische
Auflagenkontrolle) spielt das
Modemagazin mit einer verbrei- Modefuzzi als Beruf und Berufung. Das ist Adi Weiss,
teten Auflage von 149.000 Exem- als Modejournalist ein Hansdampf in allen Gassen.
plaren in einer Liga mit Woman
(159.000 Exemplare) und liegt deutlich oberhalb der Wienerin (72.000).
Im Unterschied zu diesen Magazinen wird Style up your Life! aber größtenteils verschenkt und liegt in Filialen von z. B. P&C, Vero Moda, Northland, Steinecker, Deichmann oder Marionnaud auf. Die Ladys-Ausgabe
erscheint viermal pro Jahr, je zweimal jährlich gibt es die Spezialausgaben Men, Living und Lookbook, dazu kommt viermal das abgespeckte
Style up your Life! kompakt, das dafür gleich in einer Auflage von 525.000
Stück erscheint.
Woman, Österreich, Madonna. Weiss selbst nennt sich mit
dem ihm eigenen Augenzwinkern gerne einfach »Modefuzzi«, doch das
ist deutlich untertrieben. Als »Stachanow unter Österreichs Modejournalisten« bezeichnete ihn viel treffender schon 2009 die Wiener Zeitung.
Für die weniger mit politischer Geschichte vertrauten Leser: Der Berg­
arbeiter Stachanow, der prototypische »Held der Arbeit«, wurde in der
Sowjetunion zum Symbolbild für den fleißigen Arbeiter im Dienste des
Fortschritts der Gesellschaft. 2009, da hatten Weiss und Lameraner
gerade Style up your Life! gegründet, von ihnen selbst damals nicht
20
TZ 19 2015
olia
SS & Lam era ner /Fot
All e Bild er © WEI
Adi Weiss
PORTRÄT
»Wir wollen an unseren Leserinnen
nahe dran sein, ob als Magazin zu
Hause am Nachtkästchen, beim
Chat in unseren Onlineforen, beim
Shopping in unserem Online-Store
oder beim Feiern auf einer unserer
Veranstaltungen.«
Adi Weiss und Michael Lameraner
gerade unbescheiden als »Österreichs erste internationale Trendbibel« bezeichnet.
Modeblut geleckt hat der gebürtige Leibnitzer
­während seines nie abgeschlossenen Psychologiestudiums, als er nebenbei für Don Gil jobbte. Auch
eine Modelkarriere interessierte ihn, doch, so sagt
Weiss selber, über Foto-Lovestorys habe er es nie
hinausgeschafft. Immerhin verhalf ihm das zu
einem Job bei einer Model­agentur, wo ihn wiederum Uschi Fellner entdeckte und für ihr Magazin
Woman abwarb, wo er schnell zum Leiter des
Moderessorts (2001 bis 2006) aufstieg. Fellner
war es auch, die ihn dann zur Tages­zeitung
Österreich mitnahm, wo er als Modechef auch
für das Supplement Life & Style sowie als
Chef­redakteur für das Spin-off Madonna verantwortlich war. 2009 gründete der heute
39-Jährige mit dem Journalisten Michael
Lameraner, Gründer und Chefredakteur
des Frauentitels Compliment sowie
Mitglied der Geschäftsführung des
Wienerin Verlags, die Weiss &
Lameraner Media Group GmbH,
eine Mischung aus Zeitschriftenverlag, Eventagentur, TV-Produktionsfirma, Medienberatung und
Onlineplattform. Zuletzt
wurde etwa die acht­
teilige Sommerserie
»Im Schrank der
Stars« für ATV produziert. Dabei warf
Weiss, selbst bevor-
zugt in Jeans und weißen T-Shirts unterwegs, teils kritische, teils
bewundernde, immer aber unterhaltsam-charmante Blicke in die
Kleiderkästen von Promis wie Birgit Sarata, Elke Winkens, Alfons Haider oder Lukas Plöchl (Trackshittaz) und zeigte dabei durchaus Showmaster-Qualitäten. Per E-Mail zeigt sich Weiss »sehr happy«, dass das
TV-Format von den Zuschauern »so gut angenommen wurde – obwohl
wir einen der heißesten Sommer ever gehabt haben«. Über die gesamten acht Folgen verfolgten laut Teletest über 640.000 Österreicher die
Sendung. »Auch online und auf Facebook waren die User superaktiv, das
macht uns alle stolz«, so Weiss.
Ebenfalls zur Weiss & Lameraner Media Group gehört die Shoppingplattform glamouraner.com, auf der namhafte Marken und Händler
(u. a. Kastner & Öhler) im »Shop-in-Shop-System« ihre Produkte anbieten. Michael Lameraner, Mastermind des Online-Stores: »glamouraner.
com steigt nach oben und entwickelt sich durch die crossmediale Unterstützung überdurchschnittlich gut.« Print, Internet, TV, Events: Crossmedial sind die ­beiden tatsächlich wie kaum jemand sonst. »Wir wollen
an unseren Leserinnen nahe dran sein, ob als Magazin zu Hause am
Nachtkästchen, beim Chat in unseren Onlineforen, beim Shopping in
unserem Online-Store oder beim Feiern auf einer unserer Veranstaltungen.« Und Printprodukte haben für ihn nach wie vor eine blühende
Zukunft vor sich: »Online ist eine tolle Ergänzung, um sich über Mode
zu informieren, kann und wird aber nie, gerade in einem Special-Interest-Business, das klassische Fashion-Magazin ablösen. Wir sehen das
vielmehr als gegenseitige Ergänzung.« MF
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© GloriettE
© Göth ans/F otol ia
Peter Hofer kaufte den burgenländischen Hemden- und Blusenerzeuger
Gloriette nicht ein-, sondern zweimal. Jetzt schaut der unverbesserliche
Optimist einem stabilen Wachstum entgegen.
Peter Hofer
Wiederholungstäter
aus Leidenschaft
F
ür die meisten Menschen eine eher deprimierende Vorstellung: Man lässt sich von seinem Partner scheiden, um ihn/
sie nach ein paar Jahren noch einmal zu heiraten. Ob es
Peter Hofer so ergangen ist, als er im Frühling dieses Jahres
die Firma Gloriette, die er 2011 an die Salzburger RudigierGruppe verkaufte, aus der Insolvenz rückkaufte? Der unverbesserliche
Optimist aus der Kostümverleih-Dynastie Lambert Hofer (er repräsentiert die vierte Generation, seine Tochter, eine angehende Juristin, wird
wohl Nummer fünf werden) lacht: »Nein, ich komme mir eigentlich nicht
vor wie jemand, der zweimal die gleiche Frau heiratet. Eines stimmt
allerdings: Gloriette war immer eine Herzensangelegenheit für mich.«
22
TZ 19 2015
PORTRÄT
»Man hätte Gloriette auch aus
der Insolvenz raus kaufen und ausschlachten
können. Die Namensrechte verkaufen oder
das Werk in Ungarn. Aber was ist ein Hersteller
ohne eigenes Werk? Nur ein Manipulant.
Das war mir immer zu wenig.«
Peter Hofer
Dabei war er 2004 eher zufällig an das österreichische Traditionsunternehmen gekommen. Ein Freund erzählte ihm von den Verkaufsabsichten der Palmers-Gruppe, Hofer, der neben dem Kostümverleih auf der
Suche nach Expansionsmöglichkeiten war, durchleuchtete das Unternehmen und entschloss sich, »einen durch und durch gesunden Betrieb«
zu übernehmen. »Damals«, schmunzelt Hofer noch heute, »haben mich
schon viele gefragt, ob ich verrückt geworden sei.« Man diskutierte
damals gerade über China-Quoten und befürchtete eine regelrechte
Überschwemmung des europäischen Marktes mit chinesischen Billigprodukten. Für Hofer kein Grund, den Ausflug ins Hemdenbusiness
auszuschlagen: »Bei uns in der Familie hieß es immer: Das Geschäft mit
der Mode ist schwierig, aber nicht unmöglich.« Und tatsächlich überrascht der Niederösterreicher nach 2004 mit einer stabilen Performance
des Stegersbacher Unternehmens. Er tauscht Stofflieferanten aus, setzt
zu fast 90 % auf Ware des Vorarlberger Vorzeigeunternehmens Getzner,
liefert ein solides Produkt zu einem vernünftigen Preis – vor allem aber
investiert er alles, was er verdient, in die Marke. Lanciert Werbekampagnen und macht aus Gloriette, dem Traditionsunternehmen, das mit dem
Gründungsjahr 1868 nur um sechs Jahre jünger ist als Lambert Hofer,
eine österreichische Erfolgsstory.
Die ganz Großen wollte Hofer nie beliefern, der Fachhandel, dem er als
Kunde und auch als Lieferant stets uneingeschränkt die Treue hielt, ist
sein Partner: »Wenn ich gesehen habe, wie sich die anderen Anbieter um
die Flächen bei den großen Filialisten gematcht haben, war ich sehr froh,
dass wir da nicht dabei sein mussten.« 2011 dann der Verkauf, Hofer,
damals 47, hat einen guten Deal gemacht, an die Vision der RudigierGruppe und damit Gloriette in guten Händen geglaubt. Als Anfang dieses
Jahres nach dem Aus der ebenfalls zu Rudigier gehörenden Luxusmarke
Rena Lange die gesamte Gruppe in Schieflage gerät, meldet Peter Hofer
sofort wieder Interesse am Hemdenhersteller an. Vor der Insolvenz
­retten konnte er Gloriette nicht, sagt Hofer, zu hoch seien die Haftungen
gegenüber den anderen Unternehmen gewesen. Nach dem Konkurs
bietet Hofer neben einer Reihe von internationalen Investoren um
­Gloriette mit, sein Höchstangebot bekommt schließlich den Zuschlag –
und Hofer macht weniger Tage später genau da weiter, wo er 2011
­aufgehört hat.
Ja, es sei ihm eine Welle der Sympathie entgegengekommen, als er ­wieder
an der Spitze von Gloriette stand. Und weg vom Markt oder von der
Marke war er ja nie: Auch unter Rudigier managte Hofer das ChinaGeschäft, das er »lange und äußerst amikal« führte. Hat sich der
­Hemdenmarkt seit 2011 verändert? »Ein paar Große sind noch größer
geworden, andererseits kämpfen einige Traditionsunternehmen gegen
Marktveränderungen und ums Überleben, also geht sich das in Summe
wieder aus.« Durch das modische Hemdenkonzept Q1, das seit der
­Rudigier-Zeit das Markenportfolio erweitert, habe man nun auch ein
flächenfähiges Topprodukt, das sich »ganz toll entwickelt«. In Deutschland findet man Q1 bereits bei Breuninger oder Peek & Cloppenburg, mit
einem neuen NOS-Katalog will Hofer der Marke auch in Österreich noch
mehr Schwung verleihen. Seine Arbeitszeit, sagt
Hofer, habe sich nach dem erneuten Kauf von
­Gloriette verdreifacht, obwohl seine Tochter, 21 und
Jusstudentin, Tendenzen zeigt, in Zukunft den traditionsreichen Kostümverleih zu führen. Sein Fokus,
ist sich Hofer sicher, werde in Zukunft auf Gloriette
liegen, dessen Entwicklung ihn auch und vor allem
im Trachtensegment mit Freude und Zuversicht
erfüllt: »Die Tracht war und ist für uns wichtig,
wir erzielen hier tolle Umsätze, und ein Ende des
­Trachtenbooms kann ich beim besten Willen nicht
ausmachen.« Wo sieht er sich in fünf Jahren?
»Immer noch an der Spitze von Gloriette«, sagt der
51-Jährige mit dem verschmitzten Lachen eines
Gymnasiasten. Das sei ganz einfach das, was er am
besten kann. Und was ihm den größten Spaß bereite.
Kurz, sagt Hofer, seien die Entscheidungswege und
flach die Hierarchien: »Eigentlich gibt es nur mich.«
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TZ 19 2015
23 BER/F otol ia
Alle Bilde r © MARC O SILLA
DER HUND WAR SCHULD. Gymnasium, Ausbildungsoffizier beim Heer, ­Fremdenverkehrskolleg,
Saisonjobs am Arlberg und in der Schweiz – die
berufliche Karriere des jungen Sillaber wies klar in
Richtung Hotellerie. Mit der Perspektive, irgendwann mal selbst ein Haus zu führen. Die eigene
Wohnungssuche in Salzburg gestaltete sich allerdings mühsam – und die damaligen Makler agierten
so, wie es nur ein Umfeld zulässt, bei dem Nachfrage
das Angebot klar übersteigt. Scheinbar schneller
und leichter verdientes Geld statt langes Hocharbeiten zum Traumjob bewog Sillaber zum Branchenwechsel. Zuerst angestellt, dann selbstständig
makelte er für Bauträger und mit Fokus auf Wohnraum. Das Faible, sich immer stärker in die Planung
einzubringen, führte ihn schließlich in die Nähe von
MGC und Fashion Mall: Sillaber entwickelte die
Modeagentur-Location M1 und baute den Fashionpark. Eines Tages beim Baustellenbesuch entwischte der Westie von Sillabers Lebensgefährtin
und verschwand vis-à-vis in einem verwachsenen
Fabriksgelände. Auf der Suche nach dem Vierbeiner
Gusswerk und Panzerhalle sind untrennbar mit einem Namen
verbunden: Marco Sillaber. Der Salzburger Immobilieninvestor setzt
auf zeitgemäße Branchen-Cluster in historischer Industriearchitektur.
Marco Sillaber
Mister Loft
D
ie Salzburger Nachrichten nannten ihn »Mister Loft«,
ein Titel, den er schmunzelnd zur Kenntnis nimmt, aber
sich nicht auf die Visitenkarte schreibt. Für Eigen-PR ist
der geborene Wiener, der in Tirol aufwuchs und seit gut
25 Jahren im Mondseeland zu Hause ist, zu bescheiden.
Viel wichtiger ist Marco Sillaber, dass seine Immobilien gut dastehen und
so für Schlagzeilen sorgen. Und das tun sie. Denn die mit Partnern angekauften und selbst entwickelten Objekte sind ziemlich groß und alles
andere als gewöhnlich: Rund 30.000 m² Nettonutzfläche umfasst das
Gusswerk in Salzburg-Bergheim, rund 20.000 m² die kurz vor der Fertigstellung stehende Panzerhalle in Salzburg-Maxglan. »Unsere Stärke ist
die Clusterbildung«, schildert der Immobilienprofi. »So, wie’s früher die
Lederergasse oder die Buch­bindergasse gab, finden wir auch heute Cluster – wie Salzburgs Showroom-Agglomeration im Norden der Stadt.«
24
TZ 19 2015
traf Sillaber auf verschwitzte Männer an Schmelzöfen, die mit großen Zangen und glühenden Teilen
hantierten. Habt ihr den Hund gesehen? Ja! Wie
geht’s euch? Brutal ist’s! Der kurze Wortwechsel in
dieser archaisch anmutenden Szenerie ermunterte
Sillaber, beim Eigentümer wegen Überlassung von
ein paar Tausend Quadratmetern Betriebsbaugebiet
anzuklopfen. Ein entrüstetes »Wir sind ein Traditionsunternehmen« samt Hinauskomplimentieren
mündete wenige Monate später im Angebot zum
Erwerb des gesamten Geländes. Heutzutage ist auch
die verbliebene Kunstschmiede, die der neue Eigentümer mietkostenfrei weiterwerken ließ, verschwunden. Und die geschichtsträchtigen Backsteinbauten zeigen sich um stylische Kuben, Lofts
und einem Hochhaus ergänzt. Die Nachfrage nach
Showrooms war und ist gegeben, die Rechnung ging
auf. Der Newcomer stärkte – trotz anfänglichem
Gegenwind der etablierten Player – den Modestandort Salzburg. Die Grundstücksreserven sind (fast)
ausgeschöpft, trotzdem ist das Projekt Gusswerk
nicht abgeschlossen: Verbesserung von Wegführung und Beleuchtung sowie die nagelneue Homepage sind aktuellstes Service für Eigentümer, Mieter
und Besucher.
Auf dem Gelände der ehemaligen Struberkaserne
steht die Panzerhalle. Einst Werkstätte für Panzer,
dann dem Verfall preisgegeben. Kein Denkmaloder Ensemble-Schutz – jeder andere Investor hätte
hier alles niedergerissen. Nicht Marco Sillaber, der
360 Tiefgaragenplätze unterm Gebäude ausbaggern
und die enorme Kubatur mit einem extrem aufwändigen Dachaufbau schützen ließ. Dazwischen:
beeindruckende Sichtachsen, spektakuläre Raumhöhen, Backsteinmauern und 40 alte Holztore als
markantes Charakteristikum. »Unsere Kernzielgruppe für die Lofts sind klar Kreativunternehmen«
sagt der Bauherr zum 30 Mio. € Investment. In
Eigenregie komplett eingerichtet und zu moderaten
Konditionen vermietet werden zusätzlich BeautyCenter, Restaurant und Vinothek. Sowie 1.100 m²
absolut sehenswerte Kulinarik: Im Container-Look
gestaltet, 30 Stände umfassend, »Markthalle«
genannt und ebenfalls prädestiniert für engagierte
Jungunternehmer, die ohne viel Kapital den Sprung
in die Selbständigkeit wagen. Was macht Marco Sillaber, wenn er nicht über Raumkonzepte brütet?
Dann feilt er an einem mächtigen Fitnessgerät: vor
25 Jahren ersonnen, ein Hingucker erster Güte,
rundum revolutionär und nächstes Jahr marktreif.
Nach »Mister Loft« nun »Mister Muckis«? Das wird
dem umtriebigen Geschäftsmann wohl kaum
erspart bleiben…
CD
»Es ist gar nicht so leicht,
Großzügigkeit zu belassen. Und
der Versuchung zu widerstehen,
nicht doch noch vermietbare
Ebenen einzuziehen.«
Marco Sillaber
www.gerryweber.com
KREATIVZENTRUM FÜR 500 MENSCHEN.
© Pictu rede sk/Fo tolia
an der richtigen Unternehmensführung gibt.« Er
bezeichnet sich selbst als konservativen Menschen.
Meist trägt er graue Flanellhose, blauen Blazer und
hellblaues Hemd. Jeans gibt es in seiner Garderobe
nicht, weil er sie unelegant und unbequem findet.
Das Risiko im Modebusiness sieht er weniger in
den kurzen Produktzyklen als in der hohen Kapitalbindung. Zitat: »Weil es Jahreszeiten gibt und Mode
sich ständig neu erfindet, hat man eben Mittel wie
Ausverkauf etc. Aber die Kapitalbindung im Luxusartikelsektor ist hoch. Luxus-Retail ist k­ apitalintensiv
und damit risikovoll.«
Die Monobrand-Stores seines Unternehmens sind
an Graben und Kohlmarkt gelegen. Das dazwischen
liegende Goldene Quartier betrachtet Florian Jonak
als eine Bereicherung für die Innenstadt. Er ist
­überzeugt, dass es mehr internationales Publikum
und damit auch Kunden nach Wien gebracht hat.
Umso mehr, als der Tourismus in den vergangenen
Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Allerdings
Florian Jonak ist geschäftsführender Gesellschafter in der Jonak
Luxus Retail Gruppe. Gemeinsam mit seinen Eltern expandierte
er den Einzelhandel seit 1994 von einem auf zehn Standorte.
Florian Jonak
Schneller und
effizienter
G
efühlt hat Florian Jonak (48) von jeher im elterlichen
Unternehmen gearbeitet. Tatsächlich begann er während
des Betriebswirtschaftsstudiums an der Universität Wien.
Zuvor hatte er Praktika in der Autoindustrie in den USA,
den Niederlanden und Deutschland gemacht und so
­größere Unternehmensstrukturen kennengelernt. Zu erkennen, dass
man im kleinen und mittleren Unternehmertum besser gestalterisch
tätig sein und die persönlichen Anliegen einbringen kann, hat ihm die
Wahl leicht gemacht: »Ein großes Unternehmen funktioniert vielleicht
präziser, aber ein Familienunternehmen agiert weit schneller und effizienter als ein Großunternehmen, weil es ein starkes Eigentümerinteresse
26
TZ 19 2015
müsse Wien noch wachsen, um den Flächen, die
geschaffen wurden, gerecht zu werden. Nach den
Umwälzungen in den Tourismuszügen, die zuletzt
eine Verlagerung von der russischen auf die chinesische Klientel gebracht hatten, könne der Fokus der
Betreiber dabei nur auf der chinesischen Klientel
liegen. Dass im eigenen Unternehmen dem heimischen Publikum große Bedeutung beigemessen
wird, liegt nicht zuletzt an der Unberechenbarkeit
des Tourismus und der Tradition des Familien­
unternehmens.
Das aktuelle Wachstum des Luxusartikelmarktes
sieht Florian Jonak nicht ganz unkritisch. Die internationalen Konzerne haben eine Reihe an traditionellen lokalen Unternehmen verdrängt, die durch
das Mietrechtsgesetzt zum Aufgeben gezwungen
waren. Für traditionelle Unternehmen, wie Knize
oder Jungmann & Neffe wird der Bestand in der
Zukunft eine immer größer werdende Herausforderung. Zitat: »Wenn es nur noch Flagship-Stores und
keine Individualität mehr gibt, kommt es zu einer
zunehmenden Angleichung der Städte. Große
­Konzerne, die nicht genug kriegen, zerstören die
Struktur. Wo ein Familienunternehmen verdrängt
wird, verschwindet auch ein Steuerzahler. Die ausländischen Konzerne, die sich ansiedeln, können
die hohen Mieten zahlen, versteuern ihre Gewinne
aber nicht hier.«
PORTRÄT
Florian Jonak
Neue Kundenströme. Im Zusammenhang
mit dem Wachstum ist der Luxusmodehandel auch
durch neue Kundenströme herausgefordert. Der
Grund dafür liegt in wechselnden Tourismuszügen
und nachkommenden Generationen. Dem sei mit
großer Sorgfalt im Einkauf und intensiver Beobach­
tung von Trends und Produkten, die auf den Markt
kommen, zu begegnen, argumentiert Florian Jonak.
Außerdem sei Flexibilität durch die Erzielung hoher
Lagerumschlagsmengen zu wahren. Wobei die
­Auswahl im eigenen Unternehmen durch Mono­
brand sehr eingeschränkt sei und die Disposition
bei Multibrand schwieriger.
Die Tatsache, dass bestimmte Produkte zum Status­
symbol geworden sind, sieht er von der Industrie
forciert. So könne sich der Konsument mit einer Rolex an Roger Federer
besser identifizieren als mit einem qualitativ ähnlichen Produkt ohne
Sponsoring. Zudem machten der gläserne Mensch und die Digitalisie­
rung Trends schneller. Habe man früher in Österreich von einer Trend­
verzögerung ausgehen können, so sei das heute nicht mehr der Fall.
Zitat: »Jeder steht im Schaufenster und versucht, alles zu vermeiden, was
in der Community verpönt ist. Neuerstandenes wird gleich via FacebookPosting hergezeigt.«
Zum zuletzt in den Medien aufgeflammten Diskurs um die Produktions­
bedingungen von Krokodilleder merkt Florian Jonak an, er bezweifle,
dass es im Interesse aller Beteiligten sei, es nicht mehr zu verwenden.
Voraussetzung sei jedoch, dass Partnerfirmen höchste Standards
­hinsichtlich der ethischen Behandlung von Krokodilen einhalten. HS
Jonak Luxus Retail Gruppe
Das Einzelhandelsunternehmen umfasst vier
Monobrand-Stores in der Innenstadt und sechs
am Flughafen. Die Monobrand-Sores sind den
Brands Versace (seit 1994), Hermès (seit 2001),
Giorgio Armani (seit 2002) und Dolce & Gabbana
(seit 2006) gewidmet. Am Flughafen werden die
Marken Longchamp, Furla, Versace, Zilli, Michael
Kors, Dolce & Gabbana sowie Zegna teilweise in
Form von Monobrand-Sores und teilweise in
Form von Store-Corners verkauft.
Florian Jonak auf die Frage nach kurzfristig
umzusetzenden Projekten: »Wir versuchen stets,
interessante Konzepte in der Stadt umzusetzen,
und werden im kommenden Jahr unsere
­Kompetenz am Flughafen weiter ausbauen.«
© Jona k
»Wo ein Familienunternehmen
verdrängt wird, verschwindet auch
ein Steuerzahler. Die ausländischen
Konzerne, die sich ansiedeln, können
die hohen Mieten zahlen, versteuern
ihre Gewinne aber nicht hier.«
TZ 19 2015
27 © FUSS L/Fot olia
plötzlich die 1­00er-Schallmauer durchbrachen,
rückten sie ins Licht der Öffentlichkeit, das sie niemals gesucht haben. Karl Mayr, begeisterter Ehemann und vier­facher Vater, beschreibt das Erfolgskonzept des Modefilialisten unmissverständlich:
»Wir machen Mode für normale Menschen und
treffen damit sicher den Geschmack und die finanzielle Reichweite von 70 % der Bevölkerung.« Normal, das ist eines von Karl Mayrs Lieblingsworten.
Und auch die Tatsache, dass mit 160 Filialen derzeit
knapp 140 Mio. € erwirtschaftet werden, sei »normal«, denn: »Wir haben ein auf den österreichischen Markt zugeschnittenes Produkt, tolle Mitarbeiter und: Bei uns gibt es noch persönliche
Ansprache. Darum kommen unsere Kunden so
gern.«
Dieses auf den Geschmack der Österreicher zugeschnittene Produkt verantwortet in erster Linie Karl
Mayrs Frau Maria. Immer schon sei sie modeaffin
gewesen, dass heute große Systemanbieter nach Ort
Karl Mayr und sein Bruder Ernst führen eines der erfolgreichsten
Modeunternehmen Österreichs. 160 Fussl-Modestraßen – und noch
immer ist kein Ende in Sicht.
Karl Mayr
Wie macht das
der Fussl?
M
acht Erfolg zwangsläufig abgehoben? Karl Mayr,
Geschäftsführer der Fussl Modestraße aus Ort im
Innkreis, ist der lebende Gegenbeweis. Zum Interview für diese Ausgabe treffen wir uns im Linzer
Atrium-Center. Im Mitarbeiterraum einer Fussl-­
Filiale. Großes Tamtam ist nicht der Stil von Karl Mayr, einen großen
Auftritt brauchte das Unternehmen noch nie. Ganz im Gegenteil: Der
Aufstieg der ehemaligen Greißlerei zu einem der größten Modefilialisten
des Landes verlief lange Zeit still und leise. Als die Mayrs (die beiden
Brüder Ernst und Karl stehen seit fast 20 Jahren mit ihren Ehefrauen
Maria und Martina an der Spitze der Firma) dann aber mit ihren Filialen
28
TZ 19 2015
kommen, um sich Tipps von seiner Frau zu holen,
erzählt der Vollblutunternehmer nicht ohne Stolz.
Fussl Modestraßen, die gibt es in jeder Bezirksstadt,
in manchen Orten ist man der einzige Modeanbieter.
Neue Standorte, neue Einkaufszentren werden ausprobiert und in Ortschaften Läden eröffnet, um die
viele andere Filialisten einen großen Bogen machen.
Karl Mayr ist das egal: Keine seiner Filialen schreibt
rote Zahlen, alle tragen zum Deckungsbeitrag bei.
Der Nahversorger der Mode geht nicht nur in kleine
Gemeinden, sondern setzt auch bedingungslos und
konsequent auf Eigenware. Mit Ausnahme der großen Flagships (zum Beispiel jenem in Ried im Innkreis) beträgt der Anteil der Eigenmarken 90 %, für
Karl Mayr eines der Hauptkriterien für die FusslErfolge. Unabhängig von den großen Marken und
Lieferanten wollte man sein, schon als die Brüder das
Unternehmen von den Eltern übernahmen. »Ich
habe mir eine Reihe von Markennamen schützen
lassen, hab sie in einem Schuhkarton aufbewahrt,
und wann immer wir einen Lieferanten da hatten,
haben wir eine Marke rausgenommen.«
Kein Wunder, dass für Mayr ein Kriterium über den
Verlauf einer Saison entscheidet: »Wir müssen die
Trendthemen erwischen, dürfen nicht danebenliegen. Wir sind aber auch schnell genug, um kurzfristig
auf Trends zu reagieren.« Sein Lieblingsbeispiel sind
die bunten Hosen, die vor drei Saisonen den Markt
PORTRÄT
überschwemmten und für gute Umsätze sorgten: »Die anderen sind bei
Basic-Farben geblieben und haben vielleicht 20 % Farbe geordert. Wir
haben es genau umgekehrt gemacht: 80 % unserer Hosen waren bunt,
also konnten wir noch verkaufen, als alle anderen schon ausverkauft
waren.«
Keine heiße Luft will Mayr verkaufen, keine künstlich aufgeblasenen
Trends um jeden Preis mitmachen – auch um den Preis, auf Umsätze zu
verzichten: »Im Zuge des großen Outdoor-Hypes hingen plötzlich überall
Multifunktionsjacken. Da haben wir gesagt: Das sind wir nicht, da
machen wir nicht mit. Das Gleiche gilt für die Tracht: Klar ist der Boom
gewaltig, aber wir wollen und müssen nicht auf jeder Hochzeit tanzen.«
Oft wird Mayr gefragt, wie sich die Expansion des Unternehmens
erklären lässt. Da verweist er auf den starken familiären Zusammenhalt
und die Begeisterungsfähigkeit der insgesamt 600 Mitarbeiter. Aber
auch auf ein gutes Händchen für Ware und Kalkulation: »Der Anteil der
regulär verkauften Ware ist bei uns deutlich höher als bei vielen anderen,
sagt Mayr, der auch mit namhaften Franchisesystemen Erfahrungen
gemacht hat.
Klar, zwischen den Anforderungen der breiten Masse und den eigenen
Ansprüchen als Unternehmer sei nur ein schmaler Grat, das Feedback
der Kunden zeige aber, dass Fussl hier richtig liegt.
Zeit für Hobbys hat Mayr nicht, zwischen Arbeit und Familie sei nie Zeit
gewesen, was er aber noch nie bereut hat: »Ich habe keine Hobbys, aber
wahnsinnig viel Freude an meiner Arbeit und an meiner Familie.« Gibt es
noch Ziele? Mayr schmunzelt. Der österreichische Markt sei nun wirklich
gut bestückt mit Filialen, der Sprung ins Ausland würde manchmal locken.
Und wohin? Will Mayr noch nicht sagen. Nur so viel verrät der ­sympathische
Oberösterreicher: »In jedem Fall spricht man dort deutsch.« BPM
»Ein Unternehmen wie das unsere
dürfte es eigentlich gar nicht
geben. Aber als modischer
Nahversorger treffen wir mit
unserer Ware ganz einfach den
modischen Geschmack der
Österreicher. Das macht viel mehr
Freude, als heiße Luft zu
verkaufen.«
Karl Mayr
TZ 19 2015
29 Brigitte R. Winkler
Mode von allen
Seiten betrachten
B
rigitte R. Winkler (68) geht nicht zu jeder Veranstaltung im
T-Shirt. Zu den Salzburger Festspielen muss es schon etwas
Besonderes sein, wie z. B. ein schwarzes, seidenes T-Shirt zur
schwarzen Seidenhose. Die Disziplin für eine Modegarderobe fehle ihr allerdings, wie sie, nicht ohne Bedauern,
anmerkt. Die ausgesuchten Designerstücke, die sie besitzt, trägt sie lange,
weil sie sich nicht von ihnen trennen kann, oder gar nicht, weil sie ihr zu
kostbar sind. Die gebürtige Kärntnerin hatte nach der Lehrerbildungsanstalt
in Klagenfurt das Studium der Germanistik und
Kunstgeschichte in Wien absolviert und war 1977 Mitbegründerin der Frauenseite im Kurier. Als sie in die
Kurier Moderedaktion wechselte, stellte sie rasch fest,
dass das Modegeschehen in Österreich endlich ist,
und wollte herausfinden, wo Mode herkommt und
wer bestimmt, was wir anziehen. Zitat: »Als ich meinem Vorgesetzten sagte, dass ich nach Paris zur Prêtà-porter fahren möchte, hat er gesagt, er möchte auch
nach Paris fahren und sich dort schöne Mädchen
anschauen. Trotzdem hat er den Reiseantrag unterschrieben.« Seit dieser Zeit verfolgt sie das internationale Modegeschehen und hat dabei – mit Ausnahme
von Coco Chanel und Christian Dior – alle Designer
persönlich kennengelernt.
In ihren Berichten möchte sie Mode von
allen Seiten betrachten. Prägend war eine jähe
Erkenntnis, die sie in Bilbao vor Frank O. Gehrys
­Guggenheim-Museum hatte, als sie die verdrehten
Metallkonstruktionen betrachtete. Etwa zur selben
Zeit hatte Helmut Lang Kleider mit Stoffverdrehungen
gemacht. »Dekonstruktivismus«, dachte sie, »wir leben
in einer verdrehten Welt.« Ihr wurde klar, dass Mode
wie alle Kunst aus derselben Quelle kommt, unseren
Wünschen und Bedürfnissen entspringt und vom
er/F OTOLI A
© Gilb ert Nov y Kuri
Brigitte R. Winkler schreibt seit 1981 für die Moderedaktion der
Tageszeitung Kurier, wo sie Mode so darstellt, wie sie ist. Die
Huldigung von Modediktat und Glamour überlässt sie anderen.
Künstler vorweggenommen wird. Wenn Mode derzeit
durch die Political-Correctness-Bewegung heftigen
Gegenwind bekommt, dann fällt sie nicht in den
Medienkanon ein, sondern sieht die Dinge differenziert. Schließlich sei die Erscheinung nicht auf die
Mode beschränkt, gebe es Überproduktion auch in
der Milchwirtschaft und werde die Situation in
­Billiglohnländern in vielen Branchen ausgenutzt, so
­Winkler. Sie ist über jede Nachricht von Gegenwehr
froh und findet es furchtbar, dass erst in Bangladesch
eine Fabrik einstürzen muss, damit eine Verbesserung
herbeigeführt wird: »Das ist eine Begleiterscheinung
der Mode, die ich grauenhaft finde. Dem gegenüber
stehen Paris und Mailand, wo fantastisches Handwerk
gepflegt wird, das gar nicht ausgelagert werden kann.«
»Als ich meinem Vorgesetzten
sagte, dass ich nach Paris zur
Prêt-à-porter fahren möchte, hat er
gesagt, er möchte auch nach Paris
fahren und sich dort schöne
Mädchen anschauen.«
Brigitte Winkler
30
TZ 19 2015
PORTRÄT
Auch der Überbetonung von Magerkeit in der Mode
kann sie nichts abgewinnen. Wie sie generell eine
Überstrapazierung von Klischees ablehnt. Genauso
diskriminierend findet sie es, auch Menschen, die
anlagebedingt dünn sind, Magermodel zu schimpfen.
Dass Magerkeit bei jungen Menschen von Models
ausgelöst wird, bezweifelt sie; eher seien es psychische
Ursachen.
Brigitte Rosemarie Winkler
1992 verfasste sie das Buch »Weltmeister der Mode.
Von Armani bis Yamamoto«, in dem sie über die
damals wichtigsten lebenden Designer berichtete
und über die Abläufe im internationalen Modebusiness. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit
unterrichtete sie u. a. in der Modeklasse an der
Universität für angewandte Kunst. Nach wie vor
bietet sie ihr Wissen im Consulting an. Mit ihren
Berichten im Kurier erreicht sie gegenwärtig
191.518 potenzielle Leser.
Marc Cain Agency | Phone +43.662.450 50 80 | www.marc - cain.com
Die geringe Modeaffinität der Österreicher führt sie nicht zuletzt auf die
Haltung von Medien zurück. Mode werde so glamourös dargestellt, wie sie
es gar nicht sei. Nicht mal der Tod von großen Designern sei einen Nachruf
wert, so Winkler. Als sie einst eine ORF-Modesendung anregte, sprach ihr
die Fernsehdirektorin Kathrin Zechner die Notwendigkeit ab, weil es in
Österreich keine 300.000 Menschen gebe, die sich für Mode interessieren.
Worauf Winkler antwortete, dass es aber doch 8 Mio. Menschen gebe, die
sich anziehen, und man ihnen eine Erklärung geben könne.
Österreich ist eher Modeabsatzmarkt, es gibt nicht viele Modeschaffende.
Trotzdem schließt sie aus ihrer Erfahrung, dass Wien Modeschauplatz
­werden könne. Voraussetzung sei allerdings ein originäres Konzept, das
sich von vorhandenen so unterscheide, dass es Publikum anzieht. Die
Fashion Week in der derzeitigen Form sei nicht geeignet. Ob des dichten
Zeitplans im internationalen Modegeschehen sei es schwer, einen Zeitpunkt zu f­inden, und wolle man Journalisten nach Wien bekommen,
müsse der Event interessant sein. Selbst wenn es nur für Österreich interessant sein solle, müsse es eben auch besonders sein. Zitat: »Wenn jemand
nicht genau vermittelt, was zu sehen sein wird, kommen die falschen
Leute, die nur Party machen.« Auch die Berliner Fashion Week sei zu wenig
speziell und habe international kaum Relevanz. Als positives Beispiel
nennt sie das Festival International de Mode et de Photographie in Hyères
in Frankreich, das vor 15 Jahren keiner kannte und das heute das Who’s
who der Modeszene anlockt. Zitat: »Das müsste sich Wien auch einfallen
lassen. Warum nicht mit dem Osten was machen? Es muss nicht immer
Paris und Mailand sein.«
HS
Walter Moser
© Airf ield /FOT OLIA
Modernisierung,
nicht Verjüngung
Das Premium-DOB-Label Airfield stellt sich moderner auf. Eigentümer Walter
Moser sieht sich für den aktuellen Verdrängungswettbewerb gut gerüstet.
32
TZ 19 2015
PORTRÄT
»Wir sehen oft, dass Einkäufer
ihre Kundinnen systematisch
unterschätzen. Auch eine
75-Jährige greift heuer zum
Poncho. Die Kundin ist schon
viel weiter, als manche glauben.«
Walter Moser
A
irfield steht zu seiner Zielgruppe.
»Unsere Kundin ist mindestens 50
und geht hinauf bis 80 Jahre«, sagt
Walter Moser. »Im Schnitt trägt sie
Größe 42.« Und ja, das soll genau so
bleiben. »Darum sagen wir bewusst nicht Ver­
jüngung, sondern Modernisierung«, stellt der
geschäftsführende Gesellschafter klar. »Wir müssen
nicht jünger werden, aber moderner.« Nach außen
symbolisiert wird dieser Umdenkprozess durch
Sharon Stone, die sich Airfield für das aktuelle Jubiläumsjahr – die Marke feierte kürzlich ihren 20.
Geburtstag – als Testimonial geleistet hat. Die
Schauspielerin ist mittlerweile 57 Jahre alt und entspricht damit durchaus der anvisierten Zielgruppe.
»Das Echo auf die Kampagne ist hervor­ragend, Frau
Stone ist genau die moderne Frau von heute, mit der
sich unsere Kundin identifizieren kann.«
Die Kundin und das Wissen um ihre Bedürfnisse
sieht Moser bei Airfield in allen Geschäftsbereichen
im Zentrum stehen. Der 47-Jährige, der das Unternehmen seit 2004 in dritter Generation leitet, leistet
sich damit einen kleinen Seitenhieb auf den Fachhandel. »Wir sehen oft, dass Einkäufer ihre Kundinnen systematisch unterschätzen. Auch eine 75-Jährige greift heuer zum Poncho.« Das wolle der
Handel, der seinen Blick oft zu sehr auf die Abverkaufslisten des Vorjahres hefte, nicht wahrhaben.
Dabei müsse gerade in der Mode die Devise sein, in
die Zukunft zu schauen: »Die Kundin ist schon viel
weiter, als manche glauben.« Darum würden die
Abverkäufe auf den selbst bewirtschafteten Flächen
über jenen des Fachhandels liegen. Die Erfahrung
zeige, dass modischer Mut derzeit wichtiger denn je
sei: »Eine Krise löst die andere ab: zuerst die Ukraine, dann der Schweizer Franken, dann Griechenland, jetzt die Flüchtlings-Diskussion. Wir merken
sehr wohl, dass das die Konsumlaune nicht gerade
beflügelt. In solchen Zeiten kauft sich die Kundin
nicht den h
­ undertsten Blazer, aber sie greift zu Tei-
len, die wirklich etwas Besonderes sind. Man muss die Endverbraucher
überraschen und auch fordern.« Auch darum habe man im Zuge der
Neuorientierung gewisse Produktgruppen »einfach nicht mehr
gemacht«, berichtet Moser. Auch von manchen Kunden habe man sich
getrennt, die nicht mehr zur Ausrichtung des Labels passen, vor allem in
Deutschland. »Das kostet uns Umsatz, keine Frage«, so der Firmenchef,
»aber durch die geschärfte Positionierung bringt uns das relativ schnell
mehr, als es kostet.«
Die Modernisierung will freilich auch kommuniziert werden. Stolz ist
man da besonders auf den Facebook-Auftritt, wo man mit 61.000 Fans
weit größere Mitbewerber bereits deutlich überholt hat. »Für uns ist
Facebook ein ganz toller Kanal, weil unsere Kundin dieses Medium
gerade erst für sich entdeckt.« Auch auf den hipperen, jüngeren Kanälen
Instagram und Pinterest ist Airfield aktiv, aber mit deutlich kleineren
Zugriffszahlen. Der neue Fokus auf die digitalen Kanäle heißt nicht, dass
das Label den klassischen Werbekanälen untreu wird, im Gegenteil: Mit
Sharon Stone werden ab Februar erstmals auch TV-Spots ausgestrahlt,
um die Markenbekanntheit weiter zu erhöhen.
Turbulentes Umfeld. Nicht nur die Neuausrichtung kostet
Umsatz. Auch die wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre sind
nicht ganz spurlos an der größten heimischen DOB-Marke vorbeige­
gangen. Stichwort Russland: Das riesige Land war für Airfield einmal
der – nach Deutschland – zweitgrößte Markt. Ein deutlich zweistelliger
Umsatzverlust in einem so wichtigen Absatzgebiet schmerzt natürlich.
»Wir haben immer gesagt: Es ist schön, diesen Umsatz zu haben, aber es
muss auch weitergehen, wenn Russland einmal nicht mehr so funktioniert.« Und so sei es auch. Von der Franken-Abwertung wurde das Unternehmen mit Sitz in Seewalchen am Attersee ebenfalls getroffen. »Wir
verkaufen in der Schweiz heute gleich viel Stück, aber durch den neuen
Wechselkurs entspricht das 20 % weniger Umsatz.« Und schließlich verändert sich auch in den deutschsprachigen Kernmärkten die Handels­
landschaft. »Abseits der großen Städte wird es immer schwieriger. Das
Geschäft konzentriert sich immer stärker auf die wichtigsten Städte und
Einkaufslagen.« Die Offensive mit eigenen Stores, die 2007 begonnen
wurde, ist im D-A-CH-Raum nahezu abgeschlossen. »Wir sind in fast
allen relevanten Städten vertreten. Darüber hinaus sind durch die
erwähnte Konzentration die Mietpreise und Ablösen in den Spitzenlagen
oft nicht mehr finanzierbar.« Aktuell würde man aber z. B. einen zweiten
Store in Wien suchen. Daneben sei Wachstum v. a. mit weiteren PartnerStores geplant. Zuletzt wurden derartige Franchisegeschäfte in den
­spanischen Ferienorten Palma de Mallorca, Marbella und Gran Canaria
eröffnet. Für Niederlassungen an wichtigen Urlaubsdestinationen sieht
Moser durchaus weiteres Potenzial. Wie abermals in Russland. »Die Lage
dort hat sich stabilisiert, ich gehe jetzt wieder von Wachstum aus«, so
Moser. »Franchise wird wieder verstärkt Thema sein.« Und schließlich
intensiviert man die Bemühungen um den Vertriebskanal Internet. Mit
Jänner 2016 wird der Onlineshop wie auch der gesamte Internetauftritt
einem Relaunch unterzogen. Nachgedacht wird u. a. über Modelle, wie
man den Fachhandel mit ins Thema einbeziehen kann. »Die Kunden
werden mehr online kaufen, das ist ein Faktum. Und wir werden mit
dabei sein«, so Moser, der trotz aller angesprochenen Probleme die Zeichen ganz klar auf Wachstum stehen sieht: »Es ist nicht einfach, Wachstum geht heute nur durch Verdrängung. Aber wir bekommen auf unsere
Neupositionierung hervorragendes Feedback. Und wir sind sehr gut
aufgestellt. Es geht Airfield sehr gut, wir haben eine Eigenkapitalquote
von 70 %.« mf
TZ 19 2015
33 M
an kann sich nicht mehr ausschließlich auf Österreich
beschränken.« Das ist einer der ersten Sätze, die
Rudolf Kail im gemeinsamen Gespräch sagt. Damit
meint der Agenturchef aber nicht nur seine Dependance in Düsseldorf und seine erfolgreichen Aktivi­
täten in Osteuropa. Diese Erkenntnis könnte noch viel tiefgreifendere
Auswirkungen für Kail und auch Veränderungen in der heimischen
­Modeagenturszene nach sich ziehen.
In dieser ist Rudolf Kail mit seiner Aco Modeagentur
seit mehr als 30 Jahren fest verankert. Die Liebe zur
Mode hat ihm offenbar bereits der Vater mit auf den
Weg gegeben. Ursprünglich verkaufte dieser Stoffe,
später dann auch Herrenmode – und zwar ausschließlich italienische. Auch diese Leidenschaft hat
er dem Sohn mitgegeben, und sie macht sich heute
noch im Portfolio von Aco bemerkbar. Mindestens
80 % der vertriebenen Marken kommen aus Italien.
So überrascht es auch nicht, dass Kail bei einem
unerwarteten Anruf während des Interviews schnell
problemlos ins fließende Italienisch wechselt. Zur
Herrenmode gesellte sich dann auch DOB, heute
sind die Anteile beider innerhalb des Sortiments
­ausgeglichen. Das Geschäft mit den Zweitlinien der
großen Designermarken war seit den frühen
­1990er-Jahren das Steckenpferd von Kail. Mit dem
Seit mehr als 30 Jahren vertreibt Rudolf Kail mit seiner Aco Modeagentur vor allem italienische Premium-Kollektionen in Österreich.
Nun steht die Agentur vor einer großen Veränderung.
tol
© Kur t GÖT han s/Fo
ia
Showroom in Wien, nur einen Steinwurf vom
­Stephansdom entfernt, ist er ganz nah bei den entsprechenden Kunden. Der Schauraum in der Salzburger Altstadt, der architektonisch so reizvoll ist,
dass er auch als Eventlocation vermietet wird, kam
Ende der 90er dazu.
Rudolf Kail
Aco im Umbruch
34
TZ 19 2015
Ostwärts. Wenn Rudolf Kail vom osteuropäischen Modemarkt spricht, gerät er fast ein wenig ins
Schwärmen. Städte wie Bratislava begeistern ihn. Die
Innenstadtlagen hätten dort zwar in der Zwischenzeit
auch an Bedeutung verloren, auf der anderen Seite
würden viele neue und tolle Shoppingcenter entstehen. Auch rund um Budapest bestehen mittlerweile
an die 30 Zentren. Der Hunger nach Mode ist wohl
noch ein wenig größer. Kail betreut heute für fast alle
seine Marken den osteuropäischen Markt mit. Da
gerät ihm sein Markenportfolio zum großen Vorteil,
denn: »In Osteuropa kann man nichts ohne Marke
verkaufen.« Aber kann man von Österreich aus
­diesen ganzen Markt mitnehmen? Am Beispiel von
Napapijri zeigt sich, wie gut das sogar funktionieren
kann. Seit 2005 betreut Kail in Kooperation mit seinem Napapijri-Partner Reinhard Haas auch den
­osteuropäischen Markt für das sportive Label. Und
mittlerweile macht das zwei Drittel des gesamten
Napapijri-Geschäfts aus, obwohl die Marke auch in
Österreich gut vertreten ist. Auch mit Peek & Cloppenburg gibt es eine groß angelegte Kooperation, in
deren Rahmen Kail die mehr als 30 Standorte im
Osten betreut.
Österreich und vor allem Wien stehen ja schon traditionell im Ruf, das Drehkreuz Richtung Osteuropa
zu sein. Und dennoch: Rudolf Kail befindet sich
PORTRÄT
»Die Händler reduzieren immer
mehr, die Stammlieferanten machen
immer mehr Druck und am Ende
bleibt kein Platz für Experimente.«
Rudolf Kail
mit ­seiner Agentur in einem enormen Umbruch.
Denn er überlegt, Teile seines Angebots an einen
Standort mit höherer Frequenz – etwa Salzburg Nord
– zu übersiedeln, andere hingegen in Kooperation
mit der Dependance Düsseldorf zu bearbeiten, welche während der Fachmessen auch München als
Standort benutzt. »Salzburg als Showroom-Standort
ist für den klassischen, traditionellen Einzelhandel
zwar wichtig. Aber wenn jemand meint, exklusiv kaufen zu wollen, fährt er nach München.«
Umzug? Was veranlasst den Inhaber einer der
bedeutendsten heimischen Agenturen, die Präsenz
in Salzburg zu reduzieren? Nachfolgeschwierigkeiten hat Kail keine zu beklagen. Sein Sohn schließt
gerade eine Ausbildung an der renommierten LDT Nagold ab und spielt
in den Zukunftsüberlegungen für die Agentur eine Rolle. Andere Gründe
kommen zum Tragen. Zum einen: das schrumpfende Geschäft. »Die
Händler reduzieren immer mehr, die Stammlieferanten machen immer
mehr Druck und am Ende bleibt kein Platz für Experimente«, fasst Kail
die derzeitige Situation zusammen. Den Händlern geht das Volumen aus,
und das bremst die Experimentierfreude, sagt er, auch auf Agenturseite.
»Denn alles, was nicht einen gewissen Umsatz macht, ist schwierig. Es ist
zwar ein Service, wenn man kleinere, frische Labels anbietet, aber es
funktioniert derzeit nicht.« Er möchte sich auf seine Marken konzen­
trieren, die entweder schon einen hohen Stellenwert haben oder die man
auf ein bestimmtes Volumen aufbauen kann. Auch der Weg zu immer
mehr Monobrand-Läden, den Kail beobachtet, macht das Agentur­
business nicht unbedingt leichter. Obwohl sich Aco hier auch als verlässlicher Partner engagiert. Mittlerweile gibt es alleine in Österreich sechs
Napapijri-Stores, die Kail von der Warenbeschaffung bis zum Merchandising unterstützt. Zu guter Letzt würde der Markt auch vom steten
Wachstum der Vertikalen bedroht.
Das sind die Faktoren, die Rudolf Kail schon früher dazu bewogen, sich
über die österreichischen Grenzen hinaus zu orientieren. Und die jetzt
vielleicht dazu führen, dass er seinen Standort in Salzburg neu strukturiert,
um ihn der geänderten Vertriebsstruktur anzupassen. Denn wie er sagt:
»Die Komfortzone wird immer ungemütlicher.«
BN
Agentur Kleiderschrank GmbH
Söllheimerstraße 16, Loft 7/F
A - 5020 Salzburg, Tel. +43 676-4488375
www.lecomte.de
Susanne Regele, Geschäftsführerin des ModeRings, kennt die Mode
tatsächlich aus allen Blickwinkeln. Das Wichtigste im Geschäft mit
der Mode ist für sie die Emotion.
Susanne Regele
/Foto lia
© Anna Maria Much itsch
Neues
ausprobieren!
A
n die Fachschule zum Damen­
kleidermacher hat sie in Graz die
zweijährige Meisterklasse ange­
schlossen. Ihre berufliche Laufbahn
begann sie in der Industrie, beim
damaligen 200-Mann-Betrieb Salko, in der Stoff­
entwicklung. Es folgten zehn Jahre im Handel, bei
Petera in Innsbruck, wo sie zuletzt »ihre« eigene
Filiale, »Theresa«, führen durfte. Und dann, wieder
zurück in der Steiermark, sechs Jahre Vertrieb und
Marketing beim Trachtenhersteller Mothwurf – bis
sie der ModeRing abwarb, die größte textile Ver­
bundgruppe Österreichs mit Sitz in Graz. Den leitet
Susanne Regele nun gemeinsam mit dem kaufmän­
nischen Geschäftsführer Andreas Leeb seit dem Jahr
2010. Der Part der 50-jährigen Steirerin sind »die
Waren und die damit verbundene Emotionalisie­
rung«, wie sie selbst sagt. Dass Mode Emotion ist,
lebt kaum jemand mit solcher Begeisterung vor wie
sie. »Wer einen Modehandel führen will, muss mit
Leib und Seele mit der Mode verbunden sein«,
glaubt Regele. Das habe sie in ihrer Zeit bei Petera
von Eigentümer Wilfried Strießnig gelernt. »Dort
gab es eine beinharte Limitplanung, aber verbun­
den mit einem großen Vertrauen auf das modische
Bauchgefühl. Nur mit Blick auf die Wawi kann man
kein Modegeschäft führen. Aber das Gefühl allein ist
auch zu wenig. Es braucht beides.« Ihre Begeiste­
rung für die Mode zeigt sie auch bei Mitarbeiter­
schulungen und Modeinformationen in den Mit­
gliedshäusern, wo sie ihre Rolle als Mittlerin
zwischen Industrie und Handel sieht.
Internationale Kooperationen.
Rund 50 Mitglieder mit rund 120 Geschäften hat der
ModeRing derzeit, wenig überraschend ist die Zahl
der Mitglieder in den letzten Jahren leicht gesunken,
teils wegen Pensionierungen, teils auch, weil sich
Händler in eine andere Richtung spezialisiert
haben. »Wenn sich jemand als Festtagsausstatter
neu erfindet, hat eine Mitgliedschaft bei uns nicht
mehr so viele Vorteile«, bringt Regele ein Beispiel.
Der Umsatz ist über die letzten Jahre trotzdem stabil
geblieben. »Denn unsere Mitglieder expandieren
und wachsen.« Soeben erst hat etwa das Innviertler
Modehaus Mittermayr eine neue Filiale in der
Weberzeile in Ried eröffnet. »Wir haben die besten
Häuser bei uns, man kann wirklich von der Elite
Österreichs sprechen«, zeigt sich die Chefin
36
TZ 19 2015
PORTRÄT
­ urchaus stolz. Häuser wie Roth, Pemsel oder Feucht
d
sind gleichzeitig auch bei anderen Verbundgruppen
mit dabei, was laut Regele durchaus sinnvoll ist: »Jede
Gruppe bietet andere Vorteile, hat andere Stärken.«
Die Stärken des ModeRings, das sind in erster Linie
bessere Einkaufskonditionen für Mitglieder, die
Eins-­zu-eins-Ausschüttung der Lieferantenboni,
Topkonditionen bei Telefonie, diverseste Serviceund Beratungsdienstleistungen, das Fashion-Intranet als Datenverbund (Werbung, IT, Shopkonzepte,
Schulungen, Dekomaterial …) sowie gut kalkulierte
Eigenmarken. Hier profitiert die Gruppe von der
jahrelangen Partnerschaft mit der deutschen EK/
servicegroup sowie seit Kurzem auch mit der niederländischen Euretco, die im Frühling von der EK/
servicegroup übernommen wurde. Zu den in Österreich bereits gut etablierten EK-Labels Katestorm
und St. Barth sind nun die Marken von Euretco, insbesondere In Shape, hinzugekommen. Auch durch
Industriemarken, die mit Euretco kooperieren, in
Österreich aber noch unbekannt sind, erwartet sich
Regele frische Impulse: »Diese Kooperation eröffnet
unseren Mitgliedern viele neue, attraktive Lieferanten, der Pool wird noch größer.« Von der jüngsten
Hausmesse der Euretco in Amsterdam kehrte Regele
ganz begeistert zurück – und will nächstes Jahr auch
ihre Mitglieder dazu motivieren, die Reise in die
Grachtenstadt anzutreten. »Holland hat uns, was
den Handel angeht, viele Generationen Erfahrung
voraus, und das spürt man, wenn man dieses Land
bereist. Da können wir einiges lernen!«
Positive Zukunft. Die Marktchancen für
den inhabergeführten Mittelstand beurteilt Regele
derzeit als durchaus gut – »wenn die Ware, die
Inszenierung, die Mitarbeiter passen. Wenn das
Gesamtpaket rundum stimmig ist und man sich
immer auf dem Laufenden hält, sitzt man fest im
Sattel. Ein eingeführter Name und eine gute Reputation sind in der schnelllebigen Welt durchaus von
Vorteil.« Hinzu kommen heute die digitalen Medien:
»Mit sozialen Medien sollte man umgehen können,
auch einen perfekten Internetauftritt braucht man.
Das ist wie der Eingang ins Geschäft, der den Kunden signalisiert: Das ist das richtige Haus für mich.«
Apropos Internet: Wie steht Regele zum Thema
Onlineshopping? Mitmachen oder nicht? »Mit
Zalando zu konkurrieren, hat keinen Sinn. Aber mit
Zalon schon«, spielt Regele auf das neue »Curated
»Die Marktchancen für den inhabergeführten
­Mittelstand sind immer gut, wenn die Ware,
die Inszenierung, die Mitarbeiter passen.
Wenn das Gesamtpaket rundum stimmig ist
und man immer auf dem Laufenden bleibt,
sitzt man fest im Sattel.«
Susanne Regele
Shopping«-Angebot aus dem Hause Zalando an. Auf zalon.at gibt der
Nutzer vorab einige Informationen zu seiner Person und seinem
Geschmack ab, führt dann ein Telefongespräch mit einem »Stylisten«
und bekommt anschließend ein Paket mit einigen Outfit-Vorschlägen
zugeschickt. Das könne der Fachhandel auch, vielleicht sogar besser und
schneller: »Wir kennen unsere Kunden und unsere Ware, wir können
beraten, und Packerln schicken können wir auch«, meint Regele. »Nichts
einfacher, als auf der Homepage Bilder unserer Mitarbeiterinnen mit der
Telefonnummer daneben zu platzieren. Wenn wir unseren Kunden im
stationären Geschäft ein gutes Erlebnis bieten, wollen sie wieder bei uns
kaufen. Das gilt online wie offline.« Dran bleiben, Neues ausprobieren,
etwas unternehmen, rät Regele also. Oder, in ihren Worten: »Tun ist
­besser als nichts tun. Falsch ist nur, wenn man nichts tut!«
MF
TZ 19 2015
37 »Die Mode ist ein tolles Produkt. Ein
Produkt, das die Kunden auch
wertschätzen, wenn wir Händler es
nicht kaputt machen.«
Alexander Petrskovsky
Lieber Mode
als Schrauben
lia
Alle Bilde r © Lupi puma /Foto
Vorstand Alexander Petrskovsky beschäftigt
Dachmarke Kastner & Öhler.
38
TZ 19 2015
Alexander Petrskovsky
E
lf Jahre im gleichen Unternehmen zu arbeiten«, sagt
­Alexander Petrskovsky, »da kenne ich viele Leute, die das
nicht wollen würden – aber für mich ist das toll.« Seit 2004
ist der Grazer nämlich mittlerweile bei Kastner & Öhler.
Zunächst kam er als Einkaufsleiter Mode, später wurde er
zum Geschäftsführer für diesen Bereich. Als K&Ö 2013 beschloss, den
Vorstand zu erweitern, wurde Petrskovsky berufen. Doch schon früher,
während dem Studium in Graz, arbeitete er nebenbei beim K&Ö-­
Unternehmen Gigasport.
Nach dem Studium war ihm klar, dass er in den Einzelhandel will: »Aber
Lebensmittel und Schrauben
haben mich nicht gereizt.«
sich intensiv mit der
Das Textilthema wurde ihm
quasi in die Wiege gelegt,
betrieb der Vater doch eine Strickerei. Zudem gab Petrskovsky dem
Modehandel den Vorzug gegenüber Äpfeln und Schrauben, weil hier
noch viel mehr kreative Aspekte hineinspielen: »Die Mode ist ein tolles
Produkt. Ein Produkt, das die Kunden auch wertschätzen, wenn wir
Händler es nicht kaputt machen.« In Wien begleitete er die Aufbauphase
von P&C und hat vom Trainee an verschiedene Stationen durchlaufen.
Er weiß also, wovon er spricht, ist er doch heute bei K&Ö neben der Mode
auch für den Bereich Personal zuständig: »Als Führungskraft in einem
Modeunternehmen sollte man auf jeden Fall den Verkauf kennenlernen
und verstehen. Und zwar aktiv, nicht nur zusehen – das kann ich nur allen
ans Herz legen.« Das Thema Führungskräfteentwicklung ist auch das,
was ihm derzeit am meisten Freude bereitet: »Es ist wirklich schön, wenn
man sieht, auf welch fruchtbaren Boden das fällt.« Und allem Anschein
nach ist diese Entwicklung auch durchaus nachhaltig, wie der Vorstand
erklärt.
Dachmarke Modehaus. Aber auch ein zweites spannendes
Thema bestimmt Petrskovskys Arbeit momentan. Die intensive Beschäftigung mit der eigenen Marke. Dabei lernt der Handelsprofi viel über das
eigene Unternehmen. »Vor 15 Jahren war unsere Aussage, dass wir das
Haus der Marken sind«, erzählt er von der veränderten Wahrnehmung
von K&Ö, »heute beschäftigen wir uns intensiv mit dem Dachmarken­
gedanken und mit Fragen wie: Wer sind wir? Was ist spezifisch für uns?«
Diese Idee der eigenen Marke ist ein Thema, das nicht nur K&Ö derzeit
behandelt. Viele Einzelhändler sind dabei, ihre eigene Marke, ihre eigene
Identität zu definieren. Denn nur wer weiß, wer er selber ist, kann auch
seine Zielgruppe entsprechend bedienen. »In traditionellen inhaber­
geführten Unternehmen ist das oft unausgesprochenes Gesetz«, weiß
auch Petrskovsky. Schwierig würde es dann oft, wenn es zu einem
­Generationen- oder Eigentümerwechsel komme und diese Dinge nicht
klar formuliert wären. In der heimischen Handelslandschaft kennt der
­ &Ö-Vorstand einige Händler, die es schaffen, ihre
K
Platzhirschfunktion mit Leben zu erfüllen und
­wirklich nah an ihren Kunden zu sein. »Gerade in
eher ländlichen Gebieten sehe ich das sehr stark«,
sagt er und schränkt weiter ein: »In den Städten ist
der Wettbewerbsdruck aber so stark, dass es nicht
viele Platzhirschen schaffen, wirklich relevant für
ihre Zielgruppe zu bleiben.«
Das Konzept Kaufhaus im Sinne eines Kastner &
Öhler ist in Österreich nur recht selten zu finden. Da
wird oft über die Grenzen geschaut, um vergleichbare Beispiele finden zu können. Doch eines sollte
man in diesem Zusammenhang nicht außer Acht
lassen, gibt Petrskovsky zu bedenken: »Oft wird in
dieser Diskussion vergessen, dass sich die Kaufhauskultur in anderen Ländern zumeist in Touristengebieten abspielt, in Luxusregionen. Das ist ein
enormer Unterschied zu Graz, denn wir machen
unser Geschäft mit den Leuten, die hier leben und
arbeiten.« Und er fragt sich, ob etwa ein Harrods so
auch funktionieren würde.
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Längerer Atem. Ist vielleicht die Tatsache,
dass K&Ö nach wie vor ein Familienbetrieb ist, einer
der Faktoren, warum es funktioniert? Ganz so hohen
Stellenwert will Petrskovsky dem nicht einräumen,
obwohl er durchaus die langfristige Perspektive
eines Traditionsunternehmens schätzt, die für ihn
ein Knackpunkt im Einzelhandel ist: »Aber wenn
wir nicht gut arbeiten, bringt uns das ›Add-on‹
Familienbetrieb auch nichts.«
In einem so großen Betrieb immer genau zu wissen,
wofür man steht, erfordert einiges an Arbeit. Das ist
nicht immer leicht, aber durchaus machbar, findet
der Vorstand. Voraussetzung dafür ist für ihn auch
eine Portion Mut – auch wenn es einmal zwei
Wochen schlecht läuft. Zum Vergleich zieht er die
Fußballmannschaft von Bayern München heran,
ohne dabei sagen zu wollen, dass das unbedingt
seine Lieblingsmannschaft ist. Aber eines machen
sie in seinen Augen richtig: »Auch wenn die einmal
zwei Spiele verlieren, bleiben sie bei ihrer Strategie
und werfen nicht gleich alles um. Und das ist auch
der Unterschied zwischen impulsgetriebenem
­Einzelhandel und strategisch geführtem.«
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25. November 2015
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N
eueröffnung des komplett umgebauten Flagship-Stores in der
Shopping City Süd. Am 1. Oktober
präsentiert sich der Multi-LabelFilialist von seiner schönsten Seite:
modern und jugendlich, aber trotzdem stilbewusst; enorm breit im Sortiment, ohne darauf zu
vergessen, auch die modische Spitze konsequent
herauszustellen. Ein toller Store. Ein Gespräch mit
der Geschäftsführung anlässlich der Neueröffnung
sei leider nicht möglich,
Im Markt der gehobenen Mitte zählt Kleider Bauer neben Peek &
­richtet die PR-Dame aus. Für
Cloppenburg und Kastner & Öhler zu den drei großen Playern. Wie
Journalisten ist das keine
Überraschung. Wer die
bei den Mitbewerbern hält sich auch hier die Geschäftsführung rund
Medienarchive durchforstet,
um Peter Graf vornehm im Hintergrund.
findet in den letzten zehn
Jahren gerade einmal zwei Handvoll Artikel, in
denen der Name Peter Graf erwähnt wird. Bild ist
von ihm noch nie eines in der Zeitung erschienen.
Auch nicht in den Jahren 2006 und 2007, als das
Familienunternehmen etwas ins Interesse der
Öffentlichkeit rückte, weil Tierschützer mit mehr
als zweifelhaften Methoden durchsetzen wollten,
dass Kleider Bauer und das Schwesterunter­
nehmen Hämmerle auf den Handel mit Pelzen
­verzichten. Eingeschlagene Schaufenster, Buttersäure- und Stinkbombenattentate, zerstörte Autos
der Geschäftsführung und von Mitarbeitern,
Demonstrationen vor der Privatwohnung. Gute
Gründe, sich als Privatperson noch mehr zurückzuziehen.
Auch mit offiziellen Informationen über ihre Unternehmensgruppe geizen die Gebrüder Peter (55) und
Werner (54) Graf. Der jüngste Jahresabschluss der
KBS Kleider Bauer Betriebs-GmbH, der beim
Firmen­
buch eingereicht wurde, ist jener vom
31. Jänner 2010. Und selbst wenn es einen Abschluss
jüngeren Datums gebe, wäre der vermutlich wenig
aussagekräftig. Schließlich gibt es noch die KBS
West Bekleidungshandel GmbH, die KB Bekleidungshandel GmbH, die Hämmerle – Das Modehaus GmbH und die Otto Graf Bekleidungshandel
GmbH, die man bräuchte, um ein halbwegs vollständiges Bild der Modehandelsgruppe zu zeichnen, die den beiden Brüdern zu gleichen Teilen
gehört und von ihnen geleitet wird.
Peter Graf
© Riani /FOTO LIA
Mystery Man
Firmengeschichte. Keimzelle der heutigen
Unternehmensgruppe, die laut Statista mit rund
47.000 m2 Verkaufsfläche auf Platz zehn der flächengrößten Modehändler Österreichs rangiert, ist die
Otto Graf GmbH, die zwei hochwertige Modehäuser
in Klagenfurt und ein Outlet in der Wiener Maria­
hilfer Straße führt. Namensgeber Otto Graf, Vater
von Peter und Werner (der jüngste Sohn, Thomas,
führt ein IT-Unternehmen in Wien) konfektionierte
ursprünglich Kleider und betrieb nebenher einige
40
TZ 19 2015
PORTRÄT
Einzelhandelsgeschäfte. Der Patriarch schlug schon
früh einen Weg ein, der heute Vertikalisierung
genannt wird: Er übernahm die Geschäfte von Fachhändlern, die in Schwierigkeiten geraten waren und
als Kunden wegzubrechen drohten. 1980 traf dies
etwa auch das Modehaus Hämmerle in der Wiener
Mariahilfer Straße zu. Damals ein kleines Fachgeschäft, wurde es zur Keimzelle für die hochwertige
Vertriebsschiene der Graf-Gruppe mit heute sechs
Geschäften.
Bis Otto Graf seine Söhne ans Ruder ließ, sollte es
dauern. Wie Peter Graf einmal bei einem seiner
raren öffentlichen Auftritte bekannte, bei dem er
sich im Übrigen als durchaus launiger Erzähler mit
höchst trockenem Humor erwies, bat man einen
Rechtsanwalt um die Ausarbeitung eines Kompromissvorschlags, um seinem Bruder und ihm »ein
Prince-Charles-Schicksal zu ersparen«. Nach weiteren monatelangen Diskussionen – »unser Vater
hatte mittlerweile das zarte Alter von 76 Jahren
erreicht« – einigte man sich: Peter und Werner
­durften das Handelsunternehmen – Produktion und
Großhandel waren mittlerweile aufgelassen worden – »probeweise« für fünf Jahre vom Vater pachten. Es waren 15 meist kleine, in B- oder C-Lagen
gelegene Textilgeschäfte. In diesen fünf Jahren
gelang es, den Umsatz zu verdoppeln, der Vater
zeigte sich zufrieden.
Es war die Zeit nach dem EU-Beitritt, als ausländische Handelsketten en masse auf den österreichischen Markt drängten. Die Grafs wollten mithalten
und besannen sich auf die Strategie der Eltern, in
Schwierigkeiten geratene Unternehmen zu übernehmen. Der Zufall wollte es, dass den Grafs als
Erstes gleich der Marktführer als Übernahmekan­
didat ins Netz ging: Kleider Bauer, damals im Besitz
der Nürnberger Wöhrl-Gruppe, 45 Filialen und fast
2 Mrd. Schilling Umsatz schwer. Als im Juni 2000 der
Konkurs über Kleider Bauer eröffnet wurde, betrug
der Jahresverlust 10 % des Umsatzes, insgesamt
­hatten sich Verluste von 1 Mrd. Schilling angehäuft.
Ursprünglich wollten sich die Grafs nur einige
»Nach der Übernahme von
Kleider Bauer machten uns die
Vermieter die Hölle heiß. Wir
haben zeitweise bis zu 30 Prozesse
gleichzeitig geführt, vielleicht
waren’s auch 40.«
Peter Graf
­ ilialen aus dem Portfolio sichern, doch davon wollte der Masseverwalter
F
nichts wissen. »Wir haben Haus und Hof verpfändet«, berichtete Peter
Graf bei dem erwähnten Vortrag, der im Jahr 2008 in der WU Wien über
die Bühne ging. Zum Zeitpunkt der Übernahme erzielte Kleider Bauer
einen täglichen (!) Verlust von 2 Mio. Schilling. »Da war klar: Jetzt geht es
zuerst ums Überleben, erst dann ums Überlegen.« Es folgte die erste der
bis heute berüchtigten »Alles zum halben Preis«-Aktionen. Schon nach
zwei Tagen hatte man ein Viertel des gesamten Lagers von 1,2 Mio. Teilen
verkauft, nach einer Woche hatte man 100 Mio. Schilling in der Kassa.
Zwar gab es in den Folgejahren auch einige Filialschließungen, doch weit
weniger als ursprünglich geplant. 2004 folgte der nächste große Fisch,
Hettlage. Auch der Billig-Filialist war in die Insolvenz gerutscht. Während
von den einst 33 übernommenen Kleider-Bauer-Filialen der Großteil
heute immer noch in Betrieb ist, verschwand der Name Hettlage innerhalb weniger Jahre komplett vom Markt. Einen Teil der sechs durchwegs
großen und in Topeinkaufszentren gelegenen Standorte ließen sich die
Grafs teuer ablösen. Auch bei der Don-Gil-Pleite 2011 gehörte Kleider
Bauer zum engsten Bieterkreis, doch bekanntlich ging das Filialnetz
dann an die Gerry-Weber-Gruppe. Seither ist die Expansion des
Familien­betriebs nahezu zum Stillstand gekommen. Neu eröffnet wurde
zuletzt im März ein Standort in der neuen Shopping Arena Salzburg,
dafür wurde im Vorjahr das Bregenzer Geschäft geschlossen. Derzeit gibt
es 28 Kleider-Bauer-Standorte (inklusive drei Outlet-Stores), sechs
­Hämmerle-Geschäfte (seit 2012 auch in der SCS und in Wiener Neustadt)
und die erwähnten drei Filialen von Otto Graf.
Streitbarer Geist. Ein eigenes Kapitel ist die »hohe Prozess­
freudigkeit« (so ein Brancheninsider), für die die Grafs bekannt und
gefürchtet sind. Ein Branchen-Bonmot spricht von Kleider Bauer gerne
als Anwaltskanzlei mit angeschlossenem Textilhandel. Die Erträge aus
Ablöse- und Entschädigungsforderungen sollen in manchen Jahren jene
aus der normalen Geschäftstätigkeit übertroffen haben, behaupten Insider. Legendär etwa der Fight zwischen Kleider Bauer und dem einstigen
Salzburger Airport Center. Als die Pläne des Eigentümers, der Wiener
Städtischen Versicherung, bekannt wurden, das eher erfolglose Einkaufszentrum in ein Factory Outlet Center umzu­gestalten (das heutige McArthurGlen Designer Outlet Salzburg), war K
­ leider Bauer der einzige Mieter, der auf seinen unbefristeten Miet­vertrag pochte und so den Umbau
um Jahre verzögerte. Unbestätigten Meldungen zufolge soll Kleider
Bauer schließlich einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag als Ablöse
erhalten haben. Nach Grafs Dar­stellung im Jahr 2008 waren es jedoch die
Centerbetreiber selbst, die anlässlich der Kleider-Bauer-Übernahme im
Jahr 2000 schwere Geschütze auffuhren, und Kleider Bauer würde sich
bloß wehren: »Die Vermieter machten uns die Hölle heiß und kündigten
uns reihenweise die Verträge. Wir haben zeitweise bis zu 30 Prozesse
gleichzeitig geführt, vielleicht waren’s auch 40.« Hintergrund: Wären die
Einkaufszentren Kleider Bauer nach dem Konkurs als Mieter losgeworden, hätten sie die Lokale schon damals ums Doppelte neu vermieten
können. Auch K
­ onkurrenzklauseln, die schon vor Jahrzehnten abgeschlossen wurden, werden nach wie vor strikt ausgelegt. Im Vorjahr etwa
erstritt Kleider Bauer vor Gericht 2,5 Mio. € Schadenersatz vom Donau
Zentrum. Laut einer Schutzklausel im Mietvertrag, der aus der Gründungszeit des ­Wiener Einkaufszentrums stammt, dürfe ohne Zustimmung des Mieters kein anderer Modehändler einziehen, der mehr als
500 m2 belegt, so die Auffassung Grafs – die vom Gericht bestätigt wurde.
Doch damit gibt sich der Kleider-Bauer-Boss nicht zufrieden: Statt
2,5 Mio. forderte er 10 Mio. € Schadenersatz – und ging in Berufung. mf
TZ 19 2015
41 olia
© Prof. Krist ian Bissu ti/Fot
»Mit der Vermietung gestaltet man
ja das Handelsumfeld mit,
dadurch trägt man auch eine
gewisse Verantwortung.«
Jamal Al Wazzan
Vermieten mit Verantwortung.
Gemeinsam mit seinem Bruder Haythem unter­
vermietet Jamal Al Wazzan derzeit etwa 195 Shop­
flächen. Das Konzept, als Untervermieter zwischen
den Eigentümern und den Handelstreibenden zu
fungieren, war neu, als er in den 1980er-Jahren
damit startete. Heute gibt es nach eigenen Angaben
niemanden in Europa, der so viele Flächen untervermietet wie die Al-Wazzan-Brüder. Mindestens
einmal am Tag wird Jamal Al Wazzan auf der Straße
von Menschen angesprochen, die auf der Suche
nach einem Geschäftslokal sind. Ganz zu schweigen
davon, wie oft das Telefon während eines einstün­
digen Gesprächs läutet. Als Untervermieter muss
Al Wazzan langfristig denken: »Ich versuche immer,
ein Einverständnis mit allen zu haben.« Zum
Jamal Al Wazzan ist spätestens seit der Übernahme der Schöps AG
jedem ein Begriff. Nun konzentriert er sich ausschließlich auf sein
erfolgreiches Immobiliengeschäft.
Jamal Al Wazzan
Das Mietmärchen
I
nnenstadtkönig oder Meister der City, das sind die Titel, unter
denen man immer wieder über den Handels- und Immobilienunternehmer Jamal Al Wazzan liest. Dem gebürtigen Iraker
selbst entlockt das nur ein zartes Schmunzeln. Er ist im Alter von
vier Jahren nach Österreich gekommen – entgegen der schlag­
zeilenträchtigen Mär allerdings nicht aus ärmlichen Verhältnissen. Das
macht seine Laufbahn als erfolgreicher Vermieter und Handelstreibender, die als Franchisenehmer von Stefanel begann, aber nicht weniger
beeindruckend. Esprit, Tally Weijl, Street One und Cecil sowie eigene
Handelskonzepte gehörten und gehören zu seinen Geschäftstätigkeiten.
Es gibt nicht viele Unternehmer, die so nah an der Handelsentwicklung vor
allem in der Bundeshauptstadt dran sind und sie auch mitbestimmen.
42
TZ 19 2015
­ eispiel, indem er die Eigentümer nach einiger Zeit,
B
in der sich Ablöse und andere Dinge wieder amortisiert haben, am Umsatz beteiligt.
Außerhalb der Branche ist der Immobilienprofi spätestens ein Begriff, seit er im Jahr 2008 die Schöps
AG übernahm. Er machte aus dem Filialisten ein
Immobilienunternehmen, indem er die verbliebenen 95 Standorte in teils tollen Innenstadtlagen an
internationale Anbieter vermietete. Damit machte
er sich vor allem in der öffentlichen Meinung nicht
nur Freunde. Doch alle vorhergegangenen Sanierungsversuche waren gescheitert, Kollektionen wurden auch keine mehr produziert. »Ich habe zuerst ja
auch versucht, es weiterzuführen. Aber nach drei
Monaten war klar, dass das nichts mehr wird«, sagt
Al Wazzan heute über einen seiner wahrscheinlich
größten Deals. Also zerschlug er die ehemalige
Modekette, womit die Schöps AG von einem sanierungsbedürftigen Mode- zu einem erfolgreichen
Immobilienunternehmen wurde.
Immer wieder hat Al Wazzan in der Vergangenheit
Flächen an Marken vermietet, die vorher noch nicht
in Österreich vertreten waren. Das sei zwar schwieriger, als mit bereits hier operierenden Unternehmen zusammenzuarbeiten, sagte er in einem früheren Interview, aber es sei auch viel lustiger, etwas
Neues zu bringen. Der jüngste Neuankömmling
wird im Oktober die italienische Modekette
­ erranova sein, die im Stafa auf der Wiener Mariahilfer Straße einzieht.
T
Ob er auch an einen der großen Billiganbieter im Modebusiness vermieten würde? »Da muss man immer aufpassen, dass man rund um seine
Standorte nicht alles kaputt macht«, antwortet Al Wazzan. »Mit der Vermietung gestaltet man ja das Handelsumfeld mit, dadurch trägt man
auch eine gewisse Verantwortung.«
Handelskreislauf. Al Wazzan konnte die Entwicklung der
­ eimischen Handelslandschaft in den letzten Jahrzehnten hautnah
h
­mitverfolgen. Und liegt damit auch oft mit seinen Prognosen richtig. »Vor
15 Jahren habe ich in einem Interview einmal gesagt, dass es in Europa
bald zu 90 % die gleichen Marken zu den gleichen Preisen geben wird –
und habe damit offenbar richtig gelegen.« Die Entwicklung der Wiener
Handelslandschaft sieht er nüchtern: »Die Bezirkshauptstraßen – mit
Ausnahme der Favoritenstraße – werden in Zukunft nur mehr Nahversorgerfunktion haben. Als ich angefangen habe, waren Orte wie der
Floridsdorfer Spitz oder die Meidlinger Hauptstraße noch Top-Locations.« Dann hätten sich die wichtigen Anbieter von den Bezirksstraßen auf
die Mariahilfer Straße verlagert, deren Ankermieter ihrerseits Richtung
Kärntner Straße gewandert seien. Die nächste Station heißt dann Kohlmarkt. »Ich schwöre auf den Neuen Markt«, sagt Al Wazzan und deutet aus
dem Fenster seines Büros in die entsprechende Richtung, »der wird top
sein, vor allem auch optisch.« Auch bei den Flächengrößen hat der Unternehmer schon einiges Auf und Ab mitgemacht. Zu Beginn seiner Karriere
waren die Geschäftslokale idealerweise zwischen 50
und 70 m2 groß, in den 1990er-Jahren kamen dann
die riesigen Flächen mit bis zu 2.000 m2. Heute sieht
er wieder einen rückläufigen Trend. Was tut man mit
den frei werdenden Flächen? »Die werden entweder
zu dringend benötigten Garagenplätzen«, lacht er,
»oder es schließen sich mehrere Individualisten
zusammen, die die gleiche Zielgruppe bedienen.«
Dadurch hätten auch die kleineren Straßen in
Zukunft eine Chance, wieder an Attraktivität zuzu­
legen. Und dann könnten die großen Anbieter sie
wieder neu für sich entdecken und besetzen – womit
sich der Handelskreis schließen würde.
Al Wazzan selbst gibt mit Ende des Jahres seinen
letzten in Eigenregie betriebenen Laden, einen TallyWeijl-Store, ab und konzentriert sich gänzlich auf die
Vermietung. »Ich werde auch älter und möchte
­dieses Tagesgeschäft eigentlich nicht mehr«, begründet er seine Entscheidung. Aber eigentlich wollte
Al ­Wazzan schon mit seinem 50. Geburtstag vor
­sieben Jahren kürzertreten. Damals kam ihm Schöps
dazwischen. Bleibt abzuwarten, ob der umtriebige
Geschäftsmann nicht auch dieses Mal wieder etwas
Neues entdeckt.
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c.jordan@textilzeitung.at
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Mag. (FH) Stefanie Stradel
s.stradel@textilzeitung.at
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Tel.: +43/1/866 48 DW 222
© KARINLOHBERGERPHOTOGRAPHY
Mag. Claudia Jordan
© Krau s/FOT OLIA
»Manche Dinge funktionieren,
andere nicht. Manche Labels
sind aufzubauen, andere
­verschwinden wieder.«
Gerhard Knaus
­ eligion, die nächste Brand, deren Vertrieb er als
R
Salesmanager für Österreich und die Schweiz (A-CH)
bei Room with a View ab 2006 steuerte, hatte eine
neue Jeanskategorie geschaffen, und zwar jene der
Premiumjeans. Ab 2009 folgten fünf Jahre als Salesmanager A-CH bei Unifa Austria. 2015 gründete er
schließlich gemeinsam mit Ehefrau Isabella die
Agentur Knaus oder Knaus, wo sie die Unifa-Brands
True Religion, J Brand und Jadicted mit deutschen
contemporary Brands mischen.
Fashion Item. Aus Knaus’ Perspektive gab es
keine Überlappungen zwischen Premiumjeans und
klassischem Jeansmarkt, weil Premium von vorn­
herein High-Fashion-orientiert war. Und auch wenn
Premiumjeans zu 80 % in die Kategorie Denim fallen, betrachtet er sie als Fashion Item und somit als
Teil des Modebusiness. Wenn andere das Geschäft
mit der Mode riskant finden, dann findet er es
Mit den Premiumjeans sind die amerikanischen Arbeitshosen HighFashion-tauglich geworden. Gerhard Knaus war und ist maßgeblich
an der Verankerung der Premiumjeans in den High-Fashion-Stores
beteiligt.
Gerhard Knaus
Mut zum
Unkonventionellen
S
eine ersten Jeans waren von oben verordnet. An die Latz­hosen
im Kindergarten erinnert sich Gerhard Knaus (41) ungern.
Sein positives Verhältnis zu Jeans wurde erst im Teenageralter
geprägt, als er und seine Freunde die Coolness von Diesel,
Replay und Levi’s entdeckten. In diese Zeit datiert auch sein
Interesse für Jeans und Marken zurück. Sein kaufmännisches Interesse
wurde offenbar, als er sich für die Handelsakademie entschied. Am Ende
war es also nur natürlich, dass er 2002 als Sales­manager bei G-Star begann.
Die holländische Brand hatte 1989 mit Raw Denim und 3D-Schnitten
einen neuen luxusorientierten Denimsektor geschaffen. Auch True
44
TZ 19 2015
s­ pannend, weil es immer neue Herausforderungen
bringt. »Manche Dinge funktionieren, andere nicht.
Manche Labels sind aufzubauen, andere verschwinden wieder.« In seiner Wahrnehmung unterliegt die
Modebranche genauso den Gegebenheiten des
Marktes wie jede andere Branche auch; und weil
momentan vieles im Umbruch sei, sei es eben
schwer, zu planen und Prognosen abzugeben.
Eines der schwierigsten Themen bei Premiumjeans
sind die Preise, die in den vergangenen Jahren nach
unten gegangen sind und sich aktuell zwischen 199
und 259 € eingependelt haben. Alles darüber müsse
sich abheben, um gekauft zu werden, so Knaus. Teil
des Problems sind die Dollarwährungsprobleme.
Um diese zu umgehen, haben viele amerikanische
Labels die Produktion nach Europa verlagert. Auch
wenn oder gerade weil Premiumjeans Fashion
Items sind, haben sie den Jeansmarkt generell und
speziell den Damenjeansmarkt verändert. Wie die
exklusiven Hosen auf einem Markt bestehen können, der von Lookalikes um 40 € überschwemmt ist,
ist teilweise mit der Exzellenz in Verarbeitung,
Schnitt und Stoff zu erklären. Insbesondere sei es
die Passform, für die die Konsumenten noch gern
Geld ausgeben, so Gerhard Knaus. Den Qualitäts­
unterschied in der Preisspanne von 179 und 259 €
zu erkennen, sei indes schwieriger, weil es dabei nur
um Qualität und Design gehe. Knaus: »Qualitative
Differenzen sind nicht exakt preislich herauszu­
kristallisieren. Es geht um die Begehrlichkeit und
was man sich leisten kann oder will.«
Made in USA. Wohl kommt der Großteil an
Premiumjeans nach wie vor aus USA, aber es gibt
auch schon verheißungsvolle Brands europäischen
Ursprungs, wie z. B. MiH Jeans aus London. Auch
wenn keine der neuen Brands die Jeans neu erfin­
det, sieht Gerhard Knaus einen ständigen Bedarf an
neuen, frischen Produkten, die noch nicht über ein
dichtes Vertriebsnetz distribuiert werden.
Die größte Herausforderung für den Markt sieht er
derzeit im Frequenzrückgang im stationären
­Handel und im wachsenden Online-Business. Der
Aufwand, Erfolg zu haben, werde höher, und neue
Läden haben es zunehmend schwer. Die Wahr­
scheinlichkeit, den eingeschworenen Onlinekun­
den in den Laden zu bekommen, hält er für gering,
weil jener auf Farben, Modelle oder Preise fixiert sei.
Zitat: »Spannend wird es, zu sehen, wie man die
Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist,
in die Läden bekommt.«
Nachhaltigkeit sieht Gerhard Knaus im Markt noch
nicht. Zwar interessiere sich der Premiumkunde
zunehmend für die Herkunft von Rohstoffen und
die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter, aber eine
Kollektion, die insgesamt »grün« ist, sei im HighFashion-Segment schwer umzusetzen. Die Klima­
verschiebung zeichne sich indes klar
in der zunehmenden Tendenz zu
Ganzjahresteilen ab. Allzu Winter­
liches werde gemieden, selbst in
den Wintersportorten. In der Folge
habe die Dezemberlieferung, die
mit Farbthemen und leichteren
Qualitäten ins Frühjahr überlei­
tet, an Bedeutung zugenommen,
so Knaus. HS
Knaus oder Knaus
© J Brand
Das Markenportfolio umfasst die Unifa-Brands
True Religion, J Brand und Jadicted sowie die
deutschen contemporary Brands Juvia, Via
Masini 80, Blonde No.8, No. 1 Como, Arma, IHeart
und Kiefermann.
Besuchen Sie uns
in unserem Showroom.
Martina Exenberger
Fashion Mall Salzburg OG 1 / Top 23
Mobil 0664 40 03 121
Kaspar Frauenschuh
Zurück zu den
Wurzeln
Einst ließ er sich von Giorgio Armani die Kollektion vorlegen. Und
begrüßte Miuccia Prada in ihrem Showroom. Warum er heute lieber auf
den eigenen Namen setzt, verrät Vordenker Kaspar Frauenschuh.
46
TZ 19 2015
PORTRÄT
»Etwas zu finden, was man noch
nicht gehabt hat – sowohl fürs eigene
Geschäft als auch für die eigene
Kollektion: Das ist bei allem, was ich
tue, meine eigentliche und auch
meine liebste Rolle.«
S
Kaspar Frauenschuh
chon mit sechs Jahren setzte der Sohn
eines Kitzbüheler Gerbermeisters
einen Modetrend: Fuchsschwänze für
Radl, Moped und Autoradioantenne.
»So einen guten Aufschlag hab ich
­später nie wieder g’habt«, erinnert sich Kaspar
­Frauenschuh amüsiert, »um einen Schilling vom
Vater erstanden, um drei weiterverkauft.« Die 60erJahre prägten den kleinen Handwerksbetrieb samt
angeschlossenem »G’schäftl«, als die internationale
Hautevolee das Alpendorf entdeckte. Plötzlich
­ließen sich großstädtische Promis ihren Herrenmantel mit Rotfuchs besetzen oder Bettüberwürfe
aus Fellen nähen. »Wir wären selbst gar nicht auf
die Idee gekommen, so etwas zu machen«,
besinnt sich Frauenschuh. Als
Draufgabe gab’s aus Mutters
Kuchl Tiroler Blattln mit Sauerkraut – was wiederum für perfekte Mundpropaganda sorgte.
Selbst Regisseur-Ikone Luchino
Visconti ließ sich hier einen
Lammfellmantel anfertigen.
© Frau ensc huh/F otol ia
WERTE STATT SALE. Folglich fasziniert von allem Außergewöhnlichen und der Lifestyle-Welt von südlich der
Alpen machte sich Kaspar
Frauenschuh als 19-Jähriger
mit einem Modegeschäft in der
Hahnenkammstraße selbstständig. Als Allererster brachte
er die Kollektion von Armani
nach Österreich, dann die von
Versace. Das kreative Dekorieren der Schaufenster entwickelte sich zur zusätzlichen
Leidenschaft. Unbekümmert
stellte er sich der Heraus­
forderung, neue Labels am
Markt einzuführen und aus
den Kollektionen herauszu­
picken, was ihm gefiel. Prada,
Gucci, Dolce & Gabbana
sowie Jil Sander, Helmut
Lang, Dries Van Noten und
mehr gab es am Fuße der Streif. Freilich: Aus Newcomern wurden Milliardenkonzerne, aus exklusiven Designerkollektionen weltweit in eigenen
Stores verkaufte Luxusbrands – da braucht’s keinen Tiroler Modepionier
mehr. Und auch für Frauenschuh kam die Zukunftsperspektive mit
­solcherlei Partnern abhanden. Seine Konsequenz: »Raus aus der Maschinerie, wo man vorgeschrieben bekommt, was man aus einer Kollektion
kaufen muss und was man von den Bestsellern kaufen darf!« Vor mehr
als acht Jahren trennte er sich von Gucci, einige andere Toplabels folgten.
»Sind denn genormte Monobrand-Läden noch spannend? Muss sich der
Handel nicht viel eher neu erfinden? Wir müssen den Leuten Interessantes anbieten, was für mich Bestleistungen heißt. Und etwas, das anders
ist.« Der besonnene Tiroler alteriert sich: »Es bringt doch nichts, einen
Haufen Modelabels zu zeigen, die auch im Internet zu finden sind. Wo
man sagt: Wow, lässige Sachen. Und dann ploppt ein Fenster auf: Sale,
minus 70 %. Das kann’s doch nicht sein?! Meine Meinung: Wir müssen
Werte schaffen, wir müssen anders denken, wir müssen entschleunigen.
Doch dafür muss man erst den Mumm haben …«
MADE IN AUSTRIA. Auch heute werden im rund 500 m² großen,
zweigeschoßigen Geschäft angesagte Fashion-Brands für Damen und
Herren offeriert. Schwester Theresia leitet wie seit Jahren Verkauf und
Kundenservice. Allerdings: 40 % des Sortiments sind mit »Frauenschuh«
gebrandet. Denn was 1995 mit dem Launch einer Fleecejacke begann,
hat sich zu einer veritablen Kollektion von Kopf (z. B. handgestrickte
Pudelmützen) bis Fuß (z. B. Gamaschen und Mountain-Shoes) entwickelt, die weltweit von 120 Wiederverkäufern geordert wird. Loden im
Mix mit Hightech-Qualitäten – vor allem der Skibekleidung sieht man
diese typische Frauenschuh-Handschrift sofort an. Aktuell arbeitet man
in der Kitzbüheler Kreativschmiede – der ehemaligen Ober Ski-Fabrik –
daran, die Mode für abseits der Piste zu stärken und den 15-%-Anteil der
Frühjahrssaison zu steigern. Das neue Lookbook wurde zwar in New York
fotografiert, die Kollektion ist jedoch weitgehend »made in Austria«.
Starke Produktionspartner sind JMB Fashion und Vogl Konfektion, beide
in der Steiermark zu Hause. Größter Exportmarkt sind die USA – besonders stolz macht die Familie Frauenschuh, es auf Titel- und Rückseite des
aktuellen Gorsuch-Katalogs geschafft zu haben: 6 Mio. Stück Auflage
umfasst das Druckwerk des exklusiven Versenders, der mit seinen
Geschäften in Aspen, Vail und Beaver Creek auch Colorados größter
Sportfachhändler ist.
MODERN STATT MODISCH. Kaspars oberösterreichische Frau
Andrea brachte ebenfalls textile Gene in die Ehe ein: Die Großeltern
besaßen eine bekannte Weberei im Mühlviertel, sie selbst studierte
Schnitttechnik und Design in München. Gefunkt hatte es in Innsbruck,
bei einer Modenschau. Nachdem die vier gemeinsamen Kinder – zwei
Söhne (22 und 18), zwei Töchter (20 und 13) – heute nicht mehr die volle
Zuwendung der Mutter brauchen (und zwei von ihnen ohnedies im
­fernen New York inskribiert haben), bleibt ihr wieder Zeit für DOB-Einkauf (fürs Geschäft) und für Projekte (für die Kollektion). Ganz aktuell:
schottische Strickpullis – retro, ganz im Stile des legendären Toni Sailer.
»Dieses ganze ›Fashion-Fashion‹ finde ich nicht mehr zeitgemäß, diese
Verkleidungen will eigentlich keiner. An meinen Kindern merke ich überraschend konservative Einstellungen und Werte. Der Trend geht zurück
zum Traditionellen, zum Normalen.« Kaspar Frauenschuh pflichtet
­seiner Frau bei: »Nicht modisch, sondern modern ist angesagt!«
CD
TZ 19 2015
47 Den Aufstieg der burgenländischen Outlet-Hochburg Parndorf hat er
maßgeblich geprägt. Know-how und Expertise von CentermanagementExperte Thomas Reichenauer sind gefragt – zu Hause und europaweit.
s­ tellvertretenden über den leitenden Centermanager zum Country Manager, der auch den zweiten
DOC-Standort verantwortete. »80 Shops auf einen
Schlag – das war Europas größte Outlet-Center-­
Eröffnung, die je stattgefunden hat«, erinnert sich
­Reichenauer an das Opening in Salzburg. Parallel
entwickelte sich Parndorf prächtig, eine Ausbauphase folgte auf die andere: »Man hatte das Potenzial
der Lage richtig erkannt. In einem Einzugsgebiet von
90 Minuten Autofahrt sollten, Minimum, 5 bis 6 Mio.
potenzielle Kunden leben.« Verkehrsanbindung und
Kaufkraft sind weitere wichtige Faktoren.
© Pictu rede sk/Fo tolia
POTENzIAL FÜR MEHR. Mit 42 Jahren ergab
Thomas Reichenauer
Herr der Outlets
B
ei der Entwicklung und Führung von Outlet-Centern agiert
Thomas Reichenauer zunehmend international: Seit September betreut er das Shopinn Outlet Village in Brugnato
(nahe Cinque Terre). An der Algarve in Portugal ist ein
gemeinsam mit Ikea entwickeltes Outlet-Projekt weit gediehen. Am Beginn der beruflichen Vita des studierten Sportwissenschaftlers
standen aber zweieinhalb Jahre bei Hervis, von dort ging’s zur Marketingleitung eines Großmarkts. Headhunter gewannen ihn schließlich
für den Londoner Designer-Outlet-Spezialisten McArthurGlen. Dessen
erstes Projekt in Österreich – Parndorf – war erst ein Jahr jung und
bestand aus zwei Dutzend Shops. Die interne Karriereleiter führte vom
48
TZ 19 2015
sich die Möglichkeit, mit Fifty-Fifty-Partner Gerhard
Graf, der Banken- und ebenfalls McArthurGlenErfahrungen einbrachte, eine eigene Beratungsund Managementfirma zu gründen: ROS Retail Outlet Shopping. Die Reputation in der Branche und
das Know-how im Gepäck öffneten Türen. Als erstes
Projekt wurde das Centermanagement des Designer
Outlet Soltau übernommen. Zum Portfolio gehört
mittlerweile auch das City Outlet Bad Münstereifel,
wo eine komplette historische Altstadt zum Outlet
umgebaut wurde. Auch die Fabrikverkäufe Geis­
lingen werden von ROS gemanagt, in Entwicklung
befindet sich das City Outlet Wuppertal.
Zurück nach Parndorf – zu einem Outlet-Konglomerat, das ja nicht nur aus dem McArthurGlen-Center
besteht. Dort firmieren seit Frühjahr 2014 die Galerien Parndorf und das Villaggio unter der gemein­
samen Marke Fashion Outlet Parndorf. Mit Spatenstich am 23. Oktober werden die beiden Komplexe
auch räumlich zusammenwachsen. Geplante Eröffnung des nächsten Bauteils ist im Sommer 2016,
dann wird der Parkplatz innerhalb des Gevierts zu
Shopflächen verwandelt. Zu den bestehenden
21.000 m² kommen 8.000 m² dazu.
Ganze 47.500 m² sind für die Smart City Leonding
angedacht. Deren Gebäude stehen bereits, als
größte Einzelhandelsruine Österreichs, einst als
Uno Shopping bekannt. Eine spannende Heraus­
forderung, die Reichenauer nicht alleine stemmen
muss. Handelt es sich doch um eine Kombination
aus Full-Price-EKZ und 12.000 m2 Outlet-Shops.
Und mit einer erwarteten überregionalen Strahlkraft bis über die tschechische und bayrische
Grenze. Die Mieterakquise läuft. »Mit guter
­Resonanz«, so Reichenauer.
CD
© H&M/F otol ia
Claudia Oszwald
Sorgfältige Planung
und Organisation
H&M Österreich wurde 1994 mit der Filiale in der SCS Vösendorf
gegründet. Claudia Oszwald war für den Aufbau verantwortlich.
Seit 1996 ist sie Geschäftsführerin.
C
laudia Oszwald wurde am 3. Februar 1961 in Hall in Tirol
geboren. Ihre Schul- und Studienzeit verbrachte sie in
Wien. Das Medizinstudium beendete sie nach sechs
Semestern und schloss mit der Pharmareferentenprüfung
ab. Auf einige Jahre als Ordinationshilfe folgte die Familiengründung und 1987 die Übersiedlung nach Zürich. Dort begann sie als
junge Mutter von drei Kindern Anfang der 1990er-Jahre als Aushilfe bei
H&M. Dass die Jobsuche die Pharmareferentin zu H&M führte, war nicht
naheliegend. Wie sie erklärt, habe das an ihrer Begeisterung für die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten durch Mode gelegen. In den 25 Jahren
an der Spitze von H&M hat sich ihre Einstellung zu Mode nicht gravierend verändert. Heute findet sie es spannend, wie es die Modewelt
schafft, sich immer wieder neu zu erfinden, probiert gern Neues aus,
findet es aber gleichzeitig auch wichtig, sich selbst und seinem Stil treu
zu bleiben.
Auf die Frage, ob sie denn nach 25 Jahren in einem schwedischen Konzern selbst schon in dem einen oder anderen Belang schwedische Züge
angenommen habe, antwortet sie, dass sie die Unternehmenskultur –
trotz der schwedischen Wurzeln – als international empfinde. Zentrale
Werte seien Teamgeist, Offenheit, Kostenbewusstsein, effizientes Arbeiten, Schnelligkeit, konstante Verbesserung und Nachhaltigkeit. Aber
auch grundlegender Respekt und Gleichberechtigung für jeden einzelnen Menschen würden die Unternehmensidentität bestimmen, die über
alle Landesgrenzen hinweg gelebt werde.
50
TZ 19 2015
»Im Grunde betrachten wir uns
selbst als stärksten Konkurrenten,
indem wir uns laufend mit unse­
ren bisherigen Leistungen ver­
gleichen und immer noch besser
werden wollen.«
Claudia Oszwald
Auch gebe es keinen »durchschnittlichen Arbeitstag«, weil jeder Tag anders aussehe und eine neue
Chance darstelle. Die einzige Konstante, die sich
durch den Arbeitsalltag ziehe, sei die sorgfältige
­Planung und Organisation und das Ziel, die Kunden
immer wieder aufs Neue zu überraschen.
Alles ist möglich. Claudia Oszwald hat
eine schnelle Karriere bei H&M gemacht. In Zürich
war sie schon nach zwei Jahren Filialleiterin, nach
weiteren zwei Jahren wurde sie mit dem Aufbau der
ersten Filiale in Österreich betraut und nach weiteren zwei Jahren war sie Österreich-Geschäftsführerin. Sie hat H&M immer als Unternehmen erlebt, in
PORTRÄT
dem alle Wege offenstehen und in dem es großartige
Möglichkeiten für die persönliche Weiterentwick­
lung gibt. Eine typische Karriere bei H&M gebe es
nicht. Für Mitarbeiter mit Aufstiegsambitionen sei
alles möglich. Schon mit dem ersten Tag bei H&M
erwarte die Mitarbeiter ein hohes Maß an Freiheit,
das es ihnen ermögliche, eigene Entscheidungen zu
treffen und Verantwortung zu übernehmen. Abhän­
gig von den individuellen Stärken habe jeder die
Möglichkeit, sich zu entwickeln. Zitat: »Wir rekrutie­
ren prinzipiell intern und betrachten die Erfahrun­
gen, die jeder Mitarbeiter als Verkäufer in den Filia­
len macht, als Basis und Türöffner im Unternehmen.«
Zur Förderung und Entwicklung der individuellen
Potenziale und Fähigkeiten steht unternehmens­
intern ein breit gefächertes Angebot an Fort- und
Weiterbildung zur Verfügung. Die Trainings decken
Themen wie etwa Kundenservice, Merchandising
und Führungskompetenz ab.
H&M Österreich wurde im März 2015 vom Institut
Great Place to Work als »Bester Arbeitgeber 2015«
ausgezeichnet und erhielt zusätzlich den Sonder­
preis für die Gleichstellung von Frauen und
­ ännern. Liegt die durchschnittliche Frauenquote konzernweit bei 61 %,
M
so beträgt diese in Österreich 80 %. Dieses Verhältnis spiegle sich auch im
Management wider. Rund 80 % der Führungspositionen seien von Frauen
besetzt. Die Gleichstellung basiere auf bindenden Richtlinien für Chan­
cengleichheit und gegen Diskriminierung und werde im Unternehmen
ganz selbstverständlich gelebt, so Claudia Oszwald.
Das Marktumfeld hat sich für den Vorreiter im Fast-Fashion-Segment
in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Die Zahl der Mitbe­
werber im Preismarkt hat rapide zugenommen. Inwieweit kann sich
H&M heute noch vom Wettbewerb abgrenzen? Wie Claudia Oszwald
erklärt, werde Wettbewerb im Konzern grundsätzlich positiv bewertet.
Zum einen wegen dessen marktbelebender Wirkung und zum anderen
wegen seiner frequenzsteigernden Wirkung im Falle direkter Nachbar­
schaft. Zitat: »Im Grunde betrachten wir uns selbst als stärksten Kon­
kurrenten, indem wir uns laufend mit unseren bisherigen Leistungen
vergleichen und immer noch besser werden wollen.« Eine weitere
Expansion sei theoretisch möglich. So sei man ständig auf der Suche
nach der perfekten Location. Aber auch an H&M gehen die Markt­
tendenzen nicht vorüber. Die größte Herausforderung im rauer gewor­
denen Konsumklima sieht das Unternehmen in der Forderung nach
nachhaltigem Handeln, der man mit sieben Selbstverpflichtungen
und diversen Maßnahmen unter dem Dach von »H&M Conscious«
nachkommt.
HS
H&M
Claudia Oszwald hat die Verantwortung für
73 H&M- und drei COS-Stores sowie 2.598 Mitarbeiter in Österreich. Darüber hinaus ist sie für die
Länder Slowenien, Kroatien und Serbien verantwortlich. Mit dem Onlineshop soll das komplette
Warenangebot flächendeckend verfügbar werden,
aber auch die Capsule-Collections, die nur in sechs
stationären Shops angeboten werden. Schon über
ein Jahrzehnt ist H&M – vor C&A und P&C –
Marktführer im stationären Modehandel.
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51 MODE AKTUELL
Speidel
Frischer und
emotionaler
NEW BALANCE
Nichts für Pantoffelhelden
S
52
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© Eterna
D
er Wäschespezialist Speidel präsentiert
mit Oktober seinen komplett neuen
Markenauftritt. Dieser wird sowohl am
POS als auch in der Kommunikation mit den
Endkundinnen sichtbar. »Das Besondere an
mir« ist der neue Claim, der in einer frischen
Bildsprache seine Fortsetzung findet: Natürliche, fröhliche Posen in einer hellen SchwarzWeiß-Welt sorgen für einen femininen und
gleichzeitig modernen Look. Für den Handel hat
Speidel zum Einstand ein umfangreiches POSPaket mit hochwertig gestalteten Deko-Elementen, Einkaufstüten und Give-aways geschnürt.
In ausgewählten Regionen werden die Händler
zudem mit großflächiger Outdoor-Plakatierung
und Anzeigen in Frauenzeitschriften unterstützt.
Doch nicht nur der Markenauftritt von Speidel
wird jünger. Denn mit Swenja und Alissa Speidel
ist die nächste Generation der Gründerfamilie
soeben ins Unternehmen eingetreten.
© Speidel
© New Balance
chuhe aus Filz? Wer da gleich an Pantoffeln denkt, den
belehrt die Multisport-Marke New Balance eines Besseren und lässt das Kultmodell »CRT300« in neuer Optik
aufleben. Der Schuh erblickte erstmals 1979 das Licht der
Welt und wurde damals in Zusammenarbeit mit der australischen Tennislegende Roy Emerson und der Wimbledon-­
Siegerin Virginia Wade entwickelt. Das Obermaterial des
cleanen Court-Schuhs besteht vollständig aus Filz, nur kleine
Akzente sind in Glattleder gesetzt, wie das obligatorische N
an den Seiten. New Balance (mit Hauptsitz in Boston) ist ein
führender Hersteller innovativer Sportschuhe sowie von
Sportbekleidung für die ganze Familie. Mehr als 4.000 Mit­
arbeiter sind weltweit beschäftigt, die Produkte werden in
120 Ländern auf allen Kontinenten vertrieben.
FARAH
G
© Farah
egründet wurde Farah zwar bereits 1920 in den USA und machte sich dort einen
Namen mit Hemdenkollektionen sowie strapazierfähiger Denim- und Workwear.
Seinen Kultstatus erlangte das Label aber erst in den 1970er- und 1980er-Jahren in
Europa. Vor allem britische Jugendliche – Mods und Skins – entdeckten den cleanen Style
der Marke für sich und interpretierten ihn neu: Farah wurde zum Must-have der britischen
Jugendkultur. Heute ist Farah fest verwurzelt in der Tradition anglophiler Herrenmode.
Die aktuelle H/W-Kollektion zeigt einen Look für urbane Nomaden und trägt den Titel
»Tribal Gathering«. Vor allem bei den Outdoor-Teilen wird ein Hauch von Nostalgie mit
innovativen, futuristischen Funktionsgeweben gebrochen. Die Prints der Shirts sind inspiriert von Mystik und Elementen der Folk Art. Für den Vertrieb zeichnet Sven Adam aus der
Düsseldorfer Zentrale von Perry Ellis verantwortlich.
© Leichtfried
Subkulturen verpflichtet
FACHVERBAND TBSL
Unternehmen
des Jahres
A
m 6. Oktober lud Obmann Manfred
Kern zur 6. Jahrestagung des Fachverbands der Textil-, Bekleidungs-,
Schuh- und Lederindustrie inklusive Auszeichnung zum »Unternehmer/Unternehmen des Jahres« ins Kavalierhaus Klessheim. Als Betrieb wurde die Tuch- und
Lodenfabrik Leichtfried aus Möbersdorf
ausgezeichnet. Der Familienbetrieb (im
Bild Geschäftsführer Josef Leichtfried mit
Junior Josef M. Leichtfried) ist einer von
zwei verbliebenen Betrieben in Österreich,
die feinste Tierhaare (neben Merinowolle
auch Alpaka oder Cashmere) vollstufig verarbeiten. Zu den Kunden zählen heimische
Trachtenproduzenten und Luxuslabels wie
Chanel, YSL oder Vivienne Westwood. Seitens der Bekleidungsindustrie gebührte die
Ehrung dem mit 85 Jahren verstorbenen
Helmut Miessgang. 1961 gründete er die
Kindermodenerzeugung Facona, später
übernahm er die Damenbekleidungsfirma
Leopold. Mit 67 Jahren wandte er sich auch
der Herrenmode zu, indem er Allwerk
Gmunden aus dem Konkurs erwarb und
mit seinem kaufmännischen Talent einen
fulminanten Turnaround schaffte.
Eterna
Virtual Reality
S
pezialist Eterna setzt in seinem neuesten MarketingClou auf die neue Technik. Am 1. Oktober startete
eine Onlinekampagne mit einem Spot auf whiteshirt.
eterna.de. Ganz im Stil von Indiana Jones kann sich der
Besucher auf eine Reise durch düstere Gewölbe begeben.
Noch spannender wird diese mit der Virtual-Reality-Brille,
mittels der eigene Bewegungen verborgene Dinge im Spot
zum Leben erwecken. In diese von Goolge entwickelte
Cardboard-Brille wird das Smartphone eingeschoben. Die
Brille gibt es auf der Eterna-Facebook-Seite, als Zugabe
beim Einkauf in den Eterna-Stores, im Onlineshop sowie
bei ausgewählten Fachhandelspartnern.
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53 Mey
Storytelling
M
© Me
y
it Mey Story wagt der Wäschespezialist Mey den Schritt in die
Herrenoberbekleidung. Im Fokus der Kollektion steht das »feinste weiße T-Shirt«. Es wird aus besonders hochwertigem Interlock,
bei dem besonders feine Garne aus langstapeliger Baumwolle miteinander
verstrickt werden, gefertigt. Das elastische Halsband wurde aufwendig konfektioniert und die Abdeckung der Naht des Nackenbandes reicht bis in den
Schulterbereich. Das Besondere: Jedes Shirt kann mit den eigenen Initialen
bestickt werden. Sowohl die T-Shirt- als auch die Unterwäschekollektion
von Mey Story werden zur Gänze in Deutschland aus handgepflückter
Peru-Pima-Baumwolle von Hand gefertigt. Die Shirts sind ab 59,90 €, die
Unterwäschekollektion inklusive dreier weißer T-Shirts ab 39,90 € erhältlich.
Falke
© Falke
Keine Achillesferse mehr
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J
eder fünfte Läufer leidet laut dem Strumpfspezialisten Falke irgendwann einmal an
­Entzündungen oder Reizungen der Achillessehne. Daher hat das Label gemeinsam mit
Sportmedizinern und Athleten den neuen Running-Strumpf »RU Achilles« entwickelt. Dieser verfolgt die Wirkungsweise der Massage. Denn anatomisch angepasste 3D-Silikonpyramiden massieren
das Gewebe an beiden Seiten der Achillessehne.
Dadurch werden Durchblutung und Sauerstoff­
versorgung angeregt, was dazu führt, dass Entzündungsstoffe abtransportiert werden können.
Zusätzlich sorgt das Material Lyocell für optimale
Kühlung durch raschen Feuchtigkeitstransport
und schnelle Rücktrocknung.
© Maerz Muenchen
MODE AKTUELL
Invista
Coole Shapewear
© Invista
I
m September haben sich Eurovet,
Veranstalter von Lingerie- und
Swimwear-Messen, und der Faserspezialist Invista zum dritten Mal
zusammengetan, um die Interfilière
New York zu präsentieren. In diesem
Rahmen wurde neben den neuesten
Stoffkollektionen aus aller Welt auch
die Cooling-Technologie von Invista
vorgestellt. Die Cooling-Technologie
der Marke Lycra Beauty ist Invistas Antwort auf die Herausforderungen des
Shapewear-Segments. Denn die Qualitäten bieten der Trägerin neben der
hervorragenden Formleistung auch
langlebige Frische und permanentes
Feuchtigkeitsmanagement. Möglich
macht dies der Einsatz der bereits
bewährten Coolmax-Technologie.
Damit reagiert der Spezialist auf die
Ergebnisse von eigenen Verbraucherstudien, aus denen hervorgeht, dass
69 % der Kundinnen Feuchtigkeits­
management bei Shapewear äußerst
oder sehr wichtig finden, jedoch nur
42 % mit dem bisherigen Angebot
zufrieden sind.
MILESTONE
Ein Allrounder
© Milestone
L
ässig über Pullover, Longsleeves oder leichte Jackets getragen, sind
ärmellose Westen gerade in der Übergangszeit perfekte modische
Begleiter. Anlass genug für Milestone, den Leder- und Textiljacken­
spezialisten aus Lenting bei Ingolstadt, sein Modell »Cruso« zu promoten.
Der lieferbare Größenspiegel reicht von 48 bis 58. Als Gegenwert zum empfohlenen VK von 129,95 € gesellen sich zur wasserabweisenden PolyamidQualität neben lebendigen Farben auch ein attraktiver Materialmix. Für beste
thermische Isolierung sorgt »Wellon«, eine spezielle Wattierung, welche die
Eigenschaften echter Daune perfekt imitiert. Der Herbst kann kommen!
Maerz Muenchen
Limited Edition
D
as Traditionsunternehmen Maerz
Muenchen lanciert erstmals ein Menswear Special als Limited Edition. Bereits
letztes Jahr stellte die Marke ihr neues Ladenbaukonzept vor, für das der renommierte Möbel­
designer Nils Holger Moormann verantwortlich
zeichnete. Nun arbeitete man für die Limited
Edition erneut zusammen. Passend zu einer
streng auf 100 Stück limitierten Premiumjacke
entwickelte Moormann eine außergewöhnliche
Verpackung aus Holz. Reduktion auf das Wesentliche war das Design-Credo bei der Jacke, deren
Schnittführung klassische Elemente des Cardigans neu interpretiert. Merino ist dabei Haupt­
bestandteil und wird im kontrastreichen Mix mit
gekochter Wolle im Vorderteil sowie als bewährter Merino Superwash im Rückenteil und für die
Ärmel eingesetzt. Ein nummeriertes Lederpatch
unterstreicht den Unikatcharakter der in Ungarn
produzierten Modelle. Unter allen Käufern der
Limited Edition wird die von Moormann gestal­
tete Truhe, die eine Miniatur seiner berühmten
»Trude« ist, zehnmal verlost. Für dieses Special
platziert Maerz Muenchen eine eigene PR-­
Kampagne, gezielte POS-Aktionen sowie
­Marketingmaterial als Handelsunterstützung.
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55 SOCIETY
SHOPPINGFIEBER:
ATV-Moderator
Andreas Moravec mit
Freundin Tanja
EWIG JUNG:
Fotomodel
Gitta Saxx
Wer? Bestseller Wo? Firmenzentrale Wien-Sievering Was? Der dänische Modekonzern
präsentierte erstmalig sein neu entwickeltes Konzept »Fashion for Charity« – eine
Symbiose aus klassischer Wohltätigkeit, Mode und Lifestyle. In die österreichische
Repräsentanz lud Country Manager Sven Hugo Joosten langjährige Partner, Kunden des
Hauses, VIPs sowie die lokale Presse zum Feiern, Shoppen und zur Unterstützung des
Vereins »Wider die Gewalt«. Das schöne Resultat: ein Spendenscheck über 10.000 €!
Neni und Leo Hillinger sorgten für kulinarische Abrundung. Gesichtet wurden u. a. Gitta
Saxx, Andrea Buday, Natalie Alison, Natalia Ushakova, Martina Kaiser, Elke Winkens, Uschi
Fellner, Mike Galeli, Fadi Merza, Volker Piesczek und Peter Windhofer.
ALLE BILDER © Peter Ziech
FASHION FOR CHARITY
AUSDRUCKSVOLL:
Natalie Alison und
Martina Kaiser
WIESN-GEBURTSTAG
VIERMAL
PROMINENZ:
Model Franziska
Knuppe,
Schauspielerin Simone
Thomalla, Boxerin
Regina Halmich und
TV-Star Christine
Neubauer
STILIKONE:
Christine Kaufmann
Wer? Aigner Wo? Im Vinzenzmurr-Zelt auf der Wiesn Was? Ein Jahr lang feierte Aigner
das 50-jährige Bestehen des deutschen Taschen- und Accessoirelabels. Nun gab es ein
weiteres Party-Highlight auf der Wiesn: Inhaberin Evi Brandl und Geschäftsführerin Sibylle
Schön luden ins Vinzenzmurr-Zelt, wo so richtig die Post abging. Am Prominententisch
wurde ebenso abgetanzt wie von den zahlreichen Gästen und Kunden aus Europa und
Asien. Sibylle Schön brach gleich danach nach Indonesien auf. Die Aigner-Chefin hat
nicht nur auf der Wiesn Energie!
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Alle Bilder © Etienne Aigner AG
ZWEI MAL
FRAUENPOWER:
Aigner-Inhaberin
Evi Brandl mit
Geschäftsführerin
Sibylle Schön
SOCIETY
SO VERLIEBT:
Pop-Barde Thomas
Anders und Ehefrau
Claudia genossen
den Blick in die
Weinberge.
SO STOLZ:
Firmenchef Jürgen
Buckenmaier,
Schauspielerin und
Medienprofi Jenny
Elvers
NOCH SCHÖNER MIT RIANI
alle bilder © Jessica Karner
Wer? Riani Wo? Schorndorf Was? Aus der Eröffnung des neuen Firmensitzes machte das
deutsche Label Riani die ganz große Sause. Unter dem Motto »Be Part of the Riani Family«
feierte das Unternehmerpaar Martina Cruse und Jürgen Buckenmaier mit Mitarbeitern,
Kunden und zahlreichen Promis die wahrscheinlich schönste Firmenzentrale eines deutschen
Modeunternehmens. Eine Dachterrasse mit Traumblick über die Weinberge und ein eigenes
Spa für die Mitarbeiter, das von Massagen über Facial Treatments bis zu Maniküre und Power
Plate alles anbietet, was schön und erholt macht, da müssen andere Arbeitgeber jetzt
wohl nachziehen. Moderatorin Bettina Cramer führte durch einen Abend in Pink und Violett,
Prominente wie Jenny Elvers, Thomas Anders mit seiner Frau Claudia oder Nova Meierhenrich
wollten da nicht fehlen. Die drei »GNTM«-Models Ajsa Selimovic, Anuthida Ploypetch und
Vanessa Fuchs (Foto unten rechts) zeigten die neuen Looks.
SO GUTE LAUNE:
Nova Meierhenrich
mit Yve Burbach
SO FESCH:
Riani-Fan
Luisa Hartema
SO VIEL POWER:
Unternehmerin
Martina Cruse im
Interview mit
Moderatorin Bettina
Cramer (rechts)
firmen&personen
HOLAS: NEU FÜR
SANDWICH UND OLSEN
Die Modeagentur Holas GmbH
hat zum Start der Orderrunde
Sommer 2016 ihr Portfolio
erweitert und den Vertrieb für zwei wei­
tere Marken in Österreich übernommen.
Gabriele Auer zeichnet nun für den Verkauf des Labels Olsen, Michael Wratschko
(Bild) für die Marke Sandwich verantwortlich. Seit dem 22. September zeigt
Wratschko die neue Sommerkollektion im
Salzburger Showroom, zwischen 12. und
31. Oktober empfängt Gabriele Auer die
Olsen-­Kunden zur Vororder.
COMMA: GLOBAL
­PRODUCT DIRECTOR
Das Label Comma investiert verstärkt in seine Casual-Linie Comma Casual Identity (CI) und
schafft im Zuge dessen eine neue Position.
Mit 1. Jänner 2016 wird Frauke Stein die
Stelle als Global Product Director für CI
antreten. Damit soll die Marke an zusätzlicher Eigenständigkeit gewinnen. CI wurde
2010 lanciert, ist mittlerweile an rund
1.200 POS erhältlich und verzeichnet einen
Umsatz von 40 Mio. €. Die 49-jährige Stein
war zuletzt als Geschäftsführerin Produkt
für Gerry Weber Edition tätig.
GSA: SCHÜLLER
AUSGEZEICHNET
Managementdenkerin, Bestseller-Autorin – und nun auch für
ihre Rolle als leidenschaftliche
Vortragende ausgezeichnet: Anne M.
Schüller wurde im Rahmen einer
feierlichen Gala in die Hall of Fame der
German Speakers Association (GSA) aufgenommen. Präsident Andreas Buhr würdigte ihre Arbeit als wegweisend
für zukunftsorientierte Unternehmen.
Schüller referierte auch für die TZ anlässlich der Salzburger Gespräche 2013.
BRAX: BRAND MANAGER
HAKA
Bereits seit August ist Olaf Bruns
der Brand Manager Womenswear bei Brax, zum 1. September
haben die Herforder Alexander Lischka als
Brand Manager Menswear eingestellt. Die
neu geschaffene Position schließt neben
der Herrenhosen-Division auch die Segmente Knit, Shirt und Outdoor ein. Nach
beruflichen Stationen u. a. bei Wöhrl und
Ragman freut sich der 44-Jährige über neue
Herausforderungen in Ostwestfalen.
Unser langjähriger Mitarbeiter
Herr Günther Ritschel
ist viel zu früh von uns gegangen.
Er wird immer in unseren Herzen sein.
In diesen schweren Stunden sind unsere
Gedanken bei seiner Familie.
Die Geschäftsleitung und die Kollegen.
Lebek International Fashion GmbH & Co. KG
Bad Marienberg
GERRY WEBER: STEINKE
WIRD VORSTAND
Der Aufsichtsrat der Gerry Weber
International AG hat den Vorstand
von drei auf vier Mitglieder erweitert und Norbert Steinke mit 5. Oktober als
Chief Retail Officer in den Vorstand bestellt.
DANIEL HECHTER:
NEUE LIZENZEN
Seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Gerry-­
Weber-Tochter Hallhuber wird er fortführen.
Seit 2009 ist der 54-Jährige in dieser Position,
davor war er als Geschäftsführer von Roland
Schuhe für Einkauf, Marketing und Expansion verantwortlich. Begonnen hat Steinke seine modische Laufbahn 1982 bei C&A.
Das Modelabel hat Lizenzvereinbarungen
mit zwei französischen Unternehmen der
Renaissance Luxury Group abgeschlossen.
Die renommierte Manufaktur Maison
Texier erstellt zum H/W 2016 eine Klein­
lederwarenkollektion, GL Altesse wird
Silber- und vergoldeten Schmuck (von
­
Manschettenknöpfen über Broschen bis zu
Schlüsselanhängern) unter der Marke
Daniel Hechter produzieren.
IMPRESSUM
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