Jahresbericht 2005
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Jahresbericht 2005
WWW.GUJ.DE | GRUNER + JAHR AG & Co KG JAHRESBERICHT 2005 | GRUNER + JAHR AG & Co KG JAHRESBERICHT 2005 MEDIEN MARKEN MACHER JAHRESBERICHT 2005 Impressum Herausgeber: Gruner + Jahr AG & Co KG Öffentlichkeitsarbeit + Unternehmenskontakte Am Baumwall 11, 20459 Hamburg oeffentlichkeitsarbeit@guj.de Verantwortlich: Dr. Andreas Knaut Redaktion: Alexander Adler, Kurt Otto Fotograf: Sebastian Vollmert, Hamburg Gestaltung: Claim GmbH, Hamburg Realisation: G+J Corporate Media GmbH Friesenweg 2 a-c, 22763 Hamburg Litho: 4MAT Media, Hamburg Druck: MOHN Media, Mohndruck GmbH, 33311 Gütersloh Weitere Bilder: Reto Klar (S. 6, 8), PR/BRIGITTE (S. 4, 13, 14), Dirk Stewen (S. 22, 25, 31, 62-63), Michael Sazel (S. 32, 35 u.), Corbis (S. 39 l. u.), laif (S. 39 r. u.), Focus/Everke (S. 40 l. u.) PR/PRINOVIS (S. 49-50), Jan Northoff (S. 51), STERN/Walter Scheels (S. 58 r.), Bertram Solcher (S. 59, 73 r.) Jürgen Joost/STERN (S. 61), Karin Rocholl/STERN (S. 61 m.), Klaus Knuffmann (S. 5, 63 r.-65, 70 r. o., u.), Stiftung Jugend forscht e. V. (S. 68, 69 u.), Cornelia Fuchs/Stiftung STERN (S. 69 o.), PR/Du bist Deutschland (S. 70 l. o.) Markus Krüger (S. 72-73), Hardy Müller (S. 74) Titelbild: hinter den Kulissen einer BRIGITTE-Modenschau WWW.GUJ.DE | GRUNER + JAHR AG & Co KG INHALT 10 06 MARKENENTWICKLUNG UND INNOVATION 16 62 INTERNATIONALISIERUNG INNOVATIONSMANAGEMENT 26 ERST AM ANFANG 52 DAS INNOVATION COUNCIL Interview mit G+J-Vorstand Dr. Torsten-Jörn Klein G+J-Vorstand Angelika Jahr im Interview Vorwort des Vorstandsvorsitzenden Dr. Bernd Kundrun BRIGITTE auf dem Weg zur führenden Marke für Frauen 16 VIEW-TAGEBUCH 32 SIEBEN AUF EINEN STREICH GEO International auf Expansionskurs QUALITÄTSJOURNALISMUS 36 NOCH MAL VON VORN 58 ADELSPRÄDIKAT FÜR JOURNALISMUS G+J-Vorstand Axel Ganz im Porträt Entstehungsgeschichte eines Magazins G+J bündelt die deutschen Vertriebsaktivitäten 22 ES LEBE DER SPORT Zahlreiche Magazinneugründungen prägten das 48 AUF GUTEM WEG Geschäftsjahr der Motor Presse Stuttgart Geschäftsentwicklung von PRINOVIS 76 JUNGE KOSMOPOLITEN VON MOSKAU BIS MADRID Internationale Personalentwicklung WELTABSCHLUSS Verleihung des Henri Nannen Preises 80 LAGEBERICHT CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY 42 UNTER EINEM NEUEN DACH 72 UMWELTBERICHT Professionelle Umweltkommunikation MARKENFÜHRUNG 10 STARKE MARKEN, STARKE FRAUEN, STARKE STIMMEN 76 62 PREMIEREN BEI G+J Förderung der Fotografie 66 VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN – TALENTE FÖRDERN Kommentierungen zum Geschäftsergebnis durch G+J-Chief Financial Officer Achim Twardy 86 WELTABSCHLUSS Das Geschäftsjahr 2005 in Zahlen 94 CHRONIK Gesellschaftliches Engagement ist Teil des Selbstverständnisses von G+J Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 VORWORT DES VORSTANDSVORSITZENDEN MARKENENTWICKLUNG UND INNOVATION Europas größter Zeitschriftenverlag stellt die Weichen auf Wachstum. Der Innovationskurs wird fortgesetzt, die Markenpotenziale werden nachhaltig ausgebaut Gruner + Jahr hat 2005 eine Trendwende geschafft: Unser Verlagshaus erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr eine deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerung – trotz unverändert schwieriger Anzeigen- und weiterhin stagnierender Vertriebsmärkte. G+J hat in diesem Umfeld Kurs gehalten: Wir haben 2005 unsere Expansionsstrategie mit Zukäufen im In- und Ausland fortgeführt. Viele neue Magazine kamen im Rahmen unserer Titeloffensive auf zent auf 2,6 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite erhöhte sich auf 9,5 Prozent. Basis der guten Entwicklung sind unverändert unsere starken Medienmarken. Titel wie z. B. STERN, BRIGITTE, GEO oder die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND sind schon heute für ihre Leser zuverlässige Lebensbegleiter und Ratgeber. Darin sehen wir große Chancen für G+J. Wir wollen 2006 daher unsere Markenpotenziale weiter Wir wollen 2006 unsere Markenpotenziale weiter erschließen den Markt. Im Kostenbereich wurde die in den vergangenen Jahren eingeschlagene Konsolidierung konsequent weiterverfolgt. Europas größter Zeitschriftenverlag ist daher für die Zukunft gut gerüstet. G+J steigerte seinen Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um 7,6 Pro- erschließen und uns auf die neue multimediale, digitale Zukunft einstellen. Unverändertes Fundament bleibt dabei das G+J-Qualitätsbekenntnis. Wir stehen weltweit für herausragende journalistische und professionelle Qualität, für hohen redaktionellen Standard und unabhängige Berichterstattung. Aus diesem Grund haben wir auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wiederum erheblich in Titel und Redaktionen im In- und Ausland investiert, sie ausgebaut und weiterentwickelt. O G+J-Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd Kundrun Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 7 8 VORWORT DES VORSTANDSVORSITZENDEN Ausdruck für diese Haltung ist auch der Henri Nannen Preis, Deutschlands bedeutendste Journalistenauszeichnung, die 2005 zum ersten Mal vergeben wurde. G+J hat 2005 insgesamt 16 Titel neu auf den Markt gebracht. Damit wurden seit 2003 insgesamt 47 neue Titel gegründet, das sind rund ein Sechstel der 285 Titel, die sich heute weltweit unter dem G+J-Dach versammeln. Wir starteten in Deutschland das erfolgreiche und völlig neuartige Fotomagazin VIEW, den Titel HEALTHY LIVING, mit dem G+J das wichtige Gesundheitssegment ausbaut, sowie PARK AVENUE, das neue Inside- und Reportagemagazin im Gesellschaftssegment. Hervorzuheben sind die sehr positive Entwicklung von ESSEN&TRINKEN FÜR JEDEN TAG, dem erfolgreichsten G+J-Titel im Einzelverkauf, und von NEON, dem neuen jungen Magazin vom STERN, das vom Markt enthusiastisch aufgenommen wurde. Auch international ist G+J deutlich vorangekommen: GEO wurde im Herbst in fünf osteuropäischen Ländern und der Türkei sowie in Italien mit jeweils lokal angepassten Ausgaben gestartet; in den Niederlanden kam GLAMOUR mit großem Erfolg auf den Markt. In Frankreich hat unser Tochterverlag Prisma Presse seine Marktposition erheblich verbessert. Die ohnehin sehr erfolgreichen Programmzeitschriften TÉLÉ 2 SEMAINES und TV GRANDES CHAÎNES sind sowohl in der Auflage als auch im Ergebnis erneut gewachsen. Gleichzeitig hat G+J seine führende Marktstellung in Europa weiter ausgebaut und sich neue aussichtsreiche Märkte erschlossen. Seit dem 1. Juli 2005 wird die Motor Presse Stuttgart (MPS) voll im Verlag konsolidiert. Das rund 140 Titel starke VORWORT DES VORSTANDSVORSITZENDEN Portfolio von MPS passt ideal zu G+J und ermöglicht die Erschließung bedeutender Synergien im In- und Ausland. Die Zusammenarbeit verlief vom Start weg bestens und wird systematisch erweitert. Mit Griechenland haben wir uns einen weiteren Wachstumsmarkt erschlossen. G+J übernahm dort 50 Prozent an Daphne Communications, einem der führenden Zeitschriftenverlage des Landes. Auch in den Adria-Ländern Kroatien, Serbien und Slowenien werden wir, vorbehaltlich der Kartellgenehmigung, expandieren und dort bestehende Magazingeschäfte übernehmen. Bei allen strategischen Schritten leitet uns ein Grundgedanke: G+J betritt nur dann einen neuen Markt, wenn eine führende Marktposition in Segmenten möglich ist oder diese wenigstens in absehbarer Zeit mit angemessenem Einsatz erreicht werden kann. Das kann mitunter auch eine Entscheidung zum Desinvestment bedeuten. Weil beide Voraussetzungen nicht erfüllt waren, haben wir uns 2005 aus dem US-Markt zurückgezogen und unsere dortigen Verlagsaktivitäten verkauft. Dieser Entschluss fiel uns nicht leicht, setzte im Ergebnis aber erhebliche Kräfte frei. Schon jetzt können wir feststellen, dass unsere Neuinvestitionen und die erfreuliche Entwicklung unseres Kerngeschäfts im Umsatz und Ergebnis den Verkauf unseres US-Magazinportfolios mehr als kompensiert haben. Sehr zufrieden sind wir auch mit unseren Zeitungen. Die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND dienvielfalt und die unüberschaubare Zahl von medialen Angeboten wird Leser und User schon bald nach mehr Orientierung, sozusagen nach einer Qualitätsgarantie für Inhalt und Form fragen lassen. Hier stehen wir bereit. Um Innovationen und Eigeninitiative auch über die Unternehmensgrenzen hinaus zu fördern, hat G+J sich an der Medienkampagne „Du bist Deutschland“ beteiligt. Die größte Social-Marketing-Kampagne in der Mediengeschichte der Bundesrepublik hat eine breite Debatte über Ei- International ist Gruner + Jahr deutlich vorangekommen hat im fünften Jahr seit ihrer Gründung die 100 000er-Marke in der Gesamtauflage übersprungen und bleibt auf dem Wachstumspfad. Zudem entwickeln sich die SÄCHSISCHE ZEITUNG und die MORGENPOST SACHSEN weiterhin erfreulich ertragsstark. Im Druckbereich gelang es G+J, seine führende Marktposition zu stärken. Nach der Genehmigung der Fusion hat PRINOVIS, das neue Gemeinschaftsunternehmen von G+J, arvato und dem Axel Springer Verlag, in einem sehr wettbewerbsintensiven Marktumfeld seine Stellung als führende Tiefdruckerei entschieden ausgebaut. In diesem Jahr wird eine neue Tiefdruckerei in Liverpool in Betrieb genommen. Auch Brown Printing, unsere Druckerei-Tochter in den USA, erwies sich 2005 als äußerst erfolgreich. 2006 wird G+J seinen eingeschlagenen Innovationskurs fortsetzen. Wir wollen das Potenzial unserer Zeitschriften zur weiteren Entfaltung bringen. Ich bin mir sicher, die zunehmende Me- genverantwortung und Eigeninitiative in Deutschland ausgelöst. Zum Ende noch ein Wort des Dankes. Axel Ganz hat 2005 altersbedingt unseren Vorstand verlassen und wird in den G+J-Aufsichtsrat wechseln. Er stand in den drei Jahrzehnten seines Wirkens für unser Haus wie kaum ein anderer für innovatives Verlegertum und wirtschaftlichen Erfolg. Ihm möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich nochmals für seine einmalige Leistung für das Verlagshaus danken. Wir heißen jetzt Fabrice Boé willkommen, der nunmehr seinen Platz im Vorstand und an der Spitze der französischen Tochter Prisma Presse einnehmen wird. Auf den kommenden Seiten finden Sie die Höhepunkte des G+J-Geschäftsjahres 2005. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Dr. Bernd Kundrun Vorstandsvorsitzender Gruner + Jahr Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 9 10 MARKENFÜHRUNG | BRIGITTE STARKE MARKEN, STARKE FRAUEN, STARKE STIMMEN Ein Magazin auf dem Weg zur führenden Frauenmarke Deutschlands Anspruchsvoll an sich selbst war BRIGITTE schon immer. Hochgesteckt sind die Ziele, die sie sich selbst gesetzt hat. Sie ist dynamisch, ihr Leitmotiv ist Stärke durch Substanz. Und das BRIGITTE-Team in Redaktion und Verlag wird durch eine Vision getrieben: BRIGITTE soll eine der führenden Frauenmarken überhaupt werden, auch außerhalb des etablierten Magazinumfelds der 14täglichen Frauenzeitschriften, deren Marktführerin sie seit vielen Jahrzehnten ist. Um diesen Anspruch auch mit Leben zu füllen, reicht es aber nicht, dass sich BRIGITTE als kraftstrotzende, innovative und auch risikofreudige Schlagfrau im Segment der 14-täglichen Frauenzeitschriften präsentiert, sondern sie muss auch neue Wege beschreiten, die für eine Zeitschriftenmarke mit einer Entwicklung von über 50 Jahren eher ungewöhnlich sind. Hannelore Hoger, eine der „Starken Stimmen“, im Hörstudio mit Claudia Münster, stellvertretende Chefredakteurin der BRIGITTE 13 Eine der „starken BRIGITTE-Frauen“ BRIGITTE gründet sich auf ein festes Fundament einer eindeutigen Positionierung, verbunden mit einer erfolgreichen Markenfamilie, die im Zeitschriftenmarkt ihresgleichen sucht. So war der Start von BRIGITTE WOMAN vor fünf Jahren ein mutiges Projekt. Mit dieser Line Extension sprach BRIGITTE erstmalig in Deutschland ganz gezielt Frauen über 40 Jahre an und schuf damit das erste „Best Ager“-Magazin, lange bevor dieser Begriff sich etablierte. Mit neuem Selbstbewusstsein steht die Zielgruppe dieses Magazins zu ihren Wünschen und Bedürfnissen, die sich von denen junger Frauen deutlich unterscheiden – und doch definieren sich diese Frauen eben nicht über ihr Alter. Stattdessen sind sie neugierig, abenteuerlustig und leisten sich einen ganz besonderen Luxus: ihre Träume zu erfüllen. Das anfangs nur vierteljährlich erscheinende Magazin entwickelte sich aber allen Unkenrufen zum Trotz außergewöhnlich erfolgreich. Die BRIGITTERedaktion hatte das richtige Gespür nicht nur für Themen, sondern auch für die Sprache und Optik dieser anspruchsvollen Zielgruppe. Mittlerweile er- Stimmlich vertreten In der Hörbuch-Edition 2005 lesen u. a. Iris Berben, Corinna Harfouch, Anna Thalbach und Heike Makatsch scheint BRIGITTE WOMAN sechsmal jährlich und verkauft gut 280 000 Exemplare jeder Ausgabe. Der zweite Magazin-Ableger BYM startete Anfang 2006 und löste BRIGITTE YOUNG MISS ab. BYM ist ein junges, anspruchsvolles Magazin für junge Frauen zwischen 19 und 26 Jahren mit unverwechselbarer Optik und einem ungewöhnlichen redaktionellen Konzept, das über Ressortgrenzen hinweg Themen spielerisch miteinander verknüpft. BYM ist die Stimme der BRIGITTE bei jungen Frauen. Der Absender BRIGITTE gilt den jungen Leserinnen als Qualitätsgarantie, sozusagen ein bewährter Vertrauensstempel. Erfolgreich entwickelt sich in der BRIGITTE-Markenfamilie auch die BRIGITTE-Website, die als die führende Frauenwebsite in Deutschland etabliert ist. Sie ist nicht nur die größte, sondern auch eine der aktivsten Communities unter ihren Userinnen. Damit wurde ein Forum geschaffen, das auch in der Internet-Community den Werteset der BRIGITTE trägt. Die Marke BRIGITTE ist inzwischen so agil und erfolgreich, dass sie mit allen ihren Line Extensions über eine Million Hefte pro Erscheinungsintervall verkauft. Das Leitmotiv für alle Aktivitäten rund um die Marke BRIGITTE ist konsequent „Stärke durch Substanz“. Dies leitete Redaktion und Verlag im Jahr 2005 bei der Entwicklung eines Projekts, das ein durchschlagender Erfolg der Markenführung außerhalb des klassischen Bereichs von Magazin-Line-Extensions wurde: BRIGITTE setzte ihre Erfolgsstory in dem Erschließen neuer Markenumfelder fort und setzte auf den Markt der Hörbücher. Hier wurden bisher üblicherweise von einem Titel ca. 5000 Stück verkauft, was bereits als „Bestseller“ gelobt wurde. Und im Branchendurchschnitt ist es ein Erfolg, wenn ein Hörbuch etwa zehn Prozent der Verkaufsauflage seiner Buchvorlage in Hardcover-Form schafft. Die Kolumnistin Elke Heidenreich trägt mit ihrer besonderen Glaubwürdigkeit und Kompetenz vor vollen Sälen aus der BRIGITTEEdition vor Nicht so die BRIGITTE: Sie startete im Februar 2005 die Edition der „Starken Stimmen“: Zwölf herausragende Stimmen, führende deutsche Schauspielerinnen und die Erfolgsautorin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich, wurden gewonnen. BRIGITTE setzte in diesem bisher kleinen, überschaubaren Segment völlig neue Maßstäbe: Sie verkaufte 2005 insgesamt 1,5 Millionen Hörbücher. Kenner des Hörbuchmarkts sprechen vom „größten Erfolg in der Geschichte des deutschen Hörbuchs“. Kein BRIGITTE-Hörbuch verkaufte weniger als 100 000 Exemplare. Es sind vorwiegend Frauen, die die „Starken Stimmen“ hören wollten, Frauen, von denen zwei Drittel zuvor nie ein Hörbuch kauften. Im Jahr 2006 wird es ebenso neue „Starke Stimmen“ geben. Mit Nina Hoss zum Beispiel, Grimme-Preisträgerin und Star des Neuen Deutschen Films. Diese kann man nicht nur auf seinen i-Pod downloaden, sondern „die Stimmen“ werden 2006 auch live in rund 35 deutschen Städten auftreten. Damit wird den Leserinnen ein Kulturpaket „Starke Stimmen“: mit 1,5 Millionen verkauften Exemplaren ein Mega-Erfolg Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 14 MARKENFÜHRUNG | BRIGITTE geboten, das in der Zeitschriftenlandschaft seinesgleichen sucht. Mit der neuen Edition wird erneut der Beweis angetreten, was Qualität, Kreativität und Innovation in Kombination für die Führung einer starken Medienmarke bedeuten: neue Erfolge in der Markenwelt der BRIGITTE. Eine ähnliche Erfolgsstory stellte sich 2005 mit einem weiteren Schritt in den Buchmarkt ein: Am 27. August startete BRIGITTE die Buchedition, erlesen von Elke Heidenreich, mit 26 Bänden. Die Kombination aus Elke Heidenreichs Glaubwürdigkeit, ihrer Kompetenz und der Kraft der BRIGITTE machen das Projekt stark und einzigartig. Insgesamt wurden bis zum Jahresende 2005 1,5 Millionen Bücher mit BRIGITTE-Label verkauft. Um diese ehrgeizigen Ziele auf dem Wachstumskurs von Gruner + Jahr zu erreichen, müssen alle neuen Projekte nicht nur exzellent zur Marke BRIGITTE passen, sondern sie „müssen im Idealfall auch die Marke BRIGITTE zusätzlich BRIGITTE | MARKENFÜHRUNG BRIGITTE-Modenschau Seit Jahren die perfekte Inszenierung von tragbarer aktueller Mode, ausgesuchtem Chic und passenden Accessoires prägen und aufladen“, so Julia Jäkel, BRIGITTEVerlagsleiterin. Ein gelungenes Beispiel ist die Hörbuchedition „Starke Stimmen“. Dieses Projekt war nicht nur unternehmerisch ein großer Erfolg, sondern weist auch strategisch innovative Wege für die BRIGITTE in die Welt der großen Marken. Um die Marke zu stärken, werden über Line Extensions, Bücher und Hörbücher hinaus neue Wege und Formen der Zusammenarbeit mit anderen Marken gesucht. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation mit dem führenden Tiefkühlkost-Hersteller Frosta. Hier hat die BRIGITTE erfolgreich ihre Kernkompetenz Ernährung und insbesondere im Segment „Diät“ weiter ausgebaut, um speziell den berufstätigen Frauen einen Service zu bieten, den zeitlichen Aufwand für die BRIGITTE DIÄT in der Küche auf ein Minimum zu reduzieren. Frosta ist der Partner, der auf dem gleichen Qualitätsstandard seine Tiefkühlprodukte anbietet, die den BRIGITTE DIÄT-Regeln entsprechen. Und so tragen spezielle Frosta-Produkte das Label BRIGITTE DIÄT. Das heißt aber nicht, dass Frau künftig auch BRIGITTE-Taschen kaufen kann oder es etwa eine BRIGITTE-Tomatensoße geben wird. Beim Kreieren innovativer BRIGITTE-Produkte gilt die oberste Priorität, dass jede Kooperation, jede Line Extension oder jedes Sonderprojekt vier Anforderungen erfüllen muss: MEDIEN-MARKENFAMILIEN UND -AKTIVITÄTEN IM DEUTSCHEN ZEITSCHRIFTENBEREICH Gruner + Jahr verfügt in Deutschland über starke Stammtitel, die bisher erfolgreich über Line Extensions in ihren jeweiligen MedienMarkenfamilien gewachsen sind. 2005 sind das optische Magazin VIEW innerhalb der p p p p Jede Idee und jedes Projekt muss exklusiven Charakter haben. Jedes neue Produkt muss durch Branding und Mitwirkung der BRIGITTE in seiner Qualität gewinnen. Jedes neue Produkt muss die Attraktivität der Marke BRIGITTE stärken und damit in Wechselwirkung auf die Kernmarke BRIGITTE einzahlen. Alle Ideen, Konzepte und Projekte in der neuen BRIGITTE-Markenwelt müssen vor allem Redaktion und Verlag, Käuferinnen und Leserinnen inspirieren, begeistern, ja beflügeln. STERN-Gruppe, die Entwicklung der jungen Frauenzeitschrift BYM sowie die Hörbuchedition „Starke Stimmen” in der BRIGITTEFamily die herausragenden Beispiele für diese verlegerische Strategie, die G+J im Wettbewerbsvergleich auszeichnet. BERND BUCHHOLZ: „Das G+J-Kapital sind die gereiften etablierten Zeitschriftenmarken. Deren kontinuierliche Pflege und Weiterentwicklung sichert Wettbewerbspositionen und Marktanteile. Daneben setzen wir in unserer Innovationsoffensive Wachstumsimpulse durch Investitionen in neue innovative Blätter wie Line Extensions, Neugründungen oder Konzepttransfers. Voraussetzung einer erfolgreichen Line Extension wie z. B. BRIGITTE WOMAN oder GESUND LEBEN vom STERN ist jeweils eine starke Die „Starken Stimmen“ zeigen beispielhaft das große kreative Potenzial, so G+J-Zeitschriftenvorstand Dr. Bernd Buchholz, „das in allen profilierten, qualitätsorientierten G+J-Marken steckt, wenn jetzt systematisch neue Geschäftsfelder außerhalb des etablierten Printbereichs engagiert und mutig, innovativ und mit den unterschiedlichsten Ideen angegangen werden, um die mittelfristig ehrgeizigen Wachstumsziele von G+J in Deutschland zu erreichen“. Einer der acht „Bertelsmann Entrepreneur Awards“ wurde im Dezember 2005 an Bernd Buchholz verliehen. Ebenfalls ausgezeichnet wurde das Projekt „Starke Stimmen“ von BRIGITTE und Random House Audio mit einem der beiden Bertelsmann Synergy Awards 2005. p Dachmarke, die für neue Entwicklungen tragfähig ist. Auf diesem Fundament lassen sich viele neue verlegerische Ideen aufsetzen, die das Interesse der Leser finden.“ Die „Ableger“ innerhalb der G+J-Medien-Markenfamilien müssen konzeptionelle Grundelemente des Mutterblatts in sich verankern und gleichzeitig bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder die Kompetenz der Dachmarke stärken. Line Extensions müssen generell zur G+J-Qualitätslinie passen. Titel wie GEOLINO oder BRIGITTE WOMAN sind anschauliche Beispiele, wie neue Leserbedürfnisse durch innovative Zeitschriftenkonzepte erfolgreich abgedeckt werden und zu wirtschaftlichen Erfolgsbeiträgen innerhalb der jeweiligen Medien-Markenfamilien werden. Die Beispiele der Titelfamilien von GEO, NATIONAL GEOGRAPHIC oder P.M. beweisen, dass G+J mit Line Extensions starke Markenfamilien aufbaut. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 15 16 MARKENFÜHRUNG | VIEW Schnelle Auffassungsgabe: Tom Jacobi, Stephanie Kickel, Hans-Peter Junker und Brigitte Baumann VIEWTAGEBUCH ENTSTEHUNGSGESCHICHTE EINES MAGAZINS Im Rahmen der Innovationsoffensive des G+J-Unternehmensbereichs Zeitschriften Deutschland ging im Oktober 2005 VIEW vom STERN an den Start. Das Tagebuch des Entwicklungsteams zeigt die wichtigsten Schritte VIEW | MARKENFÜHRUNG O VIEW-Redaktionsleiter Tom Jacobi beim Sichten der Bildauswahl U Aus 5000 Bildern wird täglich ausgewählt +++++SEPTEMBER 2004 Strategie-Tagung der STERN-Chefredaktion und -Verlagsleitung auf Sylt. Wichtigstes Thema: Innovationen für die Verlagsgruppe. Tom Jacobi, Art Director, und Olaf Conrad, Gleichzeitig gilt es, einen Namen zu finden, und das ist gar nicht so leicht. „Blick“ ist besetzt, STERN-FOTOGRAFIE nicht neu. Also geht das Team erneut ins Brainstorming. Alle deutschen VIEW soll faszinieren, aber auch Orientierung geben Verlagsleiter, haben eine Idee. Eine Kernkompetenz des STERN ist seine Optik. „Warum nicht mehr daraus machen?“ Die Idee gab es bereits vor 20 Jahren, aber heute scheint die Zeit reif. Jeden Tag erreichen rund 5000 Fotos die Bildredaktion. Alle in der Runde meinen: eine gute Idee. Lasst uns nach der Rückkehr in Hamburg einen Dummy bauen. +++++OKTOBER 2004 Das Entwicklungsteam steht: Hans-Peter Junker, Leiter STERN-Nachrichtenredaktion, und STERN-Art Director Tom Jacobi entwickeln neben ihrer Tagesarbeit den Dummy, verstärkt durch Grafikerin Brigitte Baumann. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Namensvorschläge fallen durch. Entweder sind sie bereits vergeben oder treffen nicht den Punkt. VIEW wird neben „Look“ in den Ring geworfen. Einhellige Zustimmung für VIEW. So heißt bereits der erste Dummy. +++++NOVEMBER 2004 Das Entwicklungsteam diskutiert die optimale Aufteilung von Text- und Bild. Insbesondere die Textlängen sind Gegenstand der Gespräche. Anfangs sollte kein Text länger sein als eine Seite. Man einigt sich – bestärkt durch Erkenntnisse der Marktforschung – schließlich darauf, zwischen den Rubriken längere Texte als Trennelement einzufügen. Launch Okt. 2005 verkaufte Auflage 200 000 (Startausgabe) Frequenz monatlich +++++DEZEMBER 2004 Langsam erhöht sich der vom Team selbst geschaffene Druck, der mit einer ersten Komplettpräsentation eines neuen Titels verbunden ist. Übereinstimmung besteht darin, dass der Inhalt des neuen Magazins rubriziert werden soll. Die Heftstruktur nimmt rasch Gestalt an. VIEW teilt sich auf in „Die Welt“, „Deutschland“, „Sport“, „Reportage“, „Entertainment“ sowie „Wissen + Wunder“. Das gibt dem Magazin einen Chronik-Charakter mit den Ereignis-Highlights des Vormonats. +++++25. JANUAR 2005 Termin zur VIEW-Präsentation bei Zeitschriften-Vorstand Bernd Buchholz: Ein 164-seitiger Dummy im pdf-Format wird vorgestellt: ein komplettes Heft von der ersten bis zur letzten Seite. Buchholz ist begeistert. Gleichwohl gibt es in der großen Runde auch Bedenken: Wird in Zeiten des Internets und des überquellenden TV-Angebots ein solches Magazin von potenziellen Lesern überhaupt als Innovation empfunden? Trotzdem – alle glauben an Print, gerade in einer Zeit der Informations- und Bilder-Überflutung. VIEW soll faszinieren, aber auch Orientierung mit nachhaltigen Informationen und ausgewählten Bildern bieten, die sonst in der täglichen Bilderflut untergehen. Die Gefahr einer Kannibalisierung für den STERN hält man für gering. Der Weg des VIEWProjekts ins Innovation Council von Gruner + Jahr (s. a. Seite 57) ist frei. +++++FEBRUAR 2005 Der Dummy löst lebhafte Diskussionen im Innovation Council aus. Am intensivsten wird über das Cover diskutiert: eine monothematische Aufmachung oder doch eher ein Multi-Picture-Titel? Aber auch das Verhältnis Text zu Bild wird mit neuen Argumenten überdacht. Wie kann man beispielsweise den Chronik-Charakter stärker betonen? Am schönsten wäre es, die relevanten Ereignisse des vergangenen Monats mit den besten Fotos abzubilden. Die Frage der optimalen Text- und Bild-Aufteilung zieht sich als roter Faden durch die VIEW-Entwicklung. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 19 20 MARKENFÜHRUNG | VIEW +++++MÄRZ 2005 Das ist ärgerlich: Irgendjemand aus dem Umfeld der VIEW-Diskussionen scheint geplaudert zu haben. Spekulationen über VIEW tauchen in der Fachpresse auf. Der Unternehmensbereich Zeitschriften Deutschland reagiert sofort: Bernd Buchholz wählt die Vorwärtsstrategie und kündigt Entwicklung und Test des Titels an. Die Sorge des Entwicklungsteams: Hoffentlich kopiert niemand diese Magazinidee und erscheint noch vor VIEW! +++++APRIL 2005 Die erste Konzept-Präsentation vor ausgewählten Anzeigenkunden und deren Werbeagenturen: Die Begeisterung übertrifft alle Erwartungen. Die Werber empfinden das Magazin als den potenziellen Käufern die Sicherheit, dass sie STERN-Qualität erwarten können. +++++AUGUST 2005 Großes Aufatmen! Der Vorstand stimmt dem Beschlussantrag über den VIEWStart zu. Erleichterte Freude und knallende Sektkorken beim Entwicklungsteam: Jetzt kann es richtig losgehen mit der Detail-Planung des Launches. Nun wird erst einmal genau gerechnet: Wo liegt die richtige Auflagenhöhe? Wie soll der Internet-Auftritt aussehen? Welcher Copy-Preis ist angemessen und durchsetzbar? Wie kann man attraktive Anzeigenpreise festlegen, ohne die solide Media-Leistung zu verschleudern, unter Wert zu verkaufen? +++++SEPTEMBER 2005 Die definitive Entscheidung für den Erstverkaufstag steht. VIEW wird immer am ersten Sonnabend jedes Monats er- VIEW auf dem erfolgreichen Weg in die STERN-Markenwelt überzeugende Innovation im Zeitschriftenmarkt. Ursprünglich wurde in der Erlösplanung nur ein begrenztes Anzeigenvolumen kalkuliert, VIEW eher als vertriebsorientiertes Objekt gesehen. Umso besser, wenn die Resonanz im Anzeigenmarkt so ermutigend ist. Einige Kunden wollen für VIEW sogar spezielle Anzeigenmotive kreieren lassen. +++++MAI 2005 Die interne Anspannung lässt wieder nach. Keiner der Wettbewerber kann mit einem ähnlichen Konzeptansatz in den Markt vorpreschen. Ein solcher Titel ist zu komplex und in der journalistischen Qualität zu anspruchsvoll für eine Kopie. Qualität ist der beste Kopierschutz, so heißt treffend die Kurzformel bei G+J. +++++JUNI 2005 Immer noch wird an der optimalen Heftmischung gefeilt. Dank der begleitenden G+J-Marktforschung wird jetzt deutlich, wie die Erwartungen der Leser im Detail aussehen. Es wird entschieden, auf dem Cover deutlich auf den Absender STERN hinzuweisen. Das gibt einerseits für das VIEW-Team eine Verpflichtung, andererseits scheinen! Erstaunlich positive Resonanz vom Grosso. Dort folgt man der Argumentation sehr schnell und ohne große Einwände: VIEW kommt als einziger Magazintitel am Samstag heraus und nutzt die entspannte Einkaufs- und Freizeitsituation der Verbraucher. VIEW liefert Muße und Unterhaltung – ideal für das Wochenende! +++++6. OKTOBER 2005 Pressekonferenz im G+JPressehaus am Baumwall zum Start von VIEW. Die Resonanz ist beachtlich: Agenturen, Tagespresse, Fachpresse, TV, Radio, kurz die gesamte Medienbranche, horcht auf, was der STERN in der G+JInnovationsoffensive vorhat. +++++10. OKTOBER 2005 Die Resonanz der Medienjournalisten ist in Berichten und Kommentaren überwiegend positiv: „Wenn Bilder bilden sollen“, meint die „Süddeutsche Zeitung“ oder „VIEW fängt Augenblicke ein“, so die dpa. Ermutigend ist vor Das „Kuchenbrett“: die fertigen Layoutseiten einer Ausgabe I allem die „FAZ”-Rezension: „Ein Bild sagt nicht immer mehr als tausend Worte, und manchmal sagt es gar nichts oder stiftet perfekte Verwirrung. Genau mit diesem Dilemma spielt ,View‘ sehr geschickt und hat darüber hinaus Geschichten parat, die der ,Stern‘ selbst nicht viel anders machen würde.“ +++++NOVEMBER 2005 Auch im Internet steht VIEW für faszinierende Bilder: Zum Erstverkaufstag der zweiten Ausgabe des neuen GeneralInterest-Titels am 5. November 2005 öffnet die VIEW-Fotocommunity im Internet. Ambitionierte Amateurfotografen und Profis haben unter www. view-magazin.de die Möglichkeit, eine Auswahl ihrer besten Fotos zu veröffentlichen. Damit bietet VIEW Fotografen und Foto-Liebhabern ein komfortables und modernes Forum. Es dient dem Austausch von Tipps, Informationen und Kommentaren innerhalb der wachsenden Fangemeinde digitaler Fotografie. Der Erfolg der ersten Ausgabe (Nr. 10/2005) überrascht: rund 200 000 verkaufte Exemplare der Erstausgabe. Das lässt zwar hoffen, aber der Abverkauf der November-Ausgabe läuft eher schleppend an. Das Konzept wird behutsam nachjustiert. Der multithematische Titel scheint sich nicht eindeutig genug zu vermitteln, die Käufer können nicht schnell genug erkennen, dass eine neue VIEW-Ausgabe im Handel ist. Gemeinsam mit dem Vertrieb entwickelt die Redaktion einen Titelumklapper, der farblich variieren soll und unregelmäßig eingesetzt wird. Gleichzeitig wird der Multi-Picture-Titel modifiziert: Ein Bild ist größer und damit hervorgehoben. So wird zweifelsfrei deutlich gemacht: Hier gibt es tatsächlich etwas Neues! Ove Saffe, STERN-Verlagsgeschäftsführer heute zur Zwischenbilanz von VIEW: „Der erfreuliche Start bahnt den Weg für den zukünftigen Erfolg des Titels in der STERN-Markenwelt. Wir sind daher zuversichtlich, die Zielauflage um ca. 150 000 verkaufte Exemplare dauerhaft zu erreichen.“ p Wigbert Löer, Redaktion, Torsten Terraschke, Dokumentation / Schlussredaktion und Tanja Koch, Layout Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 U Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 MOTOR PRESSE | SPORT ES LEBE DER SPORT Nicht nur Auto- und Motorradzeitschriften gehören zum Portfolio der Motor Presse Stuttgart. Mit mehr als einem Dutzend Sport- und Freizeittiteln ist dieser Bereich ein viel versprechender Wachstumsmarkt Erfolgreich im Ausland Die russische Lizenzausgabe von AUTO MOTOR UND SPORT, AUTO TURBO in Frankreich sowie die ungarische MAXI TUNING Mit ihren attraktiven Magazinen rund um die Themen Auto und Motorrad hat sich die Motor Presse Stuttgart in der deutschen Verlagslandschaft fest etabliert. Wie kein anderes Verlagshaus prägt sie seit Jahrzehnten diese Märkte. Dass der Stuttgarter Verlag aber auch im Segment der Sport und Freizeitzeitschriften eine führende Rolle einnimmt, ist den meisten Lesern wohl unbekannt. Doch schon Ende der 80er Jahre entdeckte die Motor Presse das enorme Potenzial, das in diesem Themenfeld verborgen ist. Mit PROMOBIL – Europas größtem Reisemobil-Magazin – fiel der Einstieg leicht, denn immerhin sind Reisemobile Autos, noch dazu solche mit Multifunktion. Von der mobilen Freizeit zur aktiven Freizeit draußen war es dann nur ein kleiner Schritt. „Im Inland haben wir im Segment Sport und Freizeit noch den einen oder anderen Konzeptansatz. Hier verfolgen wir sowohl die Strategie der Eigenentwicklungen als auch der Akquisitionen“, so fasst Motor-Presse-Stuttgart-Geschäftsführer Friedrich Wehrle den Wachstumsmarkt in einem Interview zusammen. Kein Wunder – allein die Outdoorindustrie verzeichnet einen Gesamtumsatz von 5 Milliarden Euro, Tendenz weiterhin steigend. Grund genug für die Motor Presse Stuttgart, in diesen interessanten Markt zu investieren. Mehr als ein Dutzend Periodika und Sonderhefte zählen inzwischen zum Portfolio. Flaggschiffe sind neben PROMOBIL, das rund 90 000 Hefte verkauft, MOUNTAINBIKE, RUNNER’SWORLD und OUTDOOR. Seit Januar 2005 gehört auch das DSV AKTIV SKI- UND SPORTMAGAZIN dazu, das auflagenstarke Mitgliedermagazin des Deutschen Skiverbands, das in 200 000 Exemplaren die Ski-Fans erreicht. Es wird von weiteren Print- und OnlineProdukten rund um den Wintersport flankiert, wie zum Beispiel dem DSV SKI ATLAS, der traditionsreichen Bibel für alle Skifans. Ebenfalls im Jahr 2005 akquirierte die Motor Presse Stuttgart den erfolgreichen Stuttgarter Scholten-Verlag und gliederte die Pferdesportzeitschriften CAVALLO und PFERDEBÖRSE in ihr Portfolio ein. CAVALLO ist mit einer verkauften Auflage von knapp 90 000 Exemplaren die mit Abstand meistverkaufte Pferde- und Reitsportzeitschrift. In ihrem Stammgeschäft „Automobil“ hat die Motor Presse Stuttgart neben einigen Entwicklungsprojekten auch einen neuen Autotitel akquiriert. Die Offroad-Zeitschrift 4WHEEL FUN wurde im Juli Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 23 24 SPORT | MOTOR PRESSE MOTOR PRESSE STUTTGART Der Gesamtumsatz der Motor Presse Stuttgart betrug im Jahre 2005 362 Mio. Euro, davon entfielen 201 Mio. Euro Zu den Sport- und Freizeit-Flaggschiffen gehören PROMOBIL MOUNTAINBIKE und DSV AKTIV SKI- UND SPORTMAGAZIN auf das Inland und 161 Mio. Euro auf das Ausland. Der Anteil des Auslandsgeschäfts beträgt damit 45 Prozent am Die besten Aufnahmen gelingen nicht im Labor, sondern OUTDOOR Gesamtumsatz. Im Inland hat die MPS von der Mainzer VF Verlagsgesellschaft übernommen und seither von der Berliner Redaktion, in der auch AUTOSTRASSENVERKEHR produziert wird, herausgegeben. Bereits im Frühjahr begann eine Entwicklungsmannschaft mit den Vorbereitungen für eine Zeitschrifteninnovation im Kernsegment „Automobil“. AUTOMONAT, so der Name des im Pocketformat erscheinenden Titels, ist im Januar 2006 an die Kioske gekommen. Das Jahr 2005 stand auch im Zeichen weiterer Expansion im Auslandsgeschäft bei der Motor Presse Stuttgart. In Kroatien wurde in der neu gegründeten Tochtergesellschaft eine weitere Ausgabe von AUTO MOTOR UND SPORT, von LASTAUTO OMNIBUS, eine zweimonatliche Ausgabe von MAXI TUNING sowie eine Motorradzeitschrift gelauncht. Daneben wurde die internationale Markenfamilie AUTO MOTOR UND SPORT mit zwei neuen Lizenzausgaben in Russland und in den Niederlanden, zwei wichtigen strategischen Schlüsselmärkten, auf insgesamt 22 Länderausgaben erweitert. Mit dem Eintritt in Russland hat der Stuttgarter Verlag die erste große internationale Automobilzeitschriftenmarke im russischen Zeitschriftenmarkt eingeführt. Auch die internationale Tuning-Zeitschriftenfamilie MAXI TUNING wurde um insgesamt drei neue Länderausgaben in Ungarn, Tschechien und Griechenland erweitert und umfasst nun insgesamt zwölf internationale Ausgaben. In Frankreich startete die Motor Presse Stuttgart in Kooperation mit dem französischen Privatsen- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 in 2005 sieben neue Titel in ihr Portfolio integriert und verlegt damit insgesamt 44 Zeitschriften. Im Ausland wurden insgesamt 18 neue Zeitschriften eingeführt, davon allein zehn in Osteuropa. der M6, einem Beteiligungsunternehmen der RTL GROUP, erstmals eine crossmediale Innovation. Dazu wurde das erfolgreiche TV-Format „Turbo“ im November in ein Zeitschriftenmagazinformat mit dem Namen AUTO TURBO transferiert und als generalistisches Automagazin positioniert. Mit dem neuen Titel gibt die Motor Presse in Frankreich insgesamt fünf Autozeitschriften heraus. In einer Partnerschaft mit Gruner + Jahr launchte die Motor Presse Stuttgart im Oktober das Magazin GEO in vier ihrer osteuropäischen Tochtergesellschaften. Der Titel wurde zeitgleich in den Ländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien an die Kioske gebracht. Nur einige Monate später, im Dezember 2005, startete sie in Ungarn mit der Manager-Magazin-Verlagsgesellschaft ein Joint Venture und übernahm die Magazine MANAGER MAGAZIN und HARVARD BUSINESSMAGAZIN in das ungarische Portfolio. Zusammen mit AUTO MOTOR UND SPORT und MEN’S HEALTH ist die Motor Presse Stuttgart bei den gehobenen Männerzielgruppen in Ungarn damit führend. p Redakteure der Zeitschrift MOTORRAD auf der Teststrecke Im Hydraulikprüfstand ermittelt ein MOUNTAINBIKE-Redakteur Steifigkeit und Federweg einer Federgabel T.-J. KLEIN | INTERNATIONALISIERUNG p Sie haben vor zwei Jahren den Vorstandsposten für den internationalen Zeitschriftenbereich bei Gruner + Jahr übernommen. Axel Ganz hat das internationale Geschäft von G+J aufgebaut und entsprechend stark geprägt. War das eine schwierige Ausgangssituation für Sie? TORSTEN-JÖRN KLEIN: Ja und nein. Ja deshalb, weil es schier unmöglich ist, genau in die Fußstapfen eines Axel Ganz zu treten. Er ist einer der erfolgreichsten Magazinmacher der Welt. Ihn kann man nie im klassischen Sinne ersetzen. Ich sehe mich auch eher als Sparringspartner unserer Chefredakteure denn als Blattmacher. Und nein, weil er mich mit sehr viel Engagement auf meine neue Aufgabe vorbereitet und dann bei „seinen“ internationalen Managern und Chefredakteuren entsprechend eingeführt hat. Das hat mir den Einstieg sehr erleichtert. p Welche strategischen Ansätze haben Sie in den zwei Jahren gefunden? KLEIN: Im Wesentlichen teilt sich die Strategie in zwei Kernpunkte auf: organisches Wachstum durch neue Titel in unseren bestehenden Märkten und Wachstum durch Akquisitionen und Joint Ventures. In den bestehenden Ländern haben wir insgesamt 29 neue Zeitschriften gegründet, davon elf in 2005. Darunter waren kleinere Titel, aber auch große Projekte wie GEO International oder GALA in Spanien und GLAMOUR in den Niederlanden. ERST AM ANFANG p Sie greifen auf Bewährtes zurück. KLEIN: Natürlich nutzen wir das internationale Potenzial unserer bereits eingeführten, erfolgreichen Magazinmarken. Aber wir probieren auch Neues aus. Sowohl bei Line Extensions als auch mit innovativen Eigenentwicklungen. G+J-Vorstand Dr. Torsten-Jörn Klein über internationale Expansion, erfolgreiche Magazinmarken und Kollegen in Neu-Delhi Unterwegs in Sachen GEO: Torsten-Jörn Klein am Zagreber König-Tomislav-Platz Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 27 28 INTERNATIONALISIERUNG | T.-J. KLEIN T.-J. KLEIN | INTERNATIONALISIERUNG begründet, sondern auch unsere führende Position im Segment der Frauenzeitschriften ausgebaut. p Alles in allem war es für Sie und Ihr Team ein Einstieg bei Höchstgeschwindigkeit. KLEIN: Richtig, aber es hat sich gelohnt. Als Resultat dieser Arbeit liegen die allermeisten dieser Titel über Budget und verdienen teilweise sogar schon Geld. Das bereitet uns sehr viel Freude. p Neugründungen von Ländergesellschaften kamen nicht infrage? KLEIN: Grundsätzlich wollen wir uns für den Eintritt in neue Märkte immer lokale Partner mit bestehender Verlagsstruktur suchen. Gruner + Jahr ist seit 1978 im Ausland aktiv. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass lokales Know-how unabdingbar ist, um erfolgreiche Magazine zu machen. p So wie bei GEO International? p Und der zweite Teil Ihrer Strategie? KLEIN: Durch Akquisitionen und Joint Ventures haben wir 2005 Zugang zu vier neuen Ländern erhalten. In Griechenland, einem der größten Wachstumsmärkte in Europa, haben wir 50 Prozent an dem Magazinverlag Daphne Communications erworben. In Kroatien, Serbien und Slowenien läuft derzeit das Kartellverfahren zur Übernahme der Geschäfte von Hubert Burda Media. Diese wollen wir in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Sanoma Magazines International integrieren. So werden wir mit einem Schritt in diesen Ländern zu bedeutenden Playern. Darüber hinaus werden wir weiterhin nach möglichen Akquisitionskandidaten und Partnerschaften Ausschau halten. Viele Märkte befinden sich in einer Konsolidierungsphase – daraus entstehen Opportunitäten. „LOKALES KNOW-HOW IST UNABDINGBAR, um erfolgreiche Magazine zu machen“ KLEIN: Ja. GEO International ist ein Paradebeispiel. Dort arbeiten wir mit lokalen Partnern zusammen, allen voran unserer Tochtergesellschaft Motor Presse Stuttgart. Wir nutzen deren Know-how bei der Vermarktung und dem Vertrieb von Magazinen. Die Partner wiederum profitieren vom wirtschaftlichen Erfolg und der journalistischen Strahlkraft der Marke GEO. Darüber hinaus nutzen wir die Brandpower von GEO für Nebengeschäfte im Bereich Merchandising und in den elektronischen Medien. Zukünftig werden wir verstärkt in Marken denken und nicht mehr nur in Zeitschriften. p Ist dieses Modell auch für andere G+J-Zeitschriften denkbar? KLEIN: Sicher. Viele unserer Zeitschriften haben sich über die Jahre zu richtigen Magazinmarken entwickelt. Das GEO-Modell kann dabei durchaus Schule machen. p Welche Marken haben Sie da vor allem im p Ein paar Beispiele, bitte. KLEIN: FOCUS JUNIOR ist das erste populärwissenschaftliche Magazin für Kinder in Italien und hat sich auch dank seiner Alleinstellung im Markt zu einem großen Erfolg entwickelt. In Russland haben wir GALA BIOGRAFIA eingeführt, eine People-Zeitschrift, die aktuelle und historische Persönlichkeiten porträtiert. So etwas gab es vorher schlichtweg nicht. GALA BIOGRAFIA ist Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Blickfeld? KLEIN: Da gibt es eine ganze Reihe von möglichen Kandidaten: GALA ist bereits in fünf Ländern erfolgreich, warum nicht auch in zehn oder noch mehr Ländern? Ähnliches gilt für LIVING AT HOME, CAPITAL, ELTERN oder das Konzept von P.M./FOCUS. mittlerweile unser verkaufsstärkster Titel in Russland, und das hat uns selbst ein wenig überrascht." p Gab es auch Eigenentwicklungen? KLEIN: Neben dem eben erwähnten GALA BIOGRAFIA ist der Nischentitel FENIKS in Polen ein gutes Beispiel. Eine Frauenzeitschrift, die sich mit Spiritualität und Psychologie beschäftigt. Wir haben mit FENIKS nicht nur ein neues Segment Launch Nov. 2004 Launch Jun. 2005 Auflage 147 000 Auflage 40 000 Frequenz monatlich Frequenz monatlich Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 29 30 INTERNATIONALISIERUNG | T.-J. KLEIN T.-J. KLEIN | INTERNATIONALISIERUNG „Wir behalten alle Wachstumsregionen Launch Dez. 2005 Launch Sept. 2005 Auflage 120 000 Auflage 160 000 monatlich Frequenz monatlich Frequenz Ich glaube, dass einige G+J-Marken erst am Anfang ihrer internationalen Karriere stehen. p Die eben genannten Zeitschriftenmarken stammen – bis auf GALA – ursprünglich aus Deutschland. Wie wichtig ist der Zeitschriftenbereich Deutschland für Ihre Internationalisierungsstrategie? KLEIN: Ohne die kreative Hilfe unserer Hamburger Mitarbeiter und die persönliche Unterstützung meines deutschen Vorstandskollegen wären viele Projekte gar nicht möglich. Auch hier ist GEO International ein gutes Beispiel. Die Zeitschrift wurde von der Chefredakteurin Christiane Breustedt und ihrem Team in Hamburg entwickelt. Die Kollegen der deutschen GEO-Familie haben ihr dabei tatkräftig zur Seite gestanden. Umgekehrt tauschen die Chefredakteure und Verlagsleiter der internationalen Titel sich bei Best Practices Meetings regelmäßig aus, so dass unter dem Strich alle Beteiligten von der Internationalität ihrer Marke profitieren. Und vielleicht werden wir eines Tages auch einmal eine im UBZI entwickelte, erfolgreiche Zeitschrift in Deutschland einführen. p Gibt es innerhalb Ihres Länderportfolios Märkte, auf die Sie sich besonders fokussieren? KLEIN: An erster Stelle lassen sich Russland und China nennen. Beide haben großes Wachstums- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 RUND UM DEN GLOBUS GENAU IM AUGE“ potenzial. Wir wollen die dortigen Aktivitäten in 2006 forcieren. Dies gilt auch für Osteuropa allgemein und Griechenland. In bestehenden Märkten werden wir durch weitere Titelgründungen und den Ausbau neuer Erlösquellen die Profitabilität erhöhen und unsere Geschäfte dort zukunftsfähig machen. ropäischer Sicht hochinteressant. Allerdings befindet er sich erst am Anfang seiner Entwicklung. Derzeit haben wir noch keine konkreten Pläne, dort einzusteigen. Das kann sich mittelfristig allerdings ändern. Wir behalten alle Wachstumsregionen rund um den Globus genau im Auge. p In China sind Sie ja schon seit einigen Jahren p Sie sprachen eben die Motor Presse Stuttgart an. Welche Rolle spielt die Motor Presse bei Ihren strategischen Überlegungen? KLEIN: Eine große Rolle. Über die Motor Presse haben wir Zugang zu Ländern erhalten, in denen Gruner + Jahr vorher nicht vertreten war, z. B. in Osteuropa oder Südamerika. Speziell in Osteuropa werden wir in den kommenden Jahren gemeinsam kräftig wachsen. In Spanien, Frankreich und Polen wollen wir unsere Aktivitäten mit denen der MPS enger verzahnen. Dies wird unsere wirtschaftlichen Erfolgsaussichten mittelfristig sehr positiv beeinflussen. p Lassen Sie Ihren Landesgeschäftsführern bei ihren unternehmerischen Entscheidungen freie Hand? KLEIN: Bei Gruner + Jahr gilt das Prinzip der Dezentralität. Ich bin der festen Überzeugung, dass unser Geschäft ohne starke und entscheidungsfreudige Manager kaum zu realisieren wäre. Meine Aufgabe sehe ich darin, die Geschäfte in den wesentlichen Zügen zu lenken und Impulse zu geben. Denn ich bin in der glücklichen Situation, durchweg hervorragende, unternehmerisch denkende Verleger in meinem Team zu haben. Unsere Geschäftsführer, Verlagsleiter und Chefredakteure in den Ländern wissen selbst am besten, was für ihr Unternehmen bzw. ihre Magazine das Richtige ist. Dennoch bin ich regelmäßig vor Ort und bespreche mich mit unseren Leuten in Warschau, Madrid, Athen oder Amsterdam. p Wann fahren Sie denn zu Ihren Kollegen nach mit insgesamt drei Titeln präsent. Ist das schon das Ende der Fahnenstange oder erst der Fuß in der Tür? KLEIN: Nein, das ist unser erstes Bein auf dem Boden eines großen Zukunftsmarktes. China ist in der Entwicklung seiner Medienwirtschaft schon deutlich weiter als Indien. Aber auch dort hat die richtige Boom-Phase im Zeitschriftengeschäft noch nicht begonnen. Mittlerweile kennen wir den Markt sehr gut. Und wenn dort die Konjunktur für Magazine anspringt, werden wir mit auf diesem immer schneller werdenden Zug sitzen. Womöglich ganz weit vorne. p Dazu werden Sie erheblich investieren müssen. KLEIN: Genau wie in jedem anderen Land auch, in dem wir eine verlegerische Chance sehen. Wir haben in den beiden vergangenen Jahren rund 50 Mio. Euro in neue Titel und Akquisitionen investiert. Und die Budgets für jede weitere sinnvolle Investition sind vorhanden. Wir stehen ja mit unserer Internationalisierung erst am Anfang. p Neu-Delhi oder Mumbai? KLEIN: Der indische Zeitschriftenmarkt ist aus eu- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 31 GEO | INTERNATIONALISIERUNG Die Erfolgsgeschichte ist einmalig und faszinierend. Sie begann vor knapp 30 Jahren: Im September 1976 erblickte bei Gruner + Jahr ein Ableger des größten deutschen Wochenmagazins STERN das Licht der Welt. Das Konzept war ebenso einfach wie überzeugend. Diese neue Zeitschrift sollte unter Federführung von STERN-Bildchef Rolf Gillhausen ihren Lesern etwas von dem vermitteln, was sie selbst mit eigenen Augen kaum sehen konnten. Opulente Fotostrecken aus fernen Paradiesen und unzugänglichen Einöden, spannend geschriebene Texte von den besten deutschen und internationalen Reportagejournalisten, und all das kombiniert mit praktischen Tipps für diejenigen, die selbst Abenteurer genug waren, das eine oder andere Ziel zu besuchen. Der Name des Magazins war schlicht und beschrieb treffend den Inhalt: GEO. Die Werbung für die Erstausgabe brachte es auf den Punkt: „Dem GEO-Leser gehört die Welt“. Neun Mitglieder der GEO-Zeitschriftenfamilie gibt es mittlerweile in Deutschland. Und GEO bewies im Lauf der Jahrzehnte viel Potenzial, die Sinne von Lesern auch außerhalb des deutschen Kulturkreises zu erobern. Kontinuierlich und höchst erfolgreich expandierte die Marke nach Frankreich, Spanien und Russland. Zum großen Sprung zur „GEO-isierung“ der europäischen Zeitschriftenmärkte setzte das Magazin im Herbst 2005 an. Am 27. Oktober startete G+J in fünf osteuropäischen Ländern und der Türkei eine internationale Ausgabe des Wissens- und Reportagemagazins. GEO erscheint seitdem in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Kroatien und Rumänien. Der zeitgleiche Start eines Titels in sechs Ländern, „das hat es in der Magazingeschichte bisher noch nicht gegeben“, sagt Torsten-Jörn Klein, G+J-Vorstand Zeitschriften International. Doch damit nicht genug: Seit dem 9. Dezember leuchtet das GEO-Grün auch an den italienischen Zeitschriftenkiosken von Mailand bis Palermo. SIEBEN AUF EINEN STREICH Im Oktober 2005 schrieb G+J ein Stück-Magazingeschichte: In sechs Ländern wurde gleichzeitig eine internationale GEO-Ausgabe gestartet. Im Dezember folgte auch noch GEO in Italien Kroatien Druckauflage 40 000 Slowakei Druckauflage 22 000 Tschechien Druckauflage 52 000 Kurs auf Osteuropa: GEO startet durch Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 33 34 INTERNATIONALISIERUNG | GEO Türkei Druckauflage 50 000 Rumänien Druckauflage 26 000 Das weiterentwickelte Konzept von GEO International ermöglicht es dem Verlag nun, mit einer erfolgreichen Magazinmarke auch in kleinere Auslandsmärkte vorzudringen, in denen der Aufbau großer Redaktionsteams nicht rentabel wäre – und das bei höchstem journalistischen Qualitätsstandard. Die einzelnen GEO-International-Ausgaben bestehen zum Großteil aus identischen Inhalten, die in die jeweilige Landessprache übersetzt und von lokalen Redaktionen mit nationalen Inhalten angereichert werden. Die Fäden werden in der Hamburger Hauptredaktion von Christiane Breustedt und ihrem kleinen Team zusammengehalten. Chefredakteurin Breustedt nutzt die deutschen Titel der GEO-Zeitschriftenfamilie, um die internationale Ausgabe zu erstellen. Sie sichtet bereits vorhandene Reportagen und klärt, ganz wichtig, Copyright-Fragen ab. „Es ist eine Art von Wiederverwertung im positiven Sinne“, sagt Breustedt. „Was kann uns Besseres passieren, als die mit hohem Aufwand erarbeiteten GEO-Geschichten auf diese Weise in weiteren Ländern zu nutzen?“ Christiane Breustedt ist seit 1979 in der GEOWelt zu Hause, bis zum Start der Vorbereitungen für die internationale Ausgabe im Jahr 2004 war sie zehn Jahre Chefredakteurin von GEO SAISON. Für GEO International setzt die erfahrene Zeitschriftenmacherin vor allem auf Wissenschaftsthemen. Sie gewährleisten nach ihrer Einschätzung den größten gemeinsamen Nenner in den verschiedenen Ländern. Titelthema etwa der ersten Ausgabe war das „Wunder Mensch“. Bei aller kulturellen Unterschiedlichkeit haben die neuen GEOHeimatländer und die Leser dort indes eine Ge- meinsamkeit: Überall gebe es „ein ausgeprägtes Bedürfnis, sich zu informieren, sich weiterzubilden und sich auf professionelle Weise unterhalten zu lassen“, sagt die Chefredakteurin – gute Voraussetzungen also für ein ambitioniertes Heft wie GEO. Spannende Texte und ungewöhnliche Optik – diese GEO-Markenzeichen prägen auch GEO International. Der Mensch steht im Mittelpunkt, aber auch Tier-, Technik- oder exotische Geschichten haben ihren festen Platz. Auch die italienische GEOAusgabe profitiert von dem internationalen Mantelteil made in Hamburg. Allerdings produziert die Redaktion in Mailand mehr eigene Inhalte als die Teams der Schwesterpublikationen in Bratislava, Budapest oder Istanbul. Ohne erfahrene und bewährte Partner auf Verlagsseite wäre die erfolgreiche Einführung von GEO International jedoch nicht denkbar gewesen: In Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien stellt die Motor Presse Stuttgart, seit 2005 eine mehrheitliche G+J-Beteiligung, ihre Verlagsinfrastruktur zur Verfügung, organisiert redaktionelle Bearbeitung, Marketing und Vertrieb. In der Türkei ist das Medienunternehmen Merkez Partner, und in Kroatien hat G+J ein Joint Venture mit der österreichischen Styria-Gruppe gegründet. Redaktionelle Steuerung und Markenführung bleiben allerdings in der Hand von G+J. Das gedruckte Heft ist überall nur das erste Glied einer langen Wertschöpfungskette: In den GEO-International-Ländern starten parallel GEO-TV-Sendungen und -Ausstellungen, kommen GEO-Bücher und -Kalender auf den Markt. Die entsprechenden GEO-MerchandisingWebsites bieten sogar Klingeltöne fürs Handy. Eine Internationalisierung à la GEO plant Torsten-Jörn Klein nun auch für andere G+J-Marken – weitere Erfolgsgeschichten also nicht ausgeschlossen. p „Das hat es in der Magazingeschichte noch nicht gegeben“ Ungarn Druckauflage 62 000 Art Direktorin Katja Wegener und I Bildredakteurin Maike Köhler Schrittmacher für GEO: Christiane Breustedt und Torsten-Jörn Klein Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 U A. GANZ | INTERNATIONALISIERUNG Zwingend nötig hätte er es sicherlich nicht gehabt: Nach fast 50 Jahren in den Medien, in denen er mehr als 60 Zeitschriften in zehn Ländern gründete. Nach knapp 28 Jahren bei Gruner + Jahr, von denen er 15 im Vorstand saß. Nach einem bewegten Berufsleben, das ihn jetzt in den Aufsichtsrat des Verlags am Hamburger Baumwall führt. Doch Axel Ganz ist es vollkommen ernst mit dem Neuanfang: „Ich gehe voll in die Front“, sagt er, „ganz vorn an die Front.“ Auch andere in der Branche wissen, dass mit ihm noch zu rechnen ist: vom deutschen Branchendienst „Kontakter“ wurde Ganz zum Hoffnungsträger 2006 gekürt. Wenn es eine Konstante in der Karriere des Zeitschriftenmanagers gibt, ist es die Lust, immer wieder etwas komplett Neues anzufangen. So war es auch 1955. Ganz will zum Film als Produzent oder Regisseur. Zuvor jedoch verjuxt der 18-Jährige sein Erbe mit Freunden – unter ihnen der Schauspieler Jean-Louis Trintignant – im Pariser Nachtclub „Elephant Blanc“. Der junge Deutsche will ganz bewusst bei null anfangen. Sein Vater war in Stalingrad gefallen, die Mutter gestorben, als er neun Jahre alt war. Nach der großen Sause verdingt sich Ganz in seiner badischen Heimat als Fotograf. Das soll ihn NOCH MAL VON VORN Im vergangenen Jahr hat sich G+J-Vorstand Axel Ganz neu erfunden – in einem kleinen Büro in der Pariser Avenue Montaigne. Er hat seinen Chefposten bei Prisma Presse abgegeben und den Verlag AG + J gegründet. Er und seine sieben Mitarbeiter entwickeln gerade eine neuartige französische Frauenzeitschrift O Axel Ganz Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 37 38 INTERNATIONALISIERUNG | A. GANZ seinem Ziel, dem Film, näher bringen. Stattdessen landet er beim „Offenburger Tageblatt”, wo er volontiert. Dort fällt der junge Journalist dem Senator Franz Burda auf, der ihn erst zu „Bild + Funk” und dann zur „Bunten” holt. „Er brachte mir bei, Geschichten mit Bildern zu erzählen“, sagt er über seinen Lehrmeister. 1965 ernennt der Verleger den damals 28-Jährigen zum Chefredakteur der Frauenzeitschrift „Freundin”. Der Titel ist unwirtschaftlich. Das ärgert Ganz und bringt ihn dazu, etwas ganz Neues zu machen: Ende der sechziger Jahre bildet sich der Journalist zum Verlagsmanager weiter. Den ersten Job in der neuen Funktion gibt ihm die Verlagsgruppe Bauer. 1970 wird er Verlagsleiter der Zeitschrift „Neue Mode”. Später entwickelt er für das Haus den Frauentitel „Bella”, der 1978 an die Kioske kommt. Da ist man bei G+J längst aufmerksam geworden auf den Sohn einer Elsässerin, der von 1962 bis 1965 für die BUNTE als Korrespondent in A. GANZ | INTERNATIONALISIERUNG fenen Armen empfangen. Die Übernahme des traditionsreichen Frauentitels „Modes et Travaux” scheitert. Von ihrem betagten Verleger bekommt Ganz zu hören: „Junger Mann, ich habe zweimal gegen die Deutschen im Krieg gekämpft, notfalls tue ich es auch ein drittes Mal!“ Daraufhin entschließt sich der G+J-Mann in Paris, selbst eine Frauenzeitschrift herauszugeben. Nicht wenige zweifeln am Erfolg des Projekts, auch im G+J-Stammhaus am Hamburger Affenfelsen. Der Markt gilt als schwierig: 40 Prozent aller Französinnen greifen nie zu einer Frauenzeitschrift. Wie soll ausgerechnet ein Deutscher das ändern? Ganz setzt, anders als damals in Frankreich üblich, nicht auf Gourmet-Küche und Haute Couture, sondern auf tragbare Mode und Diäten. Sein Frauenmagazin PRIMA schlägt ein. Bald werden von ihm mehr Exemplare verkauft als von „Modes et Travaux”. Und so geht es weiter: Auf PRIMA folgen FEMME ACTUELLE, TÉLÉ LOISIRS, VOICI, CAPITAL, Sein Erfolgsrezept klingt ziemlich deutsch: alles gründlich machen, möglichst perfekt Paris war und sich so gut aufs Zeitschriftenmachen versteht. Der Verlag will nach Frankreich expandieren und sucht für diese Aufgabe den geeigneten Mann. Ganz, den das Projekt reizt, ist genau der Richtige. Also wieder ein Neuanfang: Nur mit einer Reiseschreibmaschine und einem roten Samsonite-Koffer fährt er 1978 an die Seine, quartiert sich in der Archiv-Kammer des damaligen Pariser STERN-Büros ein und beginnt mit den Arbeiten an einer französischen GEO-Ausgabe. Nach einer nicht ganz einfachen Startphase schlägt das Reportagemagazin auch in Frankreich ein. Doch nicht überall wird der Deutsche mit of- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 GALA ... Zuletzt wirbelt Ganz 2004 mit den 14-täglichen Programmzeitschriften TÉLÉ 2 SEMAINES und TV GRANDES CHAÎNES den Markt auf. Prisma Presse, so heißt die G+J-Dependance in Paris, ist heute das zweitgrößte Zeitschriftenhaus Frankreichs. Die französische Presse nennt den Mann an der Verlagsspitze inzwischen respektvoll „Citizen Ganz“ und „Kaiser Ganz“. T Die französische Presse nennt ihn respektvoll „Citizen Ganz“ und „Kaiser Ganz“ Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 39 40 INTERNATIONALISIERUNG | A. GANZ I „Für die restlichen zehn Prozent muss man sich noch einmal richtig ins Zeug legen“, Axel Ganz bei der Feinabstimmung T Immer unterwegs. Axel Ganz zwischen New York und dem Prisma-Presse-Hauptsitz in Paris A. GANZ | INTERNATIONALISIERUNG Dessen Erfolgsrezept klingt ziemlich deutsch: „Alles gründlich machen, möglichst perfekt“, empfiehlt der heute 68-Jährige. „Wenn 90 Prozent stimmen, muss man sich für die restlichen zehn Prozent noch einmal besonders ins Zeug legen.“ Aber der perfekt französisch parlierende Zeitschriftenmanager ist auch Weinkenner, ein Genussmensch, einer, der sich als „Europäer in Frankreich“ versteht. Europäisch zu denken fällt Ganz leicht. Er exportiert seine Zeitschriftenideen unter anderem nach Italien, Polen und Russland – lauter Neuanfänge. 1998 erobert er für G+J gar das ferne China. Da ist er bereits sieben Jahre Auslandsvorstand. Lange hatte Ganz sich dagegen gewehrt, diesen Posten zu übernehmen. Er fürchtete, keine Zeit zum Blattmachen zu haben: „Im Zweifelsfall bin ich Journalist.“ Als er dann doch in den Vorstand geht, bleibt Paris sein Dienstsitz. Schon 1982 hatte Ganz einer französischen Zeitung gesagt, aus Frankreich nicht mehr weggehen zu wollen. Als er Ende 2005 den G+J-Vorstand verlässt, ist Ganz längst ein Mythos. Heute erwirtschaftet der Verlag, dem Wahlfranzosen sei Dank, den deutlich größeren Teil seiner Erlöse im Ausland. G+J bleibt er nicht nur als Aufsichtsrat verbunden. Das Zeitschriftenhaus hält 75 Prozent der Anteile seines Verlags AG + J. Viel Zeit für Hobbys wird dem begeisterten Motorradfahrer wohl nicht bleiben. Dabei hatte er nach seinem Ausscheiden bei Prisma Presse im Sommer 2005 angekündigt, nun Klavierspielen lernen zu wollen. Das wäre noch ein Neuanfang. p EIN MARKENPROFI UND LESE-AFICIONADO WIRD AXEL GANZ’ NACHFOLGER: FABRICE BOÉ Seit Juli 2005 steht Fabrice Boé an der Spitze von Prisma Presse, wo er bereits seit März 2004 als Verlagsgeschäftsführer Frauenzeitschriften arbeitete. Im Januar 2006 wurde der 1962 in Grenoble geborene Boé als erster Franzose Mitglied des G+J-Vorstands. Nach seinem betriebswirtschaftlichen Diplom HEC 1984 in Paris arbeitete Fabrice Boé 16 Jahre für das Unternehmen L'Oréal. Zuletzt war er dort Geschäftsführer weltweit für Helena Rubinstein und dann für Lancôme, bevor er in gleicher Funktion zu Hermès International wechselte. Er erwarb sich dabei eine umfassende, international geprägte Expertise in Fabrice Boé der Entwicklung und Koordination hochwertiger Marken sowie der Führung kreativer Partner und Mitarbeiter. Als Chef von Prisma Presse kann Boé nun eine elementare persönliche Leidenschaft mit seinen beruflichen Ideen verbinden: das Lesen. „Mein Haus ist voll mit Papier“, so der verheiratete Vater zweier Kinder. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 41 DPV | VERTRIEB VERTRIEBSPOWER UNTER EINEM NEUEN DACH Der Deutsche Pressevertrieb bündelt alle G+J-Vertriebsaktivitäten künftig als einheitliche Qualitätsmarke Die gesamten vertrieblichen Aktivitäten von Gruner + Jahr wurden 2005 neu strukturiert und unter dem einheitlichen neuen Dach des „DPV Deutscher Pressevertrieb“ neu aufgestellt. Damit werden die unterschiedlichen Vertriebsdienstleistungen angesichts sich wandelnder Anforderungen in den Märkten stärker und wirkungsvoller gebündelt. Zeitschriften und Zeitungen müssen auf unterschiedlichen Vertriebswegen verlässlich und kostengünstig zu den Lesern kommen. Das erfordert heute nicht nur logistisches Know-how und zuverlässig funktionierende EDV-Systeme, sondern vor allem ein qualitativ hochwertiges Marketing. Diesen Erfordernissen wird sich G+J mit seinem neuen eigenständigen Tochterunternehmen DPV Deutscher Pressevertrieb gleichermaßen für die aus dem eigenen Haus stammenden Titel wie auch für jene aus anderen Verlagen stellen. Hartmut Bühne „Pressevertrieb ist heute gelebtes und aktives Marketing, um die Käufer an die von uns betreuten Zeitschriften immer wieder zu binden“ O Neues Quartier aller G+J-Vertriebsbereiche in der Hamburger Neustadt Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 43 DPV | VERTRIEB Umzugsmomente Die Mitarbeiter des DPV auf dem Weg vom Pressehaus am Baumwall zu ihrem neuen Standort an der Stadthausbrücke. DPV-Chef Hartmut Bühne erhält den symbolischen Schlüssel für das neue DPV-Gebäude (re.) Es wurde im April 2005 beschlossen, die bislang über unterschiedliche Bereiche sowie verschiedene Tochterfirmen an mehreren Standorten verteilten G+JVertriebsaufgaben mitten in Hamburg zusammenzufassen. Das wird dem in den letzten Jahren ständig gewachsenen Vertriebsbereich, der auch für digen Units künftig als professioneller Dienstleister für maßgeschneiderte Vertriebsstrategien für interne und externe Kunden in allen Teilbereichen des Vertriebsmarkts. Annähernd 400 Mitarbeiter werden in dem neu formierten G+J-Tochterunternehmen DPV Deutscher Der Deutsche Pressevertrieb steht für Qualität und Innovationen auf dem Weg zum Käufer viele befreundete Verlage und Titel wie z. B. „Die Zeit”, „Der Spiegel” und Egmont EHAPA tätig ist, weitere Wachstums- und Innovationsimpulse geben. Ebenso wird die Qualitätsorientierung des nationalen und auch internationalen Pressevertriebs weiter ausgebaut. Es wurden neue Unternehmenskonzepte und -strategien erarbeitet und alle Aktivitäten unter dem neuen Namen Deutscher Pressevertrieb gebündelt. Der DPV versteht sich mit seinen eigenstän- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Pressevertrieb tätig sein, eine halbe Milliarde Euro Umsatz erwirtschaften und fast 2000 Presseprodukte im Inland und weltweit vertrieblich betreuen. Der DPV geht mittelfristig auf Wachstumskurs, um seine Marktposition weiter auszubauen. Was sind die Gründe für diese umfassende Neustrukturierung des Vertriebsgeschäfts bei G+J? Hartmut Bühne, Leiter des Bereichs DPV sieht den Vertriebsmarkt in Deutschland vor entscheidenden Veränderungen: „Es ist davon auszugehen, dass die verkauften Auflagen des Gesamtmarkts der Publikumszeitschriften in Deutschland nicht sonderlich steigen werden. Sie werden sich aber auf immer mehr Titel verteilen. Das macht künftig noch differenziertere Vertriebsarbeit erforderlich. Denn je kleiner ein Titel ist, umso vielfältigere Vertriebsarbeit muss geleistet werden. Der Einzelverkauf von Publikumszeitschriften wird in der Summe weiter sinken, sich ebenso auf mehr Titel verteilen. Dieser Trend der Fragmentierung wird zwangsläufig auch Gruner + Jahr treffen, weil die Entwicklung auf den Billigmärkten dahin tendiert, dass eher noch schneller drehende Titel mit hohen Startauflagen und geringen Copypreisen auf den Markt geworfen werden.“ Also wird G+J im Einzelverkauf in der Summe der Auflagen seines Portfolios kaum gewinnen können. Dagegen dürften die weiteren Gewinne im G+J-Abogeschäft künftig über dem Durchschnitt des Marktes liegen. Das bedeutet: In der Summe ist nicht mit einem signifikanten Marktwachstum für die nächsten Jahre zu rechnen. WAS BRINGEN DIESE KÜNFTIGEN RAHMENBEDINGUNGEN DER MÄRKTE FÜR GRUNER + JAHR AN NEUEN CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN? Wenn angesichts des skizzierten langfristigen Markttrends die Vertriebstätigkeiten immer differenzierter und immer kleinteiliger werden, dann werden die vertriebsbezogenen Stückkosten eher steigen. Dieser Grundsatz gilt für den Einzelverkauf wie auch für das Abogeschäft: Vertrieb wird also pro Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 45 46 VERTRIEB | DPV Allem Umzugsstress der letzten Wochen und Tage zum Trotz Die Arbeit für die DPV-Vertriebskunden beginnt sofort nach dem Einzug in das neue Haus verkauftem Exemplar teurer, das gilt für jeden Verlag – durchgängig für die großen wie die kleinen –, und darauf will sich G+J vorbereiten. Hartmut Bühne: „Wer heute Pressevertrieb macht, der braucht nicht 27 Verladerampen, sondern der braucht gelebtes und aktives Marketing und einen guten Teamgeist, um für Titel aller Genres und Größenordnungen einen leistungsfähigen Vertrieb anbieten zu können. Der Knopfdruck-Vertrieb zu Zeiten offener Wachstumsmärkte ist längst passé. Um für die Zukunft für interne wie externe Zeitschriften gut aufgestellt zu sein, ändern wir jetzt gezielt die Strukturen aller vertrieblichen Aktivitäten, bevor der Markt uns dazu kurzfristig zwingt.“ Alle fünf G+J-Vertriebseinheiten werden künftig „DPV“ als Namensbestandteil tragen und damit als einheitliche neue Vertriebsmarke in der Branche zu erkennen sein. Das Unternehmen DPV Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 wird einen eigenständigen Unternehmensauftritt haben mit einer eigenen Corporate Identity. p p DPV Gruner + Jahr verantwortet und koordiniert alle vertrieblichen Aktivitäten für seine Auftraggeber in den Verlagshäusern G+J, Motor Presse Stuttgart und FTD und ist damit auf die Verlage oder Verlagsgruppen ausgerichtet, an denen das Verlagshaus Gruner + Jahr AG & Co KG eine mehrheitliche Beteiligung besitzt, oder für die es die unternehmerische Führung übernommen hat. DPV Direct erbringt das professionelle Direktkundenmarketing für die Titel von G+J und für die Titel der Verlagskunden, bestehend aus Abomarketing, Databasemarketing und Kundenservice. Als Basis dient ein modernes, zukunftsorientiertes Customer-RelationshipManagement-System (CRM). p p p DPV Network verantwortet als Dienstleister die gesamten vertrieblichen Aktivitäten seiner Verlagskunden. DPV Network ist aus dem IPV Inland Pressevertrieb hervorgegangen. DPV Worldwide führt und entwickelt das Auslandsgeschäft für alle seine Verlagskunden unabhängig und maßgeschneidert nach deren Wünschen. DPV Services bündelt zentrale Dienstleistungen für alle DPV-Units. Hier sind der Außendienst und das Einzelhandelsmarketing zu finden, die zentrale Logistik ebenso wie die IT-Betreuung und Systementwicklung. Hartmut Bühne zur Perspektive des neuen Unternehmens: „Der neue Deutsche Pressevertrieb steht sowohl für Qualität als auch für Innovation. Kurz, für ein frisches neues Denken im Vertrieb. Daher verstehen wir uns im Vertriebsgeschäft als einheitliche Qualitätsmarke sowohl für die G+JTitel als auch für unsere Service-Kunden. Wir gehen davon aus, dass sich die strenge Trennung von Einzelvertriebsmarkt und Abo-Markt zu Teilen mehr und mehr auflösen wird. Beide werden ineinander übergehen und auch logistisch zusammenwachsen. Ebenso werden bislang unterschiedliche Marketingansätze verschmelzen. Kurzum: Die konventionellen Grenzen heutiger Vertriebssparten werden zunehmend unscharf. Wir wollen wachsen, wollen besser werden, wollen mehr Qualität erbringen. Vielleicht werden wir damit sogar der beste Pressevertrieb in ganz Deutschland.“ p Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 48 TIEFDRUCK | PRINOVIS PRINOVIS AUF GUTEM WEG Vor nicht einmal einem Jahr wurde das Joint Venture PRINOVIS gegründet. Die ersten Monate nach dem Start waren vor allem geprägt von Integrationsarbeit Im Mai 2005 legten die drei Medienhäuser Gruner + Jahr, arvato und Axel Springer ihre deutschen Tiefdruckaktivitäten zusammen. So entstand das Unternehmen PRINOVIS. Auf dem europäischen Markt für Illustrationsdruck ist das neue Unternehmen führend und bietet seinen Kunden im Bereich Tiefdruck europaweit innovative Lösungen sowie flexible und hochwertige Dienstleistungen an. PRINOVIS ist ein dezentral organisierter Verbund mittelständischer Unternehmen und verfügt über fünf Standorte in Ahrensburg, Darmstadt, Dresden, Itzehoe und Nürnberg. Eine weitere Druckerei entsteht derzeit im englischen Liverpool und nimmt ab Mitte 2006 die Produktion auf. Eine Firmenfusion wie bei PRINOVIS ist für das Management unter Führung von CEO Stephan Krauss und Vice President Volker Petersen eine große Herausforderung: Es gilt, fünf, demnächst sechs Standorte mit über 4300 Mitarbeitern zusammenzuführen und unter ein unternehmerisches Dach zu bringen. Krauss konnte dabei auf eine hoch motivierte Belegschaft bauen. „Das war von An- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 fang an ein gutes und keineswegs selbstverständliches Fundament“, betont der PRINOVIS-Chef. Zum Gelingen der Integration trägt wesentlich bei, dass das Management bei der Struktur des neuen Unternehmens die Selbstständigkeit der einzelnen Standorte berücksichtigt und gefördert hat: Alle Tiefdruckereien, die in die Fusion eingebracht wurden, werden als eigenständige Profit Center geführt. So bleiben die teilweise jahrzehntelangen Erfahrungen der Betriebe erhalten. Die Holding selbst besteht aus einem Managementteam, das einen integrierten Marktauftritt vorantreibt und die Voraussetzungen für eine einheitliche Unternehmenskultur schafft. Um die konkrete Zusammenarbeit zu fördern, wurden schon früh insgesamt 16 Integrationsteams gebildet. Diese arbeiten sowohl effizient als auch betriebs- und projektübergreifend. Dabei werden alle relevanten Themenbereiche abgedeckt. Sie reichen von den Kernfunktionen des Druckgeschäfts wie Vorstufe, Rotation und Weiterverarbeitung bis hin zu übergeordneten Funktionen wie Kommunikation, IT, Finanzen und Personalwesen. Eindrucksvoll Modernste Maschinen mit über vier Meter Papierbahnbreite erreichen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 50 km/h PRINOVIS | TIEFDRUCK O Wie hier in der Zylinderkorrektur, Vorlagenprüfung oder Weiterverarbeitung gewährleisten nicht nur modernste Technik, sondern auch Handarbeit Druck-Erzeugnisse von höchster Qualität Bis zum Jahresende 2005 haben sich die Integrationsteams über 130-mal getroffen und persönlich ausgetauscht. Dabei wurde das Know-how von allen fünf Standorten zusammengetragen. So identifizierten die Teams die jeweils besten Lösungsmöglichkeiten und setzten sie für das Gesamtunternehmen um. Darüber hinaus erarbeiteten sie Benchmarks, mit denen konkrete Verbesserungen aufgezeigt werden konnten. Volker Petersen über die Integrationsarbeit: „Unser Motto heißt: voneinander lernen und das jeweils Beste in allen Betrieben umsetzen. So optimieren wir unseren Wettbewerbsvorteil.“ Der Aufbau einer übergreifenden Unternehmenskultur ist PRINOVIS-Chef Krauss besonders wichtig. „Ein so großes Unternehmen wie PRINOVIS kann sich nur dann positiv entwickeln, wenn gegenseitiges Vertrauen herrscht“, so der CEO. Jeder einzelne Druckerei-Standort bringt außer seinen eigenen Strukturen und Arbeitsweisen auch seine Ziel ist es, alle zu Beteiligten zu machen – ob direkt oder indirekt individuelle Geschichte mit ein und natürlich auch seine eigene Unternehmenskultur. Diese, so das Konzept, soll beim Aufbau einer einheitlichen, gemeinsamen Kultur genutzt werden. Krauss sieht das als einen längerfristigen Prozess, der alle Mitarbeiterebenen umfasst. Diese Entwicklung wird durch praktische Maßnahmen eingeleitet und unterstützt. So wurde der neue Firmenname sehr schnell überall sichtbar: sei es außen am Betriebsgebäude oder innen auf der Arbeitskleidung der Mitarbeiter. Selbstverständlich wurden die Geschäftspapiere ebenfalls sofort auf den Namen PRINOVIS umgestellt. Auch durch diese zunächst nur äußerlichen Mittel wird die Identifikation mit dem Namen und – was vor allem wichtig ist – mit dem gesamten Unternehmen unterstützt. Vice President Petersen betont: „Wir haben diese Entwicklung, die immer noch andauert, mit einer Reihe von Maßnahmen begleitet. Dabei beziehen wir zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unmittelbar mit ein. Ziel ist es, alle zu Beteiligten zu machen – ob direkt oder indirekt.“ Darum wird intensiv mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diskutiert und offen kommuniziert. Angesichts der kurzen Zeit ist bereits eine Menge erreicht worden, das Zusammenwachsen der drei Organisationen hat spürbar begonnen. Neben der Integrationsarbeit setzt das Management aber auch auf Expansion. Noch 2006 wird PRINOVIS Liverpool eröffnet. Sowohl bei den Baumaßnahmen und als auch bei der Rekrutierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liegt das Unternehmen im Plan. Die neue Druckerei wird auf einem 200 000 Quadratmeter großen Gelände in der Nähe des Liverpooler John-Lennon-Flughafens unmittelbar am River Mersey gebaut. Auf insgesamt 65 000 Quadratmetern befinden sich die Rotationen und Maschinen zur Weiterverarbeitung. Sie werden schätzungsweise 160 000 Tonnen Papier jährlich verarbeiten. Für die Versorgung mit Energie, Wärme und Kälte sorgt ein eigenes Kraftwerk mit zwei Gasturbinen. Es versteht sich von selbst, dass dieses Kraftwerk wie auch die gesamte Druckerei nach den aktuellsten Umweltstandards geplant und gebaut wird. In Liverpool kommen drei der hochmodernen 4,32 Meter breiten Tiefdruckrotationen sowie eine weitere mit 2,75 Meter Druckbreite zum Einsatz. Dazu Hochleistungsstangenausleger, Sammelhefter Volker Petersen und Stephan Krauss setzen auf Integration bei PRINOVIS und Einzelfolienverpackungsmaschinen. Da der Standort völlig neu aufgebaut wird, ist der Ausbildungsaufwand relativ hoch. Um mögliche Anfangsprobleme in der neuen Druckerei so gering wie möglich zu halten, wird jeder einzelne Mitarbeiter in einem umfangreichen Ausbildungsprogramm in Deutschland auf seine künftige Aufgabe vorbereitet. Mittlerweile sind viele Mitarbeiter aus England, die an den großen 4,32-m-Maschinen in Nürnberg ausgebildet wurden, wieder in Liverpool, um vor Ort die Installation der Maschinen zu unterstützen. An diesem Standort werden, wenn alle Maschinen laufen, etwa 400 neue Arbeitsplätze entstehen. p PRINOVIS 2005 AUF EINEN BLICK: h Die Gruner + Jahr AG & Co KG und die arvato AG sind an dem Unternehmen zu je 37,45 Prozent beteiligt, die Axel Springer AG mit 25,1 Prozent. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg firmiert unter der Rechtsform einer Ltd. & Co. KG h Fünf, künftig sechs Tiefdruckereien | Umsatz: 1 Mrd. Euro | 4300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter | > 1 Mio. Tonnen bedrucktes Papier h 38 Tiefdruckrotationen | Bahnbreiten bis 4,32 Meter | Bis zu 216 Seiten in einer Zylinderumdrehung | 42 Sammelhefter | Sechs Klebebinde- und Lettershopstraßen | 37 Gravuranlagen Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 51 A. JAHR | INNOVATIONSMANAGEMENT ZUKUNFTSSICHERUNG DURCH KREATIVES INNOVATIONSMANAGEMENT DAS INNOVATION COUNCIL Angelika Jahr, Journalistisches Vorstandsmitglied, über Wege und Instrumente des Innovationsmanagements bei G+J p Eine wachsende Titelflut, ein immer mehr nach Themenangeboten und Zielgruppen fragmentierter Zeitschriftenmarkt: Wo soll angesichts dieser Rahmenbedingungen das Wachstum für neue G+J-Zeitschriften herkommen? ANGELIKA JAHR: Dort, wo die Wurzeln von Gruner + Jahr sind: aus der Qualität. Gruner + Jahr steht seit seiner Gründung für Qualitätsjournalismus. Auf Qualität bei unseren Magazinen kommt es uns angesichts der randvollen Märkte, nicht zuletzt des deutschen Zeitschriftenmarkts, besonders an: Wir werden uns deshalb noch mehr darauf konzentrieren, neue, redaktionell anspruchsvolle Titel zu konzipieren und zu entwickeln und diese nach den Bedürfnissen ihrer potenziellen Leser gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Das ist unser Wachstumspfad bei Neuentwicklungen im Unternehmensbereich Zeitschriften Deutschland (UBZD). Angelika Jahr Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 53 54 INNOVATIONSMANAGEMENT | A. JAHR A. JAHR | INNOVATIONSMANAGEMENT „Die Aufgabe eines vorausschauenden Innovationsmanagements ist es, die relevanten Megatrends mit neuen Zeitschriftenkonzepten zu verknüpfen. Verlegerische Intuition, verbunden mit den Perspektiven der Trendforschung, kann so zu interessanten Magazinideen führen“ p Mit welchen Schwerpunkten? p Was hat sich beim Kreieren neuer Titel ver- JAHR: Der UBZD hat sich 2004 in seinen neuen Projekten wieder stärker auf Premium-Titel fokussiert, also Zeitschriftenkonzepte mit hervorragendem Inhalt und unverwechselbarer Gestaltung. Dr. Bernd Buchholz hat mit seinen Verlagsgruppen 2005 vier solcher Neuerscheinungen erfolgreich auf den Weg gebracht (s. a. Kasten der Innovationsoffensive in Deutschland 2005, Seite 57). Verwechselbare Massenzeitschriften sind nicht der Weg von Gruner + Jahr zu neuen Innovationen. Diese sind leicht zu kopieren und haben auf Dauer wenig Eigenständiges. Fernsehen und Internet können beliebige Themen sehr viel schneller umsetzen als Zeitschriften. ändert? JAHR: Im Prinzip gleich geblieben ist eine gute originäre Idee als Voraussetzung für ein neues Zeitschriftenkonzept. Dagegen hat sich der Prozess der technischen Präsentation vor allem in den letzten zehn Jahren deutlich verändert. p Was zählt eigentlich heute mehr bei der Pla- p Bei der Verleihung der Lead-Awards 2004 hat der Vorsitzende der Lead Academy Markus Peichl den Zeitschriftenverlagen vorgehalten, sie seien zu innovationsschwach. Trifft diese Kritik auch auf Gruner + Jahr zu? JAHR: Ich finde, das trifft heute nicht mehr auf Gruner + Jahr zu. Der G+J-Vorstand hatte bereits 2003 – zu einem Zeitpunkt sozusagen „gegen den Strom“ der Konjunkturkrise – wieder auf einen entschlossenen Innovationskurs umgeschaltet, als die Rahmenbedingungen der Märkte noch keine Signale einer gesamtwirtschaftlichen Belebung zeigten. Dieser Kurs war richtig und erfolgreich. Wir werden ihn fortführen. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Launch Nov. 2005 Auflage ca. 250 000 nung einer neuen Zeitschrifteneinführung: die verlegerische Intuition oder die Systematik der Konzeptentwicklung nach den Bedürfnissen der Leser? Was hat bei Gruner + Jahr mehr Gewicht? JAHR: Beide Aspekte sind gleichgewichtig. An erster Stelle steht immer noch die Intuition. Auf dieser Grundlage kommen heute im stärkeren Maße als früher Erkenntnisse der Marktforschung hinzu. Aber bei Gruner + Jahr ist die Marktforschung innerhalb des Innovationsmangements immer eine nützliche Entscheidungshilfe, nie ein Ersatz für Konzepte und Ideen. Die Marktforschung ist für uns ein Resonanzboden für Interessen, Erwartungen und Bedürfnisse der Leser an neue Titel. Sie dient der Justierung, der Korrektur. Sie ist aber kein Ersatz für die eigene verlegerische und journalistische Beurteilung und Einschätzung des Projekts. Frequenz monatlich p Viele Markenartikelunternehmen setzen bei der Produktforschung neben der konventionellen Marktforschung auch neue Methoden der Trendforschung ein, um nach zukunftsorientierten Produktideen zu suchen. Wie geht man bei Gruner + Jahr vor, um herauszubekommen, was die Leserinnen und Leser von morgen gern lesen möchten? JAHR: Wir gehen beide Wege, den traditionellen wie den intuitiven. Traditionell heißt: Man hat ein Konzept und bittet die Marktforschung, herauszufinden, wie groß die Zielgruppen und Potenziale für bestimmte neue Konzepte sind. Der neue, eher intuitive Weg liegt in der systematischen Analyse aktueller gesellschaftlicher Trends und ihrer Auswirkungen auf Interessen und Bedürfnisse für Zeitschrifteninhalte und -konzepte. Solche Suchfelder bringen uns viele interessante Erkenntnisse und Einsichten in gesellschaftliche Zusammenhänge. Unsere Aufgabe eines vorausschauenden Innovationsmanagements ist es, die relevanten Megatrends mit neuen Zeitschriftenkonzepten zu verknüpfen, wie zum Beispiel angesichts des wachsenden Wellness- und Gesundheitsbewusstseins mit dem Launch von HEALTHY LIVING und den Line Extensions STERN GESUND LEBEN und BRIGITTE BALANCE. Verlegerische Intuition, verbunden mit den Perspektiven der Trendforschung, kann so zu interessanten Magazinideen führen. p Gibt es bei Gruner + Jahr einen zentralen Entwicklungschefredakteur, der für alle Neuentwicklungen zuständig ist? JAHR: Nein. Bernd Buchholz hat für den Zeitschriftenbereich Inland Mitte 2004 anstelle eines zentralen Chefredakteurs das Innovation Council eingerichtet: ein regelmäßig tagendes Gremium, in das fünf G+J-Chefredakteure berufen wurden sowie jeweils ein Verlagsmanager für den Vertriebsund Anzeigenmarkt. Es sind also unterschiedliche 55 56 INNOVATIONSMANAGEMENT | A. JAHR A. JAHR | INNOVATIONSMANAGEMENT Temperamente, Talente, Erfahrungen und Kompetenzen in diesem Innovation Council versammelt. Es berät den Zeitschriftenvorstand umfassend in Fragen des Innovationsmanagements – von der Sichtung aller relevanten neuen Zeitschriftenideen und -konzepte über die ersten Potenzialeinschätzungen, die Entwicklung einer Nullnummer bis hin zum Entscheidungsantrag im G+J-Vorstand. p Wie ist dieses Innovation Council organisiert? JAHR: Es lebt von der Vielfalt der Erfahrungs- und Kompetenzbereiche seiner Mitglieder, ob als Journalisten oder Verlagsexperten. Damit lebt es auch von der intensiven und offenen Diskussion bis spät in die Nacht, wenn es etwa zehnmal im Jahr zusammentritt. Seine Organisation als Beratungsteam ist flexibel angelegt, stellt aber gleichzeitig sicher, dass keine interessante journalistische Idee ohne eine erste Plausibilitätsprüfung „durch den Rost“ fällt. „Qualitätsjournalismus wird immer ein wichtiges Standbein von Gruner + Jahr bleiben“ Zusätzlich wird in einer Vielzahl thematischer Suchfelder permanent analysiert, welche Nutzenerwartungen Leser an die Zeitschriften von morgen haben. Und seine Mitglieder begleiten als Mentoren, vergleichbar mit den „Elder Statesmen“, die einzelnen Entwicklungsteams, die an konkreten Projektentwicklungen bis zur Marktreife sitzen. Damit sind alle Formen der konstruktiven Einbindung des Innovation Councils gegeben. p Nach welchen Kriterien werden die neuen Zeitschriftenideen vom Innovation Council bewertet und gefördert? JAHR: Auf die journalistische Qualität kommt es ebenso an wie auch auf die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Konzept das Interesse von Lesern finden könnte. Diese Messlatte wird dann für alle wei- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 teren Aspekte nach den Besonderheiten des jeweiligen Projektansatzes differenziert angelegt. Pauschale Kriterien sind wenig hilfreich, Innovationen lassen sich kaum nach Einheitsstandards über einen Leisten schlagen. DIE INNOVATIONSOFFENSIVE 2005 DES UNTERNEHMENSBEREICHS ZEITSCHRIFTEN DEUTSCHLAND p Wie sieht die Zwischenbilanz des Innovation Vier neue Zeitschriften wurden 2005 im Un- heitsratgeber für Frauen und bietet die Councils nach einem Jahr aus? JAHR: Es funktioniert hervorragend, was auch die Zeitschrifteneinführungen von 2005 zeigen (siehe Seite 57). ternehmensbereich Zeitschriften Deutsch- neuesten Informationen zum Thema Ge- land unter Einbeziehung des neuen Inno- sundheit mit hohem Nutzwert. Das neue vation Councils entwickelt und erfolgreich Magazin im praktischen Pocketformat ist eingeführt. Dazu zählen das erfolgreich lan- die Antwort auf den Megatrend Gesund- cierte Magazin VIEW, der Titel HEALTHY LI- heit. Zum Jahresende 2005 wurde mit ei- p Und wenn Sie einen Blick in die Zukunft VING, mit dem Gruner + Jahr seine Markt- nem Copypreis von 2,20 Euro eine Auflage werfen? JAHR: Qualitätsjournalismus wird immer ein wichtiges Standbein von Gruner + Jahr bleiben. Aber Innovation hat auch eine große Bedeutung im Zusammenhang mit dem nicht zu übersehenden, wachsenden Einfluss der neuen Medien. Besonders für die jüngere Generation. Also wird auch Gruner + Jahr sich verstärkt um neue Märkte wie z. B. Online, Mobile und digitales Fernsehen kümmern. Dabei helfen unsere starken Marken, die eine gute Grundlage für Wachstumsperspektiven bilden im Sinne einer zukunftsorientierten Weiterentwicklung unseres Unternehmens. p stellung im wachsenden Gesundheitsseg- von 160 000 Ex. erreicht. HEALTHY LIVING ment ausbaut, PARK AVENUE als Verstär- richtet sich an Frauen zwischen 30 und kung im Luxussegment sowie VIVA! im 49 Jahren, gebildet und einkommensstark, Foodsegment. die sich durch einen gesunden und aktiven Lebensstil auszeichnen sowie hohe soziale PARK AVENUE erschien am 7. Juni 2005 Verantwortung tragen. mit einer Preview-Ausgabe und startete Bernd Buchholz nach der journalistischen Überarbeitung in VIEW startete mit dem Untertitel „Die Bil- monatlicher Folge mit der Oktoberausgabe der des Monats“ am 8. Oktober 2005 als mit einem Copypreis von 6 Euro. Es ist ein neuartige monatliche General-Interest-Zeit- Rezeptideen: „Leicht kochen, gesund ge- Premium-Magazin für eine Leserschaft mit schrift aus der STERN-Familie und liegt mit nießen“, so der Untertitel. Der bisherige höchstem gesellschaftlich-wirtschaftlichen einem Copypreis von 3 Euro bei einer Auf- Food-Titel SCHÖNER ESSEN wurde hierzu Status und ebensolchen Ansprüchen an lage von 150 000 Ex. Es bietet eine unter- vollständig in das neue Konzept überführt. Qualität und Ästhetik. Das Magazinkonzept haltsame und informative Zusammenfas- verbindet investigativen Qualitätsjournalis- sung des Monatsgeschehens, großformati- BERND BUCHHOLZ ZU DEN mus anerkannter Autoren mit künstlerisch ge, spektakuläre Aufnahmen mit kompak- AUFGABEN DES VON IHM INITIIERTEN anspruchsvollem Layout und hochwertigen ten Texten, eine große Reportage sowie INNOVATION COUNCILS: Bilderstrecken namhafter Fotografen. Der Porträts, Berichte, Interviews und Essays. „Die erfolgreiche Arbeit des neuen Innova- Launch Okt. 2005 Launch Sept. 2005 Launch Okt. 2005 neue Titel versteht sich als meinungs- und (s. a. VIEW-Innovationstagebuch, Seite 16). tion Councils in 2005 beweist, dass in unse- Auflage ca. 50 000 Auflage ca. 160 000 Auflage ca.150 000 stilbildend sowie investigativ und kosmopolitisch und hat zum Jahresende 2005 eine VIVA! wurde als neues monatliches Food- Wir haben 2005 auf Innovationskraft und Auflage von ca. 50 000 Ex. erreicht. Magazin im handlichen Pocketformat am Kreativität unserer Journalisten gesetzt. Es 28. November 2005 mit einem Copypreis ist gelungen, neue überzeugende Konzepte Frequenz monatlich Frequenz monatlich Frequenz monatlich rem Haus an guten Ideen kein Mangel ist. HEALTHY LIVING startete am 28. Sep- von 2,50 Euro eingeführt. Konzeptionell für veränderte Informations- und tember 2005 als Deutschlands erster mo- verbindet es die leichte, d. h. frische und Unterhaltungsbedürfnisse zu entdecken natlich erscheinender Full-Service-Gesund- gesunde Küche mit schnell umsetzbaren und marktreif zu entwickeln.“ p Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 57 59 HENRI NANNEN PREIS | QUALITÄTSJOURNALISMUS ADELSPRÄDIKAT FÜR DEUTSCHEN PRINTJOURNALISMUS Würdigung und Ansporn zugleich: Der 2005 erstmalig verliehene Henri Nannen Preis ehrt herausragende Leistungen im Medium Print und steht für den Qualitätsanspruch des Verlags Zum 40. Geburtstag hat Gruner + Jahr gemeinsam mit dem STERN diesen Preis gestiftet. Mit ihm werden die Bestleistungen im Printjournalismus des jeweils zurückliegenden Jahres gewürdigt. G+J fördert damit den Qualitätsjournalismus im deutschsprachigen Raum und hält gleichzeitig das Andenken des 1996 verstorbenen STERN-Gründers und langjährigen Chefredakteurs Henri Nannen lebendig. Der Preis steht stellvertretend für den hohen, grundsätzlichen Qualitätsanspruch von G+J im Journalismus. Dieser Anspruch steht über kurzlebigen Trends und Moden, er wendet sich gegen Oberflächlichkeit und Beliebigkeit in der heutigen Informationsflut und Vielzahl an Medien. Die Auszeichnung beinhaltet den Egon-ErwinKisch-Preis, der bereits seit 1977 vom STERN für die beste Reportage verliehen wird. Neben dieser „Königsdisziplin“ werden – jeweils mit 5000 Euro Dotierung – Glanzstücke in vier weiteren Kategorien „geadelt“, die die Vielfalt von modernem Printjournalismus widerspiegeln: p p p p die beste investigative Leistung die beste fotografische Leistung eine besonders verständliche und anschauliche Dokumentation über einen komplexen Sachverhalt ein herausragendes Beispiel unterhaltsamer, humorvoller Berichterstattung Festlicher Rahmen: das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 I 60 QUALITÄTSJOURNALISMUS | HENRI NANNEN PREIS Hermann Unterstöger freut sich UU über die Henri Nannen Büste Außerdem wird ein journalistisches Lebenswerk geehrt: Erster Träger dieses Preises war Peter SchollLatour. Zusätzlich prämieren die Preisstifter ein engagiertes Eintreten für die Pressefreiheit im In- und Ausland. Denn zu den Grundvoraussetzungen von gutem Journalismus gehört die Freiheit der Berichterstattung, die leider längst nicht überall selbstverständlich ist. In diesem Jahr ging der Preis an die Journalistin Irina Chalip aus Weißrussland. Die Preise in den verschiedenen Kategorien würdigen herausragende Leistungen und ehren die ausgewählten Journalisten. Sie sollen aber ebenso Ansporn sein für alle diejenigen, die guten Journalismus tagtäglich praktizieren oder zumindest anstreben. An den ausgezeichneten Beispielen können sich andere orientieren. Denn die kulturelle Bedeutung von anspruchsvollem Printjournalismus kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Damit zeigt der Verlag, dass er die große Tradition der journalistischen Unabhängigkeit fortsetzt und höchste Ansprüche an seine Produkte stellt. Qualitätsjournalismus hat in diesem Hause eine Heimat. Denn er leistet einen wichtigen Beitrag zur lebendigen Demokratie – ja, er ist gelebte De- veranschaulichen. Gefragt sind Neugier, Beharrlichkeit, gute Wahrnehmungsfähigkeit, gedankliche Klarheit und einiges mehr. Den Titel „Edelfeder“ bekommt man nicht geschenkt, man muss ihn sich verdienen. „Das Beste ist der Feind des Guten“ – nach diesem Motto soll sich jeder an herausragenden Leistungen messen und orientieren. Aber zum guten Printjournalismus gehört noch mehr: Die hartnäckige, akkurate Recherche, die einfühlsame Herangehensweise an ein sensibles Thema, das mutige Aufdecken von Machenschaften – auch das macht Qualitätsjournalismus aus. DIESE AUSZEICHNUNG GILT ALS PREMIUMMARKE IM BESTEN SINNE DES WORTES Der Henri Nannen Preis setzt deshalb eine Marke – im besten Sinne des Wortes. Eine Premium-Marke für Qualität und hohe Maßstäbe, an denen sich die eingesendeten Beiträge messen lassen müssen. Und er ist selbst eine starke Marke – herausragend aus der Vielzahl von Journalistenauszeichnungen. Dafür steht der Verlag, dafür steht die hochkarätige 12-köpfige Jury aus renommierten Journalisten, Autoren, Chefredakteuren und Qualitätsjournalismus leistet einen wichtigen Beitrag zur lebendigen Demokratie mokratie und gesellschaftliche Verantwortung. Er kann Orientierung bieten, aufklären, Ereignisse und Entwicklungen erlebbar machen, Denkanstöße geben und wichtige Debatten auslösen. Er kann ebenso sehr gut unterhalten, Hintergründe sichtbar machen oder Dinge, die sehr komplex erscheinen, Herausgebern nahezu aller großen Verlage in Deutschland. Diese gewährleistet die Unabhängigkeit dieser neuen Auszeichnung. Im Ergebnis sind die prämierten Beiträge absolute Highlights im Rückblick auf das vergangene Jahr im Printjournalismus. p Juroren des Henri Nannen Preises 2005 (von links): I Peter Sandmeyer, Andreas Petzold, Elke Heidenreich, Cordt Schnibben, Giovanni di Lorenzo, Werner Kilz, Roger Köppel, Ute Mahler, Frank Schirrmacher, Michel Comte, Peter-Matthias Gaede, Helmut Markwort Preisträger Yang Yankang; Stefan Willeke mit STERN-Chefredakteur Thomas Osterkorn Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 U KULTUR UND AUSSTELLUNGEN | RESPONSIBILITY Alljährlich in der Deutschlandpremiere im G+J-Foyer zu sehen: die ergreifenden Bilder des World Press Photo Awards REPORTAGE TRIFFT FOTOGRAFIE Kulturengagement hat bei Gruner + Jahr eine lange Tradition – eigene Ausstellungen, die Förderung von Kulturprojekten und Teilnahme an Kulturinitiativen stehen dabei im Mittelpunkt. Sowohl die breite Öffentlichkeit als auch das Fachpublikum und die G+J-Mitarbeiter partizipieren an dem kulturellen Angebot. Vor allem die Reportage- und Nachwuchsfotografie wird angesichts der großen Bedeutung der Fotografie für die G+J-Zeitschriften im Rahmen der Ausstellungsaktivitäten gefördert. Jedes Jahr kommen über 60 000 Besucher in das Pressehaus am Baumwall, um sich Ausstellungen anzusehen. Dazu zählt die alljährliche Deutschlandpremiere des World Press Photo Awards, der weltweit renommierteste Preis der Pressefotografie, bereits zum elften Mal präsentiert vom Verlag sowie STERN und GEO und seit 2004 gemeinsam mit der Deutschen Bahn. Preisträger des „World Press Photo des Jahres 2004“ wurde der indische Fotograf Arko Datta mit einem Foto von der Tsunami-Katastrophe in Südostasien. Das Magazin GEO unterstützt außerdem den internationalen Foto-Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“. Der Preis zeichnet Fotos von hohem journalistischen Niveau aus, die die Lebensumstände von Kindern weltweit illustrieren. Diesjähriger Sieger ist der britische Fotograf David Gillander mit einem Foto, das ein Straßenkind in Odessa zeigt. PREMIEREN BEI G+J Mit zahlreichen Fotoausstellungen bot der Verlag 2005 eine attraktive Plattform vor allem für Reportage- und Nachwuchsfotografie. Viele der Arbeiten wurden erstmalig in Deutschland präsentiert Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Peter-Matthias Gaede, GEO-Chefredakteur (rechts) im Dialog mit dem „World Press Photo des Jahres 2004“-Preisträger Arko Datta (oben). Besucher diskutieren vor den Fotografien (unten) FÖRDERUNG JUNGER FOTOGRAFIE Ganz im Zeichen der fotografischen Nachwuchsförderung steht die Kooperation von G+J, STERN und NEON mit dem BFF, dem Bund Freischaffender Foto-Designer. Die Ausstellungspremiere „ausgezeichnet“ im G+J-Pressehaus bildete das Finale der „3. Triennale der Photographie Hamburg“. Gezeigt werden alljährlich die Hochschulabschlussarbeiten, die mit dem BFF-Förderpreis, Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 63 64 RESPONSIBILITY | KULTUR UND AUSSTELLUNGEN Kodak-Nachwuchs-Förderpreis und Reinhart-WolfPreis ausgezeichnet werden. Neben den Ausstellungen im G+J-Foyer hat der Verlag 1998 die Galerie 11 ins Leben gerufen. Als Plattform für junge Fotografen zählt sie seither zu den populären Ausstellungsinstitutionen in Hamburg. Seit 2005 werden die Ausstellungen mit einer Publikationsreihe begleitet. Höhepunkt war in dem Jahr die Gruppenausstellung „Die Elf – das Beste“ anlässlich der „3. Triennale der Photographie Hamburg“. Viele der Fotografen, die in der Galerie 11 eine Bühne für ihre freien Projekte fanden – u. a. Peter Granser, Ulrike Schamoni oder Marcus Höhn – arbeiten ebenfalls für G+J-Magazine wie STERN, BRIGITTE oder GEO oder haben sich, wie Jan Wenzel und Katrin Günther, als mehrfach ausgezeichnete Fotografen auf dem Kunstmarkt etabliert. Zum Nachwuchsengagement zählt auch die zweimal im Jahr stattfindende Portfoliosichtung, die von G+J gemeinsam mit dem „Freundeskreis der Photographie“ ausgerichtet wird. Fachleute aus Bildredaktionen, Agenturen, Wissenschaft und Ausstellungsbetrieben beraten hier angehende Fotografen. G+J FÖRDERT KULTURINSTITUTIONEN G+J engagiert sich für die Kunst und Kultur vor allem am Hauptsitz Hamburg und will die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit am Medienstandort attraktiv mitgestalten. Dabei liegt dem Verlag besonders die Nachwuchsförderung am Herzen; wie im Bereich Fotografie so auch in der Kunst und klassischen Musik. Bereits zum zweiten Mal nahm G+J an der Langen Nacht der Museen in Hamburg teil und begeisterte mit einem erlebnisreichen Programm mit Ausstellungen, Führungen und Symposien in einer Nacht mehr als 3000 Besucher. Höhepunkt war die Podiumsdiskussion zur „Haltbarkeit von Informationen und dem journalistischen Gebrauch des Archivs“ mit Experten aus Medien, Kunst und Wissenschaft. G+J-MITARBEITER AUF KUNSTPFADEN Ebenfalls im zweiten Jahr befindet sich die Kooperation mit dem Haus der Photographie in Hamburg. G+J unterstützte 2005 als exklusiver Sponsor die Retrospektive „Martin Munkácsi: Think while you shoot!“, die anlässlich der Neueröffnung des Hauses der Photographie und der „3. Triennale der Photographie Hamburg“ in den Deichtorhallen präsentiert wurde. Der gebürtige Ungar Martin Munkácsi ist einer der wichtigsten Fotografen der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts und Mitbegründer des modernen Bildjournalismus. Über die Einladungen der G+Jler zur Galerie-11Vernissage hinaus veranstaltet der Verlag auch jährlich Mitarbeiterveranstaltungen mit einem besonderen kulturellen Rahmen. Ausgesprochen beliebt war die Ausstellungsführung durch die MunkácsiRetrospektive mit Prof. F. C. Gundlach, dem Gründungsdirektor des Hauses der Photographie. Vernissage in der Galerie 11 Fotograf Helge Emaneel, ART-Textchef Ralf Schlüter und G+JReferentin Ulrike Klug im Gespräch KULTUR BILDET NACHWUCHS Kultursponsoring ist ein wichtiges Instrument des G+J-Kulturengagements. So fördert G+J seit 1995 die Hamburgische Staatsoper und seit 1993 die Deutsche Stiftung Musikleben. Mit der Kinderopernreihe „Opera piccola“ der Staatsoper hat G+J eine neue Partnerschaft mit dem Hamburger Opernhaus besiegelt: G+J sicherte mit der NordmetallStiftung die zuvor gefährdete Zukunft der Kinderopernreihe und die neue Produktion „Die drei Rätsel“ von Detlev Glanert für das kommende Jahr. Die Kinder werden hier mit der Oper vertraut gemacht, indem sie selbst als Darsteller und Musiker aktiv sind. Damit unterstreicht der Verlag sein Anliegen, Kinder und Jugendliche frühzeitig an kulturelle Bildungsinhalte heranzuführen und deren Kreativität zu fördern. p „Ostfriesenabitur“ von Ilona Habben, Galerie 11 U „Schönheit“ von Malin Schulz & Sina Preikschat („ausgezeichnet“- Ausstellung) Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 UU „Monodie“ von Alexander Dey („ausgezeichnet“- Ausstellung) Hingucker: Die Werke der Nachwuchsfotografen erhielten positive Resonanz bei den Besuchern SOZIALENGAGEMENT | RESPONSIBILITY VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN – TALENTE FÖRDERN Vielseitiges gesellschaftliches Engagement gehört zum Selbstverständnis von Gruner + Jahr Gruner + Jahr steht für Qualitätsjournalismus, unabhängige Information und freie Meinungsbildung. Journalisten in über zwanzig Ländern recherchieren, schreiben und fotografieren für ihre Leser. Aus diesem unabhängigen und hochwertigen Qualitätsjournalismus erwächst eine herausragende gesellschaftliche Verantwortung, die G+J auch als Unternehmen wahrnimmt. G+J engagiert sich aktiv und nachhaltig, initiativ und innovativ. Aktiv fördert und unterstützt G+J den journalistischen Nachwuchs sowie Projekte, um den mündigen Umgang mit Medien und das Lesen selbst zu fördern. G+J initiiert eine Vielzahl kultureller, sozialer und ökologischer Projekte so nachhaltig, dass Mitarbeiter, Bürger und auch andere Unternehmen angeregt werden, selbst aktiv Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. JOURNALISMUS, LESEFÖRDERUNG, NACHWUCHSFÖRDERUNG Die Förderung des journalistischen Nachwuchses hat bei G+Jahr Tradition. Im April 2004 feierte die renommierte Henri-Nannen-Schule in Hamburg ihr 25-jähriges Jubiläum. Sie wird getragen vom Verlag G+J und der „Zeit”. Im journalistischen Be- O reich unterstützt G+J außerdem die Hamburg Media School, die Akademie für Publizistik und die Jugendmedientage. Die Veranstaltungsreihe „G+J Auditorium“ bietet seit 1990 eine Plattform, um aktuelle gesellschaftliche Themen mit interessanten Persönlichkeiten aus Journalismus, Politik, Wirtschaft und Kultur zu diskutieren. 2005 waren zwei internationale Journalisten im G+J-Pressehaus zu Gast: Die amerikanische Reporterlegende Seymour Hersh erzählte aus 30 Jahren investigativem Journalismus, angefangen mit der Aufdeckung des Massakers von My Lai während des Vietnamkrieges, bis hin zum Folterskandal von Abu Ghraib. Die russische Journalistin Anna Politkovskaja berichtete von ihren Erfahrungen bei der Berichterstattung über den Tschetschenienkrieg und die Menschenrechtsverletzungen durch die russische Armee. Seit Anfang des Jahres 2005 fördert G+J in Kooperation mit der BürgerStiftung Hamburg Kinder- und Jugendprojekte in sozialen Brennpunkten der Hansestadt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Lese- und Sprachförderung. Denn die Voraussetzung für eine Zukunft in unserer Wissens- Mit Hilfe von G+J wird Kindern in Hamburg-St. Pauli die Faszination des Lesens vermittelt Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 67 68 RESPONSIBILITY | SOZIALENGAGEMENT gesellschaft und die aktive Teilnahme an unserer Demokratie ist Sprach- und Lesekompetenz. Deshalb unterstützt G+J gemeinsam mit der BürgerStiftung Hamburg das Leseförderungsprojekt „Kölibri“ auf St. Pauli und das Sprachförderungsprojekt „Family Literacy“, das sich an Migrantenfamilien richtet. Außerdem war G+J Partner des Lesefestes für Kinder und Jugendliche „Seiteneinsteiger“, das erstmals am 2. November 2005 mit 135 Veranstaltungen im ganzen Stadtgebiet in Hamburg stattfand. BRIGITTE hat sich die Förderung der Schreibkultur über den Journalismus hinaus auf die Fahnen geschrieben. Der BRIGITTE-Romanpreis zeichnet das beste eingesandte Romandebüt mit einem Autorenvertrag und einem Garantiehonorar über 10 000 Euro aus. Rund 2000 schreibfreudige BRIGITTELeserinnen und -Leser reichten 2005 ihre Manuskripte ein. Markus Lüngen überzeugte die Jury mit seinem Romandebüt „18“. Blinden das Lesen zu ermöglichen ist das Ziel der von Henri Nannen und Gerd Bucerius 1968 entwickelten Blindenzeitschrift. In dem Non-Profit-Projekt erscheinen alle 14 Tage ausgewählte Artikel SOZIALENGAGEMENT | RESPONSIBILITY anstaltet GEOLINO seit 2003 in der Hansestadt die „Kinder-Universität“. In weiteren deutschen Städten unterstützt GEOLINO die alljährliche Einladung an Acht- bis Zwölfjährige, Universitäten schon früh von innen kennen zu lernen und sich von ausgewählten Professoren deren Lehrstoff vermitteln zu lassen. Der vom STERN initiierte Wettbewerb für Naturwissenschaften und Technik „Jugend forscht“ prämiert seit 40 Jahren die originellsten Arbeiten junger Erfinder und Forscher. Im Gründungsaufruf von 1965 suchte die Zeitschrift STERN unter den „Jungen und Mädchen von heute die Forscher und Wissenschaftler von morgen“. Mittlerweile haben sich fast 130 000 Jugendliche an „Jugend forscht“ beteiligt. Die in der Jubiläumsrunde 2005 erneut gestiegenen Teilnehmerzahlen beweisen: Auch im vierzigsten Jahr des Bestehens gewinnt „Jugend forscht“ weiter an Attraktivität. Der Wettbewerb kann heute wie vor 40 Jahren Modellcharakter beanspruchen, wenn es darum geht, Jugendliche für Naturwissenschaften, Mathematik und Technik zu begeistern. Den unternehmerischen Nachwuchs fördert die von STERN, McKinsey, den Sparkassen und dem Bundespräsident Horst Köhler interessiert sich für die Forschungen der Preisträger von „Jugend forscht“ o „Schulen helfen Schulen“ der „Stiftung STERN“ 2005 sammelte „Stiftung STERN“ insgesamt 2 365 200 Euro Spenden aus dem STERN und der „Zeit”. Auch die Zeitschriften BRIGITTE und GEO haben ein Leseangebot für Blinde. G+J fördert nicht nur den journalistischen Nachwuchs. Schülerwettbewerbe der Zeitschriften STERN, GEO, GEOLINO und NATIONAL GEOGRAPHIC fördern und fordern Kinder und Jugendliche in vielfältiger Weise. In Kooperation mit der Körber-Stiftung und der Universität Hamburg ver- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 ZDF seit 1997 ausgerichtete „StartUp-Initiative“. Mit ihren drei Bausteinen StartUp-Werkstatt, StartUpWettbewerb und Deutscher Gründerpreis fördert sie Unternehmertum in verschiedenen Stadien: vom Schüler über den aufstrebenden Gründer bis zum gestandenen Unternehmer. HILFE FÜR MENSCHEN IN NOT Jedes Jahr um die Vorweihnachtszeit bittet die SÄCHSISCHE ZEITUNG um Spenden für die Aktion „Lichtblick – Menschen helfen Menschen in Not“. „Lichtblick“ hilft seit mehr als zehn Jahren schnell und unbürokratisch dort, wo die Not am größten ist. „Jugend forscht“ Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 69 70 RESPONSIBILITY | SOZIALENGAGEMENT SOZIALENGAGEMENT | RESPONSIBILITY Dabei arbeitet „Lichtblick“ mit rund 330 karitativen Einrichtungen im Bezirk Dresden zusammen. Auch die Hamburger G+J-Mitarbeiter fühlen sich für die sozial schwachen Menschen in ihrer Stadt verantwortlich. Seit 1978 organisieren sie einen Weihnachtsbasar, dessen Erlöse Hamburger sozialen Einrichtungen zugute kommen. Im Januar 2006 überreichte Bernd Kundrun insgesamt 46 000 Euro an vier Institutionen und das Hamburger Spendenparlament. Schon seit 1973 engagiert sich der STERN mit unterschiedlichsten Hilfsaktionen. Es begann mit Medienkampagne „Du bist Deutschland“ ten, und der Verlag verdoppelte jeden von einem Mitarbeiter gespendeten Euro. Insgesamt kamen für die Erdbebenopfer 660 000 Euro und für die Menschen in Südostasien 1,485 Millionen Euro zusammen. INNOVATIONEN FÖRDERN UND EIGENINITIATIVE UNTERSTÜTZEN Im Februar 2005 ging das G+J-Magazin P.M. mit der breit angelegten P.M.-Innovationsoffensive an den Start. Mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen wurde Lust auf Wissen vermittelt und Be- G+ J-Mitarbeiter fühlen sich für ihre Mitmenschen verantwortlich St. Paulis Kinder freuen sich über spannenden Lesestoff Bernd Kundrun überreichte die Erlöse des Weihnachtsbasars an soziale Einrichtungen Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 dem Kampf gegen die Hungersnöte in Äthiopien, ein mehrjähriges Projekt für krebskranke Kinder folgte, und 1990 sammelte der STERN Millionen für das frierende Russland im Umbruch. „Stiftung STERN – Hilfe für Menschen e. V.“ sammelt selbständig Spenden für konkrete Hilfsmaßnahmen und kann so eigenständig schnelle, operative Hilfe für Menschen in Not leisten. Der Verein arbeitet partnerschaftlich mit verschiedenen Hilfsorganisationen von UNICEF über die Welthungerhilfe bis zu CARE und Ärzte ohne Grenzen e. V. zusammen. Im Jahr 2005 sammelte „Stiftung STERN“ insgesamt 2 365 200 Euro Spenden, wobei der größte Teil für das Projekt „Schulen helfen Schulen“ in Südostasien verwendet wurde. Der zweite Schwerpunkt war die Hilfe für die Erdbebenopfer in Pakistan. Beide Hilfsaktionen wurden vom Verlag G+J mit je 100 000 Euro Anschubfinanzierung unterstützt. Hinzu kamen die Spenden der STERNLeser und der G+J-Mitarbeiter. Nachdem ein STERN-Bericht im November 2005 nochmals auf die katastrophale Situation in Pakistan hingewiesen hatte, forderte der G+J-Vorstand alle Mitarbeiter auf, einen persönlichen Beitrag zu leis- geisterung für Innovationen geweckt. Höhepunkt war die P.M.-Gala der Innovationen, bei der im November 2005 in Berlin zum ersten Mal der W.I.N. Award und der Sonderpreis Innovationsförderer vergeben wurden. W.I.N. steht für Wissen, Ideen und Neuentwicklungen. Der Preis soll Erfinderlust in Deutschland fördern und innovative Produkte stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Die Förderung von Innovationen und persönlichem Engagement hat sich auch die Initiative „Partner für Innovation“ auf die Fahnen geschrieben, ein Zusammenschluss von hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Die Medienkampagne „Du bist Deutschland“, die in diesem Rahmen von G+J und 24 anderen Medienunternehmen entwickelt wurde, hat eine breite Debatte über Eigenverantwortung und Eigeninitiative in Deutschland ausgelöst. „Du bist Deutschland“ war die größte Social-MarketingKampagne in der Mediengeschichte der Bundesrepublik. p Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 71 72 RESPONSIBILITY | UMWELTBERICHT EUROPAWEIT ANSTECKENDES ENGAGEMENT Professionelle Umweltkommunikation hört bei Gruner + Jahr nicht vor der Haustür auf NACHHALTIGES UND TRADITIONELLES ENGAGEMENT Gesellschaftliche Verantwortung tragen – auch und gerade für die Umwelt – hat bei Gruner + Jahr Tradition. Seit 15 Jahren gehört umweltbewusstes Wirtschaften zu den Unternehmensgrundsätzen von G+J. Das vom Vorstand bereits 1991 verabschiedete G+J-Umweltkonzept wird nachhaltig fortgeschrieben. Im Zentrum der G+J-Umweltpolitik steht der Einsatz umweltverträglich hergestellter Papiere. Weitere Aspekte, die in allen Bereichen optimiert werden, sind Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Abfallvermeidung und Recycling. Außerdem wird durch intensive Kommunikation mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern das ökologische Bewusstsein gefördert. FORTFÜHRUNG DES UMWELTMANAGEMENTS BEI PRINOVIS Die G+J-Druckereien in Itzehoe und Dresden sind seit Juli 2005 Teil des Joint Ventures der deutschen Tiefdruckereien von arvato, Axel Springer und G+J. Das neue Unternehmen PRINOVIS setzt das Umweltmanagement an den einzelnen Standorten gezielt fort. Die Input-Output-Tabelle auf Seite 75 zeigt die Stoff- und Energiebilanz der früheren G+J-Druckereien in Itzehoe und Dresden ab dem Jahr 2001 bis zur Jahresmitte 2005, also bis zum Übergang zu PRINOVIS. Die Tabelle belegt die weitere Optimierung des Energie-, Papierund Farbeinsatzes sowie die erneuten Reduzierungen im Abfallbereich. Gruner Druck in Itzehoe, nun PRINOVIS Itzehoe, hatte 2000 als erste Druckerei in Deutschland ein integriertes Qualitäts- und Umweltmanagement eingeführt, das 2005 auch bei PRINOVIS Dresden implementiert wurde. Auf der Basis der internationalen Normen DIN EN ISO 9.001 und 14.001 werden fortlaufend Qualitäts- und Umweltprüfungen durchgeführt und ein prozessorientiertes Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 UMWELTBERICHT | RESPONSIBILITY Sauberer Sprung Fußball-Legende Uwe Seeler gibt den Startschuss für den Ersten Europäischen Flussbadetag „Big Jump“ an der Elbe in Hamburg 73 74 RESPONSIBILITY | UMWELTBERICHT UMWELTBERICHT | RESPONSIBILITY INPUT-OUTPUT-BILANZ Die Input-Output-Tabelle zeigt die Stoff- und Energiebilanz der Druckereien in Itzehoe und Dresden seit dem Kalenderjahr 2001. Da im Mai 2005 der Zusammenschluss der deutschen Managementsystem weiterentwickelt. PRINOVIS hat sich an allen Standorten auf eine gemeinsame Umwelt- und Qualitätspolitik verständigt. Den kontinuierlichen Verbesserungsprozess und die ökologische Weiterentwicklung von PRINOVIS belegen die Daten des Energieverbrauchs für die zweite Hälfte des Jahres 2005. Die Grafik zeigt, dass PRINOVIS beim Energieverbrauch je Tonne verdruckter Produkte deutlich unter dem Verbrauch der Branche liegt. Die PRINOVIS-Leitlinien für Umweltschutz und weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.prinovis.com. PAPIER – EIN NACHWACHSENDER ROHSTOFF Die Herstellung der eingesetzten Papiere muss bei G+J höchsten Umweltanforderungen genügen. Die Holzgewinnung aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung, eine umweltschonende Zellstoff- und Papierherstellung, der Einsatz umweltverträglicher Druckfarben und das Papierrecycling sind wichtige Aspekte. Der Schutz der letzten Urwälder ist eine globale Zukunftsaufgabe. Seit 1993 setzt sich G+J gegen den Raubbau an Urwäldern ein und unterstützt zusammen mit den Verlagen im Verband deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) die Kommunikation der ökonomischen, ökologischen und sozialen Interessengruppen. Denn viele Kompromisse sind zum nachhaltigen Schutz von Wäldern erforderlich. Alle deutschen G+J-Zeitschriften werden auf Papieren gedruckt, deren Zellstoffanteil vollkommen ohne Chlor gebleicht wurde. Recyclingpapiere werden ebenfalls eingesetzt. Der Altpapieranteil bei unseren Zeitungen beträgt bis zu 100 Prozent. Auch bei den Büro- und Korrespondenzpapieren kommen bei G+J Recyclingpapiere zum Einsatz. Bei den qualitativ hochwertigen Zeitschriften liegt der Altpapieranteil bei 15 Prozent (z. B. STERN) bis 33 Prozent (z. B. GEO). Tiefdruckaktivitäten von G+J, Axel Springer und arvato Bertelsmann zu PRINOVIS erfolgte, werden die Stoffströme für die G+J-Druckereien nur für das erste Halbjahr dargestellt VORPRODUKTE (IN T) Papier Über 80 Experten untersuchten die Flora und Fauna des Berliner Tiergartens beim 7. GEO-Tag der Artenvielfalt INNOVATIVE PROJEKTE Die G+J-Zeitschriften und -Zeitungen berichten nicht nur vielfältig über Umweltthemen, sondern starten auch innovative ökologische Aktionen, um bei Leserinnen und Lesern für die Unterstützung ökologischer Projekte zu werben. Ein Beispiel dafür ist die Initiative „GEO schützt den Regenwald“, die seit 1989 über 50 Schutz- und Entwicklungsprojekte in den Tropen ins Leben rief oder unterstützte. Zu einer festen Institution avancierte mittlerweile der 1999 ins Leben gerufene „GEO Tag der Artenvielfalt“, ein Projekt zur Naturerkundung in ganz Europa. „LEBENDIGE ELBE“ LÖST INTERNATIONALE FLUSSBEGEISTERUNG AUS Am 17. Juli 2005 wurde nicht nur an der gesamten Elbe der zweite Badetag auf Initiative von G+J und der Deutschen Umwelthilfe gefeiert. Die Flussbegeisterung sprang auf ganz Europa über: Zeitgleich wagten über 100 000 Menschen in zwölf europäischen Ländern an über 30 Flüssen den „Big Jump“. Damit hat die seit 1997 bestehende Umweltpartnerschaft „Lebendige Elbe“ zwischen der Deutschen Umwelthilfe e. V. und dem Verlagshaus G+J erreicht, das negative Image des einst dreckigsten Flusses in Europa in eine innovativ-positive Vorbildfunktion zu verwandeln. p Zusatzmittel 22,7 21,8 21,9 21,3 2004 22,6 21,7 2005 2002 2003 2004 2005 382 453 392 141 381 161 395 616 18 1241 12 082 12 179 12 481 12 239 5434 31 27 31 26 17 159 138 131 135 55 HILFSSTOFFE (IN T) Klebstoffe Heftdraht 257 213 209 217 106 Verpackungsmaterial 718 660 585 634 369 50 50 45 48 25 0 1 1 1 1 13 13 13 11 5 0 0 0 0 0 Schmierstoffe u. Gleitmittel sonstige Hilfsstoffe BETRIEBSSTOFFE (IN T) Fotochemikalien Filme Druckplatten u. Gummitücher 77 74 79 81 38 Reinigungsmittel 51 40 42 33 15 Säuren 206 268 192 227 90 Laugen 231 216 155 146 63 Salze 59 71 94 102 31 sonstige Chemikalien 36 40 74 133 66 ENERGIE (IN MWH) Strom 90 784 96 101 95 274 94 620 44 902 Erdgas 118 109 114 164 122 883 121 473 60 486 5725 7130 7641 2154 1463 Eigenförderung 247 041 287 633 254 991 260 404 129 507 Fremdlieferung 28 851 29 711 27 518 25 435 12 206 Schmutzwasser 101 476 112 607 105 434 107 905 60 103 Heizöl WASSER (IN M 3 ) EMISSIONEN (IN KG) Toluol 54 371 48 620 43 807 41 024 21 780 Stickoxide 21 800 21 541 21 414 15 044 7547 2140 2687 2760 1275 640 Schwefeldioxid 2003 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Druckfarbe 2001 Kohlenmonoxid 347 365 319 442 223 3050 3151 3125 3118 1561 46 447 48 548 46 754 47 421 22 153 Besser als die Branche Staub Die Druckereien von PRINOVIS (grün) verbrauchen ABFÄLLE (IN T) auch weiterhin weniger Energie pro bedruckte Papierabfälle Fläche als der Branchendurchschnitt (grau) besonders überwachungsbedürftig 349 286 507 315 160 Werte in Wh pro qm, basierend auf Erhebungen des Bundesverbandes Druck und Medien sonstige Abfälle 942 1083 1250 1034 287 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 75 PERSONALENTWICKLUNG | RESPONSIBILITY JUNGE KOSMOPOLITEN VON MOSKAU BIS MADRID G+J fördert internationale ManagementTalente mit speziellen Ausbildungsprogrammen Als die 24-jährige Russin Julia Stepanova zum ersten Mal das Gruner + Jahr-Gebäude am Hamburger Hafen erblickte, wurde ihr bewusst, was es heißt, beim größten Verlagshaus Europas angeheuert zu haben. „Da ist man wirklich stolz auf das, was man macht“, sagt die junge Frau, die als „International Country Trainee“ verschiedene Stationen im Hamburger Mutterhaus durchläuft. Drei weitere Stationen in Österreich, Frankreich und Italien folgen. Stolz könnte sie eigentlich auch schon darauf sein, dass sie ihr Studium der „Linguistik und interkulturellen Kommunikation“ bereits mit 22 Jahren abgeschlossen hat. Danach hat Julia Stepanova, die fließend Deutsch und Englisch spricht, als Assistentin des Geschäftsführers von G+J in Moskau gearbeitet. Bald wurde deutlich, dass die engagierte junge Frau noch mehr kann. Daher schickte sie der Geschäftsführer von G+J Russland als Trainee nach Hamburg. Ihre Erwartungen an das Trainee-Programm beschreibt sie so: „Ich möchte hier so viel wie möglich lernen. Momentan habe ich nur eine Ahnung davon, wie es hier funktioniert. In Moskau arbeiten bei G+J ca. 100 Leute. Hier in Hamburg sind es über 2000. Das sind ganz ande- O Die Moskauerin Julia Stepanova fühlt sich in Hamburg wohl Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 77 78 RESPONSIBILITY | PERSONALENTWICKLUNG PERSONALENTWICKLUNG | RESPONSIBILITY O Julia Stepanova bei ihrer Arbeit im Vertrieb re Dimensionen.“ Ihr Traumjob in Moskau wäre die Verlagsleitung einer Zeitschrift oder einer Zeitschriftengruppe. Aber wo sie letztendlich landen wird, weiß sie jetzt natürlich noch nicht. Swantje Brümmer, zuständig für die Ausbildung der Trainees bei G+J, betont, dass die Auswahl der ausländischen Trainees bei den Auslandsniederlassungen selber liegt: „Das sind junge Leute, die sich bewährt haben und jetzt einen Schritt weitergehen sollen.“ Etwas anders gestaltet sich die Auswahl der deutschen Nachwuchskräfte, die „International Corporate Trainees“ werden wollen. Während des 18-monatigen Programms werden die Teilnehmer gezielt auf eine internationale Karriere bei G+J vorbereitet. Dafür durchlaufen sie alle wichtigen Verlagsabteilungen in Hamburg. Anschließend sind sie je sechs Monate in zwei ausländischen G+J-Niederlassungen. „Verhandlungssicheres Englisch und die perfekte Beherrschung einer weiteren Sprache sind notwen- INTERNATIONALE PERSONALARBEIT BEI GRUNER + JAHR Monate Deutschland, je sechs Monate in zwei weiteren Ländern h Zwei Monate Auslandsstation während des h Kooperation mit der Hamburg Media School: regulären 14-monatigen Traineeprogramms für alle Auslandspraktika für Masterstudenten der HMS Trainees bei G+J-Niederlassungen h International Country Trainee-Programm: Teilnehmer: Trainees aus den internationalen G+JNiederlassungen. Ablauf: sechs Monate Heimatland, vier Monate Hamburg, vier Monate in einem weiteren Land (kann individuell anders verteilt sein) h International Corporate Trainee-Programm: Teilnehmer: Trainees aus Deutschland. Ablauf: sechs h G+J-Transfer: Incentive-Programm, Teilnehmer: Führungskräfte. Ablauf: zwei bis vier Wochen Auslandsstation bei einer G+J-Niederlassung h G+J-Exchange: Auslandsstation für Nachwuchskräfte, die eine internationale Karriere und Erfahrungsaustausch anstreben. Ablauf: sechs bis zwölf Monate bei einer ausländischen G+J-Niederlassung dig. Ideal ist es, wenn die Bewerber zweisprachig aufgewachsen sind“, nennt Swantje Brümmer die sprachlichen Voraussetzungen, um an dem begehrten Programm teilzunehmen. Diese Voraussetzungen erfüllt Oliva Zumft Cortines spielend: Ihre Mutter ist Spanierin. Die 25jährige hat Internationale BWL in Madrid, Florenz und Reutlingen studiert. Erste Verlagserfahrungen sammelte sie während eines Praktikums bei der Verlagsleitung der Wohnzeitschriften von G+J. Das Trainee-Programm sieht sie folgendermaßen: „Die verschiedenen Stationen sind einzelne Puzzlestücke, die dann ein Gesamtbild ergeben. Man baut ein persönliches Netzwerk auf und lernt auch, wie sich die unterschiedlichen Märkte voneinander unterscheiden.“ Beide Trainees sind sehr angetan von dem positiven Klima bei G+J. „Man merkt, dass den Leuten die Arbeit Spaß macht und sie hinter ihrem Job und den Produkten stehen“, meint Oliva Zumft Cortines. Ihre russische Kollegin stimmt zu: „Hier herrscht eine sehr offene Atmosphäre. Dazu passt die Lage des Hauses am Hamburger Hafen: Man spürt die Freiheit, die hier herrscht.“ Die positive Einschätzung von G+J als Arbeitgeber teilen die beiden Nachwuchskräfte mit der überwiegenden Mehrheit der Mitarbeiter des Unternehmensbereichs Zeitschriften Deutschland. In einer Befragung hatten 85 Prozent angegeben, G+J wieder als Arbeitgeber zu wählen. 91 Prozent bewerteten das Ansehen von G+J als positiv, und 83 Prozent waren mit den in ihrem Bereich hergestellten Produkten sehr zufrieden bis zufrieden. G+J will den internationalen Austausch weiter fördern. Dr. Jürgen Althans, Leiter der Personalentwicklung, betont: „Medien sind zwar grundsätzlich kulturgebunden. Aber wir können viel voneinander lernen – sowohl in den Redaktionen als auch in den Verlagsabteilungen.“ p Oliva Zumft Cortines lernt die IU Anzeigenabteilung des STERN kennen Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 79 80 WELTABSCHLUSS | LAGEBERICHT G+J-Chief Financial Officer Achim Twardy LAGEBERICHT 2005 Wachstum durch Portfolioentscheidungen sowie Ergebnisverbesserung im Stammgeschäft Gruner + Jahr blickt auf ein sehr erfreuliches Geschäftsjahr 2005 zurück. Erstmals seit vier Jahren konnte G+J den Umsatz wieder steigern und ein deutliches Ergebniswachstum erzielen. Der Umsatz stieg um 7,6 % auf 2,62 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,44 Mrd. Euro), das Operating EBIT konnte von 213,3 Mio. Euro in 2004 auf 250,3 Mio. Euro verbessert werden. Die Umsatzrendite beträgt 9,5 % (Vorjahr: 8,7 %). Zum Wachstum von G+J haben Portfolioveränderungen wesentlich beigetragen. Zum einen konnte G+J mit der Übernahme der Anteilsmehrheit an der Motor Presse Stuttgart mit ihren mehr als 140 Zeitschriften seine starke Marktposition in Deutschland und im Ausland ausbauen. Mit diesem Schritt gelang der Eintritt in Länder und Segmente, in denen G+J bisher nicht vertreten war. Zum anderen hat G+J die Zukunft seines Tiefdruckgeschäfts durch das mit arvato und Axel Springer errichtete Joint Venture PRINOVIS gesichert und die Basis für weiteres Wachstum in diesem Geschäftsfeld gelegt. Die fehlende Perspektive, in absehbarer Zeit eine marktführende Position auf dem amerikanischen Zeitschriftenmarkt zu erreichen, führte im Mai 2005 zu der Entscheidung, das ertragsschwache Zeitschriftengeschäft in den USA zur Jahreshälfte an die Meredith Corporation und den amerikanischen Investor Joseph Mansueto zu veräußern. Von dieser Transaktion unberührt blieben die Druckereigeschäfte von Brown Printing. Insgesamt konnte der Portfoliotausch im Wesentlichen ohne die Bindung zusätzlicher finanzieller Ressourcen durchgeführt werden. In den kommenden Jahren sind nachhaltig positive Ergebniseffekte aus den in 2005 umgesetzten Portfoliomaßnahmen zu erwarten. 2,48 2003 2,44 2004 Umsatzanstieg In 2005 wuchs der G+J-Umsatz erstmals wieder seit vier Jahren 2005 2,62 in Milliarden Euro Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 U 82 WELTABSCHLUSS | LAGEBERICHT Im Stammgeschäft – also nach Bereinigung um Portfolioveränderungen – konnte G+J im Jahr 2005 insgesamt das Ergebnis deutlich steigern, der Umsatz liegt bereinigt um 1,2 % über Vorjahr. Mit stetigen Investitionen in neue Zeitschriften wurde die im Jahr 2003 begonnene Innovationsoffensive fortgeführt und durch den systematischen Aufbau von verlagsnahen Nebengeschäften flankiert. Die Umsatzrendite vor verlegerischen Investitionen beträgt 11,4 %. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 LAGEBERICHT | WELTABSCHLUSS Wesentlichen Anteil an der Ergebnisverbesserung hatte der Unternehmensbereich Zeitschriften Deutschland, der durch verbesserte Effizienz und Abläufe trotz der anhaltend schwierigen Situation auf den Werbemärkten das Ergebnis deutlich steigern konnte. Zahlreiche Markteinführungen stärkten im Jahr 2005 das G+J-Markenportfolio insbesondere in wachsenden Segmenten. So wurde mit PARK AVENUE ein Titel im Luxussegment gestartet und mit HEALTHY LIVING ein neuer Gesundheitstitel eingeführt. Mit dem Launch von VIEW baute G+J die starke Stellung der STERN-Markenfamilie weiter aus. Diversifikationsgeschäfte wie die BRIGITTE-Hörbuchedition und die Buchedition mit Elke Heidenreich trugen zur verbesserten Marktposition und Ergebnissituation der BRIGITTE bei. Der STERN ist wie im Vorjahr der größte Einzelumsatz- und -ergebnisbringer von G+J. Besonders hervorzuheben ist die positive Entwicklung des Titels ESSEN&TRINKEN FÜR JEDEN TAG, der mit mehr als 400 000 Exemplaren seine Gesamtauflage im Vergleich zum Vorjahr um über 25 Prozent steigern konnte. NEON begeistert mit 160 000 verkauften Exemplaren immer mehr Leser für dieses auf dem deutschen Markt einzigartige Zeitschriftenkonzept und schaffte den Break-even nur knapp 18 Monate nach Gründung. Auch die Online-Anzeigenerlöse der deutschen G+J-Sites (stern.de, brigitte.de etc.) entwickelten sich positiv und gehörten kumuliert erstmals zu den Top Ten der G+J-Werbeträger. Nach der Genehmigung des Erwerbs der Anteilsmehrheit an der Motor Presse Stuttgart (MPS) durch das Bundeskartellamt im Mai 2005 wird die Motor Presse seit dem 1. Juli 2005 bei G+J konsolidiert. Das Geschäft des Verlags entwickelte sich erwartungsgemäß und insgesamt positiv. G+J und MPS intensivieren ihre operative Zusammenarbeit. Das Zeitschriftengeschäft in Frankreich trug zum Wachstum im Stammgeschäft signifikant bei. Die 14-täglichen TV-Titel TÉLÉ 2 SEMAINES und TV GRANDES CHAÎNES in Frankreich setzten ihren Wachstumstrend im Vertriebs- und Anzeigenmarkt weiter fort und haben einen wesentlichen Anteil an der Ergebnisverbesserung im französischen Zeitschriftengeschäft. FEMME ACTUELLE bleibt durch konsequente Markenführung ergebnisseitig das Flaggschiff von Prisma Presse. Das hochwertige People-Magazin GALA verbucht erneut ein sehr erfreuliches Auflagen- und Anzeigenwachstum und schließt 2005 mit einem Rekordergebnis ab. VOICI behauptete sich in einem äußerst kompetitiven Wettbewerbsumfeld. Die Modernisierung von VSD bewirkte eine überaus positive Entwicklung im Anzeigen- und Vertriebsmarkt. Gegen den Trend bei französischen Wirtschaftsmagazinen erzielte CAPITAL ein Auflagen- 238,0 2003 213,3 2004 2005 250,3 Operating EBIT Das Ergebnis entwickelte in Millionen Euro sich im Vergleich zum Umsatz überproportional Erfolgreich in Frankreich FEMME ACTUELLE blieb durch konsequente Markenführung ergebnisseitig das führende Magazin bei Prisma Presse plus und steigerte sein Ergebnis auf ein Niveau deutlich über Vorjahr. Im Unternehmensbereich Zeitschriften International war das Jahr von einer Verbesserung des Ergebnisses im Stammgeschäft insbesondere in Österreich und Polen sowie von der Etablierung der in 2004 gelaunchten Titel geprägt. Die Innovationsoffensive wurde mit der zeitgleichen Einführung von GEO in fünf osteuropäischen Ländern sowie der Türkei und in Italien fortgesetzt. Unter Federführung der in Hamburg ansässigen Hauptredaktion wurde erstmals eine internationale Ausgabe einer G+J-Zeitschrift entwickelt und dann in den jeweiligen Ländern von einer lokalen Redaktion übersetzt sowie um lokale Inhalte ergänzt. Einen wesentlichen Anteil bei der Realisierung des Projekts hatte die Motor Presse Stuttgart, die mit ihren Strukturen in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien Produktion, Vermarktung und Vertrieb übernahm. Außerdem expandierte G+J in zwei weitere Wachstumsländer: G+J erwarb in Griechenland zum 1. Juli 2005 die Hälfte des Magazinverlags Daphne Communications. Ebenfalls mit Wirkung zum 1. Juli 2005 hat G+J Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 83 84 WELTABSCHLUSS | LAGEBERICHT in Kroatien ein Joint Venture mit Styria Media gegründet. In einem weiteren Schritt sollen nach dem Erwerb der Zeitschriften von Hubert Burda Medien in Kroatien, Serbien und Slowenien sämtliche Magazine in ein Joint Venture mit dem finnisch-niederländischen Verlag Sanoma International eingebracht werden. Das Vorhaben steht unter Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Diese Schritte erschließen für G+J vielversprechende Potenziale in stark wachsenden Märkten. In den Niederlanden wurde sehr erfolgreich eine Lizenz-Ausgabe von GLAMOUR gestartet, mit der G+J der Einstieg in das Segment der Frauenzeitschriften gelang. Die in 2004 gestarteten Titel entwickelten sich positiv. In Spanien konnte GALA trotz eines schwierigen Marktumfelds weiter an Auflage gewinnen. GALA BIOGRAFIA in Russland und QUEST in den Niederlanden haben ihre Auflagenziele bereits weit überschritten. LAGEBERICHT | WELTABSCHLUSS Break-even erreicht NEON begeistert mit 160 000 verkauften Exemplaren immer mehr Leser und schaffte den Break-even nur knapp 18 Monate nach Gründung Im Zeitungsbereich hat die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND zu ihrem fünften Geburtstag die Einhunderttausender-Marke in der Gesamtauflage übersprungen und wächst weiter. Das Anzeigengeschäft entwickelte sich besser als das Marktumfeld. Mit ENABLE wurde eine neue Beilage eingeführt, die im Anzeigen- und Lesermarkt außerordentlich positiv aufgenommen wurde. Das Zeitungsgeschäft mit der SÄCHSISCHEN ZEITUNG und der MORGENPOST SACHSEN ist trotz der schwierigen Marktentwicklung ertragsstark. Die Zuordnung der Zeitungsdruckerei zum Verlag erschloss Potenzial für Kostensenkungen und Umsatzsteigerungen. Durch den Zukauf der Mediengruppe WVD konnte das Dresdner Druck- und Verlagshaus seine Marktposition im Anzeigengeschäft und der Postzustellung weiter stärken. Im Druckbereich konnte trotz des marktseitigen Preis- und Kostendrucks die Marktposition gefestigt Internationales Verlagshaus 43% G+J erzielte rund 57 Prozent des Umsatzes außerhalb von Deutschland Deutschland USA 16% 41% Europa und weitere Länder werden. Nach Genehmigung der Fusion der Tiefdruckereien von arvato, Axel Springer und G+J durch die EU-Behörden hat die Integration der Druckstandorte und die Realisierung von Synergieprojekten begonnen. PRINOVIS wird seit dem 1. Juli 2005 bei G+J quotal konsolidiert. Sowohl bei PRINOVIS als auch im Druckereigeschäft in den USA bei Brown Printing wurden Zukunftsinvestitionen getätigt: Bei PRINOVIS ist mit dem neuen Standort in Liverpool, der Mitte 2006 die Produktion aufnehmen wird, die Grundlage für weiteres Wachstum gelegt worden; in den USA wurde bei Brown Printing ein umfangreiches Reinvestitionsprogramm am Standort Waseca realisiert. Die beiden größten Kunden von Brown Printing, Time Inc. und Meredith Corporation, verlängerten ihre Aufträge um acht bzw. fünf Jahre und sichern somit eine positive Entwicklung des US-Druckgeschäfts von G+J. Die Portfolioveränderungen haben im Jahr 2005 zu weitreichenden Veränderungen bei G+J geführt. So bewirkte der Erwerb der Motor Presse Stuttgart und der Effekt durch PRINOVIS einen deutli- Über der Erwartung In den Niederlanden hat QUEST die Auflagenziele bereits weit überschritten chen Anstieg der Mitarbeiterzahl auf 13 981 Mitarbeiter (Vorjahr: 11 567). Ohne die Portfolioveränderungen ist die Anzahl der Mitarbeiter leicht gestiegen. Ferner ist der Umsatzanteil der Geschäfte in Deutschland am Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr durch die Portfolioeffekte auf 43 % gestiegen (Vorjahr: 38 %), auf die USA entfallen nunmehr 16 % (Vorjahr: 22 %). Europa und die weiteren Länder tragen 41 % zum Gesamtumsatz bei, ein großer Anteil entfällt hierbei auf Frankreich. Die erfolgreiche Portfolioarbeit und die Ertragsstärke des Stammgeschäfts ermöglichen G+J eine Fortsetzung der Innovationsprogramme in den Kernmärkten, aber insbesondere auch die verstärkte Expansion in ausländische Wachstumsmärkte und neue Geschäftsfelder rund um starke Zeitschriftenmarken. p 2003 2004 2005 11 352 11 567 13 981 Mehr Beschäftigte Der Erwerb der Motor Presse Stuttgart und der Effekt durch PRINOVIS führte zu einem deutlichen Anstieg der Mitarbeiterzahl Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 85 86 BILANZ | WELTABSCHLUSS WELTABSCHLUSS | GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG BILANZ Unternehmensgruppe Gruner + Jahr Zum 31. Dezember 2005 GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG AKTIVA Unternehmensgruppe Gruner + Jahr 1. Januar 2005 bis 31. Dezember 2005 Immaterielle Vermögensgegenstände 498 843 246 265 252 578 Sachanlagen 738 875 557 462 181 413 64 516 42 471 22 045 1 302 234 846 198 456 036 71 249 66 733 4516 Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 344 396 299 407 44 989 Forderungen gegen verbundene Unternehmen 173 913 194 107 -20 194 Übrige Vermögensgegenstände 159 947 152 794 7153 64 127 61 337 2790 813 632 774 378 39 254 23 056 13 103 9 953 9778 8590 1188 2 148 700 1 642 269 506 431 31.12.2005 31.12.2004* Veränderung in Tausend Euro Finanzanlagen in Tausend Euro Umsatzerlöse Bestandsveränderung Sonstige betriebliche Erträge 2005 2004* Veränderung 2 623 688 2 438 650 185 038 805 -10 560 11 365 121 137 109 885 11 252 2 745 630 2 537 975 207 655 Materialaufwand -935 807 -812 298 -123 509 Personalaufwand -771 055 -726 641 -44 414 Erlöse und Erträge Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen Anlagevermögen Vorräte Liquide Mittel Umlaufvermögen Aktive latente Steuern Rechnungsabgrenzungsposten -80 814 -99 091 18 277 Sonstige betriebliche Aufwendungen -730 059 -720 563 -9496 Veräußerungsgewinne /-verluste 125 807 14 371 111 436 Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit 353 702 193 753 159 949 12129 7709 4420 7896 16 7880 Ergebnis vor Zinsen und Steuern 373 727 201 478 172 249 Zinsergebnis -53 343 -39 598 -13 745 Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -48 650 -43 026 -5 624 Jahresüberschuss vor Fremdanteilen 271 734 118 854 152 880 Genusskapital Anteil anderer Gesellschafter -187 839 -46 219 -141 620 PASSIVA in Tausend Euro Vertragliche Festeinlagen / Gezeichnetes Kapital Ergebnis aus assoziierten Unternehmen Beteiligungsergebnis JAHRESÜBERSCHUSS NACH FREMDANTEILEN 83 895 72 635 11 260 31.12.2004* Veränderung 77 307 77 307 0 196 878 111 670 85 208 9910 -25 521 35 431 Eigenkapital (vor Fremdanteilen) 284 095 163 456 120 639 Fremdanteile 248 562 78 170 170 392 Eigenkapital (einschließlich Fremdanteilen) 532 657 241 626 291 031 40 903 40 903 0 Pensionen und ähnliche Verpflichtungen 547 714 581 577 -33 863 Sonstige Rückstellungen 105 377 50 844 54 533 Rückstellungen 653 091 632 421 20 670 Rücklagen Bilanzergebnis Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten * nach retrospektiver Anpassung infolge des geänderten IAS 32 (Put-Optionen) 31.12.2005 22 737 3399 19 338 Leasingverbindlichkeiten 125 482 128 173 -2691 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 244 294 223 203 21 091 17 569 5322 12 247 Übrige Verbindlichkeiten 353 349 232 120 121 229 Verbindlichkeiten 763 431 592 217 171 214 43 971 15 543 28 428 114 647 119 559 -4912 2 148 700 1 642 269 506 431 Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen Passive latente Steuern Rechnungsabgrenzungsposten * nach retrospektiver Anpassung infolge des geänderten IAS 32 (Put-Optionen) Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 87 88 WELTABSCHLUSS | G+J IN ZAHLEN, AUFSICHTSRAT, VORSTAND TOCHTERGESELLSCHAFTEN + BETEILIGUNGEN | WELTABSCHLUSS G+J IN ZAHLEN WESENTLICHE TOCHTERGESELLSCHAFTEN UND BETEILIGUNGEN Zeitschriften – Zeitungen – Druckereien zum 31. Dezember 2005 IN MILLIONEN EURO 2005 2004* 2003 Stand: 31. Dezember 2005 Umsatzerlöse 100 % INLANDSUNTERNEHMEN AUSLANDSBETEILIGUNGEN Gruner + Jahr AG & Co KG, Hamburg Adria Magazin d.o.o., Zagreb, Kroatien Druck- und Verlagshaus Gruner + Jahr Aktiengesellschaft, Hamburg AG+J S.N.C., Paris, Frankreich 75,00 % Antenna Publications Ltd., Nikosia, Zypern 50,00 % 2624 2439 2481 Operating EBIT 250 213 238 Cash flow 1) 259 229 236 2149 1642 1787 Bilanzsumme Eigenkapital (einschließlich Fremdanteilen) Fremdkapital Anlagevermögen 533 242 228 1616 1400 1559 1302 Umlaufvermögen 847 Personalaufwand 846 923 796 864 771 727 764 Mitarbeiter am Bilanzstichtag 13 981 11 567 11 352 Mitarbeiter (Durchschnitt) 12 719 11 634 11 849 1) Ermittlung nach DVFA/SG AUFSICHTSRAT Stand: 31. Januar 2006 50,00 % DPV Network GmbH (vormals: IPV Inland Presse Vertrieb Komandytowa, Warschau, Polen Gesellschaft mit beschränkter Haftung), Hamburg 100,00 % Ehrlich & Sohn GmbH & Co. KG, Hamburg Gruner + Jahr ZAO, Moskau, Russland 100,00 % G+J Corporate Media GmbH, Hamburg G y J Espana Ediciones S.L.S en C., Madrid, Spanien 100,00 % G+J Electronic Media Sales GmbH, Hamburg G y J Publicaciones Internacionales S.L. y Cia, S. en C., Madrid, Spanien 50,00 % Life & Health Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg G+J RBA Sp.z.o.o. & Co. Spolka komandytowa, Warschau, Polen 100,00 % Living at Home Multi Media GmbH, Hamburg G+J/RBA Publishing C.V., Amsterdam, Niederlande 100,00 % Neon Magazin GmbH, Hamburg G+J Uitgevers C.V., Diemen, Niederlande 100,00% VORSTAND Norddeutsche Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg Motor Presse France SAS, Issy-les-Moulineaux, Frankreich Park Avenue GmbH, Hamburg Motor-Presse Polska Sp.zo.o., Wroclaw, Polen 54,90 % Stand: 31. Januar 2006 „Picture Press“ Bild- und Textagentur GmbH, Hamburg Motorpress Argentina S.A., Buenos Aires, Argentinien 46,12% stern.de GmbH, Hamburg Motorpress Brasil Editora Ltda, Sao Paulo, Brasilien 25,11% View Magazin GmbH, Hamburg Motorpress Ibérica, S.A., Madrid, Spanien 54,90 % Dorit Harz-Meyn Hamburg Leiter des Unternehmensbereiches Zeitschriften Frankreich Motorpresse (Schweiz) AG, Scherzenbach, Schweiz NG France S.N.C., Paris, Frankreich INLANDSBETEILIGUNGEN 100,00 % 51,00 % 100,00 % 54,90 % 54,90% 100,00 % Orion S.N.C, Paris, Frankreich 100,00 % Dr. Bernd Buchholz Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG, Dresden 60,00 % Prisma Presse Société en nom collectif, Paris, Frankreich 100,00 % Leiter des Unternehmensbereiches Zeitschriften Deutschland Financial Times Deutschland GmbH & Co. KG, Hamburg 50,00 % Shanghai G+J Consulting and Service Co., Ltd., Shanghai, China 100,00 % Angelika Jahr-Stilcken G+J/RBA GmbH & Co. KG, Hamburg 50,00 % Verlagsgruppe NEWS Ges.m.b.H., Tulln, Österreich Journalistisches Vorstandsmitglied Dr. Torsten-Jörn Klein Leiter des Unternehmensbereiches Zeitschriften International Achim Twardy VSD S.N.C., Paris, Frankreich Hamburger Journalistenschule Gruner + Jahr – DIE ZEIT GmbH, Hamburg Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Stuttgart 54,90 % 24,90 % 37,45 % 54,90 % Rolf Schmidt-Holtz Gütersloh CFO und Leiter des Unternehmensbereiches Corporate Michael Walter Hamburg and Publishing Services einschließlich des Bereiches Zeitungen Scholten Verlag GmbH, Stuttgart 56,03 % 100,00 % 95,00 % manager magazin Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg PRINOVIS Ltd. & Co. KG, Hamburg Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Gruner + Jahr Polska Sp. z.o.o. & Co. Spolka G+J Zeitschriften-Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg Fabrice Boé Burkhard Schmidt Hamburg 50,00 % Gruner + Jahr / Mondadori S.P.A., Mailand, Italien G+J Glamour C.V., Diemen, Niederlande Birgit Breuel Hamburg Dr. Peter Reuter Hamburg GALA Ediciones S.L., Madrid, Spanien G+J Clip (Beijing) Publishing Consulting Co. Ltd., Beijing, China Vorsitzender des Vorstandes der Gruner + Jahr AG Dr. Siegfried Luther Gütersloh 48,70 % DPV Worldwide GmbH (vormals: DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH), Hamburg 100,00 % G+J Woman Verlag GmbH, Hamburg Klaus Unger Hamburg, stellvertretender Vorsitzender Johann C. Lindenberg Hamburg Daphne Communications S.A., Athen, Griechenland G y J Revistas y Communicaciones S.L., Madrid, Spanien Dr. Bernd Kundrun Bernd Köhler Dresden Brown Printing Company, Waseca, USA BÖRSE ONLINE Verlag GmbH & Co. KG, München G+J International Magazines GmbH, Hamburg Dr. Gunter Thielen Gütersloh, Vorsitzender Thomas Holtrop Oberursel Berliner Presse Vertrieb Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Berlin G+J Electronic Media Service GmbH, Hamburg * nach retrospektiver Anpassung infolge des geänderten IAS 32 (Put-Optionen) 50,00 % Sport+Freizeit Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart 54,90 % SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, Hamburg 25,25 % WVD Mediengruppe GmbH, Chemnitz 30,00 % Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 89 90 ANHANG | WELTABSCHLUSS WELTABSCHLUSS | ANHANG ANHANG FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2005 deckte stille Reserven und Lasten werden in den Folgejahren entsprechend ih- Zum 1. Juli 2005 wurde die Mehrheit an der MPS übernommen. Demnach wurde rer korrespondierenden Vermögensgegenstände und Schulden fortgeführt, ab- die MPS gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften (insgesamt 31 Gesellschaf- Unternehmensgruppe Gruner + Jahr geschrieben bzw. aufgelöst. Negative Unterschiedsbeträge werden in der ten) ab dem 1. Juli 2005 vollkonsolidiert. Im Vorjahr wurde die MPS-Vorgängerge- Periode des Erwerbs erfolgswirksam erfasst. Anteile konzernfremder Gesell- sellschaft Vereinigte Motor Verlage GmbH & Co. KG als sonstige Beteiligung geführt. schafter werden ebenfalls mit den beizulegenden Zeitwerten der Vermögensgegenstände und Schulden bilanziert (vollständige Neubewertung). Die Kapi- Im Rahmen eines Joint Venture zwischen den Medienhäusern AS, BAG sowie der G+J KG wurden zum 1. Juli 2005 die Tiefdruckaktivitäten zu der Druckereigrup- Verbindlichkeiten führt dazu, dass entsprechende Gewinnanteile von Minderhei- talkonsolidierung quotal konsolidierter Unternehmen erfolgt nach den gleichen ten nun als sonstiger finanzieller Aufwand zu erfassen sind. Durch die gemäß Grundsätzen. IAS 32.97 verpflichtende retrospektive Anwendung der geänderten Vorschrift Die nach der Equity-Methode einbezogenen assoziierten Unternehmen werden solidiert und in der Segmentberichterstattung wie ein Joint Venture je zur Hälfte IAS 32 musste der Ausweis im Vorjahr entsprechend angepasst werden. mit dem anteiligen Eigenkapital der jeweiligen Beteiligung bilanziert. Für den auf die Bereiche „arvato“ und „Gruner + Jahr“ aufgeteilt. Vor diesem Hintergrund Das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr. Der Weltabschluss folgt der sich ergebenden Unterschiedsbetrag zwischen den Anschaffungskosten im Er- wird, abweichend von der tatsächlichen Beteiligungsquote, die PRINOVIS Grup- geforderten Betrachtung, nach der dem aktuellen Geschäftsjahr das vorange- werbszeitpunkt und dem anteiligen Eigenkapital gelten die Grundsätze der Voll- pe zu 50 % quotal in den Weltabschluss einbezogen. besondere für die im Ausland ausgeübten Druck- und Verlagstätigkeiten der gangene Geschäftsjahr gegenüberzustellen ist. Die Vergleichbarkeit der konsolidierung. Verluste aus assoziierten Unternehmen, die den Beteiligungs- G+J-Gruppe, die rechtlich weitgehend deren Gesellschaftern direkt zugeord- Berichtsperioden ist nicht direkt gegeben, da zum einen die Motor Presse buchwert übersteigen, werden nicht erfasst, sofern keine Nachschusspflicht net sind, liegt – trotz einer Anteilsquote in nur untergeordneter Höhe – die Lei- Stuttgart GmbH & Co. KG (MPS) zum 1. Juli 2005 mehrheitlich übernommen besteht. tungsmacht bei der G+J AG. wurde. Zum anderen wurden im Rahmen eines Joint Venture zwischen den Alle konzerninternen Gewinne und Verluste, Umsatzerlöse, Aufwendungen und Tochterunternehmen Handelsbilanzen II nach gruppenweit einheitlichen Bilan- Medienhäusern Axel Springer (AS), BAG sowie der G+J KG zum 1. Juli 2005 Erträge sowie Forderungen und Verbindlichkeiten bzw. Rückstellungen innerhalb zierungs- und Bewertungsgrundsätzen nach IAS/IFRS aufgestellt. Auch diese die Tiefdruckaktivitäten aller Partner zu der Druckereigruppe PRINOVIS zusam- des Konsolidierungskreises werden eliminiert. Die quotale Konsolidierung erfolgt Berichterstattungsabschlüsse (Reporting Packages) einschließlich der Anhangs- mengeführt. anteilsmäßig nach den gleichen Grundsätzen. angaben wurden grundsätzlich der Prüfung durch die jeweiligen Prüfer unter- Der Weltabschluss wurde in Euro aufgestellt, alle Angaben dieses Anhangs Zwischenergebnisse aus Lieferungen und Leistungen unter einbezogenen Un- erfolgen in Tausend Euro (T €) bzw. in Mio. Euro. Um die Übersichtlichkeit der ternehmen werden eliminiert, soweit sie hinsichtlich der Vermögens-, Finanz- Darstellung zu verbessern, werden einzelne Posten der Bilanz sowie der Ge- und Ertragslage der Unternehmensgruppe von wesentlicher Bedeutung sind. I. ALLGEMEINE GRUNDLAGEN Die Gruner + Jahr AG & Co KG, Hamburg (G+J KG), und die Druck- und Verlagshaus Gruner + Jahr AG, Hamburg (G+J AG), gehören mehrheitlich der Bertelsmann AG, Gütersloh (BAG), und sind einschließlich ihrer Tochtergesellschaften in den Bertelsmann Konzernabschluss einbezogen. Die G+J AG ist als geschäftsführende Komplementärin mit 2 % an der G+J KG beteiligt. Ins- Obwohl keine rechtliche Verpflichtung besteht, stellen die G+J KG und die G+J AG als gemeinsame Obergesellschaften freiwillig einen Weltabschluss für die G+J-Gruppe auf, in welchen ihre in- und ausländischen Tochtergesellschaften einbezogen sind. Die Bilanz zum 31. Dezember 2005 und die Gewinn- und Verlustrechnung der G+J-Gruppe für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2005 wurden nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) und den vom 25,1 % der Anteile. PRINOVIS wird im Bertelsmann Konzernabschluss vollkon- hang detaillierter ausgewiesen und erläutert. ANGABEN ZUM KONSOLIDIERUNGSKREIS Der Konsolidierungskreis einschließlich der Muttergesellschaften umfasst 144 2005 vor. Der Anhang zum 31. Dezember 2005 enthält dagegen nicht alle II. KONSOLIDIERUNG KONSOLIDIERUNGSGRUNDSÄTZE durch die IFRS geforderten Angaben. Auch wurde keine Kapitalflussrechnung pretations Committee (SIC/ IFRIC) des IASB herausgegebenen Auslegungen erstellt. Eine Eigenkapitalveränderungsrechnung liegt zum 31. Dezember Die Abschlüsse der im Wege der Vollkonsolidierung einbezogenen Unternehmen sind von den jeweiligen Abschlussprüfern nach den Prüfungsgrundsätzen des jeweiligen Landes geprüft worden. Außerdem wurden von den ausländischen winn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten werden im An- Standing Interpretations Committee/International Financial Reporting Inter- pe PRINOVIS zusammengeführt. BAG sowie G+J KG halten je 37,45 % und AS zogen, die die Anpassung der Jahresabschlüsse an die konzerneinheitliche Bilanzierung und Bewertung schriftlich bestätigt haben. WÄHRUNGSUMRECHNUNG Im Weltabschluss werden die Jahresabschlüsse ausländischer Tochterunter- vollkonsolidierte Unternehmen (Vorjahr: 101). nehmen gemäß IAS 21 nach dem Konzept der funktionalen Währung in Euro umgerechnet. Die Umrechnung der Vermögensgegenstände und Schulden erfolgt zum Mittelkurs am Bilanzstichtag, während die Gewinn- und Verlust- In den Weltabschluss wurden alle in- und ausländischen verbundenen UnterAlle wesentlichen Tochtergesellschaften, die von der G+J AG sowie der G+J rechnung mit dem Durchschnittskurs des Geschäftsjahres umgerechnet wird. erstellt. Es liegt damit kein vollständiger Abschluss der G+J-Gruppe nach nehmen mit Ausnahme von 24 Gesellschaften (Vorjahr: 29) einbezogen. Dabei KG gemäß IAS 27 direkt oder indirekt beherrscht werden, sind in den Kon- Unterschiede aus der Währungsumrechnung werden ergebnisneutral im ku- IFRS vor. handelt es sich um Gesellschaften ohne nennenswerten Geschäftsbetrieb, die zernabschluss einbezogen worden. Unternehmen unter gemeinschaftlicher Füh- mulierten übrigen Eigenkapital erfasst. Solche Differenzen entstehen bei der wegen ihrer insgesamt untergeordneten Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- rung im Sinne des IAS 31 werden quotal konsolidiert. Wesentliche assoziierte Umrechnung von Bilanzposten im Vergleich zum Vorjahreskurs sowie durch Ab dem 1. Januar 2005 ist die überarbeitete Bilanzierungsvorschrift IAS 32 und Ertragslage nicht in den Weltabschluss einbezogen wurden. Unternehmen werden gemäß IAS 28 nach der Equity-Methode bilanziert, wenn den Unterschied zwischen Durchschnitts- und Stichtagskurs bei der Umrech- anzuwenden. Entgegen den Regelungen von IAS 32.18 b) wurden die nach ein maßgeblicher Einfluss ausgeübt werden kann. 27 Gemeinschaftsunternehmen (Vorjahr: 3) wurden quotal in den Konzernabschluss nung von Posten der Gewinn- und Verlustrechnung. Zum Zeitpunkt der Ent- den gesellschaftsrechtlichen Regelungen als Eigenkapital zu klassifizierenden einbezogen. konsolidierung von Konzerngesellschaften werden die jeweiligen kumulierten Kapitalbestandteile von Personengesellschaften nicht als Fremdkapital im Die zu konsolidierenden Abschlüsse der G+J KG und der G+J AG als gemein- Weltabschluss ausgewiesen. Der Ausweis erfolgt unverändert zum Vorjahr in- same Obergesellschaften und der einbezogenen Tochtergesellschaften wer- nerhalb des Eigenkapitals zum Buchwert. den nach einheitlichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden aufgestellt. Put-Optionen von Minderheitsgesellschaftern werden nicht mehr wie ein Die Kapitalkonsolidierung erfolgt entsprechend IFRS 3 nach der Erwerbsme- schwebendes Geschäft, sondern viel mehr als Ratenkauf behandelt und somit thode, bei der zum Zeitpunkt des Erwerbs die Anschaffungskosten der Betei- als finanzielle Verbindlichkeiten ausgewiesen. Aus diesem Grund werden die der ligung mit dem anteiligen neu bewerteten Eigenkapital verrechnet werden. Put-Option unterliegenden Anteile so in der Kapitalkonsolidierung berücksichtigt, Übersteigen die Anschaffungskosten die beizulegenden Zeitwerte der erwor- als wären die Anteile bereits erworben worden. Hierdurch sind Zugänge bei den benen Vermögensgegenstände und Schulden, wird der Unterschiedsbetrag Von den 17 assoziierten Unternehmen (Vorjahr: 15) wurden 6 (Vorjahr: 7) nach der Equity-Methode bilanziert. Die übrigen wurden wegen ihrer untergeordne- Für die aus der Sicht des Weltabschlusses wichtigsten Länder wurden für Zwe- ten Bedeutung für den Konzernabschluss zu Anschaffungskosten angesetzt. cke der Währungsumrechnung in die Darstellungswährung des Weltabschlusses folgende Euro-Wechselkurse zu Grunde gelegt (Fremdwährung für 1 EURO): Der Konsolidierungskreis hat sich im Geschäftsjahr wie folgt entwickelt: Einbezogene Unternehmen Zum 31. Dezember 2004 Firmenwerten von 29 Mio. Euro (Vorjahr: 11 Mio. Euro) durch die Berücksichti- als Firmenwert bilanziert. Auf stille Reserven und Lasten, die im Rahmen der Zugänge gung der Put-Optionen in der Kapitalkonsolidierung entstanden. Die Umwid- Erstkonsolidierung aufgedeckt werden, werden latente Steuern angesetzt, Abgänge mung der dieser Regelung unterliegenden Minderheitsanteile zu den übrigen sofern diese Aufdeckung nicht auch steuerlich nachvollzogen wird. Aufge- Zum 31. Dezember 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 Umrechnungsdifferenzen erfolgswirksam aufgelöst. Inland Ausland Gesamt 62 39 101 28 23 51 7 1 8 83 61 144 Durchschnittskurs Stichtagskurs 1.1.–31.12.05 1.1.–31.12.04 US-Dollar (USD) Polnische Zloty (PLN) Russische Rubel (RUB) 1,2475 1,2461 4,0268 4,5188 35,2712 35,8463 31.12.05 31.12.04 1,1797 1,3621 3,8600 4,0845 33,9200 37,7574 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 91 92 ANHANG | WELTABSCHLUSS WELTABSCHLUSS | ANHANG III. BEWERTUNGS- UND BILANZIERUNGSMETHODEN IMMATERIELLE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE Selbst erstellte immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens werden mit ihren Entwicklungskosten aktiviert, wenn dafür die Voraussetzungen nach IAS 38 erfüllt sind. Erworbene immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens werden mit ihren Anschaffungskosten bilanziert. Die immateriellen Vermögensgegenstände werden grundsätzlich linear über die betriebliche Nutzungsdauer abgeschrieben. Aktivierte Software wird über drei bis vier Jahre, Lizenzen werden entsprechend der Vertragslaufzeit, Belieferungsrechte und Abonnentenstämme werden über maximal 15 Jahre abgeschrieben. Auf immaterielle Vermögenswerte und firmenwertähnliche Rechte mit unbegrenzter Nutzungsdauer werden keine planmäßigen Abschreibungen vorge- Da der spätere Eigentumsübergang der geleasten Vermögensgegenstände hin- zu klassifizierender Finanzinstrumente in Ausübung des bis dahin bestehenden reichend sicher ist, erfolgt die Abschreibung über die wirtschaftliche Nutzungs- Wahlrechts voll ertragswirksam erfasst. Ist der beizulegende Zeitwert nicht zu- dauer. Die vom Leasingnehmer zu zahlenden Leasingraten verändern sich bei den verlässig ermittelbar, werden die entsprechenden Beteiligungen und Wertpapiere Leasingverträgen in Abhängigkeit von Zinsänderungen beim Leasinggeber. mit fortgeführten historischen Anschaffungskosten bilanziert. Leasinggegenstände wirtschaftlich gesehen dem Vermieter zuzuordnen sind Die Vorräte werden grundsätzlich mit ihren Anschaffungs- oder Herstellungskos- Gehalts- und Rentensteigerungen berücksichtigt. Der im Pensionsaufwand ent- und die Leasingraten Aufwand der Periode darstellen. Die Summe der Lea- ten angesetzt. Gleichartige Vorräte werden zu Durchschnittskosten bewertet. Die haltene Zinsanteil wird im Zinsergebnis ausgewiesen. singzahlungen während der unkündbaren Grundmietzeit ist unter den sonsti- Herstellungskosten umfassen neben den Material- und Fertigungseinzelkosten gen finanziellen Verpflichtungen ausgewiesen. auch diejenigen Gemeinkosten, die durch den Produktionsprozess veranlasst sind. AUSSERPLANMÄSSIGE ABSCHREIBUNGEN AUF IMMATERIELLE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE UND SACHANLAGEN Liegen die Anschaffungs- oder Herstellungskosten am Abschlussstichtag über soweit eine rechtliche oder faktische Außenverpflichtung besteht. Der Ansatz dem Marktwert, werden die Vorräte auf den Nettoveräußerungserlös („net reali- erfolgt zu Vollkosten in Höhe des wahrscheinlichsten Verpflichtungsumfangs. zable value“) abgewertet. Langfristige Rückstellungen werden abgezinst Barwert der erwarteten zukünftigen Cash Flows der Vermögensgegenstände ermittelt. und Schulden zu Zeitwerten. Die Firmenwerte werden nicht planmäßig abgeschrieben, sondern jährlich einem Werthaltigkeitstest unterzogen. Jede Wert- Sind die Gründe für vorgenommene außerplanmäßige Abschreibungen entfal- berichtigung wird als außerplanmäßige Abschreibung unmittelbar erfolgswirksam len, werden Zuschreibungen vorgenommen. Dabei wird höchstens auf den Be- erfasst. Zuschreibungen aus Wertaufholungen werden nicht vorgenommen. trag zugeschrieben, der sich ergeben hätte, wenn die außerplanmäßige Abschreibung nicht vorgenommen worden wäre. Diese Regelung gilt nicht für Firmenwerte und immaterielle Vermögensgegenstände mit unbestimmter Nut- SACHANLAGEN Sachanlagen werden zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten vermindert um Abschreibungen bilanziert. Den planmäßigen Abschreibungen liegen folgende konzerneinheitliche Nutzungsdauern zu Grunde: elle langfristige Kapitalmarktzinssatz sowie aktuelle Annahmen über zukünftige Immaterielle Vermögensgegenstände sowie Sachanlagen werden zum Bilanz- bare Betrag wird als der jeweils höhere Betrag aus Nettoveräußerungswert und kosten einer Beteiligung und den anteilig erworbenen Vermögensgegenständen zungsdauer, die im Rahmen der Kaufpreisallokation gemäß IFRS 3 ermittelt wurden. BETEILIGUNGEN UND WERTPAPIERE FORDERUNGEN Sonstige Rückstellungen werden gemäß IAS 37 zu dem Zeitpunkt gebildet, an dem es sowohl wahrscheinlich ist, dass eine Verpflichtung entstanden ist und damit zu einem zukünftigen Vermögensabfluss führen wird, als auch ihr Betrag vernünftig bestimmbar ist. Die Ermittlung von Gewährleistungsrückstellungen lanziert. Eine Abzinsung erfolgt bei langfristigen unverzinslichen Forderungen. und von Rückstellungen für drohende Verluste erfolgt zu herstellungsbezoge- Fremdwährungsbestände werden grundsätzlich mit dem Stichtagskurs umge- nen Vollkosten. Langfristige Rückstellungen werden abgezinst. rechnet. Bestehende Risiken werden durch Wertberichtigungen berücksichtigt. VERBINDLICHKEITEN LATENTE STEUERN Verbindlichkeiten werden mit ihrem Nennwert bilanziert, langfristige unver- Aktive und passive latente Steuern werden nach IAS 12 für sämtliche tempo- zinsliche Verbindlichkeiten werden abgezinst. Fremdwährungsverbindlichkeiten rären Differenzen zwischen den Wertansätzen der Steuerbilanz und der IAS-Bi- werden grundsätzlich mit dem Stichtagskurs umgerechnet. lanz – mit Ausnahme von steuerlich nicht ansetzbaren Firmenwerten – sowie für steuerliche Verlustvorträge angesetzt. Aktive latente Steuern werden durch Sicherheitsabschläge nur in der Höhe berücksichtigt, in der sie voraussichtlich Wesentliche assoziierte Unternehmen werden nach der Equity-Methode bilan- ersätze angewendet, die nach der jeweils aktuellen Rechtslage zukünftig gel- Nutzungsdauer ziert; alle übrigen Beteiligungen und sonstigen Wertpapiere des Anlage- und ten werden. Die Auswirkungen von Steuersatzänderungen auf ergebniswirk- Gebäude 10 bis 50 Jahre Umlaufvermögens wurden als zur Veräußerung verfügbare finanzielle Vermö- sam gebildete aktive bzw. passive latente Steuern werden grundsätzlich in der Maschinen und technische Anlagen 5 bis 15 Jahre genswerte (available-for-sale) qualifiziert. Periode ergebniswirksam vereinnahmt, in der die entsprechenden Vorschriften Betriebs- und Geschäftsausstattung 3 bis 12 Jahre Zur Veräußerung verfügbare finanzielle Vermögenswerte (available-for-sale) wer- verabschiedet worden sind. kurs) am Bilanzstichtag bewertet, sofern dieser zuverlässig zu ermitteln ist. Die stellungen werden alle anderen Rückstellungen auf Basis von IAS 37 gebildet, mit ihrem Nennwert oder gegebenenfalls mit ihrem beizulegenden Zeitwert bi- später genutzt werden können. Bei der Berechnung werden diejenigen Steu- den gemäß IAS 39 mit ihrem jeweiligen fair value (soweit vorhanden: Börsen- Mit Ausnahme der nach IAS 19 berechneten übrigen personalbezogenen Rück- Übrige Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände werden grundsätzlich Sachanlagen LEASING neben biometrischen Berechnungsgrundlagen insbesondere der jeweils aktu- VORRÄTE trag der Vermögensgegenstände unter den Buchwert gesunken ist. Der erziel- Der Firmenwert ist der aktivische Unterschiedsbetrag zwischen Anschaffungs- IAS 19 nach dem versicherungsmathematischen Anwartschaftsbarwertverfah- die als Operating-Lease-Verträge zu qualifizieren sind. Dies führt dazu, dass die stichtag gemäß IAS 36 außerplanmäßig abgeschrieben, wenn der erzielbare Be- FIRMENWERTE Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen werden gemäß ren („projected unit credit method“) ermittelt. Bei diesem Verfahren werden Neben den Finance-Lease-Verträgen sind Mietverträge abgeschlossen worden, nommen. Diese Vermögensgegenstände werden einem jährlichen Werthaltigkeitstest unterzogen und gegebenenfalls außerplanmäßig wertberichtigt. RÜCKSTELLUNGEN KUMULIERTES ÜBRIGES EIGENKAPITAL (other comprehensive income) daraus resultierenden unrealisierten Gewinne und Verluste werden (zunächst) DERIVATIVE FINANZINSTRUMENTE Nach IAS 39 werden alle derivativen Finanzinstrumente in der Bilanz zum Marktwert erfasst. Der Ansatz der Finanzinstrumente erfolgt beginnend mit dem Abschlusstag des Geschäfts. Bei Vertragsabschluss eines Derivates wird festgelegt, ob dieses zur Absicherung einer Bilanzposition (fair value hedge) oder zur Absicherung künftiger Zahlungsströme (cash flow hedge) dient. Die Änderungen des Marktwertes von Derivaten werden wie folgt erfasst: FAIR VALUE HEDGE: Marktwertänderungen dieser Derivate, die zur Absicherung von Vermögensgegenständen bzw. Schulden dienen, werden in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst, spiegelbildlich zu den gegenläufigen Wert- Soweit ein in den Weltabschluss einbezogenes Unternehmen im Rahmen von erfolgsneutral im übrigen kumulierten Eigenkapital erfasst. Im Zeitpunkt des Ab- Im kumulierten übrigen Eigenkapital werden die Unterschiede aus der Wäh- Leasingverträgen alle wesentlichen Chancen und Risiken trägt und somit als gangs oder bei Vorliegen von Anzeichen einer endgültigen Wertminderung wer- rungsumrechnung sowie unrealisierte Gewinne bzw. Verluste aus der Markt- wirtschaftlicher Eigentümer anzusehen ist (Finance Lease), wird der Leasing- den die bislang erfolgsneutral im Eigenkapital erfassten Gewinne/Verluste in bewertung von zur Veräußerung gehaltenen finanziellen Vermögenswerten CASH FLOW HEDGE: Änderungen des Zeitwerts dieser Derivate, die zur gegenstand bei Vertragsabschluss mit dem Marktwert oder dem niedrigeren der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst. Fallen die Grundlagen einer außer- (available-for-sale), von Finanzderivaten, die zur Sicherung eines künftigen Absicherung künftiger Cash Flows dienen, werden erfolgsneutral im kumulier- Barwert der zukünftigen Leasingzahlungen aktiviert. Die aus dem Finance Lease planmäßigen Abschreibung weg, werden entsprechende Zuschreibungen vor- Zahlungsstroms (cash-flow hedge) eingesetzt werden, sowie aus durchzufüh- ten übrigen Eigenkapital erfasst. Die hier eingestellten Werte werden dann resultierende Zahlungsverpflichtung wird zu Beginn des Leasingverhältnisses in genommen, die stets erfolgsneutral im übrigen kumulierten Eigenkapital erfasst renden Neubewertungen vorzunehmende Aufstockungen von Vermögenswer- erfolgswirksam ausgebucht, wenn auch das abgesicherte Grundgeschäft gleicher Höhe unter den Finanzverbindlichkeiten passiviert. werden. Bis zum 31.12.2004 wurden Wertveränderungen als available-for-sale ten erfolgsneutral bilanziert. erfolgswirksam wird. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 änderungen der gesicherten Bilanzpositionen. Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 93 CHRONIK ELTERN, TWEN). Die restlichen 10 Prozent bleiben beim dortigen geschäftsführenden Gesellschafter Ernst Naumann, der sie später gegen 5 Prozent der G+J-Anteile tauscht. 1971 G+J beteiligt sich mit 24,75 Prozent am Spiegel-Verlag („Der Spiegel”). John Jahr (Jahrgang 1900) und Dr. Gerd Bucerius (Jahrgang1906) ziehen sich aus der aktiven Geschäftsführung zurück. des 70. Geburtstags des STERN-Gründers in HenriNannen-Schule umbenannt wird. 1979 In den USA kauft G+J die Tief- und Offsetdruckerei Brown Printing Company in Waseca, Minnesota. In Paris erscheint die französische GEOAusgabe. HÄUSER und ART werden in Deutschland eingeführt. 1980 1972 G+J erwirbt 15 Prozent an der Vereinigten Motor-Verlage GmbH & Co. KG (AUTO MOTOR UND SPORT). Aus der Gruner + Jahr GmbH & Co. wird das Druck- und Verlagshaus Gruner + Jahr AG & Co KG. Die erste Ausgabe der Monatszeitschrift ESSEN & TRINKEN erscheint. 1973 CHRONIK 1948–2005 1948 Die Bundesrepublik ist noch nicht gegründet, da erscheint am 1. August im Verlag Henri Nannen GmbH die erste Ausgabe des STERN mit einer Druckauflage von 130 735 Exemplaren. Gruner + Jahr GmbH & Co. zusammen. Gruner hält 39,5 Prozent, Jahr 32,25 Prozent und Bucerius 28,25 Prozent der Anteile. 1969 1965 Die Zeitschriften-Verleger John Jahr (CONSTANZE, BRIGITTE, SCHÖNER WOHNEN, CAPITAL) und Dr. Gerd Bucerius (STERN, „Die Zeit” u. a.) schließen sich mit dem Drucker Richard Gruner (Gruner & Sohn, Gruner Druck GmbH) zur Richard Gruner verkauft seine Anteile. Die Eigentumsverhältnisse des Verlags werden neu geordnet: Jahr und Bucerius halten je 37,5 Prozent. Reinhard Mohn (Bertelsmann) beteiligt sich mit 25 Prozent. G+J übernimmt 90 Prozent des Münchner Verlags Kindler & Schiermeyer (JASMIN, Das Wirtschaftsmagazin IMPULSE kommt auf den Markt. 1981 Nach der erfolgreichen Einführung von GEO in Frankreich bringt G+J einen Titel nach dem Konzept von P.M. auf den französischen Markt: das monatliche Magazin ÇA M‘INTÉRESSE. Auch Spanien begeistert sich für populärwissenschaftliche Themen: MUY INTERESANTE wird erfolgreich gestartet. Bucerius tauscht seine G+J-Anteile gegen Aktien der Bertelsmann AG, die mit 60 Prozent Mehrheitsgesellschafter von G+J wird. Die restlichen Anteile halten John Jahr (35 Prozent) und Ernst Naumann (5 Prozent). 1982 1975 John Jahr verkauft 9,9 Prozent seiner Anteile an die Bertelsmann AG und behält 25,1 Prozent. 1984 1976 Die Bertelsmann AG übernimmt die 5-Prozent-Beteiligung von Ernst Naumann und hält nun insgesamt 74,9 Prozent der Anteile. GEO erscheint erstmalig. 1985 1978 G+J geht als erstes deutsches Verlagshaus auf den internationalen Zeitschriftenmarkt: In Spanien wird der Verlag Cosmos Distribuidora S.A. (DUNIA, SER PADRES HOY) übernommen. In den USA erwirbt G+J den Verlag Parents Magazine Enterprises Inc. mit den Titeln PARENTS und YM. In Deutschland startet das populärwissenschaftliche Magazin P.M. In Hamburg wird die G+J-Journalistenschule ins Leben gerufen, die 1984 anlässlich Die in Frankreich neu eingeführte Frauenzeitschrift PRIMA erreicht innerhalb eines Jahres eine Verkaufsauflage von einer Million Exemplaren. In Frankreich wird FEMME ACTUELLE ge- startet. G+J beschließt den Bau eines neuen Verlagshauses am Baumwall in Hamburg. Der Verlag Ehrlich & Sohn wird zu 100 Prozent übernommen. An der MANAGER MAGAZIN-Verlagsgesellschaft (MANAGER MAGAZIN) erwirbt G+J eine 24,9-Prozent-Beteiligung. Bei den Zeitschriften kommen SCHÖNER ESSEN und FLORA hinzu. 1986 In Frankreich wird TÉLÉ LOISIRS gestartet. In Spanien wird die Frauenzeitschrift MIA eingeführt. 1987 GEO WISSEN kommt in Deutschland auf den Markt. In Frankreich startet das People- Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 95 Magazin VOICI. Auch in Spanien kommt GEO an die Kioske. schriften, darunter FAMILY CIRCLE und McCALL’S. In Polen kommt die Frauenzeitschrift NAJ auf den Markt. 1989 In Deutschland wird das Reisemagazin GEO SAISON auf den Markt gebracht. 1990 Start der CHEMNITZER, DRESDNER und MECKLENBURGER MORGENPOST. In einem Joint Venture mit dem Mailänder Verlag Mondadori startet G+J in Italien die Frauenzeitschrift VERA. G+J zieht an den Hamburger Hafen in das Pressehaus am Baumwall. Der G+J-Vorstand verankert umweltbewusstes Verhalten als Unternehmensgrundsatz. Das Zeitungsgeschäft wird weiter ausgebaut: Der Berliner Verlag wird im Rahmen eines Joint Ventures übernommen. In dem Verlag erscheinen BERLINER ZEITUNG, BERLINER KURIER, WOCHENPOST und die Programmzeitschrift F.F. G+J erwirbt auch die Mehrheit am Dresdner Druck- und Verlagshaus, in dem die SÄCHSISCHE ZEITUNG erscheint. In Frankreich wird CAPITAL direkt nach der Einführung Marktführer unter den Wirtschaftstiteln. 1992 G+J übernimmt die restlichen 50 Prozent am Berliner Verlag. In Italien erscheint der populärwissenschaftliche Titel FOCUS, der schnell zur größten monatlichen Publikumszeitschrift wird. 1993 G+J Polen mit Sitz in Warschau wird gegründet. Das Frauenmagazin CLAUDIA erscheint auf dem polnischen Markt. In Frankreich wird die People-Zeitschrift GALA eingeführt. 1994 Das People-Magazin GALA und die Programmzeitschrift TV TODAY werden in Deutschland gestartet. G+J übernimmt das Anlagemagazin BÖRSE ONLINE. In Amerika erwirbt G+J von der NEW YORK TIMES-Company sieben Frauenzeit- Die GEO-Familie wächst weiter: GEO EPOCHE, das Magazin für Geschichte, erscheint. In Lizenz der National Geographic Society bringt G+J in Deutschland NATIONAL GEOGRAPHIC auf den Markt. 1995 BRIGITTE YOUNG MISS, die seit 1990 als Sonderheft herausgegeben wird, erscheint als eigenständiger Titel. Die WOCHENPOST wird zu 75 Prozent verkauft. Mit geo.de, mopo.de, pmmagazin.de, stern.de und tvtoday.de startet G+J die ersten Internet-Angebote. In Frankreich wird die Unternehmenszeitschrift L’ESSENTIEL DU MANAGEMENT eingeführt. 1996 1991 1999 In Polen startet FOCUS, in Deutschland ELTERN FOR FAMILY und das Kindermagazin GEOLINO. Die französische G+J-Tochter Prisma Presse übernimmt die wöchentliche Illustrierte VSD. Die Illustrationsdruckerei im G+J-Druckzentrum in Dresden nimmt den Betrieb auf. 1997 In Deutschland kommt die Internet-Programmzeitschrift TV TODAY ONLINE + COMPUTER (später ONLINE TODAY) auf den Markt. Brown Printing erwirbt die Druckereien PennWell und Graftek in Woodstock. Die neue Zeitungsdruckerei im G+JDruckzentrum in Dresden nimmt den Betrieb auf. 1998 In Polen übernimmt G+J die Wohnzeitschrift MOJE MIESZKANIE. In Italien folgt TOP GIRL, das Magazin für Mädchen und junge Frauen. In Russland erscheint das bereits in Deutschland, Frankreich und Spanien erfolgreiche Magazin GEO. Auch in China kommt ein G+J-Titel auf den Markt: CAR & MOTOR. Mit der Beteiligung an der Wiener NEWS-Gruppe (NEWS, TV MEDIA) in Höhe von 56 Prozent gelingt der Einstieg in den österreichischen Markt. Im Herbst folgt mit FORMAT der dritte Titel der NEWS-Gruppe. Der Zeitungsbereich wird durch die 50-Prozent-Beteiligung am Bukarester Verlag Expres ausgebaut. 2000 In einem Joint Venture mit dem Londoner Medienkonzern Pearson bringt G+J die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND an die Kioske. International starten drei neue Titel: das Wirtschaftsmagazin CAPITAL in Spanien, das technologieorientierte Consumer-Magazin JACK in Italien und NATIONAL GEOGRAPHIC in den Niederlanden. In Amerika gelingt G+J mit dem Erwerb von INC. und FAST COMPANY der Einstieg in das Segment der Wirtschaftszeitschriften. LIVING AT HOME und das gleichnamige Internet-Portal starten. 2001 Die Internationalisierung erfolgreicher Zeitschriftenmarken wird mit GALA in Polen und Russland fortgesetzt. Nach dem Zusammenschluss mit der Kurier-Gruppe und dem Start der Frauenzeitschrift WOMAN verlegt die Verlagsgruppe NEWS in Österreich 14 Magazine. 2002 In Deutschland wird im Oktober das 14-tägliche Frauenmagazin WOMAN gelauncht. Unter dem Dach des STERN erscheint ab Sommer STERN SPEZIAL BIOGRAFIE. In Frankreich kommt das Jugendmagazin GEO ADO auf den Markt. Die Elternzeitschrift FUMU PARENTS ist der zweite Schritt bei der Erschließung des chinesischen Zeitschriftenmarkts. Die Berliner Zeitungsaktivitäten werden an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck verkauft. 2003 Die in Lizenz gestartete GLAMOUR wird 2003 zur erfolgreichsten Neueinführung des Jahres in Polen. Für Begeisterung bei jungen Leserinnen und Lesern in Deutschland sorgt das Magazin NEON, das 2003 mit zwei Pilotausgaben erfolgreich getestet wird. Ab Februar 2004 erscheint NEON monatlich. NATIONAL GEOGRAPHIC WORLD wird im November 2003 als zweisprachiges Wissensmagazin für Kinder gestartet. Der internationale Ausbau des Wissenssegments von G+J wird mit dem Launch von GEO FOCUS in Russland vorangetrieben. G+J veräußert seine Zeitungsgeschäfte in Osteuropa an den Schweizer Ringier-Verlag. 2004 Mit der Einführung von weltweit 23 Zeitschriften-Innovationen werden so viele Titel wie noch nie zuvor gegründet. In Frankreich startet Prisma Presse mit TÉLÉ 2 SEMAINES und TV GRANDES CHAÎNES die ersten beiden 14-täglichen Programmzeitschriften. QUEST wird in den Niederlanden eingeführt. Mit dem Start von GALA in Spanien ist das internationale People-Magazin in fünf Ländern auf dem Markt. In Deutschland wird mit GEO KOMPAKT der neunte Titel der erfolgreichen GEO-Familie gestartet. Das 2003 gelaunchte ESSEN&TRINKEN FÜR JEDEN TAG startet seine Kooperation mit Vox und TV-Koch Tim Mälzer. G+J übernimmt die Mehrheitsanteile an der Motor Presse Stuttgart. Das G+JPortfolio wird damit um das Motor- Telekommunikations- und Männerzeitschriften-Segment ergänzt. G+J, arvato (Bertelsmann) und Axel Springer gründen das Tiefdruck-Unternehmen PRINOVIS. 2005 Die internationale Innovationsoffensive wird fortgesetzt. Insgesamt startet G+J 16 neue Magazine in elf Ländern, darunter PARK AVENUE, VIEW und HEALTHY LIVING in Deutschland, GLAMOUR in den Niederlanden sowie eine internationale GEO-Ausgabe in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und der Türkei. Im Sommer werden die US-Magazingeschäfte an die Meredith Corporation und den Verleger Joseph Mansueto verkauft. Mit der Übernahme von 50 Prozent am griechischen Magazinverlag Daphne Communications gelingt der Einstieg in einen der größten europäischen Wachstumsmärkte. p WELTWEITE PRÄSENZ Rund 14 000 Mitarbeiter produzieren in 21 Ländern auf drei Kontinenten über 285 Zeitschriften und Zeitungen Deutschland Polen Russland Niederlande Frankreich Kontakt Spanien Portugal Herausgeber: Schweiz Gruner + Jahr AG & Co KG Italien Öffentlichkeitsarbeit + China Mexiko Österreich Unternehmenskontakte Tschechische Republik Am Baumwall 11 Kroatien Slowakei Ukraine 20459 Hamburg Rumänien Griechenland Kontakt: Dr. Andreas Knaut Brasilien Ungarn Tel: +49 40 3703 0 Mail: oeffentlichkeitsarbeit@guj.de Argentinien Realisation: G+J Corporate Media GmbH Friesenweg 2 a-c 22763 Hamburg Stand: 31.12. 2005 Gruner + Jahr | Jahresbericht 2005 WWW.GUJ.DE | GRUNER + JAHR AG & Co KG JAHRESBERICHT 2005