März 2016 - Die Welt
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März 2016 - Die Welt
MÄRZ 2016 ICON ICON März 2016 Andere Zeiten GETTY IMAGES Let the sunshine in! J aaaa. Wir wollen genau das. Diese gute Laune, die Lebensfreude. Die Blumen, die Sonne und so etwas Wohltuendes wie die Amalfi-Küste. Selfies müssten nicht sein. Es hilft der Seele mehr, die schönen Dinge des Lebens direkt wahrzunehmen. Diese Aufnahme entstand beim Schlussbild (keiner kann Finale besser) zur Frühjahrsvorschau von Dolce & Gabbana. Dass die Models sich selbstverliebt fotografierten, gehörte zur ironischen Inszenierung. Die Mode der Italiener ist nichts für zurückhaltende Gemüter, sie ist eine Mischung aus Heimatliebe, Kitschgen und Spieltrieb. Urlaub vom Dresscode. Deshalb haben wir das Bild gewählt. Auch wir brauchen dringend eine Portion Übermut. Jenes Ventil für reale und diffuse Sorgen. Und wir brauchen Licht, wir brauchen Blumen (in echt und anderen Materialien), wir brauchen Aufmunterung. Und daher haben wir es in diesem Heft mal etwas krachen lassen. Tür auf, rausgehen, tief durchatmen. Und willkommen in der anderen Zeit. AUF DEM COVER: An der Treppe im Restaurant „La Guarida“ in Havanna trägt Model Marique ein Kleid von Gucci. Mantel: Calvin Klein. Schuhe: Bottega Veneta IRMA Ihr Leitsatz: Immer neu, immer anders. Irma, geschaffen von Künstlerin und Autorin Jasmin Khezri, ist mehr als eine Illustration. Sie ist eine Stellvertreterin, die mit und für Frauen durchs Leben geht. Auf Magazin-Seiten, in Anzeigen, im Internet, auf Versandkartons von OnlineHändlern. Ihre Reisen brachten sie irgendwann auch nach Japan, dort war man schnell so begeistert von ihr, von ihren Looks und ihrem Auftreten, dass Firmen wie Hermès oder Shiseido sie als Testimonial buchten. Längst ist sie dort ein Superstar, der auf Billboards prangt und mit Ausstellungen gefeiert wird. Ihre bislang längste berufliche Station verbrachte Irma beim „Glamour“-Magazin, doch mit IRMAS WORLD starteten Jasmin Khezri und Irma 2010 ein ganzes Universum rund um die schönen Dinge des Lebens: eine eigene Plattform. Irma ist nun bereit für den nächsten Schritt. Sie ist erwachsener geworden, hat viel gesehen, weiß, was sie will. Und sie will für Icon reisen, staunen, sammeln. Willkommen, liebe Irma! Seite 62 AUGUST WITTGENSTEIN COVER: NIKO SCHMID-BURGK; MARIO TESTINO; PICTURE ALLIANCE(2); J.K.M.I.P. August Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg trägt nicht mal einen Siegelring, seinen Titel schon gar nicht. Für unser Schmuckshooting schmückte sich der 35-jährige Schauspieler dann aber doch mit Juwelen. Angstfrei zu sein, sich selbst zu fordern ist sein Credo. Mit 15 verließ er das heimische Siegerland, ging aufs Internat in Schweden. Die Sprache konnte er schon, seine Mutter ist Schwedin. Es folgten Jahre in London, ein Studium in Washington, die Schauspielausbildung an der American Academy of Dramatic Arts in New York. 2009 sah man ihn in einer Nebenrolle im Film „Illuminati“ mit Tom Hanks. Geerdet blieb er immer. Mal in Schweden zu drehen reizt ihn mehr als Hollywood. Und: „Der erste Tipp, den ich angehenden Kollegen gebe, ist: Such dir eine Teilzeitbeschäftigung, mit der du deine Miete verdienen kannst.“ Er tat es als DJ in Los Angeles und bei Start-ups in Berlin. Jetzt ist dafür keine Zeit mehr. Seite 54 EMILIA SCHÜLE Die Diva steht ihr gut. Für unser Shooting haben wir die sonst eher uneitle („Ich mag Berliner Shabby Chic“) Emilia Schüle mit prächtigem Schmuck ausgestattet, und sie scheint, ganz Diva eben, so gar nicht beeindruckt. Das zeichnet Emilia Schüle als gute Schauspielerin aus. Mit ihren 23 Jahren hat die Berlinerin eine beachtliche Karriere vorzuweisen. Ein Blick in ihren Dreh-Kalender: Im Herbst ist sie mit „Lenalove“ im Kino, und mit „Charité“ und „Auf kurze Distanz“ im Fernsehen. Gerade beginnen die Arbeiten zu Markus Gollers „Simpel“. Der Tanzverein in Schönefeld hatte sie mit sechs Jahren auf die Bühne gebracht. Die vierte Klasse übersprang sie. Was sonst soll man mit einer anstellen, die wochenlang bei Dreharbeiten ist und trotzdem Einsen schreibt? Durch einen Talentworkshop kam sie 2005 zur Schauspielerei und ergatterte drei Jahre später mit „Freche Mädchen“ ihre erste Hauptrolle – der Durchbruch. Mit „Ku’damm 56“ erobert sie die nächste Dimension. IMPRESSUM ICON Chefredakteurin: Inga Griese (verantwortlich) Textchef: Dr. Philip Cassier Redaktion: Caroline Börger, Heike Blümner, Nicola Erdmann, Julia Hackober, Jennifer Hinz, Silvia Ihring, Mira Wiesinger. Korrespondentin in USA: Huberta von Voss. Korrespondentin in Paris: Silke Bender. Style-Editor in NY: Nadia Rath Autoren: Susanne Opalka, Esther Sterath, Andreas Tölke Praktikantin: Lara-Marie Nöh Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver, Rebecca Bülow Artdirektorin: Barbara Krämer Gestaltung: Maria Christina Agerkop, Delia Bob, Katja Schroedter, Daniela Seidler, Adrian Staude Fotoredaktion: Julia Sörgel, Elias Gröb Bildbearbeitung: Thomas Gröschke, Liane Kühne-Kootz Lektorat: Matthias Sommer, Andreas Stöhr Verlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar, Dr. Torsten Rossmann Gesamtanzeigenleitung: Stefan Mölling; Anzeigen ICON: Roseline Nizet (roseline.nizet@axelspringer.de) Objektleitung: Carola Curio (carola.curio@axelspringer.de) Verlag: WeltN24 GmbH Druck: Prinovis Ltd. & Co KG, Nürnberg Herstellung: Olaf Hopf ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 17. April 2016. Sie erreichen uns unter ICON@weltn24.de Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit. 11 Schmuckkollektion. Entdecken Sie mehr. ICON NIKO SCHMID-BURGK(2) MÄRZ 2016 Badewannen-Talk: Schauspieler August Wittgenstein mit Hans Grohe Brausekopf am Ohr. Mit Kollegin Emilia Schüle brillierte er für unser Schmuckshooting (Seite 54). Rechts oben trägt er in der Suite des Berliner Hotel Zoo einen Seidenmantel mit Pelzbesatz von Gucci. Armbanduhr: „Oyster Perpetual“ von Rolex. Siegelring: Jochen Pohl Ein Making-Of-Video gibt’s unter welt.de/icon/schmuckshooting AUSGEWÄHLT 18 FRÜHBLÜHER Unsere Stilexperten sind wie immer ihrer Zeit voraus und verraten Tipps und Tricks rund um die Welt der Blumen 30 AUFGEBLÜHT Icona und ihr Icönchen sind von Kopf bis Fuß auf Frühling eingestellt IM GRÜNEN BEREICH Oben: Der Ring von Catherine Sauvage ist für Puristen. Unten: Sag’s durch die Blume: Der Jahresring für 2016 von Wellendorff kommt diesmal mit floralem Muster daher. Auf Silber gemünzt: Armband von Gucci 34 FLO RIERENDES GESCHÄ FT Wie die Australierin Simone Gooch mit ihren Blumenarrangements London eroberte 38 GUT GEERDET Wir sprachen mit der Bestseller-Autorin Andrea Wulf über ihren abwesenden grünen Daumen, ihre Liebe zur Natur und den möglichen politischen Einfluss von Gärten 40 BROT UND TULPEN Tage Andersen machte erst Karriere als Konditor. Dann wurde er Gärtner. Und was für einer. Wir haben ihn in Kopenhagen getroffen Stilblüten: Ohrschmuck von Manuela Merk (Kamelie), Breguet (Rose) und Georg Jensen (Gänseblümchen). Weil Mädchen Jungs mögen: von Chanel gibt es die neue Uhrenkollektion „Boy.Friend“. Dieses Modell aus Stahl ist mit Brillanten besetzt MODE 32 NEUE HERR-ANGEHENSWEISE Philip Cassier kennt sich aus in der maskulinen Welt der Maßschneiderei. Doch diesmal ließ er sich von einer Frau umgarnen 42 DAS BLÜHENDE LEBEN Wir finden: Der Trend zu floralen Mustern vermittelt Leichtigkeit in schweren Zeiten 62 IRMA LA DO UCE Blumen sind das neue „It-Accessoire“ behauptet die Kunstfigur „Irma“. Hier stellt sie die schönsten Blumenboutiquen vor 66 KUBA LIBRE Mode, so farbenfroh wie ein bunter Cocktail, inszenierten wir auf Kuba. Ein Shooting 13 Frischmacher: Die Beuteltasche ist von Christian Dior, der High Heel von Stuart Weitzman Flower Power: Der Stiletto ist von Rupert Sanderson via stylebop.com. Die Tasche von Alexander McQueen gibt’s bei matchesfashion.com ICON MÄRZ 2016 Flowers to go: Die Handtasche ist von Salvatore Ferragamo. Das limitierte „Roll-on Eau Rose“ von Diptyque gibt es bei niche-beauty.com Boho, Baby! Bestickte Stiefelette von Laurence Dacade über net-a-porter.com. Die Tasche ist von Gucci SCHMUCK & UHREN Blütenzauber: Sonnenbrille von Dolce & Gabbana, Tasche von Kaviar Gauche 44 HO CHBLÜTE In der hohen Juwelierkunst zählen Blüten zu den kompliziertesten Formen. Wir haben ein kostbares Bouquet zusammengestellt 46 KÜHNE KLEINO DE Zu schade für den Tresor und doch wahnsinnig wertvoll: Susie Hoimes verkauft antiken Modeschmuck. Wir wollten mehr wissen über Frau und Geschmeide 51 O PA S LIEBLING Diese Uhren sehen alt aus, sind aber neu. Mit Retro-Modellen reagiert die Branche jetzt auf den Smartwatch-Trend 52 GA R NICHT DÄMLICH Die Luxusuhrenindustrie hat eine neue Zielgruppe für sich entdeckt und tut nun einiges für modeaffine Frauen mit einem gewissen Interesse an technischen Details 54 SCHMUCKER TYP, SCHILLERNDE LADY Wir fotografierten glamourösen Schmuck mit den beiden Schauspielern Emilia Schüle und August Wittgenstein 82 GRÜNES GLÜCK Grün ist die Farbe der Hoffnung, heißt es. Wenn man sich mit dem SmaragdGeschäft auseinandersetzt, erscheint die Metaphorik aktueller denn je. Ein Besuch bei „Muzo Emeralds“ in Kolumbien Schönste Schattengewächse: Jacke von Emporio Armani, Tasche von Coach Geschmackvoll: Blütenmuster zieren jetzt auch Rucksäcke von Eastpack. Die Rosenkekse sind von Crabtree & Evelyn Kunst-Blumen: Die Tasche „Trunk“ ist von Marni, die „Chucks“ sind von Converse 15 RICHARD MILLE BOUTIQUE MÜNCHEN MAXIMILIANSTRASSE 34 +49 171 627 1321 www.richardmille.com Apfel-Tasche: Das appetitliche Lederetui ist von Hermès ICON MÄRZ 2016 Beeren-stark: Die Erdbeer-Ohrringe sind von Susa Beck, das Buch „Ladys in Gummistiefeln“ ist ein prima Gartenparty-Gastgeschenk (Elisabeth Sandmann Verlag) KOSMETIK Ab ins Körbchen: Dieses ist aus Leder von der dänischen Firma skagen.com. Schuhe für’s Beet: Bunte Clogs aus Naturkautschuk von Hunter Für Blumenmädchen: Uniqlo kooperiert jetzt mit Liberty London. Die fröhliche Kollektion ist ab dem 24. März erhältlich. Wiesentauglich: Schuh von Dr. Martens 88 IM SA MEN DER ROSE Unsere Beauty-Experten schwören auf positive Effekte der Königin der Blumen. Plus: Neues aus dem Kosmetikregal 90 IM MA ISO N DES MEISTERS Am liebsten spricht er durch seine Parfüms. Oder, wenn mal ganz real, dann über das Leben. Ein Besuch bei Serge Lutens in seinem Haus in Marrakesch 92 I’ VE GOT THE FLOWER Diese sieben Kosmetikprodukte bedienen sich alle an der Kraft von Blüten 94 EIN BUCHSTÄBLICH A PPETITLICHER DUFT Caroline Börger folgte einer Duftspur nach Paris, wo sie die neue Parfümeurin von Hermès traf – und dort verstand sie immer nur Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber ... Häuschen Kunterbunt: Badekabine von Weishäupl (über pavilla.de). Es grünt so grün: Nagellack „Garden“ von Dior GESCHICHTEN Weil Icona viele Liebhaber hat, haben wir ein bisschen gebastelt: Mit der „Combyne“-App (für Android und iPhone) lassen sich nun ihre Looks (diesmal Seite 30) ganz einfach nachkaufen 48 ERGEBNISO RIENTIERT Kris Ruhs hält wenig von Selbstinszenierung und konzentriert sich lieber auf seine Kunst und den Kosmos rund um die „10 Corso Como“-Geschäfte. Das zahlt sich aus, findet Andreas Tölke 63 GRÜNER SALO N Jetzt können wir es bald wieder bewohnen, unser liebstes Zusatzzimmer. Schönste Gartenmöbel, die selbst unwirschem Wetter widerstehen 84 BILDERBUCH Jacques-Henri Lartigue war lange nur für seine Schwarz-Weiß-Fotografie bekannt. Nun zeigt ein neuer Bildband eine ganz andere Schattierung seines Lebenswerks 96 GLO BAL DIARY Diesmal geht es in ein Bed & Breakfast nach Rom, ins „Les Trois Rois“ nach Basel und nach Dresden ins „QF Boutique Hotel“ 97 GRÜNKO HLCHIPS ZU GÄNSEWEIN Kein Schatten auf der Kur: Wir reisten ins Resort „Verdura“ nach Sizilien 98 DER BAUPLA N Wir sahen dabei zu, wie ein klassischer Pumps von Dior entsteht Aufstiegschancen: Die sogenannte Kräuterleiter „Normandie“ ist von Garpa. Volle Kanne gut: die Gießkannen-Lichterkette gibt’s bei Depot Statt Picknick-Korb: Tasche von „Michael“ Michael Kors. Gartenduft: „Jannat“ von Memo Paris (meinduft.de) 17 STILISTEN TIM WALKER/ TENEUES VERLAG BLUMEN, BLÜTEN, BEETE – UNSERE LIFESTYLEWEISEN HABEN EINEN GRÜNEN DAUMEN ZURÜCK ZUR NATUR Emmanuel de Bayser Mitbesitzer von The Corner Berlin 18 Als wir vor zehn Jahren unser erstes Geschäft eröffneten, waren 80 Prozent unserer Auswahl in Schwarz mit gelegentlichen Aufhellungen in Grau und Weiß. Wenig Farben und noch weniger Muster. Die Ästhetik war urban, kalt und effizient. Für romantische, fantastische Ideen gab es wenig Platz. Die erfolgreichen Designer setzten alles auf klare Linien, futuristische Formen und vorzugsweise technische Materialien. Kurzum, der Zeitgeist ließ wenig Raum für das Organische oder für Inspirationen aus der unglaublichen Vielfalt und Schönheit der Natur. Ein Jahrzehnt später ... Eine wahre Explosion an Farben und Formen. Blau? Aber bitte, in allen Schattierungen: vom Königsblau, über Baby Blue zu Yves-Klein-Blau bis zu Türkis. Ein bisschen Rosa? Fuchsia, Shocking Pink, Bubble Gum- und Neonpink! Die Farben des Regenbogens! Und dann die Muster! Arche Noah und Brehms Tierleben: Tiger, Löwen, Affen, Katzen, Hunde, Elefanten, Schlangen, Schmetterlinge, Bienen – von Gucci über Valentino, von Givenchy zu Loewe, Frauen und Männer reißen sich um alles mit animalischen Motiven. Weder Fauna noch Flora wurden vergessen. Man befindet sich in einem Gemälde von Rousseau, einem „Jardin Anglais“ oder in den Hängenden Gärten von Babylon ... Blumen und Pflanzenmuster bei allen Designern wie Dries Van Noten, Saint Laurent oder Sacai. Der Showroom von Céline, vor einiger Zeit noch sehr minimal, ist jetzt angefüllt mit Blumen und Pflanzen jeglicher Art. Beim Abschiedsdefilee von Raf Simons bei Dior vor ein paar Monaten gab es einen ganzen Berg aus Blumen. 400.000 blaue Blüten im Carré du Louvre! Das Werk des französischen Bildhauers Lalanne mit seinen Tiermotiven erlebt ein unglaubliches Revival. Wer möchte nicht gerne eines seiner wunderschönen Schafe in seinem Wohnzimmer stehen haben? Oder die schönen Landschaftsaufnahmen in Ale- Abfahrt: Rosenbeet Wer die Mode zu Ernst nimmt, verliert den Spaß an ihr. Modefotograf Tim Walker träumt sich lieber davon. Setzt etwa Model Lily Cole und Kolleginnen in Tüll und Rüschen nach dem Landausflug im Rosenbeet ab. Falsche Ausfahrt? Nein, genau richtig. Mehr Faszinierendes von Tim Walker gibt’s im Bildband „Pictures“, TeNeues Verlag. Hoppla! Dürfen wir vorstellen? Das ist Benjamin, der neue Jahreshase VON FÜRSTENBERG jandro Gonzáles Iñárritus Meisterwerk „The Revenant“. Lifestyle, Mode, Interieurs, Henry David Thoreaus „Zurück zur Natur“ oder zumindest das Verlangen danach, scheint stärker denn je zu sein. Eine wahre Notwendigkeit. Eine Antwort auf die Klimaveränderung und einen urbanen Lebensstil, umgeben und besessen von Technik und Maschinen. Wir müssen die Natur wieder mehr in unseren Alltag integrieren: Ein leicht verwelkter Strauß, eine BlumenTapete, eine gestickte Biene auf unserer Jacke ... Wie sagt ein altes französisches Sprichwort? „Jage die Natur und sie kommt im Galopp zurück“. muzo.co KARL LAGERFELD/STEIDL POWER OF FLOWER Dauerblüher Mit Fotos ist es wie mit Sträußen, nur das Beste gehört hinein. In diesem Fall: Models wie Lara Stone, Cara Delevingne oder Linda Evangelista, feinste Haute Couture und Karl Lagerfeld hinter der Kamera. Auf den Covern des französischen Modemagazins „Numéro“ blühen bekannte Models zu Bestform auf. Das Fotobuch „Numéro Couture by Karl Lagerfeld and Babeth Djian“ feiert 15 Jahre Kollaboration in 167 Bildern. Steidl Verlag DER PRAKTISCHSTE PYJAMA Nach Oscar! Nach Aftershow-Partys. Nach Warten auf Leo di Godot. Ich schlendere schnupfig im BrioniSmoking durch den Blumen-Dschungel des Beverly Hills Hotels zu meinem Mini-Bungalow 1 C. Hollywood-Weisheit: Schlaf ist der neue Sex! Der praktischste Schlaf- David Blieswood PRIVAT Connaisseur aus Hamburg anzug der Welt? Das Handwerker-Outfit der amerikanischen KultArbeiter-Firma „Carhartt“ (seit 1889 – „Honest value for an honest Dollar“). Ein genialer Baumarkt-Pyjama (ca. 80 Euro). VIPFan: Kino-Legende Harrison Ford (73; Pilot, Schreiner). Der Witz: Fünf Taschen und noch eine Schlaufe für den Hammer! Lass nachts mal was sein. Aber sexy ist anderes. Pyjamas sind die Smokings des Betts. Nackt ist jung. 50 plus ist cool. Boxer Shorts und T-Shirt. 60 plus = Camouflage! Kuschlig – Flanell Kimono von Muji. Seide ist geil, aber irgendwie Wir sind Blumenkinder. Und das meinen wir im Wortsinn. Für uns gibt es nichts Schöneres, egal ob auf einer Wiese, auf Märkten oder in unserer Wohnung. Draußen sind wir begeisterte Zuschauer, zu Hause legen wir selber Hand an. So klar und reduziert unser Wohnstil auch ist, angesichts unseren vielen (wirklich vielen) Vasen kennen wir kein Halten. Die totale Experimentierfreude ist angesagt. Immer wieder stolpern wir über etwas Unbekanntes, Ungesehenes – oder lassen uns von gewagten Arrangements überraschen. Jede Art hat ihren eigenen Charme – vom zarten Schneeglöckchen bis zur flamboyanten StreJohnny Talbot litzie. Dass wir hier so nonchalant & Adrian Namedropping betreiben, hat übriRunhof gens nichts mit botanischem FachwisDesigner-Duo sen zu tun... Wir wollen nur nicht völlig des Münchner Modelabels unwissend erscheinen. Fakt ist: Die Talbot Runhof wenigsten Blumen kennen wir beim Vornamen. Ein typischer Einkauf geht deshalb ungefähr so: „Wir nehmen die da und die gelbe da drüben und die mit den lustigen Fransen bitte auch.“ Kurz: Florales nehmen wir ästhetisch und olfaktorisch wahr, nicht intellektuell. Auch Fragen nach unserem grünen Daumen erübrigen sich. Nach jedem Defilee beschenkt uns John Demsey von MAC Cosmetics mit Orchideen zum Niederknien. Ihr Schicksal ist hart: ein langsames Dahindämmern und Dahinwelken auf unseren Schreibtischen. Bis wir sie in letzter Minute auf die Intensivstation (unsere Buchhaltung) verlegen, wo sie liebevoll und mit großem Erfolg wieder hochgepäppelt werden. Bis dahin steht aber glücklicherweise schon die nächste Saison an und wir bekommen Nachschub. Natürlich spiegelt sich unsere Passion auch in den Kollektionen wider. Flowerprints waren schon immer ein wichtiges Element bei uns – mal konkret, mal abstrakt, mal en gros, mal en détail. Dazu verfremden wir selbst gemachte Fotos und Skizzen und experimentieren, was der Digitaldruck hergibt. Blüten sind modisch gerade nicht en vogue? Let’s change it. PS: Was wir ganz bezaubernd finden: In immer mehr Hotels kann man gleich bei der Buchung ein Bouquet auf’s Zimmer bestellen. Und auch die Lufthansa serviert in der First Class mit Blümchen-Dekoration. Allein deshalb würden wir gern öfter so erstklassig fliegen. Liebes Controlling, ist das bitte drin? retrogeil. Weiß ist engelhaft, blau ist ewiger Boy. Und nachts ist es eh dunkel. Nein – Frau Blieswood sieht und spürt alles. Anziehen zum Ausziehen. Ab 30 Grad (Miami-Mallorca) ist alles wieder nackt – XL – wie früher. PS: Warum gibt’s noch keinen Sansibar-Pyjama, Herbert? Wer schon nicht auf Händen getragen wird, sollte wenigstens auf Rosen sitzen. Stuhl „Bouquet“ von Moroso G I B T ’ S E T WA Ü B E R I C O N I S T. D E ARMANI.COM Edelsteine sind wahre Überlebenskünstler. Weder Kälte, Hitze oder gar die Zeit selbst können ihnen etwas anhaben. Besitzerwechsel übrigens auch nicht, zeigt der TurbanDiamant des Maharadscha von Nawanagar von 1907. Die Ausstellung „Bejewelled Treasures: The Al Thani Collection“ gibt noch bis 10. April Einblicke in die Sammlung des ehemaligen Staatsoberhaupts des Emirates Katar, Al Thani. (Victoria and Albert Museum, London) H. MOSER OHNE BLING Es mag ein wenig überraschen, dass jemand wie ich, der Popmusik macht, eine Uhr für eine Schweizer Manufaktur designt. Aber es gibt mehr Gemeinsamkeiten in den schöpferischen Prozessen, als man vermuten würde. Sicher – wenn ich einen Song aufnehme, dann ist es ganz beBryan Ferry stimmt nicht mein Ziel, Popstar und Hobby-Gärtner eine limitierte Auflage zu machen, wie das bei meinem Modell für H. Moser & Cie. der Fall ist. Und das Popgeschäft gilt gemeinhin als schnell. Was die beiden Tätigkeiten allerdings eint, ist Folgendes: Man braucht viel Zeit, um ein gutes Ergebnis zu erhalten. Wenn ich an einem Lied arbeite, dann habe ich zuerst eine Melodie im Kopf, das ist so etwas wie ein emotionaler Kern. Die variiere ich anschließend auf dem Klavier, dann schlafe ich drüber, und wenn sie mir dann immer noch gefällt, gehe ich alles erneut durch und denke über den Text nach. Im Tonstudio sind noch einmal viele Stunden nötig, um das Material einzuspielen und abzumischen, damit jedes Detail stimmt. Genau dieses Feilen an Details ist es, was auch im Mittelpunkt steht, wenn man eine hochwertige Uhr baut. Ich wollte kein großes Modell, kein Bling, denn ich mag es schlicht, klassisch und diskret – und habe dann zunächst mit dem CEO Edouard Meylan gesichtet, was Moser in seiner langen Vergangenheit gebaut hat. Ein bisschen davon soll sich in dem Stück widerfinden, obwohl es uns Heutigen natürlich auch etwas sagen muss. Ich TRENDBAROMETER VON WOLFGANG JOOP Herr Haka „Sag mir wo die Blumen sind“ sang Marlene Dietrich. „Über Gräbern weht der Wind ...“ Das hatte nichts Romantisches, auch wenn ihre Stimme so elektrisiert. Und doch blüht es eben auch auf Gräbern, ganz so, als seien Kriege und Blumen kein Widerspruch. Und wie oft haben Kinder Soldaten Blumen gebracht! Diese eigenartige Verknüpfung erleben wir derzeit auch in der Mode, die Blumenorgien und MilitaryLook hinausschickt. UND SONST NOCH FIFFI FOREVER: „Je besser ich die Männer kenne, desto lieber mag ich Hunde“, schrieb einst Anne Louise Germaine de Staël (1766 1817). Wem die französische Intellektuelle damit aus dem Herzen spricht, der kann sich nun bei dem Münchner Juwelier Sévigné den geliebten Vierbeiner in einem individuellen Schmuckstück verewigen lassen. Gleiches gilt freilich für Katzenliebhaber. Kontakt: Tel. 089/296072 — SISTER ACT: Die beiden Schwestern Laetitia und Katia Belmadani, die Gründerinnen der Charity Initiative „One Million Sisters“, haben gemeinsam mit der Marke Manu Atelier ein Charity-Armband entworfen, das auf stylebop.com angeboten wird. Der Gesamterlös kommt drei Wohltätigkeitsorganisationen zugute, die sich für Frauen stark machen. SÉVIGNÉ SERVETTE OVERSEAS LIMITED,2014. PRUDENCE CUMING ASSOCIATES LTD Wüstenschätze habe mit Edouard ständig in Kontakt gestanden, weil er die Expertise hat – aber er hat mir in die Entwürfe nicht hineingeredet. Auch die Tatsache, dass mein Name klein auf dem Zifferblatt steht, wo sich normalerweise das „Swiss made“ findet, geht auf ihn zurück. Und glauben Sie mir: Gerade weil die Uhr so wenig Elemente hat, war es besonders anspruchsvoll, Frau Dob Du meinst die Schultern, die Vetement grad in Paris zeigte und die so breit waren, dass man damit ein ganzes Dorf verteidigen könnte? Boudoir war gestern. Bemerkenswert, dass ausgerechnet Donatella Versace, als alle noch in Lingerie machten, für diese Saison die Bewaffnung des Alltags entdeckte und eine wohl auch sehr erfolgreiche Military-Kollektion entworfen hat. Der etwas frivole Umgang mit einem ernsten Thema. Kommt uns das nicht wie gerufen? die Bestandteile in eine gute Balance zu bringen. Wir Männer haben ja kaum eine Möglichkeit, Accessoires zu tragen – insofern ist die Uhr wohl ein Ausdruck der Persönlichkeit. Und es ist ein schönes Gefühl, die Zeit am Handgelenk ablesen zu können. Das ist etwas ganz anderes als im Smartphone. Ich bin jedenfalls sehr dankbar für dieses Projekt. HERMÈS - DIE WEITE DER NATUR Green thumbs up! Keiner geht im Garten akribischer vor, als die Engländer. Zum Jahr der Englischen Gärten, 2016, ist die Welt eingeladen, sich genau davon zu überzeugen – im Grünen versteht sich. Designer Paul Smith empfiehlt einen Abstecher in die „Great Dixter Gardens“ im Süden Englands. Zu weit? Kein Problem. Landschaftsarchitekt Luciano Giubbilei hat seine schönsten Arbeiten, unter anderem in Dixter, im Bildband „The Gardens of Luciano Giubbilei“ (Merrell Publishers) verewigt. Ich bin umgeben von Blumen aufgewachsen. Absurd, wenn man bedenkt, wie stark ich unter Heuschnupfen leide – aber passend, sowohl mein Vater als auch mein Großvater waren Floristen. Ich habe ihren grünen Daumen nicht geerbt, weiß aber die Schönheit von Flora in jeder Hinsicht zu schätzen. Als ich ein Kind war, fuhr meine Mutter mit uns mindestens einmal in der Woche zum Wochenmarkt. Immer war ich fasziniert: von den lustigen Nüsse aus Brasilien, das erste Mal eine echte Ananas sehen – und verstehen, dass sie nicht in der Dose wächst. Und wie macht man eigentlich Erdnussbutter ohChris Glass ne Zucker? Für meine Mutter war es Membership wichtig, dass wir frisches Obst und GeDirector müse, möglichst aus der Umgebung, Europe Soho House & aßen. Sie war Verfechterin dieser LeCo aus Berlin bensweise, lange bevor es zum HipsterTrend wurde. So haben wir das halt im Süden der USA gemacht. Meine Oma hatte ein eigenes Gewächshaus, eine gigantische Konstruktion aus Glas und Plastikflicken. Drinnen: ihr tropisches Paradies. Mit einer Gasheizung hielt sie das Gewächshaus auch über den Winter warm, sodass sich Tropfen den Weg 24 ANDREW MONTGOMERY FLOWER FAMILY entlang der Wände suchten und manchmal auf meinem Kopf landeten. Ich schlenderte von Reihe zu Reihe die Tische entlang und betrachtete ihre kleinen Schätze. Die Tische schienen sich unendlich in die Ferne zu strecken, bepflanzt mit jeder Art von Pflanze und Strauch, die man sich nur vorstellen kann. Oft spielte ich mit der Katze, die ihren Weg auf der Suche nach Ruhe vor den schreienden Kindern im Garten hereinfand. Und manchmal versteckte ich mich mit ihr, genoss sowohl die Einsamkeit als auch das Gefühl des stillen Lebens um mich herum. Mein Opa verbrachte Stunde um Stunde im örtlichen Blumenladen, wo er Sträuße und Gestecke band. Er hatte immer ein Pfefferminzbonbon in der Tasche, ein Lächeln auf dem Gesicht und einen Witz auf Lager. Mit jedem Fremden sprach er auf die gleiche Weise wie mit einem guten Freund. Papa, wie wir ihn nannten, brachte uns manchmal Übriggebliebenes von der Arbeit mit. Oft waren es einfache Nelken- oder Rosensträuße, einige Male auch Grabgestecke. Von ihm lernte ich die Namen der Blumen und wann sie blühen. Floristik schien ihn nicht wegen der Ästhetik zu interessieren, es war mehr eine Art der Kommunikation. Es So wird der Sommer – oder wie ihn Tommaso Aquilano und Roberto Rimondi für Fay sehen gab Blumen für viele verschiedene Anlässe. Ob Geburt, Tod oder Liebe – Papa kannte sie alle und bediente sich der Blumen so selbstverständlich wie andere Menschen einer Sprache. Samstag früh nahm mein Vater uns zu einem Geschäft für Kunstblumen mit. Anders als mein Großvater arbeitete er mit diesen filigranen künstlichen Gewächsen, die echten Blumen oft sehr nahkamen – wenn man sie gelegentlich vom Staub befreite. Wir spielten in den Kartons und versteckten uns in den dunklen Ecken des Ladens, während er Tigerlilien, Maiglöckchen und andere Blumen auswählte, die er für seine Arrangements brauchte. Er war gut darin, und die Nachfrage groß – insbesondere von meiner Mutter. Manchmal waren sie gewagt zusammengestellt und manchmal wie eine Art architektonisches Kunstwerk. Wunderschön. All diese bunten Blüten, zusammengebunden mit einem Draht und in einen einfachen Styropor-Block gesteckt. Die Kreativität meines Vaters überwältigte mich. Wie gesagt, ich habe keinen grünen Daumen. Also verlasse ich mich auf Ruby, meine Floristin, die meine Kakteen und meinen Feigenbaum gedeien lässt. Zusätzlich füllen wir meine verschiedenen Vasen mit einer absurden Menge an frischen Schnittblumen vom Markt. Wenn dann alles an seinem Platz ist, im Raum verteilt, auf dem Regal oder neben meinem Bett, könnte ich vor Freude seufzen. Noch immer ist es diese stille Lebenskraft, die mich verzaubert. Man kann einen Jungen aus einem Blumengeschäft holen, aber du kannst dem Jungen nicht die Blumen austreiben. HERMÈS - DIE WEITE DER NATUR Alice auf Abwegen THANASSIS KRIKIS Gute Nachrichten: Alice hat den Weg aus dem Wunderland gefunden. Nun hängt sie im Rokoko-Labyrinth fest. Fotograf Thanassis Krikis schoss das Beweisfoto mit Namen „Tempest“. Einen Abzug der auf 150 Stück limitierten und signierten Sonderedition gibt’s auf lumas.de. zeitig für verschiedene HeiliGeliebter Frühling, ich gehe HOW TO ART – TEIL IX: ge, sie sind uns Vorlagen für nun heute zum ersten Mal in mal mehr, mal weniger ästhetiden Garten, mit Werkzeugen sche Kunstwerke, denn Kunst bewaffnet, und werde, wenn ist, was man daraus macht, nötig, an den grünen Schössund dann stehen wir Pessimislingen zerren, bis sie endlich ten in der Natur herum und staunen jedes Jahr anfangen zu sein, was sie versprechen. Der aufs Neue, mein meisterhafter Frühling, was Du Gärtner in mir greift zur Heckenschere, der besaus ein bisschen Sonne, Erde und Samen so alles ten Freundin des Gärtners, in der Hoffnung den wiedererschaffst. Das Synonym der Aufersteerfrorenen Rosenästen neues Leben einzuhauhung bist Du. Wir sind und bleiben doch immer chen. Welch’ unzulängliches Werkzeug wir nur schwächelnde Nachahmer. Wie musst Du Menschen sind. uns belächeln, werter Freund, wenn wir uns mit Es dauert wie immer viel zu lange, dass wir Dich, Pinsel und Farbe mühen, mit Stoffen und WerkFrühling, als gegenwärtig betrachten dürfen. Du zeugen, den Blumen ans Leder zu gehen, sie uns machst es uns nicht leicht, denn ein paar verirrte anzueignen, zu pressen, hinter Glas zu sperren, Blumen gaukeln uns vor, Du seist schon da, dazu schnitzen und zu drucken, vor allem sie zu bei friert es immer noch, und wenn wandeln, damit wir nicht an ihrer Schönheit sterDu, sehnlichst erwarteter Zwitter, ben, Natur zu Kunst und Kunst aus Natur zu manicht Winter, nicht Sommer, aber von chen. Wir würden alles geben, einmal so bewunbeidem etwas im Handgepäck, fühldert zu werden wie Du. Trotzige Pracht, wie die bar und messbar da bist, dann reist Narzissen im Schnee, lehrst uns Demut, den AuDu meist schon wieder ab. Winterlingenblick zu lieben, denn verweilen wirst Du ge und Schneeglöckchen, Krokusse nicht, deshalb versuchen wir uns weiter daran, und Narzissen, Hyazinthen und ZauFlorentine wenigstens die Blumen festzuhalten, zu verewibernuss sind Deine Botinnen einer Joop gen, abzubilden. Ich scheitere schon bei dem schöneren Zeit. Frühling ist nicht llustratorin Gedanken daran, aber nur Mut, werte Kollegen! Sommer, eine Rose macht noch keiund Autorin Und jeder weiß, dass eine Rose eine Rose ist, in Berlin nen Garten, eine Erwartung macht und nichts weiter will sie sein, für den einen noch keine Tatsache. Augenblick. Du weißt das, Frühling, ich weiß. Gertrude Steins Gedicht: „Sacred Emely“ ist uns ja nur als winziger Teil bekannt, der mit der Rose, die eine Rose ist, die eine Rose ist. Die eine Dame ist, die Rose heißt. Dabei geht es doch eigentlich immer um den Schein des Seins. Da bist Du, mein lieber Frühling, einfach prädestiniert, denn wann bist du schon, was Dein Name uns verkündet. Wir versuchen immer wieder in der Kunst die VON AURÉLIE BIDERMANN FINE Blumen heranzuziehen. Die Niederländer beJ E W E L R Y Ü B E R S T Y L E B O P. C O M nutzen sie als Symbole für Eitelkeit und gleich- GETTY; F. JOOP To rose Glückskäfer tragen jetzt Rubine Seit je gelten Blumen als Zeichen der Liebe, des Verliebtseins oder schlichtweg als höflicher, althergebrachter Brauch beim Besuch einer anderen Person. Bereits im 15. Jahrhundert finden sich opulente Stillleben und beinah fleischig wirkende Blütenblätter an prächtigen Stängeln in kunstvollen Vasen oder Krügen, oftmals in Kombination mit neckischen Insekten, einem halb geleerten Glas Wein oder einem kleinen Reptil – die Vielfalt und Nadine Dinter Darstellungsbandbreite dieses InInhaberin einer begriffs von Vanitas kannte keine PR-Agentur für Grenzen und wurde in kürzester Zeit Kunst, Kultur und zu einem festen wie populären Genre Marken in Berlin innerhalb der Malerei. Die Erfindung der Daguerreotypie um 1830 war zugleich der Startschuss für die fotografische Blumeninszenierung. Was Pioniere wie William Henry Fox Talbot, Imogen Cunningham und Karl Blossfeldt begannen, wurde durch zeitgenössische Fotografen wie Robert Mapplethorpe, Nobuyoshi Araki, Paul Solberg oder gar Regisseur David Lynch fortgeführt. Mal als klassisches Porträt, mal als Polaroid oder als Fotogramm; im Raum schwebend oder als beinahe greifbares Close-up. Mein aktueller Favorit sind die Blumenstudien, mit denen die brasilianische Fotografin Luzia Simons bekannt wurde. Mithilfe eines Scanners belichtet sie die Blumen und erschafft so eine detailgenaue Abbildung, einschließlich Beschädigungen, Zeichen des Verfalls, Maserung und Struktur. Ab dem 3. Juni lasse ich mich daher von der Wahlberlinerin Simons und ihrer 8teiligen Serie „Stockage“ verzaubern. Als Hommage an Eros und Thanatos zeigen ihre großformatigen Scannogramme im hochherrschaftlichen Innenhof des Pariser „Hôtel de Soubise“ den Verlauf von der Blütenpracht bis zum Niedergang der floralen Komposition. Noch bis zum 18. September; weitere Informationen unter archives-nationales.culture.gouv.fr STEVEN KOHLSTOCK ES BLÜHT WAS THE E TE RNAL MOVE ME NT Ulysse Nardin, vom Antrieb des Meeres zur ewigen Innovation Haute Horlogerie. Seit über 170 Jahren hat der kraftvolle Antrieb der Ozeane Ulysse Nardin bei seiner einzigartigen Suche inspiriert: die Grenzen mechanischer Uhrmacherei stetig zu er weitern. Immer und immer wieder. Freak Blue Cruiser Fliegendes Karussel-Tourbillon 7 Tage Gangreserve Silizium Technologie www.ulysse-nardin.com Schöner Schmetterling Dass Modefotograf Patrick Demarchelier auch mal im „Raupenstadium“ mit kleinen Schnappschüssen begann, ist heute kaum mehr vorstellbar. So perfekt sind seine Bilder inszeniert. Selbst flatterhafte Wesen bringt er in Pose. Größen wie Jennifer Lawrence, Nicole Kidman oder das ukrainische Model Viktoriya Sasonkina hatte er schon von der Linse. Sein Sohn Victor tut es ihm gleich. Camera Work, Berlin, vereint noch bis 7. Mai über 60 Arbeiten von Vater und Sohn in einer Ausstellung. VICTOR DEMARCHELIER UND SONST NOCH FRED MERZ/REZO.CH ZEIG MIR DEINEN GARTEN Schon viele Gärten haben mich inspiriert. So zum Beispiel der Jardin Majorelle in Marrakesch. Aber auch die japanische Gartenkunst hat auf mich eine geradezu meditative Wirkung. Doch auch ein bunter Bauerngarten hat seinen Reiz. Ich denke, man kann sich aus jedem etwas abschauen, um dann seinen ganz persönlichen Rückzugsort zu schaffen. Für mich muss ein Garten vor allem lebendig sein. Er darf nicht erstarrt wirken. Ich mag es nicht, wenn man sich wie auf einem Golfplatz fühlt. Meiner ist so groß, dass ich froh bin, bei der Pflege unterstützt zu werden, aber gern ziehe ich mir selbst die Gummistiefel an. Man könnte sagen, dass mich mein Garten erdet. Im Wortsinn. Und ja, die Natur ist für mich der größte und kreativste künstlerische „Lehrmeister“. Diese unzähligen Formen und Farben … Im Garten kann ich damit spielen, mich daran erfreuen und plötzlich weiß ich, wie ein neues Schmuckstück aussehen wird. Meine Lieblingsblume ist übrigens die Caroline Rose, mein Garten beherbergt teilweise Scheufele sehr exotische Züchtungen. Mein Herz Co-Präsidentin hängt besonders an einer seltenen, alten und Kreativdirektorin Teerosen-Züchtung, die mir ein sehr von Chopard lieber Freund geschenkt hat. Und sollten Sie mal eine Gartenparty schmeißen: Lassen Sie sie im und nicht nur mit Blick auf den Garten stattfinden. Am besten barfuß, dann haben auch HighHeels-Trägerinnen, zu denen ich ja auch zähle, keine Probleme. Außerdem verbindet das Thema „barfuß“ und man hat gleich ein Gesprächsthema … AUGEN AUF: Bei Dolce & Gabbana lässt man sich vom sizilianischen Puppentheater inspirieren. Die Wahl des Materials fällt daher, klar, auf Noce canaletto, Walnussholz. Heraus kommt eine handbemalte Sonnenbrille mit MiniaturReliefs im Kästchen mit dem CarettoDruck. Die bunten Brillen sind auf 100 Stück limitiert und in Dolce & Gabbana Boutiquen erhältlich (etwa Maximilianstraße 11, München)— FRISCH VOM FELD kommt diesmal kein Gemüse, sondern die Blumen von Bloomon. Einfach online zwischen drei Größen wählen und schon kommt der Strauß (auf Wunsch auch mit passender Vase) direkt nach Hause(bloomon.de). Gibt’s auch im Abo. ZWISCHEN PFERDEN UND KASTAGNETTEN Beflügelt das Frühlingsgefühl: Bei Van Cleef & Arpels lässt man sich seit den 20er-Jahren von Schmetterlingen inspirieren. B R O S C H E „ PA P I L L O N “ AUS WEISSGOLD, DIAMANTEN, LAPISLAZULI UND SAPHIREN Kahl sieht es derzeit noch auf den deutschen Weinbergen aus. In Spanien ist der Wein bereits aus seinem Winterschlaf erwacht, blüht und lädt Biene und Co. zum Imbiss ein. Und nein, gemeint ist zur Abwechselung nicht die Weinregion La Mancha, südlich von Madrid. Im Süden Spaniens, da wo der Lokalmatador seit Jahrhunderten Sherry heißt, liegt das Weingut Huerta de Albalá. Die Böden ähneln jenen um Bordeaux. Eigentlich doch beste Vorrausetzungen für einen guten Rotwein, dachte sich Inhaber Vicente Taberner Carsi und packte den Stier sprichwörtlich bei den Hörnen. 15 Jahre Erfahrung im Weinexport zahlten sich aus. Inmitten von Weiden, bevölkert von schwarzen Ibérico-Schweinen, Pferden und Stieren, gedeihen nun auch Syrah, Herbert Cabernet und Merlot unter andalusischer Seckler Sonne. In der Ferne klappern die Kastagnetten, Kultwirt und man selbst genießt Aussicht und Abendvom Sylter sonne bei einem Glas „Taberner Nr. 1“. Ein „Sansibar“ opulenter Syrah mit Aromen von Eukalyptus, Brombeere und Mokka. Sicherlich einer der besten Rotweine Spaniens. Die Finca wurde übrigens auf einer alten Römersiedlung errichtet. In Sachen Wein hätten die von Herrn Taberner Carsi noch was lernen können: Die Römer bevorzugten ihn nämlich lieblich und mit Wasser verdünnt. OH, LOOK! UNSERE ICONA ZEIGT IHRE AKTUELLEN LIEBLINGSTRENDS ILLUSTRATIONEN: JAMES DIGNAN (JAMESDIGNAN.COM) ICONA BLÜHT AUF So herzig! Sonnenbrille „Love Bite“ von Cutler and Gross Früh- und Spätblüher zugleich: Die Uhr „Altiplano“ ist von Piaget + Edles Blattwerk: Ohrringe von Emporio Armani + Stilblüten: Die Tasche „Micro Peekaboo“ ist von Fendi + Frühlingsduft: Eau de Cologne „Somei Yoshino” von Berdoues über ausliebezumduft.de Zart wie Mohnblumen: Chiffon-Kleid von Valentino über net-a-porter.com + Rosarote Zeiten: Den Mantel von Rochas gibt’s bei matchesfashion.com + Neuer Absatzmarkt für Blumen: Heels von Dolce & Gabbana = 79.077 € ICÖNCHEN BLUMENMÄDCHEN + Durch die Blume: Nagellackentferner-Pads über pinjafashion.de + Hello, yellow! Halstuch von Bobo Choses über smallabe.com + + Er liebt mich, er liebt mich nicht...die Uhr „Pick Me“ ist von Swatch Tolle Tulpen, tolles Outfit: Shorts und Shirt von Marni Bambina Icönchen steht auf Blumen: die „Chucks – Andy Warhol Flower“ sind von Converse + Jetzt gibt’s was auf die Nase: gute Laune! Brille von Mango = 593 € ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER Gegen Aprilwetter gefeit: die Jacke ist von Petit Bateau Hasi, schön bei Fuß! Die Kniestrümpfe „Best Friends“ gibt’s über missesandmisters.com TAILORED TO MOVE BERLIN DÜSSELDORF FRANKFURT HAMBURG KÖLN MÜNCHEN ZÜRICH SCHERE, NADEL & FADEN Lady unter Gentlemen Londons Savile Row ist eine Männerbastion. Doch nun hat sich mit Kathryn Sargent erstmalig eine Frau in ihrem eigenen Atelier unter den Herrenschneidern durchgesetzt. Zu Besuch bei einer Unbeugsamen Sie vermisst den Körper des Kunden – und die Seele gleich mit: Kathryn Sargent 32 sehr einträgliche Tätigkeit – und sie fällt nur auf, wenn sie schlecht ausgeführt ist. Die Kundschaft großer Häuser besteht außerdem zu 90 Prozent aus Männern. Das gibt den Zuschneidern, die sich als Architekten der Kleidungsstücke definieren, immer das Argument: Ein Mann will sich erfahrungsgemäß nicht von einer Frau vermessen und bei der Anprobe anfassen lassen. Also lassen wir’s besser, wie es ist. Kathryn Sargent amüsiert es, wenn sie mit solchen Dingen konfrontiert wird. Weil sie weiß, dass kaum männliche Kollegen dafür ausgebildet sind, für Frauen zu schneidern. Sie hat 30 Prozent Kundinnen: Jene Klientel, die mit der Qualität dessen nicht zufrieden ist, was sie von der Stange bekommt – und bereit ist, für ein Kleidungsstück bis zu vier Anproben in Kauf zu nehmen. So gebietet es der Standard, den Sargent kennengelernt hat, und da kennt sie keine Kompromisse: „Kathryn ist fantastisch, sie geht immer ihren Weg“, sagt ihr grauhaariger Mentor Philip Parker, lange Chefschneider von Henry Poole. Das sagt einer wie er, der seit mehr als 50 Jahren im Geschäft ist, bestimmt nicht oft. Diese Unbeugsamkeit kann man als Kern ihres Charakters sehen. So ruhig ein Gespräch in ihrem Atelier zwischen all dem warmen Holz, den halb fertigen Jacketts und den Schnittmustern in Packpapier ist, so deutlich sind ihre Positionen. Anders lässt sich eine Karriere wie ihre nicht durchhalten. Sargent kommt aus Leeds, einer Arbeiterstadt in Yorkshire, in der echte Kerle noch was zählen, und wollte eigentlich etwas mit Kunst GETTY IMAGES/GA W er sich in die Hände eines Schneiders auf Londons Savile Row begibt, kann erwarten, dass der Anzug sitzt. Trotzdem lässt sich bei den „Cutters“ oft eine gewisse Distanz zum Kunden feststellen – ein Gespräch, das über das Kleidungsstück hinausgeht, erlebt man selten. Bei Kathryn Sargent ist das anders. Wenn sie vor dem Spiegel das Band anlegt, die Augen hinter der Brille zu Schlitzen verengt, vermisst sie nicht nur den Köper ihres Klienten: Durch leise Fragen nach seinem Berufsleben, seinen Hobbys, seinen Essgewohnheiten, seinem Musikgeschmack und sogar seiner Art von Humor erkundet sie die Seele gleich mit. Sie ist der Überzeugung, dass ihr fertiges Produkt auch zum Innenleben des Kunden passen muss. Andernfalls hat sie ihre Arbeit nach ihren Maßstäben nicht ordentlich gemacht. Die besondere Begabung fürs Zwischenmenschliche könnte auch damit zu tun haben, dass sie eine Frau ist. Und damit im Milieu der Londoner Herrenschneider irgendetwas zwischen einer Ausnahme und einer Sensation. Vor gut einem Jahr mietete sie sich im ersten Stock der Brook Street 6 ein, fünf Minuten von der Row entfernt. Seitdem zeigt sie als erste Frau überhaupt allen Traditionalisten, was im dritten Jahrtausend alles geht. Schneider gibt es auf der Row seit 170 Jahren, als Henry Poole dort eröffnete. Doch in den Werkstätten kommen die Damen fast nur als „Finisher“ vor – also diejenigen, die mit ihren weichen Händen das Taschenfutter einnähen oder die Knopflöcher umgarnen. Das ist keine oder Design machen. Auf dem College bestand ihre erste Aufgabe darin, eine Woche lang möglichst genau eine Schachtel Streichhölzer zu zeichnen. Andere hätte das genervt: „Aber ich fand die Präzision faszinierend, die für dieses Detail nötig war.“ Mit der Welt der Herrenschneiderei kam sie in einem kleinen Atelier in der Cork Street erstmalig in Berührung. Deren Chefs unterstützen sie von dem Moment an, als sie zum ersten Mal eine Nadel in der Hand hielt. Sie stellten auch den Kontakt zu Gieves & Hawkes her, diese Firma ist eine von Savile Rows „big guns“. Was sie dort vor rund 20 Jahren als Zuschneider-Lehrling erwartete? Kathryn Sargent lächelt, wie es wohl nur gebürtige Briten können. Aus ihren Worten geht hervor, dass sie als letztes Glied der Kette unter all den sehr konservativen Gentlemen das ein oder andere zu hören bekam. Umso erstaunlicher ist es, wie unbeeindruckt sie sich durchbiss – und wie diskret sie damit heute umgeht. Niemand kann ihr nehmen, dass sie in dem Haus, das einst den Marineblazer erfand, bis zum „Headcutter“ aufstieg. Allerdings entwickelte sich ihr Arbeitgeber immer weiter weg von einem klassischen Bespoke-Atelier hin zu einem Outfitter mit dem Fokus Konfektionsware, die man weltweit anbietet. Also ging Kathryn Sargent den nächsten Schritt, mietete sich zunächst beim Traditionshaus Meyer & Mortimer einen Platz in der Werkstatt und zog dann gegenüber vom Hotel „Claridge’s“ ein. Auf der Row sind die Mieten inzwischen so hoch, dass es selbst für die großen Häuser zuweilen schwierig wird. Wer sie aufsucht, lernt eine Frau kennen, die mit höchster Akribie ihr Handwerk ausübt; so variiert sie als eine der wenigen beispielsweise ihr Zuschneidesystem je nach Körperbau. Es scheint, als ob jedes Buch, das über Herrenmode je verfasst wurde, bei ihr im Regal steht. Mehr als 60 Stunden Arbeit fließen in einen Dreiteiler, geschnitten und genäht in LondonMayfair – ein Jackett startet bei 2600 Pfund, weniger als man bei den meisten Konkurrenten loswird. Sargent besucht nun auch schon die USA und hat zwei feste Angestellte; sie hat sich durchgesetzt. Aber natürlich lauert da in ihr schon die nächste Ambition: „Ein Geschäft direkt auf der Row, das wär’s“, sagt sie. Wer diese Frau aus Yorkshire erlebt hat, weiß: Sie wird es garantiert eröffnen. Philip Cassier Nimm doch bitte mal meine Schere: Mit Prinz Charles und Camilla bei Gieves & Hawkes SITZSYSTEM YANG | DESIGN RODOLFO DORDONI B E R L I N BY HERRENDORF, BERLIN, LIETZENBURGER STR. 99 - T. 030 755 4204 56 AUCH BEI ANDEREN AUTORISIERTEN HÄNDLERN UND IN ANDEREN STÄDTEN. PLZ 0/1/2/3/4/5 HANDELSAGENTUR STOLLENWERK - T. 0221 2828259 - TIM.STOLLENWERK@WEB.DE PLZ 6/7/8/9 HANDELSAGENTUR RIEXINGER - T. 07121 325953 - INFO@HANDELSAGENTUR-RIEXINGER.DE CREATE YOUR OWN DESIGN EXPERIENCE AT MINOTTI.COM STIELE MIT STIL FJURA I Solo für Blume Unter dem Label Fjura erobert die Neu-Londonerin Simone Gooch die blumenverrückten Briten. Heike Blümner versuchte, sich während eines Treffens in ihrem Atelier ein paar Kniffe abzuschauen 34 n den Vorgärten des Londoner Stadtteils Kensington beginnen die Magnolienbäume zu blühen. Und das im Februar! Auch einige Sträucher sind schon von zarten, weißen Blüten übersät. Klimawandel oder doch ein Zeichen? Ein Wegweiser zu „der Floristin, die London mit ihren minimalistischen Arrangements aufrüttelt“, wie die britische „Vogue“ vor Kurzem verkündete? Die winterlich kargen Gärten mit den ersten dramatischen, frühlingshaften Akzenten könnten jedenfalls auch aus dem Repertoire von Simone Gooch und ihrer Kleinstfirma „Fjura“ (Maltesisch für Blume) stammen. Vor acht Monaten zog die Australierin nach zehn erfolgreichen Jahren in Sydney mit Kunden wie Hermès, Chanel und Louis Vuitton nach London und hat hier einen Kickstart hingelegt. Vor allem über Mundpropaganda und ihren Instagram Account verbreitete sich die Kunde von ihren fotogenen Arrangements. Ihr erster Job in der britischen Hauptstadt war für die Boutique von Alex Eagle, die in Berlin ebenfalls den Conceptstore „The Store“ betreibt. Seitdem reißen die Aufträge aus der Mode- und Kunstwelt nicht ab. An diesem Morgen ist die Floristin seit sieben Uhr in ihrem Atelier und bereitet Gestecke und Sträuße für die Londoner Fashion Week vor, die am kommenden Tag beginnt. Die Kälte in dem kleinen, ungeheizten Industrieloft mit Glasdach kriecht einem schon nach kurzer Zeit in die Knochen: „Blumen mögen das sehr“, sagt Simone Gooch, und sie selbst scheint es auch nicht weiter zu stören. Gut verpackt in Jeans, Daunenjacke und einem dicken Schal stechen nur ihr hübsches, natürliches Gesicht und die dichten braunen Haare hervor sowie ihre Hände, die ständig in Bewegung sind. Es gibt viel zu tun, sie packt’s an. Es stapeln sich Kartons mit Ware und eimerweise Blumen und Blätter warten darauf, in Form gebracht zu werden. Wie kommt man dazu, ein im wahrsten Sinne des Wortes florierendes Geschäft in Australien aufzugeben, um nach London auf ein Hausboot zu ziehen und noch einmal von vorn anzufangen? „Spannung und Aufregung hatten mich in Sydney verlassen. Außerdem entdeckte ich hier eine Marktlücke“. Im Prinzip, so Simone Gooch, gebe es in England nur zwei dominante Stilrichtungen: „Der eine ist der Country-Look, der andere Look ist sehr kompakt mit vielen langstieligen Blumen in einem Strauß. Beides wirkt auf Dauer sehr uniform.“ Selbstbewusst setzte sie dem etwas Neues entgegen: „Die Leute merken den Unterschied sofort.“ Natürlich kann man auch bei Fjura Sträuße bestellen. Einige glückliche Privatkunden leisten sich gar wöchentliche, persönliche Lieferungen. Gerade wartet auf dem Arbeitstisch ein Bouquet, das an eine Moderedakteurin verschickt werden soll: Flieder, Rosen, Wicken und Fritillaria, auch Schachbrettblumen genannt, die die Lieblingsblumen der Floristin sind und die eine der wenigen Pflanzen sind, die es in Australien nicht gibt. Sie sind zu einem bonbonfarbenen Blickfang gebunden. Das Arrangement wirkt weniger formal, aber auch nicht bemüht natürlich. Es ist eine kleine künstlerische Einheit in sich, darauf deutet auch die Verpackung hin: Statt in obligatorisches Seidenpapier gewickelt, trägt der 3 Strauß eine große, harte Manschette aus S H O P O N L I N E AT E S C A D A . C O M re, sie zieht einzelne Stiele hervor und arbeitet mit einem Blick für Farben. Wenn sie mit größeren Mengen an Material werkelt, verteilt sie die unterschiedlichen Blumensorten nicht gleichmäßig, sondern lässt sie in Gruppen aufeinandertreffen. Die Londoner jedenfalls können nicht genug davon bekommen. Für die Veranstalter der Fashion Week haben Simone Gooch und ihre Geschäftspartnerin Lucinda Bell Johnson, ebenfalls australische Expat, einen kleinen Dschungel an Topfpflanzen, vor allem Palmen und Fensterblatt-Pflanzen, in ihrem Lieferwagen nach Soho gekarrt. Auf den Tischen der Presselounge stehen voluminöse Rosengestecke. Unter den Händen der Floristin verwandelt sich das relativ herkömmliche Ausgangsmaterial von langstieligen roten Rosen in ein üppiges Arrangement. Zum Beispiel öffnet sie geschlossene Blüten mit ein paar leichten, einfachen Griffen per Hand oder klappt die Außenblütenblätter kunstvoll an den Seiten nach unten, sodass die Blumen geradezu stilisiert wirken. Ein beherzter Versuch der Autorin, diesen Effekt später zu Hause nachzustellen, endet übrigens als zerfledderter Problemfall im Mülleimer. Den ersten europäischen Winter hat die Australierin bestens überstanden: „Die Leute sagen, dass es für hiesige Verhältnisse mild war.“ Für ihr junges Unternehmen war es auf jeden Fall eine heiße Zeit. Und mit der nahenden Hochzeitssaison und den üppigen Jahreszeiten im Vorlauf, ist das wohl erst der Anfang: „Wenn man einmal mit Blumen anfängt zu arbeiten, kann man nicht mehr aufhören. Man vermisst sie zu sehr.“ Dazu wird es sicher auch in London nicht kommen. Two-Women-Show: Die Floristin Simone Gooch mit ihrer Geschäftspartnerin Lucinda Bell Johnson, die Fjura gemeinsam gründeten 36 3 weißem Malkarton. Wenn Sträuße das Pflichtprogramm einer Floristin sind, so zeigt sich auch bei Fjura die eigentliche Finesse in der Kür, also den Gestecken. Hier offenbart sich der allseits gepriesene Style der Neulondonerin, und der lautet: Weniger ist mehr. Die Konzentration auf die Schönheit der einzelnen Blumen steht im Vordergrund. Selbst wenn Simone Gooch mit mehreren Blumen arbeitet, bekommt jede einzelne von ihnen in einem Arrangement ihren Soloauftritt: „Ich lasse die Blumen sprechen“, beschreibt sie ihren Stil. „Ich achte aufmerksam auf die unterschiedlichen Formen und gebe jeder einzelnen Blume ihren Raum.“ Die Floristin schichtet ihre Pflanzen anders als ande- Wenig Blumen, viel Aufwand, große Wirkung: Minimalistische Gestecke von Fjura 1966 —2016 Art Direction Pitis photo Klaus Zaugg 1969 Fifty Years in Contemporary Design Culture Serie Up, Gaetano Pesce — 1969 &JOF*LPOFEFTJOUFSOBUJPOBMFO%FTJHOTEFTTFOTUBSLFSTZNCPMJTDIFS 8FSUEFS"VUPSXJFGPMHUCFTDISFJCU²%JF'SBVFOJOEFS8FMUMFJEFOVOUFSEFO7PSVSUFJMFOEFS.jOOFS %JFTHBMUJN+BISVOEFTJTUMFJEFSIFVUFOPDITP³ www.bebitalia.com ##*UBMJBUI BOOJWFSTBSZ B&B Italia / The perfect density&YIJCJUJPOBU5SJFOOBMFEJ.JMBOP1BMB[[PEFMMµ"SUF"QSJMOEUI GETTY IMAGES FORSCHUNGSTREFFEN Keine Panik, es ist Botanik Wir brauchen mehr Gärten: Die Bestsellerautorin Andrea Wulf schlug mit Huberta von Voss eine Schneise durch das Dickicht der Natur und des Lebens n den USA erfreut sich ein deutscher Superstar des 18. und 19. Jahrhunderts nach wie vor großer Beliebtheit. Von wegen Bildungsferne! Alexander von Humboldt, der zu Lebzeiten so berühmt war wie Napoleon und Genies wie Goethe und Darwin beeinflusste, lässt auch heute noch die Amerikaner begeistert zum Buch greifen. Erst stürmte Daniel Kehlmann im Jahr 2006 mit seinem dem Weltenentdecker gewidmeten Roman „Die Vermessung der Welt“ die amerikanischen Bestsellerlisten. Nun legt Andrea Wulf mit ihrer im vergangenen Herbst erschienenen Humboldt-Biografie nach: „The Invention of Nature“ (Knopf, 2015) kletterte ebenfalls auf die Bestenliste der „New York Times“ und gewann den renommierten „Costa Biography Award“. Das Buch I 38 erscheint im Herbst als „Die Erfindung der Natur“ (Bertelsmann) auch in Deutschland. Die Designhistorikerin kennt sich zwischen den Kontinenten hervorragend aus: In Indien geboren und in Hamburg aufgewachsen, lebt sie heute in ihrer Wahlheimat London. Dort beschäftigte sie sich schon seit ihrer Zeit am Royal College of Art mit der Wissenschaft, die auch Humboldts Eintrittsticket in den Kosmos seiner Erkundungen war – der Botanik. Schon bevor Andrea Wulf sich den berühmtesten aller Naturforscher vornahm, veröffentlichte sie eine Reihe von Büchern zu faszinierenden Gärten, Gärtnern und ihren Geschichten. Die Autorin ist von daher die perfekte Partnerin, um der grünen Leidenschaft des Gärtnerns auf den Grund zu gehen. Frau Wulf, Humboldts Liebe zur Pflanzenwelt hatte eigentlich einen tragischen Grund. Humboldts Kindheit war unglücklich. Sein Vater starb, als er noch jung war, und seine Mutter war gefühlskalt. Humboldt ergriff jede Möglichkeit, seinem Klassenraum zu entfliehen und durch die Wälder der familiären Besitzungen zu streifen. Wie für so viele Menschen, hatte die Natur etwas Tröstendes, Linderndes für ihn. Alexander von Humboldt war besessen davon, seine wissenschaftlichen Beobachtungen festzuhalten, und zeichnete hochgradig detaillierte Pflanzenbilder. Ist diese Liebe zum Detail eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Gärtner? Sie ist wichtig für einen Botaniker, aber nicht so sehr für einen Gärtner. Humboldt hat zum Beispiel nie gegärtnert. Er war mehr an den globalen Vegetationszonen interessiert – und dafür brauchte er ein scharfes Auge. Er schleppte 42 wissenschaftliche Instrumente quer durch Lateinamerika und kehrte nach Europa mit Hunderten Zeichnungen und Zehntausenden Beobachtungen zurück. Sein spektakulärstes Bild war das „Naturgemälde”, eine Art Querschnitt seiner Erkundungen auf dem Chimborazo in Ecuador. Er zeichnete die Pflanzen je nach ihrer Höhenzone ein und fügte wertvolle Informationen über gemessene Temperaturen, Gravidität, Feuchtigkeit und den Grad des Himmelblaus hinzu. Sie selbst leben im Mutterland der Gärtner. Warum sind die Briten so besessen von Landschaftsgestaltung? Dafür gibt es viele Gründe, aber zwei scheinen mir besonders wichtig: Klima und Empire. Das Wetter auf dieser Insel ist so perfekt für die Flora, dass man so ungefähr alles in den Boden stecken kann und es wächst. Hinzu kommt der Zugang zu Pflanzen auf der ganzen Welt im 18. und 19. Jahrhundert, als Großbritannien noch ein riesiges globales Reich war – und schon haben Sie das Rezept für fantastische Gärten. Haben Sie einen Lieblingsgarten? Kann ich bitte zwei auswählen? Einer meiner Lieblingsgärten ist Studley Royal in Yorkshire. Er kombiniert einen klassischen Wassergarten aus dem 18. Jahrhundert mit Elementen eines wilderen Naturgartens – und mit einer echten Ruine aus dem 12. Jahrhundert, die aus einer Zisterzienserabtei stammt. Das ist bestimmt eine der spektakulärsten Gartenbauwerke der Welt. Und ich liebe Thomas Jeffersons Monticello: ein Garten, der einen Blick über die Berge Virginias bietet sowie eine spektakuläre 300 Meter lange Terrasse für Gemüseanbau und wunderschöne Haine und Rasenflächen. Monticello ist das Werk eines revolutionären Gärtners, der seinen Acker so sorgfältig bestellte, wie er seine Worte wählte. Wie sieht es mit Ihrem grünen Daumen aus? Jetzt haben Sie mich erwischt. Ich habe absolut keinen grünen Daumen, aber das heißt nicht, dass ich nicht die Natur liebe. Ich überlasse nur das Unkrautjäten gern anderen. Was haben Sie Ihrer Tochter über Pflanzen beigebracht? Da ich wie gesagt keine talentierte Gärtnerin bin, habe ich ihr leider keine praktischen Gärtnertricks beigebracht. Aber ich denke und hoffe, dass es mir gelungen ist, ihr meine tiefe Liebe zur Natur weiterzugeben. Die Idee, dass die Erde ein lebender Organismus ist, ein zusammenhängendes Ganzes, das zugleich großartig und fragil ist. Es ist etwas, das wir dringend beschützen müssen. In Ihrem Buch „The Brother Gardeners“ schreiben Sie, dass historisch betrachtet nirgendwo weniger Pflanzen eingegangen seien als auf den Britischen Inseln. Haben die Briten besondere Tricks? Es amüsiert mich immer ungeheuer, was die Gärtner alles anstellen, die an der berühmten Chelsea Flower Show teilnehmen, damit ihre Blumen am entscheidenden Richttag perfekt aussehen. Wenn es kalt ist, dann bringen sie ihre Föns, damit sich die Blumen noch etwas mehr öffnen, oder sie packen die Blumen in Seidenpapier und Wattekugeln, um sie gegen den Wind zu schützen. Manche Gärtner be- wahren ihre Knollen im Kühlschrank auf, um Winter vorzutäuschen. Wenn sie dann bei Raumtemperatur eingetopft werden, legen sie flugs ihr Frühlingskleid an, selbst wenn es noch Dezember ist. Der britische Gartenautor Adrian Higgins schrieb in der „Washington Post“: „Ein Garten ist ein Heiligtum – für Pflanzen, Tiere, für Mutter Erde und für dich.“ Welche moralische Wirkung haben Gärten auf die Menschheit? Ich habe nie glücklichere Menschen getroffen als Gärtner. Den Erdboden zu bearbeiten und Teil vom Lebenszyklus der Natur zu sein erdet Menschen im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist gut für Geist und Seele. Als die Präsidentschaft Thomas Jeffersons vorbei war, sagte er erleichtert: „Auch wenn ich nun ein alter Mann, so bin ich doch nur ein junger Gärtner.“ Er war erleichtert, die „Ketten der Macht“ loszuwerden. Wenn Gärten uns so viel lehren, sollte dann nicht auch mehr Schulunterricht draußen stattfinden? Absolut. Zum einen, damit Kinder lernen Gemüse anzubauen, zuzubereiten und zu essen, und zum anderen, um ihnen ein Gefühl für den tiefen Zauber der Natur mitzugeben. Sollten wir die Chance haben, den Klimawandel unter Kontrolle zu bekommen, so muss uns bewusst sein, dass wir nur beschützen werden, was wir lieben. Wir lernen nicht nur aus Büchern. Nehmen Sie zum Beispiel einen so genialen Universalgelehrten wie Humboldt. Er war fest davon überzeugt, dass Wissenschaftler ihren Elfenbeinturm und ihre Labore verlassen, ihre Bücher zur Seite legen müssen, um in der Natur zu sein und sie zu durchdringen. Er sagte, dass die Natur durch Gefühl erfahren werden müsse. Weise Worte, die so relevant wie nie zuvor sind. Vielleicht sollte Bundeskanzlerin Merkel ihren Kollegen Cameron vor der Brexit-Abstimmung im Muskauer Park zum Picknick einladen. Das ist eine fabelhafte Idee, denn Gärten sind oft Symbole für jahrhundertelange Kooperationen zwischen Gärtnern und Besitzern über mehrere Generationen; oder Symbole für einen internationalen Austausch von Ideen über Design und Inspirationen aus verschiedenen Ländern. Und Gärten sind natürlich Or- te, wo Pflanzen aus der ganzen Welt glücklich zusammenwachsen. In meinem Buch „Founding Gardeners“ erzähle ich, wie im Jahre 1787 Delegierte der sogenannten Constitutional Convention einen Garten außerhalb von Philadelphia besuchten und dieser Spaziergang möglicherweise den Kurs der amerikanischen Geschichte beeinflusst hat. Als die Convention kurz vor dem Aus war, verbrachten einige Delegierte den Morgen in diesem Garten und sahen, wie dort Bäume aus allen 13 Staaten zusammen wuchsen – ihre verschlungenen Äste stellten eine blühende gärtnerische Einheit dar. Zwei Tage später wurde der berühmte „Great Compromise“, (der die jeweilige Position der größeren und kleineren Staaten in der Verfassung regelte, Anm. der Redaktion) getroffen. War es am Ende ein Garten, der den Ausschlag für die friedliche Einigung gab? Vom Schriftsteller Alexander Pope stammt der Ausspruch: „Jegliche Gärtnerei ist Landschaftsmalerei.“ Dabei war die Landschaftsgärtnerei ursprünglich weniger eine ästhetische, als eine politische Angelegenheit ... Wenn wir heute an Gärten denken, stellen wir uns blühende Rosen und hübsch eingefasste Beete vor. Aber es gab eine Zeit, in der Gärten Leinwände für politische Statements waren. Die ersten vier Präsidenten der Vereinigten Staaten pflanzten mit großem Patriotismus indigene Pflanzen. Mitten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg trug George Washington seinem Verwalter auf, auf seinem Gut Mount Vernon einen neuen Garten anzulegen, in dem kein englischer Baum das Recht hatte, Wurzeln zu schlagen. Das war seine gärtnerische Unabhängigkeitserklärung. „Die Natur ist ein Geisterhaus“, schrieb die amerikanische Dichterin Emily Dickinson. Hört sich das nicht interessant genug an, um berühmten Gärtnerinnen Ihr nächstes Buch zu widmen? Ich habe noch kein neues Buch begonnen, aber danke für den Vorschlag. Es gibt sicher genügend berühmte Gärtnerinnen von der Dichterin Emily Dickinson in Amherst, Massachusetts bis zu Vita Sackville-West im englischen Sissinghurst in der Gemeinde Kent. Aber im Moment bin ich noch so mit Alexander von Humboldt beschäftigt, dass ich noch nicht mal an ein neues Buch denken kann. „Den Erdboden zu bearbeiten und Teil vom Lebenszyklus der Natur zu sein erdet Menschen im wahrsten Sinne des Wortes“ A N D R E A W U L F, B e s t s e l l e r a u t o r i n 39 SKANDINAVISCH GRÜN tets trägt er Kniebundhosen, ein grobes Baumwollhemd und Strickjacke. Das graue, halblange Haar ist zurückgekämmt und die freundlichen Augen blicken durch eine Nickelbrille. In Schweden besitzt er ein Gehöft, wo er in Koexistenz mit seinen Tieren und Pflanzen lebt. Deshalb drängt sich als mit dem europäischen Kinderbuchkanon sozialisierter Mensch eine Assoziation auf: Tage Andersen scheint der Wiedergänger des Bauern Pettersson aus den Geschichten von „Pettersson und Findus“ zu sein. Doch während der Typ aus dem Buch ein sympathischer Hippie mit Hang zum Chaos ist, handelt es sich bei Tage Andersen um einen Gärtner, Floristen und Kunsthandwerker. Vor allem ist der Däne Perfektionist: „Ich lebe für Details“, sagt er in seinem Laden in Kopenhagen und nippt stilecht an einem Glas Portwein. Statt eines Katers streift ein Glanzfasan namens Tenzing um seine Füße. Die Boutique in Kopenhagen ist seit fast 30 Jahren eine Institution, die nicht nur Fans aus Dänemark anzieht. Man steigt eine schmale Treppe in ein dunkles, kühles Gewölbe hinab und dann eine noch schmalere Treppe wieder hinauf zu einer Empore. Von hier lässt sich die Welt des Künstlers erfassen, zunächst über die Ohren. In schmiedeeisernen halbrunden Käfigen flattern exotische Vögel, deren Gezwitscher sich mit dem Klang Gartenkunst: Tage Andersen formt die der Choräle aus den Lautsprechern verNatur nach seiner Vorstellung. Seine mischt. Schnittblumen könnte man hier Boutique in Kopenhagen zieht Touristen kaufen. Sie stehen in Kübeln, gespickt mit aus der ganzen Welt an knorrigen Zweigen – das Markenzeichen von Andersens floristischem Stil. Doch sie sind nur Beiwerk der Inszenierung, in der auch die Mitarbeiter so gekleidet sind wie ihr Chef. Von altertümlich anmutenden Gewändern über Moosskulpturen, Gestecke bis hin zu Eisenstühlen kann man hier alles kaufen, was zur Ausstattung gehört – und es stammt größtenteils vom Meister selbst. Manche Leute hätten „eine Hemmschwelle“, diesen Laden zu betreten, weil sie ihn nicht einordnen könnten, erzählt Andersen und wirkt dabei eher stolz als besorgt. Das Gegenstück zu dieser exzentrischen Theatralik bietet sein Gehöft Gunillaberg, das erstmalig in Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert erwähnt wird und das der Hausherr in der wärmeren Jahreszeit auch für Besucher öffnet. Hier formt er die Natur nach seinen märchenhaften Vorstellungen, unter anderem mit skulpturalen Pflanzen, Wasserspielen und wildromantischen Landschaften. Selbst die Stiere stammen aus eigener Züchtung, die HänTage Andersen ist einer der bekanntesten gebauchschweine sind nach Farbton ausgesucht. HerzGartenkünstler Nordeuropas. In Kopenhagen hat er eine stück des Anwesens ist die von ihm selbst entworfene Orangerie mit einer spektakulären Kameliensammlung, ungewöhnliche Boutique, in Schweden ein Anwesen, die er seit fünfzig Jahren aufzieht: „Die Kamelie ist eine sehr poetische Blume. Wenn im Winter alles grau ist, blüht das ganz nach seinen mystischen Vorstellungen gestaltet sie in der Orangerie in prachtvollen Farben und steht für ist. Heike Blümner traf ihn auf einen Portwein die Hoffnung.“ Jeder, der selbst auch nur einen Balkon beackert, kann erahnen, wie viel Arbeit hinter dieser Art von Systematik steht. Zumal Tage Andersen seine Gestaltungskraft nicht nur auf seinen Privatbereich beschränkt: Unter anderem tobt er sich, zusammen mit einem kleinen Team, auch in Schlossgärten, Parkanlagen, Theaterbühnen und auf Hochzeiten aus: „Ich stehe nicht da mit irgendwelchen Skizzen“, sagt er. „Ich lege los und arbeite intuitiv.“ Der gartenbauliche Alleskönner ist Autodidakt. Ursprünglich lernte er den Beruf des Konditors. Bevor er sich ganz den Pflanzen und Blumen verschrieb, hatte Tage Andersen in den 70er-Jahren zunächst eine „Rosenpatisserie“ in Kopenhagen, in der ansehnliche Torten im Umfeld nicht weniger üppiger Rosenarrangements angeboten wurden. Würde er heute seinen Kunden empfehlen, 50 Euro lieber in einen Strauß oder eine Torte zu investieren? Tage Andersen überlegt kurz. Dann sagt er: „Es kommt darauf an, ob es die letzten 50 Euro sind. In dem Fall würde ich eher für Brot plädieren.“ S 40 BENT REJ(4) Grüne Märchen BLUMENKINDER Summer of Love Poesie, Romantik, Sinnlichkeit – wenn die Welt düster erscheint, zeigt die Mode sich gern konträr. Und so dürfen wir uns im Frühling an lieblichen ZUSAMMENGESTELLT VON JÜRGEN CLAUSSEN; GETTY IMAGES (14); DDP; PICTURE ALLIANCE GIORGIO ARMANI GUCCI COACH 42 CALVIN KLEIN DOLCE & GABBANA BLUMARINE ETRO NO 21 SAINT LAURENT Eine alte Faustregel besagt: „Je kürzer der Rock, desto kräftiger der wirtschaftliche Aufschwung.“ Aber was für ein modisches Motto gilt eigentlich für weltpolitisch dunkle Zeiten? Schaut man in die Vergangenheit, dann lautet die Antwort vor allem: schwarz. Weil es für Trauer steht. Für Demut. Für Sparsamkeit. Anders war es in den 60er- und 70er-Jahren, als die Hippie-Bewegung unter der Parole „Make love, not war“ gegen den Vietnamkrieg demonstrierte, gegen Wohlstandsideale und für mehr Naturverbundenheit à la Henry David Thoreau. Und sich deshalb mit Blumen schmückten. „If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“, singt Scott McKenzie in seinem 1967 veröffentlichten Song „San Francisco“, von wo aus der Trend seinen Lauf nahm. Blumen also – die für vieles stehen mögen, aber eben nicht für Härte und Gewalt – als Waffen gegen Feindseligkeit und Krieg. Das Klingt zunächst ebenso paradox wie poetisch. Und ist deshalb auch in der Mode ein immer wieder gern zitiertes Gefühl. Eines, das uns mit federleichten Stoffen, pudrigen Farben, zarter Transparenz und geradezu naiven Blütendetails auch in der aktuellen Saison und durch diese angespannte Zeit begleiten – und vielleicht auch ein wenig aufmuntern will. Denn wenn selbst MoMW de nicht mehr Spaß machen darf, was dann? FENDI Blumenprints und sanften Farben erfreuen Geox - Respira - - are trademarks of Geox Spa #STARTBREATHING TM geox.com BLATT-GOLD In voller Blüte Bis Kleinode von größter Präzision in den Ateliers erblühen können, braucht es feinste Edelmetalle und -steine, geschickte Hände und, vor allem das, Aberhunderte von Arbeitsstunden – sie machen aus Schmuck wertvolle Skulpturen 8 1 7 6 10 3 12 5 11 4 1. Die Blätter der Brosche „Rose de Noël“ von Van Cleef & Arpels sind aus Türkis gefertigt. Um das Juwel zu erschaffen, bedarf es viel Zeit und Expertise, denn der Türkis ist sehr delikat. 2. Der Ring „Flowers Pavé“ aus der Echtschmucklinie von Salvatore Ferragamo besteht aus Saphiren, Diamanten und einem Amethysten. 3. Die Ohrringe aus der „Capri“-Kollektion von Pomellato sind mit Chrysoprasen besetzt. 4. Die Wempe-Ohrringe schmücken Saphire und Diamanten. 5. Earcuff und Stecker aus der „Mediterranean Garden“-Kollektion von Piaget. Der Ohrschmuck besteht aus Brillanten und Farbedelsteinen. 6. Für die „Melody of Colours“-Kollektion von de Grisogono werden die Steine durch raffinierte Fassungstechniken inszeniert. Auch der Innenseite des Rings mit Diamanten und Saphiren wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt. 7. Das Einzelstück „Fleurs d’Éternité“ stammt aus der „Voyage dans le Temps“-Kollektion von Louis Vuitton. Den Ring schmückt ein blauer Saphir. 8. Auch der Ring „Fleurs d’Opales“ ist ein Einzelstück. Der beweglich montierte Opal im Zentrum des Juwels und die filigranen Blätter erfordern handwerkliches Geschick, das bei Chopard zum Einsatz kommt. 9. Die „Secret Garden“-Ohrringe von Fabergé sind ein buntes Potpourri aus unterschiedlichsten Farbedelsteinen. 10. Giampiero Bodinos „Primavera“-Ring ist ein Einzelstück aus Diamanten, Saphiren und Smaragden. Der Naturliebhaber ließ sich von der Zaun-Rose inspirieren. 11. Rund 100 Stunden Arbeit fließen in die Fertigung der Brosche von Wilm, allein eine Woche dauert es, die vielen kleinen Saphire und Diamanten zu fassen. Bei Wilm wird vorab ein Silbermodell gefertigt, um die Konstruktion zu überprüfen. 12. Die Blütenringe von Tiffany & Co. sind aus Platin, Diamanten sowie einem blauem und einem gelben Saphir gefertigt. SHUTTERSTOCK; MONTAGE ICON/MARIA CHRISTINA AGERKOP/LUNA SIMIC; ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER 9 2 5 6 3 1 2 4 7 8 11 9 12 1. Zum 125-jährigen Jubiläum von Bucherer kreierte man das „La Cerise“-Collier. Das Meisterstück wurde in über Tausend Arbeitsstunden aus Diamanten, Quarzen und Saphiren gefertigt. 2. Filigran und farbintensiv wie eine Hyazinthe ist der „Bouquet“ Ring mit Amethysten von Cada. 3. Das Echtschmucksegment von Thomas Sabo trägt Knospen: Der Anhänger „Glam and Soul“ erinnert mit diamantbesetzten Blättern an eine Lotusblüte. 4. Schmuck von Christian Dior steht für das unkonventionelle Zusammenspiel verschiedener Steine. Der Ohrring „Grandville“ ist ein Farbfeuerwerk aus Diamanten, Tansaniten, Saphiren und Smaragden. 5. Das „Divas’ Dream“ Collier von Bulgari mit Diamant-Pavé soll Göttinnen würdig sein. Auf jeden Fall ist es ein Zeugnis überirdischer Handwerkskunst: Seine Rückseite ist genauso exquisit gearbeitet, wie die Vorderseite. Vier Wochen dauert es, bis es fertig ist. 6. Die Ohrringe „Rose Bouquet“ aus der „Swallow“-Kollektion von Anabela Chan glänzen durch Materialvielfalt: Perlmutt, Saphir, Granat, Amethyst, Diamanten und handbemaltes Emaille. 7. Der Ring aus der „Paris Nouvelle Vague“-Kollektion von Cartier vereint Volumen und Beweglichkeit und ist mit Lapislazuli und Diamanten besetzt. 8. 355 Diamanten bringen neben Saphiren und Spinellen das Collier „Broderie de Camélias“ von Chanel zum leuchten. 9. Der „Kamelien“-Ring aus Weißgold und Brillanten ist ein Unikat von Sévigné. Sechs Wochen verschlingt seine Fertigung. 10. Der Ring „La Mystique“ ist ein Unikat und aus der Couture-Kollektion von Schoeffel. 11. Der „Tulip“-Ring von Tamara Comolli, hier mit Amethyst, gibt es in unterschiedlichen Farben. 12. Das Haus Ole Lynggaard ist bekannt für seine Naturverbundenheit. Dieser Entwurf mit Diamantpavé und einem Amethysten entstammt der „Flower Collection“. SHUTTERSTOCK; MONTAGE ICON/MARIA CHRISTINA AGERKOP/LUNA SIMIC; ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER 10 VINTAGE Aus der Schatulle des Jetsets druckende Sammlung aus antikem Modeschmuck wurde in den Salons der Nitze-Residenz zwischen Bildern von Edvard Munch, Emil Die Schmuckhändlerin Susie Hoimes aus San Francisco Nolde und Richard Diebenkorn zum handelt mit hochwertigem antiken Modeschmuck. Anhand Verkauf angeboten. Die „Trunk Shows“ ihrer Sammlung lassen sich die Vorlieben der gehören zu den geamerikanischen Society-Damen erzählen sellschaftlichen Formaten, bei denen sich vermögende Society-Ladys Amerikas treffen und sich enn die Kunst- mit dem eindecken, was man auf dem Parkett händlerin Ann oder am Pool so alles braucht, um zu glänzen. Nitze in ihr elegan- Im Moment sind das vor allem riesige Statetes Stadthaus im ment-Ohrringe einflussreicher Haute-CoutuWashingtoner re-Designer der 20er- bis 80er-Jahre. Stadtteil George- Als Hoimes vor gut zehn Jahren in ihrer Wahltown einlädt, heimat San Francisco begann, in großem Stil macht man am Vintageschmuck zu sammeln, war nicht klar, besten Platz im Kalender. Die grazile Galeris- ob sich die Investition lohnen würde. „Heute tin gehört zu den profiliertesten Gastgeberin- ist Vintage in aller Munde“, sagt die aus Großnen der amerikanischen Hauptstadt und ist britannien stammende Kunsthistorikerin. selbst eine der beliebtesten Gäste auf Dinners Aufgewachsen in Ostafrika, umringt von den und Events weltweit: Ob sie bei einem Lun- Insignien eines von Dekor und Antiquitäten cheon in der New Yorker Frick Collection mit besessenen Empires, war sie schon im KunstSammlern über die Zukunft der Museen dis- studium an der New York University von diekutiert, sich den gigantischen Steg aus Stoff- sen Objekten fasziniert: „Lange Zeit trugen die bahnen ansieht, den ihr enger Freund Christo Damen echten Schmuck, um ihren sozialen über den Iseo-See in Norditalien spannt, ein Status zu zeigen. Doch im 20. Jahrhundert deAbendessen in London mit britischem Hoch- monstrierte man mit den Kreationen von Coadel gibt, oder sich mit ihrem Freund Edmund co Chanel und Elsa Schiaparelli seine Individe Waal in Berlin trifft: Wo Ann Nitze ist, ist dualität und seinen persönlichen Kunstgeauf hohem Niveau etwas los. schmack.“ Viele derer Stücke seien von den So gesehen verpasste sie der renommierten damaligen Kunstströmungen inspirierte, limiSchmuckhändlerin Susie Hoimes unlängst ge- tierte Auflagen, und nach denselben Herstelwissermaßen den letzten Schliff. Deren beein- lungsverfahren wie echter Schmuck gefertigt. W 46 „Die Stücke sind sehr wertbeständig, wenn sie gut gepflegt werden. Mittlerweile haben das auch die renommierten Auktionshäuser entdeckt.“ Doch dort kauft Hoimes allerdings nicht. Vielmehr stammen ihre mehrere Tausend Stücke von privaten Sammlerinnen aus Palm Beach, San Francisco, New York und anderen Orten, wo Haute Couture schon immer viele Kunden hatte: „Eine meiner Zulieferinnen lebt umringt von Picassos, hat aber stets nur hochwertige Costume Jewelry getragen. Eine andere ist die Frau eines Diamantenhändlers, liebte aber ebenfalls nur aufwendigen Modeschmuck der herausragenden Designer.“ So gelang es Hoimes, eine Sammlung zusammenzustellen, die von den betörenden Glascolliers des italienischen Hauses Coppola e Toppo aus den 40er-Jahren reicht bis hin zu den frühesten Ketten Coco Chanels, den ausgefallenen Broschen Elsa Schiaparellis, Ohrringen von Dior und Lacroix und dem Glamour amerikanischer Designer wie Kenneth Jay Lane, Miriam Haskell, Trifari und Hobe. Dass es in den USA einen derartigen Fundus an hochwertigem antiken Modeschmuck gibt, dessen Einzelpreise sich zwischen 200 und 25.000 Dollar bewegen, liegt nicht zuletzt an Modeikonen wie Jackie Kennedy und natürlich an Hollywood. Besonders hoch gehandelt werden Kreationen von Eugene Joseff, der Filme wie „Vom Winde verweht“, „The Wizard of Oz“ und „Casablanca“ ausstattete. Hollywood-Stars wie Greta Garbo, Marilyn Monroe und Joan Crawford machten die mehrreihigen Strassketten gesellschaftsfähig, schnell schwelgte die Mittel- und Oberschicht Amerikas in den glitzernden Prunkstücken. Als die damalige First Lady Mamie Eisenhower für die Ballnacht nach der Vereidigung ihres Mannes 1953 eine mit 2000 Strasssteinen besetzte Abendrobe trug, war der Glitzerschmuck endgültig angekommen. Riesige Broschen in Form von Fröschen, Libellen, Pfauen, Pferden oder Blumen gehörten lange in jede Schatulle des internationalen Jetsets. Nachdem in den vergangenen Jahren die von architektonischen Formen geprägten Ketten der 60er-Jahre wieder besonders begehrt waren, sind derzeit die teils bis zur Schulter reichenden Ohrringe der 30er-Jahre der Hit. Wenn Hoimes die Auslagen erklärt, erkennt sie jedes Stück sofort. „Dieser Bakelit-Armreif von Chanel gehörte Diana Vreeland“, sagt sie und dreht das funkelnde Stück. „Wir hatten ihn auch noch in Schwarz, aber er war sofort weg.“ Wie sie sich zu jedem der Tausende Objekte die Provenienz und Geschichte merken kann? „So ist das, wenn man etwas liebt“, sagt sie und lacht. Ähnlich leidenschaftlich wird sie nur, wenn es um antikes venezianisches Glas geht, das sie ebenfalls in ihrem Laden MDVII in San Francisco verkauft. Auf der Website der Boutique befinden sich auch ausgewählte Modeschmuckstücke – falls man gerade keine Einladung von Ann Nitze im Briefkasten hat. Huberta von Voss MATT MENDELSOHN More is more: Susie Hoimes, eine der profiliertesten Sammlerinnen von Modeschmuck KRIS RUHS (2) Der Künstler Kris Ruhs; Skizzen und Eindrücke aus seinem Atelier sowie von ihm gefertigter Schmuck (unten rechts) 48 Im Hinterhof seines Mailänder Ateliers geht’s ab: „Ob es Kunst oder Produktdesign ist, ist nicht wichtig. Es ist, was es ist“, sagt Kris Ruhs über seine Arbeit HINTERHOFKUNST W o der Hinterhof nicht vor Graffiti strotzt, bröckelt der Putz: Der Arbeitsplatz von Kris Ruhs in Mailand hat Berlin-KreuzbergCharme. In seinem Atelier, einer ehemaligen Fabrikhalle, öffnet sich das kreative Universum: Ein schäbiges Sofa, dazu Tische, die kaum die Last der Entwürfe, der Keramiken und der Prototypen, tragen können. Dazwischen streifen flauschige MaineCoon-Rassekatzen umher, die die Menschen in ihrer Umgebung gnädig dulden. Der Künstler selbst sieht aus, wie ein Künstler eben auszusehen hat, mit Farbspritzern auf dem Pulli und ausgebeulter Hose. Er gilt als äußerst zurückhaltend: „Kunst hat mittlerweile so viel mit Selbstdarstellung zu tun, dass ich mich oft wundere, was wichtiger ist: das Ergebnis oder die Inszenierung des Künstlers“, sagt er. Ruhs bevorzugt es zweifellos, die Ergebnisse für sich sprechen zu lassen. Seine Lebenspartnerin Carla Sozzani residiert im selben Hinterhof wie Ruhs. Nur dass es bei ihr im Büro ein bisschen anders aussieht: Hier befinden sich Fotos von Steven Meisel, Stühle von Hans J. Wegner und ein Eiermann-Schreibtisch. Die Gale- Ruhs ist ein Einzelgänger. Mit gerade mal zwei Mitarbeitern stemmt er ein riesiges Pensum: Im Restaurant, das zum „10 Corso Como“ gehört, ist das gesamte Interieur von ihm – bis auf zwei Ausnahmen: Die Sessel in der Lounge und im Patio sind von Pierre Paulin und Marc Newson. Sie stecken dafür in seinen Bezügen. Weitere Entwürfe sind auch im Conceptstore unübersehbar: Von Knöpfen, bezogen mit seinen Stoffen, über Deckenlampen und Accessoires bis hin zu Vasen, in denen Kunstblumen stecken, die nicht so tun, als seien sie echt, sondern erkennbar den verspielten Ruhs zitieren. In den Vitrinen für Schmuck herrscht traute Eintracht der Champions League: Entwürfe aus dem Maison Martin Margiela, von Walter Van Beirendonck und Toilet Paper. Klar, dass Kris Ruhs seinen Schmuck auch hier präsentiert. Alles ist sorgfältig kuratiert und gerade beim Geschmeide ist die Grenze zwischen Kunst und Kommerz kaum zu erkennen. Bei Ruhs’ Entwürfen bewegt sich der Look zwischen Post-Hippie und Mittelalter. Es gibt filigrane Blüten-Armbänder oder auch martialische Ketten, die man zum Kilopreis verkaufen könnte. Gemeinsam ist seiner Schmuckkollektion der Unikat-Status. Der Unerreichbare Der amerikanische Künstler und Designer Kris Ruhs folgte seiner Partnerin Carla Sozzani nach Mailand. Dort gestalten sie gemeinsam einen Exportschlager: Den Conceptstore „10 Corso Como“. Andreas Tölke schaute sich vor Ort um, Thomas Meyer fotografierte ristin und Schwester der Chefredakteurin der italienischen „Vogue“ trägt an diesem Tag einen Rock von Alaïa, einen Pullover von Alexander McQueen – und eine Kette von Kris Ruhs. Sie habe die größte Sammlung seines Schmucks, gesteht sie, geschätzte 500 Stücke. Ein erster Hinweis auf die künstlerische Verbindung zwischen den beiden, die sich im Conceptstore „10 Corso Como“ voll entfaltet, der ebenfalls hier auf drei Etagen Platz findet. Seit 25 Jahren sind die beiden zudem privat liiert. Die gemeinsamen öffentlichen Auftritte sind jedoch rar gesät. Der 64-jährige Ruhs wuchs als Kind deutscher Einwanderer in New York auf, studierte dort an der School of Visual Arts und erlebte die Hochphase des Pop-Art-Papsts Andy Warhol in seiner Heimatstadt. Warhols Apostel, Keith Haring und Jean-Michel Basquiat, gehörten zu seinem Bekanntenkreis. Die Wurzeln von Ruhs Karriere sind bis heute sichtbar im Œuvre des Künstlers: den Katzen aus Keramik, den Figuren, die über seine Taschen tanzen – fröhlich oder auch zeitweise ein wenig melancholisch. So wie der Kreateur selbst. Er schaut mit einem nicht allzu scharfen Misstrauen auf die Welt – und die gute Laune lässt er sich nicht verderben: „Eins führt zum anderen“, lautet sein Motto. Und es führt zu vielem. Sein Output ist auch für ihn kaum noch überschaubar, und um Genres kümmert er sich ebenfalls nicht: „Ob es Kunst oder Produktdesign ist, ist nicht wichtig. Es ist, was es ist“, sagt er. Im Atelier des Künstlers steht ein schwarzer Metallschrank mit Schubladen. In der obersten steckt ein Konvolut aus Prototypen. Ruhs behauptet, er könne in einer Stunde einen Entwurf liefern – wenn es ihn überkomme: „Im Moment habe ich aber wenig Spaß daran“, räumt er ein. „Fun“ sei sein Motor. Carla Sozzani drückt es etwas anders aus: „Er ist das Kind“, sagt sie, und lässt ihm mit den verschiedenen Niederlassungen des „10 Corso Como“ seine eigenen Spielplätze. Drei weitere Luxusoasen in Shanghai, Seoul und Peking werden inzwischen aus diesem einen Atelier heraus bestückt: Ruhs malt, hat eigene Brennöfen für seine Keramiken und eine Metallwerkstatt. Und irgendwo auch eine Telefonstation ohne Telefon. „Es ärgert manche Menschen, dass ich so schlecht zu erreichen bin“, sagt er und freut sich fast ein bisschen darüber. Er reise außerdem viel, erzählt er: Nach Paris, um im Alaïa-Store eine spektakuläre Lampe über drei Stockwerke zu installieren oder um dem Couturier Verschlüsse für Taschen und Schnallen für dessen Schuhe zu präsentieren. „Aber wer mich wirklich erreichen will, der schafft es auch.“ Ein kleiner Tipp vielleicht? Er gehe jeden Tag zum Essen in das gleiche Restaurant. Und auch das liegt in einem Hinterhof in Mailand, in dem Universum, das er mit geschaffen hat, am 10 Corso Como. 49 DER CHANEL MOMENT www.chanel.com CHANEL-Kundenservice - Tel. 01801-24 26 35 (3,9 Ct/Min. aus dem Festnetz, max. 42 Ct/Min. aus Mobilfunknetzen). Hamilton „Jazzmaster Thinline Gold“, 4995 Euro Glashütte Original „Senator Excellence“, 15.500 Euro 1 2 3 Parmigiani „Tonda Chronor Anniversaire“, 128.600 Euro Alt ist neue Mode In Zeiten, in denen Smartwatches morgens schon die Nachrichten twittern, setzt die mechanische Uhrenwelt auf optische Zurückhaltung. Die jüngsten Kreationen erinnern nicht ohne Grund an Opas gute Uhr MONTAGE: ICON; ANDREAS LAIBLE; ZUSAMMENGESTELLT VON JOERN F. KENGELBACH Wempe „Zeitmeister Großdatum“, 2500 Euro 5 4 Cartier „Drive de Cartier kleine Sekunde“, 18.500 Euro 1. Auf bis zu 100 Stunden Gangreserve kommt das wegweisende Manufaktur-Automatikwerk mit Siliziumspiralfeder und rückerlosem Schwingsystem. 2. Zum 20. Firmenjubiläum gönnt man sich ein erstes, hauseigenes Manufakturchronographenwerk. 3. Die auf 1892 Exemplare limitierte Serie dürfte schnell vergriffen sein, da sie trotz massivem Goldgehäuse unter 5000 Euro kostet. 4. Die dritte Herrenuhrenlinie innerhalb von fünf Jahren präsentiert sich in einem kissenförmigen Gehäuse. Das Werk mit kleiner Sekunde stammt aus eigener Fertigung. 5. Die neben der Sternwarte von Glashütte montierten mechanischen Uhren mit ETA-Werken sind Chronometer-geprüft. 6. Dies ist bereits das 16. Uhrwerk innerhalb von 22 Jahren mit einer Mondphasenfunktion, das die Manufaktur entwickelt hat. Die Funktion muss man erst nach 122,6 Jahren einmal um einen Tag verstellen. 7. Das Handaufzugswerk ist nach den Standards der Genfer Punze gefertigt und nur 2,8 Millimeter hoch. 8. Seit zwei Jahren verbaut man mit der Fossil Group Schweizer Uhrwerke, nun gibt es ein kissenförmiges Modell mit Sichtfenster. Vacheron Constantin „Patrimony“, 21.600 Euro 6 A. Lange & Söhne „Saxonia Mondphase“, 28.500 Euro 7 8 Emporio Armani „Swiss Made ARS 3351“, 995 Euro 51 ZEITSPIEL Haute Joaillerie trifft Haute Horlogerie: Die „Lady Arpels Ronde des Papillons“ von Van Cleef & Arpels Die weibliche Mechanik Die neue Generation von Damenuhren ist eine Verbindung aus komplizierter Technik und verspieltem Design. Vorreiter waren nicht die Uhrenhersteller, sondern Modemarken, stellt Lorraine Haist fest 52 So fantasievoll wie anspruchsvoll sind diese Neuheiten für 2016 (von links): „Panthères et Colibri“ von Cartier aus Weißgold mit Brillanten, Handaufzug. „Millenary“ von Audemars Piguet aus Roségold mit Zifferblatt aus Onyx, Brillanten und Perlen, Handaufzug. Einzelstück „Dior VIII Grand Bal Pièce Unique Ondine No. 10“ von Dior aus Weißgold, Diamanten, Tsavoriten, Saphiren und gelben Saphiren, Automatikwerk. „Limelight Stella“ von Piaget aus Weißgold und Diamanten, mit Mondphase und Automatikwerk GETTY IMAGES; MONTAGE: ICON L Lässt man im Gespräch mit Branchenbossen spezialisiert hat. „Die Technik einer Uhr zu seden Begriff „Modeuhr“ fallen, verziehen die hen, interessiert Frauen nicht so sehr“, sagt meisten von ihnen noch immer das Gesicht: Picciotto. „Es geht ihnen mehr um Poesie, um Man ist stolz auf seine Tradition, auf Hand- eine Geschichte – und darum, etwas zu haben, werk und die Qualität, die daraus erwächst. das nicht jede andere Frau hat.“ Mit Moden oder Trends will man dagegen Bei Dior hat man das schon früh verstanden. nicht in Verbindung gebracht werden. Das Pariser Haute-Couture-Haus hatte 2011 die Schließlich geht es nicht um WegwerfIdee, das Bild von einer großen Roprodukte, sondern Dinge, die im Idebe, die sich beim Tanz bewegt, in alfall von Generation zu GeneratiForm einer Uhr zu präsentieon weitergegeben werden. ren. Bei der „Dior VIII Grand Dabei haben die Hersteller der Bal“ liegt das SchwunggeMode viel zu verdanken. wicht, als essenzieller Teil Nicht nur, dass sie schon imdes Werks normalerweimer einen wichtigen Einse höchstens von der fluss hatte auf die Gestaltung Rückseite der Uhr aus der Zeitmesser. In den versichtbar, auf dem Ziffergangenen Jahren haben große blatt. Das in 18-monatiger Häuser wie Dior, Chanel und Arbeit entwickelte „Dior InHermès entscheidend dazu beigeversé“-Kaliber ist aber nicht nur tragen, dass sich heute immer mehr eine technische Meisterleistung Frauen für mechanische Werke intean sich. Die Technik ist auch in der ressieren. Von dieser Entwicklung Lage, eine Geschichte zu erzählen: profitieren auch die Hersteller von Besetzt mit Farbedelsteinen und Luxusuhren: Sie erzielen mit DamenDiamanten, Hahnenfedern oder modellen inzwischen rund 30 Prozent zarten Blättern aus Perlmutt, erinihres Umsatzes, Tendenz steigend. nert die mithilfe der Schwerkraft Frauen sind eine anspruchsvolle Kundhin und her schwingende halbkreisDer neueste schaft, auch dann, wenn es um den Coup von Uhr- förmige Scheibe tatsächlich an die Platz am Handgelenk geht. Ihre Anfor- macher-Koryphäe Bewegungen eines Haute-Couturederungen sind in den vergangenen JahKleids, das aus vielen Lagen von Tüll Jean-Marc ren immer größer geworden – immerund Seide besteht. Wiederrecht: hin kaufen sie sich ihre Stücke zuneh- die „Lady Levity“ Den auch von alteingesessenen Mamend selbst. „Frauen achten inzwinufakturen heute allenthalben bevon Fabergé schen darauf, dass die Uhr zum dienten Unisex-Trend – und die TatGesamtoutfit passt, auch in der Wertigkeit. sache, dass Frauen inzwischen gerne auch mal Dabei spielt die Mode eine große Rolle: Nicht eine Männeruhr tragen – hat Chanel schon im nur das Design der Uhr, sondern auch Mode- Jahr 2000 mit dem Modell „J12“ vorausgesefarben sind wichtig“, sagt Bernhard Stoll, Ge- hen. Die Hightech-Keramikuhr, einem klassischäftsleitung Uhren bei Juwelier Wempe. schen Modell für Taucher nachempfunden, ist „Außerdem interessieren sich immer mehr bis heute die sowohl bei Damen als auch bei Frauen für Uhrentechnik.“ Tat es früher noch Herren am meisten verkaufte Uhr des Pariser das mit Diamanten besetzte Quarzkaliber, Modehauses. Dank des Erfolges der „J12“ ist muss heute auch das Innenleben stimmen: Chanel mittlerweile selbst ein wichtiger Mechanik ist im Luxussegment auch bei Da- „Player“ in diesem Geschäftsfeld. Eine 2008 men mittlerweile Standard. begonnene Kooperation mit der TraditionsDoch bevor Frauen bereit sind, Zehn-, oder marke Audemars Piguet trug zusätzlich dazu manchmal Hunderttausende von Euro auszu- bei, dass die Franzosen endgültig in der Haute geben, müssen noch andere Wünsche erfüllt Horlogerie angekommen sind. werden. Beispielsweise Komplikationen, die Mitglied dieses elitären Zirkels ist seit 2006 denen eines Herrenmodells derselben Preis- auch Van Cleef & Arpels. Damals entwickelte klasse ebenbürtig sind: Mondphasen, ewige das Pariser Juwelierhaus, traditionell mehr Kalender, Minutenrepetitionen – allerdings in für seine üppigen Geschmeide als für komplieinem femininen, verspielten Gewand. „Eine zierte Werke bekannt, mit der Uhrmacher-KoUhr ist für Frauen dann begehrenswert, wenn ryphäe Jean-Marc Wiederrecht die Kollektion sie nicht nur schön und wertig ist, sondern „Poetic Complications“. Die Kollektion – geauch Gefühle erzeugt“, sagt die Pariser Uhren- nau genommen handelt es sich um ein vollund Schmuckexpertin Eléonor Picciotto, die kommen neuartiges Konzept – präsentierte sich mit ihrer Website „The Eye of Jewelry“ erstmals eine Uhr, deren extrem komplizierte auf eine wachsende weibliche Zielgruppe Technik es möglich macht, in einem Zyklus von 24 Stunden durch Bewegungen auf dem Zifferblatt eine Geschichte zu erzählen. Von einem Marienkäfer auf emailliertem Hintergrund zum Beispiel, der im Lauf eines Tages um Kleeblätter flattert – bis das Zifferblatt abends den Blick auf einen Strauß diamantbesetzter Blumen freigibt. Oder von einem Paradiesvogel, der tagsüber mit einer Blüte spielt, um sich nachts in einen Mond aus Diamanten zu verwandeln. Im Modell „Lady Arpels Ronde des Papillons“ aus der aktuellen Kollektion kreisen Schmetterlinge aus Emaille im Minutentakt um eine Wolkenformation; die Stunden markiert eine fliegende Schwalbe. Kein Wunder, dass Jean-Marc Wiederrecht mittlerweile der gefragteste Mann der Branche ist, wenn es um die Verbindung von komplizierter Technik und Erzählung geht. Für die Schmuckmarke Fabergé entwickelte er 2015 das Modell „Lady Compliquée Peacock“, die erste Haute-Horlogerie-Uhr der Marke: Dank einer retrograden Funktion im Werk schlägt ein Pfau auf dem Zifferblatt im Stundentakt sein Rad – erneut ein Modell mit extrem aufwendigem Innenleben und sehr verspieltem Äußeren. Hermès bediente sich ebenfalls für seine leicht und elegant wirkenden, dabei technisch enorm anspruchsvollen Unisex-Modelle „Le Temps Suspendu“ und „Slim d’Hermès“ der Künste von Wiederrecht. Das Erzählen aus weiblicher Perspektive ist gewissermaßen die DNA der Marke Cartier, die sich erst in den letzten Jahren auch als wichtiger Name für technisch anspruchsvolle Herrenuhren etabliert hat. Insofern mag man sich vorstellen, dass Cartier sein spektakuläres neues Modell „Panthères et Colibri“ mal eben aus dem Ärmel geschüttelt hat. In jedem Fall ist die Uhr ein Paradebeispiel aus der Kategorie der komplizierten Kaliber, die ihre Technik ganz in den Dienst der Fantasie stellen: Auf dem Zifferblatt ruht ein Panther aus Diamanten in Gesellschaft eines goldenen Kolibris – bis man auf die Aufzugskrone drückt. Dann springt ein Pantherjunges zwischen den Pfoten seiner Mutter hervor und verjagt den Vogel. Der ausgelöste Mechanismus ist die Gangreserveanzeige eines neu entwickelten Uhrenkalibers: Je weiter der Kolibri fliegt, desto mehr Zeit bleibt, bis die Uhr wieder aufgezogen werden muss. Dass verspielte Luxusuhren bei der weiblichen Kundschaft offenbar ankommen, zeigen die aktuellen Kooperationen von Jaeger-LeCoultre und Roger Dubuis: Mit Christian Louboutin und dem Schuh-Couturier Massaro holen sich beide Uhrenmarken viel Modekompetenz ins Haus. Gut möglich, dass der Begriff „Modeuhr“ auch Branchenbossen schon bald viel leichter von den Lippen geht. 53 Emilia trägt ein Kleid von Max Mara. Strümpfe: Falke. Pumps: Dior. Ohrringe: Sevigné. Armreif: Bucherer. In den Händen hält sie Schuhe mit Blockabsatz von Gucci, Sandalen und Pumps von Jimmy Choo. Kleider auf dem Sofa von rechts nach links: Blazer mit Applikationen: Dries Van Noten. Kleid mit Fransen: Talbot Runhof. Blaues Spitzenkleid: Stella McCartney. Weißes Kleid mit silberfarbenen Trägern: Brunello Cucinelli. Kleid auf dem Tisch: Fendi. Tüllrock: Dries Van Noten „Welche Schuhe, Darling?“ 54 August im Anzug von Emporio Armani. Hemd und Krawatte: Hugo Boss. Tiara mit Diamanten: Wagner Preziosen UND WAS ZIEH ICH JETZT AN? EIN BESONDERER ABEND SOLL ES WERDEN ... IN EINER SUITE IM HOTEL ZOO IN BERLIN. ES FUNKELN DIE S C H AU S P I E L E R E M I L I A S C H Ü L E U N D AU G U S T W I T T G E N S T E I N Fo t o g r a f : Ni k o S c h m i d - B u r g k c / o S c h i e r k e Ar t i s t s S t y l i n g u n d P r o d u k t i o n : C l a u d i a Ho f m a n n c / o Us c h i R a b e As s i s t e n t i n n e n : B i a n c a F l e i s c h & S h a r i n a L i c h t l Ha a r e & Ma k e - u p : Jo c h e n Pa h s c / o Us c h i R a b e . Mi t P r o d u k t e n v o n D i o r. As s i s t e n z : Ju l i a Ha u s m a n n ; Fo t o a s s i s t e n t : B r u n o A x h a u s e n D i g i t a l As s i s t a n t : S t e f a n Ha u c k c / o B l i n k Im a g i n g ; R e t u s c h e : C h r i s t i n e S c h u h b e c k c / o B i r d . He r z l i c h e n D a n k a n d a s Ho t e l Zo o i n B e r l i n 55 „Und wie sehe ich jetzt aus?“ „Also die Frisur? Ich weiß nicht“ K 56 „Ku’damm 56“. Eine Adresse, die man sich merken sollte. Denn es ist der Name eines Dreiteilers, der Ende März im ZDF gezeigt wird und den man aus vielerlei Gründen sehen sollte. Weil es Fernsehunterhaltung von Nico Hoffmann ist, mit einem Drehbuch von Annette Hess, weil alle Schauspieler perfekt besetzt sind, sich zeigt, dass es auch eine ganze Garde talentierter jüngerer Darsteller im deutschen Film gibt, und weil das Thema sicher ungeplant, aber eben doch sehr aktuell ist. Nämlich: Wie emanzipiert dürfen Frauen sein? Die Errungenschaften, so selbstbestimmt leben zu können, wie wir es heute können, sind noch gar nicht so alt und selbstverständlich wie man meinen könnte. Schauplatz der Story, die in ihrer qualitativen Umsetzung an die Mehrteiler wie „Der große Bellheim“ oder „Das Adlon“ erinnert, ist die Tanzschule „Galant“ im Berlin der 50er-Jahre, erzählt wird die Geschichte von drei Schwestern und ihrer Mutter, deren oberstes Ziel ist, ihre Töchter mindestens standesgemäß, wenn nicht besser zu verheiraten. Es geht um Emanzipation, um die Befreiung von dem engen gesellschaftlichen Nachkriegs-Korsett. Nicht nur für die Frauen übrigens. An einem Samstagmorgen Ende Januar diesen Jahres geht es unweit der fiktiven Tanzschule in der Suite 625 im Hotel Zoo am Ku’damm wuselig und völlig unverklemmt zu. Es ist der Drehort für eine Geschichte, die mit dem ewigen Klischee spielt: Mann ist längst fertig, Frau kann sich nicht entscheiden. Wir haben den Aspekt hinzugefügt: Er probiert aus lauter Langeweile ihren Schmuck. Ganz ohne (reflexhafte) Anspielung übrigens auf das große Thema Genderbending. Wir baten die Schauspieler Emilia Schüle und August Wittgenstein mitzuspielen, denn wir wollten nicht nur Bilder, sondern Kopfkino erzeugen. Dies ist der Moment, sich für die gelungene Umsetzung zu bedanken. Überhaupt und weil es ein sehr langer Tag wurde und es ein Vergnügen war, die Spielfreude der Schauspieler zu beobachten. Zehn Gesichtsausdrücke in einer Minute? Bitte sehr. Emilia, 23 Jahre, in Russland geboren, als Kind mit den Eltern und der älteren Schwester nach Berlin gekommen, zauberhaft, zäh und klug und sicher eines der größten Nachwuchstalente im Land, spielt in „Ku’damm 56“ die Rolle der 19-jährigen Krankenschwester Emilia trägt ein Kleid von Fendi, im Haar eine Diamant-Brosche von Chanel. Diamant-Armband: Cartier. Ohrringe: Wempe. Uhr: Patek Philippe. Strümpfe: Falke. August trägt einen Seidenmantel mit Pelzbesatz von Gucci. Kniestrümpfe: ItemM6. Diamantcollier: Bulgari. An der rechten Hand: Ring von Piaget. An der linken Hand: Ring mit Sternen von Chanel. Uhr: Oyster Perpetual von Rolex Eva, die alles drauf anlegt, sich den 35 Jahre älteren Professor Fassbender zu angeln, um dann als „Frau Professor in einer 12-ZimmerVilla“ zu leben. „Anfangs dachte ich, sie ist einfach nur ein kleines Miststück“, erzählt Emilia. „Doch dann habe ich die Figur als viel tragischer empfunden, weil sie komplett losgelöst von ihren Gefühlen lebt. Sie empfindet ja überhaupt gar nichts für diesen Mann, alles geschieht aus gesellschaftlichem Druck heraus. Es hat mich gereizt, eine Frau zu spielen, die genau in meinem Alter, aber in einer völlig anderen Zeit mit so ganz anderen Weltbildern lebt. Ich als Emilia kann heute heiraten, wen ich will, ich muss gar nicht heiraten und die Eva stand unter dem Riesendruck, einfach so schnell wie möglich verheiratet zu werden.“ Es gibt eine Szene, da sagt sie wie nebenbei: „Ich bin die viertletzte unter den Freundinnen.“ Und Emilia selbst, hat sie sich gleichwohl schon mal eingeengt gefühlt, nur weil sie eine Frau ist? „Nein. Ich habe eher öfter das Gefühl, dass ich anders behandelt werde, weil ich jung bin.“ Sollte einem auch zu denken geben. August spielt Evas/Emilias Schwager Wolfgang von Boost. Jurist, preußisch-stolz erzogen, glänzende Partie. Aber schwul. Also „ab- artig“, wie es damals noch hieß. Man weiß gar nicht, ob man ihn oder seine naive Frau Helga mehr bedauert. Wittgenstein, der in den USA erst seinen Bachelor in Geschichte machte, dann dort zum Schauspieler ausgebildet wurde und Blockbuster-Erfahrung hat, spielt das großartig. Persönlich ist der 35-Jährige das Gegenteil von verklemmtem Adel. Von Adel schon. Dass er sich nur Wittgenstein nennt, den ganzen traditionsreichen Rest weglässt, zeugt von Souveränität. Wurde er frei erzogen? „Nein. Mein schwedischer Großvater war extrem streng. Was mir nicht geschadet hat. Darüber bin ich ganz froh, auch wenn ich tierisch Angst vor ihm hatte. Meine Eltern sind sehr liebevoll, sie haben versucht, uns alles zu ermöglichen, aber sie legten sehr viel Wert darauf, dass man sich gut benimmt, dass man auch dafür arbeitet. Im Garten irgendwelche Sisyphos-Jobs ableistet. Schadet nicht!“ „Traumpaar des deutschen Films“. Auch so eine Schublade, die es nicht mehr braucht. Wobei man die mit Emilia Schüle und August Inga Griese Wittgenstein gern aufziehen würde. „Ku’damm 56“; 20., 21. und 23. März, jeweils 20.15 im ZDF 57 Alles auf Anfang Emilia in einem Seidenmorgenmantel von La Perla. Höschen: Christian Dior. Diamantohrringe: Bulgari. Diamantring: Cartier August trägt ein mehrgliedriges Diamant-Collier von Bucherer, darüber ein Diamant-Collier mit Anhänger von Chanel, darunter eine silberne lange Kette mit Amulett und Diamanten von Jochen Pohl, darunter eine silberne lange Kette mit floralem Love Amulett von Cada, darunter eine goldene Kette mit Diamant-Anhänger von Wempe. Rechtes Handgelenk: Armreif mit Diamanten von Bucherer. Linkes Handgelenk: Uhr Oyster Perpetual von Rolex. Duschkopf: Hans Grohe 58 Emilia in einem Mantel von Dries Van Noten. Kleid: Christian Dior. Ohrringe mit Diamanten und Edelsteinen: Cada. Ringe an Emilias rechter Hand: Kleiner Finger: Pomellato. Ringfinger: drei schmale Ringe: Ole Lynggaard. Großer Ring: Cada. Mittelfinger: Cada. Zeigefinger: Cada. Ringe an Emilias linker Hand: Kleiner Finger: Tiffany & Co.. Ringfinger: Vieri. Mittelfinger: Piaget. Zeigefinger: Ring Vieri Lippenstift: Diorific Icone. Nagellack: „Nuit 1947“. Beides von Dior „Und so jetzt?“ 59 „Sie wird fertig. Sie wird nicht fertig. Sie wird fertig ...“ „Geht doch. Und wie bezaubernd du aussiehst, Liebling“ August trägt auf dieser Doppelseite einen Anzug von Emporio Armani. Hemd und Krawatte: Hugo Boss. Manschettenknöpfe: Cada. Uhr: Oyster Perpetual von Rolex. Emilia: Mantel: Dries Van Noten. Kleid: Christian Dior. Clutch: Bottega Veneta. Ohrringe mit Diamanten von Cada. Drei schmale Ringe an ihrer rechten Hand: Ole Lynggaard. Ringe mit Diamanten und Edelsteinen: beide von Vieri Linke Seite: An Augusts Revers funkelt eine Brosche mit Brillanten von Wagner Preziosen. Emilia trägt Sling Pumps von Jimmy Choo. Schmuck auf dem Tisch: Perlenkette: Tiffany & Co.. Diamant-Ohrringe: Piaget. Ring in der Perlenkette mit Diamanten: Jochen Pohl. Collier mit Diamanten und Edelsteinen: Vieri. Mehrfach-Ring innerhalb des Colliers: de Grisogono. Feingliedrige Kette mit Edelsteinen: Pomellato. Collier mit Turmalin: Wagner Preziosen. Ohrringe und Ring mit Edelstein: Ole Lynggaard. Ring mit Diamanten: Cada 61 IRMAS WORLD Durch die Blume ... DIE MODE IST VERRÜCKT NACH BLÜTEN. IRMA, UNSERE NEUE KOLUMNISTIN, WEISS, WO DIE WELTBESTEN FLORISTEN SITZEN Thierry Boutemy, Brüssel Die Blumenkunst des Brüsseler Floristen Thierry Boutemy ist längst über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus be- 62 kannt, vor allem seit er 2006 die üppigen Blumenarrangements für Sophia Coppolas „Marie Antoinette“ schuf. Seitdem gehören viel Topdesigner zu seinen Kunden, darunter Stella McCartney, Dries Van Noten, Lanvin und Alber Elbaz. In dieser Saison dürfen wir uns auf seine Blumeninstallationen für Hermès freuen, aber der stille Franzose fertigt auch einfach atemberaubende Blumenkompositionen für private Geburtstage und Hochzeiten. Rue Vanderkindere 375, 1180 Uccle, Brüssel thierryboutemy.com Mark Colle, Antwerpen Der Florist, der die Runway-Shows des Hauses Dior ausstattet, betreibt auch heute noch einen kleinen Blumenladen in Antwerpen. Das hilft ihm, geerdet zu bleiben, sagt er. Er selbst liebt die so einfache und altmodische Dahlie. Seine Blumeninstallationen für Dior dagegen sind eine wahre Blumenorgie. Für die erste Modeschau seines Freundes Raf Simons bei Dior überzog Mark Colle mehrere Räume mit mehr als einer Million Rosen, Nelken und Orchideen. Ein starkes Signal: Das hatte man zuvor noch nicht gesehen. Er liebt starke Farben und spannende Gegensätze – also nicht überrascht sein, wenn sich in den Blumenstrauß auch Kräuter und Gemüse mischen. Auch nach dem Abschied von Raf Simons vertraut man weiterhin auf Colles florale Fähigkeiten. Baltimore Bloemen Orgelstraat 6, 2000 Antwerpen markcolle.com und baltimorebloemen.be Baptiste Fleurs, Paris Cartier verlässt sich in dieser Saison auf die Kreationen des Pariser Blumenkünstlers Baptiste Pitou. Der Rosenliebhaber zählt zu den wichtigsten Floristen Frankreichs, nicht zuletzt weil er seit einigen Jahren der offizielle Florist für Hermès ist. Spektakuläre Blumenwände mit Tausenden von Blüten zählen zu seiner Spezialität, aber die Kunden lieFlower-Power: Das Outfit von Simone Rocha steht Irma bestens ben ihn auch wegen seiner ebenso eleganten wie aufregenden Bouquets. 4, rue de l’Abbé Grégoire, 75006 Paris baptistefleur.com Fioraio Bianchi Caffè, Mailand Karla Otto, die wohl einflussreichste PRund Imageberaterin der Modebranche, die seit mehr als 30 Jahren Designer wie Jil Sander, Miuccia Prada und Jean Paul Gaultier betreut, hat ein untrügliches Gespür für Stil und Trends. Wenn es um Blumen geht, verlässt sie sich auf Fioraio Bianchi Caffè in Mailand. Dieser charmante kleine Blumenladen mit Café (oder ist es ein Café mit Blumenladen?) bezaubert seine Kundschaft seit mehr als 40 Jahren mit französischer KaffeehausAtmosphäre und täglich neuen Blumenarrangements. Via Montebello, 7, 20121 Mailand fioraiobianchicaffe.it Azuma Makoto, Tokio Der japanische Künstler Azuma Makoto ist kein Florist, aber er hat einen ganz eigenen Zugang zur Botanik und schafft spektakuläre, oft surreal anmutende Arrangements. Für Fendi verwandelte er den Flagshipstore im Stadtteil Ginza in ein Gewächshaus und ließ die für Fendi so typischen Fellpuschel auf Bäumen sprießen. Er selbst bezeichnet seine botanischen Installationen als PflanzenHaute-Couture. Da liegt es auf der Hand, dass Modehäuser wie Hermès, Maison Margiela oder Issey Miyake sich darum reißen, mit ihm zusammenzuarbeiten. azumamakoto.com The Tuktuk Flower Studio, London Eine schmale kleine Treppe in Mayfair führt zu einem Blumenstudio der ganz besonderen Art. Die Besitzerin Silka Rittson Thomas ist bekannt für ihre Ausstellungen, in denen sie Blumen mit Gefäßen und Vasen bekannter Künstler in London in Verbindung bringt. 73 Duke Street, Mayfair, W1K 5NP thetuktuk.net IRMASWORLD B lumen sprechen ihre ganz eigene Sprache, und in dieser Saison sind sie das neue „It“-Accessoire. Designer lieben Blumen nicht nur wegen ihrer zarten Schönheit, sondern wegen der subtilen Botschaften, die sie aussenden. Sonnenblumen oder Lilien? Ein abstraktes Gesteck aus Zweigen oder ein üppiger Pfingstrosenstrauß? Ein lässiger Blumenkranz im Haar oder eine edle Calla-Lilie am Revers? Der Trend zum Floralen schwappt in dieser Saison vollends auf die Laufstege. Blumen erzeugen Stimmung und Stil, und so spielen sie gerade bei den großen Modehäusern eine wichtige Rolle, sei es ihr Einsatz als Accessoire (Dries Van Noten) oder als wahre Kunstwerke bei den großen Schauen (Christian Dior). Mit Blumen können die Designer die Corporate Identity und den Stil ihres Modehauses zum Ausdruck bringen. Für Modenschauen, Installationen, Partys oder Fotostrecken in Modemagazinen schaffen sie mit Blumen Kompositionen, die weit über Gebinde hinausgehen. Wir haben die führenden Modehäuser gefragt, wo sie in dieser Saison Blumenpräsente für ihre Kunden und magische Blumendekorationen für ihre Schauen fertigen lassen und stellen die schönsten Blumenboutiquen vor. Der Blumentrend bleibt: Irma trägt J.W. Anderson aus der kommenden Herbst-/Winterkollektion Barock am Baum: Kunststoff-Lüster für den Garten von Fatboy VOR DER TÜR Alles muss raus! Zum Beginn des Frühjahrs haben wir wieder ein Zimmer mehr: Garten, Balkon oder Terrasse. Das lästige Rein- und Rausschleppen der Möbel ist aber passé. Esther Strerath macht wetterfeste Vorschläge Auf Zack: Couchtisch von Oxyo ochen, schlafen, lümmeln – und das unter freiem Himmel! Gern schon jetzt, egal ob auf Balkönchen oder XLTerrasse, der „Draußen-Aufenthalt“ schert sich kaum mehr um niedrige Temperaturen. Längst hat auch der Städter der nördlichen Hemisphäre seinen privaten Außenbereich zum ZusatzZimmer erkoren. Der französische Industrie-Designer Thomas Sauvage („Ego“) konstatierte 2015 anlässlich der Auszeichnung mit dem „Red Dot Award“ für seine Outdoor-Liege: „Der Outdoor-Möbelmarkt bewegt sich immer näher in die Richtung, ein wesentlicher Bestandteil des Zuhauses zu sein.“ Weswegen es außerhalb der vier Wände jetzt so aussieht wie hinter den Fensterscheiben. In etwa Fifties-Revival: Re-Edition eines so: Auf Parkettboden erZweisitzers aus Bambus von Oxyo zeugt ein bunter Teppich nebst Stehlampe mit Schirm sowie Couchtisch, Pouf und fluffig gepolstertem Sofa ein ungetrübtes Wohnzimmergefühl – nur der mit WasBeinahe ein serpistolen tobende Nachwuchs irritiert Love-Seat: ein wenig. Macht nix, den neuen Materia„Mbrace“ von lien kann Wasser nichts anhaben. Sonne Sebastian auch nicht. So ist der vermeintliche HolzHerkner für boden tatsächlich aus Keramikfliesen. Dedon Der Lampenschirm (von Kettal) wurde aus Porotex gefertigt, ein in Tschechien erfundenes Membran-Material, das hauptsächlich aus Polyamidfasern besteht, mit ökologischem Polyurethan beschichtet und wasserabweisend ist. Der Teppich wiederum ist aus bunten Seilen geknüpft (eine Idee Regenimmun: des italienischen MöbelherstelDie Superpolster lers Paola Lenti). Ein anderer des „Walrus“-Sofas Stoff ist etwa Sunbrella, er ist aus können gleich nach 100 Prozent Acryl, dessen Fasern Schauern wieder „besetzt“ die Farbpigmente umschließen werden (extremis.be) und somit nicht ausbleichen. Das Farbspektrum leidet nicht darunter. Im Gegenteil: Die neuen Sofabezüge von „Kettal“ hat das indisch-britische Design-Duo Doshi Levien entworfen, in insgesamt 34 Farben. Es gibt auch Outdoor-Leder, -Tapeten, -Kronleuchter und Outdoor-Küchen. Letztere haben den „Von-drinnennach-draußen-Trend“ stark befeuert – Mann grillt ja so gern. Das kann er nun an einer schicken Garten-Küchenzeile und sich dort auch um die Beilagen kümmern. Frau gießt derweil ihr vertikales Indoor-Beet. Und wenn es wirklich mal zu kalt ist: Es ist ja auch schön hinauszuschauen, in das neue Saison-Zimmer. Ein Holztablett auf Stahlbeinen trägt K Polster und gewebte Rückenlehne: „Rivera" von Minotti Modebewusster Hocker oder Beistelltisch im Missoni-Outfit von Ego Paris (furnitureegoparis.com) Ringel aus der Reihe: Neues Design für den Klassiker als Kindersessel von Airborne Wetterfester Schirm mit Lampe von Kettal Kuschel-Look mit VintageCharme: Das Sofa „Oasis“ entwarf Tord Boontje für Moroso Auch Klassiker dürfen jetzt ins Freie: Thonet hat die Freischwinger S 33 und S 34 (von Mart Stam) outdoortauglich beschichtet Glamping: Das Daybed „Kumo“ macht die Terrasse zum Schlafgemach (manutti.com) 63 Tauchen Sie ein in die großartige Welt der inhabergeführten PARFÜMERIEN MIT PERSÖNLICHKEIT und begegnen Sie hier Ihren Makeup-Experten. www.parfuemerien-mit-persoenlichkeit.de CHANEL - Kundenservice - Tel. 01801-24 26 35 (3,9 Ct/Min. aus dem Festnetz, max. 42 Ct/Min. aus Mobilfunknetzen) WENN NATÜRLICHKEIT ZUM STIL WIRD LES BEIGES DAS NEUE MAKEUP FÜR NATÜRLICHE PERFEKTION CHANEL .COM KUBANISCHER FRÜHLING D I E N O S TA L G I E W U R D E N I C H T AU F K U B A E R F U N D E N , A B E R S I E H AT S I C H Z W E I F E L S O H N E AU F D E R I N S E L G U T E I N G E R I C H T E T. W I E L A N G E DA S N O C H S O B L E I B T, I S T F R AG L I C H , D E N N D E R K A R I B I K S TA AT B E F I N D E T S I C H I M AU F B R U C H . W I R Z E I G E N M O M E N TAU F N A H M E N AU S H AVA N N A M I T L O O K S AU S D E N A K T U E L L E N F R Ü H JA H R S KO L L E K T I O N E N Fo t o g r a f : Al b e r t o To m m a s o B a d a l a m e n t i ; S t y l e Ed i t o r : Na d i a R a t h ; Ha a r e & Ma k e - u p : S t e f a n Ke h l c / o W i l h e l m i n a ; Mo d e l : Ma r i q u e S c h i m m e l c / o S u p r e m e ; Produktion: Odalys García García; Castingdirektor: A n d r e a D e a n e s i ; Fo t o a s s i s t e n t i n : K i r s t i n S c h m i t t ; 66 S t y l i n g - As s i s t e n z : D a r a Fr a n k u . Ka t h a r i n a Kü h n h o l z In der Altstadt, Barrio Habana Vieja. Kleid: Blumarine. Rock: Roberto Cavalli 67 Ausruhen beim Friseur in Viertel Jesús María. Total Look: Louis Vuitton Marique lässt sich am Malecón, der Ufermauer, die Meeresbrise um die Nase wehen. Jacke: Dolce & Gabbana. Kleid: Elie Saab. Schuhe: Stuart Weitzman In das von Armut geprägte HafenViertel „Jesús María“ verirren sich nur selten Touristen – da wollten wir uns erst recht mal umsehen. Jacke: Saint Laurent. Bluse und Bermudas: Akris. Kette: Pervis Ross Das Kapitol, 1929 erbaut, ist nur wenig älter, als die meisten Autos auf Cuba. Gerade wird es renoviert. Ab 2018 soll hier wieder das Parlament tagen Hinauf zum „Hotel Nacional de Cuba“. Hier stiegen schon Frank Sinatra und Marlene Dietrich ab. Jacke: Agnona. Kleid: Alberta Ferretti. Turtleneckdress: Marni. Tasche: Tory Burch Marique traut sich in einen Boxclub in der Altstadt Havannas. Jacke: Christian Dior. Hemd: Polo Ralph Lauren. Faltenrock: Kenzo. Schuhe: Prada Mitten in Havannas Altstadt: Jacke: Fendi. Bluse: Max Mara. Rock: Delpozo. Ohrringe: Giorgio Armani. Schuhe: Emanuel Ungaro 74 Von der Dachterrasse des berühmten Restaurants „La Guarida“ hatte man schon 1993 im Film „Fresa y chocolate“ (span.: Erdbeere und Schokolade) einen fabelhaften Ausblick. Mantel: Jil Sander. Bluse: Anglomania. Rock: Miu Miu. Schuhe: Elie Saab. Brille: Dolce & Gabbana Diese Seite: Kleid: Burberry. Darüber: Top: Dries Van Noten. Armreif: Pervis Ross. Rechte Seite: Gegend „Jesús María“ im Viertel Centro Habana, zwischen „Parque de fraternidad” und dem ZentralBahnhof. Jacke: Agnona. Netztop: Saint Laurent. Karotop: Victoria Beckham. Shorts: Moncler. Schuhe: Versace. Ohrringe: Dolce & Gabbana 76 Kolonialhaus im Viertel Colón. Kimono: Etro. Kleid: 3.1 Phillip Lim. Schuhe: Tory Burch 78 Am Gemüsemarkt in Habana Vieja. Jacke: Prada. Pulli: Polo Ralph Lauren. Hemd: Marco Polo. Rock: Stella McCartney. Schuhe: Marni A 80 ls Tourist kommt man auf Kuba meist gut über die Runden – deshalb stehen die wichtigsten Tipps für den Alltag in keinem Reiseführer. Das Leben auf der Insel ist sehr einfach und schwierig zugleich – meistens im Wechsel von Minuten. Für das, was man in Deutschland an einem Tag erledigen kann, braucht es in Havanna mitunter eine Woche und man muss dafür jeden Stein dreimal umdrehen. Gelassenheit, Humor, Fantasie und Schlagfertigkeit sind entscheidend, um voranzukommen. „Calle“ nennen die Kubaner diese Kombination an überlebenswichtigen Eigenschaften. Und auch bei unserem Fotoshooting wäre ohne Calle gar nichts gelaufen. Das Wetter war Anfang dieses Jahres außergewöhnlich schlecht. Regen, Sturm, hoher Wellengang, kühle Temperaturen quälten die Inselbewohner, und auch der karibisch blaue Himmel hatte sich dauerhaft verabschiedet. Im Morgengrauen des ersten Tages, es war noch dunkel, stand ich in den Straßen der Altstadt, wo ich derzeit auch lebe, knietief im Wasser. Der Autoverkehr steckte fest, nichts ging mehr. Aber wie es für Kuba typisch ist: Irgendwas geht dann doch immer. Nach ein paar Stunden besserte sich das Wetter etwas und fortan galt auch für uns, das Beste aus dem Moment rauszuholen. Schon bei der ersten Fahrt durch die Stadt mit dem gerade eingetroffenen Team offenbarte sich der typische Fluch und Segen: Für alle, die Havanna das erste Mal sehen, ist es schmerzhaft, sich auf Motive festzulegen. Das Team hätte am liebsten alle paar Meter angehalten, wäre aus dem Auto gesprungen, um sofort loszulegen. Man muss sich also zumindest ein bisschen disziplinieren und dennoch offen sein für alle Eventualitäten. So ähnlich haben wir es dann schlussendlich gemacht. Auch das gehört zum Lebensgefühl Havannas: Man improvisiert und ist eigentlich immer in Bewegung. Mit sieben Leuten waren wir ein vergleichsweise kleines Team, aber natürlich erweckt eine derartige Entourage Aufsehen in den Vierteln. Um uns ungestört vorzubereiten, sprachen wir spontan die Leute auf der Straße an, dort wo wir unsere Aufnahme machen wollten. Sie öffneten uns ihre Wohnzimmer und Schlafzimmer, die wir temporär in Garderoben und Make-up-Studios verwandelten. Alle Außenaufnahmen mussten dann sehr schnell gehen, meistens waren nur das Model, der Fotograf und die Stylisten dabei. Es war wie eine kurze Traumsequenz – danach fühlten wir uns euphorisch. Die Kubaner sind alles andere als auf den Mund gefallen. Aber wie unser Model dort wie eine fast schon außerirdische Erscheinung plötzlich in ihrem Umfeld auftauchte und umgehend wieder verschwand – da fehlten selbst ihnen oft die Worte. Staunendes Interesse umschreibt die Reaktionen auf den Straßen vermutlich am besten. Ich bin mir sicher, dass wir noch Tage später das Gesprächsthema waren. Aber die Hauptstadtbewohner sind nicht schüchtern – und wenn wir beispielsweise Passanten fragten, ob sie mit aufs Foto wollen, willigten die meisten sofort begeistert ein. Kuba befindet sich derzeit im Umbruch. Unser Shooting in Havanna zeigt indirekt auch, was hier gerade passiert: Das Land öffnet sich und ist mehr und mehr den Einflüssen einer globalisierten Welt ausgesetzt. Verschiedene Kulturen werden in Zukunft stärker aufeinandertreffen, die Frage nach der Verteilung des Wohlstands wird neu gestellt werden müssen. Denn, machen wir uns nichts vor, heute ist es noch so, dass von dem Wert eines Outfits, das wir fotografiert haben, eine fünfköpfige Familie zehn bis fünfzehn Jahre leben muss. Die Habaneros hoffen, dass sich das im Laufe der nächsten Jahre ändern wird. Ein reicher Engländer bot unserem Nachbar Jose vor Kurzem viel Geld für seine kleine, verfallene Wohnung. Das Haus grenzt an eine Straße, die zum neuen Luxus-Boulevard umgebaut wird. Vom seinem Balkon rief Jose zu uns herüber: „Oh ha! Nur über meine Leiche! Schaut doch mal runter!“ Er fuchtelte wild mit den Armen und zeigte auf eine Touristengruppe, die mit ihren Faltkarten kämpfte: „Es sind ja jetzt mehr Touristen als Kubaner auf der Straße. Bis vor Kurzem wollte ich hier noch weg. Aber jetzt überlege ich mir das noch mal ganz genau. Ich glaube, das alles hier ist mehr wert, als wir denken.“ – „Luz!“, riefen wir zurück! Neben Calle ist Luz ein weiteres wichtiges Wort, das man in Kuba verstehen sollte: Es bedeutet, dass jemand einen klaren Moment hat und den Nagel auf den Kopf trifft. Aufgezeichnet von Heike Blümner Obere Reihe von links: Jacke: Prada. Kleid: Hermès. Petticoat: Dries Van Noten. Armreife: Marni. Daneben: Mantel: Ungaro. Overall: Lacoste. Schuhe: 3.1 Phillip Lim Vom „Malecón“ zurück in die Altstadt. In der Mitte: Jacke: Giorgio Armani. Kleid: Kenzo. Rock: Boss. Schuhe: Ungaro Traumsequenzen in den Straßen Havannas DIE DOKUMENTARFILMEMACHERIN UND FOTOGRAFIN KIRSTIN SCHMITT PENDELT SEIT JAHREN ZWISCHEN KUBA UND BERLIN. BEI UNSEREM FOTOSHOOTING ASSISTIERTE SIE DEM FOTOGRAFEN DER STRECKE ALBERTO TOMMASO BADALAMENTI UND FASSTE IHRE EINDRÜCKE VOM SHOOTING UND DEM LEBEN IN HAVANNA ZUSAMMEN Untere Reihe von links: Lederkleid: Tom Ford. Blusenkleid: Anglomania. Schuhe: Blumarine. Kette: Laruicci. Daneben: Top: Bottega Veneta. Kleid: Salvatore Ferragamo. Schuhe: Dries Van Noten KOLUMBIEN Die Farbe der Hoffnung Liz Taylor schlief nie ohne ihren dattelgroßen, grünen Ring, den ihr Richard Burton mal in den Eisschrank legte, als Dank für eine Liebesnacht. Smaragde, so sagt man, haben verzaubernde Kräfte. Dagmar von Taube besuchte Muzo – die größte Mine im neuen Kolumbien I 82 ch kenn noch die Jungs, die vor 20 Jahren die Dinger nach Thailand oder Mexiko schmuggelten, um die 50 Prozent Steuern zu prellen“, erinnert sich Ronald Ringsrud, 58. „Die hatten die Steine in einem Briefumschlag zusammen mit ihrem Flugticket in der Hand, so war’s am unauffälligsten. Und fuhren dann mit dem Auto von Mexiko wieder zurück in die Staaten, den Kofferraum voller Geldscheine, eingewickelt in nasse Badeklamotten: 40.000, 100.000 Dollar ... Aber das ist lange her, wie gesagt“, betont der Kalifornier und filetiert einen Mozzarella auf seinem Teller, als operiere er am offenen Herzen. Sein Hemd ist rot und das Goldamulette um seinen Hals ein ziemlicher Johnny. Champagner perlt in den Gläsern der 20 anwesenden Journalisten, die extra eingeflogen wurden aus aller Welt für das Event. Ronny trinkt Saft. „15 Motorradunfälle und sieben Knochenbrüche reichen.“ Er war auch mal Smaragd-Dealer, lang bevor er als „Quality Director“ bei Muzo anfing. So heißt die größte Smaragdmine Kolumbiens, 2500 Quadratmeter im Norden des Landes, aus der ein US-Unternehmen, das sie vor sechs Jahren übernahm, nun die schönsten, in Ronalds Fachjargon würde man sagen: die einschlussfreiesten, lupenreinsten Steine gewinnen will. Ronald ist gelernter Gemmologe, er kennt sie alle: „Die Rubi-Jungs, die SaphirTypen. Wir sind eine Familie, die ,StoneBrothers‘, obgleich sich das Business extrem gewandelt hat. Gott sei Dank“, sagt er. „Wir säßen sonst nicht hier.“ Im „Harry Sasson“, einem feinen Restaurant in Bogotá, der SiebenMillionen-Einwohner-Hauptstadt von Kolumbien. Fünf Millionen Menschen davon leben in Armut. Hier, im Viertel Emaus, stehen Villen im gregorianischen Stil, die mit hohen, Ein Smaragd aus der Muzo-Mine kann schon mal über 2000 Karat auf die Waage bringen. In Bogotá werden sie geschliffen, bevor sie verkauft und von Juwelieren wie Bulgari, Van Cleef & Arpels, Chopard, Cartier oder Antoine Sandoz (links) verarbeitet werden skalpellspitzen Zäunen abgesichert sind. Wer einen Arzt oder ein Büro besucht, muss sich mit seinem Fingerabdruck registrieren lassen. Das Lokal wird von zehn Männern in Schusswesten bewacht, Muzos Bodyguards. „Tja, wir haben nicht nur Freunde ...“, sagt Ronald und knetet das Ohr seiner Serviette. Der Flug nach Muzo dauert 40 Minuten. Von Bogotá aus geht’s über die Anden 100 Kilometer in den Dschungel. Der Helikopter landet zwischen Hibiskus, Eukalyptus, Palmen, Orchideen. Es sprießt sattgrün, alles umschlingt sich wie in einem riesigen Garten der Lüste. Der Jeep holpert durch Flussbetten, über kurvige Wege. Plötzlich Wachtürme, Maschinengewehre, Hunde. Die Szene könnte aus „Narcos“ stammen, sofort ist da dieses unheimliche Gefühl. Stacheldraht umzäunt das Gelände, das rund um die Uhr bewacht wird. 700 Menschen, die meisten Kolumbianer, arbeiten hier drei Wochen sechs Stunden pro Tag. Dann gibt’s zehn Tage frei. Die Hälfte wohnt auch hier. In ihren Overalls sehen alle gleich aus, darum gibt’s Spitznamen, sagt einer, den sie „Mickey Mouse“ rufen wegen seiner Segelohren. „Und der da drüben ist ‚Egg‘“, sagt Mickey Mouse. „Der Eierkopf.“ Gelächter. So vergeht „oben“ der Tag. Alkohol ist verboten, dafür haben sie Tischtennis und einen Fernsehraum. Einmal pro Woche kommt ein Priester. 40 Grad zeigt das Barometer an. Unten ist die Hitze noch größer. Es gibt sechs Schächte. Früher musste man laufen, seitdem die Rampen verbreitert wurden, kann man in kleinen Trucks runterfahren. Der Fahrer macht ein schnelles Kreuz auf seiner Brust, dann aerlischt hinter ihm das Tageslicht. Eine Journalistin bekommt plötzlich Panik. Ruhig atmen. Schnell mal eben wieder raus – funktioniert nicht. Nach 30 Metern geht’s im Fahrstuhl weiter. Eine Art Stahlkäfig. Sechs Stunden sitzt hier eine Frau unter einem Funzellicht und drückt immer nur auf zwei Knöpfe: Grün – der Lift kommt hoch. Rot – er fährt runter. 50 Frauen arbeiten mittlerweile in Muzo – und es werden mehr, erzählt der Minenführer. Sie flüchten vor Missbrauch, Alkoholismus, Gewalt zu Hause. „Die meisten haben mit 21 schon vier bis fünf Kinder, alle von verschiedenen Männern. Die flehen uns um Jobs an.“ 400 Dollar sind das Monatsgehalt in der Mine, das Doppelte von dem, was die meisten draußen bekämen. „Mine“, sagt ein Arbeiter, „ist auch immer noch spannender als Fabrik.“ Acht Mann quetschen sich, bis es quietscht in den klapprigen Fahrstuhl, der sie langsam, sehr langsam durch einen stockfinsteren Schacht 50, 80, schließlich 120 Meter in die Tiefe trägt. Das ist wirklich nichts für Klaustrophobiker – und es ginge noch tiefer! Irgendwann will man sogar bis auf 400 Meter runtergehen. Unten ist es heiß, eng und feucht. Im Gänsemarsch, eingezogener Kopf, geht es durch das stickige Erdlabyrinth, durch das sich breite Rohre ziehen: Ein neues Pumpsystem, das die Tunnel mit mehr Sauerstoff versorgt. Einmal eröffneten Mineneindringlinge ein Waffenfeuer in einem solchen Tunnel. Man darf gar nicht darüber nachdenken ... weitergehen. Stop! Eine Taschenlampe leuchtet auf eine schwarze Wand mit ganz feinen Silberfäden. Aha! Hier wird jetzt mit einem Pickel geklopft oder besser gesagt: ganz, ganz vorsichtig Millimeter für Millimeter geschabt, damit man auch ja keinen Stein zerstört oder übersieht. Die Erde ist wie Mehl, das beim Berühren sofort zerfällt. Es braucht Geduld. Smaragde, sagen die Arbeiter hier unten, sind wie Frauen: Wer nach ihnen sucht, wird sie nicht finden. Man muss so tun, als sei man gar nicht interessiert. „Und dann leuchten sie plötzlich in deiner Hand!“ Am Ausgang müssen alle durch den Body-Scanner gegen Diebstahl. Die Verlockung ist einfach zu groß. Smaragde wurden 1300 vor Christus erstmals von den Ägyptern abgebaut. Sie beherrschten lange Zeit den Handel im Mittelmeerraum. Sie entdeckten auch ihre Heilkraft. Nero soll einen Smaragd als Monokel getragen haben, gegen die blendende Sonne. Mit der Eroberung Südamerikas durch die Spanier brach ihre Handelsstellung. 55 Prozent aller Smaragde kommen heute aus Kolumbien. „Es war kein leichter Weg für uns“, erklärt Charles Burgess, 59. Er ist der Minen-Direktor von Muzo, dessen Hauptinvestorgruppe in Huston, Texas sitzt, aber aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden will. Man muss wissen: Über Jahre lag das Minengeschäft Kolumbiens in den Händen verbrecherischer Smaragdbosse, die es mit paramilitärischen Einheiten gegen Guerillas und Drogenkartelle sicherten, sobald diese die Kontrolle wollten; vor allem über die unermesslichen Gewinne und die Geldwäsche dieses Industriezweigs. „Es war Krieg“, sagt Burgess, „in dem die Bosse ihre Machenschaften ausschließlich mit Waffen regelten, jeder gegen jeden.“ Tausende von Menschen starben im „Green War“ in den 80ern, bis ein gewisser Victor Carranza 1990 Frieden aushandelte. Er war einer der Vorbesitzer der Muzo-Mine und ihr Verteidiger gegen Drogen-Baron Pablo Escobar und seine Bande. Burgess will nun eine neue Ära einläuten im neuen Kolumbien, grün wie die Farbe der Hoffnung: „Wir wollen Transparenz statt Schurkengeschäfte, halten uns an Gesetze, zahlen Steuern, Löhne, modernisieren. Und trotzdem“, Burgess haut sich brüllend auf den Schenkel, „man staunt immer wieder!“ Kürzlich sollte er die kleine Summe von fünf Millionen Dollar rausrücken. „Da hatte unser Partner mal eben ‚vergessen‘, die Stromrechnung zu bezahlen – für ganze zehn Jahre! Hallo?!“ Aber das sei ja noch harmlos. „Es laufen immer noch genug Typen herum, die uns für unsere Modernisierung hassen. Da gibt es dann Leute, die sich in unsere Mine schleichen, um unsere Smaragde zu stehlen. Die buddeln sich wie die Maulwürfe in die Erde und robben sich dann 100 Meter tief. Wir konnten es selbst nicht glauben, bis wir diese Löcher sahen!“ Er blicke trotzdem optimistisch in die Zukunft. Auf der Baselworld zeigt Muzo nun erstmals seine Schätze. Highlight war mal ein 2350-Karat-Stein. In Genf eröffnet bald ein Showroom. Private Liebhaber allerdings brauchen gar nicht erst zu klingeln. Muzo verkauft nur an die großen Juwelierhäuser. DAGMAR V. TAUBE Bogotá liegt auf 2600 Meter Höhe, die Temperatur gleichbleibend bei 20 Grad Celsius. 100 Kilometer nördlich befindet sich die MuzoMine, die seit 1559 besteht. Das Gebiet ist mineralogisch einzigartig und wird von 100 Bodyguards bewacht 83 MINISTÈRE DE LA CULTURE – FRANCE/AAJHL / COURTESY SCHIRMER/MOSEL FOTOMAGIE Die Farben des Lebens Erst in den Sechzigern wurde Jacques-Henri Lartigue entdeckt – zumeist richtete sich die Aufmerksamkeit auf seine Schwarz-Weiß-Fotos. Nun ist ein Band mit Farbaufnahmen des Mannes erschienen, dessen Fotografien das 20. Jahrhundert so einzigartig inszenieren 84 Links: Lartigues erste Frau Madeleine, genannt Bibi, im Restaurant des „Eden Roc“ im Mai 1920. Diese Seite im Uhrzeigersinn: Ascoli Piceno, 1958; Flore Ormea, genannt Florette, die dritte Frau des Fotografen, im Mai 1954 in Morgan, Provence. Jacqueline Roque und Picasso, Jean Cocteau, Francine und Carole Weisweiller und, davor sitzend, Florette beim Stierkampf, Vallauris 1955 S ein ganzes Leben lang hat er Dinge getan, die für andere unerreichbar waren, doch entdeckt wurde er erst ziemlich spät: Der französische Maler und Fotograf Jacques-Henri Lartigue gehört zu denjenigen, von denen sich behaupten lässt, sie hätten wirklich die ganze Welt ins Bild gesetzt und dabei Unverwechselbares geschaffen. Als Sohn aus gutem Hause konnte er es sich leisten, früh mit Kameras zu experimentieren, schon als 18-Jähriger schoss er 1912 das Foto, das seinen Ruhm ab den 60er-Jahren begründen sollte: einen Rennwagen, bei dem er die Kamera mitzog, sodass sich die Hinterräder auf dem Foto verformten. Ein Sinnbild für das Tempo der Moderne. Er beschäftigte sich auch früh mit der Autochrom-Technik, die durch ein kompliziertes Verfahren Farbaufnahmen ermöglichte. Ein Anlass für den Schirmer-Mosel Verlag, die farbige Seite seines Schaffens mit dem Band „Das Leben ist bunt“ zu würdigen. In Zeiten, in denen jeder mit seinem Smartphone unbegrenzt Bilder machen kann, stechen die Arbeiten dieses Mannes umso mehr heraus. Lartigue, der dreimal verheiratet war, schafft es jedes Mal, die Welt trotz ih- rer Dynamik wohlgeordnet, ja aufgeräumt aussehen zu lassen. Natürlich lässt sich sagen, dass er gern an Plätzen wie dem „Eden Roc“Hotel an der Côte d’Azur war, an denen es nicht schwierig ist, Schönheit zu inszenieren. Doch erstens muss man zugeben, dass man für Arrangements wie das mit seiner ersten Frau „Bibi“ im Restaurant schon das Auge eines Malers haben muss – und auch als solcher arbeitete der Lartigue ja. Und zweitens war er sich nie zu fein, auch Orte wie amerikanische Tankstellen oder die harten Viertel Roms aufzusuchen. Alles in allem war der Mann, der 1986 starb, also ein Beweis dafür, dass Schönpec heit finden wird, wer Schönheit sucht. 85 Multi-Intensive Die intensive Anti-Age Pflege für mehr Hautdichte, die Ihre Haut revitalisiert. Mit 50 kennen Sie Ihre Schönheit. (Und Sie lieben sie! ) Exklusiver biologischer Haronga-Extrakt mit intensiv hautverdichtenden Fähigkeiten. PARFÜMERIEN MIT PERSÖNLICHKEIT empfehlen CLARINS Hochwirksame Pflege, die das Beste aus Wissenschaft und Pflanzenwelt vereint: Seit mehr als 60 Jahren setzt Clarins auf die leistungsstärksten Aktivstoffe für Ihre Schönheit. Die Pflegelinie Multi-Intensive ist ideal für die Bedürfnisse anspruchsvoller Haut. Sie vereint Extrakte aus Haronga, Spitzwegerich und Montpellier-Zistrose für eine jugendlichere Ausstrahlung, mehr Hautdichte und gemilderte Falten. Spitzwegerich Der Extrakt aus den Blättern dieser wilden Wiesenpflanze hilft dabei, ein harmonisches Gesichtsvolumen zu bewahren. 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Dann empfehle ich besonders das „Absolue L’Extrait“, das regenerierende Kräfte aus der Lancôme-Rose erhält (wurde 1973 vom Rosenpapst Georges Delbard kreiert). In jedem der, ja von Hand, abgefüllten Tiegel stecken übrigens zwei Millionen Rosen-Stammzellen, gewissermaßen Hilfe zur Selbsthilfe, die die Haut ungemein regenerieren. Fehlt nun nur noch das passende Wetter, oder? Sind die echt? Diese Frage haben sich wohl einige der Moderedakteurinnen und Front-Row-Gäste bei der Show von Rodarte vor wenigen Wochen gestellt. Die Designer-Schwestern Laura und Kate Mulleavy schickten die Models während ihrer Show in New York mit, ja, echten Orchideen als Haar- und zugleich auch Ohrschmuck auf den Laufsteg. Ein Trend, der sich kinderleicht zwischen Kiel und Garmisch kopieren lässt. Falls Sie also noch Inspiration für die nächste Gartenparty suchen ... Dreierlei News: XXL-Lippenstifte kann Sisley gut. In diesem Sommer gibt’s sechs neue Nuancen, wie „Poppy“ (Nr. 13). Sensai kombiniert im „Silky Design Rouge“ Lippen- und Konturenstift in einem (sechs Rot-Nuancen). Und bei Tom Ford wird’s glänzend. Der neue „Patent Lip Color“ deckt ab, und glänzt trotzdem. Lieblingston? Stolen Cherry. Konfetti: Rouge gibt’s in vielerlei Ausführung. Als Puder, als Creme Rouge oder in Stift-Form. Und bei Givenchy nun auch aus der Tube. Die kleinen rosa- und perlmuttfarbenen Perlen, die im klaren, feuchtigkeitsspendenden Gel schwimmen, lösen sich auf, sobald Sie sie auf den Handrücken drücken und mit den Händen verreiben. Und schon wird aus dem Gel von „Mister Radiant Blush“ eine hübsche Farbe, die dann nur noch leicht auf den Wangenknochen einmassiert werden muss. Magic! Lufti-Kuss: Sie denken nun, dass Sie den Flakon bereits kennen? Recht haben Sie. Der Inhalt ist aber definitiv neu. Versprochen. Und zwar steckt in ihm der vierte Duft der Prada Candy-Reihe: Candy Kiss. Er duftet nicht so süß wie die große Schwester Candy, sondern eher nach einem Hauch Baumwolle. Parfümeurin Daniela Andrier entwickelte gemeinsam mit Miuccia Prada und kombinierte nun dafür Moschus mit Vanille und Orangenblüte. Mmmmmmhhhhh... Glückwunsch: Zum 10-jährigen Jubiläum der AntiAging-Pflege „Sublimage La Crème“ von Chanel, gönnten sich die Franzosen ein Upgrade. Detailliert aufzulisten, welche neuen, bahnbrechenden, wissenschaftlichen Errungenschaften genau in der Wunder-Creme (drei Texturen) stecken, führt zu weit. Aber sicher ist: Etwas wirkt. Wir haben getestet. Franz Ende Geschäftsführer der Parfümerien Werner und Godel in Stuttgart IM NAMEN DER ... ... Sie wissen, worauf ich hinaus möchte, oder? Mein Metier ist die Kosmetikwelt, nicht die Literatur, daher liebe ich Produkte, in denen die Königin der Blumen steckt. Einer meiner Rosen-Lieblinge ist das Spray „Rose Dust“ von A4, einer Marke aus Bayern. Es enthält hauptsächlich Rosenwasser, aber eben auch pflegende Inhaltsstoffe wie Arganöl und Aloe Vera. Sprühen Sie es, wann immer Ihre Haut es braucht: als Erfrischung zwischendurch am Laptop, nach zu viel Sonne ... Und wenn Ihnen die Rose auch in die Nase steigen soll, dann nebeln Sie sich am besten mit „Acqua Nobile“ von Acqua di Parma ein. Rosen-Power! Karin Schuhwerk Geschäftsführerin der Parfümerie Lüdicke in Füssen T H E C U LT U R E O F T O TA L B E A U T Y Die Verbindung von Leben und Schönheit. Bios und Ästhetik. Die Verbindung von neuester Forschung und natürlichen Inhaltsstoffen. Individuell für jede Haut und jedes Haar. Das ist unsere Aufgabe. Exklusive Haarpflege und Kosmetik. In ausgesuchten Friseur – Salons und auf labiosthetique.de CRISTIAN BARNETT ZU BESUCH Herr im Haus: Serge Lutens lebt in Marrakesch Monsieur Geheimnisvoll Normalerweise spricht Serge Lutens nicht viel – und schon gar nicht mit jedem. Susanne Opalka machte sich dennoch auf den Weg zu ihm nach Marrakesch. Und siehe da, der Grandseigneur der Duftwelt fing an zu erzählen E 90 in Künstler, wer es vermag, seine eigene Wahrheit auszudrücken. Serge Lutens spricht seit Jahren vor allem durch seine Parfüms – oft intellektuell und rätselhaft, gern widersprüchlich und radikal, niemals gewöhnlich, immer berührend. Mit der GoldKollektion beschreitet er jetzt eine neue Ebene; und die ist ohne Beispiel. Wie sein Haus in Marrakesch, in dem er lieber übers Leben als von Düften spricht. Wobei: Genau das ist eben nicht zu trennen. Seine warme, leise und dabei sehr klare Stimme schwingt vor humorvollen und manch selbstironischen Tönen, ist eindeutig lautmalerisch – Serge Lutens zuzuhören ist ein Vergnügen, selbst wenn man der französischen Sprache gar nicht mächtig ist. Sein Blick ist scheu und sofort wieder offen, voller Wärme und in der nächsten Sekunde wieder Distanz wahrend; auch das wirkt auf ungekannte Weise anziehend. Rührend sorgt er sich, ob es nicht zu kalt ist, lässt große, rote Umhänge bringen – es ist schattig und zugig in einem Empfangsraum vor dem Innenhof seines Hauses mit jahrhundertealten Palmen und Zedern, plätschernden Wasserläufen mitten in der Medina von Marrakesch. Doch wir bibbern gern weiter. Zumal der zarte elegante Herr, vor wenigen Tagen 74 Jahre alt gewor- den, nichts davon zu spüren scheint. „Ich friere einfach nicht“, sagt er, um ironisch hinzuzufügen: „Ich mag es eisig“. Typisch Lutens. Monsieur Serge, wie er von seinen Angestellten mit respektvoller Zuneigung genannt wird, was er fast beschämt erwähnt, beginnt zu erzählen, versetzt uns augenblicklich in seine Welt: „Dieses Haus besteht aus ehemals 20 Häusern, alles ist neu strukturiert, es ist eine Art Ideal, nach dem ich strebe. Man bewegt sich in dessen Richtung, muss sich immer wieder überwinden, ihm näher zu kommen.“ Seinen Antrieb für die Kunst, für sein Leben manifestieren diese Mauern: Seit mehr als 40 Jahren strebt er in und mit diesem Gebäude nach seinem Ideal, fertig ist es, ist er noch im- men inzwischen aus ganz Europa angereist, um sich seinen Kurzhaarschnitt mit ausrasiertem Nacken verpassen zu lassen, geht Serge Lutens nach Paris („Geld und Erfolg interessierten mich nicht, ich wollte mich unbedingt entwickeln, etwas vollbringen“), wird mit 20 Jahren Kreativchef für Haar, Make-up, Schmuck bei „Vogue“, arbeitet für Magazine weltweit, reicht bei Dior ein Dossier ein, weil man dort einen Make-up-Kreateur sucht. Natürlich wollen sie ihn. Er fotografiert, filmt, zeichnet, entdeckt seine Liebe zu Japan, arbeitet mit den größten Namen der Modewelt, der Fotografie. 1980 kreiert er das globale Image von Shiseido. Anfang der 70er-Jahre tauscht er seinen Wohnsitz Paris gegen Marrakesch, erlebt sein olfaktorisches Erwachen. „Das war der Geruch in den Souks, vor allem das Zedernholz, davon fühlte ich mich sehr angezogen. Ich habe Gerüche gesammelt, sie alle in kleine Döschen getan; die habe ich immer noch.“ Sein erstes Parfüm erscheint 1982, das eigenwillige und sagenhafte „Nombre Noir“. Heute das Einhorn der Düfte, für das Liebhaber ihre Rentenansprüche riskieren „Vetiver oriental“, „Clair de musc“, „Daim blond“, „Sarrasins“, „El attarine“ ... Ab 2000 arbeitet Serge Lutens dann ausschließlich unter eigenem Namen. Eine gewisse Verbindung zu Shiseido bleibt jedoch bestehen und soll, so munkelt man, in Zukunft wieder enger werden. Was eventuell auch mit „Section d’Or“ zu tun haben dürfte, der goldenen Kollektion, die alles übersteigt, was das Allroundgenie bisher präsentierte. Für den Meister persönlich keine Frage der raren und kostbaren Inhaltsstoffe. „Es geht mir nicht unbedingt um die Wohlgerüche, es geht nicht um die Rezeptur, es geht um das Erschaffen. Alles, was ich tat und tue, ist eine Auseinandersetzung mit mir selbst. Es geht immer wieder darum, den Eindruck wiederzuerschaffen, den ein Geruch hinterlassen hat. Das ist die Arbeit, die mich fasziniert.“ Parfüm ist für ihn zu einer ganz eigenen Sprache geworden. „Vor zehn Jahren wäre ich nie in der Lage gewesen, diese Düfte zu machen, nein. Es ist wieder ein Entwicklungsprozess, ein Fortschritt darin, wie ich mich ausdrücken kann. Es sind nicht einfach Parfüms, das sind Geschichten, meine Geschichten, meine Gedanken.“ Tatsächlich sprechen die Noten, die aus jedem der sechs verschiedenen „Essays“ in den tiefschwarzen Flakons zu vernehmen sind, wie mit seiner Stimme: warm, zurückhaltend und elegant im Ton, von Gefühlen getragen. Und sie sind extrem, intensiv und unerhört berührend. Monsieur macht eine kurze Pause, wir blicken verwundert, seit Stunden nimmt er uns nun schon gefangen in seinem Kosmos, in seinem Haus. In dem er sich übrigens ebenfalls als Gast empfindet. Denn Lutens lebt hier gar nicht, kommt nur zum Arbeiten am Nachmittag. Er wohnt außerhalb der Medina. „In einem einzigen Zimmer.“ Das will nun doch keiner glauben. „Ich schwöre es Ihnen. Ich habe es selbst entworfen, das Bad ist sehr groß, das Zimmer sehr klein. Darin steht ein kleines Bett, da schlafe ich hinter einem geschnitzten Holzgitter als Schutz. Ich mag dieses Beschützte, ich mag gern in Ecken sein, da fühle ich mich in Sicherheit.“ So wird sein angestrebtes Ideal ein Museum werden, sein Geschenk an Marrakesch: „Damit muss ich mir um die Zukunft meiner Leute hier keine Sorgen machen. Ich habe schon mit den Vätern oder sogar Großvätern von einigen gearbeitet.“ Rachid, einer der engen ständigen Mitarbeiter, ist es dann auch, der ganz nebenbei erwähnt: Das Konzept, jeder Raum, jede Farbe, jede Schnitzerei, jedes Ornament – das komplette Ganze und mit ihm jedes einzelne noch so winzige Detail – entstammt Lutens’ Feder, entworfen, gestaltet und eigenhändig gezeichnet. Er selbst hat dies nicht mit einer Silbe auch nur angedeutet. PATRICE NAGEL mer nicht. Auf mehr als 1000 Quadratmetern fügt sich ein beispielloses Kunstwerk ineinander, eine Art Enzyklopädie nordafrikanischer Handwerkskünste, die sich nur hier, nur so hautnah erleben lässt. 500 Handwerker haben zeitweise gleichzeitig daran gearbeitet: an der Koranschule, dem Hamam, komplett aus Tadelakt, dem antiken marokkanischem Kalkputz, der Bibliothek, einem Archiv, den (Tee-)Salons, Innenhöfen, surrealen Deckengewölben aus dreidimensionalen, ineinandergeschichteten Mini-Ornamenten, surreal, schmalen, höhlenartigen Fluren wie Gassen der Medina. Mystische Dunkelheit, in der man schnell die Orientierung verliert, die meisten Räume haben keinerlei Fenster – ein Labyrinth, angefüllt mit Kostbarkeiten längst vergangener und verdrängter Berber-Kultur. Wir erreichen zwei Laboratorien, die sich gegenüberliegen, unweigerlich halluziniert man in Goldschwaden gehüllte Alchemisten – und ist fassungslos angesichts der Exzellenz, der Perfektion – überreich und zugleich ohne jeglichen Protz, von erhabener Strenge. Wie alles, was Serge Lutens entwirft und gestaltet. Ein Abbild seiner selbst. „Alles ist eine Verdoppelung“, nennt er es. Greifbar wird sein Leitmotiv, als er von seiner Jugend erzählt. 1942 als unehelicher Sohn in Lille geboren, wächst er zwischen zwei Familien auf und will im Nachkriegsfrankreich Schauspieler werden. „Ich habe eigentlich immer geschauspielert, ich hatte bestimmte Gesten, es waren die von Greta Garbo, von Lauren Bacall, die schaute ich mir ab. Ich wusste gar nicht, was natürlich ist. Habe immer versucht, jemand anderes zu sein.“ Doch der Vater steckt ihn in einen Friseursalon in Lille. Fürchterlich sei es dort gewesen. Über Jahre habe er nichts lernen dürfen. Bis ihm eines Tages befohlen wurde: Serge, frisiere das Mädchen dort! Einfach so. „Ein sehr trauriges Mädchen, es wirkte irgendwie gebrochen. Ich sehe es im Spiegel, und dann war es so, als würden wir uns doppeln, als würden wir uns ineinander hineinversetzen.“ Mit den Kino-Bildern im Kopf greift der Lehrling zur Schere. Es habe ihn überwältigt, „Zack, ich höre noch diese nasse Strähne auf den Boden fallen. Und plötzlich war alles andere still, ich weiß es, als wäre es heute. Es war eine unschöne Stille, so voller Kritik, eine böse Stille. Und plötzlich wusste ich oder spürte ich, hier geht es jetzt um mein Leben. Ich nahm die Schere und schnitt die zweite Strähne ab, noch heftiger.“ Er habe mutig sein müssen, zugerichtet, wie er gewesen sei, nach seiner Kindheit. Schüchtern, sehr in sich gekehrt, und um das zu überwinden, müsse man sich selbst Gewalt antun. Aus sich herausgehen. „Die Strähne, das Abschneiden. Es war tatsächlich wie eine Nabelschnur, die durchtrennt war.“ Der Urknall des Künstlers Serge Lutens. „Ein bisschen schizophren. Vielleicht nicht nur ein bisschen“, sagt er jetzt lachend. Was folgt ist Legende: Statt sich den eigenen Salon finanzieren zu lassen, die Kunden ka- Paradiesisch: 500 Handwerker arbeiteten an Haus und Garten von Lutens in Marrakesch, die er Anfang der 70er-Jahre kaufte und nur zum Arbeiten nutzt würden. Es wurde schnell vom Markt genommen. Zu teuer – in jeder Hinsicht. Mit „Féminité du bois“ – zusammen mit Pierre Bourdon entstanden – markiert er 1992 Shiseidos erfolgreichen Einstieg in die Duftwelt. Es folgen „Bois de violette“, „Ambre sultan“, „Iris silver mist“, „La myrrhe“, „Fleurs d’oranger“, „Cuir mauresque“, „Rahät loukoum“. Man müsste sie (fast) alle nennen, denn seine inzwischen mehr als 60 Kunstwerke (die meisten in Symbiose mit dem Parfümeur Christopher Sheldrake komponiert) verändern die Parfümbranche. Essays im Flakon: Der Duft „L’Haleine des Dieux“ entstammt seiner neuesten Linie Section d’Or 91 Einfach rosig Der Trend zu Blüten und Blumen hat sich längst von der Mode- auf die Kosmetikbranche übertragen. Wie schön. Bei Dior widmete Kreativdirektor Make-up Peter Philips daher seinen Frühjahrslook (ja, auch das gibt’s nicht nur in der Mode) den Glowing Gardens. Wer auch etwas von dieser Leuchtkraft eines gerade erblühten Gartens abhaben mag, könnte es mal mit dem Rouge 417 in, klar, „Glowing Pink“ versuchen. Sag’s mit der Rose Der RTL-Bachelor hätte an diesem Parfüm seine helle Freude, überreicht er doch in jeder Sendung der Dame seiner Wahl eine (echte) Rose als Zeichen seiner Zuneigung. Nun, er könnte beim nächsten Mal doch einfach einen Flakon „Rosa“ von Blumarine anreichen. Hätte einen (wohl duftenden) Mehrwert. PSS Die Natur pur Tata wer? Zugegeben, das haben wir uns auch gefragt. Mal wieder ein neuer Stern am Kosmetikhimmel? Ja, das ist sie wohl. Denn Tata Harper, eine Kolumbianerin, die in Vermont lebt, baut auf ihrer Farm die meisten der in ihren Cremes und Sprays (testen Sie unbedingt mal die „Hydrating Floral Essence“ – zum Befeuchten der Haut) verwendeten Zutaten selbst an und füllt sie dann von Hand in Tiegel und Flaschen. 100 Prozent Natur und handmade in USA. Good Job! Über niche-beauty.com SS t Neu! l ing e Nix als Grünzeug Haben Sie einen Kräutergarten hinterm Haus? Dann wissen Sie ja, wie gut das Grünzeug duften kann. Für diejenigen, die mehr von dem Potpourri möchten, empfiehlt sich die „The Herb Garden“-Kollektion von Jo Malone. Das ist eine limitierte Duftreihe und bedeutet: Sie könnten sich etwa mit Petersilie & Tomate, Lavendel & Koriander oder auch Fenchel & Karotte (Favorit) einduften. Macht süchtig! Gute Nacht, Schönheit! Sieht zwar wenig blumig aus, dieser schwarze Tiegel, aber in seinem Innern verbirgt sich viiiieeeel Blume. Und zwar die Wirkstoffe der Wunderblume (lat. Mirabilis jalapa). Diese öffnet sich nur in der Dämmerung und verschließt sich am Tag. Was das für unsere Haut bedeuten mag, wenn man die „Dream Night Mask“ von Kenzoki benutzt? Nun ja ... auftragen, über Nacht einwirken lassen und am Morgen wundern. Im frischen Gewand 92 Seit 30 Jahren zählt die „Crème Jeunesse des Mains“ von Clarins zu den Bestsellern des französischen Familienunternehmens. Angeblich wandert weltweit alle 30 Sekunden eine ihrer Handcremes über den Ladentisch. In jedem Fall gibt es rechtzeitig zum astronomischen Frühlingsbeginn (heute!) eine limitierte Mini-Kollektion der Creme – und zwar in drei neuen Duftrichtungen: Orangenblätter, Weißer Tee und – Favorit der Redaktion – Feige! Am besten probieren Sie alle drei. Kenner unter Ihnen werden wissen, dass im französischen Giverny der Garten von Claude Monet liegt. Dieser soll Aerin Lauder, Enkelin von Estée, zu ihrem neuesten Duft „Waterlily Sun“ inspiriert haben. Er will in „eine friedvolle, grüne Oase“ entführen. Funktioniert am besten unter der Dusche mit dem passenden Duschgel. Gibt’s bei Breuninger in Stuttgart oder im Berliner KaDeWe. ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER Garten-Dusche Schönheit verbindet die Welt Schönheit ist essentiell. Wie das Wasser und die Luft. Vom ersten Erblühen bis zur Ewigkeit. Wir atmen Schönheit. Sie schenkt uns Sicherheit und macht die Welt zu einem besseren Ort. Sie verbindet und vereint uns. Sie fließt von Herz zu Herz. Doki-Doki Bewahre die Schönheit. Verleihe deiner Haut die Stärke, die sie braucht. Ultimune Power Infusing Concentrate man jemanden, der das Metier beherrscht. Das tue ich und deshalb bin ich überzeugt von meiner Kreation. Trotzdem musste ich einiges lernen, ich musste Hermès lernen, indem ich es von innen heraus lebe, die Texturen erfahren, die Geschichten ... Das machen Sie wie? Ich kreiere an zwei Orten: in Cabris in Südfrankreich, wo Jean-Claude lebt, und in meinem Labor in Pantin bei Paris. Dort ist das gesamte Kreativhandwerk von Hermès versammelt. Ich fühle mich dort sehr wohl zwischen all der Handwerkskunst. HERMES Wie hat Jean-Claude Ihre Arbeit beeinflusst? Jean-Claude hat mich nicht wie ein Lehrer unterwiesen, sondern war und ist mein Berater. Er hat mich jedoch gelehrt, frei in meiner Arbeit zu sein, mich ermuntert: „Sei mutig!“ Deshalb verzichte ich bei meiner Arbeit auf Marketingstrategien oder Umfragen. Seine Laufbahn war schon vor seiner Zeit bei Hermès beeindruckend, seine Karriere dort dann großartig. Er hat immer seinen Stil bewahrt, jedoch hat er den Geist von Hermès aufgesogen. Das möchte ich auch. M adame Nagel, Sie sagen, es sei schwieriger, ein Eau de Cologne zu entwickeln als ein Parfüm. Warum? Ein Cologne ist eine Stilaufgabe, diese Einfachheit verlangt Können. Die wenigen Zutaten wollen wohlüberlegt sein, mit Feingefühl ausgesucht. Ich glaube, dass ein Parfüm Vergnügen verbreiten soll, und das kann ein Cologne besser. Man kann viel Freude, Spontanität und Farbe hineinbringen, wie man auch am roten Flakon erkennen kann. Weshalb wählten Sie für Ihren ersten HermèsDuft ausgerechnet Rhabarber? Weil ich Rhabarber liebe! Nein, im Ernst. Als man mich beauftragte, ein Cologne zu entwickeln, habe ich mir die Frage gestellt, was es werden könne. Es gibt ja bereits eine schöne Kollektion, die Jean-Claude Ellena kreiert hat, und was sollte ich dem Neues hinzufügen? Abseits von Zutaten wie Zitrus- und Bergamottenoten, den eigentlichen Hauptbestandteilen eines Cologne, damit es frisch duftet. Denn das ist ja das Charakteristische. Ich wollte aber durch etwas Neues Frische erzielen. Und so kam ich schnell auf Rhabarber. Wie das? In meinem Garten in der Schweiz gab es viel davon. Mich interessierte seine grüne Facette. Wobei sich grün nicht auf die Farbe bezieht, sondern auf den herben, frischen Geruch. Ich wollte das Gefühl nachempfinden, das ich beim Pflücken einer Rhabarber-Stange erlebe, die Explosion spritziger Duftnoten. 94 Hatten Sie Vorgaben seitens Hermès? Nein. Nach Jean-Claude bin ich wohl weltweit die einzige Parfümeurin, die freie Hand hat. Mein „Eau de rhubarbe écarlate“ habe ich erst vorgestellt, als es fertig war. Und zwar nur Pierre-Alexis Dumas, unserem künstlerischen PARFÜM DuftExplosion Alles neu bei Hermès. Nach zwölf Jahren übergab Hausparfümeur Jean-Claude Ellena Anfang des Jahres das Zepter an Christine Nagel. In Paris stellte sie ihr erstes eigenes Parfüm vor: ein Rhabarberduft. Caroline Börger bekam Appetit Leiter, sowie den Hauptverantwortlichen der Parfüm-Sparte. Bedeutet: Ich habe eine Idee, arbeite an dieser, und wenn ich denke, dass sie ausgereift ist, stelle ich sie vor. Und? Wie war die Reaktion? Pierre-Alexis Dumas hat daran gerochen und sagte: „Wow! Das ist genial. Das ist neu. Das bringen wir heraus!” Und ich sagte: „Ja, ja, ja!“ Arbeiteten Sie mit Jean-Claude zusammen? Tatsächlich arbeiteten wir während der vergangenen zwei Jahre Seite an Seite. Wissen Sie, es gibt heutzutage zwei Arten von Parfümeuren. Die, die in Unternehmen tätig sind und viele verschiedene Projekte haben, und dann gibt es uns Hausparfümeure. In Europa gibt es nur sechs dieser Art. Doch alle arbeiteten zuvor für große Duftstoffproduzenten, das ist der klassische Berufsweg. Als Hermès mir die Nachfolge von Jean-Claude antrug, suchte Seit Anfang des Jahres sind Sie auf sich allein gestellt. Flößt Ihnen das Respekt ein? Nun, ich habe viel Respekt vor der Arbeit von Jean-Claude, es steht ein beeindruckendes Erbe hinter mir, das wird Teil meines Fundamentes sein. Aber eingeschüchtert bin ich davon nicht, nein. Es ist, so glaube ich, mein Wunsch, gewagte Duftnoten zu präsentieren, und ich habe das Glück, für ein Haus zu arbeiten, das solche zulässt, ja diese sogar verlangt. Ellena arbeitete sehr reduziert, mit höchstens 20 Zutaten. Wie steht’s mit Ihnen? Ich bin wie er für Einfachheit und Klarheit. Nehmen wir ein Beispiel aus der Schneiderkunst auf: Ein sehr schlichtes Kleid enthält mitunter viele Details, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Das heißt jedoch nicht, dass sie nicht vorhanden sind. Jean-Claude entschied sich, mit 20 Zutaten zu arbeiten. Ich selbst nehme mir die Freiheit, mehr einzusetzen, wenn ich sie benötige. Was ich erreichen will, ist eine schlichte Erscheinung, denn Hermès ist subtile Einfachheit. Wie bei der Herstellung einer Kelly-Bag sind es die Vorgehensweise und die speziellen Details, in denen enorm viel Arbeit steckt. Doch was zählt, ist allein die Erscheinung ... Haben Sie Lieblingszutaten? Moschus taucht immer wieder in Ihren Kreationen auf. Gute Frage. Moschus ist in der Parfümerie allgegenwärtig. Heutzutage als synthetische Variante, denn die Verwendung natürlichen Moschus’ ist verboten. Der synthetische weist jedoch höchst unterschiedliche Facetten auf. Mal duftet er milchig, mal fruchtig, mal hölzern. Seine Arbeit in einem Duft lässt sich kaum in Worte zu fassen. Aber es ist in etwa wie die Kreation des New Look. Als Christian Dior ihn schuf, kreierte er eine Silhouette. Das Typische dieser Silhouette waren eine sehr enge Taille und ein glockiger Rock in Form einer Blume. Moschus ist quasi der Petticoat, der dem Rock Stand gibt. Erst wenn Sie ihn anlegen, haben Sie Stil. Ohne ist der Stil banal und es fehlt ihm an Eleganz. Auch Moschus darf man nicht wahrnehmen, doch er verleiht Ausdruck, eine Sinnlichkeit, die unvergleichlich ist. Und hat nicht gerade die Beschäftigung mit dem nur unterschwellig Wahrnehmbaren seinen Reiz? ANZEIGE KOLLAGEN ZUM TRINKEN DIE BEAUTY-KUR VON INNEN FÜR FRISCHE, JÜNGER AUSSEHENDE HAUT. Fakten Feuchtigkeit, Elastizität und Dichte der Haut sind maßgeblich von ihrem Kollagengehalt beeinflusst. Durch die Einnahme der ELASTEN®-Kollagen-Peptide wird die Kollagenbilanz am ganzen Körper verbessert:* Nach 12-wöchiger Einnahme einer Trinkampulle pro Tag erhöht sich die Hautfeuchtigkeit um 22 %, Falten reduzieren sich um bis zu 32 %! Die Haut wird am ganzen Körper gefestigt. Zusätzlich erhält die Haut wichtige Nährstoffe wie Biotin, Zink, Vitamin C & E. *Bestätigt durch neue klinische Studie: Schlippe G et al. Akt Dermatol 2015 WENIGER FALTEN. MEHR HAUTFEUCHTIGKEIT. Schön sein und sich gut fühlen mit einem gepflegten Äußeren – das wünschen sich viele. Doch hierfür ist nicht nur die Wahl der Kleidung, sondern auch das Aussehen der Haut wichtig. Schließlich ist unsere Haut wie ein maßgeschneidertes Kleid, das ein Leben lang getragen wird und spezielle Pflege benötigt – eine persönliche „HAUT Couture“. Die Kunst einer gehobenen Hautpflege besteht darin, dafür zu sorgen, dass die sensible Körperhülle die gewünschte Ausstrahlung erhält. Dafür benötigt sie eine gezielte und ausreichende Versorgung mit wichtigen Nährstoffen. Gerade ab dem 25. Lebensjahr, wenn sich die Stoffwechselprozesse im Körper verlangsamen, reicht eine pflegende Anwendung von außen nicht mehr aus. Aktuelle Studien zeigen, dass gerade die Pflege von innen für eine gesunde Hautstruktur unentbehrlich ist. Erst recht, wenn UV-Strahlen, Nikotin und Stress ihre Spuren hinterlassen. Sie hemmen die für die Haut wichtige Kollagen-Produktion. Das Gerüst aus kräftigen Kollagenfasern fällt dadurch in sich zusammen: Wasser kann nicht mehr gespeichert werden, die Haut wird trockener, Falten entstehen. Diesem Prozess kann nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mit der Einnahme von Kollagen-Peptiden entgegengewirkt werden. Die gut verträglichen ELASTEN®-Trinkampullen stimulieren die kollagenbildenden Zellen der Haut (Fibroblasten) wieder mehr körpereigenes Kollagen zu produzieren. Das Kollagengerüst der tieferen Hautschichten wird so gezielt regeneriert und wieder aufgebaut, mit spürbaren Ergebnissen: Feuchtigkeit wird vermehrt gespeichert, die Haut wird praller, Linien und Falten werden sichtbar reduziert – für ein feineres und ebenmäßiges Hautbild am ganzen Körper. Weiter Informationen unter www.elasten.de Entdecken Sie Ihre ELASTEN HAUT COUTURE® (28 Trinkampullen) exklusiv in Ihrer Apotheke. Für beste Ergebnisse wird die Einnahme einer 3-Monatskur empfohlen. SONNTAG, 20. MÄRZ 2016 Global Diary ROM Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Einerseits möchte ich mein Glück eifersüchtig für mich behalten, andererseits es freudig und möglichst laut in die Welt hinausposaunen. Es liegt an Rom, dieser komplizierten alten Dame, dass ich mich in ein Bed & Breakfast verliebt habe. Seit Jahren reise ich regelmäßig in die Ewige Stadt, habe dort die Betten gewechselt wie eine launische Liebhaberin, und fühlte mich dementsprechend unbefriedigt. Durchgelegene Matratzen, Schimmel an den Wänden, jede Nacht Party bis drei Uhr morgens im Hinterhof – meine persönliche Beschwerdeliste ist lang, wenn es um römische Hotels geht, die alle jedoch eines ge- 96 meinsam hatten: Sie sahen von außen pittoresk aus und waren überteuert. Ein Schnäppchen ist das Bed & Breakfast „My Navona“ auch nicht, aber das ist völlig in Ordnung, denn hier bekommt man für sein Geld echte römische Gastfreundschaft geboten. Sieben geräumige Zimmer vermietet die Innenarchitektin Alessandra Bruti Liberati in ihrer Privatwohnung, die in einem monumentalen Haus aus dem Jahr 1800 liegt, das der österreichischen Kirche gehört. Alle sind geschmackvoll, aber nicht überladen eingerichtet und mit einem Bad en suite ausgestattet. Diese Art von persönlicher Eleganz findet man in größeren Etablissements eher selten. Der Komfort ist jedoch vergleichbar. Die Hausherrin begrüßt ihre Gäste persönlich und ist großzügig mit Tipps, auf die man sich in diesem touristischen Umfeld verlassen kann. Gemeinsam bespricht man auch das Frühstück, das zur gewünschten Zeit auf einem Servierwagen ins Zimmer geschoben wird. Die einzige Mahlzeit des Tages, für die Italiener sich nicht weiter interessieren, und die sie von daher bestenfalls mittelgut beherrschen – hier ist sie perfekt. Feines Gebäck aus eigener Herstellung, Obst und Eierspeisen werden täglich frisch zubereitet. Wenn man noch mehr Glück hat und in einem Zimmer im Vorderhaus mit Blick auf die Kirche Santa Maria della Pace untergebracht ist, ist man spätestens während des Essens über- Vom Hauptbahnhof ins Domizil im Hotel-Maserati – nicht etwa mit 210 Stundenkilometern, sondern unauffällig dem Stadttempo entsprechend. BülowResidenz und Taschenbergpalais lassen wir für unser „Ladies only“-Weekend dieses Mal links liegen, unser QF Boutique Hotel steht Wange an Wange mit der barocken Frauenkirche. Das Kürzel „QF“ steht für Quartier an der Frauenkirche. Das Gebäude mit der Hauseckenrundung war auch vor dem Facelift stets eine feste Größe, heute zieht das Privathotel mit 5-Sterne-Häusern gleich. Überzeugend das Fehlen von Chichi, Deko-Wahn, bleierner Historie oder gar unbequemen Designexperimenten. Holzmöbel in gedeckten Tönen, die Räume sind großzügig geschnitten und die junge Direktorin Dorit Schaper hat alles im Blick. Trotz Grand Lit in der Parvus Suite ist auf 51 Quadratmetern ausreichend Platz für meine Yogaroutine. Den Samstagmorgen beginnen wir mit einer frühen Teerunde – mit weißen Pfirsichblüten „aus dem Garten der Wang Mu“. Das Frühstück ist weitgehend hausgemacht wird in der schnellen oder gesunden Variante serviert. Alternativ bedient man sich am Buffet. Vor allem das duftende Brot aus der Hausbäckerei hat es mir angetan. Ein frisch zubereiteter Power Drink beflügelt unser Vorhaben, in der Neustadt die neusten Trends aufzuspüren. Unser Augenmerk gilt Designern, die sich aus Hinterhöfen heraus nach oben arbeiten. Dorothea Michalk zum Beispiel hat es längst geschafft. Die Modedesignerin schneidert elegante Haute Couture, mit Ornamenten reich per Hand bestickt. Wer sich der Mode kritischer nähern will, geht in die Ausstellung „Fast Fashion“ im Deutschen Hygiene Museum (noch bis zum 3. Juli). Sofort nach dem Sonntagsbrunch lohnt eine Reise ins nahe Glashütte. Hier werden die Uhren von A. Lange & Söhne gefertigt. Wie man die Zeit zurückdreht, dass wir noch ein wenig länger verweilen können, hat man hier aber leider auch noch nicht herausgefunden. Uta Petersen hat wieder einmal gemerkt, wie herrlich Deutschland sein kann DRESDEN ERINNERN SIE SICH? AN DIE ZEIT, ALS MAN STATT WHATSAPP UND E-MAIL NOCH KARTEN VON FREMDEN ORTEN SCHRIEB? WIR TUN ES NOCH IMMER. ILLUSTRIERT VON TIM DINTER zeugt, dass es doch einen Gott geben muss – und zwar einen, der einem wohlgesonnen ist. Derartig gestärkt stürzt man sich ins Getümmel, oder legt erst einmal eine kleine Pause direkt vor der Haustür ein. Obwohl das „Ma Navona“ unweit des touristischen Durchlauferhitzers Piazza Navona liegt, geht es in dieser Gasse zwar lebendig, aber nicht hysterisch zu. Bei einem Cappuccino könnte man zum Beispiel einem seltenen Spektakel beiwohnen: Echte Römer bei der Verrichtung ihres Tagwerks beobachten. Aber auch alle anderen Sehenswürdigkeiten sind von hier aus bequem zu Fuß zu erreichen. Alessandra Bruti Liberati freut sich jedes Mal aufs Neue, wenn die Gäste sich zum Abschied überschwänglich bei ihr bedanken: „Sie haben Glück mit mir zu leben“, sagt sie verschmitzt und es klingt kein bisschen eingebildet. Wie zum Beweis drückt sie einem noch eine Papiertüte in die Hand. Darin befinden sich eine Flasche Wasser und ein kleines Präsent, selbst gemachte Aprikosenmarmelade oder Pralinen beispielsweise. Das Arrivederci wird einem hier nicht leicht gemacht und die meisten Gäste kommen wieder. Deshalb ist es oft ziemlich schwierig, ein Zimmer spontan zu ergattern. Als Trost bleibt dann nur: Die Hausherrin plant demnächst, ihr Angebot zu erweitern. Heike Blümner wäre gerne nach Diktat verreist. Raten Sie mal, wohin? BASEL Je öfter ich von zu Hause fort bin, desto mehr sehne ich mich in der Fremde nach einem Ort, der Geborgenheit vermittelt. Gut geführte Grandhotels sind solche Refugien mit weichen Polstern, unaufdringlichen dienstbaren Geistern und kuschligen Zimmern, in denen nicht der Fernseher die Hauptrolle spielt, sondern der Gast. Das „Les Trois Rois“ in Basel ist so ein Haus. 101 Zimmer und trotzdem intim. Vor mir hat hier schon Josephine Baker genächtigt und Thomas Mann, der wegen der Preise gemäkelt haben soll. Auf der Schokoladenseite der Stadt am Rheinknie gelegen, ist das Dreikönigshaus eine der großen Diven der Schweizer Hotellerie. Vom gegenüberliegenden Kleinbasler Ufer aus sieht das Haus wie die gestärkte Piquébrust eines feinen Frackhemdes aus. 1681 als sogenannte Herrenherberge gegründet und 1844 als Grandhotel neu erbaut, verströmt es auch nach Renovierung im 21. Jahrhundert umwerfenden Charme. Lüsterlicht und Vorhangfülle, Friese und Goldfilets an den Wänden, eine filmreife Bar und ein lichtes Foyer, in dem sich zur Teatime vorwiegend Damen in Champagnerlaune um die Etageren mit Törtchen und Sandwiches gruppieren. Wer will, kann abends im Sternerestaurant „Cheval Blanc“ dinieren oder im Herzl-Zimmer wohnen, das nach dem einstigen Hausgast und geistigen Vater des Staates Israel benannt wurde. In meinem Zimmer hatten die dunkelroten Textiltapeten maurische Motive, an den Wänden hingen echte Kunstwerke. Vom Bett aus schaute ich auf den Fluss. Zwei Schleppkähne schipperten rheinaufwärts, geleitet von einer Eskorte kleiner weißer Möwen. Mein Fernweh hielt sich in Grenzen. Inge Ahrens erliegt gern altem Charme SIZILIANISCHE HEILUNG Ohne Hintertür Spätestens als Susanne Kaloff in die Minibar blickte, war klar: Im „Verdura Resort“ denkt man an alles D er Fahrer fragt auf halber Strecke vom Flughafen Palermo nach Agrigento: „Café, Signora?“ Si, si, auf jeden Fall, denn es könnte im Land mit der höchsten Espressomaschinendichte für längere Zeit der letzte sein. Einen kurzen Schwarzen im Stehen und knapp 40 Minuten später erreicht man das „Verdura Resort“. Im Schneckentempo nähern sich Golfcarts, es wird distinguiert gegrüßt, und das Meer vor Sizilien ist schon zu sehen und zu riechen. Um zu verstehen, was „la verdura“ bedeutet, muss man keine Italienischkenntnisse haben, es reicht ein Blick aus dem Fenster: Das Resort mit etwas mehr als 200 Zimmern gehört zur Rocco-Forte-Hotelgruppe und liegt in einer üppigen Gartenanlage auf einem 230 Hektar großen Grundstück zwischen Olivenhainen, Zitronen- und Orangenbäumen. Das Konzept, das hier verfolgt wird, basiert auf den fünf Säulen von Sebastian Kneipps Lehre: Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance. Jedes einzelne Element führt zu Wohlbefinden, aber nur alle zusammen und in richtiger Kombination können Heilung bewirken. Heilung klingt gut, aber auch ein wenig zu ernsthaft für einen Urlaub unter der Sonne Italiens. Die einzelnen Programme heißen hier also ganz zeitgemäß Anti-Aging, Detox, Fit, Relax oder Slim. Sie sind entweder für drei oder sechs Tage buchbar und bestehen aus verschiedenen Ritualen, aus einem maßgeschneidertem Fitnessplan und unterschiedlichen Diätstilen, die man auch problemlos in den Urlaubsalltag integrieren kann. Wenn man es kann. Sprich: Der Rest der Familie schlemmt munter, während man dennoch zusammen am Tisch sitzt und die Ferien gemeinsam verbringt. Und gibt es zur Not nicht noch das Hintertürchen Minibar? Mit Chips, Schokolade und Piccolo? Vergessen Sie es! Grünkohlchips und Kokosnusswasser statt Erdnussflips und Wodka sind hier angesagt. Entscheidet man sich für eines der Spa-Programme, wird die Minibar resolut geräumt: Kein Alkohol, keine Schokoriegel und auch keine Softdrinks. So kommt man gar nicht in Versuchung, tagsüber einen grünen, zuckerfreien Smoothie im Blick auf die Hotelanlage und in den Spa-Bereich sowie ein Öl aus der neuen Bio-Kosmetiklinie, die von Hotelier-Tochter Irene Forte entwickelt wurde Thalasso Pool zu schlürfen, an der Snack Bar Crudités mit Humus zu verdrücken, unter dem strengen Blick des Personaltrainers zu schwitzen, nur um dann am Abend nach einem glutenfreien Dinner im „Zagara“-Restaurant die Tüte Erdnüsse mit einem Bierchen runterzuspülen. Großer Vorteil dieser erzieherischen Maßnahme: Man kommt morgens tatsächlich besser aus dem Bett, und das ganz ohne Kaffee. Der wird während des Gesundheitsaufent- halts durch Aufgüsse ersetzt, „Infusions“ genannt, in denen etwa Lorbeerblätter, Petersilie oder Basilikum eingelegt werden. Regelmäßig genossen, sorgen sie für einen besseren Säure-Basen Haushalt im Körper als ein Caffè doppio. Das Frühstück startet mit heißem Wasser mit Zitronen, die selbstverständlich aus dem eigenen Garten kommen. Außerdem Safran-Quinoa mit sonnengetrocknetem Tomatenpesto, Oliven und Mandeln. Die Rocco-Forte-Nourish-Menüs sind in Zusammenarbeit mit der bekannten Food-Bloggerin und Autorin von „Get the Glow“, Madeleine Shaw, entstanden. Es dauert nur eine kleine Weile, bis man die anderen Gäste für ihr Marmeladen-Croissant auf dem Teller nicht mehr auf den Mond schießen möchte. Spätestens nach der ersten Gabel des ungewöhnlichen Frühstücks ist man wieder versöhnt. Es schmeckt himmlisch. Alle Programme beginnen und enden mit einer Konsultation beim Fitness-Manager Marcello Mulato. Wer beispielsweise sechs Tage „Fit“ bucht, bekommt fünf Personaltraining-Einheiten, Fitness-Vollpension und Smoothies, zwei SportKompressen und mehrere Anwendungen wie Sportmassagen, zwei revitalisierende Gesichtsbehandlungen, ein Salzpeeling, ein Salzbad und eine Shiatsu-Behandlung im 4000 Quadratmeter großem Spa mit Thalasso-Therapie Pool. Die Produkte gehen nicht nur vom Garten frisch auf den Tisch, sondern neuerdings auch auf die Haut. Denn gerade wurde die neue Spa- und Kosmetikmarke Forte Organics gelauncht, mit deren Produkten seit Januar 2016 in allen Rocco-Forte-Hotels weltweit – von London über Sankt Petersburg bis Berlin – behandelt wird. Irene Forte, eine der beiden Töchter des britischen Hoteliers Sir Rocco Forte, ist Gründerin und gleichzeitig Testimonial für die neue organische Kosmetiklinie. Im Garten auf Sizilien, wo Irene schon in ihrer Kindheit ihre Zeit am liebsten verbrachte, fand die in London lebende 27-Jährige alle Zutaten. Die Bioprodukte sind reich an Ingredienzien wie Lavendel, Rosmarin, Zitrone, oder Oliven- und Mandelöl. Die Basis aller Cremes bildet ein oligomineralisches Wasser mit hohem Magnesiumsulfat-Gehalt, das aus dem sizilianischen Madonie-Naturpark stammt. Die gesamte Palette ist frei von Parabenen, Paraffinen, Allergenen, Farb- und Duftstoffen. Man könnte sie zur Not vermutlich auch verzehren. Aber nach Verzicht hat sich dieser Aufenthalt wirklich nicht angefühlt. 97 BAUPLAN 2 3 5 8 9 6 4 7 10 DIE PUMPS VON DIOR In den Ateliers und Manufakturen dieser Welt werden weiterhin Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen zu Gewöhnliche Pumps sind wahrscheinlich im Schuhschrank jeder Frau zu finden. Der „Dioressence“ gehört eher in die Kategorie „Wow“. Und durch seine Absatzform verleiht er der Trägerin eine aufrechte Silhouette. In der Nähe von Venedig entsteht er in über 100 Fertigungsschritten aus zwölf Einzelstücken. Wir haben das genau beobachtet: 1. Im Schuhdesignatelier von Dior wird zunächst ein Entwurf gezeichnet, in dem die allgemeine Gestalt auf Papier festgehalten und koloriert wird. Er dient als Vorlage für alle weiteren Schritte. 2. Leistenmacher, Absatzmacher und Modellbauer entwickeln eine Grundform aus Holz, die dem Pumps seine charakteristische Gestalt gibt. 3. Der Absatzmacher bearbeitet von Hand ein Kunstharzmodell für die richtige Form. Die Herausforderung: die Synthese von Ästhetik und Gleichgewicht. 4. Der Leistenmacher zeichnet die Proportionen auf das Holzmodell, auf dem später das Leder angepasst wird. 5. Im Lager wählt der Schuhmacher aus den Rohstoffen das passende Leder. 6. Im ersten Produktionsschritt werden die verschiedenen Lederteile zugeschnitten. Hier das Schaftstück, das die obere Partie des Pumps bildet. 7. Im Anschluss folgt die Entoilage, die Bespannung mit dem weißen Stoff, der als Basis auf das Leder gebracht wird und die Formgebung des Pumps stützt. Dann werden die zwölf vorgefertigten Stücke von Hand zusammengesetzt. Der Schaft wird ausgerichtet und zusammengenäht. 8. Der Schuhmacher positioniert die Sohle erst mit der Hand, dann wird sie von einer Maschine an den Schuh gepresst. 9. Nun bekommt der Absatz seine Ummantelung. Das Leder wird mit Klebstoff bestrichen und per Hand auf die Oberfläche geklebt. Was übersteht, wird abgeschnitten. 10. Eine zusätzliche Metallspitze im Absatz wird mit Nägeln fixiert. So bekommt der Schuh genügend Stabilität. Übrigens: Schon Christian Dior wusste: „Ein Hauch Farbe kann Ihr ganzes Auftreten verändern.“ Beim „Dioressence“ haben Sie die Wahl – es gibt unzählige Varianten. POL BARIL 1 MEINE LIEBE GEHÖRT DIR TOM BECK A I G N E R PA R F U M S . C O M Diese Anzeige erscheint nur in der Printausgabe