Heft 2 - Sauerländer Heimatbund

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Heft 2 - Sauerländer Heimatbund
Sauerland
Z eitschrift
des
S a u e r l ä n d e r H e i m at b u n d e s
Juni
2 0 1 3 / 2
Frühjahrsgrün und
Radelblau
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14.06.2013
08:54:00 Uhr
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Farbe bekennen mit becker-druck.de
P R I N T · D I G I TA L · P U B L I S H I N G
S auerland 2/2013
55
Sauerland
Nr. 2/Juni 2013 • Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes
Aus dem Inhalt
Jubiläum am Möhnesee –
Wir feiern mit
Die Gemeinde Möhnesee und der Sauerländer Heimatbund laden herzlich
ein zur
Mitgliederversammlung
des Sauerländer Heimatbundes
für das kurkölnische Sauerland
Geschichte
Fritz Cremer – der in Arnsberg
geborene Künstler war der
berühmstete Bildhauer
der DDR
71
Bahnbrecher des Heimatgedankens
Erinnerungen an
Dr. Heinrich Biesenbach
78
Wilddieberei – Krieg im Wald
81
Sprache und Literatur
am 31. August 2013, 10.00 Uhr,
in die Möhneseehalle in Körbecke
Am Silvestertag des Jahres 1912 begann der Einstau der neuen Talsperre
im Möhnetal, die im Sommer 1913 feierlich eingeweiht wurde.
100 Jahre später feiern das monumentale Bauwerk der Staumauer und der
Möhnesee Geburtstag. Unter großem Zuspruch haben die Heimatfreunde
aus Möhnesee in Themenabenden auf das Ereignis in einer Vortragsreihe
vorbereitet. Ein bunter Reigen von Veranstaltungen, Projekten und Aktionen setzt im Jubiläumsjahr Höhepunkte, die sich sehen lassen können. Alles in einer gelungenen Kombination von bürgerschaftlichem Engagement
im Ehrenamt, von professionellen Unterstützern und Sponsoren.
Das gilt es zu unterstützen und anzuerkennen mit der Teilnahme an der
Mitgliederversammlung.
„Die Kunst zu Leben –
Literatur und Musik“
80
Religion und Glaube
Gesprächsverweigerung68
Leserbriefe68
Heimat · Kultur
Der Möhnesee –
natürlich im Sauerland
56
Gemeinde Möhnesee –
leben und arbeiten,
wo andere Urlaub machen
61
700 Jahrfeier in Albaum
mit Meilertagen
64
Der Heimatverein Möhnesee e. V. hat vier interessante Exkursionen für
den Nachmittag organisiert:
Freigrafschaftsjahr 2013 belebt
gemeinsame Geschichte
von 8 Dörfern
66
Einladung zum Workshop
74
Das LIFE Projekt
Bergwiesen bei Winterberg
75
Engelbert Ahmer, ein Orgelbauer
in Letmathe
82
Das Referat zum Thema „Lebensgrundlage Wasser“ ist angefragt.
Zum Mittagessen lädt die Sparkasse Soest ein.
1. Drüggelter Kapelle – Seerundfahrt mit dem Bus
2. Staumauer mit Stollenbesichtigung – Ausgleichsweiher –
Landschaftsinformationszentrum LIZ
3. Möhnesee – Arnsberger Wald – Natur und Tierwelt
4. Landschaftskundliche Schifffahrt
Um 17.00 Uhr wird in der St. Pankratius-Kirche ein ökumenischer Gottesdienst mit plattdeutschen Texten zelebriert.
Ihr
Herzlich willkommen am Möhnesee!
Elmar Reuter
Vorsitzender, Sauerländer Heimatbund
Rezensionen · Personalien
Bücher -– Schrifttum
84
Personalien90
Hans Dicke
Bürgermeister, Gemeinde Möhnesee
Unser Titelbild
zeigt die Staumauer der
Möhnetalsperre
56
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D
er am 3. September 1921 in Wennemen bei Meschede gegründete
Sauerländer Heimatbund veranstaltet seine diesjährige Mitgliederversammlung erstmals in seiner Geschichte in der
Gemeinde Möhnesee. Äußerer Anlass
dazu ist das 100-jährige Bestehen der
Möhnetalsperre. Neben den Jubiläumsfeierlichkeiten (bestehend aus den verschiedensten Aktivitäten rund um und auf dem
See sowie an der Sperrmauer), die sich in
Der
Möhnesee –
natürlich
im Sauerland!
von Martin Moers*
Das kurkölnische Sauerland
dem Zeitraum vom 13. April bis zum eigentlichen Geburtstag, dem 12. Juli 2013
erstrecken, findet diese Mitgliederversammlung am Samstag, dem 31. August
2013 in der Möhneseehalle im Zentralort
Körbecke statt.
dieser Werbeslogan der Touristik GmbH
Möhnesee ausdrücken möchte? Und womit
ist unter historischen Aspekten begründet,
dass der Sauerländer Heimatbund als Tagungsort seiner Mitgliederversammlung das
„Westfälische Meer“ aufsucht?
„Der Möhnesee – natürlich im Sauerland“. Ist dem wirklich so? Ist es richtig, was
Das Sauerland ist eine Mittelgebirgsregion im Süden Westfalens. Es umfasst den
nordöstlichen Teil des rheinischen Schiefergebirges. Eine exakte Grenzdefinition
ist allerdings kaum möglich, da die Region
Sauerland auf kein historisches Territorium
zurückgeht. Im Kern besteht dieses Gebiet
aus dem südlich der Möhne gelegenen
ursprünglichen Teil des überwiegend katholisch geprägten Herzogtums Westfalen
– (Kur)Kölnisches Sauerland – sowie dem
Luftbild vom Überlauf der Möhnetalsperre im Sommer 2007
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evangelisch geprägten Teil der Grafschaft
Mark.
Wenn man aber eine Grenzziehung
vornehmen möchte, so folgt diese im Wes­
ten, Osten und Süden überwiegend historischen Grenzen, auf die an dieser Stelle
nicht näher eingegangen werden kann.
Im Norden wird gerne ein Wechsel im
Landschaftsbild herangezogen, welches in
diesem Fall geprägt wird durch den in OstWest-Richtung verlaufenden Haarstrang.
Und nach dieser Definition ist auch der
südlich des Haarstranges gelegene Teil der
Gemeinde Möhnesee in die Region Sauerland eingebunden.
Das bereits erwähnte Herzogtum Westfalen erfuhr im Jahre 1368 eine Vergrößerung und damit für das Möhnetal entscheidende Veränderung, als die bis dahin nicht
zum Herzogtum Westfalen gehörende selbständige Grafschaft Arnsberg durch den
kinderlosen Grafen Gottfried IV. von Arnsberg an die Kölner Kirche verkauft wurde.
Über den Bestand der Grafschaft gibt die
Verkaufsurkunde ganz genau Auskunft. Es
werden aufgeführt unter Abschnitt „A Nr.
1: Besetzte Burgen mit Städten und einzeln liegende Schlösser, nämlich Arnsberg,
Neheim ...., Nr. 2: Freiheiten: Hustene,
Aldendorpp, Sunderen, ....“ sowie unter
„Punkt 3: Kirchdörfer: Corbeke, Allagen,
Bremen ......“
Auf diese Weise erlangten die südlich
des Haarstranges gelegenen Kirchdörfer
Corbeke (Körbecke) sowie Allagen (eine
Kirche in Allagen wurde bereits um 1144
und in Körbecke um 1150 bekundet) mit
den dazugehörenden Orten und Bauernschaften ihre Zugehörigkeit zum Herzog-
Drüggelter Kapelle
Blühendes Rapsfeld mit Bismarkturm
tum Westfalen und kamen gleichzeitig unter Kurkölnische Verwaltung.
Nur drei Jahre nach dem Verkauf der
Grafschaft, im Jahre 1371, verstarb Graf
Gottfried IV. von Arnsberg. Sein Grabmal
ist das einzige eines weltlichen Fürsten,
welches sich im Kölner Dom befindet.
Die Gemeinde Möhnesee – historisch
tief verwurzelt im Sauerland, dem Kurkölnischen Sauerland sowie im Herzogtum
Westfalen und somit die ideale Gastgeberin der Mitgliederversammlung im Jubiläumsjahr der Möhnetalsperre!
In diesem Jubiläumsjahr gilt es, sich
zwei Ereignisse in Erinnerung zu rufen:
100 Jahre Möhnetalsperre (1913 –
2013) sowie 70 Jahre Zerstörung der
Staumauer (geschehen am 17. Mai 1943).
Dazu ein Blick in die Historie:
Zur Anreicherung des Niedrigwassers der Ruhr und somit zur stets ausreichenden Wasserversorgung der Industrie sowie der wachsenden Städte
im Ruhrgebiet legte der am 15. April
1899 in Essen gegründete Ruhrtalsperrenverein (RTV) in den Jahren 1908 bis
1912 die Möhnetalsperre an. Ab dem
1. Januar 1913 begann der Aufstau des
bei Brilon entspringenden Möhneflusses
sowie der aus dem Arnsberger Wald
zufließenden Heve. Am 12. Juli des
selben Jahres erfolgte die offizielle Ein-
Die Kanzelbrücke am Möhneeinlauf in den See bei Völlinghausen
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weihung. Um dieses Projekt mit einem
Gesamtkostenaufwand von damals ca.
24 Mio. Mark zu realisieren, mussten
140 Häuser und Gehöfte auf rund 12
qkm Grundfläche mit 700 Menschen
aus den Dörfern Kettlersteich, Neuhaus
a. d. Möhne, Drüggelte, Delecke, Körbecke, Stockum und Wamel den aufsteigenden Fluten weichen.
Neben dem eigentlichen Zweck der
Wasserversorgung des Ruhrgebietes wurde die Einnahmequelle „Fremdenverkehr“
sehr schnell erkannt. Bereits in den 20er
Jahren des vergangenen Jahrhunderts
lockte der neue Stausee Gäste aus Nah
und Fern in das westliche Möhnetal.
Die Möhnestaumauer nach der Bombardierung
Die Westfälische Landeseisenbahn
(WLE) transportierte die Erholungssuchenden aus dem Ruhrgebiet nicht nur bis zum
Bahnhof in Wamel (die Bahnlinie SoestBelecke war bereits seit dem 1. Dezember
1899 in Betrieb), sondern zeigte sich auch
als Investor weitsichtig und baute im Jahre
1932 unterhalb des Bahnhofsgeländes ein
Strandbad sowie in unmittelbarer Nachbarschaft im Jahre 1937 als Gästehaus den
„Strandhof“. Der Fremdenverkehr an der
Möhnetalsperre entwickelte sich von nun
an „explosionsartig“, bis er in den Kriegsjahren des Zweiten Weltkrieges einbrach
und sich seit den 50-er Jahren zu dem entwickelte, was wir heute täglich erleben: Ein
Freizeitparadies für Wassersportler und
Naturfreunde ist entstanden mit einem attraktiven Freizeitangebot rund um und auf
dem See für Jung und Alt.
Die dunkelste Stunde ihrer 100-jährigen Geschichte erlebte die Talsperre vor
nunmehr siebzig Jahren. In den Wirren des
Zweiten Weltkrieges flogen in der Nacht
zum 17. Mai 1943 britische Jagdbomber
einen Angriff gegen die Möhnestaumauer mit dem Ziel, die Wasserversorgung
des Ruhrgebietes und somit die davon
abhängige Stahlindustrie mit ihren Waffenschmieden nachhaltig zu zerstören. Sie
bombardierten ihr Ziel mit zweifelhaftem
„Erfolg“. Durch die Zerstörung der Staumauer entstand zwischen den beiden
auf der Mauer befindlichen Türmen eine
Bresche von ca. 77 Meter Breite und 22
Meter Tiefe. Innerhalb weniger Stunden
ergossen sich (der Möhnesee hatte zu dem
Zeitpunkt fast Vollstau) ca. 110 Mio. Kubikmeter Wasser in das westliche Möhnetal.
Die Wasserflut brachte unermessliches
Leid, Tod und Zerstörung. Eine bis zu 6
Meter hohe Flutwelle ergoss sich durch
das Möhne- und das Ruhrtal. Schäden
Zerstörte Bahngleise der Ruhr-Lippe-Kleinbahn zwischen Niederense und Günne
Zerstörte Häuser und Bahnhof in Niederense
Fotos: Archiv der Gemeinde Möhnesee
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Das Geburtstagskind heute:
Die Gesamtlänge von Ost nach West
beträgt 12 km bei einer Uferlänge von ca.
40 km, die Staumauer hat eine Kronenlänge von 650 Meter bei einer Höhe von
40,30 Meter und der größten Stärke von
34,20 Meter – 432 qkm Niederschlagsgebiet und ein mittlerer jährlicher Zufluss
von rund 190 Mio. qbm sorgen für einen
maximalen Stauinhalt von 135 Mio qbm.
Wasser.
Die Fähre, die nach der Brückenzerstörung 1945 die Verbindung zwische Körbecke
und dem Südufer aufrecht erhielt.
Bild zeigt Ausflug der Klasse 7a der Marienschule Soest 1954
Foto: Privat
waren noch festzustellen bis zur Rheinmündung. Nahezu 1500 Menschen verloren ihr Leben. Wohnhäuser, Straßen,
Brücken, Eisenbahnlinien, Wasserwerke
sowie Fabriken – alles wurde zerstört oder
zumindest schwer beschädigt. Auf etlichen
Bauernhöfen verendeten die Tiere, deren
Kadaver in dem zerstörten Ruhrtal weit
verstreut zu finden waren.
Mit einer enormen Energieleistung und
in Rekordzeit wurde die Staumauer nach
Originalplänen durch Maurer aus Deutschland, aber auch von rund 1000 Zwangsarbeitern aus Holland, Belgien, Frankreich,
Italien sowie Kroatien in Tag- und Nachtschichten wieder aufgebaut und konnte
bereits am 1. Oktober 1943 erneut ihrer
Bestimmung übergeben werden.
Im Einzugsgebiet der Ruhr ist die Möhnetalsperre mit diesem Stauinhalt nach
der Bigge/Lister (ca. 172 Mio. qbm) die
zweitgrößte, aber bei Vollstau mit 1037
ha die flächenmäßig größte Talsperre.
Das wiederum ist ein großer Vorteil für
den Wassersport. Der See liegt landschaftlich reizvoll am nördlichen Rand
des Naturparks „Arnsberger Wald“ und
wird im Norden begrenzt durch den in
Ost-West-Richtung verlaufenden Höhenzug des Haarstranges. Unmittelbar am
Südufer des Sees beginnen die Berge des
Arnsberger Waldes.
Aufgrund der günstigen Lage des
Möhnesee‘s ist dieser auch als das größte Rastgebiet und Winterquartier für
Wasservögel in Westfalen europaweit
bekannt.
Bootssteg am Südufer des Wameler Beckens mit Blick auf den Stockumer Damm und Körbecke im Hintergrund
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dieses Projekt verhindert werden. Niemand der jetzt Verantwortung tragenden
im Rat und Verwaltung würde dieser Verkehrsplanung heute noch zustimmen. Im
Gegenteil: Die Bundesstraße 516 (B 516)
ist seit 1993 auf den nördlich des Möhnetals verlaufenden Höhenzug des Haarstrangs verlegt worden. Damit wurde der
Durchgangs- und Schwerlastverkehr vom
unmittelbaren Seeufer „entsorgt“. Rund
um den See neu angelegte Rad- und Fußwege werden heute von den Anwohnern
und Gästen dankbar angenommen.
Aber nicht nur für Erholungssuchende,
Naturfreunde oder den sportlich orientierten Zeitgenossen sind der See und seine Umgebung ein lohnendes Ziel. Auch an
die Natur ist gedacht: Die drei Naturschutzgebiete „Möhneaue“ (im Mündungsbereich
des Flusses in den See an der Kanzelbrücke bei Völlinghausen), „Hevearm“ (westlich des Hevedammes bis zur Bojenkette)
sowie „Hevesee“ (das östlich des Hevedammes gelegene Vorstaubecken) bieten
Flora und Fauna wertvolle Rückzugsgebiete in unserer überwiegend von und für
den Menschen beanspruchten sowie vereinnahmten Landschaft.
Der Möhnesee lebt heute im Spannungsfeld zwischen Tagestourismus (bei
schönem Wetter auch mit den einhergehenden negativen Auswirkungen des Massentourismus) sowie dem Ruhebedürfnis
der Erholung suchenden Langzeitbesucher.
Auch viele Anwohner des Möhnesee‘s stehen dem Massentourismus mit den begleitenden verkehrsbedingten Problemen eher
skeptisch gegenüber. Damit aber der Möhnesee und seine umgebende Natur auch
zukünftig ein beliebtes Ziel von Naturfreunden sowie dem den sanften Tourismus suchenden Gast, aber auch den Einwohnern
ein angenehmes Wohnumfeld bleibt, dafür
sorgt u. a. auch der seit dem 12. Juli 1974
bestehende Heimatverein Möhnesee, wel-
cher gemeinsam mit der Gemeinde Möhnesee die diesjährige Mitgliederversammlung des Sauerländer Heimatbundes am
„Westfälischen Meer“ ausrichtet.
Dem in den 1970-er Jahren vorherrschenden Zeitgeist „Freie Fahrt dem freien Bürger“ entsprechend wurde von den
damals Verantwortlichen im Rat und Verwaltung ein geradliniger Ausbau der damaligen B 516 (Möhnestraße) am nördlichen
Seeufer massiv befürwortet. In einer aus
heutiger Sicht unverantwortlichen Breite
sollte der Durchgangs- und Schwerlastverkehr über eine Möhnestraße „sausen“, die
von Delecke bis Wamel – über neue Brücken und überbauter Buchten – zu einer
Rennstrecke zu werden drohte.
Durch massiven Protest vieler Heimatfreunde (was letztlich zur Gründung des
Heimatvereins Möhnesee führte) sowie
weiterer engagierter BürgerInnen konnte
Zweck und Aufgabe des Heimatvereins
Möhnesee e. V. ist heute die Erhaltung des
vorhandenen Kulturgutes in der Gemeinde Möhnesee sowie dessen Förderung
und Mehrung. Er versucht außerdem, die
traditionellen Aufgaben der Heimatpflege
mit den Aufgaben des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden. Mit seinen über
700 Mitgliedern ist er breit aufgestellt. Neben Arbeitskreisen wie z. B. Archiv/Heimatkundliche Sammlung, Bildstöcke und
Wegekreuze, Bismarckturm, Drüggelter
Konzerte, Exkursionen, Familienchronik,
Gartenfreunde, Geschichte und Brauchtum, Künstlerbesuchen, Plattdeutschen
Runden sowie einer stets aktiven Wandergruppe befasst er sich auch mit den unterschiedlichsten heimatkundlichen Themen
historischer Art. Allerdings ist er auch stets
auf die Gegenwart fokussiert, soweit es die
Belange der Natur am Möhnesee sowie
des Seeumfeldes am Haarstrang und des
südlich angrenzenden Naturparks Arnsberger Wald betrifft. Er versteht sich als
stets wachsamer und selbstverständlich
konstruktiver Begleiter der Gemeindepolitik, damit es entsprechend einem jüngeren
Werbeslogan der lokalen Tourismusbranche – bezogen auf den Möhnesee – auch
zukünftig heißen darf: „Der Wohlfühlsee –
natürlich im Sauerland“.
Quellen:
- Geschichte Arnsbergs von Karl Fèaux de Lacroix
- Kurfürst – Adel – Bürger / Das Kurkölnische Herzogtum Westfalen 1180-1803
Ausstellung v. 25. 10. 2009 – 28. 2. 2010 in Arnsberg (Sauerland-Museum)
- Heimatpflege im Kreis Soest / Nr. 4 – Frühjahr 2003
* Ortsheimatpfleger Völlinghausen (Möhne)
Besuchen Sie uns im Internet
www.sauerlaender-heimatbund.de
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W
o liegt denn eigentlich die Gemeinde Möhnesee? Liegt sie im
Sauerland, in der Hellwegregion,
in der Soester Börde oder in Südwestfalen?
Alles ist richtig und das macht es schwer,
den Schwerpunkt zu definieren. Zweifellos
sind und bleiben wir eine Gemeinde im
Kreis Soest, aber zwischenzeitlich hat sich
in den letzten Jahren durchaus bei den allermeisten Einwohnern das Gefühl durchgesetzt, dass wir eben auch Sauerländer
sind.
Gemeinde
Möhnesee –
leben und
arbeiten,
wo andere
Urlaub machen!
Möhnesee
im Sauerland?
von Hans Dicke; Bürgermeister
Mit 123 km2 und 14 Ortsteilen ist die
Möhnesee eine typische Flächengemeinde. Fast die Hälfte der Gemeindefläche
besteht aus Wald und Wasser.
Beim Blick auf die Gemeinde Möhnesee
aus der Luft, erkennt man eine Vierteilung der Gemeinde. Im Norden aus der
Soester Börde ansteigend bis zum Kamm
des Haarstranges ist die Gemeinde von
kleineren Ortschaften, Gehöften, weiten
Ackerflächen und kleineren Waldflächen
geprägt. Im Frühsommer wird dieser Landstrich vom strahlend kräftigen Gelb des
hier viel angebauten Rapses eindrucksvoll
dominiert. Es folgt dann vom Haarstrang
nach Süden wieder abfallend zum See das
Band mit den größeren Ortsteilen der Gemeinde Möhnesee, dazwischen aber auch
wieder Acker- und Waldflächen. Alsdann
zieht sich die Möhnetalsperre mehr als­
10 km von Ost nach West durch die Gemeinde. Südlich an den See bis an die südlichen
Gemeindegrenzen (und noch weit darüber
hinaus) schließt sich der Arnsberger Wald
als eines der größten zusammenhängenden
Waldgebiete Deutschlands (482 km2) an.
Wo aber liegt denn nun der Ort „Möhnesee“? Es gibt keinen Ort Möhnesee und
das ist darauf zurückzuführen, dass unsere
bei uns die demographische Entwicklung
dem allgemeinen Trend, die Einwohnerzahl der Gemeinde Möhnesee ist derzeit
leicht rückläufig. Wir müssen also Anstrengungen unternehmen, um unsere Bürger
hier zu halten und darüber hinaus mehr
neue Einwohner als bisher zu gewinnen.
Schulen und Kindergärten
Wohn- und Lebensqualität für die Bürger ist uns seit jeher ein Anliegen. Kindergärten und Schulen standen deshalb schon
immer im Fokus der Gemeindeentwicklung. Bereits vor mehr als zwanzig Jahren
war es uns ein Bestreben, jedem Kind ab
drei Jahren einen Kindergartenplatz anbieten zu können. Heute können wir mit Stolz
sagen, dass in unserer Gemeinde – unabhängig vom Rechtsanspruch – alle Kinder
ab dem ersten Lebensjahr einen Betreuungsplatz erhalten.
Gemeinde wie viele andere auch erst 1969
im Rahmen der kommunalen Neuordnung
entstanden ist.
Bevölkerungsentwicklung
Die Gemeinde Möhnesee hat aktuell
etwa 11 500 Einwohner. Noch bis vor
wenigen Jahren konnten wir stolz darauf
sein, dass trotz der bundes- und landesweiten negativen Bevölkerungsprognosen
für unsere Gemeinde ein leichter Bevölkerungsanstieg vorhergesagt wurde. Zurückzuführen ist der Bevölkerungsanstieg im
letzten Jahrzehnt auf einen sehr hohen Zuzug von Familien, aber auch älteren Menschen, die Möhnesee aufgrund seiner landschaftlichen Reize und zugleich zentralen
Lage bevorzugen. Leider folgt nun auch
Als Flächengemeinde erfordert der
Grundsatz „kurze Beine, kurze Wege“ die
Vorhaltung von drei Grundschulen im Gemeindegebiet. Die Möhnesee-Hauptschule
in Körbecke war 2007 die beste Hauptschule in Nordrhein-Westfalen und 2008
die beste Hauptschule Deutschlands.
Viele Preise und Auszeichnungen hat die
Möhnesee-Schule für ihr innovatives Engagement im Bereich Stärkung der Schülerkompetenzen erhalten. 2009 wurde die
Hauptschule um einen Realschulzweig erweitert und wird seitdem als Verbundschule geführt.
Gewerbe
Die Gemeinde Möhnesee ist kein klassischer Gewerbestandort schlechthin. Es
existieren einige größere Betriebe mit ei-
Luftbild Möhnesee
© Touristik GmbH Möhnesee
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ner hohen Anzahl von Beschäftigten und
Weltruf. Hauptsächlich vertreten sind jedoch inhabergeführte mittelständische Betriebe. Dies hat zur Folge, dass die Einnahmen aus der Gewerbesteuer nicht so hoch
sind, wie in manchen vergleichbar großen
Kommunen, andererseits sind die hiesigen
Betriebe nicht so konjunktur- und krisenanfällig wie manche andere Bereiche. Die
Arbeitslosenquote ist moderat.
Attraktive Freizeitangebote zu jeder
Jahreszeit
Eins vorausgeschickt – alle Freizeitangebote richten sich sowohl an unsere Gäste
als auch an unsere Bürger. Ein attraktives
Freizeitangebot erhöht die Wohn- und Lebensqualität der Bürger ganz erheblich.
Seit vielen Jahren folgen wir der Maxime:
„Mehr Erholungsqualität für Gäste – mehr
Lebensqualität für Bürger“.
MS Möhnesee
Es gibt zuhauf Sehenswürdigkeiten
in unserer Gemeinde – die Sperrmauer, die Pankratius-Kirche Körbecke, die
Drüggelter Kapelle, den Bismarckturm,
Naturschutzgebiete, hübsche Dörfer und
natürlich den See. Daneben gibt es sehr
viele Angebote von verschiedenen Institutionen. Es gibt Führungen und Veranstaltungen unserer Gästebetreuung sowie
des Heimatvereins Möhnesee. Besonders
hervorzuheben ist das LIZ (LandschaftsInformationszentrum) in Günne mit interessanten Ausstellungen, Führungen und
Veranstaltungen. Ein besonderes Ereignis
sind jedes Jahr zu Pfingsten die Drüggelter Kunststückchen, Westfalens kleinstes
Festival mit erlesenen Kammerkonzerten,
Jazz und Weltmusik; Kleinkunst, Gemälden und Skulpturen.
Pokallauf, den Sparkassen-Firmenlauf und
den sog. Lake Run querfeldein über Hindernisse und durch Schlamm.
Der Möhnesee bietet aber auch eine
tolle Kulisse für viele Veranstaltungen im
Umfeld des Sees. Im hundertsten Jubiläumsjahr zeigt sich der Möhnesee jung,
frisch und sportlich wie eh und je. Es gibt
überregional bekannt den Walking Day,
den Möhnesee-Triathlon, den Möhnesee-
Während vor vielen Jahren die klassischen Wassersportarten dominierten, ist
heute erkennbar, dass Wandern und Radfahren zu unseren touristischen Highlights
geworden sind. Das Fahrradfahren ist im
gesamten Sauerland und natürlich am
Möhnesee ein Freizeitvergnügen, das nicht
Wasser, Wandern, Radfahren
Selbstverständlich bietet der See alle
Möglichkeiten neben, auf, im und unter
Wasser. Schon seit jeher gelten die Windverhältnisse am Möhnesee als ideal zum
Segeln. An manchen Wochenenden wird
es „schon mal eng“ auf dem Wasser; für
Besucher sind die bunten aufgeblähten Segel dann natürlich besonders eindrucksvoll.
Zum Schwimmen im selbstverständlich regelmäßig kontrollierten Möhneseewasser
sowie zum sonnen laden Strandbäder und
Badestellen ein. Surfen, paddeln, rudern,
tauchen und natürlich angeln sind weitere
beliebte Freizeitbeschäftigungen.
Regatta auf dem Möhnesee © Touristik GmbH Möhnesee
© Touristik GmbH Möhnesee
nur von Gästen und Erholungssuchenden,
sondern auch von Bürgern gern genossen wird. Der gesamte See kann mit dem
Rad umfahren werden und 6 ausgewiesene Themenrouten laden ein, die Region
kennen zu lernen. Es gibt schon seit Jahrzehnten die Pengel-Anton-Route (Kiepenkerlweg); eine ehemalige Eisenbahntraße
von Soest über Wamel (Möhnesee) nach
Brilon, die sich hoher Beliebtheit erfreut.
Ein Teil dieser Strecke wurde Bestandteil des kürzlich eingeweihten MöhnetalRadweges zwischen Brilon und Neheim.
Hiervon erwarten wir uns natürlich einen
weiteren touristischen Schub.
Das Netz der Rundwanderwege des Naturparks Arnsberger Wald ist schier unendlich. Ob Spazierwege oder ambitionierte
Wandertouren, für jeden ist etwas dabei.
Zauberhaft mystisch und immer anders –
so bewirbt sich die im Jahr 2008 entstandene Sauerland-Waldroute. Von Iserlohn
über Arnsberg und Möhnesee bis hin nach
Marsberg wird auf rund 240 Kilometern
alles geboten, was das Herz eines Wanderers höher schlagen lässt: Wege durch
Urwälder, Bachschwinden und Moore,
grandiose Naturdenkmäler und hoffentlich
bald auch einen tollen Aussichtspunkt mit
einem fabelhaften Panoramablick über
den Möhnesee.
Tourismus – Fluch oder Segen?
Schon immer war der Möhnesee beliebtes Ausflugsziel für Gäste aus der Region aber auch Erholungssuchende aus dem
Ruhrgebiet. Als „Badewanne des Ruhrgebietes“ wurden wir in den Siebziger Jahren
bezeichnet und haben es damals auch sicherlich zunächst gerne gehört. Im Laufe
der Zeit nahm allerdings der motorisierte
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„Liebesschlösser“ an der Staumauer © Touristik GmbH Möhnesee
Individualverkehr zu. An den Wochenenden die Heerscharen von erholungssuchenden Gästen aus dem Ruhrgebiet,
überfüllte Parkplätze, verstopfte Straßen,
blockierte Gehwege und hunderte von
Menschen in den Uferbereichen prägten
an Sommerwochenenden das Bild. Durch
eine Vielzahl von Maßnahmen haben wir
in den letzten 20 Jahren allerdings unsere
Infrastruktur so verändert, dass der Autoverkehr geordnet verläuft, Parkraum zur
Verfügung steht und Fußgänger und Radfahrer auf abgesetzten Wegen den See sicher genießen können.
Fremdenverkehr schafft Arbeitsplätze
und sichert Einkommen. Fremdenverkehr
bringt Fördergelder, die in die Verbesserung der Infrastruktur investiert werden
können. Alle Angebote und Annehmlichkeiten des Fremdenverkehrs (Freizeiteinrichtungen, Radwege) stehen auch den
Bürgern offen. Zweifellos also ist Möhnesee heute eine Fremdenverkehrsgemeinde und bei objektiver Abwägung von
Vor- und Nachteilen ist ein „nachhaltiger
Tourismus“ zweifellos ein Segen für die
Gemeinde bzw. die Bürger.
Möhnesee feiert:
100 Jahre Sperrmauer
Die Möhnestaumauer beeindruckt, sie
bewegt und beflügelt die Fantasie. Wander- und Radwege führen über sie hinweg.
Frisch verheiratete Paare feiern ihre Hochzeit am Möhnesee und lassen sich an der
riesigen Bruchsteinmauer fotografieren.
Schon vor hundert Jahren erkannten die
Bauherren, welch „lieblichen Waldsee“ sie
geschaffen hatten – so ist es überliefert.
Das wohl schwerste Baudenkmal Westfalens feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen. Unter anderem mit einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe im
Sommer. Auftakt und Höhepunkt waren
die Lichtkunstwochen „Jahrhundertleuch-
Staumauer ten“ im April und Mai. Ein dreiteiliger, bunter Unterhaltungs-Marathon beginnt am
Wochenende, 21. bis 23. Juni, rund um
die Staumauer in Günne. Die Geburtstags„Party“ mündet vom 28. bis 30. Juni in
ein glanzvolles Wochenende im Körbecker
Freizeit- und Seepark. Hundert Tische
ergeben eine Schlemmermeile direkt am
See. Elegante Segelschiffe formieren sich
zur Jubiläums-Regatta – aber auch Pappboote und sogar Badewannen trotzen den
Wellen. Historische Zweiräder und chromblitzende Oldtimer ziehen bewundernde
Blicke auf sich. Bei „Möhnesee in Flammen“ bietet sich dem staunenden Publikum ein fantastisches Wasser-, Licht-, und
Feuerspektakel. Weitere Informationen
unter www.100-jahre-moehnesee.de
Wie geht es weiter –
ein Blick nach vorn
Möhnesee ist eine lebens- und liebenswerte Gemeinde. Bei uns fühlen sich sowohl die Gäste als auch die Bürger wohl.
Stolz sagen wir: „Wenn ich den See seh‘,
brauch ich kein Meer mehr!“ Damit das so
bleibt, müssen wir uns anstrengen.
Ganz immens wichtig sind in diesem
Zusammenhang natürlich Investitionen in
die gemeindliche Infrastruktur. Wir sind in
ganz vielen Bereichen gut aufgestellt, es
© Touristik GmbH Möhnesee
gibt aber auch Handlungsbedarf. Gerade
in Zeiten knapper oder gar leerer Kassen
ist es kein leichtes Unterfangen, diese Aufgaben zu lösen. Wir haben deshalb vor
einiger Zeit ein Handlungskonzept erstellt.
Mit Freude und Stolz haben wir im April
im Rahmen der Südwestfalen Regionale
2013 für umfassende Infrastrukturprojekte
den sog. „3. Stern“ erhalten. Dies ermög­
licht uns die Realisierung von verschiedenen wichtigen Vorhaben im Gesamtvolumen von mehr als 7 Mio. €, wobei eine
Landesförderung von rund 70 % zugesagt
ist. Mit dieser Finanzspritze werden wir den
Freizeitpark und die Dorfmitte in Körbecke
komplett neu gestalten sowie das Erscheinungsbild der Staumauer im Bereich des
Schiffsanlegers überarbeiten. Weiter soll
es einen Gesundheitspfad für Bürger und
Gäs­
te geben und an einem Uferbereich
sollen „Aussichtsbalkone“ die Schönheiten
des Naturschutzgebietes erschließen.
Habe ich Sie neugierig gemacht? Haben
Sie Lust auf den Möhnesee bekommen?
Vielleicht sieht man sich ja mal am Möhnesee beim Rad fahren, beim Schwimmen
oder … oder.
Es grüßt Sie herzlich
Hans Dicke, Bürgermeister
Herbstliche Uferzone
© Touristik GmbH Möhnesee
64
S auerland 2/2013
A
m 10. Juni des Jahres 1313 findet
der kleine Ort Albaum in der Gemeinde Kirchhundem seine erste
Erwähnung in einem Güterverzeichnis
der Grafen Wilhelm und Gottfried IV. von
Arnsberg. Dieses 700-jährige Bestehen
soll mit Meilertagen vom 23. August bis
1. September 2013 gefeiert werden.
Der Ortsname kommt im Laufe der
Jahrhunderte in verschiedenen Schreibvarianten vor: 1313 Altbom, 1318 Alt Bom,
1402 Ailboem, 1454 Aelbom, 1536 Ail-
700-Jahr-Feier
in Albaum
mit Meilertagen
von Hartmut Poggel
baum. Die Unterscheidung zwischen den
Dörfern Niederalbaum und Oberalbaum
ist seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar;
seit Mitte der 1950er Jahre ist sie nicht
mehr üblich. Ein wichtiger Auslöser für das
Zusammenwachsen beider Ortschaften
dürfte der Bau der 1906 geweihten katholischen Herz-Jesu Kirche gewesen sein.
Das Bauwerk ist mittlerweile als Baudenkmal in die Denkmalliste der Gemeinde
Kirchhundem eingetragen. Die beiden alten Dorfkapellen aus dem 17. Jahrhundert
wurden nach dem Neubau der Kirche abgebrochen. Die beiden Orte hatten schon
1898 einen eigenen Seelsorger erhalten
und wurden jetzt von der Pfarrei Kirchhundem abgetrennt. Seit dem Tod von Pater
Buchta im Februar 1980 wurde die Stelle
nicht wieder besetzt. Heute ist Albaum im
Pastoralverbund mit den Pfarrgemeinden
Kirchhundem, Heinsberg und Oberhundem.
Einen wichtigen Schub für die Dorfentwicklung gab die Gründung des Heimat- und Fördervereins im Jahre 1999,
der als Dachverein dörfliche Aufgaben
koordiniert und auch selbst initiiert. Ferner
gibt es folgende Vereine: St.-SebastianusSchützenverein, Sportfreunde Albaum,
Musikverein Albaum, Angelsportverein
„Forelle“ Albaum, Frauengemeinschaft
und Notgemeinschaft Albaum – bei etwa
750 Einwohnern.
Ein Alleinstellungsmerkmal dörflicher
Infrastruktur ist der Albaumer Dorfladen,
liebevoll-ironisch „ALDO“ genannt, der
als einer von wenigen derartigen Läden in
Deutschland schwarze Zahlen schreibt und
völlig autark durch die Dorfgemeinschaft
betrieben wird.
Abgeleitet ist „Albaum“ übrigens von
„Schlagbaum“, auf dessen Existenz auch
eine Flurbezeichnung hinweist. Territorial
gehörten Nieder- und Oberalbaum im Mittelalter zur Herrschaft Bilstein, die 1445
dem kurkölnischen Herzogtum Westfalen
einverleibt wurde. Die kurkölnische Herrschaft endete 1802/03, als das Herzogtum
infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt kam. Schon 1816 wurde das Territorium allerdings preußisch, seit 1946
gehört es zum Land Nordrhein-Westfalen.
1843/44 wurden die Albaum-Orte mit
der politischen Gemeinde Kirchhundem
Teil des neu gebildeten Amtes KirchhunDas Programm der Meilertage
in Kurzform:
Freitag, 23. August: Anzünden des Meilers, Eröffnung der Festwoche durch den Schirmherrn
Eckhard Uhlenberg, Vize-Präsident des Landtags NRW, Spätschoppen.
Samstag, 24. August: „Regionale-Tag“ mit
Dörfer-Treff, Ausstellung der Rettungsdienste,
Fußballturnier, Open-Air-Konzert.
Sonntag, 25. August: „Bayrischer Tag“ mit
Gottesdienst am Meiler, Klippenwanderung,
Benefizkonzert des NRW-Polizeiorchesters für
die Hospizeinrichtungen in Lennestadt-Altenhundem, Tag der offenen Tür der so genannten
„Landesanstalt für Fischerei“.
Montag, 26. August: „Kindertag“ mit Kindermeiler, Kinderschützenfest, Unterhaltungsprogramm und Nachtwanderung.
Dienstag, 27. August: „Seniorentag“ mit Theater, Volksliedergruppe, Plattdeutscher Runde
Mittwoch, 28. August: „Fischereitag“ mit Informationen „rund um die Forelle“, Kulinarischem
vom Fisch, Angelsport-Informationen und Musik.
Donnerstag, 29. August: „Jagd und Wald“-Tag
mit Rollender Waldschule, Bogenschießen,
Ausstellung und Demonstration von Forstarbeitsgeräten, Gesangvereinen, Jagdhornbläsern, Kulinarischem vom Wild.
Freitag, 30. August: „Albaumer Tag“ mit dem
Musikverein Albaum, Albaum historisch, Plattdeutsch und Lagerfeuermusik.
Samstag, 31. August: „Historischer Markt“ mit
Mittelalterlichem auf dem Weg zum Meilertag,
Ritterspielen, Sparkassenwanderung, Spiel &
Spaß für Jung und Alt.
Sonntag, 1. September: „Historischer Markt“,
Frühschoppenkonzert mit Musikverein Heinsberg, Aufbrechen des Meilers und Verkauf der
Holzkohle.
dem, das bis 1969 Bestand hatte. Seitdem
gehört Albaum als Ortsteil zur Gemeinde
Kirchhundem.
Heute liegt der Ort an der Peripherie,
im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit war dies anders: Über den Stüvelhagen, einen Höhenzug im Nordwesten,
verlief der bekannte „Kriegerweg“, die his­
torische Fernstraße von Siegen nach Paderborn. Möglicherweise gab es auch eine
Ost-West-Verbindung, die aus dem Raum
Frankenberg/Berleburg über die Rüspe
kommend nach Olpe und weiter nach
Köln führte.
Die Eisenbahnstrecke von Altenhundem
nach Birkelbach, die Albaum seit 1914 als
Nebenstrecke zur Ruhr-Sieg-Eisenbahn
mit der großen weiten Welt verband – der
Ort erhielt sogar einen eigenen Bahnhof
– wurde nach der Sprengung mehrerer
Brücken am Ende des Zweiten Weltkrieges
nicht wieder hergestellt.
Der rund 750 m lange Felsrücken der
„Albaumer Klippen“ ist das wohl eindrucksvollste Zeugnis einer erdgeschichtlichen
Epoche, in der das südliche Sauerland
Schauplatz eines intensiven Vulkanismus
war. Während des Unterdevons vor rund
480 Millionen Jahren lag das Gebiet in
einem flachen Meeresbereich, aus dessen
Grund Magma an die Oberfläche stieg.
Aus diesem Magma ging im Laufe der Erdgeschichte jenes rötliche Gestein hervor,
welches heute die gewaltigen Felsen der
Albaumer Klippen formt, der Quarzkeratophyr. Ihre heutige Gestalt verdanken die
Klippen allerdings dem Eiszeitalter. Durch
Frostsprengung entstanden am Fuß der
Klippen bis zu 50 m breite Blockhalden,
teils aus tonnenschweren Felsblöcken,
teils aus kopfgroßem Geröll. Auf den Klip-
S auerland 2/2013
65
Termine•Termine•Termine
8. September Historischer Markt zum 700-jährigen Jubiläum
von Westenfeld
Kulturring Medebach
15. Juni Medebach – Gut Glindfeld, Trio Déjà vu
Ionel Adrian Iliescu – Violine, Maciej Szyrner – Klavier,
Gabriel Faur – Violoncello
1075 Jahre Belecke – Festwochenende am 15./16. Juni 2013 –
15. Juni
25 Jahre Belecker Nachtwächterzunft und Belecker Sturmtagskanoniere, ab 14.00 Uhr
Partystimmung am Wilkeplatz mit der Band „Pearl Index“,
ab 20.00 Uhr
16. Juni ökum. Gottesdienst, danach Innenstadtfest mit umfang-
reichem (Bühnen-)Programm und verkaufsoffenem Sonntag,
10.30 Uhr
pen und Blockhalden kann sich kein geschlossener Wald bilden, und so findet sich
dort eine einzigartige Moos-, Farn- und
Flechtenvegetation. Viele Felsblöcke werden von der Landkartenflechte besiedelt,
einer Krustenflechte, die über 1000 Jahre
alt werden kann. Bemerkenswert ist auch
das Vorkommen des seltenen Nördlichen
Streifenfarns.
Am Nordhang des Stüvelhagens befindet sich das Naturschutzgebiet Krähenpfuhl, eine Wacholderheide mit einer im
Naturraum Süderbergland herausragenden
Bedeutung.
Weitere Informationen zum Ort gibt es unter
www.albaum.info
14. September
Schnadezug
Begegnungs- und Kulturzentrum Kloster Bredelar GmbH
Öffentliche Führungen jeden ersten Sonntag im Monat.
Wir freuen uns, aufgrund ehrenamtlicher Unterstützung regelmäßige öffentliche Führungen anbieten zu können. An jedem
ersten Sonntag im Monat ist jede/r Interssierte herzlich willkommen, sich die ehemalige Klosteranlage / Theordorshütte sowie
die Räume des Kultur- und Begegnungszentrums unter fachkundiger Begleitung anzuschauen. Gegen eine kleine Spende von
2 € pro Person führen Sie Beate Wallmeier oder Andreas
Melliwa in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft
unseres wunderschönen Gemäuers.
Termine in 2013: 7. Juli / 4. August / 1. September /
6. Oktober / 3. November und 1. Dezember.
Eine Anmeldung im Klosterbüro wäre schön, ist aber nicht
erforderlich.
Treffpunkt: jeweils 14.00 Uhr auf dem Parkplatz an der Sauerlandstraße.
DampfLandLeute – MUSEUM ESLOHE, Museumsverein Eslohe e. V.
Homertstraße 27, 59889 Eslohe
Neue Mitglieder
bzw. Abonnenten
Reinhold Theune, Menden
Gunter Tönne, Warendorf
Manfred Vogt, Sundern-Hagen
Freiherr Carl Ferdinand von Lüninck, Bestwig-Ostwig
Eva-Maria Rellecke, Bochum
Prof. Dr. Carl-Peter Buschkühle, Olsberg
Irmgard Kintrup, Meschede-Freienohl
Dr. Georg Franzmann, Haßloch
Ullrich Frigge, Warstein
FORUM-HERDRINGEN, Arnsberg
14. Juli
Festivalreihe „Live in den Fabrikskes“ in Südwestfalen, Tagesveranstaltung in Eslohe: – STAHL UND EISEN BRICHT – Maschinenhalle und Außengelände
1. September
Musikfrühschoppen vom Lions-Club Meschede; 11.00 Uhr
in der Maschinenhalle
28./29. Sept.
Dampftage, MUSEUM ESLOHE, mit Aktionen im
Rahmen von „Tatort Technik“, 10.00 - 18.00 Uhr
Infos unter: 02973/2455 und 800-220 und info@museum-eslohe.de
1. Dezember
Der Nikolaus kommt mit der Dampfeisenbahn
DampfLandLeute – Museum Eslohe, 15.00 - 17.00 Uhr
Info unter: 02973/2455 und 800-220
Die Auflistung der besonderen Termine im Museum wird laufend komplettiert und ggf. neu bekanntgegeben. Weitere Termine, Sonderöffnungszeiten etc. werden in der ört-
lichen Presse und im Internetauftritt www.museum-eslohe.de bekannt gegeben.
Kontaktadresse: Franz-Josef Keite, In der Schiade 10, 59889 Eslohe,
Tel.: 02973/6950; Fax: 02973/9759102
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Freigrafschaftsjahr 2013 belebt
gemeinsame Geschichte von 8 Dörfern
K
von Horst Frese*
urz nach der Einführung der
Reformation geriet die Freigrafschaft Düdinghausen – bis dahin
200 Jahre lang unter
der Herrschaft der
Grafen von Waldeck –
zwischen die Fronten
der Grafschaft Waldeck und des Fürstbistums Köln. Zu ihr
gehörten die 8 Dörfer
Eppe, Hillershausen,
N i e d e r- S c h l e i d e r n ,
Oberschledorn, Düdinghausen, Referinghausen,
Titmaringhausen und Deifeld.
Zu Beginn der Gegenreformation (zwischen
1612 und 1627) gelang es Kurköln unter
dem Schutz kaiserlicher Truppen, die
lutherischen Prediger
zu vertreiben, den
Grafen von Waldeck
herauszudrängen und
die Bewohner größten Teils zum Konfessionswechsel zu bewegen. Als durch den
Westfälischen Frieden die Dörfer 1650
wieder dem lutherischen Waldeck zugeordnet werden sollten, kam es zu Aufständen.
1663 Teilung
Die Mächtigen reagierten darauf 1663
mit der Teilung der
Freigrafschaft. 3 Dörfer blieben unter protestantischer Herrschaft
der Grafen zu Waldeck,
5 wurden Kurköln zugeordnet und gehören
heute zu NRW und
bilden einen großen
Teil des Stadtgebiets
Medebach. Religionsfreiheit wurde zugesichert, was dazu führte,
dass in Düdinghausen
(heute bei Medebach)
bald 2 Kirchen standen und noch fast 100
Jahre lang lutherische
Prediger gegen gro­
ßen Widerstand der
Bewohner die Stellung
hielten, während umgekehrt im Waldeckischen Eppe (heute bei Korbach) die Kreuzbrüder des Klosters Glindfeld lange Zeit
dort in der Simultankirche die katholische
Seite wehrhaft vertraten.
Hohes Interesse der Dörfer
Die 8 Dörfer sind dabei, ihre außergewöhnliche, bei vielen schon in Vergessenheit geratene gemeinsame Geschichte
wieder ins Bewusstsein zu bringen. Auch
wollen sie Verbindungen über die Landesgrenze hinweg stärken, so die Vernetzung mit dem ÖPNV. Daher haben sie
sich zu einer AG Freigrafschaftsjahr 2013
zusammen geschlossen, um durch viele
Veranstaltungen sowie Präsentation einer
größten Teils ehrenamtlich entwickelten
Wanderausstellung der Teilung der Freigrafschaft im Jahre 1663 zu gedenken.
Die Schulen sind über eine Kunstaktion
mit eingebunden. Die förmliche Trägerschaft der Wanderausstellung hat der Heimat- und Verkehrsverein Düdinghausen
übernommen. Beteiligt sind auch wegen
ihrer früheren Verquickung mit den Dörfern der Freigrafschaft die Nachbardörfer
Küstelberg (heute bei Mede­bach) und Usseln (heute bei Willingen).
Breite Unterstützung
Das Gedenkjahr wird vom WolfgangBonhage-Museum Korbach und vom
Sauerland-Museum Arnsberg, außerdem
von den Städten Medebach und Korbach
– auch mit ihren Touristiken sowie der
Gemeinde Willingen, dem Waldeckischen
Geschichtsverein und seiner Stiftung,
dem Sauerländer Heimatbund und dem
Heimat- und Geschichtsverein Medebach
sowie verschiedenen kirchlichen Einrichtungen und nicht zuletzt der Sparkasse
Hochsauerland und der Sparkasse Waldeck-Frankenberg unterstützt.
Vielfältiges Veranstaltungsprogramm
Die Initiative entwickelt sich immer
mehr zu einer dynamischen breit angesiedelten und Wurzeln schlagenden Geschichtswerkstatt zur Wiederbelebung der
vor allem durch Konfessionskonflikte geprägten höchst spannenden gemeinsamen
Geschichte dieser heute auf 2 Bundesländer aufgeteilten Freigrafschaftsdörfer. Die
Aktivitäten begannen Ende April 2013 mit
der Eröffnung der Wanderausstellung und
dauern bis September – Landesgrenzen
grenzüberschreitend – mit Veranstaltungen
der Dörfer und Präsentation der Wanderausstellung in den Dörfern und Museen
der Region. Die verschiedenen Angebote
und Termine sind in einem Flyer und auf
der Homepage www.freigrafschaft.de enthalten.
Gut Amecke
Foto: Georg Henneke
* Koordinator der AG Freigrafschaftsjahr 2013
Koordinator der AG der Heimatvereine im Stadtgebiet
Medebach
S auerland 2/2013
67
Sommeridyll
Der stille Weiher
- libellenübersurrt fängt er das Blau
des Sommerhimmels.
Weiße Wolkenschäfchen
baden in ihm.
Der Wind singt zärtlich
in den Speeren des Röhrichts,
erzählt die Ballade
des Sommerglücks.
Wo Seerosen lauschen,
die Weiden sich wiegen
im Takt dieses Liedes,
vom Frieden beglückt,
da werfe ich heute
traumverloren-selig
die Kümmernisse des Tages
in den Wind.
Gedicht und Aquarell (Königsmünster Meschede)
von Anita Nimmert
68
I
ch habe in dieser Zeitschrift dreimal
ausführlich die heutige kirchliche Situation beschrieben: (1) den ausbleibenden
Priesternachwuchs, (2) die sich von diesem
Defizit abhängig machende Entwicklung
neuer „pastoraler Räume“ und zuletzt (3)
Gesprächsverweigerung
Zur Erosion des
gemeindlichen
Lebens und der
Stellungnahme von
Thomas Dornseifer
den Schwund des gemeindlichen Lebens,
sofern mögliche Reformen nicht ergriffen
werden. Das Redaktionsteam von SAUERLAND hat dazu von amtskirchlicher Seite
eine Stellungnahme erbeten, um hier nicht
ins Leere hinein zu sprechen.
Die Antwort von Prälat Thomas Dorn­
seifer, Leiter der Hauptabteilung „Pastorale Dienste“ im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn, ist unter dem Titel „Ein
Segen sollst du sein – kirchlicher Umbruch
Sauerland · Leserbriefe
Zu SAUERLAND 2013/1
Mit großem Interesse habe ich die drei
Beiträge von Prof. Dr. Hubertus Halbfas
in Ihrer Zeitschrift zur Situation und der
Überlebenschance der katholischen Kirche
gelesen. Die Lösungsansätze, die der Autor aufzeigt, mögen noch ergänzt werden
können, aber sie sind allemal außerordentlich bedenkenswert. Deswegen habe ich
mit Spannung die Antwort aus Paderborn
erwartet, um die die Redaktion gebeten
hatte. Als ich sie dann im jüngsten Heft gelesen habe, war meine Enttäuschung groß:
Auf keines der von Prof. Halbfas entworfenen Scenarien hat Prälat Dornseifer
geantwortet. In der ersten Hälfte seines
Beitrags schildert er die sattsam bekannte Tatsache, dass „die uns vertraute Form
der Volkskirche schwindet“. Die Hoffnung,
dass nun wenigstens im zweiten Teil konkret zu den Scenarien Stellung genommen wird oder neue Scenarien entwickelt
werden, trügt. Was unter den Überschrif-
S auerland 2/2013
für das Weiterleben des Glaubens“ in letzten Heft erschienen. Zu dieser Antwort sei
von meiner Seite hier festgestellt:
Thomas Dornseifer hat die voraufgegangenen Ausführungen offensichtlich
bewusst nicht zur Kenntnis genommen. Er
hat nicht nur meinen Namen ignoriert und
mein Engagement für eine Sache, die auch
die seine ist, sondern hat damit auch die
zentralen Problembereiche verwischt, die
in den Gemeinden Unruhe bereiten und
eine kirchliche Zukunft in Frage stellen.
Insofern ist sein Statement nichts anderes
als bewusste Gesprächsverweigerung. Die
Gründe für dieses befremdliche Verhalten
mögen komplex sein. Aber die beschriebene gemeindliche Situation lässt sich
kaum anders darstellen, als es gestützt auf
Fakten und Angaben, die im Generalvikariat noch viel brisanter analysiert werden
könnten, geschah. Eine kreative Lösung
für diese Problemlage zu gewinnen, habe
ich unter Vorstellung möglicher Varianten
– die alle im theologischen Raum ernst
genommen werden – versucht. Thomas
Dornseifer übergeht diese Vorschläge,
um stattdessen im Ungefähren zu bleiben:
„Taufberufung“, „Ehrenamt“, „Zugänge
suchen, wo Menschen leben“, „diakonisch
dienen“ … Sein Statement ist ein Beispiel
dafür, wie sachdienliches Engagement
nicht einmal zur Kenntnis genommen
wird. Was stört, wird ignoriert.
ten „Taufberufung fördern“, „Ehrenamt“,
„Pas­
torale Orte“ und „Caritas und Weltverantwortung“ ausgeführt wird, sind Allgemeinplätze, die nicht weiterhelfen. Solange
unabdingbar an der Priesterkirche festgehalten wird und die „zahllosen (getauften
und gefirmten) Ehrenamtlichen ..., die sich
in Gemeinden und für Menschen ihres Umfeldes einsetzen“ nicht gleichberechtigte
Glieder dieser Kirche, sondern nachgeordnete Hilfskräfte sind, steht es um die Zukunft unserer Kirche wohl nicht so gut, wie
man gelegentlich – vordergründig – glauben
machen möchte.
Hans Joachim Sperling, Soest
Kirche im Dorf
Die Redaktion von SAUERLAND, einer nichtkirchlichen Zeitschrift von und für
Männer und Frauen, die sich ehrenamtlich
um Gegenwart und Zukunft ihrer Heimat
kümmern, hat Prälat Thomas Dornseifer
vom Erzbistum Paderborn gebeten, zum
jetzt dritten kritischen Beitrag von Prof.
Dr. Hubertus Halbfas zur Zukunft der katholischen Kirche im Sauerland Stellung zu
Ich sehe natürlich, dass die Paderborner Reaktion nicht isoliert im deutschen
Kirchenraum steht. Überall gilt die gleiche
Devise, die künftigen Gemeinden juristisch
wie pastoral um jeden Preis in Abhängigkeit vom verbleibenden klerikalen Rest
zu halten. Dafür bedient man sich eines
Eucharistieverständnisses, dem der durchschnittliche Katholik nicht widersprechen
kann oder nicht zu widersprechen wagt,
obwohl hier exegetisch und theologisch
genügend Material auf dem Tisch liegt, das
zu anderem Denken und Handeln zwingen sollte. Natürlich ist die Zeitschrift des
Sauerländer Heimatbundes nicht der Ort,
darüber weiter zu handeln. Es wäre aber
äußerst wünschenswert, wenn das Erzbis­
tum Paderborn die hier vorgetragenen
Sorgen und Vorschläge wirklich ernst nehmen wollte, beispielsweise um darüber in
der Katholischen Akademie Schwerte zu
diskutieren – und zwar nicht mit jenen,
die weisungsgebunden denken, sondern
mit jenen, die noch einen Funken prophetischen Widerspruchs geltend machen.
Unterbleibt dergleichen weiterhin, sollte
man nicht mehr vom ehrenamtlichen Engagement sprechen und nur noch jene in
Dienst nehmen, die nicht mit eigenen Argumenten stören. Aber dann „wird unser
Kirchenverständnis“ nicht „immer katholischer, umfassender“, wie Thomas Dorn­
seifer für sich in Anspruch nimmt, sondern
immer monologischer.
Professor Dr. Hubertus Halbfas
nehmen. Also schreibt in Heft 1/2013 der
kirchenbeamtete Leiter der Hauptabteilung Pastorale Dienste und stellvertretende
Generalvikar. Ist er – nach dem Bischof –
der zweite Vordenker in Sachen Pastoral
(Pastoral fälschlich verkürzt zu Seelsorge)
im Erzbistum? Was wird er den Lesern antworten?
Er antwortet überhaupt nicht. Ein Drittel seines Beitrags wiederholt Zustandsbeschreibungen der Kirche in Deutschland,
die jedes sorgenvolle Kirchenmitglied
x-mal gelesen und oft erörtert hat. Auch
die weiteren zwei Drittel des nur vier
Seitenspalten kurzen Beitrags sind abgeschrieben – aus längst bekannten Veröffentlichungen des Erzbischofs, des Erzbistums und allerlei „Begleitinstrumenten“
(Dornseifer). Man weiß seit einigen Jahren, wie man das nennen muss: Ein Plagiat. Nur dass es in diesem Fall zwar auch
ein Skandal ist, aber der bleibt folgenlos für
den Schreiber und seine Institution.
Ich finde keinen einzigen Gedanken,
der als Antwort auf die vielen Fragen und
S auerland 2/2013
konkreten, sorgfältig begründeten Vorschläge von Prof. Halbfas zu Gemeindebildung und -entwicklung gelten könnte.
Prälat Dornseifer geht noch nicht einmal
zum Schein auf Professor Halbfas ein. Als
hätte er ihn nicht gelesen. Er selbst missachtet dessen „Berufung“, obwohl er die
Wahrnehmung jeder Berufung im Auftrag
seines Bischofs diensteifrig einfordert. Die
lebenslange umfassende theologische,
pastorale und pädagogische Wirksamkeit
dieses Glaubensbruders vor der eigenen
Haustür – pardon: Hohen Domtür – kennt
er natürlich genau. Offenbar ist sie nicht
willkommen, sondern Einmischung in innere Angelegenheiten. Deswegen unterstelle ich, dass Prälat Dornseifer den Artikel gelesen hat. Aber er kann oder will
nicht antworten. Ich vermute, dass er es
nicht kann, theologisch nicht kann, weil
er Kirche von oben her hierarchisch denkt
und definiert, vom bischöflichen und pries­
terlichen Eigenamtsverständnis (Pastor)
und dem dazu ständig bemühten Eucharistie-Argument her, statt von unten, von
der Gemeinde her, der jeweils konkreten
örtlichen lebendigen Gemeinschaft aller
Getauften, aller Heiligen her. Deshalb beweist dieser Beitrag, der tragisch genannt
werden muss, zugleich ungewollt, weshalb
der vielberufene Dialogprozess zwischen
Bischöfen und sogenannten Laien nicht
gelingen kann. Wenn der Leiter der Pastoralen Dienste aber garnicht hätte antworten wollen, wäre das ebenfalls undankbar
gewesen – und lieblos. Eine Zumutung für
die Leser dieser Zeitschrift ist die „Antwort“ sowieso.
Gerade ist der Weiße Sonntag vorbei.
In Oberveischede läuteten die Glocken, als
die elf Kommunionkinder mit Mama und
Papa, Geschwistern, Omas und Opas,
Tanten und Onkeln (zuwenig für eine eigene Feier?) längst in Olpe waren. Dort fanden dann zwei zentrale Kommunionfeiern
hintereinander für mehrere Seelsorgeeinheiten statt. Die zuständige nächsthöhere
pastorale Seelsorgeeinheit hatte das so
beschlossen. So blieb jede Kirche im Dorf.
Leer. Denkmal!
Wenn diese Kommunionkinder so alt
sind wie wir jetzt, sind wir alle Geschichte
und die Priesterkirche und der Glaube hier
auch. Der „lebt“ dann in „neuen Seelsorgeeinheiten“ von der Größe eines Erzbis­
tums und hat sicher Bischof und Behörde
– wenn die Pläne der Pastoren aufgehen
und der Heilige Geist nicht dazwischenfährt. Kurze Zeit hat er dazu noch.
Gnade uns Gott!
Knut Friedrich Platz
Kreisdirektor a.D., Olpe
69
Damit die Kirche im Dorf Segen
sein kann …
In seinem Beitrag „Ein Segen sollst
Du sein – Kirchlicher Umbruch für das
Weiterleben des Glaubens“ in Sauerland
1/2013, erläutert Prälat Thomas Dornseifer die in der Diözese Paderborn eingeleiteten Maßnahmen, mit denen auf
die wahrgenommene Umbruchsituation
reagiert werden soll. Leider wird jegliche
Bezugnahme und Auseinandersetzung
mit den Beiträgen von Prof. Dr. Halbfas
vermieden; warum? Die Ausführungen
Prälat Dornseifers lesen sich flüssig, die
Argumentation scheint plausibel. Aber:
Die Skepsis bleibt, dass Personalmangel
und Kostendruck die eigentlichen Beweggründe der Veränderungen sind und
bleiben: Wo Gemeinde war, soll Raum
werden!
Um auf den Mangel zu reagieren, werden große, anonyme Räume als Bezugsgrößen errichtet (Bsp. Pastoraler Raum
Meschede – Bestwig: 17 Gemeinden mit
rd. 30 000 Katholiken). Neue Identifikationspunkte werden damit nicht geschaffen.
Konkrete Visionen und Optionen für die
Verortung kirchlichen Lebens in den jeweiligen dörflichen oder städtischen Milieus in
Kontext ihrer gesellschaftlichen und politischen Bedingungen sind für mich in den
Ausführungen nicht erkennbar. Das Dorf,
die Stadt können als konkrete Lebensräume Identitätsfindungen ermöglichen. Hier
wird geboren, gelebt und Abschied genommen. Die Gemeinden sind Garanten dafür,
dass soziales und kirchliches Leben in Bewegung bleibt. Damit das gelingt, müssen
Eigenverantwortung und Ehrenamt in sozialen wie in kirchlichen Strukturen gestärkt
werden. Gemeinden sind Lebens-, nicht
Verwaltungsräume!
Damit Leben in diesen Lebens- und
Beziehungsräumen gelingen kann, ist in
der Tat ein Perspektivenwechsel notwendig: (1) der Abschied von einem Versorgungskonzept, dessen Bezugsgröße für
die Größe und Struktur der Gemeinden
und für die Anzahl der Gottesdienste eine
immer weiter abnehmende Anzahl der
Priester ist; (2) eine viel größere Freiheit
der Getauften (es gibt ein gemeinsames
Priestertum aller Gläubigen!) das Miteinander vor Ort charismenorientiert zu regeln. Hieraus folgt (3) dass möglichst viele
Getaufte sich vor Ort mit ihren Charismen
einbringen können; dass Gemeindemitglieder entsprechend ihren Fähigkeiten in
Eigenverantwortung Aufgaben (auch Leitungsfunktionen) innerhalb der Pastoral –
z. B. das Vorsteheramt in Gottesdiensten
– übernehmen können; dass in den Gemeinden möglichst alle Vollzugsformen
des christlichen Glaubens erhalten bleiben. Stattdessen erleben die Christinnen
und Christen im Pastoralen Raum Meschede – Bestwig etwas anderes: Je größer die pastoralen Räume, desto zentraler
müssen sie geführt werden, des­to weniger
sind die Gemeindemitglieder an den Entscheidungen beteiligt. Zentralismus verdichtet Macht, die Entscheiderperspektive
ist von der Basis entfernt. Eine Aufteilung
in überschaubare, gewachsene Einheiten
unter größtmöglicher Entscheidungsbeteiligung auf den verschiedenen Strukturebenen ist hingegen notwendig. – Dies ist
möglich, wie Gemeindemodelle in anderen Diözesen zeigen.
Ist das, was wir in Meschede erleben,
die Außenseite des Bildes, das Prälat
Dornseifer skizziert? Viele fragen sich,
inwieweit der „Orientierungs- und Suchprozess“ ernsthaft als offene Entwicklung
gewollt ist. Von vielen wird zentralistisch
erlebt, was angeblich nicht zentralistisch sein soll (ein zentrales Pfarrbüro,
ein Pfarrbrief, zentrale Erstkommunion­
feiern, …). Der Verlust territorialer Bezüge der Hauptamtlichen erzeugt das Gefühl einer „anonymisierten, gesichtslosen
Seelsorge“. Ein Vorrang der kategorialen
Seelsorge fixiert die pastoralen Mitarbeiter zu Fachreferenten. Wichtige Entscheidungen werden im Kreis der Hauptamtlichen getroffen, die Kommunikation
erfolgt „von oben nach unten“, Entscheidungsprozesse werden aus den gewählten Gremien der Pfarrgemeinderäte von
der Basis weg in den Pastoralverbundsrat
verlagert. Kommunikations- und Dialogs­
prozesse mit dem leitenden Pfarrer gestalten sich als schwierig. Die als „Gemeindeberater“ fungierenden Experten
erklären, sie seien für den von der Diözese gewollten Prozessablauf zuständig,
in Wirklichkeit sind sie aber vom Bistum
verpflichtet, den Pastoralverbundsleiter
ausnahmslos zu unterstützen, nicht aber
die Gemeinden; dadurch verstärken sie in
dieser Rolle viele Probleme.
Die Gemeinden sind offen für die
Chancen, für die perspektivischen Veränderungsmöglichkeiten, die der Umbruch in Kirche und Gesellschaft fordert. Die „Pas­torale Perspektive“, von
der Prälat Dornseifer schreibt, und ihre
Umsetzung im „Pas­toralen Raum“ löst
bei vielen Getauften in den alten Pastoralverbünden Meschede und Kirchspiel
Calle hingegen Unverständnis, Trauer
und Zorn aus.
Ulli Haselhoff, Meschede
70
S auerland 2/2013
„Bloße Worte mehren nur den
Schmerz“
Die Ideologie des Zwangs-Zölibats, die
nicht für konvertierte ehemals evangelische Pfarrer oder die mit Rom unierten
Ostkirchen gilt, ist ein wesentlicher Hintergrund des Amtspriestermangels. Die
Umstrukturierung in pastorale Großräume
ist eine denkbar phantasielose Reaktion:
ein Mangelverwaltungsakt. Prälat Thomas Dornseifer rechtfertigt die kirchliche
Zentralisierung bzw. sieht in ihr nur die
Schaffung von Planungs(!)-Räumen. Aber
zu den Problemen der Strukturreform,
die Hubertus Halbfas bereits in 3 Beiträgen aufgezeigt hat und die im Sauerland
längst offenbar sind, sagt er unterm Strich
rein gar nichts. Stattdessen geht es ganz
unverbindlich um Gesinnungswandel: „innerer Paradigmenwechsel“, „veränderte
Haltung“, „innere Neuausrichtung“, „spiritueller Vorgang“ etc. Solche platonischen
Allgemeinplätze sind keine Antwort auf die
Dramatik des Traditionsabbruchs.
Weder im Internet abrufbare „Materialien“ des Bistums, noch übergestülpte
großflächige Planungsräume werden das
rapide Kirchensterben aufhalten. Der Auszug aus alter Sesshaftigkeit nach dem Vorbild Abrahams wird im Beitrag des Bruder
Prälaten letztlich nur dem katholischen
Milieu der Dorfkirchen unten gepredigt.
Würde die Bistumsleitung oben sich selbst
Abraham zum Vorbild nehmen, wäre Neuland in Sicht: Nach dem Vorbild etwa der
Diözese Poitiers könnten schon jetzt sog.
„Laien“ in der lokalen Leutekirche Diens­
te der Seelsorge, Liturgie und Leitung
wahrnehmen. (Die leibhaftige Diakonie
im Dorfalltag wird ohnehin längst von Getauften ohne Klerikerweihe verantwortet.)
Das Wehen des heiligen Geistes würde der
Ortskirche nahe bei den Menschen neue
Wege eröffnen. Ein Bischof kann das nicht
machen, wohl aber durch Verabschiedung
des amtspriesterlichen Machtmodells begünstigen. Bloße Worte mehren nur den
Schmerz. Ein konkreter Prüfstein, ob sich
wirklich etwas bewegt: „Wie viele Dorfkirchengemeinden kommen am Sonntag zusammen – ob mit oder ohne AmtspriesterEucharistie?“
Zur sauerländischen Leutekirche gehören gute Traditionen von unten und
menschliche Reichtümer, die im Beitrag
von Thomas Dornseifer mit keiner Silbe
zur Sprache kommen. Das klingt für mich
nicht gut. Im Übrigen sei an Erfahrungen
des 1980 ermordeten Märtyrerbischofs
San Oscar Romero erinnert: „Ich dachte
immer, dass ich das Evangelium kenne,
Sprüche
I.
I.
Dat hiemmelviele Grinen
Das himmelviele Weinen
in allergrottesten Smiärtten
in allergrößten Schmerzen
geiht verbi, – et mat in dinem Hiätten
geht vorbei, – es muß in deinem Herzen
doch endlek wier de Sunneschinen
doch endlich wieder die Sonne scheinen.
II..
II.
De Welt is greot,
Die Welt ist groß,
diu finnes iüwerall din Breot
du findest überall dein Brot,
un allerwiägen girr et Kiärken-
und allerwegen gibt es Kirchen;
doch kannstedidät eine miärken-
doch kannst du dir das eine merken:
Bleos an enner Stie begiegnet di et Bloß an einer Stelle begegnet dir das Glücke
Glück,
un dann harr et: Plücke!
und dann heißt es: Pflück!
III.
III.
Ne blecken Kopp,
Einen blanken Kopf,
ne krausen Nacken,
einen rauhen Nacken,
en smiäreg Miul –
einen saftigen Mund –
seo foihr me im Galopp
so fährt man im Galopp
diär dai dumme Welt.
durch die dumme Welt.
Wai awer Kramenzelten uawen hiät Wer aber Ameisen oben bat
und Müggen
und Mücken
un seogar ne stiven Rüggen,
und sogar einen steifen Rücken,
dai matt fake sin Zelt
der muß oft sein Zelt
op halwem Wiäge buggen.
auf halbem Wege bauen.
Quellenangabe
Joseph Anton Henke (1892-1917), Finnentrop-Frettermühle. Dokumentation zu Leben & Werk.
Redaktion: Peter Bürger. = daunlots, internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs
am maschinen- und heimatmuseum eslohe. nr. 42. Eslohe
2011. www.sauerlandmundart.de
aber als Zuhörer beim Bibelgespräch der
Kleinbauern lerne ich, es mit anderen
Augen zu lesen.“ „Das Volk ist mein Prophet.“ „Ich muss darauf hören, was der
Heilige Geist durch sein Volk sagt.“ „Der
Bischof muss viel von seinem Volk lernen.“
Peter Bürger (Düsseldorf/Eslohe)
Leserbriefe geben die Meinung
unserer Leser wieder,
nicht die der Redaktion.
Wir freuen uns über jede Zuschrift,
müssen uns aber das Recht
der Kürzung und
Veröffentlichung vorbehalten.
S auerland 2/2013
71
E
in Künstlerleben, wie es deutscher
nicht sein konnte im ausgehenden
20. Jahrhundert. Kommunist in
Zeiten des Dritten Reiches, wohl Gegner
der Nazis, aber einer, der sich dem Widerstand zurechnete, ohne Widerständler in letzter Konsequenz gewesen zu
sein. Immer wieder, berichtete Fritz Cremer 1987 in einem Interview mit dem
ZEITmagazin, habe er bei den braunen
Adlern der NSDAP auf der Kippe gestanden. Künstler wie Max Beckmann,
Paul Klee, Oskar Kokoschka oder KarlSchmidt-Rottluff wurden damals drangsaliert und – Cremer nicht. Ein Opportunist also? Das ist nie bestätigt worden.
Fritz Cremer
Der in Arnsberg geborene
Künstler war der berühmteste
Bildhauer der DDR
von Theo Hirnstein
Die wohl feinsinnigste Beschreibung
seines Charakters stammt von Camilla
Blechen, Journalistin der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung (FAZ). Sie bezeichnete Cremer als „integrierten Außenseiter“, auch durch und in den Wirren und
Irrläufen Deutschlands.
Weltanschaulich war Cremer den
Nazis gewiss ein rotes Tuch, seinen
künstlerischen Realismus sahen sie dagegen eher wohlwollend, weil er in ihre
Ideologie zu passen schien. In diesem
­schmalen Spalt hielt Fritz Cremer sich
auf – und überstand trotz ernster Gefährdungen das Dritte Reich bis zu dessen
Untergang. Nach Kriegsende siedelte er
seiner politischen Überzeugung folgend
in die sozialistische Deutsche Demokratische Republik (DDR) über, dessen
berühmtester Bildhauer er wurde. Sein
wohl bis heute bekanntestes Werk ist
das Monument vor der Gedenkstätte
am ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Auch die Plastik
„Der Aufsteigende“ im Park vor dem
Gebäude der Vereinten Nationen in New
York stammt von Fritz Cremer.
Fritz Cremer wurde am 22. Oktober
1906 an der Arnsberger Ruhrstraße als
Sohn eines Tapeziermeisters geboren.
Der Vater starb schon 1907 und nach
demie der Künste. Von 1934 bis 1938
studierte er bei Prof. Wilhelm Gerstel,
dessen Lehrmethoden sich an die von
Leonardo da Vinci anlehnten. Gleichwohl war er kein Freund der Moderne.
In der Zeit des Nationalsozialismus erhielt Gerstel (1879–1963) keine öffentlichen Aufträge mehr.
dem Tod der Mutter 1922 wurde der
Junge als Vollwaise von einer Bergarbeiterfamilie im Ruhrgebiet aufgenommen.
Fritz Cremer schloss zunächst eine Lehre als Steinmetz ab, arbeitete als Geselle und absolvierte in Abendkursen ein
Plas­tikstudium an der Folkwangschule in
Essen.
Geprägt vom Arbeitermilieu war er 1926
in die Kommunistische
Arbeiterjugend eingetreten. 1929 erhielt
Fritz Cremer ein Stipendium an der Vereinigten Staatsschule für
freie und angewandte
Kunst in Berlin, wo
er auch Mitglied der
Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)
wurde. Cremers politisches Engagement
in der sich dem Ende
neigenden Weimarer
Republik ging freilich
weiter: 1930 gehörte
er zu den Mitgründern
des „Roten Studentenbundes“. 1933, kurz
nach dem die Nazis die
Macht im Deutschen
Reich
übernommen
hatten und begannen,
politisch
Andersdenkenden das Leben zur
Hölle zu machen, organisierte Cremer eine
Unterschriftensammlung aus Protest gegen
den Ausschluss der
Bildhauerin Käthe Koll­
witz und des Schriftstellers Heinrich Mann aus
der Preußischen Aka-
1936 gerät Fritz Cremer mit seinem
allgemein als „Gestapo“ bezeichneten
Relief „Trauernde Frauen“ in Gefahr. Es
zeigt, „wie sich ein Kind in den Rockfalten der Mutter vor der faschistischen
Barbarei zu verstecken versucht“. Dennoch wird das Werk, Käthe Kollwitz gewidmet und von Ernst Barlach geprägt,
ausgerechnet 1937, dem „Jahr der
Entarteten“ zusammen mit der Plastik
„Sterbende Krieger“ mit jenem Staatspreis ausgezeichnet, den die Nazis vier
Jahre zuvor dem jüdischen Maler Felix
Nussbaum entzogen hatten, bevor sie
ihn in Auschwitz ermordeten. „Das ist
paradox“, sagte Fritz Cremer später.
Badende Mädchen
Bronzerelief 1936
72
S auerland 2/2013
Erster Enwurf zum Buchenwalddenkmal. Bronze 1952
Pieta. Graphit 1978
Nachdenklicher. Radierung 1976
Das endlose Kreuz. Bronze 1980/82
S auerland 2/2013
73
Landschaft, Pastell 1992
1940 wird Fritz Cremer in die deutsche Wehrmacht eingezogen. 1942 erhält der den Rom-Preis und wird vom
Kriegsdienst freigestellt. Cremer geht
zum Studium nach Rom. Seine Frau, die
Tänzerin Hanna Berger, wird als Mitglied
der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“
verhaftet. 1944 gelingt ihr die Flucht.
Zuvor waren Hans und Hilde Coppi, die
ebenfalls zur „Roten Kapelle“ gehörten,
von Nazi-Schergen hingerichtet worden.
Etwa zur selben Zeit gerät Fritz Cremer
in jugoslawische Kriegsgefangenschaft.
Dort gründet er einen „Antifaschistischen Ausschuss“.
Nach seiner Entlassung 1946 wird er
Professor und Leiter der Akademie für
Angewandte Kunst in Wien. Cremer fertigt eine Statue für den Österreicher-Gedenkraum im ehemaligen KZ Auschwitz
an. Es folgen Denkmäler für die Opfer
des Faschismus auf dem Zentralfriedhof
in Wien und für französische Opfer des
Regimes im KZ Ebensee. 1950 siedelt
Fritz Cremer in den Osten Berlins und
damit in die DDR über. Er wird Mitglied
der SED. Die sozialistische Staatsführung beruft ihn zum Mitglied der Akademie der Künste und zum Leiter des
Meisterateliers.
1952 nimmt Cremer die Arbeit für
das Memorial vor dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald auf. Mehrfach muss er auf Weisung des DDRPolitbüros die Entwürfe umarbeiten,
weil die Figurengruppe der die Freiheit
erkämpfenden Gefangenen „zu wenig
siegesbewusst und optimistisch“ ist. Zusammen mit seinem Schüler Gerhard
Thieme nimmt er 1956 die Totenmaske
von Bertolt Brecht ab. 1958 erhält Cremer für sein überarbeitetes BuchenwaldDenkmal den Staatspreis 1. Klasse.
Studienreisen führen den inzwischen
renommierten Künstler des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates in die
UdSSR und nach China, Ausstellungen
finden in Prag, Budapest, Kairo, Moskau
und Leningrad statt. 1959/60 entsteht
sein Mahnmal für das KZ Ravensbrück,
1961 bis 1965 das Werk „Deutschland,
bleiche Mutter“ für das KZ Mauthausen
in der Nähe von Linz/Niederösterreich.
Weitere Kunstwerke folgen. 1974 zeichnet ihn die DDR mit dem Karl-Marx-Orden aus, 1976 mit dem Titel „Held der
Arbeit“. Cremer gehört zu den ersten
Unterzeichnern einer Protestschrift gegen die Ausbürgerung des missliebigen
Liedermachers Wolf Biermann, die er
jedoch nach kurzer Zeit wieder zurückzieht.
1977 beteiligt sich Fritz Cremer an
der „Documenta“ in Kassel, drei Jahre später findet in Duisburg seine erste
große Ausstellung in Westdeutschland
statt. 1993 dann die letzte große Ausstellung seiner Werke in Antwerpen/
Belgien: „Künstler im Widerstand“.
Fritz Cremer hat sich sein Leben lang
mit der Unfreiheit und der Gewaltherrschaft im Nazi-Deutschland und der im
Sozialismus erhofften, aber nicht gefundenen Freiheit beschäftigt. Dass er
im Dritten Reich kein ausgewiesener
Rebell gegen die braunen Machthaber
74
gewesen war wie andere seiner Künstlerkolleginnen und -kollegen, hing ihm
zeitlebens nach. Er litt und leistete Trauerarbeit, mit der die DDR ein reines antifaschistisches Gewissen propagierte und
somit eine eigene Bewältigung des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte
ausschloss. Angeregt von der „Ästhetik
des Widerstands“ von Peter Weiß verarbeitete Cremer Erinnerungen an den politischen Widerstand gegen den Hitler­
faschismus in den düsteren Blättern „Für
Mutter Coppi und die Anderen, Alle!“.
In seinen späten Werken entdeckte Cremer sogar das christlichste aller Symbole
als künstlerisches Thema wieder: Es entstanden „Gekreuzigter“ (1976) und „Das
endlose Kreuz“ (1978/82).
Der bedeutende Dramatiker Heiner
Müller (1929-1995) schrieb über Fritz
Cremer: „Das Deutschland Hitlers hatte er als ein Land des Exils erlebt, im
Gefängnis seiner Kunst die DDR als
Hoffnung auf ein anderes Deutschland
und im zermürbenden Kampf mit der
Kulturbürokratie zunehmend als Enttäuschung.“ In seinen sieben Gründen
„Warum ich kein Bundesbürger bin“ erklärte Fritz Cremer damals, die Schuld
gegenüber seinen ermordeten Freunden könne er „am eindeutigsten in der
DDR“ abtragen, nicht in der Bundesrepublik, die er „mit den Geburtsfehlern
des mangelnden Antifaschismus belas­
tet“ sah.
Gern wäre Fritz Cremer noch einmal in die Stadt zurückgekehrt, in der
er geboren wurde. 1991, als die sozia­
listische DDR bereits Geschichte und
Deutschland wiedervereinigt war, ließ
seine angegriffene Gesundheit eine
Reise von Berlin nach Arnsberg nicht
mehr zu. Cremer, trotz aller Gegensätzlichkeiten ein großer deutscher Künstler, starb am 1. September 1993 im
Alter von fast 87 Jahren. Sein Grab
findet sich auf dem Friedhof Pankow III
in Berlin.
Arnsberg hat ihm seither zwei Ausstellungen jeweils im Sauerlandmuseum
gewidmet: 1996 anlässlich seines 90.
Geburtstages mit Aquarellen und Kreidezeichnungen und 2006 zu seinem
100. Geburtstag unter dem Titel „Fritz
Cremer 1906-1993. Werke aus sieben
Jahrzehnten“.
Alle Abbildungen wurden den Ausstellungskatalogen „Fritz
Cremer, Een Kunstnaar in Verzet, Antwerpen-Wilrijk,
1993 und Ausstellungen Fritz Cremer, Sauerland-Museum
1996 entnommen.
S auerland 2/2013
Einladung zum Workshop
„Schatzungs- und Steuerlisten als Quellen der
landesgeschichtlichen Forschung“
am 26. Juni 2013 Arnsberg
Wer sich mit der älteren Landesgeschichte Westfalens beschäftigt, wird mit
zahlreichen, heute fremdartig erscheinenden Quellengattungen konfrontiert.
Dabei gibt es in diesen Aufzeichnungen,
sowohl für Historiker als auch für Familienforscher, vieles und auch noch viel
Neues zu entdecken. Mit einer Reihe
quellenkundlicher Workshops möchte die
Historische Kommission für Westfalen
die Scheu vor der Benutzung altertümlich
erscheinender Quellen abbauen, zu ihrer
Lektüre und Auswertung einladen. Nach
den Amtsbüchern (2011) stehen in diesem Jahr Schatzungs- und Steuerlisten im
Mittelpunkt der Veranstaltung.
In sechs Vorträgen werden die Eigenarten der Schatzungs- und Steuerlisten
vorgestellt, ihre Erkenntnismöglichkeiten
näher beleuchtet. Auf den ersten Blick
handelt es sich um eher statistische Angaben, die sich aber für vielfältige Forschungsansätze eignen. So lässt sich aus
den Aufstellungen die wirtschaftliche Situation einer Region ebenso erkennen wie
die soziale Gliederung, die Verwaltungsabgrenzung kann ebenso untersucht werden wie die Geschichte einzelner Höfe
und die Namen ihrer Bewohner. Erläutert
werden die einzelnen Aspekte von sachkundigen Referenten aus verschiedenen
westfälischen Archiven und
Institutionen.
Der Workshop „Schatzungs- und Steuerlisten
als Quellen der landesgeschichtlichen Forschung“
am 26. Juni wird ausgerichtet von der Historischen
Kommission für Westfalen,
dem LWL-Archivamt für
Westfalen und dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Die Veranstaltung
fin­det von 9.30 bis 17.00
Uhr im Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Wedinghausen in Arnsberg statt.
Die Veranstaltung steht
allen Interessierten offen,
die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird
gebeten bis zum 10. Juni
postalisch an den Landschaftsverband Westfalen
Lippe, Historische Kom-
mission für Westfalen, 48133 Münster
oder per eMail unter hiko@lwl.org. Nach
Vorbestellung in der Anmeldung kann
am Tagungsort ein Mittagessen für ca.
6 Euro eingenommen werden. Der Flyer
zur Veranstaltung und ein für den Ausdruck optimiertes Tagungsprogramm
mit Anmeldeformular stehen zur Verfügung unter http://www.lwl.org/LWL/
Kultur/HistorischeKommission/Veranstaltungen.
Übersicht der Vorträge
und Referenten:
Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Erster Vorsitzender der
Historischen Kommission für Westfalen): Finanzsysteme
westfälischer Territorien vor 1806
Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Landesarchiv Nordrhein
Westfalen, Abteilung Westfalen): Schatzungslisten als
Quellengattung
Michael Gosmann (Leiter des Stadtarchivs Arnsberg): Die
Steuerregister des Herzogtums Westfalen im Stadtarchiv
Arnsberg
Dr. Wolfgang Bockhorst (LWL-Archivamt für Westfalen)
Schatzeinnehmer und Rezeptor in Kriegszeiten – an Beispielen aus dem Siebenjährigen Krieg
Dr. Ralf Klötzer (Stadtarchiv Münster): Der Quellenwert
der Schatzungslisten für die Erstellung der Häuserbücher
der Stadt Münster
Dr. Friedel Helga Roolfs (Kommission für Mundart- und
Namensforschung Westfalens): Die namenskundliche
Auswertung von Schatzungslisten
S auerland 2/2013
75
J
ahrhundertelang gehörten bunt blühende Wiesen zum sommerlichen
Landschaftsbild der höheren Mittelgebirge – so auch im Hochsauerland. In den
letzten Jahrzehnten aber ist die artenreiche
Blütenpracht vielerorts verschwunden und
der Fortbestand dieser attraktiven und ausgesprochen artenreichen Lebensräume
selbst in den Schutzgebieten gefährdet.
Das LIFE Projekt
Bergwiesen
bei
Winterberg
von Dr. Axel M. Schulte
Dieses Projekt widmet sich fünf Jahre
lang dem Schutz und der Wiederherstellung der landschaftstypischen montanen
Grünlandbestände auf der Winterberger
Hochfläche.
Ursache für den Rückgang und die inzwischen europaweit starke Gefährdung
der ökologisch wertvollen Bergwiesen ist
der aktuelle drastische Nutzungswandel in
der Landwirtschaft. Rascher noch als das
strukturreiche Weidegrünland, das mit der
Ausweitung der Ganzjahresstallhaltung zusehends verschwindet, verlieren derzeit die
artenreichen Mähwiesen ihre Existenzbasis. Denn selbst in den Hochlagen ist die
Heuwirtschaft bereits weitgehend durch
die Silagewirtschaft verdrängt.
Heuwerbung mit dem Pferdewagen, Hoheleye ca. 1964
Foto: Familie Dickel, Graberhof
haarkamms mannigfaltige Ausprägungen
artenreicher Bergwiesen hervor. Weil sie
gemessen an „modernen“ Formen der
Grünlandwirtschaft als unrentabel gilt, ist
sie aber auch in den geschützten Bereichen
der Bergwiesen-Landschaft auf dem Rückzug. Heu ist inzwischen als Viehfutter in
der Rinderhaltung beinahe völlig durch Silage ersetzt worden. Dabei wird der noch
restfeuchte Grasaufwuchs zu einem Gährprodukt verarbeitet und so mit geringerem
Arbeitsaufwand ein Futter mit höherer Energiedichte erzeugt. Auf den stark mit Gülle gedüngten „Silo-Wiesen“ erfolgen auch
in den Hochlagen drei, manchmal vier
Schnitte. Dabei bleibt den Pflanzen keine
Zeit mehr, Samen zu bilden. Die Bestän-
de können sich nicht mehr aus sich selbst
heraus verjüngen und müssen regelmäßig
nachgesät werden.
Es entstehen uniforme Rasen aus wenigen Nutzgräsern – meist leistungsfähigen
Zuchtsorten – und einzelnen krautigen
Pflanzenarten, die wie der Löwenzahn mit
dem extremen Mahdregime klar kommen.
Das LIFE Projekt steht angesichts dieser Hintergründe vor großen Herausforderungen. Es stellt mit konkreten Maßnahmen artenreiche Grünlandbestände wieder
her, muss sich darüber hinaus aber mit
dem Problem auseinandersetzen, ob die
für den Erhalt der Wiesen unverzichtbare
In der traditionellen Landwirtschaft entstanden artenreiche Wiesen überall dort,
wo man Gräser und Kräuter mähte, um
Heu zu erzeugen. Als selbstverständliches
Nebenprodukt der Heuwirtschaft entfalteten sich Lebensräume, die oft um ein
Vielfaches artenreicher waren als die Wälder, an deren Stelle sie traten. In Höhenlagen oberhalb von 550 m. ü. NN wurden
die Wiesen meist erst Anfang oder Mitte
Juli gemäht. Bedingt durch magere Böden und das kühle Bergklima reichte die
Wuchsleistung der in der Regel nicht gedüngten Wiesen nur in besseren Lagen für
eine Nachbeweidung mit Rindern oder für
einen zweiten Heuschnitt, mit dem man
das sogenannte „Grummet“ oder „Öhmd“
erzeugte.
Die extensive Heuwirtschaft brachte auf
den unterschiedlichen Standorten des Rot-
Mahdgutübertragung:
Aufbringen des Spendermahdguts auf den vorbereiteten Ansaatstreifen bei Elkeringhausen
76
extensive Heuwirtschaft auch in Zukunft
gewährleistet werden kann.
Für die Existenzsicherung der Betriebe
werden die Landwirte zur Effizienzsteigerung gezwungen. Ein neuerlicher Druck
zur Intensivierung geht vom Anbau von
Energiepflanzen aus und wirkt sich indirekt
auch auf das verbleibende Dauergrünland
aus. Eine weitere Seite dieser Effizienzsteigerung ist der Rückzug der Landwirtschaft
von ertragsärmeren Flächen. Grünland,
das sich für eine Intensivierung nicht eignet, wurde in jüngerer Vergangenheit oft
aufgeforstet, in Weihnachtsbaumkulturen
umgewandelt oder in einer anderen nicht
landwirtschaftlichen Weise genutzt. In
Winterberg führte eine zunehmende Dauerbeweidung mit Pferden zur Schädigung
vieler Wiesenbestände, da sich die charakteristische Struktur und Artenzusammensetzung der Bergwiesen nur ausbildet,
wenn die erste Nutzung im Jahr eine Heumahd im Juli ist.
Für die Gefährdung der montanen
Mähwiesen kommt neben dem Nutzungswandel die Abhängigkeit von einem speziellen Bergklima hinzu. Artengemeinschaften mit den charakteristischen Arten wie
Wald-Storchschnabel, Weichem Pippau,
Schwarzer Teufelskralle und Trollblume
und metallisch glänzenden Schmetterlingen wie Dukatenfalter, Lila-Gold-Feuerfalter und Ampfer-Grünwidderchen sind auf
Gebiete mit kühl-feuchtem Mittelgebirgsklima beschränkt. Diese Gebiete drohen
mit dem Klimawandel immer weiter zu
schrumpfen. In Nordrhein-Westfalen sind
solche Bedingungen in nennenswertem
Umfang nur in den Hochlagen von Eifel
und Rothaargebirge erfüllt. So bleibt diesen Regionen die große Verantwortung für
den Erhalt montaner Mähwiesen.
Die Bergmähwiesen gehören zu den
europaweit bedeutsamen Lebensraumtypen, die nach der Flora-Fauna-HabitatRichtlinie der EU besonders geschützt
werden müssen. In den eigens dazu ausgewiesenen FFH-Gebieten, die zusammen mit den Vogelschutzgebieten das
europäische Schutzgebietsnetz NATURA
2000 bilden, fördert das Finanzierungsins­
trument „LIFE Nature“ Maßnahmen zur
Wiederherstellung und Optimierung dieser
FFH-Lebensräume.
Projektrahmen
Das LIFE Projekt Bergwiesen bei Winterberg hat im fünfjährigen Projektzeitraum
(2011 bis 2015) ein Budget von knapp
1,9 Mio. € zur Verfügung, anteilig finanziert von EU (50 %), Land NRW (45 %),
S auerland 2/2013
Hochsauerlandkreis und Bio­
logischer Station. Das Projektgebiet umfasst die knapp
540 ha großen Offenlandanteile der beiden FFH-Gebiete
„Bergwiesen bei Winterberg“
und „Oberes Orketal“ mit Teilflächen bei Altastenberg, Langewiese, Lenneplätze, Neu­
astenberg, Mollseifen, nördlich
und südöstlich von Winterberg
und bei Elkeringhausen.
Flächenerwerb
Wo in den FFH-Gebieten
charakteristische Grünlandbestände des Berglands zerstört
oder beeinträchtigt sind, will
das Projekt die standorttypischen PflanzengemeinschafDer Wald-Storchschnabel
ten wiederherstellen. Solche
ist die auffälligste Charakterart der Bergmähwiesen
LIFE-Maßnahmen finden auf
Entwicklungsflächen statt, die
mit Projektmitteln angekauft und in Lan- wieder charakteristische Pflanzengeselldeseigentum überführt werden können. schaften und schließlich vielfältige TierAuf privaten und kommunalen Flächen gemeinschaften einstellen. Mit dem Mittel
sind LIFE-Maßnahmen möglich, wenn einer Mahdgutübertragung (auch „Heuderen naturschutzgerechte Nutzung durch grassaat“) werden deshalb die artenarmen
Verträge langfristig gewährleistet ist.
Entwicklungsflächen wieder mit typischen
Bergwiesenarten angereichert. Frisch geUm intensive Nutzungen wie die Silage- schnittener Aufwuchs von artenreichen
Erzeugung oder die Dauerbeweidung mit Bergwiesen wird dabei auf Ansaatstreifen
Pferden aus den Schutzgebieten auszula- aufgebracht, die zuvor mit einer Fräse oder
gern, werden an Stellen mit besonderem Kreiselegge bearbeitet wurden. Diese SaatBedarf mit Sondermitteln des Landes Ent- bettbereitung bricht die Konkurrenz der
lastungsflächen außerhalb der FFH-Gebie- alten Grasnarbe und gibt den eingebrachte eingerichtet.
ten Bergwiesenarten die Chance, Fuß zu
fassen.
Seltene oder mittels Heugrassaat
schwer übertragbare Arten werden mit eigens gesammelten Samen oder Ablegern
– teils nach einer Anzucht – auch gezielt
eingebracht. Immer stammt das Pflanzenmaterial von autochthonen Vorkommen
im Projektgebiet.
Darüber hinaus erwirbt die NordrheinWestfalen-Stiftung Naturschutz, Heimatund Kulturpflege naturschutzwürdige Flächen, die ohne Entwicklungsbedarf mit
LIFE-Mitteln nicht erworben werden können.
Für alle Flächenankäufe steht dem Projekt die Kompetenz der Bezirksregierung
Arnsberg zur Seite, die hierzu ein eigenes
Bodenordnungsverfahren durchführt.
Praktische Naturschutz-Maßnahmen
Bei einer bloßen Wiedereinführung
der extensiven Heuwiesennutzung würde
es meist Jahrzehnte dauern, bis sich auf
den an Arten verarmten Grünlandflächen
Im August letzten Jahres erfolgten
Mahd­
gut-Übertragungen auf Entwicklungsflächen bei Altastenberg, Neuastenberg, bei Winterberg und Elkeringhausen.
Die gute Zusammenarbeit mit Landwirten
bei der praktischen Umsetzung und der
Umstand, dass artenreiches Spendermaterial von hervorragend ausgeprägten
Bergwiesen zur Verfügung stand, lassen
gute Ergebnisse erwarten. Die Erfolge der
Maßnahmen werden im laufenden Projekt
in einem Monitoring dokumentiert.
Neben den Bergmähwiesen sind vor
allem bei Altastenberg auch montane
Zwergstrauchheiden und bodensaure Magerweiden, sogenannte „Borstgrasrasen“
S auerland 2/2013
77
Mädesüß-Perlmutterfalter auf Arnika
Gegenstand der Schutzbemühungen. Anders als bei den Bergwiesen sind hier vor
allem Folgen einer lange fehlenden Bewirtschaftung anzugehen. So werden auf
lange brach gelegenen Heiden und Borstgrasrasen im Eigentum der Stadt Winterberg aufgekommende Gehölze entfernt,
die verfilzte Grasnarbe aufgelockert und
Maßnahmen für den Erhalt seltener Zielarten wie der stark gefährdeten Arnika
durchgeführt.
Die in der Landschaft am ehesten sichtbarsten Veränderungen schafft das Projekt
bei der Wiederumwandlung von Fichtenforsten in Grünland. Wo ein Flächenerwerb
möglich ist, werden Erstaufforstungen auf
ehemals wertvollen Grünlandstandorten
beseitigt. Auch hier ist dann eine Mahdgutübertragung das Mittel, die für die jeweilige
Lage typischen Grünlandgesellschaften
wiederzubegründen.
Nutzung und Pflege der Bergwiesen
Vielleicht sogar schwieriger als die
Wiederherstellung artenreicher Grünlandbestände sind die Bemühungen, für den
Erhalt der Bergwiesen eine nachhaltige
und wirtschaftlich tragfähige Bewirtschaftung zu gewährleisten. Durch besondere
Bemühungen teils schon vor dem LIFE
Projekt gelang es der Unteren Landschaftsbehörde, für zahlreiche Nutzflächen
in den Schutzgebieten mit den Landwirten
Verträge im Kulturlandschafts-Pflegeprogramm zu vereinbaren. Prämien aus dem
Vertragsnaturschutz sind aber nicht immer
ein ausreichender Anreiz, z. B. eine intensivierbare Grünlandfläche mit höherem
Aufwand und bei kleineren Erntemengen
extensiv zu bewirtschaften.
Der Dukaten-Feuerfalter ist das Wappentier des Projekts
Unter Federführung eines Konzeptbüros und im Austausch mit Landwirten und
anderen Akteuren wurde nach Möglichkeiten gesucht, Produktion und Vermarktung von Bergwiesenheu wirtschaftlicher
zu gestalten. Mit einer optimierten und
gemeinschaftlich organisierten Herstellung
und Vermarktung besonderer Heuqualitäten als Pferde- oder Kleintierfutter ließe
sich eine erhöhte Wertschöpfung erzielen.
Doch ist nach dem Ergebnis der Studie
auch dann ohne Vertragsnaturschutz eine
extensive Heuwirtschaft kaum kostendeckend zu realisieren.
Das Nutzungskonzept widmet sich auch
den Möglichkeiten, die Wiesenlandschaft
bewusster für eine Wertschöpfung in Tourismus, Wellness und Gastronomie zu nutzen. Wahrnehmung und Wertschätzung
der für das Hochsauerland so charakteristischen Kulturlandschaft würden damit
gefördert und die Erfolgsaussichten der
Schutzbemühungen verbessert.
Diesem Ziel dient auch die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit im LIFE Projekt. Eine Ausstellung, Themenwege
(„Bergwiesen-Pfade“), ein Fotowettbewerb, Exkursionen und Vorträge sollten
Einwohnern und Feriengästen den Lebensraum und die Schutzmaßnahmen näher bringen. In Zukunft sollen buchbare
Erlebnis-Angebote, welche die Themen
Bergwiesen, Heuwirtschaft und Kräuter
von ganz unterschiedlichen Perspektiven
angehen, auch von anderen Personen
und Initiatoren angeboten werden. Das
LIFE Projekt wird künftigen Exkursionsoder Kursleitern in einem Workshop für
„Bergwiesen-Führer“ (8. Juni) Gelegen-
heit geben, sich dazu das entsprechende
Hintergrundwissen anzueignen.
Am Sonntag, den 30. Juni veranstaltet das LIFE Projekt in Zusammenarbeit
mit dem Reit- und Fahrverein auf dem
Gelände des Reitvereins (Am Postteich)
ein Bergwiesenfest. Zu Spiel, Spaß und
Informationen in und zu den Bergwiesen
und zur historischen und heutigen Wiesennutzung sind Einheimische und Gäste
herzlich eingeladen. Mit einem ähnlichen
Angebot wird sich das LIFE Projekt am
4. August an der 300-Jahres-Feier der
Höhendörfer Neuastenberg, Langewiese,
Hoheleye und Mollseifen beteiligen.
Ausblick
Um lebendige Kulturlandschaften zu
erhalten, reicht es nicht, Schutzgebiete
auszuweisen. Für den dauerhaften Erhalt
der Bergwiesen-Landschaft im Hochsauerland wird auch weitaus mehr nötig sein
als ein fünfjähriges LIFE Projekt. Eine
Zukunft haben die Bergwiesen nur, wenn
die Menschen der Region dieses bunte
Gesicht des Hochsauerlands als wichtigen Teil Ihrer Heimat und unverzichtbares Stück Lebensqualität wertschätzen,
und nur, wenn daraus aktives Einfordern
und Mittun erwächst sowie die Bereitschaft, die Landschaftspflegeleistung der
Landwirte gebührend anzuerkennen und
zu entlohnen.
Zusätzliche Informationen zum Projekt und zu aktuellen Terminen finden Sie
auf der Internet-Seite www.bergwiesen-­
winterberg.de.
78
S auerland 2/2013
SEIT 1928
Lange Wende 94 – Mendener Straße 8
Tel. 0 29 32/2 43 64 – Tel. 0 29 32/71 04
59755 Arnsberg-Neheim
A
m 10. August 1863 wurde in Düsseldorf Heinrich Biesenbach geboren. Die Herkunft und die Familie
sind seit 1488 im Bergischen nachweisbar.
Die väterliche Familie verbrachte mit ihren
zwölf Kindern einen großen Teil des Jahres auf der „Villa Biesenbach“ zwischen
Gerresheim und Unterbach. Dort lernte
der wissbegierige, stille Junge das Ber-
Durch seine Heirat mit Hedwig Gabriel
aus Eslohe lernte er das Sauerland näher
kennen. Die Ferien verbrachte er im Sauerland. Unermüdlich durchstreifte er die
Berge, beobachtete alles bis ins Kleinste.
Jede Jahreszeit schien ihm „die schönste“
zu sein, so viel Wunderbares entdeckte er
durch sie und in ihr. Sein für alles Große
und Reine empfängliche Dichterherz weitete sich förmlich, wenn er die Akten in
Düsseldorf für einige Tage daheim lassen
und vergessen konnte und sich an Wald
und Feld erfreuen durfte.
Bahnbrecher des
Heimatgedankens
Erinnerungen an
Dr. Heinrich Biesenbach
Vor 150 Jahren geboren
von Franz-Josef Huß
gische Land, seine Natur, seine Menschen,
Fauna und Flora kennen und lieben. Der
Familientradition folgend studierte er Jura,
vortrug: „Was der Vater seinen Kindern
erzählt.“ Es folgten 1906 ein Gedichtband
im Verlag E. Pierson in Dresden und 1909
der in Emden spielende ausdruckstarke
Roman „Die Stadt am Meer“. Im Januar
1916 erschien „Drei=Königen=Spiel“,
eine Schaustellung in drei Bildern. Im
gleichen Jahr erschien: „Mars regiert die
Stunde“. Dann kamen in rascher Folge
die Heimatromane: „Das Stiftsfräulein von
Gerresheim“ (1919), „Des Kanzlers Sohn“
(1921), „Das alte Haus in der Bilker Straße“ (1922) und „Berge romeryke“ (1925);
Bücher, die auch außerhalb Düsseldorfs
sehr beachtet wurden und hervorragende
Kritiken fanden.
wurde ein bekannter Rechtskundiger, daneben Maler, Jäger und Geschichtskenner,
ein aufgeschlossener, humorvoller und
gastfreundlicher Mensch.
Sein erstes Buch waren selbstersonnene Märchen, wie er sie im Familienkreis
Nach seinem Tod, am 24. Oktober
1926 erschien posthum 1931 im Heimatverlag Dr. Wagener, Meschede, sein
letztes schriftstellerisches Werk, die Novelle „Der Letzte vom Kloster Brunnen“.
Diese Novelle mag auf Erzählungen des
dortigen Lehrers Ferdinand Ebers (1875
– 1900 Lehrer in Kloster Brunnen) fußen,
den Heinrich Biesenbach oftmals im Homertgebirge besucht hat. Doch mischt er
auch dichterisch freie Erfindungen in das
historische Geschehen ein. Besonders die
Umgebung von Kloster Brunnen hatte es
ihm angetan. Diese Erzählung beschäftigt
sich außer der Reliquienüberführung der
Drei Könige und des Kölner Domschatzes
von Köln nach Arnsberg auch mit Schuld
und Sühne des Fuhrknechts Ludger vom
Allendorfer Fuhrherrn Clute-Simon.
Lange war diese Novelle vergriffen, bis
sie Dr. Magdalena Padberg im Jahr 1985
und 1986 in 2. Auflage in ihrem Buch
„Drei Könige kamen ins Sauerland“ wieder aufleben ließ.
Am 13. Oktober dieses Jahres, um
17.00 Uhr, wird in der ehemaligen Klos­
terkirche St. Antonius von Padua in Klos­
ter Brunnen in einer kleinen Feierstunde
mit einer Dichterlesung an Dr. Heinrich
Biesenbach erinnert.
S auerland 2/2013
79
Sauerl and • Blick p un k t e
Ein historisches Jubiläum am
Rande des Hönnetals
Auf eine Geschichte von 775 Jahren
können in diesem Jahr die beiden Bauer­
schaften Eisborn und Asbeck zurückblicken. Das wollen die Bewohner mit einem
Dorffest am Wochenende – 22./23. Juni
2013 – gebührend feiern. Dazu wird es
u. a. ein reichhaltiges Programm mit Reiterspielen, Musical, Handwerkermarkt und
Ritterlager geben.
Samstag 22. Juni 2013
16.00 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst
am Historienspiel-Platz, danach: Offizielle
Eröffnung durch Landrat Thomas Gemke,
Bürgermeister Hubertus Mühling, Ortsvorsteher Martin Danne
im Anschluss: Gemütliches Beisammensein
Sonntag 23. Juni 2013
10.00 Uhr: Beginn der Vereinsaktivitäten,
Marktstände, 1. Aufführung Historienspiel,
1. Aufführung Musical, 2. Aufführung Musical, 2. Aufführung Historienspiel. Erstmalig wird eine reich bebilderte Chronik
der beiden Ortschaften erscheinen, die rd.
150 Seiten umfasst
Mit Bierdeckeln der Fa. Veltins hatten
die Organisatoren in den letzten Wochen
auf dieses einmalige Ereignis aufmerksam
gemacht.
Veranstaltungen des
Freundeskreises
Oelinghausen e. V.
Werden in Armut und Stille – Bildfrömmigkeit geistlicher Frauen im Dominikanerinnenkloster Maria Zuflucht in
Weesen-Schweiz und bei den Prämonstratenserstiftsfrauen in Oelinghausen
Vortrag von Pater Uwe Augustinus Vielhaber OP, Diplom-Theologe & DiplomGemälderestaurator (Fribourg) am 16.
Juni, 15.00 Uhr, im Klostergartenmuseum
Oelinghausen
Ausstellung: AUGENBLICKE, ausgewählte Werke von Udo Wollmeiner
(Arnsberg), Klostergartenmuseum in Oelinghausen an Sonn- und Feiertagen bis
21. Juli 2013
30 Jahre Freundeskreis mit der
Enthüllung einer Installation von Beate
Ruberg (Arnsberg) und einer Tanzperformance von Regina Biermann (Münster)
am 23. Juni, ab 14.00 Uhr, im Klostergarten Oelinghausen.
Internet: http://dorfjubilaeum.eisborn.de/
Experten aus ganz Deutschland
bei Tagung
„Historische Wege“
in Winterberg
Ein wahrlich spannendes Thema hatte sich
der „Bund Heimat und Umwelt in Deutschland“ für seine Herbsttagung 2012 ausgesucht: „Historische Wege“ lautete der Titel
des zweitägigen Treffens, zu dem Mitte
September Experten unterschiedlicher
Fachgebiete aus ganz Deutschland in Winterberg zusammenkamen.
Eingangs beschäftigte sich Dr. Peter
Kracht, Hauptfachreferent für Kultur
beim SGV und Vorsitzender der Fachstelle
Geschichte beim Westfälischen Heimatbund grundlegend mit der Frage: Aus der
Vergangenheit in die Zukunft – Warum
sind historische Wege interessant? Mit
zahlreichen Lichtbildern erläuterte der
heimische Historiker (der natürlich auch
Mitglied im SHB ist) den mehr als 40 Zuhörern die Bedeutung von historischen
Wegen als Geschichtsquelle wie auch als
Museums- und Lernort. Er brachte dem
Publikum die Heidenstraße und die Eisenstraße nahe und berichtete auch von einer
der ältesten Straßen der Welt, nämlich jener, die vom Nil bis auf das Plateau von Gizeh führte: Auf dieser wurden um 2500 v.
Chr. die Steinblöcke zum Bau der CheopsPyramide gezogen.
Die Vorträge über „Erfassung und Schutz
von Altstraßen in Thüringen und SachsenAnhalt“ stießen als vorbildliche Beispiele
ebenfalls auf großes Interesse der Zuhörer. Deutlich wurde dabei vor allem, dass
gerade das ehrenamtliche Engagement in
diesem Bereich von besonderer Wichtigkeit ist. Jakobswege im Rheinland wurden
ebenso thematisiert wie neue Tourismuskonzepte am Niederrhein, an der Fossa
Eugeniana und am Nordkanal.
Martina Blaschka M. A. vom Landesamt
für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart referierte eindrucksvoll über
„Zeitzeugen am Wegesrand – Ehrenamtliche dokumentieren Kleindenkmale. Das
Projekt zur Erfassung der Kleindenkmale
in Baden-Württemberg.“ Erik Neumeyer
vom Deutschen Wanderverband befasste
sich schließlich mit der Gegenwart und
„Wanderwegen – zwischen Ehrenamt und
touristischer Inszenierung“. Deutlich wurde: Ohne Ehrenamt gäbe es in Deutschland keine markierten Wanderwege! Ein
gemütlicher Abend mit zahlreichen Fragen, Antworten und vielen Anregungen
beschloss den ersten Tagungstag.
Am nächsten Morgen zeigte SGV-Wanderführer Ulrich Lange den Teilnehmern
einige markante Hohlwege entlang der
Heidenstraße und erzählte dabei so manche Anekdote, sehr zur Freude der WegeExperten, die sich im Sauerland sichtlich
wohlfühlten. Zum Nachmittagskaffee ging
es ins Heimathaus nach Medebach-Düdinghausen, wo Horst Frese vom Heimatund Verkehrsverein den Teilnehmern über
die spannende Geschichte des Dorfes und
die vielfältigen Aktivitäten berichtete. Fazit
der gelungenen Tagung: Die Teilnehmer
werden das Sauerland sicherlich in bester
Erinnerung behalten!
80
„Die Kunst zu Leben –
Literatur und Musik“
Eine Veranstaltung des Kreisheimatbundes Olpe zum „Spirituellen
Sommer 2013“
mit Prof. Dr. Friedhelm Decher und Bernward Koch in Wenden
Mit einer Veranstaltung, die auf eine bewährte Kooperation zurückgreift, beteiligt
sich der Kreisheimatbund Olpe am „Spirituellen Sommer“ des Regionale-Projekts
„Wege zum Leben. In Südwestfalen“. Bereits beim „Fest der Heimat“ 2005 auf
Burg Bilstein, damals ausgerichtet zum
25sten Geburtstag des KHB Olpe, hat
der aus Wenden stammende Musiker und
Komponist Bernward Koch die Abschlussmeditation „Was ist Heimat?“ musikalisch
gestaltet. Mittlerweile ist Bernward Koch,
S auerland 2/2013
Kulturpreisträger
der
Gemeinde
Wenden 2012, mit
seinen Kompositionen besonders in
den USA bekannt.
Allein neun SoloCDs liegen bisher
vor und werden
weltweit gespielt.
Im Sauerland tritt
er zudem mit seinen unterschiedlichen Bands auf,
so mit dem Bernward Koch Ensemble, der Gruppe ANDERS oder mit den
Brothers.
In den letzten Jahren ist eine intensive
Zusammenarbeit mit dem Philosophen
Prof. Dr. Friedhelm Decher entstanden.
Vor allem die Hermann-Hesse-Abende der
beiden sind in der Region zu einem festen
Begriff geworden. Auch Friedhelm Decher
stammt aus der Gemeinde Wenden und
lehrt an der Universität Siegen. Mit seinen
Vorträgen und zahlreichen Büchern zu anthropologischen, ethischen, ästhetischen,
psychologischen und pädagogischen Themen hat er sich im In- und Ausland einen
Namen gemacht.
Am Freitag, dem 5. Juli 2013, 20.00
Uhr liest Friedhelm Decher ausgewählte
Texte zum Thema „Die Kunst zu Leben“,
die von Bernward Koch musikalisch interpretiert werden. Als Gastmusiker wirkt
sein Bruder Christoph Koch (12seitige Gitarre, Percussion) mit.
Die Gemeinde Wenden stellt ihren Ratssaal, der sich mit einem Panoramafester
zur Landschaft öffnet, als Veranstaltungsort zur Verfügung. In der Dämmerung wird
der Raum auf besondere Weise illuminiert.
Literatur aus drei Jahrtausenden, vom
Buch Koheleth bis zu Monty Python, soll
so auf spannende, neue Weise erlebbar
werden und „Wege zum Leben“ aufzeigen.
Insgesamt finden im Rahmen des Spirituellen Sommers 2013 über 200 Veranstaltungen statt, organisiert von Kirchengemeinden, kirchlichen Gruppen und
muslimischen Gemeinden, von Vereinen,
Künstlern, Bildungsstätten, Kulturinitiativen, Kommunen, Schulen und engagierten
Einzelpersonen. In Klöstern, Kirchen und
Kapellen, in Moscheen und Synagogen, in
Gebäuden mit besonderer Ausstrahlung,
auf alten Pilgerwegen oder an besonderen
Orten in der Landschaft wird den Menschen Raum und Zeit geboten, „Wege zum
Leben. In Südwestfalen“ zu gehen und zu
sich zu kommen.
Roswitha Kirsch-Stracke
KHB Olpe: www.kreisheimatbund-olpe.de
Im Rahmen des Kulturprogramms der Gemeinde Wenden
Karten: L.Schroeder@wenden.de, Tel. 02762/406-212
Regionale-Projekt: www.wege-zum-leben.com
Aufführende: www.bernwardkoch.com
S auerland 2/2013
G
esucht werden Nachrichten zu Opfern des „Krieges im Wald“ – getötete Wilderer und getötete Förster
bzw. Forstgehilfen ab dem 19. Jahrhundert
(oder früher). Es geht darum, ein besseres
historisches Bild zu den „Opferzahlen“ auf
beiden Seiten und überhaupt zum sozialgeschichtlich bedeutsamen Thema der Wilderei zu erhalten.
„Wilddieberei –
Krieg im Wald“
Erschossene bzw. verwundete
Förster und Wilddiebe
im südlichen Westfalen.
Alle Hinweise
sind sehr willkommen!
Nachfolgend eine kleine provisorische
Aufstellung zu den bislang hier bekannten
Fällen.
A. Dokumentierte Förstermorde (und Verwundungen)
1842
Im Bruchhausener Revier des Freiherrn
von Fürstenberg wurde im Mai 1842 der
Fürstenberg‘sche Förster Stracke von
Wilddieben ermordet. [Quelle: Senger, Michael (Red.): Vom Waidwerk im Sauerland.
Schmallenberg-Holthausen 2000.]
1867
Am 1. 10. 1867 ist der Harderhauser
Oberförster Freiherr von Wrede im Blankenroder Wald bei einem Ritt unterhalb
des linken Kniegelenkes von „Wildschütz
Hermann Klostermann“ ins Bein geschossen worden. [Quelle: Der Wildschütz Klos­
termann. Leipzig 1869: http://gutenberg.
spiegel.de/buch/4838/9]
1868
Am 1. 2. 1868 ist der Forstläufer Heinemann unweit von Rhoden von „Wildschütz
Hermann Klostermann“ durch einen
Schuss in den linken Oberarm und den
äußeren Lungenflügel schwer verletzt worden. [Quelle: Der Wildschütz Klostermann.
Leipzig 1869: http://gutenberg.spiegel.
de/buch/4838/9]
81
1873
Ermordung des Königlichen Förster
Nückel (Forstgemeinde Burgholdinghausen) „in einer Schlucht, nahe des Rahrbacher Tunnels“.
http://www.martin-elsner.de/bhh/sz19980711.html [Internethinweis Rainer Decker]
1880
Erschießung von zwei Förstern (Gies;
Steinsträter) im Privatwald des Oberförs­
ters a. D. von Wrede zwischen Kleinenberg (Lichtenau) und Willebadessen [Hinweis H.-D. Hibbeln; Quelle: Otto Busdorf,
Wilddieberei und Förstermorde Bd. 3].
1881
Mord an Hilfsförster Trembour, Burgholdinghausen (in der Nähe von Silberg
und Welschen Ennest), Siegerland, am
27. 2. 1881. – Laut Bericht des Sauerländischen Volksblattes lag ein ähnliches
Verbrechen am Ort gerade mal 8 Jahre
zurück (vgl. unter 1873). [Quellen: Senger, Michael (Red.): Vom Waidwerk im
Sauerland.
Schmallenberg-Holthausen
2000; Otto Busdorf, Wilddieberei und
Förstermorde]
http://www.martin-elsner.de/bhh/sz19980711.html
[Internethinweis Rainer Decker]
1885
Erschießung des Försters Krahl im Privatwald des Oberförsters a. D. von Wrede
zwischen Kleinenberg (Lichtenau) und Willebadessen [Hinweis H.-D. Hibbeln; Quelle: Otto Busdorf, Wilddieberei und Förstermorde Bd. 3].
http://www.wiki-willebadessen.de/index.php/Krahekreuz [Internethinweis Rainer Decker]
1891
Mord an Förster Kroh, Dotzlar, Rothaargebirge, am 13. 10. 1891. [Quelle:
Otto Busdorf, Wilddieberei und Förstermorde]
http://www.dotzlar.de/historie/foerstermord.html [Internethinweis Rainer Decker]
1919
Morde an Förster Hugo Birkenfeld aus
Rüthen und an Förster Karl Seffen von der
Möhneburg bei Brilon am 27. Juli 1919.
[Quelle: Otto Busdorf, Wilddieberei und
Förstermorde]
1931
Mord an Förster Artur Stock, Gut
Frenk­
hausen bei Freienohl, Meschede,
Sauerland, am 25. 11. 1931. [Quellen:
Senger, Michael (Red.): Vom Waidwerk
im Sauerland. Schmallenberg-Holthausen
2000; Otto Busdorf, Wilddieberei und
Förs­termorde]
B. Dokumentierte Erschießungen
von Wilderern/illegal Jagenden
ca. 1850
Erschießung des Wilddiebes Fritz
Schulte [Name nicht gesichert], geb. in
Freienohl, genannt „Jäcksken“, an der
Möhne [bei Stockum?] bei einer Treibjagd;
der Schütze, ein Jäger, soll später nach
Übersee ausgewandert sein [Quelle: Lehrer Reinhold; „Soester Heimatkalender für
das Jahr 1929“].
1857
Erschießung von Wilhelm Thiele
(† 1857) wegen illegalen Jagens; Eintrag
in den katholischen Kirchenbüchern von
[Marsberg-]Meerhof, deren Aufzeichnungen auch die Ortschaften Dalheim,
Elisenhof und Blankenrode betreffen.
[Mitgeteilt: Andreas Karl Böttcher (Marsberg), telefonisch, 5. 4. 2013.]
1869
Erschießung von Conrad Dreps
(† 1869) wegen illegalen Jagens; Eintrag in den katholischen Kirchenbüchern
von [Marsberg-]Meerhof, deren Aufzeichnungen auch die Ortschaften Dalheim,
Elisenhof und Blankenrode betreffen. [Mitgeteilt: Andreas Karl Böttcher (Marsberg),
telefonisch, 5. 4. 2013 – für das 19. Jh.
soll die Quelle mehrere vergleichbare Einträge im Sterberegister enthalten.]
1869
Am 24. 5. 1869 wilderte der steckbrieflich gesuchte Hermann Klostermann im Orper Grund. Sein Begleiter
war der Schuster Lohoff aus Oesdorf,
bei dem er zu jener Zeit monatelang
Unterschlupf gefunden hatte. Fahnder, darunter Militärangehörige, jagten
die beiden. Bei einem – nach Angaben
des Militärs von den Wilddieben eröffneten – Schusswechsel wurde Lohoff
tödlich von einem Infanteristen verwundet. (über die Art des Einschusses wird
nichts mitgeteilt; aus Lohoffs Waffe war
kein Schuss abgefeuert worden). Derweil
konnte Klostermann entkommen. [Quelle: Der Wildschütz Klostermann. Leipzig 1869: http://gutenberg.spiegel.de/
buch/4838/9]
1889
Im Sterberegister der Kirche zu Voßwinkel gibt es einen Eintrag, dem zufolge 1889
ein Wilderer von einem Förster mit einem
Schrotgewehr erschossen wurde [Quelle:
E-Mail Werner Neuhaus (Sundern), 21. 4.
2013].
82
S auerland 2/2013
1917
„1917 wurde in einem Wald bei Kleinenberg, Kreis Büren, ein Wilddieb „H“
von einem Forstaufseher erschossen. Der
Mann war seinerseits 1885 an der Erschießung eines Försters beteiligt gewesen. Sein
Komplize bekam dafür lebenslänglich. Dem
anderen gelang die Flucht nach Amerika.
Nach Eintritt der 20jährigen Verjährungsfrist kehrte er in sein Heimatdorf zurück
und ging wieder seiner Leidenschaft nach,
mit dem obigen Ergebnis.“ [Mitgeteilt von
Dr. Rainer Decker (Paderborn), E-Mail
2. 5. 2013] [Literatur: Otto Busdorf, Wilddieberei und Förstermorde Bd. 3?].
http://www.wiki-willebadessen.de/index.php/Krahekreuz (s.o.)
I
n der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
hat in Letmathe der Orgelbauer Engelbert Ahmer eine Werkstatt unterhalten.
In der Zeitschrift „De Suarlänner“ von
1964 (Seite 83), Herausgeber der Sauerländer Heimatbund, heißt es über „...Engelbert Ahmer (1771-1847) ...dieser war
bekannt als Orgelbauer wie als Erfinder
der Iserlohner Drahtindustrie“. Eine ausführliche Familiengeschichte beschreibt
Wilhelm Honseimann in den Letmather
Nachrichten vom 26. 3. 1966.
Engelbert Ahmer
ein Orgelbauer in Letmathe
von Werner Hoffmann
Die münstersche Provinzialregierung
schrieb zu Beginn der 1820er Jahre alle
Landkreise mit der Aufforderung an, ansässige Werkstätten zu benennen, die nach
eingehender Prüfung im Amtsblatt „zur
Erbauung neuer Orgelwerke für qualifiziert
anerkannt“ werden sollten. 1825 wurde
für den Regierungsbezirk Amsberg die
Werkstätte Ahmer aus Letmathe, Fromme
aus Soest und Mellmann aus Dortmund
akkreditiert.1
Engelbert Ahmer stammte aus einer
alteingesessenen Familie, die sich „vom
Ahm“ nannte. „Der Name Ahmer für die
Schulten vom Ahm und ihre Nachkommen
setzte sich erst in den beiden letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts durch“.2
Engelbert Theodor wurde am 22. Oktober
1771 unter dem Namen Ahmer in der Letmather Pfarrkirche getauft. Seine Eltern
1922
Am 3. Februar 1922 wurde der erst
20jährige Heinrich Kuhn aus einer Köhlerfamilie in [Winterberg-]Langewiese auf der
Flucht durch einen Schuss in den Rücken
getötet. Der Schuss stammte aus dem Drilling des Försters Wahl, der im Dienst des
Fürsten zu Sayn-Wittgenstein stand. Der
von diesem getötete Heinrich hatte seinem
Vater, der unter ärmlichen Verhältnissen
zehn Kinder ernähren musste, zuvor beim
Aufbrechen eines gewilderten Rehwildes
geholfen. [Quelle: Senger, Michael (Red.):
Vom Waidwerk im Sauerland. Schmallenberg-Holthausen 2000.]
Stand 2. Mai 2013
waren Engelbert vom Ahm und dessen 2.
Ehefrau Anna Maria Brockhage. Sein Vater starb am 24. Januar 1779 und wurde
unter dem Namen „vom Ahm“ beerdigt.3
Um den früh vaterlos gewordenen Engelbert haben sich wahrscheinlich die Herren
von Brabeck in Letmathe gekümmert und
ihm eine Lehrstelle vermittelt. Wann und
wo die Ausbildung zum Orgelbauer stattfand, ist unbekannt. Am 15. Januar 1805
heiratete Engelbert Ahmer Franziska Körte,
die Tochter des Kalkfabrikanten und späteren Silberplattierers Johann Eberhard
Körte aus dessen erster Ehe mit Maria Katharina Hethage. Nach dem Letmather Kirchenbuch wurden dem Orgelbauer Engelbert Ahmer und seiner Frau Franziska geb.
Körte acht Kinder geboren.4
Zwei Söhne aus dieser Ehe ergriffen
den Beruf des Vaters und wurden Orgelbauer: Bernhard Edmund, geb. am 5. 10.
1806 und Franz Wilhelm, geb. am 7. 9.
1815. Bernhard lebte von 1837 bis 1847
vorübergehend in Soest. Wilhelm hatte
1860 eine Werkstatt in Horde.5
Soweit bekannt, sind von den Ahmers
keine Orgel-Neubauten erhalten. Sie konnten jedoch Erweiterungen, Reparaturen
und Pflegeaufträge verzeichnen. In den unruhigen Zeiten um 1800 (1812 Ende der
französischen Fremdherrschaft) fehlte den
Gemeinden das Geld für neue Orgeln. Sie
ließen daher ihre Orgeln reparieren oder
einmanualige Orgeln um ein zweites Manual und einem Pedal erweitem. So blieb
manche Orgel erhalten, die heute unter
Denkmalschutz steht.
Es folgen hier aus der Literatur bekannte Daten über die verschiedenen Einsätze
der Ahmers. Welcher Ahmer die Arbeiten
Meldungen an:
Peter Bürger (Christine-Koch-Archiv
am Museum Eslohe) Kiefernstraße 33
D-40233 Düsseldorf
Telefon 0211-678459
E-Mail: peter@friedensbilder.de
Internet: www.sauerlandmundart.de
ausgeführt hat, ist nicht immer eindeutig
angegeben. In der Regel heißt es nur „Ahmer aus Letmathe“ womit Engelbert Ahmer gemeint sein dürfte. (Kein Anspruch
auf Vollständigkeit):
1806 und 1826 Engelbert Ahmer
Gutachten und Kostenanschlag für die Orgel in der evgl. Kirche Kierspe.6
1812 Ahmer – Winterberg, kath. Pfarrkirche. Die Gemeinde kauft die alte Orgel des
Klosters Galilaea bei Meschede. Aufstellung
in Winterberg durch Orgelbauer Ahmer.
1816/28 Ahmer – Anschläge für eine
neue Orgel in Neheim. Orgel 1831 fertiggestellt, 1929 nach Ostwig verkauft.8
1818 Ahmer – Beim Abriss der Vituskirche in Hemer wurden für die „Wegnahme
der Orgel aus der alten Kirche dem Orgelbauer Ahmer aus Letmathe 3 Rthl. 36
Stüber gezahlt.“ Weitere 3 Rthl. 50 Stüber
wurden mit dem „Gastwirt Benzler für Bewirthung des Orgelbauers für die Zeit der
Wegnahme der Orgel“ verrechnet.9 (Die
Orgel wurde 1695 von Peter Henrich Varenholt gebaut. Lt. Wulfert-Chronik hatte
die Orgel 12 Register.)
1821 Engelbert Ahmer – Evgl. Pankratiuskirche Iseriohn: Reparatur der Orgel. Ahmer
quittiert für die Reparatur die im Kostenanschlag vereinbarte Summe von 40 Rthl.10
1825 Engelbert Ahmer – 1825 wurde für
den Regierungsbezirk Amsberg die Werkstätte Ahmer aus Letmathe zur Erbauung
neuer Orgelwerke für qualifiziert anerkannt.11
1825 Engelbert Ahmer – Kostenanschlag für eine neue Orgel in Bödefeld.
S auerland 2/2013
83
(Die Orgel wurde 1835 von Kramer gebaut).
helm Kramer umgebaut und steht unter
Denkmalschutz).
1829/30 Engelbert Ahmer – Ehemalige
Stiftskirche Rumbeck: Erweiterung der
Klausing-Orgel von 1700 um ein II. Manual und ein selbständiges Pedal. „Ahmer
hat bei dieser Erweiterung älteres Material
aus anderen Orgeln wieder verwendet.“ 13
(Wurden hier Register aus der Vituskirche
Hemer wiederverwendet? Beim Abriss der
Vituskirche 1818 in Hemer wurde die Orgel von Ahmer ausgebaut). Die Orgel der
Stiftskirche Rumbeck ist restauriert und
steht unter Denkmalschutz.
1844 Bernhard Ahmer – Kath. Pfarrkirche Rahrbach: Reparatur. 23
1832 E. Ahmer – Vertrag über den Neubau einer Orgel von sieben Registern in
Westönnen.14 (Orgel nicht erhalten)
1833 E. Ahmer – Evgl. Pankratiuskirche
Iserlohn: Kostenanschlag über eine Reparatur der Orgel.15
1834 Ahmer – Stimmung der Orgel in der
Propsteikirche Werl.16
1834 Engelbert Ahmer „... verhandelte
die Kirchengemeinde Hohenlimburg mit
Ahmer, der den Auftrag nicht erhielt, weil
er über den Kostenanschlag hinaus Nachforderungen stellte und keine Garantiezeit
gewährte.“17
1836 Bernhard Ahmer – Kath. Pfarrkirche St. Nicolai Rüthen: Reparatur.18
1837/38 Bernhard Ahmer – Ehemalige
Stiftskirche Obermarsberg: Reparatur19
(durch B. Ahmer aus Letmathe, wohnhaft
in Soest).
1838 Ahmer – Kath. Pfarrkirche Affeln:
Erweiterung der Orgel.20
1839 Bernhard – Ahmer Kath. Nikoleikapelle Obermarsberg: Reparatur. 21
1842 Engelbert Ahmer, Wilhelm Ahmer –
Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul Hemer: Im Streit um die Rechtsverhältnisse
der Pfarrgemeinde zum Patronate wird
als Sachverständiger des Gerichts Orgelbauer Engelbert Ahmer aus Letmathe bestellt. „Auf Verfügung vom 28. November
habe ich mich im Anfange des Monats
Dezember pract. nach Hemer begeben
und unter Zuziehung meines Sohnes
Wilhelm Ahmer, welcher mir in meinem
Geschäfte behülflich ist, die fragliche Orgel genau inspiziert und untersucht, und
zwar in Gegenwart des Herrn Pfarrers
Cuper.“22 (Die Orgel wurde 1701 von Johann Jacob John gebaut, 1850 von Wil-
1844 B. Ahmer – Klosterkirche Oelinghausen: Orgelbauer Ahmer aus Soest baut
zwei neue Bälge und platziert sie auf dem
Dachboden.“24
1847 Bernhard Ahmer – Kath. Pfarrkirche Mellrich: Abbruch der Orgel und
Wiederaufbau nach Beendigung der Bauarbeiten.25 „Orgelbauer Bernhard Ahmer
aus Soest legte die Bestandsaufnahme mit
der Aufzeichnung der Disposition und einer genauen Vermessung der technischen
Anlage und des Gehäuses vor.“
1848 Wilhelm Ahmer – Kath. Pfarrkirche
St. Blasius Balve: Reinigung und Stimmung der Orgel. „Wilhelm Ahmer aus
Letmathe hat die hiesige Orgel gestimmt,
in den richtigen Ton gestellt, da die Orgel
früher zu niedrig gestimmt war.“ 26
(Im Jahre 1817 baute Christian Roetzel
aus Eckenhagen in das Gehäuse der Vorgängerorgel eine neue Orgel mit 16 Regis­
tern ein. Das Gehäuse ist erhalten.)
1853/54 Ahmer Balve, St. Blasius: Reparatur der Orgel. 27
1860 F. W. Ahmer – Kath. Kirche Kirchveischede. Reparatur von F. W. Ahmer aus
Horde.28
1882 Ahmer Klosterkirche Oelinghausen:
In Oelinghausen erschien der Orgelbauer
Ahmer aus Brilon und stellte fest, dass Fledermäuse bis zu 10 cm „Unrath“ im Werk
hinterlassen haben.29
Diese Übersicht der durch die Literatur
bekannten Arbeiten ist wohl nur ein Teil
der durch die Werkstatt der Ahmers ausgeführten Arbeiten. Bei Nachforschungen
der Kirchenakten vor Ort wird sich sicherlich noch manche Lücke schließen lassen.
Mit welchem Erfolg die Söhne Bernhard
und Wilhelm ihre Werkstätten geführt haben, ist noch zu erforschen.
1 H. H. Wickel, Auswärtige Orgelbauer in Westfalen, Kassel 1984, Seite 126
2 W. Honseimann, Die Orgelbauerfamilie Ahmer in Letmathe, in: Letmather Nachrichten, 26. 3. 1966
3Ebd.
4Ebd.
5Ebd.
6 R. Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel 1965, Seite 4
Ebd. Seite 29
8 Festschrift zur Restaurierung der Neheimer Orgel St. Johannes Baptist 1984
9 Archiv der ev. Kirchengemeinde Hemer, Akte 7,3 Nr. 2
10 G. Vedder, Der Orgelbau in den Kreisen Iseriohn
und Unna, Kohl 1970, Seite 17
11 s. Fußnote Nr. l
13 Th. Niemand: Die Orgel der Pfarrkirche Rumbeck, Festschrift 200
14 W. Schlepphorst, Orgelkunst und Orgelforschung, Kassel 1990, Seite 145
15 Reuter, Orgeln, Seite 48
16 Pollmann, Beiträge, Iserlohn 1998/99
17 M. Blindow, Orgelgeschichte der Stadt Dortmund Bd. 2, 2008
18 Festschrift zur Orgelweihe 1999
19 Reuter, Orgeln, Seite 27
20 Ebd., Seite 9
21 Ebd., Seite 28
22 Archiv der kath. Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Hemer, Prozessakte
23 Reuter, Orgeln, Seite 85
24 H. Polenz u. W. Michel, Kloster Oelinghausen und die historischen Orgeln, Mönnig-Verlag Iserlohn 1989
25 Schlepphorst, Orgelkunst, Seite 131
26 Archiv der kath. Kirchengemeinde St. Blasius Balve,
Bd. 19
27Ebd.
28 Reuter, Seite 82
29 Polenz u. Michel, S. 189
Sauerland · Autorenvita
Martin Moers, Jahrg. 1956, verh., drei Kinder, Sparkassenbetriebswirt. Seit 1985 Mitglied im Heimatverein
Möhnesee e.V., gleichzeitig von 1985 bis 2005 im Vorstand des HVM als Kassenwart tätig gewesen, ebenfalls
seit 1985 bis heute Mitglied des Kirchenvorstandes der
kath. St. Luzia Gemeinde in Völlinghausen (Möhne) - inzwischen aufgegangen in die „Pfarrei Zum Guten Hirten
Möhnesee“. Seit Oktober 2010 Ortsheimatpfleger in Völlinghausen (Möhne). Hobbyhistoriker und bereits verschiedene geschichtliche Beiträge in diversen Publikationen
veröffentlicht.
Dr. Axel M. Schulte wurde 1967 in Arnsberg geboren. Nach Geographie-Studium und Promotion in der
Landschaftsökologie in Münster arbeitete er in verschiedenen Planungsbüros und als freiberuflicher Landschaftsökologe. Seit 2006 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter
beim Naturschutzzentrum – Biologische Station – Hochsauerlandkreis tätig, wo er derzeit das LIFE-Projekt Bergwiesen bei Winterberg leitet.
Franz-Josef Huß, geboren 1943 in Fehrenbracht. Besuch des Benediktinergymansiums in Meschede, gelernter
Großhandelskaufmann. Seit 1983 Rendant der Pfarrei St.
Georg, Schliprüthen.
Verfasser des Kirchenführers von Schliprüthen. Verleihung des päpstlichen Ordens „pro ecclesia et pontifice“
im Jahr 2009. Seit 2010 Vorsitzender des Freundeskreises Kloster Brunnen e.V.
Peter Bürger, geb. 1961 in Eslohe, ist Dipl.-Theologe,
Krankenpfleger und arbeitet als freier Publizist in Düsseldorf. 1987 hat er das Chr.-Koch-Archiv am Museum
Eslohe gegründet (www.sauerlandmundart.de). Für seine
Arbeiten über die Mundartliteratur des Sauerlandes ist er
2010 mit dem LWL-Förderpreis für westfälische Landeskunde ausgezeichnet worden.
Redaktionsschluss
für die
nächste Ausgabe
ist der
15. August 2013
84
S auerland 2/2013
B ü c her · S c hrifttum
Paul Leidinger:
Von der karolingischen Mission
zur Stauferzeit, Warendorf 2012,
702 Seiten
Unter diesem Titel hat Paul Leidinger
27 Beiträge, die in
den
vergangenen
Jahrzehnten in Fachzeitschriften
und
Jahrbüchern bereits
erschienen sind, in
chronologischer Folge zusammengefasst.
Die Quellenlage zur
Geschichte der karolingischen Mission ist
spärlich. Paul Leidinger hat mit den vorliegenden Aufsätzen versucht, den Grundlagen und Entwicklungen der mittelalterlichen Geschichte deutlichere Konturen zu
geben. Die Aufsätze stehen für sich, sie ermöglichen eine unabhängige Betrachtung.
Die nachfolgende Auflistung bietet dem
Interessierten einen Überblick.
• Der westfälische Hellweg als frühmittelalterliche Etappenstraße zwischen Rhein
und Weser
• Zur Christianisierung des kölnischen
Westfalen südlich der Lippe
• Zur Christianisierung des Ostmünsterlandes im 8. Jahrhundert und zur Entwicklung des mittelalterlichen Pfarrsys­
tems
• Zu den mittelalterlichen Anfängen Warendorfs und zur Missionierung des Ostmünsterlandes in der Karolingerzeit
• Freckenhorst im Westfälischen Städteatlas (Rezension)
• Das letzte Gefecht der heidnischen Westfalen an der Lippe bei Liesborn 784
• Die Anfänge der „villa alna“ und die
Wunderheilung Liudgers
• Vom Beckumer Fürsten zu St. Stephanus
• Die Salier und Westfalen (1024-1125)
• Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg
(ca. 980-1124): Genealogie und Aspekte ihrer politischen Geschichte in
ottonischer und salischer Zeit
• Hitda und der Hitda-Codex in Meschede
– War die Stifterin eine Gräfin von Werl
und Tochter Gebergas von Burgund?
• Die Herkunft Bischof Rothos von Paderborn (1036-1051)
• Westfalen im Investiturstreit
• Zur Geschichte von Burg und Burggrafschaft Stromberg. Eine 1082 im
salischen Reichsinteresse erbaute Landfeste?
• Zur Frühgeschichte der Grafschaft Rietberg
• Der Romzug Heinrichs V. 1111 und das
Investiturproblem in ihrer Bedeutung für
Westfalen
• Der Heerzug Kaiser Heinrichs V. gegen
Westfalen 1114
• Ein Kaiserbesuch Heinrichs V. 1119 in
Freckenhorst?
• Graf Friedrich der Streitbare von Arnsberg
(1092-1124) und das zeitpolitische Umfeld
des Münz- und Schatzfundes von Halver
• Westfalen und der politische Sturz Heinrichs des Löwen
• Die Gründung der Zisterzienser-Abtei
Marienfeld 1185 und ihre Stifter
• Die Vögte von Freckenhorst aus dem
Hause Rheda
• Die Stadtgründung Lippstadts 1184 und
die Anfänge der Städtepolitik in Westfalen
• Lippe, das Reich und Livland in der
Stauferzeit (Rezension)
• Köln und Westfalen 1180-1288
• Soest und das Erzstift Köln
• Die Zisterzienserabtei Marienfeld (11851803)
Helmut Fröhlich
Die Aufmachung des Buches als Hardcover mit Fadenheftung ist sehr solide. Das Layout wechselt von Aufsatz zu
Aufsatz, das schadet jedoch der Lesbarkeit keineswegs.
Der Herausgeber bietet den Mitgliedern des Sauerländer
Heimatbundes das Buch zum Sonderpreis von 20,- EUR
an, zuzüglich 5,- EUR Porto und Verpackung.
Zu beziehen ist das Buch beim Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger-Straße 2 in 48231 Warendorf, Tel.:
02581/ 531040
Neues Buch über das ehemalige
Kloster Bredelar
Unter dem Titel „Die ZisterzienserAbtei Bredelar“ ist im Verlag De Gruy­
ter, Berlin/München, ein neues Buch erschienen, das am Dienstag, 5. 3. 2013,
18.00 Uhr, in einer öffentlichen Veranstaltung im ehemaligen Kloster vorgestellt
wird. Das Buch erscheint im Rahmen des
Forschungsprojektes „Germania Sacra“,
einer Buchreihe, die von der Akademie der
Wissenschaften zu Göttingen betreut wird.
Bearbeiter dieses Bandes, der ca. 600 Seiten umfasst, ist Oberstaatsarchivrat a. D.
Dr. Helmut Müller aus Münster. Er hat
über viele Jahre intensive Recherchen zum
Thema betrieben, so dass nun ein Werk
vorliegt, das für die geschichtliche Darstellung des ehemaligen Klosters grundlegend
ist und auf Jahre bleiben wird. In den verschiedenen Abschnitten des Buches werden u. a. die Geschichte des Klosters, sein
religiöses und geistiges Leben sowie sein
umfangreicher Grundbesitz behandelt.
Während der Buchvorstellung am 5. 3.
2013 wird Herr Dr. Müller einen Aus-
schnitt seiner Arbeit, nämlich das Wirtschaftsleben des Klosters, herausgreifen
und näher erläutern. Danach wird Herr
Prof. Dr. Rüthing, Bielefeld, zur Geschichte der westfälischen Zisterziensergemeinschaften sprechen.
Fördervereinsvorsitzender Dr. FranzJosef Bohle: „Wir freuen uns sehr über die
gründliche Aufarbeitung der Geschichte
unseres Klosters und auch darüber, dass
die Buchvorstellung in Bredelar stattfinden kann. Interessierte sind zur Teilnahme
herzlich eingeladen.“
Ansprechpartnerin:
Silvia Brinkmann
Begegnungs- und Kulturzentrum Kloster Bredelar GmbH
Telefon (02991) 96 25 35
E-mail: klosterbredelar@online.de
Der St.-Sebastianus-Schützenverein
Olpe – Eine Vereinsgeschichte
Im Jahr 2011 konnte die Stadt Olpe
ihr 700jähriges Stadtjubiläum feiern. Der
St.-Sebastianus-Schützenverein Olpe hat
das Ereignis zum Anlass genommen, im
selben Jahr eine umfangreiche Vereinsgeschichte herauszugeben und damit seine
enge Verbundenheit mit der Stadt zum
Ausdruck zu bringen. Der 3,3 kg schwere Band im Großformat von 24 x 30 cm
zählt 592 Seiten, ist auf Kunstdruckpapier
gedruckt und opulent bebildert. Inhaltlich erfüllt er alle Erwartungen, die sich
mit der Aufarbeitung und Darstellung der
Geschichte eines traditionsreichen Schützenvereins verbinden. Die Vorarbeiten reichen in die 1990er Jahre zurück, als eine
1997 gegründete Historienkommission
begann, vorhandenes Archivmaterial zu
sichten und zu sichern. Als Bearbeiterin
und Autorin wurde die in Olpe lebende
und mit der Stadtgeschichte gut vertraute
Kunsthistorikerin Andrea Arens gewonnen. Ihre Darstellung behandelt fundiert
die Geschichte des Olper Schützenwesens
von den Anfängen im späten Mittelalter
bis zur Gegenwart. Dabei wird nicht der
Fehler begangen, die eigentliche Vereinsgeschichte bereits mit dem Jahr der
Stadterhebung beginnen zu lassen. Vielmehr stellt die Autorin klar, dass „die Verteidigung einer Stadt durch Schützen, ob
Bürger oder Söldner“ nicht die Gründung
einer Schützengesellschaft impliziert, die
sich „durch weitere Faktoren auszeichnet“,
wozu neben anderem ein Schießwettbewerb um das Amt eines Schützenkönigs
und gesellige Veranstaltungen gehören.
Näheres über die Wurzeln und die Ausbreitung der Schützengesellschaften wie
auch über die aus dem 16. Jahrhundert
stammenden ers­ten Nachrichten über Olper Schützen und ihre weitere Geschichte
S auerland 2/2013
bis 1828 erfährt man bei der Lektüre des
Kapitels „Die Frühzeit des Olper Schützenwesens bis zur Vereinsneugründung“.
Anschließend folgt auf 254 Seiten eine
Chronologie der Vereinsgeschichte seit der
Neugründung von 1828 bis einschließlich
2011. Die weiteren Kapitel behandeln das
Olper Schützenwesen im Spiegel der Satzungsänderungen, besondere Ereignisse
im Schützenjahr, die Organisation („Struktur“) des Olper Schützenvereins, die Topografie des Schützenplatzes, die „Vereinsutensilien“, darunter die Vereinsfahnen und
die Königskette, und die dem St.-Sebastianus-Schützenverein angegliederten Vereine. Ein Anhang enthält unter anderem
die Satzungen von 1828 und 2011, Listen
der Vorstandsmitglieder, der namentlich
bekannten Schützenkönige und Schützenköniginnen sowie der Musikkapellen der
Olper Schützenfeste seit 1828. Den Band
beschließt ein umfangreiches Quellen- und
Literaturverzeichnis.
Günther Becker
Arens, Andrea (Bearb.): Der St.-Sebastianus-Schützenverein Olpe: Schützenwesen – Vereinsgeschichte – Strukturen. Hrsg.: St.-Sebastianus-Schützenverein Olpe e. V.
Olpe 2011, 592 S., 850 Abb. ISBN 978-3-00-034791-7.
30,- Euro.
100 Jahre Listertalsperre –
ein bilderreicher Band
zu ihrer Geschichte
1909 bis 1912 wurde im Einzugsgebiet
der in die Bigge entwässernden Lister die
Listertalsperre erbaut. Bauherr war unter
Beistand des 1899 gegründeten Ruhrtalsperrenverein die seinerzeitige Listertalsperren-Genossenschaft. Als die Talsperre
1912 eingestaut wurde, gehörte sie mit
einem Fassungsvermögen von 22 Mill. m³
wie die Möhnetalsperre zu den größten
Talsperren in Deutschland. Jetzt ist sie ein
Vorstaubecken der von 1957 bis 1965
gebauten Biggetalsperre. Zum hundertjährigen Bestehen der Talsperre hat der Verein für Orts- und Heimatkunde einen reich
bebilderten Band über ihre Geschichte
herausgegeben. Zu verdanken ist er einem
heimatgeschichtlich interessierten Team
um Dieter Thys, das sich auf die Suche
nach Schrift- und Bildquellen in Archiven
und in Privatbesitz begeben hat. Hier fanden sie das Material für den 287 Seiten
zählenden Band. Übersichtlich gegliedert,
folgt der Inhalt dem Zeitablauf. Die beiden ersten Kapitel informieren ausführlich
über die Planungsphase und die Bauzeit.
Die Darstellung der folgenden Hundert
Jahre orientiert sich an den Zeitspannen
1913 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945, der Nachkriegszeit bis zum
Jahr 1965, in dem die Listertalsperre ein
Vorbecken des Biggesees wurde, und der
85
Pfingsten
in der Abtei Königsmünster
Es weht der Geist, wo er will.
Die Apsiden der Tempel fassen ihn nicht,
nicht die Apsiden der Worte, Gebete,
in denen wir klopfenden Herzens klettern.
Wir hangeln uns hoch mit hungrigen Händen
und stürzen rufenden Mundes ins Dunkel.
Zu rauh ist der Stein, als daß unsre Hände
sich hielten, zu glatt ist glänzender Marmor.
Auch Ziegel, im Feuer gebrannt, widerstehen,
wenn wir sie umzudenken versuchen
zu Segeln, die Kreuze zu Masten,
an die gehängt unsre Tage trieben
über Meere, Fernen ins Blau,
und wer ankommt, wäre zu Hause.
Wir locken mit Blüten den Geist.
Oder ist es der Geist, der mit
Schönheit uns lockt, ihn zu sehnen?
Doch blassend vergehen Mohn und Jasmin,
es welken Flieder, Holunder.
Selbst Schmetterlinge sind sterblich.
Und wir?
Geerdet mit schweren Gewichten
erliegen - staunend - dem Leben.
Es weht der Geist, wo er will.
Maria Sperling
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Zeit danach bis 2011. Der Band schließt
mit einem Ausblick auf die Weiterentwicklung an der Listertalsperre im Rahmen
des Strukturförderprogramms „Regionale
2013“, in die das „Regionale-Projekt Biggesee-Listersee“ eingebunden ist.
Günther Becker
Thys, Dieter, Wolfgang Puschmann, Ferdinand Rauterkus, Peter Prentler: 1912-2012. 100 Jahre Listertalsperre. Hrsg.: Verein für Orts- und Heimatkunde 1898 e.V.,
2. Aufl. Attendorn 2011., 287 S., ISSN 1864-1989.
Die westfälische Feme in Bildern
Seit den 1950er Jahren hat der aus
Lüdenscheid stammende Jurist und Regionalhistoriker Eberhard Fricke zahlreiche
Arbeiten zur Landesgeschichte der Grafschaft Mark veröffentlicht. Einen Schwerpunkt bildeten dabei seine Forschungen
zur mittelalterlichen Frei- und Femegerichtsbarkeit. 2002 veröffentliche er zum
Thema Feme (in anderer Schreibweise
Veme oder Fehme) unter dem Titel „Die
westfälische Veme im Bild“ einen 336 Seiten zählenden Band mit über 370 sich aus
dem Sachzusammenhang ergebenden Abbildungen. In der Fachwelt und unter geschichtlich interessierten Lesern fand das
Werk ein solches Echo, dass sich Fricke
veranlasst sah, einen wiederum reich mit
Bildern ausgestatteten Ergänzungsband
folgen zu lassen. Darin greift er kritische
Bemerkungen und Anregungen von Rezenten des Bandes von 2002 auf. So
zeichnet sich die jetzige Publikation durch
einen durchgehenden Anmerkungsapparat aus, der in dem Vorgängerband fehlte.
Vermisst wurde darin auch eine Darstellung der wissenschaftlichen Kontroversen
über die Entstehung und die Frühzeit der
Feme. Im ersten Kapitel des Supplementbandes nimmt Fricke jetzt unter dem Titel
„Korrektur – Rezensionen nützen Positionen“ dazu Stellung und schließt einen
Abschnitt über das außerwestfälische Auftreten der Femegerichtsbarkeit an. Unter
der Überschrift „Verdichtung – Je dichter
die Überlieferung, desto eindringlicher die
Erkenntnis“ untersucht er das Verhältnis
der Feme zur höchsten Gerichtsbarkeit im
Alten Reich und den Verfall der Feme unter den Kaisern Friedrich III. und seinem
Nachfolger Maximilian I. (1493-1519).
Bereits in der Publikation von 2002 ist
Fricke unter dem Stichwort „Nachruhm“
den bis in die Gegenwart reichenden
Spuren der westfälischen Feme nachgegangen. Auch in dem Supplementband
widmet er ihrem „Nachleben“ ein eigenes
Kapitel, in dem er aufzeigt, in welch vielfältiger Weise sie in unserer Erinnerungskultur einen Platz hat, angefangen bei
zahlreichen Gedenkstätten wie z. B. dem
Freistuhl in Allendorf oder dem Oberfrei-
S auerland 2/2013
stuhl am Schlossberg in Arnsberg über
Gemälde und zeichnerische Darstellungen
bis hin zu literarischen Werken. Unter dem
Titel „Aspekte“ stellt Fricke eine Reihe
historiografisch aufschlussreicher Dokumente zu speziellen Fragestellungen vor,
wie z. B. zu den Themen Feme und Juden,
Feme und Hanse oder Feme und Papst.
Darlegungen zum Forschungsstand und
zur umgangssprachlichen Verwendung des
Wortes „Feme“ runden den Band ab, der
mit einem zwölfseitigen Quellen- und Literaturverzeichnis und einem Namenregister
schließt. Über die Fachwelt der Historiker
hinaus wendet sich auch dieser Folgeband
zur Geschichte der Feme – wie es in einer
Verlagsinformation heißt – „an ein breites
Publikum, das auf wissenschaftlicher Basis
dargestellte Einsichten in denk- und merkwürdige geschichtliche Entwicklungen gewinnen möchte, die von Westfalen aus den
deutschen Sprachraum erfassten.“
Günther Becker
Fricke, Eberhard: Die westfälische Veme im Bild. Weitere
Denkwürdigkeiten und Merkwürdigkeiten zur Geschichte
der westfälischen Vemegerichtsbarkeit. Supplementband.
Münster (Verlag Aschendorff) 2011. 336 S., durchgängig farbig bebildert, geb. ISBN 978-3-402-12866-4
36,- Euro.
Olpe in Geschichte und Gegenwart
Das Jahrbuch des Heimatvereins für
Olpe und Umgebung e. V. 20 (2012) präsentiert sich vorteilhaft neu in etwas größerem Format und einem festen Einband
mit Fadenheftung. Zwei größere Beiträge
stehen im Zentrum des Inhalts. Zunächst
verfasste Hans-Bodo Thieme eine „biographische Skizze“ wie er es nennt, vom
Olper NSDAP Kreisleiter Wilhelm Fischer
(1905 – 1965). Der Begriff „Skizze“ ist
wohl allzu bescheiden, es ist ein umfangreiches differenziertes Lebensbild (S. 13
– 135) des unbeliebten Kreisleiters, verbunden mit der anschaulich berichteten
allgemeinen Olper Lokalgeschichte in der
Zeit des „Dritten Reichs“. Auch der Familienforschung gilt ein breiter Abschnitt des
Jahrbuchs, der vor allem die Chronik der
der Sippe Gerlach auf Hof Siele (S. 159
– 253) bietet, mit interessanten Informationen über die Situation der Landwirtschaft
im 19. und 20. Jahrhundert. Die Stofffülle
der übrigen Beiträge kann bei begrenztem
Raum nicht im einzelnen aufgeführt werden, bemerkenswert sind insbesondere
die Geschichte der kunsthis­torisch so eindrucksvollen Kreuzkapelle, in der NS-Zeit
als Zeitungsserie anonym verfasst von Pastor Franz Menke (S. 257 – 291) und die
Berichte der „Kinder von der Hakemicke“,
eine Fülle von Episoden aus dem damaligen Kinderparadies, amüsant erzählt
von Erich Beyer. Auch die zahlreichen
Einzelbeiträge z. B. über Kunst und Kultur, über das reiche Vereinsleben und die
Heimatpflege verdienten eine Wiedergabe
als Zeugnis des regen Olper Lebens in der
Gegenwart. Nicht nur die Olper, sondern
auch viele Heimatinteressierte und Geschichtsfreunde im gesamten Sauerland
werden das Jahrbuch mit Gewinn lesen.
Dr. Erika Richter
Orchideen im Kreis Olpe
Sechs Jahre lang hat das ehrenamtlich
im Natur- und Umweltschutz aktive Ehepaar Mechthild und Heinz Immekus aus
Fehrenbracht die im Südsauerland wild
wachsenden Orchideen erforscht und
kartiert. Das Ergebnis liegt jetzt in einem
ansprechenden Band der Schriftenreihe
des Kreises Olpe vor. Nach Kapiteln über
die Biologie der Orchideen und ihre südsauerländischen Lebensräume werden auf
jeweils 7 bis 9 Seiten die hier nachgewiesenen 15 Orchideenarten unter Beibehaltung eines einheitlichen Gliederungsschemas in Texten einzeln beschrieben und auf
von den Autoren selbst aufgenommenen
Farbfotos vorgestellt. Über das Vorkommen der erfassten Arten informiert jeweils
eine Rasterkarte mit 16tel-Quadranten
der das Kreisgebiet abdeckenden Messtischblätter. Aufgenommen sind auch vier
„verschollene und ausgestorbene Arten“.
Auf einen Blühkalender der Orchideen im
Kreis Olpe folgen abschließend ein Glossar
verwendeter Fachbegriffe und ein Literaturverzeichnis. Beigelegt ist eine beidseitig
mit Abbildungen von Blütenständen der
dokumentierten 15 Orchideen versehene
handliche Farbtafel, die bei botanischen
Streifzügen hilfreich sein kann, aber auch
ausdrücklich darauf hinweist, dass alle heimischen Orchideen streng geschützt sind.
Günther Becker
Mechthild und Heinz Immekus: Orchideen im Kreis Olpe.
Hrsg.: Der Landrat des Kreises Olpe / Das Kreisarchiv
Olpe in Verbindung mit dem Kreisheimatbund Olpe e. V.
Olpe 2011 (= Schriftenreihe des Kreises Olpe 35). 180
S., ISSN 0177-8153, 18,- Euro.
Jahrbuch Westfalen 2013
In tiefem nächtlichen Blau leuchtet diesmal das Titelbild des Jahrbuchs Westfalen,
ein erhelltes Ausflugsboot schimmert zudem auf dem dunklen Wasser der Möhnetalsperre. Sie kann in diesem Jahr ihren
hundertsten Geburtstag feiern und wird
daher von dem Herausgeber Peter Kracht
gebührend gewürdigt. Aber was sind hundert Jahre in der Historie Westfalens! Im
Eingangskapitel des Buches „Geschichten
und Geschichte“ erfahren wir von dem
neuentdeckten Römerlager in Olfen-Sül-
S auerland 2/2013
sen aus der Zeit der Drususfeldzüge 11-9
v. Chr., als die Römer mit ihren Heeren
vom Rhein kommend weit nach Osten
vorstießen. Aber auch jüngere historische
Ereignisse hatten in Westfalen ihren Ort:
an die Revolution 1848 im Kreis Tecklenburg wird erinnert wie auch an die
Bismarckfeiern auf der Hohensyburg und
an noch manches andere Geschehen in
der Spanne von fast 2000 Jahren westfälischer Geschichte, die hier anschaulich
vergegenwärtigt werden.
Insbesondere das diesjährige Schwerpunktthema „Freizeit in Westfalen“ fordert einen breiten Raum und ist überraschend aspektreich. Wer hätte noch vor
Jahrzehnten gedacht, dass nun unter den
Freizeitbeschäftigungen das „Shoppen“
einen beachtlichen Rang beansprucht? In
einer gründlichen Untersuchung erfahren
wir, welche Ausdehnung die Einkaufszentren in Westfalen inzwischen erreicht
haben und die heimische Lebensqualität
bereichern. Selbstverständlich können
sie noch nicht die unerreichte Bedeutung
von Schützenfesten und den großen Kirmesfesten erringen, die immer noch ihren
traditionsreichen Glanz im westfälischen
Jahresverlauf verströmen und hier entsprechend hochgelobt werden. Da aber
auch der Besuch von spannend und einfallsreich gestalteten Naturorten ein beliebtes Freizeitvergnügen ist, begegnen
uns als Erlebnisorte für Jung und Alt der
Westfalenpark, der Bielefelder Tierpark,
der Tiergarten Schloß Raesfeld und der
kurfürstliche Thierpark Arnsberg. Und wer
wüsste nicht, dass weite Radfahrten immer
beliebtere Freizeitbetätigungen sind, und
der Geschichtstourismus auf neugeschaffenen Wegen mit elegant verchromten
Drahteseln hier verlockend geschilderte
Höhepunkte bietet?
Nicht vergessen sind die Museen. Ihnen
gilt ein weiteres Kapitel. Speziell für uns
Sauerländer ist das Dreislarer Schwerspatmuseum interessant und lohnend. Wer der
Erinnerung an Menschen eine besondere
Aufmerksamkeit widmen will und zudem literarisch interessiert ist, wird gern von Driburg lesen, das Ende des 18. Jahrhunderts
schon als kleines Kurbad bekannt war.
Hier erlebte Susette Gontard, die Frankfurter Bankiersgattin, mit ihren Kindern
und dem Hauslehrer Friedrich Hölderlin in
Freundschaft harmonische Tage.
Fraglos gibt es in Westfalen auch für
die Sportfreunde viel Berichtenswertes,
nicht nur für Fans von Schwarz-Gelb im
Dortmunder Borusseum, sondern auch
für die am Frauen-Fußball Begeisterten
87
A us dem V orstand
Als wunderschöne Schneelandschaft präsentierte sich das Sauerland, als unsere
Vorstandsmitglieder sich am 22. Februar im Golddorf Oberhennebom im „Traditions-Gasthof Wüllner zur ersten Sitzung im neuen Jahr trafen. In Vertretung unseres
Vorsitzenden Elmar Reuter, der aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnte,
übernahm die stellvertretende Vorsitzende Birgit Haberhauer-Kuschel die Leitung
der Sitzung.
Zum ersten Punkt der Tagesordnung – Vorbereitung der Mitgliederversammlung
am 31. August in Möhnesee – begrüßte sie den Bürgermeister der Gemeinde Möhnesee Hans Dicke sowie den Vorsitzenden des örtlichen Heimatvereins Norbert von
Tolkacz und das Vorstandsmitglied Franz Kuschet, die sodann in erfreulich engagierter Form über die bisher getroffenen Vorbereitungen für den 31. August berichteten.
Besonders wichtig ist ihnen, dass nicht nur der Möhnesee selbst, sondern auch das
„Umfeld“ vorgestellt wird.
Zum 2. Tagesordnungspunkt „Anregungen/Meinungsaustausch“ weist die stellv.
Vorsitzende auf die von Peter Bürger in Bewegung gebrachte Diskussion zum Verhalten bekannter sauerländer Schriftsteller in der NS-Zeit hin. Konkret geht es um
eine Straße in Olsberg, die den Namen von Maria Kahle trägt, für die der Rat der
Stadt inzwischen aber die Umbenennung in Josef-Pieper-Straße beschlossen hat.
Es entspinnt sich eine rege Diskussion, bei der Manfred Raffenberg die Meinung
vertritt, man müsse Schriftsteller nicht aus heutiger Sicht, sondern im Kontext mit
der damaligen Zeit beurteilen. Günther Becker weist daraufhin, dass es nicht um den
literarischen Wert geht, sondern um die seinerzeit gehaltenen propagandistischen
Reden und Aufsätze. Dieses wichtige Thema soll in der kommenden Redaktionskonferenz weiter behandelt werden, ohne dass man es überbewerten will.
Heimatfreund Horst Frese stellt anlässlich des 350. Gedenkjahres der Freigrafschaft Medebach einen sehr informativen Flyer vor und berichtet über die geplanten
Aktivitäten. Frau Haberhauer-Kuschel schlägt vor, die in Betracht kommenden Termine in unserer Zeitschrift wiederzugeben und über den Gesamtverlauf in einem
eigenen Beitrag zu berichten. Im Anschluss daran weist sie auf die Bemühungen
hin, ein „Regionale Bauprojekt“ unter dem Namen „Südwestfalen Schieferland“ zu
initiieren. Es sind mehrere interessante Veranstaltungen zu erwarten, über die sie
demnächst informieren wird.
Hans Wevering gibt wie immer einen gerafften Überblick über die Arbeiten für
das neue Heft „SAUERLAND“. Es gibt manchmal Probleme, die Vielzahl der Buchbesprechungen angemessen unterzubringen. Anderseits ist er enttäuscht darüber,
dass trotz der vielen interessanten und manchmal auch durchaus kritischen Artikel
so wenige Leserbriefe eingehen. Kreisheimatpfleger Friedrichs sieht darin eine Bestätigung für die Qualität unserer Zeitschrift. Ob diese Hinweise jetzt wohl zu einer
Flut von Leserbriefen führen?
Dr. Theo Bönemann wird in der nächsten Ausgabe einige wichtige Hinweise zum
Literaturverzeichnis für das Buchprojekt Herzogtum Westfalen in Verbindung mit
unserer Homepage bringen.
Zu den Bestrebungen, eine Neuauflage unseres „Plattdeutschen Wörterbuches“
herauszubringen, wird eine abwartende Haltung eingenommen. Zunächst wird sich
die Redaktionskonferenz damit beschäftigen. Sodann stellt unser Heimatfreund
Werner Arens ein Buch mit dem interessanten Titel „Städte, Dörfer, Höfe, Bürger,
Kötter, Plöger“ vor, dass das Abgabenregister des Balver Amtsdrosten aus dem Jahre 1585 enthält und gute Dienste bei der Ahnenforschung leisten kann.
Nachdem unsere stellvertretende Vorsitzende diese umfangreiche Tagesordnung
in angemessener Zeit abwickeln konnte, lud sie die Vorstandsmitglieder zum – ehrlich verdienten – traditionellen Grünkohlessen ein.
Dr. Adalbert Müllmann
88
Anlass, dem siegreichen FSV Gütersloh
zuzujubeln. Aber auch andere Sportarten
müssten genannt werden, doch der begrenzte Raum lässt es nicht zu.
Unbedingt zu erwähnen ist aber noch
ein ganz wichtiger Bestandteil des Jahrbuchs: die Bebilderung: Schwarz-weiß oder
bunt, im kleinen oder größeren Format begleiten Fotos die Beiträge und illustrieren
die Vielfalt und Vielzahl der Themen und
Aspekte, die unser Land Westfalen dem
Betrachter schenkt. Wieder einmal: ein
dankenswert gelungenes Angebot!
Dr. Erika Richter
Jahrbuch Westfalen 2013, hrsg. vom Westfälischen Heimatbund, Redaktion Peter Kracht, Münster Aschendorff
Verlag 2012, 320 S.
„Visitationen
im Herzogtum Westfalen“
Dank: endlich auch die „Visitationen im Herzogtum Westfalen“
Sind sie auch nicht die einzige Quelle
zur Geschichte der Heimat, so doch eine
sehr wichtige. Da zudem die lokalen auch
häufig durch die vielen Brände vernichtet
wurden, steigern sie ihren Wert. Das im
Zusammenhang mit einer Visitation, also
eines Besuchs des aufsichtspflichtigen Oberen zwecks „Aufbau der Gemeinde“ (vergl.
2. Kor 10,8) angefertigte Schriftstück, orientiert über Tun und Lassen der Gemeinde
und Umfeld. Es sind Nachweise des allgemeinen wie konkreten Lebens und der in
ihr Tätigen. Dem Kennenlernen dienend,
verweisen sie auf viele Alltagsaspekte des
Lebens. Verlangte das Quellenstudium
bisher eine umfangreiches Forschen und
Suchen in den entsprechenden Behörden
bzw. Archiven, so liegen die Informationen
des „Alltags“ nun „auf dem Tisch“. Sie demonstrieren diese innerhalb der Zeit von
vor 1612 bis 1723, wobei das Ortsregister
die Suche erleichtert, das Personenregister
die Handelnden nennt.
Darüber hinaus wird mittels zahlreicher
Adjektive das geistlich/religiöse Leben
„vor Ort“ deutlich, sodass die Visitationsakten von hohem Wert sind. Ansonsten
bestehen die „Überlieferungen“ häufig
nur aus juristischen Fakten. Hier wird das
bunte Leben, der Alltag der genannten
Jahre deutlich, wobei auf Grund der Verpflichtung des Visitators das gesamte Geschehen, auch und erst recht die negativen
Seiten, deutlich werden. Sie sind konkrete
Zeitgeschichte. Den Herausgebern der
Veröffentlichung zur Geschichte der mitteldeutschen Kirchenprovinz, Band 22 sowie
dem Bearbeiter der Visitationen im Her-
S auerland 2/2013
zogtum Westfalen in der Neuzeit, Manfred
Wolf, gebühren Anerkennung und Dank.
Möchten die Veröffentlichungen die
Liebe zum ehemaligen Herzogtum Westfalen mehren und den Studierenden damit
weitere Erfolge bringen.
Dr. Wilhelm Kuhne
(ISBN 978-389710-526-3), 286 Seiten, gebunden, Bonifatius-Verlag Paderborn, EUR 29,90
Neuerscheinung:
„Die Zisterzienserabtei Bredelar“
Mit einer öffentlichen Veranstaltung
wurde am 5. 3. 2013 das soeben im Verlag De Gruyter, Berlin, erschienene Buch
„Die Zisterzienserabtei Bredelar“ im ehemaligen Kloster – sozusagen am „authentischen Ort“ – vorgestellt. Es ist im Rahmen
der Reihe der Veröffentlichungen des Forschungsprojektes „Germania Sacra“, das
von der Akademie der Wissenschaften zu
Göttingen betreut wird, heraus­gekommen.
In den Veröffentlichungen der „Germania
Sacra“ werden die Quellen der Kirche des
Alten Reiches erschlossen und nach einem
einheitlichen Gliederungsschema dargestellt. Nach dem Kanonissenstift Geseke
(2007) betrifft nun ein zweiter Band das
Herzogtum Westfalen unmittelbar.
Bearbeiter der Neuerscheinung ist Oberstaatsarchivrat a. D. Dr. Helmut Müller. Nach
jahrelanger intensiver Forschungsarbeit konnte er sein
Werk nun vorlegen.
Den Anstoß dafür wird sicher das
1994 in der Schriftenreihe des Sauerländer Heimatbundes erschienene
Urkundenbuch des
Klosters Bredelar,
ebenfalls bearbeitet von Dr. Helmut
Müller, gegeben haben.
Zur Buchvorstellung konnte Fördervereinsvorsitzender Dr. Franz-Josef Bohle
zahlreiche Gäste begrüßen. Er dankte dem
Bearbeiter und würdigte das vorliegende
Buch mit dem Hinweis, dass eine umfassende Arbeit entstanden sei, die es für das
ehemalige Kloster Bredelar so bisher nicht
gegeben habe und auf viele Jahre einzig
bleiben werde.
Dr. Müller stellte als Ausschnitt aus seiner
Arbeit Kloster Bredelar als florierenden Wirtschaftsbetrieb vor. Mit seinen detailliert ermittelten Angaben über den umfangreichen
Besitz des Klosters, über dessen Aktivitäten in
der Land- und Forstwirtschaft sowie im Bergbau, die in ein weites Umland ausstrahlten,
unterstrich er die auch ökonomisch große
Bedeutsamkeit des früheren Klosters. Fakten,
die weitgehend in Vergessenheit geraten waren und heute Erstaunen hervorrufen.
Unter dem Thema „Viele Frauen und
wenige Männer. Zur Geschichte der
­westfälischen Zisterziensergemeinschaften“
spannte anschließend der Bielefelder Mediävist Prof. Dr. Heinrich Rüthing einen geo­
graphisch etwas größeren Bogen. Dabei
wurde deutlich, dass von den Klostergründungen in Westfalen nur drei Männerklös­
ter, aber mehr als zwanzig Frauenklöster
zum Zisterzienserorden gehörten. Insbesondere im 13. Jahrhundert war es zu
zahlreichen Neugründungen
von
Frauenklös­tern dieses Ordens gekommen.
Ein Gambenensemble sowie eine
Sängerin sorgten
für die stimmungsvolle musikalische
Umrahmung.
So
waren Vertonungen
von Texten des aus
dem nahen Mengeringhausen gebürtigen Dichters PhilMit dem Bearbeiter Dr. Helmut Müller (Bildmitte) lip Nicolai, auf den
freuen sich Dr. Nathalie Kruppa, Dr. Mechthild Funde in der Klos­
Black-Veldtrup (beide Germania Sacra), Dr. Franz- terbibliothek hinweiJosef Bohle (Förderverein Kloster Bredelar) und
sen, zu hören.
Auf mehr als
450 Seiten wird
die wechselhafte
Geschichte
der
Prof. Dr. Heinrich Rüthing (Bielefeld) über das
Zisterzienserabtei
gelungene Werk.
von ihrer GrünDer weiten Verdung 1196 bis zu
breitung des in
ihrer Aufhebung im Jahre 1804 infolge geringer Auflage erschienenen Buches
der Säkularisation dargestellt. Dabei folgt steht leider der hohe Kaufpreis von
der Bearbeiter dem schon erwähnten vor- 149,95 EUR entgegen. Erschwinglich
gegebenen Gliederungsschema. So wer- wohl nur für Bibliotheken, wissenschaftden etwa Details zu Archiv und Bibliothek, liche Einrichtungen und Liebhaber.
zur Historie, zur inneren Verfassung und
Bernd Follmann
zum Besitz des Klosters beschrieben.
S auerland 2/2013
Jahresheft des Heimat- und Verkehrsvereins e. V. Grevenbrück,
32/2013 – E. Stens: Zum Geleit. Veranstaltungen und Aktivitäten des Heimatund Verkehrsvereins Grevenbrück e. V. im
Jahr 2012. M. Raffenberg: Plattduitsker
Dag 2012. E. Stens: Dachreparatur an der
Marienkapelle auf dem Kippel erfolgreich
abgeschlossen. F. A. Becker und H.-J.
Steinhoff: Die Förder Mühle in den 1950er
Jahren. E. Stens: „Fiskes Hof“ Die Landund Gastwirtschaft Booerger in Grevenbrück, Kölner Str. 14. F. Weber: Bis 2003:
Reger Betrieb im Postamt Grevenbrück –
ein ehemaliger Postbeamter erinnert sich.
Ul Monreal-Kaiser: Matthias Beule – ein
Künstlerleben um die Jahrhundertwende.
W. Stupperich: Unternehmens­
portrait
Bender Armaturen GmbH & Co. KG –
Armaturenfabrik in Germaniahütte wurde
von 80 Jahren gegründet. Menschen aus
Grevenbrück: P. Prof. Dr. theol. Dominicus Meier OSB – 12 Jahre Abt in der
Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede. J. Kalitzki: Neuzugänge 2012 im
Museum der Stadt Lennestadt. W. Stupperich: Museum der Stadt Lennestadt – Die
„Exponate des Monats“ im Jahr 2012.
Heimatchronik Grevenbrück 2012.
Jahresheft des Heimat- und Verkehrsvereins e. V. Grevenbrück, Windhorststr. 14, 57368 Lennestadt
Heimatpflege im Kreis Soest; Kreisheimatpfleger Peter Sukkau, Goldschmiedeweg 21, 59494 Soest
Nr. 22 – April 2013: Herbsttagung
der Heimatvereine und Ortsheimatpfleger
/-innen 2012. Jahresbericht des Kreisheimatpflegers für das Jahr 2012. „Kleiner Westfalentag“ in Horn-Millinghausen.
Zweiter Kallenhardter Silvestergang. Das
„Weiße Kreuz“ in Niederbergheim. Bildarchiv Westfalen. Neue Heimatliteratur. Die
neue Liste der Ortsheimatpfleger/-innen.
Heimatverein Möhnesee e.V.,
Rundbrief 69, Sommerhalbjahr 2013,
Hrsg. vom Heimatverein Möhnesee e. V.,
Geschäftsstelle: Postfach 59, 59515 Möhnesee, 1. Vorsitzender Norbert von Tolkacz,
Tel.: 02924/8767871.
N. v. Tolkacz: Vorwort. W. Stichmann:
Vor Tau und Tag auf der Günner Hude.
R. Steinhoff: Wandern ist immer wieder schön. W. Stichmann: Gedenkstein
vergeblich gesucht. Bürgerpotest. M.
Moers: 100-jähriges Bestehen der Möhnetalsperre. M. Klagges: Die Entstehung
der Möhentalsperre und ihre Folgen für
die Bewohner des heimischen Möhnetales am Beispiel von Franz Stock, der zu
einem Brückenbauer Europas wurde. S.
Wobst: Weiß das Weiß, dass es weiß ist?
89
T. Wachtendorf: Werden und Vergehen
– Gärtnern als Lebenskunst. Neuerscheinungen in der Heimatliteratur. Veranstaltungsprogramm des Heimatvereins Möhnesee Sommerhalbjahr 2013.
Höingens Geschichte
Es ist ein Buch über die Geschichte Höingens, einem Dorf bei Neheim, auf der
Haar gelegen, anzuzeigen. Die Heimatforscher Leo Risse und Paul Walter haben ihr Wissen zusammengetragen und in
Buchform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Buch besteht aus drei Hauptkapiteln. In Kapitel 1, der Einleitung, werden
strukturiert und systematisch die Quellen
angegeben auf welche die Heimatforscher
zurückgreifen. Im 2. Kapitel wird ein geologischer, geographischer und historischer
Überblick über das Dorf gegeben. Schließlich werden im Kapitel 3 alle Höfe und ihre
jeweilige Geschichte und Schicksale einzeln
vorgestellt. Dies ist eine wahre Fundgrube
für Familienforscher und heimatgeschichtlich Interessierte aus der Region.
Das Buch ist als „Book on demand“
erschienen. Das heißt, es muss erst bestellt werden und dann wird es gedruckt
und ausgeliefert. Der Rezensent hatte das
Glück, dass der örtlich Buchhandel in Neheim eine Anzahl bestellt hatte und somit
das Buch im Regal dort finden konnte.
Dietmar Raschke
Leo Risse, Paul Walter, Die Höinger Höfe im Wandel der
Zeit; Selbstverlag
Südsauerland Heimatstimmen
aus dem Kreis Olpe. Hrsg. vom Kreisheimatbund Olpe e. V., Geschäftsstelle:
Jörg Endris Behrendt, Kreisarchiv Olpe,
Westfälische Straße 75, 57462 Olpe, Tel.:
02761/81-593.
1/2013 Folge 250. P. Bürger: 90 Jahre „Heimatblätter“ und „Heimatstimmen“
aus dem Kreis Olpe. R. Kirsch-Stracke:
Ein Wort vorneweg. G. Becker: Von den
Olper „Heimat-Blättern“ zur Zeitschrift
„Südsauerland“ Rückblick in neun Jahrzehnte einer Heimatzeitschrift (Teil 1).
T. Melcher: Wir werden weniger, älter
und bunter. Der demographische Wandel
und seine Auswirkungen im Kreis Olpe.
M. Vormberg: Eine Rauferei Hundemer
Landschützen mit tödlichem Ausgang. Als
die Furcht vor Hexen und Zauberern die
Menschen beherrschte. O. Höffer: Funde
und Hinweise aus dem Archiv des Freiherrn von Fürstenberg-Herdringen. (Teil
32). P. Vitt: Drolshagener Stahl- und Eisenwarenfabrik – Aktiengesellschaft. A.
M. Klein: Ländliches Kulturleben und Heimatbewegung im Kreis Olpe zur Zeit des
Nationalsozialismus. Mit einem Beispiel:
Das kulturelle Prestige-Projekt „Handbuch
des Kreises Olpe“ (Teil 1). J. Reulecke:
Der Olper NSDAP-Kreisleiter Wilhelm
Fischer (1906-1965). Anmerkungen zu
einer biographischen Skizze. J. Endris
Behrendt: Neuerscheinungen des Jahres 2012 (mit Nachträgen aus früheren
Jahren). H.-W. Voß: Heimatchronik vom
1. Oktober 2012 bis 31. Dezember 2012.
Buchbesprechungen. „Hitler-Verehrer sind
keine Vorbilder“ Christine-Koch-Archiv
am Museum Eslohe legt Dossiers zur Straßennamen-Diskussion vor. Aufruf: Meine
Erinnerungen an die Franziskanerinnen in
Olpe: Ausstellungen und Veranstaltungen
der Museen und Sammlungen.
Südsauerland Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe. Hrsg.
vom Kreisheimatbund Olpe e. V., Geschäftsstelle: Jörg
Endris Behrendt, Kreisarchiv Olpe, Westfälische Straße
75, 57462 Olpe, Tel.: 02761/81-593.
Werl 2012 gestern • heute •
morgen Ein Jahrbuch der Stadt Werl und
des Neuen Heimat- und Geschichtsvereins
Werl e. V.
28/2012.: L. Pöpsel: Gefühlte Geschichte lässt sich besser begreifen. E.
Hachmann: Vom NS-Fliegerhorst zur zivilen Nutzung. Die Geschichte des Werler
Flughafens. A. Falkenau: 250 Jahre Musik
in Werl. R. Mensing: Ein beharrlich verfolgter Plan – der Kreuzweg um die Stadt
Werl. J. Lücke: Ein wichtiges Instrument,
um neue Ideen für Werl auszuzeich­nen – Innovationspreis der Stadt Werl. Ein leuchtendes Beispiel für wirtschaftlichen Erfolg
– 24. Siederpreisträger. T. Gebhardt: „Silberne“ Verleihung des Werl-Preises. W.
Schlummer: Für besondere Leistungen in
Sachen Umwelt. A. Pradel: 10 Jahre Tag
des Baumes in Werl. B. Mersmann: 111
Jahre Sozialdienst katholischer Frauen in
Werl. U. Peters: Doipe op‘m Schnadestein
– der Werler Schnadegang. S. Blome: Der
Werler Weg zur Sekundarschule. M. Jolk:
Eröffnung des Städtischen Museums Haus
Rykenberg vor 50 Jahren. S. Seep: „Man
fühlt sich weltweit heimisch“. T. Gebhadt:
Das Kurfürstliche Schloss im Wandel der
Zeit. SEL 8 – Neues Werler Künstlerbündis
auf den Spuren großer Vorbilder. M. Jolk:
Die Sense ist mit der Spitze nach oben zu
tragen – Straßenordnung der Stadt Werl
im 19. Jahrhundert. M. Skirl: Justizvollzugsanstalt Werl – Denkmal des Monats
April 2012. S. Rinke: Limbo und Peasu im
Trubel der Kulturen. J. Wäschenbach: Für
einen Moment zurück auf die Schulbank.
H. Lefarth: Weihnachtsfest für Alleinstehende in Werl. T. Gebhardt: 250 Jahre
Apotheke in Werl.
90
Person al i en
Stadtheimatpfleger
Wolfgang Nickolay †
Im Alter von 83 Jahren verstarb der Architekt Wolfgang Nickolay,
seit 1992 Stadtheimatpfleger in Brilon. Wie
kaum ein anderer hat
er das Bild seiner Stadt geprägt. In einer
Vielzahl von ehrenamtlichen Funktionen
stellte er sein fachliches Wissen und sein
Durchsetzungsvermögen in den Dienst der
Stadt und ihrer Bürger.
1990 gehörte er zu den Gründern des
Briloner Heimatbundes, dessen Vorsitzender er lange Jahre war. Bei seinem Ausscheiden im Jahre 2004 wurde er zum
Ehrenvorsitzenden gewählt. Besondere
Verdienste erwarb er sich als Stiftungsvorsitzender um die Sicherung und den Ausbau des Hauses Hövener am Marktplatz
als Museum von überörtlicher Bedeutung.
Als Stadtheimatpfleger nahm er sich besonders der Pflege des historisch überkommenen Stadtbildes an. Als langjähriges
Mitglied der Kreisprüfungskommission
im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner
werden – unser Dorf hat Zukunft“ setzte er
sich besonders für die Förderung der sechzehn Briloner Dörfer ein.
Bürgermeister Franz Schrewe betont in
seinem Nachruf, dass Wolfgang Nickolay
auch unangenehmen Gesprächen nicht
aus dem Wege gegangen sei. Bei allen Diskussionen sei es ihm aber immer um die
Sache gegangen. Er habe bewiesen, dass
man auch außerhalb der kommunalen Politik auf das Geschehen in der Vaterstadt
Einfluss nehmen könne.
Aus der Sicht des Sauerländer Heimatbundes haben wir besonders begrüßt, dass
Wolfgang Nickolay auch mit den Nachbar-
S auerland 2/2013
städten, besonders mit der Stadt Olsberg,
in wichtigen Fragen der Heimatpflege
engen Kontakt hielt. Die örtliche Zeitung
fand für ihn eine besonders schöne Würdigung: „Wolfgang Nickolay hat den Begriff
Heimat mit Leben erfüllt.“ Und wir fügen
hinzu: „„Er war eine der prägenden Persönlichkeiten nicht nur in der Stadt Brilon,
sondern im ganzen oberen Sauerland.“
Dr. Adalbert Müllmann
Abschied von Josef Wiegel
Am 25. März 2013 verstarb Josef
Wiegel, Träger des Ehrenringes der Stadt
Schmallenberg; er wurde 83 Jahre alt.
Hauptberuflich als Studiendirektor am
Schmallenberger Gymnasium tätig, widmete er sich lange Jahre der Kommunalpolitik. Von 1975 bis 1989 war er stellv.
Bürgermeister, anschließend Vorsitzender
des Schmallenberger Ortsausschusses.
Eigentlicher Schwerpunkt seiner ehrenamtlichen Tätigkeit war aber der weite
Bereich der Heimatpflege. 1980 wurde er
zum Stadtheimatpfleger bestellt. Im Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland bekleidete er bis zum Jahre
2006 die Funktion des stellvertretenden
Vorsitzenden. Das Ergebnis seiner Forschungen zur Geschichte der Stadt und
der umliegenden Ortschaften stellte er in
vielen örtlichen und überörtlichen Publikationen vor. Er durfte es als Anerkennung
seiner wissenschaftlichen Arbeit werten,
als er zum ordentlichen Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen berufen
wurde.
Besonders am Herzen lag ihm der
Wilzenberg, der gern als Mittelpunkt des
Schmallenberger Sauerlandes angesehen
wird. Ihm ist die Restaurierung des Wilzenbergturmes anlässlich der 100-Jahr-Feier
im Jahre 1989 zu danken.
Mit den Schmallenberger Bürgern werden auch viele Heimatfreunde aus dem
kurkölnischen Sauerland unserem Josef
Wiegel, der lange Jahre auch dem erweiterten Vorstand des Sauerländer Heimatbundes angehörte, ein ehrendes Gedenken bewahren.
Dr. Adalbert Müllmann
Im pr e ssum
SAUERLAND
Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes
(früher Trutznachtigall, Heimwacht und Sauerlandruf
46. Jahrgang • Heft 2, Juni 2013
ISSN 0177-8110
Herausgeber und Verlag: Sauerländer Heimatbund e.
V., Postfach 14 65, 59870 Meschede
Vorsitzender: Elmar Reuter, Unterm Hagen 39, 59939
Olsberg, Tel. (0 29 62) 80 22 77,
E-Mail: Reuter.Elmar@t-online.de
Stellv. Vorsitzende: Birgit Haberhauer-Kuschel,
Wesetalstraße 90, 57439 Attendorn, Tel. (0 27 22) 74 73,
E-Mail: bk@ra-kuschel.eu.
Ehrenvorsitzender: Dr. Adalbert Müllmann,
Jupiterweg 7, 59929 Brilon, Tel. (0 29 61) 13 40
Geschäftsstelle: Hochsauerlandkreis, Fachdienst
Kultur/Musikschule, Karin Kraft,
Telefon (02 91) 94-14 62, Telefax (02 91) 9 42 6171,
E-Mail: Karin.Kraft@hochsauerlandkreis.de,
Postfach 14 65, 59870 Meschede
Internet: www.sauerlaender-heimatbund.de
Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern
(BLZ 466 500 05) 4 000 600.
Jahresbeitrag zum Sauerländer Heimatbund
einschließlich des Bezuges dieser Zeitschrift 15,- EUR.
Einzelpreis 4,- EÜR.
Erscheinungsweise vierteljährlich.
Redaktion: Günther Becker, Lennestadt. Werner
Cordes, Attendorn. Dr. Theo Bönemann, Menden. Susanne Falk, Lennestadt. Norbert Föckeler, Brilon. HansJürgen Friedrichs. Bestwig. Helmut Fröhlich, Warstein.
Birgit Haberhauer-Kuschel, Attendorn. Professor Dr.
Hubertus Halbfas, Drolshagen. Heinz Lettermann, BiggeOlsberg. Dr. Adalbert Müllmann, Brilon. Heinz-Josef Padberg, Meschede. Elmar Reuter, Olsberg. Dr. Erika Richter,
Meschede. Michael Schmitt, Sundern. Dr. Jürgen SchulteHobein, Arnsberg. Dieter Wurm, Meschede.
Schlussredaktion: Hans Wevering, Schlossstraße 54,
59821 Arnsberg, Tel. (0 29 31) 32 62,
Fax (O 29 31)1 29 83,
E-Mail: hanswevering@t-online.de
Redaktionsanschrift: Sauerländer Heimatbund,
Postfach 14 65, 59870 Meschede
Mitarbeiter dieser Ausgabe
Martin Moers, Völlinghausen
Hans Dicke, Möhnesee
Hartmut Poggel, Albaum
Horst Frese, Medebach
Professor Dr. Hubertus Halbfas, Drolshagen
Theo Hirnstein, Altenhellefeld
Dr. Axel M. Schulte, Niedersfeld
Franz-Josef Huß, Schliprüthen
Roswitha Kirch-Stracke, Attendorn
Peter Bürger, Düsseldorf
Werner Hoffmann
Helmut Fröhlich, Belecke
Günther Becker, Lennestadt
Dr. Erika Richter, Meschede
Dr. Wilhelm Kuhne
Bernd Follmann, Marsberg
Ditmar Raschke, Höingen
Dr. Adalbert Müllmann, Brilon
Lithografie, Layout und techn. Redaktion:
Hans Wevering, Schlossstraße 54, 59821 Arnsberg,
Tel. (0 29 31) 32 62, Fax (O 29 31) 1 29 83,
E-Mail: hanswevering@t-online.de,
www.weveringlayout.de
Druck: becker druck, F. W. Becker GmbH
Anzeigenverwaltung:
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E.-Mail: schmitz@becker-druck.de Tel. (0 29 31) 52 1921, Fax (O 29 31) 52 19-6 21.
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1. Jan. 2010.
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17. FEBRUAR BIS 8. SEPTEMBER 2013
Öffnungszeiten: Di – Fr 9.00 – 17.00 Uhr | Sa 14.00 – 17.00 Uhr | So 10.00 – 18.00 Uhr | montags geschlossen
SAUERLAND-MUSEUM DES HSK | Alter Markt 24 – 26 | 59821 Arnsberg | www.sauerland-museum.de
Telefon 0 29 31/40 98 | Fax 0 29 31/41 14 | sauerlandmuseum@hochsauerlandkreis.de
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