Korrespondenzblatt 2012/1 - Sozialdienst katholischer Frauen
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Korrespondenzblatt 2012/1 - Sozialdienst katholischer Frauen
DA SEIN, LEBEN HELFEN Korrespondenzblatt 2012 / 1 SOZIALDIENST KATHOLISCHER FRAUEN GESAMTVEREIN E.V. 2 Impressum Selbstverlag und Herausgeber: Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e.V. Agnes-Neuhaus-Straße 5, 44135 Dortmund Telefon: 02 31 55 70 26-0 Fax: 02 31 55 70 26-60 E-Mail: info@skf-zentrale.de Internet: www.skf-zentrale.de Konto: Dresdner Bank, Kto.-Nr. 10 755 433 · BLZ 440 800 50 Verantwortlich: Gaby Hagmans Redaktion: Renate Jachmann-Willmer, Britta Plonka Erscheinungsweise: zweimal jährlich 3 Inhalt Inhalt 1.Vorwort 5 2. Geistliches Wort 7 3.Verbandsentwicklung Delegiertenversammlung Vorstellung des neuen Bundesvorstandes Rede von Dr. Anke Klaus Dr. Peter Neher: Laudatio für Maria Elisabeth Thoma Dr. Annette Schavan trommelt für Haus Widey 9 12 19 22 25 4.Fachthemen Guter Start ins Leben (GSL) GSL – Einblicke in die Ergebnisse der Evaluation Jugendhilfeexkursion – Pflegekinderhilfe im Dialog Ausbau der Kindertagesbetreuung in katholischer Trägerschaft 26 27 32 38 5.Kontakte/Kooperationen Jahresempfang Deutscher Caritasverband Projekt Personalauswahl DKM-Stiftung spendet für die Gewinnung Ehrenamtlicher Spende des SkF Wirtschaftsbeirats Benefizveranstaltung für gewaltlos.de SkF-Stiftungspreisträger 2011 47 48 50 51 52 54 6. Berichte aus Diözesen und Landesverband Bayern SkF Landesverband Bayern Diözesan-Arbeitsgemeinschaft für das Erzbistum Köln Diözesanstelle SkF für die Diözese Münster Diözesanverein für die Diözese Osnabrück Diözesan-Arbeitsgemeinschaft des SkF im Erzbistum Paderborn 58 61 66 67 69 7. Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen SkF Augsburg SkF Bad Soden-Salmünster SkF Berlin SkF Cloppenburg SkF Dortmund SkF Dortmund-Hörde SkF Gesamtverein, Dülmen, Anna-Katharinenstift Karthaus SkF Dülmen SkF Düren SkF Elmshorn SkF Frankfurt SkF Fulda 71 73 75 76 77 80 81 89 92 95 96 107 4 Inhalt SkF Gießen SkF Gesamtverein, Göttingen, Jugendhilfe Am Rohns SkF Gütersloh SkF Hamburg-Altona SkF Herford SkF Karlsruhe SkF Kempen SkF Konstanz SkF Krefeld SkF Leverkusen SkF Lingen SkF Mainz SkF Mannheim SkF Marburg SkF Meschede SkF Moers SkF München SkF Nordhorn SkF Nürnberg-Fürth SkF Paderborn SkF Radebeul SkF Saarbrücken SkF Singen SkF Steinfurt SkF Stuttgart SkF St. Wendel SkF Trier SkF Waldkirch SkF Warburg SkF Warendorf SkF Wiesbaden SkF Wuppertal SkF Würzburg 108 110 111 113 115 116 120 120 122 123 124 129 130 131 131 132 135 137 138 140 141 143 147 148 150 153 154 155 157 159 160 164 169 8.Ehrungen 172 9. Unsere Verstorbenen 175 10.Öffentlichkeitsmaterialien im SkF Display-Roll-Up „Ich bin stark“ 178 Vorwort liche Vorstände und hauptberufliche Geschäftsführungen. Ich freue mich, über die große Resonanz. Mir liegt daran, die Verantwortung für unsere Vereine den aktuellen Anforderungen entsprechend weiter zu entwickeln und für die Zukunft mit unserem ehrenamtliche Potential und den hauptberufliche Kompetenzen in eine gute Perspektive zu bringen. Dr. Anke Klaus, Bundesvorsitzende Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, die Delegierten des SkF haben im Juni 2011 einen neuen Bundesvorstand gewählt. Die Vorstellung aller neuen Bundesvorstandsmitglieder finden sie für ein erstes Kennenlernen in dieser Ausgabe des Korrespondenzblattes. Als neue Bundesvorsitzende freue ich mich, die Herausforderungen an der Spitze unseres lebendigen, eigensinnigen Frauenfachverbandes kennenzulernen und anzugehen. Wir werden die begonnen Fachdiskussionen und verbandlichen Prozesse intensiv fortsetzen. So befassen wir uns in vier Regionalen Diskussionsforen mit den Anforderungen an die Leitungsstrukturen unserer Ortsvereine durch ehrenamt- Der Ausschuss Verbandsentwicklung hat ein Diskussionspapier zu Kriterien eines frauenspezifischen Profils an alle Ortsvereine geschickt. Ich bin gespannt, zu welchen Ergebnissen wir dadurch kommen und hoffe, dass wir uns auf eine gemeinsame Perspektive in diesem wichtigen Profilmerkmal des SkF verständigen. Seit Jahren ringen wir leidenschaftlich um ein gutes Angebot für Frauen, die die Geburt ihres Kindes in Panik versetzt, bzw. die diese vor der Umwelt verheimlichen müssen. Wir warten gespannt auf die angekündigten gesetzlichen Regelungen und bringen uns weiter engagiert in die Klärungsprozesse für angemessene Angebote und deren Qualitätsstandards ein. Die nächste Ausgabe des Korrespondenzblattes wird sich schwerpunktmäßig mit diesem Themenbereich befassen. Das Team „Guter Start ins Leben“ hat seine Arbeit begonnen und steht den Ortsvereinen bei der Etablierung dieses Angebotes zur Verfügung. Ich 5 6 Vorwort hoffe, dass sich bald viele Ortsvereine unter dem Rahmenkonzept „Guter Start ins Leben“ in den Frühen Hilfen engagieren. Bei aller notwendigen Konzentration der Politik und Gesellschaft auf die ersten Lebensjahre darf man die Unterstützung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht vernachlässigen. Wir erleben, dass sich die Jugendhilfe aus ihrer Verantwortung für diese Altersgruppe etwas zurückzuziehen scheint. Der Druck seitens der Kostenträger ist spürbar, die Jugendlichen möglichst schon mit 16 oder 17 Jahren aus der stationären Erziehungshilfe zu entlassen. Nicht immer ist allerdings die notwendige Selbständigkeit erreicht. In der Wohnungslosenhilfe tauchen immer mehr junge Erwachsene auf, mittlerweile entstehen in unseren Ortsvereinen Wohnheime für obdachlose Jugend liche und junge Erwachsene. Der Anteil der jungen Betreuten in der rechtlichen Betreuung wächst. Die Gewährung von Hilfen nach § 41 SGB VIII gehen zurück. Als Träger sozialer Arbeit sind wir damit befasst, wie wir diese jungen Menschen adäquat unterstützen und begleiten können und auch, welche Verbesserungen hier zu erzielen sind. So entstehen in unseren Ortsvereinen ganz neu Arbeitsplätze für junge Menschen ohne Schulab- schluss. In Kooperation mit der öffentlichen Hand wird in einer Kombination aus Praktikum und Schule der Schulabschluss nachgeholt, im offenen Ganztag erreichen wir viele junge Menschen, die wir, leider häufig über Spenden finanziert, sozialpädagogisch begleiten können. Wir bieten im Rahmen der Jugendsozialarbeit und der Berufsqualifizierung viele Angebote an. Wir werden diese Entwicklung in der Jugendhilfe auf unserer Delegiertenversammlung vom 25. bis 27. Juni 2012 in Augsburg thematisieren. Wir werden mit Experten diskutieren, wie weiter damit umzugehen ist. Sicherlich wird eine politische vielleicht sogar gesellschaftliche Initiative notwendig sein, um auch den Unterstützungsbedarf von Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder öffentlich deutlich werden zu lassen. Mir liegt an einem guten Austausch mit unseren Ortsvereinen. Bei Sitzungen der diözesanen Arbeitsgemeinschaften, Jubiläen und Empfängen konnte ich inzwischen viele Ortsvorstände näher kennenlernen. Herzlich lade ich Sie ein, sich mit Ihren Anliegen und Anregungen an mich zu wenden. Mit herzlichem Gruß Dr. Anke Klaus, Bundesvorsitzende Geistliches Wort Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade Oft fällt es uns nicht leicht, die Zeit, in der wir leben, auf Anhieb als Gnadenzeit zu erkennen. Zu groß sind die Probleme oder Anforderungen, die uns bedrängen. Das Vertrauen in unsere Kirche ist bei vielen erschüttert; mehr als je zuvor müssen wir uns die Frage nach unserer Glaubwürdigkeit stellen. Oft führt das dazu, dass Schuldige gesucht werden; irgendjemand muss es ja gewesen sein. Die Amtskirche oder ihre Amtsträger gehören dazu. Manche schimpfen über die Priester und die weiteren Hauptamtlichen, die nicht genug täten; andere beklagen sich über die Laien, die nicht fromm oder engagiert genug seien. Noch grundsätzlicher ist der Vorwurf, dass es in der Kirche einen ungeheuren Reformstau gebe, und die Verantwortlichen in den eigenen Reihen jeglicher Modernisierung eine Absage erteilten. Schließlich beobachte ich auch, dass der Diskussionsstand in den Diözesen sehr unterschiedlich ist. Die einen sind hoch motiviert, sich in den innerkirchlichen Dialog einzubringen; andere interessieren sich gar nicht dafür. Wir haben einen Auftrag für die Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche. Daran besteht kein Zweifel. Aber wir erfahren zugleich auch deutlich: Es mangelt uns an Kraft oder auch an Zeit. Wir sind einfach zu we- Weihbischof Manfred Grothe nig und so vieles von dem, was wir täglich tun, kommt uns ohnehin vergeblich vor. Und wie sehr leiden wir immer wieder darunter, dass wir uns nicht einig genug sind und nicht geschlossen unsere Aufgaben vertreten können. Und trotz allem versichert der Apostel Paulus, dass die Zeit der Gnade angebrochen sei; und zwar eben nicht irgendwann, sondern jetzt. „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade, jetzt ist er da, der Tag der Rettung“ (2 Kor 6,2). Was bedeutet das nun? Die Zeit als Gnadenzeit zu betrachten, erfordert einen Blickwechsel. Das kostet etwas und liegt nicht immer schon im Blut. 7 8 Geistliches Wort Da müssen wir manchmal gegen unsere eigene Schwerkraft in eine andere Richtung schauen – auf ihn, den Auferstandenen, der in unserer Mitte ist. Schauen wir zum Beispiel auf das, was dem SkF in der letzten Zeit alles gelungen ist; eine Bilanz, die sich doch sehen lassen kann. Schauen wir auf das, was uns an unserem Glauben Freude macht, was uns stärkt. Ich freue mich immer, wenn ich erlebe, wie selbstverständlich bei unserer Arbeit auch das Gebet, die Meditation, die Liturgie dazugehören. Schauen wir auf ein gutes Gespräch, das uns bereichert hat, oder in dem wir einem anderen Menschen helfen konnten. Schauen wir auf die Glaubenskraft so vieler Frauen und Männer, der älteren und vieler jüngerer, auf die gelebte Treue und auf das begeisterte Engagement bei vielen Initiativen im Dienst am Nächsten, für Kirche und Gesellschaft. Das alles bedeutet ja nicht, sich etwas vorzumachen. Das heißt aber, aufmerksam wahrzunehmen und zuversichtlich anzuerkennen, wo sich tatsächlich das Wirken Gottes zeigt. Und das ist nicht auf unsere vertraute Umgebung beschränkt; das findet nicht nur im innergemeindlichen Rahmen statt. Gott wirkt auch anderswo in der Welt, außerhalb unseres christlichen Milieus. Es lohnt sich deshalb auf tägliche Entdeckungsfahrt zu gehen. Bei all dem spüre ich sehr konkret, um es mit den Worten des Evangeliums von der wunderbaren Brotvermehrung zu sagen: Wir haben fünf Brote und zwei Fische – ja, das ist wenig für fünftausend. Und doch ist es nicht nichts. Die Gnade – der Geist Gottes – wirkt in uns persönlich, in unserer Gemeinschaft. Aber auch außerhalb der Kirche; da überall lebt etwas. Daraus kann Gott etwas machen. Das kann uns die Sorge vor der Zukunft nehmen, und so kann daraus Neues entstehen. „Wer den Kairos nutzt, verwandelt die Zeit in einen Weg“ formuliert der Dichter Hannes Weinelt. So gesehen haben wir allen Grund zur Hoffnung. Weihbischof Manfred Grothe, Paderborn, Geistlicher Berater SkF Gesamtverein e. V. Verbandsentwicklung Delegiertenversammlung 2011 SkF Gesamtverein Die Delegiertenversammlung des SkF Gesamtvereins fand vom 20. bis 22. Juni 2011 im Kardinal-Schulte Haus in Bergisch-Gladbach, Bensberg statt. Delegierten zur Wahl gestellt hatte. Die gewählten Mitglieder des neuen Bundesvorstandes stellen wir Ihnen an Hand ihres Beitrages im Wahlheft vor. Mittelpunkt waren die Neuwahlen zum Bundesvorstand und die Verabschiedung des bisherigen Bundesvorstandes. Wir drucken an dieser Stelle die Rede der neuen Bundesvorsitzenden Dr. Anke Klaus ab mit der Sie sich vor den Die Mitglieder des ausscheidenden Bundesvorstandes hatten bereits im Korrespondenzblatt 2011/1 eigene Beiträge. In dieser Ausgabe drucken wir die Ansprache des Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Herrn Prälat Dr. Peter Neher, zur Ver- o. l.: Bürgermeister Lutz Urbach, Bergisch-Gladbach, begrüßte die Delegierten in Bensberg o. r.: Neue und ausscheidende Delegierte erhalten zur Begrüßung eine Rose u. l.: Maria Elisabeth Thoma gratuliert der neuen Bundesvorsitzenden Dr. Anke Klaus und dankt dem Wahlausschuss Gundula Otto 2. v. r., Isabel Kaiser links, Gaby Hagmans rechts u. r.: Josephin von Spiegel, Andrea Kürner, SkF Hamburg-Altona 9 10 Verbandsentwicklung leihung des Brottellers an Frau Maria Elisabeth Thoma ab. Der SkF Stiftungspreis wurde zum ersten Mal verliehen, siehe Beitrag Seite 54. Neben den Regularien, die ein wichtiger Bestandteil jeder Versammlung sind, diskutierten die Delegierten inhaltlich über die Aufnahmeanträge des SKFM Mettmann und des KSD Hamm als juristische Personen im Gesamtverein, zukünftige Leitungsmodelle in SkF Ortsvereinen, die Weiterentwicklung der strategischen Partnerschaft mit IN VIA, und die Frage der Präimplantationsdiagnostik. o. r.: Gabriele Hund-Martin, Josephin von Spiegel o. l.: Cäcilia Kaufmann, SkF Werl und Eva-Maria Treder, KSD Hamm u. l.: Marion Paar, Generalsekretärin IN VIA Delegiertenversammlung Der neue Bundesvorstand v.l.n.r. Miryam M. Artschwager, Angelika Nordmann-Engin, Stefanie Sassenrath, Michael Bender, Monika MeierPojda, Ulla Dietz, Huberta von Boeselager, Monika Walter, Weihbischof Manfred Grothe, Dr. Anke Klaus, Gaby Hagmans, Gabriele Hund-Martin 11 12 Verbandsentwicklung Vorstellung des neuen Bundesvorstands Gabriele Hund-Martin Berlin stellvertretende Bundesvorsitzende 64 Jahre, Juristin derzeitige Funktionen im SkF ®® Vorsitzende des SkF e.V. Berlin ®® stellvertretende Bundesvorsitzende ®® Mitglied im Stiftungsrat der SkFStiftung Agnes Neuhaus persönliche Schwerpunktthemen Vorstandsarbeit im Ortsverein und im Bundesvorstand, vor allem: ®® Entwicklung und Durchsetzung zeitgemäßer Strukturen sowie neuer Konzepte/Aufgaben im Geiste von Agnes Neuhaus ®® Vernetzung in der Alltagsarbeit mit den anderen Fachverbänden der Caritas, mit regionalen – auch nicht kirchlichen – Fraueninitiativen und mit insbesondere katholischen Sozialpolitikerinnen und -politikern aller demokratischen Parteien ®® Wahrnehmung unserer Interessen in kirchlichen und außerkirchlichen Gremien Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? Im bisherigen Bundesvorstand habe ich mich für die Umsetzung der in Weimar verabschiedeten Satzung eingesetzt; jetzt möchte ich die Vor- standsarbeit in den neuen Strukturen weiter mittragen und mitgestalten. Eine Daueraufgabe, aber auch ein aktuelles Schwerpunktthema ist dabei für mich, transparente und konsensfähige Lösungen für eine zukunftsfähige, erfolgreiche Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen auf allen Ebenen des SkF zu finden. In diesem Sinne will ich im neuen Vorstand dazu beitragen, die strukturelle Weiterentwicklung des SkF zu ermöglichen. Unsere caritative Arbeit möchte ich inhaltlich in Abstimmung mit den Gliederungen voranbringen. Wichtig bleibt es auch, dass wir bundesweit die spezifische Sicht des SkF in sozialen und gesellschaftlichen Themen in den kirchlichen und politischen Diskurs einbringen. Delegiertenversammlung Miryam M. Artschwager Wiesbaden 45 Jahre, Rechtsanwältin und Fach anwältin für Steuerrecht und Schlich terin der Gütestelle der Rechtsan waltskammer Frankfurt am Main persönliche Schwerpunktthemen: ®® Austausch mit anderen SkF Ortsvereinen – Synergieeffekte ®® Rechtliche Fragestellungen im Zusammenhang mit allen den SkF betreffenden Themen ®® Finanzierungsfragen und -möglichkeiten ®® Aktuelle Fragestellungen in Kirche, Gesellschaft, Politik mit Bezug zu SkF Themen, z. B. PID, Anonyme/ Vertrauliche Geburt, Alleinerziehende (gemeinsame elterliche Sorge nichtehelicher Eltern – Alleinsorge eines Elternteils) ®® Öffentlichkeitsarbeit: Herstellen und Pflegen persönlicher Kontakte zu Vertretern der katholischen Kirche, katholischen Verbänden, Gesellschaft und Politik vor Ort, im Bistum und auf Landesebene Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtverein zu kandidieren? Überörtliche Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlicher Professionen, Fähigkeiten und Erfahrungen aus Ortsvereinen mit unterschiedli- chem Umfeld – ländlich, städtisch, Diaspora – und unterschiedlicher Organisation – ehrenamtliche/hauptamtliche Geschäftsführung – zur Bündelung der Ideen und deren Umsetzung auf Bundesebene 13 14 Verbandsentwicklung ®® ®® soziales Engagement von Frauen für Frauen in Notlagen vor Ort und möchte den Bekanntheitsgrad der Organisation in Politik und Öffentlichkeit vergrößern das Nachdenken im Team über neue soziale Fragen und zeitge mäße Antworten der christliche Hintergrund Huberta Freifrau von Boeselager München 60 Jahre, Studienrätin derzeitige Funktion im SkF ®® seit November 2009 Mitglied im Vorstand des SkF München persönliche Schwerpunktthemen ®® Sozialpolitische Grundsatzfragen (Soziale Aufgabenverteilung zwischen Staat und Zivilgesellschaft) ®® Familien/Mutter-Kind Bereich ®® Obdachlosenhilfe ®® Neue Wege der Mitgliederwerbung und der Mitgliedervernetzung/ Öffentlichkeitsarbeit Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? ®® die sozial- und gesellschaftspolitische Verantwortung für einen so bedeutenden Sozialverband ®® ich kenne den SkF als eine wunderbare Plattform für sinnvolles Ulla Dietz Krefeld 61 Jahre, Dipl. Sozialpädagogin derzeitige Funktionen im SkF ®® seit 2007 Mitglied des Bundesvorstands ®® seit 2008 Mitglied des Ausschusses Verbandsentwicklung ®® seit 2007 Diözesanvorsitzende Aachen ®® seit 1997 Vorsitzende des SkF Krefeld persönliche Schwerpunktthemen ®® Langfristige wirtschaftliche Entwicklung Delegiertenversammlung ®® ®® ®® ®® ®® ®® Verbandsentwicklung Personalpflege und –kultur Zusammenspiel Ortsverein zu Gesamtverein Bedürfnisse der Ortsvereine Gewaltprävention Kinder- und Jugendhilfe Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? ®® Übernahme von Verantwortung für die Bundesebene ®® Verbandspolitische Vertretung ®® Spezielle Zielsetzung des Frauenund Fachverbands in Caritas und katholischer Kirche Monika Walter Wunstorf 70 Jahre, Beruf/Berufsausbildung: Religionspädagogin i. R. im Schulund Gemeindedienst derzeitige Funktion im SkF: ®® stellvertretende Vorsitzende des SkF Hannover ®® ®® ®® orsitzende der Diözesan-ArbeitsV gemeinschaft Mitglied der Delegiertenversammlung im Diözesan-Caritasverband Mitglied des Diözesanrates im Bistum Hildesheim persönliche Schwerpunktthemen: ®® Motivation und Qualifikation zum Ehrenamt ®® das caritative Profil in den Arbeitsfeldern z. B. Betreuungsverein ®® rechtlich gesicherte Vereinbarkeit von Familie und Beruf ®® Entwicklung weiterer Arbeitsbe reiche für Frauen im Alter ®® Arbeit mit Kindern und Jugend lichen in Migrantenfamilien Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? ®® Freude am kirchlich-caritativen Engagement ®® Die Möglichkeit, an Gestaltungsund Entscheidungsprozessen mitwirken zu können ®® Die Stärke des frauenpolitischen Profils als kirchlicher Frauenfachverband ®® Die sozialethischen Grundlagen und die spirituelle Ausrichtung der Arbeit im SkF ®® Die Mitwirkung in einem engagierten Team ®® Die Vernetzung und Kommunika tion von der Bundesebene zur Diözesanebene und den Orts vereinen 15 16 Verbandsentwicklung Stefanie Sassenrath Neuss 48 Jahre, Musikerin, Pädagogin derzeitige Funktionen im SkF ®® Vorstandsmitglied SkF Neuss ®® Mitglied der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft in der Erzdiözese Köln ®® Kooptiertes Mitglied des Diözesancaritasrates Köln persönliche Schwerpunktthemen die persönlichen Schwerpunktthemen sind geprägt durch die Arbeit des Ortsvereins Neuss: ®® Familienzentren und offene Ganztagsschulen ®® familienunterstützende Arbeitsfelder wie z. B. „Frühe Hilfen“ ®® Schwangerenberatung und sozialpädagogische Familienhilfen ®® Projekt „gewaltlos.de“ Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? ®® Interesse an politischen Themen, die in die Arbeitsfelder des SkF reichen und einer inhaltlichen Auseinandersetzung bedürfen ®® Versuch, zu diesen aktuellen politischen Themen Verbandsmeinungen zu entwickeln und diese öffentlich zu kommunizieren ®® ®® eiterentwicklung des Verbands W unter dem Gesichtspunkt unseres frauenspezifischen Profils Gewinnung und Weiterentwicklung von Arbeitsfeldern, die aufgrund nicht mehr regional einzuschränkender Kommunikationsmöglichkeiten auch nicht mehr nur lokal zu betrachten sind und insofern interessant für den gesamten Verband erscheinen Delegiertenversammlung beratende Mitglieder im Bundesvorstand Monika Meier-Pojda München 56 Jahre, Diplom-Sozialpädagogin (FH) derzeitige Funktionen im SkF ®® Geschäftsführerin SkF Landesverband Bayern e. V. ®® Berufliches Mitglied im Bundesvorstand persönliche Schwerpunktthemen ®® Verbandsentwicklung auf der Grundlage unseres Selbstverständnisses als Frauenfachverband in der katholischen Kirche ®® Frauen- und fachpolitisch relevante Themen für den SkF benennen und aufgreifen ®® Weiterentwicklung von Strategien zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ®® Zukunftssicherung des SkF auf allen Ebenen ®® Netzwerkarbeit Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? ®® Innovative Ideen bundesweit befördern ®® Rahmenbedingungen für die Zukunft der inhaltlichen Arbeit gestalten und sichern ®® ®® angjährige Erfahrungen aus der L Arbeit auf Landesebene in die Arbeit auf Bundesebene einbringen Verantwortung auf verschiedenen Ebenen zu übernehmen 17 18 Verbandsentwicklung Angelika Nordmann-Engin Bocholt 55 Jahre, Soziologin M.A., Studium der Soziologie, Psychologie und Kunstgeschichte, Diplom-Sozialar beiterin FH derzeitige Funktionen im SkF ®® hauptberufliche Geschäftsführerin des SkF Bocholt ®® Sprecherin der Geschäftsführungskonferenz der Fachverbände SkF und SKM in der Diözese Münster ®® Mitglied des Diözesanvorstandes SkF in der Diözese Münster ®® Mitglied des Sprecherteams der Arbeitsgemeinschaft der ehrenamtlichen und hauptberuflichen GeschäftsführerInnen von SkF Ortsvereinen auf Bundesebene persönliche Schwerpunktthemen ®® Interessenslage und Zukunftsperspektiven von kleinen und mittleren SkF Ortsvereinen ®® Gewinnung von Ehrenamtlichen für die Arbeit auf der Ortsebene ®® Entwicklung von sinnvollen und ansprechenden Aufgabengebieten für Ehrenamtliche ®® Gewaltschutz ®® Sexualpädagogik ®® Medienpädagogik ®® Psychisch kranke Menschen ®® Öffentlichkeitsarbeit Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? ®® Interessensvertretung für Frauen und Familien in Gesellschaft und Kirche ®® Weiterentwicklung von fachlichen Konzeptionen ®® Partnerschaftliches Zusammenwirken von ehrenamtlichen Vorständen und hauptberuflichen Geschäftsführungen ®® Mitgestaltung an der Zukunfts fähigkeit des SkF als Bundesverband Delegiertenversammlung Rede Dr. Anke Klaus Sehr geehrte Vorsitzende, sehr geehrter Herr Weihbischof, sehr geehrte Damen des Präsidiums, liebe Vorstandskolleginnen, sehr geehrte männliche Minderheit, ich darf mich Ihnen heute vorstellen und finde, Sie haben dabei das Recht auf ein paar Ausführungen nicht nur zu meiner Person, sondern auch zu meinen Motiven, meiner Arbeitsweise, meinen Ansichten zum und Visionen für den SkF. Mein Name ist Anke Klaus. Ich lebe zusammen mit meinem Mann und einem meiner erwachsenen Söhne in Würzburg. Mein älterer Sohn lebt und arbeitet in Amsterdam. Von Haus aus bin ich Ökotrophologin – Ernährungswissenschaftlerin – und komme aus der pharmazeutischen Forschung. In den letzten Jahren habe ich jedoch mehr und mehr Verwaltungs- und Managementaufgaben in unserer Praxis übernommen – wenn ich nicht gerade in Sachen SkF tätig oder unterwegs war. Meine Tätigkeiten im SkF in aller Kürze: Vorsitzende im OV Würzburg seit über 10 Jahren, somit hier in der BundesDelegiertenversammlung; für den SkF Diözesanratsmitglied, z. T. im Vorstand, Delegierte für die SkF‘s Unterfranken in der Vertreterversammlung des DiCV Würzburg, DiCV Caritasrat, Delegierte der Vertreterversammlung des DiCV Würzburg in die Delegierten- versammlung des DCV, für den DCV Mitarbeit in der Kommission Sozialpolitik. Was motiviert mich, für den Vorstand des SkF Gesamtvereins zu kandidieren? Nachdem meine Männer jetzt erwachsen und bereits an SkF Vorstandsarbeit gewöhnt sind, möchte ich jetzt mein Engagement in unserem Frauenfachverband ausdehnen. Schließlich habe ich seit über 10 Jahren Erfahrung als Vorsitzende in einem großen OV sammeln können und will jetzt gerne Verantwortung auf Bundesebene übernehmen. Ich stelle mir die Arbeit im Bundesvorstandsteam und die Zusammenarbeit mit allen OV ungeheuer spannend vor und möchte alle Gestaltungsmöglichkeiten, die sich bieten, ausschöpfen. Sie müssen nämlich wissen: ich bin eine Teamplayerin! Ich sehe mich nicht als einsame Solistin an der Spitze. Ich gehe sogar so weit, von Ihnen – im Falle meiner Wahl – eine Bringschuld einzufordern. Als Vorsitzende würde ich von Ihnen Ideen, Vorschläge, Initiativen, Infos, Einspruch, Widerspruch, Diskurs erwarten! Meine Hoffnung wäre eine gemeinsame kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Themen, die eventuell auch herausfordernd sein können. Nicht nur Strukturdebatten, so notwendig sie auch 19 20 Verbandsentwicklung sind. Fach- und Dienst übergreifend müssen wir wieder stärker den Menschen „in Not“ sehen. Dabei ist meine Arbeitsweise von Pragmatismus geprägt. Mir geht es um einen lösungsorientierten Umgang mit Problemen und um strategische Zukunftsplanung. Ich sehe für den Vorstand eine Kernaufgabe darin, die politischen Entwicklungen aufmerksam zu beobachten, sorgfältig zu überdenken und mit zu gestalten. Besonders die Auswirkung von politischen Entscheidungen auf unsere KlientInnen und die Funktionsfähigkeit unserer Dienste dürfen wir auch weiterhin nicht aus dem Focus verlieren. Dazu ist es notwendig, dass wir neue Ressourcen erschließen und kooperatives Verhalten pflegen. Das kann sich nur in zeitnaher, offener Zusammenarbeit entfalten. Daran, dass ich die einzige Kandidatin für den Vorstandsvorsitz bin, sieht man eine der Herausforderungen für die Weiterentwicklung unseres Vereins. Keine Frau hat heute mehr ein unbegrenztes Zeitbudget. Die meisten sind berufstätig und/oder mit Kindern beschäftigt. Arbeit in Vorstand, im Verein, erfordert, wie wir alle wissen, Zeit. Zeit, die sehr genau geplant werden muss. Jede Funktionsträgerin braucht eine exakte Zeitplanung. Und es kann durchaus passieren, dass die neue Vorstandsvorsitzende nicht jede Aufgabe persönlich übernehmen, nicht jedes Jubiläum, nicht jede Konferenz nicht jedes … besuchen kann. Die Aufgabenverteilung muss auf den ganzen Vorstand erfolgen. Sie nehmen sicher auch jede Vertreterin der Vorsitzenden mit offenen Armen auf! Um effektive Arbeit leisten zu können, müssen Rahmen gesetzt werden. Ehrlichkeit mit sich selbst und dem Verband gegenüber sind notwendig, um Grenzen zu erkennen und nicht durch unbedachten Aktionismus vorzeitig auszubrennen. In diesem Zusammenhang sehe ich mich als Vordenkerin und nicht ausschließlich als herumreisende Repräsentantin. Seit über 100 Jahren stellt sich der SkF mit einem markanten Profil in der Öffentlichkeit dar. Im Sinne unserer Gründerin Agnes Neuhaus engagiert sich unser Frauenfachverband – ehrenamtlich und beruflich kombiniert – immer noch parteilich für Kinder und Jugendliche, Mädchen und Delegiertenversammlung Frauen, Familien in Not. Eine unserer großen Stärken war und ist es, gesellschaftliche Probleme, die auftauchen, auf Grund unserer Erfahrung frühzeitig wahrzunehmen, frühzeitig aufzugreifen und angemessen zu reagieren. Dieses Profil gilt es nicht aufzuweichen, sondern eher noch zu schärfen. Nur so können wir unseren eigenen Werten treu bleiben und couragiert handeln. Sollten Sie mich wählen, werde ich meine Kraft dafür einsetzen, unsere Eigenständigkeit in allen Verbänden zu bewahren. Gerade als Verband engagierter katholischer, christlicher Frauen haben wir unseren eigenen Kopf, den wir zum Denken benutzen, auch wenn uns manche Wertschätzung deswegen vorenthalten oder entzogen wird, wir uns manchmal unbeliebt machen. Zum Wohle der uns Anvertrauten, ist es eben bisweilen notwendig, unbequem zu sein. Und noch ein Gedanke ist mir wichtig: Bei all unseren Ideen und kreativen Ansätzen, müssen wir darauf achten, Probleme zu bündeln, um nicht in einen Aktionismus in der Breite zu verfallen, Unternehmungen langfristig anzulegen, um nicht ausschließlich in der – in der Politik so beliebten – 3-jährigen Projektförderung zu landen. Ich weiß, dass es hierzu so viele unterschiedliche Strukturen und Meinungen wie Ortsvereine gibt. Den Erhalt und die Diskussion um unterschiedliche Positionen möchte ich befeuern und in der Zentrale bündeln. Damit stärken wir unsere Schlagkraft. Wo sehe ich den SkF in der Zukunft? Ich habe die Vision, dass der SkF die Realität der Gesellschaft nie aus den Augen verliert, dass der SkF als bundesdeutscher Frauenfachverband von Nord bis Süd im Sinne der Gründerin Ansprechpartner, helfende Hand oder Feuerwehr bleibt für alle in Not geratenen, dass der SkF sich nicht verbiegen lässt, weder von Nachbarn, Neidern, Politikern oder Bischöfen, dass der SkF zu allen Zeiten – wie bisher – genügend aktive, einsatzbereite, ehrenamtliche, für Not sensible, liebenswerte Frauen findet. Als geborene NRWlerin, lebend in Bayern und mit einem Schwaben verheiratet, glaube ich, die Interessen aller im Sinne meiner Ausführungen vertreten zu können. Dr. Anke Klaus, SkF Bundesvorsitzende 21 22 Verbandsentwicklung Laudatio für Maria Elisabeth Thoma anlässlich der Verabschiedung als SkF Bundesvorsitzende Sehr geehrte Frau Thoma, nach vielen Jahren als Bundesvorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen geben Sie nun den Stab weiter. Im Namen des Deutschen Caritasverbandes und auch persönlich danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihr großes Engagement, Ihre fachliche Kompetenz und Ihren Kampfgeist. Schon bei unseren ersten Begegnungen im damaligen Zentralrat vor mehr als zehn Jahren sind Sie mir mit Ihren engagierten Beiträgen aufgefallen; und das nicht nur, wenn es um benachteiligte Frauen und Mädchen ging. 1. Ihr Einsatz gegen Armut und Benachteiligung von Frauen und Alleinerziehenden Sie haben sich immer dafür eingesetzt, dass Frauen und Familien in schwierigen Lebenslagen befähigt werden, ihr Leben selbstverantwortlich zu gestalten. Sie setzten sich dafür ein, dass Frauen und Paare in der Schwangerschaftsberatung offene Anlaufstellen finden, wo sie kompetent beraten werden. Ganz wichtig war Ihnen dabei die Stärkung der Autonomie der Frau sowohl im Schwangerschaftskonflikt als auch bei Fragen der Pränataldiagnostik. Sie litten – wie viele unter uns – unter dem Ausstieg unserer Kirche aus der Schwangerschaftskonfliktberatung und haben bis zuletzt um einen Verbleib gekämpft, gerade weil Sie da- rin einen Beitrag zum Wohl der Frauen, Paare und Kinder sahen. Ganz wichtig war Ihnen stets eine differenzierte Positionierung des SkF zu bioethischen Fragen. Sie haben viel dazu beigetragen, dass sich die Schwangerschaftsberatung unter dem Dach der Caritas und ihres Fachverbandes SkF auch nach dem unfreiwilligen Ausstieg mit neuen Aufgaben zu einer wertvollen Hilfe weiterentwickeln konnte. Von Anfang an waren Sie vom Konzept der frühen Hilfen überzeugt, die eine koordinierte Begleitung von Frauen und Familien in problematischer Lebenssituation vorsehen. Sie haben sich immer dagegen gewehrt, dass Kinder zu schnell aufgrund eines staatlichen Aktionismus aus den Familien heraus genommen werden. Ihr Anliegen war es, ein wirkungsvolles Netz von Hilfen und Unterstützungssystemen aufzubauen, das der Prävention dient und Frauen und Familien zur Sorge für das Kind befähigt. Bei der Frage der bundesweiten Zuständigkeit der Caritas für die frühen Hilfen waren wir nicht einer Meinung. Aber ich danke Ihnen für die offene und fair geführte Auseinandersetzung. Sie haben in Ihrem sozialpolitischen Engagement stets eine langfristige und nachhaltige Strategie verfolgt, um Armut und Benachteiligung gerade von Alleinerziehenden und ihren Kindern vorzubeugen; tragen sie doch nach wie vor das Delegiertenversammlung größte Armutsrisiko in Deutschland. So schlug Ihr Herz selbstverständlich für bessere Bildungs- und Arbeitsmarktchancen von Frauen. 2. Ihr Einsatz für einen starken SkF unter dem Dach der Caritas Sie haben sich auch immer für einen starken SkF eingesetzt, was von einer Bundesvorsitzenden auch zu erwarten ist. Dabei hatten Sie einen guten Draht zu Ihren Ortsverbänden und förderten einen engen Kontakt zwischen der Orts- und der Bundesebene des SkF. Dass Ihnen ein selbstbewusstes Verhältnis des SkF zum DCV wichtig war, versteht sich fast von selbst. Ihre nicht selten kritischen Beiträge und Anmerkungen im Caritasrat und der Delegiertenversammlung haben nicht nur mich dann und wann in eine „Hab-Acht-Haltung“ versetzt; letztlich aber konnte Ihnen niemand Ihr Bemühen um ein konstruktives Miteinander und eine gute Kooperation absprechen. Ich bin dankbar für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem SkF und dem DCV. Ganz herzlich danke ich deshalb auch Ihnen, liebe Frau Hagmans, für die offenen Gespräche und Impulse aus dem SkF. Wir haben in den letzten Jahren miteinander gut gelernt, unsere Kooperation mit gemeinsamen Strategien und Anliegen zu gestalten und auch politisch und kirchlich zu nutzen. Ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft gut darauf aufbauen können. Immer war zu spüren, dass Sie, Frau Thoma, sich mit der verbandlichen Caritas identifizieren und hinter dem DCV stehen, auch wenn es Ihnen der Verband nicht immer leicht gemacht hat. Ihre kämpferische Ader hat in der 23 24 Verbandsentwicklung Vergangenheit auch zu Irritationen geführt, die es letztlich verhindert haben, dass Sie 2002 zur Vizepräsidentin des DCV gewählt werden konnten; was ich damals nicht verstanden habe und was mir sehr leidgetan hat. Aber Sie haben nicht aufgegeben und sind dem DCV als Impulsgeberin treu geblieben. Vielen Dank für Ihr Engagement im Caritasrat und in der Delegiertenversammlung. 3. Ihr Engagement für eine zukunftsfähige Kirche Jeder, der Sie kennt, weiß, wie sehr Sie sich für eine dialogbereite und zukunftsfähige Kirche einsetzen; für eine Kirche, die sich nicht scheut, eigene Strukturen und Tabus zu hinterfragen. Sie nehmen auch in kirchlichen Gremien und in der Öffentlichkeit kein Blatt vor den Mund, um auf Schwachstellen und Zukunftsnotwendigkeiten hinzuweisen. Dabei vertreten Sie mit dem SkF auch deutlich die Perspektive eines Frauenfachverbandes in der Kirche und ihrer verbandlichen Caritas. Sie hinterfragen die Strategien einer männerdominierten Kirche, die vielerorts vor allem von Frauen getra- gen wird. Ich danke Ihnen für diesen mutigen Einsatz und hoffe, dass Sie auch in Zukunft Ihre Beharrlichkeit und Kompetenz in unsere Kirche einbringen. Denn nur durch ein solches Engagement kann die Kirche ihren Weg mitten unter den Menschen finden, wenn sie nicht eine Kirche des heiligen Restes werden will. Bei dieser Gelegenheit darf ich auch Sie, Frau Dr. Klaus, als neu gewählte Bundesvorsitzende und den ganzen neu gewählten Vorstand beglückwünschen und die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Caritasverband anbieten. Gottes Segen für Sie und Ihre Arbeit im neuen Aufgabenfeld. Liebe Frau Thoma, jetzt aber wünsche ich Ihnen für die Zukunft alles Gute und Gottes Segen zusammen mit Ihrem Mann und Ihrer ganzen Familie. Als Anerkennung für Ihre großen Verdienste, darf ich Ihnen nun den Brotteller als höchste Auszeichnung des Deutschen Caritasverbandes überreichen. Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes Delegiertenversammlung ++++++ aus der Presse ++++++ aus der Presse 25 26 Fachthemen Frühe Hilfen im SkF haben Zukunft Das SkF Modellprojekt „Guter Start ins Leben“, durchgeführt an den Modellstandorten Frankfurt, Freiburg und Neuss, wurde erfolgreich beendet. Damit der gelungene Ansatz der Frühen Hilfen für Schwangere und Familien mit Kindern bis drei Jahren auch zukünftig fortgeführt und sowohl qualitativ als auch quantitativ weiterentwickelt werden kann, richtete die Bundesgeschäftsstelle des SkF das Referat „Frühe Hilfen“ ein. Möglich wurde dies dank der weiteren Förderung der privaten Stiftung, die bereits das Modellprojekt unterstützt hat. Im Referat stehen drei Fachreferentinnen als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung: Claudia Buschhorn, die bisher an der Universität Münster das Modellprojekt wissenschaftlich betreut hat, Dr. Petra Kleinz, die seit vielen Jahren in verschiedenen Arbeitsfeldern des SkF an der Bundesgeschäftsstelle tätig ist, und Bettina Prothmann, die die Leitung des Modellprojektes „Guter Start ins Leben“ beim SkF inne hatte. Diese drei Mitarbeiterinnen werden in den nächsten Jahren das Ziel verfolgen, die von vielen Ortsvereinen bereits vorgehaltenen Angebotsbausteine Früher Hilfen unter dem Rahmenkonzept „Guter Start ins Leben“ zu etablieren sowie Ortsvereine, die bisher noch keine Angebote Früher Hilfen vorhalten, bei der Einführung zu unterstützen. Die Rahmenkonzeption wurde unter Mitwirkung zahlreicher Ortsvereine erstellt. Das einheitliche Logo „Guter Start ins Leben“ soll zum Markenzeichen der Frühen Hilfen im SkF werden. Die Mitarbeiterinnen des Teams Frühe Hilfen freuen sich auf die Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen! Claudia Buschhorn, Dr. Petra Kleinz, Bettina Prothmann Das Team Frühe Hilfen bietet SkF Ortsvereinen Fachberatung vor Ort zur Unterstützung bei der Konzeptentwicklung und dem Auf- und Ausbau von Angeboten für junge Familien an, stellt Öffentlichkeitsmaterial zur Verfügung, organisiert regionale und bundesweite Fachtagungen und Fortbildungen. Auch die Vertretung in Fach- und fachpolitischen Gre mien dient dem Aufbau und der Förderung eines Netzwerkes „Guter Start ins Leben“. Ortsvereine, die neu in die Frühen Hilfen einsteigen oder etablierte Angebote weiterentwickeln möchten, können eine finanzielle Förderung erfahren. Dazu steht ein von der privaten Stiftung bereitgestellter Fonds zur Verfügung, der den Ortsvereinen über die Bundesgeschäftsstelle des SkF zugänglich ist. Guter Start ins Leben Guter Start ins Leben – Einblicke in die Ergebnisse der Evaluation Das Modellprojekt „Guter Start ins Leben“ des SkF wurde von Anfang 2008 bis Ende 2010 an drei Modellstandorten, Freiburg, Frankfurt und Neuss, durchgeführt. Wesentliches Ziel der formativen Evaluation des Projektes durch die WWU Münster war es einerseits Indikatoren zu entwickeln, die aussagekräftige Beurteilungen darüber erlauben, als wie gut und hilfreich sich die Angebote der Modellprojektes für die (werdenden) Eltern und ihre Kinder zwischen 0 und 3 Jahren erwiesen haben. Darüber hinaus sollten die vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) definierten Qualitätskriterien an das Modellprojekt angelegt und das Projekt anhand dieser Dimensionen eingeordnet werden. Aufbau und Ziel der Evaluation Die Daten zu den Adressat_innen zur Erhebung der Wirkfaktoren „Fähigkeit der Eltern zur Versorgung von Säuglingen“, „elterliche Kompetenzüberzeugung“, „Kompetenz das soziale Umfeld zu gestalten“ sowie „elterliche Erziehungseinstellung“ wurden zunächst zu zwei Messzeitpunkten in Form eines standardisierten Telefoninterviews erhoben. Die Inhalte der Angebote sowie sozioökonomische Daten über die AdressatInnen wurden insbesondere in Form von für die Modellstandorte entwickelten Dokumentationssystemen, qualitativen (ExpertInnen-) Interviews mit den Fachkräften vor Ort sowie durch standardisierte Beobachtungen einzelner Kinder erhoben. Da- rüber hinaus gab es standardisierte Netzwerkanalysen mit dem Ziel, das Eingebundensein der drei Modellstandorte in die Strukturen vor Ort bezüglich der Unterstützungsangebote für (werdende) Eltern darzustellen. Eine Zufriedenheitsbefragung der Eltern, die an Angeboten im Rahmen von „Guter Start ins Leben“ teilgenommen haben, zielte auf eine Ermittlung der subjektiven Zufriedenheit der Eltern mit dem jeweiligen besuchten Angebot sowie den MitarbeiterInnen vor Ort. Ergebnisse hinsichtlich der Wirkfaktoren Ob die Angebote elterliche Erziehungs- und Versorgungskompetenzen beeinflussen bzw. verbessern, wurde anhand der oben genannten Wirkfaktoren überprüft. Die Auswertungen der hierzu telefonisch zu Beginn und zum Ende der Teilnahme an „Guter Start ins Leben“ erhobenen Daten zeigte, dass sich die Mütter nach der Teilnahme an einem Angebot kompetenter im Umgang mit ihrem Kind fühlen und vor allem Wissen und Vertrauen hinsichtlich ihrer Versorgungskompetenz erworben haben. Darüber hinaus fühlen sich die Mütter nun nicht mehr so isoliert wie zu Beginn des Angebotes, die Einbindung in soziale Netzwerke gelang weitgehend.Die Mütter zeigen sich nach der Inanspruchnahme eines Angebotes tendenziell überzeugter von ihren elterlichen Kompetenzen und fühlen sich selbstwirksamer. Einige Mütter geben zum zweiten Befra- 27 28 Fachthemen gungszeitpunkt an, zum strafenden Umgang mit ihrem Kind zu neigen; allerdings könnte ein negativer Effekt hinsichtlich des Faktors „Tendenz zum strafenden Umgang mit dem Kind“ auch als Zeiteffekt durch ein „Mehr an Zeit“ mit dem Kind gedeutet werden, der möglicherweise durch das Angebot abgeschwächt wurde. Auch eine reflektiertere Einschätzung der eigenen Lebenssituation sowie der elterlichen Erziehungseinstellung könnte als Erklärung dienen. So wäre es etwa möglich, dass Aussagen wie bspw. „Wenn ich sauer bin, fasse ich mein Kind härter an als ich eigentlich möchte“ oder „Häufig bin ich so mit den Nerven fertig, dass ich mein Kind schütteln möchte“ aufgrund dieser reflektierteren Haltung der Mutter nun eher zugestimmt wird. Insgesamt decken sich die nachgewiesenen Stärken der Effekte mit denen, die in internationalen Studien nachgewiesen werden konnten. Ergebnisse der Evaluation mit Blick auf die Qualitätsdimensionen des NZFH Das Nationale Zentrum hat Qualitätsdimensionen Früher Hilfen definiert, anhand derer die weiteren Ergebnisse gegliedert dargestellt werden: Systematisch und umfassend Zugang zu Familien finden Hierunter wird vor allem die Frage danach gefasst, wer (werdende) Eltern und/oder Eltern mit Kindern bis zum 3. Lebensjahr in Angebote von „Guter Start ins Leben“ vermittelt. Anhand der durch die Fachkräfte ausgefüllten Dokumentationsbögen wird deutlich, dass sich viele Eltern/Mütter von sich aus im Projekt melden, was für einen hohen Bekanntheitsgrad der Angebote spricht. Zudem gelingt es, die AdressatInnen über die SkF-interne Schwangerschaftsberatung zu erreichen und damit einen bekannten Zugang zu nutzen, der nicht stigmatisierend wirkt. Familien zur aktiven und häufigen Teilnahme an Angeboten aktivieren Hierunter fällt neben der Anzahl der Kontakte zu den Eltern/Müttern, die im Dokumentationssystem erfasst wurde, auch die Frage nach einer freiwilligen Teilnahme der Adressat_ innen. Hinsichtlich der Anzahl der Kontakte konnten durchschnittlich 17,31 Kontakte pro Familie (zwischen 1 und 182 Kontakten) erfasst werden. Die Eltern/Mütter wurden überwiegend in Gruppenangebote vermittelt, aber auch in Geburtsvorbereitungskursen oder durch aufsuchende Arbeit betreut. Die im Rahmen der Evaluation durchgeführte Zufriedenheitsbefragung verdeutlicht, dass die Adressat_innen sich nicht zur Annahme an Angeboten im Rahmen von „Guter Start ins Leben“ gedrängt fühlten, sondern stets das Gefühl hatten, das Angebot auch ablehnen zu können. Die Mütter/ Eltern erlebten die Angebote überwiegend als hilfreich und unterstützend und würden sie auch einer Freundin weiterempfehlen, was insgesamt für eine hohe subjektive Zufriedenheit der AdressatInnen mit den Angeboten spricht. Angebote an die Bedarfe der Familien anpassen Innerhalb dieser Qualitätsdimension gilt es systematisch und objektiviert Guter Start ins Leben Risiken und Ressourcen durch den Einsatz standardisierter Instrumente, wie das im Rahmen der Evaluation entwickelte Dokumentationssystem, zu erkennen. Zur Einschätzung der Risiken und Ressourcen in einer Familie und für die in diesen Familien lebenden Kinder hat es sich in den Modellprojekten bewährt, folgende Dimensionen zu beachten: 1. Lebensweltliche Dimension (finanzielle Situation, Schulbildung, berufliche Situation, soziale Netzwerke etc.) 2. Familiäre Dimension (alleinerziehend, Schwierigkeiten in der Partnerschaft, Fürsorglichkeit der Eltern etc.) 3. Situation des Kindes/der Kinder (körperliche Erscheinung und psychischer Zustand, Versorgungs lage, sprachliche Entwicklung etc.) 4.Eltern-Kind-Interaktion (Gewalt gegen das Kind/gegen die Kinder, Einstellung zum Kind/zu den Kindern, Auswirkungen der Partner situation auf das Kind/die Kinder etc.) 29 30 Fachthemen Deutlich wurde im Rahmen der Evaluation, dass die erreichten Eltern/Mütter vor allem Belastungen hinsichtlich der Lebensweltlichen Dimension aufweisen, aber auch die familiäre Situation wird als belastet erlebt. Die Kinder selbst weisen demgegenüber deutlich geringer ausgeprägte Belastungen auf; der Kontakt zu den Adressat_innen wird also größtenteils hergestellt, bevor sich die innerfamiliären Belastungen auf die Kinder auswirken. Monitoring des Angebotsverlaufs Unter dieser Dimension wurden Fragen wie „Finden durch die Angebote Veränderungen in den Familien statt?“ und „Erfolgt, wenn nötig, ein sicherer Übergang der Familien in andere, möglicherweise intensivere Angebote?“ beleuchtet. Zur Einschätzung der Veränderungen in den Familien hat es sich in den Modellprojekten bewährt, folgende Kompetenzen zu fokussieren. Diese decken sich mit den vom NZFH formulierten Zielen Früher Hilfen. 1. Stärkung von Beziehungs- und Erziehungskompetenzen (Feinfühligkeit, Förderung der kindlichen kognitiven und emotionalen Entwicklung, Wissen über die kindliche Entwicklung etc.) 2. Stärkung von Versorgungskompetenz (Förderung der körperlichen Entwicklung des Kindes, Ernährung und Pflege des Kindes, Erste Hilfe etc.) 3. Stärkung von Kompetenzen das soziale Umfeld zu gestalten (Aufbau und Pflege sozialer Netzwerke, Schaffung eines kindgerechten Wohnumfeldes etc.) 4. Stärkung von Kompetenzen zur Lebensgestaltung (Partnerschaft, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sprachliche Kompetenz, Umgang mit Angst und Stress etc.) Anhand der Auswertungen wurde deutlich, dass vor allem hinsichtlich der Stärkung der Beziehungs- und Erziehungskompetenzen positive Veränderungen in den Familien beobachtet werden konnten. Auch hinsichtlich der Versorgungskompetenz sowie der Stärkung der Kompetenzen das soziale Umfeld zu gestalten zeigten sich positive Veränderungen, wenngleich weniger deutlich. Die Dokumentationsbögen verdeutlichen darüber hinaus, dass im Falle einer Weitervermittlung der Familien/Mütter an die vielfältigen KooperationspartnerInnen des Projektes ein sicherer Übergang durch intensive Gespräche mit den kooperierenden AkteuerInnen und zum Teil eine Begleitung der Mütter zu den ersten Gesprächen erfolgte. Darüber hinaus konnten anhand der Einzelfallstudien, die im Rahmen der Evaluation mittels der Entwicklungstabelle von Beller und Beller (2008) durchgeführt wurden, gezeigt werden, dass insbesondere mit Blick auf die Mutter-Kind-Bindung positive Veränderungen durch die unterschiedlichen Angebote initiiert werden konnten. Zudem wurde im Rahmen einer Einzelfallstudie deutlich, dass „Guter Start ins Leben“ durch die ausgeprägte psychische Erkrankung der Mutter an Grenzen stieß und dass in diesem Fall die Vermittlung in ein intensiveres Hilfeangebot gelungen ist. Guter Start ins Leben Vernetzung und verbindliche Kooperation der unterschiedlichen Akteure verschiedener Disziplinen Unter dieser Dimension werden die unterschiedlichen AkteurInnen, die Angebote für (werdende) Eltern und Eltern mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren bereithalten, gefasst. Hierzu zählen die Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitswesen, Beratungsstellen etc. Die Netzwerkanalysen der drei Modellstandorte zeigten vielfältige Netzwerke im lokalen Kontext auf. Mit etwa der Hälfte der genannten KooperationsparterInnen bestanden schrift liche Kooperationsvereinbarungen. Ausblick Die rechtliche Verankerung Früher Hilfen ist fixiert im Bundeskinderschutzgesetz, das am 1. Januar 2012 in Kraft getreten ist. Frühe Hilfen sind hier als objektive Rechtsverpflichtung des öffentlichen Trägers, jedoch ohne Rechtsanspruch für alle (werdenden) Eltern in einem Artikelgesetz – Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG) – sowie im SGB VIII fixiert sein: Unter § 1 KKG „Kinderschutz und staatliche Mitverantwortung“ heißt es diesbezüglich: „Aufgabe der staatliche Gemeinschaft ist es, soweit erforderlich, Eltern bei der Wahrnehmung ihres Erziehungsrechtes und ihrer Erziehungsverantwortung zu unterstützen damit sie im Einzelfall ihrer Verantwortung besser gerecht werden können, im Einzelfall Risiken für die Entwicklung ihrer Kinder frühzeitig erkannt werden können und im Einzelfall eine Gefährdung des Wohls eines Kindes vermieden werden kann“ und weiter: „...zu diesem Zweck umfasst die Unterstützung der Eltern bei der Wahrnehmung ihres Erziehungsrechtes und ihrer Erziehungsverantwortung durch die staatliche Gemeinschaft insbesondere auch Information, Beratung und Hilfe; Kern ist die Vorhaltung eines möglichst frühzeitigen, koordinierten und multi-professionellen Angebots im Hinblick auf die Entwicklung von Kindern vor allem in den ersten Lebensjahren für Mütter und Väter sowie schwangere Frauen und werdende Väter (Frühe Hilfen).“ Darüber hinaus wurde der § 16 SGB VIII um Absatz 3, um werdenden Mütter und Väter ergänzt und heißt nun: „(3) Mütter und Väter sowie schwangere Frauen und werdende Väter sollen Beratung und Hilfe in Fragen der Partnerschaft und des Aufbaus elterlicher Erziehungs- und Beziehungskompetenzen angeboten werden.“ Es besteht jedoch (noch) kein Rechtsanspruch auf Frühe Hilfen, sondern lediglich eine objektive Rechtsverpflichtung des öffentlichen Trägers („Soll-Leistung“). Darüber hinaus wird nur die Kinder- und Jugendhilfe in die Leistungsverantwortung genommen, der Bereich Gesundheit (SGB V) bleibt, auch was die finanzielle Leistungsübernahme angeht, außen vor. Die mangelnde Einbeziehung des Gesundheitswesens wird möglicherweise die Bildung disziplinübergreifender Netzwerke vor Ort erschweren, da eine strukturelle Verknüpfung der beiden Systeme mit Blick auf eine gesetzliche Rahmung nach wie vor nicht gegeben ist. Claudia Buschhorn 31 32 Fachthemen SkF Gesamtverein Fachkräfteexkursion – Pflegekinderhilfe im Dialog mit Praxis, Wissenschaft und Forschung 16. bis 18. November 2011 Die Idee Freie Träger bieten in ihren Pflegekinderdiensten qualifizierte Beratung und entwickeln ihre Arbeit in organisatorischer, konzeptioneller und fachlicher Hinsicht stetig weiter. Dazu bedarf es neben dem Erfahrungsaustausch unter Fachdiensten auch der Auseinandersetzung mit (sozial)wissenschaftlichen Erkenntnissen der Pflegekinderforschung. Ein solcher Dialog ®® trägt zur Schärfung der Fachlichkeit bei, ®® dient dem Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in die Praxis und führt perspektivisch dazu ®® auf praxistaugliche Wissensbestände zurückgreifen zu können und nicht nur auf Alltagserfahrungen. An der Umsetzung der Idee beteiligt haben sich Fachteams aus folgenden Einrichtungen und Organisationen: Die Realisierung Caritas Kinder- und Jugendheim – Rheine Die Einrichtung hält eine breite Palette von stationären/teilstationären Angeboten vor. Von besonderer Bedeutung für die Pflegekinderhilfe ist das Konzept „Therapeutische Übergangshilfe“, als einer zeitlich begrenzten Heimunterbringung zwecks Diagnose und Klärung der angemessenen Form einer erzieherischen Hilfe für Kinder, die vorübergehend oder auf Dauer nicht in ihren Herkunftsfamilien leben können. An dem Gespräch nahmen Fachkräfte des heilpädagogischen und psychologischen Dienstes und der Therapeutischen Übergangshilfe teil. Dieser Dialog ist mit einer Exkursion von sechs Fachkräften aus Pflegekinderdiensten in katholischer Trägerschaft, der Referentin für Kinder- und Jugendhilfe des SkF Gesamtvereins und einer Pädagogin als Honorarkraft zu WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus (angrenzenden) Fachbereichen, die über Modell- bzw. bestpractice-Projekte Anregungen für eine differenzierte Pflegekinderarbeit gegeben haben, angestoßen worden. Pfiff gGmbH – Hamburg Die „Pfiff gGmbH – Pflegekinder und ihre Familien“ hat in den vergangenen Jahren immer wieder den Diskurs über das Thema Kinder in Pflegefamilien angeregt, Konzepte entwickelt und unterschiedliche Projekte initiiert und durchgeführt wie die ´Aufsuchende kurzzeitige Therapie in Familien in Verbindung mit zeitlich befristeter Vollzeitpflege´ oder die Netzwerker- Jugendhilfeexkursion kundung, die beide inzwischen zum Regelangebot gehören. Das Fachgespräch wurde mit der Geschäftsführerin und Fachkräften aus den Bereichen Netzwerkpflege/Familienrat, Öffentlichkeitsarbeit, Verwandtenpflege und Pflegeelternschule geführt. alternative Unterbringungsmöglichkeiten für das Kind/die Kinder vorzubereiten. In den Fachaustausch waren die Leiterin der Einrichtung und Fachkräfte aus der Mutter-Kind-Einrichtung und der Kinderwohngruppe einbezogen. Eltern-Kind-Einrichtung, Sozialdienst katholischer Frauen – Wesel In der Einrichtung werden Menschen mit psychischen Erkrankungen und/ oder geistigen Behinderungen und deren Kind/Kinder betreut. In nicht wenigen Fällen geht es darum, die Bindungs-, Beziehungs- und Erziehungsfähigkeit zwischen Eltern und Kind/Kindern einzuschätzen, um ggf. Forschungsgruppe Pflegekinder – Universität Siegen Die Forschungsgruppe befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Aufwachsen von Kindern in Pflegefamilien und liefert mit ihren Forschungsergebnissen wertvolle Impulse für die Praxis. Beteiligte an dem Fachaustausch waren Prof. Dr. Klaus Wolf und Mitglieder seines Forschungsteams. v. l. Die Teilnehmerinnen der Fachkräfteexkursion: Jacqueline Kauermann-Walter, Frauke Zensen-Napieraj, Janna Lorenzen, Uschi Siewecke, Christiane Stellmacher. Es fehlen Anne Grebenstein, Barbara Mertmann und Christel Hanenberg 33 34 Fachthemen Eine vorab zur Verfügung gestellte Informationsmappe bot den Exkursionsteilnehmerinnen die Möglichkeit, sich über die verschiedenen Einrichtungen/ Organisationen, deren Konzepte, zu informieren und sich Gedanken zu den aus ihrer Praxis relevanten Fragestellungen zu machen. Die Fachgespräche: Nachdenkenswertes, Überdenkenswertes, Herausforderndes Die thematische Bandbreite in den vier Fachgesprächen war groß und zeichnete sich aus durch eine Mischung aus klassischen Themen der Pflegekinderhilfe (Werbung von Pflegeeltern, Gestaltung der Anbahnung, Perspektivklärung, Geschwistervermittlung), solchen, die aus fachlicher Sicht bislang eher als randständig betrachtet wurden (Verwandtenpflege) und der Diskussion zu innovativen Konzepten und Methoden wie der Netzwerkpflege. Zweifellos vermochte es die Fachkräfteexkursion nicht, die vielfältig eingebrachten Themen vertieft zu diskutieren. Insofern erhebt die Darstellung ausgewählter thematischer Schwerpunkte aus den Diskussionsrunden auch nicht den Anspruch, diese differenziert theorie- und praxisbasiert zu beleuchten. Sie verschafft aber vielleicht einen Einblick in die verschiedenen fachlichen Facetten dieses Arbeitsfeldes, das inzwischen auch fachpolitisch bundesweit Beachtung und Aufmerksamkeit findet. Geschwistervermittlung Dieses Thema stand in allen vier Fachdiskursen auf der Agenda. Geschwisterbeziehungen sind im Leben eines Menschen von großer Bedeutung. Sowohl in der Vorbereitung einer Unterbringung als auch im Verlauf der Betreuung von Geschwisterkindern treten Fragen auf: ®® Welche Bedeutung haben Geschwister füreinander? ®® Sollen Geschwister gemeinsam oder getrennt untergebracht werden? ®® Welche Rolle spielt der Geschwisterverband für das einzelne Kind? Unterstützt oder belastet er dabei mit der veränderten Lebenssitua tion zurechtzukommen? Aus der Betrachtung unterschiedlicher Fallbeispiele aus den Einrichtungen und Fachdiensten wurde deutlich, dass es gute Gründe für die Entscheidung geben kann, Geschwister gemeinsam als auch getrennt unterzubringen. Eine „dogmatische“ Herangehensweise, Geschwister „immer“ oder „nie“ getrennt unterzubringen wurde von den DiskutantInnen als wenig hilfreich erachtet. Die Beantwortung der Frage „gemeinsam“ oder „getrennt“ ist das Ergebnis eines differenzierten Abwägungsprozesses darüber, ob eine Trennung im individuellen Fall angemessen erscheint. Leitgedanke bei der Entscheidung sollte sein, jedem Kind seine individuellen Entwicklungschancen zu ermöglichen. Bei der getrennten Unterbringung von Geschwistern ist es wichtig, so empfehlen es vorliegende Forschungsergebnisse, Informationen über den Verbleib des anderen Geschwister zu geben und Kontakte zwischen den Geschwistern zu ermöglichen. Denn Geschwister stellen Jugendhilfeexkursion eine Beziehung zur Herkunftsfamilie her, sie schaffen eine Verbindung zu den eigenen biografischen Wurzeln und sind somit auch gleichzeitig ein wichtiger Anker, der Anhaltspunkte liefert für Fragen wie z. B. „zu wem gehöre ich?“, oder „woher komme ich?“. In diesem Zusammenhang ist die Fachkraft im Pflegekinderdienst eine wichtige Ansprechperson für das Kind/die Kinder. Akquise von Pflegeeltern: Pflegeeltern als Multiplikatoren Eine Kernaufgabe des Pflegekinderdienstes ist die Gewinnung von Pflegeeltern. In dem Fachgespräch mit Pfiff wurde die Multiplikatorenfunktion von Pflegefamilien als besonders wirksame Strategie zur Gewinnung von Bewerbern hervorgehoben. Bei informellen Gelegenheiten, z. B. in Kindergarten oder Schule können Pflegeeltern von ihrem Alltag berichten. Auf diese Weise treten sie in ihrer Funktion als Pflegeeltern in die Öffentlichkeit. Pfiff unterstützt Pflegeltern dabei z. B. durch personalisierte Visitenkarten, die sie in den Netzwerken, in denen sie sich bewegen, einsetzen können. (Nachgehende) Begleitung der Herkunftsfamilie: Pflegekinderdienst oder Allgemeiner Sozialer Dienst? Eine zentrale Frage in der Praxis dreht sich um die Verantwortlichkeit für die Begleitung der Herkunftsfamilie nach Herausnahme bzw. Vermittlung des Kindes. Die Arbeit mit Herkunftsfamilien ist von enormer Bedeutung, weil die Erfahrung zeigt, dass Kinder in Pflegefamilien ihre ungewöhnliche Lebenssituation besser bewältigen, wenn es eine Balance zwischen ihren beiden Familien gibt. Zusätzlich zur Haltung der Pflegeeltern, tragen Herkunftseltern ganz entscheidend dazu bei, wie gut oder schlecht ihr Kind mit der Realität der Fremdplatzierung aufwachsen kann. Eltern sind nach der Herausnahme bzw. Abgabe ihres Kindes mit einer Restrukturierung ihrer Familie konfrontiert. Dabei steht auch die Thematisierung bzw. Bearbeitung der Schuldfrage im Raum. In der Praxis kann nicht selten ein linearer Zusammenhang zwischen dem Ausagieren der Herkunftseltern bzw. ein „Sich-wieder-ins-Spiel“ bringen durch 35 36 Fachthemen Gerichtsverhandlungen beobachtet werden. Auf diese Weise werden Herkunftseltern wieder Adressaten von sozialen Diensten. Deshalb, so die Erkenntnisse der Forschungswerkstatt Pflegekinder, ist eine professionelle Begleitung dieses Transformationsprozesses wichtig. In der Praxis herrscht allerdings häufig eine unklare Zuständigkeit zwischen dem Allgemeinen Sozialen Dienst und dem Pflegekinderdienst. Gefragt danach, ob es eine Präferenz gäbe, welcher Dienst die Aufgabe der Begleitung übernehmen sollte, sehen die WissenschaftlerInnen die Zuständigkeit für die Begleitung der Herkunftsfamilie durchaus beim Pflegekinderdienst, da der ASD aufgrund seiner bestehenden Aufgaben häufig überlastet ist. Professionalisierung von Pflegeeltern? Diese in der Fachpraxis kontrovers diskutierte Frage wurde von Seiten der Fachkräfte an die Forschung gerichtet. Im Unterschied zu institutionellen Einrichtungen gibt es für Pflegeeltern jedenfalls nicht obligatorisch eine Struktur, die sie z. B. mit regelmäßiger Supervision versorgt oder unmittelbare Unterstützung in akuten Krisensituationen bietet. Vor diesem Hintergrund ist mit der Entwicklung spezialisierter Formen der Vollzeitpflege wie z. B. Erziehungsstellen eine Diskussion um eine professionalisierte Pflegeelternschaft im Sinne einer Verberuflichung angestoßen worden. Allerdings stellt sich die Frage, ob sog. „Professionswissen“ Eigenschaften und Fähigkeiten die Pflegeeltern mitbringen (sollten), wie Fürsorglichkeit, flexible Problemlösungsfähigkeiten, Humor überhaupt hervorbringen kann und ob diese „unterrichtet“ werden können. Zudem geht es bei der Leistung von Pflegefamilien im Vergleich zur institutionellen Betreuung gerade darum „Familie“ für das Kind herzustellen. Fazit der Diskussion war, dass es nicht unbedingt einer Entwicklung der Pflegeelternschaft hin zu einer beruflichen Tätigkeit bedarf, sondern einer professionellen Infrastruktur. Das Familiensystem muss auf eine gute und professionelle Infrastruktur (z. B. Supervision, Entlastungsmöglichkeiten in Krisensituationen) zurückgreifen können, die das an Leistungen bereitstellt, was es selbst nicht leisten kann. Netzwerkerkundung/Familienrat Bei der Entscheidung, ob ein Kind/ Jugendlicher bei seinen Eltern leben kann oder eine Trennung erforderlich ist, können die Methoden der Netzwerkerkundung oder des Familienrates zu tragfähigen Lösungen führen. Dort, wo es die Familie alleine nicht schafft eine Lösung zu finden, nutzt Pfiff die Methode der Aktivierung des sozialen, nachbarschaftlichen oder familiären Netzwerkes, um für das Kind und die Familie Hilfemöglichkeiten zu entwickeln. Die Methode des Familienrats setzt bei den Ressourcen der Familien an und unterstützt sie, eigene Lösungen zu finden. Die Familien sollen gemeinsam mit Verwandten, Freunden, Nachbarn und weiteren Bezugspersonen, möglichst eigenständige Entscheidungen über Lösungen und Hilfen für das Kind/ Jugendhilfeexkursion Jugendlichen, für die Familie, treffen. Diese Methode kann im Prozess des Clearings – Verbleib des Kindes in der Familie oder Fremdunterbringung – eingesetzt werden oder auch dazu dienen, ein Reintegrationsmodell zu entwickeln. In der Diskussion über diese Methode wurde als einer der Vorzüge herausgestellt, dass damit die Verantwortung und die Fähigkeit der Problemlösung der Familie betont wird. Das bedeutet insofern einen Paradigmenwechsel, als zur Problemlösung bislang kaum Hilfequellen innerhalb der Familie oder des sozialen Umfeldes erschlossen worden sind. Selbstkritisch merkten die TeilnehmerInnen an, dass das Gelingen eines Familienrats maßgeblich von der Haltung der fallzuständigen Fachkräfte abhängt. Vor allem von der Bereitschaft Partizipation zu ermöglichen und dem Zutrauen in die Fähigkeit der Familie selbst Lösungsansätze zu finden. Das Resümee Die Exkursion als Methode des fachlichen Diskurses wurde von den Teilnehmerinnen sehr positiv bewertet. Die Diskussion von Themen, Fragen, Problemanzeigen mit denen sie in ihrem beruflichen Alltag konfrontiert sind im direkten Austausch mit Fachkräften, die an Schnittstellen zum Pflegekinderdienst arbeiten, wurde als sehr anregend und bereichernd qualifiziert. Eine Herausforderung bleibt, die Erkenntnisse der Pflegekinderforschung in die eigene Fachpraxis zu integrieren. Besonders wichtig war den Teilnehmerinnen auch zukünftig regelmäßig Fachgespräche mit WissenschaftlerInnen angeboten zu bekommen, die es ihnen ermöglichen, sich mit relevanten Forschungsergebnissen und Methodenentwicklung zu befassen und deren Umsetzung in den Alltag der Pflegekinderhilfe zu prüfen. Jacqueline Kauermann-Walter, Janna Lorenzen 37 38 Fachthemen SkF Köln Ausbau der Kindertagesbetreuung in Kindertagesstätten und bei Tageseltern durch Einrichtungen und Dienste in katholischer Trägerschaft Ausgangslage Der gesamten mit solcher Verve und zum Teil emotionaler Wucht geführten familienpolitischen Diskussion liegt die Auseinandersetzung um ein Familienund damit Frauenbild zugrunde, das in dieser Form erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und dann auch vor allem in den bürgerlichen Kreise entstanden ist. Bis dahin war es vollkommen selbstverständlich, dass in wohlhabenden und reichen Familien Kinder durch Ammen und Erzieherinnen betreut und erzogen wurden und in armen Familien, in denen beide Elternteile z. B. auf dem Bauernhof, im Handwerksbetrieb oder der Fabrik arbeiteten, um die Familie zu ernähren, die Kinder unbetreut blieben, die Eltern begleiteten oder von jemandem betreut wurden, der gerade verfügbar war. Nur in der Mittelschicht, in der das Familieneinkommen nicht ausreichte, um Personal für die Kinder einzustellen und hoch genug war, um alle zu versorgen, war es die vornehmliche Aufgabe der Mütter, sich um die Kinder zu kümmern. So wurde die sorgende Mutter auch zum Symbol des gesellschaftlichen Aufstiegs. Dieses Familienbild wurde in der Zeit des erstarkenden Bürgertums zum gesellschaftlichen Ideal bis es dann im Nationalsozialismus zum Muttermythos pervertierte. In den Jahren des Krieges und des Wiederaufbaus mussten die Frauen wieder für beides sorgen: für die Betreuung ihrer Kinder und die Sicherung der Existenz der Familie. Erst das Wirtschaftswunder brachte die Rückkehr zum Ideal der Mutter, die für ihren Mann und ihre Kinder auf die eigene Berufstätigkeit verzichtet und nur arme Frauen oder eben „Rabenmütter“ gaben ihre Kinder in eine Betreuung, weil sie mussten oder, was noch schlimmer war, wollten. Dass der vielzitierte Satz Konrad Adenauers, nachdem die Menschen immer Kinder bekommen werden, nicht mehr die Realität abbildet, ist seit mehr als 40 Jahren abzusehen. Ende der sechziger Jahre kamen die letzten Kinder der Babyboomer-Generation zur Welt, seither sinken die Geburtenraten in Deutschland kontinuierlich von 2,53 Kindern pro Frau im Jahr 1966 auf 1,36 im Jahr 2009. Familienpolitik ist immer auch Ausdruck des vorherrschenden Frauenbildes. Mit der Einführung der Pille Ende der 60er Jahre erhielten und nahmen sich die Frauen in den meisten entwickelten Staaten die Möglichkeit, selbst darüber zu bestimmen, wann und ob sie Mutter werden wollten. Das hatte zur Folge, dass in ganz Westeuropa die Geburtenrate sank. Kindertagesbetreuung Anne Rossenbach, M. A., Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Ehrenamt, Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Köln Während andere Länder in Europa angesichts der auch dort zu beobachtenden demographischen Entwicklung konsequent auf den Ausbau von Kindertageseinrichtungen, flexiblen Betreuungsformen und institutionalisierter früher Bildung gesetzt haben, wurden in der Bundesrepublik die materiellen Unterstützungssysteme wie Kindergeld, Elternfreibeträge angehoben und durch weitere flankierende Leistungen wie das Erziehungsgeld ergänzt – Maßnahmen, die ohne Auswirkung auf die Geburtenrate selbst blieben. Immer mehr – vor allem gut ausgebildete – Frauen und Paare entschieden sich, auch angesichts fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten trotz materieller Anreize gegen die Familiengründung. Hinzu kam, dass sich durch verlängerte Ausbildungswege und unsichere Beschäftigungsverhältnisse am Beginn einer Berufstätigkeit das Durchschnittsalter, in dem Frauen ihr erstes Kind bekommen, ebenfalls in den vergangenen Jahren deutlich nach hinten verschoben hat 1 und damit der Reproduktionszyklus verkürzt wurde. Auf diese sichtbaren Veränderungen wurde in Deutschland nicht reagiert. Die politische und gesellschaftliche Wahrnehmung von Familie blieb traditionell. Ein langsames Umdenken begann erst nach dem Zusammenbruch der DDR. Auch im Bereich der Familien- und Frauenpolitik mussten nun zwei divergierende Auffassungen miteinander zu einem möglichst konsensfähigen Ganzen zusammengefügt werden. Während die 17 Millionen ehemaligen DDR-Bürger von der Staatsdoktrin des berufstätigen, gleichberechtigten Ehepaares mit der dadurch notwendigen Ganztagsbetreuung der Kinder geprägt waren, wurde in Westdeutschland weiterhin am Bild des berufstätigen Vater mit einer – höchstens teilzeitarbeitenden und ansonsten die Erziehungsarbeit leistenden – Mutter festgehalten. In der Diskussion über die zukünftig gemeinsame Familienpolitik wurde mit dem Verweis auf das angeblich wenig 1 Vgl. http://die-korrespondenten.de/beitrag/unsere-lebenseinteilung-ist-ueberholt/ 39 40 Fachthemen kindgerechte und politisch indoktrinierende Krippensystem der DDR die Forderung nach mehr Kindertagesbetreuung als nicht mit den Werten der Bundesrepublik vereinbar, abgelehnt. Doch weiter sinkende Geburtenraten in beiden Teilen Deutschlands und vor allem die lauter werdenden Forderungen von Frauen und Familien nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf führten zu einem langsamen Umdenken in der Politik. 1996 wurde allen Eltern ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem dritten Lebensjahr des Kindes eingeräumt. Mit der Einführung des Tagesbetreuungsausbaugesetzes 2005 wurde der bedarfsgerechte Ausbau der Kindertagesbetreuung in Einrichtungen und bei Tageseltern bis 2010 angestrebt. 2007 wurde beim Krippengipfel von Bund und Ländern beschlossen, für 35 % alle Unter3-Jährigen bis zum Jahr 2013 einen Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung oder bei Tageseltern einzurichten. Erweitert wurde dieses Gesetz durch das Kinderförderungsgesetzes 2008, mit dem ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind nach dem vollendeten ersten Lebensjahr ab 2013/2014 festgeschrieben wurde. Das Bundesfamilienministerium stellt dazu 2010 fest: „Mit einer Betreuungsquote bei unter Dreijährigen von 23,1 Prozent im März 2010 (West 17,4 Prozent, Ost 48,1 Prozent – jeweils ohne Berlin; 2009 lag die bundesweite Betreuungsquote noch bei 20 Prozent) hat der Ausbau inzwischen in allen Bundesländern an Dynamik gewonnen.“ 2 Gleichwohl bleibt, angesichts der Krise der kommunalen Haushalte, der Ausbau hinter den Erwartungen und Notwendigkeiten zurück. Ende 2011 veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen deutlich, dass die Betreuungsquoten in der gesamten Bundesrepublik höchst ungleich verteilt sind: „In der Altersgruppe der unter 3-Jährigen insgesamt wurden damit zum Stichtag 1. März 2011 bundesweit 514 500 Kinder in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Tagespflegeperson betreut. Dies entspricht einem Anteil von 25,2 % an allen Kindern in dieser Altersgruppe (…). Während die Betreuungsquote in den westdeutschen Bundesländern bei 19,8 % lag, war sie im Osten mit 49,0 % zweieinhalbmal so hoch; in Berlin waren 41,9 % der Kinder in Kindertagesbetreuung. Die höchsten Betreuungsquoten für Kinder unter 3 Jahren gab es in Sachsen-Anhalt (56,1 %), Mecklenburg-Vorpommern (51,7 %) und Brandenburg (51,6 %). Unter den westdeutschen Flächenländern hatte Rheinland-Pfalz mit 24,7 % die höchste Betreuungsquote. Die bundesweit niedrigste Betreuungsquote gab es im März 2011 nach wie vor in NordrheinWestfalen (15,9 %).“ 3 2http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Kinder-und-Jugend/kinderbetreuung.html 3Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Kinderbetreuung regional 2011, Wiesbaden 2011, S. 6. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/ Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Fachveroeffentlichungen/Sozialleistungen/KinderJugendhilfe/KindertagesbetreuungRegional52254 05117004,property=file.pdf 4 A.a.O. S. 11 5 A.a.O. Kindertagesbetreuung Noch eklatanter sind die Unterschiede, betrachtet man das Alter der Kinder in Kindertageseinrichtungen oder bei Tageseltern sowie den Betreuungsumfang. So wird, laut dem vorliegenden Bericht der statistischen Bundesämter nur „etwa jedes vierzigste Kind (2,6 %) unter einem Jahr“ 4 in einer Einrichtung oder bei Tageseltern betreut, bei den 1-Jährigen steigt der Anteil auf 25,8 % und bei den 2-Jährigen auf 47 %. In Westdeutschland wird mit 17,9 % annähernd jedes fünfte einjährige Kind (Ostdeutschland 60,6 %) in einer Tageseinrichtung oder bei Tageseltern betreut, bei den 2-jährigen Kindern steigt betrug die Betreuungsquote 38,9 % (Ostdeutschland 81,5 %).5 Ähnlich sieht es bei den Betreuungszeiten aus. „Die Ganztagsbetreuung von Kindern im Alter unter 3 Jahren ist nach wie vor ein Bereich, der vergleichsweise wenig ausgebaut ist. So wurde im März 2011 im bundesweiten Durchschnitt nur etwa jedes achte Kind (12,9 %) unter 3 Jahren (264 000) mehr als sieben Stunden in einer Kindertageseinrichtung oder in Kindertagespflege betreut.“ 6 Dabei lag die Ganztagsbetreuungsquote im Westen bei 7,7 % fünfmal niedriger als in Ostdeutschland. Dass die tatsächlich vorhandene Betreuungsquote vor allem in den alten Bundesländern nicht bedarfsdeckend und auch nicht bedarfsgerecht ist, zeigen auch die Ergebnisse einer im 6 A.a.O., S. 13 7 Vgl. http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2011-02/kinderlosigkeit-studie Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ durchgeführten Forsa-Umfrage, nach der 60 % der noch kinderlosen Befragten angaben, dass eine verlässliche Kinderbetreuung ein Anreiz sein könnte, sich für ein Kind zu entscheiden./ Diskussion Die Frage nach der optimalen Kinderbetreuung wird in Deutschland, wie in einigen anderen Ländern auch, stark von der eigenen Wahrnehmung von Familie und Frauen bestimmt. Und selbst heute, angesichts von Studien und Zahlen, beginnt sich erst langsam eine pragmatischere Sicht der Dinge durchzusetzen. Dennoch, von der aktuellen Diskussion um den Ausbau der Kindertagesbetreuung fühlen sich alle betroffen. Familien, die sich für ein traditionelles Familienmodell entschieden haben, sehen sich durch Begriffe wie „NurHausfrau“ oder „Herdprämie“ diskreditiert. Frauen und Familien, nach kurzer Zeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen, werden immer noch als „Rabenmütter“ und „egozentrische Rabeneltern“ bezeichnet und schlagen sich mit Vorwürfen herum, dass ihre Kinder durch die frühe „Fremdbetreuung“ sicherlich irgendwann zu beziehungsunfähigen Menschen werden. Der Streit um den richtigen Weg, um „Rabenmütter“ und „Nur-Hausfrauen“ zieht sich durch Familien und Freundeskreise, spaltet Mütter und Töchter, 41 42 Fachthemen die ihre jeweils eigenen Lebensmodelle angegriffen und nicht ausreichend gewürdigt finden. Viele Verfechterinnen und Verfechter der vornehmlichen Betreuung des Kindes durch Mutter oder Vater formulieren bereits die Befürchtung, in Deutschland gäbe es „bald „französische oder schwedische Verhältnisse wo sich Mütter und Eltern dafür rechtfertigen müssen, wenn sie wegen der Kinder für einige Jahre oder sogar für immer auf eine Berufstätigkeit verzichten“. Es wird ins Feld geführt, es müsse weiterhin Wahlfreiheit bestehen und die Akzeptanz der Kinderbetreuung in der Familie gestärkt werden. Hier wird eine Wahlfreiheit beschworen, die es zumindest für die Mütter und Väter, die schnell in den Beruf zurückkehren wollen, gar nicht gibt. Diese Eltern müssen heute noch – zumindest in den alten Bundesländern – viel zu oft auf privat organisierte Kinderbetreuung mit Kinderfrauen, Au Pairs, Freunden und Familienangehörigen zurückgreifen. Dabei bleiben oft genug die von Kindertageseinrichtungen und Tageseltern zu Recht geforderten Qualitätsstandards unberücksichtigt. So weicht auch die Annahme, die dem Kinderförderungsgesetz zugrunde liegt, von der Lebenswirklichkeit vieler Eltern ab, weil schon heute zu erkennen ist, dass es viele Gegenden in Deutschland gibt, in denen der Bedarf höher ist als die für 2013 avisierten Betreuungsplätze für 35 % der Kinder unter drei Jahren. Wenn sich alle Eltern mehr Kinderfreundlichkeit und wirkliche Wahlfreiheit wünschen, reichen 35 % nicht aus, sondern es sollte dann auch im Westen ein dem Osten vergleichbaren Angebot geben. Bei den gegenwärtigen Planungen und bei der Umsetzung dieser Planung wird es noch über Jahre hinaus so sein, dass Eltern, die eine Kinderbetreuung für ihr Kind wünschen, sich bereits vor der Geburt um einen Betreuungsplatz bemühen müssen, um dann die Zeit nach der Geburt für die Erstellung für inzwischen notwendigen Bewerbungen zu nutzen oder sie sind weiterhin auf privat organisierte Betreuungsformen angewiesen. Selbst wenn es ausreichend Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen oder bei Tageseltern gäbe, bedeutet dies in einer auf Flexibilität und Mobilität ausgerichteten Arbeitswelt noch lange nicht, dass es ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot für den gesamten Tag, in Randzeiten oder in akuten Notlagen (z. B. Erkrankung der Tagespflegeperson) gibt. Auch hier werden Eltern weiterhin darauf angewiesen sein, individuelle Sicherungsund Hilfesysteme zu konzipieren und zu organisieren. Kindertagesbetreuung Für Köln zeigt die aktuelle Entwicklung, dass die Stadt weiterhin einen Zuzug von jungen Familien mit steigenden Kinderzahlen und einer stabilen bis steigenden Geburtenrate zu verzeichnen hat. Durch diesen Zuzug und den Verzicht auf die Einschulung von Kindern im Alter von fünf Jahren ist schon heute der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz für Kinder über drei Jahren nicht mehr einzulösen. Die Hoffnung, die durch das frühere Einschulungsalter freiwerdenden Plätze für Über-3-Jährige für Kinder im Alter von zwei und einem Jahr nutzen zu können, hat sich zerschlagen. Köln geht angesichts dieser Entwicklungen von einem Betreuungsbedarf von 60 bis 70 % für Unter-3-Jährige aus und versucht, bis zum Jahr 2013 eine Betreuungsdichte von 40 % zu realisieren. Dazu müssen weitere Plätze für Über-3-Jährige geschaffen werden, da auch hier der Rechtsanspruch nicht mehr eingelöst werden kann. Da es aufgrund der angespannten Haushaltslage, fehlender oder unzureichender Grundstücke und ebenso fehlender privater Investoren nicht realisierbar erscheint, diese Quote über den Ausbau der institutionellen Kindertagesbetreuung in Einrichtungen zu erreichen, hat sich der Rat der Stadt Köln entschlossen, den Ausbau der Tagespflege bei Tageseltern zu forcieren. Dazu wurde die Suche, Schulung und Begleitung von Tageseltern und das Matching von Tageseltern und Eltern an freie Träger delegiert. Unbestritten dabei ist, dass das Primat der Eltern, ihren Kindern eine verlässliche und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung anzubieten, an erster Stelle stehen muss. Hinzu kommt aber auch, den Wunsch von Eltern zu respektieren, die sich für ihre Kinder eine familienähnlichere Betreuungsform wünschen und daher eine Betreuung bei Tageseltern der in einer Kindertagesstätte vorziehen. Position Analog zum Thesenpapier des Verbandes Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V. vertreten wir folgende Positionen ®® ®® ®® ie Kindertagesbetreuung bei TaD geseltern und die in einer Kindertagesstätte sind als gleichwertig und gleichrangig zu betrachten. Die Ausbildung, Qualifizierung und intensive weitere Begleitung von Kindertageseltern stellt sicher, dass Eltern, die eine familiennähere Betreuung für ihr Kind wünschen, ein qualitativ hochwertiges Angebot erhalten. Eltern und Tageseltern gehen eine enge und durch gegenseitiges Vertrauen geprägte Erziehungspartnerschaft im Sinne des Kindes ein, ohne auf einen institutionellen Rahmen zurückgreifen zu können – diese enge Partnerschaft gilt es 43 44 Fachthemen ®® ®® ®® anzuerkennen und zu fördern und, wo möglich durch die enge Zusammenarbeit mit sozialräumlich organisierten Familienzentren zu stützen. Es bietet sich an, dass Tagesstätten und Tageseltern zusammenarbeiten, um z. B. die praktische Ausbildung und Weiterqualifizierung von Tageseltern begleiten, die Versorgung in Randzeiten oder bei Notfällen sicherstellen oder einen Begegnungsort für Tagespflegepersonen im Stadtteil oder Viertel zur Verfügung stellen zu können. Die gemeinsame Betreuung von Kindern unterschiedlichen Alters bei Tageseltern kann für die Entwicklung von Kindern ebenso förderlich sein wie die in einer Kindertageseinrichtung, vorausgesetzt, sie ist qualifiziert, zertifiziert und wird fachlich begleitet. Die Betreuung von Kindern in einem privat organisierten System – ob nun materiell gut ausgestattet mit entsprechendem Personal wie Kinderfrauen oder Au Pairs oder aber prekär durch Freunde, Familienangehörige, Babysitter etc. – wird hinsichtlich von Bindungsqualität und Förderung nur selten oder gar nicht in Frage gestellt, weil es nicht Teil der Jugendhilfeplanung ist. Darüber hinaus gibt es gesellschaftliche Realitäten, die es anzuerkennen und auf der Grundlage ethischer, vom katholischen Glauben geprägter Über- zeugungen und dem daraus abgeleiteten Familienbild zu gestalten gilt. Hier vertritt der SkF e. V. Köln folgende Positionen: ®® Paare und Frauen haben die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie Eltern oder Mutter werden wollen oder nicht. Von einem Paar oder einer Frau zu erwarten, die eigenen Wünsche und Notwendigkeiten zu ignorieren, um eine Familie zu gründen, ist mit der gesellschaftlichen und individuellen Realität nicht mehr zu vereinbaren. Kinderbetreuung ist längst nicht mehr nur eine hinzunehmende Notwendigkeit für Frauen und Eltern, die keine anderen Optionen zur Existenzsicherung haben, sondern etwas, worauf Kinder und ihre Eltern ein Anrecht haben. ®® Der Familie muss es freigestellt sein, wie sie ihr Leben mit einem oder mehreren Kindern gestalten will. Dabei werden Familien, in denen Mutter oder Vater teilweise oder vollständig auf eine eigene Berufstätigkeit zugunsten der Kindererziehung verzichten wollen, ebenso wert geschätzt, wie solche, bei denen beide Partner sofort oder nach dem Ende der Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Deshalb ist es eine gesellschaftliche und staatliche Pflichtaufgabe, ausreichende und qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte Betreuungseinrichtungen zu schaf- Kindertagesbetreuung ®® ®® ®® ®® fen, um den Eltern wirkliche Wahlfreiheit zu ermöglichen. Der Wunsch nach einer eigenständigen beruflichen Entwicklung und Weiterentwicklung ist heute weniger ein Thema der Notwendigkeit bei der arme oder Alleinerziehende ihr Kind in eine Betreuung „geben müssen“, um die Existenz zu sichern als vielmehr ein Thema der gut ausgebildeten Frauen und Familien – Es ist doch wesentlich attraktiver wieder in die Redaktion einer Zeitung zurückzukehren als an die Kasse eines Supermarktes. Alle vorliegenden Studien zeigen, dass die Fremdbetreuung von Kindern diesen keineswegs schadet, sondern eher nützt 8. Frühe Förderung, Bildungsan gebote, der intensive Kontakt zu anderen Kindern, das zeigen verschiedene Studien der OECD und anderer Organisationen, sind allen Kindern zuträglich. Kinder, die in ihrem Elternhaus ohnehin Förderung erfahren, erhalten in einer Kindertageseinrichtung oder bei Tageseltern zusätzliche Impulse, erweitern schon früh ihren Horizont und geben das Erlernte an jüngere und gleichaltrige Kinder weiter. Kinder, die in ihren Elternhäusern wenig Förderung erfahren, können durch gezielte individuelle Förderung und durch Gruppenangebote vorhandene Defizite ausgleichen. Das Familienrecht hat sich inzwi schen grundlegend geändert. Frau- 8 http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-10/studie-kinderkrippen ®® ®® ®® en, die sich dafür entscheiden, auf eine eigene Berufstätigkeit zugunsten der Kindererziehung langfristig zu verzichten, haben heute bei der Trennung kein Anrecht mehr auf eine lebenslange Versorgung durch den ehemaligen Partner, sondern sind gehalten, so schnell wie möglich wieder eine zumutbare Beschäftigung anzunehmen, es sei denn, in einem Ehevertrag werden zwischen den Partnern andere Verabredungen getroffen. Der demographische Wandel und die damit einhergehende Entwicklung bei den Renten machen den längeren Berufsausstieg für Frauen zu einer Armutsfalle im Alter. Unternehmen wollen und können nicht mehr langfristig auf gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten. Sollten sich also Staat und Freie Träger nicht stärker in der Kinderbetreuung engagieren, wird es über kurz oder lang zu einem Ausbau von betrieblichen Kindertageseinrichtungen kommen – ob und inwieweit hier dann katholische Träger Berücksichtigung finden oder gewerbliche Anbieter zum Zuge kommen, bleibt abzuwarten. Die kritische Haltung gegenüber einer Betreuung von Kindern durch Kindertageseltern ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass es hier in der Vergangenheit durchaus zu Missständen gekommen ist. Nicht vernachlässigen sollte man aber auch einen anderen, eher emo- 45 46 Fachthemen ®® ®® ®® ®® ®® tionalen Aspekt: Die Abgabe des eigenen Kindes in einen Kindergarten oder eine Kindertagesstätte – also in die Institution – bedeutet, das Kind wird in einer Gruppe mit anderen von hauptberuflichen Erzieherinnen und Erziehern betreut. Es bleibt eine professionelle Distanz. Die morgendliche Abgabe bei einer Tagesmutter bedeutet die Abgabe des Kindes an einen einzelnen Menschen, der für einige Stunden oder für den gesamten Tag die Rolle der Mutter beim Kind übernimmt. Die distanzierte Wahrnehmung der Betreuung durch eine Tagespflegeperson hat sehr viel mit der Sicht auf die Rolle der Mutter und die Wahrnehmung der Mutterrolle zu tun, die an dieser Stelle noch eng an ein sehr traditionelles Mutterbild anschließt. Zu Ende gedacht, intendiert die Entscheidung für eine Tagespflege eine Abwertung der Mutter, die wegen ihrer Berufstätigkeit ihr Kind einer „Fremden“ anvertraut. Dieses Rollenmuster und vor allem das sich dahinter verbergende Mutterbild sind nicht mehr zeitgemäß. Das Betreuungsgeld setzt einen falschen Anreiz. Dabei geht es nicht um die Höhe des Betrages. Dieser ist für die Familien, die ihn nutzen können – Gut- und Besserverdienende – nicht hoch genug, um attraktiv zu sein und bei den Beziehern von Transferleistungen wird er nicht ankommen. Das Betreuungsgeld ist ein Zugeständnis an alle für die die Fremdbetreuung von Kindern kein gesellschaftlich akzeptiertes Modell ist und damit eine weitere Abwertung der Eltern, die sich für Kinder und Beruf entscheiden. Es ist ja nicht so, dass die Betreuung von Kindern in Deutschland kostenfrei wäre, sondern es entstehen Eltern, die ihr Kind betreuen lassen wollen oder müssen, zusätzliche Kosten. Die katholischen Träger sollten die wertorientierte, tolerante und wertschätzende, fördernde und inkludierende Pädagogik, die das Kind und seine jeweils altersgemäßen Bedürfnisse in den Vordergrund stellt, als Markenzeichen ausbauen und so mit einem eigenen Profil Standards setzen, die Eltern überzeugen. Und das sollten sie überall tun, in den von Ihnen getragenen Kindertageseinrichtungen und bei den Tagespflegepersonen, die sie ausbilden und begleiten. Ein Roll Back in der gesellschaftlichen und sozialen Entwicklung wird es trotz Betreuungsgeld und aller anderen Bemühungen um den Erhalt eines tradierten Frauen- und Familienbildes nicht geben. Kontakte/Kooperationen Deutscher Caritasverband e. V. Jahresempfang 2011 Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen, dafür setzt sich der DCV in besonderer Weise ein. So stand das Kampagnenthema „Kein Mensch ist perfekt. Behinderte Menschen: Menschen wie du und ich“ im Zentrum des Jahresempfangs des DCV, zu dem Caritas-Präsident Peter Neher am 11. Mai 2011 in Berlin eingeladen hatte. Zum Thema sprachen aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales Staatsekretär Andreas Storm (in Vertretung von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen), die Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles und der Magdeburger Bischof Gerhard Feige. Neher erinnert daran, dass durch die UN-Behindertenrechtskonvention, die in Deutschland seit März 2009 in Kraft ist, die Diskussion über ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung eine neue Qualität erhalten habe. Doch in zentralen Bereichen sei noch viel zu tun. Dies gelte beispielsweise für den Bereich der Bildung. „Eltern müssen wählen können, ob sie spezielle Angebote der Betreuung und Bildung für ihre Kinder nutzen wollen oder die Regelschulen und Kindertagesstätten vor Ort. Von dieser Wahlfreiheit sind wir jedoch in Deutschland noch weit entfernt“, so Peter Neher. Den Ländern und Kommunen käme dabei eine besondere Rolle zu. Nach wie vor sei das Bildungssystem jedoch überwiegend noch nicht auf die besonderen Anforderungen von Menschen mit Behinderung eingestellt. „Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf inklusive Schulbildung, der in den Schulgesetzen der Länder verankert wird“, fordert Neher. Erneut spricht sich Neher gegen die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland aus. Ihm sei bewusst, dass das Leben mit einer Behinderung auch voller Leid sein könne. Die Not der Paare, die in Sorge seien, ein behindertes Kind zu bekommen, sei nachvollziehbar. „Doch ich befürchte, dass im Falle der Zulassung der PID der gesellschaftliche Perfektions- und Erwartungsdruck auf werdende Eltern zunehmen wird“, so Neher. Er äußert die Sorge, dass die PID eine Entwicklung begünstigt, die die Illusion nährt, Krankheit und Behinderung seien letztlich vermeidbar. Für einen offenen, anderen Blick auf ein Leben mit Behinderung setze sich deswegen auch die Kampagne der Caritas in Deutschland ein. Claudia Beck, Pressesprecherin v. l. Maria Loers, Vorsitzende CKD, Dr. Hans-Jürgen Markus, Diözesancaritasdirektor Bistum Hildesheim, Prälat Neher, DCV, Gaby Hagmans, Heinz-Josef Kessmann, Vizepräsident DCV und Diözesancaritas direktor Bistum Münster, Theresa Wunderlich, DCV 47 48 Kontakte/Kooperationen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen zielsicher auswählen – aber wie? Ein Gemeinschaftsprojekt des SkF Gesamtverein e. V. mit dem IFAMS-Institut an der Fachhochschule Mainz und dem Anna-Katharinenstift Karthaus in Dülmen. Wie wählt man die richtige Person für die richtige Tätigkeit aus? Wie führt man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so in eine Organisation ein, dass sie sich wohlfühlen, sich ins Team integrieren und einen wertvollen Arbeitsbeitrag leisten. Das sind Kernfragen, die sich jede Institution stellt. Professor Dr. Rüdiger Nagel und Professor Dr. Christoph Reiss – beide lehren und forschen an der Fachhochschule Mainz – haben im Rahmen eines Pilotprojekts wichtige Werkzeuge zur Personalauswahl und Personalbetreuung zum Einsatz in sozialen Einrichtungen entwickelt. Im Rahmen einer ersten Projektsitzung mit der Geschäftsführung des SkF Gesamtverein e. V. sowie Personalverantwortlichen des Anna-Katharinenstifts Karthaus in Trägerschaft des SkF Gesamtverein e. V. Mitte Januar 2011 in Dortmund wurden die genauen Aufgabenstellungen für die Projektarbeit festgelegt. Das Anna-Katharinenstift Karthaus ist mit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Raum Dülmen. Alle weiteren Aktivitäten des Projekts wurden dann in enger Zusammenarbeit zwischen einer eigens für diesen Zweck gebildeten Projektgruppe des Anna-Katharinenstifts Karthaus und den beiden Hochschullehrern aus Mainz durchgeführt. Prof. Dr. Nagel und Prof. Dr. Reiss haben sich meh- rere Tage vor Ort aufgehalten, um mit der Projektgruppe für die Einrichtung maßgeschneiderte Konzepte und Instrumente zu entwickeln und die Umsetzung zu begleiten. Was wurde nun konkret entwickelt? Bislang wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Anna-Katharinenstifts Karthaus mit einem klassischen Bewerberinterview ausgewählt. Das heißt, der Bewerber oder die Bewerberin wurde von einem oder mehreren Interviewern im Rahmen eines Bewerberinterviews befragt. Hierzu stellten sich folgende Fragen: Bekommen wir hier sichere Informationen über die Menschen? Wie wird sich die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter im späteren Berufsalltag verhalten? Inwieweit ist sie/er überhaupt motiviert, in einer sozialen Einrichtung tätig zu werden? Wird sie/er in der Lage sein, im Team zu arbeiten? Diese Fragen werden im klassischen Bewerberinterview nur ansatzweise beantwortet. Deshalb gingen die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter neue Wege. Im ersten Schritt wurde ein sogenannter „Biografischer Fragebogen“ entwickelt, der gegenüber dem „normalen“ Personalbogen tiefergehende Fragen zur Biografie des Bewerbers enthält. Welche zentralen Lebensereignisse haben die Person geprägt? Wo liegen Projekt Personalauswahl Berührungspunkte zum sozialen Bereich? Engagiert sich der Bewerber auch in seiner Freizeit in irgendeinem Bereich über das normale Maß hinaus? Dieser Bogen wird mit der Einladung zum Bewerbergespräch verschickt und ermöglicht den Interviewern eine sehr fundierte Vorbereitung auf das Bewerbergespräch. Ein zweites Element der Personalauswahl ist ein Intensivinterview, das in der Intensität der Fragen weit über klassisches Bewerbergespräch hinausgeht. Nach einhelliger Meinung der Beteiligten bringt diese Art des Interviews erheblich mehr Erkenntnisse über die Bewerber als das herkömmliche Bewerberinterview. Dieses Interview wird immer von mehreren Interviewern (mindestens zwei) geführt. Die Ergebnisse werden in einen Bewertungsbogen eingetragen. Um zu testen, ob die Bewerber auch teamfähig sind, werden alle Bewerber für eine Stelle gemeinsam in eine Gruppenübung eingebunden, in der es darum geht, gemeinsam eine vorgegebene Aufgabenstellung zu lösen. In dieser Übung werden die Teilnehmer bzw. Teilnehmerinnen durch Beobachter beobachtet und anhand vorgegebener Listen beurteilt. Voraussetzung für die Durchführung eines derartigen Auswahlverfahrens ist, dass alle Bewerber an einem Tag gemeinsam eingeladen werden. Ein weiteres neues Element der Bewerberauswahl ist auch, dass die Kandidaten noch am gleichen Tag ein Feedback von den Interviewern bzw. Beobachtern bekommen. Die Ent- scheidung über die Besetzung wird zwar noch nicht kommuniziert, aber der Bewerber bzw. die Bewerberin erhält eine qualifizierte Rückmeldung auf das während des Tages gezeigte Verhalten. Das wurde in einer ersten Auswahlrunde von den Bewerbern sehr geschätzt und als sehr innovativ gelobt. Oft ist es eher so, dass die Organisation den Bewerberinnen bzw. Bewerbern nach einer Woche eine nichtssagende Absage bzw. Zusage erteilt. Daneben entwickelte die Arbeitsgruppe des Anna-Katharinenstifts Karthaus gemeinsam mit den beiden Mainzer Hochschullehrern zahlreiche weitere Instrumente moderner Personalarbeit, wie z. B. ein Mentorenkonzept, ein Kompetenzmodell, das es erlaubt, die in einer Stelle geforderten Kompetenzen systematisch abzubilden und ein Programm zu Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Das Projekt wurde von allen Projektbeteiligten als sehr erfolgreich empfunden. Gelobt von den Vertretern des Anna-Katharinenstifts Karthaus wurde vor allem der Mehrgewinn an Erkenntnissen über die Bewerber und die damit erhöhte Treffsicherheit von Personalentscheidungen. Die Kandidaten, die an der ersten Auswahlrunde am 1. Juli 2011 teilgenommen haben, haben das gesamte Verfahren als sehr professionell beschrieben und insbesondere das direkte Feedback durch die Interviewer als sehr hilfreich empfunden. Auch Prof. Dr. Nagel und Prof. Dr. Reiss haben die Zusammenarbeit mit dem SkF und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Anna-Katharinenstifts Karthaus als hochkompetent 49 50 Kontakte/Kooperationen und professionell erlebt. Prof. Dr. Nagel und Prof. Dr. Reiss sind gern bereit, ähnliche Projekte auch in anderen Ortsvereinen bzw. Institutionen des SkF durchzuführen. Das Projekt wurde gefördert durch die Lotterie GlücksSpirale. Michael Bender, Verwaltungsleiter DKM-Stiftung spendet für die Gewinnung Ehrenamtlicher in SkF Leitungspositionen Für Maßnahmen zur Qualifizierung ehrenamtlicher Vorstände nahm Dr. Anke Klaus, neue Bundesvorsitzende des SkF, auf der SkF Delegiertenversammlung in Bensberg von Christoph Bickmann, Vorstandsmitglied der Darlehnskasse Münster eG (DKM), einen Scheck der DKM Stiftung in Höhe von 20.000 Euro entgegen. „Aus dem Selbstverständnis des SkF heraus werden Leitungsfunktionen ausschließlich mit ehrenamtlichen Frauen besetzt. Mit dieser Spende können wir kompetenten und interessierten Frauen eine solide Basis für die erfolgreiche Wahrnehmung von Füh- rungsaufgaben in unserem Verband bieten“, zeigte sich Dr. Anke Klaus erfreut. Ehrenamtliche Vorstandsfrauen tragen im SkF die Verantwortung für 146 Ortsvereine mit ihren Diensten und Einrichtungen, in denen über 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Sozialen Arbeit beschäftigt sind. Eine fundierte Fortbildung der Vorstände hat im SkF Tradition. Qualifizierungen zu den Anforderungen einer professionellen Geschäftsführung, zu Personalführung- und management, Kommunikationstechniken, Werten und Leitbildern des SkF bilden eine bewährte Grundlage für eine anspruchsvolle Aufgabe. In Anerkennung des sehr verantwortungsvollen und hohen zeitlichen Engagements der ehrenamtlichen Vorstände und ihrer Bereitschaft, unentgeltlich eine umfängliche Trägerverantwortung zu übernehmen, unterstützt die Stiftung DKM Darlehnskasse Münster die Qualifizierungsmaßnahmen des SkF Gesamtverein. Claudia Steinborn SkF-Stiftung SkF-STIFTUNG AGNES NEUHAUS Spende des Wirtschaftsbeirates Der Wirtschaftsbeirat des SkF Gesamtvereins hat sich anlässlich der Verabschiedung von Maria Elisabeth Thoma als SkF Bundesvorsitzende im Juni 2011 und ihrer anschließenden Wahl in den Stiftungsvorstand der SkF-Stiftung Agnes Neuhaus entschlossen, deren Engagement zugunsten von SkF Hilfsprojekten mit einer Spende zu unterstützen. Hierfür stellten die fünf Mitglieder des Wirtschaftsbeirates aus ihren privaten Budgets insgesamt 750 Euro zur Verfügung. Die Scheckübergabe fand auf der ersten Sitzung des Stiftungsvorstandes nach der Delegiertenversammlung in Bensberg statt. Da passte es gut, dass Maria Elisabeth Thoma, die ein wesentlicher Motor für die Gründung der SkF-Stiftung war, zuvor zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt worden war. Ihr überreichte Kirsten Geroneit-Jepp, Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats, den symbolischen Spendenscheck. Der Wirtschaftsbeirat sieht die Stiftung als ein sinnvolles Fundraising- und Finanzierungsinstrument des Verbandes an. Mit seiner Zuwendung möchte er auch Andere dazu anregen, die SkFStiftung Agnes Neuhaus finanziell auf „gute Füße“ zu stellen, damit die Stiftung tatkräftig qualifizierte SkF Hilfsprojekte unterstützen kann. Claudia Steinborn Kirsten Geroneit-Jepp überreicht Maria Elisabeth Thoma, stellvertretende Vorsitzende der SkF-Stiftung Agnes Neuhaus, den Spendenscheck 51 52 Kontakte/Kooperationen SkF-Stiftung Agnes Neuhaus Mit einem Klick aus der Gewalt Benefizveranstaltung für gewaltlos.de Über 60 Gäste fanden sich am 26. Oktober 2011 in der Joseph Kirche auf St. Pauli ein, wo die SkF-Stiftung Agnes Neuhaus zu einer Benefizveranstaltung zugunsten von gewaltlos. de, der SkF Onlineberatung für unter häuslicher Gewalt leidende Mädchen und Frauen, eingeladen hatte. die Onlineberatung wenden. Die Gäste erhielten einen beklemmenden Eindruck vom „Alltag“ im Chat aus Sicht einer Beraterin. Neben den Gästen zeigte sich auch Erzbischof Dr. Werner Thissen beeindruckt und sprach seine Unterstützung für die Onlineberatung aus. Die v. l. Dr. Josephin von Spiegel, Lydia Ossmann, Erzbischof Dr. Werner Thissen Die Stiftungsvorsitzende Dr. Josephin von Spiegel zeigte sich erfreut, dass so viele Gäste den Weg auf die Reeperbahn gefunden hatten. Hausherr Pfarrer Schulz betonte, er könne sich keinen besseren Ort vorstellen, um für dieses Hilfsangebot zu werben, da die Not vieler Frauen vor der Kirchentür auf der „Großen Freiheit“ unmittelbar zu greifen sei. Lydia Ossmann von gewalt-los.de berichtete von dem Leidensdruck und den Gewalterfahrungen von Mädchen und Frauen, die sich Hilfe suchend an neuen Medien seien wichtig, um hilfesuchende Mädchen und Frauen heute überhaupt erreichen zu können. Das Internet, das oft als Werkzeug von Tätern wahrgenommen würde, werde so zu einem Hilfsmittel für die Opfer. Bei Brot und Wein im Gemeindehaus von St. Joseph konnten sich die Gäste unmittelbar in die Onlineberatung einloggen und einen Eindruck gewinnen, wie Beratung im Internet funktioniert. Lydia Ossmann und Vertreter der Stiftung standen Rede und Antwort zu allen Fragen rund um gewaltlos.de und gewaltlos.de den Möglichkeiten, die Onlineberatung zu unterstützen. Frauen und Mädchen, die unter häuslicher Gewalt leiden, brauchen Schutz, gute Projekte wie www.gewalt-los.de brauchen Unterstützer. Daher bat die SkF-Stiftung Agnes Neuhaus um Zustiftungen oder Spenden zugunsten der Onlineberatung, die sich zu einem großen Teil aus Spenden finanziert. Der Stiftungsfonds „Gewaltschutz“ soll zukünftig dazu beitragen, das Projekt langfristig zu finanzieren. Die Zugriffszahlen auf das Portal gewaltlos.de steigen stetig. Waren es zu Beginn der Internetberatung im Jahr 2005 erst 700 Mädchen und Frauen, die das Angebot nutzten, wird die Internetseite heute bis zu 1.500 mal im Verlauf eines Monats aufgerufen. Aufgrund der steigenden Nachfrage müssen die Beratungszeiten im Chat dringend ausgeweitet werden. Um für alle Hilfesuchenden da sein zu können, sollen weitere Beraterinnen eingestellt werden. Zwischen 40.000 und 45.000 Frauen suchen jährlich in Deutschland Schutz in einem Frauenhaus. Doch Mädchen und Frauen, die von sexuellem Missbrauch und Gewalt bedroht sind, leiden oft über Jahre unter der Gewalt, bevor sie in der Lage sind, diesen Schritt zu gehen. Oft schweigen sie aus Scham, Angst vor der Bestrafung durch ihren Peiniger, oder weil sie sich schuldig fühlen. Die Onlineberatung www.gewaltlos.de hilft durch einen anonymen Zugang, diese Hemmschwelle zu überwinden und ist in vielen Fällen erste Anlaufstelle für die betroffenen Mädchen und Frauen. Hier erhalten sie Zugang zu einem geschützten Raum – direkt von zu Hause aus. www.gewaltlos.de bietet erste Hilfe in einem Chatroom, in dem die M ädchen und Frauen zunächst Gespräche mit ehrenamtlichen Beraterinnen führen und sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Viele melden sich, nachdem sie Vertrauen gefasst haben, zu Einzelgesprächen mit den hauptamtlichen Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen an. Hier können sie häufig zum ersten Mal über ihre Gewalterlebnisse und ihre Ängste sprechen. Es werden konkrete Maßnahmen besprochen, wie sie sich beim nächsten Übergriff verhalten und wo sie weitere konkrete Hilfe erhalten können. Ziel ist es, mit den Mädchen und Frauen gemeinsam einen Weg aus ihrer Opferrolle zu finden, damit es ihnen gelingt, die Spirale der Gewalt langfristig zu durchbrechen. www.gewaltlos.de ist in den nächsten drei Jahren ein Förderschwerpunkt der SkF-Stiftung Agnes Neuhaus. Spenden oder Zustiftungen für www. gewaltlos.de an: SkF-Stiftung Agnes Neuhaus, Konto 777 101, BLZ 400 602 65, Stichwort: „Stiftungsfonds Gewaltschutz“. Claudia Steinborn 53 54 Kontakte/Kooperationen SkF-Stiftung Agnes Neuhaus SkF-Stiftungspreis 2011: Die Preisträger Die Freude war groß. Drei Projekte aus den SkF Ortsvereinen Lingen, Osnabrück und Wuppertal zeichnete die SkF-Stiftung Agnes Neuhaus im Rahmen der Delegiertenversammlung in Bensberg im Juni 2011 erstmals mit dem SkF-Stiftungspreis aus. Den ersten Preis in Höhe von 5.000 Euro erhielt die Waschtrommel des SkF Lin- gen. Zwei zweite Preise im Wert von 1.000 Euro gingen an das Projekt Jobpaten des SkF Wuppertal und an Madame Courage, SkF Osnabrück. Lesen Sie mehr über die preisgekrönten Projekte und was die Jury überzeugt, berührt und begeistert hat. 1. Preis - Waschtrommel, SkF Lingen „Das Projekt Waschtrommel war für mich beim Lesen der Beschreibung zunächst ein interessantes und vorbildliches Konzept, vielen Menschen durch ein Zusammenwirken zu helfen: alte oder behinderte Menschen können ihre Wäsche gegen marktübliches Entgelt pflegen lassen, ohne unbedingt ihre Wohnung verlassen zu müssen und arbeitslose Frauen erlernen sowohl Wäschepflege als auch die Arbeitsweise eines serviceorientierten Kleinbetriebs. Sie erhalten eine Ausbildung, die ihnen den Wiedereinstieg in das Berufsleben erleichtert. Bei meinem Besuch in Lingen fühlte ich den Schwung, den die Beteiligten in diesem Projekt entwickelten und mit dem sich manche vielleicht dauerhaft aus der Resignation be- freien können. Die heitere Atmosphäre war schon beim Eintritt in den Raum zu spüren. Die Dankbarkeit mancher Projektteilnehmerin und von Kunden für diese Hilfe zur Selbsthilfe, die sich in der Treue zur Gemeinschaft über die Ausbildung hinaus zeigte, haben mich tief berührt. Ich sah in diesem Projekt plötzlich auch ein Konzept, das die Arbeit des SkF vielen Menschen sympathisch in ihrem Alltag nahebringt. Deshalb hoffe ich, dass sich das Projekt auf längere Sicht weiterhin zunehmend selbst finanzieren kann.“ Dr. Corinna Brandi, Jury Weitere Informationen zum Projekt „Wasch trommel“ finden Sie auf Seite 127. SkF-Stiftungspreis 2. Preis - Jobpaten, SkF Wuppertal „Das Projekt „Jobpaten“ des SkF Wuppertal hat mich begeistert, weil es jungen Frauen mit Migrationshintergrund den – aus meiner Sicht besten – Weg in ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben öffnet: eine berufliche Ausbildung. Die positiven Effekte der Projektarbeit auf Fähigkeiten und Persönlichkeit der Teilnehmerinnen haben mich ebenso beeindruckt wie das hohe persönliche Engagement der Jobpaten und aller anderen Beteiligten. In einem positiven Sinn überrascht war ich über die weitreichende Ausstrahlung des Projekts sowohl auf das soziale Umfeld der jungen Teilnehmerinnen als auch auf die Familien der Jobpaten. Beide Seiten haben von diesem überzeugenden Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur Integration profitiert.“ Susanne Niemann, Jury Weitere Informationen zum Projekt „Job paten“ finden Sie auf Seite166. 2. Preis - Madame Courage, SkF Osnabrück „An dem Projekt Madame Courage hat mich die Einfachheit und Klarheit der Botschaft sofort überzeugt: Sie unterstützen in wirtschaftliche Not geratene alleinerziehende Eltern, die kurz vor dem Abschluss stehen, damit sie ihre Universitätsexamen machen und sich eine eigene Existenz aufbauen können, wenn keine andere Geldquelle zur Verfügung steht. Berührt hat mich die Erfahrung, dass gerade alleinerziehende Studentin- nen bis zur Erschöpfung Alternativen suchen, und erst mit dem Rücken an der Wand um Unterstützung bitten. Positiv überrascht war ich darüber, dass kein Cent des SkF dafür aufgewandt werden musste, sondern das benötigte Geld über kreativ eingeworbene Spenden zur Verfügung gestellt wurde.“ Birthe Böckel-Stödter, Jury 55 56 Kontakte/Kooperationen Wie gutes Beispiel Schule macht und Kooperation beflügelt Für allein erziehende Studierende ist die Herausforderung, ihr Studium abzuschließen, besonders groß. Daneben noch den Lebensunterhalt zu erwirtschaften, ist für sie kaum mehr möglich. Problematisch wird es zum Beispiel, wenn allein erziehende Studierende BAföG nicht bzw. nicht länger in Anspruch nehmen können oder wenn die Eltern ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen. Einen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II haben diese Studierenden in der Regel nicht. Deshalb unterbrechen viele Studierende ihr Studium kurz vor oder nach der Geburt eines Kindes oder geben es ganz auf. Diesen Studierenden hilft Madame Courage. Das in Münster bereits seit über zehn Jahren erfolgreiche Projekt konnte 2009 auch in Osnabrück in enger Kooperation zwischen Universität, Hochschule, Bischof und SkF ins Leben gerufen werden. Madame Courage ermöglicht allein erziehenden Studierenden, denen keine anderen finanziellen Ressourcen zur Verfü- gung stehen, durch eine zeitlich befristete Förderung von maximal zwei Semestern den Abschluss des Studiums und damit die eigenständige Existenzsicherung. „Elternschaft darf nicht zu sozialer Benachteiligung oder geringeren Bildungschancen führen“, beschreibt Birgit Ottens, Geschäftsführerin des SkF Osnabrück, die Motivation des Programms. Durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit und Benefizveranstaltungen aller Beteiligten konnte auf die besondere Notlage allein erziehender Studierender aufmerksam gemacht und Spenderinnen und Spender für Madame Courage gewonnen werden. Schon nach der ersten Presseveröffentlichung meldeten sich Studierende in SkF Stiftungspreis der Schwangerenberatung des SkF und den Beratungsbüros der Hochschulen. Vielen konnte in den Beratungsgesprächen ein bisher noch nicht genutzter Anspruch aufgezeigt werden. Bislang bemühten sich überwiegend alleinerziehende Mütter um eine Förderung durch Madame Courage Osnabrück: Eine allein erziehende Studentin und Mutter von drei Söhnen im Alter von 10, 13 und 19 Jahren, die sich im 6. Semester befindet, bittet um Unterstützung. Die freiberufliche Tätigkeit als Hebamme, mit der sie sich finanziert hatte, kann Sie zeitlich nicht mit der Prüfungsphase im Studium in Einklang zu bringen. Sie lebt nun nach eigenen Angaben nur von Kindergeld und Kindesunterhalt. Eine Studentin und Mutter zweier Töchter im Alter von 5 und 8 Jahren hat sich von ihrem Ehemann getrennt und möchte in der nächsten Zeit ihre Diplomarbeit schreiben. Aufgrund von Kindererziehungszeiten hat sich ihr Studium sehr lange hinausgezögert. Sie bekommt kein BAföG mehr, auch der Studienkredit ist abgelaufen. „Ich könnte mir nicht vorstellen, in so einer Situation auch noch Vater oder Mutter zu sein“, äußerte sich der Osnabrücker Bischof Bode über die Belastung, der ExamenskandidatInnen ausgesetzt sind. „Dieses Verständnis ist oft der Punkt, an dem wir anknüpfen und dann auch Spenden einwerben können“, bestätigt Doris Schomaker, Vorsitzende des SkF. Mittlerweile haben die ersten beiden Studentinnen ihre Diplome mit Hilfe von Madame Courage erworben. Wertvoller Mehrwert der erfolgreichen Zusammenarbeit ist das entstandene Netzwerk der SkF-Beratungsstelle und der Familienservicebüros der Hochschulen. So ist für 2012 bereits das nächste Event geplant: ein Sponsorenlauf der Hochschulen unter dem Motto „Madame Courage läuft weiter“. Claudia Steinborn 57 58 Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern SkF Landesverband Bayern Vorsitzende für weitere vier Jahre in ihrem Amt bestätigt Elisabeth Maskos und drei Mitglieder des bisherigen Vorstands des Landesverbandes des SkF wurden in der Delegiertenversammlung am 12. Mai 2011 von den Vertreterinnen der 16 bayerischen Ortsvereine einstimmig bestätigt. Neu in den Vorstand wurde Edeltraud Barth gewählt. Dem Landesvorstand gehören nun an: Elisabeth Maskos, Vorsitzende (OV Schweinfurt), Leopoldine Grupp, stellv. Vorsitzende (OV München), Edeltraud Barth (OV Würzburg), Doris Hallermayer (OV Augsburg) und Jutta Schneider-Gerlach (OV Aschaffenburg). Mit dem SkF Kristall ehrte die Bundesvorsitzende Maria Elisabeth Thoma in der anschließenden Landestagung Frau Daigeler für ihre engagierte langjährige ehrenamtliche Arbeit auf Landesebene. Nach dem ausdrücklichen Dank der Vorsitzenden für das Vertrauen der Delegierten versicherte Elisabeth Maskos, dass sie und ihre Vorstandskolleginnen sich gemeinsam auch weiterhin als Lobbyistinnen für die Anliegen der Frauen und Familien auf Landesebene einsetzen werden, um die Grundlagen zu schaffen, die Notlagen derer die unsere Unterstützung benötigen, gut und umfassend abzufedern. In der anschließenden Bayerischen Landestagung des Verbandes mit vielen Gästen aus den SkF Ortsvereinen, Vertretern der Kirche und Politik und weiterer Verbände, wurde das Thema „Familienfreundliche Zeiten? – Balanceakt im Spannungsfeld zwischen Sorgeverantwortung und Existenzsicherung“ aufgegriffen. In einer Podiumsdiskussion zogen die Podiumsgäste aus Wissenschaft, Verbänden und Wirtschaft zu diesem sehr aktuellen Thema folgendes Resümee, das die Landesvorsitzende Elisabeth Maskos in ihrem Schluss- v. l. Edeltraud Barth, Doris Hallermayer, Elisabeth Maskos, Leopoldine Grupp, Jutta Schneider-Gerlach, und Monika Meier-Pojda Landesverband Bayern wort zusammenfasste. Sie forderte „Familien muss mehr Zeit für ihre Lebensgestaltung – mit Blick auf die Kinder aber auch auf die ältere Generation – eingeräumt werden. Dazu sind Rahmenbedingungen wie vor allem familienorientierte Arbeitszeiten und ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen, notwendig. Von der Politik und den Unternehmerverbänden eingeführte Maßnahmen dürfen keine bloßen Lippenbekenntnisse bleiben. Das Klima und die Kultur in den Unternehmen und Verbänden müssen sich ändern, damit Familie mit Kindern gelebt und Pflegearbeit geleistet werden kann“. Der SkF sieht es als seine Aufgabe an, das Thema weiter zu befördern und die verschiedenen Taktgeber miteinander zu verbinden. Elisabeth Maskos, Landesvorsitzende Familienfreundliche Zeiten? – Balanceakt im Spannungsfeld zwischen Sorgeverantwortung und Existenzsicherung In den fachlichen Teil der Landestagung führte Dr. Michaela Schier vom Deutschen Jugendinstitut und Leiterin der Schumpeter Nachwuchsgruppe „Multilokalität von Familie“ mit ihrem Referat „Entgrenzte Arbeit – Entgrenzte Familie“ ein. Sie zeigte, wie vielschichtig Familienverhältnisse heute gelebt werden und wie intensiv die beiden Felder – Arbeit und Familie – miteinander verknüpft bzw. „entgrenzt“ sind. Familienplanung und soziale Kontakte werden durch lange Wege zum Arbeitsplatz, Wochenendpendeln, arbeitsbedingte Umzüge und flexible Arbeitsverhältnisse (von denen rund 80% der arbeitenden Frauen betroffen sind) erschwert. Die Pluralisierung der Familienformen trägt ebenso zur Entgrenzung bei. Zeit für Familie muss immer wieder neu „genommen“ werden, was mit einem täglichen Aufwand aller Beteiligten verbunden ist. Inhaltlich ergänzend zum Thema folgten am zweiten Tag der Landestagung weitere Vorträge. Über den Bereich „Väter und Elternzeit“ referierte Johanna Possinger vom Deutschen Verein, die in ihrer Untersuchung die „neuen Väter“ in den Blick nahm. Sie stellte in einer Umfrage fest, dass die jungen Väter den Wunsch nach neuen Formen im Erwerbs- und Familienleben äußerten, familienfreundliche Angebote mancher Betriebe jedoch aus Angst vor einem Karriereknick nicht annehmen wollen. Die „Kultur“ in den Unternehmen steht faktisch dagegen und verhindert damit neue Familienmodelle. Die Situation der Alleinerziehenden, belegt durch die Zahlen des Mikrozen- 59 60 Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern sus 2009, beleuchtete Thomas Haustein vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden. In seinen Ausführungen wurde sehr deutlich, wie viel schwieriger es für Alleinerziehende ist, den Balanceakt zwischen Sorgeverantwortung und Existenzsicherung zu meistern. Einen weiteren Blickwinkel auf das Thema ermöglichte Silvia Ruppenthal vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden. In ihrem Vortrag ging sie auf die berufsbedingte räumliche Mobilität ein und zeigte die daraus folgenden Konsequenzen für die Familie auf. Sie verglich diesen Aspekt auch mit der Situation in weiteren europäischen Ländern. Die von den Arbeitgebern geforderte Mobilität ist in Deutschland schwer mit der Lebenswirklichkeit von Familien zu verbinden und festigt damit langfristig wieder mehr die traditionellen Rollenbilder. Die anschließende Podiumsdiskussion, sehr professionell moderiert von der Journalistin Angelika Knop, ergänzte und vertiefte die vorangegangen Kurzvorträge. Die Referentinnen der Landestagung im Gespräch: v. l. Dr. Michaela Schier, Deutsches Jugendinstitut, Silvia Ruppenthal, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, und Johanna Possinger, Deutscher Verein Zusätzlich zu den Referentinnen Johanna Possinger und Silvia Ruppenthal, waren auf dem Podium anwesend: Magdalena Heck-Nick, Grundsatzreferentin beim BDKJ Landesverband Bayern, Susanne Ehlert, Sachgebietsleiterin Alleinerziehende beim Erzbischöflichen Ordinariat München und Freising und Franz Niedermaier vom Verband der Bayerischen Wirtschaft. Aus der Diskussion mit den Podiumsgästen aus Wissenschaft, Verbänden, Wirtschaft mit den Gästen der Landestagung zog die Landesvorsitzende zu diesem sehr aktuellen Thema zum Abschluss folgendes Resümee: „Familien muss mehr Zeit für ihre Lebensgestaltung mit Blick auf die Kinder, aber auch auf die ältere Generation eingeräumt werden. Dazu sind Rahmenbedingungen, wie vor allem familienorientierte Arbeitszeiten und ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen, notwendig. Von der Politik und den Unternehmensverbänden eingeführte Maßnahmen dürfen keine bloßen Lippenbekenntnisse bleiben. Das Klima und die Kultur in den Unternehmen und Verbänden müssen sich ändern, damit Familie mit Kindern gelebt und Pflegearbeit geleistet werden kann“. Ein besonderes Highlight der Landestagung war der gemeinsame Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx und den Konzelebranten Prälat Karl-Heinz Zerrle, Landes-Caritasdirektor und Geistlicher Beirat des SkF Landesverbandes Bayern sowie Kaplan Eugen Daigeler. Der Gottesdienst wurde vom Vorstandsmitglied Rita Daigeler und Landesverband Bayern/Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Köln Silvia Wallner-Moosreiner, Referentin des Landesverbandes, vorbereitet. Den musikalischen Rahmen gestalteten die Sopranistin Irina Firoozi und der Kirchenmusiker Raphael Gerd Jacob. Die Landestagung wurde sehr positiv bewertet. Die Thematik, deren grundsätzliche Bedeutung auch für die weitere Arbeit des SkF als wichtig angesehen wird, traf das Interesse der Versammlung. Im Anschluss an den Gottesdienst trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu angeregten Gesprächen im Schlosskeller. Monika Meier-Pojda, Landesgeschäftsführerin Diözesanarbeitsgemeinschaft SkF für das Erzbistum Köln Beständigkeit und Wandel SkF Ortsvereine im Erzbistum Köln diskutieren Fragen der Verbandsentwicklung In einem einjährigen Prozess befasste sich die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft des SkF im Erzbistum Köln mit den Themen ®® Frauenspezifisches Profil des SkF ®® Leitungsmodelle für SkF-Orts vereine Die folgenden Ausführungen geben einen Einblick in die Gestaltung des Diskussionsprozesses sowie die inhaltlichen Ergebnisse. Eine wichtige Vorbemerkung Es war für alle Beteiligten eine gute Erfahrung, sich Zeit zu nehmen, die Themen zu durchdenken und damit eine Haltung in der Weiterentwicklung des eigenen Vereins und in der Wahrnehmung der Rolle als Vorstände und Geschäftsführungen zu finden. Mit Hilfe unterschiedlicher Methoden hat es sehr viel Spaß gemacht, miteinander zu arbeiten. Ein deutliches Zeichen war die große Beteiligung. 24 Frauen aus 10 (von insgesamt 11) Ortsverei- nen haben kontinuierlich mitgearbeitet. Diejenigen, die selber nicht kommen konnten, haben dies ausdrücklich bedauert. Viele wünschen sich, solche Arbeitsformen zu wiederholen – trotz des hohen Zeitdruckes, den alle in der Wahrnehmung ihrer Leitungsfunktionen haben. Unschätzbar war das gemeinsame Arbeiten von Vorständen und Geschäftsführungen – mit unterschiedlichen Sichtweisen, aber immer im konstruktiven Miteinander. Es wurde spürbar, wie stark der SkF in dieser Kombination ist, wenn jede ihre Aufgabe findet und ausfüllt, eine gute Kommunikation gepflegt wird und die Zusammenarbeit von Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist. Es geht nur zusammen. Der Anstoß In der Delegiertenversammlung des Gesamtvereins in Hildesheim legte der Ausschuss Verbandsentwicklung im Juni 2010 ein Impulspapier vor, in dem 61 62 Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern Fragen der Verbandsentwicklung aufgeworfen wurden. Die Delegierten der Diözese Köln kamen in der Vorbereitung auf die Delegiertenversammlung zu dem Schluss, dass viele dieser Fragen zukunftswichtig sind, aber einer vertieften Beratung und intensiven Nachdenkens bedürfen. So entstand die Idee eines diözesanen Prozesses Verbandsentwicklung der SkF-Vereine in der Diözese Köln. ®® Der zeitliche Ablauf im Überblick ®® 20. Mai 2010: Die Delegiertenversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft beschließt, zu den angesprochenen Fragen im Impulspapier des Ausschusses Verbandsentwicklung einen Klausurtag durchzuführen. Eine Arbeitsgruppe wird beauftragt, den Tag vorzubereiten. ®® 18. September 2010: An diesem Samstag treffen sich Vorstände und Geschäftsführungen, insgesamt 24 Frauen. Es werden drei Themen ausgewählt: das frauenspezifische Profil – Leitungsmodelle in Ortsvereinen – Einbindung von Geschäftsführungen. Am Ende des Klausurtages werden drei Arbeitsgruppen beauftragt, die Beratungsergebnisse zu bündeln und zu formulieren. In den Arbeitsgruppen werden die Themen vertieft diskutiert und die Gesprächsergebnisse zu Papier gebracht. ®® 11. November 2010: Die Delegiertenversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft beschließt zum Thema Einbindung von Geschäftsführungen eine Stellungnahme und leitet diese an den Bundesvorstand weiter. Sie enthält ein eindeutiges ®® Plädoyer, die Fachkompetenz der Geschäftsführungen in angemessener Weise an den Beratungen der Verbandsorgane zu beteiligen. Zu den anderen beiden Themen berichten die Arbeitsgruppen. Sie schlagen einen zweiten Klausurtag vor, da es in wichtigen Fragen noch inhaltlichen Klärungsbedarf gibt. Die vorläufigen Arbeitspapiere werden den Ortsvereinen zugesandt. 12. Februar 2011: In einem zweiten Klausurtag werden sechs Fragestellungen ausgewählt, diskutiert und eine Richtung festgelegt. Anschließend arbeiten die Arbeitsgruppen die Ergebnisse in die Papiere ein. 16. Mai 2011: Die Delegiertenversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft beschließt einstimmig die Papiere „Leitungsmodelle in Ortsvereinen“ und „Frauenspezifisches Profil des SkF“. Die Methoden Ein wesentlicher Beitrag zum Gelingen war die methodische Gestaltung der Workshops/Klausurtage. Es war wichtig, dass in den Klausurtagen Rahmenbedingungen für kreatives Denken geschaffen wurden. Ideen und Überzeugungen sollten ihren Raum haben, wieder verworfen werden dürfen, geschärft und präzisiert werden im gemeinsamen Suchen. Also keine Debattenkultur, sondern ein Raum des kreativen Schaffens, wo jeder Beitrag willkommen ist. Der erste Klausurtag wurde mit der Methode des World-Cafès gestaltet. Es gab drei Thementische zu den o. g. Fragen. Auf großen Plakaten wurden alle Beiträge, Gedanken, Fragen und Diözesan-Arbeitsgemeinscaft Erzbistum Köln Anregungen gesammelt. Jede hatte die Möglichkeit, an zwei Tischen nacheinander Platz zu nehmen. Eine Tischmoderatorin sorgte für die Kontinuität und dafür, dass alle Beiträge notiert wurden. Aus dieser Materialfülle konnten die Arbeitsgruppen später schöpfen. Im Plenum wurden anschließend die Fragestellungen präzisiert und die Arbeitsaufträge formuliert. Für den zweiten Klausurtag wurden auf Vorschlag der Arbeitsgruppen insgesamt sechs Fragestellungen ausgewählt, wo eine grundsätzliche Ausrichtung diskutiert und festgehalten werden sollte. Mit Hilfe großer Metaplanwände, Leitfragen und Bewertungsinstrumenten hatte jede Teilnehmerin die Möglichkeit, sich zu äußern. Auch diese Einheit wurde im Plenumsgespräch gebündelt und präzisiert. Mit den Ergebnissen des Klausurtages waren die beiden Arbeitsgruppen in der Lage, die Papiere fertig zu stellen und der Delegiertenversammlung im Mai 2011 zur Beschlussfassung vorzulegen. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass sich gerade die verschiedenen Arbeitsorte bewährt haben. Die beiden Klausurtage als Orte des gemeinsamen Nachdenkens, Verwerfens, Diskutierens – ohne Entscheidungsdruck. Die Arbeitsgruppen mit dem Auftrag, die Gesprächsergebnisse zu präzisieren und zu formulieren. Schließlich die Delegiertenversammlungen als Orte zur Klärung strittiger Meinungen und zur abschließenden Entscheidung. Die Ergebnisse Es sprengt hier den Rahmen, die Ergebnisse ausführlich darzustellen. Deshalb sind aus den beiden Themen nur einige wichtige Punkte herausgegriffen. Frauenspezifisches Profil des SkF Der SkF versteht sich als Frauenfachverband. Dies wird nicht in Frage gestellt. Aber was ist die Begründung, und welche Kriterien rechtfertigen die Behauptung? Was macht den Frauenfachverband aus? Bei aller Unterschiedlichkeit der Ortsvereine – wann ist ein Verein frauenspezifisch und wann nicht mehr? Sind es die Arbeitsfelder? Es gibt Arbeitsfelder im SkF, die in sich eindeutig frauenspezifisch ausgerichtet sind, so z. B. Gewaltschutz, Frauenhäuser, Mutter-KindEinrichtun gen etc. In anderen Arbeitsfeldern können frauenspezifische Schwerpunkte gesetzt werden, z. B. in der Arbeit mit psychisch Kranken und der Wohnungslosen- oder Straffälligenhilfe. Viele SkF-Vereine haben hier einen Schwerpunkt, es gibt andere, deren Zielgruppen umfassender sind. Darüber hinaus hat der SkF Arbeitsgebiete, die nicht spezifisch auf Frauen, sondern allgemein auf Kinder, Jugendliche und Familien ausgerichtet sind. Sind es die Personen, die den Verein prägen und nach außen vertreten? Hier sind vor allem die Repräsentanten – Vorstände und Geschäftsführungen – im Blick. Die Besetzung der Vorstandsämter ist entsprechend der Satzung eindeutig weiblich. Bei den Geschäftsführungen sagt die Statistik, dass ein Drittel aller Geschäftsführungen im SkF männlich ist. 63 64 Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern Gibt es eine spezifische weibliche Kultur? Welches Bild hat der SkF nach außen? Die Frage nach einer spezifisch weiblichen Kultur ist objektiv schwer zu beantworten. In seinem Image nach außen wird der SkF durchaus als ein Frauenfachverband gesehen, der sich für Frauen und Kinder in besonderen Problemlagen einsetzt. Als Fazit wurde festgehalten: ®® Das frauenspezifische Profil des SkF ist sein Alleinstellungsmerkmal. Es macht sich an drei Aspekten fest - der Bearbeitung von spezifischen Aufgaben - den Personen, die den SkF repräsentieren - den Themen, die politisch vertreten werden Das Zusammenspiel dieser drei Aspekte macht die Stärke des SkF als Frauenverband aus. In einem Ortsverein kann mal der eine, mal der andere Aspekt betont werden. Wichtig ist, dass der SkF insgesamt mit diesen Eigenschaften wahrgenommen wird. ®® Frauenpolitisch sollte der SkF Frauen in Leitungspositionen fördern. Leitungspositionen sollten so ausgestaltet sein, dass sie auch mit der Verantwortung für Familien- und Erziehungsaufgaben in Einklang zu bringen sind. Dies gilt sowohl für die Ehrenamtlichen, die ein verantwortungsvolles Vorstandsamt mit beruflichen und familiären Anforderungen verbinden müssen, wie auch für die hauptberuflichen Leitungskräfte. Der SkF sollte sich als Arbeitgeber präsentieren, der die Verein- ®® ®® barkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer fördert und unterstützt. Finanzieller und politischer Druck werden die SkF Vereine zu mehr Kooperationen und Verbundprojekten mit anderen Verbänden und Trägern zwingen. Das Risiko solcher Verbünde ist, dass das eigene Profil nicht mehr sichtbar ist. Es bedarf einer sensiblen Bewertung, in welchen Feldern dies unschädlich ist und in welchen Themen der SkF eine selbstständige Stimme bleiben will. Dies ist von Fall zu Fall zu entscheiden. Der SkF sollte in der politischen Arbeit und der Öffentlichkeitsarbeit die Themen nach vorne schieben, die einen frauenspezifischen Schwerpunkt haben. Mit Blick nach außen gilt es, den frauenspezifischen und den frauenpolitischen Blick zu verstärken. Hierzu gehört, Lebenslagen von Frauen zu thematisieren, anwaltschaftlich für bestimmte Zielgruppen aufzutreten, zu allgemeinen politischen Entwicklungen Stellung zu beziehen in Bezug auf die Auswirkungen auf Frauen. Der SkF könnte noch mehr als bisher eine gesellschaftliche und kirchliche Gestaltungsmacht wahrnehmen. Leitungsmodelle für SkF Ortsvereine Bundesweit gibt es im SkF große Ungleichgewichte; von Vereinen, die rein ehrenamtlich tätig sind bis zu großen Vereinen mit mehreren hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einer Vielfalt und Vielzahl von Arbeitsfeldern, die wie Unternehmen geführt werden wollen und müssen. Diözesanarbeitsgemeinschaft Erzbistum Köln Gerade in den Vereinen, die sich zu mittelständischen sozialen Unternehmen entwickelt haben (100–300 Mitarbeiterinnen) äußern Vorstandsmitglieder, wie schwierig es wird, einen solch großen und vielfältigen Betrieb zu verantworten, wo sie kaum in der Lage sind, die Geschäfte im Einzelnen zu durchdringen. Viele Vereine klagen darüber, dass sie keine Vorstandsfrauen und erst recht keine Vorsitzende finden, die bereit sind, dieses Maß an Zeit und Verantwortung zu übernehmen. Heute sind Frauen neben ihrem Familienleben berufstätig und daneben bleibt nicht mehr viel an Zeit und Energie übrig. Es entsteht ein Dilemma. Einerseits werden an die Vorstandsfunktion erhebliche Anforderungen gestellt, andererseits fällt es immer schwerer, diese Positionen adäquat zu besetzen. Viele Vorstandsmitglieder suchen daher nach Modellen, die ihnen helfen, in einem angemessenen zeitlichen Rahmen die Verantwortung zu tragen und zu einem gleichberechtigten Miteinander von Ehren- und Hauptamt zu kommen. Eine wichtige Frage in der Diskussion ist: Was macht die besondere Bedeutung des Ehrenamtes in der Leitung der SkF Vereine aus, und in welcher Struktur kommt dies am besten zur Geltung? ®® Ehrenamt ist Teil des Profils des SkF und damit Wesensmerkmal im Selbstverständnis des Verbandes. ®® Ehrenamtliche sind unabhängiger in der politischen und kirchlichen Positionierung. hrenamtliche können ein LobE bying für gesellschaftliche Problemthemen bzw. für bestimmte Zielgruppen betreiben. ®® Das Engagement von Ehrenamtlichen in verantwortlichen Positionen trägt zum guten Image des SkF bei. Vorstände fühlen sich oft zerrissen zwischen den Anforderungen der Trägerverantwortung und der Aufgabe, die Anliegen der Klientinnen und des SkF nach außen zu repräsentieren. So bedarf es einer klugen Überlegung, wie die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Geschäftsführung gestaltet wird, wie ehrenamtliche Vorstände auch von Trägeraufgaben entlastet werden können, damit ihnen mehr Zeit für anderes bleibt. ®® Zusammenfassend einige wichtige Aspekte: ®® Vorstandsarbeit im SkF ist anspruchsvoll, sie fordert Zeit, Engagement und Qualifikation, sie muss mit familiären und beruflichen Anforderungen vereinbar sein, sie muss attraktiv sein. Vorstandsmitglieder sollen die Vorstandsarbeit als sinnvoll eingesetzte Zeit erfahren, die motivierend, persönlich bereichernd und fördernd ist, in der man mit anderen etwas gestalten und bewirken und auch eigene Kompetenzen weiterentwickeln kann. ®® Das Modell des ehrenamtlichen Vorstands und einer hauptberuflichen Geschäftsführung nach geltender Satzung wird auch weiterhin überwiegend die Struktur der SkF Vereine prägen. Hier bedarf es einer guten Abstimmung der Aufgaben, 65 66 Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern ®® ®® Verantwortlichkeiten und Kompetenzen. Das Modell eines hauptberuflichen Vorstands ist für SkF Vereine nicht anzustreben. Es widerspricht dem Selbstverständnis des SkF. Die oben beschriebene besondere Bedeutung von Ehrenamt in der Leitung lässt sich mit einem hauptberuflichen Vorstand nicht realisieren. Das Modell eines gemischten Vorstands wird in einer ersten Einschätzung für SkF Vereine als ein denkbares zusätzliches Modell erachtet. Die Geschäftsführung wird in die Verantwortung hineingenommen. Dies hebt die Wichtigkeit ehrenamtlicher Leitungsverantwortung nicht auf, führt aber zu einer gemeinsamen Verantwortung und damit auch Entlastung der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder. Und es nimmt den Anspruch des SkF ernst, die Arbeit im Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt zu gestalten – auch auf der Leitungsebene. Es sollte daher genauer geprüft werden, ob ein solches Modell hinsichtlich seiner rechtlichen und verbandlichen Auswirkungen für SkF Vereine geeignet ist und durch einen Satzungsvorschlag konkretisiert werden kann. Fazit Die Diskussion ist nicht beendet. Es ist ein Zwischenstopp auf einem Weg. Für die Beteiligten war dieser Prozess eine Hilfe, sich zu vergewissern, wo sie im Moment stehen. Nun ist es an der Zeit, hierzu mit anderen ins Gespräch zu kommen. Nicht so sehr über Richtig und Falsch, sondern mehr über Erfahrungen und Ideen – im gemeinschaftlichen Weiterdenken. Maria Elisabeth Thoma, Diözesanvorsitzende Lydia Ossmann, Diözesanreferentin Diözesanstelle SkF für die Diözese Münster Helmut Flötotto neuer Diözesanreferent SkF und SKM Seit dem 1. Mai 2011 ist Helmut Flötotto neuer Referent im Diözesancaritasverband Münster für die Fachverbände SkF und SKM. Damit ist nach einem halben Jahr Vakanz die Stelle im DiCV Münster wieder besetzt. Neben seiner Aufgabe als Diözesanreferent ist zugleich er für die sozialpolitische Interessenvertretung des DiCV Münster zuständig. Helmut Flötotto kommt aus dem fachverbandlichen Bereich: Die letzten 15 Jahre hat er als Geschäftsführer beim SKM im Kreisdekanat Warendorf gearbeitet und dort insbesondere die Arbeit mit straffällig gewordenen jungen Menschen weiter entwickelt und den SKM als wichtigen Sozialpartner in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit platziert. Seit vielen Jahren ist er in unterschiedlichen Gremien auf Diözesanund Bundesebene engagiert und kennt von daher die caritativen und fachverbandlichen Strukturen. Für die Fachverbände war er bislang in Diözesanstelle Münster/Diözesanverein Osnabrück der Delegiertenversammlung und der Beitragskommission des DiCV Münster vertreten. Auf Bundesebene ist er noch im SKM Bundesvorstand bis Juni 2012. Helmut Flötotto freut sich auf seine neue Aufgabe im DiCV Münster. Durch die Teilnahme an der Delegiertenversammlung des Bundesverbandes SkF im Juni in Bensberg hat er schon einen Überblick über die derzeitigen Themenfelder im SkF erhalten. Auf Diözesanebene wird es darum gehen, diese Themen für die örtlichen Verbände weiter zu akzentuieren in Rückkoppelung an die Entwicklungen auf Bundesebene. Zudem sind die Verbände gefordert, die strategischen Ziele des DiCV Münster, die im Sommer verabschiedet worden sind, für sich weiter zu entfalten. Zugleich gilt es, diese mit guten Konzepten zu untermauern, die deutlich machen, wie der Einsatz des SkF für Frauen, Kinder und Familien in Not heute aussehen kann um Leben zu helfen. Helmut Flötotto, Stabsstelle Verbandspolitik und Kommunikation SkF für die Diözese Osnabrück Delegierten wählen neuen Vorstand Doris Schomaker und Helga Tillar erhalten silberne SkF Ehrennadel Die Delegierten des SkF Diözesanvereins haben einen neuen Vorstand gewählt, neue Vorstandsvorsitzende ist Dr. Simona Schulte, SkF Lingen. Volles Programm bei der gut besuchten Delegiertenversammlung des SkF für die Diözese Osnabrück im Exercitienhaus in Schwagstorf. Delegierte des SkF Diözesanvereins wählten ihren neuen Vorstand und ehrten langjährige Mitstreiterinnen. Helga Tillar, SkF Lingen, bisherige Vorsitzende des SkF Diözesanvereins und ihre Stellvertreterin Doris Schomaker, SkF Osnabrück, erhielten von Dr. Anke Klaus, SkF Bundesvorsitzende, mit der silbernen Ehrennadel die zweithöchste Auszeichnung im SkF. Verwaltungsmitarbeiterin Maria Spanger, SkF Osnabrück, erhielt für ihre langjährigen Verdienste eine Ehrenurkunde. 67 68 Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern Der neue Vorstand des SkF Diözesanvereins: v. l. Beate Nürenberg, SkF Meppen, Dr. Simona Schulte, SkF Lingen, Renate Berens, SkF Bersenbrück, Marita Theilen, SkF Lingen, Doris Schomaker, SkF Osnabrück, und Dr. Anke Klaus Dr. Anke Klaus würdigte die Arbeit der drei Frauen und hob in ihrem Vortrag die Verdienste für den SkF hervor: „Helga Tillar hat 1999 des SkF Diözesanverein mit gegründet und seitdem Vorsitzende. Sie hat sich in den vielen Jahren mit Leidenschaft und aus christlicher Überzeugung für die Belange des SkF eingesetzt und war immer eine zuverlässige, vertrauensvolle und freundliche Vorsitzende für alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Doris Schomaker ist seit 1998 Mitglied beim SkF Ortsverein Osnabrück. Auch sie ist Gründungsmitglied des Diözesanvereins und wurde von der ersten Stunde an zur ersten stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. „Doris Schomaker war der Dialog unter den verschiedenen Ortsvereinen immer wichtig, in schwierigen Fragen suchte sie nach Wegen, gemeinsam Kompromisse zu finden“, so Dr. Klaus. Maria Spanger bekam für ihre Tätigkeit als Verwaltungsmitarbeiterin des SkF Diözesanvereins eine Ehrenurkunde: „Ohne ihre Zuverlässigkeit, ihre Bereitschaft in schwierigen Zeiten, über die normale Arbeitszeit präsent zu sein, hätten der Vorstand und die Referentinnen so manchen Sturm nicht bestehen können“, betonte ‚Frau Dr. Klaus. Maria Spanger wird am 1. April 2012 in die Ruhephase der Altersteilzeit gehen. „Alle drei Frauen setzen sich seit vielen Jahren mit hohem Engagement für den SkF ein. Sie haben gezeigt, dass sie auch in schwierigen Situa tionen stets nach Wegen suchen, um gemeinsame Kompromisse zu finden und das mit Ausdauer und Elan“, so Dr. Anke Klaus. Michael Löning, Assistenz Geschäftsleitung Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Paderborn Diözesan-Arbeitsgemeinschaft des SkF im Erzbistum Paderborn Margarete Potthoff verabschiedet Innovationsförderpreise nach Bielefeld, Dortmund und Warburg Nach 27-jähriger Amtszeit wurde am 13. Mai 2011 Margarete Potthoff als Diözesanvorsitzende des SkF im Erzbistum Paderborn verabschiedet. Der Festakt fand im Rahmen der Delegiertenversammlung des Verbandes statt, die gemeinsam mit dem Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) im Paderborner Liborianum veranstaltet wurde. Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig würdigte dabei die Verdienste der Gütersloherin um den Aufbau einer tragfähigen SkF Struktur im Erzbistum. „Sie waren ein Geschenk für den SkF, ein Geschenk für das Erzbistum Paderborn“. So führte Frau Potthoff unter anderem die 24 SkF Ortsverei- ne zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Um die Ortsebene für die Zukunft fit zu machen, richtete sie regelmäßige Entwicklungsgespräche mit den einzelnen SkF Vereinen vor Ort ein. Von 1991 bis 2007 war Frau Potthoff zudem stellvertretende SkF Bundesvorsitzende. Auch auf der Ebene des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn und der katholischen Frauenverbände engagierte sich Frau Potthoff in Gremien und Arbeitskreisen. Als Zeichen der Anerkennung für dieses ungewöhnliche ehrenamtliche Arbeitspensum verlieh Caritasdirektor Lüttig ihr die Dankmedaille des Deutschen Caritasverbandes. Eine Ruhebank als Abschiedsgeschenk: Margarete Potthoff (rechts) mit SkF DiözesanGeschäftsführerin Reinhild Steffens-Schulte. Hinter Frau Potthoff die neue Vorsitzende Cäcilia Kaufmann vom SkF Werl mit Diözesan-Caritas direktor Josef Lüttig Foto: Sauer/cpd 69 70 Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern Die Delegiertenversammlung hatte vorab einen neuen Diözesanvorstand gewählt. Neue SkF Diözesanvorsitzende ist Cäcilia Kaufmann aus Werl. Weiter im SkF Diözesanvorstand vertreten sind Birgit Poggenpohl (Gütersloh), Eva-Maria Treder (Hamm), Christel Nacke-Hüwel (Paderborn) und, für den hauptamtlichen Bereich, Ute Stockhausen (Lippstadt) und Claudia Englisch-Grothe (Paderborn). Für den SKM engagieren sich im Diözesanvorstand aus dem ehrenamtlichen Bereich Klaus Siepmann (Bielefeld), Hans-Wilhelm Becker (Herford), Franz Daniel (Menden) und Helmut Feldmann (Rheda-Wiedenbrück). Hauptamtliche Vertreter sind Alwin Buddenkotte (Dortmund) und Andreas Thiemann (Hamm-Werne). Neben Themen wie der Ehrenamtsförderung stand die Verleihung des Innovationsförderpreises 2011 auf dem Programm. Zum dritten Mal wurden beispielhafte Projekte der Ortsvereine durch den Vorstandsvorsitzenden der Bank für Kirche und Caritas, Dr. Richard Böger prämiert. Auf Platz eins landete das Stadtteilmütterprojekt des SkF Bielefeld. Im Stadtteil Sieker unterstützt der SkF Eltern mit Migrationshintergrund bei Erziehungsproblemen und stärkt deren Erziehungskompetenz. Über Platz zwei darf sich der SkF Dortmund-Hörde freuen. Er hat eine präventive Gesundheitsberatung für Seniorinnen im häuslichen Umfeld eingerichtet. Platz drei geht an den SkF Warburg für das Projekt „SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern“. Dabei sollen werdende Eltern im Rahmen eines Kurses darin unterstützt werden, mit ihren Kindern eine sichere Bindung einzugehen. Die Förderpreise sind mit insgesamt 8000 Euro dotiert, das Siegerprojekt erhält 3000 Euro, die zweitund drittplatzierten Projekte erhalten jeweils 2500 Euro. Jürgen Sauer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e. V. Innovationsförderpreis für den SkF Bielefeld für ein Stadtteil mütterprojekt in Bielefeld-Sieker Foto: Sauer/cpd Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen SkF Augsburg Bunte Cocktails und ein guter Zweck Benefizgala des SkF Augsburg im Viermetzhof öffnet Herzen und Geldbörsen Das Ambiente hätte kaum stilvoller sein können: Im überdachten Atrium des Maximilianmuseums, bei klassischer Musikuntermalung durch die Schwestern Angela und Ruth Maria Rossel an Violine und Cello und bunten Cocktails der Barfly-Crew hat der Sozialdienst katholischer Frauen Augsburg nun zum dritten Mal seine Benefizgala „Summertime im Viermetzhof“ veranstaltet. Gesponsert und organisiert wurde der Event von den SkFactivities, die in Dr. Christof Trepesch, dem Direktor der Städtischen Kunstsammlungen und Museen, einen hilfsbereiten Hausherrn gefunden hatten. Knapp 130 Gäste waren der Einladung gefolgt. Sie öffneten nicht nur ihre Her- zen, sondern auch ihre Geldbörsen für einen Verband, der gemäß Schirmherrin Alexandra Fürstin Fugger-Babenhausen „einen überragenden Dienst an den Menschen verrichtet und unbedingt erhalten werden muss.“ Über diese soziale Arbeit, so die SkF Vorsitzende Gudrun Schubert, spannt sich ein weiter Bogen von der Geburt eines Kindes über die Höhen und Tiefen im Leben von Familien bis hin zu dem Tag, an dem es die Gesundheit nicht mehr erlaubt, zuhause zu leben, und es notwendig werde, eine neue Heimat zu finden. Dabei setzt der SkF Augsburg an den Stärken von Frauen an, um gemeinsam mit ihnen neue Perspektiven zu entwickeln. Gudrun Schubert wörtlich: „Man kann auch aus den Steinen, die einen in den Weg gelegt werden, ein Haus bauen. Genau dazu ermutigen und befähigen wir unsere Frauen, Mädchen und Kinder.“ Wie dies konkret in den drei Bereichen „Mosaik Heilpädagogische Mädchenwohngruppen“, „Beratungsstelle für Frauen – Straffälligenhilfe“ und 71 72 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen „Wohnhilfeprojekt“ für von Obdachlosigkeit bedrohte Frauen aussieht, schilderten Gabriele Dotzer, Barbara Marbach-Kliem und Gisela HettingerGion in einer lockeren Gesprächsrunde mit der Moderatorin des Abends, Ursula Baier Pickartz, Leiterin Kommunikation & Sponsoring am Theater Augsburg. Insgesamt verfügt der SKF Augsburg, der im kommenden Jahr 100 Jahre alt wird, über 13 Einrichtungen in ganz Schwaben. Bürgermeister Hermann Weber bedankte sich für dieses Engagement mit den Worten von Albert Schweitzer: „Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinaus gibt, geht nicht verloren.“ Festredner Dr. Markus Günther, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen schilderte – gewürzt mit einer guten Prise Humor – seine Erfahrungen über die überaus großzügige Spendenbereitschaft seiner früheren Wahlheimat Amerika. Er warb dafür, dem amerikanischen Beispiel folgend, für eine so wichtige soziale Aufgabe wie die Hilfe für Mütter und Kinder auch einmal tiefer in die Tasche zu greifen, denn, so schloss Dr. Günther seinen Beitrag: „Wenn wir das nicht machen, macht‘s keiner!“ Und diesem eindringlichen Appell schlossen sich die Gäste offenbar sehr gerne an. Bis heute kamen bereits fast 10.000 Euro an Spendengeldern für die wichtige Arbeit des SkF zusammen und Tag für Tag gehen noch weitere Spenden ein. Die SkF-activities sind eine Gruppe engagierter Ehrenamtlicher im SkF Augsburg, die sich zum Ziel gesetzt haben, regelmäßig für die SkF Mitglieder, -Förderer und -Freunde zum Dank für deren finanzielle und ideelle Unterstützung kulturell hochwertige Veranstaltungen zu organisieren. Martina Kobriger, Geschäftsführerin SkF Augsburg Wenn Stehlen zur Sucht wird Selbsthilfegruppe für Kleptomanen Ein Feuerzeug, ein Stift oder auch eine Tafel Schokolade: Kleptomanen stehlen überwiegend Dinge von geringem materiellen Wert. Sie wollen sich nicht bereichern. Meist benötigen sie die Waren auch nicht, könnten sie im Zweifelsfall mühelos kaufen. Die Betroffenen werden vielmehr von einem inneren Zwang zu stehlen beherrscht. Selbst millionenschwere HollywoodStars leiden darunter. Innerhalb der „Beratungsstelle für Frauen – Straffälligenhilfe“ des SkF Augsburg ist seit wenigen Wochen eine Selbsthilfegruppe angesiedelt. Sie soll, wie die Einrichtungsleiterin Bärbel Marbach-Kliem erklärt, „Men- Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen schen, die suchtartig stehlen, dabei helfen, im Gespräch mit anderen Leidensgenossen und einer geschulten Gruppenleitung ihre Störung selbst in den Griff zu bekommen, um so einer erstmaligen oder auch wiederholten gerichtlichen Verurteilung vorzubeugen.“ Kleptomanie, das weiß die erfahrene Fachfrau im Bereich der Straffälligenhilfe, schützt nämlich nicht vor Strafe. „Die Gerichte sehen in psychischen Störungen nicht immer Gründe für eine verminderte Schuldfähigkeit. Es liegt somit im Ermessen des Richters, ob ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben wird und inwieweit eine psychische Erkrankung als ursächlich für das Stehlen angesehen werden kann und mildernde Auswirkungen auf das Strafmaß hat. Betroffene, die wiederholt Straftaten begehen, und keine Bereitschaft zeigen, ihre Zwangshandlung therapeutisch aufzuarbeiten, landen, so viel steht fest, eines Tages im Gefängnis.“ Die SkF Selbsthilfegruppe, die sich 14-tägig immer mittwochs in den Geschäftsräumen der Beratungsstelle für Frauen trifft, nennt sich INKA und war noch vor wenigen Wochen ein Bestandteil des Angebots der Arbeitsgemeinschaft für psychische Gesundheit im Diakonischen Werk Augsburg. Durch die Umsiedlung soll sich jedoch nichts an der Form der Betreuung ändern. „Man hat sich für diesen organisatorischen Schritt entschieden, weil es zwischen der Selbsthilfegruppe und dem Angebot der SkF Straffälligenhilfe viele Berührungspunkte und Überschneidungen gibt. Dadurch kann den Betroffenen gezielt geholfen werden“, erläutert Bärbel Marbach-Kliem. Die Beratungsstelle für Frauen – Straffälligenhilfe des SkF Augsburg unterstützt straffällig gewordene Frauen und deren Angehörige vor, während und nach der Haft. Die Mitarbeiterinnen bieten Hilfestellung bei der Beseitigung akuter Notlagen, bei Ämterkontakten, bei der Wohnungsund Arbeitssuche sowie im psychosozialen Bereich. In der JVA bieten die Beraterinnen Sprechstunden an, nehmen Kontakt mit Bezugspersonen auf, begleiten bei Vollzugslockerungen und bereiten die Entlassung vor. Die Übergangswohngemeinschaft bietet volljährigen, straffällig gewordenen Frauen eine mit Betreuung verbundene Wohnmöglichkeit. Freizeitpädagogische Maßnahmen als ein weiteres Angebot sollen den Klientinnen zum Aufbau eines neuen sozialen Umfelds verhelfen, um sie aus ihrer Isolation herauszuholen. Daniela Ziegler, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit SkF Bad Soden-Salmünster Verabschiedung von Helga Hansmann „Ein offenes Ohr, ein hörendes und liebendes Herz“, bescheinigte die Vorsitzende des SkF Bad Soden-Salmünster, Marion Meister, dem scheidenden Vorstandsmitglied Helga Hansmann bei der Verabschiedung. Helga Hansmann war seit der Gründung des Ortsvereins im Jahr 1995 verantwortlich tätig. Sie baute den SkF Ortsverein mit auf und wird auch ohne Vorstandsamt 73 74 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Vorsitzende Marion Meister (l.) und Vorstandsmitglied Adele Schenk verabschieden Helga Hansmann (M.) Foto: Elisabeth Schmitt weiterhin im Kleiderstübchen tätig sein. Helga Hansmann erinnerte, wie es mit dem Kleiderstübchen und dem SkF begann. Schon 1986 habe sie russischen Aussiedlern in den Unterkünften mit Kleidung, Spielsachen für Kinder und anderem geholfen. Daraus entwickelte sich die „Kleiderkiste“ für Kinder und Erwachsene. Durch diese Arbeit lernte Hansmann Brigitte Lehr kennen, die damals die Außenstelle des SkF Hanau in Bad Soden leitete. Lehr ermutigte Hansmann, einen eigenen Ortsverein zu gründen und der Verein wurde 1995 errichtet. Unter dessen Namen richtete Hansmann das Kleiderstübchen nur für Kinder ein. Dass auch heute großer Bedarf besteht, belegte sie mit Zahlen: 2008 wurden 160 Kinder versorgt, ein Jahr später 169 und im 2010 sogar 300. Diese Zahl wurde in den ersten neun Monaten des Jahres 2011 schon erreicht. „Frau Hansmann war fast Tag und Nacht erreichbar. Sie haben keine Arbeit gescheut“, sagte die Vorsitzende Marion Meister bei der Feier in den Räumen des SkF, die sich einem Wortgottesdienst in der Kapelle des Bildungs- und Exerzitienhauses in Salmünster anschloss. In den 16 Jahren habe sie den Spagat zwischen SkF und Familie geschafft und diese auch oft eingebunden. „Sie handelt besonnen und voller Gottvertrauen“ und häufig helfe ihr Wahlspruch „Er wird‘s schon richten“, so Meister über Helga Hansmann. „Sie wollte bei den Menschen sein, Kindern, Müttern und schwangeren Frauen helfen“, sagte Marion Meister. „Dankbarkeit kostet nichts, sie tut Gott und den Menschen wohl“, sagte Stadtrat Werner Wolf, dankte Helga Hansmann im Namen von Bürgermeister Lothar Büttner für ihre Arbeit und überreichte ihr ein Geschenk. Die Diözesanreferentin Elisabeth Werthmüller, die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen Anke Linnemann, Sarah Schlimme Dagmar Weger, Sozialpädagoginnen, und Jutta Müller, Verwaltungsfachangestellte, sowie Marion Meister und Adele Schenk für den Vorstand würdigten Helga Hansmanns Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Wirken im SkF und ihre Persönlichkeit. „Ich bin überwältigt“, fasste Frau Hansmann ihre Empfindungen in wenige Worte. „Es ist eine wunderbare Gemeinschaft im SkF“. Am Tag vor der Verabschiedung war Helga Hansmann in der DiözesanArbeitsgemeinschaft in Fulda von der Bundesvorsitzenden Dr. Anke Klaus für ihren unermüdlichen Einsatz mit dem SkF Kristall des Gesamtvereins geehrt worden. Elisabeth Schmitt, Kinzigtal Nachrichten SkF Berlin Spendenerlös aus dem Neujahrskonzert Staatsministerin Emilia Müller und Karin Seehofer überreichten einen Scheck in Höhe von knapp 15.000 Euro an die Berliner Einrichtung „Evas Haltestelle“. Mitarbeiter der Bayerischen Vertretung spenden Trinkgelder in Höhe von weiteren rund 6.000 Euro. ist ein Benefizkonzert, dessen Spenden traditionell einer sozialen Einrichtung in Berlin zugutekommen. Das Konzert fand im Januar 2011 mit den Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner statt. Es stand unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und seiner Gattin Karin Seehofer. Neben dem Erlös aus dem Neujahrskonzert haben auch die Mitarbeiter aus Küche und Service der Bayerischen Vertretung ihre Trinkgelder an „Evas Haltestelle“ gespendet. In den letzten Jahren sind von den vielen tausend Besuchern der „Bayerischen Botschaft“ in der Bundeshauptstadt Trinkgelder in Höhe von 5.717 Euro aufgelaufen. Diese wurden heute als weitere Spende an die Weddinger Einrichtung überreicht. Das Projekt „Evas Haltestelle“ steht in der Trägerschaft des SkF in BerlinMitte und ist eine Tagesstätte für wohnungslose Frauen. Bayerische Staatskanzlei Die Bayerische Bundesratsministerin Emilia Müller und Karin Seehofer überreichten am 17. Juni 2011 einen Scheck in Höhe von knapp 15.000 Euro an die Einrichtung „Evas Haltestelle“ im Berliner Stadtteil Wedding. Die Summe ist der Erlös des Neujahrskonzertes 2011 der Bayerischen Vertretung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Das Neujahrskonzert v. l. Scheckübergabe mit Staatsministerin Emilia Müller, Christof Hartmann, Regensburger Domspatzen, Karin Seehofer und Gabriele Hund-Martin Foto: Henning Schacht 75 76 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen SkF Cloppenburg Fotoshooting mit Erdbeerkönigin Christina Beering ist die amtierende Erdbeerkönigin des Oldenburger Münsterlandes. Der SkF Cloppenburg hatte die Regentin im Juni zur Gartenpartie ins Museumsdorf eingeladen. Bei hochsommerlichen Temperaturen holten kleine Blumenmädchen die Erdbeerkönigin vom alten Eingang des Museumsdorfes ab und führten sie zu einem schattigen Plätzchen neben dem Dorfkrug. Hier fand das Fotoshooting zu Gunsten des SkF Kindertreffs statt. Anschließend gab es fruchtig frische Erdbeeren aus dem Oldenburger Münsterland zur Verkostung. Die Erdbeere, auch Königin unter den Früchten genannt, wurde in allen Variationen zum „Erdbeerfest“, im Mehrgenerationenhaus an der WilkeSteding-Straße 6 in Cloppenburg angeboten. Die Aktion im Museumsdorf war eine Werbeaktion für das 3. Erdbeerfest im Mehrgenerationenhaus. Das Erdbeerfest besuchten im vergangenen Jahr ca. 150 Gäste. Es wurde Erdbeermarmelade, Erdbeerlikör, Erdbeereis, Erdbeerboden. Erdbeertorten usw. verkauft. Das Geld kommt verschiedenen Aktionen im SkF Kindertreff zu Gute. Brigitte von Häfen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit SkF Cloppenburg Märchenabend für Frauen im Dorfkrug Schneeweißchen & Rosenrot und einen alkoholfreien Froschkönig-Cocktail gab es zur Begrüßung für 160 Frauen im Dorfkrug des Museumsdorfes Cloppenburg. Ursula Brokamp, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Cloppenburg, begrüßte die Gäste, die Mitveranstalter: SkF, Dorfkrug, KAS Stapelfeld und eine 15 Märchenerzählergruppe der europäischen Märchengemeinschaft. Dr. Heinrich Dickerhoff eröffnete mit dem Märchen „Das Glück des Tagelöhners“ den Abend im märchenhaft geschmückten Dorfkrug. Heiko Fabig von der kath. Akademie Stapelfeld sorgte mit seinem Piano für eine gelungene musikalische Untermalung. Es folgten die „Skelettfrau“, „Schwank“ und „Das kluge Gretel“, vorgetragen von Frauen der euro- Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Brigitte von Häfen bedankt sich bei Ute Schlömer, Gleichstellungsbeauftragte Brokamp überreicht Blumen und Weinpräsente an die Märchenerzählerinnen im Hintergrund päischen Märchengesellschaft. Eine „Märchenpfanne“ mit buntem Marktgemüse, Hähnchenbrustfilet, Schweinerücken mit gebackenem Obst in heißer Pfanne serviert, Rosmarinkartoffeln, Curryrahmsauce und frischen Champignons á la creme sorgten in einer kleinen Pause für einen Leckerbissen. Märchen aus Malta, „Die blaue Rose“ aus China und ein kaukasisches Märchen vorgetragen von Sabine Lutkat ließen den Abend bei einem Gläschen Wein ausklingen. Der SkF bedankte sich ganz herzlich für die freundliche Unterstützung der Mitwirkenden und hier ganz besonders bei der Hausherrin Ute Schlömer für das großartige Entgegenkommen. Dr. Heinrich Dickerhoff liebäugelte schon mit einer Fortsetzung eines Märchenabends im nächsten Frühjahr mit „Es war einmal ...“. Der Spendenerlös des Abends betrug 600 Euro. Brigitte von Häfen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit SkF Dortmund Zukunftsperspektiven im Blick Der SkF Dortmund feierte seine Gründung vor 111 Jahren Festvortrag der Bundesvorsitzenden Dr. Anke Klaus Weniger mit einem Blick zurück, als vielmehr mit möglichen Perspektiven für die Zukunft befasste sich der SkF Dortmund aus Anlass seiner Gründung vor 111 Jahren: „Wozu noch Frauenverbände?“ – Diese Frage stand im Mittelpunkt des offiziellen Festaktes. So machte die zum Zeitpunkt der Jubiläumsveranstaltung gerade neu gewählte SkF Bundesvorsitzende, Dr. Anke Klaus, in ihrem Festvortrag vor rund 200 Gästen im Katholischen Centrum in der Dortmunder Innenstadt die aktuelle Situation des Frauenfachverbandes deutlich und stellte 77 78 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen gleichzeitig die Frage, welche Position er in Zukunft einnehmen könne. Die Gründungsidee des SkF, dass Frauen andere Frauen in Notlagen effektiv und mit „schwesterlichem“ Verständnis unterstützten, sei heute aktueller denn je, erklärte sie: „Nach wie vor ist es so, dass soziale Problemlagen wie Arbeitslosigkeit und Armut Frauen besonders hart zusetzen.“ Fachliche Kompetenz, die Nähe des SkF zu seinen Klientinnen und Klienten, sein frauenspezifisches Profil und sein meistens sehr pragmatisches Handeln hätten dazu geführt, dass der Dortmunder SkF als Gründungsverein sein 111-jähriges Bestehen feiern könne. In Zukunft, sagte die Bundesvorsitzende, werde es darauf ankommen, Klientinnen und Klienten stärker als bisher zu beteiligen. Die Umsetzung der im Kinder- und Jugendhilfegesetz festgeschriebenen Partizipations- Zahlreiche offizielle Vertreterinnen und Vertreter würdigten während des Festaktes das Wirken des SkF Dortmund: v. l. Josef Lüttig, DiözesanCaritasdirektor Paderborn, Dr. Brigitte Klein, Zonta-Club Dortmund, Dr. Mechthild Geller, Dr. Anke Klaus, Inge Kleist, Vorstandsvorsitzende SkF Dortmund, Ulla Dietz, Bundesvorstand, Propst Andreas Coersmeier, Dortmunder Stadtdechant rechte stehe in vielen Bereichen noch aus. Als weitere Themenfelder für die Zukunft nannte sie die Auswirkungen des demografischen Wandels sowie die Frage, wie das Thema Migration in den Ortsvereinen aufgegriffen werde. Lob für das in 111 Jahren Geleistete gab es während des Festaktes von politischer Seite: „Hier wird Nächstenliebe wirklich gelebt“, bilanzierte Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau in seinem Grußwort: Die Abkürzung SkF, sagte er, stehe für diejenigen in Dortmund, die sich um die soziale Arbeit verdient machten. Der Fachverband sei aus der sozialen Arbeit in der Ruhrgebietsmetropole nicht wegzudenken, blickte auch der Dortmunder Oberbürgermeister optimistisch nach vorn. Die „Fürsorge für die Verstoßenen des weiblichen Geschlechts“, heißt Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen es in der Chronik des SkF Dortmund, hatte Agnes Neuhaus im Blick, als sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in der damals von der Industrialisierung geprägten Stadt den „Verein zum guten Hirten“ gründete. Gerade die bedrückende Situation der Mütter von „unehelichen“ Kindern sowie geschlechtskranken Frauen und Prostituierten sollte verbessert werden. „Dabei weiß sich der Dortmunder Ortsverein als Gründungsverband dem Erbe von Agnes Neuhaus in besonderer Weise verpflichtet“, erklärte SkF Geschäftsführerin Hildegard Drywa mit Blick auf das Jubiläum: „Auch wenn sich die gesellschaftlichen Verhältnisse seit der Gründung stark gewandelt haben, bleiben diejenigen im Fokus unseres Tuns, die Rat und Hilfe suchen – insbesondere Frauen, Kinder und Jugendliche.“ Aus dieser Motivation heraus habe sich der SkF in Dortmund als Frauenfachverband eine anerkannte Position in der Kinder- und Jugendhilfe, in der sozialpädagogischen Familienarbeit, der gesetzlichen Betreuung und der Prostituiertenhilfe erworben, zog die Geschäftsführerin eine positive Bilanz. Damit dies so bleibt, war es für Dr. Mechthild Geller vom ehrenamtlichen Vorstand des SkF Dortmund folgerichtig, dass der Ortsverband zum Jahrestag die Frage nach der Zukunft ins Auge fasste: „Angesichts eines sich immer schneller vollziehenden Wandels der Gesellschaft ist es unerlässlich, die eigene Position permanent zu hinterfragen und die Angebote den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.“ Astrid Lübberstedt, Geschäftsführerin SkF Dortmund Für gerechte Verteilung SkF Dortmund erneut beim Equal-PayDay aktiv Einkaufswagen in der Dortmunder Fußgängerzone – sicherlich kein ungewohntes Bild. Doch was in diesem Fall präsentiert wurde, hatte mit „schickem Shopping“ nichts zu tun: Die Aktion unter dem Motto „Kröten zählen statt Frösche küssen“ war als „Walking Act“ Teil der Dortmunder Aktionen zum „Equal Pay Day 2011“. Wie im Jahr davor gehörte auch der SkF Dortmund wieder zum Aktionsbündnis, das mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten auf die Ungerechtigkeit bei der Bezahlung von Frauen und Männern im Beruf aufmerksam machen wollte. Mit Einkaufswagen machte das Aktionsbündnis auf sich aufmerksam Aktuell liegt dieser Unterschied bei rund 23 Prozent, das heißt, dass Frauen im Durchschnitt fast ein Viertel weniger verdienen als Männer. Diese Entgeltunterschiede haben vielfältige Ursachen. Eine besondere Rolle kommt den tradierten Rollenstereotypen zu. Diese beeinflussen nicht nur die Aufgabenverteilung 79 80 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen in den Familien, sondern auch das Berufswahl- und Erwerbsverhalten von Frauen und Männern. So unterbrechen Frauen ihre Erwerbsarbeit häufiger familienbedingt, arbeiten nach wie vor vielfach in Teilzeit und sind nur selten in Führungspositionen zu finden. Dies führt zu Einbußen bei Gehalt und Karriere und letztlich nicht selten auch zu einer nicht existenzsichernden Rente. Das derzeitige Steuer- und Sozialversicherungsrecht unterstützt nach Einschätzung des Aktionsbündnisses diese Entwicklung, indem es immer noch die Alleinverdiener-Ehe fördert. Deshalb gab es bei den Aktionen zum Equal-Pay-Day in diesem Jahr eine Unterschriftenaktion, in der unter anderem eine „Unternehmens- und Arbeitskultur, die eine sinnvolle Vereinbarung von Arbeit und Familie für Frauen und Männer gewährleistet“ sowie die die gleichmäßigere Aufteilung der Elternzeit zwischen Müttern und Vätern gefordert wurde. Renate Scheideler war 30 Jahre in der SkF Bundeszentrale als Verwaltungsangestellte tätig. Seit 2002 enga giert sie sich als Vorstandsmitglied und stellvertretende Vorsitzende im SkF Hörde. Dort brachte sie insbesondere ihre Sachkenntnis auf dem Gebiet der Satzungen und Strukturen im SkF in die Arbeit ein. Susanne Smolen, Geschäftsführerin SkF Dortmund-Hörde Innovationspreis für SkF SkF Kristall an Renate Scheideler verliehen Das Projekt „Aktiv bleiben – Gesundheitsberatung im häuslichen Umfeld“, das der SkF Dortmund-Hörde gemeinsam mit der BKK Hoesch gestartet hat, ist mit dem Innovationsförderpreis des SkF/SKM Diözesanverbandes ausgezeichnet worden. Dem Hörder Gesundheitsprojekt wurde in Paderborn der zweite Preis zuerkannt. Er ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro verbunden, gespendet von der Bank für Kirche und Caritas eG, Paderborn. Für ihr Engagement ist Renate Scheideler (rechts) aus dem Vorstand des SkF Hörde mit dem SkF Kristall geehrt worden. Überreicht wurde die Auszeichnung von der scheidenden SkF Diözesanvorsitzenden Margarete Potthoff. Ziel des Modellprojektes ist es, Menschen über 70 zu unterstützen: Sie sollen möglichst lange in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld gesund und aktiv bleiben können. Dazu erhalten sie ein umfangreiches Beratungsangebot, das individuell gestaltet Astrid Lübberstedt, Geschäftsführung SkF Dortmund-Hörde Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen werden kann. Es reicht von altersgerechter Ernährung über Sturzvorbeugung bis hin zu Hinweisen rund um Patientenverfügung oder Schwerbehindertenausweis. SkF Geschäftsführerin Susanne Smolen und Sabine Eggert, die das Projekt auf Seiten des SkF betreut, sehen in der Auszeichnung eine Bestätigung dafür, dass SkF und BKK Hoesch mit dem Projekt einen zukunftsweisenden Weg beschritten haben: „Die Senioren bleiben länger selbstständig, die Krankenkasse spart Geld – und das nicht auf Kosten der älteren Menschen, sondern zu ihrem Nutzen!“ Susanne Smolen, Geschäftsführerin v .l. Susanne Smolen, Sabine Eggert und Dr. Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Caritas eG, Paderborn SkF Gesamtverein, Dülmen, Anna-Katharinenstift Karthaus 90 Jahre Anna-Katharinenstift: Zeitreise mit Modenschau Die Idee, dass Bewohnerinnen des Anna-Katharinenstiftes von ihrem Leben erzählen, gab es schon länger, sagte Einrichtungsleiterin Annelie Windheuser. Doch dass die Berichte jetzt zu einem Buch zusammengefasst wurden, das sei eine Premiere. Und so ließ es sich Windheuser nicht nehmen, den Festakt zum 90-jährigen Bestehen der Einrichtung für die Buchpremiere zu nutzen – und den Autorinnen selbst die Erstlingsausgaben von „Sturmallee“ zu überreichen. Ab sofort ist das Buch, das mit Unterstützung des Fördervereins erscheint, im Stift erhältlich. Rund 700 Bewohner, Eltern und Betreuer, Nachbarn und geladene Gäste hatten sich am Samstagmittag, im Anschluss an einen von Weihbischof Dieter Geerlings gehaltenen Gottesdienst, im Innenhof versammelt. Neun Engel schmückten das Gelände. Jeder stehe für ein Jahrzehnt und sei von den unterschiedlichen Bereichen dekoriert worden, berichtete Windheuser. Sie konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen, darunter auch Herzog und Herzogin von Croÿ. Deren Vorfahren hätten 1921 eine Zuckerfabrik an den kirchlichen Fürsorgeverein verkauft, erinnerte die Leiterin an die Gründung 81 82 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Bei der modischen Zeitreise führten die Bewohner des Anna-Katharinenstiftes Karthaus unter anderem Gartenund Küchenkleidung aus neun verschiedenen Jahrzehnten vor. Foto: Kristina Kerstan des Stiftes, damals als „Haus für gefallene Mädchen“. Gerade in den ersten Jahrzehnten habe es auch „belastende Kapitel“ gegeben, betonte Gaby Hagmans, Bundesgeschäftsführerin des SkF, dem Träger des Stiftes. Statt Schutz hätten einige Mädchen physische und psychische Gewalt erfahren, Hagmans bat die Bewohner um Entschuldigung. Heute sei das Anna-Katharinenstift eine „moderne und hoch geschätzte Einrichtung in der Region“, lobte die Bundesgeschäftsführerin. „Die Überschrift ‚Bauen, bauen, bauen’ trifft für das Anna-Katharinenstift in der Geschichte zu.“ Vor allem die starke Gemeinschaft im Haus bewundere sie. Diesem Eindruck schloss sich Bürgermeisterin Lisa Stremlau an. „Immer bin ich offenen, herzlichen Menschen begegnet“, erinnerte sie sich an ihre Besuche. „Wir in Dülmen sind stolz darauf, eine derartige Einrichtung mit hoher Kompetenz und Vorbildcharakter in unserer Gemeinde zu haben“. Wie sehr sich das Leben auf der Karthaus seit 1921 gewandelt hat, verdeutlichten zwischen den Grußworten Bewohner bei einer Zeitreise, die zur Modenschau wurde. So wurde etwa alte Hauswirtschafts- der modernen Küchenkleidung gegenübergestellt. Einen aktuellen Einblick in das AnnaKatharinenstift gewährten zudem die Mitglieder des Beirates, die sich und ihr Leben in kurzweiligen Interviews vorstellten. Kristina Kerstan, Ahlener Zeitung Gaby Hagmans Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen „Erinnern, nicht verschweigen“ Eine Erinnerungs- und Mahnfeier zu Erfahrungen von Unrecht und Gewalt Pfingstmontag 2011 fand im AnnaKatharinenstift Karthaus eine ganz besondere Feier statt. Im Rahmen eines Wortgottesdienstes, der draußen zwischen einigen Wohnheimen der Dülmener Einrichtung auf einer kleinen Insel stattfand, wurde an Erfahrungen von Unrecht und Gewalt erinnert, die Bewohnerinnen erlebt haben. Die Idee zu dieser Aktion war infolge der öffentlichen Diskussion über sexuelle Übergriffe in kirchlichen Einrichtungen im Frühjahr 2009 entstanden. Es stand die Frage im Raum: Wie war das eigentlich in unserer Einrichtung? Sich den Erfahrungen stellen Bei der Spurensuche zu diesem sensiblen Thema gab es ein Gespräch zwischen der Einrichtungsleitung und dem Bewohnerbeirat des Stifts. Dabei wurde deutlich, dass nicht so sehr sexuelle Übergriffe, die manche Bewohnerinnen sowohl in der Zeit vor ihrem Aufenthalt in Karthaus als auch in ihrer Zeit dort erlebt haben, im Mittelpunkt standen, sondern vor allem die Erfahrung von struktureller Gewalt durch Sanktionen und die Tatsache, dass die Bewohnerinnen der in früheren Zeiten sehr strengen Struktur wehrlos ausgeliefert waren. Die Mitglieder des Bewohnerbeirats, die in der Mehrzahl seit 30, 40 und noch mehr Jahren in der Einrichtung leben, erzählten von Regeln und Strafen, denen sie ausgeliefert waren, und es wurde deutlich, dass sie in den damaligen Strukturen keine Chance hatten, als ebenbürtige Personen angesehen und behandelt zu werden. Viele dieser Erfahrungen waren keineswegs tabu. Die älteren Bewohnerinnen erzählten schon länger von dem, was sie erlebt hatten und wie es früher war. Dennoch wurde im Gespräch mit dem Beirat deutlich, wie tief die Erfahrungen und die damit verbundenen Verletzungen und Kränkungen auch nach vielen Jahren noch sitzen. Deshalb entstand die Idee für ein Angebot, bei dem die Unrechtserfahrungen benannt und auch als Unrecht bestätigt und anerkannt werden sollten, um so den Betroffenen ein Stück innere Aussöhnung mit ihrer Vergangenheit zu ermöglichen. Dabei war eine öffentliche Aktion schon im Blick. Allerdings war es den MitarbeiterInnen und der Einrichtungsleitung, die sich mit der Frage nach einer angemessenen Form der Auseinandersetzung und Bearbeitung beschäftigten, wichtig, dass es nicht um einen einmaligen Akt geht, 83 84 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen sondern dass eine Feier, die in Verknüpfung mit einem Ritual gedacht war, nur ein Schritt in einem Prozess sein könnte. Aus diesem Grund luden Martine Thewes-Feldmann als Verantwortliche für den Seniorenbereich und ich für den Bereich Seelsorge alle Bewohnerinnen, die schon länger in der Einrichtung leben, ein zu Workshops, bei denen die sie von ihren Erfahrungen berichteten. Mit den etwa 35 Teilnehmerinnen gab es in zwei Gruppen jeweils zwei Treffen über einen ganzen Vormittag, darüber hinaus auch das Angebot zum Einzelgespräch. Es wurde deutlich, dass viele ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das regte immer neue Erzählungen und Berichte an. Die Bewohnerinnen spürten, dass sie mit ihrem Erleben und ihrer Wahrheit ernst genommen worden, und gewannen über das Erzählen gewissermaßen die Regie über ihre Lebensgeschichte zurück. Ich habe viele ihrer Erzählungen und Erlebnisse festgehalten, die später in die Erinnerungsfeier eingeflossen sind. Darüber hinaus bestand schon seit 2009 die ausdrückliche Einladung, dass einzelne Bewohnerinnen auch persönlichen Kontakt zu Annelie Windheuser als Einrichtungsleiterin aufnehmen konnten, um ihr von ihren Erfahrungen zu berichten. Aus dieser Initiative ist ein fester Gesprächskreis mit Bewohnerinnen entstanden, der sich in regelmäßigen Abständen trifft. Die Mitarbeitenden der Einrichtung wurden über die Beschäftigung mit dem Thema strukturelle Gewalt und den Prozess der Bearbeitung wie auch über die Idee für eine Erinnerungsfeier in Verbindung mit einem Ritual informiert. Dabei gab es durchaus Bedenken: Ist es gut, wenn die alten Erinnerungen wachgerufen werden? Ist es sinnvoll, einen religiös-rituellen Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Rahmen zu wählen, wo doch manche Sanktionen sogar scheinbar religiös legitimiert wurden? Mit diesen kritischen Fragen haben wir uns ernsthaft auseinandergesetzt. Das machte uns noch einmal darauf aufmerksam, wie sorgsam wir mit diesem sensiblen Thema umgehen müssen. An der Grundidee, von der wir sehr überzeugt waren, haben wir festgehalten und sie umgesetzt. Der Einladung zur Erinnerungs- und Mahnfeier sind ca. 130 Personen gefolgt, vor allem ältere Bewohnerinnen, aber auch MitarbeiterInnen und Gäste. Die Wahrheit sagen und ausdrücken Im ersten Teil der Feier auf dem Außengelände der Einrichtung wurde an die schmerzvollen Erfahrungen, die Bewohnerinnen im Anna-Katharinenstift gemacht haben, erinnert. Die beiden Mitarbeiter, die die Bewoh- nerinnen in den Workshops begleitet haben, sprachen die Erfahrungen der betroffenen Frauen aus: ein schwerer Start in der Familie, Ankunft im AnnaKatharinenstift – oft unter Vorwänden und Täuschungen, Enttäuschungen, Strafen, Scham, Gewalt und Übergriffe. In mehr als zehn Aussagen wurden Erfahrungen, die Bewohnerinnen tief verletzt haben, die aber keine Einzelfälle waren, benannt. Nach jeder Aussage legten einige Bewohnerinnen kantige Steine als Zeichen und Ausdruck für das Schwere ab. So entstand auf der Insel ein kleines Mahnmal, das auch in Zukunft an diese schlimmen Erfahrungen erinnern soll, und für die Bewohnerinnen ein Ort, der Bestätigung des erlittenen Unrechts bleibt. „Ich glaube Euch“ – Bestätigung und Anerkennung Im Anschluss an die Erinnerung brachte Frau Windheuser als Einrich- 85 86 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen tungsleiterin zunächst ihre persönliche Betroffenheit zum Ausdruck. Sie bestätigte das Gehörte und übernahm für das, was sie gehört hatte, die Verantwortung, weil es unter dem Dach der Einrichtung geschehen sei, und sie in der Reihe derjenigen stehe, die Leitungsverantwortung tragen. Darüber hinaus machte sie deutlich, dass wir Erfahrungen von Gewalt, Beschämung und Machtmissbrauch nicht nur der Vergangenheit zuschreiben können, sondern auch heute noch die Möglichkeit zu struktureller Gewalt von Mitarbeitenden an Bewohnerinnen in anderen Formen besteht. Deshalb sei ein starkes Augenmerk darauf zu legen, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Dies berühre vor allem die Grundhaltung aller, die in der Einrichtung arbeiten. Der Blick nach vorne – Leben mit der Erinnerung Der Würdigung und Anerkennung durch die Leiterin folgte ein biblischer Text aus dem Buch des Propheten Jesaja, der betont, dass Gott auf der Seite der Unterdrückten steht und Gerechtigkeit für alle Menschen will. Damit wurde das bisher Gesagte noch einmal bestätigt und eine Hoffnungsperspektive eröffnet. Abschließend wurden Fürbitten und das Vaterunser gesprochen. Dadurch wurde das erlittene Unrecht in einen noch weiteren Horizont der Anerkennung und Würdigung gestellt und im Gebet der Beistand für die Opfer und alle erbeten, die Verantwortung dafür tragen, dass die Würde des Menschen gewahrt bleibt und seine Rechte respektiert werden. Zukunft gestalten im Bewusstsein der Vergangenheit Die Feier war für die Betroffenen und für alle Teilnehmenden sehr bewegend. Sie ist kein Schlussstrich unter das Geschehene, sondern nur ein Meilenstein in der Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte der Einzelnen und der Geschichte der Einrichtung. Diese Auseinandersetzung muss weitergehen, um aus den leidvollen Erfahrungen zu lernen und an einem Bewusstsein zu arbeiten, das ähnliche Formen von struktureller Gewalt für die Zukunft unmöglich macht. Für viele Betroffene war die Feier ein wichtiger Akt der Würdigung und Anerkennung, indem das, was sie erlebt und erlitten haben öffentlich benannt und bestätigt wurde. So war es konsequent, dass die Bundesgeschäftsführerin des SkF, Gaby Hagmans, den betroffenen Bewohnerinnen bei der Feier des 90-jährigen Jubiläums des Anna-Katharinenstiftes im Namen des Verbands eine offizielle Anerkennung und eine Entschuldigung für das erlittene Unrecht aussprach. Bei der anschließenden Begegnung nach der Mahnfeier wurden von den Teilnehmerinnen viele Geschichten erzählt, auch die weniger dramatischen, alltäglichen, all das, was die Geschichte der Bewohnerinnen geprägt hat. Diese Geschichte offen zu halten und nicht für abgeschlossen zu erklären, ist die Voraussetzung dafür, dass Bewohnerinnen ein Stück der Hoheit über ihre eigene Historie zurückgewinnen können. Ferdi Schilles, Seelsorger WO CH E ung gzeilen hmen Mitne m u z s u a th r a K k c tü S Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen ie Windheuser Gesamtleiterin Annel verabschiedet seine tift ens rin tha Ka naAn 87 Von Kristina Kerstan chied durfDÜLMEN. Zum Abs user spiete Annelie Windhe i Dalli. Erst len. Und zwar Dall Leiterin idende sche die e sollt e inen-Stiftes ren der Kaserne kein des Anna-Kathar che n, was ihr t anti-militaristis Karthaus aufzähle wurnkelheit“ „Du haltung. Jedoch riff Beg zum end „Rostock“. zu n ab 1968 zunehm einfällt. Dan zwinandersetzungen de ich gerne mal wür „Da rern sie sponSchülern und Leh hinfahren“, sagte die vierköpster angesprochen, tan. Das schien das esse von der Lokalpr steam der Einung Leit fige Zen zu haben usst griffen wurden. gew tung rich , neer Chefin Thema war hier und schenkte sein ubnis zum Kender Frage der Erla die Reise „Rostock von ner im Din t sam uchen, der Besuch en“ nenlern illis während der freiw Dunkeln. 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Die Pfar zeitbereich tern statt. als Geschenk. führten Von Vertretern der Tatsächlich nern und Mitarbei ndersetzungen eife von St. Jakobus rührselig.“ Anzeichiedsworten auf. schied eine Orgelpf sich im Laufe Stoffel mit ließlich zu einem Mittel- ihren Abs ts- Die konnten kämpfte Doris der Mensch im h weönlich von Behindertenrech zunoc dass pers UNsich s nur HeDie sie ott; Tage en als die oyk neu des n-B ergänzte sich den Grundden Tränen, n. chäftsnde des ben Sie in- punkt steht“, konvention sei eine Arbeit. Windheuser verabschiede e Dülmener Ges eordnete nächst als Vorsitze er als rausforderungen der Beh liche lste GeRaster. 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Dazu ge. s zurück. s gewür- nen sei, er heusers Verd es Krankenhauses hte der Be- Karthau chluss an den offiden beit auf der Karthau e im- Ziel, so Stremlau, sei imm führte Weitere Fotos inunter höre auch, die Rec Ans hab Im ern ohn erin Bew Leit Zu diesem Zweck . Got , den digt. Die DZ-Bildergalerien Rasters wohner zu stärken Leiterin ziellen Festakt fand ein gelegt, gewesen www.dzonline.de die Redaktion des gliches Maß an viel Wert darauf ohde tmö Bew mer iden größ den sche ein und mit tDie blat ienst anzuneh geben. 1972 eine Flug e Thema in tesd die Bewohner so nständigkeit zu ann t, selbst griff dies n, so Hund- Eige Unterschriftenaktio ers im en deutlich gemach men, wie sie seie rfeu der ha- „Sie hab lässlich des Oste tin. „Immer wie Mar en fnet geöf zu diesem Anlass durch herzoglichen Park er Zeit kurz und konnte in erschriften über 500 Unt später dem sammeln, die sie rgab. Bürgermeister übe SchüDiese Aktionen der igten sohäft besc ng lerzeitu h den auc wohl das ZDF als -FraktiStadtrat, wo die SPD lich rück ausd ion Akt ge“, on die finanzielle Schiefla dem Erdes NRW eine begrüßte. Nach cherschutz des Lan Erzeu- stellt Schulze Bremer fest. es Nr. 13 die scheinen des Heft Von Heinz Habers einem detaillierten für deutlich, dass sich h de Nac wur 3 197 me r im Oktobe etzeslage r echten Klem ulze ger in eine neues Heft Einblick in die Ges r EN. Christian Sch n 18 Monate kein Dr. Friedhelm Jäge Tendenzen auf dem tlicht; die DÜLM aus Rorup ist Sauen- befinden. ulze Bremer g wird und in u mehr veröffen 5 erwies Bremer Ferkelkastration, Christian Sch Diese Einschätzun der iet Westfleisch, und Geb r 197 eg äste ens und und mensgruppe s Neugründun er, Schweinem pier zahlreich erschien halt tet zku den uch wan tglieder erst von chle Sch -Mi äuß in dur als der mit des r die viele ISN g bei Sau- werden - sich dann Vorstandsmitglied en, Mitgliedern der ISN Anteil von übe der Gruppenhaltun en Interes- nen der prozentuale t. Produkte vermarkt is “) schwierig. essor Jäger kriDamme ansässig Lachs und ihre Nachdruck bestätig Prof Prax ch, viel zum ch gige en dur Bau wei gän r, en tion Sch n die ulte rma gt Mehr Info inschaft der Esking Sch nsive Auflage mt verteidi eme ulze h inte Stim Sch seng sten t. den ipp „Ko ittel ent h Phil nac rt erm ). 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Josef Beu vom durch neu 1,53 Euro je Kilo Friedhelm Jäger h- gramm beschlos Schlachthöfe auf t nur das Schulze ei- werden. n Sudmann, sor Dr. ium für Klima- systeme der Seite bringen fleisch. Doch nich Die Tiere vom Beirat der Unterne Stefa Dr. ister tig. öfStadtarchivar Min tz, Umwelt, Landwirt- der anderen der Branche in Gewicht ist wich iebe mit schu Verbrau- viele Betr schaft, Natur- und . Oktober OT IZE N Abrechnungsweise te Hiltruper Schwestern übernomRede zureVerabschiedung den v rärgert Laennüberdihrwe Sorirgen men haben, würde dem Anna-Kathamäster sprach von Annelie Windheuser Schweine von Gabriele Hund-Martin, stellvertretende SkF Bundesvorsitzende Liebe Frau Windheuser, ich freue mich, dass ich Ihnen, liebe Frau Windheuser, in einem so wunderbaren Rahmen im Namen des SkF Gesamtverein für Ihr außergewöhnliches Engagement während der letzten acht Jahre im Anna-Katharinenstift Karthaus danken darf. Stadtgeschichte n rei KisteEinsatz, in dpersönlichen Ohne Ihren ganz t es Nachlass archivier oh lm Teldem lheseit mit dem Wi Sie Jahre 2003 dieder eister partei als Bürgerm bekomas etw im Wechsel „So Gesamtleitung des Anna-KatharinenDÜLMEN. Stadt Dülmen – hiv tarc Stad Espeter, der von f men wir im Jose mit – das ist was ie von häufigWerkstatt stiftes und von nicht soder 6 bis 1948 sow 194Karthaus CDU als res“, freute sich ganz Besonde Stefan SudStadtarchivar Dr. en Kisten mann. In drei groß Beate Teloihm überreichte s ihres he den Nachlas elm TeWilh Schwiegervaters der in 1), 196 lohe (1898 – en Bürgerden 1950er Jahr die 1952 bis 1956 für Amt war. Bürgermeister im ören ungeh s hlas Zum Nac dienstliche terschiedliche r anderem Unterlagen, unte u der Stadt zum Wiederaufba h zur Frage, Dülmen oder auc r der Stadtdirektor ode rinenstift Karthaus ein wesentliches Qualitätsmerkmal fehlen. Ihnen ist es gelungen, die behinderten Menschen, die hier leben und arbeiten, anzunehmen wie sie sind, ihre individuellen Bedürfnisse zu erfahren und diese in der konzeptionellen Weiterentwicklung mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stets zu Kreativ berücksichtigen. Es war Ihnen immer am Abend emeinein besonderes Anliegen, die ROR UnterUP. Die Fraueng Rorup bieschaft St. Agatha NoDonnerstag, 3. schiedlichkeit jeder Bewohnerin und tet am im Pfarrvember, um 19 Uhr d ben tiva jedes Bewohners im persönlichen heim einen Krea Darfeld aus mit Thea Heilers an dienen kön en Kontakt zu achten und zu akzeptieren an. Frau gemütlicher sem Abend in liche de eine „Winter n. RunUnd als Teil der menschlichen Vielfalt. herstelle ion“ Filzdekorat Ok30. eldung bis zum dabei war es sicherlich keine Anm leich618. r unter Tel. 02548/ tobe Fahrt zu den Kranichen rschutzverDÜLMEN. Die Natu 88 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen köstlich wie die Biomarmelade und vieles mehr. Zuletzt haben Sie mit dem Aufbau eines Pflegebereichs begonnen und damit die gute Versorgung älterer Menschen mit Behinderung für die Zukunft sichergestellt. te Aufgabe, wie es Agnes Neuhaus einmal formulierte, diesen Menschen gegenüber die volle mütterliche Liebe und Opferfreudigkeit walten zu lassen, die Gott in das Frauenherz hineingelegt hat. Sie haben sich auch dem in der Vergangenheit im Anna-Katharinenstift begangenen Unrecht gestellt und es mit den Bewohnerinnen besonders sensibel aufgearbeitet. Immer wieder haben Sie sich den neuen Herausforderungen der Behindertenhilfe gestellt und fachliche Akzente gesetzt, die – von Ihrem christlichen Glauben geprägt – zum Abbau von Benachteiligungen der behinderten Menschen in unserer Gesellschaft beigetragen haben. Unter Anderem haben Sie neben den ambulanten Wohnformen auch Wohn- und Betreuungskonzepte für schwerst-mehrfach-behinderte und psychisch kranke Menschen entwickelt und mit Fertigstellung der Reithalle im Jahr 2006 das Konzept der Hippo-Therapie erfolgreich umgesetzt. Mit der Eröffnung des Cafés und des Bioladens auf dem Gelände des Anna-Katharinenstifts Karthaus haben Sie eine Oase geschaffen, in der auch Menschen aus der Umgebung erfahren können, wie viel behinderte Menschen können: der Kuchen ist ebenso Sie haben die Arbeitsbereiche der Werkstätten Karthaus innovativ ausgebaut, um den Menschen mit Behinderung die gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt zu eröffnen. Mit der Gründung der NeuHaus Integrations GmbH als Betreiberin des Integrationshotels in Dortmund an der Bundeszentrale des SkF Gesamtverein haben Sie Arbeitsplätze des allgemeinen Arbeitsmarkts geschaffen und damit einen wichtigen Auftrag der Werkstätten für Menschen mit Behinderung erfüllt. Alle baulichen Veränderungen, die die konzeptionellen Weiterentwicklungen einforderten, haben Sie kompetent mitgestaltet, überwacht und begleitet – immer in Abstimmung mit dem Träger. Wir konnten uns auf Sie verlassen! Das Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamtlichen – ein Wesensmerkmal des Sozialdienst katholischer Frauen – haben Sie mit Ausbildung und Einstellung einer Ehrenamtskoordinatorin besonders unterstützt und damit vielen Menschen besondere Freude bereitet. Ihre Kontakte zu den SkF Ortsvereinen, die Sie als Generalsekretärin des SkF aufgebaut haben, haben Sie ebenso weiter gepflegt wie das gute Verhältnis zum Träger, das von gegenseitiger Achtung und von Vertrauen geprägt war. Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Liebe Frau Windheuser, Sie haben uns immer vermittelt, dass behinderte Menschen wertvoll sind, wertvoll für unseren Gesamtverein, wertvoll für unsere Gesellschaft und wertvoll für unser Land. Dafür und besonders für Alles, was Sie in den letzten Jahren geleistet haben, danken wir Ihnen von ganzem Herzen. Der Sozialdienst katholischer Frauen lebt von solchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir wünschen Ihnen für die Freistellungsphase Ihrer Altersteilzeit beglückende Momente, Gesundheit und Gottes reichen Segen. Gisela Wiels-Heckmann wird neue Leiterin Am 1. November 2011 hat Frau Wiels-Heck mann Ihren Dienst, als Leiterin der Gesamteinrichtung Anna-Katharinenstift Karthaus, aufgenommen. Frau Wiels-Heckmann (49 Jahre) war über 20 Jahre Geschäftsführerin eines Kinder- und Jugendverbandes im Bistum Münster. Eine angestrebte persönliche Veränderung führte Frau Wiels-Heckmann zum Sozialdienst katholischer Frauen e. V. in Recklinghausen. Ihre dortige Tätigkeit, als Geschäftsführung umfasste eine Vielzahl verschiedenster sozialer Bereiche, die ihr nicht nur die Vielschichtigkeit des Verbandes sondern auch die inhaltliche Ausrichtung und Strukturen des Verbandes näher brachten. Ihre Motivation, sich noch einmal auf ein völlig neues Arbeitsfeld einzulassen, begründet Frau Wiels-Heckmann wie folgt: Mit dieser Tätigkeit verbinde ich die Möglichkeit einen Teil der Gesellschaft, und als solches verstehe ich unsere Einrichtung maßgeblich mitzugestalten. Neue innovative zukunftsweisende Perspektiven, auf der Basis von bereits stattfindender solider Arbeit mit den dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu entwickeln und der Umsetzung voranzutreiben. Gisela Wiels-Heckmann, Leiterin der Gesamteinrichtung SkF Dülmen Frauen zeigen ihr Gesicht Eine besondere Ausstellung Bei den Vorbereitungen zu den Veranstaltungen der Jubiläumsfestwoche zum 700 jährigen Stadtjubiläum in Dülmen entstand beim SkF die Idee, zum „Tag der Frauen“ Gesichter von Frauen und Mädchen zu fotografieren und die Bilder zu einer Fotoausstellung zusammenzufassen. Die Fotos wurden von Gerhard Pieper erstellt und zeigen Porträtaufnahmen von Frauen und Mädchen aller Altersgruppen quer durch die unterschiedlichsten Lebens- und Kulturkreise. Wir haben Frauen an dem „Tag der Frauen“ aufgefordert, sich für diese Aktion zur Verfügung zu stellen und es war eine überaus große Resonanz bei der „Dülmener Weiblichkeit“ zu finden, freute sich Helga Fütterer, Vorsitzende des SkF in Dülmen. 89 90 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen v. l. Gerhard Pieper, Fotograph, I. D. Alexandra Herzogin von Croÿ und Helga Fütterer Zahlreiche Porträts sind zusammengekommen, die nun in den Räumen des SkFs, Mühlenweg 88 in Dülmen noch bis Ende des Jahres zu sehen sind. Am 28. September 2011 wurde die Ausstellung „Gesichter von Frauen und Mädchen im Jubiläumsjahr 2011“ eröffnet. Die erste Frau, die fotografiert wurde, war die Bürgermeisterin Lisa Stremlau. Das jüngste Modell war gerade acht Monate alt. Alle interessierten Dülmener Bürger, besonders natürlich die fotografierten Frauen sowie alle ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und Mitglieder des SkF’s, waren zur Ausstellungseröffnung herzlich eingeladen. Der SkF Dülmen erfreute sich einer überwältigenden Resonanz. Als weiteres Highlight wurde bekannt gegeben, das I. D. Alexandra Herzogin von Croÿ von nun an die Schirmherrschaft über den SkF Dülmen übernehmen werde. Sie wurde herzlich willkommen geheißen und Helga Fütterer schmückte sie zudem mit der Anstecknadel des Vereins. Ihr Gesicht – sowie andere bekannte oder weniger bekannte Gesichter der Stadt – finden sich ebenfalls unter den Fotografien wieder. Die Besucherinnen und ein paar wenige Besucher schlenderten mit großem Interesse durch die Bilderreihe und hielten nach ihnen bekannten Gesichtern Ausschau. Viele der Besucherinnen konnten sich selber in groß oder klein wiederfinden. „Wichtig war es, die Frauen so authentisch wie möglich abzulichten. Die Frauen hatten keine Zeit, sich vorher eine besondere Pose zu überlegen“, hebt Helga Fütterer hervor. Das mache auch den Reiz dieser Fotografien aus. Monika Schulz-Wehrmeyer, Geschäftsführung SkF Dülmen Unterstützt von starken Frauen – Mit ganzem Herzen dabei SkF Vorsitzende Helga Fütterer und ihre Vorstandskolleginnen gehen in den Ruhestand – nun geht die Vorstandsarbeit in jüngere Hände über. Auf der Mitgliederversammlung am 7. November 2011 wählten die SkF Mitglieder den neuen Vorstand: Cordula Schönthaler, Sabine Reinermann, Bärbel Bleiker, Angelika Surholt und Meike Wiesmann erhielten das Vertrauen des Plenums. Zur neuen Vorsitzenden des SkF bestimmte der neu gewählte Vorstand Cordula Schönthaler, zu ihrer Vertreterin Sabine Reinermann. „Wir verstehen uns als Team und vertei- Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Der neue Vorstand will die Arbeit der bisherigen Vorstandsfrauen fortsetzen: v. l. Doris Bagnewski, Geschäftsführerin Monika Schulz-Wehrmeyer, Cordula Schönthaler, Bärbel Bleiker, Helga Fütterer, Meike Wiesmann, Angela Hannig, Sabine Reinermann und Angelika Surholt len die vielfältigen Aufgaben auf viele Schultern“, sagten die Frauen. „Jeder Abschied fällt schwer – auch wenn man sich darauf freut.“ Mit diesen Worten beschrieb Helga Fütterer ihre Stimmungslage: Wehmut über das Ende eines wichtigen Abschnitts in ihrem Leben und zugleich Vorfreude auf die neue Freiheit. 14 Jahre lang war Helga Fütterer Vorsitzende des Sozialdienst katholischer Frauen in Dülmen, gab dem Verein ein Gesicht, bestimmte die Arbeit, die Entwicklung mit. In der Zeit ihres Vorsitzes verdoppelte sich die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen nahezu, von anfangs 15 auf heute 28. Die Aufgaben waren vielfältig. So kümmerte sich die Vorsitzende um fachliche Fragen wie die Entwicklung von Beratungskonzepten, behielt die Übersicht über die wirtschaftliche Situation des Vereins, sie pflegte den Kontakt zu den hauptund ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitgliedern, zu Kooperationspartnern, Sponsoren und der Stadt. Unterstützung hat sie seit 2005 durch die hauptamtliche Geschäftsführerin Monika Schulz-Wehrmeyer. Gut und vertrauensvoll sei die Zusammenarbeit mit dem Vorstand gewesen, un- terstreicht Helga Fütterer, dass sie starke und engagierte Frauen an ihrer Seite hatte. Mit Helga Fütterer haben auch Angela Hannig und Doris Bagnewski den SkF Vorstand verlassen. Helga Fütterer wird jetzt Zeit für ihre persönlichen Interessen und ihre Familie haben – und darauf freut sie sich. Mitarbeiterinnen, Mitglieder, aber auch Kooperationspartner und Förderer des SkF verabschiedeten sich in einer Feierstunde im Barbara-Haus von Helga Fütterer, die 14 Jahre lang Vorsitzende des SkF war. Angela Hannig gehörte als stellvertretende Vorsitzende dem Vorstand 23 Jahre an, und Doris Bagnewski arbeitete fünf Jahre dort mit. Die Wertschätzung, die den Frauen, aber auch dem Sozialdienst katholischer Frauen in Dülmen entgegengebracht wird, zeigte sich in der große Zahl der Gäste, darunter Vertreter der Stadt, der Diakonie, der Kirchen, der Politik und der Sozialverbände. Dr. Klaus Winterkamp, Vertreter des Caritasverbandes für die Diözese Münster, unterstrich, dass die Frauen mit ganzem Herzen „bei der Sache und bei den Menschen waren“. Er lobte Helga Fütterer, die mit dem SkF 91 92 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Dr. Klaus Winterkamp, Helga Fütterer, Angela Hannig, Doris Bagnewski, Lisa Stremlau und Monika Walter „neue, kreative Wege“ entdeckt und Initiativen entwickelt habe. Auch Bürgermeisterin Lisa Stremlau würdigte die Arbeit der scheidenden Vorsitzenden und des SkF, der ein wichtiger Kooperationspartner für die Stadt sei. Ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins sei die Übernahme der Offenen Ganztagsgrundschule an der Augustinusschule gewesen. Aus der OGGS waren Kinder zur Verabschiedung gekommen, und Augustinus-Schulleiter Thomas Sudeik buchstabierte angesichts der guten und fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Schule und dem Träger der OGGS auch SkF neu: „Schule kreativ fördern“. Vom SkF Bundesverband sprach Renate Jachmann-Willmer Grußworte, und Monika Walter vom SkF Bundesvorstand ehrte die scheidenden Vorstandsfrauen: Helga Fütterer mit der silbernen Ehrennadel des Vereins, Angela Hannig mit dem SkF Kristall und Doris Bagnewski mit der Ehrenurkunde. Monika Schulz-Wehrmeyer, Geschäftsführung SkF Düren Einsegnung der neuen Geschäftsstelle Im Rahmen Ihres Patronatsfestes haben Vorstand, Mitglieder und Angestellte des SkF in Düren nun Ihre neue Geschäftsstelle offiziell eingeweiht. Die Einsegnung zelebrierte der geistliche Beirat des Vereins, Pfarrer Günter Gerkowski. Seit März hat der SkF nun viele seiner Dienste gebündelt im neuen, eigenen Haus untergebracht. Direkt gegenüber dem „Caritashaus“ in der Friedrichstr. 16 residiert nun der katholische Fachverband. Mit dieser Adresse geht für den mittlerweile 105-jährigen Verein und dessen Geschäftsstelle ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, auf Dauer an einem Ort bleiben zu können um den Dürenerinnen und Dürenern auch langfristig eine verlässliche Adresse für Ihre Sorgen und Nöte bieten zu können. Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Foto: Lehwald/SkF Es gab aber auch ganz praktische Gründe, die den Umzug notwendig machten. Die alte Geschäftsstelle in der Bonner Str. 34 in der ehemaligen „Villa Kappler“, bot dem Verein und seinen wachsenden Aufgabenfeldern nicht mehr genügend Platz, so dass manche Bereiche ausgegliedert werden mussten. Im neuen Haus sind nun, neben der allgemeinen Verwaltung, die Verwaltung der offenen Ganztagsschulen, der Kindertagesstätten und des Betreuten Wohnens, die Schwangerschaftsberatungsstelle „Rat und Hilfe“, der Jugendmigrationsdienst JMD und sein Projekt „STEPS“, der Bereich der gesetzlichen Betreuungen, die Büros der „Ambulanten Erziehungshilfen“, des Jugendbusses „Wilde 13“, der schulbezogenen Jugendsozialarbeit „BREAK“ und weitere Projekte und Servicestellen wie Koordination der Ehrenamtlichen und das Sozialmarketing alle unter einem Dach vereint. Der am 23. April 1906 in Düren gegründete Ortsverein, beschäftigt nahezu 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele im Bereich der Kinder-, Jugendund Familienhilfe und im Bereich der offenen Ganztagsschulen. Er unterhält zwei weitere Häuser im Stadtgebiet mit unterschiedlichen Zielsetzungen: das Jugendhilfezentrum in der Bonner Straße 11–13 und die Erziehungsberatungsstelle für Kinder-, Jugendliche und Eltern in der Joachimstraße 2a. Als katholischer Fachverband engagiert er sich solidarisch für benachteiligte Menschen und Gruppen. Er berät unabhängig von Glaubenszugehörigkeit, Geschlecht oder Nationalität und bietet dies kostenfrei an. Erik Lehwald, Stabsstelle Sozialmarketing und Öffentlichkeitsarbeit SkF Düren Die letzten Schritte sind gemacht Abschluss des zweiten Kurses „STEPS… – Sozialpädagogisch gestütztes Trainings- und Qualifizierungsprogramm für den Einstieg in die Pflege- und Sozialberufe für Migrantinnen und Migranten“ Ein Jahr ist seit dem Beginn im Mai 2010 vergangen und nun können 13 93 94 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Absolventinnen mit den Gratulanten v. l., hinten: BM Paul Larue, Ulrich Lennartz, SkF, Petra Wolf, DRK; v .r. Thomas Flossdorf, CDU, Kreisdirektor Georg Beys und Sybille Haussmann, Integrationsbeauftragte Kreis Düren · Foto: SkF Düren/Lehwald Teilnehmerinnen stolz ihr Zertifikat in Händen halten. Während einer kleinen Feierstunde am Freitag erhielten die Absolventinnen des Kurses ihre Abschlussdokumente durch den SkF. Auch Dürens Bürgermeister Paul Larue sowie Kreisdirektor Georg Beys zählten zu den Gratulanten. Sie wurden vom Team des SkF begleitet, sprachlich geschult und an wöchentlichen Studientagen und in integrierten Betriebspraktika auf das Berufsleben vorbereitet. Für die Schulungen im Pflegehilfsdienst war das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Düren, verantwortlich. Insgesamt 18 Frauen mit ausländischen Wurzeln haben sich vor einem Jahr auf dem schwierigen Weg gemacht, Pflegediensthelferin zu werden und die Berufssprache zu erlernen. Fünf Frauen sind verzogen oder aus persönlichen Gründen ausgeschieden. Meist haben die Frauen Praktika in Altenheimen oder Altentagespflegen absolviert, waren aber auch auf Stationen in Krankenhäusern oder sogar im OP-Bereich tätig. Die Praxisstellen standen dabei in engen Kontakt mit dem Team von „STEPS“. Eine „bunte Truppe“ hatte sich da aus 15 Nationen zusammengefunden – Frauen aus Chile, Äthiopien, dem Kongo, der Elfenbeinküste, Marokko, Mazedonien, Rumänien, Polen, Russland, Aserbaidschan, der Mongolei, China, Thailand, Marokko und der Türkei haben an dem Projekt teilgenommen. Mit ihren vielfältigen kulturellen Hintergründen und den verschiedenen Religionen haben sie täglich bewiesen, dass Konflikte nicht vorprogrammiert, sonder sogar mehr Bereicherung als Hindernis sein können. Alle ausländischen Frauen verbindet das Engagement, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und ihre Integration in Deutschland voranzutreiben. „Dazu ist Sprache natürlich die Schlüsselkompetenz“ erläutert Projektleiter Erik Lehwald, SkF, „darum liegt am Anfang ein Akzent auf der Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten“. In STEPS erhalten die Teilneh- Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen menden – zu denen im Übrigen auch Männer zählen können – zunächst ein Intensivtraining „Berufssprache“, bevor sie dann eine Grundausbildung im Pflegehilfsdienst absolvieren. Danach können sie ihre neuen Sprachund Berufskenntnisse in begeleiteten Praktika unter Beweis stellen. „Praxisanbindung ist uns sehr wichtig. Studien zeigen, dass in der Kombination von schulischem Lernen und betrieblicher Tätigkeit die besten Effekte erzielt werden. Natürlich sollen dort auch Kontakte zu möglichen Arbeitgebern geknüpft werden“ erläutert Co-Projektleiterin Gaby Uerlichs, SkF. Und das zunehmenden Erfolg: „Mit unserem bekanntheitsgrad steigt auch die Akzeptanz von Betrieben, unseren Absolventen zu beschäftigen“ so die Migrationsberaterin weiter. Dennoch bleibt es sehr mühsam, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, das betont sie ausdrücklich. Die Mehrzahl der Teilnehmerinnen beziehen ALG II und sind Kundinnen der „job-com“ des Kreises Düren, die seit 2005 die Verantwortung für alle langzeitarbeitslosen Menschen in der Region innehat. Die Behörde arbeitet bei diesem Projekt eng mit dem SkF zusammen. Interessenten/innen werden von den Fallmanagern/innen der job-com über das STEPS-Projekt informiert und geeignete Teilnehmer/ innen vorgeschlagen, so Kreisdirektor Beys. „Die ersten beiden Jahre waren sehr arbeitsintensiv und auch wir haben viel dazugelernt. Vor allem die Sprachbarriere in Prüfungs- und Lernunterlagen ist sehr hoch“ so resümiert der Projektleiter Erik Lehwald. „Ein Rie- senproblem in Düren sind fehlende Brückenangebote wie Internationale Förderklassen an Berufsschulen, die auf eine Ausbildung in einem Lehrberuf grundlegend vorbereiten.“ Der dritte STEPS-Kurs für Frauen und Männer mit Migrationsgeschichte startete ab dem 2. Mai 2011. STEPS wird von der Europäischen Union im Rahmen des Europäi schen Sozialfonds/XENOS-Bundesprogramm und durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Das Projekt ist insgesamt auf drei Jahre angelegt. Erik Lehwald, Stabsstelle Sozialmarketing und Öffentlichkeitsarbeit SkF Elmshorn 25 Jahre SkF in Elmshorn 2011 konnte der Verein in Elmshorn sein 25-jähriges Bestehen feiern. 1986 hatten sich siebzehn engagierte Frauen zusammengeschlossen, um Frauen in Notsituationen, insbesondere bei Schwangerschaftskonflikten zu helfen. Schon bald nach der Vereinsgründung wurde eine Beratungsstelle mit einer hauptamtlichen Kraft aufgebaut. Inzwischen haben sich sowohl die Aufgaben als auch die Anzahl der aktiven Frauen deutlich erweitert. Drei Beraterinnen und eine Verwaltungskraft sind zurzeit zusätzlich zur Schwangerenberatung in den Bereichen Familien-, Frauen-, Männerberatungen, psychoonkologische und psychoso- 95 96 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen ziale Beratung, Patientenschulungen für Menschen, die an Krebs erkrankt sind sowie in dem Projekt ,“Elternschaft auf Probe“ in Elmshorn tätig. Seit März 2011 gibt es außerdem ein Gruppenangebot für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien. Unterstützt werden die hauptamtlichen Kräfte von nunmehr 55 ehrenamtlichen Frauen. Die Feierlichkeit am 8. Oktober 2011 begann mit einem ausgiebigen Frühstück im Gemeindezentrum der katholischen Kirche St. Mariae Himmelfahrt mit geladenen Gästen. Im Anschluss vermittelte Renate Jachmann-Willmer von der SkF Zentrale in Dortmund in einem sehr ansprechenden und kurzweiligen Vortrag das Leben und Wirken der Vereinsgründerin Agnes Neuhaus. Eine musikalische und eine schauspielerische Darbietung rundeten das Programm ab. Den Abschluss des Festes bildete am Abend die von Vereinsfrauen gestaltete Gemeindemesse. Dorothee Boß SkF Frankfurt Auf den Anfang kommt es an! Bundesweit anerkannte Experten nahmen Stellung zum Thema „Frühe Hilfen“ Am 1. Januar 2012 trat das neue Bundeskinderschutzgesetz in Kraft. Das nahm der SkF Frankfurt zum Anlass, am 31. Oktober 2011 eine Veranstaltung mit dem Titel “Die Chancen des Anfangs nutzen!” – Frühe Hilfen für junge Familien im Spannungsfeld zwischen Projekt und Regelangebot”, durchzuführen. Die Angebote der Frühen Hilfen verursachen Kosten und aus ökonomischer Sicht mögen sie in Zeiten knapper Kassen als nicht finanzierbar erscheinen. Wenn man allerdings längerfristig die Folgekosten, die Kindesvernachlässigung oder Misshandlung nach sich tragen können, betrachtet, sind diese weitaus höher, als die Kosten der Frühen Hilfen. Das Familienzentrum Monikahaus mit Martine Buchwald, Projektleitung GSL (Guter Start ins Leben), stellte das dreijährige Modellprojekt und die besonderen Methoden der Frühen Hilfen mit Familien anhand von konkreten Beispielen vor. Neben Frankfurt wurde das Projekt auch in Freiburg und Neuss durchgeführt. Hochkarätige Referenten wie Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Wiesner, der ehemalige Leiter des Referates Kinder- und Jugendhilfe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die Nutzen und Kosten der Frühen Hilfen gegenüber stellte und Dipl.Pädagogin Claudia Buschhorn, die die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung des Modellprojekts GSL im Familienzentrum Monikahaus erläuterte, nahmen Stellung zu einer Regelförderung der Frühen Hilfen. Die Sozialdezernentin der Stadt, Prof. Dr. Daniela Birkenfeld, berichtete über Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen die Frankfurter Situation der Frühen Hilfen, Prof. Dr. Ludwig Salgo, Goethe Universität Frankfurt, wertete die Fachtagung aus und sprach sich für die Evaluation und Investition in die Frühen Hilfen aus. In Frankfurt vernetzt sich das Präventionsprogramm „Guter Start ins Leben“ mit den schon bestehenden Hilfen für Familien unter dem Dach des Familienzentrums Monikahaus. Es setzt sich aus folgenden Schwerpunkten zusammen: ®® Schwangerenberatung und Hebammenangebote ®® Entwicklungspsychologische Frühberatung ®® Präventionsprogramm STEEP™ – Sichere Bindung zwischen Eltern und Kind ®® Familien- und Elternbildungsangebote ®® Oma/Opa-Vermittlung Über diese sehr unterschiedlichen Module (individuelle Kurz-, mitteloder längerfristige Beratungen, Gruppenangebote, aufsuchende Arbeit, Patenschaften) bieten wir niedrigschwellig allen Familien eine bedarfsgerechte und individuelle Hilfe an. Ziel des Präventionsangebotes „Guter Start ins Leben“ ist es, die gesunde Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern zu fördern und die Eltern in ihren Beziehungs- und Erziehungskompetenzen zu stärken. Somit trägt das Familienzentrum Monikahaus einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Frühen Hilfen in Frankfurt bei. Angelika Angermeier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit SkF Frankfurt „Wir sind dabei!“ Das Familienzentrum Monikahaus erweitert seine Kontakte mit Israel Die Heilpädagogischen Heimgruppen im Familienzentrum Monikahaus des SkF Frankfurt pflegen seit 1998 Kontakte mit israelischen Jugendlichen, die in Einrichtungen der Hilfe zur Erziehung in Tel Aviv untergebracht sind. Im Rahmen dieses bestehenden Austauschprogramms besuchen sich die Heimjugendlichen aus beiden Ländern im jährlichen Wechsel. Als 2010 die Anfrage von „Kom-Mit-Nadev“ kam, ob das Familienzentrum die junge Israelin Yael Paz für einen freiwilligen Einsatz für ein Jahr bei sich aufnehmen würde, fiel die Entscheidung leicht. „Ja, wir sind dabei!“ Kom-Mit-Nadev ist der Name für ein neues deutsch-israelisches Freiwilligenprogramm. Auf Deutsch übersetzt bedeutet es in etwa: „Komm mit, steh auf Freiwilliger“. Das Programm wurde im Jahr 2009 gemeinsam mit verschiedenen Organisationen in Israel und Deutschland erarbeitet und als neues Freiwilligenprogramm 2010 ins Leben gerufen (Laufzeit 2010–2013). Die Idee ist, israelischen jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, am Alltagsleben in Deutschland teilzunehmen und Erfahrungen in zivilgesellschaftlichen Bereichen sammeln zu können. Dadurch können die jungen Israelis ihre interkulturellen Erfahrungen erweitern und ihre Sensibilität für soziale und gesellschaftliche Belange schärfen. Jeweils für ein Jahr kommen am 1. September israelische Freiwillige im 97 98 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Alter zwischen 18 und 30 Jahren nach Deutschland, um einen Freiwilligendienst entweder in Bildungsprojekten, sozialen Einrichtungen, kulturellen Projekten, ökologischen Projekten oder in der Gedenkstättenarbeit zu leisten. Die Freiwilligen werden im Frühjahr geworben, ausgewählt und durch Seminare und Sprachkurse auf ihre Mitarbeit vorbereitet. Trotz der seit vielen Jahren bestehenden Jugendkontakte zwischen Deutschland und Israel kommen erst wenige junge Israelis zum Freiwilligendienst nach Deutschland. Das Familienzentrum Monikahaus plante den Arbeitseinsatz mit KomMit-Nadev für das bevorstehende freiwillige Jahr von Yael im Vorfeld. So begann sie ihren Einsatz im Kinder- und Familienzentrum Knirps&Co. und wechselte auch in andere Bereiche wie z. B. das Familien-Info-Café MoniKaffee oder die Förderschule für Erziehungshilfe – die Monikahausschule, um die Arbeit im ganzen Haus zu erleben und die Vernetzung der einzelnen Bereiche untereinander zu verstehen. Der freiwillige Einsatz von Yael Paz leistet einen wichtigen Beitrag zum gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen der deutschisraelischen Beziehungen. Die Kinder mögen ihren warmherzigen Umgang und alle im Monikahaus schätzen ihre tatkräftige Unterstützung und können sich kaum vorstellen, dass sie wieder zurück nach Tel Aviv geht. Was jedoch bleibt ist der positive Eindruck, den Yael durch ihre Arbeit hinterlässt. Angelika Angermeier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit SkF Frankfurt Interne Vernetzung im Familienzentrum Monikahaus Kennzeichen – Synergieeffekte – Nutzen I. Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen für Familien Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Lebenslagen von Familien haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Die Erfahrungen aus unserer Arbeit mit Familien zeigen, dass der Alltag von Eltern immer häufiger geprägt ist von der als anstrengend erlebten Versorgung der Kinder, zunehmenden Anforderungen der Berufswelt und der Bewältigung alltäglicher Lebensanforderungen. Zusätzlich bestimmen immer stärker materielle Not und gravierende Sorgen, die aus Partnerschaftsproblemen, zerbrochenen Familienstrukturen, Einsamkeit, Überforderung und Existenzängsten resultieren, die Lebenssituation von Eltern und Familien. Unterstützende Netzwerke, etwa im eigenen Familienverband, fehlen zunehmend. Gleichzeitig verstärken die gesellschaftlichen Erwartungen an die Erziehungsleistungen von Familien noch den Druck auf Eltern. Dieser Wandel führte zu veränderten Bedürfnissen und Anforderungen, die Familien an die soziale Infrastruktur haben. Aufgrund dieser komplexen Herausforderungen dürfen Familien nicht alleine gelassen werden, sondern müssen verstärkt unterstützt und gefördert werden, und zwar alle Familien unabhängig von ihrem sozialen Status. Die Inanspruchnahme von Unterstützung rund um die Geburt Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen und Erziehung eines Kindes sollte in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein. Zusätzlich bedarf es spezifischer Angebote für Eltern in besonders belasteten Lebenssituationen, die sich nach Art und Intensität am Bedarf der Familien orientieren. Zwar gibt es bisher schon eine Vielfalt an Familien unterstützenden Diensten, die jedoch ihre Zielgruppe aus unterschiedlichen Gründen häufig nicht erreichen. Aus dieser Erfahrung heraus entwickelten sich bundesweit, angelehnt an das Konzept der Early Excellence Center in England, Familienzentren, u. a. mit dem Ziel, die Zugangswege für Familien zu unterstützenden Diensten zu erleichtern. II. Entwicklung des Familienzentrums Monikahaus Der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Frankfurt kann auf eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit sozialund bildungsbenachteiligten Familien in belastenden Lebenssituationen zurückgreifen. Die Erfahrungen aus dieser Arbeit zeigen, dass die Biografie von Kindern und Jugendlichen mit Problemen, insbesondere mit Beziehungs- und Bindungsdefiziten, bereits durch sehr schwierige Startbedingungen in der Familie geprägt ist. Hilfe und Unterstützung setzen daher oft viel zu spät ein, erst dann, wenn schon offensichtliche, massive Probleme oder Entwicklungsdefizite diagnostiziert werden. Auf Grundlage dieser Erfahrungen aus der Erziehungshilfe machte sich der Sozialdienst katholischer Frauen schon 1998 auf den Weg, seine damals bestehenden Angebote zu einem Familienzentrum weiter zu entwickeln. Das Ziel war stets, die Angebote, Dienste und Einrichtungen so zu verändern, dass rechtzeitig und flexibel auf neue Anforderungen reagiert und bedarfsgerechte, passgenaue Hilfsangebote für Familien konzipiert und umgesetzt werden können. Ein Meilenstein zur Entwicklung unseres Familienzentrums war unsere Fachtagung anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des heilpädagogischen Kinder- und Jugendheims am 5. März 1997 mit dem Thema: Erziehungshilfe unter einem Dach – das Heim als Zentrum ambulanter, teilstationärer und vollstationärer Hilfen für die Familie. Damals diskutierten wir mit Fachleuten aus der sozialen Arbeit unsere Vorstellungen einer zielführenden zukünftigen sozialen Arbeit für Familien. Im Jahr 2010 ist das Monikahaus nun ein Ort für Familien, der vielfältige, integrierte und miteinander vernetzte Angebote unter einem Dach anbietet. III. Konzeptionelle Grundlagen des Familienzentrums Monikahaus Beziehungs- und Bindungsarbeit Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die Kinder mit ihren Familien. Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen für ihre Kinder. Aufgrund dieser Bindung halten wir die Einbeziehung der Eltern im Sinne einer beziehungsorientierten Erziehungspartnerschaft auch bei der öffentlichen Erziehung ihrer Kinder für unerlässlich. Wir sind für die Eltern ein verlässlicher Ansprechpartner, der für ihre Lebenslage Verständnis zeigt, sie in der Erziehung ihrer Kinder begleitet, ihre Erziehungskompetenzen stärkt und weiterführende 99 100 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Hilfen in allen ihren Lebensbereichen anbietet. Die daraus resultierende Entlastung wirkt sich positiv auf die Bindungsfähigkeit der Eltern und damit auf die gesunde Entwicklung des Kindes aus. Wertschätzende und ressourcenorientierte Grundhaltung Ein wertschätzender, beziehungsorientierter Umgang mit unseren Klienten gehört zu unserer fachlichen Überzeugung. Grundlage unserer Arbeit ist ein christliches Menschenbild, das jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit und Würde sieht. Wir begegnen jedem Menschen unabhängig von seiner Herkunft und Religion ohne Voreingenommenheit mit Wertschätzung und Respekt. Wir setzen an den Ressourcen und Stärken der Menschen an, ohne ihre jeweiligen Probleme aus den Augen zu verlieren. Auf der Basis einer vertrauensvollen Beziehung nehmen wir ihre Sorgen und Nöte ernst und unterstützen sie dabei, eigenverantwortlich und selbstständig zu leben (Auszug aus unserem Leitbild). „Schritt für Schritt – Hand in Hand“ auf der Basis einer vertrauensvollen Beziehung begleiten wir Familien in ihrem Leben. Über persönliche Ansprache, das Anknüpfen an den Alltag von Familien und ihren Ressourcen vermitteln wir Erfolgserlebnisse, gewinnen Vertrauen und werden als kompetenter Erziehungspartner angenommen. Dies erfordert hohe soziale, fachliche und kommunikative Kompetenzen der MitarbeiterInnen, die es zu entwickeln und in den Fallbesprechungen und in der Supervision immer wieder zu reflektieren gilt. Lebenswelt- und Sozialraumorientierung Leitlinie für die Ausgestaltung unserer Familien unterstützenden Dienstleistungen war und ist, von den Bedarfen, Anregungen und Wünschen der Familien auszugehen und im Dialog mit den NutzerInnen unsere Angebote zu entwickeln. Dazu haben wir viele Gespräche mit Klienten geführt, versucht, ihre grundlegenden Sorgen und Nöte sensibel zu erspüren, sowie schriftliche Elternbefragungen durchgeführt. So nehmen wir z. B. in unserer Familienbildungsstätte eine monatliche und keine jährliche Planung unserer Familienbildungsangebote vor. Dadurch können wir flexibel auf aktuelle Wünsche und Interessen der Eltern eingehen. Wir vernetzen uns aktiv mit anderen Leistungsanbietern im Stadtteil, um ein soziales Netzwerk im Lebensumfeld von Familien und den Aufbau neuer Unterstützungsstrukturen zu fördern. Niedrigschwellige, stadtteilorientierte und offene Angebote Das Monikahaus bietet unter einem Dach vielfältige zielgruppenspezifische Angebote unterschiedlicher Ausprägung. Neben unseren schon langjährig bestehenden Erziehungshilfeangeboten war uns wichtig, auch einen niedrigschwelligen und barrierefreien Zugang zum Monikahaus zu ermöglichen. Dazu haben wir im Jahr 2007 unser Familien-Info-Café MoniKaffee eröffnet. In unserem MoniKaffee haben Eltern mit Kindern im Vorschulalter aus dem Stadtteil, unsere Krippeneltern und Eltern aus allen Arbeitsfeldern des Monikahauses die Möglichkeit, sich in einer gemüt- Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen lichen und behaglichen Atmosphäre ungezwungen mit anderen Familien zu treffen. Wichtig ist uns stets, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, in der Menschen sich angenommen, akzeptiert und erwünscht fühlen. Dadurch werden Hemmschwellen und Barrieren abgebaut, da Menschen über einen an ihren Stärken orientierten Zugang eher zu erreichen sind als über eine Problem- oder Defizitorientierung. Bei gemeinsamen Gesprächen, Basteln und Spielen lernen Eltern Gleichgesinnte kennen, knüpfen Kontakte, tauschen Erfahrungen aus, treten aus der Isolation heraus und entwickeln ihre eigenen Netzwerke. Das MoniKaffee ist für Familien eine Info-Plattform, ein Wegweiser durch die Angebotsvielfalt der Stadt Frankfurt. Insbesondere bietet es auch Migranten eine Möglichkeit, sich in den oft undurchschaubaren Strukturen der deutschen Hilfesysteme zurechtzufinden. Die Leiterinnen des MoniKaffees beraten die Besucher bei der Suche nach individuellen Problemlösungen, sind bei Bedarf Vermittler und Begleiter zu weitergehenden passgenauen Hilfen. Integrierte Familienbildung Neben Information und Beratung bieten wir im MoniKaffee integrierte Angebote zur Eltern- und Familienbildung mit Themen rund um Familie, Gesundheit und Erziehung, Kultur und Religion an. Unsere Angebote zur Familienbildung erreichen auch sozial- und bildungsbenachteiligte Familien, die von den herkömmlichen Familienbildungsangeboten bisher nicht erreicht werden, da unsere Kursangebote von einer speziell auf diese Zielgrup- pe abgestimmten Herangehensweise geprägt sind. Der niedrigschwellige Zugang führt im Zusammenhang mit einer Wohlfühlatmosphäre zum Abbau von Hemmschwellen. Ein ressourcenorientierter Ansatz, das Vermeiden von Überforderung und ein intensives Beziehungsangebot ermöglichen den Aufbau von Vertrauen. Kostenfreie Bildungsangebote oder finanzielle Beiträge, die von allen Familien geleistet werden können, senken Barrieren und eröffnen Teilnahmechancen für alle Familien. Die Kinderbetreuung durch Ehrenamtliche oder Honorarkräfte während der Bildungsangebote ermöglicht und erleichtert die Teilnahme. Interkulturelle Arbeit Unsere Familienbildungsangebote sind deshalb vor allem für diejenigen Frauen/Familien mit Migrationshintergrund interessant, denen diese Form der Unterstützung bisher nicht vertraut war. Gerne nutzen sie die Begegnungsmöglichkeiten mit Frauen aller Kulturen und insbesondere unsere zahlreichen Möglichkeiten Deutsch zu lernen und zu üben. Unsere Deutschkurse sind alltagsorientiert angelegt und ermöglichen den Frauen, anhand lebenspraktischer Themen die deutsche Kultur kennen zu lernen, sich leichter in der deutschen Gesellschaft zurecht zu finden und den Familienalltag besser zu bewältigen. Das MoniKaffee ist so ein ungezwungener interkultureller Treffpunkt und führt unterschiedliche Familien über den gemeinsamen Interessensschwerpunkt, ihren Kindern möglichst gute Entwicklungschancen zu eröffnen, zusammen. Der Anteil an Familien mit Migrationshintergrund in den unterschiedlichen 101 102 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Arbeitsfeldern des Monikahauses lag 2010 mit Ausnahme der Krippe (36%) und Schule (50%) zwischen 60 (Heimund Tagesgruppen) und 80% (z. B. STEEP™). Rund 25% unserer MitarbeiterInnen verfügen auch über einen Migrationshintergrund und wir haben uns 2010 gezielt in einer Inhouse-Fortbildung mit dem Thema „Interkulturelle Kompetenz“ auseinander gesetzt. Frühzeitiger, präventiver und aufsuchender Zugang zu Familien Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung aus dem Bereich Erziehungshilfe ist uns wichtig, möglichst frühzeitig einen präventiven Zugang zu besonders belasteten Familien zu finden. Deshalb haben wir neben dem MoniKaffee seit 2007 eine breite Palette an Frühen Hilfen entwickelt, z. B. unser Projekt „Guter Start ins Leben“ (GSL), das Frühpräventionsprogramm STEEP™ oder die Entwicklungspsychologische Frühberatung. Im Rahmen des Modellprojekts GSL hat die wissenschaftliche Begleitforschung gezeigt, dass wir mit diesen Angeboten psychosozial belastete Familien erreichen. Die Vielfalt differenzierter Beratungsformen von (krisenorientierter) Kurzberatung über unterschiedliche Gruppenangebote bis hin zu langfristiger, auch aufsuchender Elternbegleitung durch ein interdisziplinäres Team aus Sozialarbeit, Therapie und Gesundheitswesen, entspricht dem tatsächlichen Unterstützungsbedarf in den Familien. Der frühzeitige Beginn, möglichst noch während der Schwangerschaft, nutzt die Motivation der Eltern, Beratungs- und Unterstützungsangebote anzunehmen, die in der Phase nach der Geburt des ersten Kindes besonders hoch ist. Unsere Schwangerenberatungsstelle hat sich hier als ein wichtiger Zugangsweg und eine Brücke zu den Frühen Hilfen erwiesen. Individuelle, zielgruppenspezifische und passgenaue Hilfen Das Kinder- und Familienzentrum Monikahaus ermöglicht mit seinem breiten Hilfespektrum unter einem Dach, individuelle, den Bedarfen der Familie entsprechende, passgenaue und flexible Hilfen anzubieten. Wichtig sind neben der breiten Palette an Angeboten die Kontinuität in der Betreuung und vor allem die interne vernetzte Begleitung der Übergänge zwischen den Hilfen. Die MitarbeiterInnen des Monikahauses nehmen die Familien bei Bedarf „an die Hand“ und begleiten die individuellen Schritte. Viele Familien werden von einem Hilfenetz getragen, indem sie mehrere Angebote des Monikahauses nutzen, etwa unser Familien-Info-Café MoniKaffee besuchen, an den Familienbildungsangeboten teilnehmen und ihr Kind in unserer Kinderkrippe betreuen lassen. Breites Spektrum an Erziehungshilfen Eine Besonderheit des Familienzentrums Monikahaus ist, dass wir unter einem Dach neben den familienunterstützenden auch familienergänzende oder ersetzende Erziehungshilfeangebote vorhalten, wie das heilpädagogische Kinder- und Jugendheim mit stationären und teilstationären Gruppen, die Förderschule für Erziehungshilfe oder die ambulanten Familienhilfen. Diese Mischung bedeutet eine spezifische Herausforderung, liegt uns Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen aber auch besonders am Herzen. Die Integration gerade von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien, die häufig vielfältige, leidvolle Ausgrenzungserfahrungen erleben mussten, ist eine Herausforderung für unsere Gesellschaft, der vor dem Hintergrund einer alternden, kinderarmen Gesellschaft immer deutlicher werden sollte, wie wertvoll jedes einzelne Kind für unsere Zukunft ist. Das Monikahaus bietet deshalb gerade auch Familien in besonders belasteten Lebenssituationen ein hochspezialisiertes fachliches Angebot, um sie zu unterstützen und die Entwicklung und Integration ihrer Kinder und Jugendlichen zu fördern. Das breite Netz an Unterstützungsangeboten im Familienzentrum erzeugt vielfältige Synergieeffekte. Das Monikahaus ist so zu einer wichtigen Begegnungsstätte im Stadtteil geworden, ein Ort für Menschen jeden Alters, aller Schichten und Kulturen, der die soziale Integration fördert und den Abbau von Vorurteilen unterstützt. Ein besonders schönes Beispiel ist z. B. neben unserem bunt gemischten Sommerfest die tägliche Begegnung der Kinder und Jugendlichen aus den Heim- und Tagesgruppen mit unseren Krippenkindern auf dem Spielgelände. Hier entdeckt so mancher „coole“ Große seinen weichen Kern und tröstet ganz liebevoll einen “Knirps“, der sich weh getan hat. Ehrenamtliches Engagement 65 ehrenamtliche MitarbeiterInnen be reichern das Angebot der 93 hauptamtlichen Mitarbeiter des Monikahauses. Sie werden für ihre Tätigkeit geschult und durch die hauptamtlichen Fachkräfte unterstützt. Daneben bietet der SkF seinen Ehrenamtlichen jährlich ein Fortbildungsprogramm an, das auch für andere Interessierte geöffnet ist. Gute Rahmenbedingungen, wie Versicherungsschutz, Erstattung von Sachkosten sowie eine Kultur der Wertschätzung kennzeichnen unseren Umgang mit den freiwillig Engagierten. Ehrenamtliche sind z. B. als Unterstützung im Familien-Info-Café MoniKaffee, als Ansprechpartner für Gäste oder als Anbieter von Kursen tätig. Sie ermöglichen die Kinderbetreuung während der Familienbildungsangebote oder bei den STEEP™Gruppentreffen. Sie unterstützen das Notruftelefon der Aktion Moses und die Mitarbeiterinnen der Krippe, sind als Vorlesepaten sehr beliebt oder als Patengroßeltern heiß begehrt. IV. Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit die interne Vernetzung in einem Familienzentrum gelingen kann? Interne Vernetzung und Kooperation entsteht nicht von alleine, sondern braucht zum Gelingen förderliche Rahmenbedingungen. Auch wenn die Überwindung von Fachfeldgrenzen unter dem Dach eines gemeinsamen Trägers einfacher ist, so bedeutet die Entwicklung eines übergreifenden, die gängige Versäulung in der Kinder- und Jugendhilfe überwindenden Arbeitens in einem Familienzentrum dennoch einen stetigen Auseinandersetzungsprozess. Die Definition des eigenen Standortes in den einzelnen Arbeitsfeldern, die Klärung von Schnittstellen und die Aufarbeitung von Konkurrenzen ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein gutes Gelingen von Vernetzungsprozessen. Auch die 103 104 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen entstehende Binnendynamik, wenn neue Angebote zu den „alteingesessenen“ hinzukommen, muss im Blick behalten werden. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine gute Kooperation ist eine gemeinsame fachliche und ethische Grundhaltung, ein gemeinsames sinnstiftendes Leitbild, gemeinsame Ziele und ein verbindliches pädagogisches Grundkonzept. Eine Kooperation auf Augenhöhe in einem multiprofessionellen Team und das Gefühl einer win-win-Situation für alle Mitarbeiter erhöhen die Motiva tion. Im Monikahaus ist die Ausrichtung an einem psychoanalytisch systemischen Konzept, die wertschätzende und akzeptierende Grundhaltung im Sinne christlicher Nächstenliebe den Nutzern gegenüber, sowie die Haltung, Eltern als Erziehungspartner zu verstehen und nicht als Objekt von Belehrung, Grundlage für unser fachliches Handeln. Der SkF e.V. Frankfurt arbeitet zudem seit 2000 auf der Grundlage des Qualitätsentwicklungskonzepts EFQM. Die stetige Weiterentwicklung der Qualität unserer Arbeit ist eine Maxime unseres Handelns, verbindliche Kernprozesse und Qualitätsleitlinien sind gemeinsam in Qualitätszirkeln erarbeitet worden und in unserem Qualitätshandbuch verbindlich festgeschrieben.Im Rahmen unseres Qualitätsmanagements evaluieren wir unsere Arbeit oder nutzen, wenn möglich, externe wissenschaftliche Begleitforschung. Den Bereichsleitungen in unserem Familienzentrum kommt eine besondere Aufgabe zu: Sie müssen die sinnstif- tende Idee am Leben erhalten, beständiger Motor sein, mögliche Synergien in den Blick nehmen und kreativ entfalten. In der Personalführung und -entwicklung gilt es daran zu arbeiten, dass alle Mitarbeiter die Vorteile des vernetzten, multiprofessionellen Arbeitens für sich entdecken. Über eine fachbereichsübergreifende Besprechungsstruktur, die an den Grundideen des Familienzentrums ausgerichtet ist, reflektieren wir die Arbeit in unserem Familienzentrum selbstkritisch und entwickeln sie weiter, greifen etwaige Konkurrenzsituationen auf und klären sie. Gute Erfahrungen haben wir mit Fachfeld übergreifenden, gemeinsamen Inhouse-Fortbildungen gemacht, z. B. zu den Themen Bindungstheorie und Entwicklungspsychologie, interkulturelle Kompetenz oder Weiterentwicklung der Kooperation in einem Kinder- und Familienzentrum. Unsere hausinterne Mitarbeiterzeitung gibt allen Bereichen die Möglichkeit, ihre Arbeit darzustellen und die KollegInnen über Weiterentwicklungen zu informieren. Viele gemeinsame Feste, die in bereichsübergreifenden Arbeitsgruppen vorbereitet werden, gehören zur Kultur unseres Familienzentrums. Dies trägt zum besseren Kennenlernen und zur Identifikation bei. V. Worin liegt der Nutzen eines Familienzentrums? Ein Familienzentrum ist nicht nur ein innovatives Zukunftsmodell, das sich den heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen stellt. Durch das „Unter einem Dach-Modell“ entstehen Synergieeffekte, die sich auf vielen Ebenen positiv auswirken. Die Ver- Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen netzung aller Fachbereiche bedeutet, dass Ressourcen effektiv zum Einsatz kommen, alle einem gemeinsamen Grundsatzziel verpflichtet sind, sich gegenseitig unterstützen und die sich ergebenden Synergieeffekte nutzen können. Alle Teilbereiche können z. B. die im Haus vorhandenen Verwaltungs- und Organisationsstrukturen nutzen, Räume und Freiflächen innerhalb der Liegenschaften bestmöglich belegen, Arbeitsmittel und Materialien optimal einsetzen. Damit lassen sich Arbeitszeit und Kosten einsparen. Viele unterschiedliche Qualifikationen und Professionen erweitern nicht nur das fachliche Spektrum: Die einzelnen Mitarbeiter profitieren von den fachlichen Kompetenzen anderer Berufsgruppen und von der Zusammenarbeit in bereichsübergreifenden Teams. So kann ein umfassendes, individuelles und passgenaues Hilfenetz für den eigenen Klienten geflochten werden. Nicht zuletzt bietet das Monikahaus aufgrund seiner vielfältigen Arbeitsfelder in der sozialen Arbeit für die Mitarbeiter die Chance, ihre berufsspezifischen Qualifikationen entweder gezielt einzusetzen oder sich persönlich und beruflich durch die Möglichkeit des hausinternen Wechsels innerhalb der verschiedenen Fachbereiche weiterzuentwickeln. Die Nutzer finden unter dem Dach des Monikahauses Ansprechpartner, die über familienunterstützende Angebote in Frankfurt informieren oder bei Bedarf weitergehende Hilfen passgenau vermitteln. Langsam und kontinuierlich aufgebaute Beziehungen und das einmal aufgebaute Vertrauen ermuti- gen die Familien, sich wenn nötig auf weitere Hilfen einzulassen. So können die Übergänge von einer Hilfe zur anderen „fließend“ gestaltet werden, ohne dass Familien „verloren“ gehen. Besonders in Krisensituationen wird es dadurch für sie leichter, auf die ihnen bekannte Einrichtung zurück zu greifen. Zudem stellen die kurzen Wege eine enorme Zeitersparnis dar, was wiederum den Kinder in den Familien zu Gute kommt. Die Offenheit, Flexibilität und Kommunikationskultur im Familienzentrum unterstützen die Öffnung in den Stadtteil. Dadurch erreichen wir auch Familien, die nicht zu den angemeldeten Klienten des Familienzentrums gehören. Insbesondere die Mund-zuMund-Propaganda hat sich als ein wichtiger Informations- und Zugangsweg erwiesen. Das Monikahaus hat eine gute Verkehrsanbindung und ist im Sozialraum bekannt und etabliert. Durch sein positives Image werden umfassende Hilfsangebote, die den Bedürfnissen der Familien entsprechen, gerne angenommen. Das breitgefächerte Hilfenetz ermöglicht, durch die ineinander greifenden Angebote, begleitete Übergänge von einer Hilfe zur anderen nach unserem Motto „Schritt für Schritt – Hand in Hand”. Die Fachkräfte kennen sich untereinander, tauschen sich fachlich aus oder vermitteln im Bedarfsfall an andere Institutionen. Somit geht niemand in dem engmaschigen Hilfenetz verloren. VI. Ausblick Der SkF Frankfurt wird auch in Zukunft Problemlagen von Menschen in dieser 105 106 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Fallbeispiel Schwangerschaftsberatung Entwicklungspsychologische Frühberatung Geburtsvorbereitung MoniKaffee Familienbildung Deutschkurs Treffpunkt Hebammenangebote KiFaZ Knirps & Co. Stadt aufspüren und seinen Möglichkeiten entsprechend darauf reagieren, d.h. seinem Familienzentrum dem Bedarf entsprechend noch Bausteine hinzuzufügen, die Familien heute benötigen, um ihren Alltag in einer sich immer schneller entwickelnden und immer weniger Halt und Orientierung bietenden Informationsgesellschaft zu bewältigen. Die nun über 110-jährige Geschichte unseres Vereins hat gezeigt, dass soziale Arbeit vielfältigen Wandlungen unterworfen ist. Darüber hinaus gibt es aber Werte und Handlungsmotive für unsere Arbeit, die heute noch genauso aktuell sind wie zu Zeiten der Vereinsgründung im Jahre 1901 und die auch in Zukunft unser Wirken bestimmen sollen. Die Fassade des geplanten Neubaus in der Kriegkstraße Quelle: Architekturbüro Katharina Wallenborn Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Charakteristisch für unsere Arbeit ist die Offenheit für hilfesuchende Menschen, das Sich-Berühren-Lassen von ihren Wünschen, Sorgen und Unsicherheiten. Es handelt sich um eine lebendige Arbeit an und mit Beziehungen, in der der professionelle Helfer sich einlassen und mitfühlen muss, um seine Klienten zu verstehen. Andererseits muss er sich aber auch zurücknehmen können, distanzieren, diagnostizieren, verstehen und reflektieren, um einen für den und mit dem jeweiligen Hilfesuchenden angemessenen Problemlösungsweg einschlagen zu können. Hierzu bedarf es Menschen, die diese Fähigkeiten in ihrer Persönlichkeit vereinen und darin auch selbst unterstützt werden. Denn nur so kann die „Hilfe von Mensch zu Mensch“ auch in Zukunft gelingen. Im Sommer 2011 war Baubeginn für eine neue Kindertageseinrichtung für Kinder im Alter von 0–6 Jahren. In diesem Neubau auf dem Gelände des Monikahauses werden neben der Kinderbetreuung unsere weiteren Fami lien unterstützenden Leistungen, wie Das bunte Treiben an der Mühle die Schwangerenberatung, die Familienbildung und unsere Frühen Hilfen unter einem Dach untergebracht sein. Durch diese räumliche Nähe können sich die vorher beschriebenen Vorteile und Synergieeffekte sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Nutzer unserer Angebote noch besser entfalten. Margit Grohmann, Geschäftsführerin SkF Fulda Großes Familienfest des SkF Rund 3.000 Besucher aus der ganzen Region Fulda kamen zum großen Familienfest des SkF nach Hainzell, einem idyllisch gelegenen Dorf im Vogelsberg, um dort den letzten Tag der hessischen Sommerferien gemeinsam zu verbringen. Kleine und große Gäste trafen sich zu allerlei Kurzweil: Musizieren, werkeln, Armbrustschießen, Stockbrot backen oder einfach nur mit Freunden ge- 107 108 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen mütlich im Sonnenschein sitzen, dabei gepflegte Speisen und Getränke verzehren und plaudern. Das Vergnügen der Gäste diente dabei einem guten Zweck: Der Erlös des Festes in Höhe von 2.800 Euro wird den beiden Kinderprojekten des SkF Fulda – Rosen(B)rot und Mogli – zu Gute kommen. Im Projekt Rosen(B) rot werden nachmittags Grundschulkinder außerhalb ihrer Familien betreut, während sich bei Mogli ehrenamtliche SkF Patinnen und Paten um jeweils ein Kind in besonderer Weise kümmern. Rund um das Bürgerhaus und eine historische Mühle waren viele Stände aufgebaut worden. Bäcker und Metzger der Region waren mit ihren nahrhaften Angeboten vertreten und haben mit einer Spende aus ihrem Erlös die SkF-Projekte ebenfalls unterstützen. Viele Gruppen und Vereine waren ehrenamtlich beteiligt, um die Gäste zu unterhalten. Zahlreiche freiwillige Helfer hatten den ganzen Tag lang alle Hände voll zu tun mit der Bewirtung der Besucher. Puppentheater, Ponyreiten, Planwagenfahren, Mirabellenkerne-Weitspucken, ein Bienenvolk beobachten, sich von einem Portraitmaler zeichnen lassen, eine historische Feuerspritze (aus dem Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda) bedienen, im „Menschenkicker“ gegen andere kleine Fußballer antreten: Die Angebote beim Familientag waren bunt und vielfältig. Der Familientag hatte mit einem musikalisch schwungvoll umrahmten Gottesdienst begonnen, den Prof. Christoph G. Müller, der Geist- liche Beirat des SkF Fulda, mit den Gläubigen feierte. Karin Schambony, Vorstand SkF Gießen SkF Gießen baut neues Sprachheilzentrum und Agnes-Neuhaus-Schule Ein halbes Jahr nach dem „ersten Spatenstich“ konnte der SkF Gießen im August den Abschluss des Rohbaus feiern. In den beiden dreigeschossigen Neubauten mit einer Grundfläche von 800 Quadratmetern und insgesamt 4.800 Quadratmetern Nutzfläche am Stadtrand von Gießen werden im Sommer 2012 das Sprachheilzentrum und die Agnes-Neuhaus-Schule für Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen einziehen. „Zuerst war da die Notwendigkeit, dann war da der Wunsch, dann kam die Planung und jetzt die Realisierung“, erklärte die Vorsitzende des SkF Gießen, Maria Graubert-Bellinger, beim Richtfest. Die mit sieben Millionen Euro veranschlagten Neubauten seien notwendig geworden, weil der Platz in den bisher genutzten Räumen am Wartweg nicht mehr ausreiche und die Brandschutzauflagen nicht mehr erfüllt würden. Daher wurde 2005 die Entscheidung gefällt, ein neues Gebäude zu errichten. 2007 wurde das knapp 6.000 Quadratmeter große an der AdolphKolping-Straße von der Stadt ge- Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Richtfest kauft und 2010 waren die Planungen und das Finanzierungskonzept abgeschlossen. Für den Sommer 2012 ist der Einzug in die neuen Räumlichkeiten geplant. Die Gebäude am Wartweg sollen dann umgestaltet und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Yvonne Fritz, Geschäftsleitung SkF Gießen Benefizkonzert In St. Thomas Morus fand im September 2011 ein Benefizkonzert zugunsten der Neubauten des Sprachheilzentrums und der Agnes-Neuhaus-Schule des SkF statt. LaCappella und LaCappella Junior, Mädchenensembles aus Friedrichsdorf-Burgholzhausen unter der Leitung von Veronika Bauer präsentieren eine farbenfrohe Exkursion in die deutsche und skandinavische Vokalmusik der letzten 900 Jahre. A-cappella-Musik auf hohem Niveau und in jungen Jahren ist das Ziel dieser beiden Ensembles, die be- Die Vorsitzende Maria Graubert-Bellinger und Architekt Uwe Hoegen (r. „Baufrösche“) hielten die Ansprachen beim Richtfest. reits Preisträger diverser Wettbewerbe sind, zuletzt im Internationalen Harmonie-Wettbewerb 2011 in Lindenholzhausen. Für LaCappella und den SkF war es eine besondere Freude für dieses Chorkonzert den Oberstufenchor der Liebigschule, Gymnasium mit Schwerpunkt Musik, gewinnen zu können. Der Liebigchor unter der Leitung von Peter Schmitt, ebenfalls ausgezeichnet durch Preise bei Wettbewerben, bereichert immer wieder das kulturelle Leben der Stadt Gießen. Neben beeindruckenden Schulkonzerten, gab es Anfang des Jahres ein Konzert für eine größere Öffentlichkeit im Stadttheater Gießen gemeinsam mit dem Orchester der Liebigschule. Somit war die Verbindung dieser drei Chöre eine wunderbares Miteinander: Zwei Mädchenensembles und ein großer Schulchor traten gemeinsam mit einem anspruchsvollem Programm in einem Benefizkonzert in St. Thomas Morus auf. Die Idee zu dem Benefizkonzert mit LaCappella hatte Frau Schellhas, Mutter eines ehemaligen Schülers 109 110 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen der Agnes-Neuhaus-Schule und des Sprachheilzentrums. Sie ist immer noch im Förderverein aktiv und wollte mit diesem Konzert das Konzept und die Ausstattung des Sprachheilzentrums und die Agnes-Neuhaus-Schule, in Trägerschaft des SkF, unterstützen. Die Vorbereitungen für dieses Ereignis wurden vom Wirtschaftsbeirat, dem Vorstand, den Ehemänner, den SkF Mitgliedern aus St. Thomas Morus und natürlich auch von einigen hauptamtlichen MitarbeiterInnen getragen. Petra Tatsch, Vorstand Jugendhilfe Am Rohns, Göttingen Spielfilmprojekt „Das Duell“ Die Lerngruppe 5 der Schule Am Rohns beteiligte sich an einem Projekt zur Gewaltprävention auf dem Hintergrund der immer wiederkehrenden Konflikte unter den Schülerinnen und Schülern. Das Projekt wurde unter der Leitung der Schulleiterin, Frau Habig, und des Schulsozialpädagogen, Herrn Birkefeld, durchgeführt. Sie arbeiteten gemeinsam mit der Lerngruppe, die sich aus zwei Mädchen und vier Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren zusammensetzt, an drei Tagen in der Woche. Das Ziel bestand darin, die Stärkung der Klassengemeinschaft, die Verbesserung des Sozialverhaltens sowie die Förderung der Eigenverantwortung für jeden Einzelnen zu verfolgen bzw. umzusetzen. Hierzu war es für die Schülerinnen und Schüler wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen, d. h. zuerst mussten selbst erlebte Erfahrungen mit Gewalt niedergeschrieben werden. Anschließend wurde gemeinsam diskutiert, um eine fiktive Geschichte, die sich aus den einzelnen wahren Begebenheiten zusammensetzt, zu erarbeiten. Bereits bei der Rollenverteilung war zu beobachten, wie die Begeisterung der Schüler an dem Vorhaben stieg. An dem Schreiben des Drehbuches und der Erstellung des Drehplanes ließen sie sich gern von Frau Habig und Herrn Birkefeld beraten. Zur Auflockerung des Filmes fanden die Aufnahmen an unterschiedlichen Drehorten statt. Natürlich gab es auch einige verpatzte Szenen, die fielen in die Zuständigkeit des Projektleiters, der den Film schnitt. Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Nach Fertigstellung der Dreharbeiten ergab eine gemeinsame Reflexion, dass die gemeinschaftliche Zusammenarbeit zu diesem Film ein besonderes Highlight im Schulalltag hervorrief. Die Premiere des Films fand am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien in einem kleinen Kino in Göttingen statt. Es nahmen alle Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und die pädagogischen Fachkräfte teil, anschließend endete die Vorstellung mit einer kleinen Premierenfeier. Der Film wurde von Herrn Birkefeld bei mehreren Wettbewerben eingereicht. Die Resonanz war überwältigend: 1. Preis beim Wettbewerb der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Niedersachsen und Bremen in der Kategorie „Kreativ“, überreicht in Hannover, 1.000 Euro und eine Filmkamera im Wert von 3.500 Euro. 2. Preis bei der Göttinger Filmklappe in der Sparte „Förderschule“, Kinogutschein inklusive Cola und Popcorn für die Schauspieler. 5. Preis vom Bündnis für Kinder – Gegen Gewalt, München, 2.500 Euro. Die Lerngruppe unternahm vom Preisgeld für 500 Euro eine Klassenfahrt zum Hofgut Stammen, an der die Schüler mit Kanu fahren, Mountainbike fahren, Bogenschießen und Stockbrot backen gern teilnahmen. Inzwischen wurde eine Filmkamera gekauft und der zweite Film wird gedreht. Regine Schünemann, Einrichtungsleitung SkF Gütersloh Stabwechsel beim SkF Zum letzten Mal nach 27 Jahren als Vorstandsvorsitzende begrüßte Margarete Potthoff die Mitglieder und Mitarbeiterinnen des SkF zur jährlichen Mitgliederversammlung in den Räumen der Geschäftsstelle im Franziskus-Haus. Unter ihnen war auch der Geistliche Beirat des Vereins, Pfarrer Elmar Quante, sowie zahlreiche neue Gesichter, die erfreulicherweise im vergangenen Jahr als Mitglieder gewonnen werden konnten. Neben der langjährigen Vorsitzenden Margarete Potthoff scheiden mit Sylvia Hild und Elisabeth Otten zwei weitere 111 112 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Der neue Vorstand des SkF Gütersloh. v. l. Jutta Schmitz-Bücker, Dr. Ursula Pantenburg, Vorsitzende, Birgit Poggenpohl, im Hintergrund: Pfarrer Elmar Quante, Geistlicher Beirat Vorstandsmitglieder aus, so dass die Wahl eines neuen Vorstandes im Mittelpunkt der Versammlung stand. Die Geschäftsführerin des SkF, Astrid Hölscher, sprach von einem ‚Glücksfall’, dass drei engagierte Bewerberinnen bereit stünden zu kandidieren, was absolut nicht selbstverständlich sei. Alle drei Kandidatinnen, Dr. Ursula Pantenburg, Jutta Schmitz-Bücker und Birgit Poggenpohl haben bereits Erfahrungen mit der ehrenamtlich wahrgenommenen Vorstandsarbeit beim SkF gesammelt und sich auf diese Aufgabe durch eine umfassende Weiterbildung vorbereitet. Sie wurden einstimmig von der Versammlung gewählt. Als neue Vorsitzende bedankte sich Ursula Pantenburg für das Vertrauen, dass aus dem Wahlergebnis spricht, dankte auch nochmals dem ausgeschiedenen Vorstand für seinen lang- jährigen Einsatz und versprach, dass man sich bemühen werde, in die „großen Schuhe“ hineinzuwachsen, die von ihren Vorgängerinnen zurück gelassen worden sind. Als inhaltliche Schwerpunkte für das kommende Jahr nannte der neue Vorstand die Konsolidierung und den Ausbau der Allgemeinen Sozialberatung, die 2009 eingerichtet worden ist, die Mitgliederwerbung und eine gute Vernetzung mit den Gremien des SkF auf Diözesanebene und Bundesebene.Auch die große Politik im fernen Berlin fand Erwähnung bei dieser Sitzung. Die teilweise Freigabe der Präimplantationsdiagnostik (PID) werde, so die ausscheidende Vorsitzende, die Dienste des SkF vor neue Herausforderungen in der Beratungstätigkeit stellen. Astrid Hölscher, Geschäftsführung/Betreuungsverein Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen SkF Gütersloh SkF Hamburg-Altona Abschied der Vorstandsmitglieder 25 Jahre Soziale Beratungsstelle HamburgMitte – 25 Jahre Wohnungslosenhilfe „Möge unsere Arbeit noch lange Früchte tragen“ haben sich wohl die ehemaligen Vorstandsmitglieder des SkF Gütersloh gedacht und als Abschiedsgeschenk und zur Erinnerung an ihre langjährige Tätigkeit einen Apfelbaum im Garten des FranziskusHauses, in der die Geschäftsstelle untergebracht ist, gepflanzt. Sylvia Hild, Elisabeth Otten und Margarete Potthoff, hoffen, dass schon bald zum Beispiel die Kinder aus den Eltern-Kind-Gruppen die ersten Äpfel pflücken können. Die neue Vorsitzende Dr. Ursula Pantenburg bedankte sich im Namen von Vorstand und M itarbeiterinnen für dieses ganz besondere und symbolträchtige Geschenk. Astrid Hölscher, Geschäftsführung/ Betreuungsverein v. l. Margarete Potthoff, Elisabeth Otten und Sylvia Hild Seit dem 1. Juni 1986 betreibt der SkF Hamburg-Altona in Kooperation mit der Herz As gGmbH die Soziale Beratungsstelle Hamburg-Mitte. Die Beratungsstelle liegt im Herzen von Hamburg und ist vom Hauptbahnhof fußläufig in drei Minuten erreichbar. Der Bezirk Hamburg-Mitte entspricht mit seiner Einwohnerzahl einer Stadt wie Karlsruhe und wird dominiert von mehreren Armutsquartieren. Das Angebot richtet sich an Menschen, die obdach- oder wohnungslos sind, oder denen der Verlust der Wohnung droht. Die Arbeit der Beratungsstelle gliedert sich in 3 Bereiche: offene Sprechstunde persönliche Hilfe und Unterstützung gemäß § 67 ff SGB XII Straßensozialarbeit Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten, unterstützen oder vermitteln bei Problemen der vorübergehenden Unterkunft, der Wohnungssuche und des Wohnungserhalts, bei finanzieller Absicherung, Arbeitssuche, gesundheitlichen Einschränkungen, Beschaffung notwendiger Papiere und dem Aufbau sozialer Kontakte. Durch fachbereichsübergreifende Vernetzung und Zusammenarbeit wird Lobbyarbeit geleistet und den Ratsuchenden die Wege geebnet. 113 114 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen In den letzten 25 Jahren wurden rund 18.000 Kurzberatungen durchgeführt und 1.061 Wohnungen konnten vermittelt werden. Außerdem konnte ca. 5.000 Menschen eine längerfristige, durchaus auch mehrjährige, Unterstützung angeboten werden. Dies alles war Anlass, das 25-jährige Jubiläum der Beratungsstelle am 7. Juni 2011 gebührend zu feiern. Der Weihbischof und Bischofsvikar des Erzbistums Hamburg, Dr. Hans-Jochen Jaschke, und der Senator für Arbeit, Soziales, Familie und Integration in Hamburg, Detlef Scheele, gratulierten mit einem Grußwort den Trägern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Weihbischof Dr. Jaschke legte den Schwerpunkt auf die Armut in Hamburg: „In unserer reichen, schönen Stadt dürfen Menschen, die strau- Senator Scheele hob die Leistungen der Träger und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle hervor: „Die Bereitschaft der Sozialen Beratungsstelle, neue Konzepte und Strukturen mit zu gestalten, eng vernetzt mit anderen zusammenzuarbeiten und den Ratsuchenden die Hilfen zu vermitteln oder selbst zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen, macht die besondere Qualität der langjährigen Arbeit aus. Dadurch überzeugen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch immer wieder Menschen, die sonst keine Hilfe mehr annehmen wollen. Der Fachbereichsleiter für Migration und Existenzsicherung des Diakonischen Werkes, Dr. Dirk Hauer, gab ein Impulsreferat zum Thema „Subsidiarität“, in Hamburg eine aktuelle Diskussion. Zitat: „Das soziale Netz Grußwort Weihbischof Dr. Jaschke Die Vorstandsdamen Andrea Kürner und Elisabeth Schriefer mit Kooperationspartner Ulrich Hermannes, Geschäftsführer der Herz AS gGmbH cheln, Hilfe erwarten. Sie brauchen ein Netz der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“. An die Träger der Beratungsstelle gewandt: „Sie helfen, dass Menschen ihre Würde nicht verlieren und ihre Würde wieder selbst wahrnehmen können. So tragen Sie dazu bei, dass unsere Stadt eine lebenswerte Stadt bleibt“. in Deutschland braucht autonome freigemeinnützige Träger, die ökonomisch überleben können. Sie werden gebraucht, weil der Markt nicht soziale Sicherungsgarantien für alle produzieren kann. Sie werden gebraucht, weil sie in vielen Fällen bessere soziale Dienstleistungen produzieren, als es staatliche Einrichtungen könnten. Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Und sie werden gebraucht, weil immer mehr Menschen sich und ihre Anliegen nicht selbst artikulieren können – Eigenverantwortung hin oder her. Und weil gemeinwohlorientierte Träger auch und gerade in ihrer Eigenständigkeit und Eigensinnigkeit gebraucht werden, müssen sie strukturell auf sichere ökonomische Füße gestellt werden – eine Aufgabe, für die der Staat Sorge zu tragen hat. In der Tat sind das Trägerinteressen, aber es sind auch die Interessen des Sozialstaates. 150 Gäste nahmen das Jubiläum zum Anlass des gegenseitigen Austausches, angeregten Gesprächen und fröhlichem Beisammensein. Es war ein „rauschendes“ Fest. Elisabeth Schriefer, Vorstand Die Verleihung wurde vorgenommen von Monika Walter, Mitglied des SkF Bundesvorstandes. In ihrer Laudatio würdigte Frau Walter das über die Kreisgrenzen Herfords hinausgehende vereinspolitische Engagement von Frau Mausolf. „Ihre 16jährige Vorstandserfahrung haben Sie Gewinn bringend auf Tagungen und Sitzungen sowohl auf der Diözesan- als auch auf der Bundesebene eingebracht“. Ebenso herzlich gratulierte die Diözesanvorsitzende des SkF im Erzbistum Paderborn Cecillia Kaufmann und überreichte ein persönliches Geschenk. Im Namen der zahlreichen ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitenden hob der Geschäftsführer Stefan Heckers das Einfühlungsvermögen, den umfangreichen Blick für Zahlen, Daten und Fakten und das Einstehen für christliche Werte von Marie-Theres Mausolf hervor. SkF Herford Marie-Theres Mausolf mit dem SkF Kristall ausgezeichnet Mit einer einstimmenden Meditation durch den neuen Herforder Pastoralverbundsleiter Pfarrer Gerald Haringhaus wurde die Jahreshauptversammlung des SkF Herford eröffnet. In einem feierlichen Rahmen wurde die langjährige Vorsitzende Marie-Theres Mausolf für ihr ehrenamtliches Engagement mit einer besonderen Auszeichnung, dem SkF Kristall geehrt. Der durchsichtige Kristall steht für Klarheit, Kraft und Stärke und trägt die Aufschrift „Da sein – Leben helfen“. v. l. Monika Walter, Marie-Theres Mausolf, Cäcilia Kaufmann Bei der vorausgegangenen Vorstandwahl trat Frau Mausolf aus krankheitsbedingten Gründen nicht mehr als Kandidatin für den vertretungsberechtigten Vorstand an. Dem neuen Vorstand gehören nunmehr Frau Theresia Hallau, Christina Böckemeier, Walburga Densborn, Vorsitzende, und Stefan 115 116 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen Heckers, Geschäftsführer, an. Frau Mausolf ist als beratendes Mitglied des Vorstandes auch zukünftig für die Finanzen mit verantwortlich. Die Mitgliederversammlung bedankte sich bei den ausscheidenden Vorstandsdamen Agnita Burdich, Hildegard Rösel und Dr. Christiane Richter mit Urkunden, Blumenpräsenten und lang anhaltendem Applaus für die geleistete Arbeit in den vergangenen zwölf Jahren. Ebenso bedankte sich die Mitgliederversammlung für die gelungene Präsentation der zahlreichen Beratungsangebote durch die hauptamtlich Mitarbeitenden. Im Jahr 2010 wurde insgesamt ca. 1.600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Rahmen der Trennungs- und Scheidungsberatung, der Sozialberatung für Schuldnerinnen und Schuldner/Verbraucherinsolvenzberatung, der rechtlichen Betreuung für Erwachsene, den Vormundschaften und Pflegschaften für Minderjährige, der Bereitschaftspflege, der Arbeit mit Alleinerziehenden, der Wohnungslosennotfallhilfe für junge Erwachsene und der allgemeinen Sozialberatung begleitet, unterstützt und gefördert. Nach der Verlesung des positiven Geschäfts- und Kassenberichtes sowie des Prüfungstestates beantragte die stellvertretende Geschäftsführerin Heike Wiechers die Entlastung des Vorstandes, die einstimmig erteilt wurde. Stefan Heckers, Geschäftsführer SkF Karlsruhe Familienbildungsfreizeit in der Jugendherberge Forbach In der Sozialpädagogischen Familienhilfe des SkF Karlsruhe sind ca. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, die ca. 80 Familien längerfristig intensiv betreuen. Schon seit längerem bestand bei uns die Idee gemeinsam mit einigen interessierten Familien eine Familien-Freizeit über ein Wochenende durchzuführen. Die Umsetzung scheiterte zunächst an den nicht vorhandenen benötigten finanziellen Mitteln. Stehend v. l. Chistina Böckemeier, Stefan Heckers, Theresia Hallau, sitzend Marie-Theres Mausolf, Walburga Densborn Mit dem Familienbildungs-Programm STÄRKE, der Landesregierung Baden-Württemberg, welches finanzielle Unterstützung auch für familienbildende Freizeitmaßnahmen bereitstellt, Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen sahen wir endlich die Möglichkeit gekommen, eine Familienfreizeit durchzuführen. Unserem Antrag auf Unterstützung wurde stattgegeben, indem Personalkosten für Arbeitszeit und Unterbringung sowie Materialkosten übernommen wurden. Gleichzeitig hatten wir das Glück durch mehrere großzügige Spenden einiger unserer Ehrenamtlichen und dem SkF nahestehenden Menschen einen Topf zur Verfügung zu haben, um die Unterbringungskosten für die Familien zu bezuschussen. In unserem Familienfreizeitteam verständigten wir uns zunächst über Zielgruppe, Teilnehmerzahl und Ziele für die geplante Familienbildungsfreizeit. Als Zielgruppe definierten wir: besonders belastete Familien, die innerhalb der SPFH von uns betreut werden und aufgrund ihrer finanziellen Situation, ihrer sozialen Fähigkeiten und eventueller psychischer Belastungen zurzeit nicht in der Lage sind ohne Unterstützung an einer Familienbildungsfreizeit teilzunehmen. Als Teilnehmerzahl stellten wir uns sechs bis zehn Familien (ca. 30 Personen) vor, die von vier bis fünf Betreuerinnen begleitet werden sollten. Zunächst einmal wollten wir den Familien eine Ausgleichsmöglichkeit zu ihrem häufig dauerhaft problembelasteten, spannungsgeladenen Alltag schaffen. In einem begleiteten Umfeld sollten sie die Möglichkeit haben miteinander soziales Lernen einzuüben. Dabei wollten wir Familien mit unterschiedlichen Bildungshintergründen ansprechen, die gleichermaßen Unterstützungsbedarf in der Erziehung haben. Mittels Durchführung von verschiedenen Gruppenangeboten und angeleiteten Freizeitaktivitä- ten wollten wir den Teilnehmern ein breites Spektrum von Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Durch Beteiligung an der Programmgestaltung sollten die Familien ihre Selbstwirksamkeit erleben. Im nächsten Schritt kümmerte sich eine Untergruppe um ein angemessenes Quartier für unsere Freizeit, welches nicht zu teuer sein, den Familien jedoch Vollverpflegung und Möglichkeiten des Rückzuges bieten sollte. Wir entschieden uns, die Freizeit in einer landschaftlich schön gelegenen Jugendherberge anzubieten, die uns zusagte jeder Familie ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen und wo wir zusätzlich einen Pavillon als Gruppenraum anmieten konnten. Die Freizeitausschreibung fand großen Anklang, sodass wir relativ schnell 10 angemeldete Familien beisammen hatten. In einem Vortreffen hatten die Familien und wir die Gelegenheit uns gegenseitig kennenzulernen. Alle Familienangehörigen hatten die Möglichkeit ihre Ideen, Wünsche und Anregungen für die Freizeit einzubringen. Eine Mutter stellte sich zur Verfügung Bastel- und Spielangebote mit zu begleiten. Da wir uns im Vorfeld nicht sicher waren, wie unsere Idee der Mitgestaltung durch die Familien aufgenommen werden würde, waren wir sehr erfreut über die rege und kreative Beteiligung der Teilnehmer. Es war eine hohe Motivation aller spürbar an dem Gelingen einer schönen Freizeit mitzuwirken. Nach dem gemeinsamen Treffen ging es dann an die Umsetzung der Vor- 117 118 Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen schläge in einen Ablaufplan für die Freizeit, sowie die Beschaffung der benötigten Materialien. Am Freitag den 15. Juli 2011 war es dann endlich soweit und wir trafen uns am Hauptbahnhof Karlsruhe, um in die Freizeit zu starten. Alle Teilnehmer fuhren mit der S-Bahn nach Forbach, wo ein 45-minütiger recht anstrengender Fußmarsch bis zur Jugendherberge auf sie wartete. Bei gutem Wetter, wunderschöner Natur und Stimmung gelang dies selbst den Kleinsten und so kamen wir gegen 17:00 Uhr an der Jugendherberge an. Das Gepäck wurde von zwei Betreuern mit einem freundlicherweise von unserem St. Antoniusheim zur Verfügung gestellten Kleinbus transportiert. Nachdem wir herzlich von den Herber