- Heftarchiv - Internet World Business

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- Heftarchiv - Internet World Business
€ 5,40 I FR. 7,05
E-COMMERCE I ONLINE-MARKETING I TECHNIK
43205
INTERNET WORLD Business
AUSGABE 23/15 9. NOVEMBER 2015
ALLE 14 TAGE TOPAKTUELL
www.internetworld.de
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Logistik
S. 26
B2B-Online-Shops:
Erfolgskriterien für
den Handel mit Profis
S. 14
Der Stellenmarkt für
Internet-Fachkräfte
S. 39
oder unter internetworld.de/stellenmarkt
Turbulentes Jahrzehnt
Milliarden-Deal
Activision Blizzard kauft King
5,9 Milliarden US-Dollar ist dem amerikanischen Spieleentwickler Activision
Blizzard die kleine Softwareschmiede
King Digital Entertainment wert. Das
Unternehmen mit Sitz in Irland hat
INTERNET WORLD Business wirft einen Blick zurück auf eine bewegte Dekade
bislang nur einen echten Hit gelandet –
aber der hat’s in sich. „Candy Crush
Saga“ kam 2006 auf den Markt und
gehört inzwischen zu den erfolgreichsten Games aller Zeiten auf
Smartphones und auf Facebook. Vor
allem mit Zusatzverkäufen für dieses
Spiel erzielte King 2014 einen Umsatz
von 1,3 Mrd. US-Dollar. (fk)
üsseldorf im September
2005: Auf der OMD – mit
rund 5.000 Besuchern noch ein
überschaubarer Branchentreff –
werden vertrauliche Entwürfe
Ausgewählte
Gegezeigt.
sprächspartner bekommen Andruckmuster eines neuen Wirtschaftsmagazins zu sehen. Die
Reaktionen fallen positiv aus –
das
Projekt
„INTERNET
WORLD Business“ kann starten.
Als die erste Ausgabe Ende
Oktober 2005 herauskommt,
erholt sich die Branche gerade
noch von den Folgen des Dotcom-Crashs. Rund 30 Millionen
Internet-Nutzer gibt es damals in Deutschland. Der Online Vermarkterkreis (OVK)
veröffentlicht seinen ersten OVK-Report
und kündigt die Agof Internet Facts an. Seit
drei Jahren bietet Google ein neues Anzeigenformat namens „Adwords“ an – es ist
hierzulande noch so unbekannt, dass die
Redaktion in der Premierennummer beschreibt, wie Lotto Bayern mit Suchmaschinenwerbung mehr Kunden erreicht.
Rund 900 Millionen Euro beträgt das
Bruttovolumen für die Online-Werbung in
Deutschland – nach Abzug der allfälligen
Rabatte wechselt kaum ein Viertel dieser
Summe tatsächlich den Besitzer.
Facebook ist bereits gegründet, in
Deutschland weiß das nur noch
niemand. Wer eins der ersten
Smartphones besitzt, zahlt bis zu
vier Euro pro Gigabyte Traffic –
und gilt als Nerd. Dass nur zwei
Jahre später das iPhone das Zeitalter des Mobile Internet eröffnen
wird – im Oktober 2005 ahnt das
noch niemand.
Viel ist seitdem passiert. Konzerne wie Neckermann und
Quelle sind untergegangen, die
Rolle von PCs haben Tablets und
Smartphones übernommen. Über
90 Prozent der Jungen sind heute
always on – und bekommen Entzugserscheinungen, wenn ihr Akku leer ist.
Das Bruttowerbevolumen in Deutschland
liegt bei rund sechs Milliarden Euro – und
allein Google erzielt hierzulande mehr
Werbeumsatz als alle Medienseiten zusammen. Lesen Sie mehr ab Seite 8.
◼
Entscheidungsphase bis Kauf
E-Commerce
Online-Marketing
Technik
Durchschnittliche Dauer von Entscheidungsprozessen bei der Online-Bestellung von Kleidung
Deutschland
5 Tage
3 Klicks
Großbritannien
4 Tage
D
Erfolg mit Beratung
Click, Click, Buy
Mahnen und fordern
Individuell, persönlich, mit wenig Aufwand verbunden: Anbieter von Curated
Shopping wie Modomoto und Outfittery
erreichen im Netz ein breites Publikum.
Aber ist damit auch Geld zu machen? S. 12
Mit Buy Buttons wollen verschiedene
Social Networks den Weg über die
mobile Website umgehen und zugleich
den eigenen Dienst zur ShoppingS. 24
Plattform aufwerten.
Die Ware ist beim Kunden angekommen,
doch der bezahlt die Rechnung nicht –
für jeden Online-Händler ein Ärgernis.
Abhilfe verspricht ein konsequentes
S. 28
Forderungsmanagement.
Foto: Shutterstock / Koltukov Oleksandr
„Wir sind viel weiter
als der Markt“
Die Anzeichen für einen hauseigenen Paketdienst von Amazon verdichten sich – weltweit. In München
hat der Konzern jetzt die Auslieferung gestartet, in Frankreich laufen
die Vorbereitungen. DHL, Hermes,
Fedex & Co. müssen sich wohl bald
warm anziehen.
S. 16
Foto: Shutterstock / Vetkit
Ebay-Vermarktungschef Klinkhammer:
Foto: Ebay Advertising
Amazons letzte Meile
3 Klicks
Frankreich
Anteil der Internet-Verweigerer in Deutschland
15 Tage
4 Klicks
7 Tage
4 Klicks
Die Briten sind beim Bestellen im
Netz am schnellsten, die Franzosen
brauchen viel länger
INTERNET WORLD Business 23/15
Quelle: Tradedoubler
MecklenburgVorpommern
27,9 %
Hamburg
14,2 %
20 Prozent aller Deutschen sind offline. Im Osten ist der
Anteil noch höher, in Hamburg ist er am kleinsten
INTERNET WORLD Business 23/15
Quelle: D64 (N)onliner-Atlas 2015
Neue Mediengesellschaft Ulm mbH, PF 201552, 80015 München
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt
Schweden
DDoSAngriff?
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INHALT
9. November 2015
23/15
INTERNET WORLD Business
Inhalt
SCHWERPUNKT
Bewegtes Jahrzehnt
INTERNET WORLD Business feiert Geburtstag 8
26
Gegen die Obrigkeit
Opel „überflügelt“ den Premiumsektor
27
Daten spielen im Marketing zunehmend eine wichtige Rolle. Damit
die Zielgruppenansprache gut gelingt, müssen Unternehmen die
Daten „sauber“ und aktuell halten und sie kontinuierlich anreichern. Das ist jedoch leichter gesagt als getan.
Wie man mit dem richtigen Einsatz von Daten mehr Effizienz im
Marketing erreicht, erfahren die Teilnehmer am 8. Dezember 2015
auf dem SMART DATA Summit in Hamburg.
E-COMMERCE
TECHNIK
12
Mahnen und fordern
Nicht bezahlte Ware: ein Fall für das Inkasso 28
Digital Leader im B2B
Kriterien für den erfolgreichen B2B-Shop
14
Eine Frage des Vertrauens
Qualitätssicherung durch Gütesiegel
30
Amazons letzte Meile
Kommt jetzt der hauseigene Paketdienst?
16
Ausbau von ID-Diensten
Neue Online-Identifizierungsdienste
32
Leider ausverkauft
Was passiert, wenn Ware nicht lieferbar ist
18
RUBRIKEN
Update
Tool für die Kundenzufriedenheit
Einführung einer CEM-Lösung
22
ONLINE-MARKETING
Click, Click, Buy
Buy Button: Gefahr oder Chance für Shops?
24
Effizientes Marketing
mit den richtigen Daten
„Weiter als der Markt“
Mike Klinkhammer (Ebay) im Interview
Erfolg mit Beratung
Curated Shopping als Einnahmequelle?
KNOW-HOW
3
4
Dienstleisterverzeichnis
34
Personalien
38
Termine
38
Stellenmarkt
39
Impressum
40
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Szene
41
í9HUNQ¾SIXQJYRQ2QOLQHPLW2IIOLQH'DWHQ
Meinung
42
24
Die Vorträge behandeln Themen wie:
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Social Media
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12
Menschen in diesem Heft
Gerrit Heinemann
Der Leiter des eWeb Research Centersw an der Hochschule Niederrhein glaubt, dass Curated Shopping
zum jetzigen Zeitpunkt noch an der
nicht ausgereiften Empfehlungstech13
nologie scheitert.
Jan Honsel
Der Country Manager bei Pinterest
für Deutschland, Österreich und die
Schweiz erläutert die Funktionalität
von Buy Buttons und erklärt, worauf
es bei der Implementierung im eigenen Social-Media-Profil ankommt. 25
Mike Klinkhammer
Der Vermarktungschef von Ebay
spricht im Interview über aktuelle
Herausforderungen. Dabei sieht er
vor allem im Bereich Programmatic
die eigene Plattform im Vorteil
26
gegenüber der Konkurrenz.
Joachim Stoll
Der Geschäftsführer von Koffer24.de
erklärt, warum Gütesiegel für Shops
wichtig sein können. Als Gründe
führt der Manager unter anderem
eine längere Verweildauer und
31
höhere Conversion Rates an.
Markus Schöberl
Der Verantwortliche für Seller
Services bei Amazon Deutschland
gibt praktische Tipps, wie OnlineHändler den Marketplace noch besser für den Verkauf ihrer Produkte
32
nutzen können.
Jan Möllendorf
Der Geschäftsführende Gesellschafter der Defacto X GmbH fordert eine
Versachlichung der Adblocker-Diskussion. Statt den User zu beschimpfen, solle sich die Branche auf Stan42
dards für Werbemittel einigen.
UPDATE
INTERNET WORLD Business
Timotheus
Höttges
Der Chef der
Deutschen Telekom hat in einem
Online-Beitrag
dargestellt, wie
er sich das Internet nach dem
umstrittenen Gesetz zur Netzneutralität vorstellt. Hier seine
wichtigsten Aussagen:
Zur neuen Gesetzgebung:
Herausgekommen ist ein Kompromiss, der durchaus ausgewogen ist: Gegen unseren
Wunsch gibt es Regeln zur
Netzneutralität und damit
mehr Regulierung. Die neue
Verordnung soll ausschließen,
dass der Internet-Zugang für
EU-Bürger eingeschränkt wird.
Zu den im Gesetz nicht näher
bezeichneten „Spezialdiensten“, die in Ausnahmefällen
priorisiert behandelt werden:
Das fängt bei Videokonferenzen und Online-Gaming an und
geht über Telemedizin, die
automatisierte Verkehrssteuerung und selbststeuernde
Autos bis zu vernetzten Produktionsprozessen der Industrie. Gemeinsam haben diese
Dienste, dass sie andere Qualitätsanforderungen haben als
das einfache Surfen. Deshalb
muss die Möglichkeit bestehen, dass die Daten empfindlicher Dienste im Stau Vorfahrt
bekommen.
Zu den Kosten:
Schon heute ist die Qualitätsdifferenzierung im Netz längst
gelernte Praxis. So kostet beispielsweise mehr Speicherplatz für Mails extra genauso
wie erweiterte Suchfunktionen
bei Xing oder Videos in HD
statt SD. In Zukunft wird es
eben auch die Möglichkeit geben, einen Dienst für ein paar
Euro mehr in gesicherter Qualität zu buchen. Nach unseren
Vorstellungen bezahlen beispielsweise Start-ups dafür im
Rahmen einer Umsatzbeteiligung von ein paar Prozent.
Das wäre ein fairer Beitrag für
die Nutzung der Infrastruktur.
Zuckersüß: Das Weihnachtsdorf
intensiv ihr Cover gezeigt. „Wir
konzentrieren uns im Moment
auf den Buchladen in Seattle,
aber wir hoffen, dass dieser nicht
unsere einzige Filiale bleibt“, so
Jennifer Cast, Vize-Präsidentin
(il)
von Amazon Books.
AMAZON
Stationärer Buchladen in Seattle
Von wegen Online-Pure-Player:
Amazon hat seinen ersten Buchladen auf der Shopping-Meile
University Village in Seattle eröffnet. Die Filiale punktet dabei im
Gegensatz zur Online-Präsenz
nicht durch überbordende Auswahl, sondern im Gegenteil mit
einem gewollt ausgesuchten Sor-
Cover vorne: So verkauft
der Amazon Store Bücher
timent. Aktuelle Bestseller finden
sich dort ebenso wie Titel, die auf
der Amazon-Website von Nutzern besonders gut bewertet wurden. Die meisten Bücher werden
zudem nicht wie in Buchläden
üblich mit dem Buchrücken voran
präsentiert, sondern es wird platz-
chen, unabhängig von der Qualität der Internet-Verbindung.
Da sowohl Informationen als
auch Bewegtbilder mittlerweile
überwiegend mobil konsumiert
werden, stehen Werbungtreibende
heute vor neuen Herausforderungen. Vor allem kleinere Firmen
haben selten das Werbebudget für
aufwendige Videoproduktionen,
begründet der Social-MediaGigant die Einführung des neuen
(lm)
Werbeformats.
Euston Road. Google arbeite
dabei mit diversen Außenwerbung-Anbietern wie JCDecaux,
Ocean Outdoor oder Outdoor
Plus zusammen. Die Versuche
laufen seit Anfang Oktober und
sind bis November geplant. Pläne,
GOOGLE
Googles Werbeplattform Doubleclick kommt bisher nur auf Desktop-PCs und mobilen Geräten
zum Einsatz. Um künftig noch
mehr Menschen mit Anzeigen
erreichen zu können, testet das
Unternehmen derzeit erstmals
Erweiterungen seiner Technologie an Außenwerbeflächen im
Stadtzentrum Londons.
Die Premium-Billboard-Anzeigen werden dabei automatisiert mittels Doubleclick ausgespielt. Sie funktionieren ähnlich
wie personalisierte Banner-Werbung: Das System aggregiert in
Echtzeit Daten, etwa Informationen über das Wetter, Verkehr
oder Veranstaltungen. Die Werbung wird dann an die Umgebungsbedingungen angepasst.
Werbungtreibende können die
Optionen bei der Buchung über
Doubleclick auswählen.
Zu sehen sind die Werbeflächen derzeit unter anderem an
der Waterloo Station und der
23/15
Keine Wartezeit für Schnäppchenjäger
Online-Werbung in
der Londoner City
„Endlich hat mal einer den
Mut, seine Interessen
konsequent zu verteidigen –
das war mein erster
Gedanke, als die Meldung
kam, dass „Bild“ nun mit
den Nutzern von Adblockern
in den Ring steigt“
Manfred Klaus
Sprecher der Geschäftsführung von Plan Net
Frühstart: Nach Halloween ist vor Weihnachten, zumindest bei
Amazon. Der OnlineRiese hat in den USA
bereits seinen BlackFriday-Deals-Shop gestartet. Der eigentliche
Black Friday fällt 2015
auf den 27. November.
Foto: Google
Q&A
Plätzchen-Alarm:
In der App „In der
Weihnachtsbäckerei“ von Appsfactory
duftet es nach Zimt.
Im animierten Weihnachtsdorf können
Kinder sechs Teile
eines Geheimrezepts entdecken.
9. November 2015
Foto: Amazon
4
Google-Werbung an der
Londoner Euston Road
das Ganze weiter auszurollen, gibt
(sg)
es zurzeit noch nicht.
FACEBOOK
Neues Werbeformat
Slideshow eingeführt
Ein neuer Schachzug in Sachen
Bewegtbildoffensive bei Facebook: Das soziale Netzwerk
bringt ein Werbeformat mit dem
Namen Slideshow an den Start.
Damit können aus lediglich drei
bis sieben Bildern Videos erstellt
werden.
Slideshow soll Unternehmen
nach Angaben von Facebook
eine neue Möglichkeit bieten,
ihre Zielgruppe besser zu errei-
AMAZON
Sechs weitere ModeEigenmarken geplant
Amazon ist in der Modebranche
weit besser aufgestellt, als das
manch ein Branchenbeobachter
glauben mag: Einer aktuellen
Studie des Instituts für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung zufolge
kauft beinahe jeder zweite Deutsche Kleidung und Schuhe bei
Amazon. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass
der Online-Gigant das Segment
weiter ausbauen will. Jeff Yurcisin,
Vizepräsident von Amazon
Fashion, bestätigte kürzlich, dass
Amazon an einer hauseigenen
Modemarke arbeitet. In den USA
werden bereits Private Labels
vertrieben, etwa Scout + Ro. Zudem hat der Online-Riese schon
Mitte August die Bekleidungs-
Um
8,6 Prozent
ist der Umsatz
des deutschen
Internet- und
Versandhandels
in den ersten
neun Monaten 2015
gewachsen.
Der deutsche
Einzelhandel legte
insgesamt nur um
3,4 Prozent zu.
Quelle: Destatis; Steigerung gegenüber dem Tagesdurchschnitt
INTERNET WORLD Business
Das Kind im Mann spricht
Harley Davidson mit seinem
aktuellen Viral Video an.
150 Sekunden lang schickt
der Spot „Inner Child“
einen Mann auf die Reise zu
sich selbst – und erst als
die abgeschlossen ist, darf
er endlich auf das Motorrad
steigen.
Spielzeugmarktplatz:
Die Spielwarenhändler
von Idee+Spiel wagen
sich ins Netz – die
Kooperation hat einen
Marktplatz gestartet.
Versendet werden die
Bestellungen durch
den nächstgelegenen
Fachhändler.
Der Weg zur Harley ist steinig und schwer
men schrieb in den ersten neun
Monaten einen Verlust von 58
Millionen Euro – scheint die
Börsianer nicht abzuschrecken:
Die Aktie des Mutterkonzerns
Rocket Internet stieg nach der
IPO-Ankündigung um fünf Pro(il)
zent auf 29,38 Euro.
HELLOFRESH
Börsengang noch in
diesem Jahr?
INSTAGRAM
Kuratierte Streams
und mehr Bilder
Foto: Hellofresh
Der nächste Börsenkandidat von
Rocket Internet steht in den
Startlöchern: Der Lebensmittel-
Hellofresh: 537.000 Kunden,
58 Millionen Euro Verlust
Lieferdienst Hellofresh will das
letztmögliche Zeitfenster dieses
Jahres für einen Börsengang nutzen: Mit der Erstnotiz dürfte
demnach Ende November zu
rechnen sein. Derzeit wird das
Start-up mit sagenhaften 2,6 Milliarden Euro bewertet; aufs Parkett sollen aber wohl nur Aktien
im Wert von 300 bis 500 Millionen Euro kommen. Dass Hellofresh aktuell noch in tiefroten
Zahlen steckt – das Unterneh-
User, die am Halloween-Wochenende in den USA die InstagramApp öffneten, fanden am Anfang
ihres Streams den Anzeigenreiter
„Watch Halloween’s Best Videos“.
Hinter dieser Anzeige sahen die
Nutzer zahlreiche gruselige VideoInhalte.
Den neuen kuratierten Feed
stellten Instagram-Mitarbeiter
zusammen. Der Clou: Die Videos
stehen für sich und sind nicht von
dem gewöhnlichen InstagramRand, der Bildunterschrift und
der Like-Anzahl umgeben. Ziel
soll es sein, einige der populären
Themen auf Instagram unter
einem bestimmten Event zu sammeln, damit die User diesen Content leichter finden. Neu ist die
Idee nicht: Der Messenger-Dienst
Snapchat setzt bereits mit seinem
„Live Stories“-Feature auf kuratierte Inhalte. Das ist eine zusammengestellte Kollektion von
bestimmten Snapchat-Inhalten
etwa von Live-Konzerten oder
Sportveranstaltungen.
Ebenfalls neu auf Instagram ist
die Möglichkeit für Werbungtreibende, bei Carousel Ads bis zu
fünf Bilder einzusetzen. Seit dem
Launch im Juni 2015 nutzen
Advertiser diese Werbeform laut
Instagram vor allem, um die Markenbekanntheit zu steigern. Zusätzliche Fotos in einem Karussell
unterzubringen, biete Werbungtreibenden noch mehr Flexibilität
Foto: Instagram
eigenmarken James & Erin, Franklin Tailored, North Eleven, Concrete New York, Society New
York und Thirty Five Kent zum
Markenschutz angemeldet. (il)
25.000 Artikel führt der Marktplatz beim Start
Börse. Jetzt hat der Bezahldienstleister seine ersten Quartalszahlen
nach der Abspaltung von Ebay
bekannt gegeben. Seinen Umsatz
konnte das Payment-Unternehmen im dritten Quartal um 14
Prozent steigern, auf insgesamt
2,26 Milliarden US-Dollar.
Den Gewinn konnte Paypal
sogar um 29 Prozent auf 301 Millionen US-Dollar steigern. Auch
die Zahl der aktiven Kunden, die
in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Transaktion getätigt
haben, ist deutlich gestiegen, um
zwölf Prozent auf 173 Millionen.
„Paypal konzentriert sich völlig
auf digitale Zahlungen und Geldumwandlungen für Menschen auf
der ganzen Welt“, so Paypal-CEO
Dan Schulman. Dieser klare Fokus
habe sich auf die Ergebnisse der
Quartalszahlen positiv ausgewirkt. Dennoch blieb die Begeisterung bei den Anlegern aus – die
Erwartungen an das Unternehmen waren deutlich höher gewesen. Der Aktienkurs gab um über
vier Prozent nach.
(tdz)
Carousel Ads dürfen jetzt
fünf Bilder enthalten
TWITTER
bei der Entwicklung von kreativen Anzeigen, so Instagram. (lm)
Nutzerzahlen
stagnieren
PAYPAL
Twitter hat beim vierteljährlichen
Finanzbericht die Anleger erneut
enttäuscht, die Aktie sackte ab.
Dabei sieht es beim Umsatz des
Unternehmens gar nicht so
Enttäuschende Zahlen
Seit Juli 2015 ist Paypal als eigenständiges Unternehmen an der
5
schlecht aus. Im dritten Quartal
2015 verbuchte Twitter 569 Millionen US-Dollar, 58 Prozent
mehr als im Vergleichszeitraum
des Vorjahres.
Trotz des guten Umsatzes gibt
es aber zwei Probleme: Zum
einen ist da der Nettoverlust von
132 Millionen US-Dollar, zum
anderen dürfte Twitter auch das
Foto: Twitter
9. November 2015
Twitter-Chef Jack Dorsey
muss zurückrudern
stagnierende Wachstum bei den
Nutzerzahlen Sorgen bereiten.
Im dritten Quartal 2015 hatte
Twitter 320 Millionen User – nur
vier Millionen mehr als im zweiten Quartal 2015. Selbst Facebooks Foto-App Instagram hat
mittlerweile Twitter mit 400 Millionen Anwendern überholt.
Angesichts der Zahlen dämpfte
der Kurznachrichtendienst die
Erwartungen für das vierte Quartal: Einen Umsatz von 695 bis 700
Millionen US-Dollar will Twitter
anpeilen und liegt damit deutlich
unter den Erwartungen der Analysten, die mit 740 Millionen US(skr)
Dollar gerechnet hatten.
Direkter Verkauf über eine Social-Media-Plattform
Positive Antworten
Männer
Frauen
23 %
18 %
17 %
18 %
18 %
16 %
16 %
15 %
15 %
11 %
Google+
Xing
Pinterest
Facebook
Instragram
15 %
10 %
Linkedin
14 %
11 %
12 %
Youtube
10 %
Twitter
Die Bereitschaft, auch direkt über eine Social-Media-Plattform einzukaufen, ist bei
rund einem Sechstel der Konsumenten vorhanden. Frauen sind offener als Männer
INTERNET WORLD Business 23/15 Basis: Jeweils 1.000 Internet-Nutzer ab 18 Jahren aus 17 Ländern
Quelle: Digitas LBi
Wurst-Gate
Eine Zalando-Kundin fand in ihrer neuen Handtasche
eine Zwiebelmettwurst. Sie postete den Fund bei
Facebook und erntete über 14.000 Likes – und eine
formvollendete Entschuldigung von Zalando.
UPDATE
6
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
World Wide Web
Start-up
Sennder startet als Mitfahrbörse für Pakete, will aber
bald Fernbusse für den Paketversand ins Ausland nutzen.
Sennder.com will sich
als neuer Paketdienst
etablieren
Gründer an einem internationalen Paketversender, der die
freie Kapazität von Fernbussen und Speditionen nutzt und
diese mit lokalen Lieferdiensten kombiniert. Ziel ist der
schnelle Warentransport von
Haustür zu Haustür. „Ein Paket ins Ausland zu schicken,
ist teuer und unkomfortabel“,
so Stephan. „Wir können das
billiger anbieten.“ Erste Partner haben die Berliner bereits
gewonnen, außerdem noch
Investoren. Im März sollen
erstmals Fernbusse auch
Pakete transportieren. (vs)
HYDERABAD / INDIEN
Passform testen per App
http://www.trupik.com/
300.000 Euro in Echtgeld hat das Start-up Pey aus
Hannover in der ersten Finanzierungsrunde eingesammelt: Die Hannoveraner bieten Händlern und
Restaurants ein eigens entwickeltes Terminal an, mit
dem sie die Kryptowährung Bitcoin annehmen können. Die Kunden bezahlen per Smartphone. (vs)
Trupik Connect heißt eine App, mit der Kunden testen können,
ob Modestücke passen. Die App basiert auf einem Körperscan
mit der Xbox und der Kinect-Kamera von Microsoft, die die
Maße abgleichen und daraus einen Avatar erstellen. Vier
Modefilialisten in Indien probieren die Technik des indischamerikanischen Start-ups jetzt aus. (vs)
NEW YORK / USA
Passwörter würfeln
http://bit.ly/passwörter
KAPSTADT / SÜDAFRIKA
Naspers ordnet E-Commerce neu
http://bit.ly/naspers-netretail
Sie ist 11 Jahre alt und verkauft
für zwei US-Dollar sichere Passwörter an Freunde, Unternehmen
und andere Kunden: Mira Modi, die
zurzeit jüngste Gründerin in den USA,
setzt auf das Diceware-Verfahren und
erwürfelt fünfstellige Zahlen, die sie
in Worte umsetzt. Aus sechs Würfen
konstruiert sie Passwortphrasen, die
sich Käufer merken können. Sie kriegen ihre Passwörter per E-Mails, die
die NSA nicht knacken kann. (vs)
ALIBABA
Plagiate im Wert von
45 Mrd. US-Dollar
Der Internet-Riese Alibaba wurde
schon öfter mit Vorwürfen hinsichtlich
Produktfälschungen
konfrontiert. Nun sind Zahlen
der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua aufgetaucht, die
zeigen, wie hoch der Vertrieb gefälschter Produkte tatsächlich ist.
Demnach sollen im vergangenen Quartal über den Marktplatz
gefälschte oder minderwertige
Waren im Wert von 45 Milliarden
US-Dollar vertrieben worden sein.
Zudem sind angeblich über 40
Prozent der im letzten Jahr online
verkauften Waren Fälschungen
oder minderwertige Produkte.
Gründer Jack Ma sieht indes sich
und sein Unternehmen selbst als
Opfer des Plagiatehandels. Es
müsse künftig bessere Regelungen
Der südafrikanische Medienkonzern
Naspers trennt sich von den tschechischen Beteiligungen Netretail (Handel)
und Heureka (Preisvergleich), nachdem
die Fusion mit der E-Mag-Gruppe in
Rumänien nicht geklappt hat. Naspers
konzentriert seine E-Commerce-Aktivitäten in Europa nun auf E-Mag. Das Unternehmen beteiligt sich seit Jahren an
Start-ups in Wachstumsmärkten. (vs)
für Plagiate und Produktfälscher
geben. Alibaba selbst kontrolliert
Verkäufe, die unter dem Verdacht
(sg)
stehen, gefälscht zu sein.
KISURA
Sprung in die USA
Kisura, Curated-Shopping-Service
aus Berlin, plant im kommenden
Frühling seinen Markteintritt in
den USA. Unterstützt wird das
Start-up hierbei durch das Ger-
Foto: Kisura
„Wir wollen das Logistikunternehmen für das 21. Jahrhundert aufbauen“, sagt Nicolas
Stephan, Mitgründer von
Sennder.com in Berlin. Für
diesen Plan hat das Start-up
eine Mitfahrbörse für sperrige
Güter eingerichtet. „Wir bringen Sender und Empfänger
mit einem Fahrer zusammen“,
erklärt Stephan. „Das Angebot
ist kostenlos, alle Sendungen
sind bis zu 500 Euro versichert.“ Sennder will sich damit
bekannt machen, zudem Fahrer finden, die regelmäßig
über Europas Straßen steuern.
Im Hintergrund basteln die
HANNOVER / DEUTSCHLAND
Mobiles Bezahlsystem für Bitcoins
http://pey.de/
Die Kisura-Gründerinnen
drängen in die USA
HONGKONG / CHINA
Modemarken zum Kennenlernen
http://www.yeechoo.com/#/
Yeechoo heißt das Start-up aus Hongkong, das
Abend- und Brautkleider sowie Mode für besondere Anlässe verleiht. Zum Kennenlernen
von Marken gibt es keine Outletware, sondern
Teile aus der aktuellen Kollektion von rund
1.000 Designern. Für umgerechnet 35 Euro
leihen die Kundinnen ein Teil für vier Tage
aus, Yeechoo übernimmt Lieferung, Abholung
und Reinigung. (vs)
man-Accelerator-Programm: Kisura erhält ab April 2016 ein
Experten-Mentoring und die
Infrastruktur für den Aufbau
eines Standorts in Übersee.
„Der Frauenmodehandel in
den USA ist, gemessen am Umsatz, mehr als dreimal so groß
wie der deutsche Markt. Zudem
hat sich das Modell des Curated
Shoppings dort bereits etabliert.
Das sind sehr gute Voraussetzungen für einen schnellen und
erfolgreichen Markteintritt“, begründet Linh Nguyen, Mitgründerin von Kisura, den Schritt.
Für den Sprung in die USA hat
sich der Curated-Shopping-Dienst
bereits vor einigen Monaten auf
die Spur gebracht: Das Start-up
investierte für das geplante
Wachstum in neue Technologie,
durch die es eigenen Angaben
zufolge gelingt, das Geschäftsmodell in reduzierter Form international zu platzieren.
(lm)
UBER
Konzentration auf
Berlin und München
Uber will den Kleinkrieg mit
den deutschen Städten verringern und wird vorläufig in
Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf nicht mehr präsent sein.
Damit konzentriert sich der
Fahrdienst jetzt in Deutschland
auf die Städte Berlin und München, die gemeinsam 70 Prozent
des Deutschlandgeschäfts ausmachen.
(il)
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SCHWERPUNKT
8
INTERNET WORLD Business
2005
2006
2005 beginnt die Registrierungsphase für die .eu-Domains
9. November 2015
Google kauft
Youtube für
1,65 Milliarden
US-Dollar und
wird zum
VideoplattformAnbieter
2007
23/15
2008
Google stellt den
Browser Chrome
vor.
Das iPhone
kommt auf den
Markt und
revolutioniert
die mobile
Webnutzung
Bewegtes Jahrzehnt
Seit einer Dekade berichtet INTERNET WORLD Business über die digitale Wirtschaft.
Ein Rückblick auf wichtige Entwicklungen im E-Commerce und Online-Marketing
efühlt dreht sich die Internet-Wirtschaft jedes Jahr
schneller, doch ein Blick zurück
auf die vergangenen zehn Jahre
zeigt, dass sich vieles nicht oder
kaum verändert. Zum Beispiel
das WLAN-Angebot in den
ICE-Zügen. 2006 testet die
Deutsche Bahn gemeinsam mit
T-Mobile den drahtlosen Internet-Zugang und bietet ihn
anschließend in sechs Zügen
auf der Route zwischen Köln
und Dortmund an. Doch bis
heute sind drahtloses Internet
und Zugfahrten zwei Dinge, die
sich schwertun miteinander.
Zurück ins Jahr 2005, als sich
INTERNET WORLD Business
als B2B-Fachmagazin für
Online-Marketing und E-Commerce neu positioniert. InterCover im Wandel: Titel der ersten Ausgabe von INTERNET WORLD Business 2005 (links)
net-Werbung ist noch etwas
und nach dem Relaunch im Februar 2014 (rechts)
relativ Neues. Um die Gattung
zu stärken, führt der Online-Vermarkter- Zu dem Zeitpunkt geht die Internet-Welt 2007 heißt das große Marketing-Hypekreis (OVK) erstmals eine Markt-Media- noch davon aus, dass es eines Tages einen Thema Second Life – eine virtuelle Welt,
Studie für Online durch. Die Arbeits- wirklichen Konkurrenten zur Suchma- in der Unternehmen eigene Präsenzen ergemeinschaft Online Forschung (Agof) schine Google geben wird. Im Laufe der öffnen, weil sie dort ihre Marke stärken
legt die „Internet Facts“ vor, die sich als folgenden zehn Jahre treten verschiedene oder etwas verkaufen wollen. Second Life
Reichweitenwährung etablieren. Seit 2015 Unternehmen oder Projekte an, um eine gibt es zwar heute noch, doch um die virheißen die Internet Facts Digital Facts und Alternative zu Google zu werden. Erinnert tuelle Welt ist es sehr still geworden.
Gleichzeitig beginnt der Siegeszug der
umfassen auch mobile Angebote und sich noch jemand an Quaero oder Cuil?
Cuil stellt 2010 den Betrieb ein. Quaero sozialen Netzwerke, die noch als „Social
Reichweiten.
Communities“ oder „Internet-KontaktContent Marketing und Native Adver- wird 2013 für beendet erklärt.
2006 ist das Jahr, in dem Bewegtbild- börsen“ bezeichnet werden. Das angesagte
tising sind keine Erfindungen der Neuzeit,
das zeigt ein Blick in die erste Ausgabe von inhalte anfangen, das Internet zu erobern. Netzwerk heißt Myspace. Hundert MillioINTERNET WORLD Business vom Das hat einen ganz einfachen Grund: nen Menschen legen hier persönliche ProOktober 2005: Als Trends für das nächste Davor reichten die Bandbreiten nicht aus. file an. Wer dort ist, ist hip. Facebook ist zu
Neu ist auch das Versteigern nicht ver- dem Zeitpunkt nur an amerikanischen
Jahr erkennt Christoph Mecke, Konzepter
der Agentur Interone: „Die Agenturen kaufter Online-Werbeplätze. Yahoo er- Colleges bekannt.
In Deutschland kopiert Studi-VZ das
werden sich daran gewöhnen müssen, viel wirbt 2006 eine Beteiligung an der Right
stärker in redaktionellen Formaten zu Media Exchange, um über den Marktplatz Facebook-Konzept. Die großen Verlage
denken. Das gilt nicht nur für die Platzie- nicht verkaufte Werbeplatzierungen zu wie Axel Springer oder Hubert Burda
rung der Werbung, sondern auch für de- versteigern – der Beginn des automatisier- beginnen, den Fokus auf das DigitalGeschäft zu legen. Holtzbrinck Networks
ten Handels von Werbeinventar.
ren Gestaltung.“
G
„Happy Birthday, IWB!
Seit zehn Jahren seid
Ihr also mein Begleiter und
mein Wegweiser im InternetNeuland. In Print, im Web
oder per Mail – immer habe
ich Euren Informationen und
Insights große Beachtung
geschenkt und wurde bis auf
ganz wenige Ausnahmen nie
enttäuscht.
Mein Dank und unser Dank
als 1&1 geht ganz besonders
an die Redaktion – nicht
immer einfach, aber immer
konstruktiv!“
Heiko Lammers,
Head of Hosting PR,
1&1 Internet SE
www.1und1.de
9. November 2015
2009
23/15
INTERNET WORLD Business
Arcandor ist insolvent, der
Versandhändler Quelle wird
aufgelöst. Die Marke Quelle
geht an die Otto Group
9
Foto: Mama_mia / Shutterstock.com
2010
2011
Das Online-Rabattportal
Groupon nimmt beim Börsengang
700 Millionen US-Dallar ein
Ap
Apple
A
pple
p
e bringt
brrring
ngt das
da iPad
P
heraus und treibt die
App-Wirtschaft voran
übernimmt Studi-VZ 2007 für angeblich
85 Millionen Euro. Fünf Jahre später stößt
die Holtzbrinck-Gruppe die schwächelnden VZ-Netzwerke wieder ab.
Von Düsseldorf nach Köln
2008 zeichnet sich ab, dass kostenlose
News im Internet den gedruckten Zeitungen große Probleme bereiten werden. In
den USA stellen erste Zeitungen die PrintAusgaben ein. Mit dem E-Commerce wird
deutlich, dass sich der Reisevertrieb ins
Web verlagert. Beim Verkauf von LastMinute-Reisen überholt das Internet die
Reisebüros.
Auch in der deutschen Marketing-Branche kommt es zu einer Veränderung. Die
Leitmesse „Online Marketing Düsseldorf “
(OMD) verliert die Unterstützung des
BVDW und das Rennen gegen die Dmexco.
Diese feierte 2009 in Köln Premiere.
Unter der Adresse Zalando.de beginnt
2008 eine europäische E-Commerce-
Erfolgsgeschichte. Etablierte deutsche Handelsmarken können da nicht mithalten:
Quelle scheitert, später auch Neckermann.
Ein Blick ins Archiv von INTERNET
WORLD Business verrät, dass die Branche
schon früh darüber diskutiert, ob E-Commerce den stationären Handel verdrängen
wird, welche Erfolgsaussichten der
Online-Lebensmittelhandel hat und wie
Multichannel-Handel am besten gelingt.
Das mobile Web gewinnt an Reichweite,
mobiles Marketing wird zunehmend
wichtig. „Social Local Mobile“ wird ein
neues Schlagwort.
Als Apple 2007 das iPhone herausbringt,
ist klar, dass dadurch die mobile InternetNutzung einen Schub erfahren wird.
Google folgt mit Android ein Jahr später.
2010 der nächste Streich von Apple: das
iPad. Mit der Werbeplattform iAd betritt
der Konzern aus Cupertino, Kalifornien,
das Feld der Online-Werbung. Mobile
Apps setzen zum Siegeszug an, die AppEconomy entsteht.
Im Social Web wird absehbar, dass
Facebook das Rennen um die Gunst der
Nutzer machen wird. Eines der angesagtesten Start-ups ist Foursquare. Die Idee:
Die Nutzer geben ihren Aufenthaltsort
preis, indem sie an ihren Lieblingsorten
„einchecken“. Geschäfte und Restaurants
sollen ihnen über Foursquare besondere
Angebote machen oder sie für ihre Kundentreue belohnen. Das Konzept setzt sich
nicht durch. Heute ist Foursquare ein
lokaler Empfehlungsdienst, die Check-ins
hat man in eine eigene App namens
„Swarm“ ausgelagert.
2010 ist das Jahr der Gutscheinportale.
Etliche Online-Gutscheindienste, allen
voran Groupon, treten an, Verbraucher
mit Rabatten in Restaurants, Fitness- ▶
Die größten Flops in der digitalen Welt
Foto: Shutterstock / 360b
Myspace verliert
gegen Facebook
2005 sind soziale Netzwerke
noch etwas völlig Neues.
Dass die Nutzerzahlen von
Myspace so rasant wachsen,
ist sicherlich ein Grund,
warum der Medienkonzern
News Corporation das soziale
Netzwerk 2005 für 580 Millionen US-Dollar übernimmt.
Die Investition lohnt sich nicht,
Myspace wird 2011 an Specific Media verkauft. Heute
dominiert Facebook.
Second Life
Der Hype um die virtuelle
Welt Second Life ist riesig.
2003 geht die virtuelle Welt
an den Start mit eigener
Währung und Avataren. Ein
paar Jahre später beschäftigt sich jedes große Unternehmen, das etwas auf sich
hält und in der digitalen Welt
Vorreiter sein will, damit, ob
eine Präsenz in Second Life
nötig ist – für Branding- oder
Verkaufszwecke. Aktuell entwickelt der Betreiber Linden
Lab das „Project Sansar“.
Wenn es 2016 gelauncht
wird, können sich Nutzer,
ausgestattet mit Virtual-Reality-Brillen wie der Oculus
Rift, in virtuellen 3-D-Umgebungen treffen, realer als in
der bisherigen 2-D-Welt auf
dem Browser.
Endung für das mobile Web
Speziell für mobile Websites
ist die generische Top-LevelDomain .mobi gedacht, die
seit 2005 existiert. Durch die
Optimierung von Webseiten
für mobile Bildschirme wird
eine eigene Endung für mobile
Webseiten aber überflüssig.
Neckermann.de geht pleite
Eigentlich hätte der klassische Versandhandel die besten Voraussetzungen, mit
e zu wachdem E-Commerce
reilt Neckersen. Doch 2012 ereilt
o wie sschon
chon
cho
mann.de genauso
2009 Quelle dass Aus.
rn
Der Otto-Konzern
sichert sich an bei-den die Namens-rechte und betreibtt
unter den Marken
ken
Webshops.
Personalausweis mit
Online-Ausweisfunktion
Seit November 2010 gibt es
den Ausweis mit Chip für die
Identifizierung bei digitalen
Transaktionen. Doch die
Online-Ausweisfunktion wird
kaum genutzt. Jeder Dritte
Deutsche besitzt den neuen
Ausweis, aber nur fünf Prozent haben die Online-Funktion in den vergangenen zwölf
Monaten verwendet, ergibt
eine Umfrage des Marktforschers GfK für die „Welt am
Sonntag“.
„Display-Werbung
im Internet hat sich
in den vergangenen zehn
Jahren rasant entwickelt –
und INTERNET WORLD Business war seit ihrer Erstausgabe als Chronist mit dabei.
Herzlichen Glückwunsch
zum 10-jährigen Jubiläum.
Digitale Display-Werbung
wird auch in den nächsten
zehn Jahre für spannende
Geschichten sorgen.“
Paul Mudter,
Geschäftsleiter Operations bei
IP Deutschland und Vorsitzender
des Online-Vermarkterkreis (OVK)
www.ip.de
SCHWERPUNKT
10
INTERNET WORLD Business
2012
2013
Das soziale
Netzwerk
Facebook geht
an die Börse
9. November 2015
2014
Noch ein Schritt in
die vernetzte Welt:
Amazon stellt
„Dash“ für den
automatisierten
Einkauf vor
23/15
2015
Die Publisher
intensivieren
den Kampf
gegen
Adblocker
Datenbrillen wie Google Glass
öffnen den Weg für Augmented
Reality und zeigen, wie unsere
vernetzte Zukunft aussehen
könnte
„Schon beim Start der
INTERNET WORLD Business
2005 war der Branche klar,
dass hier eine Lücke gefüllt
wurde, die die traditionellen
IT-Medien lange offen gelassen hatten. Das Platzen der
Dotcom-Blase 2001 hatte
offenbar den Blick dafür verstellt, wie nachhaltig das
Internet unser Business verändern würde. Die Macher
der IWB sind nicht nur mutig
in diese Lücke gestoßen,
sondern waren auch kritisch
genug mit sich selbst, um
sich immer wieder neu zu
erfinden.“
Wilfried Beeck,
Geschäftsführer von ePages
www.epages.de
Clubs oder zu anderen Dienstleistern zu In der deutschen Vermarkterlandschaft Ads“ wird diese Art der Werbung bezeichlocken. Deutsche Groupon-Klone heißen formiert sich 2013 ein neuer Player: Der net. Für Nutzer wird es schwierig zu unterDailydeal, Mycitydeal und Unserdeal. Das Außenwerber Ströer Media übernimmt scheiden, welche Inhalte von WerbungRabattportal Groupon geht 2011 an die vier Online-Werbevermarkter (Adscale, treibenden und welche vom RedaktionsBörse. Dailydeal wird im gleichen Jahr von Ströer Interactive, Freexmedia und die team stammen.
Google für 114 Millionen US-Dollar über- Business Advertising GmbH) und bildet
Eine neue, technische Möglichkeit, um
nommen. Doch auch der Hype um Rabatt- die Ströer Digital Group. Nach den 2015 Smartphone-Besitzer werblich anzuspreportale kühlt sich wieder ab. Im Februar abgeschlossenen Übernahmen von OMS, chen, verspricht die Beacon-Technologie.
2013 kaufen die Gründer Fabian und T-Online.de und Interactive Media rech- Start-ups, stationäre Händler und AußenFerry Heilemann Dailydeal von Google net Ströer damit, dass der Umsatzanteil werber experimentieren mit den kleinen
zurück. Groupon kündigt im September von Digital im Konzern 2016 auf annä- Sendern, die Funkkontakt mit Smart2015 an, weltweit rund 1.100 Stellen zu hernd 40 Prozent ansteigen wird. Auch die phones aufnehmen, um deren Nutzern
streichen.
Werbung oder ortsbezogene Angebote
Außenwerbung wird digital.
Im Online-Marketing setzt die DiskusDie Buzzwords 2013 sind „Share Eco- einzublenden. Überall entstehen Testsion ein, wie Werbemittelkontakte gerech- nomy“ und „Quantified Self “. Share Eco- installationen. Doch ein Jahr später ist es
ter vergütet werden können. „Last Cookie nomy bezeichnet das gemeinsame Nutzen um diese Technik wieder still.
Wins“ lautet im Affiliate Marketing der von Autos, (Ferien-)Wohnungen oder
Grundsatz: Der Affiliate, auf dessen Web- sonstigen Gebrauchsgegenständen. PlattLokaler E-Commerce
seite ein Nutzer den letzten Kontakt mit formen wie Airbnb ermöglichen dieses
Der Online-Handel ist inzwischen
einem Werbemittel hat, erhält die
so erfolgreich, dass die Diskussion
Vergütung. Der Begriff „Customer
um die Zukunft der Innenstädte wieJourney“ kommt auf und mit ihm die Online-Werbeausgaben in Deutschland
der aufflammt. Local-CommerceBetrachtung, welchen Anteil die
Initiativen wie das Projekt „Online
unterschiedlichen Kanäle am Erfolg
City Wuppertal“ wollen dem lokalen
einer Kampagne haben.
Prognose 2015
stationären Handel den Weg in den
2005
E-Commerce weisen. Andersherum
Erste Lumascape
hält die Digitalisierung Einzug im
stationären Handel. Screens in UmDie digitale Werbeauslieferung wird
immer komplexer, immer mehr
kleidekabinen, die bei der ProduktTech-Player wollen ein Stück vom
wahl helfen, Tablets als Beratungsinwachsenden Werbekuchen. 2011
strument im Shop – was heute noch
erregt das US-Beratungsunternehselten ist, wird künftig normal sein.
men Luma Partners mit der ersten
Die Dominanz einiger großer USDie Ausgaben für Online-Werbung sind in den
„Lumascape“ große AufmerksamFirmen im Internet wird die Branvergangenen zehn Jahren enorm gestiegen.
keit. Auf einer „Landkarte“ werden
che auch weiterhin umtreiben und
Diese Zahlen sind Bruttowerte. Der OVKdie unterschiedlichen Technologievon der Öffentlichkeit kritisch
Report weist inzwischen Nettowerte aus. Die
Anbieter nach ihren Funktionen
beäugt werden. Die Vernetzung des
OVK-Prognose für 2015: 1,684 Milliarden Euro.
Quelle: Statista
gruppiert. Der automatisierte HanZuhauses, von Autos sowie anderen
del von Display-Werbung bringt
Alltagsgegenständen wird die Disviele neue Player wie Demandkussionen um den Datenschutz und
Side-, Supply-Side-, Data-Management- Teilen. Die Vermessung des Ichs („Quan- die Auswertung persönlicher Daten verPlattformen oder Verification-Anbieter tified Self “) wird durch die aufkommen- stärken. Brillen wie die Hololens werden
hervor. Inzwischen ist die digitale Wer- den Wearables bestärkt: Fitnessbänder, den Weg in virtuelle Welten öffnen. Es
beauslieferung ein höchst komplexes Schrittzähler, Pulsmesser oder Smart Wat- bleibt spannend.
◼
Gebilde.
ches sammeln Körper- oder BewegungsEine neue Perspektive im Marketing daten und erstellen Statistiken.
bietet die Verknüpfung der verschiedenen
Werbung, die nicht wie Werbung ausIngrid Schutzmann
Bildschirme, auf die ein Mensch während sieht, wird als neues Heilmittel gegen Baninternetworld.de/is
seines Tagesablaufs blickt. Der Begriff ner-Blindheit in der Online-Werbung vor„Second Screen“ kommt um das Jahr 2012 gestellt. Statt Online-Anzeigen rechts,
auf. Heute gehört das geräteübergreifende links oder über einem Text aufpoppen zu
Ausspielen von Kampagnen zum guten lassen, verpacken Marken ihre Produkte
Christian Erxleben
Ton. Gefeilt wird noch am geräteübergrei- in Storys und platzieren die Geschichten
internetworld.de/erx
wie redaktionellen Content. Als „Native
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VRZLHLQ'1HW]4XDOLW²WYHUIðJEDU3UHLVHLQNO0Z6W7HOHFRP*PE+(OJHQGRUIHU6WUDèH0RQWDEDXU
*DOD[\6HGJHDEĦ7DULISUHLVLP(1HW]:HLWHUH7DULIHRKQHHLQPDOLJHQ*HU²WHSUHLV6PDUWSKRQHIðUĘĦ
1und1.de
E-COMMERCE
12
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Zahlen & Fakten
der Frauen und
Erfolg mit Beratung
der Männer würden Curated
Shopping gerne mal ausprobieren
Individuell, persönlich, mit wenig Aufwand verbunden: Anbieter von Curated Shopping
erreichen im Netz ein breites Publikum. Aber ist damit auch Geld zu machen?
Über
200.000
Männer lassen sich bei Outfittery
und Modomoto beraten
Rund
80
Prozent
der Nutzer, die Curated Shopping
bereits ausprobiert haben, würden
es wieder nutzen
Quelle: Gfk-Umfrage vom August 2015, n = 1.605
Männer und Frauen
„Wir sind in der Vergangenheit
sehr stark gewachsen
und sind dabei, eine eigene
Logistik aufzubauen“
Corinna Powalla
Gründerin von Modomoto
www.modomoto.de
ersönliche Beratung und individuellen Service gibt es nur im stationären
Fachgeschäft? Das war einmal: CuratedShopping-Anbieter übernehmen dieses
einstige Alleinstellungsmerkmal und
übertragen es ins Internet. Dafür füllen
Kunden online einen Fragebogen aus, mit
dem Stil und Vorlieben ermittelt werden
und auf dessen Basis ein Stilberater zum
Beispiel passende Mode vorschlägt. Auf
Wunsch werden offene Fragen noch in einem Telefonat oder (wie bei Outfittery)
per Whatsapp geklärt. Wenige Tage später
trifft zu Hause ein Paket mit mehreren
Outfits ein. Was gefällt, wird behalten, der
Rest kann wieder zurückgeschickt werden.
Seit knapp fünf Jahren gibt es Curated
Shopping in Deutschland und mittlerweile nimmt die Bekanntheit von betreutem Online-Shopping zu: Sechs Prozent
der Deutschen haben den Service schon
einmal genutzt, 80 Prozent von ihnen würden noch einmal bei Curated-ShoppingDienstleistern kaufen. Und fast ein Drittel
kann sich vorstellen, dieses Beratungsangebot einmal zu nutzen.
Vorreiter beim Curated Shopping im
Fashion-Bereich in Deutschland war das
Berliner Start-up Modomoto, das 2011 gegründet wurde und individuelle Beratung
für Männer anbietet – denn die gelten nun
mal als Shopping-Muffel. Gründerin
Corinna Powalla kannte das von ihrem
Freund, den sie selten zum Shoppen in der
Stadt überreden konnte. Modomoto liefert
zwei komplette Outfits nach Hause, die
nur noch anprobiert werden müssen.
Auch um die Auswahl müssen sich die
Männer keine Sorgen machen: Ihre Vorlieben und Wünsche haben sie dem Stylisten schließlich mitgeteilt. Nach eigenen
Angaben hat das Start-up inzwischen
P
mehr als 200.000 Kunden und 200 Mitarbeiter und ist in Deutschland, Österreich
und der Schweiz aktiv. Profitabel ist das
Start-up noch nicht. „Wir sind in der Vergangenheit sehr stark gewachsen, sind
dabei, eine eigene Logistik aufzubauen,
um den Kunden den besten Service bieten
zu können“, sagt Powalla. Die Verluste versucht sie aber so gering wie möglich zu
halten. Der Umsatz lag 2014 im zweistelligen Millionenbereich.
Schnelles Wachstum,
Profitabilität zweitrangig
Der direkte Konkurrent von Modomoto in
Deutschland ist Outfittery. Das Unternehmen verschickt ebenfalls Outfit-Boxen an
seine Kunden. Gut drei Jahre nach der
Gründung hat das Start-up ebenfalls schon
mehr als 200.000 Männer überzeugt. Der
Umsatz dürfte mit geschätzten 18 bis 19
Millionen Euro im gleichen Bereich liegen
wie bei Modomoto, genaue Zahlen lassen
die beiden Gründerinnen, Julia Bösch und
Anna Alex, zwar nicht verlauten, aber
auch hier wird zunächst auf Profitabilität
zugunsten von Wachstum und Expansion
verzichtet: Den Beratungsdienst gibt es
mittlerweile auch in der Schweiz, in Österreich, den Benelux-Ländern sowie Schweden und Dänemark. Bei der Expansion
haben vor allem Investments namhafter
Finanziers geholfen.
Erst im März gab es eine 20-MillionenEuro-Finanzspritze von Northzone, einer
schwedischen Beteiligungsgesellschaft,
die auch bei Spotify investiert und mit
Outfittery zum ersten Mal Geld in ein
deutsches Unternehmen gesteckt hat. „Mit
dem außergewöhnlichen Wachstum in
den vergangenen zwei Jahren haben uns
die beiden Gründerinnen überzeugt“,
sagte Northzone-Partner Hans Otterling
damals. Seine Beteiligungsgesellschaft investiert jährlich nur in zehn Start-ups weltweit. Nun will das Berliner Start-up auch
nach Großbritannien expandieren. Zudem
wurden die Investorengelder in eine
Whatsapp-Beratung gesteckt, über die die
Kunden unterwegs Fotos von Outfits oder
Styles, die ihnen gefallen, an die Stilexperten von Outfittery schicken können.
Für das Engagement von Outfittery gibt
es einen Grund: Je genauer die Modeexperten ihre Kunden kennen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass im
Päckchen ein Treffer ist – und umso niedriger ist die Retourenquote. Als Hemmschuh für mehr Wachstum erweist sich
aber der fehlende persönliche Kontakt –
ein Grund für Kunden zum Wiederkommen. „Bisher geht es immer noch nicht
ohne Menschen, also echte Kuratoren“,
gibt E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein zu
bedenken (siehe Interview), dies stehe
„einer Skalierung im Wege, die nur über
eine Vollautomatisierung möglich ist.“
Pesönlicher Service steht
Skalierung im Weg
Der Outfittery-Konkurrent 8select hat
dies erkannt und aus der Not eine Tugend
gemacht: Das Regensburger Start-up hat
seine Strategie kürzlich komplett neu ausgerichtet – weg von persönlicher Beratung, hin zur Auswahl durch intelligente
Technik. In einer virtuellen Umkleidekabine bekommen die Kunden eine von
einem Algorithmus bestimmte Voraus-
9. November 2015
23/15
INTERNET WORLD Business
13
Gerrit Heinemann
Leiter des eWeb ResearchCenter an der Hochschule
Niederrhein
www.hs-niederrhein.de
Modomoto will Online- und Offline-Beratung in sogenannten Fitting Rooms, u.a. in Berlin, verbinden
wahl zu sehen; aus der können sie dann
das in den Warenkorb packen, was ihnen
am besten gefällt. 8select führt in seinem
Online-Shop mehr als 100 Marken aus
derzeit rund 50 Partner-Shops und verdient über ein Affiliate-Modell. Der Vorteil: Für das Regensburger Start-up fallen
die Lagerkosten weg.
Es ist aber auch ein Eingeständnis, dass
das Modell Curated Shopping vielleicht
nicht ganz so gut funktioniert. „Unserer
Erfahrung nach ist es schwierig, das klassische Curated-Shopping-Modell ausschließlich mit der manuellen Beratung
nachhaltig wirtschaftlich abzubilden. Ich
traue das eigentlich nur Playern wie
Zalando oder Fashion ID zu, darunter
stößt man schnell an seine Grenzen“, so
Co-Gründer Mathias Stiefel.
Kisura wiederum geht den klassischen
Weg des Curated Shopping, ist aber trotzdem ein besonderes Unternehmen: Als
einziges Start-up bietet es Curated Shopping für Frauen an. Die beiden Gründerinnen Linh Nguyen und Tanja Bogumil
haben unterdessen einen „mittleren Millionenbetrag“ investiert, aber auch Geld aus
dem Programm zur Förderung von Forschung, Innovation und Technologie (Pro
„Jede Kundin investiert in uns,
wenn sie unseren Fragebogen
ausfüllt oder mit unseren
Stylisten telefoniert“
Tanja Bogumil
Co-Gründerin von Kisura
www.kisura.de
Das Auge kauft mit: Eine edle Aufmachung gehört bei allen
Curated-Shopping-Anbietern zum Einkaufserlebnis dazu
Fit) erhalten. Kisura hat einen intelligen- Designwünsche berücksichtigen“, sagt
ten Produktkatalog entwickelt, der die Böing. Um im kommenden Jahr auf ein
Stylisten in Echtzeit bei der Modeberatung schnelleres Wachstum setzen zu können,
unterstützt. Die beiden Gründerinnen will sie mit Investoren zusammenarbeiten.
haben mittlerweile mehr als 50 Mitarbeiter – und mehr als 100.000 Frauen haben
Handelsriesen zeigen
das Angebot des Start-ups bereits in Anspruch genommen. Der Markt für Damenjetzt auch Interesse
mode sei dreimal größer als für Männer,
sagt Gründerin Bogumil. Und Frauen Der Erfolg der Online-Start-ups bringt
kaufen tendenziell häufiger neue Kleidung auch den stationären Handel auf den Geals Männer. Sie wollen dabei aber zudem schmack von Curated Shopping: Der Düsgut beraten sein – und das ist das Konzept, seldorfer Bekleidungsspezialist Peek &
in das Kisura investiert: „Wir nehmen
Cloppenburg bietet seit
Ende März eine so geuns für jede Kundin Zeit, aber
nannte „Stilbox“ an. Aus
sie investiert auch in uns,
mehr als 300 Kollektionen
wenn sie den Fragebogen
und 20.000 Artikeln stelausfüllt oder mit einer unInvestment von
len Stylisten – ähnlich wie
serer Stylistinnen telefoNorthzone in
bei Outfittery und Modoniert“, sagt sie. Ihre KunOutfittery,
moto – kostenlos zwei
dinnen kaufen im DurchMärz 2015
komplette Outfits für
schnitt Waren im Wert von
Männer zusammen. Das
200 Euro. Sie geben also
Paket kann entweder nach
dreimal so viel aus wie bei anQuelle: Xxxxxx
Hause oder an Filialen
deren Spontankäufen im
geliefert werden, die zur
Internet, noch dazu ist
Investment von
Gruppe von Peek & Clopdort die Umtauschquote
penburg gehören. Ob das
höher. „Für mich ist CuraHighland Capital
Angebot auch auf Frauen
ted Shopping eine logische
in Outfittery,
ausgeweitet werden soll, ist
Weiterentwicklung vom
Februar 2014
noch nicht entschieden.
traditionellen Handel und
Zalando hingegen macht das
Online-Handel“, sagt Bogumil.
Quelle: Pressemeldung
schon. Seit einem Jahr testet der
Eine schlechte Shopping-Erfahrung mit Kind war es, die Nina Böing dazu Modeversandhändler Curated Shopping,
bewogen hat, das Start-up „Kindhochdrei“ im Mai startete er offiziell. An der Testphazu gründen: „Zum Zeitpunkt der Idee war se nahmen mehrere Tausend Kunden teil –
meine Tochter knapp zwei Jahre alt und und ließen sich Outfits aus dem kompletfand Einkaufen mit Mama und Papa ein- ten Sortiment von Zalando zusammenstelfach nur doof. Ich hingegen fand das origi- len. Auch der Modehändler will künftig exnäre Online-Shoppen total nervig, weil ich pandieren. Zunächst bedeutet dies für ihn
immer eine halbe Stunde Online-Suche jedoch Mehraufwand. „Wir haben aber die
einplanen musste, selbst wenn ich am Ende Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, in
nur einen Body im Warenkorb hatte“, sagt die Kundenzufriedenheit zu investieren: Ist
die Gründerin. Deshalb wollte sie die bei- der Kunde zufrieden, kommt er zum einen
den Arten des Einkaufs miteinander ver- wieder, kauft aber zum anderen auch häubinden. Seit zwei Jahren gibt es ihr Start-up figer und mehr ein“, sagte Chef Ivo Schernun schon, in dem sie Boxen mit Outfits für kamp der Nachrichtenagentur dpa.
Kinder zusammenstellt. Gewinn macht
Das ist auch das Ziel der jungen Startaber auch dieses Start-up nicht: „Wir sind ups, die schnell wachsen, dabei hohe Umein Familienunternehmen und haben bis- sätze generieren und Profitabilität erst
lang alles selber finanziert. Seit einiger Zeit einmal hintanstellen. Es wird sich zeigen,
generieren wir das Wachstum aus dem er- welche Unternehmen sich am Markt werwirtschafteten positiven Cashflow.“ Das den halten können und wie sie sich weiterProblem sind jedoch die Lagerkosten: „Wir entwickeln müssen, um auch künftig zu
müssen immer ein extrem breites Sorti- wachsen – und letztlich Gewinne zu
ment zur Auswahl haben, da wir Größe, erwirtschaften.
◼
Geschlecht, Preis, Stil und Farb- und
Nora Jakob
20 Mio €
13 Mio €
„Bisher geht es noch nicht
ohne Menschen“
Curated Shopping scheitert derzeit
noch an der nicht ausgereiften Empfehlungstechnologie, meint Gerrit
Heinemann.
Warum verlagert sich die Einkaufsberatung aus dem Laden ins Internet?
Gerrit Heinemann: Shopping-Beratung kommt zunehmend in kuratierter Form aus dem Netz. Maßgeschneiderte Kaufempfehlungen sind allerdings erst der zweite Schritt, denn die
Technik ist noch nicht ausgereift genug. Bisher geht es immer noch nicht
ohne Menschen, also echte Kuratoren. Und die stehen einer Skalierung
im Wege, die nur über eine Vollautomatisierung möglich ist. Algorithmen
liefern allerdings bisher keine exzellenten Treffer.
Was muss verbessert werden?
Heinemann: Bei sogenannten Recommender-Systemen handelt es sich um
automatisierte Empfehlungsdienste,
die ausgehend von angeklickten Websites oder angeschauten beziehungsweise gekauften Produkten ähnliche
Artikel ermitteln und dem User empfehlen. Dazu wird auf das Data-Mining
und Methoden des Information Retrieval zurückgegriffen. Allerdings führt
die Kaufhistorie nicht selten zu abstrusen Empfehlungen wie zum Beispiel bei Waschmaschinen, von denen
der Käufer eigentlich so schnell keine
benötigt, oder Trauringen, die ebenfalls nicht in Massen gekauft werden.
Profitieren die Hersteller von Curated
Shopping im Internet?
Heinemann: Netzpräsenz kann den
Absatz steigern, wenn die Anbieter im
Internet auftauchen. Allerdings fehlt
dafür bislang die Basis. Nur 30 Prozent der deutschen Händler sind
überhaupt im Internet vertreten. Bei
den mobilen Apps und mobilen Lösungen – darunter Apps – halbiert sich
das Ganze nochmals.
E-COMMERCE
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Foto: Shutterstock / Vetkit
14
Digital Leader im B2B
Einen eigenen Online-Shop umzusetzen halten viele B2B-Unternehmen für kompliziertes
Hexenwerk. Dabei gelten ähnliche Erfolgskriterien wie im B2C-Online-Handel
rst ließ der E-Commerce-Riese Amazon den B2C-Handel weltweit erzittern jetzt treibt die Furcht vor Amazon
Business, aber auch vor anderen internationalen Anbietern wie Zoro Tools oder
Screwfix dem internationalen B2B-Handel den Angstschweiß auf die Stirn. Denn
geht es nach den US-Händlern, sollen
Unternehmen dort künftig alles erwerben
können, was sie für ihren beruflichen Alltag benötigen – angefangen von Bürobedarf bis hin zu komplexen Industrieteilen.
Nachdem der Online-Einkauf im privaten Alltag bereits Usus geworden ist, ist der
Schritt, die Beschaffung auch beruflich
online zu organisieren, nur noch klein –
und das Potenzial riesig: Marktforscher
gehen davon aus, dass der zu verteilende
B2B-Online-Kuchen rund zwanzig Mal so
groß ist wie der im B2C-Geschäft.
E
15 %
der Features eines
B2B-Shops unterscheiden sich von
denen eines B2CShops
Zielgruppenaffin: Zorotools bietet auf der Startseite
unterschiedliche Sortimenteinstiege und spricht seine
Kunden entweder nach Branchen oder nach Bedarf an
Noch aber gehen die B2B-Unternehmen
das Thema eher verzagt an. In einer Studie
des Shop-Software-Anbieters Intershop aus
dem Jahr 2013 hielten 80 Prozent der B2BUnternehmen eine E-Commerce-Strategie
zwar für wichtig, um weiterhin Marktanteile
zu gewinnen, aber nur 16 Prozent von ihnen
wollten digitale Leader in ihrem Bereich
werden. Obwohl hier der Kampf um Bestands- und Neukunden entschieden werden wird, ist die Angst vor den Schwierigkeiten bei der Transformation vom Außendienstvertrieb zum Online-Selfservice groß.
Dabei decken sich 85 Prozent der Funktionen und Features eines B2B-Shops mit
denen eines B2C-Shops. Lediglich die letzten 15 Prozent machen es erforderlich, dass
die Unternehmen die Brille ihrer Kunden
aufsetzen und mit individuellen Features
und Funktionen deren Bedürfnisse online
Schneller Überblick: Die linke Navigationsleiste von
Contorion ist gut durchdacht und führt die Kunden
schnell und intuitiv zum gesuchten Produkt
so erfüllen, wie es bislang der Außendienstmitarbeiter vor Ort tat. Allerdings sind es
genau diese 15 Prozent, die online einen
Leader vom Loser unterscheiden und dazu
führen, dass die Kunden bei ihm und nicht
bei der Konkurrenz einkaufen.
Erfahrung schlägt Amazon
Hier jedoch liegt auch der entscheidende
Wettbewerbsvorteil gegenüber den Allesanbietern wie Amazon & Co. Denn der
eigene Außendienst weiß aufgrund langjähriger Erfahrung ganz genau, wie seine
Kunden arbeiten und welche Services sie
erwarten. Bei der Online-Konkurrenz
muss dieses Wissen erst erarbeitet werden.
Wichtigstes Erfolgskriterium für einen
B2B-Shop ist die Nutzerführung. Denn
für einen B2B-Nutzer ist Zeit Geld. Er geht
Praktisch: Grainger-Kunden können mit
dem Bulk Order Pad online schnell
bekannte Produkte nachordern
9. November 2015
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INTERNET WORLD Business
nicht shoppen, sondern beschafft Arbeitsmittel. Hilft ihm ein Online-Shop bei seinem täglichen Beschaffungsmanagement
Zeit zu sparen, führt dieser Mehrwert
dazu, dass B2B-Kunden immer wieder
online bestellen. Damit dies funktioniert,
muss ein B2B-Shop so aufgebaut sein, dass
der Kunde ihn auf Anhieb versteht. Eine
intuitive Navigation sowie das Einbinden
gelernter Usability-Standards aus dem
B2C-Handel sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Schließlich ist auch ein professioneller Einkäufer nur ein Mensch und hat
sein Online-Einkaufsverhalten bei Amazon, Ebay oder Zalando gelernt. Entsprechend erwarten auch Business-Einkäufer,
dass sie das Sortiment auf einen Blick erfassen können, die Suche an gewohnter
Stelle platziert ist und sie in möglichst
wenigen Schritten zum gesuchten Produkt
geführt werden.
Die wichtigsten To-dos im
Frontend-B2B-Shopdesign
Mit drei Klicks zum Produkt
bestellung verschicken können. Auch funktionale Themenzugänge finden sich auf der
Contorion-Startseite, indem beispielsweise
„Befestigungstechnik“ oder „Handwerkszeug“ gebündelt wird. Dem Kunden vermittelt Contorion Serviceorientierung und das
Gefühl, im Shop gut aufgehoben zu sein.
Apropos gut aufgehoben: Während B2BAnbieter darauf bauen, dass zwischen ihnen
und ihren Käufern ein nicht selten in langen
Jahren gewachsenes Vertrauensverhältnis
besteht, der Außendienstmitarbeiter also
„seine Pappenheimer kennt“, spricht ein
B2B-Online-Shop nicht mehr nur bestehende Kunden an, sondern erreicht im Idealfall
über das Web auch neue Zielgruppen, die
in Sekundenschnelle Vertrauen zum Anbieter aufbauen. Einen Vertrauensvorsprung
gewinnen B2B-Online-Anbieter beispielsweise schnell durch Online-Shop-Prüfsiegel, die potenzielle Kunden bereits aus dem
B2C-Online-Handel kennen. Auch die
Angabe von Referenzen kann gerade bei
großen Aufträgen die Kaufentscheidung
positiv beeinflussen. Weniger anonym
wirkt ein B2B-Shop, wenn reale Mitarbeiter
in Videos Produkte erklären oder als Ansprechpartner für Fachanfragen in der
Kunden-Hotline zur Verfügung stehen.
Das meistgehörte Argument gegen den
B2B-Einkauf im Web ist vermutlich: „Das
macht nur noch mehr Arbeit und dauert
noch länger.“ Um dem entgegenzuwirken,
müssen B2B-Anbieter ihren Kunden bei
den täglichen Bestelltätigkeiten genau auf
die Finger gucken. Durch Beobachtung
Ein Beispiel für eine gelungene Nutzerführung ist der Händler für Industriebedarfsgüter Grainger. Der B2B-Shop basiert auf
einer sehr einfachen, klassischen Plattformstruktur, die der Kunde aus der B2C-Welt
kennt. Eine detaillierte linke Navigationsleiste bietet einen extrem schnellen Überblick über das gesamte Sortiment und
führt den Kunden mit wenigen Klicks zum
gewünschten Produkt. Besonders nutzerorientiert ist das „Bulk Order Pad“, bei
dem die Kunden nur noch Artikelnummer und Stückzahl eingeben müssen und
so die Bestellung auf den Weg bringen.
Zur gelungenen Nutzerführung zählt
auch, potenziellen Kunden schon auf der
Startseite das Gefühl zu geben, dass das
Sortiment den eigenen Bedürfnissen
genügt. Doch gerade B2B-Anbieter mit riesigen Sortimenten und heterogenen Zielgruppen stehen hier vor der Herausforderung, den verhältnismäßig kleinen Platz
der Startseite optimal zu nutzen. Eine gute
Möglichkeit sind unterschiedliche Produktzugänge, wie sie im B2B-Shop von
Contorion zu sehen sind. In der linken Navigationsebene sind die unterschiedlichen
Kategoriezugänge schon in der zweiten
Ebene ausgeklappt, was zu einem sehr
schnellen Sortimentsüberblick führt. Daneben hat Contorion einen digitalen Werkstatteinrichter, mit dem die Kunden ihre
Werkstatt ihrem persönlichen Bedarf entsprechend konfigurieren und als Sammel-
1. Verstehen Sie Ihre Kunden und
richten Sie Ihre Online-Plattform nach ihnen aus
2. Etablieren Sie eine State-ofthe-Art-Usability
3. Prüfen Sie sämtliche Frontend-Killerfaktoren
4. Erkennen und heben Sie Ihre
Potenziale im Netz
5. Entwickeln Sie individuelle
Features
6. Werden Sie Digital Leader in
Ihrer Branche
15
und persönliche Kundengespräche können
Shop-Betreiber schnell eine Liste mit Features zusammenstellen, mit denen sich ihr
Shop von denen der Konkurrenz positiv
abhebt. Der Baugroßhändler Layer hat dies
beherzigt und in seinem Webshop branchenabhängige Startseiten für unterschiedliche Zielgruppen realisiert. Auf dem B2BMarktplatz von Kwerk können Techniker
und Ingenieure mithilfe zahlreicher Berechnungstools und einem intelligenten
Angebotsmanagement online ganze Bauprojekte kalkulieren. Und bei dem Webshop für Verpackungen, Rajapack.de, sorgen unter anderem hilfreiche Konfiguratoren dafür, dass B2B-Kunden schnell das für
sie richtige Verpackungsmaterial finden.
Mit Multichannel punkten
Der größte Wettbewerbsvorteil, den der
klassische Handel gegenüber reinen
Online-Pure-Playern hat, ist die stationäre
Präsenz. Auch im B2B-Handel ist es sinnvoll, Online-Kanal und stationäre Welt so
miteinander zu verknüpfen, dass für den
Kunden ein Mehrwert entsteht. Die simpelste Möglichkeit ist die Integration eines
Filialfinders, wie dies beispielsweise der
Office-Ausstatter Staples macht. Doch wer
unterschiedliche Kundentypen und Kaufanlässe für seine Produkte genau analysiert,
wird noch weitere Möglichkeiten der Verzahnung finden. Allerdings: Nicht selten
wird die eigene Multichannel-Strategie von
Mitarbeitern ausgebremst, die Angst haben,
zu hohe Online-Umsätze könnten langfristig den eigenen Job kosten. Dies sollten Unternehmen auf keinen Fall unterschätzen
und jeden Mitarbeiter von Anfang an in
allen Projektphasen in die Integration miteinbeziehen.
◼
Tim Böker
ist Mitgründer des auf
E-Commerce spezialisierten
Designunternehmens Kommerz und
berät B2B- und B2C-Unternehmen
rund um digitale Markeninszenierung
und Vertriebsförderung. Mehr Praxistipps zum Thema B2B-FrontendDesign verrät er im Rahmen des B2BSpecials der „ecommerce conference“
am 16.11.2015 in Hamburg. Weitere
Informationen dazu finden Sie online
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E-COMMERCE
16
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Zahlen &
Fakten
500
Foto: Digitaltrends
Millionen
Päckchen verschickt
Amazon pro Jahr allein
in Deutschland
Amazons letzte Meile
Die Anzeichen für den Start eines hauseigenen Paketdienst von Amazon verdichten sich –
weltweit. DHL, Fedex und Co müssen sich wohl bald warm anziehen
betreibt Amazon
weltweit
ann kommt Amazons eigener
Paketdienst? In der Branche wird
seit Jahren darüber spekuliert, ob und
wenn ja wann Amazon den Versand seiner
x Milliarden Päckchen pro Jahr selbst
übernehmen wird; sogar über den Namen
für die Logistiksparte wird in den einschlägigen Fachblogs schon lange diskutiert: Amazon Transports & Logistics
(ATL) könnte der Dienst heißen, der den
bisherigen Logistikpartnern des OnlineHändlers – in Deutschland DHL, in den
USA vornehmlich Fedex und UPS – das
Wasser abgraben könnte. Bisher machten
lediglich Gerüchte aus gut informierten
Kreisen die Runde, doch in den letzten
Wochen mehren sich weltweit die Anzeichen, dass es mit ATL wirklich bald losgehen könnte.
W
17
In
Städten
weltweit beliefert Amazon
derzeit Prime-Now-Kunden in einer Lieferzeit von
unter zwei Stunden
7.000
qm
soll ein Amazon-Logistikzentrum in MünchenOst umfassen, das 2016
gebaut werden soll
Das offensichtlichste Anzeichen bisher:
Ende Oktober hat Amazon damit begonnen, Pakete im Großraum München in
Eigenregie auszuliefern. Aus einer 6.000
Quadratmeter großen Halle im Gewerbegebiet Geiselbullach bei Olching wird der
Versand von Waren organisiert, die aus
dem Amazon-Logistikzentrum in Graben/Augsburg angeliefert werden. Über
die gute Anbindung an die Autobahnen
A8 und A99 können Waren von dort aus
per Same und Next Day Delivery an die
Kunden im Großraum München ausgeliefert werden.
Kein eigener Fuhrpark
Dafür nutzt das Unternehmen allerdings
keine eigene Lieferflotte, sondern setzt auf
die Dienste mehrerer regionaler Zusteller. Insgesamt
200 Fahrer sollen für Amazon tätig werden. Der
Schritt war in Fachkreisen
bereits erwartet worden:
Im Juli hatte Amazon zwei
Logistikfirmen in München gekauft und unter der
Bezeichnung
„Amazon
City Logistik Beta“ und
„Amazon City Logistik
Gamma“ ins Handelsregister eintragen lassen. Zudem hatte der Retailer Mitarbeiter für den Aufbau
von lokalen Verteilerstationen gesucht, wie sie AmaPrime-Now-Zustellung: Um Prime-Kunden
zon bereits in England für
schneller zu bedienen, experimentiert Amazon viel
die Sonntagszustellung und für Expresslieferungen nutzt
Amazon sucht Logistiker
Auch international häufen sich die Anzeichen dafür, dass Amazon daran arbeitet,
seine Logistik selbst in die Hand zu nehmen. In Frankreich hat der Händler den
Kurier-, Express- und Paket-Dienst Colis
Privé komplett übernommen, berichten
französische Medien. In Großbritannien ist
Amazon bereits seit 2014 an Yodel beteiligt,
der Nummer zwei im britischen Paketdienst hinter der Royal Mail. In den USA
arbeitet Amazon angeblich derzeit am Aufbau eines eigenen Management-Teams:
Laut dem Logistik-Fachblog DC Velocity
habe der Online-Händler „einen der weltweit führenden Recruiting-Spezialisten angeheuert“, der Manager mit Erfahrung in
der Zustellung von Kleinpaketen für Amazon gewinnen soll. Dazu passt das neueste,
wilde Branchengerücht zur Zukunft von
Andrej Busch, bis dato Geschäftsführer von
DHL Paket. Busch hat die DHL zum
November in aller Stille verlassen und wird
sich ab nächstem Jahr neuen Aufgaben
widmen. „Logistik Heute“ kolportierte
prompt, Busch werde zu Amazon wechseln, um dort das europaweite Lebensmittelgeschäft – und vermutlich den passen◼
den Versand – aufzubauen.
Ingrid Lommer
internetworld.de/il
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DE: 02602 / 96 91
AT: 0800 / 100 668
XQGGDV,QWHO ģ/RJRVLQGHLQJHWUDJHQH0DUNHQGHU,QWHO&RUSRUDWLRQLQ
1und1.info
RECHT
18
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
Leider ausverkauft ...
§
Nicht lieferbare Ware kann für Online-Händler wettbewerbsrechtliche Folgen haben
W
„Bei schwindenden
Warenbeständen lieber das
Angebot offline stellen“
Rolf Albrecht
Rechtsanwalt, Volke 2.0
www.volke2-0.de
Sabine Heukrodt-Bauer LL.M.
Rechts- und Fachanwältin für
Informationstechnologierecht
in Mainz
Bild: Shutterstock_hellena13
www.res-media.net
darüber, dass
die Ware vergriffen sein könne. Im Gegenteil: Es werde der Eindruck erweckt,
als seien eben noch Fahrräder verfügbar.
Die Richter sahen somit einen Verstoß
gegen Nr. 5 des Anhangs zu § 3 Abs. 3
UWG. Dieser Passus untersagt Händlern,
Waren zu bewerben, ohne darüber aufzuklären, dass sie diese Waren eventuell
nicht in der gewünschten Stückzahl oder
zum angegebenen Preis liefern können.
Die Entscheidung des OLG Hamm
zwingt Online-Händler den Warenbestand immer aktuell anzuzeigen. Bei sich
reduzierenden Warenbeständen sollten
sie lieber das Angebot offline stellen als es
mit erklärenden Hinweisen zu versehen,
die gegebenenfalls eine Irreführung nicht
ausschließen. Nur so kann eine wettbewerbsrechtliche Inanspruchnahme im
Einzelfall vermieden
werden. Denn ob entsprechende aufklärende Hinweise ausreichen, muss im Einzellfall ein
Gericht entscheiden.
◼
Klaus Albrecht
Das müssen Sie beachten
∙ Bieten Sie nur Waren an,
wenn Sie sie auch in der angekündigten Frist liefern können.
∙ Wird der Bestand knapp,
nehmen Sie lieber das Angebot vom Netz.
∙ Erklärende Hinweise können
als Irreführung verstanden
werden.
ONLINE-REISEPORTAL
PRODUKTPIRATERIE
„Visa Entropay“ als Gratiszahlmöglichkeit reicht nicht
Bank muss Kundendaten offenlegen
Erneut ist einem Reiseportal untersagt
worden, bei der Auswahl der zuschlagsfreien Zahlungsmöglichkeiten zu kleinlich
zu sein. Opodo hatte für die Bezahlung von
Flugtickets einzig die wenig bekannte
Prepaid-Karte „Visa Entropay“ ohne Zuschläge akzeptiert, auf andere Bezahlarten jedoch Zuschläge erhoben. Dies, so das
LG Hamburg, verstoße gegen die Pflicht,
dem Verbraucher wenigstens eine gängige
Zahlmöglichkeit ohne Aufschlag anzubieten (Az.: 327 O 166/15). Ein ähnliches Urteil
erging im März gegen Fluege.de.
(fk)
Keine
Mehrwertsteuer
fällt beim Umtausch von Bitcoins in
andere Währungen an. Der Europäische Gerichtshof hat entschieden,
dass Bitcoins genauso behandelt
werden sollen wie Bargeld.
AZ: C-264/14
Ein Unternehmen, das das
bekannte Duftwasser „Cool
Water“ von Davidoff vertreibt,
stieß 2011 auf den Anbieter
einer Fälschung auf Ebay. Über
eine Testbestellung kam das
Unternehmen an die Bankverbindung des Markenpiraten –
an mehr aber nicht. Denn die
Sparkasse, bei der das Konto
geführt wurde, weigerte sich unter Bezug
auf das Bankgeheimnis, den Namen und
die Adresse des Kontoinhabers preiszu-
Online-Händler müssen
EU-Versandkosten angeben
Das Kammergericht Berlin hat entschieden, dass in Online-Shops auf
anfallende Kosten bei Versand innerhalb der EU hingewiesen werden
muss (Beschluss vom 02.10.2015 –
Az.: 5 W 196/15).
Ein Ebay-Händler hatte nur die innerhalb Deutschlands anfallenden Versandkosten beziffert. Zu Auslandslieferungen gab er an, dass die Versandkosten „auf Anfrage“ erhältlich seien.
Die Berliner Richter sahen dies wettbewerbsrechtlich als unzulässig an.
Laut Preisangabenverordnung (PAngV)
seien die anfallenden Lieferkosten
anzugeben. Ausnahmen hiervon bestehen nur in den Fällen, in denen die
Berechnung der Kosten vernünftigerweise nicht möglich sei. Dies treffe auf
den EU-Versand aber nicht zu. Innerhalb der EU seien die wirtschaftlichen
Bedingungen weitgehend angeglichen worden und ein freier Warenaustausch grundsätzlich möglich. Die Berechnung der anfallenden Lieferkosten sei dem Händler daher zumutbar.
Versandkosten müssen vorab beziffert werden, soweit diese „vernünftigerweise im Voraus berechnet werden
können“ (§ 1 Absatz 2 Nr. 2 PAngV).
Das dürfte gerade bei Ebay-Angeboten mit einem konkreten Artikel
zumeist der Fall sein.
Wird häufig gefälscht:
Markenkosmetika wie das
hier abgebildete „Cool
Water“ von Davidoff
geben. Dem hat der Bundesgerichtshof jetzt – nach fast
fünf Jahren – widersprochen,
nachdem er den Europäischen
Gerichtshof um eine Vorentscheidung gebeten hatte. Der
bewertete das Recht auf Schutz
des geistigen Eigentums höher
als die Schutzwürdigkeit der
persönlichen Daten. Ob die verspätete Auskunft der Sparkasse bei der
Verfolgung des Plagiators jetzt noch weiterhelfen kann, ist nicht bekannt.
(fk)
Foto: Hersteller
enn Ware entgegen der Ankündigung im Online-Shop nicht lieferbar ist, kann das ein Wettbewerbsverstoß
sein. Das entschied das Oberlandesgericht
Hamm im August 2015 (Az.: 4 U 69/15).
Ein Händler hatte in seinem OnlineShop Elektrofahrräder angeboten. Ein
von einem Wettbewerber beauftragter
Testkäufer bestellte daraufhin ein
Fahrrad mit einer bestimmten Rahmengröße. Während des Bestellvorgangs wurde der Hinweis „nur
noch wenige Exemplare auf Lager,
Lieferzeit in circa 2 bis 4 Werktagen“
eingeblendet. Dennoch lief der
Bestellvorgang ganz normal ab. Nach
Abschluss der Bestellung erhielt der
Testkäufer jedoch eine E-Mail, dass
das bestellte Fahrrad nicht mehr verfügbar sei.
Daraufhin ging der Wettbewerber
gegen den Online-Händler wegen wettbewerbsrechtlicher Irreführung im Rahmen einer Lockwerbung vor.
Das Oberlandesgericht Hamm sah
ebenfalls einen Unterlassungsanspruch.
Der Hinweis „nur noch wenige Exemplare
auf Lager, Lieferzeit in circa 2 bis 4 Werktagen“ sei keine ausreichende Aufklärung
23/15
08. Dezember 2015
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richtet sich an:
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Daten spielen im Marketing eine zunehmend wichtige Rolle.
Von der Auswertung großer Datenmengen versprechen
sich Marketer, dass sie
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Projektleitung
í einen genaueren, wenn nicht sogar umfassenden Blick auf ihre Kunden gewinnen
í Werbebotschaften präziser an die richtige Zielgruppe aussteuern können als bisher
í ihre Kunden persönlicher ansprechen können, weil sie mehr über sie wissen
í Vorhersagen ableiten können, wie Konsumenten auf ihre Marketingmaßnahmen
reagieren werden, um den Return-on-Invest (ROI) der Marketing-Ausgaben zu
verbessern
í genauer berechnen können, welche Leads das größte Potenzial haben.
Damit aus Big Data intelligentes Marketing wird, verbinden Unternehmen strukturierte
und unstruktierte Daten. Das ist leichter gesagt als in der Praxis getan. Schließlich
stammen die Informationen aus zahlreichen Quellen wie unternehmenseigenen
und Dritt-Daten, aus Social Media oder von E-Mail-Marketing-Aktivitäten. Algorithmen
durchpflügen die Informationen und warten (hoffentlich) mit neuen Erkenntnissen auf.
Die Datenqualität wird künftig eine große Rolle spielen: Die Aufmerksamkeit im Unternehmen wird darauf gelenkt werden, wie es gelingt, Daten „sauber“ und aktuell zu
halten, sie kontinuierlich anzureichern und bestmöglich zu nutzen. All diese Aspekte
bieten viel Stoff für Diskussionen. Deshalb freue ich mich auf einen spannenden und
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08. Dezember 2015
Empire Riverside Hotel,
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Mit den richtigen Daten mehr Effizienz im Marketing
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09.15 Uhr
Begrüßung durch die Moderatorin Ingrid Schutzmann
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Keynote
Herausforderung Datenschutz
Kathrin Schürmann, Rechtsanwältin, SCHÜRMANN WOLSCHENDORF DREYER
11.00 Uhr
Kaffeepause und Zeit für Gespräche
Datenstrategien
11.30 Uhr
Customer Data Value – enge Kundenbeziehungen in Zeiten von Smartphones & Co.
Christian Holtz, Director Solution & Product Management, Uniserv GmbH
Die Single Customer View – Realität oder Utopie?
Matthias Postel, CEO, iCompetence GmbH
Road to Smart Advertising: Intelligente Nutzeransprache im Display Advertising bei OTTO
Kerstin Pape, Leiterin Online Marketing, Otto (GmbH & Co KG)
Ilka Voss, Executive Projektleiterin Online Marketing, Otto (GmbH & Co KG)
13.15 Uhr
Gemeinsames Mittagessen
Datenanreicherung und Customer Journey
14.15 Uhr
Wie Consumer-Marken Offline- und Online-Touchpoints verbinden
Philipp Begaße, Head of Content Marketing, department one GmbH
Social Media meets 3rd-party Data
Katrin Meier, Head of Business Development & B2C Sales, Schober Information Group Deutschland GmbH
Themen-Tische
Interaktiv
Sie haben während des SMART DATA Summit die Möglichkeit, mit Branchenexperten und Fachleuten
aus anderen Unternehmen an verschiedenen Themen-Tischen Ihre konkreten Fragen zu diskutieren.
Entscheiden Sie vor Ort, an welchem Themen-Tisch Sie gerne teilnehmen möchten.
15.45 Uhr
Kaffeepause und Zeit für Gespräche
Best Practice
16.15 Uhr
Datengestütztes Multichannel Marketing in der Praxis
Dirk Kemmerer, Geschäftsführer, arvato Digital Marketing und Geschäftsführer, DeutschlandCard GmbH
Data Driven Marketing versus Kreativität
N.N.
17.15 Uhr
Ende der Veranstaltung
Programmänderung vorbehalten
Kooperationspartner (Stand 04.11.2015):
KNOW-HOW
22
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Tool für die Kundenzufriedenheit
Welche Kriterien ein CEM-Werkzeug erfüllen sollte
in Webanalyse-Tool gehört
heute zum Handwerkszeug
eines jeden Website-Betreibers.
Customer Experience Management (CEM) jedoch geht darüber
hinaus: Ein CEM-Tool erlaubt
dem Seitenbetreiber nicht nur Einblicke in das Verhalten der User auf seiner
Seite, es zeigt auch die Schwachstellen auf,
die einen Kaufprozess scheitern lassen. Im
ersten Teil dieser Serie (Ausgabe 22/2015,
S. 20) haben wir die Anwendungsbereiche
für CEM-Tools beschrieben. Im zweiten
Teil dreht sich nun alles um die Auswahl
und die Einführung im Unternehmen.
E
Erfolgreiches Customer
Experience Management
(CEM) zielt darauf ab, die
Beweggründe für das Handeln
von Kunden zu erkennen und
ihre Loyalität zu steigern. Diese
Serie vermittelt die Grundlagen.
Folge 1: Was ein CEM für den
Webshop-Betreiber leistet
(Ausgabe 22/2015)
Folge 2: Auswahl von CEMTools und Einführung
(Ausgabe 23/2015)
Glossar
Customer Experience
Management
CEM beschreibt die Gestaltung
einer einheitlichen, über alle
Touchpoints konsistenten positiven Wahrnehmung des Unternehmens aus Sicht der Kunden.
Struggle
Probleme auf Kundenseite mit der
Website / im Online-Shop, z.B.
Fehlermeldungen, Kaufabbruch,
etc. Struggle Detection beschreibt
die Erkennung dieser Probleme,
beispielsweise durch die Definition
von Events.
Event
Events sind Regeln, die zum Beispiel festlegen, was ein Struggle
ist und wie das Problem erkannt
werden kann.
Keine Scheu vor
Dienstleistern
Jedes CEM-Projekt ist zum
Scheitern verurteilt, wenn – um
Kosten einzusparen – zu wenig
oder gar keine Dienstleistungen
für die Implementierung des
Tools sowie die Erstellung der
notwendigen Reports, Dashboards und
Scorecards in Anspruch genommen werden. Dies gilt auch für die Schulung der
Mitarbeiter. Wer erwartet, dass diese sich
das nötige Wissen mit Handbüchern oder
per „Trial and Error“ aneignen können,
riskiert das Scheitern des Projekts.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, ein
webbasiertes Software-as-a-Service(SaaS)Tool mache eine Mitarbeiterschulung
überflüssig; es gilt dasselbe wie für „On
Premise“-Lösungen. Erschwerend kommt
hier allerdings hinzu, dass viele Anbieter
von SaaS-Tools keine umfassenden Schulungspakete offerieren.
Die eigenen Mitarbeiter müssen nicht
nur bei der Implementierung des Tools
eingebunden werden, sie müssen dafür
auch genügend freie Kapazitäten haben. In
der Praxis zeigt sich häufig, dass die Ursachen für Probleme mit dem CEM-Tool
nicht in der Software zu suchen sind, sondern in der mangelhaften Schulung und
Einbindung der Mitarbeiter.
erfolgreich abzuschließen, werden von
allen Kunden sämtliche Daten benötigt.
Sampling – also das Filtern eines Teils des
Traffics – spart zwar Kosten, jedoch besteht
dann die Gefahr, dass gerade der fehlerbehaftete Teil ausgefiltert wird.
Wiedergabe des „echten“ Kundenerlebnisses: Zahlreiche Tools setzen die Custo-
mer Journey entweder aus Screenshots
oder aus den aufgerufenen URLs zusammen. Screenshots sind statisch und können den wirklichen Ablauf der Session
nicht wiedergeben und daher das Kundenerlebnis nicht darstellen. Wird die Customer Journey aus den aufgerufenen URLs
zusammengesetzt, kann das Kundenerlebnis ebenfalls nicht wiedergegeben werden,
da sich die Website mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen dem Zeitpunkt
Illustration: Phoenix Media
Serie: Customer
Experience
Management
des Kundenbesuchs und der Wiedergabe
im CEM-Tool geändert hat. Beiden Methoden fehlt die Möglichkeit, in den App- und
HTTP-Daten sowie im HTML-Code der
Seite nach einer Fehlerursache zu suchen.
Ein wesentlicher Teil der Zeit- und Kostenersparnisse von CEM ist aber genau hierauf
zurückzuführen: Durch die komplette Aufzeichnung der Session ist eine Reproduktion von Fehlern sowie die Fehleranalyse
im HTML-Code möglich.
Kriterien für die Auswahl
eines geeigneten Tools
Viele Software-Hersteller verwenden für
ihre Tools den Begriff „Customer Experience Management“, auch wenn ihnen
wichtige CEM-Funktionen fehlen, etwa
die Erkennung von Problemstellen
(Struggle Detection) und die Abschätzung
der finanziellen Folgen.
Ein echtes CEM-Tool sollte folgende
Funktionalitäten aufweisen:
Erfassung sämtlicher Transaktion von
jedem Kunden in Echtzeit: Um zu verste-
hen, wo die Kunden im Online-Shop
Schwierigkeiten haben, Transaktionen
Dashboard: Ein
gutes CEM-Tool
liefert jedem Mitarbeiter alle relevanten Daten auf einen
Blick
28.November
9.
September
2015
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20/15
INTERNET WORLD Business
23
Struggle- und Business-Impact-Analysen:
Ein CEM-Tool sollte nicht nur technische
Probleme oder Probleme bei der Usability
erkennen, sondern den dadurch entgangenen Umsatz quantifizieren können. Dazu
muss das Tool in der Lage sein, den
Warenkorbwert eines Kunden zu erfassen
und für spätere Auswertungen sowie
Optimierungsmaßnahmen zu speichern.
Bezüglich der Struggle-Analyse (Analyse
von Nutzerproblemen) sollte die StruggleDefinition flexibel und von jedem CEMTool-Anwender selbst möglich sein. Dazu
ein Beispiel: Wenn aus Sicherheitsgründen hohe Anforderungen an das Passwort
des Kunden auf der Website gestellt werden, können bis zu zehn fehlerhafte LoginVersuche noch als normal gelten – in anderen Umfeldern kann dies bereits ein Indiz
für eine Hacker-Attacke sein.
Glossar
Customer Life Cycle
Shadow-Browsing für den Customer
Support: Mit Shadow-Browsing kann der
Kundenservice in Echtzeit sehen, was der
Kunde im Online-Shop getan hat und welche Fehlermeldungen dem Kunden den
Einkauf, die Bestellung oder die Buchung
unmöglich machten. Unnötige Fragen zu
technischen Details, die Kunden oftmals
gar nicht beantworten können und verärgern, werden somit hinfällig.
Aktive Alarmierung: Ein gutes CEMTool sollte bei bestimmten Verhaltensmustern oder bei Unter- bzw. Überschreitung
von Schwellenwerten aktiv und selbstständig Informationsmitteilungen an die verantwortlichen Mitarbeiter im Unternehmen senden, etwa wenn Fehler gehäuft auftreten, VIP-Kunden Probleme haben oder
bestimmte Preislevel unterschritten werden. Wichtig: Sowohl die Kriterien für einen
Alarmfall als auch die Art der Alarmierung
müssen individuell veränderbar sein, etwa
per SMS, E-Mail oder durch die Ausführung von Scripts auf anderen Systemen.
Schnittstellenintegration: Mithilfe von
CEM werden wertvolle Daten über Kunden
gewonnen, die in anderen Marketing-Tools
gewinnbringend genutzt werden können.
Eine leistungsfähige API sollte daher unbedingt zur Verfügung stehen. Besser ist es,
wenn das Tool über bereits existierende
Integrationen in Tools wie CampaignManagement oder Webanalyse verfügt.
Die Aufzählung der genannten CEMTool-Funktionen erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit, gibt aber einen guten
Überblick über die wichtigsten Features.
Der benötigte Funktionsumfang hängt natürlich immer von der jeweiligen Kundensituation und dem Anforderungsprofil ab.
Organisatorische
Veränderungen
Damit ein Online-Retailer den größtmöglichen Nutzen aus dem Einsatz eines CEMTools ziehen kann, sind organisatorische
Veränderungen notwendig, da die Prozesse und Abläufe im Unternehmen angepasst und die Mitarbeiter vorbereitet
werden müssen. Folgende Aufgaben kommen auf Unternehmen zu:
Bereitstellung von IT-Ressourcen: Fällt
die Entscheidung für ein „On Premise“CEM-Tool, muss die interne IT nicht nur
Mit einem CEM-Tool können die Auswirkungen einzelner Website-Probleme auf
den Unternehmenserfolg ganz einfach bestimmt werden. Die Aufmerksamkeit
aller Beteiligten im Unternehmen kann damit auf die wirklich gravierenden Probleme gerichtet werden
die erforderliche Hard- und Software, sondern auch geeignetes Personal bereitstellen,
um die Anwendung zu managen und zu
betreuen. Da ein CEM-Tool nicht als „mission critical“ eingestuft wird, reicht eine
regelmäßige Überwachung des Tools aus.
Bei einer SaaS-Variante übernimmt der
Anbieter des Tools die Bereitstellung der
Applikation sowie der notwendigen Hardund Software. In diesem Fall sollte jedoch
auf die Definition geeigneter Leistungseigenschaften im Service-Level-Agreement geachtet werden.
Integration der beteiligten Fachabteilungen: Es sollten wirklich alle am
CEM-Konzept beteiligten Fachabteilungen, darunter E-Commerce, Marketing,
Customer Service und die IT, in den Prozess einbezogen werden. Hier gilt es mindestens eine bis zwei Personen pro Abteilung für die Nutzung des Tools zu schulen.
Einbindung aller relevanten Unternehmensprozesse und -abläufe in das CEM:
Das beste Werkzeug nützt nichts, wenn es
keine Daten erhält. Um zu vermeiden,
dass Änderungen an der Website, den
Webanalyse-Tags oder vielleicht sogar am
Content dazu führen, dass dem CEM-Tool
die Grundlage entzogen wird, muss CEM
zum integralen Bestandteil aller relevanten Prozesse und Abläufe im Unternehmen werden. Das zuständige CEM-Team
muss bereits im Vorfeld in geplante Änderungen an der Website oder dem Tagging
informiert und eingebunden werden.
Zentralisierte Erstellung von Events:
Die Basis eines guten CEM-Tools sind
sogenannte Events. Events können auch als
Regeln beschrieben werden, die definieren,
was etwa als ein Struggle (Problemfall) gilt
und wie das Tool diesen erkennen kann.
Die Definition der Events sollte zentralisiert
für alle beteiligten Fachbereiche erstellt werden – am besten von zwei Personen, die sich
im Fall von Krankheit oder Abwesenheit
durch Urlaub gegenseitig vertreten können. Reports, Dashboards und Scorecards
können üblicherweise trotzdem von den
Usern jeder Abteilung nach eigenen Bedürfnissen selbst erstellt werden.
Customer Life Cycle beschreibt
das gesamte Vorgehen eines Kunden, der sich für eine Marke, ein
Produkt oder eine Dienstleistung
entscheidet, diese(s) kauft, benutzt oder in Anspruch nimmt und
der Marke, dem Produkt oder der
Dienstleistung treu bleibt, also
eine Beziehung aufbaut und diese
aufrechterhält. Üblicherweise
beginnt dies mit dem ersten Kundenkontakt und endet mit der Auflösung der Geschäftsbeziehung.
Customer Journey
Die Customer Journey umfasst die
einzelnen Schritte, die ein Kunde
innerhalb des Customer Life Cycle
unternimmt, um beispielsweise
ein Produkt zu erwerben.
Ohne CEM wird kein Online-
Session
Shop langfristig überleben
Eine Sitzung ist die Verbindung
eines Clients mit einem Server
oder, einfacher ausgedrückt, die
Bewegung eines Website-Besuchers / Online-Shoppers auf der
Website / im Online-Shop.
Eine schlechte Customer Experience kann
Unternehmen Millionen an Umsätzen
und somit Gewinn kosten. Unzufriedene
Kunden, die ihre Erfahrungen in sozialen
Netzwerken oder Bewertungsplattformen
kundgeben, können verheerende Auswirkungen auf ein Unternehmen haben.
Daher werden laut einer Gartner-Studie
bis 2016 geschätzt 89 Prozent der Unternehmen ihr kanalübergreifendes Markenauftreten auf Basis der Customer Experience optimieren.
Um dauerhaft überleben zu können,
muss der Online-Händler seinen Kunden
ein einzigartiges und einwandfreies Einkaufserlebnis bieten. Dies setzt eine stetige
Optimierung des Online-Auftritts voraus:
Usability, Performance, Content, Design,
Customer Journey, Customer Experience.
Dazu ist neben einem Webanalyse-Tool
ein CEM-Tool zwingend notwendig. Nur
mit einem funktionierenden CEM lassen
sich Störungen im Shop permanent und
leicht erkennen sowie schnellstmöglich
◼
beheben.
Björn Kraus
ist CTO beim Magento Gold
Solution Partner und IBM
Advanced Business Partner Phoenix
Media in Stuttgart.
www.phoenix-media.eu
Rüdiger Reh
ist IBM-Brand-Experte für
Customer Experience
Management bei IBM Deutschland.
www.ibm.de
SaaS
Bei Software as a Service übernimmt der Anbieter der Software
die Bereitstellung der Applikation
sowie der notwendigen Hard- und
Software. Ebenfalls übernommen
werden in diesem Fall die Überwachung und die Steuerung der
Software.
On Premise
Beim Software-Nutzungsmodell
„On Premise“ muss die unternehmenseigene IT nicht nur die erforderliche Hard- und Software, sondern auch geeignetes Personal
bereitstellen, um die Anwendung
zu managen und zu betreuen.
Shadow-Browsing
Mit dem Shadow-Browsing kann
der Kundenservice in Echtzeit
sehen, was der Kunde auf der
Website oder im Online-Shop getan hat und welche Fehlermeldungen für den Kunden den Einkauf,
die Bestellung oder die Buchung
unmöglich machten.
ONLINE-MARKETING
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Bigcommerce
∙ Seit Oktober kooperiert
Twitter mit Bigcommerce
∙ Das Unternehmen baut für
Retailer den Buy Button im
Newsfeed des Users ein
∙ Erste Zahlen zur Akzeptanz
sollen Anfang 2016 vorliegen
Foto: Shutterstock / Robuart
∙ Bigcommerce-CEO Brent
Bellm rechnet damit, dass
Händler jetzt verstärkt auf
Social Media gehen
„In naher Zukunft werden Buy
Buttons auch in anderen Netzwerken zum Kauf animieren“
Boris Wollny
Geschäftsführer der
Digital- und Social-MediaAgentur Betamodus
www.betamodus.de
Click, Click, Buy
Mit Buy Buttons wollen verschiedene Netzwerke den Weg über die mobile Website
umgehen und zugleich den eigenen Dienst als Shopping-Plattform aufwerten
arten macht keinen Spaß! Dabei ist es
egal, ob es sich um neue Geschäftszahlen, Abschlussnoten oder den eigenen
Geburtstag handelt: Es ist unerfreulich.
W
Facebook bietet mit Canvas ein Werbeformat mit optionalem Buy Button an
Auch der digitalen Wirtschaft ergeht es
nicht anders. Da diese derzeit größtenteils
von US-amerikanischen Unternehmen beherrscht wird, müssen Werbungtreibende
in Deutschland häufig auf den Einsatz von
Innovationen warten, während ihre amerikanischen Kollegen sie bereits einsetzen.
Das gilt etwa für Buy Buttons oder Werbeformate mit integrierter Kauffunktion.
Der erste Dienst, bei dem ein Buy Button
eingebaut wurde, war Pinterest. Im Juni
2015 war mit den „Buyable Pins“ in den
USA ein entsprechendes Format am Markt.
Und die Konkurrenz schläft nicht: Twitter testet ebenfalls in den USA einen Buy
Now Button. „Für unsere Werbekunden
bietet sich die attraktive Möglichkeit, Produkte direkt in der Timeline zu verkaufen“,
erklärt Thomas de Buhr, DeutschlandChef beim 140-Zeichen-Dienst. Facebook
hat ebenfalls ein Konzept umgesetzt.
Vorreiter und Marktführer ist – zumindest momentan – noch Pinterest. Obwohl
bislang nur iOS-Nutzer in den USA per
Knopfdruck Kleidung, Schuhe oder andere
Produkte kaufen können, scheinen die
ersten Tests erfolgreich zu verlaufen. Rund
drei Monate nach dem Launch veröffentliche Pinterest die ersten Zahlen. „60 Millionen Buyable Pins warten bereits auf die
Kundschaft“, weiß Boris Wollny. Er ist
Geschäftsführer der Augsburger Digitalund Social-Media-Agentur Betamodus.
Funktionsweise und Sinn
von Buy Buttons
Mit Buy Buttons vollzieht sich der nächste
Entwicklungsschritt der sozialen Medien.
Vom Austauschkanal werden sie zunehmend zur Verkaufsplattform. Da insbesondere Pinterest diesen Weg forciert und
das Modell vorantreibt, wäre es in diesem
Fall nicht richtig, noch von Social Media
zu sprechen, der Begriff Social-ShoppingPlattform trifft es schon eher.
Buyable Pins – sie füllen den Newsfeed
auf Pinterest, durch den der Nutzer scrollt –
sind vergleichbar mit einem Post auf
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INTERNET WORLD Business
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Demandware
IBM
Magento
Shopify
∙ Anbieter für E-CommerceShop-Systeme aus den USA
∙ Das IT-Unternehmen bietet
eine Plattform für kanalübergreifenden E-Commerce an
∙ Weltweit setzen 240.000 Händler die Magento-Software ein
∙ Wurde von einem Deutschen
2004 in Kanada gegründet
∙ Das Unternehmen ist eine 100
prozentige Tochter von Ebay
∙ Dient zur Verwaltung von
Website, Shop und Blog
∙ Für kleine Shops ebenso geeignet wie für große Marken
∙ Der Anbieter betont die simple
Installation und Handhabung
seines Shop-Systems
∙ Über 250 Einzelhandelsmarken nutzen Demandware
∙ Zu den Kunden zählen Adidas,
Puma, Marc O’Polo, Jack
Wolfskin und S Oliver
∙ Auf der Dmexco wurde eine
Plattform für den Omnichannel-Commerce samt Buy Button in Social Media präsentiert
Facebook oder einem Tweet. Wenn ein
Werbungtreibender dem User nun mitteilen möchte, dass das Produkt, das er
gerade sieht (zum Beispiel ein Stuhl) zu
kaufen ist, kann er dies mit solch einem
Pin machen. Von einem „normalen“ Pin
unterscheidet sich der Buyable Pin durch
den blauen Button mit dem Schriftzug
„Buy it“. Er ist die Türöffner zum Social
Shopping und zugleich bebhebt er ein
altes Problem: das der Verfügbarkeit.
Wenn Unternehmer auf sozialen Netzwerken Sonderangebote posten, sind diese auf
der eigenen Firmen-Pinnwand und zugleich im Newsfeed des Nutzers zu sehen.
Insbesondere wenn User ein Angebot erst
spät entdecken, kann es sein, dass der Angebotszeitraum schon abgelaufen ist oder
das Produkt im Online-Shop gar nicht
mehr zur Verfügung steht. Tritt dieser Fall
ein, frustriert dies den potenziellen Käufer. Bei seinem nächsten Einkauf wird er
womöglich bei einem Konkurrenten nach
der Ware suchen. Der blaue Buy Button
erscheint auf Pinterest jedoch nur dann,
wenn das Produkt tatsächlich noch zur
Verfügung steht. Er symbolisiert dem
Interessierten: Der Artikel, den du kaufen
möchtest, ist noch zu haben.
Implementierung
im eigenen Pinterest-Profil
Klickt der Nutzer anschließend auf den
Buy Button, öffnet sich innerhalb der Pinterest-App der Check-out-Prozess. Dort
kann er derzeit zwischen zwei Bezahlmethoden wählen: Apple Pay oder Kreditkarte. Da die Kontodaten im PinterestProfil des Nutzers hinterlegt werden, wird
die Einkaufsprozedur beim nächsten Mal
deutlich kürzer und vor allem bequemer
ablaufen. „Buy Buttons stellen eine simple
Art dar, ohne Bruch an kauffreudige Nutzer heranzukommen und sie direkt zum
Kauf zu animieren, ohne dass sie auf
einem weiterführenden Weg abspringen“,
fasst Agenturchef Wollny die Vorteile der
Buyable Pins zusammen.
∙ Softwareunterstützung von
der Markteinführung über
Mobile Commerce bis zu personalisierten Newslettern
∙ Zum Portfolio zählt auch der
Buy Button in Social Media
∙ Die einzelnen Lösungen sind
miteinander kompatibel
Wenn auf Werberseite Interesse an der
Integration von Buy Buttons besteht, stellt
sich oft die Frage, wie sie zu implementieren sind. Wie kann ich den Buyable Pin im
Speziellen oder den Buy Button im Allgemeinen am besten im eigenen Feed einbetten? Dabei helfen im Moment fünf
Software-Anbieter: Bigcommerce, Demandware, IBM, Magento und Shopify (eine
detaillierte Auflistung der Angebote gibt
es in den Kästen oben auf Seite 24 und 25
sowie im Internet). Wer sich nun als Marketing-Entscheider mit Budgetverantwortung Sorgen macht, kann sich wieder
zurücklehnen. „Bei der Implementierung
von Buyable Pins fallen keine Kosten oder
Gebühren an“, erklärt Jan Honsel, Country
Manager bei Pinterest für Deutschland,
Österreich und die Schweiz. „Pinterest
erhält über die Buyable Pins auch kein
Geld oder Provisionen“, ergänzt der Verantwortliche.
Da sich die Buyable Pins mit der Ausnahme des „Buy it“-Buttons jedoch nicht
von normalen Beiträgen unterscheiden,
könnte es sein, dass sie im ungefilterten
Nachrichtenstrom schnell untergehen.
Um als Werbungtreibender oder Shop-Betreiber mehr Aufmerksamkeit zu schaffen,
können Promoted Pins eingesetzt werden.
Das ist der Name des Werbeprodukts von
Pinterest. Durch dessen Verwendung können Marken die Reichweiten der Pins erhöhen und somit eine größere Zielgruppe
ansprechen. „Da alle Pins beworben
werden können, könnte man mit unserer
Infrastruktur auch Buyable Pins bewerben
und kaufbare Produkte mit den Nutzern
verbinden, die solche Produkte suchen“,
erläutert Honsel.
Da sich die Plattform Pinterest vor allem
für Dienstleistungen aus dem Do-it-yourself- und Modebereich eignet, ist sie für
viele Firmen nicht die richtige Adresse.
Wer kompliziertere oder erklärungsbedürftige Produkte wie Versicherungen
oder maßangefertigte Küchen verkauft,
muss folglich auf Alternativen zurückgreifen – und die gibt es. Ein simples Beispiel
ist der „Call to Action“-Button, den jedes
∙ Es können mehrere Shops mit
eigenen Katalogen und Kunden zentral verwaltet werden
∙ Nutzer loben die Features
Unternehmen im eigenen Facebook-Profil im Titelbild einbinden kann. Er kann
für Registrierungen, aber auch den Abverkauf genutzt werden.
Eine Ebene tiefer setzt Facebook mit
„Canvas“ an. Das neue Werbeformat
wurde im Juni 2015 vorgestellt und befindet sich in der Testphase. Nach dem Klick
auf die Anzeige öffnet sich noch in der
Facebook-Anwendung eine Produktauswahl im Vollbildmodus, mit deren Hilfe
die Nutzer bereits Voreinstellungen treffen
und Informationen sammeln können,
bevor es auf die eigentliche Shop-Website
geht. Damit bleibt der Käufer länger im
Kaufprozess, weil er die ersten Entscheidungen auf einer optimierten Seite mit
geringer Ladezeit fällt und nicht schon
frühzeitig aufgrund nicht für Mobile optimierter Seiten abbricht.
Bedeutung von Buy Buttons
für Online-Shops
Formate wie die Buyable Pins oder Canvas
zeigen, welche Richtung Facebook, Pinterest und Co einschlagen. Der Abverkauf
verlagert sich zunehmend aus den OnlineShops in die sozialen Netzwerke. Es entstehen Social Shops – für die Händler hat
dies negative Auswirkungen.
Ist die Transformation erst einmal abgeschlossen, findet der gesamte Kaufprozess
auf den sozialen Plattformen statt. Dadurch kommt es zu Traffic-Einbrüchen bei
den Retailern. Wer den Nutzer nicht an die
sozialen Netze verlieren möchte, sollte dafür sorgen, dass der digitale Laden für jedes Endgerät optimiert ist, und zudem
nicht vergessen, dass Branding und Individualisierung noch wichtiger werden.
Nur Marken, die sich profilieren können,
werden künftig die Chance haben, die User
◼
direkt in den Shop zu locken.
Christian Erxleben
internetworld.de/erx
∙ Vor allem geeignet für kleinere
und mittlere Unternehmen
∙ Kostenloser 14-tägiger Test
„Bei der Implementierung von
Buyable Pins fallen keine
Kosten oder Gebühren an“
Jan Honsel
Country Manager DACH
bei Pinterest
www.pinterest.com
Auf Pinterest können Nutzer in den
USA via Buy Button einkaufen
ONLINE-MARKETING
INTERNET WORLD Business
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„Weiter als der Markt“
Amazon, Real-time Bidding und der Konsolidierungsprozess: Im Interview spricht
Mike Klinkhammer, Vermarktungschef von Ebay, über die aktuellen Herausforderungen
erzeit liegt Ebay Advertising
im Ranking der Digital-Vermarkter auf Platz 10. Dennoch
plant der Vermarkter nicht, durch
Zukäufe sein Portfolio zu erweitern. Man baut darauf, dass im
Wettbewerb originäre Daten immer wichtiger werden. Und über
die verfügt Ebay reichlich, weil
sich der Nutzer einloggen muss.
Wachsen will man trotzdem –
aber organisch.
Restplatzvermarktung mehr. Ein
Ende der Entwicklung ist längst
nicht absehbar. Erst die Automatisierung hat es beispielsweise möglich gemacht, dass auch Werbekunden mit kleineren Budgets bei
uns Kampagnen buchen können.
Auf klassischem Wege hätten wir
den damit verbundenen Aufwand
gar nicht bewältigen können.
D
20,57
Mio. Unique User hat
Ebay pro Monat
Das sind
3,71
Mio. Unique User
pro Tag
60 %
davon sind männlich,
40 %
sind weiblich
Quelle: Agof Internet Facts 2015-05,
Durchschnittlicher Monat / Tag
(Onliner WNK)
Vor einem Jahr sind Sie in die Vermarktung von Mobile eingestiegen.
Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Mike Klinkhammer: Die Nutzungsgewohnheiten haben sich
massiv verändert. Natürlich bildet
sich das auch bei Ebay ab. Ein
Trend sind native Formate. Hier
zeigt Facebook der Branche, wie
es geht. Wir haben uns daran orientiert und Formate für unsere
App konzipiert, die eine sehr hohe
Visibilität garantieren. Inzwischen sind die ersten Kampagnen
gelaufen. Die Ergebnisse fallen
vielversprechend aus. Kurzum: Es
läuft gut an. Darauf bauen wir weiter auf.
Hat man ohne eine App beim Mobile
Advertising überhaupt eine Chance?
Klinkhammer: Rund 90 Prozent unserer
mobilen Nutzer greifen auf unsere Apps
zu. Damit stellt sich die Frage nach der
Notwendigkeit von Apps im Mobile
Advertising einfach nicht mehr.
Wer sind denn Ihre größten Wettbewerber
am Markt? Ist das Amazon?
Klinkhammer: Natürlich bietet Amazon
als Online-Händler auch ein E-CommerceUmfeld an. Der Fokus von Amazon liegt
jedoch auf verkaufsfördernder OnsiteWerbung. Ebay hingegen tritt selbst nicht
Foto: Ebay Advertising
26
„Die enorme Bedeutung
von Programmatic war
uns frühzeitig klar“
Mike Klinkhammer
Head of Display Advertising
Ebay Advertising Group
www.ebay.de
als Händler auf. Es obliegt allein unseren
Werbekunden zu entscheiden, was sie bei
uns bewerben. Häufig sind das Kampagnen, die mehr auf die Marke als auf den
Abverkauf einzahlen. Unsere Wettbewerber sind deshalb auch eher die anderen
großen Vermarkter im Online-Vermarkterkreis OVK.
Eines der aktuellen Themen ist Programmatic Advertising. Wie hoch ist der Anteil
von Programmatic an Ihren Werbeerlösen?
Klinkhammer: Das Bieten liegt in der
DNA von Ebay. Die enorme Bedeutung
von Programmatic Advertising für die
Entwicklung des Markts war uns daher
frühzeitig klar. Deshalb sind wir inzwischen auch viel weiter als der Markt. Während der Marktanteil von Programmatic
Advertising hierzulande bei knapp 20 Prozent liegt, liegen wir bereits bei über 50.
Viel Platz für Marken: Die Hälfte der Werbeerlöse auf
Ebay wird über Programmatic Advertising erwirtschaftet
Ist das vor allem Restplatzvermarktung?
Klinkhammer: Mit Programmatic lässt
sich das Potenzial von datenbasiertem
Advertising erst richtig nutzbar machen,
daher ist es für uns auch schon lange keine
Unterscheiden sich die Kunden, die
nach wie vor klassisch buchen, von
denen, die die automatisierte Variante bevorzugen?
Klinkhammer: Nicht unbedingt,
das ist von Agentur zu Agentur,
von Kunde zu Kunde unterschiedlich. Es gibt Agenturgruppen wie
Group M, die angekündigt haben,
Programmatic Advertising zu forcieren. Am Ende wird keiner an
dem Thema vorbeikommen.
Bei Ebay Advertising wird organisatorisch nicht zwischen klassischer Online-Werbung und programmatischer unterschieden: Ihre
Mitarbeiter bieten beides an. Betrachten die den automatisierten Mediahandel nicht skeptisch? Immerhin könnte er
sie eines Tages arbeitslos machen.
Klinkhammer: Natürlich gab es auch bei
uns anfangs Bedenken, doch wir haben
sofort gegengesteuert. Wir haben sehr
früh Programmatic-Experten engagiert,
die nicht nur verkaufen, sondern auch Daten analysieren konnten. Dann haben wir
intensiv daran gearbeitet, deren Knowhow auf das ganze Team zu übertragen.
Wir sind davon überzeugt, dass sich erklärungsbedürftige Produkte auch in Zukunft
nicht alleine und automatisiert verkaufen.
Dazu braucht es weiterhin spezialisierte
Vertriebsmitarbeiter.
In der Vermarkterlandschaft herrscht derzeit viel Bewegung. Wirkt sich der Konsolidierungsprozess auf Ebay Advertising aus?
Klinkhammer: Auf uns wird das keine
Auswirkungen haben. Wir glauben auch
nicht, dass wir zukaufen müssen, um im
Markt zu bestehen. Vielmehr glauben wir
an unser organisches Wachstum. Sicher, es
braucht eine gewisse Größe, doch die
Reichweite allein wird nicht genügen. Aus
unserer Sicht sind Targeting und FirstParty-Daten ebenso wichtige Kriterien.
Und vergessen Sie nicht einen weiteren
wichtigen Faktor: die Qualität der Kontakte. Über E-Commerce-Seiten wie Ebay
erreichen Werbetreibende Nutzer mitten
im Kaufprozess. Kurz gefasst: Eine klare
Positionierung ist wichtig – das war sie
jedoch auch bereits vor Jahren.
◼
Interview: Helmut van Rinsum
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INTERNET WORLD Business
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Gegen die Obrigkeit
Vorgestellt
von
Opel geht in der neuen Imagekampagne die Oberklasse an und gewinnt die Generation Y
rech, provokant, selbstironisch und
treffsicher: Das ist die aktuelle Kampagne für den Opel Astra unter dem Motto
„Opel ärgert die Oberklasse“. Eine Imagekampagne, die das Zeug hat, ein „Umparken im Kopf “ zu bewirken und die
Neupositionierung von Opel voranzutreiben. Im September ging es mit einem Paukenschlag los: In einem
Stunt fliegt ein kleiner
Opel über eine Reihe
Luxuskarossen
und
lehrt diese das Fürchten.
Opel inszeniert den
neuen Astra hier als
Überflieger, der Maßstäbe setzt. Über 225.000
Views hatte das spektakuläre Video auf Youtube bereits nach wenigen Wochen.
Anfang Oktober folgten fünf weitere –
teils recht respektlose – TV- und OnlineSpots, die nicht wie sonst bei Autower-
F
Karl Ott
Managing Director der OnlineMarketing-Agentur Reachad
Foto: GM Company
www.reachad.de
Er fliegt und fliegt: Der Astra überflügelt die Konkurrenz
grund, die in der Regel nur bei Autos der
Premiumklasse zu haben sind – insbesondere aber den Online- und Serviceassistenten Onstar. Damit bedient Opel das
bung üblich Design und Motorisierung Trendthema Connected Car und macht
oder Fahrverhalten zum Inhalt haben. sich für die Generation Y interessant.
Die Macher haben erkannt, dass die
Opel rückt hier einzelne Features wie Massagesitze und LED-Lichter in den Vorder- Zielgruppe der 20- bis 30-Jährigen Autos
nicht mehr als Statussymbol sieht, sondern mehr
über die digitalen Funktionen zu erreichen ist. Das
wird auch in der Print-Anzeige deutlich, die direkt
Digital Natives anspricht.
Die Multichannel-Kampagne ist vielleicht kein
Quantensprung, aber sie
wird ihr Ziel erreichen:
das Image von Opel veränKann das Auto, das da über die Edelmarken fliegt,
Für den Dreh wurde der Wagen mit
dern und die Zielgruppe
◼
ein Opel sein oder ist das eine Täuschung?
aufwendiger Ausrüstung ausgestattet
treffen.
Perfektes Foto:
So sieht Überraschung aus
Ernste Blicke und offene Münder
sind die verblüfften Reaktionen
Steckbrief
∙ Auftraggeber: Opel
∙ Agentur: Scholz & Friends,
Regie: Pierre Winther, Alex
Feil, Idee und Umsetzung:
Andre Kemper
∙ Kampagne: „Der neue Astra.
Ärgert die Oberklasse“
∙ Kanäle: TV, Youtube, Print,
Out-of-Home, Display Ads
∙ Launch: 1. Oktober 2015
Online-Werbung: Neue Etats, neue Kampagnen
Auftraggeber
Auftrag
Dienstleister
Auftraggeber
Auftrag
Dienstleister
American
Airlines
Nach 25 Jahren Zusammenarbeit tauscht die
größte Fluglinie der Welt die Leadagentur aus;
der Etat geht u.a. an Crispin, Porter + Bogusky
Crispin, Porter +
Bogusky,
Mediacom
Generali
Investments
Grey Düsseldorf
Astra
Für die neue Verpackung des Sixpacks wirbt die
Biermarke mit City-Light-Postern in Hamburg;
gestartet wurde die Kampagne mit einem Post
auf der Facebook-Seite von Astra
Philipp und
Keuntje
Etablierung des neuen Marken-Claims
„Working With You Since 1831“ des Vermögensverwalters mit einer europaweiten Marketingund Werbekampagne auf mehreren Kanälen
Media
Broadcast
Mediacom
Direkte Interessentenansprache im Web über
eine Online- und Affiliate-Kampagne zur Einführung der digitalen Vertriebsplattform
„Barmenia Direkt“ der Versicherung
The Reach
Group
Deutschlands größter Service-Provider der
Rundfunk- und Medienbranche hat den MediaEtat für die Einführungskampagne des
Übertragungsstandards DVB-T2 vergeben
Interaktive Kampagne und Sponsoring des Verlags für das Kinder-Wissensmagazin „Woozle
Goozle“ mit mehreren, kurzen TV-Spots sowie
über eine App (Android und iOS)
IP Deutschland,
Crossmedia
Düsseldorf
Start der Gattungsmarketing-Kampagne
„Editorial Media“ des VDZ mit elf Motiven aus
verschiedenen Branchen, Medialeistungen der
Verlage und Social Media Ads auf Facebook
Hirschen Group
Carlsen
Verlag
Verband der
Zeitschriftenverleger
(VDZ)
Vodafone
Verlängerung des TV-Clips des Kreditgebers in
die Online-Welt mithilfe eines digitalen Bandcreators unter dem Motto „Beat! Boom! Bang!“
Elbdudler
Sechsmonatige Werbeoffensive für den neuen
Tarif „Vodafone Red One“ mit sechs TV-Spots,
zahlreichen Online-Bewegtbildformaten sowie
Plakat-, Hörfunk- und Printwerbung
Jung von Matt
Easy Credit
Barmenia
TECHNIK
28
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Foto: Fotolia / Axel Bueckert
Die Prozessstufen
beim Forderungsmanagement
Ausgangssituation:
Zahlungsverzug
tritt ein
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Mahnen und fordern
Inkassoverfahren
(vorgerichtlich)
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HLQHU6FKXOGQHU
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Die Ware ist beim Kunden angekommen, doch der bezahlt die Rechnung nicht – für
jeden Online-Händler ein Ärgernis und der Moment ein Inkassoverfahren einzuleiten
Teilzahlung / keine Reaktion
Teilzahlung / keine Reaktion
Rechtsanwaltsmahnung (vorgerichtlich)
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JHULFKWOLFKHU
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í*JI+LQZHLVDXI
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í*JI=XVHQGXQJYRQ
Urteilen in
¦KQOLFKHQ)¦OOHQ
í*JI=XVHQGXQJ
HLQHU.RSLHHLQHU
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uten Tag, sicherlich haben Sie einfach Fruchtet jedoch alles nichts, geht der Fall strapaziert und die Parteien können sich
nur vergessen, unsere Rechnung vom an das zuständige Gericht. Der Antrag auf noch in die Augen schauen“, erklärt Alfons
8. Oktober 2015 in Höhe von 263 Euro zu einen Mahnbescheid leitet ein gerichtli- Winhart, Vorstand von PNO Inkasso, das
begleichen.“ Mit einer freundlichen Zah- ches Mahnverfahren ein. Sein Zweck
Prinzip. Das Unternehlungserinnerung beginnt ein mehrstufiger ist die Verjährung zu hemmen
men betreibt das Portal
Mahnprozess, wenn Kunden bei Online- und einen Titel zu erwirMahnbescheide.de. Dort
Händlern Waren bestellen, aber nicht ken, der die Forderung
wird erklärt, wie ein
fristgerecht bezahlen. Verpufft diese Erin- absichert. Dieser ist dann
Mahnverfahren abläuft,
nerung wirkungslos, folgt ein weiteres 30 Jahre lang gültig.
und es kann online ein
Verbraucherinsolvenzen
Schreiben, manchmal auch ein drittes.
Mahnbescheid beanMöchte sich ein
erwartet die
Spätestens dann wird es aber auch Zeit, Händler mit dem
tragt werden.
Inkassowirtschaft
einen Inkassodienstleister oder eine Mahnwesen und dem
Auch Forderungsmaim Jahr 2015
Anwaltskanzlei einzuschalten.
nagement-Anbieter
Inkasso nicht selbst ausLaut einer Umfrage des Bundesver- einandersetzen, kann er es
Kruk Deutschland will in
bands Deutscher Inkasso-Unternehmen auslagern. Zahlreiche Inkaseinen
„vertrauensvollen
unter seinen Mitgliedern sind Online- sodienstleister buhlen um 4XHOOH%XQGHVYHUEDQG'HXWVFKHU und partnerschaftlichen Di,QNDVVR8QWHUQHKPHQH9
Händler stärker als andere Branchen Online-Händler als Kunden.
alog“ mit dem betroffenen
davon betroffen, dass Rechnungen nicht Die PNO Inkasso AG beVerbraucher treten. Das
beglichen werden. 44 Prozent der BDIU- zeichnet ihren Ansatz beispielsweise als Unternehmen wurde 1998 in Breslau
Mitglieder berichten, dass der Online- „Mediativinkasso“. Der Dienstleister tritt gegründet und ist seit 2011 an der WarHandel „Probleme mit der Rechnungs- als neutrale Vermittlungsinstanz an die schauer Börse notiert. Neben dem Kerntreue der Kunden“ habe. Es zeigt sich, dass Schuldner heran und erarbeitet mit ihnen geschäft Forderungsmanagement gehören
18- bis 24-Jährige Rechnungen schlechter eine geeignete Zahlungslösung. „Dadurch unter anderem eine Anwaltskanzlei, das
begleichen als über 25-Jährige. Gläubiger wird die Geschäftsbeziehung zwischen polnische Schuldnerregister „Erif “ und
jüngerer Verbraucher sind laut BDIU- Gläubiger und Schuldner nicht noch weiter eine Detektei zur Unternehmensgruppe.
Umfrage am häufigsten die
Online- und Versandhändler.
Anbindung an Shop-System
Beim Eintreiben von offeUm die Datenübergabe aus dem
nen Forderungen wird zwiOnline-Shop zum Inkassodienstleister
schen einem vorgerichtlichen
möglichst komfortabel zu gestalten und
Inkasso und einem gerichtliAufträge anzustoßen, haben einige Anchen Mahnverfahren unterbieter wie Mediafinanz oder Coeo Inkasschieden (siehe auch Grafik
so Module für Shop- und Warenwirtlinks). Beim vorgerichtlichen
schaftssysteme entwickelt. Mediafinanz
Inkasso geht es um die Kombietet beispielsweise ein Inkasso-Plugin
munikation mit dem Schuldfür Prestashop, Shopware, ePages und anner: Warum zahlt er nicht?
dere Shop-Systeme an. In Kürze kommen
Welche individuelle Lösung
Module für JTL und Softengine dazu. Ein
kann ihm angeboten werden,
typisches Szenario beim Einsatz des MoDer Europäische Zahlungsbefehl wird in allen
damit der Händler doch noch
duls in Prestashop läuft so ab: Der HändMitgliedsländern anerkannt außer in Dänemark
zu seinem Geld kommt?
G
Teilzahlung / keine Reaktion
Gerichtliche
Verfahren
í0DKQYHUIDKUHQ
í.ODJHYHUIDKUHQ
í*JI6WUDIDQ]HLJH
EHL%HWUXJV
YHUGDFKW
INTERNET WORLD Business 23/15
Quelle: E-Commerce Leitfaden, Ibi Research
82.000
9. November 2015
23/15
ler definiert, nach wie vielen Tagen eine
unbezahlte Bestellung in den Status „Zahlungserinnerung“ oder „Mahnung“ übergehen soll. Wenn gewünscht, versendet
Mediafinanz daraufhin automatisiert eine
Zahlungserinnerung oder eine Mahnung
im Namen des Händlers. Der Dienstleister
stellt dafür editierbare Textvorlagen bereit.
Aus der Bestellübersicht heraus kann
der Händler ausstehende Forderungen mit
einigen Klicks an Mediafinanz zur Bearbeitung weiterleiten. In der Inkassoübersicht sieht er, welche Forderungen an den
Dienstleister gegeben wurden und wie der
aktuelle Stand der einzelnen Forderungen
ist. Zahlt ein Kunde die Rechnung, meldet
der Händler die Begleichung in der
Inkassoübersicht an Mediafinanz oder
storniert das Verfahren. Der Download
und der Einsatz des Inkasso-Plugins sind
für den Händler kostenfrei. Mediafinanz
betont, dass der Händler keine langfristige
vertragliche Bindung bei der Inanspruchnahme der Inkassodienstleistung eingehe.
Ein Erfolgshonorar oder eine Negativpauschale werden ebenfalls nicht erhoben.
Mediafinanz behält ausschließlich die
Inkassogebühren ein. Der Forderungsbetrag des Händlers wird an den Händler
überwiesen.
In der Praxis wird das Modul mehrheitlich von kleinen und mittelständischen
Händlern genutzt. Größere Unternehmen
oder solche mit komplexerer ERP-Struktur
binden Zahlungsdienstleister direkt an.
Zahlverfahren gut wählen
Damit es erst gar nicht oder nur zu wenigen unbeglichenen Forderungen kommt,
spielt das Angebot an möglichen Zahlverfahren eine wichtige Rolle. Verbraucher
bevorzugen zwar den Kauf auf Rechnung,
doch für Händler birgt dieses Zahlverfahren ein Risiko.
Der Online-Shop Drucker.de bietet deshalb Privatkunden keinen Kauf auf Rech-
INTERNET WORLD Business
29
„Wir sind mit unserem Mahnprozess sehr zufrieden“
Um die Zahl der unbeglichenen Rechnungen niedrig zu halten, bietet der OnlineHändler Drucker.de den Kauf auf Rechnung nur Geschäftskunden an. Auch ein
Brief vom Geschäftsführer persönlich wirkt bei säumigen Zahlern.
Wie gehen Sie bei Drucker.de mit offenen Forderungen um?
Andreas Beirer: ,Q XQVHUHU :DUHQZLUWVFKDIWO¦XIWUHJHOP¦¡LJHLQDXWRPDWLVLHUWHU 3UR]HVV I¾U HLQ ]ZHLVWXILJHV 0DKQYHUIDKUHQDE:HQQHLQH5HFKQXQJQLFKW
]XP )¦OOLJNHLWV]HLWSXQNW EHJOLFKHQ
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DQ GHQ .XQGHQ )DOOV DXFK GDQDFK GLH
5HFKQXQJ QRFK QLFKW EH]DKOW ZXUGH
HUK¦OW GHU .XQGH HLQHQ %ULHI GHU YRQ
XQVHUHP*HVFK¦IWVI¾KUHUSHUV¸QOLFKXQWHU]HLFKQHWZXUGH0LWGLHVHP6FKUHLEHQ
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JHPDFKW ZDV GLH (UIROJVTXRWH DQJHKW
:HQQDOOGLHVH6FKULWWHIUXFKWORVEOHLEHQ
¾EHUJHEHQ ZLU GHQ )DOO DQ HLQ 5HFKWV
DQZDOWVE¾UR
nung an (siehe Interview mit Andreas
Beirer), sondern arbeitet mit Vorkasse,
Paypal und Sofortüberweisung.
Einen anderen Weg geht der OnlineHändler Danto.de. Für den abgesicherten
Kauf auf Rechnung und den Kauf per Lastschrift hat der Haushaltswaren-Shop den
Zahlungsdienstleister Billpay eingebunden. Zwar bietet Danto.de auch andere
Zahlverfahren an, doch Rechnungskauf
und Lastschrift seien die klassischen Zahlverfahren, die ans Forderungsmanagement gehen, so die Begründung. Danto.de
betrachtet es als großen Vorteil, sich nicht
selbst um das Mahnwesen und das Inkasso
kümmern zu müssen. Das übernimmt
Billpay. Dafür erhält der Dienstleister eine
Transaktionsgebühr und einen prozentua-
Wie häufig kommt es bei Ihnen vor, dass
Kunden nicht zahlen?
Beirer: %HL 'UXFNHUGH N¸QQHQ QXU *HVFK¦IWVNXQGHQ DXI 5HFKQXQJ ]DKOHQ
3ULYDWNXQGHQ ELHWHQ ZLU DNWXHOO NHLQHQ
.DXIDXI5HFKQXQJDQ(WZD3UR]HQW
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XQVHUHU .XQGHQ 'LH PHLVWHQ .XQGHQ
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Was würden Sie anderen Online-Shops
in Bezug auf das Inkasso empfehlen?
Beirer:'DVHUVWH6FKUHLEHQVROOWHIUHXQGlichJHKDOWHQVHLQXPGHQ.XQGHQK¸I-
len Anteil vom Warenwert, wenn der Kauf
zustande gekommen ist.
Überschuldung ist der Hauptgrund, warum Konsumenten ihre Rechnungen nicht
zahlen, gefolgt von unkontrolliertem Konsumverhalten. Doch es gibt auch eine gute
Nachricht: Wegen der guten Konjunktur
und des Rückgangs der Arbeitslosenzahlen
gehen die Verbraucherinsolvenzen zurück
– auf rund 82.000 Fälle im Jahr 2015 nach
86.298 Fällen im Jahr 2014. Gut möglich,
dass das einen positiven Einfluss auf die
Zahlungsmoral der Online-Shopper hat. ◼
Andreas Beirer
Director Finance & Organisation
bei der Drucker.de IT-Handelsgesellschaft, Kirchheim bei
München
www.drucker.de
OLFKGDUDXIKLQ]XZHLVHQGDVVQRFKHLQH
5HFKQXQJRIIHQLVW'DVGULWWH6FKUHLEHQ
GDVV YRQ XQVHUHP *HVFK¦IWVI¾KUHU SHUV¸QOLFK XQWHUVFKULHEHQ ZLUG KDW VLFK
VHKUEHZ¦KUW(VLVWHLQHHIIL]LHQWH0¸JOLFKNHLWRIIHQH)RUGHUXQJHQHLQ]XWUHLEHQ
XQGNRVWHWXQVQXUHLQH%ULHIPDUNH
57 %
der BDIU-Firmen
bemängeln, dass 18- bis
24-Jährige Rechnungen
schlechter begleichen
als über 25-Jährige.
4XHOOH%XQGHVYHUEDQG'HXWVFKHU
,QNDVVR8QWHUQHKPHQH9
Ingrid Schutzmann
internetworld.de/is
10 Jahre. Einfach das Wesentliche.
2005
2015
TECHNIK
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Foto: Shutterstock / Aleksandr Bryliaev@opicobello
30
Eine Frage des Vertrauens
Ist dieser Online-Händler seriös? Entspricht mein Shop den rechtlichen Anforderungen? Fragen, die sich
Online-Shopper und Shop-Betreiber gleichermaßen stellen. Gütesiegel sollen Vertrauen und Sicherheit schaffen
ütesiegel im E-Commerce sind wichtig – so wichtig, dass selbst die Polizei
auf einer Präventionsseite über Gefahren
im Internet empfiehlt, bei Webshops auf
entsprechende Zertifikate zu achten.
Schließlich ist es nicht immer leicht, seriöse Händler von betrügerischen Shops zu
unterscheiden. Erst vor einigen Wochen
haben Kriminelle mit gestohlenen Personendaten falsche Shops eröffnet, um
Verbraucher um ihr Geld zu bringen.
Daher ist auch der Online-Handel
für das Thema sensibilisiert. Bei
Mister Spex etwa sieht man die Notwendigkeit ohne Wenn und Aber ein.
Der Internet-Optiker setzt auf die beiden
Siegel „Trusted Shops“ und „EHI“. Jens
Reich, Chief Customer Officer bei Mister
Spex, meint: „Gütesiegel tragen dazu bei,
dem Kunden eine Orientierung in puncto
Datenschutz, Sicherheit, Qualität und allgemeiner Zufriedenheit anderer Kunden
zu geben. Er erkennt somit schneller, welche Online-Shops und Angebote vertrauenswürdig sind.“
Auch beim Händlerbund weiß man um
die Wichtigkeit. „Gütesiegel sind die Vertrauenswährung Nummer eins im Handel“, sagt Tim Arlt, Vorstandsmitglied
Händlerbund. „Wer shoppt, will vertrauen
G
„Siegel sind für
die Positionierung
eines Online-Shops als
seriöser und zuverlässiger
Anbieter elementar“
Tim Arlt
Vorstandsmitglied Händlerbund
www.haendlerbund.de
und sich darauf verlassen, dass der jeweilige Online-Shop seriös ist. Umgekehrt
gilt: Wer Produkte über Online-Shops anbietet, möchte das Vertrauen der Kunden
gewinnen und sie auch langfristig binden.
Hier sind Transparenz, klare Kommunikation, gute Qualität und Seriosität die wichtigsten Faktoren im Online-Handel.“
Gütesiegel sind also vor allem ein Instrument zur Kundengewinnung und -bindung. Positiver Nebeneffekt: Die Auditierungs- und Zertifizierungsprozesse, die im
Laufe einer Gütesiegel-Prüfung vonstattengehen, helfen dem Shop-Betreiber die
eigenen Prozesse rechtskonform und kundenfreundlich zu gestalten und zu halten.
Transparenz erleichtern
Im Netz gibt es ganz unterschiedliche
Arten von Gütesiegeln – zum Beispiel für
Datenschutz und Produktqualität – oder
auch Gütesiegel, die Kundenbewertungen
wiedergeben. Auch mit unseriösen Angeboten muss man rechnen. Sowohl frei
erfundene Gütesiegel als auch echte, aber
unerlaubt und ohne vorherige Prüfung auf
Shops angebrachte Siegel gehören dazu.
Um hier einen Riegel vorzuschieben
und Transparenz in das Angebot zu brin-
gen, ist die Initiative D21 aktiv geworden.
Diese Partnerschaft aus Politik und Wirtschaft hatte bereits 1999 das Projekt Internet-Gütesiegel ins Leben gerufen. Ziel ist
es, Warenanbietern im Web die Wahl eines
Siegels zu erleichtern und Online-Shopper
auf diese Gütesiegel aufmerksam zu machen. Ein sogenanntes Monitoring Board,
dem auch vier Gütesiegelanbieter angehören, soll die D21-Qualitätskriterien
weiterentwickeln und die Einhaltung
überprüfen. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung haben sich die Anbieter auf
einen gemeinsamen Katalog von Qualitätskriterien geeinigt, der regelmäßig an
die aktuellen rechtlichen und technischen
Gegebenheiten angepasst wird.
Zu diesem Board gehören die vier Gütesiegel-Anbieter Trusted Shops, EHI,
Datenschutz Cert und TÜV Süd. Trusted
Shops ist einer der bekanntesten Anbieter
für Online-Gütesiegel. Bereits 1999 gegründet, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben europaweit bisher mehr als
19.000 Händler zertifiziert. Trusted Shops
bietet eine Art Rundum-sicher-Paket an.
Denn das Gütesiegel ist eine Kombination
aus Prüfung, Bewertungen und Service.
Kontrolliert werden dabei zum Beispiel
Bonität, Preistransparenz, Kundenservice
9. November 2015
23/15
und Datenschutz. Der Online-Brillenanbieter Mister Spex setzt seit 2008 auf
Trusted Shops. „Die Plattform Trusted
Shops ist ein großes, transparentes und
viel genutztes Forum, in dem Kunden ihre
Zufriedenheit mit der erbrachten Leistung
eines Shops zum Ausdruck bringen, den
Anbieter explizit bewerten und auch offen
mitteilen, wenn etwas nicht gepasst hat“,
sagt Jens Reich.
Pluspunkt: Audits vor Ort
Zusätzlich wirbt Mister Spex mit dem
EHI-Siegel. Das Gütesiegel des EHI Retail
Institute dürfen Online-Shops nur führen,
wenn sie die Vorgaben bezüglich Seriosität, Datenschutz und Datensicherheit
erfüllen, und zwar stets entsprechend den
neuesten und aktuell geltenden gesetzlichen Standards. Mister Spex unterzieht
sich nach eigenen Angaben dazu einer
jährlichen Überprüfung, um den Kunden
das „gute Gefühl größtmöglicher Sicherheit beim Online-Kauf zu geben“, so Reich.
Ein weiteres bekanntes Siegel ist das
Online-Gütesiegel der TÜV Süd Management Service. Mit dem Logo „s@fer shopping“ werden Shops im In- und Ausland
zertifiziert. Das Besondere daran: Neben
einer Online-Prüfung und einem SecurityCheck checken die TÜV-Experten alle
Anforderungen noch einmal vor Ort beim
Händler. Und: s@fer shopping bietet
zudem ein Beschwerdeverfahren. Der
TÜV Süd tritt dabei als Vermittler zwischen Kunde und Online-Händler auf.
Das vierte Online-Gütesiegel, das sich
der Initiative D21 angeschlossen hat, ist
das Datenschutzgütesiegel Datenschutz
Cert, ein Unternehmen der Bremer Datenschutz Nord Gruppe. Die Schwerpunkte
der Auditierung liegen auf Datensicherheit sowie Daten- und Verbraucherschutz.
INTERNET WORLD Business
Einen etwas anderen Weg geht der Händ- mehr Kundenbewertungen erzielt werlerbund. Der Online-Handelsverband mit den, die im Anschluss analysiert und auf
Sitz in Leipzig hat sein eigenes Käufersie- Partnerseiten und Vergleichsportalen vergel ins Leben gerufen. „Transparente und teilt werden.
klare Verbraucherinformationen sind
Ekomi dagegen bietet eine Plattform,
heute das A und O für Online-Shops. Über auf der sich die Verbraucher mit ihren
das Käufersiegel signalisieren Online- Erfahrungen austauschen können. Die
Händler, dass sie nicht nur gesetzliche Bewertungen werden nach Auskunft des
Standards einhalten, sondern Wert auf Unternehmens persönlich und individuell
Qualität und Kundenfreundlichkeit legen. überprüft.
Auf der anderen Seite sollen unsere MitWelches Siegel ein Shop schlussendlich
glieder sensibilisiert werden, dass sie neben wählt, hängt von den eigenen Prioritäten
ihren Rechten auch Pflichten haben, die es ab. Prinzipiell ist die Entscheidung für den
im Online-Handel einzuhalten gilt“, Einsatz eines solches Marketing-Tools
erklärt Vorstandsmitglied Tim Arlt.
aber vor allem für kleinere, noch unbeWer das Händlersiegel bekommen kannte Shops ein Muss. Christoph Wenkmöchte, muss eine vom Händlerbund an- Fischer, Hauptgeschäftsführer Bundesvererkannte Zahlungsmethode anbieten, die band E-Commerce und Versandhandel
einen eigenen Käuferschutz beinhalDeutschland, betont: „Große,
tet, zum Beispiel von Klarna oder
bekannte Anbieter haben
bei Kunden oft einen
Paypal. Der Verband achtet
Vertrauensvorschuss
zudem darauf, dass interund sind daher
national tätige Shopnicht so sehr auf
Betreiber zusätzlich auf ein
der Onlinedas Siegel als MarSiegel setzen, das die AnShopper finden
ketinginstrument
forderungen des grenzGütesiegel
angewiesen. Unbeüberschreitenden Handels
wichtig
kannteren
Shops
erfüllt. Deswegen hat der
hilft ein anerkanntes
Händlerbund in ZusammenSiegel sehr Vertrauen zu
arbeit mit seinem Dachverband
Quelle: Initiative D21
gewinnen. Für alle wichtig
Ecommerce Europe ein internatioist das Plus bei der rechtssicheren
nales Gütesiegel ins Leben gerufen, das
„Ecommerce Europe Trustmark“. Mitglie- Prozessgestaltung in einer immer kompleder, die Besitzer des Käufersiegels sind, xeren Rechtslandschaft.“
Das sieht man auch bei Mister Spex so.
bekommen das internationale Zertifikat
Allerdings differenziert Chief Customer
bis Ende 2016 kostenfrei.
Officer Jens Reich: „Nicht jedes Siegel hat
eine entsprechende Reputation, um
Ohne geht nicht (mehr)
Sicherheit und Vertrauen auszustrahlen.
Zwei weitere Gütesiegel-Anbieter haben Falsch eingesetzt können diese Siegel eher
die Kundenbewertungen im Fokus. Shop- Misstrauen beim potenziellen Käufer herauskunft.de hat sich auf die Betreuung von vorrufen“, betont er und empfiehlt: „Siegel
Kundenmeinungen spezialisiert. Durch ja, aber bitte die richtigen!“
◼
ein eigens entwickeltes Verfahren sollen
Susann Naumann
66 %
Ausgewählte Gütesiegel im Überblick
Anbieter
Was wird geprüft?
eKomi, www.ekomi.de
Kundenbewertungen
Ab 99 Euro
Unbegrenzt
EHI Retail Institute
www.ehi-siegel.de
Rechtstexte (AGB, Widerrufsbelehrung, Datenschutzerklärung etc.), Produktdarstellung,
vor- und nachvertragliche Pflichtinformationen,
rechtskonformer Einsatz von Tracking-Tools wie
Google Analytics
Ab 62,50 Euro
1 Jahr,
Folgeprüfung
jährlich
Internet Privacy Standards
www.datenschutz-cert.de/
ips-internet-privacystandards
Konformitätsbewertungen auf dem Gebiet des
Datenschutzes und der Informationssicherheit,
Überprüfung IT-Systeme, -Produkte, Verfahren
und Prozesse
Nach Aufwand
2 Jahre
Käufersiegel Händlerbund
www.haendlerbund.de/
kaeufersiegel/kaeufersiegel
Eigener Shop mit Warenkorbsystem, ausschließlich
Verkauf von physischer Ware, Einbindung einer
Zahlungsmethode, die einen eigenen Käuferschutz bei Nutzung der Zahlweise beinhaltet und
im Rahmen des Käufersiegels anerkannt ist
39,90 Euro
Unbegrenzt
Shopauskunft
www.shopauskunft.de
Kundenbewertungen
Von 0 bis 49 Euro
Unbegrenzt
TÜV Süd Safer Shopping
www.safer-shopping.de
Gebrauchstauglichkeit, Handhabbarkeit des
Shops, Sicherheit von personenbezogenen Informationen, Prozesse beim Online-Händler wie
Bestellabwicklung
Je nach Aufwand, Kosten
der Nachprüfung in der
Regel 80 % der
Erstzertifizierung
Unbegrenzt gültig,
Nachprüfung
einmal im Jahr
Trusted Shops
www.trustedshops.de
Bonität, Sicherheitstechnik, Preistransparenz,
Informationspflichten, Kundenservice,
Datenschutz
Ab 49 Euro
1 Jahr,
Folgeprüfung
jährlich
INTERNET WORLD Business 23/15
Quelle: Unternehmensangaben, eigene Recherchen
Kosten/Monat
Gültigkeit
31
Joachim Stoll
Geschäftsführer Koffer24.de,
Frankfurt/Main
www.koffer24.de
Wichtiges Argument im
Marketing-Mix
Sie werben bei Koffer24 mit dem EHISiegel. Warum ist Ihnen das Gütesiegel wichtig?
Joachim Stoll: Wir versprechen uns
gerade beim ersten Blick auf die
Homepage einen Vertrauensvorschuss, der zu einer längeren Verweildauer, einer besseren Conversion und
damit zu besseren betriebswirtschaftlichen Ergebnissen führt.
Welche Erfahrung haben Sie mit dem
Gütesiegel gemacht?
Stoll: Wir sind seit 2000 damit ausgestattet. Die Prüfer arbeiten sehr
ordentlich. Das zieht manchmal entsprechende Arbeiten am Shop nach
sich. Aber wir wollen verbraucherfreundlich und juristisch up to date
sein, deshalb bleiben wir dabei.
Warum haben Sie sich gerade für das
EHI-Siegel entschieden?
Stoll: Vor 15 Jahren waren die Siegel
noch nicht so verbreitet. Das EHI war
mir als universitätsnahe Organisation
das Vertrauenswürdigste. Es war eine
persönliche Bauchentscheidung.
Sind Gütesiegel für Online-Shops
heute ein absolutes Muss?
Stoll: Nein. Es gibt genügend Kollegen ohne Siegel und mit AGBs und
Datenschutzbedingungen, die bei uns
nicht erlaubt sind. Die Kunden entscheiden, bei wem sie einkaufen und
sind manchmal erst nach einem
Schaden klüger. Es ist aber auch eine
Entscheidung der Shops, welche Strategie sie langfristig für erfolgreicher
halten. Im engen Wettbewerbsumfeld
von Koffer24 halte ich ein Siegel für
ein weiteres kleines, aber wichtiges
Argument im Marketing-Mix.
TECHNIK
INTERNET WORLD Business
PraxisTipp
Markus Schöberl
verantwortlich für Seller
Services bei Amazon
Deutschland
www.amazon.de
Drei Tipps für den
Amazon Marketplace
Zwei Millionen Händler verkaufen
weltweit über Amazon Marketplace.
Diese Tipps befördern den Verkauf
auf dem Marketplace:
1. Produktauswahl
Ein Schlüssel für nachhaltiges Wachstum ist die stetige Optimierung des
eigenen Portfolios, etwa die Expansion
in neue Produktkategorien. Das Anlegen von neuen Produkten hilft, ein
individuelles Produktangebot zu schaffen. Machen Sie sich einzigartig: Listen
Sie Produkte in besserer Qualität als
andere, in einer breiteren Auswahl,
mit mehr Variationen oder spezielle
Produkte in einer Nische. Entscheidend ist die Rückkoppelung an die
Kundenbedürfnisse: Berücksichtigen
Sie das Kundenfeedback und analysieren Sie regelmäßig die Bestsellerlisten unter www.amazon.de/bestsellers.
2. Den Verkaufscoach konsultieren
Der Verkaufscoach ist eine Software
und Teil von „Seller Central“, der Verwaltungsoberfläche für MarketplaceHändler. Das Tool gibt auf Basis unterschiedlicher Kennzahlen individuell
auf den Verkäufer zugeschnittene
Empfehlungen. Es zeigt an, wie hoch
der Traffic war, wie hoch die Conversion Rate und vieles mehr. Basierend
auf der Kundennachfrage und den
vom Händler bereits angebotenen
Produkten macht der Verkaufscoach
auch Vorschläge für die Listung neuer
Produkte. Zudem gibt er Hinweise zu
Produktdetailseiten, bei denen etwa
noch die Abbildungen fehlen oder die
Beschreibung unvollständig ist.
3. Auf den Warenbestand achten
Gerade in der Vorweihnachtszeit ist die
Lieferfähigkeit sehr wichtig. Ohne ausreichend großen Lagerbestand und
Warennachschub könnte der Umsatz
gefährdet sein. Wenn Händler den Service „Versand durch Amazon“ nutzen,
gibt der Verkaufscoach Empfehlungen,
bei welchen Artikeln der Warenbestand
erhöht werden sollte. Weitere Tipps für
das Weihnachtsgeschäft finden Sie unter
www.amazon.de/Weihnachten_FBA.
9. November 2015
23/15
Ausbau von ID-Diensten
Nicht nur die Post will mit neuen Services die Online-Identifizierung erleichtern
or allem für Banken, Versicherungen,
Händler von Produkten mit Altersbeschränkung sowie Unternehmen, die
Dienstleistungen auf Vertragsbasis anbieten,
ist sie ein Thema: die rechtssichere Identifizierung der Kunden. Im Laufe der letzten
zwei Jahre haben sich deshalb diverse
Anbieter von videobasierten Online-Identifizierungsverfahren etabliert. Sie ersetzen
durch die Authentifizierung per Videotelefonie das klassische Postident-Verfahren, bei dem der Kunde sich am Postschalter ausweist. Damit kommt es bei OnlineAbschlüssen nicht zum Medienbruch, der
Kunde geht nicht so leicht verloren.
Jetzt beginnen diese Anbieter, ihre Services auszubauen. Die Deutsche Post, die seit
diesem Jahr neben dem herkömmlichen
auch ein digitales Ident-Verfahren anbietet, hat nun ein einheitliches PostID-Portal
gestartet. Darüber können Unternehmen
ihren Kunden alle Ident-Verfahren der
Post über eine Plattform anbieten. Zudem
lassen sich die Kundendaten leichter in
unternehmensinterne Prozesse übernehmen. Die Konsumenten können sich ihrerseits einmalig über das Portal überprüfen
lassen und dann dort ihre Personendaten
hinterlegen. Nutzt der Verbraucher Angebote von Händlern und Unternehmen, die
an das Portal angeschlossen sind, entfallen
weitere Erkennungsverfahren.
Auch ID Trust Management – hervorgegangen aus der Übernahme des Start-ups
Idvos durch die ID 8 AG, bündelt nun die
Online-, die Video- und die Offline-Legi-
V
Foto: Deutsche Post DHL
32
Ob per Videotelefonie oder in der Postfiliale: Das neue PostID-Portal bündelt die
Angebote der Deutschen Post für die Personenerkennung
timation in einer Hand. ID 8 war bislang
auf die Offline-Identifizierung über mehr
als 2.000 angeschlossene Identity-Shops
und die Legitimation bei Kurierfahrern
spezialisiert. Idvos hatte bisher die VideoPersonenüberprüfung im Angebot.
Identität plus E-Signatur
Der Münchner Dienstleister ID Now ergänzt seine Video-Identifizierung um eine
elektronische Signatur. Damit ist die komplette Antragsstrecke, etwa für ein Bankkonto oder einen Handyvertrag, lückenlos
online möglich. Der Vertrag muss nicht
vom Kunden ausgedruckt, unterschrieben
und zurückgeschickt werden. Für die
E-Signatur ist keine weitere Hardware
nötig. Auch hier können die Kundendaten
in Firmensysteme übernommen werden.
An einer speziellen Lösung für Krankenkassen arbeiten das Frankfurter Unternehmen WebID und die Swiss Post, die
ihre Services auch international anbietet.
Ziel ist, ein Video-Identifizierungssystem
für gesetzliche und private Krankenkassen
zu entwickeln. Durch die Erkennung des
Kunden soll dieser einen sicheren Zugang
zu Online-Geschäftsstellen erlangen, um
Fragen direkt online zu klären. Der Postversand der Zugangsdaten entfällt dann.
Bis wann das Verfahren bereitstehen wird,
◼
ist noch nicht bekannt.
Christiane Fröhlich
Neugeschäft
Etats, Launches, Optimierung und Tools für den Web-Auftritt
Auftraggeber
Auftrag
Dienstleister
Birkenapotheke
Entwicklung einer Smartphone-App mit Beratungsinhalten, Bestellfunktion und
Notdiensteplan für die Kölner Apotheke
The App Guys, Köln
Bundespolizei
Relaunch des Internet-Auftritts im Responsive Design mit neuer Navigation und
facettierter Suche
Materna, Dortmund /
Aperto, Berlin
Grofa
Einsatz der Lösungen iShop und iPIM für den B2B-Shop des Großhändlers für
Lifestyle-Marken in den Segmenten Bike, Snow, Technik und Powersports
Novomind, Hamburg
Kind
Hörgeräte
Einsatz der Enterprise-Resource-Planning-Lösung Microsoft Dynamics AX zur
Multichannel-Anbindung von 650 Standorten
Microsoft, München
Krones
Nutzung der Check-out-Lösung im B2B-Shop des Herstellers für Abfüll- und
Verpackungslösungen
Wirecard, Aschheim
Liebeskind
Abwicklung des kompletten Fulfillments inklusive Payment für den Schweizer
Online-Shop der Berliner Modemarke
BFS Baur Fulfillment
Solutions, Burgkunstadt
Manroland Web
Systems
Konzeption, Design und Umsetzung eines B2B-Shops mit öffentlichem und
geschütztem Bereich auf Basis der eCommerce Suite
eMatters, Hamburg
Universal Music
Entwicklung einer Mobile App zum Kinderlied „In der Weihnachtsbäckerei“
Appsfactory, Leipzig
VDI Verlag
Relaunch der Portale VDI-Nachrichten.com und Ingenieur.de auf Basis des
Content-Management-Systems eZPublish
Arithnea, Neubiberg
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HAMBURG
MÜNCHEN
xx. Mai 2015
10. November
2015
FRANKFURT
HAMBURG
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18. November
2015
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xx. Mai 2015
24. November
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PERSONALIEN
22
38
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Sabine Bendiek
Philipp Lück
Modomoto, Berlin
Microsoft Deutschland,
Unterschleißheim
Als neuer COO wechselt Phlipp Lück zum
Mode-Retailer und
Curated-Shopping-Anbieter Modomoto
aus Berlin. In seiner Funktion soll Lück
die strategische Ausrichtung des Unternehmens mitgestalten sowie insbesondere die strukturelle Weiterentwicklung
und Prozessoptimierung vorantreiben.
Zuvor war Lück als Director E-Commerce
bei der Bertelsmann-Tochter Arvato und
zuletzt als Geschäftsführer beim Retouren-Dienstleister Returbo tätig.
www.modomoto.de
Anfang 2016 übernimmt
Sabine Bendiek den Posten als neue Vorsitzende
der Geschäftsführung bei
Microsoft Deutschland in
Unterschleißheim. Zu den
Schwerpunkten ihrer Tätigkeit als
Area Vice President, der die Bereiche
Sales, Marketing und Services umfasst, gehören sowohl der Ausbau des
Segments Personal Computing sowie
Der bisherige Head of
Sales & Marketing der
Schweizer Ringier AG
Thomas Passen verlässt das Medienunternehmen und wechselt zum Mai 2016
zum Konkurrenten Tamedia. Dort wird er
als Leiter Werbemarkt für nationale Medien anheuern. Bei Ringier, wo Passen für
die Vermarktung der Digital-Produkte sowie Zeitschriften und Zeitungen von Ringier Publishing zuständig war, übernimmt
interimsweise Urs Heller, Geschäftsführer Zeitschriften Ringier Schweiz. Für die
Posten des stellvertretenden CEO sowie
Chief Sales Officers, für die Passen im
Rahmen der geplanten gemeinsamen
Vermarktungsorganisation mit Swisscom
und Publisuisse vorgesehen war, soll nun
ein anderer Kandidat gesucht werden.
www.ringier.com
Termine
ecommerce conference
Aktuelle Trends im E-Commerce stehen
im Fokus dieser Konferenzreihe, die ein
B2B-Special zu diesem Thema in Hamburg bietet. Themen: Kanalverknüpfung,
datengesteuerter Online-Handel, Google
Shopping, Amazon-SEO und Mobile.
Termine: München, 9. November
Hamburg, 16. November (B2B),
Hamburg, 17. November
Frankfurt, 23. November 2015
Kosten: Für unsere Leser ab 249 Euro
zzgl. MwSt. (Code: ecom15iwb)
www.ecommerce-conference.de
Info:
Search Conference
Ein bunt gemischtes Programm in drei
verschiedenen Städten erwartet die Teilnehmer dieser Konferenzreihe für Such-
der Aufbau intelligenter
Cloud-Lösungen. Derzeit ist Bendiek noch als
Vice President sowie General Manager Germany
beim Speicherspezialisten
EMC tätig. Davor war sie unter
anderem bei Dell für das Small und
Medium Business in Deutschland,
Österreich und der Schweiz zuständig.
Zum Dezember 2015
wechselt Bodo Kipper
zur Ricardo Gruppe, um
als CEO das Marktplatzgeschäft voranzutreiben. Bislang war der 49-Jährige bei
Amazon Deutschland als Head of Merchant Services für das DrittanbieterGeschäft in der DACH-Region zuständig.
www.ricardo.ch
www.microsoft.com
Rosa
Fernandez-Velilla
Bershka, Arteixo (E)
Maria Grotenhoff
Adesso, Berlin
Thomas Passen
Ringier, Zürich
Bodo Kipper
Ricardo, Zürich
Bei der Dortmunder
Adesso Mobile Solutions GmbH übernimmt
Maria Grotenhoff künftig die Leitung des
Berliner Büros. Vor ihrem Wechsel zum
Mobile-Business-Dienstleister, bei dem
sie seit Oktober 2015 als Kreativdirektor
im Bereich Konzeption und Grafikdesign/
UX arbeitet, war Grotenhoff unter anderem bei den Agenturen Pixelpark, BBDO
sowie Young & Rubicam beschäftigt.
www.adesso-mobile.de
Stan Sugarman
Salesforce, London
Von der Medien- in
die Software-Branche
wechselt Stan Sugarman, langjähriger Werbe- und Digitalchef
des Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr in
Hamburg. Der 48-Jährige heuert nun zum
1. Januar 2016 bei der US-Softwarefirma
Salesforce an und arbeitet dort künftig als
maschinenmarketing. Die Veranstaltung
richtet sich insbesondere an SEO-/SEMExperten, E-Commerce-Leiter, WebshopBetreiber und Online-Marketing-Manager aller Branchen.
Termin: München, 10. November
Hamburg, 18. November
Frankfurt, 24. November 2015
Kosten: Für unsere Leser 249 Euro zzgl.
MwSt. (Code: SEARCH15iwb)
www.search-conference.de
Info:
OMX
Als Schwesterkonferenz der SEOkomm
bietet die Online Marketing Experts OMX
Tipps und Erfahrungsberichte rund um
die Themen Social Media, E-Mail-Marketing sowie Google und Co. Die Veranstaltung richtet sich an Profis, Einsteiger und
Strategen. Neu in diesem Jahr ist allerdings ein „Hardcore-Track für MarketingProfis, die es ganz genau wissen wollen“.
neuer Senior Vice President von Europa
aus. Sugarman, der direkt an Vorstandsmitglied Polly Summer berichtet, war im
September 2015 einvernehmlich aus dem
Hause Gruner + Jahr ausgeschieden. Zuvor hatte er dort 15 Jahre gearbeitet.
www.salesforce.com
Für die mittlerweile
17 Länder-Webshops
von Bershka, einem Young-Fashion-Label
des spanischen Modekonzerns Inditex, ist
künftig Rosa Fernandez-Velilla zuständig.
Die neue Online-Chefin wechselt von der
Warenhauskette El Corte Inglés, bei der
sie seit Mai 2013 die Sortimente Fashion,
Beauty und Luxus verantwortete.
www.bershka.com
Kristina Faßler
WeltN24, Berlin
Den neu geschaffenen Bereich Marketing
& Commercial Sales
verantwortet künftig Kristina Faßler bei
der WeltN24 GmbH in Berlin. Sie steuert
und koordiniert damit die Vermarktungserlöse in Digital, Print und TV sowie das
Marketing der Produkte unter dem Dach
von Welt und N24. Bislang führte Faßler,
die nun an die beiden WeltN24-Geschäftsführer Stephanie Caspar sowie Torsten
Rossmann berichtet, das N24-Vermarktungsunternehmen Thads Media, ein
Tochterunternehmen von Axel Springer.
www.weltn24.de
Termin: Salzburg,
19. November 2015
Kosten: 500 Euro zzgl. MwSt.
www.omx.at
Info:
42. Deutscher Marketing Tag
Vertreter unter anderem von Coca-Cola,
Bahlsen, Audi, L’Oréal, Spotify, Daimler,
Gruner + Jahr sowie Media-Saturn referieren über die Herausforderungen für
das Marketing der Zukunft.
Termin: Stuttgart,
3. Dezember 2015
Kosten: 990 Euro zzgl. MwSt.
Info:
www.deutschermarketingtag.de
Smart Data Summit
Wie Sie mit den richtigen Daten mehr
Effizienz im Marketing erreichen, ist unter
anderem Thema der Veranstaltung. Zudem
verraten Experten, wie Sie die Herausforderung Datenschutz meistern, Ihre eigene
Tom Schaafs
Sapient Nitro, Köln
Am Kölner Standort
von Sapient Nitro verantwortet Tom Schaafs
künftig die kreative Leitung für Projekte
der Kunden Beiersdorf, Lufthansa sowie
Aegean Airlines. Der 38-Jährige, der vom
Technologiekonzern Philips zu Sapient
Nitro wechselt, führt als neuer Creative
Director ein 30-köpfiges Team. Zuvor war
Schaafs als Global Creative Lead im Bereich Brand Experience Design tätig.
www.sapientnitro.com
Datenstrategie finden, Online- mit OfflineDaten verknüpfen und eine individuelle
Zielgruppenansprache erreichen.
Termin: Hamburg,
8. Dezember 2015
Kosten: Für unsere Leser 490 Euro
zzgl. MwSt. (Code: SDSD15iwb)
www.smart-data-summit.de
Info:
LOCA Conference
Die Themen Customer Retail am PoS
und innovative Ideen der digitalen
Warenlogistikkette stehen im Fokus der
Konferenz unter dem Motto „Location:
Bridging Offline & Online Worlds“. Vertreter europäischer Unternehmen stellen ihre Case Studies und Ideen vor.
Termin: München,
2. und 3. Februar 2016
Kosten: 490 Euro zzgl. MwSt. (bis zum
30. Oktober, danach 790 Euro)
www.loca-conference.com
Info:
9. November 2015
23/15
INTERNET WORLD Business
39
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PERSONALIEN
22
40
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
Frank Rauchfuß
Dominik Frings
Plan Net, München
Fabian Zamzow
Hugendubel, München
Intelliad, München
Neben Dominik Terruhn leitet in Zukunft
Dominik Frings als zweiter Geschäftsführer die Münchner Digitalagentur Plan Net Media. Der 36-Jährige
folgt auf Marcus Ambrus, der innerhalb
der Agenturgruppe neue Aufgaben übernimmt. Innerhalb der Plan Net Gruppe ist
auch Frings gewechselt, er war bislang
als Geschäftsführer der Agenturtochter
Mediascale beschäftigt.
www.plan-net.com
Zum Januar 2016 übernimmt Frank Rauchfuß
als CEO die Leitung der
Intelliad Media GmbH in
München. Bislang war der
neue Chef des PerformanceMarketing-Spezialisten in verschiedenen Führungspositionen im digitalen
Segment der Telefónica Deutschland
AG beschäftigt. Zuletzt verantwortete
Rauchfuß im Bereich Online Trans-
23/15
formation & Projects
die Digitalisierung der
kundenrelevanten Geschäfts- und Dialogprozesse. Zudem begleitete er
den Telefónica-Börsengang
sowie die Übernahme des Konkurrenten E-Plus. Zuvor hatte er unter
anderem die Bereiche Online-Vetrieb
und Online Marketing verantwortet.
Die Buchhandelskette
Hugendubel verstärkt
sich mit Fabian Zamzow,
der als Leiter Marketing Digital kommt.
Der 35-Jährige, der bisher bei Thalia im
Online Marketing sowie davor bei Tchibo
im E-Commerce tätig war, ist künftig für
die Vermarktung der Webshops Ebook.de
und Hugendubel.de verantwortlich.
www.hugendubel.de
www.intelliad.de
Jens Kranz
Baur, Burgkunstadt
Frank Morjan /
Gerd Dussler
Viaprinto, Münster
Nach mehr als fünf
Jahren hat Geschäftsführer Gerd Dussler die Online-Druckerei
Viaprinto verlassen. Nachfolger ist sein
langjähriger Mitarbeiter Frank Morjan
(Foto), der bereits seit 2009 für das Münsteraner Unternehmen tätig ist. Zuletzt
arbeitete Morjan als Leiter der Bereiche
Qualität und Support, zudem kümmerte
er sich seit Anfang 2015 um den Ausbau
des Kundenservices.
www.viaprinto.de
nenmanagement-Team leitete, wechselt
Boris Kannowski (Foto) zu Selligent. Er
arbeitet künftig als Campaign Developer
& Support Agent. Katrin Schmeling, bislang Account Manager bei Intelliad, ist
als neuer Account Manager DACH an
Bord. Als Project Manager hat Vasil Ivanov angeheuert. Und Christopher Barr,
der zuvor die Programmierung von WebTools bei Media Company verantwortete,
wechselt als Web & Campaign Developer
zu Selligent.
www.selligent.de
Jens Klibingat /
Christian Schmidt
Clever Reach, Rastede
Boris Kannowski /
Katrin Schmeling /
Vasil Ivanov /
Christopher Barr
Selligent, München
Mit vier neuen Mitarbeitern verstärkt der DigitalmarketingDienstleister Selligent sein Münchner
Büro. Von Webmiles, wo er das Kampag-
Von den beiden Gesellschaftern HeinzWilhelm Bogena und Rolf Hilchner haben
Christian Schmidt (Foto) und Jens Klibingat die Geschäftsführung beim Rasteder
E-Mail-Marketing-Unternehmen Clever
Reach übernommen. Während Schmidt,
der seit Anfang 2015 bereits als Sales &
Marketing Officer an Bord ist, den CEOPosten erhält, wurde Klibingat zum CFO
ernannt. Als Verantwortlicher für die
Finanzen folgt Klibingat, der zudem beim
Softwarehersteller Ashampoo Geschäftsführer bleibt, auf Bogena, der wie Hilchner in den neu geschaffenen Aufsichtsrat
von Clever Reach wechselt.
www.cleverreach.de
Maika Pufahl
Lingoking, München
Seit 1. November ist
Maika Pufahl als
neue SEO-Managerin
bei der Lingoking GmbH tätig. Zum Aufgabenbereich der ehemaligen Senior
SEO sowie Content-Managerin der Stylefruits GmbH gehören unter anderem
SEO- und SEM-Maßnahmen. Außerdem
soll sich Pufahl um die inhaltliche und
technische Optimierung der Webseite
Lingoking, eines Online-Marktplatzes für
Sprachdienstleistungen, kümmern.
www.lingoking.com
Der Beirat der Baur
Versand GmbH & Co.
KG hat Jens Kranz als
Geschäftsführer bestätigt. Damit verantwortet der bisherige Interimsmanager,
der sein Amt seit 1. April 2015 innehat,
auch über den 1. Januar 2016 hinaus die
Bereiche Marke & Vertrieb des WebshopBetreibers aus Burgkunstadt.
www.baur-gruppe.com
Jens-Christian
Jensen
Publicis Pixelpark,
Berlin
Der bisherige Executive
Creative Director Jens-Christian Jensen
steigt bei der Digitalagentur Publicis
Pixelpark zum neuen Managing Director
des Berliner Standorts auf. Jensen, der
bereits 2007 zu Pixelpark kam, folgt auf
Theo Schinle, der die Agentur nach mehr
als zehn Jahren verlassen hat. Im Berliner Büro arbeiten rund 90 Mitarbeiter.
www.publicispixelpark.de
INTERNET WORLD Business
ISSN 1433-3309
Neue Mediengesellschaft Ulm mbH
Sitz von Redaktion, Anzeigen, Vertrieb:
Bayerstraße 16a, 80335 München
Telefon (089) 741 17–0, Fax –101
www.internetworld.de
Redaktion Print / Online:
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Till Dziallas (tdz),
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Einträge im Dienstleisterverzeichnis:
L.N. Schaffrath Druckmedien,
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Susann Naumann,
Marita Brotz
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Fax: (089) 741 17–269
christian.erxleben@internetworld.de
Schlussredaktion:
Christiane Fröhlich (cf),
Susanne Gillner (sg),
Neue Mediengesellschaft Ulm mbH,
susanne.gillner@internetworld.de
Art Directorin:
Gestaltung:
Alfred Agatz, Dagmar Breitenbauch,
Catharina Burmester, Hedi Hefele,
Dr. Günter Götz
laura.melchior@internetworld.de
Chefredakteur:
Ingrid Schutzmann (is),
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zweiwöchentlich am Montag.
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beträgt 5,40 Euro. In Österreich kostet das
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Cornelia Pflanzer, Petra Reichenspurner,
Leserservice:
Schweiz 97,50 Franken im Halbjahr. Das
Ilka Rüther, Christian Schumacher
Hotline: (089) 741 17–205,
Abonnement verlängert sich automatisch um ein
Fax: (089) 741 17–101
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Bezugszeit schriftlich gekündigt wird. Studenten
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SZENE
9. November 2015
23/15
INTERNET WORLD Business
41
Erst Vorträge,
dann Partyschiff
Mehr als dreißig Fachvorträge und 900 Besucher:
Die Kongresspremiere von JTL verlief erfolgreich
er Einladung von JTL Software ins
Düsseldorfer Congress Center Süd
waren über 900 Teilnehmer gefolgt. Sie
hatten den ganzen Tag Gelegenheit, den
Vorträgen der Top-Referenten und Branchenexperten auf der Hauptbühne sowie
zahlreichen Vorträgen von Servicepartnern und Mitarbeitern in vier weiteren
Vortragsräumen zu folgen. Die Fachvorträge wurden unter anderem von InternetDienstleistern wie Ebay, Amazon und
D
Paypal gestaltet. Außerdem konnten beim
Experten-Panel Vertreter von Unternehmen wie Rakuten, Shopgate und Hitmeister Erfahrungen im Bereich des digitalen
Handels austauschen. Zwischendurch gab
es genug Zeit, um an den Ständen der über
50 Aussteller sowie in der großen Halle des
Congress Centers Fachgespräche zu führen oder einfach nur die neuesten Informationen auszutauschen. Abends trafen
sich Händler, Aussteller und JTL-Mitarbeiter auf Europas größtem Partyschiff
Oceandiva, um in lockerer Party-Atmosphäre bei Bier, Wein, Softdrinks und
coolen Cocktails wie „Connectinha“,
„JTLjito“ oder „Tequila Wawi“ die am Tag
begonnenen Gespräche fortzusetzen, neue
Kontakte zu knüpfen und Bekanntschaf◼
ten weiter zu vertiefen.
01
01 Abendevent: Viel Zeit für Gespräche
auf dem Partyschiff Oceandiva
02 Eine Cover-Band sorgte für ausgelassene Stimmung
03 Hingucker auf dem Messestand von
JTL Software
04 Rund 60 Aussteller präsentierten
sich auf 2.000 Quadratmetern
05 Jens Rothenstein, Institut für
Handelsforschung
02
06 Sonja Methling, Senior Manager
Merchant Services, Amazon
03
Fotos: Unternehmen
02
04
05
06
Diskussionen, die
Synergien schaffen
Im Frankfurter Messeturm diskutierten 100
Entscheider über die digitale Transformation
wicklung des Cloud Computing die Integration der verschiedenen Cloud-Dienste
zu den größten Herausforderungen zählt.
Praxisbeispiele boten Ansätze für erfolgreiches Cloud-Business.
◼
01
01 Kurz bevor es zum Networking
ging, wurden die „Trust in Cloud“Zertifikate übergeben
Fotos: Frank Peters
as Netzwerk Cloud Ecosystem hat sich
einiges vorgenommen: Je größer es ist,
umso erfolgreicher können die Mitglieder
arbeiten und die gewünschten Synergien
erzielen. Die Herbstkonferenz, die im
Frankfurter Messeturm stattfand, sollte
deswegen auch wieder Interesse bei
potenziellen Neumitgliedern wecken.
Thema: „Integration mit und in der
Cloud“. Nach einer Begrüßung von Hans
Gerke, Cloud Ecosystem, Ralf Hülsmann,
T-Systems, und Maria Wastlschmid,
Microsoft, wurde in den Referaten schnell
klar, dass mit der fortschreitenden Ent-
D
02 Frank Türling, Vorsitzender des
Cloud Ecosystems
03 Ralf Hülsmann, Head of Intern.
Cloud Services bei T-Systems
02
03
MEINUNG
42
INTERNET WORLD Business
9. November 2015
23/15
Menschen, nicht User
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ls Vater quält mich die
Erkenntnis, dass meine
Kinder die Fehler wiederholen
müssen, die ich schon gemacht
habe. Warum kann man den
Griff auf die heiße Herdplatte
nicht verhindern? Als Unternehmer überkommt mich bei
der Beobachtung des Umgangs
unserer Branche mit der steigenden Zahl der installierten und
genutzten Adblocker das Gefühl, dass auch wir nicht aus den
Fehlern anderer lernen können.
Die Telemarketing-Branche hat
vor 10, 15 Jahren auch im Goldrausch seltsame Stilblüten in der
Ansprache der Kunden hervorgebracht. Nun sollten wir uns
wie Erwachsene verhalten und
von anderen lernen. Das reflexartige Bashing von AdblockPlus-Anbieter Eyeo bringt uns bei der Lösung des Problems nicht weiter.
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Was andere schreiben
Christian Brandes
„Schlecky Silberstein“
Die „Bild“ ist ein ekelhaftes,
abgrundtief schlechtes Organ, das
mit perfiden und bösartigen Mitteln
Menschen schadet respektive gegeneinander aufhetzt und das alles nur
für Kohle. Wer da arbeitet, hat seine
Seele verkauft, um eine unfassbar
miese Type von Medium mit seiner
Lebensenergie zu füttern, und sollte
es einen Himmel geben, werden
aktuelle oder ehemalige „Bild“Redakteure den nie von innen sehen.
Aber dass Bild.de seit gestern Nutzer
von Adblock Plus aussperrt, finden
wir mindestens interessant.
Alexander Becker
„Meedia“
Wie bereits in der Paid-ContentDebatte, hat die Bild [Anm: mit einer
Sperre für Adblocker-Nutzer] nun
einen ersten Schritt gemacht. Es
wird spannend sein zu beobachten,
wie sich die Konkurrenten verhalten.
Erst einmal werden viele sicherlich
abwarten und genau auf die Zahlen
der Boulevard-Profis schauen. Sollte
sich das Minus in Grenzen halten und
die Werbewirtschaft den Schritt
sogar goutieren, dürften schon bald
die Ersten nachziehen.
Tief sitzende Überzeugungen
Als auf der Digitalkonferenz D3con im
März dieses Jahres die Aussage „User, die
Ad Blocker installieren, sind asozial“ mit
Standing Ovations gefeierte wurde, war
mir klar, welch große Aufgabe vor uns
liegt. Es sind tief sitzende Werte und Überzeugungen unserer Branche, die wir korrigieren müssen. Der User ist kein willfähriges Opfer unserer Hirngespinste: Wir
müssen ihn erreichen und davon überzeugen uns zu dulden und wir müssen lernen
und akzeptieren, dass der User Teil unseres Systems ist.
Content-Anbieter klarmachen,
dass der Deal lautet „Content
gegen Werbung“, dann wird
der User das verstehen.
Eine Möglichkeit, wieder auf
den User zuzugehen, ist aus
meiner Sicht die Formulierung
eines Ehrenkodex, wie wir ihn
aus dem E-Mail-Marketing und
aus dem Telemarketing kennen.
Im Deutschen Dialogmarketing
Verband haben wir hervorragende Erfahrungen mit diesen
Instrumenten gemacht. Ein
Ehrenkodex kann uns Standards für Werbemittel bescheren, die vom User akzeptiert
werden. In solch einem Ehrenkodex könnte man ein Frequency
Capping festschreiben oder
Werbeformate definieren. Diesen zu formulieren ist inhaltlich
jedoch eine Herausforderung, denn es
wird ein schmerzhafter Prozess sein.
Foto: Defacto X
A
„Der User ist kein
willfähriges Opfer unserer
Hirngespinste“
Jan Möllendorf
Geschäftsführender Gesellschafter
der Defacto X GmbH
www.defacto-x.de
Gleichzeitig müssen wir aber auch dem
User mit einer Stimme und konsequent
gegenübertreten. Auch der User muss verstehen, dass er mit uns einen Deal eingeht.
Wir müssen jedoch viel deutlicher sagen,
wann der Deal für uns in der Balance ist.
Nur wenn wir Axel Springer nicht im
Regen stehen lassen, sondern wenn alle
#superstar
Ursachen bekämpfen
Gleichzeitig braucht es eine Instanz, welche die Einhaltung dieses Kodex überprüft und über Sanktionsmöglichkeiten
verfügt. Eine solche Instanz könnte aus
meiner Sicht der DDOW (Deutsche Datenschutzrat Online-Werbung) sein. Hier
sind schon alle relevanten Akteure für die
Wahrnehmung von Selbstregulierungsaufgaben versammelt.
Es wird Zeit, dass wir unsere Energie
darauf verwenden, die Ursachen für das
Adblocking in den Griff zu bekommen –
und nicht die User zu beschimpfen.
◼
Zitat
at
50 Mio. Mal
wurde das Musikvideo „Hello“ von
Adele in den ersten 48 Stunden nach
der Veröffentlichung angeklickt –
mehr als eine Million Aufrufe pro
Stunde.
Quelle: Focus
Foto: Wikimedia
Spätestens durch die Block-Optionen
von Apple droht aus dem Thema, das
bisher nur Branchenexperten diskutierten, eine Debatte zu werden, die
weitere Teile der Gesellschaft
betrifft. Dabei beschreibt die moralische Frage, ob man Adblocker
nutzen und damit werbefinanzierten
Medien ihre Einnahmen abschneiden
darf, nur einen Teil des Veränderungsprozesses, den diese in Gang
gesetzt haben. Die weitaus größere
Frage lautet: Wie wird Werbung in
Zukunft aussehen?
Illustration: shutterstock/alexwhite
Foto: XL Recordings
Dirk von Gehlen
Jetzt.de
„Die Tatsache, dass Facebook Programme
zur Gesichtserkennung als eine wünschenswerte Entwicklung darstellt, ist ein maßgeblicher Schritt Richtung Faschismus“
Schauspieler und Bond-Bösewicht Christoph Waltz
hat ein gespanntes Verhältnis zu Social Media
Quelle: Spiegel online
JOSS WA
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