Erasmussemester in Salamanca WS 2009/10

Transcription

Erasmussemester in Salamanca WS 2009/10
Erasmussemester in Salamanca WS 2009/10
- Erfahrungsbericht von Jacqueline Otto –
Die Universitätsstadt Salamanca zählt trotz ihrer geringen Größe (ca. 170.000
Einwohner) zu den beliebtesten Erasmus-Städten Europas. Ein klarer Grund
dafür ist neben den architektonischen Meisterwerken, wie der Plaza Mayor
(der schönste in ganz Spanien) sowie den zwei Kathedralen, die Vielfalt an
Cafés, Bars und Clubs, die das Studentenleben versüßen. Ein weiterer Grund,
dass ich mich für Salamanca entschieden habe, war, dass in dieser Region das
beste Hochspanisch gesprochen wird, was auch die zahlreichen Sprachschulen
beweisen. Außerdem zählt Salamanca eher nicht zu den Urlaubszielen der
Touristen, sodass man die spanische Lebensweise richtig gut kennenlernen
kann.
Universidad Pontificia y
Casa de las Conchas
Cathedrale nueva
1
Plaza Mayor
Anreise
Salamanca erreicht man am besten mit dem Flieger. Es gibt zahlreiche günstige
Angebote von sogenannten Billig-Airlines wie easyjet oder Ryanair. Ich bin mit
easyjet von Berlin bis Madrid Barajas für ca. 130 Euro geflogen. Man sollte bei
diesen vermeintlichen Billig-Angeboten beachten, dass noch weitere Gebühren
z.B. für Gepäck hinzukommen.
Am Flughafen in Madrid Barajas eingetroffen, gibt es 2 Möglichkeiten nach
Salamanca zu kommen: Zug oder Bus. Vom Preis unterscheiden sich beide
Varianten nicht wesentlich. Entscheidet man sich für den Zug, muss man
zunächst mit der Metro (Ticket kostet 2 Euro) bis zur Station „Charmatin“
fahren, von wo die RENFE nach Salamanca fährt. Solch ein Zugticket kostet
ungefähr 18 Euro. Die 2. Möglichkeit, die ich auch bevorzuge, ist der Bus.
Dieser fährt im Stundentakt direkt am Flughafen ab. Tickets kann man sich am
Stand von Corte Ingles kaufen, Kosten um die 18 Euro. Oder man bucht sein
Ticket bereits im Voraus im Internet unter http://www.avanzabus.com/web/.
Die Busse fahren gegenüber vom Terminal 1 ab und brauchen etwa 3 Stunden
nach Salamanca.
2
Wohnungssuche
Ich würde jedem empfehlen, Wohnungen vor Ort zu suchen. So erhält man
zumindest einen kurzen Einblick in sein zukünftiges Zuhause und bekommt
keinen Schock, wenn die Annoncen nicht das versprechen, was sie beschreiben.
Für die ersten paar Tage ist es am Besten in eines der zahlreichen Hostals oder
Jugendherbergen zu gehen. Dort kann man schon einige Kontakte knüpfen und
auch Information rund um die Stadt sammeln.
Die Wohnungssuche stellt in Salamanca kein allzu großes Problem dar, auch mit
geringen Sprachkenntnissen, da die meisten Vermieter darauf eingestellt sind,
dass viele Erasmusstudenten kommen. Das Angebot an Wohnungen ist sehr
groß. Bei der SOU, „Servicio de Orientación al Universitario“
(http://websou.usal.es/) im Casa del Bedel (C/Cardenal Pla y Deniel, 22), die
erste Anlaufstelle für neue Studenten, bekommt man eine Liste mit
Wohnungsanzeigen, einen kostenlosen Stadtplan und weitere nützliche
Informationen zum Thema Unterkunft und Stadtleben. Außerdem sind auch die
Telefonzellen und Häuserwände mit zahlreichen Wohnungsangeboten beklebt,
sodass es relativ einfach ist, etwas zu finden.
Ich habe bereits nach meiner dritten Wohnungsbesichtigung ein Zimmer in
einer WG (piso compartido) für 220 Euro monatlich gefunden. Die meisten WGZimmer kosten um die 150 - 300 Euro je nach Lage, wobei das Zentrum rund
um die Gran Via von den meisten Erasmusstundeten bevorzugt wird. Wer es
nicht weit zum Campus Miguel de Unamuno haben möchte, wo sich die
Fakultäten für Recht, Wirtschaft sowie Medizin, Pharmazie und Biologie
befinden, sollte sich nach einem Zimmer im Barrio San Bernado umschauen,
das auch nicht weit vom Zentrum entfernt ist. Die einzige Schwierigkeit ist eine
WG mit spanischen Mitbewohnern zu finden. Die Mehrheit der WGs besteht
aus Erasmusstudenten, wo bevorzugt Englisch gesprochen wird. Generell sind
die Zimmer möbliert (ameublado) mit Bett, Schrank, Schreibtisch und Regal.
Man sollte jedoch nicht so viel erwarten und darauf achten, dass es Internet
und eine Heizung gibt, denn im Winter kann es aufgrund der schlecht isolierten
Fenster schon mal kalt werden. Bevor man zum Telefon greift, sollte man sich
3
eventuell schon mal ein paar Sätze zurechtlegen und auf die Tageszeit achten,
also nicht vor 9 Uhr anrufen und die Siesta von 14 – 17 Uhr einhalten.
Studium
In Salamanca gibt es 2 Universitäten, die staatliche „Universidad de Salamanca“
(genannt „USAL“) und die „Universidad Pontificia“ (private Uni). An der USAL
beginnt das Wintersemester Mitte September und endet Ende Januar. Nach
den Weihnachtsferien beginnt die Prüfungsphase. Manche Professoren bieten
zwei Prüfungstermine an, einen vor den Ferien und einen danach. Die
Vorlesungen unterscheiden sich zu Deutschland insofern, dass sie meist in
Form von Seminaren abgehalten werden, wobei eine aktive Teilnahme
erwünscht ist. Auch während des Semesters muss man in einigen Vorlesungen
praktische Arbeiten erledigen, die einen Teil deiner Gesamtnote ausmachen.
Eine Woche vor Studienbeginn fand auch eine Einführungsveranstaltung für
Erasmusstudenten statt. Es wurden die verantwortlichen Koordinatoren
vorgestellt und weitere Informationen zur Kurswahl und Fakultät gegeben. Ich
empfehle jedem diesen Termin wahrzunehmen, da man dort seine Fragen und
Bedenken loswerden kann. Die derzeitige Erasmuskoordinatorin an der
Facultad de Economía y Empresa ist Mercedes Martes. Euer Learning
Agreement und den Letter of Confirmation müssen im Sekretariat
unterschrieben werden, dies dauert aber meistens eine Woche.
Bevor du deine endgültige Wahl der Asignaturas triffst, solltest du in der ersten
Woche mehrere Veranstaltungen besuchen, um zu schauen, welche interessant
sind und was du dir eventuell anrechnen lassen kannst. Manche Professoren
raten auch gleich von ihrem Kurs ab, da dort die meisten Erasmusstudenten
durchfallen. Ich habe folgende Veranstaltungen besucht:
- Distribución Comercial
- Dirección Estrategica
- Economía de America Latina
- Dirección de Recursos Humanos
Welche Kurse im Semester angeboten werden, kann man auf der Homepage
(www.usal.es) unter „guia académico“ nachschlagen. Skripte sowie
Mitschriften von Studenten sind in zahlreichen Copy-Shops auf dem Heimweg
4
erhältlich, jedoch sollte man auch in den Vorlesungen selber Notizen machen,
weil die meisten Skripte nur den Leitfaden abbilden. Die Klausuren bestehen
fast immer aus Multiple-Choice-Fragen plus weiteren Aufgaben, die schriftlich
zu beantworten sind. Aber Vorsicht! Bei den Multiple-Choice-Fragen gibt es
auch Minuspunkte für falsche Antworten. Die Klausuren machen in den
meisten Fällen nur 70% deiner Gesamtnote aus und die anderen 30% aus den
„Practicas“ im laufenden Semester.
Sprachkurse
Von der Universität wird ein 3-wöchiger Intensivkurs angeboten, der 100 Euro
kostet und 2 Stunden täglich stattfindet. Die Kurse finden im Oktober,
November und Dezember statt. Für die Anmeldung ist es empfehlenswert,
mindestens eine halbe Stunde vorher da zu sein, um einen Platz im Oktober zu
erhalten. Es gibt verschiedene Niveaustufen, die in einem Test vorab festgelegt
werden. Ich fand den Kurs sehr hilfreich, da man nochmal einen kurzen
Überblick über sämtliche grammatische Inhalte bekam und außerdem sehr
schnell Leute kennengelernt hat.
Desweiteren habe ich mich entschieden, einen weiteren Sprachkurs zu machen
und zwar an der „Escuela Oficial de Idiomas“, welche direkt neben dem
Busbahnhof und der Facultad de Derecho und Economía y Empresa ist. Die
Kurse finden 2 Stunden täglich statt und gehen das gesamte Semester (bis Ende
Januar). Am Ende des Semesters schließt man den Sprachkurs mit einer
schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfung ab und erhält ein Zertifikat. Die
Kurse an der Sprachschule sind sehr beliebt, da sie sehr günstig sind, Für das
ganze Semester zahlt man nur 80 Euro plus zusätzliches Unterrichtsmaterial.
Um einen der begehrten Plätze zu erhalten, muss man zunächst wieder einen
Einstufungstest machen, um zu überprüfen, welches Niveau geeignet ist. Alles
in allem waren die Kurse sehr hilfreich für mein Spanisch, aber auch um neue
Bekanntschaften zu machen.
Bank und Telefon
Am einfachsten ist es, wenn man entweder eine Kreditkarte oder ein Konto bei
der Deutschen Bank besitzt. Ich habe vor meiner Abreise eine Kreditkarte bei
der DKB beantragt, so konnte ich leicht überall an jeden Automaten (und davon
5
gibt es viele und an jeder Ecke welche) problemlos Geld abheben ohne
Gebühren. Wer ein Konto bei der Deutschen Bank besitzt, kann in der Calle
Zamora kostenlos Geld abheben. Aber auch vor Ort ist es möglich, ein Konto
bei einer spanischen Bank eröffnen.
Zum Telefonieren innerhalb Spaniens habe ich mir ein Prepaid-Handy von
einem regionalen Anbieter (Moviestar, Orange…) gekauft. Dieses hat nur 19
Euro gekostet und hatte ein Startguthaben von 12 Euro, also ein echtes
Schnäppchen. Um nach Deutschland zu kommunizieren, habe ich meist Skype
genutzt - die günstigste Variante.
Studentenleben
Salamanca´s Nachtleben ist unübertrefflich! Kostenlose Eintritte und günstige
Getränke laden in die zahlreichen Club und Discos ein, die was für jeden
Musikgeschmack zu bieten haben. Die höchste Club- und Discodichte befindet
sich rund um den Plaza Mayor und die Gran Via. Die typischen spanischen
Tapas kann man am besten in der Calle Van Dyck essen gehen. Für weniger als
2 Euro erhält man ein Tapa und ein Getränk.
Die Salamantiner nutzen jede Gelegenheit, um ausgiebig zu feiern. Zwei der
größten Veranstaltungen, die ich miterleben durfte, waren die „Ferias y
Fiestas“ und die „Noche Vieja“. Die Ferias y Fiestas finden in der ersten
Septemberwoche statt. Überall in der Innenstadt stehen Tapasstände und eine
riesige Bühne auf dem Plaza Mayor lockt mit Konzerten jede Menge Menschen
in die Stadt. Die Noche Vieja Universitaria (Silvesterfeier der Studenten) findet
in der letzten Vorlesungswoche statt. Da die meisten Studenten von außerhalb
kommen und über die Weihnachtsferien nach Hause fahren, wird die
Silvesterparty kurzerhand vorgezogen. Alle Studenten treffen sich auf dem
Plaza Mayor, wo eine große Bühne aufgebaut wird und Bands spielen, um
Punkt 12 Uhr 12 Gummibärchen zu essen und das „Neujahr“ zu feiern.
Anschließend wird in den Clubs bis zum Morgen weitergefeiert.
Zahlreiche Feiertage und somit verlängerte Wochenenden bieten immer
wieder die Möglichkeit Ausflüge zu unternehmen. Mit dem Bus kommt man
relativ günstig fast überall hin. Aber auch Mietautos sind eine weitere
Alternative günstig Spanien zu erkunden, wenn man sich die Kosten mit ein
paar Freunden teilt. Während des Semesters habe ich mit Freunden Madrid,
6
Barcelona, Valencia, Porto und Lissabon besucht. Aber auch die kleineren
Städte in der mittelbaren Umgebung von Salamanca sind einen Tagesausflug
wert, wie Segovia, Avila oder Valladolid.
Insgesamt bin ich sehr glücklich mit meiner Entscheidung, mein
Auslandssemester in Salamanca verbracht zu haben. In dieser Zeit habe ich
viele interessante Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und auch
viele gute Freunde gewonnen sowie die spanische Kultur und Mentalität
hautnah erleben können.
Das Wichtigste, was ich euch mitgeben kann ist, dass man die Zeit im Ausland
bis zuletzt genießt und alle Möglichkeiten, die einem geboten werden,
wahrnimmt. So ein Semester ist viel zu schnell vorbei.
Ich bin mir sicher, dass ich einige Dinge vergessen habe zu erwähnen. Also,
wenn ihr noch Fragen habt, stehe ich euch gern zur Verfügung
(jacqui.o89@web.de).
7