VICENTE DEL BOSQUE “CHRISTMAS TRUCE” ATHLETIC BILBAO
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VICENTE DEL BOSQUE “CHRISTMAS TRUCE” ATHLETIC BILBAO
NR. 9/10, 20. DEZEMBER 2013 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 2013 Magische Momente Q UE S O B L E D E T N V IC E UCE” R T S A M T S I R “CH O A B L I B C I T E L ATH W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY I N H A LT 5 15 Aufbruch im Sowjet-Stil Der russische Fussball befindet sich im Aufbruch. Mit geballter Wirtschaftskraft und sportlichen Ambitionen wollen die Klubs Europa erobern. Die Finanzierungsmodelle aber erinnern an Sowjet-Zeiten. 18 Weltmeister Del Bosque im Interview Er ist der erfolgreichste Trainer der Gegenwart. Und er will Spanien zum ersten europäischen Weltmeister auf südamerikanischem Boden machen. Vicente del Bosque über seine Ziele, Wünsche und Sorgen. 21 Der Experte Professor Jiri Dvorak, medizinischer Leiter der FIFA, über das Fussballerleben nach einer Kopfverletzung und warum im Zweifelsfall ein betroffener Spieler draussen bleiben sollte. 25 Schillernde Torhüter Lew Jaschin, Gordon Banks, Dino Zoff. Die grössten Torhüter schrieben Fussballgeschichte. In den Weekly Top 11 ist aber auch Platz für bunte Vögel. 26 33 45 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com Fussballjahr 2013 – magische Momente Der Aussenseiter Tahiti drängte auf die grosse Fussball-Bühne. Trainerlegende Sir Alex Ferguson sagt “Goodbye”. Die Frauen erobern die FIFA-Exekutive. Ein Besuch im San Siro wird zur Reise in die Vergangenheit. Bayern München und Borussia Dortmund mischen den europäischen Fussball auf. The FIFA Weekly blickt auf ein bewegendes FussballJahr zurück. Magische Momente aus der persönlichen Sicht unserer Reporter und Kolumnisten. Eigenständig, einmalig, erfolgreich Anachronismus im globalisierten Fussball: Athletic Bilbao setzt nur auf Spieler mit baskischen Wurzeln. Trotzdem hält sich der Klub hartnäckig in der spanischen Spitzenklasse. Wagner Ferreira dos Santos Mit Fluminense nicht abgestiegen B latter: “Die Klub-WM ein Meilenstein” Die Klub-WM hat sich im internationalen Spielkalender etabliert. Gleichwohl stösst der Wettbewerb nicht auf ungeteilte Begeisterung. FIFA-Präsident Blatter schaltet sich in die Debatte ein. Turning Point Hannu Tihinen hat in seiner Karriere viele Schläge gegen den Kopf hinnehmen müssen. In seinen letzten Profi-Jahren spielte er nur noch mit Kopfschutz, trotzdem musste er seine Karriere 2010 vorzeitig beenden. Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com Premier League 23.12.2013 26.12.2013 Arsenal – Chelsea Hull City – Manchester United Aston Villa – Crystal Palace Cardiff City – Southampton Chelsea – Swansea City Everton – FC Sunderland Newcastle – Stoke City Norwich City – Fulham Tottenham – West Bromwich West Ham – Arsenal Manchester City – Liverpool 2 T H E F I FA W E E K LY D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S Europa 53 Mitglieder www.uefa.com Hannu Tihinen Von Kopfverletzungen gebremst Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com Alex Ferguson Eine Legende tritt zurück NR. 9/10, 20. DEZEMBER 2013 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 2013 Magische Momente Marcello Lippi Mit Guangzhou Evergrande an der Klub-WM Vicente del Bosque Im Interview BOSQUE VICENTE DEL TRUCE” “CHRISTMAS AO ATHLETIC BILB W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY Farbtupfer Der tahitianische Kapitän Nicolas Vallar lieferte mit seinem Team am KonföderationenPokal den Beweis, dass auch kleine Nationen ihren Platz auf der grossen Bühne verdienen. Das Titelbild zeigt ihn – illustriert im Stile des Tahiti-erfahrenen französischen Malers Paul Gauguin – beim Trikottausch mit dem spanischen Spielführer Cesc Fabregas. Cover: Jon Berkeley Inhalt: Getty Images Premier League 28.12.2013 29.12.2013 01.01.2014 West Ham – West Bromwich Everton – Southampton Swansea City – Manchester City Aston Villa – Swansea City Newcastle – Arsenal Arsenal – Cardiff City Hull City – Fulham Chelsea – Liverpool Crystal Palace – Norwich City Manchester City – Crystal Palace Tottenham – Stoke City Fulham – West Ham Norwich City – Manchester United Liverpool – Hull City Cardiff City – FC Sunderland Southampton – Chelsea Stoke City – Everton FC Sunderland – Aston Villa West Bromwich – Newcastle Manchester United – Tottenham T H E F I FA W E E K LY 3 EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT Feel the Beauty BE MOVED THE NEW 4K LED TV “SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation. UNCOVERED Amateure aus der Südsee fordern den Weltmeister. Der vielleicht grösste Trainer der Gegenwart sagt “goodbye”. Die Frauen drängen in die FIFAExekutive. Ein Besuch im San Siro wird zur Reise in die Vergangenheit. The FIFA Weekly blickt aufs Fussball-Jahr zurück. Magische Momente aus persönlicher Sicht. 2013 T H E F I FA W E E K LY 5 2 013 → http://fifa.to/19A95FI Die Tahitianer Lorenzo Tehau, Ricky Aitamai, Samuel Hnanyine und Vincent Simon (v.l.) am Konföderationen-Pokal-Spiel gegen Uruguay (23. Juni 2013). TAHITI MIT WÜRDE UND STOLZ Sven Goldmann 6 Roche spielt im Alltag für AS Dragon in der Hauptstadt Papeete und hatte sich so mannhaft in die spanischen Schüsse geworfen, dass ihn die brasilianischen Zuschauer zum “Man of the Match” brüllen wollten. Aber diese Ehrung blieb dann doch Torres vorbehalten. Der spanische Weltstar hatte kurz vor Schluss im Duell Mann gegen Mann den Ball vom Elfmeterpunkt an die Latte geschlagen, was Roche so ausgiebig feierte, als hätte er den Ball mit seinen Augen verhext. Es war die Nacht, als Rio de Janeiro brannte und der Fussball nur eine Nebenrolle im Schatten der Massendemonstrationen spielte. Und doch war es eine Sternstunde. 75 000 Zuschauer im Maracanã sangen, was sie normalerweise singen, wenn Flamengo oder Fluminense oder Botafogo spielt. Mit leichten Textänderungen, die sie den neu entdeckten Helden aus der Südsee widmeten. Zur Aufführung war ein Spiel gekommen, wie es so schnell bei einem offiziellen FIFA-Turnier nicht mehr zu sehen sein wird. Mit einem David, der um seinen Platz wusste und ihn akzeptierte. Und mit einem Goliath, der nicht auf Abpraller und Eigentore und Eseleien T H E F I FA W E E K LY setzte, sondern auf fussballtechnische Präzi sion. Alles zum Wohle des Spiels. Vordergründig wurde der KonföderationenPokal als das Comeback der Weltmacht Brasilien gefeiert – mit dem 3:0 im Finale gegen die Spanier als Höhepunkt. Aber wird das bleiben? Vielleicht wird man in ein paar Jahren, in der Retrospektive dieses Turniers, nur noch von Spanien und Tahiti erzählen. Von zwei ungleichen Gegnern, die doch dasselbe im Sinn hatten. Die Tahitianer kamen als Nummer 139 der Weltrangliste zum Turnier und wollten mitspielen! Auf Angriff, mit einer sensationell hochstehenden Verteidigung, wie sie die Spanier nicht so oft antreffen. Keine Fouls, keine Spielverzögerungen, keine Unsportlichkeiten. Mit Würde und Stolz schickten sie sich in das Unvermeidliche. “Heute wurde dem Fussball kein Schaden zugefügt”, sagte Spaniens Trainer Vicente del Bosque. “Heute hat der Fussball gewonnen.” Å Alex Livesey Am Abend des 20. Juni 2013 hat sich Fernando Torres verliebt. Das kommt schon mal vor, aber eher selten beim Fussball, wo man sich im günstigsten Fall respektiert. An diesem Abend aber war alles anders, und das lag nicht daran, dass Fernando Torres vier Tore geschossen hatte im Maracanã, dem berühmtesten Fussballstadion der Welt. Am Ende dieses Abends sagte der spanische Nationalspieler den schönen Satz: “Wir alle sind Fans von Tahiti!” Seine Zuneigung galt der Mannschaft, die er mit seinen Kollegen gerade nach allen Regeln der Kunst aus dem Maracanã geschossen hatte. Und doch war dieses 10:0 der Spanier gegen Tahiti in der Vorrunde des Konföderationen-Pokals eine Sternstunde des Fussballs. Mit leuchtenden Augen erzählte der Welt- und Europameister sowie Champions-LeagueSieger Torres von den Erinnerungsfotos, für die sie mit den Tahitianern posiert hatten. Von dem “Lächeln in ihren Gesichtern”, von einem Sportsgeist, der doch längst versunken schien in der ergebnisorientierten Welt des modernen Fussballs. Auch deshalb herzte Torres den ta hitianischen Torhüter Mikael Roche so intensiv. 2 013 → http://fifa.to/18ZdGkm Letzte Ehrerbietung: Stefano Borgonovo wird in Giussano (Lombardei) zu Grabe getragen. STEFANO BORGONOVO LEBT WEITER Imago Luigi Garlando Was wird vom Jahr 2013 in Erinnerung bleiben? Vor allem die Augen von Stefano Borgonovo. Der ehemalige Mittelstürmer der AC Milan, der Fiorentina und der italienischen Nationalmannschaft hat sie am 27. Juni nach einem achtjährigen Kampf gegen eine unheilbare Nervenkrankheit (Amyotrophe Lateralsklerose) für immer geschlossen. Die Erinnerung hingegen bleibt. Die Krankheit hat seinen Körper mit jedem Tag stärker angegriffen, doch Stefano, der es als guter Stürmer auch verstand, den Ball zu halten, sammelte die restliche Lebenskraft in seinen Augen und verteidigte diese erbittert. So sehr die Krankheit auch an ihm nagte, er konnte seine Augen stets offen halten. Mit seinen Augen kommunizierte, lachte und lebte Stefano. Viele Jahre lang waren diese strahlenden Augen wie ein Leuchtturm, der den Weg zeigte und Kraft verlieh. Sein guter Freund Roberto Baggio brachte es auf den Punkt: “Lieber Stefano, deine grösste Leistung war es, das Übel deiner Krankheit zu einer Medizin für andere zu machen.” Sein unermüdlicher Widerstand gegen das Böse sollte auch eine Lektion in Sachen Sport darstellen: Wie etwa ein Mittelstürmer, der bis zur letzten Spielsekunde alles gibt, auch wenn sein Team mit drei Toren zurückliegt und die Partie bereits verloren ist. Am Höhepunkt seiner Erkrankung erzählte Stefano: “Ich habe gelernt, das wertzuschätzen, was mir geblieben ist: Freunde, positive Gefühle, manch seltene Bewegung. Ich sehe das Gute im Leben und fühle mich dennoch glücklich, denn ich weiss, dass es Menschen gibt, die sogar noch weniger haben als ich. Daher kann ich immer noch lachen.” Die unbändige Kraft der Hoffnung und die Fähigkeit, das Leben wertschätzen zu können, auch wenn dieses nur noch aus wenigen Atemzügen besteht. Am 17. März 2014 ist sein 50. Geburtstag. Dieser wird trotzdem gefeiert, denn für uns wird er immer weiterleben. In der Erinnerung und als Vorbild. Å W A S I S T “A L S ” ? Die Amyotrophe Lateralsklerose – auch bekannt unter dem Lou-Gehrig-Syndrom – ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Ihre Ursache ist unklar. Durch die Degeneration kommt es zur zunehmenden Muskelschwäche (Lähmung) und Muskelschwund. Die Lähmungen verursachen Gang-, Sprech- und Schluckstörungen sowie eingeschränkte Koordination und Schwäche der Arm- und Handmuskulatur. ALS ist nicht heilbar. Die Überlebenszeit beträgt durchschnittlich etwa drei bis fünf Jahre. Der Tod tritt häufig durch eine Lungenentzündung ein, die durch zunehmende Schluckstörungen und die Lähmung der Atemmuskulatur ausgelöst wurde. www.fondazionestefanoborgonovo.it T H E F I FA W E E K LY 7 → http://fifa.to/1bSiHez 2 013 EINE FRAU IM FIFA-EXEKUTIVKOMITEE Tatjana Haenni 2013 wurde die erste Frau ins FIFA-Exekutivkomitee gewählt. Das stellt einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Frauenfussballs dar. Der erste wurde bereits 1986 gesetzt, als die norwegische Delegierte Ellen Wille am FIFAKongress in Mexiko darum bat, sich um den Frauenfussball kümmern zu dürfen, worauf 1988 ein erster Test-Wettbewerb und 1991 die erste Frauenfussball-WM über die Bühne gingen. Der zweite grosse Schritt folgte 1990, als Hannelore Ratzeburg als erste und damals einzige Frau Mitglied des neugegründeten FIFA-Frauenfussball-Komitees wurde. In den folgenden Jahren nahmen regelmässig Frauen Einsitz in FIFA-Komitees, so in die Technische oder in die Fussball-Kommission. Trotzdem sollte es bis 2012 dauern, bis FIFA-Präsident Blatter den Anwesenden am FIFA-Kongress in Zürich vorschlug, das Exekutivkomitee um eine Person zu erweitern, und auf Einladung und durch Wahl des Kongresses zum ersten Mal seit Bestehen der FIFA eine Frau aufzunehmen. Lydia Nsekera, (ehemalige) Präsidentin des Fussballverbandes aus Burundi und IOK-Mitglied, wurde als erste Frau ein co-opted Mitglied des Exekutivkomitees. Gleichzeitig wurden die Statuten und Regularien so angepasst, dass einer offiziellen Wahl Nsekeras ins Komitee am Kongress 2013 nichts mehr im Wege stand. Drei Frauen stellten sich zur Wahl, wobei Lydia Nsekera vom Kongress bestätigt und als erste Frau Mitglied wurde. Ihre beiden Mitstreiterinnen, Sonia Bien-Aime von den Turks and Caicos und Moya Dodd aus Australien, wurden vom Kongress als co-opted Mitglieder aufgenommen. Co-opted, weil die Statuten vorerst nur die Wahl einer einzigen Frau ins Exekutivkomitee vorsehen. Damit wurden die beiden anderen ergänzend dazu gewählt. Auch wurde entschieden, dass Frauen in möglichst allen Kommissionen vertreten sein sollen. So etwa in der Schiedsrichterkommission, die bislang ein Männergremium gewesen war – wie einige andere Kommissionen auch. Für die Zukunft der Frauen im Fussball, aber auch für die Zukunft des Frauenfussballs, ist die Wahl dieser drei Frauen von grosser Bedeutung. Es ist ein Meilenstein und auch ein Zeichen an alle anderen Fussballverbände und Organisationen, denn Frauen machen zahlenmässig die Hälfte der Fussballgemeinschaft aus. 2013 scheint das Jahr des Durchbruchs für Frauen in Entscheidungsgremien zu sein. Die FIFA hat diese letzte Hürde übersprungen und damit ein Zeichen gesetzt, in der Hoffnung, dass möglichst viele Mitgliedsverbände es ihr gleichtun werden. Nur wenn Frauen in den höchsten Fussball-Entscheidungsgremien vertreten sind und der Frauenfussball in jedem Verband eigene Strukturen hat, ist es möglich, sich zu emanzipieren und den letzten Durchbruch zu schaffen. Markus Ulmer Å Als erste Frau im FIFA-Exekutivkomitee: Lydia Nsekera aus Burundi macht den Anfang. 8 T H E F I FA W E E K LY 2 013 Titel über Titel: Der FC Bayern München und sein frührerer Trainer Jupp Heynckes im Jubel. GLÜCKLICHE TEAMS Laurence Griffiths/Getty Images Jordí Punti Alle glücklichen Teams ähneln sich, aber jedes unglückliche Team ist auf andere Weise unglücklich. 2013 hat uns einmal mehr gezeigt, dass der Fussball ein Sport ist, der vom wöchentlichen Sehnen, von Freuden und Entbehrungen gekennzeichnet ist, und bei dem nur die guten Partien uns lehren, die schlechten zu vergessen. Wenn ich über ein Bild nachdenke, das stellvertretend für dieses Jahr steht, dann muss das ein Tor sein, und dann kommt mir eines von Ibrahimovic in den Sinn. Er erzielte es im Spiel PSG gegen Bastia: Ibra befördert einen abgefälschten Ball mit der Hacke in einer Art Taekwondo-Bewegung über den Kopf hinweg in die Maschen, mitten in einem Pulk gegnerischer Verteidiger stehend. Er ist ein Spieler mit einem so einzigartigen Stil, dass seine Tore nur an Treffer erinnern, die er selbst erzielt hat. Wir wollen hier nicht die unglücklichen Teams in Erinnerung rufen, denn oftmals sind sie nur die Folge fremden Glücks. Das glücklichste Team muss hingegen Bayern München sein. Die Auftritte in der Bundesliga und der Champions League haben gezeigt, dass sie wirklich begnadet waren, insbesondere zeigte sich dies im Hin- und Rückspiel gegen Barcelona, das ihnen den Finaleinzug brachte. Jupp Heynckes erreichte mit seinen Spielern die Virtuosität eines Sinfonieorchesters, was Pep Guardiola in den letzten Monaten offensichtlich beibehalten konnte. Tatsächlich gehört die Verpflichtung Guardiolas ebenfalls zu den herausragenden Ereignissen des Jahres, wegen der Wahlfreiheit, die dahinter steht. Bei den Trainern gebührt nur dem Rücktritt von Alex Ferguson mehr Aufmerksamkeit, als Hommage an diese 26 langen Jahre, in denen er ununterbrochen auf der Bank von Manchester United sass. Wenn wir von glücklichen Teams sprechen, dann hat mich dieses Jahr auch Borussia Dortmund mit Jürgen Klopp in seinen Bann gezogen, mit dieser Kombination aus technischer Finesse, bedingungslosem Einsatz und kollektiver Leidensfähigkeit. Jeder Spieler repräsentiert diese Vision des Fussballs mit seinem eigenen Stil, aber am meisten beeindruckt hat mich Gündogan, ein junger Spieler mit einer Technik und einer Gelassenheit, die mich an Xavi in Bestform erinnern. Obwohl der Fussball ein Mannschaftssport ist, sind es doch die Spieler, an die wir denken, wenn wir uns das Beste des Jahres in Erinnerung rufen. 2013 vollendete Ryan Giggs sein 40. Lebensjahr als Spieler bei Manchester United, während Ronaldo mit 37 Jahren an einer Reality-Show des brasilianischen Fernsehens teilnahm, um abzunehmen (mit Erfolg). Es war auch das Jahr zweier Waliser mit grosser Zukunft: Gareth Bale, der bei seiner Verpflichtung durch Real Madrid Rekorde brach, und Aaron Ramsay, der es bei Arsenal an der Seite von Mesut Özil (Sonderangebot von Real Madrid!) weit bringen kann. Weitere Namen, die seit 2013 zukunftsweisend sind, wären Isco (Real Madrid), Insigne (Neapel), Hazard (Chelsea) und Deulofeu (Everton). T H E F I FA W E E K LY Beim Thema “Ungerechtigkeiten” muss man die Reservistenrolle von Iker Casillas bei Real Madrid zur Sprache bringen. Aufgrund irgendeines paranormalen Phänomens war der Torwart unter Mourinho Reservist und ist es unter Ancelotti noch immer. Und wo wir schon bei übermenschlichen Phänomenen sind: 2013 ist auch das Jahr von Abidal. Nach seiner erfolgreichen Lebertransplantation lief er erneut für Barcelona auf, und doch verlängerte der Klub am Ende der Saison seinen Vertrag nicht, weil man ihn nicht für fähig hielt, auf hohem Wettbewerbsniveau zu spielen. Also wechselte Abidal zu Monaco, wo er jeden Sonntag das Gegenteil beweist. Vermutlich wird er nun bei der nächsten WM dabei sein – eine Schmach für die Barça-Funktionäre. Zum Abschluss möchte ich jedoch ein glückliches Bild anführen und über die Grenzen Europas hinausgehen. Es geschah auf einem Flughafen. Als Mexiko in der Playoff-Runde der WM-Qualifikation gegen Neuseeland antrat, wurde das Team von einer Gruppe Maoris empfangen, die als Willkommensgruss den rituellen Haka tanzten. Die Mexikaner bedankten sich mit dem traditionellen Lied “Cielito lindo”: “Ay, ay, ay, ay, singe und weine nicht, denn singend erfreuen sich, mein Schatz, die Herzen...” Å 9 2 013 Triumph in letzter Sekunde: Lukasz Piszczek, Mats Hummels und Nuri Sahin (v.l., Borussia Dortmund) jubeln nach dem Einzug ins Champions-League-Finale. EIN DOPPELTER IRRTUM Roland Zorn 10 ähnlich jede Woche an etlichen erstklassigen Fussballschauplätzen vorkommt. Doch dies war nur der Auftakt zu einem Schlusscrescendo, das wie die blanke Anarchie inmitten einer tobenden Arena anmutete. Der BVB, schon so gut wie ausgeschieden aus einer bis dahin fabelhaft verlaufenen ChampionsLeague-Saison, glich in der ersten Minute der Nachspielzeit durch Reus noch einmal aus. Ein Trostpreis? Von wegen. Die Zugabe sollte ja vier Minuten dauern, und so rannten die Borussen dem Wunder von Dortmund so lange hinterher, bis sie es geschafft hatten. Allerdings nur, weil der Ausnahmezustand galt und längst auch von den Unparteiischen Besitz ergriffen hatte. Thomson und seine Assistenten übersahen, dass vor Santanas Treffer mitten hinein ins Dortmunder Glück vier Borussen bei Lewandowskis Flanke im T H E F I FA W E E K LY Abseits standen, und auch der Torschuss selbst aus dem Abseits sein Ziel fand. Ein doppelter Irrtum an einem irrsinnig aufregenden Fussballabend, an dem die paar Gesetzmässigkeiten dieses unberechenbaren Spiels ausser Kraft gesetzt schienen. Wer dabei war, konnte es sogar verstehen. Wer es im Nachhinein vor Augen geführt bekam, hielt es für nicht nachvollziehbar. Alles eine Sache der Wahrnehmung. Wie so vieles im Fussball. Å Alex Grimm/Bongarts/Getty Images Es war wie ein Naturereignis und wurde doch nur möglich, weil der Blick aller Beteiligten zu verschwimmen schien in einem Meer der Emotionen. Auch das schottische Schiedsrichtergespann unter der Leitung des erfahrenen Craig Thomson liess sich an diesem 9. April von der mal brausenden, mal schreckensstarren Atmosphäre im Signal Iduna Park anstecken – als sich das Viertelfinalrückspiel der Champions League zwischen Borussia Dortmund und dem FC Malaga zu einem Fussballdrama zuspitzte und keiner mehr die Kraft für den kühlen Blick hatte. 2:1 führten die Andalusier nach dem 0:0 im Hinspiel nach Eliseus Treffer in der 82. Minute, erzielt aus einer Abseitsposition, wie die Fernsehkameras erhellten. Thomson und sein Team übersahen das, was so oder so 2 013 MANNARIS GENIE LEBT WIEDER AUF David Winner Ich mag ein wenig vergangenen Ruhm, selbst wenn es nicht mein eigener ist. Im Mai besuchte ich erstmals das San-Siro-Stadion und sah die Partie zwischen der AC Milan und der AS Roma. Ich weiss von dem legendären Mailänder Team von Arrigo Sacchi aus den 1980er Jahren und hoffte daher auf einen fussballerischen Leckerbissen. Das riesige, asymmetrische Stadion mit seine Türmen und dem enormen Dach war allerdings sehr beeindruckend, wenn auch nur zur Hälfte gefüllt. Und die Mailänder Fans, die in der Curva Sud pausenlos sangen und ihre rot-schwarzen Fahnen schwenkten, sorgten für eine lärmende Atmosphäre. Doch das Spiel selbst war ein Schlag ins Wasser, mit schlechtem Fussball, zwei Roten Karten und ohne Treffer. Ausserdem musste die Partie wegen rassistischer Gesänge der Roma-Fans unterbrochen werden. Ich bekam nicht einmal die berühmten rot-schwarzen Streifen zu sehen, da Milan in einer geschmacklosen anderen Spielkleidung auftrat. Daher ging ich am folgenden Tag zurück – und zwar virtuell. Ich sehnte mich nach einem flüchtigen Eindruck der Vergangenheit, den ich wohl verpasst hatte, und fand beim Googeln ein echtes Kleinod. Jemand hatte auf Youtube ein ganzes Spiel im San-Siro-Stadion aus dem Jahr 1989 eingestellt, als Sacchis Team mit Stars wie Gullit, Van Basten, Rijkaard und Baresi auf dem Höhepunkt war. Vor ausverkauften Rängen und einem begeisterten Publikum spielte die Milan gegen Juventus regelrecht göttergleich und gewann 4:0. Die Kameras zeigten immer wieder das damals erst halbfertige Dach, das für die WM 1990 gebaut wurde. Und vor meinem geistigen Auge sah ich das alles von meinem Sitzplatz des Vorabends aus. Das dritte Tor war einfach märchenhaft. An dem Spielzug über das gesamte Feld schien jeder Milan-Spieler mit einer Ballberührung beteiligt zu sein. Am Ende wurde eine Flanke in den Strafraum geschlagen, und ein 20-jähriger Einwechselspieler namens Graziano Mit Köpfchen: “Tooooor! Tooooor von Manari! Ein Spieler wie Manari kann nur so treffen!” (Italienischer TV-Kommentator) Mannari erzielte ein unglaubliches Kopfballtor – ein Flugkopfball, bei dem er den Ball in einem hohen Bogen über den Torhüter hinweg ins lange Eck beförderte. Mannari, der auch noch den vierten Treffer erzielte, war offensichtlich auf dem Weg zum Star. Warum habe ich nie etwas von ihm gehört? Die Antwort, so fand ich bald heraus, ist folgende: Verletzungen des Kniegelenks. Dieses Spiel gegen Juve war offenbar der Höhepunkt seiner Karriere. Als Mannschaftsmitglied gewann er 1988 den Scudetto und 1989 den Europapokal. Doch Mitte der 90er Jahre versandete seine Karriere bei Teams wie Pistoiese und Pontedera. Später wurde er Jugendtrainer bei der Milan in der Toskana. T H E F I FA W E E K LY Vielleicht ist die Zeit ja doch nicht so linear wie wir sie uns vorstellen, sondern eher verwoben und verworren (“wibbly-wobbly”, wie Doctor Who aus der gleichnamigen TV-Serie es ausdrückt), wobei sich Vergangenheit und Gegenwart auf ganz eigenartige Weise vermengen. Für mich jedenfalls war dies das Jahr, in dem das verhinderte Genie von Mannari erneut zum Leben erwachte. Å 11 2 013 Eine Legende zu Lebzeiten: Sir Alex Ferguson. 12 T H E F I FA W E E K LY 2 013 → http://fifa.to/1cCsP8J SIR ALEX FERGUSON – EINE EINMALIGE KARRIERE Thomas Renggli “Ich habe einen Plan, um ihn zu stoppen – eine Machete. Plan B ist ein Maschinengewehr.” 27 Jahre Manager von Manchester United, 2153 Spiele, 49 Titelgewinne, davon 13 in der Premier League und zwei in der Champions League. 1999 zum Ritter geschlagen. Der Schotte Alex Ferguson (71) ist eine Ikone des Fussballs. Als er im vergangenen Mai den Rücktritt bekanntgab, überschattete die Meldung sogar den Auftritt von Queen Elizabeth II. vor dem Parlament in London. Ferguson führte Manchester United aus der englischen Durchschnittlichkeit zurück an die Weltspitze, machte den Klub zu einer der wertvollsten Marken im Sport und stellte dabei sogar seinen legendären Vorgänger Matt Busby in den Schatten. Selber avancierte er mit einem geschätzten Vermögen von 34 Millionen Pfund zum reichsten Trainer des Landes. Trotzdem blieb der Sohn eines Werftarbeiters in der öffentlichen Wahrnehmung immer ein Vertreter der Arbeiterklasse. Er warf David Beckham einen Schuh ins Gesicht, er überwachte seine Spieler aus einer dunklen Limousine, er stoppte wilde Partys, indem er mit strengem Blick ins Hotelzimmer trat. Wie ein Lehrer auf Klassenfahrt. Er fluchte in die Mikrofone, beschimpfte Journalisten – stellte sich in der Öffentlichkeit aber (fast) immer schützend vor seine Spieler. In seiner Kindheit in einem Glasgower Arbeiterviertel habe er ein starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelt, sagte er einmal in einem Interview. Vor allem war er nie um direkte Worte verlegen. Elf Zitate aus einer einmaligen Karriere. “Ich mache sicher keinen auf Bobby Robson und bin noch mit 70 Manager. Es geht darum, zu wissen, wann es gut ist.” Ferguson über Cristiano Ronaldo. “Wenn mir ein Italiener sagt, dass das auf dem Teller Pasta ist, schaue ich unter der Sosse nach, um sicherzu gehen. Die sind die Erfinder der Vernebelungstaktik.” Ferguson über italienische Gegner. “Ich will Liverpool von ihrem verdammten Ast hauen.” Ferguson bei seinem Amtsantritt 1986 über den damaligen Rekordmeister. “Sie sagen, er sei ein intelligenter Mann, weil er fünf Sprachen spricht. Bei mir im Team spielt ein 15-jähriger Jüngling, der ebenfalls fünf Sprachen spricht.” Ferguson über Arsène Wenger. “Ich kann es nicht glauben, ich kann es nicht glauben! Fussball, verdammte Hölle!” Ferguson nach dem Last-Minute-Sieg gegen die Bayern im Champions-League-Finale 1999. “Flickt ihn verdammt nochmal zusammen!” “Manchmal hast du einen lärmigen Nachbarn und musst mit ihm leben.” Ferguson über Manchester City. “Dieser Junge muss im Offside geboren worden sein.” “Er hat mich Boss und grosser Mann genannt, als wir nach dem Hinspiel unseren Drink nahmen. Es würde aber helfen, wenn seine Huldigungen von einem guten Glas Wein begleitet werden würden. Was er mir gab, war Lack-Entferner.” “Sie sollten nicht versuchen, in das Gehirn eines Verrückten zu schauen.” Ferguson über Filippo Inzaghi. Ferguson über José Mourinho. Ferguson über sich selbst. Ferguson im Oktober 2008 über seine eigene Zukunft. Ferguson zu einem Physiotherapeuten nachdem er David Beckham einen Schuh an den Kopf gekickt hatte. T H E F I FA W E E K LY Å 13 BLICK IN DIE LIGEN I N S I D E Russland: Premjer-Liga Mit staatlichen Millionen Thomas Renggli ist Chefredakteur von “The FIFA Weekly”. Westwärts oder ostwärts? Die Frage, die in der Ukraine derzeit zum Ausnahmezustand führt, wurde im russischen Fussball schon vor ein paar Jahren beantwortet. Die Premjer-Liga orientiert sich an den europäischen Topligen – was das Lohnniveau, aber auch was den Spielmodus anbelangt. Bis 2010 lief die Meisterschaft von März bis November. Dann wurde das System angepasst. In diesem Frühling wird der Titel zum zweiten Mal im Mai vergeben. Der Gedanke hinter dieser Strategie: Nur so haben die russischen Klubs in den europäischen Wettbewerben die gleiche Ausgangslage wie die Konkurrenz aus England, Spanien und Deutschland. Und nur so kann der russische Fussball im Hinblick auf die WM 2018 in Russland auch nach zentraleuropäischen Massstäben mehrheitsfähig werden. Vasily Maximov/AFP Vieles ist neu im Osten. Die sportlichen Machtverhältnisse erinnern aber an die Sowjet-Zeiten. Auf den ersten fünf Plätzen der Premjer-Liga befindet sich quasi das alte Establishment: Lokomotive Moskau, Zenit St. Petersburg, Spartak Moskau, Dynamo Moskau, ZSKA Moskau. Und auch die Finanzierungsmodelle ähneln jenen von früher. Die Klubs werden von staatlich gesteuerten Grosskonzernen alimentiert: Lokomotive von der Eisenbahngesellschaft Rossijskie (RZD), Zenit von Gazprom, Spartak vom Ölkonzern Lukoil, Dynamo von der Kreml-nahen Bank VTB. Nur bei ZSKA, dem ehemaligen Klub der Roten Armee, sind die Besitzverhältnisse diffus. Zunächst engagierte sich Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, dann flossen die Millionen vom baschkirischen Mineralölunternehmen Bashneft, seit diesem Jahr heisst es (offiziell), dass sich der Klub selber finanziert. Ob das die Wahrheit ist? Der aktuelle ZSKA-Präsident Jewegenij Giner ist ein enger Freund von Abramowitsch. So oder so: Der Rubel rollt – und die russischen Klubs befinden sich auch auf europäischem Rasen auf der Überholspur. Zwar nicht in jenem Tempo, das dem eigenen Anspruch entspricht, aber gleichwohl kontinuierlich. In der aktuellen Fünfjahreswertung der UEFA Baustelle Dynamo-Stadion: Der russische Fussball muss bis zur WM 2018 seine Infrastruktur erneuern. liegt die russischen Liga auf Platz 7 – mit kleiner werdendem Abstand auf die vor ihr liegende Konkurrenz aus Frankreich und Portugal. Mit Zenit St. Petersburg (Champions League), Rubin Kasan und Anschi Machatschkala (beide Europa League) sind noch drei russische Klubs im Europacup vertreten. Das Beispiel des FK Rubin Kasan, der in der Champions League mit einem Auswärtssieg gegen den FC Barcelona vor vier Jahren das stärkste russische Zeichen setzte, spiegelt die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im russischen Fussball perfekt. Der Klub aus der Provinz Tatarstan profitiert einerseits von riesigen Öl-Vorkommen. Andererseits verhalf ihm ein Dribbling auf politischem Parkett zu einer soliden Basis: Der wichtigste Gönner, Mintimer Schaimijew, fungierte bis zum Januar als tatarischer Verwaltungschef und Rubins Vize-Präsident in Personalunion. Als es um den Klub in den 1990er-Jahren schlecht stand, setzte Schaimijew den damaligen Bürgermeister als Präsidenten ein und führte Ruben in die öffentliche Hand über. Nun will der Klub im Frühling dort weitermachen, wo ZSKA Moskau (2005) und Zenit St. Petersburg (2008) aufhörten – mit dem Gewinn der Europa League. Für den russischen Klubfussball wäre das aber nur ein Zwischenziel. Denn angesichts der gewaltigen Wirtschaftskraft und der immensen personellen Ressourcen kann es im flächengrössten Land der Welt nur ein Ziel geben: den Gewinn der Champions League. Å “Die sportlichen Machtverhältnisse erinnern an die Sowjet-Zeiten.” T H E F I FA W E E K LY 15 England: Premier League Bedingungslose Treue David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”. Während einer Radiosendung wurde einem per Telefon zugeschalteten Fan von Hull City namens Ian ein Angebot gemacht, das für viele Aussenstehende sicher ziemlich attraktiv gewesen wäre. In seiner 109-jährigen Geschichte hat Ians Team noch nie einen grossen Titel gewonnen und fand sich nur selten in der höchsten Spielklasse. Jetzt möchte Klubeigner Dr. Assem Allam, ein örtlicher Industrieller, der den Klub vor drei Jahren vor dem Untergang rettete, 70 Millionen Pfund hineinpumpte und ihn damit in die Premier League brachte, das Team in “Hull Tigers” umbenennen. Das, so verspricht er sich, würde den Teamnamen stärker klingen lassen und mehr Geld einbringen, vorrangig aus Asien. Die überwältigende Mehrheit der lebenslangen Fans – zu denen auch Ian gehört – sind strikt dagegen. Während Allams Gefolgsleute bereits begonnen haben, den Zwischenbegriff “Hull City Tigers” zu verwenden, bestehen die Traditionalisten darauf, dass auch weiterhin einzig “Hull City AFC” in Frage kommt. Weil der Klub 1904 unter diesem Namen gegründet wurde, stehen sie im Stadion bei jedem Heimspiel nach genau 19 Minuten und vier Sekunden auf, um gegen die Namensänderung zu protestieren. “Selbst ein Sieg in der Champions League ist kein Anreiz.” In der vergangenen Woche wurde Ian auf Talksport-Radio gefragt, ob er anders empfinden würde, wenn die Umbenennung dazu beitragen würde, dass Hull zu einem der grossen Klubs in Europa aufsteigen würde. Ian antwortete mit einem klaren Nein. Aber warum nicht? “Weil das nicht mehr mein Klub wäre. Es wäre nicht mehr der Klub, den mein Vater unterstützt hat, den die Leute hier seit Generationen unterstützt haben.” Selbst die Aussicht auf den Gewinn der Champions League war kein Anreiz. “Welcher Name soll denn in den Pokal eingraviert werden?”, fragte Ian zurück. “Soll es Hull City sein, der Name den wir seit 109 Jahren tragen und auf den wir stolz sind, oder soll es Hull … (Pause) Tigers sein? (Er spuckte dieses Wort regelrecht aus). Ich will keinen Pokal, wenn da Hull Tigers eingraviert ist!” Man sollte nie die Macht der Ahnenverehrung im englischen Fussball unterschätzen. Die meisten Fans im Land empfinden genau wie Ian. Dr. Allams Vorschlag hat in ganz Grossbritannien einen Sturm der Entrüstung entfacht und viele Fans von anderen Klubs bringen ihre Unterstützung für die Proteste in Hull zum Ausdruck. Dabei waren Umbenennungen in den Anfangsjahren der Profiklubs durchaus üblich und Farben, Stadien und Namen befanden sich in stetigem Fluss. So begann Chelsea eigentlich mit grüner Spielkleidung. Arsenal trug zu verschiedenen Zeiten Namen wie Dial Square, Royal Arsenal und Woolwich Arsenal. Das heutige Manchester United wurde als Newton Heath gegründet. Und Everton war zu Beginn ein Kirchenteam namens St. Domingo’s. Doch mit der Zeit entwickelten sich die Klubs dann zu den mächtigen Identifikationssymbolen, als die wir sie heute kennen. Eigentümer mögen Klubs als Unternehmen sehen, doch Fans betrachten sie als Objekte geradezu religiöser Hingabe. Viele Fans empfinden Veränderungen wie beispielsweise die neuen Farben und das neue Wappen, die der malaysische Eigentümer Vincent Tan dem Klub Cardiff City verpasste, als Beleg dafür, dass ihnen der Fussball an sich genommen wird. Dr. Allam ist von all diesen Ereignissen offensichtlich frustriert. Allerdings erzielte er ein echtes Eigentor, als er diejenigen, die gegen die Namensänderung protestieren, als “Hooligans” bezeichnete und über die traditionalistische Fangruppierung “City Till I Die” sagte: “Sie können sterben, wann immer sie wollen.” Doch in der Sache ist auch er unerbittlich. Und der Streit spitzt sich zu. Hulls Manager Steve Bruce sagte, der Eigentümer habe so viel in den Klub gesteckt, dass man ihm eine Namensänderung erlauben müsse, wenn er sie wolle. Allam selbst droht mit seinem Weggang, falls man ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Zudem hat er einen formalen Antrag bei der Football Association in London gestellt, den Namen Tigers für die nächste Saison zu genehmigen. Die FA ihrerseits hat angekündigt, vor einer Entscheidung auch die Fans zu befragen. Å Liga Argentina Ein göttliches Team JordÍ Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher Fussball- Features in den spanischen Der Tiger auf der Strafbank: Die Fans von Hull City wehren sich gegen den tierischen Namenszusatz. 16 T H E F I FA W E E K LY Gott ist Argentinier. Daran gibt es keinen Zweifel. Würde in den Fussballstadien Argentiniens eine Umfrage durchgeführt werden, würden die Fans dort mit grösserer Überzeugung als anderswo zu diesem Schluss kommen. Ihre sportlichen Argumente heissen Maradona und Messi, doch seit Kurzem haben sie auch ein geistliches Argument: Papst Matthew Lewis/Getty Images Medien. Franziskus I., in gewisser Hinsicht der Manager Gottes auf Erden. Die Auswirkungen dieses Einflusses waren an diesem Wochenende zu spüren, denn der Lieblingsverein des Papstes, San Lorenzo de Almagro, krönte sich zum Meister des Torneo Inicial. Dies war der Mannschaft seit 2007 nicht mehr gelungen, und da der letzte Spieltag so unglaublich eng verlief, schien es bisweilen, als habe “El Ciclón” von göttlichem Beistand profitiert. und zu seiner Konterstärke gefunden. Treffend fasste dies der Spieler Mercier am Abend des Sieges zusammen: “Pizzi hat San Lorenzo seine Spielidentität zurückgegeben.” Diese Identität stützt sich auf ein taktisch gut geschultes Team mit mehreren erfahrenen Akteuren wie dem genannten Mercier, Romagnoli oder dem Torjäger Piatti, sowie auf einige junge Zukunftshoffnungen wie dem vielversprechenden Stürmer Correa. Die Eigenheiten des Spielplans hatten dazu geführt, dass am letzten Spieltag der argentinischen Liga die vier Erstplatzierten in zwei direkten Duellen aufeinandertrafen. Vélez Sarsfield empfing San Lorenzo und Newell’s spielte gegen Lanús. In den letzten Wochen hatten alle vier Teams sich eher unbeständig präsentiert. Es gab zahlreiche Möglichkeiten und Szenarien für den Saisonausgang, wobei San Lorenzo mit einem leichten Vorteil in den letzten Spieltag ging. Im Falle eines Unentschiedens zwischen Lanús und Newell’s hätte Vélez jedoch durch einen Erfolg gegen die Elf von Juan Antonio Pizzi noch nach dem Titel greifen können. Dank dieses Titels wird San Lorenzo wieder an der Copa Libertadores teilnehmen können und ist damit zurück in der südamerikanischen Elite. So wird auch das wichtigste Ziel, das der Klubs abseits des Spielfelds verfolgt, stärker in den Blickpunkt rücken: die Rückkehr nach Boedo. Unter diesem Namen kennt man in Buenos Aires das Stadtviertel, in dem Club San Lorenzo gegründet wurde. Dort stand das alte Stadion “Viejo Gasometro”, welches 1979 von der Militärjunta unter General Videla verstaatlicht und später für den Bau eines Einkaufszentrums verkauft wurde. San Lorenzo hat seit 1993 zwar ein eigenes Stadion, das sich in einem anderen Stadtteil befindet, doch in den letzten Jahren haben die Fans eine Kampagne gestartet, um die Grundstücke des alten Stadions wieder zurückzukaufen. 2012 genehmigte die Regierung von Buenos Aires das Projekt der historischen Restitution, so dass der Klub Teile dieser Grundstücke sowie das Recht, über den Kauf des Rests zu verhandeln, zurückerlangen konnte. Die Rückkehr nach Boedo wird Tag für Tag wahrscheinlicher. Vor diesem Hintergrund reiste eine Delegation von Spielern und Verantwortlichen von San Lorenzo in den Vatikan, um Papst Franziskus I. den Meistertitel darzubringen (und ihm vielleicht für den geistlichen Beistand zu danken). Er wird in seinen Gebeten mit Sicherheit auch ein Plätzchen für das zukünftige alte neue Stadion haben. Å In beiden Begegnungen stand es fünf Minuten vor dem Ende unentschieden. 2:2 zwischen Newell’s und Lanús und 0:0 zwischen Vélez und San Lorenzo. Plötzlich erschien alles möglich. Erschrocken zog sich San Lorenzo, den Titel schon halb in der Tasche, ein wenig zurück. Bei Vélez begann man, an das Wunder zu glauben. Beide Mannschaften hatten über weite Strecken der Partie wenig geboten und das Risiko gescheut. Die Spielzüge verloren sich in langen Pässen und Flanken ins Nichts. Es gab so viele herrenlose Bälle, dass der Kommentator des argentinischen Fernsehens gelangweilt die Akteure bat, das Spielgerät doch bitte mehr auf dem Rasen zu lassen und endlich Fussball zu spielen. In den letzten Minuten aber legte Vélez einen Gang zu, und dies war der Moment von Torhüter Torrico im Gehäuse von San Lorenzo. Einen Schuss von Allione wehrte der Keeper auf übermenschliche Weise mit einem grandiosen Reflex ab. So blieb es bei diesen Ergebnissen, und San Lorenzo konnte am Ende den AperturaTitel feiern. Brasilien: Serie A Fluminense bleibt Sven Goldmann ist Fussball experte beim “Tagesspiegel” in Die Begegnung spiegelte die Ausgeglichenheit und das niedrige Niveau wieder, die diese Spielzeit charakterisierten. San Lorenzo wurde mit 33 Punkten Meister, das ist der niedrigste Wert in der Geschichte des Wettbewerbs. Dies tut der Saisonleistung der Mannschaft jedoch keinen Abbruch. Unter dem neuen Trainer Juan Antonio Pizzi hat der Verein aus Buenos Aires wieder zu seinem Gefühl für das Kurzpassspiel Berlin. Urlaubsort Costa do Sauípe die WM-Gruppen ausgelost wurden. Zwei Tage später schauten dann doch alle auf die “wunderbare Stadt”, aber der Anlass war kein schöner. Gleich zwei Traditionsklubs aus Rio wurden am letzten Spieltag des Campeonato Brasileiro zum Abstieg verurteilt. Vasco da Gama verlor 1:5 gegen Atlético Paranaense und spielte dabei genauso schlecht, wie die Fans beider traditionell verfeindeten Klubs sich benahmen. Das Spiel musste wegen Zuschauerausschreitungen für 70 Minuten unterbrochen werden. Die Polizei rückte an, und auf dem Platz landete ein Hubschrauber, um Verletzte abzutransportieren. Nur mit viel Glück und richterlicher Hilfe verhinderte der Fluminense Football Club einen noch viel dramatischeren Absturz. Als Meister direkt in die Serie B abzusteigen – das hat in Brasilien noch keiner geschafft. Sportlich war der 2:1-Sieg am letzten Spieltag beim EC Bahia zu wenig für die Tricolores. Vor einem Jahr noch hatten sie mit einer rot-weiss-grünen Party im Estadio Engenhao von Rio den Gewinn der Meisterschaft gefeiert. Seit diesem Sommer spielt die Mannschaft wieder im umgebauten Maracanã, aber den Erfolg hat der Umzug nicht mitgebracht. Was auf dem Platz nicht gelang, hat Fluminense nun vor Gericht geschafft. Es ging dabei um den Abstiegskonkurrenten Portuguesa aus São Paulo und die Frage, ob dessen Mittelfeldmann Heverton beim 0:0 im letzten Spiel gegen Gremio Porto Alegre spielberechtigt war. War er nicht, befanden am Montag die Richter des brasilianischen Sportgerichtshofes STJD. Portuguesa verlor den einen gegen Gremio gewonnenen Punkt und bekam drei weitere Strafpunkte abgezogen. Damit rutschte der Klub hinter Fluminense auf Platz 17 und muss im nächsten Jahr in die Serie B. Hätte Portuguesa auf einen Einsatz von Heverton verzichtet und das Spiel gegen Gremio verloren, wäre Fluminense abgestiegen. Kein Wunder, machten sich Fans und Karikaturisten in ganz Brasilien lustig über die Art und Weise, wie der Meister doch noch den Abstieg verhinderte. Å Das waren schwere Tage für Rio de Janeiro. Die Cidade Maravilhosa ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Da schaute nun die ganze Welt auf Brasilien, aber sie schaute nicht auf den Zuckerhut oder das Maracanã. Sondern auf den Norden des Landes, auf Bahia, wo im T H E F I FA W E E K LY 17 Name: Vicente del Bosque González Geburtsdatum, Geburtsort: 23. Dezember 1950, Salamanca Vereine als Aktiver: 1969–1970 AD Plus Ultra 1970–1984 Real Madrid 1970–1971 CD Castellon (Leihe) 1971–1972 Cordoba CF (Leihe) 1972–1973 CD Castellon (Leihe) Stationen als Trainer: JerÓnimo Álvarez 1985–1990 Real Madrid Castilla 1994 Real Madrid 1996 Real Madrid 1999–2003 Real Madrid 2004–2005 Besiktas Istanbul seit 2008 Nationalmannschaft Spanien 18 T H E F I FA W E E K LY DAS INTERVIEW “Das Champions-League-Finale bereitet mir Sorgen” Weltmeister. Europameister. Champions-League-Sieger. Der Spanier Vicente del Bosque (62) ist der erfolgreichste Trainer der Gegenwart. Jetzt will er mit Spanien als erster Europäer auch an einer WM in Südamerika triumphieren. Del Bosque über die härtesten Gegner, das brasilianische Klima und über Messi und Ronaldo. Spanien ist Weltmeister, Europameister und die Nummer 1 der Weltrangliste. Ist Spanien im Moment wirklich die beste Mannschaft der Welt? Vicente del Bosque: Diese Ergebnisse und Klassierungen sind sicher kein Zufall – sie spiegeln die Leistungen der letzten Jahre und Monate. Handkehrum ist in der Weltrangliste beispielsweise Brasilien benachteiligt – weil die Mannschaft während der Qualifikationsphase keine Ernstkämpfe bestreiten musste. Spanien ist im Moment die Nummer 1 – aber wir dürfen deshalb den Respekt und die Demut nicht verlieren. An der WMEndrunde können wir uns für vergangene Leistungen nichts kaufen. Wen stufen Sie derzeit als Ihre härtesten Konkurrenten ein? Das ist eine lange Liste – es gibt viele starke Mannschaften: Deutschland, die Niederlande, Russland, Frankreich, Italien, Portugal, England, Uruguay, Argentinien und natürlich Brasilien. Aber auch dahinter ist die Leistungsdichte gross. Man darf kleine Nationen nicht vergessen – Belgien beispielsweise hat eine herausragende Generation. Es vermochte noch nie eine europäische Mannschaft in Südamerika den Titel zu gewinnen. Sehen Sie einen konkreten Grund dafür – oder ist das eher ein Zufall? Das südamerikanische Klima macht den Europäern stark zu schaffen – die Temperatur und vor allem die Luftfeuchtigkeit. Das könnte dem einen oder anderen Schwierig keiten bereiten. Besonders die Engländer dürften im Tropenklima von Manaus leiden. Was machen Sie, um im nächsten Sommer die Geschichte neu zu schreiben? Wir haben die Qualität und die Erfahrung, die es braucht, um Titel zu gewinnen. Unsere Spieler sind in Spanien, aber auch in den anderen europäischen Top-Ligen engagiert. Die Leistungen aus den Meisterschaften sind die Basis für die Nationalmannschaft. Was mir ein wenig Sorgen bereitet, ist der Terminkalender: Das Champions-League- Finale in Lissabon findet erst am 24. Mai statt. Die WM beginnt am 12. Juni. Da bleibt nicht mehr viel Zeit. harmoniert perfekt – auf und auch neben dem Platz. Da erübrigen sich die Diskussion um die Taktik. So wie wir spielen, funktioniert es am besten. Die Erfolge geben uns Recht. Sie hoffen also, dass das Champions-LeagueFinale wieder zwischen zwei deutschen Teams stattfindet … Mitentscheidend für den Erfolg war, dass Sie es schafften, die Grenzen zwischen Barcelona und Real Madrid abzubauen und die beiden Parteien zusammenführten. Wie ist Ihnen das gelungen? (lacht) Ich wünsche mir zwei Dinge: Eine möglichst lange Vorbereitungszeit und ein rein spanisches Finale. Aber was auch immer passiert: Wir sind auf alle Szenarien eingestellt und werden die Vorbereitung flexibel gestalten. Spanien blickt auf eine vergleichsweise problemlose Qualifikation zurück. Ist das im Hinblick auf die Endrunde ein Bonus? Oder sind anfänglich eher Mannschaften psychologisch im Vorteil, wie beispielsweise Frankreich, das schon in der Qualifikation grosse Schwierigkeiten zu überwinden hatte und einen echten Härtetest bestehen musste? Da muss ich Ihnen vehement widersprechen. Wir hatten alles andere als eine leichte Qualifikation und waren erst nach dem letzten Spieltag qualifiziert. Hätten wir im vergangenen März auswärts gegen Frankreich nicht gewonnen, wären wir vielleicht in die Playoffs geraten. Der Grat war schmal. Dass Frankreich eine starke Mannschaft hat, wissen wir nicht erst seit dem Playoff-Rückspiel gegen die Ukraine. Der Tiki-Taka-Stil stiess zuletzt nicht mehr auf ungeteilte Begeisterung. An der Euro 2012 wurde Spanien sogar kritisiert. Dann dominierten sie im Finale Italien in einer Art und Weise, wie man es zuvor in einem derart wichtigen Spiel selten gesehen hat. Ist das spanische Kurzpass-Spiel der Fussball der Zukunft? Es sind letztlich die Spieler, die den Stil vorgeben. Wenn Sie Leute wie Xabi Alonso, Xavi Hernandes, Iniesta, Silva und Villa in Ihrer Mannschaft haben, ist die Spielweise vorgegeben. Die spanische Mannschaft T H E F I FA W E E K LY Ich habe an die Vernunft der Spieler appelliert. Wir haben viel darüber gesprochen. Es war meine Aufgabe, den Spielern klar zu machen, dass die Nationalmannschaft eine ganz andere Bühne ist als der Klubfussball – dass sich eine einmalige Chance bietet, zusammen etwas Grosses zu erreichen. Sie wären also auch als politischer Diplomat sehr erfolgreich… (lacht) Ich bin als Fussballtrainer ganz glücklich ... Zurück zu Barca und Real. In diesen Teams spielen drei der herausragenden (nicht spanischen) Individualisten der Gegenwart. Messi, Neymar, Ronaldo. Wer ist in Ihren Augen der beste? (lacht) Das ist wirklich ein “Mess” mit Messi und Ronaldo. Ich kann Ihnen nur so viel sagen: Ich habe meine Wahl für den Ballon d’Or getroffen und ich mische mich nicht in diese Diskussion zwischen Barcelona und Real Madrid ein. Das heisst, Sie haben Ribéry oder Ibrahimovic gewählt? (lacht und schweigt). Was wünschen Sie sich auf Weihnachten – und was für 2014? Ich wünsche mir ein gutes Fussballjahr und eine gute WM in Brasilien: für die Welt – und für Spanien. Å Interview: Thomas Renggli 19 DER EXPERTE → http://www.f-marc.com/concussoin2012 Vorsicht: Gehirnerschütterung! Leben mit den Folgen einer Kopfverletzung: Chelseas Torhüter Petr Cech mit seinem Kopfschutz. Bei FIFA-Turnieren kommt es durchschnittlich in jedem 25. Spiel zu einer Gehirnerschütterung. Die Hälfte davon führt indes nicht zu einer Zwangspause für den Betroffenen. Doch eine sorgfältige medizinische Beobachtung ist erforderlich. Jiri Dvorak Sergio Perez/Reuters A uf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse beschloss das International Football Association Board (IFAB) im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaft 2006, dass Ellenbogenstösse gegen den Kopf mit einer Roten Karte zu ahnden sind. Dies führte zu einer deutlichen Verringerung von Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen. Das Thema wurde kürzlich durch den französischen Nationaltorhüter Hugo Lloris von Tottenham Hotspur wieder aktuell, der trotz einer erlittenen Gehirnerschütterung aufs Spielfeld zurückkehrte. Der Mannschaftsarzt hatte die Auswechslung von Lloris empfohlen, doch der Trainer setzte sich über diese Empfehlung hinweg. Und so kehrte Hugo Lloris aufs Spielfeld zurück. Diese umstrittene Entscheidung entfachte eine intensive Diskussion unter Medizinern und auch in den Medien. Das F-MARC (FIFA Medical Assessment Research Centre) gab eine eindeutige Empfehlung bezüglich der Rückkehr ins Spiel nach einer vermuteten oder tatsächlichen Gehirnerschütterung heraus. Ein Spieler, der eine solche Verletzung erlitten hat, darf demnach ohne das Einverständnis des Mannschaftsarztes nicht wieder aufs Spielfeld zurückkehren. In den meisten Fällen ist nach einer Gehirnerschütterung eine Pause von sieben Tagen angebracht, um den typischen Symptomverlauf beobachten zu können. Eine medizinische Untersuchung ist in jedem Fall angezeigt. Manager und Trainer müssen erkennen, begreifen und akzeptieren, dass die Gesundheit der Spieler stets das höchste Ziel und das wertvollste Gut darstellt. Das gilt nicht nur für Profifussballer, sondern ganz allgemein für alle Beteiligten. FIFA, IOK und internationale Mannschaftssportverbände haben zu diesem Thema mehrere Konsenskonferenzen abgehalten. Die Ergebnisse sind in der Welt der Wissenschaft und der T H E F I FA W E E K LY Medizin weithin akzeptiert. Sie sollten auch für Manager und Trainer als Richtschnur dienen, und zwar nicht nur im Profibereich sondern auch bei Klubs im Freizeitsport. Die Nationale Suisse-Versicherung hat mit einem Sondersymposium am 28. November 2013 im Home of FIFA ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Repräsentanten aus der Welt des Sports, den Medizinberufen und dem Versicherungswesen gesetzt. Die Vorträge stehen auf FIFA.com zum Abruf bereit. In Bezug auf Gehirnerschütterungen und den Umgang damit sollte demnach grundsätzlich gelten, dass der betroffene Spieler im Zweifelsfall draussen bleibt. Å Prof. Jiri Dvorak ist der medizinische Leiter der FIFA. 21 ZEITSPIEGEL T H E N London, England 1935 22 H. Allen/Topical Press Agency/Getty Images Lauftraining mit Stiefeln und Halbschuhen. Die Spieler des Fulham Football Club bringen sich konditionell in Form. John Arnold spult die Einheit auf dem Sattel eines Fahrrades ab. Die medizinischen Berater des Klubs hatten ihm dies empfohlen, um sein havariertes Knie zu schonen. T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W Tignes, Frankreich Francois Mori/AP Photo 2010 Es ist weder die Alpe d’Huez noch der Mont Ventoux – trotzdem scheinen die französischen Nationalspieler beim Höhentraining ob Tignes am Asphalt festzukleben. Selbst die Spitzengruppe mit Thierry Henry, Franck Ribéry und William Gallas (vorne von links) kommt nicht richtig in die Gänge. Es ist ein Vorgeschmack auf die WM in Südafrika, wo die Bleus den sportlichen Stillstand kultivieren. T H E F I FA W E E K LY 23 With Visa you are always welcome in the country of football. © 2013 Visa. All Rights Reserved. © 2013 Getty Images. W E E K LY T O P 11 FREE KICK Die schillerndsten Torhüter Die Zeit des Schenkens Alan Schweingruber D a haben sie nun das Geschenk, die Vertreter des nordamerikanischen Fussballs. Vor zwei Wochen noch las man von ihren wunderbaren Visionen. Qualität, Begeisterung und Aufschwung waren die Lieb l ingsbegriffe. Warum denn nicht? Das Nationalteam spielte eine überragende WM-Qualifikation. Die Major Soccer League weist ein beachtliches Niveau aus. Doch nun, kurz vor Weihnachten, verzieht sich die gute Laune wie Rauch. Zuerst der “Bahia- S chock” mit den zugelosten WMGegnern Deutschland, Ghana und Portugal (US-Medien: “Willkommen in der Todesgruppe”). Nun der Public-Relations-Hammer der Konkurrenz aus der NBA: Ein Unbekannter soll 104 765 US-Dollar für gebrauchte Michael- Jordan-Schuhe aus dem Jahr 1997 bezahlt haben. Soccer? Wer redet da noch von Soccer? Nun gut, Basketball ist im Grunde genommen ein schöner Sport. Und vielleicht gibt es ja ein nettes Präsent für einen Fan und die Turnschuhe stinken in diesen Tagen unter einem Weihnachtsbaum vor sich her. Macht es für den Empfänger beim beliebten Geschenkeraten einfacher. Zudem hinterlassen Raritäten aus der Welt des Sports einen nachhaltigen Eindruck beim Publikum im Wohnzimmer. Der berühmteste Spickzettel in der Geschichte des Fussballs hätte es da auf jeden Fall schwieriger gehabt. Einerseits wegen seiner Geruchlosigkeit. Andererseits gibt so ein flacher Umschlag mit einem Fetzen Papier drin einfach nicht viel her. Die Bleistift-Notiz von Jens Lehmann (WM 2006) musste in die PR-Maschinerie: Eine Million Euro liess sich ein Deutscher Firmenchef das Gekritzel kosten. Wenn da die NBA nicht neidisch wird! Das Fest der Liebe. Es bringt Geschenke, Ruhe, Besinnung, einen Blick zurück – und einen besorgten Blick nach vorne. Über eine Woche kein Fussball, wie soll man sich da ins neue Jahr retten? Das hat tatsächlich sein Gutes. Laut dem grössten Europäischen Herzinfarktregister (398 Herzkliniken) ist das Risiko, einen Herzinfarkt über Weihnachten zu bekommen um zehn Prozent geringer als noch zwei Tage vor Heiligabend. Diese Erholungsphase sollten insbesondere rauchende, passive und dicke Fussballfans nutzen, denn sie gehören in die Risikokategorie Nummer 1, was Herzinfarkte angeht. Der Beleg: Muss die eigene Mannschaft im Pokal oder an einem Turnier zu einem Elfmeterschiessen antreten, werden (bei den Männern) im Durchschnitt dreimal so viele Herzinfarkte registriert. Kategorie 1, man merke: ein halbes Jahr fettarmes Essen, tägliches Jogging, kein Tabak. Am 26. Juni 2014 trifft die USA an der WM auf Deutschland. Es wird die letzte und vielleicht entscheidende Runde in der Gruppe G sein, bevor die Achtelfinals losgehen. Bis dann werden sich auch die US-Amerikaner mental erholt haben. Qualität, Begeisterung und Aufschwung. Å 1 Lew Jaschin (Sowjetunion). Torhüter des 21. Jahrhunderts. Ausstrahlung eines Filmstars. 150 gehaltene Elfmeter. Als einzigem Fussballer wurde ihm 1969 der Leninorden der damaligen Sowjetunion verliehen. 2 Iker Casillas (Spanien). Torwart der Neuzeit. Zuletzt fünfmal in Folge “Welttorhüter des Jahres”. 2008 und 2012 gewann er die EM, 2010 die WM. 3 Gianluigi Buffon (Italien). Wechselte für die Ablösesumme von 54,1 Millionen Euro vom FC Parma zu Juventus Turin (2001). 138 Länderspiele für Italien. 4 Gordon Banks (England). Weltmeister 1966. Fünffacher “Welttorhüter des Jahres”. 628 Erstligaspiele für Chesterfield, Leicester City und Stoke City. Wer sagt denn, England hatte nie gute Keepers? 5 Sepp Maier (Deutschland). 95 Länderspiele – so viel wie kein anderer deutscher Torhüter. Eine weitere Bestmarke: 442 Spiele in Serie. 1974 Weltmeister, fünf Jahre später Karriereende wegen schwerem Autounfall. 6 Petr Cech (Tschechische Republik). Der 1,96 Meter grosse Hüne steht seit 2002 beim FC Chelsea zwischen den Pfosten. Sein Markenzeichen ist der Helm, den er seit einem Schädelbasisbruch trägt. 7 Dino Zoff (Italien). 112 Länderspiele. Ein Volksheld. Gewann im Alter von 40 Jahren noch eine WM (1982) – das hat sonst noch niemand geschafft. 8 Jorge Campos (Mexiko). Er wurde durch bunte, selbst entworfene Trikots berühmt. Bizarr: Im WM-Kader von 1994 ist er nicht nur als Torhüter, sondern auch als Stürmer aufgeführt. 9 Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY Peter Schmeichel (Dänemark). 392 Partien für Manchester United, 177-mal ohne Gegentor. Gewann das verrückte Champions-League-Finale gegen Bayern (2:1). 10 José Luis Félix Chilavert (Paraguay). Der torgefährlichste Torhüter der Geschichte. Er erzielte 60 Treffer in seiner Laufbahn. 11 Fabien Barthez (Frankreich). Welt- und Europameister mit Frankreich (1998 und 2000). Liess sich vor jedem Spiel seine Glatze von Laurent Blanc küssen. 25 BILBAO → http://fifa.to/1hnNB0w Ein eigener Charakter Der spanische Primera-División-Klub Athletic de Bilbao setzt nur Spieler ein, die aus dem Baskenland, aus der Provinz Navarra oder aus der baskischen Region Frankreichs stammen. Abgestiegen ist man trotzdem noch nie. A Jordí Punti, Bilbao (Text) und Xavier Cervera (Fotos) ls der Schiedsrichter am 1. Dezember die Partie in Bilbao abpfiff, fielen sich die Spieler des Athletic Club in die Arme, als hätten sie gerade einen Titel errungen. Die Zuschauer applaudierten und feierten mit ihnen, und das nicht ohne Grund. Schliesslich hatte das Team gerade den FC Barcelona 1:0 besiegt und den Katalanen die erste Saisonniederlage beigebracht. Ausserdem muss im neuen Estadio de San Mamés dringend Geschichte geschrieben werden. In dem eben erst eingeweihten kleinen Juwel soll möglichst die gleiche Atmosphäre herrschen wie in der alten Spielstätte – allerdings mit mehr Komfort und mehr Zuschauern. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird es 54 000 Zuschauer fassen; der Klub benötigte das Stadion dringend und sah sich gezwungen, vor der Fertigstellung zu eröffnen. Eine der Tribünen fehlt noch, sodass das Ganze den Eindruck eines Baseballplatzes vermittelt. Gleichzeitig ist die Baulücke aber auch ein Fenster in die Vergangenheit. Das neue San Mamés wurde quasi wenige Meter neben dem alten errichtet, und man blickt direkt auf das nun brach liegende Gelände, auf dem einst die alte Arena stand. Das ruft Erinnerungen an eine “heilige” Stätte wach, die im Lauf der vergangenen genau 100 Jahre in der Fangemeinde auch den Beinamen “La Catedral” (die Kathedrale) erhielt. Mit einem Blick in die Geschichte wird deutlich, dass die Partie zwischen Athletic Bilbao und dem FC Barcelona auch als Klassiker der spanischen Liga betrachtet werden sollte. Gemeinsam mit Real Madrid sind die Basken und die Katalanen die einzigen Klubs, die von Beginn an immer in der ersten Liga gespielt haben, also nie abgestiegen sind. Bei Athletic Bilbao geht diese lange und erfolgreiche Zeit 26 auch mit einer Entscheidung einher, die dem Klub einen ganz eigenen Charakter verliehen hat: Es werden nur Spieler eingesetzt, die aus dem Baskenland, aus der Provinz Navarra oder aus der baskischen Region Frankreichs stammen. Teams ohne ausländische Spieler sind in der Welt des Elitefussballs immer seltener geworden, vor allem deshalb, weil sie eine eher geringe Chance haben, hochklassige Spieler zu verpflichten. Steaua Bukarest hat jahrelang eine solche Politik praktiziert, ebenso der spanische Klub Real Sociedad San Sebastián. Noch heute gibt es einige Klubs wie Chivas Guadalajara in Mexiko, Nacional Montevideo in Ecuador oder Saprissa in Costa Rica, die diese Maxime leben. Die Gründe, die für diese Politik angeführt werden, sind in der Regel ähnlich. Die Fans von Chivas Guadalajara sprechen beispielsweise von “Nationalstolz” und sagen, sie fühlten sich als “echte Mexikaner”. Im Fall von Athletic sind die baskischen Spieler zu einem unverwechselbaren Kennzeichen des Klubs geworden, einem Identifizierungsmerkmal mit sentimentalem Wert. Als ich mit Galder Reguera, dem Verantwortlichen für die Aktivitäten der vereinseigenen Stiftung Fundación Athletic, über das Thema spreche, erinnert er mich daran, dass es sich nicht etwa um eine Frage der Ethik oder der sozialen Ausgrenzung handelt. Das ist wichtig, denn der politische Konflikt zwischen dem baskischen Nationalismus und dem spanischen Staat hat hier oftmals für Konfusion gesorgt. Es handle sich vielmehr um eine historische Entscheidung, deren Wurzeln im Amateurfussball liegen. 1911 bestritt Athletic mehrere Partien des spanischen Pokalwettbewerbs, und der damalige Trainer, Mr. Shepherd, brachte drei englische Profifussballer zum Einsatz. Nachdem Athletic den Wettbewerb für sich entschieden hatte, untersagte der spanische Fussballverband fortan den Einsatz von Profis, und der Klub mit den rot-weissen Trikots reagierte mit der Entscheidung, in Zukunft keine Ausländer mehr aufzustellen. So ist es bis heute geblieben. T H E F I FA W E E K LY Das grosse Verdienst Athletics ist es also, sich in der Fussballelite behauptet zu haben, ohne Zugeständnisse im Hinblick auf millionenschwere Verpflichtungen zu machen. Gleichzeitig hat der Klub seine Situation nie als Entschuldigung angebracht, wenn die Ergebnisse nicht stimmten. Galder Reguera weist mich darauf hin, dass es bei Bilbao im Grunde Ausländer gibt: “Die Tausenden von Fans, die dem Team auf der ganzen Welt folgen und sich in Fanklubs zusammenschliessen.” Der Klub akzeptiert gelegentlich auch Trainer, die keine Basken sind, unter ihnen Jupp Heynckes oder Marcelo Bielsa. Ausserdem gibt es seit den 1980er-Jahren Schlupflöcher im Hinblick auf die Norm, nur Basken zu verpflichten. Als Beispiele dafür seien die Fälle von Biurrún oder in jüngerer Zeit Amorebieta genannt. Die beiden kamen versehentlich in Brasilien bzw. Venezuela zur Welt, wuchsen im Baskenland auf und starteten ihre Fussballkarriere in der Nachwuchsabteilung von Athletic. Helden und Freunde Beim Athletic Club ehrt man seine Helden gern, wie die Büste von Pichichi zeigt, eines der wenigen Elemente, die noch vom alten Stadion geblieben sind. Die Büste, die sich am Ausgang des Kabinentunnels befindet, erinnert an Rafael Moreno Aranzadi, besser bekannt als Pichichi, einen Stürmer, der von 1911 bis 1921 für Athletic aktiv war und eine hervorragende Torbilanz vorweisen konnte. Vor genau 100 Jahren war er es, der im alten Estadio San Mamés das erste Tor erzielte. Traditionell ist es üblich, dass jedes Team bei seinem ersten Besuch im Stadion einen Blumenstrauss an der Büste niederlegt. Ausserdem wurde nach ihm die Trophäe benannt, die jedes Jahr dem Torschützenkönig der spanischen Liga verliehen wird. Pichichi, Zarra, Gaínza und viele andere sind den Athletic-Fans mit einer Mischung aus Verehrung und Freundschaft in Erinnerung geblieben, denn schliesslich waren sie nicht nur BILBAO Xavier Cervera/Panos Pictures Auf dem Trainingsgelände: Athletic verfügt auch über zwei Frauenteams. Bilbaos neuer Stolz: Die Südkurve vom San-Mamés-Stadion befindet sich noch im Bau. T H E F I FA W E E K LY 27 BILBAO Bei den Athletic-Fans. In der Altstadt überbrückt man die Zeit bis zum nächsten Spiel mit einem Kartenspiel. Die Akademie: 14 Kilometer von Bilbao entfernt, steht das Trainingsgelände der Athletics. 28 T H E F I FA W E E K LY BILBAO “Ein Klub mit einer romantischen Philosophie.” Aufbewahrt im Palast: Bilbao errang den spanischen Meisterpokal 1984 zum achten und bis jetzt letzten Mal. ihre Helden, sondern sozusagen auch ihre Nachbarn. Sie schlenderten durch dieselben Strassen. Ein weiteres Idol ist der Torwart José Ángel Iribar, “El Txopo”, der 1962 sein Debüt bei Athletic feierte und 18 Spielzeiten lang für den Klub aktiv war (von 1964 bis 1976 war er ausserdem spanischer Nationaltorhüter). Später fungierte er einige Jahre als Trainer der Rot-Weissen. Ich treffe mich an einem kalten Dienstagmorgen mit Iribar auf dem Trainingsplatz von Athletic. Als die Fans ihn sehen, begrüssen sie ihn wie ein vertrautes Familienmitglied. Iribar ist mittlerweile 70 Jahre alt und spricht mit der liebenswürdigen Selbstsicherheit eines Mannes, der fast alles gehalten hat und zudem noch eine Ikone des Klubs ist. Als ich ihn nach der Entscheidung frage, nur mit baskischen Spielern zu arbeiten, sagt er: “Das ist in den Fans so tief verwurzelt, dass sie sich die Frage gar nicht mehr stellen. Was einige als Handicap sehen, ist für uns ein Vorteil, weil sich die Zuschauer ein Bein ausreissen und sich mit den Spielern identifizieren. Ausserdem haben wir in Spanien viele Fans, die sich von der ‘romantischen Philosophie’ des Klubs begeistern lassen.” Iribar macht keinen Hehl daraus, dass er im Lauf seiner Karriere Angebote von Barcelona, Valencia oder Madrid erhalten hat. Einen Weggang habe er allerdings nie in Betracht gezogen. “Das waren andere Zeiten”, sagt er rückblickend. “Und ausserdem: Wo hätte man mich denn besser behandeln können als hier?” Wenn man durch das Zentrum Bilbaos schlendert, trifft man nicht selten ehemalige Spieler. Gesichter, die einem ganz plötzlich wieder ein Abziehbild, eine Art zu laufen oder ein Tor in Erinnerung rufen, obwohl seither schon viel Zeit vergangen ist. Nach ihrer aktiven Laufbahn bleiben die meisten Spieler von Athletic in der Stadt oder in der Provinz wohnhaft und halten eine aktive Beziehung zum Klub aufrecht. An Spieltagen füllen die Fans in der Regel die Kneipen und Lokale rund um das Stadion in den Strassen Licenciado Poza und Sabino Arana. Nicht selten trifft man dort auch auf den einen oder anderen ehemaligen Spieler, während man ein Bierchen trinkt, sich mit Freunden unterhält und genüsslich ein paar “Pintxos” verspeist – köstliche, aufwendig zubereitete baskische Tapas. Die Fussballschule in Lezama Man könnte sagen, dass Athletic Bilbao für seine Beschäftigten gewissermassen ein nachhaltiges Unternehmen ist. Es handelt sich nämlich nicht nur um einen Klub, der wirtschaftlich auf gesunden Beinen steht, sondern es werden hier zudem viele verantwortungsvolle Posten an ehemalige Spieler vergeben. Derzeit ist beispielsweise Josu Urrutia Vereinspräsident, ein ballgewandter ehemaliger Mittelfeldspieler, der über 350 Partien für seinen Klub bestritt. Im Trainerstab der ersten Mannschaft geben sich die Ex-Spieler Ernesto Valverde (Trainer), Jon Aspiazu, Andoni Imaz und Aitor Iru ein Stelldichein. Für technische Berichte und ScouT H E F I FA W E E K LY ting sind Miguel de Andrés und Antonio Karmona zuständig. Die Fussballschule in Lezama leitet Aitor Larrazábal, und in der Nachwuchsabteilung sind Namen wie Estíbariz, Suances, Ziganda oder Joseba Etxeberria anzutreffen, die in der jüngeren Vergangenheit von Athletic eine wichtige Rolle spielten. Diese interne Funktionsweise ist der Garant für ein nahtloses Ineinandergreifen und grosses Engagement. Sie hat ihren Ursprung in der Fussballschule in Lezama. Dabei handelt es sich um einen wesentlichen Bestandteil der Vereinsphilosophie. Wenn man keine Ausländer verpflichten kann, ist man gezwungen, ein grösseres Augenmerk auf den eigenen Nachwuchs zu legen. Insgesamt gibt es bei Athletic zwölf Männer- bzw. Jungen- und zwei Frauenteams (eine A-Mannschaft und ein Nachwuchsteam), in denen pro Saison etwa 250 Spieler aktiv sind. Das Auswahlverfahren beginnt bereits im Alter von elf Jahren. Aitor Larrazábal, der Leiter von Lezama, lässt keinen Zweifel daran, welchen Auftrag die Schule hat: “Wir fördern hier die Kultur des Einsatzes und der Opferbereitschaft, aber auch die Werte der Kameradschaft: Dass sich das Team dank deiner Arbeit entwickelt.” Diese Vermittlung von Werten ist laut Larrazábal fundamental, damit “die Jungs den Verein nicht als Jugendliche schon verlassen, damit nicht ein reicher Klub kommt und die besten wegschnappt.” 29 BILBAO Training am Abend: Jugendspieler von Athletic in der Fussballschule Lezama. “Die Jugendlichen sprechen mit den Profis über Bücher.” Die einzige Form, die Macht des Geldes im Kinder- und Jugendfussball zu untergraben, führt über den Weg des Vertrauens und der Werte des Klubs. So erklärt es mir jedenfalls Koldo Asua, verantwortlich für den sozialen Bereich in Lezama. Die Spieler, und vor allem ihre Eltern, sollen das Gefühl haben, dass sie am bestmöglichen Ort sind. Lezama verfügt über einen Unterrichtsraum sowie über zwei Lehrer, die den Kindern bei ihren Hausaufgaben helfen, bevor das Training beginnt. Als ich ihn nach den Werten frage, um die es hier geht, höre ich von Asua so etwas wie die zehn Gebote für junge Spieler, unter denen sich unter anderem auch Zitate von Chesterton oder García Márquez finden: “Der Wert eines Menschen misst sich an der Treue seines Herzens und der Bescheidenheit seiner Seele.” Ein prak30 tisches Beispiel für dieses soziokulturelle Profil des Vereins gibt es einmal im Monat: Die Kinder lesen eine Geschichte – beispielsweise “Der kleine Nick” – und nachmittags sprechen sie dann mit einem der Spieler der ersten Mannschaft darüber. Die Nähe zu Idolen wie Iker Muniaín, Andoni Iraola oder Carlos Gurpegui motiviert sie und führt ihnen ihre eigene Zukunft vor Augen. Und dann wäre da noch ein wichtiges Detail: Während dieses Gesprächs ist es verboten, über Fussball zu reden. Wenn es einen Titel zu feiern gibt, tut man dies bei Athletic auf besondere Weise: Die Spieler und Trainer besteigen eine Barkasse, mit der sie die Flussmündung hinauf bis ins Stadtzentrum fahren. Die Fans postieren sich an den Ufern des Flusses, feiern ihr Team und schwenken Fahnen. Das ist ein einzigartiges und wunT H E F I FA W E E K LY derschönes Ritual, das die Jüngeren noch nicht erleben durften. Den letzten Titelgewinn feierte man nämlich 1984, als Athletic die Liga und den Pokal gewann. An solche Erfolge konnte man seither nicht anknüpfen. Im Jahr 2012 war der Klub kurz davor, unterlag dann aber im Finale der Copa del Rey und der Europa League. Aber trotz dieser Titelflaute bleibt ja noch der Stolz, dass man eben Athletic ist. Larrazábal bringt es auf den Punkt: “Wir sind eben anders als andere Klubs.” Å BILBAO Profierfahrung aus 14 Saisons: Aitor Larrazabal leitet seit seinem Karriereende die Jugendabteilung Bilbaos. Die Entwicklung des Vereinslogos Gründung: 1898 Mitglieder: 35 354 Titel: Ab 1898 Ab 1911 1970 1980 2013 8 x Spanische Meisterschaft (zuletzt 1984) 23 x Spanischer Pokal (zuletzt 1984) Budget 2013/14: € 64 152 000 Saisons in der Primera Division: Alle T H E F I FA W E E K LY 31 DEBAT T E Farben, Fahnen, Gesänge Die Klub-WM gewinnt an Stellenwert. Vereine, Spieler und Fans lieben das Turnier. Höchste Zeit, dass die Vergleiche mit anderen Wettbewerben aufhören. Alan Schweingruber, Marokko Siebzigerjahre ab. Seit 2000, als die FIFA die offizielle Klub-WM ins Leben rief, nehmen alle sechs Konföderationen teil. Die Begeisterung in Marokko ist gross, auch weil das Turnier erstmals in Afrika stattfindet. Ein brasilianischer Vater, der seit seiner Kindheit das Wappen von Atletico Mineiro auf der Brust trägt und in Afrika lebt, reiste mit seiner ganzen Familie zu den Finalspielen nach Marrakesch. “Ich kann nicht loslassen”, erzählt er. “Atletico ist in meinem Herzen. Was mir diese Klub-Weltmeisterschaft ermöglicht, ist einfach fantastisch.” Å Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-TheWeekly@fifa.org. Mohamed Hossam/Anadolu Agency/Getty Images Vermutlich ist in keinem anderen Land die Champions-League-Trophäe so wichtig wie in Spanien, weil in der nationalen Meisterschaft das ewige Duell zwischen Real Madrid und Barcelona keine grosse Abwechslung bietet. In Brasilien, Argentinien und Chile nimmt der Gewinn der Copa Libertadores einen grossen Platz ein. Und in Italien steht der Scudetto über allem. Der Römer und ehemalige Nationalteam-Captain Francesco Totti zieht diese Auszeichnung sogar dem WM-Titel vor. Auch die Klub-WM fährt in ihrer eigenen Spur. Das Turnier anderen Wettbewerben gegenüberzustellen, ist, wie wenn man einen Rioja mit einem Bordeaux vergleichen würde. Beide schmecken gut, jeder auf seine Art. Das Spezielle an der Klub-Weltmeisterschaft ist, dass sie kurz vor den Festtagen Vereine aus allen Ecken der Welt zusammenbringt. Es ist ein Kennenlernen, eine Herausforderung, ein Abenteuer und schlussendlich der Stolz, diese internationale Trophäe nach Hause holen zu wollen. “Schau, da vorne gehen die Brasilianer”, rief ein Bayern-Anhänger am Flughafen von Marrakesch und zeigte auf die Fans von Atle tico Mineiro. Weiter vorne knipsten die mexi kanischen Anhänger von CF Monterrey mit ihren Fotoapparaten. Überall Farben, Fahnen, Gesänge – Emotionen pur. Die Faszination für das Gegensätzliche geht weit ins Jahr 1951 zurück. Damals hiess das interkontinentale Kräftemessen noch “Copa Rio” und der Vergleich fand einzig zwischen den besten Klubs aus Europa und Südamerika statt. Den Vorschlag der FIFA, afrikanische Vereine einzuschliessen, lehnten die Gründer bis in die 32 T H E F I FA W E E K LY DEBAT T E Die Idee einer Klub-WM ist sehr gut – aber nur der erste Schritt in die richtige Richtung. Das Ziel müsste eine globale Champions League über die gesamte Saison sein. Nur dann liesse sich wirklich ermitteln, wer der beste Klub der Welt ist. PRESIDENTIAL NOTE Nächstes Jahr reise ich nach Brasilien an die WM. Für mich ist das Turnier in Marokko ein Vorgeschmack und eine tolle Gelegenheit, meinen Lieblingsklub Atletico Mineiro wieder mal live zu erleben. Antonio Apolinario, Moatize (Mosambique) Markus Flach, Wien (Österreich) Ein tolles Turnier. Alles läuft so wunderbar, und unsere Fans von Raja Casablanca machen unglaublich Stimmung. Wir sind alle sehr stolz, so viele Gäste aus der ganzen Welt bei uns zu haben. Said Maiza, Marrakesch (Marokko) Mir gefällt die Idee der Klub-Weltmeisterschaft. Das ist fairer, als – wie früher – nur den europäischen und südamerikanischen Sieger gegeneinander spielen zu lassen.. Matthias Krobath, Zürich (Schweiz) Für mich ist die Klub-WM ein Wettbewerb von zweitrangiger Bedeutung. Allein der Blick auf die bisherigen Austragungsorte zeigt, dass er nicht eine der ganz grossen Bühnen darstellt. Seit 2005 fand er sechsmal in Japan und zweimal in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. In diesem und im nächsten Jahr wird in Marokko gespielt. Erst, wenn die Klub-WM in einer der europäischen Top-Nationen – Spanien, Deutschland, England, Italien oder Frankreich – veranstaltet wird, kann ich sie richtig ernst nehmen. Paul Cooper, Sheffield (England) Ich bin ein grosser Fussballfan und verpasse am Fernsehen kaum ein Spiel meines Lieblingsklubs Barcelona. Vermutlich würde ich auch die Klub-WM schauen, wenn Barca dabei wäre. Grundsätzlich stufe ich diesen Wettbewerb aber als zweitrangig ein. Für die grossen europäischen Klubs haben Champions League und nationale Meisterschaften Priorität – sportlich und wirtschaftlich. Dem Titel eines Klub-Weltmeisters fehlen (noch) Prestige und Renommee. Bernd Siegel, Berlin (Deutschland) “Globale Champions League.” Es braucht auf jeden Fall eine Klub-WM. Allerdings muss der Event noch stärker global vermarktet werden. Dies könnte beispiels weise durch eine Kooperation mit einem weltweiten Partner gelingen. Schliesslich soll der weltbeste Klub auch tatsächlich erkoren werden. Die Fans auf der ganzen Welt sollen stolz auf ihren Weltmeister sein. Fabio Lenzlinger, St. Gallen (Schweiz) Die Klub-WM ist immer speziell wegen der tollen Atmosphäre. Ich war schon öfters an diesem Turnier. Für uns Bayern ist der Titel nicht ganz so wichtig wie für die anderen Klubs. Aber natürlich wollen alle den Pokal gewinnen. Rüdiger Müller, München (Deutschland) Ich frage mich, ob es im überfrachteten Terminkalender des internationalen Klubfussballs die Klub-WM wirklich braucht. Im Vergleich zur europäischen Champions League kann sie sportlich kaum mithalten. Stefan Ilgner, Stuttgart (Deutschland) “Für mich ist die Klub-WM zweitrangig.” T H E F I FA W E E K LY Ein Meilenstein B raucht es eine Klub-WM? Die Frage wurde in den Anfängen des Wettbewerbs häufig gestellt. Mittlerweile ist sie obsolet. Wenn man sieht, mit welcher Konsequenz die Teilnehmer das Turnier angehen und wie die Zuschauer in Marokko in die Stadien strömen, besteht bezüglich der sportlichen Bedeutung kein Zweifel mehr. Mit der Klub-WM hat die FIFA dem interkontinentalen Klubfussball ein attraktives Schaufenster gegeben. Bis zur erstmaligen Austragung im Jahr 2000 wurden nur Vergleiche zwischen je zwei Konföderationen gezogen: im Weltpokal zwischen dem europäischen Meistercup-Sieger und dem Gewinner der Copa Libertadores sowie im Afro-Asien-Pokal und in der Copa Interamericana zwischen Nord- und Südamerika. Dass Manchester United für die Teilnahme an der ersten Klub-WM auf den FA-Cup verzichtete, macht deutlich, dass die Vereine von Beginn weg die Wichtigkeit des Anlasses erkannten. In Marokko, anlässlich der Premiere auf dem afrikanischen Kontinent, erleben wir derzeit Fussball auf höchstem Niveau – und in allen Facetten. Vor allem die Spiele des Heimteams, Raja Casablanca, finden in einer grandiosen Atmosphäre statt. Der Rahmen könnte kaum besser und begeisternder sein. Und die erstmalige Qualifikation einer chinesischen Mannschaft (Guangzhou Evergrande – mit dem italienischen Weltmeistertrainer Marcello Lippi) ist ein Meilenstein in der Fussballhistorie. Kein anderer Klubwettbewerb bietet eine interkontinentale Vergleichsmöglichkeit auf diesem Niveau. Die Klub-WM steht auch für die Basis des Fussballs. Denn es ist der Vereins fussball, der die personelle Grundlage für die Nationalmannschaftsturniere liefert. So gesehen ist das Turnier in Marokko ein würdiger Prolog für die WM 2014 in Brasilien. Ihr Sepp Blatter 33 Dominate the distance, jump higher, tackle harder. Feel the energy behind the engine: adidas nitrocharge. adidas.com/football © 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. nitrocharge your game DAS FIFA-R ANKING Frankreich zurück in den Top 5 Während Frankreich seine beste Klassierung erreicht hat, ist es für Schweden die schlechteste seit Einführung der Rangliste. Die 71 europäischen Qualifikationsspiele für die Frauen-Welt- Grösster Gewinner in den Top 10 ist aber Norwegen (8, plus 2), meisterschaft sowie zahlreiche Freundschaftsspiele, insbeson- das erstmals seit November 2010 wieder so weit vorne ist. dere in Asien, haben in der Dezember-Ausgabe der Frauenwelt- Grösster Aufsteiger ist das Team aus Israel (55, plus 6), das dank rangliste für Bewegung gesorgt. Hinter dem unveränderten Qualifikationssiegen gegen Malta (87, plus 1) und Serbien (44, Spitzenquartett folgt neu Frankreich (5, plus 1) statt Schweden minus 1) so gut rangiert ist wie nie zuvor. Vier ozeanische Teams (6, minus 1) – ganz knapp hinter den Brasilianerinnen, die damit sind wegen fehlender Spiele aus der Rangliste gefallen, während erstmals seit Juni 2007 aus den Top 5 fallen könnten. Indonesien (68) und Swasiland (112) wieder klassiert sind. Rang Team Rangveränderung Punkte 1 USA 0 2228 2 Deutschland 0 2156 3 Japan 0 2071 4 Brasilien 0 2031 5 Frankreich 1 2027 6 Schweden -1 2021 7 Kanada 0 1978 8 Norwegen 2 1973 9 Australien -1 1957 10 DVR Korea -2 1956 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 29 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 42 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 England Italien Dänemark Niederlande Spanien Neuseeland Republik Korea VR China Island Schottland Russland Schweiz Finnland Ukraine Mexiko Tschechische Republik Belgien Vietnam Österreich Kolumbien Polen Thailand Republik Irland Nigeria Rumänien Wales Ungarn Belarus Chinese Taipei Costa Rica Portugal Myanmar Usbekistan Serbien Slowakei Trinidad und Tobago Kamerun Ghana Indien Südafrika Äquatorial-Guinea Jordanien Iran Haiti Israel Bulgarien Nordirland Slowenien 0 0 -1 0 2 3 0 -2 -4 0 0 3 -1 -1 -1 0 0 0 4 0 -1 -1 1 -2 0 1 -1 0 0 0 1 1 3 -1 -4 0 1 1 1 1 1 1 2 3 6 -1 -3 1 1942 1892 1872 1868 1849 1834 1829 1826 1822 1820 1806 1794 1786 1772 1760 1696 1680 1661 1650 1650 1647 1639 1633 1623 1606 1601 1576 1565 1564 1561 1550 1548 1548 1531 1524 1509 1467 1459 1431 1430 1429 1415 1412 1397 1394 1393 1391 1387 Rang Team 59 60 61 61 63 63 65 66 67 68 68 68 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 94 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 Albanien Panama Kroatien Hongkong Türkei Kasachstan Griechenland Elfenbeinküste Färöer Uruguay Indonesien Marokko Estland Guatemala Bahrain Bosnien-Herzegowina Philippinen Guam Laos Malaysia Senegal Montenegro Litauen Simbabwe Lettland Palästina Singapur El Salvador Malta Äthiopien Luxemburg Honduras Kirgisistan DR Kongo Nicaragua Nepal Armenien Georgien Zypern EJR Mazedonien Namibia Bangladesch Sri Lanka Libanon Malediven Tansania Sambia Pakistan Dominica Afghanistan Mosambik Kuwait Katar Swasiland Lesotho Belize Bhutan Antigua und Barbuda Botsuana Argentinien** Chile** Ecuador** Papua-Neuguinea** Peru** Paraguay** Aserbaidschan** Jamaika** Venezuela** T H E F I FA W E E K LY Rangveränderung Punkte 1 2 2 3 2 3 -7 2 0 1 1 3 -1 0 4 0 0 0 1 2 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 5 3 2 4 2 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 4 4 1 2 2 2 2 2 1379 1364 1361 1361 1358 1358 1352 1344 1338 1330 1330 1330 1321 1318 1314 1312 1311 1294 1293 1266 1247 1242 1241 1224 1192 1182 1177 1175 1166 1163 1156 1153 1136 1132 1111 1104 1104 1100 1087 1073 1015 979 965 955 942 941 938 937 906 899 873 870 867 860 837 827 785 757 708 1609 1544 1484 1476 1450 1430 1341 1339 1338 Rang Team Tunesien** Algerien** Tonga** Fidschi** Ägypten** Guyana** Kongo** Tahiti** Bolivien** Dominikanische Republik** Mali** Kuba** Salomon-Inseln** Neukaledonien** Benin** Moldawien** Barbados** Cook-Inseln** Suriname** Vanuatu** Angola** Sierra Leone** Bahamas** Samoa** Puerto Rico** Amerikanisch-Samoa** Guinea** St. Lucia** Eritrea** Gabun** Grenada** St. Vincent und die Grenadinen** Burkina Faso** St. Kitts und Nevis** Uganda** Turks- und Caicos-Inseln** Bermuda** Guinea-Bissau** Syrien** Amerikanische Jungferninseln** Irak** Liberia** Britische Jungferninseln** Cayman-Inseln** Malawi** Curaçao** Aruba** Komoren** Vereinigte Arabische Emirate* Kenia* Rangveränderung Punkte 1325 1320 1316 1306 1289 1256 1238 1238 1236 1226 1204 1201 1195 1188 1187 1177 1173 1170 1159 1139 1134 1132 1111 1110 1108 1075 1063 1061 1060 1031 1029 1008 1003 974 965 963 950 927 927 885 882 877 867 847 840 831 803 534 1665 816 ** Teams, die seit über 18 Monaten nicht mehr gespielt haben und deshalb nicht ranigert sind. * Provisorisch rangierte Teams, weil sie nicht mehr als fünf Spiele gegen offiziell rangierte Teams gespielt haben. Die FIFA-Frauenweltrangliste wurde erstmals im Juli 2003 publiziert. Sie rangiert die ca. 150 aktiven FIFA-Mitgliedsverbände auf der Grundlage einer Reihe von Faktoren wie Sieg, Heimvorteil, Stärke des Gegners und Bedeutung des Spiels. Die Rangliste wird vierteljährlich veröffentlicht – die nächste erscheint am 28. März 2014. 35 FUSSBALLBÜCHER “Eine kleine Titanic” Die Genialität von Andrea Pirlo ist wie seine Freistösse: unvor hersehbar. Ironisch und mit stets pointierter Sprache erzählt Pirlo von seiner Karriere. Man erwartet eine Flugkurve, die an der Mauer vorbeigeht, doch dann schlenzt er den Ball über die Mauer, wie er es von Juninho Pernambucano gelernt hat. Oder man rechnet mit einem Schuss über die Mauer, doch stattdessen geht der Ball unter den Spielern durch. Bei Pirlos Persönlichkeit ist es ähnlich. Mit seinen halb geschlossenen Augen wirkt er stets ernst und gelangweilt. Doch laut seinen Mitspielern ist er ein Spassvogel, der bei Streichen immer an vorderster Front dabei ist. In seiner vom Journalisten Alessandro Alciato verfassten Biografie, die ein Vorwort des italienischen Nationaltrainers Cesare Prandelli beinhaltet, nimmt Andrea Pirlo seine Maske ab. “Penso quindi gioco” (“Ich denke, also spiele ich”), erschienen bei Mondadori, ist ein nahezu komisches Buch, eine echte Überraschung. Niemand hätte vermutet, dass er im Trainingslager der Nationalmannschaft gemeinsam mit Daniele De Rossi der Hauptverantwortli36 che für zahlreiche Scherze auf Kosten von Rino Gattuso war. In seiner Autobiografie gibt er einen davon zum Besten: “Nach dem Unentschieden gegen Irland hatten wir uns für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert, weshalb das letzte Qualifikationsspiel in Parma gegen Zypern zu einem bedeutungslosen Freundschaftsspiel wurde. Lippi gab uns einen freien Abend in Florenz. Wir gingen alle essen, nur Gattuso blieb im Camp zurück. Als wir zurückkehrten, waren wir betrunken und kein bisschen müde, weshalb folgende Idee geboren wurde: ‘Gehen wir Rino auf den Geist!’ Dieser schlief fest in seinem Zimmer. Während wir die Treppe hochgingen, bemerkte De Rossi einen Feuerlöscher und nahm ihn mit – und mir kam die Idee: Ich werde Gattuso löschen.” Ironisch und mit stets pointierter Sprache erzählt Pirlo von seiner Karriere: von seinen Tränen als Wunderkind, das von seinen Mitspielern beneidet und niemals angespielt wurde, über den WM-Titel 2006 und den Champions-League-Triumph 2007 bis hin zum T H E F I FA W E E K LY Andrea Pirlo (mit Andrea Alciato): “Penso quindi gioco”, Mondadori, Mailand 2013, 137 Seiten, € 16. traumatischen Abschied von der AC Milan. Das Buch beginnt ausgerechnet mit der Erzählung dieses Bruchs. Auch hier wählt er überraschende Worte, in diesem Fall jedoch in puncto Härte. “Vor die Tür gesetzt. In den Müll geworfen. Verschrottet. Oder gefeuert, zerstört, entschärft. Weggeworfen. Wenn es bei der AC Milan jemand geplant hat, mir ein solches Ende zu bereiten, hat er mit dieser Strategie Schiffbruch erlitten. Eine kleine Titanic.” Pirlo, der daraufhin zu Juventus Turin wechselte, holte mit der Alten Dame auf Anhieb zwei Meistertitel sowie zwei italienische Supercoppe. Es war Pirlos Rache an der AC Milan. Maki Galimberti/LUZphoto Luigi Garlando FUSSBALLBÜCHER Reisevorbereitungen Die WM 2014 in Brasilien wird eine Welle von neuen Fussballbüchern zeitigen. Ein erster, sehr lesenswerter Band beschreibt den Mythos des brasilianischen Fussballs in Wort und Bild, von Maracanã bis Pelé. Brasilien – zu Hause auf dem Sofa! (mon) Reinaldo Coddou H.: “O Jogo Bonito. Brasilien – eine fussballverrückte Nation in Bildern”, Spielmacher-Verlag, Mannheim 2013, 232 Seiten, € 35. Amateurfussball: Die Teams von Sheffield FC und Stamford AFC begegnen sich auf dem “Coach and Horses Ground” in Dronefield. Geographie des Fussballs Ein Niederländer in England Dennis Bergkamp gilt für viele als Schlüssel figur bei der Neuerfindung der Premier League. Vor dreissig Jahren noch ein Kick-and-RushParadies gilt die höchste englische Liga heute als Hort spielstarker Teams. Bergkamp und dem Arsenal F.C. sei dank – sagt sein Biograph David Winner. (mon) David Winner: “Dennis Bergkamp. Stillness and Speed: My Story”, Atria Books, London 2013, 272 Seiten, £ 20. Xavier Cervera/Panos Neue Werte? Die Umwandlung des urwüchsigen englischen Fussballs zum finanzstarken, globalen Entertainment, am Beispiel des Manchester City F.C. nacherzählt. Was geschieht mit den alteingesessenen Fans, wenn Investoren die Klubs umwälzen? David Conn über die Werte des modernen Fussballs. (mon) David Conn: “Richer Than God”, Quercus Publishing Plc, London 2013, 432 Seiten, £ 17. Daniel Gray macht sich auf, England zu erfahren. Seine Heimat offenbare sich dort, wo Fussball gespielt wird, lautet sein Credo. Ganz unrecht hat er damit nicht. Perikles Monioudis Es wird immer schwieriger, etwas Neues über den Fussball zu schreiben, scheint es. Oder dies zumindest auf eine einigermassen neue oder inspirierte Weise zu tun. Der Versuche sind dennoch sehr viele. Denn der Fussball ist als (literarisches) Thema salonfähig geworden. Schade nur, dass es literarische Salons kaum mehr gibt. Im Unterschied dazu hat sich der Fussball global ausgebreitet. Die Premier League verkauft ihre Fernsehrechte weltweit, allein in Burma erlöst sie dabei 40 Millionen US-Dollar für einen Dreijahresvertrag. Im Kampf der Medien hat das Medium TV dem Medium Buch den Rang abgelaufen – und damit die mediale Definition des Fussballs an sich gerissen. Aber auch das nicht erst seit gestern. Bleiben wir beim Buch. Der für viele als Fussballbuch der Fussballbücher gepriesene Roman Nick Hornbys, “Fever Pitch”, beschreibt zu sehr die höchstpersönliche Obsession eines jungen Mannes, als dass er den Fussball als gesellschaftliches Phänomen verstünde. Und David Peace konzentrierte sich in “The Damned United” und “Red or Dead” (siehe S. 39) vor allem auf die Psyche seines Protagonisten (eine Fiktionalisierung des Coaches Brian Clough) beziehungsweise auf die Sprache und deren Rhythmisierung. Einen neuen Weg will auch Daniel Gray gehen. Er wählt den Weg der Selbsterfahrung. Vor seinem 30. Geburtstag reist er durch sein England, T H E F I FA W E E K LY meidet dabei Orte, die in der medialen Aufmerksamkeit stehen, hält sich in der Provinz auf. Dort findet er das vor, was den Fussball für ihn ausmacht – und Menschen, die umgekehrt den Fussball im kleinsten nach ihrer Façon prägen: unterklassige Spieler in Schlappen, Blaskapellen auf holprigen Spielfeldern, Jugendliche, die am Spielfeldrand sitzend Fish and Chips verschlingen, daneben der Ozean, ein dichter Wald, Hügel, eine Autobahn oder verfallende Umkleidebaracken, auf die verwitterte Schilder hinweisen. Gray gräbt in den vielen kleinen englischen Städten das aus, was man gelebten Fussball nennen könnte – in einer Welt des nachgelebten, mediatisierten Fussballs. Und er findet damit sein England. Daniel Gray: “Hatters, Railwaymen and Knitters. Travels through England’s Football Provinces”, Bloomsbur y, London 2013, 320 Seiten, £ 13. 37 The best footballer of 2035 was born today. But where? The FIFA Ballon d’Or is the highest accolade any footballer can hope to receive, a prize to which players all over the world aspire. FIFA takes great pride in being able to offer guidance to thousands of young players around the world through its grassroots programmes. FIFA promotes football skills, equality and fair play and helps to develop the football stars of tomorrow. www.FIFA.com FUSSBALLBÜCHER David Peace: “Red or Dead”, Faber & Faber, London 2013, 736 Seiten, £ 20.– Anfield Road, Dezember 1964: Liverpool-Coach Bill Shankly (r.) hilft bei den Vorbereitungen für das Spiel gegen Sunderland. Die tieferen Rituale des Fussballs Kein Fussballbuch hat 2013 so stark polarisiert wie “Red or Dead” von David Peace über die Liverpooler Coachlegende Bill Shankly. Bullspress/Mirrorpix David Winner Manche Kritiker bejubeln das Buch als Meisterwerk. Andere hingegen schimpfen, das Heldenepos über den Mann, der den Liverpool FC von einem Zweitliga-Kellerkind zu einem Spitzenklub machte, sei unlesbar. Je nach Sichtweise sind wohl beide Aussagen legitim. In einer Zeit der kurzen Aufmerksamkeitsspannen und der vielen Klischees ist “Red or Dead” ein schwieriges Buch. Jedenfalls definiert es neue Grenzen dessen, was in der Sportliteratur möglich ist. Vor einem Jahrzehnt galt Peace als einer der fesselndsten jungen Romanautoren Grossbritanniens, der sich auf düstere Kriminalgeschichten spezialisiert hatte. Dann wandte er sich dem Fussball zu und schrieb “The Damned United”, eine brillante Schilderung der 44 Tage von Brian Clough bei Leeds United. Das Buch präsentierte die Vergangenheit und Gegenwart Cloughs als zwei ineinander verwobene Handlungsstränge, wie eine DNA-Doppelhelix. Das war allerdings die reinste Schlichtheit im Vergleich dazu, wie er nun versucht, Shankly als eine Art Heiligen des Fussballs darzustellen. Peace baut ein fast kör- perlich erfahrbares Gefühl für die Erfolgsversessenheit seiner Hauptperson auf; auf mehr als 730 Seiten dröhnender Wiederholungen und scheinbarer Belanglosigkeiten. Jedes einzelne Spiel, jeder Witz, jede freundliche Geste wird erwähnt. Hier ein Satz, der den Schreibstil zeigt: “Bill wartete auf die Dämmerung, Bill wartete auf das Licht. Und Bill stieg aus dem Bett. Bill rasierte sich, Bill wusch sich. Bill zog seinen Anzug an, Bill band seine Krawatte. Und Bill ging nach unten. Bill frühstückte mit Ness und ihren Töchtern. Bill küsste sie zum Abschied. Bill verliess das Haus, Bill setzte sich in sein Auto. Und Bill fuhr durch das Hügelland. Vorbei an Man chester – bis nach Liverpool. Nach Anfield.” Dieser Stil sorgte am Anfang dafür, dass ich das Buch am liebsten quer durchs Zimmer geschleudert hätte. Allmählich jedoch begann sein Zauber zu wirken. Denn es handelt sich hier nicht um “normale” Fussball-Literatur, sondern um eine hypnotische Beschwörungsformel – eher Musik als Prosa. Das Buch wirkt am besten, wenn es laut gelesen wird. Als er Shanklys Entscheidung beschreibt, die weissen Trikots und Stutzen Liverpools zu T H E F I FA W E E K LY ersetzen, verwendet Peace “rot” auf wenigen Seiten 61 Mal, “in rot, ganz in rot” 13 Mal in einem Absatz. Nach der ersten Partie in der neuen Spielkleidung lässt Peace Shanks zu seinem Team sagen: “Ihr habt sie beiseite gefegt wie ein Feuer. Wie ein rotes Feuer, Jungs. Rotglühend wart ihr. Rotglühend, Jungs. Jeder von Euch. Jeder einzelne von Euch, Jungs. Wie die rote Glut der Revolution. Das wart ihr heute Abend, Jungs. Die rote Glut einer Revolution.” Die Detailversessenheit bei der Schilderung der täglichen Routine Shanklys nimmt vorweg, dass der Coach zu früh in den Ruhestand geht und sich ausgeschlossen aus dem Klub wiederfindet, den er aufgebaut hat: Wir sehen, wie er als tragische Figur sein Auto wäscht. Während es in der Fussball-Literatur meist um Fakten, Ereignisse und Meinungen geht, hat Peace versucht, die zugrunde liegenden Rhythmen und Rituale auszudrücken. In den 1960er Jahren, als Shankly einen neuartigen Fussball aufbaute, tat der Filmregisseur Sergio Leone das Gleiche in einer anderen Kunstform. Leone reduzierte den Western alter Prägung auf seine archetypischen Bestandteile und setzte Bilder und Musik ein, um seinen “Spaghetti-Western” die Kraft einer grossen Oper einzuhauchen. Peace hat etwas Ähnliches allein mit Worten geschafft. Niemand wird jemals wieder auf die gleiche Weise über Fussball schreiben können. 39 Reuters First Love Ort: Shenyang, China Datum: 20. Dezember 2010 Z e it : 0 9. 4 0 U h r T H E F I FA W E E K LY 41 HISTORY Fussball statt Krieg Im 1. Weltkrieg kam es an der Front zu Unterbrechungen des Stellungskampfs – die deutschen und die englischen Soldaten spielten Fussball. Ein Wunder, ermöglicht auch durch die Kraft dieses Spiels. Xavier Breuil Indem sie in den Schützengräben Fussball spielten, riefen sie sich die Die Front in Flandern, am 25. friedlichen Zeiten vor dem Krieg in Dezember 1914. In der Nähe des Erinnerung, wie es der franzöfranzösischen Dorfes Frelinghien an sische Friedensaktivist und Fussder belgischen Grenze stimmen die ballspieler Henry Dispan de Floran deutschen Soldaten des Königlich in seinen Kriegstagebüchern Sächsischen Regiments Nr. 133 beschrieb. Weihnachtslieder an. Anschliessend Diese Ablehnung des Krieges treten vier von ihnen unbewaffnet durch die Fussballwelt ist auch in England zu beobachten, der einziaus dem Schützengraben heraus, um ihre britischen Gegner des 2. Batailgen Nation, in der der Fussball lons der Scots Guards zu treffen. bereits vor 1914 professionalisiert Im “Niemandsland” zwischen den und sehr stark entwickelt war. Die Schützengräben verbrüdern sich britische Regierung organisierte Bei den Dale Barracks in Chester: Deutsche und walisische Füsiliere die Soldaten der beiden Lager: in den Halbzeitpausen der Premiergedenken auf ihre Weise dem “Christma Day Truce” (undatierte Aufnahme). Austausch von Souvenirs, Tabak, League-Spiele RekrutierungskamSchokolade, Schnaps und auch von pagnen. Propagandatafeln wurgemacht. Oder auch durch den französischen Gesängen. Das Symbol für diese weihnachtliche den auch rund um die Stadien platziert, um die Waffenruhe: ein Fussballspiel. Ein Schotte Cineasten Christian Caron in seinem Film Fussballfans dazu zu ermuntern, sich zu ver“Merry Christmas.” schafft einen Ball herbei, und es werden Helme pflichten. In der Umgebung von Stamford Die Einstellung der Frontsoldaten entsauf den Boden gelegt, um das Spielfeld und die Bridge, dem Spielort von Chelsea, konnte man prach damit der pazifistische Haltung der Tore zu markieren. zum Beispiel Folgendes lesen: “Willst du ein hartgesottener Anhänger von Chelsea sein? FIFA, die diese praktisch seit ihrer Gründung Die in der britischen Presse veröffentWenn ja, trete dem 17. Bataillon des Middlelichten Berichte, etwa im “Daily Telegraph” eingenommen hatte. Zwischen 1908 und 1914 oder in den “Evening News”, geben untererinnerten alle Tätigkeitsberichte der Organisex-Regiments bei, (...) und folge der Richtung, sation daran, dass der Fussball “ein Friedensdie deine Lieblingsspieler vorgeben.” schiedliche Versionen des Geschehens wieder. Doch die Propaganda, die sich an die Spiestifter” sei, wie es der damalige niederländische Für einige Blätter handelte es sich um ein Generalsekretär Hirschmann formulierte. richtiges Spiel, das die Deutschen 3:2 für sich ler und Fussballfans richtete, zeitigte nicht den Am 28. Juni 1914 und damit exakt am Tag entschieden. Anderen Angaben zufolge fand erhofften Erfolg, denn die Mehrheit sträubte eher ein unverbindlicher Kick ohne Treffer der Ermordung von Franz Ferdinand in Sarajevo, sich dagegen, an die Front zu gehen; eine statt, dessen Zweck allein die Verbrüderung die den Ersten Weltkrieg auslösen sollte, Verweigerung des Krieges, die der Fussballwelt zwischen den beiden Lagern war, um diesen verabschiedete der 11. FIFA-Kongress in Oslo in Teilen Englands harsche Kritik einbrachte. folgende pazifistische Erklärung: “Der kurzen Moment des Friedens zu feiern. Die Zeitung “The Times” urteilte besonders Kongress erklärt seinen Wunsch, jegliches In jedem Fall erinnert diese Episode an die scharf und zögerte nicht, Fussballer mit Fähigkeit des Fussballs, die Menschen zu einen Vorgehen zu unterstützen, welches darauf zielt, Feiglingen gleichzusetzen. Letztlich führte die und den Dialog zwischen Völkern und die Nationen einander näherzubringen und bei britische Regierung 1916 die Wehrpflicht ein, Nationen zu fördern, die sich zuvor feindlich der Beilegung aller Konflikte, die zwischen die alle Männer des Landes, einschliesslich der ihnen entstehen könnten, die Gewalt durch die gegenüberstanden. Am 25. Dezember fanden Mitglieder der Fussballfamilie, dazu zwang, Schiedsgerichtbarkeit zu ersetzen.” übrigens weitere spontane Spiele an der Front überall in Europa zu kämpfen. Ein pazifistischer Wille, der auch nach der in Flandern statt, dieses Mal auf der belgischen Die Fussballspiele an Weihnachten 1914 waSeite. Deutsche Soldaten, die in England gearWaffenruhe an Weihnachten 1914 erkennbar ist. ren letztlich die Bestätigung und Vorboten der beitet und dort Fussballspiele besucht hatten, Tendenz in den Kriegsjahren: “Der Fussball ist In der grossen Fussballfamilie von damals gab es durchaus einige Personen in Europa, die verschlugen den britischen Soldaten vor, einige die Fortsetzung des Friedens mit anderen suchten, die Bedeutung des runden Leders für Partien zu spielen. Dies geschah etwa in SaintMitteln.” Aus diesem Grund wünschen die militärische Zwecke zu instrumentalisieren. So Yvon, in der heute wallonischen Gemeinde aktuellen Regierungen Belgiens, Frankreichs wollten sie vom Krieg profitieren, um den FussPloegsteert, oder in der Nähe von Messines, und des Vereinigten Königreichs, ein Fussballsball und seinen Nutzen für die Staatsgewalt zu einem Dorf jenseits der Sprachgrenze in Flanpiel in die Gedenkfeiern zum 100. Jahrestag des fördern. Doch die Mehrheit der Spieler, dern. All diese Fussballspiele wurden 2002 Ersten Weltkriegs, die 2014 stattfinden, einzudurch den Zeichentrickfilm “War Game” des binden und damit an die Rolle zu erinnern, die Verantwortlichen und Fans, die an der Front waren, nutzten ihren Lieblingssport, um der Engländers Dave Unwin nach dem gleichnamidas runde Leder bei der Befriedung der Welt des Krieges und dem Leid zu entfliehen. gen Roman von Michael Foreman unvergesslich europäischen Gesellschaften gespielt hat. Å 42 T H E F I FA W E E K LY HISTORY Getty Images Gilbert-Holliday-Gemälde: Freund und Feind atmen 1915 an der Front kurz auf. T H E F I FA W E E K LY 43 THE SOUND OF FOOTBALL DAS OBJEK T “Eisern Union” Hanspeter Kuenzler Nirgends in einem Fussballstadion ist die Weihnachtszeit schöner als im Stadion An der alten Försterei des 1. FC Union Berlin in der zweiten deutschen Bundesliga. Elf Jahre sind verstrichen seit dem ersten Weihnachtssingen der Union-Fans. Die Tradition begann mit einem Frust. Die Mannschaft hatte über die ganze Vorweihnachtszeit hinweg unglücklich agiert. Nach dem letzten Spiel vor Heiligabend war die Stimmung der Supporter dermassen geknickt, dass sie alle nach Hause gingen, ohne noch rechte Festtagswünsche ausgetauscht zu haben. Einem gewissen Torsten Eisenbeiser war das zu traurig. Er rief ein paar Freunde an und schlug vor, dass man sich nochmals vor den Toren des Stadions treffen solle, um ein paar festliche Lieder zu singen. 89 Fans kamen. Im nächsten Jahr waren es mehr. Und im dritten Jahr 44 erhob der aussergewöhnlich volksnahe Verein die Gesangsrunde zum offiziellen Anlass. Inzwischen erscheinen weit über zehntausend Fans zum jährlichen Weihnachtssingen. Der Anlass dauert die vollen neunzig Minuten plus Nachspielzeit. Jeder Teilnehmer bekommt ein Kerzchen und eine Broschüre mit den Liedertexten in die Hand gedrückt. Heuer findet das schöne Ereignis am 23. Dezember 2013 um 19 Uhr statt – Einlass ist ab 17 Uhr. Die freudvolle Veranstaltung ist typisch für einen Verein, dessen Fans bekannt für ihren aufopfernden Zusammenhalt sind. Im Jahr 2004 stand er vor dem finanziellen Abgrund. Prompt organisierten die Fans eine Blutspende-Aktion und steckten die Prämien in die Klubkasse. 2008 war ein Umbau des Stadions dringlichst notwendig – 2400 Supporter taten sich zusammen und vollzogen die Arbeit in 300 Tagen unbezahlter Liebesfronarbeit. Die Geschichte des 1.FC Union geht noch in die Zeit des Eisernen Vorhanges zurück. Gegründet 1966 bildete der Klub die Alternative zum BFC Dynamo Berlin, der vom Chef der gefürchteten Geheimpolizei geführt wurde. Bei Freistössen riefen die Union-Supporter aus voller Kehle: “Die Mauer muss runter!” Und heute wird die offizielle Vereins-Hymne von der grossen, deutschen Punk-Diva Nina Hagen gesungen: “Eisern Union”. Æ T H E F I FA W E E K LY Der Mensch setzt sich seine Welt so zusammen, dass sie für ihn einen Sinn ergibt. Aus Tausenden von Teilchen – eigene und fremde Erfahrungen und Vorstellungen – entsteht ein Bild, mit dem er zufrieden ist oder nicht. Sinnfällig wird diese konstruktivistische Leistung beim Puzzlen. Wenn alle Teilchen auf dem Tisch sind, beginnen wir, den Rahmen herzustellen, legen von den Rändern aus Teilchen zur Mitte hin; und wir erahnen das fertige Bild, noch bevor es durch die Teilchen zu erahnen wäre, weil die Verpackung vor uns das Bild als Vorbild bereithält – hier Tommy Lawton in Aktion. Lawton zählt zu den ganz Grossen im britischen Fussball. Selbst die Legende Stanley Mathews nannte ihn den Besten. Aufgewachsen im Bolton nach dem Ersten Weltkrieg kam der Mittelstürmer mit 17 Jahren für den Everton FC zu seinem Debüt in der höchsten englischen Liga und ein Jahr später, 1938, in der englischen Nationalmannschaft – gegen Wales traf er vom Elfmeterpunkt aus, England verlor aber 2:4. Dann kam der Krieg. Lawton diente seinem Land als Fitnesstrainer im Heer und spielte weiter Fussball, wo immer möglich. Am Weihnachtstag 1940 lief er frühmorgens für Everton gegen Liverpool in der Anfield Road auf und am Nachmittag für die Tranmere Rovers beim Crewe Alexandra FC. Lawton dazu: “Die Leute vom Tranmere-Team kamen in die Umkleide und fragten, ob jemand von uns bei ihnen mitspielen wolle. Ich meldete mich.” Auch für Chelsea und Arsenal spielte Lawton. Bei den Gunners beendete er 1955 seine Karriere, mit 35 Jahren; er kam auf 46 Länderspiele. Lawton starb im November 1996 im Alter von 77 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Die EM 96 im eigenen Land hat die Legende noch miterlebt. Die Deutschen gewannen dank einem Golden Goal von Oliver Bierhoff in London den Titel. Das war eines der letzten Puzzleteilchen im Bild des Tommy Lawton. In der Sammlung der FIFA befindet sich eine Schachtel dazu. Å Sion Ap Tomos Perikles Monioudis TURNING POINT “Ich sah schwarze Punkte und helle Blitze” Unzählige Schläge gegen den Kopf musste Hannu Tihinen während seiner Profikarriere einstecken. Dennoch bereut er keine Minute, die er auf dem Fussballplatz verbracht hat. Melanie Duchene/EQ Images M eine erste Hirnerschütterung hatte ich mit 14 Jahren. Wir spielten in Nordfinnland in einer Indoorhalle. Ich bin mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen und war sofort bewusstlos. Es war der Anfang einer langen Verletzungsreihe. In meiner Profikarriere in Norwegen, Belgien und in der Schweiz habe ich mehrere Male schwere Schläge gegen Kopf eingefangen, sodass ich bewusstlos vom Platz getragen werden musste. Es ist klar, dass du als Verteidiger mit meiner Grösse und meiner Spielweise nicht an solchen Verletzungen vorbeikommst, sie gehören einfach zum Fussball. Zweimal brach ich mir die Nase und zweimal das Jochbein. Teils auch durch Ellbogenschläge. Die FIFA hat zum Glück 2006 die Rote Karte gegen solche Fouls verhängt, was wirklich gut ist. Auch wenn es schwierig ist, einem Gegenspieler Absicht zu unterstellen, der Ellbogen gehört nicht in die Nähe des Kopfes des Gegenspielers. Letztlich sind es aber nicht einmal diese Schläge, die die meisten Verletzungen verursachen. Es sind die ganz normalen Spielsituationen – Spieler gegen Spieler, Kopf gegen Kopf. An einen Moment kann ich mich besonders gut erinnern. Es war 2007 in Bern als ich mit dem FC Zürich gegen YB spielte. Eine Kopfballsituation im Strafraum, der gegnerische Spieler traf mich voll am Hinterkopf und sofort klaffte da eine grosse Wunde. Der Rasen war voller Blut. Beim Abtransport hatte ich das Gefühl, dass unser Mannschaftsarzt seinen Finger in meinem Kopf hatte. Ich sagte immer wieder: “Ich mach das selber, ich mach das selber. Nimm deine Hand da raus.” Ein Jahr später im Europacup gegen Sturm Graz wurde ich nach einem Schlag ein weiteres Mal bewusstlos und ich wusste: So kann es nicht weitergehen. Ich habe eine Familie und wollte auch nach meiner Karriere Zeit mit ihr verbringen, mit meinen Söhnen sprechen, mit ihnen Fussball spielen. Ein Arzt aus Name: Hannu Tihinen Geburtsdatum, Geburtsort: 1. Juli 1976, Keminmaa, Finnland Position: Innenverteidiger Stationen: 1993-1996 KePS 1997–2000 HJK Helsinki 2000–2002 Viking Stavanger 2001 West Ham United 2002-2006 Anderlecht 2006-2010 FC Zürich Nationalteam Finnland: 76 Einsätze, 5 Tore Zürich hat mir die Möglichkeit aufgezeigt, mit einem Kopfschutz zu spielen, der speziell auf die Bedürfnisse von Fussballern ausgerichtet ist. Ich war begeistert! Der Kopfschutz gab mir mein Selbstvertrauen zurück. Ich wünschte, ich hätte ihn früher entdeckt. 2010 musste ich den endgültigen Entscheid treffen, mit dem Fussball aufzuhören. Es war ein Spiel gegen Aarau, die 75. Minute, eine ganz normale Situation, kein Ellbogenschlag, nicht einmal ein Gegenspieler – ein ganz normaler Kopfball. Ich sah plötzlich helle Blitze und schwarze Punkte, konnte meine Mitspieler nicht mehr von meinen Gegenspielern unterscheiden. Es waren die schwierigsten 15 Minuten meiner Karriere. Mir war klar: Das war’s! Kopfschutz hin oder her, ich wollte das Risiko nicht mehr auf mich nehmen. T H E F I FA W E E K LY Trotz all dieser Schläge gegen den Kopf: Ich bereue nichts. Keine einzige Minute. Ich habe unglaubliche Momente erlebt, wurde Finnischer Meister, Belgischer Meister und Schweizer Meister. Habe zwei wunderbare Tore in der Champions League geschossen, eines davon mit dem Absatz im San Siro gegen Mailand. Der Fussball hat mir so viel gegeben, dafür bin ich sehr dankbar. Es ist ein Geschenk, dass ich das alles erfahren durfte. Å Aufgezeichnet von Sarah Steiner Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 45 emirates.com Tomorrow brings us all closer To new people, new ideas and new states of mind. Here’s to reaching all the places we’ve never been. Fly Emirates to 6 continents. Impressum FIFA - R ÄT SEL - CUP The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Eine Rose für Zizou oder für Texas? Vorhang auf zum letzten Rätsel des Jahres! Internet: www.FIFA.com/TheWeekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich, Tel. : +41-(0)43-222 7777 Fax : +41-(0)43-222 7878 Welche Nationalmannschaft trägt die Rose auf dem Trikot? 1 D Russland N Mexiko H Frankreich R England Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio 2 Der Nachname eines Spielers wird in seinem Heimatland üblicherweise anders geschrieben als im Ausland. Von welchem Spieler? A Chefredakteur: Thomas Renggli I O U Art Director: Markus Nowak Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Ständige Mitarbeiter: Jordi Punti, Barcelona; David Winner, London; Hanspeter Kuenzler, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand 3 Auf dem Trikot eines Nationalteams steht der Landesname normalerweise nur in Englisch. Welcher Name? Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Philipp Mahrer, Marianne Crittin, Mirijam Ziegler, Peter Utz, Olivier Honauer D Cameroon F P Italy Spain S Belgium Korrektorat: Nena Morf Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Tatjana Haenni, Xavier Breuil Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall Übersetzung: Sportstranslations.com 4 Das sogenannte “Spiel der Jahrhunderts” vor rund 135 000 Zuschauern im Stadion. Wer spielte gegen wen? E Grossbritannien – Rest Europas K Rio de Janeiro – Nordamerika P Taiwan – Texas T CSSR – Real Madrid 6:1 7:2 4:4 8:5 Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (© The FIFA Weekly, 2013) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Das FIFA-Logo ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: CLUE (ausführliche Erklärungen auf FIFA.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 27. Dezember 2013 an feedback-TheWeekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 31. Dezember 2013 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA Ballon d’Or 2013 am 13. Januar 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen: de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY 47 FR AGEN SIE DIE FIFA! UMFR AGE DER WOCHE Ist Weihnachts-Fussball sinnvoll? Welches ist der Klub mit den meisten Mitgliedern? Eric Bolliger, Küsnacht Als einzige der grossen Ligen Europas unterbricht die Premier League zwischen Weihnachten und Neujahr den Spielbetrieb nicht. Sollten auch die Ligen in Deutschland, Italien und Spanien ohne Pause weitergehen? 58+42 ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE: Gewinnt der FC Bayern München auch die Klub-WM 2013? NEIN JA 42% 58% VIRTUELL POPULÄR 43,113 35,2 DAS NEUE FUSSBALL-MAGA ZIN The FIFA Weekly erscheint jede Woche freitags – sowohl als Printausgabe als auch als E-Magazin (www.Fifa.com/TheWeekly). Neben Berichterstattungen über Stars und Tore steht der Doppelpass mit den Lesern im Zentrum. Nehmen Sie an der Diskussion teil. Reaktionen an: feedback-TheWeekly@fifa.org 65 FEUDAL beträgt der Zuschauer- Millionen Tore hat schnitt der Glasgow Ran- Cristiano Ronaldo schon gers in der dritthöchsten erzielt – im Videospiel schottischen Liga. Der vor “FIFA 14”. Der Portugiese das deutsche WM-Camp in anderthalb Jahren aus profitiert (auch) davon, Brasilien. Weil keine angemes- finanziellen Gründen in die dass er zur meistge- sene Anlage zur Verfügung Viertklassigkeit relegierte spielten virtuellen stand, baut sich der DFB sein Traditionsklub steht nach Mannschaft gehört. Basislager “Camp Bahia” 30 15 Spielen ohne Verlust- Rund 720 000 Kilometer nördlich von Porto punkt an der Tabellenspit- Spieler kürten Real Seguro selber. Das Ziel auf dem ze. (Bild: Topscorer John Madrid zu ihrem Lieb- Weg zum vierten Titelgewinn (zum Daly) lingsverein. (Bild: Ronal- Endspielort Rio de Janeiro) ist 1100 do) Kilometer entfernt. 48 Zimmer in 13 Häusern umfasst T H E F I FA W E E K LY Getty Images Antwort von Thomas Renggli, Chefredakteur: Nach den neusten Erhebungen ist das der portugiesische Rekordmeister Benfica Lissabon – mit 224 000 Mitgliedern. Neben der Fussball-Sektion umfasst der polysportive Verein auch Abteilungen für Basketball, Rollhockey, Radsport, Volleyball und Handball. Mit 223 985 liegt der FC Bayern München knapp auf Platz 2. Der FC Barcelona zählt 177 246 Mitglieder.