36. Stark verkaufspsychologisch geprägte
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36. Stark verkaufspsychologisch geprägte
36. Stark verkaufspsychologisch geprägte Methoden der Kundengewinnung a) Werbung über Laufkundschaft – Standortauswahl 1) Ladengeschäft Hierbei ist stark zu berücksichtigen, ob man auf Laufkundschaft angewiesen ist. Da gibt es branchenspezifische Erhebungen, dass zum Beispiel jeder 300ste Kunde, der vorbeigeht, ein potenzieller Käufer ist. Wenn man auf Laufkundschaft angewiesen ist, kann es von großem Vorteil sein, wenn man die teueren Ladenmieten in 1A-Lagen, Einkaufszentren, etc. in Kauf nimmt, dadurch aber indirekt Werbekosten einspart. Oder anders formuliert, „man muss die erhöhte Ladenmiete, indirekt zumindest, teilweise als Werbekosten betrachten“. 2) Bürobetrieb Hier ist es wichtig auf die Möglichkeit der räumlichen Erweiterung zu achten, evtl. einen Optionsvertrag abschließen. Man startet zunächst mit einer kleinen Bürofläche und kann dann gegebenenfalls erweitern. Wenn es sich um einen Geschäftsbereich mit Kundenverkehr handelt, ist auf ausreichend Parkplatzangebot zu achten. Auch ist daran zu denken, dass sich die tägliche Anreise für das Personal nicht zu aufwändig gestaltet. 94 3) Fertigungs-, Handwerksbetrieb Hier müssen die räumlichen Voraussetzungen, insbesondere hinsichtlich der Erfüllung der Vorschriften des Gesetzgebers und der Berufsgenossenschaften berücksichtigt werden. Branchenspezifisch sollte gegebenenfalls eine Laderampe mit ausreichendem Parkplatzangebot vorhanden sein. In Gewerbegebieten sind derartige Voraussetzungen häufig erfüllt. Auch die Erweiterungsmöglichkeit und die gute Erreichbarkeit sind in der Regel gegeben. 4) Home Office Viele Dienstleistungen lassen sich virtuell, auch von zu Hause aus, durchführen. Dies hat den Vorteil, dass man Kosten sparen kann und jegliche Standortinvestitionen zumindest am Anfang wegfallen. Über Internet werden hervorragende Möglichkeiten der Vernetzung angeboten. 95 b) Telefonmarketing Um Streuverluste auszuschalten und eine möglichst kostengünstige Distribution zu ermöglichen, bietet sich die Direktansprache der relevanten Bedarfer an. Da der Außendienstkontakt bei preiswerten Produkten und Dienstleistungen zu teuer ist, stellt Telefonmarketing als günstige Distributionsschiene eine Alternative dar. Im Rahmen dieser Schilderung wird der Aufbau einer Telefonmarketing-Abteilung anhand einer Domain-Dienstleistung geschildert. Ebenso wird produktspezifisch auf das Verkaufsgespräch und die Einwandbeantwortung eingegangen. Zahlreiche weitere Details wie Abschlusstechniken, Wiederholungsanrufe, Kontakte zur Kundenpflege usw. wären zu spezifisch und würden den Rahmen des Konzeptes sprengen. Dies wird dann Thema der Verkaufsschulung und Einarbeitung der Vertriebsmannschaft sein. 96 VERKAUFSGESPRÄCH KONTAKT ZUM INFOVERSAND Mein Name ist (Name) von der Firma (Name). Es geht um Preissenkungen bei allen Domains, zum Beispiel kann ich Ihnen für Ihre „.de-Domain-Bestände“ einen Preis von 2,38 EUR pro Jahr anbieten. Wäre das interessant für Sie? Über uns können Sie die Einkaufspreise von 100 Top-LevelDomains nutzen, ohne die teuren Monatsgebühren der einzelnen NICs zu bezahlen. Sie sparen sich so monatliche Mitgliedsgebühren von 5.500 EUR. Bei uns erhalten Sie das Paket für lediglich 150 EUR mtl. Dazu erhalten Sie ohne Zusatzberechnung eine hochkomfortable und zeitsparende Software, die Ihnen alle TLDs, Ihren Server und Ihre Kunden „in einem Guss“ verwaltet. Wenn das für Sie in Frage kommt, sende ich Ihnen einen Link mit unserem Angebot und kontaktiere Sie dann in ca. einer Woche noch einmal. 97 Einwandbeantwortung Kein Interesse Sollte der Kunde bei dem niedrigen „.de-Preis“ kein Interesse zeigen, wird es schwierig weiter die Sachlage zu erläutern. Man könnte evtl. nach seiner Domainzahl fragen und über die Rentabilität argumentieren. Die 150 EUR sind zu teuer Wir haben eine Berechnung angestellt, wonach sich bereits ab 200 „.de-Domains“ die Monatspauschale für Sie amortisieren wird. Wie ist denn Ihr Geschäftsmodell? Ich bin bereits Mitglied bei diversen Organisationen Dann können Sie diese Monatsgebühren künftig sparen und haben die vergleichsweise geringe Monatsgebühr von 150 EUR zu bezahlen. Ich benötige für meine Werbung das Emblem von Mitgliedsorganisationen Wenn Sie das Emblem einer oder zweier Mitgliedsorganisationen auf dem Briefkopf und in Ihrer Werbung angeben, teilen Sie mit, dass Sie nur die Kompetenz und den günstigen Einkauf von zwei TLDs haben. Wenn Sie hingegen unser werbewirksames und gut designtes Emblem abdrucken, weiß man sofort, dass Sie die Kompetenz von über 100 TLDs besitzen. 98 Die technische Umstellung ist mir zu riskant und zu aufwändig Die Umstellung geht risikolos, auf Wunsch erledigen wir alles für Sie. Ich bin bereits mit meiner Software vertraut. Eine Umstellung ist problematisch. Durch unsere neu entwickelte Software sparen Sie enorme Personalressourcen. Hier wird die Administration der EchtzeitNameserver, der Kundenverwaltung, der Domainregistry und Ihres Webservers aus einem Guss vorgenommen. Deshalb lohnt sich die Umstellung in jeder Hinsicht für Sie. Kundengespräch Mein Name ist (Name) von der (Firma). Es geht um drastische Preissenkungen bei allen Top-LevelDomains. Beispielsweise kann ich Ihnen die „.de-Domain“ für 16 Cent pro Monat anbieten (1,92 EUR pro Jahr). Die „.eu-Domain“ kostet 10 EUR pro Jahr. 99 Wäre das von Interesse für Sie? ¾ Nein, kein Interesse - Dürfte ich den Grund Ihrer Ablehnung erfahren, da wir doch 70 % des aktuellen Marktpreises unterbieten. Wenn weiterhin kein Interesse besteht, Telefonat beenden, ansonsten zum nächsten Punkt übergehen. ¾ Ja, Interesse - Kunde: - Wie viele .de-Domains haben Sie aktuell in Ihrem Bestand und was zahlen Sie pro „.de-Domain“? Wozu wollen Sie das wissen? Auf Grund dieser Angaben kann ich Ihnen Ihre Kosteneinsparung errechnen (konkrete Einsparungszahlen nennen). Kunde: Wie kommt der niedrige Preis zu Stande, woran verdient Ihr/liegt Ihr Verdienst (Wo liegt da der Haken?)? - 100 Es handelt sich um unser neues Modell „DOMAINdirect“, eine Art Einkaufsgemeinschaft, bei der Sie auf 100 TLDs zum Einkaufspreis zugreifen können. Unser Verdienst liegt in einer monatlichen Pauschale von 99 EUR. Kunde: - Der Umzugsaufwand ist mir zu viel/zu umständlich. Das ist kein Problem, auf Wunsch übernehmen wir die komplette technische Umstellung, so dass für Sie nur ein minimaler Aufwand entsteht. Kunde: Was kostet mich der Umzug bzw. die Umkonnektie- rung der Domains? - Kunde: - Die KK-Anträge sind für Sie kostenlos. Es fällt lediglich die Pflegegebühr an. Wenn der Kunde spezifische technische Fragen hat? Ich bin zuständig für die kaufmännische Abwicklung und Kundenbetreuung. Was Ihre technische Frage angeht, lasse ich Sie gerne von einem unserer Techniker zurückrufen (Tel.-Nr. verlangen). ¾ Abschluss des Kundengespräches (Auftrag per Telefon) Kunde: Wie ist der Ablauf der Verwaltung? Sind Vertragsunterlagen notwendig? - Der Ablauf ist wie folgt, Herr (Name): Ich sende Ihnen eine Auftragsbestätigung mit den AGB zu. Sie können sich dann noch evtl. Details auf der Homepage ansehen. Bitte geben Sie mir Ihre E-Mail-Adresse, damit ich Ihnen diese Unterlagen und sämtliche Informationen senden kann. Wenn ich dann innerhalb der 7-tägigen Rücktrittsfrist nichts mehr von Ihnen höre, schalten wir Ihnen den Zugang für Ihre Domainregistrierung frei. 101 ¾ Abschluss des Kundengespräches (Informationen) Kunde: Wie ist der Ablauf der Verwaltung? Sind Vertragsunterlagen notwendig? - Das Robotsystem befindet sich derzeit noch in der BetaTest-Phase. Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen schon im Vorfeld Informationsmaterial (Preislisten, etc.) per E-Mail zukommen lassen. Bitte geben Sie mir Ihre E-Mail-Adresse. Bevor es zum Schluss des Gespräches kommt, sollte der Kunde noch auf unsere Serverangebote hingewiesen werden. Alle Daten notieren, damit wir ein individuelles Angebot für den Kunden erstellen können. 102 - Noch eine Frage abschließend: Haben Sie bereits einen Server, auf dem die Domains gehostet werden? - Wo haben Sie den Server gehostet? - Was zahlen Sie dafür im Monat? - Wie viel Traffic brauchen Sie durchschnittlich im Monat? Mögliche technische Fragen: 1. Wie verfahren wir mit den KK-Anträgen/dem Umzug? - Die Domains werden in eine Liste eingetragen und automatisch die NIC-Handles erzeugt. 2. Sind KK-Anträge, Closes und Updates (Eigentümeränderun- gen) - selbstständig durchführbar? Ja. 3. Werden Handles automatisch generiert? - Ja. 4. Sind Nameserver kostenlos im Umfang dabei? - Ja. 5. Können wir die Nameserver selbst konfigurieren? - Ja, Sie können sogar über einen virtuellen Nameserver verfügen, in dem nur Ihr Firmeneintrag erscheint. 6. Welche Schnittstellen gibt es? - E-Mail - XML - API 103 Nachruf Ö Angebot Sehr geehrter Kunde, wir haben Ihnen Infos zu DOMAINdirect gesandt, Sie wissen, unser neues Projekt „Domains zum Einkaufspreis“. Haben Sie Ihrerseits noch Fragen zu unserem Angebot? Zusatzangebot: Traffic zum bundesweit einmaligen Tiefstpreis: 1 GB für 0,25 Cent Nachruf Ö Verträge Wir haben Ihnen Unterlagen zu DOMAINdirect übermittelt. Ich wollte Sie noch über die 4-wöchentliche Einführungsphase informieren, in der unser Service für Sie kostenlos ist. Dazu fehlt mir aber noch der unterzeichnete Vertrag von Ihnen. Wann kann ich damit rechnen? Wäre für Sie das Angebot bei einer geringeren Monatspauschale interessant? Wäre für Sie ein günstigerer Domaineinkauf ohne Monatspauschale ein Thema? 104 Abschlussphase Das Angebot ist günstiger und besser als das der Konkurrenz. Normalerweise müsste der Kunde den Vertrag unterschreiben und zusenden. Warum macht er es nicht? Der Mensch ist träge und scheut Veränderungen. Er möchte am Bestehenden festhalten. Nun beginnt der Kampf zweier Geister, eine Art „verbales Schachspiel“. Da beide, Käufer und Verkäufer, die Logik als Gesprächsgrundlage anerkennen, sucht der Käufer nach Ausflüchten, es nicht machen zu müssen bzw. es auf die „lange Bank“ schieben zu können (Die „lange Bank“ steht übrigens im Rathaus zu Regensburg). Die Gründe, die der Kunde vorgibt, stimmen selten und sind in der Regel Vorwände. Wenn er mehr Gründe nennt, ist der erste meistens der, der gut aussieht, der zweite der Wahre. Nun geht es darum Abschlusshinderungsgründe zu nehmen. Folgende Abschlusshinderungsgründe wurden bisher verwendet und können wie folgt gegenargumentiert werden: 1. Für mich lohnt es sich nicht, ich habe zu wenig Domains und würde dann mehr bezahlen. Gegenfrage: Wie viel würden Sie ca. mehr bezahlen oder ab welcher Monatspauschale würde es sich für Sie lohnen? Antwort: 50 EUR Da ich Sie gerne dabei haben würde, reduziere ich Ihnen ausnahmsweise den Monatsbeitrag auf 50 EUR. 105 2. Ich sehe Probleme beim Umzug der Domains. Hier haben wir ein automatisiertes technisches Tool, mit dem der Domaintransfer problemlos möglich ist. Außerdem sind wir Ihnen selbstverständlich behilflich. Hinzu kommt, dass wir erst den Beitrag vereinbaren können, wenn Ihre Domains umgezogen sind. 3. Ich habe im Moment keine Zeit mich mit dem Problem zu be- lasten. Gegenfrage: Ab wann ist es zeitlich wieder etwas besser? Antwort: Ab August Da ich Sie gerne dabei haben würde, stelle ich Ihnen ausnahmsweise den Vertrag bis September gebührenfrei. Dann haben Sie genügend Zeit sich mit dem System zu befassen. Wir sind Ihnen selbstverständlich behilflich. A LTERNATIVBEISPIEL (E RSTGESPRÄCH ) FÜR DAS P RODUKT DSL-FLATRATE Berücksichtigen Sie beim Telefonmarketing, dass der Angerufene möglicherweise wenig Zeit hat. Der oberste Grundsatz ist das Anliegen oder das Produkt mit maximal zwei bis drei Sätzen prägnant zu charakterisieren. Dies bedeutet, Sie müssen das Gegenüber mit wenigen Worten so weit bringen, dass es das „Ohr öffnet“ und konzentriert zuhört. Nur dann besteht überhaupt die Chance weitere Überzeugungsarbeit zu leisten. 106 Beispiel für Telefonmarketing: Ein Anbieter für DSL-Produkte sucht Vertriebspartner im Kreis der Zielgruppen Telefonläden, EDV-Händler und Systemhäuser. Anfrage: „Guten Tag, mein Name ist [Name] von der Firma [Firma]. Wir sind für ein neues Produkt auf der Suche nach interessierten Vertriebspartnern. Es handelt sich um eine DSL-Flatrate, mit der es Ihren Kunden auch möglich ist über das Internet unbegrenzt in das deutsche Festnetz telefonieren zu können. Als Vertriebspartner hätten Sie die Möglichkeit monatlich von einer Vermittlung profitieren zu können, solange der Vertrag mit dem Kunden läuft. Könnte das interessant für Sie sein?“ 107 Zusatzargumente nur bei Nachfrage: „Weitere Merkmale: o DSL-Anschluss, DSL-Zugang und DSL-Telefonie komplett (es entfallen die jetzigen DSL-Gebühren) o 0 EUR Einrichtungsgebühr o keine Zeit-, Volumen- und Portbeschränkung o Hardware (AVM Fritz Box WLAN 7050) für nur 29,90 EUR o eine feste IP-Adresse o DSL-Geschwindigkeit bis 6 MBit möglich o Webhostingpaket mit drei Domains (.de, .com, .net) o Webspace 250 MB o Traffic 20 GB Wir senden Ihnen unsere Vertragsbedingungen mit Produktinformationen zu und ich melde mich innerhalb von fünf Tagen wieder bei Ihnen.“ 108 c) Direktverkauf Die Ziele, die im Businessplan und in der Umsatzvorausschau vorgegeben sind, die natürlich auch Ihrem Kreditsachbearbeiter bekannt sind, bedürfen nun nur noch der Umsetzung. Mit den daraus erwirtschafteten Gewinnen sollen ja schließlich Ihre Kosten gedeckt, Ihr Lebensstandard gesichert und die Verbindlichkeiten bei Ihren Gläubigern zurückgeführt werden. Mit den in folgenden Kapiteln geschilderten Aufgaben und dem daraus resultierenden systematisch durchgeführten Maßnahmenkatalog (aktive Marktbearbeitung, Werbung, Verkaufsförderung) wollen Sie nur eines erreichen: den gewinnbringenden Verkauf Ihrer Produkte und/oder Dienstleistungen. Die anspruchvollste, aber auch aufwändigste Form stellt der Kundenbesuch per Außendienst dar. Vorab: Den besten Verkäufer des Unternehmens stellt der „Chef“ dar. Er kennt sein Geschäft „aus dem Effeff“, ist entsprechend motiviert, bringt die notwendige Kompetenz beim Kunden mit und kostet nichts, meint man auf den ersten Blick. Wenn aber die andere Arbeit, sprich das sogenannte Tagesgeschäft, darunter leidet, indem der Geschäftsführer beispielsweise nur noch im Außendienst auf Kundenfang ist, gibt es nur eine Lösung: „Ein professionell organisierter Verkauf und Außendienst muss her“. 109 Welche Möglichkeiten stehen zur Auswahl? 1. Festangestellte Reisende (Gebietsvertreter, die sich oft als Verkaufsleiter bezeichnen). 2. Handelsvertreter (HV), die als Exklusiv- oder Mehrfach- Agenten tätig sind (Exklusivvertreter sind nur für Ihre Gesellschaft im Einsatz und müssen ein entsprechendes Einkommen erzielen, sonst haben sie einen kurzen Lebenszyklus). Da aus Budgetgründen für den Existenzgründer letztendlich meist nur der HV in Frage kommt, wird nun dieser Komplex schwerpunktmäßig betrachtet: • Der Handelsvertreter als Ein-Mann-Unternehmen, d. h. ohne Mitarbeiter, ist heute fast nur noch im Dienstleistungsbereich (z. B. Versicherung) und im Werbebereich sowie im „Drückergeschäft“ anzutreffen. • Für die Konsumgüter- und Produktionsunternehmen haben viele Handelsvertreter die Struktur von Vertretungsfirmen angenommen. • Selten ist auch, dass ein Handelsvertreter, der zum Beispiel für fünf Firmen tätig ist, für jede Gesellschaft 20 % seines Umsatzes tätigt. • Das Problem des „Mitnahme- und Bauchladenverkäufers“ besteht darin, dass er das verkauft, was der Kunde gerade will und am leichtesten vonstatten geht. • Tragisch endet dies in dem Drama „Tod eines Handlungsreisenden“. 110 Wenn Sie da nicht darunter fallen – meist ist eine Produktneueinführung mit einem hohen Einsatz verbunden – werden Sie lange nur Ausreden hören und auf Umsätze warten. Irgendwann gehen Ihnen die Motivation und das Geld aus und Sie schließen Ihr Geschäft. Wobei man wieder beim Thema „der Chef als bester Verkäufer“ landet. Speziell bei Aufbauunternehmen wäre es fatal, sich oft der vorgefundenen „Schaumschlägerei“ von „Top-Verkäufern“ anzuvertrauen. Ein Spitzenmann ist nicht frei oder er wird irgendwann Ihr Konzept kopieren und mit Ihren Kunden verschwinden. Also muss in der Praxis der Existenzgründer selbst ran. Voraussetzung: Trainieren Sie sich ein sog. „Zeitmanagement“ an. Beispiel: x Tag(e) in der Woche telefonieren x und y Tag(e) Außendienst D ATABASE -M ARKETING UND D ATABASE -M ANAGEMENT Planen Sie Ihre Aktivitäten und überlassen Sie nichts dem Zufall, suchen Sie nicht die Nadel im Heuhaufen. Sie werden Sie nicht finden. Per EDV-System wird ein speziell auf die Zielsetzung Ihres Unternehmens zugeschnittenes Datenbanksystem aufgebaut. 111 Dies enthält die sog. Stammdaten von o Interessenten o Kunden - Empfehlungen - Geschäftspartner nach der „ABC-Wertung“ (groß/mittel/klein). Zugeordnet werden hierzu wichtige Kontakte zur Zielgruppe – Briefe, E-Mails, Faxe, Werbeunterlagen, etc. Gepflegt wird diese Datenbank durch: o Außendienst-Informationen, o Insider-Tipps, o Interessensanfragen, o Kontakte von Messen und Ausstellungen. Ein Teil des Datenbank-Systems stellt die sog. „AkquiseDatenbank“ dar. Hier sind Grunddaten wie folgt ersichtlich: o Anschrift o Geschäftsinformationen o Kommunikationsverbindungen, wie - Entscheidungsträger - Ansprechpartner - „Zuträger im Betrieb“ mit direkter Telefon-/Fax-/E-Mail-Adresse o Kennziffer nach der „ABC-Wertung“ 112 Das Telefon als Marketing- und Verkaufs-Instrument Vorab werden zwei Arten unterschieden: 1. Das klassische Telefonmarketing 2. Das automatisierte und computergesteuerte Telefonmar- keting zu 1. Das klassische Telefonmarketing: Darunter fällt Folgendes: o Ankündigungen, z. B. von Messeeinladungen o Anlaufstelle für Werbe-E-Mails o Hotline, Beantwortungs-Abteilung für Fragen aus Werbeaktionen A NSPRUCHSVOLLER TELEFONVERKAUF Dies ist eine Alternative zu „klassischen Werbemaßnahmen“ oder „face-to-face“ Verkauf. Sowohl der Erstkontakt als auch der „krönende Abschluss“ erfolgen ausschließlich über das Telefon – von A wie Angebot bis Z wie Zusage des Kunden und Auftragsbestätigung. Dazwischen ist aber meist Korrespondenz erforderlich. 113 Weit entfernte Kunden: Die Kostensteigerung verbietet Ausflüge zu Einsiedlern, zumal wenn diese C-Kunden/-Interessenten sind. Die Abwicklung des Business am Telefon ist oft auch vielen Kunden lieber, da es für sie ebenso mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden ist. D IE ERFOLGREICHE TERMINVEREINBARUNG AM T ELEFON Dies funktioniert am besten, wenn Sie sich einen sog. „Telefongesprächs-Leitfaden“ erstellen. Hier werden der Inhalt und der Ablauf des Gesprächs notiert und zuvor trainiert. Hinweis: Beim Termingespräch „verkaufen“ Sie einen Besuchs-Termin, nicht Ihr Produkt oder Dienstleistung. Wenn Sie schon alles am Telefon ausplaudern, wird es keinen Termin, sondern nur einen Prospektversand geben. V ORBEREITUNG DES V ERKAUFSGESPRÄCHS BZW . DES K UNDENBESUCHES Der Verkäufer muss ähnlich dem Handwerker sein Werkzeug vollständig parat haben und auch damit umgehen können. Langes Suchen und Blättern langweilt und lenkt den Kunden ab. Es signalisiert dem Gegenüber, dass es sich um einen „Nichtskönner“, bestenfalls um einen Anfänger handelt, den er nach Belieben zerlegen kann und wird (nicht jeder ist mit der Gabe des „Inspektor Columbo“ gesegnet). 114 Grundausstattung (Printform oder im Laptop): o Preise o Prospekte o technische Erläuterungen, Tabellen o Kundendienst- und Service-Infos - Liefer- und Zahlungsbedingungen - Referenzen und Anwendungsbeispiele aber auch Argumentationstabellen: o Wettbewerbsinformationen - Informationen über Produkttechnik - Produkteigenschaften - Hinweise zur Marktentwicklung - Daten über das eigene Unternehmen Diese Stichpunkte stehen nur für wenige Beispiele, die der Ergänzung – zugeschnitten auf die jeweilige Branche – bedürfen. Es würde den Rahmen dieser Kurzeinführung sprengen, wollte man jetzt noch eine schriftliche Dokumentation einer Verkaufsschulung wiedergeben. Für Existenzgründer mit Defiziten zu diesem Thema wird der Besuch eines entsprechenden Seminars, am besten der Branche angepasst, dringend empfohlen. 115 Nachfolgend ein paar Tipps: D IE ERSTEN G ESPRÄCHSMINUTEN Die ersten Gesprächsminuten mit Ihnen sind für den Kunden eine Phase der Umstellung. Ihr Auftauchen reißt ihn aus einer bestimmten Denk- und Arbeitssituation heraus und stellt ihn vor eine neue. In dieser Umstellungsphase verhalten sich die Kunden unterschiedlich: o unsicher, weil sie die auf sie zukommende Entscheidung fürchten, o zerstreut, weil ihre Gedanken noch an der bisherigen Arbeit haften, o ärgerlich, weil sie bei einer wichtigen Tätigkeit unterbrochen wurden, o erfreut, weil sie bei einer unbeliebten Arbeit abgelenkt wurden. Tipp: Nehmen Sie die Worte, die der Kunde in den ersten Gesprächsminuten von sich gibt, nicht für bare Münze. Versuchen Sie die Gemeinsamkeiten mit dem Kunden zu entdecken. 116 A NREGUNGEN ZUR G ESPRÄCHS -E RÖFFNUNG IM T ELEGRAMMSTIL o Menschliche Sympathie erwecken und behalten o Positive Stimmung aufbauen - Machen Sie sich ein Bild von Ihrem Gegenüber - Versetzen Sie sich in die Situation des Ansprechpartners (Was will er?) - Beachten Sie die „Körpersprache“ - Benutzen Sie zum Auftauen allgemeine Floskeln, wie „danke, dass Sie sich Zeit genommen haben“ - Kommen Sie relativ schnell zum Nutzen/zur Problemlösung/Einsparung Ihres Angebotes „Wie ich sehe, wollen Sie Kosten sparen, um Ihre Konkurrenten auszustechen.“ - Aufmerksamkeit durch Anreden mit seinem Namen erwecken; der Kunde spürt, wenn sein Name fällt, dass ihn jemand für sehr wichtig nimmt. - Bringen Sie den Kunden durch eine sog. „Kontrollfrage“ ins Gespräch - Geben Sie durch gezielte Fragen das Gespräch ab, führen Sie keinen Monolog, loben, schmeicheln Sie Ihrem Gegenüber: Geschmackvolles Büro, Bilder, Jagdtrophäen, tolle Werbung gelesen, habe gehört, dass Sie einen dicken Auftrag an Land gezogen haben, etc. 117 D ER G ESPRÄCHSABLAUF o konzentriert zuhören o Wichtiges wiederholen o Gesprächsabschnitte auf den Punkt bringen o Zahlen erläutern o Zahlenangaben des Kunden wiederholen o Antwort verzögern, wenn der Kunde einen entscheidenden Einwand bringt (Kunstpause) o präzise sprechen o Umgangssprache nutzen; sprechen Sie natürlich, aber zum Beispiel in technischen Sachausdrücken kompetent o Kundenwünsche hinterfragen und abschätzen o Einwände geistig sammeln „AIDA-Methode“: A = Attention (Aufmerksamkeit) I = Interest (Interesse) D = Desire (Kaufdrang wecken) A = Action (Auftrag) Mit dieser Gedankenstütze ist man eigentlich für jedes Verkaufsgespräch gewappnet. Von der Gesprächseröffnung bis zum Abschluss führt oft ein steiniger Weg. Dazwischen liegen noch die Einwände des Kunden, die ausgeräumt werden müssen. 118 K AUFMOTIVE Wichtig ist, dass Sie bei Ihrem Verkaufsgespräch die Kaufmotive des Kunden erkennen. Dies hilft Ihnen, manche Einwände und deren „Klippen zu umschiffen“: o Neugierde, Entdeckungstrieb o Geltungs- und Überlegenheitsbedürfnisse o Nachahmungs- und Identifikationstrieb o Rationalisierungs- und Modernisierungszwänge o Pflicht- und Dienstbedürfnis Ein paar Gedanken zum Thema „Preis“: Manche Verkaufsanfänger bekommen Schweißausbrüche, feuchte Augen und sonstige nicht angebrachte nervöse Erscheinungen, wenn es um den Preis geht. Tagtäglich akzeptiert der Verbraucher zigmal Preise, beispielsweise beim Einkaufen im Supermarkt. Der Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung ist die natürlichste Sache der Welt. 119 Nachstehend Tipps zur Preisnennung: DIE WARUM-FRAGE HILFT FAST IMMER Der Kunde behauptet Ihr Preis sei zu hoch. Fragen Sie einfach „warum“. Er muss sich Gedanken über seine Behauptung machen und diese begründen. Nebenbei liefert er Ihnen Argumente zur Einwandbeantwortung. Verbinden Sie die Preisangabe mit einem Vorteilshinweis. „Sie bekommen das Gerät für 999 EUR. Es hat gegenüber anderen Maschinen den Vorteil, dass es nur alle zwei Jahre gewartet werden muss, was Servicekosten spart.“ KLEINE ZUGESTÄNDNISSE AUFWERTEN „Herr Kunde, ich habe Ihnen den bestmöglichen Preis genannt. Wenn Sie jetzt noch 3 % Skonto fordern, muss ich in die Knie gehen. Darf ich um kurze Bedenkzeit bitten?“ Nachdem Sie ihm 2 % angeboten haben, geben Sie ihm schließlich die 3 %. 120 Z UM A BSCHLUSS : Erstellen Sie Ihr Verkaufsgespräch und dessen Ablauf schriftlich. Üben Sie dieses. Schreiben Sie sich Einwände Ihrer Interessenten und Kunden auf. Sie werden merken, es ist immer das gleiche „Pokerspiel“. Aber wenn Sie als „Verkäufertyp“ meinen, dass das „Verwaltungsgebäude zuletzt gebaut wird“, seien Sie auf der Hut. Auch wenn Sie ein „toller Hecht“ im Aufreißen von Geschäften sind. Vernachlässigen Sie Ihre anderen administrativen Pflichten als Chef nicht: o Buchhaltung, o Personal, o Steuern, Finanzen, o Behördenmühle. Manches Unternehmen ist leider schon daran gescheitert. 121 d) Direktmarketing Unter der Betrachtung von Werbung + Verkaufsförderung + Vertrieb Nachfolgende Texte können keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Diese Information bietet vielleicht 1 % Inhalt zu dem breitgefächerten Themenkomplex an. Auch wird eine Boutiquebesitzerin eine andere Aufgabenstellung als ein Handwerker haben. Fakt ist, dass viele Unternehmensgründer die Neukundenwerbung zu unsystematisch betreiben. Verkaufsförderung: Ein wichtiger Bestandteil im Absatzbereich stellt die Verkaufsförderung dar. Sie ist ein oft unterschätztes Instrument, um den Markt zu lenken und zu beeinflussen. In der Praxis verschmelzen oft „Werbung + Verkaufsförderung“. Das folgende Kurzkonzept dient nur zur Einstimmung auf den breitgefächerten Themenkomplex und zeigt einige Aktivitäten aus der Praxis in Stichwortform auf. Begonnen wird mit dem Schwerpunkt „Neukundengewinnung“. 122 Diese Werbeinstrumente stehen zur Verfügung: o Printmedien o Mailings o Telefon-Marketing o Messen und Ausstellungen o Anzeigenwerbung o PR (Pressearbeit) o Plakate, Flyer, Beilagen, Handzettel o Preisausschreiben, Wettbewerbe o Veranstaltungen, Vorträge, Seminare o Tag der „offenen Tür“ o Besichtigungen und Fahrten o Hotelschauen o Informations-Reisen o Meinungsumfragen o Parkplatzaktivitäten o Stände in Märkten, Fußgängerzonen o Eigene Ideen Jede Akquisetätigkeit hat die Zielsetzung neue Interessenten und Kunden zu gewinnen. Die Wertigkeit dieser zur Verfügung stehenden „Instrumente“ ist aber sowohl von der Branche als auch der Zielgruppe abhängig. Ohne einen eigens erstellten Beurteilungskatalog wird man den „Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“ und bei der „bösen Hexe“ im Verschlag landen, wo man finanziell total abmagern wird. 123 Mailings Um hier erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen, benötigt man ein gutes „Adressen-Management“ und entsprechendes Adressenmaterial. Dies ist entweder selbst durchführbar oder über externe Dienstleister möglich. Außerdem sollte die Mailing-Aktion entsprechend kontrolliert, ausgewertet und diese in die eigene EDV integriert werden. Merke: „Eine ist keine“, nur die Wiederholung bringt den Erfolg. Wozu eignen sich Mailings überhaupt? Hier einige Beispiele: o Infoveranstaltungen o Neu- und Wiedereröffnungen - Inhaberwechsel - Neue Produkte und Produktpräsentationen - Neue Serviceleistungen mit individueller Beratung - Vorträge - Einladung zur Hausmesse - Einladungen zu Messen und Ausstellungen allgemein Ü BER DEN S INN UND N UTZEN VON M AILINGS Die Werbung mit E-Mails ist ein kostengünstiger und vor allem schneller Weg, um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe, sprich Neukunden, zu wecken. Außerdem ist es richtig eingesetzt ein kostengünstiges Instrument, wenn man hierbei den Aufwand pro Kontakt zu Grunde legt (Vergleich: Ein „Kaltkontakt“ per Außendienstmitarbeiter kostet ein Vielfaches). 124 Ausgehend von der Hypothese, dass sich der Existenzgründer noch keinen „Profi-Werbetexter“ leisten kann, hier einige Tipps und Anregungen: o Mit der persönlichen Ansprache erreichen Sie direkten mentalen Zugang zur Zielperson (Vermeide: Sehr geehrte Damen, ... Herren). o Speziell bei größeren Firmen wird eine E-Mail ohne Nennung des Namens im Papierkorb landen. o „In der Kürze liegt die Würze“. Beschränken Sie sich auf das Wesentliche. Verschicken Sie keine Romane, die keiner liest, schon aus Kostengründen. o Man muss auf den ersten Blick Neugierde und Interesse wecken (z. B. „Das Geheimnis oder Insiderwissen, wie Sie Ihren Konkurrenten hinter sich lassen“, ist eine Formulierung, bei der man vielleicht doch weiterliest). o Versuchen Sie auf den Leser psychologisch geschickt einzugehen. Es gibt die sog. Branchenblindheit und damit einen eingeschränkten Blickwinkel, den man sich zu Nutze machen sollte. o Wiederholen der Anrede im Brieftext und damit „Aufsockeln“ der Zielperson in der Werbebotschaft. o Eine beigefügte Antwortkarte ermöglicht umgehend zu reagieren (Porto zahlt Empfänger steigert die Erfolgschancen). o Telefon-Hotline (Rufumleitung aufs eigene Handy schafft sofort Kontakt). o … eigene Ideen … 125 Sonstiges: o Datum und Unterschrift. o PS (wichtiges Argument/Nutzenvertiefung). - Die beigefügten Anlagen sollte man als äußerst wichtig und interessant ankündigen und verkaufen (Ein toller Tipp, Überraschung versteckt, …). Gestaltung Ohne richtige Aufmachung sind Mailings „verbranntes Geld“ oder Sie werfen Ihr „sauer erobertes Geld von der Bank“ einfach durchs Fenster hinaus. Dann kommt wenigstens die Polizei ins Haus, wenn sich schon kein Kunde verirrt. o Wenig Text auf der Infoseite. o Produkt-Infos sind im Prospekt oder in der Beilage besser aufgehoben. o „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. o Tragen Sie nicht zu dick auf, sonst „treten Sie ins Fettnäpfchen“. 126 Mailings & Telefon Mailings eignen sich hervorragend zum Nachhaken per Telefon im Business-to-Business-Bereich per sog. Telefon-Nachfass-Aktion: o Gleich zum Thema kommen: Verkaufsabschluss (warum nicht). o Feedback-Analyse (Haben Sie meinen Brief erhalten?). o Sonderangebot oder Info-Besuch ankündigen. o Für Interessenten Ihres Standards kann ich Ihnen sogar eine interessante Beratung per Außendienst zukommen lassen, vielleicht sogar mit einer Sache, die wir am Telefon nicht so besprechen können. Informationsschriften – Kundenzeitschriften Bedrucktes Papier ist neben dem Internet unverändert die verbreiteste, aber wegen der Papierflut nicht unbedingt die beliebteste Form der Kommunikation mit bereits bestehenden Marktpartnern. Die beste werbliche Wirkung haben diese, wenn sie nicht als Werbeschriften zu erkennen sind, die dem Interessenten und künftigen Kunden mit Rat und Tat, vielleicht sogar mit „Insider-Tipps“ dienen. 127 Die CD-ROM und das Internet Diese bieten den Vorteil, den Interessenten direkt von Angesicht zu Angesicht zu haben, ohne dass die persönliche Präsenz notwendig ist. Sie sitzen praktisch auf dem Schoß des möglichen Kunden. Sie können auf der ganzen Tastatur der Verkaufspsychologie (Augen + Ohren + Stimme) arbeiten. Falls Sie hierbei über keine Erfahrungen verfügen, rate ich, Dienste von einem Profi in Anspruch zu nehmen, bevor Sie sich lächerlich machen. D ER V OLLSTÄNDIGKEIT HALBER WEITERE P RÄSENTATIONSMITTEL : o Projektor o Videofilm o LC-Display o Das gute alte Flipchart o Diaprojektor o Computer o Pinwände o Overheadprojektor 128 Empfehlung Da Sie als Unternehmensgründer in Personal-Union mit der breiten Palette der kaufmännischen Aufgabenstellung (Finanzen, Marketing, Vertrieb, Management, Organisation, Grundwissen in Steuern und Recht) vertraut sein sollten, sind Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen dringendst zu empfehlen. Warum sollte das „Rad zweimal erfunden“ werden? 129 e) Direktverkauf im Laden In den zurückliegenden Kapiteln wurde der oft sehr aufwändige Weg beschrieben, bis man endlich beim Kunden war. Prima, jetzt spaziert der Kunde zu einem ins Geschäft. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Verbraucher einen auch findet. Hier gibt es die berühmten drei Möglichkeiten: 1. Man macht durch gezielte Werbung auf sich aufmerksam. 2. Der Laden hat eine Top Lage, so dass man aus Laufkundschaft Stammkunden gewinnt. 3. Durch „Mund-zu-Mund-Propaganda“ und Weiterempfehlung rennen einem die Kaufinteressenten „Tür und Tor“ ein. Da viele Existenzgründer die teuren Spitzenlagen meist nicht in ihrem Budget haben, werden am Ende dieses Kapitels aus Gründen der Übersicht eine Vielzahl von Werbemöglichkeiten aufgelistet. Zu bedenken ist jedoch, dass bei näherer Betrachtung oft eine gute Lage insgesamt billiger ist, wenn man die Ausgaben für die oft teure Werbung ins Kalkül zieht. Ähnliches gilt für Ladengeschäfte, die eine gewisse Verkehrsanbindung erfordern und für die Parkmöglichkeiten lebenswichtig sind. 130 Es wird davon ausgegangen, dass folgende Kriterien zur besten Zufriedenheit erfüllt sind: o o o o o o Die Schaufensterdekoration ist zeitgemäß und lockt genügend Kunden in den Laden. Es ist genügend Kundenfrequenz vorhanden, damit überhaupt etwas verkauft werden kann. Das Geschäft ist entsprechend der Branche angemessen eingerichtet und es herrscht eine angenehme „VerkaufsAtmosphäre“ (Ein „Bio-Laden“ benötigt eine andere Aufmachung als eine „Edelboutique“). Temperatur und Lüftung passen, kein Kunde findet es in Ihrem Geschäft unerträglich und will nur noch flüchten. Vielleicht arbeiten Sie auch mit „Düften“. Sie und Ihr Personal integrieren sich harmonisch durch Ihr „Outfit“ ins Geschäft. 131 Der erste Eindruck Ob aus einem „Laden-Bummler“ ein Kunde, vielleicht sogar ein Stammkunde wird – der erste Eindruck entscheidet. Die Art, wie man ihn begrüßt, Kontakt aufnimmt, kann die Tür zu Harmonie, gekrönt mit einem erfolgreichen Verkauf, öffnen oder schließen. Man muss sich oft schon wundern, mit welcher Arroganz und Hingabe manches Verkaufspersonal mit sich selbst beschäftigt ist, während der Kunde hilfesuchend seinen Blick schweifen lässt. Für den Verkäufer sind ungefähr die ersten ein bis zwei Minuten der Dreh- und Angelpunkt, ob er eine Wellenlänge mit dem Kunden aufbauen kann. Dazu gehört auch eine gute Portion Menschenkenntnis. Manche Kunden wollen erst mal allein sein, um sich zu orientieren, während andere es nicht erwarten können, dass man ihnen Hilfe anbietet. 132 Wie gut kann ich Menschen einschätzen? Dies stellt eine immerwährende Aufgabe und Herausforderung für den Profi-Verkäufer dar. Manche Laien haben außerdem das Vorurteil und Bild von diesem Beruf im Hinterkopf, dass Verkäufer nur herumstehen und die Zeit mit Pausen totschlagen. Dieses Vorurteil stellt natürlich eine totale Fehleinschätzung dar. D IE VIER G RUNDLAGEN UND DEREN K OMMUNIKATIONSWEGE FÜR DIE E INSCHÄTZUNG 1. Sprache und Stimme 2. Gehör 3. Gesichtsausdruck 4. Körperbewegung D IE K LEIDUNG Nicht nur die Körpersprache in punkto „Haltung und Bewegung“ charakterisiert einen Menschen, sondern auch seine Kleidung. 133 o o o o o o o Altmodische oder schlecht sitzende Kleidung kann über den Träger aussagen, dass er sich als ewig Gestriger nichts Besseres leisten will und kann. Werfen Sie immer einen Blick auf den Zustand der Schuhe, dieser spricht Bände. Ungepflegte Kleidung lässt oft die Schlussfolgerung zu, dass es dem Kunden an Selbstwertgefühl mangelt oder er nicht in innerer Harmonie lebt. Für Menschen mit topmodischer Kleidung ist es wichtig, dass sie immer „in“ sind. Es ist für sie von großer Bedeutung, was andere über sie denken. Sie fühlen sich oft unsicher, wenn sie nicht die neuesten Klamotten tragen, hinter denen sie sich verstecken können. Leute mit sexy Kleidung wollen mit aller Gewalt Aufmerksamkeit erregen und zeigen, was sie Schönes anzubieten haben. Sie servieren sich auf dem „goldenen Tablett“. Oft versuchen sie Unzulänglichkeitsgefühle zu kompensieren. Unpassende Kleidung: Jemand, der sich zum Beispiel total unpassend für die Tageszeit kleidet, signalisiert, dass er ein Revoluzzer ist, der Aufmerksamkeit braucht. Menschen, die geschmackvoll gekleidet sind, signalisieren, dass sie offen und kooperativ sind. Sie spiegeln ein gesundes Selbstvertrauen wider. 134 K AUFMOTIVE Nachdem die äußere Erscheinung der Kunden betrachtet worden ist, wird nun ein Blick in deren Gefühlswelt und Kaufmotive geworfen. Grundsätzlich treten hier die Urtriebe unserer Steinzeitvorfahren und deren biologisches Erbe zu Tage: o o o o o o o Gesundheit Besitz- und Sammeltrieb Selbsterhaltungstrieb Sexualtrieb Zuneigungsbedürfnis Nachahmungs- und Identifikationstrieb Reserven zurücklegen, einsparen, horten Um diese psychologischen Faktoren bei einem oft sehr kurzen Verkaufsgespräch ins Gefecht werfen zu können, bedarf es aber schon einer ordentlichen Portion Erfahrung. 135 Wer fragt, gewinnt Bringen Sie den Kunden dazu seine Wünsche zu äußern. „Welchen Pulli suchen Sie, einfarbig oder gemustert?“ o o o o Gezielt fragen und möglichst schnell die Ware zeigen – es wird sonst kostbare Zeit vergeudet, sowohl für den Kunden als auch den Verkäufer. Es hat übrigens wenig Sinn, sich mit einem „Ewig-Unentschlossenen“ zu beschäftigen, wenn die anderen Kunden unverrichteter Dinge erbost den Laden verlassen. Um hurtig voranzukommen, benutzen Sie am besten die „JaFragen-Technik“. Man baut drei bis vier „geschlossene Fragen“ auf, die der Gesprächpartner mit „Ja“ beantwortet. Normalerweise wird er bei der letzten Frage, die er vielleicht mit „Nein“ beantwortet hätte, ebenfalls mit „Ja“ antworten. Vermeiden Sie sog. „Selbstmorderöffnungen“, z. B. „bei Ihrer Figur, Ihrem Alter, Ihrem Aussehen können Sie das nicht tragen“. Wirkungsvolle Sachargumentation Der Verkäufer muss sein Sortiment aus dem „Effeff“ beherrschen. Vorteile ins rechte Licht rücken zu können, das zeichnet den Profi aus. Das detaillierte „Know-how“ um seine Ware ist die unverzichtbare Grundlage für die Überzeugungskraft. Hinweis: Durch Informationen aus dem Internet wissen die Kunden oft mehr als das Aushilfsverkaufspersonal oder was auch manchem Chef-Verkäufer lieb ist. Wer es versäumt den Markt im Blick zu haben, weiß auch über Trends und künftige Entwicklungen nicht Bescheid. Wer sich laufend informiert, wird auch seiner Funktion als Berater und irgendwann einmal als „bester Freund“ des Kunden gerecht. 136 Fehler suchen – Gespräche auswerten o o o o Nichtkauf, warum? Stimmt die Sortimentspolitik? Stimmt die Preisgestaltung? Was macht die Konkurrenz besser? (Gehen Sie mal bei Ihren Mitbewerbern einkaufen!) Kurze Checkliste bei verkäuferischen Defiziten: o o o o o o Alle Regeln der Höflichkeit beachtet? Sprechtechnik in Ordnung gewesen? Missverständnisse vermieden? Notwendige Fragen gestellt? Einwände geschickt behandelt? Richtig argumentiert? Tipps aus der Praxis o o o o o o o o Machen Sie Zusatzangebote, die das Verkaufte sinnvoll ergänzen. Vermeiden Sie: „Sonst brauche ich im Augenblick nichts“. Kündigen Sie Ihr neues Sortiment aus der Messe an. Bieten Sie einen Anruf an. Vorsicht: Jetzigen Auftrag nicht selbst zerstören. Geschickt ist es, erst zu verkaufen, anschließend den Blick auf die neue künftige Kollektion, z. B im Prospekt zu werfen. Gefahr: „Dann warte ich halt noch ein bisschen“. Artikel nicht vorhanden, Ersatzartikel anbieten. Lassen Sie sich mit geschickter Rhetorik einen Ersatzartikel einfallen, wenn der Kunde etwas sucht, das nicht vorhanden ist. 137 o o o o o Verkäufe aufstocken, beispielsweise den Gesamteinkauf durch Mengenrabatt etwas billiger machen, wobei Sie auch einen „Ladenhüter“ loswerden können. Aktion: Ab 100 EUR 10 % Rabatt oder beim Kauf von drei Artikeln ist der vierte gratis. Verständnis zeigen, dass dem Kunden die Entscheidung nicht leicht fällt. Fassen Sie noch einmal zusammen, was beispielsweise für das Gerät spricht. Damit nehmen Sie dem Kunden die Last von den Schultern, eine Entscheidung treffen zu müssen. Sie können nun völlig entspannt die Vorteile mit der„JaTechnik“ wiederholen. Reduzieren Sie bei Kleinartikeln die Verkaufsdauer. Teilentscheidung herbeiführen; wenn ein Kunde mehrere Artikel sucht, verkaufen Sie ihm von Anfang an das „leichteste“. Diese Methode bringt folgenden Vorteil: Die Entscheidungsfreudigkeit wird angeregt, er nährt sein Besitzdenken, er passt die Kaufabsicht seinen Vorstellungen an. 138 Alternativfragen Die Kaufhemmung des Kunden kann darin begründet sein, dass er aus der Fülle des Sortiments sein Produkt nicht herausfindet. In diesem Fall müssen Sie seine Auswahl-Möglichkeiten geschickt vermindern. Sie unterbreiten ihm die aus Ihrer Erfahrung „besten drei Vorschläge“. Preisgespräche o o o o „Warum-Methode“ (bekannt aus zurückliegendem Kapitel). Mit dem „Nutzen“ argumentieren: „Sie meinten das Gerät sei den Preis nicht wert?“ Antwortet der Kunde mit „Nein“, dann ist der Einwand vom Tisch. Gefühle mobilisieren: Bei einem Kunden, bei dem der mühsame Aufstieg bekannt ist: „Das muss schon ein schönes Gefühl sein, sich solch ein “xyz“ erarbeitet zu haben. Da werden Sie neidische Blicke ernten und viele Bewunderer haben“ (Anmerkung: Umsonst laufen nicht so viele „verwelkte Schönheiten“ mit protzigem Geschmeide und Pelzmänteln herum). Einwände freundlich ausräumen. „Ich will es mir noch einmal überlegen“, ist die Bankrotterklärung eines jeden Verkäufers, der glaubt gut zu sein. 139 Kundenbindungssysteme „Tante Emma“ hatte uns in der Vergangenheit auf ganz intuitive Weise aufgezeigt, wie man Kunden der Konkurrenz abwirbt und zu eigenen Stammkunden macht und wie diese auch gepflegt werden. Clienting steht für Maßnahmen, die dem Kunden auch nach Geschäftsabschluss das Gefühl und die Sicherheit geben, in guten Händen, z. B. durch Service vor Ort, zu sein. Aktives Marktverhalten bringt den Unterschied zur Konkurrenz: o o o o o o o o o Service und Inspektion ruft an, ob alles passt. Kundenzufriedenheit per Telefon erfragen. Anruf, ob Gebrauchsanweisung Probleme bereitet. Kundenzufriedenheitsbefragung nach gewisser Einsatzzeit (Telefon, Brief). Gratulieren zum Geburtstag. Kundenhotline, Call-Center, das funktioniert. Kundenclubs. Firmen-Seminare (z. B. Anwenderschulung). Neuheiten, neue Kollektion eingetroffen; Sie kommen als erster in den Genuss. Abgrenzung zu Wettbewerb o o o o o Spezialisierung Kundenkredite über Abzahlungsbank Reklamationsbearbeitung Stammkundenmarketing Stammdaten-EDV (wie in zurückliegenden Kapiteln beschrieben) 140 Werbemittel-Übersicht WERBEDRUCKSACHEN o o o o o o o o o o Werbehandzettel Werbeprospekt Werbebroschüre Zeitungsbeilage Kundenzeitschrift Werbebrief Werbekatalog (Print + Internet) Werbeetiketten Firmenvordrucke Werbetüten (Papier + Plastik) ZEITUNGS- UND ZEITSCHRIFTENWERBUNG o o o o o Werbeanzeigen Einzelanzeigen Serienanzeigen (Rabatt) Beilagen PR-Artikel BILDLICHE WERBUNG o o o o o o o o o o o Werbeplakate Werbefotos Litfaßsäulen-Werbung Großflächenwerbung Sonderstellenwerbung Sandwichträger Luftwerbung Abzeichen Autos Taxis Busse 141 Werbespots: o Werbe-Fernsehen (regional + überregional) o Radio SONSTIGE o o Werbe-CD-ROM Internet-Werbung Verkaufsraumgestaltung Schaufenster Display Warendemonstrationen Musterproben Werbegeschenk, Zugaben, Kostproben Preisausschreiben Wettbewerb Sportstättenwerbung Vereinswerbung allgemein Prämienwerbung - „Mund-zu-Mund-Propaganda“ 142 f) Plakatwerbung Plakatwerbung stellt die älteste Form der Außenwerbung dar. Daneben hat sich dann in den fünfziger Jahren die Litfaßsäule etabliert. Die modernen Plakate sind von hinten beleuchtet und oft auch mit veränderbaren Werbeinhalten ausgestattet. Unter Plakat- und Außenwerbung versteht man unterschiedliche Werbeformen und Formate. Die Größenangabe erfolgt in DIN A1 und einem Vielfachen davon. 1) City Light Kleinplakate DIN A1 Diese Aktionen werden häufig von regionalen Werbeagenturen individuell organisiert. Man beklebt die Türen von Gaststätten, die Schaufenster und Türen leerstehender Geschäfte, Haustüren usw. Hier ist auf vorhandene Genehmigungen zu achten. Das jeweilige Werbeanliegen darf nicht in Konkurrenz zu dem jeweiligen Laden- oder Gaststätteninhaber stehen. Ein Gastronom hat beispielsweise keine Einwände, wenn für eine Sportveranstaltung oder ein Konzert geworben wird. 2) Litfaßsäulen Hier können Plakate in den Größen 1/1, 2/1, 4/1, 6/1 und 8/1 untergebracht werden. Bei der sogenannten Ganzsäule wirbt nur ein Kunde pro Säule, hier liegen die StandardPlakatgrößen bei 4/1, 6/1, 8/1 und 12/1. Auch gibt es sogenannte Rundumbeklebungen. In Österreich und der Schweiz findet man teilweise abweichende Formate. 143 3) Großplakate Die Großflächen-Werbetafel wird auch Billboard genannt. Das Plakatformat ist 18/1 und wird auch als 9m²-Medium bezeichnet. Aufgrund der weiten Verbreitung eignet sich die Großflächentafel besonders für bundesweite Werbekampagnen. 4) Schaufensterwerbung Über Schaufensterwerbung können sich Ladenlokale nach außen präsentieren. Zur wirkungsvollen Darstellung zählt eine ansprechende und werbewirksame Gestaltung. Dazu gehört auch die Anbringung von Werbeslogans, Firmenlogos und anderen Gestaltungselementen. In nur wenigen Fällen ist ein Schaufenster so stark frequentiert, dass sich die Vermietung an Dritte lohnt. 5) Mobile Außenwerbung Mobile Werbeträger werden häufig an frequenzstarken Standorten zeitweise aufgestellt. Entweder fahren sie festgelegte Routen im Stadtbereich ab oder sie nehmen aktiv am öffentlichen Verkehr teil. Beispiele für mobile Werbeträger sind Fahrzeuganhänger mit Plakattafeln, Kleinlaster mit Plakatflächen oder Rollenwechselsystemen, Lkw-Sattelauflieger mit automatischen Aushangflächen für Riesenposter. Des Weiteren gibt es noch speziell dekorierte Promotionsfahrzeuge, wie Infomobile und Showtrucks. 6) Fahrzeugwerbung, Verkehrsmittelwerbung, Transportme- dienwerbung Die Vermarktung von Flächen für die vorstehenden Werbeflächen wird in der Regel durch Außenwerbeunternehmen vorgenommen. Betroffen sind die Innen- und/oder Außenflächen von Bussen, S-Bahnen, U-Bahnen, Zügen, Lkws und Taxis. Die Werbung auf den Außenflächen ist durch Teil- und Ganzgestaltung möglich. 144 g) Ausstellungswerbung Die Schaustellung von Produkten und Dienstleistungen Die „direkte Schaustellung“ von Produkten und Dienstleistungen stellt wohl neben dem „Fliegenden Händler“ die älteste Form dar, um seine Ware oder sein Angebot an den „Mann oder auch die Frau“ zu bringen. Das heutige Messe- und Ausstellungsgeschäft spielt als Absatzinstrument im Verkaufs-Orchester, sprich Marketing mixed, eine bedeutende Rolle. Dabei sollte dies nicht unter dem Aspekt jetziger, sondern primär künftiger Geschäfte betrachtet werden. Es gibt das Beispiel des Inhabers einer Großschreinerei, der seine letzten umgerechnet Hunderttausend US-Dollar zusammenkratzte, an einer Messe in Dubai in Erwartung von Großaufträgen teilnahm und mit leeren Händen, sprich ohne festen Auftrag, zurückkam. Als die ersten konkreten Anfragen von Kunden eintrafen, war er längst beim Konkursrichter, dem er glaubhaft erklären musste, was er denn mit dem Geld angestellt hatte, da zum Teil Belege fehlten und der Verdacht aufkam, er hätte sich als Geschäftsführer einer GmbH gesetzeswidrig an der Kasse bedient. 145 Die Qual der Wahl (Die richtige Auswahl von Messen und Ausstellungen) Die verschiedenen „Fachbezeichnungen“: o o o o o o o o o o o Eine Messe findet regelmäßig statt, eine Ausstellung unregelmäßig Es gibt Fachmessen- und Fachausstellungen (Die Veranstaltung hat ein bestimmtes Motto, Produkt- und Themenbereiche werden präsentiert) Mustermesse (es wird nach ausgestellten Mustern verkauft) Verbrauchermessen und -ausstellungen Universalmessen (hier kann alles vertreten sein, im Gegensatz zur Fachmesse) Nationale und internationale Messen und Ausstellungen, z. B. Weltausstellung, IAA Hausmessen Hotelschauen Ausstellungswagen Eigene Verbraucherschauen, können überall stattfinden, z. B. auf dem Schiff, im Bus Sonstige Verkaufsstände Seit einigen Jahren gibt es auch Verkaufs-Shows im TV- und im Internet-Business, was sicherlich eine Mischform zwischen dem klassischen Versandhandel und einer sog. VerbraucherPräsentation darstellt. Großzügigerweise wird auch die Vorführung und der Verkauf von Produkten im sog. „Home-Party-Bereich“ als verwandte Form der Schaustellung aufgelistet. Beispiel: Tupperware 146 Wie eingangs schon erwähnt, hat die klassische Messe in den letzten Jahren einen Wandel vollzogen: o o o o o Neben den Verkaufsabschlüssen werden immer mehr Geschäfte nur angebahnt und später nachbearbeitet. Im Vordergrund steht die Information und der „Know-howTransfer“. Die Akquise steht unter dem Motto: „Interessenten finden – daraus Kunden gewinnen und binden“. dient als Instrument der „Konkurrenzbeobachtung“. Imagepflege. Hinweis: Bitte beachten Sie folgenden Branchentipp: „Nicht kleckern, sondern klotzen“ – „Man kauft nur bei Siegern“ und wer einmal eine Messe „schwänzt“, d. h. er ist bei der wichtigsten Fachmesse nicht dabei, dann wird schon gemunkelt, ob das Unternehmen nicht „pleite“ sei. 147 Über Sinn und Unsinn von Messen Wegen der relativ hohen Kosten und des Aufwands an „Manpower“ sowie Sachmitteln wird die Beteiligung an Messen und Ausstellungen oft als unwirtschaftlich angesehen. Häufig steht das Verhältnis zwischen Aufwand und Erfolg in keiner Relation. Speziell Existenzgründer sollten ihr Budget auf jeden Fall im Visier haben und die finanziellen Mittel nicht irgendwo anders abzweigen müssen, in der Hoffnung den berühmten Großauftrag als Rettungsanker abzuschließen. Messe-Neulinge landen auch oft bei einer unpassenden SpezialFachausstellung. Da sich Messen lohnen müssen, sollte eine gründliche Information und Vorbereitung vorausgehen: o o o o o o o Wichtig ist, dass Produkte, Sortiment und Dienstleistungsspektrum zur Messe oder Ausstellung passen. Lassen Sie sich Daten der vorherigen Veranstaltung geben. Ausstelleranzahl und deren Branchenverzeichnis sind ferner wichtig. Beste Infoquelle: Messekatalog. Info: Anzahl der zu erwartenden Besucher. Werbemaßnahmen der Ausstellungsgesellschaft kontrollieren. Presse-Echo/Bedeutung der Messe regional/national/weltweit recherchieren. Ohne Zweifel, Ausstellungen und der damit verbundene Aufwand kosten jede Menge Geld und die Preise steigen laufend. Nur als Beispiel für Nebenkosten sei erwähnt, dass sich in München bei einer beliebigen, aber einigermaßen bedeutenden Messe die Preise von einem Hotelzimmer der unteren Kategorie (ca. 50,- EUR) verachtfachen, sprich auf ca. 400,- EUR pro Nacht erhöht werden. 148 Die Investitionen rechnen sich nur, wenn von allen Ausstellern und den Veranstaltern genügend getan wird, um adäquate Besucher der Messe anzuziehen. Bei einer Regionalausstellung, die nur die marode Bilanz einer Kongress-GmbH von dunkel- auf hellrot färben soll, bedeutet es rausgeworfenes Geld, wenn sich die Aussteller mit dem gegenseitigen Erzählen von Witzen bei Laune halten müssen. Kosten-Reduzierung – Gemeinschaftsstände – Förderprogramme Für „Start-up-Unternehmer“ ist empfehlenswert, mit z. B. Lieferanten oder nicht im Wettbewerb stehenden Geschäftspartnern auf einem Gemeinschaftsstand auszustellen. Neben der Kostenersparnis können auch weitere Synergieeffekte, z. B. Personalaushilfe genutzt werden. Ferner bieten Handwerkskammern, Innungen und Verbände oft Messebeteiligungen an, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Man muss nur noch seine Produkte und Werbematerial mitbringen, alles andere ist bereits von z. B. einem Messebau- und Service-Unternehmen professionell vorbereitet und organisiert worden. Auch die Kosten halten sich in Grenzen. Für die Teilnahme an einer Fach-Messe in Eigenregie sollten Sie mindestens 15.000,- bis 20.000,- EUR einplanen. Da sind Sie aber noch am unteren Ende der Fahnenstange. Ferner kann der Stand als solches noch einiges verschlingen, falls man nicht auf einen Fertigstand zurückgreift. Empfehlung zum Start: Regionale Ausstellungen, hier halten sich die Kosten in Grenzen. 149 Vorbereitungs-Maßnahmen Messen und Ausstellungen erfordern eine äußerst präzise Planung sowohl die Logistik als auch das sog. „Timing“ betreffend. Die Vorbereitung umfasst in Kurzform und im Wesentlichen folgende Bereiche: o o o o o o Messeeinladungen, Info, Werbematerial, Administration, Annoncenplan Vereinbarung mit dem Veranstalter (Anmeldung, Bestätigung) Wichtig: Standort des Standes! Energie- und Kommunikationsanschlüsse Standdesign und Aufbau (z. B. Fertigstand von einem Messebauer zur Miete) Standbesetzung: Eigene Mitarbeiter, Zeitpersonal, Hostessen, Arbeitszeitplanung, Unterbringung, Fahrtmöglichkeit, Spesen und Zulagen, Kleidung, etc. Damit nichts vergessen wird, erstellt man am besten Checklisten und einen exakten Plan. Neben der Versendung von E-Mails und schriftlichen Messeeinladungen ist ferner die Information per Telefonmarketing an potenzielle Interessenten und Kunden überlegenswert. Festlegung der Ausstellungsprodukte o o o o Auswahl Design Neuheiten (Primär-Präsentation) Werbeplan (Pressemappen, Messeeinladungen mit Hilfe verschiedener Medien, Fotos, Druckvorlagen) 150 Die Standtechnik Die Möglichkeiten und die Auswahl der sog. „Standtechnik“ sind von der Lage und Größe der Ausstellungsfläche abhängig. Vorsicht: Messeneulinge werden oft in die „letzte Ecke“ verbannt oder müssen sich damit zufrieden geben. Soll man sich dann überhaupt der Öffentlichkeit aussetzen und sich, wenn man neben einem „Branchen-Primus“, der das 10 bis 20fache an Fläche besitzt sowie mit einer gigantischen Show auftrumpft, den ganzen Aufwand antun. Das muss jeder im Einzelfall entscheiden. Es kommt auch darauf an, was man Interessantes zu zeigen hat und wer alles an Neukunden angesprochen werden sollte. Die ausgefeilte Standtechnik besteht darin, das Standdesign und den Ablauf am Stand in folgende Stufen zu gliedern: o Auffallen, gesehen werden, ein Staunen hervorrufen: Demotechnik (Bild, Vorführungen), die in die Gänge reicht, soll die Messe-Besucher aufhalten und als permanente Einladung zu einem individuellen (Verkaufs-) Gespräch animieren. o Die räumlich daran anschließende Ruhezone soll die Möglichkeit für die Präsentation von Produkt und Dienstleistung geben. o Welches Produkt präsentiere ich als Blickfang? o Richtige Auswahl der Licht- und Farbeffekte o Einsatz von Dia, Laser oder computergesteuerten Präsentationen. o Eine Besprechungsecke mit Sitzmöglichkeit für Verhandlungen sollte eingeplant werden. Notfalls müssen Sie, vorausgesetzt Sie haben einen „dicken Fisch“ an der Angel, ins Restaurant ausweichen. Wer ist aber dann kompetent am Stand präsent? . 151 o Bauen Sie keine Festungen, die von den Interessenten und Kunden schwer zu erobern sind. Oft ist die Unsitte festzustellen, dass sich das Personal hinter allen möglichen Requisiten verschanzt. Dazu trägt des Weiteren eine langgezogene Theke bei. Kleine Tischchen sind weitaus besser geeignet, um in Kontakt zu kommen. o Bitte kein Bistro betreiben, wo sich Männerrunden sinnlos vollaufen lassen und Damenkränzchen das Flair eines WienerKaffee-Hauses pflegen. o Entwicklung eines Messe- oder Ausstellungsthemas (Ware und Standdesign sollen harmonieren). o Die vorherigen Werbe- und Marketingmaßnahmen müssen sich in der Aufmachung des Standes widerspiegeln. o Durch die Kleidung des Messepersonals und das gesamte Erscheinungsbild wird das Image des Unternehmens geprägt. Wichtig ist ferner, dass diese Maßnahmen der Kundenzielgruppe (Nadelstreifenanzug für Handwerker?) angepasst werden. 152 Der Alltag und die tägliche Routine am Messestand S CHULUNG UND B RIEFING - Das „tägliche Meeting“ Der Unternehmer sollte sich und seine Crew täglich – am besten morgens – zum Start des neuen Messetages unter dem Motto „Neuer Tag, neues Glück“ motivieren und entsprechende Ziele ausgeben. Nebenbei erwähnt, sollte der Chef eine ausgeprägte Vorbildfunktion praktizieren, denn das Messeleben ist hart. Auch das Aushilfspersonal soll in Grundzügen über die Produkte Bescheid wissen. Die Standbesatzung muss über Anwendung, Gebrauch, Vorteile, Abgrenzung zu anderen Produkten und Problemlösungen kurz und bündig Auskunft geben können, ohne langatmig und inkompetent zu wirken. Der nächste Interessent wartet vielleicht schon. Die Wertigkeit von A-, B- und C-Kontakten wird trainiert. Abends – obwohl wahrscheinlich alle fix und fertig sind und schon ähnlich wie beim Bundeswehrdienst die Tage und Stunden zählen, wann die Tortur ein Ende hat – sollte man dennoch eine Bilanz sowie eine Erfolgskontrolle durchführen: o o o Besucherzahl Ausgefüllte Messekarten nach der ABC-Methode Abschlüsse Ohne laufende Manöverkritik wird das Stand-Team nicht zur Höchstform auflaufen. 153 Vermeiden Sie: „... Der Chef ist nicht da, ... ist mit dem Kunden im Restaurant, ... ich kenne mich nicht aus, ... ... bin nur eine Aushilfskraft, ... eine Hostess ...“ Auch wenn es noch so schwer fällt, als Chef haben Sie am „Point of Sale“ zu sein. Abseilen können Sie sich nach der Messe, egal womit Sie Ihre „Batterie wieder aufladen“ werden. Lernen Sie selbst und vor allem Ihr Team, die „Spreu vom Weizen zu trennen“! Vermeiden Sie mit „time wasters“ (auf bayerisch „Dampfplaudern“ ) zu philosophieren, um Zeit für wirklich potentielle Interessenten zu haben. Das gilt auch für Ihre Mannschaft. Vermeiden Sie Fehleinschätzungen. Aber wie? Nachdem Sie einen Besucher nett, am besten mit individuellen Worten, nicht mit einer „Standardlaberei“ begrüßt haben, stellen Sie fest, mit wem Sie es zu tun haben. „Darf ich Sie kurz um Ihre Visitenkarte bitten?“ Hier kann man in der Regel die Gesellschaft, die Funktion und den Namen des Gegenüber feststellen. Wenn hier eine Ablehnung oder ein Zaudern erfolgen sollte, unternehmen Sie einen nochmaligen Anlauf mit dem Hinweis, dass Sie Ihr Geschäft sowohl auf der Messe als auch vor Ort sehr ernst nehmen und deshalb auch gerne wissen möchten, wer Ihnen gegenübersteht, um ein entsprechendes Fachgespräch führen zu können. Lehnt er ab, handelt es sich vielleicht um einen gelangweilten Mitbewerber oder sonstigen Müßiggänger. 154 D AS G ESPRÄCH AUF DEM M ESSESTAND Begrüßungsformulierung Falsch: „Was kann ich für Sie tun oder kann ich Ihnen helfen?“ Das hat der Messebesucher heute sicherlich schon 50 Mal aufwärts gehört. Richtig: „Hallo und Grüß Gott oder guten Tag, schön, dass Sie uns Bayern auch mal besuchen, die Ehre erweisen“. „Wollen Sie eine absolute Neuheit sehen? Oder wollen Sie mal einen Blick in die Zukunft der Branche werfen?“ „Der Schmittchen Schleicher-Typ“ Viele Messebesucher, man erkennt Sie übrigens an diversen Tüten, vollgefüllt mit Prospekten und erbettelten Werbegeschenken, umkreisen erst mal den Stand. Wenn es sich um diesen Typus handelt, geben Sie ihm einen Prospekt und er wird verschwinden, vielleicht noch einen Kugelschreiber als Zugabe, wenn er nicht zu betteln aufhört. Schlimm sind die „Verkoster- und Wichtigtuer-Typen“. Diese wegzukriegen ist nicht so einfach. Am einfachsten, Sie sprechen sich mit Ihrem Kollegen ab und entschuldigen sich damit, dass Sie dringend telefonieren müssen oder Sie gleich Besuch erwarten. Echte und interessante Messekontakte werden auf einer Karteikarte festgehalten: 155 Am besten im DIN A5-Format: - Adresse Name Funktion Telekommunikation (steht alles auf der Visitenkarte, die aufgeklemmt wird) Gesprächsinhalt im Telegrammstil Interesse wofür? Probleme, Wünsche des Kunden Lösungen Wer, wann, wo, wie, was zu tun hat Wertung nach der ABC-Methode Die Durchführung von Veranstaltungen in eigener Regie Im Prinzip unterliegen die Organisation und Ausführung lokaler oder fahrbarer „Schaustellungen“ der gleichen technischen Notwenigkeit. Nur die Mittel und Aufwendungen als solches sind weniger intensiv. Konsens Der Erfolg jeder Messe und Ausstellung oder sonstigen Veranstaltung ist nicht abhängig von der Anzahl der Besucher, sondern von der Summe der registrierten Interessenten. Diese sichern letztendlich den wirtschaftlichen Erfolg und die Zukunft des Unternehmens, egal in welcher Zielgruppe man sich geschäftlich bewegt. Nachdem das oft hektische Messegeschehen abgeschlossen ist, geht die Arbeit erst richtig los: Die ganzen Messekontakte werden nachbearbeitet. Ferner sollte unbedingt eine „Manöverkritik“ erfolgen, damit man es das nächste Mal noch besser macht. 156 h) Wurfzettelwerbung – Flyerwerbung Der Flyer, auch Wurfzettel oder Flugblatt genannt, ist inzwischen eine etablierte Form der Haupt- oder Zusatzwerbung. FORMATE Üblicherweise handelt es sich um ein kleinformatiges Papier in DIN A6 oder ähnlich, immer häufiger werden auch visitenkartenähnliche Formate verwendet. BEDRUCKUNG Durch Hochglanzdruck, künstlerische Gestaltungselemente, auffällige Farbgestaltung und reißerische Headlines will man den Aufmerksamkeitsgrad erhöhen. SONDERFORMEN Eine besondere Form des Flyers ist der Faltprospekt, auch Leporello genannt. Eine weitere Faltform stellt der inzwischen weniger gebräuchliche Liberello dar. VERTEILUNG Flyer werden in großer Auflage gedruckt. Die Auflage kann z. B. in Kneipen, Läden, Tankstellen, Arztpraxen, Büros, Werkstätten, etc. erfolgen. Bei Autoscheiben- und Parkplatzwerbung geht man immer mehr zu Visitenkartenformaten über. Hierdurch möchte man Abmahn- und Entsorgungskosten sparen. Bei der Verteilung großflächiger Flyer in hoher Auflage kam es häufig zu Abmahnungen. 157 i) Empfehlungsmarketing WAS IST EMPFEHLUNGSMARKETING? Empfehlungsmarketing wird auch als Mund-zu-Mund-Propaganda oder Netzwerk-Marketing bezeichnet. Man kann es als planmäßig gesteuertes Generieren von Referenzen definieren. WIE KOMMT EMPFEHLUNGSMARKETING ZU STANDE? Die Grundlage des Empfehlungsmarketings ist das Vertrauen, welches Menschen ihrem Bekanntenkreis entgegenbringen. Grundlage dessen ist die Annahme, dass zufriedene Kunden Empfehlungen aussprechen. Das Ziel der Mund-zu-MundPropaganda ist, durch überdurchschnittlich hohe Kundenzufriedenheit einen positiven Ruf aufzubauen. Über dieses Image sollen wiederum neue Kunden gewonnen und der wirtschaftliche Unternehmenserfolg gesteigert werden. WORIN IST DER STARKE BEGRÜNDET? ERFOLG DES EMPFEHLUNGSMARKETINGS Jede Person geht beim Kauf ein Wagnis ein. Bei Dienstleistungen ist dieses Risiko extrem hoch, aber auch bei Waren können Produkt- oder Funktionsmängel bestehen, evtl. hat man das falsche Produkt gewählt und vielleicht war der Kaufpreis zu hoch? Zwar gibt es die Möglichkeit sich über Produkttests in Zeitschriften zu informieren, aber wer hat die Zeit? Wer gibt einem die Garantie, dass der Test nicht vom Hersteller oder Distributor lanciert wurde? Hingegen dazu wird ein Freund oder guter Bekannter einen wesentlich objektiver informieren. Das sind die Gründe für den hohen Stellenwert der persönlichen Empfehlung. Gesteigert wird die Wirkung nur noch dadurch, dass der Empfehlungsgeber durch Fachkompetenz glänzt. Wenn es sich dann noch dazu um prominente und fachkompetente Empfehlungsgeber handelt, so spricht man vom „opinion leader“. Diese Meinungsführer werden gerne über Massenmedien präsentiert, um die Wirkung des Empfehlungsmarketings zu potenzieren. 158 WELCHE MÖGLICHKEITEN BIETET DAS EMPFEHLUNGSMARKETING? Operativer Bereich: 1) Die Kundenkontaktsituation und die Kundenprozesse müssen 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) einer Analyse unterzogen werden. Herausarbeiten von Alleinstellungsmerkmalen. Geeignete Empfehlungsträger müssen ausgewählt werden. Besondere Leistungen des Anbieters bedürfen der Betonung. Im Bereich After-Sales-Management müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Verwendung von CRM-Systemen (Customer Relationship Management). Nachfragen am Ende jeden Verkaufsgespräches. Erfolgskontrolle. Strategischer Bereich: 1) Konkurrenzbeobachtung, Analyse der eigenen Angebotssitua- tion. 2) Alleinstellungsmerkmale und empfehlungswerte Leistungen 3) 4) 5) 6) entwickeln. Aufbau einer CRM-Datenbank. Vertrauensvoller Beziehungsaufbau zu Kooperationspartnern, Kunden und Meinungsführern. Aufbau eines Kundenclubs mit Sonderleistungen für Freunde, Bekannte und Angehörige. Präsentationsveranstaltungen, zu denen potentielle Kunden eingeladen werden. WIE LÖST MAN DIE EMPFEHLUNGEN AUS? Eine aktive Möglichkeit ergibt sich dadurch, dass man sich mit einem Kunden einige Tage nach einem Vertragsabschluss, z. B. telefonisch, in Verbindung setzt. Es kann aber auch aus Anlass einer Zufriedenheitsumfrage geschehen. Egal, ob es sich um den vorgenannten Anlass 1 oder 2 handelt, die Formulierung lautet: „Es freut uns, dass Sie mit unserem Produkt (Dienstleistung) zufrieden sind. Besonders würden wir uns über eine Weiterempfehlung von Ihnen freuen. Unsere Geschäftsbasis ist die Empfehlung zufriedener Kunden.“ Dieses Gespräch kann in der Wirkung dadurch verstärkt werden, dass ein Geschenk zur Verfügung gestellt 159 wird. Je individueller die Geschenkauswahl sein wird, desto höher ist die Empfehlungswahrscheinlichkeit einzustufen. Eine passive Möglichkeit zum Auslösen einer Empfehlung ist, wenn man dem Kunden mehr Leistungen bietet, als er erwartet hat oder die Konkurrenz bietet. Das kann z. B. ein besserer Service, die Nichtberechnung einer Supportleistung, ein Zusatzfeature usw. sein. Wichtig ist, dass empfehlenswerte Leistungen deutlich über den üblichen Mitbewerberleistungen angesiedelt sind. Über nützliche Kundengeschenke und Aufmerksamkeiten werden Signale der Wertschätzung ausgelöst, was eine zentrale Basis für den Erfolg des Empfehlungsmarketings darstellt. CRM-SYSTEM Das CRM-System (Customer Relationship Management) ist eine Datenbankanwendung, die auf das Kundenbeziehungsmanagement ausgerichtet ist. Die Strukturierung der Datenbank ist so gestaltet, dass eine Erfassung sämtlicher Kunden – und Empfehlungskontakte – vorgenommen wird. Teilweise muss dies auch automatisiert erfolgen. Durch diese Daten wird die Arbeit der Vertriebsmitarbeiter erheblich erleichtert. So kann die Datenbank bei der Vorbereitung von Mailing-Aktionen, Verkaufsgesprächen, Angeboten und Vertreterbesuchen außerordentlich nützlich sein. Mit dem CRM-System kann auch eine Beurteilung der Kunden und Einteilung in ABC-Wertigkeiten erfolgen. Eine Bewertung der betreffenden Vertriebsmitarbeiter ist dadurch ebenfalls möglich. Ursprünglich waren CRM-Systeme ein Element des Investitionsgütervertriebes. Inzwischen hat es aber auch Einzug in andere Branchen gehalten. 160 KANN DER WERT DER WEITEREMPFEHLUNG GEMESSEN WERDEN? Der Kundenwert wird als Customer Lifetime Value (CLV) bezeichnet und versucht auch den Wert der Weiterempfehlung in die Berechnung mit einzubeziehen. Dieser Wert hängt wiederum davon ab, wie stark der Einfluss des Empfehlungsgebers ist. Auch das Maß der Zufriedenheit ist für die Überzeugungskraft des Empfehlungsgebers und dessen Wertfaktor wichtig. Ein ebenfalls wichtiger Faktor ist, wie stark die Meinungsführereigenschaften (opinion leader) des Empfehlungsgebers ausgeprägt sind. KOMBINATION EMPFEHLUNGSMARKETING – NETZWERK-MARKETING Das Netzwerk-Marketing ist eine der wichtigsten Erweiterungen des Empfehlungsmarketings. Hierbei geht es um jene Netzwerke, bei denen die Kundenkontakte nicht über Medien oder Vertreter, sondern ausschließlich über persönliche Empfehlungen generiert werden. Zahlreiche Anbieter findet man im Konsumgütermarkt mit Nahrungsergänzungen und auch bei Finanzdienstleistungen. Bei diesen Unternehmungen werden in der Regel höhere Provisionen ausgeschüttet, dafür erhält der Vertreter keine Daten von Bestandskunden. Er baut sich seine Struktur sozusagen selbst auf. Bei einer anderen Form des Netzwerk-Marketings findet kein Produktverkauf statt. Der geworbene Kunde deckt seinen Bedarf monatlich mit z. B. Reinigungsmitteln, Lebensmitteln, Kosmetika, etc. Durch Weiterempfehlung wird ein weiterer Kunde generiert, der wiederum seinen Eigenbedarf deckt. Bei dieser Form des Netzwerkaufbaus ist zwar eine große Zeitspanne erforderlich, die Struktur ist aber sehr stabil und langlebig. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die unterschiedliche persönliche Partnerbeziehung, die ein Fehlen jeglicher Verkaufsstrukturen aufweist. Ein Unterschied zwischen Kunden und Verkäufer besteht nicht. 161 j) Homeparty – Werbung Ursprünglich aus Amerika kommend, ist der Home-Party-Verkauf bei uns durch die Vermarktung von Töpfen, Plastikverpackungen für Lebensmittel und Kosmetik bekannt geworden. Es erübrigt sich an dieser Stelle die Namen der Anbieter zu nennen. Inzwischen erfreut sich diese Verkaufsform zunehmender Beliebtheit. So werden Dessous, technische Artikel, Körperpflege, Bekleidung, Vitaminpräparate, Diätprodukte, Schmuck, Dekoartikel, Geschenkartikel, Reisen, Mikrofaser, Gesundheitsprodukte und vieles mehr an den Mann bzw. die Frau gebracht. Die Verkaufsform ist aus mehreren Gründen sehr beliebt geworden: 1) Man kann auch ein etwas schwerer zu erklärendes Produkt präsentieren; evtl. erfolgt die Unterstützung durch Video- bzw. DVD-Film. 2) Viele Hausfrauen suchen einen Nebenjob. 3) Diese Vertriebslinie ist für den Hersteller bzw. Initiator mit ge- ringen Investitionen verbunden. So lassen sich viele Bewerber für diese Vertriebsschiene finden, die Argumentationsvorteile werden nachstehend aufgeführt und sprechen für sich: 162 Nebenberuflich Geld verdienen: o geringer Zeitaufwand o freie Zeiteinteilung o kein Eigenkapitaleinsatz o kein Risiko o nach der Einarbeitung auch hauptberuflicher Einsatz möglich o Videounterstützung o Einarbeitung geboten o Werbeunterstützung ist selbstverständlich o schneller Start mit bewährten Werbekonzepten Bewerberprofil: o Teamfähigkeit o Spaß am Umgang mit Menschen o gepflegtes Erscheinungsbild o kreatives Arbeiten gewöhnt o mindestens fünf Stunden Zeit pro Woche Die vorstehenden Anforderungen sprechen für sich. Daraus wird leicht erkennbar, welches ungeheure Potenzial in diesem Vertriebsweg steckt. Neben der Kundin, die über die Home-Party geworben wird, sollen auch weitere Home-Party-Veranstalterinnen geworben werden. Diese werden auch als Home-Beraterinnen oder Gastgeberinnen bezeichnet. 163 k) Netzwerk – Marketing, Multilevelmarketing WAS IST NETZWERK-MARKETING? Unter Netzwerk-Marketing versteht man den Verkauf und/oder die Vermittlung von Konsumgütern und Dienstleistungen durch Verkäufer direkt an den Endverbraucher, wobei der Verkäufer die Möglichkeit des Aufbaus einer eigenen Vertriebsorganisation hat. Dies heißt, dass das Einkommen des Verkäufers von seinem Verkaufsvolumen und dem seiner Vertreter abhängig ist. Netzwerk-Marketing wird auch Multi-Level-Marketing (MLM) und Network Marketing (NWM), Strukturvertrieb, Affiliate-Marketing oder Pyramidensystem genannt. Bei dieser mehrstufigen Form des Direktverkaufes stehen mehrere Verkäuferstrukturen übereinander, wobei in erster Linie die unteren Strukturen den intensiven Kundenkontakt pflegen. Die Bezeichnungen Strukturvertrieb und Multi-Level-Marketing werden oft verwechselt und unter dem Oberbegriff Network Marketing zusammengefasst. 164 Der Kunde im Netzwerk-Marketing kauft über einen Vertreter und/oder wird von diesem selbst als Vertreter angeworben. Rein graphisch ist die MLM-Organisationsstruktur mit einer Pyramide vergleichbar. Die im oberen Teil der Pyramide stehenden Verkäufer verdienen an unter ihnen stehenden Handelsvertretern mit. Durch das straffe zentralisierte System werden Kosten gespart, die dann im Verkauf ausgeschüttet werden können. Gespart werden u. a. die Kosten für o Großhandel, o Zwischenhandel, o Einzelhandel, o Werbung. In Verruf kam das MLM durch unseriöse Spieleveranstalter, bei denen keine echten Produkte oder Dienstleistungen verkauft wurden. Es kam lediglich zu Geldeinzahlungen des Kunden, um sich zu finanzieren, musste er weitere Mitspieler zu Geldzahlungen überreden. 165 KOMBINATIONEN MARKETING EMPFEHLUNGSMARKETING – NETZWERK- Das Netzwerkmarketing ist eine der wichtigsten Erweiterungen des Empfehlungsmarketings. Hierbei geht es um jene Netzwerke, bei denen die Kundenkontakte nicht über Medien oder Vertreter, sondern ausschließlich über persönliche Empfehlungen generiert werden. Zahlreiche Anbieter findet man im Konsumgütermarkt mit Nahrungsergänzungen und auch bei Finanzdienstleistungen. Bei diesen Unternehmungen werden in der Regel höhere Provisionen ausgeschüttet, dafür erhält der Vertreter keine Daten von Bestandsurkunden. Er baut sich seine Struktur sozusagen selbst auf. Bei einer anderen Form des Netzwerk-Marketings findet kein Produktverkauf statt. Der geworbene Kunde deckt monatlich seinen Bedarf mit z. B. Reinigungsmitteln, Lebensmitteln, Kosmetika, etc. Durch Weiterempfehlung wird ein weiterer Kunde generiert, der wiederum seinen Eigenbedarf deckt. Bei dieser Form des Netzwerkaufbaus ist zwar eine große Zeitspanne erforderlich, die Struktur ist aber sehr stabil und langlebig. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die unterschiedliche persönliche Partnerbeziehung, die ein Fehlen jeglicher Verkaufsstrukturen aufweist. Ein Unterschied zwischen Kunden und Verkäufer besteht nicht. 166 BEISPIELE FÜR MLM-PRODUKTE: • Finanzdienstleistungen • Telekommunikationsprodukte • Bekleidung • Haushaltsartikel • Elektrogeräte • Kosmetika • Wellnessprodukte • Schmuck • Nahrungsergänzung • Wasserfilter • Kerzen 167 BEISPIELE FÜR NETZWERK-MARKETING FIRMEN: • Amway (Ernährung, Haushalt) • Tiscali (Telekommunikation) • Tupperware (Verpackung, Haushalt) • LivePlus (Nahrungsergänzung) • Herbalife (Nahrungsergänzung) • HMI (Versicherung) • SwissLife (Finanzdienstleistung) ANWERBUNG VON MITARBEITERN Geworben wird üblicherweise über Stellenanzeigen. In der Regel wird bei MLM die Tätigkeit nicht beschrieben. Man wirbt mit Begriffen, wie o 400–5.000 EUR pro Monat, o freie Zeiteinteilung, o Arbeit von zu Hause aus. Werbemedien sind Zeitschriften, Tages- und Wochenzeitungen, Flugblätter, Aufkleber und Internet. Parallel dazu läuft die Direktansprache im Bekannten- und Freundeskreis und bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Je mehr ein Verkäufer andere Verkäufer ins System bringt, desto wertvoller und angesehener wird er. Als seriöses Unternehmen muss man die Verkäufer über eine Stellung als selbstständiger Handelsvertreter im Nebenberuf gem. § 84 HGB aufklären und einen Vertrag abschließen. Eine klare Abgrenzung zu illegalen Schneeballsystemen ist erforderlich. 168 UNTERNEHMERISCHES UND SOZIALES RISIKO, VERDIENSTMÖGLICH- KEITEN Bei einem seriösen Netzwerk-Marketing wird kein Kapital von seinen Verkäufern gefordert, es sei denn, er ordert Produkte für seinen Bedarf. Das finanzielle Risiko ist somit überschaubar und beschränkt sich auf seine Arbeitskraft und die der von ihm angeworbenen Mitarbeiter. Man sollte sich realistischerweise darüber im Klaren sein, dass die Durchschnittsverdienste von gut laufenden Systemen im Bereich des Nebenverdienstes angesiedelt sind. Oftmals werden lediglich 100 EUR im Monat erzielt. Da man in der Regel aus Bequemlichkeitsgründen den Familien, Freundes- und Bekanntenkreis kontaktiert, geht man hier ein enormes soziales Risiko ein. Oftmals werden vollmundige Versprechungen gemacht und mit großen Verdiensten geworben. Viele haben schon einen sicheren Angestelltenjob gekündigt, in dem Glauben, die versprochenen Maximalgewinne realisieren zu können. Wenn sich nun die Versprechungen nicht bewahrheiten oder gar das Unternehmen pleite geht, ist man schnell seinen gesamten, oft über Jahre hinweg aufgebauten und gepflegten Bekannten- und Freundeskreis los. Damit droht die soziale Isolation. WARNUNG Prüfen Sie stets, ob es sich um eine seriöse Firma handelt und ein reales Produkt im Vordergrund steht. Um illegale Gewinnspiele zu legalisieren, hat man sie neuerdings mit Produkten verknüpft. Dies ist in der Regel dadurch schnell durchschaubar, da es sich nicht um den Verbrauch eines sinnvollen Produktes handelt, dieses vielmehr völlig nebensächlich im Hintergrund steht. In der Regel zeichnen sich diese „Scheinprodukte“ durch völlige Überteuerung aus. Im Zweifelsfall ist eine Anfrage bei den einschlägigen Verbraucherschutzorganisationen oder den zuständigen Polizeidienststellen sinnvoll. Dort werden derartige „Glücksritter“ schnell bekannt und aufgelistet. 169 l) Propaganda – Verkauf Hierbei handelt es sich um eine der ursprünglichsten Verkaufsformen, die Jahrtausende zurückgeht. Der Propagandist, auch als Marktschreier bezeichnet, stellt das Urbild des Verkäufers dar. Er präsentiert an Ort und Stelle Waren oder Dienstleistungen und zeichnet sich durch starke Verkaufsorientierung aus. In der Historie waren es wohl in erster Linie Lebensmittel, die über diesen Verkaufsweg ihre Abnehmer gefunden haben, der frische Fisch, der aus Mangel an Kühlung sofort seinen Käufer finden musste, das erlegte Reh, das schnell der Weiterverarbeitung bedurfte. Der Propaganda-Verkauf fand häufig auf Marktplätzen statt, was ja bis heute noch der Fall ist. So sind die Hamburger Marktschreiertage immer noch eine feste Attraktion, wie die Fischmärkte, die man in vielen Regionen Deutschlands findet. Der Propaganda-Verkauf zeichnet sich im Wesentlichen durch folgende Vorgehensweisen aus: 1) Anlocken von Kunden an den Verkaufsstand. 2) Ausführliche, unterhaltsame und streng einstudierte Kunden- präsentation. 3) Humoristische Einlagen zur Unterhaltung der Kunden. Teilwei- se erfolgt die Einbeziehung einzelner Kunden. 4) Vertrauensbildung, wie beispielsweise, „wenn es nicht funktio- niert, bringen Sie es morgen wieder“. 5) Die Darstellung des absoluten Sonderangebotes und der ein- maligen Verkaufsgelegenheit, wie „heute bekommen Sie ausnahmsweise 1 kg Qualitätsorangen kostenlos dazu“. 6) Der Abschluss wird teilweise durch gestellte Käufer gefördert. 170 Folgende Leitsätze werden beim Propaganda-Verkauf beobachtet: a) Starke Abschlussorientierung. b) Kurzer Kundenkontakt. c) Der Kunde wird in den meisten Fällen nur einmal im Leben bedient. d) Kundenbetreuung und Pflege stellen einen überflüssigen Auf- wand dar. e) Die Präsentation und der Verkauf sind ausschließlich gegen- wartsorientiert. f) Der Kunde ist und bleibt unbekannt. Trotz der über Jahrtausende gepflegten Form des PropagandaVerkaufs hat diese Strategie nichts an Effizienz eingebüßt. Bedingt durch moderne Techniken und die Medien haben sich verschiedene Formen der Präsentation herausgebildet: 1) Der typische Propaganda-Verkäufer, auch Marktschreier genannt, der Nahrungsmittel, Messerschleifer oder sonstige Artikel des täglichen Bedarfs mit einem guten Vorführeffekt unterhaltsam an den Kunden bringt. 2) Der technisch orientierte Propaganda-Verkauf, bei dem ein großes Warensortiment angeboten wird. Hier wird meistens mit Verstärker und teilweise mit Videounterstützung gearbeitet. Der Vortrag ist nicht so unterhaltend wie beim vorstehenden Punkt 1), er wird meistens sachlich vorgetragen. Der hierfür erforderliche Verkäufertyp ist leichter zu finden. 171 3) 4) Teleshopping Bei vielen Fernsehdarbietungen in diesem Bereich kommen professionelle Propagandisten zum Einsatz. Die Effizienz des Verkaufes ist um ein Vielfaches höher, da wesentlich mehr Publikum angesprochen wird, als es jemals am Verkaufsstand Platz finden könnte. Die Interaktion wird in diesem Fall über das Telefon und ein angegliedertes Callcenter erreicht. Kontakte zu Propagandisten Kontakte zu Propagandisten knüpft man über die berufsständischen Organisationen, wie Verband der Propagandisten, Verband der Marktschreier. Ein beliebtes Forum, mit dem man diese Berufsgruppe per Annoncen ansprechen kann, ist die Zeitschrift „Der Zentralmarkt“. 172 m) Verkaufsstand – Werbung STRATEGIE Das Verkaufsstand-Marketing stellt einen ausschließlich passiven Verkauf dar. Im Gegensatz zum Propaganda-Verkauf, bei dem eine aktive Präsentation zu Grunde liegt, werden die Produkte im Verkaufsstand lediglich gezeigt. ATTRAKTIVE UND AUFFÄLLIGE PREISGESTALTUNG Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen, wird in der Regel ein attraktiver Preis in den Vordergrund gestellt, wie z. B. alle Produkte zu 99 Cent (oder z. B. 9,99 EUR). EINSPARUNG VON TEUREN VERKÄUFERN Da lediglich passiv verkauft wird, werden die Kosten für teures Verkaufspersonal gespart. Dieser Kalkulationsvorteil kommt letztendlich dem Kunden zu Gute. HOHE PRÄSENTATIONSDICHTE Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen und um die Chance des Verkaufes zu erhöhen, wird eine große Anzahl von Artikeln auf der Verkaufstheke präsentiert. 173 WELCHE ARTIKEL EIGNEN SICH FÜR VERKAUFSSTAND-MARKETING Prinzipiell eignet sich eine große Zahl von Artikeln für das Verkaufsstand-Marketing. Wichtig ist, dass es die Kalkulation zulässt, einen attraktiven Preis für den Kunden unter 20,- EUR möglich zu machen und einen leicht erklärbaren oder bekannten Artikel zu präsentieren. So werden beispielsweise Uhren, Geschenkartikel, Bilder, Bilderrahmen, Accessoires, Ledergürtel, Geschirr, Porzellanfiguren, Pflanzen bis hin zum Zündverstärker für Automobile angeboten. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Auch Lebensmittel eignen sich für diese Art der „stillen Präsentation“. Ebenso werden Dienstleistungen oder Vereinsmitgliedschaften erfolgreich über Verkaufsstände präsentiert. PERSONAL An das Personal sind keine besonderen Anforderungen zu stellen, außer einer hohen Zuverlässigkeit, Kenntnis der deutschen Sprache und Führerschein Klasse B (Pkw). STANDPLATZ Bei der Standortauswahl ist darauf zu achten, dass eine hohe Publikumsfrequentierung stattfindet. Je nach Produktangebot und Preis kauft jeder hundertste bis tausendste Passant. Deshalb werden besonders gut frequentierte Standorte in Fußgängerzonen, Kaufhäusern, Lebensmittelmärkten, Baumärkten, etc. bevorzugt; auch auf Messen und Ausstellungen, bei Weihnachtsmärkten, Volksfesten und sonstigen Veranstaltungen. 174 STANDPLATZPLANUNG Da interessante Standorte häufig nur einen Tag bis zu einer Woche zu belegen sind, ist eine stringente Organisations- und Auslastungsplanung zu empfehlen. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass eine Dauerbelegung mit dem gleichen Sortiment wegen des hohen Prozentsatzes der Stammbesucher nicht sinnvoll erscheint. Aus diesen Überlegungen heraus empfiehlt sich eine langfristige Planung. Man schreibt beispielsweise alle Ordnungsämter in den in Frage kommenden Städten an und setzt sich mit Veranstaltern, Handelsketten und Kaufhäusern in Verbindung. VERKAUFSSTÄNDE Im Innenbereich werden Verkaufsstände häufig semiprofessionell auf Tapeziertisch-Basis verwendet und anschaulich dekoriert. Wenn man das Thema professionell angehen möchte, empfiehlt sich das Studium der nachstehenden Lieferanten: 175 • Markthütten: Vermietung, Herstellung und Verkauf von Markthütten --> www.sachsenzelt.de • Verkaufsstände: Wie wertvolle Ware am Verkaufsstand perfekt präsentiert wird –> www.active-move.de • Marktzelte und Schirme: Verkaufsstände aus galvanisiertem Stahl und robuster Polyesterplane –> www.texmar.de • Verkaufsstände: 3-2-1-meins! Suchen nach Verkaufsständen --> www.ebay.de • Verkaufsstände: Übersicht der wichtigsten Anbieter, Informationen und Top-Angebote --> www.osalo.info • Verkaufswagen: Riesen Auswahl zu günstigen Preisen, alles zum Thema Technik & Zubehör --> www.shopping.com • Zelte und Leichtbauhallen: Festzelte, Partyzelte, Pagoden, Zelte, Pavillons, Leichtbauhallen Fetscher --> www.zelthersteller.eu • Partyzelt Messestand: Aufbau in weniger als 60 sec., Faltsystem macht es möglich --> www.qualytent.com • Verkaufswagen: Schnell, einfach und bequem; alles zum Thema Verkaufswagen --> www.superangebote24.de 176 KALKULATION Bei der Kalkulation sind zu berücksichtigen: Tagesumsatz abzüglich o Standmiete (30,- bis 300,- EUR) o Produkteinkauf o Tageskosten Ware o Tageskosten Stand o Tageskosten Personal o Tageskosten Anreise, Spesen 177 n) Fundraising, Spendenmarketing WAS IST FUNDRAISING? Hierbei handelt es sich um einen Begriff aus Amerika, wo ja das Geldsammeln für gemeinnützige Zwecke eine lange Tradition hat und sehr professionell betrieben wird. Wissenschaftlich gesehen versteht man unter Fundraising die Analyse, Kontrolle, Planung und Durchführung aller Aktivitäten von gemeinnützigen Organisationen, insbesondere die Beschaffung der Mittel, die zur Erfüllung des Satzungszweckes benötigt werden. Dies können neben Geld auch Sachwerte und Dienstleistungen sein. PROFESSIONELLE MITTELBESCHAFFUNG Das Wort „fund“ steht für Kapital, das Wort „raise“ für Beschaffung. Es geht bei Fundraising nicht nur um Spendensammeln gegen Spendenquittung. Vielmehr handelt es sich dabei um eine umfassende Marketingaufgabe, die systematisch analysiert, geplant, kontrolliert und durchgeführt wird. Die Aktivitäten können dabei regionalen, aber auch landesweiten Umfang annehmen und bedienen sich aller Medien, wie z. B. TV, Radio und Internet. WERBEMETHODEN DES FUNDRAISING Fundraising bedient sich unterschiedlicher Werbemaßnahmen. Dazu gehören im Einzelnen: o o o o o o o o Telefonmarketing Persönliche Ansprache Werbeveranstaltungen Direktmarketing TV Radio Internet Standaktionen 178 VORGEHENSWEISE BEI FUNDRAISING Man spricht hier vier potentielle Gebermärkte an: Unternehmen, Privatpersonen, staatliche Stellen und Stiftungen. Derzeit werden im Bereich der institutionellen Geber und Firmen vorwiegend der Direktverkauf und das Direktmarketing als Vertriebsweg benutzt. Im Privatbereich steht der Verkauf von Abonnements und Mitgliedschaften im Vordergrund. STRATEGISCHE MAßNAHMEN UND VORGEHENSWEISE: 1) Zielgruppenanalyse – wo und wer sind die möglichen Spen- der? 2) Telefonmarketing, Besuchsterminvereinbarung, Einladung zu Benefizveranstaltungen 3) Persönliche Beziehungspflege, Geschäftsfreundschaft, Partei- kontakte, gemeinsame Freizeitgestaltung 4) Mittelzufluss über testamentarische Verfügungen 5) Patenschafts-Fundraising, wie z. B. Kinder in der Dritten Welt 6) Aufbau langfristiger und regelmäßiger Spendenengagements 7) Auswertung/Evaluation: laufendes Feedback über den Maß- nahmenerfolg 179 FUNDRAISING-AGENTUREN Die Fundraising-Agenturen planen nicht nur Spendenaktionen, sondern führen auch Organisationsberatung für gemeinnützige Vereine durch. Coaching und Weiterqualifizierung der Mitarbeiter von Nonprofit-Organisationen soll deren wirtschaftliche Situation verbessern. Durch Mitarbeiterseminare zum Thema „Großspendenkampagnen und Benefizveranstaltungen“ präsentieren sich die Vereine spendenorientierter nach außen. Eine gute Fundraising-Agentur hat Kontakte zur Wirtschaft und zu vermögenden Unternehmen. So können gezielt Aktionen geplant, kalkuliert und über Direkt- und Telefonmarketing Sponsoren für das jeweilige gemeinnützige Projekt gesucht werden. Die Sponsoren erhalten neben der Spendenquittung eine entsprechende positive Erwähnung in der Presse und diverse werbliche Vorzüge. REGIONALES FUNDRAISING Kleinere Vereine benötigen regionale Fundraising-Aktivitäten. Im Zuge der Knappheit der Mittel bei öffentlichen Institutionen und Kommunen wendet man sich häufiger der regionalen Unternehmerschaft zu. Auch Privatleute engagieren sich eher in der Region, da ein direkter Bezug und möglicherweise auch Nutzen vorhanden ist. Ein gutes Beispiel ist das regionale Projekt „Kuno“ in Regensburg, wo eine komplette Kinderklinik zum Großteil aus Spendenmittel finanziert wird. FUNDRAISING ÜBER DAS INTERNET Wegen der geringen Kosten für Veröffentlichung wird das Internet als Haupt- und Nebenmarketinginstrument immer beliebter. Durch die zahlreichen Bezahlmöglichkeiten im Internet, wie Lastschrift, Kreditkarte, PayPal sowie diverse Micropayment-Systeme, eignet sich das Internet bevorzugt zum Sammeln von kleinen Spendenbeträgen. 180 o) Versandhandelswerbung DEFINITION Unter Versandhandel versteht man eine Form des Einzelhandels, bei dem die Produkte über Prospekte, Katalog, Internet, Fernsehen oder Vertreter angeboten werden. Die Bestellannahme kann per Brief, Fax, E-Mail, fernmündlich oder durch einen Vertreter erfolgen. Die Bezahlung geschieht entweder per Vorkasse, Kreditkarte, Nachnahme oder Rechnung. ZIELGRUPPENUNTERSCHEIDUNG Die Zielgruppenunterscheidung erfolgt durch Endverbraucherorientierung (Business to Consumer) und Geschäftskundenorientierung (Business to Business). SORTIMENTSUNTERSCHEIDUNG Je nach Sortiment unterscheidet man: A) Universalversender mit breitem Warenangebot von zigtau- senden Artikeln, wie Neckermann, Otto Versand, Quelle usw. und B) Spezialversender, die sich entweder auf eine besondere Sparte oder eine besondere Zielgruppe verlegt haben, wie Conrad Electronic, ELV usw. Wegen der hohen Investitionen und dem bereits vorhandenen Verdrängungswettbewerb ist kaum zu befürchten, dass eine Existenzgründung im Bereich Universalversender erfolgt. Hochregallager, ein immenser Werbeaufwand, große Lagerhallen, etc. gestalten ein derartiges Vorhaben nicht gerade aussichtsreich. 181 VERTRIEBSWEG FÜR JEDERMANN Anders hingegen sieht es im Bereich Spezialversender aus. Durch das Internet ergibt sich ein völlig neuer und kostengünstiger Vertriebsweg, der praktisch für Jedermann offen steht. RISIKOFREIER VERSAND Außerdem entfällt das Inkassorisiko, im Internet ist es inzwischen üblich per Vorkasse, Kreditkarte, Lastschrift, PayPal, etc. zu bezahlen. MINIMALE VERTRIEBSKOSTEN Als Spezialversender kann man über preiswerte Internetshops, z. B. „eBay“ oder „regioabc“ seine Waren regional, bundesweit oder weltweit offerieren. Teure Druckkosten durch Katalogerstellung und Versand entfallen. E-MAIL- UND NEWSLETTER-UNTERSTÜTZUNG Parallel zum Shop- und/oder Auktionssystem kann man die Kunden einmal im Monat, um nicht zu aufdringlich zu wirken, mit Sonderaktionen auf die aktuellen Angebote seines Versandhandels aufmerksam machen. 182 FÜR WEN EIGNET SICH DIE VERSANDHANDELSSCHIENE? Jeder Produzent von Ware, Handwerker oder Verkäufer von Waren, gleich welcher Art, kann den Versandhandel als zusätzlichen oder aber auch als Hauptvertriebsweg ins Auge fassen. So bietet beispielsweise eine Schlosserei ihre Produkte im Bereich Schmiedeeisen zusätzlich über das Internet an. Ein Vertreter für chemische Reinigungsprodukte bietet seine Reinigungsmittel erfolgreich an Endverbraucher und Firmen an. Ein Spezialitätenversand offeriert geräucherten Schinken und geräucherte Würste, zzgl. Spezialweine. In den Bereichen Computer, Computerzubehör, Elektronik, etc. gibt es bereits zahlreiche erfolgreiche Versandhandelsunternehmen, sowohl im Bereich Business to Business als auch im Bereich Business to Consumer. Der Phantasie sind somit in kaum einer Branche Grenzen gesetzt. 183 p) Franchise – Vertrieb Wenn Sie ein gut funktionierendes Geschäft in einer Region aufgebaut haben, bietet sich die Möglichkeit an dieses erfolgreiche Geschäftsmodell auch in anderen Regionen zu betreiben. Dies geschieht beim Franchise-System in der Regel durch selbstständige Partner, die die Lizenz, das Know-how, die Waren und/oder Dienstleistungen sowie die Marke von Ihnen mieten oder kaufen. Dies bedeutet, dass ein erfolgreiches Geschäftsmodell in der Regel ohne große Eigenkosten bundes-, europa- oder weltweit multipliziert werden kann. Franchising ist als relativ neue Vertragsform weder im Handelsgesetzbuch noch im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt. Unter anderem deshalb kommt dem Franchise-Geber eine erhöhte Verantwortung zu. Man sollte nur funktionierende Geschäftsmodelle an Franchise-Nehmer weitergeben und multiplizieren. Der Deutsche Franchise-Verband e.V. (DFV) hat Franchising wie folgt definiert: „Franchising ist ein auf Partnerschaft basierendes Absatzsystem mit dem Ziel der Verkaufsförderung. Der so genannte FranchiseGeber übernimmt die Planung, Durchführung und Kontrolle eines erfolgreichen Betriebstyps. Er erstellt ein unternehmerisches Gesamtkonzept, das von seinen Geschäftspartnern, den FranchiseNehmern, selbstständig an ihrem Standort umgesetzt wird.“ Der Begriff „Franchising“ wird aus dem französischen Wort „franchise“ abgeleitet, was wiederum die Befreiung von Abgaben und Gebühren bedeutet. Im 17. und 18. Jahrhundert haben die Könige von England und Frankreich Handels- und Nutzungsprivilegien an zuverlässige Persönlichkeiten vergeben, was als Franchise bezeichnet wurde. 184 ECKPUNKTE DES FRANCHISE-SYSTEMS: 1. Der Franchise-Nehmer ist Händler im eigenen Namen auf ei- gene Rechnung. 2. Gemeinsames Auftreten aller Franchise-Nehmer nach außen. 3. Gemeinsame Nutzung einer vom Franchise-Geber geschütz- ten Marke. 4. Gemeinsame Nutzung eines vom Franchise-Geber zur Verfü- gung gestellten Geschäfts-Modells. VORTEILE FÜR DEN FRANCHISE-NEHMER: 1. Übernahme eines funktionierenden Systems, dadurch geringe Anlaufzeit. 2. Reduzierung von Startrisiken im Vergleich zum Einzelbetrieb. 3. Informations- und Erfahrungsaustausch mit Partnern in ande- ren Regionen. 4. Gebietsschutz, sofern das Konzept es vorsieht und vom Ge- setzgeber her möglich ist. 5. Der Franchise-Nehmer erhält ein komplettes Leistungspaket mit ausgetestetem Geschäftsmodell. 6. Vergünstigungen beim Einkauf. 7. Vergünstigungen durch Gemeinschaftswerbung. 8. Der Franchise-Nehmer erhält eine etablierte Marke. 9. Der Franchise-Nehmer ist selbstständiger Unternehmer. 185 10. Vorteile durch Betriebsvergleiche, dadurch sind bessere Ratio- nalisierungsmodelle erkennbar. 11. Durch Controlling werden Missstände schneller erkannt und verändert. 12. Der Franchise-Nehmer erhält effiziente und praxisbewährte Arbeitsabläufe. 13. Die Kreditwürdigkeit erhöht sich erheblich, zum einen durch bessere Verbindungen, zum anderen durch reduziertes unternehmerisches Risiko. 14. Der Franchise-Nehmer nutzt das durch jahrelanges Marketing aufgebaute gute Image. 15. Durch Weiterbildung und Schulung verbessern sich die Leis- tungen des Franchise-Nehmers. NACHTEILE FÜR DEN FRANCHISE-NEHMER: 1. Das unternehmerische Handeln wird durch restriktive Franchi- se-Verträge oftmals stark eingeschränkt. 2. Weitgehender Abnahmezwang hinsichtlich Maschinen, Roh- stoffen, etc. 3. Umsatzabgabe an Franchise-Geber. 4. Das Fehlverhalten eines einzelnen Franchise-Nehmers kann sich negativ auf die Partner auswirken. 186 VORTEILE FÜR DEN FRANCHISE-GEBER: 1. Bei Übernahme eines bestehenden Betriebes als Franchise- Nehmer kann sofort auf ein laufendes Geschäft mit vorhandenem Kundenstamm zugegriffen werden. 2. Die Expansion wird zum Großteil durch die Franchise-Nehmer getragen; dies trägt erheblich zur Kapitalschonung beim Franchise-Geber bei. 3. Dem Franchise-Geber kommt die Bereitschaft des Franchise- Nehmers zu Gute, als selbstständiger Unternehmer zu handeln. 4. Große Effizienz des Systems am Markt, gute Rationalisie- rungseffekte. 5. Hohe Kunden-, Markt- und Partnernähe. 6. Schnelle und kapitalschonende Expansion möglich. 7. Hohe Attraktivität bei Lieferanten. NACHTEILE FÜR DEN FRANCHISE-GEBER 1. Weniger Kunden-, Markt- und Partnernähe als beim Filialsys- tem. 2. Hoher Kontrollbedarf. 3. Verzicht auf Umsatzanteile zu Gunsten der Franchise-Nehmer. 4. Bei sehr stark abhängigen Franchise-Nehmern, wie z. B. bei Ausfahrern von Tiefkühlkost, besteht die Gefahr von Scheinselbstständigkeit mit allen Folgen. 187 PRAKTISCHE UMSETZUNG EINES FRANCHISE-SYSTEMS Wenn man über bereits funktionierende Musterbetriebe – je mehr, desto besser – verfügt, so kann man sich aufgrund der vorstehenden Eckpunkte bereits zusammenstellen, was auf das eigene System zutrifft. Die angebotenen Musterverträge werden in den seltensten Fällen passen, eine individuelle Vertragsausarbeitung ist unerlässlich. Die Anwälte von Justizitas verfügen diesbezüglich über ausreichende Erfahrung. Eine Mitgliedschaft und Beratung über den Deutschen FranchiseVerband e.V. ist u. a. auch kostenseitig zu prüfen. 188 STATISTIK Franchise-Aktivitäten in Deutschland Die erste Zahl ist die Anzahl der Franchise-Nehmer, die zweite der prozentuale Anteil. • Einzelhandel: 368 25,6 % • Hotellerie und Gastronomie: 134 9,3 % • Schulung und Beratung: 126 8,8 % • Personenbetreuung u. –pflege: 118 8,2 % • Büroarbeit und Geschäftshilfe: 114 7,9 % • Makeln und Vermitteln: 111 7,7 % • Sonstiger Vertrieb: 76 5,3 % • Herstellung und Verarbeitung: 71 4,9 % • Reparatur und Renovierung: 63 4,4 % • Transport und Zustellung: 51 3,5 % • Reinigung und Instandhaltung: 48 3,3 % • Vermietung und Leasing: 41 2,8 % • Versandhandel und Direktvertrieb: 41 2,8 % • Entsorgung und Recycling: 32 2,2 % • Sonstiger Service: 23 1,6 % • Untersuchung und Schutz: 22 1,5 % 1.439 100 % Gesamt: Quelle: www.franchiseportal.de (http://www.franchiseportal.de) (FranchisePORTAL GmbH) (Stand: 3/2006) 189 BEISPIELE FÜR FRANCHISEBETRIEBE Gastronomie: McDonald’s, Burger King, Pizza Hut, Subway, Taco Bell, Kentucky Fried Chicken, A&W, Hallo Pizza, Jack in the Box, Kochlöffel, Backwerk, Brezelbäckerei Ditsch, Wienerwald Handel: Obi, Goodyear, Aral, Vodafone, Bang & Olufsen, Benetton (Kleidung), Mustang Jeans, Filialen von Arko, Eduscho und Tchibo, PC Spezialist, Vergölst Reifen und Autoservice, CAP-Märkte, Deliga Seniorenfachmarkt Tintenpatronen: Refill & Rebuild: Tintentonertankstation, Professional Refill, Cartridge World, Kartuschen König, Refill24 Sonstige: Hairfree Permanent Epilation, REIMAX, Lufthansa (regional), Benedict Schulen, Eismann Tiefkühlkost, Vobis, Mrs. Sporty, Musikschule Fröhlich, Pirtek Dienstleistung, Mr. Minit, Kamps, SAGSolarstrom 190 q) Internetwerbung – Domainwerbung – Server Warum ist die Internet- und Domainwerbung gerade für Existenzgründer sehr wichtig? In Deutschland gibt es insgesamt ca. 5 Mio. Firmen. Die ca. 50 000 Großbetriebe sind nahezu komplett mit umfassenden Präsentationen im Internet vertreten. Anders hingegen stellt sich die Situation bei den Kleinbetrieben dar, wo man auf sehr geringe und teilweise halbherzige Internetaktivitäten stößt. Dies hat somit einen Wettbewerbsvorteil für den Existenzgründer zur Folge, der sich von Anfang an alle Möglichkeiten des Internets professionell zu Nutze macht. Daraus ergeben sich folgende Vorteile: 1) Kostengünstige Werbung lokal und regional. 2) Kostengünstige Werbung überregional. 3) Imagewerbung und Steigerung des Bekanntheitsgrades. 4) Man zeigt Kommunikationsbereitschaft und stellt sich als fort- schrittliches Unternehmen dar. 5) Werbekostenersparnis bei konventionellen Werbeträgern; man gibt bei anderen Werbeaktionen, wie Autoaufkleber, Zeitungsannoncen, Prospekten, Flyer usw. nur noch die Domainnamen an und spart sich so aufwändige Texte. 191 6) Domains auch im benachbarten Ausland sichern; dies betrifft nicht nur den Firmennamen, sondern auch Schlüsselwörter, die die Geschäftstätigkeit betreffen. Dadurch werden Konkurrenzaktivitäten erschwert und künftige Rechtsstreitigkeiten vermieden. Durch einen extrem günstigen Domaineinkauf über die Gründungsberater entsteht dadurch ein kaum nennenswerter finanzieller Aufwand. 7) Domains für neue Produktnamen und Dienstleistungen sichern; auch dies gilt für das benachbarte Ausland. Bereits vor der Abgabe einer Markenanmeldung müssen alle dazugehörigen Domains gesichert werden. Hinterher ist es zu spät und kein Rechtseinspruch ableitbar. Oftmals wird nur die Domain angemeldet, wenn man sich nicht sicher ist, ob ein Produkt überhaupt eingeführt wird. Die Kosten für die Domainanmeldung liegen bei unter 1 % der Kosten einer Markeneilanmeldung beim Patentamt. 8) Firmenwerbung im Schriftverkehr: Aus Gründen der Einfachheit, der Geschwindigkeit und der Einsparung teurer Porto- und Bearbeitungsgebühren wird zunehmend der Schriftverkehr über E-Mail und nicht mehr über den Postweg abgewickelt. Dies sollte man mit der Werbung für einen Mailprovider betreiben. Man verwendet also die eigene Mailadresse, wie beispielsweise maierhans@vautron.de, anstatt maierhans@gmx.de. Wichtig – die E-Mailadresse immer mit der Firmendomain verknüpfen. 9) Einsparung beim Prospekt- und Flyerversand: Man spart enorme Kosten durch den Online-Versand von Prospekten und Flyern. Dem Kunden werden bei Bedarf auch aufwändigste Farbprospekte per Mail geschickt oder diese per Download auf dem Firmenserver bereit gestellt. Gegebenenfalls druckt diese der Kunde selbst aus. Dabei wird neben den Druckkosten und dem Versand- und Verpackungsaufwand auch noch Porto gespart. 192 10) Verbesserung der Vertriebsarbeit: Nach oder sogar während eines Kundenkontaktes, egal ob per Telefon oder persönlich, kann sich der Kunde die Präsentation der Firma und/oder der Produkte und/oder der Prospekte ansehen. Man spart Zeit in der Akquise und kommt schneller zu Entscheidungen. Zu einem Internetengagement gehören somit folgende Beispiele: a) Homepage-Präsentation der Firma. b) Firmendomains für In- und Ausland. c) Domains für Produkt- und Dienstleistungsnamen sowie geplan- te Markenanmeldungen (In- und Ausland). d) E-Mail-Adressen und Mailserver für Unternehmer und Mitarbei- ter, abgestimmt auf die Firmendomain. e) Primary und secondary Nameservice; ist bei der Domainbereit- stellung dabei. f) Prospekte von Produkten und Dienstleistungen, diese werden per E-Mail und zum Download auf dem Firmenserver bereitgestellt. g) Bereitstellung von Datenbanken zur Verwaltung und zum schnellen Zugriff auf größere Produktmengen und Informationsbestände, Vertretersteuerung, etc. Dies ist bei Bedarf im Umfang des Firmenservers inbegriffen. 193 INTERNET-SERVER Der Internet-Server ist wichtig, um alle geschilderten Leistungen 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr anzubieten und weltweit abrufbar zu machen. Dahinter verbergen sich eine große Menge von Dienstleistungen, die nach außen nicht erkennbar sind, wie u. a.: • Bereitstellung der Hardware • Betrieb in einem Rechenzentrum • Klimatisierung • Brandschutz • Ausfallbereitschaft 24 Std. pro Tag, 365 Tage im Jahr • Ständige Überwachung von 14 Serverfunktionen • Regelmäßige Wartung, Einspielung von Software-Updates • Schutz gegen kurzzeitigen Stromausfall und Spannungsspitzen durch USV • Schutz gegen Langzeitstromausfall durch Notstromaggregat • Schutz gegen Hackerangriffe durch technische Spezialeinrichtungen und geschultes Personal • Schutz gegen Leistungsausfälle durch redundante Zweit- und Drittleistungen (PGB4-Protokoll) • Schutz gegen Hardwareausfälle im Bereich von Gateway, Router, etc. durch Redundanz 194 VIRTUELLER SERVER ODER DEZIDIERTER SERVER? Ob ein Teilserver oder ein eigener Server erforderlich ist, richtet sich nach dem spezifischen Anforderungs- und Verbraucherprofil. Im Zuge der Verbreitung der DSL-Anschlüsse ist das TrafficAufkommen im Internet beträchtlich gestiegen. Von daher ist auch die Anforderung an die Anbieter höher geworden. Die Entscheidung darüber trifft – nach Erarbeitung der spezifischen Internetkonzeption – in der Regel der Existenzgründer nach Absprache mit dem Gründungsberater. 195 r) Suchmaschinenwerbung allgemein Beim Aufruf eines Suchbegriffes in einer Suchmaschine wird eine Trefferliste angezeigt. Je weiter man auf der Trefferliste oben steht, desto höher ist die Zahl der Aufrufe und somit die Werbewirkung. Ein wahrer Kampf um die besten Suchmaschinenplätze ist in den letzten Jahren entbrannt, mit zahlreichen Programmierund Hackertricks hat man versucht die Suchmaschinen zu überlisten. Linkfarmen mit bis zu hunderttausend Domains wurden angelegt und kein Aufwand gescheut die Gunst der Suchmaschinen zu erlangen. Inzwischen haben auch die Suchmaschinenentwickler gelernt und wehren sich zunehmend erfolgreich gegen illegale Machenschaften. Derzeit gehen die führenden Suchmaschinen u. a. nach folgenden Kriterien vor: 1) Das Alter des Programms genießt bei der Beurteilung einen hohen Stellenwert. 2) Links von renommierten Homepagebetreibern zur betreffenden Homepage werden ebenfalls hoch bewertet, genau wie Links, die von der Homepage wegführen. Die Einschlägigkeit der Inhalte ist von Bedeutung. 3) Texte, die als Unikat zur Verfügung stehen, werden gerne von den Suchmaschinen übernommen. Mehrfach kopierte Inhalte führen zur Negativbewertung. 4) Es wird verglichen, ob ein Zusammenhang der Inhalte und der Aussage des betreffenden Suchbegriffes besteht. 196 5) Missbrauch und gezieltes Unterlaufen der vorstehenden Punk- te kann zur vollständigen Ächtung einer Suchmaschine oder zur Negativbewertung führen. 6) Beim Aufbau und der Gestaltung der Homepage ist darauf zu achten, dass die Robots der Suchmaschinen eine problemlose Erfassung vornehmen können. Dies ist die Aufgabe des zuständigen Webdesigners. 7) Der jeweilige Sachbearbeiter und/oder Gründungsberater wird entsprechende Maßnahmen ergreifen, damit eine optimale Auffindung gewährleistet ist und auch die ordnungsgemäße Suchmaschinenanmeldung nebst Eintragung der Metatexte erfolgt. 8) Suchmaschinen-Ranking: Die Einhaltung der vorstehend ge- schilderten Maßnahmen führt gleichzeitig zu einer verbesserten Rankinganzeige. Die Reaktionszeiten der Systeme sind inzwischen durch das extreme Aufkommen sehr lang geworden. 197 Suchwortwerbung – „Google AdWords“ Nach dem bewährten Vorbild von „Google AdWords“ bieten inzwischen viele Suchmaschinen eine Suchwortwerbung an. Hierbei handelt es sich um ein Werbesystem auf Erfolgsbasis, in der Regel auf der Grundlage einer Prepaid-Abrechnung. Dies bedeutet, dass man eine kleine, aber auch große Zahl von Suchwörtern auf Erfolgsbasis buchen kann. Man wird dann auf der Suchmaschinen-Trefferliste entsprechend höher gelistet. Erst beim Anklicken wird eine Gebühr von z. B. 25 Cent von dem Guthabenbetrag abgezogen. Der Preis des jeweiligen Suchbegriffes richtet sich nach Angebot und Nachfrage, also nach der Attraktivität des jeweiligen Wortes. Man kann ihn sich vorher auf dem Angebotswesen errechnen lassen. Die Suchwortwerbung ist in der Regel vollautomatisch und kann bei der jeweiligen Suchmaschine unter dem Punkt „Werbung“ aufgerufen werden. Die Menüsteuerung ist laienfreundlich und kann auch von dem ungeübten Benutzer nachvollzogen werden. Das Angebotswesen ist genauso vollautomatisch wie die Buchung der Suchbegriffe, das Inkasso sowie der Aufruf der Erfolgs- bzw. Auswertungsstatistiken. 198 s) Regionalsuchmaschinenwerbung Viele Existenzgründer suchen ihre Kundschaft nicht bundes- und weltweit, sondern eher in ihrer Region. Deshalb erfolgt eine Listung in der Regionalsuchmaschine, die in der Regel vom Gründungsberater vorgenommen wird. Das Internet wurde als globales Medium konzipiert und vernachlässigt den regionalen Bezug weitgehend. Die Regionalsuche in Suchmaschinen und Einkaufsführern bringt nur vereinzelte Treffer, ebenso werden so gut wie keine regionalen Nachrichten gefunden. Auch die Partnersuche bei allen namhaften Betreibern bringt nur wenige Ergebnisse aus der gleichen Stadt. Diese Beispiele der regionalen Vernachlässigung könnte man grenzenlos auflisten. Der Mensch hat seine Wurzeln nicht auf dem Globus oder im ganzen Land, sondern in seiner Stadt und Region. Dies beweisen zahlreiche Studien, die für regionale Radiosender, Tageszeitungen, regionale Fernsehsender usw. durchgeführt wurden. Da der Mensch aber in seiner Stadt oder Region beheimatet und berufstätig ist, ist ein regionaler Bezug lebenswichtig. Während das Internet ein nahezu unerschöpfliches globales und bundesweites Angebotsspektrum aufweist, gibt es im regionalen Bereich kaum nennenswerte Anbieter. Dies war der Anlass und die Aufgabenstellung, die 1999 dazu führte, dass das Projekt „regioabc“ gestartet und laufend ausgebaut wurde. 199 PROJEKTBEISPIELE: Produkt- und Branchenrecherchen Inzwischen wird über eines der größten Branchenverzeichnisse mit ca. 60 000 Branchenbegriffen verfügt, mit ca. 4,5 Mio. Firmen werden nahezu alle Unternehmen in Deutschland erfasst. Da in den Jahren 1990 bis 2000 viele CD-ROMs für nahezu alle europäischen Länder herausgegeben worden sind, wie Produktverzeichnisse, Branchenverzeichnisse, Telefon-CDs, etc., kann man auf umfassende Erfahrung und Datenbestände in diesem Bereich zurückgreifen. (German Database, Europa Direkt usw.) Es existieren über 30 000 Stadt- und Regionalprogramme aus ganz Deutschland, was dem mit Abstand umfangreichsten Programm entspricht. Zahlreiche regionale Zusatzdienste: o o o o o o o o o Regionales Branchenverzeichnis Regionales Auktions- und Shopsystem Stellengesuche Stellenangebote Partnersuche Autokauf/Verkauf Wohnungen/Häuser Nachrichten Wetter 200 t) Vertrieb über Branchen- u. Produktverzeichnisse Firmeneinträge in Branchen- und Produktverzeichnissen gehören zu den passiven Werbeinstrumenten. Durch das Internet und die stark zunehmende Nutzung gewinnen diese Verzeichnisse eine zunehmende Bedeutung. Da fast jeder Haushalt in Deutschland über einen Internetanschluss verfügt, kann indirekt beinahe jeder Bundesbürger auf das Internet zugreifen. Auch wenn man selbst über keinen Internetanschluss verfügt, so kann man über ein Familienmitglied, einen Freund oder Bekannten, den PC in der Arbeit oder ein Internetcafé auf das Internet zugreifen. Die Qualität des Aufrufes einer Firmenwerbung über ein Branchen- oder Produktverzeichnis wird um ein zigfaches höher bewertet als der flüchtige Blick auf ein Inserat. Beim Verzeichnis besteht zum einen ein konkreter Bedarf und zum anderen hat er über die Suchbegriffe die betreffende Firma bereits gefunden. Die Kaufentscheidung steht also schon kurz bevor. Nicht zuletzt durch das Internet erfreuen sich Branchen- und Produktverzeichnisse einer zunehmenden Nutzung. Eine Werbung in diesem Bereich ist branchenspezifisch zu bewerten. 201 u) Internet Mailwerbung – Newsletterversand Inzwischen spricht man von 25 Millionen Internetanschlüssen. Ein großer Teil der Firmen und die meisten Haushalte verfügen somit über einen Zugang zum Internet. Der E-Mail-Einsatz beim normalen Schriftverkehr bringt enorme Zeitvorteile und spart auch noch das Porto. Weitere Vorteile im geschäftlichen Bereich sind: 1) Firmenwerbung im Schriftverkehr Aus Gründen der Einfachheit, der Geschwindigkeit und der Einsparung teurer Porto- und Bearbeitungsgebühren wird zunehmend der Schriftverkehr über E-Mail und nicht mehr über den Postweg abgewickelt. Dies sollte mit der Werbung für das eigene Unternehmen verbunden werden. Warum also Werbung für einen Mailprovider betreiben. Man verwendet die eigene E-Mail-Adresse, wie z. B. maierhans@vautron.de, anstatt maierhans@gmx.de. Wichtig – die E-Mail-Adresse immer mit der Firmendomain verknüpfen. 2) Einsparung beim Prospekt- und Flyerversand Man spart enorme Kosten durch den Online-Versand von Prospekten und Flyern. Dem Kunden werden bei Bedarf auch aufwändigste Farbprospekte per Mail geschickt oder diese per Download auf dem Firmenserver bereit gestellt. Gegebenenfalls druckt diese der Kunde selbst aus. Dabei wird neben den Druckkosten und dem Versand- und Verpackungsaufwand auch noch Porto gespart. 202 3) Verbesserung der Vertriebsarbeit Nach oder sogar während eines Kundenkontaktes, egal ob per Telefon oder persönlich, kann sich der Kunde die Präsentation der Firma und/oder der Produkte und/oder der Prospekte ansehen. Man spart Zeit in der Akquise und kommt schneller zu Entscheidungen. Beliebte Einsatzgebiete der E-Mail-Werbung sind: o Telefonmarketing o Direktmailing per Post o Direktverkauf o Zeitungswerbung o Flyer-Werbung o Empfehlungsmarketing o Plakatwerbung Durch den Einsatz der E-Mails entstehen viele Vorteile im täglichen Geschäftsablauf und vor allem bei der Vertriebsarbeit. E-Mail-Werbung ist deshalb interessant, da die beim Direktmailing anfallenden teueren Portogebühren entfallen. Da inzwischen schon viele auf diese Marktlücke gestoßen sind, wurde aus dem Mailversand eine regelrechte Plage. Viele Spam-Filter wurden entwickelt, die unerbetene Werbemails gleich in den „Gelöschte Objekte“-Ordner befördern. 203 Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie beim E-Mail-Versand die jeweils aktuelle gesetzliche Situation. Da der Versand unerbetener Mails verboten ist und Strafe, Unterlassungserklärung und Anwaltsgebühren nach sich ziehen kann, versenden viele Anbieter ihre Spam-Mails vom Ausland. Die legale Form E-Mails zu nutzen, ist die Information an bestehende Kunden. Hier bietet sich beispielsweise der monatliche Versand eines Newsletters an. Die Kunden sollten jedoch trotzdem die Möglichkeit erhalten bei jedem E-Mail-Empfang eine Löschung aus der Versandliste vornehmen zu können. Eine Alternative stellt die Kooperation mit anderen nicht direkt in Kooperation befindlichen Kunden dar. Der Kunde 1 bringt seine Angebote im Newsletter des Kunden 2 unter und räumt seinerseits dem Kunden 2 das gleiche Recht ein. Die technische Lösung eines derartigen Vorhabens ist relativ preiswert. Nahezu alle Mailprogramme werden kostenlos angeboten. Inwieweit bei gewerblicher Nutzung Gebühren zu entrichten sind, sollte noch mal explizit erfragt werden. Als wahres Organisationstalent unter den Mailprogrammen hat sich „Opera Mail“ einen Namen gemacht. 204 Nachstehend finden Sie eine Liste von Mailprogrammen zur Auswahl: Produktbe- URL zeichnung Preis Koma-Mail 3.581 www.koma-code.de kosten- kompaklos ter Client MailPeek 0.97 www.dfolger.onlinehome.de/mail kosten- kompakpeek_de.htm los ter Client PocoMail 4.1 www.pocomail.com 39,95 Dollar Pegasus Mail 4.41 www.pmail.com/ kosten- multilinlos gual, viele Plugins Fox Mail 5.0.800 www.jakewalk.de/wiki/pmwiki.ph kosten- große p?n=Freeware. los FeatureFoxmail vielfalt Sylpheed 2.2.10 http://sylpheed.sraoss.jp/en/ kosten- Sicherheit los Mulberry 4.0.6 www.mulberrymail.com kosten- IMAPlos Spezialist i.Scribe 1.89 www.memecode.com/scribe.php kostenlos Opera Mail 9.02 www.opera.com mail to date www.databecker.de 2.0 Hauptqualifikation Mails auswerten kompakter Client kosten- Powerlos Organisator 149,95 SerienEUR mails/News letter 205 v) Internet – Versandhandel Der Verkauf über Internet nimmt inzwischen eine Dimension von mehrstelligen Milliardenbeträgen an. Jährlich werden neue Rekordumsätze gemeldet. Der größte Teil dieser Umsätze wird über Internetshops und Internetauktionen getätigt. Deswegen bietet es sich an diese erfolgreiche Verkaufsschiene zusätzlich als Absatzkanal mit in die Geschäftspolitik zu integrieren. In manchen Branchen ist man dazu übergangen, ausschließlich auf den Vertrieb über Internet zu setzen. Wenn man bestehenden Systemen seine Waren und Dienstleistungen offeriert, sind keine Investitionen in die Technik erforderlich. Man bezahlt lediglich eine Provision beim erfolgten Verkauf. Bei „regioabc“ ist der Verkauf sogar ohne Provision möglich. Das System arbeitet werbefinanziert. Die Alternative dazu wäre sich einen eigenen Server zu mieten und eine Shop- und/oder Auktionssoftware zu installieren. Dazu stehen Programme in ausreichender Qualität für „kleines Geld“, aber auch als Free- oder Shareware zur Verfügung. Vom Geschäftsprinzip stößt man hier auf eine Form des bewährten Versandhandels. P RINZIP DES V ERSANDHANDELS Definition Unter Versandhandel versteht man eine Form des Einzelhandels, bei dem die Produkte über Prospekte, Katalog, Internet, Fernsehen oder Vertreter angeboten werden. Die Bestellannahme kann per Brief, Fax, E-Mail, fernmündlich oder durch einen Vertreter erfolgen. Die Bezahlung geschieht entweder per Vorkasse, Kreditkarte, Nachnahme oder per Rechnung. 206 Zielgruppenunterscheidung Die Zielgruppenunterscheidung erfolgt durch Endverbraucherorientierung (Business to Consumer) und Geschäftskundenorientierung (Business to Business). Sortimentsunterscheidung Je nach Sortiment unterscheidet man: A) Universalversender mit breitem Warenangebot von zigtausen- den von Artikeln, wie Neckermann, Otto Versand, Quelle usw. und B) Spezialversender, die sich entweder auf eine besondere Spar- te oder eine besondere Zielgruppe verlegt haben, wie Conrad Electronic, ELV usw. Wegen der hohen Investitionen und dem bereits vorhandenen Verdrängungswettbewerb ist kaum zu befürchten, dass eine Existenzgründung im Bereich Universalversender erfolgt. Hochregallager, ein immenser Werbeaufwand, große Lagerhallen, etc. gestalten ein derartiges Vorhaben nicht gerade aussichtsreich. Vertriebsweg für Jedermann Anders hingegen sieht es im Bereich Spezialversender aus. Durch das Internet ergibt sich ein völlig neuer und kostengünstiger Vertriebsweg, der praktisch für Jedermann offen steht. 207 Risikofreier Versand Außerdem entfällt das Inkassorisiko, im Internet ist es inzwischen üblich per Vorkasse, Kreditkarte, Lastschrift, PayPal, etc. zu bezahlen. Minimale Vertriebskosten Als Spezialversender kann man über preiswerte Internetshops, über „eBay“ oder „regioabc“ seine Waren regional, bundesweit oder weltweit offerieren. Teure Druckkosten durch Katalogerstellung und Versand entfallen. E-Mail- und Newsletter-Unterstützung Parallel zum Shop- und/oder Auktionssystem kann man die Kunden einmal im Monat, um nicht zu aufdringlich zu wirken, mit Sonderaktionen auf die aktuellen Angebote seines Versandhandels aufmerksam machen. Für wen eignet sich die Versandhandelsschiene? Jeder Produzent von Ware, Handwerker oder Verkäufer von Waren, gleich welcher Art, kann den Versandhandel als zusätzlichen oder aber auch als Hauptvertriebsweg ins Auge fassen. So bietet beispielsweise eine Schlosserei ihre Produkte im Bereich Schmiedeeisen zusätzlich über das Internet an. Ein Vertreter für chemische Reinigungsprodukte bietet seine Reinigungsmittel erfolgreich an Endverbraucher und Firmen an. Ein Spezialitätenversand offeriert geräucherten Schinken und geräucherte Würste, zzgl. Spezialweine. In den Bereichen Computer, Computerzubehör, Elektronik, etc. gibt es bereits zahlreiche erfolgreiche Versandhandelsunternehmen, sowohl im Bereich Business to Business als auch im Bereich Business to Consumer. Der Phantasie sind somit in kaum einer Branche Grenzen gesetzt. 208 w) Internet Shop- und Auktionsvertrieb Beim Internet Shop- und Auktionsvertrieb tritt der Unternehmer als Betreiber des Shop- und Auktionssystems auf. Dazu benötigt er einen Sicherheitsserver mit redundanter Datenbank. Es muss sichergestellt sein, dass bei einer Auktion auch eine große Zahl von Bietern gleichzeitig handeln, kaufen und steigern kann. Der Internet Shop- und Auktionsvertrieb erfordert eine eigene Technik und bietet die Möglichkeit weitere Händler mit einzurichten. Da diese zeitkritischen Anwendungen technisch sehr aufwändig sind, nutzen viele Verkaufsorganisationen bestehende Shop- und Auktionssysteme und mieten sich dort ein. Diesbezüglich finden Sie alle Informationen unter „InternetVersandhandel“. Der wesentliche Unterschied zum Internet Shopund Auktionsvertrieb besteht darin, dass man keine weiteren Händler aufnehmen kann und keine eigene Technik vorhalten muss. 209 x) Internet Partnerwerbung Marketing – Affiliate- Durch Partnershops wird der Einstieg ins E-Business erleichtert. Statt der Eröffnung eines eigenen Internet-Ladens wird auf Produkte der Partner zurückgegriffen. Hieraus ergibt sich der große Vorteil, dass kein finanzieller Einsatz erforderlich ist und kaum ein Risiko besteht. Stattdessen besteht die Möglichkeit interessante Provisionen zu verlangen. Inzwischen gibt es eine wahre Flut an Partnerprogrammen. Das liegt daran, dass es sich um ein typisches „Win-Win-Geschäft“ handelt, bei dem beide Partner profitieren. Die Betreiber von Partnerprogrammen erhalten mit wenig Aufwand und Investition neue Kunden. Somit kann man großzügige Provisionen für den Vermittler ausloben. Ein Geschäftsrisiko besteht für den Vermittler (Affiliate) nicht, schlimmstenfalls erhält er keine Provision. Angenommen man will Server über Affiliate-Marketing vertreiben, müsste man sich somit Partner in einer Branche suchen, bei denen ein Kontakt zur Zielkundschaft zu vermuten ist. Man sollte sich deshalb bevorzugt an Homepage-Betreiber im EDV- und Softwarebereich wenden. Der Betreiber einer Homepage für vom Aussterben bedrohte Froscharten oder der Anbieter von Naturkosmetik wird vermutlich nur wenige Kunden auf die ServerBestellseite locken. Damit möglichst viele Partner die Werbung für die ServerBestellseite schalten, sollten attraktive Provisionen, z. B. von 20 %, winken. 210 Es gibt auch Partner-Vermittlungsprogramme, die die Suche von Partnern unterstützen: • Adbutler --> www.adbutler.de Partnerprogramm-Dienstleister mit einem großen Angebot an Programmen mit Provision; die Anmeldung mehrerer Webseiten ist möglich. • Affili.net --> http://partners.affili.net/ Partnerprogramm-Dienstleister mit großer Programmauswahl, bis zu 25 % Provision möglich, ca. 600 Partnerprogramme werden angeboten, wie z. B. GMX, T-Mobile, OBI. • Zanox --> www.zanox.de • Tradedoubler --> www.tradedoubler.de Großer Vermittlungsdienst, über hundert deutsche und europäische Anbieter administrieren über Tradedoubler ihre Partnerprogramme, wie z. B. Dell, eBay, Apple, Avis, American Express, etc. Typische und große Anbieter von Dienstleistungen und/oder Produkten für Affiliate sind nachfolgende. Wenn man ein derartiges Vorhaben plant, ist es immer zweckmäßig sich an den Vorgaben erfolgreicher Dienste zu orientieren: Amazon.de --> www.amazon.de Hierbei handelt es sich um den Vorreiter der Partnerprogramme. Die Provision beträgt bis zu 5 %. Komfortable Statistiken werden angeboten, schnelle Einrichtung der Links. 1&1 Profiseller --> www.profiseller.de Partnerprogramm für Webhosting-Paket, Internetzugänge, T-DSL, Handys und diverse andere Produkte. 211 Freenetprofi --> www.freenetprofi.de Werbung für Freenet Produkte. GMX Partner --> www.gmxpartner.de Vermarktung von GMX-Produkten, wie Mail, DSL usw. Neckermann --> www.neckermannpartner.de Vermarktung des kompletten Neckermann-Sortiments, bis zu 8 % Provision werden gewährt. Shopping 24 --> www.shopping24.de Jeder Klick ins Shopping 24 Portal wird bereits vergütet. Weitere Vergütungen werden gewährt, wenn eingebaute Werbemittel angeklickt werden. 212 y) Auftragsbeschaffung durch Ausschreibung Die Ausschreibung ist der Teil eines Verfahrens zur Auftragsvergabe im Wettbewerb. Man unterscheidet private und öffentliche Ausschreibungen. Über dieses Verfahren werden in Frage kommende Firmen aufgefordert ein verbindliches Angebot zu unterbreiten. Aus diesem Grunde muss die Ausschreibung sehr detailliert abgefasst werden, damit eine exakte Angebotsabgabe erfolgen kann. Unter der Bezeichnung „RFI“ gibt es aber auch Ausschreibungsverfahren, die im Vorfeld der Marktsondierung dienen sollen. Diese sind rechtsverbindlich. VERSTEIGERUNGSVERFAHREN Speziell durch die Versteigerung der Handy-, UMTS- und WiMAXLizenzen, die ja enorme Beträge in die Staatskassen spülten, sind die Auktions- bzw. Versteigerungsverfahren bekannt geworden. Im Vorfeld werden die möglichen Bieter ausfindig gemacht, um dann beim eigentlichen Auktionsverfahren den maximalen Erlös erzielen zu können. Die mehrstelligen Milliardeneinnahmen durch die UMTS-Lizenzen führten allerdings indirekt dazu, dass die Firmen auf Jahre und Jahrzehnte keine Steuern mehr bezahlen. Speziell das Internet eignet sich hervorragend für derartige Verfahren, wobei durchaus auch kleine Aufträge auf diesem Wege vergeben werden. Als Beispiel wird hier der Umzugsbereich genannt, bei dem sehr günstige Pauschalpreise, nahe den Selbstkosten, zu erzielen sind. Eine weitere Branche ist der Anwaltsbereich. Unter www.frageinenanwalt.de konnten bereits für unter 50 EUR komplexe Rechtsgutachten erworben werden. 213 AUSSCHREIBUNGSREGELN Speziell für öffentliche Auftraggeber, wie Bund, Länder, Städte, Gemeinden und Behörden werden die nachstehenden Vergaberegeln verwendet. Auch private Auftraggeber nehmen diese Vergaberegeln häufig als Anhaltspunkte. VOB: Vergabe und Vertragsordnung für Bauleistungen VOT: Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen VOL: Verdingungsordnung für Leistungen VERÖFFENTLICHUNG VON AUSSCHREIBUNGEN Größere Ausschreibungen, hier gelten die EU-rechtlich festgelegten Schwellenwerte, sind alle im Europäischen Ausschreibungsblatt (Supplements/Ted) veröffentlicht. Dieses umfassende Register ist über das Internet einsehbar und ist eine hervorragende Quelle für Auftragsvergaben in ganz Europa. Der Bund veröffentlicht seine Ausschreibungen im Ausschreibungsportal des Bundes. Einige Bundesländer geben Ausschreibungsblätter heraus, die teilweise auch elektronisch verfügbar sind. Leider ist die Veröffentlichung von Ausschreibungen in der Bundesrepublik und in vielen anderen europäischen Staaten nicht einheitlich geregelt. Nicht der Ausschreibungspflicht unterliegt das „In-House-Geschäft“ bzw. die „In-House-Vergabe“. Personen und Firmen, die in das Korruptionsregister aufgenommen wurden, können von der Ausschreibung ausgeschlossen werden. 214 PRIVATWIRTSCHAFTLICHE AUSSCHREIBUNGSVARIANTEN 1. RFI (Request for Information): Die abgegebenen Angebote sind unverbindlich. Dieses Verfahren dient in erster Linie zur Marktsondierung. 2. REP (Request of Proposal): Hierbei handelt es sich um die übliche Ausschreibungsform mit rechtsverbindlichem Charakter. Der Einkäufer ist nicht zur Angebotsannahme verpflichtet. 3. RFQ (Request for Quotation): Hierbei handelt es sich um eine verbindlichere Form der Angebotsanforderung. Wenn ein Unternehmen beispielweise konkrete Kaufabsichten hat, so versendet es möglichst viele RFQ-Anforderungen an eine Vielzahl der hierfür in Frage kommenden Unternehmen. PRAKTISCHE UMSETZUNG Beim Unternehmensstart kann und muss man sich als Unternehmer an der einen oder anderen Ausschreibung beteiligen. Wenn man jedoch plant den Bereich „Auftragsbeschaffung durch Ausschreibung“ professionell zu betreiben, so empfiehlt es sich eine Person schwerpunktmäßig damit zu beauftragen. Gerade bei größerem Auftragsvolumen besteht die Gefahr von erheblichen Geschäftsrisiken durch Kalkulationsfehler. Auch bringt die ständige Befassung mit dem Thema Ausschreibung viel branchenspezifische Routine und Kontakt zu den potentiellen Einkäufern. Oft unterlaufen auch denen kleine Fehler, es gibt zum Beispiel Anlass zu Rückfragen. So bauen sich persönliche Kontakte zwischen dem Unternehmer und dem Einkäufer auf, manchmal erfährt man zwischen den Zeilen mehr, als man vielleicht erfahren dürfte. 215 Darüber hinaus ist durchaus auch beim Einkäufer das Bestreben vorhanden, mit einer zuverlässigen Firma zusammenzuarbeiten, mit der man bereits gute Erfahrungen gemacht hat: Diese Risikominimierung reduziert auch für den Einkäufer die Gefahr, durch die Pleite oder das Problem mit einem Billiganbieter einen Karriereknick zu erleiden. Wenn gerade kein professioneller Mitarbeiter für das Ausschreibungswesen vorhanden ist oder im Bereich des Unbezahlbaren liegen sollte, so besteht z. B. die Möglichkeit, Mitarbeiter aus minutiös arbeitenden Bereichen, wie Rechnungswesen, Buchhaltung, etc., branchenspezifisch einzuarbeiten. In den letzten Jahren wurden beispielweise sehr viele Bankangestellte freigesetzt, die zu erschwinglichen Gehaltsvorstellungen verfügbar sind. Auch wurden sehr viele Umschulungen zum Bilanzbuchhalter staatlich gefördert. Wichtig bei der Personalauswahl ist jedoch, einen Mitarbeiter einzuweisen, der auch mal den persönlichen Kontakt zu den Einkäufern sucht. Die vorstehenden Empfehlungen sollen nicht heißen, dass der Unternehmer selbst diese Aufgaben nicht wahrnehmen könnte oder sollte. Es ist lediglich eine Empfehlung dafür, mehr Aufträge aus diesem Bereich zu generieren, als es neben dem Tagesgeschäft überhaupt möglich ist. Des Weiteren kann man Risiken durch Abgabefehler reduzieren, wenn letztendlich „vier Augen“ die Abgabe kontrollieren. Leider ist der Unternehmer durch die Vielfalt seiner Aufgaben in allen Geschäftsbereichen derart in Anspruch genommen, dass man dem Thema Ausschreibungswesen nebenbei nicht mehr die Aufmerksamkeit widmen kann, die es verdient und benötigt. 216 z) Annoncenwerbung, Beilagenwerbung Firmen mit Standortnachteilen und wenig Laufkundschaft sind häufig auf Annoncen- oder Beilagenwerbung angewiesen. Auch bei regelmäßigen Hausmessen sind derartige Maßnahmen unerlässlich. Beilagenwerbung Die Beilagen sind in der Regel im Format DIN A3 und ein- bis zweimal gefaltet. Bei größerem Produktsortiment werden auch Hefte im Format DIN A5 gedruckt. Die Eigenverteilung lohnt sich nur, wenn man in einem sehr begrenzten Wohngebiet Werbung verteilt. Eine Gaststätte wirbt z. B. in einem abgegrenzten Wohngebiet und verteilt die Speisekarte oder sonstige Werbebotschaften in die Briefkästen der umliegenden Häuser. Hinsichtlich der Verteiler finden Sie in jedem Branchenbuch ausreichend Anbieter für Prospektverteilung unter der Rubrik „Prospektverteilagenturen“. Eine Verteilung ist aber auch über das regionale Wochenblatt oder die örtliche Tageszeitung möglich. Wenn Sie größere Gebiete werblich „abstrahlen“ wollen, empfiehlt es sich den Bundesverband der Deutschen Anzeigenblätter zu kontaktieren. Hier stehen auch ausreichend Mediadaten zur Verfügung (BVDA-Berlin). Bei größeren Auflagen oder regelmäßigen Verteilungen können Sondertarife ausgehandelt werden. 217 Annoncenwerbung Für Annoncen in Tageszeitungen, Wochenblättern und Fachzeitschriften gibt es die Preisliste des jeweiligen Verlages. Die Rabatte liegen zwischen 3 und 30 % und sind stark von der Gesamtabnahme abhängig. Es wurde bereits von Sondernachlässen bis zu 50 % durch hartes Nachverhandeln berichtet. Das ist nur bei Großabnahmen und Aufträgen mit guter Langzeitperspektive zu erzielen. Vergessen Sie nicht die Vorlaufzeit für den jeweiligen Redaktionsschluss zu berücksichtigen. Das können bei Fachzeitschriften fünf Wochen und mehr sein. Annoncen-Expedition Sollten Sie dauerhaft größere Annoncenvolumen schalten, so empfiehlt es sich dies über AE-Agenturen vorzunehmen. Bei geschicktem Verhandeln sind auf diesem Wege bessere Konditionen zu erzielen. Dies ist aber inzwischen nicht mehr bei allen Medien möglich. Gerade einige Tageszeitungen mit Monopolcharakter glauben dies nicht mehr nötig zu haben. Firmen mit großem Annoncenaufkommen gründen z. B. eine eigene AE-Agentur über einen Bekannten oder die Ehegatten. So kommen sie in den Genuss interessanter Nachlässe. 218