Heft 1/2010

Transcription

Heft 1/2010
1/2010
PRO
SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ
• Designerhunde nach Mass
• Neue Serie : Tier und Recht
Impressum
Zeitschrift der Schweizerischen
Gesellschaft für Tierschutz / ProTier,
Zürich
Nr. 1, März 2010
38. Jahrgang
Erscheint 4x jährlich
Abonnement
Mitglieder erhalten die Zeitschrift
kostenlos
Jahresbeitrag
CHF
Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) CHF
Einzelnummer
CHF
Jahresabonnement
CHF
40.–
25.–
6.–
20.–
Redaktion :
Nathalie Dubois (nd)
Ständige MitarbeiterInnen :
Rita H. Dubois (rd)
Hans Peter Roth (hpr)
Helen Weiss (hw)
Inhalt
Wir geben Tieren ein Zuhause
4
Puggle, Schnoodle, Labradoodle : Des ignermischlinge nach Mass
7
Gefährliches Spielzeug für Heimtiere
10
Hundehalter drücken die Schulbank
13
Jahresbericht 2009
16
20 Jahre für ProTier
18
Delfinjagd in Japan : Das Töten geht weiter
20
Neue Serie : Tier und Recht
22
Bioinvasoren : Neozoen – Nordamerikanische Flusskrebse
24
Amphibienwanderungen : Vorsicht, Frösche und Molche !
26
Agro-Biodiversität : Capra Grigia – die graue Bergziege
28
Kurznachrichten
30
Buchbesprechungen
31
Designerhunde
Spielzeuge für Heimtiere
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der
Weiterverwendung der Artikel und Bilder
nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Redaktion.
Die Beiträge decken sich nicht unbedingt
mit der Meinung der Redaktion und des
Vorstandes.
10
Titelbild : « Bär », Tierheim Stolzboden
Foto : © Archiv ProTier
Hundehalter drücken die Schulbank
Layout : Urs Widmer
provista – concept, prepress, publishing,
design, 4123 Allschwil. info@provista.ch
7
Druck : Staffel Druck AG, 8045 Zürich
Delfinjagd in Japan
SCHWEIZERISCHE
GESELLSCHAFT
FÜR TIERSCHUTZ
Alfred Escher-Strasse 76
CH-8002 Zürich
Telefon :
044 201 25 03
Telefax :
044 201 26 23
Postcheck : 80-37221-2
E-Mail :
tierschutz@protier.ch
URL :
www.protier.ch
2
13
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Voranzeige – bitte Datum reservieren !
Generalversammlung ProTier
Donnerstag, 10. Juni 2010, 18 :30h
Im Saal des Restaurant Weisser Wind
Oberdorfstrasse 20, 8001 Zürich
Eine separate Einladung folgt im Mai !
ProTier 1/10
Editorial
Liebe
Tierfreundinnen
und Tierfreunde
ProTier 1/10
Foto : Th. Haug
D
en langjährigen Mitgliedern
und regelmässigen Lesern
von ProTier ist das neue
Gesicht an dieser Stelle sicher sofort aufgefallen. Seit Juli letzten
Jahres habe ich, nach 9-jähriger
Tätigkeit bei der Schweizerischen
Gesellschaft für Tierschutz, die Geschäftsführung übernommen. Meine Mutter, Rita Dubois, ist in den
wohlverdienten Ruhestand getreten
– sie hat in den 20 Jahren bei ProTier
Grosses für den Verein und für die
Tiere geleistet. Dank ihrem Einsatz
konnte sie einiges bewegen und sie
hat viel für den Tierschutz erreicht.
Einige ihrer Weggefährten kommen
auf Seite 18 zu Wort.
Aus meiner bisherigen Arbeit
bei ProTier weiss ich, dass ich keine einfache Aufgabe übernommen
habe. Tierschutz ist oft sehr belastend und führt einen immer wieder an Grenzen. Mit Tierleid und
Missständen konfrontiert zu sein
ist nicht immer leicht. Hinzukommt
die momentan äusserst schwierige
finanzielle Situation von ProTier.
Ohne den Hilferuf im « Blick » letzten Herbst und den darauf folgenden Auftritt im TeleZüri hätte der
Verein wohl das Jahresende nicht
erlebt. Aber die vielen positiven
Reaktionen haben uns wieder Hoffnung gegeben.
Und so möchte ich an dieser
Stelle alle ganz herzlich begrüssen
und mich zugleich bedanken ! Den
langjährigen Mitgliedern, Spendern und Tierpaten danke ich für
Ihre Treue und zähle weiterhin auf
Ihre wertvolle Unterstützung. Den
neu Dazugekommenen danke ich
für das Interesse an unserer Arbeit
und die Solidarität in dieser schwie-
rigen Zeit. Gemeinsam können wir
mehr für die Tiere erreichen.
Dass wir mehr denn je am Tierschutz dran bleiben müssen hat das,
für mich persönlich sehr frustrierende, Abstimmungsergebnis gegen
die Tierschutzanwalt-Initiative anfangs März gezeigt. Die Deutlichkeit mit der die Vorlage abgelehnt
wurde hat mich erschreckt. Wie ist
dieses Nein mit dem, nicht zuletzt
verfassungsrechtlich festgesetzten,
Bewusstsein für einen ethischen
Umgang unserer Gesellschaft mit
Tieren vereinbar ? Tierschutzgesetz
ja, konsequenter Vollzug nein – das
passt für mich nicht zusammen.
Das im Vorfeld der Abstimmung
von den Gegnern oft angeführte
Argument, durch die Einsetzung
von Tieranwälten würden wir Tiere
vermenschlichen, überzeugt nicht.
Es ist vielmehr unsere Pflicht zur
Menschlichkeit den Tieren, die wir
auf verschiedenste Art und Weise
nutzen, ein tier- und artgerechtes
Leben zu ermöglichen. Sie haben
ein Recht darauf, dass wir sie Tier
sein lassen, mit allen ihren Eigenheiten und Bedürfnissen. Wo dieses
Recht und die Würde von Tieren
verletzt wird, wo sie gequält und
ausgenutzt werden, muss solches
Tun aber Konsequenzen haben und
gesetzeskonform bestraft werden.
Tieranwälte hätten den strafrechtli-
chen Vollzug des Tierschutzgesetzes
massiv verbessert.
Neben dem praktischen Tierschutz sind es vor allem Fragen zu
unserem Umgang mit Tieren im Allgemeinen und Fragen der Ethik im
Speziellen, auf die ich den Schwerpunkt meiner Arbeit legen möchte.
Wir müssen die Verantwortung, die
wir unseren Tieren gegenüber haben, konsequenter wahrnehmen.
Information und gezielte Aufklärung können im Sinne von Prävention viel Tierleid verhindern. Das ist
auch die Idee hinter der neuen Serie
« Tier und Recht » auf Seite 22.
Wie die Fotos der Glückspilze ab
Seite 4 zeigen, hat Tierschutzarbeit
aber auch immer wieder schöne
Seiten. Es sind eben diese Erfolge
und das Wissen Tieren geholfen zu
haben, die mich ermutigen und Antrieb sind weiterzumachen.
Danke für Ihre Mithilfe und bis
zum nächsten Mal.
Ihre Nathalie Dubois
Geschäftsführerin
3
ans Herz gewachsen. Nach einem der Spaziergänge war
ihr klar, sie wollte Paula ein neues Zuhause geben. Nun
geniesst die zierliche Hündin ihr neues Leben in vollen
Zügen. Am meisten liebt sie es, ihr neues Frauchen auf
ausgiebigen Wanderungen zu begleiten. Und manchmal
will Paula, wie man auf dem Foto sieht, dabei hoch hinaus.
Glücksp
ilze
Foto : R. Lanz
Glücksp
4
ilz
Glen und Billi. Die beiden Kater waren unsere Sorgenkinder. Zusammen mit ihren Geschwistern wurden sie
im Briefkasten des Tierheims Stolzboden entsorgt. Bald
stellte sich heraus, dass sie chronischen Katzenschnupfen
hatten. Es war immer das gleiche, kamen Interessenten
ins Tierheim verliebten sich immer alle auf Anhieb in die
beiden Brüder. Waren sie doch jeweils die ersten, die
die Besucher neugierig und schnurrend begrüssten und
buchstäblich wie Kletten an einem hingen. Die beiden
sind extrem verschmuste Kater. Doch beim ersten Niesen
und den Anzeichen von Schnupfen, schreckten die Leute
jeweils zurück. Nun haben die beiden liebenswerten Kater
aber zusammen einen tollen Platz gefunden. Ihre neuen
Besitzer stören sich nicht am « Handicap » der beiden. Ihnen
war wichtig, dass ihr alter Kater wieder neue Gesellschaft
bekommt. Glen und Billi haben sich gut eingelebt und auch
die Schnupfenschübe halten sich in Grenzen, so dass sie
ihr neues Leben in vollen Zügen geniessen können.
ProTier 1/10
Foto : B. Frey
Paula. Paulas frühere Besitzerin wurde ernsthaft krank und
musste die Hündin schweren Herzens ins Tierheim geben.
Ein Abschied, der beiden nicht leicht fiel. Lange Zeit merkte
man Paula den Verlust ihres Frauchens an. Einer Hundefreundin, die regelmässig im Tierheim vorbeischaut und
mit den Hunden spazieren geht, ist Paula ziemlich schnell
Foto : H. Tobler
Wir geben Tieren
Glücksp
ilz
Malik. Der liebenswerte, etwas grossgewachsene
Mischlingsrüde wartete lange Zeit im Tierheim auf
einen Platz. Eben genau seine Grösse und sein zwar
überaus freundliches, aber etwas ungestümes, Wesen
brachten ihn immer wieder um die Chance auf einen
Platz. Nun hat Malik ein liebevolles Zuhause gefunden.
Er hat sich gut eingelebt, und auch die beiden Katzen
haben den neuen Mitbewohner schnell akzeptiert.
Anfangs hatte Malik Verlustängste, inzwischen hat
sich das aber gelegt und er begreift langsam, dass er
hier wirklich zuhause ist und bleiben kann. Mit seiner
Besitzerin und ihrer kleinen Tochter besucht Malik
regelmässig die Hundeschule. Eine tolle Gelegenheit,
sich aneinander zu gewöhnen und gemeinsam viel
Wichtiges für ein glückliches Hundeleben zu lernen.
Foto : H. Rautmann
Glücksp
ilz
Neo. Die Besitzer von Neo, einem Findelkater aus dem
Sihlwald, schrieben uns kürzlich folgende Email : « Liebe
Frau Dubois. Nun ist unser Neo genau 2 Jahre bei uns
und wir geniessen jeden Tag mit ihm und unserer anderen Katze Tigi. Mit ihrer Persönlichkeit sind die beiden
eine unglaubliche Bereicherung in unserem Leben. »
Solche Zeilen von glücklichen Tierhalterinnen und -haltern entschädigen uns für unsere, nicht immer einfache
Arbeit, für den Tierschutz. Zu wissen, einem Tier einen
liebevollen und guten Platz vermittelt zu haben, gibt Kraft
und ist Antrieb, diese wichtige Arbeit weiterzumachen.
ProTier 1/10
Foto : Fam. Geosits
Foto : A. Ehrensperger
ein Zuhause
Glücksp
ilz
Strizzi. Die Schildpattdame heisst jetzt « X ». Sie ist
eine der vielen Katzen, die auf einem Bauernhof in
Stallikon sich selbst überlassen waren und von ProTier eingefangen werden musste, weil sie dort nicht
bleiben konnten. Strizzi war anfangs recht scheu. Im
Tierheim hat sie aber immer mehr Vertrauen zu Menschen gefasst. Doch ein bisschen distanziert blieb sie
immer – sicher ist sicher muss sie sich wohl gedacht
haben. Als sie platziert wurde, war « X » denn am Anfang auch etwas verschüchtert. Die neue Umgebung
war verständlicherweise für sie beängstigend und es
gab vieles kennenzulernen und woran sie sich gewöhnen musste. Doch « X » hat sich schnell eingelebt, ist
regelrecht neugierig und geniesst ihr neues Leben nun
in vollen Zügen. « Ihre » Familie ist sehr glücklich sie als
neues Familienmitglied um sich zu haben und auch
bei den Nachbarskatzen hat sie Anschluss gefunden.
Den etwas ungewöhnlichen Namen « X » haben sich
übrigens die Kinder ausgedacht und zum Erstaunen
aller hört sie sogar darauf – wenn sie denn will.
Unser Spendenkonto
PC : 80-37221-2
Vermerk :
« Findeltiere »
Schweizerische Gesellschaft
für Tierschutz
Alfred Escher-Strasse 76,
CH-8002 Zürich
5
Mein Name ist White
Ich bin ein Dogo Argentino-Rüde
und wurde am 18. Oktober 1997
geboren. Hier meine Geschichte :
B
Fotos : S. Steger
is September 2008 war mein Leben in Ordnung, ich hatte
ein glückliches Hundeleben. Dann starb mein geliebtes
Herrchen und ich kam ins Tierheim Stolzboden. Ich trauerte
um meinen Menschen und verlor alle Lebensfreude. Mit
meinen vierbeinigen Mitbewohnern hatte ich keine Probleme, aber die Menschen interessierten mich nicht. Zwar
kümmerten sie sich um mich und versuchten mich aufzuheitern, aber mein Herrchen konnten sie mir nicht ersetzen.
Kamen Menschen ins Heim, um einen Hund auszusuchen,
machte ich mich nicht bemerkbar, wurde ich zu einem
Spaziergang mitgenommen, trottete ich teilnahmslos mit.
Im November 2009 kam eine Frau ins Heim. Sie schaute
zu mir herüber und sprach lange mit Tierpfleger Ivo Zürcher. Von ihm erfuhr sie meine Geschichte, und dass ich
als Patenhund meinen Lebensabend im Tierheim verbringe. Ich gefiel der Frau und sie füllte den Fragebogen für
Hundeinteressenten aus. Nachdem die Leute von ProTier
Kontakt mit ihr aufgenommen hatten, kam sie wieder ins
Heim in Begleitung ihrer alten Boxerhündin Cannelle. Ich
fand die beiden nicht unsympathisch, trotzdem zeigte ich
während dem Spaziergang keinerlei Gefühle. Beim dritten Spaziergang kam dann auch noch der Mann mit. Die
Leute hatten keine Erwartungen an mich sondern wollten
mir einfach nur noch einen
schönen Lebensabend ermöglichen.
Am 30. November holte
mich Frau Fluri von ProTier
im Heim ab und brachte
mich in mein neues Zuhause. Alles war neu für mich,
ich fühlte mich unsicher
und unwohl und wusste
nicht, ob ich den Leuten
trauen kann.
Zwei Monate später
hatte sich mein Leben vollständig verändert. Ich habe an
Gewicht zugenommen, denn das Essen macht mir auch
wieder Spass. Dank den täglichen Spaziergängen ist mein
Körper wieder athletischer geworden. Manchmal spüre
ich zwar meine alten Knochen, doch dies beeinträchtigt
meine Lebensfreude nicht. Ich hoffe, dass ich mein neues Leben noch lange zusammen mit meiner neuen und
besten Freundin Cannelle geniessen darf. Ich höre immer
wieder mein Herrchen und Frauchen sagen, dass sie total Freude an mir haben. Sie haben nichts aber auch gar
nichts von mir erwartet. Sie sagen auch immer, dass sie
mich vollständig in ihr Herz geschlossen haben. Das freut
mich so sehr. So hat meine Geschichte nun doch noch ein
Happy End. Ich wünsche allen Tieren und Menschen auf
dieser Welt, dass sie in schwierigen Situationen, genauso
wie ich, Hilfe bekommen.

6
ProTier 1/10
Puggle, Schnoodle, Labradoodle
Des ignermischlinge
nach Mass
In den USA sind sie längst der Renner an der Leine :
Designerhunde. Immer verrücktere Mischungen passen
zu jedem Haus, jeder Handtasche und jedem Lebensstil.
Denn ausgeflippte Hundehalter basteln sich heute ihre
Vierbeiner praktischerweise selbst – traditionelle Züchter
sehen das eher kritisch.
schungen, die zu jedem
Lebensstil und jeder
Wohnungseinrichtung
passen. Und da es Hunderassen in
verschiedenen Formaten gibt – den
Pudel zum Beispiel als Gross-, Klein, Zwerg- und Toypudel – sind auch
Mischungen in unterschiedlichen
Grössen möglich. Verschiedene
Farben sowieso. Der Trend geht
zum Masshund.
Da die Menschen gerne Unikate und Seltenes besitzen, sind
Designerhunde gefragt wie Einzelanfertigungen von berühmten Modeschöpfern. Natürlich verfolgen
auch Prominente den Designerhund-Trend : Jessica Simpson, Paris
Hilton oder Britney Spears trauen
sich ohne den ins Prada-Täschchen
massgeschneiderten Maltipoo (Malteser und Pudel) oder den griffigen
Chiweenie (Chihuahua und Dackel)
nicht mehr vor die Kameras der
wartenden Paparazzi.
VON HELEN WEISS
C
hiweenie, Puggle, Labradoodle oder Schnoodle – was
sich anhört wie ausgefallene
Kosenamen, ist der fleischgewordene Modeschrei made in USA, wo
man Hunde längst als Fashion-Accessoires entdeckt hat. Keine neue
Rassen, sondern Züchtungen, bei
denen frei nach Mendelscher Regel
zwei anerkannte Rassenhunde gekreuzt werden. Durchaus planvoll,
was denn den so genannten Designerhund vom purem Mischling
unterscheiden soll. Als beliebtester
Elternteil gilt der Pudel : Da er kaum
haart, ist er auch für Allergiker gut
geeignet. Gepaart mit Cocker Spaniel (Cockapoo), Dackel (Doodle),
Golden Retriever (Goldiepoo) oder
Labrador Retriever (Labradoodle)
entstehen so kaum haarende Mi-
Kreditkarte zücken
und Hund nach Mass
bestellen
Alle Bilder : zVg.
Designerhunde und Designerjeans
klingen ähnlich und ähnlich über-
ProTier 1/10
Der Chiweenie sieht aus, als wäre er
einem etwas unglücklichen amurösen
Abenteuer eines Dackels und einer
Fledermaus entsprungen.
Mischt man zwei Rassen, unterscheiden sich die Welpen in Grösse und
Farbe, wie dieser Wurf Cockapoo
zeigt. Auch punkto Charakter sind die
Mischlinge wahre Wundertüten.
trieben sind auch die hohen Preise für beide. Der Kaufspreis für
die Mischlinge unterscheidet sich
kaum von jenem für Rassenhunde von prämierten Elterntieren.
Auf illustren Homepages wie
designerdoggies.com kann man
sich nach Angabe der Kreditkartennummer solch herrliche Kläffer bestellen wie einen Yorkienese
(Yorkshire Terrier und Pekinese),
einen Affen-Tzu (Affenpinscher
und Shih-Tzu) oder eben auch den
oben aufgeführten Cheweenie, der
aussieht, als sei er einem etwas unglücklichen amourösen Abenteuer
eines Dackels und einer Fledermaus
entsprungen.
Dass die Vermarktung von Hunden aus Profitdenken und reiner
Geldmacherei unverantwortliche
Formen angenommen hat, macht
der Schweizerischen Kynologischen
Gesellschaft (SKG) Sorgen. « Es
steht uns Menschen nicht zu, Hunde
nur aus Lust auf nette Accessoires
für Partys oder Effekthascherei zu
züchten », sagt SKG-Präsident Peter
7
Den Cockapoo gibt es in unterschiedlichen Farben und Zeichnungen.
Sein Haar ist mehrheitlich glatt, das
Kraushaar des Pudels geht bei der
Kreuzung verloren.
Rub. Zentral in der seriösen Hundehaltung sei die gute und sorgfältig
aufgebaute Mensch-Tier-Beziehung.
« Das beginnt mit der Abklärung der
Rasse, dem Besuch der Zuchtstätte,
der Bereitschaft, sich mit dem vierbeinigen Freund zu beschäftigen
und die Verantwortung für sein
Wohl zu übernehmen. »
Charakterliche
Wundertüten
Der Labradoodle wurde vor rund
20 Jahren in Australien
als Führhund für allergische
Blinde gezüchtet.
Führhund für
allergische Blinde
In der Schweiz sind Designerhunde
noch kaum bekannt. Erst einige wenige Züchter bieten Schnoodle und
Co. an. Dazu gehört Marianne Ullrich, die seit drei Jahren Labradoodle züchtet. « Ich distanziere mich
ganz klar vom Begriff Designerhund
und der damit verbundenen Kommerzialisierung », erklärt sie. Ihre
Zucht sei verantwortungsvoll und
mit jener von kontrollierten SKGZuchtstätten zu vergleichen. « Ich
züchte Labradoodle nicht aufgrund
ihres Aussehens, sondern weil sich
die Rassen Labrador Retriever und
Pudel charakterlich traumhaft ergänzen. » Die Hunde seien extrem
anpassungsfähig, hervorragende
Familientiere und sehr gelehrig.
« Ich bin immer wieder aufs Neue
fasziniert », schwärmt Ullrich. Der
Labradoodle sei ursprünglich vor
rund 20 Jahren in Australien als
Führhund für allergische Blinde
entstanden. « Er wurde also nie unter modischen Gesichtspunkten gezüchtet, sondern unter gesundheitlichen », sagt Ullrich. Entsprechend
oft hat die Züchterin Anfragen von
Allergikern, denen ein Pudel zu vital
ist und die sich deshalb für den ru-
Alle Bilder : zVg.
Der neue Trend wird nicht nur
von traditionellen Rassehundezüchtern besorgt beobachtet. Die Ent-
wicklung ruft auch amerikanische
Tierschützer auf den Plan. « Hunde
werden auf Bestellung gezüchtet.
Das ist ein Besorgnis erregender
Trend », liess ein Sprecher der Society of the Prevention of Cruelty to
Animals verlautbaren. « Die Organe
der Mini-Hunde sind zu klein, um
funktionieren zu können, die Tiere
können nur noch über Kaiserschnitt
gebären und ihre winzigen Mäuler
sind mit Zähnen überfüllt. » Das hätte zur Folge, dass die Hunde zunehmend an Missbildungen eingehen.
Auch ProTier, die Schweizerische
Gesellschaft für Tierschutz, spricht
sich klar gegen die Zucht von Designerhunden aus. « Das Tier wird
zum Konsumgut und Accessoire
degradiert », erklärt Geschäftsführerin Nathalie Dubois. Es gehe dabei rein um den optischen Aspekt :
« Designerhunde stellen jedoch ein
Risiko dar, da, anders als beim kontrolliert gezüchteten Rassenhund,
weder Charakter noch eventuelle,
zuchtbedingte Krankheiten vorhersehbar sind. » Desingerhunde sind
– genauso wie andere Mischlinge
– charakterliche Wundertüten. So
kann etwa beim Puggle (Mops und
Beagle) im besten Fall der Jagdtrieb
des Beagles und die Verfressenheit
des Mops’ gedämpft werden. Hat
man Pech, ist der Puggle an Dickköpfigkeit wohl kaum zu überbieten.
8
Mischt man dem Golden Retriever
einen Pudel bei, ist er auch für
Allergiker geeignet. Dies behaupten
jedenfalls die Züchter.
ProTier 1/10
Britney Spears und
Paris Hilton trauen
sich ohne den ins
Prada-Täschchen massgeschneiderten Maltipoo nicht mehr vor
die Kameras der
wartenden
Paparazzi.
higeren Labradoodle entscheiden.
Doch auch als Familienhund ist er
beliebt und die Nachfrage für die
Hunde – die Ullrich für 1500 bis 1800
Franken verkauft – ist gross : Sieben
Würfe sind in der Zuchtstätte bereits
gefallen.
Der neuste Schrei :
Bengal Chihuahua
Marianne Ullrich spielt mit dem
Gedanken, einen Schweizer Labradoodle-Club mit Zuchtvorschriften
zu gründen. « Es ist notwendig,
kommerziellen Züchtern entgegenzuwirken. » Ullrich hätte zwar ei-
nem amerikanischen LabradoodleZuchtverband beitreten können. Als
sie jedoch erfuhr, dass die Welpen
mit sieben bis acht Wochen kastriert
werden müssen, nahm sie davon
Abstand. Der Vorschlag des österreichischen Kynologen Hellmuth
Wachtel, Züchter von Designerhunden in die Rassezucht-Verbände aufzunehmen, stösst auf wenig Gegenliebe. « Unsere Aufgaben sind, zum
Wohle des Hundes die Auswüchse
der absoluten Kommerzialisierung
und des Hundehandels an allen
Fronten zu bekämpfen », sagt SKGPräsident Peter Rub. « Eine Aufnahme von Züchtern, die Mischlinge
anbieten, steht unseren Bestrebungen deshalb diametral entgegen. »
Dass Labradoodle oder Schnoodle
je zu anerkannten Rassen werden,
ist fraglich. Denn erst wenn eine
Zucht in sechs unabhängigen Linien
nachgewiesen ist – wozu man fast
100 Tiere und Jahrzehnte braucht –
erkennt die Fédération Cynologique
Internationale, der Weltverband für
Hundezucht, sie als Rasse an.
Sollte man sich trotz allem für
einen Designerhund entscheiden,
gilt es, die Zuchtstätte persönlich
zu besuchen und die Elterntiere auf
Erbkrankheiten zu überprüfen. Keinesfalls jedoch sollte man auf das
Angebot des britischen Hundema-
Der Puggle, eine Mischung aus Mops
und Beagle, gehört in den USA zu
den beliebtesten Designerhunden.
ProTier 1/10
Aus Pudel und Schnauzer wird
Schnoodle : Praktischerweise gibt es
beide Rassenhunde in diversen Grössen, diese Mischung kann also massgeschneidert angeboten werden.
gazins K9 eingehen. Dort wurde ein
Bengal Chihuahua angeboten, eine
Mischung zwischen besagtem Minihund und einem bengalischen Tiger.
Angebote bis zu 30 000 Pfund gingen beim Magazin ein. « Ein Scherz !
Nur ein Scherz ! », beschwor Chefredakteur Ryan O’Meara die aufgebrachte Kundschaft. Das Angebot
war nur vorgetäuscht. « Wir wollten
sehen, wie weit die Leute gehen, um
etwas Modisches zu kaufen. » Nun,
irgendeiner wird den Taschentiger
wahrscheinlich schon noch züchten.

Links :
Artikel des K9 Magazin zum Bengal
Chihuahua :
www.dogmagazine.net > Suchfunktion > Eingabe Bengal Chihuahua
Weitere Informationen zur Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG :
www.skg.ch
Literatur :
Designer Dogs
Labradoodle und Co. im Porträt
von Caroline Coile
Kosmos Verlag 2009
59.90 Franken
9
Gefährliches
Spielzeug für
Heimtiere
Im Zoofachhandel und in Supermärkten gibt es vielerlei Tierspielzeug im Angebot. Möchte man
seinem tierischen Liebling eine
Freude machen, sind bei der Auswahl jedoch nicht Kriterien wie
bunt, dekorativ oder pflegeleicht
entscheidend, sondern vielmehr, ob
sie dem angeborenen Spieltrieb des
Tieres ausreichend gerecht werden.
I
m Trickfilm « Bolt – Ein Hund für alle Fälle » ist
Hamster Dino der heimliche Star. Der
freche Zwerg steht dem vermeintlichen
Superhund bei seinen Abenteuern treu
zur Seite. Dies nicht etwa auf allen Vieren
– wie für Nager eigentlich üblich – sondern in einer durchsichtigen Plastikkugel
rollend. Was Schweizer Zuschauerinnen
und Zuschauer wohl eher für einen gelungenen Gag der hollywoodschen Filmindustrie halten, ist in den USA durchaus
verbreitet. Nicht selten steckt man dort
das putzige Heimtier in einen so genannten Hamsterball, verschliesst die Kugel
und lässt das Tier selbstvergessen rotieren. Nach demselben Prinzip funktionieren
Hamsterautos : Die Räder rollen, sobald
der Hamster im Laufrad läuft. Hamster in
Kugeln oder Autos mögen zwar durchaus
Von Helen Weiss
spassig aussehen, für die darin gefange10
nen Tierchen ist das Erlebnis jedoch alles
andere als lustig. Da sie die Geschwindigkeit und die Richtung ihres Gefährtes nicht
kontrollieren können, führt ein Ausflug im
Hamsterball durch Orientierungslosigkeit
und fehlende Rückzugsmöglichkeiten zu
einem hohen Stressfaktor. Zudem können
sich Hamster aus Kugeln und Autos nicht
selbst befreien, was bei einem Sturz vom
Tisch oder von einer Treppe zu Knochenbrüchen führen kann. Hamsterbälle und
-autos sind in der Schweiz zwar verboten
und im Handel nicht erhältlich, über Ebay
lassen sie sich jedoch problemlos ersteigern. Die Schweizerische Gesellschaft
für Tierschutz ProTier warnt vor dem
Gebrauch solcher Spielzeuge. « Das Tier
wird so selbst zum Spielzeug und damit
instrumentalisiert », sagt Nathalie Dubois,
Geschäftsführerin von ProTier.
ProTier 1/10
Quelle : zVg.
Doch nicht nur so offensichtlich tierquälerisches Spielzeug wie der Hamsterball kann
für Heimtiere gefährlich werden. Im guten
Glauben, seinem Tier eine Freude zu bereiten, ersteht man nicht selten ein tierschutzwidriges oder gar gefährliches Spielzeug.
Dazu gehören auch Spiegel und Plastikvögel als vermeintliche « Partner » für einsame Wellensittiche oder Kanarienvögel. Sie
sind als Spielgefährten ungeeignet, führen
zu Verhaltensstörungen und durch fehlgesteuertes Fütterungsverhalten kann es zu
Kropfentzündungen kommen. Vögel sind
sehr gesellige Tiere, die statt Spiegel die
Gesellschaft von Artgenossen brauchen.
Obwohl mit Inkrafttreten der neuen
Tierschutzverordnung vor anderthalb Jahren Vögel mindestens paarweise gehalten
werden müssen, sind Spiegel für Vögel
noch immer im Handel erhältlich. « Gewisse Kunden sind nicht zu überzeugen, dass
dies nicht artgerecht ist », weiss Felix Weck,
Präsident des Verbands Zoologischer Fachgeschäfte Schweiz (VZFS). Die Zoofachgeschäfte seien jedoch keine Kontrollorgane,
um die artgerechte Haltung von Heimtieren
zu überprüfen. « Das Fachpersonal ist bei
der Beratung auf solche Fälle sensibilisiert,
Vorschriften können wir unseren Kundinnen
und Kunden jedoch keine machen. Wir können aber entsprechend informieren oder
solche Produkte gar nicht im Sortiment
führen. »
Stöcke aus Holz sind für Hunde nicht
ungefährlich : Stolpern sie während
dem Spiel, kann sich das Stöckchen in
den Rachenraum bohren und schwere
Verletzungen verursachen.
ProTier 1/10
Hamsterbälle sind besonders
tierquälerisch : Die Tiere bekommen
Panik, können sich bei einem Sturz
verletzen und drohen zu ersticken.
Bälle für Hunde dürfen
nicht zu klein sein, da
sie sonst im wilden
Spiel verschluckt
werden können.
Tennisbälle werden
auch gerne von Hunden
zerkaut. Die Oberfläche
wirkt dabei wie Schmirgelpapierauf die Zähne.
Für Katzen als
Spielgeräte gut
geeignet sind Golfoder Pingpong-Bälle,
da sie nicht verbissen und Teile davon
verschluckt werden
können.
Fotos : pixelio.de
Foto : pixelio.de
Ungeeignete Spielgefährten
aus Plastik
Auch grosse Bälle
sind für eine
Spielrunde mit der
Samtpfote ideal.
11
Bei diesen Accessoires und Spielzeugen
ist Vorsicht geboten :
Katzen
• Fell- oder Hartplastikspielzeug : Verletzungsgefahr durch Draht-,
Glas-, Metall- oder Kunststoffteile
• Aufgehängtes Spielzeug : Tiere können hängen bleiben oder sich
Körperteile abschnüren
• Nähgarn : Gefahr des Verschluckens, führt im Darm zu schweren
Verletzungen
• Kleine Bälle aus Styropor, Alufolie oder Schaumstoff : Gefahr des
Verschluckens
• Empfehlenswert sind hingegen Golfbälle, Pingpong-Bälle und Vollgummispielzeug.
Spiel und Spass mit
Katzen
von Lena Hüsemann
Eugen Ulmer Verlag 2009
29.90 Franken.
Die Gefahr ist
vorprogrammiert :
An Spielzeug aus
zerbrechlichem Material kann sich eine
Katze gravierende
Verletzungen an den
Pfoten oder im Rachenraum zuziehen.
12
Nur unter Aufsicht spielen
Weck rät bei der Auswahl des Spielzeugs
für Tiere zu gesundem Menschenverstand :
« Ein Tier soll Freude machen, aber auch
selbst Freude haben. » Die selbstständige
Einschätzung des Halters ist auch beim
Kauf von Bällen oder Fellmäusen für Hunde
und Katzen wichtig. Zu kleine Bälle können
verschluckt werden, was zu Erstickungsge-
Quelle : zVg.
Literatur :
Mit Hunden spielen
von Birgit Kosthaus
Bede Verlag 2007
10.90 Franken.
Ungefährliches Spielzeug sowie Sitzstangen
aus Holz, die angeknabbert werden können,
machen Ziervögel glücklich.
fahr oder gar einem Darmverschluss führen kann. « Dies kann jedoch auch passieren,
wenn der Hund an Schuhen oder Wollsocken nagt », erklärt Weck.
Auch Fäden oder Schnüre – die auf Katzen eine fast magische Anziehungskraft
ausüben – können schlimme Folgen haben.
Die Fremdkörper werden dann gefährlich,
wenn die Katze an ihnen herumkaut. Die
zahlreichen, nach hinten gerichteteten und
rauen Papillen auf der Katzenzunge sorgen
dafür, dass entsprechendes Fremdmaterial mit jeder Zungenbewegung weiter nach
hinten transportiert wird. « Am Fadenende
darf nie gezogen werden », warnt Till Suter,
Tierarzt in der Praxis am Ring in Basel. « Es
besteht die Gefahr, dass die auf dem Faden
aufgewickelten Därme längs eingeschnitten
werden. » Im Darm festsitzende Fremdkörper müssen operativ entfernt werden. Suter : « Ein kleiner Faden kann also ein grosses Problem auslösen. » Deshalb gilt : Tiere
sollten nie ohne Aufsicht spielen. Und sobald Heimtiere sich selbst überlassen sind,
müssen sämtliche potenziell gefährlichen
Beuteobjekte entfernt und sicher verwahrt
werden.

ProTier 1/10
Foto : Helen Weiss
Vögel
• Spiegel und Plastikvögel : Führen zu Verhaltensstörungen
• Locker aufgedrehte oder geflochtene Seile : Vogel kann sich bei Ablösung einzelner Fasern strangulieren oder Gliedmassen einklemmen
• Freiflug und genügend Bewegungsspielraum machen Vögel glücklich. Naturbelassene Sitzstangen aus Ästen sind eine sinnvolle und
kostenlose Alternative zu Plastiksitzstangen, da die Vögel gerne
daran knabbern.
Fotos : pixelio.de
Hunde
• Kleine Bälle : Gefahr des Verschluckens
• Spielzeug aus Vinyl : Gefahr des Vergiftung durch das enthaltene
PVC, Verletzung beim Zerbeissen und Verschlucken von einzelnen
Teilen (Darmverschluss)
• Holzstöckchen : Verletzungen im Rachenraum, wenn der Hund das
Stöckchen trägt und dabei hängen bleibt oder stolpert
• Quietschende Stofftiere : Gefahr des Verschluckens der quietschenden Teile
• Geeignet sind Vollgummiprodukte oder dicke Seilstücke.
Ein Spiegel ersetzt dem Wellensittich keinen
Artgenossen, sondern führt zur Ausbildung
von Verhaltensstörungen.
Hundehalter drücken
die Schulbank
Seit der Einführung des neuen
Tierschutzgesetzes müssen Hundehaltende einen obligatorischen
Sachkundenachweis absolvieren.
Ein Besuch in einem Kurs zeigt,
dass sich die anfängliche Opposition
gegen die Zwangsschulung gelegt
hat – die meisten Hundehalter sind
froh um Unterstützung.
L
ucky spitzt die Ohren und beobachtet neugierig
Christine Probst, die vor einer Kiste mit
zahlreichen Spielzeugen sitzt. Die Kursleiterin nimmt eine Beisswurst aus Stoff in die
Hand, schwenkt sie hin und her und geht
Artgerechtes
damit auf den Hund zu. Lucky wedelt aufgeSpielen will
regt und greift mit der Schnauze nach dem
gelernt sein : Es
Spielzeug. Ein ausgelassenes Zerrspiel befördert die Bindung
ginnt und der schwarze Hund ist nach kurzer
zwischen Mensch
Zeit mit voller Konzentration dabei – genau
und Hund.
dies will Christine Probst demonstrieren.
« Wir müssen uns interessant machen, damit der Hund beim Abrufen voller Motivation zu uns rennt », erklärt sie, nachdem sie
das Spiel mit Lucky beendet und ihn angeleint hat. Artgerechtes Spielen dient jedoch
nicht nur der Erziehung : Es fördert auch die
Bindung zwischen Mensch und Hund. « Die
Bindung ist die Basis für eine erfolgreiche
Erziehung aus der ein glückliches ZusamVon Helen Weiss
menleben entsteht », erklärt Probst.
ProTier 1/10
Trotz eisiger Temperaturen üben die
Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer des
obligatorischen Sachkundenachweis eifrig das Spiel mit ihren Vierbeinern, stellen
Fragen und erzählen von ihren eigenen
Erfahrungen. Bereits in der vorangegangenen Theoriestunde war das echte Interesse an den Inhalten des Kurses zu spüren
– was nicht selbstverständlich ist, drücken
die frischgebackenen Hundehalterinnen
und -halter doch gezwungenermassen die
Schulbank.
Geregelte Ausbildung
Seit der Einführung der neuen Tierschutzverordnung am 1. September 2008 müssen Hundehaltende den obligatorischen
Sachkundenachweis absolvieren. Dieser
umfasst je vier theoretische und praktische Lektionen ; wer vorher bereits einen
13
Voller Freude rennt
Hündin Bigna durch
die Menschengasse
zu ihrer Halterin.
Eine Übung, die vom
Vierbeiner einigen
Mut abverlangt.
Hund hatte, muss nur noch den praktischen
Teil des Kurses besuchen (siehe Box). Die
Einführung des Sachkundenachweises für
Hundehaltende sorgte vor anderthalb Jahren für einigen Aufruhr in der Hundeszene :
Viele Hundehalter fühlten sich zu Unrecht
an die kurze Leine genommen.
Heute herrscht eine breite Auswahl
an Hundeschulen in allen Regionen der
Schweiz, welche die obligatorische Ausbildung für Hundehaltende anbieten. Die Trainerinnen und Trainer werden in vom Bund
anerkannten Organisationen oder Schulen
(EduQua-Zertifikat) ausgebildet. Certodog,
die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG) und andere Organisationen
schulen die künftigen Trainer nach einem
vom Bund abgesegneten Ausbildungskonzept – wer die für Hundehaltende obligatorischen Kurse geben möchte, muss eine solche Ausbildung absolviert und die Prüfung
bestanden haben. Zudem sind die Trainerinnen und Trainer verpflichtet, Fortbildungen
zu besuchen. Beim Angebot der obligatorischen Kurse für die Hundehaltenden soll
der freie Markt spielen : Preise werden vom
Bund keine festgesetzt. « Eine Grundqualität
der Kurse wird durch die Ausbildung der
Trainer gesichert. Zudem wird sich im Markt
Qualität durchsetzen », erklärt Marcel Falk,
Einige der
vierbeinigen
Kursteilnehmer
sind voll
konzentriert …
Sachkundenachweis für Hundehalterinnen und -halter
Theoriekurs vor dem Kauf eines Hundes
Wer noch nie einen Hund besass, muss vor dem Kauf eines Hundes
einen Theoriekurs besuchen. In dem vierstündigen Kurs wird vermittelt,
welche Bedürfnisse ein Hund hat, wie man mit ihm richtig umgeht und
was es an Zeit und Geld benötigt, um einen Vierbeiner artgerecht zu
halten. Zusätzlich erhält man Informationen zu Hundeverhalten, Rassekunde und Zucht sowie zu rechtlichen Grundlagen. Wer schon früher
einen Hund hatte, muss diesen Theoriekurs nicht besuchen.
Praxiskurs mit dem Hund
Mit jedem neuen Hund, auch wenn man bereits einen hat, muss man
ein Training absolvieren. Im Training lernt man, einen Hund zu führen
und zu erziehen, Risikosituationen zu erkennen und zu entschärfen und
was man tun kann, wenn der Hund problematische Verhaltensweisen
zeigt. Der praktische Teil des Sachkundenachweises muss innerhalb
eines Jahres nach der Übernahme des Hundes absolviert werden.
Übergangsfrist bis 1. September 2010
Ersthundehalterinnen und -halter können bis zum Ablauf der Übergangsfrist den theoretischen Teil des Sachkundenachweises auch noch
nach dem Kauf des Hundes absolvieren. Ab dem 1. September 2010
muss der theoretische Kursteil vor der Übernahme des Tiers besucht
werden.
14
… während andere sich noch
gerne ablenken lassen.
Pressesprecher des Bundesamts für Veterinärwesen BVET.
Einfache Benimmregeln
Heute stehen über 900 Trainerinnen und
Trainer im Einsatz. « Nach unseren Schätzungen reicht dies etwa für die obligatorische Ausbildung. Regional kann es aber
immer noch Mangel geben », sagt Falk. Die
Inhalte der Kurse vermitteln Grundlagen der
Hundehaltung und seien ein Minimum, das
ein Hundehalter mit seinem Vierbeiner absolvieren sollte, erklärt Falk. « Wir setzen auf
die Eigenverantwortung der Halter, dass sie,
falls nötig, später weiter mit ihrem Hund
ProTier 1/10
Fotos : Helen Weiss
Um den richtigen Umgang mit Hunden zu lernen, müssen sich künftige
Hundehaltende ausbilden. Dies gilt für alle Hundehaltende und für alle
Hundetypen :
die jetzt beantwortet werden. » Auch der
Besitzer eines Junghunds ist begeistert :
« Der Kontakt mit anderen Hundebesitzern
und Fachleuten empfinde ich als sehr hilfreich. » Zudem komme die Ausbildung auch
dem Hund zu gute. « Wenn man sich einen
Vierbeiner anschafft, übernimmt man eine
grosse Verantwortung. Eine Schulung ist
deshalb durchaus angebracht. »
Die Opposition gegen den obligatorischen Sachkundenachweis hat sich mehrheitlich gelegt, wie auch René Rudin vom
Schweizerischen Schäferhunde-Club bestätigt. « Die Hundehalter haben realisiert, dass
eine Ausbildung notwendig ist. » Dass sich
damit alle Probleme, die durch eine falsche
Haltung der Tiere entstehen, restlos lösen
lassen, sei ein Trugschluss, meint Nathalie
Dubois, Geschäftsführerin der Schweizerischen Gesellschaft für Tierschutz ProTier.
« Wir begrüssen zwar den obligatorischen
Sachkundenachweis für Hundehalter, hätten
uns aber strengere Auflagen gewünscht. »
Halterinnen und Haltern, die durch Unwissen ihren Hund nicht artgerecht hielten, sei
damit bestimmt geholfen. Dubois : « Aber
schwarze Schafe, die sich auch nach einem
Kurs nicht an das Gelernte halten oder gar
versuchen sich vor dem Kurs zu drücken
lassen sich mit diesen Massnahmen nicht
ausmerzen. »

Kein Ziehen und Zerren an der Leine :
Hündin Bigna und ihre Halterin
lernen in der praktischen Stunde,
wie man im Team gesittet spaziert.
arbeiten. » Dies bestätigt René Rudin, der
beim Schweizerischen Schäferhunde-Club
die Ausbildung der Trainerinnen und Trainer koordiniert. « Während vier Lektionen
kann man einen Hund nicht vollständig
erziehen. » Es würden einfache Benimmregeln vermittelt und bei Problemen Hilfe
angeboten.
Die Kursunterlagen für die Hundehaltenden werden den Trainerinnen und Trainern
von den zertifizierten Ausbildungsstätten
zur Verfügung gestellt, können jedoch auch
selbst gestaltet werden. « Wichtig ist, dass
die vom Bund vorgeschriebenen Themen
im Kurs abgedeckt werden », erklärt Christine Probst, die ihre Ausbildung zur Trainerin letztes Jahr bei der SC-Akademie
des Schweizerischen Schäferhunde-Club
absolvierte. Probst möchte ihre langjährige Erfahrung in der Hundeausbildung an
noch unerfahrene Hundehalter weitergeben
und gestaltet die Kurse möglichst attraktiv.
« Ich möchte die Hundehalter motivieren,
optimale Voraussetzungen für eine artgerechte Erziehung und Haltung für die treuen Begleiter zu schaffen », beschreibt Probst
ihre Motivation.
Vor und zurück durch
die Menschengasse :
Der Hund muss im
obligatorischen
Sachkundenachweis
lernen, die Nähe zu
fremden Personen zu
akzeptieren.
Mischling Lucky darf
sich weder durch
die Nähe noch durch
das Klatschen der
übrigen Kursteilnehmerinnen und
-teilnehmer verunsichern lassen.
Dies macht sich durchaus bezahlt, wie die
Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses zeigen. « Ich wäre froh
gewesen, wenn ich die Ausbildung früher
hätte absolvieren können », erklärt eine Halterin eines sieben Monate alten Hundes. Als
sie sich ihren Vierbeiner angeschafft habe,
sei das Angebot an Kursen noch gering
gewesen. « Ich hatte damals viele Fragen,
ProTier 1/10
Fotos : Helen Weiss
ProTier wünscht strengere
Auflagen
Links :
Ausgebildete Hundetrainerinnen und -trainer des obligatorischen
Sachkundenachweis :
www.bvet.bytix.com/
plus/trainer
www.skn-kurse.ch
15
Jahresbericht 2009
V
or 60 Jahren wurde ProTier
gegründet. Eigentlich wäre
dies ein Grund zum Feiern
gewesen, doch uns war nicht danach zu Mute. Zu gross waren die
Sorgen um den Fortbestand der
Organisation. Die prekäre finanzielle Situation belastete uns alle.
Vor allem aber lähmte sie unsere
Aktivitäten. Die Aufnahme von Verzichtstieren mussten wir praktisch
einstellen. Das war schmerzlich,
lautet doch unsere Devise, wenn
immer möglich kein Tier abzuweisen. Vor allem alte oder schwer
vermittelbare Tiere, die anderorts
abgewiesen wurden, waren bei uns
willkommen. Aber nun belasteten
die rund 38 scheuen Bauernhofkatzen, die wir 2007 aufnehmen mussten, unser Budget enorm.
Als wir bereits ans Aufgeben
denken mussten, rettete uns die
Berichterstattung von Martin Meier im Blick und die Einladung von
Markus Gilli ins Talk Täglich auf
TeleZüri. Das Echo und die grosse
Hilfsbereitschaft von Tierfreundinnen und Tierfreunden waren enorm.
Wir erhielten Hunderte von Emails
und Telefonanrufen. Viele haben uns
Briefe und Karten mit aufmunternden Worten geschrieben oder Futterspenden ins Tierheim Stolzboden
gebracht. Wir waren von der Hilfs-
Patenhund
bereitschaft und der grossen finanziellen Unterstützung überwältigt.
Dank den vielen Spenden konnten
wir die aufgelaufenen und die noch
anstehenden Kosten für 2009 bewältigen. Die Zukunft von ProTier bleibt
aber leider ungewiss. Wie heisst es
doch : Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wir wünschen uns sehr, die nötigen finanziellen Mittel aufbringen
zu können, um 2010 und noch weitere Jahre bestehen und uns für die
Tiere einsetzen zu können.
Fotos : Archiv ProTier
Aufnahme und Vermittlung von Findeltieren
16
Im vergangenen Jahr wurden im
Tierheim Stolzboden 21 Hunde mit
6523 Pflegetagen und 71 Katzen
mit 22 822 Pflegetagen betreut. Die
Pflegekosten betrugen total 399 075
Franken.
Einen Hund und 4 Katzen mussten wir krankheitshalber euthanasieren. Für 8 Hunde und 28 Katzen
haben wir ein neues Zuhause gefunden. Leider wird es, nicht zuletzt
durch die angespannte Wirtschaftslage, immer schwieriger gute und
seriöse Plätze für unsere Tiere zu
finden. Bei den Hunden kommen erschwerend die neuen gesetzlichen
Anforderungen an die zukünftigen
Besitzer, wie Sachkundenachweis
und Kurse, hinzu. Grosse Hunde
der Rassentypenliste I und solche
der Liste II (Hunde mit erhöhtem Gefährdungspotenzial) zu platzieren ist
fast unmöglich geworden bzw bei
Letzteren im Kanton Zürich sogar
verboten.
Patenschaften
Erfreulich sind die vielen neuen
Tierpaten und -patinnen (220).
Neu besteht die Möglichkeit, jemandem mit einer « Geschenkpatenschaft » eine Freude zu machen. Eine sinnvolle Alternative
zu « materiellen » Geschenken. 33
ProTier 1/10
Leute haben eine solche Patenschaft jemandem zu Weihnachten
geschenkt. Geschenkpatenschaften
können selbstverständlich aber das
ganze Jahr über verschenkt werden. Die Zahl der übernommenen
Tierpatenschaften für nicht oder
schwer-vermittelbare Tiere hat sich
damit auf insgesamt 494 erhöht.
viele Tierärzte schätzen es, diese in
ihrem Wartezimmer aufzulegen.
In Zusammenarbeit mit dem
Katzen Magazin konnten wir in der
Ausgabe Nr. 5 des selbigen einen
Aufruf für die dringend gesuchten
Plätze unserer vielen Bauernhofkatzen publizieren.
Der regelmässige Versand unserer Pressemitteilungen zu diversen Themen brachte uns eine
erfreulich hohe Präsenz in zahlreichen Zeitungen sowie Interviews
in verschiedenen Lokalradios und
Privatfernsehen.
ProTier – Praktischer
Tierschutz
Der kostenlose telefonische Beratungsservice wurde rege genutzt.
Im Vordergrund standen Fragen zur
Heimtierhaltung und zu konkreten
Problemen in diesem Zusammenhang wie zum Beispiel Verhaltensauffälligkeiten. Auch riefen viele
Hundebesitzer an, die zunehmend
verunsichert waren durch die Änderungen und Neuauflagen im
Gesetz betreffend Hundehaltung.
Nicht immer sind die Anrufe auch
tierschutzrelevant, so betrafen etliche eher zwischenmenschliche
Probleme wie Streitigkeiten mit
den Nachbarn oder dem Partner/
der Partnerin.
Zum ProTier-Alltag gehörten
auch wieder Einsätze für verletzte
Vögel und das Einfangen von verwilderten Katzen.
Die meisten der eingegangenen
Klagefälle mussten aufgrund ihrer
Schwere jeweils direkt ans Kantonale Veterinäramt weitergegeben werden. Bei einigen weniger
schwer gelagerten Fällen konnte
durch ProTier mittels telefonischer
oder schriftlicher Intervention beim
Tierhalter eine Lösung oder Klärung
bewirkt werden.
Im Frühjahr war ProTier-Mitarbeiterin Chantal Fluri während
mehreren Wochen frühmorgens
zwischen Neerach und Hochfelden
unterwegs, um die über Nacht aufgestellten Eimer für Amphibien zu
leeren. 1206 Frösche, 1786 Kröten
und 2035 Molche haben damit die
Wanderung zu ihren Laichplätzen
heil überstanden.
Das Interesse an der Zeitschrift ProTier ist nach wie vor gross. Auch
ProTier 1/10
Durch die Abgabe von 93 Gutscheinen für die Kastration von Bauernhofkatzen (61 Kätzinnen und 32 Kater) konnten wir die Geburt von über
500 unerwünschten Katzenwelpen
verhindern. Leider halten noch immer viele Bauern Katzen als reine
Mäusefänger. Sie lassen sie auch
nicht tierärztlich betreuen, dass
heisst die Katzen werden weder
geimpft noch entwurmt und schon
gar nicht kastriert. Auch werden
sie oft nicht gefüttert, in der irrigen
Meinung, satte Katzen würden nicht
mehr mausen.
Mitgliedschaft
188 neue Mitglieder durften wir bei
ProTier willkommen heissen, die
Herzlichen Dank
an alle, die dazu beigetragen haben,
dass wir 2009 nach einem schweren Start doch noch mit einem
Hoffnungsschimmer für die weitere Zukunft von ProTier abschliessen
konnten. In diesem Sinne auch danke an unsere Mitglieder, Spenderinnen und Spender, Tierpatinnen und
-paten für die finanzielle Unterstützung. Wir gedenken auch allen Verstorbenen die uns mit einem Legat
in ihrem Testament bedacht haben.
Danke auch allen, die einem unserer
Tiere ein neues, liebevolles Zuhause
gegeben haben. Ebenso danken wir
auch Silvia Vögele und ihren MitarbeiterInnen für die Betreuung unserer Hunde und Katzen im Tierheim
Stolzboden.
Rita Dubois
Ehemalige Geschäftsführerin
Fotos : Archiv ProTier
Öffentlichkeitsarbeit
Katzenkastrationen
mit ihrem Beitrag helfen, wichtige
Tierschutzarbeit zu leisten.
17
20 Jahre für ProTier
Nach zwei Jahrzehnten engagiertem Einsatz für die Tiere hat
sich Rita Dubois aus dem aktiven Tierschutz zurückgezogen.
WegbegleiterInnen erinnern sich :
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Tiere, für ihren Einsat
n, auch im Namen der
ich aus tiefstem Herze
in ProTier
ihre Freundschaft.
i, ehemalige Präsident
Brigitta Vogler-Zimmerl
18
Tiervermittlung
Schweizer Fern
sehen, 1998.
Liebe Rita,
Was Du schon lange angekündig
t hast, wird
nun Tatsache : Du gehst in Pension
! Die Lücke,
die Du als aktive und politische
Tierschützerin
mit der Pensionierung hinterlä
sst, wird nur
schwer zu schliessen sein.
Mit grosser Achtung und Freude
denke ich
an die lange und erfolgreiche Zus
ammenarbeit mit Dir zurück. Insbesonde
re das Projekt
« Viva la vacca », Altersheim für
Kühe, in dem
derzeit 30 Kühe ihren Lebensabe
nd geniessen
können, hast Du von Anfang an
mitgestaltet
und unterstützt. Dafür danke ich
Dir ganz
herzlich.
Sowohl als Geschäftsführerin von
Pro Tier
wie auch als engagierte Tiersch
ützerin an der
Front hinterlässt Dein Schaffen
unauslöschbare Spuren. Nun wünsche ich Dir
eine gesunde
und geruhsamere Zeit, in der Du
all das verwirklichen kannst, was Du schon
immer wolltest, aber aus Zeitgründen nich
t konntest !
Reinhold Zepf
Präsident Tierschutzverein Bisc
hofszellWeinfelden u.U.
Präsident Thurgauischer Tierschu
tzverband
Reinhold Zepf und Richard
Steiner im Gespräch mit
Rita Dubois, GV 2002.
ProTier 1/10
Rita und die Bären
in den
kennengelernt, als sie zu mir
Ich habe Rita 1994 in Rhenen
Bärenerstellten 2 Hektar grossen
Zoo kam um sich unseren neu
wald anzuschauen.
der in Kontakt. Rita war in Göd
Ein Jahr später kamen wir wie
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Hal
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trainer auf eine kat
öllo (Ungarn) bei einem Tier
,
Rat
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en gestossen. Sie frag
von Bären und anderen Tier
es
Welttierschutzgesellschaft dies
die
weil sie enttäuscht war wie
Problem anging.
, die
am in Sachen Bärenprojekten
Fortan waren wir oft gemeins
vor
hat, unterwegs. Rita wollte sich
ProTier finanziell unterstützt
waren
ngelder eingesetzt wurden. Es
Ort überzeugen wie die Spende
mal im
i), Serbien und Kroatien. Ein
Bärenprojekte in Bursa (Türke
Zusamdie
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ich,
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Amsterdam ode
Jahr traf ich sie in Rhenen,
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ützte ProTier auch
ihre Empfehlung hin unterst
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Aus der tierschützerisc
dien, Georgien und Bosnien.
he Zusammenarbeit.
eine gute und freundschaftlic
wiepenlicht zurück – in einer sch
Jetzt tritt Rita aus dem Ram
Tag
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Herbst haben wir noch eine
rigen Zeit für ProTier. Letzten
ungen für
telle verbracht und nach Lös
zusammen auf der Geschäftss
e gespürt,
von ProTier gesucht. Ich hab
die aktuelle schwierige Lage
estanstet. Rita ist immer mutig eing
wie sehr sie diese Situation bela
n.
tz, sie hatte stets auch Visione
den für Tier- und Artenschu
Stadt
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ebte
geli
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ihre
wieder in
Seit einigen Jahren wohnt Rita
undheit
Ges
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gut
bei
noch viele Jahre
Basel. Hoffentlich geniesst sie
t.
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der aus dem Tal her
und sieht, wie IHR ProTier wie
Ohne das über
viele Jahre hinw
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gagement von Ri
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würde es Pro Ti
er nicht mehr ge
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Rita hat
Pro Tier zu dem
gemacht was es
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über die Jahre hi
nweg am Leben
erhalten.
Wir alle wissen
, dass in Zeiten
der finanziellen Krisen über
all gespart wird
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leider auch
immer bei den
Tieren. Tiere sin
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auf unsere
Unterstützung an
gewiesen und Ri
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engagiert für sie
gekämpft. Viele
Katzen und
Hunde wurden
durch sie gerette
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die Tiere zurück
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Dank liebe
Rita gebührt Dir
für den unermüd
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hen Einsatz über die viel
en Jahre !
Auch wenn Rita
Pro Tier als Gesc
häftsführerin nicht m
ehr « aktiv » zur
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steht weiss ich,
dass sie Pro Tier
weiterhin
verbunden bleibt
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nd ist es ein
Verlust, Rita in de
n wohlverdiente
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freut sich jeman
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Zeit mit ihr
verbringen zu kö
nnen – ihre Katze
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Barbara Weber,
Vorstandmitglie
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Alles Gute Rita und lebe woh
Gerard und Yvonne Baars
tion-the Netherlands
IBF Internationl Bear Founda
Standaktion in Basel, 1993.
a Dubois
Gerard Baars und Rit
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in Kuter o, 2004.
ProTier 1/10
Kein endgültiger Abschied
Rita Dubois war meine Vorgesetzte
von 1996 bis Juli 2009.
In dieser Zeit habe ich sie als kom
petente, versierte Person
kennengelernt die mit grossem Enga
gement und Herzblut ihren Job
als Geschäftsführerin von ProTier
ausübte. Tiere und Tierschutz
waren für sie nicht bloss Arbeit, sond
ern Passion ! Wenn es die
Situation erforderte, war sie bere
it unbequem zu sein, Fragen zu
stellen die ihr Gegenüber lieber nich
t gefragt bekommen hätte und
sie scheute sich auch nicht, offen
und direkt ihre Meinung zu sagen.
Menschen wie Rita Dubois können anec
ken. Rita Dubois ist während
ihrer 20jährigen Karriere als ProT
ier-Geschäftsführerin einige Male
angeeckt – zum Glück ! Angepasste
Menschen erreichen nichts. Rita
Dubois erreichte mit ihrer fordernd
en, aussergewöhnlichen Art und
ihrem Sachverstand einiges für die
Tiere und den Tierschutz – ohne
aber extrem oder militant zu sein.
Rita Dubois als Chefin gehabt zu habe
n und sie als Menschen
kennenzulernen war für mich ein Privi
leg und eine Bereicherung. Sie
konnte eine impulsive Chefin sein (wel
che einige Male auch gehörig
nerven konnte !) andererseits eine
Chefin mit « feiner Antenne » und
Einfühlungsvermögen, deren Umgang
mit ihren Mitarbeiterinnen
beispielhaft war. Sie hatte stets ein
offenes Ohr für Sorgen und
Anliegen.
Ich persönlich danke Rita Dubois für
alles – beruflich wie privat.
Ihr Herzblut wird weiterfliessen. Den
n Passion kann auch eine Pensionierung nicht beenden !
Chantal Fluri, Sekretariat ProTier
19
Delfinjagd in Japan
Das Töten geht
weiter
Am Sonntag den 7. März gewann « The Cove » (Die Bucht),
der Film über die Delfinjagd, den Oscar als bester Dokumentarfilm. Nach der Oscar-Nomination im Februar standen die
Chancen sehr gut.
«
Eine Geschichte, die weitergeht. » Dies schrieb ich in der
letzten Ausgabe von ProTier
am Ende des Beitrags zur Delfinjagd
in Japan. Und wie sie weitergegangen ist ! Es war eine hoffnungsvolle
Geschichte, als ich im September
2009 direkt an der Hatajiri-Bucht
von Taiji ungehindert filmen konnte, ganz im Gegensatz zum Vorjahr,
als ich noch von aufgebrachten
Fischern und Delfinjägern tätlich
angegriffen worden war.
Warum lassen sie mich diesmal filmen, fragte ich mich. Wahrscheinlich, um gut dazustehen. Ich
war – zusammen mit einem amerikanischen Biologen – der einzige
« westliche » Zeuge vor Ort. Wir
wurden Zeugen, wie die Delfinjäger erstmals die Netze in der Bucht
wieder öffneten und jene rund 70
Tümmler, die sie nicht für Delfinarien ausgewählt hatten, in die
Freiheit entliessen, statt sie wie
früher abzuschlachten. Sie liessen
mich also filmen, weil sie der Weltöffentlichkeit zeigen wollten, dass
sie reagierten auf die wachsende
internationale Empörung über die
brutale Delfintreibjagd.
Groteske Situation
Die Situation war grotesk und für
uns beide, die anwesend waren,
20
nur schwer erträglich. Denn vor der
Freilassung der Delfine waren wir
Zeugen, wie die Tümmler während
vier Tagen in der Bucht eingepfercht
blieben, hungernd, erschöpft und
im Dauerstress. Wir sahen die brutale Auslese für Delfinarien ; wie
dieser grosse Familienverband, die
Delfinschule, systematisch auseinandergerissen und deren soziales
Gefüge zerstört wurde. Wir sahen,
wie sich viele Tiere hoffnungslos in
den Netzen verstrickten und einige
davon ertranken, bevor Fischer oder
Trainer kamen und sie auswickelten
und versteckten. Dies alles liessen
sie uns filmen – damit wir nachher
die Freilassung aufnehmen konnten.
Doch nach dem hoffnungsvollen
Moment der Freilassung blieb die
Frage : War dies nun wirklich der
Anfang eines neuen Abschnitts ?
Eines Abschnitts, wo zwar nach
Autor Hans Peter Roth
beim versteckten Filmen
in der Todesbucht in Taiji.
wie vor Delfine in die Bucht gejagt
würden, um die am besten geeigneten Tiere für Aquaparks auszulesen ?
Schlimm genug. Aber wenn sie wenigstens die verbleibenden Meeressäuger wieder freilassen würden
statt zu töten, wäre dies schon ein
gewaltiger Fortschritt. Keine blutrote Todesbucht mehr ! Oder aber : waren wir bloss benutzt worden zum
Filmen eines einmaligen Ereignis ?
Wieder die harte Linie
Foto : Michael Gellerman
VON HANS PETER ROTH
Wann hört das auf ?
Aufnahme der
Todesbucht in Taiji mit
versteckter Kamera.
Tatsache war : Schon am selben
Tag, wo sie im September 2009
zur Auslese für Delfinarien rund
100 Tümmler in die Hatajiri-Bucht
bei Taiji gejagt hatten, trieben
sie zusätzlich auch noch rund 50
Grindwale hinein. Diese wurden
schon am nachfolgenden Morgen
allesamt abgeschlachtet. Bereits
bei der nachfolgenden Befreiung
der Tümmler war also klar, dass
das « Leben-Lassen » nicht für alle
Kleinwale (auch Delfine gehören
zu den kleinen Zahnwalen) gelten
würde. Bitter genug. Entscheidend
wäre also, zu verfolgen, was bei den
nachfolgenden Treibjagden geschehen würde. Bald fanden tatsächlich
weitere Jagden statt. Mehrmals
wurden kleinere bis mittlere Gruppen von Grindwalen in die Bucht
getrieben und wie befürchtet stets
allesamt getötet, wie Beobachter
vor Ort feststellen konnten.
ProTier 1/10
Foto : zVg Oceanic Preservation Society
« The Cove » gewann den
Oscar in der Kategorie
« Bester Dokumentarfilm » !
Ich wurde missbraucht
Alarmierende Werte
Ich war also tatsächlich zum Dokumentieren einer bisher einmaligen
Aktion missbraucht worden. Und
der « Trick » der Delfinjäger war zumindest teilweise erfolgreich. Taijis
australischer Schwesterort Broome,
dessen Gemeindeverwaltung im
Sommer 2009 per Mehrheitsbeschluss wegen der brutalen Delfinjagd die Gemeindepartnerschaft mit
Taiji aufgekündigt hatte, widerrief in
der Folge diesen Beschluss. Diese
Ereignisse zeigen überdeutlich, dass
es aus tier- und artenschützerischer
Sicht nun keineswegs angesagt ist,
die Hände in den Schoss zu legen.
Möglichst vollständig sollte direkt
vor Ort beobachtet und rapportiert
werden, was geschieht. Dies war
seit September 2009 nicht lückenlos möglich.
Trotzdem zeigen die gefilmten
Ereignisse, dass sich einiges bewegt hat. Die Delfinjäger werden
nervös. Das haben sie mit ihrer
– wenn auch bislang einmaligen
– Befreiungsaktion bewiesen. Und
sie haben auch bewiesen, dass man
die, nach einer Auslese verbleiben-
Was bisher an Resultaten durchsickerte, ist alarmierend. Der durchschnittliche Anteil von Methylquecksilber im Blut der Einwohner von
Taiji liegt um das Zehnfache über
dem japanischen Durchschnittswert, welcher wegen des grossen
Fischkonsums der Japaner ohnehin
relativ hoch ist. Offizielle Zahlen sollen aber erst um Ende März veröffentlicht werden, also just, wenn die
Saison der Delfinjagd zu Ende geht.
Zufall ? Innerhalb von Japan stösst
die Studie von Taiji teilweise auf Kritik, wegen « unsauberer Methodik »
Es stehen sogar Manipulationsvorwürfe im Raum.
Seit Anfang Februar ist nun das
Buch « Die Bucht » von Delfinschützer
Ric O’Barry und mir im Handel. In
aufwühlender Art zeigt es auf, was
in Taiji geschieht, blickt hinter die
Kulissen des Films « Die Bucht » und
weit über den Inhalt des Films hinaus. Ein Buch aber auch mit schönen
Geschichten, mit Lösungsansätzen
und einem hoffnungsvollen Ende.
Ein starkes Signal
ProTier 1/10
Foto : zVg Oceanic Preservation Society
den Tiere, problemlos befreien kann.
Im vergangenen Sommer und Herbst
konnten sich zudem in Taiji alle Einwohner, wenn sie zu einer ärztlichen
Untersuchung gingen, freiwillig einem Bluttest unterziehen, um die
Werte von Methylquecksilber zu
ermitteln. Fisch, noch stärker aber
Delfinfleisch, ist teilweise massiv mit
Methylquecksilber kontaminiert. Vor
allem Delfinfleisch sollte daher auch
aus gesundheitlichen Gründen nicht
verzehrt werden.
Foto : Hans Peter Roth
Foto : Reuters
Und dann kam die ganz harte
Ernüchterung. Im November 2009
wurden auch wieder Delfine in die
Bucht hineingetrieben und in üblicher Manier zur Auslese für Delfinarien missbraucht und terrorisiert.
Danach aber gingen die Netze nicht
wieder auf, um die verbliebenen Tiere hinauszulassen. Auch die Delfine wurden wiederum im kleinen,
schwer einsehbaren « Todestrakt »
hingemacht.
Louie und Charles
beim Filmen in Taiji.
mit grossem Interesse verfolgten.
Der Film gewann den begehrten
Oscar in der Kategorie « Best Documentary Feature » (Bester Dokumentarfilm). Dies dürfte nicht ohne
Folgen für die Delfinjagd in Taiji
bleiben. Sicher ist : Die Delfinjagd
in Taiji wird enden. Bald. Doch bis
dahin bedarf es vereinter Anstrengungen, um dies zu schaffen.
Die Menschen in Taiji sollen
wissen, dass unablässig ein Auge
auf das Tun in der Bucht gerichtet
ist.* Sie sollen aber auch wissen,
dass diese Aktionen, die auch mit
Unterstützung von ProTier stattfinden, nicht gegen sie gerichtet sind.
Im Gegenteil ! Alles dies geschieht
auch zum Schutz der japanischen
Bevölkerung. Diese hat ein Recht
zu erfahren, was in der Bucht von
Taiji passiert. Und die Japaner haben ein Recht auf die Information,
dass Delfinfleisch hochgradig mit
Quecksilber kontaminiert ist und
daher nicht für den Verzehr geeignet. Sie sollen darüber hinaus wissen, dass sie unsere Unterstützung
haben, wenn es um Alternativen zur
Delfinjagd geht. Was würde näher
liegen in dieser touristisch wunderschönen Gegend als Wal- und
Delfinbeobachtung ?

Praktisch zeitgleich mit der Herausgabe des Buches wurde der
Film « The Cove » – « Die Bucht » im
Februar 2010 für einen Oscar nominiert ! Dies ist ein hocherfreuliches
und starkes Signal – auch an die
Japaner, welche die Nominationen
und vor allem die Oscar-Vergabe
* Vom 15. Februar bis 19. März ist
Hans Peter Roth erneut in Sachen
Delfinschutz unterwegs, um die
Vorgänge in der Bucht von Taiji zu
überwachen, zu dokumentieren und
öffentlich zu machen.
Ric O’Barry kauft in einem Supermarkt unweit von Taiji Delfinfleisch,
um es in einem Labor auf den Quecksilbergehalt analysieren zu lassen.
Das Buch « Die Bucht – The Cove »
von Hans Peter Roth und Richard
O’Barry ist beim Delius Klasing Verlag
erschienen. Buchbesprechung s. S. 31.
21
Tier und Recht
Neue Serie
Rechtsfragen rund ums Tier
Nicht immer kommen Tiere zu ihrem, im Gesetz verankerten, Recht.
Dies hat, einmal mehr, die Debatte um die Einsetzung von Tieranwälten im Vorfeld der Abstimmung zur Initiative « Tierschutzanwalt Ja ! »
vom 7. März gezeigt. Wir haben in der Schweiz zwar ein Tierschutzgesetz, doch dies allein garantiert leider noch lange nicht, dass Verstösse dagegen auch immer geahndet werden. Der mangelnde Vollzug des
Tierschutzgesetzes ist ein Problem. Dies ist umso stossender als dass
Tiere auch vor dem Gesetz längst keine Sachen mehr sind.
D
och es muss nicht immer
böswillige Tierquälerei sein.
Auch im Alltag von TierhalterInnen tauchen immer wieder
rechtlich relevante Fragen auf. An
dieser Stelle startet deshalb eine
Reihe zum Thema « Tier und Recht ».
Gieri Bolliger, Geschäftsführer der
Stiftung für das Tier im Recht (TIR)
in Zürich, wird in den kommenden Ausgaben jeweils einen tierschutzrelevanten Aspekt rund um
Tiere und ihre Rechte beleuchten.
Nathalie Dubois : Herr Bolliger, was
bedeutet für Sie Tierschutz und sind
Sie selber aktiver Tierschützer ?
Gieri Bolliger : Ich bin mit Tieren aufgewachsen und habe seit jeher eine
starke Beziehung zu ihnen. Tiere
sind empfindungs- und schmerzfähige Lebewesen, die uns so viel geben, dass es für mich schon immer
selbstverständlich war, ihnen Sorge
zu tragen und sie gut zu behandeln.
Daher bin ich auch schon seit bald
20 Jahren überzeugtes Mitglied von
ProTier. Ich betrachte es als grosses
Privileg, meinen Juristenberuf mit
dem Tierschutz kombinieren zu können. Seit über 15 Jahren befasse ich
mich schwerpunktmässig mit dem
Tierschutzrecht und seit 2000 bin ich
für die Stiftung für das Tier im Recht
(TIR) tätig, deren Geschäftsleitung
ich 2007 übernommen habe.
N.D. : Wie stufen Sie die rechtliche
Situation der Tiere in der Schweiz
ein, sind Sie aus ihrer beruflichen
Sicht zufrieden damit ?
22
G.B. : Die Schweiz hat im internationalen Vergleich zwar ein strenges
Tierschutzgesetz, aus der Sicht des
Tierschutzes ist dieses aber noch
längst nicht in allen Punkten optimal. Ausserdem bestehen teilweise gravierende Defizite in der konkreten Umsetzung. Um die vielen
Schwachpunkte zu verbessern, ist
daher auch in Zukunft sowohl in
Gesetzgebung als auch im Vollzug
noch sehr viel zu tun. Die Arbeit
wird uns also auch in den nächsten
Jahren bestimmt nicht ausgehen.
N.D. : Stellen Sie über die letzten
Jahre Unterschiede oder Tendenzen fest, was die Straftatbestände
im Tierschutzbereich betrifft ?
G.B. : Ja, beispielsweise in Bezug
auf die Opfer von Tierquälereien.
Während früher vor allem Straftaten
an Nutztieren verzeichnet wurden,
haben wir seit einigen Jahren auch
immer mehr Delikte an Heimtieren
in unserer Datenbank. Die meisten
Fälle betreffen dabei Hunde, wobei
es sich nicht nur um Verstösse gegen die Sorgfaltspflicht der Hundehalter handelt, sondern auch um
massive Straftaten wie Misshandlungen, Vernachlässigungen und
das Zurücklassen der Tiere in überhitzten Fahrzeugen.
N.D. : Welche Synergien und Möglichkeiten ergeben sich aus der Zusammenarbeit von Tierschutz und
der Stiftung für das Tier im Recht ?
G.B. : Weil man gemeinsam mehr
erreichen kann, arbeitet die TIR
Gieri Bolliger hat schon seit Kindesalter eine sehr enge Beziehung zu Tieren.
eng mit verschiedenen anderen
Tierschutzorganisationen, so auch
mit Pro Tier, zusammen. Wichtig
scheint mir, dass man sich jeweils
sinnvoll ergänzt, um Synergien wirklich zu nutzen. Während andere Organisationen vor allem praktischen
Tierschutz betreiben und über das
hierfür notwendige Wissen verfügen, konzentrieren wir uns vor allem
auf die juristischen Aspekte, d.h. in
erster Linie auf die kontinuierliche
Verbesserung von Gesetzgebung
und Vollzug. Daneben unterhalten
wir einen umfassenden Dienstleistungsbetrieb, mit dem wir die Bevölkerung über den richtigen rechtlichen und praktischen Umgang mit
den Tieren informieren. So erteilen
wir jedes Jahr über 700 telefonische
oder schriftliche Rechtsauskünfte an
Ratsuchende, die juristische Probleme mit oder wegen Tieren haben.
Aufklärung und Prävention betreiben wir ausserdem mit unseren beiden Websites (www.tierimrecht.org
und www.tierschutz.org), mit Publikationen und unserer öffentlichen Bibliothek an unserer Geschäftsstelle
in Zürich. Von unseren rechtlichen
« Hilfestellungen » profitieren stets
auch Tierschutzvereine, etwa von
den ausführlichen Kapiteln über
Tierheime, Rettungsaktionen etc.
in unserem Praxisratgeber « Tier
ProTier 1/10
im Recht transparent ». Auch unsere
umfassende Datenbank mit sämtlichen Schweizer Tierschutzstraffällen
seit 1982 bedeutet für Tierschutzvereine in ihrer Alltagsarbeit immer wieder eine bedeutende Hilfe.
N.D. : Mit der neuen Tierschutzverordnung auf eidgenössischer Ebene
wurde per 1. Januar 2010 der Sachkundeausweis für Hundehalter eingeführt. Auf kantonaler Ebene trat
im Kanton Zürich zusätzlich das
Hundegesetz (inkl. Verordnung) in
Kraft. Sachkundenachweis, Rassetypenlisten, Haltebewilligungen
für sogenannte « gefährliche » Hunderassen – eigentlich dienen alle
diese Massnahme in erster Linie
dem Schutz des Menschen vor
« Beissunfällen » mit Hunden. Glauben Sie, dies sind auch angemessene Instrumente um Verstösse gegen
das Tierschutzgesetz im Bereich der
Hundehaltung zu minimieren ?
G.B. : Die kantonalen Hundegesetze
dienen nicht dem Schutz der Tiere, sondern in erster Linie jenem
des Menschen. Natürlich ist aber
auch dies wichtig. Um das grosse
Durcheinander der verschiedenen
kantonalen Regelungen (eine entsprechende Übersicht findet sich
auf www.tierimrecht.org, Stichwort
« Hunde-Recht ») endlich zu beseitigen, braucht es unserer Meinung
nach jedoch ein gesamtschweizerisch einheitliches Hundegesetz.
Wer ist die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) ?
Die TIR ist eine gemeinnützige und unabhängige Stiftung, die sich seit 1995 beharrlich für eine kontinuierliche Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung engagiert.
Europaweit einzigartig fokussiert sie dabei vor allem auf juristische Aspekte. Um
die Hebelwirkung des Rechts auszunutzen, erarbeitet die TIR solide Grundlagen
für strenge Gesetze und ihren konsequenten Vollzug und hilft so nicht nur in Einzelfällen, sondern generell und allen Tieren. Unter anderem hat sie massgeblich
dazu beigetragen, dass Tiere im Schweizer Recht nicht mehr als Sachen gelten
und der Schutz ihrer Würde auf Verfassungs- und Gesetzesebene verankert ist.
Neben ihrer rechtspolitischen Tätigkeit vermittelt die TIR das Basis- und
Detailwissen zum rechtlichen Tierschutz in Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen und offeriert eine breite Palette an Dienstleistungen und Hilfsmitteln
für den richtigen Umgang mit Tieren. Das grosse Angebot an objektiven und
praxisnahen Informationen richtet sich nicht nur an Tierhaltende und Juristen,
sondern ebenso an Vollzugsinstanzen, Tierärzte, Schulen aller Stufen und Tierschutzorganisationen.
Mit ihrer umfangreichen publizistischen Tätigkeit und ihrem breiten Dienstleistungsangebot hat sich die TIR in den letzten Jahren als Kompetenzzentrum
für Fragen zum Tier im Recht etabliert. Weitere Informationen finden Sie unter
www.tierimrecht.org.
Postfach 1033, 8034 Zürich
Tel. : 043 443 06 43
E-Mail : info@tierimrecht.org
Spendenkonto Post : 87-700700-7
Die TIR ist eine Non-Profit-Organisation und finanziert sich ausschliesslich
aus privaten Zuwendungen. Spenden an die TIR können von den Steuern abgezogen werden.
Dabei ist es entscheidend, dass dieses Bundesgesetz die verschiedenen
kantonalen Regelungen vorbehaltslos ersetzt und auf überschiessende
Massnahmen wie Rasselisten etc.
verzichtet. Der Schutz der Hunde vor
dem Menschen wird hingegen weiterhin durch das Tierschutzgesetz
Tier im Recht transparent
Der Praxisratgeber « Tier im Recht transparent » (Schulthess Verlag, 2008) der Stiftung
für das Tier im Recht (TIR) beantwortet auf
rund 600 Seiten alle wichtigen Rechtsfragen
von der Anschaffung eines Heimtieres bis
über seinen Tod hinaus sachlich und leicht
verständlich. Das Buch enthält zudem unzählige Tipps zum richtigen Vorgehen bei Tierproblemen und zur Vermeidung von Konflikten
mit Vertragspartnern, Nachbarn und Behörden sowie ei nen umfassenden Infoteil mit
Musterformularen, hilfreichen Adressen und
Links. « Tier im Recht transparent » ist für CHF
49.– im Buchhandel oder bei TIR, Tel. 043 443
06 43 oder info@tierimrecht.org erhältlich.
ProTier 1/10
und die Tierschutzverordnung geregelt. Zumindest indirekt kann das
kantonale (oder in Zukunft hoffentlich das eidgenössische) Hunderecht
auch dem Tierschutz dienen, weil sie
das Bewusstsein der Hundehalter
für den pflichtbewussten Umgang
mit ihren Tieren schärfen sollten. 
Links zum Thema Sachkundenachweis für Hundehalter :
http ://www.veta.zh.ch/internet/gd/
veta/de/Hunde.html
Neue Hundegesetzgebung im
Kanton Zürich
http ://bvet.bytix.com/plus/trainer/
Hundetrainerinnen und -trainer in
Ihrer Region
http ://www.bvet.admin.ch/
tsp/02222/02230/02529/
index.html ?lang=de
HundehalterInnen und Hunde
ausbilden
23
Bioinvasoren
Neozoen – Nordamerikanische
Flusskrebse
Gepanzerte Invasion aus Übersee
Tödliches Verhängnis : Eingeschleppte Krebse verbreiten die
Krebspest, ohne selber daran zu leiden. Während die amerikanischen Flusskrebse dagegen immun sind, gehen die einheimischen Süsswasser-Krebse daran zugrunde.
D
er Schübelweiher in Küsnacht. Es war dieses winzige Gewässer, welches vor
gut zehn Jahren zu einem nationalen Stein des Anstosses wurde. Der
Teich machte aufmerksam auf ein
bis dahin wenig beachtetes Problem
in der Schweiz, aber auch auf die falschen Methoden, mit welchen man
der Sache wieder Herr werden wollte – mit Gift. Im Schübelweiher hatte
man einen ungebetenen Exoten entdeckt : den Roten Sumpfkrebs aus
Nordamerika. Dieser ist nur einer
von verschiedenen eingeschleppten Krebsarten, welche den drei
einheimischen Krebsarten massiv
zu schaffen machen.
schen Arten ist dann schwierig,
wenn die guten Plätze schon eingenommen sind. Ausserdem vermehrt
sich der Rote Sumpfkrebs schneller
und in grösserer Zahl.
Weit dramatischer als das « invasive » Gebaren der « Amerikaner »
wirkt sich für die europäischen Arten indessen die von den « Amerikanern » verbreitete Krebspest aus.
Erreger ist der Fadenpilz Aphanomyces astaci, dessen winzige, sich
mit einer Geissel fortbewegende
Sporen leicht verschleppt werden
können. Die Krebspest kam um
1880 aus Amerika nach Europa und
zerstörte danach einen Grossteil der
europäischen Krebsbestände.
Die Rote Invasion
Folgenschweres
Unwissen
Der Rote Sumpfkrebs zum Beispiel
versteht es, durch sein dominantes
Verhalten « gute » Standorte zu besetzen und so die einheimischen
Edelkrebse zu verdrängen. Eine
Wiederbesiedlung mit einheimi-
Kamberkrebs
24
Die amerikanischen Krebsarten sind
gegen die Krankheit resistent, indem
sie die Pilzsporen auf dem Panzer
einkapseln. Die einheimischen aber
sterben daran. Nach einer Häutung
oder wenn der Krebs stirbt, werden
die Sporen wieder frei. Die drei in
die Schweiz eingeschleppten nordamerikanischen Arten Kamberkrebs,
Signalkrebs und Roter Sumpfkrebs
sind also zugleich Reservoir wie
auch Verbreiter der Krebspest. Sie
können die einheimischen Krebse
anstecken, ohne dabei selbst dezimiert zu werden. Ausser durch die
Krebse selbst können die Sporen
durch Wasservögel, Fischerstiefel
und -geräte oder Boote in andere
Gewässer gelangen.
Signalkrebs
Den Kamberkrebs fing man erstmals 1976 im Genfersee, beim Signalkrebs ist nicht bekannt, wann er
eingeschleppt wurde, er scheint aber
seit den neunziger Jahren erfolgreich Fuss zu fassen, und vom Roten
Amerikanischen Sumpfkrebs sind
bis jetzt vier Vorkommen bekannt :
das « berüchtigte » im Küsnachter
Schübelweiher, kleine Bestände im
benachbarten Rumensee und aus
dem Katzensee bei Zürich sowie
ein grösseres Vorkommen bei Mellingen (AG). Ursprünglich waren die
gepanzerten Fremdlinge eigentlich
als Bereicherung des europäischen
Lebensmittelangebots gedacht. Dass
sie die Krebspest auf sich trugen,
davon wusste man nichts.
Zu spät
Nun ist es längst zu spät. So lässt
sich zum Beispiel der amerikanische Kamberkrebs gar nicht mehr
eindämmen. Vom Bielersee her hat
er sich mittlerweile in der Aare, im
Roter Sumpfkrebs
ProTier 1/10
Roter Sumpfkrebs
Gift ist keine Lösung
Wie verbreitet die Exoten in der
Schweiz schon sind, zeigt die TatProTier 1/10
sache, dass den 556 Fundorten
mit einer einheimischen Krebsart
bereits 224 Orte mit einer fremden
Art gegenüberstehen. In 72 Gewässern fand man mehrere Arten, teils
einheimische unter sich, teils Einheimische zusammen mit Exoten.
Sicher ist, dass sich die die eingeschleppten Exoten unter den
Krebsen – nebst den drei nordamerikanischen Arten gehört auch noch
der südosteuropäische Galizierkrebs
Alle Fotos : zVg. Bildarchiv H.P. Roth
Rhein und in Teilen der Limmat so
stark verbreitet, dass die grossen
Flüsse als Lebensraum für die einheimischen Krebse laut Thomas
Stucki definitiv verloren sind. Dennoch bereitet dem aargauischen
Fischereiaufseher diese Krebsart
weniger Kopfzerbrechen, weil sie im
Gegensatz zu den beiden anderen
Arten die schneller fliessenden Bäche meidet, wo die einheimischen
Stein- und Dohlenkrebse leben.
Wie Stucki erklärt, machen den
heimischen Krebsen – dazu gehört
auch der Edelkrebs – noch weitere
Faktoren zu schaffen. Zerstörung
ihrer Lebensräume – der natürlichen, unverbauten Fliessgewässer
– sowie die Gewässerbelastung.
Durch Verbauungen sind häufig
die für Krebse überlebenswichtigen Unterschlüpfe am Ufer verloren
gegangen. Weil Krebse sehr empfindlich auf Umweltgifte reagieren,
ist auch die chronische Gewässerverschmutzung ein Problem.
dazu – nie mehr ganz aus heimischen
Gewässern verbannen lassen. Sicher
ist aber auch, dass Gifteinsätze zur
Ausmerzung der Tiere, wie einst
am Küsnachter Schübelweiher geplant, völlig unsinnig wären. Denn
es besteht keine Aussicht, alle Krebse, die sich teils auch in der Erde
vergraben, zu töten. Dazu käme ein
nicht vertretbarer Schaden an der
übrigen – einheimischen – Tier- und
Pflanzenwelt. hpr/mgt

Signalkrebs
25
Amphibienwanderungen
Vorsicht, Frösche
und Molche !
Besonders im Frühling werden Schweizer Strassen zum Verhängnis
von Millionen Amphibien, welche diese auf ihren Wanderungen überqueren wollen. Durch das Befolgen einiger Tipps lassen sich unzählige Lurche retten.
fällig, da er sich oft mit dem Laichzug überschneidet und sehr viel
weniger massiert auftritt.
Wenig Beachtung in der Bevölkerung findet in der Regel auch
die Wanderung der Jungtiere weg
vom Laichgewässer in ihren angestammten Landlebensraum im Juni
bis Juli, schon allein, weil die Tiere
dann noch sehr klein und dadurch
unauffällig sind. Es sei denn, die
Jungtiere wandern in Massen, was
landläufig bisweilen als « Froschregen » bezeichnet wird.
1000 gefährdete
Abschnitte
Vor gut 35 Jahren machten die
ersten Beobachter auf das Amphibiensterben auf unseren Strassen
aufmerksam. Und seit gut 25 Jahren engagieren sich zahlreiche Freiwilligengruppen für die bedrohten
Lurche. Damit haben sie nicht nur
unzähligen Tieren das Leben gerettet, sondern die Amphibien auch
in weiten Bevölkerungskreisen bekannt und recht populär gemacht.
Der Koordinationsstelle für
Amphibien- und Reptilienschutz
in der Schweiz (karch) sind in der
Grasfrosch
D
ie Amphibienwanderungen
beginnen früh. Manchmal
bereits im Februar. Wenn zu
Frühlingsbeginn in feuchten Nächten die Temperaturen nur schon wenige Grad über Null liegen, machen
sich verschiedene Amphibien (Frösche, Kröten und Molche) auf den
Weg zu ihren Laichplätzen. Dabei
können gewisse Amphibienarten
auf ihrem Weg vom Winterquartier
zum Laichgewässer durchaus mehrere Kilometer zurücklegen.
Doch das Weg- und Strassennetz der Menschen nimmt keine
Rücksicht auf diese Wanderrouten.
Gerade in der Schweiz sind die Lurche oft gezwungen, viel befahrene
Verkehrsadern zu überqueren. Meist
sind die Tiere in der Nacht in gros26
sen Zügen unterwegs und können
im schlimmsten Fall dann von Fahrzeugen unachtsamer Lenker in Massen überrollt werden. Dies gefährdet
den Fortbestand der gesamtschweizerisch geschützten Tiere zusätzlich.
Zum Teil kilometerweit
Die meisten Amphibienarten legen im Jahresverlauf zwischen
Überwinterungsort, Laichgewässer und Sommerquartier Strecken
von einigen Metern bis mehreren
Kilometern zurück. Die auffällige
Frühjahrswanderung der erwachsenen Tiere vom Winterquartier
ans Laichgewässer zur Fortpflanzung kann massenhaft erfolgen und
wird daher am meisten beachtet. Ihr
Rückzug zurück ins Sommerquartier
ist dagegen wesentlich weniger auf-
Froschschutzzaun
Alle Fotos : zVg. Bildarchiv H.P. Roth
VON HANS PETER ROTH
ProTier 1/10
ganzen Schweiz zurzeit rund 1000
Strassenabschnitte bekannt, welche Amphibienwanderrouten zerschneiden. Einige davon weisen
fixe Unterführungen auf, die meisten werden von freiwilligen Helferinnen und Helfern betreut. Rund
50 Helfergruppen übermitteln der
karch regelmässig ihre Fangstatistiken. Allein von diesen werden
jedes Jahr über 120 000 Amphibien
über die Strasse getragen und somit
gerettet. Doch leider existieren bei
einigen Strassenabschnitten noch
immer gar keine Massnahmen.
Temporäre Zäune
Die Rettungsaktionen beginnen
– je nach Witterung – jeweils Mitte Februar oder wenig später. Dabei werden an den betroffenen
Strassenabschnitten provisorische
Zäune aufgestellt und Fangkübel
vergraben. Freiwillige Helferinnen
und Helfer tragen nach Einsetzen
der Wanderungen nach der Abenddämmerung die gefangenen Tiere
über die Strasse. Abhängig vom
Witterungsverlauf im Frühjahr werden diese Stellen mehrere Wochen
lang betreut. An einigen Stellen sind
fixe Amphibienunterführungen gebaut worden, damit die Tiere ohne
aufwändige Betreuung selbständig
und gefahrlos die Strasse unterqueren können.
Es hat sich leider gezeigt, dass
viele dieser bautechnisch sanierten
Stellen ungenügend funktionieren.
Der Bau solcher Anlagen bedarf einer gründlichen Planung von einer
Fachperson und setzt gute Kenntnisse über die lokalen Populationen voraus. Da solche Anlagen viel
kosten und die Geländestrukturen
oft ungünstig sind, lassen sie sich
nicht an jeder Zugstelle realisieren.
Zahlreiche Stellen sind also weiterhin auf Rettungsaktionen mit temporären Zäunen angewiesen.
Unauffällige Molche
Zu den typischen wandernden Amphibien gehören in der Schweiz
der Grasfrosch und die Erdkröte.
Ihre Wanderung läuft im Mittelland
zwischen Mitte Februar und Ende
ProTier 1/10
Erdkröte
April an nicht zu kalten oder regnerischen Abenden ab. In der Schweiz
gibt es mehrere Stellen mit 5000 bis
8000 Tieren, die im Frühjahr massiert vom Winterquartier ans Laichgewässer wandern. Die Erdkröten
wandern sehr langsam und nehmen
auf der Strasse im Scheinwerferlicht
häufig eine Schreckstellung ein. So
benötigen sie zum Überqueren einer sieben Meter breiten Strasse
nicht selten 15 bis 20 Minuten.
Etwas schneller als die Erdkröte
wandert der Grasfrosch, weshalb
etwas weniger Tiere unter die Räder kommen. Auch hier existieren
Stellen mit mehreren Tausend wandernden Tieren. Wie die Erdkröte
bevorzugt der Grasfrosch milde
und nasse Nächte.
Auch drei Molcharten gehören
zu den wandernden Amphibien.
Teich-, Faden- und Bergmolche
wandern über grössere Strecken
und werden oft zu Hunderten beobachtet. Sie sind nicht auffällig und
werden von den Motorfahrzeuglenkern und Motorfahrzeuglenkerinnen
kaum bemerkt. Sie vermögen Hindernisse wie Fangzäune aus Plastik,
Kessel und Mäuerchen zum Teil zu
überklettern, so dass sie von den
Fangtrupps fast nie vollständig erfasst werden können. Deshalb sind
Molchwanderungen noch wenig
erforscht. Die Frühjahrswanderung
verläuft im März bis April, die Rückwanderung vom Laichgewässer ins
Sommerquartier von Ende Mai bis
September.

Was jede/r Einzelne tun kann
Bei aufmerksamer Fahrweise und angepasster Geschwindigkeit können Autolenker zumindest Frösche und Kröten im Scheinwerferlicht meist gut erkennen
und ihnen ausweichen. Gefährdet sind insbesondere Strassenabschnitte in Waldpartien und in der Nähe von Gewässern. Es ist auch nicht verboten, Amphibien
von der Strasse zu entfernen. Dabei ist aber unbedingt darauf zu achten, dass
man nicht den Verkehr und sich selbst gefährdet. Zudem bittet die karch die
Verkehrsteilnehmenden, Abschnitte mit Amphibienwanderungen, die nicht von
Freiwilligen betreut werden, zu den Wanderzeiten bei Möglichkeit zu meiden und
Umfahrungswege zu benutzen oder diese langsam (30 km/h) zu passieren.
Freiwillige, die einen gefährdeten Abschnitt betreuen wollen, finden meistens
Gleichgesinnte in lokalen Amphibien-, Natur- oder Vogelschutzvereinen. Zum Teil
können auch Lehrkräfte mit Schulklassen für solche Aktionen gewonnen werden
(nur geeignet bei übersichtlichen Strassen und älteren Schülern/Schülerinnen).
Helfende wohnen von Vorteil in der Umgebung, damit sie bei lokal günstigem
« Wanderwetter » kurzfristig reagieren können. Vor Beginn einer Aktion sind
unbedingt die Gemeinde und betroffene Landbesitzer zu orientieren und deren
Einwilligung einzuholen. Rechtzeitig mit der Errichtung der Amphibienschutzzäune beginnen ; je nach Witterung und Höhenlage der Zugstelle Mitte bis Ende
Februar. Sorgfältig aufgestellte, solide Zäune erleichtern die Arbeit in den kommenden Nächten. (hpr/mgt)
Für mehr Infos siehe auch www.karch.ch
27
Projekte + Kampagnen
So können Sie helfen
Bären
Wir unterstützen die Projekte der « International
Bear Foundation » (IBF) in Indien und Georgien.
Findeltiere
Aufnahme, medizinische Versorgung und
Vermittlung von Hunden und Katzen.
Patenschaften
ProTier schläfert keine gesunden Tiere ein.
Wir nehmen deshalb auch ältere Tiere auf, die
anderswo abgewiesen würden. Wir sind der
Meinung, solange ein Hund oder eine Katze zeigt,
wie gern er oder sie am Leben ist, haben wir kein
Recht , ihnen dieses zu nehmen.
Tierpaten und -patinnen ermöglichen älteren,
unplatzierbaren Tieren einen friedlichen Lebensabend im Tierheim.
Katzenkastrationen
Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung sinnloser Katzenvermehrung, speziell
auf Bauernhöfen.
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Tiere im Osten
Finanzielle Unterstützung von Aufklärungskampagnen der Organisation « Svoboda Zvirat »
in Pilsen (CZ).
Sie wollen eines oder mehrere dieser
Projekte und Kampagnen finanziell unterstützen? Verwenden Sie bitte beiliegenden
Einzahlungsschein mit dem Vermerk der
entsprechenden Aktion.
Sie können auch online spenden unter :
www.protier.ch
Unser Spendenkonto
PC : 80-37221-2
Vermerk : Projekte + Kampagnen
Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz
Alfred Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich
ProTier 1/10
Agro-Biodiversität
Bedrohte Schweizer Nutztierrassen
Capra Grigia – die graue Bergziege
Man könnte meinen, sie habe sich der Farbe des Bündner
Gesteins angepasst. Die graue Bergziege, Capra Grigia fällt
auch auf, weil ihre Körperfärbung mit der Farbe von gebrochenem oder gewaschenem Granit verglichen wird.
ProTier 1/10
gia eine Überlebenschance. Ende
der 90er-Jahre fand die Stiftung nur
noch wenige Tiere, die als Nachfahren der historisch belegten Gruppe
der graufarbigen Tessiner Ziegen
bezeichnet werden konnten.
Erhalt gesichert ?
Nun scheint der Erhalt des stolzen
Tieres aber gesichert. Im Frühjahr
2006 konnte ProSpecieRara die
Capra Grigia beim Bundesamt für
Landwirtschaft wieder als offizielle
Schweizer Rasse anerkennen lassen
– ein wichtiger Erfolg auf dem Weg
der Erhaltung. Trotzdem gehört die
Graue Bergziege nach wie vor zu
den bedrohtesten Schweizer Ziegenrassen in der Schweiz. Zunehmend begeistern sich auch Züchter
in der Deutschschweiz und der Romandie für die stolzen Ziegen.
Das Erhaltungszuchtprojekt für
die Capra Grigia befindet sich noch
in der Aufbauphase. Das bedeutet,
dass immer noch neue graue Tiere,
die ProSpecieRara gemeldet werden, ins Zuchtbuch aufgenommen
werden können. In dieser
Phase ist Toleranz gefragt
bei Abweichungen vom
Rassestandard wie zum
Beispiel weissen Flecken
oder zu dunklen oder zu
hellen Tiere. Erst wenn
der Bestand in den kommenden Jahren wieder
zugenommen hat, kann
die Zuchtauswahl strenger erfolgen. Seit gut zehn
Jahren tragen engagierte
Neuhalter zur Vermehrung
des raren, schönen Tieres
bei. hpr

Fotos : zVg. Bildarchiv H. P. Roth
D
ie Capra Grigia oder « Cavra
del sass », wie man sie im
Bündner Calancatal nennt,
trifft man in den Farbschlägen
silbergrau, dunkelgrau bis grauschwarz meliert an. Ihre kräftigen,
nach hinten gebogenen Hörner stehen für die Widerstandskraft und Ursprünglichkeit der Tiere. Tatsächlich
ertragen sie dank ihrer Robustheit
und Vitalität das raue Klima in grossen Höhen. Kräftiger Bau, harte Hufe
und hohe Trittsicherheit machen die
schönen Ziegen wie geschaffen
für die lange Alpzeit und die freie
Haltung in den südlichen Alpen.
Die graue Bergziege stammt
aus den Tälern des Tessins und
Graubündens, wo ihre Existenz
seit über 100 Jahren dokumentiert
ist. Der allgemeine Rückgang der
Ziegenbestände, das Nicht-Anerkennen der Capra Grigia während
der Ziegenrassenbereinigung von
1938 und das CAE-Virus haben diese Rasse beinahe ausgelöscht. Nur
in den hintersten Bergtälern, wo
ihre Trittsicherheit besonders zur
Geltung kam, hatte die Capra Gri-
Mehr Infos
1997 wurde dieses Projekt von
ProSpecieRara lanciert und durch
die Voce del Sud, die Zweigstelle
von ProSpecieRara in Bellinzona,
koordiniert und geleitet. Projektleitung : Sabine Lanfranchi,
ProSpecieRara Svizzera italiana,
Via al Ticino, 6592
S. Antonino Tel. 091 858 03 58,
E-Mail : vocedelsud@prospecierara.ch
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit ProSpecieRara, der
Schweizerischen Stiftung für die
kulturhistorische und genetische
Vielfalt von Tieren und Pflanzen,
realisiert. ProSpecieRara setzt sich
seit 1982 für die Rettung und den
Erhalt der Vielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen ein – für
unser genetisches wie kulturelles Erbe. Die Stiftung lebt unter
anderem von Gönnerbeiträgen.
www.prospecierara.ch
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Kurznachrichten
Die Langhornbiene
ist das Tier des
Jahres 2010
Foto : Pro Natura / Nicolas J. Vereecken
Pro Natura hat die Langhornbiene zum Tier des Jahres 2010 gewählt. Die « pelzigen Pollentaxis » zählen zu
den rund 580 Wildbienenarten in der Schweiz und stehen für die grosse Vielfalt
der wertvollen Wildbienen,
wie die Naturschutzorganisation schrieb.
Das Tier des Jahres, die
Langhornbiene
Mit ihrem besonderen Pelz
und den langen Fühlern fällt
das Tier des Jahres 2010 auf
unter den Wildbienen. Besonders ist auch die spezielle Liebe der Langhornbienen zur
Hummel-Ragwurz, eine Orchideen-Art : Die Langhornbienen sorgen für die Bestäubung dieser Orchideen-Art.
Die Pflanze imitiert dabei
den Geruch und die Form eines Langhornbienen-Weibchens und drückt beim vermeintlich amourösen Besuch
dem Bienen-Männchen ihre
Pollen auf den Kopf. Mit diesem Paket fliegt das Männchen als « Pollentaxi » weiter
und bestäubt ungewollt eine
nächste Hummel-Ragwurz.
Diese hochspezialisierte Abhängigkeit sei ein eindrückliches Beispiel für die fragilen Wechselwirkungen der
Biodiversität, heisst es in
der Medienmitteilung von
Pro Natura.
Dieses Verständnis will
Pro Natura mit der Wahl
30
der Langhornbiene und mit
ihrer Kampagne « Biodiversität – jede Art zählt ! » der
Bevölkerung vermitteln. Die
Wahl der Langhornbiene zum
Tier des Jahres 2010 betone
die Bedeutung der Millionen
« unsichtbaren » Insekten für
die Biodiversität.
45 Prozent aller Wildbienen stünden in der Schweiz
auf der Roten Liste der gefährdeten und bedrohten Arten.
Die Bestäubung von Pflanzen sei eine unbezahlbare
Dienstleistung aller Wildbienen. Verschwänden diese
fleissigen Summer, verarme
die Vielfalt der Pflanzen und
mit ihr die Nahrungsgrundlage für Mensch und Tier.
Quelle : Pro Natura
Kein Verbot für
FroschschenkelImporte
Der Bundesrat sieht keinen
Handlungsbedarf beim Import von Froschschenkel.
150 Tonnen werden jährlich
eingeführt. Für die Landesregierung liegt der Konsum dieser tierquälerischen « Delikatesse » in der Verantwortung
der KonsumentInnen. Ferner
verweist er auf die Vorschriften zu Transport, Import und
Tötung, sofern für Frösche
solche existieren. In der
Schweiz werden die lebenden Frösche stark abgekühlt
und anschliessend geköpft.
Es ist nicht wissenschaftlich
belegt, dass die Schmerzempfindlichkeit durch das
Kühlen tatsächlich ausgeschaltet wird, gibt der Bundesrat zu. Falls dies nicht der
Fall ist, würde das Tierschutzgesetz nicht eingehalten. Die
Kantonsbehörden würden
mittels Stichproben überwachen, ob und wie weit die
Vorschriften eingehalten wer-
den. Der Bundesrat behauptet, dass die importierten Frösche Wildfänge seien. Die Migros hält dagegen, dass die
in ihren Filialen verkauften
Froschschenkel ausschliesslich aus Zuchten stammen.
Offensichtlich ist die Landesregierung nicht auf dem
Laufenden und es scheint sie
auch nicht sonderlich zu interessieren. (rd)
Das eindrückliche
Millionengeschäft
mit Schweizer
Haustieren
Schweizer lassen sich ihre
Haustiere eine hohe dreistellige Millionensumme kosten. Und geben dafür deutlich
mehr aus als ihre Nachbarn.
Im vergangenen Jahr gaben sie 668,4 Millionen Franken für Ernährung und Pflege
aus. Das zeigt eine Untersuchung, die der Zentralverband
Zoologischer Fachbetriebe
Deutschlands am Dienstag
in Berlin veröffentlicht hat.
In der Schweiz wurden
rund 2,8 Millionen Haustiere
gehalten – gleich viele wie in
Österreich. Allerdings gaben
die Österreicher mit 528,2
Millionen Franken deutlich
weniger aus. Pro Tier beliefen sich die Ausgaben in der
Schweiz auf 238.70 Franken
und in Österreich auf 188.60
Franken. Zierfische nicht mitgezählt.
In Europa ist der Markt
für Heimtierbedarf in Grossbritannien am grössten, wo
letztes Jahr rund 6 Milliarden
Franken für die 25,5 Millionen
Heimtiere ausgegeben wurden. Pro Tier ergab das einen
Betrag von 235 Franken. Zum
Vergleich : Die Deutschen gaben pro Tier 221.60 Franken
aus, die Franzosen 178.80
Franken.
Für die Untersuchung, die
aus Anlass der Internationalen Grünen Woche in Berlin
publiziert wurde, wurden
Zierfische und Reptilien nicht
gezählt. (sam/sda)
Sondermünze
Murmeltier
Im Januar erschien die letzte Sondermünze aus der Serie, welche der Bund dem
Schweizerischen Nationalpark widmet. Die von Niklaus Heeb gestaltete Prägung aus Bimetall zeigt das
Alpenmurmeltier. Das Quartett der typischen Nationalparktiere ist somit vollständig : Zu Steinbock, Steinadler und Rothirsch gesellt
sich nun das Murmeltier. Es
ist das letzte Sujet der vierteiligen Sondermünzen-Serie « Schweizerischer Nationalpark », welche die Eidgenössische Münzstätte Swissmint seit 2007 herausgibt. Die
neue Münze ist vom Künstler
und wissenschaftlichen Illustrator Niklaus Heeb gestaltet
worden. Alle Sujets bis zurück
zum Steinbock 2007 sind in
diesem Jahr noch erhältlich.
Wer die ganze Reihe in seiner Sammlung haben will, hat
also noch Gelegenheit, diese zu komplettieren. Die Bimetallmünzen haben einen
Nennwert von 10 Franken und
sind unter www.swissmint.ch
oder bei Münzenhändlern und
Banken zu beziehen. Zwei
Prägequalitäten stehen zur
Auswahl : « unzirkuliert » und
« Polierte Platte » im Etui.
Das aktuelle Sujet « Murmeltier » ergänzt ausserdem die
Schweizer Umlaufmünzen im
Münzsatz 2010. Mit dem Erlös
aus dem Verkauf der Münzen,
dem Prägegewinn, unterstützt
der Bund kulturelle Projekte
in der ganzen Schweiz.

ProTier 1/10
Buchbesprechungen
Enthüllungen über
Delfinjagd
Ungewöhnliche
Stadtbewohner
Spannend wie ein Roman – doch leider keine erfundene Geschichte, sondern erschütternde Wirklichkeit. Einst trainierte Richard O’Barry die Delfine für die weltbekannte TV-Serie
« Flipper ». Doch dann wurde ihm klar, was er damit ausgelöst
hat und welche Grausamkeiten gegenüber hochintelligenten
Meeressäugern er damit unterstützt. Er wird zum Aktivisten.
Erst recht als er von dem, sich jährlich wiederholenden, Abschlachten von Delfinen in einer kleinen Bucht im Süden Japans erfährt. Jeden Herbst und Winter findet dort eine blutige Treibjagd auf Delfine statt. Die Tiere werden zusammengetrieben, nach Ihrem Verkaufswert (das heisst nach Grösse
und Schönheit) aussortiert und in Delfinarien gebracht wo
sie ein trauriges Leben fristen. Die überzähligen Tiere, die
keinen Käufer finden, werden an Ort abgeschlachtet und landen auf den Tellern von Einheimischen. Der Schweizer Journalist und Autor Hans Peter Roth folgt Richard O’Barry nach
Japan, wird Zeuge der dramatischen Ereignisse in der Bucht
von Taiji. Gemeinsam haben sie ihre Eindrücke und Erkenntnisse in diesem Buch verarbeitet. Gleichzeitig ist es das Buch
zum Oskar-nominierten Dokumentarfilm « Die Bucht » – « The
Cove ». Als mitreissende Lektüre vertieft und ergänzt es die
Inhalte des Films. Die Autoren blicken hinter die Kulissen, decken auf, prangern an. Doch letztlich geht es um Lösungsansätze, im Wissen, dass ein friedliches Miteinander zwischen
Delfin und Mensch auch vor Japans Küsten möglich ist. Mit
dem Kauf dieser spannenden Lektüre unterstützen Sie die
Arbeit der Autoren.
Städte beherbergen eine erstaunlich artenreiche Tierwelt.
« Stadtfauna » ermöglicht einen einzigartigen Überblick über
rund 600 ungewöhnliche Bewohner der Stadt Zürich. Von
Spezialisten verfasste Artenporträts vermitteln einen interessanten Einblick in die Lebensweise der verschiedenen Tiere
und ihre Verbreitung in städtischen Gärten und Gebäuden,
Bahnarealen und Blumenwiesen, Gewässern und Stadtwäldern. Eine erstaunliche Vielfalt von Insekten wie Heuschrecken, Falter und Käfer, von Fischen und Reptilien über Vögel
bis hin zu Säugetieren lassen sich mit Geduld und Glück beobachten. Haben Sie beispielsweise schon einmal einen der
Zürcher Waschbären gesichtet ? Sie wussten gar nicht, dass
welche in der Stadt leben ? Es lohnt sich mit offenen Augen
auf Erkundungstour zu gehen. « Stadtfauna » vermittelt dazu
das nötige Wissen über die Tiere, die es mitten unter uns zu
entdecken gibt. Die Stadt als neueroberter Lebensraum birgt
für einige Tiere aber auch Gefahren und verlangt von ihnen
einiges an Anpassung. Auch dieser Aspekt wird kurz beleuchtet. Die hier vorgestellte Tierwelt ist durchaus vergleichbar
mit derjenigen anderer Städte und Ortschaften im urbanisierten Mitteleuropa.
Signierte Exemplare können bestellt werden auf :
www.diebucht.ch
Hans Peter Roth / Richard
O’Barry
« Die Bucht » Flippers grausames
Erbe, 240 Seiten, 50 Farbfotos,
10 s/w Fotos
ISBN 978-3-7688-3128-4,
CHF 34.90
Delius Klasing Verlag
Siekerwall 21, DE-33602 Bielefeld
www.delius-klasing.ch
Tel ++49 521 55 99 02
Fax ++49 521 55 99 01
ProTier 1/10
Stefan Ineichen/ Max
Ruckstuhl (Hrsg.)
« Stadtfauna »
600 Tierarten in der Stadt
Zürich
446 Seiten, etwa 600
Farbfotos und Karten
CHF 69.–
ISBN 978-3-258-07561-7
Haupt Buchhandlung
Falkenplatz 14, 3001 Bern
Tel. 031 309 09 09
Fax : 031 309 09 10
E-Mail :
buchhandlung@haupt.ch
Onlineshop : www.haupt.ch
Ein Vermächtnis für die Tiere
Bitte denken Sie bei der Erstellung Ihres
Testaments an ProTier. Sie helfen mit, dass
wir uns auch in Zukunft effizient für die
Tiere einsetzen können. Für Auskünfte und
Beratung stehen wir Ihnen gerne zur
Verfügung. Telefon : 044 201 25 03.
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Wir brauchen Hilfe !
Unser Spendenkonto
PC : 80-37221-2
Vermerk : « Findeltiere »
Schweizerische Gesellschaft
für Tierschutz
Alfred Escher-Strasse 76,
CH-8002 Zürich
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