geht es zur ersten Pfotenhieb

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geht es zur ersten Pfotenhieb
PF cTENHIEB
08/07
PF cTENHIEB
Das unabhängige Katzen-Magazin
Welches Futter für
meine Katze?
Großer
Großer Infoblock
Infoblock mit
mit Tests
Tests und
und unabhängigem
unabhängigem Vergleich
Vergleich
Clickertraining:
Alles für die Katz?
Gesundheit:
Impfen wir zuviel?
es
Groß
t:
rtrai
o
p
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Rass
e
n
i
a
M n
Coo
Aus dem Leben:
Wohnungssuche mit
kätzischem Anhang
Giardien:
Was tun wenn meine
Katze erkrankt?
www.pfotenhieb.de
editorial
Inhalt
Lena Hüsemann
Kontakt:
LHuesemann@pfotenhieb.de
redaktion
Vorstellung der Redaktion
3
gesundheit
Diagnose: Giardien
5
Giardien – Ein Erfahrungsbericht
7
Mikrochip: Segen oder Fluch?
8
Wieviel Impfen muss sein?
9
ernährung
Futtermitteletiketten –
Was bedeuten sie?
11
Die Qual der Wahl –
Welches Trockenfutter nehme ich nur? 13
Liebe Katzenfreunde,
endlich ist es soweit: Die erste PfotenhiebAusgabe ist da! Wenn Sie dieses Heft mit
Interesse durchlesen, und einige nützliche
Informationen erhalten, haben wir unser
Ziel erreicht: Ein gutes Katzenmagazin zu
schaffen, das sich von den anderen Zeitschriften abhebt.
Ob BARFen, Homöopathie oder simpel
Katzenfutter: Viele Themen rund um Katzen sind heißt umstritten. Der Weg zu tiefer gehenden Informationen ist oft steinig,
er führt über Tierarzt, Fachhändler oder
Internetforen – teilweise nicht wirklich zuverlässige und unabhängige Quellen. Viele
Katzenhalter agieren daher verständlicher
Weise nach dem Best-Practice-Prinzip. "Wir
machen das so, weil wir es immer so
gemacht haben"! Haben auch Sie sich
schon gefragt, ob Sie ihrem Stubentiger
wirklich das Beste tun?
Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, Pfotenhieb zu produzieren: Ein
unabhängiges Magazin, das mit Fachwissen und Mut auch kritische Themen anspricht und untersucht. Vor allem möchten
wir Ihnen, liebe Katzenfreunde, ein gewisses Know-How weitergeben, damit Sie
selbst urteilen und werten können – denn
genau wie Tierärzte, Fachhändler und
Züchter sind auch wir nicht perfekt und
können nicht zu jedem Thema eine allgemeingültige Lösung bieten.
Darum sind wir für Feedback, Kritik und
Lob offen. Eine E-Mail an info@pfotenhieb.de reicht!
Jetzt wünschen wir Ihnen aber erst einmal
viel Spaß beim Lesen!
Im Namen der Pfotenhieb-Redaktion,
Lena Hüsemann mit Fleckli und Sakura
katzenleben
Rasseportrait Maine Coon
15
Wohnungssuche mit Katze
19
Ein Katzentag
21
notfelle
Wir suchen ein neues Zuhause
23
buntes
Wissenschaft – Wer ist die Urmutter
unserer Hauskatze?
25
Short-News aus der Katzenwelt
26
Do it yourself – Spiel & Spaß
27
Über das Glück, eine Katze zu lieben 29
Der Trick mit dem Klick:
Selbstversuch Clickertraining
31
Impressum
33
Vorschau auf das nächste Heft
33
Gewinnspiel
34
PFOTENHIEB 08/07
2
redaktion
Würden Sie einen Rat von Jemandem annehmen, den Sie nicht kennen? Nein?
Wir auch nicht. Darum stellen wir Ihnen hier unsere Redaktion kurz vor.
Raphaela Frese,
Kontakt:
RFrese@pfotenhieb.de
Layout und Text
Ich heiße Raphaela und bin zurzeit geschätzter Dosen- sowie Türöffner von Konrad und Balou, zwei EKH-Kater, die sich in
einer Katzenschutz-Pflegestelle kennen und
lieben gelernt haben. Balou kommt ursprünglich aus Spanien und hat in der
Pflegestelle das Flaschenkind Konrad als
Ziehvater adoptiert.
Katzen waren für mich von Klein auf etwas
besonderes, anschmiegsam und verspielt,
freiheitsliebend und mit eigener Persönlichkeit. Sie sind Kuscheltiere, aber zugleich
Killer – das niedliche Raubtier auf dem Sofa
mit dem undurchschaubaren Blick. Ihre
Liebe kann man sich nicht erkaufen, nur mit
viel Geduld, Zeit und Zuwendung verdienen.
Oder auch frei nach Kurt Tucholsky: Das
einzige vierbeinige Tier, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber dafür nichts zu tun.
Seit ich meine beiden schnurrenden Wohnungsgenossen habe, bin ich auch im
Bereich Tierschutz aktiv und helfe bei der
Vermittlung von Tieren aus dem Ausland.
Pfotenhieb unterstütze ich mit meiner Erfahrung im Layout und Satz sowie durch
gelegentliche Artikel. Was mich an Pfotenhieb begeistert, ist die Liebe und der Einsatz, den die ganze Redaktion in die Umsetzung steckt. Ich hoffe, dass dies auch
unseren Lesern gefällt.
Lisa Gomez Ringe,
Homepage, Fotos und Text
Eigentlich war ich nie der Katzenmensch.
Die Fellnasen die ich kannte waren leider
nicht die nettesten Vertreter ihrer Art und
so hielt sich bei mir lange das Bild der "hinterlistigen" Katze. Irgendwann holten wir
aber den Maine-Coon-Mix Joe als Spielkameraden für unseren katzenärrischen Hund
– und das Unglück nahm seinen Lauf…
Heute züchtet meine Mutter Maine CoonKatzen. So habe ich einige Erfahrungen in
Sachen Geburtshilfe, Kittenaufzucht, Stammbaumkunde und dem alltäglichen „Katzen-
Lena Hüsemann,
Chefredaktion
Ja, ich gebe es zu: Mein erstes Lieblingstier
war der Tiger. Leider waren meine Eltern
von der Vorstellung eines riesigen Raubtiers im Haus nie sehr begeistert – darum
habe ich irgendwann angefangen, den Tiger in unseren Katzen zu suchen.
Gefunden habe ich ihn sehr schnell: Ob
nun unser alter Perserkater Charo, Gartenkater Tiger oder Maine-Coon-Dame Shiela
– sie alle hatten das gewisse Etwas, diese
"verschmuste Wildheit".
Dennoch habe ich erst vor einigen Jahren
die betriebstypische Blindheit abgelegt und
angefangen, hinter das übliche Katzenhaltungs-Best-Practice zu schauen.
Mein Leben teile ich mit Fleckli und Sakura,
die sich nach einer recht bewegten Jugend
als Tierheimkatze und Streuner zu wahren
3
PFOTENHIEB 08/07
Kontakt:
LHuesemann@pfotenhieb.de
Schmusetigern entwickelt haben. Mittlerweile haben sie nicht nur mich, sondern
auch meinen Freund fest im Griff – und
wissen besser als jede Frau, ihn um den
Finger zu wickeln. Das liebe ich besonders
an Katzen: Sie sind wahnsinnig sensibel
und fühlen genau, was "ihr" Mensch gerade denkt, wann er zur Haustür reinkommt
und ob er jetzt schmusen will. Wahrlich
phänomenal!
Mit Pfotenhieb möchten wir unseren Lesern
helfen, ihre schnurrenden Mitbewohner etwas besser zu verstehen. Viel zu oft werden Katzen als Kuscheltiere angesehen, bei
der Haltung verlässt man sich auf das, was
die Werbung sagt – oder was man immer
so gemacht hat. Wir möchten Katzenhaltern
das Know-How geben, um selbst zu entscheiden.
Kontakt:
LRinge@pfotenhieb.de
wahnsinn“ sammeln können. Meine Mitbewohnerin und große Liebe ist meine
Maine Coon Azucar, genannt Püppi. Ich
würde sie um nichts in der Welt hergeben
– schließlich habe ich sie extra bei ihrer
Mutter bestellt!
Mein zweiter ständiger Begleiter ist die Kamera. Ich interessiere mich sehr für People-,
Makro- und Tierfotografie und bringe diese Kenntnisse auch in die Arbeit bei Pfotenhieb ein. Zudem bin ich noch für die Homepage zuständig.
Kontakt:
SBurghardt@pfotenhieb.de
Susann Burghardt,
Text
Wenn man mich als Kind nach dem Lieblingstier fragte, war die Antwort sofort: die
Katze! Damals hat mich einfach fasziniert,
wie sie einen mit ihrem Blick in den Bann
ziehen kann und man nie wusste, was sie
vorhat. Und natürlich das weiche Fell.
Trotzdem kam ich erst über "Umwege" mit
Kerstin Kochler,
Fotos und Text
Meine Liebe gilt den Katzen. Dabei hat es
mir der Löwe besonders angetan, das liegt
wahrscheinlich daran, dass es mein Sternzeichen ist. Die Eleganz der Katzen fasziniert mich und ich kann Stunden damit
zubringen sie zu beobachten. Worum ich
die Katzen beneide ist ihre Ehrlichkeit und
ihr Gespür für das Gute.
Ich lebe mit Mary Lou, einer Tierheimkatze,
zusammen, die meinem Freund und mir
gleich beim ersten Besuch zeigte, wie sehr
sie uns liebt.
Kontakt:
KKochler@pfotenhieb.de
Bei Pfotenhieb bin ich für die Rubrik "Notfelle", den einen oder anderen Artikel und
Fotos zuständig. Diese Arbeit ist für mich
etwas besonderes, denn ich kann verstoßenen Katzen helfen, ein neues zu Hause
zu finden. Bei der Suche nach meiner Katze,
besuchte ich einige Tierheime und Katzenhäuser. Leider konnte ich aber nicht allem
ein neues Heim bieten...
Ich hoffe, dass wir auch den Besitzern helfen können, ihre Lieblinge besser zu verstehen und zu versorgen.
Jessica Rohrbach,
stellvertretende Chefredakteurin
und Text
Kontakt:
JRohrbach@pfotenhieb.de
Katja Tuszynski,
Fotos und Text
Mein Name ist Katja und ich teile meine
Wohnung mit Lilli, Pocolino und Nico, drei
Katzen aus dem Tierschutz. Da alle drei
ihre Vorgeschichte haben, hab ich mich
auch viel mit der Seele einer Katze auseinander gesetzt und bin zufrieden wenn sie
es auch sind.
Es gibt viele faszinierende Tiere auf dieser
Erde, aber bei Katzen kommt für mich auch
noch ihre Schönheit und ihr Wesen dazu.
Meerschweinchen, Mäusen und Vögeln
bei meinen Zweien an. Bailey und Louis
überraschen mich jeden Tag. Mit einem
einzigen Blick wickeln sie mich um den
Finger. Ich freue mich, wenn sie zufrieden
sind und kann vor Sorge an nichts anderes
denken, wenn es ihnen schlecht geht.
Deswegen mache ich mir auch ständig Gedanken um Themen wie: gutes Futter,
Krankheiten, ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten und das Wesen der Katze
an sich. Da es sicher vielen so geht wie mir
und gute Informationen manchmal schwierig zu bekommen sind, freue ich mich auf
eine Zukunft mit "Pfotenhieb"!
Seit ich denken kann sind Katzen meine
Lieblingstiere. Mich faszinierte an ihnen
schon immer ihr verschmustes und gleichzeitig freiheitsliebendes Wesen. Eigentlich
ist es ein Wunder, dass ich erst vor zwei
Jahren selbst "auf die Katze" gekommen bin.
Nach dem Umzug in meine erste eigene
Wohnung erfuhr ich von Alexis. Die damals vier Jahre alte Wohnungskatze stand
mit ihren kätzischen Mitbewohnern auf
Kriegsfuß und sollte darum abgegeben werden. Ihrem Blick konnte ich einfach nicht
widerstehen. So zog sie zu mir in eine EinZimmer-Wohnung in Berlin, die sie schon
nach kurzer Zeit ganz nach ihren Wünschen
umgestaltete. In dem einen Jahr in Berlin
habe ich wahrscheinlich mehr geflucht als
in meinem ganzen bisherigen Leben zusammen, aber mir war schnell klar, dass
ich Alexis nicht mehr missen mochte.
Heute ist sie Freigängerin und die meisten
Probleme sind damit gelöst. Trotzdem mache ich mir weiterhin viele Gedanken um
artgerechte Katzenhaltung, vor allem um
gesunde Ernährung. Dass ich anfangs
nicht gleich zu "Supermarktfutter" griff,
habe ich Alexis' Vorbesitzerin zu verdanken.
Ich möchte im Pfotenhieb mein Wissen
und meine Erfahrung darum vor allem an
diejenigen weitergeben, die nicht das
Glück hatten, von Anfang an auf den richtigen Weg geführt worden zu sein. Aber
ich hoffe, dass Pfotenhieb auch für alle
anderen Leser eine Bereicherung sein wird.
Kontakt:
KTuszynski@pfotenhieb.de
Meine drei Mitbewohner faszinieren mich
jeden Tag immer wieder aufs Neue!
Ich würde mich sehr freuen, wenn es uns
mit Pfotenhieb gelingt, unsere Leser zum
einen gut zu unterhalten, zum anderen
aber auch ihnen wichtige und relevante
Informationen zur Verfügung zu stellen.
Deswegen hat mich das Projekt "Pfotenhieb - die etwas andere Katzenzeitung" so
begeistert.
PFOTENHIEB 08/07
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gesundheit
Diagnose:
GIARDIEN
Foto: wikipedia
Es ist nie schön, wenn es der geliebten Samtpfote nicht gut geht. Und doch gibt es einige Krankheiten, die nervenaufreibender sind als andere, weil sie besonders hartnäckig
sind und die Medizin noch nicht viel darüber weiß.
Von Susann Burghardt
Durchfall hatte fast jede Katze schon einmal. Meistens waren Futterumstellung, Unverträglichkeiten oder Infektionen schuld.
Wenn die üblichen Mittelchen hier aber
nicht anschlagen, stecken vielleicht
Giardien dahinter.
Leider leiden immer häufiger vor allem junge und immungeschwächte Fellträger an
diesen einzelligen Dünndarm-Parasiten, die
sich an die Darmschleimhaut anhaften und
von dort aus schlimmen Durchfall verursachen, der teilweise auch Blutspuren enthält.
An der gelblichen Farbe und dem sonderbaren, süß-sauren Geruch kann man den
Unterschied zu anderen Durchfallerkrankungen erkennen. In dieser Zeit haben die
Katzen meistens einen unveränderten
Appetit, nehmen aber stark ab.
Giardien wurden durch Reisen in subtropische Gebiete eingeschleppt. Wirklich schützen kann man seine Katze nicht, es reicht
der Kontakt zu infizierten Tieren, deren Kot
oder allem, was mit diesem Kot in Verbindung gekommen ist.
Im Darm bilden sich aus der ersten Lebensform der Giardien, den so genannten Trophozoiten, schnell die resistenten Zysten,
die über den Kot millionenfach ausgeschieden werden, um sich zu verbreiten. Bereits
10 Zysten reichen für eine Ansteckung aus,
wobei es nicht in jedem Fall zu Erkrankungserscheinungen kommt, trotzdem aber neue
ansteckende Zysten produziert werden.
Durch verschmutztes Wasser oder Fliegen
können auch die Herrchen und Frauchen
Giardien bekommen, bei Kindern treten
manchmal sogar Durchfall, Mangelernährung und Wachstumsverzögerungen auf.
Besteht also der Verdacht auf Giarden, sollte man den Kot des Tieres über 5-7 Tage
sammeln und auch etwas vermischen,
denn nicht jeden Tag werden Zysten ausgeschieden. Beim Tierarzt muss unbedingt
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PFOTENHIEB 08/07
angeben werden, dass auch auf Giardien
getestet werden soll (mit dem ELISA-Antigentest), denn die üblichen Kotuntersuchungen reichen hier nicht aus.
Ein Nachweis der Krankheit ist aber frühestens 5 Tage nach der Infektion möglich.
Auch später beim Nachtest muss man sich
etwas gedulden, er bringt erst 4 Wochen
nach der Behandlung ein genaues Ergebnis, vorher kann er auf abgestorbene Giardienteile positiv reagieren.
Steht die Diagnose fest, heißt es, die richtige Behandlung auszuwählen. Da Giardien
Parasiten sind, helfen weder normale Antibiotika noch die üblichen Wurmmittel.
Tierärzte raten in den meisten Fällen zu
Medikamenten mit dem Wirkstoffen Febendazol (Panacur) oder Metronidazol
(z.B. Clont, Flagyl). Es kann sich aber lohnen, auch über die alternativen Behandlungen mit Homöopathie und kolloidalem
Silber Bescheid zu wissen. Auf alle Fälle
aber müssen alle Vierbeiner des Hauses
behandelt werden, ob sie Symptome zeigen oder nicht.
Ein kleiner Überblick über die gängigsten Behandlungsmethoden:
Febendazol (Panacur) ist laut Beipackzettel nur für die Giardienbehandlung
beim Hund zugelassen. Viele Tierärzte wissen daher nicht, wie genau das Mittel bei
giardienkranke Katzen zu verabreichen ist.
Das Medikament wirkt allerdings nicht in
der Galle – aus diesem Grund empfiehlt
der Hersteller Intervet zwischen den zwei
fünftägigen Einnahmeintervallen eine Medikamentenpause von drei Tagen, um auch
diese Parasiten abzutöten.
Da Panacur geschmacksneutral ist, dürfte
die Gabe relativ einfach sein (evtl. mit
Malzpaste oder etwas ähnlich Beliebten,
bestreichen). Für Katzen, die trotz allem
keine Tabletten mögen, gibt es auch eine
Pet-Paste.
Ein weiteres, oft verwendetes Medikament
ist Metronidazol. Metronidazol wirkt
stark bakterizid, es schädigt die DNA der
Erreger und hemmt so die Vermehrung
der Giardien.
Um auch wirklich alle Einzeller wirksam zu
bekämpfen, empfiehlt der Hersteller eine
Gabe über 5 bis 10 Tage. Wie auch bei
Panacur kann die Kur nach zwei Wochen
wiederholt werden, falls keine Besserung
auftritt. Weitere Infos zur Dosierung wird
Ihnen Ihr Tierarzt geben können.
Leider treten hier oft Nebenwirkungen wie
starkes Speicheln, Erbrechen oder allergische Reaktionen auf. In Experimenten mit
Mäusen wurde auch eine starke krebserzeugende Wirkung nachgewiesen – diese
konnte aber in Zelluntersuchungen an
Nagetieren und Menschen nicht nachgewiesen werden. In sofern vermutet man,
dass Metronidazol weitgehend ungefährlich für den kätzischen Organismus ist –
während der Trächtigkeit sollte es dennoch
nicht angewendet werden.
Die Gabe der Tabletten wird erschwert
durch den sehr bitteren Geschmack. Nur
wenige Katzen nehmen es anstandslos
zweimal am Tag. Es kann helfen, die Tabletten in einem Glas mit Trockenfutter
aufzubewahren (überdeckt den Geruch)
oder sie zu teilen und in Gelatine-Kapselhüllen zu stecken.
Ein großes Problem der Medikamenten-Gabe ist die Resistenz-Bildung. Die Giardien
werden immun gegen die Medikamente,
diese wirken einfach nicht mehr. Aus diesem
Grund sind alternative Heilungsmethoden
in Mode gekommen, von denen wir Ihnen
hier einige vorstellen möchten.
Kolloidales Silber ist eine Flüssigkeit
aus destilliertem Wasser und natürlichen
Silberpartikeln. In der Körperflüssigkeit der
Katze wird eine Art magnetisches Feld aufgebaut, das die Parasiten stören und letztendlich töten soll. Dabei werden die guten
Darmbakterien zwar auch angegriffen,
allerdings weniger stark als bei Febendazol
und Metrodinazol.
Leider ist die Wirkungsweise von kolloidalem Silber noch nicht gut erforscht , dementsprechend vertrauen nur wenige
Tierärzte auf diese Methode. Auch bei Katzenhaltern geht die Meinung bei Wirkung
und Dosierung auseinander. Im Internet
und speziellen Büchern (z.B. "Kolloidales
Silber", "Immun mit kolloidalem Silber" von
Dr. Josef Pies) findet man weitere, aber
auch sehr unterschiedliche Informationen.
In den ersten Tagen der Behandlung können die Katzen ein wenig müde und
schlapp sein.
Auch hier gilt: auf derartige Behandlungsmethoden sollten nie ohne Absprache mit
dem Tierarzt zurückgegriffen werden!
Das gleiche gilt auch für Behandlungsunterstützung mit Homöopathie. Mittlerweile
haben sich sogar viele Tierärzte auf
diese Alternativmedizin spezialisiert. Wer
möchte, kann auch einen Tierheilpraktiker
zu Rate ziehen. Homöopathie kann sowohl
als Behandlung gegen Giardien oder später
zur Regeneration der Darmflora eingesetzt
werden. Giardien sind eine ernsthafte
Erkrankung – wenn auch viele homöopathische Mittel frei verkäuflich sind, sollte
auch hier die Behandlung nie auf eigene
Faust erfolgen. Auch diese Medikamente
haben Risiken und Nebenwirkungen, die
nur ein ausgebildeter Therapeut kennt.
Unabhängig von der Behandlungsmethode
ist es ganz wichtig, während der Behandlung richtig zu füttern. Die Einzeller ernähren sich hauptsächlich von Kohlenhydraten
– darum sollte auf alle Fälle soweit wie
möglich auf diesen Futterbestandteil verzichtet werden. Das heißt: möglichst
Hände weg vom Trockenfutter! Am besten
wäre die Rohfleischfütterung oder Nassfutter ohne Kohlehydrate. Wie erwähnt greifen die Medikamente auch die guten
Bakterien im Darm an, weswegen darauf
geachtet werden muss, dass der Darm
nicht überlastet wird. Der Tierarzt empfiehlt deswegen auch oft ein hochverdauliches Diätfutter (Nassfutter).
Mit den Mitteln zur Darmsanierung (siehe
unten) sollte erst nach der Behandlung begonnen werden, da dies den Giardien den
Rückzug in Darmzotten und Gallengänge
erleichtert und damit Schutz vor dem Medikament bietet.
Nach erfolgreicher Behandlung und Darmsanierung kann natürlich auf die gewohnte
Ernährungsweise zurückgegriffen werden,
wobei es nicht falsch sein kann, für
ein starkes Immunsystem (eben auch
gegen Giardien) bei überwiegend Rohoder Nassfütterung zu bleiben. Manche
Katzen entwickeln nach der Erkrankung
des Darms auch Unverträglichkeiten.
Giardien wären unter Katzenhaltern nicht
so dermaßen verhasst, würde man sie allein mit medikamentöser Behandlung und
dem richtigen Futter loswerden. So leicht
sind sie nicht klein zu kriegen und die Reinfektionsrate ist hoch. Die Zysten der Giardien sind an der Luft 3-4 Wochen
überlebensfähig, in feuchtem Boden 7 Wochen und im kalten Wasser sogar bis zu 2
Monate. Deswegen ist strenge und – zugegeben sehr zeitaufwändige – Hygiene
nötig.
Die im Darm ansässigen Zysten werden durch den Kot des erkrankten Tieren ausgeschieden und durch orale Aufnahme von Menschen oder anderen Tieren weiter verbreitet.
Grafik: Raphaela Frese
Jeden Tag müssen Trink- und Futternäpfe
mit kochendem Wasser gereinigt werden,
statt Leitungswasser empfiehlt sich stilles
Mineralwasser. Den Zimmerbrunnen erstmal wegstellen.
Für Böden sowie Sitz- und Schlafplätze der
Katzen ist ein Dampfreiniger ideal, er tötet
mit 100°C alles ab (gut trocknen lassen!!).
Wer so etwas nicht hat, sollte Plüschstoffe
abziehen und bei mindestens 80 °C täglich
waschen.
Alternativ kann man die Plüschstoffe auch
durch Handtücher ersetzen und diese dann
wechseln. Bei den Böden eignen sich auch
spezielle Desinfektionsmittel, diese müssen
aber "Quaternäre Amonium-Verbindungen"
enthalten, sonst stört das die Giardien
wenig. Z.B. "Bacillol" von Bode Chemie oder
DanKlorix. Verdünnt mit Wasser und in
einer Sprühflasche kann man damit auch
Spielzeuge und Kratzbäume desinfizieren.
Bei den Katzentoiletten sollte die Streu
möglichst täglich komplett gewechselt
werden und die Schale selbst abgedampft
oder desinfiziert werden. Nach der Reinigung, aber auch nach dem Streicheln
immer Hände waschen. Schläft die kranke
Mietze mit im eigenen Bett, muss auch
das alle drei Tage frisch überzogen werden.
Diese Hygienemaßnahmen sollten
eingehalten werden, bis der Kot der Katze
negativ getestet wurde.
Wenn sich nach der Behandlung der
Durchfall nicht gebessert hat, ist das nicht
unbedingt ein Zeichen dafür, dass die Giardien noch aktiv sind. Der Darm muss nun
saniert werden, damit die Verdauung wieder normal funktioniert und die negativen
Keime, die sich während der Behandlung
eingeschlichen haben, müssen beseitigt
werden.
Gegen die Keime helfen z.B. Antibiotika
und Heilerde, wobei letztere schonender
wirkt. Sie bindet die Giftstoffe und führt
sie ab, "entgiftet" den Körper. Um die
Darmflora zu unterstützen, kann man die
Milchsäurebakterien wieder auffüllen. Das
geht u.a. mit Dr. Wolz Darmflora Plus,
Bactisel, Enteroferment oder Sympiopet.
Wenn die Katze mag, gibt es ab und zu
ein Löffelchen probiotischen Joghurt.
Auch sehr beliebt ist Ulmenrinde (Slippery
Elm Bark) mit ihrer entzündungshemmenden
und beruhigenden Wirkung auf Magen
und Darm. Mit warmem Wasser zu einem
Sirup angemischt, fressen es die meisten
Katzen einfach mit dem Futter mit.
Wer sich mit der Homöopathie angefreundet hat, findet sicher auch damit eine
Lösung.
Spätestens jetzt weiß man, dass diese
Krankheit nicht einmal dem ärgsten Feind
zu wünschen ist!
PFOTENHIEB 08/07 5
gesundheit
Giardien – Ein Erfahrungsbericht
Von Sina Rudolf
Im Alter von 12 Wochen holten wir unsere
Debby, eine British Kurzhaar, zu uns. Bereits 4 Wochen später ließen wir sie vom
Tierarzt gründlich durchchecken, weil ihr
Bauch sehr dick war, sie sonst jedoch keine
Beschwerden zeigte. Der Tierarzt nahm ihr
Blut ab, machte Ultraschall und untersuchte den Kot. Der Befund: Giardien. Zu dem
Zeitpunkt mussten wir erst einmal im Internet recherchieren und fanden heraus,
dass Giardien einzellige Darmparasiten
sind, die sogar für den Menschen eine Gefahr darstellen.
Der Tierarzt verschrieb Debby Panacur. Sie
sollte ½ Tablette auf drei aufeinanderfol-
Trophozoiten & Cysten
Trophozoiten sind die aktive Form des
Einzellers im Darm und nur sie pflanzen
sich fort. Sie haben eine ovale, langgestreckte Form, und in jedem Individuum
findet man zwei Zellkerne. Auffallend sind
auch mehrere Geißeln und auch die
Haftscheibe, mit der sie sich an das
Darmepithel haften können. Cysten sind
sozusagen „eingepackt“ und sehr resistent
gegenüber Umwelteinflüssen. Cysten werden von infizierten Menschen ausgeschieden und können bis zu vier Monate lang
im Oberflächenwasser (etwa von Seen)
überleben. Im Darm wandeln sich diese
wieder in Trophozoiten um.
Giardia besitzt vier Geißelpaare, zwei
davon entspringen inmitten der Zelle, zwei
weitere seitlich. Ihre Länge beträgt um die
20 Mikrometer, außerdem besitzt sie eine
Haftscheibe, um sich im Darmepithel festzuhalten.
7
PFOTENHIEB 08/07
genden Tagen bekommen, die sie problemlos nahm. Dann war eine Woche
Tablettenpause, im Anschluss wieder 3
Tage Tabletteneinnahme und die ganze
Prozedur noch einmal.
Zusätzlich zur Medikation starteten wir
eine Putzaktion: An jedem ersten Tag nach
der letzten 3-Tages-Kur schrubbten wir die
Katzentoilette gründlich mit DanKlorix und
kochendem Wasser, ebenso wurden alle
Schlaf- und Kuschelmöglichkeiten bei 90°C
gewaschen und die Fußbodenbeläge mit
DanKlorix gesäubert. Eine Woche nach der
kompletten Kur brachte eine Sammel-Kotprobe beim Tierarzt ein negatives Ergebnis.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht,
dass eine Kotuntersuchung eine Woche nach
der Behandlung noch nicht viel aussagt.
Wir starteten wieder mit der üblichen
Putzaktion und Medikation: Debby bekam
nun eine Tablette und Ilias eine halbe.
Diesmal zeigten beide jedoch Nebenwirkungen: Debby erbrach einmal sehr stark
und zitterte am ganzen Körper. Ilias litt an
starkem Durchfall. Auf Anraten einer befreundeten Katzenzüchterin sprach ich unseren Tierarzt auf eine andere Dosierung
unseres Medikaments an.
Wir änderten die Verabreichung laut Empfehlung des Herstellers: Beide Katzen nahmen fünf Tage lang ihre Tabletten, darauf
folgte eine Pause von drei Tagen und wieder eine Medikamenteneinnahme von fünf
Tagen. Nach 2 Wochen sollte die ganze
Prozedur wegen dem hohen Risiko der Reinfektion wiederholt werden.
Mittlerweile bin ich sicher, dass Debby die
Giardien von der Züchterin mitgebracht
hat. Trotzdem holten wir ein halbes Jahr
später dann Ilias aus der gleichen Zucht zu
uns. Nach gerade mal vier Wochen verschlechterte sich sein Kot rapide: Die Farbe
änderte sich auf hellgrau-türkis und die
Konsistenz wurde breiartig. Obwohl
Debbys Kot sich in der ganzen Zeit nicht
negativ veränderte, konnte ich mir schon
denken, dass auch er Giardien hat.
Diesmal legten wir noch mehr Wert auf
Hygiene, schrubbten die Böden aller 2 Tage und kochten die Trinknäpfe in Essigwasser ab. Nach der Kur bekamen beide
starke Verdauungsbeschwerden, eine
Nebenwirkung der langen Medikamenteneinnahme. Diese legten sich allerdings
nach einer Woche wieder. Über einen Monat später zeigte eine Sammelkotprobe
keine Auffälligkeiten – eine weitere Probe
steht aber noch aus.
Eine Kotuntersuchung beim Tierarzt bestätigte den Verdacht: Ilias hatte Giardien.
Hoffentlich sind unsere Miezen dann endlich giardienfrei…
E
Mehr Infos...
Grafische Abb. eines Trophozoiten
Grafische Abb. einer Cyste
Mikrochip:
Segen oder Fluch?
Der Albtraum eines jeden
Katzenfreundes: eines Abends kommt
das geliebte Tier nicht von seinem
Streifzug zurück. Meist beginnt die
Suche schon am nächsten Tag. Plakate
werden aufgehängt, Internetseiten mit der
Suchmeldung bestückt und das zuständige
Haustierregister verständigt. Ist die Katze mit
einem Mikrochip eindeutig gekennzeichnet, steigen die Chancen auf eine wohlbehütete Rückkehr
nach Hause: Tierärzte oder Tierheime können mit Hilfe
eines speziellen Lesegerätes die Identifikationsnummer des Chips
herausfinden und so gezielt nach dem Besitzer fahnden.
Über 300.000 Hunde und Katzen entlaufen jedes Jahr in Deutschland. Ein Großteil
kehrt nie wieder zurück - unter anderem
auch, weil der Halter nicht ausfindig gemacht werden kann. Eine eindeutige Kennzeichnung des Tieres verspricht Abhilfe.
Wurden Hunde und Katzen lange Zeit
durch eine Tätowierung der Ohren gekennzeichnet, wird nun die eindeutige Kennzeichnung per Mikrochip empfohlen.
Im Gegensatz zur Tätowierung ist die Kennzeichnung weniger schmerzhaft. Während
der Tätowierung werden Stahlnadeln durch
das Ohr der Katze geschossen und die
Wunde anschließend mit Tätowierfarbe
eingerieben – die Injektion des reiskorngroßen Chips mittels spezieller Kanüle ist
dagegen nahezu schmerzlos. Während
eine Tätowierung im Laufe der Jahre verblasst und gerade bei dunkelhäutigen
Tieren schlecht zu erkennen ist, hält der
Mikrochip ein Tierleben lang.
Zudem ist die Kennzeichnung via Tätowierung verwechselbar: Jeder Tierarzt und
jeder Zuchtverband besitzt hier einen eigenen Code. Nicht so beim Mikrochip: Der
fünfzehnstellige Code ist weltweit einmalig
und kann mit einem speziellen Lesegerät
ausgelesen werden.
Wichtig auch für den tierischen Reiseverkehr: Nach der Änderung der Europäischen
Haustierordnung 2004 muss jeder Tierhalter, der mit Hund, Katze oder Frettchen
reist, einen speziellen "Heimtierpass" für
seinen vierbeinigen Begleiter bereithalten.
Hierzu ist eine eindeutige Kennzeichnung
nötig: Bis 2011 ist noch eine Tätowierung
erlaubt, ab dann ist ein Transponder zwingend vorgeschrieben.
Von Lena Hüsemann
Ein wichtiges kleines Ding, von sämtlichen
Tierschutzvereinen wärmstens empfohlen.
Der Chip erschwert das Aussetzen von gekennzeichneten Tieren, entlaufene Vierbeiner können Ihren Besitzer zurückgeführt
werden. Gerade bei Zuchttieren ist die eindeutige Kennzeichnung zum Eigentumsund Abstammungsnachweis wichtig –
möglichst, ohne äußerliche Spuren zu hinterlassen. Nicht zuletzt scheint die Seuchengefahr im europäischen Ausland durch das
Führen des EU-Haustierpasses mit sämtlichen Impfunterlagen und der eindeutigen
Kennzeichnung des Tieres eingedämmt.
Alles perfekt, sollte man meinen.
Sollten Tierbesitzer also auf die Kennzeichnung ihres geliebten Vierbeiners verzichten,
um die Gefahr der Krebserstehung zu bannen? Hier lohnt sich ein Blick auf den Chip
selber: Dieser ist aus Bioglas gefertigt –
einem Material, das sogar als Knochenersatzmaterial für Menschen genutzt wird.
Der Transponder selbst ruht inaktiv im Tier,
er wird nur beim Ablesevorgang kurzzeitig
durch die niederfrequenten Radiowellen
des Lesegerätes aktiviert und sendet die
Nummer zum Lesegerät. Wichtig: Laut Herstellerangaben kann der Chip nicht durch
äußere Einwirkung zerstört werden und zerbricht auch bei einem Aufprall nicht.
Leider nicht: Seit einiger Zeit geistern Gerüchte durch die Katzenwelt, der Chip könnte Krebs auslösen. Bisher gäbe es noch keine
Untersuchungen, welche Auswirkungen der
Transponder im Katzenkörper wirklich hat.
Ist der Chip wirklich ungefährlich?
Nichts desto trotz: Es fehlen nach wie vor
Langzeituntersuchungen am Tier. So lange
diese Untersuchungen nicht vorliegen,
bleibt es beim Gelehrtenstreit und Panikschieben: Wem soll der Tierhalter mehr
Achtung schenken? Dem Hund, der seinen
Transponder seit zehn Jahren ohne Probleme trägt oder der Maus, um deren
Chip sich ein Sarkom bildete?
Aufregung in Fachkreisen erregte ein Befund
des Institutes für experimentelle Pathologie
in Hannover. Im Rahmen einer Studie zur
Krebsentstehung wurden die beteiligten
Mäuse zur individuellen Identifizierung mit
den genannten Mikrochips gekennzeichnet.
Unabhängig von der Behandlung im Rahmen der Studie entwickelten 36 der implantierten Mäuse Tumore mit dem implantierten Mikrochip im Zentrum.
Auch Forschungen der toxikologischen
Abteilung der Bayer AG in Kansas berichten von durch Mikrochips hervorgerufenen
Krebsgeschwüren bei Ratten.
Auch hier gilt es, nicht in Panik zu verfallen, sondern Kosten und Nutzen abzuwägen und sich zu informieren. Wer mit seiner Katze ins Ausland reisen will, kommt
um die elektronische Kennzeichnung nicht
herum. Allen anderen steht es frei, zu
wählen: Zwischen der schmerzhaften und
uneinheitlichen Tätowierung oder einem
Mikrochip, deren Auswirkungen auf den
Katzenkörper noch nicht ganz untersucht
ist und der im Verdacht steht, Krebs zu
erregen.
Ein anerkanntes toxikologisches Gutachten
steht bisher aus, Langzeitbeobachtungen
mit gechipten Tieren gibt es nur wenige.
Oder für die Möglichkeit, die Katze nicht
kennzeichnen zu lassen:
Der denkbar schlechteste Weg.
PFOTENHIEB 08/07
8
gesundheit
Wieviel Impfen muss sein?
Jedes Jahr winkt für
Katzenhalter der routinemäßige Tierarztbesuch: Gesundheitskontrolle und zwei, drei
Spritzen, damit die Mietze
auch weiterhin gesund bleibt.
Impfungen nennt man dies –
der Körper soll dazu animiert
werden, gefährliche Krankheiten selbstständig abzuwehren.
Also besser zu viel impfen als
zu wenig?
Von Lena Hüsemann
Wer das Stichwort "Impfung" in eine
Internet-Suchmaschine eingibt, erhält die
verschiedensten Ergebnisse. Schon seit
einigen Jahren bekämpfen sich Impfbefürworter und -gegner bis aufs Blut:
Die einen halten Impfungen als die einzige
Garantie für die langjährige Gesundheit
der Katze, die anderen weisen auf durch
Impfen verursachte Krankheiten hin. Mittlerweile hat sich dieser Streit zu einem
wahren Glaubenskrieg entwickelt. Katzenhalter sind meistens verunsichert, folgen
doch lieber dem Rat ihres Tierarztes oder
boykottieren die regelmäßigen Impftermine
jahrelang. Wer hat recht?
Um die richtige Entscheidung für oder
gegen eine Impfung zu fällen, sollte jeder
Tierfreund wissen, was eine Impfung ist
und wie sie wirkt. Keine Sorge – hierfür
müssen Sie nicht Medizin studiert haben,
etwas gesunder Menschenverstand reicht.
Darum zuerst einmal ein kleiner medizinischer Exkurs, was bei einer Impfung überhaupt geschieht. Der menschliche oder tierische Organismus kann lernen, körperfremdes Material abzuwehren und so
Krankheitserreger zu bekämpfen – bei dem
Großteil der Erreger ist aber ein Kontakt
mit diesem notwendig. Dies ist der Sinn
der Impfung: Der Körper kommt mit dem
Krankheitserreger in Berührung und entwickelt so genannte "Antikörper" gegen
diesen – vergleichbar mit dem Polizeiaufgebot nach einem Banküberfall. Dabei unterscheiden wir zwei Arten der Impfung:
Die passive und die aktive Immunisierung.
Bei der aktiven Immunisierung wird der
9
PFOTENHIEB 08/07
abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger in den Körper eingebracht. Der
Körper durchlebt hier eine abgeschwächte
Infektion, worauf das Immunsystem mit
der Produktion von Antikörpern gegen
diese spezifische Infektionskrankheit beginnt. Bei der passiven Immunisierung werden dagegen direkt Antikörper gespritzt, die
dem Körper eine gewisse Widerstandsfähigkeit verleihen. Die Bauart dieser Antikörper bleibt im so genannten "Immungedächtnis" des Körpers gespeichert – ähnlich
einer Fahndungsdatei der Polizei.
Doch wie lange kann sich der Körper an
die Bauweise der Antikörper erinnern? Wie
lange wird diese Immunität vom Körper
aufrecht erhalten? Der Blick in den menschlichen Impfkalender zeigt, dass einige
Impfungen alle vier, andere sogar nur alle
zehn Jahre aufgefrischt werden müssen.
Wieder andere Immunisierungen werden
nach dem Säuglingsalter nicht mehr vorgenommen. Das gilt aber nur für uns
Menschen – bei Tieren ist die Auffrischungsimpfung oft Routine bei der jährlichen
Gesundheitsüberprüfung. Dabei muss dies
gar nicht sein: Das Immunsystem einer
Katze ist dem des Menschen ebenbürtig –
auch kann der Körper die Immunität mehrere Jahre wenn nicht lebenslang aufrecht
erhalten. Dies bestätigen Forschungen von
1999 an Hunden und Katzen: Nach einer
ordentlichen Grundimmunisierung wurde
zum Beispiel für Seuche eine Wirksamkeit
von mindestens 7,5 Jahren festgestellt.
Zwar sank der Impftiter, die Zahl nachweisbarer Antikörper im Blut der Tiere, nach
einiger Zeit – bei einer Testinfektion bilde-
ten sich aber rasch neue Antikörper. Die
Gedächtniszellen waren also noch vorhanden, die Katze geschützt.
Bei Impfungen gilt also nicht "viel hilft viel"
– ganz im Gegenteil: Übermäßiges Impfen
verursacht neben der Entstehung von Allergien, Autoimmunerkrankungen und der
Möglichkeit eines Impfschocks das gefürchtete "vakzine-assoziierten Fibrosarkom",
kurz "Impfsarkom", kleine Tumore im Katzenkörper. Diese Krebsart ist nicht gerade
selten, laut Impfreport treten bei 1 bis 10
Tieren pro 10.000 Impfungen Impfsarkome
auf und ist die zweithäufigste Tumorform
bei der Katze. Katzen sind hier empfindlicher als andere Kleinsäuger, die Krankheit
verläuft meistens tödlich. Selbst eine Operation kann die Ausbreitung des Geschwürs
nur selten stoppen.
Eine sehr detaillierte Beschreibung der
Sarkomentstehung bietet die Journalistin
Monika Peichl in ihrem Buch "Katzen impfen mit Verstand". Impfsarkome entstehen
durch eine Entzündungsreaktion an der
Impfstelle. Diese Reaktion ist durchaus gewünscht: Totimpfstoffe rufen oft keine
ausreichende Immunreaktion im Körper
hervor, so dass die lokale Entzündungsreaktion durch die Zugabe so genannter
"Adjuvantien" hervorgerufen wird. Die herbeieilenden Antikörper nehmen so das gespritzte Immunreagans besser auf. Neuere
Forschungen haben gezeigt, dass auch bei
adjuvantenfreien Impfstoffen temporäre
Entzündungen und Geschwülste auftreten,
diese aber oft nach wenigen Wochen verschwinden – im Gegensatz zu den adju-
vantenhaltigen Impfstoffen, die eine langanhaltende Entzündung hervorriefen. Hier
ist noch nicht ganz klar, welche Faktoren
das Risiko für die Entstehung eines Sarkoms
begünstigen. Der Großteil der betroffenen
Katzen ist über acht Jahre alt; dennoch ist
fraglich, ob dieses an der körperlichen
Kondition der Tiere oder an den bisher verabreichten Impfungen liegt.
Unter deutschen Wissenschaftlern ist die
Entstehung von Fibrosarkomen dennoch
umstritten. Während viele Forschungen
unterstreichen, dass übermäßiges Impfen
eindeutige Ursache der Krebsgeschwüre ist,
halten andere dagegen. Kein Wunder also,
dass sich die Katzenhalter uneins sind.
Dagegen wird in den USA der Zusammenhang mit Impfungen nicht mehr bezweifelt, mittlerweile treibt dort eine fachübergreifende Arbeitsgruppe, die so genannte
"Vaccine-Associated Feline Sarcoma Task
Force" die Forschung über Fibrosarkome
voran.
Es scheint sicher, dass die beste Vorsorge
gegen Fibrosarkome ist, die Katzen nicht
mehr als nötig impfen zu lassen. Nun hat
auch die Bundeskammer für Praktische
Tierärzte reagiert: "Der Grundsatz dabei ist,
dass das einzelne Tier die Impfungen
erhält, die notwendig sind; nicht mehr
aber auch nicht weniger". In den "Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis" wird
ein Impfintervall von drei Jahren gegen
Seuche empfohlen, alle zwei Jahre sollte
gegen Schnupfen geimpft werden. Dabei
handelt es sich nicht um die Entwicklung
neuer Impfstoffe, es wurde nur die Zulassung gewisser Medikamente verändert.
Kurz und schlüssig: Die Impfung blieb die
Selbe, der Beipackzettel nicht.
Es ist also möglich, das Risiko für die Entstehung von Impfsarkomen zu minimieren,
ohne dem Tier seine Immunität gegen
Krankheiten zu rauben. Dennoch verwenden viele Tierärzte weiterhin Ein-Jahres
Präparate. Sei es aus Profitgier oder Unwissenheit: Hier liegt es am Tierhalter, ein
Mehrjahrespräparat zu verlangen und seiner
Katzen so das Risiko eines Impfsarkoms zu
ersparen.
Die wenigsten Tierhalter haben ein medizinisches Studium absolviert, darum ist immer
noch der Tierarzt erster Ansprechpartner in
Sachen Medikation und Gesundheit. Dennoch sprechen die vorliegenden Forschungen für sich, die Zulassung von Mehrjahrespräparaten auch. Selbst, wenn viele Tierärzte
die Entstehung von Fibrosarkom verneinen
werden sie doch nichts dagegen haben, dem
Tier die jährige Impfung zu ersparen, oder?
Grund für die Verwendung eines Mehrjahrespräparates sollte aber nicht reiner Geiz
sein: Genau wie der Mensch sollte auch die
Katze regelmäßig zur Gesundheitsvorsorge!
Durch die Einführung von Impfungen konnten etliche menschliche und tierische In-
fektionskrankheiten fast gänzlich eingedämmt werden. Impfen ist grundsätzlich
gut und schützt die Katze vor gefährlichen
Infektionskrankheiten – allerdings sollten
Tierhalter kein Risiko eingehen und darüber
nachdenken, welche Impfungen die Katze
genau benötigt.
Bisher ist die Literatur zum Thema eher
spärlich. Interessierten sei aber das schon
genannte Buch "Katzen impfen mit Verstand" von Monika Peichl ans Herz gelegt.
Frau Peichl beschäftigt sich als Journalistin
seit etlichen Jahren mit dem Thema Haustierimpfung und vertritt hier eine angenehm
kritische Ansicht, ohne zu den grundsätzlichen Impfgegnern zu gehören.
In ihrem Buch nennt sie sämtliche Quellen
und Untersuchungen – somit ist diese
Lektüre wahrscheinlich nicht für Jedermann
leicht zu lesen. Für Katzenhalter, die sich
aber genau über das Thema "Impfung"
informieren und mit entsprechenden medizinischen Themen beschäftigen möchten, ist das Buch eine wahre Fundgrube.
PFOTENHIEB 08/07
10
ernährung
Futtermitteletiketten - Was bedeuten sie?
Welcher Katzenbesitzer kennt sie
nicht: die Frage nach dem optimalen Futter
für den vierbeinigen Liebling. Doch die
Auswahl ist groß und die Entscheidung oft
?
??
schwer. Wer nicht einfach das erstbeste
Futter kaufen will, schaut daher auf die
Rückseiten der bunten Dosen und Beutel,
um herauszufinden, was er seinem Tiger da
eigentlich genau in den Napf gibt. Doch
statt erleuchtenden Informationen findet
man dort oft nur verwirrende
Deklarationen. Was diese genau bedeuten
erfahren Sie hier.
Auf jeder Tierfutterpackung müssen folgende Informationen angegeben sein: Die
Bezeichnung Allein- oder Ergänzungsfutter, eine garantierte Rohstoffanalyse und
die Zusammensetzung des Futters. Doch
was heißt das alles?
Ein Produkt ist dann als Alleinfutter zu bezeichnen, wenn darin nicht nur reine Fleischprodukte enthalten sind, sondern auch Zusatzstoffe. Das ist wichtig, damit das Futter eine ausgewogene Zusammensetzung
hat. Alles andere ist Ergänzungsfutter. Viele fragen sich jetzt bestimmt: "Ist denn reines Fleisch nicht die beste Nahrung für meine Katze?" Nein, reines Fleisch reicht nicht!
Katzen sind Beutetierfresser, die Maus und
Co. mit allen Innereien und Knochen zu
sich nehmen. In diesen Teilen sind wichtige
Nährstoffe enthalten, die in reinem Muskelfleisch fehlen. Leider darf man aber in Europa der Deklaration "Alleinfutter" nicht immer trauen, da dieser Begriff nicht geschützt
ist. Also: Augen auf beim Dosenkauf!
Und was hat es nun mit der garantierten
Analyse auf sich? Im Prinzip ist das ganz
einfach. Es handelt sich dabei um eine
quantitative chemische Analyse, bei der
ermittelt wird, wie viel von welchem Stoff
im Futter enthalten ist. Immer angegeben
sind die Werte von Rohprotein, Rohfett,
Rohasche, Rohfaser und Feuchtigkeit.
Manchmal sind auch zusätzlich noch Angaben zu Vitamin- und Mineralstoffgehalt
angeführt.
11
PFOTENHIEB 08/07
Ein Problem bei der garantierten Analyse
ist allerdings, dass nichts über die Qualität
der Stoffe ausgesagt wird. Katzen sind so
genannte Carnivoren, sprich Fleisch fressende Tiere und besitzen aufgrund der nährstoffreicheren und leichter zu verdauenden
Nahrung einen kürzeren Darm als Pflanzenfresser. Sie können darum nur tierisches Eiweiß gut verdauen, die Angaben für Rohprotein in der Analyse beinhalten aber auch
pflanzliche Eiweiße. Auch wenn die garantierte Analyse des Futters gut aussieht: bezieht sich der Rohproteingehalt hauptsächlich auf pflanzliche Stoffe, kann die Katze
das Futter nicht so gut verwerten. Folgen
sind ein vermehrter Kotabsatz und ein
höherer Futterverbrauch. Ein gutes Futter
kann man also auch an einer niedrigen Fütterungsempfehlung erkennen. Die Fütterungsempfehlungen bei Trockenfutter
schwanken zwischen 40 und 80, bei Nassfutter zwischen 150 und 400 Gramm. Je
niedriger die Fütterungsempfehlung ist,
desto besser sollte auch das Futter sein.
Mehr Aufschluss über die Qualität des Futters als die Analyse gibt die Zusammensetzung. Hier ist aufgelistet, was in dem Futter alles verarbeitet wurde. Doch auch das
ist nicht immer ganz so eindeutig, wie es
auf den ersten Blick erscheint.
Grundsätzliches zuerst: Die Inhaltsstoffe
sind nach Mengenangaben geordnet. Das
heißt, dass die Zutat an erster Stelle vor allen anderen in der größten Menge vorhan-
Von Jessica Rohrbach
den ist. Für ein gutes Katzenfutter heißt
das, dass an erster Stelle der Zutatenliste
Fleisch stehen sollte, möglichst mit Prozentangabe. Eine fehlende Angabe des Fleischanteils in Prozent könnte darauf hinweisen,
dass davon nicht allzu viel enthalten ist.
Folgen in der gleichen Auflistung z. B. die
Angaben Weizenkleie, Weizen und Weizenmehl, könnte man darauf schließen, dass
den Hauptanteil dieses Futters nicht Fleisch,
sondern Getreide ausmacht. Auch sollte
angegeben sein, welches Fleisch genau enthalten ist. Bei vielen minderwertigen Futtersorten, die hauptsächlich aus billigem
Getreide bestehen, sind beispielsweise oft
nur vier Prozent der namensgebenden
Fleischsorte enthalten.
Vorsicht bei der Fleischangabe ist bei Trockenfutter geboten: Wenn an erster Stelle
"Huhn" steht, heißt das, dass dieses ungetrocknet dem Futter zugesetzt wurde. Da
es aber in getrockneter Form im Futter vorliegt, kann ganz schnell das "Weizenmehl"
oder ein anderer Bestandteil an die erste
Stelle in der Zutatenliste rutschen. An erster Stelle sollte also z. B. "Hühnerfleischmehl" oder "dehydriertes" bzw. "getrocknetes Hühnerfleisch" stehen.
Da wären wir auch schon beim nächsten
Punkt. Was ist denn nun eigentlich der
Unterschied zwischen "Huhn", "Hühnerfleisch", "Hühnermehl" und "Hühnerfleischmehl"? Die Unterscheidung ist einfacher
als gedacht: "Huhn" und "Hühnerfleisch"
bezieht sich auf die ungetrocknete Masse,
die Zutaten mit "-mehl" sind schon getrocknet. Das gilt natürlich auch für "getrocknetes" oder "dehydriertes" Huhn. Wenn hinter der Fleischart auch das Wort "Fleisch"
steht, ist hiermit auch wirklich nur Muskelfleisch gemeint. Fehlt dieser Zusatz, sind
damit neben Muskelfleisch auch alle Nebenprodukte des Schlachttieres gemeint.
Und was genau heißt "Fleisch und tierische
Nebenerzeugnisse"? Diese Deklaration liest
man oft auf Katzenfutteretiketten. Damit
ist gemeint, dass neben reinem Muskelfleisch auch sämtliche Neben- und Abfallprodukte wie z. B. Därme, Hufe, Federn,
Gehirn etc. verwertet worden sein können.
Ein gutes Futter erkennt man unter anderem auch daran, dass es die Nebenerzeugnisse, wenn vorhanden, genau auflistet,
denn nicht alle Nebenprodukte sind brauchbar für den Organismus der Katze. Aber
auch bei hochwertigen Nebenprodukten
sollten diese nicht überwiegen.
Nun ist die Frage nach dem wichtigsten
Katzenfutterinhalt – dem Fleisch – geklärt.
Neben fleischigen Zutaten gibt es aber auch
noch eine ganze Liste weiterer möglicher
Zutaten, über deren Sinn und Unsinn man
streiten kann. Hier sollen zumindest die
Bestandteile erläutert werden, die auf gar
keinen Fall in einem guten Katzenfutter
enthalten sein sollten:
Chemische Konservierungsstoffe:
Chemische Konservierungsstoffe oder auch
Antioxidantien genannt, verhindern das
Ranzigwerden von Fett. Sie werden dem
Futter zugesetzt, um eine längere Haltbarkeit zu erreichen. Zu den chemischen Konservierungsstoffen gehören Natriumsulfat,
-bisulfat und -nitrit, Ethoxyquin (E 324),
Butylhydroxanisol (BHA oder E 320), Butylhydroxytoluol (BHT oder E 321) und
Propylgallate. Diese Stoffe haben unterschiedliche unerwünschte Nebenwirkungen.
Besser sind natürliche Konservierungsstoffe
wie Vitamin C und E.
Digest: Hierbei handelt es sich um eine
chemisch hergestellte Flüssigkeit, die das
Futter chemisch vorverdaut und so die Akzeptanz erhöhen soll.
Farbstoffe und Geschmacksverstärker:
Beides hat in einem guten Katzenfutter
nichts zu suchen. Wenn Farbstoffe, künstliche Aromastoffe oder auch natürliche Geschmacks- und Farbverstärker wie Zucker
Katzen würden Mäuse kaufen
Verlag: Deuticke im Zsolnay Verlag
Broschiert, 206 Seiten
ISBN: 978-3552060494
Kapitel um Kapitel räumt Grimm mit dem
Saubermann-Image der Tierfutterindustrie
auf und lehrt Frauchen und Herrchen das
Fürchten. Abfälle im Tierfutter? Gammelfleisch an Schimmelpilz in leckerer ErdgasSauce mit Bakterien verfeinert statt Huhn
in Aspik mit Petersilie und Käsesauce? Kein
Knochenmehl und undefinierte Fette, Grieben: Häufig ist das nur billiger Abfall aus
Tierkörperbeseitigungsanstalten.
Pflanzliche Inhaltsstoffe: Diese müssen in
jedem ausgewogenen Katzenfutter enthalten sein, sollten aber nicht mehr als zehn
Prozent des Futters ausmachen. Zu den
pflanzlichen Inhaltsstoffen gehören z. B.
Getreide, Cellulose, Cerealien, Eiweißextrakte, Kleie, Kleber und Bäckereierzeugnisse.
Vorsicht: In letzterem und auch in Molkereierzeugnissen kann Zucker enthalten sein!
Auch wenn viele Informationen im Moment
vielleicht noch verwirrend erscheinen, achten Sie doch einfach mal auf die Zusammensetzung Ihres Katzenfutters und vergleichen Sie. Bei Unklarheiten in der Deklaration kann eine Nachfrage beim Hersteller
hilfreich sein. Vielleicht kommen Sie zu
unerwarteten Erkenntnissen. Die Katze
wird es Ihnen mit Gesundheit danken!
Buchempfehlung...
Hans-U
Ulrich Grimm
Zufrieden schnurrt ein hübscher Kater mit
glänzendem Fell, nachdem er sein Fressen
bekommen hat – wen erfüllt diese Szene
nicht mit innerer Wärme? Glaubt man der
Werbung, so ist für unsere Haustiere das
Beste gerade gut genug. Doch hiermit ist
jetzt Schluss: Der Journalist Hans-Ulrich
Grimm ist bekannt für seine ernährungskritischen Bücher. Nun hat er auch in der
Tierfutterindustrie zugeschlagen.
oder Karamell im Futter enthalten sind:
Finger weg! Gerade Zucker und Karamell
haben für die Katze keinen Nährwert. Im
Gegenteil schadet es den Zähnen, der
Bauchspeichel- und Analdrüse und macht
zudem noch dick.
Wunder, das auch Haustiere mittlerweile
an den typischen Zivilisationskrankheiten
wie Diabetes und Fettsucht leiden.
E
Gut und tiefgreifend recherchiert berichtet
der Journalist über Skandale der Tierfutterindustrie, Hormonkeulen, die auch den
Menschen treffen und das große Geschäft
mit dem Abfall. Wer das bisher noch nicht
geglaubt hat, wird nach der Lektüre von
Grimms Buch die Futtermitteletiketten mit
anderen Augen sehen.
Dennoch ist Hopfen und Malz noch nicht
verloren: Wer nicht gleich Frischfleisch und
Selbstgekochtes füttern will, hat auch mit
Fertigfutter eine Chance, seinen vierbeinigen
Gefährten gesund zu ernähren. Oft reicht
ein Blick auf das Futtermitteletikett, um Abfall von vollwertiger Nahrung zu unterscheiden. Wer wissen will, dass die schönen Begriffe auf der Futterdose wirklich bedeuten,
kommt um Grimms Buch nicht herum. Aber
Vorsicht: Ekelfaktor garantiert…
PFOTENHIEB 08/07
12
ernährung
Die Qual der Wahl –
Welches Trockenfutter nehme ich nur?
Wer sich eingehender mit der
Frage nach dem richtigen Katzenfertigfutter
beschäftigt, steht häufig ziemlich ratlos da.
Die bisherigen Katzenfuttertests, die eigentlich bei der Auswahl helfen sollten, sind
meist weniger hilfreich als gewünscht.
Nicht nur die Auswahl der Sorten lässt bei
den Tests zu wünschen übrig, auch die
Kriterien, nach denen bewertet wurde,
waren oft fragwürdig. Wir haben darum einen unabhängigen Katzenfuttertest gemacht,
der sich von den meisten Supermarktfuttern löst und auch Sorten mit einbezieht, die
bisher vernachlässigt wurden.
Von Jessica Rohrbach
Trockenfutter ist nicht immer die beste
Wahl des Katzenfutters – die wenigsten
Fellnasen trinken genug, um den Flüssigkeitsbedarf nach Genuss der Trockennahrung auszugleichen. Die Folge: Struvitsteine. Auch die Zusammensetzung der
meisten Trockenfuttersorten lässt zu wünschen übrig: Um feste Pellets zu erhalten,
wird oft ein großer Teil Getreide hinzugefügt und mit Maiskleber vermengt.
Nichts desto trotz wollen wir bei unseren
großen Futtertest (weitere Folgen in den
nächsten Heften) das Trockenfutter nicht
vernachlässigen und haben ihm darum
den ersten Teil gewidmet. Warum? Umfragen haben ergeben, dass ein Großteil
der Katzenbesitzer trocken füttert – ob als
Hauptbestandteil der täglichen Futterration
oder als kleiner Snack zwischendurch.
Auch, wenn Trockenfutter grundsätzlich
nicht das Futter der Wahl sein sollte,
möchten wir aus diesem Grund über die
Bestandteile aufklären.
Für unseren großen Trockenfuttertest wurden 20 Trockenfuttersorten für ausgewachsene und gesunde Katzen auf Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis getestet.
Die Grundlage unserer Tests konnte leider
keine ausführliche Laboranalyse sein, doch
wir meinen, trotzdem ein sehr aufschlussreiches Ergebnis erhalten zu haben. Nach
bestem Wissen und Gewissen haben wir
also die Arbeit eines normalen Katzenhalters auf uns genommen und nach den
Angaben auf den Etiketten bewertet.
13
PFOTENHIEB 08/07
Die Qualitätsnote des Futters setzt sich
dabei aus der angegebenen Zusammensetzung, der Deklaration dieser und der
Fütterungsempfehlung zusammen. Die
Deklaration wurde in die Qualitätsbewertung mit einbezogen, da wir davon ausgehen, dass ein guter Futtermittelhersteller
nichts zu verbergen hat und die Inhaltsangabe für den Käufer dementsprechend
aufschlussreich gestaltet. Es gab dabei
Noten von 1 bis 6, wobei eine 1 wie in der
Schule "sehr gut" bedeutet, eine 6 "ungenügend".
Bei der Zusammensetzung des Futters
wurde vor allem der Anteil an Muskelfleisch
bewertet. Abzüge gab es für undefinierte
tierische Nebenerzeugnisse, Fleisch an
erster Stelle in ungetrocknetem Zustand.
Wird es getrocknet, reduziert sich der
Fleischanteil um ein Viertel und würde so
von dem zweiten Inhaltsstoff, oft Getreide
oder Maismehl, abgelöst. Zudem gab es
einen Punkt Abzug pro undefinierten Zusatzstoff. Die Noten 5 und 6 haben Sorten
mit Getreide als Hauptbestandteil erhalten,
eine 5 ohne und eine 6 mit umstrittenen
Zusatzstoffen.
Die Deklaration wurde danach bewertet,
ob die Sorten von Fleisch und Gemüse
genau benannt, vorhandene Nebenerzeugnisse und andere Inhaltsstoffe klar deklariert wurden. Punkte gab es außerdem
noch für Prozentangaben beim Fleischanteil und eine Angabe des Fleischanteils in
getrockneter Form.
Bei der Fütterungsempfehlung gab es eine
1 für eine Fütterungsempfehlung bis 45
Gramm, eine 2 bis 55 Gramm usw.; eine 6
für eine Fütterungsempfehlung von über
85 Gramm mussten wir zum Glück nicht
vergeben.
Bei der Bewertung des Preises sind wir von
dem Preis pro Kilogramm der kleinsten
erhältlichen Kilogrammgröße des Futters
ausgegangen. Da der Preis mit der Größe
der Packung sinkt und natürlich auch von
Anbieter zu Anbieter variiert, ist dies nur
als Richtwert zu verstehen.
Rechnen Sie sich also am besten selbst
noch einmal aus, wie viel Sie das gewünschte Katzenfutter im Endeffekt wirklich kosten wird.Eine 1 wurde vergeben für
einen Preis pro Tag für eine vier Kilogramm
schwere Katze von bis zu 20 Cent, eine 2
für bis zu 30 Cent etc. Die Note 6 für
einen Preis von über 60 Cent mussten wir
hier nicht vergeben.
Nun kommen wir aber zum eigentlich
interessanten Teil: dem Testergebnis. Sehen
Sie am besten selbst:
Zusammensetzung
Deklaration
Fütterungsempfehlung
Gesamt
Qualität
Preis
pro Tag
PreisLeistung
Almo Nature Holistic
Huhn Bio
2
4
2
2,7
4
3,4
Animonda vom Feinsten
Deluxe Adult
2
3,5
3
2,8
4
3,4
Bozita Katty
6
4
5
5
2
3,5
Brekkies Excel Huhn,
Wachtel & Gemüse
6
6
4
5,3
1
3,2
Eagle Pack Adult Cat
2
2
1
1,7
2
1,9
Eukanuba Adult Huhn
und Leber
4
4
1
3
3
3
Felidae Cat
1
2
2
1,7
2
1,9
Felix Knuspermenü
Geflügel
5
6
4
5
1
3
Gimpet Adult
3
3,5
3
3,2
4
3,6
Grau Katzenvollnahrung
Premium
4
6
3
4,3
5
4,7
Hill's Adult Huhn
3
3
3
3
5
4
Nutro Choice Adult Huhn
2
1
4
2,3
5
3,7
Orijen
1
3
2
2
5
3,5
Perfect Fit Active mit
Huhn
6
4
5
5
3
4
Precept Feline Foundation
Formula
3
4
2
3
2
2,5
Pro Plan Adult Huhn &
Reis
3
5
1
3
4
3,5
Royal Canin Indoor 27
3
4
3
3,3
5
4,2
Sanabelle Adult
3
3
4
3,3
4
3,7
Whiskas Adult Huhn
6
6
5
5,7
1
3,4
Yarrah Huhn
6
4
4
4,7
3
3,9
Sorte
Eindeutige Sieger bei Qualität und PreisLeistungs-V
Verhältnis sind die Sorten der
Marken Felidae und Eagle Pack.
Beide haben einen für Trockenfutter vergleichsweise hohen Fleischanteil, es sind
keine tierischen Nebenerzeugnisse und
auch keine fragwürdigen Zusatzstoffe enthalten. Lediglich bei Eagle Pack gab es
einen Punkt Abzug für Rübenmark und
das umstrittenen Schweinefleischmehl. Die
Fütterungsempfehlung ist mit ca. 42,5 und
50 Gramm entsprechend niedrig. Beide
Sorten weisen eine klare Dekaration auf,
bei der lediglich noch eindeutige Prozentangaben zumindest zum Fleischanteil gewünscht gewesen wären.
Den zweiten und dritten Preis bei der Qualität belegen Orijen und Nutro, klare Verlierer sind Brekkies, Felix und Whiskas. In
den drei letztgenannten Futtersorten besteht der Hauptteil aus undefiniertem Getreide, auch das kaum vorhandene Fleisch
ist nicht genauer benannt. Zudem weist
die Inhaltsliste viele weitere Mängel auf. Es
ist nicht ersichtlich, was genau enthalten
ist, jede Angabe bleibt ein Rätsel. Zum Teil
sind schädliche Zusatzstoffe beigefügt.
Auch die Fütterungsempfehlung bei allen
drei Sorten lässt mit 70 bis 80 Gramm
schwer zu wünschen übrig. Selbst wenn
das Futter vergleichsweise günstig ist, es
ist seinen Preis nicht wert.
allerdings auch kein Wunder, denn man
kann für einen extrem niedrigen Preis nicht
erwarten, dass ein hoher Fleischanteil im
Futter enthalten ist. Wer seiner Katze
etwas Gutes tun will, lässt von solchem
"Supermarktfutter" also lieber die Finger.
Den zweiten Platz beim Preis-LeistungsVergleich gewann Precept. Den dritten teilen sich Eukanuba und Felix. Verloren
haben hier Grau, Royal Canin und Yarrah.
Alle hier getesteten Sorten sind über gut
sortierte Internetläden zu beziehen, manche auch über den ortsansässigen Tierhandel. Lediglich die billigen Sorten, die
auch im Supermarkt oder in der Drogerie
erhältlich sind, haben im Qualitätstest
durchweg schlecht abgeschnitten. Das ist
PFOTENHIEB 08/07
14
katzenleben
Cooncaracha Columbus,
7 Monate alter Maine Coon Kater
Foto: Gomez Ringe
Rasseportrait
Maine Coon
Sie ist imposant, sanft, schön und erfreut sich
immenser Beliebtheit – die Maine Coon stürmt
die Herzen vieler Katzenliebhaber.
In diesem Portrait möchten wir Ihnen diese
besondere Rasse vorstellen: Was macht sie
aus, wo kommt sie her…
Von Lisa Gomez Ringe
15
PFOTENHIEB 08/07
Schönheit und Größe
Man sagt der erste Eindruck zählt – den
sanften Riesen schlägt durch ihre äußere
Erscheinung fast immer Bewunderung entgegen.
Das schwere, glänzende und wasserabweisende Fell ist an das raue Klima ihrer Heimat Maine angepasst. Die ausgeprägte
Halskrause und die "Pluderhosen", der
buschige Schwanz, die Behaarung in den
Ohren und Pfoten sowie Luchspinsel prägen ihre optische Erscheinung und geben
ihr den typischen "Wild-Look". Noch dazu
übertrifft die Maine Coon an Größe und
Statur die meisten anderen Rassen. Kater
wiegen 6-9kg, Katzen 4-6kg. Ausreißer
nach oben sind möglich, sollten aber nicht
das Maß der Dinge sein.
Die Maine Coon braucht etwa 4 Jahre für
ihre endgültige Entwicklung, was aber
nicht heißt, dass sie 4 Jahre in die Höhe
wächst: Das Größenwachstum ist mit ca.
18 Monaten weitestgehend beendet,
Knochenbau, Typ und Fell entwickeln sich
weiter.
Erlaubt ist jede Farbe und jeder Weißanteil,
nur der Maskenfaktor (wie z.B. bei der
Heiligen Birma) ist unerwünscht. Ihr Körperbau ist rechteckig, ein lang gestreckter
Körper auf kräftigen Beinen. Der buschige
Schwanz reicht bis zum Nacken. Der Kopf
sollte etwas länger als breit sein, darauf
die hoch angesetzten, großen und breiten
Ohren, proportional angepasst zur Kopfgröße. Die leicht schräg angesetzten Augen sollen groß sein und ausdrucksvoll
blicken. Die Nasenlinie ist konkav geschwungen und das Kinn kräftig, eine Linie mit
dem Oberkiefer bildend.
Kurzum, die Maine Coon sollte markant
aber harmonisch sein.
Vielleicht wundern Sie sich jetzt, weil allein
die hier gezeigten Fotos völlig verschiedene Katzentypen zeigen. Jeder Verband hat
einen etwas anderen Standard, jedes Land,
jeder Richter, jeder Züchter und Liebhaber
eine andere Vorliebe und Vorstellung da-
Mehr Infos...
Sooo teuer?
Zugegeben, eine Maine Coon mit Papieren
kostet eine Stange Geld. Für ein Liebhabertier müssen sie etwa 600 EUR einrechnen.
Der Aufbau einer Zucht, artgerechte
Haltung und Ernährung, die verantwortungsvolle Aufzucht von Jungtieren und
das regelmäßige Testen auf Erbkrankheiten
verschlingen eine Menge Geld und finanzieren dem Züchter keineswegs den Sommerurlaub. Prüfen sie ihren Züchter auf
jeden Fall auf Herz und Nieren, und darauf, dass er dies auch mit seinen Katzen
tut!!!
Unterstützen sie bitte keine Schwarzzuchten, "billige Produktion" geschieht
immer auf Kosten der Tiere!
diese mächtigen Tiere – fast unpassendes
und ganz eigenes – glockenhelles Gurren
ausstoßen, schmilzt jeder Ärger dahin.
Überhaupt sind die Zottelkatzen sehr gesprächig und kommentieren miauend das
gesamte Tagesgeschehen. Selbstredend,
dass sie immer und überall als Schatten
ihres geliebten Menschen dabei sind! Einer
Maine Coon entgeht nichts!
Cosey, 1895
von, wie eine Maine Coon auszusehen hat.
Die einen lieben den ursprünglichen Typ
und züchten (natürlich vor allem zur Blutauffrischung) wieder mit echten Foundations aus Maine, der nächste mag den
alten deutschen Typ mit seinen perserartigen Fellmassen, kurzer Schnauze und Eulenaugen und wieder ein anderer liebt die
eher "kurzhaarigen" Tiere amerikanischen
Typs. Immerhin gibt es allein in Deutschland mehrere hundert Züchter. Bei allem
Streben nach einem bestimmten Typ sollte
jedoch niemals die Gesundheit außer Acht
gelassen werden.
Sanfte Riesen
Viele Menschen, die noch keine nähere Bekanntschaft mit einer Maine Coon gemacht
haben, sind ein wenig ängstlich ob der
Größe und des grimmigen Gesichtsausdrucks – in Fachkreisen spricht man vom
"Ferraltyp" – der manchen Exemplaren dieser Rasse eigen ist.
Dabei sind die "Gentle Giants" absolut
sanft, freundlich, clever und umgänglich.
Wo manch andere Katze schon zur Gegenwehr startet, lassen sie geduldig alles über
sich ergehen. Mit Sicherheit ein Grund,
weshalb sie als Familientiere so beliebt sind.
Das sollte man aber niemals ausnutzen,
und auch Kinder immer zu einem respektvollen Umgang mit der Katze anhalten.
Die "Coon Cat" ist eine sehr gesellige und
kommunikative Katze, und sollte nicht
alleine gehalten werden. Mit anderen Rassen und natürlich mit Hauskatzen, kommt
sie prima klar – sofern die jeweiligen Tiere
charakterlich zueinander passen. Auch mit
anderen Haustieren wie Hunden und teilweise sogar mit Kleintieren kann sie enge
Freundschaften eingehen. An ihrer Anhänglichkeit gegenüber Menschen ändert
das aber nichts, der liebste Schlafplatz ist
Waschbär x Katze?
Über die Entstehung der Maine Coon ranken sich einige Mythen. Dass sie eine Kreuzung aus Waschbär (engl. Racoon) und
Katze sei, ist mit Sicherheit auszuschließen,
es ist genetisch unmöglich. Ihrem buschigen Waschbärschwanz verdankt sie wohl
aber den Beinamen Coon.
Auch von Captain Coon und seinen langhaarigen Schiffskatzen, sowie von Marie
Antoinettes Schoßkatzen ist die Rede.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Schiffsleute langhaarige Katzen auf den amerikanischen Kontinent mitbrachten, aus deren
Nachkommen schließlich durch natürliche
Selektion die Maine Coon entsprang.
Die Clowns unter den Katzen
Die Maine Coon hat viele Eigenarten, die
sie unglaublich liebenswert machen. Viele
dieser Naturburschen lieben das kühle
Nass und so sind Liebhaber dieser Rasse es
gewohnt, dass ihre Tiere bei Planschereien
am Trinknapf das Parkett unter Wasser setzen. Doch spätestens wenn einen große
Kulleraugen anschauen, und sie ihr für
Pillowtalk's Luna, geb. 2001
Foto: B. Singethan
PFOTENHIEB 08/07
16
katzenleben
meist das Bett! Auch wenn behauptet
wird, die Maine Coon sei keine Schoßkatze,
und wäre zwar immer in der Nähe ihres
Menschen, aber kein aufdringlicher Schmuser, so beweist sie oft leidenschaftlich das
Gegenteil! Man sollte es allerdings ihr
überlassen, wann die richtige Zeit zum
Schmusen gekommen ist.
Bauernkatzen aus Maine
Da wir nun schon so lange vom Wesen der
Maine Coon geschwärmt haben, ist es vielleicht an der Zeit, etwas über ihre Geschichte zu erzählen. Die Maine Coon ist
die einzige Naturrasse Nordamerikas. Wie
der Name schon erahnen lässt, stammt sie
aus Maine, wo sie ihren Ursprung als Mäusefänger und Bauernkatze hat.
Verständlicherweise waren die Farmer sehr
stolz auf ihre imposanten Katzen und zeigten sie bereits im 19. Jahrhundert auf
Bauernmärkten.
1861 eroberte der Maine Coon Kater
"Captain Jenks of the Horse Marines" dann
als erster Vertreter seine Rasse die Showbühnen von Boston und New York,
mehr als 30 Jahre später folgte
ihm dann "Cosey", die es
schaffte den
Titel "Best in
Show" zu
gewinnen.
Trotz
dieser
frühen
Erfolge
blieb es
bis
Anfang
der 1950er
Jahre still um die
Zottelkatzen aus Maine, sie
wurden jedoch nicht vergessen.
Alta Smith und Ruby Dyer gründeten
1953 den "Central Maine Cat Club",
1968 entstand dann die "Maine Coon
Breeders and Fanciers Association". Schon
1960 wurde der erste Standard veröffentlicht, und erste Züchter etablierten sich.
Mangels Zuchttieren griffen sie auf die sogenannten Foundations, die ursprünglichen
Maine Coons von Bauernhöfen zurück.
Unter ihnen die berühmten Namen Mary
M. Condit (Cattery "Heidi-Ho"), Sonya
Stanislow (Cattery "Tati-Tan") und Ethelyn
Whittemore (Cattery "Whittemore"), denen
wir die heute als "Top5" bekannten Tiere
verdanken, die in fast keinem klassischen
Stammbaum fehlen. Dennoch dauerte es
bis 1976, bis auch der letzte amerikanische Dachverband die Maine Coon als
Rasse anerkannte. Im Jahr 1983 zog dann
endlich auch die FIFé in Europa nach.
Haltung und Pflege
Der Name "Zottelkatze" oder "Shaggy Cat"
kommt nicht von ungefähr. Als Naturrasse
17
PFOTENHIEB 08/07
hat die Maine Coon ein robustes, wasserabweisendes Haarkleid mitbekommen.
Dieses ist zwar weniger pflegeintensiv als
das einer Perserkatze, aber will trotzdem
gepflegt werden. Während manche Katze
kaum zum Verfilzen neigt und tätsächlich
mit einmal die Woche Bürsten auskommt,
gibt es wahre Plüschmonster, die beinahe
täglich gründlich gekämmt werden sollten.
Während des Fellwechsels ist regelmäßiges
Bürsten bei jeder Katze Pflicht. Sie erleichtern Ihrem Tier damit die Fellpflege und es
werden weniger tote Haare abgeschluckt.
Sind die Katzen es von klein auf gewöhnt
gebürstet zu werden, genießen sie es als
willkommene und angenehme Streicheleinheit, die Verfilzungen und lästigem Ziepen von Grund auf vorbeugt. Mit viel Geduld und Liebe lernen jedoch selbst ältere
"Kammverweigerer" die Fellpflege zu schätzen.
Stammt aus einer der ersten Maine Coon
Catteries in Deutschland:
Tara's Li-lla-LLaunebär of Modesto's, geb. 1998
Foto: A. Köpf
Wer sich für eine Halblanghaarkatze entscheidet, sollte also die Zeit und den Willen haben, sie dementsprechend zu pflegen.
Obwohl Maine Coons sehr
agil und kletterfreudig sind,
können sie gut mit reiner
Wohnungshaltung leben.
Ein gesicherter Balkon
oder Garten sind selbstverständlich ein Highlight und werden nicht
verschmäht. Pflicht ist
auf jeden Fall eine katzenfreundlich ausgestatte Wohnung, mit
mehreren Ebenen
und mindestens
einem großen und vor
allem stabilen
Kratzbaum. Mit einem Standardmodell aus dem Zoohandel brauchen
Sie es gar nicht erst versuchen: Eine große
und schwere Katze wie die Maine Coon
macht daraus in Null-Komma-Nichts
Kleinholz. Investieren Sie lieber gleich in
ein Modell, an dem Sie und ihre Katze
lange Freude haben, Ihrer Einrichtung und
Miezes Gesundheit zuliebe.
Eine kranke Rasse?
In letzter Zeit ist die Maine Coon als kranke Rasse in Verruf gekommen. HCM heißt
das Schreckgespenst. Die Hypertrophe
Kardiomyopathie ist knapp erklärt eine
dominant vererbbare Herzkrankheit, bei
der es zu einer Verdickung der linken Herzwand und der Papillarmuskeln kommt,
wodurch sich das Kammervolumen verkleinert. Dies führt zu Herzschwäche und
Herzversagen. Diese Krankheit beschränkt
sich keinesfalls nur auf die Rasse Maine
Coon. Auch anderen Rassen und auch viele Hauskatzen sind von ihr betroffen. Das
tückische an dieser Krankheit ist, dass sie
Cooncaracha Chaos Queen, geb. 2006
Foto: Gomez Ringe
Yankee Cats Garibaldi, geb.2001
Foto: B. Singethan
black-ttorbie Kätzin, 4 Jahre
Foto: B. Singethan
sich erst sehr spät manifestiert, oft erst im
Alter von drei bis 5 Jahren, und äußere
Symptome erst zu erkennen sind, wenn
die Krankheit schon fortgeschritten ist. Mit
der richtigen Medikation können erkrankte
Tiere teilweise sogar noch einige Jahre ein
gutes Leben führen.
Deswegen, und wegen der dominanten
Vererbung der HCM ist es sehr wichtig,
dass Züchter ihre Zuchttiere schon vor
Zuchteinsatz und dann weiterhin in regelmäßigen Abständen per Fardopplerultraschall von einem qualifizierten Tierkardiologen untersuchen lassen. Hier gilt "einmal
ist keinmal" und gerade Sie als Katzenkäufer sollten bei der Auswahl Ihres Züchters
auf die Untersuchung der Elterntiere wert
legen.
Seit Anfang 2006 gibt es einen Gentest, der
auf eine Genmutation (von vielen möglichen) anschlägt, die vermutlich HCM verur-
Kätzin, black-cclassic-ttabby,
3 Jahre
Wenige Stunden altes Kitten
Foto: Gomez Ringe
sachen kann. Dieser allein ist jedoch nicht
geeignet um HCM zu diagnostizieren oder
auszuschließen, weshalb er den Herzultraschall in keinem Falle ersetzen kann!
Leider ist die HCM nicht das einzige Übel,
das die Maine Coon treffen kann. Da sie
eine sehr große Rasse ist, macht ihr die
von Hunden bekannte Hüftdysplasie, kurz
HD eher zu schaffen als einer sehr kleinen
leichten Katze. Zahnfleischprobleme scheinen sich bei der Maine Coon zu häufen.
Auch PDK (dominant vererbliche Nierenzysten) kommt, wenn auch glücklicherweise relativ selten, in dieser Rasse vor.
Deswegen ist es sehr wichtig, dass Züchter
ihre Zuchttiere nicht nur nach optischen,
sondern vor allem nach gesundheitlichen
Kritieren aussuchen.
Eine völlige Ausmerzung all dieser Krankheiten wird auch den engagiertesten Züchtern nie gelingen, aber der Verantwortung
Kater, red-cclassic-ttabby-w
white,
14 Monate
Maine Coons sind sehr gesellig
Foto. B. Singethan
der Rasse und dem einzelnen Tier gegenüber sollte Rechnung getragen werden.
Indem Sie darauf Wert legen, dass Ihr Tier
aus einer Zucht stammt, die auf Erbkrankheiten testet, tun Sie sich nicht nur selbst
einen Gefallen, sondern tragen zur Gesundheit dieser Rasse bei.
Lange Rede kurzer Sinn:
Wenn sie sich für ein Tier dieser Rasse entscheiden muss ich sie leider warnen: Es
wird nicht bei einem bleiben! Wenn man
einen vertrauenswürdigen Züchter findet
und sich in einen der pelzigen Kobolde
verliebt, ist dies meist der Beginn einer
Freundschaft für's Leben. Mit dem ihr eigenen Charme, dem liebenswert-frechen Wesen und der beeindruckenden Optik wird
sich die Coon einen festen Platz im Leben
Ihres Besitzers erobern – und dieser wird
sich bald nicht mehr vorstellen können, ein
Leben ohne Maine Coon zu führen.
Kater, blue-w
white,
4 Wochen
PFOTENHIEB 08/07
18
katzenleben
Wohnungssuche mit Katze
Schon wieder Überstunden geschoben, Probleme mit den Chef– und jetzt macht auch
noch die Freundin Stress. Glücklich kann sich jetzt schätzen, wem die Katze schon beim
Betreten der Wohnung freudig um die Beine streicht und alle Sorgen vergessen lässt
Doch ist es immer so einfach? Was, wenn der Vermieter auf stur stellt oder der
Mitbewohner über eine Katzenhaarallergie klagt?
Von Lena Hüsemann
„Meine Katzen bringen mich zum Lachen,
sie setzen mich nicht unter Druck, sie kommen zu mir egal ob ich wütend bin oder
mich freue. Sie geben mir das Gefühl, für
sie da sein zu können und verlangen nicht
mehr als ich geben kann“ sagt Marie
Amelie aus Hannover.
Marie Amelie mit Nala
Die Geowissenschaft-Studentin ist mit
Katzen aufgewachsen – also war klar, dass
auch in der ersten eigenen Wohnung wieder ein kleiner Tiger her muss. Marie
Amelies Mitbewohnerin ist ihre Schwester
– und genauso tiervernarrt wie sie. „Die
erste Katze war eigentlich die Entscheidung meiner Schwester“, gibt Marie
Amelie zu. „Wir wollten eigentlich nur
Gucken fahren – und haben dann gleich
einen lustigen kleinen Tiger mit nach
Hause genommen.“
Mittlerweile hat Nala Gesellschaft bekommen: Zusammen mit Bailey stellt sie die
19
PFOTENHIEB 08/07
Wohnung auf den Kopf. Auch der Vermieter zeigte sich umgänglich. „Ihm wäre
es sogar recht gewesen, wenn wir einen
Alligator in der Wohnung halten“, so
Amelie.
Laut Mieterschutzbund ist ein generelles
Verbot der Haustierhaltung unwirksam. In
Käfigen gehaltene Kleintiere wie Meerschweinchen, Fische oder Vögel dürfen
auch ohne Zustimmung des Vermieters
gehalten werden. Einzige Ausnahme:
Exoten. „Exotische oder gefährliche Tiere
dürfen normalerweise in der Wohnung
nicht gehalten werden. Zumindest kann
der Vermieter hier die Tierhaltung von seiner Zustimmung abhängig machen oder
ganz verbieten“, sagt Ulrich Ropertz, der
Pressesprecher des Mieterbundes.
Auch problematisch kann die Haltung
einer Katze werden, da diese grundsätzlich
nicht zu den Kleintieren gehören.
Allerdings gebe es eine Reihe von Gerichten, die einer Katzenhaltung gegenüber
großzügig eingestellt seien, räumt Ulrich
Ropertz ein. Sie stufen mögliche Beeinträchtigungen für Nachbarn eher gering
ein und machen die Katzenhaltung nicht
von einer Vermietererlaubnis abhängig.
„Ein eindeutiges Verbot der Katzenhaltung
muss aber in jedem Fall eingehalten werden!“ Um dieses grundsätzliche Verbot
schlitterten Ingo und Lara gerade noch
herum. „Uns hat der Besitzer erst beim
Unterschreiben der Mietverträge mitgeteilt,
dass er doch gerne noch ein handschriftliches Verbot zur Tierhaltung aufsetzen
wollte“, teilt Biologiestudentin Lara mit.
Für die Katzenfreundin absolut nicht akzeptabel: „Ich habe eigentlich mein ganzes
Leben mit Katzen verbracht. Darum stand
solch ein Verbot gar nicht zur Debatte, ich
hätte den Mietvertrag einfach nicht unterschrieben.“
In der Millionenstadt München eine heikle
Einstellung, hier ist Wohnraum rar und oft
nur für Singles ohne Kinder und Tiere bezahlbar. Trotzdem ließen sich die Vermieter, übrigens selbst Chinchilla-Halter, dann
doch noch überzeugen. Im Mietvertrag
steht zwar immer noch ein Hundeverbot,
der Weg zur Katzenhaltung war aber frei.
Heute stellen zwei Fellnasen die Wohnung
auf den Kopf. Kommt der Vermieter doch
einmal zu Besuch, verstecken sie sich meistens. „Das hat aber wohl eher mit ihrer
Angst vor fremden Menschen zu tun“,
fügt Lara grinsend hinzu. Doch was ist,
wenn der Vermieter die Haltung einer
Katze erlaubt, der Nachbar aber Stress
macht? Dieses Problem hat Raumausstatterin Anja, die zusammen mit ihren
beiden Katzen und zwei Mitbewohnern in
einer großen Altbauwohnung in Stuttgart
wohnt. Wie in den meisten Altbauten ist
hier die Dämmung relativ schlecht – ein
Grund, warum Anjas Nachbarn regelmäßig
abends um 22 Uhr vor der Tür stehen.
„Luna und Dona sind sehr ruhig und leise,
wahre Samtpfoten. Dem älteren Ehepaar
unter uns ist es aber wohl immer noch
nicht ruhig genug – mittlerweile haben sie
sogar mit einer Klage gedroht, sollte ich
die Katzen nicht aussperren“, empört sich
Anja. „Allerdings können sie ja weder mir
noch den Tieren das Laufen verbieten!“ Sie
trat den Weg nach vorne an und informierte die Hausverwaltung. „Der Verwalter
meinte dann zum Glück, ich sollte mir
keine Sorgen machen, er wüsste Bescheid
und würde das regeln.“ Bisher ist weder
eine Klage noch eine weitere Beschwerde
ins Haus geflattert und Anja kann weiter-
Interview mit dem
Pressesprecher des Mieterbundes
Sehr geehrter Herr Ropertz,
viele Vermieter verbieten im
Mietvertrag eine grundsätzliche
Haustierhaltung. Ist solch eine
Klausel wirksam?
Ein generelles Haustierverbot ist
unzulässig. Deshalb ist auch eine
Vertragsklausel, nach der jegliche
Tierhaltung verboten sein soll, immer
unwirksam. Denn eine derartige
Klausel würde auch Kleintiere, also
z.B. Zierfische, Hamster oder Vögel,
erfassen. Die sind aber nach einem
Urteil des Bundesgerichtshofs immer
erlaubt. Steht im Mietvertrag eine
unwirksame Tierhaltungsklausel, ist
das rechtlich genauso zu beurteilen,
als wenn im Vertrag gar keine
Regelung zur Tierhaltung getroffen
wäre. Im Zweifel sollte man sich
vorab beim örtlichen Mieterverein
Foto: DMV e.V.
erkundigen, ob die Mietvertragsregelung wirksam ist oder nicht.
Wie sieht es mit Katzen aus? Angeblich ist die rechtliche Situation hier unklar.
Katzen werden normalerweise nicht Kleintieren gleichgesetzt. Sie sind deshalb
auch nicht von vorn herein immer erlaubt. Vertragsklauseln, wonach Katzenhaltung verboten ist oder von einer Zustimmung des Vermieters abhängig ist,
müssen beachtet werden. Allerdings gibt es eine Reihe von Gerichten, die einer
Katzenhaltung gegenüber großzügig eingestellt sind. Sie stufen mögliche Beeinträchtigungen für Nachbarn eher gering ein und machen die Katzenhaltung
nicht von einer Vermietererlaubnis abhängig.
Anja mit ihren beiden Fellnasen
hin das Leben mit ihren beiden Fellnasen
genießen. Solche Probleme hat Melanie
Nötten zum Glück nicht. Die Chemiestudentin aus München ist sehr viel unterwegs und hat sich darum für ein großes
Aquarium entschieden, in dem Barsche
und neongelbe „Yellows“ ihre Kreise drehen. Ihre beiden Katzen hat sie Zuhause
bei ihren Eltern gelassen. Für ihre aktuelle
Situation sind Fische für Melanie die perfekten Tiere. „Klar, kuscheln kann man mit
denen nicht. Ich finde sie aber wahnsinnig
faszinierend – und pflegeleicht sind sie
auch!“ Wenn Melanie mal wieder ein Praktikum in einer anderen Stadt macht oder
mit der Fachschaft auf Tour ist, können
Freunde und Bekannte leicht aushelfen.
„Dabei brauchen die Fische fast noch weniger Aufmerksamkeit als die Zimmerpflanzen!“
Doch die Sehnsucht nach einer Katze
bleibt. Im Herbst möchte Melanie mit ihrem
Freund zusammenziehen – und da sind
Katzen absolute Pflicht! „Eine Freundin
von mir lebt auf einem Bauernhof und ich
hoffe sehr, zwei Herbstkätzchen mit in das
neue Zuhause nehmen zu können!“
Und für die Haltung eines Hundes muss der Vermieter in jedem Fall
zustimmen?
Nein, der Vermieter muss einer Hundehaltung nicht zustimmen. Das gilt sowohl
für große und gefährliche Hunde als auch für „normale“ Hunde, seien es Dackel
oder Pudel. Hundehaltung kann per Mietvertrag verboten werden. Häufig findet
man in Verträgen aber die Klausel, wonach die Hundehaltung nur mit Zustimmung des Vermieters zulässig ist. Das ist möglich. Der Vermieter ist dann in seiner Entscheidung frei, ob er die Hundehaltung genehmigt oder nicht. Hat er
einmal die Erlaubnis erteilt, kann er sie nur widerrufen, wenn es im Laufe der
Mietzeit zu spürbaren Beeinträchtigungen, z.B. durch ständiges Hundegebell,
für die Nachbarn kommt. Auch wenn es keine Regelung im Mietvertrag gibt,
sollte sicherheitshalber immer die Zustimmung des Vermieters eingeholt werden.
Etwas anderes gilt aber z.B. in Einfamilienhäusern.
Kommen wir nun zum „Ekelfaktor“. Muss der Vermieter die Haltung von Ratten
und Vogelspinnen tolerieren?
Ob der Vermieter bestimmte Tierarten ekelig findet, spielt keine Rolle. Werden
die Tiere in Käfigen, Terrarien oder Aquarien gehalten, handelt es sich um
Kleintiere und gehen von ihnen keine Belästigungen für die Nachbarn aus, sind
sie erlaubt. Anders, wenn die Ratten sich in der Wohnung oder gar im Haus frei
bewegen können oder wenn es sich um gefährliche Tierarten handelt.
Ein Sonderfall sind sicherlich Exoten. Dürfen giftige oder gefährliche Exoten
nur mit Erlaubnis der Hausverwaltung oder des Wohnungsbesitzers gehalten
werden?
Exotische oder gefährliche Tiere dürfen normalerweise in der Wohnung nicht
gehalten werden. Zumindest kann der Vermieter hier die Tierhaltung von seiner
Zustimmung abhängig machen oder verbieten, bzw. er kann das Abschaffen
dieser Tiere verlangen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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20
katzenleben
Ein Katzentag
Jedem, der
sein Leben mit
einer oder
mehreren Katzen
teilt, kommt das
Folgende bestimmt
sehr bekannt vor.
Fotos und Text von Katja Tuszynski
Morgens, nach dem Aufwachen, wird erstmal ausgiebigst gegähnt, gereckt und gestreckt was das Zeug hält. Dann folgt ein
orientierender Blick in die Runde, ob denn
noch alles da ist wo es hingehört. Eben
noch schnell dem Menschen und der anderen Katze Köpfchen geben, denn…
…nun wünschen die Herrschaften ihr Frühstück. Aber ein bisschen Beeilung bitte,
denn sie haben heute noch viel vor!
Nach dem Essen müssen allerdings erstmal
die vorderen Pfoten und der Kopf gesäubert werden, am besten auf einem exponierten Platz, der hell, warm, etwas weiter
oben und zentral gelegen ist. Und lieber
Mensch, mach jetzt bitte nicht so viele Geräusche, die eure Katze in ihrer Konzentration stören könnten!
Jetzt ist es Zeit für den ersten Kontrollgang
des Tages. Steht denn auch noch alles an
seinem Platz? Auf jeden Fall muss jede Ecke
neu markiert werden, damit hier niemand
auf dumme Gedanken kommt!
Einer erfolgreichen Überprüfung des Reviers folgt dann der Abbau überschüssiger
Energie. Dazu rennt und tobt Katze durch
die ganze Wohnung. Rauf aufs Sofa und
wieder runter, um die Ecke in den Flur und
wieder zurück, den Kratzbaum hinauf –
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PFOTENHIEB 08/07
kurz innehaltend um die Krallen zu schärfen und ein lautes Miauorgh auszustoßen
– und wieder hinunter, abermals übers Sofa und dann flugs ins Schlafzimmer bis aufs
Fensterbrett, dort einen sekundenschnellen
Blick hinaus, und weiter gehts. Zwischendurch flitzt Katze dem Menschen vor die
Füße, anschließend ab in die Küche die
andere Katze über den Haufen rennen.
Durchs Toben auf den Geschmack gekommen findet Katze, dass es nun Zeit ist zu
spielen und teilt dieses ihrem Menschen
mit. Erstmal dem Band durch die Wohnung nachjagen, den geworfenen Mäusen
hinterher springen, anschließend noch ein
paar Mal den Federwedel fangen und die
Maus am Gummiband lang ziehen.
Derart animiert rasen jetzt beide Katzen,
eine der anderen hinterher. Auflauern, bespringen, den anderen niederringen, sich
gegenseitig in den Nacken beißen und wieder von vorn und wieder und wieder und
wieder.
Danach ist Ausruhen angesagt. Zeit zum
Dösen und Träumen, denn auch im Traumland warten aufregende Dinge. Der Mensch
ist in der Zwischenzeit zur Arbeit gegangen.
Nach einem erfrischenden Schläfchen ist
die Fellpflege dran. Es wird ausgiebig jeder
Die Katzen halten keinen für eloquent,
der nicht miauen kann.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)
Quadratzentimeter mit der Zunge und den
Zähnen bearbeitet. Dann noch die Pediküre und den Schlafplatz wechseln. Mal gukken ob Katze hier in der Sonne noch besser schlafen kann. Zwischendurch wird natürlich ab und zu das Katzenklo besucht
und ordentlich durchgepflügt. Ordnung
muss schließlich sein!
Wenn der Mensch dann mit vollen Tüten
nachhause kommt, wird er kurz begrüßt,
bevor Katze sich voller Inbrunst auf die Taschen stürzt. Jedes einzelne Stück wird genauestens inspiziert bevor Mensch es wegräumen darf. Schließlich will Katze ja informiert sein.
Zeit fürs Abendbrot. Mmhhh ist das lecker.
Und wieder putzen.
Doch was ist das denn? Der Mensch hat
sich vor seinen Computer gesetzt. Das geht
aber nicht. Nenenene. Katze zeigt ihm ganz
deutlich, dass sie jetzt spielen will. Sie
springt auf die Tastatur, reibt ihr Köpfchen
an der Nase ihres Menschen und wenn das
noch nicht reicht setzt sie sich neben die
Tastatur und fixiert ihren Menschen so lange, bis er aufgibt. Also spielen. Wie gehabt.
Wenn die Katzen dann wieder zusammen
die Wohnung unsicher machen, darf der
Mensch kochen. Ab und zu wird geguckt
was er da macht. Riecht ja gut. Sobald das
Essen auf dem Tisch steht, muss Katze natürlich schnuppern kommen. Und wird zur
allerliebsten Katze auf der Welt. So was Süßes hat Mensch noch nicht gesehen.Doch,
gestern Abend, aber eigentlich doch kein
Vergleich. Auf jeden Fall kommt er nicht
darum Katze auch mal probieren zu lassen. Schnurrend und schmatzend genießt
die Katze ihren Sieg.
Später, beim Fernsehen, ist dann Schmusen
angesagt. Katze dreht sich ab und zu, damit auch ja jeder Körperteil mal drankommt.
Den Motor anschmeißen und losschnurren.
Lieblingsstelle ist natürlich der Bauch. Also
ab auf den Rücken, Vorderpfoten hoch
strecken zum Luft tretteln, Hinterpfoten
genussvoll einknicken. Und schnurren. Das
tut so gut. Anschließend folgt wieder eine
genießerische Fellpflege, die Menschenhand gleich mit. Bis Katze eindämmert.
Nachher, bevor der Mensch dann schlafen
gehen will, noch einen letzten Kontrollgang durchs Revier, etwas müde spielen
lassen, noch sein Nachtleckerlie genießen
und ab ins Bett. Mensch liegt ja schon.
Also rauf auf die Beine, Kuhle zurecht tretteln und ankuscheln. Mann, war das ein
Tag. Und nun schlummern alle behaglich
und träumen von ihren nächsten Abenteuern am morgigen Tag.
PFOTENHIEB 08/07
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notfelle
Wir suchen ein neues Zuhause
In dieser Rubrik werden Katzen vorgestellt, die in Tierheimen und Pflegestellen momentan leben und ein neues Zuhause suchen. Sie haben ihren Besitzer auf unterschiedlichsten Weg verloren und müssen dringend vermittelt werden. Sie werden deshalb als
Notfelle bezeichnet, weil sie entweder Senioren sind, eine Behinderung oder Krankheit
haben oder schon lange auf ein neues Heim warten. Leider werden diese Katzen von
den Tierheimbesuchern übersehen.
In unserer ersten Ausgabe möchten wir
Ihnen Monika und Lieselchen vorstellen.
Diese beiden hübschen Fellnasen haben im
April 2006 ihre Besitzerin verloren und
warten seitdem in einer Pflegestelle auf
eine neues liebevolles Zuhause. Momentan
leben sie in Brühl, für ein neues Zuhause
würden Sie aber auch weit reisen.
Monika und
Lieselchen
Die beiden schwarz-weißen Kurzhaar-Damen werden auf sechs Jahre geschätzt –
sie haben also noch ein recht langes Leben
vor sich. Vermittelt werden die beiden nur
gemeinsam, gerne auch zu älteren Katzenfreunden oder Anfängern.
Monika und Lieselchen sind bisher nur
Wohnungshaltung gewöhnt, darum suMonika
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PFOTENHIEB 08/07
Zusammengestellt von Kerstin Kochler
chen wir eine schöne, katzengerecht eingerichtete Wohnung gerne auch mit gesichertem Balkonauslauf.
Natürlich sind beide geimpft, entwurmt
und wurden auf Leukose und FiV untersucht.
Wenn Monika und Lieselchen Ihre Neugier
geweckt haben, dann schreiben Sie eine EMail an: Katzenpflegestelle@gmx.de.
Selbstverständlich werden diese Fellnasen
nur gegen Unterzeichnung eines Schutzvertrages und Schutzgebühr abgegeben.
Beide Damen freuen sich auf Ihren Kontakt
und folgende Besuche.
Liselchen
Tierschutz in
Ungarn
Unsere nächsten Notfelle kommen
vom Tierschutzverein Bubastis aus
Sara (Foto: Bubastis.at)
Puppi (Foto: Bubastis.at)
Sara
Bubastis ist ein österreichischer Tierschutzverein für Katzen, Hunde und
Unser erster Notfall aus Österreich möchte
sich selber vorstellen.
Hallo, mein Name ist Sara und ich bin 1
Jahr alt. Meine Pflegemama hat mich vor
einem halben Jahr aus einem ungarischen
Tierheim geholt. Damals ging es mir sehr
schlecht, weil ich eine Lungenentzündung
hatte. An meine Vergangenheit kann ich
mich nicht mehr so genau erinnern. Die
Pflegemama sagt immer, dass ich sie verdrängen würde, weil sie wohl nicht sehr
schön war.
Aber nun möchte ich mich euch vorstellen:
Ich bin eine Hauskatze mit schwarz-weißem, Fell und einer ganz lieben rosa Nase.
Wenn ich nicht gerade schlafe, ist meine
Lieblingsbeschäftigung Kampfkuscheln,
Schnurren und Kampf-Platzerl-Treten während die Mama mich streicheln darf. Ich
bin natürlich kastriert, gechipt, entwurmt,
besitze einen EU-Heimtierausweis und
habe alle Impfungen die eine Dame meines Alters haben muss (Katzenschnupfen,
Katzenseuche und Tollwut).
Wenn ich Dein Interesse geweckt habe,
kannst du dich gerne bei meiner Pflegemama melden (Raum A-2500 Baden),
damit wir uns kennenlernen können. Ich
werde nur an einen guten Platz mit Schutzvertrag sowie Schutzgebühr abgegeben.
Auf dein Kommen freu ich mich,
Sara
andere hilfsbedürftige Tiere in Ungarn.
Jährlich finden etwa 300-400 Katzen
und Hunde dorthin, die meisten werden aus der Tötungsdeponie in Sopron
gerettet. Das Hauptanliegen der TierMausi (Foto: Bubastis.at)
Puppi & Mausi
Die nächsten österreichischen Notfälle sind
die schöne Puppi und ihre hübsche Freundin Mausi. Die beiden grau-braun-getigerten Katzendamen wurden gemeinsam in
der Tötungsdeponie abgegeben und suchen nun schon seit mehr als einem Jahr
ein neues liebevolles Zuhause.
Beide sind erst zwei Jahre alt und trotz
ihrer schlimmen Erfahrungen sind sie
anhänglich und lebensfroh. Spaziergänge
im Garten genießen sie und folgen ihren
Zweibeinern gern auf Schritt und Tritt.
Die beiden Ladys sollen unbedingt gemeinsam vermittelt werden und in ihrem neuen
Heim Freigang ermöglicht bekommen.
Selbstverständlich sind sie kastriert, geimpft,
gechipt und entwurmt und besitzen einen
EU-Heimtierausweis und werden nur gegen Schutzvertrag und Schutzgebühr abgegeben. Sie freuen sich sehr über Anrufe
und E-Mails an den Tierschutzverein
Bubastis!
schützer ist, das Katzenleid in Ungarn
durch Kastrationen zu minimieren –
leider gilt eine Kastration dort immer
noch als reine Geldverschwendung.
Der Verein finanziert sich allein aus
Spenden und wenigen Partnerschaften, trotzdem konnten bisher große
Erfolge mit Kastrationsaktionen in der
Region verbucht werden. Leider fehlen
die nötigen finanziellen Mittel für Aktionen in weiteren Gebieten.
Besonders schwer fällt die Vermittlung
von kranken, verletzten oder verstörten Katzen – diese sind oft erst nach
Monaten bis Jahren vermittelbar.
Auch, wenn die Tiere nur gegen eine
Schutzgebühr abgegeben werden,
deckt diese oft nur einen Bruchteil der
Kosten.
Weitere Informationen zum Verein
Weitere Heimtiere
Neben den bereits vorgestellten drei Katzendamen aus Österreich suchen noch
weitere erwachsene Fellnasen und 73 Katzenbabys ein liebevolles Heim. Die Babys
sind der Tötungsdeponie entkommen und
benötigen jetzt viel Liebe und Zuwendung.
Zeigen Sie diesen kleinen Wesen, dass ein
Katzenleben mehr ist, als ausgehungert in
der Ecke zu landen und entsorgt zu werden.
Österreich.
finden Sie unter www.bubastis.at.
Melden Sie sich unter der Telefonnummer
+36 (303) 427694 oder schreiben Sie eine
E-Mail an bubastis@gmx.at .
Wir von Pfotenhieb wünschen diesen Katzen ein schönes neues Leben und ein liebvolles Zuhause. Wir freuen uns natürlich
über Bilder und Berichte über das neue
Zuhause unserer Notfälle!
Sie erreichen den Verein auch direkt
unter der Telefonnummer
+36 (303) 427694
oder der E-Mail-Adresse
bubastis@gmx.at.
PFOTENHIEB 08/07
24
buntes
Wissenschaft – Wer ist die Urmutter unserer Hauskatze?
Die Freundschaft von Katze und Mensch ist schon tausende Jahre alt. Wurden die
Samtpfoten früher noch als lebendige Schädlingsvernichter in den Kornlagern geschätzt,
sind sie nun geliebte Familienmitglieder und werden in allen Rassen und Farben gezüchtet. Doch woher stammt unsere Hauskatze eigentlich?
Von Lena Hüsemann
Wohl jedem Katzenbesitzer ist klar, dass in
seiner Fellnase ein kleiner Tiger schlummert. Im Gegensatz zu Hunden wurden sie
erst spät zu einem bestimmten Zweck gezüchtet, vorher sollten sie ihrer Natur folgen und Mäuse jagen.
Woher stamme ich wohl?
Afrikanische Wildkatze
Foto: wikipedia
Kurz und bündig:
Mitochondriale DNA
Mitochondrien sind die "Kraftwerke" der
Zellen, sie stellen aus Sauerstoff ATP, den
universellen Energiestoff unserer Zellen,
her. Zudem verfügen sie über ein eigenes
Erbgut, mitochondriale DNA genannt eine Besonderheit unter den tierischen
Zellorganellen. Eine weitere Ausnahme ist,
dass die mtDNA nur von der Mutter weitergegeben wird. Wissenschaftler können
so anhand der Mitochondrien-DNA sehr
genau nachweisen, wie eng bestimmte
Volksgruppen oder Tierarten miteinander
verwandt sind.
25
PFOTENHIEB 08/07
Wissenschaftler vom National Cancer Institute in Frederick (Maryland, USA) untersuchten nun die Gensequenz unserer
Hauskatze. Eine nicht einfache Aufgabe,
schließlich wurden die Unterarten von Felis
silvestris mehrfach gekreuzt, die genetischen Spuren verwischten. Trotzdem wagten die Forscher das Experiment , untersuchten fast 1.000 Katzen aus allen Regionen der Erde. Unter ihnen verwilderte
und gezüchtete Hauskatzen, Falbkatzen
aus Afrika, europäische Wildkatzen,
Steppenkatzen aus Asien und chinesische
Wüstenkatzen.
linie. Mit Hilfe mitochondrialer DNA konnten die Forscher zudem fünf mütterliche
Abstammungslinien identifizieren – unsere
Hauskatzen scheinen also von fünf "Urmüttern" abzustammen.
Im Klartext: Der Stammbaum unserer heutigen Katzen lässt sich auf fünf weibliche
Katzen zurückführen.
Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/
news/279805.html
Laut der amerikanischen Wissenschaftszeitung "Science" konnten die Wissenschaftler die Katzen in sechs Abstammungsgruppen einteilen:
eine europäische, eine zentralasiatische,
eine chinesische, eine südafrikanische,
eine nahöstliche und die Gruppe der Sandkatzen, die jedoch zu der eigenen Art Felis
margarita gehören.
Das Erbgut unserer heimischen Hauskatze
lässt sich hier eindeutig zu den Wildkatzen
aus dem Nahen Osten zuordnen - einer
über 100.000 Jahre alten Abstammungs-
Europäische Wildkatze
Foto: wikipedia
buntes
Buchempfehlung...
Rudollf Deiser
Naturheilpraxis Katzen
Reihe: GU Naturmedizin
128 Seiten, ca. 27 Farbfotos und 17 Zeichnungen
12,90 EUR
ISBN: 978-3-7742-5091-8
Auch Katzen haben manchmal Schnupfen
oder Verdauungsstörungen – und auch sie
fühlen sich manchmal schlapp. Bei diesen
Beschwerden mag der Tierliebhaber nicht
gleich in die Arzneimittelkiste greifen.
Welche sanften Alternativen zur Verfügung
stehen, zeigt jetzt das bei Gräfe und Unzer
erschienene Buch "Naturheilpraxis Katzen".
Der Trend geht zur Selbstmedikation – bei
Tieren wie bei Menschen. Nicht immer ist
dies eine gute Wahl, vielen Tierhaltern fehlen hierzu einfach schlicht und ergreifend
die Kenntnisse über die jeweilige Heilmethode. Hier greift das Buch "Naturheilpraxis
Katzen" von Dr. Rudolf Deiser an: Der Tierarzt und Heilpraktiker vermittelt auf 128
Seiten relevantes Wissen zum Thema Naturheilkunde. Ausgehend von Checklisten
über die artgerechte Haltung und Pflege
von Katzen werden hier zuerst die gängigen Naturheilkundeverfahren vorgestellt.
Eine Freude ist hierbei die für den Laien
verständliche Sprache, die trotz manchmal
etwas trockenem Stoff keine Langeweile
aufkommen lässt.
Der Hauptteil des Ratgebers geht ganz
praktisch auf die jeweiligen Krankheitsbilder und Behandlungsmethoden ein. Die
Aufteilung verschiedene Krankheitsbilder
von "Erkrankungen im Kopfbereich" bis zu
"Erkrankungen des Bewegungsapparates"
machen es dem Tierhalter leicht, das jeweilige Kapitel zum Krankheitsbild zu finden. Allein die Rubriken "Erkrankungen
durch Parasiten" und "Infektionskrankheiten"
verwirren etwas: Der ungelernte Leser wird
eine Infektion oder Parasitenerkrankung
wohl nicht vom bloßen Hinsehen erkennen.
Die Kapitel selber sind wieder klar strukturiert und einfach zu verstehen, hier erfährt
der Leser alles über das jeweilige Krankheitsbild, die Ursachen und Selbstmaßnahmen. Als Tierarzt versäumt Dr. Deiser es
zum Glück nicht, mit erhobenem Zeigefinger auf den dringenden Besuch in der Tierarztpraxis hinzuweisen und so jeden Ansatz
E
der durchgehenden Selbstmedikation ernsthafter Krankheiten im Keim zu ersticken.
Fazit: Ein lesenswertes Buch für alle, die
sich für Naturheilkunde interessieren, kleine Wehwehchen ihrer Katze selbst versorgen oder die schulmedizinische Behandlung
unterstützen möchten. Gerade der Hauptteil
eignet sich sehr gut als Nachschlagewerk
für interessierte Laien. Mehr aber auch
nicht: Wer schon über Grundkenntnisse
verfügt und sich näher mit der Materie
beschäftigen will, wird von diesem Buch
enttäuscht sein.
LH
Short-N
News aus der Katzenwelt
MietzMietz.de erwartet
16.666stes Mitglied
Neuer Anzeigenmarkt im
Katzenmagazin
Seit vier Jahren steht das Katzenforum
MietzMietz.de Ratsuchenden mit Rat und
Tat zur Seite. Neuerdings präsentiert sich
das Forum im neuen Gewand mit einer
Reihe neuer Funktionen. So haben Katzenfreunde die Möglichkeit, Videos ihrer Lieblinge ins Forum einzustellen. Doch es bleibt
nicht nur bei Fragen und Antworten über
das Internet: Neben vielen lokalen Treffen
der Katzenfreunde findet einmal im Jahr
das große MietzMietz-Treffen statt, zu
dem jedes Mitglied herzlich eingeladen ist.
Pfotenhieb-Leser können bald auch Kleinanzeigen im neuen Magazin aufgeben.
Die Gemeinschaft wächst ständig – Gründer
Stephan Picker und seine Verlobte Jessica
Battahar erwarten diese Tage das Mitglied
mit der Anmeldenummer 16.666. "Wir
sind ein offenes Forum für jede Katze”, betont Picker. "Auch bei Haltern machen wir
keine Unterschiede", lacht er.
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PFOTENHIEB 08/07
26
buntes
Do it yourself – Spiel & Spaß
Gerade Wohnungskatzen brauchen die Möglichkeit, ihren Jagdtrieb und ihre Energie
abzubauen und ihrem Verlangen zum Spielen nachzukommen. Aber auch Freigängern
bietet man damit Abwechslung und Spaß und stärkt die Verbindung zum Menschen.
Es geht auch ohne teures Spielzeug: Mit wenig Geld und etwas Kreativität bastelt man
schnell tolles Spielzeug für die Fellnase - eben Do it Yourself! So hat auch der Mensch
seinen Spaß an dem heißgeliebten Spielzeug der Katze.
von Raphaela Frese
Der Pfötel-Kasten
Bei meinen beiden Stubentigern ein echtes
Lieblingsstück, da man immer wieder neue
interessante Entdeckungen darin macht
und anschließend die Beute stolz präsentieren kann.
Variante easy
Material:
Leere Kosmetiktuchschachtel
Spielzeug zum Angeln
Anleitung:
Einfach in eine leere Packung Kosmetiktücher (am besten die flachen Schachteln)
mit Federn, Korken, Haargummis, Sisal-
Filz oder anderer Stoff zum beziehen
Heißklebe
Nu komm schon da raus!!!
bänder, etc. füllen. Der Kreativität sind hier
keine Grenzen gesetzt. Lasst eure Katze
nach dem angeln, mit dem sie gerne
spielt. Die Gegenstände dürfen dabei nicht
zu glatt sein, so dass die Katze sie durch
den Schlitz mit der Kralle packen kann.
Anleitung wie oben, vor dem Einfüllen der
Spielsachen die Oberseite und die Seiten
mit Pappe verstärken. Dazu einfach passende Kartonstücke ausscheiden und mit
Heißklebe befestigen. Anschließend ebenfalls mit Heißklebe die Kiste mit dem Filzstoff beziehen. Das Loch zum Pföteln dabei natürlich immer aussparen. Mit ein
paar kreativen Verzierungen aus Filzresten
macht man die Kiste dann noch zu einem
optischen Highlight.
Materialkosten:
bei Neukauf aller Materialien: ca. 3 EUR
Bei eher spielfaulen Samtpfoten bewirkt
ein verstecktes, aber zu erschnupperndes
Leckerchen Wunder.
Gut das ich so scharfe Krallen habe...
27
PFOTENHIEB 08/07
Variante luxus
Material:
Leere Kosmetiktuchschachtel
Spielzeug zum Angeln
Pappe o. Karton zum Verstärken
schon fertig!!!
E
Tip• p
An s
einem geriffelten Stab hält das
Gummiband besser, als an einem Glatten.
•Bei Katzen, die gerne die Gummibänder
durchbeißen, eignen sich am besten breitere Gummibänder (4-5 mm).
• Alternativ zum Isolierband:
Schrumpfschlauch über das Ende stülpen
und durch Hitze (Feuerzeug, Heißluftföhn)
festschrumpfen.
MAUNZ
EMPFEHLUNG
Bild 1 Lederstreifen über Kreuz vernähen
Die Spielangel
Große Begeisterung empfinden meine
Kater vor allem für alles, was sich schnell
durch die Luft bewegt. Im Selbstversuch
habe ich extra eine große Spielangel gebastelt, die für ausschweifende Bewegung
sorgt - allerdings benötigt man auch einiges an Platz, soll die Einrichtung die Spielstunden überstehen.
Material:
Holz-Riffelstab aus Baumarkt, ca. 1 m
(alternativ anderen Stab)
Gummiband, ca. 1 m
Nadel und Faden
Isolierband
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Bild 2 Elemente miteinander zum Bund
vernähen
Materialkosten:
bei Neukauf aller Materialien: ca. 4-5 EUR
Ungekochte Nudeln
Kartons, große Papiertüten
Haargummis
Kastanien
Plastikstrohhälme
Schnürbänder
Seifenblasen
Geknüllte(s) Alufolie/Papier
Luftschlangen
Vorsicht auch
beim Spiel
Die Fellnasen beim Spielen nicht
allein lassen, so dass sie nicht
unbemerkt Teile der Spielzeuge
verschlucken können!
Nach Belieben:
Schnürsenkel
Federn
Sisal
Lederreste zum zerschneiden
Anleitung:
Ich habe mangels Lederresten einfach ein
Fensterputztuch aus der Drogerie gekauft
(0,79 EUR) und einige schmale, lange
Streifen abgeschnitten. Diese mittig über
Kreuz legen und miteinander vernähen,
den Faden möglichst immer doppelt nehmen (Bild 1).
Weitere Bänder, Federn, etc. dazunehmen
und ebenfalls festnähen (Bild 2). Zum
Schluss den oberen Teil des fertigen Bundes einige Male mit dem Faden umwickeln
und gut befestigen.
Das Gummiband an einem Ende des Riffelstabs festknoten. Zum besseren Halt und
um die Knoten zu verbergen, das gesamte
Ende inkl. des Gummibandes fest mit
Isolierband umwickeln (Bild 3).
Das andere Ende des Gummibandes um
den vorher genähten Bund knoten und
mit dem Bund fest vernähen (Bild 4).
Auch in diesem Bereich die Enden mit
Isolierband umwickeln.
Schon kann die Jagt losgehen!
Tolles Spielzeug für
Zwischendurch
Bild 3 Ende des Stabs eng mit Isolierband
umwickeln
Immer zwischendurch Überprüfen, ob angeklebte oder angenähte Teile noch fest genug für weitere Kampfspielchen sind!
Spielzeug mit ablösbaren Teilen
sollte während der menschlichen
Abwesenheit für die Katzen unzugänglich aufbewahrt werden!
Papier- oder Alufoliebällchen sollten immer so groß sein, dass sie
nicht verschluckt werden können!
Bild 4 Gummiband an Bund nähen
Bei allen festen Bändern darauf
achten, dass sich die Katze nicht
strangulieren kann!
Beim Benutzen eines Laserpointers
diesen niemals auf die Augen der
Katze richten, dies kann zu Netzhautschädigungen und Erblindung
führen!
Bei gekauftem Spielzeug ist es
wichtig, auf Giftstoffe zu achten,
die vor allem in grell gefärbten,
billigen Kleinteilen enthalten sind.
Sonstige Verschluckteile, z.B.
Plastikaugen besser vor dem Spiel
entfernen!
PFOTENHIEB 08/07
28
buntes
Über das
Glück,
eine Katze
zu lieben
Text und Fotos von Renate Blaes
Meine Kindheit habe ich in einem kleinen
Dorf verbracht. Katzen gehörten dort zum
Alltag wie Hühner, Kühe, Schweine, Enten
und Gänse – waren also nichts Besonderes.
Zutraulich waren sie auch nicht, ich sah sie
meist nur aus der Ferne beim Milch schlabbern, und sobald ich mich ihnen näherte,
machten sie sich blitzartig aus dem Staub.
Der Begriff "Schmusetier" traf auf diese
Bauernkatzen wirklich nicht zu.
genteil. Wir Menschen, die ständig ohne
große Widerworte oft das machen, was
andere von uns wollen, können uns eine
Scheibe von diesem Verhalten abschneiden. Und wahrscheinlich gibt es deshalb
auch viele Zeitgenossen, die Katzen nicht
leiden können. Ich vermute hinter dieser
Abneigung einfach nur den Neid auf ein
Wesen, dem sein eigener Wille wichtiger
ist als alles andere.
Jahre später legte sich dann ein Freund
eine Katze zu, einen Kater, besser gesagt.
"Rosso", so hieß das Mitbringsel aus Italien,
und mit ihm konnte man auch schmusen.
Er legte sich auf jedermanns Schoß, ließ
sich genüsslich den Bauch kraulen und
schnurrte dazu wie ein kleines Moped.
Allerdings hatte er einen großen Nachteil:
er haarte (wie jede Katze). Nach jedem
Besuch bei diesem Freund musste ich meine Klamotten erstmal mit der Fusselbürste
bearbeiten. Nö, so ein reinigungsintensives
Tier ist nichts für mich (dachte ich).
"Katzen sind falsch", so heißt es auch. Sowas kann allerdings nur jemand sagen, der
keine Ahnung von Katzen hat, denn sie
sind genau das Gegenteil von falsch. Ihr
Verhalten ist klar und eindeutig, denn sie
zeigen unmissverständlich, was ihnen gefällt und was nicht. Und wenn eine Katze
einem mal die Krallen ins Gesicht schlägt,
dann deshalb, weil man ihre Signale nicht
beachtet. Weil man ihr in einem Moment
zu nahe kommt, in dem sie ihre Ruhe haben will und das auch deutlich kund tut.
Indem sie Töne des Unmut von sich gibt,
oder die Augen weit aufreißt, oder mit
dem Schwanz peitscht. Oder alles zusammen. Das Peitschen mit dem Schwanz ist
übrigens grundsätzlich ein Zeichen von
Habacht, und da sollte man sich als Mensch
dann auch tunlichst in Acht nehmen. Wer
in so einem Fall mit der Katze auf Tuchfühlung geht, darf sich über blutende Kratzer
nicht wundern.
Wer hingegen den Charakter seiner Katze
respektiert, wird uneingeschränkt Freude
an ihr haben und sehr viele glückliche
Stunden mir ihr erleben. So wie ich zum
Beispiel. Ich teile mein Leben momentan
mit drei Katzen. Mit Felix, dem Herrn im
Doch dann habe ich geheiratet, und mein
Mann liebte Katzen! Andauernd sprach er
davon, wie schön es doch wäre, einen Stubentiger zu haben, und eines Tages kam ich
auf die Idee, dem Tierheim einen Besuch abzustatten. Gedacht, getan, und das Ergebnis
des Besuches war Putzel, ein rot getigerter,
bildhübscher Kater mit Bernsteinaugen.
Unser neues Familienmitglied eroberte mein
Herz im Sturm, und mit ihm nahm mein
inniges Verhältnis zu Katzen seinen Lauf.
Katzen sind eigenwillige Tiere. Ja, das
stimmt. Sie machen definitiv nur das, was
sie wollen. Aber das macht nichts, im Ge-
29
PFOTENHIEB 08/07
Die Autorin
Renate Blaes lebt seit 25 Jahren mit
Katzen. Die Grafikdesignerin, Fotografin
und Autorin wird nun in jedem Heft über
das Leben mit ihren vierbeinigen Gefährten
berichten.
Weitere Infos:
www.renateblaes.de
www.diekunterbuntekatzenseite.de
Haus. Mit Lieschen, die als Baby in einem
Straßengraben gefunden wurde und mit
Lili, der ehemaligen Nachbarskatze, die
mich vor vier Jahren adoptiert hat. Jede
dieser drei hat einen anderen Charakter.
Felix ist sehr vorsichtig und zurückhaltend
gegenüber Fremden. Sobald die Türglocke
ertönt, eilt er davon, um aus einem Sicherheitsabstand zu beobachten, wer da
kommt, und ob es ratsam ist, ganz zu verschwinden. Lieschen ist ein extrem eigenwilliges Persönchen und die Strawanzerin
vor dem Herrn. Im Sommer streift sie mehr
durch die Nachbargärten als sie zu Hause
ist. Ich sehe sie nur zur Einnahme der
Mahlzeiten oder wenn es kühl und regnerisch ist. Lili hingegen ist extrem anhänglich, und ließe ich es zu, läge sie von morgens bis abends nur auf meinem Schoß.
Und überhaupt hat diese kleine Katze ein
paar Eigenschaften, die mehrmals am Tag
ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern.
Wenn sie im Tiefschlaf liegt und ich sanft ihr
Fell berühre, bekomme ich immer ein kleines
"Grrrrd" geschenkt. Dabei hebt sie ihren
Kopf, blinzelt mich kurz an und ringelt sich
dann genüsslich wieder ein.
Oder wenn ich nach Hause komme und mit
dem Auto in den Hof fahre. Lili kommt
immer angetippelt, egal, wo sie gerade war.
Sie schmeißt sich erst auf den Boden, wälzt
sich im Staub hin und her und rennt dann
miauend auf mich zu. Je länger ich weg
war, desto lauter miaut sie. War ich einen
ganzen Tag lang weg zum Beispiel, schreit
sie förmlich, so nach dem Motto: Wo warst
du denn sooo lange? Ist wirklich höchste
Zeit, dass du endlich nach Hause kommst.
Und dann hat sie noch so eine weitere süße kleine Angewohnheit. Wenn sie so versonnen da sitzt und über das Leben nachzudenken scheint, leckt sie sich das Mäulchen. So ähnlich wie bei Menschen, die
gedankenverloren an den Haaren zuppeln
oder am Ohrläppchen herum fummeln,
fährt ihre rosarote kleine Zunge blitschnell
raus und rein, und das immer zweimal.
Niemals nur einmal, nein, prinzipiell zweimal. Und sie schlackert mit den Öhrchen.
So weiß ich beispielsweise ganz genau,
welche meiner drei gerade das Zimmer
betritt. Ich brauche gar nicht hinzusehen.
An Schlackern der Öhrchen höre ich, dass
Lili gekommen ist.
Eine andere ihrer charakteristischen Eigenschaften ist das ständige Wechseln des
Lieblingsplatzes. Ein paar Wochen hindurch
liegt sie im Wollkorb. Dann zieht das Kissen unterm Bett sie in den Bann. Danach
schläft sie zwischen meinen riesigen TigerHausschuhen, die nicht benutzt werden,
sondern als Dekoration dienen. Ein anderes Mal wieder liegt sie einige Wochen
lang auf dem Schaf (ich habe zwei lebensgroße Schafe im Schlafzimmer, eines steht,
das andere liegt – Lili bevorzugt das liegende Schaf). Wenn sie es total platt gelegen
hat, sucht sie sich wieder einen anderen
Platz. Das Bücherregal, den Schrank oder
meinen Fotokoffer.
Zur Zeit ist das Fax ihr Lieblingsplatz. Und
ich weiß auch warum – es ist so schön
warm. Wenn es eingeschaltet ist allerdings
nur. Oft ist es das nicht, aber seit Lili ihr
Faible dafür entdeckt hat, drücke ich jeden
Morgen den Einschaltknopf. Ich will
schließlich, dass meine Kleine es schön
mollig hat...
Irgendwann wird sie ihr Interesse am Faxgerät verlieren und wieder auf dem Terrassentisch liegen. Und dort vorzugsweise in
einem Behältnis, einer kleinen Obstkiste
zum Beispiel, denn Lili liebt Behältnisse
jeglicher Art. Kartons, Koffer, Taschen ...
alles, in das sie hineinkrabbeln kann. Kaum
steht eines der genannten Gegenstände
(neu) irgendwo herum ... schwupps ... und
schon hockt Lili drin.
Setze ich mich abends aufs Sofa, kommt
Lili angetippelt. Und das kleine Ritual dabei ist auch immer dasselbe: sie stellt sich
auf meinen Bauch und gibt mir einen Nasenstüber, als liebevolle Begrüßung sozusagen. Danach ist der Milchtritt dran, der
manchmal bis zu drei Minuten dauern und
ganz schön pieksen kann, und erst dann
ringelt sie sich ein. Stehe ich zwischendurch auf, wird sie nicht unwillig, sondern
wartet schläfrig, bis ich wieder Platz genommen habe.
Und nachts liegt sie bei mir im Bett. Auf
der Decke, dicht an meinen Oberkörper
gekuschelt, schnurrt sie uns in den Schlaf.
Und während ich der schönsten Gutenacht-Musik der Welt lausche, zieht ein
unbändiges Glücksgefühl durch mein Herz,
und ich bin dem Schicksal sehr dankbar,
dass es mir die Liebe zu Katzen geschenkt
hat.
PFOTENHIEB 08/07
30
buntes
Der Trick mit dem Klick:
Selbstversuch Clickertraining
Der Clicker
ist ein kleines
Gerät – drückt man
drauf, knackt es
wie diese kleinen
Knackfrösche aus
dem Spielzeughandel. Aber wie
soll man damit
Katzen erziehen?
Von Lena Hüsemann
Ich bin Katzenfreund – und das mit voller
Absicht. Ein Hund kam für mich nie in Frage, schließlich wollte ich nicht "Herrchen"
(bzw. Frauchen) spielen, nicht erziehen
und bestrafen müssen. Meinen Katzen gegenüber muss ich nicht Alpha-Tier sein.
Dennoch war und bin ich der Überzeugung, dass sich Katzen erziehen lassen. Sie
machen vielleicht nicht Sitz und Hopp –
aber sie benutzen das Katzenklo und wissen ganz genau, dass sie auf dem Esstisch
nichts zu suchen haben. Meine zumindest
– bei den meisten meiner Bekannten sieht
es anders aus: Da speisen die Katzen auf
dem Tisch und schauen beim Kochen in
den Topf.
Wie erzieht man solche "verzogenen" Tiere? Genau hier fängt die Geschichte an.
Die Geschichte eines Selbstversuchs, dem
ich selbst skeptisch gegenüberstand – eben,
weil ich meiner Katze "Sitz" und "Hopp"
beibringen sollte. Und das mit Hilfe eines
Knackfrosches…
Durch Zufall stieß ich in einem InternetKatzenforum auf die Erziehungsmöglichkeit mit dem "Clicker". Während viele Tierbesitzer nach dem Motto "Zuckerbrot und
Peitsche" erziehen, wird dies beim Training
mit dem Clicker anders angegangen:
Macht die Katze etwas richtig, wird belohnt – macht sie etwas falsch, wird ignoriert. Belohnt wird hier aber nicht durch
ein Leckerli oder ähnliches, sondern durch
einen "Click" mit dem Clicker. Erziehung
macht Spaß! So steht es auf jeden Fall auf
den Kurzbeschreibungen sämtlicher "Clickertraining"-Bücher, die ich mir danach im
Buchhandel ansah. Versprechen können
Autoren mir viel – was davon wird gehal-
31
PFOTENHIEB 08/07
ten? Die positiven Bewertungen im Forum
aber haben mich neugierig gemacht. "Es
entsteht ein ganz anderes Verhältnis und
Verständigung zwischen Mensch und
Katze. Gerade bei scheuen Katzen ideal",
schwärmte zum Beispiel Meryem. Zwar
halte ich meine Katzen für gut "erzogen" meiner übermütigen Kätzin Sakura würde
aber etwas Denksport und Abwechslung
gut tun. Warum also nicht mal das ClickerTraining ausprobieren? Ich finde mich auf
dem Weg zur Kasse wieder.
Schon in der U-Bahn nach Hause überfliege ich die ersten Seiten: Das Tier muss am
Anfang des Trainings auf den Clicker "fixiert"
werden, es soll begreifen, dass das Clicken
mit einer Belohnung gleichzusetzen ist.
Hier fängt es an, kritisch zu werden. Ursprünglich wurde die Methode für das
Hundetraining entwickelt: Immer, wenn
der Hund richtig auf einen Befehl gehorcht,
wird mit dem Clicker geklickt – und sofort
danach ein Hundeleckerli gegeben. Die
Folge: Nach und nach wird der Click mit
dem Knallfrosch als Belohnung erkannt.
Der Clicker in der Hand von Herrchen oder
Frauchen wird für den Hund etwas Positives – er erwartet eine Belohnung und versucht, alles richtig zu machen.
Soweit die Theorie. Aber wie bitteschön
fängt man bei Katzen mit dem "Clickern"
an? Meine Katze macht weder "Sitz", noch
gibt sie Pfötchen. Wofür soll ich sie also
belohnen?
Die weiteren Seiten meines Ratgebers geben Auskunft: Leckerchen geben und danach sofort mit dem Knackfrosch klickern.
Dennoch: Manche Katzen lassen sich be-
Mehr Infos...
Buchtipps:
"Clickertraining für Katzen. Erziehung
macht Spaß" von Martina Braun,
Cadmos-Verlag,
ISBN 978-3861271246, 10,95 EUR
"Clickertraining mit Hauskatzen" von
Andrea Amberger, Books on Demand,
ISBN 978-3833497100, 12,95 EUR
"Clickertraining – mehr als Spaß für
Katzen" von Birgit Laser, erschienen im
Eigenverlag und erhältlich unter
http://www.laserdogs.de/
stechen, manche aber nicht. Diese Erfahrung machte auch Meryem beim Training
mit ihren Katzen. "Mein Kater Tiger fand
die Übungen total toll – wahrscheinlich,
weil es hinterher ein Leckerli gab", sagt sie
über den gemütlichen Schmusekater ihrer
Katzenbande. Katze Lily schaute dagegen
immer nur zu – und bot die Übungen
irgendwann von sich aus an. "Sie hat nur
vom Zuschauen gelernt!" Mittlerweile kann
die Tigerbande sogar "Winkewinke" und
über die ausgestreckten Beine ihres Frauchens springen. Männchen machen ist dagegen nicht so beliebt: "Tiger gefallen am
besten die Übungen, bei denen er sich
nicht bewegen muss. Darum findet er
Männchen machen doof!"
Nun aber weiter mit meinem Selbstversuch.
Meine Katze Sakura scheut keine Bewegung und ist ein wahrer Wildfang. Ist dies
beim Clickertraining eher förder- oder hinderlich? Auf jeden Fall ist sie wahnsinnig
neugierig: Der Clicker in der Hand wird
erstmal ausgiebig beschnuppert und mit
den Zähnen angetastet. Schmeckt nicht?
Gut, dann geht es weiter. Leckerli - Klick.
Leckerli - Klick. Das war es aber schon: Der
Nachbarskater steht vor der Tür, Sakura ist
weg, um den Eindringling mit KlobürstenSchwanz zu verscheuchen. Laut meinem
schlauen Buch kein Problem: In der Prägungsphase soll die einfache Übung einfach mehrmals am Tag wiederholt werden,
bis die Katze den "Click" kennt und mit der
Belohnung (= Leckerli) verknüpft.
Moment, das kommt mir doch bekannt
vor… Der Verhaltenskurs während des Studiums hat doch etwas gebracht: Klassische
Konditionierung nennt man das Prinzip, in
dem wie in diesem Fall ein neutraler Reiz
(der Click) mit einem primären Verstärker,
dem Leckerli, verbunden wird. Doch auch
Nicht-Biologen leuchtet das Prinzip schnell
ein: Welche Katze rennt nicht beim Knistern
der Futtertüte freudig herbei? Das gleiche
Prinzip.
Den Kopf voll Theorie geht es wieder zur
Praxis. Schließlich will ich meiner wissensdurstigen kleinen Katze doch etwas zu arbeiten geben! Wissbegierig ist sie – verfressen auch. Schon nach ein paar Übungen begreift sie die Bedeutung des Knallfrosch-Geräusches. Jetzt geht es an komplexere Übungen. Kann meine kleine Wildkatze auf Kommando sitzen wie ein Hund?
Hier kommt der Zufall ins Spiel. Der Ratgeber rät, ein spontanes Hinsetzen der Katze
abzuwarten und als Belohnung zu klicken.
Gesagt getan. Aber wann kommt das "Sitz"Kommando? Das dauert noch etwas: Erstmal soll die Katze noch ein paarmal zum
Aufstehen motiviert werden und bei erneutem Hinsetzen geklickt werden. "Wie,
eine Belohnung fürs Setzen?" wird sich die
Fellnase jetzt fragen. Und genau in diesem
Moment geht es weiter: Zu Hinsetzen und
Klick kommt der "Sitz"-Befehl. In Sakuras
Kopf rattert es. "Wenn ich mich hinsetze,
belohnt sie mich. Wenn sie Sitz sagt und
ich mich hinsetze, belohnt sie mich auch."
Nein, so geht das nicht: Ab diesem Zeitpunkt wird sie nur noch beim "Sitz"-Signal
und anschließendem Hinsetzen belohnt.
Auf jeden Fall in der Theorie – die Kleine
rennt nämlich wieder aus der Küche. Keine
Lust mehr?
Fast wäre ich ihr aus falschem Ehrgeiz hinterhergerannt, hätte ich nicht den nach-
folgenden Satz im Buch gelesen. Wenn die
Katze nicht will, will sie nicht – falscher
Ehrgeiz führt nur zu Frust. Soweit, so gut.
Vielleicht sollte ich erst das Buch zu Ende
lesen und morgen weiter trainieren. Bis
jetzt war unser Selbstversuch aber erfolgreich – auch, wenn Sakura doch immer
wieder Besseres zu tun hat…
Doch warum muss ich gleich einen Clicker
kaufen, reicht hier ein "Gut gemacht!" nicht
aus? Leider nicht. Die menschliche Stimme
klingt immer anders, je nachdem ob man
traurig oder fröhlich, gesund oder erkältet
ist. Das Katzenohr ist sehr sensibel, Katzen
merken diese Veränderung sofort. Ein Clicker
dagegen klingt immer gleich. Alternativ tut
es auch ein Einmachglas-Deckel oder ein
Kugelschreiber. Wer jedoch aus Gewohnheit
dauernd mit dem Kugelschreiber klickt,
sollte sich aber lieber einen Clicker kaufen,
um seine Katze nicht gleich wieder abzustumpfen.
Den Clicker bekommt man für wenige Euro
im Tierhandel, in der Hundeschule oder
übers Internet.
Wie es jetzt weiter geht mit dem Clickern?
Wie gesagt: Ich möchte meiner Katze
keine Kunststücke beibringen – vielleicht
lockert die ein oder andere Übung aber
Sakuras Katzenalltag auf. Ihre "große
Schwester" Fleckli hat übrigens am Clickern
gar keinen Spaß – die Leckerlis werden lieber durch die Wohnung gekickt, bevor sich
Madame mit einem lauten Seufzen auf
den Fußboden wirft und mit vorwurfsvollem Blick auf ihre Streicheleinheit wartet.
Gut, sie ist eben eine Katze und kein
Hund…
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Buchempfehlung...
Martina Braun
Clickertraining für Katzen - Erziehung macht Spaß
Cadmos-Verlag
Broschiert
80 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen
ISBN 978-3861271246
Katzen lassen sich nicht erziehen – sie
machen nicht Sitz und Platz und gehorchen nicht auf Kommandos. Oder?
Martina Braun zeigt in ihrem Buch, das es
auch anders geht. War Clickertraining bisher nur aus der Hundeerziehung bekannt,
soll nun auch die Katze kleine Kunststücke
lernen und alltäglichen Aufgaben wie dem
Gang zum Tierarzt gelassener entgegentreten.
Und das alles mit Hilfe eines Knallfrosches,
der bald als Belohnung anerkannt wird?
Ein interessantes Konzept. Doch selbst den
skeptischen Leser kann die Autorin schon
auf den ersten Seiten ihres Buches überzeugen, das für Katzenhalter neuartige System doch einfach einmal auszuprobieren.
Auf 80 Seiten beschreibt sie gut verständlich das Prinzip des Clickertrainings und
Impressum
Pfotenhieb - das unabhängige
Katzenmagazin
Herausgeberin und verantwortliche
Chefredakteurin:
Lena Hüsemann
Radeberger Weg 6
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lhuesemann@pfotenhieb.de
Redaktion:
Raphaela Frese, Lisa Gomez Ringe,
Kerstin Kochler, Jessica Rohrbach,
Katja Tuszynski
Freie Autoren dieser Ausgabe:
Renate Blaes, Susann Burghardt,
Sina Rudolf
Layout:
Raphaela Frese
Bildredaktion:
Katja Tuszynski, Kerstin Kochler
Homepage:
Lisa Gomez Ringe
Leserservice:
Jessica Rohrbach
leser@pfotenhieb.de
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begleitet den Tierhalter von den ersten
Schritten bis zu komplexeren Kunststückchen und gemeinsamen Spaziergängen.
Eine sehr schöne Gliederung von "einfach"
bis "schwer" erleichtert dem Katzenfreund
den Einstieg – er kann sich mit seiner Katze nach und nach bis zum Ende des Buches vorarbeiten. Das alles ohne langweilige Theorie.
Ob Katzen Kunststücke lernen sollten, ist
Geschmackssache. Nach Lektüre dieses Buches sollte aber jeder wissen, dass Clickertraining keine dressierten Sofatiger schaffen, sondern das Vertrauensverhältnis zwischen Katze und Mensch verbessern soll.
Darum: Für Katzenhalter, die sich gerne
mit ihrem vierbeinigen Freund beschäftigen
und ihm etwas zwanglose Abwechslung
bieten möchten, ist Clickertraining die richtige Wahl.
E
Martina Braun ist Dipl. Tierpsychologin mit
Spezialgebiet Verhaltenstherapie für Hunde und Katzen, lebt in Basel und hat dort
eine eigene tierpsychologische Praxis. Frau
Braun lebt mit Katzen und hat für die Abbildungen des Buches sowohl ihre eigene
Katze als auch Tiere, die wegen Verhaltensproblemen bei ihr in Therapie waren, geclickert.
Vorschau auf das
nächste Heft
Pfotenhieb erscheint online auf
www.pfotenhieb.de.
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Großer Artikelschwerpunkt:
Die Entscheidung für eine Katze
Ob Kitten oder erwachsene Katze,
Tierheim-, Bauernhof oder Zuchtkatze: Die
Entscheidung für die richtige Katze fällt
nicht immer leicht. Wir geben Ihnen ein
paar Tipps, wie Sie den richtigen
Mitbewohner finden!
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gekennzeichnete Texte und Leserbriefe
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Hilfe, meine Katze ist zu dick!
Viele Katzenbesitzer kennen das: Hatte die
Katze vor kurzen nur "einen guten Appetit"
ist sie nun eindeutig zu dick. Warum das
nicht gesund ist und wie Sie das ändern
können, lesen Sie im neuen Heft.
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15. O 7
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Welches Nassfutter ist sein Geld
wert?
Nach den großen Trockenfuttertest folgt
nun der Nassfuttertest für Katzenfreunde.
Die Katze - eine Einzelgängerin?
Viele Katzenfreunde glauben noch an den
Mythos der Katze als strikte
Einzelgängerin. Stimmt das? Der
Tierpsychologe Michael Fiam klärt auf.
Dieses und viel mehr lesen Sie in der
neuen Ausgabe von "Pfotenhieb".
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