China kommt - ASIA BRIDGE

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China kommt - ASIA BRIDGE
aktuell ASIA
Das Wirtschaftsmagazin aus Asien
Aktuell seit 1996 - www.aktuellasia.com
12/2007
Sinisierung
China - Seite 8
Harmonisierung
China - Seite 14
Zahlen
Zahlen - Seite 42
China kommt
Die Volksrepublik auf Einkaufskurs
MICA (P) 181/12/2006
China
Cambodia
Deutschland
Hong Kong
India
50 RMB
9.90 US$
10,00 Euro
49 HK$
250 Rs
Indonesia
Japan
Korea
Malaysia
Myanmar
55.000 Rp
650 Yen
6.700 Won
24.00 RM
9.90 US$
Philippines
Schweiz
Singapore
Taiwan
Thailand
330 Pesos
12,00 Sfr
10.00 S$
190 NT$
200 Baht
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Aktuell Dezember 2007
Inhalt
Cover Stories
China erobert die Welt
Das Reich der Mitte setzt zur Sinisierung an
„Wir machen uns auf, die europäischen und amerikanischen Märkte zu erobern“, sagt Dong Fang von der
Bierbrauerei Tsingtao aus dem nordchinesischen Qingdao und steht damit exemplarisch für eine zunehmend
selbstbewusste chinesische Exportwirtschaft. Nachdem
ausländische Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten China vor allem als Werkbank benutzten, um
im Reich der Mitte unter Ausnutzung der niedrigen
Lohnkosten für den Weltmarkt zu produzieren, haben
einige chinesische Unternehmen schnell die westlichen
Produktions- und Managementmethoden adaptiert und
drängen nun selbst auf die scheinbar unerschöpflichen
Märkte in Übersee.
8
Harmonisierung der Gesellschaft
Der 17. Volkskongress der KPCh
Unangefochten und gestärkt konnte Hu Jintao als Generalsekretär der Kommunistischen Partei China (KPCh)
am 21. Oktober in Beijing den 17. Volkskongress beenden und dabei sogar einen radikalen Politikwechsel
forcieren.
14
Neues aus der Welt der Zahlen
Wirtschaftsindices
Zum ersten Mal können wir an dieser Stelle bzw. in
der Serie zu Wirtschaftskarten und -indikatoren eine
Neuauflage von Daten verkünden
dröse design.de
48
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Aktuell Dezember 2007
Global
Inhalt
Thailand
Neues aus der Welt der Zahlen - Wirtschaftsindices
48
Asien
ASEAN – die lange Geburt einer Regionalorganisation
30
Burma
China-Indien-Burma. Das Ende eines goldenen Dreiecks 42
42
45
60
68
Mazda ist Fords Zugpferd
“Ich bin auch Deutscher“
Bilderbogen: METALEX in Bangkok
Wahlen im Fokus
Vietnam
69
Stetiges Wachstum
China
China erobert die Welt
8
Harmonisierung der Gesellschaft
14
Lobbyismus vs. Guanxi
21
China und die WTO 26
Lebe Liebe(r) Frei
57
Bilderbogen: „EUCCC Lobbying – Geschäftsklima in China“ 70
Zinsdilemma
62
Messen und Ausstellungen
54
Messekalender Januar 2008
Buchbesprechung
76
Vietnam im Buch – Vier Kurz-Rezensionen
Firmenprofile
Hongkong
Währungskoppelung
62
P & O’s One – Cafe Amadeus
Beijing SHENJIA & Partner Food Processing Co. Ltd.
72
74
63
Anzeigen-Index
75
36
63
Editorial
Impressum / Abonnement
6
78
Indonesien
Reichlich Kapital
Indien
Gehen die Sunderbans unter?
Kaum Sorgen
Japan
64
Asienabhängig
Korea
Drei Kandidaten
65
Hier finden Sie Ihre Aktuell ASIA
66
Der Vertrieb schließt die Flughafen-Lounges von LH, SQ, TG, SK
und LX in Bangkok, Hong Kong, Singapur, Shanghai, Beijing,
Delhi, Mumbai und Kuala Lumpur ein.
Malaysia
Exportflaute
Singapur
Neue Verfahrensregeln des Singapore International
Arbitration Centre
Zweischneidige ­Arbeitslosenquote
34
66
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An Bord liegen auf den meisten Strecken von und nach Asien
in First und Business Class ebenfalls freie Exemplare aus.
Taiwan
M-förmige Wirtschaft
67
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aktuell ASIA 08/2007
... Economy Extra home.
Seite Aktuell Dezember 2007
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Weihnachten und Neujahr stehen vor der Tür und ein neuer
Wirtschafts(t)raum wird langsam flügge. Die ASEAN-Staaten
haben auf ihrer Jahresversammlung in Singapur beschlossen,
bis 2015 einen gemeinsamen Wirtschaftsraum nach dem Vorbild der EU zu schaffen. Die Mitgliedsstaaten haben sich auf
einen Fahrplan geeinigt, der den Abbau der Handelsschranken
zwischen Thailand, Malaysia, Brunei, Indonesien, den Philippinen und Singapur bis 2010 und eine Integration der weniger
entwickelten Mitglieder Kambodscha, Laos, Burma und Vietnam
bis 2015 vorsieht.
Dabei sollen alle Zollschranken bis auf die „sensitive items“
fallen. Man darf gespannt sein, wie sich dies in der Realität
umsetzen lässt, aber Geburt und Wachstum der Europäischen
Union verliefen auch nicht ohne Schwierigkeiten – wie wir
uns gut erinnern können. Auch die Dienstleistungssektoren,
wie Luftfahrt, Telekommunikation, Gesundheitsversorgung
und Tourismus stehen auf der Agenda und sollen bis 2013 den
gegenseitigen Handel einfacher und unbürokratischer gestalten.
Der indonesische Handelsminister, Mari Pangestu, brachte es
auf den Punkt: „Wir sollten die Entwicklung sehr, sehr positiv
sehen. Wir können die Zeit nicht anhalten, sondern müssen uns
selbst wettbewerbsfähiger machen.“
China reagierte
schnell
auf die
TSP Ad 05_06
12/8/05
7:28
PMAnkündigung
Page 1 der ASEAN und
schlug schon am nächsten Tag gemeinsame Überlegungen im
Verteidigungssektor und eine militärische Kooperation vor.
Premier Wen Jiabao verwies auf die gemeinsamen Interessen in
der Region und den Bedarf an Sicherheit und Stabilität, sowie
den Willen Chinas, zusammen mit der ASEAN die Konflikte in
der Region zu lösen.
Für uns Europäer wird es immer wichtiger, die zunehmend
schneller werdenden Entwicklungen der Region zu verfolgen.
Aktuell ASIA wird dem wachsenden Informationsbedarf in
Kürze mit einer neuen Webplattform Rechnung tragen. In der
Zwischenzeit wünschen wir unseren Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2008. Wir haben sogar eine
Premiere: Zum ersten Mal in der Geschichte von Aktuell ASIA
werden wir an zwei Orten gleichzeitig drucken, um den immer
weiter steigenden Bedarf unserer Leser in China zu decken und
schneller bei ihnen zu sein.
In diesem Sinne
Ihr Frank Delano
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Wirtschaft
China
China
erobert die Welt
W
ir machen uns auf, die europäischen und amerikanischen Märkte zu erobern“, sagt Dong Fang von der
Bierbrauerei Tsingtao aus dem nordchinesischen Qingdao
und steht damit exemplarisch für eine zunehmend selbstbewusste chinesische Exportwirtschaft. Nachdem ausländische
Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten China vor
allem als Werkbank benutzten, um im Reich der Mitte unter
Ausnutzung der niedrigen Lohnkosten für den Weltmarkt zu
produzieren, haben einige chinesische Unternehmen schnell die
westlichen Produktions- und Managementmethoden adaptiert
und drängen nun selbst auf die scheinbar unerschöpflichen
Märkte in Übersee.
Seite So beherrschte Lenovo mit der 1,25 Milliarden US-Dollar teuren
Mehrheitsübernahme der PC-Sparte von IBM im Mai 2005 die
Schlagzeilen vor allem in Europa und Nordamerika. Und auch
als der englische Rover zum chinesischen Roewe wurde, war die
Aufregung groß und die Frage nach der Chinesierung der Welt
wurde gestellt. Es ist die latente Angst des Westens davor, sich der
fernöstlichen Konkurrenz zu stellen, die zur offenen Befürchtung
um den Verlust der wirtschaftlichen und damit auch kulturellen
Vorherrschaft führt. China wird außerhalb der Landesgrenzen
gern noch immer als Werkbank gesehen, wo sich günstig Produktionsstätten für Massen- oder Lowtech-Produkte errichten lassen.
Um die schier grenzenlose Zahl von kostengünstigen Arbeitern zu
aktuell ASIA 12/2007
Bild: Ronen Boidek, Stefanie Steiger
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Wirtschaft
China
nutzen, hat ein fast unaufhörlicher Strom von Investoren – erst die
Großunternehmen und ihnen folgend die Mittelständler – China
zu dem Wirtschaftsriesen werden lassen, der es heute ist. Und
scheinbar nebenbei hat sich die Produktionswirtschaft in einen
Hightech-Standort verwandelt, der nun auch Weltraumraketen
zum Mond schicken kann. Mit Chang’e I zeigt China der Welt,
dass es nach den erfolgreichen Etappen der Satellitenprojekte
und bemannten Raumfahrten auch den Mond erreichen kann.
Das Ziel des Weltraumprogramms ist es, 2012 einen Chinesen
auf dem Mond landen zu lassen. Und noch ein Ziel ist klar: China
spielt in der Topliga der Nationen mit.
Chinesische Buchläden sind
voll von den Anleitungen zum
Reichwerden
Viele Jahre hat der Westen chinesische Produkte als minderwertig und chinesische Unternehmen als unrentabel und Kinder
missglückter Planwirtschaft bewertet. Doch im Schatten sind
auch Unternehmen entstanden, die inzwischen ganze Unternehmenssparten ihrer ausländischen Konkurrenz aufkaufen oder
sich die Rekorde von IPOs fast im Monatsrhythmus überwerfen. Und häufig sind diese Unternehmen erst vor einigen Jahren mit einer Handvoll Yuan gegründet worden. China lebt den
amerikanischen Traum, dass ein Tellerwäscher zum Millionär
werden kann – mit der richtigen Idee und dem nötigen Guanxi.
Chinesische Buchläden sind voll von den Anleitungen zum
Reichwerden und den Biografien derjenigen, die das geschafft
haben. Eine von denen, die es geschafft haben, ist die 26-jährige
Yang Huiyan, die durch Aktienspekulationen und als Tochter
des Bauunternehmers Yang Guoqiang als reichste Frau Asiens
gilt. Ihr Vermögen: etwa 16 Milliarden US-Dollar, die aus Bauprojekten und Börsenspekulationen stammen. Fast über Nacht
können in China derzeit Millionäre und Milliardäre entstehen,
die dann auch gern in ausländische Unternehmen investieren.
Kapitalismus und Konfuzianismus scheinen nicht nur kompatibel zu sein, sondern sich auch positiv zu ergänzen. So hatte Yang
Guoqiang selbst noch als Bauer Reis anpflanzen müssen, bevor
er in den 1990er Jahren begann, ein Vermögen mit Bauprojekten
zu verdienen. Die Erfassung des neuen chinesischen Geldadels
ist schwierig, weil sich die Anzahl seiner Mitglieder so schnell
entwickelt. Nach Angaben des US-Magazins Forbes, das sich mit
dem Luxusleben der Superreichen beschäftigt, stieg die Anzahl
der chinesischen Dollar-Milliardäre von 15 im letzten Jahr auf
über 40 in diesem Jahr. So entwickelt sich mit China eine Macht,
die es sowohl wirtschaftlich als auch kulturell mit dem Westen
Seite 10
aufnehmen kann – nicht nur quantitativ mit über 1,3 Milliarden
Verbrauchern, sondern durchaus auch qualitativ.
Und gern wird der Chinese dann als Ursache für Probleme im
Westen genannt – sei es für den Abbau deutscher Arbeitsplätze
oder für den Anstieg des Milchpreises in Europa. Der Westen
läuft Gefahr, am alten Bild Chinas – eines durch und durch kommunistischen und berechenbaren Landes – festzuhalten. Daran
stört sich China nicht und sinisiert indessen die Welt.
Nach dem zweiten Fiasko beim Crashtest mit einem chinesischen Auto in Deutschland, als der ADAC dem BS6 von
Brilliance denkbar schlechte Noten verlieh, konzentrieren sich
die chinesischen Pkw-Hersteller nun auf die leicht zugänglichen
und weniger fordernden Märkte Lateinamerikas und Afrikas. Auf
diese Weise üben sie sich in Marketingstrategien und Geschäftsmodellen in einem fremden Umfeld. Fast nebenbei lässt es sich
dabei über Quotenregelungen für Textilien diskutieren und das
Land nutzt auch den Hinweis auf seine WTO-Mitgliedschaft
gern, sofern es im eigenen Interesse ist.
Sicher ist China längst noch nicht in der Lage, auf die Export­
erlöse aus dem Billigsegment zu verzichten, doch eine Beschränkung darauf ist nicht zu erkennen. Mit dem Märchen vergangener
Tage, dass die reichen Länder des Westens forschungsintensive Technologie produzieren, während die armen Länder die
Massenware liefern, wird dank Chinas Aufstieg grundsätzlich
aufgeräumt. Und dabei üben sich Chinesen in öffentlicher
Bescheidenheit und betonen, dass ihr Land noch immer eines der
ärmsten der Welt sei, wo ein großer Bevölkerungsanteil in absoluter Armut lebt. 2007 wird China sehr wahrscheinlich Deutschlands dritten Platz in der Weltökonomie einnehmen und bereits
jetzt hat das Land mit über 1,2 Billionen US-Dollar die höchsten
Devisenreserven der Welt. Chinas ausländische Direktinvestitionen (FDI) spielen mit einem Volumen von inzwischen 100
Milliarden US-Dollar einen wichtigen Part in der chinesischen
Wirtschaft: 450 der „Fortune 500“ haben in China investiert, 27
Prozent des BIP werden durch FDI erzielt, 5 Prozent der Steuereinnahmen stammen von FDI, 58 Prozent des Exportes werden
durch FDI getätigt, bei denen über 25 Millionen Chinesen in
Lohn und Brot stehen.
Kapitalismus und Konfuzianismus sind nicht nur kompatibel
sondern ergänzen sich sogar
Die undifferenzierte Betrachtung der chinesischen Ökonomie versäumt es aber, die Fakten ins Verhältnis zu setzen. So ist
Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwar nach Angaben des im
aktuell ASIA 12/2007
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Wirtschaft
China
Mai veröffentlichten CIA World Factbook auf dem zweiten Platz
gemessen an der Kaufkraftparität, doch die Pro-Kopf-Analyse
zeigt, dass sich das Land auf dem 110. Platz befindet. 2005 betrug
das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Chinesen 1.740
US-Dollar, knapp 4 Prozent dessen, was ein US-Bürger erhält.
Auf die Volksrepublik entfallen nur 5 Prozent des globalen Wirtschaftsvolumens, während die EU für 31,4 und die USA für 29,1
Prozent stehen.
China ist einer der einflussreichsten Akteure der globalen
Investmentbranche
Dennoch üben die Devisenreserven einen ungeheuren Druck
auf die chinesische Politik aus, zeigen sie doch zum einen, wie
unausgeglichen die Handelsbilanz des Reiches ist und zum
anderen, wie dringend eine Aufwertung der künstlich unterbewerteten Landeswährung Yuan vorangetrieben werden muss.
Wird der Yuan aber frei konvertibel und muss sich der Finanzspekulation stellen, werden die Billigwaren für den Export auf
dem Weltmarkt plötzlich teurer. Und das Phänomen der Finanzspekulation ist auch ideologisch der kommunistischen Führung
zuwider. Zwei Wege verfolgt die Regierung in diesem Zusammenhang. Zum einen sollen die Überschüsse genutzt werden,
um eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu gewährleisten
und ein tragfähiges Sozialsystem aufzubauen. Längst ist im
ideologisch klassenlosen kommunistischen China eine Zweiklassen-Gesellschaft entstanden – jene, die am Wirtschaftsboom
teilhaben und jene, die es nicht tun. Dies führt unweigerlich zu
sozialen Spannungen, wenn sich die Kluft zwischen Arm und
Reich erweitert. Die Gefahr wurde erkannt und nach über 20 Jahren Öffnungspolitik ist der Aufbau einer harmonischen Gesellschaft zum Kernelement der Politik geworden – fest verankert
in den Politikstatuten des 17. Parteikongresses. Chinas zweiter
Weg führt nach Übersee, wo es seine Devisen gewinnbringend
anlegen will. Mit der Gründung einer eigenen Investmentagentur
im Frühjahr ist Chinas Führung zu einem der einflussreichsten
Akteure der globalen Investmentbranche geworden. Denn Beijing beschloss, seine Agentur mit 200 Milliarden US-Dollar
aus den Fremdwährungsreserven von 1,33 Billionen Dollar
auszustatten. Wohl kein anderer staatlicher oder institutioneller
Anleger verfügt über solche Beträge. Dass die erste Investition
– nämlich in die US-amerikanische Investmentgesellschaft
Blackstone – ein lehrreicher Fehler war, mussten die Chinesen,
die mit drei Milliarden US-Dollar eingestiegen waren, seit dem
Börsengang am 21. Juni hinnehmen, nachdem die Aktie deutlich
Seite 12
an Wert verlor. Auch andere chinesische Finanzinstitutionen
interessieren sich zunehmend für Beteiligungen im Ausland. So
investierte die China Development Bank (CDB) 3,03 Milliarden
US-Dollar in das britische Traditionshaus Barclays. Die CDB
wurde dabei von Blackstone beraten. Doch die Grundsatzdiskussion über die Verwendung chinesischer Devisenreserven ist
damit keineswegs vom Tisch. Zunehmend fordern chinesische
Experten, die Reserven bei politischen Verhandlungen als Argument zu nutzen. Bisher sind etwa zwei Drittel des Geldes in
US-amerikanischen Staatsanleihen angelegt und finanzieren
damit indirekt das Haushaltsdefizit und den Irakkrieg von Präsident George W. Bush. Weniger wohlwollend verhält sich China
nun gegenüber der US-amerikanischen Außenpolitik im Iran,
von wo das ostasiatische Land 14 Prozent seiner Öllieferungen
bezieht. Das chinesische Dilemma: einerseits die USA nicht
verärgern und als verantwortlicher Teilnehmer an der Weltpolitik eine iranische Atommacht verhindern, andererseits die
Rohstofflieferungen nicht abbrechen lassen.
Chinas „Investmentagentur“ ist
mit 200 Milliarden US-Dollar
ausgestattet
Hoher Exportüberschuss und ansteigende Devisenreserven
sind in China gepaart mit wachsender sozialer Ungleichheit und
zunehmender Umweltbelastung. Inzwischen liegt das Land auf
den vorderen Rängen aller Volkswirtschaften und ist eine der
größten Handelsnationen – durch den Beitritt zur WTO hat sich
diese Entwicklung beschleunigt. Damit wächst Chinas Einfluss in
der Welt. Nur eine Umkehr der Globalisierung oder eine bedeutende innenpolitische Krise können Chinas Weg noch gefährden. Doch was, wenn eine solche Krise eintritt? Nach über zwei
Jahrzehnten ungebremsten Wachstums ist eine Krise durchaus
wahrscheinlich. Korruption, Energie- und Wassermangel, rasante
Stadtentwicklung und soziale Unausgewogenheit können in dem
kommunistischen Land das Potenzial entfachen, eine schwerwiegende Krise zu entfalten. Dieses Potenzial hat auch die chinesische Führung erkannt, die deutliche Schritte eingeleitet hat,
um die Krise zu vermeiden. Denn eine chinesische Instabilität
würde nicht nur chinaweit negative Folgen haben, sondern die
Weltwirtschaft insgesamt in eine tiefe Krise stürzen. Wenn China
hüstelt, krankt inzwischen die Weltökonomie.
Von Danny Stötzer in Shanghai
aktuell ASIA 12/2007
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Politik
China
Harmonisierung der
Gesellschaft
U
nangefochten und gestärkt konnte Hu Jintao als Generalsekretär der Kommunistischen Partei China (KPCh)
am 21. Oktober in Beijing den 17. Volkskongress beenden
und dabei sogar einen radikalen Politikwechsel forcieren.
In seiner zweiten fünfjährigen Amtsperiode, die mit dem
Ende des Kongresses begann, konzentriert sich Hu auf eine
Politik des harmonischen Ausgleichs.
Die Bestätigung dieses Politikwechsels zu mehr sozialem Ausgleich und einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung stellte Hu
zu dem einwöchigen Parteitag in den Mittelpunkt und konnte
sich doch im Vorfeld bereits sicher sein, dass die Parteigenossen seinem Kurs folgen werden. Denn zu sehr bedrängen die
sozialen Unterschiede, die Ressourcen- und Umweltpolitik
sowie die wirtschaftliche Entwicklung Chinas die Partei, als
dass sie hätten unbeachtet bleiben können. Doch nachdem sich
die Kommunisten in den vergangenen Jahren vor allem auf die
Entwicklung der Wirtschaft konzentriert hatten, werden nun
zunehmend auch soziale Fragen in den Mittelpunkt gerückt.
Die 2.217 Delegierten des Kongresses, der 86 Jahre nach der
Gründung der KPCh stattfand, verstanden aber auch die ambi-
Seite 14
valenten Signale zu weiteren politischen Reformen, die auf dem
Kongress ausgetauscht wurden. China hat in den vergangenen
drei Jahrzehnten eine Entwicklung vollzogen, die auch die
kommunistische Partei nicht unberührt lässt. War 1921 zur
Gründung noch das Ziel der Umsturz des Kapitalismus, so
können heute bereits Unternehmer Mitglied der Partei werden.
Doch nach den Jahren der wirtschaftlichen Entwicklung steht
China vor einer sozialen Herausforderung, die dringenden
Handlungsbedarf verursacht. Dies spüren auch die Kommunisten der KPCh – auch wenn der gesellschaftliche Wandel die
ideologische Basis der Partei gefährdet.
Keine leichten Aufgaben, denen sich Hu Jintao und die Parteiführung stellen. Deshalb hat der alle fünf Jahre stattfindende
Parteitag jene maßgebliche Rolle, denn die von ihm ausgesprochenen politischen Empfehlungen stellen die Orientierung der
Regierung dar. Gleichzeitig ist der Volkskongress der wichtigste
Schauplatz der Personalentscheidungen. Vor fünf Jahren wurde
dabei Generalsekretär Jiang Zemin von Hu Jintao abgelöst.
Doch 2007 schien ein Wechsel beim Amt des Generalsekretärs
schon im Vorfeld ausgeschlossen.
aktuell ASIA 12/2007
Illustration: Chen Ping Hung, Stefanie Steiger
Der 17. Volkskongress der KPCh
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Politik
China
Hu Jintao, 64 Jahre (bestätigt)
Wu Banguo, 66 Jahre (bestätigt)
Wen Jiabao, 65 Jahre (bestätigt)
1942 in Anhui Province geboren, studierte
Hu an der renommierten Qinghua-Universität in Beijing, wo er zum Wasserbauingenieur ausgebildet wurde. Er sammelte seine
politischen Erfahrungen in der der Gangsu
Province und der autonomen Provinz Tibet.
In den 1990er Jahren war er Präsident der
Parteihochschule in Beijing. Seit 1992 ist
er Mitglied des Ständigen Ausschusses
des Politbüros, seit 2002 Staatspräsident
und Generalsekretär der KPCh, seit 2004
auch Vorsitzender der Zentralen Militärkommission. In seiner ersten Amtszeit konzentrierte sich Hu auf ein ausgewogeneres
Wachstum und den Ausbau der sozialen
Sicherungssysteme.
Der 1941 in Anhui Province Geborene
ist Sprecher des Nationalen Volkskongresses. Er studierte Elektroingenieurwesen an der Beijinger Qinghua-Universität.
1991-1994 war Wu Parteisekretär in
Shanghai. Seit 1994 ist er Mitglied des
Politbüros, seit 2002 im Ständigen Ausschuss. 2003 zum Vorsitzenden des
Nationalen Volkskongresses gewählt und
damit die offizielle Nummer 2 in der Hierarchie der KPCh.
Der studierte Geologe und Ingenieurwissenschaftler wurde 1942 in Tianjin
geboren. Wen überstand den Sturz des
Mentors Zhao Ziyang, dem eine Unterstützung der Studentenbewegung 1989
vorgeworfen wurde. In den 1980er und
1990er Jahren war Wen Leiter des Büros
des Zentralkomitees. Seit 2002 ist er Mitglied des Ständigen Ausschusses des
Politbüros und Ministerpräsident.
Hauptaugenmerk gilt beim Volkskongress dem so genannten „Politischen Bericht“, eine Art Rechenschaftsbericht des
Zentralkomitees, den der Generalsekretär verliest. Umso
erstaunlicher ist es, dass bereits im Vorfeld Debatten über
Inhalte des Berichtes geführt wurden, die auch durchaus an
demokratische Diskussionen erinnern. So hatte der ehemalige
Vizepräsident der renommierten Pekinger Renmin-Universität, Xie Tao, in einem Artikel der Zeitschrift „Yanhuang
Chunqiu“ die Begrifflichkeit des „Demokratischen Sozialismus“ gefordert, die einen Sozialstaat wie in skandinavischen
Ländern vorsieht. Doch am schärfsten wurden in der Presse
im Vorfeld des 17. Parteitages die Fälle von Korruption kritisiert. Korruption sei dafür verantwortlich, dass sich Chinas Sozialgefüge in einer Schieflage befinde. Auch aus der
Parteihochschule wurden im Vorfeld des Volkskongresses
Stimmen laut, die nach den Jahrzehnten der Öffnungs- und
Reformpolitik eine Demokratisierung und Pluralisierung der
Politik forderten, denn es sei in den vergangenen Jahren auch
eine pluralistische Gesellschaft entstanden. Die notwendigen
Anpassungsschritte dazu ließ die Parteihochschule, die gleichzeitig wichtigster Think Tank der KPCh ist, offen.
Der gesellschaftliche Wandel
erreicht die Kommunistische
Partei Chinas
Doch hatten auch Reformkritiker öffentlich aufgerufen, dass
sich die Partei wieder auf ihre Wurzeln besinnen soll und vor
allem die Reformpolitik ideologisch kritisiert. Dabei verwies
beispielsweise der pensionierte Leiter des staatlichen Statistikbüros, Li Chengrui, auf die kommunistische Partei in Russland
und warnte vor einem ähnlichen Schicksal.
Seite 16
Diese Auseinandersetzungen im Vorfeld machen vor allem
eines klar: der gesellschaftliche Wandel erreicht auch die Kommunistische Partei Chinas. Von Nachwuchssorgen befreit – mit
über 13 Millionen neuen Mitgliedern in den vergangenen fünf
Jahren und einer Gesamtmitgliederzahl von über 73 Millionen muss sich die Partei jedoch vor allem den Motiven des
Beitritts stellen. Längst stellt das Parteibuch häufig die Möglichkeit zur Karriere in einem der staatlichen Unternehmen
oder Administration dar und verliert damit die ideologische
Basis. Die traditionelle Basis der Partei, Arbeiter und Bauern,
stellt inzwischen lediglich etwa die Hälfte der Mitglieder,
während die Unternehmer mit 134.000 Parteimitgliedern zu
einer schnell wachsenden Größe geworden sind. Dieser Spagat
kann, so einige Kritiker, zu einer Lähmung oder gar Spaltung
der Partei führen.
Aufbau einer „sozialistischen
Demokratie“ – allerdings in
geordneter Form
Hu Jintao konzentrierte sich auf eine Art innerparteilicher
Demokratisierung, wobei Transparenz, Dialog und verstärkter
Wettbewerb bei der Vergabe von Spitzenämtern als Mittel dienen. Mit den Auseinandersetzungen im Vorfeld war es wenig
überraschend, dass die innerparteiliche Transformation zu einem
Kernthema des politischen Berichtes wurde. Doch erstaunte
es sehr, dass Hu gleich mehrfach den Begriff der Demokratie
verwendete. „Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen“, so Hu, „müssen von politischen Reformen begleitet
werden.“ Zum Aufbau einer „sozialistischen Demokratie“ müssen die Möglichkeiten der Partizipation weiter ausgebaut werden
– allerdings in geordneter Form. Hu kündigte den verstärkten
aktuell ASIA 12/2007
Politik
China
Jia Qinglin, 67 Jahre (bestätigt) Li Changchun, 63 Jahre (best.)
Xi Jinping, 53 Jahre (neu)
1940 in Hebei Province geboren studierte Jia Ingenieurwesen und gilt als
einer der engsten Verbündeten von Jiang
Zemin. In den 90er Jahren war er in der
Fujian Province und auch in Beijing tätig.
Von 1996 bis1999 war er Bürgermeister von Beijing. Seit 1999 ist er Mitglied
des Politbüros, seit 2002 im Ständigen
Ausschuss. Er ist der Koordinator der Taiwanpolitik innerhalb der Parteiführung.
Seit 2003 Vorsitzender der Politischen
Konsultativkonferenz. Dieses Amt wird
er weiterführen.
In Shaanxi Province 1953 geboren, ist
er der Sohn eines einflussreichen Revolutionsveterans. Er studierte zunächst
chemische Verfahrenstechnik und promovierte danach zum Doktor des Rechts
im Rahmen eines Postgraduiertenprogramms an der Qinghua-Universität in
Beijing. Seit 1993 war Xi in den Provinzen
Fujian und Zhejiang tätig. Im März 2007
wurde er zum Parteisekretär von Shanghai ernannt. Ihm werden große Chancen
als Nachfolger Hu Jintaos eingeräumt.
Geboren in Liaoning Province studierte
er Elektroingenieurwesen am Harbin
Institute for Technology. Vor seiner politischen Karriere arbeitete er in den 1960er
und 1970er Jahren als Elektroingenieur.
1987 wurde er zum Provinzgouverneur
von Liaoning ernannt. In den 90er Jahren war er Parteisekretär in Henan und
in Guangdong. Seit 1998 ist er Mitglied
des Politbüros, seit 2002 Mitglied des
Ständigen Ausschusses. Dort ist er für
die Öffentlichkeits- und die ideologische
Arbeit zuständig.
Ausbau des Rechtsstaates und weitreichende institutionelle Veränderungen an. So solle das Politbüro künftig regelmäßig dem
Zentralkomitee über seine Arbeit Rechenschaft ablegen. Auch
auf lokaler Ebene sollen ähnliche Kontrollmechanismen initiiert
werden. Und lokale Parteiführungen sollen künftig vermehrt
direkt gewählt werden können. Unmissverständlich war jedoch,
aktuell ASIA 12/2007
dass China kein politisches System westlichen Musters anstrebe
und die Reformen die Führungsrolle der Kommunistischen Partei
nicht in Frage stellt. China werde weiterhin den Weg der „innerparteilichen Demokratie“ gehen.
Angesichts der zunehmenden sozialen Spannungen innerhalb Chinas setzt die KPCh ihren Fokus auf eine Harmonisie-
Seite 17
Politik
China
Li Keqiang, 52 Jahre (neu)
He Guoqiang, 63 Jahre (neu)
Zhou Yongkang, 64 Jahre (neu)
Li gilt als Zögling Hu Jintaos und wird
seit geraumer Zeit als dessen Nachfolger
gehandelt. Li ist Absolvent der Eliteuniversität Beijing und ehemaliger Parteisekretär
des Kommunistischen Jugendverbandes.
Lis schneller Parteiaufstieg führte dazu,
dass er das jüngste Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros ist.
Von 1998 bis 2004 war er Parteisekretär
in Henan Province. Seit Dezember 2004
ist er Parteichef der Liaoning Province.
Seit 2002 ist der in der Hunan Province
geborene He Mitglied des Politbüros. Er
studierte Ingenieurwissenschaften am
Beijing Institute of Chemical Engineering.
Er diente insgesamt drei Jahre als Parteisekretär in Chongqing. 2002 wurde er
zum Vorsitzenden der Organisationsabteilung des Zentralkomitees ernannt.
In Wuxi, Guangsu Provinz, geboren studierte Zhou Ingenieurwesen am Beijing
Petroleum Institute. Er arbeitete in den
1960er und 1970er Jahren im Ölsektor,
ab 1996 war er als Generalmanager der
China National Petroleum Corporation
tätig, bis er 2002 zum Mitglied im Ständigen Ausschuss des Politbüros gewählt
wurde. Zurzeit ist er Minister für Öffentliche Sicherheit.
rung der Gesellschaft. Seit Amtsantritt Hus als Generalsekretär
setzt die politische Führung deshalb auf einen Ausgleich, was
zu Steuerentlastungen für Bauern und dem gezielten Aufbau
von sozialen Sicherungssystemen führte. Ein weiteres Ziel ist,
Kindern aus sozial benachteiligten Familien und Migrantenkindern die gleiche Bildung wie anderen Kindern zukommen
zu lassen. Gleichzeitig wurde die weitere wirtschaftliche
Entwicklung Westchinas, Nord- und Nordostchinas vorangetrieben. Auf dem Volkskongress wurde jedoch der Mensch
selbst in den Fokus gesetzt. Mit Ausgleichsprogrammen und
einer Hinwendung auf eine nachhaltige Entwicklung sollen
die sozialen Unterschiede abgemildert werden. Bis 2020 soll
eine flächendeckende medizinische Grundversorgung gewährleistet und jedem Chinesen ein geregeltes Gesundheitssystem
geboten werden. Vor allem die Anstrengungen im Umweltschutz und die Steigerung der Effizienz im Energieverbrauch
sollen ausgebaut werden. So unterstrich Hu noch einmal die
Nachhaltigkeit der Entwicklung und die Verantwortung der
prosperierenden Provinzen: „Wir können nicht länger das
Wirtschaftswachstum durch steigende Investitionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und die exzessive Okkupierung
von Ackerland vorantreiben. Der alte Weg kann nicht länger
„Der alte Weg kann nicht
länger beschritten werden.“
beschritten werden.“ Mit der Verankerung des Konzepts der
„Wissenschaftlichen Entwicklung“, das neben der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung auch den sozialen Ausgleich
beinhaltet, in das Parteistatut wird diese Politik mit dem 17.
Volkskongress nun neben Dengs „Sozialismus mit chinesischen Charakteristika“ und Jiangs Theorie der „Drei Ver-
Seite 18
tretungen“ zu einer offiziellen politischen Leitlinie. Ebenfalls
gestärkt sollen die Privatisierung der Wirtschaft und die Fortsetzung der wirtschaftspolitischen Reformen werden.
Im Zentralkomitee sind jetzt
etwa 30 Prozent der Mitglieder
jünger als 58 Jahre
Neben den grundsätzlichen politischen Entscheidungen ist
der Volkskongress ein Stimmungsbarometer der politischen
Einflussnahme. Personalentscheidungen spielen gewöhnlich
eine herausgehobene Rolle beim Parteitag. Nachdem Hu vor
fünf Jahren das Amt des Generalsekretärs übernahm und sich
der Bekämpfung von Korruption widmete, zeigen die personellen Entwicklungen, welche Richtung Hu einschlägt. So
wurde der Shanghaier Parteisekretär Chen Liangyu, der als
enger Vertrauter Jiang Zemins galt, von allen seinen politischen
Ämtern befreit, nachdem ein Korruptionsfall gegen ihn im
vergangenen Jahr bekannt wurde. Chen war Mitglied der so
genannten „Shanghai Clique“, die in der Führung für eine Politik des kompromisslosen Wirtschaftswachstums steht. Mit dem
Tod des Politbüromitglieds Huang Ju im Sommer dieses Jahres
sind damit gleich zwei Mitglieder der „Shanghai Clique“ aus
dem politischen Umfeld Hu Jintaos verschwunden. Bereits vor
dem Parteitag trat überraschend Finanzminister Jin Renqing
von seinem Amt zurück. Zahlreiche Wechsel in politischen
Schlüsselfunktionen ermöglichten es Hu bereits im Vorfeld,
seine Machtposition zu festigen, indem er die Positionen mit
treuen Gefolgsleuten, vor allem aus den Reihen der Nachwuchspolitiker, besetzte. So war die Wiederwahl des Generalsekretärs auf dem 17. Volkskongress von Anfang an unbestritten
und auch die Wiederwahl des Ministerpräsidenten Wen Jiabao
aktuell ASIA 12/2007
Wirtschaft
China
galt als ungefährdet. Auch die „Neuwahl“ einiger Mitglieder
war bereits vor Eröffnung des Kongresses beschlossen. Viel
interessanter war jedoch zum Kongress, welche Anzeichen für
einen möglichen Nachfolger Hus gesetzt werden. Vermutlich
nach Beendigung seiner zweiten Amtszeit im Jahre 2012 wird
Hu das Amt des Generalsekretärs zur Verfügung stellen. Bisher galt vor allem der Parteisekretär der Provinz Liaoning, Li
Keqiang, als aussichtsreichster Kandidat um Hus Nachfolge.
Durch die Neubesetzung des Shanghaier Parteisekretärs mit Xi
Jinping hat Li aber scharfe Konkurrenz erhalten. Xi ist Sohn
eines einflussreichen Revolutionsveteranen und gehört in die
Riege der so genannten Prinzlinge.
Eine Politikergeneration tritt in
den Vordergrund, die in ihrer
Jugend von den Wirren der
Kulturrevolution geprägt wurde
allem von den Wirren der Kulturrevolution geprägt wurde.
Nur schlecht ausgebildet, da die Schulen und Universitäten
geschlossen wurden, prägt diese Generation eine andere Sozialisierung und Weltanschauung. Nach dem 18. Parteitag 2012
wird diese Generation wohl die Führung der Partei vollends
übernehmen.
Auch außenpolitische Fragen wurden auf dem Volkskongress vor den Delegierten angesprochen. So bot Hu der abtrünnigen Inselprovinz Taiwan Kompromisse an, wenn sie das
„Ein-China-Prinzip“ offiziell anerkenne. Die Bestrebungen zur
UN-Mitgliedschaft Taiwans wurden nicht thematisiert. Allgemeines außenpolitisches Ziel sei die Freundschaft und Kooperation mit anderen Ländern. Dennoch solle das Militär in den
kommenden fünf Jahren grundlegend modernisiert werden.
Von Nick Burg
Insgesamt hat eine starke Verjüngung der Parteiführung
stattgefunden. So sind im Zentralkomitee etwa 30 Prozent der
Mitglieder jünger als 58 Jahre und damit nach der Gründung
der Volksrepublik geboren. Mit der Verjüngung tritt eine Politikergeneration in den Vordergrund, die in ihrer Jugend vor
Multi
500 – 15,000kN
Dragon
500 – 2,500kN
EL-EXIS S
1,000 – 7,000kN
Seite 20
aktuell ASIA 12/2007
Wirtschaft
China
Lobbyismus und Guanxi
Interessendurchsetzung in China
A
usländische Unternehmen sind in China mit einem komplexen politischen System konfrontiert, welches anders
arbeitet, als es westliche Manager von ihren Heimatländern
her kennen. Hinzu kommt die Schwierigkeit, auf kulturelle
Aspekte einzugehen, die im Umgang mit Mitgliedern des
politischen Systems eine Rolle spielen. Eine erfolgreiche Interessendurchsetzung ist daher nur möglich, wenn das System
und das Verhalten seiner Mitglieder verstanden werden.
Unter Lobbyismus kann der Versuch der Beeinflussung von politischen Entscheidungsträgern durch Dritte verstanden werden.
Der Name Lobbyismus leitet sich vom englischen Wort „lobby”
ab, der Wandelhalle im britischen und amerikanischen Parlament. Metaphorisch bedeutet Lobbyismus also eine Tätigkeit
im Vorfeld der eigentlichen politischen Entscheidungssphäre.
Die Einflussnahme kann durch informelle Gespräche zwischen
politischen Amtsträgern und Lobbyisten bis zur Einreichung von
wissenschaftlichen Gutachten, Statistiken und ausformulierten
Gesetzentwürfen erfolgen. Umgekehrt sind die Entscheidungsgremien ihrerseits auf den Zufluss von Informationen und das
Bereitstellen von Wissen angewiesen.
Guanxi (Beziehungen) ist ein
in sich komplexes Konzept
und ein wichtiger Teil der
chinesischen Alltagskultur
Die Ziele des Lobbying können dabei grob in zwei Bereiche
eingeteilt werden. Zum einen existiert der Bereich des
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aktuell ASIA 12/2007
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Seite 21
China
Für westliche
Unternehmen stellt
sich die Aufgabe,
Kontakte zu politischen
Entscheidungsträgern
aufzubauen, entweder
über chinesische Mitarbeiter oder aber direkt
durch westliche Manager,
die mit der chinesischen
Kultur vertraut sind.
­Beschaffungslobbyismus,
also das Beschaffen von
öffentlichen Aufträgen
für ein Unternehmen. Auf
der anderen Seite steht
der Gesetzeslobbyismus,
also die Einflussnahme
auf Gesetzgebung und
politische Arbeit durch
Unternehmen, Kammern
oder Verbände. Das Lobbying westlicher Unternehmen in China ist dabei mit
einem politischen System konfrontiert, dem
die Transparenz und die
Entscheidungsprozesse
westlicher Systeme fehlen. China ist heute eine
sozialistische Marktwirtschaft, und was aus westlicher Sicht befremdlich
klingen mag, ist bei
genauerer Betrachtung eine sehr treffende Bezeichnung.
Chinas Wirtschaft arbeitet heute zwar nach marktwirtschaftlichen Regeln – dies wird jedem Besucher Chinas schnell
bewusst. Hierzu reicht schon der Besuch des Geschäftsviertels einer beliebigen chinesischen Stadt mit ihren fertigen und
oft noch im Bau befindlichen Bürogebäuden. Die chinesische
Seite 22
Reformpolitik hatte jedoch das Ziel,
die Wirtschaft, das Bildungssystem
und das Militär des Landes zu modernisieren, nicht aber das politische System zu
reformieren. Dieses ist nach wie vor durch eine
Einparteienherrschaft der Kommunistischen Partei
Chinas gekennzeichnet, die wiederum auf alle Bereiche
des politischen und administrativen Apparates einen direkten
Einfluss ausübt.
Das politische System zeichnet sich jedoch nicht durch eine
absolute Homogenität und reibungslose Top-Bottom-Entscheidungen aus. Es wurde vielmehr wie in anderen kommunistischen
Staaten seit der Gründung der Volksrepublik China von einem
Parteiapparat geprägt, der durch Parallelstrukturen auf alle staatlichen Organisationen Einfluss ausübt. Dieses geschieht seit
Beginn der Reformpolitik Ende der siebziger Jahre zunehmend
dezentralisiert. Hinzu kam das Entstehen von Organisationen
und Instituten, die dem politischen Apparat beratend zuarbeiten. Infrastrukturprojekte etwa müssen – genau wie im Westen
– zahlreiche Machbarkeitsprüfungen auf lokaler, Provinz- und
Zentralebene durchlaufen, bevor es zu einer politischen Entscheidung kommen kann.
Haben die westliche
Lobbyingmethoden Erfolg?
Das Entstehen von unzähligen Gesetzen und Verordnungen
zur Regulierung der neu entstehenden Privatwirtschaft bei gleichzeitiger Unabhängigkeit der Privatunternehmen von politischer
Leitung hatte außerdem zur Folge, dass Privatunternehmen damit
begannen, selber auf den politischen Apparat Einfluss zu nehmen,
um politisches Handeln in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dieser
Wandel stellt eine signifikante Änderung für Chinas politisches
System da. Anders als in einer Planwirtschaft, in der Lobbying durch Staatsunternehmen sich vorrangig um eine bessere
Ressourcenzuteilung und realistische Planziele bemüht, findet
heute auch eine Beeinflussung des politischen Apparates durch
Unternehmen statt, über die der Staat keine direkte Kontrolle
hat. Hier stellt sich die Frage, ob westliche Unternehmen mit
ihren konventionellen Lobbyingmethoden Erfolg haben können,
oder ob es in China Unterschiede in der Ansprache politischer
Amtsträger gibt.
aktuell ASIA 12/2007
Foto: Simon Krzic
Wirtschaft
China
Foto: Gautier Willaume
Wirtschaft
Lobbying im Westen ist stark institutionalisiert. Hier werden
Interessen von Unternehmen und Verbänden durch Unternehmens- oder Verbandslobbyisten weitergegeben, die über
die entsprechenden Kontakte verfügen. Es ist jedoch die
Interaktion zwischen einem Interessenvertreter und einem
politischen Amtsträger. In China hingegen erwachsen persönliche Kontakte aus einer wesentlich engeren Beziehung,
als wir dies aus dem Westen kennen. Insofern bedarf Lobbying
auch eines Lobbyisten, der einen persönlichen Kontakt mit allen
seinen Implikationen herstellen und diesen auch aufrecht erhalten
kann, und der gleichzeitig in der Lage ist, die Interessen seines
Auftraggebers zu vermitteln.
Beziehungen bieten weiterhin
Sicherheit
Anders als im Westen erhalten Beziehungen in China – oder
Guanxi, wie diese oft genannt werden – dabei einen wesentlich
größeren Stellenwert. Guanxi ist ein in sich komplexes Konzept und ein wichtiger Teil der chinesischen Alltagskultur. Die
Gründe für den hohen Stellenwert von Guanxi liegen zum einen
an der in China über lange Zeit fehlenden Rechtssicherheit, weshalb Beziehungen dort unabdingbar werden, wo auf offiziellem
aktuell ASIA 12/2007
Weg das Ziel nicht
erreicht werden kann.
Beziehungen bieten weiterhin Sicherheit in einer Kultur,
die durch gegenseitiges Misstrauen gekennzeichnet ist. So
definiert der Konfuzianismus
zwar die Beziehungen innerhalb der Familie sowie zu
Bekannten und Freunden,
jedoch nicht zu Fremden.
Insofern bestehen hier für
das menschliche Handeln
auch keinerlei moralische
Seite 23
Wirtschaft
China
Verpflichtungen, wie wir es etwa vom Konzept der christlichen
Nächstenliebe kennen. Der Aufbau von Beziehungen ist damit
notwendig, um überhaupt erst eine vertrauensvolle Basis zu
schaffen und Misstrauen abzubauen.
Beziehungen basieren oft auf einer Gemeinsamkeit (etwa
dem gleichen Herkunftsort, gleichen Interessen, einem ähnlichen Werdegang) und – was sehr wichtig ist – auf wirklicher
Sympathie und gegenseitiger Fürsorge, wobei dies je nach Enge
der Beziehung variieren kann. Gefälligkeiten, die innerhalb des
Guanxi existieren können, bilden eine Verpflichtung, die bindend
ist und auch über längere Zeit nicht an Wert verliert. Gefälligkeiten nicht zu erwidern, würde als unmoralisch angesehen.
Dieser grundlegende Unterschied zwischen westlichen und chinesischen Beziehungen macht deutlich, dass Lobbying in China
eine wesentlich stärkere persönliche Komponente hat. Das macht
Lobbying komplexer, da der Lobbyist nicht austauschbar ist.
Guanxi ist untrennbar verbunden mit dem Interessenvertreter,
der seine Kontakte dem Unternehmen zur Verfügung stellt. Wenn
er das Unternehmen verlässt, verliert das Unternehmen nicht nur
einen Mitarbeiter, sondern auch dessen Kontakte.
Guanxi ist kein Allheilmittel
Natürlich existiert Lobbying auch in China auf einer rein
institutionalisierten Ebene, etwa durch die ausländischen Handelskammern, die die Interessen der europäischen und amerikanischen Wirtschaft gegenüber der chinesischen Regierung
artikulieren und die Gesetzgebung mit ihrer Expertise unterstützen. Für ausländische Untenehmen hingegen ist es sehr wichtig,
die Mechanismen des Lobbying in China zu verstehen und die
richtigen Instrumente aufzubauen, um ihre Partikularinteressen
durchsetzen zu können.
Guanxi ist allerdings kein Allheilmittel, auch wenn viele
Chinesen es gerne als solches verkaufen. Der Einsatz eines Lobbyisten mag notwendig sein, um in einer Stadt in Zentral- oder
Westchina nicht unnötig lange auf Genehmigungen zu warten.
Auf der anderen Seite werden Guanxi dort obsolet, wo eine
moderne Verwaltung transparent arbeitet. Wer beispielsweise in
Shanghai eine Genehmigung der Stadtverwaltung benötigt, kann
sich den Mittelsmann sparen. Hier besteht immer die Gefahr,
dass Guanxi von chinesischer Seite als absolut notwendig dargestellt wird, auch wenn der Einsatz eines Mittelsmanns eher im
persönlichen Interesse liegt. Außerdem stellt sich die Frage, ob
Seite 24
die richtige Person, also der Entscheidungsträger, angesprochen
wird. Auch hier sollten sich ausländische Manager davor hüten,
sich blind auf angeblich so gute Kontakte eines Mittelsmannes
zu verlassen und möglicherweise die Kontaktpflege auch noch
mit Geld zu unterstützen. Nicht nur, dass hier eine strafrechtliche
Grenze überschritten werden könnte. Auch wäre es nicht unwahrscheinlich, dass der erhoffte Return on Investment ausbleibt.
Und letzten Endes löst Guanxi nicht alle Probleme, auch dieses
eine Behauptung, die in China gerne aufgestellt wird. Das gilt
speziell dort, wo unterschiedliche Stellen zustimmen müssen,
oder bei einem öffentlichen Auftrag, der signifikante Kosten
nach sich zieht.
Für westliche Unternehmen stellt sich daher die Aufgabe,
Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern aufzubauen,
entweder über chinesische Mitarbeiter oder aber direkt durch
westliche Manager, die mit der chinesischen Kultur vertraut
sind und sich in einem chinesischen Umfeld sicher bewegen
können. Darüber hinaus sollten sie gegenüber dem politischen
Apparat vermitteln können, weshalb ihre Interessen wichtig sind.
Ein Beispiel hierfür ist lokale Wirtschaftspolitik, die bestimmte
Industrien zu fördern versucht und der daher am Erfolg der
Unternehmen gelegen ist. Eine prosperierende Wirtschaft ist
dabei nicht nur im Interesse der jeweiligen Region, sondern wirft
auch ein gutes Licht auf die dortigen Entscheidungsträger und
fördert deren eigene Karriere.
Sich in China aus einer Masse von Wettbewerbern herauszuheben und in einem stark staatlich gesteuerten Umfeld und einem
hochkomplexen System einen maximalen Nutzen für das Unternehmen zu erreichen, stellt somit hohe Anforderungen an die
Unternehmenskommunikation. Unternehmen müssen genau über
die Strukturen und Interessen innerhalb des politischen Apparats
informiert sein und erst dann gezielt für ihre Interessen werben.
Dieses wiederum setzt qualifizierte Mitarbeiter voraus, die auf
der Grundlage eines professionell aufgebauten Kommunikationssystems bei politischen Entscheidungsträgern für Vertrauen
in das Unternehmen, seine Produkte und Mitarbeiter werben.
Von Nils van Doorn. Er ist Diplom Regionalwissenschaftler (China)
und verfügt über langjährige Chinaerfahrung aus seiner Arbeit für
Ericsson und ThyssenKrupp.
aktuell ASIA 12/2007
Wirtschaft
China
China und die WTO
M
ade in China“ – bis vor wenigen Jahren war das ein Garant
für schlecht verarbeitete Imitationen westlicher Markenerzeugnisse oder Billigproduktionen. Inzwischen scheint sich
China jedoch zu einem der beliebtesten Produktionsmärkte der
Welt gemausert zu haben, und selbst feine und teure Marken
werden in der Volksrepublik hergestellt. Kaum ein europäischer
Kunde kann sich noch Produkten aus China entziehen, da nicht
nur Textilien, sondern auch immer mehr elektronische oder
mechanische Waren aus dem Reich der Mitte die Auslagen der
Kaufhäuser in Europa zieren. Doch was steckt hinter diesem
Trend? Wie ist es China möglich, den europäischen Markt mit
solcher Warenvielfalt zu überschwemmen?
Ein wesentlicher Teil der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas lässt
sich durch den Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) erklären.
Die Mitgliedschaft der Volksrepublik jährt sich am 11. Dezember
2007 zum fünften Mal. Durch den Beitritt verpflichtete sich China,
die eigene Gesetzgebung zu überarbeiten, Zölle abzubauen und die
Beschränkungen für ausländische Firmen zu lockern, um damit die
internationale Zusammenarbeit zu unterstützen.
Doch die Beziehung zwischen der Volksrepublik und der WTO ist
von Unstimmigkeiten geprägt. So beläuft sich die Zahl der Anti-Dumping-Klagen gegen China laut WTO auf 356. Dies macht ein Siebtel
aller Klagen aus und demonstriert, welche Macht das chinesische
Produktionssystem mit seinen Subventionierungsmöglichkeiten
ausübt. Auch Handelshemmnisse und die Nichtanerkennung als
vollwertige Marktwirtschaft seitens der EU im Jahre 2004 beeinträchtigen das Verhältnis zur Welthandelsorganisation. China befindet sich
in einem Zwiespalt, in dem zwischen Abbau der Handelsbarrieren
für ausländische Unternehmen, deren Gleichstellung mit nationalen
Unternehmen und Schutz der eigenen Wirtschaft abgewogen werden
muss. Es stellt sich die Frage, inwiefern sechs Jahre nach dem WTOBeitritt Veränderungen in den einzelnen Branchen zu spüren sind.
Insbesondere der Handels- und Bankensektor, die Versicherungsbranche und der Fremdenverkehrsbereich erwarteten viele positive
Seite 26
Entwicklungen durch Chinas WTO-Mitgliedschaft und können eine
erste Bilanz ziehen. Bezüglich des Handels mit China ist eine Entwicklung nach dem WTO-Beitritt deutlich spürbar. So haben die
WTO-Grundsätze zu positiven Veränderungen im chinesischen Zollsystem geführt. Die durchschnittlichen Einfuhrzölle fielen 2005 laut
WTO-Angaben von 15,6 auf 9,7 Prozent und wurden sogar schneller
abgebaut, als mit der WTO vereinbart. Die Veränderungen hatten zur
Folge, dass es zu einem schnellen Anwachsen des Imports sowie des
Exporthandels und eines Zustroms an direkten Auslandsinvestitionen
gekommen ist.
Der Gesamtwert von Im- und Export hatte sich laut WTO-Angaben
im Jahre 2001 noch auf 509 Milliarden US-Dollar belaufen und stieg
bis 2005 auf 1.422 Milliarden US-Dollar. Während tarifäre Handelshemmnisse seitens der Regierung somit weitestgehend abgeschafft
wurden, nimmt die Bedeutung der nicht-tarifären Handelshemmnisse,
wie Normenbestimmungen und Importquoten, zu. Zwar wurden auch
hier einige Veränderungen umgesetzt, jedoch existieren weiterhin
diverse Einschränkungen in Form von Vorgaben, die den Handel
behindern und internationale Unternehmen diskriminieren. Insbesondere komplizierte Zertifizierungsverordnungen erschweren den
Handel mit China und bedürfen einer weiteren Überarbeitung. Laut
einer Studie der deutschen Auslandshandelskammer Shanghai wird
die wachsende Rolle der nicht-tarifären Handelshemmnisse von deutschen Unternehmen in China als fünftgrößtes Problem angesehen.
Auch der schlechte Informationsfluss über neue Verordnungen,
Lokalisierungsvorschriften, Lizenzbedingungen und die ungleichmäßige Behandlung einzelner Fälle sind laut Bernd Reitmeier, dem stellvertretenden Geschäftsführer der deutschen Auslandshandelskammer
Shanghai, eine große Hürde, mit der deutsche Unternehmen in China
zu kämpfen haben. „Die WTO-Vereinbarungen wurden zwar eingehalten, wer aber die chinesische Geschäftskultur kennt, hätte merken
müssen, dass die Regularien zu vage waren und Hintertüren offen
gelassen wurden“, so Reitmeier. Insbesondere die Protektion unterentwickelter chinesischer Branchen durch die Regierung gehe auf
Kosten der Öffnung des Landes. Sektoren, in denen das chinesische
Know-how noch nicht mit dem in anderen Ländern vergleichbar
ist, sollen vor ausländischer Konkurrenz geschützt werden, um so
langsam in die Wettbewerbsfähigkeit hineinzuwachsen.
Ganz ähnlich verhält es sich im Tourismussektor. Die Neuregelungen des angestrebten internationalen Reisegeschäfts bezogen sich
in Abstimmung mit der WTO auf den Einreise- und Inlandstourismus,
da ein reger Ausreiseverkehr von vornherein nicht im Interesse der
chinesischen Regierung lag und liegt. Eine umgesetzte Neuerung
besteht darin, dass ausländische Reise­unternehmen sich nach dem
WTO-Beitritt in Form von Mehrheitsbeteiligungen an Joint Ventures
auf dem Markt engagieren können; rein internationale Firmen haben
jedoch bisher keinen Zugang zu einer Lizenz. So verbirgt Martin Botz
von der Reiseberatung „The Last Frontiers“ auf die Frage, was sich
nach dem WTO-Beitritt Chinas innerhalb des Fremdenverkehrs getan
habe, kaum seine Enttäuschung. Zwar sei der Fremdenverkehrsmarkt
aktuell ASIA 12/2007
Foto: Michele Perbellini
Eine Bestandsaufnahme nach sechs Jahren
Wirtschaft
vor sieben Jahren auch für Chinesen nur beschränkt zugänglich gewesen, jedoch gab es nach dem Beitritt der Volksrepublik bislang nur für
einheimische Unternehmen positive Veränderungen.
Lizenzen für rein ausländische Unternehmen werden bislang
noch nicht vergeben. Selbst wenn ein internationales Unternehmen
eine Lizenz bekäme, unterläge es laut Sigrid Seel von „The Last
Frontiers“ Sonderbestimmungen und Bedingungen, die das Geschäft
stark einschränken würden. So ist neben der Reisebürolizenz auch
eine Flugbuchungslizenz nötig, welche ausschließlich an einheimische Unternehmen vergeben wird. Ausländische Reiseunternehmen
sind somit stets auf einen chinesischen Partner angewiesen. Aussagen
des Direktors des chinesischen staatlichen Tourismusamtes, Shao
Qiwei, gegenüber der China Daily, denen zufolge internationale
Reiseunternehmen bereits ab 1. Juli 2007 ohne Beschränkungen auf
dem chinesischen Markt agieren könnten, seien somit nicht in die
Praxis umgesetzt worden. Auch der Umsetzung der Marktöffnung
im Bereich Fremdenverkehr bis zur von der WTO gesetzten Frist,
dem 11. November 2007, sehe man wenig optimistisch entgegen, da
die versprochene Öffnung ohne eine klare gesetzliche Verankerung
nicht anwendbar sein werde.
Mit den Olympischen Spielen 2008 und der Expo 2010 in Shanghai stehen gerade im Tourismusbereich Großereignisse ersten Ranges
an, bei denen allerdings die Tür für ausländische Agenturen und
deren Service nahezu vollständig verschlossen bleibt. Bisher zeigt
der Fremdenverkehrssektor also kaum positive Veränderungen, vom
Abbau der Barrieren und von Transparenz kann keine Rede sein.
Anders stellt sich die Situation im Bankensektor dar. Nach einer
mit der WTO vereinbarten Übergangsfrist von fünf Jahren kann
durchaus von einer Liberalisierung des Marktes gesprochen werden.
Seit Dezember 2006 ist es für ausländische Banken in China möglich, neben den bereits erlaubten Lizenzen zusätzlich eine Lizenz für
RMB-Geschäfte mit chinesischen Privatpersonen zu beantragen.
Hierzu müssen sich die Banken allerdings zunächst als Tochtergesellschaften in China mit einem Mindestkapital von einer Milliarde
Yuan registrieren lassen.
Auch die Verflechtungen zwischen chinesischen und ausländischen Unternehmen sind laut Marcus Wassmuth, Chief Represen-
China
tative der Landesbank Baden-Württemberg, durch den Beitritt Chinas
zur WTO und die damit verbundenen Veränderungen enger geworden. Gleichzeitig werde aber der Wettbewerb untereinander gestärkt,
was wiederum der Entwicklung des chinesischen Bankenwesens
nütze. Zurzeit gibt es etwa 70 ausländische Banken mit operativen
Einheiten in China, jedoch kann noch keine in den Dimensionen der
großen chinesischen Banken agieren.
Die Regularien waren zu vage
und Hintertüren wurden offen
gelassen
Den Vereinbarungen mit der WTO im Bankenwesen wurde
somit nachgekommen, dennoch gibt es Regelungen, die sowohl für
einheimische als auch für ausländische Banken gelten, dabei aber
eher ausländische Banken treffen, so dass, laut Marcus Wassmuth,
viele Banker das Gefühl haben, es sei heute schwieriger als vor dem
WTO-Beitritt. Die RMB-Lizenzbeschaffung sei eine problematische Einstiegshürde, da die Banken nach Erteilung der Geschäftslizenz drei Jahre warten und mindestens zwei Jahre hintereinander
Gewinn machen müssten. Dann dauere es erneut etwa ein Jahr bis die
Lizenzen erteilt seien und die Bank Geschäfte in der Landeswährung
beginnen könne. Es gebe somit Schutzmechanismen für chinesische
Banken, die den fairen Wettbewerb noch einschränkten.
Ähnlich stellt sich die Situation in der Versicherungsbranche
dar. Vor 2001 waren nur wenige Städte für ausländische Versicherer
zugänglich, seit 2005 können sie landesweit im Bereich der Lebens-,
Kranken- und Rentenversicherung tätig werden. Während die Lebensversicherer nach wie vor nur über Joint Ventures agieren dürfen, durften Sachversicherer nur in Form von Niederlassungen arbeiten, die
jetzt auch in Tochtergesellschaften umgewandelt werden können.
Sowohl diese Tochtergesellschaften als auch die Joint-Venture-Gesellschaften können im ganzen Land Niederlassungen eröffnen.
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Birmingham
Wirtschaft
China
zwar entwickelt, dies sei aber nur langsam geschehen und es sei
mit etwa 60 ausländischen Versicherern immer noch ein Großteil
des Marktes unerschlossen. Es müsse noch einiges geschehen, um
ein „level playing field“ zwischen chinesischen und ausländischen
Versicherern zu schaffen.
In Zukunft werden nach Meinung von Carl-Ludwig Dörwald,
Chief Representative der Deutschen Krankenversicherung AG
(DKV), Spezialversicherer wie beispielsweise Landwirtschaftsversicherer, Auto- oder Krankenversicherer eine verstärkte Rolle
spielen, wobei jedoch diese Entwicklung im gesetzlichen Rahmen
ihren Niederschlag finden müsse.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind ein wichtiger Faktor
für alle Branchen. Mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation
und im Zuge des Rechtsstaatsdialogs mit Deutschland verpflichtete
sich China, internationale Rechtsnormen bezüglich des Handels
anzuerkennen. Hiervon sind auch große Teile des chinesischen innerstaatlichen Rechtssystems betroffen, da Gerichte geschaffen werden
mussten, die die Umsetzung aller Regulierungen und Gesetze auf die
WTO-Richtlinien kontrollieren müssen. An diesem Punkt setzen
die Vereinbarungen des Rechtsstaatsdialogs an, die beispielsweise
Unterstützung in Verwaltung und Handelsrecht bieten sowie die
Ausbildung von geeignetem Personal versprechen. In den letzten
Jahren wurden tausende Gesetze überprüft, einige davon wurden
vom Nationalen Volkskongress, dem Staatsrat und verschiedenen
Abteilungen überarbeitet oder aufgehoben. Die Überarbeitung betraf
dabei insbesondere die Vorschriften im Warenhandel, Dienstleistungshandel, zum Schutz geistigen Eigentums und von Investitionen.
Nach Angaben der WTO hat China bis Ende des Jahres 2005 die
Zulassung von rund 553.000 durch ausländisches Kapital finanzierten
Unternehmen genehmigt. Der vertragliche Gesamtwert beläuft sich
auf etwa 1.285 Milliarden US-Dollar, der chinesische Markt ist damit
noch lange nicht an seinem Limit angekommen. Die Studie der deutschen Auslandshandelskammer ergab, dass 93 Prozent der befragten
Unternehmen in China weiter expandieren wollen.
Es wird also mit Optimismus in die Zukunft geschaut und darauf
vertraut, dass eine weitere Öffnung des Marktes für Ausländer erfolgt,
damit sich sowohl der Umfang als auch das Niveau von Dienstleistungen und Handel ständig steigern. Nur so können ausländische und
chinesische Unternehmer ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis
stellen und letztlich die Konsumenten mehr Vorteile erhalten. Als
nächste Veränderungen für den chinesischen Markt stehen das neue
Körperschaftssteuergesetz und das Auslaufen der europäischen Textilquoten an. Es wird sich zeigen, inwiefern sich dies auf die Beziehung
zwischen chinesischen und ausländischen Unternehmen auswirken
wird. Eine Verbesserung für ausländische Unternehmen ist jedoch
kaum zu erwarten, da eine Gleichstellung bezüglich der Steuern die
Erhöhung des Steuersatzes für ausländische Unternehmen bedeutet.
Darüber hinaus bleibt unklar, welche Folgen der von Hu Jintao auf
dem 17. Volkskongress angekündigte Aufbau einer „sozialistischen
Demokratie“ für den chinesischen Markt haben wird und welche
politischen und wirtschaftlichen Veränderungen er mit sich bringt.
Grundbedingung für eine Weiterentwicklung des Marktes im
Sinne ausländischer Unternehmen ist die Umsetzung der WTORegelungen unter der Voraussetzung, dass keine weiteren Regularien
geschaffen werden, die die chinesischen Unternehmen schützen.
Denn „jedes Jahr, das der chinesische Markt länger geschützt wird,
ist ein Jahr Vorsprung für die Chinesen und ein Jahr Verlust für ausländische Unternehmen“, so Bernd Reitmeier von der AHK Shanghai.
Deutschland ist Chinas wichtigster Handelspartner in der EU,
so dass auch in Zukunft immer noch eine Vielzahl von Produkten
in der Bundesrepublik das Siegel „Made in China“ tragen werden,
doch vielleicht sind darüber hinaus auch bald Scharen chinesischer
Touristen in Deutschland zu begrüßen, die ihr Geld einer englischen
Bank anvertrauen und eine französische Krankenkassenkarte in der
Tasche haben.
Von Christine Maukel in Shanghai
Positive Entwicklungen mit Verbesserungsbedarf
Sechs Jahre nach dem WTO-Beitritt Chinas
I
m Dezember 2001 trat China der Welthandelsorganisation (WTO) bei. Es gibt
viele Stimmen, die behaupten, China habe
seine Versprechen gegenüber der WTO
nicht ganz eingelöst.
Aktuell ASIA sprach mit Claus Schürmann,
Director and Head European Desk, und
Damon Paling, Director Worldtrade Management Services, von Pricewaterhouse Coopers darüber, was sich für mit oder in China
arbeitende Firmen in den letzten sechs Jahren
getan hat.
Aktuell ASIA: Durch die WTO-Mitgliedschaft verpflichtete sich China, tarifäre Handelshemmnisse abzubauen, doch welche Rolle
Seite 28
spielen die nicht-tarifären Handelshemmnisse,
wie beispielsweise die Zertifizierungspflicht
oder mengenmäßige Beschränkungen in den
einzelnen Branchen?
Claus Schürmann / Damon Paling:
Nicht-tarifäre Handelshemmnisse spielen
eine große Rolle in den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittel und Pharma, wo
Registrierungsprozeduren oft sehr unklar
sind und lange Zeit in Anspruch nehmen.
Auch die Anforderungen an Einfuhrlizenzen
oder industriespezifische Hindernisse, wie
die Anforderungen an die Lokalisierungsrate in der Automobilindustrie, erschweren
nach wie vor den Handel. Allerdings haben
wir seit 2004 sehr positive Entwicklungen
gesehen, wie insbesondere die Einführung
der Foreign Invested Commercial Enterprise
(FICE), die Handelsaktivitäten erlaubt, so
für eine erheblich verbesserte Kontrolle für
ausländische Investoren sorgt und damit auch
höhere Rentabilität ermöglicht.
Die Praxis der nicht-tarifären Handelshemmnisse wird sich im Laufe der Zeit ändern,
dies ist typisch für aufstrebende Märkte. Große
Probleme bereiten zurzeit noch die sich schnell
ändernden Regelungen zu gefährlichen Sub­
stanzen in der chemischen Industrie oder die
Zertifizierungspflicht in der elektronischen
Industrie. Hier besteht die Möglichkeit für
aktuell ASIA 12/2007
Wirtschaft
ausländische Unternehmen, ihr lokales
Know-how zu stärken oder auch mit lokalen
Geschäftspartnern zu kooperieren, um diesen
Anforderungen besser gerecht zu werden.
Aktuell ASIA: Welche Teile des WTO-Protokolls sind noch nicht umgesetzt worden?
Claus Schürmann / Damon Paling: Es
verbleiben immer noch einige Bereiche, in
denen Verbesserungsbedarf besteht, insbesondere auch die Einführung und Umsetzung
des Schutzes von Intellectual Property Rights
(IPR), den Rechten an geistigem Eigentum.
Auch die bereits erwähnten Lokalisierungsanforderungen in der Automobilindustrie
müssen weiter abgebaut werden und sind
bisher nicht im Einklang mit dem WTOBeitrittsprotokoll.
Aktuell ASIA: Welche Gefahren sehen Sie
darin, dass die chinesische Exportquote steigt,
beim Import jedoch weiterhin Handelsbarrieren existieren?
Damon Paling: Sowohl der Import als
auch der Export Chinas sind in den Jahren
seit dem WTO-Beitritt im Jahr 2001 um 30
Prozent pro Jahr gestiegen. Das chinesische
Handelsvolumen mit Deutschland ist von
32 Milliarden Euro (2001) auf 76 Milliarden Euro (2006) gewachsen. Dabei sind die
chinesischen Exporte um 146 Prozent und
die deutschen Exporte nach China um 125
Prozent gestiegen. Das heißt, dass China
erhebliche Importe aus Deutschland bezieht.
Wir sehen auch ein Risiko für den Handel von
einer anderen Seite, nämlich Sanktionen von
Seiten der Europäischen Union in Form von
Anti-Dumping- oder anderen protektionistischen Maßnahmen wie zuletzt in der Textil-
güterindustrie.
Aktuell ASIA: Welche Perspektiven sehen
Sie insbesondere für deutsche Unternehmen
auf dem chinesischen Markt? Wie wird sich
die Positionierung deutscher Unternehmen in
China verändern?
Claus Schürmann: Die aktuellen Herausforderungen auf dem chinesischen Markt sind
die stark steigenden Kosten für Arbeit, also
die Löhne und Gehälter, sowie die steigenden
Steuerbelastungen, insbesondere durch das
ab 2008 geltende neue Körperschaftssteuerrecht und auch im Bereich der indirekten
Steuern. Einige Branchen sind darüber hinaus
von Spezialregelungen betroffen, wie beispielsweise die pharmazeutische Industrie
mit Preiskontrollen oder die bereits erwähnte
Automobilindustrie.
Allerdings sind die Entwicklung und das
Entwicklungspotenzial deutscher Unternehmen auf dem chinesischen Markt wohl
weniger ein WTO-Thema, als vielmehr eine
Frage wie sich der chinesische Markt selbst
entwickelt. Ein Großteil der deutschen Unternehmen in China ist heutzutage nicht hier,
um zu exportieren. Es geht vielmehr darum,
den chinesischen Markt zu erschließen. Es
handelt sich oft um hochwertige deutsche
Technologie zu hohen Preisen, die nun in
den Markt kommen. Bei einem Wachstum
des chinesischen Bruttoinlandsprodukts um
über 10 Prozent pro Jahr seit dem Jahre 2003
besteht ein großes Potenzial an Abnehmern,
die zunehmend bereit sind, höhere Preise für
hochwertige Produkte zu zahlen.
Aktuell ASIA: Wie wirkt sich das kommende Körperschaftssteuergesetz, das eine
China
einheitliche Besteuerung nationaler und
internationaler Unternehmen verspricht, auf
die Exportquote und auf die ausländischen
Investitionen aus?
Claus Schürmann: In den vergangenen
Monaten haben verschiedene Maßnahmen zu
einer Erhöhung der Kosten für die Produktion
in China geführt, zum Beispiel die Reduzierung der Umsatzsteuersätze oder auch die im
März veröffentlichte und ab Januar 2008 in
Kraft tretende Körperschaftssteuerreform.
Hauptziel der Steuerreform ist, eine Gleichbehandlung von chinesischen und ausländischen Unternehmen zu erreichen. Hierzu
wurde der allgemeine Körperschaftssteuersatz gesenkt, gleichzeitig aber viele andere
Anreize abgeschafft oder verändert, so dass
viele ausländisch investierte Unternehmen
faktisch eine Steuererhöhung erleiden. Allerdings kommen ausländische Unternehmen
nicht wegen niedriger Steuersätze nach
China, sondern wegen allgemein niedriger
Produktionskosten und um auf dem chinesischen Markt tätig zu werden.
Wenn man den Steuersatz von 25 Prozent
mit anderen Staaten in der Region vergleicht,
ist zu erkennen, dass es sich um einen eher
niedrigen Steuersatz handelt. Auch ein Vergleich mit Deutschland zeigt dasselbe Ergebnis, denn in Deutschland gilt ab 2008 eine
Gesamtbelastung für Unternehmen von etwa
30 Prozent. Dennoch werden internationale
Unternehmen ihr Investment in China einer
genauen Prüfung unterziehen, ob es steuerlich
effizient ausgestaltet ist.
Christine Maukel in Shanghai
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Seite 29
Politik
Asien
ASEAN – die lange Geburt
einer Regionalorganisation
E
inen Konrad Adenauer oder Charles de Gaulle wird
man vergeblich suchen, denn brillante Politiker, die gelegentlich auch machtvoll auf den Tisch hauen, passen so gar
nicht in die Landschaften der tausend Inseln oder goldenen
Pagoden. Damit sind vereinfachend schon die wichtigsten
Unterschiede zwischen der Europäischen Union – zumindest
zu deren Entstehungszeit – und der südostasiatischen Interessenvereinigung ASEAN, für “Association of South-East
Asian Nations”, zusammengefasst.
Wie sich die EU schrittweise über die Europäische Gemeinschaft
für Kohle und Stahl, die Römischen Verträge und die Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft über viele Jahre zur heutigen EU entwickelt hat, verlief schon sehr europäisch, d.h. gelegentlich laut,
aggressiv und immer demokratisch kontrovers.
Die Entstehungsgeschichte der ASEAN über fast 40 Jahre hin
entspricht hingegen – von außen gesehen, denn hinter verschlossenen Türen gibt es gelegentliche Ausfälle – so ungefähr dem
Gegenteil. Ihr wurde daher gerade in den vergangenen Jahren
immer häufiger das Prädikat „Altherren-Vereinigung“ gegeben,
was um so treffender ist, als die philippinische Präsidentin mit
dem klangvollen Namen Gloria Macapagal-Arroyo so ziemlich
als die einzige im Verein gilt, die die Hosen anhat.
So verwundert es nicht, dass unter ihrer Leitung im Januar
dieses Jahres das sog. Cebu-Treffen der Außenminister der 10
Mitgliedsstaaten stattfand, benannt nach der Provinz Cebu, 585
Kilometer südlich von Manila – und man endlich Fortschritte
machte. Der erste “Härtetest” bestand bereits darin, dass die
Veranstaltung erst im zweiten Planungsanlauf starten konnte, da
zum vorgesehenen Termin Ende 2006 brutale Bombenanschläge
im Süden der Philippinen für höchste Alarmstufe und Terminverschiebungen gesorgt hatten.
Doch diesmal stand zu viel auf dem Spiel, vor allem das internationale Ansehen der Gruppe, die, als Ergebnis einer Politik, die
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vor allem diplomatisch und vorsichtig operierte, immer mehr an
den Rand einer Midlife-Krise geriet, wie es ein Inder formulierte.
Das Motto des Treffens “Eine Gemeinschaft der Fürsorge und des
Teilens” war von der Präsidentin Arroyo sorgsam gewählt worden, um zum Ausdruck zu bringen, dass sie ASEAN als Gemeinschaft ansieht, die über wirtschaftliche Interessen hinaus ihren
Mitgliedern etwas zu bieten hat, um die regionale Entwicklung
nachhaltig zu verbessern. Vergessen sind die Zeiten, da ASEAN
in erster Linie dazu dienen sollte, der Bedrohung durch den
Kommunismus in der Region entgegenzuwirken und den freien
Handel unter den Mitgliedsländern zu fördern. Heute gehören
der Gruppe politisch, religiös und vor allem wirtschaftlich höchst
unterschiedlich entwickelte Länder an.
Die philippinische Präsidentin
gilt als die einzige, die die
­Hosen anhat
Gerade dies macht es so schwer, konkrete Aktionen nicht nur
zu planen, sondern auch in die Praxis umzusetzen. Beispielsweise
versuchen eine Reihe von Ländern der Region, überwiegend
ASEAN-Mitglieder, seit Jahren, die sogenannte “Bogor-Initiative” voranzubringen. Im indonesischen Ort Bogor war vor
13 Jahren beschlossen worden, den Handel zwischen den “entwickelten” Volkswirtschaften der APEC im Jahre 2010 zu liberalisieren, während die “Entwicklungsländer” eine Frist bis zum
Jahr 2020 hätten. Zu allem Überfluss (oder zum Glück ?) gibt es
zwischenzeitlich ähnliche Verträge zwischen ASEAN und China
bzw. Indien, terminiert auf 2010, sowie mit Japan für 2012. Doch
die bereits früher in Bali eingebrachte Initiative Thailands und
aktuell ASIA 12/2007
Illustration: JJ. Lim, Foto: Dimitrije Paunovic
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Politik
Asien
Singapurs, die ASEAN-Mitglieder wiederum schon 2015 und
nicht erst 2020 vollständig zu integrieren, scheiterte schon vor
Jahren an der Übermüdung der Unterhändler.
Doch nun soll eine straffere Führung und vor allem eine
gemeinsame Leitlinie des Handelns, die sog. ASEAN-Charta,
die Regionalorganisation transparenter und vor allem handlungsfähiger machen. Der Durchbruch muss weitgehend der
resoluten Gastgeberin zugerechnet werden, denn wahrscheinlich
war sie die optimale Persönlichkeit, um der bisherigen negativen
Entwicklung ein Ende zu bereiten; vorher hatte sich niemand so
recht an heikle Aufgaben herangetraut.
Um der Veranstaltung trotz aller Proteste und terroristischer
Drohungen das nötige Gewicht zu geben, war es der agilen Philippinerin auch noch gelungen, im gleichen Zeitrahmen u.a.das
Treffen der Regionalgruppe Kambodscha, Laos, Myanmar und
Vietnam, den ASEAN-China-Gipfel, den ASEAN-Korea-Gipfel, den ASEAN-Indien-Gipfel, den ASEAN-Japan-Gipfel, den
ASEAN+3-Gipfel sowie das Treffen der Ost-Asien-Nationen am
selben Ort zusammenzubringen – eine bemerkenswerte organisatorische Leistung – und letztlich erfolgreich. Denn immerhin
wurden im luxuriösen Shangri-La-Tagungshotel gleich fünf
Cebu-Erklärungen unterzeichnet, die klarstellen sollten, dass
die ASEAN-Mitglieder aus dem Zustand einer verschlafenen
Regionalorganisation herauswollen.
Die ASEAN-Mitglieder
wollen aus dem Zustand
einer verschlafenen
Regionalorganisation heraus
Zuerst wurde die Erklärung von Cebu über eine Gemeinschaft
der Fürsorge und des Teilens (“Cebu Declaration Towards a
Caring and Sharing Community”), dann die “Cebu-Erklärung
über den Entwurf einer ASEAN-Charta”, die “Cebu-Deklaration über den Schutz und die Rechte von Wanderarbeitern“, die
“ASEAN-Vereinbarung zur Terrorismusbekämpfung” sowie die
“ASEAN-Vereinbarung zur Beschleunigung der Schaffung einer
ASEAN-Gemeinschaft bis 2015” von den anwesenden Staatsund Regierungschefs unterzeichet.
Der wichtigste politische Akt, die ASEAN-Charta, steht nun
unmittelbar vor der Unterzeichnung, ursprünglich geplant für
das regelmäßige ASEAN-Treffen vom 19. bis 21. November
des Jahres, diesmal in Singapur. Doch gerade als dieser Artikel
verfasst wurde, stellte der indonesische Außenminister die Frage,
ob man angesichts der Eskalation der politischen Spannungen
im Mitgliedsland Myanmar (Burma) den Termin nicht doch
verschieben sollte. Hinter vorgehaltener Hand – oder auch offen
– haben sich die meisten der ASEAN-Mitgliedsstaaten in den
vergangenen fünf Jahren wiederholt gefragt, ob die Aufnahme
Myanmars, das ähnlich wie Laos und Kambodscha erst später in
die Gemeinschaft eingetreten war, nicht eine böse Fehlentscheidung war. Hatten sich das nachkriegsgeschädigte Kambodscha
Seite 32
ebenso wie das weiterhin offiziell straff kommunistisch geführte
Laos fast zu (wirtschafts)- politischen Musterknaben entwickelt,
so kann man den Generälen in Myanmar bestenfalls noch Realitätsverlust vorwerfen.
Die Doktrin der Nicht-Einmischung steht vor ihrem Ende
Am 10. Oktober 2003 hatte die dortige Regierung – damals
noch in der Hauptstadt Yangon – anlässlich des neunten ASEANGipfels in Indonesien noch dafür gedankt, dass durch die Regionalorganisation der Aufbau einer “gerechten, demokratischen
und harmonischen Welt” gefördert würde. Genau vier Jahre
später floss das Blut von Mönchen in derselben Stadt – wahrlich
das Gegenteil einer Erfolgsgeschichte. Besonders heikel wird
die Situation dadurch, dass erstmals seit Gründung von ASEAN
nicht mehr das Prinzip der Nicht-Einmischung gelten soll, sondern ein aktives gegenseitiges Engagement auch in bisherigen
“Tabu-Bereichen”, wie den Menschenrechten, vorgesehen ist.
Vorrangiges Ziel der ASEAN-Charta ist zwar die Beschleunigung
und Intensivierung der Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten,
u.a. in der Bekämpfung des internationalen Terrorismus, der
Entwicklungspolitik, dem Umweltschutz, der Energiesicherung, der Nutzung alternativer erneuerbarer Energien, der Förderung ASEAN-orientierter Erziehungsprojekte, beim Kampf
gegen AIDS und andere. Doch den Mitgliedern ist klar, dass es
langfristig eine politische “Revolution” geben muss, die hoffentlich durch die ASEAN-Charta ausgelöst wird, denn nur so
wäre diese auch ein echter Gewinn für die Glaubwürdigkeit der
Organisation. So beeilte sich Anfang November die thailändische
Regierung, die am liebsten ihre Augen von dem wirtschaftlich so
wichtigen, aber politisch so ungeliebten Nachbarland Myanmar
abwenden möchte, auf die termingerechte Unterzeichnung der
Charta zu drängen. Doch auch die liebenswürdigen Thais mit
einer militär-zivilen Übergangsregierung müssen ihre Hausaufgaben machen – da ist das Myanmar-Problem nur eine Ausrede.
Der Präsident des Übergangsparlaments machte dem 21-köpfigen
Prüfungskomitee Druck, es solle vor allem bis zum 14. November den Entwurf der “Asean Economic Community Blueprint”
durchziehen, denn politische Charta hin oder her, den Thais liegt
vor allem die Wirtschaft am Herzen – und die wirtschaftspolitischen Leitlinien sollen gleichzeitig mit der Charta unterzeichnet
werden. Doch wie schon bei der jüngsten Verfassungsänderung
war einer ganzen Reihe von Abgeordneten nicht sehr geläufig,
was denn in den vielen Papieren eigentlich drinstand. Aber auch
dies ist kein Grund, uns als Europäer überlegen zu fühlen – denn
wenn die Staaten Südostasiens es tatsächlich schaffen, noch vor
Jahresende ihre Charta zu besiegeln, haben sie fast etwas ähnliches erreicht wie die Europäische Verfassung – und die liegt
derzeit auf Eis.
Horst Rudolf, ehem. Diplomat und Botschafter. Analyst und Berater
für Politik und Wirtschaft in Südostasien
aktuell ASIA 12/2007
Recht
Singapur
Schnellere
Schiedsverfahren
W
eltweit sind Schiedsklauseln heute in vielen Branchen
fester Bestandteil von Verträgen aus folgenden Gründen: Schiedsverfahren sind zumeist schneller als staatliche
Verfahren; sie sind im Unterschied zu letzteren nicht öffentlich, so dass Details der Verträge zwischen den Parteien,
der Auseinandersetzung und des Ausgangs derselben nicht
publik werden; die Parteien können bestimmte Aspekte
des Verfahrens selber regeln, wie z.B. Bestimmung der Anzahl der Richter und deren Auswahl und können dadurch
sicherstellen, dass die erforderliche branchenspezifische
Qualifikation bei den Richtern vorhanden ist; Schiedsverfahren lassen sich zudem oft kostengünstiger gestalten als
Streitigkeiten vor staatlichen Gerichten; auch sind sie im
Ausland leichter vollstreckbar.
Mit einer Schiedsklausel vereinbaren die Vertragspartner, dass
im Falle eines Streits anstelle eines staatlichen Gerichts ein privates Schiedsgericht entscheiden soll. Dabei können die Parteien
wählen, welche Verfahrensregeln auf das Schiedsverfahren angewandt werden sollen. Unter anderem können die Verfahrensregeln des Singapore International Arbitration Centre (SIAC)
gewählt werden. Seit 1. Juli 2007 sind neue Verfahrensregeln
des SIAC in Kraft getreten, die das Schiedsverfahren vor allem
straffer und effektiver gestalten sollen.
Seite 34
Die neuen Verfahrensregeln sind auf sogenannte institutionelle Schiedsgerichte zugeschnitten. Die bisherigen Regeln,
die aus dem Jahr 1991 stammen und 1997 überarbeitet wurden,
waren demgegenüber auf sogenannte Ad-hoc-Schiedsgerichte
ausgerichtet. Bei letzteren müssen sich die Parteien für die konkrete Streitigkeit über die Verfahrensregeln einigen und unterwerfen sich nicht der Autorität einer bestimmten Institution (wie
der SIAC), sondern ausschließlich einem für den Einzelfall zu
bildenden Schiedsgericht. Institutionelle Schiedsgerichte sind
speziell zum Zweck der Streiterledigung geschaffene Schieds­
einrichtungen mit eigenen Schiedsgerichtsordnungen. Sie
erleichtern einen geordneten Ablauf des Verfahrens durch Administration und Überwachung des Schiedsverfahrens. Dadurch
reduzieren sich das Konfliktpotential zwischen den Parteien
und ihre Möglichkeit, das Verfahren zu verzögern. SIAC bietet
heute ein straff organisiertes ständiges Schiedsgericht an und hat
sein neues Regelwerk entsprechend darauf zugeschnitten: „Die
Schiedsregeln von SIAC haben sich von Ad-hoc-Vorschriften zu
einem echten institutionalisierten Regelwerk entwickelt“, erklärt
Sabiha Shiraz, Registrarin des SIAC.
Die neuen Regeln sehen für die Entscheidung des Streits
grundsätzlich einen Einzelschiedsrichter vor. Ein mit drei Richtern besetztes Gericht wird nur einberufen, wenn die Parteien dies
aktuell ASIA 12/2007
Foto: Stephen Coburn
Neue Verfahrensregeln des Singapore International Arbitration Centre
vereinbaren oder wenn der Registrar des SIAC dies aufgrund der
Komplexität oder des Umfanges und der Umstände des Falles
für erforderlich hält.
Eine für die Parteien eines Schiedsverfahrens wichtige Änderung betrifft den Ort des Schiedsverfahrens. Dieser wird nicht
mehr wie früher durch die Schiedsrichter bestimmt, sondern
liegt, sofern die Parteien keine Vereinbarung darüber getroffen
haben, in Singapur. Der Registrar des SIAC kann jedoch auch
einen anderen Ort festlegen, wenn er meint, dies sei für die beteiligten Parteien günstiger.
Nach den neuen Verfahrensregeln müssen nicht mehr die
Parteien eine Einigung mit den Schiedsrichtern über deren Vergütung treffen, vielmehr erledigt dies nun der Registrar des SIAC
auf Basis einer Gebührenordnung. Zum einen soll die Vergütung
nicht vom Verhandlungsgeschick der Richter abhängen und diese
sollen sich nicht mit Gebührenfragen beschäftigen, sondern sich
auf die Streitentscheidung konzentrieren. Zum anderen dient
die Regelung der Stärkung der Unabhängigkeit der Richter: die
unangenehme Situation, dass die Parteien mit demjenigen, der
den Streit entscheiden muss, eine Einigung über dessen Vergütung treffen sollen, ist beseitigt. Die Gebührenordnung sieht
eine Vergütung der Richter basierend auf dem Streitwert vor
und nicht mehr wie bisher basierend auf dem Zeitaufwand. Dies
ermöglicht bessere Kostenkontrolle und Planbarkeit, da die Parteien bereits zu Beginn des Verfahrens wissen, was an Kosten
auf sie zukommt.
In zeitlicher Hinsicht straffen die neuen SIAC-Regeln das
Verfahren durch strengere Vorgabe von Fristen: Der Kläger muss
innerhalb von 30 Tagen nach Zusammensetzung des Gerichts
seine Klagebegründung einreichen; der Beklagte muss grundsätzlich innerhalb von 30 Tagen darauf erwidern. Es bleibt den
Parteien auch nach den neuen Regeln unbenommen, großzügigere Fristen zu vereinbaren.
Das Schiedsgericht muss innerhalb von 45 Tagen nach Abschluss
des schriftlichen Vorverfahrens einen Schiedsauftrag (memorandum
of issues) formulieren, der von den Parteien zu unterzeichnen ist.
Mit diesem soll das Verfahren auf die wesentlichen Streitfragen
begrenzt werden. Die Einführung des Memorandum of Issues ist
eine der wichtigsten Änderungen der SIAC-Regeln, die ebenfalls
der Verfahrensbeschleunigung dient.
Die neuen Regeln sehen auch eine beschleunigte Abfassung
des Schiedsspruches sowie dessen formelle Überprüfung durch
SIAC vor: Die Schiedsrichter müssen den Entscheidungsentwurf
dem Registrar des SIAC innerhalb von 45 Tagen nach Abschluss
des Verfahrens zur Genehmigung vorlegen. Der Registrar überprüft den Schiedsspruch vor allem auf formelle Fehler. Auch kann
er auf inhaltliche Aspekte aufmerksam machen, ohne jedoch in
die Unabhängigkeit des Gerichts einzugreifen. Mit dieser Vorschrift soll eine hohe Qualität der Schiedssprüche sichergestellt
und insbesondere verhindert werden, dass eine Vollstreckung des
Schiedsspruchs außerhalb Singapurs an formellen Mängeln des
Schiedsspruchs scheitert.
Birgitta von Dresky, Dr. Thomas Koch
Birgitta von Dresky ist Rechtsanwältin in Singapur und berät vorwiegend im Bereich des internationalen Gesellschafts- und Handelsrechts.
Dr. Thomas Koch ist derzeit Rechtsreferendar in Singapur.
aktuell ASIA 12/2007
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Seite 35
Klimawandel
Südasien
Gehen die Sunderbans
unter?
S
tatt Land heißt es in den Sunderbans heute eher Meer in
Sicht“ stellt der 81-jährige Patriarch Pulin Behari Mondal
mit einer tüchtigen Prise Galgenhumor fest. „Bis das Meer
vor drei Jahren kam, lebte meine Großfamilie auf der Insel
Ghodamara wie Fürsten von der Ernte meiner sechs Hektar
großen Anbaufläche, doch seit wir auf der Insel Sagar leben,
verdienen wir als Tagelöhner kaum noch genug zum Essen.“
Mondal ist kein Einzelfall in dieser sensiblen Küstenregion,
die im Verhältnis von etwa 60 zu 40 in Bangladesch und Indien
liegt. Auf indischer Seite wurden bereits über 250 Familien
von Ghodamara zur dicht bevölkerten Hauptinsel Sagar
umgesiedelt, da das Meer sich nach und nach zurückholt, was
ihm die Lehmdämme in Jahrzehnten abgewonnen hatten.
Heute leben noch 936 Familien auf Ghodamara, das von seiner
ursprünglichen Fläche von 3.840 Hektar nur ein Zehntel vor
dem Meer retten konnte. Selbst Sagar verliert heute jährlich
schon 44 Hektar Land ans Meer.
„Der Untergang unserer Insel muss nicht sein, doch wir haben
kein Budget zur Verstärkung der Dämme“ klagt Ajoy Patra,
Vorsteher des Zusammenschlusses der Dörfer (Panchayat) von
Ghodamara „also können wir jetzt bloß noch beten.“ Gebete sind
schon lange nicht mehr genug im Land der „hungrigen Gezeiten“, wie die Einheimischen den westlichen Teil der Sunderbans
respektvoll nennen, um die Insulaner vor dem seit über 70 Jahren
jährlich kontinuierlich um 3,14 Millimeter steigenden Meeresspiegel und den immer reißenderen Flutströmen zu schützen. Klimawandel und Erderwärmung sind für diese einfachen Fischer
und Bauern unverständliche, abstrakte Begriffe, dafür kennen sie
sich mit den Gezeiten aus.
Nach dem jüngsten UN-Umweltbericht droht dem von
Süß- und Salzwasser durchzogenen Sunderbans-Archipel eine
schleichende ökologische Katastrophe, wenn nicht sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dieses einzigartige Biotop ist ein
Teil des größten Flussdeltas und Mangrovenwaldes der Welt, wo
die beiden mächtigen indischen Ströme Ganges und Brahmaputra
Seite 36
ein sich stetig veränderndes Labyrinth von Wasserstraßen, Sümpfen, Seen und Schwemmlandinseln schaffen. Das Monsunklima
mit hoher Luftfeuchtigkeit und einer durchschnittlichen jährlichen Regenmenge von rund 1.800 Millimetern ist ein weiterer
Hauptfaktor dieses ungewöhnlichen Ökosystems, in dem nichts
permanent ist, da die Sedimentation und Erosion hier niemals
still stehen.
Klimawandel und Erderwärmung sind für Fischer und
Bauern abstrakte Begriffe
In diesem rund 106.000 Quadratkilometer großen Delta lebt
ein ganz besonders mit der Scholle verwurzelter Menschenschlag, da trotz dem akuten Überflutungsrisiko und verheerenden
monsunalen Zyklonen hier über vier Millionen Menschen leben.
Bei der zweimal täglich auflaufenden drei bis acht Meter hohen
Flut haben heute allerdings Zehntausende Bewohner des Küstenstreifens im Golf von Bengalen immer ein flaues Gefühl im
Magen: Werden die Lehmwälle den Wassermassen standhalten,
oder wird die Flut ihre Insel diesmal verschlingen?
Ganz unschuldig an dem sich abzeichnenden Zusammenbruch
des sensiblen Ökosystems sind Sunderbans Bewohner allerdings
nicht, da ihre Aquakulturen, Ziegelbrennereien und Eindämmungen der Wasserläufe zur Landgewinnung maßgeblichen
Anteil daran haben. Auch der Staat mischt wenig umweltbewusst
mit: So fördert die staatliche „West Bengal Tourism Development
Corporation“ nun in den Sunderbans den Bau von drei luxuriösen
„Floating Nature Resorts“, zu denen Katamarane, Hoovercrafts
und Helikopter täglich rund 1.500 Business- und Öko-Touristen
karren sollen. „Dieses Mega-Ökotourismusprojekt ist der Tod
von Sunderbans Biosphäre“ kritisiert der prominente Umweltak-
aktuell ASIA 12/2007
Foto: Grzegorz Slemp
Südasiens Klimawandel – Ohne Sofortmassnahmen zum Schutz der Sunderbans
droht dem grössten Flussdelta und Mangrovenwald der Welt eine ökologische
Katastrophe
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Klimawandel
Südasien
Sunderbans Chitrals
Sunderbans Wasservögel
Seite 38
Die Sunderbans
sind die größte
CO2-Senke in
Südasien
„Gegen die Naturgewalten ist kein
Kraut gewachsen“ erklärt der pockennarbige Bauer Dibakar Bhandari resig­
niert „eines Nachts brachen die Dämme
und im Nu verschlang das Meer meine
Felder und unsere Lehmhütte.“ Die früher
wohlhabende Familie wurde nach Sagar
umgesiedelt, wo sie als Landlose wie
Tausende anderer Umweltflüchtlinge in
tiefste Armut abrutschte. Seit 1988 hat
das Meer sich so schon vier Sunderbans-
aktuell ASIA 12/2007
Fotos: Urs Müller
Bangladesch
tivist Subrata Sinha bitter, „dieses Vorhaernsthaft um ihren Schutz gekümmert.
ben bedroht die komplexe Hydrologie des
Die größten Anstrengungen der BehörIndien
Mündungsdeltas, vor allem die maritime
den konzentrieren sich auf den Schutz
Sunderbans
Artenvielfalt im Brackwasser.“
der vom Aussterben bedrohten BengalUNESCO
Seine Ansicht teilen auch viele
tiger, die ihr größtes indisches HabiWorld Heritage
Site
indische Wissenschaftler, da die Sundertat in Sunderbans Mangrovenwäldern
bans die größte „CO2-Senke“ in Südahaben. Umweltschützer schätzen ihren
sien sind, die als gesundes Ökosystem den
Bestand im 26.000 Quadratkilometer
Anstieg des klimarelevanten Treibhausgroßen Sumpfgebiet auf derzeit 250 bis
gases CO2 merklich verringern könnte. Sunderbans: Indien und Bangladesch teilen
270 Großkatzen, während es in den 60er
Auch ist das UNESCO-Weltkulturerbe sich dieses einzigartige Delta
Jahren noch über 500 Königstiger waren.
Sunderbans der wichtigste Trumpf des
Der progressive Klimawandel und die
nordostindischen Gliedstaates Westbengalen und Bangladeschs, kontinuierliche Ausdehnung des menschlichen Siedlungsraums
die sich in das einzigartige Delta teilen, in ihrem Kampf gegen sind der Grund dafür, dass das Habitat der Bengaltiger in alarden globalen Klimawandel und die fortschreitende Erosion. mierendem Tempo schrumpft. Ebenso bedroht sind Krokodile,
Sollte der Meeresspiegel tatsächlich in fünf Jahrzehnten um 45 Chitrals (Axishirsche), Wasservögel sowie die Laich- und BrutZentimeter ansteigen, wie viele Klimaforscher glauben, dann plätze vieler Meerestiere.
wird ein Viertel der Sunderbans das Schicksal von Atlantis teilen
Der Schlüssel zur Verhinderung dieses apokalyptischen Artenmüssen, und ein Anstieg des Meeres um einen Meter würde gar sterbens sind die Mangrovenwälder, die zugleich das wichtigste
das ganze Ökosystem vernichten.
Bollwerk im Kampf gegen die Gezeiten und Zyklone sind. Aus
Außer dem Lebensraum des Menschen ist in den Sunderbans kurzfristigem Profitdenken haben die Einheimischen jedoch seit
auch die äußerst vielfältige Flora und Fauna des einzigartigen den 80er Jahren vielerorts die Mangrovenwälder systematisch
Ökosystems von Südasien bedroht. Beispielsweise kommen für die Garnelenzucht abgeholzt. Nach dem westbengalischen
von den weltweit bekannten 50 Mangrovenspezies allein in Fischereiministerium summierte sich der letztjährige Ertrag
diesem Flussdelta 35 Arten vor, doch bislang hat sich niemand der Shrimpsbranche im Delta schätzungsweise auf rund eine
Milliarde Rupien, doch ansonsten ist die
Fischfangquote des Gliedstaates seit Jahren rückläufig. Daher propagieren heute
Indien und Bangladesch im Delta mit
Subventionen alternative Einkommensquellen wie Viehzucht, was der mächtige
Shrimpsektor mit wenig überzeugenden
Beteuerungen seiner Umweltfreundlichkeit kontert.
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Seite 39
Klimawandel
Südasien
Inseln geholt, was über 6.000 Familien um ihre Existenz und
Heim brachte. Nach einer kürzlich vorgelegten ozeanographischen Studie der Jadavpur-Universität der westbengalischen
Metropole Kolkata werden als eine Folge des Klimawechsels bis
2020 weitere 14 Sunderbans-Eilande im Meer versinken, so dass
ihre Bevölkerung von rund 70.000 Menschen obdachlos werden
wird. “In den Sunderbans ist das Auftauchen und Versinken von
Inseln ein völlig normales Naturphänomen der ozeanischen
Tide-Strömungen“, wiegelt Atana Raha, Direktor der Sunderbans Biosphere Reserve, ab, „dagegen kann der Mensch gar
nichts tun.“
Nichtsdestoweniger ist in den Sunderbans niemand zum
Aufgeben bereit. Jedermann will bis zum Letzten um seine Heimat kämpfen. Daher haben sich alle 54 bewohnten Inseln des
Archipels vor der Flut hinter meterhohen Deichen verschanzt,
die die simplen, strohgedeckten Lehmhütten ebenso wie die
Menschen und fruchtbaren Reisfelder vor dem Salzwasser schützen. „Inseldämme gibt es, seit die britischen Kolonialherren um
1770 die ersten Stammesvölker in die Sunderbans umzusiedeln
begannen“, stellt Ghodamaras grauhaariger Hauptschullehrer
Tushar Kanjilal klar, „seither sind sie unsere Lebensader.“ Im
Gegensatz zum Panchayat-Vorsteher hofft er noch immer auf
eine Rettung seiner Heimatinsel: „Wie unsere Vorväter müssen
wir vor den Lehmdämmen einen Mangrovengürtel anlegen,
der uns vor dem Meer schützen wird.“ Allerdings wachsen die
Mangroven langsamer als die Insel sinkt.
Bis 2020 werden weitere
14 Sunderbans-Inseln im Meer
versinken
„Für Ghodamara besteht kaum noch Hoffnung“, bekennt
Kanti Ganguly, westbengalischer Staatsminister für Sunderbans
„daher konzentrieren wir uns auf nicht unmittelbar vom Untergang bedrohte Inseln, wo wir unter anderem die Dämme verstärken, Mangrovenwälder aufforsten und das Umweltbewusstsein
der Bevölkerung fördern.“ Gleichwohl ist Ghodamara heute
immer wieder in den News. Jedermann
will die sinkende Insel sehen. Aus diesem Grund tuckern die kleinen Kutter von
der Hafenstadt Haldia, die 50 Kilometer
südöstlich von Kolkata an der Mündung
des Ganges-Nebenarms Hooghly liegt,
nicht nur täglich zum Fischen in den Golf
von Bengalen, sondern auch mit Wissenschaftlern und Touristen aus aller Welt
nach Ghodamara. Auf den ersten Blick
ist nichts Spektakuläres auf der Insel zu
sehen. Dazu muss man hier ein paar Tage,
noch besser Wochen, wohnen, um die
Urgewalt des Meeres buchstäblich hautnah zu erleben, wie es Meter für Meter
Land zurückerobert.
Nicht nur Zehntausende Menschen
Sunderbans Mangroven & Insel
in den Sunderbans sind heute vom Klimawandel bedroht, sondern noch Hunderte Millionen weitere Bewohner in tief
liegenden Küstengebieten von Mumbai
über Bangkok bis New Orleans und von
China über die Malediven bis zu den
Niederlanden. Am härtesten treffen die
Auswirkungen der globalen Erwärmung
ohne Zweifel die Entwicklungsländer
nach dem Prinzip: Je ärmer die Gesellschaft, desto größer ist ihre Verwundbarkeit durch Überschwemmungen, Dürren
und Stürme. „Ghodamara wird wohl das
nächste Opfer des globalen Klimawandels sein“, befürchtet Ganguly, „doch die
Sunderbans wollen wir mit allen Mitteln
vor diesem Schicksal bewahren.“
Sunderbans Wasserstraßen
Seite 40
Urs Müller
aktuell ASIA 12/2007
Jungheinrich
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( Thailand)
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7. Kingkeaw-Bangplee
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21 421
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Malaysia
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56365636
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56365636
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Autoindustrie
Asien
Motorenhochzeit
Roboter-Fertigung
Pickup Montagestraße
D
er einstige Sanierungsfall zeigt jetzt dem drittgrößten
Kfz-Hersteller der Welt, wo es zum Erfolg langgeht
„Wie Mazda muss ein Unternehmen genau wissen, wofür es
steht“, erklärt Robert J. Graziano, geschäftsführender Vizepräsident China Business der Mazda Motor Corporation, „das ist
der Schlüssel zur Sanierung.“ Seit dem Einstieg von Ford Motor
1979 bei Mazda wuchs der Anteil der Amerikaner am Aktienkapital des japanischen Herstellers auf derzeit 33,4% an. Mit
tatkräftiger Unterstützung seines Hauptaktionärs kehrte Mazda
in die Gewinnzone zurück und ist heute im hart umkämpften
japanischen Kfz-Markt wieder der viertgrößte Hersteller.
Kaum geht es bei Mazda wieder aufwärts, verstrickt sich
sein angeschlagener Hauptaktionär immer tiefer in den roten
Zahlen. Mit einer letztjährigen Schuldenlast von über 12 Mrd.
Dollar braucht Ford wirklich sehr viel Hilfe, um endlich das Licht
am Ende des Tunnels zu sehen. Neben Werkschließungen und
Massenentlassungen in Nordamerika will Ford jetzt sogar seine
Kronjuwelen versilbern, so dass derzeit die Nobelmarken Jaguar,
Landrover und Volvo zum Verkauf stehen. So steht Mazda nach
dem Slogan „eine Hand wäscht die andere“ heute Ford mit Rat
und Tat zur Seite. Japanische Geschäftskonzepte und Strategien
sind Fords Spitzenmanagern kaum fremd, da etwa ein Dutzend
von ihnen die Sanierung der Japaner durchgezogen hat. Zu dieser
„Mazda-Mafia“ gehören unter anderem die geschäftsführenden
Vizepräsidenten Ford Nordamerika Mark Fields, Ford Europa
Seite 42
Lewis Booth und Ford Asia Pacific & Africa John G. Parker. Ihr
gemeinsamer Nenner ist die Mazda-Erfahrung, die keiner der
Drei missen möchte. Schließlich war Japan die große Chance,
ihre berufliche Kompetenz in viel jüngerem Alter als sonst üblich
im riesigen Ford-Konzern zu beweisen – und das noch äußerst
erfolgreich.
Mit seiner letztjährigen
Schuldenlast von über
12 Mrd. Dollar braucht Ford
wirklich sehr viel Hilfe
Wenn es zur Verschlankung von Produktionsprozessen kommt,
sind die Japaner wahre Perfektionisten, weshalb die hohe Komplexität der Montagestraßen der Mazda-Werke jeden Besucher sehr
beeindruckt: Dank größter Montageflexibilität und möglichst vieler
gemeinsamer Komponenten rollen bei Mazda bis zu neun verschiedene Modelle vom selben Band. Vor allem brilliert der Hersteller
jedoch mit seiner äußerst effizienten Produktentwicklung, die selbst
Japans Primus Toyota in den Schatten stellt. Mazdas bis zur kleinsten Einzelheit perfektionierte Produktionszyklen sollen jetzt Fords
aktuell ASIA 12/2007
Fotos: Urs Müller
Mazda ist Fords Zugpferd
Autoindustrie
John G. Parker
Asien
Robert J. Graziano
globale Wettbewerbsfähigkeit und seine Bilanzen merklich stärken.
Zugleich feilen die Amerikaner nach dem japanischen Vorbild auch
pausenlose an ihrem globalen Markenimage.
Nach seiner erprobten Strategie konzentriert sich Mazda in
den nächsten vier Jahren vor allem auf die Steigerung der Wachstumsraten, umweltfreundliche Technologien und die Ausreizung
der Leistungspotentiale. Bis 2011 werden nach dieser Devise
rund 4,2 Mrd. Dollar in die Forschung und Entwicklung gepumpt
werden, während der Kapitalaufwand um 50% auf über 3,3 Mrd.
Dollar schnellen wird. Weiterhin wird die Produktpalette klein
aber fein gehalten, doch eine weitere Prise Sportlichkeit und fließende Formen sollen Design und Technik noch weiter profilieren.
Die Zielsetzung ist klar: Durch die Ausschöpfung aller Synergien
mit Ford will Mazda jetzt noch schlanker und ranker werden, was
die Amerikaner derzeit nachzuvollziehen versuchen.
Ein Teil der Mazda2Produktion wird von Japan
nach Thailand verlagert
werden
Mazdas Businessmodell der Produktausrichtung auf bestimmte
Zielgruppen und die zügige Modellerneuerung alle vier bis fünf
Jahre bewährt sich nicht nur in Asien, sondern auch in Nordamerika
und Europa, weshalb Ford jetzt einen ähnlichen Kurs einschlägt. Oft
zieht sich allerdings das Fällen von Entscheidungen weiterhin endlos
hin, wie beispielsweise bei der diesjährigen größten Investition der
beiden Autobauer im asiatischen Pazifikraum. Nach weit über zweijährigen Erwägungen und Verhandlungen mit Regierungsstellen
über den idealen asiatischen Produktionsstandort für B-SegmentPkw außerhalb von China und Indien fiel jetzt schließlich die Wahl
auf den Favoriten Thailand. In den nächsten 24 Monaten wird nun
im Königreich zu dem Pickupwerk des Mazda-Ford Joint Ventures
AutoAlliance nahe der 130 Kilometer südöstlich von Bangkok
gelegenen Industriestadt Rayong für über 500 Mio. Dollar ein Kleinwagenwerk mit einer anfänglichen Jahreskapazität von 100.000
B-Segment-Pkw hinzugefügt werden. Dadurch wird der Ausstoß der
Seite 44
beiden Hersteller in Thailand auf 275.000
Kfz angehoben werden.
„Unser Pkw-Werk in Thailand wird dieselben modernen Produktionstechnologien,
Automatisierungssysteme und –prozesse wie
in unser jüngstes Pkw-Werk in der ostchinesischen Industriestadt Nanjing anwenden“,
erläutert Parker, „so dass die beiden Werke
ihre Synergien optimal ausschöpfen können.“
Weitere B-Segment-Synergien zeichnen sich
auch mit Indien ab, wo Ford bereits ein Werk
hat und Mazda an der Seite der Amerikaner
seinen Markteintritt für 2009 plant. „Als erstes werden Ende 2009 der Mazda2 und ein
Ford B-Segment-Subkompaktwagen aus
unserem thailändischen Pkw-Werk rollen“,
fährt er fort, „rund 80% der Mazda- und Ford-Pkw-Produktion werden
nach Südostasien, Australien, Neuseeland, Europa und Südafrika
exportiert werden.“
Unbestritten zog sich der Entscheidungsprozess zu lange hin, da
Mazda schon 2005 intern klargemacht hatte, dass die nächste Generation ihres populären Mazda2-Subkompaktwagens nicht mehr im
Ford-Werk in der spanischen Stadt Valencia gebaut werden würde.
Aus diesem Grund wurde inzwischen auch die Mazda2-Produktion
von Spanien nach Japan ausgelagert, da den Japanern offenbar die Entscheidungsfindung der Amerikaner zu langsam voranging. So feierte
der neue Mazda2 seine Weltpremiere Anfang März am diesjährigen
Genfer Autosalon, lief seine Massenproduktion als 1,3-L Demio im
Juni in Japan an und rollt der schicke Flitzer seit Ende Oktober auch
aus dem jüngsten Ford-Mazda-Joint-Venture-Werk in Nanjing.
„Ein Teil der Mazda2-Produktion wird von Japan nach Thailand verlagert werden“, bestätigt Graziano. Aus Synergiegründen
wird Ford seinen ersten B-Segment-Pkw gewiss auf der gleichen
E2B-Plattform wie den Mazda2 bauen, was die Produktionskosten wesentlich verringern wird. Nach gut informierten Industriequellen werden die Amerikaner so unter anderem auch ihr
jüngstes Fiesta-Modell im Königreich bauen. Weitere Modelle
werden erwogen, da nach Mazdas Produktionskonzept das thailändische Pkw-Werk für „flexible Plattformen“ ausgelegt ist.
„Ford und Mazda schließen eine spätere Teilnahme an Thailands
Eco-Car-Projekt nicht aus“, argumentiert Parker, „doch als erstes
werden wir in Thailand B-Segment-Pkw für den Inlands- und den
Weltmarkt bauen.“ Im Gegensatz zu Toyota und Honda, die bereits
an der Entwicklung umweltfreundlicher A-Segment-Kleinautos nach
den Richtlinien der thailändischen Investitionsbehörde BoI arbeiten,
ist Ford und Mazda die Entscheidungsfreiheit bei der Modellwahl für
ihre Absatzmärkte wichtiger als die Investitionsanreize des Königreichs bis zum Äußersten auszunutzen. Vielmehr wollen die beiden
die Zollvorteile des ASEAN-Freihandelsabkommens AFTA sowie
Thailands bilateraler Freihandelsabkommen mit Australien, China
und bald auch Indien voll ausschöpfen. „Nicht nur China, sondern
auch Thailand ist ein wichtiger Auslandsmarkt für Mazda“, räsoniert
Graziano. „Als unsere nächsten Wachstumsmärkte haben wir neben
Indien auch schon Brasilien und Argentinien ins Auge gefasst.“
Urs Müller
aktuell ASIA 12/2007
Wirtschaft
Asien
“Ich bin auch
Deutscher“
F
ast 20 Jahre hat er als Hauptgeschäftsführer an der Spitze der
Deutsch-Thailändischen Handelskammer gestanden und nicht viele haben
über so lange Zeit Einblick in die großen
Dr. Paul Strunk, Hauptgeschäftsführer an der
und kleinen Geschäfte zwischen Asien
Spitze der Deutsch-Thailändischen Handelsund Europa gehabt wie er. Zum Jahreskammer, geht jetzt in den Ruhestand
ende geht Dr. Paul Strunk jetzt in den
Ruhestand. Im Abschiedsinterview mit Aktuell ASIA sprach er über seine Erfolge,
cross-kulturelle Geschäftskultur und die politische Zukunft Thailands.
Aktuell ASIA: Herr Strunk, Anfang der 80er Jahre war Asien noch etwas ganz anderes als es
heute ist. Was war ausschlaggebend, den guten Job als Rechtsanwalt bei der MannesmannZentrale in Düsseldorf aufzugeben und nach Bangkok zu gehen?
Dr. Paul Strunk: Als beratender Anwalt der Gruppe hatte ich viel mit Export- und Anlagenverträgen im Ausland zu tun und war zuständig für die juristische Betreuung des Anlagenbaus
von Mannesmann. Das brachte es mit sich, dass wir oft über Wochen und manchmal mehrere
Monate irgendwo auf der Welt saßen und Verträge prüften. Dabei stehen sich ja in der Regel
der Vertreter der Entwicklungsländer und der Verteter des deutschen Großunternehmens
gegenüber. Bei dieser Gelegenheit habe ich eine gewisse Zuneigung für diejenigen, die
weniger hatten als wir, entwickelt und fand, dass es mir wohl auch Spaß machen würde, mal
die andere Seite zu beraten. Da kam das Angebot vom Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit (BMZ), als Berater zur United Nations Economic and Social Commission
for Asia and the Pacific (UN-ESCAP) in Bangkok zu gehen. Die Stellenbeschreibung
passte genau auf das, was ich wollte. Es war eine Beratung der Region, also der Länder
Asien-Pazifiks – angefangen vom Iran im Westen bis Neuseeland im Osten – zu Fragen der
Gesetzgebung und des Technologietransfers. Es ging aber auch um die Veranstaltung von
Seminaren in den einzelnen Ländern. So haben wir in China in der Zentrale in Peking, aber
auch in den Provinzen Trainingsseminare ausgerichtet, in denen wir den chinesischen Verhandlern die Kenntnisse vermittelten, die notwendig sind, um als Käufer erfolgreich einen
Anlagenvertrag zu verhandeln.
Ich wollte einfach auch mal auf der anderen Seite des Verhandlungstisches und auf
der Seite derjenigen sitzen und die unterstützen, die noch nicht so weit waren wie die
Industriewelt, sondern die diesen Weg noch vor sich hatten. Dadurch konnte man dann
auch ein Gefühl dafür entwickeln, in welchen Ländern in Zukunft einmal die Musik
spielen würde. Zum Beispiel Nepal: Ein liebenswertes Land, aber da war von Anfang
an klar, dass da nie starkes Wachstum eintreten würde. Die geographische Lage als
„landlocked country“, die es immer schwer haben, aber auch die ganze soziokulturelle
Struktur des Landes ist Grund dafür.
In Vietnam und auch in China konnte man wiederum schon damals sehen, dass ein
Aufwind kommen würde. Was sich in Vietnam derzeit abspielt, ist das das Gleiche, was sich
in China abspielte. Nur um zwanzig Jahre versetzt. Die Vietnamesen vollziehen im Grunde
Stück für Stück und im kleineren Maßstab alle großen politischen Entwicklungsmaßnahmen
nach, die auch die Chinesen getroffen haben. Wir haben die Vietnamesen schon 1987 beraten.
Damals waren noch keine Fremden in Vietnam. Ich war vor Coca Cola in Vietnam – das will
was heißen. Nur das amerikanische Peace Corps war da, weil die sowieso immer als eine der
ersten vor Ort sind. Aber in den 80er Jahren blockierten die Amerikaner Vietnam noch. Zu
dieser Zeit in einem solchen Land zu sein und ein Land so jungfräulich zu sehen, aber auch
zu sehen wie sehr das Land gezeichnet war von den Kriegen, wenn die Leute beispielsweise
die Napalmnarben im Gesicht hatten, vor allem aber die Kraft und Intelligenz dieses Landes
aktuell ASIA 12/2007
Seite 45
Wirtschaft
Thailand
zu sehen, war begeisternd für mich. Dann haben die Vietnamesen
Anfang der 90er Jahre allerdings einige Fehler gemacht. Die erste
Welle der Investitionen nach Vietnam war nicht erfolgreich und viele
Deutsche sind dann enttäuscht wieder abgereist. Aber jetzt hat man
die Fehler von damals erkannt und beseitigt und jetzt läuft es ja auch.
Was jetzt in Vietnam passiert ist eine tolle Sache.
AA: Gibt es denn noch andere Staaten in Asien, in denen sich die
positive Entwicklung schon klar vorhersagen lässt?
P. S.: Das sind sicher nicht die pazifischen Inselstaaten wie Fidschi,
Papua-Neuguinea und die Malediven, die zu weit entfernt sind und
keine Bodenschätze haben. In diesem Fall nicht „landlocked“, sondern „sealocked“. Eine tragische Entwicklung sieht man auch in Sri
Lanka. Dort war man Anfang der 80er Jahre sehr hoffnungsvoll. Viele
Investitionen, vor allem im Textilbereich, kamen nach Sri Lanka, aber
dann hat er Bürgerkrieg, der Kampf mit den Tamilen, alles geraubt.
Heute stehen sie wieder vor dem Nichts.
AA: Würden Sie die Zeit bei ESCAP als erfolgreich bezeichnen?
P. S.: Ich hatte ja einen Vorteil bei ESCAP. Dort gibt es vor allem Leute
mit makroökonomischer, also volkswirtschaftlich-politischer Ausbildung. Ich hatte das nicht, sondern war einfach ein deutscher Rechtsanwalt, mit ein wenig Kenntnissen im internationalen Recht, die ich
mir am Ende meiner Studienzeit erworben hatte. Ein Rechtsanwalt ist
eine Person, die im Mikrobereich arbeitet, die die Details bearbeitet.
Jemand, der einen ganzen Tag einen Vertrag durcharbeitet und am
Ende eine Empfehlung ausspricht, ob der Vertrag unterschrieben werden kann oder nicht. Und so etwas brauchten in dieser Region viele
Länder. Die Berater der United Nations gaben meist eher politische
Empfehlungen. Für Staaten wie China oder Vietnam war es damals
aber auch wichtig, dass sie jemanden hatten, der ihnen konkret sagte, zu
welchen Bedingungen sie ein Kraftwerk von Frankreich oder England
kaufen sollten. Daher war ich erstaunlich populär. Selten waren damals
Regionalberater so viel unterwegs, wie ich es war, denn die Anfragen
kamen von überall her. Ich habe deshalb, denke ich, ungewöhnlich viel
bei der ESCAP bewirkt. Mehr als das normalerweise der Fall ist. Wenn
ein Trainingsseminar von mir gut gelaufen ist, dann hat das auch sofort
Erfolge gezeigt. Insofern waren das schon Erfolgserlebnisse, wenn man
einem Volk in kleinem Maße helfen kann, nach vorne zu kommen.
AA: Wie ging es dann beruflich für sie weiter?
P. S.: Ich war Experte, ich hatte mein Ranking innerhalb der ESCAP.
Da Deutschland aber innerhalb der ESCAP in Bangkok nur Beobachterstatus hat, waren die Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb
der Organisation für mich relativ begrenzt. Eine solche Stelle wird
dann politisch besetzt. Oft durch die großen Länder Japan oder die
USA. Zu dieser Zeit 1983 kam aber der Präsident der Kammer, der
damalige Präsident von Höchst auf mich zu und erklärte mir, dass die
Stelle bei der Kammer frei würde und ob ich sie haben wollte. Das
Angebot schien mir vor allem deshalb interessant, weil ich mich durch
meine Tätigkeit bei den Vereinten Nationen von Deutschland immer
weiter entfernt hatte. Ich sprach nur noch Englisch, begann sogar im
Deutschen Fehler zu machen, wollte aber eigentlich gar nicht so eine
internationale Persönlichkeit werden, die dann ein „Laissez-passer“ als
Pass hat und nur beiläufig sagt: „Ich bin auch Deutscher“. Ich wollte
mit Deutschland verbunden bleiben, denn Deutschland ist ein tolles
Land, wollte auch Kontakt zu Deutschland haben und wollte auch im
deutschen System bleiben. Somit war die Stelle bei der Kammer ein
Schritt zurück nach Deutschland. Ich kümmerte mich fortan nur noch
Seite 46
um bilaterale Angelegenheiten zwischen Thailand und Deutschland.
Jetzt war ich wieder in der privaten Wirtschaft, was meinen Neigungen
und meiner Ausbildung entsprach. Es war im Grunde ein Sprung ins
kalte Wasser und ich wusste nicht, ob es klappen würde, aber die Kammer hat mich knapp 20 Jahre hier gehalten, der Job war interessant und
mit großen Freiheiten versehen. Im Tagesgeschäft und den Projekten,
die ich anging, war ich derjenige, der darüber entschied.
AA: Hätte es denn auch Singapur sein können?
P. S.: Ich war Thailand natürlich nach den acht Jahren bei der ESCAP
in gewisser Weise verhaftet. Ich kannte die anderen Länder und wenn
ich mich selbst fragte, wo ich denn am liebsten sein wollte, dann kam
immer wieder Thailand raus. In Thailand hatte ich meine persönlichen
Dinge geregelt. Meine Frau ist hier in einer thailändisch-chinesischen
Familie verwurzelt und ganz glücklich hier zu leben. Ich hatte auch
ein paar Freunde hier. Von daher passte das Angebot der DeutschThailändischen Handelskammer ganz genau.
AA: Eine der Hauptaufgaben der Kammer ist es, die cross-kulturellen
Hemmnisse bei Geschäften zwischen deutschen und thailändischen
Unternehmen zu überbrücken. Was muss man sich im Alltagsgeschäft
darunter vorstellen?
P. S.: Das ist eine schwierige Frage, die man nur richtig beantworten
kann, wenn man in die Tiefe geht. Ich will aber ein Beispiel geben:
Nehmen sie einfach die Frage der Bewertung eines Risikos. Ich will
investieren, was ist mein Risiko? Ich will einen Geschäftspartner
auswählen, wo ist das Risiko? Ein Risiko lässt sich aber nur bewerten,
wenn sie wissen, wie die Menschen sich verhalten werden. Wird er zu
mir stehen, wird er tun, was auf dem Papier steht? Das zu erkennen,
setzt erst mal voraus, zu wissen: Wie reagieren die Deutschen? Der
Deutsche liebt Sicherheit, Geradlinigkeit und Pünktlichkeit, ist etwas
störrisch und somit wenig beweglich. Der Thailänder liebt persönliche
Beziehungen, mag aber weniger die schriftliche Seite des Geschäftes,
ist beweglich und passt sich den Umständen an. Da ist also alles anders.
Und das muss man versuchen, einem deutschen Mittelständler, der
hierherkommt, aber noch nie vorher in Thailand war, zu vermitteln.
Wenn er die Dinge so angeht, wie er sie in Deutschland angehen würde,
wird er Schiffbruch erleiden. Er muss also sehen, dass er auf der einen
Seite seine guten deutschen Fähigkeiten behält, denn die machen ihn
wertvoll, sich aber auf der anderen Seite bemühen, nach den Regeln,
wie sie hier gehandhabt werden, vorzugehen. Das ist nicht immer
einfach, aber es ist eine Herausforderung. Kulturen darf man meiner
Meinung nach auch nicht vergleichen oder versuchen zu ändern, denn
dann tun sie einer der Kulturen immer Unrecht. Aber man kann sie
dahingehend ein wenig verändern, dass man einem Thailänder sagt,
wie es in Deutschland ist, denn der versteht das umgekehrt genauso
wenig wie der Deutsche, der nach Thailand kommt. Sie können den
anderen nicht in seinen Grundstrukturen ändern.
AA: Glauben sie nicht doch, dass sich die Asiaten der westlichen
Geschäftspraxis schon ein gutes Stück angenähert haben?
P. S.: Die Globalisierung bringt mit sich, dass die Geschäftspraktiken
sich anpassen, was häufig zu einem Gemenge-Mix führt. Es ist wichtig, dass sich die Asiaten mehr an schriftliche Vereinbarungen und
Regeln halten, auch wenn sie ihnen lästig sind. Globalisierung heißt,
Geschäfte zu machen mit jemandem, den man nicht kennt. Und dafür
müssen sie allgemeinverbindliche Regeln haben und einhalten.
AA: Im kommenden Jahr wird zum 9. Mal das German Technology
Symposium (GTS) stattfinden. Als was versteht sich die GTS?
aktuell ASIA 12/2007
Wirtschaft
P. S.: Es begann ursprünglich damit, ein reines Symposium mit
­technischen Fachvortägen von Ingenieuren für Ingenieure zu veranstalten. Das war die GTS ursprünglich. Und so sah man auch die
Bedürfnisse der Thailänder, als man 1985 die GTS zum ersten Mal initiierte. Damals hatte gerade Thailands Industrialisierung begonnen und
es kamen Tausende Ingenieure. Als ich dann zur Kammer kam, habe
ich den Ausstellungsteil hinzugefügt, so dass es nicht mehr nur eine
Veranstaltung war, auf der man erzählen konnte, wie eine Maschine
funktioniert, sondern sie auch direkt zeigen und vorführen konnte. Das
brachte auch einen kommerziellen Aspekt in die Veranstaltung. Auf
einem Symposium gibt es nichts zu verkaufen, sondern da wird kostenlos etwas erzählt, was lediglich zum Transfer der Technologie beiträgt.
Bei der Ausstellung stand dann aber das kommerzielle Verkaufsinteresse eines Produktes im Vordergrund. Das hat sich bis heute sehr gut
entwickelt und ergänzt. Die dritte GTS war noch im Ambassador Hotel,
die letzten GTS waren im Queen Sirikit National Convention Center.
Die nächste GTS wird einen weiteren zusätzlichen Bereich „Lifestyle
& Travel“ haben, weil die sich bildende thailändische Mittelschicht in
ihren Apartments zunehmend so wohnen will, wie man es in Berlin,
London oder Paris tut. Das ist ein großer Markt.
Wir haben uns in der Vergangenheit besonders um den Verkauf von
Investitionsgütern bemüht, weil Thailand Maschinen zum Aufbau der
eigenen Industrie brauchte. Jetzt geht es zusätzlich auch in Richtung
der Konsumgüterindustrie und deswegen gehen wir das nächste Mal
in das neue Convention Center von Centara im Central World. Die
GTS ist heute eine in Thailand und Asien anerkannte große deutsche
Leistungsschau, die einzige, die regelmäßig stattfindet und die dem
lokalen Publikum und dem der Nachbarländer, wo wir die Veranstaltung ebenfalls bewerben, die Möglichkeit gibt, sich alle drei Jahre zu
allem was Deutschland angeht, zu erkundigen.
AA: In den vielen Jahren, die sie hier schon in Thailand sind, war der
Putsch im letzten Jahr nicht der erste, den sie vor Ort mitbekommen
haben. Wird das irgendwann zur Routine?
P. S.: In Thailand gibt es im Durchschnitt alle sieben Jahre einen erfolgreichen Putsch und alle vier Jahre gibt es eine neue Verfassung. Als
der letzte Putsch kam, wurde er zum Teil „begrüßt“. Aber es war ein
schwerwiegender Regelverstoß, der da vom Militär und den thailändischen Eliten initiiert wurde und es war klar, dass ein Putsch natürlich
negative Folgen hat. Das Land ist sehr gespalten und die Spaltung geht
sogar quer durch die Familien. Das war bisher noch nie so. Ansonsten
gewöhnt man sich an die thailändische politische Praxis. Man sollte
nie sagen, dass es keinen Putsch mehr in Thailand geben wird. Letzten
Endes entscheiden die Thais, wie sie ihren Regierungswechsel nach den
demokratische Regeln gestalten oder ob sie eine Zwischenlösung als
nötig erachten. Wir sind hier in Thailand Gäste und die Thais sind ein
sehr stolzes, großes und altes Volk und haben es selbst in der Hand.
AA: Bei den Wahlen in diesem Monat könnte es sein, dass die Splitterparteien der Thai Rak Thai Partei wieder so gut aufgestellt sind, dass
sie gemeinsam einen Wahlerfolg erringen könnten. Glauben sie, dass
das Militär ein solches Ergebnis wieder korrigieren würde?
P. S.: Nein, Thailand hatte immer vergleichsweise schwache Regierungen. Die qualifizierten Köpfe sitzen in Thailand in der Wirtschaft
und mit schwachen Regierungen hat die Wirtschaft in den vergangenen 40 Jahren die Erfolge erzielt, die man heute überall sehen kann.
Es wird also wieder so sein, dass man eine schwache Regierung haben
wird. Ich persönlich hoffe, dass die Demokraten die Regierung stellen
aktuell ASIA 12/2007
Thailand
werden, denn sie sind die einzige Partei mit einem inhaltlich überzeugenden Wahlprogramm. Aber das Land ist vielleicht noch nicht reif
für eine demokratische Alleinherrschaft von einer oder zwei Parteien.
Dafür sind die politischen Teilnahmeprozesse in den einzelnen Provinzen zu unterschiedlich. Wenn sie in der Zeitung lesen, dass Zweidrittel
der Wähler bereit wären, für ein paar tausend Baht ihre Stimme zu
verkaufen, sieht man deutlich, wo wir im Hinblick auf die politische
Bildung stehen. Da ist noch ein langer Weg zu gehen. Insofern kann
man sagen: Es geht bergauf. Der erste große Erfolg war ja, dass die
Militärregierung die Sache ohne Blutvergießen geschafft hat. Sie hat
sicher einige Projekte angepackt, die man nicht unbedingt hätte aufgreifen müssen. Ich denke da an den unglückseligen Foreign Business
Act. Das Beste wäre, wenn der das Licht der Welt nie erblicken würde.
Und das wird er wohl auch nie.
Es wird eine Regierung geben mit einer Vielzahl von Koalitionspartnern. Die Demokraten werden wohl auch dabei sein, die Regierung wird aber erneut schwach sein. Es ist also im Grunde alles wie
gehabt, vielleicht ist man um einige Erfahrungen aus den letzen zwei
Jahren reicher.
AA: Es wird weithin angenommen, dass die Tatsache, dass dem Land
nach den Wahlen wieder eine demokratische Regierung vorsteht, der
Wirtschaft neuen Schub verleihen wird. Wie sehen sie das?
P. S.: Davon bin ich überzeugt. Alles was passiert, passiert in Zyklen.
Wir hatten jetzt 2006 und 2007 zwei schwache Jahre. Die Wirtschaft
hat sich relativ gut gegen die politische Unsicherheit gewehrt, konnte
aber nicht ganz verhindern, dass sie abrutschte. Dadurch stehen wir
jetzt in Asien mit unseren 4,5 % Wachstum ziemlich weit hinten in
der Schlange der Performer. Vietnam und China stehen da weitaus
besser da. Und auch Thailand könnte besser dastehen, wenn man die
Wirtschaft arbeiten lässt, wenn man ihr Luft lässt und Freiräume gibt.
Die Stimmung gegenüber Thailand ist sowohl innerhalb als auch
außerhalb des Landes seit Verabschiedung der Verfassung merklich
besser geworden. Und das wird nach den Wahlen weiter zunehmen.
Die Wahl wird ohne Probleme ablaufen und so sauber wie möglich
sein. Die Wolken werden sich verziehen, der Himmel wird wieder blau
sein und die ausländischen Bedenkenträger gegenüber der politischen
Situation in Thailand werden auf Thailand zugehen und gratulieren.
Viele Projeke hat die Regierung jetzt noch nicht begonnen, weil sie die
neue Regierung nicht verpflichten wollte. Im nächsten Jahr werden
aber viele Großprojekte angegangen werden, denn es ist ja genügend
Geld da. Im Jahr 2008/09 wird die Wirtschaft dann wohl einen erheblichen Schluck aus der Pulle nehmen können.
AA: Wie wird es für sie persönlich weitergehen?
P. S.: Ich höre zum Jahresende bei der Kammer auf, habe mich aber
entschlossen, einen Mittelweg zu gehen, wie man das hier in Asien
ja tut. Das sieht so aus, dass ich mich für die Morgenstunden einer
deutschorientierten Anwaltskanzlei anschließen und nachmittags
meine Freizeit genießen und mich sportlich betätigen werde, so wie
ich das immer gerne getan habe, aber wofür mir eigentlich in den
letzten Jahren irgendwie die Zeit gefehlt hat. Ich werde reisen, ich
werde auch in Deutschland sein. Die Hälfte Freizeit, die andere Hälfte
professionelle Aktivität, womit ich auch wieder zurückkehre zu dem,
was ich eigentlich mal gelernt habe – nämlich dem Recht. Das wird
mir wohl große Freude bereiten und ich freue mich auf diesen neuen
Lebensabschnitt.
Das Interview führte Jessica Purkhardt
Seite 47
Wirtschaftsindikatoren
Global
Neues aus der Welt
der Zahlen
Z
um ersten Mal können wir an dieser Stelle bzw. in der
Serie zu Wirtschaftskarten und -indikatoren eine Neuauflage von Daten verkünden: Am 26. September 2007 hat
die Organisation Transparency International zeitgleich in
London und Berlin den jährlichen Bericht zum weltweiten
Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions
Index, CPI) vorgelegt. Der CPI ist ein zusammengesetzter
Wert, der auf 14 verschiedenen Expertenumfragen unter
Amtsträgern und Politikern in 180 (2006 waren es nur 163)
Ländern basiert.
Seite 48
Diese Umfragen werden von derzeit 9 verschiedenen unabhängigen Forschungsinstituten für deren jeweils fest vorgegebene
Region durchgeführt. Für Asien ist die Asian Development
Bank in Metro Manila, Philippinen, zuständig. Für jedes
untersuchte Land wird ein Punktwert zwischen null und zehn
ermittelt, wobei ein Wert von null Punkten ein sehr hohes Maß
an wahrgenommener Korruption angibt, während zehn Punkte
bedeuten, dass in diesem Land kaum Korruption wahrgenommen wird. Aber genau das ist auch schon das Problem dieses
Index, weil je nach Mentalität, persönlichen Präferenzen,
aktuell ASIA 12/2007
Fotos: C Salisbury, Luminis
Wirtschaftsindices
Wirtschaftsindikatoren
Global
Oben: Die anschauliche Korruptions-Weltkarte kann als PDF heruntergeladen werden
Bilder: © Transparency International, Berlin
Unten: Das tabellarische Ranking auf der
Web-Seite von Transparency International
Erziehung, Kultur, gesellschaftlichem
Umfeld, Erfahrungen, politischer
Ausrichtung usw. der Grad bzw. die
Schwere der „gefühlten“ oder „wahrgenommenen“ Korruption im eigenen
Land ganz unterschiedlich beurteilt
oder sogar ver-urteilt werden. Auch die
Qualität und Neutralität der Informationsmedien spielt in dem jeweiligen
Land eine sehr große Rolle, wie und ob
Korruption überhaupt in der Öffentlichkeit bekannt gemacht wird.
Wie dem auch sei, die Kluft zwischen armen und reichen Ländern bei
der wahrgenommenen Korruption bleibt
tief. Industrie- und Entwicklungsländer
müssen noch mehr Verantwortung übernehmen, wenn es darum geht, Korruption zu bekämpfen, gleichermaßen da,
wo Schmiergeld angeboten, wie da, wo
es (offen oder versteckt) gefordert oder
entgegengenommen wird. „Obwohl
Fortschritte zu beobachten sind, vermindert Korruption drastisch jene Geldmittel, die für Infrastruktur, Bildungs- und
Gesundheitssysteme in dem jeweiligen
Land dringend gebraucht werden”, sagte
Huguette Labelle, die Vorsitzende von
Transparency International. „Gerade die
Länder mit einem niedrigen Punktwert
bzw. einem schlechten Rangplatz müssen diese Ergebnisse ernst nehmen und
jetzt handeln, um die Verantwortlichkeit
öffentlicher Institutionen zu stärken.
Doch genauso wichtig ist es, dass die
Staaten am oberen Ende des Index sehr
konsequent gegen Korruption im privaten Sektor vorgehen.”
Ein starker Zusammenhang zwischen Armut und Korruption
bleibt weiterhin offensichtlich. Vierzig Prozent jener Länder,
die weniger als drei Punkte erreicht haben - und in denen Korruption damit als weit verbreitet wahrgenommen wird - werden von der Weltbank in die unterste Einkommensgruppe der
Entwicklungsländer eingestuft. Somalia und Myanmar (beide
Platz 179 von 180) haben mit nur 1,4 Punkten den niedrigsten
Punktwert, während Dänemark mit einem Punktwert von 9,4
zu den letztjährigen Tabellenführern Finnland und Neuseeland aufschließen konnte. Deutschland rangiert wie im letzten
Jahr weiter auf Platz 16, obwohl sich der Punktwert durch eine
andere Berechnungsweise von 8,0 auf 7,8 nur symbolisch verschlechtert hat.
aktuell ASIA 12/2007
In mehreren afrikanischen Ländern haben sich die Punktwerte
deutlich verbessert. Zu diesen Ländern gehören Namibia, die
Seychellen, Südafrika und Swasiland. Diese Ergebnisse zeigen
die positiven Auswirkungen der Antikorruptionsbemühungen
in Afrika und beweisen, dass echter politischer Wille und die
Durchsetzungsfähigkeit von Reformen dazu beitragen können,
den wahrgenommenen Grad der Korruption zu verringern. Daran
könnten sich die Staaten in Asien durchaus ein Beispiel nehmen,
denn signifikante Verbesserungen gibt es von dort leider nicht zu
vermelden. Verschlechterungen sind dagegen feststellbar in Laos
(Platz 168), Macau (Platz 34) und Thailand (Platz 84). Gleichzeitig bleiben einige von großen Problemen geplagte Staaten wie
Afghanistan, der Irak, Myanmar, Somalia und Sudan am unteren
Ende des Index. „Länder, die von Konflikten zerrissen sind, zah-
Seite 49
Wirtschaftsindikatoren
Global
Links: Ausführliches englischsprachiges
Material zum CPI 2007 auf der Web-Seite
Freiheit der Presse
­a llerorten?
Auch in Asien?
len einen hohen Preis zu Lasten ihrer Regierungsfähigkeit. Wenn
öffentliche Institutionen kaum oder nur rudimentär vorhanden
sind, bedienen sich geldgierige Menschen an öffentlichen Mitteln
und Korruption blüht”, sagte Labelle.
Es darf nicht vergessen werden, dass der CPI durch Befragung von Experten nur unter politischen Amtsinhabern bzw.
amtierenden Politikern in den jeweiligen Ländern zustande
kommt. Dieser Index ist deshalb sehr
subjektiv, wenn nicht sogar „politisch
verfärbt“, dennoch sind die Ergebnisse
höchst erstaunlich und das Fazit bemerkenswert: „Anhaltende Korruption in
Entwicklungsländern verlangt globales
Handeln. Gemeinsame Anstrengungen
von Industrie- und Entwicklungsländern sind notwendig, um Bestechung
einzudämmen und dafür zu sorgen, dass
das Justizsystem auch im Interesse der
Ärmsten funktioniert.“ Dagegen erstellt
Transparency International auch ein etwas
objektiveres „Global Corruption Barometer“ (GCB), das sich auf Aussagen der
Normalbevölkerung stützt (siehe auch
aktuellASIA Nr. 05/2007, Seite 14). Darüber mehr zu einem späteren Zeitpunkt.
Seite 50
Auch der Index der Pressefreiheit der
Organisation Reporter ohne Grenzen
(ROG) hat seine jährliche Neuauflage
erlebt und wurde am 16. Oktober 2007
veröffentlicht. Das Fazit gleich vorweg:
Sowohl am Anfang als auch am Ende der
Liste hat sich wenig bewegt, während im
Mittelfeld des Rankings durchaus erstaunliche Veränderungen stattfanden - aber der
Reihe nach:
Verglichen wurden 169 Länder im
Zeitraum von September 2006 bis August
2007. Schlusslichter sind nach wie vor
Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan.
An der Spitze stehen auch in diesem
Jahr mit Island, Norwegen und Estland
nordeuropäische Länder. Deutschland
liegt auf Rang 20, Österreich auf Platz
16. Länder wie Malaysia (124.), Ägypten (146.) und Vietnam (162.) haben die
Zensur des Internets verschärft und sind
abgerutscht.
„Die Lage in Eritrea ist desaströs. Private Medien existieren nicht mehr und die wenigen Journalisten,
die es wagen, das Regime Issaias Afeworkis zu kritisieren, landen
im Gefängnis. Mindestens vier von ihnen sind bereits in der Haft
gestorben. Wegen weiterer Festnahmen steht Eritrea nun ganz am
Ende der Liste“, so ROG in einem Interview. Die 14 bestplatz­
ierten Länder liegen in Europa. Die unteren 20 Ränge belegen
sieben asiatische Länder (Pakistan, Sri Lanka, Laos, Vietnam,
aktuell ASIA 12/2007
Bilder: © Transparency International, Berlin, © Asian
Development Bank, Manila, The Philippines
Unten: Ausführliche Informationen auch
zum CPI 2007 auf der Web-Seite der Asian
Development Bank
HUTH + WENZEL
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Wirtschaftsindikatoren
Global
Links: Die Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen
mit Angaben zur Veränderung des Wertes
Bilder: © Reporter ohne Grenzen, Berlin
Rechts: Kritische Themen gerade auch zu asiatischen Verhältnissen
auf der Web-Seite von Reporter ohne Grenzen
China, Burma/Myanmar und Nordkorea), fünf afrikanische Staaten (Äthiopien, Äquatorial Guinea, Libyen, Somalia und Eritrea),
vier aus dem Nahen Osten (Syrien, Irak, Palästinensische Gebiete
und Iran), drei GUS-Staaten (Weißrussland, Usbekistan und
Turkmenistan) sowie Kuba.
Die Mitgliedsländer der EU rangieren unter den ersten 50
– mit Ausnahme von Bulgarien (51.) und Polen (56.). In Sofia laufen Journalisten Gefahr, wegen kritischer Berichte attackiert zu
werden. Das Klima hat sich weiter aufgeheizt, weil die Anklage
gegen Polizisten fallengelassen wurde, die einen Journalisten
zusammengeschlagen hatten. In Polen weigern sich die Behörden, Pressevergehen zu entkriminalisieren; Journalisten erhalten häufig Bewährungsstrafen. Als die Brüder Kaczynski noch
gemeinsam an der Macht waren, mehrten sich die strafrechtlichen
Verfolgungen von Medienleuten. Das gilt es unter neuen politischen Verhältnissen jetzt aufzuarbeiten.
„In Birma/Myanmar (Platz 164) hat das Vorgehen der Militärs
gegen Demonstranten in den vergangenen Wochen erneut gezeigt,
dass das Recht auf freie Meinungsäußerung in dem Land nicht
existiert. Bedauerlich ist auch, dass China (163) noch immer ganz
unten steht. Weniger als ein Jahr vor den Olympischen Spielen
in Peking ist es fraglich, ob die so oft versprochenen Reformen
umgesetzt und inhaftierte Journalisten freigelassen werden“, so
Katrin Evers, Pressesprecherin von ROG in Berlin.
In Thailand (Platz 135) und auf den Fidschi-Inseln (107)
haben Militärputsche, die angeblich die Demokratie wiederher-
Seite 52
stellen sollten, die Lage der Nachrichtenmedien verschlechtert.
Die Medien in Bangkok sind zwar relativ frei, aber das Militär
hat die Gründung eines Fernsehsenders durch Anhänger des
abgesetzten Ministerpräsidenten verhindert. Mehrere Chefredakteure von Webseiten und Blogger wurden verhaftet. In Fidschi herrschte mehrere Wochen lang ein gespanntes Verhältnis
zwischen Armee und Medien; ein ausländischer Reporter wurde
ausgewiesen. Seitdem richtet sich der Druck vor allem gegen
kritische Stimmen im Internet.
Kambodscha (85) ist in der Rangliste um einige Plätze nach
oben geklettert. Die Regierung hatte entschieden, die Kriminalisierung von pressrechtlichen Verstößen aufzuheben. Journalisten wandern nicht mehr ins Gefängnis. Doch gab es weiterhin
Morddrohungen, insbesondere wenn Journalisten über Korruptionsfälle berichteten.
Auf den Philippinen (128) wurden weniger Mordfälle registriert als letztes Jahr. Auch haben die Mitarbeiter der Präsidentin
Gloria Arroyo nicht mehr so viele Verleumdungsklagen gegen
Journalisten und Medien angestrengt.
Die Wirtschaft Asiens befindet
sich auch in diesem Jahr in
einer robusten Verfassung
Das aussenwirtschaftliche Barometer
des BDI
Zurück zu Themen, die den Mittelständler, Handwerker oder
Manager mit Asien-„Berührung“ eher interessieren dürften – so
z.B. das Außenwirtschaftsbarometer (AuWiBar) des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), das am 21. Oktober
aktuell ASIA 12/2007
Wirtschaftsindikatoren
Global
Oben: Die Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft aus Sicht des BDI
Bilder: © Bundesverband der Deutschen Industrie, Berlin
Unten: Erwartungen der einzelnen Branchen in Deutschland an den
Export
2007 mit neuen Daten an die Öffentlichkeit ging. “Die Stimmung
in der Exportwirtschaft ist gut, der globale Aufwärtstrend setzt
sich fort, die meisten Branchen sind sehr optimistisch”, erklärte
Klaus Bräunig, Sprecher der Hauptgeschäftsführung des BDI.
Das BDI-Außenwirtschaftsbarometer fasst die Ergebnisse der
diesjährigen BDI-Umfrage zusammen. Für das Jahr 2007 rechne
der BDI auf Grundlage der Brancheneinschätzungen mit einem
Exportwachstum von 9 Prozent. Im Jahr 2008 werde der Export
erneut zulegen, das Wachstum werde sich aber voraussichtlich auf
7 Prozent abschwächen.
Die Wirtschaft Asiens befindet sich auch in diesem Jahr in
einer robusten Verfassung. Von den Problemen auf den Finanzmärkten, ausgelöst durch die US-Immobilienkrise, ist es nur am
Rande betroffen. Dementsprechend konnte sich die Region als
Hauptmotor der Weltwirtschaft weiter behaupten. Das Brutto­
inlandsprodukt erreichte knapp 10 Billionen US$ und macht
aktuell ASIA 12/2007
damit rund ein Viertel der Weltwirtschaftsleistung aus. In den
meisten asiatischen Schwellenländern läuft die Konjunktur weiter rund. So wird sich die gesamtwirtschaftliche Leistung im Jahr
2007 in China um ca. 10% und in Indien um etwa 8% erhöhen.
Fraglich ist aber, inwieweit sich asiatische Schwellenländer von
den konjunkturellen Entwicklungen in Europa und den USA
abkoppeln können. Offenbar sind diese Schwellenländer für
Schwankungen in den Finanzmärkten weniger anfällig geworden. Außerdem hat der Außenhandel dieser Länder untereinander sehr stark zugenommen. So absorbieren Europa und die
USA nach wie vor etwa 40% der Exporte aus China und in den
kleineren Ländern Asiens werden etwa zwei Drittel des Wachstums vom Export getragen. Das Risiko durch Langzeitwirkungen
aus der US-Immobilienkrise bleibt aber weiter bestehen.
Der Export aus Deutschland in die USA bereitet Sorgen, aber
anscheinend werden dortige Einbußen von der Belebung der
Warenausfuhr in asiatische Schwellenländer wieder abgefangen.
Beispielsweise sind die Exporte nach China im ersten Halbjahr
2007 um 15,4% gestiegen und machen bereits 3% des deutschen
Gesamtvolumens aus. Noch kräftiger ist der Handel mit Russland
gestiegen und zwar um 33,2%. Nach Japan sind die deutschen
Exporte um 1,8% zurückgegangen.
Besonders fällt ins Gewicht, dass die exportstärksten Branchen, der Maschinen- und Anlagenbau, die Chemie und die Automobilindustrie jeweils ein zweistelliges Wachstum erwarten.
Aber auch kleinere Branchen wie die Möbelindustrie rechnen mit
spürbaren Zuwächsen. Der starke Euro macht den Exporteuren
zunehmend zu schaffen, im Vergleich zu früheren Aufwertungen
hielten sich die Belastungen aber in Grenzen. “Die weltwirtschaftlichen Zusammenhänge haben sich geändert. Heute kommt
es vor allem auf die regionale Zusammensetzung der Lieferkette
an”, erläuterte Bräunig. Vielmehr wird den deutschen Unternehmen 2007 wohl abermals das Kunststück gelingen, nicht nur mit
den Weltmärkten zu wachsen, sondern zusätzlich Marktanteile zu
gewinnen. Das erstaunliche Fazit des BDI: “Südostasien ist und
bleibt Hauptmotor der Weltwirtschaft”, so Bräunig.
Dieter Kühner
Quellen für diesen Bericht
http://www.transparency.org
http://www.transparency.de
http://www.peace-and-conflict.net
http://www.icgg.org/corruption.cpi_2007.html
http://www.adb.org
http://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste-2007.html
http://www.auswanderer-blog.de
http://www.opensky.cc
http://www.bdi.eu/Dokumente/BDI_AUWI-Barometer_1007.pdf
Seite 53
Messen und Ausstellungen in Asien
Montag
ab Januar 2008
Dienstag
Mittwoch
Donne
1 2 3
7 8 9 1
01
BANGLADESCH: DITF – Dhaka International Trade Fair
TERMIN: 01. – 31.01.2008 ORT: Sher-E-Bangla Nagore, Dhaka
01
02
03
BANGLADESCH: DITF – Dhaka International Trade Fair
TERMIN: 01. – 31.01.2008 ORT: Sher-E-Bangla Nagore, Dhaka
CHINA (VR): Hong Kong International Stationery Fair
TERMIN: 07. – 10.01.2008 ORT: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR
CHINA (VR): Hong Kong Toys & Games Fair (UFI)
TERMIN: 07. – 10.01.2008 ORT: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR, China (VR)
04
05
INDIEN:
TERMIN:
CHINA (VR):
TERMIN:
01
04
06
07
08
BANGLADESCH: DITF – Dhaka International Trade Fair
TERMIN: 01. – 31.01.2008 ORT: Sher-E-Bangla Nagore, Dhaka
INDIEN: AUTO EXPO – Indian Automotive Industry Exhibition
TERMIN: 10. – 17.01.2008 ORT: Pragati Maidan, New Delhi
14 15 16 1
CHINA (VR): Hong Kong Fashion Week (UFI)
TERMIN: 14. – 17.01.2008 ORT: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR
CHINA (VR): World Boutique
TERMIN: 14. – 17.01.2008 ORT: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR
CHINA (VR): China Fur & Leather Products Fair
TERMIN: 15. – 18.01.2008 ORT: China International Exhibition Centre, Peking
09
CHINA (VR): Cosmoprof Shanghai
TERMIN: 15. – 17.01.2008 ORT: SNIEC – Shanghai New International Expo Centre, Shanghai
10
11
JAPAN: Internepcon Japan (in context of NEPCON
TERMIN: 16. – 18.01.2008 ORT: Tokyo International
JAPAN: FOE – FIBER OPTICS EXPO
TERMIN: 16. – 18.01.2008 ORT: Tokyo International
01
12
BANGLADESCH: DITF – Dhaka International Trade Fair
TERMIN: 01. – 31.01.2008 ORT: Sher-E-Bangla Nagore, Dhaka
21 22 23 2
28 29 30 3
INDIEN: ELECRAMA – International Exhibition on Electrical, Power Electronics &
Allied Equipment TERMIN: 18. – 22.01.2008 ORT: Bombay Exhibition Centre, NSE
Complex, Goregaon, Mumbai (Bombay)
13
INDIEN: BMCT – International Exhibition and Conference on Building Materials and Construction Technology
TERMIN: 21. – 23.01.2008 ORT: Pragati Maidan, New Delhi
14
INDIEN: IIGF – India International Garment Fair
TERMIN: 22. – 24.01.2008 ORT: Pragati Maidan, New Delhi
15
16
JAPAN: IJT – International Jewellery Tokyo
TERMIN: 23. – 26.01.2008 ORT: Tokyo International
JAPAN: IFF – International Fashion Fair
TERMIN: 23. – 25.01.2008 ORT: Tokyo International
01
BANGLADESCH: DITF – Dhaka International Trade Fair
TERMIN: 01. – 31.01.2008 ORT: Sher-E-Bangla Nagore, Dhaka
17
18
19
KOREA (REP.): SEMICON KOREA
TERMIN: 30.01. – 01.02.2008 ORT: COEX Convention &
INDIEN: PANACEA – Gesundheitsmesse
TERMIN: 30.01. – 01.02.2008 ORT: World Trade Center
INDIEN: IILF – India International Leather Fair
TERMIN: 31.01. – 03.02.2008 ORT: Chennai Trade Centre,
Seite 54
aktuell ASIA 12/2007
Messen und Ausstellungen in Asien
erstag
Freitag
Samstag
ab Januar 2008
Sonntag
3 4 5 6
10 11 12 13
AUTO EXPO – Indian Automotive Industry Exhibition
10. – 17.01.2008 ORT: Pragati Maidan, New Delhi
Macao Jewellery & Watch Fair
10. – 13.01.2008 ORT: The Venetian Macao-Resort-Hotel Convention & Exhibition Center, Macau/SVR
17 18 19 20
WORLD)
Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio
Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio
12
INDIEN: ELECRAMA – International Exhibition on Electrical, Power Electronics & Allied Equipment TERMIN: 18. – 22.01.2008
ORT: Bombay Exhibition Centre, NSE Complex, Goregaon, Mumbai (Bombay)
24 25 26 27
31
Exhibition Center Tokyo Big Sight, Tokio
Exhibition Center, Tokyo Big Sight, Tokia
Exhibition Center, Seoul
– Expo Center, Mumbai (Bombay)
Chennai (Madras)
aktuell ASIA 12/2007
Seite 55
Messen und Ausstellungen in Asien
ab Januar 2008
Messen und Ausstellungen
in Asien ab Januar 2008
01
08
14
02
09
15
10
16
DITF – Dhaka International Trade Fair
Termin: 01. – 31.01.2008
Ort: Sher-E-Bangla Nagore, Dhaka, Bangladesch
Veranstalter: Export Promotion Bureau, 122-124,
Motijheel C/A , Dhaka 1000, Tel: +880-2-9560787, Fax:
+880-2-9568000, E-Mail: epb.tic@radeshta.net
Web: http://www.epb.gov.bd
Hong Kong International
Stationery Fair
Termin: 07. – 10.01.2008
Ort: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR, China (VR)
Veranstalter: Messe Frankfurt (H.K.) Ltd., 3506 China Resources Bldg., 26 Harbour Road, Wanchai, Hong Kong,
Tel: +852-280-27728, Fax: +852-259-88771, E-Mail: info@
hongkong.messefrankfurt.com
Web: http://www.tdctrade.com
03
Hong Kong Toys &
Games Fair (UFI)
Termin: 07. – 10.01.2008
Ort: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR, China (VR)
Veranstalter: Hong Kong Trade Development Council
Exhibitions Department, Unit 13, Expo Galleria, HKCEC,
1 Expo Drive,Wanchai, Hong Kong, Tel: +852-258-44333,
Fax: +852-282-40026, E-Mail: exhibitions@tdc.org.hk
Web: http://www.hktoyfair.com
04
AUTO EXPO – Indian
Automotive Industry
Exhibition
Termin: 10. – 17.01.2008
Ort: Pragati Maidan, New Delhi, Indien
Veranstalter: Confederation of Indian Industry (CII), Trade
Fairs Division, 249 F, Udyog Vihar Phase 4, Sector 18,
Gurgaon 122015 (Haryana), Tel: +91-124-5014060, Fax:
+91-124-5014080, E-Mail: imag@imag.de
Web: http://www.autoexpo.in
05
Macao Jewellery &
Watch Fair
Termin: 10. – 13.01.2008
Ort: The Venetian Macao-Resort-Hotel Convention &
Exhibition Center, Macau/SVR, China (VR)
Veranstalter: CMP Asia Ltd Regional Head Office, 17/F
China Resources Building, 26 Harbour Rd. Wanchai,
Hong Kong, Tel: +852-2827-2611, Fax: +852-2827-7831,
E-Mail: info@cmpasia.com
Web: http://exhibitions.jewellerynetasia.com
06
Hong Kong Fashion
Week (UFI)
Termin: 14. – 17.01.2008
Ort: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR, China (VR)
Veranstalter: Hong Kong Trade Development Council
Exhibitions Department, Unit 13, Expo Galleria, HKCEC,
1 Expo Drive, Wanchai, Hong Kong, Tel: +852-258-44333,
Fax: +852-282-40026, E-Mail: exhibitions@tdc.org.hk
Web: http://hkfashionweekfw.com
07
World Boutique
Termin: 14. – 17.01.2008
Ort: Hong Kong Convention and Exhibition Centre, Hongkong/SVR, China (VR)
Veranstalter: Hong Kong Trade Development Council
Exhibitions Department, Unit 13, Expo Galleria, HKCEC,
1 Expo Drive, Wanchai, Hong Kong, Tel: +852-258-44333,
Fax: +852-282-40026, E-Mail: exhibitions@tdc.org.hk
Web: http://www.worldboutiquehk.com
Seite 56
China Fur & Leather
Products Fair
Termin: 15. – 18.01.2008
Ort: China International Exhibition Centre, Peking, China
(VR)
Veranstalter: Sunry Advertising and Exhibition Co., Ltd.,
No. 208 An Ding Men Wai Street, 100011 Beijing
Tel: +86-10-64283384, Fax: +86-10-64283382
Web: http://www.fur-fair.com
Cosmoprof Shanghai
Termin: 15. – 17.01.2008
Ort: SNIEC – Shanghai New International Expo Centre,
Shanghai, China (VR)
Veranstalter: CMP Asia Ltd Regional Head Office, 17/F
China Resources Building, 26 Harbour Rd. Wanchai,
Hong Kong, Tel: +852-2827-2611, Fax: +852-2827-7831,
E-Mail: info@cmpasia.com
Web: http://www.cmpasia.com
Internepcon Japan
(in context of NEPCON
WORLD)
Termin: 16. – 18.01.2008
Ort: Tokyo International Exhibition Center Tokyo Big
Sight, Tokio, Japan
Veranstalter: Reed Exhibitions Japan Ltd., 18F ShinjukuNomura Bldg.1-26-2 Nishishinjuku, Shinjuku-ku, Tokyo
163-0570, Tel: +81-3-33498501, Fax: +81-3-33498599,
E-Mail: info@reedexpo.co.jp
Web: http://www.nepconworld.jp
IIGF – India International
Garment Fair
Termin: 22. – 24.01.2008
Ort: Pragati Maidan, New Delhi, Indien
Veranstalter: Apparel Export Promotion Council, NBCC
Tower, 15, Bhikaji Cama Place, New Delhi 110 066
Tel: +91-11-26187630, Fax: +91-11-26106683, E-Mail:
hoadepd@vsnl.com
Web: http://www.iigTelline.com
IJT – International
­Jewellery Tokyo
Termin: 23. – 26.01.2008
Ort: Tokyo International Exhibition Center Tokyo Big
Sight, Tokio, Japan
Veranstalter: Reed Exhibitions Japan Ltd., 18F ShinjukuNomura Bldg.1-26-2 Nishishinjuku, Shinjuku-ku, Tokyo
163-0570, Tel: +81-3-33498501, Fax: +81-3-33498599,
E-Mail: ijt@reedexpo.co.jp
Web: http://www.ijt.jp
IFF – International
­Fashion Fair
Termin: 23. – 25.01.2008
Ort: Tokyo International Exhibition Center, Tokyo Big
Sight, Tokia, Japan
Veranstalter: Secretariat of International Fashion Fair
Sumitomo-Shoji Jimbocho Bldg. 3-24, Kanda-Nishikicho, Chiyoda-ku; Tokyo 101-8449; Tel: +81-3-32193561,
Fax: +81-3-32921813, E-Mail: ff-jan7@senken.co.jp
Web: http://www.senken.co.jp/iff
11
17
12
18
FOE – FIBER OPTICS
EXPO
Termin: 16. – 18.01.2008
Ort: Tokyo International Exhibition Center Tokyo Big
Sight, Tokio, Japan
Veranstalter: Reed Exhibitions Japan Ltd., 18F ShinjukuNomura Bldg.1-26-2 Nishishinjuku, Shinjuku-ku, Tokyo
163-0570, Tel: +81-3-33498501, Fax: +81-3-33498599,
E-Mail: info@reedexpo.co.jp
Web: http://www.foe.jp
ELECRAMA – International Exhibition on
Electrical, Power Electronics
& Allied Equipment
Termin: 18. – 22.01.2008
Ort: Bombay Exhibition Centre, NSE Complex, Goregaon,
Mumbai (Bombay), Indien
Veranstalter: Indian Electrical and Electronics Manufacturers’ Association, 501 Kakad Chambers, 132 Dr.
Annie Besant Road Worli, Mumbai (Bombay) 400018, Tel:
+91-22-4930532, Fax: +91-22-4932705, E-Mail: mumbai@
ieema.org
Web: http://elecrama.com
13
BMCT – International
Exhibition and Conference on Building Materials
and Construction Technology
Termin: 21. – 23.01.2008
Ort: Pragati Maidan, New Delhi, Indien
Veranstalter: FICCI – Federation of Indian Chambers of
Commerce and Industry, Federation House Tansen Marg,
110001 New Delhi, Tel: +91-11-23738760, Fax: +91-1123320714, E-Mail: jasmeetsingh@ficci.com
Web: http://www.bmctexhib.com
SEMICON KOREA
Termin: 30.01. – 01.02.2008
Ort: COEX Convention & Exhibition Center, Seoul, Korea
(Republik)
Veranstalter: SEMI – Semiconductor Equipment & Materials International, 3081 Zanker Road, San Jose, CA 95134,
Tel: +1-408-9436900, Fax: +1-408-9437953, E-Mail:
semihq@semi.org
Web: http://www.semi.org
PANACEA –
Gesundheitsmesse
Termin: 30.01. – 01.02.2008
Ort: World Trade Center – Expo Center, Mumbai (Bombay), Indien
Veranstalter: Seishido Communications, Film City Rd.,
A-102 Divya Stuti, Divyalik Township, Gen. A.K. Vaidya
Marg, Mumbai, Goregaon, Tel: +91-228-403654, Fax:
+91-228-421061, E-Mail: info@seishidocommunications.
com
Web: http://seishidocommunications.com
19
IILF – India International
Leather Fair
Termin: 31.01. – 03.02.2008
Ort: Chennai Trade Centre, Chennai (Madras), Indien
Veranstalter: India Trade Promotion Organisation (ITPO),
Pragati Bhawan, Pragati Maidan, New Delhi 110001
Tel: +91-11-23371830, Fax: +91-11-28371874, E-Mail:
info@itpo-online.com
Web: http://www.iilfleatherfair.com
BLUVFMM1VCMJTIJOH
German language business magazines
www.aktuellasia.com
aktuell ASIA 12/2007
Lebe
Liebe(r)
Frei
Foto: Martynova Elena
Chinas Wandel der Verschlossenheit
S
hanghai, die wohl westlichste der chinesischen Städte,
ist ein großes Spielfeld der Freiheitsliebenden – der Liebenden. Denn keine andere Stadt Chinas ist so selbstverliebt
egozentrisch, dass es zum Mensch-ärgere-Dich-nicht im Monopolystil einlädt. Und keine andere Stadt begünstigt so sehr
die gesellschaftlichen Gegensätze. Wohl gut ein Prozent der
Bewohner sind westliche Ausländer, deren Lebens- und Liebesgewohnheiten die Stadt und ihre Bewohner infiltrieren. Vor
allem die neue Generation der Expatriates – sowohl männlich
wie auch weiblich – hinterlässt ein durch und durch unasiatisches Lebensgefühl, das nicht nur einen wirtschaftlichen,
sondern auch einen sozialen Aspekt hat. China ist im Aufbruch,
nicht nur was seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, sondern
vor allem, was sein Sozialgefüge betrifft.
Eine junge Generation von chinesischen Künstlern verarbeitet
diese Umbrüche und beim Spaziergang durch die Ateliers der
Moganshan Lu Shanghais kann man diese Dynamik des Wandels
fast mit jedem Atemzug riechen. Dabei ist es noch gar nicht lange
her, dass die chinesische Autorin Wei Hui, die in China seit ihrem
2001 veröffentlichten Buch „Shanghai Baby“ als Skandalautorin
gilt, das öffentliche Verbrennen von 40.000 Kopien ihres Werkes
beklagen musste. Ihre Schilderungen seien ungesund für die
chinesische Bevölkerung, lautete die Begründung. Es ist die
Erzählung der jungen Autorin Wei Hui, die offenherzig den Zwiespalt der jungen Generation schildert: die junge Ni Ke, genannt
Coco, verliebt sich in einen wunderbaren, aber leider impotenten
In der Stadt boomt die
gleichgeschlechtliche Liebe
Mann und eigentlich gegen ihren Willen beginnt sie eine leidenschaftliche erotische Affäre mit einem Ausländer, dem deutschen
Geschäftsmann Mark. Inzwischen wurde der in China verbotene
halbbiografische Roman von der deutschen Produktionsfirma
Berengar Pfahl Film („offroad.tv“) in Shanghai und Berlin vom
Regisseur Berengar Pfahl mit der Starbesetzung Luke Goss (alias
Mark) und Ling Bai (alias Coco) sowie Katja Riemann verfilmt.
aktuell ASIA 12/2007
Gesellschaft
China
Die Premiere feierte der Film mit gleichem Titel wie das Buch
am 18. Mai 2007 zu den Filmfestspielen in Cannes.
Der Film zeigt, was das Buch bereits explizit beschreibt: das
aufregende Nacht- und Liebesleben Shanghais und die Dialektik
des aufstrebenden Reiches. Es ist die Dualität von Tradition und
explodierendem Turbokapitalismus, die eine spürbare Kluft in
Shanghai entstehen lässt. Bücherverbrennungen sind dabei der
hilflose Versuch eines Regimes, an sich selbst überholenden
Werten festzuhalten. Eine Generation, die während der Niederschlagung des Tian’anmen-Aufstandes die Schulbank drückte
und in den neunziger Jahren die Folgen der Dengschen Reformen
mit Aussicht auf Luxus und Erfolg erlebte, empfindet Freiheit als
Lebensstil und will sich nicht durch traditionelle Konventionen
einschränken lassen. Vor allem junge Chinesinnen in Shanghai
erleben die Dualität zwischen Tradition und einer Ästhetisierung
durch den Westen. Zum einen gehören Heiratsmärkte zum Beispiel im Park des People’s Square und der soziale Druck durch
das Elternhaus zum traditionellen Sozialgefüge, zum anderen
ist das scheinbar heile Leben und freizügige Lieben des Westens
verlockend. So verharrt Shanghai in einer sozialen Instabilität,
die an den Vorabend der sexuellen Revolution der 1968er im
Westen erinnert, ohne jedoch dessen politische Komponente zu
enthalten. Bereits vor vier Jahren zitiert die China News Weekly
die chinesische Soziologin Li Yinhe: „Obwohl Chinesen sexuelle
Freiheit nicht als Slogan für sexuelle Emanzipation entwickeln,
verhalten sie sich danach.“
Chinesen entwickeln sexuelle
Freiheit nicht als Slogan
für sexuelle Emanzipation,
verhalten sich aber so
Diese soziale Entwicklungsphase schürt Vorurteile auf allen Seiten. Ein Stadtmagazin veröffentlichte vor kurzem ­Liebestagebücher
von Expats. Egal, ob fiktiv oder real – schilderten dort verschiedene Ausländer von ledig und männlich über homosexuell und in
einer Beziehung lebend bis weiblich und attraktiv ihre Erlebnisse
detailliert, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, die Ausländer seien
übermäßig aktiv auf dem Felde der körperlichen Liebe. Doch
die Botschaft wurde anders verstanden, denn die Mehrheit der
Chinesen auch in Shanghai ist durchaus noch äußerst konservativ.
Ausländer werden da gern als Störenfriede der sozialen Ordnung
verstanden – besonders, wenn sie sich in China in einer Art ausleben, die moralisch durchaus fragwürdig ist und dem eigenen
Empfinden der vergangenen Jahrzehnte zuwiderläuft. In einem
Internet-Blog, zum Beispiel, schildert auf pornografische Weise
ein Englischlehrer aus Großbritannien seine sexuellen Eskapaden
mit jungen Chinesinnen – zumeist seine eigenen Schülerinnen. Die
Reaktion auf diesen Blog war die „Internetjagd auf den unmoralischen Ausländer“. Einer der Jäger, ein Psychologieprofessor, fragt
deshalb: „Ich verstehe, dass manche Frauen es wegen des Geldes
und andere es wegen der Möglichkeit, ins Ausland zu gehen, tun.
Seite 58
Aber, liebe Landsfrauen, (…) lasst nicht zuerst mit Eurem Körper
spielen und dann mit Eurer Ehre.“ Und seinen männlichen Landsmännern ruft er zu: „Wollt Ihr noch immer diese Ausländer wichtig
nehmen? Beugt Ihr Euch noch immer, wenn Ihr Ausländern begegnet? Bitte streckt Euer Rückgrat.”
Die junge Ni Ke verliebt
sich in einen wunderbaren,
aber leider impotenten Mann
Chinas Stolz wird herausgefordert von der sich überschlagenden Entwicklung auch im sozialen Bereich. Während weite
Teile des Landes sich noch immer den Schlaf des Dornröschens
aus den Augen wischen, werden Puxi und Pudong aus sozialpsychologischer Sicht zu Sodom und Gomorra. So floriert zwar das
älteste Gewerbe der Welt in allen Orten Chinas, doch Shanghai
mit seinem wachsenden Wohlstand begünstigt es. In unzähligen
Straßenbordellen, Karaokebars und Pubs findet sich für jeden
Geldbeutel die passende Liebe. Shanghai ist noch immer für viele
Chinesen das Mekka des Wohlstandes, in das sie pilgern, um ihren
Traum vom Luxus zu erfüllen. Zu viele Erfolgsgeschichten vom
buchstäblichen Tellerwäscher zum Millionär nahmen ihren Beginn
am Huangpu-Fluss. Und so machen sich noch immer Zehntausende
jährlich auf den Weg, um in Shanghai oder einer der anderen prosperierenden Städte wie Guangzhou, Shenzhen, Beijing, Ningbo
oder Nanjing ihr Glück zu finden. Aus den ärmeren Provinzen
kommend warten auf sie die Verlockungen des Kapitalismus. Nur
ein geringer Prozentsatz dieser Migrantinnen hat die Chance, einen
Job in einem der Bürokomplexe oder einer Fabrik zu bekommen.
Und auch, wer das Glück hat, nicht im professionellen Liebesdienst oder als Konkubine zu enden, ist auf der Suche nach Mr.
Right. Moderne Kommunikationsmittel wie das anonyme Internet
oder die verschiedenen Internetmessenger werden dabei gern
als Kontaktbörsen verstanden. Für Soziologen besteht darin eine
soziologische Gefahr. So beschreibt die psychologische Beraterin
Wang Yuru, deren Fragen-Antworten-Kolumnen in chinesischen
Frauenzeitschriften inzwischen Kultstatus erreichen: „Sie sehen
nicht den Unterschied zwischen Emanzipation und Promiskuität.
Moral muss nicht aufgegeben werden.“
Für jeden Geldbeutel findet
sich die passende Liebe
Diese Entwicklung hat auch einen wirtschaftlichen Hintergrund. Nachdem die First-Tier-Cities wie Shanghai, Shenzhen
oder Beijing in eine zweite Entwicklungsphase getreten sind,
die das dauerhafte Ansiedeln von Second-Level-Expatriates
begünstigt, tritt eine neue Art Ausländer auf die Bühne. Die
zumeist als ausländische Manager in den Unternehmen als
aktuell ASIA 12/2007
Gesellschaft
China
„Shanghai Baby“ von Wen Hui – englisches
Buchcover und Poster des gleichnamigen
Filmes von Berengar Pfahl
Abteilungsleiter oder Teilverantwortliche eingesetzten Ausländer sind wesentlich jünger und auch bereit, über einen längeren
Zeitraum in China zu leben. Sie kommen häufig ohne Familie
nach China und betrachten das Leben hier als eine willkommene
Abwechslung. Sie sind diejenigen, die an Attraktivität gewinnen. Auch andere Verpflichtungen werden großzügig ausgelegt
und so zieht der Begriff des „MBA“ (Married But Available)
durch das Nachtleben.
Doch daneben besteht auch eine andere Gruppe von Expats:
Frauen. Mit dem Eintritt in die zweite Entwicklungsphase
gewinnen die Regionen auch für viele ausländische Frauen
an Attraktivität, um hier wirken zu können. Längst ist es nicht
mehr die Regel, dass diese Frauen ihren Partnern in das fremde
Land folgen, sondern sie sehen die Entwicklungsmöglichkeit
ihrer Karriere in diesem Auslandsaufenthalt. Für ihr Privatleben
kann dieser Schritt einen Kulturschock bedeuten. Sind sie es
gewohnt, in Europa oder Amerika im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Männer zu stehen, sehen sie sich in China einem
vermeintlichen Konkurrenzkampf ausgesetzt. Scheinen chinesische Männer für viele dieser jungen Ausländerinnen wenig
attraktiv, konzentrieren sie sich auf die männlichen Ausländer
und erleben dabei, dass diese sich in einer patriarchalischen
Umgebung schnell anpassen können. Dann können sich so
Androphobien entwickeln, wenn matriarchalische Konventionen nicht bestätigt werden. Da bleiben Frustrationen nicht
aus. So erzählte eine junge Ausländerin, die ihren Namen nicht
genannt haben möchte, von Frustrationen, da sie nicht die aus
der Heimat gewohnte Aufmerksamkeit von der Männerwelt
erhalte. Schnell sehen sie sich in einer Konkurrenz mit Asiatinnen um die begehrten Männer. Das Ausleben allzu menschlicher Bedürfnisse nehme dann skurrile Formen an. So wird
berichtet, dass jene Frauen durchaus Freunde für gelegentliche
Zusammenkünfte haben. Bestätigung, so berichtet die anonyme
Ausländerin, fänden viele Frauen in den neidischen Blicken der
Asiatinnen auf den westlichen Ausschnitt.
Shanghais zunehmende Weltoffenheit und Liberalität führt
auch dazu, dass es bereits mit San Francisco um den Titel der
„Gay Capital“ konkurrieren kann. Nachdem 2001 Homosexualität offiziell aus der chinesischen Liste der mentalen Störungen
entfernt wurde, boomt in der Stadt die gleichgeschlechtliche
aktuell ASIA 12/2007
Liebe. Gaybars und Gaydiscos werben
offen mit ihrer Ausrichtung und lokale
Publikationen sind auf die Zielgruppe
ausgerichtet. Einen öffentlichen Christopher Street Day sucht man dagegen
vergebens, denn öffentlich toleriert ist sie
keineswegs. Han Yue, ein junger Homosexueller, schildert in seinem Buch „The Forest of Ghosts“,
wie im modernen China noch immer die gleichgeschlechtliche
Liebe tabuisiert und diskriminiert wird. Eine Passage schildert
die Hetzjagd eines jungen Homosexuellen durch die Volksmiliz.
Das Manuskript ist bis heute in China nicht verlegt.
Der soziale Heiratsdruck durch
das Elternhaus gehört zum
traditionellen Sozialgefüge
Der in Shanghai ansässige und inzwischen pensionierte
Soziologieprofessor Liu Dalin beschreibt die Situation: „Nach
über 20 Jahren Öffnung und Reformpolitik Chinas und dem Einzug westlicher Kultur existieren Offenheit und Konservativität
nebeneinander. Wir können nicht sagen, dass Offenheit gut ist,
es sollte sich danach richten, ob es kulturell gesund ist oder nicht.
Mit wachsendem Wohlstand Chinas wachsen auch alle Formen
von Freiheiten.“ So ist nach der Ansicht des Wissenschaftlers das
Verhalten der jungen Generation durchaus zu verstehen: „Vielleicht liegt der Grund darin, weil sich die Gesellschaft so lange
davor verschloss und mit der Öffnung der Tür verhalten sich
die Menschen wie eine hungrige Person, die gierig verschlingt.
Auch wenn es natürlich ist, weiß ich nicht, ob es gut ist. Junge
Chinesen sind offen für alles Mögliche und sind bereit, vieles zu
akzeptieren.“
Chinas rasanter wirtschaftlicher Aufschwung mit der Konzentration auf wenige Regionen führt zu einem soziologischen
Drahtseilakt. Die Öffnung des Landes nach außen lässt die chinesische Jugend gegen soziale Kodes rebellieren. Die Dualität
traditioneller Werte mit der rasanten Aufholjagd muss eine chinesische Mitte finden, um ein Verschieben der Gleichgewichte
zu vermeiden. In der chinesischen Tradition findet sich dafür
ein Symbol: das Yin-Yang – die ausgeglichene Verbindung der
weiblichen und der männlichen Urkraft. Nur gemeinsam bilden
sie den harmonischen Kreis.
Von Danny Stötzer in Shanghai
Seite 59
Bilderbogen
Thailand
Gute Laune am schweizer Stand: Alexandre Trachsel von
­BTBIENNE (l.), Yvan Pratillo von Alfatool (m.) und François
­Champion von Applitec (r.)
METALEX in Bangkok
Schwache deutsche, dafür umso stärkere chinesische Beteiligung
Ü
berraschend schwach war die deutsche Beteiligung auf
der METALEX, der größten Maschinenbaumesse Südostasiens. Umso stärker waren die chinesischen, taiwanesischen
und japanischen Unternehmen in den Ausstellungshallen des
Bangkok International Trade & Exhibition Centre (BITEC)
vertreten.
Angebotsschwerpunkt der viertägigen Messe waren vor allem
Werkzeugmaschinen, Metallbearbeitung und Schweißtechnik.
Die Ausstellung findet seit 1987 jährlich statt und wird neben
zahlreichen anderen Financiers vor allem sowohl vom thailändischen Wissenschafts- als auch dem Industrieministerium
gesponsort. Das Gros der teinehmenden deutschen Unternehmen
hatte sich den Gemeinschaftsständen der Bundesländer Bayern
und Baden-Württemberg angeschlossen. Ohnehin waren viele
der Aussteller „probehalber“ auf der Ausstellung vertreten, um
vor einem weiteren Engagement in der Region zunächst die
Marktchancen zu evaluieren.
Jessica Purkhardt
In Asien schon vergleichsweise präsent und
dennoch einen Ausbau der Vertretungen
im Visier: Die Firma SMW Autoblok und
Verkaufs-Ingenieur Michael Zell
Seite 60
Bilderbogen
Erstmal probehalber dabei: Gerlinde und
Mario Engelhardt (GEMATEC)
Thailand
Die Firma Handte vertrat Winfried Huber am
Gemeinschaftsstand der Baden-Württemberger Unternehmen
WALTER-Managing Director Michael Schmidt
mit Verkaufsleiter Michael A. Haas (r.)
Erstmals mit Vorführmaschine aus Deutschland dabei: Peter Frassmann (Chiron)
Auf einer auf die Bearbeitung von Stahl
ausgelegten Messe präsentierte Claudius
Braun (Flexicam) mit seiner Leichtmetall­
fräse eher ein Nischenprodukt
aktuell ASIA 12/2007
Seite 61
China / Hongkong
CHINA
Zinsdilemma
Wirtschaftsdaten China
D
as chinesische Bruttoinlandsprodukt kletterte in den
ersten neun Monaten dieses Jahres auf 11,5% und
verstärkte die ohnehin schon vorhandenen Spannungen in
der Wirtschaft weiter. Seit Jahresbeginn ist der Außenhandelsüberschuss um 70% auf jetzt 186 Milliarden US-Dollar angeschwollen. Die Exportzahlen wuchsen im gleichen
Zeitraum um 27%, die Importe legten aber mit „nur“ 19,1
% vergleichsweise moderat zu. Darin liegt auch eines der
größten Probleme für die Regierung und die Zentralbank, die
versuchen müssen, die überhitzten Sektoren der chinesischen
Wirtschaft herunterzukühlen. Bei einer zu straffen Zinspolitik droht aber auch ein Einbruch bei der Inlandsnachfrage,
wodurch die Importe weiter in den Keller gehen und der Handelsüberschuss weiter ansteigt. Dieses Szenario im Hinterkopf
haben die meisten Entscheidungen in der Zinspolitik jetzt die
Abbremsung des rasanten Wirtschaftswachstums zum Ziel,
besonders weil die Inflation seit Jahresbeginn von 1,4% auf
4,1% geschossen ist.
Nachdem die Preise für Treibstoff am 1. November um 10 %
stiegen, wird die Inflation wohl noch weiter zunehmen, vor
allem weil Sinopec, Chinas größtes Raffinerieunternehmen
noch immer 30 bis 40 US-Dollar an jedem Barrel, das es raffiniert, verliert. Allerdings wird dieser Verlust von der Regierung wegsubventioniert. Es ist also damit zu rechnen, dass das
nächste Jahr in China von neuen Maßnahmen der Regierung
geprägt sein wird, mit denen das ungeheure Wachstum heruntergeschraubt werden soll.
Inflation in Prozent
12
10
11,1
10,1
11,5
10,5
9,9
8
6
4
4,6
3,9
2
0
2004
1,8
1,5
2005
2006
* Prognose
2007*
Grafik: Aktuell Publishing
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
4,0
2008*
Stand 11/2007
Hauptproblem vieler Unternehmen sind dagegen die schnell
ansteigenden Lohnkosten. Seit Anfang des Jahres wuchsen die Löhne
für Arbeiter in städtischen Gebieten um 18,8%. China wendet sich
neuerdings einer zügigeren Aufwertung des Yuan zu, um der Inflation Herr zu werden, aber auch um die Reform der Kapitalmärke zu
vereinfachen. Die Zentralbank deutete in diesem Zuge an, dass der
Yuan gegenüber dem Dollar innerhalb der nächsten drei Jahre um 10
bis 15% an Wert zulegen könnte.
Von Jessica Purkhardt
Hongkong
Währungskoppelung
Wirtschaftsdaten Hongkong
D
ie Hoffnungen der in Hongkong beheimateten Firmen
auf einen besseren Zugang nach China durch das Closer
Economic Partnership Agreement (CEPA) sind weitestgehend
enttäuscht worden. Zwei Hauptprobleme stehen dem CEPA
gegenüber: Die fast völlige Abwesenheit von Durchführungsmechanismen in China und ein von den CEPA-Vereinbarungen
reichlich unbeeindruckter Irrgarten aus Hindernissen, den
die lokalen Behörden für die Investoren hegen.
Die Binnennachfrage ist durch das ganze Jahr 2007 hindurch stetig gestiegen, und es scheint ganz so, als bliebe dieser Trend auch
im kommenden Jahr bestehen. Die Verkäufe im Einzelhandel
zogen im Juni um 14,3% an und tänzelten bis September stetig
um die +15%-Marke. Die steigenden Beschäftigungszahlen
(+2% im September) und wachsende Löhne (+2,6% seit Jahresbeginn) sowie reichlich Touristen aus China tragen ebenfalls zum
ökonomischen Wohlergehen Hongkongs bei.
Es ist wahrscheinlich, dass die Bindung des Hongkong-Dollar an den US-Dollar innerhalb einer Bandbreite von 7,75 bis
7,85 irgendwann fallen wird, obwohl die Behörden behaupten,
Seite 62
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
10
8,6
7,5
8
6,8
7,5
7,0
6
4
2,2
1,2
2
2,5
1,9
-0,1
0
2004
* Prognose
2005
2006
2007*
2008*
Stand 11/2007
aktuell ASIA 12/2007
Grafik: Aktuell Publishing
Wirtschaft der Region
Wirtschaft
dass an der Verknüpfung der beiden Dollarwährungen nicht
zu rütteln sei. Sollte die Bindung an den US-Dollar aufgegeben werden, wird sie vermutlich durch eine Koppelung an den
Yuan ersetzt werden. Dass die Hong Kong Monetary Authority
(HKMA) die Bindung ihrer Währung an eine Leitwährung
in jedem Fall verteidigen könnte, steht außer Frage. Allerdings weisen Analysten derzeit auf zwei nicht zu ignorierende
Umstände hin. Durch die Verankerung im US-Dollar muss
Hongkong der US-Zinspolitik folgen, wobei die HKMA ihre
Zinsen immer 150 Basispunkte über denen der Amerikaner
hält. Das führt natürlich zu Problemen, vor allem wenn sich
Hongkong an einem ganz anderen Punkt des ökonomischen
Hongkong / Indien / Indonesien
Zyklus befindet als die USA – genau so wie es derzeit ganz
offensichtlich der Fall ist.
Der zweite Punkt ist Hongkongs Rolle als Chinas Finanzzentrum. Die könnte durch eine Bindung an den Yuan deutlich
gestärkt werden. Einziges Argument für die Verknüpfung mit
dem US-Dollar ist die wirtschaftspolitische Stabilität, die diese
Anhänglichkeit der HKMA mit sich bringt. Aber durch Chinas rasantes Wachstum und den schrittweisen Übergang zur
Marktwirtschaft verliert auch dieses Argument von Jahr zu Jahr
zunehmend an Wert.
Von Jessica Purkhardt
indien
Grafik: Aktuell Publishing
Reichlich Kapital
N
ach zehn Quartalen mit einem Wachstum von mehr als
8% sind die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik
Indiens jetzt vor allem im Automobilsektor sichtbar geworden.
Die Fahrzeugverkäufe im Zeitraum von April bis September
haben um 11% zugelegt, wohingegen die Verkäufe von Zweirädern um 7% zurückgegangen sind. Trotzdem ließ es sich
Marktführer Suzuki nicht nehmen, neue Investitionen von
1,8 Milliarden US-Dollar zu verkünden, um den Output von
derzeit 650.000 ab dem Jahr 2010 auf 1 Million Fahrzeuge
jährlich zu steigern.
Die Rupie ist gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn um 11%
gestiegen, die Auswirkungen des hohen Ölpreises sind dadurch
etws abgeebbt und die Inflation der Preise im Großhandelsindex
ist gegenüber Oktober um 3,3% gefallen. Dennoch hat die steigende Rupie es nicht verhindern können, dass die staatlichen
Ölfirmen Indiens durch Fixpreise für Treibstoffe tief in die roten
Zahlen geraten sind. Sobald diese Festpreise aber, wie geplant,
aufgehoben werden, sollte die Inflation deutlich in die Höhe
schnellen.
Trotz des großen Handelsdefizits badet Indiens Wirtschaft
im Geld, denn das Land wird derzeit mit riesigen Mengen an
Kapital aus ausländischen Portfolios überschwemmt – bislang
1,5 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr. Zudem organisierten
sich die indischen Unternehmen mehr als 25 Millarden US-Dollar
an Darlehen im Ausland und auch die Inder im Ausland schicken
beträchtliche Summen in die alte Heimat. Die Reserve Bank of
India (RBI) reagierte auf diese Entwicklung, indem sie die vorgeschriebenen Bargeldreserven der Banken um 7,5% anhob und
Wirtschaftsdaten Indien
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
12
9,2
10
9,4
8,3
8
6,6
6
4
8,2
8,0
6,5
6,5
4,6
3,8
2
0
2004
2004
* Prognose
2006
2007*
2008*
Stand 11/2007
die Genehmigungspflicht für Auslandsanleihen durch indische
Unternehmen von 500 Millionen US-Dollar auf 20 Millionen
US-Dollar senkte.
Durch diese Maßnahmen sollte sich der Anstieg Anstieg der
Rupie bremsen lassen.
Von Jessica Purkhardt
indonesien
Kaum Sorgen
T
rotz schwacher Investitionen in die Erschließung der
Rohstoffe wächst Indonesiens Wirtschaft in diesem Jahr
um 6,3% Der Internationale Währungsfonds (IMF) bezeichnet
Indonesiens Wirtschaft ebenfalls als „in guter Verfassung
aktuell ASIA 12/2007
und nur wenig anfällig für Erschütterungen von außen“: Die
Ratings für Kredite und die Zuversicht der Geschäftsleute
wachsen täglich und es gibt Anzeichen für neue Investitionen
in den verschiedensten Bereichen der Wirtschaft. Dass die
Seite 63
Wirtschaft der Region
Wirtschaft
Investoren zurückkommen, zeigt sich an den Auslandsinvestitionen von mittlerweile 8,5 Milliarden US-Dollar. Für
das Gesamtjahr wird weithin damit gerechnet, dass der im
Jahr 2000 aufgestellte Investitionsrekord von 9,9 Milliarden
US-Dollar sogar übertroffen wird. Die globalen Schocks der
letzten Monate, wie etwa die US-Immobilienkrise oder der
hohe Ölpreis, haben auf dem indonesischen Markt nur geringfügig Spuren hinterlassen. Der Aktienmarkt von Jakarta ist
seit Jahresbeginn um 48% gewachsen, die Rupie blieb dicht
an den 9.100 für einen US-Dollar.
Nachdem Indonesien 30% seines Öls importieren muss und sich
der Ölpreis langsam aber sicher in Richtung der 100 US-Dollar
pro Barrel bewegt, gibt es auch in Indonesien Bedenken hinsichtlich Haushalt und Inflation. Bezüglich des Budgets ließ der
Finanzminister Sri Mulyani fallen, dass der 7 Billionen Rupien
(770 Millionen US-Dollar) schwere Notfallfonds der Regierung
die Auswirkungen des hohen Ölpreises auswetzen werde. Die
Regierung hegt darüber hinaus keine Pläne, die Treibstoffpreise
zu erhöhen. Auch die Inflation scheint im Moment beherrschbar,
obwohl der Konsumpreisindex im Oktober um 6,9% anschwoll,
wohl aber auch wieder in sein normales Bett zurückfinden wird,
sobald der Fastenmonat Ramadan vorüber ist. Die Bank Indonesia hat seit Mitte 2006 bereits 13 mal die Zinsen gekürzt, behielt
im November die 8,25%-Rate bei, wird aber wohl zum Jahresende noch einmal mit einer Kürzung zuschlagen.
Wirtschaftsdaten Indonesien
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
12
10,5
13,1
Grafik: Aktuell Publishing
Indonesien / Japan
10
8
6,4
6,1
6
5,0
5,7
5,5
2005
2006
6,3
7,0
6,5
4
2
0
2004
2007*
* Prognose
2008*
Stand 11/2007
Von Jessica Purkhardt
japan
Asienabhängig
D
ie nächste große Hürde für die japanische Regierung
wird in der nächsten Zeit die Verbrauchssteuer sein.
Premierminister Fukuda hat sich zu einem strafferen Budget und weiteren Strukturreformen durchgerungen, um so
die regionalen Wirtschaftsräume Japans wieder zu beleben.
Nachdem das Kabinett davon ausgeht, dass Japan bis zu 6,6
Billionen Yen (57 Milliarden US-Dollar) brauchen wird, um
im Jahr 2011/12 einen augeglichenen Haushalt vorlegen zu
können, steht eine Anhebung der Mehrwertsteuer derzeit so
gut wie fest.
Japans langsame und oft sehr zögerliche wirtschaftliche Erholung dürfte durch das gute Abschneiden der größten japanischen
Unternehmen und gestiegener Konsumausgaben im kommenden
Jahr neuen Auftrieb erhalten. Aber für viele große Sektoren der
lokalen Wirschaft besteht weiterhin kaum Hoffnung auf Wachstum. Die meisten der Konsumgüterpreise sind entweder gleich
geblieben oder sogar gefallen und das Durchschnittseinkommen der Privathaushalte ist ebenfalls geschrumpft. Es waren
die kleinen und mittelständischen Betriebe, also Unternehmen
mit weniger als 50 Beschäftigten, die in Japan aber 70% der
Arbeitsplätze stellen, die den wirtschaftlichen Wiederaufbau
getragen haben. In einer jüngsten Umfrage gaben diese Unternehmen jetzt an, ihre Investitionen im nächsten Jahr um 10,5%
zurückzuschneiden, obwohl die großen Firmen ihrerseits sogar
Expansionspläne verkünden.
Seite 64
Der für Japan ungewöhnlich heiße August hat die Konsumausgaben im September um 3,2% nach oben getrieben – vor
allem durch die guten Verkaufszahlen bei Klimaanlagen und
Kühlschränken.
Wirtschaftsdaten Japan
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
10
8
6
4
2,7
1,9
2,2
1,5
2
0
-0,0
2004
* Prognose
-0,3
0,3
2005
2006
2,0
0,4
0,0
2007*
2008*
Stand 11/2007
aktuell ASIA 12/2007
Grafik: Aktuell Publishing
Wirtschaft der Region
Wirtschaft
Der Bausektor brach im September dagegen um 54% ein. Der
dritte Monat in Folge, in dem die Branche abrupt Verluste hinnehmen muss. Grund hierfür scheinen die im Juni eingeführten
strengeren Bauvorschriften für die Erdbebensicherheit bei allen
Gebäudearten zu sein. Die Bauunternehmen tun sich derzeit
schwer, mit den neuen Bestimmungen umzugehen.
Japans Handelsüberschuss legte dagegen um enorme 63% zu
und verzeichnet jetzt mit 14 Milliarden US-Dollar einen neuen
Rekordstand. Obwohl die Exporte in die USA um 9,2% zurück
gingen, wuchsen die Ausfuhrzahlen insgesamt um stolze 6,5%.
Das macht somit einmal mehr deutlich, dass Japans Wirtschaft
jetzt weitaus abhängiger von der asiatischen als der amerikanischen Nachfrage ist. Der riesige Handlesüberschuss steht aber
auch für eine schwache Binnennachfrage und tatsächlich schmol-
Japan / Korea
zen die Importe um 3,2%. Dennoch muss mit der Vorstellung,
dass sich Japan von der US-Nachfrage abkoppeln könnte, vorsichtig umgegangen werden, denn viele der von Japan nach China
exportierten Kapitalgüter und Teilprodukte gehen schlussendlich
wiederum als chinesische Exporte auf die Reise in die USA.
Die Pläne für eine Zinsanhebung durch die Bank of Japan sind
auf nächstes Jahr verschoben, womit der weltweiten Unsicherheit
und der Angst vor einem Einbruch des US-Wachstums Rechnung
getragen wird. Diese Sorgen veranlassen dann auch die japanischen Unternehmen, ihre Carry Trades im Ausland aufzulösen
und das Geld nach Hause zurück zu holen. So erklärt sich dann
auch der höhere Yen von 112,5:1 US-Dollar.
Von Jessica Purkhardt
KOREA
Drei Kandidaten
Grafik: Aktuell Publishing
D
ie United New Democratic Party (UNDP), die nach dem
Zerfall der Uri Partei entstanden ist, hat sich endlich
für ihren Kandidaten für die Wahlen am 19. Dezember entschieden. Chung Dong-Yong, ein ehemaliger Nachrichtensprecher und Einheitsminister, soll für das Amt kandidieren.
Nach der Nominierung Chungs stiegen seine Werte in den
Umfragen sofort auf 16%. Natürlich ist das immer noch
jämmerlich gegen die über 50%igen Ergebnisse die Lee
Myung-bak, der Kandidat der Grand National Party (GNP)
und Seouls ehemaliger Bürgermeister, regelmäßig einfährt.
Dennoch könnte auch Lee in Schwierigkeiten geraten, wenn
der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Jahre 1997
und 2002 als unabhängiger Kandidat ins Rennen geht. Der
72- jährige Nordkorea-Hardliner Lee Hoi-Chang könnte
dann 20 bis 25% der Stimmen auf sich vereinen und Lee
Myung-baks Werte auf unter 40% zurückschneiden. Das
würde dann wiederum Chung Dong-Yong von der UNDP
nützen, der dann die Möglichkeit hätte, in letzter Minute ein
Bündnis mit den kleineren, liberalen Parteien zu schließen.
Mit dieser Taktik gewann bereits Roh Moo-hyun 2002 die
Präsidentschaftswahlen.
Mit den genannten drei Kandidaten dürfte die Politik der Regierung im Jahr 2008 über das gesamte politische und wirtschaftliche Spektrum verlaufen. Politisch ist nach wie vor Nordkorea
das wichtigste Thema. Chung von der UNDP setzt auf die von
Präsident Roh auf dem Oktobergipfel ausgehandelten Annäherungen. Neben den Arbeiten an einem Rahmen für den Friedensvertrag, der den Koreakrieg endlich beenden würde, stehen
auch Verhandlungen über die Seegrenze westlich Koreas in
Aussicht, wo es in den vergangenen Jahren immer wieder zu
Seegefechten gekommen war. Darüber hinaus soll über neue
Tourismuszonen, Zugverbindungen und den Ausbau des Hafens
von Haeju in Nordkorea verhandelt werden.
Der unabhängige Lee Hoi-chang spricht sich dagegen für
einen harten Kurs gegenüber Nordkorea aus und Lee von der
GNP kann in diesem Zusammenhang als Mann der Mitte gese-
aktuell ASIA 12/2007
hen werden, nachdem er bereits das rechte Spektrum für sich
beanspruchte.
Von Jessica Purkhardt
Wirtschaftsdaten Süd-Korea
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
12
10
8
6
4,7
4
3,6
5,3
5,0
4,8
2,2
2,4
2,5
2007*
2008*
4,0
2,8
2
0
2004
* Prognose
2005
2006
Stand 11/2007
Seite 65
Wirtschaft der Region
Wirtschaft
Malaysia / Singapur
Malaysia
Exportflaute
I
m kommenden Jahr plant die Regierung Malaysias, die
Auswirkungen der schwachen Exporte durch enorme Regierungsausgaben wettzumachen und so das Wachstum der
Wirtschaft auf 6 bis 6,5% zu drücken. Dieser Ansatz sollte
zumindest teilweise von Erfolg gekrönt sein, allerdings sehen
die Analysten für das Jahr 2008 lediglich 5,7% Zuwachs,
weil der Exportsektor eben immer noch schwächelt. Den
Ausschlag über die wirtschaftliche Performance Malaysias
werden vor allem die drei in den vergangenen zwölf Monaten
ausgewiesenen Sonderentwicklungszonen geben.
Nach den ersten acht schwachen Monaten dieses Jahres zeichnet
sich im Exportsektor jetzt eine zarte Erholung ab, dies aber eher
durch die hohen Preise für Palmöl und andere Gebrauchsgüter,
als durch eine Belebung der Exportproduktion. Die Ausfuhren
wuchsen wegen der um 34% gestiegenen Palmölpreise im September um 1,1%, die Elektronikbranche verzeichnete dagegen
6,1%ige Einbußen. Die neuesten Zahlen weisen für Malaysia nach Jahren der Stagnation für 2006 wieder ausländische
Direktinvestitionen (FDI) von 6 Milliaren US-Dollar aus. Dieses
aufkeimende Hoffnungspflänzchen wurde aber sofort wieder
durch die malaysischen Unternehmen eingeebnet, die mindestens
genauso viel Kapital aus Malaysia abzogen, um es im Ausland zu
besseren Konditionen zu investieren. Die zügigere Wertsteigerung des Ringgit hält die Inflationsrate bei niedrigen 1,8% und die
Regierung plant, die Preise für Treibstoffe etwas anzuheben, die
sie im Februar letzten Jahres noch um 20% anpassen musste. In
diesem Zusammenhang bemerkenswert: Die malaysische Regierung verdient als Exporteur von Kraftstoffen durch den hohen
Ölpreis auf dem Weltmarkt mehr, als die Subventionierung der
eigenen Treibstoffhändler in Malaysia kostet. Die Kosten dafür
könnten aber im kommenden Jahr von den 15 Milliarden Ringgit
in diesem auf 20 Milliarden Ringgit steigen.
Von Jessica Purkhardt
Wirtschaftsdaten Malaysia
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
12
10
8
7,2
6
5,2
4
3,0
5,9
6,0
3,6
5,7
3,5
2,2
2
0
1,4
2004
2005
2006
2007*
* Prognose
2008*
Stand 11/2007
Singapur
Zweischneidige
­Arbeitslosenquote
S
ingapurs Wirtschaftswachstum deutet darauf hin, dass
das Bruttoinlandsprodukt zügig an Fahrt gewinnen
wird. Waren es im zweiten Quartal noch 8,7% Wachstum,
verzeichnete der Zwergstaat im dritten Jahresviertel ein Plus
von 9,4%. Im Zusammenhang mit der Misere auf dem Wohnungs- und Büromarkt prescht der Bausektor mit +15,5%
natürlich allen voran. Singapurs Zentralbank, die MAS,
weissagt für das Gesamtjahr 2007 ein Wachstum von 7 bis 8%,
für das kommende Jahr wegen einer schwächeren Nachfrage
auf den Weltmärkten aber nur 4 bis 6%. Dementsprechend
rechnet das Institut in diesem Jahr auch mit lediglich 1,5 bis
2% Inflation, 2008 aber mit 2 bis 3%, wobei sie ein Drittel des
Anstiegs bei der Inflationsrate der 2%igen Mehrwertsteuererhöhung im Juli dieses Jahres zuschreibt.
Eine erste Auswirkung des Nachfragebooms auf dem Binnenmarkt ist, dass die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im dritten
Seite 66
Wirtschaftsdaten Singapur
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
10
8,8
8,5
7,9
8
7,5
6,6
6
4
2
0
1,8
1,7
0,5
2004
* Prognose
2005
2,2
1,0
2006
2007*
2008*
Stand 11/2007
aktuell ASIA 12/2007
Grafik: Aktuell Publishing
Wirtschaft der Region
Wirtschaft
Quartal auf 1,7% fiel. In Q2 waren es dagegen noch 2,3%. Die
Arbeitslosigkeit, die jetzt schon auf einem Zehnjahrestief ist,
könnte in den kommenden zwölf Monaten sogar noch weiter
fallen, was dann aber wiederum die Löhne uner Druck setzen
und gleichzeitig den Kessel der Inflation befeuern wird. Allein
im September-Quartal wurden in Singapur 57.600 neue Jobs
geschaffen – ein Plus von mehr als 9%. Die Beschäftigung von
Migranten spielt in Singapur eine große Rolle und dementsprechend auch bei dem neuen Boom auf dem Arbeitsmarkt. Heute
stammen 30% der Einwohner Singapurs aus dem Ausland. 1991
waren es noch 14%. 10,3% der in Singapur lebenden Ausländer
haben dort ihren festen Wohnsitz und 19,5% haben entweder
Arbeitsgenehmigungen oder Studienvisa.
Singapurs riesiger Elektroniksektor, der ein Drittel der Produktionsleistung ausmacht und 40% der Gesamtexporte (ohne
Singapur / Taiwan
Erdöl), ist in diesem Jahr in einer bislang ungewohnten Exportflaute fest, während den High-Tech-Exporteuren in Korea und
Taiwan eine kräftige Brise um die Nase weht. In den ersten neun
Monaten dieses Jahres gingen die Elektronikexporte um 10,7%
zurück und rissen damit auch das gesamte Exportwachstum um
3,5% nach unten.
Die Analysten haben dafür bislang zwei Ursachen ausgemacht. Seit Seagate das Unternehmen Maxtor erworben hat,
gehen die Produktionszahlen bei Festplatten und Massenspeichern nach unten, weil die Produktion rationalisiert wird. Zudem
werden derzeit nur wenige der Trendgeräte, wie Plasmabildschirme, iPods und Iphones, hergestellt. Dafür beispielsweise
aber umso mehr in Korea.
Von Jessica Purkhardt
Taiwan
M-förmige Wirtschaft
Grafik: Aktuell Publishing
T
aiwans Exporte wuchsen in den ersten 10 Monaten um 9%
auf 201 Milliarden US-Dollar. Allein im Oktober konnten
die Exporteure ein Plus von 14,4% verzeichnen, was für das
Jahresende auf ebenfalls starke Wachstumszahlen hindeutet.
Der Herstellungssektor wuchs im dritten Quartal ebenfalls
um 9%, wohl getragen von der starken Nachfrage aus Europa
und Asien nach Konsumgütern aus den Elektronikschmieden
Taiwans. In den ersten zehn Monaten waren die Exporte in
die USA zwar um 2,7% gefallen, aber die Aufträge aus Asien
wuchsen dafür um 11% auf 134 Milliarden US-Dollar an,
die aus Europa sogar um 12% und 24 Milliarden. Sowohl die
Regierung als auch die Industrie sind optimistisch bei ihren
Voraussagen für die nähere Zukunft, und das taiwanesische
Wirtschaftsministerium rechnet für das Gesamtjahr mit
Exporten von insgesamt 40 Milliarden US-Dollar, womit die
Ausfuhren gegenüber letztem Jahr um 13% gewachsen wären.
Diese kernigen Zahlen werden auch durch die Ergebnisse der
taiwanesischen Unternehmen untermauert, die ihrerseits
ebenfalls hohe Profite erwirtschaften konnten.
„M-förmige Wirtschaft“ ist ein Begriff, den man dieser Tage
häufiger in Taiwan zu hören bekommt. Während sich die taiwanesischen Exportproduzenten in ihren Gewinnen wälzen, sich
mit Luxusgütern eindecken und palastartige Wohnhäuser bauen
lassen, spüren die meisten Konsumenten immer noch die Nachwehen der Kreditkartenkrise von 2006. Die Unsicherheit vor den
Wahlen und steigende Preise für Treibstoff und Nahrungsmittel
schaffen da nur wenig Abhilfe. Für die lokalen Autohändler ist
das eine Katastrophe. Deren Verkaufszahlen kollabierten von
514.000 verkauften Pkw im Jahr 2005 auf 330.000 in diesem Jahr.
Und die Branche rechnet mit gerade noch 300.000 Fahrzeugen
im nächsten Jahr.
Die Inflation kletterte im Oktober auf 5,3%, so viel wie noch
nie in den letzten 13 Jahren. Schuld in diesem Fall: Das Wetter,
denn die Taifune der Saison haben auf den Feldern große Verwüstungen angerichtet und die Ernten leiden entsprechend. Der
aktuell ASIA 12/2007
sprunghafte Anstieg der Inflation dürfte dann auch den Druck
auf die Zentralbank erhöhen, die Leitzinsen um 25 Basispunkte
anzuheben – und das noch vor Jahresende.
Von Jessica Purkhardt
Wirtschaftsdaten Taiwan
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
10
8
6,2
6
4,1
4
2
0
4,7
2,3
1,6
2004
* Prognose
4,6
1,8
1,5
0,6
2005
4,8
2006
2007*
2008*
Stand 11/2007
Seite 67
Wirtschaft der Region
Grafik: Aktuell Publishing
Wirtschaft
Thailand / Vietnam
Thailand
Wahlen im Fokus
T
hailand dampft mit voller Kraft auf die entscheidenden
Wahlen am 23. Dezember zu, die aus dem Land wieder
einen zivil geführten Staat machen sollen – wenn auch unter
einer neuen und weniger demokratischen Verfassung. Im
Dezember wird dementsprechend ein harter und wohl auch
teurer Wahlkampf entbrennen und der Ausgang der Wahlen ist
angesichts des neuen Wahlgesetzes und der jetzt zersplitterten,
aber einstmals dominierenden Thai Rak Thai-Partei(TRT)
noch längst nicht ausgemacht. Die führenden Parteien sind
derzeit die People’s Power Party, ein Abkömmling der TRT,
geführt von Samak Sundaravej, und die Demokratische Partei
unter der Führung von Abhisit Vejjajiva.
Das thailändische Wirtschaftswachstum bremste in der ersten
Jahreshälfte auf 4,3% ab und die Werte des dritten Quartals zeigen nur wenig Anzeichen einer Verbesserung. Der größte Teil
des Wachstums kam durch die Exporte zustande. Jetzt gibt es
aber doch wieder Hoffnung auf Belebung, denn die kommenden
Wahlen und die damit verbundenen Ausgaben während des Wahlkampfes sollten der Wirtschaft hie und da neue Impulse geben.
Die größte Unsicherheit ist derzeit das Ausmaß des Aufschwungs
im Jahr 2008. Zwar wird für das kommende Jahr weithin mit
einem BIP-Wachstum von 5% gerechnet, es bleiben aber Bedenken hinsichtlich der politischen Instabilität.
Dennoch ist mit einem erheblichen Anziehen der Wirtschaft
Thailands zu rechnen, sobald die neue Regierung im Amt ist. Für
den September zeigen die Daten einen anhaltenden Abschwung
der Kfz-Absatzzahlen. Im September wurden 2,1% weniger
Pkw und 22% weniger Zweiräder verkauft. Aber auch hier gibt
es erste Anzeichen einer Erholung. So wuchsen die Nutzfahrzeugverkäufe um 13,1% und auch der entscheidende Markt der
Ein-Tonnen-Pick-Ups legte um 8,8 % zu – das bislang beste
Ergbenis in diesem Jahr.
In US-Dollar gemessen laufen die thailändischen Exporte gut
und wuchsen im September um 10,4% und innerhalb der ersten
neun Monate um 16,9%. Das ist ziemlich genau das gleiche
Ergebnis, das im gleichen Zeitraum des letzten Jahres verzeichnet
wurde. Das Importwachstum hat sich aber in den ersten neun
Monaten verlangsamt und beträgt derzeit nur 6,4% - nach 9%
im Gesamtjahr 2006.
Von Jessica Purkhardt
Wirtschaftsdaten Thailand
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
12
10
8
6,3
4,5
6
4
5,0
4,7
2,8
2
0
5,0
4,5
3,0
2,2
2004
* Prognose
2005
2006
2007*
2008*
Stand 11/2007
Vietnam
Stetiges Wachstum
D
ie vietnamesische Regierung hat sich auf die Fahnen
geschrieben, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr von derzeit 8,5% durch verstärkte öffentliche
Investitionen auf 9% zu treiben. Investiert werden soll dann
besonders in Energie, Autobahnen, Raffinerien und Schulen.
Der Energieverbrauch wird in den nächsten Jahren voraussichtlich jährlich um 15% steigen, obwohl die Regierung die
kontrollierten und somit derzeit sehr niedrigen Energiepreise
ab 2010 aufgeben wird. Der Energiebedarf im Industriesektor
wird allen Erwartungen nach sogar um 20% jährlich, der
Verbrauch der Privathaushalte um 8,5% jährlich wachsen.
Die Gesamtinvestitionen in Vietnam werden im nächsten Jahr
42% des BIP betragen, also nahezu soviel wie zu der Zeit, als in
Seite 68
China der Boom einsetzte.
Unter dem Druck der US-Textilindustrie hat die BushRegierung neue protektionistische Maßnahmen verkündet,
mit denen das Wachstum der vietnamesischen Textilexporte in
die USA ausgebremst werden soll.Durch die neuen Regelungen hat das US-Handelsministerium jetzt die Möglichkeit, auf
eigene Faust Anti-Dumping-Aktionen zu starten. Das wird zum
einen tatsächlich das Wachstum der Textilexporte Vietnams
hemmen, aber zudem die vietnamesischen Fabriken zwingen,
sich langfristig auf die Herstellung höherwertiger Produkte
einzustellen.
Die stetig wachsende Produktionsleistung, die enormen
Investitionen und der lokale Konsumdrang Vietnams trei-
aktuell ASIA 12/2007
Grafik: Aktuell Publishing
Wirtschaft der Region
Wirtschaft
ben das Wirtschaftswachstum des gesamten Landes immer
schneller voran. Aber es brauen sich auch Risiken zusammen,
besonders im Finanzsektor und durch das stärkere Wachstum
2008 steigt auch das Risiko plötzlicher Pendelbewegungen der
Wirtschaft.
Die Verkaufszahlen des Einzelhandels stiegen in den ersten
neun Monaten dieses Jahres um 22,8%, also ein wenig mehr als
im gleichen Zeitraum 2006. Der deutsche Großhändler Metro
Cash & Carry hat jüngst die Geschäfte in Vietnam aufgenommen und die japanische Takashimaya Co. Ltd. denkt ebenfalls
über die Eröffnung von Kaufhäusern in Vietnam nach.
Die Industrieproduktion wuchs in den ersten zehn Monaten um 17%. Der leichte Einbruch bei der Rohölproduktion
und den Ölexporten wurde durch den enormen Output von
Maschinenteilen, Klimaanlagen und Kraftfahrzeugen mehr
als wettgemacht.
Von Jessica Purkhardt
Wirtschaftsdaten Vietnam
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Prozent
Inflation in Prozent
12
10
8,4
8
6
8,2
7,8
7,7
8,5
8,3
8,3
9,0
8,5
6,6
4
2
0
2004
* Prognose
aktuell ASIA 12/2007
Vietnam
Wirtschaft der Region
Grafik: Aktuell Publishing
Wirtschaft
2005
2006
2007*
2008*
Stand 11/2007
Seite 69
Bilderbogen
China
Gastsprecher Jörg Wuttke,
Präsident der Europäischen Handelskammer,
Chief Representative BASF
(v.l.n.r.) Brigitte Wolff, Management Engineers; Frank Hollmann, ARD; Dr. Carola Hantelmann,
Sino-German College of Applied Science; Gabi von der Heyden; Dr. Ioana Kraft, European
Chamber
„EUCCC Lobbying –
Geschäftsklima in China“
Treffen der German Chamber of Commerce, Shanghai
A
m 25. Oktober lud die Deutsche Auslandshandelskammer Shanghai zu ihrem monatlichen Treffen ins Hilton Hotel. Im
Mittelpunkt des Abends stand das am 11. September 2007 veröffentlichte „European Business in China Position Paper“.
Es ist das erste Positionspapier der Europäischen Kammer, das sich mit den Auswirkungen des WTO-Beitritts Chinas vor sechs Jahren befasst. Im Positionspapier werden die aktuelle Wirtschaftssituation der europäischen Industrie in China dargestellt und diverse
Anregungen zur Verbesserung dieser Situation gegeben. So müsse die Kammer stärker in die Weiterentwicklung des chinesischen
Rechtssystems eingebunden und der Kontakt zur Regierung verbessert werden, um die Exportquote Deutschlands nach China zu
steigern und den Markt für ausländische Unternehmen attraktiver zu gestalten.
Gastsprecher des Kammertreffens war Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Kammer und von 2001 bis 2004 Vorsitzender
der Deutschen Handelskammer in China. Er stellte Auszüge des Positionspapiers vor und diskutierte positive und negative Entwicklungen, die nach dem WTO-Beitritt Chinas für europäische Unternehmen stattgefunden hätten. Er rief zu mehr Transparenz
der chinesischen WTO-Politik sowie zu Gleichberechtigung und verstärkter Offenheit gegenüber ausländischen Unternehmen in
China auf. Nur unter diesen Voraussetzungen könne der Handel mit der Volksrepublik ausgebaut werden.
Von Christine Maukel aus Shanghai
(v.l.n.r.) Anna Luisa Liedtke, Lena Schäfer, Efe Kurak, Anne Bettingen, alle AHK Shanghai
Seite 70
Mathias Müller, Rödl & Partner
aktuell ASIA 12/2007
Bilderbogen
China
Ingo Stoewe, BHR International Human Resources Consulting (l.);
Michael Tolksdorf, Sozietät Himmelmann-Pohlmann (r.)
Bettina Schön-Behanzin, Rittal Electrical Equipment
aktuell ASIA 12/2007
Anne Bettingen, AHK (l.); Bruno Rudnik, Europe Asia Consulting (r.)
Seite 71
Firmenprofile
Firmenprofile
Asien
P & O’s One – Cafe Amadeus
Unternehmen
Mit dem ersten österreichischen Restaurant und Alt-Wiener Kaffeehaus wurde eine Lücke im Pekinger Markt geschlossen.
P & O’s One – Cafe Amadeus wurde von Herrn Peter Schönerklee nach langen Verhandlungen mit seinem Kooperationspartner
eröffnet.
Der Markt in Beijing ist offen für viele europäische Restaurants und
speziell in dieser Zeit ist es notwendig, früh genug zu investieren.
Angebot
Gastronomie, Caterings, Gala Dine, After Work Cocktails,
Kaffeegenuss auf höchster Stufe
Bedarf
Österreichischer Wein, österreichisches Bier
Im Überblick
Seite 72
Branche
Gastronomie
Belschäftigte
11
Gebiet
Beijing, China
Adresse
P & O’s One – Cafe Amadeus
east side of Beijing Hilton Hotel
Chaoyang District
100027 Beijing / CHINA
Tel:
+86 10 64 66 80 84
Ansprechpartner
Geschäftsführung
Herr Peter Schönerklee
Tel:
+86 159 110 733 44
E-Mail: chinatrading@gmx.net
Ansprechpartner
Servicemanagement
Kavallar Markus
+86 136 835 516 78
Tel:
E-Mail: chinatrading@gmx.net
Ansprechpartner
Küchenmanagement
Andreas Zeitelhofer
Tel:
+86 136 936 249 96
E-Mail: chinatrading@gmx.net
E-mail
chinatrading@gmx.net
aktuell ASIA 12/2007
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Firmenprofile
Firmenprofile
Asien
Beijing SHENJIA & Partner Food Processing Co. Ltd.
Unternehmen
Beijing SHENJIA ist ein Fleischzerlegungs- und Wurstproduktionsbetrieb und besteht seit 1998. Wir produzieren nach handwerklichen
Prinzipien, entsprechend deutscher Normen und Rezepturen,
ca. 5 Tonnen verarbeitete Fleischprodukte pro Woche. Die Firma
beliefert in Beijing ca. 25 Hotels und Restaurants, Hotelschiffe auf
dem Yangtse-Fluss und per Luftfracht Kunden in weiteren 14 Städten Chinas. Ein Direktvertrieb der Produkte erfolgt in Beijing über
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Im Überblick
Branche
Lebensmittelproduktion,
Fleisch- und Wurstverarbeitung
Beschäftigte
137
Gebiet
VR China
Adresse
Beijing SHENJIA & Partner
Food Processing Co. Ltd.
Nong Zhan Guan Bei Lu, Nr. 15, Bin Du Yuan,
Chao Yang District, BEIJING 100026, P.R. China
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0086 – 10 - 65919370
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DEG - Deutsche Investitions- und
Entwicklungsgesellschaft www.deginvest.de
5
Demag Ergotech Shanghai Rep. Office www.dpg.com 6
Deutsche Schule Kuala Lumpur www.dskl.edu.my 2
33
Dr. Wiek Persönliche Vermögensbetreuung
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73
FAG South East Asia Pte Ltd www.fag.com 35
Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG www.faulhaber-group.com 73
German-Thai Chamber of Commerce
www.gtcc.org
11
German European School Singapore www.gess.sg 25
ICSME Shanghai www.icsme-china.com 25
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www.increon.com 31
JR Cape Deutschland Ltd. www.jr-cape.com 29
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Leschaco (Thailand) Ltd.
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Lufthansa
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Montfort
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19
Navigare International GmbH www.navigaregmbh.com 17
RIS Swiss School
www.dssb.org
15
Rodenstock Asia Ltd. www.rodenstock.com 13
Scandinavian Airlines
www.flysas.com
Schneider International GmbH www.schneider-kessel.com 37
SDV Asia Pacific Corporate Pte. Ltd.,
www.sdvasia.com 73
SEB Private Banking
www.sebgroup.com/privatebanking 80
Thümmel, Schütze and Partners
www.tsp-law.com
41
ThyssenKrupp
www.thyssenkrupp.com
43
Transpo
www.asiantigers-thailand.com
51
Trina
www.trina-thai.com
69, 71
Weinmann
www.weinmann.de
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WIBU
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DR. FRITZ FAULHABER
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aktuell ASIA 12/2007
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9
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Kupferspule in Schrägwicklung
Seite 75
Buchtipps
Dezember 2007
Vietnam im Buch
Buchtipp 1
KulturSchock Vietnam
von Monika Heyder,
kartoniert,
336 Seiten,
ISBN: 3-8317-1629-3,
Reise Know-How Rump Verlag Bielefeld,
5. Auflage erschienen 10/2007,
Preis: 14,90 Euro
Kulturschock
V
ietnam und die Vietnamesen verstehen: Ein Blick in die Seele Indochinas, der sowohl Touristen als auch
Geschäftsleuten die Augen öffnet. Das
Buch beschreibt die Denk- und Verhaltensweisen der Einwohner, erklärt die
geschichtlichen, religiösen und sozialen
Hintergründe, die zu diesen Lebensweisen führen und bietet somit eine
Orientierung im Dschungel des fremden Alltags. Familienleben, Moralvorstellungen und Anstandsregeln werden
genauso erläutert wie Umgangsformen,
religiöse Gebote oder Tischsitten. Davon
abgeleitet werden Empfehlungen für den
Reisealltag, z.B. im Hotel, unterwegs,
beim Einkaufen und beim alltäglichen
Umgang mit den Einwohnern des Gastlandes.
Monika Heyder (geb. 1963) studierte
Vietnamistik an der Humboldt-Universität Berlin. Während eines einjährigen
Teilstudiums an der Staatlichen Universität Hanoi lernte sie Vietnam kennen und
lieben. Sie war als Assistentin im Institut
für Südostasien-Studien der HumboldtUniversität tätig, wo sie vietnamesische
Sprache und Landeskunde unterrichtete.
Daneben arbeitet sie seit 1987 als Dolmetscherin und Übersetzerin. Durch diese
Seite 76
Merian Vietnam
V
ietnam boomt. Das neue MERIAN Vietnam zeigt ein Land, das
sich wie kein anderes in Asien zurzeit
so rasant entwickelt und zugleich doch
so geräuschlos wie „die Bambusstange
mit den zwei Reisschalen“: Der Pulsschlag am Mekong-Delta und Roten
Fluss pendelt zwischen tausendjähriger
Tradition und fieberhaftem hektischem
Aufbruch, zwischen radikal moderner
Markt- und kommunistischer Funktionärswirtschaft. Zwischen Hip-Hop und
Ho-Chi Minh-Kult.
Seit der wirtschaftlichen Öffnung Vietnams 1986 staunen wir über das Land
mit der fantastischen Wachstumsrate, den
fünften Tiger Asiens. Es sind seine wirbelnden, ruhelosen Städte wie die Acht
Millionen-Metropole Saigon im Süden,
die zukunftstrunkene Hauptstadt Hanoi
im Norden, die uns atemlos machen. Jenes
wunderbare Chaos aus Garküchen, Handwerkern, Händlern, Kleinstunternehmern,
dem nie enden wollenden Fluss der knatternden, hupenden Jugendlichen auf ihren
Motorrädern bis spät in die Nacht. Dem
asiatischen Lebensrhythmus aus Rastlosigkeit und Kontemplation.
Aber auch die Schönheit des Landes
ist atemberaubend – die der zartgrünen
Reisfelder, der phantastisch anmutenden
See-Landschaft aus Abertausenden Inseln
in der Halong-Bucht, der schwimmenden
Dörfer im Mekong-Delta, der Pagoden,
Tempel, Schreine.
Und es ist die unendlich lange Küste:
Palmen wiegen sich im Wind, Wellen laufen im samtweichen Puderstrand aus, das
Wasser gleicht Seide: Der Traum vom perfekten Urlaubsglück. Ein friedliches Land
von geradezu klischeehafter Schönheit
– noch. Noch sind die Fischerdörfer vom
Tourismus kaum berührt. Verzaubert der
Charme der Menschen, die ein fast besessenes Bedürfnis haben, die Vergangenheit
zu vergessen. Denn nichts ist in Vietnam
für die Ewigkeit. Es ist immer die Gegenwart, die die Vietnamesen fasziniert. Und
die Reisenden begeistert.
Buchtipp 2
MERIAN-Heft Vietnam,
132 Seiten,
Jahreszeiten-Verlag Hamburg,
7,50 Euro
aktuell ASIA 12/2007
Bild: © Jahreszeiten-Verlag, Hamburg
Arbeit sowie regelmäßige längere Vietnam-Reisen steht sie in ständigem Kontakt mit Land und Leuten. Ihr besonderes
Interesse gilt der Alltagsgeschichte der
Vietnamesen, ihren Sitten und Bräuchen.
Bild: © Reise Know-How Rump Verlag, Bielefeld
Vier Kurzrezensionen
Bild: © Heller Verlag, Taufkirchen
Buchtipps
Cho Lon) werden besonders ausführlich
behandelt. Außerdem beinhaltet das Buch
auch eine Landkarte und mehrere Stadtpläne. Zu allen bedeutenden Orten findet
der Leser Hotelempfehlungen mit aktuellen Telefon- und Faxnummern. Besonders praktisch: Wichtige Rufnummern und
Adressen sowie ein kleiner Sprachführer
auf den Umschlaginnenseiten.
Buchtipp 3
Kreuz und Quer durch Vietnam
von Gabi und Klaus Heller,
broschiert,
200 Seiten,
ISBN: 3-929403-03-X,
Bild: © Bruckmann Verlag, München
Kreuz und quer
durch Vietnam
Heller Verlag Taufkirchen,
8,90 Euro
D
oi Moi” (Erneuerung) heißt das
Zauberwort, das für die außenpolitische und wirtschaftliche Öffnung des
Landes steht und immer mehr Touristen
und Geschäftsleute aus aller Welt nach
Vietnam lockt.
Das Land hat seinen Besuchern viel zu
bieten: Fleißige, geschickte, lebensfrohe
und gastfreundliche Menschen, smaragdgrüne Reisfelder, Urwälder mit exotischer
Flora und Fauna, idyllische Palmenhaine,
glasklare Seen, verschlungene Flüsse,
unberührte Strände, buddhistische Pagoden, alte Cham-Tempel, prachtvolle
Kolonialbauten, pulsierende Metropolen,
alte Kaiserstädte, schwimmende Märkte,
(noch) wenig Autos, aber ein Millionenheer von Zweiradfahrern und last not least
eine äußerst schmackhafte und preiswerte
Küche. Die Autoren haben das „Land des
aufsteigenden Drachen” mehrfach intensiv
bereist und informieren ausführlich über
Geschichte, Kultur, Flora & Fauna, Wirtschaft, Einreisebestimmungen, sicheres
Reisen, Gesundheitsvor- und -fürsorge,
Verkehr, Freizeitangebote, Essen & Trinken sowie Feste & Feiertage. Detaillierte
Tourenbeschreibungen begleiten den
Leser vom äußersten Süden bis an die chinesische Grenze sowie tief ins MekongDelta und in mehrere Nationalparks. Die
Hauptstadt Ha Noi und die Wirtschaftsmetropole Ho Chi Minh City (Sai Gon /
aktuell ASIA 12/2007
Zeit für Vietnam
V
ietnam ist in den letzten Jahren ein
beliebtes Reiseziel geworden, das
mit seiner spannenden Entwicklung zwischen Vergangenheit und Zukunft den
internationalen Anschluss an den Tourismus gefunden hat. Dabei ist es ein Land
geblieben, in dem Traditionen gepflegt
werden, wundervolle Kultur erhalten
bleibt und die Vietnamesen die Fremden
wieder mit liebenswürdigem Charme begrüßen. Das macht es leicht, sich in Vietnam schnell wohlzufühlen. Das Angebot
zwischen Luxus- und Individualtourismus und Kultur- und Erlebnisurlaub ist
allerdings inzwischen so überwältigend,
Dezember 2007
dass man seine persönlichen Wünsche
vor Reiseantritt sortieren sollte. Das Reise- und Erlebnisbuch “Zeit für Vietnam”
hilft dabei ausgezeichnet.
Charmant, lustig und oft mit einem Augenzwinkern erzählt, entführt es den Leser
nach Hanoi und Saigon, in das Mekongdelta und den Cuc Phung Nationalpark, in
den vietnamesischen Dschungel, über die
Berge und ans Meer. Die liebenswürdige
Darstellung von Land und Leuten vermittelt dem Leser das Gefühl, schon einmal
da gewesen zu sein, bevor die Reise überhaupt losgeht.
Der Hamburger Autor Jochen Voigt
war 1967/68 als 20-jähriger Fotoreporter
in Vietnam. Jetzt, 40 Jahre später, hat er
dieses Land neu entdeckt und alle Regionen, die ihm damals durch den Krieg
verschlossen waren, bereist. Auf der viermonatigen Reise mit Auto, Motorroller,
Flugzeug und Bahn hat er ein friedliches
Land kennengelernt und Menschen getroffen, die ihrer Vergangenheit gedenken,
aber für die Zukunft leben. “Vietnam, das
ist ein Land und kein Krieg, das müsst ihr
endlich begreifen”, sagen die Menschen
herzhaft lachend und erzählen strahlend
von den Schönheiten ihres Landes, zu
denen an erster Stelle sie gehören.
Zusammen mit den vielen Fotos, dem
ausführlichen Lese- und Reiseteil mit ausgesuchten Adressen der schönsten Hotels,
besten Restaurants und den ältesten Kulturdenkmälern, macht das Buch Lust, das
Land zwischen Mekongdelta und China
ausgelassen und fröhlich zu erkunden und spiegelt so die heutige Unbeschwertheit vieler Vietnamesen wider.
Buchtipp 4
Zeit für Vietnam
von Jochen Voigt,
Klappenbroschur mit Fadenheftung,
192 Seiten, 420 Abbildungen,
ISBN: 3‑7654-4850-8,
GeraNova Bruckmann Verlagshaus
München,
29,90 Euro
Dieter Kühner
Seite 77
Aktuell
Abonnement / Impressum
IMPRESSUM
Das deutschsprachige Wirtschaftsmagazin
ISSN 1556-3634
MICA(P) 181/12/2006
Herausgegeben von:
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aktuell ASIA
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Das Wirtschaftsmagazin aus Asien
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12/2007
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Sinisierung
China - Seite 8
Harmonisierung
China - Seite 14
Zahlen
Zahlen - Seite 42
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Frank Beissel
Creative Director
Stefanie Steiger, Singapur
Titelgestaltung
Frank Delano
Titelbild
Fabrzio Zanier und suravid
China kommt
Die Volksrepublik auf Einkaufskurs
MICA (P) 181/12/2006
China
Cambodia
Deutschland
Hong Kong
India
Ja.
50 RMB
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10,00 Euro
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250 Rs
Indonesia
Japan
Korea
Malaysia
Myanmar
55.000 Rp
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24.00 RM
9.90 US$
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Seite 78
aktuell ASIA 12/2007
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