Senden und empfangen: Verlage im Dialog
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Senden und empfangen: Verlage im Dialog
PRINT & m o re Das Magazin der Deutschen Zeitschriftenverleger Senden und empfangen: Verlage im Dialog 4. Dialogmarketing-Tag Publishers´ Summit 2012 Kommunizieren auf allen Kanälen: print, web, mobile, social 3/2012 AZ Druck und Datentechnik, Kempten (Allgäu) I D-87437 Kempten I Tel. +49(0)831.206-311 I kempten@az-druck.de AZ Druck und Datentechnik, Berlin I D-12487 Berlin I Tel. +49(0)30.63 99 59-0 I berlin@az-druck.de I www.az-druck.de Wettrennen gibt es nicht nur im Motorsport: Auch Printprodukte müssen mit ihrer Gestaltung ganz vorne liegen, das weiß das Team der AZ Druck und Datentechnik. Von Papier über Farbe bis hin zur Weiterverarbeitung – wir bringen Ihre Zeitschriften und Magazine auf die Überholspur! 2 PRINT&more 3/2012 Editorial Plattform für alle Verlage Im Wettbewerb um die Aufmerk samkeit steht auch der VDZ – nicht nur, wenn es um wirkungs volle Präsenz in der Politik bei zen tralen Themen wie Grosso, Leistungsschutzrecht, Jahressteuer gesetz oder EU-Datenschutzno velle geht, sondern auch mit Kongressen wie dem erfolgreich ver anstalteten Dialogmarketing-Tag und natürlich dem »Publishers’ Summit« am 8./9. November. Ak tuell haben sich bereits über 650 Verleger, Manager, Agenturchefs und Kunden aus der Industrie an gemeldet, um an zwei Tagen un sere Branche aus allen relevanten Perspektiven zu beleuchten und darüber zu diskutieren. Im Pro gramm stecken viele Anregungen und Ideen von Mitgliedern aus den Landesverbänden, den Ar beitskreisen und Gremien – so soll es sein. Unser Geschäft ist komplex und herausfordernd. Der VDZ packt mit an. Aus dem Bereich di gitale Medien kommen Neuigkei- ten: Neben dem Steering Commit tee gibt es jetzt fokussierte AGs zu den Themen Premium Sales, Diversifikation, Premium Publi shing/Content und Online IT mit Topleuten aus den Verlagen. Der Wissenstransfer und die Erarbei tung pragmatischer Lösungen ste hen dabei im Vordergrund. Der VDZ ist eine Plattform für alle Verlage. In dieser Ausgabe werfen wir einen intensiven Blick auf Innovation und unterneh merischen Mut mittelständischer Häuser, mit Stücken über den Krammer Verlag, Egmont Ehapa, Kelter und die Online-to-PrintStory des »European«. Unterhaltsame Lektüre und mit bestem Gruß aus dem Haus der Presse Ihr Stephan Scherzer Inhalt www.print-and-more.net3/2012 Dialogmarketing-Tag 10 DMT 2012: Kundenbindung neu leben 14 Freiheit und Grenzen der Datenverarbeitung Medienpolitik 17 Bundespräsident Gauck über die Freie Presse Verlag 18 Krammer Verlag: Das Mehrwert-Medienhaus Segment 22 RCR: Romane, Comics, Rätsel Porträt 24 »The European«: Der umgekehrte Weg Forum* 25 Form und Wertigkeit von digitalen Inhalten 38 Verlagssoftware: Flexibilität und Effizienz Perspektiven 26 KidsVA Studie 2012: Einstieg ins Lesen Anzeigengeschäft 28 VKE: »Print kann Feeling vermitteln« Digitale Medien 31 Digitaloffensive des VDZ 32 Googleforscher Edelman in Deutschland 35 Neue VDZ iPad-Studie Landesverbände 36 VZB: Mit Charme und Kompetenz VDZ Akademie 42 Aufruf zum 4. Futurum Vertriebspreis Publishers’ Summit 2012 44 Strategisch, nutzerorientiert, international 4 8 30 34 46 Meldungen Medien&Menschen – Hartmut Semken Medien&Meinung – Christoph Benrdi Impressum Am Kiosk – Thomas Mauz * Im Forum stellen sich Partner des VDZ vor www.vdz.de 3 Meldungen Überarbeitet New Scientist D Z er Jahreszeiten Verlag (Jalag) hat seine monatlich erscheinenden Zeitschriften »Petra« und »Der Feinschmecker« überarbei tet. Beim Frauenmagazin »Petra« wurden die Kernkompetenzen Mode und Beauty gestärkt. Dies soll auch auf dem Cover deutlich zum Ausdruck kommen. Die Themen des ersten Heft drittels wurden neu gemischt und um zusätzliche Rubriken erweitert. Jalag will zu sätzlich die Leitzielgruppe der Zeitschrift neu definieren und die Ausgaben für das Marke ting erhöhen. Das Gourmetmagazin »Der Feinschmecker« wurde in erster Linie optisch aufpoliert. Der Look des Magazins soll »eleganter, moder ner, großzügiger, sinnlicher und internatio naler« sein. Im Oktober 2012 sind die neuen Ausgaben im Handel erhältlich. MEINE FAMILIE & ICH Aktion I nitiiert vom Food- und Genussmagazin MEINE FAMILIE & ICH (Hubert Burda Media) haben in diesem Jahr mehr als 79.000 VerbraucherInnen ihren persönlichen »Lieblingsmarkt« ge wählt. Abstimmen konnte man in den fünf Kategorien Käse, Fisch, Wurst & Fleisch, Obst & Gemü se sowie Wein & Spirituosen. Die Gewinnmärkte stehen jetzt fest und sollen am 18. Oktober 2012 bei einer großen Gala im »The New Yorker DOCK.ONE« in Köln ausgezeichnet werden. Die Besten der Besten werden zudem als die Top- 3-Märkte aus jeder Kategorie von einer Fachjury bestimmt und im glanzvollen Rahmen der Preisverleihungsgala geehrt. Aus der Sicht der Chefredakteurin Gaby Höger ist diese Auszeichnung für den Handel durch den Kunden die größtmögliche Ehre. um Ende dieses Jah res wird es end lich auch eine deutschsprachi ge Aus gabe des ren omm ier ten britischen Wis senschaftsmaga zins »New Scien tist« geben. Die als 100-Prozenti ge Spiegel-Toch ter neu gegründete New Scientist Deutschland GmbH möch te sich mit der wöchentlichen Herausgabe des Titels an all diejenigen wenden, die sich aktuell, unterhaltsam und kritisch über die wich tigsten Trends in Wissenschaft und Technik informieren wollen. Dazu Geschäftsführer der Unternehmens toch ter Michael Plasse: »Wie die britische Ausgabe wird auch der deutsche ›New Scientist‹ einen ganz eigenen Blick auf aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft und Technik werfen und sich nicht zuletzt infolge der wöchentlichen Erscheinungsweise deutlich von anderen Wissenschaftsmagazinen unter scheiden.« Neben Produkt- und Unternehmens anzeigen werden im »New Scientist« auch Stel lenangebote veröffentlicht. Das Magazin ist ab Dezember 2012 für einen Preis von 4,50 Euro erhältlich. dfv übernimmt The Conference Group Z um Jahreswechsel 2012/2013 wird der Deutsche Fachverlag (dfv) alle Anteile sei ner Beteiligungsgesellschaft The Confe ren ce Group (TCG) übernehmen. Herr Dr. Er hard Bost soll zum Jahresende als TCGGe schäftsführer aus scheiden, seinen Posten übernimmt der bisherige dfv-Geschäftsführer 4 PRINT&more 3/2012 Holger Knapp (40), der dann zusammen mit dem bisherigen dfv- und TCG-Geschäftsfüh rer Peter Kley (54) beide Unternehmen leiten wird. Das Vera nstaltungssegment soll mit dem bewährten TCG-Team und neuen Formaten weiter ausgebaut werden. Holger Knapp dazu: »Der grundsätzlichen strategisch-expansiven Ausrichtung der TCG werden wir treu bleiben. Das heißt, wir setzen weiterhin auf Top-Events für den Handel, die Konsumgüterwirtschaft sowie die Kommunikationsbranche, um so unsere gedruckten und digitalen Medienmar ken durch Kongresse und Seminare sinnvoll zu ergänzen.« »Spiegel« gewinnt »Cover des Jahres« A lles begann im Herbst 2010 mit der Fest stellung des Verlegers und Herausgebers Peter Strahlendorf, dass die Covergestaltung es verdient hat, stärker gewürdigt zu werden. Was fehlte, war eine Plattform als Impulsgeber für Reflexionen und Diskussionen über die viel leicht wichtigste Seite eines Magazins. So wur de am 1. Januar 2011 das Portal www.coverdes-monats.de gelauncht. »Print auf diesem Niveau ist unschlagbar«, resümierte Juror und Mediaplus-Chef Andreas Bahr über den ersten Jahrgang des Wettbewerbs »Cover des Jahres«. Mehr als 20 Juroren aus den Bereichen Presse vertrieb, Redaktion, Agenturen, Kreation und Wissenschaft bewerten jeden Monat rund 50 Zeitschriftencover nach Kriterien wie Krea tivität, Gestaltung, Attraktivität, Umsetzung des journalistischen Anspruchs und Zieles, Verständnis und Kaufanreiz des Lesers und potenziellen Käufers sowie Sichtbarkeit und Differenzierung im Konkurrenzumfeld. Gewinner des ersten Jahrgangs wurde der »Spiegel«Titel 35/2011 »Loriot – Eine Verneigung«. Ste fan Kiefer, Ressortleiter Titelbild des SpiegelVerlages zur Entstehung des Siegertitels: »Es mit dem Großmeister des deutschen Humors aufnehmen zu wollen, haben wir gar nicht erst versucht. Aber wir konnten uns daran erin nern, dass er bereits 1976 einen Titel für den ›Spiegel‹ gezeichnet hatte und das Original, eines seiner berühmten Knollennasen-Männ chen, damals der Titelredaktion schenkte. So kam diese Zeichnung erneut auf den ›Spiegel‹Titel. Dieses Mal mit einer schwarzen statt ei ner schwarz-weißen Fliege. Und einem Trauerrand. Und der für den ›Spiegel‹ ganz und gar ungewöhnlichen ›Verneigung‹ vor einem ganz Großen.« www.vdz.de 5 Meldungen Foto: DDB Tribal Berlin / Fotograf: Murat Aslan Geh’ Deinen Weg A m dritten Spieltag der Bundesligasaison 2012/2013 verzichteten alle 18 Bundes ligaver eine auf Trikot-Sponsoring und setz ten damit ein deutliches Zeichen für Integra tion und Vielfalt in Deutschland. Die Aktion »Geh’ Deinen Weg«, die gemeinsam von der Deutschlandstiftung Integration und der Bundesliga durchgeführt wird, ermutigt Menschen unterschiedlicher Herkunft, ihre Chancen in Deutschland zu nutzen. Um den Bundesliga-Aktionstag vorzustel len, lud die Schirmherrin der Deutschlandstif tung Integration, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, am 13. September 2012 die Initiatoren der Aktion zu einer Pressekonferenz ins Bun deskanzleramt ein. Gemeinsam mit Liga-Prä sident Dr. Reinhard Rauball, FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß und dem Vorstandsvorsit Getragen von den deutschen Zeitschriftenverlegern – die Deutschlandstiftung Integration zenden der Deutschlandstiftung Integration, Wolfgang Fürstner, würdigte die Kanzlerin diese einmalige Aktion und stellte den exklu siv für diesen Spieltag produzierten Spielball und die Trikots vor. »Geh’ Deinen Weg« ist eine Initiative der Deutschlandstiftung Integration. Dem Bundes liga-Aktionstag folgt ein Stipendienprogramm für engagierte junge Menschen mit Mig ra tionshintergrund. Die Initiative möchte junge Menschen mit Migrationshintergrund moti vieren, die Chancen zu nutzen, die Deutschland ihnen in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt bietet. 92,7 % (65,2 Millionen Menschen) der Die Abo-Umsätze der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahre im ersten Halbjahr 2012 gestiegen, so eine positive konsumieren Printmagazine. Zu diesem Ergeb Bilanz auf dem 4. VDZ-Dialogmarketing-Tag in nis kommt die Arbeitsgemein 100 ersten Abo-Titel sind Hamburg. schaft Media-Analyse (ag.ma) bei ihrer aktuellen Erhebung »MA 2012 Pressemedien II«. Durchschnittlich Fakten, Fakten, Fakten … führten Konsumentenbefragung zur Nutzung digitaler Zeitschriften auf dem 4 Monate iPad gaben 64 % der Befragten an, digitale Zeitschriften auf ihrem Tablet verbringt der Mensch in seinem Leben mit dem Lesen von Zeitschriften. Heraus Anzeigen in Zeitungen und Zeitschrif gefunden haben das Ralf Grauel und Jan ten sind laut der Studie »Customer Schwochow in ihrem Buch »Deutschland Journey Typologie 2012« in der Bevöl verstehen« (Gestalten Verlag). In einer aktuell vom VDZ durchge kerung zu lesen. an 2ter Stelle von zehn untersuchten Werbemitteln. Nur per sonalisierte Werbebriefe sind um einen Prozentpunkt besser bewertet worden. 6 PRINT&more 3/2012 Starkes Team für den VDZ Neue Mitglieder des Präsidiums und der Delegiertenversammlung A Die Delegiertenversammlung wählte ferner ebenfalls einstimmig drei neue Mitglieder in das Präsidium des VDZ, die zugleich Vizepräsidenten sind: Werner Neunzig, Geschäftsführer Readers’ Digest Deutsch land Verlag Das Beste und Vorsitzender des Südwestdeut schen ZeitschriftenverlegerVerbandes (SZV) Stefan Rühling, Vorsitzender der Geschäftsführung Vogel Business Media und neuge v. l. n. r.: Ove Saffe, Werner Neunzig, Dr. Christoph Müller, Prof. Dr. Hubert Burda, Dr. Rudolf Thiemann, wählter Sprecher der Deutschen Stefan Rühling, Stephan Scherzer Fachpresse Ove Saffe, Geschäftsführer des Vorsitzender im Verband der Zeitschriften Spiegel-Verlags Hamburg, Mitglied des Vor der des Verbands der Zeitschriftenverlage verlage in Bayern (VZB) standes der Publikumszeitschriften im VDZ Niedersachsen-Bremen) Als Schatzmeister wurde Dr. Christoph Detlef Koenig, bis 2011 Vorsitzender des Für den Verband der Zeitschriftenverlage in Müller, Verleger Verlagsgesellschaft Rudolf VZVNRW und Mitglied der Geschäftslei Bayern: Waltraut von Mengden, Geschäfts Müller Köln, und neu gewählter Vorsitzen tung und Verlagsleiter des Verlags für die führerin MVG Verlagsgesellschaft, Mün der des Verbandes der Zeitschriftenverlage Deutsche Wirtschaft, seit 2011 Geschäfts chen, und Erste Vorsitzende im Verband in Nordrhein-Westfalen (VZVNRW), in führer der Evangelischen Kliniken Rhein der Zeitschriftenverlage in Bayern (VZB) Für den Fachverband Fachpresse im VDZ: das Präsidium des VDZ gewählt. land Dem Präsidium gehören ferner Dr. Rudolf Schatzmeister Erwin Fidelis Reisch, Ge Holger Knapp, Geschäftsführer Deutscher Thiemann als Vizepräsident und Sprecher schäftsführer des Alfons W. Gentner Ver Fachverlag, Frankfurt, und Dr. Klaus Kram der Konfessionellen Presse im VDZ und lags und Vorsitzender des SZV bis 2011 mer, Geschäftsführer Krammer Verlag, Düs VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scher seldorf Neben den neuen Präsidiumsmitgliedern zer an. sind folgende weitere Persönlichkeiten in die VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer Aus dem Präsidium verabschiedet wurden: VDZ-Delegiertenversammlung aufgenom- dankte den ehemaligen Vizepräsidenten und De Karl-Heinz Bonny, vormaliger Hauptge men worden: legierten für ihren bemerkenswerten Einsatz für Für den Verband der Zeitschriftenverlage die deutschen Zeitschriftenverleger und begrüß schäftsführer des Landwirtschaftsverlags Nord: Stefan Schnieder, Schlütersche Ver- te die neuen ehrenamtlich tätigen Verleger sowie und Sprecher der Deutschen Fachpresse lagsgesellschaft Hannover, als Nachfolger Verlagsmanager und dankte ihnen für die Be von 2009 bis 2012 Dr. Klaus Driever, Geschäftsführer Verlags von Dr. Lothar Vincentz, Kurt R. Vincentz reitschaft, sich in diesem wichtigen Gremium für gruppe Weltbild und bis Mai 2012 Erster Verlag, Hannover (ehemaliger Vorsitzen die Belange der Verlagshäuser zu engagieren. www.vdz.de 7 Foto: Hubert Burda Media / Sabine Brauer m 26. Juni 2012 wählten die Delegierten auf ihrer Versammlung in München den Verleger Hubert Burda erneut ein stimmig zum Präsidenten des VDZ. Medien&Menschen Abstinenz tut gut Hartmut Semken, Exchef der Berliner Piratenpartei, setzt bei Informationen auf Vielfalt PRINT&more | Sie arbeiten in einem IT-Unternehmen. Kommt man da zum Lesen? Hartmut Semken | Ja, beruflich lese ich Magazine wie »iX«, »c’t«, »Funkschau« und was in der Firma so ausliegt: »WirtschaftsWoche«, »Handelsblatt« und andere. Sie beschäftigen sich seit den 80er-Jahren mit Computern. Welche Lektüre hatten Sie damals? Die ELO war meine erste Zeitschrift, und ein paar Wochen später kaufte ich den »Spiegel« am selben Kiosk. Ansonsten jahrelang »Spek trum der Wissenschaft/Scientific American«. Das ist Populärwissenschaft at its best. Und Bücher? Für Onliner ja das klassische »Totholz«-Medium. Ich war ein Bücherwurm und ging viel in die Stadtbibliothek für Romane und IT-Literatur. Programmierung war damals unter Mathema tik systematisiert. Manchmal wurde ich von den Bibliothekaren nur mit den Worten be grüßt: »MA 525? Keine Neuzugänge.« Nie wie der hatte ich so viel Zeit zum Lesen. Welche Unterschiede sehen Sie heute zwischen Print und Online? Magazine sind ausführlicher, Web-News sind viel kürzer. Ich sehe schon die Gefahr einer Verflachung für Leute, die viel online lesen – wie ich selbst. Der Tablet-Stil bietet mir aber 8 PRINT&more 3/2012 beides: das komplette Magazin und einen WebBrowser, Auswahl und Anpassung an den aku ten Bedarf. Wie ist es mit Fernsehen? Welche Nachrichtensendungen schauen Sie? Die »Tagesschau« ist nach wie vor für mich das Wichtigste. Mein Trick dabei ist »timeshift« mit 130 Prozent Abspielgeschwindigkeit. Spart Zeit, ich bekomme alles mit und kann zurückspulen, wenn etwas genauere Betrachtung erfordert. Kommen Sie dazu, Radio zu hören? Früher viel im Auto. Mit Info-Radio oder Deutsch landfunk hatte der Stau wenigstens eine interessante Seite. Sind Sie im »Fratzenbuch«, wie es manche Piraten nennen? Facebook lehne ich komplett ab. Das Gefühl vom »Ende des Privaten« kenne ich aus dem Dorf, wo ich geboren wurde. Ich entscheide lieber selbst, was ich von mir preisgeben will. Jetzt sagen Sie bloß, Sie twittern auch nicht. Doch, aber etwas Abstinenz tut gut. Twitter wird sonst schnell zum Zeitfresser – und zur Kommunikationsillusion. Das Problem ist: Man redet nicht wirklich miteinander. Die Beschränkung auf 140 Zeichen bringt Kür ze, und manchmal richtig Würze. Aber eben auch Vereinfachung bis zur Unkenntlichkeit. Hartmut Semken (45) war bis Mai 2012 Berliner Landesvorsitzender der Piratenpartei, der er seit 2009 angehört. Er ist Entwicklungsingenieur eines IT-Unternehmens und ging Ende der 80er-Jahre online. Sein Kürzel aus der Schülerzeitung trägt er noch heute als Spitznamen: hase. Und damit Zwang zu einer Pseudoklarheit, die letztlich auf Schwarz-Weiß-Malerei hinaus läuft. Alexander Ross Wirtschaftsautor für Magazine und Unternehmen, coacht Führungskräfte und schrieb sieben Bücher. In IF te H RA rR al le E ed 8 xp @ | St o 2 an 0 d 12 1 : 90 Multi Channel - One Solution Die zentrale Lösung für: ▪ ▪ ▪ ▪ Print Online Tablet Mobile InterRed Redaktionssystem InterRed GmbH Eiserfelder Str. 316 D-57080 Siegen Fon +49 271 303 77-0 Fax +49 271 303 77-77 E-Mail info@InterRed.de www.InterRed.de www.vdz.de 9 Kunden bindung neu leben Die DNA der digitalen Transformation » Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben.« Dieser Satz stammt aus dem 19. Jahrhundert. Theodor Fontane hat so formuliert, was man heute als Innovation zu benennen pflegt. Innovationen, die sich der traditionellen Stärken wie der Aufgeschlossenheit für Kommendes bewusst sind, braucht kaum eine andere Branche so dringend wie die der »Printmedien« in der digitalen Zeitenwende. Für die Entwicklungsund Vertriebsabteilungen in den Verlagen, die unterstützenden Dienstleister und die Akteure des Dialogmarketings ist die Maxime, das »Neue« zu leben, essenzieller als jede andere Ressource. Die DNA der digitalen Transformation – Innovation und Offensive – prägte und profilierte den 4. VDZ-Dialogmarketing-Tag 2012. Um »Lei denschaft« im Metier warb Ludwig von Jagow, Geschäftsführer Vertrieb im VDZ. »Lassen Sie uns beweisen, dass wir auch in der digitalen Welt das Abonnement etablieren können«, beschwor Torsten Brandt, Verlagsgeschäftsführer BILD-Gruppe und Zeitschriften bei Springer, die annähernd 200 in Hamburg versammelten Verlags- und Vertriebsmanager. Der Sprecher des VDZ-Arbeitskreises Pressemarkt Vertrieb fragte, ob wirklich schon alles für die Vermarktung der digitalen Produkt portfolios getan werde. Um dann auch ungeschminkt zu antworten: »Das tun wir nicht!« Interner Kulturwandel 4. VDZDialogmarketingTag 2012 10 PRINT&more 3/2012 Ebenfalls aufs Ganze ging Stephanie von Unruh, Gesamtvertriebsleiterin Direktgeschäft, Vertrieb BILD-Gruppe und Zeitschriften bei Axel Springer. Die dauerhafte Bindung von Kunden verlange nichts Gerin geres als einen »internen Kulturwandel«. Die Explosion der Produkt vielfalt wie der digitalen Kanäle erfordere neue Strategien entlang der Customer Journey und die Überwindung »unserer heutigen unprofitablen Arbeitsweise«. Ihr Resümee: Kundenbindung müsse mental als »Haltung« begriffen werden und operativ als Prozess mit langem Atem: »Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon!« VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer zufolge sind die Voraussetzungen zur Zukunftssicherung starker Verlagsmarken in den vielkanaligen Märkten sehr gut. Als Benchmark nannte er ermuntern de Beispiele. Auf dem US-Markt bilanziere das Wissenschaftsmagazin »National Geographic« acht Millionen Printleser und 200.000 iPadNutzer. Der britische Wirtschaftstitel »The Economist« habe eine Community von zwei Millionen Twitter-Followern und einer Million Facebook-Nutzern aufgebaut. »Age of openness, age of business«, weitete der Berater Stephan Roppel die Branchenperspektiven zu seiner Version der DNA-Transformationsformel. Dialogmarketing-Tag Neue Instrumente Wie sich in den Referaten herauskristallisierte, verlangt der Adressat des Kundendialogs, »der vernetzte Kunde« (Scherzer), nicht nur eine an dere mentale Qualität. Angesagt sind ferner neue Instrumente im Dialog marketing, der Kundenbindung, zudem flexiblere Bedingungen beim Abonnement und mehr bedarfsorientierte Convenience. Ein Beispiel: die »Dauerkarte« beim Fußballmagazin »11 Freunde«. Dessen Geschäfts führer Nils Oberschelp nennt als Idee des Konzepts, das »gängige AboModell, das Incentive oder Prämie zu Beginn ausgibt, näher an die Ma gazinwelt zu binden«. Mit einem exklusiven Zugang zu redaktionellen Inhalten und Veranstaltungen entstehe »eine ganz neue Form der Le ser-Gewinnung und Leser-Blatt-Bindung«. »Neue Anstöße« PRINT&more | Ihr Resümee des 4. Dialogmarketing-Tags? Hans-Dieter Lucas | Für mich Hans-Dieter Lucas (59), war die Veranstaltung sehr interesMarketing- und Verkaufssant. Man schmort ja so ein biss leiter des Deutschen chen im eigenen Saft, hat bestimmte Bauernverlages/Berlin Präferenzen, um neue Leser zu gewinnen oder im Einzelhandel bes ser präsent zu sein, die immer mal wieder variiert und modernisiert werden. Das Gute einer solchen Veranstaltung ist, dass man eine ganze Reihe neuer Anstöße bekommt. Gab es einen Programmpunkt, der für Ihre praktische Arbeit besonders innovativ war? Was mir besonders gefallen hat, waren verschiedene Beispiele, wie andere Verlage versuchen, eine stärkere Kundenbindung herzustel len. Das ist für uns definitiv ein Punkt, der leider nicht so sehr im Fokus steht. Wir bemühen uns sehr intensiv um neue Leser. Dabei sind die »Stammleser«, die uns zum Teil schon seit zehn oder gar 20 Jahren die Treue halten, eine wichtige Basis. Wir müssen uns stär ker darum bemühen, dass sie uns auch weiterhin dabeibleiben. Wie bewerten Sie die organisatorische Qualität der Veranstaltung? Nach meiner Beobachtung war der Kongress perfekt organisiert. Auch die Fülle der Themen war gut. Man trifft hier nicht zuletzt be kannte Kollegen, mit denen man sich austauschen kann. Also: Pro gramm war gut, Essen war auch gut. Ich kann mir gut vorstellen, beim fünften DMT wieder dabei zu sein. »Guter The menmix und Networking« PRINT&more | Ihr Resümee des Elena Vollmer (26), Assis 4. Dialogmarketing-Tags? tenz Geschäftsführung, Elena Vollmer | Es war mein Neue Verlagsgesellschaft/ erster DMT. Was ich gut fand, war Offenburg der Mix aus neuen Themen – wie z. B. Social Media oder den JapanTrends – und bekannten Themen. Ich möchte zum Letzteren die Haustürwerbung und die Kundenbindung nennen. Das sind Be reiche, die in der heutigen Zeit etwas hinten runterzufallen drohen, weil man sich doch sehr mit neuen Anforderungen wie eben Social Media oder digitalen Inhalten und Werbeformen befasst. Das Networking mit den Branchenkollegen stand für mich im Rahmen der Veranstaltung aber im Vordergrund. Gab es einen Programmpunkt, der für Ihre praktische Arbeit besonders innovativ war? Besonders interessant fand ich den Vortrag von Stephanie von Un ruh und Philipp Woermann zur Frage, wie Verlage Abonnenten langfristig binden. Es gab einige Ansatzpunkte, die ich mitgenom men habe und deren Einsatz ich für uns prüfen werde. Wie bewerten Sie die organisatorische Qualität der Veranstaltung? Die Organisation war sehr gut. Angefangen bei der Location bis hin zu den Referenten und dem Networking Dinner. Was ich ein biss chen schade finde, ist, dass die Vorträge so durchgepeitscht werden müssen. Das kenne ich allerdings von anderen Kongressen auch. Es ist also kein Kritikpunkt, der nur diese Veranstaltung betrifft. Die Fundierung kundenaffiner Strategien lieferte brandaktuell eine von der Deutschen Post initiierte Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. So schätzt die große Mehrheit der befragten 1.600 Bundes deutschen ab 16 Jahre die vielfältigen Vorteile eines Zeitschriftenabon nements. Die Hälfte der Abonnenten und zwei Drittel der Nichtabon nenten (siehe S. 13) nennen dagegen »zu lange Kündigungsfristen« als Hauptmanko einer Abo-Bindung. Immerhin: Jeder zweite Befragte will laut Studie sein Abo-Verhalten in den nächsten Jahren nicht ändern. Printabos funktionieren also, auch als größter Umsatzposten für Ver lage in absehbarer Zukunft. Das nehmen zwar auch drei Viertel der 118 von Allensbach befragten Manager in Zeitschriftenverlagen an. Jedoch glaubt jede zweite von ihnen, dass die Bevölkerung »deutlich weniger« Printabonnements abschließen wird. 36 Prozent erwarten dies »etwas weniger«. Zu viel Pessimismus in den Führungsetagen? www.vdz.de 11 Dialogmarketing-Tag 1 | 1 | Gut besucht: der 4. VDZ Dialogmarketing-Tag 2012 in Hamburg | 2 | Gefragter Experte: Dr. Stefan Roppel | 3 | Sprecher Torsten Brandt, Verlagsgeschäftsführer Vertrieb/Herstel lung/Controlling BILD-Gruppe und Zeitschriften, Axel Springer, und Sprecher des VDZ-Arbeitskreises Pressemarkt Vertrieb | 4 | Kontakte knüpfen: Neben interessanten Vorträgen ist das Networking wichtiger Bestandteil der Veranstaltung Zukunft = Vergangenheit 2 3 Wenn Zukunft die Vergangenheit ist, die durch eine andere Tür wie der hereinkommt, so gilt dies nicht zuletzt für das Dialogmarketing. Im Rahmen einer Pressekonferenz thematisierten Verlags- und VDZ-Ex perten die Sorge vor einer »fatalen« Beschneidung des adressierten Di rektmarketings durch die Politik. Neue Chancen folglich für bewährte, von der Überregulierung nicht bedrohte Wege? Die klassische Haustür werbung etwa, wie sie Christian Maron, Vertriebsleiter RP DirektKom, dem Plenum nahebrachte? Es gab wohl noch nie so viele Optionen, den »vernetzten Kunden« zu erreichen. Auch dies ganz sicher ein stimulie rendes Signal des Dialogmarketing-Tag 2012. Videos und weitere Informationen zur Veranstaltung unter www.vdz.de. Dr. Ralf Siepmann Kommunikationsberater und Journalist sowie Geschäftsführer der Indikativ GmbH in Bonn 4 12 PRINT&more 3/2012 Print immer noch »in« Zukunft des Abonnements: Neue Studie von Allensbach, Deutscher Post und dem VDZ W Beim Printabo zählt Convenience ohin steuert das über Jahr zehnte etablierte Erfolgsmo dell »Abonnement«? Mit dieser Frage setzt sich die repräsentative Studie – im Auftrag der Deutschen Post und in Koopera tion mit dem Verband Deutscher Zeitschrif tenverleger (VDZ) auseinander. In Hamburg wurde insbesondere die Frage nach der Be liebtheit des Print-Abonnements kontrovers diskutiert. Hier gingen die Einschätzungen der Bevölkerung und der Verlagsexperten deut lich auseinander. So wollen 55 Prozent der repräsentativ befragten Bevölkerung (1.600 Personen ab 16 Jahren) auch in Zukunft mindestens ebenso viele Abonnements beziehen wie heute. 86 Prozent der befragten 118 Führungs kräfte aus 74 Zeitschriftenverlagen erwarten hingegen eine abnehmende Abo-Bereitschaft der Verbraucher. »Die Studie zeigt uns und unseren Partnern spannende Ansätze auf, wie wir die Zukunft des Abos aktiv gestal ten können«, sagt Lutz Glandt, Mitglied des Bereichsvorstands Brief der Deutschen Post. »So erwarten die Verbraucher neben starken Inhalten vor allem eine verlässliche Zustel lung sowie mehr Flexibilität in der AboGestaltung.« Für die Bevölkerung sind Convenience-Ge danken wie die regelmäßige Lieferung nach Hause (77 Prozent) oder eine unbeschädigte Zustellung (52 Prozent) von ebenso hoher Attraktivität wie die redaktionell-inhaltliche Gestaltung ihres Magazins (74 Prozent). Zu dem zeigt sich bei Abonnenten wie Nichtabon nenten ein ausgeprägter Wunsch nach einer flexibleren Gestaltung des Printabonnements. So ist die Möglichkeit, ein Abo kurzfristig zu kündigen, für 80 Prozent der Deutschen von hoher Bedeutung. Hingegen halten lediglich 54 Prozent der Führungskräfte diesen Punkt für sehr wichtig. »Die Vorteile des Printabos müssen stärker herausgestellt werden«, so die Einschätzung von Lutz Glandt. »Flexi ble Modelle müssen entwickelt werden. Wir sehen immer noch Marktchancen im Print, einzelne Erfolgstitel zeigen das ja auch. Es wäre ein großer Fehler, jetzt nur noch auf digitale Paid-Content-Modelle zu setzen und das klassische Geschäft zu vernachlässigen. Die Studie zeigt, dass immer noch eine hohe Leseaffinität in Deutschland zu finden ist. Die Lücke zwischen der Wahrnehmung der Ma Zeitschriftenlesen ist nur für sehr wenige »out« Ich finde, Zeitschriftenlesen ist nicht mehr zeitgemäß, ist »out«. 6% Bevölkerung insgesamt 11 % 5% 16- bis 29Jährige 4% 30- bis 44- 45- bis 59Jährige Jährige Alter Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10093 (Juli 2012) 4% 60-Jährige und Ältere 9% 12 % TabletSmart PCphoneNutzer Nutzer Nutzung mobiler Endgeräte Lutz Glandt, Mitglied des Bereichsvorstands Brief der Deutschen Post nager und der Realität, wie die Verbraucher sie wahrnehmen, muss geschlossen werden.« Einhellige Erwartung der Verlagsexperten ist, dass Print auch 2020 noch den mit Ab stand größten Umsatzbeitrag am Gesamtum satz liefern wird. Gleichzeitig rechnen aber 31 Prozent damit, dass digitale Angebote ei nen signifikanten Umsatzanteil von mindes tens 40 Prozent am Zeitschriftenbereich ihres Verlages erreichen werden. Anders die Er wartungen der Bevölkerung: Bei ihr stoßen digitale Abo-Angebote noch auf eher verhal tenes Interesse. Immerhin sagen zwei von drei Personen, dass sie Zeitschriften lieber gedruckt als auf dem Bildschirm lesen. Mit ganzer Kraft »Die zu beobachtende Fokussierung vieler Manager auf digitale Geschäftsideen im Zu sammenhang mit dem klassischen Abo-Ge schäft sollte zumindest überdacht werden«, so Lutz Glandt. »Es schadet nicht, sich mit ganz er Kraft der Abo-Generierung zu stel len, die Konsumenten wollen das Printabo ja offensichtlich noch immer.« Die Ergebnisse der Studie werden ab Ende September sowohl zum Download als auch in Print über den VDZ, die Deutsche Post, das Siegfried Vögele Institut und das Allensbach-Institut, welche die Studie wissenschaftlich begleitet haben, beziehbar sein. www.vdz.de 13 Dialogmarketing-Tag Freiheit und Grenzen der Datenverarbeitung Voraussetzung für ein wirkungsvolles Dialogmarketing Marktwirtschaft, Werbung und Demokratie formen ohne die Verarbeitung personenbezogener Daten unmöglich sind, kommen andere ohne jedes personenbezogene Datum aus. Was die Meinungs- und Pressefreiheit für die Demokratie ist, ist die Werbefreiheit für die Marktwirtschaft. So wie die Freiheit politischer Kommunikation für den Kampf der Politikerinnen um die Wahlent scheidung der Bürger unverzichtbar ist, so ist die Freiheit kommerziel ler Kommunikation für den Wettbewerb der Unternehmer um die Kaufentscheidung der Verbraucher konstituierend. Ohne Meinungs freiheit gibt es keine wettbewerbsorientierte Politik und ohne Werbe freiheit keine wettbewerbsorientierte Wirtschaft. Dass eine freie Wirtschaft mit Wettbewerbs- und Werbefreiheit staatlich gelenkten Wirtschaftssystemen nachhaltig überlegen ist, kann nach dem derzeitigen Stand der Geschichte nicht ernsthaft bezweifelt werden. »Wer ausgerechnet der Wirtschaft die Freiheit nehmen will, wird immer sehr viel mehr verlieren als gewinnen.« |1| Schon die Res sourcen und Chancen, die freie Wirtschaftssysteme ohne Rückgriff auf staatliche Sozialleistungen den Menschen zur Verfügung stellen, sind trotz vieler Probleme in aller Regel um ein Vielfaches größer. Hinzu kommt, dass bislang nur Gesellschaften mit funktionierender Markt wirtschaft in der Lage waren, durch Zwangsabgaben aus dem im freien Markt erwirtschafteten Mehrwert »die für ein menschenwürdiges Le ben erforderlichen Sozialleistungen zu erwirtschaften«. |2| Kann man noch weiter gehen und mutmaßen, funktionierende Markt wirtschaften und also auch Werbung seien Bedingungen funktionieren der Demokratie? Dass zumindest Elemente freier Marktwirtschaft of fenbar auch ohne Demokratie funktionieren können, ist jedenfalls kein Gegenbeweis. Und wer funktionierende Demokratien ohne funktionie rende freie Marktwirtschaft sucht, wird nicht schnell fündig. Werbung ohne datenschutzrechtliche Relevanz Werbeformen und ihr datenschutzrechtlicher Bezug Die für einen Erfolg im wirtschaftlichen Wettbewerb nötige Werbung ist so vielfältig wie die Produkte und Kommunikationssituationen der jeweiligen Gesellschaft. Und so unterschiedlich die Werbeformen, so unterschied lich ist auch ihre datenschutzrechtliche Relevanz. Während einige Werbe 14 PRINT&more 3/2012 Keinerlei personenbezogene Daten werden z. B. für folgende Werbe formen benötigt: Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften Werbespots im Rundfunk Plakate Viele Werbebanner im Internet Beispiel: Eine Ökologie-, Jagd-, Fahrrad- oder Autozeitschrift enthält thematisch einschlägige und damit auf das Leserinteresse bedarfsge recht zugeschnittene Werbung. Dieses Ziel wird durch den redaktionel len Kontext der Werbung gesteuert, ohne dass personenbezogene Da ten der Leser verarbeitet werden. Auch die Abonnenten einer solchen Zeitschrift können nicht argumentieren, sie hätten mit der Bestellung unter Angabe von Namen und Adresse nicht darin eingewilligt, die Sei ten mit Anzeigenwerbung oder Anzeigenbeilagen zu erhalten. Nichts anderes gilt für eine Vielzahl digitaler Medien, in denen etwa Bannerwerbung, ebenfalls nach dem Kontext der redaktionellen Inhal te und ohne Verarbeitung von Nutzerdaten, erfolgt. In all diesen Fällen mag es Leser geben, die die jeweiligen Medien lieber ohne Werbung konsumieren wollen. Ein Recht darauf können sie nicht haben, ohne Rechte der Medien und der Wirtschaft zur freien Gestaltung von Medien und Werbung zu verletzen. Der Medienverzicht und der Umstieg auf werbefreie Medien sind die richtigen Antworen dieser kleinen Minderheit radikaler Werbegegner. Adressierte Werbung Unter adressierter Werbung versteht man z. B.: Persönlich adressierte Briefe oder Werbe-E-Mails Katalogzusendungen an namentlich genannte Personen Werbeanrufe Adressierte Werbung verarbeitet schon mit dem Namen und der Adres se personenbezogene Daten der umworbenen Personen. Die Frage nach deren Recht, über die Verwendung ihrer Daten zu bestimmen (Selbst bestimmung) und ausreichend informiert zu werden (Transparenz), ist datenschutzrechtlicher Natur. Hinzu kommt der Aspekt, inwieweit ein Werbemittel unabhängig von der Frage der Adressierung die Persönlichkeitssphäre berührt. So ver langt deutsches Wettbewerbsrecht für Werbeanrufe bei Verbrauchern eine Einwilligung schon wegen der Beeinträchtigung der Privatsphäre durch die Lästigkeit des Anrufs. Dieses Einwilligungserfordernis ist unabhängig vom Datenschutzrecht. Demgegenüber sind etwa die Werbe formen des adressierten Briefes oder des Haustürbesuches wettbewerbs rechtlich von keiner Einwilligung abhängig. benden Unternehmen zu kommerzieller Kommunikation ist grund rechtlich geschützt und benötigt praktikable Entfaltungsmöglichkeiten. Diese sind bei einer Widerspruchslösung auch deshalb vorhanden, weil die größte und wichtigste Gruppe der umworbenen Bürger in der Frage des Werbeinteresses weder kategorisch ablehnend noch zustimmend ge stimmt ist. Uninteressante Werbung wird ignoriert oder ist lästig, interes sante Werbung wird bemerkt, als Information verarbeitet und begrüßt. Was interessant ist und was nicht, erscheint je nach individuellem und gesellschaftlichem Kontext, nach Situation und Fragestellung ganz un terschiedlich. Bei einer Widerspruchslösung kann der engagierte Werbe feind sich von adressierter Werbung weitestgehend befreien; andererseits geht der erhebliche Nutzen für eine sehr viel größere Zahl von Bürgern wie für den wirtschaftlichen Wettbewerb nicht verloren. Adressierte Werbung und Datenschutz Adressierte Werbung ist für Wirtschaft und für Verbraucher wichtig Zurück zum Datenschutz: Für die Realisierung des Selbstbestimmungs rechts über die Verwendung der Adresse etc. zu Werbezwecken stehen zwei grundsätzlich unterschiedliche Wege zur Verf ügung: Die Verarbeitung personenbezogener Daten zu Werbezwecken kann zulässig sein, wenn der Beworbene das Recht hat, dieser Verarbeitung jederzeit zu widersprechen, und sowohl über die beabsichtigte Daten verarbeitung als auch über sein Widerspruchsrecht informiert wird (Wi derspruchslösung, Opt-out). Diese Widerspruchslösung gilt z. B., wenn Unternehmerinnen ihre Kunden anschreiben, um für eigene oder fremde Produkte zu werben: Eine Krankenversicherung wirbt für eine zusätzliche Pflegeabsicherung; ein Motorrad zu behörhändler bietet seinen Kun den eine Motorradzeitschrift im Auftrag des Verlages an. Immer ist die Kun din bei Vertragsschluss über die Absicht der Verwendung ihrer Daten für Werbezwecke und über ihr Widerspruchsrecht zu informieren; ein weiterer Hinweis auf ihr Widerspruchsrecht muss bei jeder werblichen Ansprache erfolgen. Daneben gibt es ein Recht auf Auskunft über gespeicherte Daten. Demgegenüber ist eine vorherige Einwilligung des Beworbenen in die Verarbeitung seiner Daten zu Werbezwecken (Opt-in) insbesondere er forderlich, wenn ein Unternehmen Adresslisten an andere Unternehmen weitergeben will, die neben der Kundeneigenschaft nach zusätzlichen Merkmalen wie etwa »Einkauf im letzten halben Jahr« sortiert werden. |3| Informationelle Selbstbestimmung und kommerzielle Kommunikation Das informationelle Selbstbestimmungsrecht wird nicht nur durch eine Einwilligung, sondern auch durch eine Widerspruchsmöglichkeit gewahrt. Soweit es um Daten geht, die einem Unternehmen bei Vertragsschluss anvertraut werden, kann die Nutzung der Daten zu Werbezwecken von vornherein durch Widerspruch unterbunden werden. Darauf ist bei Ver tragsschluss hinzuweisen. Darüber hinaus steht es der Verbraucherin frei, jeden weiteren Werbebrief durch einfachen Widerspruch zum letzten zu machen. Auf diese Möglichkeit muss jeder Werbebrief hinweisen. Nicht nur das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Bewor benen genießt den Rang eines Grundrechts. Auch die Freiheit der wer Wie so häufig ist es jedoch schwierig, in Diskussionen mit wenigen Pro testierenden den Vorteil für die vielen Schweigenden zu belegen. Den noch dürfte hier ein Schlüssel für die Frage adressierter Werbung liegen. Beispiel: Von der brieflichen Leserwerbung hängt bis zu ein Fünftel der Abonnementauflage und der entsprechenden Leserinnen und Leser einiger hochwertiger Zeitungen und Zeitschriften ab. Der Verlust dieser Möglichkeit zur Leserwerbung hätte sehr negati ve Auswirkungen auf die Auflagenentwicklung, auf die Anzahl der Zeitungsleserinnen und auf die Möglichkeiten der Finanzierung des Titels. Die Werbebriefe einer Wirtschaftszeitung z. B. an die Kundin nen eines Markenartiklers sind aber nicht nur für die Presse wichtig. Dass auch für ihre Adressatinnen die Vorteile überwiegen, belegen im Promillebereich liegende Widerspruchsraten gegenüber in Prozenten messbaren positiven Antworten. So erhält etwa eine Publikation auf 100.000 Angeschriebene ca. ein bis zwei Beschwerden; im Durchschnitt der Verlage dürften es 0,5 bis 10 ablehnende Äußerungen auf 100.000 Briefe sein. Gleichzeitig reagieren aber bis zu ca. zwei Prozent und also 2.000 der angeschriebenen Personen mit der Entscheidung, die Zeitung regelmäßig lesen und deshalb abonnieren zu wollen. |4| Dem Einwand, dass nicht nur diejenigen, die sich tatsächlich beschweren, von der Wer bung negativ berührt sein mögen, muss entgegnet werden, dass auch nicht nur diejenigen, die letztlich regelmäßige Zeitungsleserinnen wer den, das Angebot mit Interesse und ohne Ablehnung zur Kenntnis ge nommen haben werden. Das Beispiel verdeutlicht zudem einen der Gründe, warum adres sierte Werbung auch an Nichtkunden für ein Produkt unverzichtbar sein kann. Presseabonnements sind wie Spenden erklärungsbedürftige Produkte ohne Ladenlokal; sie müssen potenziellen Lesern und Lese rinnen in einem ruhigen Moment erläutert werden. Dass für solche Angebote die Möglichkeit des Anschreibens erst nach ausdrücklicher vorheriger Zustimmung nicht genügt, hat übrigens auch der Bundestag in der Datenschutznovelle 2009 zum Ausdruck gebracht. Denn er be freit politische Parteien und sonstige Spendenorganisationen bei ihrer adressierten Spendenwerbung von vielen Datenschutzrestriktionen. www.vdz.de 15 Dialogmarketing-Tag Digitale Werbung Auch für einen Teil der Datenverarbeitung zum Zweck digitaler Werbung ist letztlich eine Lösung in Gestalt informierter Wahlmöglichkeit der Be worbenen allein angemessen. Soweit es z. B. um statistisch geschätzte Inte ressen der unbekannten Nutzerinnen bestimmter Internetbrowserprofile geht und die Nutzerinnen die entsprechende Profilbildung und Verwen dung durch einfache Einstellungen in ihren Endgeräten steuern, überwie gen die Vorteile auch für die Nutzerinnen. Die Werbung ist hier noch nicht an Personen adressiert und soll es auch nicht sein. Ein angemessenes Verhältnis zwischen legitimem Datenschutz und legitimer Datennutzung darf nicht durch fast schon populistische Verzer rungen zulasten kommunikativer Notwendigkeiten freier und marktwirt schaftlicher Demokratien gestört werden. Weder die adressierte Werbung noch die Einblendung von Werbebannern, aufgrund der Verarbeitung ver gangener Nutzungsschritte des keiner Person zugeordneten Internetbrow sers, sollen oder können Menschen überwachen, unterdrücken oder auch nur zum Erwerb bestimmter Produkte zwingen. Wer solchen groben oder selbst raffinierten Profilen »die Wirkung von Zwangsmitteln beimisst, der leugnet im Grund die Fähigkeit der Individuen zur Selbstbestimmung« |5|. Datenskandale dürfen legitime Nutzung nicht hindern Eine weitere Gefahr für viele Wirtschaftszweige besteht in der ver breiteten Gleichsetzung rechtmäßiger Formen der Datenverarbeitung mit illegalen und vielfach sogar kriminellen Machenschaften. Skan dalöse Verstöße gegen angemessene Gesetze führen dann nicht zu dem besseren Vollzug des unverändert richtigen Gesetzes, wohl aber zu öffentlichkeitswirksam beschlossenen Gesetzesverschärfungen, die die Gesetzlosen kaum oder gar nicht, wohl aber die Gesetzest reuen treffen. Dr. Christoph Fiedler Rechtsanwalt, Geschäftsführer Europa- und Medienpolitik VDZ, Chairman Legal Affairs European Magazine Media Association EMMA, Lehrbeauftragter an den Universitäten Leipzig und Düsseldorf |1| Joachim Gauck, erster Stasiakten-Beauftragter und elfter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, in einer Rede im Deutschen Theater in Berlin am 20.06.2010, zitiert nach www.focus.de/politik/weiteremeldungen/spd-gruene-gauck-warnt-vor-zweifeln-an-demokratie-und-marktwirtschaft_aid_522235.html. Joachim Gauck |2| In den Worten der Datenschutzbehörden: »Übermittlung von nach mehr als einem Merkmal selektierten Adressen« (Beschluss des Düsseldorfer Kreises vom 26./27.11.2009). |3| Alle Zahlen aus 2009 und ebenso 2012, Quelle: VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger. |4| Prof. Dr. Hans Peter Bull, erster Bundesdatenschutzbeauftragter, FAZ v. 17.10.2009, S. 8. |5| Prof. Dr. Hans Peter Bull, erster Bundesdatenschutzbeauftragter, FAZ v. 17.10.2009, S. 8. Neue Geschäftsmodelle für Ihr Media Business mit IT-Lösungen von Noxum Drehscheibe für Content Syndication, personalisierten Content, Multi Channel Publishing u.a. für Web-Systeme, Social Media und Mobile Media Asset Management und Werkverwaltung Paid Content: Management und Integration von Bezahlprozessen für digitale Verlagsprodukte und -Services Informieren Sie sich über IT-Lösungen für neue Herstellungswege und Vertriebsmodelle und die Integration in die IT-Landschaften von Verlagen! www.noxum.com/verlage 16 PRINT&more 3/2012 Medienpolitik »Diese Bericht erstattung bewahren« Auszüge aus der Rede des Bundespräsidenten Dr. Joachim Gauck anlässlich der Verleihung des 50. Theodor-Wolff-Preises am 12. September 2012 Foto: Bundesbildstelle/Kai-Uwe Knoth » Preisträger der VDZ Ehren-Victoria 2010: Joachim Gauck Eine freie Presse muss auch eine wahrhaftige Presse sein, die eben durch Wahrhaftigkeit Glaubwürdigkeit erlangt und Ver lässlichkeit, in der Journalisten arbeiten, die das Ethos der Wahrhaftig keit verbindet, die wirklich Sachkenntnis haben von dem, worüber sie schreiben, die erkennen, worauf es ankommt und was der Leser unbe dingt wissen muss, die darauf bestehen, dass Bericht und Meinung eben zu unterscheiden sind. Das unterscheidet Qualitätsjournalismus ja vom gelegentlichen Meinungs-Tsunami im Netz, in dem jeder posten und pesten kann, wie er gerade will.« »Am Online-Auftritt der Zeitungen sehen wir übrigens, dass es auch gelingen kann, die neuen Medien zu nutzen und mit einem seriösen Ge sicht und mit bewährten Qualitätsnormen daher zu kommen. Auch dort gelingt es, Vertrauen und Verlässlichkeit zu stiften. Qualitätsjournalis mus ist also auch unter diesen Bedingungen möglich.« »Zu einer guten Presse, wie ich sie mir wünsche, gehört, dass sie Dis tanz hält zu den Akteuren, dass sie also etwa nicht kumpelhaft oder allzu kumpelhaft umgeht mit den Großkopferten aus Politik, Sport und Kultur.« »Eine gute Presse ist für mich weiter eine Presse, die auch kritisch ist, gelegentlich mit sich selber. Gibt es das? Manchmal schon.« »Immer noch ist unsere Presselandschaft von einer eindrücklichen Vielfalt. Allein bei den sogenannten meinungsbildenden Medien gibt es eine Vielfalt, die keinen Vergleich auf der Welt scheuen muss. Und wir haben noch einen hohen Anteil an Qualitätszeitungen und Zeit schriften, wir müssen da keinen Vergleich scheuen. Wir brauchen als Demokraten eine vielfältige, freie Presse. Wir wollen die Vielfalt der Meinungen, um selber eine eindeutige Meinung zu entwickeln.« »Wir wollen nicht angewiesen sein auf das zufällige Posten von zu fälligen Zeugen von irgendwelchen Ereignissen. Wir möchten Hinter gründe und Zusammenhänge erfahren. Professionell recherchiert und professionell erklärt. Mit einem Wort: Wir wollen Qualität. Aber wir wissen auch: Dieser Anspruch kostet etwas, Qualität gibt es nicht um sonst. Dieser Journalismus hat seinen Preis.« »Wir müssen also eine freie, unabhängige, vielfältige und qua litätsvolle Presse erhalten. Wir müssen sie uns leisten wollen.« Die gesamte Rede finden Sie unter: www.vdz.de « www.vdz.de 17 Verlag Das MehrwertMedienhaus Benchmark: wie der Krammer Verlag seinen Multimedia-Ansatz immer weiter ausgebaut hat D en digitalen Wandel in der Medienwelt hat der Krammer Verlag in Düsseldorf schon längst umgesetzt: Von einem reinen Fach medienverlag entwickelte sich das Unternehmen in den letzten fünf Jahren zu einem multimedialen Kommunikationsdienst leister. Heute bietet der Verlag neben den Fachpublikationen eine breite Palette an zusätzlichen digitalen Informationsflächen an. Die Geschichte des Krammer Verlages beginnt 1930 in Prag. Dort gründete Albert Krammer seinen ersten Verlag. Von Anfang an spezia lisierte er sich auf den Bereich Gebäudetechnik. Er kaufte in der Weltwirt schaftskrise die Sanitär- und Heizungstechnikzeitschriften SHT, heute die älteste Zeitschrift des Verlages und eine der abonnementstärksten SHK-Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum. 1946 musste Albert Krammer Prag verlassen und baute den Verlag in Düsseldorf wieder neu auf. Nach seinem frühen Tod übernahmen seine beiden Söhne bis 1982 die Leitung des Verlages. Dann übernahm der heutige Vorstand, Dr.-Ing. Klaus Krammer, mit gerade mal 25 Jahren die Geschäftsführung. Frühe Beschäftigung mit der digitalen Welt »Es war eine tolle Zeit«, sagt Krammer heute. »Mit 25 Jahren durfte ich alles ausprobieren. Damals konnte man wegen der hohen Margen noch Geld versenken. Heute würde uns das nach einem halben Jahr in den Ruin treiben.« Der Mut, neue Wege zu gehen, blieb. Als sich Ende der 90er-Jahre die Kürzungen der Subventionen in der Bau branche auf das Anzeigengeschäft auswirkten, musste über neue Märkte nachgedacht werden. »Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns zu internationalisieren und unser Angebot auf digitale Medien auszuweiten«, so Krammer. Schon 1994 begann der Verlag sich in tensiv mit den Neuen Medien auseinanderzusetzen – in einer Zeit, in der viele Verlage damit noch Berührungsängste hatten. Die frü he Beschäftigung mit der digitalen Welt zahlte sich Anfang 2000 aus, als das Anzeigengeschäft nochmals stark zurückging. »Das war für uns eine bedrohliche Zeit. Wir verloren 20 Prozent des Anzeigenvolumens jedes Jahr«, erläutert Krammer. Wie konnte der Verlag gegensteuern? »Natürlich war eine Restrukturierung unumgänglich. Aber das reichte nicht aus. Wir überlegten, wel che neuen Produkte wir entwickeln könnten. Was können wir 18 PRINT&more 3/2012 xx Fachpresse Meinungsmacher oder eher nicht? Das PMG Zitate-Ranking zeigt es Ihnen! Das PMG Zitate-Ranking zeigt auf Mausklick, wie häufig Ihre Titel in allen Ressorts ausgewählter Print-, TV- und Hörfunkmedien zitiert werden – laufend aktualisiert, transparent und so aufbereitet, wie Sie das wünschen. Und: Dabei werden auch die Themen der Zitate erfasst und zusammengestellt. • Transparentes Analyseverfahren • Laufend aktualisierte Ergebnisse Für mehr Informationen rufen Sie uns einfach an: (0)30 2 84 93-103. Oder senden Sie uns eine Mail: info@presse-monitor.de. Infos unter www.presse-monitor.de • Individuell grafisch aufbereitete und kommentierte Ergebnisberichte www.vdz.de 19 Verlag »Wir sind Kommunikationsmanager« PRINT&more | Verstehen Sie sich eigentlich noch als klassischer Verlag? Krammer | Wir sehen uns inzwischen als Kommunikationsmanager. Wir sind ein Verlag, der klassische Printprodukte anbie tet, aber auch Dienstleistungen auf elektro nischer Basis. Für uns ist das kein Gegensatz, sondern ein Zusammenspiel. Mit dem Me dium Film hatten wir auf einmal die Mög lichkeit, die Branche viel intensiver darzu stellen als mit Print. Burska-Erler | Das Lese- und Informa tionsverhalten hat sich geändert. Immer mehr verlagert sich ins Netz. Da mussten wir uns überlegen, welchen Mehrwert wir unse ren Kunden zusätzlich anbieten konnten, um unsere Zeitschriften zu unterstützen. Viele Branchen im B2B-Bereich finden in Wirt schaftsmedien und im Fernsehen kaum Ver öffentlichungsraum. Nun war es möglich, die Branche einem größeren Publikum bekannt zu machen und ihr Selbstbewusstsein und Lebendigkeit zu geben. Dr. Klaus Krammer und Dr. Thomas Burska-Erler im Gespräch mit Autorin Kirsten Becker (v. r. n. l.); Interview auch als Film (siehe S. 21) Zahlt sich das aus? Krammer | Dass dies eine langfristige Investition ist, ist klar. Die Neuen Medien sind margenschwächer als das klassische Anzeigenge schäft. Wenn Sie eine Anzeige verkaufen, dann klingelt gleich die Kasse. Wenn man einen Sponsor gefunden hat, dann muss man erst einmal Zeit investieren. Aber das Geschäft ist bei Weitem nicht so volatil. Heute nach fünf Jahren spielen unsere elektronischen Dienstleistungen eine wichtige Rolle und tragen maßgeblich zum Konzernumsatz bei. Burska-Erler | Ob Endverbraucher oder B2B, wir nutzen da Möglichkeiten, wo Print Grenzen gesetzt sind. Das Lese- und Informations verhalten unserer Zielgruppen hat sich stark verändert. Wir erreichen heute über mehrere »Kanäle« unsere Zielgruppen, was z. B. unsere Handwerker-App deutlich macht. 35.000 Downloads dieser App bei 45.000 SHK-Betrieben zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Lässt sich das auf Publikumsmedien übertragen? Krammer | Bei unserer Publikumszeitschrift »wohnbaden« sind mit unserer Kompetenz unseren Kunden anbieten? Das war die ent scheidende Frage.« Der große Vorteil des Verlages war seine Positio nierung als anerkannter Gesprächspartner im Markt. »Das war unser Entree. So konnten wir unsere Ideen leichter beim Kunden vorstel 20 PRINT&more 3/2012 wir im Anzeigengeschäft klar Marktführer. Doch wenn der Kunde uns nach Reichweite fragt, können wir häufig unseren hohen TKP nicht rechtfertigen. Also haben wir uns auch hier Zusatzleistungen überlegt und eine kostenlose App für das iPad und einen kongruenten Internetauftritt entwickelt. Finanziert wird die App durch die Werbe treibenden, die nur dann auf der App erscheinen, wenn sie eine An zeige in »wohnbaden« schalten. Der verlegerische Hintergedanke war ganz klar, das Printprodukt zu unterstützen und aufzuwerten. Wird Print am Ende verschwinden? Krammer | Natürlich kann es sein, dass sich Print irgendwann nicht mehr selbst finanziert. Es kann uns blühen, dass diese elektro nischen Plattformen eher unterstützt werden als Print. Unsere elek tronischen Dienstleistungen sind für uns ein eigenes Produkt neben den Zeitschriften. Wir bleiben ein Fachverlag, werden Joint Ventures im Web-TV eingehen, wie z. B. mit der DVS Media GmbH – Verlag des deutschen Verbands für Schweißen und verwandte Verfahren –, und die elektronische Internationalisierung vorantreiben, um weitere Ska lierungseffekte zu erzielen. len.« In einem ersten Schritt wurde die Grafik ausgelagert, die in die Krammer Neue Medien GmbH überging. Von da an bot das Unter nehmen auch anderen Firmen seine Dienstleistung an. Dazu gehörten neben Layout auch datenbankbasierte Druckprodukt ionen. Von Print zum Film Die technische Entwicklung tat ihr Übriges. Als einer der Chefredak teure und Mitgesellschafter, Nikolaus Klein, von einer Messe in den USA berichtete, auf der Redakteure mit kleinen Handkameras Auf nahmen machten und diese ins Netz stellten, war die Idee für Deutsch land geboren. Der Verlag startete mit bescheidenen Mitteln: Kleine Kameras, persönliche Fortbildungen und die Zusammenarbeit mit exter nen Dienstleistern bildeten den Anfang des Geschäfts. Man begann mit einer fünf- bis zehnminütigen wöchentlichen Nachrichtensendung auf www.shk-tv.de, die über die Themen der Branche berichtet. »Das kam gut an und war für alle Seiten neu«, so Dr. Thomas Burska-Erler, Chefre dakteur und ebenfalls Mitgesellschafter der KRS Krammer Redaktions Service GmbH und zuständig für die Neuen Medien. »Die Monetari sierung war eine weitere Frage. Da man mit Internetbannern kaum Geld verdienen kann, haben wir ein Partnermodell aufgestellt.« Mit drei marktführenden Unternehmen startete der Verlag vor fünf Jahren, heute sind es 40 Sponsoren. Immer stand die Frage dahinter: Was kön nen wir den Kunden an Mehrwert bieten? So entstand eine Plattform mit Nachrichten, Ad-hoc-Meldungen, Produktvideos, Talkrunden und Unternehmensdarstellungen. Hier haben die Partnerunternehmen die Möglichkeit, eigene Produkt- und Montagefilme zu platzieren, während Magazin- und Nachrichtensendungen redaktionell unabhängig blei ben. 500 bis 800 Filme werden inzwischen pro Jahr eingestellt. Gemeinsam stark: Professionals in print & digital. Schnell agierende Anbieter Heute verfügt der Verlag über ein eigenes Screen- und Schnittstudio, be schäftigt zehn feste Redakteure, zwei Kameraleute und eine Moderatorin. »Unser Anspruch sind Redakteure mit Know-how, die sich in der Branche sehr gut auskennen«, so Burska-Erler. »Wir haben unsere Redaktionskom petenz aus dem Printbereich auf den Film übertragen. Das ist unsere Stär ke.« Damit ist der Verlag zu einem schnell agierenden Anbieter von cross medialen Dienstleistungen geworden. Und der Erfolg gibt ihnen recht: »Heute kommen die Kunden zu uns. Ein schönes Gefühl«, sagt Krammer. Auch an Apps hat sich der Verlag herangewagt. Die »SHK-TV-App« für Handwerker bietet Praxistipps, Produktinformationen und ein Händler verzeichnis. Die App »wohnbaden« für das iPad unterstützt die einzige Publikumszeitschrift im Verlag. Neben Berichten rund um die Badwelt können sich dort auch Hersteller und Händler über Hotspots platzieren. Wer hier verlinkt werden will, muss eine Anzeige im Printprodukt schal ten. Auch in Zukunft werden aber bei allen elektronischen Neuentwick lungen auch die Printmedien eine wesentliche Rolle spielen. Das Interview-Video: Unsere Leistungen für Sie: Crossmediale Beratung | Konzeption und Produktion von Print- und digitalen Medien | Vielfältige Verlagsservices | Geprüfte Qualität Kirsten Becker Autorin und Kommunikationsberaterin kontakt@schaffrath.de | www.schaffrath.de www.vdz.de 21 Segment Kreuzworträtsel, Arztromane, Superhelden RCR: Porträt eines Zeitschriftensegments I n sieben Häusern leben je sieben Katzen. Jede Katze frisst sieben Mäuse, von denen wiederum jede sieben Kornähren gefressen hat. In jeder Ähre waren sieben Samen. Frage: Von wie vielen Ob jekten ist hier insgesamt die Rede? Das sogenannte Katzen-und-Mäuse-Rätsel stammt aus der Zeit um 1550 vor Christus und ist eines der ältesten uns heute bekannten Kno belspiele. Bis heute ist das Kopfzerbrechen bei Text-, Wort- und Zah lenspielen eine beliebte Freizeitbeschäftigung für Menschen jeden Al ters. Verlage wie Kelter, Cora, Klambt, Bastei Lübbe und Ehapa haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Denksport ler mit immer neuen Rätselformen und -kombinationen zu versorgen. Zusam men mit Comics und Romanen wird das Rätsel heute unter dem griffigen Kürzel RCR (Romane, Comics, Rätsel) zusammengefasst. Während sich die Verlage in der zweiten Hälfte des ver gangenen Jahrhunderts erst langsam an die bis dahin nur in Tageszeitungen ab gedruckten Denkaufgaben mit Zahlen und Buchstaben heranwagten, findet man heute am Kiosk und im Bahn Denksport in jeglichen Variationen: hofsbuchhandel eine weite Bandbreite Sudoku, Kreuzworträtsel oder an Sudoku-, Kreuzwort- und PuzzleRätselmischungen Zeitschriften. Heile-Welt-Geschichten Im Regal nebenan, ebenfalls in der Rubrik Reise- und Unterhaltungs lektüre, liegen meist auch die Romane in Magazinform aus. Ihren Ursprung haben sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach dem Krieg war der Buchhandel mit neuen Printerzeugnissen in vielen Fäl len zu teuer. Die Folge: Viele Buchautoren kamen bei Verlagen wie Möw ig, Bastei Lübbe oder Kelter unter und schrieben für diese kleine Geschichten im ¼ Berliner Format. Angefangen mit gefragten »HeileWelt-Geschichten« in der Nachkriegszeit wuchs das Segment kon tinuierlich und fächerte sich dabei auch inhaltlich auf. Neben dem 22 PRINT&more 3/2012 Liebesroman der Männer, dem Western, kam im Laufe der Zeit eine große Anzahl an Arzt-, Hei mat-, Mystik-, Adels- und Liebesromanen auf den Markt, wie z. B. der bekannte Arztroman »Dr. Norden« von Kelter. Mit der in haltlichen Ausweitung des Seg ments war zugleich eine starke Konzentration der Verlage ver bunden. So kommt es, dass heu te die beiden Verlagshäuser Bas tei Lübbe und Kelter den Markt Bekannte amerikanische Comics werden der Romanzeitschriften weitge auch von deutschen Verlagen wie Condor, Bastei Lübbe und Ehapa vertrieben hend unter sich aufteilen. Der Geschichte des Comics wollen wir uns in einer späteren Ausgabe der PRINT&more gesondert widmen. Gesagt sei hier nur, dass das Segment in Deutschland in den vergangenen Jahren einen enormen Aufwind erfahren hat. Comics wer den nicht nur in den Feuilletons großer Zeitungen besprochen, sondern auch bei Verlagen wie Suhrkamp ins Programm mit aufgenommen. Längst ist der Comic kein Heft mehr nur mit lustigen Tiergeschichten, Superhelden- und Science-Fiction-Storys. Auch inhaltlich hat sich viel getan: Heute gibt es Sachbücher, Belletristik, Kriminalgeschichten, historische Erzählungen und Märchen. Die Geschichten dahinter sind nicht nur rein fiktiv, sondern haben zum Teil auch einen politischen oder gesellschaftlichen Hintergrund. RCR nicht unterschätzen Im Jahr 2012 angekommen, ist RCR ein Zeitschriftensegment, das man nicht unterschätzen sollte. Der Anteil des Sortiments am gesamten Presseumsatz liegt derzeit bei über zehn Prozent der Publikumszeit schriften, wie die zuständige Projektgruppe des VDZ in einer aktuellen Studie ermittelte. Da RCR nur zu einem unbedeutenden Teil vom An zeigengeschäft profitiert, ist die Präsentation der Printerzeugnisse umso bedeutender. Frühremission ist nicht nötig. Vielmehr bieten geschickte Produktplatzierungen, welche die in diesem Segment häufig vorkom »Dr. Norden wird nicht sterben …« Ein Interview mit Gerhard und Mario Melchert, den Verlagschefs des Martin Kelter Verlages in Hamburg PRINT&more | Wer konsumiert RCR? Gerhard und Mario Melchert | Was unsere Leserschaft angeht, so sind die Frauen eindeutig printtreuer als die Männer. Der Durchschnittsleser konsumiert zwei bis drei Romane in der Woche. Das Durchschnitts alter unserer Leser beträgt dabei etwa 58 Jahre. Welche Initiativen gibt es zur Markenpflege und Kundenbindung? Der Leser muss wissen, was er kauft. Sprich: Die Zeitschrift muss erkennbar sein. Hier ist das Cover besonders wichtig. Es sollte dem Leser einen starken Wiedererkennungswert vermitteln. Durch ein Happy End erzeugen wir eine positive Stimmung beim Lesen. Die se versuchen wir zu nutzen, indem wir ans Ende jedes Romans einen Teaser stellen, mit dem wir die Fortsetzung der Romanreihe ankündigen. Ansonsten ist die Präsentation der P r i nt e r z e u gn i ss e innerhalb des Han dels natürlich extrem wichtig. Darüber hinaus verkaufen wir Lizenzen an andere Mediengattungen. So konnten unsere Romane bereits er hebliche Zuschau Gerhard Melchert erquoten im TV und als Tonträger erzielen, auch das trägt zur Kundenbindung in Bezug auf die Printausgaben bei. Wie wird sich die Gattung im Zeitalter der digitalen Medien verändern/anpassen? Für uns ist Digital derzeit kein Thema. Die Wege dorthin werden sich noch stark verän dern. Die Zeitschrift und die ihr zugehörigen kompakten Formate wie beispielsweise der Rätselblock haben für den Leser einen ge wissen Komfort, den digitale Medien nicht bieten können. Dazu kommt, dass wir gerade im Rätselbereich im Digitalgeschäft mit kos tenlosen Produkten konkurrieren müssen. Bleibt die Frage, wie wir uns dort am besten von der Konkurrenz abheben. Aber natürlich versuchen wir, was diese Entwicklung angeht, ständig an unseren Kunden zu bleiben und uns an deren Präferenzen zu orientieren. Wie ist der Kelter Verlag in diesem Segment positioniert? Das Verhältnis zwischen der Anzahl unserer Romane und Rätsel ist etwa fifty-fifty. Derzeit legen wir wöchentlich ca. 60 Zeitschriften mit insgesamt ca. zwei Millionen Exemplaren auf. Um das aufrechtzuerhalten, beschäfti gen wir etwa 200 Autoren, zu denen wir eine gute und intensive Beziehung haben. Was den Seit 37 Jahren im Einsatz: Dr. Norden menden Koppelkäufe unterstützen, sowie der digitale Markt Raum für Verlage, das RCR-Geschäft weiter auszubauen. Unterstützt werden sie dabei von einer besonders treuen Leserschaft. Zu großen Teilen ist diese sehr leidenschaftlich mit den jeweiligen Printerzeugnissen verbunden und konsumiert in ihrer Mehrheit wöchentlich zwei bis drei Zeitschrif tentitel. Die Verlage jedenfalls werden weiter knobeln, wie sie RCR den Ver änderungen des digitalen Zeitalters entsprechend anpassen und erwei tern können. Es ist davon auszugehen, dass den Leser in Zukunft noch Mario Melchert Vertrieb betrifft, haben wir uns seinerzeit für den Grosso und den Bahnhofsbuchhandel entschieden. Durch den Handel mit Lizenzen sind wir auch in umliegenden Märkten in nerhalb des europäischen Auslands vertre ten. Für die Herstellung von allen populären Rätselarten besitzen wir zwei unabhängige Datenbanken, die wir ständig erweitern. Welche Projekte bearbeitet der Kelter Verlag derzeit intensiv in dem Segment? Zum einen die Arztserie »Dr. Norden«. Sie ist die erfolgreichste dieser Art in ganz Europa. Die Zeitschrift hat sich in 37 Jahren bereits 180 Millionen Mal verkauft. Bei den Rätseln ist es das Schwedenrätsel, das mein Vater Otto Melchert erfunden hat. Dazu kommen zwölf Romanzeitschriften der Gattung »Er lebnispresse«, die wir bisher auf den Markt ge bracht haben, inhaltlich bestehend aus Kurzgeschichten, Ratgebern sowie Rätseln und Bildern. Daneben werden alle bestehen den Romanserien, die erfolgreich sind, neu aufgelegt. Wie lange wird »Dr. Norden« noch laufen, wie wird er »sterben«? Noch sehr lange. Und weshalb sollte ein Arzt sterben, der von seinen Patienten geliebt wird, weil er Zeit für sie hat? weitere spannende und kreative Formate in diesem Segment erwarten. Falls Sie sich noch über die Lösung des eingangs gestellten Rätsels den Kopf zerbrechen: Die Lösung ist 7 + 7² + 7³ + 7 + 7 = 19.607. Sebastian Markowski Journalist und freier Mitarbeiter PRINT&more www.vdz.de 23 Porträt Der umgekehrte Weg NEUROPA »The European« goes Print. Neuland betreten Er lebt die Marke und verkörpert ihre Kultur. Der doppelt promovierte Theologe und Linguist hat mit dem im September 2009 erstmals im Netz erschienenen Online-Portal www.theeuropean.de Neuland betreten. Hier werden die Meldungen, die von Agenturen, TV- und Hörfunksen dern oder Verlagshäusern auf den Websites ihrer Nachrichtenformate und -magazine von »Spiegel« bis FOCUS oder »Handelsblatt« generiert und veröffentlicht werden, eingeordnet, kommentiert und diskutiert. Von der sich »Magazin für politische Kultur« nennenden CICERO-Seite und dem sich als »Meinungsmedium« titulierenden Portal »Der Frei tag« hebe sich »The European« deutlich ab, sagt Görlach selbstbewusst: »Wir haben unser Diskurs- und damit unser Produktversprechen ein gelöst und halten uns auch beim Printmagazin weiter strikt daran.« »The European« sei nicht zu einem Salon changiert und auch keine vornehmlich linksorientierte Meinungsplattform geworden; das Portal präsentiere konträre Standpunkte, Meinungen und Argumente des ge samten politisch-demokratischen Spektrums von Sahra Wagenknecht über Cem Özdemir bis Erika Steinbach und verweise per Link auch auf andere Quellen. »Wir sind und bleiben uneingeschränkt der offenen Diskussionskultur und dem Pluralismus als Eigenart der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte verpflichtet«, postuliert Görlach. Mehr als 300 Debatten hat das Magazin angestoßen, an dessen An fang ein Lernprozess stand. »Meine Partner Lukasz Gadowski und Kol ja Hebenstreit haben mich zum Unternehmertum inspiriert und aus meiner Idee ein Unternehmen gemacht«, berichtet Görlach. Die beiden 24 PRINT&more 3/2012 UTOPIA Die Welt in 100 Jahren www.theeuropean.de D 8 EUR | A 8 EUR | LUX 9 EUR | CH 12 SFR 198150 608002 04 4 / 2012 ERSTAUSGABE Start-up-Unternehmer sind mit ihrem »Team Eu rope« auf die Gründung er folg versprechend er On line-Unternehmen EHENIS SEUCIT AOST KUAM spezialisiert und waren MIL ILIAS DES DEBIS LAM u. a. bereits mit dem Netzwerk StudiVZ er folgreich. Gadowski und Der Dummy: Premiere in Berlin am 24.09.2012 Hebenstreit hielten zu Beginn 50 Prozent der Anteile an der The European Magazine Publishing GmbH, die übrigen Anteile zeichnete Görlach. Inzwischen hat sich der Gesellschafterkreis um Investoren und einen Managementpool mit Support Shares der zwölf Redakteure und acht Verlagsmitarbeiter er weitert; Görlach hält noch 28 Prozent am Verlag. Osam sam facearuntiam BaIs simus et estectiis DiIpsantessequi 4 M it einer Auflage von 50.000 Exemplaren und einem Einzel verkaufspreis von acht Euro im Pressevertrieb und an den Kiosken sowie einem definierten VIP-Verteiler will das Berliner Online-Magazin quartalsweise auch den haptischen Leserbe darf befriedigen. »The European« geht also den umgekehrten Weg: vom Netz zum Print. Schon das erste Magazin soll voll profitabel sein und wie der Internetauftritt eine Erfolgsstory werden. »Für viel Lesespaß und großen Nutzwert garantieren unser Netzwerk von international hoch rangigen Autoren und die tiefenscharf bearbeiteten Themen, die man so nirgends googeln kann«, versichert Alexander Görlach. Frank-Walter Steinmeier über ein sozialistisches Europa DAS DEBATTEN-MAGAZIN Große Reichweite Bereits 170.000 Männer und Frauen besuchen das Magazin drei- bis vier mal monatlich und machen aus dem auch mit einer englischsprachigen Ausgabe auftretenden Online-Format eine attraktive Werbeplattform; bis zu 250.000 User peilt Görlach in der Zielgruppe der Meinungsma cher und Entscheidungsträger mit hohem Bildungsniveau und gutem Einkommen an und bietet den Werbetreibenden mit dem Printformat noch mehr Raum. Schon jetzt werden bis zu 450.000 Leser täglich über die Kooperationspartner T-Online, »Der Standard«, N24, BILD, »The Huffington Post«, Mediapart und Linkiesta in Europa und den USA er reicht. Erwarten wir also gespannt die Erstausgabe von »The European« als Printmagazin. Richard Schütze Geschäftsführer der Berliner Politik- und Kommunikationsberatung, Experte für Unternehmensund Krisenkommunikation in TV und Hörfunk, Autor Forum Form und Wertigkeit von digitalen Inhalten Print war gestern, dem Internet gehört die Zukunft! Eine provokative These, bestens zur Polarisierung geeignet. Aber eben nur eine These. D enn darf man wirklich davon ausgehen, dass die wachsende Gruppe der Digital Natives und Nerds weniger Wert auf die äußere Form legt, dass die im Internet zahlreich vertretenen kaufkräftigen Silver Surfer und Golden Ager in der digitalen Welt ein an deres Qualitätsbewusstsein an den Tag legen als in der »richtigen Welt«? Zweifelsohne bietet die Digitalisierung von Kommunikation eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Geschäftsprozesse zu verschlanken, Synergien zu erzeugen und die Wertschöpfung zu verbessern. Längst werden die Inhalte medienneutral vorrätig gehalten und nicht umsonst setzen immer mehr Große der Verlagsbranche auf Kombilösungen aus Print und Online – am besten gleich in ein Abo-Modell verpackt. Dass die Gesetzmäßigkeiten für die Erstellung beider Produktformen nicht 1 zu 1 übertragbar sind, mag dazu beitragen, dass sich die Frage nach Print und/oder Web zunehmend zu einer Glaubensfrage zu entwickeln scheint. Festhalten an Qualitätsmaßstäben Vielleicht liegt das Festhalten an Qualitätsmaßstäben im Printbereich ja an der Wertigkeit, die dem haptischen Produkt zugesprochen wer den muss, rechnet der Controller – den allgemeinen Overhead nicht mitbetrachtet – in diesem Falle doch mit Waren- und Maschinenein satz, mit Lagerkosten, Vertriebs- und Marketingaufwänden, die sich in den Stückkosten niederschlagen und eingepreist werden müssen. Eine Rechnung, die ohnehin nur dann aufgeht, wenn nicht nur der Inhalt, sondern auch die Art der Aufbereitung dem Preis und der Zielgruppe qualitativ angemessen ist. Wohingegen die Online-Welt nach überstandener Investitions- und Aufbauphase mit vergleichsweise schlanken Kostenstrukturen und un endlichen Reichweiten lockt. Ab mit den Servern in die Cloud, um die Betriebskosten je nach Zugriffszahlen zu skalieren. Die Inhalte? Kein Problem. Wenn schon nicht vollautomatisch mithilfe von vorgefer tigten Textbausteinen, dann doch zumindest mit einem entsprechend großen Anteil an User-Generated Content. Das senkt nicht nur Perso nalkosten. So sorgt der User selbst über die Zwangsrekrutierung seines persönlichen Umfeldes zur Lektüre des eigenen Beitrags auch gleich für erhöhte Zugriffszahlen und damit – den KPIs (= Key Performance In dicators) sei Dank – für erhöhte Werbeeinnahmen. Verführerisches Geschäftsmodell Ein verführerisches Geschäftsmodell, das dennoch den Qualitätsan sprüchen der Kunden Rechnung tragen muss, wie vor allem jene Unter nehmen wissen, die neue Online-Geschäftsmodelle etabliert oder be reits bestehende Geschäftsmodelle in die Online-Welt verlängert haben. Verlagshäuser vermarkten z. B. nicht nur die Werbeflächen für ihre Online-Portale mit zunehmendem wirtschaftlichem Erfolg, sondern nutzen die online eingegebenen Kleinanzeigentexte ihrer Kunden auch gleich für die wöchentliche Printausgabe. Am Beispiel steigender Be schwerdebriefe und Abonnementkündigungen lässt sich allerdings auch deutlich erkennen, welchen Einfluss fehlerhafter Content auf die Akzeptanz des Inhalts und die ihm zugebilligte Wertigkeit hat. Deshalb werden zur Sicherstellung einer hohen Textqualität zu nehmend Korrekturlösungen entwickelt und eingesetzt, die nicht nur die Rechtschreibung, sondern auch die Worttrennung und Gramma tik eines Textes und – bei entsprechender Optionsauswahl – sogar den Schreibstil des Autors korrigieren. Implementiert werden können diese Lösungen je nach Bedarf z. B. in Standardsoftwarelösungen, in Con tent-Management- und Redaktionssysteme, in Shopsysteme oder in proprietäre Entwicklungen. Diese automatisierte Prüfung hat nicht nur einen vergleichsweise geringen Aufwand an Zeit und Kosten, sondern sie sorgt auch bei unterschiedlichen Autorengruppen für einen einheit lichen Kommunikationsauftritt. Dr. Gamal Morsi ist seit 2006 beim Bibliographischen Institut und verantwortet dort das Marketing und die PR für den Geschäftsbereich Duden-Sprachtechnologie. www.vdz.de 25 Perspektiven Der Einstieg in die Welt des Lesens Neue KidsVA-Studie zeigt Zeitschriftennutzung auf höchstem Niveau – Interview mit Ulrich Buser, Geschäftsführer Egmont Ehapa Verlag PRINT&more | Mit welchem Ziel führt Egmont Ehapa die KidsVA durch? Ulrich Buser | Als Marktführer bei den Kinderzeitschriften set zen wir uns natürlich intensiv mit unserer Zielgruppe auseinander. Wir wollen wissen, was unsere Kernzielgruppe in ihrer Freizeit macht, wie sie denkt, was sie interessiert, und natürlich auch, wie sie mit aktuellen Medientrends umgeht. Daraus lassen sich redaktionelle Ansätze ablei ten, aber auch strategische, wie z. B. ob es wichtig ist, über eine größere Anzahl von Plattformen Kontaktpunkte zur Zielgruppe zu schaffen, oder auch für wen eine Anzeigenschaltung interessant sein könnte. Die KidsVA ist heute die führende Studie für junge Zielgruppen und liefert uns regelmäßig interessante Informationen zum Konsum- und Medien verhalten der aktuell rund sechs Millionen Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 13 Jahren – seit letztem Jahr auch der vier- bis fünf jährigen Vorschulkinder. Welche Rolle spielen Zeitschriften heute im Leben der jungen Leser? Welche Rolle werden sie in wenigen Jahren spielen? Kindermagazine sind für Kinder der Einstieg in die Welt des Lesens. Aber im Laufe ihres Lebens beschäftigen sie sich zunehmend auch mit Digitalmedien. Wie die aktuelle KidsVA bestätigt, nutzen fast 90 Prozent der Vier- bis Fünfjährigen bereits gern Zeitschriften. Bei den 6- bis 13Jährigen sind es sogar noch mehr. Dagegen verfügen nur drei Viertel der 6- bis 13-Jährigen über erste Interneterfahrung. Aber das Interesse an Smartphones und Tablets steigt, weshalb wir uns umso intensiver auch mit den neuen, digitalen Medien auseinandersetzen. Wir verstehen das als Herausforderung und Chance zugleich. Müssen sich die Zeitschriftenverlage große Sorgen um die Leser von morgen machen? Es ist auf jeden Fall davon auszugehen, dass digitale Medien weiter wach sen und mit den klassischen Medien um Aufmerksamkeit konkurrieren werden. Unabhängig davon aber ist der Kinderzeitschriftenmarkt ein gesunder Markt. Kinder lernen mit Kinderzeitschriften Lesen und mit 26 PRINT&more 3/2012 Ulrich Buser, Geschäftsführer, Egmont Ehapa Verlag, Berlin über 70 Prozent Nettoreichweite ist die regelmäßige Nutzung von Kin derzeitschriften auf höchstem Niveau. Das Marktvolumen ist konstant bei steigenden Umsätzen, was an der finanziellen Lage der Zielgruppe liegt: Laut KidsVA geben Eltern heute mehr Geld für ihre Kinder aus als früher. Auch das durchschnittliche Taschengeld pro Monat der 6- bis 13-Jährigen ist im Vergleich zur Inflationsrate überproportional gestie gen. Kinder verfügen also über eine enorme Kaufkraft. Welche Veränderung in der Einstellung der jungen Leser zu Zeitschriften ist festzustellen und was kann man tun, um junge Leser für Zeitschriften zu gewinnen und sie mit den Inhalten zu faszinieren? Die Interessen junger Leser verändern sich ebenso schnell wie der Markt, der heute geprägt ist von immenser Produktvielfalt und schnel len, häufig spielwaren- oder TV-getriebenen Modethemen. Wo früher nur einige wenige Magazine den Markt dominierten, tummeln sich heute knapp 200 Kindertitel, zwischen denen sich ein Kind entscheiden kann. So schön diese Produktvielfalt für die Zielgruppe ist, so heraus fordernd ist sie für uns als Verlage. Was heute ein Bestseller ist, kann morgen schon ein Ladenhüter sein. Für uns ein Grund, unser Portfolio immer wieder auf den Prüf stand zu stellen, gegebenenfalls zu bereini gen – und jederzeit offen für Neues zu sein. In diesem Jahr haben wir rund 20 neue Titel gelauncht. Dabei gilt es auch, den Trend in Richtung digitale Medien nicht zu verkennen. Comicfans und Kinder erwarten »ihre Welten« heute in allen Medienkanälen. Klassiker, wie die »Micky Maus« und das LTB, die seit über 60 Jahren Kinder und Junggebliebene begeis tern, begegnen ihren Lesern heute deshalb nicht mehr nur im Magazin, sondern mittler weile auch im Web und als App. Was macht hier speziell Egmont? Wir setzen bei unseren Titeln in erster Linie auf solide redaktionelle Inhalte. Darüber hi naus ist es uns natürlich wichtig, immer schnell und up-to-date zu sein, um die richtigen Trends, Stars und Themen zur richtigen Zeit zu haben. Wie überall ist auch in diesem Segment das richtige Gespür entscheidend. Gerade TV-getriebene Trends können – wenn man Glück hat – einen regelrechten Hype begründen und wenn man Pech hat, ganz plötzlich wieder einbrechen. Da sich ein Verlag allein auf der Basis solcher Titel nur schwer führen ließe, haben wir ne ben solchen Titeln ein breites klassisches Portfolio, das wir auch weiter ausbauen, ausbauen, forcieren aber auch seit einiger Zeit den Ausbau des Digitalgeschäfts. Wir sind aber auch offen für andere, neue Geschäfts felder, wie das Corporate Publishing. In vielen Fällen, vor allem im Lizenzgeschäft, profitieren wir heute zunehmend von unserer interna tionalen Ausrichtung und unserer Konzernstruktur. So werden immer öfter Themen länderübergreifend in unserem Konzern eingekauft und entsprechend der jeweiligen Marktbedeutung und Länder ausgerollt. Welche Aufgabe neben Unterhaltung und Information können Zeitschriften bei den Nachwuchslesern erfüllen (Offenheit für Themen über den eigenen Radius hinaus, Lesefähigkeit, Denkf ähigkeit, Abstraktion, gesellschaftliches Bewusstsein)? Auf spielerische, unterhaltende Weise fördern wir mit unseren Magazi nen für Kinder ab drei Jahren in erster Linie das Lesen. Im Egmont Eha pa Verlag werden Kinder im Vorschulalter mit Benjamin Blümchen oder Freizeitaktivität Lesen Das Kind liest mindestens ab und zu in der Freizeit Zeitschriften. 93 % 6,99 Mio. 4–13 Jahre 81 % 1,13 Mio. 4–5 Jahre 94 % 97 % 2,76 Mio. 3,10 Mio. 6–9 Jahre 10–13 Jahre Daten 4 bis 5 Jahre bei Eltern erhoben; Daten 6 bis 13 Jahre bei den Kindern Quelle: KidsVA 2012 / Basis: 7,52 Mio. 4 bis 13 Jahre Winnie Puuh an die Printmedien herangeführt. Erstleser steigen dann oft auf die Micky Maus oder Wendy um. Pa rallel folgen als Lesemedien ebenso Trendthemen, aber auch Wissensmagazine. Mit zunehmendem Alter nimmt zwar auch die Bedeutung von Computer und Internet zu, Zeitschriften begleiten die 6- bis 13-jährigen Kinder aber auch weiterhin und prägen ihre Kindheit und Jugend. Le sen wird nicht als Lernen empfunden, sondern als Schlüs sel zu einer aufregenden Welt, die die Fantasie anregt. Lesen wird gleichgesetzt mit Freizeit und Entspannung und nicht mit Schule. Als Verlag leisten wir mit dieser Art der Leseförderung einen gesellschaftsrelevanten Beitrag und achten deshalb auch darauf, dass unsere Produkte gewaltfrei sind und soziale Aspekte betonen. Das ist uns als Tochter der skandinavischen Egmont Stiftung, deren Arbeit be nachteiligten Kindern zugutekommt, besonders wichtig. Brauchen wir noch mehr Aktivitäten wie die der Stiftung Lesen oder des Projektes »Zeitschriften in die Schulen«? Beides sind großartige Initiativen. Regelmäßiges Lesen fördert die Lese kompetenz und eröffnet Bildungschancen. Gerade Kinderzeitschriften sind für leseferne Jugendliche ein idealer Einstieg in die Welt des Lesens und eine Möglichkeit, sie mit jugendaffinen Themen für das Lesen zu begeistern. Peter Klotzki Geschäftsführer Kommunikation im VDZ, Chefredakteur PRINT&more www.vdz.de 27 Anzeigengeschäft »Print kann Feeling vermitteln« Martin Ruppmann, Geschäftsführer des VKE-Kosmetikverbands, über wirksame Printanzeigen, Online-Werbung und neue Formate PRINT&more | Herr Ruppmann, warum wirbt die Kosmetikbranche so viel in Zeitschriften? Martin Ruppmann | Weil wir dort bis lang überdurchschnittliche Leistungswerte bekommen. Zeitschriften sind das klassische Medium für Beauty, Mode, Well-Being und viele Kosmetikprodukte sind wertvolle Marken, die es schon lange gibt. Da achtet man im positi ven Sinne auf Tradition und Klasse. Wirkt Print denn besser bei Kosmetik? Vor allem kann Print ein Feeling vermitteln. Und Kosmetik wird mit einem Testmuster so fort erlebbar. Und keine Zeitschrift wird nur einmal gelesen. Printwerbung macht unsere Pro du kte einem sehr breiten Publikum mehrfach bekannt und vermittelt die Aura von Luxus. Woran sehen Sie, dass Ihre Themen ankommen? Nehmen Sie den Deutschen Parfumpreis: Die »Duftstars« sind ein Riesenevent, die wichtigs te Veranstaltung der Branche. Wir bekommen mit Publikumszeitschriften eine Awareness rund um das Thema Duft, die sonst kaum denkbar wäre. Die »Duftstars« sind vielleicht eines der schönsten Beispiele, wie Print wirkt. 28 PRINT&more 3/2012 Sind deshalb »Gala«, »Bunte« und Co. so interessant für Sie? Die wichtigen Magazine haben nicht nur zwei Seiten irgendwo hinten im Heft, sondern um fangreiche und gut gemachte Teile für uns. Jede Verlagsgruppe hat mindestens ein Flagg schiff, das für die Kosmetikbranche von großer Relevanz ist. Daneben gibt es viele Titel, die das Angebot komplettieren. Sogar für Männer: In Wirtschaftsmagazinen nimmt die Kosme tikwerbung zu. Lesen Männer wirklich mehr über Tuben und Tiegelchen? Da hat sich was getan. Eine gute Publikums zeitschrift für Männer kommt ohne einen Beauty-Teil heutzutage nicht mehr aus. Wie offen ist Ihre Branche für neue Zeitschriften? Neue Formate sind wichtig, und wir sind auch interessiert. Solange man gut begründen kann, was der Mehrwert des neuen Magazins ist. Nur neu sein, das Heft auf den Tisch legen und sagen: Jetzt geht da mal rein mit euren Anzei gen – das reicht nicht. Der VKE-Kosmetikverband in Berlin vertritt über 50 Mitglieder ausländischer Stammhäuser und inländische Kosmetik produzenten mit einem Umsatz von rund zwei Milliarden Euro. Der 1952 in Frankfurt gegründete Verband steht heute für über 200 Kosmetikmarken, die zum Teil weltbekannt sind. Wonach beurteilen Sie Neueinführungen? Wir fragen schon: Wird man da nur platt rein platziert? Ist das nur ein weiteres Spin-off eines erfolgreichen Formats? Oder ist es echt was Neues? Und die Konditionen? Wir sind selbst im Hochpreissegment, für uns zählt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Deshalb waren wir auch mit Saisonpreisen nie glück lich. Das ist für uns nicht nachvollziehbar. Welche neuen Formate hat die Kosmetikbranche gut angenommen? Zum Beispiel die Männer-Sonderhefte der klas Autor Alexander Ross im Gespräch mit Martin Ruppmann sischen etablierten Frauenzeitschriften. Also etwa »Gala Men« und andere gut gemachte Titel, die sind für uns spannend. Denn für den lesenden Mann ist bei Kosmetik eine bekannte Frauenzeitschriften-Marke der Be weis für Kompetenz: Die können das, dann lese ich das. Was muss eine Zeitschrift haben, damit Sie reingehen? Verlässlichen Content, guten Content. Inhalte sind das A und O. Bei Werbung in Zeitschrif ten wollen wir uns mit unseren hochwertigen Produkten in einem hochwertigen Umfeld wiederfinden. Will das nicht jeder Werbekunde? Bei uns geht es um mehr: Wir brauchen vor allem das Verständnis für die Geschichte, die wir mit den Produkten erzählen wollen. Ich nenne Ihnen mal ein Beispiel, wie es nicht geht: wenn eine Seite gebaut wird mit gelben Flakons – ein Produkt zu 99 Euro und das an dere für 2,99 Euro. Beide nebeneinander, weil sie gelb sind. Was denken Sie, wie reagiert die Leserschaft? Wie werden Sie in der Zukunft mit Online umgehen? Der Verbraucher zeigt uns, wo wir werben müssen. Wenn der Kunde seinen »Spiegel«, seinen »Stern«, seine »Vogue« auf dem iPad lesen möchte, dann sollte ich dort auch sein mit meiner Werbung. Wichtig ist für uns da bei eine schlüssige und effiziente Verzahnung mit Print. Worauf achten Sie bei Zeitschriften im Internet? Ob die Online-Formate der für uns wichtigen Zeitschriften auch wirklich das Niveau des Blattes halten. Es geht einfach nicht, dass in einem gut gemachten Online-Angebot einer Publikums zeitschrift auf nicht autorisierte Händler verlinkt wird. Und der Händler, der vertragsgerecht einkauft und davon profitieren soll, dass wir im Heft die teure Printanzeige schalten – der guckt in die Röhre. Alexander Ross Wirtschaftsautor für Magazine und Unternehmen, coacht Führungskräfte und schrieb sieben Bücher. www.vdz.de 29 Medien&Meinung Raus aus der Analogwelt Big Data verändern das Marketing, und die große Frage für die Print titel wird sein, wie sie von analog auf digital umschalten. E s gibt zwei gegenläufige Trends, die der Printwelt und damit auch den Magazinen künftig das Leben schwer machen könnten. Zum einen, und dieser ketzerische Einwurf sei erlaubt, ist da die Trägheit mancher Verlage. Seit der ersten Medienkrise Anfang der 2000erJahre ist folgendes Muster zu beobachten: Jede Krise führt zu hektischer Betriebsamkeit und Produktideen, aber sobald die Konjunktur wieder anzieht, lässt der Elan nach und man versucht, mit »business as usual« wieder über die Runden zu kommen. Bezahlschranken und an Dynamik, nachdem es, ebenfalls krisenge schüttelt, einige Jahre konzeptionell nicht wirk lich vorangekommen ist. Der Treiber ist die Digitalisierung, und das meint nur am Rande neue Technologien wie Targeting oder RealTime-Bidding im Online-Bereich, sondern vor allem Big Data und Business Intelligence. Nachdem das Marketing mit den angehäuften Informationen über bestehende und existie rende Kunden Jahrzehnte nicht wirklich um gehen konnte, ist es nun ganz erpicht darauf, den wahren Wert der Kenntnisse über Märkte, Kunden und Kaufverhalten zu heben. Denn: Der Return on Marketing Investment (RoMI) avanciert mehr und mehr zur zentralen Maß In »Medien&Meinung« kommen einheit für den Erfolg, und datenbasiertes Chefredakteure zu wichtigen Themen Marketing gilt als Erfolgspfad zu einem posi der Zeitschriftenbranche zu Wort. tiven RoMI. Die Dynamik in dieser Entwick lung ist immens, und die Werbeträger müssen sich die Frage stellen, welche Rolle sie künfPaid Content sind der beste Beleg für diese tig in einem durchdigitalisierten Marketing These. Hochgejazzt, wenn es brennt, fast ver spielen. gessen, wenn es wieder etwas besser läuft. Die gute Nachricht für die Medien ist, so Zum anderen gewinnt das Marketing stark die CMO-Studien von IBM, dass das Spiel noch offen ist. Über zwei Drittel der weltweit befragten 1.700 Chief absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing Marketing Officers haben angegeben, auf Als Deutschlands führende Monatszeitschrift für Marketing deckt die Datenexplosion die »absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing« alle Praxisfragen des noch nicht wirklich modernen Marketings und Vertriebs ab und informiert über Trends, vorbereitet zu sein. Best Practices, neue Methoden sowie die Entwicklung aufseiten der Aber sie werden Stra Medien und Marketingdienstleister. Die »absatzwirtschaft« erscheint tegien entwickeln und im Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH und wird vom in Technologie inves Deutschen Marketing-Verband (DMV) herausgegeben. tieren, um Big Data endlich in den Griff 30 PRINT&more 3/2012 Christoph Berdi, Diplomjournalist, arbeitet seit 1994 in verschiedenen Positionen für den Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH. Seit 2000 Chefredakteur der »absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing«. www. marketing-site.de zu bekommen. Der Zug rollt. Und es wird nur wenige Werbekunden geben, die sich am Ver sandhaus Manufactum ein Beispiel nehmen, das dem Analysehype aus Prinzip entsagt hat und lieber auf den Händlerinstinkt vertraut. Die Verlage tun deshalb gut daran, nicht im Krisenzyklus über Innovationen nachzuden ken, sondern jetzt zu überlegen, wie sie ihre Titel in einer digitalisierten Marketingwelt positionieren. Communitys, Dialogmarketing, 3-D-Tagging, Augmented Reality … Denkan stöße, einen digitalen Footprint der Leser und User zu erzeugen und in den Big-Data-Pool einzuspeisen, gibt es genug. Digitale Medien Strategischer Ausbau der Digital-Aktivitäten des VDZ Erweiterung nach Themen und Zielgruppen D kon z ent r ieren. ie Verlage Themen sind z. B. Erweiterter VDZ-AK Digitale Medien wachsen er mög l iche Strate folgreich in Steering Committee Digitale Medien gien gegenüber den den digitalen Geschäfts Big Four (Amazon, feldern. Content, Com Christoph Schuh und Alexander von Reibnitz Apple, Facebook merce und Communitys Identifikation und Kommunikation strategischer Interessen und Google). gehören auf allen OnlineGeleitet wird der und mobilen Ka nälen AG Diversifikation AG Premium Sales AG Premium Publishing AG Online IT Arbeitskreis von dazu. Der Geschäftsbe Christoph Schuh reich Digital steuert mittStephan Roppel Patrick Fischer Wolfgang Büchner Timo Salzsieder und Alexander lerweile bei vielen Häu Online und Mobile Marktvermessungen Redaktionskonzepte Tools von Reibnitz. Als sern einen zweistelligen Advertising Methoden Paid Content Benchmarking kartografie Gattungsmarketing Talents Leiter der Arbeits Prozentsatz zum Um Market Intelligence gruppen konnten satz und Gewinn bei. Die Eigenverantwortliche operative Projektdefinition und -umsetzung mit Budgetverantwortung Patrick Fischer, Verlage stellen sich des Director Digital halb geschäftlich und bei Burda Inter organisatorisch breiter media Publishing auf. Qualifikation und Spezialisierung nehmen zu; damit steigen die kation, Premium Publishing und Online IT. (Premium Sales), Stephan Roppel (Diversifi Damit sind alle derzeit wichtigen Themen kation), Wolfgang Büchner, Chefredakteur dpa Anforderungen an das Management. Die Anforderungen der Verlage spiegeln sich felder optimal abgedeckt und können mit den (Premium Publishing), und Timo Salzsieder, in der Arbeit des VDZ wider. Bereits seit 2001 jeweils richtigen Spezialisten und Experten Geschäftsführer Tomorrow Focus Technolo besteht der Arbeitskreis Digitale Medien. In bearbeitet werden. Die Notwendigkeit dieser gies (Online IT), gewonnen werden. den vergangenen Jahren wuchsen Themenge Projektarbeit zeigt sich auch an dem hohen biete, Tasks und Teilnehmer stark. Auf Wunsch Engagement der Verlage: Über 65 Verlagsmit der AK-Mitglieder wird nun der AK Digitale arbeiter aus mehr als 20 Verlagen nehmen an Me dien um neue Arbeitsgruppen so wie ein der Arbeit teil. Die AGs arbeiten eigenverant Christoph Schuh hochkarätig besetztes Steering Committee er wortlich an der Entwicklung und operativen Vorstand Tomorrow weitert, um den gestiegenen Bedürfnissen der Umsetzung vieler nutzwertiger Projekte aus Focus AG und Leiter des den Bereichen Online Advertising, Market In Verlage weiterhin gerecht zu werden. AK Digitale Medien im VDZ telligence, Paid Content und IT-Tools. Vier neue Arbeitsgruppen Die Erweiterung erfolgt nach Themen und Zielgruppen. Zukünftig werden neben dem Steering Commitee folgende vier neue Arbeitsgruppen bestehen: Premium Sales, Diversifi Gattungsthemen und Kommunikation Inhaltlich wird sich das Steering Committee auf strategische Gattungsthemen und die Kommu nikation der strategischen Interessen der Verlage Alexander von Reibnitz Geschäftsführer Anzeigen und Digitale Medien und Leiter des AK Digitale Medien im VDZ www.vdz.de 31 Digitale Medien Alles andere als »Fair Search« Google-Forscher Prof. Benjamin Edelman Im Juli stellte nun Benjamin Edelman, Assistant Professor an der Harvard Business School, auf Einladung des Verlags Axel Springer in Hamburg und Berlin die Ergebnisse seiner empirischen Studie »Dominance in Search: Harms and Remedies« vor. In der von GoogleKonkurrent Microsoft finanzierten Studie untersucht Edelman die Beziehung des Internetunternehmens zu Verbrauchern, Werbekunden und Konk urrenten und belegt darin wissenschaftlich, dass Google bei der Internetsuche die Angebote Dritter gegenüber den eigenen Ange boten tatsächlich nicht gleichberechtigt behandelt. Benjamin Edelman ist Assistant Professor an der Harvard Business School. Dort forscht er insbesondere zur Architektur des Internets und Geschäftsfeldern im Netz. Zudem ist Edelman als Berater in den Bereichen Compliance und Werbebetrug tätig, u. a. für Google-Gegner. Benjamin Edelman | Harvard Business School | bedelman@hbs.edu Bezahlte Ergebnisse dominieren Ranking zunehmend B ereits 2010 hatte VDZ-Präsident Prof. Dr. Hubert Burda im Rahmen der VDZ Zeitschriftentage festgestellt: »Es gibt kein ›Fair Search‹.« Seine Zweifel an Googles Fairness gegenüber Verlagsinhalten stützte er damals auf eine neue Untersuchung aus den USA. Diese bestätige, dass Google in vielen Fällen die eigenen Ange bote im Suchergebnis bevorzuge – zum Nachteil von Verlagsinhalten. 32 PRINT&more 3/2012 Eine Beobachtung des Wissenschaftlers ist: Private Nutzer der GoogleSuchmaschine müssen heute sehr genau hinschauen, um zwischen bezahlten und echten Suchergebnissen unterscheiden zu können. Denn nach und nach sei aus der reinen Ergebnisliste zu Suchanfragen, mit der Google gestartet war, ein mit Werbeplätzen durchsetztes Ranking geworden, besonders auf den besten Plätzen im oberen Drittel. Hierauf richtet sich auch Edelmans Kritik: »As a consumer you are not getting pretty much of the product you used to know.« Google habe inzwischen eine Linie überschritten, indem es so viele bezahlte Ergebnisse anzeige. Gegenüber werbungtreibenden Unternehmen seien die Grenz übers chreitungen des Internetriesen auch juristisch relevant, z. B. »Google should expect to be told they can’t do it anymore« Urheberrecht, Wettbewerbsrecht und der faire Umgang mit Kunden und Konkurrenten – für Google sind dies scheinbar dehnbare Be griffe. Im Interview bringt Benjamin Edelman, Associate Professor of Business Administration an der Harvard Business School und Autor der Studie »Dominance in Search: Harms and Remedies«, Googles Übertretungen auf den Punkt. PRINT&more | Could you describe in three short sentences how Google is harmful to publishers? Benjamin Edelman | Google tends to take publishers’ contents and juxtapose it with Google’s own advertising such that Google ma kes money when publishers’ content is used. Google tends to direct users who have enjoyed one piece of a publisher’s content to other material from other publishers – making it harder for the publishers to get the full return that they have hoped for from that piece of content, for example by a reader wanting more from the publisher. And then Google supports a narrow vision of copyright where the re is massive copyright infringement occurring via Google services. If you think about YouTube for example, a service that grew up infringing copyright. Google has a narrow vision of the rights of creators, a narrow vision of what they are entitled to do, and a low aspiration for compensation of content providers, a low compensa tion for the effort they make in creating the content in the first place. Google doesn’t want to pay them very much. Google wants material to be free or near free, and that’s probably not in the interest of most content creators. You suppose that politicians should react now that the infringements are proven. Who is in charge? These are mostly competition questions which in Europe is »DG Comp«, so the Commission level rather than national level or local. And that’s probably for the best because these are international issues and the treatment needs to be standardized. How will your findings affect Google? Well, I hope these findings will call Google into account for their unsa-vory tactics. When Google give their own services favored treat ment they should expect to answer for that. They should expect to have to explain why they did it and how they did it and justify whether that was actually appropriate to do. In light of prevailing competition law and legal principles I think they find that justification quite diffi cult and so they should expect to be told they can’t do it anymore and probably to be told they have to pay some money as a penalty for having done it up to this point. And that’s how it should be. Die Fragen stellte Julia Piaseczny. bei Schreibfehlern. Vertippe sich ein Nutzer bei der Suche eines Un YouTube im Ranking favorisiert, wenn sie Verlagsinhalte wiedergeben. ternehmensnamens, gelange er nämlich nur dann auf die gesuchte Ein Beispiel: Ein vom US-amerikanischen Fachverlag Bloomberg pro Website, wenn das Unternehmen bei Google Anzeigen kauft. An duziertes Video, das über www.bloomberg.com und www.youtube.com dernfalls richte Google eigene Domains ein, die falsch geschriebene ausgespielt wird, wird dem Suchmaschinennutzer an erster Stelle über Markennamen nutzen und die Verbraucher zu eigenen Produkten Googles eigenen Kanal angeboten – der damit auf Kosten des Verlags fehlleiten. Das ist für deutsche Unternehmen ärgerlich und aufwendig, für US-amerika nische sogar ein klarer Verstoß gegen das Interessenausgleich im Netz: ausgewählte Stationen Markenabkommen. Gegen diese müssten die US-Unternehmen jedoch individuell vorge August 2012: Bundeskabinett beschließt dritten Entwurf zum Leistungsschutzrecht. hen – und sich in der Zwischenzeit Googles Juli 2012: VDZ und BDZV legen Hintergrundpapier »Pro Leistungsschutzrecht« vor. Regeln beugen. Trefferliste nach eigenen Spielregeln Ganz eigene Spielregeln hat Google auch für das Anzeigen redaktioneller Inhalte bei den Suchergebnissen aufgestellt. So würden die Google-eigenen Verbreitungskanäle wie etwa Juli 2012: Bundesjustizministerium legt zweiten Gesetzentwurf zum Leistungsschutzrecht vor. Juli 2012: Kartellverfahren der EU-Kommission gegen Google: Einigung in Sicht. Juni 2012: Bundesjustizministerium legt Gesetzentwurf zum Leistungsschutzrecht vor. März 2012: Der Koalitionsausschuss der Bundesregierung verständigt sich auf ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger. November 2010: Kartellverfahren der EU-Kommission gegen Google gestartet. Oktober 2009: Koalitionsvertrag sieht Einführung eines Leistungsschutzrechts für Presseverlage vor. www.vdz.de 33 Impressum Herausgeber Stephan Scherzer Verband Deutscher Zeitschriftenverleger Haus der Presse Markgrafenstraße 15 | 10969 Berlin Telefon 030.72 62 98-102 | Fax 030.72 62 98-103 E-Mail info@vdz.de | www.vdz.de Redaktion Verleger: Peter Strahlendorf Chefredaktion/V.i.S.d.P.: Peter Klotzki Mitarbeit: Anja Mumm, Sebastian Markowski Digitale Medien mehr Klicks und Anzeigenverkaufsargumente für Google generiert. Die Verlagswebsite erscheint erst an fünfter Stelle in der Ergebnisliste. Das sei nicht die objektive Suche, die Google Verbrauchern und Kunden verspricht, so Edelman. Der Wissenschaftler kennt viele weitere Beispiele, die das Prinzip des »Fair Search« auf den Kopf stellen. Er zeigte bei seinem Vortrag, wie Konkurrenzprodukte im Ranking benachteiligt werden und Stand punkte, die Googles Meinung zuwiderlaufen, über die Suche nur schwer zu finden sind. Google nutze seine Marktmacht gezielt, um Wettbewer ber zu unterdrücken, so das Fazit seiner empirischen Untersuchung. Art Direction & Gestaltung Nolte Kommunikation Motzstraße 34 | 10777 Berlin www.nolte-kommunikation.de Covergestaltung Nolte Kommunikation Fotonachweis Bildschön, Klaus Knuffmann, iStockphoto.com/ 4x6, ©iStockphoto.com/desuza.communications, ©iStockphoto.com/Leontura, ©iStockphoto.com/ william schultz, ©Fotolia.com/krishnacreations Anzeigenvermarktung zanetti altstoetter und team gbr Novalisstraße 10 | 10115 Berlin Telefon 030.24 62 94-13 | Fax 030.24 62 94-15 E-Mail altstoetter@z-a-t.com Druck AZ Druck und Datentechnik GmbH Heisinger Straße 16 | 87437 Kempten Telefon 0831.206-311 | Fax 0831.206-246 E-Mail info@az-druck.de | www.az-druck.de PRINT&more dient nur der persönlichen Unterrichtung des Empfängers. Weitergabe oder Vervielfältigung ist nicht gestattet. Zitate aus dem Inhalt sind bei Quellenangabe erlaubt. ISSN 1612-8710 Das Abonnement kostet jährlich (4 Ausgaben) 50 €. Die Nutzung des Titelbestandteils PRINT erfolgt in Absprache mit dem EuBuCo Verlag, Hochheim/Main. www.print-and-more.net Mit freundlicher Unterstützung von: AZ Druck und Datentechnik GmbH/Kempten 34 PRINT&more 3/2012 Julia Piaseczny Referentin Kommunikation und Marketing bei der Deutschen Fachpresse und Objektleiterin der Zeitschrift »Letter« Digitale Medien Spaßbringer für Leser – Herausforderung für Verlage 2. Konsumentenbefragung des VDZ zur Nutzung digitaler Zeitschriften auf dem iPad www.vdz.de 35 Quelle: FAZ A nderthalb Jahre nach dem Start der ersten digitalen Zeitschriften für das iPad sind diese für viele Leser bereits Teil ihres All tags. Dies ist eine der Kernaussagen der 2. Konsumen tenbefragung zur Nutzung digitaler Medien auf dem iPad, die der VDZ mit Gravis, den Marktforschern von questfox und Kirchner + Robrecht durchgeführt hat. Aber die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass die erste Nutzungseuphorie verfliegt und es weiterhin erheblicher Anstrengungen bedarf, um neue Leser zu gewinnen und bestehende Leser zu binden. 64 Prozent der befragten iPad-Nutzer geben an, di gitale Zeitschriften auf ihrem Tablet zu lesen, und die Leser bewerten digitale Zeitschriften außergewöhn lich gut. Herausragender Vorteil für 95 Prozent ist der hohe Spaßfaktor, den das Medium bietet. Digitale Zeit schriften punkten aber auch mit spannenden Inhalten, bildhafter Darstellung und gelungenem Layout. Diese Vorteile lassen sich monetarisieren: Der Anteil der Abonnenten ist auf ein Drittel gestiegen und drei von Gute Medienresonanz: FAZ vom 21. August 2012 vier Lesern sind auch weiterhin bereit, für Zeitschrif ten-Apps Geld zu bezahlen. Zumindest in der Zielgruppe der iPad-Besitzer Erfreulich ist wiederum der Anstieg des Anteils der über 60-jäh ist somit die Zahlungsbereitschaft für digitale Inhalte recht verbreitet. rigen iPad-Besitzer: In nur einem Jahr ist dieser von fünf auf 13 Prozent Doch diese durchaus erfreulichen Werte gehen auch mit weniger er angewachsen. Und: Überdurchschnittlich viele Ältere lesen auf dem freulichen Erkenntnissen einher: So ist der Anteil der iPad-Besitzer, die iPad Zeitschriften, ohne ihren Printzeitschriftenkonsum einzuschrän Zeitschriften auf dem iPad nutzen, um fast vier Prozentpunkte gesunken. ken. Eine spannende Zielgruppe, die zukünftig stärker in den Fokus Und auch der Anteil der Leser, die digitale Zeitschriften mehrmals pro rücken sollte. Woche nutzen, ist leicht rückläufig. Weitere Infos unter www.vdz.de. Parallel zu diesen Abwärtstendenzen ist der Anteil derjenigen, die an geben, seit dem Kauf ihres iPad weniger Printzeitschriften zu lesen, von 48 auf 52 Prozent gestiegen. Sinkende Printnutzung auf der einen und sinkende Nutzungsintensi Dr. Marco Olavarria tät der iPad-Versionen auf der anderen Seite stellen die Verlage vor eine doppelte Herausforderung: Die Gewinnung neuer Kunden, aber auch die Geschäftsführender Gesellschafter Steigerung der Nutzungsintensität und der Bindung bestehender Kunden Kirchner + Robrecht management consultants sind gefordert. Landesverbände Mit Charme und Kompetenz Interview mit der neuen VZB-Führung: Waltraut von Mengden und Anina Veigel 36 PRINT&more 3/2012 PRINT&more | War die Besetzung gleich mit zwei modernen, dynamischen Frauen an der Spitze des VZB eine große Überraschung unter den Verlagen, in den Medien, Gesellschaft und Politik in Bayern? Waltraut von Mengden | Wir haben mit unseren Personalien sehr viel positives Feedback aus den unterschiedlichsten Berei chen erhalten. Über diese breite Zustimmung freuen wir uns sehr. Wir wissen aber auch, dass für unsere Wahl unsere Kompetenz und unsere Qualifikation den Ausschlag gegeben haben. Was wieder einmal mehr zeigt, dass Frauen gerade auch in Männerdomänen durchaus als gleichberechtigt angesehen werden. Was motiviert Sie, sich in nicht einfachen Zeiten für die Verlagsgemeinschaft zu engagieren, die gemeinsame Sache? Anina Veigel | Unsere Verlage durch laufen eine Zeit des digitalen Wandels und Umbruchs – unser Eindruck ist, dass die Zeit schriftenhäuser sich dieser Herausforderung bisher selbstbewusst und kompetent stellen. Ein Verband wie der VZB kann seinen Mit gliedsverlagen helfen, den digitalen Wandel besser zu verstehen und solidarisch zu be wältigen. Persönlich kann ich zudem sagen: Das Internet ist spannend, aber Zeitschriften liebe ich: Abends in einer schönen Zeitschrift zu blättern war und bleibt Genuss, Vertiefung und Entspannung für mich. Der VZB ist eine sehr anerkannte Organisation, auch unter den Mitgliedern des VZB. Gerade in den vergangenen Jahren sind neue Formate eingeführt und die Verlage auch enger ins Gespräch mit »ihrem« Verband gekommen. Welchen Kurs wollen Sie mit dem VZB (weiter)gehen? WvM | Ein Landesverband wie der VZB muss gut erreichbar sein, Verständnis für die Sor gen und Alltagsfragen der Verlage haben und schnell kompetente Auskünfte geben können. Sehr wichtig sind die Verlagsabende: Hier wer den wichtige Themen »hands on« präsentiert, hier tauschen wir uns aus, hier erfährt der Vorstand, welche Fragen für unsere Verlage wichtig sind. Daneben ist der VZB ein »poli tischer« Verband: Im Gespräch mit der Politik kämpfen wir darum, unseren Zeitschriften verlagen gute Rahmenbedingungen für den Wettbewerb um Leser, Werbegelder und Zu kunftsfähigkeit zu bieten. Wie stehen die Verlage in Bayern in der derzeitigen Lage konjunkturell und strukturell da? Was zeichnet sie aus und hebt sie vielleicht von Verlagen in anderen Reg ionen ab? AV | Es ist faszinierend, welche bunte Mi schung an Zeitschriftenhäusern sich unter dem Dach des VZB zusammengefunden hat: mittel ständische Familienunternehmen mit erfolgreichen Fachzeitschriften, kirchliche Medien häuser, weltweit agierende Publikumsverla ge. Ein wirtschaftlich starkes Bundesland wie Bayern ist für Verlage ein gutes »Ökosystem«, stellt aber auch besondere Herausforderungen: So muss man sich im Personalmarkt starker Konkurrenz stellen. Im journalistischen Be reich unterstützt der Verband seine Mitglieder u. a. mit Weiterbildungsangeboten der vom VZB getragenen Akademie der Bayerischen Presse (ABP). Was leistet der VDZ für den VZB, wie hat sich das Verhältnis entwickelt und wohin sollte es sich gegebenfalls noch weiterentwickeln? WvM | Das Rollenspiel zwischen VDZ und VZB klappt hervorragend. Der VDZ unter seinem Präsidenten Prof. Dr. Hubert Burda ist zum einen ein anerkannter und geschätz ter Ansprechpartner für die Politik in Europa und Deutschland. Gleichzeitig sorgt der VDZ unter der Leitung von Stephan Scherzer auch proaktiv für die Themensetzung, die das Den ken und Handeln anregt, um alle Verlage in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Selbst verständlich wird diese Themensetzung des überregionalen VDZ auf Landesebene durch dekliniert, sodass das Lobbying und das pro aktive Gestalten zukunftsweisender Themen perfekt inszeniert werden. Was steht beim VZB nach vielen großen Terminen – u. a. Verleihung der Fugger-Medaille, den Verlegerabenden, der Gastgeberschaft für die VZB-Delegiertenversammlung, den Amtswechseln im Vorstand und in der Geschäftsstelle – noch auf der Agenda für 2012? AV | Wir bereiten gerade einige interessante Verlagsabende vor, u. a. zu den Themen E-Book und digitale Zeitschriften. Daneben verleihen wir zusammen mit den Partnerverbänden aus den Bereichen Druck und Tageszeitungen sowie der Landesregierung den Bayerischen Printmedienpreis 2012. Wichtiger Aufgaben bereich für die Geschäftsstelle ist zudem die Vorbereitung des Seminarprogramms 2013 der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) und des VZB-Programms für 2013. Wo stehen wir 2012 insgesamt im verlegerischen Geschäft? Wo liegen Chancen und Risiken? Wie sollen wir uns mit den TVVermarktern auseinandersetzen, wie mit Amazon, Apple, Facebook und Google? WvM | Wir Verlage sind sehr gut aufgestellt. Zum einen zeigen alle Studien, Marktfor schungsergebnisse und das sehr hohe Auflagenniveau, dass Print aus Sicht der LeserInnen hochattraktiv ist und sich einer besonders ho hen Werbewirkung erfreut und somit für die Werbekunden ein hocheffizientes Medium darstellt. Darüber hinaus haben wir Verlage im Laufe der Zeit hervorragend gelernt, mit der veränderten Mediennutzung, den Wünschen und Bedürfnissen umzugehen, und haben die journalistischen Inhalte auf allen Medienka nälen perfekt inszeniert, sodass aus unseren Magazinen mittlerweile hocherfolgreiche Me dienmarken geworden sind. Wir nutzen also unsere Chance, den grundlegenden Wandel proaktiv mitzugestalten, und tragen gleichzei tig dafür Sorge, dass zusammen mit den poli tischen Vertretern die richtigen Weichen zum Schutz des geistigen Eigentums gestellt werden und wir unsere journalistischen Leistungen, letztlich unser ureigenes Kulturgut, auch ent sprechend entlohnt bekommen. Die Fragen stellte Peter Klotzki. www.vdz.de 37 Forum Flexibilität und Effizienz Aktuelle Trends im Kernbereich Publishing zeigen Verlagen neue Geschäftsfelder und Wachstumsmöglichkeiten auf. E ine entscheidende Rolle bei der Sicherung des Erfolgs von morgen kommt der strategischen Einbindung von hauseige ner IT und Softwareentwicklern zu. Denn neben journalis tischer Klasse bilden auch technologisches Know-how und dessen Im plementierung in Verlagshäusern eine wesentliche Grundlage für den künftigen Geschäftserfolg. Dafür muss jedoch die klassische Rollenverteilung zwischen Redaktion und IT überwunden werden. Das strategische Ziel liegt dabei nicht nur in neuen Distributionswegen, sondern auch beim effizienten Erstellen von Inhalten und bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Erfolg wird künftig gesichert, wenn Verlags-IT und Dienstleister sich ihrer Bedeutung als Innovationstreiber und ihrer Verantwortung für den geschäftlichen Erfolg bewusst werden. Schließlich haben die größten Herausforderungen, vor denen Verlage heute stehen, ihre Ursache im Technologiewandel. Wie sie ihnen begegnen können, zeigen aktuell drei Trends im Publishing, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll. Trend 1: Automatisierung »Die Roboter-Journalisten kommen«, titelt FOCUS Online und bezieht sich damit auf das renommierte US-Magazin »Forbes« und dessen Soft ware Narrative Science. Diese erstellt aus strukturiert eingegebenen Da ten automatisch redaktionelle Beiträge. Die Software ist schnell, lässt sich für die Optimierung von Suchmaschinen nutzen und multipliziert die Zahl der vermarktbaren Inhalte. Sie soll in erster Linie durch die Automatisierung von datenlastigen Texten dem Redakteur künftig den Rücken frei halten. Er erhält dadurch mehr Zeit fürs Recherchieren und Schreiben exklusiver Geschichten. Kurz gesagt: Das Ziel heißt automa tisierte Quantität und individuelle Qualität. Auch die Softwarepartner der deutschen Verlage müssen sich des The mas Automatisierung annehmen. Bereits jetzt nutzen Verlage Aggre gatoren, die vorhandenen Content auf Themenseiten bündeln. Ebenso ist es möglich, aus Datenbanken einzelne Datensätze auszugeben und redaktionell mit individuellen Textelementen zu versehen. Organisation und Neuordnung übernehmen Publishing-Systeme also bereits. Künftig kommt noch die Erstellung komplett neuer Bei träge dazu. Um den US-Anbietern Paroli bieten zu können, müssen die Softwareanbieter hierzulande dabei die spezifischen Bedürfnisse der Verlage zusammenführen: 38 PRINT&more 3/2012 Bereitstellung von Daten in hoher Qualität Entwicklung von Algorithmen zur Beschreibung/Bewertung der Themen Integration in bestehende Systeme oder reibungslose Anbindung über Schnittstellen Andocken an bestehende Datenbanken Ausgabe in alle Medien und über alle Kanäle Trend 2: Big Data Von Big Data wird gesprochen, wenn enorme Mengen von Daten – al lein 2010 wurden 1,8 Milionen Gigabyte Daten produziert – extrem schnell anfallen, zeitaufwendig abzufragen sind oder unstrukturiert vorliegen. Bestes Beispiel: Social Media. Nutzerdaten, Inhalte und Mei nungen sind eine Ressource, die bereits im Handel oder von Mobil funkprovidern genutzt wird, um Trends frühzeitig zu erkennen und Marketingmaßnahmen besser zu fokussieren. Verlage visieren ähnliche Einsatzgebiete an, um komplexe Inhalte verständlich und attraktiv auf zubereiten. Datenjournalismus Über offene Schnittstellen, die APIs (Application Programming Inter faces), greift der Journalist auf Daten externer Anbieter zu. Die Daten werden interaktiv aufbereitet. Vorreiter hierzulande sind etwa die ZEIT und die »Berliner Morgenpost«, aber auch die »Süddeutsche Zeitung« mit ihrem Online-Zugmonitor, der Zugverspätungen dokumentiert. Unternehmen wie OpenDataCity haben aus dem Datenjournalis mus ein Geschäftsmodell entwickelt. Die Firma wurde gegründet von zwei Journalisten und einem Softwareentwickler. Verlage müssen jetzt die Potenziale solcher abteilungsübergreifend vernetzten Teams ab schätzen. Wollen sie Datenjournalismus nur für ihre Produkte nutzen oder auch anderen anbieten? Wo liegt das Know-how – intern oder extern? Diese Fragen sollten mit eigener IT und Softwareanbietern erörtert werden, die hier Verantwortung für die Wertschöpfung im Verlag über nehmen können. Auch Herausforderungen wie das Kosten-NutzenVerhältnis bei der Datenverarbeitung und der Bewertung der Daten qualität lassen sich nur mithilfe von Experten bewältigen. Strategische Einbindung hauseigener IT und Softwareentwickler Aktuelle Trends im Publishing wie Big Data und automatisierte Texterstellung stellen Verlage vor neue technologische Herausforderungen. PRINT&more hat vier Softwareanbieter gefragt, wie sie ihre Kunden auf dem Weg in die Zukunft des Publishing unterstützen. 1. 2. 3. Aktuell wird in Verlagen viel über »intelligente« Systeme diskutiert, die aus Bausteinen komplette Texte erstellen. Kommt die voll automatisierte Redaktion? Stichwort »Big Data«: Wie unterstützen Sie die Verlage bei der Verarbeitung großer Datenmengen zur Darstellung komplexer Zusammenhänge? Vom Dokument zur Unterhaltung: Der Online-Journalismus lebt auch von der direkten Kommunikation der Redaktion mit den Lesern. Wie integrieren Sie Social-MediaKanäle in Ihre Lösungen? zu 1 | Das ist möglich – wie wahrscheinlich das ist, wird die Zukunft zeigen. Die Erfah rungen, die die Pioniere in der Verlagswelt da mit machen, werden sicherlich richtungsweisend sein, was den Punkt Qualität vs. Wirtschaftlichkeit betrifft. Wir sind auf beide Prozesse, den konventionellen intellektuellen und einen automatisierten, vorberei tet und unterstützen sowohl mit Standard- als auch mit Integrations lösungen die Qualitätssicherung des Outputs im Duden-Standard. zu 2 | Unser Thema ist die Korrektur komplexer Texte auf Recht schreibung, Grammatik und Stil. Die Darstellung der Zusammenhänge innerhalb von Massendaten muss nicht zwingend ein linguistisches Thema sein – da helfen häufig statistische Analyse und große Rechen leistung aufgrund der geforderten Response-Zeiten mehr. zu 3 | Andersherum: Wir bieten Social-Media-Kanälen/-Betreibern die Möglichkeit, unsere Lösungen in ihre zu integrieren. Das ist für die Betreiber insbesondere auch wirt schaftlich interessant, wenn Texte, die etwa über Crowd Sourc ing Ansprechpartnerin: entstanden sind, in einer Wert Duden Solutions | Rita Galli schöpf ungskette weiterverwendet Telefon 0621/39 01-340 werden sollen und daher auch rita.galli@duden.de dem Qualitätsstandard Duden entsprechen müssen. zu 1 | Voll automatisierte Redaktio nen, die aus Bausteinen komplette Tex te erstellen, sind zu mindest aus heutiger Sicht nicht der geeignete Weg, da unter ihrem Einsatz auf jeden Fall die Qualität der Texte und Inhalte leidet. Fachkompetente Redaktionen sind durch keinerlei Automatis mus zu ersetzen. Anders sieht es jedoch bei der Verwendung von »intelligenten« Sys temen zur Unterstützung von Redaktionen und Medienproduktion aus. Intelligente Systeme wie das Multichannel Publishing System InterRed unterstützen dabei auf vielfache Weise. Die Automatisierung von be stehenden Arbeitsabläufen oder aber die passende Aufbereitung von Inhalten für unterschiedliche Medien sind nur zwei der vielfältigen Möglichkeiten. Die Aufbereitung von Inhalten für Print, Online und Tablet kann z. B. weitestgehend automatisiert werden. Wenn sich somit die Auslieferung von Inhalten in die unterschiedlichsten Medienpro dukte quasi »auf Knopfdruck« realisieren lässt, dann lassen sich durch das genutzte Synergiepotenzial der Mehrfachverwertung von Inhalten auf redaktioneller Seite weitere kreative Freiräume nutzen, die wiede rum der Qualität der Inhalte und damit dem eigentlichen Kern von Re daktionen und Verlagen zugutekommen. Ähnlich sieht es mit dem Einsatz von selbstständig lernenden und agie renden Agenten aus, die als intelligente Systeme Redaktionen bei ihrer täg lichen Arbeit zur Hand gehen. Sei es, dass sie »on the fly« passende Artikel zur Recherche liefern oder diese gleich als Themenspecial auf einer Website anbieten, sei es, dass sie Themenschwerpunkte erkennen und diese als neue Rubrik zur Bearbeitung vorschlagen. Überall im redaktionellen Alltag können solch intelligente Agenten zur Assistenz der Redaktion verwendet werden und damit die Qualität steigern. Intelligente Systeme unterstützen, assistieren und entlasten Redaktionen dort, wo es möglich und nötig ist, und schaffen damit Freiräume für neue, kreative Ideen. Multi C Die z zu 2 | Die Kernaufgabe von Inter Red, dem Content-Managementund Redaktionssystem, ist – ne ben der Publikation – selbstver ständlich auch die Verwaltung großer Datenmengen. Komplexe Zusammenhänge werden dabei, Ansprechpartner: InterRed GmbH | Thomas Kind Telefon 0271/303 77-0 thomas.kind@interred.de InterRe www.vdz.de 39 Forum xxx ähnlich dem menschlichen Vorgehen, strukturiert sowie »assoziativ« in Bezug zueinander gebracht. Die InterRed ContentAgents, als »assoziativer Teil« des Systems, setzen Inhalte – auch unstrukturiert vorliegende – automatisiert und selbstständig in Bezug zueinander. So verwandeln sie riesige Informa tionsschätze in nutzbringendes Wissen. Mit der automatischen Ver schlagwortung von Texten, von der voll automatisierten Themenbünde lung über die Erkennung von Personen, Produkten und Firmen bis hin zur visuellen Darstellung semantischer Zusammenhänge, liefern die ContentAgents das notwendige Rüstzeug für die Verarbeitung großer Datenmengen und die Darstellung komplexer Zusammenhänge. zu 3 | InterRed erkannte bereits frühzeitig das Entstehen des Web 2.0 oder Social Web und setzte zugleich auf einen integrierten Ansatz, um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen. So besteht u. a. die Mög lichkeit, Inhalte direkt aus dem CMS heraus auf Social-Media-Platt formen zu veröffentlichen. Mit der Implementierung von UGC (User-Generated Content) und UGF (User-Generated Feedback) in das Content-Management- und Redaktionssystem InterRed wurde darüber hinaus die di rekte Interaktion mit den Lesern und Usern, bei gleichzeitiger redaktioneller Verwertbarkeit der externen Inhalte, geschaf fen. Leserbeiträge, Testberichte und Bewertungen reichern so die eigenen Inhalte nochmals an und sind nicht nur ein Mittel der Kundenbindung. Heute werden mit InterRed, dank dieser Möglichkeiten, Social Websites genau wie Downloadportale und Testplattformen betrieben. Hier fließen internes Expertenwissen und externe »Schwarmintelligenz« nahtlos ineinander. zu 1 | Technologie wird immer weiterentw ickelt und entwickelt vielleicht auch irgendwann Bewusstsein. In der gleichen Geschwindigkeit scheint es der Mensch zu verlieren. Wir nähern uns also an. Verlagsobjekte, die entsprechend wenig Anspruch in ihren Inhalten haben oder sich mit einfachen Din gen beschäftigen, können diese Technologien nutzen. Aber deren Ge schäftsmodell ist ohnehin überholungsbedürftig. Anspruchsvolle Aus arbeitungen zu automatisieren wird noch ein bisschen dauern. zu 2 | Das ist die eigentliche Herausforderung. Denn bei »Big Data« ist nicht nur die Menge an Information, sondern deren Relevanz und Kontext ein entscheidender Faktor. censhare hat in seiner aktuellen Version 4.5 aufgrund einer eigenen Datenbanktechno logie (censhare Embedded Data Ansprechpartner: base), die ähnlich den von Goo censhare AG | Dieter Reichert gle entwickelten Mechanismen Telefon 089/568 23 60 funk t ioniert, die Möglichkeit, dieter.reichert@censhare.com sowohl in Millionen von Assets schnell zu Such-Ergebnissen zu 40 PRINT&more 3/2012 kommen als auch den Kontext abzufragen und entsprechend relevante Ergebnisse zu liefern. Auch der Inhalt von Big Data hat Facetten, die in censhare heute schon abgebildet werden. Unter Inhalten verstehen wir in censhare alle Informationen wie Texte, Bilder, Movies oder auch Anzeigen, Produkt beschreibungen samt Preisen, Terminen, CRM-Profile von Menschen und auch Geodaten. Nur in dieser Breite betrachtet ergeben sich für Medienunternehmen neue Geschäftsmodelle mit Informationen. Last but not least muss man neben der Technologie die Frage stellen, wie die Daten angelegt werden und welche Metadaten es zu erarbeiten gilt (manuell oder automatisch). Auch hier bietet censhare vielfältige Möglichkeiten, mit Massendaten umzugehen, u. a. die automatische Verschlagwortung von Inhalten. zu 3 | censhare kennt keine Medienbrüche. Derzeit sind Facebook, Twitter und YouTube als Social-Media-Kanäle integriert. Bei Facebook und Twitter reden wir von Schnittstellen in beide Richtungen, im Ge spräch zwischen Redaktion und Empfänger tauschen damit beide be liebig ihre Rollen. zu 1 | Nein, im Bereich wissenschaftlicher Re daktionen sicher nicht. Fachspezifische Expertise, Erfahrung und technisches Know-how lassen sich nicht komplett automatisieren. Darüber hinaus pflegen die Redaktionen intensive Kontakte zu den Autoren, Gutachtern und Herausgebern. Aber klar, was sich guten Gewissens automatisieren lässt und womit Mitwirkende von lästigen Routinearbeiten »erlöst« werden können, da sind wir am Start: Von der Registrierung über Briefversand, Eingangs kontrolle, Datenabgleich, Verwendung von Korrespondenzvorlagen, Serienbrieffeldern, automatischen Erinnerungen bis hin zu stets aktu alisierten Statusmeldungen, Auswertungen auf Knopfdruck, möglicher Plagiatserkennung und verschiedensten Prüfprofilen – dies lässt sich sehr wohl automatisieren bzw. nach Standardroutinen erledigen. zu 2 | Wir bieten vielfältige Reports und Datenexportoptionen. Alles, was in unser System an Daten hineingelangt, kann auch wieder ausge lesen werden. Dadurch sowie durch angepasste Schnittstellen ist auch eine Anbin dung an andere Systeme gegeben. Die Kunden sprechen uns hierzu im Einzelfall an und gemeinsam klären wir ab, was genau benötigt wird. zu 3 | Der gesamte Peer-ReviewProzess ist ein sehr interaktiver zwischen allen Beteiligten, wenn auch eher in einem geschlossenen Personenkreis und mit festste henden Regeln. Aber mit frei wählbaren Optionen wie Diskus sionsforen, spontanen Ad-hoc- Ansprechpartnerin: Aries GmbH & Co. KG Roswitha Nottebaum Telefon 02173/270 18-77 rnottebaum@editorialmanager.de Forum E-Mails und File Attachments von und für externe Korrespondenz kann der Kreis der Informierten bei Bedarf sofort erweitert werden. Auch kann man zu einem Beitrag eingeladen werden oder Kommen tare abgeben. Umgekehrt haben wir auch Links nach außen in unsere Services wie Editorial Manager und Preprint Manager integriert: Suche nach geeigneten Gutachtern, Erkennen möglicher Duplikate oder ein AutoProof für Autoren sind einige davon. zu 1 | In der Industrie und in Fachver lagen werden zum Teil sehr mächtige Redaktionssysteme eingesetzt, die Teilaufgaben der Redaktion bereits erheblich automatisieren. Für die Redaktionsarbeit ergeben sich eine Reihe von Optimierungseffekten: Die Texterstellung ist abgestimmt auf strukturiert erstellte, medien neutrale Bausteine und deren Metainformationen. Autoren können so z. B. leicht über freigegebene Inhalte recherchieren, Textblöcke finden und wiederverwenden. Durch eine Autorenunterstützung werden Rechtschreib-, Stil-, Satzzeichen- und Terminologieprüfung durchgeführt. Die Verwaltung und die technische Publikation der Inhalte hingegen sind voll automatisiert. Das hier beschriebene Re daktionsverfahren ist nicht nur optimiert und wirtschaftlich, son dern führt zu Inhalten, die einen Faktencheck regelmäßig bestehen können und müssen. Darüber hinaus lassen sich auf derart prozess sicher erstellte und strukturierte Daten geldwerte Informationsser vices aufbauen und publizieren. Die Informationsaufbereitung selbst ist automatisiert, z. B. die Formatierung, Typografie, Grafikerstellung wie etwa Diagramme und standardisierte Layouts. Der Stand der Technik erlaubt zudem die Verbreitung in ver schiedenen Kanälen und Formaten ohne manuelles, redaktionelles Eingreifen. Nach unserer Einschätzung werden Fachredaktionen, die verant wortlich Informationen und Services mit hoher Qualität zur Ver fügung stellen müssen, ihre IT-Architekturen weiterentwickeln und verfeinern, aber nicht ihre Redaktionsprozesse voll automatisieren. zu 2 | Verlage, bei denen große Datenvolumen entstehen, können die se mit Noxum in einer Cloud-Computing-Storage-Lösung sukzessive speichern. Beispielsweise digitalisieren so Verlage ihre Altbestände an Publikationen, um diese für zukünftige Zwecke recherchierbar oder auch als Informationsservice anbieten zu können. Auf sol che Quellen auch in der Cloud Ansprechpartner: können Au toren in unserem Michael Stegmann Redaktionssystem Noxum Pu Noxum GmbH blishing Studio zugreifen, um Telefon 0931/46 58 80 z. B. Inhalte nachträglich zu stegmann@noxum.com verschlagworten oder zu kon textualisieren. Business Intelligence Auch Marketing und Vertrieb von Big-Data-Projekten profitieren. Durch Monitoring erfasste Nutzerdaten aus dem Internet lassen sich mit Unternehmenskennzahlen verknüpfen, um völlig neue Sichtweisen auf Kaufentscheidungen oder Produktbewertungen zu gewinnen. Geschäftsmodell Daten Umgekehrt können Verlage ihre Archive öffnen und eigene Inhalte über APIs anbieten. So stellt der britische »Guardian« über eine »Open Plat form« sämtliche Texte ab 1999 zur Verfügung. Trend 3: Social Media Noch bewegen sich Verlage vorsichtig auf Facebook und Co. Kurzfristigem Erfolg wird oftmals der Vorrang gegenüber nachhaltigen Strategien zur Nutzerbindung und zum Aufbau von Kundenbeziehungen gegeben. Ein Problemfeld ist die mangelhafte Verzahnung der eigenen Mar kenpräsenzen mit ihren Außenposten in sozialen Netzwerken. Auch hier liegt die Lösung in einer Einbeziehung von IT und Dienstleistern, in diesem Fall bei der Entw icklung von Content- und Dialogstrategien für Social Media. Fazit: Chancen des Medienwandels Automatisierung, Big Data, Social Media: In allen Bereichen können Softwareanbieter die Verlage unterstützen, indem sie ihre Lösungen erweitern und sinnvolle Schnittstellen integrieren. Gefragt ist zudem ein tief greifendes Verständnis von den Prozessen und Erfolgsfaktoren, die das Verlagsgeschäft künftig bestimmen werden. Dies gilt insbeson dere auch für die IT. Fakt ist: Ein intensives Zusammenspiel von IT und Redaktion verbessert die Marktchancen. Daraus erwachsen Aufgaben, denen sich jeder Einzelne stellen muss: Journalisten müssen technolo gisch versierter werden, die IT muss ihre Verantwortung fürs Business annehmen. Verlagshäuser müssen die nötigen Ressourcen für erfolgreiches In novationsmanagement in der IT freigeben und ihre CTOs in alle Ent scheidungsprozesse einbinden. Dabei heißt es, kreatives Potenzial zu heben und technologische Möglichkeiten auf ihren Beitrag zum Ge schäftserfolg abzuklopfen. IT-Dienstleistern und Softwareanbietern kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, Verlage zu Innovationszentren für den Journalismus der Zukunft zu machen. Uwe Baltner Geschäftsführer der SMO14 GmbH & Co. KG, Agentur für Social-Media- und Content-Strategien, www.smo14.de und Experte der VDZ Akademie www.vdz.de 41 VDZ Akademie »Glauben Sie an Ihre eigenen Ideen« Preisträger ermutigen zur Futurum-Bewerbung Martin Breuer (57), Geschäftsführer des Buchund Presse-Großvertriebs Hamburg, gewann 2012 den Preis als bester Ausbilder in der Kategorie Unternehmen. PRINT&more | Was war Ihre Motivation, sich für den Martin Breuer (mittig, zweite Reihe) Futurum Vertriebspreis zu bewerben? mit Azubis und Studenten des bp Martin Breuer | bp zeigt Jahr für Jahr mit vielfältigen Aktivitäten, dass es die strategische Be deutung einer guten Berufsausbildung für den Pressevertrieb erkannt Was waren Ihre Erwartungen und wie hahat. Der Futurum Vertriebspreis ist ein zusätzliches Forum, über ben Sie sich vorbereitet? Gutes einer qualifizierten Nachwuchsförderung zu berichten und die Unsere Erwartung war, dass wir der Bran hohe Bedeutung der vertrieblichen Aus- und Fortbildung junger Nach che einen interessanten Impuls geben kön wuchskräfte im Pressevertrieb zu unterstreichen. nen. Da auch viele andere hochklassige Jonas Triebel Bewerbungen im Rennen waren, haben wir Was waren Ihre Erwartungen und wie haben Sie sich vorbereitet? trotzdem nicht damit gerechnet, tatsäch Alle Ausbildungsabläufe und -projekte waren die Grundlage für die lich zu gewinnen. Die Herausforderung bei der Vorbereitung war es, Vorbereitung. Ich habe natürlich gehofft, den Preis zu gewinnen. den durchaus komplexen Sachverhalt des Konzepts in wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen. Wer sollte sich für den Futurum Vertriebspreis bewerben? Jede Firma, die für die Ausbildung Erhebliches leistet, um Nachahmer Welche Chancen und Perspektiven haben sich für Sie als Preisträger für die Nachwuchsförderung zu begeistern! nach der Verleihung ergeben? Mich hat es sehr gefreut, dass wir für unsere Idee so viel Zuspruch aus Was könnte der Futurum Vertriebspreis aus Ihrer Sicht noch leisten? der Branche erhalten haben. Die Perspektive besteht natürlich darin, Prima fände ich es, wenn die Preisträger und alle dort Beteiligten mit diesen Vertriebsweg nun »mit Rückenwind« weiterzugehen und konti der VDZ Akademie über den Futurum-Preis hinaus noch intensiver zu nuierlich innovative Ideen im Pressevertrieb auszuprobieren. sammenwirken würden. Was raten Sie zukünftigen Bewerbern aufgrund Ihrer persönlichen In der Kategorie »Beste Leistung im Pressevertrieb« gewann Jonas Erfahrungen? Triebel (30), IDG business Media, den 3. FUTURUM Vertriebspreis. Glauben Sie an Ihre eigenen Ideen und probieren Sie diese aus! Folgen Sie dem »Let’s try«-Ansatz. Seien Sie kreativ und mutig in der Umset PRINT&more | Was war Ihre Motivation, sich für den Futurum zung und werfen Sie auch mal alte Prozesse über Bord. Vertriebspreis zu bewerben? Jonas Triebel | Wir haben Ende 2010 eine umfangreiche Initiative Bewerben Sie sich jetzt für den 4. FUTURUM Vertriebspreis! auf den Weg gebracht, um unseren Lesern Fachinformationen plattformBewerbungszeitraum vom 6. September bis zum 15. November 2012 übergreifend anzubieten. Dabei kann jeder Leser selbst entscheiden, auf Infos unter: www.futurum-vertriebspreis.de welchem Kanal er welche Art von Information erhalten möchte. Wir kom binieren dabei Print, Online, Mobile und Events zu einem neuartigen In formationsmix. Die daraus entstandenen Vertriebspakete kamen im Markt so gut an, dass wir uns mit diesem Projekt gerne beworben haben. Die Fragen stellte Sebastian Markowski. 42 PRINT&more 3/2012 www.vdz.de 43 PUBLISHERS’ SUMMIT 2012 Strategisch, nutzerorientiert, international Publishers' Summit 2012: print, web, mobile, social Andrew Rashbass, CEO, The Economist Group 44 PRINT&more 3/2012 Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin, Institut für Demoskopie Allensbach 9. November nach Berlin. Neben dem Kongress findet am 8. November auch die traditionelle Publishers’ Night inklusive der Verleihung der Goldenen Victoria statt. Rund 50 internationale Top-Redner Nach Ablauf der Frühbucherphase kann eines bereits jetzt gesagt werden: Dieser erste Publishers’ Summit wird groß! Dafür sorgen nicht zu letzt die hochkarätigen Teilnehmer aus Politik, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft. Gemeinsam diskutieren sie die diesjährigen Schwerpunkt themen Digitalisierung und Internationalisierung und die damit verbun denen Chancen und Herausforderungen. Neben Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit und VDZ-Präsident Prof. Dr. Hubert Burda sind auch die Chefs diverser internationaler Verlagshäuser anwe send. Aus wissenschaftlicher Sicht widmet sich Prof. Dr. Renate Köcher, Prof. Dr. Hubert Burda, Verleger, Hubert Burda Media Nicholas Coleridge, President, Condé Nast International Foto: Felix Clay W er heute über die Medienlandschaft spricht, der kommt um den Begriff »Wandel« nicht herum. Mediennutzung wird immer digitaler und findet auf einer Vielzahl von Kanälen statt, die nicht selten parallel genutzt werden. Das stellt Medien, vor allem Printmedien, vor große Herausforderungen. Das Bild des klassischen Ver legers als »Blattmacher« verblasst zusehends. Stattdessen sind »Multitas ker« gefragt, die mit verlegerischem Gespür möglichst viele publizistische Kanäle erfolgreich bespielen. Dafür braucht es Wissen über neue Technolo gien und den Mut, diese auch in das aktuelle Geschäft zu integrieren. Einem so tief greifenden Wandel kann sich auch die Topveranstal tung der deutschen Zeitschriftenbranche nicht entziehen. Und sie will es auch gar nicht. Daher lädt der VDZ erstmals unter dem neuen Titel Publishers’ Summit 2012, aber in bester Tradition der etablierten »Zeitschriftentage«, führende nationale und internationale Verleger, Geschäftsführer und Topmanager der Zeitschriftenbranche am 8. und 8.//9. November 2012 facebook.com/VDZpresse twitter.com/VDZpresse Starkes Programm: Über 20 Programmpunkte und in acht parallel laufenden Sessions werden wichtige Themen wie Internationalisierung, Paid-Content-Strategien, neue Vertriebstools, Mobile u. a. nutzwertig aufbereitet Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, gemeinsam mit Chefredakteuren führender deutscher Tageszeitungen und Magazine ausführlich dem Thema »Transformation der Mediengesellschaft«. Doch was ändert sich, abgesehen vom Namen, am Veranstaltungskonzept? Im Unterschied zu den bisherigen »Zeitschriftentagen« wird der Publishers’ Summit 2012 deutlich internationaler. Nicholas Coleridge von Condé Nast und Andrew Rashbass von The Economist sind nur zwei der diesjährigen Top-Speaker. Ein weiterer ist Adam Bird, Director Marketing & Sales von McKinsey, der neue Erkenntnisse zu den Folgen des Medienwandels auf Media Spendings vorstellt. Positiv beurteilt auch IDG-Vorstand York von Heimburg die Neuausrichtung: »Die thematische Erweiterung der wichtigsten NetzwerkAndrew Rashbass Günther Oettinger Stefanie Lemcke Renate Köcher Adam Bird Klaus Wowereit Andreas Schilling Paul M. Kötter Stan Sugarman Christoph Schuh veranstaltung unserer Branche hin zu mehr Internationalität und interdisziplinärer Vielfalt ist ein wichtiger und überaus bedeutsamer Schritt. Schließlich sind Printmedien mit ihrer Kanalpluralität ein entscheidender Faktor im crossmedialen Reichweitenwettbewerb.« Außerdem wird der Publishers’ Summit 2012 noch nutzwertiger als die »Zeitschriftentage«. So widmen sich insgesamt acht Fachpanels ganz spezifischen Branchentrends. Anhand konkreter Beispiele werden u. a. Paid-Content- und Mobile-Strategien, Social Media als Marketingkanal oder neue Tools für das Anzeigengeschäft diskutiert. Zudem stellen die Beratungsgesellschaft Kienbaum, der VDZ und die VDZ Akademie exklusiv neue Erkenntnisse zu modernem Employer Branding für Medienhäuser vor. Andreas von Buchwaldt Referenten des VDZ Publishers’ Summit Veit Siegenheim Arne Bergmann Matthias Döpfner Fabrizio D`Angelo Andreas Hofmann Hans Koeniges Florian Fels Ulrich Hermann Hubert Burda Markus Kreher Nicholas Coleridge Olaf Conrad Torsten Brandt * insgesamt bringen sich über 50 Experten in den Publishers' Summit 2012 ein www.vdz.de 45 Am Kiosk Ein heißes Magazin Das »Feuerwehrmagazin« ist viel mehr als nur Informationsbörse für Männer mit roten Autos und blauen Uniformen I ch rate Ihnen dringend da von ab, sich zu outen. Wenn Sie im Kreis von MedienAlphatieren stehen, man über »Ramp«, »Wired« oder »Wall paper« spricht, sollten Sie nicht Ihre Stimme erheben und sagen: »In meiner Freizeit lese ich das ›Feuerwehrmagazin‹!« Wenn Sie Glück haben, wird man Sie nur belächeln. Wenn Sie Pech haben, werden Sie den Rest des Abends mit dem Hausmeister zusammenstehen, denn der war mal Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr. Ihr Ruf als Kreativer ist sowieso ruiniert. Die Feuerwehren haben ein mas sives Imageproblem, zumin dest in unseren Kreisen. Man weiß, dass es sie gibt. Man vertraut da rauf, dass sie kommen, wenn man sie braucht. Und man war gele gentlich mit den Kindern auf dem Laternenumzug der örtlichen Freiwilligen. Dichter kommt der Medien mensch dieser Gruppe von immer hin 1,3 Millionen Menschen nicht. Die springen nachts aus dem Bett, hören auf Befehle und laufen in brennende Häuser – alles keine Primärtugenden von Medien schaffenden. Und doch ruht in vielen von uns ein Feuerwehrmann: Ein Blick in die blitzenden Kinderaugen am Tag der offenen Tür sagt mehr als 1.000 Worte. Und wo sonst können sich Männer und Frauen so hinge 46 PRINT&more 3/2012 bungsvoll an Technik und Taktik besaufen, Sachen machen, die sonst streng verboten sind? Wer schon einmal mit Blaulicht über eine Großstadtkreuzung gefahren ist, weiß, wovon ich spreche. Es gibt keine deutsche Feuer wehrwache, kein Gerätehaus einer freiwilligen Wehr, in der nicht ein »Feuerwehrmagazin« von Hand zu Hand gehen würde. Das Magazin hat allein 50.000 Freunde bei Facebook. Sprach Günter Prinz 1986 vor Journalistenschülern: »Hät te ich gewusst, dass es eine sogroße Zielgruppe in Deutschland gibt, die keine gut gemachte Zeitschrift hat – ich hätte sie sofort gegrün det!« Konnte er sich sparen, denn genau das war gerade in seinem un mittelbaren Umfeld passiert. Was als Fingerübung 1983 im Umfeld von BILD begonnen hatte, wurde unter Gründungschefredakteur Jan Gaede in Bremen ganz schnell erwachsen. Heute gehört das »Feuerwehrmagazin« zur Ulmer Ebner Gruppe und hat – man staune – mit Jan-Erik Hegemann einen nicht löschenden Chefredakteur. Damit ist er zwar in seiner Mann schaft ziemlich allein, ist aber so das journalistische Gewissen der Tatütata-Times. Wenn Sie also wissen wollen, welches neue Löschfahrzeug die Wache Oststeinbek gerade bekom men hat – hier liegen Sie richtig. Übrigens: Wenn Feuerwehr für Sie bisher nur Nervige-Evakuie rungsübung-Freitag-um-elf oder Golf-in-Brandenburg-am-Baum bedeutet, werden Sie unter Um ständen Schwierigkeiten haben, die Terminologie zu erschließen. Was ist ein »FLF 8000«? Mein Vorschlag: Schicken Sie mir eine Mail (fragdie feuerwehr@web.de), ganz im Ge heimen. In meinem verborgenen Zweitleben als Oberlöschmeister gebe ich Ihnen einen Crashkurs in Feuerwehrsprech. Sie brauchen es ja niemandem zu erzählen … Thomas Mauz (47), Chefredakteur von SELBER MACHEN; Familienvater mit Gartentrecker, Absolvent der ASV-Journalistenschule und eigentlich gelernter Autotester Multichannel Crossmedia Content Chaos ? muellerPrange in der Redaktions-Administration DIE LÖSUNG = MediaMillion Editorial AUTOREN CRM RECHTEVERWALTUNG HONORARABRECHNUNG Das administrative Redaktions CRM www.vdz.de 47 BEWEGEN Sie wollen Großes bewegen? Mitreißende Konzepte und Designs haben ihren Ursprung in verlässlichen und vielseitigen Materialien. Das Papier von UPM ist die ideale Kreativquelle – wie kaum ein anderes Medium kann es Werte, Botschaften und Ideen vermitteln. Unser Papier besteht aus erneuerbaren Rohstoffen und wird mit Bioenergie erzeugt. Es ist vollständig wiederverwertbar. www.upm.de 48 PRINT&more 3/2012